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Katalog

des

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Mozart-Museums

s^gm Geburts- und Wohnzimmer Mozarts

zu Salzburg

Getreidegasse Nr. 9, III. Stock.

Herausgegeben in IL und IIL, jedesmal vermehrter und verbesserter Auflage, auch versehen mit erläuternden historischen Noten in allen bis*h€figen Ausgaben

von

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Kaiserlicher Rat, d. Z. Mozarteums-Sekretär, Administrator und Archivar.

Die Schaugegenstände sind Eigentum der unter dem höchsten Protektorate Sr. k. u. k. Hoheit des hochwürdigst-durchlauchtigsten Herrn Erzherzog Eugen, Hoch- und Deutschmeister, stehenden „Internationalen Stiftung: Mozarteum".

Vierte Auflage.

|l Alle Rechte vorbehalten. IT^Cl P»"^»s 30 kr. 5. W. = 60 Heller. |

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Salzburg, zur 150. Jahresfeier von W. A. Mozarts Geburt: 1906. Im Selbstverlage der obgenannten Stiftung.

Druck von „Ringlschwendtner & Rathmayr", Makartplatz Nr. 8, in Leopold Mozarts Geburts- und Sterbehaus.

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im Geburts- und Wohnzimmer Mozarts

zu Salzburg

Getreidegasse Nr. 9, III. Stock.

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von

Kaiserlicher Rat, d. Z. Mozarteums-Sekretär, Administrator und Archivar.

Die Schaugegenstände sind Eigentum der unter dem höchsten Protektorate 5r. k. u. k. Hoheit des hochwürdigst-durchlauchtigsten Herrn Erzherzog Eugen, Hoch- und Deutschmeister, stehenden „Internationalen Stiftung: Mozarteum".

Vierte Auflage.

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Alle Rechte vorbehalten. ^^^ Preis 30 kr. ö. W. = 60 Heller. J|

Salzburg, zur 150. Jahresfeier von W. A. Mozarts Geburt: 1906. Im Selbstverlage der obgenannten Stiftung.

Kinelschwepdtner * Rathmayr. i^^tlzburg.

Seit der Eröffnung des Mozart-Musei m

15. Juni 1880

befinden sich im III. Stocke über der Eingangstüre folgende InsciiriÜ-

außerhalb :

W. A. Mozarts Geburtszimmer,

innerhalb :

Weder Elfenbein erglänzt

In meinem Haus, noch gold'ne Zimmerdecken . . . Aber Redlichkeit ist mein

Und reiche Geistesader, und mich Armen Sucht der Reiche.

Der Originaltext zum Vorstehenden aus Hör. Carm. 18. Ode des II. Buches lautet

Non epur neque aureum

Mea renidet in domo lacunar . . . At fides et ingeni

Benigna vena est, pauperemque dives Me petit.

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YOüNGUNIV'ERSITy PROVO.UTAH

A. Einleitung.

I. W. A. Mozarts Augsburger Vorfahren.*)

Ende April des Jahres 1891, d. i. im Centcnarjahre der Entstehung von W. A. l^oiaris Za'iberflöte, Requiem und des Meisters Ableben, welches Gedenkjahr in disstr dreigestaltigen weihevollen Erinnerung gleich einem in Mozarts Namen aus- kÜntrenden Schlußakkorde zu seines Künstler Erdenwallen in dessen Geburtsstadt Salz- burg seiteris unserer „Internationalen Stiftung: Mozarteum" festlich zu begehen be- s( hiossen worden war, richtete der Herausgeber dieses Kataloges, Joh. Ev. Engl, an den löblichen Stadtmagistrat Augsburg das schriftliche Ersuchen um gefällige Mit- teilungen über Mozarts Vorfahren dortselbst. Von solchen erbrachte zwar O. Jahn in meiner unübertroffenen „Biographie Mozarts" (1856 bei Breitkopf und Härtel in Leipzig) einige Angaben; aber die eingehende Beantwortung dieser Frage, die von Zeit zu Zeit immer wieder gestellt wurde, ließ er jedoch unberücksichtigt.

In Folge dessen und im Auftrage des Magistrates Augsburg unterzog sich der dortige Stadtarchivar, Dr. Adolf Buff**), der mühevollen und sehr dankenswerten Aufgabe, :.us dem städt. Archive und den dortigen Kirchenbüchern der Dompfarre, wie der Stadt- p^arren von St. Georg, St. Moriz und St. Ulrich, aus den sogenannten Meisterregistern, den Bürger -Aufnahme-, Maurer- und Buchbinder -Akten, Bau- und Hochzeitsamts- ProtoköUen, Pflegschafts-, Gerechtigkeits-, Stückmeister- und Steuerbüchern, Grundbuchs- Aiiszügen u. s. w. diesbezügliche geneaologische Untersuchungen nach ihren Resultaten zusammen zu stellen. Dadurch wurde nunmehr erst die Reihenfolge der Abstammung derVorfahrenW. A. Mozarts bis in die jüngste Generation herab vollkommen klar und unzweifelhaft festgestellt.

Diese Ergebnisse wurden uns mit erfreulicher Zuschrift des Magistrates vom 13. Mai 1891, Nr. 15770, in bereitwilligster Weise anher mitgeteilt, wofür der gebührende Dank sofort ausgesprochen wurde, und diese selbst sonach in den beiden in der Fußnote angeführten Festschriften von beiden Verfassern in selbständig bearbeiteter Form veröffentlicht.

Daraus ergaben sich im Allgemeinen und zunächst folgende unumstößliche drei Tatsachen :

1. daß der urkundlich zu führende erste und älteste Vorfahre W. A. Mozarts im Jahre 1635 von Pfersee nach Augsburg kam, und seine direkten Abkömmlinge, die Söhne und Enkel, gleichfalls wie dieser als Maurer, seit dem Jahre 1718 aber als Buch- binder, in ununterbrochener Reihe von dritthalbhundert Jahren in Augsburg lebten. Wenn auch der Familienname all die vielen Jahre hindurch in mancherlei willkürlicher Schreibform in den bezüglichen Akten als Mozerth, Mozhard, Mozhardt, Motzhart, Motzert, Mozer, Mozert, Motzet u. s. w. zu lesen ist, s.o findet sich dieser Name in eigenhändigen Unterschriften doch wohl in der Regel als „Mozart" geschrieben;

*) Aus der gleichnamigen Abhandlung in der Zeitschrift des „Historischen Vereines für Schwaben und Neuburg" in Augsburg, XVIII. Jahrgang: „Zum 5. Dezember 1891", von Dr. Adolf Buff, Stadtarchivar, und der „Festschrift zur Mozart-Centenarfeier in Salzburg" von Joh. Ev. Engl, Salzburg 1891 : „Die Mozart- Familien in Augsburg, Salzburg und Wien".

**) Geboren 1. September 1838 als Sohn des Universitätsprofessors Geheimrats Buff in Gießen, absol- vierte dieser die philologischen Studien in Gießen und Bonn, wurde Erzieher des jüngsten Sohnes der Königin Viktoria I., des Prinzen Leopold (geb. 7. April 1853), am englischen Hofe, widmete sich dann dem Studium der englischen Geschichte in London und München, 1871 erfolgte seine Berufung an den kgl. preuß. Hof und begleitete er die kronprinzlichen Herrschaften als Erzieher des jetzigen Kaiser Wilhelm II. mehrere Monate nach England, 1875 erfolgte seine Ernennung zum städtischen Archivar in Augsburg, wo er sich im folgenden Früh- jahre vermählte, er schuf Ordnung im Archive, machte sich durch zahlreiche Forschungen und Schriften im In- und Auslande bekannt und starb dortselbst am 30. August 1901 nach 26jähriger rühmlicher Tätigkeit in seinem stillen, emsigen Forscherleben, hochgeachtet als liebenswürdiger, wahrhaft edler, vornehmer Mensch *und lauterer Charakter.

IV

2. daß, von diesem ältesten Vorfahren ab, sämtliche davon direkt abstammende Nachkommen Deutsche und Katholiken gewesen sind und blieben, somit weder Prote- stanten noch jüdischer Abkunft waren, wie in neuester Zeit behauptet werden will. Diese wiederiiolt gehörten Aeußerungen veranlaßten den dermaligen Administrator des Mozart- Museums Mitte September lö93 lediglich zur Beglaubigung der historischen Tatsache, speziell die (Jeburts- und Taufurkunde VV. A. Mozarts aus dem hierortigen Dompfarr- Taufbuc.he in photographischer Reproduktion den übrigen dort vorfindlichen und verkäuf- lichen Bildern anzureihen, endlich

3. daß diese Mozarte in Augsburg, wenn auch nicht ausnahmslos, doch zumeist einfache, ja unbedeutende Leute waren, die in kleinbürgerlichen Verhältnissen ihren Lebenserwerb fanden, über welche daher nur ausnahmsweise spärliche interessante Nachrichten zur Ueberlieferung kommen konnten.

Die wenigen Ausnahmen aber sind wieder nur auf die Stellung zurüCKzuiUiiren, welche der eine oder der andere dieser bürgerlichen Mozarte als aufgeschworener Meister im Zunftkreise seines Handwerkes oder als Vorgeher der Innung einnahm, der er seinem Beruf nach angehörte. In letzterer Eigenschaft oblag ihm die Leitung aller darauf bezüglicher Angelegenheiten innerhalb dieser oder der Obrigkeit gegenüber.

Doch auch in diesen vereinzelten Fällen bezieht sich die Ausbeute von Ereignissen, wenngleich aus einem reichen Aktenmateriale geschöpft, wieder nur auf mehrere leiden- schaftlich geführte und überdies langwierige Streitigkeiten, Fehden und Hänviel inmitten der Meister und Gesellen unteremander. Diese sind gleichwohl zuweilen ungemein charakteristisch für die Anschauungsweise und das Gebaren der Handwerkerschaft in jener Zeit, in der sie sich ereigneten; nicht minder auch für das manchmal zaghafte Ver- halten der hohen Obrigkeit des ehrsamen Rates gegenüber dem stellenweise höchst aggresiven Vorgehen des Zunftgeistes, wie solche Vorgänge denn auch Dr. Adolf Buff ergötzlich und des Ausführlichen in seiner verdienstvollen Schrift schildert.

Die nachweisbar ältesten Repräsentanten der Familien, weiche überhaupt den Namen „Mozart" trugen, und in Augsburg lebten, lassen sich zurückführen: einesteils I. auf einen älteren und bürgerlichen Stamm in der Person des Augsburger Bürgers und Malers Antoni Mozart im letzten Viertel des XVI. Jahrhunderts, andererseits II. aut einen jüngeren und Handwerkerstamm in der Person des Maurers David Mozart aus Pfersee*) im ersten Viertel des XVII. Jahrhunderts.

Ersterer, Antoni Mozart, wird in Paul von Stetten's, dem jüngeren, „Kunst- Gewerks- und Handwerks-ueschichte der Reichs-Stadt Augsburg" (bei Leon. Heinrich Stage, Augsburg: I. Bd. 1779, II. Bd. 1788) als eines Malers erwähnt, „der seine Kunst mit nicht gewöhnlichem Erfolge ausgeübt hatte". Er selbst war Augsburger Bürger, um das Jahr 1573 dort geboren und entweder 1624, oder wahrscheinlicher 1625 in seiner Vaterstadt gestorben. Von 1595 bis 1620 domizilierte er in Salzburg. Die Gemälde- gallerie im kaiserlichen Schloße zu Ambras enthält unter Nr. 135 ein Gemälde: „Zug der Israeliten durch das rote Meer" (rückwärts mit dem Mannaregen in der Wüste auf einer Platte von orientalischem Alabaster im Charakter des älteren Peter Breughel, f 1590, gemalt), versehen mit seinem Monogramme: ein in das A gestelltes kleineres M „des sehr acht- baren Malers", welches Gemälde als Geschenk des Kardinals Sigmund Grafen von Kollonitsch an den letzten Kaiser des habsburgischen Männerstammes, Karl VI., im Jahre 1738 in die Sammlung kam. (Siehe „Das k. k. Schloß Ambras" von Dr. Alb. Ilg und Wendelin Boeheim, Wien 1887 bei Ad. Holzhausen, pag. 126.) In den Zeitungen vom 18. Jänner 1906 wurde mitgeteilt: Der Wiener lokalgeschichtliche Forscher, Major A. Haidecki, fand im Stadtarchive in Wien einen Joh. Mich. Mozart verzeichnet, der, ein Augsburger von Geburt, als Bildhauer am 13. März 1687 den Bürgereid leistete, ein Jahr vorher eine Wienerin ehelichte, und in Wien im 73. Lebensjahre, u. zw. im Ge- burtsjahre des Leopold Mozart 1719 starb. Dieser Bildhauer war also 1646 geboren und zweifellos ein Sohn des Antoni Mozart.

Letzterer, David Mozart, lediger Maurergeselle, katholisch, bittet in einer Ein- gabe an den Rat am 13. Januar 1643 gegen Entrichtung der üblichen Gebühren um Ver- leihung des Bürgerrechtes, worin er erklärt, „er habe seinerzeit bei dem dermaligen Bau- wart, Meister Daniel Weller, das Handwerk erlernt und arbeite nun bereits seit acht Jahren in Augsburg für Bürgerschaft und Domkapitel". Die Steuerherren, denen die Sache zur Begutachtung vorgelegt wurde, sprachen sich günstig über ihn aus und befürworteten das Gesuch umsomehr, „als Mangel an katholischen Maurermeistern sei". Ein Eintrag des Bürger-Aufnahmebuches lautet: „David Mozart, Maurer von Pferschee, lödig stand's ist zu einem Bürger aufgenommen worden, Vermögens fl. 100, kauft der Maurer ge-

*) „Pferschen" und noch vielmehr „Pfersen" sind frühere Schreibweisen für das jetzt übliche „Pfersee", einem nächst Augsburg, jenseits der Wertach gelegenen, damals burgauischen Dorfe, worin das Augsburger Hochstift größere Besitzungen hatte.

rechtigkeit; seine Bürgen seindt Carol Ditz, Werkmeister und Daniel Weller, Bauwarth. Actum 17. Jan. An. 1643". Acht Tnge später (25. Jan.) erhielt er die obrigkeitliche Er- laubnis, sich mit der ledigen Maria Negeler(in) von Lechhausen zu verheiraten. „Ihre Bürgen (sind): Sebastian Stecher, Schulmeister bei St. Martin, und Jakob Vrban, Maurer; sein beistandt Daniel Weller, Bauwartt."

In dem Bauprotokolle von 1644 wird unterm 17. Februar (p. 107) „David Mozart, Maurer" als Besitzer eines in der Jakobervorstadt neben dem Blatterhause (H 282) gelegenen Hauses bezeichnet, und die Steuerbücher führen seinen Namen, gewöhnlich Mozert, mehrmals auch Mozart geschrieben, von 1643 bis zuletzt 1684 unier der Rubrik „Blatterhaus" an. Er zahlte anfangs in der Regel 40 Kreuzer, später 1 fl. 10 kr. Ver- mögenssteuer.

Angenommen, daß dieser David Mozart, wie üblich, mit 12 Jahren Lehrling und nach drei Jahren, als er 1635 nach Augsburg gekommen war, Geselle wurde und dort jiach seiner Angabe bis 1643 bereits acht Jahre arbeitete, so ist er 1620 geboren und erfolgte seine Einwanderung nach Augsburg 10 Jahre später als der Maler Antoni Mozart im 52. Lebensjahre dort mit Tod abging.

Ein naher oder direkter verwandtschaftlicher Zusammenhang des Maurers David mit dem Maler Antoni Mozart läßt sich jedoch aus den Kirchenbüchern nicht geltend machen. Dieser Annahme steht auch der Umstand entgegen, daß David sich in seinem Oesuche uni das Bürgerrecht nicht darauf beruft, da er es sicherlich nicht unterlassen h^tte, auf diese Verwandtschaft aufmerksam zu machen.

Die Mozarte, welche aber den Maler Antoni Mozart zum Stamm- vater hatten, und somit vor dem Pferseer Maurer, David Mozart, in Augsburg ansässig wardn, verschwinden schon in der zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts aus der Stadt. Die Letzten von diesen, welche in Augsburg heirateten, waren der TagwerkCi Abraham Mozhardt (19. Jänner 1648) und der Scheffler Hans iUozhardt (23. Juli 1656, beziehungsweise 10. Juni 1658). Beide mögen Kinder gehabt haben, und wenn dies der Fall war, so haben sie jedenfalls in Augsburg nicht geheiratet.

Hingegen kommen in den zwei letzten Dezennien des XVII. und den vier ersten des XVIII. Jahrhunderts in Augsburg nur Mozarte vom Stamme des David Mozart vor, welche sich in der Nachfolgeschaft kümmerlich dort und auch anderwärts bis auf die Gegenwart verzweigten.

Von 1740 ab, im Laufe von etwa drei Dezennien, wanderten gleichwohl aus den umliegenden Ortschaften wieder neue und eine ganze Reihe fremder Mozarte, als Weber, Taglöhner, Schneider, Lohnkutscher u. s. w. ein, von welchen nahezu sämtliche gegenwärtig noch in Augsburg lebenden Mozarte und Mozerte dort abzustammenscheinen.

Nach dem Gesagten sind das Eiiepaar David und Maria Mozart, geb. Negeler(in) von Lechhausen,

die Ur-Urgroßeltern W. A. Mozarts.

Im April des Jahres 1666 stellte „David Motzhardt" gemeinschaftlich mit vier Kol- legen das Ansuchen an den Magistrat, es möge der Maurerordnung ein Artikel einver- leibt werden, welcher verfügt, daß kein Meister mit mehr als zehn Gesellen arbeiten dürfe, womit der Magistrat einverstanden war; und der neue Artikel wurde aufgenommen.

Fünf Jahre später, 1671, geriet die Innung, und an ihrer Spitze „Maister David Mozart, derzeit Vorgeher" (eigenhändige Unterschrift), über diesen Artikel mit einem Meister, der denselben abgeschafft haben wollte, in Streit, und der Rat entschied sich erst am 7. März 1672 nach langem Besinnen zu Gunsten der Innung.

Ueber die Bautätigkeit David Mozarts, welche bis 1678 währte, ist nichts Näheres bekannt, doch sind auch während seiner Lebenszeit zu Augsburg nur sehr wenige be- deutende Bauten entstanden.

Der Meister David starb am 28. Januar 1685 im 65. Lebensjahre. In den Steuer- büchern steht von 1685 bis 1696 seine Witwe, die am 24. April 1697, ebenso wie ihr Gatte, in der Dompfarre starb.

Der Ehe des David Mozart entstammten vier Kinder: Hilaria, ge- boren den 14. November 1643, ledig gestorben am 26. März 1682; Daniel, geboren am 15. März 1645, ledig und als Mauer gestorben 1683; Hans Georg, geboren am 20. April 1647, und Franz, geboren am 3. Oktober 1649. Letztere Beide waren gleichfalls Maurer*).

*) In dem Taufbuche der Dompfarre fanden sich nur diese als dessen Kinder verzeichnet und nach Aus- weis der Protokolle des Hochzeitsamtes hat, mit Ausnahme der beiden Brüder Hans Georg, Franz und des Sphnes des Letzteren (auch ein Franz), von 1660 bis 1740 kein Mozart dieses Standes mehr in Augsburg geheiratet.

VI

Ueber Hans Georg, dem älteren Sohne und dritten Kinde Davids, des Stamm- vaters der Augsburger Mozarte, fließen die Quellen ziemlich reichlich und er scheint ein etwas leidenschaftlich angelegter und streitbarer Meister gewesen zu sein.

Das Hochzeitamts -Protokoll meldet den 1. Oktober 1679, pag. 194: „Hans Georg Mozart, hiessig, und Rosina Pollinger von Landtsberg, beide ledig standts. Sein Bey- standt: David Mozert, Maurermeister, der Vatter; ihre Bürgen: Joseph Stolz, Schneider und Ambrosy Pawmeister, Schneider". Er machte am 30. Oktober desselben Jahres seine Meisterstücke und im April 1680 übernahm er von seinem Bruder Franz die ursprüngliche Maurergerechtigkeit des Vaters David, welcher diese zwei Jahre früher an diesen seinen jüngeren Sohn (Franz) „vererbt" hatte, „so ihme darauf erthailt" (wurde).

Von den drei Kindern aus der ersten Ehe dieses Hans Georg starben das zweite und dritte, zwei Söhne, bald nach der Geburt, und das Erstgeborne, die Tochter Maria Katharina, getauft am 22. Oktober 1680, wurde von ihrem Vater, 5 Tage vor seiner zweiten Heirat, der Pflegschaftsbehörde mit ihren beiden Pflegern (Vormünder) : Franz Mozart, Maurermeister, und Martin Starchetsbichler, Schneider, vorgestellt und als Maria Katharina geheiratet hatte, wird ihre Mutter Rosina zu ihr gezogen sein," die dort am 27. November 1683 auch starb.

Am 30. Januar 1684 schloß Hans Georg als Wittiber seine zweite Ehe. Diesmal „mit Ursula Widemännin, ledigstandes". Zeugen sind: David Mozart, und der Vafer der Ursula, Martin Starchetsbichler (auch geschrieben Staratsbichler, Starchetsbichler, Starn- bichler), Schneider.

Er ist wiederholt seit 1689 Vorgeher der Innung, die um jene Zeit nie mehr als 9 oder 10 Meister zählte, arbeitete oft, trotz erhobener Beschwerden, mit 20 und 30 Ge- sellen, wurde in relativ jungen Jahren (längst vor 1689) Werkmeister des Domkapitels, wirkte bei den im Innern des Domes vorgenommenen baulichen Aenderungen im Sinne des Barock mit, baute viele schöne Kirchen, Klöster, Schlösser und Privathäuser und scheint auch allmählich zu bescheidenem Wohlstande gelangt zu sein, erwa ^y sich am 23. Dezember 1681 ein im äußeren Pfaffengäßchen gelegenes Anwesen, jetzt E 200—201, in dessen Besitz er bis an sein Lebensende geblieben ist, und starb den 19. November 1719. Die zweite Ehe hatte ihm 2 Söhne und 6 Töchter gebracht. Am 19. Juni 1720 ging sein Anwesen an seinen Schwiegersohn, den Maurer J. G. Glaner über, welcher seine (Hans Georgs) 1696 vorletzt geborene Tochter, Maria Franziska, zur Frau hatte. Der jüngere Bruder des Hans Georg, das vierte Kind Davids, ist

der Urgroßvater W. A. Mozarts, Franz Mozart, über welchen nur sehr wenig erfahren werden konnte Doch aus dem wenig bekannt gewordenen läßt sich unschwer erkennen, daß er den Kampf ums Dasein, äußerlich wenigstens, mit viel geringerem Er- folge bestanden hat, als sein ältester Bruder Hans Georg, der unter den Augsburger Mozarten jedenfalls der Bedeutendste ist. Franz wurde am 3. Oktober 1649 in der Dom- pfarre getauft. Am 30. Januar 1678 heiratete er als Maurer hiesig und ledig, die ledige Anna Härrerin von Ober-Puechraihn; sein Beistand ist sein Vater David und ihre Bürgen sind: Baltasar Negel, Bronnenmeister, und Hans Christof Lindner, Schneider.

Franz Mozart „ererbte" (übernahm) vom Vater David die Maurergei^chtsame am 27. März 1678, fertigte aber erst am 13. Oktober 1681 die Meisterstücke. In den Maurer- akten kommt er einige Male neben Hans Georg, und gewissermaßen aber nur in dessen Gefolgschaft vor. Er wohnte schon 1677 in der „Sachsengass gen Neubad auf dem Paarfuesser Graben" in einem von einer Menge Parteien besetzten Rehlinger'schen Miethause und von 1681 bis zuletzt 1693 steht sein Name in den Steuerbüchern unter der Rubrik: „Der Herren Fugger Häuser", d. i. der Fuggerei, einer von den Brüdern Udalrich (Ulrich), Georg und Jakob Fugger von den Lilien 1519 in der Jakobervorstadt gegrün- deten Anstalt (der Stiftbrief datiert erst vom 23. August 1521), bestehend aus 53 Häusern mit 106 Wohnungen, worin arme Bürger gegen geringen Zins sich einmieten konnten, wie heute noch.

Schon im April 1680 übergab er seine Maurergerechtsame an seinen vorgenannten Bruder Hans Georg, und als Franz erst 32 Lebensjahre zählte, hatte er sich auch, wie oben erwähnt, in die Fuggerei zurückgezogen und starb in armen Verhältnissen dortselbst am 29. April 1694. Seine Witwe lebte von 1694 bis 1702 gleichfalls in der Fuggerei und dürfte dort in der zweiten Hälfte des Jahres 1703 gestorben sein.

Franz Mozart hatte drei Kinder, die ihn sämtlich überlebten: Johann Georg, getauft 4. Mai 1679, Franz, getauft 3. Oktober 1681, und Anna Chatarina, getauft 6. März 1694. Als ihre Großmutter, die Witwe Davids, starb, erhielten diese drei Kinder am 1. Juli 1697 einen Teil der Hinterlassenschaft von der altväterlich David Mozart'schen Behausung, deren ganzer Kaufschilling sich auf 450 fl. belief und sie be- kamen am 8. September desselben Jahres ihren Anteil mit 142 fl. Deren Pfleger aber waren: Hans Georg Mozart und Martin Stahrensbichler, welche bereits wiederholt ge- nannt wurden. Die Tochter Anna Katharina heiratete am 24. Juni 1703 den Kistler Georg

VII

Wassmodt von Tringenberg. Der Sohn Franz ist vielleicht früh gestorben oder ausge- wandert oder hat anderwärts als in Augsburg geheiratet. Der älteste Sohn aber ist

der Großvater W. A. Mozarts, Johann Georg. Derselbe erlernte das Buch- binderhandwerk und er steht im Hochzeitsamts-Protokolle vom 7. Oktober 1708, p. 30^ verzeichnet als „Johann Georg Mozart, Buchbinder, ledig, und Anna Maria Peterin,. weyl(and) Augustin Banneggers, Buchbinders seel. Wittib, beide hiesig; sein Beystand: Hans Georg Mozart (sein Onkel), Maurermeyster, ihrer seithss Franz Xaveri Bannegger (ihr Schwager), Zühngiesser". Durch seine Heirat erwarb Johann Georg die Antwartschaft auf die Bannegger'sche Gerechtigkeit dieses Handwerkes, und er wird wohl auch zu gleicher Zeit Meister geworden sein. Seine Frau stammte von Friedberg und hatte ihre erste Ehe mit dem „Augustin Bannegger von Passau, Buchbinder" am 10. Januar 1700 l...sciiIossen. Sie ist nicht die Großmutter W. A. Mozarts, da ihre zweite Ehe kinderlos b]ic*b. Anna Maria starb am 18. März 1718 im Pfarrsprengel von St. Georg.

Cchon am 16. Mai 1718 schritt der Großvater Johann Georg, als Witwer, zur zweiten Ehe bei St. Georg mit Anna Maria Sulzer(in), ledig, „beide hiesig; sein Bey- stand war wieder der Werkmeister der Domkapitels, der Maurer Hans Georg Mozart, ihr Beystand Christian Sulzer von Baaden, Weber".

Diese, Johann Georg Mozarts zweite Frau, war die älteste Tochter (geb. 1696) des Letztgenannten, Christian Sulzer, der sich in Augsburg ansässig gemacht, dann am 11. Mai 1695 eine Augsburgerin, Dorothea Bauer(in), Tochter des Webers Michael Bauer, geheiratet, in der. St. Georgensgasse ein Anwesen, heute E 29 und 30 (Sulzerhof) zu eigen hatte, und am 19. April 1744 starb. Anna Maria Sulzer ist, als die zweite Ehefrau des Johann Georg Mozart,

die Großmutter W. A. Mozarts,*) die Mutter von acht Kindern (6 Söhnen und 2 Töchtern) in der Zeit vom 14. November 1719 bis 8. August 1735.

Johann Georg wohnte 1709 im Pfarrsprengel von St. Georg: „Auf unser Frauen Graben" gegen Ende in dem Hause des Hucker (Greißler, Fragner) Hans Jakob Schrott, heute Frauentorstraße E 15; seit 1712 steht sein Name nicht mehr dort, sondern unter der Rubrik: „Pfarrhof bei St. Stephan" im Hause des verstorbenen Posamentierer David Niedermayr, jetzt E 3 und 222, an der Ecke der Frauentorstraße und dem äußeren Pfaffengäßchen, nicht weit von dem Hause seines Onkels, des domkapitelischen Werk- meisters, endlich wieder 1716 in der Frauentorstraße E 15, und zwischen 1719 und 1721 in dem Pfarrsprengel des Domes, wo er mit seiner Familie bis zu seinem Lebensende verblieb.

Johann Georg, der Buchbinder und Großvater, bekleidete seit 1725 öfters das Amt eines geschworenen Meisters, welcher, da die Augsburger Buchbinder, zu jener Zeit 30 bis 40 Meister, keine besonderen Vorgeher hatten, die gesamte Leitung der Zunftange- legenheiten übertragen erhielt, und es war dies immerhin ein Amt vom einiger Bedeutung. Er starb auch am 19. Februar 1736 im Pfarrsprengel des Domes. Seine Frau, Maria Anna, war von 1745—1761 Eigentümerin des väterlichen Anwesens (Sulzerhof), in dessen Be- sitz sie wahrscheinlich nach dem Tode ihres Vaters, Christian Sulzer, gelangt war, und hatte, wie gleichfalls aus den bezüglichen Bauprotokollen zu ersehen ist, mehrmals mit den angrenzenden Hausbesitzern nachbarliche Händel. 1763 ging das Anwesen in andere Hände über, und sie selbst wahrscheinlich am 11. Dezember 1766 in der ehemaligen heiligen Kreuzpfarre mit Tod ab.

Von den erwähnten acht Kindern aus der zweiten Ehe sind drei Söhne zu nennen: der Erstgeborne, das erste Kind, Johann Georg Leopold, geboren 14. November 1719, und an dem nämlichen Tage noch bei St. Georg getauft (alle übrigen erhielten die Taufe im Dom) Josef Ignaz, das vierte Kind, getauft 7. August 1725, und Franz Aloys, das fünfte Kind, getauft 19. Juli 1727.

Johann Georg Leopold ist

der Vater W. A. Mozarts, die zwei Letzten sind Buchbinder und seine „V^ettern" (Onkeln), deren Ehefrauen, dessen „Basen" (Tanten), deren Töchter, seine „Bäslein" (Kusinen), und auch nur diese kommen für vorliegenden Zweck in Betracht.

Johann Georg Leopold Mozait Leopold war sein Rufname wurde in der Frauentorgasse, heute E 15, geboren, und seine Taufpathen waren : der Kanonikus Johann Georg Grabher und Frau Maria Schwarz.

*) Jahn (1. Band, pag, 24) hielt die erste Frau Anna Marie Peterin für Mozarts Großmutter und darum stimmte der Name „Sulzer" nicht mit dem Namen „Peterin" im Augsburger Kirchenbuche, wie er auch da? Portrait Leopold Mozarts irrtümlich im Mozart-Museum (Nr. 1) für jenes seines Vaters ansah. Als der Heraus- geber dieses Kataloges im Jahre 1893 die Administration dieses Museums übernahm und am Bilde selbst Nachforschungen anstellte, kam die „Violinschule" dortselbst zutage, welche den unwiderlegbaren Beweis für „Leopold Mozart" (als Verfasser derselben) ergab.

VIII

Der Magistrat der Stadt Augsburg ließ im Jahre 1858 dieses sein Geburtshaus mit «iner Gedenl<tafel in Stein versehen und lautet darauf die Inschrift: „In diesem Hause wurde Leopold Mozart am 14. November 1719 geboren. Er war der Vater des großen Wolfgang Amadeus Mozart, dessen musikalische Bildung größtenteils sein Verdienst war. Auch als Componist und Verfasser der berühmten Violinschule machte er seinen Namen unsterblich."

Leopold Mozart setzte den Familienstamm nach Salzburg über und gründete die Salzburger Linie der Mozarte, die im Mannesstamme mit den Söhnen W. A. Mozarts, welche unverheiratet blieben, mit Wolfgang 1844 in Karlsbad, und Karl 1858 in Mailand erlosch.

Leopold Mozart war einige Zeit hindurch Diskantist auf den Klosterchören zum „Heiligen Kreuz" und „St. Ulrich" und konnte auch später als tüchtiger Organist ein- treten. Wahrscheinlich nahm Leopolds geistlicher Taufpate auf dessen Erziehung und Ausbildung jenen förderlichen Einfluß, den seine Eltern ja doch nicht auf ihn auszuüben in der Lage waren. Damit dürfte es auch erklärlich werden, daß er sich bereits im 18. Lebensjahre nach Salzburg wandte, wo viele Kirchen sind, und Kirchendienste auf den Musikchören zu leisten waren, die begonnenen Studien an der Universität fortzu- setzen und damit dort auch den Grund zu einer späteren Berufsstellung zu legen. Einem Augsburger aber, der ohne Bewilligung seiner Obrigkeit auswärts lebte oder heiratete, ging das Bürgerrecht verlustig. Da nun Leopold sich dieses zu erhalten wünschte, so richtete er, wenn auch erst nachträglich er hatte sich am 21. November 1747 in Salzburg vermählt und bezog wahrscheinlich gleichzeitig auch damals schon die Wohnung im Hagenauer Haus an den Rat seiner Vaterstadt die Bitte „mit Vorbehalt seines allhiesigen Bürgerrechtes, in Salzburg wohnen und sich copulieren lassen zu dürfen". Diese Bitte wurde mit Dekret vom 6. Februar 1748 dergestalt willfahrt, „dass er im Steueramt sein Vermögen (er war bis zu seiner Eheschließung Kammerdiener des Domherrn und Konsistorialpräsidenten Grafen Joh. Bapt. Thurn-Valssassina und Taxis) zu- förderist anzeigen und davon auf drei Jahre die Steuern und Abgaben bezahlen, auch vor Umlauff des dritten Jahres um weitere Erlaubniss gebührend supplicieren, wegen auswärtiger Copulation aber zuvor 9 fl. Vergunstgeld neben anderen der Hochzeits- ordnung gemäss zu praestieren habenden praestandis und aliis consuetis entrichten soll", welches Vergunstgeld im Hochzeitsamtsprotokoll 1748, pag. 36, als bezahlt aufscheint. Zu dem gleichen Zwecke ließ er dort am 12. Januar 1751 durch seine Mutter um die Erlaubnis, drei weitere Jahre auswärts zu wohnen, eine Petition einreichen, worauf sein Ansuchen unterm 17. April 1751 abermals bewilligt wurde. Er hatte sich diesen Konsens jedoch nicht mehr erneuern lassen.

Leopold war noch lange mit Augsburg in Verkehr geblieben; so komponierte er 1750 und 1755 Gelegenheitsmusiken für Augsburger Konzerte: „Chineser- und Türken- musik", eine „Bauernhochzeit", eine „Musikalische Schlittenfahrt" mit 12 Nummern für eine Aufführung des Collegium Musicum u. s. w.*) Seine berühmte „Violinschule" ließ er 1756 bei dem ihm befreundeten dortigen Buchdrucker und Buchhändler Joh. Jak. Lotter drucken, mit dem er betreffs seiner Kompositionen längere Zeit hindurch im Briefwechsel stand. Einem Briefe an denselben, datiert vom 15. Dezember 1725, ent- nehmen wir folgende Stelle, worin er über seine Mutter, als Witwe, 11 Jahre vor ihrem Tode, schrieb: „Erstlich danke gehorsamst vor die Bemühung, so Sie wegen meines Briefes an meine Mutter über nommen haben. Dass Sie Elend (krank) ist, und dass Sie sehr wenige Vernunft (Ueberlegung) hat, ist beydes nur allzuwahr, und wenn Sie halt noch lOOOmal meine Mutter ist. Dass Letzte kommt freylich nicht von ihrer Schuld . . . aus ihrer Schuld kommt es, wenn sie nach und nach um das ihrige kommt. Denn sie vertraut sich mir, als ihrem eigenen Kinde, nicht, inzwischen aber lässt sie (sich) von den übrigen Geschwistern um das ihrige bringen." (Aus dem „Handschriften-Archiv" von Alex. Tosonny, im Besitze (Oktober 1899) der Bucnhandlung rriedrich Cohen in Bonn).

Auf seiner dritten Kunstreise mit seinen zwei Kindern nach Deutschland, Paris, London etc. besuchte er seine Vaterstadt und seine Brüder in der Zeit vom 22. Juni bis 6. Juli 1763 zum letzten Male und nahm Wohnung „Zu den drei Mohren". Oben wurden bereits

die zwei Brüder des Johann Georg Leopold Mozart erwähnt. Es sind dies : 1. Joseph Ignaz. Derselbe verehelichte sich bei St. Moritz am 11. Januar 1751

*) Anläßlich solcher Kompositionen schrieb ihm einen Tag vor der Geburt seines Sohnes Wolfgang Amadeus „ein Herzensfreund" am 26. Jänner 1756 anonym: „Lasse sich der Herr doch gefallen, keine der- gleichen Possenstücke mehr zu machen, denn es bringt mähr schand und Verachtung vor deren Person zu er- ringen, welches als efn Kenner bedaure, sie hierauf warne und beharre . . ." (Leopold Mozart, nicht wenig gekränkt durch dieses „Freundschaftsstück", war geneigt, dasselbe dem Kapellmeister Schmidt oder noch eher dem Organisten Seyifert zuzuschreiben).

IX

mit Jungfer Maria Anna Heinnch(in), einer Augsburgerin, und hatte mit ihr 4 Söhne und

6 Töchter. Von diesen Kindern gingen zwei Söhne Josef Ignaz (geb. 1753) und Franz Alois (geb. 1754) von Augsburg nach auswärts. Im Jahre 1903 gelang es dem Verfasser, Stämmlinge des einen oder des anderen der oben Genannten festzustellen u. zw.: 1. in Mattighofen (Oberösterreich) einen Jakob Mozart, Wundarzt dortselbst, verehelicht am 16. Mai 1791 mit Helene Pammer, gest. 1818. 2. In Burghausen (Baiern) einen Ferdinand Mozart, gleichfalls V/undarzt, 14. Februar 1704 schwört er dort den Bürgereid, gest. 1740. (Siehe den XXllI. Mozarteums-Jaliresbericht 1903, pag. 38—40). Die vier ältesten Kinder wurden bei St. Moritz, alle folgenden vom 14. Januar 1758 an bei St. Ulrich ge- tauft, als Joseph Ignaz den ersten Pfarrsprengel 1756 oder 1757 verließ und nach dem südlichen Ende der Stadt jenem, den seine Vorfaliren bewohnten, entgegengesetzt - über- siedelte. Er dürfte es trotz der zehn Kinder zu einem gewissen Wohlstande gebracht haben, weil er seine am 12. Februar 1756 getaufte Tochter Maria Anna Katharina, sein viertes Kind, zur am 27. September 1778 geschlossenen Ehe mit dem Glasmaler Antoni Walter "von Krumbach, der übrigens in Augsburg gelernt hatte und sich dort auf Feine Kunst des Glasmalens unter Erfüllung der üblichen Bedingungen niederzulassen gedachte, mit einem damals großen Heiratsgut von 100 fl. nebst standesgemäßer Ausfertigung aus- stattete. Joseph Ignaz starb am 11. Januar 1796 im Sprengel von St. Ulrich, seine Frau, welche ihres Mannes Buchbinderei fortsetzte, am 19. Juni 1804 in jenem von St. Moritz.

Von diesem Joseph Ignaz, dessen sechstem Kinde und jüngstem Sohne: Johann Michael Coelestin, getauft 19. Mai 1760, leben noch männliche Nach- kommen in Augsburg. Auch Johann Michael Coelestin war Buchbinder. Er verheiratete sich am 6. Januar 1788 mit Jungfer Maria Viktoria Erb(in), einer Buchbinderstochter, und starb den 19. Mai 1824 bei St. Moritz. Dieser hatte vier Kinder, von denen das älteste, ein Sohn, Aloys Joseph Anton, geboren 14. Juni 1790 bei St. Moritz, wieder und nun schon in der vierten Generation das Buchbindergewerbe ergriff, und sich am 6. Fe- bruar 1818 mit Crescentia Sepp, der Tochter eines gleichnamigen Gärtners, vermählte. Er wird 1883 2;estorben sein.*)

Dieses Aloys Joseph Anton ältester Sohn, Josef Anton Friedrich, geboren und ge- tauft am 13. Oktober 1818, wurde f^riseur und befindet sich seit 1885 in der Alters- versorgungs-Anstalt, im Spital zum heil. Geist. Er war gleichfalls verheiratet, und ein Sohn von ihm war Karl Mozart, Stationsdiener am Augsburger Bahnhof, verheiratet, dessen Tod Ende Januar 1893 gemeldet wurde. Karl Mozart hinterließ eine Witwe und

7 unmündige Kinder.

Das erste Kind des Joseph Ignaz (des Vaters), demnach dessen ältester Sohn Joseph Ignaz jun., getauft 18. Oktober 1751, wurde Stadtgardesoldat und verheiratete sich zweimal, zuerst am 25. November 1773 mit Jungfrau Maria Anna Huber(in) von Hatten- hofen und zum zweiten Male, nunmehr als Stadtgarde-Korporal, am 30. Dezember 1792 mit der Augsburgerin Jungfrau Maria Anna Bogner(in). Er hatte eine Anzahl von Kindern, die zumeist schon bald nach der Geburt starben. Die männliche Linie des Geschlechtes scheint sich von ihm aus nicht weiter fortgesetzt zu haben.

2. Franz Aloys. Er ehelichte im Domsprengel am 7. Januar 1754 Jungfrau Maria Viktoria Eschenbach(in) von Höchstett und wohnte in der Jesuitengasse, ganz nahe der Kirche zum hl. Kreuz und dem Gasthof „zum Lamb" in der hl. Kreuzgasse, wo Quartier zu nehmen Leopold Mozart seiner Frau und seinem Sohne Wolfgang im Briefe vom 25. September 1777 auf ihrer Durchreise nach Paris, die Anweisung gab. Die Jesuiten- gasse gehörte zum Pfarrsprengel des Domes, wo Franz Aloys am 14. Juni 1791, und auch seine Witwe am 18. März 1805 starb.

Er hatte fünf Kinder, lauter Mädchen, von denen jedoch drei das Alter von fünf Monaten nicht erreichten. Die beiden anderen waren Maria Anna Barbara (geboren 6. März 1757, gestorben vor dem Vater 14. August 1771) und die den Vater überlebende, diese ist

das „Bäsle" Maria Anna Thekla, W. A. Mozarts Kusine, geboren 24. Sep- tember 1758, welche W. A. Mozart im Oktober 1777 (mit der Mutter auf der Pariser- Reise) kennen gelernt hatte, und mit welcher sich eine kleine, aber keine ernste Herzens- episode abspielte. (Siehe ihr Bild in Mozarts Geburtszimmer, Nr. 16).

Leopold Mozart schrieb an seine Frau am 25. September 1777 von seinem „Bruder Aloys, der auch in der Nähe der heil. Kreuzkirche ist", und Wolfgang berichtet am 16. Oktober 1777 an seinen Vater: „Das kann ich sagen, wenn nicht so ein braver Herr Vetter und Frau Base und so liebes Bäsle da wäre, so reute es mich fast so viel als ich Haare im (auf dem) Kopfe habe, dass ich nach Augsburg bin."

*) Im Mai 1879 las der Verfasser noch über der Haustüre eines dem Verfalle entgegengehenden kleinen schmalen Häuschens im Georgengäßchen Nr. 142 die Aufschrift: ,,A. Mozart 1813", welcher Besitz vielleicht SLul den Letztgenannten Aloys Joseph Anton zurückauführen ist.

X

Irrtümlich bezeichnete O. Jahn als „Bäsle" die fünfte Tochter des Ignaz Mozart Maria Anna, getauft zu St. Ulrich am 14. Januar 1758. Dieser Irrtum ist damit zweifellos richtiggestellt, 1) daß der Vater Leopold vom Bruder Alois und der Sohn Wolfgang von nur „einem Vetter und Bäsle" spricht— Bäsle's Schwester war schon gestorben während bei dem jüngeren Bruder Ignaz das Haus voll von halbwüchsigen Kindern von 9—17 Jahren: 4 Söhnen und 6 Töchtern („Vettern" und „Bäslein") war; 2) meldet eine Zeitungsnachricht aus Baireuth, wo das „Bäsle" zuletzt in der Familie des Postdirektors Streiter lebte, am 25. Jänner 1841: „Heute Nachmittag um 1 Uhr verschied hier Marianne Mozart aus Augsburg im Alter von 82 Jahren und 4 Monaten (mehr 1 Tag) an gänzlicher Entkräftigung", welche Zeitangaben ganz genau mit den Geburtsdaten der Marianne, der noch einzig lebenden Tochter des Alois, nicht aber mit der gleichnamigen Tochter des Ignaz Mozart übereinstimmt, die am 14. Jänner 1758 geboren und wahrscheinlich auch getauft wurde.

Die Tochter des „Bäsle", auch Marianne genannt, verheiratete sich mit e!f.n;ii. Manne namens Pümpel, und aus dieser Ehe sind die Nachkommen drei Töchter unci zwei Söhne : erstere Näherinnen, von Letzteren einer Buchbinder, der andere N a c h t~ Wächter.

Diese vor- und letztgenannten Enkel- und Urenkelkinde r des Josef Ignaz und Franz Alois Mozart sind demnach gegenwärtig die wenigen letzten noch lebenden Sprößlinge der direkten Augsburger Vorfahren W. A. Mozarts!

XI

II. Das altsalzburgische Bürger- und W. A. Mozarts

Geburtshaus.^)

Es ist dies das Haus Nr. 9 in der Getreidegasse. Diese Gasse führte ursprünglich den alten und zweifellos richtigeren Namen „Tra- oder Trabegasse" und wurde der Name durch das Neuhochdeutsch in ein völlig sinnloses „Getreidegasse" verballhornt. Aus den „Salbüchern des Domstiftes und St. Peters" ist zu entnehmen, daß in der Zeit von 1160 bis 1200 bereits ein Stück der alten „Trabegasse" vom Kranzlmatkt und bis zum Durch- gange der Albe bei der Niederleg, zwischen den Häusern Nr. 16 und 18 bestand. Sie lag als stärker belebte Hauptstraße in der Nähe des Stadttores und der Brücke.

Das heute noch bestehende Dialektwort „trawig" ist gleichbedeutend mit „eilig", daher bezeichnete der Ausdruck „Trabe-" oder „Drahgasse" eine Gasse, in der es wegen des Hauptverkehres „sehr eilig" zugeht, mit schneller Trabbewegung, im Trab- Tempo, und die sich nach dem Stadttor und der Brücke „draht", d. i. dreht, daher auch „Drahgasse".

Vom erhöhten Standpunkte, z. B. vom Mönchsberg aus betrachtet, gliedert sich die alte Stadt Salzburg, die als solche seit dem Jahre 740 besteht, am linken Salzach- ufer in zwei wesentliche und scharf abgegrenzte Häusergruppen. Die Scheidelinie läuft am oberen Ende der Stadt durch die Kaigasse über den Mozart-, Residenz-, früheren Markt- (seit 1886 Ludwig Viktor-), Universitäts- und Sigmundsplatz bis zum Bürgerspital.

Links dieser Linie, gegen den Festungs- und Mönchsberg hin, nimmt der Raum eine Gruppe von Gebäuden ein, die das Gepräge eines geistlichen Fürsten- sitzes sozusagen an der Stirne trägt. Hier sind nichts als Kirchen, große und kleine, allen voran der stolze, hochragende Dom, um sie herum Paläste, Klöster, Dom- herrnhäuser und Bauwerke öffentlichen Charakters, breitgelagert, mit langen, monotonen Fenstergittern und stillen Höfen, schöne weite breite Plätze, einer fast am andern hän- gend, mit Zierbrunnen und Denksäulen reichlich geschmückt, alles würdevoll, vornehm, monumental, mit einem Zuge von Größe, der an einzelnen Stellen sogar überraschend wirkt. Privathäuser kleineren Kalibers und schlicht bürgerlichen Ansehens stecken nur sporadisch für Adelige, Geistliche und Geschäfts- und Handelsleute dazwischen. Selbst die Ruhe eines quartier noble fehlt diesem Stadtteil in der Regel nicht; am öftesten unterbricht der in den einzelnen Kirchen durchwegs harmonisch im Dreiklange nicht aber melodisch gestimmte Glockenklang sein Schweigen.

Rechts der genannten Scheidelinie, gegen den Salzachstrom, bietet das Stadtbild einen von dem vorherigen ganz verschiedenen und gegensätzlichen Anblick. Diese Seite durchzog ehedem eine Mittellinie, welche die Pfeifer- und Juden- und Getreidegasse bildeten.

Auch ist sie heute freilich und längst schon von dem Mozart- und Ludwig Viktor- platze unterbrochen. Es wurden diese Plätze nämlich durch den bedeutendsten baulichen Reigenerator der Stadt, den Fürsterzbischof-Regenten Wolf Dietrich zu Ende des XVL und zum Beginne des XVII. Jahrhunderts aus dem ursprünglichen, völlig geschlossenen Häusergürtel herausgeschnitten, der im Hinblick auf die häufig stattgehabten Feuersbrünste und die stete Feuersgefahr überhaupt bemüht war, das altsalzburgische Bürger- haus aus dem Holz- zum Steinbau überzuführen und den Bewohnern Licht und Luft zu schaffen. Leben und Bewegung pulsiert aber auch in diesem Stadtteile yiel kräftiger, als in dem vorgenannten. Wie die Schale um den Kern, schließt sich hier um die links- seitige monumentale Baugruppe von einem Ende der Stadt zum andern in lang- gestreckter Bogenlinie der Gürtel der Bürgerhäuser, ein lebendiges Gewimmel und Gedränge, Haus an Haus gepreßt, in schmalen, gewundenen, luft- und lichtarmen Gassen, die sich nur selten zu einem schüchternen Plätzchen weiten. Goethe's Worte im „Faust" „von der Straßen quetschenden Enge" treffen hier buchstäblich zu. Fast ebenso ausschließlich wie dort Kirche, Palast und Kloster, dominiert hier das Bürgerhaus; keine einzige Kirche und nur ein paar Profangebäude größeren Stiles unterbrechen als isolierte Ausnahmen die gleichgeformte Straße.

*) Nach Ad. Steinhausers „Ueber den Profanbau und das salzburgische Bürgerhaus", „Landeskunde- Mitteilungen", XXVIII. 1888.

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Dort wie hier liegt die in Stein seit über elf Jahrhunderten ge- schriebene Geschichte der Entwicklung der Stadt gleich einem auf- geschlagenen Buche offen da; kaum aus einer zweiten Stadt auf deutschem Boden spricht so viel und so deutlich Geschichte, wie hier. Wer sich aut die Sprache der Steine versteht, kann da eine Menge interessanter Dinge herauslesen!

Das altsalzburgische Bürgerhaus, wie ein solches auch Mozarts Geburtshaus ist, hat einen eigenen, seit seinem Entstehen von den gleichen Faktoren bestimmten und um- grenzten Gang der Entwicklung durchgemacht und dadurch in Anlage wie Bauform einen scharf ausgeprägten Charakter zugleich mit einer fast typischen Gleichförmigkeit ange- nommen, die neben der FormenfuUe der Monumentalgebäude noch verschärft ins Auge fällt. Trotz des wälschen Anscheines ist es ein durch und durch deutsches Bauwerk, ein Erzeugnis deutschen Wesens und Blutes, so gut und echt, wie nur in irgend einer alten kerndeutschen Stadt und die Eigenschaften, die es bietet, lassen sich völlig unge- zwungen aus lokalen Ursachen und der geschichtlichen Entwicklung der Stadt durch die Uebermacht des kirchlichen und adeligen Besitzes erklären, welcher die ganze Entwick- lungszeit hindurch die Bautätigkeit des anschwellenden Bürgertums hemmte. Diesem ge- brach der Raum zum behaglichen Ausbreiten, rechts und links fand es Schranken, die schwer oder auch gar nicht zu durchbrechen waren. Einzig nur nach aufwärts stand der Weg frei und dorthin wurde dann auch das bürgerliche Bauen von selbst gedrängt. Man muMe dem Hause, was des Raumes unten an der Bodenfläche zu wenig war, in der Höhe zu gewinnen suchen. Anstatt Haus neben Haus, entstand hier allmänlig Stock über Stock und darüber legte man eine Dachform, die wieder nur auf Raumgewinnung und möglichste Ausnützung berechnet war. So wurde Salzburg an dieser Stelle in seinen bürgerlichen Teilen eine mehr übereinander als nebeneinander gebaute Stadt und darin liegt der Schlüssel für die meisten Erscheinungen, die dort wahrgenommen werden.

Man hat sich seit lange gewöhnt, für balzburg und seine alten Häuser die italienische Bauart als eine Art Schlagwort in Anwert zu bringen. Es hat in der Tat auf den ersten Blick auch manches für sich; die gedrängte Gruppierung der Bürgerhäuser in meist engen, schattenreichen Gassen, ihre durchschnittliche Höhe, ihr horizontaler Ab- schluß nach oben mit der plattformartigen, von außen unsichtbaren Dachung - unbe- denklich jedoch eine Zutat jüngerer Zeit endlich die v-ielen luftigen Korridors und die hallenartigen Innenräume erinnern lebhaft an verwandte bauliche Züge in den Städten Italiens. Die augenfälligste Eigenheit, nämlich das durch die Umfangsmauern gedeckte Dach hat jedoch mit den in Italien üblichen Dächerformen, die entweder einen gedrückten Giebel uder eine wirkliche Plattform darstellen, nichts als höchstens den Anblick von außen gemein. Unser altes Bürgerhausdach enthält nicht einen Quadratmeter wahrer horizontaler Fläche. Und wenn man sich gewohnt hat, es ein flaches Dach zu nennen, so kann der Ausdruck nur auf die breite Lagerung und den Abgang des hochstrebenden Giebel bezogen werden. In Wirklichkeit setzt sich dieses Dach nach außen völlig un- sichtbar und durch die parapetartig emporgezogenen Umfangsmauern des Hauses mit einem mageren Gesimse verdeckt, aus einer Reihe nebeneinandergestellter Giebel zu- sammen, sein Profil gibt die Zeichnung einer Säge. Die Senkungen und Gräben dazwischen enthalten ein System von Rinnen für Sammlung und Ablauf des Wassers. Das Dach ist ein „Grabendach". Was aber die innere Raumverteilung betrifft, so findet sich die gleiche mitsamt den Korridors und großen Stiegenhallen auch in den hoch gegiebelten Häusern alter deutscher Städte, wie Augsburg oder Nürnberg, und zwar kaum reichlicher vertreten, wie bei uns. Dabei mag ja immerhin auf Einzelheiten die Nähe Italiens einigen Einfluß gehabt haben. Der Vergleich aber paßt zumal auf die Monumentalbauten, welche die kunst- und prachtliebenden Fürsterzbischöfe durch herbeigerufene italienische Bau- meister führten, nicht aber auf das schlichte Bürgerhaus, das heute noch im Ganzen von der Zeit wenig verändert vor uns steht, und offen herausgesagt, weder schön, noch auch nach modernen Begriffen wenigstens zweckmäßig zu nennen ist. Festgeschmiedet Haus an Haus, mehr in die Tiefe, als in die Breite gehend, steigt es würfelförmig mit leblos glatten Wänden zu fast durchaus gleicher und zwar für eine deutsche Mittelstadt zu der ungewöhnlichen Höhe von 4—5 und noch mehr Geschossen auf, die Außenwand zu Oberst in einer geraden Horizontale wie abgeschnitten. Der schneidige deutsche Giebel, der ebenso deutsche Erker, der nordische Bruder des Balkons, sind ihm fast gänzlich fremd; ohne luftige Zwischenräume, ohne das heitere Wechselspiel von Licht und Schatten, arm an Gliederung und plastischem Schmuck, nur durchbrochen von reichlichen Fenstern, umrahmt von Gypsverzierungen ziehen sich die gleichgeformten Vorderseiten in gerader und gekrümmter Flucht hin, wie eine einzige festgefügte Mauer, wenn auch hin und wieder unstreitig in diesen monotonen Häuserzeilen etwas Ernstes und Zurück- haltendes liegt, so z. B. in jenen der meist tief beschatteten Juden- und Getreidegasse.

Lebendiger wird es erst dort, wo das Haus, und das ist bei der Mehrzahl der Fall, stark in die Tiefe geht. Da führt die Hausflur in der Regel geraden Weges zu einem offenen Hof räume mäßigen Umfanges und anderen Charakters. Die steife Ge-

XIII

schlossenheit der Außenseite weicht hier einem gesprächigen Wesen, einem oft recht kleidsamen Neglige. Das Haus öffnet sich nach dieser Seite in lichten, luftigen, von Marmorsäulen und Pfeilern gestützten Bogen und Laubgängen; diese und dazu meist ein Durcheinander von diversen An- und Einbauten bringen in die Steinmassen Leben und Bewegung, nicht selten sogar einigen malerischen Reiz, insbesonders wenn im Hofraume ein Brunnen steht mit zierlichem Gitter, aus der Hand geschmiedet, teilweise tagsüber von der Sonne beschienen, und wo die nicht beschienenen Flächen ihre Schatten zeigen.

An den Hofraum schließt sich besonders in den Bürger-Patrizierhäusern ein Hintergebäude, man kann füglich sagen ein zweites Wohnhaus, im Umfang, Aufbau und Gestalt dem vorderen ähnlich. In jedem Geschosse, namentlich in dem unteren nimmt einen unmäßig großen Raum, oft sogar den größten und besten, das hallenartig; gewölbte, marmorgepflasterte Stiegenhaus ein, hier gewöhnlich Vorhaus genannt, an dessen Raumverschwendung besonders moderne Augen Anstoß nehmen. Dieser noch jetzt ergiebige kaum war aber ursprünglich sogar meistens noch größer; er zog sich durch die ganze Länge des Hauses von der Vorderfront bis zum Hofe und erhielt durch Fenster der ersteren unmittelbar von der Gasse reichliches Licht. Dieser hellste Vorder- teil ist schon seit langer Zeit zum Einbauen eines Zimmers benützt, wodurch der übrige Raum des eigenen Lichtes beraubt, ja in der Regel, wenn nicht ein wohltätiges Hof- fenster nach dem Lichthofe oder der nahe Korridor zu Hilfe kommt, zu recht empfind- licher Dunkelheit verurteilt ist. Und so kam es, daß solche Häuser, wie Mozarts Geburts- haus, nur in den Wintermonaten November, Dezember und Jänner und auch nur mittags in dem an das gassenseitige anschließende Zimmer des Sonnenlichtes teilhaftig wurden und die übrige Zeit und tagsüber völlig im Finstern liegen. Auf den Stiegen endlich, welche die Verbindung zwischen den Geschossen vermitteln, trifft das fatale Wort „weder schön noch gut" wohl am häufigsten zu. In gar manchem sonst stattlichen Hause bilden sie die Partie honteuse. Von planmäßiger Anlage, wie sie der moderne Hausbau verlangt, ist da wenig zu sehen; höchst ungleich, scheinbar willkürlich angebracht; meist enge, dunkel und steil, oft auch alles miteinander, versehen diese Stiefkinder des Hauses ihren Dienst zum Erbarmen derer, die ihn brauchen. Der Fremde muß nicht selten in jedem Stockwerke, wenn es nicht tagsüber beleuchtet ist, wie in unserem Hause, aufs neue mühsam nach der Stelle suchen, wo der Aufstieg zum nächsten sich öffnet.

Man würde aber sehr irren, wollte man dem alten Bürgerhause alles Schöne und Gute absprechen. Im Gegenteil bietet es eine Menge Dinge, welche zeigen, daß den ur- sprünglichen Besitzern und Bauherren auch der Sinn für Behagen, Lebensgenuß und selbst künstlerische Zier durchaus nicht gefehlt, und daß sie dementsprechend je nach Stand und Mitteln auch ihr Heim ganz wohl auszustatten verstanden haben. Reichlicher Marmor fast überall; marmorne Säulen, Pfeiler, Treppengeländer, Tür- und Fenster-Einfassungen, mitunter künstlerisch flott gemeißelt, eingelegte Flügeltüren, schnörkelreiche Stukkatur- Plafonds, ganz besonders viele vortreffliche Schmiedeeisenarbeiten u. A. geben Zeugnis von dem gesunden Sinne der Alten und machen auch uns modernen Leuten noch immer Freude.

Dies ist, nur leicht skizziert, das Bild des altsalzburgischen bürgerlichen Wohn- hauses im Großen und Ganzen, daher auch jenes unseres Mozarts Geburtshaus, welches auf die Bezeichnung „alt" vollkommen Anspruch hat.

Beurkundet seit 1408 bis 1418 als des Otten des chäewzleins haws die „Käuzl" waren in der Zeit von 1347 bis 1651 ein salzburgisches Bürgergeschlecht, welches hüben und drüben der Salzach im Häuserbesitz stand - kam dasselbe 1418 an Rueprecht venediger, 1434 an Erasmus Fragner und 1463 in die Hände der Familie Rauhenberger, von welcher Virgili 1520 Bürgermeister war. Vom letzten dieser Besitzer ging das Haus an einen Neffen desselben über, dann 1585 an Hof-Apotheker Chunrad Fröschlmoser und. dessen Hausfrau Katharina Stemeseder und es hieß nun „Hofapothekerhaus". Die Haus- torflügeln zeigen noch heute einen Kopf aus Messing, dessen Kinnladen mit einer zu- sammengerollten Schlange, dem Attribut des Aesculap, durchzogen ist. Katharina Stemes- eder heiratete als Witwe den Apotheker Johann Wiser von der heutigen „Bernhold- Apotheke" („Zum Biber"). Derselbe bediente aus seiner Apotheke den auf Höhen-Salz- burg vom 23. November 1611 bis zu seinem Tode am 16. Jänner 1617 gefangen gehal- tenen, am 7. März 1612 in der Sakristei der Klosterkirche am Nonnberge durch den Nuntius des Papstes Paul V., Anton Diaz aus Graz, zur Abdankung gezwungenen Erz- bischof Wolf Dietrich. Johann Wiesers Kinder verkauften das Hofapothekerhaus 1603 an ihren Schwager, Eisenhändler Michael Widmer, 1662 kaufte es Paul Gschwendtner, 1713 kam es in den Besitz der Kaufmannsfamilie Hagenauer und wurde seit 1775 das „untere Hagenauerhaus" genannt (das „obere",- nebenan Nr. 7, erstand gleichzeitig Georg Hagenauer, des inneren Raths Mitglied und Spezereienhändler). Aus dieser Familie kam es 1858 in den Besitz des Kaufmanns Angelo Saulich und nach dessen Tod (11. Jänner 1892) erwarben es käuflich am 1. Juli 1892 die Herren Stranz und Scio, die jetzigem Besitzer.

XIV

Die Wohnräume des ill. Stockwerkes bezog Leopold Mozart, als er am 21. No- vember 1747 in den Ehestand trat, und verließ dieselben als Witwer und zwar wahr- scheinlich erst, als sein Sohn Wolfgang 1781 von München weg, wo er seinen „Idomeneo" zur Aufführung brachte, nicht mehr nach Salzburg kam, sondern nach Wien abging, und die Tochter Marianne am 23. August 1784 den Johann Baptist Reichsfreiherrn von Bercht- hold zu Sonnenburg in St. Gilgen heiratete, wonach Leopold (1784) seine Wohnung im „Buchdrucker Oberer'schen Hause" nahm, welches seit dem Mozart-Säkularfeste 1856 die Aufschrift „Mozarts Wohnhaus" führt. Am 20. Dezember 1905 wurde auf unsere Ver- anlassung und mit Bewilligung des derzeitigen Hausherrn Johann Winber diese unrichtige Bezeichnung dadurch richtig gestellt, daß durch das Mozarteum dem Namen „Mozarts" ein „L." vorgesetzt wurde, so daß es nun als „Leopold Mozarts Wohnhaus" bezeichnet erscheint und worin er auch starb.

In das Hagenauerhaus und in die einstige Mozart-Familienwohnung wurde das „Mozart-Museum" eingemietet und dasselbe dort am 15. Juni 1880 feierlich er- öffnet.

Dem Hause gegenüber, im Gasthofe „Zur goldenen Krone", und zwar im gassenseitigen Zimmer des I. Stockwerkes und in nächster Nachbarschaft von „W. A. Mozarts Geburtshaus", fand über Einberufung des Gründers und ersten Präsi- denten, Karl Freiherrn von Stern eck, am 18. Juni 1869 die erste Besprechung mit 14 Gesinnungsgenossen zur Errichtung der „Internationalen Stiftung: Mozarteum" statt, welcher am 16. Oktober 1870 die provisorische und am 20. September 1880 die definitive Gründung dieses Vereines, als „Oeffent- liche Musikschule" und „Konzert-Institut" folgte.

XV

III. Den P.T. Besuchern des „Mozart-Museums" und „Mozart-Häuschens" zur gefälHgen Kenntnisnahme.

Diese Räumlichkeiten stehen mit ihren Schaugegenständen im hehren Dienste der Pflege des Mozart- Kultus.

1. Die Besuchszeit für das „Mozart-Museum" ist an jedem Tage des Jahres: von 8 Uhr morgens bis 7 Uhr abends, ebenso im „Mozart-Häuschen" täglich zu jeder Zeit.

2. An Eintrittsgebühr werden ä Person und ohne Ausnahme, im „Mozart- Museum": 50 kr. oder 1 Krone ö. W., im „Mozart-Häuschen": 10 kr. oder 20 Heller ö. W., und für die verlangte Besichtigung des „Mozart-Album" (im Ersteren) 20 kr. oder 40 Heller ö. W. entrichtet.

Es ist Jedermann untersagt, aus Letzterem Abschriften oder Kopien zu nehmen, auch darf Niemandem und unter keinem Vorwande etwas daraus hinaus- gegeben werden.

3. Jede Art der Abbildung des „Mozart-Häuschens" ist durch ämtliche Kund- machung der Stadtgemeinde-Vorstehung Salzburg, auf deren Grund und Eigentum dasselbe steht, verboten.

4. Der Erlös aus den genannten Gebühren und den beiderorts erhältlichen Ver- kaufsgegenständen wird seitens des Vereines, d. i.: der „Internationalen Stiftung: Mozarteum" für den humanitären und künstlerischen Zweck: 1. der Erhal- tung seiner öffentlichen Musikschule „Mozarteum" und 2. der Förderung der „Vereins-Konzerte", wie zur Deckung der laufenden Ausgaben für diese beiden Ertrags-Objekte verwendet.

5. Jeder Besucher wird höflichst ersucht, den nummerierten Eintritts- Kupon entgegenzunehmen, keinen Gegenstand zu berühren und vor dem Weg- gehen seinen Namen, Charakter und Wohnort mit gut lesbarer Schrift in das aufliegende „Fremdenbuch" einzutragen.

ö. Für die Kopfbedeckungen der Herren, die abzunehmen man ersucht, wie für Regenschirme, Mäntel, Stöcke u. s. w. befindet sich im Geburtszimmer des Mozart-Museums ein Aufhängeständer und wird es als selbstverständlich vor- ausgesetzt, daß in den Besuchräumen nicht Tabak geraucht und keine allzu laute Unterhaltung geführt wird, welche anderen Besuchern Störungen ver- ursacht.

Es sind dies Bestimmungen, die der Würde des Ortes und den in ähnlichen Schaulokalitäten überall gebräuchlichen Anstandsvorschriften gleichkommen.

7. Mozarteum s-V ereinsmitglieder und Konzert-Abonnenten genießen nur gegen Vorzeigung der auf den Namen derselben ausgestellten Jahres- karte — „Mozartgemeinde-Mitglieder" gegen Vorzeigung der in gleicher Weise ausgestellten Mitgliederkarte auf die Jahresdauer freien Eintritt, nicht aber ohne eine solche.

8. Dem Aufsichtspersonale ist es gestattet, nach freiem Willen gegebene Geschenke anzunehmen, nicht aber solche zu verlangen.

Salzburg, im Juni 1901.

Für die Internationale Stiftung: „Mozarteum":

Joh. Ev. Engl,

d. Z. Archivar und Administrator.

Die Aufstellung der Schaugegenstände im „Mozart-Museum" und „Mozart-Häuschen", wie die Einrichtung des „Mozart-Albums" brachte Herr Johann Horner als damali- ger (später aus Gesundheitsrücksichten freiwillig resignierter) Administrator, Archi- var und Zentral-Vorsteher der „InternationalenMozart-Gemeinde** im Jahre 1880 zur verdienstvollsten Durchführung, wie derselbe auch die I. Auflage dieses Kataloges ^=^=^= im Jahre 1882 zusammenstellte und in Druck legte. .

Das Leben und Wirken dieses stets selbstlos und opferwilligst wirkenden Mannes, welcher der „Internationalen Stiftung: Mozarteum", der er als Gründungsmitglied schon am 18. Juni 1869, und wieder vom 20. Februar 1877 bis Ende Dezember 1892 in all seinen mühevollen und erfolgreichen Funktionärs-Angelegenheiten 15 volle Jahre hindurch, als einer der tätigsten Förderer der Vereinszwecke angehörte, findet sich im XXIII. Jahresberichte geschildert, womit dem am 18. Jänner 1903 im 77. Lebensjahre Ge- schiedenen ein wohlverdientes Gedenken gestiftet wurde.

B. Das Mozart-Museum.

Die darin befindlichen Schaugegenstände sind mit Zugrundelegung der Resultate der neuesten Mozartforschungen beschrieben.

I. In W. A. Mozarts Geburtszimmer.

a) Familienbilder, Büste und Mozartiana*).

b) Autographe von Kompositionen und Urkunden.

c) Mozarts Instrumente.

I. Wand, gegenüber der Eingangstüre.

1. Anna Maria PertI (Pertlin). Oelgemälde, Brustbild (84 cm hoch, 64 cm breit). W. A. Mozarts Mutter, etwa in der Mitte der Dreißigerjahre. Sie war des Wolfg. Nik. Pertl, hochf. salzb. Pflegkommissärs, am 1. Mai 1717 Pfleger des Gerichtes Hüttenstein**) zu St. Gilgen in Salzburg, (unter ihm wurde zu St. Gilgen von 1718 1720 das heutige k. k. Amts- gebäude erbaut, das er am 27. April 1720 bezog, wo er am 9. März 1724 starb) und der Eva Rosina Altmann eheliche Tochter, geb. am Christtag, den 25. Dezember 1720, vermählt mit Leopold Mozart zu Salzburg am 21. November 1747, gestorben zu Paris 3. Juli 1778, vis-ä-vis dem Hotel „Zu den vier Haimonskindern", Rue du gros chenet, im 58. Lebensjahre***).

Das Gemälde ist kaum gleichzeitig mit Nr. 2, dem ihres Gatten, gemalt. Es ist dasselbe auch im Größenverhältnisse in der Breite und Höhe um 5 cm kleiner; aber zufolge der gleichen Malweise von demselben Maler, der nicht bekannt ist. W. A. Mozarts Mutter war, soweit man sich aus Briefen und Berichten von ihr eine Vorstellung machen kann, eine Frau von großer Gutmütigkeit und voll Liebe für die Ihrigen, ohne bedeutend zu sein. Sie ordnete sich willig der anerkannten Ueberlegenheit ihres Mannes unter, und überließ, was außerhalb des Haushaltes lag, den sie mit Ordnung und Sparsamkeit zu führen wußte, mit unbedingtem Vertrauen seiner Sorglichkeit und Tätig- keit, y^obei seiner Neigung, daf Regiment zu führen, von ihrer Seite einige, nicht blos körperliche Bequemlichkeit entgegenkam. Auf diesen sich ergänzenden Eigenschaften Beider beruhte gewiß wesentlich die treue herzliche Liebe, mit welcher beide Gatten in nahezu Sljähriger Ehe aneinander und an ihren Kindern hingen, welche unter dem stillen, aber umso nachhaltigeren Einfluß eines reinen und tüchtigen Familienlebens den besten

*) Die Mehrzahl der bereits nach über anderthalb Jahrhunderten in sehr bedenklicher Weise schad- haft gewordenen Familienbilder, wurde im Mai 1901 von dem Historienmaler und bewährten Gemälde-Restau- rateur hierorts, Josef Gold, mit künstlerischer Hand, ohne daß die Originale irgend welchen Schaden erlitten, wieder farbenfrisch und zur vollsten Zufriedenheit wieder hergestellt.

**) Wo die Mutter als Pflegerstochter geboren wurde, dort zog die Tochter Maria Anna (Mozart) als des Pflegers Joh. Baptist Berchthold von Sonnenburg Gattin im Jahre 1784 ein und wohnte dort bis zu ihres Gatten Tod 1801. Dem „Pfleger" waren das Politische, Justizielle und die Polizeisachen für seine Amtshandlungen innerhalb seines damals salzburgischen Gerichtsbezirkes zugewiesen.

***) Es wurde im Februar 1906 eine Sammlung eingeleitet zur Errichtung eines Gedenksteines für Mozarts Mutter an dem k. k. Bezirksgerichtshause, und gleichzeitig Photographien von diesem und dem Ge- burtszimmer angefertigt und veröffentlicht, welche auch dem Mozart-Museum für das Album gespendet wurden.

Grund für ihre sittliche Bildung gewannen. Sie zeigte auch Sinn für heitere Lebensfreude und die bescheidenen Genüsse ihrer beschränkten Stellung, sowie für das Derbkomische, was sie als Salzburgerin charakterisiert und in welcher Hinsicht Wolfgang ihr echter Sohn ist, der von dieser Laune einen guten Teil mitbekommen hat. An der Mutter hingen die Kinder sehr. Sie war eine brave Frau, von kräftiger, fast imposanter Schönheit. Mutter Anna Maria war am liebsten zu Hause. Ihre ersten drei Kinder: Johann Joachim Leopold (geb. 18. August 1748), Maria Anna Cordula (geb. 18. Juni 1749) und Maria Anna Nepomuzena Walpurgis (geb. 13. Mai 1750) ebenso das 5. und 6. vorletzte Kind: Johann Karl Amadeus (geb. 4. November 1752) und Maria Creszentia Franziska (geb. 8. Mai 1754) starben schon einige Monate und noch früher nach ihrer Geburt. Nach dem drittgenannten suchte sie Kräftigung im Heilbade zu Gastein. Im dritten Bande des dortigen „Ehrenbuch" ist von ihr eigenhändig geschrieben zu lesen*) : „Dem Höchsten ach ich danckh Vor (für) das, was ich gefunden. Von diesen Edlen Baad in fünf- und neunzig Stunden! Maria Anna Mozartin, den 12. August 1750." Von den acht Kunst- reisen ihres Gatten, und zwar: vier mit beiden Kindern, vier mit Wolfgang allein, nahm sie nur an der ersten nach Wien am 9. September 1762 bis Ende Jänner 1763 teil. Ihre dritte und letzte Reise, von der sie nicht wiederkehren sollte, trat sie mit Wolfgang am 23. September 1777 an. Diese führte sie über Wasserburg, München, Augsburg und Mannheim, wo sie 4^2 Monate weilten, nach Paris, das Beide erst am 23. März 1878 erreichten und woselbst die Mutter nach nur 12tägiger Krankheit starb. Am 7. August des gleichen Jahres schrieb Leopold Mozart an den „Hochfürstlichen Hofrat" zu Salz- burg: „Der unverhoffte sehr betrübte Tod meiner seeligen Frau in Paris zog die Noth- wendigkeit der gewöhnlichen Sperre nach sich, die auch ordentlich vorgegangen. Da nun aber meine seelige Frau, als ich mich mit ihr ehlich verband, nicht das geringste Ver- mögen hatte, an ein in Zukunft zu erwerbendes aber bey geringem Gehalt (damals 400 fl.) nicht zu gedenken war, die Kleidungsstücke und wenig übriges sie mit sich (nach Paris) genommen, folglich von ihr nicht das geringste hinterlassen worden . . ."

2. Johann Georg Leopold Mozart. Oelgemälde. Brustbild (89 cm hoch, 70 cm breit). Ursprünglich ein ovales Brustbild: W. A. Mozarts Vater. Dieses Gegenstück zu dem Obigen zeigt uns Leopold im 37. Lebens- jahre. Die Hand auf die „Violinschule" stützend, daher jedenfalls nicht vor 1756, dem Jahre der auf Kosten des Autors bei Johann Jakob Lotter in Augsburg gedruckt erschienenen I. Auflage der j, Gründlichen Violinschule" und zugleich der Geburt Wolfgang Amadeus, des Sohnes, vielleicht auch aus diesem Anlasse gemalt.

Ein stattlich schöner Mann. Von den acht Kindern des Buchbinders Joh. Georg Mozart, der aus dieser Familie die Reihe der Buchbinder eröffnete, der erstgeborne Sohn aus der zweiten Ehe dieses seines Vaters mit Anna Maria Sulzer, war er am 14. November 1719 zu Augsburg geboren und kam 1737 an die Salzburger Universität, wo er bis 1739 Logik studierte und zwar unter den zwei Dekanen der philosophischen Fakultät: Oddo von Gutrath (von St. Peter) und Robert Sembier. In das „Album studiosorum" schrieb er eigenhändig anno 1737: Joannes Georgius Leopoldus Mozart, Augustanus Suevus Logicos", und ist im „Album der Mitglieder der größeren Kongregation" pro 1738 noch unter den „D. D. Logici" verzeichnet. Er wurde bei dem ersten Jahresschlüsse mit dem Lorbeer der Fakultät öffentlich und festlich mit Andern ausgezeichnet. Zwei Jahre später (1740) trat er als Kammerdiener in die Dienste des Domherrn und Konsistorialpräsidenten des Grafen Joh. ßapt. Thurn-Valsassina und Taxis, wurde 1743 Hof-Violonist und Komponist, Orchester- Direktor und Violinmeister im Kapellhause mit jährlich 400 fl. Gehalt, und vermählte sich am 21. November 1747 zu Salzburg in der Domkirche mit Anna Maria Pertl. „Diesen Gedanken hatten wir schon viele Jahre zuvor. Gute Dinge wollen ihre Zeit", schrieb Leopold an seine Frau nach 25 Jahren am Hochzeitstage, 21. November 1772, aus Mailand. Das Ehepaar galt seinerzeit für das schönste in der Stadt, dem die Por- träte nicht widersprechen und wovon das Leopolds im Stich sich auch in der Violin- schule findet**). Unter Kapellmeister Lolly wurde Leopold am 18. Februar 1762 Vice- kapellmeister mit 400 fl., 1778 mit 500 fl. Jahresgehalt. Als Komponist schrieb er unter Anderem: (1740) 6 Violin-Trios, von ihm selbst in Kupfer radiert, später 12 Oratorien und zahlreiche Kirchenmusik (mehrere sind in der „Wachskammer" der Domkirche), theatralische

*) Entnommen der „Berichterstattung des Archivars" Johann Horner im X. Jahresberichte (für 1890) der „Internationalen Stiitung: Mozarteum", pag. 15.

**) In einem Briefe vom 14. März 1756 teilt Leopold Mozart an Lotter in Augsburg Ausührliches über dieses S2in BiU mit (im Besitze von Friedrich Cohen, Buchhandlung in Bonn, noch im Mai 1901).

Werke, Symphonien, an 30 Sonaten, Konzerte für Blasinstrumente, Trios u. s. w., dann die schon erwähnte „Violinschule".

An Auflagen erschienen von diesem Buche bei Joh. Jakob Lotter in Augsburg: die I. 1756, II. 1769, III. 1787, nach seinem Tode die IV. 1791, und die IV. „vermehrte" Auf- lage i. J- 1800. Das Manuskript befand sich noch am 15. Februar 1900 im Besitze des Stadtrates F. Suhle in Weimar. Leopold schreibt an Wolfgang am 27. August 1778 nach Paris: „daß er durch den Verkauf seiner Violinschule jährlich gering gerechnet 50 fl. einnehme", daß „seine Schwester jetzt monatlich 10 fl. gewiß verdient und sich damit kleidet, indem sie die zwey kleinen Fräulein von der Gräfin Maria Franzisca (der Schwester des Erzbischofes Hieronymus, verheiratete Gräfin von Walis) im Klavier unterrichtet, und zwar täglich, ich aber die größeren Zwey." Das Honorar war 4 fl. oder einen Dukaten für zwölf Lektionen! Die Violinschule wurde auch ins Französische, und, wie er am 16, Mai 1766 aus Paris an Hagenauer schreibt: „in dem nämlichen Format in meinem Angesichte ins Holländische übersetzt, dem Prinzen Wilhelm (von Oranien) dedicirt und zu seinem Installations-Feste überreicht. Die Edition ist ungemein schön." Diese Letztere erschien bei Joannes Enschede (The Haerlem 1766), mit einer Vorrede des Verlegers an den Prinzen, vom 8. März 1766.

Durch dieses Werk erwarb er sich den größten und ausgebreitetsten Ruf. Es war die erste und eine lange Reihe von Jahren hindurch die einzige Unterweisung im Violin- spiele und sie neigte sich zur tartinischen Schule. Im Jahre 1759, am 24. Hornung, er- schien: „Der Morgen und Abend den Inwohnern der hochfürstlichen Residenzstadt Salz- burg melodisch und harmonisch angekündigt: 12 Musikstücke für das Klavier, deren eines täglich in der Festung Höhen-Salzburg auf dem „Hornwerk" morgens und abends ge- spielt wird." Die Nummern 1, 4, 8, 11 und 12 sind von der Komposition des ersten Hof-Kapellmeisters Johann Ernest Eberlin (1748—1763), Nr. 2, 5, 6, 7, 9 und 10 des Leopold Mozart, Nr. 3 aber „der alte Choral" des Augustin Ebler aus dem Jahre 1502, d. i. seit dem Bestehen des „Hornwerkes", welches Erzbischof Leonhard von Keutschach gleichzeitig mit der von ihm zu Ehren des hl. Georg erbauten und eingeweihten Schloß- kirche verfertigen ließ*). Im Uebrigen zeigte er viel Gelehrsamkeit und war der Selbst- erzieher seiner am Leben gebliebenen beiden Kinder, des 4. (Marianne) und des 7. (Wolfgang). Abt Dominikus Hagenauer von St. Peter schreibt in seinem Tagebuch I. Bd. pag 246: „Leopold Mozart brachte seine Lebenstage meistens in hiesigen Hofdiensten zu, hatte aber das Unglück, hier immer verfolgt zu werden, und war bei Hofe nicht so beliebt, wie in anderen größten Orten Europas". Leopold Mozart starb am Pfingst- montag früh, am 28. Mai 1787 (im Wohnhause : heute Makartplatz 8, I. Stock) und wurde zu St. Sebastian begraben.

Die neue Steineinfassung erhielt das Grab im April 1884 durch das Mozarteum, eben- so seit der Wiederauffindung desselben am 23. April 1898 (nach 111 Jahren) durch den Herausgeber, auch eine diesbezügliche Inschrifttafel und seither den alljährlichen Blumen- schmuck. (Siehe „Mozartiana", Mozartstudien, 5. Folge, im XVII. Mozarteums-Jahres- berichte 1897: „Leopold Mozarts, des Vaters, Grabstätte ist gefunden" und „Aus Leopold und des Sohnes Wolfgang Mozarts irdischem Lebensgange", Vortrag, gehalten am 13. Februar 1902 in der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, von Joh. Ev. Engl, ab- gedruckt in den „Mitteilungen" im XLII. Bande, II. Heft, pro 1902, mit Leopold Mozarts Porträt nach dem Original-Gemälde, als Titelbild).

3. Die •Familie Mozart. Oelgemälde (140 cm hoch und 186 cm breit) von Johann Nepomuk de la Croöe in Salzburg gemalt. W. A. Mozart und seine Schwester Marianne sitzen am Fortepiano, das sie spielen, neben ihnen, gleichfalls sitzend, der Vater Leopold Mozart mit der VioHne in der Hand in horchender Stellung. Im Hintergrunde an der Wand hängt sinnig ein Medaillon mit dem Porträt der verstorbenen Frau Anna Maria Mozart, Mutter Mozarts, kopiert von dem Originale Nr. 1. Rechts und links, durch den Vorhang etwas bedeckt, sind zwei mythologische Statuetten zu bemerken : Minerva (unbewaffnet, den Schild in der Rechten) und Apollo. Es war etwa im Februar oder März 1781 vollendet.

Joh. Nep. de la Cro(^.e, geboren 7. August 1736, war als Porträtmaler zu Burg- hausen und Salzburg ansässig und ein Schüler des Peter Anton Lorenzoni. Dieser Letzt-

*) Siehe „Das Hornwerk auf Höhen-Salzburg, dessen Geschichte und Musikstücke" von Joh. Ev. Engl, Salzburg, 1. Mai 1893. Der alte „Choral" von Aügistin Ebler, 1502, war um 4 Uhr morgens und nach dem Ave Maria-Läuten abends bis zu L. Mozarts Zeit von dort herab, als ältestes und einziges Musikstück, zu höre».

genannte war der Sohn eines Schmiedes aus Trient und bildete sich als Maler in Rom, kam durch den Grafen Lactanz von Firmian nach Salzburg und wurde hier zunächst Antekammerdiener des Erzbischofes Sigismund III., Grafen von Schrattenbach. Seine Malweise fällt in die Zeit von 1730 bis gegen 1780, als er im Schlosser Schneiderhause (heute Festungsgasse Nr. 4) als ein sehr vermöglicher Mann starb. (Siehe u. A. „D'w Auferstehung der Toten" im Friedhof zu St. Peter, Halle Nr. VI, von ihm gemalt in- Jahre 1766.)

W. A. Mozart, der von seiner Pariser Reise anfangs 1779 wieder nach Salzburg in das Elternhaus zurückgekehrt war und sich seit Anfang November 1780 zur Beendigung und Aufführung seines „Idomeneo" in München befand, fragt in den Briefen an den Vater in Salzburg wiederholt nach diesem Bilde. So schreibt er am 22. November: „Nun werden Sie ja doch schon im Bilde angefangen sein? und meine Schwester schon gar zu gewiß. Wie fällt es aus?" Demzufolge ist das Bild bereits in der Zeit zwischen 1780 und 1781 gemalt und saß dazu erst der Sohn Wolfgang vor seiner Abreise^ von Salzburg, wohin er erst, da ihn sein Schicksal von München nach Wien führte, Ende Juli 1783 nochmal und zum letzten Male auf drei Monate zurückkehrte, als seil* Vater schon am Hannibal- (jetzt Makart-) Platz wohnte, und er demselben dort mit seiner Frau Constanze einen Besuch machte, die Missa in C-moll, Köchel Verz. Nr. 427, im Kyrie, Gloria, Sanctus und Benedictus vollendet, hieher brachte, die fehlenden Sätze aus einer anderen Messe ergänzte, am 23. August im Kapellhause probierte und zwei Tage später, am 25. August in der St. Peterkirche diese seine Gelöbnismesse („wenn er Constanze als seine Frau nach Salzburg brächte") aufführte und dirigierte, wobei seine Frau die Sopranpartie sang. Aus dieser Messe stellte Mozart 1785 die Cantate „Da- vidde penitente", Köchel Verz. Nr. 469, zusammen. - (Vom 10. Februar bis 26. April 1785 erwiderte der Vater den Besuch in Wien, wurde Mitglied der Freimaurerloge „Zur wahren Eintracht", wie es Wolfgang schon etwas früher und so auch Blumauer, Schikaneder^ Gechinger, Alxinger u. a. waren, und er sah den Sohn dann nie mehr wieder.)

Das Familienbild fügte Nissen der „Biographie Mozarts", pag. 46, als Stahlstich bei, gedruckt von Jos. Lacroix in München.*) Constanze vererbte das Originalbild testa- mentarisch an ihre Schwester Sophie Haibl, von der es an den ersten Domkapellmeister und Mozarteumsdirektor AI. Taux, und durch diesen als Geschenk an das Mozarteum kam. Die Schwester Marianne bezeichnet darauf ihres Bruders Porträt in einem Briefe vom 2. Juli 1819 an Dr. Leopold Edlen von Sonnleithner, Hof- und Gerichtsadvokat in Wien (gest, 1873), als „sehr gut".

4. W. A. Mozart im Galakleide. Oelgemälde. Kniestück. (81 cm hoch und 62 cm breit), im 7. Lebensjahre, an einem Klavier stehend. Viel- leicht noch vor der Rückreise nach Salzburg in Wien gemalt. Maler un- bekannt.

Dieses Bild entstand in der Zeit, als der nahezu 7jährige Wunderknabe zu seinemi ersten Auftreten am Hofe der Kaiserin Maria Theresia in Wien am 13. Oktober 1762 mit einem vollständigen Hofanzuge, wie ihn damals die Erzherzoge trugen, beschenkt worden war, in welcher Galatracht er mit der Schwester und dem Vater am genannten Tage abends 7 Uhr nach Schönbrunn zu Hofe fuhr, wo die Familie 3 Stunden ver~ weilte. Am. 21. waren sie wieder dahin befohlen worden, wonach Wolfgang am Scharlachausschlage erkrankte. Das Bild kam durch die Witwe Constanze an das. Mozarteum.

Sein rundes, frisch gerötetes, pausbäckiges Gesicht mit einem ganzen Himmel vorr kindlicher Innigkeit um Auge und Mund, läßt, wenn auch noch nicht bestimmt, doch schon andeutend, im Ausdrucke die späteren Gesichtszüge erkennen, die typisch ge- worden sind

Im Briefe aus Wien vom 19. Oktober 1762 an Kaufmann Johann Lorenz Hagen- auer, seinen Hausherrn, erwähnt Leopold Mozart des erhaltenen Hofkleides für "Wolf- gang und dessen Schwester. Er schreibt: „Wollen Sie wissen, wie des Woferl (Wolf- gangs) Kleid aussieht? Es ist von feinstem Tuche, lilafarben; die Weste von Moir,

*) Am 14. Juni 1823 schreibt Constanze, nunmehr Etatsrätin [von Nissen, aus München an Spontii:i nach Berlin: „Seit 4 Wochen bin ich also hier und werde alle meine (6) Gemälde, die in der „Biographie W. A. Mozarts" von Nissen in Steindruck erscheinen sollen (die Porträts: „G. N. von Nissen", „Die Familie Mozart", „Mozart im Galakleide", „Mozart als Mann", „Constanze", als dessen Ehefrau, und „Mozarts Söhne") durch die Güte des Ritters von Cornelius, Direktor der bildenden Künste, dahinbringen, daß es lauter Kunstwerke seyn sollen. Dieser große Mann, der mich aus Verehrung für Mozart, so wie Sie, mein Freund, mit der grössten Freude aufnahm, bietet nun alles mögliche auf und hültt mir, dass die Gemälde aufs Beste und Schönste gemacht werden, um der Mozart'schen Biographie würdig zu seyn, ja er legt sogar selbst Hand an. Welch ein Mann, der König kann stolz seyn, ihn, der seit 300 Jahren seynensgleichen nicht hat, zu besitzen.

nämlicher Farbe, Rock und Camisol mit doppelten und breiten Goldborten. Es war für den Erzherzog Maxmilian gemacht. Der Nannerl ihr Kleid war das Hofkleid einer Erzherzogin (Maria Antoinette). Es ist weiß brochirter Taffent mit allerhand üarnier- ungen".

5. Maria Anna Mozart im Galakleide. Oelgemälde. W. A. Mozarts Schwester im 12. Lebensjahre, gleichzeitig mit dem Vorgenannten von einem unbekannten Maler in gleicher Rahmengröße gemalt.

Sie erscheint auf diesem Bilde nicht minder anmutig, wie ihr Bruder, aber doch abweichend von der obigen Mitteilung des Vaters, im festabschließenden, rötlich-violetten, ausgeschnittenen und mit reicher Spitzengarnierung versehenen Miederkleide, die Arme frei, trägt eine Perücke, auf derselben ein kleines Schmuck-Bouquet, wie Flieder, in den Ohren dreifache, lange Diamantgehänge und der Brust ist ein blaßviolettes Blumen- sträußchen vorgesteckt. Auch sie steht an einem Klavier, auf welchem ein Notenblatt aufliegt, mit ein paar Takten lesbar im Sopranschlüssel und ^/4-Takte (in C-dur), die aber als Komposition unbekannt sind.

Marianne, von den Ihrigen nach der Salzburger Mundart „Nannerl" genannt, wurde am 30. Juli 1751 zu Salzburg geboren, ihre Jugend- und Bildungsgeschichte fiel mit jener ihres Bruders zusammen. Sie war mit dem Vater und Bruder auf den ersten vier Kunstreisen: nach München im Jänner 1762, nach Wien im Oktober 1762, auch außer Deutschland nach Paris, London, Holland, in die Schweiz vom Juni 1763 bis Ende November 1766 und nach Wien im September 1767. Während der weiteren sechs Kunst- reisen ihres Bruders mit dem Vater, blieb sie bei der Mutter im elterlichen Hause zurück, half den Haushalt mit besorgen, verfertigte Spitzenarbeiten und bildete sich im Klavier- spiele zur Virtuosin und Lehrerin weiter aus. Sie vermählte sich am 23. August 1784 mit dem Witwer, dem salzburgischen Hofrat und Pfleger zu St. Gilgen, Joh. Bapt. Keichsfreiherrn von Berchthold zu Sonnenburg, welcher dritten Ehe seitens ihres Gatten (geb. 22. Oktober 1736), der 1792 der erste Reichsfreiherr seines Geschlechtes ward, ein Sohn und zwei Töchter entstammten. Marianne wurde am 26. Februar 1801 Witwe, nahm mit ihren Stiefkindern, dann dem Sohne Leopold*) und ihrer Tochter Jeanette (geb. 23. März 1789, gest. L Sept. 1805 zu Salzburg) eine zweite Tochter Maria (geb. 27. November 1790) starb schon am 24. April 1791 zu St. Gilgen von ihrem verstorbenen Gatten mit einem lebenslänglichen Fruchtgenuß von jährlich 300 fl. bedacht, ihr Domizil in Salzburg und damit auch wieder den Klavierunterricht auf. Zu ihren Schüler/i zählten ihre Tochter Jeanette seit 1795, Volderauer, Frau von Cantori (geb. Heffter), Matth. Gschnitzer u. a. Hochgeachtet und beliebt, wohnte sie mit be- quemen Auskommen im Rubinig- (jetzt Buxbaum-) Hause i.i der Sigmund Haffnergasse Nr. 12, 3. Stock, hatte das Unglück, im Jahre 1825 zu erblinden**), starb am 29. Oktober 1829, nachmittags 12\'2 Uhr an Entkräftung und wurde zufolge ihrer letztwilligen Codi- cillbestimmung vom 1. Juli 1827: „daß sie, statt (wie sie es im Testamente wollte) auf St. Sebastian in das Grab ihres Vaters, nach St. Peter, in die sogenannte Commungruft begraben werden will", auch dahin be- stattet. Es war ein Jahr früher (26. März 1825), als Constanze von Nissen (deren Schwä- gerin) Liren zweiten Gatten, von Nissen, in das Grab von Mariannens Vater, (Leopold Mozart), bestattet hatte und dem Ersteren das Denkmal errichten ließ, worauf aber, wie bereits bemerkt wurde, der Name „Leopold Mozart" fehlte, vielleicht auch der bezüg- liche Gedenkstein ihres Schwiegervaters entfernt wurde. Darüber hatte nun Marianne alle Ursache verstimmt zu sein und wünschte daher auch nicht seinerzeit das Grab mit ihr zu teilen. Ueberdies stand Marianne mit Constanze seit ihres Bruders Tod (5. De- zember 1791) in- keinem näheren Verkehr, auch nicht als beide in Salzburg lebten. „Sie

*) Dieser wurde geboren 27. Juli 1785, mittags, in seines Großvaters und Taufpatens Leopold Mozarts letzter Wohnung (heute Makartplatz Nr. 8) und getauft am selben Tage abends 5 Uhr in der alten, von 1401 bis 1851 bestandenen St. Andreaskirche. Er vermählte sich in Bregenz am 16. April 1816 mit Therese Sophie Fug.<;s (geb. 8. Juni 1795), der Tochter des fürstl. Oettingen Wallersteiner'schen Hofrates und Land- vogtes zu Utzwingen, und seiner Gattin Marianne von Auer. Er war vorher (1803—1808) beim k. k. Inf.-Reg. Stain, 1899 Leutnant, dann Oberleutnant der Salzburger Landwehr, 1813 k. bayr. Mautstationist zu Flos in Tirol. In Bregenz wurde ihm als provisorischen Maut-Oberamts-Kontrollor 1817 eine Tochter Henriette ge- boren — die einzige Großnichte W. A. Mozarts welche in Innsbruck die Ehefrau des Militär-Verpilegs- beamten Franz Forschter wurde, der i. P. mit seiner Familie nach Graz übersiedelte. Leopold, ihr Vater, starb am 15. Mai 1840 zu Innsbruck als Cameral-Kontrollor und Henriette am 18. Mai 1890, nahezu 73 Jahre alt, an Altersblödsinn im Irrenhaus „Feldhof" bei Graz, wo sie seit 12. Juni 1838 untergebracht war, und sich auch ihre Tochter Berta (geb. 11. Juni 1842) seit 16. Mai 1888 zum sechster Male und noch derzeit (Sep- tember 1935) über 64 Jahre alt befindet, während Forschters Sohn Gustav (geboren 1841) als k. k. Oberleutnant im In .-Reg. Nr. 42 am 23. Dezember 1875 zu Theresienstadt an Gehirntyphus starb.

**1 Constanze von Nissen schrieb 1829 an Madame Spontini nach Berlin: ,,Am31. Oktober 1829 wurde meine gute Schwägerin begraben; Gott Lob und Dank, daß diese gute, durch vier Jahre blinde Frau es über- standen hat." (,, Katalog der Autographensammlung" von Leo Lippmanns Sohn, Berlin 1892).

hatte seit dem Jahre 1801 keinen Brief mehr von Constanze erhalten, wußte von deren Kindern (Karl und Wolfgang) gar nichts und erfuhr der Schwägerin Wiederverehelichung mit Nissen nur durch Fremde", wie sie am 2. Juli 1819 an Regierungsrat von Sonn- leithner schrieb. Ihr Sohn Leopold errichtete ihr in der St. Peterkirche, neben Michael Haydns Denkmal und dem Gedenksteine für Ritter Sigmund von Neukomm, eine Votiv- Tafel.

In dem am 31. Oktober 1829 publizierten Testamente (vom 20. Oktober 1823) ist Marianne noch selbst unterschrieben, das Codicill vom 1. Juli 1827 hiezu ist gefertigt mit dem Wappen und drei Kreuzen „als Handzeichen der (1825) erblindeten Erblasserin." Im Letzteren verfügte sie u. a.: „daß 1. ein alter gefaßter goldener Ring mit 11 Diaman- ten, 2. ein Kreuz von Granaten, 3. zwei goldene Ohrringe mit blauen Steinen, 4. ein geschmolzenes Angehäng, 5. ein silbernes Riechbüchsel in einer hölzernen Kapsel und 6. die Wanduhr in ihrem Schlafzimmer nach dem Tode des Sohnes Leopold, ihres Universalerbens, den Relikten der Familie Mozartübergeben werden sollen, weil selbe noch von der Verlassenschaft der Urgroßmutterherrühren, und, was ich hoffen will, auch denselben schätzbar bleiben werden," welcher Verfügung aber nachgehends nur teilweise entsprochen wurde.

Marianne hinterließ ihrem oberwähnten Sohne Leopold in Barem 146 fl. 18 kr.^ eine Medaille auf die Vermählung des bayrischen Kronprinzen Ludwig (1825— 1848 König Ludwig I.), eine solche mit dem Porträte Mozarts, eine goldene Schaumünze, Pretiosen, und an Obligationen und Schuldurkunden 6975 fl., ferner Leibeskleidung, Wäsche, Zimmer- einrichtung und ein Pianoforte (ein Klavichord), wofür die Versteigerung einen Erlös von 643 fl. 39 kr. erzielte. Sperrelation vom 30. Oktober 1829. (Siehe „Mozartiana" : Mozartstudien, 5. Folge, von Joh. Ev. Engl, im XVII. Mozarteums-Jahresberichte 1897 „Testament, Codicill u. s. w., der Schwester W. A. Mozarts" und „Die reichsfreiherr- liche Familie von Berchthold zu Sonnenburg."

6. W. A. Mozart von Fr. Schwörer. Stahlstich von P. Barfuss in München. Ein vollständig idealisierter Mozart. Eigentum der Verlagshand- lung Bruckmann in München (noch im Dezember 1887).

„Jung groß, spät erkannt, nie erreicht" stand auf dem ersten Grabstein von grauem Marmor, den die berühmte Sängerin Marie Hasselt-Barth über Mozarts vergessenen und nur mehr vermutlichen Grabe am 30. Jänner 1844 errichten ließ, bevor es die Wiener Kommune am 6. September 1859 mit ihrem Denkmale und dem Werke Hans Gassers schmückte, die kürzeste, inhaltsschwerste Biographie in sechs Worten! Der Grab- stein ist seither verschwunden und das Denkmal wurde im Frühjahre 1891 auf den Wiener Zentralfriedhof überführt und dort in der Komponistenecke im Halbkreise wieder aufgestellt, der seit 1888 auch die Gräber Beethovens, Schuberts und seit 1890 jenes Glucks umschließt.

Im „Anhang" zu Nissens „Biographie W. A. Mozarts" (1828), werden bereits 51 ex professo erschienene „Biographien" und 30 darauf bezügliche „Druckschriften" erwähnt.

Geboren zu Salzburg 27. Jänner 1756, abends 8 Uhr, wurde Mozart tags darauf um 10 Uhr vormittags in der alten rechtsseitigen Taufkapelle des Domes getauft.

Zur „Chronik des Geburtsjahres Mozarts" möge hier auch ein trauriges Ereignis mitgeteilt werden. Auf der Kapuzinerstiege zum „Johanniskirchlein" findet sich an der Rückseite desselben unter dem Thorbogen eine kleine Marmortafel eingemauert, deren Inschrift meldet: „Anno 1756 Seind hier an einem Sonntag vor Portiuncula (Anfangs August) im Gedränge 6 arme Persohnen Elend zertretten worden. Gott gebe ihnen die ewige Ruhe. Pater noster, Ave Maria." In dieses sein Geburtsjahr fiel auch der Beginn des siebenjährigen Krieges (1756—1762) Friedrich II. des Großen mit Oester- reich unter Maria Theresia, worauf sich so manche Stellen der Briefe des Vaters Mo- zarts an seinen Hausherrn Lorenz Hagenauer während der großen Auslandsreise (1763 1766) mit den beiden Kindern beziehen.

Mit dem dritten Jahre schon zur Kunst angeregt, genoß Mozart bereits im vierten Jahre die Unterweisung seines Vaters im Pianofortespiel, machte als Violin-, Pianoforte- und Orgelspieler, Sänger und Komponist in den ersten 24 Jahren seines Lebens zehn Kunstreisen, gab mit 7 Jahren seine ersten drei Sonaten im Stich heraus, wurde 1769 „hochfürstlich salzburgischer Violinist und Konzertmeister" am erzbischöflichen Hofe ohne Gehalt, 9. August 1772 mit 150 fl. R.-W., 17. Jänner 1779 daselbst „Hof- und Dom- organist" mit jährlich 450 fl., 8. Juli 1770 „Ritter vom goldenen Sporn" (wie seinerzeit Gluck) durch den Papst Clemens iV. zu Rom, 10. Oktober 1770 Mitglied der „academica filarmonica" in Bologna, 5. Jänner 1771 Ehrenkapellmeister der „academica filarmonica"

in Verona, im Juni 1781 in Wien, sich vom dort gleichzeitig anwesenden Erzbischofe in Salzburg lossagend, an Stelle Ritter von Glucks, 7. Dezemberl787 „k. k. Kammer- Kompositoi" mit 800 fl. Gehalt Kapellmeister in wirklichen Diensten Seiner k. k. Majestät" stand auf den Anschlagzetteln des „Don Giovanni" (29. Oktober 1787) heiratete am 4. August 1782 in Wien seine innigst geliebte Constanze*) und erhielt am 9. Mai 1791 auf sein Ansuchen die Ernennung zum „Kapellmeister-Adjunkten" ohne Gehalt vom Magistrat bei der St. Stephans-Domkirche in Wien. Von den nahezu 36 Lebensjahren, worauf ihm, da er zu Wien am. 5. Dezember 1791, nachts 1 Uhr, verschied, nur 1 Monat und 22 Tage fehlten, verlebte er die ersten sechs Jahre der Kindheit zu Hause, weitere zehn Jahre, mit mehrfacher Unterbrechung, gleichfalls zu Salzburg in erzbischöflichen Diensten, etwas über neun Jahre auf 10 Kunstreisen, die übrigen etwas über zehn Jahre in Wien, schrieb in der Zeit von 30 Lebensjahren (1761—1791) 626 Werke (106 solcher in Salzburg), dazu zählen noch über 40 verloren gegangene und 114 unvollendete. Er hatte nebstbei in der ersten Jugend Latein, Fran- zösisch, Englisch und Italienisch erlernt. Von den in der Zeit vom 17. Juni 1783 bis 26. Juli 1791 geborenen fünf Söhnen und zwei Mädchen überlebten ihn nur das 2. und 7. Kind : die Söhne Karl und Wolfgang Amadeus. Merkwürdiger Weise ist in Wissens „W. A. Mozart" pag. 569, zu lesen: „Mozart zeugte vier Kinder" und hinwieder pag. 585: „Mozart hinterließ von sechs Kindern, nämlich von vier Knaben und zwei Mäd- chen, nur zwey Söhne", trotzdem ihm, als er die Biographie compilirte, seine Frau, ehemals Constanze Mozart, zur Seite war, die doch am sichersten wissen konnte und mußte, wie viel Kinder sie ihrem ersten Gatten Mozart geboren hatte. Beide An- gaben der Kinderzahl sind falsch! Wie der Vater Leopold, so erfreute sich auch sein Sohn eines siebenfachen Kindersegens, nur bestand dieser bei ersterem aus 3 Knaben und 4 Mädchen, bei Letzterem aus 5 Knaben und 2 Mädchen.

W. A. Mozart hinterließ bei seinem Ableben der Witwe und den zwei Söhnen 60 fl. Bargeld, an abgeschätzten Habschaften (Zimmereinrichtungen etc.) 532 fl. 9 kr., in Summa 592 fl. 9 kr., welchen 918 fl. 16 kr. Forderungen gegenüberstanden, wonach also 326 fl. 7 kr. unbedeckter Rückstand blieb, ungerechnet noch unangemeldete Schulden, welche, wie die Witwe in der Audienz bei Kaiser Leopold II versicherte, „mit ungefähr 3009 fl. alle bezahlt werden könnten". (Siehe „Mozartiana": Mozartstudien, 3. Folge, im XIV. Mozarteums-Jahresberichte 1894: „Sperr-Relation, Eheversprechen, Heiratskontrakt, Trauunsprotokoll, Inventarium und Schätzung u. s. w., Mozart betreffend", von Jon. Ev. En-^l.)

Und so starb der unvergleichliche Meister der Töne arm, so arm wie der Aermste, u. zw. an einem rheumatischen Entzündungsfieber, welches in Wien herrschte, und den gewöhnlichen Begleiterscheinungen dieser Krankheit. Baron Gottfried van Swieten, Präfekt der Hofbibliothek, Präses der Studienhofkommission, seit 1778 in Wien und seit 1782 mit Mozart im Verkehre, der reiche Mann und vornehme Gönner, übernahm die Sorge für das Begräbnis: Kondukt dritter Klasse, Bestattung in einem Schachtgrabe nebst anderen 15 Armen zu St Marx mit 8 fl. 36 kr. und für den Leichenwagen 3 fl.! Daß er außer dieser Sorge auch die Kosten für eine anständige Bestattung des großen Künstlers hätte übernehmen können, daran dachte er oflenbar nicht. Die Mitwelt gab Mozart kaum das Nötigste, er aber machte viele reich und den größten Reichtum hinterließ er der Nachwelt in seinen vollendeten 626 Werken, wovon nur der sechste Teil der Manuskripte in Oesterreich blieb. „Was er getan und was er sich versagte, wiegt gleich schwer in der Wage seines Ruhms." (Grillparzcr, I. Bd. „Sämtliche Werke").

Der Witwe wurde ausgiebiger Beistand durch die zu Beginn des Jahres 1792 er- folgte Aufführung des „Requiem", welche Einnahmen die Schulden bezahlten, durch Verkauf des musikalischen Nachlasses und ihre unternommenen Konzertreisen, wie ihn Mozart während seines Künstlers Erdenwallen niemals fand!

Em. Schikaneder, Direktor des Wiedener Bretterhaus-Theaters, für den Mozart die „Zauberflöte" schrieb und eine ergiebige Geldquelle schuf, starb 1812 in der Alser- vorstadt Nr. 30, und hinterließ nichts als 71 fl. den Wert von Habschaften.

Siehe „Biographie W. A. Mozarts" von Nik. von Nissen, (Leipzig 1828 in erster, und dann zweiter „wohlfeilem Ausgabe"); „W. A. Mozart" von Otto Jahn (Leipzig 1856 in der ersten Ausgabe in vier Bänden, 1877 in zweiter, und durch Hermann Deiters (1889—1891) in dritter, 1905 in vierter Auflage und zwei Bänden; „Mozarts Leben

*) Das junge Ehepaar schickte an den Vater Leopold am 3. April 1783 ihre beiden, wahrscheinlich vom Schwager Lange gemalten Miniatur-Porträte, welche Nissen seiner Biographie W. A. Mozarts in Stein- druck, pag. 466, beifügte und worüber Wolfgang im mitfolgenden Brief schrieb: ,,Mir scheint, sie gleichen beide gut und alle, die es gesehen sind der nämlichen Meinung." Beide Bilder finden sich als Photographien seit 23. November 1902 im ,, Mozart-Album". Von dem Verbleib der Originalbilder wurde seit dem Ableben von Wolfgangs Schwester, die sie vom Vater erbte, nichts mehr bekannt. Mozart z^igt völlig den Typus, den der Bildhauer Posch in Berlin 6 Jahre später in seinem Relief-Medaillon festgehalten hat, und welcher die wirklichen Gesichtszüge, ebenso wie bei den diesen ähnlichen Mozart-Porträten, zur Anschauung bringt.

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und Werke" von Ulibischeff (Stuttgart 1859); „Mo zartbuch" von Dr. C. von Wurz- bach (Wien 1869); „Mozarts Briefe" von L. Nohi (Salzburg 1865 erste, Leipzig 1877 zweite und 1905 dritte Auflage, leider in der Orthographie mit Ausnahme jener der Knabenbriefe in allen übrigen mit der heutigen vertauscht); „Ch r o n ol.-th em. V e r- zeichniss sämtlicher Werke W. A. Mozarts" von Dr. L. Ritter von Köchel (Leipzig 1862 und 1905). Die letztgenannte zweite Ausgabe bearbeitet und ergänzt von Paul Graf von Waldersee, bringt Köcheis Porträt und die Biographie desselben von Karl Viktor Reusch in Kannstatt.

7. W. A. Mozarts Apotheose. Kupferstich. Erinnerungsblatt an die vom 6. bis 9. September 1856 in Salzburg abgehaltene Säkularfeier der Geburt Mozarts, gezeichnet von Professor Peter Johann Nep. Geiger und in Kupfer gestochen von Leopold Schmidt, beide in Wien. Druck von A. Weterroth in Salzburg. Verlag von Kunsthändler G. Baldi in Salzburg.

In der Mitte des Bildes ist Mozart, an einer Orgel sitzend; im unteren Teil der Randzeichnung die Allegorie der „Symphonie"- und „Quartett-Musik", dargestellt durch vier singende Engel; über derselben eine reichbekränzte Leier; links die hervorragend- sten Gestalten aus der Oper „Zauberflöte" und „Don Juan": Tamino, Pamina, hinter beiden Papageno; ober diesen stürzt Don Juan in die Tiefe, verfolgt von dem Comthur und drei Dämonen mit Fackeln und Schlangen; rechts die Motette „Misericordia Domini" als arme verwaiste Familie; darüber das „Requiem" als eine trauernde Gestalt; ober derselben schwebend ein Engel, darauf hinweisend, daß das auf Erden Abgestorbene und Verwelkte im Jenseits wieder zu neuem Leben erblüht; in der Mitte des Bildes oben das „Ave, verum corpus" als Gesang der Engel versinnlicht, knieend vor dem Lamme Gottes mit dem Kreuze und dasselbe anbetend.

8. W. A. Mozart am Splnett. Photographie von Würthle und Spinnhirn in Salzburg, nach dem im Mozarthäuschen auf dem Kapuziner- berge befindlichen Original-Oelgemälde von Romako aus Rom (geboren zu Wien, und gestorben dortselbst am 19. März 1889), gemalt während des „I. Salzburger Musikfestes" der „Internationalen Mozartstiftung" zu Salzburg 1877, welches Gemälde von der Staffelei weg vom Vereine um 200 fl. zum Schmucke des Mozarthäuschens im Innern angekauft wurde.

9. W. A. Mozarts Verherrlichung. Stahlstich, nach der Komposition und Zeichnung des Professors Führich, gestochen in Mannheim von F. Schuler.

Mozart auf einem Folianten sitzend und sinnend, das Gefühlte aufzuführen; ihm zur Seite der Genius mit der Himmelsflamme und Euterpe, den Meister mit dem Lor- beerkranz schmückend; ober ihm die Repräsentantin der älteren Tonkunst, die heilige Cäcilia, an der Orgel, davon ihre Finger abziehend und auf die Klänge aus dem „Re- quiem" horcliend, die von dem vorbeiziehenden Leichenzuge zu ihr emportönen; an der entgegengesetzten Seite durch die Bogenöffnung eine Gesellschaft im Garten, eine der „Serenaden" aufführend; die beiderseits angebrachten Verzierungen stellen die Haupt- rollenträger der Opern j,Figaros Hochzeit", „Entführung", „Zauberflöte" und „Don Juan" dar; ganz oben weisen drei singende Engel auf die himmlische Abkunft der Musik und zwei andere verscheuchen die „Torheit" und das „Laster" ; eine Gruppe musizierender Kinder bildet den Schluß des Ganzen.

10. W. A. Mozarts Büste. Gypsabguß nach der beim Mozarthäuschen aufgestellten, von Edmund Helmer modellierten und im Fernkorn'schen Atelier in Wien 1881 gegossenen Büste. Ein Geschenk des Herrn Baurates Baron Schwarz. Diese steht seit 28. September 1881, mit Lorbeerkranz und farbigen Schleifen geschmückt, in der Ecke, wo Mozart am 27. Jänner 1756 geboren wurde.

Der weitere Bänderschmuck an den Wänden des Geburtszimmers rührt von den nicht minder wertvollen Kränzen her, die anläßlich des am 27. Jänner 1906 mittags statt- gehabten großen Huldigungszuges zur 150. Jahresfeier von Mozarts Geburt bei dessen Monument niedergelegt wurden.

II. Wand.

11. Wolfgang Amade Mozart (jun.) im 34. Lebensjahre. Oelgemälde, Brustbild, (69 cm hoch, '57 cm breit), der jüngste Sohn und das siebente, letzte Kind W. A. Mozarts, gemalt und signiert 1825 von Karl Schweikart.

Der Maler lebte zu Mozarts jun. Zeit, wie dieser, und noch in den 40er Jahren in Lemberg; er malte Porträte und aber auch für die dortigen Ausstellungen Bilder aus der Mythologie und Griechenzeit.

W. A. Mozart jun., geboren 26. Juli 1791, im Sterbejahre und Sterbehause (Rauhen- steingasse Nr. 934 im kleinen „Kaiserstein-Haus", der zehnten und letzten Wohnung des Vaters, zu Wien,) und gestorben zu Karlsbad 29. Juli 1844, im Hause Nr. 448, abends 9 Uhr, an Magenverhärtung, begraben auf dem Friedhofe bei der St. Andreaskirche, wo ihm auf seinem Grabe von Josefine Cavalcabo, geb. Gräfin Castiglioni, ein Denkmal errichtet, welches mit den letzten Grabresten am 29. Juli 1894 nach fünfzig Jahren auf den neuen Friedhof dortselbst übersetzt wurde, besaß Wolfgang das Talent des Vaters, welches ihn aber bei dem kolossalen Ruhme des Letzteren eher hemmend als fördernd durch das Leben geleitete. Er war „die trauernde Cypresse an seines Vaters Monu- ment" (Grillparzers Gedicht: „Am Grabe Mozarts, des Sohnes", 1844). Mit 7 Jahren spielte er schon die leichteren Klaviersonaten und Variationen des Vaters und wirkte 1796 in einem Prager Konzerte mit, wo er das erste Papagenolied „Der Vogelhändler bin ich ja" aus der Zauberflöte sang. Seine Lehrer waren: Ritter Sigm. von Neukomm, Andreas Streicher, J. N. Hummel im Klavier, Salieri im Gesang, Abbe Vogler und Al- brechtsberger und in reiferen Jahren in Lemberg: Mederitsch (Gallus genannt) in der Komposition. Er gab 1804 im Theater an der Wien sein erstes Konzert, komponierte Klavier-Konzerte, Cantaten etc., erteilte vom 13. Jahre an Musikunterricht, nahm fran- zösischen, italienischen und englischen Sprachunterricht, trat 1808 als Lehrer in die Fa- milie des galizischen Grafen Baworowski, kam nach Lemberg in das Haus des k. k. Kämmerers von Janiszewski und lernte dort auch die Familie desGubernialrates Baroni- Cavalcabo keimen, mit welcher er bis ans Lebensende in den freundschaftlichsten Be- ziehungen blieb und dort auch die Tochter Julie unterrichtete; machte 1819 und 1820 Reisen nach Rußland, Deutschland, Dänemark (wo er seine Mutter besuchte) und Ita- lien, gründete 1826 den Gesangverein „Cäcilia" in Le;iiberg, übersiedelte 1833 nach Wien und kam zur Denkmalenthüllung seines Vaters 1842 nach Salzburg, wo er vom „Dom- musikvereine und Mozarteum" zum Ehrenkapellmeister ernannt wurde. Kränkelnd schon im Winter 1843, suchte er Hilfe in Karlsbad, die er nicht finden konnte. Er hinterließ von 1804—1827 zahlreiche geschriebene Werke für Pianoforte-, Solo- und Chorgesang und iüY Orchester.

Nissens „Mozart-Biographie" enthält pag. 595 bis 612 „W. A. Mozarts des Sohnes Biographie und Briefe", Gassners „Zeitschrift für Deutschlands Musikvereine und Dilet- tanten" (Carlsruhe 8") IV. Bd. pag. 364, und die „Allgemeine Wiener Musik-Zeitung", herausgegeben von A. Schmidt, V. Jahrg. (1845), Nr. 60 und 61: „Des Sohnes W. A. Mo- zarts Vermächtnis an das Mozarteum in Salzburg".

Es befand sich darunter eine große Sammlung praktischer Musikwerke in größten- teils gestochenen oder schön geschriebenen Partituren der klassischen Meister: Händel, Familie Bach, Graun, beider Haydn, Cherubini, Beethoven und seines Vaters, eine Partie theoretischer Werke über Musik, dann fast alle musikalischen Zeitungen von ihrem Ent- stehen in seiner Zeit bis in sein letztes Lebensjahr, endlich aber, insoweit sie nicht schon früher an Julie Baroni-Cavalcabo in Lemberg geschenkt wurden, viele Reliquien seiner Familie, den Vater und Großvater betreffend, darunter 64 Autographe von Frag- ment- und 3 vollständig ausgeführte Kompositionen, 2 Studien und die eigenhändigen Briefe derselben, von welchen nur ein kleiner Teil zur Besichtigung hier aufgestellt ist. Karl Moyses hat aber (Salzburg 1862 bei Duyle am Mozartplatz) in 10 unpaginierten Blättern den„Systematisciien Katalog über sämtliche im Mozartarchiv befindlichen Autographe und sonstige Reliquien W. A. Mozarts" in Druck gelegt.

12. Wolfgang Amade und Carl Mozart (W. A. Mozarts Söhne). Oelgemälde, Brustbild (70 cm hoch, 56 cm breit), gemalt in Wien vom dänischen Maler Hans Hansen 1802.

Nachdem die Mutter Constanze vom Maler Hansen 1802 in Wien gemalt wurde, so konnte sicher angenommen werden, daß dieser im gleichen Jahre auch die beiden Knaben malte: Wolfgang im 11. und Karl im 18. Lebensjahre.

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Eine Lithographie dieses Bildes ohne Angabe des Zeichners und Lithographen findet sich auch in Nissens „Biographie Mozarts" pag. 585.

Die Witwe Constanze Mozart bezeichnet selbst dieses Originalgemälde in ihrem Testamente als „Gemälde brüderlicher Liebe", „vom Maler Hansen in Kopen- hagen gemall": und testierte es ihrer Schwester, Sophie Haibl, diese wieder an das Mozartmuseum.

Es ist zweifellos in dieser Stylisierung ein Fehler unterlaufen und sollte das Testament an dieser Stelle richtiger lauten: vom Maler Hansen aus Kopenhagen gemalt.

13. W. A. Mozarts Schwester Marianne. Oelgemälde von einem unbekannten Maler. Brustbild, eine vortreffliche und in der Malweise der Originalvorlage gleichwertige Kopie nach dem im Besitze der Kaufmanns- Witwe, Frau Anna Koch, hierorts befindlichen Originalbilde, gemalt im Novem- ber 1893 vom k. u. k. Hofphotographen Eduard Bertel, und ein Geschenk des Letztgenannten.

Das Originalbild dürfte vielleicht aus der Graf Laktanz Firmianischen Gemälde- gallerie im Schlosse Leopoldskron (seit 1736 Firmianisches Familienfideikommis) her- rühren, welche Gemälde L. Hübner in der „Beschreibung der Haupt- und Residenzstadt Salzburg" (1792, 1. Bd. 418—437) aufzählt, wenn es gleichwohl zu dieser Zeit dort nicht mehr verzeichnet aufscheint.

14. Carl Mozart im Mannesalter. Oelgemälde im Oval (65 cm breit,. 46 cm hoch). Brustbild. Gemalt wahrscheinlich von einem italienischen Maler und in Mailand.

Geboren zu Wien am 17. September 1784 in der sechsten Wohnung seiner Eltern dortselbst (Judenplatz Nr. 24 „Managetta-Haus"), das zweite Kind Mozarts, ge- storben zu Mailand 31. Oktober 1858, widmete sich derselbe anfangs dem Kaufmanns- stande, betrat aber später die Beamten- Karriere, in welcher er schließlich die Stelle eines k. k. Staats-Buchhaltungs-Otfizial bekleidete, in den letzteren Jahren in Pension trat und die übrige Zeit in Mailand im Hause des Obersten Casella, zuletzt in seiner eigenen Villa verlebte. Er spielte Klavier mit großer Geschicklichkeit, jedoch ohne seinen Vater oder jüngeren Bruder darin erreicht zu haben. Zur Feier der „Enthüllung des Denk- males" (4.-5. September 1842) für seinen großen Vater, kam er, wie sein jüngerer Bruder Wolfgang, zur „Mozart-Säkular-Feier" (6.-9. September 1856) aber nur mehr allein nach Salzburg, nachdem sein Bruder und alle seine nächsten Verwandten bereits gestorben waren, wo er in der Villa der ihm aus Mailand befreundeten seit 1853 hier domizilierenden Familie des Joh. B. Ritter von Vinetti (heute Villa Dr. Hitschfeld) in Schallmoos, Weiserstraße Nr. 16, seit Jänner 1900 im Besitze der Universalerbin, Fräu- lein Amalie Korber), Wohnung nahm, von welcher Familie eine Tochter, später ver- heiratete Frau von Schullern, seinerzeit seine Privatschülerin war. Kurz vor seinem Tode erhielt er aus Paris für die dreimalige Aufführung der „Hochzeit des Figaro", welche 80.000 Fr. eintrug, eine unerwartete Tantieme im Betrage von 20.000 fl. Als er erkrankte, erfreute er sich auf seinem Landgute der zärtlichen Pflege und Sorgfalt der Sängerin Carlotta Maironi-Zawertal, welche in dessen Hauskonzerten häufig seines Vaters Kompositionen sang.

Er ernannte in seinem Testamente das „Mozarteum" zu seinem Universalerben. Durch diesen Nachlaß, des ferneren durch die Geschenke seines Bruders, dessen Mutter Constanze und ihrer Schwester, wie der Schwester seines Vaters, Marianne Freiin von Sonnenburg, ge- langte der Verein in den erfreulichen Besitz der vielen wertvollen Familien-Relikten, wie sie seither in den beiden Zimmern pietät- vollst aufbewahrt und zur Schau ausgestellt sich vorfinden.

Karl Mozart war ein kleiner, schmächtiger Mann mit den schwarzen Augen seiner Mutter und wenig gebleichten Haaren, schlicht und höchst bescheiden in seinem Be- nehmen und hatte sich zum Italiener vollständig naturalisiert, sprach auch nur mehr ge- brochen deutsch und dieses mit italienischem Akzente.

15. Johann Georg Leopold Mozart. Bleistiftzeichnung im braunen Eichenrahmen (19 cm hoch, 15 cm breit). Der Vater Violin spielend. Auf der Rückseite ist zu lesen: „Mozart vice Maestro di Capello". Diese Stelle

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erhielt er am 18. Februar 1762, und so ist auch die Entstehung des Bildes nach diesem Jahre anzunehmen, als Leopold 42 Jahre vorüber alt war.

Dieselbe stimmt im Wesentlichen mit dem später angefertigten Porträte im „Fa- milienbilde" überein, nur daß alle Züge weniger scharf sind und das Gesicht über- haupt voller ist. Als Wolfgang Mitte Oktober 1777 nach Augsburg kam, fanden Jugend- freunde seines Vaters, „daß er diesem akurat gleich sehe und nur ein wenig größer sei."

16. Marie Anna Thekla Mozart im 20. Lebensjahre. Bleistift- zeichnung, eingelangt von Augsburg in Salzburg im Februar 1778 (19 cm hoch, 15 cm breit). Sie ist die Tochter des jüngsten Bruders von Mozarts Vater Leopold, des Buchbinders Franz Alois, Wolfgangs Cousine, von ihm immer nur „liebes Bäsle" genannt. Maria Anna Thekla war geboren am 24. September 1758 zu Augsburg und gestorben am 25. Jänner 1841 zu Baireuth an gänzlicher Entkräftung im Hause des Postdirektors Streitel, im 80. Lebensjahre.

Mozart unternahm am 26. September 1777 mit seiner Mutter die große „Franzö- sische oder Pariser Reise", auf der er nicht nur sein „Bäsle" in Augsburg, wo er vom 11. bis 26. Oktober verblieb, sondern auch später seine Liebe, Aloisia, und deren Schwester, seine spätere Frau Constanze Weber, in Mannheim kennen lernte, seine Mutter in Paris am 3. Juli 1778 durch Tod verlor und von dort allein Mitte Jänner 1779, zögernd insbe- sonders in München, nach Salzburg zurückkehrte. Diese Reise wurde namentlich durch seine Bekanntschafl mit den „Weberischen" in Mannheim, welche er dann in Wien im Mai 1781 fortsetzte, „als er den Erzbischof Hieronymus bis zur Raserei haßte" und aus dessen Dienst trat, seine verhängnisvollste Reise, verhängnisvoll für den ganzen Lebens- lauf! — Er schrieb dem Bäsle wiederholt während der Reise und traf sie auf der Rück- reise in München, von wo sie bald nach seiner Ankunft nach Salzburg auf zweiwöchent- lichen Besuch kam. So schreibt er auch am 25. Oktober 1777 aus Augsburg an seinen Vater: „Gestern hat sie sich (das Bäsle) mir zu Gefallen französisch angezogen. Da ist sie um 5 Prozent schöner." Wolfgang hatte ihr sein Medaillon-Porträt geschenkt, und sie mußte ihm versprechen, sich für ihn in französischer Tracht zeichnen zu lassen. Sein Medaillon (4 cm hoch, 2*8 cm breit) zeigt Wolfgang in rotem Frack mit ein. acher Frisur, das jugendliche Gesicht mit den klugen blauen Augen. Dieses Bild blieb ein Erbstück in der Familie des Postdirektors Streitel in Bayreuth, als welches es zuletzt an dessen Urenkelin, Frau Justizrat Marie VogI, in Regensburg überging, deren Güte das „Mozart-Album" eine getreue photographische Reproduktion nach diesem Originale seit 31. Jänner 1903 verdankt.

Am 3. November 1777 verkündet der Vater: „Kommenden Sonntag wird der trau- rige Abschied (am Vorabend der Abreise von Mutter und Sohn von Augsburg nach Mannheim, d. i. am 25. Oktober) der zwei in Tränen zerfließenden Personen, (des Wolf- gangs und des Bäsle), auf der Scheibe erscheinen" und berichtet hierüber am 17. No- vember: „Gestern war Bestgeber beim Schießen Herr Wolfgang Mozart, die Scheibe war allerliebst. Eine Augsburgerin stand rechter Hand und präsentierte einen jungen Menschen, der Stiefl an hatte und reisefertig war, einen Reisebusch (Boukett), in der anderen Hand hatte sie ein erstaunlich auf dem Boden nachschleppendes Leintuch, wo- mit sie sich die weinenden Augen abtrocknete. Der Chapeau hatte auch ein dergleichen Leinlach, tat das nämliche und hielt in der anderen Hand seinen Hut, auf dem das Zentrum war, leichter zu sehen als auf dem Reisebusch. Oben stand geschrieben: „Adieu mein Jungfer Bas! Adieu, mein lieber Vetter! Ich wünsch zur Reise Glück, Gesundheit, gutes Wetter: Wir haben 14 Tag recht fröhlich hingebracht; das ist's, was beyderseits den Abschied traurig macht. Verhaßtes Schicksaal! ach! ich sah sie kaum erscheinen; so sind sie wieder weg? wer sollte nun nicht weinen?" Ein ähnliches Bildchen ist noch erhalten und im Glaskasten ausgestellt. Im Briefe vom 2. Februar 1778 meldet der Vater seiner Frau nach Mannheim; „Sie (das Bäsle) hat dem Wolfgang ihr Porträt nach Salzburg geschickt, das er immer von ihr verlangte." Es ist die hier in Rede stehende Bleistiftzeichnung. Vater Mozart war damit nicht zufrieden; er hätte seinem Bruder die unnütze Auslage gerne erspart gesehen. Diese Zeichnung von keinem großen Meister, zeigt das gutmütige und lustige Gesicht des Bäsle, das etwas derbe Formen hat und, ohne schön zu sein, doch recht angenehm aussieht. Uebrigens trägt sie die gestickte Ringelhaube, die ihr gut steht, und keine Frisur; ein kleines schwarzes Tuch ist um den Hals geschlagen. (0. Jahn, II. Bd., pag. 74.)

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Das „Bölzlschießen" (mit Bolzt n aus der Armbrust) war ein Sonntag-Nachmittags- Vergnügen innerhalb des Mozart'schen Freundeskreises. (Siehe „Mozartiana", Mozart- studien, 4. Folge, im XV. Mozarteums-Jahresberichte 1895; „Der Freundeskreis Mozarts in Salzburg" von Freiherrn Karl von Sterneck und Joh. Ev. Engl. Es fand abwechselnd, wie schon erwähnt in den Familien Molk, Gilowsky, Schiedenhofen, Barisani, Hagen- auer etc. und auf einer Scheibe statt, welche mit spaßhaften Erlebnissen und erklären- den Verszeilen geziert war, wie sie nach der Reihe jeder Bestgeber beistellte, lieber Gewinn und Verlust wurde sorgfältig die Kreuzerrechnung geführt und daraus von Zeit zu Zeit eine Festivität, ein Schützenmahl, bestritten. Mozart erkundigte sich brieflich noch 1781 (4. Juli und 22. Dezember) bei seiner Schwester nach der „Schießkasse", nach dem „Schützenmahl" und dem „Bestgeher". Dem „Schießen" schloß sich abends auch zieitweilig ein Spielchen („Wallachen") der Alten an, ein Spiel mit deutschen Karten.

17. W. A. Mozart. Lithographie nach dem unvollendeten Porträt Mozarts, versehen mit dem eigenhändigen Namenszuge, welcher mit einigen von dessen dunkelbraunen Haaren umwunden ist. (jeschenk des Herrn Franzesko Carmagnola am 25. Mai 1841.

18. W. A. Mozart. Photographie. Ovalporträt mit einem Durch- schnitt von 11 cm, nach der Vorlage des von Augustin de Saint Aubin nach dem Leben in bunter Kreide gezeichneten Porträt-Medaillon, während des Aufenthaltes Mozarts mit seiner Mutter und nach deren Tod zu Paris im Juli 1778. Es befand sich das Original in der Konsul Bamberg'schen Sammlung und kam durch die Versteigerung derselben 1894 in den Besitz des Rud. Phil. Goldschmidt in Berlin (Vogel, „Mozart-Porträts")-

19. W. A. Mozart. Oelbild nach dem unvollendeten Originalbilde des Schwagers und Hofschauspielers J. Lange, kopiert und ausgefertigt von Josef Neugebauer, Historienmaler in Wien. Im Sommer 1878 kam es als Geschenk an den Archivar Franz Jelinek, der es dem „Mozart-Museum" einverleibte.

20. Gedicht von Gnllparzer. „An Mozart" („Glücklich der Mensch, der fremde Größe fühlt") zur Enthüllung des Mozart-Standbildes am 4. Sep- tember 1842. Geschenk von der verstorbenen Frau Waly Reichenberger hier.

(Siehe Grillparzers sämtliche Werke I, pag. 124, Stuttgart 1872.)

21. W. A. Mozart am Klavier als Knabe. Oelgemälde, Kniestück, (89 cm hoch und 73 cm breit). Es wurde aus der Verlassenschaft des Kaufmannes Hagenauer, des Hausherrn und Freundes der Familie Mozart, in das Eigentum des viel späteren Geschäfts-Nachfolgers Angelo Saullich (1858) übernommen.

Mozart sitzt im braunen Samtrock mit Süberstickereien vor dem Klavier, greift mit der linken, schön flach aufgelegten Hand auf die Tasten, die rechte Hand ruht auf dem rechten Schenkel. Auf dem am Klavier aufliegenden Notenblatte mit einem unbe- kannten Marsch-Adagio ist der Name wahrscheinlich eines wandernden Malers zu lesen: „Thaddäus Hebling. Inv. (enit^ et Pinx (it)"*). Der Name des vorgenannten Malers konnte in keinem Künstler-Lexikon aufgefunden werden. Für die Echtheit als Mozart-Porträt spricht nur die Tradition, und diese zugegeben, könnte dasselbe dem vermutlichen Alter nach nur in der Zeit der Anwesenheit Mozarts in Salzburg, zwischen November 1765 und Sep- tember 1767, vor der zweiten Wiener Reise, gemalt worden sein. Mit dem Vorhanden- sein der vermeintlichen Familienähnlichkeit laßt sich schon deshalb kein Beweis für die Echtheit führen, weil mehr oder weniger eine solche auch wechselseitig bei andern vorhandenen Bildern nicht apotiktisch behauptet werden kann, selbst dann nicht, wenn

*) „Erfunden und gemalt". Damit unterzeichneten schon Raphael Santi (Sanzio) Michl Angelo (Bouna- rotti) und Andere im Mittelalter, und noch im 18. Jahrhundert ihre Schöpfungen.

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das eine oder andere von Familienmitgliedern als „sehr gut" erklärt wurde. Am aller- wenigsten aber sprechen haltbar gegen die Echtheit der auf diesem Bilde vorfindlichen braunen (statt blauen) Augen, welche ja auch die Mozart-Porträts: Smissens (Nr. 30)^ im gleichen Alter, und die zwei gleichfalls bekannt gewordenen von Pompeo Battoni in Rom aus dem Jahre 1770 zeigen, zu welchem Mozart dem Künstler saß. Das Ori- ginalbild Battonis besitzt G. B. Davy fn Spean Lodge N. B. (Siehe Vogel: „Mozart- Porträts"). Die Künstler „schematisierten" eben seiner Zeit nicht nur die Ohren, wie Universitäts-Professor Dr. M. Holl in Graz in seiner vortrefflichen Schrift: „Mozarts Ohr" erwähnt, sondern auch die Augen und Hände, bezüglich letzterer Brücke in seiner Abhandlung: „Schönheit und Fehler menschlicher Gestalt" (Wien 1891, pag. 56) von Ant. van Dyck (gest. 1641) erzählt, „daß dieser auf seiner Reise nach England Modelle mit besonders schönen Händen mit sich geführt habe, um nach ihnen die Hände seiner Porträts zu malen, und ich (Brücke) habe nie gelesen, daß über die Unähnlichkeit der Hände auf diesen Porträts geklagt worden wäre."

lieber die Anwendung und Deutung des „Invenit" jedoch ließe sich allenfalls noch streiten, beweisen jedoch nichts, da das Porträt ja auch aus der Erinnerung gemalt wer- den konnte und die wechselnden Besitzer desselben offenbar Anhaltspunkte besaßen, die sie bestimmten, dasselbe als jenes Mozarts zu bezeichnen, vor allen diesen: der Hausherr Joh. Hagenauer, von welchem sich die Tradition fortsetzte bis heute, von dem diese auch ausgegangen war.

22. Gedicht von Alb. Weltner. „la Mozarts Geburtszimmer", zur feierlichen Eröffnung des „Mozart-Museums" durch die „Internationale Mozart- Stiftung" am 15. Juni 1880.

Das „Mozart-Museum" entstand im Jahre 1841 bei der Gründung des „Dommusik- Vereines und Mozarteums" und wurde „Mozart-Archiv" genannt. Es war schon vom ersten Anfange an Eigentum dieses alten Vereines. Es vermehrte sich in seinen Schau- gegenständen allmählich und waren dieselben zuerst bei dem Vereins-Sekretär, Dr. Edlen von Hilleprandt, später im Landhause (Chiemseehof) aufgestellt. Als im Jahre 1880 die „Internationale Stiftung: Mozarteum" gegründet wurde, erfolgte die Trennung der Musik- schule „Mozarteum" von dem Kirchenorchester (dem „Dommusik-Verein"), der nun auch als solcher selbständig ins Leben trat. Das „Mozart-Archiv" kam aber gleich- zeitig in das Eigentum des obigen und neuen Mozarteums und übersiedelte nunmehr als „Mozart-Museum" nach dem Geburtshause Mozarts.

Herr Albert Weltner, ein Neffe Grillparzers, ist dermaliger Archivar der k. k. Hoftheater in Wien, seit 1880 förderndes Mitglied der „Internaiionalen Stiftung: „Mo- zarteum."

23. Constanze Etatsrats-Witwe von Nissen. Kleines Aquarell auf Elfenbein (7 cm hoch, 5 cm breit). Gemalt 1826 von Thomas Spitzer in Salzburg.

Thomas Spitzer, geboren 7. März 1779 in Perwang (bei Mattsee), war der Sohn eines Müllers aus Poschenau (bei Anthering), zuerst Tischler, dann Zeichner, Maler^ Uhrmacher und Bildhauer. Ein sehr anspruchsloser Mann. Er bildete sich selbst aus durch Lesen ausgewählter Schriften zu dem vielseitigen Künstler, der er war. Sein Selbstporträt ist im städtischen Museum Carolino Augusteum im Gemäldesaal aufgestellt, eine nicht minder vortreffliche Leistung.

Die Ehefrau Mozarts, nach der Grabstein-Aufschrift, geb. zu Freiburg am 6. Jänner 1763, starb am 6. März 1842 zu Salzburg, wenige Stunden, nachdem das IV4 Meterhohe Modell der Mozart-Statue eingetroffen war, welches seither im städtischen Museum seine Aufstellung fand. Constanzens Sterbehaus war das Haus Nr. 77 (alt) auf dem Mozartplatze. Sie liegt begraben im Grabe ihres Schwiegervaters Leopold Mozart, sowie der Mütter Karl Maria von Weber und ihres zweiten Ehegatten, Nik. von Nissen, im Friedhofe zu St. Sebastian, links auf dem mittleren Gange zur Gabrielskapelle, erste Reihe, 7. Grab. Constanze war zwei Jahre jünger, als ihre älteste Schwester Josefa (geb. 1761) die am 17. September 1789 den Violinisten Hofer am Schikanedertheater heiratete, dann selbst dort als Sängerin auftrat, der Mozart die Partie der Königin der Nacht in der „Zauberflöte" für ihre „geläufige Gurgel", und die Bravour-Arie „Schon lacht der holde Frühling" (Köchel Verz. 580) schrieb und welche nachmals (als Witwe) den Bassisten Mayer ehelichte und ein Jahr jünger als Aloisia (geb. 1762), aber ein Jahr älter als Sophie (geb. 1764), welche vier Schwestern die stimmbegabten Töchter des Kopisten und Souffleurs beim Mannheimer Theater Fridolin von Weber, waren.

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Diese Familie lernte Mozart auf seiner großen Pariserreise im Jänner 1778 in Mannheim kennen, woselbst er, für die 16jährige Aloisia in Liebe erglühend, zum Ent- setzen seines Vaters den Gedanken einer Konzertreise nach Italien mit dem Vater Weber, mit der ältesten Josefa und Zweitältesten Tochter Aloisia faßte, wobei er im Stillen mit sich schlüssig war, letztere zu seiner Frau zu nehmen. Die Sopran-Arie mit Rezitativ: „Non so d'onde vienne" vom 23. Februar 1778 Mannheim (Köchel Verz. Nr. 295), ist für Aloisia geschrieben und das in Tönen gesetzte Liebesgeständnis Mozarts. Diese Arie war ihm so heilig, daß er später, als er sie dem Vater schickte, ihm schrieb: „er möge sie Niemandem zum Singen geben, denn sie sei ganz für die Weber geschrieben und passe ihr wie ein Kleid auf dem Leibe". Die Antwort auf das Reiseprojekt seitens des Vaters (12. Fe- bruar 1778) lautete jedoch kategorisch: „Fort mit Dir (und der Mutter) nach Paris und das balde und setze Dich großen Leuten an die Seite"! worauf Mozart am 24. März dort eintraf. Die Weber'sche Familie übersiedelte im Oktober 1778 nach München und im Herbste 1780 nach Wien. Am 25. Dezember 1778 von Paris nach München zurück- gekehrt, schien Aloisia ihn (Mozart) nicht mehr zu kennen. Da setzte er sich flugs ans Klavier und sang: „Ich laß das Mädel gern, das mich nicht will!" Der erste Roman war ausgespielt! Als Wolfgang dem Erzbischof von Salzburg, Grafen Hieronymus von Collo- redo, im Mai 1781 in Wien den Dienst kündete, quartierte er sich bei der alten Madame Cäcilie Weber ein, deren Tochter Aloisia seit Dezember 1780 als Opernsängerin am k. k. Hoftheater mit 1706 fl. 20 kr. Gehalt engagiert war. Hier verliebte ersieh in deren Schwester Constanze, die er am 4. August 1782 ehelichte. „Constanze" so schreibt Mozart am 15. Dezember 1781 an seinen Vater „ist nicht häßlich, aber auch nichts weniger als schön. Ihre ganze Schönheit besteht in zwei kleinen schwarzen Augen und in einem •schönen Wachstum". Am 5. Dezember 1791 zur Witwe geworden, lernte diese 1797 den dänischen Etatsrat Nik.v. Nissen kennen, mit dem sie sich im Jahre 1809 vermählte, zog mit ihm nach Kopenhagen und im Jahre 1820 nach Salzburg, wo sie sechs Jahre später zum zweitenmale Witwe wurde. Nach Nissens Tode lebte Constanze mit ihrer Schwester Sophie Haibl im gemeinschaftlichen Haushalt und in geordneten Verhältnissen. Constanze hatte den gesamten handschriftlichen musikalischen Nachlaß Mozarts (131 Werke), an Hofrat Andre in Frankfurt 1799 um 1000 Dukaten verkauft, ging 1796 auf Konzertreisen nach Deutschland, sang und spielte Ciavier, bezog als Witwe Mozarts im Gnadenwege auf ihr Gesuch vom 11. Dezember 1791 samt ihren zwei unmündigen Kindern das Drittel von dem Gehalte Mozarts (800 fl.) mit 266 fl. 40 kr. zur Pension vom 1. Jänner 1792 aus der Universal-Kameralkasse aus besonderer Gnade und ohne Konsequenz, wie der Bescheid vom 13. März 1792 lautete, und noch weiters auch eine zweite Pension als Etatsrätinwitwe aus Kopenhagen von jährlich 470 fl., zusammen 736 fl. 40 kr. (damals!) Siehe „Mozartiana", Mozart-Studien, 2. Folge, „Allerlei Kleinigkeiten" im XIII. Mozar- teums-Jahresbericht, 1893 (pag. 57 und 58) von Joh. Ev. Engl. Sie hinterließ zu gleichen Teilen ihren beiden Universalerben, den Söhnen Mozarts Karl und Wolf- gang 25.136 fl., (außerdem 2100 fl. CM. an Legaten, darunter 200 fl. für arme Stu- dierende), und davon stammten nach ihrem Vermögensbekenntnisse nur 7580 fl. von I^ikolaus von Nissen. Constanze hatte Mozarts Bedeutung im Leben unterschätzt, ihr galt die „Etatsrätin" viel mehr, als die „Witwe Mozart". Sie übte auch nicht den ge- ringsten Einfluß auf ihn, um durch dauernde Einwirkung den Schwächen seiner Organi- sation für das ökonomische Gebiet nachzuhelfen. Sie empfand die Mißstände scharf, sah auch wohl die Ursachen ein, allein sie wußte denselben nicht dauernd zu begegnen. JVlan darf sagen, wenn Constanze eine Hausfrau gewesen wäre, wie Mozart ein Kom- ponist, es auch in ihrem Hause wohlgestanden hätte.

Daß sie ihres „vielgeliebten Gatten" Grab in Wien, wie jenes ihres Schwieger- vaters Leopold Mozart in Salzburg verschollen ließ, in welches ihr zweiter Gatte von J^Jicssen begraben und das nicht mehr als Leopold Mozarts Grab bezeichnet wurde, wie dies vorher und in hierorts üblicher Weise der Fall war, dieser Vorwurf entspricht den Tatsachen und ist auch damit begründet. Wohl machte sie der Tod Mozarts und die dadurch erlittene Aufregung einige Tage hindurch krank. Aber in der Sterbenacht schrieb sie noch ihre Herzensergießung darüber in das Stammbuch des soeben aus dem Leben •Geschiedenen!

Sie war auch nicht bei der Aussegnung bei St. Stephan und nicht beim Leichen- begängnisse von dort weg nach St. Marx; es schneite und war überhaupt ein stürmi- sches Schneewehen, daß selbst die wenigen Begleiter an der St. Marxer Linie auf der Landstraße umkehrten und das Begräbnis nur den Totengräber zum Zeugen hatte. Constanzens Krankheit währte aber nur höchstens 8 Tage. Sie wurde auf Veranlassung des Baron Gottfried van Swietens noch am Sterbetage aus der traurigen Umgebung in die Familie des Josef Edlen van Bauernfeld, dem Associe Schi- J^aneders, und von dort in jene des befreundeten Goldhahn gebracht. Die ganz kurze Zeh ihres Krankseins beweist aber die Tatsache, daß sie schon am 11. Dezember ihr

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Onadengesuch an Kaiser Leopold IL eigenhändig schrieb, sie geht zur erbetenen Audienz und wirkt persönlich für die Fertigstellung des unvollendeten Requiems und das Zu- standekommen der ersten Aufführung desselben, um die hinterlassenen Schulden decken zu können, welche Aufführung spätestens im Frühjahre 1792 im Gasthause des Hoftrai- teurs Jahn in der Stadt, Himmelpfortgasse Nr. 965, stattfand, in einem Saale der damals für ähnliche Veranstaltungen diente, wenn das Theater nicht zu haben war. Constanze hätte sich demnach doch wohl noch im Verlaufe des Dezembers 1791 nach dem Fried- hofe zu St. Marx begeben können, um „zu beten an sein Grab!" Das tat sie nicht und auch nicht im folgenden Jahre 1792 am Allerheiligen- oder Allerseelentage, zur Zeit der jährlichen Feier der Verstorbenen, weder allein, noch mit einem ihrer Kinder, von wel- chen Karl doch schon über 8 Jahre alt war, sondern sie kam erst und wahrscheinlich auch nur über Anregung ihres zweiten Gatten von Nissen, der Mozart in seinen Ton- werken hoch verehrte, im Jahre 1810 dahin, vor der Abreise des Ehepaares nach Kopen- hagen! Es war dies zur Zeit, als der Totengräber zu St. Marx, Josef Rothmayer, kurz vorher gestorben war. Dieser hätte genau gewußt, in welcher Reihe, in welchem Schacht- grabe, und an welcher Stelle er dort Mozart begraben hatte. Er war es, der den Schädel Mozarts dem Grabe entnahm, als die gesetzlich vorgeschriebene Umgrabung der Gräber- reihe (1801) stattfand, der ihn geheim hielt und von welchem dieser an seine Nach- folger überging, deren einer schließlich denselben an den Kupferstecher Jakob Hyrtl verschenkte. (Siehe in der „Festschrift zur Mozart-Zentenarfeier 1891": „Das Requiem und die Requiemfrage" ebenso „Mozarts Schädel" im XII. Mozarteums-Jahresberichte pro 1892 und im „Salzburger Volksblatt" am 28. und 29. Mai 1901 von Joh. Ev. Engl). Niemand wußte der nunmehr erst nach dem Grabe Mozarts fragenden Constanze nach 19 Jahren! das Grab zu bezeichnen und aufzufinden! Wo waren doch seine Freunde, und die „Brüder Freimaurer" von der Loge „Zur wahren Eintracht" in Wien, der Mozart angehörte, in deren Mitte ihm eine Gedenkrede gehalten wurde, welche bei dem Bruder Alberti 1792 in Druck erschien? Wo waren sie alle, die ihn kannten, schätzten und liebten? ? Sie waren überall, nur nicht ans einem Grabe! Ein schlichter, einfacher Totengräber beschämte sie durch seine Treue und wurde aus Liebe zu ihm der Schädeldieb, welche Treue aber der Grabesfrage leider auch nichts nützte, da der- selbe eher starb, als er darüber befragt wurde. Constanzens Verteidigung gegenüber dem Vorhalte König Ludwig I. von Bayern in einer Audienz 1832 im Salzburger Schlosse Leopoldskron, „daß sie glaubte, der bestattende Totengräber hätte auf Mozarts Grab ein Kreuz aufgestellt, wie sie dies sonst überall sah," ist eine höchst unglückliche; sie hatte damit nur geradezu einbekannt, daß sie auch das vermutete Kreuz nicht sah und nicht suchte, so lange dies erhalten blieb, und ein solches braucht doch immerhin Jahre, bis es unbeachtet verfault! Hauptsächlich also durch Constanzens Schuld blieb Mozarts Grab für immer unauffindbar. Daran änderte auch nichts die emsige Nachforschung des Grabforschers Johann Ritter von Lucam im Jahre 1856! (Siehe dessen „Die Grabesfrage" Wien bei Hirschfeld, 1846). Dr. Th. Frimmel sagt in seinem Buche „Neue Beethoveniana" pag. 164 (Wien bei Karl Gerolds Sohn, 1888), aber bezüglich der Grabesfrage: Den bestimmten Erinnerungen von C. Frdr. Hirschens Mutter zufolge, der jüngsten Tochter des berühmten Contrapunktisten J. G. Albrechtsberger (f 1809), stand das Grabdenkmal auf dem richtigen Platze. (Siehe auch in der „Wiener Zeitung** vom 6. Dez. 1859 einschlägige Mitteilungen, die C. Frdr. Hirsch dem Dr. Frimmel zeigte.)

Die Geburtsstadt Mozarts, Salzburg, hatte doch wenigstens die Freude, wenn auch spät, des Vaters Leopolds Grab entdeckt zu wissen, womit die zweite große Unterlassungssünde Constanzens: die nicht fortgesetzte Bezeichnung des Grabes Leo- pold Mozarts, welches 111 Jahre als „Nissens Grab" galt, gesühnt wurde. In einem Schreiben von „Breitkopf und Härtel" an Mozarts Schwester, Marianne, Freiin von Sonnenburg, u. zw. vom 28. Februar 1800 (Siehe G. Nottebohm, „Mozartiana", 1889) cha- rakterisierten diese die „Witwe Mozart" mit folgenden zutreffenden Worten : „Sie (Con- stanze) scheint einen augenblicklichen Vorteil allen Rücksichten auf das Andenken ihres Gatten (Mozart) vorzuziehen." Sie war und blieb selbstsüchtig, so lange sie lebte, die Witwe Mozarts und Etatsrätin Constanze von Nissen, und sie legte seither auf die letztere Bezeichung mehr Wert, als auf die erstere!

24. Georg Nikolaus von Nissen. Kleines Aquarellbild auf Elfenbein, wie das vorhergehende, gemalt gleichfalls 1826 von Thomas Spitzer in Salzburg. (Gegenstück zu Nr. 23 in gleicher Größe.)

Nissen war der zweite Gatte der Constanze, ein väterlich besorgter, wohlwollen- der Freund und treuer Ratgeber von Mozarts hinterlassenen beiden Söhnen. Geboren zu Hardensleben in Schleswig (auf seinem Grabstein steht Dänemark) am 22. Jänner 1761,

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war er Student, 1781 bereits im Generalpostamt angestellt, 1790 Kanzlist der dänischen Ge- sandtschaft am Reichstage zu Regensburg. Einiee Zeit später wurde er nach Wien versetzt als Legationssekretär von 1802 ab, mit dem Titel eines Legationsrates, 1805 als Charge d'affaire (Geschäftsträger). Als Wohnungsnachbar lernte er die Witwe Mozarts 1797 dortselbst kennen und leistete ihr bei der Ordnung ihrer AngeleQ;enheiten und Ver- mögensverhältnisse treuen Beistand, wie dies aus seinen zahlreichen Briefen zu er- kennen ist, die er in ihrem Namen zu schreiben pflegte. Er zeigte sich darin als ein zwar umständlicher, aber sehr braver und ehrenwerter Mann, und so hat er sich auch seit seiner Verheiratung im Jahre 1809 mit Constanze gegen sie und ihre Kinder be- währt. Gegen letztere in der Korrespondenz mit diesen, denn Karl, der ältere, wurde von seiner Mutter schon im 15. Lebensjahre (1799) nach Livorno in Toscana geschickt, um sich dem Handelsstande zu widmen, weil ein Machtspruch der Mutter bestimmte, wie er selbst am 4. Mai 1856 an den Großhändler Adolf Popelka in Prag schrieb, (siehe „Mozart in Prag", von Freiherrn Rud. v. Prochäzka, Prag 1892) „daß nicht Karl, sondern sein sieben Jahre jüngerer Bruder Wolfgang, der seines Vaters Namen trug und ihm auch am ähnlichsten in den Gesichtszügen war, sich der Kunst der Musik widmen solle". Dieser war aber bereits im siebzehnten Lebensjahre (1808) als Hausklavierlehrer bei dem Grafen Borerowski in Lemberg eingetreten, wo er die Komtesse Henriette unterrichtete. Als demnach Constanze ihre zweite Ehe schloß, war keiner der Söhne mehr bei ihr.

Nissen kehrte 1810 mit Constanze nach Kopenhagen zurück, wo er mit dem Titel eines Etatsrates als „Zensor der politischen Zeitungen" angestellt wurde und in dieser Eigenschaft zehn Jahre hindurch tätig war. Eine Kränklichkeit nötigte ihn 1820 seinen Abschied zu nehmen und das Gasteiner Heilbad zu gebrauchen. Es wurde ihm für die dem Staate treu geleisteten Dienste von seinem Könige Friedrich VI., bei dem Ueber- tritte in den Ruhestand der Danebrog-Orden und der Adel verliehen. Bei der Rück- reise von Gastein nach Salzburg fand er so großes Gefallen an Mozarts Geburtsstadt, daß er beschloß, sich hier mit Constanze dauernd niederzulassen. Ihre Wohnung war im Hofapothekerhause (heute Ludwig Viktorplatz Nr. 7;. Hier verfaßte Nissen, wie er- wähnt wurde, nur kompilatorisch, seine Biographie „W. A. Mozart", wovon sich ein Teil des Manuscriptes im Mozarteumsarchiv befindet, wobei er von dem Freunde des Hauses und der Familie, von dem Chorregenten auf dem Nonnberger Musikchor, Anton Jähndl (geb. zu Augsburg 1783, gest. 1861) werktätig unterstützt wurde. Diese Biographie erschien erst nach Nissens Tode (bei G. Senf zu Leipzig, mit einem Vorwort von Dr. Feuerstein in Pirna a. d. Elbe vom Juli 1828), herausgegeben von der Witwe Constanze, dedi- ziert der Königin von Dänemark, Marie Sophie Friederike, und auf Subskription (mit dem Anhange 922 Seiten stark) in Druck gelegt. Der Subskribenten waren 917 an der Zahl.

Nissen starb am 24. März 1826 und teilte sechzehn Jahre später das Grab in St. Sebastian mit seiner Witwe Constanze, welche ihm darüber ein Monument von Marmor mit einem achtzeiligen Widmungsgedicht*) und den bezüglichen biographi- schen Inschriften hatte errichten lassen. Noch im Monat August 1836 mußte auf Ver- langen der Mutter, der Sohn Wolgang auf eigene Kosten von Lemberg nach Salzburg kommen, „um den Tribut seiner kindlichen Dankbarkeit gegen seinen verstorbenen zweiten Vater darzulegen", wie sie ihm schrieb. Er brachte seines Vaters „Requiem" in der Kolle- gienkirche zur Aufführung und veranstaltete vor seiner Abreise er hatte seine Mutter nach einer langen Trennung von sieben Jahren nicht mehr gesehen im Rathaussaale am 29. August eine muikalische Akademie, und er, nicht Constanze, legte damit finanziell den Grundstein zum Friedhof monumente seines Stief- vaters, V. Nissen (Siehe auch: „Dansk biografisk Lexikon" von Brika).

25. Leopold Mozart mit seinen beiden Kindern in Paris. Kupfer- stich von Hans Mayer, nach dem im Besitze des Lord Revelstoke in London befindlichen Oelbilde (36*2 cm hoch, 23*5 cm breit) von Carmontello, im November 1763 zuerst gestochen von Delafosse in Paris 1764, und 1781 von T. Cook in London. Zu diesem Kupferstiche diente, wie auch dem Durand zur HeHogravüre, die Arbeit des Delafosse als Vorlage. Geschenk des Herrn Hans Mayer im Dezember 1883.

Leopold Mozart, mit den zwei Kindern auf der dritten, der ersten großen Reise nach dem Auslande, schreibt aus Paris am 1. April 1764 an Kaufmann Hagenauer: „Mr. de Mechel, ein Kupferstecher, arbeitet über Hals und Kopf an unseren Porträten, die Herr von Cormontel (ein Liebhaber) sehr gut gemalt hat. Der Wolfgangl spielt Klavier, ich stehe hinter seinem Sessel und spiele Violine und die Nannerl lehnt sich auf das

*) Die vier letzten Verszeilen sind aber ein Plagiat aus der 7. Strophe von Schillers Gedicht: „Elegie auf den Tod eines Jünglings" (Joh. Christ. Weckherlin).

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Klavier mit einem Arme, mit der andern Hand hält sie Musikalien, als sänge sie." Und er schreibt weiters am 9. Juli 1765 wieder aus Paris: „Ich habe meinen Freund Mr. Grimm*; gebeten, eine Quantität von unseren Porträt-Kupferstichen nach Salzburg zu senden. Diese Kupferstiche sind gemalt worden (18. Nov. 1763), gleich bei unserer Ankunft in Paris. Mr. Grimm war der Anstifter."

26. Constanze, Witwe Mozarts. Original-Oelgemälde (68 cm hoch, 55 cm breit), gemalt von Hans Hansen 1802 in Wien.

Bei der Restaurierung des Bildes im Mai 1901 kam die bis nun unentdeckt ge- bliebene Signierung (wie auch jene unter Nr. 11, 23 und 24) mit „Hansen p. 1802" zu Tage. Es hat die Entstehungszeit und den Maler gemeinschaftlich mit dem Bildnisse unter Nr. 12, den beiden Söhnen Mozarts. Constanze zeigt sich (im 40. Lebensjahre) in einem bis auf die Brust ausgeschnittenen Cremekleid mit weißem Spitzenschleier darüber, den Hals und rechten Arm entblößt, in der Rechten ein Notenheft mit grünem Einband haltend und der Titelschrift: _„Ouvres de Mozart", die schwarzen Kopfhaare lockig gekräuselt! Ueber den Maler erhielt der Herausgeber auf eine gestellte An- frage von dem Herrn Präsidenten der kgl. Akademie für die schönen Künste, F. Mehl- dal, in Kopenhagen unterm 15. Mai 1901 (und gleichzeitig auch über Nik. von Nissen„ siehe Nr. 24) folgende, bisher gänzlich unbekannt gebliebenen Mitteilungen : Hans Hansen, war zu Skjelby auf Seeland, der größten und wichtigsten Insel Dänemarks, worauf auch Kopenhagen liegt, am 22. Februar 1769 geboren. Er besuchte vom Jahre 1786 an die kgl. Kunstakademie in Kopenhagen, wo er 1789 die kleine und 1791 die größere silberne Medaille erhielt. Am 31. Juli 1797 reiste er mit vierjähriger Unterstützung seitens des Kammerherrn, Karl Adolf von Plessen, nach dem Auslande, zunächst nach Deutschland und später nach Wien, wo er sich mehrere Jahre aufhielt. In Wien heiratete er Hen- riette Lie, ging 1803, nachdem ihm aus Dänemark für die Jahre 1803—1804 eine str-'t- liche öffentliche Unterstützung gewährt wurde, nach Rom, wo ihm sein Erstling, ein Sohn, der spätere Maler Konstantio Hansen geboren wurde. Er war also 1802 noch in Wien. Von Rom kehrte er mit seiner Familie 1804 nach Wien und im Herbste 1805 nach Kopenhagen zurück. Dort wurde er als Mitglied in die königliche Akademie auf- genommen und erhielt an derselben den Lehrstuhl als Lektor der Perspektive und Mathe- matik, wovon er 1826 seinen Abschied nahm. Seine letzten Jahre waren wegen Geld- schwierigkeiten u. a. wenig glücklich. Am 19. Januar 1828 starb seine Frau und gleich darauf am 11. Februar des gleichen Jahres er selbst. (Siehe auch: „Nyt dansk Kunstner- lexikone" von Weilbach).

27. W. A. Mozart. Stahlstich von SichHng. Knabenporträt. Knie- stück.

Nach dem auf der vierten (der ersten italienischen) Kunstreise in Verona am 6. und 7. Jänner 1770 für den Generaleinnehmer von Verona, Pietro Lugiati, gemalten Bilde,. Mozart im nahezu 14. Lebensjahre darstellend, seinerzeit im Besitze des Hof- und Ge- richtsadvokaten Dr. Leopold von Sonnleithner, auf dessen Veranlassung dort durch die Nachforschungen des k. k. Sektionsrathes W. Böcking, das verloren gegangene Bild 1856 im Lokale der „Societa filarmonica" auf dem Hausboden wieder aufgefunden wurde, welch Ersterer diesen Abdruck mit Widmung ddo. Wien am 4. Februar 1857 dem Mozarteum in Salzburg als Geschenk eingesendet hat.

Leopold Mozart schreibt am 7. Jänner 1770 aus Verona: „Wir waren bei einem Herrn Ragazzoni eingeladen. Der Generaleinnehmer von Venedig, Herr Lugiato, bat die Kavaliere, mich zu ersuchen, daß ich erlauben möchte, den Wolfgang abmalen zu lassen. Gestern Vormittag geschah es und heute nach der Kirche sollte er das zweite Mal sitzen." Sie waren aber vom Bischof in Verona abgehalten, der sie bis nach 1 Uhr bei sich behielt, worauf sie erst zu Lugiato gehen konnten. „Nun (schreibt der Vater weiter), wurde Wolfgangs Porträt ausgemalt und um 3 Uhr zu Tische gegangen". Mehrere Liebhaber, an deren Spitze Pietro Lugiato, ein enthusiastischer Musikdilettant, stellten es dann in einem öffentlichen Lokale aus. Eine Notiz, welche Bibliothekar Pohl nach Dr. L. von Sonnleithneis Tod im März 1872 in Wien veröffentlichte, erwähnt: „Lugiato drückte seine Freude über das Bild und den „raro e portentoso giovanne" in einem

*) Friedr. Melchior Grimm, geb. 1723 in Regensburg, kam nach beendigten Studien 1750 nach Paris, beschäftigte sich viermit Musik und schrieb literarische Bulletins für deutsche Fürsten, wurde 1776 zum Baron und vom Herzoge von Gotha zu dessen bevollmächtigten Botschafter am französischen Hofe ernannt, verließ anläßlich der Revolution Paris, war 1795 von Katharina II. zum russischen Staatsrat und zu ihrem bevoll- mächtigten Mini^t^ in Hamburg erwählt, und starb am 19. Dezember 1807 zu Gotha.

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italienisch an Mozarts Mutter geschriebenen Brief vom 22. April 1770 in warmen Worten aus. Die gegenwärtige Eigentümerin des Originalbildes ist Frau Therese Kammerlacher (die Tochter des v. Sonnleithner) in Wien. Der Name des Malers ist darauf nicht er- sichtlich. Die Augen sind dunkelblau, die Haare leicht gepudert, scheinen aber bei dem Kitaben blond gewesen zu sein, was nicht ausschließt, daß Mozart in späteren Jahren dunkelbraune Haare hatte. Vogel („Mozart-Porträts") beschreibt das Bild, wie folgt: „Zum erstenmale findet sich hier ein individuelles Gepräge im Gesichtsausdruck. Der Kopf mit dem leicht gepuderten blonden Haar hat eir.e ovale Form angenommen, die schön geschnit- tenen blauen Augen*) sind etwas dunkler geworden und die Nase etwas stärker hervorge- treten. In einem karmoisinroten Staatskleide, weißer Weste mit Goldstickerei und gold- farbigen Knöpfen, sitzt Mozart auf einem hochlehnigen Sessel vor einem 187 Jahre alten italienischen Spinett (einchöriges Klavier, als Vorläufer des von einem Deutschen, dem Organisten C. G. Schröter in Nordhausen erdachten Modelies und nach diesem von dem be- rühmten Orgelbauer Gottfried Silbermann, geb. 14. Jänner 1683 zu Kleinbobritsch in Sachsen, 1717 erbauten ersten Pianoforte heutiger Zeit), auf dessen Notenhalter sich ein aufgeschlagenes Musikheft befindet. Auf dem oberen Deckel des Spinettes liegt eine Viola und daneben eine in einem Tintenfaß steckende Kielfeder. Ueber der Tastatur, an dem Holzteile, ist der Name des Instrumentenmachers un'd das Jahr der Fertigstellung angebracht: Joanni Celestini Veneti MDLXXXIII (1583). Man bemerkt an dem kleinen Finger der Rechten einen wertvollen Diamantring, den der Wunderknabe Mozart im September 1762 in Schönbrunn von der Kaiserin Maria Theresia erhalten hatte. Dieses Porträt wurde in sämtlichen bekannten Reproduktionen zum Brustbilde verkürzt, überhaupt etwas frei behandelt und zwar regelmäßig in einer Weise, die den gewinnenden, liebreizenden Ausdruck der Augen verringert und wurde ihm auch die sogenannte „Mozartschleife" hinzugefügt, die im Original fehlt. Sie reproduzieren sämtlich, mehr oder weniger fein, den von Sichling gearbeiteten ersten Stich (auf Stahl) in Jahn's „W. A. Mozart". 0. Jahn ließ nämlich, wie er im I. Band, pag. 186, seines „Mozart" sich äußert, bis zur Heraus- gabe dieses seines mit Recht berühmten Werkes (1856) vorher vergeblich darnach Nach- frage halten, konnte es aber doch noch als Titelblatt dem 4. Band (I. Aufl.) unmittelbar nach dessen Auffindung vorsetzen.

28. Maria Therese Hagenauer, geb. Schuster. Oelgemälde. Ein Kostümbild einer salzburgischen Handelsfrau aus dem Jahre 1769. Geschenk des Herrn T; G. Carajan, Custos der k. k. Hofbibliothek und Vicepräsident der Akademie der Wissenschaften in Wien. Darunter:

Johann Lorenz Hagenauer, der Ehegatte der Vorgenannten. Oel- gemälde. Gemalt 1873 im Auftrage des Gründers und ersten Präsidenten, Carl Freiherrn v. Sterneck, nach dem Bilde in der St. Peter'schen Familien- gruft, von Sebastian Stief.

Sebastian Stief war geboren 16. Jänner 1811 im salzburgischen Pfarrdorfe Tingling am Wagingersee, er starb 29. Juli 1889 in seinem Hause Nr. 4 in der Pfeifergasse zu Salzburg, malte als absolvierter Münchner Akademiker: 921 Altar- und historische Bilder, Landschaften u. s. w. und 555 Porträte.

Maria Therese Hagenauer, geboren 1717, war die Ehefrau des Spezereihändlers Johann Lorenz Hagenauer, des Freundes und Hausherrn der Mozart'schen Familie, Besitzer des Schlößchens Mönchstein am Mönchsberge, heute noch „Hagenauer Schlößchen" ge- nannt, der geboren war am 10. August 1712 und am 9. April 1799 starb. Seine Frau folgte ihm am 2. Februar 1800 in das Grab nach. (Siehe Familiengruft im St. Peter Friedhof, östlich, Nr. XVI.) Das Ehepaar hatte 11 Söhne und 4 Töchter, alle befreundet mit Mozarts. Von dreien Söhnen wurde Ignatz Kaufmann in Triest, Leopold Kaufmann im Silbererhause, verheiratet mit der reichen Steinbräuertochter Popp (starb 1828) und Domi- nikus (geb. 1749), im Jahre 1786 der 77. Abt des Klosters St. Peter hier (gest. 4. Juni 1810). Von den 4 Töchtern: Ursula, Theresia, Martha und Franziska (Letztere gest. 26. Oktober 1886) führte Ursula nach dem Tode des Vaters das Geschäft, das in der Reihe der Jahre 1831 an SchüUer, früheren Buchhalter der Ursula, dann an Thury und endlich 1881 an

*) In allen bekannt gewordenen Biographien W. A. Mozarts fehlt die Angabe über die Farbe der Augen Mozarts. Im März 1897 wendete sich der Herausgeber dieses Kataloges an die ihm bekannten Besitzer von Mozart-Original-Porträten mit der Anfrage darnach, und es konnte sonach dieselbe mit „blau" einige Ausnahmen abgerechnet, welche in der geübten Methode des ,,Schematisierens" der Maler ihren Grund hatten festgestellt werden. (Siehe: ,,W. A. Mozart in der Schilderung u. s. w." in der Festschrift zur ,, Don Juan- Zentenarfeier 1887", pag. 46, von Joh. Ev. Engl.)

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Angelo Saullich übergieng. Franziska wurde die Frau des Regierungsrates Pichler in Linz. Bei Ursula kamen täglich Franziska und „Nannerl" (Marianne Mozart) zum Karten- spiel (Wallacheln) zusammen. Leopold Mozart war täglich abends, wenn er nicht die Familie von Rubinig im Stadthause oder im Sommer im schönen, heute noch ursprüng- lichen „Rubinig-(später Buxbaum-)Hof" in Schallmoos besuchte, bei Hagenauers, der ihn in seinen schweren Nöten und bei seinen Kunstreisen mit Geldvorschüßen unterstützte, namentlich bei den ersten drei Reisen mit den beiden Kindern nach München, dann Wien (1762) und ins Ausland (1763—1766), weshalb er auch wiederholt aus Paris (1. Fe- bruar 1764 u. w.) ausführlich an Hagenauer berichtet und ihm auch das Pariserbild, die holländische Violinschule u. s. w. zuschickt. Nissen bemerkt mit Recht in seiner Vorrede zur Biographie (pag. XIV.): „Wären diese Briefe an einen Gelehrten oder an einen Musikverständigen geschrieben gewesen, so hätte der Briefwechsel ihnen sicher mehr Interesse gegeben, als sie enthalten".

Das Hagenauer-, jetzt „Stranz und Scio"- Mozarts Geburts-Haus, findet sich pag. 50 in Nissens „Biographie W. A. Mozarts", von der Getreidegasse aufgenommen, abgebildet, und ist das mit rotem Marmor eingefasste, zierlich geschweifte Portal, über welchem sich ein (wahrscheinlich von Johann Ilagenauer, dem „Hofstatuarius" des Erzbischofes Sigmund von Schrattenbach, welcher ihn zu seiner weiteren Ausbildung in die Akademie nach Wien schickte, ihn auch auf seine Kosten Italien bereisen ließ, und der mutmaßlich ein Neffe des Joh. Lorenz Hagenauer war) gut gearbeitetes steinernes Medaillonbild der Mutter Gottes befindet, noch das ursprüngliche aus Mozarts Zeit.

III. Wand.

29. W. A. Mozart, als Knabe am Klavier. Photographie aus dem Jahre 1876 nach dem im Besitze des Konsuls Herrn F. Bamberg in Messina befindlichen Originale, nämlich einer minierten Bleistiftzeichnung kreisrunden Formates, entstanden etwa im Frühjahre 1763, welches Mozart, linksgewendet, im Profil zeigt. Die Originalzeichnung fand sich in dem Kataloge der von F. Bamberg im Mai 1894 zur Versteigerung gekommenen nachgelassenen Kunstgegenstände schon nicht mehr verzeichnet, wie Vogel („Mozart-Porträts") erwähnt.

Diese Manier, nach dem Leben zu zeichnen, war in der zweiten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts sehr allgemein. Nur ein Hauch von Aquarell- oder Miniaturfarbe belebt die Carnation und Gewandungspartien. Nach des verstorbenen k. k. Konser- vators und Kunstmalers Georg Pezolts Urteil dürfte die Zeichnung höchst wahrscheinlich vom salzburgischen Maler, Franz Nikolaus Streicher, geboren 1738 zu Trostberg an der Alga in Oberbayern, herrühren, und die weniger künstlerische Aufnahme als sorgfältige, ja ängstliche Beschreibung des Profiles der Charakteristik des Darzustellenden ziemlich realistisch nahegekonimen sein. Eben weil der Künstler das Relief des Kopfes wenig zu fördern verstand, folgte er umso strenger der Silhouette. Geschmeichelt ist dem Original gewiß nicht, hiefür birgt so manches Detail, wie die schroffe Form der Augen- brauen und des linken Ohres. Jedenfalls dürfte diese Zeichnung, ohne den höheren Anforderungen eines vollendeten Porträtes entsprochen zu haben, seiner Zeit dem Ori- ginale sehr ähnlich gewesen sein.

Franz Nikolaus Streicher, bildete sich zunächst in Regensburg unter Johann Zaufelly, dann an der Akademie der bildenden Künste in Wien als Maler aus, arbeitete später in Augsburg, zuletzt und viele Jahre in Salzburg. Hier sind von ihm Bilder vor- handen im städt Museum, St. Sebastians Friedhof, Wandbilder in der St. Peterskirche, zu Liefering, Heiligenkreuz am Hintersee („Gekreuzigter Christus"), zu Zell am Moos (bei Mondsee), in der Halleiner Pfarrkirche, zu Michaelbeurn u. s. w. Er starb in dürftigen Verhältnissen in Salzburg im Mai 1811.

30. W. A. Mozart im elften Lebensjahre. Photographie von Baldi und Würthle in Salzburg nach dem in Händen des königlich würtember- gischen Landesgerichtsrates Richard Hörnes in Neu-Ulm befindlichen sehr guten, wohlerhaltenen Porträt Mozarts. Geschenk des Herrn Dr. F. Scheuerleer im holländischen Haag, April 1883,

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Nach dem fleißig mit schönem Colorit gearbeiteten Oelgemäide, ge;i:a!t zur Zeit der Anwesenheit Mozarts in Holland während der „großen Auslandsreise" (1763—1766) von dem Sohne Jakob (wie Vogel vermutet), des nicht unberühmten Dominikus van der Smissen (Schüler des bekannten, schon im 24. Lebensjahre vielgenannten Porträt-Malers Balthasar Denner, geb. 15. November 1685, gesl. 15. April 1747 zu Hamburg). Dominikus, der Vater, war laut dem Totenregisier der mennonitischen Gemeinde in Altona bereits am 6. Jänner 1760 gestorben. Sein Sohn, Jakob (1735—1813), der gleichfalls im Porträt- fache tätig gewesen, hatte sich längere Zeit in Holland, so auch in dem Jahre des dortigen Mozartschen Besuches, aufgehalten. Das „D" auf dem Original-Oeibilde (Kniestück, 61 cm hoch, 52 cm breit) vor dem Signum des Malers, deutet sonach kaum auf den Vor- namen hin, sondern vielleicht auf einen damaligen Gebrauch der frommen Mennoniten, gleichwie die im Lateinischen angewandte Abkürzung D in der Bedeutung für Devotus (gottergeben); es müßte denn anderen Falles der Sohn seine Arbeit für jene seines Vaters ausgegeben haben, was nicht wahrscheinlich ist. Für den Kenner ist es das unzweifel- hafte Original-Porträt des damals jugendlichen Mozart, das sich in dem geistvollen jugendlichen Antlitz, dem muntern seelenvollen Auge und in der lebendigen Modellierung der Büste unverkennbar ausspricht, dazu die auf der rechten Seite des Bildes (vom Beschauer aus betrachtet) ungefälscht angebrachte Bezeichnung „Wolfgang Mozart, pinxit 1766. D. van Smissen". Mozart ist auf dem Originale dargestellt, vor einer Steinsäule sitzend, seinen rechten Arm auf einem Simse eines Säulenschaftes stützend, ein zusammen- gefaltetes Papier haltend, in goldblondem, welligen, aufgelösten Haare (nicht wie in der Zeichnung der „Leipz. lUustr. Zeitung" vom 23. Juli 1877 mit festen Buckeln) mit offen- stehenden roten Rock und bis an den Hals reichender hellblauer Weste mit goldblanken Knöpfen. Auffallend und ganz abweichend von den authentischen anderen Porträten sind nur die rehbraunen Augen, da doch Mozart, wie nachgewiesen wurde, blaue Augen hatte.

31. Mozart-Häuschen. Photographie, angefertigt von dem Photo- graphen Gustav Bieringer in Wien, vor der Ueberführiing des Häuschens nach Salzburg, welcher der letzte Bewohner des Häuschens war. Im mitt- leren der fünf Hofräume des Freihauses auf der Wieden zu Wien war das- selbe ursprünglich aufgestellt seit 1877 steht es auf dem Kapuziner- berge in Salzburg, in welchem Mozart drei Monate vor seinem Tode in Wien die „Zauberflöte" vollendete.

32. Prinzeps caeterique academici Philharmonici. Original-Diplom, mit Rosa-Seidenband eingefaßt, womit Mozart von der im Jahre 1666 gestifteten „Academica Philharmonica" in Bologna zu ihrem Mitgliede am 10. Oktober 1770 aufgenommen wurde.

Es war ein solches Ehrenzeugnis (Siehe: O. Jahn im I. Teil seiner „Biographie'% pag. 208) den Kirchenkomponisten nicht ohne Bedeutung, da Papst Benedikt XIV. in einer Bulle vom Jahre 1749 diesen eine Art Oberaufsicht gegeben hatte, so daß nur von denselben anerkannte Mitglieder, Kapellmeister an Kirchen in Bologna werden konnten,, und an anderen Kirchen des päpstlichen Gebietes vertrat diese Mitgliedschaft die Stelle jeder Prüfung.

33. Sonate (unvollendet) ä 2 Cembale, im ^ 4 Takt, in B-dur und 1 5 Takten, Querformat. Original Handschrift Mozarts „Per la Constanze Weber". Diese Widmung weist auf die Entstehungszeit von Ende Oktober 1777 bis 13. März 1778, in welcher Zeit Mozart mit seiner Mutter in Mannheim weilte, dort die „Weber'schen" überhaupt erst kennen lernte und mit ihnen im leb- haften, freundschaftlichen Verkehr kam und stand. (Köchel Verz. II: 43, pag. 610.)

34. Lied mit Klavierbegleitung: „Wie unglücklich bin ich nit", etc. */4 Takt, F-dur, vollständig in 15 Takten. (Köchel Verz. II: 147.) Komponiert 1772 von W. A. Mozart. Original-Handschrift. 1 Blatt mit zwei beschriebenen Seiten. Querformat, 8 zeilig. Die Worte sind vom Komponisten selbst.

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Die Ausgabe wurde veranstaltet cjurch das Handels-Kasino in Salzburg zur Er- innerung an die Mozartfeier am 27. Jänner 1855. Die hier willkürlich beliebte Ueber- schritt: „An Constanze" ist nicht gerechtfertigt, da das Lied eben aus einer viel früheren Zeit ist. Es wird erzählt, daß dieses Lied von Mozart scherzweise für die schöne „Theresel", der Tochter des Georg A. Horeischy, geschrieben wurde. Dieser, geb. 1751 zu Prag, 1784 in Salzburg als Baßgeiger angestellt, starb auch hier 1809. Wäre diese Annahme richtig, dann müßte das Lied nach dem Jahre 1784 komponiert worden sein. Köchel fügte der Jahreszahl 1772 ein * bei, und bezeichnete damit diese Jahreszahl als „zeitunsicher". Mozart war mit seiner Frau Constanze zum letztenmale in seiner Geburts- stadt bei seinem Vater Leopold von Ende Juli bis Ende Oktober 1783 auf Besuch, während Horeischy erst ein Jahr später nach Salzburg kam, daher eine Begegnung mit der Tochter „Theresel" seitens Mozarts nicht möglich war, wenn das Anstellungsjahr 1784 Horeischys hierorts richtig ist, wie es auch in dem „Salzburger Mozart-Album" (herausgegeben 1856 von Jelinek und Max Gloner, früher Gebrüder Krakowitzer) ver- zeichnet wurde.

35. W. A. Mozarts Anstellungsdekret vom k. k. Oberstkämmerer- Amt, datiert: Wien am 7. Dezember 1787, womit Mozart zum „Kammer- Musikum" mit 830 fl. Gehalt vom «1. Dezember 1787 an aufgenommen v^urde. Original.

36. W. A. Mozart. Oelgemälde, unvollendet. Hüftstück nach links (32 cm hoch, 28 cm breit), von Mozarts Schwager, Hofschauspieler Josef Lange, beiläufig 5^2 Monate vor Beginn der im JuH 1791 in Angriff ge- nommenen „Zauberflöte" gemalt.

Mozart am Klavier. Der Kopf ist ganz ausgeführt, Gewandung und Klavier sind blos mit Bleistiftstrichen skizziert. Dieses Originalbild war im Besitze des Sohnes Karl in Mailand und ist 1858 als Erbstück an das Mozarteum gekommen. Lange war als Maler nicht unbedeutend. Er legte sorgfältig die Treue in die Gesichtszüge, welche dem Relief von Posch (Nr. 46) entsprechen, die aber hier schon die beginnende Kränk- lichkeit aufweisen.

37. Zauberflöte-Theaterzettel. Erste Aufführung der Oper im Theater auf der Wieden in Wien am Freitag den 30. September 1791. Geschenk des Herrn Dr. Oskar Berggruen (welcher denselben 1871 dem Herrn Donn in Innsbruck um 18 fl. abgekauft hatte).

38. „W. A. Mozarts Ohr und ein gewöhnliches Ohr". Aquarell. Geschenk des Herrn Arthur Gaye*).

Gefertigt nach dem von Mozarts Sohne Wolfgang linken Ohre (siehe Nr. 11, pag. 9) der des Vaters feine Gehör hatte, und von dem. Mozart scherzend prophezeite, „es werde dieses Kind ein echter Mozart werden", weil der Kleine einst weinend in den Ton einstimmte, aus dem der Vater eben auf dem Klavier spielte. Selbst die Gesichts- züge waren denen des Vaters ähnlich, wie dies allgemein von Jenen behauptet wurde, die Letzteren kannten.

Der Nissen'schen „Biographie W. A. Mozart", pag. 586, wurde davon eine Ab- bildung in lithographischer (Kreide) Ausführung beigegeben.

*) Darüber sind bis nun folgende zwei Abhandlungen erschienen:

1. Die „Deutsche medizinische Wochenschrift" (XXIV. Jahrgang, Heft vom 2. Juni 1898, Leipzig) bringt in einem Feuilleton: .,,Mozarts-Ohr" eine wissenschaftliche Abhandlung (mit Zeichnung) von Dr. P. H. Gerber, Privatdozenten an der Universität in Königsberg, wonach der Verfasser schließlich zu dem Ausspruche kommt: a, In Mozarts (äußerem) Ohr haben wir es mit einer Mißbildung zu tun, die nicht nur sehr unschön, sondern auch au einer tieferen Entwicklungsstu.e stehen geblieben ist, während ■dessen innerliches Ohr sozusagen die höchste menschliche Entwicklung erreicht hat".

2. Im Selbstverlage der anthropologischen Gesellschaft in Wien erschien 1931 (auch im Sonderabdruck aus Band XXXI, als der dritten Folge Bind I, der ,,Mitteiluigen" derselben, Druck von Friedr. Jasper in Wien): ,, Mozarts Ohr". Eine anatomische Studie mit 3 Abbildungen vom Universitäts- und Anatomie- Professor Dr. M. Holl in Gras, welche obige Aufstellun =jen in ebenso sachlicher, wie fachlicher Weise wider- legt, und diejeder Mozartkenner als einen willkommenen Beitragzur Mozart-Literatur mit Befriedigung lesen wird.

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Aus der unten, unter 2 erwähnten Studie sei auszugsweise mitgeteilt:

„Der Verfasser der unter 1 angeführten Abhandlung, Dr. P. H. Gerber, stützt sich in seinen Ausführungen und Endurteilen über „W. A. Mozarts Ohr" auf eine Abbildung nach diesem Original-Aquarell von seiner Hand, wie er sie von demselben im Mozart- Museum angefertigt hat. Die Angaben stimmen nach dieser seiner zum mindesten un- genauen, wenn nicht geradezu fehlerhaften Handkopie vollständig, dagegen nur zum geringsten Teile mit den Befunden überein, welche das Mozart'sche Ohr im Aquarell aufweist; aber gerade in den wichtigsten Punkten ist hier zwischen Beschreibung und Befund kein Einklang zu finden, und so trägt auch das von Gerber dargestellte angebliche Ohr Mozarts in der Tat alle jene Gebrechen an sich^ welche er anführt, welche man aber an dem Aquarell selbst nicht vor- findet, das als Originalbildnis das linke Ohr Mozarts darstellt. Aus der Gestaltung dieses Ohres ist man jedoch nicht berechtigt, auf eine gleiche des rechten Ohres mit Sicherheit zu schließen. Ein Blick auf das Original-Aquarell und die Nissen'sche Lithographie davon, genügt, um zu erkennen, daß das Mozart'sche Ohr sich von einem gewöhnlichen wirklich auffallend unterscheidet und zwar: in der äußeren Ohrenöffnung und der sogenannten Muschel (Concha). Alle anderen vorhandenen Abweichungen sind so geringfügiger Natur und werden so häufig beobachtet, daß sie als besondere Eigen- tümlichkeiten des Mozart'schen Ohres nicht angeführt werden können. Die Abnormität^ welche dieses Ohr zeigt (und von welcher.Nissen und andere Biographen Erwähnung machen) ist in der anatomischen Literatur bekannt und wird mit dem nicht ganz zweck- mäßigen Namen „fehlende Concha" bezeichnet. Das Vorkommen einer derartigen Ano- malie hält das Mittel zwischen Seltenheit und Häufigkeit ein. Die Bildung desselben ist nach G. Schwalbe im K. v. Bardelebens „Handbuch der Anatomie des Menschen"^ (6. Lieferung. Sinnesorgane: „Das äußere Ohr", Jena 1898, pag. 136), nach Frl. Petrona Eyle („Ueber Bildungsanomalien der Ohrmuschel", Zürich 1891, Fig. 2, 8, 12 und 13) und nach Gradenigo („Ueber Bildungsanomalien der Ohrmuschel", Wiener mediz, Wochenschrift Nr. 1, 1894, S.-A. S. 2), als Varietät, bedingt durch entwick- lungs-geschichtliche Verhältnisse, und nicht als Mißbildung, die nicht nur sehr unschön, sondern auch auf einer tieferen Entwicklungsstufe stehen geblieben ist, aufzufassen. Es ist noch hervorzuheben, daß sie sich auch vererben kann. Nr. 4 („W. A. Mozart im Galakleid") und Nr. 29 („Mozart am Klavier") unseres Kataloges, lassen einen größeren oder geringeren Teil des unteren Teiles des rechten Ohres,. Nr. 3 („Familienbild"), den unteren Teil des linken Ohres erkennen. An den ersteren zwei Bildern ist auffällig, daß sie eine abnorme Bildung der Ohrmuschel nicht beob- achten lassen, während jenes Nr. 3 die Ohrmuschel ganz deutlich als abnorm gebildet aufweist. Da nun das in Rede stehende Original-Aquarell ebenfalls nur ein linkes Ohr (wie Nr. 3) zur Anschauung bringt, so ist die Ansicht gerechtfertigt, daß die eigentümliche Bildung der Ohrmuschel nur am linken Ohr, sowohl bei W. A. Mozart (Vater), als bei W. A. Mozart (Sohn) vorhanden war."

IV. Wand.

39. „Titus"-Theaterzettel. Erste Aufführung im Theater zu Salzburg^ am Freitag den 13. Dezember 1878 (87 Jahre nach der fertiggestellten Komposition) unter der Leitung des damaligen Kapellmeisters am hier- ortigen k. k. Theater, Emil Kaiser, und Geschenk desselben.

40. W. A. Mozart. Photographie nach dem Gemälde angeblich eines Tischbein. Ein Geschenk des großherzogl. hessischen Kapellmeisters Johann Anton Andre in Frankfurt a. M., am 29. August 1856: „Zur Jubel- feier (Mozart-Säkularfest in Salzburg) des herrlichsten Tondichters".

Es ist dies eine photographische Aufnahme nach dem Original-Oelbilde (Kniestück,. 68 cm hoch, 53 cm breit) und zwar nur als Brustbild, im Besitze der Erben des Kauf- mannes und Musikalienhändlers C. A. Andre in Frankfurt a. M. (des Sohnes des isenbur- gischen Hofrates, welcher von Constanze den gesamten handschriftlichen Nachlaß Mozarts kaufte). Das Bild ist in den „Bildnissen berühmter Deutscher" bei Breitkopf und Härtel in Leipzig, 4. Lieferung, gestochen. O. Jahn gab es dem III. Bande seines „Mozart" bei.

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„Wenn dieses Bild wirklich von einem Tischbein herrühren soll", erklärt Vogel („Mozart-Porträt"), „kann von den nahezu gleichzeitig in Mainz lebenden Malern dieses Namens nur Anton Wilhelm nicht aber Joh. Fr. Aug. Tischbein in Betracht kommen, der, geb. 1734, gest. 1804, die größte Zeit seines Lebens, auch im Jahre 1790, in Mainz, die übrigen aber um diese Zeit anderwärts tätig gewesen sind". (Vergl. „Allg. Deutsche Biographie", Bd. 38, S. 362—378).

Mozart reiste, seine pekuniäre triste Lage zu verbessern, am 23. September 1790 von Wien im eigenen Wagen zur Kaiserkrönung Leopold II. (9. Oktober) nach Frankfurt a. M., wo er am 29. gleichen Monats einlangte. Er hatte in seiner Gutmütigkeit auch noch seinen Schwager, den Violinspieler Hofer mitgenommen, damit er an dem etwaigen Gewinn der Reise Anteil nehmen könnte und wohnte im dritten Stocke (im Dachstüb- chen) der Adlerapotheke (Töngesgasse 26, auch Hasengasse 2, längst verschwunden). In der letzten Woche des Oktober besuchte er Mainz, wo obiges Bild, wie angegeben wird, im Auftrage des letzten Kurfürsten, Karl von Erthal, gemalt wurde, oder gemalt worden sein soll. Am 26. Oktober verließ Mozart die Feststadt Frankfurt, kam über Mannheim am 29. Oktober nach München und dann wieder nach Wien zurück, mit völlig leeren Händen! Vor des Kurfürsten Flucht nach Aschaffenburg (1792) soll dieser das Bild dem kurfürstlichen Hofviolonisten Stutzl zum Geschenk gemacht haben, aus dessen Nachlaß es C. A. Andre erwarb. Ein Zeitgenosse Mozarts, der 84jährige Vikar, Frz. Christ. Arentz (geb. 23. Februar 1766), damals Flötist bei der kurfürstlichen Musikkapelle zu Mainz und Hoforganist, Frz. Wilhelm Schulz in Mannheim, erklärten in einer notariell bestätigten Urkunde und zwar Ersterer als Zeitgenosse Mozarts und demselben befreundet gewesen: „Das Oelbild ist nicht nur dem Verlebten (Mozart) ähnlich, sondern durch treffliche Auffassung auch äußerst entsprechend zu nennen. Treue und Kunstwerth zeichnen dasselbe gleichmäßig aus" (24. Juni 1850). Letzterer: „Dieses Oelbild erkenne ich nach genauer Prüfung für das Bild des unsterblichen Ton- dichters W. A. Mozart, welchen ich bei seinem Leben, und zwar während seines Auf- enthaltes in der hiesigen Stadt (Mannheim) kannte, und dessen Züge mir ganz lebhaft im Gedächtnisse geblieben sind." (16. März 1851.)

Das an die Familie Andre in Frankfurt a. M. von ihrem Onkel Carl August Andre vererbte „Tischbein-Mozart-Portrait" befindet sich seither und noch heute in dem Besitze derselben. Bald nach der 1849 erfolgten Auffindung des Oelbildes, und der feierlichen Auf- stellung am 27. Juni 1853 im Musiksaale des Eigentümers, wurde die Echtheit angezweifelt in einer Weise, wie dies bei keinem der bisher bekannt gewordenen Mozart-Bildnisse der Fall war. Es war so ganz ein anderes Bild als alle bekannt gewordenen! Herr Carl Andre in Firma C. A. Andre in Frankfurt a. M. und Johann Andre in Offenbach a. M. hatten die Güte, uns dasselbe unterm 4. De- zember 1900 wie folgt zu beschreiben: „Es ist ein Kniestück. Mozart wendet seine rechte Seite, den Kopf noch etwas mehr, aber den Blick direkt nach den Beschauer. Die rechte Hand, die nichts, weder eine Papierrolle, noch ein Buch hält, stützt sich etwas unterhalb der Hüfte auf den Körper, so daß der rechte Arm sich rechtwinkelig beugt. Die linke Hand hängt sich in den ziemlich weit heruntergehenden Ausschnitt des unteren Rockteiles. Der Rock, ebenso die Aufschläge auf den Aermeln sind, wie die Knöpfe, von schwarzgrüner Farbe. Das Gesicht erscheint ziemlich voll und die Gesichtsfarbe nahezu rosig gesund, die Nase groß und kühn, der Mund geschlossen. Die Augen sind lebhaft, aber etwas minder blau, als auf dem Bilde aus Verona (in diesem Kataloge Nr. 27), wahrscheinlich durch Verblassen der Farbe. Die Beine sind noch ein kleines Stück unter der Weste, wie auch das rechte Ohr zu zwei Dritteilen unter der Perrücke, mit einem normalen Ohrläppchen sichtbar, während der Hintergrund des Ganzen gleich- mäßig dunkel ist. Es läßt sich auf dem Bilde keinerlei Nebenzeichnung erblicken."

In der photographischen Reproduktion, in Kupfer-, resp. Stahlstichen, Steindrucken, desgleichen im Lichtdrucke unserer „Festschrift 1887", nach einer uns von C. A. Andre zugesendeten Photographie u. s. w., erscheint dieses Bild immer nur als Brustbild.

Behufs Feststellung, ob das Bild ein Mozart-Porträt oder nicht sei, übersandte Schwyder von Wartensee*) an Mozarts Sohn Karl, der anläßlich des stattgefundenen Säkularfestes in Salzburg weilte, eine genaue Kopie von dem Tischbein-Mozart-Oelbilde. Die Antwort darauf in einem aus Salzburg vom 17. September 1856 datierten Briefe lautete**) : „Mit Bedauern sehe ich mich zur Steuer der Wahrheit gezwungen, zu be- kennen, daß meine immer lebhaft noch erhaltene sichere Erinnerung in besagtem Gemälde keine Spur von Aehnlichkeit wahrzunehmen vermag, so zwar, daß, wofern es nicht ganz vollkommen noch erwiesen

*) u. A. Der Verfasser der Abhandlung „Don Juan von Mozart, Recitative oder nicht Recitative? Das ist die Frage" in d2n Blättern für Geist, Gemüt und Publizität der ,,Didaskalia" (Frankfurt a. M. 1856 Nr. 302).

**) Abgedruckt 1853 auch in der ,, Süddeutschen Musikzeitung" und in Nr. 27 der ,, Niederrheinischen Musikzeitung".

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sein sollte, daß Tischbeins Originalgemälde wirklich das Porträt meines Vaters dar- stelle, ich sogar auf die Vermuthung verfallen würde, dass ein Irrtum unter- laufen sei und es sich um eine ganz andere Person handle. Selbst in Nebendingen, wie z. B. hauptsächlich in der Frisur, ist eine gänzliche Verschiedenheit von der von meinem Vater standhaft beigehaltenen Weise es müSte höchstens sein, daß aus Anlaß der Sitzung zu dieser Abbildung derselbe sich absichtlich in diese so ganz von seiner gewöhnlichen abweichenden Kostümierung versetzt hätte." Eine Kopie ließ C. A. Andre (1834) vom Porträtmaler Nebel in Frankfurt und zwei solche bei dem Kunstmaler Anton Hähnisch in Karlsruhe anfertigen. Davon erhielt als Schenkung eine der Inhaber der Firma C. F. Peters in Leipzig; eine vierte Nachbildung in Sepia besitzt Frau Emilie v. Gilowska in Wien.

C. A. Andre schrieb uns am 16. März 1884: „Ich für meinen Teil möchte über- haupt betreffs Mozart (Tischbeinbild) nichts weiter sagen. Die Zeit, in der Mozart lebte, liegt zu ferne, um sich über diesen Genius, über diesen Gott der edlen Musica, der überdies zu Lebzeiten außer geringfügigen, weil vorübergehenden Weihrauch, nur die krasseste Vernachlässigung und viele Mißachtung zu dulden hatte, mit Verläßlichkeit äußern zu können. Meine kranken Augen mahnen, zu schließen. Empfangen Sie freund- lichsten Gruß Ihres stets ergebensten C. A. Andre." Die uns eine Woche vorher ver- sprochenen Kopien der Zeugnisse von Vicarius Franz Christoph Arentz in Mainz und Hofkapellmeister Wilhelm Schulz in Mannheim, wurden am 12. März 1884, beglaubigt von Dr. Wilhelm Kilger, kg. pr. Notar in Frankfurt a. M. angefertigt, und uns sodann gesandt. Diese beiden Zeugen für die Echtheit stehen den Aeußerungen Mozarts Sohn Karl diametral, ja schroff gegenüber, da Letzterer die Echtheit des Bildes auf das Be- stimmteste in Abrede stellt, Beide erstere leisten ihre Zeugenschaft aber auch in nicht imanfechtbarer Weise. Vikar Franz Christoph Arentz hörte W. A. Mozart „sehr oft in Concerten im hiesigen kurfürstlichen Scnlosse" und will ihn auch „persönlich näher gekannt" haben. Mozart (im 35. Lebensjahre) gab aber in Mainz nur ein Konzert*) nach dem auch nur einen: „Freytags den 15. Oktober Eiif Uhr Vormittags in zwei Teilen im großen Stadt-Schauspielhause großen musikalischen Konzerte zu seinem Vorteile mit Madame Margarethe Schick (der ersten Frankfurter „Zerline"), dem seinerzeitigen Salz- burger Hofsänger Fran^. Cecarelli und dem Frankfurter-Mainzer Orchester.**) Zwischen 16. und 26. Oktober, d. i. dem Tage der Abreise Mozarts von Frankfurt, fällt die Zeit des Mainzer Ausfluges, der „gegen Ende Oktober" erfolgt sein soll. Am 26. Oktober nämlich verließ Mozart die Stadt Frankfurt und trat über Mannheim und München seine Rückreise nach Wien an. Möglich ist es immerhin, daß Arentz seit Mozart am 29. September in Frankfurt angelangt war und so lange er dort blieb, ihn nicht nur im Konzerte, sondern auch überdies in Bekanntenkreisen häufig spielen hörte; dann würde sich der Termin des Bekanntsein mit Mozart auf vier Wochen verlängern. Arentz stand 1350 im 85. Lebensjahre (^geb. 1766) und erinnert sich mit aller Bestimmtheit noch nach 60 Jahren, innerhalb welcher Zeit er Mozart nicht mehr sah, „an die vollkommene Aeh.ilichkeit" mit dem angeblichen Tischbein-Mozart-Bilde. Hoforganist Franz Wilhelm Schulz in Mannheim, welcher Mozart „bei seinem Leben, und zwar während seines Aufenthaltes in hiesiger Stadt kannte", diese Angabe deutet auf die Zeit, in der Mozart mit seiner Mutter auf der Reise nach Paris in Mannheim weilte, d. i. vom 31. Oktober 1777 bis 14. März 1778, viereinhalb Monate; denn in der letzten Oktoberwoche 1790, auf der Rückreise, blieben Mozart nur höchstens ein bis zwei Tage für den Mannheimer Aufenthalt, wo er überdies einer Aufführung des „Don Juan" bei- wohnte. Am 29. Oktober oder längstens Anfangs November war er bereits in München. Nach 74 Jahren attestiert Schulz dessenungeachtet, daß „Mozarts Züge ihm lebhaft im Gedächtnis geblieben sind."

Der Sohn Mozarts, Karl aber war 7 Jahre, 2 Monate und 18 Tage alt, als sein Vater staib. Seine Mutter bewahrte die Bilder Mozarts, ihres Gatten, in ihrer Wohnung so namentlich Josef Lange's Bild, nur ein halbes Jahr nach Mozarts Auf- enthalte in Frankfurt und im Sterbejahre gemalt und als Karl 15 Jahre alt war, ver- läßt er erst seine Mutter. Der Sohn Karl sah seinen Vater daher lebend durch sieben Jahre (wenn auch als kleines Kind) und noch weitere acht Jahre in als „sehr gut" be- zeichneten Bildern. Er erklärt nach 57 Jahren, daß er an dem ihm vorgewiesenen Tisch- bein-Mozart-Bilde „nach seiner immer lebhaft noch erhaltenen sicheren Erinnerung keine Spur von Aehnlichkeit (mit seinem Vater) wahrzunehmen vermag".

*) Siehe ,,Mozirt in P'rankf irt vor hundert Jahren" im „General-Anzeiger der Stadt Frankfurt" vom 15. und 15. Oktober (Nr. 242 und 243) 1890 von Elise Mentzel.

**) Siehe den ,, Original Frankiurter Koniertzettel" im XXIH. Jahresberichte der Internationalen Stiftung: ,, Mozarteum", pro 1903, pag. 28 und die Ausführungen Joh. Ev. Engls, womit die irrtümlichen Beichte O. Jahns, Gustav Noltebohms und ebenso die bezüglichen Angaben der Elise Mentzel im Artikel der vor- stehenden Anme.kung mit Bezug auf dieses Konzert endlich einmal richtig gestellt werden konnten.

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Die Echtheit dieses mysteriösen „Tischbein-Mozart-Bildes" ist also nicht nur -durch das Verdikt des leiblichen Sohnes seit vollen 45 Jahren hinfällig und unhaltbar geworden, sondern es sprechen auch die Bilder aus Mozarts letzter Lebenszeit: das Fosch-Medaillon (Nr. 46) und Lange's unvollendetes Mozart-Porträt (Nr. 36), welche zweifellos als echt beglaubigt sind, ganz entschieden gegen jedwede Annahme der Echtheit desselben.

Ob nun anderseits dieses in Rede stehende Bild überhaupt ein Tischbein und von welchem Tischbein gemalt, oder gar kein Tischbein ist, das kann für die Mozart- Forschung ganz und gar gleichgiltig sein.

Das Merkwürdigste in der Geschichte des „Tischbein-Mozart-Bildes" ist jedoch Folgendes: Unterm 14. November 1900 erhielten wir aus New-York eine Zuschrift von Mr. H. E. Krehbiel, dem Musikreferenten der „Tribüne" dortselbst, über ein während der vorjährigen Pariser Ausstellung von ihm als Mitglied der internationalen Jury auf- gefundenes neues Mozart-Gemälde, mit der Beilage von Abdrücken nach derphoto- graphischen Abbildung desselben (später der Photographie selbst) und der Anfrage, „was wir dazu sagen, weil er zu uns volles Vertrauen habe." Zu unserem großen Er- staunen erkannten wir in diesem Bilde ein zweites Tischbein-Mozart-Porträt, auch ein Kniestück, wie dieses, nur mit den Zutaten, daß die rechte Hand eine Papierrolle hält und zur rechten Bildseite unverkennbar die Land- schaft der Stadt Salzburg mit der Festung durch ein offenstehendes, hohes Fenster sichtbar ist, das im übrigen mit dem Bilde in Frankfurt a. M. voll- ständig übereinstimmt, gleich einer genauen Kopie von diesem. In einer beigelegten Nummer der „New-York-Tiibune" teilte Krehbiel unter der Aufschrift : „Ein neues Mozart-Porträt als das interessanteste Kapitel zur Mozart-Literatur, das seit einem Jahrhundert veröffentlicht wurde" des ferneren mit: „In ein Haus in der alten Straße des Saints-Peres zum Mittagessen im Sommer 1900 eingeladen, es war das Familienhaus des Herrn M. Cartusse, des französischen Gesandtea für Schweden, welcher, da er sich in Stockholm aufhielt, es an einen Amerikaner vermietete, bemerkte er unter den an den Wänden hängenden Gemälden eines, das er sogleich für ein Mozart- Porträt hielt und er begründende diese seine Ansicht mit der großen Aehnlichkeit zwischen demselben und dem sogenannten Tischbein-Mozart-Porträt in Frankfurt a. M. Herr Cartusse wurde über dieses Bild um Auskunft angegangen. Derselbe äußerte, „daß es ein Gemälde vom Ende des 18. Jahrhunderts, ein ziemlich charakteristisches Bild, und das Kostüm aus der Zeit Ludwig XVI. ist, wie es auch ganz gut möglich wäre, daß die dargestellte Person W. A. Mozart sei". Doch war es klar, daß bis zu dem Zeit- punkte, wo Cartusse darum befragt wurde, er niemals dieses sein Bild mit dem Namen Mozarts in Verbindung gebracht hatte. Tatsächlich, wie spätere Enthüllungen zeigten, hielt er es für ein Porträt Neckers, des berühmten französi- schen Finanzministers, Jaques Necker (geb. 1732 zu Genf, gest. am Genfersee zu Coppet 1804), des Vaters der Frau von Stael.*)

Der Kopf hat Lebensgröße, die Farbe des Rockes ist gleichfalls dunkelgrün und das Bild innerhalb des Rahmens 31 zu 39^2 (englische) Zoll groß. Oben sind der Ori- ginal-Leinwand 4\'2 Zoll zugefügt worden, augenscheinlich zu dem Zwecke, dem Ge- mälde bessere Proportionen zu geben. Es ist nicht signiert und nicht datiert; ein Zettel aber, der ersichtlich darauf gegeben wurde, als man es noch für einen „Necker" aus- gab, besagt, daß es einmal früher im Besitze eines Herrn Eduard Pierre (vielleicht des ersten Käufers?) gewesen war". So äußerte sich Krehbiel in dem vorgenannten Zeitungsartikel.

Dieses zweite Tischbein-Mozartbild erscheint uns nun zweifellos in Zeichnung und Farbe als eine Kopie vom ersten, dem Originalbilde, und liegt die Vermutung nahe, daß die Zugabe der Landschaft Salzburg nur deshalb geschah, um dasselbe als Mozart-Porträt zu dokumentieren. Daß es eine Kopie und zugleich Fälschung des Andre'schen sei, nehmen wir deshalb an, weil es im Sommer 1900 erst an das Tageslicht kam, als es der Sohn des Carbusse (der Vater starb kurz nach der Entdeckung durch Krehbiel in Finisterre, dem alten Promontorium Neriam im nordwestlichen Spanien) an Krehbiel ver- kaufte, und bis dahin all die lange Zeit hindurch, seit das Bild „am Ende des 18. Jahr- hunderts" gemalt, wie dies noch ausdrücklich erklärt wurde, der Oeffentlichkeit ver- borgen blieb. Dieser Tatsache mußte eine Ursache zugrunde liegen. Wir glauben, diese darin suchen zu sollen, daß der betreffende Maler etwa mit einem Kunstmäcen oder Mozart-Verehrer ein Geschäft machen wollte, diesen durch die eigenmächtige Zugabe

*) Onkens ,,Das Zeitalter der Revolution, des Kaiserreichs UHd der Befreiungskriege", Berlin, bei Grotte 1882 wir da iken diesen Hinweis darauf Sr. Exzellenz dem He"rn Präsidenten Ganlolph Grafen Kuenburg enthält im I. Band, pag. 7, ein autoritatives Porträt Neckers, ein verkleinertes Facsimile des Stiches von Aug. de St. Aubin (1733—1802) nach dem Originalgenälde von Josephe Sifrede üuplassis (1723—1802). Kein Mensch kann zwischen diesem und dem obigen auch nur die entfernteste Aehnlichkeit oder Ueberein- stimmung herausfinden!

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der Landschaft Salzburg düpierte, und der arglose Käufer sodann seinen erworbenen „Mozart" eifersüchtig und sorgsam hütete. Daß aber umgekehrt derselbe oder der frühere Maler des Andre'schen Bildes, die Landschaft als den Hinweis für die Echtheit dieses Mozartbildes absichtlich weggelassen hätte, das ist uns unglaublich. Das eine Bild ist so mysteriös, wie das andere! Demnach wird nach dem Dargelegten der Mann noch zu suchen sein, den diese beiden „Mozartbilder" darstellen sollen und womit eine Ver- wechslung mit Mozart stattfand, wie sie Karl Mozart schon vermutete. Wir sehen endlich und schließlich nicht nur in dem ersten Bilde das Original- bild und in dem zweiten die Kopie von demselben, sondern es sind uns beide Bildnisse nichts anderes, als das Porträt von irgend einem bis nun unbekannten Jemand, nur nicht, und das ist und bleibt ganz ausgeschlossen, von W. A. Mozart, wenn auch O. Jahn (IV. Bd. pag. 556) „an diesen Mozart" glaubte, der sich ja auch (im I. Bd. pag. 3) bei des Vaters Bild irrte, da er dieses für jenes des Großvaters W. A. Mozarts hielt! Da nun dieses Bild nach dem Vorgehenden kein Mozart-Porträt sein kann und auch nicht ist, so wäre es endlich einmal an der Zeit, dasselbe aus der Reihe der Mozart-Porträte für immer auszuschalten!

41. W. A. Mozart. Photographie des Reliefs nach Poschs Schnitz- werk (siehe Nr. 46 und 50).

42. Aloisia Lange von Weber. Oelgemälde. Die Schwägerin Mozarts.

Aloisia von Weber, geboren 1762, wurde im Dezember 1780 als Opernsängerin in München mit dem Gehalte von 1000 fl. nach Wien an das k. k. Hoftheater berufen, heiratete 1781 den k. k. Hofschauspieler Josef Lange, welche Ehe auf beiden Seiten eine unglückliche war, trat 1784 eine längere Urlaubsreise an und erhielt 1788 ihre Ent- lassung. Im Jahre 1789 auf einer zweiten Kunstreise, wurde sie 1791 wieder in Wien angestellt, ging 1795 abermals von Wien weg, geschieden von ihrem Manne, nach Ham- burg, wo sie drei Jahre verblieb, war 1798 bis 1801 in Amsterdam, dann in Bremen, Frankfurt a. M., verließ 1808 das Theater und lebte als pensionierte k. k. Hofsängerin bis zu ihrem am 8. Juni 1839 erfolgten Tode in Salzburg. Ueber diese seine ehemalige erste Liebe schreibt Mozart drei Jahre später in Wien am 9. Juni 1781 an seinen Vater: „Daß sie mich mit Madame Lange in Comparaison setzen, macht mich ganz erstaunen und den ganzen Tag war ich darüber betrübt. Dieses Mädchen saß ihren Eltern auf dem Hals, als sie sich nichts verdienen konnte. Kaum kam die Zeit, wo sie sich gegen ihre Eltern dankbar bezeigen konnte (NB. der Vater starb, noch ehe sie einen Kreuzer hier eingenommen), so verließ sie ihre arme Mutter, hängte sich an einen Komödianten (Lange), heirathete ihn, und ihre Mutter hatte nicht so viel von ihr!" Aloisia wurde in einem Grabe im Friedhofe zu St. Sebastian, zur rechten Seite des Mittel- ganges zur Gabrielskapelle, zweite Grabesieihe, 7. Grab, begraben.

SophievonWeber, Aloisiens Schwester, war geboren 1764 und mitJakobHaibl verheiratet. Als Tenorist am Schikaneder-Theater in Wien, machte Haibl sich dort mit der von ihm komponierten Oper „Tiroler Wastl" 1796 einen Namen. 1805 ist er Chorregent in Diakovär in Slavonien, wo er am 24 März 1826, am selben Tage, im gleichen Monate und gleichen Jahre, wie Nik. v. Nissen, starb. Die Witwe über- siedelte nach Salzburg. Sophie war die Krankenpflegerin Mozarts in Wien (1791) und Con- stanzens in Salzburg (1842), mit der sie zusammen wohnte. Sie bezog seit Constanzens Tod bis zu ihrem eigenen am 26. Oktober 1846 erfolgten Ableben nach testamentarischer Verfügung dieser ihrer Schwester von den beiden Söhnen Mozarts und Constanzens jährlich 400 fl. Auch war sie noch Zeugin der Enthüllung von Mozarts Standbild (4. Sep- tember 1842) und ihr Universalerbe wurde der seinen Bruder Wolfgang überlebende Karl Mozart, dem an Bargeld 1501 fl. 47 kr. zukamen. Begraben wurde sie im Grabe der vorgenannten Schwester Alosia. Das Grab der beiden Schwestern wurde auch jenes des Alois Taux.

Alois Taux, der Kapellmeister und Direktor des 1841 gegründeten „Dom-Musik- Vereines und Mozarteums", Gründer der „Salzburger Liedertafel" (1847), war mit Sophie befreundet und erhielt von ihr das Familienbild, Zimmereinrichtungsstücke etc. zum Ge- schenke. Taux ist geboren am 5. Oktober 1817 im preußisch-schlesischen Dorfe Baum- garten und gestorben 17. April 1861, während einer Chorprobe in Mitte der „Salzburger Liedertafel", deren Gründer er am 23. November 1847 wurde. Er wurde im Grabe der beiden vorgenannten Schwägerinnen Mozarts begraben. Die „Salzburger Liedertafel" und der „Dom-Musik-Verein und Mozarteum" errichteten ihm gemeinschaftlich über

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dieser seiner Grabstätte ein Denkmal. Die irdischen Ueberreste in diesem gemeinschaft- lichen Grabe der drei Vorgenannten, Aloisia Lange, Sophie Haibi und Alois Taux wurden auf Wunsch der Witwe Anna Taux, geb. von Wittenau, am 3. Dezember 1895 ex- humiert und in das bleibende Grab der „Familie Taux", nach dem Kommunal-Friedhof auf das Leichenfeld N (Nr. 12 und 13) überführt, wo ihnen eine neue würdige Grabstätte mit dem ursprünglichen Denkmal und den bezüglichen Gedenktafeln erstand. Die Kosten hiefür deckte die weihevolle Aufführung der „Großen Litanei in C-dur" für Orchester, Soli und Chor von Alois Taux am 24. April 1896, abends halb 8 Uhr im großen Kur- saale durch das „Mozarteum", die „Salzburger Liedertafel" und den „Dommusik-Verein".

43. W. A. Mozarts Vorstellung am Hofe der Kaiserin Maria Theresia durch Erzherzog Josef 1762. Kupferstich, koloriert, nach einem Gemälde von Ed. Ender. Mit Genehmigung der Luderitz'schen Kunstverlags-Hand- lung in Beding Stich von Koch. Geschenk der Madame C. Erard in Paris.

Personen: Mozarts Vater, Hofkompositeur Wagenseil, der kleine Mozart im 7. Lebensjahre, Erzherzog Josef, Kaiser Franz I, , Kaiserin Maria Theresia, Maria Antoinette, Fürst Kaunitz und Graf Palffy, kgl. ung. Hofkanzler.

44. Etatsrat Nikolaus von Nissen. Oelgemälde (siehe Nr. 24)^ welches von der Witwe Constanze von Nissen ihrer Schwester Sophie Haibl, als von „ihrem (Sophiens) Heben Schwager", wie es im Testamente heißt, vererbt wurde.

45. W. A. Mozarts Grabmal in Wien, Photographie. Dieses Grab- mal wurde von der Commune Wien 6. Dezember 1859 auf dem St. Marxer Friedhof errichtet. Vierzehn Fuß hoch, nahm es den Höhepunkt des Fried- hofes ein und ist ein Werk des Wiener Bildhauers Hans Gasser.

Dasselbe wurde im Herbste 1868 und Ende März 1878 auf das frechste verstüm- melt und beraubt, aber beidemale wieder hergestellt. Mozart erhielt seither, wie schon unter Nr. 6 erwähnt, im Jahre 1891 ein Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof, und wurde dieses Grabmal auch nach dort überführt.

46. W. A. Mozart-Relief-Medaillon (I.). Mozart darstellend in seinem 34. Lebensjahre. In viereckiger, schwarzer Holzkapsel mit Glas. Dieses Original-Relief wurde 1789 in Berlin, als Mozart zum vorletzten Male dort war, vom Bildhauer Posch, einem geborenen Salzburger, aus Buchsbaum- holz geschnitten. Es gilt traditionell als das beste dieser Art.

Beiderseits befinden sich zwei Lithographien: links vom Obigen. W. A. Mozart nach dem Relief von Posch, und rechts, Josef Haydn. Beide sind Geschenke des berühmten Anatomen, k. k. Hofrat, Professor Dr. Josef Hyrtl.

Das pietätvolle, an den Vereins-Sekretär Joh. Ev. Engl gerichtete Begleitschreiben,, datiert „Perchtoldsdorf, 21. Jänner 1892", lautet darauf bezüglich: „Mein Vater war ein armer Musiker. Mit der Geige und Hoboe ernährte er seine zahlreiche Familie. In dem kleinen Zimmer, worin wir alle zusammen lebten, hingen diese 2 Bilder an der Wand. An diese knüpfen sich meine ersten Jugenderinnerungen. Sie sind nie aus meiner Nähe gekommen. Jetzt am Grabesrande betrübt mich der Gedanke, daß sie nach meinem Tode in profane Hände gelangen könnten. Deshalb bitte ich, dieselben in die Sammlung des Mozarteums aufnehmen zu wollen, durch welche Salzburg dem Namen des großen Tonmeister und dadurch auch sich selbst ein Monumentum aere perennius gegründet hat". Dieser Bitte wurde sofort entsprochen.

47. W. A. Mozart enfant ä la cour de Tempereur Fran^ois L

Photographie. Geschenk des Herrn Eisvogel in Preßburg.

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Mozart am 12. Oktober 1762 vorgestellt am Hofe im k. k. Lustschlosse Schönbrunn, ;im 7., Kaiser Franz (Stephan) I. im 64., Erzherzog Josef (1765 Kaiser Josef II) im 21., die jüngste Kaisertochter Maria Antoinette (nach acht Jahren 16, Mai 1770 mit dem Dauphin, dem Thronerben, 1774 Ludwig XVI., König der Franzosen, vermählt) im 8., und G. Chr. Wagenseil (gest. 1779), Lehrer der Kaiserin und ihrer Kinder (Klavierspieler und Komponist), der Mozart links zur Seite steht, im 74. Lebensjahre.

48. W. A. Mozarts Konzertflügel und Spinett. Photographie nach den hier aufgestellten zwei Original-Instrumenten. (Siehe nachfolgend Nr. 52 und 51).

49. Die Familie Mozart. Lithographie von T. Leybold, nach dem Stiche des Prof. Blasius Höfel in Salzburg 1856, dem das große Oelgemälde von della Croce (siehe pag. 3) als Vorlage diente. Gedruckt bei J. Höfelichs Witwe. Geschenk des Kaufmannes Gregor Baldi hier, dem Besitzer der Originalplatte.

50. W. A. Mozart Relief-Medaillon (II.) aus rötlichem Wachs auf schwarzem Grunde von Posch, (wie oben, Nr. 46).

Posch fertigte dasselbe für Mozarts jüngsten Sohn Wolfgang Amade in Berlin 1820 mit folgender Widmung, angebracht auf der Rückseite der umrahmten Modellierung: „der under Zeichnete Jugent Freund des Vaters widmete dieses dem Sohne zum andenken". Dieses Original-Medaillon von Posch kam später in den Besitz des. Bankbeamten J. Küss, und dieser machte damit dem Mozarteum in Salzburg ein Geschenk.

51. W. A. Mozarts Klavichord (Spinett) mit 5 Oktaven-Umfang. Geschenk von Karl Mozart.

Zufolge der rechtsseitig dem Instrumente eingeklebten und eigenhändig geschriebenen Erklärung der „Witwe Constanze, Etats-Rätin von Nissen, gewesenen Witwe Mozart", bediente sich Mozart noch fünf Monate vor seinem Tode beim Komponieren der .„Zauberflöte", des „Titus", wie des „Requiem" und der „Frefmaurer-Cantate" dieses Klavichords. Constanze vererbte es in ihrem Testamente ihren beiden Söhnen als „Klavichord von ihren seligen Vater", welche Beide auch noch außerdem gleichzeitig von ihr erhielten: „6 silberne Löffel, 6 Gabeln und 5 schwere Löffel, der 6. ist (salva venia!) aus Unachtsamkeit in den Abtritt geschüttet worden, wo man ihn nicht haben kann; weiters 6 Tassen und Teekännchen; 11 Schnüre guter Perlen mit Elfenbein- schließen, von dem berühmten Hesse in Brillanten gefaßt; die kleine Uhr, die sie als Braut von Mozart bekam; 2 türkische Shawls; eine große Hängeuhr, die 8 Tage geht; endlich noch eine Wanduhr, welche sie aber der Schwester Haibl, so lang sie lebte, zu belassen hatten. Dieses Alles sollten sie brüderlich teilen". (Testament vom 23. Juni, Salzburg 1841, publiziert 9. März 1842. Als Zeugen sind gefertigt: Dr. Philipp Ernst, k. k. Bibliotheks-Custos, Dr. Anton Fischer, Kreisphysikus und Alois Bischof, k. k. Qrenz- wach-Oberkommissär.)

52. W. A. Mozarts Flügel-Pianoforte, auch Reiseklavier genannt. Geschenk des Karl Mozart. Laut der von dem Geschenkgeber dem Mo- zarteum am 10. März 1856 schriftlich abgegebenen Erklärung „gehörte es bis in die letzten 10 Jahre seines Lebens dem ehemaligen k. k. österr. Hof- kapellmeister Wolfgang Amade Mozart, der besagtes Instrument eine Reihe ATon Jahren hindurch im Besitze und eine so besondere Vorliebe für das- selbe hatte, daß er es nie aus seinem Studierzimmer entfernte und sich nur ausschließlich dessen allein bei allen solennen Gelegenheiten bediente".

Dieses Pianoforte in Flügelform (der äußere Kasten von Nußholz in schlichter Arbeit, von 5 viereckigen Füßen getragen), erhielt eine neue Erfindung: das erste mit der .Mechanik des Hammerschlages, und ist von dem zur damaligen Zeit rühmlichst bekannten

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Anton Walter in Wien verfertigt worden. Der Vater Leopold, der seit 10. Februar 1785 auf dreimonatlichen Besuch bei dem Sohne in Wien weilte, schreibt von dort am 12. März an seine Tochter nach St. Gilgen: „Deines Bruders Forte-Piano -Flügel ist, seit ich hier bin, wenigstens zwölfmal in's Theater oder zum Fürsten Kaunitz, Grafen Zichy etc. getragen worden. Er hat ein großes Forte-Piano- (Knie-) Pedal machen lassen, das unter dem Flügel steht". Im Inventarium und Schätzung vom 9. Februar 1791 ist im vierten Zimmer im kleinen Kaiserhause Nr. 934 in der Rauhensteingasse in Wien (dem Sterbehause Mozarts) ein „Forte-Biano mit Pedal", bewertet mit 80 fl., aufgeführt.. Dasselbe ist unter Nr. 67 dieses Kataloges mit dem „Fortepiano Pedale" in der „Nach- richt" über eine große musikalische Akademie erwähnt, und kam vermutlich nach Mozarts Ableben zunächst an das Schwager-Ehepaar Sophie und Jakob Haibl in Diakovär (Sla- vonien), als Witwe (1826) nahm es Sophie an sich, welche dasselbe an Karl Mozart testiert hatte, da sein Bruder Wolfgang zwei Jahre vor ihrem Ableben früher schon gestorben war.

53. Marianne, Mozarts Schwester, als Reichsfreün Berchthold zu Sonnenburg (seit 1784—1801). Oelbild (70 cm hoch, 57 cm breit). Dieses Bild wurde vom Vereine am 31. Oktober 1904 aus Wien angekauft und war bisher, wie auch der Name des Malers, unbekannt gebheben.

IL Im Wohnzimmer der Familie Mozart.

a) An den Zimmerwänden : zumeist keine Mozart-Relikten, darunter Bilder: jene der Gründer des alten und neuen „Mozarteums", Gedenk-, Erinnerungsblätter und Bücher, bezugnehmend auf stattgehabte Musik- feste, Mozart-Denkmal-Entwürfe, Photographien, Theater- und Konzert- zetteln u. s. w.

b) Im großen Schaukasten mit Glasfenstern: fast ausschließlich Mozart-Relikten: Handschriften W. A. wie L Mozarts und der Familie in Briefen und Kompositionen (vollendet und in Skizzen), W. A. Mozarts Stammbuch, dessen erste Violine, verschiedene Schmuck- gegenstände, Hyrtls Mozart-Schädel u. s. w.

^ An den Zin^anaer'^^vä.n.den.

1. Dr. Franz Edler von HiUeprandt. Oelgemälde von dem Salz- burger Porträtmaler Sebastian Stief, 1847 beiliegend die „Statuten" und das „Pensionsnormale" des „Dommusik-Vereines und Mozarteums", links auch eine Mozart-Büste. (Der Franz Josef-Orden wurde nach der Ver- leihung beigefügt.)

Geboren am 29. August 1796 zu Wien, in Salzburg seit 1826 domizilierend als Hof- und Gerichts-Advokat, wurde Dr. v. HiUeprandt Vorsteher des „Museums" (bis 1838) und Mitglied der juridischen Fakultät in Wien ; 1829 Gründer der „Commandite der Ersten Öster- reichischen Sparkasse" (aus der sich später die selbständige „Salzburger Sparkasse" entwickelte) und Ehren-Kurator derselben; 1831 k. k. Wechsel-Notar; 1840 (beziehungs- weise 1841) Gründer und (bis 1871) Sekretär des bis Ende 1880 bestandenen „Dom- musik-Vereines und Mozarteums"; 1842 Ehrenmitglied desselben, wie des Kirchenmusik- Vereines zu Preßburg und der Musikvereine in Pest und Mannheim; 1344 Mitgründer der „Lokal-Beschäftigungs- und Versorgungs-Anstalt"; 1848 Ehrenbürger der Landeshaupt- stadt Salzburg; 1863 Präsident der Advokatenkammer des Kronlandes Salzburg; 1867 Ritter des Franz josef-Ordens und 1869 erster Vorstand des in diesem Jahre gegründeten „Salzburger Zweigvereines der deutschen Schillerstiftung". Er starb am 17. September 1871, und ist begraben in der Familien-Arkadengruft Nr. 65 zu St. Sebastian.

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2. Jelinek Franz Xaver. Oelgemälde.

Geboren 3. Dezember 1818 zu Kaurim (Böhmen), absolvierter Prager Konserva- torist, seit Gründung des „Dommusik-Vereines und Mozarteums" (1841) Lehrer und Oboe- Virtuos in der Kirche, im Konzertsaale und Theater-Orchester, und Vereins-Archivar, 1847 Liedertafel-Gründermitglied^ 1862 Konzertmeister, 1874 Dom-Chordirei<tor, zehn Jahre hindurch Liedertafel-Chormeister, außerdem Gesangslehrer und Komponist, ge- storben 7. Februar 1880, begraben im neuen Kommunal-Friedhofe.

3. Plan von Salzburg. Aufgelegt und zum Geschenk erhalten von der Duyleschen Buchhandlung, damals „Max Glonner" am Mozartplatz Nr. 4.

4. Photographie. Der erste Ausschuß (Vorstand), der im Jahre 1870 durch den Präsidenten Karl Freiherrn v. Sterneck hierorts provisorisch ge- gründeten „Internationalen Mozart-Stiftung".

Dieses Gruppenbild wurde gelegentlich des „I. Salzburger Musikfestes der Inter- nationalen Mozartstiftung" (seit 1. Jänner 1881 definitiv konstituierte „Internationale Stiftung: Mozarteum") am 16. Juli 1877, vom Photographen Lentsch in Salzburg aufge- nommen. Von links nach rechts sitzen die Herren: Joh. Ev. Engl (Sekretär), Dr. Josef Hitschfeld, Karl Baron von Sterneck (Präsident), Karl Spängier (Kassier), Dir. Hans Schläger; rückwärts stehend: Franz Gessele, Dr. Oskar Berggruen, Dr. Josef Stigler, Dr. Wenzel Sedlitzky. (Von diesen leben heute noch (1906) der Erst- und Letztgenannte.)

Siehe: „General-Bericht" für den ersten Mozarttag, Salzburg, 20. September 1880 und „I. Jahresbericht" der unter dem höchsten Protektorate Ihrer k. u. k. Hoheit, der durchlauchtigsten Frau Erzherzogin Stephanie, Kronprinzessin von Oesterreich-Ungarn stehenden „Internationalen Stiftung: Mozarteum", Salzburg 1881 (18. April), verfaßt, wie alle nachfolgenden Berichte, vom Vereins-Sekretär, Joh. Ev. Engl.

5. W. A. Mozart. Kleine Bronzebüste, modelliert von R. Uffrecht, 1862.

6. W. A. Mozart-Relief-Medaillon (III.) Zeichnung und Geschenk des Herrn Professor Dr. Rudolph Genee in Berlin, im Jahre 1880.

Das Original, nach welchem es gezeichnet wurde, eine Nachbildung aus einer Mischung von Wachs und Gyps von einem unbekannten Künstler, nach dem Relief I. von Posch (Nr. 46) ließ Mozart vermutlich noch während seines Berliner Aufenthaltes 1789, wenn nicht später in Wien, zu einem Gürtelschmuck für Constanze in Stahl fassen und besaß Karl Mozart, der Sohn, in Mailand, welcher es 1857 der Sängerin Frassini Eschborn, nunmehr Frau Baronin von Grünhof, seinerzeit in Coburg, auch zeitweise in Berlin, zum Geschenke gab, als Dank für die in seinem Landhause gebotenen Gesangs- vorträge aus seines Vaters Kompositionen, welche das Medaillon noch heute besitzt. Es stimmt diese Kopie in allen wesentlichen Teilen mit dem Originale überein, nur ist sie feiner in der Ausführung, welche durch das weichere Material ermöglicht wurde.

Mozarts Gesichtszüge sind durch die drei Reliefe von Posch, die jiach dessen Tod am häufigsten unter den mancherlei Porträten Nach- bildung aller Art fanden, ebenso bekannt, wie in ähnlicher Weise die Bilder von Friedrich dem Großen und Luther; sie sind fürMozarts Darstellung im Porträte für alle Welt geradezu zum Typus und dadurch zum Gemeingute seiner Verehrer geworden, und man ge- wöhnte sich mit Recht, vorzugsweise in dieser Darstellung ein echtes Mozartbildzusehen.

7. Die Rauhensteingasse und das kleine Kaiserhaus in Wien, nach der älteren Nummerierung im Jahre 1793: Nr. 992 und der neueren im Jahre 1840: Nr. 934, in welchem W. A. Mozart am 29. September (Michaeli) 1790 den ganzen ersten Stock als Vorderwohnung bezog, worin er auch am 5. Dezember 1791, nachts 1 Uhr, starb.

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8. W. A. Mozarts Sterbehaus im kleinen Kaiserhaus.

Diese beiden letztgenannten Aquarelle stammen von J. Wohlmuth, und sind Ge- schenke des Advokaten Herrn Dr. Oskar Berggruen in Wien, 1881.

9. W. A. Mozarts Sterbezimmer und Grundriß seiner letzten Wiener Wohnung. Durch den 1849 erfolgten Umbau der alten Häuser Nr. 934 939 entstand an dieser Stelle in der Rauhensteingasse in Wien der heutige „Mozarthof", woselbst im Stiegenhause eine Büste Mozarts auf- gestellt wurde. Dieses Aquarell ist von J. P. Lyser am 16. September 1847 angefertigt worden, und ein Geschenk des Herrn Dr. August Silberstein.

Wie so Manches von J. P. Lyser in Schrift und Bild unrichtig ist, so ist auch in dieser Zeichnung das Klavier im Nebenzimmer in der Zahl der Füße, statt mit 5, un- richtig mit 3 solchen gezeichnet.

l3) Im g'r'ossen ^olxa-ixk aasten mit Gl^.sfenster'ia,

a) Leopold Mozarts Briefe (Nr. 1—80).

b) W. A. Mozarts Briefe (Nr. 1—80).

c) W. A. Mozarts Briefe (Nr. 81—170).

d) Verschiedene Familienbriefe und Brieffragmente.

e) W. A. Mozarts musikalische Fragmente (Nr. 1 60), welche alle (a e) von Mozarts Sohn: Wolfgang Amadeus als Geschenke erhalten wurden.

Von den 250 Briefen wurden so manche auszugsweise in der Biographie Mozarts von O. Jahn abgedruckt. Sie enthalten die Korrespondenz des Vaters Leopold, wie des Sohnes, während der Kunstreisen des Ersteren mit seinen Kindern, und aus späteren Jahren; die Familienbriefe aber überdies noch einige der Mutter, der Tochter Marianne und Schwiegertochter Constanze. Alle diese sind in fünf verschließbaren Kasseten verwahrt.

10. Fragment einer Messe in Es-dur.*) ^/^Takt. (Partitur, Klein- querformat, nur das „Kyrie".) Geschenk der Witwe Mozarts. (Siehe Nissen : „Anhang" pag. 18. und Köchel Verz. Nr. 322.) Nach 0. Jahns Annahme (I. Aufl., II. Bd. 336) sollte es zu jener Messe gehören, an welcher Mozart auf Anraten Cannabichs und Raafs anfangs 1779 für die Kurfürstin von Pfalz- bayern in München arbeiten wollte.

Originalhandschrift Mozarts in 34 Takten, und in einem Hefte mit 4 Querquart- Blättern gebunden, mit einer Widmungszuschrift der „Constanze, Etatsräthin von Nissen, gewesenen Witwe Mozart", auf der ersten Blattseite versehen. Diese lautet: „Ich glaube, es dürfte dem Mozarteum zu Salzburg von besonderem Interesse sein, ein Manuskript meines seligen Gatten W. A. Mozart als Andenken zu besitzen. Um nun dem Vereine einen Beweis meiner regen Theilname zu geben, überlasse ich hiemit das von der eigenen Hand meines seligen Gatten W. A. Mozart geschriebene Kyrie aus Es-dur zu einer unvollendeten Messe mit dem Wunsche, daß dieses Manuskript in der musikali- schen Bibliothek des Vereines stets als ein Andenken aufbewahrt und möglichst zum Nutzen desselben verwendet werde. Salzburg, am 15. Oktober 1841."

11. Antiphone, aus dem „Antiphonarium Romanum" (Antiph. ad Magnificat. Dom. XIV post Pentecost. et in Festo Cajetan): „Querite pri- mum regnum Dei", welche W.A.Mozart am 9. Oktober 1770 nachmittags

*) Dieses und das unter 14. nachfolgende Fragment des „Kyrie" wurde bei der- Vervollständigung von Mozarts großer C-moll-Messe (Köchel Verz. Nr. 427) von Alois Schmitt (erste Aufführungen am 3. und 5. April 1901 in der Martin Lutherkirche zu Dresden), ersteres zum „Et unam sanctam" im 6. und letzteres zum „Et resurrexit" im 4. Teile des Credo benützt. (Siehe: Diese in der Darstellung ihres Werdeganges in der Zeitschrift JDie Musik", V. Jahrg., Heft 7 und 9, bei „Schuster und Loeffler" 1906, Berlin von Professor Ernst Lev^^icki, Dresden— Plauen.) Die Messe hat bis Mai 1906 bereits 65 Autführungen in 52 Städten erlebt.

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4 Uhr in seinem 15. Jahre im Saale der philharmonischen Gesellschaft zu Bologna 4stimmig in der kurzen Zelt von einer halben Stunde gesetzt hat. Mozarts Handschrift auf 1 Quer-Quartblatt, gewöhnliches Notenpaoier, 12 Notenzeilen, 22 Takte. „Della Sign. Cavaliero W. A. Mozart di Salisburgo scritto nella Sala dell academica Filarmonica in Bologna le 10. D'Ottobre 1770".

Es ist dies die von W. A. Mozart am nächsten Tage (10. Oktober) angefertigte Reinschrift nach der erfolgten Korrektur durch P. Martini. Das Original blieb in der Akademie-Bibliothek hinterlegt, wo von Gasparie verschiedene Probearbeiten, nament- lich von P. Martinis Schülern, in einem Bande vereinigt, vorhanden sind, also keine Compositon von P. Martini selbst! Das Weitere hierüber enthält Leopold Mozarts Brief, ddo. Mailand, den 20. Oktober 1770, in Nissens „Biographie" pag. 226 und 227 nebst der Antiphone abgedruckt.

12. Sinfonie concertante (Querformat), 134 Takte in A-dur. Allegro für Violine, Viola und Violoncell-Prinzipalstimmen mit Orchester-Begleitung (2 Violinen, 2 Oboen, 2 Corni, 1 Viola und Baß).

Autograph von W. A. Mozart. Diese Komposition ist unvollendet und enthält 7 Blätter mit 14 beschriebenen Seiten. Das Ritornell (51 Takte) ist ganz vollendet, und zu dem Solo (83 Takte) die Begleitung nur skizziert. (Siehe 0. Jahn, I. Auflage, III. Bd. pag. 510, Nr. 43, und „Köchel Verzeichn.", II. Ausgabe, 1905, pag. 620, Nr. 104).

13. Lied für eine Singstimme mit Klavierbegleitung: Als Louise die Briefe ihres ungetreuen Liebhabers verbrannte: „Erzeugt von heißer Phantasie" von W. A. Mozart, komponiert in Wien „in Herrn Gottfried v. Jacquin's Zimmer auf der Landstraße, den 26. Mai 1787" (Köchel Verz. Nr. 520). Text von Gabriele von Baumbere, in der k. k. Hofbibliothek zu Wien, 26, Nr. 105, befindlich.

Facsimile nach dem Original, welches ehemals im Besitze des Grafen Esterhäzy, des österr. Gesandten in Berlin (f 1856) war: „Dem Mozarteums-Archiv in Salzburg als eine kleine Weihe-Gabe zu Mozart's Geburts-Säcular-Feier am 6.-9. September 1856 von F. A. Graßnik aus Berlin", welcher das Facsimile in Berlin anfertigen ließ. Das Autograph ist dermalen im Besitze von Mrs. C. R. Spencer in London.

14. Kyrie in C-dur, ^ 4 Takt von W. A. Mozart. Für 4 Singstimmen, 2 Violinen, Viola, Baß, 2 Oboen, 2 Fagotte, Trompeten, Pauken und Orgel (bezifferter Baß). Handschrift, unvollendet. (Köchel Verz. Nr. 323.)

Von Abbe Stadler vollendet am 33. April 1801 (Auf 4 Querquart-Blättern aus dem Jahre 1779). Aus dem Nachlasse des Dom-Organisten L. C. Seydler in Graz, kaufte das Ergänzungsblatt Hofrat Professor Dr. Bischoff dortselbst (Privatmitteilung desselben vom 25. September 1895). Von „Abbe Maximilian Stadler, Pfarrer zu Böhmischkrut in Oesterreich", findet sich auf dem Seitenrande am 30. April 1809 folgende Bemerkung, kopiert von Nissens Hand, wahrscheinlich aus einer Zuschrift an Letzteren: „Es machte mir Mühe, ein solches Meisterstück zu vollenden. Ich wäre aber der unmaßgeblichen Meinung, daß statt des Kyrie andere Worte, sollten es auch deutsche seyn, unterlegt werden sollten, und dann wäre diese herrliche Composition ein selbstständiges Werk, welches allenfalls ein Chor, und zwar ein recht prächtiger, majestätischer Chor genannt zu werden verdiente." Auf der dritten Seite wird als allfälliger deutscher Text vorgeschlagen : „Herr, wie groß, wie viel sind Deine Werke!" Halleluja! Und für das Piano: „O, wie gütig und barmherzig bist du, Gott!" (92. Psalm Davids, V. 6 und 2) u. s. w. Abbe Stadler hat dieses Kyrie später als „Regina coeli" in Druck gelegt bei „Anton Diabelli et Co." in Wien. (Köchel Verz, II. Aufl., pag. 625, Nr. 118).

15. W. A. Mozarts eigenhändig geschriebene Uebungen, sein Arbeitsheft für die Unterweisungen durch seinen Vater im Contrapunkte und reinen Satze. 41 Blätter (Querquart), gebunden.

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16. I. Satz der „Pariser oder französischen Sinfonie" in D-dur, Köchel Verz. Nr. 297, welche Symphonie W. A. Mozart für 10 Instrumente in Paris im Juni des Jahres 1778 und das dortige Konzert Spirituell kom- ponierte. — 1 Heft gebunden, 295 Takte, O.Jahn, 1. Aufl. II, 287, 2. Aufl. I, 487, 3. Aufl. I., 550.

Die ersten 6 Seiten (nach Alois Fuchs, welcher dieselbe 1839 seinem Freunde, W. A. Mozart Sohn, laut Erklärung ddo. Wien, am 1. November 1837 verehrte von W. A. Mozart Vater (mit Ausnahme des Streichquartetts) eigenhändig geschrieben.

17. 18. 19. W. A. Mozarts erste Druckwerke. Zehn Sonaten für Klavier und Violine (Köchel Verz. 6 15), welche derselbe in seinem 7. 9. Lebensjahre, 1763, 1764 und 1765, komponiert hatte. Sie sind mit den Opuszahlen I, II, III bezeichnet: I und II ist in Paris, Opus III in London im Stiche erschienen.

Die ersten 2 Sonaten waren der Madame Victoire de France, der zweiten Tochter des Königs Ludwig XV. von Frankreich, die nächstfolgenden 2 der Komtesse de Tesse, Dame de Madame la Dauphine in Paris, die übrigen 6 der Gemahlin des Königs Georg III. von Großbritannien, Sophie Charlotte, geborenen Prinzessin von Mecklen- burg-Strelitz, dediziert. Im II. Menuett der vierten Sonate sind gleich im Anfange ver- deckte Quinten mit der Violine aus Versehen stehen geblieben, „welche der junge Herr gemacht habe", trotzdem sie der Vater Leopold korrigiert hatte. Dieser tröstete sich aber damit, „daß sie als Beweis gelten könnten, daß Wolfgangerl die Sonaten selbst gemacht habe; welches, wie billig, vielleicht nicht Jeder glauben werde, obgleich es denn doch so sei." (0. Jahn I. Aufl., I. Bd. pag. 51.*)

20. W. A. Mozarts erstes Notenbuch. Ein Heft von 35 Blättern mit 54 Klavier-Nummern auf Slinigem Notenpapier, überschrieben: „Pour le Clavecin ce Livre appartient ä Madmoiselle Marie Anne Mozart 1759", auf starkem Notenpapier und in Querquart, in Pappendeckel gebunden.**) Die Schwester Wolfgangs besaß das ganze Buch und bewahrte die kost- bare Reliquie auf.

In dieses Notenbuch schrieb auch der Vater Leopold die ersten Uebungs- stücke und Kompositionen W. A. Mozarts gewöhnlich mit beigesetztem Datum. (Op. 1. „Menuett und Trio", komp. 1761 zu Salzburg, besitzt das hierortige Städtische Museum „Carolino-Augusteum" , auf welchem Blatte merkwürdiger Weise die Schwester Marianne Freifrau v. Berchthold zu Sonnenburg bezeugt, „daß dieses Stück (eine ausge- schriebene Männerschrift und jene Leopold Mozarts) ihr Bruder in seinem 5. Jahr selbst komponiert und geschrieben habe"! Es ist einfach der Anfang dieses Heftes. Dieses Notenbuch wurde nach mancherlei Wanderungen von der Großfürstin Paulowna er- worben und 1865 dem Mozart-Archiv (Mozart-Museum) zum Geschenke gegeben. Es enthält u. a. 19 Menuette, wovon den 8. Menuett „der Wolfgangerl im 4. Jahre ge- lernt"; den 11. Menuett und Trio „hat der Wolfgangerl den 26. January 1761, einen Tag vor seinem 5. Jahre, um halb 10 Uhr nachts in einer halben Stunde gelernt"; den 19. Menuett „hat der Wolfgangerl auch im 4. Jahre seines Alters gelernt". Dann folgt eine Handschrift W. A. Mozarts auf 2 Seiten (wirklich von kindlicher Hand geschrieben), pag. 19 Nr. 22 Marche „den 4. Februar 1761 von Wolfgangerl gelernt".

*) Laut Beilage zu Nr. 18 der „Neuen Musik-Zeitung" (XXIII. Jahrgang,. Stuttgart, 21. August 1902), waren „die noch ungedruckt gebliebenen (!) letztgenannten 6 (Londoner) Sonaten" (5—10), wi« dem „Gaulois" berichtet wurde, bei Reparaturen in der Bibliothek des Buckingham-Palastes aufgefunden worden. Wie nun endlich am 29. Oktober 1904 der verdienstvolle Bearbeiter des Köchel Verz. in II. ergänzter Auflage, Paul Graf von Waldersee, uns mitteilte, bestand dieser Fund nur in der Origi nal auf läge derselben (und nicht, wie vermutet werden konnte, im Manuskripte) und auffallend dabei war, daß diesen Sonaten, ent- sprechend dem Titelzusatze „ou de Violoncelle", eine gedruckte Violoncell-Stimme beilag, welche bei den übrigen Auflagen fehlte, die aber dafür die V iolin -Stirn me nicht separat wie bei den 4 vorge- nannten (Pariser) Sonaten in Querformat (1—4), sondern über dem Klavierpart in aufrechtem Formate eingetragen aufweisen. Das Manuskript dieser 6 Sonaten aber ist nach wie vor und bis heute noch unbekannt geblieben.

**) Nissen notiert pag. 15 der „Biographie" von „jenen Stücken, die der Vater in ein eigenes Buch schrieb, besitze ich 12 daraus abgeschrieben, und von den von Wolfgang komponierten aus denselben 5, die älteste Komposition vom Jänner 1762, und noch drei größere aus dem Jahre 1763".

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pag. 32 Nr. 30 Scherzo. „Dies Stück hat der Wolfgangerl den 24. January 1761, 3 Tage

vor seinem 5. Jahre, nachts um 9 Uhr bis halb 10 Uhr gelernt"

„del Signor: Wagenseil". 33 31 Scherzo. „Den 6. Februar hat dies Wolfgangerl gelernt". 52 40 Allegro. „Dies Allegro hat Wolfgangerl im 4. Jahre gelernt". 54 42 „del Sign.: Fischer". 56 44 „del Sign.: Agrell". 58 45 Allegro. Di Wolfgango Mozart ddo. 14. Oktober 1763 in Bruxelles "(eigene

Handschrift) 2 Seiten. 60 46 Menuett. Di Wolfgango Mozart ddo. 30. November 1763 ä Paris (eigene

Handschrift) Vs Seite. 61 47 Menuett. Di Wolfgango Mozart ddo. 16. Juli 1763 (eigene Handschrift)

1/ Seite. 62 48 Menuett. Di' Wolfgango Mozart ddo. 11. Mai 1762, V2 Seite.

Nissens „Biographie" (Anhang pag. 5) erwähnt „Zwei geschriebene Bücher mit verschiedenen Compositionen", wovon das erste obiges und das zweite dieser islotenbücher jenes ist, welches Professor Dr. Richard Genee bei Herrn Ernst Mendels- sohn-Bartholdy in Berlin auffand und im 5. Heft der „Berliner Mozartgemeinde" im Februar 1899 besprach, wie auch 13 Stücke daraus 1898 in Druck legte, und zwar als „Mozarts Londoner Skizzenbuch 1764". L. Mozart hatte es überschrieben „Di Wolfgang Mozart ä London 1764". Am Anfang desselben Jahres schreibt Leopold an seinen Haus- herrn: „Das was er (Wolfgang) gewußt hatte, als wir Salzburg verließen, ist ein purer Schatten gegen das was er jetzt weis. Es übersteigt alle Einbildungskraft." Dieses zweite Buch aber ist einfach die Fortsetzung des ersten, das mit 1763 abschließt, und mit 1764 beginnt. (Der Aufenthalt in London dauerte vom 22. April 1764 bis etwas in Juli hinein 1765).

21. Andante in F-dur „für eine Walze in eine kleine Orgel" (Moz. Verz. 137, Köchel Verz. 616) in 144 Takten, zu einer Spieluhr des Müller- Daym'schen Kunstkabinets an der Donau nächst dem Rotenturm- tore Wiens, am 4. Mai 1791 auf Bestellung des Grafen Daym, Eigentümer jenes Kabinets, komponiert. Derselbe nahm auch am morgen, Donnerstag den 5. Dezember, die Toten-Maske von W. A. Mozart in Gyps ab, welche die Witwe Constanze 1820 beim Abstauben in Salzburg fallen und wovon sie aber leider die Bruchstücke nicht mehr zusammenfügen ließ, sondern verwarf.

Dieses wertvolle Manuskript Mozarts ist von demselben ohne alle Korrektur auf einem Bogen starken, zwölfzeiligen Notenpapier, 4 Seiten in Querquart, geschrieben, mit dessen Namenszeichnung versehen, und durch Herrn Josef Franz von Patruban, k. k. Truchsess in Wien, am 6. März 1842 dem Mozart-Archiv zum Geschenke gemacht worden. Es erschien auch als Klavierstück gedruckt bei Haslinger in Wien: „Klavier- stücke", Heft 31, 1904, u. a. 0.

22. Ein Original-Brief W. A. Mozarts vom 6. Juni 1791, aus Wien geschrieben an seine Frau während ihres Kuraufenthaltes in Baden (bei Wien). Zur Hälfte französisch, zur Hälfte in deutscher Sprache, auf einem Querblatte groben Papiers, IV2 Seiten. Geschenk der Erben der Frau von Spinsio, Doktors- und Advokatenswitwe zu Salzburg, im August 1879.

23. Ein Original-Brief W. A. Mozarts ddo. München am 3. Januarius, 1781, geschrieben an seinen Vater (über den dritten Akt des „Idomeneo"). 2 Seiten und auf der dritten eine Nachschrift.

24. W. A. Mozarts Stammbuch. Quart-Format, mit rotem Einband- deckel und 70, davon 53 beschriebenen, auch kunstvoll gezeichneten oder ge- malten Blättern mit Goldschnitt. Von. diesen Blättern rühren 9 von Freunden W. A. Mozarts her, die übrigen mit Zeichnungen, Bildern u. s. w. stammen aus späterer Zeit, als der Sohn Karl im Mai 1795 in den Besitz dieses Buches kam.

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Von Ersteren finden sich vor, im Jahre 1787 in Wien: am 1. April Oboist Louis Fischer; 11. (und 24.) Emilian Gottfried und Josephus Franziskus Edler von Jaquin (Söhne des Botanik-Professors und Direktors der kais. Gärten in Schönbrunn, Nikolaus Johann von Jaquin); 14. Sigmund Barisani (Physikus-Primarius im allge- meinen Krankenhause); 27. Ignatius von Born auf der ersten Seite Direktor des kais. Naturalien-Kabinetes und 1781 der Gründer der ältesten der acht Wiener Logen damaliger Zeit: „Zur gekrönten Hoffnung im Orient". Mozart gehörte aber nicht dieser, sondern jener „Zur wahren Eintracht" an; am 28. Juni Franziskus Kajetan von Ployer, Agent in Döbling (bei Wien); 4. Juli Joh. Nep. Greymüller in Prag; 11. September Tante W e b e r'n (die Mutter des K. M. v. Weber) und 12. November Josef Hurdeleta, Direktor des Prager Generalgymnasiums.

Unter dem von seinem Freunde Dr. Barisani gewidmeten Gedichte befindet sich in Mozarts Original-Handschrift am 3. September 1786 dessen tiefer Schmerz über den Tod dieses „seines Freundes und Retters seines Lebens" ausgedrückt, und auf der Rück- seite eine momentane Herzensergießung Constanzens über den Verlust Mozarts, datiert „Wien, am (Sterbetag) 5. Dezember 1791", lautend: „Was Du einst auf diesem Blatte (auf der Vorderseite) an Deinen Freund (Sigmund v. Barisani, seinen Arzt), unter dessen Verse vom 3. September 1787 schriebst, eben dieses schreibe nun ich tiefgebeugt an Dich, vielgeliebter Gatte! mir und ganz Europa unvergeßlicher Mozart! auch Dir ist nun wohl auf ewig wohl!! Um 1 Uhr nach Mitternacht vom 4. zum 5. De- zember dieß Jahr verließ er in seinem 36ten Jahre -— O! nur allzufrühe! Diese gute

aber undankbare Weld o gute ! 8 jähre knüpfte uns das zärtlichste, hieniden

unzertrennliche Band! O! könnte bald auf ewig mit Dir verbunden seyn .... Deine äußerst betrübte Gattin Constanze Mozart nee Weber."

Die letzte Bucheinschreibung überhaupt (für Karl Mozart) ist von Anton Schmidt, Custos der k. k. Wiener Hofbibliothek am 24. Juli 1830 (gestorben 3. Juni 1857 in Salzburg im Gasthof zum „Goldenen Ochsen" am Platzl, heute „Andre Hofer").

Ein nach Form und Ausstattung diesem ganz gleiches zweites Stammbuch ist im Besitze der Professors-Gattin Mrs. Julis Lenis in Heidelberg (noch 1896 dortselbst), und war dasselbe ursprünglich das Eigentum der Schülerin Mozarts, Barbara von Ployer, des oben genannten Agenten Tochter in Döbling, für welche Mozart vom Februar bis Juni 1784 zum Unterrichte die „Kleine Generalbaßlehre" schrieb*), ge- druckt in Wien 1847 und noch öfter bei Steirer; neu aufgelegt, mit Anmerkungen 'ver- sehen, in Berlin bei Schuppel, vorher schon 1882. In diesem zweiten Buche finden sich viele beschriebene Blätter, u. a. von Beethoven, sowie von deren Bekannten und Freunden.

Es wurde dasselbe wiederholt von Jenen, die davon wissen, mit den Mozart'schen verwechselt, weil sich darin auch ein kleines Porträt Mozarts befindet. Beide Stamm- bücher dürften von Frl. Ployer etwa im März 1787 zugleich gekauft worden sein und eines davon erhielt mutmaßlich Mozart von ihr zum Geschenke. Jenes des Frl. Ployer wurde uns von der dermaligen Besitzerin persönlich am 16. Oktober 1897 vorgewiesen, von welcher Dame bei ihrem ersten Besuche im Mozart-Museum am 16. Juni 1896 auch die erste Nachricht über die Existenz dieses nicht minder interessanten Buches nach Salzburg kam.)

25. W. A. Mozarts Knabenporträt. Miniatur-Aquarell im gepreßten Lederrahmen.

Gemalt in Italien, auf der zweiten, d. i. der dritten italienischen Reise mit dem Vater in der Zeit vom Oktober 1771 bis Frühjahr 1773.

26. Zwei Mozart-Gedenkmedaillen in Silber und Eisen. Am Arme : „A. Guillemard", 3V2 Centimeter im Durchmesser (die erstere ^\i^Q Silber ent- haltend), auf deren Aversseite sich das wohlgetroffene Brustbild W. A. Mozarts, nach rechts gewendet, mit der Umschrift: „Wolfgang Gottlieb Mozart" befindet, und am unteren Rande die Worte stehen: „Geboren 1756, gestorben 1791". Die Reversseite zeigt die aufrechtstehende Muse der Tonkunst mit der Lyra in der Hand; ihr zur Seite ein geflügelter Knabe mit einer Trom- pete. Die Umschrift lautet: „Herrscher der Seelen durch melodische Denk- kraft." Am Rande unten: „Fecit Stuckhart". Geschenk des Herrn Franz Eisvogel in Preßburg.

*) In derselben findet sich das Motiv des „Benediktus" zu Mozarts „Requiem".

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Diese höchst seltene Denkmünze, nach dem Ableben Mozarts geprägt, enthält in letzterwähnter Umschrift genau die Worte, welche ein intimer Freund Mozarts, Bankier Bridi in Roveredo (den Mozart im Freiherrn von Jaquin'schen Hause in Wien kennen gelernt) auf einer in dessen Garten errichteten Grotte anbringen ließ, in deren Innern eine Mozartstatue aufgestellt war. Daß Mozart den Bridi schätzte, beweist in einem Schreiben an Emilian Gottfried Jaquin aus dem Aufenthalte Mozarts in Prag vom 4. No- vember 1787 nach der glänzenden „Don Juan-Aufführung" u. zw. folgende Stelle: „Ich wollte meinen guten Freunden, besonders Bridi und Ihnen wünschen, daß sie nur einen einzigen Abend hier wären, um Antheil an meinem Vergnügen zu nehmen" u. s. w. Aller Wahrscheinlichkeit nach dürfte demnach Bridi Veranlassung zur Prägung dieser Denkmünze gegeben haben. (In dem im Jahre 1906 neu eingeschafften „Mozart-Münzen- und Medaillen-Kasten" am gassenseitigen Fenster des Wohnzimmers.)

27. W. A. Mozarts Tabakdose aus Achat mit vergoldeter Metall- Einfassung.

Dieselbe wurde als die Dose des W. A. Mozart dem Herrn Dr. Franz Edlen v. Hille- prandt durch Frau v. Nissen, und am 25. September 1871 von der Witwe, Frau von Hilleprandt, zur Hinterlegung ins „Vereins-Archiv" (jetzt „Mozart-Museum") übergeben.

28. Tabakkeller aus rötlichem Marmor, von der Familie Mozart her- rührend. Derselbe ist ein Geschenk vom seinerzeitigen Archivar Herrn J, Horner an das Mozart-Museum am 21. Juni 1882.

Frau Elise Horner, die Mutter des am 18. Jänner 1903 verstorbenen Zentral-Vorstehers der Internationalen Mozart-Gemeinde, hat denselben laut Bestätigung vom Jahre 1842 bei der Lizitation des Nachlasses der Witwe Frau Nissen-Mozart käuflich erstanden.

29. 17 Stücke Perlmutter-Knöpfe von einem f. e. salzburgischen Hofgalarocke W. A. Mozarts.

30. Mozart-Ring von Gold, enthält als Mittelstein ein Pracht-Exem- plar von einem Adular (opalisierenden Feldspath), welcher mit 12 Dia- manten im Tafelsteinschliff umgeben ist.

Denselben erhielt der Knabe Wolfgang (siehe Schlichtegroll : „Nekrolog", Gotha 1791) von der Kaiserin Maria Theresia zum Geschenk, als derselbe am 3. Oktober 1762 (also im 7. Jahre) vor dem kaiserlichen Hofe im Schlosse Schönbrunn konzertierte.

Dieser Ring ist auf dem kleinen Finger der linken Hand des Original-Porträtes Mozarts, im Besitze als Familien-Erbstück von dem Großvater Joh. Wenzel v. Helm- reicher von und zu Brunnfeld, hochfürstlichen Hofrat und resignierten Pfleger zu Moos- heim (geboren 24. Jänner 1722, gestorben 14. Mai 1803) des hierortigen k. k. Bezirkshaupt- mannes i. P. Joh. von Helmreicher abgebildet, wovon das Mozart-Museum am 15. No- vember 1902 eine photographische Reproduktion bewilligt erhielt. Dem Ringe wurde im Sommer 1770, als Mozart ihn beim Klavierspiele im Conservatorio alla pietä Neapel trug, die Eigenschaft eines Zauberringes beigelegt. Er zog ihn sofort vom Finger „und nun war erst die Verwunderung recht groß", erzählt wieder Schlichtegroll in seinem oben erwähnten „Nekrolog". (Siehe XXII. Jahres- und Vereinsbericht pro 1902: „Aus dem Mozart-Museum" unter „Mozart-Porträte" pag. 38 und 39). Derselbe wurde von der Witwe von Nissen 1829 der Madame Spontini in Berlin (der Gemahlin des berühmten Maestro) zum Geschenke gemacht, von der Familie hoch in Ehren gehalten und kam dann in das Eigentum der Madame C. Er-ard in Paris (einer Schwägerin der verstorbenen Ma- dame Spontini), von welcher ihn durch Vermittlung des Kammervirtuosen Herrn Alfred Jaell 1845 das Mozarteum erhielt.

Madame C. Erard übersandte dieses doppelt wertvolle Geschenk mit den Worten : „Ich bin erfreut, den Ring als bleibendes Andenken an den großen Meister dem Mo- zarteum übermitteln und dadurch den Beweis meiner Sympathie für alles, was das An- denken Mozarts berührt, bringen zu können".

31. Ein goldenes Kreuz mit 12 Granaten, welches Eigentum der Maria Anna Mozart, verwitweten Reichsfreiin von Sonnenburg gewesen war.

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32. Ein Uhrangehäng von Carniol, das W. A. Mozart zu tragen pflegte.

33. Ein Goldring mit Email (Glaube, Hoffnung und Liebe), der aus dem Nachlasse der Maria Anna Mozart, verwitweten Reichsfreiin von Sonnenburg, stammt. (Siehe „Codicill" vom 1. Juli 1827 zum Testamente derselben im XVII. Jahres- und Vereinsberichte pro 1897, pag. 32.)

34. L. Mozarts Gebetbuch: „Tägliches Kurz und Gut".

Dasselbe ist, seinem Inhalte nach, aus verschiedenen damals beliebt gewesenen Andachtsbüchern zusammengetragen, durchwegs geschrieben und mit 15 Federzeich- nungen geziert 1777 von Riedl, Kunstzeichner in Salzburg. Es kam von der Familie Mozart an Herrn Schüller (vorm. Hagenauer), dann an Frl. Schmutzer und 1880 aus dem Nachlasse dieser an Herrn v. Rrezoway Alexander, Gutsbesitzer zu Rhede in Ungarn, der es am 1. Februar 1881 dem Mozart-Museum zum Geschenke gab.

In demselben befand sich, mit Seide auf Papier gestickt, ein Schützen- Bildchen. Die Entstehung solcher ist unter Nr. 16 des Näheren erwähnt. Es zeigt auf der Vorderseite einen Schützen, welcher auf eine Scheibe zielt, mit einer Rose bemalt, von einem Mädchen gehalten, und enthält folgende launige Verse:

Ober dem Schützen: O b e r d e m M ä d c h e n :

Ein Practicirter Jägerszmann Wann du willst das Centrum haben,

Schiesst Beherzt und trifft sodann; Muest es geschwinde Wagen;

Unterhalb Beiden: Die Welt ernährt der Schitzen Viel, Doch Trifft Ein Jeder nicht das Ziel, Der eine Trifft, der andere fehlt. So Geht es auf der Welt

Auf der Rückseite spendet ein Amor dem Mädchen eine Rose, dem Schützen aber aus einem Korbe drei Herzen, und die Verse lauten:

Oberihr: Oberihm:

Ob zwar beraubt des Augenliecht, Cupito theillet drei Herzen Auss,

Nim doch die Rosse weil's floriert; Dem es Glickt der fangt es auf;

UnterhalbBeiden: So oft diess Jahr die Uhre Schlagt, So oft die Schildwach Werda? fragt, So viel Jahr, o lange Zeit, Mein Freund Leb in Vergniegenheit.

35. Mozart- Gedenkmedaille in Zinn. Zur Säkularfeier 1856 von Thom. Reitsamer. Geschenk des Herrn Dr. Franz Ritter von Haberler in Wien 1880. Avers: das Brustbild mit dem Kopfe nach rechts gewendet. Revers: Mozarts Geburtshaus und die Geburts- und Sterbedaten, wie Nr. 40. (Im Mozart-Münzen- und Medaillen-Kasten.)

36. Zwei Canones von W. A. Mozart in einem Etui unter Glas- einrahmung (Köchel Verz. I. und II. Ausgabe, pag. 559 und 560). Geschenk des Herrn W. A. Diederichs, Directeur et Proprieteur du Journal „Allge- mein Handelsblad" d'Amsterdam, am 29. Juni 1880. Ein Notenblatt: Rück- seite (drei Notenzeilen): „Difficile lectu mihi Mars", Vorderseite (5 Noten- zeilen): „0 du eselhafter Martin".

Gottfried Weber erzählt in der „Cäcilia", 1828, Heft I., pag. 180, die Entstehungsge- schichte dieser beiden bekannten heiteren Canones in folgender Weise : Joh Nep. Peyerl war ein vortrefflicher Sänger, er kam 1785 von Salzburg, wo er mit seiner Frau auf dem

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Theater gesungen hatte, nach Wien, und wurde dort mit Mozart bekannt. (Er starb 1801 in München.) Im Kreise der Freunde Mozarts war er wegen der Eigentümlichkeiten in seiner Aussprache öfters der Gegenstand irgend eines Scherzes. Mozart schrieb nun am 2. September 1788 dort auf einer Blattseite den ersten Canon: „Difficile" u. s. w., auf der anderen den zweiten Spott-Canon und ließ Peyerl Ersteren beginnen. Das letzte Wort klang wie „cujoni". Als dieser mit der komisch wirkenden Aussprache der latei- nischen Worte kaum geendet hatte, sang man ihm im Chor diesen Letzteren entgegen. Bei Wiederholungen wurden später andere Namen, statt Martin, z. B. Peyerl, Jakob u. s. w. gebracht.

Links davon: Mozart-Porträt, sehr klein, in Elfenbein scharf und rein geschnitten, auf einem Messingschildchen.

Dieses wurde am 5. Juni 1883 um 7 fl. von einer einstigen Dienerin der Constanze von Nissen, gewesenen Witwe Mozart, angekauft, welche es von dieser zum Geschenke erhielt. Dasselbe ist in der Echtheit nur traditionell gewährleistet.

Rechts davon: Ein eiserner starker Mozart-Prägestock für irgend ein Prägewerk. Geschenk Sr. Exzellenz, des Herrn Vereins-Präsidenten Gandolph Grafen Kuenburg, Minister a. D., erhalten am 31. März 1900.

An dessen angeschweißtem Stahlende befindet sich beiläufig in Thalergröße ein hübsch geschnittenes Relief-Porträt Mozarts, nach dem Relief I. von Posch, am Arm- schnitte lautet der Name des Stempelschneiders: T. Reitsamer. Nachdem es erst Charles Heath 1820 in London mittelst Dekarbonisierung gelang, den Stahl zu erweichen und durch ein chemisches Verfahren wieder zu erhärten, so ist dieses Verfahren nicht älter, als die Herstellung der Kupferstiche, und da die verbesserte Manier des Kupferstiches eine Erfindung von Achille Collas im Jahre 1830—31 ist, so stammt diese Stanze aus neuerer Zeit, dies umsomehr, da der Name auf den Silberarbeiter Thomas Reitsamer in Hallein hinweist (gest. 1867), von dem mehrere solche aus der Zeit der „Mozart- Denkmal-Enthüllung" im Jahre 1842 und der Säkularfeier 1856 herrühren, wovon sich auch galvanoplastische Abdrücke des Brustbildes Mozarts im städtischen Museum Carolino- Augusteum befinden. (Siehe „Jahresbericht" desselben, pro 1900, pag. 46.)

37. Einlaßkarte zu einem der Sonntag Nachmittags-Konzerte im kais. Augarten, welchen Kaiser Josef I. (1705 11) anlegen ließ, und Kaiser Josef II. 1775 als „Allen Menschen von ihrem Schätzer gewidmeten öffent- lichen Belustigungaprt" dem Publikum zu freier Benützung zugänglich machte, gegeben im ganzen Sommer (vom 26. Mai 1782 ab) von W. A. Mozart mit Ph. Jakob Martin*) in einem der 12 Abonnements-Konzerte zum Preise von 2 Dukaten per Person).

38. Zwei Kartenblätter, auf der Rückseite bemalt. Mit Bleistift steht auf Letzterer notiert: „Der alte Leopold Mozart gemacht, diese zwei mir (Ursula Hagenauer) gegeben 1781".

Dieselben wurden dem Mozart-Museum von Herrn Alexander von Brezoway, Guts- besitzer zu Rhede in Ungarn, zum Geschenk gegeben. Sie sollen von Leopold Mozart der Tochter seines Hausherrn, Ursula Hagenauer, und von dieser ihrer Freundin Frl. Schmutzer geschenkt worden sein, welch' Letztere anfangs 1880 in Salzburg gestorben und vom obgenannten Herrn v. Brezoway beerbt worden ist.

39. Zuschrift des Museum Britannicum ddo. 19. Juli 1765 (5 Tage vor erfolgter Abreise mit den beiden Kindern) von London an den Vater

*) Im Briefe vom 29. Mai 1782 schreibt Mozart an seinen Vater: „Ph. Jakob Martin ist aus Regens- burg gebürtig, wo sein Vater Leibmedikus beim Fürsten von Taxis war". Er hatte mit dem „treuen" Bullinger (dem späteren Instruktor des Grafen Arco in Salzburg und Hausfreunde in Mozarts Familie) zusammen das Seminar in München besucht „und sich anfangs kümmerlich behelfen müssen und oft 14 Tage von einem Gulden gelebt". Im Winter 1782 errichtete Martin ein Dilettanten-Konzert, welches alle Freitage in der Mehlgrube ist aufgeführt worden und veranstaltete auch Nachtmusiken und Fasten-Konzerte. (O. Jahn, I. Aufl. III, pag. 199.)

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Leopold, in deutscher Uebersetzung lautend: „Ich bin von dem beste- henden Ausschuß der Vertrauensmänner des britischen Museums*) beauf- tragt, Ihnen bekannt zu geben, daß sie das Geschenk der musikalischen Werke ihres genial veranlagten Sohnes erhalten haben, welche sie ihnen kürzlich beliebten zu geben, und Ihnen dafür ihren Dank auszusprechen. Maty, Secretär".

Nissen äußert sich in der „Biographie", pag. 79, darauf bezüglich : „Das „Museum Britannicum" hat sich nicht nur die in Paris gedruckten und hier d. i. in London, da er aus einem Brief aus London vom 5. Juli 1765 zitiert publizierten 10 Sonaten in seinen ersten drei Druckwerken (Köchel Verz. Op. 6—15. Siehe im Familienzimmer Nr. 17, 18 und 19) samt diesen geschickten Familien-Porträts, (Nr. 25 im Geburtszimmer, Kupferstich nach Carmontello) ausgebeten, um solches Alles der Seltenheit ihrer wunder- würdigen Sammlung beyzulegen, sondern hat auch einige Original-Manuskripte von diesem Wunderkinde, darunter ein kleiner Chor von vier Stimmen auf englische Worte (Köchel Verz. Op. 20 „God is our Refuge") ist, auf Ansuchen erhalten". Hierauf erfolgte das obige Dankschreiben, worüber Nissen die irrtümliche Ueberschrift : „Abschrift des schrift- lichen Ansuchens" (statt Dankes), pag. 80, setzte.

Nissen führt aus dieser Korrespondenz noch an: „Der allhiesige (in London) sehr berühmte Klaviermacher Burkard Thudy, ein geborener Schweizer, hatte die Ehre, für Seine Königl. Preuss. Majestät (Friedrich II. d. Gr.) einen Flügel mit zwei Manuals zu verfertigen .... Herr Thudy hatte außerdem den guten Bedacht genommen, seinen außerordentlichen Flügel dessen alle Register in ein Pedal angebracht wurden durch den außerordentlichsten Klavierspieler dieser Welt das erstemal spielen zu lassen, nämlich durch den berühmten Musikmeister Wolfgang Mozart".

40. Mozart-Medaillon. Ein Gyps-Abguß. Geschenk von Paul Barfuß, Kupferstecher in München. Avers: Das Brustbild, mit dem Kopfe rechts gewendet. Revers: Mozarts Geburtshaus und die Geburts- und Sterbe- daten, wie Nr. 35. (Im Mozart Münzen- und Medaillenkasten.)

41. W. A. Mozarts Brieftasche gestickt mit Seide, „welche er", laut Attest seiner Schwägerin, Sophie Haibl, „bis an sein Ende bei sich getragen hat". Er trug sie als sein Brusttaschen-Portefeuille namentlich auf Reisen bei sich mit Notenpapier-Blättchen versehen, worauf er flüchtig irgend einen musikalischen Gedanken skizzierte und für eine spätere Komposition oder eine solche, die er eben vorhatte, festhielt, und welche Blättchen er seine „Wertsachen" zu nennen pflegte.

42. Ein Papier-Kuvert, einige englische Pflästerchen enthaltend, mit der gedruckten Ueberschrift: „The Genuine Court Plaister, London". Darunter steht von Nissens Hand geschrieben: „Wolfgang Amade Mozart hat dies noch mitgebracht von England", wo derselbe mit Vater und Schwester vom 22. April 1764 bis 14. JuH 1765 weilte und dort die unter 17, 18 und 19 erwähnten (Op. 3) 6 Sonaten für Klavier und Violine für die Königin von England, Sophie Charlotte, schrieb, die er am 18. Jänner 1765 derselben widmete. „In London hat Wolfgangerl auch sein erstes Stück für 4 Hände gemacht. Es war die erste vierhändige Sonate, die bis dahin überhaupt gemacht wurde", schreibt der Vater am 9. April 1765.

43. Mozart-Medaille in Bronze.

*) Das ist der Name eines Gebäudes zu London, der ehemalige Palast des Herzogs von Montague in der Great-Russel-Street, welches für das wissenschaftliche und artistische Zentrum nicht nur des britischen Staates, sondern der ganzen gebildeten Welt gelten kann. Die erste Grundlage zu demselben bildeten die von Hans Sloane (geb. 1660, gest. 1753) hinterlassenen naturhistorischen Sammlungen und dessen an Hand- schriften reiche Bibliothek, die er in seinem Testamente gegen eine seinen Erben zu zahlende Summe von 20.000 Pfd. St. dem Staate überließ, welches bedingte Legat das Parlament annahm.

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Avers: Brustbild von der rechten Seite. Umschrift: „Zur Saecularfeier der Geburt Mozarts, die'' Stadt Wien MDCCCLV.". Am Rande: „C. Radnitzky".

Revers: Engelchen auf Wotken, die Laute spielend, über Mozart eine Menge Engelköpfchen. Am Rande in Noten mit der Es-dur Vorzeichnung der Anfang der Ouver- türe zur „Zauberflöte". Ihr Ertrag sie wurde auch in Silber geprägt mit jenem der vom Gemeinderate der Stadt Wien im großen Redoutensaale am 27. und 28. Jänner 1856 veranstalteten, von Franz Liszt dirigierten Festkonzerte, war zur Errichtung des Denkmales auf Mozarts Grabstätte zu St. Marx bestimmt, welches nach dem Entwürfe Hans Gassers ausgeführt wurde. Geschenk des k. u. k. Hofantiquars Albert Pollak 1885. (Im Mozart Münzen- und Medaillenkasten.)

44. Mozart-Medaille in Nickelmetall.

Avers: Mozarts Brustbild im Profil, nach links, nach einem Kupferstiche aus dem Jahre 1792 mit der Aufschrift: „Wolfgang Amadeus Mozart", daneben: „Zeitlich vollendet".

Revers: Auf einem Würfel das „Requiem", unten herum: „Don Juan", „Cosi fan tutte", „Figaro", „Zauberflöte" u. s. w. Die herabhängende Papierrolle enthält die Schlußstelle der Oper „Cosi fan tutte" mit den Worten: „So sind sie Alle", hier auf die oben nicht genannten Werke bezogen. Unter dem Abschnitte die Worte: „Ewig blühend". Weiter zurück sieht man in einen mit Immergrün geschmückten Felsen die Geburts- und Sterbedaten und über denselben a'.if der Bogenlinie „Tuba mirum". Ausge- führt von Wilhelm Doell in Karlsruhe. Geschenk des Gesanglehrers in Stuttgart, Karl Rutscher 1895. (Im Mozart Münzen- und Medaillenkasten.)

45. Mozart-Medaille in Silber zur Erinnerung an die Mozart-Denkmal- Enthüllung bei der Albrechtsrampe in Wien am 16. April 1896. In einem silbernen Ring mit Oese von Scharff in Wien. Gr. 56. Durchmesser 5*5 cm.

Avers: Das höchst plastisch geformte Brustbildnis Mozarts nach rechts und der Auffassung des fünf Tage vor der Festfeier plötzlich am 16. April 1896 an Herzlähmung verschiedenen Meisters, des Professors V. Tilgner.

Revers: Ein Kranz musizierender Amoretten als Butti. Erstere Seite trägt außerdem links am Rande die Inschrift: „Wolfgang Amadeus Mozart. 1756—1791". Letztere: „Zur Enthüllung seines Denkmales. Wien 1896". Das Ganze in vortrefflicher Prägung. Spende des Denkmal- Komitees 1895. (Im Mozart Münzen- und Medaillenkasten.)

46. Mozart-Ring, dessen Hauptform im Stile der Renaissance eine Blumenvase mit Türkis, Rubin, Brillant und Smaragd vorstellt.

Denselben erhielt Mozart auf seiner dritten Kunstreise im Jahre 1763, nach einem Konzerte vom Fürsterzbischofe in Augsburg. Der Ring kam später in den Besitz von Mozarts Schwester, von dieser an ihren Sohn Leopold, der ihn der Braut seines Stief- bruders zum Hochzeitsgeschenke gab. Von der Tochter dieser, Genovefa Reichsfreiin von Sonnenburg, kaufte ihn 1881 Frau Maria Gräfin Spaur für 100 fl. und von dem Witwer Philipp Grafen Spaur erhielt denselben das Mozarteum zum Geschenke 1883.

47. W. A. Mozarts Kaiserin Maria Theresia-Uhr.

Vom General-Gouverneur der Lombardei aufgefordert, zur Vermählung des Erz- herzogs Ferdinand, dem Sohne der Kaiserin, mit der Prinzessin Maria Ricciarda Beatrice, der Tochter des Erbprinzen Ercole Rainaldo von Modena, eine Serenade zu schreiben, machte sich der 15jährige Mozart im September 1771 daran, für die Festvorstellung am 17. Oktober in Mailand die zweiaktige theatralische Serenate „Ascanio in Alba" (Text von Abbate Giuseppe Parini), Köchel Verz. Nr. 111, zu schreiben, welche er persönlich dirigierte, sehr gefiel und viele Wiederholungen erfuhr. „Er wurde dafür außer dem was er in Geld bekam, von der Kaiserin mit dieser mit Diamanten besetzten Uhr beschenkt", wie sein Vater am 9. November nach Hause schrieb. Dieselbe ist eine französische Spindeluhr von L'Epenie. Sie hat ein kleines, hohes Gehäuse von Gold Nr. 3. Die Ein- rahmung des Deckels an der Vorderseite ist rund herum, wie jeder Zeiger, mit kleinen

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Rauten-Diamanten besetzt, wovon noch über 200 vorhanden sind. Die rückwärtige Deckelwand ziert das wohlgetroffene, von Künstlerhand in lebhaften Emailfarben aus- geführte Oval-Mir.iatur-Bildnis der großen Kaiserin. Dieses ist wieder umgeben mit vielen Rauten, dann von einer grünen Bandverzierung, eingefaßt mit einem baldachinartigen Schmuck von Blätterwerk. Das Uhrwerk, wie die Uhr in den Nebenbestandteilen, ist im besten Zustande erhalten. Ersteres geht aufgezogen heute noch ganz richtig. An der Innenseite des Uhrmantels findet sich der Name „W. A. Mozart" und die Jahreszahl „1786" eingraviert. Ein Landkrämer Josef Strobl in Mödling, den Mozart mit dem Freunde Em. Schickaneder und dem Dichter Alois Blumaner öfters auf ein gutes Glas Wein be- suchte, kaufte die Uhr von Mozart. Sie kam 1855 von einem Enkel desselben, welcher der gerichtlichen Exekution in seinem Domizil Ofen verfallen war, in den Besitz des seinerzeit so oft genannten Julius Holl von Stahlberg, 1856 an den Pester Kunsthändler Josef Wagner, von dem sie am 26. April 1858 Ignaz Pfeffer, Besitzer des Dianabades am Franz Josefplatz in Budapest, für seine wertvollen, reichen Sammlungen kaufte. Testamentarisch hatte dieser diese Uhr bereits mit Codicill vom 1. Juni 1881 nach seinem Tode samt den dazugehörigen Schriften zum Eigentum des „Mozarteums" be- stimmt und wurde dieselbe, nachdem der Testator am 19. Jänner 1892 dortselbst ver- storben war, von seinen drei minorennen Kindern, in Begleitung des Testamentsvoll- streckers, Advokaten Kisbaäri Kiss, am 14. August persönlich anher überbracht und dem Mozart-Museum zu eigen gegeben, wie es ihr Vater ausdrücklich gewünscht hatte, damit sie unterwegs nicht verloren gehe. (Des Geschenkgebers Bild befindet sich im „Mozart- Album", V. Abteilung).

48. W. A. Mozarts erste Geige mit dazu gehörigen Bogen.

Diese kleine Halbgeige ist zufolge der im Innern angebrachten Inschrift von Andreas Ferdinand Mayer, Hof-Laut.(en) und Geigenmacher zu Salzburg anno 1746 also 10 Jahre vor Mozarts Geburt angefertiget worden. Der hochfürstliche Hoftrompeter Andreas Schachtner, der vertraute Hausfreund der Familie im Hagenauer Hause, dem sich der kleine Wolfgang (Wolferl) stets sehr zugetan zeigte, schreibt am 24. April 1792 an die Schwester desselben, Reichsfreiin von Berchthold zu Sonnenburg, nach St. Gilgen, die ihn ersuchte, ihr Mitteilungen über Vorfälle in ihres Bruders Kinderjahren zu machen, auch die Episode, welche mit der „Ersten Geige Mozarts" in engster Beziehung steht: „Als der Vater Mozart mit seinen Kindern im Jahre 1763 von Wien zurückkehrte, wo Wolfgang eine kleine Geige zum Geschenke erhielt, wollte er an einem Sonntag, an welchem der Vater mit Hofmusikern in seinem Wohnzimmer Kammermusiken zu spielen pflegte, auch die zweite Violine mit Schachtner mitspielen. Es hatte der sehr gute Hof- geiger Wenzl diesmal 6 Trio zu diesem Zwecke gebracht, die er selbst verfertigt hatte und dem Papa zur Begutachtung vorlegen wollte. Papa spielte mit der Violine den Baß, ich die zweite Violine auf meiner Geige, die Wolfgang wegen dem sanften vollen Tone immer die „Buttergeige" nannte, und Wenzl die erste Violine. Als Wolfgangs Begehren abgewiesen wurde und Papa wollte, daß er sich mit seinem Geigerl wegtrollen sollte, da weinte er." Ueber Fürbitte Schachtners wurde ihm endlich erlaubt obwohl er noch nicht die geringste Anweisung in der Violine erhalten hatle mitzuspielen, aber so stille, daß man ihn nicht hört. „Er geigte also mit. Bald merkte ich mit Erstaunen, daß ich ganz überflüssig sei. Ich legte meine Geige weg und sah den Papa an, dem bei dieser Szene die Thränen der Bewunderung und des Trostes über die Wangen rollten; und so spielte er alle 6 Trio. Als wir fertig waren, wurde Wolfgang durch unseren Beifall so kühn, daß er behauptete, auch die erste Violine spielen zu können. Wir machten zum Spaß einen Versuch und wir mußten uns fassen, nicht zu lachen, als €r auch das, wiewohl mit lauter unrechten und unregelmäßigen Applikaturen doch so spielte, daß er nie stecken blieb."

Diese erste Kindergeige besaß Mozarts Schwester. Von derselben erwarb sie 1820 in Salzburg der k. k. Kanzlist Leopold Trostel in Neumarkt, dessen Tochter (1827 plötz- lich gestorben) ihre erste Klavierschülerin war. Von demselben kaufte sie dortselbst 1829 der Volksschullehrer Adalbert Lenk, 1842 Violin- und Gesangslehrer an dem ein Jahr vorher gegründeten „Dommusikverein und Mozarteum", auch Chorregent in Mülln. Dieser verkaufte sie am 7. September 1877 an den Botschafter beim hl. Stuhle in Rom, Exzellenz Ludwig Johann Grafen Paar, nebst den darauf bezüglichen notariell be- glaubigten Dokumenten. Dieser wünschte letztwillig, „daß diese Geige nach seinem Tode dem „Mozart-Museum" dauernd einverleibt und dort als Erinnerung aus der Kinderzeit des großen Meisters verwahrt werde." Die Geige wurde demzufolge am 5. Februar 1896 durch den Herrn k. k. Bezirkskommissär in Ried, Ludwig Grafen Paar, dem Sohne des Erblassers, anher übersendet.

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c) WGitGir^ £Lin den vier* Zimmer'^vi^ä.ncien (^von.

49. W. A. Mozart, Knabenporträt im Goldrahmen, Oelbild, gemalt

1859 von L. Bode.

Nach einem Stahlstiche des Veroneser Originalgemäldes: mit blonder Perücke, weißer Brustkrause und Halsbinde, blauen Augen und im dunklen Rocke. Ein Geschenk, welches nach testamentarischer Verfügung (nebst 500 Mark) C. A. Andree in Frankfurt a. M. dem Vereine für das Mozart-Museum zum Eigentume bestimmte, wo es sich seit 1. September 1887 befindet.

50. Carl Freiherr von Sterneck-Doublebsky zu Ehrenstein. Oel- gemälde von dem Salzburger Porträtmaler Sebastian Stief 1883.

Geboren am 15. Dezember 1813 zu Brunn, war er der älteste- Sohn aus dem Kärntnerzweige seiner altadeligen Familie. Von Jugend auf für die ewig schöne Kunst der Musik begeistert, beugte er sich aber dem Willen seines Vaters, des Hofrates bei dem Appelationsgerichte zu Brunn, und wählte nach den absolvierten Gymnasialstudien in seiner Vaterstadt und den juridischen Studien an den Universitäten in Olmütz und Prag, 1835 den bureaukratischen Lebensberuf beim Camerale und im Finanzdienste, wurde

1860 Grenzinspektor in Kufstein, schließlich 1867 Finanzrat und Finanz-Oberinspektor in Salzburg und trat nach vierzigjähriger Staatsdienstzeit 1875 hierorts in den bleiben- den Ruhestand. In der Zeit vom Jahre 1869 ab, ist er der Gründer des „neuen" Mozar- teums, d. i. der „Internationalen Stiftung: Mozarteum", und 1881 der Anreger zur Gründung der „Mozartgemeinde". Seinen Bemühungen ist ausschließlich der Besitz des „Mozart- Museums", des „Vereins-Archives" und der „Bibliothek", des „Mozart-Häuschen" mit der Einrichtung, das „Mozart-Album", die Schule „Mozarteum" und ihr „Unterrichts- haus", seiner Tätigkeit sind vornehmlich auch die Abhaltungen der „Salzburger Musik- feste" 1877 und 1879, die bewerkstelligte Ausgabe der „Gesamtwerke W. A. Mozarts", die Abhaltung der „Mozart-Centenarfeste" 1887 und 1891 in Salzburg, sowie die in Oesterreich und Deutschland abgehaltenen „Zyklus-Aufführungen" Mozart'scher Opern zu danken. Er stellte, vereint mit treuen Gesinnungsgenossen im leitenden Vereins- ausschusse, seine weitaussehende unermüdliche und größte Arbeitsmühe unentwegt in den Dienst des von ihm wieder neuerdings ins Leben gerufenen „Mozart-Kultus", der sein Ideal blieb Zeit seines Lebens, und in welchem Sinne er hier ununterbrochen an die zwanzig Jahre wirkte. Sterneck war der erste Präsident, und als er wegen vorgeschrit- tenen Alters am 7. März 1888 diese seine Stelle niederlegte, ernannte ihn die Versamm- lung des VIII. Mozarttages am 16. Mai 1888 zum Ehrenmitgliede mit dem Titel eines „Ehrenpräsidenten" des Vereines. Der „Mozart-Verein" in Nürnberg hatte ihn bereits 1872 zum Ehrenmitgliede ernannt. Se. Majestät der Kaiser verlieh ihm zum vollendeten 70. Lebensjahre am 15. Dezember 1883 die mit dem kaiserlichen Wahlspruche gezierte goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft. Als ihm noch ein paar Tage über zwei Wochen auf das volle 80. Lebensjahr fehlten, starb er am 27. November 1893, und wurde mit allen Ehren von der St. Margarethenkirche im Friedhofe des Klosters zu St. Peter weg, wo die Leiche aufgebahrt war, in die Familien-Arkadengruft seines Freundes Dr. Hitschfeld auf dem Kommunal-Friedhofe (rechts Nr. 21) bestattet. Sein Andenken be- wahren einerseits seine Bildnisse: hier im „Mozart-Museum", im Musiksaale des Mozar- teums-Schulgebäudes und im Mozart-Häuschen, die dahin vom Vereine gestiftet wurden, und andererseits der Besitz des Mozarteums in allen dessen oben genannten Erwer- bungen für dasselbe.

51. Der sterbende Mozart. Radierung nach dem Originalgemälde, gemalt 1888 in Paris mit der eigenhändigen Widmung: „Homage au Genie du grand Mozart" von Professor Michael von Munkäcsy.

Michael von Munkäcsy (von Haus aus Michael Lieb), geboren am 10. Februar 1844 in Munkäcs (Ungarn), war der Sohn eines Tischlers, wurde selbst Tischler, bildete sich in Wien und München zum Maler aus, ging erst später von der anfänglichen Genre- zur monumentalen religiösen Malerei über, erhielt zu Düsseldorf 1867 drei Kon- kurrenzpreise unter Knaus und Vaütier, 1872 den Preis für seinen „Christus und Pilatus", und wurde in den österreichischen Adelsstand erhoben. Sein berühmtestes Gemälde

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wurde „Der letzte Tag des zum Tode Verurteilten". Im Jahre 1897 befiel ihn ein schweres Nervenleiden, dem er leider auch am 1. Mai 1900 in der Heilanstalt Endenich bei Bonn erlag. Sein Tod bedeutete einen großen Verlust für die Kunst!

Das Originalgemälde brachte der „Salzburger Kunstverein" in seiner VII. Jahres- ausstellung anläßlich der „Mozart-Centenarfeier" im Jahre 1891 hierorts im Künstler- hause zur Ausstellung. Die Radierung ist das Geschenk vom 6. Juli 1888 des Herrn Charles Sedelmayer in Paris, des Schwiegervaters und Eigentümers des Originalbildes.

Das Bild stellt dar, wie Mozart am 4. Dezember 1791, nachmittags 2 Uhr elf Stunden vor seinem Tode die Probe seines Requiems im Schlafstuhle abhält: er selbst sang die Altstimme, sein Schwager, der Violinist Hofer, den Tenor, der Komponist Gerl, den Baß, der Sänger Benedikt Schak, den Sopran. Den Flügel spielte vermutlich Süßmaier, Mozarts Schüler. Im Hintergrunde stehen zuhörend: der Arzt Dr. Closset, die Schwägerin Sophie Haibl, Mozarts Frau Constanze, seine Krankenpflegerinnen, und im Vordergrunde rechts der kleine 3 Monate über 6 Jahre alte Sohn Karl. Die ge- nannten drei anderen Sänger sind Mitglieder des Schikaneder-Theaters auf der Wieden.

52. W. A. Mozarts Werke, aufgestellt in einem besonderen Schranke und durch Glas sichtbar in 70 Bänden, 24 Serien und 589 Nummern. Partituren-Prachtausgabe, fertiggestellt in der Zeit von Mitte Dezember 1876 (erste Lieferung) bis Anfangs Mai 1883 (letzte Lieferung).

Das Verdienst, diese erste Gesamt-Ausgabe bei Dr. L. Ritter von Köche 1*) im Februar 1875 und durch ihn bei den Herausgebern „Breitkopf und Härte 1" in Leipzig nicht nur zuerst angeregt, sondern auch durch Werbungen hiefür dieses Unternehmen kräftigst geför- dert zu haben, nimmt unser Verein mit vollem Rechte für sich in Anspruch.

Dieser Anspruch wird auch durch die diesem hierortigen Exemplare beigegebene Widmung der Verleger bestätigt. Es ist und bleibt diese Ausgabe das würdigste und dauerndste, das großartigste und wertvollste Denkmal Mozarts, welcher nirgends größer und unerreicht ist, als in seinen Werken!

Nach dem ursprünglichen Voranschlag waren für dieses ruhmvolle Unternehmen an 14.000 Platten für beilich 3500 Druckbogen im Kostenpreis von zirka 50.000 Reichs- taler (150.000 Mark) erforderlich. Dr. L. von Köchel spendete hiezu sofort 20.000 Mark und stellte die zahlreichen in seinem Besitze befindlichen Mozart -Manuskripte zur Verfügung.

53. Die heilige Cäcilia. Oelgemälde von Engerth, Anhalt -Köthen- scher Hofmaler. (Rechts beim Eingange).

Laut Brief des jüngsten Sohnes Wolfgang (jun.) an seine Mutter nach Salzburg, ddo. Lemberg am 17. April 1827 (in Nissens „Biographie", pag. 694) ist das Bild ein Geschenk des genannten Malers zur Eröffnungsfeier des vom Sohne Mozart 1826 ge- gründeten „Cäcilien-Chores" (eines Chorvereines für Damen und Herren), dessen Chor- meister sein Gründer war. Dasselbe wurde ihm am Gründungs-Abende in festlicher Weise als Ehrung seiner Verdienste um die Kunst der Musik überreicht. Vier Litho- graphien nach diesem Bilde und zwar je eines sendete er: an seine Mutter, an den Domkapitular Ignaz Schum ann, Edlen von Mannsegg, an den Buchhändler, Kom- ponisten, und Michael Haydns Freund, Benedikt Hacker der seine Buchhandlung im heutigen Hause Brodgasse Nr. 13, derzeit Konditor Fürst, hatte und an den Chorregenten Anton Jahn dl auf dem Nonnberg, den Hausfreund der Nissen'schen Familie, damals im Hofapothekerhause (Marktplatz Nr. 7) wohnend.

54. Schloß Walsegg. Drei Amateur-Photographien: Die Ost- und die Südseite, und das Oratorium mit der Schloßkapelle. Aufgenommen von dem Geschenkgeber Herrn Dr. E. Plutzer, Advokat in Wien, 1885.

*) Vertasser des „Chronolog.-thematischen Verzeichnisses sämtlicher Tonwerke W. A. Mozarts". Leipzig, „Breitkopf und Härtel" 1862 in erster Ausgabe. Im Vorworte zur zweiten Auflage, Leipzig 1905, bearbeitet und ergänzt von Paul Graf von Waldersee, ist Köcheis Porträt und pag. XIX— XXI dessen Bio- graphie, von Karl Viktor Reusch in Cannstadt verfaßt, enthalten.

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Es ist dies das alte Stammschloß der gleichnamigen Grafen, von welchen Franz Anton Graf von Walsegg i. J. 1791 der geheimnisvolle Besteller des „Requiems bei W. A. Mozart war, wozu er sich seines Verwalters auf dem auch ihm gehörigen Gute in Schottwien bediente, und das war der eigentliche Geheimnisvolle. Der Name des Be- stellers blieb deshalb auch Mozart gänzlich unbekannt, wenngleich ihm „dessen Bild immer vor seinen Augen stand, und er ihn beharrlich sah, wie er ihn (Mozart) bittet, antreibt und ihm endlich die Arbeit kurzweg abverlangt".

Der Graf aber hatte seinen gewöhnlichen Wohnsitz auf Schloß Stuppach (in Unterösterreich bei Wiener-Neustadt) und wünschte das Requiem zur Gedächtnisfeier seiner vor einem Jahre, im Januar 1791 verstorbenen Gemahlin, einer Freiin von Flamm- berg, demnach bis 1792. Darum notierte Mozart auf der Requiem-Partitur die Zahl 1792.*) Da nun der Name Walsegg mit der Legende der Entstehung des Mozart'schen Schwanengesanges in engster Beziehung steht, dürften diese Bilder bei so manchem Mozartverehrer auch einiges Interesse erregen.

55. Erinnerungsblatt an die Aufführung der Oper „Die Hochzeit des Figaro" zur Mozart-Centenarfeier in Salzburg, 17. Juli 1891 im k. k. Theater.

56. Theaterzettel für die Vorstellung der Oper „Belmonte und Constanze" in Salzburg, am 20. Februar 1792.

Auf diesem Zettel fehlt der Ortsname, der die Frage „Wo fand sie statt?" beant- wortet. Dieser ergibt sich jedoch aus dem Worte „hochfürstlich". Der regierende Erz- bischof von Salzburg wurde ursprünglich als „Ehrwürdiger", im Context „Deine An- dacht" angesprochen. Im Jahre 1663 erteilte der deutsche Kaiser Leopold I. dem Erz- bischof (juidobald Grafen von Thun er war der 56. Erzbischof und 4. salzburgische Kardinal die Titulatur „Hochwürdiger" und „Euer Liebden". Diese genügte aber dem Erzbischof Johann Ernst Grafen von Thun (1687—1709), dem 58. in der Reihe aller seiner Vorgänger, nicht mehr, der 1701 den ersten und letzten salzburgischen Orden des hl. Rupert stiftete, und deshalb führte er für sich im Lande den Titel „Hochfürstliche Gnaden" ein, der dann von allen seinen Nachfolgern bis zum letzten und 74. Fürst- regenten Hieronymus, Grafen von Colloredo, (1772 bis 1803, beziehungsweise 1812) be- ansprucht wurde.

Die in Rede stehende Vorstellung erfolgte durch eine herumziehende deutsche Schauspieler-Gesellschaft unter der Direktion eines Hofmann, welche „Große Opern", damals obige und hierorts die 75. Vorstellung einer solchen veranstaltete. Solche Wander-Schauspieler kamen oft nach Salzburg, wie auch Schikaneder seinerzeit, und mußten dann das Theater in Pacht nehmen.

57. Erinnerungsblatt der „100jährigen Gedenkfeier der ersten Auf- führung" der Oper „Don Juan" am 20. und 22. August 1887 im Salzburger k. k. Theater.

58. Henriette Sontag, verehelichte Gräfin Rossi.**) Miniaturbild, gemalt von Chevalier Jean Bapt. Jaques Augustin zu Paris, 1828. Legat des im Mai 1897 zu Prag verstorbenen k. k. Obersten i. R., August Sontag, des Bruders dieser einer der hochgefeiertsten und anmutigsten Sängerinnen ihrer Zeit. Als Eigentum des Mozart-Museums erhalten im September 1897.

Henriette Sontag wurde am 3. Jänner 1806 zu Coblenz geboren und von ihren Eltern (Schauspieler), die der Tochter keimendes großes musikalisches Talent erkannton, schon in ihrer frühesten Kindheit in der geistigen und körperlichen Entwicklung ge- fördert, um sie als Sängerin auszubilden. Sie trat auch schon mit acht Jahren auf dem Theater in Prag und in den nachfolgenden zwei Jahren in Knabenrollen in der Oper bewundert auf, wo sie 1819 in die Musikschule zum Kapellmeister Triebensee geschickt

*) Ausführliches darüber in der „Festschrift zur Mozart-Centenarfeier 1891" im IIl.' Teile: „Das Requiem und die Requiemfrage" von Joh. Ev. Engl, Salzburg.

**) Siehe „Henriette Sontag" im „Almanach" von Heinrich, Berlin, 1. Januar 1855.

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wurde. Vom Jahre 1821 bis 1824 bekam sie weiteren Gesangsunterricht von der be- rühmten Josephine Fodor-Mainville in Wien. Henriettens Ruf als Sängerin, wie jener von ihrer Anmut und Schönheit, verbreitete sich schnell. Auf ihren ersten Kunstreisen 1825 nach Leipzig und Berlin, 1827 nach Paris und London, wurde sie überall mit dem größten Enthusiasmus aufgenommen. Im Jahre 1827 verheiratete sie sich heimlich in London mit Carlo Grafen Rossi, welcher bei der italienischen Gesandtschaft in Holland angestellt war, nachdem sie der König von Preußen, Friedrich Wilhelm III., mit dem Prädikate als Fräulein „von Klarenstein" geadelt hatte, setzte aber ihre Laufbahn fort. In Paris fand sie immer mehr zunehmende Bewunderung auf der Bühne (in „Euryanthe", „Barbier von Sevilla", „Italienerin in Algier", „Lucretia Borgia", insbesonders als „Donna Anna" in Mozarts „Don Juan" errang sie sogar den Sieg über die große Sängerin Giuditta Pasta. Die „flatternde Nachtigall", wie sie Börne nannte, verkehrte in den an- gesehensten Privatkreisen, beim preußischen Gesandten Alexander von Humboldt, im Dalberg'schen Hause u. s. w. und der höchste Adel machte ihr Gegenbesuche.

In London schwang sie sich zur höchsten Höhe ihres Ruhmes empor, trat aber am 19. Mai 1830 zum letzten Male in ihrer Lieblingsrolle „Semiramis" auf, womit sie ihre dramatische Laufbahn beschloß. Sie sang nun nur noch in Konzerten und für Wohl- tätigkeitszwecke in Petersburg und Moskau und kehrte dann nach Haag in die Nieder- lande zurück, wo jetzt die öffentliche Erklärung ihrer Heirat erfolgte. Sie lebte dort mit ihrem Gemahle und übte die Kunst bloß in Privatzirkeln, bis Graf Rossi zum wirk- lichen bevollmächtigten Minister beim Bundestage in Frankfurt a. M. ernannt wurde. Dort verblieb sie von 1835 bis 1838, kam 1843 wieder nach Petersburg, lebte bis 1844 in Haag und dann in Berlin, überall in hohem Ansehen und mit großer Auszeichnung als Gattin des italienischen Gesandten. Ihren vier lebenden Kindern, zwei Söhnen und zwei Töchtern (nur ein Sohn überlebte sie), eine sorgenfreie Existenz zu sichern, ent- schloß sie sich nach zwanzigjähriger Pause zu dem großen Opfer, die Bühne wieder zu betreten. Graf Rossi verlangte seinen Abschied und erhielt ihn nach wiederholtem An- suchen, und in Würdigung seiner großen Verdienste als Diplomat mit ansehnlicher Pension.

Sie sang wieder in London, 1851 in der italienischen Oper zu Paris und in deutschen Städten. In Europa neue Triumphe feiernd, schiffte sie sich am 25. August 1852 in Li- vorno ein und begab sich nach Amerika, dort überall mit den auszeichnendsten Ehren empfangen und reichlich mit Lorbeern und Gold gelohnt.

Sie starb nach ihrer im April 1853 erfolgten Ankunft nach elftägiger Krankheit am 17. Juni 1854 in Mexiko an der Cholera und in den Armen ihres trostlosen Gatten. Ihre Kinder waren in Europa zurückgeblieben, um ihrer wissenschaftlichen Ausbildung zu obliegen. Die irdischen Ueberreste ihrer Mutter wurden vorläufig in der Nische der Kirche San Fernando, mit übergroßem Trauergefolge dahin beigesetzt. Nach diesem Begräbnisse erschienen sämtliche Zeitungen Mexikos mit Trauerrand. Zwei Welten trauerten um die unvergeßliche Künstlerin, „die wie ein glänzendes Meteor am euro- päischen Himmel aufging, dort jahrelang als Stern erster Größe leuchtete und noch in vollem Glänze sich gegen Abend wendend am tropischen Himmel Amerikas entschwand". Eine Schwester war im Kloster Marienthal bei Zittau in Sachsen gestorben und dorthin wurden auch die Ueberreste der auch nicht minder vortrefflichen Mozartsängerin, nach- träglich aus Mexiko in die Familiengruft überführt.

Von den Brüdern waren die zwei ältesten österreichische Offiziere und der jüngste Schauspieler am Schweriner Hoftheater. Von den Ersteren wirkte der Erblasser August Sontag, damals k. k. Major, in den Jahren 1863 bis 1866 in Salzburg in der Stellung als Geniedirektor und Festungs-Kommandant sehr verdienstlich und erfreute sich allgemeiner Beliebtheit. „Weil er hier so unendlich viele Freundlichkeit erfahren hatte", bestimmte er das auf 500 fl. bewertete Bild seiner Schwester dem Mozart-Museum zum Erbteile, und derselbe hatte auch schon im Jahre 1878 eine vergrößerte photographische Repro- duktion nach diesem Bilde für das „Mozart-Album" eingesendet, welches seither dort verwahrt ist. Karl Sonntag (geb. 7. Jänner 1828 zu Berlin), war seit 1848 am Hoftheater zu Dresden, 1850—51 am k. k. Wiener Hofburgtheater, dann in Schwerin in ersten Helden-Konversationsliebhaber- und Bonvivantrollen, 1859 wieder in Dresden, 1862 in Hannover, welche letztere Stellung er 1877 wegen seines Buches: „Vom Nachtwächter bis zum türkischen Kaiser" aufgeben mußte. Seitdem gastierte er nunmehr, und starb am 23. Juni 1900 zu Dresden.

59. Leopold Mozarts Geburtshaus in Augsburg. Photographie.

Erste Original-Aufnahme im Auftrage des Herausgebers für das Mozart-Museum,. Oktober 1896. (Siehe: A. Einleitung I., pag. VIII, unter „Der Vater W. A. Mozarts" die Inschrift auf der 1858 in Augsburg errichteten Gedenktafel.)

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60. Erinnerungsblatt an den in Wien am k. u. k. Hoftheater 1880 vorgeführten Mozart Opern-Cyclus.

61. Autographe auf einem Blatte jener Künstler, welche bei der Mozart- Centenarfeier am 15., 16. und 17. Juli 1891 in Salzburg mitgewirkt hatten.

62. Acht Mozarts Denkmals-Entwürfe für Wien: fünf photogra- phische Abbildungen von diversen Entwürfen. Geschenke der Gesellschaft „Gral" in Salzburg am 7. März 1888. Weiters darunter aufgestellt: drei solche des Bildhauers König, als eine fünfte Konkurrenz-Arbeit. Geschenk des Herrn Dr. Wenzel Sedlitzky, k. k. Hofapotheker hier, am 22. April 1888.

63. Vier Gedenk- und Fremdenbücher mit den dort eingeschriebenen Namen der Besucher des Mozart-Archives oder Museums. Als erster ein- geschriebener Besucher findet sich „Franz Liszt im Oktober 1858", (gest. am 31. Juli 1886 zu Baireuth).

64. Das Mozart-Denkmal in Wien (1896) in vier Photographien, verausgabt von R. Lechners Hof- und Universitäts-Buchhandlung (Wilhelm Müller, I., Graben).

65. Mozart Opern-Cyclus Aufführungen des Stadttheaters Hamburg- Altona, 17. Jänner bis 25. Februar 1880 „dem Vorstände der „Internationalen Mozartstiftung" in Salzburg (Karl Freiherr von Sterneck), dem treuen Hüter hohen Heiligtumes deutscher Kunst in gleicher Verehrung des großen Genius, von Direktor Pollini und Mitgliedern gewidmet^^

66. Sammlung von sieben großen Theaterzetteln (im Einbände).

„Erste Gesamt- Aufführung von 7 Mozart-Opern*) im k. k. Hof-Operntheater in Wien zur Feier von Mozarts Geburtstag", vom 18. bis 27. Jänner 1880, mit 5 Tableaux und ^inem dramatischen Epilog von Josef Weilen. Geschenk der k. u. k. Hoftheater-Intendanz.

67. Nachricht über eine Mozart'sche „Große musikalische Akademie im k. k. Nationaltheater zu Wien und zu seinem Vorteile am 12. März 1785 mit einem neuen erst vor drei Tagen vorher verfertigten Fortepiano-Konzert (Köchel Verz. Nr. 467 in C-dur) und einem besonders großen Fortepiano- Pedale beim Phantasieren", welche Akademie in Anwesenheit von Mozarts Vater stattfand, der am 12. März an die Tochter, Freiin von Berchthold zu Sonnenburg, nach St. Gilgen „über die Schönheit des (neuen) Konzertes und wie er über den errungenen Beifall zu Thränen gerührt wurde", be- richtet. Geschenk des Herrn Alfred Weltner, Archivar der k. k. Hoftheater in Wien, 1888.

68. Mozart-Bild. Photographie nach dem Original-Oelbilde des Malers Jean Guerin, von der Pariser Kunstanstalt Braun angefertigt. Guerins Bild wurde im Jahre 1874 „zum Besten der Verwundeten aus Elsass und Loth- ringen" im Palais Bourbon ausgestellt. Zur Vorlage diente ihm das I. und II. Relief von Posch. (Siehe: Vogel „Mozart-Porträts^^**).

*) 18. Jänner: „Idomeneo", 19. „Entführung«, 21. „Figaro", 22. „Don Juan", 23. „Cosi fan tutte", 25. „ZauberHöte", und 27. (zum Geburtstage) „Titus".

**) Diese in diesem Katalog mehrfach zitierte, ganz vortreffliche Schrift, ist im , .Jahrbuch der Musik- Bibliothek Peters für 1899", im sechsten Jahrgang, pag. 14 37, enthalten, welcher 12 Abbildungen beigegeben sind. Herausgegeben vom Archivar Emil Vogel, Leipzig, Verlag von L. F. Peters, 1900,

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69. Erinnerungsblatt an die Centenarfeier von Mozarts „Don Juan" in Prag am 29. Oktober 1887, mit den kleinen Abbildungen: der „Bertramka", „Zu den 3 Löwen", dem „National-Theater" und „Neuen deutschen Theater", welche Mozarts Bild einschließen. Spende des Festausschusses durch den kaiserlichen Rat Herrn Dr. Sctiebek in Prag, 1887.

70. Teresa Saporiti. Photographie nach dem Original-Kupferstich (13^4 cm breit, 18^/2 cm hoch): delineavit (gezeichnet) und incisit (ge- stochen) von Fambrini in Pisa 1791. Das Haupt ist mit Lorbeer geschmückt und das Ganze von Lorbeerzweigen und Musik-Emblemen umrahmt. Die Unterschrift lautet: „Hie effigies: ubique fama" („Hier das Bildnis: aller- orten der Ruhm"). Geschenk des Herrn Franz Nikolaus Manskopf in Frankfurt a. M. am 30. Juni 1901.

Diese war bei der Premiere von Mozarts „Don Giovanni" oder „Das steinerne Gastmahl" am 29. Oktober 1787 im ständischen Theater zu Prag, ebenso die erste „Donna Anna", wie damals Catarina Micelli die erste „Donna Elvira" und Catarina (nicht Teresina) Bondini, die Frau des Theater-Direktors Pasquale Bondini, die erste „Zerline".

Sie war nicht mehr jung, als sie, verheiratet mit Codecaso, ihrem Sohne, dem nachmaligen Vater der in Wien bekannten Malerin Louise Codecaso das Leben gab, und dieser stand hinwieder schon im 60. Lebensjahre, als der „schönen Saporiti" die Enkelin, Louise, geboren wurde. Louisens Großmutter, Teresa Saporiti Codecaso, starb im hohen Alter von 106 Jahren am 17. März 1869 zu Mailand. Saporiti war also 1763 geboren und bei der ersten Prager Aufführung des „Don Giovanni" 24 Jahre alt, Mozart nur um 7 Jahre älter. Anfänglich stand sie bei Mozart in voller Gunst, die sie aber teilweise verlor durch eine unüberlegte Aeußerung über dessen unbedeutendes Aeußere, denn in dieser Richtung war der Meister immer ganz besonders empfindlich. So zum Beispiel klagte Mozart in einem Briefe vom 31. Oktober 1777 aus Augsburg an seinen Vater Leopold: „Sie (die Augsburger) denken sich halt, weil ich klein und jung bin (damals im 22. Lebens- jahre), so kann nichts großes und altes hinter mir stecken: sie werden es aber bald erfahren." Er war einmal geradezu sehr böse, als er hörte, daß der preußische Ge- sandte Jemanden einen Empfehlungsbrief an ihn gegeben und darin geäußert habe, „er möge sich an Mozarts unbedeutendes Aeußere nicht stoßen", wie Nissen in seiner „Biographie W. A. Mozarts", pag. 693, erzählt. In Prag aber war ihm die Saporiti unent- behrlich. „Sie starb vergessen, hatte jedoch über ein Jahrhundert gelebt, um Zeuge zu sein, daß „Don Giovanni", den sie entstehen sah, jung blieb und frisch, wie am ersten Tage, auch sah sie 82 Jahre spurlos an dem Meisterwerk vorüberziehen: es blieb un- besiegt und unerreicht." (Siehe „Mozart in Prag" von Rud. Freiherrn Prochäzka, pag. 71, 73 und 81. Prag, Verlag von H. Dominikus 1892, und „Bohemia" vom 4. November 1887).

III. Neuerlicher Zuwachs im Wohnzimmer der

FamiHe Mozart.

sl) Im g;i:'ossen ^oH^til^^sten mit Glasfenstei^n.

71. Hyrtls Mozart Schädel. Es ist dies derselbe, den Hofrat Josef Hyrtl (geb. 1811, gest. 17. Juli 1894) aus der Nachlassenschaft seines um 12 Jahre älteren und anfangs Jänner 1868 verstorbenen Bruders, des Bild- hauers Jakob Hyrtl, in sein Eigentum übernommen*), worauf er dann eigen- händig nachfolgende Inschriften mit schwarzer Tinte angebracht hatte: 1. quer

*) Siehe Nr. 72: da» Tagssatzungs-Protokoll, aufgenommen bei dem k. k. Bezirksgerichte Mödling, Abt. II, zur Sicherung des Beweises nach §§ 384—389 der C. P.-O. am 21. November 1902.

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Über der Stirne auf einem rechteckigen orangeroten Papierstreifen, 7*3 cm lang und 27 cm breit, mit abgestutzten Ecken, in sechs Zeilen, lautend: „Vom Totengräber Josef Rothmayer, welcher sich die Stelle merkte, wo er Mozarts Sarg einscharrte, bei der Leerung der Gemeingrube 1801 gerettet, und von seinem Nachfolger Josef Radschopf meinem Bruder Jakob ge- schenkt 1842. Hyrtl"; 2. über dem rechten Seitenwandbein eine „Lyra", und unter dieser: „Wolfgang Amadeus Mozart f 1791, geboren 1756"; 3. darunter und vorne, rechts davon über der Schuppe des rechten Schläfen- beines: „Musa vetat mori! Horaz."*)

Unmittelbar nach Hyrtls Tod wußte Niemand, wohin dieser Schädel gekommen war. Zwei auf unsere Anregung am 1. und 13. August 1894 schriftlich gestellte Anfragen des Herrn ßürgermeisters, üustav Zeller, nach Mödling und Wien, brachten antwortlich auch keine Aufklärung. Und so blieb er sieben Jahre verschollen, bis unterm 24. September 1901 an das Gemeinderats-Präsidium ein ebenso unerwartetes, wie überraschendes aus- führliches Schreiben, aus Wien datiert, von Josef Schöffel, dem Kurator der Hyrtl'schen Waisenstiftung in Mödling einlangte, worin derselbe mitteilte: 1. „Der nach dem Ableben Hyrtls mysteriös verschwundene Schädel habe sich nunmehr in einer erst kürzlich aus dem Nachlasse desselben übernommenen und von ihm geöffneten Kiste vorgefunden. Da es zweifelhaft schien, wem er auszufolgen war,**) so wurde derselbe vorläufig in der Kiste belassen und erst nach der im Jahre 1900 erfolgten Durchführung eines großen Zubaues zum Waisenhause dortselbst nebst verschiedenen von Hyrtl der Mödlinger Crypta entnommenen anderen Totenschädeln aufgestellt;***) 2. bei der kurz hernach vorgenommenen Durchsicht eines Faszikels mit mancherlei Zeitungen, Büchern u. dgl., welche Hyrtl gesammelt hatte, welche Sammlung bisher unbeachtet blieb, wurde ein dem Londoner Journale „Monthly musical Record" vom 1. September 1892 (Vol. XXIL, Nr. 261, pag. 199, mit 42 Zeilen) ein- gelegter Zettel entdeckt, worauf Hyrtl mit blauem Farbstifte schon am 30. November 1891 geschrieben hatte: „Zum Mozart Schädel! Was ich über die Schicksale des Mozart Schädels weiß, enthält ein Aufsatz des angeschlossenen Zeitungsblattes (^gefertiget mit J. B. K., von Hyrtl ergänzt zum Namen Krall).****) Den Schädel selbst vermache ich hiemit der Stadt Salzburg. Josef Hyrtl" ; 3. ersuchte Schöffel zum Schlüsse seiner Zu- schrift, „den Schädel durch einen mit einer Vollmacht der Stadt Salzburg versehenen und damit beglaubigten Gemeinderat persönlich abholen zu lassen."

Letztere Mission übernahm freiwillig und selbstlos der Gemeinderat Herr Doktor Hermann v. Vilas, Hof- und Gerichtsadvokat. Bei der vollzogenen Uebergabe, welche am 6. Oktober 1901 stattfand, wurde in der Verwaltungskanzlei des mehrgenannten Waisenhauses in Mödling ein Protokoll in rechtsgiltiger Form aufgenommen, sodann dieses vom Uebergeber (Schöffel) und Uebernehmer (Dr. v. Vilas), wie auch von vier hiezu erbetenen Zeugen: Anton Graf Ledöchowski, Welten, Kurator -Stellvertreter, Heinrich Rzimann, Oberlehrer, und Josef Maier, Waisenhausverwalter, unterfertiget und der Schädel von Dr. v. Vilas nunmehr nach Salzburg zu Händen des Herrn Bürgermeisters, Franz Berger, überbracht. Am 17. November stellten wir dann, als Administrator im Namen des Mozarteums an den Gemeinderat schriftlich das Ansuchen, „den Schädel im Mozart- Museum aufstellen zu dürfen", welchem Ansuchen auch nach Beschluß desselben in der Sitzung am 3. März 1902 „gegen jederzeit freistehenden Widerruf und mit der wei- teren Bedingung zugestimmt wurde, daß der Schädel dortselbst als Eigentum der Stadt- gemeinde Salzburg bezeichnet werde." Persönlich von uns am 11. März in Empfang ge- nommen, wurde nun Hyrtls Mozart Schädel an die heutige Stelle im Glaskasten gebracht,

*) Entnommen dem 28. Vers der 8. Ode des IV. Buches, lautend: „Dignum laude virum musa vetat mori („Einen des Lobes würdigen Mann läßt die Muse nicht sterben"). Horaz (Qu. Horatius Flaccus, geb. 65 V. Chr. zu Venusia in Apulien) bezieht diesen Vers auf C. Marius Censorinus, Konsul des Jahres 8 v. Chr., der nach dem römischen Historiker Velleius Paterculus (II, 102) zu einem Wohltäter der Menschheit geboren^ die Unsterblichkeit erlangt hat", aber sonst wenig bekannt ist.

**) Eine spezielle oder ausdrückliche Verfügung hierüber war nicht vorhanden, wenigstens nicht be- kannt gegeben worden, und eine solche fand sich auch tatsächlich nicht im Testamente Hyrtls vom 15. Sep- tember 1892 vor, in das wir auf unser Ersuchen, durch die Intervention des Herrn Bürgermeisters Franz Berger,, vom k. k. Bezirksgerichte Mödling an das k. k. Bezirksgericht Salzburg gesendet, bei dem Letzteren am 23. August 1931 Einsicht nehmen konnten.

***) Am 12. Mai 1901 sahen denn auch während eines Ausfluges nach Mödling zahlreiche Mitglieder der Wiener Anthropologen-Gesellschaft den Hyrtl'schen Mozartschädel. Die Folge davon waren eine Menge Zeitungsartikel für und gegen die Echtheit desselben (letztere mehr als erstere), aber auch einige Kontro- versen, deren Spitze sich gegen den Vorzeiger, Josef Schöffel, persönlich richteten.

****) Dieser berichtete an den Herausgeber des Journals, was er von Dr. Ludwig Aug. Frankl und dem Assistenten des Hofrates Hyrtl, Dr. A. Friedlowsky, am 7. März auf dem Korrespondenzwege von Beiden darüber erfahren hatte, wie es dem Todtengräber möglich war, sich den Schädel Mozarts aus dessen als zweifelhaft angenommenen Grabe anzueignen.

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mit der Richtung nach dem Geburtszimmer Mozarts, unter dem ursprünglichen Glassturze und überhaupt nicht anders, als ihn viele Mediziner, so Primär Dr. Minnich, Dr. J. Pollak hier, die seinerzeitigen Schüler Hyrtls, im anatomischen Museum zu Wien in der Währinger Gasse, und auch Andere später als Hyrtl sich in Pension auf seinen Besitz zu Berchtoldsdorf zurückgezogen hatte in dem aus der Zeit uralter Verschanzungen stammenden Turme gesehen haben, den Hyrtl sich für sein Privat-Museum von der Gemeinde erbeten hatte, der ihr seither ein großmütiger Wohltäter geworden ist.

War nun schon 1. die von uns bewirkte Identitäts-Erklärung für diesen Schädel als jenen, den Hyrtl als Mozart-Schädel besaß, eine absolute Notwendigkeit, so war es 2. nicht minder von Wichtigkeit, die anatomische Beschreibung des- selben zu erhalten, die Hyrtl selbst auszuführen versprach, was aber nicht geschah, um den Schädel in alle Zukunft festzustellen, der seit 35 Jahren viel umstritten, noch mehr angezweifelt wurde, dessen Geschichte sich völlig zur Legende ausgestaltet hatte und über welchen sich u. a. der Münchener Universitäts-Professor und kgl. Akademiker Dr. K. G. Schafhäutlin der Stuttgarter „Neuen Musik-Zeitung" (XI., 20. 1888) den Aus- spruch leistete: „Die allgemein verbreitete Sage von dem geretteten Schädel Mozarts ist eine Mythe."*)

Mit der Bitte, diese fachwissenschaftliche Arbeit gütigst übernehmen zu wollen, wandten wir uns am 7. Oktober 1905 an den hierorts sowohl als Chirurge wie als Me- diziner hochgeachteten praktischen Arzt, Herrn Primär d. R., Dr. Franz Minnich, einem aufrichtigen Verehrer Mozarts und einstmaligen Schüler Hyrtls. Wir hatten die Freude, damit keine Fehlbitte gestellt zu haben. Die sofort opferwilligst übernommene und gründ- lichst durchgeführte Arbeit, zu der wir den Schädel selbst und einige darauf bezügliche Zeitungsartikel, so: die Beilage zur Prager „Bohemia" vom 30. Dezember 1879, Nr. 359: „Mozarts Schädel" vom Freiherrn von Helfert; die „Neue freie Presse", Feuilleton: „Mozarts Schädel ist gefunden", vom 8. Jänner 1892, Nr. 9331,**) von Ludwig August Frankl (in den irrtümlichen und ungenauen Angaben von uns korrigiert und nachge- hends noch mit eingeholten dort mangelnden historischen Daten ergänzt), und das „Möd- linger Protokoll" vom 6. Oktober 1901 behufs notwendiger Information zur Verfügung stellten, war im Manuskript bereits am 15. November vollendet. Wir fühlen uns nun an- genehm verpflichtet, hiefür dem geschätzten Verfasser auch an dieser Stelle den wärmsten und verbindlichsten Dank im eigenen und im Namen des Mozarteums abzustatten!

Primär Dr. Minnich äußert sich in der „Einleitung" zu dieser seiner Beschreibung:

„Ich habe mich dieser Arbeit mit Vergnügen unterzogen und sie, so gut es mir möglich war, durchgeführt. Ich habe zunächst den Schädel als Ganzes beschrieben, die zufälligen Merkmale, wie es z. B. die Inschriften darauf sind, angegeben, Farbe, Aussehen, Dicke der Knochen, die Form und Bildung des Schädels, seine besonderen Eigentüm- lichkeiten geschildert und hierauf die einzelnen Knochen möglichst genau, jedoch wieder auch nicht allzu kleinlich detailliert beschrieben.

Sehr ausführlich war ich jedoch mit den Messungen, die ich sowohl am ganzen Schädel, wie auch an den einzelnen Teilen in möglichst großer Zahl vornahm. Der Zweck dieser Beschreibung ist ja, alles Eigentümliche an dem Schädel festzustellen, damit eine Verwechslung, eine Unterschiebung unmöglich ist. Dazu sind aber möglichst viele Maßzahlen unentbehrlich. Je zahlreicher die Maße, desto unwahrscheinlicher ist eine Uebereinstimmung zweier Schädel in allen. Dieser Zweck ist sicher erreicht worden. Eine weitere Aufgabe wäre die Bestimmung des Schädels im anthropologischen

System. Diese Aufgabe löst sich jedoch leicht aus den gefundenen Tatsachen."

„Der Schädel ist unvollständig. Es fehlt der Unterkiefer, es fehlt der Schädelgrund. Man erkennt, daß der letztere künstlich entfernt wurde und zwar durch einen von fach-

*) Mag es nun in dieser Sache Jeder nach seinem bestem Wissen und freien Willen halten, wie es ihm richtig erscheint. Einzig wahr und merkwürdig gewiß ist bei Mozart, der im Leben zwar erstlich viele Lorbeern geerntet, aber zuletzt auf Dornen gebettet war, daß sich nach dessen Tod sofort die „Requiemfrage" in halbvergangener Zeit die „ürabesfrage", und in unserer Zeit die „Schädelfrage" anreihte. Manwirdausnahms- weise mit Mozart nie fertig! Vor Allem nicht mit seinen verloren gegangenen Tonwerken, selbst sein Grab wurde als ein „vertu utliches" erklärt, und sein zu Tage liegender Schädel ,,der beinerne Schrank seines unsterblichen Geistes", angezweifelt, wie diese drei Fälle bei keinem der so vielen Musikergrößen, von welchen ihn aber in seiner Universalität nicht einer übertraf, vorgekommen waren. König Ludwig I. von Bayern der die Büsten zweier Salzburger, des Erzbischofes Paris Lodron und Mozart, in seiner nach Entwürfen des wirklichen Geheimrates und Oberhofbauintendanten, Leo Ritter von Klenze (gest. 1853), bei Donaustauf 1830—1841 unweit Regensburg erbauten Walhalla, ,,dem Tempelbau für Walhallas Genossen", aufstellte, setzte unter Mozarts Büste, die Worte: ,, Keiner steht über ihm!" Da ist es nun wohl zu sagen erlaubt: ,, Mozart ist f^estorben um fortzuleben", nur, mit Heine zu sprechen, ,, fragt mich nicht, wie?" ^ '

**) Diese waren es hauptsächlich, welche den Widerspruch und die Zweifel an der Echtheit des Hyrtl- schen Mozart-Schädels hervorriefen; sie stimmten in der oberflächlichen, flüchtigen Arbeit Frankls nicht mit diesem überein, und konnten es auch nicht im Gegenhalte zu dem, was man an dem in Mödling vor<^ezeigten Schädel sah. Und nun erhob sich sofort der leicht begreifliche Verdacht, derselbe sei ein anderer, em unter- schobener für den, welchen HyrU besaß, der aber durch das „Mödlinger Protokoll" (Siehe Nr. 74)'vollständia- entkräftet wurde. **

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kundiger Hand ausgeführten Sägeschnitt, der hinter den Wurzeln der Jochbögen be- ginnt und rings um die ganze Circumferenz des Schädels lauft, wobei jedoch rechts der Schnitt um ein geringes höher reicht als links.*) Dadurch wurde der größere Teil der Schläfebeine mit den Felsenbeinen, den Gehörgängen, den Warzenfortsätzen, ferner vom Hinterhauptbeine der ganze Basalteil mit dem Hinterhauptloche und nahezu das ganze Keilbein (Grundbein) entfernt, so daß von den Schläfebeinen nur die Schuppe mit dem Jochbogenfortsatze, vom Hinterhauptbein nur die Schuppe, vom Keilbein nur ein Teil der großen Flügel erhalten blieben. Das Siebbein fehlt gleichfalls bis auf wenige Zellen. Von den Gesichtsknochen fehlen außer dem schon erwähnten Unter- kiefer noch folgende Knochen: 1. der größere Teil der Gaumenbeine, 2. das Pflug- scharbein, 3. die Nasenmuscheln 4. die Tränenbeine. Von den Zähnen fehlen der linke Weisheitszahn und teilweise die vier Schneidezähne, welche am Halse abgebrochen sind, so daß nur die Wurzeln erhalten blieben. Das Nähere ist zu ersehen in der Be- schreibung der einzelnen Knochen."

Die Schädelfrage steht aber mit der Grabesfrage in einem so nahen Zusammenhange, wie Ursache und Wirkung, und darum müssen wir auch der letzteren näher treten, um zu den daraus zu ziehenden Schlußfolgerungen gelangen zu können.

Die Grabesfrage. Mozart wurde am 6. Dezember 1791 nachmittags 3 Uhr von seinem Sterbehause aus der Rauhensteingasse, durch die große Schulerstraße nach dem St. Stephansdome zur Einsegnung in die nordseitig gelegene Kreuzkapellc gebracht, an der sich außen die Kapistrankapelle befindet.**) Nur Süßmaier (Mozarts letzter Schüler), Kapell- meister Roser und der Violoncellist Orsler vom Hoftheaterorchester folgten der Bahre (Siehe „Monatsschrift", 1857, pag. 446). Bei der Einsegnung waren auch van Swieten und Salieri nach der Angabe der „Wiener Morgenpost" (1856, Nr. 28) zugegen gewesen, nicht aber Schikander; die Todesnachricht hatte diesen auf das heftigste ergriffen; „erging", wie Nissen in seiner „Biographie Mozarts" (Seite 572) erzählt, „umher und schrie laut auf: „Sein Geist verfolgt mich allenthalben, er steht immer vor meinen Augen!" Aber auch erstere drei kehrten bei dem Stubentor wegen des heftigen Regen- und Schneewetters um. Und so traf der Leichenwagen mit dem Sarge über die Landstraße hinaus in vorge- rückter Nachmittagsstunde bei schon völlig eingebrochenem Dunkel, von dem Kutscher gelenkt, dem der Todten-Meldezettel mitgegeben worden war, auf dem Friedhofe zu St. Marx in Simmering ein. (Siehe Nr. 82 „Convoi au Pauvre", „das Leichenbegängnis des Armen"). Da der Totengräber demnach ohne jeden Zeugen war, denn der Kutscher kehrte, als er vorschriftsmäßig den Sarg übergeben hatte, auch wieder heimwärts, so hatte der- selbe keine Rücksichten zu nehmen, stellte einstweilen aller Wahrscheinlichkeit nach den Sarg mit den sterblichen Ueberresten Mozarts über Nacht in die Totenkammer und versenkte ihn erst während der folgenden Tageszeit in eines jener Schachtgräber, welche damals für die „Aermsten der Armen" bestimmt waren.

Ein Sohn dieses Totengräbers zu St. Marx, dessen Vater Josef Rothmayer von Hyrtl als „Retter des Schädels Mozarts" auf demselben bezeichnet wird, Ludwig Roth- mayer, wurde vom Wiener Magistrate am 25. November 1855 vernommen und gab zu Protokoll: „Ich wurde im Jahre 1804 am St. Marxer Friedhofe geboren, woselbst mein Vater, Josef Rothmayer, Totengräber war, der im Jahre 1809 gestorben ist. Ich verblieb daselbst bis zum Jahre 1828, während welcher Zeit mein Stiefvater Löffler Toten- gräber war, und kam dann als selbständiger auf den Hundsthurmer Friedhof. Von dem Grabe Mozarts habe ich nie Bestimmtes gehört; jedoch kann ich mit Gewißheit behaupten, daß das Friedhofkreuz und die Totengräberwohnung nie verändert wurden. Die Manipulation mit den allgemeinen (Schacht-) Gräbern war von jeher dieselbe."

Weil nun derselbe 24 Jahre auf dem St. Marxer Friedhofe lebte, und „von dem Grabe Mozarts nichts Bestimmtes gehört hat", so ergibt sich daraus, daß sich um dieses niemand gekümmert hatte und darnach auch nicht an Ort und Stelle wenigstens noch rechtzeitig, bevor es verfiel und vei^essen war, gefragt wurde. Die von ihm er- wähnte unveränderte Manipulation mit den allgemeinen (Schacht-) Gräbern war aber bekannt. Es wurden nämlich in jeder dieser Gruben vier Särge nebeneinander gelegt, mit Erde überschüttet und so fort bis zur vierten obersten Schichte, so, daß im Ganzen in denselben sechzehn Särge zu liegen kamen. Dadurch war esdemTotengräber

*) Hyrtl klagte in seinem vorletzten Lebensjahre (1892) Schöffel wiederholt (wie dieser weiters im oben erwähnten Schreiben noch mitteilte), „daß seine Augen und Hände sich nunmehr untauglich zur Herstellung von anatomischen Präparaten erweisen, und so sei ihm, als er den Gehörgang am Mozartschädel, der unge- wöhnlich groß (?) gewesen, präparieren wollte, dieses Präparat gänzlich mißlungen." Diesen Versuchen fiel leider auch der ganze Unterkiefer zum Opfer, der noch in seines Bruders Jakobs Besitz mittelst Draht am Oberkiefer befestigt und ehe er dem Grabe entnommen, schon losgelöst gelegen war.

**) Auf dieser Kanzel predigte in Wien und anderwärts Johannes Kapistranus (gest. 23. Oktober 1456 im Kloster zu Illock im Alter von 70 Lebensjahren, seit 1459 als Le?at des päpstlichen Stuhles unter Papst Calixtus IV.) gegen die hussitischen Ketzereien und für einen Kreuzzug gegen die Türken.

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ein Leichtes, sich die Stelle zu merken, wo er den Sarg Mozarts ein- scharrte. Die Tradition in der aufeinanderfolgenden Reihe der Totengräber bis zu jenem, von welchem Jakob Hyrtl nach dem am 6. November 1842 erfolgten Tode seiner Mutter, die dort in der 8. Reihe links von oben Nr. 396 begraben lag, mit dem Schädel beschenkt wurde, lautet: Mozarts Sarg lag in der vierten obersten Lage, links der erste, dem sich bis zur Umgrabung nach 10 Jahren (1801) nur noch drei Särge anschlössen, worauf die vorgefundenen Knochen sorgsam zusammengetan, und als die Grube mit den neuen Bewohnern ganz vollgefüllt war, auf diese gelegt und wieder eingescharrt zu werden pflegten. Mozarts Grab selbst hatte sich der Totengräber zwar in seinem Schreibkalender notiert, der ging aber verloren. Das Interesse, welches dieser an Mozart nahm, wird dadurch erklärlich, daß er bei seinen Sonntag-Kirchengängen als Kind mit seinem Vater die innerhalb des Linienwalles gelegene Kirche besuchte und es noch lebhaft in Erinnerung hatte, wie er dort einst den Knaben Mozart eine Messe dirigieren sah und diese anhörte.*) Von diesem Tage an pflanzte sich die Hochschätzung Mozarts in sein Herz und mit dieser wurde er 33 Jahre später der „Schädelräuber", trotzdem es strenge verboten war, sich aus den Gräbern überhaupt etwas anzueignen. Der Schädel ging aus diesem Grunde zwar pietätvollst aber im strengsten Geheimnis von einem Nachfolger dieses ersten auf den anderen über, bis er an Jakob Hyrtl ge- schenkt wurde; denn jeder dieser Totengräber fürchtete sich vor den bestehenden und drohenden gesetzlichen Folgen, die den Schädelräuber treffen oder die Seinen in Un- gelegenheiten bringen konnten; keiner wollte seinen Vorfahren verraten oder damit auch nur dessen Namen in Unehren bringen. Es war demnach lediglich die Furcht, die sie alle beharrlich schweigen ließ, umsomehr, als sie noch überdies unter- einander in Blutsverwandtschaft standen.

Auch obige protokollarische Aussage Ludwig Rothmayers, „er habe von dem Grabe Mozarts nie Bestimmtes gehört", dürfte, von diesem Gesichtspunkte aus be- urteilt, nichts anderes gewesen sein, als eine „vorsichtige" Aeußerung, die noch damals (1855) im Banne des zu bewahrenden Geheimnisses stand, das er zu enthüllen sich scheute.

Der Name des lange Zeit ungenannt gebliebenen Totengräbers, und wenn dieser auch dem Jakob Hyrtl bekanntgegeben worden wäre, ist für die Tatsache, daß er den Mozart Schädel wirklich besaß, völlig belanglos. Er fand sich übrigens auch nicht vor in den bezüglichen amtlichen Aufzeichnungen und nach privaten eingezogenen Erkundigungen wie Freiherr von Helfert in der oben genannten Nummer der „Bohemia" berichtet. Es konnte diesbezüglich nichts erfahren werden vom Totengräberamte bei St. Marx, vom Pfarramte am Rennweg (wohin der Friedhof gehört), von den noch lebenden und auf anderen Friedhöfen angestellten Verwandten, vom Wiener Stadt-Archiv, vom Toten- beschauamt des Wiener Magistrates, vom Kirchenmeisteramt bei St. Stephan, vom f. e. Konsistorium zu Wien. Vor dem Jahre 1800 wurden über die Totengräber, ihre An- stellung, ihr Ableben u. s. w. zu St, Marx in den Büchern keine Eintragungen gemacht, im und vom vorgenannten Jahre ab jedoch finden sich als solche verzeichnet: 1800 Simon Preischl (seit wann? nicht bekannt); 1802 Josef Rothmayer sen., vielleicht vorher Adjunkt des Vorgenannten, gest. 1809**); 1810 (durch Heirat mit Rothmayers Witwe) Josef Löffler; 1828 Johann Radschopf (seine Tochter heiratete den Sebastian Braun sen.), f 1873. Im Jahre 1850 legte Radschopf seine Stelle zugunsten seines Enkels, Franz Braun jun. nieder. Dieser war geboren 1782 und starb am 1. September 1855 in Sim- mering in seinem eigenen Hause, sein Großvater Radschopf am 14. Mai 1858, im dritten Jahre nach ihm.

Aus dieser lückenlosen Reihe der St. Marxer Totengräber ergibt sich zwanglos für Jene, welche Frankls und Helferts Publikationen gelesen haben, das sehr Wahr- scheinliche, 1. daß sich in der Erinnerung Jakob Hyrtls die dort vorkommenden Ver- wandtschaftsgrade des erzählenden Totengräbers: Vater, Großvater u. s. w. vermengt haben; 2. daß der Totengräber Johann Radschopf (gest. 1858) nach den erhobenen Zeitdaten gewiß ein sehr hohes Alter erreicht hatte, und daher immerhin 1791 ein von Liebe und Verehrung Mozarts und der Musik erfüllter Knabe gewesen sei, endlich 3. daß der Totengräber, mit dem Jakob Hyrtl auf dem Friedhofe 1842 in Berührung und im freundschaftlichen Verkehre stand, nur der Franz Braun jun. (das Enkelkind des Radschopfs) sein konnte, der ihm nicht sein eigenes Erlebnis, auch nicht das seines Vaters, sondern jenes seines Großvaters anvertraute, da dieser im Hause und im Berufe des Letzteren sicher mit den Friedhof-Erlebnissen auf St. Marx sehr genau vertraut war.

*) Es war dies am 7. Dezember 1768 in Anwesenheit des kaiserlichen Hofes auf der Landstraße zur Einweihung des neuen Waisenhauses, wo heute die Artilleriekaserne steht, und die Messe selbst (siehe Köchel Verz. Nr. 49), vom 12jährigen Mozart komponirt. (Wiener Diarium 1768, 10. Christmon. Nr. 99.)

**) Dieser Todesfall beweist, daß die Witwe Constanze Mozart wirklich erst im Jahre 1810 nach St. Marx kam, um das Grab ihres Gatten aufzusuchen (siehe Nr. 15), als der Totengräber „kurz vor- her (1809) gestorben war" und jener, den sie antraf (Josef Löffler), erklärte, ,, er wisse die Grabesstelle nicht!"

lieber das Grab, wie über den Schädel, wurde viel, sehr viel geschrieben,*) und hatte doch die Sterbestadt Wien insbesondere das größte Interesse daran, daß nament- lich die ältere Frage, jene nach Mozarts letzter Ruhestätte, endlich zur befriedigenden Lösung käme.

Die Grabesfrage beschäftigte aber erst ernstlich 50 Jahre später mehrere Grabsucher.

In der „Allgemeinen Musikzeitung" (Wien 1841, Nr. 144), veröffentlichte, um nur einlege zu nennen, August Schmidt eine Erwiderung auf die von Johann Ritter von Lucam aufgeworfene Frage: „Wo ruhen Mozarts sterbliche Ueberreste?" und in der Neuen Wiener Musikzeitung" (IV. Jahrgang, 1855, Nr. 48 und 50), Franz Glöggl einen Aufsatz „In Betreff der Grabstätte Mozarts" ; die „Wiener Ostdeutsche Post" brachte 1855 (Nr. 289) einen solchen „In Angelegenheiten der Mozart'schen Grabstätte", in welchem alle bisher herrschenden Ansichten zusammengefaßt waren, „von der man zur Zeit nicht einmal mit Bestimmtheit angeben kann, ob sie auf dem St. Marxer oder dem Matzleinsdorfer Friedhofe (!) sich befinde"; Joh. Ritter von Lucam schrieb ein Büchlein: „Die Grabesfrage Mozarts", nach brieflichen Originalurkunden der Witwe (!) selbst (Wien 1856 bei Hirschfeld, mit beigegebenem Porträt Mozarts nach Posch's Relief I, pag. 27, Nr. 46 und der Grabesabbildung) u. s. w.

Der Streit über das gesuchte Grab artete schließlich, genau so wie seinerzeit über das „Requiem", in gegenseitige persönliche Empfindlichkeiten aus, welche der verletzten Eitelkeit entsprangen und der guten Sache, die dadurch immer mehr ver- wirrter wurde, und der Klarstellung mehr schadeten als nützten. Dieser Streit erzeugte völlig unlösbare Widersprüche auch durch die aufgerufenen Zeugen, die verschieden

Heute, scheint uns, ist unter allen, welchen aus Mozarts Zeit ein verläßliches Gedächtnis zugemutet werden kann, als glaubwürdigste Kronzeugin für die richtige Grabstätte Mozarts, die Mutter des 1801 gebornen Sohnes C. Frdr. Hirsch anzuführen, deren Ausspruch wir pag. 15 mitteilten, und der lautete: „nach ihren bestimmten Er- innerungen zufolge stand das Grabdenkmal Mozarts (welches die Kommune Wiens er- richtete) an der richtigen Stelle." Wir behaupten dies aus folgenden Gründen: Frau Anna Hirsch, das jüngste von 15 Kindern des berühmten Kontrapunktisten J. G. Albrechts- berger,**) war verheiratet mit C. Hirsch, dem Kartographen und Professor der Kalli- graphie an der Wiener Universität. Mozart, mit Albrechtsberger auf das innigste befreundet und den er hoch schätzte, beauftragte noch in der Sterbenacht seine Frau Con- stanze seinen Tod geheim zu halten, bis sie nicht vor Tag Albrechtsberger benach- richtigt hätte; denn diesem gehöre der Dienst als Kapellmeister in dem St, Stephans- Dom vor Gott und der Welt!" Zur Erklärung dieses letzten Auftrages diene: Mozart hatte sich bereits anfangs Mai 1791 (siehe Nohls „Mozart Briefe" Nr. 272, pag. 452— 453) um die unentgeltliche Adjunktur dortselbst an der Seite des erkrankten alten Kapellmeisters, Leopold Hofmann, beworben, um zu einer festen Stellung zu gelangen, die er auch am 9. Mai vom Wiener Magistrate bewilliget erhielt. Hofmann über- lebte aber seinen Adjunkten, wonach Albrechtsberger die ihm von Mozart gewünschte, durch ihn freigewordene Adjunktur schon am 12. Dezember bekam und des im Jahre 1792 verstorbenen Hofmanns Nachfolger als Domkapellmeister zu St. Stephan wurde. Das mußte Alles der Familie Albrechtsberger bekannt sein. Es kann daher nicht Wunder nehmen daß diese Tochter dem seit Jahren und noch zuletzt so wohlgesinnten Freunde ihres Vaters stets ein dankbares Gedenken bis über das Grab hinaus bewahrte, daß -sie sich zum Grabe des Wohltäter?, nicht nur des Vaters sondern auch der Familie, durch dieses Gefühl hingezogen fühlte, und von dort weg jedesmal einen so tiefen Eindruck mit nach Hause nahm, daß ihr Mozarts Grab bis in das hohe Alter stets in Erinnerung bleiben mußte in alter Treue für ihn, dem Verblichenen und Vergessenen ! Sie konnte also mit vollem Rechte und aus wahrer Ueberzeugung auf dieses Grab mit ihrem Ausspruche hinweisen. Warum gab sie aber nicht früher Zeugnis dafür? Darauf hier die Antwort: Als die Grabesfrage aktuell wurde, da war sie jedenfalls schon hoch- betagt vielleicht auch nicht mehr am Leben; ihr Sohn wird kaum gefragt worden sein und war auch schon 80 Jahre alt, als ihn Dr. Frimmel 1831 aufsuchte, der seine „Neuen Beethoviana" erst sieben Jahre später in Druck gab, worin er diese Aeußerung von dessen Mutter dem Sohne gegenüber, aufnahm, und woraus diese zum erstenmale erfahren wurde.

~ *\ Ueber Ersteres zuerst in dem Journale „Vaterländische Blätter", Wien 1808, pag. 211 und 252,

vprmntlich von Abbe Stadler. Siehe außerdem die Literatur hierüber in Konstantin v. Wurzbachs ,,Mozart- hnrh'' fWi»n 1803 hz\ Wallishauser, pag. 148-150); über Letzteren zuerst im „Wiener Fremdenblatt' und H;,raim abgedruckt in der „Salzburger Zeitung" am 27. Oktober 1875 (Nr. 244) unter „Vermischtes", und weiters in den Jahren 1890, 1891, 1892, 1901 und 1902.

**) Geboren 3 Februar 1736 zu Klosterneuburg, verheiratet seit 31. August 1768, gestorben 7. März iqoQ war er der Lehrer von nicht minder berühmt gewordenen Meistern der Tonkunst, eines Ludwig van Beethoven Jos-f Eybler, Johann Gänsbacher, Joh. Nep. Hummel, Josef Preindl, Ignaz Ritter von Seyfried, Josei Tiietiensee, Mich. Umlauf, Josef Weigl u. s. w.

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Uebrigens erinnert das ganze Gebaren der seinerzeitigen Grabessucher zudem fast an die bekannte Erzählung von dem alten Mütterchen, das aufgeregt ihre Brille sucht, bis sie diese endlich auf der eigenen Nase entdeckte. Wenn man in Betracht zieht, daß lange vorher, 1844 schon, Marie Hasselt-Barth das Grab Mozarts (und sie wird hiefür ihre Gründe gehabt haben) mit ihrem Gedenksteine bezeichnete, so ist es geradezu wunderlich, daß man wieder nach einem Dezennium darnachsuchte, daß man das Bestehende ignorierte, und es durchaus in nächster Nähe, ja sogar in weiter Ferne am Matzleinsdorfer Friedhof, daher überall eher entdecken, als dort sehen wollte, wo es stand !

Anna Hirsch hat mit diesem ihren leiderzu spät veröffentlichten Ausspruche die Annahme der Marie Hasselt-Barth nur bestätiget, und das Grab Mozarts ist nirgends anders, als wo es die Kommune Wiens wieder 15 Jahre später mitHans Gassers schönem Denkmale schmückte: im Friedhofe zu St. Marx!

Lebhaft zu bedauern ist nur, trotz der Ehre, die damit Mozart widerfahren ist, daß dieses Grabdenkmal vor einem Vierteljahrhundert auf den Zentralfriedhof für sein dortiges „Ehrengrab" überführt wurde. Der Grabhügel war seither schon verfallen und von Unkraut ganz überwuchert und daher in Gefahr, nun wirklich und für immer verloren zu gehen, wenn laut Bericht „Zum Sterbetage Mozarts" im „Deutschen Volksblalt" (Wien, vom 6. Dezember 1902, Nr. 5001, mit der Abbildung des jetzigen Zustandes) dessen sich nicht in pietätvoller Weise zwei Herren angenommen hätten, dieses historische Grab dauernd der Stadt Wien zu erhalten. Es waren dies: der dermalige Friedhofver- walter, Alois Kugle r und Dr. Alfred Schnerich, Skriptor an der k. k. Uni- versitäts-Bibliothek und bestens bekannter Kirchenmusikschriftsteller. Der Erstere fand bei seinem Dienstantritte das Grab in einem ganz trostlosen Zustande; erließ, nachdem er sich sofort der Pflege desselben angenommen hatte, zuletzt vor sieben Jahren auf seine Kosten eine trauernde Engelsfigur aus Sandstein an demselben aufstellen, die sich auf einen weißen Marmorstein stützt, auf welchem in schwarzen Buchstaben die Inschrift „W. A. Mozart 1756—1791 eingegraben ist. Letzterer besorgte gleichzeitig in der Nähe des Grabes eine Wegweisertafel, an der zu lesen ist „Zum Mozart Grab", welches Grab überdies zur Sommerszeit stets mit frischen Blumen bewachsen ist, und bei dem sich auch jährlich zahlreiche Mozartverehrer einfinden.

Beide Herren haben sich damit um Mozart sehr verdient gemacht und können des größten Dankes stets versichert sein!

Aus den bisher dargestellten Tatsachen ergibt sich, daß der Hyrtl'sche Mozart- Schädel keine bloße Sage, weder eine Legende, noch eine Mythe, aber auch keine Täuschung ist und zu sein braucht, wie ein augenscheinlich wenig hierüber unterrichteter Herr sich neuestens in seinem Vortrage über Mozart bei einer hierorts privat veran- stalteten Mozartfeier am 25. März 190Ö im Saale zu St. Peter sich zu äußern beliebte, sondern daß die Schädelfrage der Lösbarkeit zugeführt werden kann dadurch, daß es, wie nachgewiesen wurde, dem Totengräber auf St. Marx ja immerhin möglich war, sich den Schädel aus der Schachtgrube anzueignen. Geleugnet wird dies trotzdem noch werden von Jenen, dre sich durchaus diesen Tatsachen gegenüber skeptisch verschließen und sich auf diesem Standpunkte der ungetrübten Freude nicht hingeben wollen, eine solche kostbare Reliquie gerettet zu wissen. Im Hintergrunde dieser Anschauung steht das Mißtrauen gegen die Person des Hofrates Hyrtl. Das ändert aber an der Sachlage nichts. Letzterer ist in der Geschichte des Mozart Schädels nicht die Hauptperson, sondern sein Bruder, und Josef Hyrtl kommt erst in zweiter Linie in Betracht, als Wiedererzähler dessen, was er darüber von diesem seinen Bruder erfahren hat. Dieses Erzählte erhält nur eine Trübung durch die spätere journalistische Ausschmückung, die ihr zu Teil wurde, die nebenher ging. Dessen entkleidet, verschwindet das romantische Beiwerk, es vollzieht sich die Rettung des Schädels ganz natürlich, und ist daher auch glaubwürdig.

Ueber Jakob Hyrtl wird in allen Schilderungen seiner Person übereinstimmend berichtet. Wir verweisen dieserhalb auf Dr. Konstantin von Wurzbachs „Biographisches Lexikon" (IX. Teil, 1863, pag. 463), auf Ludwig August Frankls „Feuilleton" vom 8. Jänner und Anton Conrads Mitteilungen, zwei Tage später; beide sind enthalten in der „Neuen freien Presse" 1892. Conrad, ein alter Wiener, in Währing lebend, war als junger Mann längere Zeit in der Leopoldstädter „Meiergasse", dem letzten Hause von der Jäger- zeile aus, ein Nachbar, nebenan den von Jakob Hyrtl als Junggeselle allein bewohnten Räumen, bestehend nur aus einem Zimmer und Küche, die er selbst mit einem großen Kehrbesen zu fegen pflegte, oder oft auch nicht. Es war darin viel Kram und Gerumpel auf- gestapelt, und in der Küche wurde, so lange Hyrtl dort wohnte, niemals gekocht. Dinge, auf die er besonderen Wert legte, hatten ihren Platz auf dem Tische und der Kommode. Oft zeigte er seinem Besucher ein und das andere Stück seiner eigenen Kupferstecher-

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arbeiten. „Dabei kam ihm einmal ein Päci<chen in die Hand", so erzählt Conrad, „das in vergilbtes und verfettetes Papier eingeschlagen und mit mittelstarkem, grauen Spagat um- schnürt war, welches er mit einer gewissen Ehrfurcht und Andacht küßte und dann wieder auf seinen früheren Platz zurücklegte, während mich eine Scheu vor der feier- lichen Stimmung des Sonderlings abhielt, ihn nach dem Inhalt des Päckchens zu fragen. Hyrtl nahm hierauf sein Cello zur Hand, auf derh er Virtuose war, und spielte einige Takte aus Mozarts „Zauberflöte", die ich gleich erkannte und mit einem freudigen „Ah!"^ begrüßte. „Sie kennen Mozart?" fragte Hyrtl. „Ich verehre ihn", war meine Antwort.

Da streckte er mir seine Hand entgegen und sagte: „Dann sind sie ganz mein Mann und lieber Nachbar". Durch das Feuilleton L. A. Frankls habe ich nun nach vielen Jahren erfahren, daß in dem Päckchen Mozarts Schädel enthalten war".

Jakob Hyrtl lebte seit seinem zweiten Lebensjahre in Wien. In seiner Berufskunst bei Professor Fischer ausgebildet, wollte er nur künstlerisch Vollendetes an die Oeffent- lichkeit gelangen lassen. Er fertigte eine große Anzahl Radierungen nach Zeichnungen und Oelgemälden vom Jahre 1817 ab, und lebte sparsamer als er mußte. Nichtsdesto- weniger hinterließ er ein nicht unansehnliches Vermögen. Manchem armen Kunstge- nossen war er ein edler, wenn auch wortkarger Helfer in der Not. Bedürfnisse hatte er wenige, weder für seine Wohnung, noch für Kleidung und Nahrung. Die Einsamkeit liebte er und lebte nur sich und seiner strengen Gedankenarbeit, die man ihm von seinem Gesichte absehen konnte. Als seine Mutter am 6. November 1842 gestorben war,.

der Vater starb am 15. April 1852 , besuchte er täglich den Friedhof zu St. Marx, (wo sie den langen breiten Gang der Mitte entlang zur 8. Reihe, links von oben Nr. 396 begraben lag)'. Kein Wetter hielt ihn davon ab, im Sommer und im Winter nicht. Dort wurde er dem Totengräber endlich eine auffallende Erscheinung. Anfangs ließ er ihn an sich vorübergehen, endlich nach einem Jahre fing er an, ihn zu grüßen, erst stumm, dann mit einem flüchtigen Gruß, bis er ihn einmal fragte, „Wen betrauern sie hier?" Er sagte ihm: „Die Mutter". So wurde die gegenseitige Bekanntschaft gemacht, die schließlich in Freundschaft mit gepflogenen intimen Erzählungen überging, und er von seinem neuen Freunde Mozarts Schädel erhielt. Der Besitz aber fing ihn im Laufe der Jahre an ängstlich zu machen und er teilte endlich seinem Bruder Josef alles mit, was er darüber zu erzählen hatte, ja, er gab ihm sogar schließlich einmal den Schädel selbst zur Aufbewahrung, als er einige Jahre vor dem Ende seines Lebens mit Todesahnungen erfüllt wurde, nahm ihn aber wieder an sich, als sich diese nicht erfüllten. Bei seinem integeren Charakter, den alle anerkannten, die mit ihm ab und zu in Verkehr kamen,, ist jede Unwahrheit seinerseits ausgeschlossen. Ihn drückte nur das Bewußtsein, den Schädel zu besitzen, von dem er sich aber wieder nicht trennen wollte, und der Ge- danke, daß er der Mitwisser des Geheimnisses des Totengräbers war, mit dem er sich in gleicher Schuld aus Ursache des unerlaubten Besitzes fühlte bis zu seinem letzten Athemzuge.

Auf dieses peinliche, ihn immer wieder ängstigende Gefühl, sind seine ruhelosen Wanderungen zu seinem Bruder, die er in letzter Zeit unternahm, und ebenso seine ver- deckten, vorsichtigen Anfragen und Erkundigungen bei Anderen zurückzuführen, „ob even- tuell den Besitzer dessen, was etwa einem Grabe entnommen wurde, die Strenge des Ge- setzes treffen könne?" Erfrägtbei dem Wiener Magistrate an, und kehrt, von dem dort schroff ausgesprochenen Bescheide, verstört in seine Wohnung zurück. Bei Freiherrn von Helfert erscheint im Bureau im November 1865 Andreas Schubert, der jüngste Bruder des Lieder- fürsten Franz, zu jener Zeit Rechnungs-Offizial bei der k. k. Kredit-Hofbuchhaltung, und klagt ihm, „daß er schon lang etwas auf dem Herzen habe. Der Schädel Mozarts be- finde sich in den Händen des Kupferstechers Hyrtl und es sei dringend geboten, dafür Sorge zu tragen, daß diese teure Reliquie gerettet und vielleicht von der Gesellschaft der Musikfreunde (in deren Präsidium Helfert damals war) in bleibende Aufbewahrung ge.iommen werde." Dieser hatte die Existenz und die Geschichte des Schädels wieder von Jakob Hyrtl mitgeteilt erhalten, genau in derselben und bekannten Weise, nur daß er jetzt auch den Namen des Totengräbers Franz Braun nannte, der ihm den Schädel gab. So lange Braun am Leben war, hielt Hyrtl gewissenhaft das ihm auferlegte Stillschweigen ein, und auch nach dessen Tode (1855) machte er nur die wenigen Genannten zu Mit- wissern seines Geheimnisses. Wiederholt äußerte er zu diesen: „Die Residenzler wußten Mozart nicht zu schätzen und würden den Schädel heute noch mit Gleichmut be- trachten; er behalte ihn daher bei sich, als sein Schätzer;" dann wieder, „er habe ihn in die Donau geworfen", und als er im Herbste (^September oder Oktober) 1866 einmal zu Helfert, nunmehr in dessen ämtlicher Eigenschaft als Präsident der k. k. Zentral-Kom- mission für Baudenkmale kam, der die Sprache selbst auf die Reliquie brachte, da sagte der alte Mann von markigen Gesichtszügen, mit herabgestimmtem Tone: „Ach, mein Gottl Dieser ist schon mehrere Wochen nicht in meinen Händen. Es hat mir keine Ruhe gelassen und so habe ich den Schädel zuletzt zusammengepackt und auf den Friedhof hinausgetragen.

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damit er wieder in geweihte Erde komme." Den Friedhof und die Stelle jedoch, wo er neuerdings eingegraben wurde, konnte (d. h. wollte) er ihm nicht angeben. Leicht begreiflich! Er tat weder das eine noch das andere und behielt ihn eben bei sich! Als er dann gestorben war, fand sein Bruder Josef den Schädel in der Wohnung genau so verwahrt, wie dies Conrad beschrieben, und er ihn umschnürt vor vielen Jahren mit eigenen Augen wiederholt gesehen hatte.

Von diesem Funde war auch, gleichzeitig mit der Nachricht von Jakob Hyrtls Tod, in den Wiener Blättern zu lesen, welche meldeten, „man fand in seinem Nachlasse neben Radierungen, Platten, Zeichnungen, wunderlichen Hausrat aller Art und einer vollständigen Sammlung aller in Wien seit einem Jahrhundert gedruckten Theaterzettel in einem Winkel der Wohnstube unter alten Papieren und zerfetzten Tüchern auch Mozarts Schädel vor mitgeteilt im „Feuilleton" von L. A. Frankl.*)

Von Hofrat Josef Hyrtls mündlichen und schriftlichen Aeußerungen über den nun- mehr in seinem Besitze befindlichen Mozart-Schädel hingegen, sind namentlich und zwei- fellos zu verzeichnen: 1. er erzählt seinem ehemaligen Studiengenossen L. A. Frankl am 31. Oktober 1868, noch im Sterbejahre seines Bruders Jakob, gelegentlich der Ent- hüllung von Professor Ludwig Türks (gest. 25. Februar 1868, nicht Würths) Büste im großen Hofe des allgemeinen Krankenhauses und 2. gleich darauf wieder, am 8. No- vember desselben Jahres anläßlich einer Feier in der Peterskirche, von diesem Schädel. Einer an Frankl ergangenen Einladung folgend, l^esucht ihn dieser in dessen Wohnung in der Währingerstraße und Hyrtl zeigt ihm nicht nur den Schädel, sondern gibt ihm auch 3. die erbetene Erlaubnis, das, was ihm dieser über die „Auferstehung des Mozarthauptes" (gleichlautend mit der Erzählung Jakob Hyrtls) „erzählte, niederschreiben und das ihm anvertraute Geheimnis im geeigneten Momente veröffentlichen zu dürfen". Bald nach der Niederschrift begab sich Frankl zu Hyrtl, um ihm dieselbe Frage vorzulegen, und außerdem „ob er das von ihm Erzählte sich richtig gemerkt und möglichst worttreu nieder- geschrieben habe?" Dieser fügt 4. Frankls Manuskripte unter Tränen die Worte bei „Mit Rührung und Freude gelesen. 22. November 1868. Hyrtl". Was er daran be- richtigte, wie Frankl angibt, die „Zähne betreffend", ist unrichtig.**) Laut Krolls Mit- teilung im „Monthly Musical Record", die er in Wien aus der nächsten Umgebung Hyrtls erhielt, enthält Frankls Bericht im Allgemeinen gesprochen, „nur einige Unrichtigkeiten". 5. Hyrtl erzählte wie vorher. Gleiches dem Maler Gustav Gaul (geb. 6. Februar 1836, ein Schüler Pechts im Jahre 1851, gest. 7. September 1884 in der Hinterbrühl), als derselbe im Auftrage des Ministeriums für Kultus und Unterricht 1875 sein Bildnis malte. Gaul hat Hyrtls Erzählung in seinen sorgfältig geschriebenen Tagebüchern aufbewahrt. Der Schriftsteller Regel, der mit der Veröffentlichung der Memoiren desselben nach dessen Tod betraut wurde, veröffentlichte diese wieder im „Neuen Wiener Tagblatl" am 14. Dezember 1890, Nr. 341, unter „Wiener Tagesbericht" genau so, wie er sie von Gaul aufgeschrieben vorfand. 6. Als wir dem Hofrate Hyrtl unsere eigenen Beiträge zur Geschichte des Schädels Mozarts: „Abermals W. A. Mozarts Schädei", in vier am 12. bis 15. Jänner 1892 im „Salzburger Volksblatt" abgedruckten Artikeln zusendeten, worin Alles kurz zusammengefaßt, was bisher darüber bekannt geworden war, darin auch Frankls „Feuilleton" mit Zeitdaten ergänzten, und die offenbaren Unrichtigkeiten lichtig stellten, erhielten wir aus Perchtoldsdorf unterm 21. Jänner 1892 ein herzliches Dank- schreiben — „da ich fast blind bin, schreibt eine fremde Hand", eigenhändig gezeichnet aber mit „Hyrtl". 7. Bestätigte Hyrtl die Mitteilungen im „Monthly Musical Record" vom 1. September 1892, und wollen wir hiezu nur noch bemerken, daß die Jahreszahl unter dieser Erklärung und dem Wortlaute des Vermächtnisses an die Stadt Salzburg, mit „1891" einfach verschrieben ist; sie sollte 1892 lauten; denn was Hyrtl am 30. November 1892 gedruckt gelesen, das konnte er doch ein Jahr vorher (1891) nicht bestätigen l Gewissermaßen gehört endlich noch hieher 8. die öffentliche Erklärung der Frau Hofrätin, Auguste Hyrtl (geborne von Gaffron, gest. 18. November 1901), im „Wiener Tagblalt" vom 18. Jänner 1891, da anzunehmen ist, daß sie von allem dem Vorerwähnten

*) „Eine vollständige Sammlung aller seit einem Jahrhundert in Wien gedruckten Theaterzettel", zählt wohl doch auch zu jenen phantasievollen Uebertreibungen des Dichters Frankl, deren er sich solche mehrere zu Schuldea kommen- ließ unl die uns Anlaß geben mußten, darauf bereits auf pag. 49 und in der Note unten hinzuweisen.

**) Was speziell die Zähne betrifft, so äussert sich Primär Dr. Minnich in dem „Schlußresultate" seiner Schädelbeschreibung: „Frankl spricht von sieben Zähnen, die im Überkiefer vorhanden waren. Der Schädel zeigt aber dort elf vollständige Zähne und zwar rechtsseitig den Weisheitszahn, 2 Mahlzähne, 2 Backenzähne und den Eckzahn, links 2 Mahlzähne, 2 Backenzähne und den Eckzahn. Die Schneidezähne sind nun sicher nicht ausgefallen, sie sind nur abgebrochen, ihre Wurzeln stecken noch sämtlich in den Alveolen. Daß Hyrtl selbst solche Unrichtigkeiten passieren ließ, mag man wohl aus seiner Aufregung erklären. Alle diese und andere scheinbaren Widersprüche, besser gesagt, alle diese Unrichtigkeiten erklären sich aus einer gewissen Flüch- tigkeit der Beobachtung, aus mangelhafter Beobachtungsgabe Frankls, die ja durchaus begreiflich ist". Das ist jedoch, wie man meinen sollte, bei einem A-lanne, der selbst Med. Dr. war, mehr als bedauerlich, ja es ist geradezu unverantwortlich und ihn selbst als Mann der Wissenschaft bloßstellend !

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unterrichtet war, womit sie die schiießliche Frage Frankls „Wem wird derselbe (der Schädel Mozarts) dereinst vererbt werden?" wie folgt beantwortete: „Es ist ge- wiß, daß der meinem Manne von seinem Bruder geschenkte (!) Mozartschädel sich in seinem Besitze befindet, doch ist er bereits der Stadt Salzburg vermacht". Das hin- derte sie jedoch nicht, den Schädel nachgehends in das Eigentum des Dr. H. zu ver- sprechen, nachdem ihr Mann gestorben, welche Absicht übrigens nicht mehr auszu- führen mö-glich war, seit das schriftliche und durch die eigenhändige Schrift Hyrtls rechtsgiltige Vermächtnis sich tatsächlich vorgefunden hatte.

Unsere Schlußfolgerungen nach dem allen Gesagten und authentisch Dargestellten, lauten demnach in aller Kürze 1. Mozarts Schädel konnte im Besitze Jakob Hyrtls sein, und er war es; 2. von ihm überkam ihn Josef Hyrtl aus dessen Nachlasse; 3. der- selbe befindet sich im Mozart-Museum und 4. es ist derselbe, den beide Brüder im Leben besaßen, und wie er am 27. Juni 1901 von Hugo Schöppl in Mödling photogra- phiert, in „B.ihne und Welt" (Wien, I. Heft vom 1. Oktober 1901, Seite 25) in der Vorder- und Seitenansicht abgebildet ist. Damit stimmen auch die Befunde des Primars Dr. Minaich überein, der ausdrücklich erklärt, „der Schädel kann aber nicht länger als 10 Jahre beerdigt gewesen sein, weil an ihm noch Reste bindegewebiger Membranen wahrnehm- bar sind, welche bei längerem Liegen im Grabe sicher der Verwesung anheimgefallen sein würden". . . . Und an einer früheren Stelle: „Interessant ist, daß man bei ge- nauer Besichtigung an einzelnen Stellen, namentlich der Näte, sowie an einzelnen Gefäß- und Nervenlöchern noch Reste von faserigem Gewebe in Form fest anhaftender, kleiner vorstehender, schwarzbrauner Partikeln findet, die sich, wie die mikroskopische und chemische Untersuchung ergibt, als Bindegewebs-Reste der sehnigen Kopfhaube oder von Gefäßen erweisen. Sie sind fest mit der Unterlage verfilzt". Und weiters: „Auch die Brüche an den Schneidezähnen können im Grabe durch das Gewicht der stürzenden Erde entstanden sein, freilich nur teilweise, da ich am Schlüsse zu erklären versuchen werde, wie die zweierlei gefärbten Bruchflächen auf verschiedene Entstehungsarten der Brüche schließen lassei:." .... Dann wieder: „Sämtliche Nähte sind deutlich am Schädel sichtbar und dunkler, alle Nähte sind bereits knöchern verschmolzen, jedoch keineswegs verstrichen. Daraus kann das Alter des Schädels zwischen 30 und 40 Jahren angenommen werden; jedenfalls ist derselbe nicht unter 25 und nicht über 40 Jahre alt. (Vollendung des Wachstums und Beginn der Evolution.)" Mozart stand aber bekannt- lich bei seinem Tode im 36. Lebensalter, es fehlten ihm nur 1 Monat und 22 Tage auf das vollendete 36. Lebensjahr!

Wir schließen und wünschen mit diesen Ausführungen das letzte Wort in Sachen des Mozart-Schädels gesprochen zu haben, und erklären uns zugleich hiefür wie in allen von uns bisher publizierten „IVlozartiana", die sämtlich als Eigenforschungen auf glaubwürdig befundene Quellen beruhen, ausschließlich und persönlich verantwortlich, um damit etwaigen Mißverständnissen im Vorhinein vorzubeugen, wenn wir hiemit end- lich und schließlich, gestützt auf das Vorgebrachte erklären : wir halten den Schädel weder für unecht, noch unterschoben, sondern für echt!

Geschrieben zur „150. Jahresfeier der Geburt W. A. Mozarts" des größten Sohnes Salzburgs, im Jahre 1906.

72. Autograph des Karl Mozart. Ein Querblatt: „Dem freundlichen Andenken des liebenswürdigen Fräuleins Rosa Neuhofer empfiehlt sich deren Achtungsvoll Ergebener Karl Mozart, Salzburg, 20. September (1)856".

Dieses Blatt mit 6 Schriftzeilen führt auf das Mozart-Säkularfest, abgehalten am 6.-9. September 1856 vor 50 Jahren! zurück. Wie zur Denkmal-Enthüllung (am 5. September 1342) mit sei.iem jüngeren Bruder Wolfgang, zwei Jahre vor des Letzteren Tod, so kam Karl Mozart auch zu diesem Feste aus Mailand hieher. Er besuchte während seines Aufenthaltes wiederholt die ihm seit seinem ersten Hiersein befreundete Familie des Rechtsgeprüften Magistratsrates, späteren k. k. Notars, Thomas Neuhofer (geb. 1803, gest. 1868 und begraben in der Weiser'schen Arkadengruft Nr. XXII auf dem St. Peterfriedhofe) in deren Stadthaus am Marktplatze Nr. 21 (heute Ludwig Viktorplatz Nr. 3) und in dem Landhause „Weiserhof", vor dem ein Weiher lag. und unfern von der Villa des Joh. Bapt. Ritter von Finetti Nr. 12 „auf der Moospeunt" (seit 30. Juli 1864 „Villa Dr. Hitschfeld"), wo er als ehemaliger Klavierlehrer des Töchterchens seines Haus- herrn wohnte.*) Von dem Balkone des 1. Stockwerkes aus, der bis zur Uebernahme

*) Thomas Neuhofer war der Schwiegersohn des in den Jahren 1772—1775 gewesenen Bürgermeisters, Ignaz Anton von Weiser, zur Zeit des letzten geistlichen Fürstregenten und 64. Erzbischofes, Hieronymus Graf CoUoredo, Ignaz Anton von Weiser aber ist der Großvater der mit Mozart in Prag befreundeten Besitzerin der Villa „Weingarten Bertramka", der Madame Josefa Duschek (geb. 7. März 1753, gest. 1823), in welcher Villa Mozart im Oktober 1787 mit seiner Frau Constanze wohnte und dort seine Oper „Don Juan" vollendete.

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dieses Hauses in das Eigentum der „Salzburger Sparkasse" 1881 erhalten blieb, besah sich der 72 jährige, als nunmehr letzter Repräsentant der Familie Mozart, am 6. Sep- tember 1856 abends 9 Uhr den von 600 Sängern und Liedertaflern aus ferne und nahe gebrachten imposanten Fackelzug zum Standbilde seines Vaters nach den uralten seit dem Jahre 800 bestehenden Michael-, seither Mozart-Platz genannt, und wurde von den an Tausend zählenden, durch andere angeschlossene Vereine vermehrten Fackelträgern im Vorüberzuge stürmisch begrüßt. Rosa aber war unter den 6 Kindern (3 Söhnen und 3 Töch- tern) die drittgeborene Tochter der beiden Ehegatten Thomas und Rosina Neuhofer und damals 22 Jahre alt. Sie heiratete den Kaufmann Frz. Xav. Martin in der Linzergasse Nr. 21, und starb als Witwe unlängst am 14. März 1906 im 74. Lebensjahre. Eine Schwester derselben, Fanny, lebt noch heute hochbetagt in Salzburg.

Außer diesem Autograph, seit 19. September 1905 ein Geschenk der Kaffeetiers- Gattin, Frau Elise Tomaselli, gebornen Leiler, einer Nichte der Vorgenannten und Tochter des als Major i. P. 1870 verstorbenen Anton Leiler, der die Aloisia Neuhofer (gest. 1856 im 26. Lebensjahre) zur Frau hatte, besitzt das Mozart-Museum keines von Karl Mozart, wohl aber und gleichfalls von Frau Elise Tomaselli seit 10. März 1905 eine Photographie desselben, welche Franz Segel, der erste und zur Zeit einzige hierortige Photograph in Salzburg und Dommusiker (Hornist), in der Kaigasse Nr. 10 während Karl Mozarts letzter Anwesenheit in Salzburg 1856 anfertigte.

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73. Potpourri-Vase in blauer Farbe, mit weiß aufgetragenen Verzie- rungen und oben befindlichen Luftlöchern, in welche Vasen man nach Be- lieben verschiedene (daher der Name Potpourri oder Quodlibet) frische wohl- riechende Kräuter oder Blumen zum Ausduften in die Zimmer zu geben pflegte.

Diese Vase ist ein Legat an das Mozarteum, datiert vom 29. März 1897, des Franz Freiherrn von Matzinger, k. k. wirklichen geheimen Rat, ersten Vizepräsidenten des Wiener Stadterweiterungsfondes und Sektionschefs im Ministerium des Innern, be- ziehungsweise, nach seinem Tode, von dessen Witwe, Jeanette Freiin von Matzinger (gest. 27. Mai 1905) und wurde hierauf am 4. August 1905 hieher überschickt. Der Legatar beglaubigte sie auf einem beigegebenen Zettel mit folgenden eigenhändig geschriebenen Worten: „Diese Vase wurde von dem berühmten Tondichter Mozart der ersten Sängerin der „Pamina" in der „Zauberflöte" verehrt und von derselben meiner Frau 1847 als Hochzeitsgeschenk gegeben. Diese Sängerin war Frl. Gottlieb, die ich hochbetagt kannte und von ihr das Lied (aus der „Zauberflöte"): „Bei Menschen, welche Liebe fühlen", welches sie als hohe Siebzigerin ganz vortrefflich noch sang, auch selbst singen hörte. Sie hielt die Vase hoch in Ehren."

Nannina (Anna) Gottlieb, geb. 1774 in Wien, sang schon mit 12 Jahren bei der Premiere*) am 1. Mai 1786 von Mozarts „Figaro" die „Barberina" (Storace die „Susanna"). Dann engagierte sie Schikaneder für sein Theater auf der Wieden. 1792 ging sie als erste Sängerin an das Leopoldstädter Theater. Sie nahm noch an dem Mozart Denkmal- Enthüllungsfest in Salzburg 1842 und an der Säkularfeier 1856 in Wien teil und ist dort bald nachher gestorben. (O. Jahn IV. Bd., I. Aufl., pag. 214 und 635).

74. Die Identitäts-Erklärung betreffend den Hyrtrschen Mozart- Schädel: d. i. das Mödlinger Protokoll vom 21. November 1902, welches in Form eines gerichtlichen zur Sicherung des eidlichen Beweises nach §§ 384—389 der C.-P.-O. laut der ämtlich beglaubigten Abschrift dieses Tagsatzungs-Protokolles G.-Z. Nr. II, 99/2 folgende Tatsachen fest- stellt: 1. daß der dem Dr. Hermann von Vilas vom Hyrtl'schen Waisenhause am 6. Oktober 1901 übergebene und hieher aus dem Mozart-Museum für diese Tagsatzung unter dem Vorsitze des Richters G. A. Ritter von Schoen mitgenommene Totenschädel derselbe ist, den Hyrtl als Mozartschädel be- zeichnete und der von der verstorbenen Witwe, Frau Auguste Hyrtl, dem

*) Es wurden bei dieser Aufführung im Burgtheater auffällig von den deutschen Sängerinnen keine verwendet, weder Mozarts Schwägerin, Aloisia Lange, noch die Cavalliere oder die Teyber und war dies wohl in den Parteiungen bei der durch Kaiser Josef II. statt der italienischen, im Februar 1878 dort in's Leben gerufenen Oper, welche er das „National-Singspiel" nannte, begründet.

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Verwalter Josef Mayer eigenhändig in's Waisenhaus abgegeben wurde; 2. daß dieser identisch ist mit jenem Schädel, welchen der verstorbene Hofrat Hyrtl den vorgeladenen Identitätszeugen: Josef Schöffel, Landes- ausschußmitglied und lebenslänglicher Kurator der Hofrat Dr. Hyrtl'schen Waisenstiftung, Dr. Josef Hinterstoisser, k. k. Regierungsrat und Landesgerichtsarzt in Wien, und Josef Mayer, Verwalter des Waisenhauses in Mödling, wiederholt als Mozart-Schädel gezeigt hat; und es bestätigten diese des ferneren 3. daß sowohl die auf dem roten Zettel, als auch die auf dem rechten Schläfebein dieses Schädels befindliche Schrift die Schriftzüge Hyrtls sind, womit die Echtheit des aus der Verlassenschaft erworbenen Hyrtl'schen Mozart-Schädels festgestellt wurde.

75. Mozart am Spinett. Ein Modell aus Buchsholz (Buxus).

Die Figur und das fünfoktavige Spinett je aus einem Stücke, Letzteres nach dem pag. 28, Nr. 51 beschriebenen Originale geschnitzt, unter einem Glassturze drehbar, 25 cm hoch und 8*5 cm tief, ist von Frau Helene von Trebbienau, geb. Gräfin Ledöchowska erdacht, vom Professor Anton Aicher hier ausgeführt worden und seit 23. April 1906 auf- gestellt. Vom Mozarteum erworben, wurde diesem von der Erfinderin das alleinige Recht zur eventuellen Vervielfältigung oder größeren Ausführung bis zur Lebensgröße, behufs der seinerzeitigen Aufstellung in dem zu erbauenden Mozarthause, eingeräumt.

76. Stammtafel der Familie W. A. Mozarts in Augsburg, Salzburg und Wien, entworfen für den XX. Mozarteums-Jahresbericht 1900, und auch enthalten im Kataloge (III. Auflage 1901*).

77. Münzen- und Medaillenkasten, eingeschafft Ende März 1906 für solche Prägungen, welche bei verschiedenen Festanlässen zu W. A. Mozarts Gedenken hergestellt wurden, und wie selbe an Zahl 52 in einem Verzeichnis beschrieben sind, welches demselben beiliegt. Herr Karl Roll, k. k. Landesgerichtsrat i. R., hatte die Güte, dieselben am 6. Juni dieses Jahres sach- und fachgemäß darin aufzustellen.

78. Autographe der ausübenden Künstler bei den Festkonzerten am 6. und 8. August, Salzburger Musikfest 1901.

79. Autographe der ausübenden Künstler bei den Festkonzerten am 11., 12., 13. und 14. August, Salzburger Musikfest 1904.

80. Leopold Mozart. Oelbild auf Kupfer, 8 cm hoch, 7-5 cm breit.

Es war dasselbe nachweislich an 60 Jahren im Besitze der Familie des Geschenk- gebers, Herrn Robert F. Heuser in Neumarkt— Köln, von dem es am 8. Juli 1905 gespen- det wurde. Auf der Rückseite des Bildes im Goldrahmen, befinden sich einige unvoll- ständige Worte, die noch lesbar in der räumlichen Ergänzung immerhin lauten können : „Johann Georg Leopold, Vater des Amadeus" auf der Vorderseite steht der Name (L.) Mozart und es stimmt dieses Bild auch mit jenem Bildnisse überein, welches 1756 der „Violinschule" von Leopold Mozart als Titelblatt beigegeben wurde.

*) Eine Josefa Lange (geb. 1820, gest. 24. Jänner 1893 in Wien auf dem alten Laurenzergrund in Mar- garethen), hat in den Vierziger Jahren in Salzburg, später in Wien lebend, auch dort die allgemeine Mildtätigkeit als „Großnichte Mozarts" (Siehe Blätter „für Musik" 1866 Nr. 60) in Anspruch genommen und zwar mit Unrecht aus folgenden Gründen: 1. war sie das Enkelkind des k. k. Hofschauspielers, Josef Lange sen. (geb. 1751, gest. 1821), verheiratet in kurzer erster Ehe 1777 mit der Tochter des Glasmalereidirektors der k. k. Por- zellanfabrik, Schindler, die 1779 starb; 2. war sie die Tochter seines Sohnes, eines k. k. Feldkriegs-Kanzelisten, Josef Lange jun., auf den sie sich selbst immer berief; 3. wurde sie erst und auch nur im kaum nennens- werten Grade mit Mozart verschwägert, als ihr Großvater, der genannte Hotschauspieler 1780 eine zweite Ehe mit Aloisia von Weber, der Schwägerin Mozarts einging, aus der, wie erwähnt, nicht diese, sondern drei andere Kinder (zwei Töchter und ein Sohn) stammten, die demnach und wieder nur durch ihre Mutter in näheren Bezug mit Mozart kommen, als diese sogenannte Großnichte Mozarts, die sie nicht war. (Siehe darüber auch Dr. Const. v. Wurzbachs „Mozart-Buch", pag. 240—241).

59

81. Erinnerungsblatt an die beiden Festvorstellungen der Mozartschen Oper „Don Juan" am 6. und 8. August, Salzburger Musikfest 1901.

82. Convoi du Pauvre („Das Leichenbegängnis des Armen"). Ein alter französischer Kupferstich. Geschenk des Herrn Emerich Winter in Wien, am 6. Februar 1903.

Dieser Stich stammt aus der Verlassenschaft einer bejahrten Dame, der Tochter des Sachwalters Beethovens, Dr. Joh. Baptist Bach, ' der in dieser Eigenschaft (nach Dr. Frimmels „Beethoveniana" pag. 122 und 140) die juridischen Angelegenheiten für Beethoven seit 1816 übernommen und bis zu dessen Lebensende am 26. März 1827 fort- geführt hatte. Das Bild stellt die Ueberführung einer Leiche in später Abendstunde nach dem Friedhofe dar. Der mit zwei abgemüdeten alten Pferden bespannte, armselige Leichenwagen mit dem sichtbaren unbedeclcten Brettersarge, über vier hölzernen Trägern überdacht, vom hohen Sitze herab gelenkt von dem Kutscher im Haarzopf und Dreispitz, die Leitseile in der linken, die Peitsche in der rechten Hand, fährt vor dem Tore des Friedhofes vor, welchen man rückwärts der Mauer erblickt. Ihm folgt nur ein einziger Begleiter als Leidtragender mit gesenktem Kopfe ein schwarzer Pudel! Ein ergrei- fendes, stimmungsvoll ausgeführtes Bild eines Künstlers, welcher damit die Tragik des Augenblickes und mit Ironie den Undank der Menschheit zur Darstellung bringt! Viel- leicht wird diese Szene und nicht so ganz mit Unrecht auf die Sargfahrt W. A. Mozarts nach dem Friedhofe zu St. Marx am 6. Dezember 1791 bezogen, welche dieser im Detail auffällig ähnlich ist.

83. Mozart mit dem Vogelneste in der linken Hand. Photographie, erhalten am 15. Nov. 1902, nach dem Original-Oelbilde, 80 cm hoch, 60 cm breit, von dem Besitzer Mr. Percy Moore Turner in London N 36 (ashley Road Horntey Rise), welches heute noch verkäuflich ist.

Zu diesem Bilde saß dem Maler der kleine etwas über acht Jahre alte Mozart während der großen Auslands-Kunstreise (1763—1766), als er, mit seinem Vater und der Schwester von Paris gekommen, vom 12. April 1764 bis 24. Juli 1765 in London weilte, und es ist noch in der Zeit der ersten Hälfte dieses seines Aufenthaltes dortselbst gemalt, wie die Jahreszahl „1764" auf dem aufgeschlagenen Buche nachweiset, vor welchem er in drei- viertel Größe steht. Es war das Bild noch im Jahre 1836 Eigentum des Domherrn und Minoriten, Franz Howes, an der Kathedrale von Norwich (Norfolk), auch Musikdirektor für den kirchlichen Gottesdienst. Derselbe residierte in Lower-Clode, wo es in dessen Speisezimmer hieng. Von seiner Tochter, einer bejahrten Dame, die erst vor einigen Jahren starb, wurde es an den jetzigen Besitzer verkauft. Nach der Malweise wird es von Kennern dem damals auf der Höhe seines Ruhmes als Porträtmaler stehenden Johann Zaufelly (genannt Zoffany) zugeschrieben. Dieser war geboren 1733 zu Regens- burg und ein Schüler Scheers. Er bildete sich dann 13 Jahre hindurch für seine Kunst in Italien aus, worauf er 1758—1775 in London hohes Ansehen genoß und demnach auch zu Mozarts Zeit dort lebte. Dort malte er zahlreiche Einzeln- und Gruppenbilder von Berühmtheiten aus den Schauspieler-, Künstler-, Litteratenkreisen und für die königliche Familie Georg 111. und starb, nachdem er zuletzt in Indien 1783 großen Reichtum sammelte und 1790 wieder nach England zurückgekehrt war, am 11. November 1810 in Strand-on- the Green bei Kew, nahe London.

84. Le The a L'anglaise le Salon des Quatre-Glaces au Temple

(„Englischer Tee im Salon der vier Spiegeln im Temple"). Pigment-Ab- druck in Kohle, 24 cm hoch, 30 cm breit, nach dem Original-Oelbilde, gemalt von Mich. Bartheiemi Olivier (1712—1784) während der Anwesen- heit Leopold Mozarts mit seinen Kindern vom 18. November 1763 bis 10. April 1764 in Paris.

Die Reisenden hatten diese Zeit über ihre gastfreundlich angebotene Wohnung in der Rue St. Antoine, im Hotel Beauvais des bayerischen Gesandten, Grafen Eick, be- zogen, dessen Gemahlin eine Tochter des salzburgischen Oberstkämmeres Grafen Arco war. Es wurde diese Reproduktion vom Vereine angekauft am 26. Jänner 1903 und be- zogen von Braun (Clement & Comp.) in Dornach (Elsaß). Das Original, 53 cm hoch,

60

68 cm breit, war 1877 im Pariser „Salon" ausgestellt, gehörte seit 1857 der reichen Gallerie des Herzogs von Rohan-Chabot im Schlosse zu Reul an, und befindet sich seit Jahren und gegenwärtig im National-Museum des ehemaligen königlichen F^alastes Louvre im Bilder- saale unter Nr. 821 (nach anderen und neuesten Angaben Nr. 10.665) aufgestellt. Es be- steht aus drei zusammenhängenden Gruppen, in welchem sich, außer dem kleinen Wolf- gang am Klavier, 9 Damen und 12 Herren, zumeist aus der französischen Aristokratie zur Zeit Ludwig XV., 9 sitzend und 12 stehend, dargestellt finden. (Siehe die ausführ- liche Beschreibung im XXIII. Jahresberichte pro 1903, pag. 30—32).

IV. Nachtrag.

1. Zu dem Veroneser Mozart -Bilde, pag. 17 (Nr. 27) und pag. 42 (Nr. 49). Am 13. Mai 1906 erhielten wir vom Herrn Fritz Dombauer aus Prag Einsicht in die handschriftlichen Notizen L. Mozarts während seiner Reise mit dem Sohne Wolfgang nach Verona, Mantua, Cre- mona, Mailand, Parma, Bologna, Venedig, Rom und Turin im Jahre 1770. Diese enthalten zumeist und ohne Datum nur Namen wie er sie während der übrigen Reisen zu notieren pflegte und solche sich auch unter den Familien- briefen im Mozart-Museum befinden Namen von Notabilitäten nach Geburt, Kunst und ihrer gesellschaftlichen Stellung, an die er von Salzburg aus Empfehlungen oder bei welchen er zur Förderung seiner Zwecke persön- lich Besuche gemacht hatte. Der Besitzer erlaubte uns davon Abschrift machen zu lassen. Wenn nun der Vater am 7. Jänner 1770 aus Verona im Allgemeinen nach Salzburg schreibt: „Wir waren bei einem Herrn Ragazzoni eingeladen. Der Generaleinnehmer von Venedig, Herr Luggiati, bat die Ka- valiere mich zu ersuchen, daß ich erlauben möchte, den Wolfgang abmalen zu lassen", so sind die Namen der Kavaliere (und anderer Herren und Damen, deren Bekanntschaft zu machen Leopold Mozart vor hatte), wie der Name des Malers, welche bis nun ungenannt blieben, in diesen Notizen zu lesen und nunmehr auch namhaft zu machen. Es sind dies der Reihe nach wie sie dort verzeichnet stehen: „Marchese Carlotti (e la sua sign (ora) Madre). Conti Justi del Giardino (suo piccolo figlio e la sua sign (ora) Sorella). Conti Carlo Emili. Jl Sgn. Marchese Spolverini. Jl Nobile di Veneglia Justiniani, Vescovo di Verona. Jl Podestä Nobile Minelli (e la sua Signora). Jl Sgn. di S. Fermo. Jl Sgn. Loccatelli (la Sgn. sua moglie e 2 figlii e Fratello). Jl Erat, congl' orchiali. Jl Sign. Zacharia Betti, Poeta diletante, (e duo Fratelli). Jl Maestro di Capella Daniele Barta (suo figlio, Abbate in Casadel Sg. Justi). Sgr. Ragazzoni Mercante (e la sua Moglie). Jl Sgn. Pietro Luggiati (suo Padre, e Sorella maritata). Sign. Primo Violino Ignatio Romanati di Napoli. Sgn. Pasquilini Violino Vecchio bono. Sgr. Potenza musico. Sgr. Afferri (Tenore). Sgr. Carlo Rußler Baccalaureus. Sign. Anellj Balle- rino (Sua moglie Z-da(?) dona, Sorella del Sgr. Lolli (Violino). Sign. Cigna- roli, Pittore. Vitturino Perucha di Verona. Vecchio". Der Vorletzt- genannte „Pittore: Cignaroli" ist also der längst vergeblich gesuchte Maler dieses Porträts Mozarts.

2. Zur „150. Jahresfeier der Geburt W. A. Mozarts". Diese veranstaltete am 27. Jänner 1906 die Stadtgemeinde, die „Internationale Stiftung: Mozarteum" und das mit den näheren Vorkehrungen betraute

6i

Komitee um 10 Uhr vormittags mit einer Gedenkmesse in der Domkirche (Kirchenmusik: „Mozarts Krönungsmesse", Offertorium „Sub tuum praesi- dium^^ und die Motette ;,Ave, verum corpus") und darauf folgenden impo- santen Huldigungszug zum Mozartdenkmal, an welcher auch andere Ver- einigungen teilnahmen. Darunter die Schuljugend der Unterrichtsanstalten, v^elcher von dem Präsidium an zwei Tagen der freie Eintritt in das Mozart- Museum gestattet wurde.

Den Epilog hiezu, bildete gewissermaßen am 2. Februar vormittags 10 Uhr der zweistündige freie Vortrag des Verfassers in Mozarts Geburts- zimmer vor einer zahlreichen Versammlung, bestehend aus den von ihm hiezu eingeladenen Mitgliedern der „Gesellschaft für Salzburger Landes- kunde", dessen Mitglied derselbe seit vollen 40 Jahren ist, und den durch diese eingeführten Damen und Herren, und zwar über sämtliche Schaustücke, von der Geburtsstätte ausgehend, mit Mozarts Schädel schließend, der so- nach das ganze Leben Mozarts „von der Wiege bis zum Grabe" umfaßte.

V. Mozart-Album

für die P. T. Verehrer W. A. Mozarts.

Das Mozart-Album enthält Mozart- und Familien-Porträte, insbesonders in photographis chen Rep roduktionen, weiters Autographe verschiedener Art, wie auch Gedichte, Kompositionen, Widmungen und Porträte von Souveränen, Fürsten, politischen Persönlich- keiten aller Stände und Länder, von namhaften Vertretern der Kunst und Wissenschaft und des öffentlichen Lebens, von Dichtern, Schriftstellern^ Komponisten u. s. w.*)

Dasselbe wurde im Februar 1874 gegründet, im November 1877 nach Kategorien geordnet und ihm die seither bestehende Einrichtung gegeben. Es enthält mit Schluß des Jahres 1905 in den gegenwärtig vorhandenen fünf Abteilungen 287 eingelegte Albumblätter: in der I. 34, II. 65, III. 59, IV. 58 und V. 71.

Den Verehrern Mozarts und seiner Muse wird durch dasselbe Gelegenheit geboten, dieser ihrer Verehrung in Wort und Bild Ausdruck zu verleihen.

Das „Mozart-Album" steht mit seiner Sammlung, wie das „Mozart- Museum" und das „Mozart- Häuschen", ausschließlich im Dienste des Mozart-Kultus.

Salzburg aber, die Stadt der Geburt und der in diesen Vereins-Ertrags-Objekten verwahrten Relikten des Unsterb- lichen und Meisters aller Meister, wie sie keine zweite Stadt besitzt, darf sich wohl mit Berechtigung die Zentralstelle für diesen internationalen Kultus nennen.

Und tatsächlich besuchten auch bis Ende des Jahres 1905:

L das Mozart-Museum (seit 15. Juni 1880) 72.765

durchschnittlich pro Jahr 2.845

*) Zum erstenmale veröifentlicht in den schriftlichen Eintragungen (in Prosa und Gedichten) im IV. Ab- schnitte der Schrift: „W. A. Mozart in der Schilderung seiner Biographen, in seiner körperlichen Erscheinung im Leben und Bilde", von Joh. Ev. Engl, Salzburg, 1887.

62

II. das Mozart-Häuschen (seit 25. Juli 1877) 75.051

durchschnittlich pro Jahr 2.634

und verlangten Einsicht zu nehmen

III. in das Mozart-Album (seit dem Jahre 1877) 2.773

durchschnittlich pro Jahr 99

Personen aller Weltteile als internationale Wallfahrer nach diesen durch Mozarts Namen geheiligten Stätten.*)

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72

*) Siehe „Die internationale Wallfahrt zum Mozart-Häuschen" von Johann Homer, Salzburg, bis zum Jahre 1880.

Inhalts -Verzeichnis.

A. Einleitung:

I. W. A. Mozarts Augsburger Vorfahren III

II. Das altsalzburgische Bürger- und W. A. Mozarts Geburtshaus XI

III. Den P. T. Besuchern des „Mozart-Museums" und „Mozart-Häuschens"

zur gefälligen Kenntnisnahme XV

B. Das Mozart-Museum:

I. Schaugegenstände in W. A. Mozarts Geburtszimmer 1

Das Tischbeinbild 22

II. Schaugegenstände im Wohnzimmer der Familie Mozart 29

III. Neuerlicher Zuwachs im Wohnzimmer der Familie Mozart 47

Der Hyrtl'sche Mozart-Schädel 47

IV. Nachtrag 60

V. Das Mozart-Album 61

C. Stammtafel:

der Familie Mozart in Augsburg, Salzburg und Wien (als Anhang).

arrerin

iPuechrain |ini 1703.

iozart Anna Katharina Mozart

*t (?) geb. 1684, heiratet 1703.

Maria Dorothea M. geb. 1731. t (?)

Lorenz Antoni M. geb. 1735. t (?)

Eleonore M. [21. Juni, t (?) 1755 den Borten- |ohann Baptista jernhard.

[ende zwei bald tarben :

)ha Mozart

(„das Bäsle")

edige Tochter) verheiratete Pümpel.

Zwei Söhne

einer Buchbinder, der andere

Nachtwächter.

a Pertl

est. 1778 ii

Ar geb. 175

lerr voi 736, gest. 1

Izburg.

Sophie 1795, gest.

Groß-Nicl dhof" bei (

iresienstadt -Reg. Nr. 42

) n s t a n z e 1763, gest.

Frit geb. 1787, g

C. Stammtafel der Familie W. A. Mozarts

(entworfen von Joh. Ev. Engl).

I. In Augsburg

(nach Dr. Ad. Buff). Sämtliche Mozarte waren Deutsche und Katholiken.

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-g^-------

/i-

David Mozart, Maurer von Pfersee, heiratet 1643 Maria Negelerin von Lechhausen.

geb. 1620, seit 1643 Bürger in Augsburg, f 1685. f 1697.

Hilaria Mozart Daniel Mozart Hans Georg Mozart Franz Mozart 1678 Anna Härrerin

geb. 1643. t 1682. ledig. Maurer, Maurer, Maurer, von Ober-Puechrain

geb. 1645. t 1683. ledig. Werkmeister des Domcapiteis geb. 1649. f 1694. f nach Juni 1703.

geb. 1647. t 1719. heiratet zweimal und hatte 11 Kinder.

-Anna Maria Peterin 1708 Johann Georg Mozart 1718 Anna Maria Sulzerin Franz Mozart Anna Katharina Mozart

von Friedberg, Buchbinder, von Augsburg, geb. 1681. f (?) geb. 1684, heiratet 1703.

Witwe des Buchbinders A. Banneger, geb. 1679. f 1736. f nach 1761.

^ t 1718.

Keine Kinder

Johann Georg Leopold Mozart

geb. 1719, 14. November, f 1787. (Vater von Wolfgang Amadeus)

Johann Christian M. Johann Christian M. geb. 1721. t 1722. geb. 1722. f (?)

Josef Ignaz M.

Buchbinder,

geb. 1725, 7. August.

t 1796, 11. Jänner,

heiratet 1751.

Vier Söhne und sechs Töchter von 1751 1768, darunter: Maria Anna Mozart und Johann Michael Coelestin Mozart geb. 1758. Jänner 14. f (?) Buchbinder,

geb. 1760. t 1824, heiratet 1788.

Vier Kinder, von denen das älteste :

Alois Joseph Anton Mozart

Buchbinder,

geb. 1800. t ca. 1833,

heiratet 1818.

Joseph Anton Friedrich Mozart

Friseur, geb.~18l8. t (?), heiratet, seit 1885 in der Altersversorgung heil. Geist-Spital.

Karl, Packmeister am Bahnhof.

t Ende Jänner 1896 in Augsburg

(hinterließ eine Witwe Anna und

eine Tochter Karoline.)

Franz Aloys M.

Buchbinder,

geb. 1727, 19. Juli,

t 1791, 14. Juni,

heiratet 1754.

Maria Eleonore M. geb. 1729, 21. Juni, f (?) heiratet 1755 den Borten-

niacher Johann Baptista Bernhard.

Maria Dorothea M. geb. 1731. t (?)

Lorenz Antoni M. geb. 1735. t (?)

Fünf Töchter, die bis auf folgende zwei bald

nach der Geburt wieder starben:

Maria Anna Barbara Josepha Mozart

geb. 1757. t 1771

Maria Anna Thekla Mozart („das Bäsle")

geb, 1758. t 1841.

Maria Anna Mozart (Bäsle's ledige Tochter) verheiratete Pümpel.

Drei Töchter (Näherinnen),

Zwei Söhne

einer Bachbinder, der andere

Nachtwächter.

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C. Stammtafel der Familie W. A. Mozarts

(entworfen von Joh. Ev. Engl).

I. In Augsburg

(nach Dr. Ad. Buff). Sämtliche Mozarte waren Deutsche und Katholiken.

David Mozart, Maurer von Pfersee, heiratet 1643 Maria Negelerin von Lgchhausen.

geb. 1620, seit 1643 Bürger in Augsburg, f 1685. f 1697.

Hilaria Mozart Daniel Mozart Hans Georg Mozart Franz Mozart 1678 Anna Härrerin

geb. 1643. t 1682. ledig. Maurer, Maurer, Maurer, von Ober- Puechrain

geb. 1645. t 1683. ledig. Werkmeister des Domcapitels geb. 1649. f 1694. f nach Juni 1703.

geb. 1647. t 1719. heiratet zweimal und hatte 11 Kinder.

"Anna Maria Peterin 1708 Johann Georg Mozart 1718 Anna Maria Sulzerin Franz Mozart Anna Katharina Mozart

von Friedberg, Buchbinder, von Augsburg, geb. 1681. f (?) geb. 1684, heiratet 1703.

Witwe des Buchbinders A. Banneger, geb. 1679. f 1736. f nach 1761.

t 1718.

Keine Kinder

Johann Georg Leopold Mozart

geb. 1719, 14. November, f 1787. (Vater von Wolfgang Amadeus)

Johann Christian M. geb. 1721. t 1722.

Johann Christian M. geb. 1722. t (?)

Josef Ignaz M.

Buchbinder,

geb. 1725, 7. August.

t 1796, 11. Jänner,

heiratet 1751.

Franz Aloys M-

Buchbinder,

geb. 1727, 19. Juli,

t 1791, 14. Juni,

heiratet 1754.

Maria Eleonore M. geb. 1729, 21. Juni, f (?) heiratet 1755 den Borten- macher Johann Baptista Bernhard.

Maria Dorothea M. geb. 1731. t (?)

Lorenz Antoni M. geb. 1735. t (?)

Vier Söhne und sechs Töchter von 1751 1763, darunter: Maria Anna Mozart und Johann Michael Coelestin Mozart geb. 1758. Jänner 14. f (?) Buchbinder,

geb. 1760. t 1824, heiratet 1788.

Vier Kinder, von denen das älteste :

Alois Joseph Anton Mozart

Buchbinder,

geb. 1800. t ca. 1833,

heiratet 1818.

Joseph Anton Friedrich Mozart

Friseur, geb. 1818. t (?), heiratet, seit 1885 in der Altersversorgung heil. Geist-Spital.

Karl, Packmeister am Bahnhof.

t Ende Jänner 1896 in Augsburg

(hinterließ eine Witwe Anna und

eine Tochter Karoline.)

Fünf Töchter, die bis auf folgende zwei bald

nach der G^fburt wieder starben:

Maria Anna Bjrbara Josepha Mozart

geb. 1757. t 1771 Maria Anna Thekla Mozart („das Bäsle") geb. 1758. t 184). Maria Anna Mozart (Bäsle's iedige Tochter) verheiratete Pümpel.

Drei Töchter (Näherinnen),

Zwei Söhne

einer Buchbinder, der andere

Nachtwächter.

FOLDOUT BLANK

II. In Salzburg.

Leopold Mozart (Vater) heiratet 1747: Anna Maria Pertl (Mutter) von St. Gilgen, geb. 1719, gest. 1787 in Salzburg. geb. 1720, gest. 1778 in Paris.

Leopold geb. 1748, gest. 1749

Cordula Walburga Maria Anna Amadeus Franziska

geb. 1749, gest. 1749. geb. 1750, gest. 1750. geb. 1751, gest. 1829. geb. 1752, gest. 1753. geb. 1754, gest. 1754.

Maria Anna Mozart iieiratet 1784: Joh. Bapt. Reichsfreiherr von Berchthold zu Sonnenburg, (wie oben) Witwe 1801, (1825 erblindet), gest. 1829 in Salzburg. geb. 1736, gest. 1801 in St. Gilgen.

Leopold geb. 1785, gest. 1840 in Innsbruck

Jeanette Marie

geb. 1789, gest. 1805 in Salzburg. geb. 1790, gest. 1791 in St. Gilgen.

Leopold heiratet 1816: Josephine Sophie Fuggs,

geb. 1795, gest. (?)

Ernest Henriette (einzige Groß-Nichte) heiratet: Franz Forschter

geb. 1822, gest. 1822. geb. 1817, gest. 1890 in der Irrenanstalt „Feldhof" bei Graz. geb. (?), gest. 1875 in Graz.

Gustav Hertha

geb. 1841, gest. 1878 in Theresienstadt geb. 1842, lebt noch (6. Mai 1906) in als k. k. Oberlieuten. im Inf.-Reg. Nr. 42. der Irrenanstalt „Feldhof" bei Graz.

Wolfgang Amadeus geb. 1756, gest. 1791.

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III. In Wien.

Wolfgang Amadeus heiratet 1782: Constanze von Weber (wie oben). geb. 1763, gest. 1842 in Salzburg.

Raimund Karl Ein Mädchen Leopold

geb. 1783, gest. 1784. geb. 1784, gest. 1858, geb. 1785, gest. sogleich. geb. 1786, gest. 1786. in Mailand.

Fritz Ein Mädchen Wolfgang Amadeus

geb. 1787, gest. 1787. geb. zwischen 1788 und 1790, geb. 1791, gest. 1844

gest. sogleich. in Karlsbad.

(Mutter) von St. Gilgen. 1 Paris.

nadeus Franzisl<:a Wolfgang Amadeus

2, gest. 1753. geb. 1754, gest. 1754. geb. 1756, gest. 1791.

1 Berchthold zu Sonnenburg, 801 in St. Gilgen.

Marie geb. 1790, gest. 1791 in St. Gilgen.

' Fuggs, (?)

ite) heiratet: Franz Forschter jraz. geb. (?), gest. 1875 in Graz.

Bertha geb. 1842, lebt noch (6. Mai 1906) in . der Irrenanstalt „Feldhof" bei Graz.

von Weber 1842 in Salzburg.

z Ein Mädchen Wolfgang Amadeus

est. 1787. geb. zwischen 1788 und 1790, geb. 1791, gest. 1844

gest. sogleich. in Karlsbad.

BRIGHAM YOUNG UNIVERSITY

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