Wurzbach5 6 . txt
Biographisches Lexikon
des
Klliserthums Desterreich A
enthaltend
die Lebensskizzen der denkwiirdigen Personen, welche seit 1750 in den
of terreichischen
Aronlandern geboren wurden oder darin gelebt nnd gewirkt yaBen.
Von
vr. Eonstant von Wurzbach.
Sechsundf unf zigster Theil.
Wiedemann — Mindisch.
Vtlt acht «en«tl»sische« lafeln.
Nil Unterstiit zung des Auto« durch l»te kaiserliche Akademie der Wissenschaf ten .
Druck nnd Verlag der k. k. Hof« und Staatsdruckerei .
1888.^
Nit Vorbehalt oer UeSersetzung in ftemde Sprachen und Verwahrung gegen
unrechtmafiigen Nachdruck.^
Wiedemann, Theodor (Schrift,
fteller. geb . zu Michelstetten in
Bayern am 20. August 1823) . Nachdem
er das Gymnasium zu St. Stephan in
Augsburg im August 1843 beendet hatte,
bezog er die Universitat Munchen, an
welcher er sich dem theologischen Studium
zuwandte und die philosophische
und theologische Doctorwurde erlangte,
worauf er am 17. Juni 1848 in Freising
von dem Erzbischof K. A. von Neisach
die Priesterweihen empfing. Dann trat
er in die Seelsorge, zuerst als Coadjutor
in Schnaitsee bei Wasserburg, 1849 als
Curat bei St. Johann in Munchen, wo er
an der Hochschule seine Studien fortsetzte.
Auch besuchte er noch die Universitaten zu
Freiburg im Breisgau und zu Wiirzburg.
1832 ging er als Missionar nach Siidamerika,
wo er sich mit Joseph von
Reis, einem Wiener und Freunde Anton
Gunther's M . VI, S. lCTj und Ioh.
Em. Veith's M . I., S. 8CT, an der
Herausgabe der „tD ( ) 1< . Ltitu, iy66Z yrnneiras
A rosviLtaao aa. Lkkia" (8. kg.ol.ft
4833, gr. 80.) betheiligte. Daselbst wurde
er Pfarrer der deutschen Colonie inPetropolis
bei Rio de Janeiro. Nach einiger
Zeit kehrte er nach Europa zuriick, trat
4859 in die osterreichische Diocese Sanct
Polten und wurde Cooperator in Brand
bei Neiiiengbach. 1860 iibernahm er die
v. Wiirz dach. biogr. Lerikon. I A V1. sOedr.
Redaction der in Wien erscheinenden
„Katholischen Literatur-Zeitung" und
griindete in Gemeinschaft mit dem Dom«
Herrn Dr. ScheinerM. XXIX,
S. 171) in Wien. Domherrn vi-. Werner
M . I.V, S. 46), Prof. Dr. Ehrlich
Md. I V , S. 9) und Dr. Ginzel
1862 die „Oesterreichische Viertel jahrschrif t
fur katholische Theologie". Nachdem
er erstere wie letztere 13 Jahre redigirt
hatte und erstere 1873, letztere 1873 eingegangen,
wurde er 1874 Feuilletonist
! der „Presse" in Wien und „Bohemia"
in Prag. 1879 ernannte ihn Minister
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Stremayr zum Chef redacteur der
' „Linzer-", 1881 Minister Graf Taaffe
zum Chef redacteur der „Salzburger Zeitung",
in welcher Stellung er zur Stunde
noch thatig ist. Aufier dem wahrend seines
Aufenthaltes in Sudamerika in Gemeinschaf t
mit von Reis herausgegebenen
schon erwahnten Werke erschienen noch
zu jener Zeit von ihm' in deutscher und
portugiesischer Sprache zu Rio de Janeiro
ein Gebetbiichlein, ein Katechismus und
ein Buch iiber Colonisation. Ernsten
wissenschaf tlichen Arbeiten war seine Tha>
tigkeit in Europa vor seiner Reise nach
und n a ch seiner Riickkehr von Sudamerika
gewidmet . Wir fiihren dieselben — zum
ersten Male vollstandig, denn in den
Bucherkatalogen sind nicht alle verzeichnet
1. Tept. 188?) A ?
Wiedemllim, Theodor Miedemann. Theodor
— in chronologischer Folge auf: „Geschichte
der Pfarre Kirchdorf am Mnnpold"
(Munchen 1846, 8".)'. - „Geschichte der
Hutmark Huhenrain" (ebd. 1846, 80.);
— „Otto uon Freqsingen nach seinem Teben
und wirken. E-in historischer Dersnch. Mit einer
Vorrede van Carlmann F 1 o r " (Freysing
1848: 2. Aufl. Passau 1849, 8".), diese
Arbeit entstand infolge einer von der
Miinchener Universitat gegebenen Preisfrage;
— „Nie Vrknnden des stadtischen
Archiues zn Fre A sing" (Munchen 1830,
8 A .) ', — „Zltmllnn. Vischot ' zn Passan,
nach seinem Dbrn nild wirken dargestellt. Mit
einer Vorrede uon Oeo. Chom. Und hart"
(Augsburg 1831, gr. 8".); — „Geschichte
der Pfarrei Hegling" (Miincben 1831,
8 A . ) ; — „GeZchichte des h. Grist-Zpitals zn
Freqsing" 1 Freysing 183 !i, 8".), wurde
consiscirt und eingestampf t ; — „VannZche
Aegententatel" (Munchen 1832, 8".); -
„Geschichte des Ulottrrs Neqharting" (ebd.
1832, 8".); - „Nie Mailrainer" (ebd.
1836), eine historisch-genealogische Ab ' !
Handlung iiber das Dynastengeschlecht
derer von Marlrain; — „Nir Vagana"
(ebd. 1837), eine Abhandlung iiber das
in den l' s 0' s 65 L A uv«.ric>rurQ vorkommende
Geschlecht Vagana; „Z111MN
Gnrmllir, genannt Zuentinns. chrschicht-
Schreiber des bayrizchrn Volkez" (Freysing
1838); - „Nrn ' llluglAM des ehemaligen
Klosters Gberaltaichin Airilclbaqrrn"
(Wien, 8b.), befindet sich in Bd. XXVI
des von der zur Pflege vaterlandischer
Geschichte auf gestellten Commission der
(Wiener) kaiserlichen Akademie der Wissenschaf ten
herausgegebenen „Archivs fur
Kunde osterreichischer Geschichtsquellen" ;
— ,Nie Aekrolllgien des Namstittes Salzbnrg",
im X X V I I I . Bande des vorbenannten
Archives; — „. Geschichte des griif lichen
Geschlechtes uc>n Preising" (Miin»
chen 1868, 8" ); — „Nerroluginin des ehrmaligen
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Nngustiner-^hlllherrenstittes Zt . Polteu"
(1863), im X X I . Bande der von
der historischen Commission der kaiser»
lichen Akademie der Wissenschaf ten herausgegebenen
"?orit63 i-6ruiQ "UZtria.»
oarun A "; daruber entspann sich eine Polemik
mit einem gewissen Dr. Franz
Stark, der im X X X I V . Bande des
„Archivs fur osterreichische Geschichte"
Berichtigungen und Erganzungen zu obgedachtem
Necrologium brachte, worauf
im XXXV. Bande dieses Archivs Wiedemann
mit einer Berichtigung der Berichtigungen
des Dr. Fr. Stark erwiderte;
— „Geschichte der Pfarrei Eching" (Lands-
Hut 4866, 8«.): - „Nr. Illhann Gck,
Prufessar der Theologie an der Tniuersit'at Ingnl5tlldt.
Eine Monographie" (Regensburg
1863, 80.); — „Die Ptanei chnmpendllrt
in Wien" (Wien 1870) ; — „Nie Newm
der katholiSch-theologischen Facultaten Oesterreichs"
(ebd. j8?2, 8".), erschien anonym;
— „Geschichte der Narthansr Manerbach"
sebd. 1873, 4".); — „Nie kirchliche Bucherrensnr
in der Ondiiicesr Wien. Nuch den Arten
des f nrlfmoiuichiii ' lichei ! Cuiiiliatorilllarchiues in
Wien" (ebd. 1873), auch im bereits mehr
erwahnten „Archiv fur osterreichische Ge»
schichte"; — „ Geschichte der Net 'a > mation
nnd GrgeiirrtormationimH. ' andr nutcr der
Gnns". 3 Bande (Prag 1879-1886,
8".); - „Nn5 Mattiguad" (Wien «880,
8".); — „Geschichte des Klosters St. Vanrenz
in Wien" (Salzburg 1883, 8".); -'
„Geschichte des achtzehnten Zahrhunderts" (Basel
1884,8".). AuBer diesen selbstandig erschienenen
Werken hat Wieoe mann
herausgegeben : „Predigten von Schei»
ner" (Wien 1869, 8".); — „Fastenpredigten
von Krombholz" (ebd.
1873), diese und die vorigen mit den
Lebensskizzen ihrer Verfasser; — „Marienpredigten
von Krombholz" (ebd.
1872, 8".) und die Bearbeitung der in^
Wiedemann, Franz Wiedemann,
iO. Auflage erschienenen „Anleitung >
zum geistlichen Geschaf tsstyle" von Helfert
(Prag 1879) . Eine Geschichte der
Poschlianer, iiber welche bisher nur episodisch,
und zwar das Ausf iihrlichste noch
Dominicus Fiedler in seiner Monographie
iiber die Khevenhiiller ' sche
Ma joratsgraf schaf t Frankenburg (2. Auf»
lage) geschrieben, hat Wiedemann
unter der Feder. Mehrere vollendete Arbeiten,
so iiber den Geschichtsschreiber
Arnpeck, Wolfgang Hunger und den
Humanisten Adolf M e n z 1 , Professor
der Medicin in Ingolstadt und neu»
lateinischen Dichter, sind verloren gegan»
gen. Wiedemann's Arbeiten wird von
der wissenschaf tlichen Krititik Griindlich»
keit, Gewissenhaf tigkeit und Unbef angenheit
nachgeriihmt. Wahrend seines Auf«
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entHaltes in Sudamerika bekleidete er die
Stelle eines Prasidenten der deutschen
Gesellschaft fur Industrie und Landwirthschaf t
in Petropolis; der historische Verein
von und fur Oberbayern in Miinchen,
fur Niederbayern in Landshut, fur
Schwaben und Neuburg in Augsburg
und fur Unterfranken und Aschaf f enburg
in Wiirzburg haben ihn zu ihrem Mitgliede
gewahlt .
Bibliographie des Klerus der Diocese >
St. Polten (Krems 1«?2. Erdmaer) .
Noch sind anzufiihren: <. Franz Wiede»
mann (geb. zu Munchrn 19. Februar 4812,
gest in Gratz 4. Juni 1884). Der Sohn
eines Salinenverwalters zu Hall in Tirol,
wurde er in Munchen geboren, da die Mutter
bei der unerwartet friihen Geburt sich zu»
fallig dort auf Besuch befand. I n Innsbruck
besuchte er die vorgeschriebenen Schulen, in
denen er aber nicht recht vorwarts kam. 11m
1840 trat er in die Redaction des „Tiroler
Boten" ein, in welcher er unter Johannes
Schuler A Bd. X X X I I , S. lo2) mit Arbei«
ten. jedoch mehr untergeordneter Art. beschaftigt
wurde. 11m 1842 erhielt er den Scriptor«
Posten am Feroinandeum, welchen er aber
1848 nach mancherlei Zerwiirf nissen wieder
verlieh. Noch in d'esem Jahre griindete er
auf Anregung des Oi-. Ennemosrr
s'M. I V , 2 . 51) die „Innubrucker Zeitung",
ein unabhangiges und gut redis,irtes Blatt,
wrlches bis in das Jahr 185 11 hinein erschien,
und in welchem ihn ein Oi-. A u 1 i n . Vesitzer
von Bergwerksaniheilen in Mitterberg, der
spater nach Salzburg ijbersiedelte, mit seiner
Feder und wohl auch finanziell unterstiit zte .
Nachdem die „Innubrucker Zeitung zu er«
scheinen aufgebort hatte, ubernamu er fur Inns»
druck die Agentur einer Triester Affecuranz«
gesellsch-if t , deren Direction seine Geschafts«
geroanotheit und Redlichkeit kennen und so
dock schatzen lernte. daH sie ihn als Inspector
nach Triest berief, in welcher Stellung er
etwa A Jahre verblieb. Da er sich in der
Zwischenzeit ein Vermogen erworben, sein
Augenlicht aber zu schwinden begann, trat er
in Pension und zog sich nach Gratz zuriick,
wo er ein Haus kaufte, in welchem er
wenige Monate danach im Alter von ?2 Jahren
starb. Die „Innsbrucks Zeitung", welche
Wiedemann redigirte. war ein freimuthi»
ges, rntsaiil ' dmes , geschickt gefiihrtes Ovposi»
tionsblatt, welches aber bei der vorherrschend
streng conservativen Bevolkermig des Landes
den fur seinen Fortbestand erf orderlichen An»
hang nicht zu gewinnen vermochte und daher
nach der Dauer weniger Jahre sein weitrres
Erscheinen einzustellen gezwun A en war. —
2. Johann Niedemann (geb. zu Egcr
in Bohmen) bliihte zu Ende des i5, und
Veginn des 16. Jahrhunderts . Er studirte zu
Leipzig, erlangte dort tzie Magisterwiirde und
hielt stark besuchte Kollegien liber Mathematik.
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I n der Folge kehrte er wieder in seine
Heimat zuriick. Von ihm sind erschienen:
„ . A pkoriLmi inte A roiuln euin prooiL", NI»or
nnus; — „ . XI A oricliini minutiai-um vul A ai-
iuln", lidvr unus; — A I A olilnini ininu,-
tiarnni pli A LicAruin A , lib A r unu»; — „. A 1-
goritiiinl proportionum, " , lidri a.uinliiiL; —
nl A ionilu.8 sulninariuL totius A . ritb . MLtica, 0" ,
auch von Siegmund A 1 t m a n n ins Deutsche
iibersetzt. Poggendorff in seinem „Bio»
graphisch «literarischel ' . Handworterbuch zur
Geschichte der eracten Wissenschaf ten" fuhrt
ihn nicht an. — 3. Joseph Wiedemann.
Ein beliebter Tanzcompositeur der Gegen»
wart, der in den Jahren 1864 u. f. die
Stelle des Kapellmeisters bei Kon ! g Georg
von Hannover-Inf anterie Nr. 42 bekleidete.
Von ihm sind erschienen: „Flotte Bursche.
Huaai-UIs sur 61. -ii motils as I'o AA roNo as?
Wiedemann von Marnhelm Wiedemann von Warnhelm
8ui)i»s" (Krakau 1864. Wildt); — „Braunecker-
Schafer-Quadrille" (ebd. 18K3. Wildt);
— „Nachtschwarmer-Polka" (ebd. 1863); —
„Anna>Polka" (edd 1863); — „ A la A vina.
I>olku trsnidlunte" (edd. 186«); — „Masken»
ball «Rendezvous. I?olka li-Hu A igs" (edd.
1866); - „Die flotte Susi. Schnell>Polka"
(edd. 1866): -» „I ) oun . w ValLL" (ebd. 1867),
die vorbenannten sieben auch zusammen unter
dem Titel: A oiui»o5iUou5 ?our le A iinio
Nr. 1—7 " ; — „Ein Schutz bin ich",
Schiikenmarsch, bildet Nr. 8 des bei S v i n a
in Wien 1868 ausgegebenen „Wiener Tanz<
albums zum Schiit zenf este" , wecheo Beitrage
der beliebtesten osterreichi chen Tanzcompo«
nisten I o h . und Ed. S t r a u £> , Phil, Fa h r«
back, M. Zimmer mann, M. Farkas
und Wiedemann enthalt; — „Quadrille
nach Motiven der Q f f e n ba ch'scken Operette
„Die Prinzessin von Trebizonde"" (Wien
1871. Bosendorfer) ; — „souvenir. Volk»,
A laxurka fur Pianoforte" (ebd. 1871); —
„Was sich liebt, das neckt sich. I'oika. li-an-
?ki3e" (ebd. 1871) .-4.Niedemann
8. A . Ueber diesen Jesuiten des 18. Jahr-
Hunderts berichten unsere Quellen, daB er im
Juni 1703 in Gegenwart Kaiser 3eo«
polda I. drei Reden gehalten, welche von
Lobspriichen auf die Gesellschijf t , der er angehorte.
Uberflossen, und deren Spitze darauf A
hinaus ging: daB das Gliick des kaiserlichen
Hauses daher riihre, weil dieses die Jesuiten
liebe (!) und daft dessen Prinzen, welche,
den Unterricht von Mitgliedern der Gesell»
schaft genossen, immer gliicklich und sieghaft
gewesen, womit aber der Prediger andeuten
wollte, dieses Gliick, diese Siege wiirden
dem Kaiser Iosevh I., der nicht von
Jesuiten erzogen worden, versagt sein. Aus
vorgenannter Ursache, dann wegen seiner auf
die Nichtkatholiken vorgebrachten Schmahun«
gen, wurde er seiner Hofpredigerstelle entsetzt,
seine Entfernung vom Hofe veranlaBt und
der Druck der oberwahnten Predigten unter»
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sagt. '"Ludouici «Karl Gunther) . Schau»
platz der allgemeinen Weltgeschichte des acht»
zehnten Jahrhunderts , III. Theil. T. 186.
— Ninck (Euch, G o t t 1 ) . Josephs deo sieg«
reichen Kaisers Leben und Thaten (Mln
1812. 8«-.) Theil I I , S. 40.) - 3. Die
Niedemann von Warnhelln . e>ne Adelsfamilie
der Gegenwart, bluhen in zwei Linien,
der alteren.- Wiedemann Edle von
Warn he Im und der jiingeren : Wiedem
ann R i t t e r von Warnhelm . (Hdef der
ersteren w^r 1878 Karl Wiedemann
(geb. ». October 1803) . der in der kaiser«
lichen Armee zuletzt als Generalmajor diente,
1878 noch am Leben war, mittlerweile aber
schon verstorben ist, da er in den Militar«
Schematismen nicht mehr aufgefuhrt erscheint.
Er wurde zu Beginn der Vierziger»Iahre
zum CapitaN ' Lieutenant im 36. Infanterie»
Negimente. 1832 zum Major befordert und
als solcher mit Diplom aao. 23. November
1832 in den erbl'chen Adelstand mit dem
Pradicate von Warn Helm und dem Ehren-,
worte Edler von erHoden. Er vermalte sich
zweimal: a) mit Anna geborenen Gullner von
Nomorna (geb. 1812, gest. 1863) : d) im Sep.
tember 1872 mit Varoline geborenen Werner
(geb. 1. November 1838) . Nur aus erster
Ehe sind Kinder vorhanden: Ernestine
(geb. 27. Juli 1839), vermalt im April 1871
mit L u d w i g Edlen von Kleiner, k. k.
Hauptmann; Karl (geb. 1. August 1841),
derselbe diente gleichfalls im kaiserlichen Hee>re.
und zwar 1878 als Rittmeister im Uhlanen«
Regimente Nr. 11. erscheint aber auch nicht
mehr in den Reihen der activen Armee, und
Heinrich (geb. im Marz 1845. gest. im
August 1873) . Gutsbesitzer in Siebenbiirgen,
vermalt mit Agnes von Szeles. — Chef
der jiingeren L i n i e ist Ernst Wiedemann
Ritter von Warnhelm, Bruder des obigen
K a r 1 . Er diente gleich diesem in der kais' s r»
lichen Armee, wurde 184 !» Oberlieutenant bei
Fiirstenwartder-Inf anterie Nr. 36 und erhielt
fur sein ausgezeichnetes Verhalten in den
Feldziigen 1848 und 1849 in Ungarn und
Italien das Militar ' Verdienstkrruz; er kampfte
im Feldzuge 1839 bei Georg Prinz von
Sachsrn ' Inf anterie Nr. 11 als Oberstlieute«
nant in Italien, und zwar mit groBer Bra»
vour im Treffen bei Melegnano (8. Juni
1839) . Das Regiment war im 8. Armeecorps
unter Befehl des Feldmarschall-Lieutenants
Ritter von Benedek eingetheilt. 5Dberstlieu>
tenant Wiedemann leitete im genannten
Tressen im Centrum die Vertheidigung in
erster Linie; personlich fuhrte er die Com«
pagnien seines Bataillons, begeistert dessen
Fahne vortragend, den ansturmenden Franzosen
mit dem Bajonnete entgegen, bis er, im
dichtesten Handgemenge durch zwei Bajonnet'
stiche kampfunfahig gemacht, in Gefangen»
schaft gerieth. Fur seine Waffenthat wurde er
mit dem Orden der eisernen Krone dritter
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Gasse ausgezeichnet . Auch er erscheint nicht
mehr im Schematismus der k. k. 6sterreichi«^
Miedenfeld, Wilhelm Wiedenfeld, Wilhelm
schen Armee . — 6. Anklingend an den Namen
Wiedemann ist der Widenmann ' s, und
ein Trager letzteren Namens, Heinrich, diente
gleich seinen Namensvettern in der kcnser»
lichen Armee. Derselbe wohnte 1848 als
Oberlieutenant bei Schunhals « Infanterie
Nr. 29 der Einnahme von Wien bei und
wurde in dem blutigen Kampfe auf der
Iagerzeile uerwundet. 1839 focht er als
Oberstlieutenant bei Graf Thun-Inf anterie
Nr. 54 in Italien und ward fur sein Ver>
halten daselbst mit dem Orden der eisernen
Krone drifter Classe ausgezeichnet. Dann
machte er als Oberst im Inf anterie-Negimente
Freiherr von Rofibacher Nr. 71 den Feldzug
1866 in Vohmen gegen PreuBen mit und
erhielt fur sein Verhalten in demselben die
ah. Belobung. I n der Folge trat er als
Generalmajor in den Ruhestand, muB aber
auch bereits verstorben sein. da er im Sche»
matismus der k. k. Armee nicht mehr
erscheint .
Wiedemann, siehe auch: Wideman
und WidMllNN >M I"V. Bande dieses
Lexikons'" .
Wiedenfeld, Wilhelm Ritter von
(GroBindustrieller , geb . in Aachen
1788, gest. zu Troppau am 30. November
1874) . Der Sohn eines ange»
sehenen Tuchf abrikanten in den damals
noch osterreichischen Niederlanden, ging er
auf den Wunsch der Eltern und Verwandten,
als er 16 Jahre zahlte, nach
Wien, wo er in mehreren der ersten
Handlungshauser seine praktische Ausbildung
im Handlungsf ache erhielt. Seine
spatere Betheiligung an einem Tuch»
f abriksgeschaf te fiihrte ihn nach Schlesien,
wo er bald darauf seinen bleibenden
Aufenthalt nahm. 4816 griindete er
in Troppau eine Handelsniederlage fur
den Tiichereinkauf im GroBen — TuchgroBhandlung
— und fiihrte dieses Geschaft
lange iiber ein halbes Jahrhundert
bis an sein Lebensende, wodurch der
schlesischen Tuchf abrication Millionen
Gulden zuflossen. Gleich als er sein Ge»
schaft begriindete, veranlaBte er einerseits
die Tucherzeuger , wirklich gute, markt«
gangige, den Bediirfnissen der Nachfrage
entsprechende Waare herzustellen, anderer»
seits aber erweiterte und steigerte er
durch Aufsuchung neuer Absatzwege den
Absatz der schlesischen Tiicher. Nacbdem
durch die SchluBacte des Wiener sson A
gresses 1813 die Lombardie wieder 6ste A
reichisch geworden, kniipfte er, einer der
ersten Kaufleute der Monarchie, Verbindungen
mit Italien an und machte die
Lombarden auf die' vorziiglichen schlesischen
Tuchwaaren aufmerksam, wodurch
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es geschah, daB bald Tausende von schle»
fischen Tiichern nach Italien versendet
wurden. I n gleicher Weise eroffnete er
den schlesischen Wollstoffen einen groBen
Absat zmarkt in der Schweiz, welche
bald ein starker Abnehmer von scklesischen
Tiichern ward. Dabei ging er den
schlesischen Arbeitern bei Erzeugung ihrer
Waare mit Nath und That an die Hand,
unterstiitzte die mittellosen Erzeuger mit
den nothigen Geldmitteln und ermoglichte
ihnen einen ausgedehnteren, lohnen«
deren Gewerbsbetrieb . Als spater die
Richtung der Nachfrage durch die sogenannten
Schafwollmodestof f e sich anderte,
versah er die Arbeiter, urn sie in ihrer
Fabrication concurrenzf ahig zu erhalten,
mit alien im Auslande beliebten Mustern
dieser Stoffe. So trug er auch zum Auf»
bliihen der Tuchf abrication in Jagern«
dorf wesentlich bei. Infolge dessen stei<
gerte sich das Vertrauen, das ihm die
Bevolkerung Schlesiens entgegenbrachte,
und als 1850 die schlesische Handelsund
Gewerbekammer errichtet wurde,
wahlte man ihn nicht nur zu ihrem Mitgliede,
sondern bei ihrer Constituirung
gleich in ihrer ersten Sitzung einstimmig
zum Prasidenten, welches Ehrenamt er
durch funfzehn Jahre, immer wieder ge»^
Wiedenftld) Wilhelm Miederkehr
wahlt, mit Umsicht, Eifer und Nnpartei'
lichkeit bekleidete. I n dieser seiner amt '
lichen Stellung forderte er nun die I n -
teressen Schlesiens, mit Hintanset zung
seines eigenen Vortheils, mit alien ihm
zu Gebote stehenden Kraften. Als i851
der Kaiser auch die Provinz Schlesien
besuchte, veranstaltete Wiedenfeld
innerhalb der kurzen Frist von nur drei
Wochen in Troppau eine schlesische
dustrie-Ausstellung . Wiederholt schloB er
sich bei wichtigen Anlassen, welche Schle
sien betrafen, den nach Wien ensendeten
Deputationen an; so urn den Bau der
Schonbrunn ' Troppauer Fliigelbahn zu
bef tirworten; dann wegen Bewilligung
einer Bankfiliale fur Troppau; wegen
Errichtung der Oberrealschule daselbst;
ferner verdankt ihm wesentlich Bielitz die
Errichtung einer Bankfiliale, Troppau
diejenige einer Handelsschule, und dann
wirkte er mit dem Kammermitgliede
Hohenegger vornehmlich zur Erlan»
gung einer Eisenbahnverbindung fur den
Teschener Kreis. Und so war es Wiedenf
eld, welcher das Wohl Schlesiens und
das ortliche Interesse der einzelnen Be»
zirke und Gemeinden dieses Landes bei
jeder sich ihm darbietenden Gelegenheit
mit alien seinen Kraften forderte. Der
Monarch zeichnete ihn 4860 mit dem
Ritterkreuze des Franz Joseph-Ordens,
dann mit dem Orden der eisernen Krone
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dritter Classe aus, welcher Verleihung
statutengemafi die Erhebung in den 6fter»
reichischen Ritterstand folgte. 1866 beging
Wiedenfeld das fiinf zig jahrige Iubi«
laum als Kaufmann, welches er noch
acht Jahre uberlebte. Der Statthalter
von Oberosterreich Otto Freiherr von
Wiedenfeld '"siehe daneben in den
Quellens ist sein Sohn.
Allgemeine Zeitung (Augsburg, Cotta.
4".) 1874. Nr. 336. -Roman-Zeitung
(Berlin. Otto Ianke. 4«) 1873. Bd. I I ,
Sp . 136. —Die Urne . Jahrbuch fur all»
gemeine Nekrologie. Von v r . H. Schramm«
Macdonald (Leipzig. Thiele. 8".) I I . Jahr»
gang (1874) . S. 181.
Portrat. Tresslicher Holzschnitt von F. Gesch
in der „Silesia" . Kalender fur das Herzog»
thum Schlesien, das benachbarte Mahren.
Galizien und Ungarn. I I . Jahrg. (1866) . S. 38.
W i 1 h e 1 m Ritter von Wiedenfeld ist der
Va.er Ottos Freiherrn von Wiedenfeld
(geb. 16. November 1818, gest. zu Alt Aussee
am 3. August 1877) . Der Freiherr Otto
widmete sich dem Staatsdienste, arbeitete
viele Jahre bei der niederosterreichischen Statt»
halterei, bei welcher er als einer der tiich»
tigsten Beamten gait, und kam dann als
Sectionschef in das Ackerbauministerium, dem
er auch kurze Zeit als Leiter vorstand. Darauf
wurde er als Nachfolger des nach Wien be»
rufenen Statthalters Freiherrn von Conrad
an die Spitze der Verwaltung Oberosterreichs
berufen, wo er eine Reihe von Jahren in
verdienstlichster Weise wirkte. I n einem ihm
gewidmeten Nachrufe heiBt es: „Freiherr von
Wiedenfeld war ein ebenso kenntniflreicher
als f eingebildeter Beamter, ein Administrator
von geradezu hervorragenden Fahigkeiten. Er
besaB ein ungewohnliches MaB von admini»
strativer Erfahrung, war jederzeit von musterhafter
Pflichttreue und dabei von einer Urba»
nitat im Verkehre, die seine Person Jeder»
mann sympathisch erscheinen lieB." Der Baiser
zeichnete auch den verdienstvollen Beamten
im April 1863 durch den Orden der eisernen
Krone dritter Classe und im April 1874
durch das Commandeurkreuz des Leopold»
ordens aus, welchem statutengemaB die Erhe»
bung in den osterreichischen Freiherrcnstand
folgte. Freiherr Otto hatte sich am 6d. April
1830 mit 5opt)k 5trclschiriplia (geb. 27. Sep»
tember 1823) A Schwester des Malers <5 a»
non(?). dessen eigentlicher Familienname
Straschiripka ist^l vermalt. Aus dieser
Ehe ging nur eine Tockter. M e 1 a n i e (geb.
14. Mai 1831), hervor, welche s . it 8. Juli
1872 mit Dr. Mr. Franz Liharzik ver»
ehelicht ist. sNeue F r e i e Presse, 1877,
Morgenblatt vom 7. August. — Presse
(Wiener polit. Blatt) 6. August 1877. Nr. 214
und vom 7. August 1877. Nr.. 213.1
Wiederkehr, Xaver (Schrif tsteller ,
geb. zu Spreitenbach im CantonAar«?
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Wurzbach5 6 . txt
Miederkehr Wiedermann
gau urn 1829) . Die Studien legte er in
Freiburg, Luzern und Zurich zuruck; von
1844—1848 war er Mitglied des Aargauischen
groBen Rathes. I m Herbste
1843 traten die Cantone Luzern, Frei»
burg, Zug und die Urcantone zu einem
Sonderbunde zusammen, und damit
war der Keim der folgenden Unruhen
gelegt, welche sich zum Sonderbundkriege
zuspitzten. 1847 trat Wiederkehr als
Freiwilliger in den Dienst der Sonder»
bundcantone. Indessen hatte in der
Schweiz die Bewegung zugenommen.
Hauptgrund derselben war die Aus-
Weisung des Jesuitenordens aus dem
ganzen Lande . Die Aufregung stieg, die
Petitionen wegen Ausweisung des Ordens
mehrten sich, sturmische Volkaversammlungen
fanden statt, Anti jesuiten-Vereine
bildeten sich. Dann fielen Ende Marz
1846 Auswanderer aus Luzern uerbun'
den mit Freischaaren in diesen Canton,
wo denselben am 31. Marz und 1. April
eine Niederlage beigebracht wurde. Als
nun gar am 20. Juli 1846 ein TagsahungsbeschluB
die Auflosung des Son»
derbundes und ein neuer BeschluB vom
4. November den Vollzug dieser Mafiregel
mit Waffengewalt aussprach, kam
es wirklich zum Kampfe, in welchem
100.000 Mann Tagsat zungstruppen
unter General D u f o u r , 36.000 Mann
Sonderbundstruppen mit 47.000 Mann
Landsturm sich gegeniiber standen. Nach
der Kapitulation Freiburgs am 23. No»
vember folgte die Niederlage der Sonder,
bundstruppen bei Gislikon. Wieder»
kehr, der als Lieutenant in der Truppe
der Sondeibundler gefochten, ward in der
Folge im Canton Aargau verurtheilt
und fliichtete sich, urn dem Urtheile zu
entgehen, nach Mailand. Dort trat er
1849 als Officier in die Dienste der of terreichischen
Armee und zeichnete sich in
der Schlacht bei Novara so aus, daB er
decorirt wurde. Er riickte noch zum
Qberlieutenant vor, dann aber kehrte er
in seine Heimat zuruck. Bereits in seinem
Vaterlande hatte er einige seiner poeti»
schen Arbeiten erscheinen lassen, so:
„Unll2Mle3e. Gedichte" Mrick 1843) und
! „Klange ans der Vrschuirn" (ebd. 1843) .
> Spater, als er in der kaiserlich osterrei.
A chischen Armee diente, gab er neuerdings
zwei poetische Werke heraus, betitelt:
„Ner Kelchs- und Talidtagsriithe hohe Sendung.
Nem hllhrn Aeichswg in Wien gewidmet" (Wien
1861, Gerold) , eine Dichtung, fur die
ihm das Presidium des Hauses im
! eigenen und des Hauses Namen schrift«
lich die Anerkennung ausdriickte, und
A „Schluchten- und Merklangr" Wien, 8".) .
Dramatische Arbeiten, darunter ein Lust»
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Wurzbach5 6 . txt
A spiel: „Ein gefahrlicher Vetter", sind
1 noch ungedruckt . Nach Franz Briim»
! mer's „Lexikon deutscher Dichter und
A Prosaisten des neunzehnten Iahrhun»
! derts" Meclam's Universal-Bibliothek)
! lebt Wiederkehr zur Zeit als Privatmann
in der Schweiz .
Fremden-Blatt . Von Gust. Heine (Wien,
4".) 1861, Nr. 224 und 1862. Nr. Iv3 .
beide Male in den Rubriken „Tbeater und
Kunst" .
Wiedermann, Helene (oechische und
! deutsche Schauspielerin, geb . in
Prag 1805, gest. daselbst am 11. Juli
1861) . Sie ist eine geborene Dolejs. Zu
Beginn der DreiBiger-Iahre trat sie, die
durch ihre anmuthige Erscheinung und
ihr liebliches Organ fesselte, im Prager
standischen Theater in deutschen und
oechischen Vorstellungen auf und erfreute
sich namentlich in letzteren, wie spater
Frau Kolar I M . X I I , S. 306 im
Textes sehr groBer Beliebtheit. Als dann
die Direction des Triumvirats (Po-?
WiederSperger , Gustav Miedersperger (Genealogie)
1 a w s k A , Kainz und Stepanek)
4834 ablief, verlieB Helene als Frau
des sehr beliebten Bariton Wieder
mann die Prager Biihne und begab sich
nach Breslau, wo sie viele Jahre im
Stadttheater das Fach der ersten Lieb
haberinen mit stets gleich gutem Erfolge
innehatte. I n naiven und munteren
Rollen gefiel sie sehr. I m Jahre 1849
empfahl sie Herloftsohn j M . V I I I ,
S. 370 A dem Director Hofmann, der
damals die Prager Biihne leitete, und
dieser gewann sie 1830 zunachst fur
oechische Vorstellungen. Dort trat sie
dann ins altere Fach iiber, welches sie
auch zeitweilig in den oechischen Vorfiel«
lungen spielte. Eben sollte sie in den
Ruhestand treten, als der Tod ihr den«
selben fur immer eroffnete. Ihr Gatte,
der sich, als ihm die Stimme versagte,
von der Biihne zuriickzog und als Re»
ftaurateur, jedoch ohne Gliick, sein Fort»
kommen suchte, lebte zur Zeit ihres Todes
noch in Bleslau.
Oohcmia (Prager polit. und Unterhaltungs '
blatt. 4".) 1861. Nr. 163. S. 1509 in der
Rubrik „Todeofalle" .
Wicdersperger Ritter von Wiedersperg,
Gustav Mitglied des Abgeordnetenhauseo
des osterreichischen Reichsrathes,
geb. zu Wodic in Bohmen am
10. Marz 1839) . Der SproB einer alten
bohmischen Adelsf amilie, iiber welche die
Quellen Naheres berichten. Welchem
Zweige oder welcher Linie er angehort,
laBt sich aus den uns zu Gebote stehenden
Hilfsmitteln unmoglich herausf inden,
denn das landlafliche Gut Wodic, dessen
Eigenthiimer er ist, scheint erst in neuerer
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Wurzbach5 6 . txt
Zeit in den Besitz dieser Familie gelangt
zu sein. Gustav erhielt seine erste Ausdildung
im Elternhause von Privatlehrern,
legte die Priifungen fur das
Nntergymnasium am Gymnasium zu
Neuhaus, jene fur das Obergymnasium
am Kleinseitener in Prag ab . An der
Hochschule daselbst wandte er sich dem
Studium der Arzeneiwif senschaf t zu und
erlangte daraus am 22. December 1862
die Doctorwiirde. 1863 und 1864 wirkte
er als Assistent an der Lehrkanzel der
pathologischen Anatomie, welche damals
Professor Treitz innehatte, dann aber
ubernahm er von seinen Eltern das
oberwahnte Gut Wodic, mit dessen Be»
wirthschaf tung er sich nunmehr beschaf»
tigte, seinem medicinischen Berufe nur
insoweit treu bleibend, als er auf seinem
Besitzthum und in dessen nachster Umge»
bung die Armenpraxis ausiibt . Indessen
hatte er das Vertrauen der ihn umwoh»
nenden Landbevolkerung in solchem
Grade gewonnen, daB ihn die Patznauer
Bezirksvertretung bereits zum wieder«
holten Male zu ihrem Obmann und die
landwirthschaf tlichen Vereine von Tabor
und Patznau zu ihrem Vorstande er»
wahlten. Bei den Reichsrathswahlen fur
die Session 1878/79 wurde er am
29. Juni 1879 seitens der Landgemein«
den der Taborer und Pilgramer Bezirks»
Hauptmannschaf t in das Abgeordneten»
haus entsendet. Ritter von Wieders>
pergerist ein Anhanger der sogenannten
staatsrechtlichen Partei in Bohmen, und
diese hatte ihn auch bei den Landtags»
wahlen von 1878 als Candidaten des
GroBgrundbesit zes aufgestellt, ohne jedoch
seine Wahl durchsetzen zu konnen.
Zur Vencalogie der Nittcr und Freiherren
Wicdersperger von Wiederspcrg. Diese Familie
ist eine alte Adrlsfamilie auo MeiBen,
welche zu Beginn des fiinfzehnten Iahrhun«
dertS zuerst in Bohmen erscheint. Nach dem
„Genealogischen Taschenbuche der frciherr»
lichen Hauser" (1853. 3. 33?) ware B u r k -
hard der Erste nach Voluuen gekommen, und
zwar urn die Mitte des fiinfzehnten Jahr»^
Miedersperger (Genealogie) Miedersperger (Genealogie)
Hunderts. Er wurde mit seiner Gemalin Mag»
dalena geborenen von Veitzenstein der Stamm»
vater des nachmals so ausgebreiteten, in zahl«
reichen Zweigen, deren einige bereits erloschen,
bliihenden Geschlechtes . Sein Sohn Lorenz,
vermalt mit Aalkarina geborenen liawka von
Aszilzan, zeugte zwei Sonne: M o r i z und
Georg. Von Ersterem geht der Ptcniner
Hauptast aus, welcher mit alien seinen Zwei«
gen bereits erloschen ist. Georg erheiratete
mit seiner Gemalin Nargarethe geborenen
Heuniger von aeeberg (irrig auch Eflerg) SchloB
und Herrschaft Muttersdorf (Mutenin) und
bildete den zweiten, den Muttersd orfer
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Wurzbach5 6 . txt
Hauptast der noch heute in mehreren freiherr»
Uchen Zweigen blubt . Nach den uns zu Ge»
bote stehenden Quellen konnen wir die un<
mittelbare Stammesreihe bis auf Johann
von Wi ederspcrger zuruckverf olgen . Der«
selbe verwaltete mit seinem Bruder Sebastian
das Besihthum Muttersdorf einige Zeit
gemeinschaf tlich, von 1383 aber allein, und
kaufte im folgenden Jahre von Sidonie Ho«
1 i c k a von Guttenstein noch das Gut
Zahol-an dazu. Er wird als ein gerechter und
energischer Edelmann geruhmt, der auf seinen
Besitzungen immer deutsche und iiechische
Schreiber zugleich hielt, urn Jedem in der
Muttersprache Recht sprechen und in Rechts«
angelegenheiten Bescheid ertheilen zu konnen;
er war fur das Wahl seiner Unterthanen in
Mutters 'dorf stets besorgt und nahm sie gegen
die Un»?erechtigkeiten ihres damaligen Pfar«
rers Eberbard, mit welchem sie in Streit
gerathen waren, ernstlich und erfolgreich in
Schutz. Sein Sohn Jacob Johann diente
im kaiserlichen Heere gegen die Protestanten
und lieB spater. 1620 und in den folgenden
Jahren, bei der Gegenref ormation als Com»
missar sich gebrauchen, bei welcher Gelegen«
heit er gegen die evangelischen Geistlichen
mit riicksichtsloser Strenge vorging, wofiir
er aber dann auch. als die Protestanten die
Oberhand hatten, im Iabre 1640 u. f. von
Seite drr Sachsen und Schweden viel Hii '
geMach ertragen muhte. Seine Gemalin Maria
Iustlim geborene holdingen gebar ihm am
49. Juni 1044 buchstablich im Walde, wohin
sie sich mit ihrem Gesinde vor dem Feinde
fliichten muBte, den Sohn Friedrich Franz.
Derselbe vermalte sich mit Anlonie Frlilitas
Druckmiiller (1- 1691) . aus welcher Ehe der
Sohn Christoph Wenzel hervorging, der
1734 hochbetagt starb. Christoph Wenzel
war zweimal verheiratet, zuerst mit Anna
Valhariua von poi-inon fgest. 17:;1) . in zweiter
Ehe mit Dorothea Iaseplja Auim< von Nachol'i' 1 ,
welch letztere ihm den Sohn Johann
Franz Friedrich am 26. Juni 1733 ge«
bar. Dieser diente einige Zeit in der kaiser»
lichen Armee, trat aber dann in (5ivilsiaats .
dienste iiber, wurde Kreiscommissar im P-l«
sener Kreise und erlangte mit Diplom roni
5. Mai l?6tt fur sich und seine Nachkommen
den erblandisch bohmischen Frei.
Herren stand. Aus seinen zwei sshen hatte
er nur aus erster mit Nuria Aaroline gebD«
renen Freiin hindere von A leinliausen drei
Sonne und drei Tochter, welcke aus der
ersten Stammtafel ersichtlich sind. Der alteste
Sohn Freiherr Vincenz Peter widmete
sich den Studien, trat dann in den Staatsdienst ,
wurde zuerst Hreiscommissar in Gitschin,
t786 Landesgerichtsrath . 1795 Appellation?"
ratd, worauf er in den Ruhestand iiber»
trat, die Herrschaft Kozojeda kaufte und bis
zu seinem 1813 erfolgten Tode verwaltete.
AuBer den zwei Sprossen dieser Famil e
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Gustav und Leopold, deren kur;e LebenZ«
skizzen S. 3 und S. 11 mitgetheilt sind.
haben sich noch einige vornehmlich im kaiser«
lichen Heere hervorgethan, so Nudolf Wie«
dersperger von Wiedersperg . der 1717
Major bei Prinz Maximilian W'lbrlm von
Braunschweig ' Dragonern war. in der Schlackt
bei Belgrad am 16. August g. I . mit Oberst«
lieutenant von Torento sich durch sein?
Tapferkeit auszeichnete und zugleich mit ihm
verwundet ward, — Ein Freiherr Wiedersperg,
dessen Taufnamen wir nicht angeben
konnen, diente zu Ende des achtzcdnten Jahr»
Hunderts bei Christian Fiirst Waloeck-Huszaren .
welches Regiment 17W bei den Kampfen in
der Schweiz Verwendung fand. C'r war
damals Oberlieutenant in demselben und
wurde beim Angriffe auf die Hauptvosition
des Feindes bei Zurich am 4, . Juni 1799
und im Arrioregardegef echt bei Sichtensteg
unter den Helden des Tages genannt . —
Ein Eduard Ritter von Wiedersperg
diente 1839 als Oberlieutenant bei Veigl«
Uhlanen Nr. 6. als Adjutant beim Regi<
mentsinhaber commanoirt. Fur sein umsick'
tiges Verhalten in der Schlacht bei Solfe«
r' 'no am 24. Juni genannten Jahres wurde
er mit dem Verdienstkreuze ausgezeichnet . —
Ein F . von Mieders perg — allem iii ' . i»
scheine nach Freiherr Ferdinand, der ti»i i
verstorbene Vater des gegenwartigen Cdtf , ,
des alteren Hauses — trat in der Zi A eratur?
I. Stammtafel der Ritter und Freiherren Wiedersperger von
(Netteres Haus . )
Johann
U.U.
A Jacob Johann (-<- 1683)
Maria Justina uon Soldingen.
Friedrich Fran)
geb." 19. Iuni"i644, A .
Antonia Felicitas DruckmiiUer, -<- 1691.
A Christoph Weu A el, -»- 1734. '
1) Anna Katharina uon Poiinov, -i- 17 3 1.
2) Dorothea Josepha Kunaa uon Machovili
A »" ", . »", . . ->.
Johau« Franz Friedrich, i?6N Freiherl
geb. 26. Juni t?33. A .
i ) Maria Karoline geborene Freiin Hinderer uon Steinhaufen
geb. 2U. August 1732, -s- 26. Mai i?99.
2) Kunigunde Freiin von Wrede
geb. 20. Mai 4787. -»-.
Vinceui Peter
geb. 4. Februar 1739.
1-15. December 181 :»,
U. U.
Christoph Karl
geb. 1 1 . Juni »7<>1.
t 22. October 1832.
i ) AntonieFreiinWanciura
geb. 10. April j ? 63 .
2) Leopoldint geborene
Freiin von Plumencron
aeb 1810
Aarl Joseph Ca A etan Walpurgis
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Wurzbach5 6 . txt
geb. 7. August 17112. 1- 23. November i833. geb . 14. April 1?<»5.
Thsi b Fidl vm. Wunibalo
Frcil) . Eben zu Irun«
5 !801.
Aarl Joseph Ca^etan
ugust 17112. 1- 23. Novem
Theresia geborene Fiedler
geb. <9. November 1779, -<-29. Octobev i831
Johann Ucp .
ll^b. 10. Februar
1803. -<-.
Alo. s
geb. 20. November
18 0«».
Walpurga
geb. 8. Iu»n 18<>8.
urn Stephan Wanczura.
Johanna
geb. 2 1 . Mai
176U. >>-.
vni. Friedrich Karl
Freiherr
von Hardoncourt .
Theresia
geb. 1 April i7?l.
unl . EmanuelPeler
GrnfMichna
- A IN. November
, 827.
Fran)
geb. 10. September 1794.
Karoline geborene Wobor^il
geb. i . Mai 1800.
Johann, Abt in Ungarn
' geb. 1799. s.
Wilhelm
geb. 20. April 1800. >- 16. Mai «867.
Eulalia geborene Frelin von Numerskirch
geb. 1817. -<-29. Mai 1861.
A Maria Josepha, Stiftodame A
geb. 4. September 184 9.
Aloisia
geb. 20. Juni 1804.
Ferdinand
geb. !0. Mai I81a, -j- 29. November 1874.
Clto»ora geborene Friesenhan.
/erdlnand, geb. ls»..
Theodor
geb. 6. October 1820.
Emilie
geb. 14. November 1822.
Vustau
geb. 11. Octuber 1824.^
Miedersperger (Wappen) Miedersperger, Leopold
wiederholt mit Weidmannsgeschichten auf und
verof f entlichte zuerst: „Jagd» und Reiseskizzen
aus Ungarn. Siebenbiirgen . Bohmen und der
Moldau" (Prag 1860. Kober) ; - „Erzah»
lungen aus dem Weidmannsleben" (Wien
1865. MargZraf) . in Gemeinschaft mit
F. Botgorschek; — „Lustige Iagdgeschich '
ten" (ebo, 1866, mit Holzschnitten) und
„Abendstunden im Jagerhaus, Erzahlungen
fur Jager und Iagdfreunde. Mit zahlreichen
Seite 15
Wurzbach5 6 . txt
Illustrationen und einem Iagerkalender "
(Wien 1864) . we5che zwei letzteren den 7. und
11. Band der von Marggraf in Wien her»
ausgegebenen „Unterhaltungsbibliothek fur
EisenbahN ' Reisende" bilden. — Was schlieB,
lich die F r a u e n des Hauses betrifft, so gehoren
sie mit nur ein paar Ausnahmen fast
ausschliefllich bohmischen Adelsf amilien an.
A Genealog isches Taschenbuch der frei«
herrlichen Hauser fiir das Jahr 1833
(Gotha, Iustus Berthes, 12".) III. Jahrg..
S. 53? und fur das Jahr 1883. XXXV.
Jahrg., S. 1023.)
Wappen. Senkrecht getheilter Schild. I m vor»
deren goldenen Felde erscheint ein rechts
springender natiirlicher Wolf, im Rachen ein
weiBes Lamm tragend, im hinteren blauen
Felde ein rother Querbalken. Auf dem oberen
Rande des Schildes ruht eine Freiherren«
krone, auf welcher ein offener goldgekronter
Turnierhelm sich erhebt, aus dessen Krone der
vorerwahnte Wolf heruorwachst . Die Helm«
i decken sind beiderseits blau mit Gold
unterlegt .
Wiedersperger von Wiedersperg, Leo»
pold Ritter von (k. k. Oberstlieutenant ,
geb . zu St. Marton in Ungarn
2. Februar 173(1, gefallen vor dem Dorfe
Schannis am 23. September 4799) .
Aller Wahrscheinlichkeit nach ein Sohn
des Majors Rudolf von Wiedersperg,
der bei Prinz Maximilian Wil-
Helm von Braunschweig ' Dragonern Nr. 2
in der Schlacht bei Belgrad 1747, in
welcher dies Regiment Starke Verluste
erlitt, eine Verwundung davontrug. Leopold
trat am 2. Juli 1763 zur militari,
schen Ausbildung in die Wiener-Neu-
A stadter Akademie, aus welcher er am
13. Janner 4772 als Lieutenant aus»
gemustert und zu Erzherzog Maximilian-
Kiirassieren Nr. 8 eingetheilt wurde. Im
Regimente riickte er zum Rittmeister vor
und zeichnete sich als solcher im Re.
cognoscicungsgef echte aus, welches den
Tag vor dem Treffen bei Handschuhsheim
(23. September 1793) stattfand,
und in welchem er das Dorf Schries»
I I . Stammtafel der Ritter und Freiherren
Wiederspergel uon Wiedersperg.
(Neueres f reiherrliches Haus . )
Johann Papt . Ritter v.
geb. 30. April 1811). -j- 25 Februar 1837.
Therese Marie geborene Grafin Trauttmansdorf f-Weinsberg
geb. 12. Marz 1811.
Eduard Heinrich Freih. 18i>2
geb 3. Mai 1823.
f 31) . September 1882,
Gisela Grafin Kalnokn
aeb, 5. September 1840.
Suga Freih. 1881
geb 45. November 1836.
Maria Lndooica
geborene Freiin Dolirensky von Dobrenitz
Seite 16
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geb . 6, September 1839.
Karl
geb . 15 . Nov .
1866."
ZohanuNep .
geb . 11 . Juli
1869
Maria
Theresia
geb . 12 . Aec .
1870.
CUisabeth
Adell,
eid
geb. 3. Sept. 1872.
Felir Vustav Heinrich Maria Johanna Nudols
geb. i7"April t8a4. geb. 3t Marz 1863. geb. 21).I'an. 1869. geb. 24. Marz 187!
geb. 8. Sept. t38U.^
Miegand) Johann 12
heim am Neckar standhaft mit groBer
Tapferkeit vertheidigte . 1798 zum Oberstlieutenant
und Commandanten der slavonischen
Grenz-Huszaren befordert, kam
er mit denselben zur Armee in der
Schweiz und kampfte mit seiner Division
in der Schlacht bei Zurich (4. Juni
4799) mit groBer Tapferkeit. Als dann
am 23. September 1799 S o u 1 t die
Oef terreicher an der Linth iiberfiel, eilte
Oberstlieutenant von Wiedersperg
mit dem commandirenden Feldmarschall '
Lieutenant Freiherrn v. Hotze sBd. I X ,
S. 341' s j vor das Dorf Schannis, wo sie
Beide unvermuthet auf eine feindliche
Planklerkette stiefien und gleich bei den
ersten Schiissen von den sicher zielenden
Schweizer Planklern zu Tode getroffen
sielen .
L e i i n e r von Leitnertreu (Th. Ios.). Gc«
schichte der Wiener ' Neustadter Militar« Akademie
(Hermannstadt 1832, Theodor Stein»
haufier. 8".) 2. 477. "Daselbst heiBt der Ort .
wo Wiodersperg er zu Tode getroffen
wurde, Lchcmnis statt Lchannis und der Ge<
ncral H otre statt Hotze )
Wieglllld, Johann (Landwirth,
geb. in der ersten Halfte dea achtzehnten
Jahrhunderts , gest. im October 1776) .
Ueber die Lebensumstande dieses urn
Hebung der landwirtschaf tlichen Ver«
haltniffe im Kaiserstaate verdienten Land»
Wirthes wissen wir nur wenig. Er war
Mitglied der k. k. niederosterreichischen
okonomischen Gesellschaft und im land»
wirthschaf tlichen Fache nach verschiedenen
Seiten schrif tstellerisch thatig. Die Titel
der von ihm herausgegebenen Werke sind
in chronologischer Folge: „Versuch, einen
Haushofmeister zu bilden. 2 Chrile in 5 Zbtheilungrn
mit einem Iichang" (Wien 1766 und
4767, Kraus, 8".), erschien ohne Angabe
seines Namens; — „Vollstandige Auwei-
Hung zum Tabaksbaa nebst rinrm Anhange nun
Miegand) Johann
Seite 17
Wurzbach5 6 . txt
Grdachln" (ebd. 1767, Kraus); - „Ab-
Handlung uou der Halzsuarknnst nebst Hnmer-
Knngeullllm Aegelmachen" (ebd. 1767, Kraus,
mit K K . ) ; — „GeKonamische Abhandlung
uan der Verbesserung des Ackerbaues. Verwehrnng
des Fleisses und Anwuchs des Volkes"
(ebd. 4768, Kurzbeck, 8«.); — „Kurze
Instrurtion, den Ackerbau betreffend" (ebd.
1771, Camesina) , erschien auch in slova»
kischer Uebersetzung zu PreBburg im Jahre
1773; — „Versuch, den Fleiss unter dem
Tandnolke einzufuhren" (Wien 1772, Heubn
e r ) ; — „Handbuch iur die osterreichische
Landjugend zum Tnterricht einer wohlgeordneten
Feldmirthschatt" (ebd. 1771,4.Aufl. 1789),
wurde von August Franz Patzko auch
ins Ungarische iibersetzt und (Preftburg
1774) herausgegeben; — „Anleitung
zn einem osterreichischen Hans- und Uandwirthschllttskalender "
(ebd. 1772, 8 " . ) ; - „Gekonllinisch-
praktische Anleitung zum Flachs- und
Cllbllksban" (ebd. 1773, Heubner, 8".),
erschien ohne Angabe seines Namens;
— „Hllndbnchlein iur deu osterreichischen
Zchatrrmristrr " (ebd. 1773, nach Anderen
17 8 3) ; A - „Okonomische Nctrachtnngen liber
die Nribeigenschaf t " (ebd. 1776, 8«.); —
„Gekllnumische Netrachtnngrn vlin der Nobuth
und den Frondiensten uberhanftt" (ebd.
1776, 8".); — „Ner mc> ! , lerkahrene Uand>
unrtli lldrr Hnleitnng die ''andluirtlischatt zn uerbessern",
2 Theile (ebd. 1777, mit KK . ,
8^.), erschien auch ohne Angabe seines
Namens. Wie aus vorstehender Uebersicht
der Wiegand ' schen Schriften zu ent»
nehmen, war derselbe nicht nur auf den
verschiedensten Gebieten der Landwirth'
schaft, als Acker», Flachs-, Tabak- und
Kartof f elbau, Schafzucht und Holzverbrauch
belehrend thatig, er zog auch die
bauerlichen Zustande der Leibeigenschaft
und Roboth, welche damals noch Hauptf actoren
der landwirtschaf tlichen Ver>
haltniffe bildeten, in den Bereich seiner?
Miegand (Briider) 13 Wigand, Karl Friedrich
Holzschnitt nach Zeichnung von A. N e u m ann
ebenda.' 1 — 2. Einem Johann N i g a n d
begegnen wir zur Zeit als fleiBigem Literator
in wissenschaf tlichen Zeitschrif ten Ungarns, in
denen er magyarische Ueberset zungen deutscher
Meisterwerke der Dichtung oder Anzeigen
magyarischer Ueberset zungen aus dem Deut«
schen verof f entlicht , so z. B. in der von Emil
Thewrewk und Gust. Heinrich redigirien
allgemeinen philologischen Zeitschrift ( 1 1 A A -
t6NL5 pkilolo^iai k!' s 16'n' s ) im I. Iakrg.
(187?) im 8. Heft: Schiller's Ballade
..Der Taucher"; im I I . Jahrg. (1878) im
1. Heft: „Thrym's Lied aus der Edda",
welches G. Heinrich mit Anmerkungen be»
gleitet hat; im 6, Hefie: „2echs Lieder von
W a 1 t h e r von drr Vogelweide"; im
III. Jahrg. (1879) im 3. Hefete eine An»
zeige der von A. Zichy ausgefiihrten magya»
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Wurzbach5 6 . txt
rischen Uebersetzuna des „Nathan der Weise"
von Lessing. — 3. Karl Friedrich Will
and (geb. zu Gottingen 7. Janner 1787.
gest. in PreBburg am 3. Februar 1849) .
Allem Anscheine nach ein naher Verwandter
der obenbenannten zwei Buchhandler Georg
und Otto. Vierzehn Jahre alt. trat er als
Lehrling in die Schneid er'sche Buchhand»
lung in Gottingen. Aber schon nach zwei»
jahrigem Aufenthalte verlieB er dieselbe, da
von ihm Handlangerdienste verlangt wurden,
welche mit dem eigentlichen Buchhandlungs»
geschafte nichts gemein haben, und kam zu
Fleckeisen in Helmstadt. Von da aber ging
er bald nach Oesterreich und diente bei
Gastl in Vrumi . I m Jahre 1811 wurde er
Gesellschaf ter der Lippert ' schen Buchhand«
lung in PreBburg. Nachdem er in einiger
Zeit diese Verbindung gelost hatte, griindete
er zu Qedenburg eine Buchhandlung, erkaufte
sracer in PreBburg daS daselbst bereits seit
17W bestandene Liiwe'sche Geschaft und
fiihrte dies nun unter seiner Firma fort.
1823 ubernahm er die deutsche PreBburger
politische Zeitung, die er trotz vielfacher
Schwierigkeiten und Hemmnisse zwolf Jahre
la ' ig reoigirte und in letzterer Zeit in der
eigenen ganz neu eingerichteten Druckerei
drucken lieB. Nachdem er Anfangs 5844 die
PreBbuvger Buchhandlung seinem altesten
Sohne Karl Friedrich und die Oedendurger
Filiale seinem zweiten Sohne Fried»
rich iibergeben hatte, widmete er sich fortan
ausschlieBlich seinem Verlage und seiner
Druckerei. Noch verband er mit letzterer eine
eigene SchriftgieBerei . Urn Hebung und F6r«
Erorterungen ' , und einzelne seiner Schrift
ten bewiesen durch ihre wiederholten
Auflagen, durch Ueberset zungen ins Uw
garische und Slovakische ihre praktische
Brauchbarkeit . Stubenrauch in seiner
/N VidliotIi6<; 3 . ) uricl . ioZ . I.U8triao2." nennt
einen Joseph Wiegand als Autor, der
zwei Schriften iiber Leibeigenschaf t und
Roboth herausgab. Doch ist dies nur ein
Irrthum in der Angabe des Taufnamens
Joseph fur I o hann.
Noch sind einige Trager dieses Namens, die
bald mit e (Wiegand) , bald ohne e (Wi>
gand) geschrieben erscheinen, bemerkenswerih .
1. So vor alien die beiden Brlider Georg
und Otto Wigand, Buchhandler ihres
Zeichens, die, wenn auch nur voriibergehend
Im Kaiserstaaie, und zwar namentlich in
Ungarn thatig, doch immer eine Stelle in
einer Geschichte der osterreichischen Biicherei
einnehmen werden. Georg (geb. in G6ttin»
gen 13. Februar 1808. gest. 9. Februar
1839) ging. nachdem er sich fur den Buch»
Handel als Ledeniiberuf entschieden. 1822 nach
Kaschau in Ungarn, urn denselben bei seinem
alteren Bruder Otto, der daselbst eine Vuch«
Handlung besaB, zu erlernen. Als dann Letz«
tercr 1829 in Pesth, wo der eigentliche Buch»
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Wurzbach5 6 . txt
Handel fast ausschlieBlich in deutschen Handen
( W i g a n d . Ein ich. Hart leben. Geibel.
Heckenast . Lampel, 3auffer und Andere)
ruhte, eine ungarisch-deutsche Buchhandlung
griindete, iibernahm Georg das Kaschauer
Geschaft und fiihrte es bis Zum Jahre 1834,
in welchem er seinem Bruder nach Leipzig
'folgte, urn dort auf seine eigene Rechnung
wirksam zu sein. Wie er dann in Leipzig
nach zwei Richtungen, der popularen und
der kunstlerischen, in letzterer insbesondere
den Holzschnitt pflegend und als Verleger
der herrlichsten Werke Ludwig Richter's,
aber auch in Kupf erstichen beruhmte Werke
von Cornelius , Bendemann. Schwind
und Anderen vervielf altigend, eine ebenso
groBartige, als verdienstliche Thatigkeit rnt«
faltet hat, entzieht sich dem Zwecke dieses
Ierikons, das sich begniigen muB, darauf hin«
gewiesen zu haben. Ullustrirte Zeitung,
16. Februar 1867. Nr. 1233. - Daheim
(illustr. Blatt) 1870. S. 468: „Ein Forderer
des deutschen Holzschnittes" . — Portrats.?
Wiehl 1
derung des VuchdruckereiweseuS in Ungarn
hat sich W i a a n d wesentliche Verdienste
erworben. Mitten in den Bewegungen, welche
sein Adoptiuvaterland erschiitterten, ward der
thatige Mann im Alter von 62 Jahren vom
Tode dahingeraf f t . Denselben beschleunigten
eben die drohenden politischen Ereignisse, die
auch an Wigand's Hause nicht spurlos vor»
iibergegangen, da sein altester Sohn. da»
mals verantwortlicher Herausgeber der „PreB»
burger Zeitung", bald nach der Einnahme
PreBburgs durch die k. k. Truppen verhaftet
und zu f unfwochentlicher Gef angenschaf t verurtheilt
wurde. ''Borsenblatt 1849.
Nr. 13. A l — 4. SchlieBlich finde ich in meinen
Auf zeichnungen einen Historienmaler B a 1 -
hasar W i g a n d , von dem ich nichts we . B .
als daB er 1?71 geboren und am 7. Juni
tt»46 zu Felirdorf nachst Wien gestorben ist,
ucn seinen Arbeiten aber geschieht nirgends
Erwahnung, und weder N a g 1 e r noch andere
Werke iiber osterreichische Kiinstler, wie
Schlager. Tl'chischka u. s. w.. gedenken
dieses Malers mit einer Sulbe, wie er denn
auch in den Ausstellungen der k. k. Akademie
der bildenden Kiinste in Wien nie durch ein
Bild vertreten war.
Wiehl, Franz (BildniBmaler ,
Geburtsort und Todesjahr unbekannt) .
Wir begegnen diesem Kiinstler, iiber
dessen Lebens- und Bildungsgang wir
nichts wissen, und den wir in den bio>
graphischen Werken von Tschischka,
M ii 1 1 e r ' Klunzinger und Nagler
vergebens suchen, der aber in den Kunst»
ausstellungen von Wien und Prag von
1837 bis 1838 ofter vertreten war, zum
ersten Male in der Iahresausstellung
1837 der k. k. Akademie der bildenden
Kiinste bei St. Anna in Wien, wo er mit
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Wurzbach5 6 . txt
drei Oelbildern erscheint, einem Selbstportrat ,
einem Studienkopfe und einem
Genrebilde, das aber auch Portrait sein
kann: „Gin alter Mann liest einrm Madchen
nur" . I n der Iahresausstellung 1840
ebenda brachte er zwei Bildnisse und das
Genrebild: „Ein Mann reicht einrm Madchen
eine Perlenschnur" . Der Kiinstler hatte im
genannten Jahre sein Atelier auf der
j< Mieland, Georg
Wiedener Hauptstrafie 26. Die Iahresausstellung
4848 beschickte er nur mit
Bildnissen, eines derselben stellte einen
„Graten Fiintkirchen" vor. I n diesem
Jahre befand sich sein Atelier auf der
Alt°Wieden Nr. 7. Von nun ab stellte
der Kiinstler in Wien nicht mehr aus und
scheint seine Thatigkeit nach Prag verlegt
zu haben, wo in den Ausstellungen der
Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde
1833, 1837 und 1838. mehrere Portrats
seiner Hand zu sehen waren.
Wieland, Georg Freiherr (k. k.
Feldmarschall-Lieutenant und
R i t t e r des Maria Theresiew Ordens,
geb . in Ungarn am 42. December
1763, gest. daselbst zu Kas mark am
23. April 1849) . Der SproB einer ungarischen
Familie, deren Stand S. 16 aus
der Stammtafel ersichtlich ist, trat er
als Cadet 178! bei Blankenstem», spater
Wiirttemberg ' Huf zaren Nr. 6 ein und
diente bei denselben bis zum Obersten
und Regimentscommandanten durck
38 Jahre, an alien Kriegen der dama»
ligen Zeit ruhmlichsten Antheil nehmend.
Als das Regiment 1789 gegen die
Niederlandischen Insurgenten zu Felde
zog, war er bereits Oberlieutenant . Nun
kampfte er in alien folgenden Feldziagen
bis zum AbschluB des Luneviller Friedens
(9. Februar 1801) bei den Armeen
in Deutschland, zeichnete sich als Ritt-
Meister bei Wiirzburg, dann im Treffen
bei Biberach aus, wurde !81)3 Major im
Regimente und hatte als solcher bei
Giinzburg (9. October 1808) unter Ge>
neral Mecaery seinen Ehrentag. 1809
betheiligte sich sein Regiment hervorragend
an den beiden Schlachttagen von
Aspern (21. und 22. Mai) . Schon am
16. Mai war Wieland zum Oberst»
lieutenont vorgeriickt. Als am Morgen?
Vieland, Georg Mieland A Genealogie)
des zweiten Schlachttag.es s22. Mai)
Napoleon seine Hauptarmee gegen das
osterreichische Centrum fiihrte und sich
hier ein lange dauernder und hartnackiger
Kampf entspann, machte Oberstlieutenant
Wie land mit seinen Huszaren
eine besonders glanzende und erfolgreiche
Attaque in die linke Flanke der franzosi»
schen Cavallerie und warf diese geharrnischkn
Reiter ungeachtet ihrer tapfersten
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Wurzbach5 6 . txt
Gegenwehr liber den Haufen, wodurch
unsere bereits in Unordnung gerathene
Reiterei Zeit gewann, sich zu sammeln
und das schwer bedrangte 3. Bataillon
von Rohan-Inf anterie Nr. 21 der augenscheinlichen
Alternative, entweder gefangen
genommen oder zusammengehauen
zu werden, entzogen wurde. Mit nicht
geringerer Auszeichnung kampfte er in
den nun folgenden Gefechten vom 9. und
40. J u 1 i bei Hollabrunn, und in der Relation
offentlich belobt, erhielt er dann
fur sein tapferes und siegreiches Vorgehen
in alien diesen Kampfen, namentlich
aber fur sein entscheidendes Eingreifen
am 22. Mai bei Aspern mit
Armeebefehl vom24 . October das Ritterkreuz
des Maria Theref ien-Ordens . Zu
Beginn der Bef reiungskriege, 4812,
wurde W i e 1 a n d zum Obersten seines
Regimentes befordert. Noch nach der
Schlacht bei Leipzig in das Armeecorps
des Feldmarschall-Lieutenants Grafen
B u b na eingetheilt, focht er, nachdem
dieser seine fur den Fiirsten Schwarzenberg
ubernommene diplomatische Stel»
lung im August 1813 wieder mit der
Fiihrung seiner Division vertauscht hatte,
in den von B u b na gelieferten Kampfen.
I n dem blutigen Gefechte bei
Bourg en Breffe 119. Februar 1814)
leistete er mit einer geringen Abtheilung
gegen die weit iiberlegenen Truppen des
ranzostschen Generals M u s n i e r hart'
nackigen Widerstand, ebenso in jenem bei
Poligny (3. Marz) gegen die feindliche
Brigade Eudin. 1813 iiberschritt er bei
Gerasheim den Rhein und eilte in for»
cirten Marschen durch das ElsaB bis
StraBburg vor, urn sich mit seinem Regimente
an dem Gefechte zu betheiligen,
welches Ende Juni unter dem Commando
des Kronprinzen von Wurttem' 1
berg statthatte. I m Juni 1819 riickte
Oberst Wie land zum Generalma jor , im
Marz 183< zum Feldmarschall-Lieutenant
vor. 1838, nach 37jahrigen seinem
Kaiser geleisteten treuen und aufopfern»
den Diensten, trat er in den bleibenden
Ruhestand iiber, den er noch iiber zehn
Jahre genofl . Mit Diplom vom 7. September
1810 ist W i e 1 a n d den Statuten
des Maria Theresien-Ordens gemaB in
den Freiherrenf tand erhoben, im Jahre
1832 aber zum zweiten Inhaber von
Kaiser Nicolaus-Huszaren Nr. 9 ernannt
worden .
T h ii r h e im (Andreas Graf) . Oeoenkblatter
aus der Kriegsgeschichte der k. k. 6sterreichi»
schen Armee (Wien und Teschen 1882. Pro«
chaska. gr. 8«.) Bo I I , 2 1.81. Jahr 1814;
3. 183. Jahr 1803; 2. 184, Jahr 1809 und
1812. — Derselbe. Die Reiter« Reg im enter,
der k. k. osterreichischen Armee (Wien 1862.
Seite 22
Wurzbach5 6 . txt
F. B. Gritler. gr. 8".) Bd. I I : ..Huszaren".
S 13U. 132, 134, 136-160. K.2. Hi:!. 164
und 241.
Zur Genealogie der Freiherren von Wicland.
Die Familie, welcher der Maria Theresien»
Ritter Feldmarschall . Lieutenant Georg
W i e 1 a n d entstammt, ist wohl eine ungarische,
aber offenbar deutschen Ursprungs, und
erscheint schon im 1U. Jahrhunderte im Lande
Ungarn. Ob sie mit dem bayrischen Ge«
schlechte dieses Namens und einem zweiten
aus Schwaben, welcke beide Siebmach er's
Wapvenbuch (erste Ausgabe. Bd. II, 3. 68.
Nr. 9 und Bo. V, S. 122. Nr. 2) anfuhrt,
oder mit dem 1815 baronisirten Burgermeister
des eidgenossischen Freistaates Basel ver<
wandtschaf tlichr Beziehungen Hai. steht dahin;
ebenso ob der 181»; mit dem Pradikate uon£
Stammtafel des Freiherrn Georg Wieland.
Johann
geb. 1?23, -s 1??2.
Barbara Varadi-S A akm«iry .
Andrea«
1750. -s 1808.
Michael
aeb. 1734. f 18«9.
Francisca von Nas)ler.
Clara
neb . «?31» . -s .
vm Emmerich Dolouic^enyi
Veorg A 3 14 A 1
18 10 Freiherr und Maria Theresien
geb. 12. December 171»3,
t 2a. April 1849.
Ritter
Zohann
lieb. 1?69. -s !837.
Susanna Spiiner.
Karbara
b. 1799. t
Mie
grb. 1804. A 1827.
vm. Donat S A akmarn.
Andrea«
l,eb. 1807.
1) Aurelie Provstner.
2) Maria M y .
Francisca
nrb/18Nli. 1- »837.
vm. Stephan Dins.
Helene
grb. 1838. 1- 1840.
Arlhnr
neb. 1846.
Anton
geb. 1810.
Luise Spiiuer.
Amalie
«cb 1814. t 184i) .
om, Tl)eodor Sponer.
Alerander
A rb. 18 1 8.
Maria Dreuner
f 3
Seite 23
Wurzbach5 6 . txt
Nosa
geb. 1846.
ZUliu«
geb. 1848.
Clisabet ! )
geb. I80U.
Johann
geb. I8o2.
Anton
geb. 1824.
Luise
geb. 1861
Aurelie
grb . 18o8 .
Clara
qeb. 18<!0
Andrea«
aeb. 1861. ¥
Mieland (Wappen) Wieland, Johann Andreas
Ehren?ampf geadelte Unterlieutenant
Wieland zu ihr gehort . Auch lassen sich
verwatldtschaf tliche Beziehungen mit der sieden»
biirgischen Familie dieses Namens, welcher der
ehemalige brandenburg«anspach ' sche Nesident
in Wien Johann Andreas angehort,
dessen in den Duellen daneben Nr. 2 Erwahnung
geschieht, nur vermuthen. Georg, der
Sohn Johanns, welcher bereits den Adel
besaB, brachte als Ritter des Maria There<
sien«Ordens mit Diplom vom 7. September
1810 den Freiherren stand in die Familie,
der aber, da der Freiherr unvermalt starb,
auf ihn beschrankt blieb. Seine Familie aber
bliiht noch in den Nachkommen der Sonne
seines jiingsten Vruders Johann aus dessen
Ehe mit Susanne 5p6ner, namlich seinen Neffen
Andreas und Anton, welche Beide, der
Erste aus der Ehe mit seiner ersten Frau
Aurelie geborenen strobstner, der IeBtere aus
seiner Ehe mit l.'uift 3poner, mannliche und
weibliche Nachkommenschaft haben. (Vergl.
die Stammtafel.)
Wappen der Familie Wieland. An quer und
in der oberen Halfte senkrecht getheilter Sckild,
Das obere rechte Feld ist in Silber und Noth
quer gelheilt und jede Theilung mit einer
natiirlichen Rose belegt; das obere linke Feld
zeigt in Schwarz einen aufrechten einwalts
gekehrten, schreitenden, gekronten, gefliigelten
goldenen Greif, mit abwarts hangendem
Schweife und in der rechten Vorderpranke
einen Sabel empurhaltend. Die untere Feldung
ist durch eine aufwarts gerichtete Spitze
in drei Felder getheilt. Das rechte und das
linke zur Seite der Spitze befindliche Feld
zeigen, ersteres in Silber, letzteres in Roth,
jedes einen nach innen zugekehrten, in der
Schnauze einen Ring haltenden Barenkopf.
I n der Spitze aber erblickt man auf natilr»
Uchen Rosen einen nut Tbor und drei Fen«
stern versehenen einstockigen Thurm. Auf dem
Schilde ruht eine Krone, auf welcher zwischen
einem offenen Adlerflug der gefliigelte Greif
der zweiten oberen Feldung stedi. der mit
Seite 24
Wurzbach5 6 . txt
beiden Vorderpranken den Thumi der Lpitze
vor sich halt. Der rechie Flug ist Silber ii'ier
Schwarz, der linke Silber iiber Roth quer
getheilt, und in jeder silbernen Halfte sieht
man den in den beiden der zur Seite der
Spitze befindlichen Feldern vorkommenden
Barenkopf mit dem Ringe . Die Helm«
decken sind zur Rechten schwarz, zur Linken
roth, beiderseits mit Silber unterlegt,
v. Nurzbach . biogr. Lerikon. I . V I . sGedr.
Noch sind erwadnenswerth : 1. Eolumbanus
Wie land (gest. zu Admont am 16. April
4787) . Derselbe war A apitular des Venedic»
Unerst'ftes Admont in Sieiermark und wurde
nach dem am i'.». April 1779 erfolgten Tode
des Abtes Matthaus iD fnor zum Abte ge»
wahlt . Das von seinem Vorganger zu groBer
Bliithe gebrachte Stift erhielt er in derselben
und lieB das schone Bibliotheksgebaude und
von dem vielgeruhmten Abbate «Hriamani
die vortref f liche Q:gel erbauen. — 2 Johann
Andreas von W i e 1 a n d fqeb. zu
Hermannstadt 7. April 1736. gest, 28. Februar
1801) . Sein am i) . Juni 1739 verstorbener
Vater Wolfgang Andreas, llominuni«
tatsorator in Hermannstadt, erhielt von der
Kaiserin Maria Theresia mit Diplom
aao. 4. August 1742 die Bestatigung des
seiner Familie von Kaiser Ferdinand I I .
verliehenen Adels. Nach de 3uca und Goe»
deke ware Johann Andreas 17 63 ge«
boren, hatte 1778, also im Alter von
funfzehn Jahren, in brandenburg ' anspach ' ichen
Diensten als Re A rungsrarh und Resident
in Wien gestanden und 1771. d. 'mnach schon
im Alter von 8 Ial'ren. poetische Werke her»
ausgegeben. Diese Angaben sind offenbar un»
richtig und, wie uns eine Notiz iiber Wie»
land bei H o r a n n i aufklart, durch eine
Zahlenverset zung hervorgeruf en . Denn nach
Letzterem ist Johann Andreas nicht 1763,
sondern 1736 geboren, wonach dann alle
anderen Angaben bei de Luca und Goe»
deke stimmen. Wie Trausch berichtet,
zeigte W i e 1 a n d fruhzeitig Talent fur die
Poesie und verof f entlichte Proben in dieser
NichtunZ wahrend seines Aufenthaltes zu
Wien in folgenden Schriften: „Die indianische
Witwe" (Wien 1771. 8".); - ..Der Tuch«
macher von 3onoon. Nach dem Franzosischen"
(Wien 1771) . erscheint auch unter dein irrigen
Titel: „Der Schuhmacher von London" und
ist eine Nebersetzung des Stiickes von (5b. G.
FenouillotdeFalbaire„I.6 labricHut
ao I A onare5. vi-kins en 5 aotes Lt «n
pi-oae"; — „Der dankbare Protestant gegen
seinen Kaiser" (Wien 1782. gr. 8".) . Meu.
sel (in seinem „Gelehrten Teutsckland"
4. Ausg., Bd. IV, T 208) fiihrt an. dafl
Wielllnd auch Falbaire's A 'kouuoto
criminul cm l'innoc A ncs recanuuc" ins
Deutsche ubersetzt habe; ob diese Nebersetzunq
auch gedruckt erschien, finden wir nicht an»
gegeben. Nach Trausch ware auch Johann
Seite 25
Wurzbach5 6 . txt
Andreas Wie land gleich seinem Vater
2. Sept. 1887) 2^
Mieland, Ludwig 18 Mielemans
Orator d>,-r Hcrinannstadtcr «Immunitat gc»
wesen; er ist kinderlos gestorben. sGoedeke
(,«arl) . GrundriB zur Geschichte der deut-
! ''hen Dichtung. ) lus den Quellen (Hannover
1859 u. f.. Ehlermann. 8«.) Bd. 11,2. 1046.
Nr. 593. — SoT-iinz/1 f A e A i u s ) . A lomoi-ia.
A lunZai-oi ' urn et A oviacialium 8<-!-jMs
o<liti5 i A otoruln (Viennas ±116, A . I A oe A ve,
1>".) lorn. Ill, z»". 566. - ( T e Lul.-a).
Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch (Wien
1?78. von Trattner, i>".) I . Bos, 2. Stuck.
T. 2<>8. -Trausch (Joseph) . 3chrift>
stcller-Lerikon oder biographisch« literarische
Denkblatter der Tiebenbiirger Deutschen
(Kronstadt 1«71. Job. Gott und >3ohn.
gr, «".) Bd. IN, 3. 51)1.) -3. Karl
W i c 1 a n d . ein Maler in der ersten Halfte
des laufenden Jahrhunderts, den wir nir«
gends A er, ieiebnet finden und nur aus der
Iadresausstellung j84«) in der k. k. Akademie
der bildenden diinste bei A t . Anna in Wien
kennen, wo er mit einem Ztudienkopf in
Pastell und drei Oelgemalden : „Orpheus vor
dein Throne des Pluto",' 1 — „Eine Mohrin"
und „Portrat" vertieren war. Der Kiinstler,
der nicht wieder ausstellte, batte im genannten
Iadre sein Melier auf der Wieoener Haupt«
straBe Nr. 464. '"Kataloge der Iahresaus»
stellungen der k. k. Akademie der bildenden
diinste bei 3t . Anna in Wien. 184<) . 3. 7.
Nr. i U ! ; 3. l'.i. Nr, 1<>5; 3- 1!). Nr. 289;
3 . A 1 . Nr. 5 A 2." -4. LudwigNieland
(gest 12. December 181U) ist ein 3ohn des
derudmten 15hristoph MartinWieland
und war urn I81<> — also etwa drei Jahre
nach seines Vaters Tode — Bibliothekar
des Fiirsten Eszterduzy in Wien. „Nun .
es war auch mebr e ne C ' hrencharge" , oe>
mertt Gr a f f e r , „denn Wie land interes«
sirte fla) blutwenig fur seine bibliothekarische
Stelle, zu der ihm auch wirklich die Eigen»
schaften fehlten, und den Sobn eines «alasfikera
A um Bibliothekar ' A u haben, klang recht
gm. und dem Fiirsten gereicht es zur Ehre .
einem solchen Individuum eine Anstellung zu
verleihen." Wie lange Wielandin Wien
seine 3telle versah, ist uns nicht bekannr.
jedenfalls nicht lange, da er ja schon <t»19
starb. I n Wien gab er heraus: „Auswahl
denkwiirdiger Briefe von Christoph Martin
Wie land (dem Vater) " . 2 Vande (Wien
Isih. Gerald, gr. i>".) . — 3eine „Erzah'
ungen und Dialoge" in 2 Theilen edirte
noch sein Vater (Leipzig liio A und iti!»5 bei
Goschen) . Aufierdem verof f entlichte W i e«
land noch einen Band „Lustspiele" , ein
paar Flugschrif ten gegen den beriichtigten
Berliner Geheimrath Zchmalz und gab
in Weimar eine ercentrisch« liberale Zeit»
schrift „Der Volksfreund" heraus. sGraffer
(Franz) . Wiener Doscnstiicke (Wien 1852.
Seite 26
Wurzbach5 6 . txt
GroB . 8".) Theil 1 i , 3, i»9.- „Wieland's
Wielemans. Alexander von (Archit
e c t , geb . in W i e n 1843) . Dem Baufache
sich zuwendend, wurde er ein
Schiiler von van der Null jagest. 1868,
Bd. XX, S. 422" und S i c a r d von
Sicardsburg "gest. 1868, Band
XXXIV, S. 204' s j. I m Alter von
2 ! ) Jahren irat er bei dem Gothiker und
Erbauer des neuen Wiener Rathhauses
Friedrich Schmidt Md. XXX, S. 244"
ein, bei welchem er bis zum Herbst 1874
arbeitete. Er betheiligte sich in dieser
Zeit durch "Entwiirfe bei den Concur*
renzen fur den Centralf riedhof (go«
thisch) , fur das Curhaus in Ischl (italie.
nische Renaissance), fur das Rathhaus
in GroBenhain, einer Stadt im MeiBener
Kreise Sachsens (deutsche Renaissance) ,
fur das Musik» und Kunstvereins A ebaude
(Rudolsinum) in Prag (italienische Re»
naissance) und fur den Iuftizpalast in
Wien. Dieser letztere wurde in den
Siebenziger-Iahren von ihm erbaut; es
ist ein gewaltiger Bau, der nach auBen
die Anmuth der italienischen mit der
malerisch wirkenden Kraft der deutschen
Renaissance in glucklicher Weise verbindet;
nach innen wohl einige herrliche
Sale, dann das architectonische Schau«
stuck einer groBartigen Centralhalle, sonst
aber ein wunderbares Labyrinth von
schmalen dunklen Gangen, engen Zellen
und sonstigem Winkelwerk darbietet,
worin eine stickige Luft alles Athmen
erschwert. Ob dies die richtige Losung
architectonischer Kunstauf gaben sei, wissen
wir nicht . Bei den Gerichtsgebauden der^
Mielemans Mielhorski
alten Griechen und Romer vermissen wir
solche Interieurs. Wir ziehen das Landesgerichtsgebaude
in der Alservorstadt , das
nach aufien freilich casernenartig, nach
innen aber licht und hell, vor. Die Plane
des Justiz Palastes waren in fiinf Blattern
auf der internationalen Ausstellung 1879
zu sehen. Friiher noch, so auf der ersten
groBen internationalen Kunstausstellung
in Wien 1869, hatte Wielemans einige
ganz vortref f liche Zeichnungen — sammtlich
Autographe der Wiener Bauhiitte —
ausgestellt: „Chorstuhle aus dem Dome
zu Orvieto", „Die Villa Farnesina in
Rom", eine „Erkeransicht der beruhmten
Burg Vajda-Hunyad in Siebenburgen" ,
eine „Ansicht dieser Burg von der nordwestlichen
Seite" und eine „Perspeo
tivische Ansicht der Kirche in Modling
bei Wien" . I n der historischen Kunstausstellung
aber, welche anlaBlich der
Eroffnung der neuerbauten k. k. Aka»
demie der bildenden Kiinste in Wien 1877
in den Raumen derselben stattfand, waren
auBer den oben erwahnten fiinf Blattern
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Wurzbach5 6 . txt
des Iustizpalastes auch dessen Modell,
dann die Concurrenzentwiirf e fur das
Rudolfinuln in Prag, der Cursaal in Ischl
st Blatter) , das Rathhaus in GroBen-
Hain, sammtlich in Aquarell, das Concurrenzpro ject
fur den b ' entralf riedhof
in Wien, in 4 Blattern, theils Aquarell,
theils Federzeichnung, fur welches
dem Kiinstler der zweite Preis zuer»
kannt wurde, und der Entwurf einer
Kirche (2 Blatter in Federzeichnung) zu
sehen .
Neue F r e i e Presse u. Juni i8?l. Nr. 2432
im Kunstblatt : „Dir preisgekronten Plane
fur den Centralf ried bof " . — Fremden-
B 1 a t t . Von Gust. Heine (Wien. 4".) 1876.
Nr. 262: „Der Iustizpalast " . - (Au>ia'
burger) Allgemeine Zeitung ((5otta.
4°.) 22. Juli 1876. Beilage 303: „Wiener
Briefe". Von o. V. (i nc en t i )
Wielhorski. Michael Graf (k. k.
Oberst, geb . inGalizien urn 4733) .
Er gehort einer alten polnischen Familie
an, welche urn die Mitte des fiinfzehnten
Jahrhunderts unter die polnischen Adelsgeschlechter
auf genommen wurde und sich
Kiezdejowicz - W i e 1 ho rski scbrieb.
Die Sprossen dieses Geschlecktes bekleideten
hohe Wiirden und Aemter im Palatinat
von Volhynien, dann in jenem
von Lithauen und haben immer treu zum
Vaterlande gehalten. Ein Georg Wielhorski
war Unterstaatgsecretar des Herzogthums
Lithauen und ein treuer Anhanger
des Konigs Stanislaus Pon
iatowski, dem er nach St. Peters'
burg folgte, wo er den noch heute in
RuBland bliihenden Zweig dieses Ge»
schlechtes stiftete. Dort bekleidete auch
ein Graf Michael Wielhorski die
Stelle des Obersthofmarschalls bei der
Kaiserin Mutter Alexandra Feodo»
rowna, Witwe des Kaisers Nicolaus
und Tochter des Konigs Friedrich
W i 1 h e lm II 1. von PreuBen. Andere
> Zweige dieser Familie bliihten in Congrefipolen
und in Galizien. Dem letzteren
Lande gehort unser Graf Michael an,
der m der zweiten Halfte des achtzehnten
Jahrhunderts in ein kaiserlich osterreichisches
Reiter «Regiment eintrat und
1788 Major bei Palatinal-Husaren
Nr. 2 war. I m Feldzuge 1789 gegen
die Tmken zeichnete er sick am 17. Juli
bei dem Angriffe auf Siuts ganz besonders
aus . Als Vorpostencommandant
beim Rothenthurmpaf f e griff er bei dieser
Gelogeicheit eine der seinen weit iiberlegene
Truppe von Tiirken an, zerstreute
2000 derselben, die nch im Orte be>
fanden, nahm 21 gefangen, eroberte
2 Fahnen, erbeutete Munition, 40 Pferde
nebst einigem Rindvieh. Drei Wochen
spater, am 8. August, griff er mit einem?
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Wurzbach5 6 . txt
Mieloglowski Mielogtorvski
Detachement Czapar unweit Argis an,
warf den dort auf gestellten Feind zuriick
und nahm ihm eine Kanone und vier
Fahnen ab . Noch wirkte er am 7. October
bei dem Unternehmen auf Rimnik mit .
Er unterstiit zte bei diesem Kampfe mit
seiner Abtheilung unsere Avantgarde und
erhielt bei dieser Gelegenheit drei leichte
Hiebwunden. I m folgenden Jahre riickte
er zum Oberstlieutenant im Regimente
vor, aus welchem er 181)3 zum zweiten
Obersten bei Schwarzenberg ° Nhlanen
Nr. 2 befordert wurde. 1804 quittirte
Oberst Wielhorski . Ob der osterreichische
Zweig der Familie auch den
Grafenstand hat, wissen wir nicht, dem
russischen ist die erbliche Grafenwiarde im
Jahre 1824 von Kaiser Alexander I.,
und zwar an die Briider Gustav, Lad
i s 1 a u s , Johann Nepomuk und
Joseph verliehen worden.
T h ii r h e im (Andreas Graf) . Gedenkblatter aus
der Kriegsgeschichte der k. k. osterreichischen
Armee (Wien imd Teschrn i88<l, Prochaska,
gr. 8".) Bd. I I , T. 1 i ' . ' . Jahr 1788; S. 146.
Jahr i?89. — Derselbe. Tie Reiter-Regi«
mrnter der k. k. osterreichischen Armee (Wien
18u.l. Geitler, gr. A ".) Bd. I I : „Huszarrn".
S. 27 und 43; Bd, III: „Nhlanen" . T. 80,
Wielogtowski, Valerian sgalizischer
Landtagsabgeordneter und ,
V o 1 ks schr i f t steller, geb . zu
Podgorze bei Krakau am 6. December
181)3, gest. zu K r a k a u am
10., nack Anderen 1 1 . Juli 1863). Es
ist ein merkwijrdiges und wechselvolles ,
dabei aber nur im Dienste eines auf die
Befreiung seines Volkes gerichteten Gedankens
vollbrachtes Leben, das Alles
entgegennimmt , wie es sich ihm darbietet,
offenen Kampf, Entbehrung aller
Art, Spott und Hohn, niemals den
Gleichmuth, ja nicht die joviale Laune
verliert und zuletzt noch zur Feder greift,
! UM in einer Fluth von volksthiimlichen
Schriften und Andachtsbiichern — letz»
tere schrieb er, obgleich er nie den
Priesterrock getragen — sein Volk auf
eine Zukunft, auf die er mit Zuversicht
hofft, vorzubereiten, ja sozusagen syfte»
malisch zu erziehen. Valerians Vater
bekleidete den hohen Posten eines
Senatsprasidenten im frijheren Freistaate
Krakau. Die Mutter, eine fromme Frau,
! stammte aus guter Familie, und beide
A Eltern besaBen ein ansehnliches Ver-
! mogen, das dem Sohne die Moglichkeit
darbot, dereinst ein sorgenloses angenehmes
Leben zu fiihren. Die erste Erzie»
hung besorgten Lehrer, die dem Knaben
im Elternhause den Unterricht ertheilten,
dann bezog er ein Unterrichtsinstitut in
Krakau, welches wegen seiner Tijchtigkeit
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Wurzbach5 6 . txt
in gutem Rufe stand. Joseph Soltyko»
wicz Md. XXXV, S. 261", welcher
damals ein Lehramt an der Krakauer
Iagiellonischen Universitat bekleidete,
iibte nicht unwesentlichen EinfluB auf
das empf angliche Gemuth des Junglings.
Nach des Vaters Tode lag, da der Sohn
noch die Schulen besuchte, auf der
Mutter die nicht kleine Last der Verwal»
tung des ziemlich ansehnlichen Besitzes.
Endlich aber brachte es die alte Dame
doch nicht mehr allein zu Stande, sie
nahm den acht zehn jahrigen Sohn aus
dem Institute, er sollte ihr nun in der
Verwaltung des vaterlichen Erbes mithelfen.
So trat denn Valerian fruh in
die Praxis des Lebens, der er sich aber
bei seinen Talenten und bei seiner Liebe
zur Mutter mit Umsicht und Erfolg
unterzog. Er war der Erste des Morgens
auf, legte der Lotzte sich zur Ruhe, iiberwachte
sorgfaltig die landlichen Arbeiten
und nahm der Mutter mit glucklichem
Erfolge die Biirde ab, welche fur das
Weib zu schwer war. Bald sah er sich,^
Mielogtowski 21 MielogtowZki
da die Mutter es wiinschte und ihm dadurch
das umfassende Geschaft der Verwaltung
zu erleichtern gedachte, nach
einer Frau urn und heiratete 4824, da
mals eben 19 Jahre alt, ein lBjahriges
Madchen. Mit Umsicht verwaltete er
das vaterliche Gut, und sein ganzes Auftreten
gewann ihm bald in solchem
Grade das Vertrauen der landlichen Be>
volkerung und der benachbarten Gutsbescher,
daB, als ein Boden-Creditverein
ins Leben trat, der noch so jugendliche
Wielogtowski zum Obmann in den
selben gewahlt wurde. Spater, als man
ihm vortheilhaf te Antrage machte, iibergab
er sein Gut in Pacht und nahm in
Kielce seinen bleibenden Wohnsitz, urn die
gut besoldete Cassierstelle des daselbst fur
Congreftpolen ' errichteten Boden-Creditinstitutes
anzutreten, welche er dann
sechs Jahre bekleidete. Da brach das
verhangniBvolle Jahr 1830, das Jahr
der ersten denkwiirdigen Erhebung Polens,
herein, und Wielogtowski verlieB
seine Stelle, sein Weib, sein Besitzthum,
urn in den Reihen der Vaterlandsvertheidiger
zu kampfen, deren Todesmuth
damals die Bewunderung von
ganz Europa erregte. W i e 1 o g ! ? wski
focht unter Ignaz Ledoch o w s k i , der
die Festung Modlin bis zum letzten
Augenblicke mit ungebeugtem Muthe
hielt, dann unter General Rozycki,
wurde Major, spater Chef des General*
ftabes und erhielt fur personliche Bravour
den polnischen Orden „virtuti
militari" . Das Ende der Erhebung ist
bekannt . Sie wurde von den Russen
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Wurzbach5 6 . txt
unterdriickt, Wieloglowski floh gleich
den Uebrigen uber die Grenze; als er
heimkehrte, war sein Besttzthum zerstort
und in fremden Handen; ein Versuch,
sich in Galizien in der Nahe vonWojnicz
anzusiedeln, scheiterte, weil man ihm
einen langeren Aufenthalt im Lande verweigerte,
und so blieb ihm denn nichts
iibrig, als der Heimat den Riicken zu
wenden und eine Zuflucht in Frankreich
zu suchen, welche er dort auch mit seiner
Gattin, die dem Verbannten gefolgt war,
fand. Zunachst faflte er den sonder«
baren EntschluB, Theologie zu studiren,
und fuhrte ihn auch aus . Was er damit
bezweckte, ist nicht bekannt geworden.
Urn sich aber seinen Lebensunterhalt zu
verschaffen, griindete er in Paris ein
Commissionsgeschaf t . Er hatte den Ge»
danken dieses Unternehmens gefaftt, weil
er damit wieder einen nationalen Zweck
verband, denn auf diese Weise gelang es
ihm am leichtesten, mit seinen Lands»
leuten in stetem Verkehre zu bleiben und
ihnen mit Rath und That zur Hand zu
sein. 14 Jahre hatte er mit seiner
Gattin, die ihm stets zur Seite blieb
und den oft in seiner traurigen Lage
Verzagten ermuthigtc, das Brod der
Verbannung gegessen, da eroffnete ihm
das Bewegungs jahr 4848 die Moglichkeit
zur Riickkehr ins Vaterland, die er
denn auch sofort bewerkstelligte . Er kam
in Krakau an und eroffnete mit den sparlichen
ihm zu Gebote stehenden Mitteln
vorerst einen Kleinhandel mit Schreib»
Materialien, den er allmalig auf eine
Buchhandlung ausdehnte, und zwar, da
die. katholische Religion in Polen seit
Jahrhunderten zu Agitationszwecken
diente, auf eine Buchhandlung katholischer
Biicher, womit er allmalig eine
Lithographie vornehmlich religioser und
patriotischer Bilder und zuletzt eine Buch»
druckerei verband, die es ihm ermoglichte,
der Verleger (d. i. Drucker und Verkaufer)
seiner eigenen Schriften zu
werden. Die Gegenstande aber, die er in
seinen Schriften behandelte, umfaBten
ein weites Gebiet, da er Andachtsbiicher,^
Wieloglowski 22 Wielogtowski
Iugendschrif ten, Biographien, rechtswissenschaf tliche
Abhandlungen, Geogra»
phisches, Landwirtschaftliches, Alles aber
im Volkston und im Hinblick auf Weckung
und Erhaltung des nationalen Gedan»
kens, herausgab. I n diesen Schriften —
mit Ausnahme seiner Andachtsbiicher , i n
welchen er, vornehmlich die bauerliche
Bevolkerung ins Auge fassend, einen
uberschwenglichen und iibertriebenen Ton
anschlagt — zeigt er sich als einen kennt»
niBreichen, mit den Eigenschaf ten, Vorziigen
und Fehlern seiner Nation griind»
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Wurzbach5 6 . txt
lich vertrauten Mann, mit einem Worte
als Volksschrittsteller ersten Ranges.
Seine Schilderungen landlicher Sitten,
bauerlichen Lebens sind kleine Meister»
stiicke und gewannen ihm in den Kreisen
der Landbevolkerung groBe Theilnahme.
So war er nach und nach, wahrend
einer f iinf zehn jahrigen Verlagsthatigkeit ,
wieder zu Vermogen gekommen und
hatte sich zwei kleine Hofe Rybna und
Livki erworben, die er aber nach einiger
Zeit unter der Ungunst der Verhaltnisse
wieder zu verkaufen genothigt war. Ein
schwerer Schlag traf ihn 1863 mit dem
Tode seiner Gattin, die ihin in alien
seinen Unternehmungen hilfreich zur Seite
gestanden. Wielogtowski erfreute sich
in Krakau bei Alt und Jung, Weltlichen
und Geistlichen, Hoch und Nieder groBer
Beliebtheit und eines nicht gewohnlichen
Ansehens . Als er starb, war die Theilnahme
urn den Verlust des ebenso verdienstlichen
als jovialen und geistvollen
Mannes, der, weil er gern Jedem mit
Rath und That half, eine Art „Allerweltsonkel"
war, eine sehr groBe. Wahrend
seines siebzehn jahrigen Aufenthaltes
in Krakau betheilicfte er sich an alien
gemeinniit zigen Anstalten, so war er Mit«
glied der Krakauer gelehrten Gesellschaf t ,
des Krakauer landwirthschaf tlichen Vereines,'
Gemeinderath von Krakau, Secretar
der Akademie der schonen Kiinste und
zuletzt Landtagsabgeordneter . Die Landbevolkerung
kannte ihn aus seinen weit>
verbreiteten popularen Schriften sehr
wohl, und wenn unter den Bauern einer
von ihnen daran war, etwas Unrechtes
zu begehen, so horte man nicht selten
den Ausruf: „wenn das der Wielogtowski
erfahrt", und es geniigte, urn
den so Gewarnten auf den rechten Weg
zuriickzuf iihren . Nach dem Tode seiner
Frau verfiel der Mann zusehends, und
auch in seinen Geschaften gliickte es ihm
nicht mehr. Ueberall stellte sich ihm das
eine oder andere HinderniB in den Weg;
aber er verlor dariiber nicht seinen Mutb,
noch weniger seine gute Laune, die sich,
wenn ihn wieder ein MiBgeschick traf, in
dem Witze Luft machte: „Wenn ich jetzt
eine Sargniederlage eroffnete, die Men«
schen waren im Stande aufzuhoren zu
sterben." So war Wielogtowski
nicht nur ein braver, tapferer Pole von
altem Schlage, er war auch ein Cha>
rakter. Von seltener umfassender Bildung,
erkannte er bald, was seinem
Volke noth that. Er agitirte nicht in der
Art jener HeiBsporne, die in (-wnuen«
tikeln das Wohl ihrer Landsleute berathen
und in Thaten es in immer tiefe»
ren Sumpf hineintreiben, und doch war
er ein Agitator im vollen Sinne des
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Wortes, der auf Veredlung seines Volkes,
auf geordnete landliche Verhaltnisse,
auf Hebung des gesunkenen Wohlstandes,
auf Lauterung in den Ansichten iiber
sociale Verhaltnisse mit alien ihm zu Ge>
bote stehenden Mitteln hinarbeitete . Da«
her genoB er nicht nur die Achtung in
alien Kreisen, in der Landbevolkerung
verstieg sich diese zur Verehrung und zur
Anhanglichkeit eines Kindes zu seinem
Vater. Da sich auch in seinem literari»^
Mielogtowski Mielogtowski
schen Wirken sein Charakter klar und
lebendig ausspricht, so lassen wir hier die
vollstandige Uebersicht der von ihm herausgegebenen
Zeitschrif ten und sonstigen
Arbeiten in chronologischer Reihe folgen.
Chronologische Uebersicht der von Wieloglowski
verof f entlichten Druckschrif ten : „Aada A
en A t A a in A ano", d. i. Maiandacht
(Vreslau 184U) ; — nl'olalcn. na, ai-oaxe poko A
u i mitoaoi", d. i. Polen auf dem Pfade
des Friedens und der Liebe (Krakau 1830;
2. Aufl. 1863); — n A Viaaomo A o onan A vuein
A ' a>vie . liiu >vltimilii" , d, i. Nachricht von
d A r wunderbaren Erscheinung in Nimini (ebd.
1836); - „A A vot btoF05ia A v. .\nar AM a
Lodoli«, d, i. Zeben des seligen Andreas
B o b o 1 a " (ebd. 1833); — ,,0 xoru A ainu
i v A ro A diHrLNviy 8tol»> A v", d. i. Von der Beriihrung
und Wahrsagung der Tische (Tisch«
rucken) " (ebd. 1833); — „ A ' 2 ? xo A iesei
od A c A a A o A vo-nioi-Hwe", d. i. Drei artige
moralische Erzahlungen (ebd. 1833, 8".); —
„kalenaars ala roc A in katoliokied, iv A aSl-
A vau A - ocl i-okn <834 <io 1863", d. i. Kalen»
der. herausgegeben fur katholische Familien,
12 Jahrgange (ebd.); — „Ivosciolv ki-u.-
ko A -akio", d. i. Die Kirchen Krakaus mit
Stahlstichen und ihrer genauen Beschreibung
(ebd. 1833. 12".); - . , > ' A oroc A nik katol
i c A i iilH aam, ua rok 1833", d. i. Katlw«
lischcs Neujahrbuch fur Damen auf das Jahr
1833 (ebd.. 12".); - „Xisni A tk«, d. i. Die
Braut (ebd. 1833; 2. und :1. Aufl, 1836;
4. Aufl. 1838; 3. verb. Aufl. 1860); -
„I A alka. ocl D A iacllinia . " , d. i. GroBvaterchens
Pupve (ebd. 185«) ; - „Xynot Xl A 5 A i?t.
I'ann A >12,tki A bawioit zlll . " , d. i. Leben der
allerh. Jungfrau. Mutter des Erlosers (ebd.
1836, 12".); — „I>ocl : 1, runkk ala A rxecn A cQ
c A isc'i", d. i. Geschenk fur artige Kinder
(ebd. 1836); - „Odi ' kAki 2 Od A cx A 'o- A
luclu A vi6 A 5kiB3o" , d. i. Bilder aus den
Litten des Landvolkes. 7 Hefte (ebd. 1836
und 1837; 2. Aufl. 1837; 3. Aufl. 1837. 8".);
— AAA ia.a A Lvviata j Iu621. Oaa A ial I o<l
1800 <Io 1818", d. i. Die Fessoln der Welt
und der Menschen. 1. Adth. von 1800-1818
(ebd. 1836): - A Hi8t0i-y A A, koineoie",
d. i. Die Geschichte vom Kometen (ebd.
1837); — „ A armark A Oadro A v A , d. i.
Der Jahrmarkt zu Dambrowa (ebd 1857
8".); - A 0t>72.2ek A vis A skidi raxkos A y", ,
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d. i. Gemalde landlicher Freuden (ebd. 1837); !
kul-liHrx, lok: A ', pAnnk", d. i. Das zerrissene
Bild. Der Einnahmcschreibrr , der Koch, der
Lakai, die Frau (edd <837); — „ObrHxki 2
od A cxg . Aws - «lonionnioNv-H "1 6 A 8 A 1030 " , d. i.
Sittenbilder landlicher Hauslichkeit (ebd.
1837. 16".); - A sav'HHo A k. '1. C2)'li A 2,Ika
ul>2u«'.l>. x ri>.onui>n", d. i. Die Einzige oder
der Kampf des Gefuhls mit der Berechnung
(ebd. 1838, 8".); — „Ivuc-nai-lci, odi-a-tilc 2
ob A L A ovs aomcivnicNva, A vie . iakiL A c»" , d. i.
Die Kochinen. Gemalde aus den Sitten der
landlichen Hauslichkeit (ebo. 1838. 1«" . ) ; —
na, da2 6 ! i8Nv . A " , d. i. Pf arrbiichlein romisch»
katholischer Andacht (ebd. 1838 12°.): -
A I>oo26t awiktved. i dloz; 03 A v?ion7< : li pa>
ti-on'nv polakicn", d. i. Die Folge der bei»
ligen und seligen Patrone Polens. Mit
Stahlstichen (ebd. «838; 2. Aufl. 1862 mit
NO Ttahlst.. 8".); - „Koaciol 5 A . Ivatar2?
nv A Xra,kovsi6 1 >v I A oi3<:6", d. i. Die
Kirche der h. Katharina in Krakau und in
Polen (ebd. 1838. 16«.); - A aIenaHi-2
Landwirthschaf ilich qewerblichrr Kalender fur
das Jahr 1839; — A leciveMg. A vi A sicii.,
odl-n A ek", d. i. Die landliche Medicin, ein
Gemalde (ebd. 1839, 8".); - . ,?o A r/,
obi-k26k", d. i Die Brande, ein Gemalde
(ebd. 1839); — A lapalec A enst- A o asisjsHsstz
A odi-axlU'K", d. i. Die heutige Gesellschaft
in Bildern (ebd. 1839; 2 Aufl. 1861); -
n<3:i,w6a A xaapuUHi-Lkie ' 1, d, i. 3andwirth»
schaftliche Plaudereien (ebd. 1839); — «0ttHr A
vk rx5 ' niLlca-ka . tulicki" , d. i. Der kleine
romisch-katholische Altar (ebd. 1839. 12".);
— „OFnialca, pisiuo t A goilnw A e", d. i. Der
Herd, eine Wochenschrift , begonnen 1860,
unterbrochen 1. Juli 18N1; wieder auf«
genommen 1. Janner 1862 und von ihm
fortgefiihrt bis zu seinem Tode, Juli 1863,
auch dann noch einige Zeit fortgesetzt; —
„ki-akov? Hako 316 A 110 tal-zo>vi5ko 2 A 020 A 6
i punkt KkiKUono-prxum A atov' s " , d- i.
Krakau als Hauptgetrridemarki und Han«
dels« und Industricmittelpunkt (ebd. 1860.
zO) . A o xotl2edie vauko A v rolnic A vcii" ,
d. i. Ueber das Bediirfnifl von Agrarbanken
(ebd. 1860); — »K A iaxlig. ao iiH A a A enstxvH
katoNckiLFo" , d. i. Bijchlein fur katholische
Andacht (Krakau 1831; 2. Ausg. ebd. 1861;
3. Ausg. unter dem Titel: A KHrx?k in-ili",
d, i. Der kleine Altar (edd. 1862); - „ 6^
Mielogtowski (Quellen) Wielopolski (die Grafen)
n Xralconis", d. i. Von der polytechnischen
und Aergmannsschule in Krakau (ebd. 1861.
) ; A
d. i. Nachricht vom galizischen Landtage
(ebd. 1861. 8°.); - « I A t xoala 2 zi
'"is'^kiokHo wH'Iioroov", d. i. Botenbrief
aus den Landgemeinden an die Wahler (edd.
1861, 8".); - „ A sorkot A viL A I A lHkc» A ' ie" ,
d. i. Vom Vettel in Krakau (ebd, 1861); —
A ?oai-02 clo K27MN i I A A i I , A v i-. 1861
xi-262 I'eliks», N o i - u u i a " , d. i. Reise des
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Felir V o r u n nack Rom und Paris im
Jahre 1861 (ebd. 186 IA ); — „kokarin aucdovuv
al2. niloa2i62> ' ", d. i. Geistige Nah '
rung (Teelenspeise) fur d'e Jugend (rbd.
1862); — AA umoi-nica t'x.vii ta^suinies
2) 'cia nie^kiexo", 0. i. Die Kammer oder
die Geheimnisse des landlichen Lebens (ebd.
1862); — „vi'g.lnat Lpravs od A cn A cd, >v
kilku oa2tonl> . c ! li" , d. i. Drama der gegen —
waltigen Zustande. I n einigen 'Aufziigen
(edd. 1863); — „snietv l A )'6or, oi-aex 2a.
A 2or 2^012, i-olnilconi pocia-N) '", d. i. Der
d. Isidor. der Ackersmann als Lebensmuster
fur den Landmann dargestellt (ebd. 1863.
8".); - „?UFr2>, ' inlck 6.« 2i<iini LwiSte A oSd"-
tt», >v rokn 1863 i)r' s <22 I'slilcsll. U o r u n i a
-vstoLciang . 2 lvlla20'Wi>. (l»o<l Ivr2 , kov . ' 6m) " ,
d. i. Reise nach dem heil. Lande, ausgefiihrt
uon Felir V o r u n , Landmann der Gemeinde
Kaszow nachst Krakau im Jahre 1863 (ebd
1863, 8".); - «(xi-a A ovka 22M nauka,
c A nmiu.", d, i. Das Oroschenstiick oder der
Leseunterricht (ebd. 1863); — A oaroa A <>
82erakiiQ a- A iecie",- d. i. Die Neise auf der
weiten Welt (edd. 1864. 8".); - „Ki-Hlcun
xr-ea e2tei ' 62i63tg . lat A ", d. i. Krakau vor
vierzig Jahren (ebd. 1871) . Wir finden auch
diese letzte Schrift unter denen Wielo«
glowski ' s . da sie aber im Jahre 1871
erschien, so ist sie wobl erst aus seinem Nach«
lasse herausgegeben worden.
Nnellen. A i i A A . Odi-a-ki Ki8tolek,
d. i. Kleine historische Bilder geheiligter,
gesegneter und verdienter Polen und Polinen
(Krakau 1871. 12".) S . 63. - 21?,<:/la,-s A
t A L«ci'6n T'orna'Hs). I A itei ' ktura polskg, A v
Kistui-/cxno. ' lcl-) 'tye2 A 7in 2 A 1-7216, d. i. Die
polnische Literatur im kistorisch-kritischen Ab«
risse (Krakau 1868. Himmelblau, gr. 8".)
Bd. I I , S. 118. 222. 232. 253. 369. -
xoliikie.j, d i. Lehrcurs der polnischen Lite»
ratur (Posen 1366. I . C. 2upanski. gr. 8".)
S. 249. - Wiener Chronik, 1865,
Nr, 34 A Tonntags ' Abendblatt der „Constit.
Vorstadt . Zeitung" ) : ..Nicolaus Valerian Wie«
loglowaki". — Fremden > V 1 a t t . Von
Gust Heine (Wien. 4".) 1863. Nr. 193 in
der Rubrik „Theater und Kunst". — Mor«
genblatt zur Bayrischen Zeitung (4", )
1863. S. 743.
Wielopolski von Sturykon. die Gra»
fen. Diese alte Familie bekleidete seit
dem siebzehnten Jahrhunderte immer
hohe Posten im ehemaligen Palatinat
Krakau, mit dessen Geschicken ihre eigenen
in steter und enger Verbindung sind.
Durch den Umstand, daB Krakau sehr
hausig die Residenz der polnischen Konige
und Jahrhunderte lang die Hauptstadt
des Reiches war, erhalten die
Wiirdentrager derselben eine erhohte Be«
deutung. Die Wielopolski haben mit
den Grafen Ossolinski von Tenczyn
aus dem Stamme Topor gleichen Ursprung.
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Wurzbach5 6 . txt
I n der ersten Halfte des eilften
Jahrhunderts lebten die drei Briider
Sendziwoy, Nawoy und Zegota
Topor. Der Let ztgenannte zog der Sitte
jener Zeiten gemaB in die Fremde, theils
auf Abenteuer, theils zur Ausbildung, im
Kriegshandwerke, das damals im Vordergrunde
stand. Als er nach langer Abwesenheit
unerwartet heimkehrte, fand
er, dafi in die vaterliche Erbschaft sich
seine zuruckgebliebenen zwei Briider ge<
theilt hatten. Ueberdies verleugneten ihn
dieselben und weigerten sich, seine Rechte
anzuerkennen . Der VerstoBene rief nun
den Schutz des Konigs an, urn eine Be»
statigung seiner rechtmafiigen Abklinft zu
erhalten, und als ihm diese zutheil ge>
worden, wollte er mit seinen Briidern
weiter nichts gemein haben und nicht
einmal das Wappen der Familie — die
Hacke (topor) — beibehalten. Vom K6>^
Mielopolski, Johann 25 Wielopolski, Franz
nige ward ihm die ErlaubniB, sein Wappen
zu wechseln, und da er nichts sein
Eigen nannte als das. alte SchlachtroB,
das ihn in die Heimat gebracht hatte,
nahm er an Stelle der Hacke dasselbe in
sein Wappen auf, welches denn auch den
Namen Starykon (st^r' 1 Kon) fuhrte, der
in wortlicher Nebersetzung altes Pferd
heiBt. Nun vertauschte Zegota seinen
Familiennamen mit dem Namen Zaprza
niec (d. i. der Verleugnete) , welcher
dann im Laufe der Zeit vielfach entstellt
wurde und in letzter Wandlung zu Sza
franiec nicht geringe Beruhmtheit eo
langte. Von dem Gebiete Wielopole
aber, in deffen Besitz allmalig feine Familie
durch Heirat kam, leitet sich der
Name Wielopolski ab, dessen sich diese
Familie fortan bediente. 1. Der erste
bedeutendere Wielopolski, welcher
uns entgegentritt , ist Johann. Ein
Sohn des Unterkammerers von Krakau
Caspar, der 1636 starb, nahm er als
Kastellan von Woynicz seinen Platz im
Senate ein. Zur Castellcmswurde aber
war er nach dem Tode Michael Tar»
nowski's, nachdem dieselbe einige Jahre
unbesetzt geblieben, am 3. Janner 1633
gelangt . Spater wurde er Starost von
Brecz und Bochen. Als dann die Schweden
ins Land einbrachen, hielt er treu
und mannlich zu seinem Konige Johann
Kasimir. I n dessen Auftrage
ging er als Gesandter an den Hof Kaiser
Ferdinands III., urn von ihm Hilfstruppen
gegen die Schweden zu erbitten.
Daselbst wurde ihm eine ausgezeichnete
Aufnahme zutheil, und mit Diplom vom
29. November 1636 verlieh ihm der
Kaiser die Wiirde eines Grafen des
h. r. Reiches. I n der Folge ernannte ihn
der Konig zum Wojwoden von Krakau,
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welche Wiirde er aber nur wenige Mo>
nate bekleidete, da er schon Anfangs
1668 starb. — 2. Sein einziger Sohn
Johann versah langere Zeit das Hofamt
eines Krontruchsessen, wurde dann im
November 1677 Vicekanzler und 1678
KroN ' GroBsiegelbewcchrer , was er bis zu
seinem 1680 erfolgten Tode blieb. AuBer
vielen Starosteien, die er der Gnade des
Konigs verdankte, besaB er die Herr»
schaften Zywiec und Pieskowa Skala,
nach welchen er den Grafentitel annahm
und auch fuhrte, der Erste, der sich desselben
in Polen bediente, denn eine schon
friiher an einen polnischen Magnaten ge»
schehme Verleihung des Grafentitels
wurde vom Reichstage nicht genehmigt .
Johann hatte sich dreimal verheiratet;
seine dritte Gemalin war Ludovica
Marianne, eine Tochter Heinrichs
de la Grange, Marquis von Arquien,
eines f ranzosischen Edelmannes von Ni«
vernais, der am 23. Mai 1707 im Alter
von 100 Jahren zu Rom als Cardinal
starb, und die Schwester M a r i a K a si>
miras, Gemalin des Konigs Johann
Sobieski, durch welche Heirat sich
Wielopolski ' s Ansehen bei Hofe und
im Lande bedeutend hob. Ludovica
Marianne starb im Alter von
90 Jahren zu Warschau am 23. Juni
1733. — 3. Von den funf Sohnen des
Vorigen tritt Fran' 1 besonders hervor.
Im Jahre 1601 hatte der polnische
Reichstag die Errichtung des Majorates
von Pinczow, sowie Papst Cle-.
mens VIII. die Annahme des Marquistitels
dem GroBkanzler der Krone Sigis«
mund Myszkowski aus dem Hause
Jastrzembiec genehmigt. Dieses Ma»
jorat nun, urn dessen Erbschaft die Familie
Jordan vergebens Procefi fuhrte,
fiel an Franz Wielopolski . Derselbe
wurde 1688 Starost, 1720Wojwod von
Sieradz und 1728 Wojwod von Krakau.
Bei dem Einfalle des Schwedenkonigs^
Miewpolski, Johann 26 Mielopolski, Franz
Karl X I I . in Polen vertheidigte er
mannhaft das Konigsschlofi in Krakau.
Dann versah er das richterliche Marschallamt ,
ubernahm wiederholt gesandtschaf tliche
Missionen, so an Konig Jacob
von England und an Papst I n n o >
cenz XII., beide Male mit groBem
Erfolge fur seinen Konig und sein Land
und mit nicht geringen Ehren fur seine
eigene Person. Franz starb in Krakau
am 8. April 4732. Er hinterlieB zwei
Sonne: KarlGonzaga und Johann.
— 4 . Sein altester Sohn Aarl Vonzaga
Graf von Zywiec und Pieskowa
Skala war der zweite Marquis M ys
z k o w s k i . Erst Kronkiickenmeister ,
wurde er 173! Kronstallmeister und zu>
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Wurzbach5 6 . txt
letzt, 1734, GroBbannertrager der Krone,
als welcher er 1773 starb. Seine Ge>
malin, eine geborene Grafin Potocka,
seit Mai 1743 Sternkreuzordensdame,
starb zu Krakau im December 1746. Ein
Freund der Literatur und Poesie, dichtete
er selbst und iibersehte des Boetius
beriihmtes Werk A 0e oonLolHticue" in
Versen und Prosa ins Polnische unter
dem Titel: „Konsolao A 's KioxoKi
Voeoiu82a" (Warschau 1738, 8".;
2. Aufl. ebd. 1731, 8".). Viele Poesien
hinterliefi er in Handschrift, welche sich in
der Bibliothek der Markgraf schaf t Pinczow
befinden. Diese Bibliothek aber.
welche aus etwa 30.000 kostbaren, mitunter
sehr seltenen Biichern bestand, ging
in den Kampfen und Wirren des Jahres
1794 ganz zu Grunde . — 3. Karl
Gonzagas Bruder Johann war
Kron-Untermundschenk und Starost von
Svesky. Seine Ge malin Anna, eine
geborene Fiirstin Lubomirska, die er
als Witwe zuriicklieB, hatte in den 1733
stattgehabten Successionsunruhen zur
Partei des Konigs Stanislaus gehalten
und wurde infolge dessen am
16. Februar 1734 durch ein Detachement
russischer Kosaken zu Bielitz in Ober-
Schlesien, wo sie wahrend der Unruhen
ihre Zuflucht genommen, aufgehoben
und als Gefangene nach Krakau gebracht .
Im September 1738 von der
verwitweten Kaiserin Wilhelmine
A m a 1 i e in den Sternkreuzorden auf«
genommen, starb sie ein Jahr spater,
21. September 1739, zu Krakau. —
6. Von Johanns Sohnen stiftete Franz
die altere, Ignaz die jiingere Linie.
Ersterer, der Ma joratsherr , bekleidete
1767 unter Stanislaus August die
Stelle eines Hofmarschalls der Krone,
war einer der entschiedensten Partei»
ganger der Barer Konf oderation und
hielt sich wahrend der Wirren, die sein
Vaterland erregten, in Schlesien auf.
Nach dem Sturze der Konf oderation aber
legte er 1773 sein Hofamt nieder. Spater,
als der vierjahrige Reichstag zusammentrat ,
unterbreitete er demselben die Bitte,
das Majorat in einfache Allodialgiiter
umwandeln zu diirfen, worauf jedoch
der Reichstag nicht einging, aber in den
Tagen des Herzogthums Warschau er.
schlich Wielopolski doch die Bewilli»
gung. Franz starb 1809 und hinterlieB
von seiner Gemalin, einer Tochter des
Wojwoden von Chelm Bieliuski, zwei
Sonne: Michael, der kinderlos starb,
und Joseph Johann Nepomuk, der
nur eine Tochter Christine hatte, die
sich nach seinem Tode mit einem Herrn
Bontana vermalte. Das Majorat war
indessen durch Verkauf einzelner Giiter
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Wurzbach5 6 . txt
wesentlich geschmalert worden, so daB
von den zwolf Gutern, aus welchen das'
selbe anfangs bestand, nur noch drei
iibrig blieben. Die Erben der von dem
oben erwahnten I g n a z gebildeten jun>
geren Linie trachteten nun, die Rechte des
Majorates an sich zu bringen und die^
Wielopolski, Alexander 27 Wietowieyski de Mielka-Wies
Nngiltigkeit des Verkaufes der Giiter,
welche dasselbe bildeten, zu erwirken.
Dariiber entspann sich ein ProceB, in dem
verschiedene Entscheidungen erfloffen.
I g n a z hatte zwei Sonne hinterlassen :
Joseph und Andreas , und unter des
Ersteren Sohne Alexander, dem funften
Ma joratsherrn, erfolgte die endgiltige
Entscheidung . — 7. Alexander <geb.
13. Marz 1803, gest. 30. December
1877) erhielt, urn die Familie ihrem
alten Glanze zuzufuhren, eine hochst
sorgfaltige Erziehung zunachst in der Theresianischen
Ritterakademie zu Wien,
worauf er an den Universitaten zu War»
schau, Paris und Gottingen studirte.
Dann unterzog er sich der Aufgabe, das
Majorat in seiner Gesammtheit zuriickzugewinnen,
was ihm auch gelang. Aus
diesem AnlaB verof f entlichte er eine Reihe
von Schriften durch den Druck, welche
sich sammtlich auf den Mo joratsstreit be»
zogen, fur dieses Werk aber weiter keine
Bedeutung haben, mit Ausnahme der
Schrift :
(Paris 1846, 2. Aufl. Briissel im nam«
lichen Jahre), von welcher eine deutsche
Uebersetzung (zuerst in Bern 1847, dann
in Grimma 1848 und in Wien im namlichen
Jahre) herauskam. Diese Schrift
erregte wegen der gegen Oesterreich ge»
richteten Angriffe damals nicht geringes
Aufsehen. Viel wurde sein Name ge»
nannt, als er auserwahlt schien, ein Einvernehmen
zwischen den Polen und RuB»
land herzustellen, mit welcher Mission er
jedoch klaglich scheiterte. Die ferneren
Geschicke des Grafen Alexander, der
mehrere hohe Aemter in Polen beklei»
dete, zuletzt aber mit unbegrenztem Ur>
laub in Dresden lebte, haben fur dieses
Lexikon kein Interesse. Sein wohlgetrof.
fenes BildniB zugleich mit einer kurzen
Lebensskizze von A. Letellier brachte
die Pariser „Illustration' s im September
1837 und vor kurzem eine ausfiihrliche
Darstellung seines Warschauer Regimes
die Miinchener „Allgemeine Zeitung"
1887, Beilage 202 und 203: „Russisch,
polnische Erinnerungen" . Von G. C.
Petzet. — 8. Ein Graf W i e 1 o p o 1 s k i ,
dessen Taufnamen wir nicht kennen,
diente zu Ende des achtzehnten Jahr«
Hunderts in der kaiserlichen Armee, focht
im Feldzuge 1793 als Oberlieutenant
im Inf anterie-Regimente Erzherzog Karl
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Wurzbach5 6 . txt
Nr. 3 und wurde wegen seines Wohl-
Verhaltens bei mehreren Gelegenheiten,
wie Graf Thurheim in seinen „Denk.
blattern aus der Kriegsgeschichte der
k. k. osterreichischen Armee" (Bd. I,
S. 10, Jahr 1793) berichtet, in den Re>
lationen belobt.
Lno^klopka^a PO v?32611 k na, d. i.
Polnische Real ' Encyklopadie (Warschau 1867,
S. Orgelbcand. gr. 8".) Bd. XXVI, S. 932
u. f. - Xoti<:b8 5U!' 165 5kinU165 illustres
6t, iiti-«e8 ae lal>»lu' s us suivicL ae ti-oi5 xlanodes
eoloriees uont6»a,nr lea arni«li cles
kkinillvs iQLQtionnsei j 62. N2 ces noriees
(?u,ri2 1862, A .. I'rknek, Lr»x«llli5 vt I^eixxix,
.V ra A roix) x. 192.
Nielowieyski de Melka-Nies, Ladislaus
Freiherr (k. k. Haupt mann
und R i t t e r des Maria Theresien«
Ordens, geb . zuMorkonain Russisch»
Polen 1789, gest. zu Podgarze in
Galizien am 14. Juni 1844). Der
SproB eines alten Adelsgeschlechtes , das
in der Wojwodschaft Krakau ansassig
war und sich in friiherer Zeit de Trze«
b 1 i n schrieb, trat er schon im Alter von
12 Jahren in die Schule des k. k. Bom«
bardiercorps und machte, 16 Jahre alt,
als k. k. Cadet den Feldzug 1803 gegen
Frankreich mit . 1809 stand er als Nnierlieutenant
im 2. Artillerie-Regimente bei
der Armee in Italien, wo er sich in der^
Wielowieyski de Wielka-Mies 28 MieloVieyski de Wielka-Wies
Schlacht bei Fontana Fredda (16. April)
besonders hervorthat. Als der Gegner
unsere Avantgarde angriff, nahm W i elowieyski
mit seiner Cavalleriebatterie
mit groBter Kaltbliitigkeit , unbeirrt durch
die mit groBer Heftigkeit wiederholt ausgefuhrten
feindlichen Attaquen, eine
solche Stellung, daB er mit seinem wohlangebrachten
Kugel- und Kartatschen«
feuer den Feind zum Riickzuge zwang
und iiber Rocco zuriickwarf, durch welchen
Umstand wesentlich die Einnahme
von Fontana Fredda durch die Unseren
herbeigef uhrt wurde. Einige Tage spater,
bei den wiederholten feindlichen Stiirmen
in Villanuova (am 29. April), bewahrte
er von Neuem seine erprobte Tapferkeit
und Umsicht, indem er mit seinen wohlgezielten
gegen den Ort San Bonifazio
geworfenen Kugeln und Kartatschen den
Feind nothigte, die weiteren Sturmversuche
aufzugeben, und ihn bis Cal»
diero zuriicktrieb. Durch funf Stunden
hatte er gegen den dreimal starkeren
Gegner genannten Punkt gehalten. Nnsere
zum Riickzuge gezwungene Armee
wendete sich nach Ungarn, wo sie am
11. Juni vorwarts von P A pa Stellung
nahm und am folgenden Tage ihren
Riickzug gegen Teth fortsetzte. Wahrend
nun bei dem immer ungestiimeren Vor«
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Wurzbach5 6 . txt
drangen des Feindes die Artillerie>Stabsof siciere
eben mit der . Auf stellung der
Brigade» und Pof itionsbatterien beschaf»
tigt waren, traf der mit seiner Batterie
bei der Nachhut eingetheilte Wielow
i e y s k i , dem bereits das Pferd unter
dem Leibe erschossen worden war, ohne
erst einen Befehl abzuwarten, aus eige>
nem Antriebe seine Mafiregeln und eroffnete
mit seiner zweckmaBig auf gestellten
Batterie ein so wirksames Feuer gegen
den Feind, daB derselbe sein heftiges
Vorriicken allmalig aufgeben muBte, wodurch
unserer nicht mehr bedrangten
Armee der Riickzug wesentlich erleichtert
wurde. Drei Tage spater, am 14. Juni,
bewahrte er in der Schlacht bei Raab
wieder seine Umsicht und Entschlossen«
heit. Er behauptete seine Stellung mit
heldenmuthiger Ausdauer, richtete mit
seinen Geschiitzen furchtbare Verheerun«
gen in den feindlichen Reihen an und liefi
sich in seinen Anordnungen auch dann
nicht beirren, als ihm wieder das Pferd
unter dem Leibe erschossen ward, kurz
seine Batterie hielt sich so trefflich, daB
der Feuerwerker, zwei Korporale und
drei Vormeister der Batterie theils mit
goldenen, theils mit silbernen Medaillen
ausgezeichnet wurden. Aber auch der
heldenmuthige Commandant der Caval«
leriebatterie, Wielowieyski, durfte
fur solche Probe der Umsicht und des
Muthes nicht leer ausgehen, umso«
weniger, als der Feldmarschall Fiirst
Liechtenstein selbst das ausgezeichnete
Verhalten des wackeren Ofsiciers hervor«
gehoben hatte. I m Feldzuge 1813 stand
Wielowieyski wieder in Italien. Bei
Caldiero am 13. November wurde unsere
Avantgarde zum Weichen gezwungen.
Da trachtete er alle Absichten des Fein»
des, in den Riickzug der Unseren Unord»
nung und Verwirrung zu bringen, zu
vereiteln, auch den Unseren den Ueber»
gang iiber die Alponbriicke bei Villa»
nuova zu sichern, ein Unternehmen,
umso schwieriger, als in dem hartnackigen
Kampfe seine Batterie Verluste an Be«
dienungsmannschaf t und Pferden erlitten
hatte. Er loste jedoch mit groBer Umsicht
seine Aufgabe. Wahrend eines secbs»
stiindigen Kampfes leitete er die Verthei«
digung so zweckmaftig, dafl nicht nur
unser Riickzug nicht gestort, wohl aber
vielmehr der verfolgende Feind in seinen
Absichten gehindert wurde und in seinen?
Miemund 2 9 Miener, Friedrich Ritter von
Colonnen eine nicht geringe Erschiitterung
wahrzunehmen war. Als dann am 8. Februar
1814 unsere Armee den Uebergang
iiber den Mincio bei Valeggio ausfiihren
sollte, wurde sie vom Feinde, der bei
Goito den Flufl schon iibersetzt hatte,
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Wurzbach5 6 . txt
lebhaft angegriffen und unser linker Fliigel
bis iiber Puzzuolo zuruckgedruckt . Da
war ea wieder Wielowieyski, welcker
mit seiner Caualleriebatterie rechtzeitig
und wirksam eintrat, indem er den Feind
hinderte, unsere bereits geschwachte In»
fanterie aus der Stellung bei JJuroni zu
verdrangen und die StraBe von Villafranca
zu gewinnen. War unserem Helden
fur sein tapferes Verhalten bei Raab
das Ritterkreuz des Maria Therefien«
Ordens zutheil geworden, fur diese neue
Waffemhat schmiickte der Kaiser denselben
mit dem Ritterkreuze des Leo«
poldordens . I m Jahre 4813 befand sich
Wielowieyski als Oberlieutenant bei
dem Armeecorps, welches gegen Neapel
operirte, und bewahrte seine alterprobte
Tapferkeit und Umsicht bei der Bloquade
und Uebernahme von Ancona und bei
der BeschieBung von Gaota, wo er das
Obercommando der Artillerie fuhrte.
1819 riickte er zum Hauptmann vor', im
Janner 1825 erhielt er den Statuten
gemafl den Freiherrenstand. Aber schon
1826 trat er mit Beibehaltung des
Militarcharakters aus den Reihen der
activen Armee und genoB noch 18 Jahre
den Ruhestand.
T h u r h e im (Andreas Graf) . Gedenkblatter
aus der Kriegsgeschichte der k. k. osterreichisch '
ungarischen Armee (Wien und Teschen 1880,
K. Prochaska. gr. 8") Bd. I I , S. 371. 3?2.
Wiemund, Friedrich, Pseudonym fur
Friedrich Wilhelm Otto Ludwig Freiherr
von Reden '"siehe diesen: Bd. XXV,
S. 107 u. f . A .
Wiender. Bonaventura (Augustiner-
Ordensherr, geb . zu Volkermarkt
in Karitthen am A> . Janner
1724. Todesjahr unbekannt) . Er trat
1739 in seinem Geburtsorte in den
Orden des heiligen Augustin mit weiten
Aermeln und erlangte 4737 an der
Wiener Universitat das Baccalaureat der
Theologie. Mehrere Jahre hindurcb lehrte
er die theologischen Disciplinen in seinem
Orden, wurde in der Folge Sscretar
seiner Provinz dann Prior in den Klo»
stern ; u Volkermarkt, Laibach und Trient,
zuletzt Provincial seines Ordens. Auch
schrif tstellerisch thatig, hat er herausgegeben . '
„Na5 Aden des h.
(Wien'1732) ' , -
i i 1758) : -
ss A (id. 17..). Eine Ge«
scbichte seines Klosters zu Volkermarkt in
lateinischer Spracbe: '"Historiu. Oonhatte
er in Handschrift fertig liegen. Im
Jahre 1778 war er noch am Leben.
( 2 e Luca) . Das gelehrte Oesterreich. Ein
Versuch u. s. w. I. Bandes 2, Theil (Wien
i?71>. von Trattner. 5",) T. 23 .
Wiener, Adolf, siehe: Wiesner, Adolf.
Seite 42
Wurzbach5 6 . txt
Wiener, Friedrick Ritter von (Mitglied
des Abgeordnetenhauses des osterreichischen
Reicdsrathes und des bohmischen
Landtages, geb . zu Prag am
20. November 1817, gest. daselbst im
Fruhjahr 1887) . Er besuchte das Gymnasium
und die Universitat seiner Vater«
stadt und verlebte eine kummerliche
Jugend, in welcher er alle Bitternisse
eines blutarmen Studenten durchkostete .
Doch gelang es ihm, sieb durchzuwinden
und die juridischen Studien ; u beenden,
worauf er in Prag am 16. December?
Miener, Friedrich Ritter von Wiener, Karl (Charles)
4842 zum Doctor der Rechte promovirte.
Nun erhielt er eine Advocatenstelle in
Briir. 1860 nach Prag zuriickgekehrt ,
wurde er zu Beginn der Sechziger-Jahre
daselbst in der Iosephftadt in den bohmischen
Landtag gewahlt, in welchem er
liber ein Viertel jahrhundert als Vertrauensmann
des deutschbohmischen Volkes
saB, lange Zeit auch dem bohmischen
Landesausschusse als Ersatzmann und
Mitglied angehorte. 1873 ward er in
demselben Wahlbezirke auch in das Ab»
geordnetenhaus des Reichsrathes ent»
sendet, in welchem er, wie unsere Quelle
bemerkt, „mehrere Jahre hindurch ge«
rauschlos, aber nachdrucksvoll wirkte".
Er trat in den Plenarsit zungen des parlamentariscken
Korpers nur selten hervor,
bei seinem stillen sich nicht vordrangenden
Wesen brachte er sein reiches ge>
diegenes Wissen, seine umfassende PersonenkenntniB,
seine Schlagf ertigkeit und
sein kluges Erfassen der Verhaltnisse vorwiegend
in den Commisswnsberathungen
zur Geltung. I n denselben aber iibte er
bei der hohen Achtung, in der er stand,
groBen EinfluB. Seine milde, vermittelnde
Art schasste oft Schwierigkeiten
hinweg, die unbesiegbar schienen, und
manchen Sturm im deutschen Ver»
trauensmanncrcollegium, welcher Spattungen
herbeizuf iihren drohte, hat Wie»
ner's Eingreifen beseitigt. Als Rechts»
freund war derselbe hochgeschat zt , Callaliere
und Geschaf tsmanner der verschie»
densten Parteistellung suchten in gleicher
Weise seinen juridischen Rath nach und
brachten ihm alle das hochste Vertrauen
entgegen. I n der That war seine Prager
Kanzlei die hervorragendste in Bohmen,
und Jahre hindurch befand er sich bald
als President, bald als Vice-Prasident
an der Spitze der Prager Advocaten«
kammer. Seit dem Beginne der Verfas»
z sungsara stand er im Vordergrijnde des
! politischen Lebens und der politischen
A Kampfe. Sobald die Sonderung der
! Parteien in Bohmen und Oesterreich sich
vollzogen, nahm er Stellung, schloB sich
der deutschen liberalen Verf assungspartei
Seite 43
Wurzbach5 6 . txt
an und ist als bewahrter Vorkampfer
des Deutschthums in Bohmen ihr treues
hingebungsvolles Mitglied geblieben.
Sein Hingang ware unter alien Umstan»
den ein Verlust gewesen; bei den Spattungen,
welche die deutsche Partei des
Abgeordnetenhauses zur Zeit zum grofien
Schaden der deutschen Sache in Oester»
reich trennen, wird Wiener mit seinem
ausgleichenden, versohnenden, immer die
praktischen Ziele ins Auge fassenden
Wesen heute schwer vermiBt. Von seinen
urn die Prager Commune besonders er>
! wordenen Verdiensten sei hier noch seiner
Leistungen bei der Organisation der
stadtischen Feuerassecuranz und seine Ausi
arbeitung des Planes zu stadtischen An-
, lagen gedacht . Wiener wurde fur seine
Verdienste im December 1872 mit dem
Orden der eisernen Krone dritter Classe
ausgezeichnet und den Statuten gemafl
in den osterreichischen Ritterstand er«
hoben. Er starb nach langem schmerz»
lichen Leiden im Alter von 71) Jahren.
Neue illustrirteZeitung . Herausnegeben
von Balduin G r o 1 1 e r . Wien. 1?. April
1887. Nr. 29. S. 4o9.
Portrait. Unterschrif t : „Friedrich Ritter
von Wiener". Nach einer Photographie «ez.
von F. F. W(eifl) A ebenda S. 44U) .
Wiener, Karl ' s Chatles' s (Reisender,
geb . in W i e n 1849) . Ueber den
Bildungs- und Lebensgang des in Rede
Stehenden wissen wir nichts bis zu dem
Augenblicke, da derselbe als Professor in
Paris erscheint und in der Eigenschaft
eines f ranzosischen Consuls im Auftrage
der f ranzosischen Regierung 1873—1877^
Miener, Karl (Charles) Miener, Ludwig
Peru und Bolivia bereist, urn daselbst
archaologische und geographische For>
schungen vorzunehmen. Er legte auf
dieser Reise i3.000 Kilom. zuriick und
bestieg unter Anderem den Illimani. I n
den Fachzeitschuf ten A o u r au nionae"
1873, Nr. 88? u. f., in A n d r o e's
„Globus", Bd. 34, Nr. j — 3 , in Petermann's
„Geographischen Mitthei»
lungen", 1880, S. 122 und in der
, Rundschau fur Geographie", Bd. I,
S. 300 u. f. finden wir mehr oder minder
ausfiihrliche Berichte iiber diese Reise.
Als sich Wiener im August 1877 zur
Heimkehr anschickte, sendete er von Callao
aus an das franzosische Unterrichtsministerium
80 Kisten mit 4000 Gegenstanden
voraus, welche er dann im ethnographischen
Museum zu Paris aufstellte und
ordnete. Der franzosische Minister des
offentlichen Unterrichts fand bei der Er>
offnung des ethnographischen Museums
in der daselbst gehaltenen Rede AnlaB,
mit Anerkennung und Auszeichnung
Wiener's zu gedenken; auch wurde der
Seite 44
Wurzbach5 6 . txt
26jahrige Reisende mit dem Orden der
f ranzosischen Ehrenlegion und auf der
Pariser Weltausstellung mit der golde>
nen Medaille ausgezeichnet . Bald darauf
1879 entsendete ihn die franzosische Regierung
auf eine neue Expedition nach
Siidamerika, auf welcher er in ahnlicher
Weise in Ecuador forschte, dann den Rio
Napo und Amazonos hinabfuhr, die
Schif fbarkeit des ersteren Stromes bestatigte
und einen neuen kiirzeren Weg
von Quito iiber die Cordilleren zum
Napo gefunden haben will. Mit Unter»
stiitzung der f ranzosischen Regierung gab
er als literarische Frucht seiner ersten
Reise die Beschreibung derselben unter
dem Titel heraus: „l'sT-o« st Fo?i>?'a.
!880, Ha.-
dietts et <ii'5) . Das Werk ist prachtig
ausgestattet , enthalt iibcr 1100 in den
Text gedruckte Abbildungen von Typen
und Funden aller Art, 27 Ansicbten,
18 Siluationsplane von Landschaf ten,
Stadten, Einzelbauten alter und neuer
Zeit, Ruinen, Griiften. Wiener wurde
1878 von Seiner Majestat dem Kaiser
von Oesterreich das Ritterkreuz des Franz
Ioseph ' Ordens verliehen.
Emb acher (Friedrich Oi-.) . Lerikon der Reisen
und Entdeckungen (Leipzig 1882. Bibliogra»
phisches Institut, br. 12".) T, 2!>?. "42. -
Wiener Abendposi (Abendblatt der
Wiener Zeitung) 1«. Fediuar 1881) . Nr. 37.
T. 14s, u. f.
Noch sind anzufiihren: 1 . Leopold Wiener,
der in den unten angegebenen Duellen aus»
drucklich alo geborener Desterreirver beieichnet,
wird. Derselbe lebc als Bildkauer und Me»
dailleur in Briissel, hat bereits mehrere schone
Medaillen geliefert, seinen Ruf als Bildhauer
aber durch die monumentale Marmorgruppe
der Briider Van Ey ck begriindet, welche den«
selben in ihrem Geburtsstadtchen Manseyck
errichtet und am 5. Teptembcr <86i in Ge»
genwart des Konigs der Belgier und des
(Hrafen von Flandern enthiillt worden ist.
Dem Werke wiro gliickliche Erfindung und
charaktervolle Ausfiihrung nachgeriihmt. Bald
nachher schuf Wiener die allegorischen Fi»
guren des Gewerbef ieiBes und des Handels
fur die Nationalbank in Briissel. Nach an«
deren Quellen ware Leopold ein Bruder
des belgischen Medailleurs Jacob Wiener,
welcher am 2. Marz 1813 zu Venloo geboren
ist. Wieso die nachbenannien Quellen Leo»
p o 1 d Wiener einen geborenen Oesterreicher
nennen, konnen wir nicht errathen. Vielleicht
veranlaBt der Name Wiener, der jedenfalls
jiidische Abstammung verrath, dazu. l AA ue
Freie Presse. 1864. Nr. 9. in den Theater»
und Kunstnotizen . — Zellner ' s Blatter fur
Theater. Kunst u. s. w., 1864. Nr. 2.) -
2. Ludwig Wiener (geb. urn 1846) trat
in die k. k. Armee und war I8u: ! Ladet im
Seite 45
Wurzbach5 6 . txt
80. Inf anterie-Regimente Prinz Schleswig»
Holstein. 1878 machte rr als Hauptmann
erster Classe im 5?. Infanterie. Negimente^
Miener, Wilhelm Ritter von 32
Grohherzog Mecklenburg ' Schwerin den bos
nischen Occupationsf cldzug mit, und wiird,
ihm fur sein ausgezeichnetes Verhalten in
demselben die ad. Belobung zutheil. Am
1. November 1881 rtickte er zum Major vor,
in welcher Eigenschaft er zur Zeit dem Gc«
neralstabe in der Abtheilung fur Kriegs«
gcschichte zugetheilt ist. ^Thiiryeim
(Andreas Graf) . Gedenkblatter aus der
Kriegsgeschichte der k. k. osterreichischen Armee
(Wien und Teschen 1880, K. Prochaska.
Ler. 5".) S. 400. Jahr 1878.) - 3. Paul
Wiener, der im sechzehnten Jahrhunderte
lebte, kam aus Laibach uach Hermannstadt
in Siebenbiirgen, ward daselbst Stadtpfarrer
und 1553 erster Superintendent Oder, wie es
hieb. „Bischof" der Evangelischen . Er zahlt
zu jvnen A berhirien seines Bekenntnisses ,
welche durch Wort und That fur Schule und
Kirche. Wissenschaft und Leben die kraftigsten
Stiitzen der Siebenbiirger Deutschen wurden.
A Schuler von L i v 1 o y (Friedrich) . Kurzer
Ueberblick der Literatucgeschichte Siebenbiir«
gens von der altesten Zeit bis zu Ende des
vocigen Jahrhunderts . Syluestergabe (Her»
mannstadt 183?, Closius,. gr. 8".) S. 35. -
Siebenbiirgische Quartalschrift (Her«
mannstadt. 6".) Bo. I I , 17!)1. S. 3.) -
4. W i 1 h e lm Wiener. Ein zeitgenossischer
Violinvirmoie . der sich unier dem Prager
Professor Moriz M i 1 d n e r I'M. XVIII,
5. !jl>9' s blidele und dann London als die
Statte ,/s aylce, wo er etwa seit 1862 durch
seine Kunstf ertigkeit sich einen Ruf begriindete.
C'c veranstaltete m dieser Weltstadt die
sogenannten (UlkLaieu . ! , oouobrtz, welche uon
Seite des Publicums groflen Zuspruch und
Anerkennung fandca. A Neue Freie Presse
22. Februar ld>67. Nr. 81)1. A - 5 . W i 1 h e lm
Ritter von Wiener. Derselbe arbeitete etwa
seit ! 8o4 in verschiedenen Wiener Journalen,
vornehmlich in der „Presse", begriindete dann
selbst das ..Reue Wiener Fremden »Blatt",
welches nach einigen Jahren wieder einging,
machce, wenn wir nicht irren, als Bericht»
erstatter die Neise zur Eroffnung des Suez»
canals und gab als Frucht dieser Neise das
Buch „Nach dem Orient. Reiseskiz^en" (Wien
1870, Klemm, kl. 8° . ) heraus. Auch wurde er
einmal zum Vorstande des Wiener Schrift '
steller» und Iournalistenvereines „Concordia"
und in den Gemeinderaty der Stadt Wien
gewahlt . I m Ocwber 1873 erhielt er den
Orden der eisernen Krone dritter Classe und
infolge dessen den Ritterstand. A Du n A p a«
Wienmger, Georg
vento. Wiener Schrif tsteller« und Iourna»
listentypen und Silhouetten (Wien 1874,
ar. 8") 3. 142. — Presse (Wiener polit.
Blatt) 'i«ttli. Nr. 73 Abendblatt und Nr. 76
Seite 46
Wurzbach5 6 . txt
Abendblatt : „Mittheilungen von Friedrich
Nhl". - Portrat im „Floh" 1872. Nr. 30:
„Weltgeschichtliches" (die rechtsstehende Figur;
die folgende mittlere stellt Ed, H u g e 1 vorj^j.
Wieninger, Georg (Musikdilett
ant. geb . in Wien am 40. December
1791, Todesjahr unbekannt) . Der Sohn
vermogender Eltern, trat er in das
Handelsgeschaf t seines Vaters ein, nach
dessen Tode er dasselbe auch fortfuhrte.
Friihzeitig zeigte er groBe ' Neigung und
Talent zur Musik, und obwohl er sich
dem Kaufmannsberuf e zugewendet hatte,
versaumte er nicht, die ihm verbleibende
MuBe der Musik und seiner Ausbildung
in derselben zu widmen. Der seinerzeit
hochgeschat zte Violinspieler Mayseder
.VII, S. 193) unterrichtete ihn
nicht nur im Spiele seines Instrumentes ,
sondern auch in der Composition. I n der
Folge verlegte sich Wieninger ganz
auf das Studium der Kirchenmusik, und
mehrere Jahre lang wurden in verschiedenen
Kirchen Wiens unter seiner Direo
tion die besten Kirchenwerke alterer und
neuerer Meister mit trefflich geschultem
Orchester und Chore zur Auffiihrung ge»
bracht, so daft er sich in Wien urn die
Hebung der Musik, und zwar des edelsten
Gebietes derselben, der Kirchenmusik,
sehr verdient gemacht hat. Der Musik«
gelehrte GaBner aber berichtet iiber
Wieninger, daB derselbe eine sehr
kostbare Musikbibliothek besaB, welche die
tref f lichsten Werke der beriihmtesten Meister,
darunter viele Originalien und
Autographe in Partituren und zahlreichen
Auf lagstimmen barg, und daB er
iiberhaupt keine Opfer scheute, Composi»
tionen groBer Meister unter seiner eigenen
pracis energischen Violindirection mit den£
Miery 33 Miery
vorzuglichsten Individuen in hochster
Vollendung zu Gehor zu bringen. Wann
Wieninger gestorben, ist uns nicht bekannt,
4849 war er noch am Leben.
GaBner (F. S. Dr.) . Universal« Lerikon der
Tonkunst . Neue Handausgabe in einem Bande
(Stuttgart 1849, Fr. Kohler. Ler.««o.) S. 89«.
—Schilling (G. Dr.), Das musicalische
Europa (Speyer i8t2. F. (5. Neidhart.
gr. 8".) S. 338.
Ein Eduard Wieninger i>'t Eompositeur,
von dem in den letzten Jahren folgende Ton«
stiicke erschienen sind: „Gondotterlied. W a>
rum sinnst du so verlassen? Fur Tenor
mit Brummchor und Pianoforte" Ox. 4
(Wien 1881. Buchholz). - „Gavotte" in 2)
fur Pianos. Op. 6 (ebd. 188i. Wetzler) . —
''Stelldichein . Polka Mazur fur Pianos."
Ox. 12 (Leipzig 1884. Leuckart) . — „Fest«
marsch zum s. deutschen BundesschieBen fur
Orchester (fur Militarmusik; fur Zither arran«
girt von F. Guttmann . A . 13 (Leipzig) .
Seite 47
Wurzbach5 6 . txt
Vierer, siehe: Wirer «on Rettenbach ! Erzbischdsen «°n Salzburg steht namlich
sin den Quelleni, i bc>s Recht zu, die Bischof ssit ze °°n Gurk.
! Seckau und Lavant zu besetzen, und zwar
Wiery, Valentin (Fiirstbischof von A jene der letzteren Orte ohne Ausnahme,
Gurk, geb . zuSt .Mareinim Lavant-! den des ersteren abwechselnd mit
Seiner
thale Karnthens am 12. Februar H813, ! Majestat dem Kaiser. Am 20. November
gest. am 29. December 4880) . Der Sohn > folgte dann Wiery 's Consirmation, am
eines unbemittelten Lehrers in seinem ! 2 1 . seine Consecration und am 8.
Decem»
Geburtsorte, war er nur mit Unterstiihung
des damaligen Fiirstbischof s von
Lavant im Stande, sich den Studien zu
widmen. Er besuchte das Gymnasium zu > t i n erhielt die Diocese Gurk die
Ausdeh-
Gorz und zu Klagenfurt und machte in ! nung iiber das ganze Herzogthum Kam»
letzterer Stadt auch den philosophischen ! then, indem bei der Verlegung des
Curs durch. Hierauf kam er als Lavanter A Bischof ssit zes der Diocese Lavant von
Alumnus in das Klagenfurter Seminar, ! St. Andrea nach Marburg eine Arronin
welchem er Theologie studirte und am dirung der Diocesen vorgenommen wurde,
nach welcher der Diocese Gurk am
4. Juni 1839 der karnthnerische Antheil
Jahren mit reichem Wissen in die Heimat
zuriick. Nun wirkte er zunachst in der
Seelsorge als Caplan in Untersteiermark,
blieb aber nur kurze Zeit in dieser Tha«
tigkeit, da er bald als Spiritual in das
Klagenfurter Alumnat berufen wurde.
Am 20. August !844 erfolgte seine Ernennung
zum Domherrn von Lavant, am
20. November desselben Jahres seine
Installation zum Domherrn von Salz«
burg, wo er in Kurzem die Liebe und das
Vertrauen des Fiirsterzbischof s von Tarniiczy
M . X I . I I I , S. 78^ erwarb,
welcher ihn zu dem wichtigen Posten
eines Directors des fiirsterzbischof lichen
Priesterhauses berief. Nach vierzehn»
jahrigem Wirken in diesem Amte ward er
vom Erzbischof am 30. October 1838
zum Fiirstbischof von Gurk ernannt. Den
ber seine feierliche Introduktion in der
Kathedrale St. Peter und Paul zu
Klagenfurt. Unter Fiirstbischof Valen-
4. August 1833 die Weihen empfing.
Der Fiirstbischof von Lavant sandte dann
den jungen Priester, der als solcher durch
seinen Eifer in den Studien und seine
der Lavanter Diocese oder Unterkarnthen
zufiel. I n einem dem Kirchenf iirsten ge-
Talente sich bemerkbar machte, in die widmeten offentlichen Nachrufe heiBt es
hohere Bildungsanstalt fur Weltpriefter
in Wien. Dort erwarb Wiery das theologische
Doctorat und kehrte nach drei
von ihm: „Milde war wohl der Hauptcharakterzug
des Verewigten, Priester
aus Liebe und im
o Wiirzbach. b'ogr. Lerikon. I . V I . "Gedr. 19. Nov. 188?.)
besten
3
Sinne des?
Wierii MierMcki. Peter
Wortes war er. .„„Ich gehe beten"",
waren die letzten vernehmlichen Worte,
Seite 48
Wurzbach5 6 . txt
welche der sterbende Oberpriester in. seinem
kurzen und ruhigen Todeskampfe ge»
sprochen. I n seiner Milde war er von
herzgewinnender Liebenswiirdigkeit gegen
Jedermann, voll Wohlwollen fur die
Armen und Nothleidenden; und zahllose
Arme verloren an ihm ihren stillen Wohlthater,
denn er liebte es nicht, mit seinen
Wohlthaten zu prunken." BloB seinem
oberpriesterlichen Berufe lebend, vermied
er es, sich in das politische und Parteigetriebe
einzumengen; wie auf kirchlichem,
so auf politischem Gebiele — denn als
Fiirstbischof von Gurk besaB er Sitz und
Stimme im karnthnerischen Landtage und
war lebenslangliches Mitglied dea Herren
Hauses des osterreichischen Reichsrathea
— war Friede sein Losungswort . Als
Kirckenfiirst liefi er sich die Wiederbelebung
religioser Brauche, wie sie zum
Nachtheile des kirchlichen Lebens iiber»
Haupt und dea Seelenheils seiner Di6»
cesankinder insbesondere allmalig vergessen
oder vernachlassigt worden oder
eingeschlummert waren, angelegen sein,
wie offentliche Versehgange, Krankenbesuche,
Andachten, Predigten, fiihrte
Priestererercitien, dann die Maiandacht
ein, erricbtete zur Heranbildung fur den
Clerus geeigneter Zoglinge ein Knaben,
seminar u. s. w. Auch als Fachschrif tsteller
war W i e r y thatig, imd erschienen
von ihm: „Nttrachtniigen beim Iiil jlc55chln5Ze .
5 Predigten" (Klagenfurt 18 4 3) ; -
„ Handbuch M Erklarung der 511nn> nnt» teZttaglichen
Guungrlirn in drutachrn Schulen"
(ebd. 1849); — „Predigten nntl Anreden",
1. bis 7. Sammlung (ebd. 1839-1867,
Leon, 80.) . Das verdienstliche Wirken
des Kirchenf esten wiirdigte der Monarch
1873 durch Verleihung des Commandeurkreuzes
des Leopoldordens, 1830,
wenige Monate vor des Bischofs Tode,
durch jene der Geheimrathswurde . Aufterdem
war der Fiirstbischof Thronassistent
und Hauspralat des Papstes und Pa>
tricier von Rom. Er wurde in der
St. Xaver ' Capelle der Domkirche zu Klagenfurt
beigeseht .
Klagen furterZeitung, 1880. S. 2696. —
Dieselbe, 1838. Nr. 278. im Feuilleton :
„Ankunft des Fiirllbischof ii Valentin Wiery
in Klagenfurt". — Wanderer (Wiener
polit. Blatt) 18>'3. Nr. 208: „Der Bischof
von Gurk" . — Neue Freie Presse voni
12. August 1868. — Hermann (Heinrich) .
Handbuch der Geschichte des Herzogthmno
Karnthen in Vereinigung mit den osterrei'
chischen Furstenthumern (Klagenfurt 1860.
I . Leon. t>".) Bd. 111,3. Heft: „Cultur'
geschichte Kawthms uom Jahre 17W— 1857.
S. 174 und 40N.
Wierzbicki, Peter (Botaniker, geb .
in Galizien 1794, gest. zuOravicaim
Seite 49
Wurzbach5 6 . txt
Lugoser Kreise des Banates am 3. Februar
4847) . Nachdem er in Ungarn
seine Vorbereitungsstudien vollendet
hatte, widmete er sich der Pharmacie
und Chirurgie, aus welchen beiden er
das Magisterium erwarb. Urn 1820
wurde er am Georgikon zu Keszthely
supplirender Professor und in der ersten
Halfte der Zwanziger-Iahre Assistent der
Botanik und Chemie. Gegen Ende der
Zwanziger' Jahre als Bergwerks» und
Cameralwundarzt in dem durch seinen
Bergbau bekannten Oravica angestellt,
hatte er anfangs mit mancherlei Hindernifsen
zu kampfen, welche er aber nach
und nach iiberwand. I n seinen Mufie»
stunden beschaftigte er sich mit grofiem
Eifer mit Botanik. Bereits in den Zwan»
ziger»Iahren hatte er botanische Ercursionen
zum Neusiedler- und Plattensee,
spater im Banate zu dem ihm nahe
liegenden Gebirge gemacht, und bis zu
seinem Tode unterhielt er einen lebhaften
brieflichen Verkehr mit Botanikern ver«?
Mierzoicki. Peter Wierzchle^ski
schiedener Lander, so mit H e u f f e 1 ,
Reichenbach (Vater) , Koch in Erlaw
gen und Anderen. Mit H e u f f e 1 , einem
der tiichtigsten Botaniker Ungarns (geb
4800, gest. 1837), gab er Sammlungen
getrockneter Pflanzen heraus. Wie wir
von Gistel erfahren, betrieb er auch
Entomologie und sammelte Kerfe, vor
nehmlich Kafer und Falter. Auch schrif tstellerisch
in seinem Lieblingsf ache thatig,
verof f entlichte er in der Regensburger
„Flora" folgende Abhandlungen : „Neber
die Vegetation der Oravicaer Gegend
im November 1838" "1838, Bd. I ,
S. 238'"', — „Uebersicht meiner bota-
Nischen Exkursionen von Oravica im
Banate" "*1840, Bd. I , S. 239 u. f. A ;
— „VerzeichniB jener phanerogamen
Pflanzen, welche im Banate seit dem
Erscheinen vonA. Roche l's A Bd. XXVI,
S. 214' s > botanischer Neise in das Banat
im Jahre 1833 von P. Wierzbicki
wild wachsend vorgefunden worden sind"
"643, Bd. I , S. 330). I n Handschrift
hinterlieB er eine „ A lora. Oomitatus Uo-
8oni6n8i3", 2 Bande in 4". aus dem
Jahre 1820. Diese war im Besitze seiner
Witwe und enthalt die Beschreibung der
im Wieselburger Comitate vorkommen»
den Pflanzen mit Angabe der Stand»
orte. Eine „Nnnmerktio" befindet sich
im Pesther Nationalmuseum unter 3023
und 3096 Fol., wie ebendaselbst unter
2029 Fol. sein ''I.enokuS plg.ntAl-um
intsr K682tl2.6i' s H ai . I n e n 02 )1, Nut-
Seine Pf lanzensammlung, die sehr werth»
voile Belege zur ungarischen Flora ent<
halt, wurde von dem k. k. Oberstlieute«
nant Freiherrn Gustav von Berg, der sie
Seite 50
Wurzbach5 6 . txt
von dem verstorbenen Freiherrn Karl von
M a n d e 1 1 ererbte, im Marz 1833 dem
Ioanneum in Gratz geschenkt, wo die»
selbe Professor Dr. Johann Georg Bill
sichtete. August Kanitz bemerkt, daB
Peter Wierzbicki nach Kitaibel
M . X I , S. 337), Rochel und Heuffel
vielleicht der beste Kenner der ungarischen
Flora gewesen.
Kanitz (August) . Versuch einer Geschichte der
ungarischen Botanik (Halle 186.1. 8<>.)
S. i63. Nr. 128 sdieser aus dem XXXU7 .
Bande der /s i>ina.ea" veranstaltete Separat»
abdruck erschien bereits als „G?schichte d<r
Botanik in Ungarn" sSkizzen) (Hannover
1863. 12".) in nur 7« Eremplaren. und in
dieser Ausgabe befinden sich die Notizen iiber
Wierzbicki auf S. 93) , — Erneuerte
vaterlandische Blatter (Wien. 4")
1820. Intelligenzblatt . Nr. 46. - G i f t e 1
(Johannes) . Lerikon der entomologischen
Welt (Stuttgart 1846. Schweizerbart . 8".)
Seite 73.
1. Ein Vlerander Wierzbicki, Zogling der
technischen Akademie in Zemberg, erscheint
unter den Opfern der polnischen Revolution
in den Jahren 1863 und 1864. in welcher er
im Corps Lelewel's kampfte und im Ge«
fechte bei Korytnica am 24. September 1863
blieb. sst«I?Ni ' <? A i A i p o i i ' t ) . Imionovis pals-
1863 i 1864, d. i. Namenliste der im Auf«
stanoe der Iarre <863 und 1864 Gefallenen
und Verlorenen (Lemberg 1863. 8".) S. 93.
— ?kin i a.t,k2. ai-z. roa"in poiL^ick... <
26bral i ulosyl A "z A muut A o 1 n ni n g, ,
d. i. Andenken fur Polens Familien. Ge»
sammelt und zusammengestellt von Siegmund
K o 1 u m n a (Kt-akau 1868. Wt . Iawerski.
8") zweiter Theil, S, 293. - 2. Michael
Wierzbicki ist ein ruthenischer Coniponist
unserer Zeit dessen Tonstiicten Originalitat
und kiinstlerischer Werth nachgeriihmt wird.
Zu dem Schauspiel „I A uoii-aMO" , welches
auf der ruthenischen Biihne in Lemberg am
14. Mai 1863 aufgefiihrt wurde, schrieb er
die Gesangstiicke, welche, ganz im nationalen
Geiste gehalten — wie denn das Stuck selbst
nur ein getreues Bild des landlichen Fami '
lien* und Gemeindelebens darstellt — unge»
mein groBen Beifall fanden.
Wierzchle jski, Franz Xaver Nitter
>on (Erzbischof von Lemberg r. I.,
eb . auf dem Landgute seiner Familie
Poryba im Sandecer Kreise Galiziens?
36
am 1. December 1803, gest. zu 3em° 1
berg am 18. April 1884). Ein Sprofi
des alten Adelsgeschlecdtes der Bersten,
welches ans Deutschland nach Polen ge»
kommen und drei goldene Wagenrader
im rotheu Felde in seinem Wappenschilde
f uhrt . Wie P ap roc ki in seinem Wappenbuche
des polnischen Adels berichtet,
waren die Wicrzcblejski ein verdienstvolles ,
Seite 51
Wurzbach5 6 . txt
aber von der Geschichte vergessenes
Adelsgesauecbt . Franz Xaver besucbte
die Elementarclaf f en in Sandec,
das Gymnasium in Tarnow, die philosophischen
Jahrgange in Lemberg und ging
dann nack Wien, wo er die theologischen A
Studien mit Auszeichnung beendete.
1826 in der damaligen Tiniecer, heutigen
Tarnower Diocese zum Priester geweiht,
wurde er von seinem Biscdof Gregor
Thomas Ziegler zur hoheren Ausbildung
in den theologischen Wissenschaften
in die k. k. hohere Bildungsa . nstalt fur
Weltpriester zum b. Augustin in Wien
entsendet. Daselbst hatte er eben das
Rigorosum aus dem Bibelstndium abgelegt,
als man ihn z A nn Professor der!
heiligen Schrift beider Testamente an!
der 1827 in Lemberg errichteten theolo- 1
gischen Lehranstalt fur die Religiosen des
Franciscanerordens berief, da unter den
Priestern des Ordens keiner vorhanden
war, der geeignet gewesen ware, diese!
Lehrkanzel zu versehen. 1834 erhielt er A
die Pfarre zu Goiogory im "loczower
Kreise, an welcher er bis 1843. zugleich
die Geschafte des Decanates und des
Volksschulenauf sehers besorgend, verblieb.
1843 erfolgte seine Ernennung zum Canonicus
an der erzbischof lichen Katheorale
in Lemberg. Zugleich ubernahm er
das Amt eines Scholasticus, welches der
bisherige Wtirdentrager aus Alters»
schwache nicht weiter fiihren konnte, und
mit diesem Amte die Oberaufsicht der
sammtlichen Volksschulen der Erzdiocese.
Aber noch hatte er kein voiles Jahr die
Eanonicusstelle versehen, als er 1846,
nach dem Tode des Przemysler Bischofs
Franz Z a ch aryasiewicz, von Seiner
Majestat dem Kaiser auf den erledigten
Bischof sstuhl berufen wurde. Er trat
diese Kirchenwiirde in schwerer, bedrangniBreicher
Zeit an, als eben das Landvolk
in seiner Erhebung gegen den rebellischen
Adel in Galizien wiithete, welche mit
Waffengewalt gebrochen werden muBte.
Kaum war der Aufstand niedergeworf en,
als sich der politische Horizont im Jahre
1848 nur noch mehr verdiisterte und mit
anderen Staaten auch Oesterreich in die
verhangniBvolle Bewegung mitgerissen
und im eigenen Staate von zwei Seiten,
von der Lombardie-Venedig und von
Ungarn, in einen blutigen Biirgerkrieg
verwickelt ward. Damals begab sich
unser Bischof mit einer Deputation an
das kaiserliche Hoflager in Wien, und
als nach ertheilter Verfassung der consti»
tuirende Reichsrath einberufen wurde,
nahm auck Bischof Wierzchle jski
zuerst in Wien, spater in Kremsier als
Abgeordneter der Stadt PrzennM seinen
Platz im Parlamente ein. Was nun seine
Seite 52
Wurzbach5 6 . txt
oberhirtliche Wirksamkeit in seiner eigenen
Diocese betrifft, so sorgte er zunachst fur
Herstellung einer feierlichen Liturgie, und
nack Verkiindung des Dogmas der unbe>
fleckten EmpfangniB Maria (8. December
1834) hob er auch sichtlich den Mariencultus
und widmete nach dem Beispiele
der Kirchen Italiens den Monat Mai
als Marienmonat der ausschlieBlichen
taglichen Verehrung der Gnadenmutter ;
mit Eifer nahm er die kirchlichen Visita«
tionen vor, predigte personlich das Wort
Gottes, vollzog Kirchenweihen und
widmete ganz besonder? Fiirsorge dem
Diocesanseminar , dieser Pflegestatte juw^
Wieskerg 37 Wiesberg
ger Priester, deren Ausbildung er sorgfaltig
iiberwachte, deren Priifungen er
personlich beizuwohnen pflegte. .Auch erschien
er auf den Versammlungen, welche
die Bischofe des Kaiserstaates zu Wien
1849 und 1836 abhielten. Vierzehn
Jahre war er in seinem Przemysler Bis«
thum thatig gewesen, als ihn nach dem
Tode des Lemberger Erzbischofs Lucas
Baraniecki Seine Majestat der Kaiser
cun 6. December 1839 zu dessen Nachfolger
ernannte. Am 23. Marz 1860 erfolgte
die papstliche Bestatigung, und am
I t t . September 1860 hielt der Kirchenfurst
seinen feierlichen Einzug. Papst
Pins IX. ernannte ihn zu seinem Thronassistenten,
der Kaiser verlieh ihm 1862
die geheime Rathswiirde, und nach
den Bestimmungen der Verfassung war
Wierzchle jski Mitglied des galizischen
Landtages und des Herrenhauses des
osterreichischen Reichsrathes . I m September
1870 schmuckie der Monarch den
Pralaten mit dem GroBkreuze des Leopoldordens .
24 Jahre hindurch hatte
derselbe den erzbischof lichen Stuhl in
Lemberg eingenommen, als er im Alter
von 81 Jahren durch den Tod von demselben
abberufen wurde .
8r. 8".) V. 666-«?3. -Allgemeine Zei>
t u n g (Munchen, gr. 4".) IBS' 1 , S. 1633. -
Springer (Anton Heinrich) . Geschichte
Oesterreichs seit dem Wiener Frieden 4809
(Leipzig 1863, Hirzel. gc . 8".) Band I,
Seite «13.
Wiesbeck, Georg, siehe: Wiesbiick,
Karl » den Quellen, S. 40">.
Wiesberg, Wilhelm (osterreichischer
Volksdichter , geb . in Wien am
13. September 4830) . Er verlor friih
seinen Vater und bildete sich unter Leitung
seiner Mutter, welche sich und ihn
von ihrer Hande Arbeit ernahrte, als
Autodidakt, von ihr auch in der uner»
sittlichen Lesebegierde, die sie mit dem
Knaben theilte, unterstiitzt. Als er noch
die unteren Schulen besuchte, verleitete
ihn die wenngleich kindliche, aber schr
Seite 53
Wurzbach5 6 . txt
lebhafte Phantasie zu Reimereien. Das
Talent des Knaben entwickelte sich in der
witzig satyrischen Richtung immer wirk»
samer, und er zahlte erst zwolf Jahre,
als er mit Einsendung von Bildendem
fur den damals sehr beliebten „Kikeriki",
ein Wiener Witz- und Spottblatt, welches
0. Berg ins Leben gerufen, sein erstes
Honorar verdiente. Nun war der Weg
gefunden, und Wiesberg schritt auf
demselben muthig weiter und sandte die
Witzspiele seiner Phantasie, zu denen ihm
das farbenbunte ewig lustige Wien reicb«
lichen Stoff bot, an die verschiedenen
Witzblatter der Residenz, wie „Figaro",
„Zeitgeist", „Grader Michl" u. s. w. I m
Alter von 14 Jahren schrieb er die erste
Kinderkomodie : „Hrllgarill, dirEMrrrenklr " ,
welche im Marz 4863 zum ersten Male
in einer Nachmittagsvorstellung des Thea«
ters an der Wien aufgefuhrt wurde, und
in welcher der Verfasser zugleich als
Schauspieler mitwirkte. Urn diese Zeit
lernte Wiesberg die damals sehr beliebten
Volkssanger Nagel und Amon
kennen und dichtete fur dieselben, wie
auch fur andereVolkasanger , welche gerade
in jener Zeit in verschiedenen Gasthausern
inner- und auBerhalb der Linien
auftraten, eine Menge Couplets, Duette,
Intermezzos, komische Scenen, von denen
manche recht wirksam waren und sehr
popular wurden. Durch giinstige Erfolge
in seinem Vorgehen ermuthigt, schrieb er
nun einige Einacter, welche im Fiirst»
Theater mit Beifall in Scene gingen.^
Wiesberg 38 Wiesberg
1870 ward er bei dem Wiener Witzblatte
„Floh", fur das er jedoch schon
seit mehreren Jahren Beitrage geliefert
hatte, als standiger Mitarbeiter aufgenommen,
und er blieb bei demselben bis
zum Jahre des „Krachs" 1873, in welchem
er zur Redaction der „Humoristischen
Blatter" von K 1 i a iibertrat. Einer
Verringerung der Arbeitskraf te, welche
letzteres Blatt vornahm, fiel auch er im
September 1874 zum Opfer, und nun
stand er vorab ohne Aussicht auf baldiges
Engagement aussichtslos da. Schon
vorher aber hatte er in verschiedenen Ge»
selligkeitsvereinen ofter als Coupletsanger
mitgewirkt, und waren seine Vortrage
gewohnlich sehr beifallig aufge»
nommen worden. Unter diesen Umstan»
den sprang er schnell entschlossen vom
„Pegasus" auf das „Brettl" und trat
am 23. October 1874 zum ersten Male
als Volkssanger beim „goldenen Widder"
in der Leopoldstadt im Vereine mit
Schiefert und Porkert auf. Schon
im Marz des folgenden Jahres wurde er
dann von Amon fur dessen Singspiel
halle als Hausdichter und Coupletsanger
Seite 54
Wurzbach5 6 . txt
1 ' auch Komodienspieler ) mit einer Tages»
gage von vier und spater von fiinf Gul>
den engagirt. I n dieser Stellung lieferte
er innerhalb vier Jahre eine stattliche
Reihe von Couplets, Duetten, Solostenen
und die nicht minder ansehnliche
Zahl von 72 Originalpof sen . 1879 vei>
band er sich mit dem Volkssanger S e i d 1 ,
und nun traten Beide als selbstandige
Darsteller am 13. Marz genannten
Jahres zum ersten Male in dem bekannten
Gasthause zum „griinen Thor" auf.
Der Erfolg iibertraf alle Erwartungen,
und mit dem ersten Duett im Costum
„Uns hab'n s b'halten", welches sie
im Mai vortrugen, war ihr Unternehmen
gesichert. Von den Friichten dieser Verbindung
sind bis jetzt in Kramer's
Musicalienhandlung in Wien !00 Couplets
(in zehn Banden) und 80 Duette
(in acht Banden) als Auslese erschienen.
Auch hat der im Verlage von Wiener
dramatischen Arbeiten aller Richtungen
auBerst regsame Wiener Buchhandler
3. Rosner Wieaberg's ausgewahlte
Arbeiten unter dem T i t e 1 : „Mein' Vater»
stadt in Lied und Wort. Eine Samm«
lung von komischen Scenen, Intermezzos,
Couplets :c," 1883 heraus«
zugeben begonnen, wovon bisher fiinf
Hefte erschienen sind, welche unter den
groBeren Nummern die folgenden ent>
halten: „Der Polsterltanz . Posse mit
Gesang"; — „Damon Rausch. Komische
Duoscene"; — „Die drei Verliebten.
Schwank mit Gesang"; — „Frau Wienerisch
und ihre zwei Zimmerherren . Zeit '
bild mit Gesang in 1 Act"; — „Vor
der Lotterie. Schwank in 1 Act"; —
„Wien vor hundert Jahren. Genrebild
aus Wiens Vergangenheit " . Die darin
vorkommenden Vortrage sind von alien
Zoten frei, in durchaus anstandigem Tone
gehalten, aber voll Witz, Humor und echt
wienerischer Gemuthlichkeit, eben jener
Gemuthlichkeit, welche den eingeborenen
nicht durch Kreuzung entarteten Wiener,
den sogenannten „Urwiener", zum Lieblinge
Aller machen, die mit ihm in nahe«
ren Verkehr treten. Aufterdem arbeitet
Wiesberg seit einer Reihe von Jahren
im „Wiener Extrablatt" mit und hat in
demselben zahlreiche Feuilletons, in wel«
chen er das Wiener Leben mit lebendigen
Farben schildert, verof f entlicht . Auch
finden wir ihn als Mitarbeiter im ersten
Jahrgange der illustrirten „Wiener Spe«
cialitaten", welche wienerische Zeitung
Mitte 1883 unter Redaction von
August ParreyB zu erscheinen begann.
Wenn wir Wiesberg's Schaffen^
Miesbock, Karl L. 39 Miesbock, Karl L.
im Gebiete des Volkssa ' ngerthums nach
den uns vorliegenden Arbeiten desselben
Seite 55
Wurzbach5 6 . txt
priifen, so glauben wir ihn als Begriin,
der und Vertreter einer edleren sittlicheren
Richtung dieses Genres begriifien zu
sollen, welches bisher nur in der Zote
und liisternen Zweideutigkeit vegetationsf ahig
zu sein glaubte.
Portrat. I n Medaillonf ormat auf den Uni»
schlagen seiner periodischen Hefte „Mein' Vater«
stadt in Lied ur,d Wort" (Roaner. Wien) ,
gez. von H(ugo) Strod>.
Wiesbock, Karl L. M a 1 e r , Restaurateur
und Kunstantiquar,
geb . wahrscheinlich in Wien oder doch in
dessen Nahe im Jahre 181t, gest. in
Wien am 22. August 1874) . Ueber
Lebens- und Bildungsgang dieses anti<
quarischen Sonderlings, iiber den selbst
der in Wiener Sachen und Personen so be>
wanderte und wohl unterrichtete Fried»
rich Schlogl I M . XXX, S. 128)
nichts Bestimmtes zu erkunden vermochte,
liegen gar keine Nachrichten vor. Da
Wiesbock zu Stetteldorf beerdigt worden,
so meint Schlogl, daB derselbe
wohl im Stockerauer Rayon das Licht
der Welt erblickt haben diirfte. Auf dem
an seiner Thiir angenagelten AdreBschildchen
nannte er sich Maler, und hierzu
bemerkt Schlogl, daB Wiesbock
diesen Titel kaum rechtf ertigen konnte
und sich hochstens Restaurateur nennen
durfte. Doch sei er Copist gewesen, und
zwar ein sehr gef ahrlicher , da er kostbare
antike Originale bis z u r . . . Tauschung
copirte. Nun, Maler war Wiesbock
doch wohl, denn in der Iahresausstellung
1830 in der Akademie der bildenden
Kiinste bei S t . Anna in Wien hatte
ein Karl Wiesbock, den wir mit
unserem Antiquar, iiber welchen Schlogl
die Frage aufstellt: „wer war der
Mann?", fur ein und dieselbe Person
halten, einen „Slnuienk . llpk" (40 f 1 . ) , ein
Landschaf tsbild: „PwrtlM uw Gurs nu
(30 fi.) und ein Genrebild
snr Zchnle" (120 fl.j ausgestellt.
Wir sehen, er war als Maler in
mehreren Satteln gerecht. Ueber seine
Herkunft gingen allerlei Geriickte, Einige
meinten, in den Adern des stattlichen
Mannes rolle furstliches Blut; Andere
behaupteten — damit doch etwas Furstliches
an ihm sei — er sei ein fiirstlicher
Koch gewesen, und wieder Andere wollten
wiffen, daB er aus dem einen oder dem
anderen Grunde — vielleicht auch aus
beiden? — bis zu seinem Lebensende
eine fiirstliche Pension genossen habe .
Seine eigentliche Starke bestand im
Kunstantiquariat , womit er dann auch
— als dazu gehorig — das Restauriren
alter Kunstwerke, seien es Kupf erstiche,
Holzschnitte oder Oelgemalde, verband.
Er wohnte im riickwartigen Hofe des
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Wurzbach5 6 . txt
Fokanederhauses , in welchem er seine
antiquarischen Schatze verbarg, im
wahren Sinne des Wortes verbarg, da
er nur ganz vertrauenswurdigen Per»
sonen — und zu diesen zahlte Schlogl,
der uns Wunder iiber Wunder davon
berichtet — den Einblick in das
Heiligthum gestattete. Wiesbock betrieb
sein Geschaft mit allem Eifer, indem
er. in alien Bauernstuben, bei alien Pfarrern
auf dem Lande herumstoberte, alle
Boden und Alcoven in ganz Nieder- und
Oberosterreich durchschnupperte, das Ge
raffel und Gerumpel sammtlicher Trodler
durchwiihlte und in Schmutz und Schnv«
mel unter Fetzen und Trummern oft die
schmuckeften Raritaten fand. Dabei war
er der Antiquar, wie er im Buche steht:
riB alte Pergamentbande auf, urn die
Einbanddeckel — nach der alten Pappendeckelf abrication
wurde Blatt auf Blatt
aufgeklebt — bloBzulegen- und dann?
Miesbock. Karl U. A Georg
Blatt auf Blatt muhevoll sorgfaltig ab
zulosen, bei welchem Vorgange er dem
auch ein und das andere Mai eine
Diirer oder sonst einen kostbaren altei
Holzschnitt fand. Auch besaB er noch ein
andere Haupteigenschaft des echten Ant
quars . Das Blatt, welches er urn
etliche Groschen gekauft, pflegte er
urn ebensoviel Gulden und oft urn
weit groBere Summen, wenn er den
Liebhaber gefunden, zu verkaufen. Ein!
ganz besondere Vorliebe zeigte er fur die
Werke unseres Wiener Historienmalers
Peter Johann Nepomuk Geiger M . X,
S. 423^, von dessen Blattern er ein
complete Sammlung besafi, und darunte
solche Schopfungen, welche der Meister
wohl selbst nicht hatte. Ueber diese Col
lection verof f entlichte dann Wiesbock
auch einen ausfiihrlichen Bericht, indem
er von Geiger 's Werken im Genre der
Radirung. Feder- und Kreidezeichnung
und Xylographie eine erschopfende Dar
stellung verfaBte, welche im 1 3 . Bande
des „Archivs fur zeichnende Kiinste"
Leipzig 1867) abgedruckt erschienen ist.
Schlogl meint, dafiWiesbock, der mit
der Feder nicht gut umzugehen verstand,
hiefiir wohl nur die Daten, aber diese
mit minutioser Genauigkeit geliefert habe,
welche dann von der Redaction um»
gearbeitet worden, doch aber des Ur>
Hebers eingehendes Studium, Kenner»
schaft und umfassende Liebe fur den
Gegenstand darthaten. I m Uebrigen lebte
Wiesbock wie ein Geiziger, der, wie
unser mehrerwahnter Gewahrsmann,
welcher ihn iiber ein Viertel jahrhundert
lang genau kannte, berichtet, aus Leidenschaft
fur Kunstwerke und aus Gier nach
Geld krank wurde. Er gonnte sich selbst
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Wurzbach5 6 . txt
nur das Schlechteste, das heiBt „Wohlf eilste" .
Er rauchte den miserabelsten
Knaster, der seine Umgebung zur Ver«
zweiflung brachte; er frequentirte nur
jene Kaf feehauser, wo die Tassen am
tiefsten und der Kaffee am billigsten war;
er suchte alle Gasthauser ab und blieb
nur dort, wo Abzugbier geschenkt wurde
und die Brodwecken am groBten waren.
Er zog sich in die dumpfigsten Souter»
rainlocalitaten zuriick und unterhandelte
dort mit den Kellnern, ihnen in langen
Ansprachen klagend, daB er „seines
Magenleidens wegen" nur eine Speise
vertragen konne : „gebratene KalbsfuBe"!
Aber wenn sie aufzutreiben waren, durfte
das Paar hochstens nur acht Krelizer
kosten, denn in Simmering zum Beispiel,
wie er beschwor, bekam er es urn sechs
Kreuzer, und dort waren sie sogar grofter.
Kam dann durch Intervention einer
barmherzigen Kochin das leckere Gericht,
so trug er ein Exemplar von dem Par»
chen in den Speiszettel gewickelt nach
Hause, urn es beim nachsten Mittagmahle,
das er sich selbst bereitete,
!n einen funfmal aufgewarmten Kohl zu
stecken, in welchem es dann als prach»
tiger Braten sigurirte. Diese Schilderung
unseres Sonderlings gibt wohl ein ziemlich
treues Bild desselben. Als Wiesbock
starb, zahlte er 63 Jahre. Was mit
seinen Sammlungen geschehen, ist uns
nicht bekannt .
S c h 1 6 g 1 (Friedrich) . Wienerisches . Kleine
Culturbildcr auS dein Volksleben der alten
Kaiserstaot an der Donau (Wien und Tcschcn
i883, Prochaska. gr. t>".) S. 422 u. f.: „Wer
war der Mann?
Jin nicht minder interessanter Kauz, aber von
anderer Sorie und von unserem Antiquar
Wiesbock durch einen Selbstlaut in der
Schreibung seines Namens unterschieden, ist
der salgdurgische Parteiganger Georg Wles«
deck, der in den Tagen des salzburgischen
Erzbischofa Leonhard aua dem karnthneri»
schen Geschlechte derer von K e u t s ch a ch
(ti9o —1319) lebte. Ein Lehensmann des
Erzbischofs nnd Erbkammermeister des Erz«?
Miese, Fncdnch Miese, Anton
stiftes. hatte er seinem Kirchenfursten bei ver»
schiedenen Anlassen Kriegsdienste geleistet, fur
welche er dann eine ubermaiJig groBe Ver>
giitung verlangte. Als diese ihm von dem
Erzbischof abgeschlagen wurde, begab er sich
unter den Schutz des Herzogs Oeorg von
Bayern, dessen geheimer Rath und Kriegs»
hauptmann er ohnehin war. und suchte seine
Forderung mit Gewalt durchzuset zen . Er kiin»
dete daher dem Erzbischof offene Fehde an und
iiberschiclte ihm unter dem 17. und 49. August
1302 einen formlichen Fehdebrief, iiberfiel
darauf die Giiter des Erzstiftes mit bewaffneter
Hand und fiigte ihnen groBen Schaden
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Wurzbach5 6 . txt
zu. Der Erzbischof bediente sich nun gegen
den Naubritter der geistlichen Waffe und be«
legte denselben mit dem Kirchenbann. Ta»
durch aber wurde das Uebel noch schlimmer :
Wiesbeck begann die gesammte Geistlich«
keil feindlich zu behandeln und ihre Giiter
zu pliindern und zu verwiisten. So mufite
ihm der Abt von S t . Peter, urn von den
Giitern seines Klosters und seiner Hintersassen
alle Pliinderung abzuwenden, fur den Frieden
126 Turnten bezahlen. Endlich gerieth der
Erzbischof selbst in solches Gedrange, dafi er
mebrere seiner Rathe an den Herzog Georg
in Vayern abschickte und dessen Vermittelung
ansuchte. Durch diese kam denn auch zu
Mosburg ein Vergleich zu Stande, durch
welchen sich der Erzbischof verbindlich machte.
Georg Wiesbeck nicht nur von dem liber
ihn verhangten Bann loszusprechen und ihm
fur die erhobenen Anspriiche sofort ?001) fl.
daar auszuzahlen, sondern ihm auch noch
dariiber ein lebenslangliches Iadrgehalt von
400 fl. zu entrichten. Gauner (Judas
Tbaddaus) . Chronik von Salzburg (Salz«
burg i?98, Franz Aau . Duyle. 8° . ) . vierter
Theil, S. 230 u. f.
Wiese, Friedrich (k. k. Generalm
a j o r . geb . in Oesterreich nm 1700,
gest. nach 1760) . Ueber seinen Lebensund
Bildungsgang wissen wir bis zu der
Zeit, da er Hauptmann wurde, nichts.
Allem Anscheine nach war er frijhzeitig in
ein kaiserliches Reiter-Regiment eingetreten,
wohl in dasselbe, in welchem er
zum Hauptmann vorriickte. Zur Zeit des
schlesischen Erbf olgekrieges, also 4741,
finden wir ihn als Hauptmann im damaligen
Gundakar Graf Althan »Dra>
goner-Regimente, in welchem er bei
Mollwitz am 40. April d. I . auf dem
linken vom Feldmarschall-Lieutenant Romer
M . XXVI, S. 236) befehligten
Fliigel kampfte. I n dieser Schlacht erlitt
das Regiment Starke Verluste, und er
selbst trug eine Verwundung davon .
Noch focht das Regiment in den Feldziigen
der Jahre 1743 in Bayern, 1744
am Rhein. 1745) in Schlesien, 1746 in
den Niederlanden . 17">4 war Friedrich
Wiese Oberst im Regimente, welkes er
als solcher im sieben jahrigen Kriege befehligte.
Am Tage der Schlackt bei Lobositz.
I.October 1736, im ersten Treffen
der Brigade des Generalma jors Grafen
O'Donnel eingetheilt, kam es mit dem
damaligen Regimente Cordova-Kuras»
siere auf dem rechten Fliigel durcb die
preuBische Cavallerie hart ins Gedrange,
wurde aber durch den General Prinzen
Lowenstein, welcher mit den beiden
Kurassier»Regimentern Anspach und
Bretlach herbeieilte, von seinen Bedran»
gern befreit. Die Schlachtrelation aber
riihmt von Oberst Wiese, daB er sich an
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Wurzbach5 6 . txt
diesem Tage durch ruhmwiirdige Fijh>
rung des Regiments ausgezeichnet habe .
I m Jahre 1738 riickte er zum General*
major vor.
Thiirheim (Andreas Graf) . Die Reiter»
Regimenter der k. k. osterreichischen Armee
(Wien 1862. F. B. G eitler, gr. 8".)
III. „Uhlanen". 2 . Ni>. 119 und 141.
Noch sind zu nennen: t. Ant on Wiese (geb.
zn Kiiniggratz 26. April 1853) . Aus dem
Cadeteninstitute zu Marburg kam er 1858 in
die Wiener . Neustadter Militarakademie, aus
welcher ihn seine Angehorigen im Marz 1861
Zuriicknahmen . Anfangs September desselben
Jahres aber trat er freiwillig als Cadet in
das Infanterie »Negiment GroBfurst Con»
stantin Nr. 13. in welchem er im Marz 1866
zum Lieutenant minderer Gebilhr befordert
wurde. Er machte im Neg'mente den Feldzug^
Wiese, Iostph 42 Miesenauer
1866 gegen PreuBen mit und fand den ehren«
vollen Tod furs Vaterland im Kampfe bei
Iii-in am 29. Juni 1866. A Svoboda (Ioh.) .
Die Zoglinge der Wiener-Neustadter Militarakademie
u. s. w. (Wien 1870. Oeitlcr,
Ler. «".) Sp. 1013.) - 2. Friedrich
Wiese, ZeitgenoB, erscheint als der eigent«
liche Grijnder der Fabrication feuer A und
einbruchsich erer lassen in Oesterreich,
in welchem Industriezweige sich ihm 1852
der nachmalige Franz Freiherr von Wert»
deim Z^Bd. I^V, S. jUS^l beigesellte Spater
irennte er sich von seinem Gesellschaf ter und
kslrieb die A abricarion fur sich allein. Seine
lassen irugen auf alien Ausstellungen die
lrstcn Preise davon . Eigenartig construirt,
besitzen dieselben eine dreifache Wand. Die
aufiere und innere besteht aus 4/2 Zoll dicken
If isenplaucn, dcmn kommt die dritte soge«
nannte impragnirte Wand, mit welcher ein
eigener paientirter Dampfapparat in Verbindung
steht, der in dem Fall?, als ein aus»
brechendes Feuer so nachhaltige Wirkung auf
die (5asse ausiiben sollte, daft selbst die drei»
fachen Wande nicht geniigenden Schutz gc«
wabren wiirden, Dampfe entwickelt, deren
Feuchtigkeit , ohne jedoch den Inhalt zu scha«
digen, diesen vor Zerstorung schijtzt, wodurch
eigentlich die vollkommene Feuersicherhcii erst
hergestellt ist. Auch erf and Wiese ein
Patent schloB mit uncopirbarem Panzer»
schliisftl. Auf der Wiener Weltausstellung
lti?3 war er durch eine imposante Ausstellung
seiner Caffen aller Formen und Groflen ver>
treten, und die Beilage zu Nr. 28, 1873 de6
..Neuen Freien Kikeriki" (Wiener Witzblatt)
brachte eine Ansicht der Wiese 'schen Aus»
stellung. mit dem Medaillonbildnisse ihres
Eigners, der in seiner Fabrik iiber dreihundert
Arbeiter beschaftigt. AnlaBlich der internatio»
nalen Ausstellung 1862 in London wurde
Wiese csterreichischerseits mit dem goldenen
Vcrdienstkreuz mit der Krone ausgezeichnet.
— 3. Joseph Niese war ein einfacher
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Wurzbach5 6 . txt
Graveur aus Warnsdorf in Bohmen, der zu
Beginn des laufenden Jahrhunderts lebte,
und von dem eine Kupferplatte vorhanden ist.
auf welcher er das Vild des Evangelisten
Matthaus nach einem der anerkannt besten
Bilder von Skreta graoirt hat. Dieses
Erstlingswerk des als einfacher Graveur in
einer Fabrik beschaf tigten Wiese wurde von
Sachverstandigen als eine so gediegene Arbeit
anerkannt, daB der Verein fur Geschichte der
Deutschen in Bohmen den Ankauf der Platte
zur Vervielf altigung des graoirten Bildes
beschloB. A Prager Z e i t u n g , .186::. Nr. 301.
Beilage.) — 4. Ein Wiese stand 1799 als
Lieutenant bei den Leoenehr-Dragonern Nr. 4
(1360 reducirt) bei der Armee in Italien und
that sich im Feldzuge genannten Jahres bei
Verona am 26. Marz so hervor, daB er i.n
der Gef echtsrelation seines ausgezeichneten
Verhaltens wegen ausdriicklich belobt wurde.
sThiirheim (Andreas Graf). Gedent ' blatter
aus der Kriegsgeschichte der k. k. 6sterrei«
chisch. ungarischen Armee (Wien und Tcschen
188«. Prochaska. gr. 8°.) Bd. I I , S. 660.
Jahr 1799/ j — 5. Anklingend an den Namen
Wiese ist jener des Franz Wiesen, des
vormarzlichen Verlegers und Herausgebers
des belletristischen Blattes „Der Sviegel" in
Pesth, in welchem ob der in Ungarn freier
gehandhabten Censur sich im Vormarz manche
Talente Cisleithaniens aus Wien und Prag
ihr Stelldichein gaben, das jedoch im Ganzen
seine Aufgabe unter den gegebenen gunsti«
geren Censuruerbaltnissen nicht erfullte.
"Seidlitz (Julius Dr.) . Die Poesie und
die Poeten in Oesterreich im Jahre 18^6
(Grimma 1837. 12«.) Bd. I I , S. 133.) -
6. SchlieBlich diente ein Wiesen, dessrn
Taufnamen wir nicht kennen, zu Ende drs
vorigen Jahrhunderts bei Karl Prinz Loth«
ringen« (heute Braunschweig*) Dragonern.
Als Oberlieutenant im Negimente that er sich
1796 im Treffen bei Iiiny so hervor, daB er
in der Relation iiber dieses Gefecht unter den
Helden des Tages angefiihrt wurde.
'enauer, Franz de Paula
ger meist er der Stadt Gratz, geb . zu
Ehrna u im Brucker Kreise Steiermarks
am 13. August 1767, gest. zu Gratz am
24. Marz 1827) . Nachdem er zu Grcch
mit glanzendem Erfolge seine Studien
zuriickgelegt hatte, diente er einige Jahre
als Banngerichtsschreiber , wie es damals
hieft, in Untersteier und stand dem Bannrichter
Dr. Deich er durch seine Umsicht
und KenntniB besonders hilfreich zur
Seite. 4802 wurde er Rath beim Mag!»
strate von Gratz, 1809 provisorischer ,
1810 aber wirklicher Burgermeister dieser
Stadt, in welcher Stellung er 18 Jahre,
bis zu seinem Tode, in verdienstlichster^
Miesenauer Wiesenauer
Weise waltete. Er versah sein Amt in
den schweren Tagen wahrend der feindlichen
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Wurzbach5 6 . txt
Invasion 1809 mit solcher Umsicht,
daB ihm in Anerkennung dessen am
4. April 1811 der Titel eines k. k.
Rathes verliehen ward. Wiirdigung
findet auch sonst in einem ihm gewidmeten
Nachrufe sein umsichtiges Wirken
in der Oberleitung, seine auf opf erungsvolle
Thatigkeit in verschiedenen Zweigen
der Amtsfuhrung, besonders im Kriminalsenate,
wobei besonders hervorgehoben
wird seine sanfte, die Gemuther beru«
higende Weise, mit welcher er durch personlichen
EinfluB manchen gerichtlichen
Streit verhiitete, manche Familie vor
dessen schmerzlichen Folgen bewahrte, vor
deffen leidenschaftlichem Ausbruch manches
MiBverstandniB in Giite beizulegen
verstand. — Sein Sohn Franz
(geb. in Gratz 1803, gest. daselbst am
25. Mai 1857) vollendete an der Gratzer
Hochschule die Rechtsstudien, erlangte
daraus die Doctorwurde, wendete sich
dann dem Lehrfache zu und wurde Pro»
fessor an der juridischen Facultat der
Gratzer Universitat, an welcher er 1832
bis 1845 romisches und canonisches
Recht, dann auch Privat« und einige Zeit
Bergrecht vortrug. Seine schrif tstellerische
Thatigkeit in dieser Stellung beschrankt
sich auf ein paar Arbeiten in der Wag»
ner'schen „Zeitschrift fur osterreichische
Rechtsgelehrsamkeit " : „Ueber die Wirksamkeit
der von einem redlichen Besitzer
wahrend seines redlichen Besitzes an der
fremden Sache eingeraumten Pfand» und
Servitutsrechte' "1833, Bd. I I , S. 195
u. f . A und „Ueber einen zweif elhaf ten
Fall des Ehehindernif ses der Schwager»
schaft nach dem §. 66 des allgemeinen
biirgerlichen Geset zbuches " sl840, Bd. I I ,
5. 296 u. f. A j. I m Bewegungs jahre
1848 wurde Wiesenauer in Gratz in
den provisorischen Landtag und als die
Wahlen fur den constituirenden Reichsrath
stattfanden, fur Weitz in Stetermark
in denselben gewahlt und nahm
seinen Platz rechts zwischen seinen zwei
Landsleuten, dem A s. Dr. und Fiscal
adjuncten Peter Trummer und dem
nachmaligen Minister Ferdinand von
Thinnfeld. Im Reichsrathe selbst arbeitete
er im Ausschiisse fur den Geset zentwurf
beziiglich der Aufhebung der Unter«
thanigkeitsvechaltni jse . Im Uebrigen trat
er im Parlamente wenig bemerkbar hervor,
nur als Ernst von Schwarzer
Wd. XXXII, S. 328 A am 17. Juli
1848 wider alles Erwarten im Ministe»
rium Doblhof f-Wessenberg Minister
der offentlichen Arbeiten geworden, und
Zang in seiner „Presse" gegen seinen
„ehemaligen Commis", Loben stein
aber in der „Wiener allgemeinen Zei>
tung" (Nr. 33 vom 28. Juni) gegen
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Wurzbach5 6 . txt
Schwarzer in einer Weise zu Felde
zogen, wie sie nur in den noch jung»
fraulichen Tagen der Wiener PreBfreiheit
denkbar war, trat Professor Wiesenauer
in der Sitzung vom 1. August im
Abgeordnetenhause mit der Anfrage auf:
„ob der die bittersten Schmahungen enthaltende
gegen ein Mitglied des hohen
Ministeriums gerichtete Aufsatz (Lobenste
in's) dem Beleidigten bekannt sei, und
wie er der Aufforderung dieses Artikels:
entweder den Verfasser vor ein PreB»
gericht zu stellen und dort die voile
Niedertrachtigkeit des durch seine Zeitung
(die an Stelle des „Oesterreichischen
Beobachters" getretene „Allgemeine 6fter«
reichische Zeitung") gebrandmarkten Gmst
von Schwarzer zu erweisen, oder wenn
er dieser Aufforderung nicht geniigen
wollte, aus dem Ministerium zu treten,
zu entsprechen gedenke?" Bekanntlich
schloB diese peinliche Scene mit Schwarȣ
Wicsenlluer 44 Miefenburg
zer's in hochst erregter Stimmung vorgebrachter
Erklarung: daB er bereits die
nothigen Schritte gethan, urn den Be»
leidiger vor das PreBgericht zu stellen.
Auch steht Professor Dr. Wiesenauer
zu diesem Lexikon in einiger Beziehung.
Verfasser desselben studirte an der Gratzer
Hochschule die Rechte. Aus alien Gegen»
standen brachte er Zeugnisse mit erster
Vorzugsc lasse, dagegen aus dem
Kirchenrechte, aus welchem er von Pro»
feffor Wiesenauer (1837) gepriift
worden, nur ein ZeugniB mit gewohnlicher
erster Classe heim. Die daraus
entstandenen hauslichen Zerwiirfnisse bestimmten
ihn, die juridische Laufbahn
aufzugeben und die militarische einzu'
schlagen, auf welcher er sich durch viel»
jahrigen Aufenthalt in slavischen Pro«
vinzen und durch die als Ofsicier zur Gi>
langung der philosophischen Doctorwurde
abgelegten Rigorosen aus der Mathe»
matik, Physik, Philosophie und Geschichte
nebst den dazu erf orderlichen auBer»
ordentlichen Gegenstanden, der Botanik,
Naturgeschichte, griechischen und romischen
Literatur, Archaologie, Geschichte
der Philosophie, der Genealogie, Heraldik,
Diplomatik u. s. w. jene sprachlichen
und encyklopadischen Kenntnisse aneignete,
die allein ihn dazu befahigten, die
Arbeit und Ausfiihrung eines Werkes zu
unternehmen, wie es das vorliegende
Lexikon ist, welches 17 sprachlich verschie»
dene Volkerschaf ten des Kai . serstaates und
alle Stande umf aBt . Auf der ursprung»
lich eingeschlagenen juridischen Laufbahn
ware ihm wohl nicht der Gedanke an
diese Arbeit, der er ohne fremde Aushilfe
obliegt, gekommen, und hatte er
auch kaum die Befahigung zu ihrer
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Wurzbach5 6 . txt
Ausfiihrung gehabt . Und so ist denn
Dr. Wiesenauer der unf reiwillige Mit»
urheber derselben.
Ztei ermarkisch c Zeitschrift. Rcdigirtuon
Dr. G. F. Tchreincr. Dr. Albert von
Muchar, C. G. Ritter von Leitner, Anton
Schrotter (Gratz 1841. 5"). Neue Folge.
VI. Jahrg. . 2. Heft. T. 76: „Nr. X<DVI".
— Kron es (§ranz Ritter von) . Geschichte
der Karl Franzens-Universitat in Gratz (Gratz
1886, 8".) 2. 61 8. 3 38. 348. 349. 382, 391
und 393.
Wiesenburg, Adolf ( Industrieller
und Mitglied des Abgeordnetenhauses
des osterreichischen Reichsrathes , Ort und
Jahr seiner Geburt unbekannt), Zeit»
genoB . Er ist seines Zeichens Seiden«
bandf abricant in Wien und hat neben
seiner gewerblichen Beschaf tigung immer
regen Antheil am politischen Leben ge»
nommen. Seine Tuchtigkeit als Industrieller
veranlaBte auch seine Wahl zum
Beisitzer des Handelsgerichtes und seine
Ernennung zum kaiserlichen Nath. Er
gehort zu den Directoren der 6ster»
reichisch-ungarischen Bank. Fur die Ses»
sion 1879 des osterreichischen Reichs»
rathes wurde er in dem Wiener Bezirke
Neubau an Stelle des bisherigen Ab»
geordneten Dr. Schrank gewahlt . Als
die verschiedenartigen Elemente in der
Polyglotten Neichshauptstadt die Griin»
dung eines „deutschen Vereines" noth»
wendig machten, war er eines der einf luBreichsten
und thatigsten Mitglieder
desselben und half deren Organ, die
„Deutsche Zeitung", mitgrijnden. Auch
ist er Vorstand des im Wiener Bezirke
Neubau bestehenden Vereines fur Ver»
f assungsf reunde . I m Reichsrathe gehort
Wiesenburg zur Fortschrittspartei .
Portraits, 1) Dasselbe im Holzschnitt bc«
findet sich im Gruppenbildc der Abgeordnc»
ten des osterreichischen Neichsrathes , welches
die „Neue illustrirte Zeitunss" (Wien. Za.
marski) im achten Jahrgange (488U) Nr. <8
brachte. — 2) Zinkographie nach einer Zeich»
nung von K 1 i 6 im Spott» und Wihblatte
„a)er Floh", X I . Jahrg.. 7. December 1879,
Nr. 49.^
M lesend M lesend
Wiesend, Mar Georg (Kunstdilett
ant, geb . zu Kiisste in in Tirol am
8. November 1807, gest. zu Berchtesgaden
am 19. Juni 188 1 ) . Sein Vater
Joseph war Landrichter in Kufstein,
seine Mutter Violanta eine geborene
Freiin von Gumppenberg. I m Jahre
1812 kam Georg mit seinen Eltern
nach Miesbach, 48 1 6 nach Miinchen, wo
er im beruhmten Institute Holland
neben den iibrigen Lehrgegenstanden
Zeichnen lernte und sich unter dem
Zeichenmeister Dahmen wahrend seines
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Wurzbach5 6 . txt
Aufenthaltes in dieser Bildungsanstalt ,
bis 1826, im Zeichnen und vorzugsweise
in der Landschaft ausbildete. Er copirte
steiBig nach D o r n e r , Wagenbauer,
D i 1 1 i s und nach alten Meistern und
schwankte einige Zeit zwischen der
Kiinstlerlaufbahn und dem Staatsdienste,
fur welch letzteren er sich 1830 entschied.
Nun diente er m der judiciollen Sphare
1830 in Miesbach, 1331 - 1838 in
Landshut, wurde dann Landgerichts»
actuar in Titmoning, 1849 Landrichter
in Reichenhall, noch im namlichen Jahre
solcher in Burghausen, 1862 Bezirks»
amtmann in Traunstein. 1868 in gleicher
Eigenschaft nach Landau an der Isar
versetzt, trat er aus dieser Stellung 1879
in den Ruhestand iiber. Seit 19. Februar
1879 bis zu seinem Tode lebte er
in Berchtesgaden bei seinem Sohne,
welcher daselbst als Assessor des Bezirksamtes
bedienstet ist. Ueber seine Wirksamkeit
im Staatsdienste, so hoch ver«
dienstlich dieselbe gewesen, gehen wir,
summarisch berichtend, kurz hinweg. So
hat er in seinen verschiedenen Stellungen
als Landrichter und Bezirksamtmann
innerhalb der Jahre 1830 bis 1879
3 Spar» und 2 Hilfscassen, 3 Filial-
Kinderbewahranstalten, eine Rettungsanstatt
fur verwahrloste Kinder, ein
Getreidemagazin, zwei gewerbliche Fortbildungsschulen,
20 Landwirthschaf ts ,
schulen, 24 freiwillige Feuerwehren,
10 Volks- und Schulbibliotheken, einen
St. Johannes-Verein, eine Suppenanstatt ,
eine Beschaftigungsanstalt , einen
Bezirks ' Bienenverein, 2 Kriegervereine
und 3 Versorgevereine fur entlassene
Straflinge gegrtindet; dann 3 Districts«
Krankenhauser , 2 groBe Wasserleitungen
neu gebaut, 16 Kirchenbauten und
11 Kirchenrestaurationen durchgef uf f rt ,
d neue DistrictsstraBen erbaut und 3 be«
deutende StraBenerweiterungen durch»
gefiihrt, 19 Schulhauser erbaut und das
groBartige Project der systematischen Kor»
rection der Isar angeregt und dessen
Ausfiihrung durchgeset zt . GewiB eine
reiche und verdienstliche Thatigkeit, die
auch durch verschiedene Auszeichnungen,
als Verleihung d:s goldenen Iettons der
koniglich bayrischen Akademie der Wissenschaf ten
11844), zweier Ehrenbiirger»
diplome der Stadte Burghausen und
Landau an der Isar (1862 und 1879),
durch die Wahl zum Landtagsabgeordneten
(1830 -1834), durch Titel und
Rang eines Negierungsrathes (1863),
durch Verleihung der goldenen Denk«
miinze der Stadt Burghausen (1836)
und der groBen goldenen Medaille fur
Landwirthschaf t (18?8), durch das Verdienstkreuz
und die Kriegsdenkmiinze
Seite 65
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(1870/7 1) und durch das Ritterkreuz
des Ordens vom h. Michael (1839)
Wiirdigung fand. Neben seinem amt»
lichen Berufe aber, dem er mit so glanzenden
Erfolgen oblag, blieb er seiner
Lieblingsmuse, der M a 1 e r e i , treu.
Schon seine ersten Arbeiten in Oel
wurden angekauft, so sein „Merscr"
11830) von Herzog Max; - „Schl°5?
Giro!" (1830) von Fiirst T h u r n und
Taxis;— „Nrimnenknlg im Eljalr Nlera^"?
Wiesend 46 Wiesenfeld
(1833) vom Kronprinzen Maximi
1 i 1 1 n ' . - „Muhle mn WriZbllch" <1832) ',
- ,Oo!t mli Spezill" (1833)', - „G
nlm chrnva" (1838) von Privaten. Als
ihm seine Beruf sgeschafte die Ausiibung
der Oelmalerei nicht mehr gestatteten,
warf er sich auf das Aquarell und brachte
von seinen all jahrlichen Kunstausstiigen,
die er 1824 nach Tirol, 1834 nach Oberund
Mittelitalien, 183.1 nach Karnthen,
1836 nach Oberitalien, 1841 wieder nach
TiWl, 1836 und 1873 in den bayrischen
und den angrenzenden bohmiscken
Wald, 1837 in die Ramsau, 1839 nach
Hallein, 1861 — 1866 in das bayrische
Gebirg, 1864 in die Schweiz, 1867 in
das Stubaithal, 1876 in die Steiermark,
1878 in das Salzkammergut unternahm,
reichgef iillte Mappen landschaf tlicher
Studien mit, von denen er dann mehrere,
so weit es ihm die Beruf sgeschafte gestatteten,
in Aquarell ausfuhrte. Die
Zahl der Studien betragt mehrere Hun»
dert, die der ' ausgef iihrten Aquarelle
aber, verschiedene Veduten, Landschaften,
Ansichten bestimmter Oertlichkeiten und
auch Darstellungen interessanter alter»
thumlicher Altare u. d. m. enthaltend,
mag sich hoch iiber ein halbes Hundert
erheben. Vervielf altigt wurden das von
ihm entworfene Ehiendiplom fur die
Aussteller forst- und landwirthschaf t>
licher Producte in Kehlheim 1879, darstellend
eine Charakteristik des bayrischen
Waldes, rechts Saldenburg, links Weiftenstein,
in der Mitte zwischen prachtigen
Fichten, Tannen und Ahorn Arber und
Rachel bei St. Oswald, Lichtdruck von
Obernetter in Munchen (Fol.); —
„Rundsicht vom Hohenberge, zunachst
Burghausen, mit Angabe der neuesten
verlassigsten Hohenmessungen in MetermaBen,
bei den Gebirgen je nach hochsten
Erhebungen, bei den Ortschaften nach
dem Kirchen» oder Thurmpf laster , auch
Fluftpegel. Nach der Natur getuscht von
G. Wiesend, im Lichtdruck ausgefiihrt
von Obernetter 1879", 40 zusammenhangende
kl. qu . 80.»Blatter. Da Wiesend
auch alterthumliche Gegenstande zu
sammeln liebte und deren eine kleine
Collection zu Stande gebracht hatte, so
Seite 66
Wurzbach5 6 . txt
ergab sich von selbst seinerseits das Studium
derselben, ans welchem als Er»
gebnifi einige archaologische und anti»
quarische Aufsatze und Abhandlungen
hervorgingen, welche im V. , V I . , X I . ,
XII. und XV. Bande des „Archivs des
historischen Vereines fur Oberbayern"
abgedruckt stehen. Mehrere Aufsatze in
Bezug auf Landwirthschaft sind in den
Jahrgangen 1871 — i878 der „Niederbayrischen
Wochenschrif t fur Landwirth»
schaft" enthalten. Schreiber dieser Zeilen
machte Wiesend's Bekanntschaft nach
dessen Uebersiedlung nach Berchtesgaden
und fuhlte sich zu dem hockgebildeten
liebenswiirdigen Kunstler und Beamten
so hingezogen, daB der Verkehr zwischen
uns sich bald inniger gestaltete, leider aber
durch den schon nach wenigen Jahren
erfolgten Tod des auBerlich stattlichen, so
riistigen Mannes zu fruh unterbrochen
wurde .
Augsburger Abendzeitung, 1881, Nr. i63
S. 4. Von Max Eisenberge r. — Allge»
meine Z e i t u n g (Augsburg. Cotta. 4".)
1881. S. 3L28 (von H. Holland). -
24. und 23. Jahresbericht des histori»
schen Vereines fur Oberbayern. — Naaler
(G. K. Dr.) . Neues allgemeines Kunstler« '
Lerikon (Miinchen i839. E. A. Fleischmann .
8<>. ) Bd. XXI , S. 430.
Wiesenfeld, Karl (Architect und
Techniker, geb . zu B r u n n am
12. September 1802, gest. zu P r a g am
1. November 1870) . Erst drei Jahre
alt, verlor er 1803 seinen Vater, welcher
Militar war, durch den Tod. Mit zehn^
Wiesenfeld 47 Miesenfeld
Jahren kam er in die k. k. Cadetenschule
zu Olmuh und aus dieser am 21. Mai
1814 in die Wiener-Neustadter Militarakademie,
aus welcher er am 12. October
1821 beim 6. Iager>Bataillon als Lieutenant
eingetheilt wurde. Noch in der
Akademie nahm er Theil an den im
Einverstandnisse mit dem Generalquar»
tiermeisterstabe ausgefiihrten trigonometrischen
Arbeiten durch Langenbestimmungen
mittels des Blickfeuers und
durch vollstandige Durchfuhrung des
B o u s ma'rd'schen Fortisicationssystems .
Bousmard, ein f ranzosischer Ingenieur,
spater in preuBischen Diensten, in
welchen er als General am 21. Mai
1807 zu Danzig starb, hatte einen
neral as lortiiieation, 6,'g.t-
(1798—1808) in 4 Banden herausgegeben,
wovon 1813 eine auf Grund
eines vom Verfasser selbst gearbeiteten
Textes vermehrte Auflage mit einem
Atlas von 62 Tafeln in 4". erschien.
An diesem erprobte Wiesenfeld seine
Tiichtigkeit als Zogling der Akademie.
Nach seinem Austritte aus derselben er«
Seite 67
Wurzbach5 6 . txt
hielt er zuerst seine Bestimmung als Pro»
fessor der Mathematik im Pionniercorps ' ,
ass ihm dann sein urn eine andere dienstliche
Bestimmung gestelltes Ansuchen abschlagig
beschieden wurde, trat er am
13. October 1831 in Pension und war
nun darauf bedacht, sich eine neue Stel«
lung zu begriinden. Zu diesem Zwecke
betrieb er mit groBem Eifer das Stu>
dium der Chemie, der Botanik und der
Naturwissenschaf ten, beschaftigte sich wah»
rend seines Aufenthaltes in einer Bergstadt
mit dem Berg- und Bargmaschinenwesen,
und nachdem er noch am Prager
polytechnischen Institute die Gerstner'-
schen Vortrage iiber Mechanik gehort
hatte, unterzog er sich aus diesem Gegen»
stande und der Baukunst einer offentlichen
Priifung. Nach dem 1828 erfolgten
Tode des Professors der Baukunst
am Prager polytechnischen Institute
Georg Fischer j M . IV, S. 248, zu
Ende der Biographie von Vincenz
Fischers hatte der k. k. Hofbauamts-
Verwalter Wenzel A. Kraus die Supplirung
der Lehrkanzel ubernommen, dieselbe
auch ein Jahr gefuhrt, dann aber
urn Enthebung von der weiteren Supplirung
angesucht. Nun wurde Wiesenf
eld von Director Gerstner auf gef ordert ,
an Kraus ' Stelle die Supplirung
zu ubernehmen, worauf unser Techniker
auch einging. Mit dem Schuljahre
1828/29 trat er das Lehramt an, das
ihm erst nach neunjahriger Thatigkeit in
demselben mit ah. EntschlieBung aao.
7. J u 1 i 1838 bleibend verliehen wurde.
I n das Programm seiner Vortrage hatte
Wiesenfeld auBer der bisher iiblichen
biirgerlichen Baukunst noch die Eisenbahnbauten,
die Eisenconstructionen, die
neuen Briickensysteme, ferner als vorbereitende
und erganzende Elemente die
Bauokonomie und die neuen Gewolbstheorien
aufgenommen. Dann, da es an
dem polytechnischen Institute an Lehrkraften
fehlte, trat er hilfreich ein und
ertheilte aus eigenem Antriebe Unterricht
im Maschinenzeichnen und hielt durch
drei Jahre auBerordentliche Vortrage
iiber beschreibende Geometrie "eomatris
aOLerii ' tivk) . Auch betheiligte er sich an
verschiedenen grofieren Bauten im Lande,
sowie an den Verhandlungen des Prager
Kettenbriickenpro jectes und schrieb verschiedene
Aufsahe fur mehrere Fach»
blatte r in seiner Richtung. An der groBen
Industrie-Ausstellung, welche 1836 in
Prag statthatte, wirkte er als Secretar
des Beurtheilungscomit "s . Urn im Lehramte
fortwirken zu konnen, lehnte er die?
Wielenfcld 48 Mielcnhi ' ttten
1838 ihm verliehene Kreisiugenieurs '
stelle in Laibach ab, nahm aber auBer
Seite 68
Wurzbach5 6 . txt
seinem Lehramte noch an der Leitung
vieler Ballf uhrungen von Privatherr»
sckaften Theil und brachte hierbei manche
Constructionen an, die spater NacW
ahmung fanden. Auf wiederholten Reisen,
so zu den groBartigen Regulirungsarbeiten
an der Donau, an der Moldau, am
Rhein, ferner zu den (5 ' isenbahnbauten in
Belgien. Frankreich, England, vervoll A
kommnete er seine praktischen Studien
und beobachtete die Fortschritte seiner
Wissenschaf t , urn sie dann erf orderlichenf alls
zu verwerthen. I n den Jahren
1843,47 wirkte er als Vorstandsmitglied
bei den Versammlungen der
deutschen Architecten und Ingenieure
und im Jahre 1844 lud er mit Zustimmung
der kaiserlichen Regierung die
dritte dieser Versammlungen nach Prag
ein und fiihrte auf derselben den Vorsitz.
Als 1830 eine Vervollstandigung der
Lehlvortrage am Prager polytechnischen
Institut durchgefuhrt wurde, ubernahm
er im Auftrage des Unterrichtsministeriums
vom 47. Janner 1851) die Vortrage
iiber ( A oiuetrio ae A criptive, iiber
die er, wie bereits erwahnt, mehrere
Jahre vorher auflerordentliche Vorlesun»
gen gehalten hatte. Am 1. Janner 1864
in den Ruhestand verseht, hielt er seine
Vortrage noch bis zu Ende des Studien»
jahres 1864. Aufier kleineren Arbeiten
in Ludwig Forster's „Bauzeitung" , in
Rhomberg's „Zeitschrift furs Bauwesen"
und in der vom Gewerbevereine
zu Prag herausgegebenen encyklopadi»
schen Zeitschrift hat er verof f entlicht :
„Ueber die Bewegung der Wellen und
den Bau am Meere und im Meere"
Wien 1839, Ludwig Forster's artistische
Anstalt, mit 10 Kupf ertaf eln) , eine
Uebersekung des f ranzosischen Werkes:
„Du mnuvement 6e« c>il<i68 ot ass tra.-
Viiux Iivai-aulihii63 maritimes" (Paris
1831) des f ranzosischen Genieobersten
und Professors an der Militarschule von
Saint Cyr A. R. Emy; — „Andenken an
dir dritte VerZuuimlnng der deutachrn Zrchiierten
und Ilnkrniellrr-zu Priig isA-1" (Prag), welche
Schrift nebst einer kurzen Geschichte von
Prag auch die Skizzen einer Geschichte
der Baukunst in Bohmen enthalt; —
„Oin Beitrug zum DerMndniol der rmnizchen
Ftcininchnfteil" (Prag 1844, Th . Tabor) .
AuBer der Mitgliedschaf t des 'bohmischen
Gewerbevereines und des deutschen Archi»
teeren» und Ingen ieurvereines , welche er
durch Arbeiten in ihren Vereinsschrif ten
und sonstige einf luBreiche Wirksamkeit bethatigte,
besafl er noch die Diplome der»
schiedener gelehrten Vereine. Sechs Jahre
hatte Wiesenfeld den Ruhestand ge»
nossen, als er im Alter von 68 Jahren
starb .
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Wurzbach5 6 . txt
Voggendorff (I . A '.). Biograpbiscwliterari '
sches Handwotterbuch zur Geschichte der
cracten Wissenschaf ten u. s, w. (Leipzig lti63,
Ambr. Barth. schm. 4".) Bd. I I , Tp . i:122.
Portrait. Unterschrif t : „(5arl Ni : ' st ' nf eld. I
k. k Professor der Baukunst > am polytechni»
schen Institute in Pra A " . Nach der Natur
lichograpdirt von Zumsande. Artistische An«
stalt von Reiffenstein und Rosen in
Wicn (Fol.) . Von den Horern der Baukunst
idlem Ledrer ini Iabre i834/oo gewidmet .
Wiesenhiittm, Karl Freiherr (k. k.
Oberst, geb . urn die Mitte des acht»
zehnten Jahrhunderts , Todesjahr unbe«
kemnt) . Der SproB einer 1743 in den
osterreichischen Freiherrenstand erhobenen
Familie, iiber welche die Quellen naheren
Nachweis ertheilen. Freiherr Karl,
wahrscheinlich ein Sohn des reichen
Frankfurter Kaufmannssohnes Franz
Wiesen Hutten aus dessen Ehe mit
Marie Elisabeth Freiin von Bar»
ren stein, trat in jungen Jahren in ein^
Wiesenhiitten (Genealogie) Wieser, Franz
kaiserliches Reiterregiment , und wir sinden
ihn 4794 als Rittmeister bei Kaiser-
Dragonern Nr. 1, bei denen,er allem Anscheine
nach iiberhaupt seine militarische
Laufbahn begann. I m letztgenannten
Jahre stand das Regiment am Rhein im
Felde, und Rittmeister Wiesenhiitten
zeichnete sich zuerst in der Affaire bei
Reich shofen am 4. December aus, in
welcher er mit drei Escadrons in einem
entschlossenen und muthigen Angriff den
linken feindlichen Fliigel warf und ihm
vier Kanonen abnahm. Wenige Tage
spater, am 8. December, warf er den
Feind aus der Stadt Reichshofen, welche
dieser besetzt hielt, und schlug ihn, der
61) Todte auf dem Platze lieB, in die
Flucht. Rittmeister Wiesen Hutten
riickte 1801 zum Major, 1803 zum
Oberstlieutenant im Regimente vor und
trat 1809 mit dem Oberstencharakter in
den Ruhestand.
Zur Vencalogie der Freiherren von Wiesenl)
iilten. Diese Familie, dir wir auch Wiesen«
h u t t r r geschrieben finden, tritt zuerst in den
Vordergrund mit dem reichen Frankfurter
Kaufherrn Wiesenhii t t e r , dessen Sohn
Franz sick am 19. April j?46 mit Nnria
C ' lil ' lilil . ' 11) , altesten Tochter des osterreichischen
in der Theresianischen Periode ulcluermo A eN'
den Staatsmannes und bohmischen V A e>
t'anzlers Johann Christoph Freiherrn von 'Za r«
tenstein A Bd. I, 3, <<: A orrmalie, welche
wahrscheinlich die Mutter unseres obigen
tapferen 57 bersten ist. F r an A Wiesen hutten
war urspriinglich evangelisch, nahm aber. als
er in die osterreichischen Dienste trat. den
romisch ' katholischen Glauben an und wurde
Director des koniglich ungarischen Krieaszahlamtes .
Auch hatte er die Leitung des
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Wurzbach5 6 . txt
Kupfer» und Queckf ilberf onds . 'Aber alle
diese Aemter legte er 4746 nieder und behielt
nur das eines koniglichen Hof kammerrathes ,
in welcher Eigenschaft er Beisitzer war des im
genannten Jahre aus der Vereinigung des
Bancal» und General-Kriegszahlamtes gebil'
deten Kollegiums, welches unmittelbar der
KaiseriN ' Konigin unterstand. Fur seine treuen
Dlenste belohnte ihn d e.elbe mit dem an«
v. Wiirzbach, bio^r. Leri'on. I . V I . sGedr.
sehnlichen Geschenke von 30. W» si. Zu Ende
des Jahres 1747 wurde er . zum Gcneral-
Kommissar iiber das Bergwesen in den innerosterreichischen
Landern ernannt. j?4A erlangte
er den erblandischen F r e ih er ren stand und
am 26. November 174tt d'e Neirische
3 andma n n sch a ft. Die Familie besaB seiner«
;oit die Herrschaft Ebreichodorf in Nieder»
osterreich. Da sie weder in dem genealogischen
Taschenbuch der f reiherrlichen Hauser noch in
den osterreichischen Tiaatsschematismen vor»
kmnmt , scheint sie ausgestolben zu sein. Db
sie mit der bayrischen Familie Wiesen«
Miter von Niesen h u t e n , in welcher der
kurfurstlich bayrische Rath Johann Fried»
rich 1728 den Neichsadel. erhielt, in oe»
wandtschaf tlichen Beziehungen stand, ist uns
nicht bekannt .
Wieser. Die Trager dieses Namens
schreiben sich bald mit, bald ohne . e
(Wieser und Wiser) , was aus der
Aussprache nicht zu erkennen. Es werden
somit alle Trager desselben mit Beibehalt
der von ihnen angenommenen Schreibung
in der alphabetischen Ordnung ihrer
Taufnamen hier angefuhrt.
Wieser, Alois, siehe: Wieser. Leopold
Ritter von j A S. 67, in den Quellen,
Nr. 1 und 2) .
Wiser, Engel Ulricb, siehe: Wieser,
Leopold Ritter von j A S. 1>8. in den
Quellen, Nr. 3".
Wieser, Franz, siehe: Wieser, Leopold
Ritter von A S. 68, in den Quellen,
Nr. 4, 3, 6"j.
Wieser, Fran; i M c h i t ect, A h A
Pesth im December 18i2) . Der Sohn
eines Zimmermeisters und in den An»
gelegenhetten der Commune Pesth vielfach
verdienten Gemeinderathes , machte
er, von seiner Mutter Elisabeth gebo»
renen Spiegel in Gottesfurcht und
Nachstenliebe erzogen, in seiner Vaterstadt
die Vorbereitungsschulen durch.
Nachdem er sich fur die technische Lauf»
23. Nov. 1857.) 4^
Mieser, Franz 30 Mieser von Ehrenhofen' 1 Johann
bahn entschieden hatte, kam er zur ! sollte, doch muhte die Ausfiihrung des
hoheren Ausbildung in das Polytechnicum
zu Wien und besuchte dann daselbst
auch die k. k. Akademie der bildenden
Kiinste, in welcher er sich mit groBem
Baues infolge der mittlerweile ein»
getretenen politischen Ereignisse auf eine
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Wurzbach5 6 . txt
spatere Zeit verschoben werden. I n
Wieser's Bauwerken ist der EinfluB,
(5ifer dem Studium der Architectur hin> ! den sein langerer Aufenthalt in
England
gab. j 8 3 7 kehrte er nach Pesth zuriick! auf ihn geubt, unverkennbar . Wie bei
und trat zunachst unter Leitung des A offentlichen Bauten in England das
Pesther Baumeisters Joseph H i 1 d in, Wurdevolle und GroBartige vorherrscht,
praktische Thatigkeit. Nach einiger Zeit! so charakterisirt die Wohnraume des
tagunternahm
er zur weiteren Vervollkomm- ! lichen Lebens Hauslichkeit und Bequemnung
in seiner . "unst groBere Reisen, auf, lichkeit, was der Englander kurz mit dem
welchen er mit -Ausnahme RuBlands alle einen Worte Comfort bezeichnet. Und
iibrigen Lander des Kontinents besuchte. A diese Eigenschaf ten lassen sich sofort
an
Langer jedoa> verweilte er in England, j einem Baue Wiese r's erkennen. Es ist
wo er auch inHarriettePither die! Alles ungemein solid, aber
bequem, und
Gefahrtin seines Lebens fand. I n seine die Kunst findet iiberall dort Anwendung,
Vaterstadt zuriickgekehrt , machte er sich > wo sie nicht storend in das Princip
der
daselbst als Architect seBhaft und fuhrte! Wohnlichkeit eingreift. Dabei aber
Hutim
Laufe der Zeit mehrere Ballten aus, A digt er einem gelauterten Geschmacke, der
die ihm unter den Mannern seines Faches A nichts Ungehoriges duldet, aber auch
der
eine ehrenvolle Stelle sichern. Von den, Kunst, wo fur sie Platz ist, ihre
Statte
von Wiese ausgefiihrten Privatbauten A anweist.
sind uns als in ihrer Art hervorragend A « A »ai. . A i-c-ll . A kksl «2
A leti- A xokkai
bekannt : dao Ho rvath'sche, heute Graf A 6i8xir A t .vibum. 826 A 62210 6s kiaao :
PtUffy'sche Haus in der Hatvaner. A aa. A a.v 7 A i n , d. i. Die Heimat. Bildrr
. . A -s. . A und biographisches Album. Herausgegeben
MaBe. das A oldv A ry jche paus in! AA Stephan 2arkac>y. 3. 16 A .
der GottersttaBe, das Pils'sche in der
KonigsstraBe, das Tarczalov ics'sche Portrat. Unterschrif t : „ A Vi A asr
I ' erenc A " .
in der SpiegelstraBe, das Treichlin»
ger'sche in der RettichstraBe; ferner
fuhrte er einen Theil, und zwar den in
Marastoni Ios. 1866 (lith.) (V A 'th li>66.
4".); auch in 3i. Larkady's ..Il A jiial".
Wieser, Franz Christoph, siehe:
technischer Hinsicht bedeutendsten und ! Wieser, Leopold Ritter von sS. 08, in
-gelungensten der reformirten Kirche aus 5 den Quellen, Nr. 7 A .
und baute den Thurm der Pesther Fran» A Wicser> Friedrich Ritter von, siehe:
ciscanerkirche und die links urn dieselbe Nieser, Leopold Ritter von sS. 69, in
laufenden Arkaden, den Thurm der A Quellen, Nr. 81.
Kirche in Miakolcz, den der Kirche in j
Lonya, die Villa Johann L 6 n y a y's ! Wieser von und , zu Ehrellhofen, I o -
und noch mehrere andere Villen und A hann Ritter von (Schriftstelle
r , geb .
Sommerwohnungen in der Umgebungen Gratz 4. November A 1818, gest. da>
von Budapesch. I m Jahre 186! voll- i selbst am 20. Juli 1862) . Er widmete
endete er den Plan des Landhauses, das i sich anfangs als Practicant dem k. k.
im botanischen Garten erbaut werden Civildienste, trat aber wegen mangeln»^
Mieser von Ehrenhofen, Johann Mieser, Johann
der Aussichten auf eine baldige wirkliche
Anstellung im Jahre 4843 aus demselben
und in das steiermarkische Regiment
Leopold Konig der Belgier Nr. 27
als Gemeiner ein. Innerhalb vier Jahre
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Wurzbach5 6 . txt
wurde er zum Corporal bef ordert . Urn
diese Zeit schrieb er 123 Soldatenlieder
im Volksdialekt , deren mehrere von ihm
selbst in Musik gesetzt und von seinen
Kameraden gesungen wurden. Er machte
nun die Feldziige 1848 und 1849 mit
seinem Regimente in Oberitalien und
Ungarn mit, riickte wahrend derselben
zum Lieutenant und Oberlieutenant vor
und marschiite nach der Uebergabe Komorns
mit seinem Regimente wieder nach
Gratz, wo er dann in Pension trat,
spater als Rechnungsbeamter bei der
Siidbahn Verwendung fand und im
Alter von 43 Jahren starb. I n seinem
Nachrufe heiBt es: „dafi> er seit einer
langen Reihe von Jahren in den verschiedenen
3ocalblattern Verse veroffent»
lichte, die patriotischen Anlassen, Festlichkeiten
der Stadt und des Landes, oder
endlich Todesfallen ihre Entstehung ver<
dankten und so eine Art poetische Chronik
bildeten. Da in diesen Versen ein gemiithlicher
Ton angeschlagen war, fanden
sie ein groBes Publicum, und gar bald
wurde die Vorliebe fur die Verse auf den
Verfasser derselben iibertragen, als man
erkannte, daB dieser das Herz stets
auf dem rechten Fleck hatte. Und in der
That war W i e s e r ein herzensguter
Mensch, der jedem Ungliicklichen gern
geholfen, obschon ihm selbst das Gliick
nur selten lachelte. Ein vieljahriges
Siechthum lastete schwer auf dem biederen
Manne, den im schonsten Mannesalter
der Tod dahinraf f te" . Ob die vorerwahnten
123 Soldatenlieder im Druck
erschienen, wiffen wir nicht . 1862 kam
ein „Wieser-Album. Gedenkbuch in Versen
und Prosa", dessen Autor unser
Wieser ist, heraus. Da 1862 das
Todesjahr W i e s e r's, so wiffen wir
nicht, ob dies Album noch von ihm selbst
oder aus seinem Nachlasse herausgegeben
wurde .
Klagenfurter Zeitung, 25. Juli 1862.
Nr. 169: . „Nekrologie" . — Wiener Zeitung.
im „Wimer Tagesbericht " . 1862,
Nr. 169.
Wieser, Johann (der „Blutrichter
von Rudig", geb . in P r a g urn 1768,
Todesjahr unbekannt) . An diesen Namen
kniipft sich eine im Laufe der Zeit ver>
gefsene, aber darum nickt minder denk»
wiirdige Begebenheit. Wieser trat am
30. September 1783 beim 3. Chevaux»
legers-Regimente Graf Klenau ein, wurde
1790 Ofsicier, riickte 1796 zum Oberlieutenant
vor und erwarb sicb in dieser
Eigenschaft einen gefiirchteten Namen
und die Bezeichnung des „Blutrichters
von R.udig". Die Sache ist folgende.
Der Friede von Luneville (9. Februar
1801) war geschloffen. Die vorangegangenen
Seite 73
Wurzbach5 6 . txt
Kriegsjahre hatten die biirgerlichen
und beamtlichen Verhaltnisse stark
gelockert, und so bildete sich 1802 bis
1803 im Saazer Kreise Bohmens all»
malig eine Rauberbande, die immer
machtiger und gefurchteter ward. Die
politischen und Justizbehorden, wie
unsere am SchluB angefiihrte Quelle citirt,
zeigten sich auf eine unglaubliche Art
schlaff, feig und bestechlich. Von Diebstahlen
und nachtlichen Einbrijchen, die
stets haufiger wurden, gingen die Gauner
bald zu offenen Raubanfallen iiber.
Fuhrleute und Reisende auf der Karls»
bader StraBe hatten von ihnen zu leiden.
Auch verschwanden bisweilen Wanderer,
deren Leichen man nach langerer Zeit
fand. Zwar sing man mehrere dieser
Spitzbuben, brachte sie in das Saazer?
Mieser, Johann er, Iuhnnn
Criminalgef angniB , allein sie blieben dort
nicht lange und trieben nach wenigen
Wochen ihr altes Handwerk fort. All«
gemein wurde erzahlt: die Kreis- und
Criminalbeamten lieBen sich Colonial»
waaren, Zucker und Kaffee durch die
Verhafteten iiber die sachsische Grenze
schmuggeln. Die Bande zeigte sich immer
kiihner und ubermuthiger . Sie war militarisch
organisirt, ihr Chef hieB General'
sie hatte ihre Stabsof f iciere, Hauptleute,
Lieutenants, hielt Disciplin, und Jeder,
der ihre Gesetze iibertrat, ward ohne
Nachsicht bestraft. Indessen nahmen die
Greuel zu, Hirten, Dienstleute wurden
ermordet, selbst die Geistlichkeit fand
keine Schonung, und der ungliickliche
Pftkrrer von Lubenz, des Nachts in seinem
mitten im Orte gelegenen Pfarrhof iiberfallen,
endete im Beisein seines weib»
lichen Gesindes unter furchtbaren Mar»
tern durch Mord. Der nachste Geistliche,
den ein ahnliches Schicksal erreichte, war
der Pfarrer von Dekau, der, mit gliihenden
Eisen gebrannt, mit eisernen Zangen
gezwickt, zu Tode gepeinigt wurde. Und
dies Alles, wahrend Schrecken in der
ganzen Gegend herrschte, liefien die
Staatsbehorden geschehen. Endlich, als
auch aus diesem Anlasse eigens geschaffene
Behorden und Gerichte sich als
machtlos erwiesen hatten, kam Hilfe
von unerwarteter Seite. I m Stadtchen
Rudig tag der oberwahnte Oberlieutenant
Johann Wieser von Klenau-
Chevaurlegera in Garnison. Der ging
aus eigener Machtvollkommenheit daran,
diesem Schrecken ohne Ende ein Ende
mit Schrecken zu bereiten. (Kr befahl
seinen Leuten, in der ganzen Gegend
umherzustreif en und alles verdachtige
Gesindel einzufangen. Seine Vorgesetzten
lieBen es nicht nur geschehen, sondern
unterstiit zten das ungeset zliche Verfahren,
Seite 74
Wurzbach5 6 . txt
sobald sie die im Ganzen heilsamen
Folgen desselben wahrnahmen. Nun
hielt Oberlieutenant Wieser auf dem
Platze zu Rudig auf offener StraBe blutiges
Gericht, welchem er selbst prasidirte.
Die Verhafteten, Manner und Weiber,
wurden nackt ausgezogen, und*Ieder, auf
dem der geringste Verdacht haftete, bekam
von sechs Mann, drei auf jeder Seite,
Stockstreiche, bis er gestand. Man be»
rechnete, berichtet unsere Quelle, die
Schlage offers auf Tausende. Drei der
beruchtigtsten Gauner, darunter die be-
kannten Rauber G r u n und Engel,
fanden dabei ihren Tod. Doch verfielen
mitunter Unschuldige der barbarischen
! Strafe. Der Wirth von Wiedhostitz erhielt
304 Schlage, bloB weil er aus
Furcht sich hatte verleiten lassen, dia
Rauberbande wahrend einer Nacht in
seinem Wirthshause auf zunehmen . Ein
armer Bursche wollte durchaus nichts
gestehen, kein Wort war aus ihm heraus»
zubringen. Er wurde f ortgeprugelt , bis
er maustodt dalag; erst nach der Hand
erfuhr man, der Ungliickliche sei taub-
, stumm gewesen! Das Geriicht verbreitete
sich, der Vorsteher des Schreckenstribu»
nals, Oberlieutenant Wieser, stehe in
unmittelbarer Verbindung mit dem
Wiener Hofe, erhalte beinahe taglich
einen Courier aus der kaiserlichen Resi>
denz. Begreif licherweise erschien dieser
unerhorte Vorgang den Leuten hochst
rathselhaft. Wieser aber war schlau
genug, die sich immer mehr verbreitende
Meinung, als sei er von hoherem Orte
zu dieser Handlungsweise autorisirt, aufrecht
zu erhalten und das Volk darin zu
bestarken. Endlich wurde auch der „General"
der Bande, der reiche Wirth von
Lubenz, von den Soldaten gefangen,
muftte aber, nachdem er indeB wohl
einige hundert Stockpriigel bekommen?
Wieser. Johann Miser, Johann Siegfried
hatte, in das Saazer GefangniB abgeliefert
werden. Sein Geld bahnte ihm
nun abermals einen Ausweg, doch starb
er bald darauf, wahrscheinlich infolge der
Priigel. Indessen das Ziel war erreicht,
nach einigen Monaten dieses vorbeschrie»
benen erbarmenlosen Waltens kehrte die
Sicherheit des Eigen tHums im ganzen
Kreise zuriick, die wohlhabende Geistlichkeit
sah sich, wie unsere Quelle berichtet,
von ihren blutdiirstigen Feinden befreit,
von groBer Angst und Sorge erlost. Dabei
war aber auch der Beweis geliefert: „dafl
Manches faul sei im Staate Danemark,
und daB eine sonst wohl organisirte Bu»
reaukratie, deren Macht unbeschrankt ist,
doch bisweilen nicht ausreicht". Wenn
man der Ansicht ware, dieser Obmann
und Gebieter des Rudiger Blutgerichtes
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Wurzbach5 6 . txt
sei mindestens ein martialisch aussehender,
schon seinem AeuBern nach Schrecken einjagender
Mensch gewesen, so wiirde man
sich irren. Derselbe erschien im Jahre
4804, als sich das Regiment unter seinem
Obersten Karl Grafen Kinsky »Bd. X I ,
S. 298^ auf den Uernin'schen Be»
sitzungen concentrirte und taglich eine
groBe Anzahl von Officieren bei der graflichen
Tafel in Schonhof zu Tische geladen
war, auch unter ihnen, und der
Verfasser der „Memoiren", denen diese
Mittheilungen entnommen sind, schildert
ihn als ein kleines schuchternes Mannlein,
dem man es garnicht ansah, welch'
furchtbares Schergenamt er noch vor
Kurzem von seinen eigenen Gnaden iiber»
nommen und als Obmann und Gebieter
des Riidiger Blutgerichtes geiibt hatte.
Was nun die weiteren Geschicke dieses
furchtbaren Richters gewesen, so ging im
Graf Oernin'schen Hause das Gerede,
daB er bald darauf aus dem Regimente
gekommen sei, was man in Zusammenhang
mit den erzahlten Vorgangen im
Jahre 1802 brachte, daB er dann quit»
tirt und in Iungbunzlau eine Tabaktrafik
erhalten, spater aber seinem Leben
durch einen PistolenschuB ein Ende gemacht
habe . Freiherr von H e 1 f e r t
wollte diesen Geriichtin auf den Grund
und stellte iiber die ferneren Geschicke
Wieser's Nachf orschungen an, deren
ErgebniB ist: daB derselbe noch ferner iin
Regimente diente, wahrend dea Feldzuges
180!) oder nach dessen Schliisse
zum Secondrittmeister vorriickte und erst
1807 in Pension trat. Dann erhielt er
einen Tabakverlag in Iungbunzlau, den
er aber 18! 2 wieder auf gab, worauf ihm
mit 1. November dieses Jahres seine
Rittmeisterpension neuerdings flussig ge»
macht wurde. Etwa zwei Jahre spaler
trat er bleibend einen Civilposten an als
Tranksteuervisitator in Bohmen, und nun
hatten die Militarvormerkungen iiber ihn
ein Ende. Also obiges Geriicht, daB er
als Tabaktraf icant in Iungbunzlau
seinem Leben gewaltsa.n ein Ende ge>
macht habe, trifft nicht zu. So ist es demnach
weder gewiB, daB er durch Selbstmord
geendet, noch die Zeit bekannt,
wann er gestorben.
DieHeimat . Illustrirtes Familienblatt
(Wien. Man;. 4",) Jahrgang 1877, S. 93:
„Aus den Knabenjahren eines bohmischen
Dynasten (Eussen Graf ornin) . Lieutenant
Nieser, der Befreier" .
Wieser, Johann Evangelist, siehe:
Wieser, Leopold Ritter von sS. 69, in
den Quellen, Nr. 9 A >.
Wiser, Johann Siegfried
U^ai-iMg . (Priester der frommen
Schulen, geb . inGiinzburg am
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Wurzbach5 6 . txt
10 Mai 1732, gest. zu W i e n am
30. October 1810) . Er trat in Wien in
den Orden der frommen Schulen, in
welchem er dem Klosterbrauche gemaB
den Beinamen A 8. "la . "« . 1-65112 an-?
Johann Siegfried Mieser, Joseph
nahm. Zunachst dem Lehramte sich widmend,
wurde er Professor der Dichtkunst
am Lowenburg ' schen Convicto in Wien,
dann im Predigtamte verwendet, erwarb
er sich in der Pfarrkirche Maria Treu
seines Ordens als Kanzelredner groBen
Ruf. Spater zum Professor der Pastorattheologie
an der Wiener Hochschule ernannt,
versah er als solcber seit 1793 die
Censur theologischer Scbriften. 1796
wurde er Pfarrer zu Hofkirchen in Ober»
osterreich, Consistorialrath und Vice»
deckant . Zuletzt verfiel er in Geistes«
zerriittung und kam in das allgemeine
Krankenhaus zu Wien, in welchem er,
37 Jahre alt, seinem Leiden erlag. Im
Druck sind von ihm erschienen: „Gde an
NlupZtllck" (1777,4".); - „robrrdellnt
tlen h. Iu5rph nun CaliiZanz, Stifter der krummen
Schulen" (Ulm 1778, 8".); - „Denkmal
Klllp5tllcken errichtet" (Wien 1780, 8 " . ) ;
- „Huldigung I115rp!i2 II." (ebd. 1781)',
- „Dr. Martin K'utHer's grllZZtenthrils nngedruckte
Nriefe nach der Schiitszchrn Sammlung;
ans dem H . ' ateini5chrii ubersetzt". 3 Bande
(Leipzig und Wien 1784, 8".), gemein»
schaftlich mit seinem Bruder t t o ; —
„Almenprrdigt iiber Hpll2telgeZihichtr I I , 3>5
und I V , 3 A 55" (Wien 1783, 8".); -
Vu52predi8t uber3 . ' nrll5 . I I I A 3 " ' (ebd. 1785);
- „P1155illn5predigten" (ebd. 1786) ; -
„Predigten iiber rueiZe christliche Gr"iehnng",
3 Theile (ebd. 1791 und 1792, 8".). -
Wie der Vorige, trat dessen Bruder Otto
(geb. zu Giinzburg am 19. Janner
1731, Todesjahr unbekannt» in den
Orden der frommen Schulen, nahm in
demselben den Beinamen a sanata.
I A uamillg. an, und dem Lehramte sich
zuwendend, unterrichtete er 1780 und
1781 am k. k. Gymnasium zu Marburg
und trug dann Philosophie und Mathe»
matik an dem unter Leitung seines OrdenS
stehenden Lowenburg ' schen Con»
! victe vor. I m Druck gab er heraus:
„Abrede ant den h. Urpomnk" (Gratz); —
„Gde ant dir Vermlllnnll, des Herrn Zlntlln Varan
van V lm mit der OrNn uan Valtegg"
(Giinzburg 1783); — „Otqmulllgisch-sqn .
taktische Zlnal A e der Tebnngstabellen, die im
ersten «Theile der in den k. K. Blauten ringefiihrten
griechischen Sprachlehre enthalten sind"
! (Wien 1786, 80.) . Gemeinschaf tlich mit
seinem Bruder JohannSiegfried
machte er sich an eine lateinische Uebersehung
der „Messiade" Klopstock's,
welche Arbeit aber ebensowenig im Druck
erschienen ist, als die ihm zugeschriebene
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Wurzbach5 6 . txt
Schrift „Ueber metrische Schonheit oder
Verskunst", die angeblich 1784 in Ulm
herausgekommen sein soil. Wie oben er»
wahnt, hatte er auch Antheil an der Her«
ausgabe der Brief e Luther's.
ruin iQ^sliii n A onuinenta «xliidet... (VUU2 .
i-ieab, 8°.) I>2i-2 I I , p. 832.
Portraits, j) I m Medaillon mit der Um«
schrift: ' ws ol>,uue5 iai^skria . UL 'Wissr l'i'g.soo
vsi-bi aivwi Vieunks 8. ?."; unter dem
Bilde in einem Steine als Inschrift: „Ills
rsBit aiotiL 2,nlui08 et xkctora. mulost".
5c, Visnuae 1787. Demselben ge<
widmet von seinen Freunden (8".) . —
2) Gleichfalls im Medaillon okne Umschrift,
in der Steinplatte auf der das Medaillon
lubt : „ A ouann 8iezki-iea >Vi56r, j ?i-ok. cl.
P2 . 5wrkltnool . in A ' i 6 n , > Fsd. xu <3UN2-
dui- A in ocli^Hdelt 1 a. lo. Hla/ 1752"
(8° . ) . Ohne Angabe des Zeichners und Ste<
chers. offenbar dem vorigen nachgestochen .
Wieser, Joseph (Stadtpfarrer
und P r o p s t des Collegiatf tif tes in
Bozen und Mitglied des Abgeordnetenhauses
des osterreichischen Reichsrathes .
geb . zuVoellan, einem Dorfe
in der Gemeinde Tisens in Sudtirol, am
12. Norember 1828) . Er widmete sich
dem geistlichen Stande und erlangte am?
Mieser, Joseph Mieser, Joseph
13. Janner 1834 die Priesterweihe . I n
der Seelsorge thatig, wurde er zuletzt,
22. Janner 1873, infulirter Propst des
Collegiatstif tes in Bozen und Stadtpfarrer
daselbst, zugleich Dechant des
Bozener Decanates und Schuldistricts '
aufseher. 1878 wahlten ihn die geistlichen
Corporationen Tirols in den Landtag
und 1879 in den Reichsrath, in wel>
chem er zu den Mitgliedern der Rechtspartei
zahlt. I m Landtage und Reichsrathe
erscheint er als der streng clericale
Vertreter seiner Partei, welche in Tirol
die Oberhand behauptet. Aber weniger
in dieser Richtung, in welcher es ihm nach
der ihm zustehenden freien Meinungsaufierung
gestattet ist, seinen Parteistandpunkt
zu behaupten, wenn das politische
Glaubensbekenntnis seiner Partei auch
Anderen miBliebig erscheint, weniger in
dieser Richtung, denn durch seine Unduldsamkeit
als Priester und in seiner privatrechtlichen
Stellungnahme als osterreichischer
Staatsbiirger , der er auch im
Priestergewande bleibt, ist sein Name
schon ofter genannt worden. I m Friihjahr
1878 starb auf der Durchreise in
Bozen ein sachsischer Officier protestan»
tischer Confession, zu dessen Beerdigung
auf dem dortigen katholischen Friedhofe
der Prediger der evangelischen Gemeinde
aus Meran herbeigeruf en wurde. Als
dieser jedoch mit der Leiche vor der Fried»
Hofspforte erschien, verweigerte ihm
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Wurzbach5 6 . txt
Propst Wieser den Eintritt, der erst
durch die Dazwischenkunf t und das Ein»
schreiten der stadtischen Behorde fur die
Leiche, nicht aber fur den evangelischen
Prediger erlangt werden konnte. Wiederholte
Beschwerden des Propstes gegen
den Magistrat von Bozen zunachst bei
der Statthalterei in Innsbruck, dann
bei dem Ministerium in Wien wurden als
unbegriindet entschieden zuriickgewiesen
und dem Propste die fur dergleichen Falle
erlassenen und in Kraft stehenden Gesetze
in Erinnerung gebracht . Die statthalterliche
und ministerielle Zurechtweisung geniigte
jedoch dein Propste nicht, er brachte
seine Beschwerde an die hochste Beruf sinstanz
des Reiches, an den k. k. Verwaltungsgerichtshof ,
der ihn ebenfalls zuriickund
auf die Pflicht, den Slaatsgesetzen
Folge zu leisten, hinwies. Ungeachtet
dessen verhielt er sich in gleich intoleranter
und gegen die Gesetze verstoflender
Weise einige Monate spater, als am
7. Februar 1875) die Leiche einer prote»
stantischen Frau durch den evangelischen
Prediger aus Meran auf dem katholischen
Friedhofe in Bozen bestattet werden
sollte. Ea bediirfte wieder der Dazwischen»
kunft eines Magistratsrathes , der dem
Propste sagen lieB, diese fruchtlosen Demonstrationen
zu unterlassen, widrigen A
falls er die Folgen zu tragen haben
werde. Diese Erklarung und das ernste
und wiirdige Verhalten der Menge,
welche diesen unliebsamen Scenen bei»
wohnte, still die Dinge erwartend,
die da kommen wurden, wirkten inso«
weit, daB dem nahenden Leichenzuge der
unbeanstandete Eintritt in den Friedhof
gewahrt wurde, auf welchem dann die
Bestattung ordnungsmaflig vor sich ging.
Aber nicht nur in seiner gegen die Gesetze
verstoBenden Intoleranz gibt der
Propst ein des Priesters der Kirche unwiirdiges
Beispiel; er geht noch weiter,
indem er durch das Gesetz sanctionirte
Abgaben verweigert. Seit dem Jahre
1874 sind die hoheren Geistlichen, die
Cardinale, Erzbischofe, Bischofe, Propste
u. s. w., in Oesterreich durch das Gesetz
verpf lichtet , aus ihren reich dotirten
Pfriinden einige Procent zu dem soge»
nannten Religionsf ond zu steuern, welcher
zu einer Erhohung des Gehaltes der^
Mieser, Joseph Mieser von Mahrenheim. Joseph
armen Geistlia'en verwendet wird. Wahrend
nun bisher von der hoheren katholischen
Geistlia>keit Niemand sich gewei»
gert, aus seinem UeberfluB ein Scherflein
dem armen nothleidenden geistlichen Bru>
der zukommen zu lassen, hat Propst
Wieser in Bozen dieses Gesetz nicht
erfiillt ' er hat aber auch gegen dieses
Gesetz keine Einsprache erhoben oder sein
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Wurzbach5 6 . txt
Zahlungsunvermogen nachgewiesen, sondern
einfach nicht gezahlt und bei wieder»
holten Anmahmmgcn und Drohungen
der Behorden hartnackiges Schweigen
beobachtet, so daB sein Rijckstand bei der
Steuerbehorde sicd bereits auf die ansehnliche
Summe von 1A38 fl. erhob. Da
alle Ermahnungen ni.-dts fruchteten, sah
man endlich sich genothigt, amtlich einzuschreiten,
und die F 'mauzbehorde ordnete
die Beschlagnahme der in den Handen
des Propstes befindlichen zum Kirchen»
vermogen gehorigen Werthpapiere an,
deren Coupons einen Theil seiner Befol»
dung ausmachen. Als Wieser und die
zwei Kirchenpropste die Oeffnung der
Casse verweigerten, wurde aus Innsbruck
ein Finanzbeamter nach Bozen abgeordmt,
welcher durch zwolf Arbeiter die
schwere Casse sammt ihrem Inhalte nach
dem Kreisgerichte hinuberschaf f en lieB.
Dann ward am 3 1 . Marz 1879 in Anwesenheit
eines Commissars der k. k.
Bezirkshauptmannschaf t , eines Delegirten
des Kreisgerichtes und eines Finanz»
beamten aus Innsbruck und schlieBlich!
von Seite der Kirche eines Kirchen»
Propstes die Cafse des Pralaten Wieser
amtlich eroffnet, und man entnahm zur
Deckung der Forderungen des Aerars,
sowie der Verzugszinsen und Kosten im
Gesammtbetrage von 1679 si. Coupons
von den in der Casse deponirteu Pfandbriefen
der Bodencreditanstalt . Nachdem
dies geschehen, theilte man dem Propste
Wieser mit, daB die Casse nunmehr
wieder zu seiner Verfijgung stehe und er
sie zuriickholen lassen konne . Wie das
Beispiel der Steuerverweigerung des
Propstes aber bereits wirkte, beweist der
Umstand, daB der Pfarrer eines in der
Nahe von Bozen gelegenen Dorfes gleichfalls
sich weigerte, seine Steuer zu ent»
richten, so daB die Bezirkshauptmann«
schaft sich genothigt sah, dem widerspenstigen
Seelenhirten seine beste Kuh
abpfanden , zu lassen. Ehe jedoch zum
gerichtlichen Verkaufe des Thieres geschritten
wurde, hatte der Pfarrer eines
Besseren sich besonnen und die ruckstan«
dige Steuer bezahlt. Von einem Joseph
Wieser erschien 1873 bei SeiBer in
Trient das Werk: « A «?//V ««osl ' o//c?o<>
//>//?<)-e
Ob unser Bozener Propst Joseph
Wieser Verfasser dieses Werkes ist,
wissen wir nickt .
Allgemeine Zeitung (Augsburg, Cotta,
4".) 17. Februar 1879. Nr. 48; 23. Fedmar
187')- Nr. 56; 11. Marz 1879. Nr. 73;
6. April 1879. Nr . 96. in der Rubrik: „Aus
SuQtirol" .
Portrait. I m Hruppendilde der Abgeordneten
des osterreichischen Neichsrathes , welches
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Wurzbach5 6 . txt
die „Neue illustrirte Zeitung" (Wien. Zamaraii)
im V I I I . Iai-rganie (1880) Nl ' . 22
brachte .
Wieser von Mahrenheim, Joseph
Ritter (Schriftsteller, geb . zu
B r u n n am 8. Janner 1813, gest.
daselbst am 9. Janner 4886) . I n
Rede Stehender, dessen Vater Joseph,
ein Burger von Brunn, daselbst Kaufmann,
Hausbesitzer und Mitglied des
Gemeindeausschusses war, beendete das
Gymnasium und den philosophischen
Curs in seiner Geburtsstadt , horte 1831
bis 1834 die juridisch politischen SW-£
Mieser von MahrenheiM) Joseph 57 Wieser von Alahrenheim, Joseph
dien an der Universitat in Olmutz und
trat dann als Auscultant bei dem
Briinner Magistrate in den Iustizdienst .
Nach mehrjahriger Dienstzeit, wahrend
welcher er bei alien Senaten des Magistrates
verwendet wurde, kam er Ende
December 1842 als Conceptspracticant
in die Dienste des Landesausschuf f es der
mahrischen Stande, die ihn am 6. Juni
1847 als standigen Secretar anstellten.
I n dieser Eigenschaft wurde er mit Be»
ginn des Jahres 1848 Prasidialbeamter
des Landtagsdirectoriums und am
2. Mai 1861 zugleich Prasidialsecretar
der mahrischen Landeshauptmannschaf t .
I n der Folge aber vom Landtagsaus '
schusse zum mahrischen Landesrathe er»
nannt, trat er als solcher 1876 in den
Ruhestand iiber. Wiese r's Thatigkeit ist
nach zwei Seiten zu wiirdigen, nach der
des standischen Beamten und jener des
Schrif tstellers . Erstere war wahrend der
Sessionen der Landtage, insbesondere
1848, dann in den Iahressessionen von
1861 an und im denkwiirdigen Kriege
1866 eine sehr verdienstliche . Bei der
bevorstehenden Gefahr der Occupation
der Landeshauptstadt Vriinn durch die
preuBische Armee lag ihm die Bergung der
Landescassen, der Pratiosenpf ander des
Leihamtes und der Archivalien ob, und
unterzog er sich dieser wichtigen und
schwierigen Aufgabe mit musterhafter
Umsicht ohne Gleichen. Bei der Durch»
fiihrung der Grundentlastung in Mah»
ren, dazu als Prasidial- und Landes»
commissionssecretar am 12. August 1849
berufen, wirkte er bis zur Durchfiihrung
dieser Arbeiten, Ende October 1832. I m
Jahre 1851 verfaflte er eine eingehende
Darstellung iiber mehrere von Seite des
Ministeriums des Innern zur Beantwor»
tung aufgestellte Fragen hinsichtlich der
vor 1848 bestandenen Verhaltnisse des
Standewesens , der Einf luflnahme der
Standeverwaltung darauf und der Veranderungen
in den Jahren 1848 und
1849, dann wurde ihm die Bearbeitung
des Entwurfes der Grundziige der kiinf«
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Wurzbach5 6 . txt
tigen Landesvertretungen ubertragen und
ihm als Schrif tf iihrer der zu diesem
Zwecke aufgestellten Berathungscommis .
sion auch die Protokollfiihrung anvertraut.
Wegen der einbezogenen histori.
schen Nachweisungen aus der altesten Pe«
riode des Standewesens bis 1848 bildet
das im Landesarchiv befindliche Operat
ein reichhaltiges Material fur eine Ge»
schichte der Verfassung Mahrens . Bei
mehreren wichtigen Anlassen wirkte er als
Generalsekretar oder als Mitglied des
Erecutivcomitos mit; als ersterer bei
dem Comite, das sich gebildet hatte, urn
durch freiwillige Sammlungen den An«
kauf und die Ausriistung von sechs«
hundert Artilleriepf erden zu bewerkstel.»
ligen, welche der im Doppelkriege kam»
pfenden kaiserlichen Armee namens des
Landes Mahren zugefuhrt werden sollten;
dann im Kriegsjahre 4839 bei dem
GeneralcomitH zur Sammlung freiwil»
liger. Gaben fur die k. k. Armee und zur
Anwerbung und Ausriistung zweier miih«
rischer freiwilligen Schutzenbataillone;
als letzteres 1866 bei dem mahrischen
Unterstiit zungsvereine, der sich die Aufgabe
gestellt, die infolge des damals
ausgebrochenen Krieges hilf sbediirftig
gewordenen osterreichischen Krieger, dann
ihre Witwen und Waisen zu unter»
stiitzen, und bei dessen Erecutivcomita,
das die Durchfiihrung der gesammten
Vereinsangelegenheiten und humanitaren
Bestrebungen iiber sich genommen. Diese
auBerordentliche Thatigkeit theils in den
dienstlichen Spharen, theils in den vor«
bezeichneten Richtungen wiirdigte der
Monarch durch ah. ausgesprochene An»^
Mieser lwi, Mahrenheim, Joseph HZ Wieser t?c>n Mahrenheim, Joseph
erkennungen 11849, 1832, 1839), durch
Verleihung des goldenen Verdienst»
kreuzes mit der Krone (4834) . durch
Erhebung in den osterreichischen Adelstand
mit dem Ehrenworte Edler und
dem Eradicate von Mahrenheim
(1860) und durch die Ertheilung des
Titels eines kaiserlichen Rathes (1862) .
Wieser's schrif tstellerische Thatigfeit
zerfallt wieder nach zwei Seiten, der
amtlichen und der literarischen . Erstere
umfaBt alle seine Arbeiten als standischer
Beamter und als Mitglied der historischstatistischen
Section der mahrisch-schlesi '
schen Gesellschaft des Ackerbaues, der
Natur» und Landeskunde ' letztere seine
politischen, lyriscben, novellistischen und
dramatischen Arbeiten. Von den ami>
liehen Arbeiten ist vor Allem zu nennen
die Agenda des mahrischen standischen
Landesausschusses vom Jahre 1849 bis
1839 (Brunn 1860); daran reihen sich
die V Rechenschaf tsberichte des mahri°
schen Landesausschusses vom 1. Janner
Seite 82
Wurzbach5 6 . txt
1864—1870, dann die Beschliisse des
Landtages Mahren aus den Sessionen
1861-1868; die Protokolle des Marz-
Landtages 1848, des aus demselben mit
fast constituirender Vollmacht hervor»
gegangenen groBen Comites von 24 Mitgliedern
und des erweiterten Provinzial»
Landtages 1848/49. Die Protokolle des
Marz-Landtages erschienen als Beilage
der „Brunner Zeitung", jene des erweiterten
Provinzial ' Landtages — mehr als
780 Quartseiten — als besonderes Land'
tagsblatt. Aufier diesen streng amtlichen
Arbeiten schrieb er politische und national'
okonomische Artikel iiber die damals auf»
getauchten Fragen des staatsrechtlichen
Verhaltnisses Mahrens zum Gesammt»
staate, iiber die Generallandtage, iiber
den Landtag 1848, iiber Gemeindeauto»
nomie und das Gemeindevermogen, iiber
Verwaltungsf ragen, iiber Grundent»
lastung und Propination u. d. m. in den
verschiedenen damals zu Brunn erscheinenden
Tagesblattern; auch brachte er
zahlreiche kritische Aufsatze iiber die
meisten einigermaBen wichtigen Erscheinungen
der Literatur in den Jahrgangen
1839—1867 der „Briinner Zeitung".
Die MuBe aber, die er nach so umfassender
Thatigkeit eriibrigte, widmete er der
Poesie, der er nach verschiedenen Richtungen,
vorherrschend nach der dramatischen,
huldigte. Die erste dahin einschlagige
Arbeit war der Prolog und die
verbindende Deklamation zu den Choren
des Trauerspiels „Antigone" von Sophokles
und zu der sie begleitenden
Musik von Mendelssohn, in der von
dem Grafen Bukuwky zu Gunsten
des Briinner Blindeninstitutes am
23. Marz 1834 veranstalteten Akademie.
Die ferneren poetischen Arbeiten Wieser's
lassen wir in chronologischer Reihe
folgen: „N115 Hano drs Ciresills. Trauerspiel
in 5 Zuhiigen" (Brunn 1839), im Briinner
Theater aufgefuhrt; — „NeZZeln" (ebd.
1860), eine Sammlung von Epigrammen,
zum Theile schon im belletristischen
Beiblatte der „Briinner Zeitung" abgedruckt;
— „Welehrad, ein Nederkran; in nuei
Biichern" (ebd. 1862); — „Lumisz. der
Zillaenberger . Craneropiel in 5 Zlutzii^rn" (ebd.
1864), im Briinner Theater aufgefuhrt;
— „Nir Mliatrr Ke5 Uchttt . C?llnrr5piel in
5 Ichiigen" (Wien 1868. Gerolo, 8".),
behandelt den Schwarmer des vorigen
Jahrhunderts Anacharsis Freiherrn von
Clootz; - „Gedichte" (Brunn 1869);
— „Diogenes in Giiln. Anspiel in 5 Auf-
^iigen" sebd. 1874); — „Fronend ienbt.
Nramllti21tie5 Gedicht in 5 Ausziigen" (ebd.
j t z 7 4 ) ; A Einc Mebe des Zllcibiades. Mst-
5piel in 5 Anhiigen" (ebd. 1873); —
Inlianng . «Trauerspiel in 5 Acten"^
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Mieser von Mahrenhein' 1 Joseph 39 Miser, Karl
(ebd. 1876); — „Nrr Imperativ der Aebe .
3u5tssiiel in b Achngen" sebd. 4877); —
„Nie Welt des Herzens. Schlln8piel" sebd.
i880); - „Tiete Gbbe nnd hohe Fulh.
Zchlluspiel in b AnfMrn" (ebd. t883) . I m
belletristischen Beiblatte der „Brunner
Zeitung" aber verof f entlichte er die No»
vellen: „Der Sonntagsmorgen" (1859);
— „Aus dem Tagebuche einer schonen
Frau" (1861—1862) und «Die ungekannte
Geliebte" (1863-1864) . Es ist
eine ebenso reiche als wechselnde Thatig»
keit, welche uns aus seinen Arbeiten entgegentritt .
Die Kritik hat im Ganzen
tiber seine poetischen Leistungen anerken>
nend sich ausgesprochen . „Wir, vermissen",
heiBt es in einem ihm gewidmeten groBe«
ren biographischen Artikel, „in ihnen
nicht den edlen Geist und die ideale Richtung,
wenn wir auch manches ZugestandniB
an die Auffassung der Gegenwart
und auf die Riicksichten der festeren Ge>
staltung und Charakterisirung der Einzelngestalten
gewiinscht hatten."
d'Elvert (Christian Ritter) . Notizmblatt der
historisch ' statistischcn Section der k. k. mahrisch«
schlesischen Gesellschaft fur Beforderung des
Ackerbaues u s. w. (Brunn. 4".) Jahrg. 188«.
Nr. 2. — Derselbe. Geschichte der k. k.
mahrisch«schlesischen Gesellschaft zur Beforde«
rung des Ackerbaues u. s. w. (Briinn 5870,
Rohrer, gr. 8".) in der Beilage S. 373. —
Brummer (Fran' 1 ) . Lexikon der deutschen
Dichter und Prosaisten des neunzehnten Jahr»
Hunderts (Ieipzig. Recwm. 12«, ) Bd. I I ,
5. 484. — Briinner Morgenpost . 1886.
Nr. 8. Von H. P. (enn) . — Der mah»
rische Korrespondent . 1886. Nr. 82:
„Nekrolog" .—Blatter fur literarische
Unterhaltung (Brockhaus. Leipzig. 4«.) 1869.
Nr. 23. S. 259. - Kehr ein (Joseph).
Biographisch «literarisches Lerikon der katho«
tischen deutschen Dichter, Volks ' und Jugendschrif tsteller
im neunzehnten Jahrhundert (Zu«
rich, Stuttgart uno Wiirzdurg 1871, Leo
Wocrl. gr. 8".) Bd. I I , S. 238.
Portrait. Dasselbe im Holzschnitt befindet
sich im „Wahrisch ' schlesischen Correspondenten"
vom Jahre 188« bei dem vorbezeichnetrn
Nekrologe .
Wiser, Joseph Anton, siehe: Nieser.
Leopold Ritter von j^S. 69, in den
Quellen, Nr. 10" j.
Wiser, Karl (Reichstagsab.
geordneter, geb . in W i e n am
6. Marz 1800) . Ein Sohn des Wiener
Hof juweliers Anton Wisec, beendete
er in seiner Vaterstadt das Gymnasium,
den philosophischen Curs und 1824 das
Studium der Rechtswissenschaf t . t823
trat er bei dkr k. k. Hof kammerprocuratur
einz erlangte dann in Wien die juridische
Doctorwurde, machte die Advocatenpraxis ,
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und 1833 zum Advocaten fur
Oberosterreich mit dem Sitze in 3inz ernannt,
wurde er bald ein gesuchter Rechts»
anwalt . Als mit den Marztagen 1848
die bis dahin polizeilich niedergehaltene
Sehnsucht nach politischer Freiheit sich
ungestiim Bahn brach, griff er im In»
terefse des Volkes energisch ein, urn die»
selbe in gesetzliche Bahnen zu lenken, den
Ueberstiirzungen entschieden entgegenzutreten,
Ausschreitungen hintanzuhalten
und das Streben nach Freiheit und Verfaffung
mit den Geboten des Rechtes und
der staatlichen Ordnung in Einklang zu
bringen. Mit Hilfe Gleichgesinnter gelang
es ihm, daB sich sowohl in Linz, wie
auch im ganzen Lande Oberosterreich,
keine Ausschreitungen ereigneten und die
Ruhe vollstandig erhalten blieb. Eine
zahlreiche Deputation unter seiner Fiih»
rung wurde nach Wien entsendet, urn an
den Stufen des Thrones bezijglich der
Aufhebung des Unterthansverhaltnif ses
zu petitioniren . Auch bei der Errichtung
der Nationalgarde wirkte er thatig mit.
Feind jeder geset zwidrigen Ausschreitung,
trat er derselben, wo sie sich Bahn zu
brechen suchte, muthig und energisch ent«
gegen. Als man daran ging, die Brod»^
Miser, Karl 6i) Miser' 1 Karl
laden zu stiirmen, war er sogleich zur, Forderung der Interessen dieser Stadt
Hand. An der Spitze eines Trupps ! angelegen sein lieB. Die Ueberweisung der
Tambours durchzog er die StraBen und ! Armenversorgungsanstalt nach Linz, die
rief die Burger zum Schutze ihrer be- ! Aufhebung der Fleisch» und Brodtare,
drangten Mitbiirger auf. Dann bethei' > die provisorische Organisirung des Ge>
liqte er sich mit allem Eifer an den Vor- z meindeamtes Linz und der
Lande svertre«
arbeiten zur Erreichung der nothigen A tung sind sein Werk. I m Uebrigen hielt
Reformen in dzr Stadt- und Landesver" sich Wiser in den Jahren 1849 bis
waltung, urn den Wiinschen aller Elaffen 1860 von aller Politik, von alien
of f entder
Bevolkerung gerecht zu werden. Als lichen Angelegenheiten, nur seinem Advo»
nun der constituirende Reichstag nach A catursberufe lebend, feme. Nach dem
Wien einberufen wurde, wahlte ihn die Erscheinen der provisorischen Advocaten»
Stadt Linz zu ihrem Abgeordneten . In' 1 ordnung von seinen Kollegen zum Prasi»
der Sitzung vom 21. Juli zum Schrift» ! denten der oberof terreichischen
Advocaten»
fiihrcr des Reichstages gewahlt, behielt ! kammer erwahlt, wirkte er in dieser
er dieses Amt, nachdem viele seimr ssol- A Eigenschaft viele Jahre
ununterbrochen,
legen pf lichtwidrig und feige den Reichs» ! 1861 wurde er in den Gemeinderath
der
tag verlassen hatten, bis Ende October; A Stadt Linz, hierauf am 10. April des»
erschien auch in dem nach Kremsier ver- , selben Jahres in den Landtag, von
diesem
legten Parlamente und blieb bis zur aber in oaa Abgeordnetenhaus des
Sprengung desselben am 7. Marz 1849. ! Reichsrathes erwahlt, wahrend ihn gleich-
Alle Kundgebungen dieses Reichstages A zeitig die Regierung zum Stellvertreter
tragen seine Unterschrift in der Eigen» i des Landeshauptmanns ernannte. I m
schaft des Schriftfiihrers, so unter an» z Abgeordnetenhause deutscher Autonomist
deren die historischen Documente: „An aus ganzer Seele, bewegte er sich stets
die Volker Oesterreichs " vom 7. October A gemafligt und versohnend innerhalb der
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1848, „An Seine Majestat" vom 8. Oc- A Schranken des Gesetzes. Bei Gelegenheit
tober, an Dieselbe vom 22. und 23. Oc» > der ersten Adresse, 1861. zeigte er in
der
tober u. s. w. Nach der Abdankung des A Debatte seine ganze Selbstandigkeit und
Kaisers Ferdinand war Wiser Mit-! beschwor den Sturm gegen sich herauf,
glied der Deputation, welche den Kaiser! dem er sich aber nicht beugte. Er
erklarte
Franz Joseph in Olmutz zur Thron» sich gegen die Annahme der Proposi«
besteigung begliickwunschte und dem A tionen des ungarischen Landtages und
Kaiser Ferdinand in Prag die Dankes» A stimmte nicht mit ein in den
allgemeinen
kundgebung darbrachte. Als dann die A Enthusiasmus . I n Wien und in Linz
Aufldsung des Kremsierer Reichstages er-! schrie man, er sei unter die oechen
ge»
folgte, protestirte er mit Palack A - und
Rieger in Olmutz dagegen. Mit seinen
Parteigenossen war er bestrebt, die ge»
fahrdeten Abgeordneten, darunter Kiiblich,
GolHrnark und Fiister, in
Sicherheit zu bringen. Nun kehrte er
nach Linz zuriick, wo er seine Advocaten»
thatigkeit wieder aufnahm und sich die
gangen, welche auch den ungarischen An»
tragen gegeniiber sich ablehnend ver»
hielten. Aber Wiser, der einzige
Deutsche, der an der Spitze des 6ecki»
schen Protestes stand, rechtf ertigte sein
Verhalten, denn er besaB den Muth —
der Vielen in entscheidenden Augen»
blicken leider oft abhanden kommt — zu?
Miler, Karl Mieser. Kaspar
reden ii"nd zu handeln, wie er
dachte. Er hatte durch seine Abstim<
mung den constitutionellen Grundsatz
vertheidigt: daB in einer parlamentarischen
Versammlung N i e m a n d das
Recht habe, aus was immer fur Riicksichten
die Debatte iiber eine wichtige
Frage abzuschneiden und die sofortige
Annahme eines noch so loyalen Antrages
gewissermaBen gebieterisch zu verlangen,
sondern daB in solchen Fallen nur das
offentliche Wohl allein entscheidend sei.
Am 10. April 1863 legte er sein Abgeordnetenmandat
nieder. Im April
4873 zum Biirgermeister der Stadt Linz
gewahlt, entsagte er infolge von Geschaftsuberbiirdung
der Stelle des Vorstandes
des liberalen politischen Vereines,
die er bis dahin neben seiner Advocatur
bekleidet hatte. Ueber seine Haltung als
Abgeordneter gab es nur eine Stimme.
Was er fur gut erkannte, das verfocht er,
er wollte immer nur die Sache, unbeschadet
der Person, die ihn weiter nichts
anging. I n den Tagen der reaktionaren
Schreckensherrschaf t — nach 1830 —
bewahrte er sich als unbeugsamer Verfechter
des Rechtes und machte mit beispiellosem
Freimuthe seinem tiefverlet zten
Rechtsgef uhle Luf t . Dabei besaB er ein
Pf lichtgef uhl, dessen sich wenige seiner
Collegen in gleicher Weise riihmen durften,
sein Amt als Schrif tf iihrer des con>
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stituirenden Reichstages versah er mit
solch treuer Hingabe, daB er keine einzige
Sitzung versaumte. Noch sei erwahnt,
daB Wiser Mitgriinder der Linzer Realschule
und Sparcafse ist. Am 6. Marz
1880 feierte er seinen 80. Geburtstag,
aus welchem AnlaB die Wiener „Neue
Illustrirte Zeitung" in ihrem Festkalender
das BildniB des Jubilars brachte.
Der Reichsrath. Biographische Skizzen der
Mitglieder des Herren — und Abgeordneten»
Hauses des osterreichischen Neicharathes u. s. w.
(Wien 1861. Fr. Forster und Bruder. 8".)
1. Heft. S 33. - Das Jahr 1848. Gc»
schichte der Wiener Revolution (Wien 1872.
Waldheim. 4".) 2, Bd. von Moriz Smets.
S. 5 A . — Die Presse (Wiener polit.
Blatt) 3. Juli 1801. Nr. 181 im Leitartikel.
— Hpringer (Anton Heinrich) . Geschichte
Oesterreichs seit dem Wiener Frieden 1809
(Leipzig. 1865, Hirzel. gr. 8".) Bd. I I ,
S. <ii3. - Dunder (W. G.). Denkschrift
liber die Wiener October-Neuolution (1848)
(Wien 184!). gr. 8".) 2. 134 und 133. -
Oder osterrei chische Zeitung (Linz)
1861. Nr. 74 im Feuilleton: „Ale, oberoster»
reichischen Neichsrathe im Abgeordnetenhaus " .
— Neue Fr»:ie Presse (Wiener polit.
Blatt) 1» April 18?' s : „ (Korrespondenz aus
Linz 11 . April" .
PIMrats. 1) Facsimile des Namenszuges.
Lithograpdirt von A. Dauthage. Brustbild
(Wien 18U1. Fol.). - 2) Im Holzschnitt:
fiinf Medaillons: Schmitt, Helfert . Fii»
ster, N e u w a 1 1 und Wiser auf T. 473
des 2. Bandes uon „Das Jahr 1848" '"das
Portrat Neuwall ' o daselbst ist falsch, und
soil Neumann darunter steben' 1 .
Wieser, Kaspar (k. k. Oberstlieut
e n a n t , geb . zu W i e n am 6. Februar
1794, gest. daselbst am 2 1 . Mai
1870). Er trat am 11. Mai 1802 zur
militarischen Ausbildung in die Wiener»
Neustadter Akademie, aus welcher er am
31. August 1813 als Fahnrich zu
Spl^nyi- (spateren Erzherzog Karl Fei>
dinand-) Infanterie Nr. 81 eingetheilt
wurde. I n diesem Regimente, in welchem
er nahezu 40 Jahre bis zu seinem Uebertritte
in den Ruhestand ununterbrochen
diente, machte er die Feldziige 1813,
1814 und lSlS^mit, wurde 1813 Lieutenant,
1828 Oberlieutenant, 1831 Ca°
pitainlieutenanr , 1834 wirklicher Hauptmann
und am 23. Marz 1848 Major,
in welcher Eigenschaft er in den Feld«
ziigen 1848 und 1849 infolge der Felonie
seines Obersten das Regiment com>
mandirte. Die Sache verhalt sich namlich^
Wieser, Kaspar 62 Mieser, Kaspar
so: Commandant des Regimentes war
damals Oberst Emanuel Freiherr Bat»
dacci. Dieser hielt zu Kossuth und
erlieB am 9. October 1848 an das
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Of sicierscorps des 1 . und 3. Bataillons
in SchaBburg und Mediasch — das
zweite war in Klausenburg stationirt, wo
er selbst sich befand, den Befehl — den er
den Ofsicieren des 2. Bataillons person«
lich ankiindigte — innerhalb 24 Stunden
die schriftliche Erklarung abzugeben, daB
es dem ungarischen Kriegsausschusse seine
Treue fur Ungarn und bereitwilligen
Gehorsam bewahre und die ungarische
Tricolore anstecke-, wahrend im entgegengeset zten
Falle Jeder, der diese
Pflichten versaume, als Landesverrather
betrachtet, als solcher auBer dem Gesetze
erklart sei und durch wen immer gefangen
genommen und erschossen werden konne.
Den Ofsicieren des 2. Bataillons befahl
er, daB jeder binnen einer Stunde seine
Erklarung versiegelt unter personlicher
Adresse des Obersten einzusenden habe,
fugte jedoch hinzu, daB er keinem in politlscher
Meinung einen Zwang auferlege,
sondern jeder nach seinem Gutdiinken
handeln konne, hatte aber schon friiher
wiederholte Entlassungsgesuche einzelner
Ofsicierk des Bataillons zuriickgewiesen .
Hauptmann Fackler als altester Ofsicier
des in Klausenburg statwnirten 2. Bataillons
berief nun das Of f iicierscorps
desselben zu einer kurzen Berathung auf
der Hauptwache zusammen. Da sich be
stimmt voraussehen lieB, daB sich einem
Abmarsche des nationalen Bataillons
eine bedeutende Nebermacht mit sicherem
Erfolge widersetzen wiirde, blieb daher
kein Ausweg als Neutralitat . Das
Bataillon steckte die durch den ungarischen
KriegsministerialerlaB anbefohlenen Cocarden
an und zog seine kaiserliche Fahne
ein, welche im Of sicierswachzimmer sorgfaltig
aufbewahrt wurde. So behauptete
sich das Bataillon einen ganzen Monat
gegen die Uebecredungskunst gewandter
Demokraten, gegen die Bestechung der
Emissare, gegen List, Tucke und Gewalt
der feindlichen Uebermacht . Als die Of sicierscorps
des j . und 3. Bataillons in
SchaBburg und Mediasch den Befehl des
Obersten Baldacciim Sinne der ober»
wahnten Erklarung: binnen 24 Stunden
sich auszusprechen, erhalten hatten, waren
sie iiber diese schandliche Zumuthung im
hochsten Grade emport, und das Of si'
cierscorps des '3. Bataillons zu Mediasch
verfaBte eine Denkschrift, zu welcher auch
die Ofsiciere des 1. Bataillons ihre Zustimmung
gaben, und die durch die beiden
von ihren Kameraden dazu gewahlten
H.iuptleute von Steinburg und A b 1
dem Landescommandirenden General
Baron Pua'ner "Bd. XXIV, S. 49^
iiberreicht wurde. Die wesentlichsten
Punkte dieser Denkschrift waren: Erklarung
der. gesammten Ofsiciere, ihrem
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Fahneneide bis auf den letzten Blutstropfen
treu zu bleiben. Bitte urn Eni>
setzung des als Meuterer auf getretenen
Obersten Baldacci, sowie auch sammtlicher
im gleichen Falle etwa comprimittirten
Individuen, Uebertragung des
Negimentscommandos an den allgemein
geachteten ersten Major Kaspar von
Wieser, Beschleunigung der bereits angeordneten
Recrutirung, Ergreifung der
Offensive gegen Klausenburg, urn sogleich
die Befreiung dos dort f estgehaltenen
2. Bataillons zu erzwl.cken u. s. w. Frei»
Herr von Puchner empfing die beiden
wackeren Ofsiciere mit gewohntem Wohl»
wollen, tief geriihrt von der unwandel'
baren Treue des Of sicierscorps gegen den
rechtmafiigen Monarchen. Major von
Wieser aber wurde'mit der einstweiligen
Fiihrung des Regimentscommandos be»^
Mieser, Leopold 63 Mieser, Leopold
traut. I m Generalcommando, so berichtet
Graf Thurheim, dem wir den Bericht
liber diese interessante Episode aus der
. Kriegsgeschichte 1848 und 1849 verdanken,
wurde von einer „Schreiben
seele" diese Denkschrift und deren Vortrag
„ein Ianitscharenact " genannt,
aber, fiigt der Graf treffend hinzu, nur
auf diese Weise war die Erhaltung eines
braven Regimentes fur die Sache und
das Recht seines Kaisers moglich geworden.
Wieser befand sich bei dem unter
dem Obersten Urban stehenden Nord«
corvs, in welchem er alien Gefechten mit
Auszeichnung beiwohnte, wofiir er mit
dem Verdienstkreuze geschmiickt wurde.
Russischerseits erhielt er den St. Annen«
. orden zweiter Classe mit den Schwertern,
Am 13. August 1839 riickte er zum
Oberstlieutenant vor, trat aber schon am
23. Februar 1830 in den Ruhestand
liber, welchen noch zwanzig Jahre zu ge>
nieBen ihm gegonnt war.
Tdurheim (Andreas (Hraf ) . Licht- und
Schattenbilder aus dem Toldatenleben und
der Gesellschaf t . Tagebuch-Fragmente und Riickblicke
eines ehemaligen Militars (Prag und
Teplih 1876, Dominicua, 8°.) S. 92-i)4.
— Oest erreich csch ' ungarische W eb r»
Z e i t u n g (Wien. kl. Fol.) 187(1. Nr. 39.
Wieser, Leopold Ritter von (Sectionschef
im gemeinsamen obersten
Rechnungshof e und Kunstfreund, geb .
zuPetriniaim ehemaligen Militar»
grenzgebiete am 26. Juni 1819) . I n
Rede Stehender, dessen Vater J o h a n n
k. k. Oberkriegscommif sar war, besuchte
die Schule in Agram und wurde nach
AbschluB des philosophischen Curses im
October 1834 bei dem Ottocsaner Grenz-
Regimente als Fourier afsentirt. Von
einem Regimente zum anderen iibersetzt,
konnte er seinem Vater 1833 nach B6h»
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men, 1837 nach Galizien, 1839 wieder
nach Agram folgen. I n letzterer Stadt
ward es ihm gestattet, an der Akademie
die juridiscken Studien nachtraglich zu
vollenden, wodurch er den Anspruch auf
die Eintheilung in das Feldkriegscommissariat
erwarb. I m December 1842
kam er als Kriegscommissariatsaccessist
zum Militar-Generalcommando in Dalinatien.
im November 1843 als Kriegs«
commissariatsad junct zum Militar-Generalcommando
in Verona und 1848 zum
Armee ° Generalcommando in Italien.
Das ihm ijbertragene Referat fur das
Sanitatswesen der Armee gab ihm Gelegenheit,
Umficht, Energie und Gewandt '
heit im Ergreifen und Vollfuhren der
nothwendigen Mafiregeln zu bekunden.
Nach der Concentrirung der Armee in
Verona war der Krankenstand von
einigen Hunderten in kurzer Zeit auf
sechs Tausend angewachsen, und Aehnliches
ergab sicb auf alien Punkten, in
welcken die Armee in Action trat. Es
mufiten Localitaten ausgemittelt , Aerzte
und Warter aufgebracht, Bediirfnisse
aller Art beigeschaf f t , Feldspitaler er»
richtet und mit dem Wagenpark versehen
werden, es muBte der Transport der
Verwundeten vom Scklacht f elde ermoglicht,
in den uberfiillten Spitalern fur
die neu zuwachsenden Kranken und Verwundeten
durch Riickwartssendung der
Transportablen Raum geschaffen werden,
und eine Hauptschwierigkeit verursachte
der geringe Stand der Feldarzte, die, in
bestandiger Uebersicht gehalten, von
einem Bedarf spunkte zum andern dirigirt
wurden. I n diese umfassende und muhevolle
Thatigkeit theilte sich Wieser mit
dem Armeechef arzte Dr. Conrad Romer
"Bd. XXVI, S. 237, in den Quellen,
Nr. 1 A , und sein Ritterstandsdiplom bestatigt
diese Wirksamkeit mit den Worten:
„Das ausgezeichnete Sanitatswesen in^
Mieser, Leopold Mieser, Leopold
Unserer italienischen Armee in den Jahren
1848 und 1849 war ein Werk W ieser's".
I m Kriegsministerium, in welches er im
August 1849 eintrat, machte er sich bald
durch' sein organisatorisches Talent so bemerkbar,
daB man ihn zu wichtigeren
Organisirungsarbeiten beizog, die dann
durch eine ganze Reihe von Jahren seine
ausschlieBliche Aufgabe bildeten. I m Februar
1831 wurde er Feldkriegscommissar
und 1832 Kanzleidirector einer Commission
zur Verfassung eines administra»
tiven Reglements. Bei Abfassung desselben
war er bemiiht, auf die Verbesserung
der Mangel der Gebilhrenvor»
schriften und des Militar-Verrechnungs«
wesens, sowie auf die Erzielung von
Einfachheit, Klarheit und Zweckmaftigkeit
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in beiden Dienstzweigen hinzuwirken.
I m Februar 1834 zum Hofsecretar er>
nannt, wurde er der Abtheilung fur
militar - administrative Organisirungsarbeiten
der kaiserlichen Militar>Centralkanzlei
zugetheilt. Fur seine Mitwirkung
bei Verfassung des mit Armeebefehl vom
23. Janner 1837 kundgemachten Armee»
Organisirungsstatuts erhielt er mit Cabi»
netsschreiben vom 27. Janner 1837 das
Ritterkreuz des Leopoldordens und am
17. Februar 1837 die Stelle eines Ge-,
neral . Kriegscommissars mit unmittelbarer
Eintheilung in der f. k. Militar-Central»
kanzlet. Von den aus den Handen
und unter dem Einfliisse Wieser's
hervorgegangenen Arbeiten sind hervorzuheben :
das Gebiihren- und das Pent ionsnormale
der Armee, ferner die Auf»
losung der bestandenen Hof kriegsbuch»
Haltung und die Einrichtung der Rechnungsdepartements
zur Seite der Militar-
Generalcommanden . Nach Auf losung der
Militar-Centralkanzlei im Juli 1839
iibernahm er die Commissariatsabthei«
lung beim ArmeeObercommando und
im December 1860 die General-Rechnungsinspection
der Armee, und als diese
Stelle infolge administrativer Veranda
rungen iiberfliissig geworden, wurde er
beim General ' Rechnungsdirectorium ein»
getheilt. Nach dem Tode des Prasidenten
Preleuthner iibernahm er die Leitung
des gemeinsamen obersten Rechnungs»
Hofes, die er dann, gleichzeitig zum S?ctionschef
befordert, an den zum Prasi»
denten ernannten ungarischen Minister
Wilhelm T 6 t h iibergab. Anlafllich seines
fiinfzigsten Dienstjahres wurde er zum
wirklichen geheimen Rath ernannt. An
diese Uebersicht der dienstlichen Wirksam»
keit Wieser's fiigen wir noch hinzu, wie
sich derselbe auch in anderer Weise be»
merkbar gemacht . Von Jugend auf f iir
Kunst begeistert, ward er von dem Ver»
eine zur Beforderung der bildenden
Kiinste, nachdem der bisherige President
desselben, Preleuthner, zuriickgetreten,
als dessen Nachfolger einstimmig gewahlt .
Die Verhaltnisse dieses Vereines lagen
sehr im Argen. Auch als es demselben
gelang, die Errichtung der Statuen fur
die Elisabethbriicke durch mehrseitige
Unterstiit zung zu bewerkstelligen, war
doch seine Lage eine solche, daB sein fer>
nerer Bestand in Frage gestellt blieb.
Dieser Verein, im Jahre 1830 gegrtin»
det, hatte sich bei dem Umschwung der
Zeiten iiberlebt und war auf etliche hundert
Mitglieder herabgeschmolzen, mit
deren Einzahlungen seine Auslagen sich
nicht mehr decken lieflen. Diese trostlosen
Verhaltnisse fanden erst dann ein Ende,
als es Wieser gelang, im Einvernehmen
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mit dem damaligen Vorstande der Ge»
nossenschaft der bildenden Kunstler
Wiens, dem Maler Friedland er, bei
Eroffnung des neu gebauten Kiinstler-
Hauses die Verbindung des Vereines mit
eben dieser Genossenschaft durchzusetzen .£
Mieser A Leopold Mieser, Leopold
Doch damit war nur Frist gewonnen.
Sollte sich der Verein ferner erhalten, so
muBte seine Grundlage, das Princip,
dem er seine Entstehung verdankte, entsprechend
verandert werden, denn durch
den Fortschritt der Zeit war derselbe
bereits iiberholt worden. Es drangte zu
dem Ausblicke nach einem neuen Wir»
kungskreise, denn kein Verein ist zur
Existenz berechtigt, der nicht anstrebt,
was ohne Verbindung unerreichbar
ware. Die Thatigkeit des Vereines,
bestehend in der Veranstaltung von
Kunstausstellungen, Bewirkung undVer>
mittlung von Bilderankauf en und Errichtung
von Monumenten, war ein berechtigter
Zweck zur Zeit seines Entstehens'
jetzt aber erfullen sich alle diese Kunst»
interefsen, ohne daB die Intervention eines
Vereines, in Wien wenigstens, im Geringsten
nothwendig ist. Die Ausstellun-,
gen werden am leichtesten und besten
von der Kunstlergenof senschast selbst be>
wirkt; der Kunsthandel hat sich in solcher
Weise ausgebildet, daB wirkliche Kunst '
werke zuverlassig Kaufer zu finden ver»
mogen; fur die Errichtung von Monumenten
bilden sich selbst dort, wo der
Staat und die Commune nicht eingreifen,
mit Leichtigkeit Specialgesellschaf ten .
Nach alien Richtungen hin war also
durch den Fortschritt der Zeit dem Vereine
die fruhere Basis seiner Eiiften;
thatsachlich bereits entzogen, und die
Grundbedingung seines Fortbestehens
war die Annahme eines neuen Gebietes
fur seine Thatigkeit, auf welcher derselbe
im Interesse der Kunst und des Schonen
zu wirken vermag. Eine solche neue ver>
edelnde Aufgabe glaubte Wieser in der
Pflege derReproductionzu finden,
urn durch solche einem factischen dringen«
den Bediirfnisse nach der Verallge«
meinerung des S i n n e s und Ver«
v. Wurzbach, biogr. Lerikon. I . V I . sGedr.
standnisses fur die Kunst cnt»
sprechend abzuhelfen. Und es ist eine
unleugbare Thatsache: ebenso sehr als
der Sinn fur die Musik ein Gemeingut
geworden, in eben dem Umfange begegnet
man noch immer einem bedauer»
lichen Mangel an VerstandniB fur die
Erzeugnisse der bildenden Kunst, welcher
sich selbst in sonst hochgebildeten Kreisen
bemerkbar macht . . „ Sinn und VerstandniB
fur die Kunst dadurch zu erwecken und
zu pflegen, daB die vielfachen glanzenden
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Mittel der vervielf altigenden Kunst zu
dem Ende in Thatigkeit gesetzt werden,
urn die hervorragenden Werke der alten
und neuen Kunst in moglichst kunst»
terischen Nachbildungen auch den minder
bemittelten Standen zuzufijhren, dadurch
die Lauterung des Geschmackes in immer
weiteren Kreisen zu bewirken und die
Popularisirung echten wahren Kunst«
sinnes zu sichern", dies waren hiernach
die Ziele, welche Wieser durch seinen
Antrag anzustreben versuchte, den Ver»
ein zur Beforderung der bildenden Kunste
in die Gesellschaft fur verviel<
sattigende Kunst umzuwandeln. Der
Antrag wurde beifallig auf genommen,
Krafte, wie der Kupf erstecher Professor
Louis I a c o b y und Radirer Professor
William Unger, Kiinstler hochstehenden
Ranges, standen schon zur Seite, und
gestiitzt auf dieselben, trat die Gesellschaft
fur vervielf altigende Kunst im Jahre
4871 ins Leben. Naheres dariiber, was
sie geleistet, was sie heute leistet, und wie
sie verwaltet wird, ist zu ersehen in
Gitelberger ' s Schrift „Die Kunstbewegung
in Oesterreich seit der A Pariser
Weltausstellung" (Wien 1878) und in
dem auch in einem Separatabzug publicirten
Aufsatze der „Wiener Zeitung"
vom 9. und 10. Mai 1883, dann in dem
schon in zehn Jahrgangen erschienenen
23. Nov. 18 87.) 6^
Wieler, 6c Mieser, Leopold
Organ der Gesellschaft „Die graphischen
Kunste". Hier sei nur erwahnt, daB die
Bilanz der Gesellschaft bereits im ersten
Geschafts jahre die Gesaminteinnahme
mit 23.778 fi. 3 kr. auswies und letztere,
fort und fort sich steigernd, 1886 bis auf
103 309 fl. 24 kr. angewachsen ist, daB
ferner die Kunstlerhonorare fur bereits
rublicirte Flatten allein schon die Hohe
einer Viertelmillion erreichten. Sehr
bald kam Wieser zur ErkenntniB, daB
eine Gesellscbaft fur vervielf altigende
Kunst nur daim ihren Zielen gerecht zu
werden vermoge, wenn es ihr gelinge,
internationale Bedeutung zu erlangen,
daB sie also kein Localverein bleiben
diirfe, denn man kann nicht die sammtlichen
Bewohner einer Ztadt zu Kupfer
stichsammlern erziehen, und daB sie ferner
sich zu einer bedeutenden Verlagsanstatt
entwickeln muffe, an welche
Kiinstler zunachst sich wenden, weil sie
bei ihr die hochsten Honorare zu erhalten
die Aussicht haben, und die Kunstf reunde,
urn wirklich kiinstlerische Producte urn
erschwingliche Preise ; u erstehen. Die im
Jahre 1883 veranstaltete internatio-
nale Specialausstellung der graphischen
Kunste und die oben angefiihnen Ziffern
beweisen, daB die Gesellschaft in
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beiden Richtungen sich auf dem besten
Wege befindet. Nach Paris ist Wien der
bedeutendste Punkt fur graphische Kunst
geworden. I n dem Streben nach weiterer
Entwickelung und urn die Fortschritte
der graphischen Kunst in standiger. Uebersicht
zu erhalten, hat die Gesellschaft die
Veranstaltung von internationalen gra>
phischen Icchresausstellungen beschlossen
und erfreut sich in dieser Richtung der
Forderung der k. und k. Regierung und
des Oberstkammereramtes Seiner Majestat
des Kaisers. Die erste dieser Ausstellungen
fand im Winter 1886-188?
statt. Die Gesellschaft hat ferner die
Griindung eines Museums fur moderne
graphische Kunst begonnen und die Ge»
schichte der graphischen Kunst in Angriff
genommen, ein Werk, das in dem Um<
fange und in der Reichhaltigkeit der I 1 1 u -
stration, wie es in Aussicht genommen ist,
noch nicht besteht, dessen Ausfiihrung
einen Zeitraum von mindestens zehn
Jahren und die Mitwirkung zahlreicher
literarischer und kunstlerischer Krafte,
sowie einen sehr ansehnlichen, von einem
privaten Verleger kaum zu bestreitenden
Kostenaufwand beansprucht . Der erste
Band dieses Werkes, welcher die Geschichte
des Holzschnittes der Gegenwart
umfafit, ist nahezu vollstandig ausgegeben
und mit sehr bef riedigendem Erfolge auf'
genommen worden. Fur Wieser's Tha>
tigkeit bei der Ausfiihrung der von der
Stadt Wien veranstalteten Ausgabe des
Huldigungsf est zuges zur Feier der silbernen
Hochzeit Ihrer Majestaten des Kaiserii
Franz Joseph I. und der Kaiserin
Elisabeth hat der Gemeinderath der
Stadt Wien ihm das Biirgerrecht tarfrei
verliehen. Von der Akademie der bildenden
Kiinste in Wien wuvde er 1878 zum
Ehrenmitgliede ernannt. Wieser vermalte
sich 4846 mit Mathilde Zaudiel
Edlen von Schul heim. Von
seinen fiinf Sohnen haben der, alteste,
Hyacinth, als Maler, und der vierte,
Joseph, ein Schiiler Hansen's, als
Architect im Jahre 1876 an der Akademie
der bildenden Kiinste den Romerpreis
gleichzeitig erworben. Der Erstere, dessen
Talent zu den weitest gehenden Hoffnungen
berechtigte, siel der Malaria Roms zum
Opfer' Letzterer erregte durch seine der
Aufnahme in verschiedene Publicationen
gewiirdigten Erstlingsbauten bereits die
Aufmersamkeit der Fachgenoffen und zahlt
zu den beschaf tigteren Architecten Wiens.^
Wieser, Leopold (Wappen) 67
Der zweite Sohn, Georg, wirkt als
Eisenbahningenieur , der dritte, Fritz, ist
Professor der Nationalokonomie an der
deutschen Universitat in Prag und hat
sich durch sein Werk iiber den „Ursprung
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Wurzbach5 6 . txt
und die Hauptgesetze des wirthschaftlichen
Werthes" (Wien bei Holder 1884) bemerkbar
gemacht . Von den drei Tochtern
ist Mathilde an den Historienmaler
G r o 1 1 , Paula an den Professor der
Nationalokonomie in Innsbruck Eugen
Bo hm von Bawerk (Verfasser einer
,Geschichte und Kritik der Capitahinstheorien" ,
Innsbruck 1884) und Amalie
an Dr. Anton Oelzelt von Newin,
Sohn des bekannten Baumeisters und
Galeriebesit zers (Verfasser von „Unlosbarkeit
der ethischen Probleme" und
„Grenzen des Glaubens") verheiratet.
Mieser, Alois
den schwarzen Aolrr mit ausgeschlagenec
rother Zunge. Helmdecken. Die des rechten
Helmes sind blau mit Gold, die des linken
roth mit Silber unterlegt.
Gesellschaft fur vervielf altigende Kunst in
Wien (Separatabdruck aus der kaiserlichen
„Wiener Zeitung" vom 9. und 10. Mai 1886
(Wien 1883) . — Bericht der Jury fur die
Pramiirungen auf der ersten internationalen
graphischen Iabresausstelluna 1886/87 (Wien
I8t>7 . k".).— Rinerstandsdipl om oom
8. Marz 1838.
Wappen. Ein gevierter Schild; das obere
rechte blaue Feld durchzieht ein schragrech tcr
goldener, mit einem aufwarts laufcndm
naturlichen Wiesel belegter Balken. I m oberen
linken rothen Felde zwei silberne Neste mit je
oier paarweise angebrachten Knorren, ins
schrage Kreuz gestellt. I n dem unteren rothen
Felde erhebt sick aus dem FuBrande rin
steiler, mit einer Burg von naturlichem
Mauerwerk gekronter Felsen. I m unteren
linken goldenen Felde eine fiinfblattrige
blaue Rosette. Auf dem Schilde ruhen zwei
gekronte Helme. Aus der Krone drs Helmes
zur Rechten erwachst eine vorwarts gekehrte
Mannesgestalt im silbernen, golden geran»
derten Harnisch, mit offenem Visier und
einem mit drei Strauftf edern, und zwar einer
goldenen zwischen blauen, besteckten Helme,
in der von sich gestreckten linken Hand eine
halb offene Papierrolle haltend und die
Rechte in die Hiifte gestemmt. Die Krone
des Helmes zur Linken tragh einen wachsen»
Noch sind zu erwahnen: 1. A 1 o i s Wies er
(geb. in Innsbruck am 2. April 1818, gest .
zu Kuf stein am 15. Februar 1832) . Nachdem
er die Vorbereitungsstudien in seiner Vater«
stadt beendet hatte, widmete er sich in Padua.
dann in Paoia der Arzeneiwissmschaf t . t842
in Wien zum Doctor der Medicin promo«
oirt. lieh er sich als praktischer Arzt in Kuf»
stein nieder, wo er. erst 34 Jahre alt. starb.
I m Druck ist von ihm nur die Doctordisser»
tation „I'i-Hctatus as vesauUL" '"ViNaodouiw
1842) erschienen; aber er besitzt fur
uns noch ein anderes Interesse, namlich durch
seinen Brief mit dem Seotionsbef unde iiber
die Leiche des beriihmten Nationalokonomen
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Wurzbach5 6 . txt
Friedrich List, der bekanntlich durch Selbstmord
in Kuf stein am 30. November 184 '»
seinem Leben ein Ende machte. Doctor Wie»
ser nahm die Section List's vor und theilte
dem Publicisten Johann Ritter von Per»
thaler sBd. XXII,-. 38) den Bericht
dariiber mit, welcher im ersten Bande von
Perthaler ' s nach dessen Tode herauogege»
denen „Auserlesenen Schriften" (Nien 1833)
abgedruckt ist. — 2. NloisWieser
(geb. 181 i. gest. in Unter<St. Veit nachst
Hiehing bei Wien am 12. August 1874) .
Derselbe diente bei der niederosterreichischen
Sparcasse in Wien. und zwar zuletzt als
erster Cassier bei der mit derselben verbundenen
allgemeinen Versorgungsanstalt . Ich
kannte viele Jahre diesen merkwurdig schlich»
ten. aber hochgebildeten und relch belesenen
Mann, der etwas an den Sonderling streifte.
Ich fuhr oft mit ihm von Nien nach Unter»
St. Veit, wo er in einem der ersten an der
FahrstraBe gelegenen Hauser — neben jenem,
in welchem Freiherr uon Rothschild den
Sommer liber zu wohnen pflegte — in einer
ebenerdigen Wohnung seine Sommerf rische
auf geschlagen hatte, welche er alljahrlich bis
zu seinem Tode bezog. Da saB kr an schonen
Sommeradenden in der Thiir seiner Woh«
nung, die in ein winziges an der StraBe
gelegenes Vorgartchen fuhrte, steis in Lecture
vertieft, aus welcher ich ihn nicht selten auf»
storte. Nieser war nicht bloB ein eifriger
Biicherleser, sondern auch ein nicht minder
elfrigrr Biicherfreund und hatte, da er kinder»
los war. eine B.bliorhet! gesammelt, welched
Mieser, 68 Mieser, Franz Christoph
nack Tausenden zal'lte uno — freilich nur in
der deutschen Literatur — die besten und
ersten Ausgaben ihrer Heroen, aber auck sonst
bockst seltene Curiosa und d ' uriosissima, wie
Ich mich durch Augenschein iiberzeugt hatte,
enthielt. Dieselbe wurde, so viel ich weiB.
ourch seine Frau. die ihn iiberlebte, verkauft
und in alle Winde zerstreut. — 3. Engel
Ulrich Wiser (geb. in der zweiten Halfte
des vorigen Jahrhunderts . Todesjahr unbe»
kannt) studiete Theologie und lebte in den
Zwanziger-Jahren des laufenden Iahrhun»
oerls alS k. k. Beneficiat im Velvedere. Der
preuBische geheime Iustizratb Marimilian
Karl Friedrich Wilhelm G r a v e 1 1 (geb.
1781. -f) . der als Staatsbeamter manche
Zuriickset zung erfahren und als Jurist und
Humanist schrif tstellerisch srdr tbatig gewesen,
gab 181. » die Schrift „Der Mmsch. Eine
Untrrsuckung fur gebildete Les«" heraus,
von welcher 1818 eine zweite und spater
noch eine dritte AufaBe crsch!?n. Diese
Schrift veranlaBte nun EngelUlrich
Wiser ' s Broschiire-. „Der Mensch in der
Ewigkeit. Nach christlich « philosophischen
Grundsatzen. Als Gegenschrift zu dem Werke
des Herrn Regierungsrathes M. K. F. W.
G r a v e 1 1 : Ter Mensch" (Wien 1821.
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Wurzbach5 6 . txt
Tendier. «" . ) G r a u e 1 1 glaubte diese
Gegenschrift nicht unbeantwortet lassen zu
miissen und verof frntliaite dann : „Briefe an
Emilten iiber die Fortdauer unserer Gefudlc
nack dem Tode . Veitere Ausfiihrung der
friiheren Schrift des Verfassers: Dir Mensch,
auf Veranlassung der Wiser 'schcn Schrift:
Der Mensch in der Ewigkeit" (Leipzig 1821.
Brockbaus, 8".) . — 4. Franz Wieser (geb.
in Kufstein am 18. October 1848) . ein Sohn
des Arztes Alois Wieser Is. d. Nr. 1) .
besuchte die Schulen in Innsbruck und uer»
legte sich vornehmlich auf Geschichte und
Geographie. 187» erlangte er die philoso»
phischc Doctorwurde. setzte dann seine geo«
graphischen und historischen Studien an den
Hochschulen in Miinchen. Gottingen, Berlin
und Leipzig fort und wendete sich dem Lehr«
amte zu. Zuerst ward er Lehrer an der
Oberrealschule in Brunn. spater am Ober«
gymnasium in Pozen; 1874 hadilitirte er sich
als Privatdocent fur Geographie an der
Universitat Inm'bruck, an welcher er 1879 zum
ordentlichen offentlichen Professor der Geo»
graphie ernannt wurde. Die Ergebnisse seiner
wissenschaf tlichen Studien und Forschungen
hat er bisher in folgenden Scl»riften nieder«
gelegt.- „Die Bannung Philipps uon Stau»
fen" . im Programm der Qberrealschule in
Brunn fur 1872; — „Der Portulan des
Infanten und nachmaligen Honigs Phi«
1 i p f t I I . von Spanien", in den Sitzungs»
berichten philosophischchistorischer <51asse der
kaiserlichen Akademie der Wissenschaf ten, 1876.
auch im Sonderdrucke; — „Magalhaens»
straBe und Australcontinent auf den Globen
des Johann Schoner" (Innsbruck 1881) .
AuBerdem verof fentlichte er verschiedene klei»
nere Aufsatze in Iachblattern . — 5. Franz
N i e s e r . Ein zeitgenossischer Geschichts»
forscher, von dem in den „Sit zungsberichten
der kaiserlichen Akademie der Wissenschaf ten
philosophisch-historischer Gasse", Jahrg. 186i>
ein „Bericht iiber die in Vorarlberg angestellten
Weisthumer forschungen" abgedruckt ,
aber auch im Sonderdruck (gr. 8".) er«
schirnen ist. — 6. Franz Wieser. Zeit»
genoB, diente 185!) im Inf anterie«Negimente
GroBherzog von Hessen Nr. 14 in der Eigen«
schaft eines Hornisten. Das Negiment stand
genannten Jahres in Italien' im Felde. Es
fuhrte den ersten Sturm auf den Ort Ponte '
verchio di Magenta in Divisionscolonncn aus .
Der Commandant einer derselben eilte, urn
die feindliche Aufstellung besser uberblicken zu
konnen, bloB in Begleitung des Hornisten
seiner Truppe, Franz Wieser, auf etwa
ein halbes Hundert Schritte voraus und kam
dabei in d'e Nahe eines Hauses, hinter dessen
Ecke plotzlich vier franzosische Inf anteristen
eine Salve gaben und auf die Ueberraschten
hervorsprangen, urn dieselben gefangen zu
nehmen. Eine Kugel verwundete den Haupt»
mann am FuBe. Als Hornist Wieser seinen
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Wurzbach5 6 . txt
Vorgesetzten wanken sah, stutzte er sofort den»
selben mit seiner linken Hand, faflte mit der
Rechten seinen Sabel und wehrte mit diesem
so lange die andringenden Franzosen ab . bis
ein herbeiaeeilter Gefreiter einen der An»
greiser durch einen gut gezielten SchuB nieder«
streckte, worauf die drei anderen das Hasen»
panier ergriffen. sLorbern, gesammelt
uon den Soldaten des kaiserlich osterreichischen
Heeres im Feldzuge 1839. Nach
offiziellen Quellen (Wien 1863, Seidel und
Sohn. 8«.) 2. Heft. S. 74.) - ?. Franz
Christoph Wi eser, (geb. am 30. December
1800. gest. 1? November 1866) . Ein Bruder
des Dichters Joseph Wieser Ritter von
Mahrenheiln, dessen ausfuhrliche Vio»
graphie S. 56 mitgetheilt ist, widmete er sich
dem Studium der Theologie. Nachdem er?
Mieser, Friedrich 69 Viser, Joseph Anton
daraus die Doktorwiirde erlangt hatte, wen»
dete er sich dem Leliramte zu und wurde
Professor an der theologischen Facultat der
Hochschule in Olmiih. Er war ein ausgezeich»
neter Kirchenredner . Tie Quellen, welche
Naheres iiber ihn berichten, konnte ich mir
leider nicht verschaffen. '"Nekrolog von
v r . Symersky (Olmiih 1866) . — Briin«
ner Z e i t u n g . 1866. Nr. 268 u. f.) -
8. Friedrich Ritter uon Wieser (geb.
26. Mai 1833) befand sich zur Zeit des
schleswig ' holsteinischen Feldzuges gegen die
Danen als Hauptmann im Generalstabe bei
der Armee in Sa) leswig<Holstein . I n der
Biographie des k. k. Generalma jors a D.
Ludwig Bernhard Richard Grafen Wald'
burg - Z e i 1 . Trauchburg '"Vand I . I I ,
S. <6K) wurde das heldenmiithige Wagestiick
der Durchwatung der Strecke von Ierpstadt
bis Iordsand. urn mit unserer Flotte in
Contact zu kommen, ausfiihrlich erzahlt, wir
verweisen also, urn Wiederholungen zu oer«
meiden, auf besagten Artikel. An diesem
Unternehmen betheiligten sich mit dem oben«
genannten Grafen noch der Fregattenkapitan
I i n d n e r . der Mercantilcapilan Andersen
und unser Wieser, damals Generalf tabs»
hauvtmann. und wurde Letzterer dafiir mit
dem Orden der eisernen Krone dritter Classe
mit der Kriegsdecoration ausgezeichnet . Die
Stadt Wvck auf der Insel Fohr aber verlieh
ihm fur seinen Antheil an der Befreiung der
west f riesischen Inseln das Vhrenburgerrecht .
I n der Folge riickte Wieser zum Stabs»
officier vor und war zuletzt Oberstlieutenant
und Neservecommandant des galizischen In«
f anterie-Regiments Graf Gondrecourt Nr. 55.
ist aber zur Zeit nichr mehr in den Reihen
der kaiserlichen Armee, da er im Militar«
Schematismus n,cht mehr aufgefiihrt erscheint.
Im Jahre 1876 war er noch activ. Den
Statuten des Ordens der eisernen Krone
gemafl wurde Wieser mit Diplom 66o.
20. Janner 1867 in den osterreichischen
Ritterstand erhaben und erhielt folgendes
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Wappen: I n Blau iiber silbernen Wellen ein
goldener schreitender Zowe, der in der rechten
Vorderpranke ein Schwert halt. Auf dem
Schilde ruhen zwei Turnierhelme, aus der
Krone des rechten wachst ein goldener Lowe;
aus jener des linken ein silberner Delphin.
Helmdecken. Die des rechten Helmes sind
blau mit Gold, jene des linken blau mit
Silber unterlegt. Devise: Nl^rts niso. Ritter
von Wieser hat sich am 13. Octooer 1863
mit Amalie (geb. 13. Februar 1847. gest. 1873) .
der Tochter des Senators Hesse in Altona.
vermalt. Aus dieser Ebe stammen: Kurt
W i 1 h e lm (geb. 24. October 1869) . Georg
Heinrich (geb. 22. Juli 1871. f ) und
Hano Emil (geb. 19. Juli 1873). -
9. Johann Evang. Wieser. ZeitgenoB,
ist Priester der Gesellschaft I?su. in welcher
er die theologischen Studien beendete und
daraus die Doctorwurde erlangte. Er widmete
sich dem Lehramte und ist zur Zcit
Professor der philosophischen Vorbereitung«
Wissenschaf ten fur das Studium der Theo»
logie an der theologischen Facultat der Hoch»
schule zu Innsbruck. Ein riihriger Bekampser
des Al tka th ol i c i smus, polemisirt er
gegen denselben in seinen Schriften. Von
ihm sind bisher im Druck erschienen: „Die
Bedeutung der Herz Iesu«Anoacht und des
Gebetsapostolates unserer Zeit. Mit beson 1
derer Riicksicht auf Deutschland" (Innsbruck
18 69. Rauch. 8".); - „Die Unfehlbarkeit
des Papstes und die Miinchener Erwagun«
gen" (Grah I87ft. Moser. gr. 8".); - „ D n
jesuitische Krankheitsstof f in der Kirche. Zur
Orientirung iiber den wahren Werth der
altkatholischen (neuprotestantischen) Reform«
bewegung. Offenes Schreiben zunachst an
Dr. Theodor Weber, Gymnasial ' Religions»
lehrer und Privatdorent der Philosophie an
der Universitat Breslau. sodann auch an
alle Vertreter des s. g. AltkatholicismuS ge«
richtet" (Innsbruck 1872, Rauch, gr. 8".) : —
„Die Dollinger ' sche Dreikirchenidee, dazu als
Beilage: das Prophetenthum in der Kirche"
(Briren 1873, Weger) , ein Teparatabdruck
aus dem „Brirener Kirchenblatt " . — 10. J o -
seph Anton Wiser (geb. zu Buxen in
Sudtirol 16! )0. gest. daselbst 1738). Schon
sein Vater war Bildhauer in Briren und gab
seinem Sohne den ersten Unterricht in seiner
Kunst . Darauf ging dieser nach Italien, wo
er langere Zeit verweilte, und besuchte auf
seiner Heimkehr auch Wien und andere Orte.
I n seiner Vaterstadt angelangt, verehelichte
er sich und nahm daselb't seinen bleibenden
Auf enthalt . Von seinen Arbeiten sind nur be>
kannt : im Dom zu Briren die Verzierung der
Orgel mit den Engeln, die Kanzel, und im
Kreuzgange ein lebensgroBer Cdristus im
GefangniB; in der Pfarrknche die Engel, mit
denen die Orael verziert ist. Auch verfertigte
er mit Geschick kleine Figuren in Elfenbein.
I m tirolischen Landesmuseum (Ferdinan»
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deum) zu Innsbruck ist der Kiinstler weder?
Wiser, Marian 70 Mieser (Oberlicutenant )
durch einc grohrrc Arbeit nock durch eine
seiner Elf enbeinf iguren vertreten. s/T sch ischka
(Franz) . Kunst und Alterthum im 6sterrei«
chischen Kaiserstaate geographisch dargestellt
(Wien i83<; . Zr. Beck. gr. 8«.) L. 154 und
4<»8.' s l — 11. Lorenz Nieser. Ein Bild»
Hauer, der urn die Mitte des vorigen Jahr»
hunderiL in Salzburg lebie und arbeitete. !
ftr scheint ein Schiiler Joseph Anton Pfaf- !
finger'ii l^Bd. X X 1 1 , 3. 162) gewesen zu A
sein und soil nach dem am 3. August 1738 A
erfolgten Tode seines Lehrers die Witwe des» A
selben geheiratet haben. Oon seinen Arbeiten!
in Salzburg sind bekannt : der „Hochaltar"
und dao „Portal der St Sebastianskirche" !
in dei-Linzer Strafle, die „Statue des h. Ru«
pen" in der Blende, gerade iiber dem Kirchen«
bogen zu St. Peter. I n Regenoburg aber i
sind oon seiner Hand die Marmoraltare i m !
Niedermiinster . sVi 1 1 w e i n (Venedltt), Bic» !
graphische Schilderungen oder Lerikon salz» >
durgischer tbeils verstorbener , theils lebender !
Kiinstler, auch solcher, welche Kunstwerke fur!
Salzburg lieferten ^Salzburg 1821. Mayr'sche !
Buchhandlung, kl. 8") S. 260.) - 12. Maria
Unna Wieser, welche in der zweiten Halfte
des vorigen Jahrhunderts lebte, ist Verfas»
serin eineii seinerzeit vielgenannten und ofter
aufgelegten Buches, das seinen Indalt wohl
manchem seiner zahlreichen Nachfolger mit
und ohne Namen borgie. (5o fiihrt den Titel.-
„Neues selhstven ' crtigtes Kochbuch oder kleine
Sammlung von ganz besonders ausgesuchten
Spelsm. nach heurigem wienerischen Ge<
schmackc' fur alle Stande eingerichtet " . 2 Theile
(Wien 179;;. 8"); 3. Aufl. (ebd. 1796);
4. Aufl. (ebd. <815. 8"). - 13. M a r i a n
Wiser (gest. am 6. Februar 1723) . Er trat,
nach beendeten Oymnasialclassen in das Be» !
nedictinerkloster zu St. Veit in Niederbayern . I
I m Jahre 1673 schickten ibn seine Oberem!
nach Salzburg, urn ihn an der dortigen
Hochschule Philosophie und Theologie stu« !
diren zu lassen. Dann ging er in sein Klosters
zuriick und ercheilic daselbst den Novizen!
Unterrichi auo drn genannten Fachern. 1685 !
folgie er einem Hufe als Universitatsproftssor !
nach Salzburg, wo er aber nur bis 1688 !
blieb. Er lehrte wieder m sein Kloster
St. Veit zuriick und wurde zu dessen Prior, 1
1693 aber zum Abte gewahlt, als welcher er
durch 28 Jahre waltete. Nahrend seines
Salzburger Lehramtes erschien von ihm:
„>lg.nipulu5 HU2 . eLtiouuw . ptUloLopdicAlUiu"
(Liliwdurxi 1687, 4°. A ); — A i'tioLeL m A .
5tru2.tz" (id. 1683-1688); - «InL A ncria
novitioruin" (8".) . A B a a d e r (Clemens
Alois). Lerikon verstorbener bayrischer Schrift»
steller des achtzehnten und neunzehnten Jahr«
Hunderts (Augsburg und Leipzig 1825. Ienisch.
gr. «".) I I . Bandes 2. Theil. S. 23t>.) -
14. Peter Wieser diente im italienischen
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Feldzuge 1859 als Corporal bei GroBherzog
von Hessen-Inf anterie Nr. 14. Dies Regiment
war in der Schlacht bei Mag A nw (4. Juni
185i») in der Brigade Hartung eingetheilt.
Bei Carpenzago kampfte es. von zwei Gc«
schiitzen, dann einer (aaoalleriebatterie unter«
stutzt, mit unerschutterlicher Ausdauer gegen
die franzosische Garde. Schon konnten die
Geschiitze wegen der Nahe des Kampfes
nicht mehr wirksam feuern, und ihrem Com<
Mandanten blieb die Wahl dro Riickzuges
oder, urn den heldenmiitigen Widerstand
unserer Infanterie zu steigern, des Ausharrens,
freilich auf die Gefahr hin. das Ge<
schiitz zu verlieren. Er entschied sich fur dao
Letztere, wenngleich sein Feuer nur noch von
geringer Wirksamk?tt war. Da drang der
Feind bereits auf d!e Batterie selbst vor.
.Nur ein Augenblick, und sie war verloren.
Jetzt ruft der Commandant derselben der
zunachst kampfenden 8. Compagnie des Regi»
mmts zu: „Rettet die Kanonen, sonst sind sie
verloren." Kaum hatte Korporal Wiesrr
diesen Nuf vernommen, als er. die nachst«
stehenden Leute sammelnd, an ihrer Spihc
sich im heftigsten Feuer gegen die Geschiitze
stiirzte und sie erreicht?, ehe der ansturmende
Feino an sie heran gelangen konnte. Mit
seinen Leuten wieo Corporal Wieser dann
die Angriffe der Franzosen ab, und die Ge»
schiitze wurden gliicklich zur Batterie zuriick»
gebracht . A Lorb>crn, gesammelt von den
Soldaten des kaiserlich osterreichischen Heeres
im Feldzuge 1839. Nach officiellen Quellen
(Wien 1863. Seidel und Sohn. 8".) Hft 3,
S. ?i. A j — 13. Ein Wieser, dessen Tauf»
namen wir nicht wissen, diente zu Beginn
des laufenden Jahrhunderts als Qberlieute«
nant bei HohenzollcrN ' . heutc Erzherzog Karl
Ludwig ' Uhlanen Nr. 7.1m Feldzuge 1809
stand die Escadron, bei welcher er eingetheilt
war, bei dem in Tirol operirenden Corps.
Nachdem der PaB Strub durch eine kleine
Abtheilung der Unseren gegen die 16.000
Mann starke feindliche Macht vertheidigt
worden war. stellte sich Oberlieutenant Wie»
ser mit 30 Reitern bei Waidring auf. urn
den Feii d zu beobachten. Als dieser, drei^
Wieser Lorenz Wiefinger, Albert
Cavalleriedivisionen stark, vordrang, wich
Wieser nur ganz langsam zuruck; und als
der feindliche Vortrad. etwa 60 Reiter zah<
lend, einen Angriff unternahm, stellte er sich
ihm mit seinen Reitern m'uthuoll entgegen
und trieb ihn entschieden zuruck. Nachdem er
sich auf diese Art Luft gemacht, eilte er zur
Unterstut zung des aufgebotenen Landsturmes
nach St. Johann. Als er diesem Orte nahte,
kam ihm ein zuriickgeworf enes Corps uon
2000 Bauern entgegen, welches von einer
etwa 100 Mann starken feindlichen Cavallerie«
abtheilung verfolgt wurde. Er loste nun seine
dreiBig Reiter in Plankler auf und hielt die
feindliche Abtheilung in ihrem Vorriicken so
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lange auf, bis ihre Haupttruppe nachkam.
Nun lieB er einen bei der schmalen Briicke
A von St. Johann stchmden Wagen quer iiber
dieselbe stellen und zog sich langsam zurijck.
Der Feind wurde dadurch aufgehalten, und
Wieser kam in St. Johann ohne Verlust
an. Auch bei dem weiteren Ruckziige hielt er
bei Rattenberg den verfolgenden Feind durch
entschieden geleisteten Niderstand im Vor«
riicken auf und zeichnete nch iiberhaupt bei
mehreren Anlassen durch Muth und Umsicht
so aus . daB in der Relation des Feldmarschall<
Lieutenants Marquis Cha steler se>n treff»
liches Verhalten gerijhmt wurde. l.Tbur<
heim (Andreas Graf) . Die Reiter°Regi<
menter der k. k. osterreichischen Armee (Wien
1863. Geitler. gr. 8".) Bd. Ill: „Die
Uhlanen". S. 159 und 160) - 46. Ein
Lithograph Wieser. dessen Taufnamen wir
nicht kennen, lebte in den Fiinf ziger-Iahren
wahrscheinlich in Wien und hat das von
C. A. Heideloff fur den Grafen F r i e s in
Wien gemalte Bild: „Ritter Toggenburg"
lithographirt . — 17. Ein Fraulein Wieser
trat 1876 auf dem (5arl"Theeter in Soubrettenrollen,
auf und bewahrte sich na '
mentlich in f f en b a ch'schen Stiicken, die in
jenen Tagen musicalischer Verirrung einen
Werchmesser fur komische Gesangspartien bil«
deten. als eine Kraft, welche Freunde von
Hosenrollen anzog und zu fesseln verstand.
Die „Humoristischen Blatter" von K 1 i c
brachten in der Nummer vom 16. Janner
1876. Rr . 3. das vom Herausgeber selbst qe<
zeichnete BildniB der Dame.
Wieser, Lorenz, siehe: Wieser, Leopold
Ritter von A S. 70, in den Quellen,
Nr. 11".
Wieser, Maria Anna, fiehe: Wieser,
Leopold Ritter von A S. 70, in den
Quellen, Nr. 52 A .
Wiser, Marian, siehe: Wieser, Leopold
Ritter von A S. 70, in den Quellen,
Nr. 13 A j.
Wiser, Otto H 8iinot<i. I.uamill«,
siehe: Wiser, Johann Siegfried H Kunow
A lai-Ftn-OtliI, A S. 34, im Terte A .
Wieser, Peter, siehe: Wieser, Leopold
Ritter von A S. 70, in den Quellen,
Nr. 14".
Wieser, Oberlieutenant , siehe: Weser,
Leopold Ritter von A S. 70, m den
Quellen, Nr. 45) .
Wieser, Lithograph, siehe- Wieser,
Leopold Ritter von ftuf der Nebenspalte,
in den Quellen, Nr. 16 A j.
Wieser, Sangerin, siehe: Wieser.
Leopold R'tter von A auf der Neben»
spalte, in den Quellen, Nr. 17 A .
Wiesgrill siehe: Wiftssrill.
Wiesing, Hans (Schrif tsteller ,
Ort und Jahr seiner Geburt unbekannt),
ZeitgenoB. Derselbe hat sich durch zwei
Preisschrif ten bekannt gemacht, die urn
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die Mitte der Sechziger>Iahre, eine in
Innsbruck, eine in Wien, gedruckt erschienen,
und deren Titel sind: „Agnes,
der Engel non Paltenthlll. Oinr Hi5tllri3che Orsahlllng
lln5 der steiriZchen Netllrmlltill ' nZM.
Men Quellen bearbeitet" (Innsbruck i 863,
Vereinsbuchhandlung, 12".) - — ,Mfllna.
(5ine Orz'ahlnng ans drm N. Zahrlinndert "
(Wien 1866, Sartori, 80.).
Wiefinger, Albert (kirchlicher Publicist,
geb . in Wien 1830) . I n seiner
Vaterstadt beendete er das Gymnasium,
den philosophischen Curs und das Stu«^
Miesingcr, Albert 72 Miesinger, Albert
dium der Theologie. Zum Priester ge
weiht, trat er in die Seelsorge, und zwar
zunachst in der Wiener Vorstadtpf arn
Matzleinsdorf . Indessen setzte er sein«
Studien auf dem Gebiete der Sprachen
der Geschichte und Literatur, auch au
jenem der Kunst und in dieser in der
musicalischen Richtung fort und erlangte
urn die Mitte der Sechziger-Iahre die
theologische Doctorwurde. Aus Matz
lemsdorf wurde er von Cardinal Rau>
scher zunachst an die Hofpfarre bei
St. Augustin. 1866 aber an die Stadd
psarre zu St. Peter berufen, wo er dem
Predigtamte oblag und am 6. Marz
1867 seinen ersten Fastenvortrag hielt.
Er ist erzbischof licher Consistorialrath,
papstlicher Kammerer und bekleidet gegen«
wartig die Stelle eines Domherrn am
Domcapitel des siebenbiirgischen Bis»
thums zu Carlsburg. Dies find die Umrisse
seiner priesterlichen Laufbahn, die,
wie sich zeigt, in ihrem Verlauf eben
nichts Auflergewohnliches darbietet. Fur
dieses Werk gewinnt Wiesinger aber
als Homilet, als theologischer Schrift»
steller und Journalist literar- und culturgeschichtliche
Bedeutung. Friihzeitig inter«
essirte er sich fur Literatur, trat mit
Bauerle, Saphir und Anton 3 an»
ger noch im Vormarz in Verkehr, aber
auf dem journalistischen Felde als Publi»
cist erschien er erst, als Ende 1839 (5 howanetz
das conservativ-politische Tagblatt
„Die Gegenwart" gegriindet hatte.
Nachdem namlich einige Nummern desselben
herausgegeben waren, theilte er
seine Ansicht iiber diese Zeitschrift Ch o»
wanetz brieflich mit, und Letzterer
machte ihm den Antrag, der Redaction
beizutreten. Wie sing er nahm das An»
erbieten auch an, und am 11. December
1839 erschien sein erster, mit vollem Na»
Blatte. Spater, als Chb wanetz ganz
auS demselben ausschied, trat Wiesln«
ger die Stelle des Chef redacteurs an,
legte sie aber aus zwingenden Griinden
nach kurzer Zeit nieder, urn die „Wiener
Kirchen . Zoitung" zu ubernehmen, von
welchernach zwolf jahriger Leitung Dr. Se»
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bastian Brunnerim August 1861 aus»
geschieden war. Von dieser Zeit bis zum
26. December 1874 fiihrte er nun die
Redaction der „Kirchen-Zeitung" , welche
schon unter Dr. Brunner eine politische
Macht war und diese Stellung unter
Wie sin ger behauptete. Die Parteistellung,
welche die „Wiener Kirchen«
Zeitung" und ihre beiden Redacteure
einnahmen, mehr aber noch deren Person,
bildeten den steten Angrif f spunkt der
iibrigen Wiener Journale. I n einem
„Neberblick der f iinf undzwanzig Jahre
aus seinem Iournaliftenleben" , der iibri '
gens Enthiillungen enthalt, die fur die
Geschichte der Parteiverhaltnif se des 6fter»
reichischen Parlamentarismus und namentlich
der Stellung, welche Cardinal
Rauscher in der Politik einnahm, hochst
instructiv sind, schreibt Wiesinger :
war ein schwerer und bitterer
Kampf, den ich in diesen dreizehn Jahren
durchfocht, denn ich hatte den Kampf
nach jenen zwei Richtungen begonnen,
die ich bis zum heutigen Tage (11. De»
cember 1884) nicht verlassen habe, und
ich hatte auf diesen Wegen eine ganze
Maffe der erbittertsten Feinde gegen mich
getroffen. Nach der einen Seite gait mein
Kampf dem verdorbenen und verderben-
) en Zeitungswesen in Wien, dem Juden»
hum in der Journalistik, nach der zweiten
Seite dem unzertrennlichen Alliirten des
streB -Iudenthums , namlich dem
Geldsack ' Iudenthum. " Dabei ver«
wahrt er sich ausdriicklich und entschieden,
men unterzeichneter Artikel in diesem I je in seinem Kampfe die Waffen gegen£
Wiesinger, Albert 73 Mitsinger, Albert
die Religion der Juden gerichtet zu
haben. Als er in der Nummer vom
28. August 1861 den Kampf gegen
Ignaz Kuranda begann, der eben in
Sachen des Concordates als dessen er»
bittertster Gegner auftrat, mehrten sich
die Angriffe der Wiener Presse gegen
Wiesinger, und nur noch heftiger, als
er in der Nummer seines Blattes vom
23. September 486t einen geharnischten
Artikel gegen die Civilehe und das Abgeordnetenhaus
geschrieben. Als dann in
der Wiener Presse die Hetze gegen die
geistlichen Krankenwarterinen im Wiedener
Spitale und danach gegen die Schul»
briider im Waisenhause losging, trat er
fur beide ein. Erstere sielen der Hetze
zum Opfer, fur Letztere aber stand er mit
seiner Feder siegreich ein. Er schrieb die
Brochure „Hinaus mit den Schulbrudern"
ohne Angabe seines Namens . Eine
Fluth von Ausfallen ergoB sich iiber den
ungenannten Verfasser, so daB dieser
endlich in der Nummer der „Kirchen-
Zeitung vom 4. December 1361 seine
MaSke fallen lieJi und offen seine Autorschaft
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bekannte mit der Auf f orderung,
das in seiner Brochure Gesagte zu widerlegen.
Nun versuchte dies wohl der
Gemeinderath Delia-Torre Mand
X I . V I , S. 157) in einer Schrift, als
aber Wiesinger darauf mit der Gegenbrochure
„Hinaus aus dem Gemeinderathe,
aber nicht : Hinaus mit den Schulbriidern !
Eine Widerlegung der Bro
chure des Gemeinderathes . Adalbert
Delia-Torre : Der Wahrheit ihr
Recht" (Wien 1862) erwiderte, war der
Kampf aus, und die Schulbriider blieben
im Waisenhause. 1864 machten zwei
PreBprocesse groBes Aufsehen. I m Jahr«
buch der Israeliten war ein Angriff gegen
die Person Christi enthalten, und von
anderer Seite gegen die geistlichen Hiiterinen
der Strafanstalt in Neudorf ein
Angriff erfolgt. I>. Wie sing er erklart
in seinem erwahnten „Ueberblick der
23 Jahre", daB er es gewesen, der den
Urhebern der Angriffe den Procefi an den
Hals gehetzt. War er nun in den erwahnten
Fallen der Angreifende, so sollte
die Vergeltung nicht ausbleiben. I n
der „Wiener Kirchen < Zeitung" vom
13. August 1864 stand der Ausspruch:
„Die Reformation des 16. Jahrhunderts
war eine Revolution" . Wegen dieses
Ausspruches, der als eine Beleidigung
des Protestantismus angesehen wurde,
erhob der Staatsanwalt Klage. Nun
wies aber Wie singer nach, daB diesen
Ausspruch schon in den Tagen der strengsten
Censur Hormayr in seiner „Geschichte
Wiens" gethan, und wenn derselbe
damals zulassig gewesen, muBte er
doch in den Tagen der PreBfteiheit nicht
minder erlaubt sein. I n einer spateren
Nummer der „Kirchen-Zeitung" vom
10. September 1864 wies er auf eine
Stelle im Talmud hin, worin man
wieder eine Beleidigung des Juden»
thums erkennen wollte. Da citirte er, in
der KenntniB der orientalischen Sprachen
wohl bewandert, in der Nummer der
„Kirchen-Zeitung" vom 13. October
1864 wortlich die Stelle aus dem Talmud.
Nun bekampften die Gegner die
Auslegung, welche er dieser Stelle gegeben.
Der Kampf hatte begonnen: es
wurde das Gutachten der Universitat
eingeholt, welche die Auslegung Wiesinger 's
bestatigte, und dieses Gutachten
der Universitat ward dann einem
Rabbinercollegiuin vorgelegt, welches
wieder gegen den Ausspruch der ersteren
nichts einwenden konnte. So zog sich
die Angelegenheit von Monat zu Monat
resultatlos hin und verlief endlich im
Sande. Als daS 1864 erschienene „Leben£
Miclnigcr, Albert Wiefinger, Albert
Jesu" von Renan eine Aufregung in
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Wurzbach5 6 . txt
alien kreisen hervorbrachte, welche weit
jene ubertraf, die seinerzeit das „Leben
Jesu" von S t r a u B hervorgeruf en —
war dock dieses nur fur wissenschaf tliche
kreise berechnet, jenes aber fur das
Volk geschrieben — und als, urn es unter
das Volk zu bringen, eine Uebersetzung
des Werkes die andere jagte, schrieb
Wiesinger in seiner „Kirchen-Zeitung"
eine Folge von Artikeln, die er spater
erganzte und als Ganzes in einem
Suche unter dem Titel: „Aphorismen gcgen
Ncnlln'5 Abrn Ir5n" (Wien 1864, Mayer,
8".j herausgab. I m Marz 1863 begann
er seinem oben ausgesprochenen Programm
getreu die Verof f entlichung seiner
„Ghetto-Geschichten" . Er leitete dieselben
mit der Erklarung ein, daB er sie
nur als eine Nothwehr gegen die steten
Angriffe von jiidischer Seite herausgebe.
Diese „Ghetto-Geschichten" erregten in
den getroffenen Kreisen eine peinliche
Stimmung. Aber er fuhr in der Verof f entlichung
derselben unbehindert auch
im Jahre 4866 fort, als eben die
preuBische Armee nicht mehr zu fern von
Wien stand. Die Aufregung war eine
ungeheuere, und die Israeliten driickte
b.'i der bedenklichen Situation die Sorge,
daB bei einer zu bef iirchtenden Storung
der offentlichen Ruhe sich der durch die
„Ghetto-Geschichten" nicht zu ihren Gunsten
gestimmte Pobel gegen .sie richten
konnte. Die Sache stand mit einem Male
so, daB, wie Wiesinger selbst berichtet,
er eines Tages zur Staatsanwaltschaf t
gebeten wurde, welche ihm
mittheilte, die Wiener Iudengemeinde
habe sich an den Iustizminifter gewendet
mit der Bitte, derselbe moge in diesen
gefahrlichen Zeiten aufWiesinger einwirken,
daB er mit seinen „Ghetto-
Geschichten" nicht weiter fortfahre, denn
die Juden seien besorgt, es konnte etwa
die Ruhe in irgend einer Weise gestort
werden. I n Hinsicht auf die augenblick«
liche Situation stellte auch der Autor die
Fortsetzung seiner „Ghetto-Geschichten"
ein. Unter dem Burgerministerium, in
welchem Dr. G i s k r a und l)r. Berger
saBen, schien sich die Situation fur W i e»
singer bedenklicher zu gestalten, und
dies umsomehr, da beide Minister als
friihere Aovocaten in den oberwahnten
PreBprocef f en ihm als.Gegner gegeniiber
gestanden. Da wollte sich denn Wiesln»
ger in Anbetracht der ministeriellen
Machtsphare nicht in die Defensive versetzt
sehen und ergriff in ziemlich wirk'
samer Weise die Offensive, wie er dies in
dem wiederholt, citirten „Ueberblick" aus»
fiihrlich erzahlt. I n der Zeit, als unter
G i s k r a die beriihmten Edicte gegen den
Clerus erlassen wurden und diesen als
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Wurzbach5 6 . txt
praktische Illustration die Einsperrung
manches Priesters folgte, ward er als
Fasteuprediger bei St. Peter angestellt.
Am 6. Marz 186? hielt er seinen ersten
Fastenvortrag, und schon in den nachsten
I Tagen begann aufs Neue der Kampf der
i Journalistik gegen den „Kanzel journalisten" ,
wie er genannt wurde, und dieser
Kampf dauerte an, so lange Wiesinger
seine Vortrage fortsetzte — bis 18 7 1.
Die illustrirten Wiener Witz- und Spottblatter
„Kikeriki", „Bombe", vor alien
aber „Der Floh", brachten eine Fratze
urn die andere, in welcher I>. Wiesin»
ger in alien nur denkbaren Gestalten
und Attituden abkonterfeit war. Es war
ein ungleicher Kampf: Alle gegen Einen,
und ein solcher alles MaB ijbersteigender,
daB selbst ein Journalist, der nicht zum
Anhange Wiefinger's zahlt, Don
Spavento, in seinen unten citirten
„Typen und Silhouetten" denselben
gegen dessen Widersacher — und das isi£
Miesinger, Albert Wiesinger, Albert
die Gesammtpresse — nicht allein in
Schutz nehmen, sondern sogar vertheidigen
muB . Freilich blieb auch Wiesin»
ger die Antwort nicht schuldig. Er gab
sie den Vertretern der sogenannten sechsten
GroBmacht in einer Brochure, welche als
erstes Heft des zweiten Bandes der in
Wien bei S a r t o r i erschienenen „Ka>
tholischen Stimmen aus Oesterreich" mit
dem besonderen T i t e 1 : „Die Lohnbedien»
ten der offentlichen Meinung. Gin Bei»
trag zur Geschichte der kirchenf eindlichen
Journalistik" (Wien 1868) herauskam
und innerhalb Jahresfrist nicht weniger
denn vier Auflagen erlebte. Alle diese
Vorgange, welche einen nicht uninteres»
santen Beitrag zur Geschichte der Wiener
nach marzlichen Presse bilden, spielten sich
ab, wahrend W i e s i n ger die Redaction
der „Wiener Kirchen-Zeitung" fiihrte.
Am 19. April 1873 feierte diese das
25. Jahr ihres Bestandes, und im folgenden,
am 26. December, legte er die
Redaction, die er 13 Jahre gefiihrt hatte,
nieder. Doch leitete er, wahrend er die
„Wiener Kirchen-Zeitung" redigirte, noch
andere Blatter, so den „Volksf reund" ,
dann den 4867 von ihm angeregten und
in Gemeinschaft mit dem Buchhandler
Mayer sen. herausgegebenen „Kapi>
stran" — betitelt nach dem beriihm»
ten Volksprediger Johannes Kapistran
— dessen erste Nummer am 3. Janner
4367 erschien und dessen Redacteur er
noch im Jahre 1884 war. Zugleich mit
diesem Blatte besorgte er die Redaction
der von dem Buchhandler Sartoriin
Wien begriindeten „Weckstimmen" , welche
er aber nur etwas iiber ein Jahr behielt.
4872 ubernahm er auch noch das ebew
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Wurzbach5 6 . txt
falls fur das Volk bestimmte „Volksblatt
fur Stadt und Land", mit welchem zu>
gleich er einen Roman „DaS Crucifix deS
Juden" verof f entlichte . Die Redaction
dieses Blattes legte er nieder, als ihm
Cardinal Rauscher 1872 die bis dahin
von Joseph P i a gefiihrte Leitung des
„Volksf reund" iibertrug. An demselben
war Wiesinger bereits <862 Mitglied
der Redaction gewesen, da er jedoch mit
dem damaligen Redacteur nicht gemein»
schaftlich zu arbeiten vermochte, trat er
schon nach kurzer Zeit aus, bis er nun,
zehn Jahre spater, als Chef redacteur an
die Spitze des Blattes kam. Aber noch
zur Zeit, da er als Chef redacteur des
„Volksf reund" thatig war, iibernahm er
die Leitung der „Gemeinde-Zeitung" in
der Doppeleigenschaf t als Redacteur und
Eigenthiimer. Beim „Volksf reund" blieb
er dann noch so lange, bis wunderbarer
Weise der bisherige Redacteur der „B6sen
Zungen", Adolf S t a m m '"Band
XXXVII, S. 413, in den Quellens in
die Redaction des Blattes hineingeschmuggelt
wurde . Das war gewiB ein
Unicum. Der Redacteur des beruchtigt»
sten Revolverblattes Wiens Mitredacteur
des conservativf ten und fur ultra»
montan angesehenen „Volksf reund" !
„Das ging nichts schreibt Wiesinger,
und darum ging ich." Seitdem redigirt
er die „Gemeinde-Zeitung" , ein starkver«
breitetes Volksblatt, in dessen Redaction
er im December 4884 das 23jahrige
Iournalisten jubilaum feierte, bei welchem
es nicht an sympathischen Kundgebungen
fur den von der Wiener Presse mit
Schrecken erregender Einmuthigkeit ver»
folgten Redacteur fehlte. Wie bemerkt,
war er in seiner priesterlichen Eigenschaft
viele Jahre im Predigtamte thatig, und
diese Vortrage, welche nicht selten eine
Abwehr der gegen ihn in der Wiener
Zeitungspresse vorgebrachten Angriffe
enthalten, sind nicht bloB vom homiletischen,
sondern auch vom culrurgeschicht»
lichen Standpunkte bemerkenswerth . Sie?
Mielmger, Albert 76 Miejmger, Albert
erschienen in verschiedenen Sammlungen
im Druck, und ihre Titel sind: „Nie sechs
Sunden uiider die H r i 1 i M . dargestellt nach dem
Dbrn der Gegenwart . Fastenpredigten" (Wien
18615, Mayer, 8 A .); - A 2 5 Nrrn; Christ
und das Krru A der Ae ! t . Vierzehn Fastennortliisst ,
gehalten mahrend der Fastenzeit de5 Jahres
1567 in der 3. F. Stadtpiarrkirche m st . Peter
in Men" (ebd. 1867, S a r t o r i , 8\); -
„TriuenzVeg und Dbensmeg. Vierzehn Fastenviirtragk .
gehalten mahrend der Fastenzeit 1
in der 3. F. stadtpf arrkirchr m Zt . Peter in
V i r n " (ebd. 1868, 8 " . ) ; - „Nie Kanzel,
l>ie Juden und die Indengrnossen . Hur Abkerti
piing lnr jiidische ''rrdiptschnnf f lrr und nicht
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Wiche PrediMritiker" (ebd. j 8 6 9 , 8 " . ) ;
— ,,3115 (Oeschnrnrnrngericht und die 3.'igull-
:ianer. Vericht uber die Schmnrgerichts Sitzung.
Welche den 32. und '33. Grtaber ( /s 369) bei dem
K. K. Bundesgerichte in Wien liber eine Ehrenbkleidigungsklagr
der Aedemptaristen gegen den
eines Artikels der „Vurstadt-Aeitung"
wurde. Vnter Mitwirkung dreier Stenographrn
herausgegeben" (ebenda 4870,
c?r. 8 A .); — qVirnrhn Fragen aus der D i -
ill ' - . Lgeschichte beantmartet in vierzehn Fasten-
« A tragen. Gehalten Uliihreud der h. Fasten 1869
in der 3. F. Stadtutarrkirchc zu St. Peter in
Vien" (ebd. 18 6 9, 8 « . ) ; — „Nie vierzehn
Mthhelker mit ihren Rildern und Gegenbildern
2ns der Didensgrschichte . Vierzehn Fastenuartragr ,
Ehalten mahrend der Fastenzeit 1871 in der 3.'. F.
Ftlldtplarrkirche zu St. Peter in Wien" (ebd.
1871); — „Geschichte der Peterskirche in
Vien. Mit einem Abriss der Nirchrngeschichte
Wiens und der Geschichte der Kirchen uon Tvien,
nebst einer Abbildung der alten und neuen Peters-
Kirche. Mit 2 Mlzschn." (ebd. 1876, 8".).
Seiner librigen im Druck erschienenen
Schriften wurde bereits in der Lebens»
fkizze gedacht . Don Spavento in seiner
unten benannten Schrift schreibt in der
Charakteristik Wiesing e r ' s : „Einer
gegen Alle! Das ist ein groBer Ausspruch,
der vielen Siinden Verzeihung
gewahren muB . Kann man es dem
Knirpse David verargen, daB er sich die
schwachste Seite des Riesen Goliath zum
Ziele seines Steinwurfes ausersah?
Sicherlich nicht . Und die schwache Seite
des Wiener Journalismus ist nun einmal
zweifelsohne das Uebergewicht des Juden«
thums in demselben. Darf man es also
dem gegen die ganze Presse kampfenden
Manne vorwerfen, daB er stets dahin zielt,
wo er sicher ist, immer einen zu treffen?
Nein, wahrlich nicht! — Und befolgen
die anderen Blatter nicht dieselbe Kampfart?
Sind nicht alle, ja sogar die groBen
Blatter nicht augenblicklich dariiber einig,
wenn der gerichtliche Theil der „Wiener
Zeitung" einen Baron oder Grafen wegen
eines verfallenen Wechsels sucht, diese
Notiz unter zehn anderen herauszusuchen
und mit einer geistreichen Ueberschrif t ,
wie: „Schon wieder ein Graf, der nicht
zahlt" zu versehen? Und kann man es
da Herrn Wiesinger verdenken, wenn
er augenblicklich replicirt, indem er irgend
eine Geschichte aus einem Kronlande mit
der Ueberschrift bringt : „Schon wieder,
ein Jude, der betrugt" ? Wer in diesem
widerlichen Streite diese Kampfart eingefiihrt
hat, ist gleichgiltig — sie aufgeben
kann der Einzelne nicht. Ja, sie
ist widerlich — sie ist erbarmlich, diese
Art der Polemik; sie ist mehr als das —
sie ist dumm ! Will man etwa beweisen,
daB es Cavaliere gibt, die ihre Wechsel
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Wurzbach5 6 . txt
nicht zahlen oder Juden, die Betriiger
sind? Ebenso geistreich ware es, den Beweis
zu fuhren, daB das Waffer der
Donau naB ist ! Und dann, wie wiirdigt
dies das Ansehen der Presse bis zum Niveau
des StraBenpstaf ters bei Regenzeit
herab! — Herrn Wiesinger muffen
wenigstens mildernde Umstande gewahrt
werden, daB er dieses traurige System^
Wiesinger, Albert 77 Olga
befolgt, aber daB Blatter von groBer
politischer , Bedeutung es nachahmen,
scheint uns unverzeihlich . Was das Ca«
pitel der allzu groBen Anzahl judischer
Journalisten in einer Hauptstadt betrifft,
so muffen wir dabei einer wunderbaren
Prophezeiung gedenken, welche wir in
einem seitdem langst verschollenen nord»
deutschen Blatte vom Jahre 1837 oder
1838 lasen. Es war ein Aufruf an die
preuBische Regierung, und eine Stelle
lautete wortlich : „„Gebt den Juden
ihre biirgerliche Freiheit, ihr Recht, jede
Carriore zu ergreifen, jedes Amt zu bekleiden;
aber gebt ihnen das, ehe es zu
spat wird, denn sonst wirft sich ihre nie
lastenkonnende Intelligenz auf die Preffe,
und in wenigen Jahren wird diese und
mit ihr die offentliche Meinung v e rj
u d e t sein. "" Hatte sich Herr Consif torialrath
Wie sing er, wenn er die Prophetengabe
und mit ihr freifinnige I n -
stincte besaBe, vielleicht anders ausge»
driickt? Nein — und doch war der Ar«
tikel, den wir citiren, von einem der
Heroen der deutschen Literatur unterzeichnet ,
von einem Manne, der sogar
das Iudenthmn dramatisch idealisirt hat
— von einem der Griinder Iungdeutsch«
lands... von Karl Gutzkow." — „ Was
Herrn Wiesinger selbst betrifft",
schreibt Don Spavento, „so ist er so
achtenswerth, wie ein Mann es verdient
zu sein, der seiner Ueberzeugung zuliebe
selbst das Opfer des gesellschaftlichen
Anstandes bringt . Er ist einer der talent»
vollsten Journalisten Wiens und besitzt
ein Quantum von positivem Wissen,
welches, in Geschichte besonders, das der
meisten seiner Wiener Collegen iiber»
ragt . "
Gemeinde . Zeitung (Wien. gr. 4".) Jahr»
gang X X 1 I I , i 1 . December 1384. Nr. 283:
. . Funf undzwanzig Jahre nus mcinem Ionr«
nalistenleben . Eine biographische Skizze von
Dr. Albert Wiesinger". — Don Spa»
oento. Wiener Schrif tsteller und Iourna»
listen. Tvpen und Tilbouettrn (Wien 1874.
ssr. 8".) 3. «3.
Wiesinger, Olga M a 1 e r i n , geb .
in Wien urn 1843) . Die Hochtec eines
k. k. Staatsbeamten, wenn wir nicht
irren, des Hofsecretars Florianim
kaiserlichen Cabinet. Dieselbe widmete
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sich anfanglich der Musik, bildete sich im
Clavierspiele aus und concertirte als
Pianistin in den Siebenziger»Iahren .
Eine Indisposition der Hand veranlaBte
sie, dieser Laufbahn zu entsagen und sich
der Malerei zuzuwenden. Unter der
Leitung des Landschaftsmalers Emil
Schindler M . XXX, S. 8^ erzielte
sie in Kiirze ganz beachtenswerthe Erfolge.
I h r eigentliches Feld jedoch ist die
Blumenmalerei, und mehrere von der
Kiinstlerin ausgestellte FeldblumenstrauBe
erregten auf den Iahresausstellungen des
Wiener Kijnstlerhauses 1883—1887 und
noch mehr im Pariser Salon 1887 ganz
ungewohnliches Aufsehen. Fur die Be>
deutung der Kiinstlerin mochte auch der
Umstand sprechen, daB unter den Ate>
liers, welche Seine konigliche Hoheit der
Prinz Regent Luitvold von Bayern
wahrend seines Aufenthaltes in der
Kaiserstadt Wien im Mai 1837 mit
seinem Besuche beehrte, auch jenes der
Malerin 1 g a Giesinger sich befand.
Auch in dem Prachtwerke „Die osterreichisch-
ungarische Monarchie in Wort
und B i 1 d " , das unter der Aegide Seiner,
kaiserlichen Hoheit des Erzherzogs Kronprinzen
Rudolf erscheint, ist Frau
1 g a Wiesinger im Nebersichtsbande
durch zwei Blumenstucke vertreten:
S. 195 durch eine „Akanthnagrusipe bei Augn511",
S. 227 durch „SchnerroLln am Semmmng" .
Die Arbeiten der Kunstlerin^
Wiesner, Adolf Wiesner, Adolf
athmen die groBte Naturwahcheit und
seltene Vornehmheit in der Anwendung.
1 n letzterer Zeit versuchte sie stck, und
auch mit entschiedenem Erfolge, in der
Lllndschaf tsmalerei .
Eigene handschrif tliche Notizen.
Niksler, Peter (Benedictinerabt
und Mitglied des Abgeordnetenhauses
des osterreichischen Reichsrathes , geb . zu
Taufersim Brixener Kreise Siidtirols
am 44. Mai 1820). Er trat 1844 im
tirolischen Stifte Marienberg in den Benedictinerorden,
in welckem er 1846 die
Priesterweihe erhielt. Der Seelsorge fich
widmend, wurde er zunacbst auf den verschiedenen
Pfarren seines Stiftes verwendet.
Dann theilten ihm seine Ordensoberen
eine Wirksamkeit im Lehramte zu.
und er kam als Professor der Physik und
Mathematik an das k. k. Obergymnasium
in Meran, an welchem er durch neun
Jahre thatig war. Am 17. Juli 1861
wahlten ihn seine Ordensbriider zum
Abte ihres Stiftes, als welcher er am
27. October 1861 benedicirt wurde.
I m Februar 1867 trat er als Abgeord»
neter der geistlichen Corporationen Neustift,
Marienberg und Gries in den
Tiroler Landtag ein, welcher ihn am
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Wurzbach5 6 . txt
1. Marz 1867 in das Abgeordnetenhaus
des Reichsrathes wahlte. I n demselben
gehorte er zur tirolischen Partei, deren
Fiihrer ?. Greuter war. I n den folgenden
Sessionen ist Abt W i e s 1 e r nicht
wieder im Reichsrathe erschienen.
Wanderer (Wiener politisches Blatt) 1867.
Nr. 28?. im Feuilleton . - „Aquarellen aus
beiden Reichshalkten" ; 1870, Nr. 28. im
Feuilleton, — Aquarellen aus beiden
Reichsstuben . Von I . I .K (raBnigg)
(Wien 1868. Waldheim. 12".) S. 3«.
Niesnel, Adolf (Schriftsteller,
geb . in Prag 1807, gest. zu New-
J o r k am 23. September <867) . Er
heiBt eigentlich Wiener, den Namen
Wiesner nahm er erst an, als er urn die
Mitte der DreiBiger-Jahre vom jiidischen
zum katholischen Glauben iibertrat. Er
that dies, urn bei seinen ausgezeichneten
Fahigkeiten sich eine entsprechende Carriore
im Iustizfache zu eroffnen, was unter
den damaligen Verhaltnissen dem Israe»
liten nicht moglich war. Dabei ver»
schmahte er aber den bei solchen Uebertritten
nicht seltenen Kunstgriff, sich
durch einen einf lufireichen Pathen Pro»
tection zu verschaffen, sondern wahlte
sick einfach den Mefiner von St. Stephan
in Wien zum Pathen und lieB sich, urn
kein Aufsehen zu erregen, in friihester
Morgenstunde taufen. Sodann seinem
Vorhaben, die juridische Laufbahn zu be»
treten, folgend, nahm er bei dem k. k.
Criminalgerichre in Wien die iibliche
Praris. Neben seinem Berufe huldigte er
aber auch der Muse, und gelang es ihm
durch besondere Empfehlung des damaligen
Ministers des Innern, Grafen
Kolowrat , ein Drama, das einen
historischen Stoff behandelte, mit dem
Titel „ I im be 15115tra" auf dem Wiener
Burgtheater zur Auffiihrung zu bringen,
bei welcher Herr An schiitz und Frau
Rettich namentlich den effectvollen
dritten Act zur Geltung brachten. Ein
zweites Drama, „Nie Gekeln und der Negerzklllne" ,
dessen Hintergrund der Zug
Kaiser K a r 1 s V. nach Tunis bildete,
und dem es nack Ausspruch von Kennern.
denen es der Dichter vorgelesen,
an poetischen Schonheiten und drama»
tischer Wirksamkeit nicht fehlte, wurde
von dem damaligen Director Deinhard
stein nicht angenommen. Doch
entmuthigte dies den Dichter nicht im
poetischen Schaffen, denn er veroffent»
lichte urn dieselbe Zeit (1842) in Sa-^
Wieinei, Alwlf 79 Adolf
p h i r 's „Humorist" Scenen aus einem
dritten Trauerspiele „Chesenz", h^g mach»
tige Schonheiten enthielt, und noch zwei
andere Dramen, „Ner Mud" und „Ner
Irst und Seine Cachtrr" hatte er vollendet
Seite 112
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im Pulte liegen. Von der bis dahin gewohnlichen
und auch heute noch nicht
ganz ungewohnlichen Todesart, welcher
dramatische Dichter zu verfallen pflegen,
des Verhungerns, rettete ihn einstweilen
sein oben erwahnter Gonner Graf Ko low
rat, der ihm eine kleine Anstellung
bei einer Wiener Lebensversicherungs«
anstalt mit dem Gehalte von 301) St. ver»
schaffte. Die Criminalpraxis hatte ihm
nichts geniitzt, und das obige Gehalt
reichte gerade hin, daB er nicht verhungerte.
So nutzte er denn die ihm iibrig
bleibende MuBe durch Unterrichterth^ilen
aus, nahm dann eine Hofmeisterstelle in
einem Wiener Grofihandlungshause an,
was ihn in den Stand setzte, sich allmalig
dem Lebensbecufe des Schriftstellers,
fur den er sich am geeignetsten
fuhlte, zuzuwenden und sich selbstandig
zu machen. Damals lebte in Wien der
russische Stciatsrath L. von Tengoborsky,
der mit seinein Werke „Die
Finanzen, der dffentliche Credit, die
Staatsschuld und das Besteuerungs»
system des osterreichischen Kaiserstaates
mit vergleichendem Hinblick auf Preufien
und Frankreich", 2 Bande (Paris 1843,
8".) ein unverdientes Aufsehen erregte.
Dariiber schrieb I) :-. Ioh. lac. Herz
"Bd. VIII, S. 408^, eine anriichige
Persdnlichkeit des Vormarz, welche im
Nachmarz als Generalsecretar der galizischen
Karl Ludwig Eisenbahn in einer
Villa zu Hietzing nachst Schonbrunn
durch Selbstmord in unheimlicher Weise
endete, eine breitspurige Kritik in Dr. Ad.
. Schmidl ' s „Osterreichischen Blattern
fur Literatur" ^1844, Nr. 42-46^,
welche gegen eine Kritik des Werkes in
Biedermann's „Deutscher Monat»
stbrift" gerichtet war. Kurz, das Buch
erregte damals solches Aufsehen, daB
Wiesner — vielleicht durch seinen oben
genannten Gonner beeinfluBt — sich
daran machte, Herrn von T e n g 0'
b o r s k y in sachgemafter Weise zu ant«
worten. Und so schrieb er das Werk:
„Nn23i8ch-pllliti5chr Arithmetik. Streif lichter unl
da? Werk des russischen Ocheiinratheo M. A.
nun Cengllkllrs Ky : Veoec die Finanzen. . .
Oeaterrricha . . . " , 2 Bande mit 3 Tabellen
<3eipzig 1844, 8".) . Das Werk, von
edelstem osterreichischen Patriotismus
durchgliiht, brachte doch unter dem vor»
marzlichen Regime dem Patrioten eine
achttagige Gef angnifistraf e ein, weil er
es ohne Censurbewilligung im Auslande
hatte drucken lassen. Auch war
ihm in Baron Ze b 1 i t z , welcher die
osterreichischen Verhaltnisse in der Augsburger
„Allgemeinen Zeitung" mit durch
ofsicielle Brillen etwas getriibten Augen
zu schildern pstegte, ein Gegner erstanden,
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Wurzbach5 6 . txt
der ihm in der genannten Zeitung
die Leviten las. Als Wiesner mit alien
Versuchen, in einem osterreichischen Blatte
daranf zu erwidern, scheiterte, gab er
seine Entgegnung in der Flugschrift her>
aus : „Lmansig Spiilten iiber ein Aamphllt.
Streif lichter aul seine sugrimnnte Nritik, brtrrtsend
tue Schritt : Nn25i5ch-uoliuschr Arithmetik",
in Nr. 217, 223—22? der Angsburger
„Allgemeinen Zeitung" (Leipzig 1844,
8".) . Urn diese Zeit verof f entlichte er
auch in den von Kuranda in Leipzig
herausgegebenen „Grenzboten" den Aufsatz
„Die Geheimnisse des Wiener allgemeinen
Krankenhauses " , welcher damals
in Wien ein groBes Aufsehen machte.
Die Schrift war anonym erschienen, und
erst nach Wiesner 's Tode wurde daS
GeheimniB geliiftet und er, den ein^
Wiesner, Adolf 80 Wiesner, Adolf
Secundararzt Oi-. P. inspirirte, als Verfasser
derselben genannt . Als in den
Vierziger-Iahren die niedcrosterreichischen
Stande, von der Unertraglichkeit der
herrschenden politischen MiBverhaltnisse
beschwert und niedergedriickt , sich aus der
ihnen auf gezwungenen Thatlosigkeit aufzuraffen
begannen, boten sie, als sie
Wiesner's publizistisches Talent erkann«
ten, ihm eine betrachtliche Iahressubvention
an, wenn er in ihrem Interesse
schriebe. „Das thue ich ohnehin, lasse
mich aber dafiir nicht bezahlen", antwortete
Wiesner, der gerade damals
nicht, wie iiberhaupt in keiner Zeit seines
Lebens, an Geldiiberf lufi litt. Endlich im
Jahre 1846, als ihm die heimischen Verhaltnifse
unertraglich wurden, verlieB er
Wien, indem er seine Hoffnung vorerst
auf zwei Manuscripte setzte, die er daselbst
vorbereitet hatte: eine Biographie
Sonnenfels ' und iiber osterreichische
Censurverhaltnisse . Von ersterer sind nur
ein paar Bruchstiicke in 3. A. Frankl's
„Sonntagsblattern" si846, S. 43 und
137^ erschienen, iiber letztere aber gab er
den stattlichen Band: „Nentmiirkigklitln,
oer iiZtrrreichischcn 6en5nr uam Ztitllltrr llrr
Nlfnrmlliian Ki5 Hut' die Gegenwart" ( S t u t t -
gart 1847, Krabbe, gr. 8"., 436 S.)
heraus, ein Werk, das eben in die vollste
politische Gahrung fiel und daher auch
nicht die verdiente Beachtung fand, heute
aber durch das ungemein reiche, aus den
Quellen geschopfte Material doch nur
noch historischen Werth, diesen aber in
hohem Grade, besitzt. I n einem der ihm
gewidmeten Nekrologe heiBt es, daB er in
den Vierziger-Iahren in Leipzig Redac»
teur einer Zeitung gewesen sei, in welcher
er die osterreichischen Zustande scharf kri»
tisirt habe . Von einer solchen Zeitung ist
mir nichts bekannt . Es ware denn damit
der Fall gemeint, daB er, als er im Frank»
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Wurzbach5 6 . txt
furter Parlament als Abgeordneter saB,
fur kurze Zeit Redacteur der Frankfurter
„Oberpostamts Zeitung" gewesen, was
er aber doch erst Ende der Vierziger-
Jahre war. Indessen hatte sich doch die
Aufmerksamkeit auf ihn derart gerichtet,
daB, als es in Oesterreich im Jahre 1848
zu den Wahlen fur das deutsche Parlament
kam, er im Wahlbezirke Feldsberg
in Niederosterreich — nicht, wie es in
einem Nekrologe heiBt, von der Bevolkerung
Prags — in das Frankfurter Parlament
gewahlt wurde. Wenn Letzteres
auch geschah, so steht es doch fest, daB er
sich fur Feldsberg entschied, da er sich in
das von S. Schmerber in Frankfurt
a. M. 1849 verlegte Parlamentsalbum
unter dem Satz: „Die Grundrechte und
das Wahlgesetz werden das erringen, was
wir nicht erringen konnten oder wollten,
26. April 1849" als Abgeordneter fur
den Wahlbezirk Feldsberg in Niedel . 6ster>
reich unterschrieb . I m Frankfurter Parlamente
saB er auf der auBersten Linken,
aber iiber seine Thatigkeit in demselben
kommen wir nicht recht ins Klare.
L a u b e , des Parlaments Historiker,
dem niichterne Anschauung und scharfe
Beobachtung nicht abzusprechen sind, ist
auf Wiesner nicht gut zu sprechen, er
ist nicht dessen Gegner, was nicht zu verschmahen
ware, sondern, was bei weitem
schlimmer, er macht ihn lacherlich und
reiht ihn unter die enlg.nt8 terribles
dieser Versammlung. Jedenfalls war
Wiesner 's Wirksamkeit in derselben von
keinen Erfolgen begleitet. I n Bezug auf
die nachste Zeit. nachdem das Parlament
auseinander gegangen, sind wir iiber ihn
wenig unterrichtet ; er wird ofter mit
Adolf C. Wiesner, einem Karnthner,
auch einem Verbannten der Jahre 1848
und 1849, iiber den ein eigener Artikel
folgt, verwechselt. Er hat in dieser Zeit^
Miesner, Adolf 81 Miesner. Adolf
die Schrift herausgegeben : „Daube gegtn
Friedrich Heck er, Kabelt Nlnm, Malt
Gratsch 1 er, die Wiener Studentenlegiun .
Einige Streif lichter iiber i>25 Pamphlet: Nas
erste deutsche Parlament" (Leipzig 4830,
Mather, gr. 8".), mit dem Pamphlet ift
eben Laube ' s Parlamentswerk gemeint.
Dann war er, da ihm die Riickkehr in
seine Heimat infolge seines politischen
Verhaltens unmoglich geworden, und er
bei seinem rastlosen, nie befriedigten
Wesen auf deutschem Gebiet fur sich keine
Zukunft sah, 4832 nach Amerika aus»
gewandert. Dort lebte er, fast verschollen,
von schrif tstellerischen Arbeiten. Erst nach
seinem Tode brachte die New'Uorker
„Handels ' Zeitung" einige fliichtige Notizen
iiber ihn. Er schrieb in Amerika
staatsmannische Abhandlungen und arbei'
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tete fur Compagnien, die sich zur Aus»
fuhrung von Eisenbahn» und Dampf»
schif f f ahrten gebildet hatten. Auch geschah
es durch seine Anregung und Arbeit,
daB 1838 in New-York das Schiller-
Denkmal errichtet wurde. I m Jahre
1860 gab er die Zeitschrift „Geist der !
Weltliteratur " heraus, der aber nur sin
kurzes Dasein beschieden war. Dann
siedelte er nach Baltimore iiber, wo er!
sich mit der Redaction einer „Turn-Zei»
tung beschaf tigte . Als dann der Secessionskrieg
ausbrach, widmete er seine
Thatigkeit der Verpflegung kranker
Unionssoldaten und erhielt als Anecken«
nung seiner Dienste fur die Union eine
Stelle im Zollhause zu Baltimore, die er
dazu benutzte, den deutschen Emigranten,
mit denen er vermoge seines Amtes in
steten Verkehr kam, mit Nath und That
beizustehen. I m Friihjahr 1866 bekam er
einen Ruf als Redacteur der „Illinois»
Staatszeitung" . Immer aber erfiillte
ihn die Sehnsucht nach Deutschland mit
der Hoffnung, an der Einigung desselben
v. Wurzbach. biogr. Leriton. KVI .
mitzuwirken. I n der letzteren Zeit ging
er nach Chicago und stellte von dort aus
der Redaction der New Yorker „Handels-
Zeitung" den Antrag, fur dieses Blatt
„Lebensbilder aus dem Nordwesten" zu
schreiben. Da erschien der kaiserliche
Gnadenact der Amnestie, und nun unternahm
er — obgleich schon sehr leidend
— die Reise nach New'H)ork, urn von
dort nach Europa zuriickzukehren . Fr<
schopft kam er daselbst an, ein typhoses
Fieber stellte sich ein und raffte ihn nach
wenigen Tagen hin. Hans K u d 1 i c h
hielt ihm die Grabrede. Die New-Iorker
„Handels ' Zeitung" fallte bei Gelegenheit
der Meldung seines Todes das im Gan«
zen zutreffende Urtheil iiber den Verblichenen :
„Ad olf Wiesner war einer
unserer fahigsten, vielseitigsten Literaten
und bravsten Manner. Wir melden seinen
Tod mit innigem Bedauern unseren
Lesern. Zu spat hier eingewandert , urn
sich den diesseitigen Verhaltnissen zu
fiigen, war es ihm nicht gelungen, einen
geeigneten Wirkungskreis zu finden; trotz
seiner tiefen umfassenden Kenntnisse,
seines unermudlichen FleiBes, hatte der
edle, gesinnungstiichtige Mann wahrend
seines fiinf zehn jahrigen Aufenthaltes in
diesem Lande oft mit Mangel zu kampfen,
und dennoch konnte kein Preis ihn bestimmen,
auch nur urn eines Haares
Breite von seiner Ueberzeugung zu weichen.
Sich selbst hat er den GenuB des
Lebens dadurch verbittert, daB er trotz
der ihm gewordenen Anerkennung sich
stets unterschatzt glaubte."
P r e s s e (Wiener politisches Blatt) 1 86«.
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Nr. 65 und Nr. 184. — Fremd en-Vlatt .
Von Gust. Heine (Wien.4".) !867. Nr. 282.
— Wanderer (Wiener polit. Blatt) 1867.
Nr. 280. — Neues Wiener Taqblatt ,
1867. Nr. 213. — Neue Freie Presse
(Wiener polit. Blatt) 1867. Nr. t 1 1 8 in der
" „Kleinen Cvromii" . Nr. 1121) . — Dieselbe,
19. Nov. <8 87.I 6^
Micsner, A. C. 82 Wicsncr, A. C.
mann, 5 " . , ' A
- A . ; 1 b r < Heinrich) . I"". '
laml-lU <3eir, :i A <i>4i». Weidl
. 3 . « ' ! > . 2 8 1 ; Vd . I 1 ,
Wiesner. A. (>. ISchrift steller,
qeb . zuKlagenfurtin Karnthen am
1 A . October /s 824) . Deulsche Quellen
versagen uns fast alle Nachweise liber
diesen Lcdliftsteller, welcher nicht selten
mit seinem politischen Gesinnungsgenossen
Adolf Wieiiner '"s. d. S. 78^ verwechselt
wird. Wir iiberlassen daher die Ver>
antwortlichkeit fur unsere Mittheilungen
dem in den Quellen genannten Herrn
DeGudernatis , der iiber alle Man»
ner, die Oesterreich feindlich gegeniiberstanden
oder stehen, welchem Stamme si?
auch angehoren mogen, ziemlick genau
Bescheid weiB. A. (5. Wies ner erhielt
seine erste Ausbildung in den Schulen
seiner Vaterstadt Klagenfurt, dann kam
er in eine Militarakademie zu Wien —
welche, gibt unsere Quelle nicht naher
an. Daselbst wurde er im Alter von
zwanzig Jahren, also 1844, Officier.
Wir glauben kaum fehl zu gehen, wenn
wir in dem Alois Wiesner, welcher
1843 als Cadet in dem Inf anterie ' Regimente
Freiherr Prohaska von Guelphen»
burg, das seinen Werbbezirk und seinen
Stab damals, wie heute noch, in Klagenfurt
hatte, unseren A. C. Wiesner erkennen.
Damals schon, berichtet unsere
Quelle, arbeitete derselbe heimlich in
deutschen Journalen mit, welche eben in
der vormarzlichen Zeit ihre Spalten auf strebenden
Talenten offneten, so im
„Telegraph fur Deutschland" von Gutz
kow, im „Komet" von HerloBsohn,
im „Charivari" von E. M. Oet tinger,
im „Humorist" von M. G. S a p h i r
u. a. Kurz vor 1848 stand das Regi«
ment, in welchem er diente, in Galizien,
und dort heiratete er das Fraulein So-
! kolowska Chlewiska, das einer
kleinrussischen Adelsfamilie entstammte.
Als die Bewegung des Jahres 1848
ausbrach, nahm er seine Entlassung aus
dem Regimente und kehrte in sein Vater«
land Karnthen zuriick. Nun fahrt De Gub
e r n a t i s fort: „Fiir den Antheil, den
> er an der Erhebung Wiens, am Feldzuge
im GwBherzogthum Baden, an jenem in
Schleswig ' Holstein genommen, schwebte
er in groBen Gefahren und war gezwungen
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auszuwandern, und zwar zunachst in
j die Schweiz, dann nach Paris, wo er an
A verschiedenen f ranzosischen und deutschen
! Blattern mitarbeitete . Einige Zeit brachte
! er in London zu. Dann segelte er nach
! Amerika, welches er nach dem Norden
! und Siiden durchstreif te . Nach Europa
A zuriickgekehrt und nach einem kurzen Aufenthalt
in Paris und England besuchte
er Spanien, Italien, Africa, den Orient
und einen groBen Theil von Rutland.
Wies ner spricht auBer der deutschen
Sprache die f ranzosische, italienische, engtische,
spanische, polnische und serbische."
I m Jahre 1861 finden wir ihn in
Genua, wo er die „Italienische Correspondenz "
redigirte und am 1?. Februar
1862 von der italienischen Regierung,
wie er in einem „Eingesendet " in der
„Triester Zeitung" behauptet, alien Lan>
des- und internationalen Gesetzen ent»
gegen, verhaftet wurde. Als Grund .
dieser Verhaftung gibt er an, daB man
ihm gewisse auf vollig rechtmaftigem und
legalem Wege erlangte politische Documente
und Papiere von hoher Wichtigkeit
entreiBen wollte, was aber der Ge<
nueser Polizei, trotz aller angewandten
Mittel, nicht gelungen sei. Auch machten
die Journale des Jahres 486 1 -Erwah»
nung von Duellen, welche er in Italien
zu bestehen hatte, eines mit einem gari>
baldischen Ofsicier, Nossi, und ein an-?
Wiesncr. A. C. 83 Miesner, Cmnad
deres mit einem Ungarn und Adjutanten
T ii r r ' s , Namens G y r u , in welchen
beiden er seine Gegner verwundete. Ueber
das Verhalten Wiesner's in Italien
schreibt aus AnlaB seiner Verhaftung die
sonst unbefangene „Triester Zeitung", daB
dasselbe durchaus nickt zu Wiesner's
Gunsten spreche. Uebrigens entwickelte er
auch auf schriftstellerischem Gebiete eine
fruchtbare agitatorische Thatigkeit und
hat folgende Schriften herausgegeben :
„Militarisches Tagebuch an5 Raden" (Zurich
1849, Verlagsexpedition, gr. 80.) ' —
„Palmen eines Verbannten", 1. Heft (ebd.
1849, gr. 8".), ein zweites Heft ist nicht
erschienen; — „Nie 65terreichiLchr Aenalutian
md dir pruninztn" (ebd. 1849, 8".); —
„Nie politischen NcZtrrbungen der ZudZllliien in
Oesterreich. Zllz Antmart anf „Gzt und West""
(Kassel 18")<, Raabe u. Comp., gr. 12 A .);
— A Aii A llrns Fall und G'6rgrn/z Verrath.
Mit mehreren Irten5tnckrn" (Zurich 1830,
< A o.)- A Zu2 dem ckril. Zmijlt Gedichte"
(Kassel i 8 3 1 , Raabo, gr. 12".); —
„DemliKrlltl5chr5 Salduteu junrnal" (Zurich
18til)); — „Ner ungunschr Feldmg gegen dir
Gezterrricher nnd Hvnzsen", 2 Bande (Coira
1834) ; - « A
(Paris 1836) ; -
s/s" (ebd. 1838); und „(5in wintertrnhling
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in NiM" (Leipziss 1839, 8 A .), bildec
Nr. 32 der im Verlage von Karl B.
Lorck erschienenen „Eisenbahnbucher " .
Von 1861 ab redigirte er auch versohle«
dene Zeitschriften, deren Titel aufier
obengenannter „Italienischer Correspon«
denz" uns nicht bekannt sind. Seit
Jahren istWiesner vom Schauplatz der
Oef f entlichkeit verschwunden .
Presse (Wiener polic. Blatr) 18tti. Nr, «4
in der kleinen Chronik: „Wiesner" . — Die«
selbe. <361. Nr 184: . . Fliichtlina Wiesuer" .
- Triester Z e i t u n g . <3. Marz 18<>2.
Nr. 62 in der Rubrik „Eingesender" . — /)s
300 litratti ( A irsn A e t8?9, Lu A ' -SLsoi-i I.«
A lonuiei-, I A ex.-8".) p. 1067.
Mesner, Eonwd (Kupf erstecher ,
geb . zu Hohenelbe in Bohmen am
28. December 1821, gest. zu Rom in
der Nacht vom 16. auf den 17. September
1847) . Sein Vater, ein Autodidakt,
stach Wallf ahrtsbilder , die er dann selbst
colorirte und verkaufte. Als seine Familie
sich mehrte, zog er die heranwachsenden
Kinder zu seiner Beschaf tigung heran,
und so kam Conrad, den er iibrigens
die Schule besuchen lieB, auch an
die Arbeit. Acht Jahre alt, colorirte der»
selbe die Bilder des Vaters, zeigte aber
auch schon das Verlangen, mit Nadirnadel
und Grabstichel selbst Bilder auszufuhren,
wie er sie in der Wohnung
seines Schullehrers und des Katecheten
gesehen, denn diese Stiche erschienen ihm
besser, als die von seinem Vater gestochenen
Wallf ahrtsbilder . Nun ging Letz»
terer selbst zum Lehrer und zum Kate»
cheten, besah sich die ihm von dem Sohne
angeruhmten Bilder und fragte, wo man
die Herstellung derselben erlerne. Man
bezeichnete ihm Prag und rieth ihm, den
talentvollen Sohn bald dahin zu bringen.
Als er auf diesen Rath bemerkte:
derselbe sei wohl sehr gut, nur etwas
theuer, boten ihm Lehrer und Katechet
ihre Hilfe an, indem sie erklarten, den
braven Jungen nach Kraften in seinen
Studien unterstiitzen zu wollen. So kam
es denn, daB in den ersten Tagen des
Monats September 1833 a o n r a d , begleitet
vom Vater, nach Prag ging, urn
in die Kunstakademie einzutreten. Der
Directorderselben, W a 1 d Herr M d . I A II,
S. lSl' 1 , war eben krank, und Wenzel
Manes Md. X.V, S. 369, im Texte),
der den Director vertrat, entschied in
iibertriebener Aengstlichkeit trotz der£
Wiesner, Conrad 84 Miesner, Conrad
glanzenden Scbulzeugnif f e und einer
Mappe, gefiillt mit talentvoll gezeich,
neten Kupftrstichcopien, Skizzen nach der
Natur u. s. w., nickt bedenkend, daB er
zwei Hof f nungsbliiten mit einem Scdlage
knicke: „Vorlaufig noch unreif fur die
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Aufnahme". Als er aber die Bewegung
gewahrte, welche in Vater und Sohn
nach diesem Urtheile vorging, begann er
ermuthigend wieder: „Ausnahmsweise
will ich also den Versuch mit dem Kleinen
machen", und schrieb hiernach — am
12. September 4833 — den Namen
Conrad Wiesner in die Matrikel.
So ging Alles vortref f lich, bis der unterstiit zende
Lehrer sckwer erkrankte und der
Pfarrer starb, worauf (>onrao wieder
ins Vaterhaus zuriickkehren muBte. Denn
des Knaben Hoffnung, an der von der
Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde
unter G. Dobler's M . I V, S . 424 A j
Leitung zu errichtenden Kupf erstecher»
schule als Zogling aufgenommen zu
werden, erfullte sich nicht, weil alle vor»
lausig gestifteten Freiplatze ohne Rijckficht
auf Wiesner mit Prager Z6glin»
gen besetzt waren. So kam Ende October
1636 Conrad wieder im Elternhause
an. Er arbeitete nun sieben Monate
lang im Kreise der Seinigen rastlos
weiter, stellte, da er denn bereits in der
Akademie Fortschritte gemacht hatte, fur
eine Anzahl neuer Bilder die Flatten
her, wodurch das Geschaft sich sofort
eintraglicher gestaltete, fuhrte auch eine
gefalligere Bemalung ein, fur jedes einzelne
Bild ein Mufterblatt schaffend.
Mitten in seinen Bestrebungen, das
vaterliche Geschaft zu hebeu, unterbrach
ihn ein Brief seines Prager Quartiergebers ,
der mit D 6 b 1 e r befreundet war,
und diesen vermocht hatte, Wiesner
noch nachtraglich in die Kupf erstechrr"
schule aufzunehmen, und zwar bis zur
! Erledigung eines Freiplatzes gegen ein
Monatshonorar von 2 f 1 . So zog denn
Wies ner am 44. Mai 1837 in Gesellschaft
mehrerer Hohenelber Johannes-
Wallfahrer wieder nach Prag und trat
in Doble r's Schule ein. Bald entwickelte
sich zwischen Lehrer und Schiiler
ein so bef riedigendes VerhaltniB, dafi
Ersterer von dem bedungenen Lehrgelde
absah und seinem Schiiler fur gewisse
Vorarbeiten an grofieren Flatten auch
ein Monatsgehalt zusicherte. Wie bemerk»
! bar Wies ner's Mitarbeiterschaf t an
> den Stichen Dobler's wurde, zeigte sich
zunachst an den damals iiblichen Neu jahrs ' Entschuldigungskarten,
alsdieselben
einen auffallend anderen Charakter an<
nahmen. Fiihrich, der die Zeichnungen
dazu lieferte, war mit der „ganz empsin»
dungslosen und ungenauen" Art des
A Dobler'schen Stichels nichts weniger
A denn zufrieden gewesen. Da mit dem
Jahre 1836 durchwehte diese Arbeiten
ein neuer Geist, aber dieser neue Geist
war kein anderer als der Wiesner's,
dem D 6 b 1 e r die Hauptarbeit an den
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Stichen uberlassen hatte. Indessen er»
kannte K a d 1 i k sBd. X, S. 346), der
mit der Umgestaltung der veralteten
Akademie betraut wurde, bald das vielversprechende
Talent und war nun
darauf bedacht, W i e s n e r insoweit
zu fordern, daB derselbe einige Zeit aus«
schliefllich sich dem Kunststudium widmen
konnte. Unter K a d 1 i k ' s Fiihrung entwickelte
sich denn auch zusehends der Ge>
nius Wiesner's. Damals, im Jahre
1841, erschien in Prag bei Peter Bohmann ' s
Erben eine Ausgabe von Raphael's
Bildern zur biblischen Geschichte
des alten Testaments nach Zeichnungen
von Wilhelm KandlerM.X,
S. 429" j. Diese Ausgabe umfaBt vierzig
Bilder und ist bis Nr. XXV von D6b«¥
Miesner, Conrad Miesner, Conrad
ler's Schiilern (I.Battmann, Hoffm
ann, Rybicka, Salamon,
Schmidt, Steinmiiller, Zelisko)
gestochen. Darunter fuhren neun Blatter
den Namen Wiesner's, aber ihm
miissen noch drei andere, namlich Nr. I,
III und IX, als fur Dobler ubernommene
Ausfiihrungen zugeschrieben wer»
den. An diese Raphael ' schen Bibelbilder
reihen sich zunachst folgende von
W i e s n e r gestochene Blatter.- ,,Nie
h, O'aiilill", nach K. Blaas; - „D°5
Hllchaltarbild in der OazieUr deZ Prager Windcnurr511rgnng5in5titutr5 " ,
nach F ii h r i ch's
Zeichnung; — eine „h. Vernnirn", nach
Paolo Veronese, als Neu jahrs-Ent»
Hebungskarte unter Dob ler's Namen
herausgegeben, wie denn an den Karten
fur 4838: „Zt. Olltthard" . nach Fiihrich,
und fur 1839: „MaZeZ ' Gebet", nach
K u ppelwieser, unser junger Kunstler
hervorragenden Antheil hatte; —
"Ml?>ia i/i "/"otto" uni) „Bt . Michael",
nach Federzeichnungen von Kadlik,
anlafilich deren der Biograph Wiesner's
bemerkt, daB derselbe darin schon
zeigt, was der richtige Stecher sein soil,
namlich der getreue Uebersetzer des zur
graphischen Vervielf altigung ubernom»
menen Bildwerkes. Wie sehr Wiesner's
Arbeiten sich vervollkommneten, beweisen
die silbernen Preismedaillen, welche die
Akademie in den Jahren 1839 und 1840
ihm zuerkannte. Als dann am 16. Jan»
ner 1840 Kadlik starb, trat eine Pause
in Wiesner's kiinstlerischer Beschaf tigung
ein, bis zu seiner Aufnahme im
Halite des Kupf erftichverlegers Siegmund
R u d 1 , dessen Sohn er m seiner Kunst
unterrichten sollte. Die Schul-FleiBkarten
mit herzigen Kindergruppen und allerlei
liebliche Volksbildchen, welche in dieser
Zeit in Rudl ' s Verlage erschienen, sind
seine Arbeiten, auch versuchte er sich da- «
mals in einigen Bildern mit dem Pinsel
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und im Portrait, zu dem ihm grofieren
Theils Rudl ' s Kinder safien. Als dann
Director Ruben M . XX"VII, S. 20CT
nach Kadlik's Tode 184! die Leitung
der Prager Kunstakademie ubernahm
und die Weiterfuhrung der mit D6b«
ler's Hinscheiden eingegangenen Kupfer»
stecherschule plante, wollte er die Leitung
der letzteren Wiesner iibertragen, dieser
aber entzog sich dem ihm gemachten Anerbieten,
humorvoll gegen seine Freunde
sich aussprechend: „Erst miissen aufier
den Pragern noch andere Kirchthiirme
iiber mich geurtheilt haben, bevor ich
daran denken will, mich festsetzen zu
lassen", denn er hatte immer eine Stu«
dienreise nach Frankreich und Italien als
nachstes Ziel vor Augen. Verhielt er sich
aber in dieser. Richtung ablehnend, so
nahm er doch Theil an einem von 5er
Firma Gottlieb Haase und Sonne ver»
legten Illustrationswerke, ein Heft mit
eilf Illustrationen „B6hmischer Nationallieder "
enthaltend, das fur einen wohlthatigen
Zweck bestimmt war. Die Com«
Positionen zu diesem Werke lieferten:
Fritz Hawranek, Ant. Knochl, Ant.
I h o t a , Ioh. Manes, Rud. M u 1 1 e r ,
Karl Swoboda, Gust. Matzek und
Ad. Weidlich. Den Stich von acht
Illustrationen hatte Wiesner besorgt,
und zwar so vortref f lich, daB, wie dessen
Biograph sich pracis ausdriickt, jeder der
an der Sammlung betheiligten Zeichner
in der Reproduction sich „bis ins I n -
nerste getroffen" fiihlte. An,diese Blatter
reihten sich nun bis 1844 folgende zu»
nachst durch Director Ruben angeregte
Arbeiten: der groBe Stich nach dem, von
Andreas Fortner nach den .Skizzen
von Ruben in Silber getriebenen Arm«
leuchter, welcher von einigen Mitgliedern
des bohmischen Adels dem. Oberstburg-^
Wiesner. 86 Conrad
grasen Karl Grafen Uholek anlaBlich
dessen am 30. December 1842 erfolgte
Versetzung in den Ruhestand verehr,
worden war; dann das nach Ruben'
Zeichnung ausgefiihrte Diplom fur die
Mitglieder des „Vereines zum Wohl,
hilfsbedurf tiger Kinder in Prag"; —
„Ane Mllrill" und „Nacht be5 Glaubens"
beide nach R u b e n , in Form von Neu
jahr-Enthebungskarten ' . — das Diplom
fur die Mitglieder des bestandenen
„Theiner Nachstenliebevereines " in Prag.
nach den Kompositionen Ruo. M u 1 1 e r ' s
im stguralen und Herman Acrgmann's
im ornamentalen Theile; — und das
Diplom fur die Burger Prags, nach der
Zeichnung, von Ios. Hellich. Gin Stich
„Nie Sennin", nach einem im Besitze des
Grafen Erwin Nostitz befindlichen Gemalde
Ruben's, kam nicht zur Vollendung,
Seite 122
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weil im Laufe der Arbeit die
Kupferplatte sich als schadhaft erwiesen
hatte. I n den Jahren 1843 und 4346
arbeitete Wiesner groBtentheils an
einem seiner Hauptwerke, namlich an
dem Stiche von „<5qri!l nnd Methad", nach
der von Emanuel Max in Rom in carrarischem
Marmor ausgefuhrten und von
Kaiser Ferdinand fur die Prager
Teynkirche angekauften Doppelstatue .
Der fertige Stich, dessen Zeichnung er
selbst vollendet hatte, befand sich auf der
Prager Ausstellung 1847. Wahrend
dieser Arbeiten aber blieb er immer
R u d 1 ' s Hausgenosse, dabei unterstiitzte
er einen seiner Briider, der in Prag
den Gymnasialstudien oblag, und einen
zweiten, der Kunsttalent zeigte und die
Akademie besuchte. Indessen war es
Director Ruben, der immer noch die
Absicht hatte, Wiesner fur seine Aka«
dernie zu gewinnen, gelungen, fur ihn
ein Reisestipendium, zu dessen Beftreitmig
sick einrge bohmische Cavaliere ver«
einigt hatten, zum Besuche der Seinestadt
zu erwirken. Schon begann WieSner
mit allem Eifer das Studium der
f ranzosischen Sprache und bereitete sick
fur die Pariser Reise vor, als er auf
Empfehlung seines Studiengenof f en Wil-
Helm K a n d 1 e r , von dessen Zeichnungen
nach Raphael er mehrere Blatter fur
das bereits erwahnte Bibelwerk gestochen
hatte, unter ebenso ehrenvollen als mate»
riell giinstigen Bedingungen eine Berufung
erhielt als Kupf erstecher an die k. preuB .
archaologische Anstalt in Rom, deren
Director damals Dr. Emil B r a u n war.
Am 23. Februar 1847 trat er diese Reise
an iiber Wien, Venedig und traf in den
ersten Tagen des Marz in Rom ein.
Seine erste Arbeit daselbst war eine
Studie nach Marc Antonio, welche so
trefflich aussiel, daB ihm Director B r a u n
sofort eine sehr heikliche, den Stich einer
Handzeichnung von Giulio Romano:
h. Mugdlllenll" iibertrug. Auch diese
fuhrte er ebenso rasch als mit vollendetem
Geschick aus, so daB ihn B r a u n fur die
Ausfiihrung der bedeutendsten kiinstleri»
schen Aufgaben befahigt erkannte. Die
Arbeit, welche nun an die Reihe kam, war
ein Umrificyclus von sechs Flatten nack
iner alten kostbaren Niellogravirung mit
der Darstellung des Argonautenzuges .
Nun sollte ein groBer Stich nach Ov er»
beck's „h. Zbendmllhl", die „Sibqllen" des
Michael Angelo und dessen „Weltgericht "
folgen. Doch bevor er an die Ausfiihrung
dieser Werke ging, begann ec auf Er-
'uchen seines Freundes Emanuel Max
den Stich von dessen „stutne der h. ludtnilla" .
Dieser war schon so weit ge»
iehen, daB der Kiinstler die Vollendung
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Wurzbach5 6 . txt
auf Mitte September in Aussicht stellte.
Am 11. September befand sich Wies»
ner noch des Abends im Kreise seiner
und Studiengenof f en, nur klagte?
Wiesner, Conrad 87 Wiesner, Conrad
er iiber einen recht hafilichen Kopfschmerz.
Als er aber am anderen Tage im gewohnten
Kreise nicht erschien und man
bei ihm nachsah, war bereits arztlicher
Beistand nothig geworden. Ein von
Dr. B r a u n berufenes Consil erklarte den
Zustand fur ein hochgradiges Nervenf ieber .
Zwei Tage spater hieB es bereits:
„Unrettbar", und in der Nacht vom 16.
auf den 1?. September 4847 erlosch das
Leben des erst 26jahrigen Kiinstlers. Die
unter den Oesterreichern in Rom beste«
hende „Todtenbruderschaft " bahrte den
Verblichenen am 19. September in der
Kirche der U^onlia, clel popol.u auf
einen Katafalk und begrub ihn Abends
urn 9 Uhr unter Fackelschein auf dem
Camposanto nachst der Peterskirche .
Unter den Fackeltragern befanden sich
unter fast sammtlichen in Rom weilenden
Kiinstlern Overbeck und Flatz. Das
ihm fur seine in Rom ausgefiihrten Arbeiten
noch ausstandige Honorar wurde
seinen Angehorigen in Hohenelbe iiber»
mittelt. Der friihe Hingang des allgemein
geliebten und zu den schonsten
Hoffnungen berechtigenden Kiinstlers
wurde in Rom, in seiner Heimat und
von den Seinen tief betrauert. Der Biograph
Wiesner 's zahlt von dessen ihm
sonst noch bekannt gewordenen Arbeiten
auf: drei Gebetbuchbilder , und zwar:
„Maria Verkundigung" , „Ghrizti Begegnung
mit Nlllgbiilrna" und „Ohristug und die Zumaritanerin
am Nrnunen", fur den Calve '-
schen Verlag; — ein „Nenkblatt; nr Grandnngzteier
des Haspi; in Aukno", dieses und
die vorigen sammtlich nach Zeichnungen
von Rud. M u 1 1 e r ; — „Christus am
Urenzr", nach einem Oelbilde fur den ver>
storbenm I>. Vater in Leitmeritz; —
„St. Maria", fur die barmherzigen Schwestern
ebenda; — „Madchenkapt" , nach
einer Studie von Kadlik; — „Noz
r Aon", nach demselben; — „Nie
tackildrr", in der Teynkirche zu
Prag, nach Hell ich, und die ^inladnngLKarte
znr Nrne^llurZiellung des FchllUaziieler5
Karl Nicts". mit der Sterbescene (5or°
reggio's (in ehlenschlage r's gleich»
namigem Drama) , nach Zeichnung von
Koruna. Was Wiesner noch geleistet
haben wiirde, wenn ihm ein langeres
Leben beschieden gewesen ware, laflt sich
absehen, wenn man die Werke betrachtet,
die er uns vollendet zuriickgelassen . (5>.-
faBte seine Kunst nicht von der rein technischen
Seite auf; er drang vielmehr in
den Geist des ihm vorgelegten Originals
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Wurzbach5 6 . txt
und war auf das eifrigste bemiiht, im
Stich dasselbe nach Technik und Idee
wiederzugeben . Der Maler oder Zeichner,
der sein von Wiesner im Stich wiedergegebenes
Original sah, konnte immer
ausrufen: ich bin vollkommen verstanden,
ware ich ein Stecher, ich konnte mich
selbst nicht getreuer wiedergeben. Wies '
ner war ein exacter Zeichner, ein Umstand,
der in der Kunst des Kupf erstechers
von eminenter Bedeutung ist, wenn man
bedenkt, wie viele Stiche groBer Werke
unter den schlechten Contouren und falschen
Tinten eines schwachen oder gar
incorrecten Zeichners leiden und schwere
Schadigung erfahren und das Original
uns geradezu in verpfuschter Darstellung
wiedergeben. Wenn Wies ner in Oesterreich
gelebt hatte, wiirde es auch in ihm
sich seines Keller, Thater, Schleich
oder Ruscheweih geruhmt haben.
Nagler schreibt M . X A I , S . 431"
liber einen Karl Wies 'ner. Dieser ist
unser Conrad Wiesner, nur mit dem
falschen Taufnamen Karl.
Mittheilungen des Vereines fur Geschichte
d?r Deutschen in Bohmen. Redigirt von
Di-. Ludwig A chlesinner (Prag, gr. 8".)
XXI. Jahrgang (t«t A ). Nr. i 1 , 3. 1-12:?
Wiesner, Julius 88 Miesner, Julius
„Kunstler d« Neuzeit Vohmens . XI . 0'. Wieo«
ner". Von Pr A f . Rudolf M u 1 1 e r .
Unser Kiinstler ist nicht zu verwechseln mit
seinem Zeitgenossen Eonrad W i e B n e r
lgeb. <796. i ) , den wir auch mit einem s
(Wies ner) geschrieben finden. Derselbe,
aus Niirnberg gebiirtig, war ein Schiller
Gabler's und stach namentlich Zandschafts«
bilder und Architecruren . vornehmlich erstere
mit feinem Naturgefiihl und im Vaumschlaq
mit lebenswahrer Vollendung. Er wurde
spater Zeichenlehrer zu Oberstein bei Birken«
feld, spater in Virkenfeld selbst, wo er noch
1849 lebte.
Wiesner, Julius (Naturf orscher,
geb . zu Tsch ecken in Mahren am
20. Janner 1838) . Zwei Jahre nach
seiner Geburt iibersiedelten seine Eltern
mit ihm nach Brunn, wo er auch seine
erste Erziehung genoB . Was dieselbe be
trifft, so lieB der Vater, ein wohlhabender
Mann, seine Kinder iiberhaupt auf das
vorzuglichste bilden, wahrend deren Un«
terricht die Mutter, eine Frau von sel»
tener Tiefe des Gemuthes, mit vollster
Hingebung leitete. Julius , der jiingste
von acht Geschwistern, erhielt mit seinem
nachst alteren Bruder August einen
intelligenten Erzieher, welcher den Sinn
der Knaben hauptsachlich fur Geschichte,
Poesie und Kunst zu wecken suchte. Seine
Gymnasialstudien begann er 1849 in
Brunn, interesfirte sich aber bald bei
seiner Neigung fur die Naturwissenschaf t
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sehr fur Pflanzen und Mineralien, und
als 1832 in genannter Stadt eine Oberrealschule
errichtet wurde, verlieB er das
Gymnasium nach vollendeter 4. Classe
und trat in jene Anstalt ein, wo er eine
umfassendere Ausbildung in der Natur-
Wissenschaft zu erreichen hoffte. Daselbst
wirkten Director Au spitz, Professor
ZawadSk.y, Professor V o g 1 u. m. A.,
welche ihm freundlich entgegenkamen .
Jetzt widmete er sich nut allem Eifer der!
Naturwissenschaf t , hauptsachlich aber der
Botanik, und botanisirte erfolgreich in
der Umgebung von Briinn und in vielen
anderen Gegenden Mahrens, haufig
in Gesellschaft seiner Jugendf reunde
Bartsch und Makowsky. Infolge
dessen erwarb er sich, wenn auch erst
1 a Jahre alt. doch schon eine solch um»
fassende KenntniB der Briinner Flora,
wie sie zu jener Zeit auBer dem greisen
Botaniker Statthaltereirath T k a n y
>M. X I . V, S. 207" kaum ein Anderer
besaB. Er verwerthete auch den Erfolg
seiner localen Forschungen und schrieb
eine Flora von Briinn, welche so tiichtig
gearbeitet war, daB Director Au spitz
dieselbe in dem Programme der Oberrealschule
mit der Bemerkung abdrucken
lieB: „Man ist diesmal von dem Grund»
satze, Schiilerarbeiten nicht in das Programm
aufzunehmen, abgegangen, weil
der jugendliche Verfasser wirklich mit
auBerordentlichem Erfolge dem Studium
der Botanik obliegt und bisher noch keine
Flora Briinns eristirt." I n dieser seiner
ersten Arbeit, welche viele neue Beobachtungen
enthalt, zeigte sich bereits eine
bestimmte Selbstandigkeit , denn Wiesner,
der noch kein pf lanzengeographisches
Werk gekannt, wich von der Gepflogen»
heit einer Aufzahlung der Formen in
systematischer Ordnung ab und fiihrte
eine solche nach Florengebieten durch.
Aber seine f loristischen Bestrebungen fan>
den damals nur eine einseitige Anerkennung,
auch verbitterten ihm pflanzen'
sammelnde Neider laid die Neigung zur
Floristik; so suchte er seine Thatigkeit in
anderen Spharen botanischer Forschung
zur Geltung zu bringen, obwohl er schon
mit zahlreichen Botanikern im wissenschaf tlichen
Verkehre stand und sein Her«
barium bereits einen Umfang von etwa
3000 Formen erreicht hatte. Den groBten^
MieZner, I»lii,s 89 Miesner, Julius
Theil dieser Sammlung schenkte er spater
dem Wiener Polytechnicum. I n den
Jahren 1855 und 4856 wendete er sich
der Morphologie zu und stellte auch so
umfassende phanologische Beobachtungen
an, daB die Wiener Centralanstalt fur
Meteorologie und Erdmagnetismus ihn,
den 17jahrigen Jiingling, ihren thatigsten
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Wurzbach5 6 . txt
Beobachter nannte. Jene reichhaltigen
Beobachtungen aber finden sich vev
zeichnet in den „Sit zungsberichten der
kaiserlichen Akademie der Wissenschaf ten
mathematisch - naturwissenschaf tlicher
Claffe". Zu jener Zeit hatte er auch die
Oberrealschule beendet und trat in das
technische Institut von Briinn ein. Bald
machteer sich mit Schleiden's „Grundziigen
der wissenschaf tlichen Botanik"
vertraut, welche ihn auf das Gebiet der
Anatomie und Physiologie leiteten. Ein
sehr primitives Compositurn mit Holzstativ
diente seinen ersten mikroskopischen
Studien; damals entstanden auch einige
kleinere morphologische Arbeiten, welche
in der „ Oesterreich ischen botanischen Zeitschrift"
erschienen. Gleichzeitig wurde er
mit dem Kryptogamenkenner , namentlich
Algeologen Nave bekannt, und es entspann
sich zwischen ihnen, trotz eines erheb»
lichen Altersunterschiedes , ein ebenso
intimes als anregendes VerhaltniB . Beide
wiederholten nun zahlreiche Beobachtun»
gen, welche in den Werken und Arbeiten
von Schleiden, Schacht und An«
deren vorkommen. Doch bald wurde sich
Wiesner bewuBt, daB Briinn zu seiner
weiteren Ausbildung wenig mehr beitragen
konne, sondern daB eine solche
ihm nur die Horsale und Laboratorien
der Universitat und des Polytechnikums
zu Wien zu bieten im Stande waren.
Allein seine friiher so wohlhabenden
Eltern geriethen inzwischen in ungiinstige
Verhaltnisse und konnten ihm die Mittel
zu Studien daselbst nicht sichern; er
faBte daher den EntschluB, sich selbst
solche zu schaffen, und es gelang ihm.
Zwanzig Jahre alt, zog er nach Wien,
wo ihm sein Bruder August die ersten
Wege ebnete und ihm die Stelle eines
Erziehers in einem wohlhabenden Hause
verschaffte. So war er von diesem
Augenblicke auf sich selbst angewiesen,
doch ohne jemals die Sorge urn das
Nothwendige empfinden zu miissen. Er
entfaltete gleich anfangs eine groBe TH5«
tigkeit. Obwohl er viele Stunden des
Tages seinen drei Zoglingen zuzuwenden
hatte, gewann er doch immer die nothige
Zeit, urn Collegien an der Universitat
und am Polytechnicum zu horen. Trotz
dieser Beschaf tigung und seinen privaten
Studien entstanden damals seine ersten
groBeren wissenschaf tlichen Publicationen,
die den „Sitzungsberichten der kaiserlichen
Akademie der Wissenschaften" einverleibt
wurden. I m Laufe der Zeit
ward er mit seinen Lehrern naher bekannt,
mit F e n z 1 , der ihm die Schatze
des botanischen Hofcabinets erschloB, mit
L e y d o 1 t , Zippe, Nnger, Greilich
und Anderen. Auch arbeitete er durch
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Wurzbach5 6 . txt
drei Jahre in Schrott er's chemischem
Laboratorium und drei Semester im
physicalischen Institute der- Universitat
unter Gttingshausen und betrieb
endlich durch zwei Semester unter Briicke
Thierphyf iologie und Mikroskopie. I m
physicalischen Institute errang er sich
tiberdies die Stelle eines ordentlichen
Eleven, mit welcher ein Stipendium derbunden
ist. Mit einem auf diese Weise
gesammelten umfassenden Fond von
Wissen wandte er sich selbstandigen mikro.
skopischen und physiologischen Arbeiten
zu. Seine praktischen physiologischen
Arbeiten aber unternahm er, da ein
offentliches Institut fur derartige Bestre-?
Wiesner, Iu.ius 90 Miesner. Illlius
bungen damals in Wien noch nicht bestand,
in Gemeinschaft mit feinem Freunde
Adolf WeiB, spaterem Professor der
Botanik an der Universitat Lemberg
>M. I. IV. S. 82^. Im Jahre 1860
erhielt er von der Universitat Jena auf
Grund seiner Studien und Wissenschaf t»
lichen Arbeiten den Grad eines Doctors
der Philosophie und wurde infolge dessen
spater von der philosophischen Facultat
in Lemberg nostrisicirt . 1864 habilitirte
er sich als Privatdocent fur Pflanzen-
Physiologie am k. k. polytechnischen In»
stitute in Wien. I n demselben Jahre
vervollstandigte er auch seine Pf lanzenkenntniJJ
dadurch, daB er die Ferien dem
Studium der Schonbrunner Gewachshauser
widmete, welche ihm durch S ch o t t
M . XXXI, S. 243" in liberalster
Weise zur Beniitzung gestellt wurden. I n
diesem Jahre ward er auch eingeladen,
an der Abhaltungder bekannten Montags»
vortrage sich zu betheiligen, und seit
dieser Zeit wirkt er auch bei denselben mit.
Bei der Reorganisation des polytechnischen
Institutes in Wien 1866 fand er
Stellung als honorirter Docent der rechnifchen
Wallrenkunde . 1867 sendete ihn
die Regierung als Delegirten der Jury
und ofsiciellen Berichterstatter zur Pariser
Weltausstellung . Das umfassende Referat,
welches ihm zufiel siiber Mikroskope
und iiber die Mehrzahl der technisch
verwendeten Rohstoffe des Pflanzen»
reichs), hat er in fiinf ausf iihrlichen Ab»
Handlungen im ofsiciellen Ausstellungs»
berichte niedergelegt . Sie fanden in
Fachkreisen glanzende Anerkennung. Eine
weitere Wiirdigung seiner Thatigkeit in
obigen Eigenschaften aber wurde ihm
dadurch zutheil, daB ihm Seine Majestat
der Kaiser im April 1868 das goldene
Verdienstkreuz mit der Krone verlieh.
Bald darauf zum auBerordentlichen
offentlichen Proffessor am Wiener Poly<
technicum ernannt, trug er als solcher
technische Waarenkunde, Mikroskopie und
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Pf lanzenphysiologie vor und hielt prak»
tische Uebungen mit dem Mikroskope in
dem ihm unterstehenden Cabinete ab .
Bei Gelegenheit des Abganges der oft»
asiatischen Expedition wurde er mit der
Abfassung jenes Theiles der Inftruction
fur die f achmannische Begleitung der»
selben betraut, welcher die technisch ver«
wendbaren Rohstoffe aus dem Pf lanzenreiche
betrifft. Seine Arbeit schlieBt sich
in wiirdiger Weise jenen an, welche von
Mannern, wie Darwin, Vogt und
Moriz Wagner zu gleichem Zwecke aus»
gegangen sind. Zu Anfang der Siebenziger-
Iahre erfolgte Wiesner's Ernennung
zum Professor der Anatomie und
Physiologie der Pflanzen an der Universitat
in Wien, an welcher er in dieser
Eigenschaft noch zur Stunde wirkt. Am
2. August 187? wurde seine Wahl zum
correspondirenden Mitgliede der kaiserlichen
Akademie mathematisch - naturwissenschaftlicher
Classe genehmigt und
er am 30. Juni 1882 zum wirklichen
Mitgliede derselben ernannt. Auch ist er
Vorstand des pf lanzenphysiologischen
Institutes an der Wiener Hochschule und
Prases der pharmaceutischen Priifungs-
Commission. Er nimmt eine hervorragende
Stellung in der Naturwissenschaf t ein.
Er ist nicht der gewohnliche Botaniker,
der Pflanzen sammelt, zwischen Bogen
prefit und nach einem schon vorhandenen,
oder von dem Sammler beliebig erfundenen
und auf gestellten System in Cartons
geordnet aufstellt. Die Pflanze ist
ihm Leben, dessen geheimen Spuren er
mit einem Scharfblick ohne Gleichen
nachgeht, und seinen Beobachtungen verdankt
die Pf lanzenkunde nach ihren verschiedenen
Richtungen wichtige Ergeb-^
Miesner, Julius 91 Miesner, Julius
mffe. Die Richtungen aber, welche er be,
seinem Studium der Pflanzen einschlug,
lassen sich chronologisch ordnen und
stiegen von der einfachen Theorie und
Systematologie hinauf bis zur Praxis,
welche die Beziehungen der Pstanze zum
Leben des Menschen darlegt . I n der
ersten Zeit seines Studiums von 1834
bis 1837 konnen wir seine Arbeiten ein
fach als floristische und phanologische bezeichnen.
Wie aber in der Kunst, so wirkt
auch in der Wissenschaft der Zunftneid
wie der Hausschwamm am Gemauer.
Pf lanzensammelnde Neider beobachteten
bald Wiesner's sioristischr Beftrebun
gen, beuteten dieselben auch aus, aber
versagten dem jugendlichen Botaniker,
der sich iibrigens urn diese Parasiten der
Wissenschaft wenig oder gar nicht kum
inerte, die verdiente Anerkennung. So
betrat er denn noch im Jahre 1836 eine
andere Richtung, jene der botani
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Wurzbach5 6 . txt
schen Morphologie , auf der ihm die
gewohnlichen Pflanzenfexe nicht zu folgen
im Stande waren, weil dazu noch etwas
Anderes gehort, als Staubfaden zahlen
und Blatter nach ihrer Form sortiren.
I n dieser Richtung arbeitete er bis 1864;
nun stieg er wieder eine Stufe hoher und
forschte ein ganzes Jahrzehnt, 1839
bis 1869, auf dem Felde der Pf lanzenanatomie
und Physiologie, auf
welchem das Mikroskop sein treuer Be>
gleiter war, bis er zuletzt, von 1869 ab,
das praktische Gebiet betrat und in der
Anwendung der B o t a n i k , spe»
c i e 1 1 Pf lanzenanatomie und Mi»
kroskopie a u f d i e Technik zu Resultaten
gelangte, welche in ihrer Bedeu»
tenheit von Fachmannern erkannt und
von wissenschaf tlichen Autoritaten als
bahnbrechend bezeichnet wurden. Wir
lassen nun seine Arbeiten in Ubersicht»
licher Zusammenstellung folgen.
Nebersicht der wissenschaf tlichen Forschungen
und im Druck erschienenen Arbeiten des
Professors Julius Wiesner. ») I n den
„Sit zungsberichten der kaiserlichen Akademie
der Wissenschaf ten niathematisch-naturwissen '
schaftlicher Classe": „Untersuchung iiber die
Lage der charakteristischen Riefen an den
Arenoraanen der Wangen" . Mit 2 Tafeln
M. XXXVII, 2. 704) . - „Ueber die Ge .
setze der Ricf entheilung an den Manzcnaren" .
Mit 2 Tafeln lBd. XXXVIII, S. sN) . -
„Notiz iiber die dlrecte Nachweisung des
Eisens in den Zellen der Pflanze. Gemein«
schaftlich mit Adolf I . Weifi" A Bd. A ,
S. 276) . — „Beobachtungen iiber Stellungs»
Verhaltnisse der Nebenblatter " . Mit 2 Tafeln
l^Bd. XI . II, S. 225) . — „Untersuchungen
iiber den Bogenwerth der Blattbasen" . Mit
1 Tafel M . X A . 1 1 , S. 417) . - „Die Blatt«
bogen und ihre Berechnung" . Mit 1 Tafel
lBd. XI. Ill, i. Abth.. S. 40?). - „Ueber
das Verhalten des Kupf erorydammoniaks zur
Membrane der ' Wanzenzellen, zum Zellkerne
und Primordialschlauche . Gemeinschaf tlich mit
A. I . Weifi" 1/Vd, XI"IV, 2. Noth., S. 37).
— „Mittheilungen iiber die Lage der Blatt«
basis" M . XQV, 2. Abth.. S. 23). -
„Untersuchungen iiber das magnetische Ver<
halten einiger Cyanverbindungen des Eisens,
Nikels und Kobalts" A Bd. A A V I , 2. Abth.,
S. 175) . — „Ueber das Verhalten des
Kupf erorydammoniaks zur Starke. Gemein«
schaftlich mit A. I , Weifi" A Vd. X I . V I ,
2. Abth. S. 311) . — „Ueber die Einwirkung
des Kupseron) dani ! iioniaks auf thierische Gewebe
und Gcwebselemente" A Bd. X I A V I I I ,
2. Abthlg, . S. 199) . — „Ueber die Zerstorung
der Holzer an der Atmosphare". Mit
1 Tafel. A ) Grauwerden des Holzes;
2) Schwinden der Intercellularsubstanz ;
2) Reaction der Zellmembran?; A ) Histologische
Veranderungen des Holzes und seiner Zellen;
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2) Die staubige Verwesung des Holzes-. 6) Die
Braunung der Holzer lBd. XI . IX, 2. Abth. .
S. 61) . — „Die mikroskopische Untersuchung
der Maislische und der Maisf aserprooucte"
lBd. I.) 2 Abth.. S. 363). - „Untersuchung
liber das Auftreten von Pectinkorperu in den
Geweben der Runkelriibe" "Vd. I., 2. Abth..
S. 442) . — „Ueber die Entstehung des
Harzes im Innern der Pf tunzenzellen"
sVd. I . II, 2. Abth.. S. 118). - „Beobach.
tungen iiber den EinfluB der Erdschwere auf
Grofien» und Formverhattnisse der Blatter"
lBd. l.VIII, 1. Abth.. S. 369). - „U^
Wiesncr, Julius 92 Miesner A Julius (Portrait)
suchungen iii?er den EillfiuB. welchen Zuf ul ' r
und Entziehung von Wasser auf die Lebens»
thatigkeit der Hefezellen auBern" "Bd. I"IX,
2. Abtd.. 2 . 493"1 — „Ueber den Ursprung
und die Vermehrung oer Bakterien" . Von
A. Polotebnow^d. I.X, 1. Abth..
S. 723) . — „Beitrage zur KenntniB der
indischen Faserpf lanzen und der aus ihnen
abgeschiedenen Fasern, nebst Beobachtungen
iiber den feineren Bau der Bastzellen". Mit
2 Tafeln lBd. I . X I I , i . Abth.. 3. 1 ? A . -
„Erperimentaluntersuchungen iiber die Kei»
mung der Samen. Erste Reihe" sBd. I. XIV,
j . Abth. . 2 . 415) . — „Untersuchungen iiber
die herbstliche Entlaubung der Holzgewachse" .
Mit 1 Tafel sBd. I. XIV, j . Abth. S. 463".
Ueber die folgenden Arbeiten, welche in den
„Sit zungsberichten" erschienen sind, konnen
wir nur das Iadr des Erscheinens angeben:
„Untersuchungen iiber die Beziehungen des
Lichtes zum Chlorophyll" "874' s . — „Untersuchungen
iiber die Bewegung deo Imbibitionswassers
im Holze und in der Membrane
der Pf lanzenzelle" 11876 j. — „Untersuchungen
iiber den EinfluB der Temperatur auf die
Entwicklung von ?en< : illiuiii zlaucuin"
"1874) . — „Untersuchung einiger Treibholzer
aus dem nordlichen Eismeere" si872) . k) Im
„Oesterreichischen botanischen Wochenblatt " :
„Flora uon Brunn" si854", auch im Briinner
Realschul ' Programm fur is34 — „Zur Flora
von Tscheitsch" sebd.". — „Mikroskopische
Untersuchung der Papicrf asern" . — „Zur
Flora der Polauer Berge", o) I n der „Bota A
Nischen Zeitung" : „Untersuchungen iiber den
Milchsaft der Pflanzen. Gemeinschaf tlich mit
A. I . WeiJi". — „Ueber Gerb' und Fard.
stof fe der Blumenblatter " . — „Einwirkung
der Chromsaure auf Starke. Gemeinschaf tlich
mit A. I . Weifi". — ..Anatomie und Histo»
chemie des Zuckerrohrs" , s) InDingler ' s
„Polytechnischem Journal" im Artikel: „Mit«
theilungen aus dem Laboratorium fur tech<
nische Waarenkunde und Mikroskopie am
polytechnischen Institute in Wien" : A Unter»
suchung der neuen zur Pariser Weltausstel»
lung gesendeten Starkesorten . Gemeinschaf tlich
mit I . H ii b 1 " . — „Die Verunreinigungen
der Bierhefe. Von E. Ostersetz er" . —
„Mikroskopische Untersuchung des (5hina«
Seite 131
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grases. Von A. Ungerer" . — „Ueber das
Gummi der Uorinz» ptsrH-Zospernia . Ge«
meinsckaf tlich mit C. B e ck e r h e i m" . —
„Ueber das Perugummi . Von Vecterheim" .
e) Selbstandige Werke. „Einleitung in
die technische Mikroskopie nebst mikroskopisch«
technischen Untersuchungen . Fur Techniker.
Chemiker und zum Gebrauche an polytechni«
schen Schulen" (Wien i867, Braumijller,
gr. 8v., mit 142 eingedruckten Holzschnitten) .
— „Die technisch verwendeten Gummi«
arten. Harze und Balsame. Ein Beitrag zur
wissenschaf tlichen Begrundung der technischen
Waarenkunde" . Mit 22 eingedruckten Holz»
schnitten und einer Tabelle s^in qu . gr. 4".)
Erlangen 18<iU. Enke . gr. 8°.). - „Die Robstoffe
des Pf lanzenreichs . Versuch einer tech«
Nischen Nohstof f leyre des Pf lanzenreiches " .
Mit 104 meist anatom. (eingedr.) Holzschnitt«
abbildungen (Leipzig 1873. Engelmann,
646 S.. gr. 8<>., 13 Thlr.). - „Mikrosko«
pische Untersuchungen. Ausgefiihrt im Labo»
ratorium fur Mikroskopie und technische
Waarenkunde am k. k. polytechnischen Insti«
tute in Wien". Mit 19 (eingedr.) Holzschnitten
(Stuttgart 1872, Maier. gr. 8".). - „Die
natiirlichen Einrichtungen zum Schuhe der
(ihlorophyllis der lcdenden Pflanze" (Wien
18?6. Braumijller, gr. 4°.) . auch in Fest.
schriften der k. k. zoologisch<botanischen Ge>
sellschaft in Wien. Aufier den bisher cmge<
fiihrten Arbeiten Wiesner'6 sind noch , zu
erwahnen die Berichte i:n osterreichischen
officiellen Berichte iiber die Pariser Welt«
ausstellung. dann mehrere Aufsatze in den
Schriften des Vereines zur Verbreitung naturwissenschaf tlicher
Kenntnisse, in den Verhand»
lungen der niederosterreichischen Landwirth»
schaf tsgesellschaf t und des niederosterreichischen
Gewerbevereines , in der „Oesterreich ischen
Wochenschrif t " (Beilage der amtlichen Wiener
Zeitung) , im geographischen Journal „Das
Ausland", ungerechnet die zahlreichen klei<
neren Artikel in verschiedenen Journalen.
esterrei ch i sch e botanische Zeitschri st
Reoigirt uon Dr. S k o f i k (Wien. 8".)
XX. Jahrg. (1870) . Nr. 1 : „Galerie iisterrei.
chischer Botaniker. XIV. Julius Wiesner" . —
Poggendorff (I . C.). Biographisch,
literarisches Handworterbuch zur Geschichte
der eiacten Wissenschaften (Leipzig t86:l.
1 . A. Barch, gr. 8".) Bo. I I , Sp . t322. -
Portrait. Unterschrif t : Facsimile des Na«
menszuges: „Dr. Julius Wiesner". Lith. von
K r i e h iiber. Druck von H. Gerhardt.
''Beilage der Nr. 1 der „Oesterreichischen
botanischen Zeitschrift" 187tt (8".), auch Ab«
driicke in kl. Fol.^l^
Miesotowski, Christoph 93 Miesotowsk . i) Michael.
Noch sind anzufiihren: 1,1. Wiesner. Zeit«
genoB . Kreisrabbiner zu Nachod in Bohmen.
Er ist Verfasser folgenden Werkes: „Schollen
zum babylonischen Talmud", 3 Theile (Prag,
gr. 8")- I ■ Th.: „Berachoch" (i869) ; I I . Th . :
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„Sabbath" (1863); III. Th . : „Erubin und
Pesachim" (i867) . — 2. Norbert Wies,
ner. ein Instrumentalmusicus , der nach
Gerber 480,0 wahrscheinlich in Wien lebte.
Llavier und Harfe spielte und sich durch folgende
theils gestochene, theils geschriebene
Kompositionen bekannt machte: «VI aouMno
V<21 <3ig.vio6indg. Io" . Op. 1, 2. 3. 4. 3 (Wien
bei Eder) . — „ V I I I Variat . z>our Is Olav.
sur: Die Milch ist gesiinder" (edd.
1799) . - „ X I I VariiU. xour lo 01 A v. iiber:
mein lieber August in" (ebd. 1799) .
„ V I deutsche Tanze furs Clavier fur Ansan»
ger" (ebd.) . — A H Variat. ''our Is Olav.
iiber: A Schiisserl und aNeindl " (ebd) .
Andere Stiicke, wie Haif ensonaten und Va<
riationen mit und ohne Violinbegleitung,
dann 13 deutsche Lieder, stehen in Trag's
„Verzeichnis alter und neuer, sowohl geschrie»
bcner als gestochener Musicalien" . das 1799
in Wien erschienen ist. als Manuscript ver»
zeichnet. A Gerb er (Ernst 3udwia) . Neues
historisch »biographisches Lerikon der Ton»
kiinstler (Leipzig 1814. Kulmel. gr. 8".) Bd. I V ,
Sp. 372.
Wiesotowski, Christoph (A r ch a ol
o g , geb . inGalizien 4742, gest.
1826) . Die Studien begann er in Kra«
kau und vollendete sie im Auslande.
Lange Zeit befand er sich auf Reisen, auf
welchen er alterthumlichen Gegenstanden
und alten griechischen und romischen
Miinzen seine besondere Aufmerksamkeit
zuwendete, denn Archaologie und Nu>
mismatik waren seine Lieblings facher,
und besaB er darin nicht gewohnliche
Kenntnisse. Die Gesellschaft der Freunde
der Wissenschaft erwahlte ihn zu ihrem
Mitgliede, und er betheiligte sich als
solches lebhaft an den von ihr unter«
nommenen Arbeiten. So brachte er all«
malig eine werthvolle Sammlung alter«
thumlicher Gegenstande und eine statt»
liche, namentlich an archaologischen
Werken reiche Bibliothek zustande und
schenkte beide der Gesellschaft. I n den
Jahrbiichern der Gesellschaft, deren Mitglied
er war, verof f entlichte er: „ U w A i
nka Oxar-wooin poiskim", d. i. Betrach»
tungen iiber das Iohannesblut
, d. i .
Vom Nutzen der KenntniB alter grie»
chischer und romischer Miinzen
und IX- Bd. A j ; - , .
rsliF A n A oli alo A iHn A , d. i. Von den
religiosen Alterthiimern der Slaven
A IX. Bo. A j'. in der Zeitschrift
o", d. i. Von
einigen unpassenden Ausdriicken in der
polnischen Sprache A 832 A ; —
drvi >,v r. A ?9i", d. i. Auf zeichnungen
aus einer im Jahre 1791 nach England
und Calabrien unternommenen Reise
A 6bd. AI , — „ numiliiniilois svebrnvin
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05t3 . tiiiofl-0 x I'iHsto^v". d. i. Von einem
Silberstucke des Letzten der Plasten. Zahl«
reiche Arbeiten hat Wiesotowski in
Handschrift hinterlassen . — Sein Sohn
Michael, galizischer Edelmann, war ein
tuchtiger Landwirth und betrieb mit
Eifer geographische und statistische Studien.
Er ist Verfasser des Werkes:
Hs . A . " , d. i. Statistisch-geographischer
AbriB des osterreichischen Galizien, entworfen
im Jahre 1841 von M. W.
(Posen 4842, 8 A .) , als dessen Verfasser,
der Initialen M. W. wegen, Michael
Wiszniewski bezeichnet wurde. Aufierdem
gab Wiesotowski noch heraus:
", d. i. Landwirthschaf tliche
Beobachtungen, insbesondere?
Wiest, Franz Wiest, Franz
fur Nackbarn niedergeschrieben (Lemberg
! 8 M , 8".). - Ein Fran) Graf Wiesotowski
— ob derselbe in verwandt«
schaftlichen Beziehungen zu den beiden
Vorgenannten steht, wissen wir nicht —
hat das Werk: „ A anuetTlHi 2 ?-oHu
2646/^6", d. i. Denkwiirdigkeiten aus den
Jahren 1843 und 1846 (Lemberg 4868,
Wild, 8".) herausgegeben . — Ein Wiesiotowski
schliefllich war Redacteur
des A xasopis k . sioA02di01u pudlio?-
N630 OssoNiiskiok") d. i. Zeitschrift
der offentlichen Graf Ossolinski ' schen
Bibliothek, welche unter der Redaction
des Franz Siarczyiiski j^Bd. XXXIV,
S. 199^ 1828 in Lemberg zu erscheinen
begann. Nach Siarczynski ' s A 7 . November
1829'" erfolgtem Tode iibernahm
Wie siotowski die Redaction, fiihrte
sie aber nur bis 1831. in welchem Jahre
dieselbe auf Constantin Slotwirlski
»6d. XXXV, S. 137 A j iiberging, als
dieser Director des Ossolinski ' schen
Institutes wurde. Ob die Vorgenannten
zu der Adelsfamilie Wieso I o w s k i vom A
Wyppengeschlechte Ogonczyk gehoren,
aus welchem der zu Polens ansehnlichsten
Helden und Staatsmannern seinerzeit !
(1609-1637) zahlende Grofimarschall
Lithauens Christoph und der lithauische
Hofmarschall Peter Wiesio I o w s k i
abstammen, konnen wir aus Mangel an
alien Behelfen nicht bestimmen.
Wiest. Franz (Schriftsteller, geb .
in Wien 1814, gest. daselbst 1. Juni
1847) . Der Sohn eines k. k. Garde-
Schneidermeisters , machte er feine Studien
in Wien und wendete sich der
Arzoneiwif f enschaf t zu, gab aber diese,
nachdem er ein paar Jahre die Hochschule
besucht hatte, auf und widmete sich
fortan ausschlieBlich der Literatur, zu
welcher ihn sein empf anglicher Sinn fur
Musik und Theater unwiderstehlich zog.
Seine ersten Versuche in genannter Rich.
tung fallen in das Jahr 1833, und bis
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1836 begegnen wir seinen Arbeiten in
den vormarzlichen am meisten verbreiteten
schongeistigen Blattern Wiens, wie
„Morgenblatt " , „Sammler", „Wanderer" .
Er brachte darin Gedichte, Hu»
moresken und Genrebilder, dann aber
Kritiken, vornehmlich iiber die Opernvorstellungen
im Karnthnerthor ' Theater ,
unstreitig das Beste, was zu jener Zeit
aus seiner Feder floB, denn er hatte im
Elternhause eine gute musicalische B i 1 -
dung genoffen. 1837 trat er als Mit»
arbeiter der Bauerle ' schen „Theater-
Zeitung" ein, welche damals unter den
Blattern der Residenz den Ton angab,
und worin seine Aufsatze den Beifall
der frohlebigen Wiener fanden. Aber
dies dauerte nur so lange, bis Sap
h i r , aus Miinchen vertrieben, in
Wien erschien, seine Witzraketen in
der „Theater » Zeitung" steigen lieB,
Wiest ' s Arbeiten, die, so lange sich kein
Nebenbuhler gefunden, ihre Schuldigkeit
thaten, verdunkelte und jenen Antogonismus
zwischen Beiden hervorrief, der
sich anfangs in gegenseitigen anziiglichen
Plankeleien, zuletzt aber in Angriff und
Abwehr heftigster Art kundgab. DaB
Wiest unter solchen Umstanden der erklarte
Feind S a h p i r ' s wurde, begreift
sich leicht, und daB Letzterer im steten
Kriege, in dein Beide lebten, den Sieg
davon trug, kann Niemand Wunder
nehmen, der S a p h i r ' s Eigenart kennt,
welcher ja doch trotz alledem der GroBmeister
des Witzes, dem diese blendende
Gabe des Geistes angeboren, wahrend
sie bei Wiest erst angelernt und angelebt
war. Endlich gab unser Schrif tsteller den
Kampf, aus dem er doch nie siegreich
hervorgehen konnte, auf und fand es als^
Wiest, Franz Wiest, Fmnz
das ZweckmaBigste, den Schauplatz seiner
bisherigen journalistischen Thatigkeit zu
verlassen und in der Fremde zu suchen,
was ihm die Heimat versagte. I m Jahre
1838 verlieB er Wien und griindete in
Leipzig ein neues Journal „Die Eisen»
bahn", welcher Titel mit der eben beginnenden
Aera des Eisenbahnwesens
zusammensiel und einladend und zugleich
verlockend klang. Das Blatt, an dessen
Redaction sich noch Karl Tropus und
Julian Chownitz betheiligten, begann
im August 1838^61 P onn i ke und Sohn
zu erscheinen und fristete sein Dasein bis
Juni 1841, doch trat Wiest fur seine
Person bereits im Herbst 1839 von der
Leitung zuriick, weil dasselbe eine Hal«
tung angenommen, mit welcher er, zu
seiner Ehre sei es gesagt, nicht ubereinstimmte .
Von Leipzig begab er sich nach
Mainz, urn sich an einem anderen jour«
nalistischen Unternehmen zu betheiligen,
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namlich an der von Dr. Rheinlander
im October 1837 begriindeten Zeitschrift
„Das Rheinland", die er nun von ihrem
vierten Jahrgange, 1840, an iibernahm
und bis 1842 fortfuhrte. Er leitete sie so
geschickt, dafl sie bald das gelesenfte
Blatt am Rhein wurde. Mit diesem
Unternehmen verband er aber noch die
Zeitung dreier anderer Blatter. Er gab
namlich wahrend der Sommersaison auch
eine Badezeitung, „Der Cursaal", fur
die Taunusbader heraus, in der Winter»
saison aber eine Carnevalszeitung, „Die
Narrhalle", welche er wahrend der Jahre
1841 und 1842 redigirte, worauf sie
1843 an Ludwig Kalisch iiberging.
Das dritte Journal, das er ins Schlepp»
tau des „Rheinland" genommen, war
die „Suddeutsche Theaterzeitung" , die
es aber nicht iiber einen Jahrgang,
1842, brachte. Am Rhein verstand er
es, durch sein gut redigirtes und bald
beliebt gewordenes Vlatt einen Kreis
von Mannern an sich heranzuziehen,
welche damals einen guten Klang hatten
und in ihren geistvollen frohmiithigen
Arbeiten den Alp der Censur vergessen
lieBen, welcher im Vormarz allenthalben
auf der deutschen Journalistik lastete.
Von diesen Mannern nennen wir: E. M.
Oettinger, Dingelftedt, Freilia/
rath, Kalisch, Schnetzler, Frank
von Steinach, welche ab und zu sich
in Mainz einfanden. Auch brachte ihn die
mit Geist und Witz redigirte „Narrhalle"
in nahere Verbindung mit den Karnevals
gesell schaften von Mainz, Mannheim,
Coblenz, Coin und Diisfeldorf, die ihrer»
seits wieder die Forderung des Froh»
sinns, welche er mit seinem Blatte sich
angelegen sein lieB, dadurch lohnten, daB
sie ihn unter ihre Mitglieder aufnahmen.
Mit der Herausgabe seines Blattes aber
verband er den damals noch nicht abge»
! brauchten zeitgemaften literarischen Sport
jahrlicher humoristischer Vorlesungen,
welche er im groBen Casinosaale hielt,
zu denen das gewahlteste Publicum
sich drangte, und an denen die auserlesensten
Krafte der Musik, Literatur
u::d Viihne mitwirkten. Im Jahre 1842
vermalte er sich mit einer jungen Elt»
villerin, und da ihn Sehnsucht nach seiner
Vaterstadt trieb, gab er die Redaction
der vorgenannten Blatter auf und iiber»
siedelte mit seiner jungen Gattin nach
Wien. Auf der Reise dahin hielt er in
verschiedenen Stadten Deutschlands , in
Wiesbaden, Darmstadt, Karlsruhe, Miiw
chen, dann in Augsburg, Freiburg, Ne>
gensburg, Pafsau und Linz, in mehreren
dieser Stadte bei Anwesenheit hoherer
Furstlichkeiten, offentliche stark besuchte
Vorlesungen, bei denen wieder Kiinstler
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der Biihne, wie die Sangerin Sabine
Heinefetter, Tenorist Pischek, Tan-?
st) Vranz A ) Franz
zerin Luise WeiB, mitwirkten. I m Mai
1843 traf er in Wien ein und reiste zu»
nacbst nach Pesth, wo er den Sommer iiber
blieb, drei Vorlesungen gab, in einer
derselben mit einem Genre seiner Erfin»
dung, namlich mit der Darstellung von
„Stimmportrats " debutirend, und auJ5er»
ordentlichen Beifall fand. Er besaB neben
seinem unleugbaren literarischen Talent
noch die Gabe, die AeuBerlichkeiten von
Personen in tauschendster Weise nachzuahmen .
Besonders gelangen ihm die
Copien zweier in jenen Tagen mit dem
Wiener Leben eng verwachsenen Personen,
namlich des Theaterdirectors Karl und
des beriihmten Komikers Nestroy, welch
Letzteren er sich iiberdies mit besonderer j Hnmuregken nnd PIMwsieMcken" , 2
Hefte
sich alle Kunst der Aerzte vergeblich
erwies. Urn in besserer Luft Erleichterung
seiner Qualen zu finden, siedelte er -nach
St. Veit, einer beliebten Sommerf rische
in Wiens unmittelbarer Nahe, iiber, aber
statt der erhofften Besserung trat der
Brand ein und raffte ihn im Alter von
33 Jahren hin. Aufier seiner journalisti«
schen Thatigkeit als Mitarbeiter und
Redacteur von Journalen ist von seinen
selbstandig herausgegebenen Arbeiten
nur sehr wenig zu verzeichnen, namlich:
„N115 Jahr 1936 in tirr M t . Alluniger Vortrug,
gehalten im Ouncert l>e3 Flotisten Fiirstenan
am s. December 1S38" (Leipzig 1839) und
GeZamnirltes in Bildern, Skizzen,
Vorliebe erkoren, da derselbe ihn einmal
auf offener Biihne in seiner drastischen
Weise persifiirt hatte. Anfangs iibte
Wiest sein Talent nur in gesellschaf t»
lichen Kreisen, in denen er sich dadurch
interessant und beliebt zu machen verstand,
spater zog er diese Begabung in
den Bereick seiner Brodftudien. I n den
folgenden Jahren 4843 und 1846 hielt
r.r in Wien Vorlesungen theils fur sich
selbst, theils fur wohlthatige Zwecke und
machte in der Zwischenzeit Ausfliige in
die verschiedenen Provinzstadte der Monarchie.
Am 1. Marz 1846 gab er im
Theater an der Wien eine Wohlthatigkeiisakademie,
welcher der ah. Hof noch
beiwohnte. Es war dies sein letztes Auftreten
vor dem Wiener Publicum. Auf
einer Reise nach dem Rhein, wohin eine
Erbschaf tsangelegenheit ihn rief, veran»
staltete er noch Vorlesungen in Wiirz»
burg, Kissingen, Homburg und Wies»
baden, und bei seiner Riickkunft in Wien
sollte er die Redaction einer Zeitschrift an»
treten, doch.bald nahm daselbst ein Leiden,
(Leipzig 1839 und 1840, 16".). Er
hinterlieB seine W'twe mit drei unmiin»
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digen Tochtern, denen dieselbe auch schon
in wenigen Jahren, am 8. August 1834,
durch den Tod entrissen wurde. Was
Wiest's Stellung in der vormarzlichen
Presse Oesterreichs betrifft, so waren er
und S a p h i r es, welche das Wiener
Publicum mit ihren leichten Witzwaaren
von jeder ernsten Lecture ab» und durch
wechselseitige Befehdung bestandig in
Athem hielten. Der „Wanderer", an
dem Wiest vorzugsweise mitarbeitete,
bekampfte die „Theaterzeitung" , in
welcher S a p h i r seine Witzeier niederlegte,
bis er im „Humoristen" sich das
eigene Nest fur dieselben geschaffen hatte.
Ware S a p h i r nicht erschienen, Wiest
wijrde lange die Oberhand behalten
haben, aber S a p h i r war ihm an Kennt»
nifsen, Geist, Schlagf ertigkeit und Humor
weit iiberlegen, und so muBte Wiest,
der noch zuletzt von einem schweren
Leiden befallen worden, das Feld rau>
men, welches jener bis zum Bewegungs»
das ihn schon seit langerer Zeit qualte, i jahr 1848 behauptete, in welchem
einen so bosartigen Charakter an, daB j durch den politischen Sturm auch seined
(Vater) 97
Witzspiele und sonstigen Allotria hinweggefegt
wurden .
Wiener allgemeine Mu sik» Z e i t u n g .
Herausgegeben von Aug. Schmidt (4".) .
1817, S. 272 und 333. -Figaro . Redi '
girt von Friedrich Adami (schm. 4".) 1838,
S. 733. -Seiolitz (Julius Dr.). Die
Poesie und die Poeten in Oesterreich im
Jahre 1836 (Grimma 1837. I . M. Gebhard.
kl. 8".) Bd. I , S. 194. - Allgemeine
Theaterzeitung . Von Adolph Bauerle
(Wien. gr. 4".) XI.. Jahrg. (1847) 2. 386 :
„Biographische Skizze."
Wiest's Vater, der kaiserliche Garde-Schneidermeister
(geb. 1768, gest. in Wlen im Decem«
ber 1863) ilberlebte urn viele Jahre seinen
Sohn und hat sich durch einen drastischen
Nath, den er dem Allgewaltigen Oesterreichs
kurz vor der Marzkatastrophe gegeben, eine
Stelle in den anekdotischen Blattern der
osterreichischen Geschichte gesichert. Meister
Wiest war namlich der Leibschneider des
Fijrsten Mette rnich, der es liebte, mit
dem alten Schneider, welcher ihn iiber ein
Viertel jahrhundert bereits bediente, dann und
wann in ein Gesprach sich einzulassen, das
Wiener Zustande zum Gegenstande hatte. So
erschien denn eines Tages in einer der ersten
Wochen des Jahres 1848 Meister Wiest
bei dem Staatskanzler, urn demselben einen
neuen Anzug anzuplobiren . Der Fijrst war
diesmal eben wenig bei Laune, ja sogar ver»
stimmt, was der alte Gewerbsmann alsbald
erkannie. „Durchlaucht " , begann nun Schneider
Wiest, dem die Verstimmung des
Staatsmannes zu Herzen ging. „darf ich mir
eine Bitte auszusprechen erlauben?" —
„Nun?", meinte der Fiirst . — „Durchlaucht " ,
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fuhr Wiest fort. „haben ein groBes muh«
seliges Geschaft, das gibt viel VerdruB. Wenn
ich an Ihrer Stelle ware, ich that' mich nicht
mehr plagen und sehet mich zur Ruh ! Zum
Leben haben Sie ja genug, uberlassen Sie
das Geschaft jiingeren Leuten, Sie werden
sehen, es wird besser sein. " — „Wiest". ent<
gegnete der Staatskanzler, „aus Ihnen spricht
ein Demagog. Ich werde mein „„Geschaft""
erst aufgeben, wenn mich der Tod abruft,
sagen Sie das den Leuten." Die Kundschaft
war verloren. Wiest hat dem Fiirsten Met«
tern ich niemehr ein Kleid gemacht, und als
einige Wochen spater Fiirst M e i t e r n ich,
der Macht der Zeitereignisse weichend, den« !
n Wurzbach, biogr. Lexikon. I . V I . '"Gedr.
noch das „Geschaft" aufgab, sagte Wiest:
..Ich hab ' s vorausgesehen, wenn man zu alt
wird. thut ' s nicht mehr" und ging aus Rache
liber die verlorene fiirstliche Kundschaft unter
die Studenten und wurde „akademischer
Legionsschneider" . Nun. so lange der Trubel
vorhielt, bliihte das neue Geschaft. Wiest
konnte mit den Uniformen der Legionare
nicht fertig werden. Als er aber die Conti
anfertigte, brach die October . Revolution aus,
und balo waren die Legionare in alle Winde
zerstoben. Niest iiberlebte noch urn viele
Jahre die 1848er Katastrophe, als man ihn
aber in den Sarg legte, wurde dieser mit
lauter unbezahlten Contis aus dem Sturm»
jahre austapezirt.
Wiest), Karl Ritter von (k. k. G en
eralmajor und Ritter des Maria
Theresien-Ordens , geb . zu Podlasiuk
im Likkaner Grenzbezirke 1730, gest. zu
Bellovaram6. Februar 1802) . Grenzer
von Abstammung, trat er 1766 als
Gemeiner in das Warasdiner Huszaren»
corps ein. Innerhalb 19 Jahre riickte er
von der Pike auf bis zum Rittmeister in
seinem Regiinente vor, in welchem er bei
Ausbruch des Tiirkenkrieges (1783
bis 1790) zum Major befordert wurde.
Umfassende DiensteskenntniB, Punktlichkeit
in Ausfiihrung aller Befehle und
ein rastloser Pflichteifer zeichneten diesen
Ofsicier so sehr aus, daB der Feldzeug'
meister De V i n s ihn zu seinem General*
adjutanten erwahlte. I n dieser Eigenschaft
erkampfte sich Wiesy bei dem am
20. Juli 1790 auf Czettin unternommenen
Sturme das Theresienkreuz . Am
genannten Tage ging namlich durch das
Feuer unserer Batterien und den Sturm»
angriff, welchen einige Freiwillige des
Regimentes Deutschmeister ausfiihrten,
Czettin in vollen Flammen auf. Bei
dem Mangel an Waffer sah sich die Be«
satzung auBer Stande, den Brand, welcher
bald die ganze Feste umschloB, zu er«
sticken, und der groBte Theil der Sol>
3. De». 1887.1 7^
Wiesy 98 MieH
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daten, von panischem Schreck ergriffen,
wollte in der Flucht sein Heil versuchen,
wurde aber von unseren Truppen in die
Feste zuriickgeworf en . Diesen Augenblick
allgemeinster Verwirrung benutzte Feld
zeugmeister De V i n s und ordnete einen
Sturm an, welcher durch Major Wiesy
mit einer Anzahl Freiwilligen Nachmit
tags nach 3 Uhr iiber die von unseren
Geschiitzen geschossenen Breschen in das
Innere der Feste unternommen werden
sollte. Wiesy trat an die Spitze der
Freiwilligen, unter denen auch Johann
Fiirst Liechtenstein »Hd. XV, S. 448),
der nachmalige Feldmarschall und GroBkreuz
des Maria Theresien-Ordens, sich
befand, erstieg, der verzweif elten Gegen»
wehr des Feindes Trotz bietend, der Erste
die Bresche und machte mit den Seinen,
die dem Kampfer muthig folgten, Alles
nieder, was sich ihm entgegenstellte . I n
einer Stunde gelangte die Feste in den
Besitz der Unseren, und damit war der
Feldzug des Armeecorps in Croatien
beendet . General De Vins sendete
unseren Helden mit der Botschaft von
dem Falle dieses Platzes an den Kaiser
und empfahl den tapferen Fiihrer der
Freiwilligen der besonderen Gnade des
Monarchen, die sich auch in der Verleihung
des Ritterkreuzes des Maria Theresien-
Ordens am 28. Juli 4790 auBer
Capitel bethatigte. 1794 riickte Wiesy
zum Oberstlieutenant , 1797 zum Obersten
bei den Peterwardeinern vor. An den
folgenden Kriegsbegebenheiten hatte er
keinen Antheil mehr und starb, erst
52 Jahre alt, als General und Brigadier
zu Bellov^r in der croatischen Militargrenze .
Hirten feld (I.). Der Mlitar ' Maria . Theresien ' Qrdm
und seine Mitglieder (Wien
tt>37. Ltaatodruserei . schm, 4".) Bd. I I ,
S. 28>j,
Wietoris, Ionathan, siehe Aietoris
M.I..S. 281, Qu. 3".
Wietz, I . K. (Schriftsteller, Ort
und Jahr seiner Geburt wie seines Todes
unbekannt) . Gr lebte Ende des acht»
zehnten und zu Anfang des laufenden
Jahrhunderts . Nach Kehrein ware er
eine und dieselbe Person mit Karl
Vietz, dessen im 30. Bande dieses Werkes,
S. 284, Quelle Nr. 2 gedacht wurde,
denn er wird von genanntein Biogra»
phen als Verfasser des Werkes „Das
Studium der allgemeinen Geschichte
u. s. w." bezeichnet, welches 1844 bei
Haase in Prag erschienen ist. Aufierdem
aber nennt Kehrein ihn auch den Ver»
fasser des Buches „Fabeln, Gedichte, Erzahlungen
und Lieder", von welchem der
erste Theil in Prag 1791 bei Diesbach,
also 33 Jahre friiher, herauskam. Karl
Vietz indefl wurde 1798 in Bohmen geboren
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und starb zu Prag am 2. August
1872. DaB er im Alter von sieben
Jahren oben erwahnte „Fabeln, Gedichte
u. s. w." geschrieben und herausgegeben,
ist nicht gut anzunehmen. Es sind also
Karl Vietz und I . K. Wietz zwei ganz
verschiedene Personen, und ist Letzterer
Verfasser einer ansehnlichen Zahl von
Schriften, welche im ersten Drittel des
laufenden Jahrhunderts in Prag er»
schienen sind, und zwar: „Abbildungen und
chreibnngeil sammtlicher griatlichrn und mrltlichrn
Grdrn in aMnnlugiZHer nnll lllphllbetischer
Ordnung", 3 Theile, mit 234 col. KK .
(Prag 1817 u. f., Bohmann ' s Erben,
8"., 331/. Thlr.); der erste Theil enthalt
sammtliche geistliche Mannii rden
mit 76 col. KK . , der zweite Theil sammtliche
geistliche Frauenorden mit
64 KK . und der dritte Theil sammtliche
weltliche Ritter- und Damen»
orden mit 94 KK . ' — „Ztreihuge im^
Wich 99 iexnik.) Franz -Tal).
Hebiete der Nnder- und Volkerkunde" , 1. bis
48. Bandchen mit KK . (Prag 1826
bis 1833, 12".), mit den Beschreibungen
von Hindostan, Arabien und Guinea,
Schweden und Norwegen, Madagascar
und Spanien. Hinterindien, China, Portugal
und dem Capland, den Gesellschaftsinseln,
Aegypten und Japan, RuBland
und den verschiedenen in Rutland lebenden
Volksstammen, der Tiirkei, Frankreich,
England, Ceylon, Tibet und Tungusien,
der Schweiz, Berberei und dem Kaffern»
land, den Sandwichsinseln, Kalmucken,
Anam, Patagonien; — „NehrreicheNnterhaltnngen
tiir Knaben nnd Madchen, bestehend in
malaiischen Erzahlungen mit beigefugten Fabeln,
Auen3regeln, AathsrlnundMelvdllten" , 3 B a n d '
chen mit 20 ill. KK . (2. verb. Aufl. Prag
1826) ', — „Palastiim cider dns heil. 2' s llnd.
Bearbeitet nach deu treuesten Berichten bewahrter
Augenzeugen. Mit 36 bildlichen Nar5tellunn.cn
(aus des Graten uan F'arbin Neise in das
Morgenland) " , mit ! Karte und 1 Plan
lPrag 1826, Bohmanns Erben); —
„Zitten, Gebrauche nnd Giuchten der Vemahner
de3 llsmanizchrn oder tiirkischen Ueichca",
1 Lieferungen mit 20 ill. KK . (ebd.
1828, 8^.); — „Moralische (lorsuhlungen nntl
Fittenspriiche A ur Nildnng des Geistes und Herjens
der weiblichen Jugend", 2 Bandchen
mit 23 ill. KK . (ebd. 1828; 3. Aufl.
1837, 8».); — „Moralische Grsuhlungrn
und Sittenliprijche jur Bildung des Geistes und
HerM5 der mannlichen Jugend", 2 Bandchen
mit 24 ill. KK . (ebd. 1 8 3 1 , 8".);
— „Alfreds merkwiirdige Neism und Abenteuer.
Snr Unterhaltung t'nr Ilnng und Alt", mit
4 ill. KK. (ebd. 1 8 3 1 , 8".); - „Zlbbildnngrn
und kurzgef aflte lDttchichte uerkl'aaer
Freunde nud Nicner Gottes". 10 Jahrgange
mit je 24—23 Abbildungen und Text
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(ebd. i83., gr. 8".); — „Oswgrschrnkr .
Gin Schauspiel t'ur die Jugend in A Act"
(Leitmeritz 1834, 8''.); - „Cngrndlahn.
Gemiithliche und nnterhaltlichc il-rsuhlun^rn fur
Jung und M " (ebd. 1834, 8 ' ) . ) . Nach
vorstehender Nebersicht der Schriften
Wietz's zu schlieBen, ist derselbe seinerzeit
ein beliebter Jugendschriftsteller gewesen.
Kehr ein (Ios.) . Viographisch-literarisches Le,
rikon der katholischen deutschen Dichter.
Volks« und Jugendschriftsteller im neun»
zehnten Jahrhundert (Zurich. Stuttgart und
Wiirzburg 1871. Leo Wiirl. gr. 8") Bd. I I ,
S. 268.
ik, Franz Xav. Graf / ' S t a a t s '
mann, geb . in Bohmen zu Beginn
des achtzehnten Jahrhunderts, gest. in
P r a g 14. September 1789). Ein Sohn
des Grafen Bernhard Franz aus
dessen Ehe mit Barbara Swihowsk y
von Riesenburg, widmete er sich nach
beendeten Studien dem Staatsdienste .
I m Jahre 1738 als Appellationsrath
z auf der Herrenbank installirt, wurde er
dann Stadthauptmann der Neustadt
Prag, Reprasentationsrath, k. k. Kammerer
und geheimer Rath und j ? 62
Appellationsprasident in Bohmen. Als
1742 der Kurfiirst von Bayern Karl
Albert mit den Franzosen in Bohmen
einbrach und als Konig dieses Landes
sich benahm, behielt Wie 5nik auch unter
ihm sein Amt und unterwarf sich gleich
mehreren anderen Appellationsrathea
dem Usurpator, der sinkenden Sonne den
Nucken kehrend, der aufgehenden sich zuwendend.
Als jedoch die Kaiserin wieder
in den friiheren Besitz gelangte, wurde
W i e A n i k aus Prag verwiesen und be»
deutet, auBerhalb der Stadt sein weiteres
Schicksal zu erwarten. Aber er
gewann doch wieder die Gnade Maria
Theresias , welche seine Talente
sehr schatzte, ihn zu wichtigen Ausarbeitungen
in standischen, Grenz-und Lehens-
> angelegenheiten verwendete, auch zum
A Prasidenten der bohmischen Studien»^
Wieinik (Genealogie) ieinik A Bernhard Franz
commisswn ernannte und ihn sogar als
Gubernaior Siebenbiirgens in Aussicht
nahm. Auch Kaiser Joseph I I . schenkte
ihm bei der neuen Regulirung des Appellationsgerichtes
und des Landrechtes sein
voiles Vertrauen und erhob ihn 1783
zum Oberstlandhofmeif ter . Weniger scheint
sich W i e 2 n i k der Sympathien in der
offentlichen Meinung erfreut zu haben,
wozu wohl seine ausgesprochene Gegner«
schaft gtzgen den beruhmten Schulmann
Karl Heinrich Ritter von S e i b t Mand
XXXIII, S. 326 A > das ihrige beigetragen
hat. Auch stand er, wie wir aus verschie«
denen Mittheilungen der „Oesterreich ! -
schen Biedermannschronik" entnehmen,
Seite 142
Wurzbach5 6 . txt
mit anderen aufgeklarten Staatsbeamten
seiner Zeit, so mit dem k. k. niederoster«
reichischen Regierungsrathe Franz Karl
Hagel i n , der namentlich fur S e i b t
mit unbeugsamem Muthe eintrat, und
mit Ioh. Marquard Freiherrn Kotz von
Dobrz, Gubernialrath in Prag, der
auch S e i b t gegen WieLnik's Verfolgungen
schutzte, auf gespanntem Fufie.
Ueche durch und durch, war er S e i b t ' s
Gegner und Verfolger vornehmlich des»
halb, weil d'eser deutsche Cultur nach
Vohmen verpflanzte. Der Kaiser zeichnete
ihn mit dem GroBkreuz des St. Ste>
phansordens aus .
Arneth (Ml,eo Ritter von) . Maria Theresia
(Wien. Vraumuller. gr. 5".) Bd. I I , S . 223;
V. I X , 2. 223; Bd. X, S. 448. - Oester«
reichische Biedermann6«Chro«
nik. Fin Gegenstiick zum Phantasten« und
Prediger ' Almanach (Freideitsburg ''Akademie
in Linz' 1 1784, Gebriider von Redlich. 8".,)
S. 89. Artikel Hagel i n ; S. 125, Artikel
Kotz; 3 . 219. Artikel S e i b t .
Zur Genealogie der Freiherren und Grasen
Wieinik. Diese bereits ausaestorbene Adels '
familie gehorte zu jenen Geschlechtern in
Bohmen und Mahren, welche vor dem dreiBig«
jahrigen Kriege zum niederen Adel zahlten,
dann aber gleich vielen Anderen aus den
11-ioiam Wirren der Zeit Vortheil zogen und
zu Vermogen und Rang sich auf schwangen .
Der erste bekannte Ahnherr Iorohniev
von Wieinik lebte im Jahre 1467. Mit
E r 1 i s t , welcher von Kaiser Matthias den
Freiherren stand erhielt, beginnt die nach»
weisbare Stammesfolge dieses Geschlechtes,
welchem ofter Adelsverleihungen zutheil wur«
den. So empfing Adam Ladislaus am
3. November 1632 vun Kaiser F e r d in
a n d I I I . den alten Freiherren »
stand; Wenzel Freiherr von W i e 6 n i k am
22. Janner 1638 den G r a f e n stand; der«
selbe wurde auch dem Freiherrn Bernhard
Franz 1703 verliehen. - Was die Aemter
und Wiirden betrifft, welche dieses Ge»
schlecht bekleidete, so finden wir die Sprossen
desselben in Bohmen und Mahren des
ofteren in hoheren Stellungen als kaiserliche
Rathe, Oberlandtammerer . General-Kriegs,
commissare. Burggrafen, Kreishauptleute
u. s. w. — Was die Ehen anbelangt, so
schlossen die Sprossen dieses Hauses dieselben
nur mit Flauen der nationalen Geschlechter ,
wie Rzi^an. Zialkowszky. Wora»
ziczky. K a u n i y . Podstaczky, Swi<
howsky von Riesenburg und anderer.
I I . Einige bemerkenswerthe Sprossen der Frei-
Herren und Grasen von Wieinik. 1. Mark-
wart Wieanik betheiligte sich an der boh«
mischen Redellion und wurde deshalb 1622
zur Verantwortung gezogen. — 2. Karl
war wirklicher Rittmeister in der schwedischen
Armee, befand sich 1631 unter den mit den
Seite 143
Wurzbach5 6 . txt
feindlichen Sachsen nach Bohmen zuruck»
gekehrten Erulanten. trat somit offentlich als
Gegner des Kaisers auf und wird auch zu«
gleich mit Wodclaw Wiesnik in der
Waldstei n'schen Tragodie genannt . —
8. Ein N u d o 1 f und ein Wodclaw (Wenzel)
thaten sich 1645 bei der Vertheidigung
eines Theiles von Prag gegen die Schweden
hervor, indem sie bei alien Gelegenheiten
Proben ikrrr Tapferkeit gaben. — 4. Freiherr
Bernhard Franz war in seiner Jugend
auf Reisen, trat dann in den Staatsdienst
und wurde 1679 Czllslauer Kreishauptmann .
Zur Zeit der Tiirkenbelagerung Wiens 1683
geleitete er als Kommissar die zu Hilft
eilenden sachsischen und deutschen Truppen
mit vieler Umsicht an ihre Bestimmung . Er
wirkte auch mit Energie und Erfolg bei den
zu seiner Zeit stattf indenden Bauernunruhen
Mit seil-er Gi'nialin Varbara 5wil)uw51i' s uon?
Mieinik, Emanuel 101 Wikart
Riesenburg errichtete er das Dominicaner
kloster in Neuhof, welches er mit der an
sehnlichen Summe von 43.000 f 1 . dotirte. er
baute Schlosser, unter anderen 1686 jenes in
Neuhof, legte Garten urn das Dorf Bernar
dow an, zog viele Kiinstler und Handwerker
nach Neuhof, welchen er Platze zur Ansied
lung schenkte und fur die erste Einrichtung
mancherlei Unterstiit zung zukommeu lieB. i?01
erwirkte er die Erhebung Neuhof s zur Stadt.
Als 1703 Kaiser Iosevt) I. von der Kronunss
in Frankfurt 11. M. heimreiste, wurde
dem Freiherrn die Auszeichnung zutheil. dafi>
der Monarch auf dessen Schlosse in Neuhof
iibernachtete . Auf dem Gute Zbislaw erbaute
WieZnik die im Jahre 1692 in den hussiti«
schen Unruhen verwiistete Pfarrkirche von
Neuem auf. Nach d ' E 1 v e r t hatte er zweimal
die Grafenwiirde erhalten, zuerst von Kaiser
Ieopoldl. am 10. J u 1 i 1697. das andere
Mai 1703 bald nach Riickkehr Kaiser Io>
sephs I . von seiner Kronung in Frankfurt
a. M . ; Letzteres dmfte wohl nur die Bestatt«
aung des von Leopold I . ihm verliehenen
Graf enf tandes gewesen sein. Bernhard
Franz starb 1714. — 5. Franz (geb.
1. Februar 1717. gest. 16. November 1760),
ein Sohn des Bernhard Franz, trat
1736 in das Pramonstratenserstif t Seelau
(2elive), in welchem er, 1740 zum Priester
geweiht, Philosophie und Kirchenrecht vor«
trug. I m Drucke erschien von ihm: „I'u.-
niouw» wipitzx Lsu, triplex viauktis ecolo-
LU8 (ora. xi-2 , 6mou3tr . ) pi-oviaeuai mstlioaus
etc " (Prag 1730) . I n Handschrift
aber hinterlieB er ein „Diuln».ls gobolastiouui
«, welches im Kloster Seelau bewahrt
wird. — 6. Ein Wiesnik endlich, dessen
Taufnainen wir nicht kennen, fand als Iieu«
tenant bei den Erzherzog Iohann«Dragonern
Nr. 9 im Gefechte bei Hochheim am 8. No«
vember 1813 den ehrenvollen Soldatentod.
— 7. Mit dem Graf en Gmanuel erlosch
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Wurzbach5 6 . txt
der Mann es stamm der Wieonik. Die
letzten weiblichen Sprossen aber waren:
Grafin Anna (gest. 19. Juni 1861) . Witwe
(seit 22. Ottober 1833) des k. k. Landrechts«
Prasidenten in Oberosterreich, Paul Ritter
von M a d e r , deren Tochter Johanna Ne<
pomucena die Gemalin des E d u a r d
Grafen S p o r k , Herrn des Gutes Krnsko,
wurde, und Walburga Aloisia (geb.
26. October 1802), vermalt mit Joseph
Grafen S p o r k , Besitzer der Herrschaft
Krnsko mit Nzrhnic und Katufic und des
Gutes Orosz WZchelis im Iungbunzlaucr
Kreise Bohmens; Graf S p o r k war Ober«
lieutenant in der k. k. Armee und starb
am 29. Janner 1830; Grafin Walburga
Aloisia schied zu Prag am 20. December
1877 aus dem Leben, und so ist mit idr das
Geschlecht der WieZnik auch weiblicherseits
erloschen. » E 1 u e r t (Christian Ritter) . No>
tizenblatt der historisch-Batisiischen Section
der k. k. mahrisch-schlesischen Gesellschaft zur
Beforderung des Ackerbaues, der Natur« und
Landeskunde (Briinn, Rohrer. 4".) Jahrgang
1883, Nr. 7: ''Zur mahrisch«schlesischen
Adelsgeschichte . V A : Die Grafen von Wie5-
nik." — ( Z e d 1 e r's) Universal« Lexikon.
36. Bd. . Sp. 590. 391. )
Wigand, Balthasar, siehe: Wiegand,
Johann A S. 44, in den Quellen, Nr. 4".
Wigand, Georg, siehe: Wiegand, Johann
A S. 13, in den Quellen, Nr I^j.
Wigand, Karl Friedrich, siehe: Hie
gaud, Johann A S. 43' in den Quellen,
Nr . H.
Wigand, Otto, siehe: Wiegand, I o
hann A S. 43, in den Quellen, Nr. 1) .
Wikart, Joseph (Maler, Ort und
Jahr seiner Geburt A wie seines Todes
unbekannt) . Er lebte im achtzehnten
Jahrhundert, war 1730 in Brunn als
Maler ansassig und wird von Dudik als
„geschickter Kunstler" bezeichnet, der
„Theorie mit Praxis genau zu verbinden
verstand" . Von seinen Arbeiten ist jedoch
nur das Altarbild in der Briinner Sanct
Iacobskirche bekannt, welches den „h. Zunez
uan Nepllinnk" vorstellt. — Noch ist
ein Kupf erstecher Wikart, der auch mit
ck (Wickart) geschrieben vorkommt und
gleichfalls im vorigen Jahrhunderte, aber
zu Prag lebte, zu erwahnen. Dieser sta. '1' '
mit einem zweiten Kunstler Namens
Schott, iiber den jedoch alle Nachritten
fehlen, Trauergeru^e, Katafalke, wie das
zu der damaligen Zeit, in welcher em?
Mikosch 102 Wilbrandt
Kupf erstecher an dergleichen seinen ganzen
Grfmdungsgeist zu erproben psiegte, Sitte
war, und sind von solchen in Folio und
Grofi-Folio ausgefiihrten Trauergeriif ten
jene auf die Fiirsten 3obkowitz, 3iech
tenstein und den Grafen C z e r n i n be»
kannt . Nicht F)labacz, Tschischka
Seite 145
Wurzbach5 6 . txt
und W o 1 n y gedenken dieser Kunstler.
Oesterreichische Blatter fur Literatur.
Kunst, Geschichte. Geographie u. s. w. Nedi»
girt von Dr. Adolf T c h m i d 1 (Wien
4".) I. Jahrg., Nummer vom 28. December
1«44. 3>. 622 im Artikel vc>n Beda Dudiki
aus dcm Hebiete der Malere,
Wikosch, Martin Johann (Schrif tstell
er, geb . zu Ungar isch-Brod in
Mahren 8. November 1734, gest. in
Wien 28. October 1826) . Er besuchte
die Gymnasien zi; Straznitz und Nikolsburg,
ftudirte die alten Sprachen, Phi»
losophie und Rechtswissenschaf t an der
Hochschule in Olmutz und ging dann
nach Wien, wo er Vorlesungen aus der
Geschichte und anderen Wissenszweigen
horte und die philosophische Doktorwiirde
erlangte. 1781 w«rde er als juridischer
Prafect an der theresianischen Ritter»
akademie in Wien angestellt, spater,
1?84, erhielt er eine Scriptorstelle an
der Universitatsbibliothek daselbst. 1789
zum Bibliothekar am Lyceum zu Inns<
bcuck ernannt, verband er in der Folge
mit diesem Posten die Professur der Ge«
schichte, wozu auch, aber nur fur einige
Zeit, sich die Supplirung aus der Naturgeschichte
gesellte. Es war eben eine Zeit,
in welcker man glaubte, der Professor
der Weltgeschichte miisse sich doch auch
unter den Thieren zurecht finden. Als
dann 18W Tirol an Bayern kam, begab
sich Wikosch nach Atzten, wo ihm noch
im namlichen Jahre die Professur der
Weltgeschichte am Lyceum zu Olmutz
verliehen wurde. Nicht lange an diesem
Institute, an welchem er auch mittlerweile
das Rectorat verwaltet hatte,
thatig, erhielt er 1808 die Berufung als
ordentlicher Professor der Weltgeschichte
an die Wiener Hochschule, wo er aus
eigenem Antrieb noch iiber die geschicht«
lichen Hilfsfacher der Diplomatik und
Heraldik las. 1823 wurde er seines Lehr»
amtes enthoben und starb drei Jahre
spater im Pensions stande. I m Druck
erschien von ihm ein „Grundriss drr Aniuer5111ge3chichte .
ZUte Geschichte", erster Band
in zwei Abtheilungen (Wien 1812), eine
Fortsetzung ist nicht erschienen; und dann
iibersetzte er aus dem Italienischen des
Graf en Ioh. Rinaldo Carli ' Rubbi
M. II, S. 28!^: „Nelsons gui oensinienw
cl.ui.Io «tato al Uilano" unter
dem Titel: „Steuerverf af sung von Mai«
land, nebst einer Darstellung der Steuer»
Verfassung von Tirol" (Wien 1818) .
B r u n n er in dem unten angegebenen
Werke nennt Wikosch einen geborenen
Krainer, was unrichtig ist, derselbe war
aus Mahren gebiirtig. Bergmannin
seiner „Monographie iiber die Familie
Primisser" nennt ihn auf S. 38 in der
Seite 146
Wurzbach5 6 . txt
Anmerkung einen gelehrten und ver«
dienstvollen Mann, der sich besonders die
romischen Antiquitaten von Carnuntum
angelegen sein liefl. Auch wollte Bergmann
bei anderer Gelegenheit Naheres
liber ihn berichten, doch ist dieser Vorsatz
unausgefiihrt geblieben.
Morauia (Brunner Blatt . 4".) Nummer 43
vom 16. Marz <813, S. 167. - Vrun .
ner (Sebastian) . Clemens Maria Hoffbaucr
und seine Zeit (Wien 18»8, Vraumiiller.
12«. ) L. i32.
Wilbrandt, Adolf (deutscher Dich.
t e r , geb . in Rostock am 24. August
1837) . Der Sohn eines mit neun Kin>
dem gesegneten Gymnasialprof essors , in^
Wilbrandt 103 Wilbrandt
Rostock, erhielt er seinH erste Wissenschaf tliche
Ausbildung in seiner Vaterstadt.
Der Genius der Poesie regte sich fruhzeitig
in ihm. Als Knabe von sechs
Jahren begann er zu dichten. „Zeichnuw
gen mit Gedichten erschiitternden und erheiternden
Inhalts", welche er, 6V2 Jahre
alt, dem Vater zum Geburtstage widmete,
geben ZeugniB davon, und wenn
er damals auch noch mit der Orthographie
auf schiefem FuBe stand und den Namen
Alexanders des GroBen noch „Alechzan»
der" schrieb, so zeigen doch Verse und
Reime, daft sie nicht mehr die e:sten
waren, und daB der sechsjahrige Poet
bereits eine Vergangenheit hatte. Nach
Beendigung der Vorbereitungsstudien be>
suchte er die Universitaten in Berlin und
Miinchen, an denen er Rechtswissenschaf t ,
classische Sprachen, Literatur und Ge»
schichte horte. 22 Jahre alt, iibernahm
er die Redaction des Feuilletons der von
Karl B r a t e r ins Leben gerufenen
„Suddeutschen Zeitung", die ihm Ge»
legenheit gab, nach alien Richtungen —
mit Ausnahme der pecuniaren — eine
gedeihliche Thatigkeit und seinen griind»
lich gebildeten Geist zu entfalten. Dieses
Blatt, man nennt es nicht mit Unrecht
das beste, welches damals Bayern hatte,
war von groBer Bedeutung ebenso fur
das Land, wie fur dessen Hauptstadt.
Karl Brat er, obgleich schon krankelnd,
iibte groBen EinfluB und vereinte eine
kle.ine, aber auserlesene Schaar trefflicher
Geisteskraf te urn sich, welche in jenen
Tagen schon, 1839—1861, das in Miinchen
auf gepf lanzte nationale Banner
siegesbewuBt flattern lieBen und ent»
schieden zu vertheidigen verstanden. Neber
und unter dem Strich stand die Zeitung
fur den nationalen Gedanken mannhaft
ein. „Ihre stammenden Leitartikel" ,
schreibt ein Literarhistoriker , „wurden im
ganzen Lande verschlungen, ihr geistvolles
Feuilleton, die schneidigen Kritiken in
Kunst und Literatur wurden allgemein be»
Seite 147
Wurzbach5 6 . txt
wundert und gepriesen, und trotz alledem
konnte die Zeitung auf keinen griinen
Zweig kommen; in Munchen und im
ganzen Lande Bayern lobten die Leute
wacker, aber sie abonnirten nicht, und
das Grunderthum mit fetten Annoncen,
welche die Zeitung iiber Wasser hatten
halten konnen, gab's damals noch nicht."
Man hatte ja doch die Eigenart des
deutschen Volksstammes vergessen und
gar nicht in Anschlag gebracht, daB der
Bayer, wenn er sich auch als Deutscher
fiihlte, den Bayer nicht vergaB, wie es
der Berner oder Walliser ganz wohl
weiB, daB er ein Schweizer ist, aber sich
doch bewuBt bleibt, daneben ein Berner
oder Walliser zu sein. So lange das
Blatt in Munchen herauskam, arbeitete
Wilbrandt daselbst, als es dann nach
Frankfurt a. M. iibersiedelte, folgte er
dahin und trat fur die schleswig ' holstein ' sche
Frage ein, iiber welche er im
Auftrage des Frankfurter SechsunddreiBiger-
Ausschusses eine Brochure verfaBte,
die in 130.000 Exemplaren verbreitet
wurde. Auch gab er eine auto«
graphirte politische Korrespondenz heraus,
wahrend er zu gleicher Zeit den
dreibandigen Roman „Geister und Menschen"
vollendete. Ueberdies schrieb er
in Berlin, wohin er inzwischen gereist
war, urn Materialien fur seine Mono»
graphie iiber Kleist zu suchen und zu
studiren, an welcher er dort auch arbei«
tete, politische Leitartikel fur die „Siiddeutsche
Zeitung" . So mitten im heiBen
Sturm und Drang dieses unter den ob«
waltenden Umstanden wohl tapfer ringenden,
doch aber dem Tode geweihten
Zeitungsunternehmens stehend, dann
wieder seinem poetischem Drange nach'?
MilbranN 104 Wilbrandt
gebend und einen Roman dichtend, zu
letzt in eine literarische Arbeit sich ver
tiefend, welche den Einsatz seiner ganzen
geistigen Kraft verlangte, hatte er das
MaB seiner Krafte unterschatzt und seinem
wenngleich gesunden, doch nicht zu kraf»
tigen Korper mehr zugemuthet, als derselbe
zu leisten im Stande war. So be»
schloB er denn zur Starkung seiner an«
gegriffenen Gesundheit eine Erholungsreise
anzutreten. Das Ziel derselben war
zuvorderst Italien, das ihm, wie dem
Maler, Bildhauer und Architekten ein
Romerzug, nicht minder nothwendig und
unentbehrlich erschien zum Abschliisse
seiner Bildung. Aber ehe eine Besserung
seiner leiblichen Zustande eintrat, befiel
ihn noch in Rom ein Nervenleiden, das
ihn zur Riickkehr nach Deutschland
nothigte, wo er noch ein ganzes Jahr
mit dieser geistigen Verstimmung zu
kampfen hatte, bis er sie iiberwunden und
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Wurzbach5 6 . txt
im Stande war, sich neuem Schaffen
hinzugeben. So nahm er 1863 seinen
bleibenden Wohnsitz in Munchen, wo mit
der zuriickkehrenden Gesundheit seine
Schaf f ensluf t wuchs und er zunachst nur
poetischen Schopfungen, in erster Zeit
des Studiums halber nur Reproduc»
tionen fremder classischer Werke, sich zuwandte.
So entstanden in jener Zeit
seine Uebertragungen der Tragodien
des Sophokles und Euripides
und fur die Bodenstedt ' sche Aus»
gabe des Shakespeare die Ueber»
tragung zweier Dramen des groBen
Briten. Diese Arbeiten waren zu gleicher
Zeit Studien, sozusagen Vorstudien fur
. den spater auftretenden dramatischen
Dichter W i 1 b rand t. '"Die bibliographi»
schen Titel seiner Werke folgen S. 106.)
An diese dramatischen Uebertragungen
reihten sich zunachst mehrere novellistische
Arbeiten, dann einige Lustspiele, bis er
mit den beiden hiDrischen Stiicken, von
denen eines dem Mittelalter, das andere
dem classischen Alterhum entnommen
war, namlich mit dem „Grafen Hammer»
stein" und mit dem „Cajus Gracchus",
die Bretter, welche die Welt bedeuten,
betrat. So lebte er in Munchen mehrere
Jahre in volliger Zuriickgezogenheit , nur
im Verkehre mit seinem ihm geistesver»
wandten Freunde Paul Heyse, der in
seiner vornehmen Eigenart wohl ganz
dazu geschaffen war, den traumerischen
Wilbrandt anzuregen. Wohl zumeist
beschaftigt mit seinen poetischen Werken,
arbeitete er auch in Sybel's geschieht»
lichem Seminar und gewann mit seiner
Abhandlung „Ueber Gottfried Hagen ' s
Reimchronik" den Preis, erlangte ferner
die philosophische Doctorwurde und
fiihrte unter Egger's Namen die Redaction
des „Deutschen Kunstblattes" .
1871 iiberfiedelte er nach Wien, wo er seitdem
seinen bleibenden Wohnsitz aufschlug.
1873 verheiratete er sich mit der k. k.
Hof schauspielerin Auguste Baudius
und ubernahm nach Dingelstedt's
Tode am 1. December 1881 die Direc«
tion des Burgtheaters . Dieselbe legte er
im Juni 1887 nieder, indem er sich in
einem vom 23. dieses Monats datirten
Circulare von dem Kiinstlerpersonal und
den Abtheilungsvorstanden verabschie»
dete, nachdem alle Versuche des Inten»
danten, ihn dem Kunstinstitute zu er»
halten, gescheitert waren. Eben urn zu
seinem poetischen Schaffen, das ihm denn
doch in seiner angestrengten Stellung,
wenn nicht ganz unmoglich gemacht, so
immerhin starkverkiimmert worden, zuriick»
zukehren, hatte er feine Stelle nieder»
gelegt. Wie Herausgeber dieses Lexikons
erfuhr, ist AdolfWilb rand t mittlerweile
Seite 149
Wurzbach5 6 . txt
in seine Vaterstadt Rostock uber»
siedelt. Ein abschliefiendes Urtheil uber?
Milbrandt <06 Mildrandt
Wilbrandt den Poeten ist zur Zeit
noch unstatthaft, da er, in der Vollkraft
seiner Jahre stehend, eben daran geht,
neue Werke seines Genius zu schaffen.
Was er aber bisher geboten, berechtigt
ihn zu einem der ersten Platze auf dem
deutschen ParnaB der Gegenwart . Als
Literator ist er griindlich, erfaflt den
Gegenstand seiner Forschung, der stets
nur auf einen ihm sympathischen, vielleicht
geistesverwandten Gegenstand, wie
Kleist und Holderlin, fallt, mit dem
ganzen Eifer und der vollen Liebe des
Literarhistorikers und wirft auf denselben
neue Lichter. Als Novellist verrath er
einigermaflen die Schule Heyse's, seines
Munchener Meisters, der in diesem Gebiete
untibertrof f en ist; als Dramatiker
aber, sowohl im Lustspiele als in der
Tragodie, scheint er im eigentlichen
Elemente sich zu befinden. Sammtliche
Werke tragen das deutliche Geprage
einer bedeutenden dichterischen Kraft, die
ebensowohl in der Anlage des Ganzen
als im Aufbau der einzelnen Scenen
durch einfache Grofle zu wirken versteht.
Vielleicht, daB er in seinen letzten Stiicken
ein und das andere Mai sich verleiten
lieB, dem Effecte eine Stelle einzuraumen,
deren Fehlen dem poetischen Werthe des
Ganzen wohl kaum einen Abbruch gethan
haben wiirde. Jedenfalls ist er aber
als Poet noch in der Vollkraft seines
Schaffens, und ist es bei den genialen
Keimen, die in seiner Seele schlummern,
gar nicht abzusehen, mit welchen Kleinodien
seiner Muse er die deutsche Buhne
und Literatur noch bereichern werde.
Bemerkenswerth erscheint uns aber folgender
Ausspruch eines Biographen N i 1 -
b r a n d t ' s , Wilhelm Goldbaum's:
„ Wilbrandt ist als Dichter schlechthin
eine Individualitat; man kann ihn an
keinem anderen Poeten messen. Hatte er
vor zweihundert Jahren gelebt, so ware
er vielleicht ein alchymistischer Professor in
Helmstadt oder Ingolstadt gewesen; da
er in unserer Zeit lebt, hantirt er statt
mit dem Schmelztiegel mit dem Zauber»
stabe der Poesie, mit dem er Gestalten
schafft, an welchen die Wirklichkeit viel»
leicht zu geringen, die Phantasie haufig
einen zu groBen Antheil hat. Was Hans
Makart fur die Malerei, das ist — nur
in unendlich vertiefterem Sinne —
AdolfWilbrandt fur die Poesie
unserer Tage . Sie sind Beide die echten
Sonne dieser f arbentrunkenen, in alien
ihren Sinnen aufgewiihlten Zeit, der
Maler der sieben Todsunden, wie der
Dichter der Meffalina." Ist es also nicht
Seite 150
Wurzbach5 6 . txt
an der Zeit, fiber den Poeten W i 1 '
brandt ein Endurtheil zu fallen, so
stellt sich doch einem solchen iiber den
mehr jahrigen Leiter der ersten deutschen
Schaubuhne kein Umstand entgegen.
Mit dem Bestreben, durch zielbewuBtes
redliches Wirken die Gunst des Publi»
cums zu gewinnen, betrat Wilbrandt
seinen Posten; aber ihm fehlte die Bru»
talitat Laube's, die riicksichtslos schal»
tete und waltete und nicht selten Unmuth
unter Jenen erregte, die ihm eben
zu Diensten sein sollten; ihm fehlte die
Rankesucht Dingelstedt ' s, dem das
Kunstinstitut in zweiter, vielleicht drifter
Linie stand, wenn es sein eigenstes I n -
tereffe gait, das er zielbewuftt auch er>
reichte. Wilbrandt war human, eine
naive Kunstlerseele, er w o 1 1 t e die
grellen Farben, womit die Bretter und
Leinwanden, welche die Welt bedeuten,
tibertuncht sind, nicht sehen; er schloB, urn
sich iiber die Kleckse und die ausgegossenen
Farbentopfe hinwegzutauschen, mit Absicht
die Augen. Wenn es dann manch»
mal nicht klappte, war es gerade nicht zu
wundern, was jedoch iiberhaupt nur?
Milbrandt 106 Milbrandt
aufierst selten vorkam. Er verfolgte bei
der Leitung seines Kunstinstitutes keine
selbstsiichtigen Zwecke, es ware denn. daB
er demselben seinen poetischen Genius
nicht opfern wollte. Aber als er erkannte,
die Biihne energisch leiten und zugleich
der Poesie huldigen, sei unvereinbar, da
war auch sein EntschluB gefaflt, und wenn
er auch Opfer brachte, er war mit sich
selbst einig, und ker Director muBte dem
Poeten weichen. Als ersterer hatte er
wahrend der sechsthalb jahrigen Leitung
33 Novitaten, 32 Neueinf tudirungen und
120 Reprisen gebracht . Unter den Novitaten
finden wir Werke der heimischen
Dichter Nissel, Greif und Keim,
dann Werke von Hcyse, (5aro, B 1 u -
menthal, N 6 t e 1 , Wildenbrucd,
Doczy und T r i esch. Von seinen eigenen
Dichtungen fiihrte er uns nur „Afsunta
Leoni", „Johann Ohlerich" und „Kriemhild"
und von seinen Bearbeitungen
Calderon's „Dame Kobold", „Der
Arzt seiner Ehre" und „Der Richter von
Zalamea" vor. Die neuere dramatische
Literatur des Auslandes ist durch die
Franzosen Pailleron, Sardou,
Ohnet, die Russen Turgenjew und
Gogol und den Norweger Bjornson
vertreten. Von den Classikern der alten
und der neuen Literatur brachte er
Sophokles ' „Elektra", „K6nig Oedipus"
und „Oedipus in Kolonos" und
Goethe's Fausttrilogie . Die Aufsahrung
dieser letzteren, wie der Labdakidentragodien
und der Stiicke Calderon's,
Seite 151
Wurzbach5 6 . txt
an welchen er nicht bloB als Director,
sondern auch als Dichter mitthatig gewesen,
leuchtet in seiner dramaturgischdirectorialen
Wirksamkeit besonders hervor.
Unter den Biihnenkraf ten, die er neu
gewann — eine Aufgabe, bei der in
unseren Tagen volliger Kunsthinf alligkeit
und iiberwuchernder Virtuosenschablone
groBe Schwierigkeiten zu uberwinden
sind, ohne jene weiblichen Buhnengenies
zu rechnen, welche, nachdem sie im Leben
Gretchen gespielt, nun, urn auf der Biihne
erste Heroinen zu tragiren, einem Di»
rector officiel aufoctroyirt werden — sind
die Damen Barsescu und D u m o n t
zu nennen. So stellt sich denn aus dieser
allgemeinen Uebersicht heraus, daB Wi 1 '
b r a n d t weder die heimischen Autoren,
noch jenc vom Reiche drauBen, noch auch
das franzosische classische Repertoire vernachlassigt ,
ja daB er sogar dem modernen
Pariser Sittenbilde, nachdem dasselbe
durch den Brand des Stadttheaters seine
Statte verloren, EinlaB an der Hofbiihne
gewahrte, und dieser fliichtige UmriB
geniigt fur den Nachweis, daB es das
Bestreben Wilbi; andt ' s war: dem
Burgtheater, als der ersten deutschen
Biihne, die hochsten kiinstlerischen Auf«
gaben zu stellen und mit der lebendigen
zeitgenossischen dramatischen Production
Fiihlung zu unterhalten, so weit dies
eben der vornehm umschriebene Gesichtskreis
des altberiihmten Kunstinstituts zulaBt .
Auszeichnungen sind dem Dichter
als solchem mehrere zutheil geworden:
fur sein Trauerspiel „Gracchus der Volks»
tribun" wurde ihm 1873 der Grillparzer«
preis zuerkannt; fur seine Gesammt»
leistungen als dramatischer Dichter er»
hielt er 1878 vom deutschen Kaiser den
groBen Schillerpreis , und Konig Ludw
i g I I . von Bayern verlieh ihm mit dem
Maximilianorden fur Kunst und Wissenschaft
1884 den personlichen Adel. Nun
folgt die Uebersicht der Schriften Wil»
b r a n d t ' s , welche sich in literarhistorische
und poetische, diese letzteren in lyrische,
dramatische und erzahlende gliedern.
I. Uebersicht der Werke W ttbrandi'g. k) Literar«
geschichtliches und Biographisches . Hein«
richoon Kleist, Eine literar-historische Mo»^
Wilbrandt 107 Mildrandt
Mographie (Nordlingen 1863, Beck. gr. 8°.. !
422 S.) . A H61derlin, der Dichter deo
Pantheismus (Miinchen 1870. 8°.). - Dann
gab er heraus: „ I m Fegefeuer" . Eine Ge«
schichte nach der Natur von Johannes Kug« .
ler (Wien 1874) . welcher er eine bio«
graphische Einleitung vorausschickte . AuBer»
dem hat Wilbrandt herausgegeben die
„Nachgelassenen Schriften" seines Lands»
mannes FriB Reuter und fur die Ausgabe
der „Sammtlichen Werke" dieses Dichte/s
Seite 152
Wurzbach5 6 . txt
dessen Biographie geschrieben, d) Gedichte.
Ooethe ' sGeburtstag den
28. August 1869. Prolog, gedichtet von
gesprochen von Ernst Possart am
Tage der Enthiillung des Goethe-Denkmals
(Munchen A 1869), Dr. E. Wolf und Sohn.
gr. 8".) . — Gedichte (Wien 1874, Rosner.
16"., VIII und 233 S.). o) Romane, Novellen,
Erzahlungen. G eister und Menschen.
Ein Noman in 3 Banden (Nord«
lingen 1864. Beckh. 8«.) . — Der Licen«
t i a t . Roman in 3 Banden (Nordhausen
1868, Biichtina, gr, 8".), A ine Zweite Auflage,
welche erschienen, ist nur Titelauf lage) .
-Novellen (Berlin 1869. Herh. 8«.,
VII und 367 S.). l,.Die Briider" . „Heimat".
„Reseda") . — Neue Novellen (Berlin
1870. Hertz. 8".). s . „Narl . ' ifi " , „Die Geschwister
von Porto Venere", „Johann Oblerich",
„Die Reise nach Freienwalde" ) . — Frido»
1 i n s heimliche Ebe . Nach Erinnerungen
und Mittheilungen erzahlt (Wien 1873, Rosner.
8".) . — Ein neues Novellenbuch .
Dritte Sammlung (Wien 1873. Nosner, 8"..
344 S.), A „Damonen", „Die Bande des
Blutes", „Die Konigin von Castilien" . „Unser
RechtsbewuBtsein" , „Der elste Mensch") . —
Meister Amor. Roman in zwei Theilen
(1880) . — Novellen aus der Heimat.
2 Bande (1882), A „Der Lotsencommandeur " ,
„Der Gast von A A endstern", „Am heiligen
Damm" . „Der Mitschuldige" ) . — Der
Verwalter . Die Verschollenen . Zwei
Novellen (1884) . 6) Schauspiele und Dramen.
Der Graf von Hammerstein.
Historisches Schauspiel in 5 Acten (Berlin
1870. Laffar. br. 8".). sbildct Nr. I I der dra»
matischen Schriften von Wilbrandt ; auch
ist es in E . Bloch's Volkstheater aufgenom»
men) . — Gracchus der Volkstribun .
Trauerspiel in 5 Aufziigen (Wien 1872.
Rosner. 8".) . lder Dichter erhielt dafiir 1873
den von Franz Grillparzer gestifteten
Preis) . — Nero. Trauerspiel in 5 Aufziigen
(Wien 1872. Rosner. 8° . ) . — A r r i a und
Messali na. Trauerspiel in 5 Aufziigen
(Wien 1874. Rosner, 8° . ) . — Giordano
Bruno . Trauerspiel in 5 Aufziigen (Wien
1874, Rosner. 8".). — Kriemhild . Trauer»
spiel in 5 Aufziigen (1877) . — Robert
Herr. Trauerspiel (1880) . — Assunta
Leoni. Schauspiel (1883) .—Die Tochter
des HerrnFabricius . Schauspiel (1883)
stauch hat Wilbrandt fiinf Dramen des
Sophokles und drei des Euripides iiber«
setzt, fur die Biihne eingerichtet und erstere
zur Auffiihrung gebracht, und zwei Stiicke
SI? ak esp e a re's, „Coriolanus" und „Was
ihr wollt", fur die Auffiihrung bearbeitet,
o) Lustspiele. Die Wege des Gliicks .
Lustspiel in 3 Ausziigen (Wien 1874, Rosner.
8".) . — Unerreichbar . Lustspiel in einem
Aufzug (Berlin 1870. Lassar, br. 8° . ) . solider
Nr. I der dramatischen Schriften von Wil«
Seite 153
Wurzbach5 6 . txt
b r a n d t auch in E. Bloch's Theatercorre«
spondenz) . — Jugendliebe. Lustspiel in
1 Aufzuge (Wien 1872. Nosner. gr. 8".) . —
DieMaler . Lustspiel in 3 Aufziigen (Wien
1872, Rosner. 8".) . — Die Vermalten.
Lustspiel in 3 Aufziigen (Wim 1872. Rosner.
8".) . — Ein Kampf urns Dasein. Lust»
spiel in 3 Aufziigen (Wien 1874, Rosner.
8".) . — Durch die Z e i t u n g . Lustspiel in
1 Aufzuge (Wien 1874. Rosner, 8°.). -
Die Reise nach R i v a . Lustspiel (1877)
nach der Erzahlung: „Fridolins keimliche
Ehe". — Auf den Brettern. Lustspiel
(1878) . - Der T h u rm in der Stadt«
mau er. Lustspiel (1878) . — Die Wahr«
heiH liigt . Lustspiel in 3 Aufziigen. —
Die Lebensmiiden . Lustspiel in 3 Auf«
ziigen .
I I . Zur Kritik von Adolf Wilbrandt's
Schriften. Neue Freie Presse (Wiener
pol. Blatt) 18. December 1874. Nr. 3705
im Feuilleton: „Arria und Messalina" . Von
3. Sp. (eidel) . — Allgemeine Z e i t u n g
(Augsburg. Cotta. 4".) 1874. Nr. 334. Bei.
lage. S. 5571: „Wiener Briefe. XXXI".
Von V. (incenti) iiber „Cajus Gracchus".
— Blatterfiir literarische Unterhab
t u n g (Leipzig. Brockhaus . 4°.) 1863. S. 46t:
iiber „Geister und Menschen" . — Allge.
meine literarische Corre spond enz,
1879, Bd. I I I , S. 10 iiber „Kriemhild" . -
Blatter fur literarische Unterhaltung, 1864,
S. 681 iiber seinen „Kleist". — Fremden«
Blatt (polit. Blatt). Von Gustav Heine^
Milbrandt 108 Milbrandt
<Wien. 4".) 2. December 1873. Nr. 333:
iiber „Nero" . Von L. H (eves) i. — Allge«
meine Z e i t u n g (Augsburg. Cotta) 15. De«
cember 1873. Nr. 349, Beilage: „Wiener
Briefe. I^VIII". Von V. (incenti) iiber
„Nero" . — Neue Freie Presse. 1873,
Nr. 3038: iiber „Adolf Wllbrandt'6 Novellen" .
— Allgemeine Zeitung (Augsburg.
Cotta) 14. Octobec 1877. Nr. 287. Beilage:
«Wiener Briefe. I. XXX". Von V. (incenti)
iiber die „Reise nach Riva" . — Neue Freie
Presse. 187 1. Nr. 2936. im Feuilleton:
iiber „Die Vermalten" . — Tagespresse
(Wiener pol. Piatt) 18?<1. Nr. 13«: ..Aus
Miinchen" iiber „Die Wahrheit liigt". —
Neue Freie Presse. 1884. Nr. 6966 iiber
„Der Wille zum Leben" . — Augsburg er
Postzcitung (4".) 1881. Nr. 298. Diese und
die folgenden iiber Wilbrandl ' s Schriften
iiberhaupt: Blatter fur literarische Unter»
Haltung, 1870. S. 431; 1872. Nr :;<-,. -
Borsenblatt (Leip;ig. 4«.) 1878. 2. 4802.
— Neue Freie Presse (Wien) 1881.
Nr. 6200,, Abendblatt; 1882. Nr «40
Morgenblatt . — Blatter fur literarische
Unterhaltung. 1867. Nr. 9. 2. 134 und 1869.
Nr. 4. 3. 59: iiber seine Bearbeitungen des
Topbokleii und Euripides.
III. Portraits und Chargen, a) Portraits.
Seite 154
Wurzbach5 6 . txt
Lithographie . V. Terfler (aei.) . — Unter«
schrift: „Adolf Wilbrandt". (Nach einer Photographie
von Luckbardt . ) Gezeichnet von
H a s k e (offenbar durch den Xylographen
verschnitten) in der „Neuen illustr. Zeitung"
1872. Nr. 1. - Ueberschrift : „AdHf Wil<
brandt". K 1 i « (ael.) 1872. I . Tommas .
sich ee. im Spotiblaii „Der Floh" 24. No«
vember 1872. Nr. 47. — Unterschrif t : „Adolf
Wilbrandt". Nach einer Photographie gezeich'
net von (5. K o 1 b in der „Illustrirten Chronik
der Zeit" 1882, S. 21. - Unterschrif t : Fac<
ftmilc des Namenszuges: „A. Wilbrandt".
Franz Lenbach gem., I . Sonncnleiter
rad. (8".) sganz idealisirt und doch sej)r ahn«
lich' s . — Unterschrif t : „Adolf Wilbrandt".
Th . Mayerhofer gez, . Angerer und G.
chem. in dnn von Otto Reinsd orf rediairten
„Illustririen Musik» und Theater-
Journal" (Wien. 4«.) I . Jahrg., 8. December
1873, Nr. 10 A rvenig ahnlich) . — Unterschrif t :
„Adolf Wilbrandt". Originalzeichnung von
Adolf Neumann. I n Holz geschnitten von
A. N, (schones und sehr ahnliches Holzschnittbild)
in der „Gartenlaube" 1882, S. 37.
— Unterschrif t : „Adolf Wilbrandt". Gez.
von Ramsthal. — Unterschrif t : „Adolf
Wilbrandt". Weir (ael.), im Wiener Witz<
und Spottblatt „Kaktus" 1873. Nr. 6. -
Unterschrif t : „Adolf Wilbrandt". Original»
zeichnung in „Ueber Land und Meer" 29. Vd.
(1872/73) Nr. 9. - Holzschnitt ohne Angabe
des Zeichners (Mnz unahnlich) auf S. 140
des Kalenders fur 1872: „Wiener Rothbuch" .
Herausgegeben von Karl Lindner und Ferd.
" Grofi (8«.). - Unterschrift : „Adolf Wil'
brandt". Schoner Holzschnitt in Roden«
berg's „Salon" 1873. Bd. I . - Holzschnitt
in der „Illustrirten Zeitung" 1880. 73. Bd.
2. 14. - Unterschrift: „Adolf Wilbrandt".
Schoner, doch wenig ahnlicher Holzschnitt
in der „Heimat" 188t.- S. 9. - Unterschrift:
„Adolf Wilbrandt (geb. 24. August
1837)" in Svamer's (5onversations»Lerikon
(gutrr und ahnlicher Holzschnitt), k) Char«
gen. Ueberschrift: „Auauste Baudius und
Adolf Wilbrandt" ^iioer einer antiken Lampe,
in welcher Wilbrandt die brennende
Flamme vorstellt. Fraulein Baudius als
Nachtfalter sich den linken Fliigel versen«
gend) , (5. v. 3 i u r (gez.) im Spottblatt
„Die Bombe" am 16. Februar 1873, Nr. 8.
— Ueberschrift: „Daheim" . sWilbranotim
Hausrock vor seiner nicht sehr vergniigt auf
eine Stuhllehne gestiitzten sitzenden Gattin.' 1
Unterschrift: „ Wilbrandt : Und Du gratu,
lirst mir nicht zum Erfolge meines Stiickes?
— Auguste: Unmensch. Deine Gattin soil.
Dich noch begliickwunschen, wenn ich an
die f urchterlichen Studien denke, welche
Du zu dieser Messalina machen muhtest?"
Lacy von F. (r e c s a y) 6sl. im Spottblatt
„Die Bombe". 20. December 1874. Nr. 61.
— Ueberschrift: „Wilbrandt". Unterschrift:
Seite 155
Wurzbach5 6 . txt
„Des Musensohnes neuestes Werk seiner
MuBe." K 1 i u (as!.). '"Wilbrandt "n
Hausrock halt ein WiHelkind in den Armen. A l
Im I. Jahrgang der „Humoristischen Blatter"
von K 1 i u . — Ueberschrif t : „Ofenheim und
Wilbrandt". '"Ofenheim. im Begriffe, den
sich vor ibm tief verneigenden Wilbrandt
zu bekranzen.) Lacy von F. (recsay) im
Witzblatt „Die Bombe" 4. Juni 1876. Nr. 22.
— Holzschnitt. Zeichnung von Lacy von
F. (recsay) . Ganze Figur in declamirender
Stellung in „Ein Ritt durch Wien auf dra»
matischem Felde" gedichtet von Conimor
(Leipzig 1876. Gunther, gr. 8".) . — Ueber«
schrift: „Frau Baudius«Wilorandt " . sBau»
dius sitzt auf-einer Locomotive, die in der^
Milorandt 109 Milbrandt-Saudius
Richtung Berlin f ahrt . Aus ihrem Reisebeutel
blickt unter einer Menge Rollen Wilbrandt ' s
Kopf hervor. A Gez. von Lacy von Frecsay
im Spcttblatt „Die Bombe". 27. Mai 187?.
Nr. 21.
IV. Iiograpliische (Quellen. Allgemeine
Z e i t u n g (Munchen. 4".) 29. Mai 1887.
Nr. 148. Beilage: „Wiener Briefe. OCXII".
Von V. (incenti) . ''Ein Ueberblick seiner
Wirksamkeit als Director des Wiener Burg»
theaters.) — Bombe (Wiener Spott- und
Witzblatt. Fol.) 24. November 1872. Nr. 47:
„ Ado If Nilbrandt". — Bornmiiller (Fr.) .
Biographisches Lchriftstellec-Lerikon der Ge<
genwart . Die bekanntesten Zeitgenossen auf
dem Gebiete der Naiionalliteratur aller Volker
mit Angabe ihrer Werke (Leipzig 1882,
Verlag des bibliogr. Instituts, br. 12".)
T> . 767. — Brummer (Franz) . Lexikon
der deutschen Dichter und Prosaisten des
neunzehnten Jahrhunderts (Leipzig 1883,
Neclam A un., 12".) Bd. I I , S. 483. -
Derselbe . Deutsches Dichter - 3erikon.
Biographische und bibliographische Mittheilungen
iiber deutsche Dichter aller Zeiten.
Unter besonderer Beriicksichtigung der Gegen«
wart (Eichstadt und Stuttgart 1877. Krull.
schm. 4".) Bd. I I , S. 3U4 . - Conimor.
Ein Ritt durch Wien auf dramatischem Felde,
gedichtet von — (Leipzig t87ss, E. I . Giin<
ther, gr. 8".) S. 34-38. - Gartenlaube.
Von Robert A eil (Leipzig. 4°.) 1882. S. 34.
Von Will) .Gold baum. —Die Gegen«
wart (4".) 1873, Nr. 40: , Mn Gesprach,
das fast zur Biographie wird" . — Die
Heimat (Wien. 4".) VI . (188U) Nr. 1.
S. 13. Von Ioh. Emm er. — Illustrirte
Musik» und Theaterzeitung . Nedigirt
von Ottu Reinsdorf (Wien. 4".) 8. De>
cember 1873. Nr. iu. S. 303: „Das Ehe«
paar Wilbrandt". Von E. (ouard) M. (aut«
ner) .—Illustrirte Welt (Stuttgart,
4") 21. Jahrg. (1873) S. 627: „Adolf Wil«
brcmdt". — IllustrirteZeitung (Leipzig.
I.I. Weber, kl. Fol.) Bd. 60 (1373) S. 9
und 10. - Dieselbe. Bd. 71 (1878)
S. 429. — Neue Illustrirte Zeitung
Seite 156
Wurzbach5 6 . txt
(Wien. Zamarski. kl. Fol.) 13. December
1872, Probenummer 1: „Adolf Wilbrandt".
Von Alfred von Wurzbach. — (New«,
Yorker) Figaro III. (1880). Nr. 14. - !
Nord und Slid. Herausgegeben von Paul
Lindau. Bd. I , 1877. — Presse (Wiener
polit. Blatt) 1884. Nr. 213. - (Regens '
burger) IllustrirtesUnterhaltun gs<
blatt, 1877. Nr. 43. - Der Talon.
Herausgegeben von Rodend erg. 1873.
Bd. I , S. 334 - 551. Von Arnold Well»
m er. —Stern (Adolf) . Lrrikon der deut .
schen Nationalliteratur (Leipzig 1882.
Bibliographisches Institut, br. 12<>.) S. 890.
— Ueber Land und Meer (Stuttgart,
Hallberger) 29. Vd. (1872). S. 167 ; 37. Bd.
(1870). S. 229. - Westermann's illustr.
Monatshefte. Bd. I. (1881). S. t21>-141.
Von Eugen Zabel. — Wiener Tag blatt .
4. Marz 1874. im Feuilleton: „Der Politiker
Wilbrandt " .
Wilbrandt Mlbmndt - Naudius),
Auguste (dramatische Kiinstlerin, geb .
zu Leipzig am 1. Juni 1843, nach An»
deren bereits 1844) . Sie ist eine Adoptivtochter
des ehemaligen Mitgliedes der
Prager deutschen Biihne Karl Fried»
rich B a u d i u s (geb. zu Luckau in der
Lausitz 1796, gest. auf der Durchreise in
Dresden am 2 1 . Marz 1800) . Ihre
Mutter war eine geborene Krietzsch.
I h r Adoptivvater widmete stch anfanglich
dem Kaufmannsstande, floh aber, als
Napoleon, den ev in Leipzig gesehen
und fur den er von machtigem Enthu>
siasmus ergriffen worden war, von der
Insel Elba zuriickkehrte, heimlich aus
seiner Stellung, urn unter dem f ranzosischen
Adler Kriegsdienste zu nehmen. Doch
allerlei Miflgeschick, das ihn traf, vereitelte
dieses Vorhaben, und als er dann
wieder eine Kaufmannsstelle suchte, fand
sich keine, und so bestimmte ihn die Noth,
sein augenblickliches Fortkommen beim
Theater zu suchen. Mit einer kleinen
Truppe tragirte er nun an verschiedenen
Orten und kam 1820 auch nach Dresden,
wo er nicht nur zum Auftreten, sondern
zu einem Engagement als zweiter Liebhaber
gelangte. Dann spielte er auf vei»
schiedenen deutschen Biihnen, 1828 in
Mainz, wo er zum ersten Male sich in
einer komischen Rolle versuchte, und zwar£
Wilbrundt-Daudius Wilbrandt-Iaudius
init solchem Gliicke, daB er fortan bei
diesem Fache blieb. Des Herumziehens
miide, suchte er wieder Stellung auf dem
Dresdener Hoftheater, fand sie auch, gab
sie ab^r, als er nur in untergeordneten
Rollen beschaftigt wurde, wieder auf.
Nun wurde er 4834 am Leipziger Stadt»
theater engagirt, an welchem er zehn
Jahre blieb. Dann berief ihn Holbein
nach Wien, wo er jedoch nur kurzes
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Wurzbach5 6 . txt
Engagement, aber keine kunstlerische
Stellung erhielt. Nack Polawsky'a
M . X X I I 1 , S. :;? A j Tode (1844) ging
er auf Einladung des Directors Stoger
nacb Prag. Obwohl er daselbst anfangs
mit Opposition zu kampfen hatle, errang
er doch bald eine teste Stellung und zuletzt
sogar, namentlich in chargirten
Vaterrollen und in den meisten Rollen,
welche eine komische Farbung erfordern,
eine gewisse Beliebtheit. Als dann S t i >
ger die Direction niederlegte, verlieB
auch Baudius sein Engagement und
begab sich nach Breslau, dann nach
Leipzig, wo er seinen bleibenden Wohnsitz
aufschlug und nur noch einige langere
Gastspiele annahm, bis er 1849 zum letzten
Male die Biihne betrat und nunmehr
von der Pension lebte, welche ihm der
Leipziger Theaterpensionsf ond auszahlte.
I n der ersten Zeit seines Auftretens in
Leipzig wirkte er mit Erfolg in Rollen
wie Alba, Domingo, S h y 1 o k , Me>
phisto; in Prag errang er als Hippo»
1 i t h von Biberstein, Baron Sca«
rabaeus, Scbewa groBen Beifall.
Baudius war ein talentbegabter , aber
hochst manierirter Auslaufer der alteren
norddeutschen Schauspielschule, dabei
hatte er aber der neueren die Lust am
Maskiren stark anticipirt, so zum Beispiel
war sein Vorrath an Perriicken geradezu
kolossal, und mit diesem ging ein solcher
an falschen Nasen u. dgl . Hand in Hand.
— Seine Adoptivtochter Auguste,
deren gelungenes Debut auf dem Leip»
ziger Stadttheater und dann in Dresden
er noch so gliicklich war anzusehen, hat er
selbst zur Schauspielerin gebildet. Durch
Kinderrollen schon friih auf dem Theater
heimisch, betrat sie 1860, damals fiinfzehn
Jahre alt, in Leipzig die Biihne als
J u 1 i e in Shakespeare's „Romeo
und Julie", und ihr Spiel bekundete ein
eminentes Talent und gute Schule. Nun
gab ihr ein Gastspiel in Dresden Gelegenheit,
die ihr eigenen Vorzuge auch
in anderen Rollen darzulegen, und in»
folge davon fand sie ein Engagement
am Stadttheater in Breslau als jugendliche
Liebhaberin. Dort wurde sie bald
der Liebling des Publicums, folgte aber
doch schon im August 186! einem ehrenvollen
Rufe an das Wiener Hofburgtheater ,
welchem ersten deutschen A unstinf titute
sie bis 4877 angehorte. Unter
Laube ' s Leitung, der es verstand, sie
immer auf den rechten Platz zu stellen,
fiigte sie sich bald als kunstlerische . Kraft
in den herrlichen Rahmen, den eben die
darstellenden Mitglieder der ersten deutschen
Biihne bilden. I m Jahre 1877
fiihlte sie sich durch mannigfache Differenzen
veranlaBt, ihre Thatigkeit auf
Seite 158
Wurzbach5 6 . txt
derselben zu unterbrechen und einen einjahrigen
Urlaub anzusuchen, der ihr auch
gewahrt wurde, wie die Entlassung aus
dem Verbande dieses Theates, welche sie
nach Ablauf des Urlaubs erbat. Von
dieser Zeit ab widmete sie sich ausschliefllich
dem Gastspiele auf verschiedenen
Buhnen und errang damit in Dresden,
Munchen, Prag, Leipzig, Pesth, Gratz
u. s. w. groBe Erfolge. Ihr anfangs auf
das Gebiet der ersten Liebhaberin
beschranktes Repertoire gewann unter
der Leitung und Schulung Laube ' s
eine groBe Ausdehnung. I n allem An>^
Milbrandt-Daudius 111 Wilbrandt-S audius
beginn schien es, wenn man die schlanke,
biegsame atherische Gestalt mit den
feinen durchgeistigten Ziigen und den
groften seelenvollen blauen Augen ge>
wahrte, dieselbe sei ausschlieBlich fur das
Fach der sentimentalen Liebhaberinen geschaffen
und nur fur dasselbe verwend»
bar. Die Kiinstlerin erntete auch in den
ihr zugewiesenen Rollen dieses Faches —
so als K athchen vonHeilbronn —
glanzende Erfolge. Laube aber, der in
erster Zeit den Ausspruch von ihr gethan:
„sie kann nicht lachen" und sozusagen
ohne es zu wollen, ihr selbst die engsten
Grenzen gesteckt hatte, kam bald von
dieser Ansicht zuriick. Wenn auch kein
helles lautes Lachen von diesen f eingezogenen
Lippen tonte, so spielte doch
ab und zu ein anmuthig geistvolles
Lacheln um dieselben; aus den blauen
schwarmerischen Augen, die langere Zeit
das Tagesgesprach der Residenz waren
und zum gefliigelten Worte „der Bau«
d i u s Augen" wurden, zuckte dann in
anmuthia/ter fesselnder Weise der Blitz
des Muthwillens, der Schalkhaf tigkeit,
des Humors. Und bald sah man dasselbe
Kathchen, welches die wunderbare
Gestalt des Dichters mit dem ganzen
Zauber der Poesie iibergoB und eine Gestalt
schuf, welche gleichsam den Zu»
schauer berauschte und Geist und Herz
desselben unwiderstehlich gefangen nahm,
ebenso sicher in der glanzenden Schlepp»
robe der jungen Welldame, als in dem
schlichten Kleide des Biirgermadchens
sich bewegen, und das Repertoire der
Kiinstlerin erfuhr eine Erweiterung,
indem es die Rollen der naiv sentimen»
talen Liebhaberin bis einschlieBlich zur
jugendlichen Salondame und Charakter»
rolle der wilden trotzigen Kathe in „Der
Keiferin Zahmung" umfaBte. Zu ihren
vorziiglichsten Rollen innerhalb des vorbezeichneten
weiten Gebietes gehorten
neben Kathchen von Heilbronn
Anna Lise im gleichnamigen Stiicke,
Clarchen in „Egmont", Gretchen in
„Faust", Luise in „Cabale und Liebe",
Seite 159
Wurzbach5 6 . txt
Marianne in „Die Geschw ister", He rnane
in „Das Kind des Gluckes", Elsa
in „Moderne Jugend", Arabella in
„Die Vermalten", Prinzessin Cla-
Irissa in „Eglantine", Elsa in „Die
Maler", Katharinain „Burgerlich
und Romantisch" , Susanne in „Der
letzte Brief", Katharinain „Der
Widerspanstigen Zahmung" . Wie vordem
! Luise N eu m a n n , so wurde nun
Auguste Wilbrandt-Baudius das
belebende Element inBauernfeld' s
Stucken, welcher seine „Moderne Jugend"
eigens fur sie geschrieben hatte. I m
Jahre 1873 vermalte sie sich mit dem
Dichter AdolfWilbrandt , der seit
<871 seinen bleibenden Aufenthalt in
Wien genommen. Bald nach ihrer Heirat
begab sie sich mit ihrem Gatten nach
Berlin und trug zu den Erfolgen seiner
Lustspiele nickt wenig durch die meister«
hafte Darstellung der Rollen bei, welche
sie in seinen Stucken spielte. I n den
letzteren Jahren schien die Kiinstlerin fur
einige Zeit sich von der Biihne zuriickgezogen
zu haben, denn man horte nichts
von ihren Gastspielen.
I 1 1 u st r i,rte s M u sik. uno Thcatrr ' lour.
N 1 1 1 . 1873. 2. 303. - Neue Wiener
Theaterpiist. i. October 1867. Nr. 19:
„Auguste Baudius". Skizzen von F. GroB .
— Neue illustrirte Zeitung lWien.
Zamarski, kl. Fol.) N. Juli 1873. Nr. 27:
„Auguste Baudius »Wilbrandi". — I 1 1 u «
strirtesUn terh altungsblait (4°.)
188i. S. 187.
Portraits. 1) Unterschrif t : „Auguste Bau«
diuo ' Wilbrnndt . k. k. Hof schauspielerin" . Holz«
schnitt von Rusz in der „Neuen illustrirten
Zeitung". 1873. Nr. 27. - 2) Unterschrif t :
„Auguste Baudius", Holzschnitt o' A ne Angabe^
Milczek, Friedlich 112 . Friedrich
des Zcichners und Xylographen, in den von
I)?. Hans von 3iiden borst in Graz her«
ausgegebenen „Illustrirten Monatsheften fur
Theaicr u. s. w." t8s>8. S. A 1 i . - 3) Unter«
schrift: „Auguste Baudius ' Wilbrandt . k. e.
Hofsa A uspielerin am Burgtheater in Wien" .
Nach einer Photographie gezeichnet von
(5. Kolb. Holzschnitt in der . „Illustrirten
A 1 o n i k der Zeit" 1878. S. 26i.
Chargen. Ueberschrif t : „Die schonsten
Augen" . Die Kiinstlerin auf einem Velocipode.
Gezeichnet von K 1 i c im „Floh" 2 A . April
<i>6», Nr. 1 7 ; i«7N, Nr . .1 und <8; 1869,
Nr . 6; <87t. Nr. 8. Dir geistreicheren sind
unter denen ihres Gatten an A efiidrt .
Autogrannn. Das Facsimilo ihrer 3chrift
findet stch in der in Wien bei Zamaruki
derau AA egeben A n „Neuen illuttririen Zeitung"
<87.i, A lr. 27. welches folqende. gleichsam
ikren Wahlspruch bildende Ttrophe enikalt :
,,'Ddne Liebe, ohne Ttrcben > Wozu leben? >
Ohne Liebe rastlos streben. ! Halbes Lt'ben! I
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Wurzbach5 6 . txt
Liedend streben, s Selia leben! ! Auguste
Wildrandt. Wien §U. Juni 1873,"
Wilburg, siehe Nillburg.
Nl'lczek, Friedrich Graf (Staatsmann,
geb. 19. Juli 4790, gest. in
Wien 3. Februar 186t) . Der Sprofi
eines alten bohmischen Dynastengeschlechtes,
liber welches die Quellen S. N3
nahere Nachricht enthalten. Von der
I I . (jiingeren) Linie. Der einzige Sohn
des Grafen Joseph Augustin aus
dessen The mit Rosalie von Schulz,
erhielt er, von funf Kindern das zweitgeborene,
eine ungemein sorgfaltige und
grundliche Erziehung, auf welche sein
Oheim J o h a n n Joseph, ein ausgezeichneter
Staatsmann, der unter vier
Monarchen, Maria Theresia, Io>
seph II., Leopold I I . und F r a n z I . ,
diente, einen vorwiegenden EinfluB hatte.
I n den Staatsdienst tretend, fand er die
erste geschaf tliche Ausbildung in seinem
Heimatlande Bohmen. 1813 kam er als
wirklicher Hofconcipist zur allgemeinen
Hofkammer in Wien, riickte 1814 zum
Staatsrathsof f icial, 1816 zum Hof»
secretar bei der Hofkammer vor und
wurde als solcher dem Finanzministerium
zugetheilt. Nachdem er 1819 Gubernialrath
und erster Vorsteher der damals neu»
errichteten vereinigten Gef allenverwaltung
geworden, erfolgte 1822 seine Er«
nennung zum Hofrath im Finanzmini»
sterium. Wie sehr er sich auf alien diesen
Posten als eine Kraft und als ein Mann
von siaatsmannischer Umsicht bewahrte,
beweist der Umstand, daB ihn Kaiser
Franz 1824 zum Gubernial-Viceprasi-
! denten in Tirol ernannte, in welchem
! wenngleich nicht umf angreichen Lande
sich doch entschiedene Contraste begeg»
neten: denn religiose, nationale und
politische Richtungen stutheten daselbst
seit jeher in den schroffsten Gegensatzen,
und der EinfluB, den drei Nachbarstaaten
! Italien, die Schweiz und Deutschland
, auf die Bevolkerung dieses Landes iibten,
! war kein geringer und ein verschieden-
! artiger. Solche Gegensatze durften nicht
gewaltsam unterdriickt werden, weil man
dadurch eben eine Steigerung der Partei'
leidenschaf ten und nur eine Forderung
der Umtriebe und Bewegungen der Par«
teien hervorrufen konnte. Und in dieses
Land sandte Kaiser Franz den damals
34jahrigen Grafen, der in kurzer Zeit
solche Proben seiner Eignung auf dem
wicbtigenPostengab, daflihnderMonarch
schon 1823 zum Gouverneur und Landeshauptmann
in Tirol ernannte. Mah»
rend nun der Graf bemiiht war, diesem
Lande Frieden und Eintracht in den
wichtigsten Beziehungen des kirchlichen
und Staatslebens zu bewahren, behielt
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Wurzbach5 6 . txt
er nicht minder die materielle Wohlfahrt
des Landes im Auge, und in der Aufmunterung
des Erwerbes und in der
Erleichterung der Lasten die wirksamsten
Mittel zur Erreichung dieses Zweckes^
Stammtafel der Grasen von Willzek, Freiherren von Hultschin und Gutem Lande .
I. Aeltere Linie.
Heinrich Wilhelm, 1714 Graf. 1715 ung. Indig. A S. 116")
aeb, 17. September 1663. 1- 19. Marz 1739.
Maria Charlotte Graf in von Saint-Hilaire , A . A .
geb. 14. April 1670.1- 19. April 1747. II . IultgereLlMt .
Joseph Maria
A eb. 19. Juli i?uu. -j- 1. Marz 1777.
ia Francisco Theresia Grafin Vcttingen-Spielberg
geb. 17. April 1714. -i- 3N. November 1771.
Fran) Joseph
geb. 4. Ocwbrr 1748. -<- 27, September 1834
1) Josephine Grafin Harrach
-i- 9. Februar 1783.
2) Theresia Prinzessin Vettinnen-Spielberg
geb. 17. November 1763, s 30. April 1837.
Johann Leopold,
1741 Commandant uun Piacenza,
Johann Dalthasar 13)
geb. 1710. -j- 10. Juni 1787.
Marie Antonic Grafin Kottulinski
ttl'b. 1711). -j- 3. Juni 1787.
E ine Tochter, om. Graf sooeck.
Maria Anna
geb. 6. December 1781.
5 12. Man 18. -W.
vm. Anton Graf Sedlnitzky.
Mar. Karsline
geb. 29. November 1782.
vm. Adrian Wilhelm
Graf Prsanssaus d'Averuas
f 2«. Apl'll <86.1.
Stanislaus
b. 24 Novenlber 1792. 5 23. Marz 1847,
Gabriele Freiin Neischach
z;cb. 21, Juni 18 02
i
Johann Joseph R. d q. VI. f4 A
grb. 18. Juni 1738. t 2. Februar 1819.
1) Theresia Grafin Clary.
2) Maria Deatrir Grafin Hardegg
1- 4. Octobrr 1336.
A. A. J 1
aeb 10. April 1800.
vm Alois Graf Almisy - Zsaoiny
t October 1830.
Joseph Augustin
geb. 28. August 1752. 5. 14. Juli 1828.
Nosalie von Schul)
geb. 12. December 1760. -z- 4. April 1831.
Therese
geb 1788. -<-.
M. Therese
geb. 22, Mai 1823.
vm. Anton Gras Voefi .
M. Eleonore
arb. 18 Sevtember 182o.
f 1«. September 1830,
vm. Wtto Ehrenrcich
Seite 162
Wurzbach5 6 . txt
Graf Aden5pcrg-Trann .
M. Pauline
"ebb 19.AAuqsusttl829.
vm Mori; Graf
Mlffy von Erdod.
Johann Nep . s S . <<8 A 1
geb . 7. December 1837.
Vmma Grafin
Emo-Capodililia
aed. 18. August 1833.
M. Aloisia
A , rb . 23. Februar 1841.
f 20. November 1833.
Friedrich sS 112'"
geb. 19. Juli 1790,
s 3. Februar 18«i.
/rancisca de Paula
Grafin Chorinskl)
aeb 22, Mai 179«.
-j-21. August 18<>3.
Marie Gabriele
geb. 24. December 1838.
vm. Rudolf Graf Kinskn
von Wchinih und Tettau
geb 11. December 1839.
Sohn des Fiirsten
Ferdinand Kinskn.
Elisabeth
geb. 20. November 1839.
vm. Rudolf Graf Kinskn
von Wchinitz und Tettan
aeb. 31. Marz 1834.
Sohn des (1885 t )
Grafen Eugen Kinskn.
M. Joseph Johann Nep.
aeb. 12. Marz 18N1.
om. Elisabeth Grafin Kinskl)
von Wchinitz und Tettau
geb. 4 Juli 1803
Maria Lucietta
geb. 30. November 1862
geb
Johaun Nep .
17. November 1884
Marianne
«ed. 1792.
l-2<) . Septemberl869.
vm. t) Zohann
GrafNobili
7 ii.Ocrobrr 1823.
2) Anton
Freiherr Wiiber
1-28. November 1832.
Johanna Nep.
geb. 20. Octobec 1793.
vm. Johann Freiherr
Lcra von Achrenthal
-j- 17. October 1843
Sophie
«eb. t?97.
1-28. November 1839.
vm. Peter
Ritter von MeNens
5 7. December 18W.
Seite 163
Wurzbach5 6 . txt
Heinrich Wilhelm
geb. 2 Marz 1819.
-j- 24. Marz 1384.
Malvine Grafin
Ilainlein -Saalenftcin
geb 29. December 1822.
1-13. December 1878
Vustav Adolf
geb. 17. Mai 1821.
Sophie Friederike
geb 21 Apr 11823,
1- 8. April 1862
Henri ette Karoline
geb. 13. September 1826.
1- 19. April 1833.
vm. Heinrich Graf
Desanffans o'Avernas.
Marie Josephine
geb. 3, October 1828.
vm Heinrich Graf
Desanffans d'Auernag.
Alfred Friedrich
geb 3 8 Juni
1831. -f.
Francisca Sidonie
grb 30. September
1833
Friedrich
Ferdinand
geb. 2». Juni 1836.
t 6. Juni 1861.
Nosalie Therese
geb. 14 Juli 1838.
-s 5 Juli 1863.
Dlanca Anua
geb. I.Mai 1844.
1-26. November 1839.
Eduard
geb. 13. December 1842,
Anna Freiin priinay von Tiith-Prona
geb. 10. Juni 1843.
Anna Susanna
geb. 27. Marz 1372
Marie Aauline
geb. 12. December 1345.
Pauline Gabriele
geb. 29. Mai 1847.
vm. Igna) Graf Chorinsky.
Richard
geb I .April 18,9.
Heinrich
geb ?. August 1832.
Gabriele Vrdody von Vrdud.
Heinrich Wilhelm
geb. 19. Mai 1873.
Friedrich Alfred
geb. 23. November 1874.
Marie Iphigenie
geb. 19. December 1876.
*) Die in den Klammern
des Betreffenden steht.
! besindlichen Zahlen weisen auf die kiirzeren Biographien Nr 1—3. welche sich
auf S. 113 und 116 befinden, wenn aber ein S. voransteht, auf die Seite, auf
welcher die ausf iihrlichere Lebensbeschreibung
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Wurzbach5 6 . txt
Zuv. Nurzbach's biogr . Helikon . Bd.^
Wilc)ek. Friedrich Milc^ek (Genealogie)
erkennend, war er sorgfaltig bedacht au !
Herstellung neuer und Verbesserung be>
stehender StraBen, auf zahlreiche Regulirungen
der namentlich in diesem Ge
birgslande widerspenstigen und viele Ver»
heerungen anrichtenden Fliiffe, auf
Schutzbauten an den am meisten gefahrdeten
Stellen, auf Erleichterungen jeder
Art des Verkehres, auf Belebung des
Unternehmungsgeistes und damit ver
bundene Erhohung des Wohlstandes.
Und von diesen durch den Grafen bewerkstelligten
MaBnahmen seien nur beispiels«
weise erwahnt: die fur den Verkehr
Tirols mit den venetianischen Provinzen
so wichtige StraBe iiber Ampezzo, die
Verbindung des Unterinnthals mit dem
Pinzgau durch die iiber den PaB Thurn
gezogene Kitzbiichler StraBe, die Umlegung
und Regulirung der nach Grau«
biindten fiihrenden StraBe iiber den PaB
Finstermiinz und die Herstellung vieler
kleineren, fur den Verkehr jedoch nicht
minder wichtigen Verbindungen zwischen
den zahlreichen Seitenthalern . Dabei
behielt er die gedeihliche Entwickelung
der Wissenschaft an der Hochschule, den
Unterricht in den unteren Classen der Bevolkecung,
die gute, den Anf orderungen
der Humanitat entsprechende Einrichtung
der Kranken- und Besserungsanstalten,
der Asyle der Irrsinnigen und Verwahr«
losten fest im Auge . So war denn die
zwolf jahrige Verwaltung des Landes
durch den Grafen eine segensreiche, und
er durfte selbst mit einiger Genugthuung
auf das wahrend dieser Zeit Geleistete
zuriickblicken, als er von Kaiser Ferdi'
nand am 22. Mai 1837 abberufen
wurde, urn die Stelle des zweiten Hofkammer
» Prasidenten zu iibernehmen.
Drei Jahre war er als solcher thatig
gewesen, als er mit ah. Handschreiben
vom 23. November 1840 den Posten
u, Wurzbllch. biogr. Lerikon. I A VI. sGedr. 6
eines Prasidenten des General-Rechnungsdirectoriums
erhielt. I n dieser
Stellung forderte er die unter seinen
Vorgangern begonnenen ersten Versuche
einer Statistik der osterreichischen Monarchie
und brachte sie auf einen Grad
der Vollkommenheit , Gediegenheit und
Klarheit, daB sie ebenso ein wichtiges
Hilfsmittel fur die Regierung bilden, wie
auch als hochst schiitzbare Behelfe fur
wissenschaf tliche Forschungen sich eignen.
Zwanzig Jahre hatte der Graf auf
diesem Posten gewirkt, als er, der bereits
fiinfzig Jahre drei Monarchen mit aller
Hingebung und Treue gedient, mit ah.
Handschreiben vom 27. Mai 1860 in den
Ruhestand iibertrat. Seine Verdienste
Seite 165
Wurzbach5 6 . txt
wurden durch die GroBkreuze des Ordens
der eisernen Krone und des Leopold'
ordens gewiirdigt . Die k. k. Wiener
Akademie der bildenden Kiinste nahm
den Grafen unter ihre Ehrenmitglieder
auf. Am 48. Mai 4818 hatte er sich mit
Franciscade Paula geborenen Grasin
Chorinsky (geb. 22. Mai 1798, gest.
2 1 . August 1863) vermalt, welche ihm
vier Sonne und sechs Tochter schenkte.
Von den Sohnen pflanzte der alteste,
Graf HeinrichWilhelm, diese Linie
fort. Der ganze Familienstand ist aus der
Stammtafel ersichtlich.
R e a 1 i s. Kuriositaten und Memorabilien-
Zerikon von Wien (Wien 1845. gc . 8<>.)
Bd. I I , S. 413.
I . Zur Venealsgie der Grafen Wilczek. Es
gibt zwei Adelsf amilien des Namens N i 1 »
rzek (aechisch Vloek) : die Wilczek von
c A inov und die Wilczek von Hultschin
und Gutem Iande. Die erstere Familie ist
schon in de : ersten Halfte des 16. Jahr«
Hunderts erloschen und stand auf der Hone
ihrer Bliite mit Wenzel Wilczek von
6 i n o v . der zu den bedeutendsten Kriegs»
mannern des 6echischen Volkes, gehorte, und
dessen in diesem Werke bereits im Artikel
Vlcek lVd. I . I , S. 113. in den Quellen)
>. Dec. 1887.) 8^
Wilczek (Genealogie) 114 Milczek (Genealogie)
aucf iidrlichrr Erwahnung geschah. I m Fol»
genoen baden wir es nur mit der Familie
Wilczok — sie bedient sich ausschlieBlich
dieser Tchreibung — von Hultschin und
Gutem Lande, welcher der Graf Johann
Nepomuk, der beruhmte Forderer von Kunst
und Nissenschaft A ' . d. 2, !18) . angehort, zu
tbun. Sie riihmt sich polnischen oder richtiger
schlesischen Ursprungs und fiihrt denselben
bis in das 14. Jahrhundert — ja noch weiter
— zuriick, in welchem urn 1A70 ein Nicolaus
von W i 1 czek als Nojwode von 3cn>
domir und spater ein Wenceslaus daselbst
als Landrichter erscheint. Die unmittelbare
Stammesfolge der heutigen Grafen Wil»
czek reicht in die zweite Halfte des 13. Iakr»
Hunderts zuriick, in welchem die Briider
Caspar, Melchior und Valthasar leb'
ten. ?on dt.'Nl'N rie zwei Letzten 149« als
Herren von Hullsa) in im demigen PreuBisck —
Schlrsien aufcrrten. nach welcker Besisung
die -) lc ! chf ! ? ! ' l>lnen der Familie den Manien
fiihren. Tiese' 1 Besitztdum Hultschin kai:i
in die Familie Wilczek durch Baltha' 1
sars zweite Gattin Aulharinu von floli, an
welche es nach dein Tode ihres ersten Gatten,
des Hetmans im Fiirstenthum Troppau
Johann Trnka von R a t i b o r . gefallen
war. Balthasar wurde nachmals auch Het«
iiian im Fiirstentum Troppau. Da er seine
Briider iiberlebte, verkaufte er nicht lange
nachher Hulcsch'.n und taufte in Gemeinschaft
mil segnen 36hnen Nicolaus und Melchior
Seite 166
Wurzbach5 6 . txt
die Herrschaft Loolau in Schlesien. Wir
erwahnen nicht erst die nachf olgenden Sprossen
dieses Geschlechtes, noch die Vesitzoeranderun«
gen. welche im Laufe der Zeiten stattfinden,
und a,eben sofort auf Heinrich Wilhelm,
ersten Grafen von W i 1 A e k iiber. mit wel>
chem auch unsere Stammtaf el beginnt . Derselbe
sgeb. 17. Tept.mdec 16t»o. gest 19. Mar;
1739) war ein Todn Caspars, der sich
zweimal oermatte, querst mit 5uslnma Aal ! ) !, —
lina ?»rli A n v!?n R' s llropi' s (gest. 1N66) . dann
mic Anna Aalljarinn gchvlenen pa^inski von
En'U-pl, ' .-in. oie ihren Gatten iiberlebte und
zur zweiten Ehe mic Johann Georg
T t o 1 ; von 2imsdorf schritt. Von Caspars
Sohnen starb Easpar in jungen
Jahren und Heinrich W i 1 h e lm iiberlebte
den Vater. Mit Beginn der Reformation
bekannte sich die Familie zur lutherischen
Lehre . Heinrich N i 1 h e 1 m '"seine ausfuhr»
liche Biographie siehe S. N6) wurde aber
schon als Waise im katholischen Glauben
auferzogen. Er ist der Stammvater d A r noch
heute bliihenden zwei Linien, der alteren,
d!e sein erstgeborener Sohn Joseph Maria,
und der jiingeren, welche sein jiingster
Sohn Johann Valthasar griindete. Die
Auf einanderf olge der Sprossen in beiden
Linien ist aus der Stammtafel ersichtlich. —
Was die Aemter und W u r d e n dieses
Geschlechtes betrifft, so kommen schon zu Be»
ginn des 13. Jahrhunderts Grafen Nil«
czek in Pommern und Schlesien vor. Urn
iiber die Zusammengehorigkeit derselben mit
den heutigen Grafen Wilczek einen be»
stimmten Ausspruch zu thun. dazu fehlen uns
alle Documente. Die f reiherrliche Wiirde mit
den Pradicaten Hultschin und Gutem
Land e besitzt die Familie bereits mit Diplom
vom !. April ! 3U0 . Ein Johann Wil»
c'iek erhielt mit Diplom vom 8. November
j<>66 auch den bohmischen Freiherrenstand;
ein Matthias Wilczek (geb. 17j8) . ein
Sohn des Andreas Jacob, welcher 1727
Burgermeister der Tcadt (5osel war. erlangte
17<) 9 vom Konige von PreuBen nicht nur die
Bestatigung semes altrn Adels, sondern mit
Diplom clcln. 2i) . Marz 1787 geim ' insckaf tlich
mit seiner Gaitin Dor A llM geborenen von
Aufka dlN preuBischen Freih er r A nstand.
Dieser Matthias Wilczek gc!>6rt ohne
Zweifel einer Seitenlinie der heutigen Grafen
Wilczek an. Der Grafenstano gelangte
in die Familie mir dem Feldmarschall Friedrich
W i 1 h e lm Freil'errn von Wilczek,
und zwar zuerst der ungarische mit Di»
plom ci<lo. 16. Nooemder 17t)9, der Reichs '
grasen stand mit Diplom vom 8, April
1714, und der bohmische Grafen stand
mit Diplom vom 2') . Juli <72!>. Aufterdem
erhielt die Familie von Konig August III.
von Polen unterm 13. Janner l?i>4 eine Be«
statigung der Maguatenwiirde des Konigreiches
Polen. Die einzelnen Sprossen der Familie
Seite 167
Wurzbach5 6 . txt
standen in Diensten des Staates und der
Armre . Schon der Wmkcrr der beiden heuti»
gen Linien. Maf Heinrich Wilhelm, war
sowohl Staatsmann als Kriegsheld, wie dies
aus seiner Lebensskizze zu ersehen ist. I n den
Reiben 5er Armee sehen wir auch des Grafen
jiingeren Sohn J o h a n n Nalthasar, Stifter
der heutigen jiingeren Linie, der zuletzt k. k.
FeldzeuZmeister wurde, und seinen Neffen
Joseph August, der als Feldmarschall .
Lieutenant im Ruhestande am 14. Juli 1823
in Wien starb. I m Staatsdienste finden wir
zwei Sprossen dieses Hauses, Johann^
, Johann Balthasar 1 3 Milc)ek, Johann Joseph
Valthasars altesten Sohn Johann J o -
seph, dem die hochste in Oesterreich mogliche
Ordrnsauszeichnung, das goldene VlieB, zutheil
wurde, und seinen Neffen Friedrich,
dessen Name in der Geschichte der osterreichischen
Bureaukratie immer eine ehrenvolle
Stelle einnehmen wird. — Auf dem Gebiete
der Wissenschaf t , wenn auch nicht gerade
schaffend, so doch im hohen Grade dieselbe
fordernd, glanzt im Augenblicke der Name
des Grafen Johann Nepomuk von der
alteren Linie, dessen EinfluB auf das Cultur«
leben im Kaiserstaate, dessen macenenhafte
Forderung hoher wissenschaf tlicher Interessen
in der Lebensskizze freilich auch nur im Umrisse
dargestellt ist. — Was die Ehen des
Hauses anbelangt, so holten sich ebenso die
Manner desselben die Frauen aus den ersten
Familien des Adels, als die Tochter in die«
selben hinein heirateten. Wir nennen nur die
Namen Saint H i 1 a i r e , Oettingen«
Spielberss, T r a u n «Ab ensp erg, Mary,
Desau ffans o'Avernas, OollB. Kinsky,
Hardegg. Harr ach. tzUmasy, Palffy.
Em o' (5 a v odi 1 ista, P r o n a y u. s. w.
I I . Einige hervorragende Sprossen der Familie
W i 1 c M . 1. Friedrich j^siehe die besondere
Biographie S. 112) — 2. Heinrich W i 1 -
helm ssiehe die besondere Biographie S. 116) .
—3. Johann (nach Anderen Joseph)
Nnlthasar (geb. l?io. gest. 40. Juni 1787).
der jiingere Sohn des Grafen Heinrich Wil>
Helm aus dessen Ehe mit Marie Charl
t t e geborenen Grastn von Sa i n t Hil
aire und Stifter der noch bliihenden
1 I . (jiingeren) Linie des Grafenhausrs Wil»
czek, diente in jungen Jahren in der kaiser»
lichen Armee, machte 1733 den Krieg in
Italien und 1738 jenen gegen die Tiirken
mit', trat aber als Oberstlieutenant aus den
Reihen der activen Armee und wurde Kam»
merer des GroBherzogs Franz von Toscana.
nachmaligen Kaisers Franz I. Stephan.
1751) erfolgte unter gleichseitiger Ernennung
zum qeheimen Nathc seine Berufung zum
Prasidenten in Kornchen, in welcher Eigen«
schaft er sich und seiner Familie die Land«
Mannschaft Karnthens erwarb. Nun in die
Neihen der Armee zuriickkehrend, wurde er
1752 Feldmarschall «Lieutenant. 1733 Feld»
Seite 168
Wurzbach5 6 . txt
zeugmeister . machte als solcher 1735 den Feld»
zug bei der kaiserlichen und als Oberst«
Kriegscommif f ar 1758. 1739 und 1761) die
Feldziige bei der Reichsarmee mit . Dann
fuhrte er in Wien den Vorjitz bei mehreren
Hof commissionen . Am 3. August 1734 ocr«
malte er sich mit Narie Anlonie geborenen
Grafin Vollulinsliv, aus welcher Ehe die
beiden Sonne J o h a n n Iosevd und I o«
seph Augustin stammen, von denen Letz<
lerer diese Linie, die noch zur Stunde blunt,
f ortpf lanzte . — 4. Johann Joseph (geb.
'18. Juni 1738, gest. zu Wien 2. Februar
1819) . Von der I I . (jiingeren) Linie. Der
altere Sohn des Grafen Johann Bai«
thasar aus dessen Ehe mit Maria Ant
o n i a geborenen Graf in Kottulinsk5. trat
er nach beendeten Studien und 1759 erlangter
Kammererswurde in den Staatsdienst , an<
fangs beim niederosterreichischen Landrechte;
kam 1766 als Finanzrath zum OonLizlio
Lupremo 6'econounn, ui Hlilkno, 17?1 als
auBerordentlicher Gesandter und bevollmach«
tigter Minister an den groBherzoglich toscani»
schen Hof, wurde 1772 zum inneren Kam«
nierer und am 29. October dieses Jahres
pi-oprio inotu. von der Kaiserin Maria
Theresia zum Hofrath bei der obersten
Justiz stelle ernannt. Bald aber vertauschte er
wieder die judicielle Laufbahn mit der diplo»
malischen und ubernahm 1773 den Gesandt,
schaf tsposten in Neapel. 177? ward er ge .
deimer Aath und Obersthofmeister der Erz«
Herzogin Beatrix von Este. Geinalin des
Erzherzogs Ferdinand. Gouverneurs der
Lombardie. 1778 erfolgte seine Ernennung
zum Oonauitoi-6 des mailandischen Guber«
niums . 1782 als Nachfolger des Grafen Fir<
m i a n zum Reichsplenipotentiarius und be«
vollmachtisslen Minister in der Lombardie.
Auf einen von ihm im Juni 1783 eingebrachten
Antrag erfolgte die nachtliche Beleuchtung
Mailands, anfanglich mit ?U0 Laternen. Als
die Franzosen in die Lombardie einbrachen,
verlieB 17W Graf Wilczek mit dem Erz«
herzog Ferdinand das Land. Schon 1792
wurde er Ritter des goldenen VlieBes, am
7. Februar 1811 aber Obersthofmarschall .
Seine erste Gemalin war Theresia Grafin
Claru, Stiftadame zu Niuelles in Bravant .
1799 verheiratete cr sich wieder, und zwar
mit Nanu Vealri.'r geborenen Grasin hardegg»
Glatz. Aus der Ehe mit Letzterer entstammt
eine Tochter Lu ise. spater vermalte AloiZ
Graf Alma y von Zsadany. Da der
Graf keine mannliclie Nachkonnnenschaf t hatte,
erlosch dieser Zweig der jiingeren Linie
mit dieser Tochter 3 u i s e. >M a a s -
burg (M. Friedrich von) . Geschichte der^
Mlilc . ; ek, Heinrich Wilhelm 1 j 6 Wilczek, Heinrich Wilhelm
obersten Iustizstelle in Wien (1749—1848).
Grofttentlieilo nach amtlichen Quellen bear —
beitet (Praq 11>76. I . V. Reinitzer und Comp..
gr. 8'".) 3. NA. — .Vuoni ' s Da7«i«no' s .
Seite 169
Wurzbach5 6 . txt
vrane, eeiedrna, z»olni<:' s 6, inNitari, eceleariekv
()U!ano lh39, "ranc. Colombo,
31 ». 8".) x. 86 A — ", . Johann Nepomuk
Graf A siehe die besondere Biographie S. 118) .
III. Wappen. Quadrirter Tchild mit Hnz«
schlld. 1 und 4 in Roth ein zweikopfiger gekronter
silberner Adler; 2 und 3 in Blau eine
offene goldene Krone, aus welcher zwei A a 1 lw
zweige bervorgchen. Herzschild. I n Noth
ein silberner Gemsboct mit einer am Nande
vergoldeten schwarten Vinde urn den Leid.
die in der Mitte mit drei in Gold gefaBten
Tiirkisen geziert ist und oben einen goldenen
Ring dac. Dieses Mittelschild ist von dem polnischen
Ttammwavpen Xo-it-t (Ziegenbock) .
Wilczek, Heinrich Wilhelm Graf
(Staatsmann und Feldherr, geb .
17. September 4663, gest. zuBreslau
19. Marz 1739). Ein Sohn Caspars
Freiherrn von Wilczek aus dessen zweiter
Ehe mit Anna Katharina von
Paczinskv, einer Tochter des Landeshauptmanns
des Furstenthums Teschen.
Standesmaflig erzogen, unternahm er
nach beendeten Studien die ubliche Cava>
lierstour zur Vervollkommnung seiner
Ausbildung und trat, von derselben
zuriickgekehrt . 1683 in das kaiserliche
Heer. Den ersten Feldzug machte er als
Volontar vor Ofen mit und wurde infolge
bei mehreren Gelegenheiten bewiesener
Tapferkeit bereits 1686 zum Hauptmann
im Regimente des Feldmarschalls Ernst
Riidiger Grafen von Starhemberg, bald
darauf zum Oberstwachtmeister bei Palffy'
und zum Oberstlieutenant bei Bagni-
Infanterie befordert. I n alien diesen
Stellungen that er sich bei mehreren Be»
lagerungen in Sturmangrif f en und auch
sonst durch seine Bravour hervor. Neue
Beweise seines Heldenmuthes gab er in
der Schlacht bei Zenta, 11. September
1696, wo er der Erste den feindlichen
Wall erstieg. Am 12. December 1701
wurde er Oberst und fiihrte als solcher
sein Regiment, Graf Bagni Nr. 23, bei
Beginn des spanischen Successionskrieges
nach Italien. Als dann die Rebellion in
Ungarn ausbrach, ubernahm er 1704
iiber jene Truppen, welche in Ober-
Schlesien gegen die ungarischen Rebellen
und gegen Polen als Pestcordon auf«
gestellt waren, das Commando, welches
er bis 1709 behielt. Von Kaiser Io>
seph I . in der Zwischenzeit , Marz 1706,
zum General»Feldwachtmeister ernannt,
gelang es ihm in dieser Eigenschaft, durch
geschickte Aufstellung der ihm zugewiesenen
Truppen jeden feindlichen Einfall
von Ungarn aus abzuhalten. 1709 der.'
tauschte er seine militarische Stellung mit
einer diplomatischen, indem er am 8. Oc>
tober zum auBerordentlichen Gesandten
am St. Petersburger Hofe ausersehen
Seite 170
Wurzbach5 6 . txt
wurde. Nachdem er noch am 2. November
zum Feldmarschall-Lieutenant , am 16.
dieses Monats sammt seiner Familie in
den ungarischen Grafenstand erhoben
und am 10. Mai 1710 zum Hofkriegs»
rathe ernannt worden war, trat er seinen
Gesandtschaf tsposten an, welchen er bis
1712 versah. Wahrend dieserZeit wohnte
er dem Beilager der russischen Kaiserin
bei und begleitete auch den Czar P e t e r I .
auf dessen damaligen Reisen. Am 13. Fe»
bruar 1712 erhielt er das Commando
der Festung Spielberg bei Brunn, ging
aber noch am 3. September desselben
Jahres, abermals in der Eigenschaft
eines auBerordentlichen Gesandten, an die
nordischen Hofe von Polen, PreuBen
und Danemark und vollfuhrte noch
mehrere Missionen an den fiirstlichen
Hofen von Gotha, Bayreuth, Anspach,
Darmstadt, Wiirzburg und Cajsel. I n -£
, Heinrich Wilhelm 117 Milc^ek, Heinrich Wilhelm
folge seiner mehrfach erprobten Erfahrung
im Kriegsdienste und in Staatsgeschaf ten
wurde er nun vom Kaiser als
Principal- und Generalcommif f ar zu den
in Tyrnau versammelten Standen Un«
garns gesandt, urn in diesem Lande die
Ausdehnung der Regierungsnachf olge auf
die weiblichen Personen zu erwirken, was
ihm auch nach Wunsch gelang. Als
darauf seine Erhebung in den Grafen»
stand stattgef unden, ging er am 22. October
1744 als kaiserlicher Gesandter zu
K a r 1 X I I . , als dieser aus der Tiirkei
wieder in sein Land zuriickkehrte, und
fuhrte den Schwedenkonig mit dessen
Gefolge und Truppen von der tiirkischen
Grenze durch Ungarn und die Erzherzogthumer
nach Bayern. Am 30. Janner
1717 erfolgte seine Ernennung zum
General ' Feldzeugmeister und am 1. Februar
zum Commandanten von GroBglogau;
im October 1723 erhielt er die
Feldmarschallswurde . Am 8. Juli 1729
ging er als kaiserlicher Gesandter nach
Polen, urn dem in Grodno versammelten
Reichstage beizuwohnen. Doch blieb
diese Sendung erfolglos, da der Reichstag
trotz alien Bemuhungen, denselben
zusammenzubringen, doch nicht zu Stande
kam. IndeB harrten Wilczek's im
Sarmatenlande noch nichts weniger als
angenehme Aufgaben. Konig August I I .
war 1733 gestorben. Die Wirren der
neuen Konigswahl begannen. Der Primas
und deffen Anhanger thaten Alles,
urn die AusschlieBung des Kurfiirsten
von Sachsen von der Konigswahl zu bewirken
und Stanislaus Leszczynski
auf den Thron zu heben. Wilczek's
Aufgabe war es, der Wahlfreiheit ihr
Recht werden zu lassen und Alles zu beseitigen,
was dieselbe beeintrachtigen
Seite 171
Wurzbach5 6 . txt
konnte. Er lieB es in dieser Beziehung
den Betheiligten gegenuber an eindringlichen
Vorstellungen nicht fehlen. Das
Alles aber fruchtete nichts. Seine Gegner,
der Primas mit seinem Anhang obenan,
thaten auch Alles, urn seine Bemiihungen
zu vereiteln, und stellten ihm ein Hin«
derniB urn das andere in den Weg. Ja,
diese Partei ging noch weiter. Sie fing
die Depeschen des Gesandten an den
kaiserlichen Hof auf, fing die kaiserlichen
Couriere, welche an ihn geschickt wurden,
ab und sandte sie nach BrMau zuriick,
und Couriere wieder, welche Wilczek
abfertigte, wurden angehalten, iiberfallen,
miBhandelt, ihrer Depeschen be>
raubt . Wohl schoben die Sarmaten
Alles, was sie in wohlerwogener Be>
rechnung thaten, auf StraBenrauber und
auf der StraBe wanderndes Gesinde!,.
Welcher Art 'aber dieses Gesindel war,
stellte sich heraus, als man bei den be>
raubten Courieren nie Geld oder einen
Werthgegenstand, sondern nur immer die
Brief schaf ten und Schrif tstiicke vermiBte.
Alle Beschwerden, die der Graf wider
solche volkerrechtswidrige Unthaten erhob,
blieben erfolglos. Man ging endlich
so weit, daB man an ihn das Ansinnen
stellte, wahrend der Wahlzeit seinen Aufenthalt
in einer Entfernung mehrerer
Meilen von der Stadt Warschau zu
nehmen. Diese Zumuthung endlich erschopfte
die Geduld des Gesandten, der
darauf erwiderte: „ I m Falle man mich
zwingen will, Warschau zu verlassen, muB
ich mich nach einer Garde von 30.000
Mann umsehen, weil ich in anderer
Weise im Polenlande wahrend des I n -
terregnums, da so viele Unordnungen
vorkommen, keine Sicherheit fur mich
mehr sehe." Dies half; als dann der
Wahlreichstag zusammentrat , iibergab er
dem Primas ein Memoire, in welchem er
dem Kirchenf iirsten und dessen Anhange
den Standpunkt seiner Regierung klar^
Wilc;ek, Heinrich Wilhelm 118 A Johann Nep .
machte. Docb auch dieser Vorgang blieb
erfolglos. Trotz aller Bemiihungen der
Gegenpartei ging am 12. September
1734 die Wahl Stanislaus L e s zc
z y n s k i's durch, und der Graf selbst
erschien personlich gefahrdet, war alien
Insulten ausgesetzt, bis die Ruffen einriickten
und mit ihren Bajonneten glatten
Tisch machten. Die Wahl Leszczynski ' s z
wurde durch die neue Wahl Honig
Augu sts III. annullin, und am 13. Janner
1734 iiberbrachte Graf Wilczek
dem neugewahlten Konige die Gluckwiinsche
Oesterreichs . Er wohnte noch der!
Kronung des Konigs an, bei welcher
Gelegenheit er den Orden des weiBen
Adlers erhielt. Am 1. April 1733 ward
Seite 172
Wurzbach5 6 . txt
ihm der Auftrag, das dem Kaiser uberlafsene
russische Corps in der Starke von
13. WO Mann zu ubernehmen und der
am Rheinstrom auf gestellten kaiserlichen
Armee zuzufuhren. Nun, 4737, nach
Wien berufen, sollte er als kaiserlicher
Bevollmachtigter auf den nach Niemirow
berufenen CongreB gehen. Dock unterblieb
diese Mission, weil es gar nicht
zum Congreffe kam. I n diesem Jahre
erhielt der Graf noch von seinem Kaiser
die ErlaubniB, fur seine beiden Sonne
Joseph Maria und J o h a n n Bal>
thasar zwei ansehnliche Majorate in
Schlesien zu errichten. Mit Diplom dao.
8. April 1714 erfolgte seine Erhebung in
den Reichsgraf enstand, am 10. Juni
4713 wurde er ungarischer Indigena
und 1717 Inhaber des Inf cmterie»Regi .
ments Nr. 11, heute Georg Prinz von
Sachsen. Graf Heinrich W i 1 h e lm war
seit 1698 mit MariaCharlotte geborenen
Grasin Gilbert von Sa i n t -
H i 1 a i r e vermalt. Die zwei vorgenann'
ten Sonne aus dieser Ehe sind die Griinder
der noch heute bliihenden zwei Linien
dieses Graf enhauses .
T h ii r h e im (Andr. Graf) . Feldmarschall Otto
Ferdinand Graf von Menspcr A und Traun.
1677-1748 (Wien 1877. Braumuller 8".)
2 . 2?j. — Europaische Fama, Tb . 107.
S. 86«; Th. 199, S. 333. - Gelehrte
Neuigkeiten Schlesiens des Jahres 1739,
S. 428 u. f.
Wilczek, Johann Nepomuk (Hans)
Graf (erbliches Mitglied des Herrenhauses
des osterreichischen Reichsrathes,
Macen der Wissenschaf ten und Kiinste,
geb . 7. December 1837) . Graf Johann,
oder wie er gewohnlich genannt erscheint,
Hans, ist zur Zeit der Chef der alteren
Linie dieser Familie. Das vierte von
fiinf Kindern und der einzige Sohn des
Grafen Stanislaus aus dessen Ehe
mit Gabriele geborenen Freiin von
Reisckach, erhielt er eine sorgfaltige
Erziehung und zeichnete sich friihzeitig
durch vorziigliche Anlagen, vornehmlich
durch eine bewundernswerthe Geistesgegenwart
aus, eine Eigenschaft, welche
ihn zu den Unternehmungen, die er
spater ausfiihrte, ganz besonders befa»
higte. Mit der Ausbildung seiner geistigen
Talente ging jene der korperlichen
Fahigkeiten Hand in Hand, und zum
Jiingling herangereif t , besaB er als
Schiitze bereits einen seltenen Grad von
Geschicklichkeit . Diese korperliche Gewandtheit,
seine ungewohnliche Muskelkraft,
seine kaltbliitige, doch rasche Ueberlegung
und sein ruhiger durchdringender
Blick kamen schon zu ofteren Malen
seinem personlichen Muthe auf den von
ihm unternommenen gefahrlichen Jagden
Seite 173
Wurzbach5 6 . txt
in Afrika zu Hilfe. Zuerst machte er
offentlich von sich reden, als er im Ver»
eine mit Grafen Breuner den Wienern
den Thiergarten ins Leben rufen half,
der leider durch unreelle Gebarung der
mit der Fursorge fur denselben Betrauten
ein vorschnelles Ende fand. Als dann 1866
der osterreichische Krieg ausbrach, trat er?
Milczek, Johann Nep . Johann Ncp .
als Freiwilliger in das 9. Feld jager-Batail»
Ion. Er war damals schon verheiratet und
Vater von mehreren Kindern. Als erblichem
Reichsrathe und k. k. Kammerer
wurde ihm bei seiner Anmeldung zur
Aufnahme in die Armee eine Officiers«
stelle angeboten, doch schlug er dieselbe
mit der Bitte aus, sich dieselbe erst ver»
dienen zu diirfen. Als dann 1872 die
Nordpolarf orschung, welche Payer und
Weyp recht sich zur Aufgabe gestellt
hatten, auf die Tagesordnung kam, war
es Graf Wilczek, welcher mit reichen
Mitteln dieses Unternehmen unterstiit zte .
Bevor noch die beiden Reisenden aufbrachen,
unternahm er selbst eine Reise, urn
auf Nowaja Semlja eine Niederlage von
.Kohlen und Zebensmitteln zu errichten,
welche der osterreichischen Nordpolerpedition
zum Riickhalt dienen sollte. Als
Schiff verwendete der Graf die kleine
Jacht „Isbjorn", dieselbe, welche im
Sommer 1871 zur Recognoscirungsf ahrt
Payer's und Weypr echt ' s in das
offene Meer zwischen Spitzbergen und
Nowaja Semlja benutzt worden war. Die
Ausriistung erfolgte in dem norwegischen
Hafen Tromso, und auBer dem Grafen
befanden sich noch 13 Mann an Bord,
womit der enge Raum des Fahrzeuges
vollends angefiillt war. Die nautische
Fiihrung ubernahm der osterreichische
Fregattenkapitan Freiherr von Sterneck
M. XXXVIII, S. 30", die strenge
Wissenschaft war durch Professor Hofer,
Director der Bergschule in Klagenfurt,
vertreten, den Graf Wilczek als geolo«
gischen Begleiter geworben, und obgleich
selbst ein guter Photograph, nahm er
doch den tiichtigen Wiener Photographen
B u r g er mit, und so gelang es, von
dieser Expedition die schonste je im arkti»
schen Norden gemachte Sammlung von
Photographien, weit iiber hundert Plat»
ten, heimzubringen . Unter den iibrigen
Gefahrten, welche er fur die Reise aus»
gewahlt, befanden sich der Gebirgsjager
Miihlbacher, der schon mit dem Gra«
fen in den Gebirgen Nordafrikas gejagt
hatte, und der beste der GroBglocknerfiihrer,
P a i e r 1 . Capitan und Mann»
schaft bestanden aus Norwegern. Am
20. Juni 1872 verlieB der „Isbjorn"
Tromso; am 30. Juni wurde beim Hornsund
die Westkiiste von Spitzbergen er»
Seite 174
Wurzbach5 6 . txt
reicht. (Wir verweisen auf die schone
Schilderung dieser Fahrt und Begegnung
mit Weyprecht in der Zeitschrift „Daheim"
1873, S. 764 . ) Am 30. Juli
ging der Graf mit seiner Jacht beim
Matotschkin » Schor, wie die schmale
MeeresstraBe heifit, welche die groBe
Insel Nowa ja° Semi ja in zwei Halften
trennt, vor Anker. Von da wurden bedeutende
Ercursionen in das Innere des
Landes unternommen. A>n 3. August
segelte er welter nach Norden zu, urn
Cap Nassau zu erreichen, wo das Pro»
viantdepot errichtet werden sollte und
man auf ein Zusammentref f en hoffte mit
dem Schiffe' „Tegetthof f " , welches eben
Weyprecht und Payer fiihrten. Am
12. August wurde wirklich ein Schiff —
es war das erwartete — sigualisirt. Der
Graf fuhr ihm entgegen. Wie groB die
Freude iiber ein wenn auch gewiinschtes,
so doch iiberraschendes Zusammentref fen
war, dafiir eine Thatsache zum Beleg.
Der alte Capitan Ca risen aus Tromso,
der an Bord des „Tegetthoff" sich befand,
nahm im Selbstvergessen der Freude
iiber diese Begegnung sogar die Pirriicke
statt der Miitze ab . Der Graf schreibt
iiber diesen Moment die einfachen Worte,
die aber Alles ausdriicken: „Ich kann
nicht sagen, was in diesem Augenblicke
Alles in mir vorging. Das Unternehmen,
welches das Ziel meiues Strebens seit^
Wilc.;ck, Ioliann Nep . 120 Milc^ek, Johann Nep .
Jahren gewesen, sab» ick nun hier verkor»
pert, in voller Lebenskraft, in der Errei«
chung seiner ernsten Mission begriffen.
Hier nahm es sich anders aus als bei den
vielen Worten, welche man darum ge»
sprochen und dariiber geschrieben hatte.
Wie erschienen mir hier die Manner,
welcbe es fiihrten, imponirend im Kampfe
mit den Hindernissen, welche sie zu iiberwinden
hatten." Als dann am 23. August
der Nordwind einsetzte, welcher zur Fahrt
nach Siiden einlud uud mahnte, ging es
ans Scheiden, welcbes sich im Eismeer
etwas anders gestaltet und empfindet als
nach einem Diner oder an der Visenbahn.
Nun wurde der Kiel nacb Siiden ge»
wandt . Am 3 1 . August langte man nach
miihevoller Fahrt wieder an der russischen
Kiiste an, wo man mit Samojeden zusammentraf .
Einer von diesen lootste
den „Isbjorn" in die Petschora hinein,
wo der Graf mit dem beriihmten sibiri»
schen GroBhandler S i d o r o w und dem
Capitan Mathiesen zusammentraf.
Wahrend nun der „Isbjorn" auf dem
Seewege nacd Tromso zuriickkehrte, schlug
Graf Wilczek mit seinen .Begleitern
den Landweg durch das ganze weite
Rutland ein, wobei er durch unwirthliche
Tundra und durch Steppen von einem
Seite 175
Wurzbach5 6 . txt
Strome in den anderen in kleinen Booten
fuhr und oft wochenlang nichts Anderes
als den Urwald sah, bis er in Nischnej»
Nowgorod d!e Eisenbahn erreichte. Wir
verweilten bei dieser Expedition langer,
weil es eine That im Leben des Grafen
ist, die den Edelmann ebenso in seiner
Eigenart, wie in der glatten Ausfuhrung
eines zweckbewuBten Zieles mit Hintaw
setzung aller Gedanken an unausbleib»
liche Gefahren darstellt. Fruher noch hatte
er gezeigt, welch hohes Interesse er
empfand an Allem, was Wissenschaft und
Erweiterung der Kenntnisse betraf, und.
wie er sogar den Sport zu benutzen weiB,
urn wissenschaf tliche Zwecke zu fordern.
Der Graf namlich ist ein groBer Freund
des Iagdsports, und Seine Majestat der
Kaiser wie andere Fiirsten haben ihn
wiederholt zu Jagden auf Gemse und
Steinbock eingeladen. Als nun im De>
cember 1869 sich die anthropologische
Gesellschaft in Wien bildete, gehorte
Graf Wilczek zu ihren Mitgliedern.
Und als er dann im Februar 4879 auf
eine Reise zur Lowenjagd in Afrika sich
begab, verband er damit auch den Zweck,
die anthropologische Gesellschaft, welche
es sich zur Aufgabe gestellt, die Studien
tiber den Menschen in physischer und
psychischer Beziehung zu fordern, darin
bestens zu unterstiitzen . Urn diese Zeit
wurde bei Constantine ein Leichenfeld
entdeckt, und mit Land und Leuten von
friiheren Reisen her bekannt, ubernahm
er es, den noch jungen Verein bei den
betreffenden Ausgrabungen zu vertreten
und ihm iiber jene Funde Bericht zu er»
statten, welche ethnographischen, anthropologischen
und die Urgeschichte des
Menschen betreffenden Werth haben. Zu
diesem Zwecke nahm er einen Maler mit,
welcher die nothigen Zeichnungen an>
fertigte. So finden wir dann den Grafen
auch spater nicht nur bei alien humanen,
gemeinnut zigen, sondern auch kiinstlerische
und wissenschaf tliche Zwecke fordernden
Unternehmungen immer in erster Reihe.
Urn Kiinstler mit ihrer Bedeutung entsprechenden
Aufgaben zu beschaftigen,
errichtete er in seinem Sommerschlof f e
Seebarn, unweit Kreuzenstein bei K6rnen»
burg, eine Galerie seiner in Oesterreichs
Geschichte ofter in hervorragender Weise
eingreif enden Ahnen und berief dann
unsere besten Kiinstler, wie Canon, der
den Bischof Leopold Kolonicsim erbeuteten
Tiirkenlager vor Wien darstellte,^
) Johann Nep . 121 ) Johann Nep .
Rudolf H u b e r , welcher Gilbert Sa i n t
H i 1 a i r e malte, M a k a r t , von dessen
Meisterhand wir Eck von Reischach
finden, M a t e j k o , der den Heerfiihrer
Georg Podiebrad' s, den beriihmten
Seite 176
Wurzbach5 6 . txt
Wenzel Wilczek, Lenbach, welcher
mit seinem Meisterpinsel den Grafen
Hans selbst abconterf eite, u. A. Als
nach der oben erwahnten, im Sommer
1871 ausgefiihrten Vorerpedition am
13. Juni 1872 die Ausfahrt des „Tegetthoff"
zur groflen Polarexpedition
stattfinden sollte, ermoglichte dies wieder
nur die Munificenz des Grafen W ! 1 -
czek, der aus seinen eigenen Mitteln zu
diesem rein privaten Unternehmen die
ansehnliche Summe von 30—40.000 f 1 .
beisteuerte. Auf einer neuen Iagdreise
im J u 1 i 1874, auf welcher er einer 1873
an ihn ergangenen Einladung des Konigs
Victor Emanuel zu einer Stein«
bockjagd nach Aosta folgte, bereicherte er
seine Reisemappe mit geographischen
Aufnahmen der Gletscherwelt des Monte
Rosa. Als dann bei den groBartigen
Fortschritten, welche durch die Verbin«
dung der Electricitat mit der Technik,
Mechanik und dem Beleuchtungswesen ins
Leben traten, sich das BediirfniB auf»
drangte, dem Publicum ein Ubersicht»
tiches B i Id des bis dahin Geleisteten zu
bieten, und eine electrische Ausstellung
geplant wurde, finden wir ihn wieder
unter den Matadoren dieses Unterneh»
mens, welches in iiberraschender Vollendung
zur Ausfiihrung gelangte. —
Am Tage nach der entsetzlichen Ring,
theater' Katastrophe, am 9. December
1881, rief nun Graf Wilczek wieder
ein groBes und gemeinniit ziges Werk ins
Leben, die Wiener freiwillige Rettungsgesellschaf t ,
welche, ohne die
geringste financielle Unterstiit zung vom
Staate anzusprechen, bloB aus den Mit«
teln, welche ihr von Gonnern und Freun»
den gespendet worden, sofort sich consti»
tuirte und ein bereits fur mehr als
30.000 fl. versichertes Material aufzuweisen
hatte. So sehen wir den Grafen
immer und iiberall im Vordergrunde bei
alien Unternehmungen, welche die Wissen»
schaft und Kunst fordern, welche die M i 1 -
derung der Leidenszuf tande der Mensch»
heit bezwecken. I n Wiirdigung und An»
erkennung dessen wurde er von Seiner
Majestat im October 1873 mit dem
Commandeurkreuze des Leopoldordens
ausgezeichnet , iiberdies ist er wirklicher
Geheimrath, erbliches Mitglied des
Herrenhauses des osterreichischen Reichs '
rathes, Ehrenmitglied der kaiserlichen
Akademie der Wissenschaften, Mitglied
des Curatoriums des k. k. osterreichischen
Museums fur Kunst und Industrie, der
k. k. Centralcommission fur Erforschung
der Kunst- und historischen Denkmale und
Mitglied des orientalischen Museums.
Hans Graf Wilczek verheiratete sich
am 16. Mai 1838 mit Emma geborenen
Seite 177
Wurzbach5 6 . txt
Grasin Emo . Capodilista (geb.
18. August 1833), aus welcher Ehe drei
Tochter und ein Sohn, Graf Joseph
J o h a n n Nep . entstammen, welch Letz«
terer, seit 21. Janner 1884 mit Elisabeth
geborenen Grafin Kinsk) ' von
Wchinitz und T e t t a u vermalt, auch
schon Vater eines am 17. November
1884 geborenen Sohnes, J o h a n n Ne»
pomuk, ist .
D a h e im (illustr. Blatt) I X . Jahrg. (4873/74),
S. 764: „Deutsche Reisende der Gegenwart .
VII. Graf Hans Wilczek" . — Deutsche
Rundschau fur Geographie und Statistik.
V. Jahrg.. 5. Heft: „Beruhmte Geographen
u. s. w. Hans Graf Wilczek". — Deutsche
Z e i t u n g (Wien) 4872, Nr. 329 im Feuilleton:
„Die Nordfahrt des Grafen Wilczek
nach Spitzbergen und Nowa ja ' Srmlia" , —
Gmbacher (Friedrich Or.) . Lerikon der
Reisen und Entdeckungen (Leipzig 4882,^
, Joseph 122 M i 1 d t , Anton
Bibli^rapoischeo Institut, dr. 12".) T. 2i>7
und ^88. — F remden » B 1 a t t . Heraus»
gegeben von Gust. Heine l'Nien. 4".) 48U6,
Nr. j?U; ""u, Tecember 1876. Nr. A 9 . im
Feuilleton: „Von TchloB Teebarn" . -
IllustrirteZeitung (Leipzig. I.I. We»
der) a<». Bd. <lti?2). S. 27; 63. Bd. (18>74).
S. 290. — (Miinchener) Allgemeine
Zeitung, 2. Februar 1884. Nr. A3: «Die
Wiener freiwillige Rettungsgesellschaf t " . —
Neue Freie Presse (Wiener polit. Blatt)
t872. Nr. 294V: „Wilczek - Vera"; 4874,
Nr. 3536 in der „Kleinen (5hronik". — Neue
illustrirte Zeitung (Wicn. Zamarski.
kl. Fol.) 16<73. 3. 4. — Presse (Wiener
polit. Blatt) 187<>, Nr. :19.
Portraits. Holzschnittbildnisf t ' in der „Illu<
strirten Zeitung" 1872 und 1874. — Holz«
schnitt von Anger er im „Illustrilten Wiener
Ertrablatt" i872. Nr. i:13. - Holzschnitt
von Vaar und Biberhofcr nach Zeich«
nung von F. N. (eiB) in der (Wiener)
„Neuen illustrirten Zeitung" 1875. — Holz»
schnitt nach einer Zeichnung von (Mutten«
thaler?) . IDer Graf in ganzer Figur, die
Linke auf sein Gewehr gestiitzt, ihm zu FiiBen
der erlegte Eisbar) im „Daheim" . IX. Jahrg.
(5873/74) . S. 763.
Wilczek, Johann Baptist Joseph,
siehe: Vlcek, Johann Baptist Joseph
M. I. I, S. 1 11) .
Wilczek, Joseph (theolog. S
stell er, geb. inGalizien, Ort und
Zeit unbekannt), ZeitgenoB.
sich dem geistlichen Stande
beendeten theologischen Studien und
daraus erlangtem Doctorate dem Lehramte.
Er wurde Professor der Pastorattheologie
am theologischen Seminar zu
Tarnow und dann Professor seines Faches
an der Hochschule in Krakau. Doch er>
scheint er zur Zeit nicht mehr im Lehrkorper
Seite 178
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r i f
t
i
e
n , Or
t
Er widmete
und
nach
Wurzbach5 6 . txt
derselben. I n seinem Fache schriftstellerisch
thatig, hat er folgende Werke
herausgegeben : „/ A 2a?i/M n« sn/s/a
gang ( I . Wien 1843; I I . Tarnow 1834);
) d. i. Predigten auf die
Sonntage des ganzen Jahres, 2 Bande
(Lemberg 1848; 2. Aufl. Wilna 1833);
- „Hlonl/ "OFT-Teoons" ) d. i. Begrabnifi '
reden (Tarnow 1834, 8 A .); - AA omz7?6
«1 ' <3H2z<s/?ls " , d. i. Sonntagige Homilien
(Krakau 1861, 80.); — „ A asania
A >?-6Moe?ns " , d. i. Gelegenheitspredigten
(Tarnow 1836; 2. Aufl. 1860); -
d. i. Passionspredigten (Krakau 1862,
A o?tt. / , d. i. Pastoralhomiletik, 1. Bd.
(Krakau 1864, 8".). In der Zeitschrift
d. i. Freund der christlichen Wahrheit,
im 3. und 4. Bande des Jahrganges
1836 ist abgedruckt sein Aufsatz: «
, i
d. i. Nachricht von den Anfangen des
Bisthums und Capitels und von den
Anfangen der heutigen Kathedralkirche in
Tarnow .
Wilczek, Wenzel, siehe: Vloek, Wenzel
M. I.I, S.
d. i. Predigten auf die Festtage des
ganzen Jahres. Erster und zweiter Jahr.
Wilczek von oinov, Wenzel, siehe:
Vloek von oinov, Wenzel M . I.I,
S. 113, in den Quellen, Nr. 1".
Wildt, Anton (Bildhauer, geb .
zu Ko2eluch in Bohmen am 11. Juni
1830) . Biirgerssohn, besuchte er die
Teynschule in Prag, iibte sich aber gleichzeitig
im Prager Gewerbevereine und auf
der Kunstakademie im Zeichnen und
Modelliren. I m April 1848 trat er in
das Atelier des Bildhauers Joseph
Max, bei welchem er durch sieben Jahre,
bis 1833, arbeitete. Nun vollendete er?
ild) C. 123 Mild, Franz
mehrere Arbeiten nach seines Meisters
Modellen, darunter etliche Statuen fur
die Karlsbriicke in Prag. Seine Statue
„ Julian Sternberg", welche er auf die
Prager Ausstellung 1833 schickte, wurde
vom Kunstvereine fur die Verlosung an<
gekauf t . 1836 eroffnete er sein eigenes
Atelier. 4837 stellte er seine Statue des
Astronomen Kepler offentlich aus,
welche von alien Seiten Anerkennung
und in der Leipziger „Illustrirten Zeitung"
in einem Holzschnitte Aufnahme
fand. Von nun ab meiBelte er die Gruppe
auf dem Prager Sparcaf sengebaude, die
Statue des Burgermeisters Ioh. Martin
Kopeck' 1 W d . X I I , S. 426-428" fur
die Stadt Pilsen, das Denkmal des
oechischen Dichtes Cajetan T y 1 A Band
X A V I I I , S. 478 A auf dem Pilfener
Friedhofe, zwei Marmoraltare fur die
Barnabiten in Hradoan und Hanspach,
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viele figuralische Grabdenkmale fur Prag
und auswarts. Fur das Kliopera-Denk«
mal auf dem Wolschaner Friedhofe in
Prag arbeitete er die Biiste des Dichters
aus carrarischem Marmor. 1863 ging er
nach Wien, wo er durch sechs Jahre im
Atelier seines Landsmannes, des Bild»
Hauers Franz Melnitzk" "Bd. XVII,
S. 333^ mehrere grofiere Arbeiten ausfuhrte.
I m Herbst 1869 kehrte er dann
nach Prag zuriick, wo er zunachst den
groBten Theil der ornamentalen Partien
fur die Fronte des Schebek ' schen Palais
in der Herrengasse meiBelte und dann
die Skizzen zu mehreren grofieren Arbeiten
in Angriff nahm.
V o 1 i t i r (Prager polit. Blatt . Fol.) 1868.
Nr. 51 im Feuilleton: „Die bildenden Kiinste
in Bohmen" .
d, C. (Schrif tstellerin, geb .
zu Prag am N. Februar 1831>. Pseudonym
fur Camilla Koblinger. Die
Tochter eines kaiserlichen Postbeamten,
! vollendete sie in Budweis ihre Ausbil«
dung und widmete sich vornehmlich dem
Studium der Musik, aber der friihe Tod
ihrer Mutter fetzte demselben vor der Zeit
ein Ziel. Sie wurde nun Sprach» und
Musiklehrerin in einem Vrziehungsinstitute
und spater Gouvernante in Slavonien.
I n ihrer MuBe verlegte sie sich auf
schongeistige Arbeiten, und in der Mode«
und Musterzeitung „Victoria" erschien
zuerst ihre Novelle „Waldidylle" . 1879
begab sie sich nach Wien, wo sie ihren
bleibenden Aufenthalt aufschlug und
sich ganz dem schrif tstellerischen Berufe
widmete. Sie ist Mitarbeiterin vieler,
meist belletristischer Zeitschrif ten, in denen
unter anderen ihre Romane : „Einsam
und allein", „Metamorphosen" , „Die
Birkenhein" und wohl ein halbes Hundert
Novellen und Erzahlungen, darunter
„Dornroschen" , „Margarethe" , „?g.ro
'"veil." und „Pf lichtgetreu, erschienen sind.
Ob ein Werk der Schrif tstellerin bereits
selbstandig gedruckt ist, wissen wir nicht .
Reichenbergei . - Fam ilienfreund. Illu»
strirte . Blatter u. s. w. Herausgegeben von
Wilhelm Nessel. III. Jahrgang (1883),
S. 212 im Artikel: „B6hmens deutsche Dich«
tecinen und Schrif istellerinen" . Von Karl
Schrattentha 1.
Wild, Franz (Sanger, ged. zu
NiederhollabrunninUn tero ste rreich
am 3 1 . December 1792, gest. in Ober»
dobling bei Wien am 1. Janner 1800) .
Seine Eltern waren nicht unbemittelt,
da sie ein kleines Haus und auch einige
Grundstiicke besaBen. Bei der Taufe be>
reits schien sein kijnftiges Schicksal an»
gedeutet worden zu sein, denn bei der
auBerordentlichen Kalte in der Kirche
schrie er so gewaltig, daB sein Taufpathe,
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der Schullehrer Blacho von Nieder-
Hollabrunn, sich aufierte: „DerJunge hat
eine gute Stimme, den muB ich singen^
Mild, Franz 124 ) Franz
lehren." Und wirklich erhielt er schon mit
funf Jahren von seinem Taufpathen den
ersten musicalischen Unterricht. I n seinem
siebenten Jahre (1800) wurde er als
Sangerknabe im Stifte Klosterneuburg
auf genommen und kam unter die Leitung
des geistlichen Stiftschorherrn, des be>
ruhmten Violinspielers und Chorregenten
Prosper von Mosel M . XIX, S. 136,
in den Quellens. Der Aufenthalt da»
selbst blieb immer seine schonste Erinne«
rung, er wurde so liebevoll behandelt,
und man war dem talentvollen Knaben
seiner schonen Stimme und seiner bedeu»
tenden Fortschritte wegen so gewogen,
daB man es an keiner Art Auszeichnung
fehlen liefl, und er besonders Sonntags,
wenn er eine Motette oder ein anderes
Solo gesungen, nach der Tafel von
jedem der geistlichen Herren eine Torte,
ein Stuck Confect oder ein Geldstiick zur
Belohnung erhielt. Noch nach vielen
Jahren sprach er nur mit Riihrung von
jener Zeit, und da er dem Stifte seine
Dankbarkeit durch nichts Anderes beweisen
konnte, so fuhr er stets, wenn er
in Wien war, und zwar noch in seinen
altesten Tagen, in der Charwoche am
Griindonnerstage nach Klosterneuburg,
urn daselbst in der Kirche eine Lamen«
tation zu singen. 1804 bewarb er sich
urn eine Sangerknabenstelle in der Hof»
capelle und wurde, nachdem er die Probe
vor den damaligen Hof capellmeistern
S a 1 i e r i und Eybler aufs riihmlichste
bestanden hatte, ins Convict aufgenom»
men. Hier fand er die erste Gelegenheit,
sich in der hoheren Singkunst auszubilden,
da fast jede Woche Concerte 5 la
Okinsra bei der Kaiserin Maria Theresia
waren und die ausgezeichnetsten
Meister Italiens und Deutschlands , wie
Crescentini, Prizzi, die beiden
Sessi, Vogel, Weinmuller, mit»
wirkten. Er machte bedeutende Fort»
schritte und war als Knabe von dreizehn
Jahren bereits so beliebt, daB er in
Schonbrunn das 3a.Iv6 renins, von
B r a u n d 1 singen muBte und selbst einem
Napoleon Zeichen der Bewunderung
entlockte. 1808 trat er aus dem Con»
victe, beendete seine Studien bei den
Schotten und machte in dieser Epoche
die Belagerung von Wien mit, da er sich
in das Studentencorps aufnehmen lieB
und auf der Karnthnerthorbastei dem
dreitagigen Bombardement ausgesetzt
war. Da sein Plan, Chirurgie zu stu«
diren, an der Unzulanglichkeit der Hilfsmittel
von Seite seiner durch die Kriegs«
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ereignifse nun fast ganz verarmten Eltern
scheiterte, so nahm er, nachdem er durch
die rasch vor sich gegangene Mutation
seiner Stimme im Besitze eines schonen
Tenors war, Zuflucht zur Biihne und
liefi sich, urn sein Leben erhalten zu kon«
nen, vorerst als Chorist im Iosephstadter
Theater, und da er hier unter Mayer's
Direction voile sechs Wochen keine Gage
erhielt, an der Leopoldf tadter Biihne
unter Director Hensler engagiren. Die
erste Aufmerksamkeit erregte er vor der
Ankunft der Franzosen 1809 durch das
3ied «Hoch Oesterreich vor Allem", wel«
ches er auf dem Theater vor dem Publi»
cum singen muflte, indem der Tenorist
B o n d r a , durch eine plotzliche Heiserkeit
verhindert, ihn aus dem Chore vorfuhrte
und das Lied vortragen lieB, welches' un>
geheueres Aufsehen machte. Nach einem
Jahre trat er als Chorist zum Hofopern»
theater iiber und wurde nacb vier Mo«
naten von Hummel, damals Director
der furstlich Eszterhazi ' schen Capelle
in Eisenstadt, als Solosanger an derselben
engagirt. Dort horte ihn Graf
Ferdinand Pa. Iffy, Eigenthumer des
Theaters an der Wien, bei Gelegenheit^
Wild, Franz 128 ild) Franz
einer groBen Jagd, als P r i n z Ramiro
in „Aschenbrodel" und lud ihn ein,
diesen Part in Wien zu singen. Wild
nahm die Einladung an, trat am 1 t . Juli
181 1 in dieser Rolle im Theater ander
Wien auf und wurde nach zwei Monaten
an demselben engagirt, seit welcher Zeit
sich seine ersten Triumphe datiren. Er
sang hierauf den Tamino in einem
Jahre dreiBig Male und machte in dieser
Rolle ebenso Furore, wie spater als I ohann
von Paris . 1814 trat er zum
Hof operntheater iiber, wo seine bedeu»
tendsten Leistungen Licinius , Tan>
cred, I o c o n d e und Joseph („Joseph
und seine Briider") waren. 1813 machte
er den ersten-Kunstausf lug nach Gratz
und erntete bei seinen Gastvorstellungen
den stiirmischsten Beifall. Bei seiner Ab>
reise begleitete ihn das ganze Theaterpersonal
eine Stunde weit, und in Peggau
bewirthete ihn der Postmeister, welcher
den meisten Vorstellungen des Kunstlers
in Gratz beigewohnt hatte, und liefi
ihn unentgeltlich mit vier, eigens fur ihn
angespannten Schimmeln, „wie einen
hohen Herrn", wie er sich ausdriickte,
weiter befordern. Zur Zeit des Con>
greffes sang Wild vor einem groBen
Theile der Monarchen Europas, und hier
bot ihm der GroBherzog von Baden ein
sehr vortheilhaf tes lebenslangliches Engagement
an. Da die deshalb mit der
Wiener Hof operntheater-Direction angekniipften
Verhandlungen zu keinem
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Resultate fiihrten, so unternahm er eine
Reise ins Ausland, gab vorher noch
in dem Curorte Franzensbrunn zur Erbauung
eines Hospitals fur Arme zwei
Akademien, welche dem Fonde bei
1200 ft. W. W. eintrugen, und ging
hierauf nach Frankfurt a. M., wo er eilf
Male sang, wirkte dann zu Leipzig in
einem Concerte und gab in Berlin fiinf« 1
zehn Vorstellungen . Hier sang er auch in
einem Concerte das Lied „Der treue
Tod" von Korner, im Beisein der Eltern
des Dichters, unter unbeschreiblichem
Enthusiasmus . Bei seiner Riickkehr nach
Berlin spielte er wiederum fiinfzehn Male,
reiste im Juni 1817 nach einer sechswochentlichen
Krankheit nach Hamburg
und trat im November desselben Jahres
das ihm angetragene lebenslangliche En»
gagement in Darmstadt an. Hier wurde
er nach Stuttgart berufen, urn vor der
Kaiserin Mutter von Rutland Gastrollen
zu geben, sang darauf in einem Con»
certe bei Hofe, folgte einer Einladung
nach Miinchen und eroffnete dort das
neue Theater mit der „Zauberf lote" , bei
welcher Gelegenheit er von der Konigin
einen werthvollen Brillantring erhielt.
Die Sehnsucht zog ihn 1819 nach Wien,
urn seinen Vater zum letzten Male zu
sehen. Er sang daselbst achtzehn Gastrollen
und wurde mit Beifall uberschiittet . Dann
kehrte er wieder nach Darmstadt zuriick.
I n den Jahren 1822 und 1823 machte er
eine Reise nach Holland, gab Concerte in
Coin, Elberfeld, Diisseldorf, Crefeld,
Utrecht, Bonn und Amsterdam, reiste
darauf in das Bad Schwalbach und
erkrankte hier so sehr, daB er auch 1824
pausiren muBte. 1825 begab er sich nach
Paris, studirte bei Rossini und Bor.
dogni und folgte im April 1823 einem
Rufe nach Kassel, wo ihm der Kurfiirst
ein glanzendes Engagement anbot, wel>
ches er auch annahm. Von hier aus
machte er 1826 eine Kunstreise nach
Berlin. 1827 nach Prag, 1828 nach
Hannover und Braunschweig. 1829 nach
Wien, wo er 18 Male sang und enthusiastische
Aufnahme fand, trat 1830 bei
dieser Biihne wieder in Engagement und
gehorte derselben von diesem Jahre bis
zuin Schliisse seiner theatralischen Wirk-^
Wild) 126 Mild, Franz
samkeit bleibend an. I n dieser Epoche
jedock sang Wild alljahrlich wahrend
seines Urlaubs auf fast alien Biihnen
Oesterreichs und Deutschlands , so 183 1
in Lemberg und Brunn, 1832 in Prag,
Gratz. Vreslau, Berlin, Danzig, K6nigs»
berg, Stettin, Cassel, Frankfurt a. M.,
Wiesbaden, Aachen, Darmstadt und
Mainz; 1833 bei den Festlichkeiten in
Teplitz vor den Monarchen und von da
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bis 1840 auf alien namhaften Theatern
mit f abelhaf tern Erfolge. I m letzt»
genannten Jahre sang er noch mit seinem
Freunde und Kunstgenossen Staudigl
j'Bd. X X X V I I , S. 23 1 A in London, wo
er namenlos Triumphe feierte und den
Mar im „Freischutz" allein siebzehn Mai
geben muBte. Hierauf sang er eimmd
vierzig Mai in Berlin und gastirte aucb
noch zu Wien im Iosephstadter Theater.
I m Janner 1843 betrat er als Don
Juan abermals die Hofbiihne, wurde
hierauf Oberregisseur und beschlofl seinen
Wirkungskreis als Opernsanger daselbst
am 24. Mai 1843 in der Rolle des
Abayaldos in Donizetti ' s „Dom
Sebastian" . Von dieser Zeit an sang er
wiederholt in Kirchen und Concerten,
machte noch kleinere Ausfliige, trat in
verschiedenen Akademien seiner Freunde
auf und feierte am 8. November 1837
im Musikvereinssaale sein f iinf zig jahriges
Kiinstler jubilaum, wobei Wien seinen
„alten Liebling", dessen Stimme und
Vortrag noch immer von wundervoller
Wirkung war, mit dem betaubendsten
Beifall iiberschuttete . Hierauf sang
Wild, der sich, wie er selbst sagte, durch
diese auBerordentliche Theilnahme, Liebe
und Verehrung des Publicums fur den
„alten Mann" noch einmal wie ver»
j u n g t fiihlte, in kurzen Zwischenraumen
in einigen Concerten auf dem Theater an
der Wien und in der Iosephstadt, dann in
geselligen Vereinen, wie „Aurora", „Hesperus"
:c, ferner in verschiedenen Kirchen
(meist in der Minoritenkirche) und trat
zum letzten Male vor die Oef f entlichkeit
in dem Concerte des Pianisten Mayer,
am 8. November 1839, sechs Wochen
vor seinem Tode und fast 70 Jahre alt.
Am 1. Janner 1860 endete ein Blutschlag
sein Leben. Wild war seit
Mai 1814 mit der ehemaligen Schau«
spielerin IosephineBonn vonKirch»
stetten, Tochter eines im Felde gesat»
lenen Hauptmannes, in der gliicklichsten
Ehe verbunden. Seine Frau starb 1833.
Das einzige Kind, eine bliihende Tochter,
hatten die Eltern bereits 1842 begraben.
Und dies ist im groBen Umrisse Wild' s
Leben und kiinstlerisches Wirken. Sein
Repertoire war reicher als das irgend
eines andern Sangers, es umfaBte bei
120 Opern und Singspiele! Er sang
fast viertausend Male auf dem Theater
und gegen dreihundert Male in Con»
certen, aufierdem in Kirchen und un»
zahlige Male in Gesellschaf ten und im
Kreise seiner Freunde. Auf jeder nain«
haften Biihne Oesterreichs, Deutschlands ,
ja selbst in NuBland, in Paris und London
holte er sich Lorbeeren — rastlos
thatig und immer von dem schonsten Erfolge
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gekront . Er lebte im Gesange, er
willfahrte mit Freuden jeder Aufforde»
rung, und ergab gerne, was er hatte und
so lange er hatte, und zwar bis sich sein
liederreicher Mund fur immer schlofi. An
dieser beispiellosen Ausdauer seines
kunstlerischen Wirkens hat auch die nun
leider langst entschwundene Gesangsmethode
einer goldenen Kunstepoche einen
groBen und machtigen Antheil. Bei der
heutigen Geschmacksrichtung und den
modernen Schrei operu durfte ein
f iinf zig jahriges Wirken von einem Tenor,
und ware er von Stahl und Eisen ge»^
Mild, Franz 127 Wild, Franz
baut, zu den Unmoglichkeiten gehoren.
Wagner's Zoglinge werden schwerlich
se solche Jubilaen feiern, wie W i 1 d in
seinem 67. Jahre. Aber Wild sang ja
nur stets, er schrie nie, und defihalb schien
die Natur ihn bis in sein spatestes Alter
mit dem fast ungeschmalerten Besitz seiner
herrlichen Stimme belohnen zu wollen.
Wenige Wochen vor seinem Tode begegnete
er, nachdem er in der Minoritenkirche
gesungen und allgemeine Bewun»
derung erregt hatte, einem Freunde.
„ J a " , sagte er, mit seinem sonoren
Organe, aber sichtbar geriihrt, „Alles
verlaBt mich, meine besten Freunde sterben,
einer nach dem andern, ich stehe
ganz allein, bin ein alter Mann, mit dem
es wohl auch bald aus sein wird — nur
meine Stimme verlaBt mich nicht ! " Da»
mals sprach Wild noch von einer Reise
in die Rheingegenden, wo er einige seiner
letzten Freunde besuchen wollte, urn in
der Erinnerung an seine schonste Epoche
noch einmal aufzuleben; auch seine Me A
moiren wollte er in Leipzig herausgeben
— allein er trat wohl eine Reise an,
namlich seine letzte Reise, und seine
„Memoiren" werden kaum erscheinen,
wenn nicht die inCzartoryski ' s „Recensionen"
enthaltene Autobiographie
des Kiinstlers damit gemeint ist. Wild
war klein, fast so klein wie — Napo»
leon der GroBe, aber seine ganze Per»
sonlichkeit hatte etwas Energisches, Kraftiges,
und wenn er sang, wuchs seine Ge»
stalt fast vor unsern Augen. Sein Haar
war in der Jugend rabenschwarz und in
natiirlichen Locken, fein Auge feurig und
belebt, zwei buschige Brauen und die
scharf geschnittenen Ziige gaben seinem
edlen Antlitze den Ausdruck stolzer Mannlichkeit .
Ein Portrat aus seiner Bllite>
zeit, von Letronne's Meisterhand gezeichnet
und von charakteristischer Aehnlichkeit ,
ist ein hochst interessantes Bild.
Wild' s Stimme suchte ihres Gleichen.
Gin unbeschreiblicher Schmelz und Wohlklang
vereinte sich mit einer Kraft und
Fiille, die seinem Tone jenen markigen
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Timbre verliehen, daB er mit unwiderstehlicher
Macht zum Herzen drang und
das Ohr, das ihn einmal gehort, ihn nie
wieder vergaB. Sein Vortrag, seine
Schule, seine Declamation, Geberde und
Action war von hochster Vollendung,
seine Begeisterung riB ihn und den Zu«
Horer mit sich fort und iiberschritt doch
nie die Grenze des Schonen. Die Rollen,
in welchen er unvergeBlich ist, dijrften
vor alien Othello, dann Licinius ,
Eleazar, Sever, Don Juan, Florestan
in „Fidelio", Orest, Ioconde
und Cleomenes in „Die Belagerung
von Korynth" sein. Oft siegte er bei
einer Stelle, die vor ihm ein Dutzend
Sanger ganz unbeachtet lieBen und
auch danach sangen. Oft machte er aus
unbedeutenden Rollen Glanzrollen —
oft hob er allein eine Oper — rettete
ganze Acte bloB durch eine ganze Ariel
Wir erwahnen nur das von ihm so unbe>
schreiblich reizend vorgetragene zweite
Nathsel in Hoven ' s „Turandot", seinen
Tybald in Bellini ' s „Montecchi",
ein Part, der vorher von zweiten Tenors
erfolglos gesungen wurde, und worin er
mit einer einzigen kleinen Stelle so bei>
spiellosen Erfolg erzielte — die Barcarole
in „Die Stumme von Portici"
— seinen Zampa, seinen A d r i a n o
in „Die Kreuzfahrer" und selbst seine
letzte Rolle Abayaldos ! W i 1 d
besaB das seltene GeheimniB: immer
bei Stimme zu sein! Und wie war
er dazu gekommen? Er nahm nie Theil
an den Gelagen und Bacchanalien seiner
Collegen. Mit Zechbriidern verkehrte er
nicht, und das Wirthshausleben widerte?
ild, Franz 128 Wild, Franz
ihn an; er lebte nur fur seine Kunst.
Sein ganzes >>ieben war makellos, seine
ganze Art „zu sein" edel. Daher er auch
sein Lebelang das Ideal Aller blieb, die
ihn singen gehort. Wild' s Name bleibt
— und man wird, wenn man von den
Heroen der Gesangskunst spricht, neben
Rubini, David, Lablache und An»
deren immer auch Wild nennen mussen.
Wir lassen nun sein RollenverzeichniB ,
seine Bildnisse und eine kurze Beschiel»
bung seines Grabdenkmals folgen.
I . Des Sangers Franz wild NollenveyeichniB
nebst Angabe des Jahres, in welchem derselbe
den Part zum ersten Mai gesungen. 1807:
Minnesanger (Die Teuf elsmiihle) . — Jupiter
sIoao>. — Ein Rauber (Misene) . 1810:
Prinz Ramiro (Aschenbrodel) . 1811: Taint
Romain (Ein Tag in Paris) — Frossard
(Gemsen jager ) . — Wind (Vetter Damian) .
— Loredano ( C'amillo) . 1812 : Tamino
(Zauberf tote) . — Osmin (Aline, Konigin von
Golconda) . — Karl (Sangin) . — Nephtaly
(Nephialy) , 1813: Villeroi (Die vornehmen
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Wirthe) . — Don Ottavio (Don Juan) . —
Vergy (Blaubart) . — Eduard (Die verehelichten
Freier) . — Sandrino (Konig Theo«
dcr) . — Ouinault (Lully und Duinault) . —
Rekrut (Das osterreichische Feldlager) . —
Alamon (Alamon) . 1814: Ferdinand (<Uo2i
l A n tm:i) . — Marchese (Marcusplatz in
Venedig) . — Vogelsang (Schauspieldirector) .
— Arsaz (Semiramis l A von Catel)). 1815:
Johann (Johann von Paris) . — Achior
(Judith) . - Carlo (Aline) . - Ruhm (Weihe
der Zukunft) . — Licinius (Bestalln) . — Tan«
crrd (Das befreite Jerusalem) . — Karl VII.
(Agnes Sorel) . — Ioconde (Ioconde) . —
Alcidoro (Palmira) . — Joseph (Joseph in
Aegypten) . — Horst (Die Ehrenpf orten) .
1818: Blondel (Richard Lowenherz) . — Col«
lin (Iannot und Collin) . — Don Juan
(Don Iuun) . — Murney (Das unterbrochene
Opferfest) . — Orest (Iphigenie auf Tauria) .
1817: Telasco (Ferdinand Cortez). 1818:
Trajan (Trajan) . — Eduard (Fanchon) . —
Semproniuo (Die Bacchanten) . — Karl
(Liebe und Ruhm) . 1819.- Polineus (Oedip) .
— Leicester (Elisabeth) . — Akao (Cante»
mine) . 182U: Othello (Othello) . - Rudolf
(Rothkappchen) . — Friesner (Das neue Sonn, >
tagskind) . — Jakob (Die Schweizerf amilie) .
— Mahomed (Mahomed) . — Montesinas
(Zoraide) . 1821: Rodrigo (Chimcne). 1822:
Mar (Freischutz) . 1823.- Titus (Titus). -
Telepsont (Merope) . — Kassander (Olympia) .
1824: Wladislao (Libussa) . 1825: Almaviva
(Barbier von Sevilla) . — Armand (Wasser«
trager) . — Victor (Concert am Hofe) . —
Nadori (Iessonda) . — Carlos (Leokaoie) . —
Oskar (Berggeist) . — Malekadel (Mathilde) .
— Kalif (Kalif von Bagdad) . - Alfred
(Prinzessin von Provence) . — Georg (Die
WeiBe Frau) . — Azor (Zemire) . 1827: Roger
(Der Maurer) . — Graf (Die Rosenmadchen) .
— Adolar (Euryanthe) . — Belmonte (Ent>
fijhrung aus dem Serail) . — Hiion (Obe>
ron) . — Antonio (Pietro von Albano) . —
Florestan (Fidelio) . 1828: Cleomeneo (Die
Belagerung von Korynth) . — Florwell (Die
beiden Fiichse) . — Hugo (Faust) . — Aoriano
(Die Kreuzfahrer) . — Hypolit (Vampyr) . —
Abdul (Abdul) . — Fiirst (Concert am Hofe) .
1829: Lafont (Aloise). - Montigni (2ar<
gines) . — Valbel (Zwei Worte im Walde) .
— Masaniello (Srumme von Portici) . —
Fritz (Die Braut). - Assir (Tancreo) . 1830:
Ravennes (Die vornehmen Wirthe) . — Alonso
(Alchymist) . 1831: Arthur (Die Unbekannte) .
1832 .- Zampa (Zampa) . — Fra Diavolo
(Fra Diavolo) . — Tybalo (Montecchi und
Capuletti) . 1833: Sever (Norma). 1834:
Robert (Robert der Teufel) . — Gualtiero
(Pirat) . 1835: Condenio (Wahnsinnige auf
Domingo) . 183V: Gustav (Die Ballnacht) .
1837: Robert (Torquato Tasso) . — Gomez
(Nachtlager) . - Arnold (Wllhelm Tell) . -
Cortez (Cortez) . — Chapelou (Postilion von
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Longjumeau) . — Graf Eduard (Gang nach
dem Eisenhammer ) . — Alamir (Belisar) .
1838: Eleazar (Die Jiidin) . - Prinz (Tu<
randot) . 1841: Polieuct (Romer in Meli«
tone) . 1842: Viscardo (Das Gelubde) . —
Edgar (Luci'i von Lammermoor ) . 1844:
Skapani (Skapani) . 1845: Abayaldos (Dom
Sebastian) .
I . Franz Wild's V burtsMr nnd Sterbetag.
SeinGeburtsjah' . Auf Wild's Denk '
male auf dem Nahringer Friedhofe ist der
31. December 1792 als Geburtstag des San»
gers eingemeiBelt . Dagegen erhebt sich ein
X. N. im Localanzeiger der „Presse" 1865.
Nr. 137, mit der Erklarung: daB ihm auf
eine schriftliche Anfrage der Pf arrverweser
von Nieoer-Hollabrunn mitgetheilt habe . W i 1 d^
Mild, Frnnz !29 ) Franz
sei laut Taufbuches. Ud. >', tolio 98, am
21. December 1791 geboren, und fragt, warum
auf dem Denkstein dennoch 1792 steht? Wahr»
scheinlich hielt man sich an W i 1 d ' s Angade
in seiner Autobiographie, welche in den von!
dem Fiirsten Czartoryski herausgegebenen
«Recensionen und Mittheilungen iiber Thea'
ter und Musik" 1860 abgedruckt steht, und in
welcher Wild selbst auf S. 19 den 31. December
1792 als seinen Geburtstag angibt
— SeinSterbetag . Wie iiber das Ge<
burtsjahr des Sangers, so cursiren iiber, dessen
Sterbetag abweichende Angaben. Nach Eini»
gen ware er am 1. Janner 1860, nach An«
deren am 12. December 1839 gestorben. Letz«
tere Angabe ist die richtige. Kertbeny
macht in den in den Quellen angegebenen
«Reliqu'en und Silhouetten" den beriihmten
Sanger zu Neujahrskind und Neujahrs«
leiche, indem er ihn am 1 . Janner 1792
geboren und am 1. Janner 1860 gestorben
sein laBt .
III. Portraits. 1) Ohne Schrift: a.vaut la
Ibtti-s. Meoaillonoilonit z . L. Letronne clei.,
F. John 20. (kl. Ful). - 2) Unterschrift :
Facfimilict: „Denke mein, wenn schon langst
die Harfe ruht ! Wild." Gemalt und lith. von
G. A. Mayer. Driick von R e i f f e n stein
und Rosch in Wien (Fol.) . — 3) Unterschrift:
Facsimile des Namenszuaes: „Franz
Wild", darunter in einer Zeile: „ziurfstl.
Hess. Kammer» uud kais. konigl. Hofopern«
jiinger". Kriehuber (lith.) 1841 (Pietro
Mechetti gam. Carlo in Wien. Fol.) . —
4) Lithographie von Kriehuber, 1843
(Fol.). - 3) Unterschrift: „Franz Wild".
Cacilie Bra ndt 6el. 1834. Steindlucl von
A. Kneisel A auch in Bau mgartner's
.Leipziger Modezeitung" ) . — K) Letronne
ae!.> H.Backofen lith. (Fol.). - 7) 3itho<
Liapbie (Berlin. Zawih, Fol.) .
I V . Gedichte an Franz Wild. „An . Wild".
Berlin 30. Marz 1826. Gedicht von C. von
H o 1 r e i , abgedruckt in Pietznigg'6 „Mit»
theilungen aus Wien" 1835, Bd. I , S. 46.,
— „Wild als Othello". Oedichr von G. Neu«
Seite 188
Wurzbach5 6 . txt
mann im „Tammler" (Wien, 4".) 18il),
S. 484. — „Jubilaum des Sangers Wild".
Gedicht von Otto Prechtler, abgedruckt im
„Mener Courier" 9. November 1857. Nr. 290.
— „An Franz Wild" . Gedicht von Harro
Harringin den „Originalien" , redig, von
Georg Loh. 1828. Nr. 58 - „Am Grade
o. Nurzbach. biogr. Lerikon. I. VI. A Gedr. 6
Nild's". Von Ludwig Solbert (Pseudo«
nym fur Stroppel) in Hellner's „Blat»
ter fur Musik u. s. w." 1830 in einer der
ersten Nummern. — „An Franz Wild". Ge»
dicht von Ludwig Foglar. vorgetragen im
Vereine„Hesperuo" , gedruckt inder Bauerle'-
schen „Theater ' Zeitung" 2. December 1857.
V. Wild's Grabdenkmal. Dem beruhmten
Sanger ein Denkmal auf seinem Grabe zu
setzen, wurde sofort nach seinem Tode be«
schlossen. Mit der Ausfiihrung betraute man
den Bildhauer Novak in Wien. und der
Entwurf des Monuments erschien in der
W a Id h ei m'schen „Illustrirten Zeitung" vom
8. August 1863. Nr. 84 im Holzschnitte . Die
Statue aus Sandstein zeigt den Sanger in
ganzer Gestalt in aufrechter Stellung, von
einem wohldrapirten Mantel umhiillt, den
linken FuB auf einer Felsen stufe, die Linke
eine Musikrollr. die Rechte einen Kranz hat»
tend. Sie ward am 11. Mai 1863 auf dem
Wahringer Friedhofe am Grabe des Sangers
aufgestellt und in der iiblichen Begleitung von
Gesang und Rede feierlich enthiillt. Das
Chorpersonale des Hof operntheaters trug den
vom Hof caprllmeister E s s e r compomrien
Chor. dessen Tert I . N. Vogl geschrieben,
vor. Der Vorstand des Kunstlervereines
„Hesperuo", dem Wild angehort hatte, hielt
die kurze Grabrede. Die Familie Wild.
Freunde uno Gelassen des Vereines „Hesperus"
hatten dem Sanger dieses Denkmal
als Zeichen ihrer Werthschahung uno Liebe
setzen lassen. sNeue Freie fresse (Wien)
1865. Nr. 231. - Ueber Land und
Meer (Stuttgart. Hallberger) Bd. XIV
(1865), Nr. 37. S. 583.)
V I . Hiographische «Quellen. FranzWild.
Blatter der Erinnerung (Wien 1860, Friedr.
Forster, 12°.) sdie erste Seite des Tertes ent»
halt im schlechten Holzschn tr eine noch schlech«
tere Copie des Bildnisses von. Let ronne). -
Allgemeines Theater»Lexikon oder
Encyklopadie alles W' ssenswerthen fur
Biihnenkunstler . Dilettanten und Theater'
freunde u. s. w Herausgegeben von K. Her»
lofisohn, H. Margaraffu. A. Neue
Ausgabe (Altenburg und Leipzig o. I
kl. 8°) Bd. V I I . 3. 222. - Allgemeine
Zeitung (Augsburg. Cotta, 4".) 186, ».
S. 88. -Blatter fur Musik, Theater
und Kunst . Redigirt von 3. A. Zeller.
186N, Nr. !>, - Dieselben. Nr. 4: , Me-.
Janner 1888. j 9^
Mild, Franz 130 Mild, Georg
quirm fur F.an; W:! A " Von I'r. Laulel A
Seite 189
Wurzbach5 6 . txt
ciil. — Boremia <Prager polit und bel«
lclr, Blatt. 4".) !837. -. A r. 2«'.7 in der
Rubrik „N A iaik"; i«6», Nr. 3. 2 . 41 : „Auu
Wien" . — <> onu ersaiiono ' Lerikon der
neuestrn Zeit und Lireratur. I n vier Banden
(Leipzig 1832 u. f.. Brockdaus . 5er. 8".)
Bd. IV, S. 942. — Coulissen geheim«
nlssr auS der Kiinstlerwelt (Wien 1869.
Waldheim. gr, 8") 2. 37: „TaS erste Dedut
eines Tarasiro" . — Deutscke Kunst»
und Musikzeitung . 21. December 1881.
Nr. 43: „Ueber Wild". Von l>r. Aug.
Schmidt saus dessen „Memoiren") . —
Deut s ch e M usik ° Z e i t u ng. Von Selmar
Bagge, 186«», Nr. 2 im Feuilleton. —
D i d a s ka 1 ia (Frankfurter Umerdaltungoblatt .
4".) 1860, Nr. 72 und 73: „Au5 Wild'u
Autobiographie" . — Europa. Heranogegeden
von Dr. Gust. Kiidne (Leipzig, ichin. 4".)
1860, Nr. 3, - Gafiner (,>. 2. I'i.), Nin«
versal . Lerikon der Tonkunst . 'Neue Hand»
ausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849,
Franz Kohler. 3er. 8".) S. 896. — Gramer
Z e i t u n g . 1837. Nr. 260 in den „Misccllen" .
— Krrtbeny (K. M.) Silhouetten
und Reliquien, Erinnerungen an Alback, Bet«
tina, Grafen Louis und Kasimir Batthyllny
u. s. w. (Wien und Prag 1863. Kober. 5".)
Bo, 11,2. 222 u f, '"uiit manchen Ilnrich«
tigkeiien. io im «Geburtsdatum: 1 Janner
l?ij2 statt 31. December 1792: deo I>r. Davio
T t r a u fi> Gattin heifit bei Kertbenn
Agne>e Hchuberi; dieselbe aber war die zu
ihrer Zeit deruhmce Tangerin Agnese Hche«
best, von welcher auch das Buch „ (i ' rinnelungen
einer Kunstlerin" erschienen ist A . —
Kinderfreund (Karl Joseph) . Thaliao
und Euierpes Klagen. Nebst verinischten C'pi»
soden iiber Aia:'.cheo aus unsercr Zeit (Wien
1830, Leop. Grund, 8".) 2. 164 u. f, -
Manner der Zeit. Biographisches Lerikon
der Gegenwart (Le pzig 1862. Lorck. 4".) .
zweite Serie. 3. 380. — Morgenpost
(Wiener volii. Vlatt) 1860, Nr 3: „Nild's
Leichenbegangnis " . — Dieselbe. Nr, 280
im Feuilleton. — Neue Zeit (Olmiiyer
volit. Blait» 1860, Nr, 4 im Feuilleton. -
Neue 5Universal» Lerikon der Tonkunst.
Fur Kiinstler, Kunstfreunde und alle Gebil»
deten. Angefangen von I)r. Julius Schladebach,
fortgeselzc uon C'd. Bernudorf
(Offenback 1861. Andr6, gr. 8°.) Band III,
H. 876. — A esterreichische National»
(Encyklopadie von G r a f f e r und (5zi«
kann (Wien 18 A 2. 8".) Bd. VI, S. 149
— Ostdeutsche Post (Wiener polit. Blatt)
1857. Nr 268 im Feuilleton. „Wild's Iubi«
laum" .— Piennigg. Mittbeilungen aus
Wien (Wien. kl. 8".) 1835. Bd. I, 2. 42
bis o<> . — Vresse (Wiener polii. Blatt)
18 A >7. Nr. 258 im Feuilleton- „Wild's Iubi>
laum". — Dieselbe. 1860. Nr. I in der
„kleinen Chronik" . — Dieselbe, Nr. 6,
ebenda . — Recensionen und Mitthei'
Seite 190
Wurzbach5 6 . txt
lunqen iiber Theater und Musik (Heraus«
gegeben von den Fursten Czartoryski) (Wien,
flennn. 4".) 1860; erstes Halbjahr S. 19,
33. 08, 8ij. 100. 103. 123. 174: „Autobiu'
graphie". — N i einann (Hugo Dr.) . Musik«
Lexikon. Theorie und Geschichte der Mustk
! u. s. w. (Leipzig 1882, bibliogr. Institut.
! br. 12".) 3. 1012. - Der S a m m 1 e r
(WienerNnterhaltungoblatt, 4") 1811. H . A 8 .
—Schilling (Gustav) . Das muslVa —
lische (5uropa (2peyec 1842, F. (5. Neiddard,
gr. 8".) T. : i> j 8 sgidr den 30. December fur
Wild' s Geburtstag an"Z — Schlesische
Z e i t u n g (Brrslau, Fo! . ) 186». Nr. 21 im
Feuilleton . - „Tle ersten Iugendjahre deo Te>
noristen Franz Wild" . — Tagesdote aus
Bobmen. <1>0<) . Nr. 4 in der Nubrik , .Bun«
teo" . - - T b ea te r« Z ei tu n g. Herausgegeben
von Adolf Bauerle <Wie A . <^r. 4".,» 18^1.
Nr. 238: „Wild'.' f iins>ig jahrigeo Langer«
jubilaum" . — Unsere Zeit (Brockbaua.
gr. 8") Bc>. V (1861) 3. 272. - Wanderer
(Wiener polit. Blatt) 1867. Nr. 51o im
Feuilleton. — Waldhelm's Illustririe
Zeitung (Wien. gr. 4".) I I . Jahrg. 1863.
5. 1010. — W i en er a 1 1 ge INei n e Musi k<
Zeitung (4".) 1847. T . 79: „Auo Briinn" .
- Wiener Zeitung. 18<;0, Nr. :i. 2 77:
„Frani Wild" . — Wiener Neue Musik»
Zeitung (4".) 181i7. Nr. 46, 46. 47: „Franz
Wild". — Wigand ' ii (lonversatlons .
Lerikon fur alle Ttande (Leipzig 1846—1832.
Otto Wigand, gr. 8".) Bd. XV, 3. /s 22. -
Der Zwischenact (Wiener Theaterblatt ,
6. Janner 1860. Nr. 6.
Noch sind anzufiihren: 1. AntonWild, nuch
Nagler'5 Kunstlcrikon Vd. XXI, S. 433
ein Maler in Prag. welcher 1830 zu den
Mitgliedern der Kunstakademie daselbst gc»
hotte. — 2. Georg W' . Id, ein Kiinstler,
uon welchem Franz Tl'chischka in seinem
Welke „Kunst und Alterthum in dem 6ster»
reichischen Kaisrrstaate" (Wien 1836, Beck,
gr. 1>".) S. 407. berichtet, daB derselbe urn?
Wild (Tenorist) 1
1523 als Miniaturmaler in Wien gelebt l)cwe.
Na ssler, der ibn in seinem Kunstlerlerikon
auch aufgenommen dat, fu^t noch hinzu, daB
W i 1 d zu den namhafien, Kunstlern gehore,
die Werke desselben abl ' r selten vorkamrn.
F. Vieklerin seinem Buche „Nl'ber Miniaturmalereien"
(Wien 18U1. 8"), in welchem
dieser Kiinstler doch n ! cht fehlen sollte, wriB
nichts von ihm. — 3. Hermine Wild.
Pseudonym fur Adele Wesemael slche
Bd. I.V, 2. 13". - 4. Joseph F r . W i 1 d .
ein mahrischer Geschichtsf orscher unserer Zeit.
dem wir mehrere Aufschliisse liber das S t i f -
tungswesen in Mahren verdanken, welche
in d'Elvert'6 „Notizendlatt der historischstatistischen
Section der k k. mahrisch ' schlesischen
Grsellschafc zur Beforderung des Acker»
Haues, der Natur» und Landeskunde" ad/,e
druckt stehen, so im Jahrgang jtj^o. Nr. 1 i
Seite 191
Wurzbach5 6 . txt
und t2 iiber „die freiherrlich von Sonnenf elo ' sche
Stifcung in '"iicolobura" eine aus»
siidliche Nachricht, worin er auch Mitsei'
lungen macht iiber das jahrlich im Mai im
Nicoloburger Bezirke abzuhaltende „Mahrische
Nosenfest fur Landmadchen" ; ferner im Iahr<
>;an A lijyl. otr. 4: „Die Scifcun^ des
Franz Grasen oon D i c t r i chstein > Pros«
kau"; daselbst Nr. 7.- „Der Contributiono»
Aushilfsfond der Stadt Kremsier" und im
Jahrgang 1862. Nr. 8. 9 und t<): „Die
Verend Gabriel Eskeles und Bernhard
Freiherr von C'skel eo'sche Cc f ,un A " und
ebenda Nr. N : „Die Stiftung des Ios. Ant.
von Maierswald fur Arme zu (izecheto«
witz". Von diesem Jahre ab fehlen weitere
Mittheilungen des Forschers, welcher Mit«
glied der historisch statistischen Section der
mahrisch «schlef ischen Gesellschaft ist. Allem
Anscheine nach ist er ein und dieselbe Person
mit dem Verfasser des Werkes: „Handbuch
fur Steuereinnehmer zur ordentlichen Ver«
fassung und vollstandigen Documcntirunq
drs Contributions«, Gcld> und Kornerf ondes,
der Steuer» und Depositenrechnungen u. s. w.
Mit einem Anhange iiber den Rechnungs«
proceB . die Scontrirungen und d e Uebergabs«
liquidation" (Briinn 1846. <5. Winiker. 8".) .
— 5. Ein Neffe des beriihmten Tenoristen
Franz Wild, dessen Biographie S. 123
ausfiihrlich mitgetheilt wurde, besaB gleich«
falls die Gabe des Gesanges und war urn
die Mitte der Sechziger-Jahre a's Tenorist
an der Wiener Hofoper angestellt. Man
schrieb iiber ihn, „daB er mit seinem Onkel
Aehnlichkeit und obgleich nicht mehr jun A ,
!1 Wildauer, Mathilde
doch eine Trimme von groBem sympathischen
Klange und namentlich eine so '"vorziigliche
Technik besitzt, wie man sie gegenwartig nur
selten antrifft", "Fremden » B 1 att . Von
Gustav H eine. i86 A . Nr, 40/Z
Wild, siehe auch Wilt.
WildllU, Martin Freiherr, siehe:
Teilner Freiherr von WildiiU, Martin
Rochus jM.Xl.lll,S. 212 A .
Wildllller. Mathilde (Schauspieler
i n und Sangerin, geb . in Wien
1820, gest. daselbst am 23. December
1878) . Da sie schon 1834, und zwar am
1 . April als Susette in Kotzebue's
„Die Rosen des Herrn von Malesherbes"
debutirte und als erste Antritts '
rolle am 24. Juni desselben Jahres das
Suschen in „Der Brautigam aus Me»
rico gab, so werden wir wohl das iiberall
angefiihrte Geburtsjahr 1820 urn vier
oder fiinf Jahre, also auf 1813 oder
1811> zuriickzucken miissen. Doch nimmt
diese Thatsache nichts dem Werthe und
der eigentlichen Bedeutung der Kunst«
serin. Ueber den Lebens- und Bildungs«
gang ihrer Jugend schweigen alle Be>
richte iiber sie. sie betrat sozusagen unv
Seite 192
Wurzbach5 6 . txt
ermittelt , mit einem Male fertig die
Biihne; wer sie geschult, wo sie das
Alles gelernt, was sie bei ihrem ersten
Auftreten mitgebracht, wissen wir nicht
zu sagen. Wie wir bemerkten, trat sie
am 1. April 1834 in einer sogenannten
Talentprobe — einer Probe, die eben
nichts mehr als eine solche sein und noch
zu keinem Engagement fiihren sollte,
zum ersten Male im Burgtheater auf,
und zwar in der schon genannten Rolle
der Susette in „Die Rosen des Herrn
von Ma A esherbes" . Das; bei den Schwie»
rigkeiten, iiberhaupt zu einer solchen
Probe im Burgtheater zu gelangen, ein
sehr Einf luBreicher die schiitzende Hand?
Wildauer, Mathilde 132 Wildauer, Mathilde
liber die Debiitantin gebalten, wird wohl
kaum zu bezweifeln sein. Dieser ersten
Probe folgte am 23. Mai eine zweite in
der Rolle des S uschens in Clauren's
„Brautigam aus Mexico" und am
14. Juni eine dritte in der Rolle der
G u r 1 i in Kotzebue's „Indianer in
England". Das waren damals die Priif»
steine der «Naiven", wie es heutzutage
etwa Stiicke von Grandjeau Oder
Schlesinger. Puttlitz oder Wichert
sein diirften. Die Proben sielen glanzend
ans, die aufiere Erscheinung der „Naiven"
war ungemein ansprechend, das
Talent des jungen Madchens ebenso un A
bestritten, wie ungewohnlich und durch
jene Beigaben der Mutter Natur unterstiitzt,
die einen sicheren Erfolg auf dem
Pfade der dramatischen Kunst erwarten
lieBen. So wurde sie denn, noch sehr
jung, wenn auch nicht im Alter von
14 Jahren, wie die Biographen schrei«
ben, Mitglied der ersten deutschen Biihne,
welche das Wiener Nurgtheater damals
war und heute noch ist. Nur war der
Pfad, den sie vorerst auf den Brettern
der Hofbiihne zu wandeln hatte, nicht
eben mit Rosen bestreut. Das hiibsche
Gesichtchen hatte ihr wohl den Zutritt in
den Tempel der Kunst ermoglicht, ja
erleichtert, aber nun gab es schwere
Stunden: denn nach den drei beifallig
auf genommenen Debutrollen muflte sie
sich zu Anmelderollen aus dem hoheren
Statif tenthum bequemen, erst nach und
nach schwang sie sich zu Lustspielzof en
dritten Ranges empor. Dann bekam sie
eine Reihe jener still duldenden und
wenig redenden zweiten Liebhaberinen
zugetheilt, welche einige Zeit in oramati>
schen Werken eine stehende Figur bilderen;
und erst ziemlich spat gelangte sie
in den Besitz einiger ersten Soubretten»
rollen, welcbe dann ihr eigentliches Fach
ausmachten, wie z. B. Sabine in „Ich
bleibe ledig", Mariettein „Fraulein
Belle Isle" , Marion in „Liebe nach
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Wurzbach5 6 . txt
der Hockzeit", Francisca in „Kunst
und Natur", welchen sich noch einige
chargirt naive Rollen, wie Polyrena in
„Kunst und Natur" von A 1 b i n i , dann
Katharinain Shakespeare's: „Der
Widerspanstigen Zahmung" und die feine
von ihr mit unnachahmlicher Grazie gespielte
Friederike in Bauernfeld's
„Leichtsinn aus Liebe" anreihten. So
spielte sie nun auf dem Burgtheater
sechzehn Jahre hindurch und behauptete
sich neben einer Kiinstlerin, wie Luise
Neu mann und spater die GoB mann .
Dabei spielte sie aber nicht bloB auf der
Biihne, sondern auch in der Gesellschaft
eine bevorzugte vielbesprochene Rolle.
Ein inniges Freundschaf tsband kniipfte
1 sie an den Dialektdichter und Liedercompositeur
Alexander B a u m a n n
I M . I, S. 189", dessen Haus sie theilte,
und der fur sie die Rolle schrieb, welche
ihre beruhmteste geworden, das Nand
e r 1 in „Das Versprechen hinterm
Herd", welches Stuck sich auch von
Baumann ' s dramatischen Arbeiten bis
heutigen Tages auf der Biihne erhalten
hat. Worin die Eigenthumlichkeit , der
fesselnde Reiz dieser Darstellerin lag, das
hat Laube in seinen so lehr- und genufi»
reichen Berichten iiber das Wiener Burg»
theater gesagt, welche anfanglich als
Feuilletons in der „Neuen Freien Preffe"
und dann gesammelt in einem starken
Bande erschienen sind. „Ich fand am
Burgtheater", schreibt Laube , „ein
weibliches Talent ersten Ranges und
freute mich koniglich auf dessen mannig'
fache Entwickelung, welche mir vor Augen
sckwebte. Es hieB MathildeWi ldauer.
Herkommlich war sie lange in
ausdruckslosen Liebhaberinen hingehalten^
Mildauer, Mathilde 133 Mildauer, Mathilde
worden, ihr Talent fur komische Charak«
teristik war aber endlich doch durch'
gebrochen. I n einem localen Vaudeville
namentlich, also in einer fur das Burg°
theater ungeset zlichen Gattung, in „Das
Versprechen hinterm Herd", hatte die
Wildauer eine Darstellungskraf t nieder»
landischen Genres entwickelt, welche auf
dem ganzen deutschen Theater nicht
ihresgleichen hatte. Jedermann muBte
diese Leistung classisch nennen. Auf
diesem Grund erbaute ich meine Schlos»
fer, welche W i 1 d au er heiBen sollten.
Rollen, die ich ihr gab, wie die Kathar
i n a in der „Widerspanstigen" , wie das
Kammermadchen in der „M6rder»
grube", bestatigten nach verschiedenen
Seiten meine Hoffnungen vollstandig'
es stand ein kraftiges Talent vor uns
von echtestem, gesundestem Ursprung, eine
kunstlerische Kraft von weit aussehender
Dauer, A >enn es zeigte sich von so unbe»
Seite 194
Wurzbach5 6 . txt
fangenem Sinne in Bezug auf aufiere
Erscheinung, es kleidete sich als „Nandl"
so unbekummert urn modischen Reiz, daB
die Laufbahn ins Fach der komischen
Alten ausgesteckt vor uns lag, wie
Signcilstangen iiber Feld und Wald die
Richtung einer Eisenbahn bezeichnen.
Die charakteristischen Farben, welche sie
wahlte, waren wohl noch etwas zu
gleichartig. Trotz, briiskes Schmollen,
trockene Ironie, Zuriickziehen der komi»
schen Wirkung in einen engen Verstandes-
Winkel kehrten noch ein wenig stereotyp
wieder, aber als Farben selbst waren sie
sehr tuchtig, und die Wildauer war
von gewecktestem kunstlerischen Verstande:
einmal in die Schaffung solcher Charab
tere consequent eingefuhrt, hatte sie ohne
Zweifel neue Farben und eine neue Mi>
schung derselben zu Stande gebracht .
Ich bin griindlich iiberzeugt, daB eine
classische Kraft und alles Zeug zu einer
classischen Kiinstlerin in ihr vorhanden
war. Und sie wurde uns entzogen, wurde
sich entzogen durch eine Liebschaft mit
der — Musica. Die W i 1 d au er wollte
durchaus singen. Leider konnte sie es
auch, und leider that ihr meine Behorde,
welche auch die Behorde des Opern»
theaters war, alien Willen. Ich mockte
einsprechen, so viel ich wollte, ich mochte
beweisen, so of t . ich wollte, daB man nicht
zwei Herren dienen konne, daft ihr
groBes Talent fur die Burg verloren
ginge, ohne daB wahrscheinlich etwas
Gleichbedeutendes fur die Oper entstiinde
— ich wurde abgewiesen." So Laube,
und dieser scharfe Kritiker und Menschen»
kenner hatte Recht, in Allem Reckt, nur
nicht in zwei Sachen: namlich daB sie
fur die Oper nicht die Bedeutung ge«
winnen wurde, wie fur die Burg, und
daB er glaubte, ein weibliches Wesen wie
dieWildauer werde sich nicht mit Handen
und FiiBen strauben, ins altere Facb
iiberzugehen, wenn sie einen Ausweg
sah, diesem Uebel zu entrinnen. Die N i 1 »
dauer war in der Oper nicht minder'
vorzuglich als im Lustspiel, und die
Stimme halt langer vor als die iibrige
auBere Erscheinung, und eine Diva mit
einer schonen schulgeiibten Stimme kann
noch lange erste Partien singen, wenn
die Schauspielerin langst ins altere
Fach hat iibertreten mussen. Erscheinungen
wie Charlotte W o 1 t e r sind denn
doch nur hochst seltene Ausnahmen. Und
das wuBte die Wildauer, und darum
traf sie zur Zeit ihre Anstalten danach;
seit i8»0 gehorte sie beiden ersten Wiener
Kunf tinstituten . dem Burgtheater und
der Hofoper, an; in der That aber stand
sie immer seltener unter den Koryphaen
der alten Garde des Burgtheaters und
Seite 195
Wurzbach5 6 . txt
glanzte nur desto mehr unter den Sternen
der Hofoper. Ihre Thatigkeit an der£
Mildauer, Mathilde 134 Mathilde
letzteren trat immer mehr und mehr, in
den Vordergrund. Sie sang anfangs die
feinen Soubretten, Susanne in „Fi>
garo's Hoa^eit", Zerline in „Don
Juan". Zigaretta (fur sie geschrieben)
in Flotow's . , Indra" . Bald aber
machte sie sich entschieden auch das dra»
matische Fach, das der Primadonna,
eigen. Sie glanzte in der Titelrolle von
B a 1 f ii ' s „Zigeunerin" , in der fur sie ge»
schriebenen Rolle der PaquitainDe ssauer's
gleichnamiger Oper, als Linda
in Donizetti ' s „Linda von Chamou»
nix", und diese Oper erlangte eben durch
die Darstellung der Wildauerin der
Titelrolle eine Volksthumlichkeit , welche
sie unter anderen Umstanden kaum erlangt
haben wiirde . Am hochsten aber steigerte
die Kiinstlerin ihr Konnen, als sie die
Hauptrolle in Meyerbeer's „Nordf tern"
(friiher „Vielka"), die Katharina.
sang, welche ihr auf den ausdriicklich
ausgesvwckenen Wunsch des Compo»
nisten zugetheilr wrrde, der ihr die Partitur
der Oper mit einer hochst schmeichelhaf ten
Widmung iibersandt hatte. Ihre
Stimme war ein heller, nicht ubermaflig
starker, aber voll ausreichender Sopran
von reinstem Wohllaut. Dazu kamen
durch unermudlichen Fleifl und unge»
wohnliche Ausdauer wenn auch spat,
doch umso rascher erlangte brillante
Technik, ihre glanzende schauspielerische
Begabung, sowie das prangende AeuBere,
zu welchem im frauenhaften Stadium
des weiblicben Lebens sich ihre friihere
jugendliche Anmuth entfaltet hatte, und
welches nun auch auf die Zuschauer den
machtigen Eindruck nicht verfehlte. Wie
friiher sechzehn Jahre im Burgtheater,
so blieb sie nun funfzehn Jahre in der
Hofoper thatig, und ich entsinne mich
heute nach mehr als dreiBig Jahren des
sensationellen Eindrucks, den die Nach»
richt, dafldie W i 1 d a u e rauch an der Hof«
oper engagirt sei, auf die Habitues des
Burgtheaters hervorbrachte . Wenn sie nun
auch Mitglied des Burgtheaters blieb, so
wuBte doch Jeder, daB sie lieber als
Primadonna singen, als sich in das Fach
alternder Coquetten und angehender
Mutter werde einzwangen lassen. Und
so war es auch, sie war als Sckauspie'
lerin gar nicht mehr thatig, aber umso
mehr als Sangerin beschaftigt. Nachdem
sie 31 Jahre, doppelt hingegeben der
Buhne und so in zwei Richtungen mit
schonen Erfolgen gedient, lieB sie stch
4863 pensioniren. Hatte sie auch als fein
fiihlende Kiinstlerin den Augenblick ihres
Abganges von der Buhne ganz richtig
Seite 196
Wurzbach5 6 . txt
getroffen, Laube konnte sich in die Un>
widerruf lichkeit ihres Entschlusses immer
nicht finden: „Jeden Tag", schreibt er,
„kann sie wieder ins Burgtheater ein»
treten und sick herzhaft dazu entschlieBen . "
Aber sie entschloB sich nicht. Sie wollte
keine Haube als Beschliefierin in irgend
einem Lust», Sckau- oder Trauerspiel
tragen, nachdem sie so lange mit den
hellen flatternden Bandern der Jugend
Siege gefeiert. Aber nicht allein von der
Biihne, auch von der Gesellschaft zog sie
sich zuriick, und in den nun folgenden
Jahren war der Name der einst viel genannten
Kiinstlerin nahezu verschollen.
Die Hypochondrie, deren Keime bei aller
kostlichen Laune, iiber die sie gebot, von
Zeit zu Zeit schon in ihren friiheren Jahren
durchbrachen, trat, als die Kiinstlerin
alter wurde, immer starker hervor. Ein
anfangs kaum beachtetes Leberleiden
nahm in letzter Zeit einen gefahrlichen
Charakter an, und so schied sie im Alter
von 58 Jahren aus dem Leben. Im
Gegensatz zu anderen Kiinstlerinen hat
sie durch Gastspiele zur Ausdehnung
ihres Kunstberufes nichts gethan, daher^
Mildauer, Mathilde 135 Mildiiuer, Mathilde
ihr Name in Deutschland wenig und iiber
die Grenzen desselben gar nicht bekannt
war. Sie hatte wohl in den Fiinfziger-
Jahren hie und da, und iiberall mit glanzendem
Erfolge, gastirt, war aber in
ihren Gastspielreisen nicht iiber Dresden
hinausgekommen . Mehrere Sommer
hintereinander sang sie in Prag und fand
von Seite dieses fur Gesang und Musik
so empf anglichen Publicums jedesmal
enthusiastische Aufnahme. Und doch
lehnte sie ab, als ihr wieder der Antrag
zu einem Gastspiele gemacht wurde. Die
Ursache ihrer Ablehnung stimmt ganz zu
der im Laufe dieser Skizze gegebenen
Charakteristik der Sangerin. Director
Thomo bot ihr namlich ein sehr vortheilhaf tes
Gastspiel auf der groBen
Sommerbiihne in Prag an, in welcber sie,
wie dies in jenen Tagen der „Tivolis"
und „Arenas" iiblich war, bei Tageshelle
auftreten sollte. Sie erklarte sich aber
entschieden gegen dieses Ansinnen mit
den Worten: „Ich bin nicht mehr jung
genug, urn mein Gesicht ohne Lampenlicht
prasentiren zu konnen." Ihr Tod
siel in die Tage der Weihnachtsf erien .
Wohl war ihr Sarg mit Kranzen iiber»
deckt . Aber die Leichenf eier, wenngleich
wiirdig, siel nicht so aus, als es zu einer,
anderen Zeit der Fall gewesen ware.
Die Wiener waren eben iiber und iiber
mit den Vorbereitungen zum Christabend
beschaf tigt ; der Gedanke, den Kindern
Freude zu bereiten, trug iiber Tod und
Grab den Sieg davon .
Seite 197
Wurzbach5 6 . txt
I . Zur kunstlerischen Charakteristik des Frauleins
NMdauer. Dcr Name Wildauer
stand seinerzeit ebenso in erster Reihe, wenn
man uon Kunstlcrinen des Burgtheaters
sprach, wie jener der Neumann. GoB«
mann . Haizingern. s. w . und doch gehorte
sie zu jenen Mitgliedern der Hofbiihne,
die eigentlich ihrer kunstlerischen Veranlagung
nach nicht ganz in dieselbe paBten, wenngleich
der Genius unserer Kiinstlerin es ue»
stand, diesen Widerspruch zwischen Eignung
und Anpassung auszugleichen . Noch wahrend
sie in den oben in der Lebensstile angeben»
teten Uebergangen auf dem Burgtbeater thatig
und noch nicht sehr beachtet war, trat sie be>
reits im Theater an der Wien und in der
Iosephstadt bei Woblthatigkeitsuorstellungen
als Localsangerin auf, so Tils Rosa in
Raimund ' s „Verschwender " , in I . G.
S e i d 1 ' s „Letztem Fensterln" u. a. . und
zwar in ganz iiberraschend deworragender
Weise und mit glanzendem Erfolge. Ein sel<
tener Verein von entsprechenden Eigenschaf ten
und begiinstigenden Umstanden traf dier zusammen,
urn ein vollig harmonisches Ganzes
Zu erzielen. Auf diesen Biihnen entfalteten
sich ihre natiirlichen Anlagen bei weitem
freier, als auf dem heiklen Boden des Burg«
theaters, wo traditionelle Riicksichten im
Konversationsstucke nicht nur gewisse Grenzen
ziehen, sondem auch posmue Forderungen an
die „Feinheit" der Schauspieler stellen. Die
Localsangerin war ibre eigentliche Domane,
und mag der Dramaturg dieses Fach immer»
hin klein, gering nennen, darin war sie wirk»
lich groB . So uiel uon „Feinheit" aber, von
gebildeten Formen hatte sie sich im Burg»
theater bereits angeeignet, urn damit in der
Porstadt Capital zu machen und ihren Local»
rollen einen wohlthuenden Nimbus von De«
cenz und richtigem MaBe zu verleihen, wel«
chen man sonst an diesen Orten nicht Zu
finden gewohnt war, und welcher dock
wieder niemals so weit ging, ihrer Natur«
lichkeit. ja man darf sagen der echten Volks«
thumlichkeit ihrer Localrollen Abbruch zu
thun. Es hielt eben eine Eigenschaft der an«
deren aufs gliicklichste die Wage. Da-u kam
noch eine musterhafte Aussprache des Local«
dialektes, gleich fern von Roddeit und von
Assectation. ein nettes Stimmchen, ein treff»
licher Coupletuortrag . ein gan; und gar entsprechendes
AeuBere — man nedme Alles
nun in Allem, sie war das Ideal einer
Localsangerin . Und offen gesprochen:
da 6 war das Ui ' f ach der Wildauer . der
erb< und eigenthiimliche Boden, auf dem sie
genial sein konnte. „Hutte Raimund langer
gelebt", schreibt ein Kritiker jener Tage . „in
der Wildauer an seiner Seite ware eine
bessere K r 6 n es auf gestanden, und dem dra»
matifnten Volksmarchen, der Volkspoesie, der
Volksbiihne waren goldene Tage erstanden.
Der arme Raimund aber hatte sick eben?
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Wurzbach5 6 . txt
Wildaucr, Mathilde 136 Mildaucr Ritter von Mildhausen
eine A us,cl durch den Norf gejagt. Nl.'stroi'
begann damals srine arniale Temoralisa«
tionsardeit. imd die Wildaucr war vev
nunftin genug. k. k. Hof schauspiclerin zu
bleiben, im Burgtheaier weiter zu streben.
Viel weitrr bat sich wr indessen an dieser
Stelle keine erfolgreiche Bahn geoffnet. Tie
hatte wodl den Vortheil einer bedeutenden
localen Beliebtheit fur sich. so daB selbst ihre
schwacheren Leistungen immerhin eine relativ
giinstige Aufnahme fanden. Immerhin blieb
aber ihre Nandl im „Versprechen hinterm
Herd" ibre Hauptrolle, nach welcher sie heute
noch fortlebt in den Traditionen des Burg
theaters, ss wrnig eigentlich das Ttiick in
diese Naume gebort . Diese Nandl aber iii die
eigentliche und sagen wir es geradeheraus ein
zige bedeutende Schopfung der W i 1 d au er,
worin wr keine andere Darstellerin gleichkam.
I n dieser Leistung gipfeln die pragnantesten
Eigenschaf ten der Kiinstlerin, in dieser Lei
ftung findet die Ansicht, daB ihr eigentlichster
Beruf eben die Zocalsangerin war, die
vollkommenste Bestatigung. Man kann sich
nichts im engsten und niedersten Rahmen
Genialeres denken als die Nandl der Wil«
dauer. diese so harmonisch abgerundete
Volksngur mit all' dem Reiz des kiinstlerisch
ausgeformten und doch so schlicht realen
Genrebildes. Daft dieses Meisterstiick nichtsdeftomeniger
ins Burgtdeater nicht paBt .
wird wohl Niemand, der einigermaBen das
Repertoire dieser Biihne kennt, bezweifeln,
und das Gliick, oder richtiger der verdiente
Beifall, den sie mit dieser Rolle gefunden,
war wohl hauptsachlich schuld, daB sie in alle
ihre anderen heiteren Nollen. sei es im Lust»
spiel, sei es in der Dper, manche der beson»
ders anheimelnden von ihr mit wahrer
Meisterschaf t gespielten Detailziige der Nandl
hineinzumengen pflegte, ob mit BewuBtsein,
weil sie immer, damit wirkte, oder unwill»
kiirlich. weil ihr durch die zahllosen Wieder»
holungen dieses Ltiickus mancher Zug zur
zweiten Naiur geworden sein mag. laBt sich
freilich nicht bestimmen, auch kann, und dies
! f t das Wahrscheinlichste . Beides der Fall
sein. Nun, das kommi mehr oder weniger bei
alien Kiinstlern beiderlei Geschlechtes in ihren
Glanzpartien gewohnlich vor und thut auch,
wenn es sich n ' cht zur Manier krystallisirt .
ihren Tchopfungen im Ganzen keinen Eintrag.
I I . Portraits. 1) Schoner, doch wenig ahnlicher
Holzschnitt ohne Angabe des Zeichners und
Tnlograpben in der (Leipziger) „Illustrirten
Zeitung" 1879, Nr. 1837, S . 90. - 2) Unter«
schrift: „Mathilde Wildauer. > k. k. Hofschau,
spielcrin" . Dreseln (lith.) 1839. Gedr. bei
I . Rauh . Verlaa ron I . T. Neumann
in Wien. Fol. (sehr selten) , — 3) Unter»
schrift: Facsimile des Namenszuges. Krie»
hub er (lith.) 1833. Gedruckt bei I . Rauh
in Wien (F. Patrrno, Fol.) . — 4) Unter«
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Wurzbach5 6 . txt
schrift: „Mathilde Wildauer > als N a n d 1 im
„Versprechen hinterm Herd"". Darunter die
Verse: Mein Biabl hat gsagt. > DaB mi nima
kunt liabn. I WaS kunt auf da Welt! Mi no
mehres betriabn. ! Glaub nit. i that woana. 1.
I lach nur dazua. > So a Biabl wia Du. >
Findt ma liberal gnua. > K r i eh iiber (lith.)
1849. Gedruckt bei I . Hofelich (Wien,
I . T, Neumann. Fol . ) .
III. Nucken ) nr Biographie. Monatschrift
(spater Recensionen) fur Theater und Musik,
lwien. 4".) . Herausgeber Joseph Klemm
(i-scr« Fiirsien (5 zart oryski) I^V. Jahrg.
1858. T . il)4, 160 im Theaterbericht iiber die
Oper; 1864. 3. 35: „Mathilde Wildauer";
1863. 3.63,528. -IllustrirtcZeitung
(Leipzig. I.I. Weber, kl. Fol.) 1. Februar
187». Nr. 1837. S. 90.- „Maihilde Wil.
dauer" . — Wiener Abendpost, 1863.
Nr. 17. — Neue Freie Presse. 1868.
Nr. 123? im Feuilleton: „Das Burgtheater
von 1848-1867. Von Heinrich 3aude". -
Dieselbe. 1878. Nr. 3146 Abendblatt und
3147 Molgenblatt . — Neuer Theater»
dien er (Berliner Theaterblatt ) 1863. Nr. 33.
— Der Humorist. Herausgegeben von
M. G. S a p h i r (Wien. 4°.) 1839. S. 633:
„Gastdarstellungen der !>"«» Wildauer".
Nildauer Ritter von Wildhausen,
Tobias (Professor der Philosophie,
Landtags» und Reichstags»
abgeordneter fur Tirol, geb . zu
Fiigen am 4. September 1823) . Er
besuchte 1836—1842 das Gymnasium
zu Hall und betrieb schon damals unier
Leitung des Philologen B. Nieder»
muhlbichler das Studium des Griechischen,
und in diesem vornehmlich das
des Homer und Anakreon. 1842
bezog er die Universitat Innsbruck, an
welcher er unter den forderlichen Einȣ
Wildauer Ritter von Wildyausen 137 Wildauer Ritter lion Wildhauftn
fiiissen Alois F 1 i r ' s M . IV, S.
Georg Sche na ch ' s M d . XX. IX, S. 197)
und Albert Jager's Md. X, S. 33)
seine philologischen und historischen Studien
fortsetzte. Als dann das Jahr 1848
mit seinen politischen Wirren hereinbrach
und die garibaldischen Freischaaren den
Siiden Tirols ernstlich bedrohten, wurde
er, wahrend der Veranstaltungen zur
Landesvertheidigung, Mitglied der ersten
akademischen Compagnie. Die glorreichen
Siege Radetzky's minderten vorder«
Hand die Gefahr, welcher Tirol entgegensah,
und die Landesvertheidiger kehrten
zu den entsprechenderen Beschaf tigungen
des Friedens zuriick, und so nahm Wil>
dauer, der sich fur das Lehrfach entschieden
hatte, die Berufung als Sup«
plent an das neu zu organisirende Gym>
nasium in Innsbruck an. Nachdem er
dann die vorgeschriebene Lehramtsprii»
fung mit Auszeichnung bestanden, wurde
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Wurzbach5 6 . txt
er 1830 wirklicher Lehrer. Darauf kam
er 1837 zunachst als Supplent der philosophischen
Lehrkanzel an die dortige
Universitat, an welcher er, 1838 zum
ordentlichen Professor ernannt, bis zur
Stunde noch wirkt. Mit dem nach dem
italienischen Feldzuge 1839 im Kaiserstaate
neu erwachenden politischen Leben
eroffnete sich auch fur Wildauer ein
neues Feld der Thatigkeit, denn er betrat
nun die Arena der Politik. Vorerst auf
das publicistische Gebiet sich werfend,
schrieb er in der Augsburger „Allgemeinen
Zeitung", zu welcher jetzt — wie
friiher zu Kuranda's „Grenzboten" —
alle Patrioten des Kaiserstaates ihre Zuflucht
nahmen, wenn es gait, den Dunkel»
mannern entschieden entgegenzutreten
und den unerlaBlichen Weg der nothigsten
Reformen zu weisen. ''Seiner wich«
tigeren Arbeiten auf publicistischem Felde
geschieht weiter unten nahere Erwah»
Doch dies sein Wirken lenkte
kaum die Aufmerksamkeit auf ihn, denn
die Wogen des neu erwachten politischen
Lebens gingen damals im Allgemeinen
zu hoch, als daB der Einzelne, nament«
lich wenn er mit Ruhe seinen Gang vorwarts
machte, viel hatte bemerkt werden
konnen. Da trat ein Zwischenfall ein,
den das Frankfurter Schutzenfest im Juli
1862 brachte, und Wildauer ward mit
einem Male der Mann des Tages.
Am 14. dieses Monats hielt Advocat
I ) i . Metz aus Darmstadt beim Festbanquet
eine Rede, in welcher er die
Deutschosterreicher gleich den Kur-
Hessen und Schleswig-H 61st einern
als „Schmerzenskinder der deutschen
Nation" hinstellte. Gegen diese unzeitige,
unberechtigte Insinuation erhob nun
Professor Wildauer, der aus Tirol mit
den Schijtzen in die alte Kaiserstadt am
Main ausgezogen war, in einer knappen,
aber stammenden Rede entschieden Pro»
test. Seine Worte ziindeten und fanden
ein Echo in alien deutschen Landen, vor»
nehmlich aber in Oesterreich, von deffen
Kaiser der Professor, der fur die Ehre
seines Vaterlandes im passenden Mo»
mente eingestanden, „ in Anerkennung
seines in mannhafter Rede bewiese
nen Patriotismus " mit dem
Orden der eisernen Krone und der darauf
erfolgten Erhebung in den osterreichischen
Ritterftand ausgezeichnet wurde. Als
dann Wildauer auf der Rijckkehr von
Frankfurt in der Westendhalle zu Miinchen
am 23. Juli eine groBdeutsche Rede
als Trinkspruch auf Bayern hielt, in
welcher er die Bedeutung und den Beruf
Bayerns innerhalb des deutschen Vaterlandes
hervorhob, ehrte Konig Maxim
i 1 i a n I I . den Professor durch Verleihung
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Wurzbach5 6 . txt
des Verdienstordens der bayrischen
Krone, weil die von W i 1 d au er in seinerf
Wildauer Ritter von Wildhausen 138 Mildauer Ritter von Wildhausen
Rede ausgesprochenen Gedanken mit den ! Rechtsverhaltnisse der Tiroler
Volksschul-
Anna'ten zusammentraf en, welche der z lehrer. AuBerdem widmete er sich mit
Konig selbst in dieser Richtung hegte. A Eiser den wirthschaf tlichen Interessen
So ausgezeichnet , kehrte Wildauer seines Wahlkreises wie des Landes. I m
heim. Nun, so ohne alien Ginwand ! September 187! war er als Delegirter
durste er nicbt diese Ehren einheimsen. > der verf assungstreuen Partei Tirols
Mit '
Alsbald kroflen sie sckon aus alien Win- A glied jener bekannten deutschen
Abgeord«
keln und Ecken, die Kerfe des Neides und netenconf erenz, an der auch Hasner,
der Mifigunst, hervor und entdeckten an A Herbst, Giskra Theil nahmen, und
dem Schiit zenrocke des Professors allerlei auf welcher der Feldzugsplan gegen die
Flecken und Standchen u. s. w., und „Aera der Fundamentalartikel" und die
nun ging im eigenen Vaterlande die ! Taktik fur die Action in den Landtagen
Hetze los gegen den „Patrioten, der festgestellt wurden. Leit einer langen
eigentlich kein Patriot war, gegen den A Reihe von Jahren wirkte er auch als
Liberalen, der eigentlich ein Reactionar ! Obmann des liberalen Landtagsclubs ,
war, gegen den Mann des Tages, der Als mit der Einfiihrung directer Reichsbei
Liebt besehen, nur ein Mann der A rathswMen sich die Pforten des Ab>
Nacht war" . Aber wie auch die Meute geordnetenhauseo auch fur die Liberalen
auf ihn losbellte, er ging seinen Weg, A Tirols offneten, wurde er in drei
Wahlversah
sein Lehramt an der Hochschule, Perioden nacheinander , 1878,1879, 1883
wurde trotz aller Hetzereien 1867 in den > als Vertreter des stadtischen
Wahlkreises
tirolischen Landtag gewahlt und kam A Innsbruck in dasselbe entsendet und war
nach Einfiihrung der directen Wahlen, A eine Zeit lang Obmannstelloertteter des
als Vertreter der Stadte Innsbruck, ! 80 Mitglieder zahlenden „Clubs der
Hall, Sckwaz und Kuf stein und der! Liberalen". I m Reichsrathe widmete er
Innsbrucker Handelskammer mit 1200 sich zunachst dem Hauptanliegen der
gegen 600 Stimmen in das Abgeord- ! Liberalen Tirols, namlich der Ordnung
netenhaus des osterreichischen Reichs»
rathes. Nun aber entfaltete er eine rege
politische Thatigkeit in der Presse, im
Vereinsleben, in den parlamentarischen
Vertretungskorpern . Wie bemerkt, gehort
er seit 30. Janner 1867 ununterbrochen
dem Tiroler Landtage an. Obwohl auf»
richtiger Freund der Landesautonomie,
harte er doch oft AnlaB, gegen den sich
aufbaumenden Foderalismus fur die
Rechte des Reiches, die Starkung der
Centralgewalt , namentlich auch fur directe
Reichsrathswahlen einzutreten. Entschie«
den fiihrte er das Wort fur die co n»
fessionelle Gleichberechtigung,
fur den staatlichen Charakter der Schul»
aufsieht und die gesetzliche Ordnung der
des Schulwesens in diesem La:ide.
Urn dieselbe anzubahnen und den Widerstand
der Gegner zu brechen, brachte er
> im Herbst 1874 den wichtigen Antrag
ein, wonach einige grundsat zliche Bestiln«
mungen iiber die Schulauf sicht gegeben
werden sollten. Dieser Antrag, welcher
den staatlichen Charakter der Schul '
aufsieht kraftiger auspragte und sicherte,
wurde trotz heftigen Widerstandes der
Rechten von dem Abgeordnetenhause mit
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Wurzbach5 6 . txt
mehr als Zweidrittelma joritar angenoin»
men, aber im Herrenhause durch die Ein»
Wirkung der Regierung bei gleich ge>
theilten Stimmen zum Falle gebracht .
Als Mitglied des Budgetausschusses
fiihrte Wildauer bis 1879 das Re-^
Wildauer Ritter vcm Wildhausen 1 39 Wildauer Ritter uon Mildhausen
ferat iiber das „Centrale" des Unter«
richtsministeriums , ebenso war er Bericht»
erstatter iiber eines der conf essionellen
Gesetze, namlich jenes liber die Anerken»
nung von Religionsgesellschaf ten, sowie
iiber die Regierungsvorlage, betreffend
die Errichtung der Universitat Czernowitz.
Zu beiden Vorlagen stellte er in den Ausschiissen
wesentliche Verbesserungsvor»
schlage, welche von beiden Hausern des
Reichsrathes angenommen wurden. Als
Redner sprach er ofter in Angelegenheiten
der Schule, namentlich bei Berathung
der Schulnovelle, dann gegen das
Gebaudesteuergeset z im Ganzen und
manche Bestimmungen desselben im Einzelnen,
ferner gegen die Bestimmungen
des Zolltarifes, betreffend den Getreidezoll,
gegen den Antrag C i a n i iiber Ab»
anderung der Reichsrathswahlordnung
fur den adeligen groBen Grundbesitz in
Tirol. Insbesondere ist noch hervorzu»
heben seine in weitesten Kreisen freudig
begriiBte Rede iiber Verbesserung des
PensiOnsnOrmales fur Staats»
beamte und namentlich die Versorgungs»
gebiihren ihrer Witwen und Waisen.
Mit Warme und Kraft nahm er sich auch
in mehreren Reden der Universitat Innsbruck
und ihrer sachlichen Bediirfnisse an,
bis endlich der Neubau wenigstens des
anatomischen Institutes beschlossen und
ein Credit fur denselben in den Staats»
Voranschlag eingestellt wurde. Gine hervorragende
Rolle spielte er im Vereinsleben
seiner Heimatstadt. Er war einer,
der Griinder, Ausschuflmitglied und durch
viele Jahre Obmann des „Constitu»
tionellenVereinesin Innsbruck",
dieses Centralpunktes der liberal ' politi»
schen Bestrebungen Nordtirols, dann der
Griinder und erster Obmann der Inns>
brucker Ortsgruppe des deutschen
Schulvereines . AuBerhalb des poli»
tischen und nationalen Gebietes liegt
seine Thatigkeit als AusschuBmitglied und
Curator des tirolischen Museum Fer A
dinandeum. Auch in der Presse wirkte
er im Sinne einer besonnenen f ortschrittlichen
Entwickelung . Zahlreiche an die
Zeitverhaltnisse ankniipfende Aufsatze,
dann Wahlaufrufe, Streitschrif ten und
andere Kundgebungen der Partei, des
„Constinitionellen Vereines", des ver»
f af f ungstreuen Landtagsclubs stammen
aus seiner Feder. Von den bekannteren
nennen wir: „Zwolf Artikel. Zur Tiroler
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Wurzbach5 6 . txt
Landesverf assung" 1860 (Schiit zenzei .
tung) , in welchen er die damals geplante
mechanische Ruckkehr zu den alten vier
Standen bekampf te; — „Ein confessio»
nelles Ausnahmsgesetz fur Tirol. Worte
der Verstandigung" 1861 s Separatabdruck
aus dem „Tiroler Boten") ; —
„Die romische Curie und das Recht
Oesterreichs" 1868; — „Die Wahlen in
den Innsbrucker BurgerausschuB" 1868;
— „Der Austritt der sechs Deutsch«
tiroler Abgeordneten aus dem Reichsrathe"
1870, letztere drei Schriften vom
„Constitutionellen Vereine" herausgege»
ben. Vor dem Ausbruch und wahrend
des Krieges 1866 schrieb er eine groBe
Zahl patriotischer Artikel in ein groBes
Wiener Blatt und in die Ausgburger
„Allgemeine Zeitung" . Zum Schliisse
werfen wir noch einen kurzen Blick auf
Wildauer's mit seiner lehramtlichen
Stellung in Verbindung stehende wissenschaf tliche
Thatigkeit. Von seinen schrift»
stellerischen Arbeiten nach dieser Richtung
nennen wir: „Eine Abhandlung iiber
Schopenhauer", abgedruckt im litera»
rischen Theile der „Wiener Zeitung"
Mai 1838, welche Schopenhauer
selbst als einen hochst interessanten Aufsatz
iiber seine Philosophie bezeichnete
und dem Besten zurechnete, was Libert
Wildauer Ritter von Mildhaulen Wildauer Ritter oon Mildhausen
ihn gescbriebe:i worden, wie vr. David
As cd er in seiner Schrift: „Arthur
Schopenhauer. Neues von ihm und
aber ihn" (L. t8 und 26) berichtet; —
„Akademische Festrede zu Johann Gott«
lieb Fickte'6 hundert jahrigem Geburts»
tage 1862", welche zugleich mit den aus
diesem AnlaB verof f entlichten Festschrif ten
zweier anderer Oesterreicher , F. C. Lott
und I . G. 36we, zu den wiirdigsten
Gaben gezahlt wurde, die zu dieser
Feier erschienen sind; — „Akademische
Festrede zu Friedrich von Schiller's
hundert jahrigem Geburtstage 1839",
beide Reden, diese und die vorige, von
Wildauer in der Aula zu Innsbruck
gehalten; - „Platlln'2 PrutuguruT. Mit
Gillltitnng und Anmerkungen" "!8o7), welche
Ausgabe selbst neben denen von I . Bekker,
G. Stallbaum, I . Deutschte
und G. Sauppe, ja selbst neben der
jiingsten von 1)1. von Giithling
(1882), noch ihre Stelle behauptet; und
„Psychalugie t>r5 MUrno bei SakrateZ,
Platin, IristateleZ"I und II (18 8 0) ,
wovon der III. Theil noch aussteht,
indessen sind die beiden ersten in den
philosophischen Monatsheften j A 1880,
S. 478" und in der Berliner „Deutschen
Siteraturzeitung" "18 8 1, Nr. 20, S. 793"
als eine vortref f liche mustergiltige Leistung
bezeichnet worden. Auch auf schon»
Seite 204
Wurzbach5 6 . txt
geistigem Gebiete war Wildauer thatig,
so erschienen von ihm im Tiroler
Blatte „Phonix" zwei Novellen: „Wildschutz
und Forster" und „Tiroler Leben
4848" unter dec Chiffre ' 1 , und schlieBlich
gab er das „Neukbuch der Feier der tiinkhnndertphiigkn
Vereinigung Cirnlz mit GeZternich"
(Innsbruck 1864, Wagner, Lei. 80.)
heraus .
I . «Quellen zur Geschichte der Metz'schen
„Schmerzenskinder " , des Wildaner ' scheu Protestest
seiner Anerkennnugen, der Angriffe
seiner Widersacher und seiner politischen
Haltung. Officielle Festzeitung fur das
allgemeine deutsche Schiitzenfest zu Frankfurt
a. M. . 1862. Nr. 9, S . 34: „Wildauer's
Entgegnung auf die von l)r. Metz aus Darm»
stadt gemachte Bemerkung, daB Deutsch ' Oester»
reich wie Kurhessm und Schleswia«Holstein
zu den Schmerzenskindern Deutschlands ge»
hore . " — Presse (Wiener volit. Blatt)
1862. Nr. 196 im Feuilleton: „Deutsches
Schiitzenfest " . M n Augen» und Ohrenzeuge
schildert aus Frankfurt Lins ir' 1 et stnaio
die Vorgange, welche sich am 14. Juli 1862
auf dem Frankfurter Schiihenplat ze und beim
Festbanquet abspielten, und gibt im Wortlaute
die provokatorische Rede Des Darm»
stadter Advocaten Dr. Metz und die dessen
Ansicht, daB „die Oesterreicher" Schmerzcns»
kinder seien, in einer ruhigen, aber entschie«
denen Weise ablehnende Rede des Dr. N i 1 «
dauer, ^ — TirolerStimmen (Inns«
brucker Blatt. 4".) 28. Juli 1862. Nr. i ? 1 :
„Die Rede des Dr. Wildiuer" . l^Eme Stimme
aus dem ultramontanen Lager, welche die
sensationelle Wirkung der Rede Wildauer ' s
in Frankfurt auf dem Festplaye schildert.) —
FrankfurterJournal . :j. August lt>62,
Nr. 213: „Die widerwartige Ausbeulung des
deutschen Schiitzenf estes" . A Darstellung eines
Augenzeugen iiber die Umtriebe, welche, nachdem
die Episode Wetz » Wildauer oor<
gekommen, eine weitere Reoe Wildauer 's
verhindern sollten. Diese Darstellung ist an
einen groBdeutschen Dichter an der Isar mit
der Vermahnung gerichtet, danach seine Fest«
berichte in ehrlicher Weise rectificiren zu
wollen. Thatsachlich hat die Brater 'Wil '
dran dt'sche „Suddeutsche Zeitung" in dieser
Angelegenheit ein sehr unehrliches Spiel ge»
spielt.) —Wiener Zeitung . 1862, Nr. 166:
„Ein feines Stiickchen gothaischer Blatte".
'"Darstellung, wie diese Blatter den Smn
der Antwort Wildauer ' s auf die Metz'schc
Rede durch Neglassung der wichtigsten Satze
entstellen. Ja . die Presse ist eine Macht, eine
GroBmacht, aber was niitzt sie, wenn Luge
und Felonie ihre Schildknappen sind?) —
Bozener Zeitung . 1862. Nr. 137: „Rcde
Dr. Wildauer ' sin der groBdeutschen Per»
sammlung" sauch in der „Wiener Zeitung"
vom 4. November 1862. Nr. 234) . — Frem«
den. Blatt. Von Gust. Heine (Wien. 4".)
Seite 205
Wurzbach5 6 . txt
1862. Nr. 330: Etwa 130 Wahler versam«
meln sich im „Oesterreichischen Hofe" in Inns»
briick, urn iiber die angeregte Wahl Wil>^
Mildauer Ritter rmi MUdhausen Mildauer Ritter von Wildhausen
dauer's zum Landtagsoeputirten ins Klare
zu kommen. Seine Gegencandidaten find der
k. k. Notar Dr. Rapv und der Gymnasial»
lehrer Dauin, Ersterer von Seitc des katho»
lischen Vereines, letzterer von 3-eilc der Inn«
zettungs-Partei . Wildauer ergreift d^o
Wort und entwickelt eine Art Programm.
— Morgcnpost (Wienei polit. Blatt)
12. Jahrg. 1862. Nr. 336: „Professor Nil«
dauer" . IMne Zusannnenstellung der Vor»
ganqe, welche sia) von dem Momente der
beim Schiitzenbanquet gehaltenen Rede Wil«
dauer '6 bis zu seiner von Innsbruck 24. De»
cember 18>>2 abgegebenen Erklarung abgespielt
haben. Es war ja vorauszusehen, daB, nach«
dem Wildauer durch se A ne invita Uinervn
ohne weiteren Nebengedanken gehaltene Rede
der Mann des Tages geworden, das Ungeziefer
aus alien Winkeln und Elken hervor«
kriechen werde, um auf seinen Iorberkrcm;
alien moglichen Unrath abzulagern. Es ist so
immer in der Welt gewesen und wird so
bleiben, so lange sie steht. Wenn man sich
immer um die Nnsumme von Klaffern kum»
mern wollte, alles GroBe bliebe ungeschehen . )
— Presse (Wiener polit. Vlatt) 1862.
Nr. 333 in der „Kleinen Chronik" . A Wil.
dauer's Rechtf ertigung auf die veroffent«
lichte Erklarung der ultramontanen Fiihrer
G r e u t e r . Vonbank. Vor haus er und
Genosse.i und Entgegnung der „Innzeitung"
auf diese Rechtf ertigung. ) — Neue T i r o 1 e r
St i m m e n (Innsbruck, gr. 4".) 1868,
Nr. 106. sEine Entgegnung der Widersacher
W i 1 dauer's auf seine im „Boten fur Tirol
und Vorarlberg" verof f entlichte „Erklarung
zur Abwehr" . ) — Innsbrucker Tag«
blatt . 1868. Nr. 214. S. 2079: „Erklarung
zur Abwehr". sNiloauer's Antwort auf
die Beschuldigung, welche die klerikalen „Tiroler
Stimmen" in Nr. 98, 1868 gegen ihn
erhoben.- „er sei ein reiner Opportunitats«
Politiker" . ) — D eutsche Z e i t u ng (Wiener
polit Blatt) 19. J u 1 i 487". Nr. 537: „Eine
Mainf estation d>,r deutschen Partei in Tirol".
(Bericht des Professors Nildauer als Vorftandes
des constitut jonellen Vereines in Inno«
briick iiber die Thatigkeit des Lanoeswahl«
comitss und des aus demselben hervorgegan«
genen Erecutivcomit A s. ) — Neue Freie
Presse 1 Wiener polit. Blatt) 8. December
1874: „Der Wildauer 'sche Antrag" . sDer«
selbe bezieht sich auf die Verhaltnisse der
Schule in Oesterreich und zielt darauf hin.
dem Liberalismus unserer Volksschulaeset ze
zum Eintritt m die imn widerstrebenden Territorien
die Bahn zu eroffnen und das „Land —
recht" durch das Reichsrecht A u brechen.) —
Unsere Zeit (Brockhaus, gr. 8") . Herausgegeben
von Nud. Gortschall. Neue 5'olqe
Seite 206
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Vd. x r sl«7 3) . 3. « 8 .
I I . Vrdenzauszeichnungen . A r emden<Bla tt .
Von Gust. Heine (Wien. 4°.) 186'i, Nr. ->02:
„Mittheilung iiber die Ursache und die Art
der Verleihung des Ordens drr eisernen
Krone dritter Masse an Professor Ml»
dauer" . — NienerZeitung, 4862,
Nr. 201. Abendblatt : Wortlaut des aus
Berchtesgaden 1<; . August 1862 datirten
Handschreibens Seiner Majestat deo Konigs
Mar von Bayern, mii welckem die Ver»
leihulig drs Ritterkreuzes des Verdienstordens
der bayrischen Krone erfolgte. Die Verleihung
dieser Auszeichnung geschah nicht so sehr
wegen der in Frankfurt, sondern vielmehr
wegen einer auf der Riickreise von dort in
Miinchen gehaltenen Rede, in welcker N i 1 «
d a u o r die Bedeutung und den Beruf
Bayerns innerhalb des deutschen Vaterlandes
hervorhob und darin mit den Ansichten,
welche der Konia. in dieser Richtung hatte,
zusammentraf .
III. Ancrkennnngs- und
Constitutionelle osterreichische Zei»
t u n g (Wien. Fol.) 18<»2. Nr. 394 in der
„Wimer Tageschronik" . sWildauer's Ant'
wort auf die an ihn vom Ischler Manner*
gesanguereine gerichtete Adresse. Sie ist aus
Innsbruck 13. August 1862 datirt) — Lai«
dach erZeitung . 1862. Nr. 1<!7 unter den
„Vermischten Nachrichten" , ''Wortlaut einer
von vielen Offizieren und Aoeligrn in Oester«
reich anWildauer gerichteten Adresse an»
laBlich seiner beim Schiit zenbanauet in Frank«
furt a. M. am 14. Juli 1862 gehaltenen
Rede. — Wiener Z e i t u n g . 1862. Nr. i9t.
S. 346. sMirtheilung . daB an Professor
W i 1 dauer noch fortwahrend Anerkennungs«
und Zustimmungsadressen einlaufen.I —
Volks« und Schiit zen-Zeitung (Inns»
briick 4".) 18. August 1862. Nr. 9!). '"Nachrichten
iiber Kundgebungen der Anerkennung
und Verle'hung von Ehrenbiirger» und anderen
Diplomen fur Wildauer, welche von alien
Seiten Deutschlands einliefen und sich fur
den groBdeutschrn Gedanken der untrennbaren
Verbindung Oesterreichs und aller deutschen
Lander erklaren Was niitzt jede Erklaiung?^
Mildllucr Ritter von Alildhaulen 142 Mildburg) Adolf
ilrstevrnck ist auii deni Bun A e dinaua —
«, 'w A rf>. 'n und aiiln Insulten seiner halbasia«
tischen M A dew A l'iU'r auii^esel^t
IV Akrolllchon aus Wildauer und apdere Sedichte.
Die „Frankfurter Post ze '. tun/ ! " brachte
anlaBlich der von Professor W i 1 d au er
aedaltenen Rede folgendes Akrostichon auf
denselben :
Nl-lllommcn hier an uns ' rrm deutschen Nain«.
Qut iiberwiilt A cno l A st Tu siz entkraftet.
Die policischen Blatter jeucr Ta.ie tviw'n
dirscs i\krosiia A on 6f A r abgedruckt . — Auch
brachte camalo der Figaro <W:ener W 1 -
und S ' . 'Dttdlatt . 4"> t A «'»:i, Nr. 2 ein «Hcdicht :
„An Professor W:ldauer" '"unter : e, chnlt
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Wurzbach5 6 . txt
„Voltuf reund" und „ A ' .rchenzeim: A " . wclcheii
d'e 2tillunun A au5!pl, A cht. die ooi: ller.'kal,n
Htyeln Hegen il. A i iu T A rol A enablt wur"e A .
— Badisckc La n 2 es; ei t un A , ltx» A .
Nr . l' A : „W'.ldalur, das 2anuer; enukmd" .
A Aboruck eine» )>.'!) ich ! e5 auu dem „Kladderadai jch"
TaB dieses Wiichlatt fur W i 1 -
daue r ! !>a>i laii ' A -Niiit , ist leichc be A reisliai, '
in d'esi' A i A e'sie 1st auch da A A A d A an ge '
V. Wildauer-Mlirsch . ' apellmeiiier Ieschko.
welcher in der Zesthalle zu Frankfurt wahrend
des Schiit zenf estes daselbst die Musik diri'
ttirte. hat aus AnlaB der berijhmten Reoe
Wildauer ' s einen Marsch componirt. Tas
Of sicierscorps des k. k. Inf anterie ' Negnnents
Wernhariit in Main A A ab diesem Tonstiick
den Namen Wildauer ' s und widmete es
dem viclacf eicrten Patrioten. Das prachtvoll
ausgestattete Widiuun A sereinplar . dessen Wid>
lnung lautet.- „Wildauer 'Marsch . componiri
von Kapellmeister Ludwig Ieschko und
Seiner Hochwodlgeboren dem Hcrrn Professor
Dr. Wildauer gewidmet uou dem
Of , lcierscorps de-5 k. k. Inf anterie ' Negiments
Nr. <6", liefi der Oberst dea Regimentes von
Trentlnaglia durch seinen Bruder, den
Oderlandesgerichtsratb von Trentinaglia
dein Professor Wildauer uberreichen.
V I . Die A 6sterreichischen Schmerzenskinder " .
Mainzer Abendblatt, 3. October 4862,
Nr, 260: „Die Schmerzenskinder". j A Die Ec>
findung der „Sclnuerzenok . noer , " dea national<
oereinlichen Musterreiters und darlnsiadtischen
Aduocaten Metz kam sofort in Schwung.
Tie annen „Tchmerzenskinder " mit ihren
frischen OesiHnern. ditten Waden, festen Armen .
mit ihren kecken Jodlern und frohlichen Tan»
zen wuroen dald so popular, dafl I . G r i es»
dect in Baden sie nicht bloB in ein sehr
witziges Lied!, sondern auch in Musik setzte.
Tas „Mainzer Abendblatt" theilt das witzige
f unf strophige Lied mit) — Die Metz'schen
„Schmerzenskinder " riefen auch manchen schla«
genden Witz beroor, So meinte ein witziger
Kopf: Die Kleindeutschen behandeln ihte
eigenen Politiker und Journalisten als Sonn»
tagsklnder und Wunderkinder; die Deutsch«
N osterreichrr als Scl) lner; enskind er; die
A A roBdrutschrn A ibeialen als Stiefkinder;
! die arofidemschen Ttaatslnanner wie Schul°
! kinoer; die icalieiuschen Nationalvereinler
als Geschwisterkinder , die unterdriickten
Nationalitaten als SchoBkinder; das
Wiener „Val A rland" bezeichnet o.is DeleairtM'
proj A -t als e A n tco . 'geborenes Kili d,
VII. Portraits. 1» 3ei'r al-nlicher Hol A 'chn'tt
nach einer Pdoto A ra A die in Wal db ei m's
A Illustrirter Zeicuna" ::<». August 186 A .
Nr. A . — A ) Holzschnitt in einen: >>)luppen
bilde der in Wien im Zama rs kl'icw'n Ver A
laae Herausargebenen „Neuen illustrirten Zei'
tun»'." VIII. Iabrg. (11>80). - A ) Nach dem
Lrbl'N litdo A rapdirt und herausgegeben OOn
A. Dautdaae (Brustbild. Fol, ) .
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Wildburg. Adolf Freiherr von (k. k.
Major und R i t t e r des Maria Theresien
- Ordens, geb . zu W i e n im
Jahre 1809, gest. zu I 1 1 y e im Bi<
harer Comitate Ungarns am 44. Marz
48781. Wahrscheinlich ein SproB der
steirischen Adelsf amilie, welche mit Iohann
Paul Ritter von Wild burg
am 3 1 . Marz 1770 die steirische 3and<
Mannschaft erhielt, und wohl ein Sohn
des 1806 in den Frei Herren stand erhobenen
Truchsessen und Hauptgewerken
einiger Goldgruben in Siebenbiirgen
P h i 1 i p p Ritter vcn Wild burg. Fcei»
Herr Adolf trat 1829 als Cadet in das
3. Kurassier»Regiment Kaiser Nicolaus^
Milddurg, Adolf 143 Wildburg. Adolf
von Rutland, in welchem er in seinem
Range bis 1847 zum Rittmeister vorriickte.
Das Regiment stand 1849 in
Ungarn im Felde gegen die Rebellen,
und im Treffen vor Komorn am
26. April desselben Jahres erkampfte er
sich den Maria TheresieN ' Orden . Seit
fruhem Morgen hatte Feldmarschall-Lieutenant
Simunich dem Feindeden tapfersten
Widerstand geleistet. Der Kampf gestaltete
sich immer hartnackiger . Die Rebellen
hatten schon die Zahl ihrer Ge>
schutze bis auf 33 vermehrt und immer
mehr Boden gewonnen. Es war bereits
Mittag, als Feldmarschall - Lieutenant
Graf Schlik, dem Kanonendonner fol>
gend, in dem Momente auf demSchlachtf elde
erschien, als die Truppen Simmun
ich's, der feindlichen Uebermacht
weickend, sich gegen Acs und die Puszta
Harkaly zuriickzuziehen begannen und die
Lage der Unseren, welche noch von einer
Umgehung in der Richtung gegen Babolna
zu bedroht waren, eine sehr kri>
tische wurde. Graf Schlik lieB sofort
12 Escadronen auf den Gegner ein-
Hauen und in zwei Attaquen, ausgefiihrt
mit einer Precision wie auf dem Exercier'
platze, begann der Feind zu wanken. Nun
befehligte auch General S i m u n i ch
seinerseits den Obersten von Kaiser Nicolaus-
Kiirassieren Freiherrn von M i n u .
t i 1 1 o zur Attaque. Dessen Regimente,
das eben erst von einem zehnstiindigen
Marsche auf dem Schlachtf elde singe»
troffen, standen f eindlicherseits 6 Divi»
sionen Huszaren, mehrere Honvodbatail '
Ions und 40 Geschiitze gegeniiber. Der
Escadronscommandant Freiherr von
Wildburg hatte den Befehl, zuriickzubleiben
und mit seiner Escadron die
drei Estandarten des Regimentes zu bewachen.
Eine zweite Escadron wurde
zur Bedeckung unseres Geschiitzes commandirt.
Der Rest des Regimentes riickte
nun unter heftigem Geschiit zf euer mit
aller Bravour vor. Da gewahrte Rittmeister
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Wild burg eine feindliche Batterie.
welche das vorriickende Regiment
in der rechten Flanke mit qroBeiu Erfolge
beschoB. Sofort faflte er den EntschluB,
diese Batterie anzugreifen, woniber seine
Leute, als sie seine Absicht erfuhren, laut
auf jubelten. Er iibergab nun die drei
Estandarten seines Regimentes einer in
der Nahe befindlichen Inf anterieabtheilung
und riickte mit seiner Escadron im
Trabe gegen die feindliche Batterie vor.
Diese richtete ihr Feuer gegen die Anriickenden,
welche sich aber dadurch nicht
beirren lieBen, sondern vorwarts drangen,
bis sie der Batterie auf etwa
41)1) Schritte nahe gekommen, worauf
diese aufprotzte und im Carriere davon»
fuhr. Wildburg verfolgte sie nun auf
eine betrachtliche Entfernung, bis er erkannte,
daB er mit seinen vom langen
friiheren Marsche ermiideten Pferden die
trefflich bespannte feinliche Batterie nicht
einzuholen im Stande war. Er gab also
die weitere Verfolgung auf, griff aber
eine Division feindlicher Huszaren an,
welche eben das Regiment uberfliigeln
wollte, und jagte diese in die Flucht. Nun
lieB er seine Escadron halten, urn sich
auf dem Schlachtf elde zu orientiren. Da
sah er die beiden Divisionen seines Regi»
mentes mit sechs Divisionen Huszaren im
Handgemenge, und daB die zweite Oberstlieutenants ' Vscadron
bedroht war. iiber»
fliigelt zu werden. Rasch sprengte er mit
seinen Leuten den Huszaren in die
Flanke, iiberritt dabei einige Abtheilungen
Honvods, griff in den Kampf ein
und half dadurch seinein Regimente die
Aufgabe losen und den Sieg erringen,
denn der Feind sah sich nun gezwungen,
hinter die Schanzen von Komorn sich£
Wildburg. A 144 Wilde
zuriickzuziehen . I n der 137. Promotion
lam 2<>. Marz 18:)0), in welcher Win»
dischgratz u : ch Haynau die GroBkreuze
erhielten, wurde unserem tapferen
Rittmeister fur seine ohne erhaltenen
Befehl ausgefiihrte und so giinstig ver»
laufene Waffenthat das Ritterkreuz des
Maria TheresieN ' Ordens zuerkannt. Als
im Mai 1831 bei Olmutz, wo sich eben
die Kaiser von Oesterreich und RuBland
befanden, das zweite Armeecorps (Ge>
neral der Cavallerie Graf Schlikj zusammengezogen
wurde, fand am 29. Mai
vor dem sszaren die Vorstellung der aus
Debreczin berufenen Officiere des 6. Kii°
rasfier ' Regimentes Kaiser Nicolaus statt.
Auf den mit dem Thereslenorden gefcbmiickten
Rittmeister Baron W i 1 db
u r g ging nun Kaiser Nicola u s
zu und richtete an ihn folgende Worte:
„ I h r Kaiser gab Ihnen bereits seinen
hochsten Orden, Sie werden mir erlau»
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ben, daB ich Ihnen den Bruderoiden des
Theresienkreuzes , meinen St. Georgs-
Orden, verleihe." Am folgenden Tage
lieB der Kaiser von RuBland den tapferen
Rittmeister zu sich bescheiden und iiberreichte
ihm das St. Georgskreuz mit den
Worten: „Hatte ich einen schoneren
Orden, so wurde ich denselben Ihnen
iibergeben, dieser aber ist furs Militar mein
schonster. Es freut mich umsomehr, da
ich nun gewiB weiB, daB Sie ein wirklich
Braver sind, und da ich hoffen kann,
daB Ihnen die Verleihung meines
Georgsordens fur Ihre Zukunft von
groBem Vortheil sein wird." Hierauf umarmte
der Kaiser den Rittmeister Baron
Wildburg und kiiBte ihn dreimal. I m
Marz 1833 wurde derselbe zum Major
befordert und in die kaiserliche Arcieren-
Leibgarde eingetheilt. Spater trat er in
den Ruhestand iiber und starb in dem»
selben .
'"arinthia (Klagenf urter Unterhaltungsblatt ,
4".) 4857. Nr. 5, S. 20 im Aufsahe: „Skizze
des Krieges in Ungarn 1848 und 18 A 9". —
A e st r r r ci chi sch erToldatenfreund
lWien. 4".) 1851 .Nr. 1? : „Ehrenhalle XXV".
— T Hiirde im (Andreas Graf) . Die Reiter«
Regimenter der k. k. osterreichischen Armee
(Wien 48N2. Geitler, gr, 8«.) Bd. I : „Die
Kiirassiere und Dragoner", 2. 139 und 140.
— Hirtenfeld(I.) . Der Militar« Maria
Therssien ' Orden und seine Mitglieder (Wien
1867. Staatsdruckerei, kl. 4".) 3 i«?6, 1754.
Derselben Familie gehort ein zweiter Adolf
Freiherr uon Nildburgan (geb. zu
Leutschau in Unqarn to. Mai 1842) . Unserer
Vermuthung nach ein Sohn des obigen
Maria Theresirn-Nitiers . Er kam zur milita'
rischen Ausbildung in das Cadeteninstitut zu
.Nrakau und aus diesem 1837 in die Wiener«
Neustadter Militarakademie, aus welcher er
am 1. September 1861 als Lieutenant min»
derer Gebiihr zum : »<> . Iagrr<Bataillon ein»
getdeilt wurde. I n demselben. Ende August
IBS' 1 ium Lieutenant hoherer Gebiihr befor»
dort . machre er alii solcker drn '"eldzug in
Bodmm 186<; gegen PreuBen mit und fand
in der Schlacht von Krn'garay am 3. Juli
186« den ehrenvollen Soldatentod. Nach
seinem Tode . am 10. ' A tober ix<»5 . wurde
ihm fur sein Woblrerhalten die ah belobende
Anerkennung zutheil.
Wilde, Ambros (Allgustinerchor-
Herr, geb. in Boh misch »Leipa am
22. November 1734, Todesjahr unbekannt,
war 1822 noch am Leben) . Am
19. September 1713 trat er in den Orden
der beschuhten Augustiner, legte an seinem
Geburtstage 1778 die Geliibde ab . studirte
an der Prager Hochschule Theologie
und wurde Lector der Philosophie in
seinem Orden. Nach Aufhebung der
Klosterstudien dem Predigtamte sich zuwendend,
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ward er Prediger bei St. Thomas
und Provinzsecretar , und nachdem
er am 13. November 1805 an der Prager
Universitat die theologische Doctorwurde
erlangt hatte, wahlten ihn am 4. No>
vember 1811 seine Ordensbriider ein»
stimmig zum Provincial, als welcher er?
Wildenftein. Cojetan , Cajetan
noch 4822, damals bereits 68 Jahre alt,
wirkte. Zugleich war er bischof licher
Notar. Von seinen verscbiedenen Kirchenreben
in lateinischer und deutscher Sprache
sind einzelne im Druck erschienen. Gesammelt
gab er heraus: „Tod- und Zittenredtn
ant die Festtage de5 Jahres", 2 Theile (Prag
1809, Widtmann, gr. 8 A .)' - „Zcch5
Fllatenreilen iiber die Vekehrnng ileL h. AnguAin
nnt> Irchs Fa5tenreden iiber die Bekehrung dea
Sallliers Zllchaens", 2 Bande (ebd. 1812,
8 A .) und „Sechs FaZtenreden pr Nelichtignng
einiger Neligillns^eiiel" (ebd. 18131. —
Am bros Wilde ist nicht zu verwechseln
mit Fran) Wilde (geb. zu Leipa 20. Oc>
tober 1736), der zu Prag in den Orden
der Gesellschaft Jesu trat, in demselben
mehrere Jahre als Lehrer der Dicht- und
Redekunst in den Grammaticalclassen,
des Griechischen und der Geschichte im
Ordenscollegium thatig war und einen
Band „Wuhl getilgte Fittenreiirn ant die jetzt
gebotenen Feiertage" (Prag 1778, 8".) herausgegeben
hat. Er konnte seinem Geburtsorte
nach wohl ein Bruder oder
Verwandter des obigen Augustiners sein.
Waikenegger (Franz Joseph) . Gelehrten»
und Schrif tsteller»Lerikon der deutschen katho«
tischen Geistlichkeit (Landahut 1820. Iosepd
Tdoman. t,o.) Vd. 11,2 A lu.
Wildenstein. Cajetan Graf (stetermarkischer
Ausschuflrath, geb. zu
Gratz am 27., nach Anderen 29. Mai
1761, gest. daselbst 4. Marz 1824).
Der SproB eines alten Adelsgeschlechtes ,
das seit Beginn des sechzehnten Iahrhunderts
in der Steiermark ansassig ist, und
iiber welches die Quellen S . 146 Naheies
berichten. Der Letzte der jiingeren
oder Wildbacher Linie, ein Lohn des
Grafen Max Joseph Gottlieb aus
dessen Ehe mit Barbara Grafin
Trauttmansdorff . Er erhielt eine
treffliche und die mannigfachen Richtunv.
Nurzbach. bioqr. oerikon. I A VI. sGedr.
gen des Geistes umfassende Erziehung,
so dafl ihn die Nekrologe als einen Edelmann,
„ausgezeichnetdurch hohe Geistesbildung,
den feinsten wiirdevollen Anstand,
Sprachkenntnisse und von seltener
Ueberredungsgabe" bezeichnen. Er bekleidete
verschiedene Aemter, so war er
wirklicher geheimer Rath. Erdlandkam«
merer des Herzogthums Steiermark,
standischer Verordneter und Theater-
Oberdirector . I n den Vordergrund trat
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er, als das Vaterland in Gefahr gerieth,
zur Zeit der feindlichen Invasionen
1797, 1806 und 1809, wo sein energisches
Einschreiten dem ubermuthigen
Feinde Halt gebot und denselben erwagen
lieB, die Sehne des Bogens nicht zu straff
zu spannen. I m August 1809 legte
Kaiser Napoleon dem ohnedies durch
die Erf ordernisse der Kriegsbereitschaf t
und des Krieges selbst hart mitgenom»
menen Lande den maBlosen Betrag von
nahezu 43 Millionen Francs als Kriegs-
Kontribution auf. Als begreif licher Weise
dieselben nicht aufgebracht werden konn«
ten, wurden der Bischof von Seckau Io<
hannFriedr. Graf W a 1 d stein Md. L I 1 ,
S. 236), Ignaz Graf Attems in Stell-
Vertretung seines Vaters Ferdinand, da»
maligen Landeshauptmannes der Steter»
mark, Cajetan Graf Wildenstein
und der Gratzer Kaufmann Ignaz Ga>
d o 1 1 a am 14. September 1809 als
Geiseln in Haft genommen und auf den
Gratzer SchloBberg abgefiihrt. Nachdem
sich aber die Franzosen ijberzeugt hatten,
dafi, wie Bischof Waldstein drastisch
bemerkte, die Geiseln auf dem SchloBberge
auch kein Geld machen konnten,
erhielten dieselben am 27. d. M. die
Freiheit wieder, und der Feind mufite
mit einem Theile der ausgeschriebenen
Contribution vorlieb nehmen. Auch
unterzog sich der Graf in diesen schweren
12. Janner J888.) 10?
Wildenftein (Gei^alogie) 146 Wildenftein (Genealogie)
Tagen wiederholt gefahrvollen diploma,
tifckeli Sendungen, welche er mit grofiem
Geschick ausfiihrte. I n Wijrdigung dieser
Verdienste zeichnete ihn der Kaiser 181>9
mit dem Comthurkreuze des Leopold»
ordens aus . Graf Cajetan vermalte
sich !7ttl) mit Aqnes aus dem beriihm»
ten steiriscken Geschlechte derScharffe nberg,
und da er aus dieser Ehe keine
Nachkommen hinterlieB, scdloB mit ihm
im Mannessiamme das Geschlecht der
Wildenftein . Mit leiner Schwester!
Julie, lvemlllin Ferdinands Grafen ,/S
Kolowrar-' 1 rakowsky, starb es 1849
auch in we:dlicder A inie aus. (5r hinter»
lieB, obgleich nack d^iu (5'rlosc''en der ziingeren
'"iuie aucb das ansehnliche Fidei- i
commifl auf ihn iiberging, einen leider -
stark verschuldeten Grundbesitz. Das A
Stammgut des Geschlecktes , Wildbach, >
hatte er bereits <?91 verkauft, und nach- !
dem dasselbe wiederholt den Besitzer ge- !
wechselt, ist es gegenwartig im Besitze 1
Johannas . Witwe des Notars Martin!
P e i t 1 e r .
Steicrmarkiscke Zeitschrift. Redigirt '.'on
I>7. A , ,>. Schreiner, v r . Alberi ocn !
Muckar. s>. G. Ritter von Leitner.
H. 3ckroiter «Graf t . A ".) Neue Folge,
Seite 213
Wurzbach5 6 . txt
VII. Jahrg. (18"2). Heft <. 3 99.
I . A ur Genealogie der /reiyerren und Grafen
von Wildenstein. Wir finden dieses alte und
berufne Geschlecht urspriinglich in Bauern
(Flanken unD Pfal;), dann in Rarnthen, in
der Tieierinark. wo es ; u besonderer Macht
und GroBe gelangte, endlich in Tchlesien.
Aus Bayern scheinr es nach Oesterreich, und
zwar zunachst nach Karnthcn eingewandert
zu sein, wo es im Iaurttbale die Burg glei«
chen Nainens erbauir. uno schon i 1 6 1 ! er»
schelni Uveriand de Wildenstein als
Zeuge in e.nrr Tchrntun A ouriunde des Her»
zogo B e r i o 1 t oon Maranien , "u Gunsten
des Gstercienserklostero Vik:r:ng bei Klagen»
flirt. Hauptmann Beckt) > W : d m anst e n e r
derickiei. wie sich die W i 1 d e n st e in in
Karntbrn ausbreiteten, und gedenkt auch ihrer
Uebersiedlung nach Lteiermark urn das Jahr >
i530. Die Tokne des Hans Wilden st ein
und der Annn Aorda.r: Andreas, Nicolaus
und Primus , sind die ersten, welche festen
FuB fassen in Tteiermark, und oon Nico»
1 a u s ab laflt sich die Ttammeof olge dieses
Geschlechtes in Kteiermark ununterbrochen
verfolgen. Des Nicolaus Enkel Primus ,
iieonhard, Theodorich (Dietrich) und
Christoph bildeten virr neue Zweiae, von
denen die der beiden Ersteren bald abstarben,
.auch jener Cdristopds, der nach Teutsch»
land grzo.ien war; der von Tdeodorich
ssestiftete aber bliibte fort, gelange zu An«
sehen und Vermogen und spaltece sich mit
des Stifters Urenkeln Franz Christoph
und J o h a n n Joseph in zwei Linien, die
a 1 t e r e odcr Kalsdorfer und die jiingere
oder Wildbacher Linie, welche aber beide in
der ersten Halfte des laufenden Jahrhunderts
erloschen. Die Tiammet zf olge der einzelnen
Generationen ist aus der angeschlossenen
Ttammtafi'l ersichtlich. Die Familie gelangte
in 3teicrmark bald zu Macht: ob . wie
Hauptinann -Zeckh » N i dman stett er in
seiner unien c t A 'ten Monographie 3. 6 bei
Siegmund Wilden stein andeutet, durch
dessen Pf iegefudlun A en . geht uns nichts an,
weil d5e Vermogensaebarung ein Act rein
prioatrrchtlicher Natur und. so lange kein
Anqriff de-3 geschadigten erfolgt, weder anlUzweifeln
noch anzugreifen ist und Vrr»
muthung A 'n des Gegentheils in historischen
Ardeiccn. die sich nur auf Thatsachen stiitzen
diirfen, geradezu unstatthaft sind. "ur, . die
W i 1 d e n st ein erlangten mit der Ze' .t mach'
tigen (Hrundbl ' sih . hatten im Landtage 3ih
und Ttiinme. erwarben sich in ihren ein»
zelnen Sprossen durch Energie idreii Auf»
treiens. durch Bildung und Kenntnisse und
humanes Gebahren die Achcun.l. nicht blofi
ihrer Standesgenossm, sondern des Volkes
iiberhaupt, dessen Sodne sie waren, und ihr
Andenken lebt heute, da sie bald seit einem
halben Jahrhundert erloschen sind. in erfreu»
licher Weise forr. Sie dienten dein S t a a t e ,
Seite 214
Wurzbach5 6 . txt
zunachst dem Lande, dem sie al-6 01'oJ5gluno»
Herren angehorten, wir nennen nur beispiels»
weise J o h a n n Franz, J o h a n n Joseph,
Johann Max Probus, Max Joseph,
welche als steiermarkische AusschuBrathe und
Landeshauptleute ebenso in Tagen des Frie»
dens, wie in solchen der Gefahr mannhaft
fur das Land einstanden, wie dieses loblichen.
Vorgehens in den Lebensskizzen der Einzelnen
ausdriickliche Erwahnung gescheht. Wenn.?
Stammtafel der Freiherren und Grasen von Wildenstcin aus Wildbnch nnl, Knlsdors.
Waramnnd.
Agathe von Thnrn.
Pankraz .
Nadegund Weltzer von Spiegelseld.
Saus! '
Anna Mordar.
Andreas
Parbara Weltzer von Feiftritz und Spiegelfeld.
Nicolaus
Ursula von Wberburg.
Eine Tochter ledig f. Primus.
Helene von Herberftein
Georg s.i) ) Sigismund sio^j
N. N. f 19. Juli 1570.
1 ) Elisabeth von /almhaupt.
2) Helena von Spangstein.
3) Asra von Saurau.
4) Eva von Aichelberg.
Christoph .
Primus
Helene von Herbersttin.
Georg
Parbara von Hoym.
Ltanhard.
Euphemia
von Nattenberg
Helene,
vm. Christoph
13all von Vatlcnstein.
Martha
vm. 1) van Aigl .
2) Vswald von Prag.
Georg.
1) von Attems.
2) von Aentschach.
Adam.
Johanna Maria
von Hlalentin.
Pardara,
vm. Veorg Siegmnnd
von Attems.
Theodorich s i i )
5 2 1. August 1394.
Sarah
von Teuf f enbach-Mayerhosen
-j- UM 1398.
1
Adam, Iohanniter Martha, f . Sophie, f. Christoph, -<- 1598.
-j- im heil. Lande. 1) Maria Auer von Polach.
2) Judith von Sohenkirchen .
Sigismund
Wil-
Seite 215
Wurzbach5 6 . txt
Helm
b
Harbara
vm. 1) Veorg Freiherr von Sauran.
2) Christoph Freiherr von Nakenitz.
eine Tochter,
. Theodo^ich Pcrnftorser.
Georg Siegmund u. noch 3 Kinder
geb 12. Dec. 1581.1- 13. Febr. 1613. jung s.
Margaretha von Steinpeis
123 Juni 1613.
Adam Marie Sophie
geb. 158. ' . Johanna Regina
f. geb.t584, f 1Z87.
Stif tsdame
zuGrat z
Aeltere ober Kalsdorfer Linie.
Johann /ran) A
i04U Freiherr. i678 Graf
1- 18. October 1K78.
i) Barbara Constantia Freiin Scheit,
verw. Ferdinand Freiherr von Khuenburg, 1- 16
2) 'Sidonia Magdalena Frein Eibiswald,
verw. Freiin Mindors, -s- iliLo.
il) Maria Clara Freiin Vlonach, s <1>69.
Johann Veorg f. Judith Katharina,
Stiftsdame zu Gratz,
Jiingere oder Wildbacher Linie.
Marie Oanns Judith Mil-
Elisabeth Christophs geb. 1590, Helm
grb. 1388 geb. 1389. i. "rb.139!
VM. Cyriak 1) N. v. Neuenv.
Walden- stein,
hosen. 2) Clara Anna
Niorms von
Schaffoltsheim.
Sophie
Marie
b
Schweikard
Sigismund,
Donchen
in Regensburg
1- 28. Sept.
1672.
Amalie,
vm. von Elsenheim.
und noch 2 Tochter.
/rani Christoph
geb. inio. -i- <«?<;.
Theresia Frei in Mindors
CaciUa Renata
5 <6. December 1708.
vm. Graf Trauttmansdorf f .
Johann Christoph
1- 17. Janner 1742.
1 ) Maria Felicitas Graf in Steinpeis.
2) Iosepha Sidonia
Glafin schrsttenbach, St. K. 0. D.
Anna Darbara,
St. .st. 0. D.<
vm Ernst v. Vera.
Maria Cacilia,
vm Friedrich
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Wurzbach5 6 . txt
Graf von Seeau.
Therese,
vm. Freiherr v, Gall.
2) Vtto Heinrich
Graf Schrottenbach .
Fran) August
5ed 1<1?5 t 174:t,
Maria Theresia
von Tattenbach.
Johann Joseph s9)
geb . 12. Februar 1668. nach Anderen schon 1662,
t 6. Marz 1747.
Maria Juliana Freiin von Zollner,
verw. Michael Weikard Graf Vetter von der Lilie
1-28. September 1708.
CaMan August 1>)
Comthur des deutschen Ordens
geb. 1703. 5 6. Janner 1764.
Johann Joseph
geb. 1697, -f 1731.
und noch 3 Kinder
Johann Mar probns
geb. 10. November 1702,
t 14 Marz 1779.
j) Maria Barbara
Graf in Trauttmansdorss .
2) Agnes Grafin Uimpsch.
Maria Anna, Juliane
Ilrsulmerin. vm Dismas Graf
Attems .
Anton -j-. Charlotte,
Nonne .
Clandie, Amalie,
Nonne . Nonne .
Ernst Heinrich sS. 13«)
geb. io. Janner 1708. s 23. Februar 1768.
M. Theresia Grastn Thnn-Valsassiua
-i-20 Juli 1763
und noch 4 Tochter
und 2 Sonne jung s.
Ferdinand Maria
geb. 8 December 1736. t 11. Marz 1801.
Maria Aloi/ia von Stubeuberg.
Mar Joseph Gottlieb
geb. 16. September 1728. f 6. Februar 1791.
Karbara Grasin Trauttmnnsdorf f .
und noch 11 Kinder,
/ranz Joseph s4' s
geb. 21 October 1774. 5 19 Mai 1808.
Christine Grasin Lengheim.
Ernst Ignll) . Venedictiner .
mit dem Klosteinamen Siegmund
t 16 Mai 1814.
noch 3 Kinder
Ca A etan A 2. 1431
grb. 27. Mai 1761. 5 4. Marz 1824.
Agnes von Scharif enbcrg .
Julie
s " 1 8 i 9 .
vm. Ferdinand Graf Kottulinskn.
mehrere Tochter
"") Die in den Klammern 1 1 befindlichen Zahlen weisen auf die kiirzeren
Biographien, welche sich auf S. 147—130 (Nr. 1—11) befinden, wenn aber ein S.
voransteht, auf die Seite, auf welcher die ausfiihrliche Lebensbeschreibung des
Seite 217
Wurzbach5 6 . txt
Betreffenden steht .
Zu v. Wurzbach's biogr. Lenkon. Pd. I A VI.¥
Wildenftein (Genealogie) 547 Mildenstein, Franz Joseph
wir im Dienste der Kirche nur einzelnen
Sprossen begegnen, so drin Triester Bischofe
Heinrich und dem . k ' egensburger Domherrn
Schweikhard Sigismund, so erscheinen sie
doch namentlich in fruheren Zeiten unter den
Vertheidigern des Vaterlandes, und zwar
finden wir zwei George, welche gegen die
Ttirken auslugen; einen Wolf Georg, der
jii32 in der Schlacht bei Liiyen rodtlich ver»
mundet wurde; Hans Christoph, welcher
mit heidenmafliger Ausdauer die Veste Ko>
chersberg gegen die Franzosen halt; den Io>
hanniier Cajetan August, dessen Andenken
durch die capitale Inschrift seines Grabsteins
bewahrt wird. — Auch die p f 1 e g e der
Nissenschaft fand in diesem Geschlechte
eifrige Vertreter. So beschaftigte sich Graf
Franz Joseph mit classischen Studien, und
Graf Ernst Heinrich widmere sich, wie
sein dandschnf cllchcr Nachlafl un Gratzec
Landschaf tsarchiu bezeugt, wstorischen Forschungen,
war aber dabei auch der Muse nicht
abhold, die ibn ebenso A u eigenen Schopfun»
A en begeisterte, wie zur Verdeutschung fran»
'"oftscher Autoren anregte, welche damals als
Klassiker galten. — Was nun die Frauen
dieses Geschlechtes, sowohl die Tochter des
Hauses als die Schwiegertochter, welcke in
die Familie durch die C'he gelangten, betrifft,
so heirateten ebenso die Ersteren in die an>
sehnlichsten Familien Oesterreichs , wie Letztere
solchen angehorten, und wir finden unter den
mit den W i 1 d e n stein verwandten Ge«
schlechter. ! die Namen T d u r n . Welzer,
H erbe rstrin . Saurau, walle uNei n,
Teuffenbach . Att e m u . .'"euischa ch,
Aduendurg. SteinpeiB . Tiauttmana«
d o r f f . Gloyach. Z o 1 1 n e r . Wagens»
ber A , 2. ckrattenb a ch . W u r m brand
u. a. — Waii die Wiirden und Aemter
dieses Geschlechtes anbelangt, so fuhlten und
fiihrten sich die Wildenstein, ehe sie durch
Diplome Bestatigung ihres alten Adels er<
langt und gesichert hatten, als Edle und
Herren. Einige Zeit hatten sie von dem
Schlosse Sonnegg (Sunegk) in Karnthen den
Namen angenommen und schrieben sich von
Sunegk. aber mit Diplom aao. Villach
26. Juli 1471) nahinen sie unter s . leichzeitiger
Aenderung der Faibe des Wappenschildes
von WeiB in Noth den uon Alters her iiber»
kommenen Namen Nildenstein an, den
sie fortan behielten. Dann erlangte der inner*
osterreichische Hostammerrath Johann Franz
mit D i p 1 om aac> . t 3 . M a r z 1649 den F r e i -
h e r r n ' . nut einem anderen clao. j8. Marz
1<>78 den Orafenstand mit dem Praoicate
Freil'err auf Wildback und . "alsdorf.
Herr zu Sch a cb en th u rm rmd Liedoch;
dem Landeshauptmann Johann Joseph
und den Sohnen dessen alteren Bruders
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Wurzbach5 6 . txt
Franz Christoph verlieh aber drr Baiser,
nach dem Erloschen des Geschlechtes der
Eggenberge, da5 Obc-rftkamn: ereramt
in Ttrirrmalk. — Ueber den ausgedehnten
Grundbesir> der Familie gibt 3 cd mutz
in der uiuen citirten Quelle ausfuhrliche
Nachricht . l"Beckh -Nidmanstetter (L.) .
Denkstein Tieamunds oon Wildenstein im
Schlosse Wildbach in Steiermark (Wien
18?". Hof- und Ttaatsdruckerei 8",. i" 2,).
— Tchmul; (Karl) . Historisch»topoacapbi«
sches Lerikon ron Steiermark (Gratz <8!i2,
Kienreich, gr. 8".) Vo . IX', S. ljsso — Hellbach
(Johann ("dristian von) . Adelalerikon
oder Handbuch iiber die historischen aenealo»
qischcn Nachrichten vom hoben und niederen
Adel. besonders in den deutschen Bundes '
staaten u. s. w. (Ilmenau j 82 6 , B, F Voigt .
tj".) Bd. II,". 744. - (Z edler's) Uni.
uersal - Leriron 66. Bd. (1748) . 3p. 824
bis 331. M n un"ezuein reichhaltiger Literatur
auf Tp. 830 "j
I I . Einige dlsouders ytruorrl A cndc Sprojsen
dieses Vrscl) 1 . echtcs . i. Caielau s>lebe die be<
sondere Biographie 3. i48", — 2 Cajetan
August (geb. 170.1. gei't. «. Janner 171, '4) .
ein Hohn des Grafen I u h a n n (shristopd.
welcher oon 4714 bis zu seinem am 1?. Jan»
ner 174'" erfolgten Tode Statthalter uon
Innerosterreich gewesen. Graf Cajetan
August war zuletzt (Homthur des deutschen
Ordens in Laibach, und in welcher Weise er
diese Wiirde 'versah, verkiindet die folgende
Inschrift seines Grabsteines . - „ 6 i 2 t A vi A tor' .
liio q.ui«i>«it i-Sversucii25 . a,o «xceUonliaa.
1>NU2 vilUL .".uz;u3Uu. Qa"et,. 8. L, . I . ec, '
M62 tie vt iQ ' VVilcikNZrLiu, cyl?. ora.
I ' eut . 6<iue8 bailiviaL ."ULt,rias couLil.
A aie VI. "au. 2,ot3.-
Na LUU6 IiXI inoi-tuuL 6Lt, ut LemVer
viversr, c"uig. vixit ur moriturns aa aesi»
clorium l'eutonioi araini Qon aiu, g.6. rs«
I>61." — 3. Ernst Heinrich l"siehe die be<
sondere Biographie S. 430) . — 4. Franz
Joseph (geb. zu Oratz2<. October 1774. gest.?
iN) Georg 148 Wildenftein, Heinrich
ii>. Hlai ll>Ui>) . rin Sohn des Grafen Ernst
Heinrich 1 siehe diesen 3. 130" aus desftn
("he mit Maria Thereii a Grafin Thurn«
Valsassina. bekleidete die Stelle eines
stei er markischen AusschuBwtheo und deschaf
tigte sich mit classischen Studien, wie es seine
Uedersetzung einer Schrift des Jesuiten Jean
R a p 1 n (geb. !621, gest. 168?) bezeugt. I m
ersten Bande der in letzter Ausgabe 172"
erschienenen „Oeuvres" dieses Jesuiten besin»
den sich dessen Vergleichungen des Demo»
sthenes mit Cicero, des Thucydides
mit TitusLivius , des Plato mit Ari«
stoieles und des Homer mit Virgil .
Diese letztere ist es. welche den Grafen be»
sonders anzog. Sie erschien unier dem Tiiel:
„Vergleichung des Homer mu dem Virgil, ' ,
Auo drm Franzosiscnrn" < Augsburg 1766. "
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Wurzbach5 6 . txt
, A ran A t'loer. 8".». Da >n dem namlichen Vei' !
luge 1766 auck die ' s ei>Ueichung deo Demo»
sthenes mii Cicero und 1767 die des
Tducydides mit ''jiviuS desselben Jesuiten
erschienen find, so liegt es nahe . den Grafen
auch fur den Uebersetzer dieser zwei Schriften
zu halten. Des Grafen Ehe mit Christine
geborenen Grasin l.'engheim blieb kinderlos.
Sein Bruder Ernst I g n a z . Benedicriner
in Adinont, mii dem Klosternamen Sieg»
mund, schloB 1814 die Kalsdorfer Linie
dieses Geschlechtes . — 3. Georg, allem
Anscheine naa» ein Sohn des Nicolaus aus
dessen Ehe mit Nrsula von Oberburg,
war ein Kriegsmann in der ersten Halfte des
sechzehnten Jahrhunderts ; wahrscheinlich der»
selbe, von welchem in der '"Nistorik Hun-
Akloi-." des ungarischen Chronisten Ist»
vli.nkn 3. 176 berichtet wird, daB er gegen
die Tiirten als General gekampfr, in einem i
Treffen 1544 gegen dieselben ungliicklich ge<
wesen. iiuf der Flucht uon ihnen verfolgt, in
einen Wassergraben gesprungen und vom
Ertrinken nur dadurch gerettet worden sei,
daB Stephan Baletitius , der ihm nachge»
lprungen, ihn an dem langen Barie — das
Haupthaar war geschoren — erfaBt und her«
ausgezogen habe . Hauptmann von Beckh«
Widmaustetter gedenkt in seiner oderwahnten
„Monographie" iiber den Grabstein Sieg«
munds von Wildenstcin auch noch zweier
George aus der Zeit, als die Wilden«
stein noch in Kornchen ansassig waren, welche
Neide an der ersten Tiirkenbelagerung Wiens
<229 Antheil genommen und deren einer, wohl
der vom Ertrinken gerettete, spater. 1536. als
Aelomarschall die steirischen. karnthnerischm
und krainerischm Kriegsvolker widrr die
Tiirken fiihrte. — 6. Hans Christoph (geb.
1389, Todesjahr unbekannt), ein Sohn Chri»
stophs und Enkel S i g i 6 munds. war nach
Hauptmann Beckh ° Widmanstetter ' s Mo»
nographie iiber das Geschlecht der Wilden«
stein Rath des Erzherzogs Leopold, da»
maligen Bischofs von Strayburq und Passau,
und Oberschulthelt z in Elsafl ' Zabem. Als Ve»
fehlshcwer am Kochersberg hielt er drei fran»
zosische und schwedische Belagerungen aus,
wurde in der letzten schwer verwundet und
gefangen genommen, widerstand aber. ein
wackerer, dem Kaiser und Reich treu erge.
bener Kriegsheld, alien Velloctungen zum
Treubruch. Aus zwei Ehen. mit einer von
Ieuenftein und Clara Anna Ullorms von 3chaf»
follsheim, hinterlieB er nur Tochter, deren
eine, A m a 1 i e , mit einem von Elsenheim
vermalt war. und mit deren Tode dieser
deutsche Zweig der Wildenstein erlosch.
— 7. Heinrich, der in der zweiten Halfte
des vierzehnten Jahrhunderts lebte und auf
unserer Stammtafel, da seine Abstammung
nicht festgestellt werden kann. nicht ersichtlich
ist. starb als Bischof von Piben. dem heu»
tigen Pedena in Istrien. urn 1396. Gr ent»
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Wurzbach5 6 . txt
stammt den in Karnthrn seflhaft gewesenen
Wildenftein; Nghellus aber in seiner
„WUiH 22>ci-!>." Bd. V, S. 381 laJit ihn aus
Bohmen oder Mahren geburtig sein. Hein»
rich trar in den Augustinerorden, in welchem
er verschiedene Klosteramter bekleidete, bis er
I; 184 Bischof von Trieft wurde. I n dieser
Stellung berief er 1394 eine Diocesansynode,
auf welcher er anordnete, daB jeder Priester
seiner Diocese die gelesene Messe mit den
Worten: „ad omni kcivpi-sitat« oustoai er
beschliefien solle. Der Einfall der Venetianer
in das Bisthum, in welchem dieselben ubel
hausten und den bischof lichen Palast aus»
pliinderten, gab ihm Veranlassung, den Schlufl
des Meflopfers mit angefiihrter Clauscl anzu»
ordnen. Zur Zeic, als Heinrich d'e Bischofs»
wurde in Trieft versah, war Erzherzog Leo«
p o 1 d I I I . der Gerechte in einen Kampf mit
dem Geschlechte von (aarrara urn die Tre«
viser Macht und mit den Venetianern urn
den Vesitz der Stadt Trieft verwickelt, welche
sich ichlieBlick drm Erzherzog unterwarf. 1396
wurde Heinrich aus dem Bisthum Trieft
in das von Piben ijbersetzt, soil aber da»
selbst bald das Zeitliche gesegnet haben.
lValviisor . Ehre des Herzogthums Krain,^
Mildenftein, Johann Joseph 149 Mildensiein' 1 Cigismmid
VIII, Buch. S. 679 und 686.) - 8. J o -
hann Franz (gest. zu Gratz 18, Octobe:
1678) . ein Sohn Georg Siegmunds und
der Margaretha von Steinpeih, die er
Beide in noch jungen Jahren verlor, wurde
der Begriinder des Glanzes des Hauses
Nildenstein . in welches er die Frei«
Herren» und Grafenwiirde brachte. Er
befand sich im Gefolge des kaiserlichen Bot
schafters Johann Anton Fiirsten von Eggen
berg, als dieser 1644 in besonderer Mission
nach Rom geschickt wurde. Er war durch
23 Jahre innerosterreichischer Hof kammerrath
und fiihrte durch langere Zeit die Prasidentschaf t
des steiermarkischen Verordnetenamteo .
I n Wiirdigung seiner Verdienste erhielt er
die geheime Nathswurde, mit Diplom acio.
Marz 1649 den Frei Herrn» und aclo.
18. Janner Itt7t» den Grafenstand mic dem
Pradicate Freiherr auf Wildbach und
Kalsdorf, Her: zu Schachenthurm und
Lieb och. Er schloB dre» Ehen. welche aus
der Stammtafel ersichtlich sind. Aus der
zweiten mit Iidonie Nagbalena verwitweten
Freiin von Nindorf hinterlieB er den
1646 geborenen Sohn Franz Christoph,
den Stifter der alteren Kalsdorfer Linie,
welche schon in der dritten Generation mit
dein Admonter Benediktiner und Stiftshof»
meistrr Ernst I g n a z erlosch. Zu Gunsten
dieser Linie errichtete Franz Christoph
in seinem Testamente Sao. 15. October 1677
das Familienf ideicommiB , welches er mit der
ansehnlichen Herrschaft Kalsdorf bei I lz do«
tirte, die ihm seinr erste Gemalin Varbara
Freiin von 2cheil zugebracht hatte. Ueber
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Wurzbach5 6 . txt
den Sohn aus des Grafen Johann Franz
dritter mit Naria Clara Freiin von Vlouach
geschlossenen Ehe, I hann I o s ep h . wel«
cher der Stifter der jungereu oder Wild»
bacher Linie der W i 1 d e n st ein ist, siehe
den folgenden Artikel Nr. 9. — 9. Johann
Joseph (geb. 12. Februar 1668. nach An»
deren schon 1662. gest. 6. Marz 1747) . ein
Sohn des Grafen Johann Franz aus
dessen dritter Ehe mit Nana Clara Freiin
von Glou.ach. wurde 1698 innerosterrelchischer .
1704 kaiserlicher geheimer Rath, am 26. No<
vember 1713 Nachfolger dee Johann Caspar
Grafen Cobenzl in der Stelle des Landes»
Hauptmanns in Gorz. in welche ihn der
Laibacher Bischof Franz Karl von Kaunitz
sPd. XI, S. 64. Nr. 7) und der damalige
Statthalter Leopolo Adam Graf Stras«
soldo einfiihrten. Mit welcher Umsicht er seine
Wiirde bekleidete, und wie er sich in derselben
allgemeiner Beliebtheit erfreute, bezeugt sein
Zeitgenosse, der Geichichtsschreiber der Graf»
schaft Gorz <5arlo Morellidi Schonfeld,
der iiber JohannJoseph schreibt:
yd i <Fori2iani i-i A U2 , rciu, vHnw uoms laro
0081 UMil.NO, cK.6 NON LI 1-3 . WiliN . V2, 116' 81wi
p iii loi'ti risentimenii eke la nsekssitii, e<l
i i ' s »udlioo oraine, ok6 li a, sttii, vs . nc) " .
Nachdem er sechs Jahre sein Amt verwaltet
hatte, bat er im November 1721 den Kaiser
urn seine Enthebung, welche ihm auch in
Gnaden gewahrt wurde. Nun erfolgte seine
Ernennung zum Beisitzer des geheimen Rathes
in Oratz. Als dann sein Nachfolaer in der
Landeshauptmannschaf t von Gorz. Franz
Anton Graf Lantieri . am 28 Janner 1729
mit Tode abging, berief ihn der Kaiser zum
zweiten Male auf diese Sielle, welche er
dann dis Februar 1732 behielt. Dem Grafen
Johann Joseph wurde im Juli 1718
zugleich mit den Sohnen seines Bruders
Franz Christoph das nach dem Abgange
der Eggenberg erledigte Oberst«Erbkammereramt
in Sieiermark verliehen.
Graf Johann Josep h ist der Erbauer des
ansehnlichen Hauses in Gral;, welches zur
Zeit als allgemeines Krankenhaus in Ver»
wendung steht. j69o vermalte er sich mit
Narin Iuliana Freiin Zollner, Witwe Michael
Weikards Grafen Vetter von der L i 1 i e ,
welche ihm die von diesem ererbten Herr»
schaften Nindisch « FeistriB und Tiisser in
Untersteier zubrachte, und wurde mit ihr der
Stifter der jiingeren oder Wildbacher
Linie der Grafen Wilden steifn, welche
gleich der alteren in der dritten Generation,
und zwar mit C a j e t a n fliehe diesen
S. 143) erlosch. Von den aus dieser Ehe
entsprossenen ache Kindern wurden die Tochter
meist Nonnen, von den Sohnen pflanzie I o»
hann -Mar Produs diese jiingere Linie
fort. A Uo?-6 A i' c?/ Hoiion/e/H A a?-io A . latoi-ia
6,611». Oonrea, ai <3cn'i2iu. (<3c»ri2i2. 1833,
katsriiaM, dr. 8".), Vol. Ill, 9. 58 und 59.)
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Wurzbach5 6 . txt
— 10. Tigismund von W i 1 d e n steint ebte
im sechzehnten Jahrhunderte und starb auf
dem von ihm 1540 erbauten Schlosse Wild»
bach in Steiermark am t9. Juli 1370. Ein
Sohn des Nicolaus von Wilden stein
aus dessen Ehe mit Ursula von Oberȣ
WildeMlein, Zheodorich (Dietrich) Mildenstein, Ernst Heinrich
burg, ist er der Begriinder des nackmals
; u ansehnlichem Besiftc A elan>Urn Geschlechtes
der Wilden stein in der Steierniark, Im
Apr'l 13; !2 ubernahm er die Hauptmann»
schaft Iaunegg in Untcrsteier von deni Vf A nd«
inhaber Achaz Schrott von Kindberg.
Hauptmann ; u Pettau, gemeinsckaf tlick mit
seiner ersten Gattin Elisabeth von Falmtjaupt
pflegeweise. Darauf wurde er Pfleger zu
Plankenwari bei Grah. Nach seinem Schlosse
nannten sich die Grafen Wilden stein in
der Folge auch A recherren oon Wild dach.
I n Steiermarks schonster Gegend, hart an
der (Hienze der Bezirke Deucsch-oandsderg
und Stain; ain <>'ii: A an A e in da6 Duellen»
A diet der roi'en LaBnil? A ele A en. ist eo das
eriie eiaentl:a'e B'.sl A l'inu der aus Xarntden !
n.ick Steiermark iiderftedt ' Iten Herren v AA A
Wildenstein, welchc in der F.'l.;e ininier A
mehr an Macht und Ansehen zunahmen und !
;u dei A bedeutendsten Geschlechtern oea letzteren A
Landes zaolten. Karl Schni in seinem !
, . Historisch>topograp ! ' ische ! i A erikon oon Tteier A >
mark" fiihrt un 4. Bande . T. U60 und 36t !
die Reihe der Vefttzun<,en der Wildenste : n A
auf. Aus seinen vier h ' den mit 1) Elis>,lietl) >
von Falmhciupl, 2) Helene von 5pangsiein, !
1>) Afra oon 5aur>nl und 4) El>u von ?lichelberg !
war Tigisinund Vater oon z A n Kindern. !
Die drei 36dne auij dritter ssde. Primus. '
Leont?ard und Tdeodorich. stifteten drei
Zweige, oon denen jener deii Primus schon
in dessen (5 ' iikelincn, jener des A eondard in
dessen Kindern erlo>ch. Theodorich aber
pfianzte nur 2 a r a h uon Teuffenbach«
HtanrHofen, verwitweten Helfreich Frei»
dcrr von Kainach. den steirischen Haupt»
stamm der Wilden st e in fort; Adam,
ein Sohn aus vierter Ede, trat in den iDrden
der 7'vhan-niter und fand seinen Tod im heiligen
Lande; ( A 'bristoph aber ging nach
Deutschland und griindete dort eme eigene
Linie, die jedoch bald erloschen zu sein scheint.
Einer von seinen Tohnen. Schweikard
Sigismund, starb am 28. September
1672 als Domherr zu Regensburg; uber den
anderen. Hans Christoph, stehe Nr. 6 das
Nahere. — i 1 . Theodorich (Dietrich),
ein Sohn Sigismunds auo dessen dritter
Ehe mit Afra uon S a u r a u , vermalte
sich am 9. Janner 1373 im Landhause zu
Gral; mic 5un,l) von A u j f tnbach-Nll A ryosei !
und lebte mit ihr in Wildback, wo er
am 2i. August 1394 das Zeitliche segnete.
Nach seiner eigenen Bestimmung sollte er in
der Kirche ;u St. Florian bestattet werden,
da aber der damalige Bischof uon Lauant
Seite 223
Wurzbach5 6 . txt
Georg 11,2 tob aus von P a lm burg
das BegrabniB daselbst nur unter der Vedin»
gung: „es werde den ein Vierttel Wein»
gartten der Kirche dahin gestief ft " , gestatten
wollte, so lieB idn seine Witwe in seiner
Vogteivf arrkirche Gams, und zwar infolge
der BegrabniBf ragt erst am 20. September,
also vier voile Wochen spater, zur Ruhe bei»
setzen. Der einziae Sohn Georg Sieg«
mund. der von sechs Kindern die Eltern
iiberlebte, pflanzte mit Margarethe uon
SteinpeiB den steirischen Stamm der
W i 1 d e n st ein in seinem Sohne Georg
S i e g mund fort .
III. Ninppen. D e verschiedenen Darstellungen
beschreib: das Zedler'sche Lerikon im Artikel
liber die Wildenstein. Das Wappen der
steirischen Wildenstein ist in Roth ein
goldener gebogener GreifenfuB mit sich daran
schlieBendem lintsgewendeien Fluge. Auf dem
getronten Helme wieixrdolt sich die Wappen«
sigur .
Wildenstein, Vrnsr Hemrick Graf
(Gesa>icbtsf orscker und Genealog,
geb . in Gratz am 10. Janner j?08,
gest. daselbst am 23. Februar 1?68) .
Von der a 1 t e r en oder der K a 1 sdorfer
Linie. Ein Sohn des Graf en Franz
August , Prasidenten der steirischen
Landschaft, aus dessen Ehe mit Maria
Theresia Grafin Tattenbach, genoB
er eine sorgfaltige Erziehung und hatte
den beriihmten Sprachf orscher I . S. Val.
Popowitsch >M. XXIII, S. 408' s j,
der auch ein Steirer war, durch drei
Jahre zum Hauslehrer. I m Alter von
21 Jahren unternahm er die in vornehmen
Familien iibliche Cavalierstour ,
mit welcher die bis dahin nach theoretischer
Seite durchgef iihrte Erziehung
durch Reisen und Verkehr in fremden
Landern und mit fremden Menschen
praktisch vervollstandigt und abgeschlossen
werden sollte. Nach seiner Riickkehr trat
er bei dem steiermarkischen Landrecht in
den offentlichen Dienst und wurde Land-^
w) Ernst Heinrich Wildenjiein, Ernst Heinrich
rath. Sein Beruf lieB ihm aber geniigende
MuBe, seine Zeit in geschichtlicher
und vornehmlich genealogischer Richtung
zu verwerthen. So ward er, wahrend er
seine Besitzungen selbst verwaltete, ein
eifriger Geschichtsf orscher , ein emsiger
Urkundensammler und war iiberhaupt
ein Freund und Forderer der Wisienschaf ten .
Ein warmer Patriot, verband
er mit umfassenden Kenntnissen groBe
Liebenswiirdigkeit im Umgange . Der bekannte
steirische Geschichtsf orscher Chor-
Herr Aquilinus Casar M . I I , S. 228"
aus Voran bemerkt ausdriicklich, daB er
vom Grafen Wildenstein bei Bearbeitung
seines Geschichtswerkes ^.unAleb
auc:atu8 st^rins" auf das wirksamste
Seite 224
Wurzbach5 6 . txt
und mit groBer Liberalitat unterstiitzt
worden sei. Die Ergebnisse der emsigen
Nachf orschungen des Grafen in der
Landes», Adelo- und Personengeschichte
der Steiermark befinden sich ungedruckt
im Landschaf tsarchive z-u Grcch. Der
Biograph denkwiirdiger Steiermarker Io' 1
hann Baptist von Winklern zahlt dieselben
namentlich auf, und es sind folgende:
„Landessammlungen des Herzog
thums Steiermark", in 20 groBen Ab»
schnitten, in welchen sich unter anderen
auch eine sehr groBe Anzahl treuer Copien
von den im Lande gefundenen Denk« ,
steinen befindet; — ' N oU6otaily6 oliw- A
iwloFico-IiiLtoriog . des alt- und neuen
Steiermarks " , eine Chronologie sowohl
geistlicher als weltlicher die Steiermark
betreffenden Begebenheiten nebst einer
synchronistischen Darstellung anderer
Merkwlirdigkeiten; — „Tabellarbuch
des alten Adels der Steiermark mit
10 6 Stammbaumen" ; — „Neuere
Ahnentafel verschiedener noch lebender
Geschlechter " , an die Ahnenbuchec des
steiermarkischen Archivs sich anschlieftend
und iiber die Halfte des achtzehnten
Jahrhunderts reickend; —
— „Beschreibung seiner Reise" ; —
„ZweiunddreiBig zufallige Dichtgedanken
in einsamen Stunden verfaBt"; — „Ver'
mischte Gedanken in italienischer , deut '
scher und lateinischer Sprache" ; —
„Deutsche Uebersetzung der italienischen
Singspiele des Pietro Metastasio" ;
— „Deutsche Uebersetzung aus dem
Franzosischendes „„Belisar"" vonMar»
m o n t e 1 " ; — „Uebersetzung aus dem
Franzosischen der Trauerspiele von Ra»
cine in deutschen Versen" und „Deutsche
Uebersetzung in Versen der Metamor»
phosen von Ovidius" . Auch der Ge>
schichte seiner eigenen Familie stand er nicht
theilnamslos und gleichgiltig gegenijber,
und im genannten Archiv befinden sich
von seiner Hand nicht nur eine Sammlung
Ooll, 6at2.n6H 6i j ) IoniA. ti, ol) - A6N33.»
lc>Fi«0 ' di«tol-i«H des Hauses der Reichs»
grasen von und zu Wildenstein und
ein genealogischer Stammvaum des Geschlechtes ,
sondern auch Nachweisungen
verschiedener aus den von Wilden stein
entstandenen anderen Familien. Der Gras
war Mitglied der gelehrten Akademie
von Roveredo und der damals bestande'
nen Ackerbaugesellschaf t von Steiermark.
Am 4. October 1740 vermalte er sich
mit Maria Theresia Grafin Thurn-
Valsassina (gest. 20. Juli 1763), aus
welcher Ehe mehrere Kinder entsprossen
sind. Der eine Sohn, Franz Joseph,
hinterlieB aus seiner Ehe mit Christine
Grafin Lengheim keine Kinder, und
deffen jiingerer Bruoer Ernstlgnaz trat
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Wurzbach5 6 . txt
in das Benedictinerstift Admonr, in wel»
chem er den Klosternamen Sieg mund
annahm und Hofmeister im Stifte wurde,
wo er am 16. Mai 1814 starb, worauf?
Wildenkeiner , die 132 Wilder
mit ihm die altere (oder Kalsd orfer)
Linie der Grafen von Wilden st ein in
Steiermark erlosch.
Wlnklern (Ioh. Bapt . von) . Biographische
und literarische Nachrichten von den Schrift«
stellern u. s. w.. welche in dem Herzogthuin
Steiermark geboren sind (Gratz t8t0.
Franz Ferstl. kl. 8".) S. 236. - Steter«
markische Zeitschrift. Redigirt von
I>r, G. F. Schreiner. Dr. Albert uon
Muchar. C. G. Ritter von L e i t n e r .
A. Schrott er t Gratz. 8".) Neue Folge.
V I . Jahrg. (134<). Heft 2. Seite 67. -
Oesterreichische Nati o n a 1 ' Ency kl o»
padie von G r a f f e r und Czikann (Wien
5»" . ) Bd. V I , S. <51»
Wildensteiner , die. Unter diesem Namen
ist eine fur die Culturgeschichte
Oesterreichs erinnerungswerthe Rittergesellsch ' af t
bekannt geworden, deren
Hoch» und GroBmeister Hans von
Oesterreich, der Thernberger, kein Geringerer
als ein Prinz unseres kaiserlichen
Hauses war, der allgefeierte Erzherzog
Johann. Von Fiirsten finden wir noch
den GroBherzog Karl August von
Sachsen-Weimar unter den Mitgliedern;
der hohe Adel ist durch Namen, wie
Aichelburg, Deym, Forgoes
Nimpsch, Kellersperg, Hardegg,
Hornstein, Konigsbrunn, Braun,
M o r z i n , Sommerau, M e t t e r n ich,
Iacomini, die Kunst durch Karl
RuB, Kupf erstecher Schmutzer, Ios.
Fischer vertreten; auBerdem gehorten
Geistliche, hohe Staatsbeamten und
Schrif tsteller den Wildensteinern an.
Die Griindung der Gesellschaft fallt in
das Jahr 1792, aufgelost wurde sie auf
des Kaisers Franz ausdriicklichen
Wunsch, der so ziemlich einem Befehle
gleichkam, mit einem Schreiben aao.
Wien 30. April 4823 des damaligen
niederosterreichischen Regierungsprasidenten
Augustm Reich mann Freiherrn
von Hochfelden an den Griinder und
Vorsteher der Gesellschaft Steiger von
A mstei n. Ueber Letzteren ist im
38. Bande dieses Lexikons, S. 15, sowie
iiber einzelne besonders denkwiirdige
Mitglieder, welcbe das Wesen der Gesellschaft
erkennen lassen, wie iiber Joseph
Schnepf leitner (Burgvogt Kuno) im
3 1 . Bande, S. 30 und Ferdinand von
Wetzelsberg im 35. Bande. S. 187,
nahere Nachricht gegeben worden. Das
Ausf iihrlichste iiber die Gesellschaft theilt
aber ein Ungenannter mit im „Geschichtsund
Erinnerungskalender " (Wien, 4".)
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Wurzbach5 6 . txt
Jahrgang 1831, S. 142—173 in dem
interessanten Artikel: „Die Wilden»
steiner Ritterschaft zur blauen
Erde. Nach den Originalurkunden zum
ersten Male verfaBt," welchem Artikel auch
ein VerzeichniB der Personen beigefugt
ist, welche A ir Gesellschaft gehorten. Es
ist ein interessanter Beitrag zur Cultur»
geschickte des Kaiserstaates und zur Ge«
spenf terstherei nach dem in der Monarchie
und in Deutschland naa> den Bef reiungskriegen
neu erwachten Leben, welches sich
freilich bald ernijchtern sollte. Ein solches
Ernijchterungsmittel war eben auch die
„gewunschte" Auflosung der Wildensteiner .
Mlder, Georg Christoph (Zeichner,
Maler und Radirer, geb . in Niirn>
berg am 9. Marz 1794, Todesjahr un»
bekannt) . Nagler und Andresen nennen
ihn Georg Christian. Hor»
mayr Georg Christoph. I n seiner
Vaterstadt war er mehrere Jahre lang
Chorschiiler bei St. Lorenz und bildete
sich unter ausgezeichneten Lehrern mit
besonderem FleiBe in den Humanitats-
Wissenschaf ten . Zugleich zeigte er Liebe
zur Kunst und nahm bei dem Director
Zwinger den ersten Unterricht im Zeich»^
Milder 453 Milder
nen, spater setzte er seine kiinstlerische
Ausbildung unter A. Gabler fort, und
auch der beriihmte Kupferstecher R e i n d 1
blieb nicht ohne EinfluB auf Wilder 's
Entwicklung in dieser Richtung. Als Io«
hann Adam KleinM.XII,S. 38,
Nr. 8 A >, der nachmals beriihmte Thierund
Landschaf tszeichnec und Kupf ersiecher,
im Jahre 1811 nach Wien ging,
urn sich daselbst an der Akademie auszu
bilden, ward unser Kijnstler durch allerlei
Unfalle zuriickgehalten, ihn zu begleiten,
und blieb in Niirnberg. Dahin aber
waren inzwischen R e i n d 1 , GeiBler
und Gutenberg aus Paris zuriick«
gekehrt und hatten in die altbewahrte
dortige Kunstakademie ein neues Leben,
und infolge ihrer Ausbildung in der
Seinestadt kijnstlerischen Aufschwung gebracht .
Wilder lieferte nun malerische
perspektivische Handzeichnungen mehrerer
Kirchen und Kloster Niirnbergs, die,
mittlerweile zerstort, nur noch in seinen
Blattern erhalten sind; eine Ansicht des
Regensburger Domes fur das Taschenbuch
von Niirnberg u. d. m. Auch arbei«
tete er MehrereS fur Wiebeking und
andere kundige Sammler. An den Bau»
denkmalern in Erfurt, Hannover, Naumbiirg
und anderen Stadten, welche er
auf einer Reise besuchte, nahrte er seinen
kunstlerischen Geist und Geschmack filr
altdeutsche Baukunst, in deren Zeichnungen
und Stichen er sich bald als einer
ihrer kundigsten Nachbildner erwies.
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Wurzbach5 6 . txt
Endlich im Mai 1819 sollte sich sein
langst gehegter Wunsch erfiillen, Nien zu
besuchen, wo sich damals eben die Klein»
kunst des Kupf erstiches besonderer Sorg.
fait erfreute. Er trat sofort in die k. k.
Akademie der bildenden Kiinste und blieb
in Wien nahezu 14 Jahre, bis 1832.
Aus dieser Zeit stammt eine groBe An»
zahl Blatter von seiner Hand mit Ansichten
denkwiirdiger Bauten der Kaiser
ftadt, so fur Hormayr's „Geschichte
der Stadt Wien", in welcher von ihm
sind: „Nu Ansicht der uorderen Seite der Stephanzkirche
mit den beiden Heidenthnrmrn" ; —
„Nie ZlnZicht des anz geb anten Thurmes oan
St. Stcphlln uan der sudlichen Seite" ; >— „Nie
Ansicht des Innern der Eingangshalle neben der
Gugenischen Gllpelle"; — „Nie innere Ansicht
der Kirche Maria Stiegen" und „Nie an25ere
Ansicht dieser Kirche"; — fur das Werk
Franz Tschischka's „Der St. SW
phansdom in Wien und seine alten
Kunstdenkmale" (1832, Fol . ) : 44 gezeich,
nete und radirte Kupfertafeln und eine
grofie „Ansicht des Innern des Domes
gegen den Musikchor hin", welche H y r t 1
gestochen hat; ferner 13 Blatter verschiedene
Neberrefte gothischer Baukunst
in und urn Neustadt und in Obersteyer
fur I . Schottky; Zeichnungen vom
Laxenburger Ritterschlof f e, zu einer Mo«
nographie desselben; dann viele Zeich»
nungen bedeutender Platze und Bauten
in Wien, welche in Radirungen von
Passini bei M o 1 1 o in Wien erschienen
sind-, die Wiener Stadtbibliothek besitzt
von Wiener Ansichten nach Zeichnungen
von Wilder : „Her Zchnieizerhui in der K. k.
Vnrg" (1826); — „Vie Ingenieurllklldemie"
(1826); - «Nie Stephan5kirche" , 2 B 1 .
(1826) ; auBerdem sind von seinem
Grabstichel bekannt : „N« Gr A ma!, dez
Ollnrad Geltes im Stephanzdawe" (4^.) ', —
*„Alte Nenkzaule bei Mener-Neastlldt an der
Strasse nach Wien" (1823, Fol.); - „Nnz
Landhaus in Wien" (Qu. Fill.); — A „Naz A
schWcherhllkthllr in der Kllizelbnrg" (gr. Fol.,
auch Drucke vor der Schrift); — ' „Naz
AMHllnz in Wien" (1826), als Gegenstuck
zum Landhaus; — „Maria Stiegen", nach
einem Aquarellbilde radirt (kl. Fol.); —
*„Mllrill am Gestade im Pazsanerhute" (1820,
kl. Fol.) . Auch sind von seiner Hand^
Wilder 134 Milder
noch viele Blatter und Zeichnungen verschiedener
Ansichten der osterreichischen
Monarchie, welche er nach verschiedenen
Ricbtungen durchwanderte, vollendet
worden; dieselben besitzen bei der Ge>
nauigkeit, die alle seine Arbeiten aus»
zeichnet, und bei der Schonheit in der
Durchfiihrung historischen und kiinst«
lerischen Werth. Nach seiner Riickkehr in
die Heimat bot ihm namentlich die an
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Wurzbach5 6 . txt
Kunstbauten und sonstigen Denkmalern
so reicbe Stadt Nurnberg eine Fiille von
Motiven zu Aquarellen, Zeichnungen und
Radirungen. Nach seinen Aquarellen und
Zeichnungen haben dann auch namhafte
Kunstler, wie Poppel, F. GeiBler
u. A. gestochen. Von seinen eigenen geist»
voll ausgefuhrten Radirungen mit Motiven
aus Niirnberg sind zu nennen:
*„Nie Fontaine im Hute de5 AathlM212"
(4 A .); - „Nie SllM5teithiir nun St. Auren; "
(4 A .) ', — „N115 Portale im Pklllzgraf enstnbchen
dl2 uon Scheuer lachen Muses" (4 A .) ', —
„N115 Miinzer'sche Epitaphium unt dem Zanit
IllhllnnrsKirchhllt ' t" (8*.); — „Ncr untcrc
Fliiil tlr5 Nraft'schen Farramenthiinschens "
i ' 8 " . j ; — „Vrr ( A lllllpllrlll und Nechrr des
Pegnesizchen Nlumenardrns" (4 A .); — „Nie
Vestr in Nurnberg" (4 A .); — „Nm FnsZe des
alten Schlusses" (4 A .); — „Znsichten ans der
alten Naiserburg in Nurnberg mr den Nerauderuugen
im Jahre ls3)". 2 B 1 . (qu. 4 A .);
— „Ner Huf dcr alten Rlliarrbnrg zn Nurnberg
gegen Morgen" (kl. qu . Fol.) ', — „Nurnberg
nun Sanncnllnigllng ans gesehen" (4 A .); —
A Vez ZtMsch ! o55er5 Fiachrr Ha
ulln A lter Vi5chrr) , nur
im Illt A rc ls)5" (gr. 4 A . ) A - ,»'Han5
ch H11NL, u»m A inawrz kkijrcht im
Narz A 853" squ. Fol.); — „Mdien am
G n ch e lachen HllnZe in Nurnberg ls35"
(qu. Fol.) ', — *„Nie Ingnatinerkirche in
Niirulirrg. 1A7Z— A tAs ' A nun Hans Neer erbaut,
1516 drmlllirt" (qu. 4".j-, - „Nn den
Nninen der M 6 in Riirnbrrg demolirten Zlngn-
Ztinerkuchr" (qu. 4".) ', — „ A wizchrn iieni
Lnniner- nnu Vealnerihnre in Nurnberg" (1849,
qu . 81>.); — „Zln der Kastei an dem Wuhrderthllre
in Nurnberg" ( 1 8 t 8 , 4".)' - „AnZicht
vom Irrhllin bei Nurnberg" (kl. qu . Fol.) ',
— „Gemalde im Irrhainr bei Uriiit ' z Hak"
(kl. qu . Fol<) ' — „Wandgemalde anZ A5u h 1>
gemnth'z A eit", in einem Hause in Nurnberg,
radirt und color. (1841, qu . Fol.) .
Aufier diesen Niirnberger Ansichten in
Radirungen Wilder 's kennt man noch
folgende Blatter seiner Radirnadel: „Gin
stehender Mann. Freund M.5.r. (WieZner)",
6. <7. ?N7<?6?- 2s A s (8".); - „Ztatue
eine2 Heiligen. Nei St. Zrbald", A . / . 267 7
s80')- — „Junger Mann in einrr Uandachait
Zitzend", A "Ms?- ci. 2. A a?i?ia A 2F74
(8 A .) '. — „Nri dem Nralihng hintcr A51han in
Tirol", /< N'. Do A e/ma?/?- cks/., <3.
e. (qu. 8 0. ) ; - „In
nach F. Kobell, (?. 6'.
A > . A (qu. 8".) ; -
„Muhle in Kilchsittenbach" . <3. 6'. HV/c A ?-/.
262Z (qu. 8".)', - „Nic L-cllr t>r5 l>r. NI .
Bnthe r im In A nstinerkluzter w A 'rt'nrt" (Fol.);
— „Kundschaft mit einem alten FtaditlM",
< A . c'. A N7cle?- A ls A ' s (qu. 8".)-, - „Cine
gothische Nirchchnr. A lvciOOXVII " (8 A .),
wahrscheinlich ein Niirnberger Motiv; —
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Wurzbach5 6 . txt
„Zeo>5 uerZchiedene K ' andZchllften" (qu. 4 AI .
und qu . Fol.) ' — „Ftnllirn unn Fchaien
und Aiegrnk ' af tken . nnch Nirteriri; 161 A "
(schm. qu . 8".) ', — „Lin Pirrdekapl nach
der MW, 18"), Nr. 6" (qu. A 2".). Unter
den im Vorstehenden angefuhrten Radi«
rungen des Kiinstlers sind die Hauptblatter
mit Sternlein ( A ) bezeichnet. Wie
aus obiger Uebersicht erhellt, zeichnete,
malte und radirte Wilder; einige
Blatter hat er auch in Tusch ausgefilhrt.
I n alien seinen Arbeiten aber beobachtete
er die hochste Sorgf alt ' . und seine
Aquarellbilder sehen nicht selten aus wie?
MMgruber, Adolf Mildhack
Miniaturen, mit solcher Emsigkeit und
Feinheit ist das Detail behandelt. GroB
ist die Zahl seiner Blatter, aber leider
fehlt ein VerzeichniB derselben. Der
Kiinstler, der iibrigens nicht zu verwech»
seln ist mit seinem alteren Bruder Johann
Christoph Jacob Wilder,
Pfarrer bei St. Peter in Niirnberg,
einem ebenso geschickten Zeichner und
Radirer, welcher am 16. Janner 1838
in Niirnberg gestorben ist, war ein un>
gemein correcter Zeichner, der insbeson»
dere in der Perspective mit geometrischer
Sicherheit arbeitete. Ob er noch lebt,
was immerhin moglich, wissen wir nicht.
I n den Kiinstlerlexicis finden wir nirgend
seinen Tod verzeichnet.
(Hormayr ' 6) Ai-chio fur Geschichte. Statistik.
Literatur uni> Kunst (Wien 4".) 1823. Nr. 22.
T. NU; 1 8 ' "* , Nr. 1 A 6. 2. «21. - Archiv
fur die zelchncnoen Kiinste. Von Rod. Naumann
und Nuoolf Weigel. I X . Jahrgang
(1563) 1. Heft. - N a g 1 e r (G, K. v r . ) .
Neues allgemeines Kiinstler ' Lerikon () ) iiinchen
1839, C. A. Fleischmann. 8°.) Bd. XXI,
S. 440.
Portrait. Nnter dein Brustadschnitt in Fo^ln
eines Kreissegments : „G. C. Wilder. Maler
und Kupf erstecher " . Rosue se. 1839 (kl. 8" )
Wildgruber. Adolf lgoistlicher Dich.
t e r , geb . zu Innsbruck am 26. August
4820, gest. zu Feldkirch in Vorarlberg
i834>. Er beendete in Innsbruck die
theologischen Studien und erlangte 1844
die heiligen Weihen. I m denkwiirdigen
Bewegungs jahre 1848 wirkte er als
Feldprediger der Leutascher Schiitzen,
kehrte aber, nachdem die Kriegswogen
sich gelegt hatten, zur friedlichen Beschaf.
tigung des Lehramtes zuriick und wurde
Professor am Gymnasium zu Feldkirch,
wo ihn ein friihzeitiger Tod dahinraffte.
Heinrich Kurz in seiner unten ange<
fiihrten „Literaturgeschichte" ist der Erste,
der auf Wildgruber ' s poetische Gabe
und Bedeutung aufmerksam macht, denn
anlaBlich eines Bandes Poesien, der
unter dem Titel „Geistliche Dichtungen"
(Innsbruck 1834) erschien, schreibt er,
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daB dieselben „in leichter und gewandter
Form tief religiose Empf indungen aus«
sprechen" . — Ueber einen I . Wildgrub
er, vielleicht einen Bruder des
Obigen, berichtet der „Bote fur Tirol
und Vorarlberg", daB derselbe im Juni
1837 im Saale des Ferdinandeums zu
Innsbruck ein gemaltes Glastischchen
ausgestellt habe, welches, mit aufierstem
FleiBe und groBer technischer Fertigkeit
ausgefiihrt, dem kunstsinnigen Verfertiger
alle Ehre mache . Das Blatt fiigt
noch bei: es sei nur zu wundern, daB ein
Mann von so schonen Talenten und so
feinem Geschmack nicht schon friiher die
Aufmerksamkeit kunstsinniger Beobachter
auf sich gezogen habe. Wildgruber
war damals, 1857, Beamter der k. k.
Staatsbuchhaltung in Innsbruck. I n
den Staatsschematismen der Gegenwart
erscheint sein Name nicht mehr. I n den
Sammlungen des tirolischen Landes»
museums in Innsbruck ist unser Kiinstler
durch keine Arbeit vertreten.
Kurz (Heinrich) . Geschichte der neuesten deut«
schen Literatur von 1330 bis auf die Gegenwart
Ouch als 4 . Nd der Geschichte der
deutschen Literatur des Verfassers) (Leipzig
H«72. B. G. Teudner. schm. 4".) S. 1!8. -
Kehr ein (Joseph) , Biographisch litcrarlsches
Lerikon der katholischen deutschen Dichter,
Volks« und Jugendschrif tsteller i>n i9. Jahr»
hundert (Zurich, Stuttgart und Wiirzburg
t871. Leo Worl. gr. 8".) Bd. I I , S. 258.
— Bote fur Tirol und Vorarlberg
(Innsbruck. Fol.) 1L5?. Nr. t33 im Artikel
„Kunst" .
Wildhack, Joseph (BildniBmaler,
Ort und Jahr seiner Geburt unbekannt),
ZeitgenoB . Ueber diesen Kiinstler berichtet
nur Nagler in Kiirze, „daB derselbe
durch Bildnisse in Aquarell bekannt sei,^
Mildner don Maithftein, Ignaz 13 6 Wildner von Miiithftein, Ignaz
aber auch andere Darstellungen male".
Thatsachlich lebte ein BildniBmaler dieses
Namens in den Vierziger-Jahren und
Anfangs der Fiinfziger in Wien, wo er
auch die Ausstellungen des osterreichischen
Kunstvereines 1843, 1846 und 1832 beschickte
und anfangs sein Atelier in der
Alservorstadt i Herrengaffe 103), spater
in der Iosephstadt (Schmiedgasse 229>
hatte. Was auBer den Bildnissen die
, anderen Darstellungen" des Kiinstlers,
welche Nagler andeutet, betrifft, so beschranken
sich diese nur auf einen Stu»
dienkopf. Aber als BildniBmaler zeigte
Wild hack nach dem Ausspruche E i t e 1 -
berger's in einer ausf iihrlichen Besprechung
der Kunstausstellung in Wien im
Jahre 1846 „Talent". Alle weiteren
Nachrichten iiber den Kiinstler fehlen.
Nagler (G. K. Dr.) . Neues allgemeines
Kiinstler. Lerikon (Miinchen 1829. (5. A.
Seite 231
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Fleischmann. 8".) Bd. XXI, 2. 443. -
Kataloge der Iahresausstellungen der k. k.
Akademie der bildenden Kiinste bei St. Anna
in Wien (8".) 1843. Nr. tUl und 102; 1846.
Nr. !)1 und 92; 1832. Nr, 215. - Frankl
(Ludw. Au«.). Tonntagsdlatter (Wien, 8".)
1846. T. 599. im I I . Artikel: „Ueber die
Kunstausstellung . Von Rudolf Eitelderger . "
Nildner von Maithstein, Ignaz
(Recktsgelehrter und Reichstags,
abgeordneter im Jahre 1848, geb . zu
Krumau in Bohmen 181)2, gest. in
Wien 13. November 1834) . Der Sohn
eines vermogenslosen Hauptmannes in
der k. k. Armee, war er fruhzeitig auf
sich selbst angewiesen. Von der sechsten
Gymnaf ialclasse an verdiente er sich durch
Unterrichtgeben seinen Lebensunterhalt
und lag seinen Studien in Budweis, Linz
und Wien ob, wo er die Rechte beendete
und 1832 die juridische Doctorwurde erlangte.
Hierauf trat er zunachst als Conceptsbeamter
bei der k. k. Hof kammerprocliratur
in Wien ein, bei welcher er funf
Jahre diente, wahrend deren er sein erstes
Werk „ Ueber die moralische Erziehung der
hoheren Mnde" (Wien 1834, Mechitaristen»
Congregation, gr . 8".) schrieb. Neben dieser
Stellung war er auch ein Jahr lang als
Supplent des Natur- und osterreichischen
Kriminalrechtes , wie spater durch drei
Jahre als supplirender Professor der
Gerichtsordnung, des Lehen-, Handelsund
Wechselrechtes thatig. Zugleich verof f entlichte
er in dieser Periode mehrere
Werke iiber FideicommiBrecht , Fabriken»
und Wafferrecht u. s. w. (Die Titel seiner
Werke folgen weiter unten.) I m Jahre
1837 wurde er Hof- und Gerichtsadvocat
in Wien, mit der besonderen Begiinf tigung,
zugleich das Lehramt fort»
setzen zu diirfen. Indessen kamen im
ungarischen Reichstage wichtige finan»
cielle Fragen zur Erorterung, und man
benothigte eines Mannes, der in diesen
Sachen wohl bewandert war. Staatskanzler
Fiirst M e t t e r n ich, durch Wild-
ner's Schriften bereits auf den ge>
wandten und vielseitigen Recbtsgelehrten
aufmerksam geworden, richtete an ihn im
Spatherbste 1839 die Auf f orderung, im
ungarischen Reichstage bei Abfassung des
Wechselrechtes mitzuwirken. Nun ver«
fafite W i 1 d n e r fur die zu diesem Be-
Hufe im Reichstage zusammengesetzte De>
putation nicht nur den Tntwurf deS
Wechselrechtes, sondern auch den des
Verfahrens bei den Wechselgerichten,
ferner des Handels», Fabriks-, Gesellschaf ts
», Frachtf iihrer», Intabulationsund
Cridageset zes , welche fast durch»
gangig die GutheiBung des Reichstages
erhielten, worijber er dann auch einen
Commentar ausarbeitete, den er in zwei
Seite 232
Wurzbach5 6 . txt
Banden herausgab. Die Anerkennung
fur diese Arbeit bestand von Seite des
Monarchen in der Verleihung des Adels
mit dem Ehrenworte Edler und den#
Mildner don Maithf tern, Ignaz 187 Wildner von Maithftein, I
Predicate von Maithftein, welche
ohne sein Ansuchen erfolgte, wahrend
ihm der ungarische Reichstag das Indigenat
votirte. Man hatte auch, wie Hofrath
von Wirkner in seinen „Erlebnissen"
schreibt, in W i 1 d nerdie richtige
Wahl getroffen: „Er war der rechte
Mann, da er nicht nur an Kenntnissen
und Erfahrungen reich, sondern auch in
seiner Personlichkeit ein so tactvolles Be»
nehmen an den Tag legte, daB er sehr
bald der Liebling des ganzen ungarischen
Reichstages wurde." Nun verfaBte Wild-
ner noch die Instruktion fur die ungari»
schen Wechselgerichte, welche gleichfalls
die Genehmigung Seiner Majestat erhielt.
Eine starke publizistische Fehde entspann
sich, als er in einer Flugschrift die Auf-
Hebung der Steuerf reiheit des Adels und
der Geistlichkeit Ungarns erotterte und
in diesen Privilegien mit Recht ein
HaupthinderniB des Fortschritts dieses
Landes erkannte. Wie sehr man in hochsten
Kreisen seine publizistische Thatigkeit in
dieser Richtung wiirdigte, beweist die
neue Auszeichnung der Verleihung eines
Brillantringes durch Seine Majestat den
Kaiser. Als im Bewegungs jahre 4848
die Wahlen fur den Reichsrath ausge»
schrieben wurden, bewarb auch Wild'
ner. sich urn einen Platz in demselben
und wurde fur Krems in Niederosterreich
gewahlt . I n der Berathung der Grundrechte
erklarte er in der Debatte iiber die
Vorrechte des Adels sich bereit, sein ungarisches
Indigenat sofort niederlegen zu
wollen, dariiber aber ging ihm der Verfafser
der „Reichstagsgalerie" , welche da«
mals bei I a s p e r , Hiigel und Manz
in 4 Heften erschien, hart zu Leibe, wie
derselbe denn iiberhaupt auf Wildner ' s
reichsrathliche Thatigkeit gar nicht gut
zu sprechen ist, was jedoch bei dem eigent»
lich pasquillanten Charakter dieser Libelle
nicht viel bedeuten mag. I n seinen letzten
Lebensjahren beschaftigte sich Wild ner
mit hauswirthschaf tlichen Fragen und
verof f entlichte eine Monographie iiber
Plattenofen, deren Vortheile und Nut zlichkeit
er in dieser Brochure nicht genug
zu riihmen wufite. I n dieser Zeit bereits
sehr leidend, starb er im besten Mannes«
alter, von erst 32 Jahren. Aus seiner
Ehe mit Anna geborenen S p o t h hinter»
lieB er einen Sohn Eugen ssiehe iiber
denselben S. t 38 in den Quellens und drei
Tochter, sammtlich minder jahrig . Wie be>
merkt, war er auf rechtswif senschaf tlichem
Gebiete auch schriftstellerisch thatig und hat
Seite 233
Wurzbach5 6 . txt
auBer dem oben angefiihrten Werke liber
die moralische Erziehung noch folgende
Schriften herausgegeben : „Das Fideir
a m m i s s recht nach dem usterr. allgem.
bnrgerl. Oesrtzbuche nniu mehr als 200 darant
beziiglichen besonderen Zuordnungen bearbeitet"
(Wien 1833, Beck, gr. 8 " . ) ; - „Ver Ne>
weis durch iu- nnd auslandische Handels»
(Fabriks , Ipathekr») nnd HandmerksbiiHer nur
osterreichischen Ciuilgerichten" (ebd. 1838,
gr. 8 A .) ', — ,,Nas osterreichische Fll>
brikenrecht, mit einem Anhange nber dll3
Necht der Wasserleitungen?nm Maschinenbetrirbe
sumnhl als zn anderen Zwecken" (ebd.
1838, gr. 8 A . ) ; — „Gedanken uber Tiebe
nnd Accht, Freiheit nnd Zwang, Nnauhllligig .
Keit nnd Abhangigkeit , Mrichheit nnd Ungleichheil
drr Nrchte" (ebd. 1839, gr. 8».)'. —
„ClMretisch-praktislher Oummentar der ant
dem letzten nngllriZchrn Reichstage ?n Stande
gekommenen Credits g es rtze, namlich aez
Wechsel-, Handels., Fabriks-, Gtsellschafts-,
Fracht-, Iniabnlations- nnd Oridagesrrw" ,
2 Bde. (ebd. 18 4 1, Braumiiller, gr. 8".)'.
— „Uarl E i n e r t ' s Ontwnri einer Wechselordnnng
tiir das Konigreich Sachsen num Jahre
1 1 s A i , beurtheilt nnd mit der ungarischen Wechselurdnnng
nllm Jahre I3V0 verglichen" (ebd.
1842, Beck, gr. 8 " . ) ; - „Ungarns Ver-?
Wildner von Maithstein, Ignaz 138 Mildner, Franz
n A benithcilt", «Leipzig 4843, 0. W i -
o nnd ebd. 1849, gr. 8< ' . ) ; - „Gin
ntirrniaz dc5 FlntzchrittZ in Angurn"
l. A 43) ' — „Nie nn A llrizchen Pnbliritten
nbrr dir Bruchurr: (5in MnMnderni55
l>r5 FllltchMg in Ungarn" (ebd. 1843. Ge»
rold, gr. 8 " . ) ' — ,,1'riikan aammtiicher
Worte dl5 asterreich. allgemeinen burgerlichen
A tLchbuchez mit Angabe aller ParaMphe, in
welchen ditZelben varkommrn" A ebo. 1843,
Branmiiller, gr. 8 " . ) ; — „staut und
Kirchel uder iZt dem Ftllllt5gr51t ze eher zu grlilld
chen als dein Uirchrngc5rt<e? A A ebo. 1830
8 A . ) ; — „A.'llnnis,r A rlpi-'achc der bernlMteztel
alten Griechen ni:t> N'omer mit ilrm Herrn <5urt
i u 3 in Prag nnd dem Herrn iAnterricht zminister
liber den osterreichischen Oymullaialplan" (ebd.
18 3 0, 8 " ) ; — „Nie Piawuulrn, ihr A wrck,
ihre 5n5aliinirn5eNung, i!)r gebrauch, ilzr grli55>
artiges il-15 A llrni52 , dil UnnbertrrNichkrit ihrez
PrinripZ, thearetiLch und praktiach dargeatrllt"
(ebd. 1832, gr. 8".) . Auch begann er
1839 die Herausgabe des rechtswif sen«
schaftlichen Fachblattes „Der Jurist.
Zeitschrift vorzuglich fur die Praxis des
ge>atnmten osterreichischen Rechtes ' , dessen
Redaction er bis an sein Lebensende
fiihrte und dessen fleiBigster Mitarbeiter
er selbst war, indem er eherechtliche
Fragen, interessante Successionsf alle,
Wechselrechtsstreitigkeiten, einzelne Paragraphen
des allgemeinen burgerlichen
Gesetzbuches u. d. m. erorterte. Dr. I . B.
Tegazzini gibt in seinem „Alphabet ! -
Seite 234
Wurzbach5 6 . txt
schen Register uber sammtliche Aufsatze,
Recensionen u. s. w. des Juristen" (Wien
1844, 8b.) eine Uebersicht aller darin
enthaltenen Aufsatze Wildner ' s . Auch
begann unser Rechtsgelehrter im Bewe»
gungsjahre 1848 am 13. Marz die Her»
ausgabe eines zweimal in der Woche
erscheinenden politischen Blattes unter
dein Titel „Das Panier des Fortschritts" .
das aber mit der Nr. 24 am
24. Juni desselben Jahres sein Dasein
beschloB .
e ste r re i ch i sch erCourier (vormalige
Tbeatcrzeitung) . Herausgegeben von Adolf
A a u c r 1 e (Wien, gr. 4".) 28. November
1848, Nr. 273: „0i-. Iqnaz Wildnrr von
Maithstein" . — R eich staq s « Ga 1 e r i e .
Geschriebene Portraits der hervorragendsten
Deputrten des ersten osterreichischen Reichs«
tagrs (von Adolf Neustadt?) (Wien 1849.
Iasper. Hu>o,'l und Manz. 8".) 3. u. 4. Heft,
S. 96. — Wirkner (Ludwig oon) . Meine
Erlebnisse. Blatter auZ dem Tagebuche meines
offentlichen Witt 'ens vom Jahre 11>26— 1832
(PreBburg 1«?9, gr. 8".) S. 1 i 6
Portrait. Unterschrif t : „vi-. Ignaz Wild»
ner. ! Hof» uno Gerichtsadvocat und suppl.
Professor de2 gerichtlichen Verfahrens > des
Lehen». Handels» und Wechselrechtes an der
k. k. Universitat in Wien." Kriehuver
(lith) 1538. Gedruckt bei Ich. Hofelich
Sein Sohn Eugen, welcher sich dcm See»
dienste widmete, war 4863 Linienschif f s»
fahndrich in dr'r k, k. Marine. Von ihm ist
im Druck erschien A ! : „Die Schif f f ahrt mit
Compafl und Logg, leichtf aBlich dargestellt.
Mit 33 in den Tert gedruckten Holzschnitten
und 1 lith. Tasel" (W en 18«6, Herold,
gr. 1>".) . I n den nou A lcn Militar-Schema»
tismen ersche'ni er nicht mrl^r. — Noch sei
gedacht des Entomologen Franz Wildner
(geb. in Vnmn 1815. gest. 1866) . Er wid»
niete sich dt ' M Staatsdienste und bekleidete
zuletzt die Stelle cinrS Adjunrlen deo A and»
tafel» und (Hrundbuchsamtes in Brunn. I n
seinen MuBestunden beschaftigte er sich mit
Naturwissenschaf ten, vornehmlich mit Ento»
mologie. Mit dem Landschaftsbuchdaltungs»
Ingrossisteu Franz K u p i d o befreundet,
pflegte er mit diesem gemeinschaftlich erst das
Studium der Lepioopteren, dann jenes der
Koleopteren; begrundete zugleich mit ihm die
naturgeschichtliche Sammlung im Brunner
naturf or>chenden Vereine, die er auch berei«
cherie. und stellce aufierdem eine groBe Menge
Iniecten bei. welche an Schulen vertheilt
wurden. Er hatte Aaiheil an der von Fried»
rich Schneider bearbeiteten Lepidopte' s en»
fauna, welche im Iahreshefte der natur»
wissenschaf tlichen Section (Mahrens) fur
1861) erschien; und in den Verhandlungen des
naturf orschenden Vereines fur Vriinn ver»?
Mildschgo 139 Mildschgo
offentlichte er im 4. Vcmde (1866) einen
Seite 235
Wurzbach5 6 . txt
Artikel iiber I'T9.«rg. I'iuiou. I m 5 . Vande
S. 44) befindet sich Wildner ' s
Wildschgo, Franz Leodegar Freiherr
von (k. k. Reichsrath, geb . zu Ernstb
r u n n in Niederosterreich am 2. October
17 9 1, gest. in W i e n am 10. October
163!)). '"iachdem er sich an der Wiener
Universitat zum Staatsdienste vorbereitet
hatte, trat er am 30. August 1814 als
Conceptspracticant bei dem Kreisamte in
Krems ein. I n dieser Eigenschaft im
Mai 181!) zur Dienstleistung bei der
niederosterreichischen Landesregierung einberufen,
sah er sich zunachst im Sani»
tats, dann im Studien- und spater im
Unterthansdepartement verwendet. Durch
seine Tuchtigkeit im Amte lenkte er die
Aufmerksamkeit des damaligen Regie
rungsprasidenten Grafen Chorinsky
auf sich, der ihn bei seiner Ernennung
zum Hof kammerprasidenten 1816 sofort
zur allgemeinen Hofkammer berief. Nun
unausgesetzt in der Finanzverwaltung
beschaftigt, riickte er 1819 zum Hof»
concipisten, im Mai 1830 zum Hofsecretar
und 1833 zum Hofrath' vor.
Wahrend dieser Zeit arbeitete er in den
meisten und wichtigsten Gefall» und
ssameraldepartements , versah mehrere
Jahre hindurch die Stelle eines Prasi«
diatsecretars , erhielt dann als Hofrath
ununterbrochen die bedeutendsten Systemalarbeiten
und wurde als Referent
mit der Ausarbeitung neuer Gesetze betraut.
1836 zum Sectionschef im Finanz»
Ministerium befordert, ward er am
17. April 1837 zum k. k. Reichsrath ernannt
und zwei Monate spater, am
10. Juni 1837, durch Ernennung zum
wirklichen geheimen Rath ausgezeichnet .
I n letzter Zeit krankelnd, unterzog er sich
dessenungeachtet nenen anstrengenden
Arbeiten bei der fur die directen Steuern
ah. bestellten Iinmediatcommission, bis
ihn im Alier von 68 Jahren der Tod
ereilte. Bei Vollendung der wichtigsten
legislativen und OrganisirungZarbeiten
im Finanzministerium entfaltete er im
Vor- und Nachmarz die verdienstlichste
Thatigkeit und gehorte zu den Musterbeamten
des Staates. Als ein Postgesetz
nach dem Muster der k. preuBischen Post»
anstalten erlassen werden sollte, wurde er
nach Berlin geschickt, urn an Ort und
Stelle die dortige Postverf af fung zu stu»
diren, worauf er alle dahin einschlagigen
Reglements ausarbeitete . Ferner flossen
aus seiner Feder die Umarbeitung des
Tar- und Stempelgeset zes , die Lotto»
erttagserhohung . die Wohlthatigkeitslotterte;
die Ausfiihrung der Lehen»
allodialisirung, das Gesetz iiber die Auf»
Hebung der Patrimonialgerichte, die Re>
gulirung directer Steuern, die Einfiihrung
Seite 236
Wurzbach5 6 . txt
des Lottogef alls in Ungarn, die
Organisirung der Finanzprocuraturen in
der ganzen Monarchie. I m Vorstehenden
deuteten wir nur die erheblicheren Ar»
betten Wildschgo's an, der bei alien
wichtigeren Geschaften beigezogm wurde
und insbesondere bei Herbeif iihrung
wesentlicher Ersparnisse im Staatshaus»
halte Oesterreichs mitwirkte. Aufier der
geheimen Rathswiirde erhielt er schon
am 22. August 1833 das Ritterkreuz des
Leopoldordens und am 16. April 1839
das Eommandeurkreuz desselben. Auf
ersteres erfolgte mit Diplom aao. 13. November
1833 die Erhebung in d<-n Ritterstand,
auf letzteres mit Diplom aao.
12. August 1839 die Erhebung in den
Freiherrnstand. Es waren dies verdiente
Auszeichnungen fur seine selbstlose Hin»
gabe an den Staat und seine mit edlem
Wollen, grundlichem Nissen und entschie»
denem Berufe verbundene Mitwirkung^
Milftngcr 160 Milfling
an dem Neubaue Oesterreichs. Der Frei
Herr vermalte sia> am 30. October 1825
mit Barbara geborenen Barkenstein,
doch blieb diese Ehe kinderlos
Die Freiin starb urn 1863, ein schones
Andenken hinterlassend durch ihre Acte
der Humanitat. So hatte sie einen Fond
geschaffen, aus welchem vermogenslose
Tochter hoherer Staatsbeamten einen
jahrlichen Betrag von 123 St. zu erhalten
haben, und letztwillig verfligte sie neben
anderen humanen Legaten dem allgemei
nen Krankenhause ein Capital von zehn
taufend Gulden 6. W.
Freiherrndipl om 66o. !2 August 1839.
Wappen. Schild, durch einen silbernen
Balken, welcher mit einem schreitenden Wolf
einer gestiirzten erloschenden Fackel, zwei
nebeneinander aestellten Barken und einem
Quadersteine . Alles in natiirlicher Farbe,
nacheinander belebt ist. schragelinks netheilt.
Oben rechts ist in Roch eine natiirliche Eule.
die auf einem liegenden, schwarz eingebun»
denen Vuche mit Goldschnitt sitzt; unten links
in Blau eine nach aufwarts kriechende sil«
berne Biene. Auf dem Schilde ruht die Frei«
tn ' rrrnkrone . auf welcher sich zwei gekronte
Turnierhelme erheben. Die Krone des ersten
Helmes tragt einen offenen non Blau und
Silber quergetheilten Flug. dem zwei silberne
Sterne, einer iiber den andern, eingestellt
sind. Die Krone des zweiten Helmes tragt
gleichfalls einen offenen von Roth iiber Silbec
quergetheilten Flug, aus welchem ein silbernes
lateinisches Kreuz emporragt . Die Helm»
decken des ersten Helmes sind blau mit
Silber, die des zweiten roth, gleichfalls mit
Silber unterlegt. Devise : Auf rotbem
Band mit silberner Schrift das Nort : „In-
Nilemans, siehe Wielemans.
Wilsinger, Ernst Johann (Super,
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Wurzbach5 6 . txt
iniendent zu Oedenburg, geb . da.
selbst 1745, gest. ebenda 8. August
<803) . Nachdem er in seiner Vaterstadt
die Vorbereitungsstudien beendet hatte,
begab er sich. der in den protestantischen
Gemeinden iiblichen Sitte folgend: zur
letzten Ausbildung eine auslandische
Hochschule zu besuchen, auf die Univer»
sit at Jena, an welcher er 1768 den theo«
logischen Studien oblag. Nach Beendi»
gung derselben heimgekehrt , wurde er
zunachst zweiter Prediger zu Domolk,
kam dann nach Kapolcs und zuletzt als
Superintendent nach Oedenburg, wo er
im Alter von 38 Jahren starb. Aus
seiner Feder flofi das Werk: „ A 4s A ? /
!a", d. i. Leben und Schicksale
der Superintendenten A. C. der letzten
zwei Jahrhunderte in den evangelischen
Gemeinden jenseits der Donau (Oeden»
burg 1796), welches einen werthvollen
Beitrag zur Geschichte der Entwickelung
des Protestantismus in Ungarn bildet.
(H o rm a y r's) Archiv fur Geschichte. 2ta»
tistik. Literatur und Kunst (Nien. 4".)
1827, 2 j5a (im TeNe). — A ?aa?l A 1 . I.«-
1838, Lvop. Nstk", 8°.) I». 73. - I ' liaomau A
oli 6 vii A telnou A , d. , . Wissen«
schaftliche Nachrichten (Pesth) 4821i. Bd. X,
S. 84. — Zeitschrift von und fur Ungarn
(Pesth) Bd. IV (1802), S. 200.
Wilfling, Ignaz Richard (Schulmann
und Schriftsteller, geb. zu
ratz am 1. August 1759, gest. zu
P r a g am 23. December 1827) . Er be<
gann seine Studien in Gratz und sehte
sie in Wien und Prag theilweise privat
A ort . Der EinfluB tiichtiger Lehrer, von
denen mehrere zu Oesterreichs verdienstwichsten
Gelehrten zahlen, wie Hasel«
bauer, Biwald, Tiller, Seibt
u. A., wirkte wohlthatig und fordernd^
Wilfling 461 Wilfling
auf das empfangliche Gemiith des Junglings,
der nach den verschiedenen Rich»
tungen seinen Geist ausbildete und selbst
dann noch Vortrage besuchte, nachdem er
bereits am 4. November 1782 als offentlicher
Lehrer an der Hauptschule am Tein
zu Prag die staatsdienstliche Laufbahn
begonnen hatte. Am 1. Juni 1784 er»
folgte seine Ernennung zum ordentlichen
Lehrer der deutschen Sprache, der Ein»
leitung zum Latein und des biirgerlichen
Geschaf tsstyls an der Prager k. k.' Normalschule
und im August 1787 zum k. k.
Schulkreiscommissar , in welcher Eigen»
schaft ihn die Landesstelle Bohmens mit
der Leitung sammtlicher Volks- und
Biirgerschulen des Kaurimer Kreises
betraute. Mit ah. Handschreiben vom
12. Juni 1798 wurde er zur damals
bestandenen Studien-Revisions 'Hofcom«
mission, welche in Wien unter Vorsitz des
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Wurzbach5 6 . txt
Ministers Grafen Rottenhann '"Band
XXVII, S. 162) die Reformen des
Unterrichtswesens im Kaiserstaate berieth
und durchfiihrte, einberufen und wirkte
gemeinschaf tlich mit seinem Freunde
Alex. Vine. Parzizek >M. XXI,
S. 314) an der Verfassung der Instructionen
und Lehrbiicher mit, welche bei
Ausfuhrung des beabsichtigten Studien»
planes nothwendig waren. I m folgenden
Jahre kehrte er nach Bohmen zuriick,
ward 1803 zweiter.k. k. Kreiscommif sar
bei dem Kaukimer Kreisamte. 18 1 i
erster Kreiscommissar , 1814 bohmischer
Gubernialsecretar und 1824 Vorsteher
des Biicher-Revisionsamtes in Prag, wo
er im Alter von 68 Iahreu starb. Nahrend
seiner 43jahrigen dienstlichen Lauf»
bahn war er nebenbei auf dem Gebiete
der Padagogik und volksthumlichen Lite»
ratur auch vielfach schrif tstellerisch thatig,
und haben wir von seinen selbstandig
erschienenen Schriften, auBer einer Ode i
u, Wurzbach, biossr. Lerikon. I A VI. sGedr
auf das neuerbaute standische Theater in
Prag. mit welcher er 1783 debutirte,
folgende zu verzeichnen: „Wa5 mll33 ein
Rrri52chnllli5itatllr M55en und thun, nm der
Kirche samahl al2 drin Staate wahren Nahen m
verschaf f en? " Mag und Leipzig 1787,
Casp. Widtmann, 8"., mit Titelt.); —
„Kalender fur Aofzeher, Katecheten und Ahrer
der NatillnalZchnlen in Nahmen", zehn Jahr»
gange von 1789 bis 1798 (Prag, Widtmann);
diese zehn Jahrgange zusammen
in vier Banden umfassen 1312 Octav»
feiten mit KK . und musicalischen Bei<
lagen; — „ Beschreibung der nm 36. April
llsO-l» gehaltenen Ohe jnbelkeier deZ Prager Vuntlarztez
Ignaz Junker 5ammt der dabei uargetmgenen
Aeiie. Helanzyrgelien jnm Besten dez
Prager Ganb5tuminenin5titllte5" (Prag, 8 A . ) ;
— „Biographie 15a5par Nciljkli'5" (Prag
1819) ; - „Aekrolllg rndmig U 1 1 h 1 ' s . k. k.
offentlichen Dhrerz der Aeichenknuat " (Prag
1822, 80.), den dafiir gelosten Betrag
von 1600 fl. widmete Wilfling als
Pramienstif tung fur die Prager Akademie
mit jahrlichen drei Preisen. Dann schrieb
er die Vorrede „Ueber die Tendenz und
den Doppelzweck: zum Besten des Taubstummeninstituts
und Waisenhauses in
Prag beizusteuern" zu dem von Igna;
Hubeney 1806 herausgegebenn Buche
„Lehre der Weisheit und Klugheit zu
einem gliickseligen Leben" . Aufierdem
war er ein fleiBiger Mitarbeiter der von
Riegger herausgegebenen statistischen
Schriften, von Andro ' s „Patriotischem
Tagblatt", Prof. Meinert's „B6hmi«
schem Wanderstuann" und dessen Quar»
talschrift „Libufsa", an dem literarischen
Sonnabendsanhange der „Gratzer Zei>
tung" und an anderen Zeitschrif ten . Wir
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Wurzbach5 6 . txt
wollen hier nur der wichtigeren in denselben
enthaltenen Aufsatze gedenken: in
Riegger's „Materialien zur alten und
neuen Statistik von Bohmen" : „Stcmd
2. Febr 1888 ) . 11$
MMing 162 Milfling
der Schulen des Kaukimer Kreises im A len" ^800, Nr . 4 ) ; — „DaS Postel'sche
M . X I I I , S. 389) in Prag
musicalischen Instrumente :
Sommercurse 1789, mit Anmerkungen"
sHeft X, S. 18!; u. f.), in dessen
Skizze einer statistischen Landeskunde Boh
mens: „Beschreibung der vorzuglicheren
Berge und Prospecte im Kaurimer
Kreise"; in Andro's „Patriotischem
Tagblatte": ,Nachricht iiber die von Tho<
mas Kunz
erf undenen
Orchestrion und Bogenclavier
Nr . 3); — „Ueber die allgemeine Wit
wen- und Waisen Pensionirungssocietat
in Prag und das Taudstummeninstitut
daselbst" j A ebd., Nr. 8); — „Neueste Data
zur Statistik der Schul- und Studienanstalten
Bohmens" A ebd., Nr. 8 8); —
„VerzeichniB der noch bestehenden Stifter,
Collegien und Kloster in Bohmen mit
literarisch ' statistischen Bemerkungen A ebd.
4802, Nr. 92); — .Ueber die erste Einleitung,
eine polytechnische Lehranstalt
in Prag zu errichten und eine Sternwarte
auf dem Bauernberge daselbst anzulegen"
»bd., Nr. 101); — „B6hmens
Denkmiinze auf den Frieden vom Jahre
180t" »bd.); — „Aufruf zur Griindiing
eines Lehrinstitutes fur blinde Kin»
der" A ebd. 1804, Nr. 34); — „Thermolampe
zu Kolin in Bohmen" ^ebd.,
Nr . 74); in Meinert ' s „B6hmischem
Wandersmann" : „Beitrag zur Beforde»
rung der Obstbaumzucht in Bohmen"
"■1804, I I , Nr. 24); - „Fortgang der
Pferdezucht auf der Herrschaft Schworetz
in Bohmen" >>bd., Nr. 26); in Meiner
t's „Libufsa" : „Biographie des
Architecten und Historienmalers Quirln
Iahn" r.97); — „LudwigKohl ' s
Verdienste urn die bildenden Kiinste in
Bohmen" »bd, S. 319); im „Gratzer
Sonnabendblatt " : „Nachricht iiber die
von Ant. Guillemard in Prag verfertigten
Denk» und Gelegenheitsmedail-
Panorama in Prag" A ebd. ) ; — „Parallele
der Theuerung in Bohmen und
einem groBen Theile Deutschlands in den
Jahren 1692-1771 und 4803" »bd.,
Nr. 34) . Auch trug sich Wilfling mit
dem Gedanken, eine groBere philosophischstatistisch-
padagogische Zeitschrift unter
dem Titel: „Beitrage zur Darstellung
und Beforderung des Schulwesens und
der Cultur in den osterreichischen Staaten"
herauszugeben, sammelte auch schon nam»
hafte Materialien zu diesem Zwecke und
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Wurzbach5 6 . txt
setzte sich mit bewahrten Padagogen und
Fachmannern in Verbindung, als Aen>
derungen im obersten Regime der Studienleitung
und vermehrte Berufs»
geschafte ihn an der Ausfuhrung dieser
Idee hinderten, und so gab er dieselbe
dann ganz auf. Wilfling stand nicht nur
mit den bedeutendsten Schulmannern
und Padagogen Oesterreichs, so mit
Kindermann, Kunitsch, Sartori,
Schulstein, Vierthaler, vanSwieten
u. A., sondern auch mit den hervorragendsten
Capacitaten des Aus»
'andes in diesem Fache, wie mit Hofrath
Becker in Gotha, Or. B e 1 1 er mann in
Berlin, Prof. Graefe in Gottingen,
Gutsmuths und S a 1 z mann in
Schnepf enthal, Niemayer in Halle,
Zerrenner in Dorenburg u. A., im
steiBigen brieflichen Verkehre. Er war
Doctor der Philosophie, Besitzer des silbernen
Civilehrenkreu^es und Mitglied
mehrerer gelehrten Gesellschaf ten Oester«
reichs und des Auslandes. Als Beamter
und Schrif tsteller ungemein thatig und
verdient, hat er als Lehrer und Bildner
der Jugend sehr nutzlich gewirkt und sich
namentlich urn das Schulwesen in Boh.
men bleibende Verdienste erworben.
Kandelfinger (F. S.) . Mnemosynon der
Namensfeier am 31. Juli (1S08) . Dem?
Milgenheim 163 Milgenheim
Herrn I . R. Wilfling u. s. w. dargebracht :
im Namen des sammtlichen Lehrkorpers der
Neukoliner Hauptschule ob der Elbe (ls08) . —
Oesterreichische National»Encyklopadie
von Graffer und Czikann (Wien
1835. 8° . ) Bd. VI , S. 151.
Wilgenheim, Ludwig Freiherr (k. k.
Oberst des 4. Uhlanen «Regiments,
Jahr und Ort seiner Geburt unbekannt,
gest. in Laibach 2. November 4813) .
Ueber den Adel der Freiherren von
Wilgen heim versagen uns alle genea»
logischen Quellen den Dienst. Im „Gothaischen
genealogischen Taschenbuch der
freiherrlichen Hauser", dessen
37 Jahrgange leider ein fur den zweck,
dienlichen Gebrauch einer solchen Serie
fast unentbehrliches Generalregister der
Familien nicht aufzuweisen haben, kom«
men die Wilgenheim nicht vor. Das
in genealogischen Sachen heute noch
immer als ziemlich verlaflliche Haupt«
"quelle zu betrachtende groBe Zedler'sche
, Universal ' 3exikon" enthalt die Familie
Wilgenheim ebenso wenig, wie das
treffliche (1826 erschienene) „AdelS-Lerikon"
von Johann Christian von Hell«
bach. Oesterreichischen Ursprungs aber
scheinen die Wilgenheim doch nicht zu
sein. Die Geburt unseres tapferen Ober»
sten diirfte in das 6. oder 7. Jahrzehnt
des 18. Jahrhunderts fallen. 1805 finden
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Wurzbach5 6 . txt
wir ihn zuerst als Major im Erzherzog
Karl UhlaneN ' Regimente Nr. 3, in wel»
chem er sich wahrend des Feldzuges 1809
auszeichnete . Das Regiment stand in der
Brigade des Grafen Radetzky im
3. Armeecorps, das in Bayern und
Oberosterreich gegen die Franzosen
kampfte. Am 1. Mai befehligte er die
Nachhut der Brigade Radetzky, welche
den Riickzug der Unseren gegen die
Traun sichern sollte. Die Franzosen ver»
folgten das Armeecorps in hartnackigster 1
Weise, und bei dem Desil6 von Geyersberg
kam, es zum ZusammenstoBe . Da
warf sich Wilgenheim mit vier Escadronen
seiner Uhlanen auf den verfolgenden
Feind, drangte ihn zuriick und
machte iiber 100 Gefangene. Am nam«
lichen Tage bestanden die Uhlanen noch
ein glanzendes Gefecht bei Haag. Einen
neuen Ehrentag feierte der indessen zum
Oberstlieutenant in seinem Regimente
beforderte Wilgenheim, als er nach
der Schlacht bei Wagram (3. und 6. Juli
desselben Jahres) mit einer Escadron
seiner Uhlanen und einer Abtheilung
Jager zur Deckung der linken Flanke
des 3. Armeecorps beordert ward. Bei
Schongrabern, Grund und Hollabrunn
entspann sich gegen die von den Gene«
ralen Piret und Marulaz befehlig«
ten Franzosen ein mehrstundiger heiBer
Kampf. I n demselben that sich Oberst,
lieutenant Wilgenheim so hervor, daB
ihn die officielle Relation unter den
Braven des Tages nannte. Noch im
namlichen Jahre riickte er zum Obersten
bei Merveld-Uhlanen Nr. 1 vor, als
welcher er vier Jahre spater zu Laibach
starb. Nach SchluB dieser Skizze erfahren
wir von befreundeter Seite, daB W il«
gen heim im Militar-Schematismus fur
1803, in welchem zuerst die Hauptleute
und Rittmeister vorkommen, unter den
Escadronscommandanteli bei Erzherzog
Karl-Uhlanen Nr. 3 ganz einfach, ohne
jedes Adelspradicat , als Ludwig Wil»
genheim echheint. Im Militar-Schematismus
fur das Jahr 1810 wird er
bereits als Oberst bei Merveld»Uhlanen
und als Baron aufgefiihrt. Er er«
hielt namlich 1809 als Auszeichnung
fur seine Tapferkeit und auf seine
Bitte die ErlaubniB, des von seinen
Vorfahren (in Franken) einst prava»
lirten, wie es aber scheint, zeitweilig^
Wilhelm, Nndrens 164 Wilhelm, Andreas
aufgegebenen Freiherrntitels sich zu bedienen.
T h ii r h e im (Andreas Graf) . Gedenkblatter
aus der Kriegsgeschichte der k. k. osterreichi'
schen Armee (Wien und Teschen 1882. Pro«
chaska. gr. 8".) Bd I I , S, 283. Jahr 18U9;
L. 288. Jahr 1803. - Derselbe. Die
Reiter »Regimenter der k. k. osterreichischen
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Armee (Wien 1362 und 1362. F. B. Geitler.
gr. 8".) Bd. Ill: ..Die Uhlanen", S. 31.
»e. 87. 88. 99. 1U0 .
Nilhelm Franz Karl Erzherzog,
siehe: Habsburg und Habsburg-Lothringen
M d . V I I , S. 133, Nr. 283^.
Wilhelm Herzog vcn Wiirttemberg,
siehe: Wiirttemberg, Wilhelm Herzog.
Nilhelm, Andreas Ritter v. (Schulmann,
geb . zuVoitersreuthim
Egerlande Bohmens am 47. Marz 1801) .
Der Sohn schlichter Landleute, die in der
Hoffnung, dafi> er Geistlicher werde, ihm
den diirftigen Unterricht, wie dieser damals
auf dem 3ande moglich war, durch
den Ortslehrer ertheilen lieflen, der. da
es zu jener Zeit noch kein Schulgebaude
gab, von Haus zu Haus ging. Unterdessen
aber wurde der Knabe auch zu
landlichen Arbeiten angehalten. Im
Jahre i8<3 bezog er in Eger das Gym»
nasium. welches unter der Leitung von
Jesuiten stand, und 1813 auf der Wiener
Hochschule die philosophische Facultat,
an welcher unter Anderen Rembold,
Wikosch, Stein, Weintridt lehrten,
tiichtige Manner, deren dieses Lexikon an
entsprechender Stelle gedenkt . Auch in
den auBerordentlichen Gegenstanden, wie
Erziehungskunde, Naturgeschichte, Hilfs»
Wissenschaf ten der Geschichte, moderne
Sprachen, that er sich, so weit es seine
Verhaltnisse gestatteten, weidlich urn und
beendete 1821 die philosophischen Studien.
Aber mit dem f ortschreitenden Unterricht
war der Gedanke an die geistliche
Berufswahl allmalig gewichen. Der Versuch,
es mit der Jurisprudenz zu wagen,
hielt auch nur ein Jahr vor, und als
W i 1 h e lm mit sich zu Rathe ging, wel«
chen Weg fur seine kiinftige Lebens»
stellung er einschlagen solle, entschied er
sich zuletzt fur den Lehrberuf, zu welchem
er sich namentlich durch das Vorbild'
zweier Egerer Lehrer, Niemeczhk und
Kratochwile, vor Allem hingezogen
fiihlte. Er trat nun aus der juridischen
Facultat aus und widmete sich vom
2. Semester 1822 ab mit Feuereifer den
Vorbereitungsf tudien fur das Lehramt .
Die Mittel dazu erwarb er sich durch
Unterrichtertheilen, wobei ihm die Pcv'
fefsoren des akademischen Gymnasiums,
die ihn als Hauslehrer empfahlen, be«
hilflich waren. I n anderthalb Jahren
hatte er sich in dieser Richtung so tiichtig
ausgebildet, daB er von 1823—1824
nicht weniger denn sieben Concurse fur
Grammatical' und zwei fur Humanitats-"
Classen, alle mit vorziiglichem Erfolge,
ablegte. Und ohne daB er sich fur einen
erledigten Posten insbesondere beworben
hatte, wurde er, da man bei der Studien»
Hof commission aus seinen Concursen seine
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Tiichtigkeit und Befahigung zum Lehr»
amte erkannte, am 28. Februar 1824
zum Grammatieallehrer in Neusandec
in Galizien ernannt. I m August des«
selben Jahres trat er sein Lehramt an.
Die Zustande des Sandecer Gymnasiums
in jenen Tagen waren nicht danach an»
gethan, den jungen Lehrer besonders zu
ermuthigen; doch konnte er nichts da»
gegen thun, als mittlerweile die Pflicht
fur seine Person erfullen, denn ein Ver»
such, beim Provinzkalschuldirector auf
eine Abstellung der zahlreichen herrschen»
den Uebelstande hinzuwirken, blieb erfolglos.
Doch fand er daselbst seine
Gattin, mit der er sich im Sommer 1327^
Wilhelm, Andreas 165 Wilhelm, Andrea«
vermalte, und die ihm nun das Los, das
ihm zutheil geworden, zur Halfte tragen
half. Indessen hielt die Cholera auch in
Neusandec ihren Einzug, die Jesuiten
siedelten sich auch in dieser kleinen Kreis»
stadt an, und im Nachbarlande, in wel>
chem der denkwijrdige 4830er polnische
Aufstand ausbrach, sabelten die russischen
Kosaken die Auf standischen nieder und
machten bald tabula rasa mit alien Be»
strebungen nach Herstellung des alten
Polen. Das waren die politischen und
culturellen Ereignisse, welche ganz besonders
bis in die Mitte der DreiBiger-Iahre
das Stillleben des Gymnasiallehrers
Wilhelm unterbrachen . Urn die Mitte
4838 erfolgte seine, Versetzung nach Tar»
now, und obgleich seine Ernennung zum
Humanitatslehrer am Neusandecer Gymnasium
bereits eingetroffen war, muBte
er doch an den ihm unerwiinschten Be»
stimmungsort abgehen. I n Neusandec
hatte er doch nicht langer bleiben konnen,
da, wahrend die „Wiener Zeitung" seine
Ernennung zum Humanitatslehrer der
tzortigen Lehranstalt meldete, diese mittlerweile
an die Jesuiten iibergeben worden
und er also als weltlicher Lehrer daselbst
uberfliissig war. Auch in Tarnow erwiesen
sich. die Gymnaf ialverhaltnif f e klaglich
genug. Aber auch hier ging er wie in
Neusandec ganz in Erfiillung seiner
Wicht auf und that das Mogliche, urn
wenigstens fur seine Person und in seinem
unmittelbaren Wirkungskreise den Schlen«
drian feme zu halten, der bei seinen Collegen
im Schwange war. Die Anerken»
nung blieb auch nicht aus, da er nach
dem 1840 erfolgten Tode des Gymnasialvorftandes
Grolimann im October
1841 zum Prafecten des Tarnower
Gymnasiums befordert wurde. Nun, in
seiner. Eigenschaft als, Vorstand, konnte
N schon energischer einschreiten, urn dem ,
bisher an dem Institut herrschenden
Schlendrian an den Leib zu gehen, jedoch
der compacte Widerstand der Mehrheit
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der Lehrer legte seine Bemuhungen wenn
nicht ganz lahm, immerhin erschwerte er
sehr jeden noch so kleinen Erfolg. Nun
kamen die allerdings sehr bedenklichen
Wirren des Jahres 1846, in welchen
Tarnow den Centralpunkt des revolu»
tionaren polnischen Adels bildete, und
welche auch nicht ohne Riickschlag auf die
Schulen blieben, wie denn alle Stande
und alle Verhaltnisse unter diesen blu»
tigen Graueln litten. W i 1 h e lm hielt
vor Allem an dem Grundsatze der Kaiserin
Maria Theresia fest: „die
Schule ist ein politioum. " , namlich eine
Angelegenheit des S t a a t e s , und dies
ist auch Alles, was die Politik mit der
Schule gemein hat. Er war daher als
Leiter des Schulwesens vor Allem bemiiht,
die Aufmerksamkeit der Schiiler durch
den Unterricht von der Aufienwelt mog»
lichft abzulenken. DaB er dabei mit
groBen Hindernissen zu kampfen hatte,,
braucht kaum ausdriicklich bemerkt zu
werden; da der bekannte Patriotismus
der polnischen Mutter, welche ihren Kin»
dern daheim von der Befreiung des
Vaterlandes von diesen hiindischen Deut»
schen vordeclamirten, in wenigen Minuten
das zerstorte, was die. Lehrer in der
Schule in Stunden und Tagen auf»,
bauten, und namentlich die Gemiither
der Kinder in die Wirren des blutigen
Aufruhres mit hineinriB. Nach nieder»
geworfenem Ausstande blieb W i 1 h e lm
nur noch kurze Zeit in dem Lande, wo
der Aufenthalt fur jeden Nichtpolen der
denkbar unerquicklichste war. I m Decem«
ber 1846 kam die Gymnasial ' Praf ecten»
stelle in Troppau in Erledigung, und ob»
wohl fur die Besetzung derselben zunachst
Geistliche, und zwar aus dem Piaristen-^
Wilhelm. Andreas 166 Wilhelm, Andreas
orden, in Aussicht genommen wurden,
erhielt er doch wider alles Erwarten im
October 1847 diesen Posten. So willkommen
ihm derselbe war, so wenig entsprach
diese Besetzung dem Geschmacke
des damaligen Troppauer Lehrkorpers
denn Wilhelm, der in den Jahren
1843-4847 in Schmidl ' s „Oefterrei
chischen Blattern" einige den Gymnasial»
unterricht betreffende Aufsatze verof f entlicht
hatte, erschien als Reformer, und
ein solcher ist jedem eingelebten alb
gewohnten Schlendrian zuwider. Die
Art und Weise jedoch, in welcher er dem
Lehrkorper gegeniibertrat , indem er mit
Energie Gerechtigkeitsgef iihl und Billig
keit verband, verwandelte bald die herrschende
Stimmung, sein Anhang mehrte
sich, und selbst seine erbittertsten Gegner
traten liber in sein Lager. Als Prafect
veS Troppauer Gymnasiums machte er
nun alle Experimente durch, welche in
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Wurzbach5 6 . txt
Oesterreichs Unterrichtswesen unter den
sich rasch folgenden Ministern und Lei«
tern desselben, Sommaruga, Feuchtersleben,
Einer, Helfert, Graf
Thun, nicht zum Frommen des Unter»
richtes selbst und der Unterrichteten,
Platz griffen. Im Ganzen verhielt er sich
anfangs mehr zuwartend, bis ihm der
geeianete Zeitpunkt gekommen schien,
selbstthatig in der so wichtigen Sache
einzugreif en, wobei ihm vornehmlich der
Umstand zu Statten kam, daB Schlesien
in Joseph Freiherrn von Kalch«
berg >M. X, S. 384' s > einen Staatsmann
zum Leiter gewann, der den neuen
Geist der Zeit erfaBte und im Sinne des«
selben mit Umsicht und Energie waltete.
Urn diese Zeit ging die Ernennung von
Schulrathen vor sich, in Schlesien erkannte
Kalchberg alsbald die Tuchtig,
keit Wilhelm's, und Letzterer wurde am
23. September 4830 zum schlesischen
Gymnasial» und Volksschulinspector mit
dem Titel eines k. k< Schulrathes er»
nannt . Und so hatte sich einfach der
Uebertritt Wilhelm's vom Schul« ins
Bureauzimmer vollzogen. Im Marz
1853 ward ihm — nachdem die Inspec»
tion der Volksschulen von jener der
Mittelschulen getrennt worden — neben
der Oberaufsicht der schlesischen Mittel,
schulen auch die des Krakauer Vermal»
tungsbezirkes iibertragen, und mufite er
seinen bisherigen Amtssitz in Troppau
nach Krakau verlegen. Diese Stellung
bot unter den veranderten nachmarzlichen
Verhaltnissen nicht geringe Schwierig«
keiten. Dieselben wurden ihm vornehmlich
von zwei im Lehrkorper vertretenen Par«
teien bereitet, einerseits von jener der
pansl avistischen Eiferer, und an«
dererseits von jener der preuftischen
Convertiten, welche durch die beson»
dere Vorliebe des damaligen Unterrichts«
Ministers Grafen Thun fur Auslander
in das Personale des osterreichischen
Lehrkorpers eingeschmuggelt worden
waren. Auch die verschiedenen politischen
Stromungen, welche sich in der prin«
cipienlosen Zeit, in welcher man AlleS,
nur nicht das Richtige versuchte, fiihlbar
machten, bereiteten dem Schulinspector
mehr Schwierigkeiten, als die Sache an
sich ohnehin mit sich brachte; aber bei
seinem Grundsatze, sich als Schulmann
von aller Politik fern zu halten, weil ein
Lehrer, der auf den politischen Kampfplatz
hinabsteigt, nie seiner erziehlichen
Wirksamkeit entsprechen kann, schiffte er
mitten in den Wogen der Zeit und half
die Jugend erziehen, indem er die Lehrer
in ihrem verantwortlichen und wichtigen
Geschafte iiberwachte. Eine willkomme«
nere Statte, als bis dahin in Krakau, er«
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Wurzbach5 6 . txt
hielt er zugewiesen, als er mit Decret vom
!8. October 1860 zum Inspector der^
Wilhelm, Andreas 167 Wilhelm, Andreas
Mittelschulen in Mahren und Schlesien
berufen wurde. Auch da fand er die Zustande
des Schulwesens in mitunter be>
dauerlichster Verkommenheit . Das Gymnastum
in Brunn, wo W i 1 h e lm nun >
seinen Wohnsitz aufschlug, befand sich in
einem stallahnlichen, geradezu vom Zu«
sammensturze bedrohten Gebaude . Der
friihere Unterrichtsref erent Mahrens,
Domherr Hochsmann, hatte in unver»
antwortlicher Weise seines Amtes ge>
waltet und als Priester unwiirdig, als
Schulmann strafwijrdig gehandelt. Hier
nun, wo es am dringendsten war, Ab»
Hilfe zu schaffen und auf einen neuen
Bau zu dringen, trat W i 1 h e lm mit aller
Energie ein. Es wurde auch, indem die
Schule mittlerweile in einem gemietheten
Privathause Unterkunft fand, der neue
Bau 4868 in Angriff genommen, und
heute steht er palastahnlich — eine wiirdige
Statte des Unterrichts — da. Dieses
neue Gymnasium Briinns ist die bleibend
sichtbare That unseres sonst auch hochverdienten
Schulmannes, die ihm aber
freilich nur durch die Energie des urn
diese Zeit zum Statthalter Mahrens er»
nannten Grafen Forgacs ermoglicht
ward. I m Uebrigen aber war es ihm
unter diesem umsichtigen Staatsmanne,
wie spater unter deffen beiden Nach»
folgern, dem Grafen ChorinskF- und
Freiherrn von Poche, vergonnt, in erspriefllichf ter
Weise in seinem Berufe zu
wirken, wenngleich sich ihm oft Hinder»
nifse, die fast nicht zu bewaltigen schienen,
entgegenstellten . Namentlich erschwerten
die Kampfe urn die von einigen natio»
nalen HeiBspornen auf die Tagesordnung
gestellte und von Laien im Bureaudienfte,
die von slavischer Abkunft waren, in
unbotmafiiger Weise zu einer Capitalfrage
auf gebauschte Unterrichtssprache ein gedeihliches
Durchfiihren der sonst richtigen
und wichtigen Reformen. Die nationalen
HeiBsporne leisteten den aufiersten Wider<
stand und machten eine die Interessen
des Unterrichtswesens unverkummert for>
dernde Wirksamkeit ungemein schwierig.
W i 1 h e lm war unter solchen Verhalt»
nissen dem Greijenalter immer naher ge»
riickt und zur ErkenntniB gelangt, mit
des Staatsverrathes tiickischen Machten
sei kein gedeihlicher Bund zu flechten,
und hatte schon 4867 das Gesuch urn
seine Pensionirung eingereicht. Aber
Bitten, welche von der Lehrerschaft des
ganzen Landes an ihn einliefen, als die
Kunde sich verbreitete, er wolle sich
zuriickziehen, wie auch Vorstellungen
hohererseits bestimmten ihn, fur eine Weile
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nachzugeben, bis sich die Verhaltnisse so
gestalteten, daB er es mit seiner amtlichen
Ehre unvertraglich fand, langer im
Dienste zu bleiben, worauf er dann im
Mai 4870 urn seine Pensionirung ansuchte.
Nach 47 wechselvollen kampf erf iillten
Dienstjahren trat er, mit dem
Orden der eisernen Krone dritter Classe
fur seine Verdienste ausgezeichnet , in den
Ruhestand und zog sich nach Grcch in
Steiermark zuriick. Die Stadt Troppau
ehrte sich selbst, als sie auf den- Antrag
des Stadtverordneten Hermann Kud>
1 i c h , Bruders des 4848er Reichstagsabgeordneten
Hans Kudlich, in der
Sitzung vom 5. August 4870 beschloB:
„Es sei dem k. k. Landesschulinspector
Andreas W i 1 h e lm in Anbetracht
seiner langjahrigen urn die Studirenden
von ganz Schlesien erworbenen anecken«
nenswerthen Verdienste das Ehrenbiirgerrecht
der Landeshauptstadt zu
verleihen." Seine Verdienste urn Oesterreichs
Schulwesen sind zunachst auf
administrativem und praktischem Felde
als Schulmann zu suchen, wo sein Wirken
durch unerschiitterlichen Patriotismus , ?
Milhelm, Andreas 168 Wilhelm, Gustav Friedrich
MaBigung bei Beseitigung jener Scha.
den, deren Abstellung in seiner Macht»
sphare lag, und Durchfiihrung gesunder
Erziehungs- und Unterrichtsref ormen
besonders charakterisirt wird. So lange
er im Amte wirkte, blieb ihm fachlich zu
f chrif tstellern nur wenig Zeit iibrig, daher
beschrankt sich seine Thatigkeit in dieser
Richtung nur auf einige wenige selbftan
dige Werke und Zeitungsauf sat ze . Hie«
von fiihren wir zunachst an: „Negmeise,
blim Unterrichte im Allteinischen uni» Orirchizchen .
Mit einer Ginleitnng uum Unterrichte
nbechllnpt" (Brunn 1867, Winiker, gr. 8 A .);
— „Praktische Padagagik der Mittel«
schulen, insbttllnbere der Gymnasien. Grineiternng
und Fllrtschnng des „Wegweisers beim
Sntemchte"" (Wien 1870, Gerold's Sohn,
gr . 8 A .); — „N11S osterreichische Volks- und
Mittelschnwesen in den Hauptmamenten Zeiner
GutNicklung seit 38:2" (Prag 1874,
TempskF, gr. 8".) . Friiher aber brachten
die von Dr. Adolf Schmidt heraus,
gegebenen „Oesterreichischen Blatter fur
Literatur und Kunst" aus Wilhelm' s
Feder einige groBere Aufsatze, deren Ge«
diegenheit die Redaction veranlaBte,
darauf besonders die Aufmerksamkeit der
Leser zu lenken, und zwar im Jahrgang
1844: „Ehemaliges Nnterrichtswef en in
Tarnow" >"IV. Quartal, Nr. 64", -
Jahrgang 1845: „Neber das Fremde in
der deutschen Sprache" A Nr. 99 A . —
, Ueber die Behandlung des griechischen
Zeitwortes" Nr. 101 - 104", - „Die
Grenze der deutschen Volksmundarten in
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der Schrift" »5tr. 134) ' - „Der Wohllaut
und seine Begrundung" A )tr. 139)
und „Die deutsche Rechtschreibung in der
Gegenwart" jMr. 143 - 148) . Nach
seinem Uebertritt in den Ruhestand
griff er fleiBiger zur Feder, und in den
acht Jahrgangen der von Friedrich
Mann herausgegebenen „Deutschen
Blatter fur erziehenden Unterricht" be«
gegnen wir oft den Arbeiten des greisen
und erfahrenen Padagogen. W i 1 h e lm
verheiratete sich am 9. Juli 1827 mit
Francisca geborenen Freiin von K6«
nig, welche er, wie ' in der Lebensskizze
erwahnt ist, wahrend seines Aufenthaltes
in Neusandec kennen gelernt hatte.
Rotter (Richard Dr.) . Andreas Ritter von
Wilhelm. Biographischer Beitrag zur 6fter»
reichischen Schul« und Staatsgeschichte in den
letzten funfundsiebzig Jahren (Wien 1884,
Graser. XVI und 323 S. gr. 8".). IMn
ungemein breit angelegtes, weitspurig durch»
gefiihrtes Buch. aus welchem man das Essen«
tielle von Wilhelm' s verdienstvoller pa»
dagogischer Thatigkeit muhsam herausschalen
muB . Mit dem vierten Theile des Umfanges
ware dasselbe nur klarer und wirksamer zu
sagen gewesen.
Portrait. Unterschrif t : Facsimile des Na»
menszuges: „Andreas Ritter von Wilhelm".
Th . Mayerhofer gez.. Angerer und
Goschl chemit . (8° . ) .
Wilhelm, Gustav Friedrich (Prosessor
der Landwirthschaf t in Gratz,
geb . in Wien 8. December 1834.) Sein
Vater Gustav Christian, Sohn des
Besitzers der einst ruhmlich bekannten
Martin Engelbrecht ' schen Kunsthand«
lung in Augsburg, kam 4816 als Kauf<
mann nach Wien, trat aber spater in die
Dienste der k. k. privilegirten Nationalbank
und lebt noch, 89 Jahre alt, als
pensionirter erster Secretar dieses Institutes
daselbst; seine Mutter Luise (gest.
1833) ist die Tochter des urn die Hebung
der Brunner Wollenindustrie hochuerdienten
Fabriksbesit zers Friedrich Scholl
(geb. zu Giiterstein in Wiirttemberg
1770, gest. in Brunn 1841) und Schwefter
des als Philolog und Iiterarhisto«
iker bekannten Oberbibliothekars und ge»
Heimen Hofrathes Dr. Adolf Scholl
in Weimar, der im Goethe 'schen Per«
'onencyclus ofter genannt wird. Der?
Wilhelm, Gustav Friedrich 1B9 Wilhelm, Gustav Friedrich
Sohn besuchte in Wien zunachst das
Gymnasium, dann die damals mit dem
polytechnischen Institute verbundene
Oberrealschule und bezog, nach einjahri
gem Aufenthalte auf der Erzherzog
Albrecht ' schen Herrschaft Seelowitz in
Mahren, im Herbste 4832 die k. k. hohere
landwirthschaf tliche Lehranstalt in Un>
garisch ' Altenburg, an der er bis Ende
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1834 verblieb. Nachdem er sich ein halbes
Jahr lang auf einem im Szabolcser
Comitate gelegenen Gute mit den Ver
Haltnissen der Landwirthschaf t im Osten
Ungarns bekannt gemacht hatte, ging er
im Herbste 1833 auf die koniglich Wurt»
tembergische land- und f orf twissenschaf t .
liche Akademie Hohenheim, welche ais
solche zu jener Zeit anerkannt den ersten
Rang in Europa behauptete und hervorragende
Lehrer und Schiiler aus alien
Landern der Erde besaB. Dort erhielt er
bei der SchluBpruf ung im August 4836
eine Preismedaille . Da an der canto»
nalen landwirtschaftlichen Schule Kreuzlingen
im Thurgau die Hauptlehrerstelle
gerade erledigt war, gab er seine Absicht
auf, vorlaufig auf ungarischem GroB»
besitze in praktische Thatigkeit zu treten,
bewarb sich urn vorerwahntes Amt und
erhielt es von dem Erziehungsrathe des
Cantons Thurgau. Er begann am
9. November 1836 seine Lehrthatigkeit ,
welche sich auf Physik, Chemie, die ge»
' sammte Naturgeschichte und praktische
Geometrie erstreckte. Dazu bot der Auf»
enthalt in der so interessanten Bodensee«
gegend mannigfache Anregung auf naturwissenschaf tlichem
und landwirthschaf t '
lichem Gebiete. Er betheiligte sich an
dem Sammeln von Kryptogamen, ins»
besondere Pilzen und Equisetazeen, fur
die von Leiner, Jack und Stilzen«
berger herausgegebenen „Kryptogamen
Badens", beschaftigte sich mit analytischen
Arbeiten, meteorologischen Beobachtun»
gen und Untersuchungen iiber die physicalischen
Eigenschaf ten des Bodens . Die
Ergebnisse der letzteren legte er zum
Theile in seinem Werke „NerMden nnd im«
Wasser« (Wien 1861, Braumuller, 8<>.)
nieder, in welcher zugleich seine Difser»
tationsschrif t zur Erlangung der philo»
sophischen Doktorwiirde bildenden Ab»
Handlung er zum ersten Male den Nachweis
liefert, daB das Absorptionsver»
mogen des Bodens fur Wasserdampf
nicht jene Bedeutung fur die Vegetation
besitze, welche von vielen Forschern dem»
selben beigelegt wird. Nach vierjahriger
Thatigkeit in Kreuzlingen ersuchte er,
von dem Verlangen erfiillt, in seinem
Vaterlande thatig zu sein, urn Enthebung
von derselben und kehrte 1860 nach Wien
zuriick, worauf er noch im December
dieses Jahres die interimistische Leitung
der Ackerbauschule zu Neuaigen in Ober»
osterreich an Stelle des erkrankten und
bald danach verstorbenen Directors der»
selben ubernahm; aber schon im Janner
1861 wurde er zum Professor der land>
wirtschaf tlicher . Lehranstalt Tetschen-
Liebwerd in Bohmen ernannt. Anfang
Februar trat er seinen Posten an, zugleich
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mit der Localdirection dieser Lehranstalt,
welche aus einer von iiber 120 Schulern
besuchten landwirthschaftlichen Mittel»
'chule — damals der einzigen in ganz
Oesterreich — und einer 30 Zoglinge
zahlenden Ackerbauschule bestand. Ob»
gleich das Amt in beiden Abtheilungen
seine Thatigkeit stark in Anspruch nahm,
'o unterzog er sich doch noch der Geschafts»
'eitung des landwirthschaftlichen Filial»
Vereines fur den Leitmeritzer Kreis. Nach»
dem er im Friihjahre 1864 eine Berufung
an das groBherzogliche Polytech»
nicum in Karlsruhe, an welchem eben
eine landwirthschaftliche Fachabtheilung^
Wilhelm, Gustav Friedrich 170 Wilhelm, Gustav Friedrich
erricktet werden sollte, abgelehnt hatte,
wurde er am 3. Mai desselben Jahres zum
ordentlichen Professor an der k. k. hoheren
Lehranstalt in Ungarisch«Altenburg er»
nannt, an welcher er im Wintersemester
1864/63 seine Lehrthatigkeit eroffnete.
An derselben wirkte er bis zum Friihjahre
1869, worauf er einem Rufe des
f teiermarkischen Landesausschuf f es zur
Uebernahme der durch Dr. Hlubek's
Pensionirung erledigten Lehrkanzel der
Landwirthschaf tslehre an der technischen
Hochschule des steiermarkischen landschaf tlichen
Ioanneums in Gratz folgte, an
welcher damals eine eigene Fachabtheilung
fur Land- und Fo A wirthschaf t be»
stand. Als dann 1874 diese technische
Hochschule vom Staate ubernommen, die
landwirtschaf tliche Fachschule aber aufgehoben
wurde, verblieb er doch in seiner
Stellung als landschaf tlicher Professor
an der nun k. k. Anstalt, bis 1883 auch
die Lehrkanzel der Land» und Forstwirth»
schaft vom Staate ubernommen und er
zum k. k. o. 6. Professor ernannt wurde.
Wiederholte Antrage, 1869 zur An»
nahme einer Professur am Darmstadter
Polytechnicum, 1870 an der groBherzog«
lichen Ludwigs «Universitat in Giefien,
lehnte er ab, da man von mafigebender
Stelle bestrebt war, ihn der Gratzer
Hochschule zu erhalten. Seit er an der»
selben lehrt, wurde er wiederholt zum
Dekan und in den Studien jahren
1873/74 und 1884/85 zum Rector erwahlt.
Wahrend der Schwerpunkt seiner
Thatigkeit als akademischer Lehrer in seinen
Vortragen und Demonstrationen liegt,
hat er auf dem Gebiete der Forschung
schon wahrend seines Aufenthaltes in
Ungarisch-Altenburg (1832—1835) mit
den Untersuchungen iiber das Verhalten
deS Wassers im Boden begonnen und
diese seitdem ununterbrochen fortgesetzt,
auBerdem unterzog er die Zusammen»
fetzung und die Eigenschaf ten der Wolle,
das Keimen der Samen u. a. seinen wissen»
schaf tlichen Untersuchungen. Auch unter»
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nahm er, zum Theile im Auftrage der
Behorden, zahlreiche immer mit wissenschaf tlichen
Zwecken verbundene Reisen,
besuchte ofter groBere Ausstellungen, so
die Weltausstellung in London und die
landwirtschaf tlichen Ausstellungen in
York 1862 und in Hamburg 1863, die
Molkereiausstellungen in Bern 1867,
Frankfurt 1873 und Hamburg 1877,
die Landesausstellungen in Stuttgart
1881 und Zurich 1883, wodurch er
reichlich Gelegenheit fand, die landwirthschaf tlichen
Zustande anderer Lander
durch eigene Anschauung kennen zu ler«
nen. Ueberhaupt war W i 1 h e lm auf dem
Gebiete des Ausstellungswesens vielfach
thatig. Auf die landwirthschaftliche Ausstellung
in Wien 1866 und die Meltausstellung
in Paris 1867 brachte er eine
Sammlung von W.ollproben, welche er
selbst zusammengestellt hatte, und die sich
im Besitze der landwirtschaf tlichen Aka»
demie in Ungarisch ' Altenburg befindet.
Bei der Ausstellung in Wien 1866 war
er einer der Vertreter des k. k. Ministe»
riums fur Handel und Volkswirthschaf t
im Preisgericht ; bei der Wiener Welt»
ausstellung 1873 Mitglied der Gratzer
Landescommission und Referent derselben
fur die landwirthschaftliche Gruppe, Mit»
glied der internationalen Jury und Be»
richterstatter ; bei der Wiener Molkerei»
ausstellung 1872 Mitglied des Generalcomitos,
bei der Karnthner Landesthier»
schau im Jahre 1877 und bei zahlreichen
kleinen Thierschauen, Regionalausstellun»
gen u. d. m. Preisrichter, bei den Landes»
ausstellungen in Graz 1870 und 1880
Generalsecretar des Ausstellungscomitas ,
bei der culturhistorischen Ausstellung in^
Wilhelm, Gustav Friedrich 171 Wilhelm, Gustav Friedrich
Gratz 1883 Mitglied des Generalcomitas
und Obmann der III. Section
derselben (Landwirthschaft , Bergbau, Gewerbe).
Auch gehorte er 1869-4884
dem Centralausschuf f e der steiermarkischen
Landwirthschaf tsgesellschaf t an, vertrat
diese Korperschaft 1879 und 1883 auf
den Agrartagen, 1882 bei der Eisenbahntarif ' Enquete
und bei den verschiedenen
Berathungen und Enquoten in Bezug
auf die landwirthschaftliche Gesetzgebung
(Rindviehzuchtgeset z , Gesetze, betreffend
die Vertilgung der Kleeseide, die Abanderung
der bauerlichen Erbfolge, die Er»
richtung einer Landesculturrentenbank
fur Steiermark u. s. w.) . Von 1882 bis
1884 war er Mitglied, von 1884 bis
1887 Ersatzmann im Staatseisenbahn»
rathe. 1867 unternahm er im Auftrage
des k. k. Ackerbauministeriums eine Reise
in die Schweiz, worauf er die Schrift: „Nie
Hebung der Hlpenmirtpchlltt " Wien 1868,
Gerold) herausgab, welche auf den Aufschwung
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des Molkereiwesens in Oesterreich
und auf die Errichtung von Mol»
kereigenof f enschaf ten von forderndem Einfiuffe
war. Dieser Arbeit folgte im Jahre
1872 die Abhandlung: „Wiz ziuil KasernyenllSZeuschlltteil? "
(Wien, Verlag des k. k.
Ackerbauministeriums ) , mit einem Musterstatute
fur solche Vereinigungen . Ueber»
Haupt wendete er der Hebung des Mol»
kereiwesens seine voile Aufmerksamkeit
zu und war bemuht, durch Wort und
Schrift demselben groBere Beachtung zu
verschaffen. An dem im Jahre 1382 zu
Gratz gehaltenen Molkereilehrcurse wirkte
er als Docent mit, auch erschien im Ver<
lage der landwirthschaftlichen Filiale
Westgratz sein Vortrag „Ueber Milchwirthschaf t "
(!837) im Drucke. An der
Bildung der 1879 zu Gratz ins Leben
getretenen ersten steiermarkischen Mil> A
chereigenoff enschaf t , welche einen ijberaus !
erfreulichen Aufschwung nahm, hatte er
einen hervorragenden Antheil. Wil-
Helm war der Erste, der in Oesterreich,
und zwar in einer im Sommer 1863 zu
Prag zahlreich tagenden Versammlung
von Landwirthen, auf die hohe Bedm»
tung deS landwirthschaftlichen Fortbil.
dungsunterrichtes aufmerksam machte.
Bei den landwirthschaftlichen Lehrcurstn,
welche auf Veranlassung des k. k. Acker»
bauministeriums 4868 und 4869 in
Wien, 1870, 4874 und 1873 in Gratz
abgehalten wurden, wirkte er als Do«
cent; 1876 inspicirte er im Auftrage des
genannten Ministeriums die in Steier«
mark bestehenden Fortbildungsschulen,
und zur Zeit ist er Priif ungscommif f ar
bei den Prijfungen behufs Erlangung
der Befahigung zur Ertheilung des land»
wirthschaf tlichen Unterrichtes an solchen
Schulen. Auf seine Anregung hat der
naturwissenschaf tliche Verein fur Steiermark
ein Netz von Stationen fur Messung
der atmospharischen Niederschlage,
welches das ganze Zand umfaJit, ins
Leben gerufen. Die Ergebnisse dieser
Beobachtungen stellt seit 1877 W i 1 -
Helm alljahrlich zusammen, und sie er»
scheinen in den Mittheilungen des ge>
nannten Vereines, aber auch in Separat«
abdrijcken — bisher 42 Hefte — . An der
vom genannten Vereine in Angriff ge«
nommenen naturwissenschaf tlichen Durchf orschung
Steiermarks ist er als Obmann
der Section fur physicalische Geographie,
Klimatologie und Meteorologie, sowie
als Mitglied der Section fur Botanik
betheiligt. Neben dieser mannigfachen
vorwiegend praktischen Thatigkeit blieb
er aber in seinem Fache auch schrif rf tellerisch
nicht muflig. Aufier zahlreichen
groBeren und kleineren Abhandlungen,
welche er seit 1853 in landwirthschaftlichen
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Wurzbach5 6 . txt
Zeitschrif ten Oesterreichs und des^
Wilhelm, Gustav Friedrich 172 Wilhelm, WilhellMls
deutschen Reiches verof f entlichte, redigirte
er von 1870 bis 1884 den „Steirischen
Landboten", das Organ der k. k. steier»
markischen Landwirthschaf tsgesellschaf t .
Dann unternahm er im Auftrage des
k. k. Ackerbauministeriums die Verfassung
eines Lehrbuches der Landwirthschaf ts«
lehre, wovon die ersten zwei Bande :
I : „Die natiirlichen Grundlagen der
Landwirthschaf t , Atmosphare, Klima,
Boden" (Berlin 1886) ; I I : „Pf lanzenbau"
(ebd. 1387) bereits erschienen sind,
die zwei letzten, III: „Thierhaltung"
und I V : „Wirthschaf tsbetrieb" demnachst
folgen werden. Von seinen kleineren Ar»
beiten nennen wir noch die „Anleitung M
Vtrtilgtiug der UleeSlidr, der Zlckerdis-tel, des
Hemrllllrllrs llnll des Kren A aruez" (Wien
t884, Verlag des k. k. Ackerbauministeriums)
und einen Vortrag iiber die Reblaus,
welche durch ihre Verheerungen die
Untersuchung iiber die zweckmafiigsten
Mittel ihrer Vertilgung in landwirth.
schaftlichen Kreisen zur Tagesfrage ge«
macht hat. DaB eine solche erfolgreiche
Thatigkeit mannigfache Wiirdigung fand,
versteht sich von selbst. Schon 1873
wurde Professor Wilhelm anlafllich der
Wiener Weltausstellung mit dem Nitterkreuze
des Franz Ioseph ' Ordens aus»
gezeichnet. Zahlreiche naturwif senschaft«
liche, landwirthschaf tliche und gemein»
niitzige Vereine wahlten ihn zu ihrem
Mitgliede. Als Protestant ist er Mitglied
des Presbyteriums und derzeit
Curator* Stellvertreter der Gratzer evangelischen
Kirchengemeinde . Professor W i 1>
Helm vermalte sich 1862 mit Fanni
Wilhelmine, Tochter des (-J-) Obermedicinalrathes
und Hofarztes Dr. Victor
Adolf von Riecke in Stuttgart. Aus
dieser Ehe stammen vier Sonne: G u>
ftav Adolf Wilhelm, der sich dem
akademischen Lehramte der classischen
Philologie widmet; Karl Eduard
Wilhel m, Doctor der Rechte und Rechtspracticant
bei dem stadtisch-delegirten
Bezirksgerichte Umgebung Gratz; Gu«
stav Friedrich Em. Wilhelm, der
sich fur das Lehramt der deutschen Phi»
lologie ausbildet, und Hermann
Wilhelm.
Wilhelm, Wilhelmus (Augustinerchorherr ,
geb . zu Mengen in Oester«
reichisch-Schwaben am 12. Juli 1733,
gest. 28. August 1790) . Er studirte zu
Hofen am Ueberlingersee bei den Bene»
dictinern, zu Rotweil bei den Jesuiten, zu
Villingen bei den Minoriten und dann
zu Augsburg wieder bei den Jesuiten.
Darauf trat er zu Creuzlingen nachst
Constanz in den Orden der regulirten
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Wurzbach5 6 . txt
Chorherren, legte 1736 die Gelubde ab
und vollendete die theologischen Studien.
1739 zum Priester geweiht, wurde er
zunachst als Bibliothekar und Professor
angestellt, jedoch wegen seines Buches
„" . ntksntig . vstsris l?s8tHiQ6nti" seiner
Professur enthoben und als Pfarrer nach
Hirschlat bei Tetnang versetzt, als welcher
er in der Folge nach Hirschau bei Rothen»
berg an der Tauber kam. Von da wieder
nach Creuzlingen als Kastner berufen,
wirkte er in dieser Eigenschaft einige
Jahre, bis ihm das Amt zuwider wurde
und er die ErlaubniB erhielt, nach
Hirschau zuriickzukehren . 1774 wurde er
Professor der Theologie und Beisitzer des
Consistoriums an der Universitat in Frei»
burg, , welche Stadt damals noch zu
Vorderof terreich gehorte, und dort er«
langte er 1773 die theologische Doctor*
wiirde . Nachdem er 16 Jahre im Lehr«
amte thatig gewesen, starb er. erst
35 Jahre alt. Er hat folgende Schriften
durch den Druck verof f entlicht :?
Wilhelm, Christoph 173 Wilhelm. Friedrich
(ib. 1768) ; - „
(ib. -1768, gr. 8".), dies Werk
hatte Wilhelm' s MaBregelung durch
Entsetzung vom Lehramte zur Folge;
(id. 1772, 8".);
1773,
8^), ist ein Auszug des vorbenannten
Werkes; —
(OoilLtanrias 1779, 8".), mehr ist nicht
erschienen; — „
A Hil A 1786. 80., iQ A . ) . I n Handschrift
aber hat er hinterlassen eine „Historia
biblioa." und seine eigene Lebensbeschrei«
bung, welche wahrscheinlich in der Handschrif tensammlung
seines Klosters hinter»
legt wurden .
(D e Luca) . Das gelehrte Oesterreich. Ein
Versuch u. s. w. I. Bandes 2. Theil (Wien
<778. von Trattner, 8".) S. 259. - A iip/ei
2,N!oarum literatorum (?rit>ulFHH 1809,
Nsrayr A Graffer und Sohn in Wien' 1 8 A )
1>. «7-74.
Noch sind zu erwahnen: t. Ad . Wilhelm,
ein Tonsetzer unserer Tage . von dem bei
Wiener Musikoerlegern bereits mehrere Com»
Positionen erschienen, so: „Sammlung von
beliebten Melodien fur das Pianoforte".
Nr. i : Wiener Fischerlied (Wim 18?2,
Ludwig)-. — Nr. 2: Reinh ar»d t . / aa a«nn '
el'n ^«5« (ebd. i872): - Nr. a: „Da
Karnthner Vua. Karnthner Volkslied"
(ebd. <87S, Th . Schmidt). - 2. Ehristoph
Wilhelm (geb. zu Eger in Bohmen am
5. August 1818). Er trat. 18 Jahre alt. zu
Gratz in den Orden der Gesellschaft Jesu.
Nachdem er dann zu Innsbruck die theologi.
schen Studien beendet hatte, wurde er Pra»
fact der iheresianischen Ritterakademie in
Wien, nach deren Auflosung er in gleicher
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Wurzbach5 6 . txt
Eigenschaft an das Coliezium. LrnsLioUi in
Belgien kam. Nach Oesterreich zuruckberuf en,
bekleidete er durch drei Jahre die Stelle des
Generalpraf ecten im Linzer bischof lichen Se<
minar, das unter der Leitung der Gesellschaft
Jesu steht, und erhielt darauf an diesem
Institute die Stelle des Rectors. I m Druck
erschien von ihm: „Deutsche Grammatik zum
Gebrauch der Collezien" (Briissel und Leipzig
t831, Mayer und Flotan, 8".). f s t o s A "oz.
5oei6tatl5 "esu (Visums, Ii,2ti50on2e i856,
fchm. 4°.) ?. 414. - 3. Friedrich Wil A
Helm (geb. zu Augsburg i . December <80t) .
Der Sohn eines Kunsthandlers in seiner
Vaterstadt, besuchte er daselbst die Studien»
anstatt, widmete sich dann dem Kaufmanns«
geschafte. zu dem er sich unter seinem Vater
bildete, und trat darauf in das Augsburaer
Grohhanolungshaus Tchaezler, in wel«
chem er bis 1822 verblieb. Nun ubernahm
er fur einige Zeit mit seinem Bruder zugleich
das vaterliche Geschaft, da es aber seinen
Neigungen nicht entsprach, aing er zunachst
(1825) nach Trient in Sudtirol, wo er im
Speditionshause Anltonio Nossi als Buchhalter
und Correspondent diente.' Aus dieser
Stellung trat er, infolge eines Anerbietens
der Firma Martin Turtschenthaler in
Innsbruck, im August 1833 als Procurift
in dieses Haus ein. Als Turtschen»
thaler sich von den Geschaften zuriickzog,
vereinigte sich W i 1 h e lm mit den Gebriidern
der Firma Malitsch in Laibach zur Ueber«
nnhme der Handlung, welche er dann als '
Associ« und Miteigenthumce leitete. Seine
kaufmannischen Interessen hinderten ihn aber
nicht, sich an den offentlichen Angelegenheiten
Innsbrucks und Tirols zu betheiligen. So
wurde er schon am 1. Februar 1848 zum
AusschuBmitgliede des Handelsgremiums,
dann vom Ausschuh wiederholt zum Gremial»
vorstande. bei Griindung der Innsbrucker
Handels» und Gewerbekammer im Jahre 1830
zu deren Prasidenten gewahlt, als welcher
er in der Folge noch wiederholt fungirte;
seit Janner 1845 gehorte er dem aus 23 Biir»
gern zusammengeset zten AusschuB der Stadt
Innsbruck an, welcher ihn im August 1830
zum Magistratsr . Ul) . 1838 zum AusschuB»,
mitgliede der stadtischen Sparcasse uno 1866
zum Substitut der Directoren dieser Anstalt^
Wilhelm, Karl Adolf 474 Wilhelm
erwahlte, 11>6? ernannte ihn der Iustizminister
zum stimmberechtigten Beisitzer bei dem
HandelSsenat des k. k. Landesgerichtes in
Innsbruck, und 1872 erfolgte seine Wahl zum
Viceprasioenten der k. k. Landescommission in
Innsbruck fur die Wiener Weltausstellung
lti?3. Aufierdem wurde er schon 1854 zum
Vertrauensmann der Filial ' EScomptennstalt
in Innsbruck berufen und wohnte als Ver«
treter des Handelsstandes dieser Stadt dem in
Wien von Janner bis Marz desselben Jahres
tagenden Zollcongresse bei. Mit welchem Er<
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Wurzbach5 6 . txt
folge W i 1 h e lm alle diese Aemter, zu denen
ihn ebenso das Vertrauen seiner Mitburger,
wie das des Monarchen berufen hatte, versah,
beweisen die mannigfachen Ehren, die ihm zu»
theil wurden, denn am 21. Janner 1870 uber»
reichte ihm der BiirgerausschuB der Stadt
Innsbruck das Diplom eines Ehrenbiirgers ,
im April 1854 verlieh ihm Seine Majestat
das goldene Verdienstkreuz mit der Krone
und am 9. Janner 1870 den Orden der
eisernen Krone dritter Classe. Wiener
Weltausstellungs . Zeitung, t? . Juli
«312. Nr. 59: „Friedrich Wilhelm" . - Por>
trat. A . Palm gez., C. Angerer so. in der
vorbenannten Zeitung 1872, Nr. 59) . —
4. Karl Adolf (geb. in Briinn am 13. No»
vember 1848) . Der jiingere Bruder drs Pro«
fessors der Landwirthschaf t an der techni»
schen Hochschule ,n Gratz. Wie Guftau
Friedrich Wilhelm, dessen ausfuhrliche
Lebrnsskizze S. 1<!8 mitgetheilt wurde, wid«
mete er sich urspriinglich der Landwirth»
schaft, studirte zu diesem Behufe in Ungarisch'
Altenburg und Hohenheim, machte dann eine
langere Studienreise und wurde nach seiner
Riickkehr, 1872, Assistent der Lehrkanzel fur
Pflanzenbau an der neu errichteten k. k.
Hochschule fur Bodencultur in Wien. I m
Jahre 1374 wendete er sich aber ausschlieBlich
der Botanik zu. studirte in Strahourg unter
de B a r r y . und 1876 zu dessen Assistenten
ernannt, erlangte er daselbst den Doctorgrad.
Spater fand er Stellung als Assistent am
f orstbotanischen Institute der Universitat
Munchen. 1881 aber habilitirte er sich als
Privatdocent an der k. t. Hochschule fur
Bodencultur in Wien, an welcher er zur Zeit
als Docent fur Forstbotanik thatig ist. AuBer
zahlreichen Abhandlungen in botanischen und
f iirstwissenschaf tlichen Zeitschrif ten veroffent»
lichte er noch: „Beitrage zur KenntniB der
Wanzengattung A . Lper' s illn»" (Berlin 1877,
Friedlander) und „Beitrage zur KenntniB des
Sicbrohrenapparatesdicotyler Pflanzen" (Leip»
zig 1880. Engelmann) . Wilhelm ist mit
der Bearbeitung eines groBen Werkes beschaf«
tigt, worin er den Bau und die Beschaffen»
heit des Holzes seinen Studien unterzieht. —
5. Meister W i 1 h e lm aus Innsbruck ist ein
berijhmter Architect des 12. Jahrhunderts ,
der in einem uralten Sacristeibuche zu Pisa
als Erbauer des schiefen Thurmes dieser
Stadt bezeichnet wird. Er starb jedoch vor
Vollendung des Baues, an welchem Bo»
nani und Tomaso Pisano mitgewirkt
haben sollen. Der Thurm, dessen hochster
Punkt, wenn man ein Bleiloth herablaBt,
eine Abweichung von tZ FuB von der Grund«
mauer ergibt, steht frei, ist rund mit einem
groBartigen Saulengange, dessen zahllose
Saulen sich von unten bis zum dachlosen
Gipfel in dorischer Ordnung hinaufwinden
und die marmorne Stiege, die zur obersten
Galerie fiihrt und aus 19S mehr als schuh»
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hohen Stufen bestcht, sowohl tragen als
decken. Der ganz aus Marmor erbaute Thurm
hat 7 Stockwerke und betragt 168 FuB Hohe .
Das in Tirol selbst befindliche Seitenstiick zu
diesem Thurme, in Terlan. einer zwischen
Bozen und Meran gelegenen Ortschaft, ist
jedoch nicht von unserem Meister W i 1 h e 1 m
aus Innsbruck, sondern von einem Anderen
erbaut, dessen Namen man nicht kennt . Auch
soil der Thurm von Pisa mit Absicht schief
gebaut worden sein, wahrend es beim schiefen
Thurme von Terlan. einer witzigen Sage nach.
eine andere BewandtniB hat. Als namlich
einmal eine Jungfrau voriiberging, neigte
sich der Thurm aus lauter Respect vor der
seltenen Erscheinung, und er soil sich wieder
erheben, wenn einmal eine zweite Jungfrau
die StraBe von Bozen und Meran passirr.
Alfred Graf Wickenburg brachte diese Sage
in eine niedliche Romanze (1387, 8".), welche
in der zweiten Auflage seiner Gedichte steht.
Das „Tirolische Kunstler« Zerikon" meint
betreffs des Erbauers des schiefen Thurmes in
Pisa.- „es sei schade, daB dessen eigener Name
nicht angegeben oder nicht auf gezeichnet ist".
Dieser Bemerkung gegeniiber muB es be«
fremden, daB in dem VerzeichniB der
T i r o 1 e r Kiinstler, welches der Jahrgang
1820 von Graffer ' s „Conversationsblatt "
auf S. 917. 928. 932 u. f. mittheilt, auf
S. 934 W i 1 h e 1 m von Innsbruck, groBer
Baumeister in vielen Stadten Italiens, mit
dem Taufnamen Franz angegeben ist; sonach
ware W i 1 h e 1 m der Familienname unseres?
Wilhelm (Bischof) Milhelm Johann Georg
beriihmten Architekten. Einen sehr instructivrn
Artikel iiber unseren W i 1 h e lm von Inns»
druck, dessen Thatigkeit an dem Pisaner
schiefen Thurme von mehreren Seiten oe«
stritten wird. enthalt Nagler's „Neues
allgemeines Kunstler« Lerikon" Bd. XXI,
S. A 5 u . f. — 6. Wilhelm. Bischof von
Olmutz (geb. 1334, gest. 16. Juni 1572) . der
44. in dieser Kirchenwiirde, welche er von
1503—1572 bekleidete. Ein SproB der alten
mahrischen Adelsfamilie der Prussinowsky
von Wiczkow. Fur den geistlichen Stand
herangebildet , wurde er Propst in Briinn
und Leitmeritz und am 9. Malz 1563 Bischof
von Olmutz. Ein stren A rr Hiiter deo kacho«
lischen Glaubens, berief er gegen die
damals in Mahren noch zahlreichen Pro«
testanten die Jesuiten, welche es bekannter«
maBen von jeher grundlich verstanden haben,
alles Unkraut des Skepticismus und Indif>
ferentiomuo mit der Wurzel auszurotten, nach
Olmutz. errichtete ihnen daselbst ein Colle«
gium und vertraute ihnen die Pflege des
Weingartens des Herrn. Bald nach seiner
Erhebung zum Bischof ging er als Legat des
Kaisers Marimilianll . nach Polen, nnt
der heiklichen Misston betraut, den Konig
Siegmund I I . August von Polen zu A
einer anstandigeren Behandlung seiner Ge< !
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Wurzbach5 6 . txt
malin Katharinazu bestimmen. Diese,
eine Schwester Kaiser MarimiliansII . ,
hatte sich 1349 mit Franz III., Herzog von
Mantua orrmalt . Nach diesem bereits 1330
Witwe geworden, schritt sie 1533 zur Heirat
mit Sieg mund I I . August von Polen
und starb am 28. Februar 1372, wenige Mo«
nate vor Bischof Wilhelms Tode . Nack
seiner Riickkehr verweilte der Kirchenfiirst
einige Zeit in Troppau, urn dort vereint
mit den Jesuiten gegen die Protestanten vor«
zugehen. Da aber lief er bald Gefahr, von
ihnen gesteinigt zu werden. Als namlich die
Protestanten einen der Ihrigen auf dem
katholischen Friedhofe bestattet hatten, befahl
er die Ausgrabung der Leiche, woriiber die
Menge in solche Erbitterung gerieth, daB sie
den Bischof und seinen Begleiter, den Jesuiten
M a g i u s , mit Steinen bewarfen. Der bischofliche
Kanzler Nicolaus W a 1 t h e r wurde bei
dieser Gelegenheit von Steinwiirfen schwer
getroffen. Urn den Katholiken seiner Diocese
ein neues Testament in streng katholischer
Lesart zu verschaffen, liefl er ein solches von
Hieronymus Emser deutsch iibersehen und A
1371 zu Nizza auk seine Kosten drucken, 1
Daaegen veranstaltete nun Johann Freiherr
von Zierotin 1378 auf seinem Schlosse
Kralicz den Druck einer anderen, von den
Senioren der bohmischen Briider Albert Ni«
colai, Lucas Helicaeus, Johann Aeneas.
Georg V e t t e r , Esaias Caepolla. Johann
E p h r a i m , Paul Iessenius und Johann
Capito ausgefiihrten Nebersetzung, deren
lich die dort zahlreichen bohmischen Briider
bedienten. Infolge des hartnackigen Wider»
standes, den die Protestanten gegen die Be»
muhungen der Katholiken, von den Adeligen
darin mit Erfolg unterstiitzt, erhoben, war
schon durch mehrere Jahre die iibliche Frohn»
leichnamvprocession unterblieben . Durch Bi»
schof Wilhelms Energie fand sie 1370
wieder statt, freilich raufiten die Zoglinge des
von ihm in Olmiih gestifteten Iesuitencollegs
mit Schwert und Schild zu beiden Seiten
der celebrirenden Geistlichkeit einherschreiten .
Bischof W i 1 h e lm war von schwachlicher
Constitution, immer krankelnd, und bei dem
Eifer und der unabweichlichen Strenge gegen
sich selbst, mit welchen er seines hohen geist«
lichen Amtes waltete, erlag er friihzeitig
seinen Leiden. Er wurde in der Iesuitenkirche
zu Olmutz beigesetzt. Da sein Tod bald nach
der Frohnleichnamsprocession . zu welcher er,
obgleich schon sehr krank, sich im Sessel hatte
tragen lassen, ziemlich rasch eingetreten war,
so regte sich der Verdacht einer Vergiftung.
eruiu (Handschrif t ) . — A il'e/its?' A >ans A av. A .
'"'uzultini OlomuoenLiL N^izoopui-ulQ Olo>
mueenLNiln series (Oioniueii 183 1, 8k2.r»
uit21. 8".) i». 202-206.) - 7. Eines N i 1 «
Helm von K 6 1 n (WilN61mn2 ae Oolonia) ,
welcher Weihbischof eines Olmutzer Bischofs
war und im 15. Jahrhunderte lebte, gedenkt
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Ritter von d'Elv ert im unten bezeichneten
Werke und meldet, daB eine handschriftliche
„lliLwrio». nHrriUio" desselben in der
Olmiitzer Universitatsbibliothek aufbewahrt
werde. "d'C'loert (Christian). Historische3ite<
raturgeschichte von Mahren und Oester«
reichisch ' Schlesien (Briinn 1830. Rohrer's
Witwe. 8".) S. 11) - 8. Noch ist zweier
osterreichischer Aoelsf annlien des Namens
W i 1 h e lm zu gedenken, der Wilhelm
Edlen von Helmfeld und der Ritter
von W i 1 h e lm Beide sind gemeinsamen
Ursprungs und stammen von Johann
Georg W i 1 h e lm ab . der von dem Kur»
fursten von Pf alz<Bayern . Karl Theodor,
damals Reichsvicar. mit Diplom <lac>. Mun«£
Wilhelmi 176 Milhelmi
chc:i 11. M>ij l?'»'' s in den Reichsaoelstand
«Hoden wurde. Jot ann Georg ron W i 1 -
helm fgcd. tU. Au^uu 17^!,, i ) datte aus
seiner Ede mit Aalhijrina von heinlin sged.
2t, November 1764) Mei Tijhne, Caspar
urd Adam, welcke Veide Stifter der heute
ncch bliihenden Linien dieses Geschlechtes
sind. Caspar (geb 28. October 17U3. gest
1832), mit Aalhanna geborenen achmid ver»
malt, erhielt mit Diplom aao. 2?. Malz
182? den osterreichischen Adelsstand mit dem
Predicate von Helmfeld.— Tein Bruder
Adam (geb. 1780. qest. 1843), mit Maria
Anna geborenen M'dl vermalt, erlangte 1843
die Anerkennung seines Ritterstandes . Beide
Familien sind in Bohmen begutert; die
N i 1 h e 1 m Edlen von Helmfeld besitzen
Altenteich. Tt . (51ara und Haslau; die
Ritter von W i 1 h e lm sind Herren auf
Ober« und Unter ' Wildstein und Nockendorf,
Da iiber beide Familien sonst nichts Denk«
wiirdiges zu berichten, verweisen wir bezuglich
der weiteren genealogischen Daten, des Wapprns
und heutigen Familienstandes auf das
„Genealogische Taschenbuch der Ritter«
und Adelsgeschlechter " (Brunn. Buschat und
Irrgang. 32«.) I I . Jahrg. "1877) S. 71«)
bis 721 und XII. Jahrg. (1887) S. 368,)
Wilhelmi. Alexander, siehe: Iechmeistcr.
Wilhelmi Friedrich (k. k. H o f schauspieler ,
geb. zu Schlicha in Preufien
1788, gest. in W i e n am 2 . Mai 1832).
Sein wahrer Name ist Friedrich Wil>
Helm von Panwitz, wie der Grabstein
auf dem Matzlemsdorf er Friedhofe besagt.
Alle anderen Schreibungen, die sich
finden, wie Pannwitz, Panowitz,
Panno witz, sind unrichtig. Auch ist im
Register des Todtenbeschauers 1788 als
sein Geburtsjahr angegeben, wahrend die
Nekrologe 1784 als solches nennen. Aus
der Feder eines langjahrigen Kenners
und Beobachters der Wiener Burgtheaterverhaltnisse
erfahren wir: N i 1 -
helmi, rsa c von Panwitz, sei der
Sohn einer unbegilterten Adelsfamilie in
der schlesiscben Lausitz. I m Alter von
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19 Jahren trat er in den preuBischen
Militardienst , in welchem er als Seconde»
lieutenant die Schlacht bei Jena und den
darauf folgenden Riickzug Bliicher's
nach Liibeck mitmachte. Infolge der Re»
duction der preuBischen Armee nach dem
Tilsiter Frieden traf auch ihn das Los
der Abdankung, und er brachte nun
mehrere Jahre bitterer Sorge urn eine
angemessene Existenz zu. Ein gliicklicher
Zufall fiihrte ihn nach Dresden, wo er
die Bekanntschaf t der nachmaligen Wiener
Hof schauspielerin Auguste Brede machte.
Als er derselben seine Neigung fur die
Biihne eroffnete, gab sie ihm ein Empfeh»
lung an den Theaterdirector Lieb ich
in Paag mit . So lauten die alien r»man<
tischen Anstriches entbehrenden Nach«
richten iiber Wilhe5mi, bis zu seinem
Uebertritt zum Theater. Andere Quellen
— und diese letzteren haben verbreiteten
Eingang ins Publicum gefunden — berichten,
Wilhelmi, damals noch von
Panwitz, habe von friihester Jugend
an groBe Vorliebe fur die Biihne gehabt,
und ein Liebhabertheater in Dresden war
der Schauplatz seiner ersten Versuche.
Nachdem er seiner Militarpf licht in
PreuBen geniigt hatte, wurde er Ofsicier.
Eines Duelles wegen zur Flucht gezwun»
gen, ging er nach Oesterreich und zunachst
nach Prag, wo er Empfehlungen eines
Freundes an einen einf luBreichen Cava>
lier, der iiberdies General in der kaiser»
lichen Armee war, mitbrachte. Diesem
gefiel der junge Mann, dessen auBere Er»
scheinung die Empfehlungen unterstiit zte .
Als P a n w i h den Wunsch auBerte, in
die kaiserliche Armee einzutreten, erhob
der General Schwierigkeiten, versprach
aber nichtsdestoweniger fur den Fremd'
ling thatig zu sein. I m Hause des Ge<
nerals, der ein groBer Theaterf reund und
die Seele einer graflichen Privatbiihne in^
Milhelmi 477 Wilhelm!
Prag war, traf Panwitz mit dem dama '
ligen Theaterdirector Lieb ich M . XV,
S. 99^ zusammen. Diesem gegeniiber
entwickelte er in einem Gesprache iiber
Theater und Theaterstiicke ebenso iiberraschende,
als praktische Ansichten, so daB
31ebich meinte, wenn Panwitz so
trefflich spielen wiirde, als seine Ansichten
iiber Biihne und Darstellung seien, so
miiBte er zu den besten Kiinstlern gehoren.
Als sich nun gar der General in
die Unterhaltung Beider mischte und
erfuhr, urn was es sich handle, fiel ihm
sofort ein Ausweg ein, den jungen
Fliichtling unterzubringen, und er redete
ihm zu, den Versuch auf der Biihne zu
wagen. Nach einigem Hin» und Herreden
nahm Panwitz den Antrag Liebich's,
auf dessen Biihne zu debutiren, an. So
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betrat er mit der kleinen Umanderung
seines Taufnamens Wilhelm durch
Anhangung des iinWilhelmi 1813
das Prager Theater in der Rolle des
Gottlieb Coke in Ziegler's Schauspiel
„Parteiwuth" . Der Erfolg war ein
iiberraschender . Wilhelmi spielte mit
solcher Wahrheit, daB auf der Galerie der
Ruf „das ist ein Schurke" mehrere Male
laut ertonte, und als Coke im Laufe
der Vorstellung die Worte: „ich bin der
gute alte Gottlieb Coke" wiederholte,
rief eine Stentorstimme : „Glauben
Sie's nicht, das ist ein alter Schurke'".
I n dem Momente, wo Heinrich Lord
mit der Pistole auftritt und mit den
Worten „Stirb, Ungeheuer!" den Cyke
niederschieBt , erdrohnte ein Sturm von
Applaus, und das Galeriepublicum
jubelte, daB das Laster von der gerechten
Strafe ereilt wurde. Ja, die Wirkung
von Wilhelmi 's meisterhaf tern Spiel
hatte noch ein Nachspiel. Der Kiinstler
begab sich nach der Vorstelllmg mit wehreren
Freunden in ein Kaf f eehaus . Unters
v. Wiirzbach, biozr. Lerikon. I A VI. A Gedr.
den Gasten desselben befand sich auch
jener Galeriebesucher , der in der Vor»
stellung gerufen hatte: , das ist ein
Schurke". Als er an der Stimme den
Darsteller des Coke erkannte und die Ge>
wiBheit hatte, daB derselbe es wirklich
sei, trat er mit heftigster Entriistung auf
Wilhelmi zu und schrie: wie er es
wagen konne, noch unter ehrlichen Leuten
zu erscheinen. Wilhelmi, der wohl den
Sinn der Rede, aber nicht die Ursache
erkannte, erwiderte heftig auf diese Be>
leidigung, es kam zu erbittertem Wort>
wechsel, und schon machte der Beleidiger
Miene, an Wilhelmi sich thatlich zu
vergreifen, als das Kaf f eehauspublicum
dazwischentrat und den Storefried mit
Gewalt aus dem Locale brachte. (5rst
nachdem dieser entfernt und die Ruhe
hergestellt war, wurde das Rathsel dieses
sonderbaren Auftrittes gelost. Nun spielte
Wilhelmi stets chargirte Rollen, entwickelte
sich unter Liebich's verstandiger
Leitung immer besser, durfte es sogar
versuchen, in einigen Rollen seines Mei'
sters aufzutreten, und so wurde er bald
der Liebling des Prager Publieums. Er
wirkte an der Seite Ludwig Lowe's,
mit dem er sich dort furs ganze Leben
befreundet, mit Bayer und Polawscky
hochst verdienstlich . Er scheint nun bis
kurz vor Liebich's 1822 erfolgtem Tode
in Prag geblieben zu sein, denn in den
ersten Monaten dieses Jahres finden wir
ihn in Wien, wo er sofort Verbindungen
mit dem Burgtheater ankniipfte und am
12. April 1822 als Gottlieb Coke in
dem A chon genannten Stiicke von Z isgler
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seine erste Gastrolle gab. (Das Vorstehende
ist jedoch nur eine Conjunctur,
denn nach Einigen ware Lieb ich bereits
1816 gestorben.) Schon zwei Tage
spater, am 14. April, trat Wilhelmiin
der zweiten Gastrolle als Paolo Mon-
12. Marz 4833.) "2^
Milhelmi 478 Milhelmi
frone in „Bayard" und dann in ganz
kurzen Zwischenraumen bis zum 22. April
als Rath Bliimleinin „Welche ist die
Braut?", als Ho f r a t h ReiBmann in
„Die Advocaten", als Lasarra in
, Johanna von Montfaucon" und als
Wachtmeister Werner in „Minna
von Barnhelm" auf. Er hatte gesiegt,
daS Engagement mit ihm, da Ochsenheimer
Md. XX, S. 474) in Pension
gegangen und bald darauf starb, wurde
abgeschlossen, und er blieb an dieser
Musterbuhne bis an seinen im Alter von
64 Jahren erfolgten Tod. I m Herbst
1831 war nach einer schweren Krankheit
eine trijgerische Besserung eingetreten.
Am 30. Marz 4832 betrat er als Pra»
sident in „Cabale und Liebe" zum
letzten Mai die Bijhne. Er verschied am
2. Mai 1852 Abends urn dieselbe
Stunde, zu der in der Regel die Komodie
auf der Bijhne ihr Ende erreicht. Er
blieb ungeachtet seines furchterlichen Leidens
— Gedarmbrand — bei voller Be»
smnung. Ludwig Lowe, einer seiner
intimsten Freunde, hatte ihn noch in den
Nachmittags stunden des Sterbetages be>
sucht, und als er an das Bett des Kranken
trat, empfing ihn dieser mit den Worten:
„Lieber Bruder, es geht zu Ende mit
dem Hause Mirandola" . I n der Zeit
seines eisten Wirkens im Burgtheater
spielte Wilhelmi meist Intrigants,
chargirte und Charakterrollen; er spielte
fie trefflich, fand sich aber nach eigenem
Gestandnisse nie heimisch darin. Da kam
Schreivogel M . XXXI, S . 2 9 /s
und iibernahm die Direction des Burgtheaters .
Dieser erkannte bald Wilhelmi 's
hervorragende Begabung fur
das Heitere, und da Krijger A Bd. XIII,
S. 27 i' 1 eben damals zu krankeln be»
gann, theilte er ihm von deffen Rollen
zu. Nun war Wilhelmi ganz in feinem
Element. Nm unseres Kijnstlers Bedeutung
fur die Bijhne zu ermessen, ist es
I gut, den Ausspruch eines Dramaturgen
A wie Laube ijber ihn zu horen, der ihm
, eine ausfilhrliche Charakteristik widmet,
! aus welcher hier das eigentliche Typische
der Darstellungskunst Wilhelmi ' s an»
gefuhrt werde. Laube war es auch, der
an Wilhelmi ' s Grabe die erste Leichen»
rede einem Burgtheatermitgliede gehalten,
zum Schrecken seiner Behorde, wie
er schreibt, welche es unziemlich fand,
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Wurzbach5 6 . txt
daB ein Director Leichenreden halte.
Aber ein alter Burschenschaf ter , wie es
Laube war, kummerte sich wenig darum,
was sein Intendant unziemlich fand.
„InWilhelmi" , meinte Laube, „hatte
das Burgtheater eine seiner naturlichsten
Stiitzen verloren. Seiner naturlichsten.
Sein Naturell war unschatzbar, war wie
ein schlank und gesund auf gewachsener
Baum, der keines Gartners bedurft hat.
Er war der sorglose lebensfrohe Vater
des Lustspiels. Er war ein hochgewach«
sener Mann mit lichtem kurzgehaltenen
Haar und wohlgebildetem wohlgerotheten
Antlitze, von stattlicher Haltung,
welche die Vorzuge eines friiheren Ossi»
ciers bekundete, ohne irgend eine Steif,
heit. Urn seinen kleinen Mund spielte ein
allerliebstes Behagen, welches einen
Scherz, eine feine Speise und ein gutes
Glas Wein jederzeit willkommen hieB .
Sein ganzes Wesen machte einen gar
guten, freundlichen und kraftigen Ein«
druck. Er strotzte in seiner Zeit — und
das war eine lange Zeit — von froh»
licher Lebensf iille, und diese Lebensfulle
machte sich auf der Biihne dermaBen geltend,
daB sie im Stande war, ein ganzes
Stuck zu heben und zu halten. Wie oft,
wenn er auftrat, ging die Empfindung
durchs ganze Haus : »„Ah, jetzt kommt
der Rechte, jetzt geht ' s los, jetzt wird's^
Milhelmi 179 Wilhelmi
lebendig!"" Nicht etwa, daB er mit
SpaBen und Witzen oder sonstigen Extravaganzen
urn sich geworfen hatte. Durch»
aus nicht. Seine pulsirende Lebensf rische
war so kraftig, sein Ton war so ehrlich,
wahr und unmittelbar, daB Jedermann
sympathisch von ihm angemuthet wurde
und angeregt. Er ging stark ins Zeug
und iibertrieb doch nicht. Seine Natur
war eben stark, und deBhalb standen ihm
auch verwegene AeuBerungen und Wen»
diingen harmonisch zu Gesicht. Alles das
sind Eigenschaf ten eines Naturalisten
War er also, weil sein Naturell die
Hauptsache war, weniger Kiinstler?
Das erscheint mir ihm gegeniiber fast wie
eine miiBige Frage. . . . Bleistiftzeichnung
und gelehrte Raisonnements waren aller»
dings Wilhelmi ' s Sache nicht, und er
taugte auch nicht fur feinere geistige Auf'
gaben . Aber er war ein verstandiger
Mann, der klar und sinnvoll an seine
Rolle ging und die Grundbedingungen
derselben organisch auffaBte. Innerlich
Unzusammenhangendes konnte er gar
nicht brauchen, und wenn sich der Rolle
kein lebendiger Odem abgewinnen lieB,
da erklarte er einfach — und nicht ohne
Leidwesen, denn er spielte sehr gerne —
sein Unvermogen fur solche Aufgabe. Zu
seinem Verstande hatten ihm Natur und
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Wurzbach5 6 . txt
Erziehung ein feines edles Gefiihl verliehen,
welches ihn oft ganz zarte Mitteltone
finden liefi in schwierigen oder deli>
eaten Situationen. Kurz, er war ein
kunstlerisches Naturell, welches nicht
mit Theorien, wohl aber mit ganz guten
geistigen Mitteln an die Composition
seiner Gebilde ging. Solche Talente des
Naturells gehoren ganz ihrer Zeit an.
Sie erwachsen ganz aus den Gewohn»
heiten ihrer Zeit und werden leicht altmodisch,
wenn sie an die Grenzscheide
von Zeitepochen gerathen. Der Geist ist
dauernder als die Sitte. Und so kann
man zugeben, daB die Figuren, welche
Wilhelmi trefflich darstellte, von
Kot zebue . If f land ' scherFactur war en,
daB diese Figuren allmalig ausgegangen
find und die heutigen Gestalten anders
geartet, in ihren Wendungen geistiger
sein mogen. Damit kann man sich ein
wenig trosten. Aber dabei bleibt es doch
hochst wunschenswerth, daB wir Wil»
helmis fanden zum Ausdrucke fur
unsere heutige Art. Denn aus lauter
Geist bestehen wir auch nicht, und die
Kunst bleibt immerdar Fleisch und B 1 u t /
So schreibt Laube iiber Wilhelmi den
Kunstler. Aber auch iiber Wilhelmi
den Menschen bringt er Einiges. „So
war Wilhelmi" , wie er schreibt, „fiir
den Director ein wahrer Schatz. Nicht
bloB wegen seines FleiBes und seiner
Hingebung an die Scene, auch wegen
seiner personlichen Haltung. Es war
kein egoistisch ' komodiantenhaf ter Zug an
ihm, er blieb jeder Klatscherei und In»
trigue fern und zeigte voiles Interesse
am Gedeihen des Institutes. Nach jedem
neuen Stiicke kam er zu mir, stets im
blauen Frack mit blanken Knopfen und
mit aller Feierlichkeit einer Staatsvisite,
urn sich gleichsam zu bedanken fur die
neue Inscenesetzung, wie fur Etwas, waS
dem Theater und den Schauspielern zur
besonderen Ehre angethan worden. Er
verleugnete nirgends die guten Manieren
eines kleinen Edelmannes. I n Wil»
h elmi's ersten Jahren waren Charakterund
chargirte Rollen sein Hauptfachals
er aber in das Fach der Vater iiberging,
brachte er mit einfacher kerniger
Wahrheit oft iiberraschende Wirkungen
hervor. Der alte Capulet in „Romeo
und Julie", M u 1 1 e r Reinhold in
«Der Miiller und sein Kind", President
Walter in „Cabale und Liebe", dann?
Milhelmi 180 Wilhelmi (Portrats)
seine verschiedenen Charaktere in Iff»
land's Familienstucken waren gewaltige
Leistungen, doch sein eigentliches Element
waren die komischen Alten im Lustspiele,
da konnte man beinahe sagen: «spielte
er sich selbst". Urn aber doch ein Gesammtbild
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Wurzbach5 6 . txt
seiner Leistungen zu geben,
wollen wir auBer den schon angefuhrten
Rollen, noch einige seiner vorzuglichsten
anfiihren: Patriarch in „Nathan der
Weise", ' Polonius in „Hamlet",
Amtsrath in „Hotel Wiburg", Burgermeister
in „Hans Sachs", Ober»
focster in „Sucht zu glanzen" . Nach»
bar im „Hauslichen Zwist", Onkel in
«Nehmt Euch ein Exempel dran", Graf
im „Brautigam aus Merico", Wachtmeister
in „Minna von Barnhelm",
Werder in „Leichtsinn aus Liebe",
Dr. Brott in „Der reiche Mann", I u n -
ker Christoph in Shakespeare's
,Was ihr wollt", Wachtmeister in
„Wallenstem ' s Lager", General m
Laube ' s «Karlsschuler" , Obersthof,
meister in „Der geheime Agent", Ziin>
dorf in Benedir' „Doctor Wespe",
Emmerlingin„Die gefahrliche Tante",
Baptista w „DieWiderspenstige" , Am
brosius in- „Von Sieben die Hafi>»
lichste". Wir schlieflen hier die Rollen»
Ubersicht und fuhren nur noch des lang jahrigenKunf tcollegen
Wilhelmi's, des
Altmeisters An schijtz Worte an: „Von
Wilhelmi einzelne Rollen aufzufuhren,
ift ein unniitzes Geschaft. Fast jede humoliftische
Rolle, die vor das Jahr 1848
zuriickreicht , ift seine Schopfung. Fast
jeder Schrif tsteller seiner Zeit verdankt I
ihm einen Theil seiner Anerkennung, und
namentlich Bauernfeld wird mit dankbarer
Erinnerung keinen Augenblick Anstand
nehmen, ein Blatt seines reichen
Dichterkranzes ebensowohl an Wil<
helmi, wie an Eoste. noble, Korn,
Fichtner, Karoline Muller und Elise
Fichtner abzutreten."
Wilhelmi '« Grad. Am 3. Mai 1832 fand
Wilhelmi ' s Beerdigung auf dem katholi»
schen Friedhofe vor der MahleinSdorf er Linie
statt. Superintendent Bauer hielt die
ergreifende Grabrede. Wie oben in der
Lebensskizze erwahnt ist, nahm auch Laube,
zum ersten Male an einem Schauspielergrabe,
das Wort. Das Grab wird nicht mehr ge»
pfiegt, der Stein ist jedoch noch ziemlich gut
erhalten und tragt folgende Inschrift: „Ein
braver Mann, der nie einen Feind hatte; ein
glucklicher Kiinstler, der des Burgtheaters
Stolz und Freude war, hat er den Namen
Wilhelmi unvergeBlich gemacht fur Wien
und die deutsche Schauspielkunst . — F. W.
von Panwitz (genannt Wilhelmi) . gestorben
am 2. Mai 1832". — „Der deutsche
Biihnenalmanach, den ein gewisser A. Heinrich
in den Fiinf ziger»Iahren herausgegeben,
brachte", bemerkt treffend Herr Nimmer,
„fast iiber jeden Lampenputzer irgend eines
deutschen Duodezhoftheaters einen langath»
migen Nekrolog; einem Kunstler ersten Ranges
wie Wilhelmi widmete er auch nicht
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Wurzbach5 6 . txt
eine Zeile eines Nachruf s ! "
(Quellen. (Hormayr's) Archiv fur Geschichte
u. s. w. (Wien, 4».) XVII. Jahrg. 1826. Nr. 7(
S. 264. — Anschiitz (Heinrich) . Erinnerung
gen aus dessen Leben und- Wirten (Wien
1866. 8«.) S. 262 u. f - Neue Freie
Presse (Wiener polit. Blatt) 1867, Nr. 1176
im Feuilleton: „Das Nurgtheater von 1843
bis 1867. Von Heinrich Laube . VII. " »uch
in Laube ' s spater selbstandig erschienener
..Geschichte deS Wiener Burgtheaters " ) . —
WienerAbendpost (Abendblatt der
Wiener samtlichen) Zeitung 1869. Nr. 242,
S. 367: „Erinnerungen aus der Theater»
welt. I.". (Von Herm. Meynert?) . —
Neue Z e i t (Olmijtzer Blatt) 1863. Nr. 161
im Feuilleton: „Eine seltsame Anerkennung" .
— Feierabend (Wien, Zamarski, 4°.)
Bd. I, Nr. 14 u. f.: „Drei Luf tspieLVater . "
— Handschrif tliche Notizen des in
Wiener Theatersachen als Autoritat anzu«
jehenden Herrn I . Wimmer, dem ich hier
dafur meinen Dank ausspreche.
Portraits. 1) Unterschrif t : „Wilhelmi, > kaiserl.
konigl. Hof ' Dchauspieler " . Albert Decker
t839 (ael.). Gedruckt bei Ioh. Hofelich
(Wien. Fol.) . — 2) Unterschrif t : Facsimile?
Millburg 481 Millburg
des Namenszuges: „Friedrich Wilhelmi (kais.
kon. Hof schauspieler ) " . Kriehuber <5 A
(lith.). Gedruckt bei Ioh. Hvfelich. Mcht
bald tritt der Unterschied zwischen nijchterner
(realer) und genialer (idealer) Auffassung so
lebendig vor Augen, als bei Vergleichung
dieser beiden Bildnisse Wilhelmi ' s von
Decker und Kriehuber, beide ahnlich, das
von Decker nichtssagend, das von Krie«
hub er die Seele des Kunstlers zeigend, ) —
3) Costumebild. I n der Serie der Costume,
bilder zur „Theater«Zeitung" von Adolf
B a u e r 1 e Nr. 2 1 . Herr Wilhelmi als
W a 1 d h e im in „Warum", als M u 1 1 e r
Rein h o 1 d in „Der Miiller und sein Kind" .
Scho e 1 1 e r asi., Ant. Geiger so., colorirt
(4".) lganz in Schoeller's Manier, nicht
unahnlich, aber eckig und holzern) .
Nilhelmine Amalie von Nraunschweig-
Liineburg, siehe: Habsburg und
tzabsburg-Lothringen Md. v i , S. 147,
Nr. 16 : „Amalie Wilhelmine, Kaiserin") .
Wilimet, siehe: Nilimek, Anton
>M. I., S. 299, in den Quellen)
und Vilimek, Joseph Richard M . 1 A
S. 297) .
Willburg (auch Wilburg geschrieben) ,
Anton Karl von ( A r z t , Ort und Jahr
seiner Geburt unbekannt) . So wenig wir
seine Geburts» und iibrigen Lebensdaten
kennen, urn so besser sind wir iiber die
Tuchtigkeit dieses als Augen» und Thier»
arzt wie als Landwirth verdienten Man»
nes unterrichtet . Er lebte urn die Sieben»
ziger» Jahre des vorigen Jahrhunderts
als Stadtwundarzt zu Gmund in Karn»
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Wurzbach5 6 . txt
then und stand uberdies in Diensten
der Grasin von L o d r o n . Als sich um
die genannte Zeit eine Seuche unter dem
Rindvieh in diesem Kronlande zeigte,
erhielt er von Seite der karnthnerischen
Ackerbaugesellschaf t den Auftrag, die
Rindviehkrankheiten zu untersuchen und
deren Heilungsart zu ermitteln. Die Grafin
liefi, um ihren Arzt in seinen Arbeiten
und Untersuchungen zu fordern, den Be«
fehl ergehen, daB ihm alles kranke Vieh
auf ihren Giitern gezeigt und jedes von
den Gefallenen in seiner Gegenwart
geoffnet werde, wodurch ihm Gelegenheit
geboten war, die Krankheit, deren Sitz
und Verwiistungen er kennen lernte, nach
ihren Spuren zu verfolgen. So wurde
er in den Stand gesetzt, auf Grund
eigener Anschauung und Untersuchung
das Werk: „Anleitung fiir daz Landvolk in
Absicht ant die Orkrnntniss und Heilnngsart der
Krankheiten des Kinduiehes, sammt den Hilksmitteln
und Anleitung zur Erkenntniss und Heilnng
der Nrankheiten bei der schahncht" (Wien
1774. 80.) herauszugeben . Dasselbe erwies
sich als so praktisch, daB schon 1781
eine zweite, 1787 eine dritte und 1824
eine achte Auflage nothig ward, welch
letztere I . I .Weidertteller umarbei»
tete; auBerdem erschien 1786 zu Nurnberg
ein Nachdruck. Aber nicht bloB als
Thierarzt bewahrte Will burg seine
Tuchtigkeit, auch als Augenoperateur,
wie uns Canonicus Heinrich Hermann
in seiner „Culturgeschichte Karnthens"
berichtet, leistete er Ausgezeichnetes und
verof f entlichte auch in dieser Richtung
eine Monographie unter dem Titel: „Netrachtungen
iiber die bisher gewohnlichen Operntiunen
des Staars mit der Anzeige einer leichten
und verbesserten Art dieselben ; u macheu"
(Nurnberg 1783, 8<>.). Als Landarzt
schlieBlich bot sich ihm Gelegenheit zu
landwirtschaf tlichen Beobachtungen und
Erfahrungen, und in der That, aus
Gxner's inhaltreichen „Beitragen zur
Geschichte der Gewerbe und Erfindungen"
erfahren wir, daB er schon 1767 zu
Gmund aus Ahorn Zucker bereitete,
worauf noch im namlichen Jahre die Re»
gierung einen Aufruf verbreiten liefi, der
die allgemeine Aufmerksamkeit auf die
Beniitzung dieses Baumes zur Zucker-?
Millburger 182 Wiiiemer
gewinnung richten sollte und Vorschriften
zur Erzeugung von Ahornzucker enthielt .
Willburg selbst gab als ErgebniB seiner
Forschungen in dieser Richtung heraus:
„Beschreibung l>k5 Purpur- oder Nle551iquur in
Absicht unk die Gttnnbheit kiir das stallt- und
NnduM" (Nurnberg 1768, 8".). Wie
aus Vorstehendem ersichtlich, war W i 1 1 «
b u r g nach verschiedenen Richtungen
praktisch mit groBem Erfolge thatig;
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Wurzbach5 6 . txt
auch wird seiner hie und da in anecken»
nender Weise gedacht, eine Darstellung
seiner Gesammtthatigkeit aber, in welcher
er als einer der niitzlichsten Manner seiner
Zeit und her Gegend, in welcher er
wirkte, erscheint, steht noch aus .
Hermann (Heinrich) . Handbuch der Geschichte
des Herzogthums Karnthen in Vereinigung
mit den osterreichischen Furstenthumern (Kla»
genfurt 1860. I . Leon, 8°.) Bd. I N , 3. Heft:
„Culturgeschichte Sarnthens von 1790—1857
oder der neuesten Zeit", S. 221. — Erner
(Wilh. Franz Dr.) . Beitrage zur Geschichte
der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs
von der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts
bis zur Gegenwart (Wien 1873. Braumuller,
gr. 8«) S. 186. Erste Abtheilung: „Roh»
production und Industrie." — Schrader«
Hering. Biographisch»literarisches Leriton
der Thierarzte aller Zeiten und Lander, sowie
der Naturf orscher . Aerzte. Landwirthe. Stall«
meister u. s. w., welche sich urn die Thier«
Heilkunde verdient gemacht haben (Swttgart
1863. Ebner und Seubert. gr. 8<>.) S. 471.
Meine Nachf orschungen iiber Willburg ' s
Adel fuhrten mich auf die Briider Eonrad
und Pete« Will burg er. welche aus der
Gemeinde Lingenau in Vorarlberg stammten.
Neide erhielten ibrer Verdienste wegen 1359
den Adel und wurden die Ahnherren des
spater weit verbreiteten Geschlechtes der
NillbNrger von Willburg . Vielleicht,
dab ein Zweig sich in der Folge bloB des
Praoicates Willbura bediente. Von den
obigen Beiden war Conrad General und
leistete dem Kaiser Ferdinand I . im Kriege
gegen die Tmten wichtige Dienste; Peter
aber machte sich in der friedlichen Stellung
als Landamman des Gerichtes Lingenau
verdient .
Willburger, Conrad und Willburger,
Peter, siehe: Willburg, Anton Karl von
A daneben, in den Quellen) .
Willemer, Marianne von (Dichterin
und Goethe's Freundin ' s Suleika' s j ,
geb . zu Linz in Oberosterreich 20. November
4784, gest. in Frankfurt
a. M. 6. December 4860) . Marianne,
oder wie sie mit ihrem ganzen Namen
heiBt : Maria Anna Katharina
Therese, ist die Tochter des Instrumentenmachers
Matthias Jung in
Linz. Sie verlor friihzeitig den Vater
und blieb nun der Obhut ihrer Mutter
iiberlassen, an welcher die Tochter zeit«
lebens mit inniger Liebe hing. Als Ober»
osterreicherin mit den reichen Gaben ihreS
Volksstammes ausgestattet , zeigte sie in
friiher Jugend musicalische Anlagen und
einen lebhaften Geist, den ein Geist»
licher, Namens Welty, ein frommer,
aber toleranter Mann, zu wecken und zu
erhalten verstand. Von ihm genoB sie
unentgeltlichen Unterricht, er las mit ihr
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Wurzbach5 6 . txt
sogar Gedichte von Klopstock, DeniS
und Stolberg. So gelangte sie durch
gute Auswahl zu einiger BucherkenntniB;
auch erlernte sie friih die italienische
Sprache, in welcher sie als Kind bereits
ein Biichlein mit in Holz geschnittenen
Komodienmasken besaB. Auch kam ihr in
jungen Jahren Goethe's Beschreibung
des romischen Karnevals in die Hande,
und zwar in der 4788 bei Unger er«
schienenen Originalausgabe, welche mit
den von Goethe's romischem Hausgenossen
Georg Schiitz gezeichneten und
illuminirten Figuren geschmiickt war.
DaS bald zerlesene Buch wurde spater
von dem Zeichner Georg Schiitz selbst
erseht, als dieser in Willemer's Hause
Zeichenunterricht gab. Im Alter von
eilf Jahren unterstiitzte Marianne be>^
Millemer 483 Miiiemer
reits die Mutter mit Anfertigung von
Stickereien. Urn diese Zeit lernte sie auch
den Balletmeister Traub kennen, der sie
fur die Biihne vorbereitete und ihr auf
seine Kosten noch einigen Sprachunter'
richt ertheilen liefl. Mit Traub 's Truppe
begab sie sich ku . A vor Weihnachten 1798
— 44 Jahre alt — nach Frankfurt
a. M. Auf dem Frankfurter Theaterzettel
finden wir ihren Namen zum ersten
Male am 26. December 4798, wo „Das
unterbrochene Opferfest", Oper von
Winter, gegeben wurde und es im
PersonenverzeichniB heiBt: „Sira (Ge>
spielin Myrrhas), Demoiselle Jung" .
Indefi war Marianne bestimmt vor
diesem Datum in Ballets und Divertissements
aufgetreten, bei welchen jedoch
die Mitwirkenden nicht namentlich verzeichnet
wurden. So hatte sie mehrere
Male den aus dem Ei hervorkriechenden
Harlekin gespielt, ein andermal kam sie
aus einer Blume heraus, und einmal
flog sie sogar aus einer Kanone . Vielen
Beifall erntete sie als Adolf in der
Oper „Camilla" von Pasr und als
Titaniaim „Oberon" von Wra>
nitzky; daneben trat sie in den damals
beliebtesten kleinen Lustspielen von I u n -
ger und von Kotzebue auf und gewann
durch ihre Anmuth die Gunst des Publi»
cums . Auch finden wir sie in dem zu
jener Zeit sehr beliebten Trauerspiele
, Fust von Stromberg", von Jacob
Maier aus Mannheim, beschaftigt, wel>
ches Stuck wegen seiner bitteren Feindseligkeiten
gegen die Klostergeistlichen be»
sonders beliebt war; sie spielte darin den
Kiichen jungen . Im April 1799 gab
sie inlffland' s „Herbsttag" die E r n estine
Selbert und im Mai desselben
Jahres in der Operette „Die kleinen
Matrosen" die franzosische Pachterstochter .
Urn diese Zeit stand der
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Wurzbach5 6 . txt
Banquier Wille mer (geb. 19. Mai
1739) in der Reihe der ansehnlichsten
Burger Frankfurts. Ein fein gebildeter
und sehr unterrichteter Mann, der mit
beruhmten. Gelehrten und Schriftstel«
lern, so mit Hegel, Holderlin,
dem Geschichtsschreiber Schlosser
und Anderen in Freundschaft verkehrte,
selbst schrieb und mehrere seinerzeit nicht
unbeachtet gebliebene Werke herausgab,
interessirte er sich auch fur die Biihne
und wurde 1800 durch die Wahl der
Actionare Mitglied der Oberdirection des
Frankfurter Nationaltheaters . Bald nahm
er an Mariannens Lebensgang ebenso
als Kunstfreund wie als Philanthrop
lebhaften Antheil. Noch in demselben
Jahre begann er mit der Witwe Jung
Unterhandlungen, welche zum Zwecke
hatten, die damals sechzehn jahrige Kunstlerin
der Buhne zu entziehen. Sie sollte,
von den Verf iihrungen, denen ihr Stand
und ihre reizende Personlichkeit sie aus»
setzten, nicht langer bedroht sein. Wir
werfen nun einen kurzen Blick auf N i 1 «
lemer's hausliche Verhaltnisse . Der»
selbe war in jungen Jahren in seines
Vaters Bankgeschaft getreten, dessen
Theilhaber er 1776 wurde. Am 2. Fe<
bruar 1781 vermalte er sich mit Maria
Magdalena Lang. Am 12. November
1792 starb seine Frau, wie es alien Anschein
hat, infolge des Schrecks iiber
ihres Mannes durch die Franzosen vor»
genommene Verhaftung, obgleich dieselbe
nur einen Tag dauerte. Aus dieser
ersten Ehe hatte Willemer, der seit
1789 Senator im Rathe war, drei
Tochter, Rosine, Amalie, Marimi»
1 i a n e ; drei Vierteljahre nach dem Tode
seiner Frau verheiratete er sich am
6. August 1793 mit der Tochter seines
Affocias Abraham Chiron. Diese, auf
dem Cap der guten Hoffnung geboren,^
Tviiiemer 184 Miliemer
scdenkte ihrem Gatten am 24. Mai 1794
einen Sohn, der des GroBvaters Namen
Abraham erhielt. Am 18. Janner 1796
stard auch Willemer ' s zweite Gemalin.
Seit deren Tode lebte er den Winter
iiber in der Stadt in seinem' groBen mit
der Hauptfayade nach dem Mainstrome
gerichteten Hause in der Alten Mainzer«
gajse; im Sommer auf dem Lande in der
von ihm in'Pacht genommenen Gerber«
miihle. Die Erziehung seiner Kinder
leitete er selbst. Seine alteste Tochter
Rosine verheiratete er im Juni 1799
an Johann Martin Staedel. So lagen
die Familienverhaltnif se im Hause Wil<
lemer's, als er sich gegen Frau A u
verpf tichtete, ihre Tochter im eigenen
Hause mit seinen beiden noch in dem«
selben weilenden Tochtern zu erziehen,
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Wurzbach5 6 . txt
fur ihren ganzen Unterhalt zu sorgen,
auch sie musicalisch aufs griindlichste aus»
bilden zu lassen. Fur die Vortheile,
welche die Mutter aus Mariannens
Biihnenthatigkeit zog, entschadigte er sie
durch Auszahlung einer Summe von
2000 fi. Unter solchen Verhaltnissen,
aber mit schwerem Herzen, schied M a>
r i a n n e aus dem Hause der Mutter;
indefl Willemer wandte Letzterer nicht
nur immer die edelste Riicksicht, sondern
auch fortwahrend Unterstiit zung zu. Die
Verbindung mit ihr hielt er stets aufrecht.
I m Jahre 1303 fiihrte er auf einer Reise,
die nach Miinchen und Salzburg ging,
die Tochter der Mutter zu. 1824 machte
die damals nahezu sechzig jahrige Frau
die weite Fahrt von 3inz nach Frankfurt
a. M., urn ihre Tochter zu besuchen. I m
Jahre 1360. bestimmte Marianne , kurz
vor ihrem Tode, daB eine in Ober»
osterreich lebende nahe Verwandte der
mittlerweile verstorbenen Frau Jung
alljahrlich eine Unterstiit zung erhalten
solle, und das kleine Iahrgeld wurde
noch 1877 durch Herrn Andrea in
Frankfurt nach Linz abgesendet. So
blieben die Beziehungen Mariannens
mit ihrer Mutter, an der sie, wie wir be»
reits sagten, zeitlebens mit riihrender
Zartlichkeit hing, und selbst mit den
Verwandten derselben, immer lebendig.
I m Herbste 1799, als Marianne
Jung noch auf dem Frankfurter Theater
spalte — sie verblieb auf demselben vom
December 1798 bis April 1800 — begleitete
Clemens Brentano seine GroB»
mutter Laroche nach Frankfurt und
weilte einige Zeit daselbst. Damals mag
erMariannen auf der Biihne gesehen
haben, personlich kennen lernte er sie
wohl erst 1802, als sie bereits in N i 1 -
lemer's Hause war. Das Liebesvei«
VerhaltniB zwischen Beiden, das jedoch
nach Allem, was dariiber vorliegt, ein
sehr oberf lachliches gewesen, sowie Brentano 's
spatere Beziehungen zu Wil«
lemers, nachdem Marianne schon
des Banquiers Gattin geworden, schil»
dert ausfiihrlich Creizenach in seinem
pietatvollen Buche iiber dieselbe j > Aufl.,
S. 12—19'". Brentano hat aber in
seinen 1823 von Bohmer herausgege«
benen „Romanzen vom Rosenkranz"
Mariannenin „Biondetta' s verherr»
licht. Nachdem Marianne 1802 in
Willemer ' s Familie Aufnahme gefunden
hatte, traten bald in derselben
einige Veranderungen ein. Johann Mac»
tin Staedel, derGatteRosinens, der
altesten Tochter des Banquiers, starb in
diesem Jahre, und die Witwe kehrte in
das Haus des Vaters zuriick, in welchem
sie noch voile siebzehn Jahre verblieb, bis
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Wurzbach5 6 . txt
zu ihrer zweiten Verheiratung mit Se»
nator Thomas; Willemer's zweite
Tochter Amalie vermalte sich 1803
mit Friedrich Schar f f ; die dritte Toch»
ter Maximiliane wurde 1809 Johann^
Millemer 183 Millemer
Andrea's Gattin; der Sohn Avraham
— in der Familie Beamy genannt
— weilte wenig im Vaterhause,
und im Jahre 1814, in welchem Marianne
heiratete, trat er ins Freiwilligen«
corps ein. Ihr VerhaltniB zu dem urn
zehn Jahre jiingeren Bramy war stets
dus unbef angenste . Doch wurde in einer
Schrift: „Goethe und das Nrbild^seiner
Suleika" auf das Gegentheil hin«
gedeutet. Marianne selbst aber be«
merkte, dafl diese bedauernswerthe Hin»
deutung auf einem Irrthum beruhe. I n
die Familie Willemer lebte sich die
Aufgenommene bald ein. I m Zeichnen
hatte sie sich unter dem schon genannten
Schiitz herangebildet , in Gesang und
Tonkunst erhielt sie von guten Meistern
treff lichen Unterricht. I m Verkehre
mit congenialen Geistern, in welchem sie
zwanglos sich bewegte, gewann sie selbst,
und namentlich war von tiefgehendem
Einstuffe ihr wenngleich nur kurze Zeit
dauernder personlicher Umgang mit der
beriihmten Sangerin Milder ' Haupt-
mann Mand VIII, S. 73 und Band
XVIII, S. 308^. I m Uebrigen verstand
sie, ein heiteres und sinniges Madchen,
das aufiere Dasein durch Kunftiibung zu
verschonern, eine Fahigkeit, welche sich
bei ihr mit dem zunehmenden Alter noch
steigerte und namentlich bei der Greisin
auf das liebenswiirdigste hervortrat.
AuBer den erwahnten Kunstf ertigkeiten
im Zeichnen und Singen besaB sie die
Gabe, getrocknete Blumen auf starkes
Papier geklebt in die zierlichsten Kranze
zu formen. Zu gleicher Zeit entwickelte
sich aber bereits damals ihre hohe dich»
terifche, zunachst lyrische Begabung,
welche ihrem Namen den Platz an der
Seite des deutschen Dichterheros sichert,
in dessen Leben sie selige Stunden gezaubert.
Das alteste Gedicht Marian-
! nens, welches sich erhalten hat, stammt
aus dem Jahre 1810, also als sie bereits
26 Jahre alt war. Aber fast Alles, was
aus dieser Zeit von ihr vorhanden, ist
Gelegenheitsdichtung, doch in Bezug auf
Innigkeit und Frische im Denken und
Fiihlen, auf Abrundung, Nettigkeit und
Wohllaut im Ausdruck wird sie von
keiner deutschen Dichterin iibertroffen.
Zu jeder Sendung hatte sie einen Be«
gleitvers und brachte bis in ihr sechzigstes
Lebensjahr die schonsten Toaste aus.
I m Jahre 1810 machte sie mit Willemers
eine Reise nach Italien, in Rom
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Wurzbach5 6 . txt
! traf sie mit Zacharias Werner zusam»
men, den sie iibrigens schon 4803 in
Frankfurt kennen gelernt hatte, wo er in
W i 1 1 e mer's Hause gastliche Aufnahme
fand. Die Beziehungen des Banquiers
Willemer zu Goethe reichen in die
Acht ztger>Iahre des vorigen Iahrhun»
derts; naher traten sich beide Manner
1808 und 1813. Am 18. September
1814 betrat Goethe zum ersten Male
W i 1 1 e mer's Landsitz, die Gerbermiihle.
Mit 1813 beginnt aber bereits fein
innigerer Verkehr mit der Familie W i 1 -
lemer und spricht sich in hausigeren
Briefen an Willemer den Vater, an
deffen verwitwete Tochter Rosine Stae«
del und in Briefen aus, welche gemein»
schaftlich an die beiden Gatten Willsmer
und Marianne gerichtet sind,
denn seit 27. September 1814 war Letz»
tereWillemer ' s Gattin. Der erste Brief,
den Goethe an den Banquier und
dessen Frau zugleich richtet, ist vom
26. October 1813, am 13. November
desselben Jahres folgte ein zweiter. Nun
dauert der Briefwechsel mit beiden Ehe»
gatten, mit Rosine S t a e d e 1 , dann mit
Marianne , der besonders im Jahre
1830 seinen Hohenpunkt erreicht, bis
zum 23. Februar 1832 fort, an welchem?
Millcmer «8 6 Miiiemer
Tage Goethe seinen letzten Brie an
Marianne richtet' einen Monat spater,
am 22. Marz 4832, schloB der Dichter-
Heros fur immer seine Augen. Die Idylle
dieser letzten 47 Lebensjahre Goethe's,
welche Marianne demselben in reizen«
der Weise verschonte, und in denen
Goethe's westostlicher Divan und dessen
herrlichste Partie „Suleika" entstanden
ist, sowie den nicht geringen Antheil, den
Marianne an dieser Dichtung hat, be>
schreibt Creize nach in seiner unten in
den Quellen bezeichneten Monographie.
So nahe Mariannen der Tod des
groBen Dichters ging, so gab sie doch ihre
Erregung wenig in Worten und noch
weniger in Klagen kund; auch trat ihr
der Ernst des LebenS mit ihres Gatten
vorriickenden Jahren entgegen. Derselbe
zahlte bereits 73 Jahre, und wie Ro>
sine Thomas, welche mit der Stief»
mutier stets in schwesterlichem VerhaltniB
verkehrte, im Februar 1833 an Sulpiz
Boiseree schreibt: „hat Marianne
gegeniiber dem leidenden Gatten ein
schweres Leben, benimmt sich aber vor»
trefflich, wir Kinder konnen es ihr nie
genug danken" . Am 49. October 4838
starb der Banquier Willemer im hohen
Alter von 79 Jahren; Marianne aber
wurde wenige Wochen danach von einem
neuen harten Schlage getroffen, als Io»
hann Gerhard Christian Thomas, der
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Wurzbach5 6 . txt
zweite Gatte ihrer alteren Stieftochter
Rosine (Rosette) , der ihr stets
rathend zur Seite gestanden, schon am
4. November desselben Jahres nach
kurzer Krankheit verschied. Thomas
war Biirgermeister von Frankfurt gewesen.
Im Friihjahr 4839 wurde das
PachtverhaltniB in Bezug auf die Gerber«
miihle gelost, und Marianne verlieB
diese durch langer als drei Decennien
von dem Schimmer einer goldenen Zeit
verklarte Statte, urn zunachst in das
Familienhaus „zum rothen Mannchen"
zu ziehen, aus welchem sie noch im Herbste
in eine kleine, aber bequeme Wohnung in
der alten Mainzgaffe Nr. 43 iibersiedelte,
in der sie noch zwanzig Jahre, bis zu
ihrem im Alter von 76 Jahren erfolgten
Tode, lebte. Unter den Cimelien dieser
Wohnung befanden sich die Briefe im
Glaskasten, Zeichnungen befreundeter
Kunstler, darunter humoristische Blatter
von Meister S t e i n t e , mit Darstellungen
von Scenen aus ihrer nachsten Um»
gebung. (Wohin diese gerathen sind, war
nicht zu erfahren.) Dort waltete Su»
leika»Marianne, deren gesellige Be»
ziehungen sich in ihren letzten Lebens»
jahren wieder urn Einiges erweitert
hatten. Bildende Kunst und Musik, vor
Allem Gesang, traten belebend ein; Frau
Willemer unterstiitzte begabte Schule»
rinen in deren Ausbildung. Unter den
Besuchern ihres kleinen, aber hochst erle»
senen Kreises finden wir auch Moriz
von Schwind, Felix Mendelssohn
mit seiner Gattin Cacilie, Johannes
I a n n s e n , Erich Kellner, Hermann
Grimm, welche drei Let ztgenannten sie,
obgleich sie fleiBig las, mit der Literatur
im Laufenden erhielten und sie auf be>
sonders wichtige Erscheinungen in der«
selben aufmerksam machten. Goethe
aber, Alles, was ihn betraf, und die
Ehren, welche die Welt dem Unsterb>
lichen erwies, nahmen vor Allem ihren
lebendigen Antheil in Anspruch. Innigen
Verkehr unterhielt sie mit der Familie
Schlosser und war ein haufiger Gast
bei derselben auf Stift Neuburg, welches
sie noch kurz vor ihrem Tode im Herbste
4860 besuchte, in den Erinnerungen an
die Zeit schwelgend, als sie mit Goethe
daselbst in den Anlagen lustwandelte .
Nun nahte auch ihre Stunde, am 6. De«?
Millemer (Bildnisse) 187 Millforth
cember 4860 entschlief sie im Alter von
76 Jahren schmerzlos nach kurzer Krankheit.
Ihre Ruhestatte, nahe der siidwest.
lichen Ecke des Frankfurter Kirchhofes,
mitten unter Familiengrabern, ist durch
ein Kreuz aus grauem Granit bezeichnet.
Dasselbe tragt auBer den Zeitangaben
die Inschrift: «Die Liebe hort nimmer
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Wurzbach5 6 . txt
auf" (I. Cor., 13, 8). Fur ihre Ver<
wandten in Oberosterreich, bei denen das
Andenken an Marianne Willemer
stets lebendig erhalten wird, hat fie, so>
weit es ihre Verhaltnisse ermoglichten,
Sorge getragen. Die Familie Willemer
aber hatte in liberaler Weise nach
dem Tode des Banquiers Mariannen
in den Stand gesetzt, die entfernte Verwandte
ihrer Mutter zu bedenken. Am
20. November 1884, also nach hundert
Jahren, fand in Linz, wo Marianne
das oicht der Welt . erblickte, ihr zu Ehren
eine besondere Gedenkfeier statt.
Briefwechsel zwischen Goethe und Marianne
von Willemer (Suleika) . Herausgegeben
mit Lebensnachrichten und Erlauterungen
von Th . Creizenach. Zweite vermehrte
Auflage (Stuttgart 1878, I . G. Cotta.
Lex. 8".. XX und 355 S . ) ; die erste Auflage
erschien 4877. — (Westermann ' s ) Illu<
strirte deutsche Monatshefte (Nraunschweig,
gr. 8° .) Septemberhef t 1870 sder ganzen
Folge Nr. 168 (der zweiten Folge Nr. 72)
S. 639—663: „Goethe und Marianne von
Willemec" . Von G. Diintzer. — PreuBische
Jahrbiicher (Berlin, Reiner, gr. 8".) 1869:
«Goethe und Suleika". Von Herm. Grimm.
—Frankfurter Zeitung. 20. November
4884, Nr. 323 im Feuilleton: „Zur Erinne«
rung an Goethe's Suleika". Von Otto
Brahm. — Illustrirte Zeitung (Leip»
zig. I.I. Weber. Fol.) 19. October 1878,
Nr. 842, S. 292: „Goethe ' s Suleika". Von
Ioh. ProelB.
Pildnisse. 1) Ein BildniB Mariannens
aus dem Jahre 1810 befindet sich im Besitze
des Herrn Scharff in Darmstadt, des
Sohnes Amaliens. der zweiten Tochter
Willemer's. — 2) Unterschrif t : Facsimile
des Namenszuges: „Marianne Willemer".
I Doris Raab (so.) 1 . in jungen Jahren; nach
einem Miniaturbild auf Elfenbein aus dem
Jahre 18Z9. jetzt im Besitze der Frau von
Herff in Darmstadt, einer Tochter des
G. Scharf. — 3) Unterschrif t : Facsimile
des Namenszuges: „Marianne Nillemer" .
Stich und Druck von Weger in Leipzig
s A als altere Frau; nach einer Kreidezeichnung
aus dem Jahre 4836. im Besitze von Jean
Andrea) . — 4) Holzschnitt von N. Neu»
mann, nach dessen Zeichnung. Marianne
im 62. Lebens jahre sin Westermann 's
„Monatschrift" 1870. Septemberhef t ) . -
3) Holzschnitt mit dem Facsimile des Na«
menszuges, in der „Illustrirten Zeitung"
Nr. 1842, S. 291 lob das ahnlichste? sicher
das lieblichste Bild Suleikas) . — 6) Ueber
ein in Oel gemaltes BildniB Mariannens,
welches Goethe 1819 zum Geschenke erhielt,
liegt keine weMre Nachricht vor. — Abbil«
dung der Gerbermiihle bei Frankfurt
a. M. Radirung von W. Kraus kopf 1878
sin C reize na ch ' s Buche, wie auch die
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Wurzbach5 6 . txt
Bildnisse 2 und 3) .
Willforth, August (Bibliograph,
geb . in Meidling bei Wien urn 1816,
gest. zu Wien am 8. Februar 1879) .
Der Sohn eines nach Wien eingewan»
derten Fabriksarbeiters , iibersiedelte er
mit seinen Eltern noch als Knabe nach
Ulm, wo erl829 dieMymnasialclaf f en mit
guten Fortschritten beendete und nament«
lich in der griechischen und hebraischen
Sprache steiBige Studien machte. So
mit tiichtigen Kenntnissen in alten und
neuen Sprachen vorziiglich ausgeriistet,
trat er in das Buchhandlungsgeschaf t
von Fidelis Butsch in Augsburg und
befand sich bei diesem beriihmten Biblio»
graphen auf der „hohen Schule" des
Buchhandels, besonders deS Antiquariats,
wo er sein Geschaft in den wich«
tigsten Zweigen kennen zu lernen reichlich
Gelegenheit fand. Nach Aufhebung der
Kloster bereiste er Spanien, Siidf rankreich,
Italien, wo er in auf gelassenen .
Bibliotheken und sonstigen Fundorten
nach seltenen Biichern und werthvollen .£
Willforth 188 Williams
Handschrif ten fahndete und manchen
kostbaren Fund machte, dabei aber sich
selbst praktisch zum vollendeten Biicher
kenner und gediegenen Antiquar ausbildete.
Urn die Mitte der Fiinfziger»
Jahre kehrte er nach Oesterreich zuriick
und trat in das Wallishausser ' sche
(nachmals K 1 e m m'sche) Antiquariat
ein. in welchem er, wie der Cultur
Historiker Wiens, Friedrich Schlogl, in
seiner markanten Weife schreibt, „ein
Viertel jahrhundert lang, in den letzten
Jahren mit halbblinden Augen, zwischen
Incunabeln, kaum ent zif f erbaren Manu
scripten, Holz» und Schweinslederbanden,
Teig» und Zeugdrucken u. s. w. kauerte,
Miniaturen priifte, Initialen verglich
und von dem schonen Erdendasein nicht
viel mehr genoB al§ den Anblick, wenn
ein milder Sonnenstrahl durch die Fensterf cheiben
drang und auf ein vergilbtes
Pergament siel", dafiir aber mit ge-
Wiegten Biicherkennern aus aller Herren
Landern verkehrte. Unter Biicherkennern
gait Willforth als Autoritat, und seine
Starke waren "ustrig.os. und darunter
vornehmlich Vienns^Lia und HunAZ . -
rio».. Bemerkenswerte) ist, daB er manches
Buch, dessen Werth er erkannte, und das
er, wenn auch nicht an Ort und Stelle
loszuschlagen, doch an den rechten Mann
zu bringen hoffte, mit hohen Preisen be»
zahlte, und wenn ihn dann ein Biicher»
kenner oder Sammler fragte, ob er denn
glaube, dafiir einen Kaufer zu finden,
so entgegnete er: ,Natiirlich nicht auf
hiesigem Platze, denn Wien kauft —
keine Biicher, das geht Alles — nach
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Wurzbach5 6 . txt
auswarts." Und dies ist fur Wien —
welches sich dadurch von Schiller den
Schimpf der „Phaakenf tadt " zuzog —
nicht eben ruhmvoll, denn manchem
Wiener gestatten es wahrhaft die Mittel,
von Zeit zu Zeit ein Buch zu kaufen.
I n der That nimmt sich dies immerhin
anstandiger aus, als die abgegrif fenen
f ettglanzenden Biicher aus der Leih»
bibliothek, die man in den besten und
reichsten Familien der Residenz auf den
Sophas, Stiihlen und Nippestischen der
Damen liegen sieht; auch konnte der
stadtische und vorstadtische Hausherr,
wie Schlogl zutreffend bemerkt, seinem
Sohne ungescheut den Fingerzeig geben,
statt eines Buldoggs urn 80 bis 400 fi.
sich urn den zwanzigsten Theil dieses
Betrages etwa einen guten Classiker oder
sonst ein schongeistiges Buch anzuschaf f en .
Mit W i 1 1 f o rth's Tode verringerte sich
die ohnehin diinngesaete Species echtei
Antiquare und Biicherkenner Wiens,
denn ihm vorangegangen sind Gr affer,
Binz, Bader, Schratt, Sammer,
Schaumburg, Kuppitsch; Kugler
folgte ihm, und von der alten Quin»
tupel-Allianz , wie Schlogl die altclassi>
schen Biicherkenner Wiens: Kuppitsch,
Schratt, Willforth, Kugler und
Haidvogel, in einem Worte zusammen»
faBt, sind die vier Ersten auch schon ge«
storben und der Letzte, alt und miide be«
reits, ist wie verschollen oder mittlerweile
wohl auch schon den Anderen gefolgt. —
Ob Dr. Karl Willfort , von dem der
A Amtliche Vrricht nber die 26. Versammlung der
kanb- und Farstmirthe zn Mien unm 51. Zlugv5t
bi3 5. September 1868" (Wien 4869, Gerold,
gr. 8"., VI I I und 376 S.) herausgegeben
wurde, ein Verwandter unseres
Antiquars ist, wissen wir nicht.
Tagblatt (Wiener Lokalblatt) 1379. 10. Juni
<8?9, im Feuilleton: „Von alten Schmokern" .
Williams, James Ernst Freiherr
(k. k. Oberst und R i t t e r des Maria
Theresien' Ordens, geb . in England
4764, gest. in Wien 27. August 4804).
Englander von Geburt, war er beim£
Williams 189 Williams
Schiffswesen angestellt. Kaiser Joseph
lernte ihn zu Ostende kennen und nahm
ihn in seine Dienste. Bei Ausbruch des
Krieges gegen die Pforte 1788 wurde
Williams Capitan eines vor Semlin
befindlichen Kriegsschif f es , 4789 Major.
I m Februar letzteren Jahres begab er
sich mit Oberstlieutenant Muner nach
Trieft, urn dort fur die Donaustotille
Matrosen zu werben. Nach seiner Riick>
kehr zur Armee erhielt er das Commando
der mit 24 achtpf iindigen Kanonen
armirtenFregatte „Maria Theresia", mit
welcher er auf der Donau wahrend des
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Wurzbach5 6 . txt
Feldzuges gute Dienste leistete. Mit
1795 aber beginnt in hervorragender
Weise seine kriegerische Thatigkei: zu
Wasser, welche von den schonsten Erfolgen
begleitet war. I n diesem Jahre rustete
er am Rhein Kanonierschaluppen aus,
mit denen er der operirenden Armee bei
vielen Gelegenheiten auf das ersprieB»
lichste zur Hand ging und durch seine
"Bravour dem Feinde empf indlichen Ab»
bruch that. Schon hatten die Franzosen
die Festung Mainz auf dem rechten
Mainufer cernirt, da gelang es ihm, das
grofie Naturalmagazin zu Riisselsheim
am 24. September zu einer Zeit . zu
retten, wo die Verpflegung dieses Platzes
nicht nur sehr wichtig, sondern auch von
den groBten Folgen war. Am 3. October
unterstiitzte er den Landangriff auf Kost»
heim mit sechs Tschaiken, mit denen er
den Main aufwarts gefahren. Als unsere
Truppen geworfen wurden, riickte er
ungeachtet des heftigen feindlichen Feuers
so weit vor, daB der eindringende Feind
in die Flanke genommen ward und Wil>
1 i a m s , obgleich am FuBe verwundet,
durch voile fiinf Stunden seine Stellung
behaupten konnte. Emige Tage spater
verjagte er mit zwei Kanonierschaluppen
die Franzosen aus Weiffenau, und als sie
am 13. October die Bloquade von Caffel
aufhoben, verfolgte er sie mit vier
Schiffen und verhinderte die Uebersetzung
von Truppen auf das linke Ufer. I n der
Nacht vom 48. auf den 19. October
allarmirte er die Besatzung in den Linien
vor Mainz und wirkte in ausgezeichneter
Weise bei deren Ersturmung mit. Er
hatte den Befehl, mit seinen Kanonier»
schaluppen und 800 Mann eine Diver»
sion in die Flanke des Feindes zu unternehmen.
Zu diesem Zwecke fuhr er den
Rhein stromaufwarts gegen Nakenheim,
verstarkte sich mit einer in der Nonenau
befindlichen Compagnie von Schroder«
Infanterie, landete mit seiner Truppe,
bemachtigte sich der Dorfer Bodenheim
und Nakenheim, machte mehrere Gefan«
gene, erbeutete Munitionsvorrathe, und
erschien dann mit einem Male im Rlicken
und in der Flanke des Feindes, der
infolge dieses plotzlichen Ueberfalles seine
Linien schleunigst zu verlassen genothigt
war. Fur diese, den Fortgang unserer
Unternehmungen wesentlich fordernde
Waffenthat wurde ihm auch in der
42'. Promotion im Capitel vom 11. Mai
1796 das Ritterkreuz des Maria TheresieN ' Ordens
zuerkannt. Einige Wochen
spater bot er sich aus freien Stiicken an,
die Rheinbriicke vor Mannheim zu zer»
storen. Am 10. November ging er ans
Werk, nahte sich mit drei Pontons und
einigen Freiwilligen der Briicke, riB fiinf«
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Wurzbach5 6 . txt
zehn feindliche Pontons aus ihr heraus
und brachte dieselben nach Worms. I m
December genannten Jahres aber unternahm
er noch mit sechzehn Schiffen eine
Fahrt von Mainz bis Ehrenbreitstein
und erbeutete zwei feindliche mit Hafer
befrachtete Schiffe. 1796 ward er zum
Oberstlieutenant im Generalstabe befor»
dert, behielt jedoch das Commando der,
Kriegsf lotille, mit welcher er bis zum Ab-^
190 Wiiimann-Valvani
schluB des Luneviller Friedens noch
manche Waffenthat auszufuhren Gele»
genheit hatte. Von einem im Janner
1797 nach London erhaltenen Urlaube
vor Ausbruch der Feindseligkeiten zuruck«
gekehrt, befehligte er im November die
Fregatte „Auftria" bei Triest und re«
cognoscirte mit ihr die Kiisten von Iftrien
und Dalmatien. Nun kam er zur Armee
in Italien mit dem Auftrage, das Schiffswesen
zu leiten. Mit aller Energie griff
er die Sache an und befuhr im Marz
1799 den Bodensee mit Kriegsschif f en .
Am 13. April unterstiitzte er den Angriff
des Generalma jors Piacsek "Band
XXII, S. 216" auf Constanz, im Mai
riickte er nach St. Gallen vor, erbeutete
drei Kanonen und zwei Geschiit zkarren,
streifte langs der Ufer des Bodensees
und machte ansehnliche Beute, darunter
37 Kanonen und anderes Kriegsgerath .
Von da beordert, auf dem Ziiricher See
eine Flotille auszuriisten, vollzog er
diesen Austrag, so daB dieselbe bereits im
August in Action trat und namentlich
mitwirkte bei dem Angriff auf Lachen,
eine in einer Bucht des Ziiricher Sees
gelegene Ortschaft, aus der er die Fran«
zosen, welche sie besetzt hielten, mit
Haubit zgranaten vertrieb. 1303 trat er
als Oberst aus dem activen Dienste,
genoB aber nicht lange die Ruhe, da er
schon 1804, erst 43 Jahre alt, starb.
T h ii r h e im (Andreas Graf) . Gedenkblatter aus
der Kriegsgeschichte der k. k. osterreichischen
Armee (Wien und Teschen 1880, Prochaska,
gr. 8<>.) Bd. I I , S. 413. Jahr 1?95 und
S. 4i3. -Hirtenfeld(I.). Der Militar-
Maria TheresieN ' Orden und seine Mitglieder
(Wien 1857. Staatsdruckerei . kl. 4°.) Nd. I,
S. 494 und 1?49.
Willmann-Galvani, Karoline (San.
gerin, geb . zu Forchtenberg im
Hohenlohe ' schen 1773, gest. in Wien
42. Janner 1802) . Sie gehort einer
Kiinf tlerf amilie an. Ihr alterer Bruder
Maximilian Willmann <geb. urn
1768, gest. im Herbste 1812) war ein
trefflicher Violoncellvirtuose, Mitglied der
beriihmten kurf iirstlichen Capelle zu Bonn
und Bernhard Romberg's College.
Spater kam er an den Fiirst Thurn»
und Taxis 'schen Hof in Regensburg,
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Wurzbach5 6 . txt
von wo er einem Rufe nach Wien an das
Wiedener Theater folgte. Daselbst erlag
er einem langeren Leiden in der Blute
seiner Jahre. >— Karolinens altere
Schwester, nachmalige Will mann» Hu»
ber (geb. urn 1770), bildete sich unter
Mozart's Leitung zu einer vollendeten
Clavierspielerin heran, wurde gleichfalls
Mitglied der kurfurstlichen Capelle in
Bonn, spielte auf ihren Kunstreisen auch
eigene Compositionen und gait fur eine
der besten Schiilerinen des genannten
Tondichters. — Die jiingste Schwester
der beiden Vorigen, Karaline, spater
vermalte G a 1 v a n i , bildete sich ander
Capelle des Kurfursten von Koln in
Bonn zur Sangerin heran und erlangte
im Verkehre mit ersten GroBen der Kunst,
mit Beethoven, Neefe, Romberg
und Anderen, eine seltene Kunstfertig»
keit. Auf einer Kunftreise durch Deutsch«
land, welche sie unter Leitung ihres
Vaters, zugleich mit ihrer vorerwahnten
Schwester Willmann-Huber machte,
trat sie an den vornehmsten Hofen im
Reiche auf und erntete iiberall groBe Er«
folge. 1794 sang sie in Wien, und Castelli
bemerkt bei dieser Gelegenheit
in seinen Memoiren", daB ihr Gatte
Violinspieler im Wiedener Theater war.
Dies ist ein Irrthum, Violinspieler daselbst
war ihr Bruder. Karoline heiratete
spater einen Herrn G a 1 v a n i und starb
als deffen Gattin nach kurzer Ehe in der
Blute ihrer Jahre. — Aber noch zwei
Sangerinen dieses Namens ' traten in^
) Otto.Philipp Aug. 191 Millmann, Otto Philipp Aug.
Wien auf. Eine von diesen (geb. 4798) .
die Tochter des im Juni 4813 in Casse!
verstorbenen Musikdirectors I . Willmann,
war gleichfalls eine treffliche
Sangerin und glanzte besonders in den
Rollen Donna Anna, Lodoiska
AgnesSorel,Vitellia, Konigin
der Nacht . Vom Jahre 1820 an sang
sie langere Zeit in Wien und 4848 befand
sie sich noch am Leben. — Endlich
sang eine Madame Will mann gebo»
rene Tribolet , wahrscheinlich die Gab
tin des vorerwahnten Caffeler Musikdirectors,
zu Anfang des laufenden Jahr.
Hunderts auf dem Schikaneder ' schen
Theater in Wien, spater am Hoftheater
zu Cassel. Ihre weiteren Schicksale sind
uns unbekannt .
Ca stellt ( I . F. Dr.) . Memoiren meines
Lebens . Gefundenes und Empfundenes, Erlebtes
und Erstrebtes (Wien und Prag 1861.
Kober. 8".) Bd. I , S. 22 1 . - Gatzn er
(F. S. Dr.) . Universal« Lerikon der Ton
tunst . Neue Handausgabe in einem Bande
(Stuttgart 1849. Franz Kohler. Lex. 8<>.)
S. 898. - G e r b e r (Ernst Zudwig) .
Neues historisch-biographisches lerikon der
Seite 281
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Tonkiinstler u. s. w. (Leipzig 1792, Breit«
topf, 3er.'80.) Theil IV, Spalten 582. -
Schilling (G. Dr.) . Das musicalische
Europa (Speyer 1842. F. C. Neidhard.
gr. 3°.) S. 360.
Willmann, Otto Philipp August
(Schulmann, geb . zu Polnisch»
Lissa in Posen am 24. April 4839) .
Seine Eltern, katholischer Confession,
stammten aus Schlesien. Der Vater war
Director des Lissaer Gerichtes; die Vorfahren
»der Mutter, einer geborenen
Schiller, waren durch mehrere Ge>
schlechterf olgen Beamte des Breslauer
Domcapitels gewesen. Zehn Jahre alt,
trat der Knabe in das Gymnasium seiner
Vaterstadt ein, eine Anstalt, welche 1355
die nach ihrer Vertreibung daselbst eingewanderten
„bohmischen Briider" ge»
griindet hatten, und an welcher 4627
der beriihmte Amos Comenius, der
Verfasser des „0i-dis piotus" und der
„01aaotiog. WH^nH", das Rectorat be»
kleidete. 4834 bezog Will mann die
Universitat Breslau. Anfanglich dem
Studium der Mathematik sich zuwen«
dend, vertauschte er dasselbe schon nach
einem Jahre mit jenem der Philosophie
und der Philologie, welches er von
Ostern 4839 in Berlin fortsetzte. Daselbst
waren auf die Richtung seiner Studien
besonders die Philosophen Tren>
delenburg und Steinthal und die
Philologen Boeckh und Albrecht Weber
von bestimmendem EinfluB. 4862
erlangte er die philosophische Doctor*
wurde und gab bei dieser Gelegenheit
die Inauguraldissertation „1)6 L^nrig
AraunuHtiois " heraus, worin die gram«
maticalischen Figuren mit den Lautver«
anderungen verglichen und nach diesem
Gesichtspunkte systematisirt werden. Nachdem
er 1863 in Berlin das Staatseramen
fur das hohere Lehramt bestanden
hatte, begab er sich im Herbste dieses
Jahres, urn die Herbart'sche Philosophie
und Padagogik naher kennen zu
lernen, nach Leipzig, wo er in das im
ersten Aufstreben begriffene padagogische
Seminarium Z i 1 1 e r ' s und in den Lehr»
korper der Erziehungsschule, eines von
Ernst B a r t h im Sinne Z i 1 1 e r ' s geleiteten
Gymnasialinstitutes eintrat. Aus
seiner Thatigkeit an diesen Anstalten
gingen seine beiden ersten Schriften
hervor: „Nie Odll55ee im erziehenden Anterrichte"
(Leipzig 4 868, 8"., I V u. 236 S.)
und die „PadllgugizHeii Vortriige iiber ine
Hebung der geistigen GMgKeit durch den Anterricht"
(Leipzig 4869, 8"., X u. 434 S . ;
2. Aufl. 4886) . Aus der ersteren Schrift
erwuchs sein verbreitetes „VesebnH an«
Homer" (4869 und ofterj, dem sich das^
Otto Philipp Aug. j 92 Willmann' 1 Ottu Philipp Aug.
Seite 282
Wurzbach5 6 . txt
„Lesebuch an3 Heradot" (1872 und ofter)
anschloB. Bald sollte sich ihm Gelegen
heit bieten, selbstandig und auf neuem
Boden die Unterrichtsgrundsatze des Z i 1
ler'schen Kreises anzuwenden' er wurde
namlich 1868 zum Ordinarius des in
Wien errichteten stadtischen Padagogium
zur Fortbildung der Volksf chullehrer und
zum Oberlehrer der damit zu verbinden
den Uebungsschule ernannt. I n dieser
Stellung wirkte er drei und ein halbes
Jahr in verdienstlichster Weise mit Eifer
und Erfolg, obwohl der Geist, welcher
damals in der Anstalt herrschte, nicht
derart war, daB er stille ernste Arbeit be>
giwstigt hatte. Adolf Kolatschek in
seiner in den Quellen genannten Schrift
gibt eine ungemein lehrreiche Darstel»
lung der Hindernisse, welche sich Will-
mann in dieser Anstalt entgegenstellten
und von keinem Geringeren ausgingen,
als von dem Director der Anstalt
selbst, von Dr. D i t t e s , der, wie wir
aus Kolatschek's Buche (S. 31) erfahren,
dem Doctor Will mann abtraglich
gesinnt war und dieser Gesm»
nung, so wenig padagogisch ein solcher
Vorgang erscheinen mag, bei jeder Ge»
legenheit, die sich ihm darbot, Ausdruck
zu geben versuchte. Doch vermochte
dieses wenig collegiale Vorgehen weder
Willmann ' s padagogische und Lehr«
thatigkeit in genannter Anstalt ernstlich
zu beeintrachtigen, noch die Aufmerksam»
keit der maftgebenden Personlichkeiten
von ihm abzulenken, denn schon im
Friihjahr 1872 erfolgte durch den Minister
des Unterrichts, Herrn von Stre»
mayr, Willmann ' s Berufung als
auBerordentlicher Professor der Philo«
sophie und Padagogik nach Prag. Daselbst
verband unser Gelehrter, urn die
Lehrvortrage den Bediirfnissen der Stu»
direnden naher anzupassen, mit den Vor»
lesungen padagogische Uebungen zunachst
theoretischer Natur, aus welchen das im
Herbste 1876 ins 3eben getretene pada>
gogische Seminar sich entwickelte, die
erste derartige Anstalt in Oe . sterreich .
Die Seminarubungen hatten dadurch,
daB denselben fast durchwegs einzelne
Mittelschullehrer anwohnten, eine
gewisse Fuhlung mit der Schulpraxis ;
durch die 1887 erfolgte Einfiihrung von
praktischen Uebungen an dem Gymnasium,
welchem vr. I . Walter als
Director vorstand, kam das praktisch
methodische Element zu weiterer Gel«
tung. Indessen unterbrach Will mann
seine schriftstellerische Thatigkeit nicht,
richtete aber in derselben sein Augenmerk
zunachst darauf, fur das akademische
Studium Hilfsmittel herzustellen, urn
dadurch jene Disciplinen in dem Kreise
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Wurzbach5 6 . txt
der Universitatswissenschaf ten einzubur»
gern. Diesem Zwecke dient seine Ausgabe
von I . Fr. Herbart's „Padagogischen
Schriften in chronologischer Reihenf olge" ,
2 Bande (Leipzig 1873—1873), welche
er mit Einleitung, Anmerkungen und
comparativem Register versah und worin
er sich als grundlicher Kenner der Herbart ' schen
Padagogik bekundete; dann
die Wiederausgabe von Kant's „Schrift
liber Erziehung" und von Th . Wa itz's
„Allgemeiner Padagogik und kleineren
padagogischen Schriften" sBraunschweig
1876 und 1883) . Seine eigenen An-
' chauungen aber legte er dar in dem
Werke: „Didaktik al2 Nildimgslehre nach
n Repehnngen zur Siicialtarschnng nntl M
Geschichte der Bildung" I. Band (Braun»
chweig 4882, Vieweg, XV u. 421 S.),
n welchem er die geschichtlichen Typen
des Bildungswesens , also eine gesammte
Geschichte der Erziehung von ihren ersten
Anfangen bis auf die neueste Zeit gibt,
wie K. A. Schmid in seiner „Geschichte?
Otto Philipp Aug. 19 1 Millmann, E.
der Erziehung" schreibt, ebenso mit um
fassendfter SachkcnntniU und Zuverlassigkeit
im Einzelnen, als kritischer Sichtung
und geistiger' Beherrschung des
reichen Materials, so daB die bis jetzt
vorliegende Literatur iiber das Gesammt«
gebiet der Erziehungsgeschichte in seiner
Arbeit zwar selbstverstandlich noch keinen
AbschluB bildet, wohl aber zu weiterer
Forschung anregt . Diesem ersten metho>
bischen und historischen Theile soil ein
zweiter folgen, welcher die Analyse der
Bildungsarbeit nach deren Zwecken, I w
halten, Formen, Veranstaltungen und
Beziehungen zur Aufgabe hat. Will>
m a n n befiirwortet die engste Ver»
kniipfung des Gymnasiums mit der Nni»
versitat, besonders durch Erneuerung des
philosophischen Unterrichtes ; ferner die
Sichtung des Lehrstoffes auf Grund der
Unterscheidung der f undamentalen Bil»
dungsmittel (Neligionslehre, Philosophie,
Mathematik, Philologie) und der
accef sorischen (Geschichte, Geographie und
Naturkunde), ferner die Concentration
des Lehrstoffes unter religios sittliche
Gesichtspunkte, endlich die Erneuerung
der alten Stufenfolge: Sprachlehre,
Mathematik, Philosophie. Die Fachkritik
hat sich bisher einstimmig ebenso
iiber den padagogisch > philosophischen
Vorgang, den er in seiner Methode beobachtet,
wie iiber die Gediegenheit seiner
in dieser Richtung bisher verof f entlichten
Schriften ausgesprochen . Ein wahres
Gliick aber war es fur ihn, dafl das
osterreichische Unterrichtsministerium die
ganze Bedeutung des jungen gelehrten
Padagogen erkannte und ihn durch die
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Wurzbach5 6 . txt
Berufung auf einen selbstandigen Posten
der von K o 1 atsch ek gezeichneten un>
gesunden Dittes'schen Sphare entzog,
fur die Zwecke aber, welche es verfolgte,
einen Mann gewann, dem es schon jetzt
u. Wiirz b ach. biogr . Lerikon . I. VI. "G
an Stelle autodidaktischer probirender
eine stattliche Anzahl geschulter, auf
wissenschaf tlicher Grundlage ihr verantwortliches
Amt ausiibender Padagogen
verdankt. Willmann wurde 4877
zum ordentlichen* Professor und darauf
zum Mitgliede des k. k. LandeSschulrathes
fur Bohmen ernannt, welch letz.
terem er bis 1883 angehorte. Ueber,
dies ist er Director des padagogi»
schen Seminars in Prag und Mitglied
der k. k. wissenschaf tlichen Staatsprii'
f ungscommission fur das Gymnaf iallehramt
in Prag.
Dumreicher. Verwaltung d'cr Universitaten
u. s w. . S. 16. '- Ko latschet (Adolf).
D.io Wiener Padagogium in den Jahren
1863-1881 (Leipzig 1886. Georg Reicharot.
8".) san mehreren Stellen dieses Werkes,
welches die wahre Wirksamkeit des seit
zwei Jahrzehnten in den nimbusartigen
Nebel der Reclame gehiillten Institutes dar»
stellt, finden sich Aufschliisse iiber Will«
mann und seine Verdienste als Padagog) .
— Wissenschaf tlicheVeilage derLeip.
ziger Zeitung. 1882. Nr. 73, S. 454. -
Wissenschaf tliche M o n a t b 1 atter. Her»
ausgegebenHuon Oskar Schade, 111. Jahrg..
1875. Nr. 1 . - Schmid (K. A ) . Geschichte
der Erziehung (Stuttgart 1884. 8".) Bd. I ,
S. 26. 27.
Noch sind bemerkenswerth : 1. E. Will«
mann. Diesen Kupf erstecher finden wir auf
der ersten internationalen Specialausf t«l»
lung der graphischen Kiinste in Wien t883
in den Abtheilungen Frankreich. Oesterreich
und Deutschland mit mehreren ganz oortreff»
lichen Blattern vertreten. I n ersterer waren
zwei Blatter in gemischter Technik aus dem
Werke.- „OalooFrapIns au I A ouvrs", und
zwar „Folle und Mitte". Hiindinen Ludwigs
XIV., und das Seitenstiick dazu:
„Diana und Blonde", beide nach Gemalden
von F. Desportes; in der Abtheilung
Oesterreich enthielt der zweite Band des „A 1»
bums der Gesellschaft fur vervielf altigende
Kunst in Wien" das Blntt „DaS alte Athen",
nach einem Gemalde von Hoffmann; dann
war da eine Ansicht von Wien aus der
Vogelperspective . nach einen: Bilde uon Nud.
1 1 . Marz 1888.) 53^
Millmllnn, Michael Leopold 194 Willmann, Michael Leopold
Alt; und in d^r Abtde lung Deutschland
trafen wir zwolf Radirungen Nillmann ' s
zu dem Landschaf towerke uon I . M a r a k
'"Waldeinsamkeit " mit begleitenden Dichtun
gen von Victor o. Scheffel. Uebrigens sind
uns von diesem Kiinstler gekannt : zu Alexander
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P e t 6 f i ' s „Gedichte. Aus dem Ungarischen
von Fr. Szarvady und Mor. Hard
mann" das Titelblatt, einen reitenden Cslkos
darstellend; — das Titelblatt zu Moriz Hart'
mann ' s poetischen Erzahlungen „Schal«
ten"; — ferner „Ansichten oon Reichenau
bei Wien" — „Klostemeuburg" — „Das
Dianabad in Wien" — „SchloB Weilburg"
(bei Baden nachst Wien) , alle vier Blatter
nach des Kunstlers eigenen Zeichnungen. Es
konnte w?bl sein, da im illustrirten Katalog
der erstem in ' ecnationalen Specialausstellung
der graphischen Kunste in Wien die bei
vielen anderen Kiinstlern beigefiigten Daten
des Ortes und Jahres ihrer Geburt fehlen,
daB in Rede Stehender der beriihmte Pro«
fessor EduardWillmann ist. der an der
Kunstschule in Karlsruhe den Unterricht des
Kupf erstechens leitet. — 2. Michael Leopold
Will mann (geb. zu Konigsberg in
PreuBen i61j<l. gest. im Cistercienserkloster
Leubus in Schlesien am 26. August 1?06) .
Ein Kiinstler, der. wenngleich nicht aus
Oesterreich gebiirtig, doch durch seinen lan»
geren Aufenthalt in Bohmen und die zahl»
reichen Werke seines Pinsels, w?lche in diesem
Lande sich befinden, in unserem Werke er»
wahnt werden muft . Lein Vater selbst war
Maler, der den Sohn zu seiner Kunst an«
leitete. Dieser aber zeigte bald ein ganz un»
gewohnliches Talent in verschiedenen Metho»
den der Malerei, so daB er, erst 20 Jahre
alt. bereits zu den besten Kiinstlern seiner
Heimat zahlte. I n seinem Drange, sich zu
vervollkommnen, reiste er nach Amsterdam,
wo er bei Jacob Baker und Nembrandt
arbeitete und Zutritt zu den beriihmtesten
Galerien fand. Da zeichnete und copirte er
mit auBerordentlichem FleiBe, und der Vor»
rath seiner Studien nach den besten Bildern
groBer Meister diente ihm spater bei den
zahlreichen Arbeiten, welche bei ihm bestellt
wurden. Seine Studien setzte er auch auf den
Reisen fort, die er durch ganz Deutschland
und Polen machte, iiberall die Meisterwerke
der Kunst mit rascher und gliicklicher Hand
copirend. Auf diesen Reisen kam er nun auch
nach Prag. wo er in den reichen Samm>
lungrn Kaiser RudolfsII . Vieles fand.
was er copirte. Nebenbei fehlte es ihm aber
nicht an Bestellungen zu Arbeiten fur Private
und Kirchen, die er bei seiner Geschicklichkeit .
seinem groBen FleiBe und der Eigenart, rasch
und doch nicht minder gut zu malen, auch
vollendete. Der Krieg vertrieb ihn aus B6h»
men. wo er manche Werke seines Pinsels, die
wir weiter unten angeben, zuriickliefi. I n
seine Heimat zuriickgekehrt , wurde er kurfiirst»
licher Hofmaler. Als dann Kaiser Leo»
p o 1 d I . den beriihmten Jesuiten Wolf
mjt Auftragen an den Kurfiirsten von Bran»
denburg nach Konigsberg schickte, wurde
Will mann bald mit dem Pater bekannt,
und diese Bekanntschaft entwickelte sich all»
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Wurzbach5 6 . txt
mallg zu so inniger Freundschaf t , daB er den
katholischen Glauben annahm. Da ihm aber
dieser Religionswechsel seine Stellung als
Hofmaler erschwerte, zog er sich in das Cister«
cienserkloster Leubus zuriick, wo ihm von dem
damaligen Abte Arnold Freiburger, der
mit ihm befreundet war, Aufnahme und im
Klosterhofe eine Wohnung gewahrt wurde, in
welcher er seiner Kunst lebte und eine groBe
Menge Bilder malte. I m Kloster verbrachte
?r einige Jahre, ward in Anerkennung der
Dienste, welche er demselben geleistet, auch
in die Conf raternitat aufgenommen, aber nie,
wie hie und da angegeben steht, wittlicher
Monch, wofur schon die Thatsache spricht,
daB er sich mit der Witwe des koniglichen
Hofagenten Lisch ka in Breslau vermalte,
aus welcher Ehe mehrere Kinder hervorgingen
deren weiter unten Erwahnung geschieht. Nach
seiner Verheiratung lebte er mit seiner Frau
in einem Hause, welches er unweit Leubus
angekauft hatte, noch 40 Jahre und starb
auf einer Besitzung unweir Breslau. im
Alter von 76 Jahren. Die Zahl der von
Willmann gemalten Bilder ist erstaunlich
groB . sie beziffert sich auf nahezu t60«; viele
derselben sind fleiBig ausgefuhrt, manche
wieder skizzenhaft, und sollen, dies gerade
jene sein. welche ihm voraus bezahlt wurden,
da er sich seiner Verpf lichtung moglichst rasch
entledigen wollte. Jedenfalls war er ein tuch>
tiger Kunstler, dessen Technik' ungeschmalerte
Anerkennung verdient; seinen eigentlich kunst»
lerischen Genius zu beurtheilen, fallt jedoch
sehr schwer, weil bei der groBen Zahl Co>
pien. die er gemacht und zu seinen Bestel«
lungen benutzte, es nicht leicht zu bestimmen
ist. was in einem Gemalde sein, was
c o p i r t ist. Von seinen Bildern sind in Prag
in der Pfarrkirche des Stiftes Strahow die?
) Michael Leopold 198 ) Michael Leopold
Altarblatter : „Maria Heimsuchung" . „Geburt
Christi". „Herz Jesu" und „die h. Landes«
patrone"; — im Graf Nostiz'schen Hauft
in Prag, und zwar im Billardzimmer : „David
mit dem Schwerte und dem Kopfe des
Riesen Goliath", ein „h. Hieronymus in der
Wuste", und in der Hauscapelle daselbst „Die
Verklarung Christi"; — in der ehemaligen
Dominicanerkirche zu Sta. Maria Magdalena
auf der Prager Kleinseite das Hochaltar»
blatt; — in der Krruzhenenkirche zu Sanct
Franz an der Vrager Briicke: „Die Himmel»
fahrt Maria" . „Die Kreuzerhohung" und
„Die h. Helena", dann viele Gemalde im
Cistercienserkloster PlaB; das Cistercienserstif t
Sedletz bei Kuttenberg hat er ganz ausge»
malt, ob nur mit Oelbildern ausgeschmuckt ,
oder ganz in Fresco gemalt, finden wir nir»
gends angedeutet; viele seiner Bilder finden A
sich auch in den koniglichen Schlossern;
W o 1 n y gedenkt einiger in mahrischen Kirchen,
so im Cistercienserstif t zu Saar einer „Himmel«
fahrt Maria", welches Bclo als besonders
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Wurzbach5 6 . txt
schon geruhmt wird; — zu Niemehky im
Iglauer Kreise zweier Seitenaltarblatter und
einiger kleineren Bilder; — zu Welehrad im
Hradischer Kreise eines „h., Bernhard" undeinrs
„h. Benedict", welche jedoch nach Aufoebung
des Klosters in fremde Hande gelangten.
Viele Bilder Willmann's, welche sich in
Breelau und in verschiedenen Kirchen Schle»
sirns befinden, sind in Dlabacz's „Kunstler«
Lexikon" aufgezahlt. Die bei weitem groBte
Zahl seiner Gemalde besitzt aber das Cister»
cienserstift Leubus, dem er, wie oben er»
wahnt, mehrere Jahre als Laienbruder an»
gehorte. Mehrere von seinen Bildern sind
gestochen worden, und zwar von guten Mei»
stern, wie Mclch or Kussell. Phil. K i 1 i a n ,
Sandrart , Balz er. Wolfgang. A. H.
R i e d e 1 . Tscherning und Anderen. W i 1 1 »
mann selbst aber handhabte mit Geschick
d!e Radirnadel und vollendete mehrere Blat«
ter. welche R emb randl'scken Geist athmen,
indeB nicht haufig vorkommen. N a g 1 e r's
„Kunstler ' Lerckon" fiihrt eine Serie von
20 Blattern an, unter denen auBer einem
„Selbstportrat " aus dem Jahre la?5 fol»
gcnde Hauptblatter zu verzeichnen sind:
, Susanna und die beiden Alten"; — „Maria
mit dem Kinde auf Wolken, iiber ihr der
segnende Gott Vater, bei ihr der h. Joseph
und die ganze Verwandtschaf t bis Abraham
zuruck", aus dem Jahre tu?5 nach dem eiqe.
nen in Grastow befindlichen Altarbilde (Fol,) .
gemeiniglich unter dem Namen „Stamm«
baum" bekannt, sehr selten und als des Kunst«
lers Hauptblatt sehr gesucht; — „Jesus mit
seinen Jungern beim Abendmahl" (8".); —
„Himmelfahrt Maria in Gegenwart der Apo«
stel", aus dem Jahre 1683, nach dem vorer«
wahnten Altarbild im mahrischen Kloster Saar;
— „Die Enthauptung eines Heiligen", nach
Einigen des h. Paulus, nach Anderen des
!) . Bcwo"; — „Der h. Franciscus" (n. Anderen
Dominik) in einer 3and, 'chaft mit dem Kreuz
in der Rechten, ein Lamm zu seinen FiiBen.
Will mann besaB ein starkes SelbstbewuBt»
sein und wuBte es. daB er seine Kunst ver»
stand. Als der Kurfurst von Mainz, der viel
Ruhmliches von ihm gehort hatte, ihn an
seinen Hof zu einer Arbeit berufen wollte,
schrieb er vorher an den Abt von Leubus,
ihm eine Probe von des Kiinstlers Bildern
einzuschicken . Willmann war eben Gast
des Pralaten, als dieser die Aufforderung
des Kurfursten erhielt. Nachdem ihm der
Pralat mitgetheilt, urn was es sich handle,
ergriff er ein Papier und zeichnete sofort aus
freier Hand darauf ein Crucifir und sagte:
„Schicken Sie das dem Kurfursten, und
wenn er daraus nicht erkennt, was ich kami,
so werde ich nie etwas fur ihn malen." Auch
saB ihm zuweilen der Schelm im Nacken, so
malte er unter anderen Biltern fur das Stift
Leubus auch eine „Marter des h. Bartholomaus " .
Unter den Figuren, welche den Hei»
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ligen schinden, stellte er auch den Stiftskellermeister
an, wie es heiBt aus Rache,
weil lhm dieser nicht genug zu trinken aeben
wollte Nachdem er sich ins Kloster zuruck«
gezogen, wollte er keine Nuditiilen mehr
malen, dannt er ror Gott Gnade fande, wett
er friiher einmal eine nackte Venus mit Amor
und Vulkan — thatsachlich befindet sich eine
solche in einer Berliner Galerie — gemalt
hatte. Doch finden sich mehrere mythologische
Bilder von s'iner Hand. W e sehr aber der
Kiinstler von seinen Ze.tgenossen geschaht
wurde, erhellt daraus, daB man ihn nicht
nur mit dem griiBten Maler des Alterthums,
sondern auch mit dem groBten der christlichen
Aera bezeichnete und ihn bald den schlesuchcn
A p e 1 1 e s . dald den schlesischen N a f f a u 1
nannte. Seine Gattin, welche ihm aus erster
Ehe eincn Sohn, den nachmals tiichtigen
Maler und Schiiler seines Stiefvaters, Io>
hann Christoph LiBka (Lisch ka) . dessen
dieses Lrrikon im XV. Bande . T. 2 « murr
Nr. 2 ausf iihrlicher gedenkt, mitbrachte, geb.^r^
Miumann (Schlosser) 196 Willmers
ihm noch einen Sohn, Michael, der sich
unter seinem Vater gleichfalls zur Kunst aus«
bildete, aber in jungen Jahren, als er von
einer Reise nach Italien heimgekehrt war.
eines raschen Todes, wie man vermuthet
durch Gift, starb, und vier Tochter: Bene»
dicta, Dominicanerin in Vreslau. eine vor»
treffliche Malerin; Bernardine. Ursulinerin
in Breslau; Maria Magdalena, Gattin
des Breslauer Malers Neun herz und
Mutter des Malers W i 1 h e lm Neunherz,
welcher viel in Bohmen, und zwar in Oel
und »1 tresco malte, und S o p b i e , die sich
mit einem Kaufmanne in Glogau vermalte.
''esterreichi sch eNational» Encyklo«
padie von G r a f f e r und (3zikann
(Wien 183?. 8".) Band V I , Seite t32. -
Dladacz (Hottfried Johann) . Allgemeines
historisches Kunstler«Lrrikon fur Bohmen und
zum Theil fur Mahren und Schlesien (Prag
1813. Haase. 4°.) Bd. Ill, 2p. 374-382. -
Nagler (G. K. Dr.) . Neues allgemeines
Kiinstler ' Lerikon (Miinchen 1839. E. A.Fleisch,
mann. 8".) Bd. XX I , S. 510-513. -
(FueBlin) . Allgemeines Kunstler« Lexikon
(Fol.) S. 713. — Annalen der Literatur
und Kunst in dem osterreichischen Kaiserthum
(Wien. Doll. 8°.) Iahr". 1810, Bd. I , S. 542.
— Portraits. Aufier dem in der vorstehenden
Zebensskizze erwahnten radirien Selbstportrat :
1) eine (lopie desselben gleichfalls radirt
(8«.) B u f f a exe. und 2) M. F r a n s
lith. (4".).) — 3. Willmann ist auch der
Name eines erf inderischen osterreichischen
Schlossers, der im ersten Viertel unseres
Jahrhunderts lebte und in Wien sein Hand»
werk ausiibte. I n weiteren Kreisen wurde
derselbe bekannt im Jahre 1820. in welchem
er eine Schlagmaschine erfand, welche sich
nach dem Urtheile von Sachkennern von
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der f ranzosischen Schlagmaschine vortheilhaft
unterschied. Zehn Jahre spater, 1830, erfand
er dann eine Kartenschlagmaschine, welche
E r n e r in seiner unten genannten „Ge<
schichte der Erfindungen" als eine „brillante
Erfindung" bezeichnet, die 1873 noch unuber«
troffen dastand und von Wien aus in
die anderen industriellen Lander uberging
l A Exn er (Nilhelm Franz Pros, Dr.). Meltaus«
stellung 1873 in Wien. Beitrage zur Geschichte
der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von
der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts bis
zur Gegenwart . Erste Reihe: Rohproduction
und Industrie (Wien 1872. Braumuller .
sr. 8° . ) S. 262 und 290. )
Willmers, Rudolf (k. k. Kammerv
irtuose, Pianist undComponist ,
geb . zu B e r 1 i n , nach Anderen in Kopenhagen
am21., nach Einigen 31. Oc>
tober 4824, gest. in W i e n am 28., nach
Anderen schon 24. August 1878) . Sein
Vater war ein Dane, der in Berlin lebte,
die Mutter eine Franzosin. Da R u d o 1 f
in friiher Jugend groBe musicalische An«
lagen offenbarte, erhielt er, noch sehr
jung, Unterricht im Clavierspiel und
wurde dann zur hoheren Ausbildung
dem in Weimar lebenden Hummel
iibergeben, fur dessen letzten Schiller er
gilt. Fr. Schneider in Dessau legte
die letzte Hand an den vielversprechenden
jungen Tonkiinstler, der sich 4838 auf
Kunstreisen begab und auf diesen vorerst
Norddeutschland besuchte, dann aber seine
Ausfliige auf Danemark, Norwegen,
und Schweden ausdehnte. 4833 liefi er
sich bleibend in Wien nieder, machte
noch ab und zu Kunstausf luge und folgte
1864 einem Rufe nach Berlin als Professor
des Clavierspiels im Stern ' schen
Conservatorium. Aber schon nach zwei
Jahren gab er diese Stellung wieder auf
und kehrte nach Wien zurijck, wo er
seitdem lebte, 4878 plotzlich wahnsinnig
wurde und auch in diesem Zustande starb.
Willmers hat zahlreiche brillante Con»
certstiicke, Saloncompositionen, Etiiden,
Sonaten u. d. m. herausgegeben, und
seine Opera leichen bis zur Zahl 126,
welches Opus eine „Ungarische GpiZalle A ia
OZ5rbg . 2-Fllrm' s " (Wien, Haslinger) ent>
halt. Mit Vorliebe wahlte er nordische
Motive, und seine norwegischen und dani»
schen Nationallieder waren seinerzeit sehr
beliebt. Einige derselben sind in den
12 Heften seines Sammelwerkes „Apolln-
Album" Op. 47 erschienen. Auch unga»
rische und specifisch wienerische Themen
behandelte er, so gab er heraus: „?
Willmers 197 Millomiber
va?-i<3" p. 30;
iiber dll8 nngarizche Trinklied:
F A i c i A " , und als Seitenstilck zu
Ernst's beruhmtem „Carneval von Ve<
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Wurzbach5 6 . txt
nedig" schrieb er: AA
Willmers zahlt zu den gediegeneren
Vertretern der im Nebrigen stachen und
zum Jammer aller wahren Musikfreunde
als wahre Clavierpest graffirenden sogenannten
Salonmusik, er ist sozusagen
ein Nachziigler aus dem „goldenen Zeit»
alter" der Virtuosen, sowohl was Spiel
wie Composition betrifft. Aber noch nach
anderer Seite ist Willmers beachtenswerth,
namlich als Schachspieler , in
welcher Eigenschaft er zu den Matadoren
dieses geistvollen Spieles gerechnet wird.
Von Jugend auf wie in der Musik so
auch im Schachspiel von seinem Vater
unterrichtet , betrieb er letzteres zeitlebens
mit Lust und Liebe. Als sich ihm dann
in den Fiinf zigei ' Iahren der zauberhafte
Reiz des Schachproblems enthiillte,
entziindete sich seine rege Phantasie
bald an den Meisterschopfungen Conrad
Bayer's und fand darin den groBten
Anreiz zur Nachahmung. I m Jahre
1886 in Nr. 378 der „Leipziger illustrirten
Zeitung" wurde Willmers '
erstes Schachproblem verof f entlicht ,
welchem bald andere folgten, so dafi> bis
1839 nicht weniger denn 37 Probleme
dieses Meisters in der genannten Zei>
tung erschienen. Von da ab trat eine
Pause ein, 1873 begann er wieder Pro»
bleme mitzutheilen, so daB diese Zeitung
von ihm, im Ganzen deren 44 brachte.
Alle zeichnen sich nach dem Urtheile von
Kennern dieses Spieles ebenso durch
einen eigenthumlichen Scharfsinn der
Combination, wie durch eine strenge
Durchfuhrung einer bestimmten Schachidee
aus. 1838 gewann Willmers im groften
Toumier des amerikanischen Schach«
Vereines zu New Jork den ersten Preis
fur Problemcomposition . Als Musicus
war er Hofcomponist des Kaisers von
Oesterreich und Inhaber der osterreichischen
goldenen Medaille fur Kunst und
Wissenschaf t , als Schachspieler Ehren-
Mitglied des Pesther Schachclubs und
Mitbegriinder der Wiener Schachgesell»
schaft .
Neues Universal <Lerikon der Ton«
kunst. Fur Kiinstler, Kunstfreunde und alle
Gebildeten. Angefangen von vi-. Julius
Schladebach. fortgesetzt von Ed. Berns«
d o r f (Offenbach 1801. Ioh. Andrs . gr. 8".)
Bd. I I I , S. 880. - Bremer (Friedrich) .
Handlerikon der Musik (Leipzig. Reclam,
12<>.) S. 7?8. - Rieman (Hugo). Musik«
Lerikon. Theorie und Geschichte der Musik,
die Tonkiinstler alter und neuer Zeit mit
Angabe ihrer Werke u. s. w. (Leipzig 1882.
dibliogr. Institut, br. 8°.) S. 1014.
Portrait. Unterschrif t : Facsimile des Na«
menszuges: „Rud. Willmers". Ed. Kaiser
1849 (lith.). gedr. bei I . Rauch (Wien.
Seite 291
Wurzbach5 6 . txt
Mechetti . Fol . ) .
Willomit zer , Joseph (Schrif tstel .
1 e r , geb . zu Bensen, nicht zu Kaaden
in Bohmen, wie es im „Prager Familienblatt "
steht, am 17. April 1849). Als
Sohn eines Staatsanwaltes geboren,
kam er als Kind nach Eger, wo er das
Gymnasium beendete und bereits wah»
rend seiner Studien schrif tstellerische Ta»
lente offenbarte. Durch den fruhzeitigen
Tod seines Vaters wurde er an der Vollendung
akademischer Studien gehindert
und kam urn 1869 nach Prag mit dem
EntschluB, sich der journalistischen Laufbahn
zu widmen. Er trat in die Redaction
des politisch-belletristischen Blattes
„Bohemia" ein, welches unter den deutschen
Blattern Bohmens eine politisch
bedeutende Stellung behauptet. An dem-^
Willroider, Joseph 498 Millroider, Joseph
selben ist er feit Jahren als Journalist,
und zwar zunachst als Humorist und
Novellist erfolgreich thatig. Nebenbei ver>
suchte er sich auf dramatischem Gebiete,
und ein kleines Lustspiel „Nie Nritik der
leinen Vernunft" machte mit Erfolg den
Weg iiber die Bretter, welche die Welt
bedeuten. Der groBte Theil seiner Ar«
beiten ist in den Spalten der „Bohemia"
niedergelegt , in welcher vor Allem die
Leitartikel sammtlich aus seiner Feder
stieBen. I n denselben, wie sein Biograph
berichtet, riickt er mit schneidigem Humor
dem Gegner zu Leibe, riigt mit Ueberlegenheit
die Schwachen im eigenen Lager
und riittelt mit resolutem Schaf f ensmuthe
die nationalen (deutschen) Genoffen
zur Abwehr und Thatigkeit auf.
Von seinen novellistischen Humoresken
nennen wir „Das Fatum in Gogelheim"
— dann „Lenzl und Girgl", welche beide
die Eigenart unseres Autors am besten
kennzeichnen . Aufier dem oberwahnten
Lustspiele, das als Manuscrivt gedruckt
ist, erschien von Willomitzer bisher
selbstandig „HeitereTraume" (Leipzig 1882,
Glaser und Garte, 8".), wovon ein
zweiter und dritter Band in Aussicht gestellt
sind.
Brummer (Franz) . Lexikon der deutschen
Dichter und Prosaisten des neunzehnten Jahr»
Hunderts (Leipzig. Reclam. t2".) Bd. I I ,
S. 4U3. - Prager Familenblatt (4<>.)
I I . Jahrg. (Is83). Nr. 27: „Joseph Wilio.
mit zer " .
Portrait. Chemitypie nach Zeichnung von
Mayerhoferim vocbenannten Blatte
(sehr ahnlich) .
Willroider, Joseph (Landschaf tsmaler ,
geb. zuVillach 1838) . Anfanglich
im Tischlerhandwerk thatig, ging
er. da er Talent und Neigung zur Kunst
besaB, 1860 nach Munchen, wo er sich
der Malerei widmete, ohne jedoch einen
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Wurzbach5 6 . txt
bestimmten Lehrer zu haben. Sodann
durchwanderte er als Autodidakt auf
Studienreisen Bayern und das Salz«
kammergut und dehnte spater seine
Ausfliige bis nach Holland aus, wo
die Landschaf tsmalerei, durch Meer und
Himmel begiinstigt, stets in hoher Bliite
stand. So hatte sich der Kiinstler durch
tuchtiges Studium der Natur selbst ge>
bildet und allmalig Werke geschaffen,
welche tiefes Verstandnifl seiner Lehr«
Meisterin bekunden und durch malerische
Composition und gesunde Farbe nie ihre
Wirkung verfehlen. I n den Jahren 4863
und 1864 beschickte er fleiflig die Ausstellungen
des Miinchener Kunstvereines ,
meistens Motive aus dem Walde brin»
gend, technisch tadellos gemalt, im
Baumschlag trefflich, aber durch die be>
standige Variation desselben Themas
eintonig wirkend. I n den letzten Jahren
hat er in Diisseldorf seinen bleibenden
Aufenthalt genommen. Von seinen Bit«
dern nennen wir: „iVultllanilzchlltt am
ziacher Fee in N'arnthen"; — „Wllldiuncrez"
; — „Partie au3 Oberbllyern" ; —
A Mehrere Tandachlltten mit Motiven uns 5rinrm
Patrrlllnde Uarnthen"; — „Gang nach EmanZ",
eine historische Landschaft. I n dem von
Albert T r a g e r herausgegebenen Album
Deutsche Kunst in Bild und Lied"
finden wir von Willroider 4866 eine
ungemein ansprechende Landschaft ,,Nach
dem Gewitter"; 1868.' «Partie bri Ao5euheim",
der Kiinstler lebte in dem genannten
Jahre noch in Miinchen; 1870:
„Motiv uns Gberbaqern", in welchem Jahre
er bereits in Diisseldorf weilt; die inter«
nationale Kunstausstellung im koniglichen
Glaspalaste zu Miinchen 1879 beschickte
er aus Diisseldorf mit einer ^iindzchatt
Karnthen" . Auch weiB der Kiinstler mit
der Radirnadel umzugehen, wie dies folgende
Blatter darthun: „Tandzchlllt " , im
zweiten Bande des „Albums der Gesell-^
Miiiroider, Ludwig 199 A Ludwig
schaft fur vervielf altigende Kunst in
Wien"; — „Heranziehendes Gewitter"; —
A Wuldlllndchlltt" ' , - „Weg ins N°rt"; -
„ Im MWteich«, je ein Blatt der vier
let ztgenannten in den vier Heften der
„Originalradirungen Diisseldorfer Kunst
ler"; — dann „Netregger'z Gebnrtshllllz"
und „Vllmrnhlluz " , beide Flatten auf der
internationalen Specialausf tellung der
graphischen Kiinste in Wien, zu je 300 f 1 .
verkauflich. Von Willroider ' s Schii»
lern ist uns ein jiingerer Bruder, Ludw
i g A siehe den Folgenden' 1 bekannt .
M ii 1 1 e r (Hermann Alex. Dr.) . Biographisches
Kiinstler-Lerikon der Gegenwart . Die bekann«
testen Zeitgenossen auf dem Gesammtgebiete
der bildenden Kiinste aller Lander mit An>
gabe ihrer Werke (Leipzig 4882, Bibliogr.
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Wurzbach5 6 . txt
Institut, dr. 8".) S. 360.
Willroider, Ludwig (Landschaf tsmaler ,
geb . zuVillachin Karnthen
1843) . Der jungere Bruder Josephs
A siehe den Vorigen' 1 und dessen Schuler.
Gleich diesem erlernte auch er anfanglich
die Tischlerei, und noch jetzt steht im
Atelier des Kiinstlers die Hobelbank, an
welcher er in Muflestunden nach Herzens»
lust arbeitet, wie er iiberhaupt ein rech»
nisches Genie ist, Uhren baut u. s. w.
Nachdem er der Tischlerei als Beruf
Valet gesagt hatte, machte er in den
Jahren 4864 und 1863 Studienreisen
in den malerischen osterreichischen und
bayrischen Bergen und dehnte diese bis
Venedig aus . Darauf lieB er sich in
Miinchen nieder, wo er seit 1873 kiinst .
lerisch thatig ist und steiBig die Ausstellungen
des dortigen Kunstvereines be«
schickt. 1872 besuchte er auch die Niederlande.
1883 erwahlte ihn die Mijnchener
Akademie der Kiinste zum Ehrenmitglieds
auch wurde er in diesem Jahre zum
koniglichen Professor ernannt. Von
seinen Arbeiten sind aus den Mijnchener
Ausstellungen bekannt im Jahre 1873:
„DerlllLzener Steinbruch in Karnthen" . mit
welchem Bilde sich bereits die Aufmerksamkeit
des Publicums auf den Kiinstler
richtete, dessen Eigenart schon damals
zur Geltung kam; — „Motin anZ Ober-
Karnthen"; — „Mlanlli5che Anbzchllft bei
Norwcht"; — „Vor dem Argen"; 1882:
„Mch dem Negen"; 1883: „Waldbrind",
welches groBartig angelegte und unge»
mein trefflich ausgefiihrte Bild nach
Zeitungsnachrichten fur 11) .000 Mark
verkauft wurde; — „Abenddammerung am
Wlllbsllnm" ' , — „Nie oberen Isllrllnlllgei mit
dem Zlnsblick ant duz Mlliimilillnenm" ; 13 8 5:
„I511rlllnb5chllN" ; — „Tundschlltt mit antgehendem
Munde"; 18 8 6: „Nie sinttlnth",
51/2 Meter lang, 31/2 Meter hoch, ein
Bild, welches bei Laien und Kunstlern
seiner gewaltigen Conception, wie tief
durchdachten Ausfiihrung wegen allgemeine
Bewunderung erregte; treffend
bemerkte ein Kritiker dariiber, „daB es
durch seine Einfachheit furchterlich wirkt;
— „H/visT-a He /s on6«/6", das der
Kiinstler auf die Ausstellung in Antwerpen
brachte; 133^ . ' „
— „Sammermurgen" ; — „
— „ (Lichen an der 311nb5tra55e" . Wie ich
aus den Mittheilungen eines Freundes
und Kenners erfahre, ' ist der Kiinstler
eben mit einem Gegenstiick zu dem vor«
erwahnten Bilde „Die Sintfluth" beschaftigr.
Willroider zahlt zu den
bedeutenderen Landschaftsmalern der
Gegenwart, m seinen Bildern herrscht
Stimmung und zeigt sich ein unendlich
feiner Natursinn; das Motiv, welches
Seite 294
Wurzbach5 6 . txt
er gemeiniglich der Natur entnimmt, versteht
er wie Wenige zu idealifiren, und
so hat er, wahrend er eine Studie der
Natur darstellte, uns ein echtes tief»
empfundenes Stimmungsbild hingezaubert .
Nicht unrichtig bemerkt ein Kunst»^
200 Milperth
kenner. daB Willroider ' s Bilder an
Ruysdael's Landschaften mahnen. I n
letzteren Jahren hat unser Maler sein
kunstlerisches Konnen in einigen Bildern
von groBeren Dimensionen bekundet . Nun,
gewiB steckt nicht die Bedeutung eines
Bildes in der Zahl der Quadratmeter ,
welche mit Farbe bemalt sind. Aber wer
es versteht, auf einer groBen Flache mit
seinen Farbenmaffen in solcher Weise zu
wirken, wie es bei Willroider mit
seinem „Waldbrand" und seiner „Sintfluth"
der Fall ist, der fuhrt als Meister
nicht gewohnlicher Art seinen Pinsel, der
malt nicht, wie es eben die Mode will,
nach einer gewissen Schablone, der malt,
wie es ihm eben sein Genius eingibt,
und wenn dieser dazu nicht gering und
engherzig, sondern groB und gewaltig,
malt er auch eben groB und gewaltig.
Und dies trifft bei Willroider zu. Der
Kiinstler versteht es auch, mit seltenem
Geschick die Radirnadel zu handhaben,
und hat sich durch die Wiederbelebung
der Radirkunst in Miinchen ein besonderes
Verdienst erworben.
M u 1 1 e r (Hermann Alex. Dr.) . Biographisches
Kiinstler Lerikon der Gegenwart . Die bekann«
testen Zeitgenossen auf dem Gesammtgeoiete
der bildenden Kiinste aller Lander, mit An«
gabe ihrer Werke (Leipzig 1882, Bibliogr.
Institut, br. 8".) S. 360. - (Luflow) .
Kunstblatt. Bo. XIX (1834). S !59;
Bd. XXI (i8«6) . S. 62. - Pecht (Frieor.).
Kunst fur Alle. Heft 13. - Ebenda. 1886.
S. 200: „Aus Willroider's Stizzenbuch" . —
Handschrif tliche Mittheilungen des
In Miinchener Kunstsachen so bewanderten!
Dr. H. Holland.— Oesterreichische
Kunst ' Chronik . Herausgegeben von A
I>i-. Heinrich Kabdebo (Wien 1879, 4°.)
1878. Nr. 1. S. 8; Nr. 11. S. 169; 1879.
S. 28; 1880 (IV. Bd.) S. 21 und 2 3. - j
Augsdurger Abendzeitung . 10. Marz A
1886. Nr. 69: „Willroider ' s Sintfluth." !
Wilperth, Franz (Biirgermeister
der Stadt Olmiitz, geb . daselbst urn j
die Mitte des 18. Jahrhunderts, gest.
ebenda nach 1818) . Als 1786 der
Olmutzer Kreishauptmann dem Magi«
strate der Stadt eroffnete, daB er am
13. Mai genannten Jahres die hochsten
Ortes angeordnete Wahl des BurgermeisterS
und der Rathe vorzunehmen
gedenke — bis dahin verwalteten ein
Primator, ein Stadtrichter jahrlich wech«
selnd und eilf Rathsherren das Biirger»
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Wurzbach5 6 . txt
meisteramt — und zugleich den Magistrat
anwies, den zu dieser Wahl hohen
Ortes bestatigten aus 24 Personen bestehenden
biirgerlichen AusschuB davon zu
verstandigen, wahlte letzterer das Raths»
Mitglied Franz Wilperth zum Biirger»
meister. Die Functionsdauer eines solchen
war mit Hofdecret vom 25. September
1788 bei alien Magistraten auf vier
Jahre festgesetzt. Nach Ablauf dieser Zeit
muBte eine Neuwahl stattfinden. Ein
Hofdecret vom 26. J u 1 i 1790 gestattete
aber mit Auf rechthaltung des Grund»
satzes der Neuwahl eines Burgermeisters
nach Ablauf von vier Jahren, daB der»
jenige, welcher sich im Laufe seiner Amts-
Wirksamkeit besonders ausgezeich'
net habe, ohne neue Wahl die Bestattgung
in seiner Wlirde erhalten konne,
wenn er urn die Verleihung derselben
nur von vier zu vier Jahren bei der
Landesftelle ansuche. Burgermeister W i 1 -
perth wurde nun stets im Amte bis zu
seiner 1818 erfolgten Iubilirung befta»
tigt und fur seine vieljahrigen ausgezeich»
neten Dienste ihm der Titel eines k. k.
Rathes verliehen und das Decret dariiber
im Rathhause am 28. December 1818
feierlich eingehandigt . Unsere Quelle bemerkt
ausdriicklich : daft Wilperth als
Burgermeister sich viele Verdienste urn
die Stadt Olmutz erworben habe. Eines
der wichtigsten und werthvollsten ist die
Sammlung von Gesetzen, welche er schon?
Milsdorf, Franz 201 Wilson
als Rathsverwandter hatte anzulegen
begonnen, und welche bei Niederlegung
seines Amtes auf 20 Foliobande gediehen
war. Diese Sammlung hebt mit der Zeit
Kaiser FerdinandsII . an und ent»
halt alle in Bohmen, Mahren und Schle»
fien ergangenen Novellen, Declaratorien,
Sdicte, Constitutionen und Rescripte.
Monse >Mnd XVIII, Seite 35 A > hat
von einem Theil derselben Ausziige
gemacht . Nachdem Wilperth seine
Stelle niedergelegt hatte, blieb dieselbe
mehrere Jahre unbesetzt, . und ein Magi»
stratsrath besorgte die laufenden Ge«
schafte, bis am 9. November 4827 der
Leitmeritzer Burgermeister I . Ritschel
zum Burgermeister in Olmutz ernannt
wurde. Denn nach Wilperth ' s Abgange
traten in der Verwaltung der
stadtischen Angelegenheiten durch den
Magistrat groBe, die Selbstandigkeit der
Gemeinde' vernichtende Aenderungen ein.
Die Autonomie der Gemeinde wurde
allmalig beschrankt, die Vermogensgeba»
rung derselben einer strengen Beaufsichti'
gung durch die Regierung unterzogen,
das freie Wahlrecht der Biirgerschaft
verkummert und in die Gemeindeverwaltung
ein streng bureaukratischer Or»
Seite 296
Wurzbach5 6 . txt
ganismus eingefiihrt, bis das Jahr 4848
wieder andere, und zwar freiere Verhalt»
niffe schuf.
d ' E 1 v e r t (Christian Ritter) . Notizenblatt der
historisch ' statistischen Section der k. k. mahrisch»
schlesischen Gesellschaft fur Beforderung des
Ackerbaues u. s. w. (Briinn. 4".) Jahrg. 1885.
Nr. 1. S. 3: „Das Burgermeisteramt in
Mahren, insbesondere in Olmutz".
Nilsdorf, Franz (k. k. Generalm
a j o r , geb . zu Beginn des laufenden
Jahrhunderts , gest. 1873) . Er trat jung
in die kaiserliche Armee bei der Artillerie
ein und wurde 4843 Capitanlieutenant
im Artillerie ' Regimente Beroaldo Nr. 3.
I n demselben rijckte er noch zum Hauptmann
vor. 4849 ward er Major im
Artillerie-Regimente Nr. 4 und Artilleriechef
im 12. Armeecorps . 4830 in
gleicher Eigenschaft zum 3. Artillerie-
Regiments iibersetzt, kam er am 42. No>
vember 4834 als Oberstlieutenant in
das 2. Artillerie-Regiment. 4860 zum
Artillerie ' Oberst befordert, riickte er im
Janner dieses Jahres zum Generalmajor
vor und wurde als Landes«Artillerie»
director nach Zara in Dalmatien beor»
dert. 4864 trat er in den Ruhestand
tiber, den er anfanglich in Venedig,
spater in Gratz verlebte. Fur sein ausgezeichnetes
Verhalten in den Feldziigen
4848 und 4849 erhielt er am 3. October
letzteren Jahres das Ritterkreuz des
Zeovoldordens und im October 4864
den Orden der eisernen Krone dritter
Classe. Auch wurde ihm im namlichen
Jahre von Seiner Majestat dem Kaiser
das 4834 neu errichtete 8. Artillerie-
Regiment verliehen.
Militar-Zeitung . Herausgegeben von
Hirtenfeld (Wien. gr. 4".) 186!. S. 629. -
T h ii r h e im (Andreas Graf) . Gedenkblatter
aus der Kriegsgeschichte der k. k. 6sterrei«
chisch. ungarischen Armee (Wien und Teschen
1880. Prochaska. ar. 8".) Nd. I I , S. 372.
Ein Ferdinand WilSdorf erscheint im Jahre
1868 als Herausgeber und verantwortlicher
Redacteur der oechischen politischen Zeitschrift
„NI58", d. i. Die Stimme, mit den Bei»
laaen.- „LanioLpiAVH" , d. i. Autonomie und
„Uo2i>o<iHrsko priim A siovs noviu?", d. i.
Landwirthschaf tlich industrielle Blatter, deren
Eigenthumer Dr. Julius G r 6 g r ist. DaS
Blatt, welches 1362 die Doctoren Anton
Fink und Vincenz V a v r a griindeten, wurde
1863. bald nach Uebernahme der Redaction
durch Ferdinand Wilsdorf . eingestellt.
Wilson, Johann Chevalier (k. k.
Major und Capitanlieutenant der
Hofburgwache, Ritter des Maria The>
resien-OrdenS, geb. zu Dublin 1733,^
Milson 202 M, Joseph
gest. in Wien am 12. April 1817) . Er
erhielt, 22 Jahre alt, eine Fahnrichstelle
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Wurzbach5 6 . txt
im 36. Inf antene-Regimente, damals
(1773) Jacob GrafNugent . Den Tiirken
krieg 1788—1790 machte er als Ober»
lieutenant mit . Bei der im Marz 1790
auf gestellten Jager - Division Coburg
zeigte er besondere Verwendbarkeit fur
diese Truppe und wurde im Juni 1792
zum Hauptmann bei den Tiroler Scharf
schutzen befordert. 1793 hielt er mit
200 dieser Scharf schutzen und einigen
Abtheilungen Huszaren den Posten Mes»
sines (Meeffen in Weststandern) besetzt.
Am 30. Mai genannten Jahres wurde
diese kleine Besatzung von 2300 Fran
zosen mit 6 Geschiitzen angegriffen, aber
die tapfere Schaar behauptete sich, unter
heftigstem Kartatschen« und Kleingewehr'
feuer hart bedrangt, durch vier Stunden.
Aber Wilson beschrankte sich nicht nur
auf diesen heldenmiithigen Widerstand,
sondern ging zur Offensive iiber, zwang
den iiberlegenen Feind zum Ruckziige,
auf welchem er ihn dann anderthalb
Meilen weit verfolgte. Bald nach dieser
Waffenthat bot sich Wilson wieder Gelegenheit
zur Auszeichnung . Es war bei
Diinkirchen, wo der Feind am 6. September
dieses Jahres einen Ausfall auf
unseren rechten Fliigel unternahm und
denselben zu werfen, sowie sich der in der
Contravallationslinie befindlichen Bat»
terien zu bemachtigen suchte. Hauptmann
Wi lson befehligte damals die Vorposten
zwischen dem Canal und dem Meere.
Sobald er die Absicht des Feindes er«
kannte, setzte er. ihm aus eigenem An«
triebe einen so hartnackigen Widerstand
entgegen, daB derselbe alle ferneren Ver>
suche, seinen Angriffsplan durchzuf iihren,
aufgeben muBte und zuletzt noch von
Wilson und dessen Truppe bis in den
bedeckten Weg geworfen wurde. N i 1 -
so n trug bei dieser Gelegenheit eine Ver«
wundung davon, aber auch fur seine
Waffenthaten in der 34. Promotion
(vom 7. Juli 1794) das Ritterkreuz des
Maria Theresien > Ordens . Nach dem
Friedensschliisse 1802 wurde er bei der
Arcieren-Leibgarde eingetheilt, im fol«
genden Jahre aber zur Hofburgwache
iibersetzt, bei welcher er im April 1810
zum Major und Capitanlieutenant vor«
riickte. 1817 starb er im Alter von
64 Jahren.
Hirtenfeld(I.) . Der Militar«Maria Theresien-
Orden und seine Mitglieder (Wien
1837. Staatsdruckerei. 4".) Bd. I I , S. 426
und 1737. — Thiirheim (Andreas Graf) .
Gedenkblatter aus der Kriegsgeschichte der
k. k. osterreichischen Armee (Wien und Teschen
1880, K. Prochaska. Ler. 8«.) Band I I ,
S. 697.
Wilt, Joseph (Bischof von Raab,
geb . zu G r a n am 2. Juli 1738, gest. zu
Seite 298
Wurzbach5 6 . txt
Rakos 1813) . I n ungarischen Werken
finden wir ihn auch V i 1 t geschrieben.
Sein Vater war Secretar des Graner
Fef tungscommandanten Adam v. Eriis
und lieB sich die Ausbildung des Sohnes
sehr angelegen sein. Dieser erhielt aber
eine solche zuerst in seiner Geburtsstadt
Gran, dann in Tyrnau und als er sich
dem geistlichen Stande zugewendet hatte,
an dem beruhmten PazMHn'schen Col>
legium in Wien. Daselbst zog der talentvolle
junge Priester die Aufmerksamkeit
des damaligen Graner Erzbischofs Franz
Grafen Barkaczy "Bd. I, S. 139"
auf sich, welcher ihn schon am 29. Marz
1761 zum Caplan der aus etwa 18.000
Seelen bestehenden katholischen Ge>
meinde von Pesth ernannte, deren bisher
den Vatern der frommen Schulen anver»
raute Seelsorge eben- einem Pfarrer
iibertragen wurde. Wilt sollte demselben
in Ausiibung des geistlichen Amtes zurf
WM, Joseph 203 Wilt, Joseph
Seite stehen. Aber da er bei seiner
schwachlichen Korperbeschaf f enheit auf die
Dauer diesem anstrengenden Dienste nicht
gewachsen war, so wurde ihm denn zu»
nachst gestattet, sich fur einige Zeit zur
Erholung nach Tyrnau zu begeben. Als
er dann fur den Wiedereintritt in die
Seelsorge noch immer nicht genug gestarkt
schien, iibernahm er in der Familie der
Grafen von Forga.ch und von H a 1 1 e r
die weniger anstrengende Erzieherstelle,
welche er mit bestem Erfolge mehrere
Jahre hindurch versah. 4768 erhielt er
dann die Pfarre zu Vadkert, einem
groBen ungarischen Marktstecken im Neograder
Comitate, welchem ansehnlichen
Posten er durch zehn Jahre so trefflich
vorstand, daB er noch in der Zwischenzeit ,
1773, in Wiirdigung seines verdienstlichen
Wirkens zum Unterdechanten des Szocsonyer
Bezirkes ernannt wurde. 1778
ward er Domherr des Prehburger Col»
legiatstif tes , und nun folgte Wiirde auf
Wiirde . Noch im namlichen Jahre iiber«
nahm er die Aufsicht iiber die adelige
Schuljugend in dem koniglich erzbischof«
lichen Erziehungshause zu Tyrnau, im
folgenden, am 19. August, ' kam er als
Domherr an die Graner Metropolitan«
kirche, in welcher Eigenschaft ihm dann
1786 die Stellvertretung einer erzbischof lichenAmtsverwaltung
iibertragen wurde.
1787 erfolgte seine Ernennung zum
Oberdechantendes HonterBezirkes, 4788
aber die Berufung nach Tyrnau wieder
als Stellvertreter einer erzbischof lichen
Amtsverwaltung . 1790 ward er zum
Propst des h. Georgius von dem griinen
Graner Felde ernannt und 1799 nach
dem Tode des Graner Erzbischofs Joseph
Grafen Batthyany gesetzmafiig zur
Seite 299
Wurzbach5 6 . txt
einstweiligen Stellvertretung der ober«
hirtlicken Amtsverwaltung eingesetzt. Am
13. Februar 1801 als neu erwahlter
Bischof von Belgrad zum Weihbischof
des Graner Erzsprengels feierlich zu
Neutra eingeweiht, sah er sich am 6. Juni
1806 von Kaiser Franz I . zum Bischof
von Raab ernannt. Am 14. J u 1 i 13N
beging der damals 73jahrige Kirchenfurft
den Iubeltag seines fiinf zig jahrigen
Priesterthums , bei welcher Gelegenheit
mehrere Festschrif ten in deutscher, ungarischer
und lateinischer Sprache erschienen,
Wilt selbst aber des Englanders Humfred
D i t t o n Schrift „Die Wahrheit
der christlichen Religion aus der Auferstehung
Jesu Christi", welche vor hundert
Jahren zum ersten Male erschien,
von einem gediegenen Kenner der classi»
schen Sprachen ins Lateinische iibersetzen,
auf seine Kosten drucken und kurz vor
seiner Jubelfeier unter den Clerus seines
bischof lichen Sprengels, wie auch unter
die iibrigen Diocesen vertheilen lieB. Der
Titel dieses umf angreichen Werkes lautet:
i Ditton.
oomprodata. Oum appsnaios
oitis. Opus sximium. ex 62.br.
verLions Fsrm.2uio3. in. latioura.
et iiupensiZ. . . A ossprn V i 1 t . . .
(I>05onii 1811, Lalna7, 80., 726 S.).
Dieses so festlich begangene Jubilaum
steht aber im Zusammenhange mit Wilt 's
bischof licher Wirksamkeit, welche durch
eine Reihe humanitarer Acte bezeichnet
wird, worin die geistlichen Wiirdentrager
Ungarns immer GroBes geleistet haben.
Freilich verfiigen Sie auch iiber Ein«
kiinfte, wie solche in keinem anderen
Staate des Continents der hohe Clerus
einnimmt. Nicht voile sieben Jahre saft£
Milt, Joseph 204 Will, Marie
Wilt auf dem Bischof sstuhle von Raab,
aber sie sind durch Acte seltener Munificenz
bezeichnet. Als die Franzosen 4809
in Ungarn eindrangen, belagerten sie die
Stadt Raab und verwandelten bei dieser
Gelegenheit die bischofliche Residenz in
einen Schutthauf en, verwiisteten die Umgebung
und hausten auf den Giitern des
Kirchenf iirsten in entmenschter Weise.
Der sonst so reiche Bischof von Raab
war nun von alien Mitteln entbloflt und
nichtsdestoweniger verstand er innerhalb
der sieben Jahre seines Bischof samtes
die Spuren der Verwiistung zu verwischen:
er hatte die abgebrannte bischofliche
Curie zu Raab ganz neu auf gebaut ' ,
mehrere Kirchen theils neu erbaut, theils
hergestellt ; einen Fond von 20.000 fl.
gestiftet, womit die jahrlichen Honorare
jener 3anddechanten zu bestreiten waren,
welche bis dahin unentgeltlich ihre Obliegenheiten
versehen hatten; seiner Kaihedrale,
Seite 300
Wurzbach5 6 . txt
die vollig ausgeplundert worden,
ein Prachtornat von iiber 30.000 fl.
im Werthe geschenkt; ansehnliche Summen
zu milden Stiftungen, zur besseren
Dotation des bischof lichen Seminars,
zur Unterstiit zung der armen Nonnen in
Oedenburg und Raab gewidmet, viele
Tausende zu patriotischen Subsidien,
Contributionen u. s. w. beigesteuert .
Dr. Hohenegger in seiner Darstellung
der Denkmale der Wohlthatigkeit des
ungarischen Clerus nennt den „apostel«
ahnlichen Greis Bischof Wilt viel erfahren
und viel gepruft, ein Orakel in
der ungarischen Kirche, streng gegen sich
selbst, haushalterisch im Kleinen, urn so
wohlthatiger im GroBen sein zu konnen" .
Dr. Hohenegger schrieb dies nicht bei
Lebzeiten des Kirchenfursten, wo es als
Schmeichelei erscheinen konnte, sondern
nachdem derselbe bereits seit mehreren
Jahren gestorben.
jLobrede bei Gelegenheit eines fiinf zig jahrigen
priesterlichen Dank« und Iubelopfers u. s. w.
Vorgetragen von Ios. Straiter, Propst
u. s. w. (Prefiburg i8!l. 20 S. 4°.). -
v k i , meldet ZlsltoLa^og ss I ' a 1152.
tslevaa Vilt 5ox2st Urnak sto. etc. ( 1 i A b ,
4".). — OkluisQ "ndllasis Honoridus . . .
koQorious "08. V i 1 t i . . . . pis
?. N (K2.50, 4°.). - (Uarmsn lsstis
Koiiorlbu5 illuLir. eto. <lo30i>ki Vilt. . .
Obiatum 2 Oloro Mniors orainis Lkucti
Veueaieti as lsanoto I«lonts?aQ20ni»6 ste.
(liaud, 4".) . — Eine ungarische Pre.
digt des Domherrn Alerius Iordanhazy
zugleich mit Biographie und BildniB des
Bischofs wurde als im Druck erscheinend in
Aussicht gestellt. — Hlemoria VaLilieab
3ti-iF0QieQ8iL anno "856 ais 3i. A uznLti
eonsseratae (?estini 1856, X02MK er Vbini61,
schm. 4".) S. 174. - (Hormayr's)
Archiv fur Geschichte. Statistik. Literatur
und Kunst (Wien. 4°.) XV. Jahrg. (1824)
Nr. 13. S-. 77.
Wilt, Marie (k. k. Kammersan,
g e r i n , geb . in Wien urn 1840) . Ein
Kind mittelloser Eltern, fand sie als
arme Waise im Hause eines Herrn Tre«
mier, dessen Gattin eine Schwester des
Freiherrn Pratobevera, des nach«
maligen Ministers, war, Aufnahme und
elterlichen Schutz. Schon im Kinde zeigte
sich nicht gewohnliches Talent und Net«
gung fur Musik, was sich namentlich
in ihren mit iiberraschender Reinheit und
mit seltenem Gefiihl gesungenen Liedern
in den eisten Jahren ihres Aufenthaltes
im Tremier ' schen Hause kundgab . Die
Pstegeeltern unterlieBen es denn auch
nicht, dieses Talent nach Kraften zu psie«
gen und auszubilden, und so erlangte
Marie eine ungewohnliche Fertigkeit im
Clavierspiel, so zwar, daB sie mit 3aub
Seite 301
Wurzbach5 6 . txt
M . XIV, S. 190) und anderen bedmtenden
Meistern Beethoven ' sche So«
naten, Trios u. dgl . spielen konnte.^
Wilt, Marie 203 Milt, Marie
Unter solchen Umstanden erwachte in ' geradezu Sensation. Mit neu erwachten
dem gesangbegabten Madchen von selbst
der Wunsch, ihre Stimme auf der Buhne
zu verwerthen und eine groBe Sangerin
zu werden, und man erfullte ihre.Bitte,
sie zu einem anerkannten Gesanglehrer
zu fiihren und dessen Urtheil iiber Stimme
und Talent einzuholen. Sechzehn Jahre
alt, wurde sie dem damals als Autoritat
geltenden Gesanglehrer K u n t
Md. XIII, S. 388^ vorgestellt. Nach-
Hoffnungen ging sie nun an eine ernst»
licke Ausbildung ihrer Stimme und be»
gab sich zunachst zu dem Doincapellmeifter
Gansbacher M . V, S. 48",
der sie nicht rasch und kurzweg abfertigte,
sondern sich ihrer liebevoll annahm, mit
Umsicht und dem richtigen Verstandnifl
des gewiegten Musikers ihre Gesang»
studien leitete, so daB von Neuem in der
nunmehrigen Frau der EntschluB reifte,
dem dieser das Organ des Madchens ! sich fur die Buhne auszubilden. Im Mai
gepriift hatte, fallte er mit den vernichtenden
Worten: „Mein Kind, wie wollen
Sie denn singen, Sie haben ja keine
1863 schritt sie zu unmittelbarer Vorbereitung
fur die theatralische Laufbahn
unter Anleitung des Professors Wolf,
Stimme" das Todesurtheil iiber des! und noch im December debutirte sie in
hof f nungsvollen Madchens Zukunf t . Vor- Gratz als Donna Anna mit grofiem
derhand gab sie denn auch alle wei-! Erfolge, den sie auch in den nachsten
teren Traume, als beruhmte Sangeritt
Triumphe zu feiern, auf und richtete den
Blick auf das reale Leben. So verheiratete
sie sich bald darauf mit dem da«
Rollen der Valentine und Fidelio
feierte. Nach Wien zuriickgekehrt , schei«
terte ihr Versuch, an der Oper angestellt
zu werden, wie es damals hieB an ihrer
maligen Ingenieur Franz Wilt ftergl. ' Unbehilf lichkeit in der Action.
Indessen
iiber ihn S. 208 die Quellens, und i n ! folgte sie einem Gastspielantrage nach
dem neuen Berufe als Hausfrau mufiten > Berlin, von wo sie von dem Director
natiirlich alle kiinstlerischen Wiinsche und i h^K Conventgarden>The ' aters in
London,
Bestrebungen schweigen, was umsomehr
geboten war, als die junge Frau an
einem Brustleiden zu krankeln begann,
welches sie nahezu fiinf Jahre qualte,
mit einem Male aber von selbst wich.
Nun nahm Frau Wilt ihr autodidak»
tisches Singen wieder auf und erregte in
einem Singvereine, in welchem. Director
Herb eck die Leitung fiihrte, die Auf»
merksamkeit desselben, der sie allmalig
mit kleineren und dann mit grofieren
Solopartien bedachte und ermuthigte, in
Concerten offentlich aufzutreten. Nun
war die Bahn eroffnet, und als Frau
Wilt 1863 die Partie der I e m i n a in
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Wurzbach5 6 . txt
Schubert's „Lazarus" sang, erregteste,
die nach K u n t's Ausspruche keine
Stimme hatte, mit ihren herrlichen Tonen
Gye, fur die Sommersaison engagirt
wurde. Ein Unfall, der sie wahrend ihreS
Berliner Gastspiels traf, hatte fur ihre
Biihnenlaufbahn verhangniBvoll werden
konnen. Durch die nachlassige SchlieBung
einer Ofenklappe war in das von ihr
bewohnte Zimmer Kohlengas eingestromt,
und nur durch die Hilfe einer Nachbarin,
welche die bereits BewuBtlose ins Freie
tragen lieB, wurde sie gerettet. Aber
das dieser Katastrophe folgende Unwohlfein
machte die Kiinstlerin derart muthlos,
daB sie alien weiteren Planen, auf der
Biihne zu wiiken, entsagen wollte. I n -
dessen die kategorische Forderung deS
Directors Gye, der auf die Erfiillung
des mit ihr abgeschlossenen Vertrages
drang, zwang sie, von ihrem Vorhaben^
Milt, Marie 206 A Marie
abzustehen und nach London zu gehen.
Dort aber wurde ihr Auftreten am
1. Mai 1866 geradezu ein EreigniB. Sie
hatte ihren Namen WiltinVilda verwatscht
und war in der Partie der
Norma zum ersten Male aufgetreten.
Man NuB die damaligen Londoner Alatter,
z. B. die tonangebenden /snnks",
lesen, welche schreiben, daB Vilda's
Stimme eine der glanzendsten sei, die
man seit Jahren gehort habe . Man
stellte ihren Namen an die Seite einer
G r i s i und L i n d , und bald ward die
gefeierte Sangerin von Antragen iiberschuttet ,
welche ihr von alien groBen
Biihnen in Frankreich, Spanien, ja
Amerika gemacht wurden, welche sie
jedoch alle ablehnte, urn an deutschen
Biihnen wirken zu konnen. Vorlaufig
nahm sie nur ein Gastspiel in Venedig
an, wo sie im November 4866 achtmal
sang. Aber bei der scandalosen Theaterzucht
daselbst, welche der sittlichen deutschen
Primadonna sozusagen das Athem
holen erschwerte, fand sie sicb im hochsten
Grade unbehaglich; dazu kam noch ein
langeres Unwohlsein, und das veranlaBte
sie, einen bereits friiher abgeschlossenen
Vertrag mit Mailand aufzulosen und
nach Wien zuriickzukehren . Dort begann
sie am 8. Marz 1867 als Leonore im
Verd i'schen „Troubadour" unter keines
wegs giinstigen Auspicken ihr Gastspiel.
Als sie auftrat, regte sich keine Hand;
keine Claque, keine Camaraderie hatte
vorgearbeitet und ihr die schliipfrigen
Wege mit Rosen bestreut. Aber mit
jedem neuen Acte feierte bie Sangerin
neue Siege und zuletzt einen Triumph,
wie ihn nur die beriihmtesten Sangerinen
vor ihr errungen, aber ohne fremdes Zu»
thun. nur durch die eigene Kraft. Dieses
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Wurzbach5 6 . txt
Gastspiel fiihrte zum Engagement der
Kiinstlerin, durch welches die Wiener
Hofoper eine Kraft gewann, wie sie in
diesen Regionen der Kunst nicht haufig
vorkommt . Sie sang noch als Gastrollen
die Donna Anna und die Norma.
I m Sommer 1868 gastirte sie in Frank»
flirt a. M. und in Mannheim, 1869 in
Prag. liberall mit gleich glanzendem Erfolge;
im April 4869 wurde ihr die Auszeichnung
zutheil, zur k. k. Kammersangerin
ernannt zu werden. 1872 ward
das Engagement an der Hofoper er»
neuert und wahrte bis zum Friihjahre
1878. I m Marz dieses Jahres nahm sie
Abschied von der Wiener Hofoper, und
derselbe gestaltete sich, wie die „Presse"
vom 18. Marz namlichen Jahres meldet,
geradezu zu einem Ereignifi. Ihr Scheiden
von dieser Biihne wurde mit einem
Familienprocef f e in Verbindung gebracht,
welchem zufolge sie sich verpflichtet haben
sollte, nicht mehr in Wien offentlich zu
singen, widrigenf alls sie eine Summe
von 100 000 st. Conventionalstraf e be>
zahlen muBte. Man log damals in den
Wiener Blattern iiber diese Angelegenheit
so viel zusammen, dafi> wir nichts
thun konnen, als mit Nebergehung der
uns vollkommen unbekannten Ursachen
die Thatsache zu berichten, daB Frau
Wilt ihre Verbindlichkeiten in Wien ge»
lost. Gin mit dem Director des Hamburger
Theaters P o 1 1 i n i bereits abge»
schlossener Vertrag wurde mit beider»
seitigem Einvernehmen noch im letzten
Augenblicke riickgangig gemacht, und nun
schloB die Kiinstlerin mit dem Opern»
director Neumann fur Leipzig ab, wo
sie vom 1. September 1878 bis Mitte
1879 sang, dann aber jedes feste Enga»
gement ablehnend, verwerthete sie nur
noch auf Gastspielreisen ihre groBartige
Stimme. Das Repertoire, iiber welches
die Kiinstlerin verfiigt, ist ein ebenso
merkwiirdiges als reiches. Ihre Glanz-^
Marie 207 Wiit, Man«?
rollen sind: Norma, Lucretia, Leo»
nore im „Troubadour " , Elvira in
„Ernani", Amalia im „Maskenball" ,
Valentine, Berthn in „Der Prophet",
Alice, Donna Anna und
Donna Elv ira, beide im „Don Juan",
die Graf in im „Figaro", erste Dame
der Konigin der Nacht und die Konigin
der Nacht selbst in der „Zauberstote" ,
Elisabeth in „Tannh5u ' >r" , r t r u d
in „Lohengrin", Eqlantinein „Eli»
ryanthe" und die Armida. Wir sehen
also im Repertoire der Kiinstlerin ebenso
Rollen, welche die hochste Sopranlage
erfordern, wie solche, welche eigentlich
fur Altstimmen geschrieben sind. Aber
dieses auffallende Leistungsvermogen
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liegt eben in dem ungewohnlichen Stimm»
umfange der Kunstlerin, welcher vom
kleinen « bis zum dreigestrichenen/ reicht,
dann in einer vollendeten Ausgeglichen
heit des Organs, mit welcher sich zu
gleich die saftigste Fulle, der sufieste
Schmelz und Wohllaut und die inten»
sivste Kraft, dies letztere besonders in der
hohen Lage, verbindet. Treffend charak«
terisirt V a c a n o , der nicht im Geruche
steht, nichtige Schmeicheleien zu sagen,
die Kunstlerin: „Sie ist nicht mehr allzu
jung", schreibt er, „aber ihre Stimme ist
erst sechzehn Jahre alt. Dieselbe ist frisch
wie ein Felsenquell, hellklingend wie
Lerchenjubel und capricios und allmachtig
wie eine Favoritin. Sie kann thun.
was sie will, und Alles reussirt ihr. Diese
Stimme ist von Erz, unermudlich, unzer>
storbar. Vielleicht ist sie etwas allzu
schattenlos ; es stromt zu viel Glanz
und Licht aus ihr, und dafl dieses Licht
keine Unebenheiten und Mattheiten zu
bescheinen hat und sozusagen keinen
Schatten wirft, macht das Ganze eintonig.
Eine Landschaft wird durch wildes
Gestrauch, durch eine kleine Ruine erst
malerisch und pittoresk. Die helle Stimme
ist zu gesund, urn zu r u h r e n , sie er»
hebt sich nie zur diisteren Tragik eineS
funften Actes. Diese Stimme ist einzig
in ihrer Art; sie stroms und funkelt wie
geschmolzenes Gold, aus welchem sich
hundert Primadonnen mit Schmucksachen
versehen konnten. Hier ist wahrhaftig —
61n ! ' g. 1-rg. 8 <16 r!cli6886!" Und doch ver«
abschiedet A der selige Knut das Madchen
mit den trostlosen Worten: „Wie wollen
Sie denn singen, Sie haben ja keine
Stimme!!!" Wahrend ihrer Wirksamkeit
auf dem Leipziger Stadttheater sang die
Kunstlerin die B r u n Hilde in Wag»
ner's „Ring der Nibelungen" . Es ist
dies eine Leistung, die ihr Keine nach»
macht, wozu freilich auch die imposante
aufiere Erscheinung der Kunstlerin das
ihrige dazuthut.
Wiener Zeitung. 1867. Nr. 59, S. 750:
..Frau Marie Wilt". — Presse (Wiener
polit. Piatt) 1866. Nr. 101 im Feuilleton;
1878. Nr. 73 im Feuilleton: „Marie Wilt";
Nr. 76: „Abschied der Frau Marie Wilt".
— Spitzer (Daniel) . Wiener Spaziergange
(Wien 1877. Rooner. 8°) III. Sammlung.
S. 283. — Illustrirte Zeitung (Leipzig.
I . I. Weber) 2. Juni 1878. Nr. 1823:
„Marie Wilt als Valentine in den Huae»
notten" . — Der Osten (Wiener polit.
Blatt. 4".) 1872. Nr. 7: „Launen einer San«
acrin" .— Illustrirtes Musik« und
Theater < Journal (Wien. 4°.) i«73.
S. 38. — Neue Freie Presse. Nr. 61»tt
in den „Theater» und Kunstnachrichten" ;
1867. Nr. 929 im Feuilleton. — Musicalisches
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Wurzbach5 6 . txt
Wochenblatt . Organ fur Ton»
tiinstler und Musikf reunde . Redigirt von
Dr. Oskar Paul (Leipzig. 4".) 28. Janner
1870. Nr 5. S. 71: „Marie Wilt". -
Bremer (Friedrich) . Handlexikon der Musik.
Eine Encyklopadie der ganzen Tonkunst
(Leipzig 1882. Phil. Reclam. 32«.) S. 779.
— Riemann (Hugo Dr.) . Musik-Lerikon .
Theorie und Geschichte der Musik, die Ton«
kunstler alter und neuer Zeit u. s. w. (Leipzig
1882. Bibliographisches Institut, br. 12".)
5. 1014.?
Wiit, Franz 208 Miminko
Portraits, 1) Unterschrift :, Marie Wilt".
Holzschnitt aus Rudolf von Waldheim's
rylographischer Anstalt in Wirn. auch in
der illustrirten Zeitschrift „Die Heimat". —
2) Unterschrift: „Maria Wilt". Zeichnung
von D o m b i . in'Mem illustrirten Witzblatt
„Kaktus" 1374. Nr. 15. - 3) Unterschrift:
„Marie Wilt. k. k. Kammersangerin in Wien" .
A. N. (eumann) gez., A. Neumann's ryl.
Anst . so., auch in Dr. Oskar Paul ' s „Musi«
c A lischem Wochenblatt" 1870. Nr. 3. -
4) Holzschnitt (aus Paar'S ryl. Anst. in
Wien) in der „Neuen Illustrirten Zeitung" .
6. Jahrg. . 18?8. Nr. 27. - 5) „Frau Maria
Wilt als Aioa". H (ugo) S . ( t r 6 h 1 ) 6«I.
1875. Angerer und G, ch . (emit.) im
„Illustririen Musik« und Theater-Journal"
1875, S. 50. - Chargen, 1) „Kikeriki"
22. April 1877, Nr . 32: „Dle scheidende
Sangerin Wilt". — 2) „Der Floh" . 2, Decemder
1377. Nr. 48: „Sangerin Wilt als
Hausfrau". - 3) „Marie Wilt". F. Gratz
ael. im „Floh" 30. Janner 1876. Nr. 6. —
4) ..Frau Wilt". Laci von F.(recsay) in
der „Bombe" 21. Mai 1876. Nr. 20. -
5> „Frau Marie Wilt". K. K 1 i 6 asi. in
seinen „Humoristischen Blattern" 17. Marz
1378. Nr. 11.
Drr Gatte der k. k. Kammersangerin Marie
N i 1 t , deren Lebensskizze wir oben mit<
getheilt, ist der k. k. Oberbaurath Franz
N i 1 t . geboren zu Aoersa bei Neapel
am 22. Juni 1821». Sein Vater. Joseph
Wilt, starb als k. k. Capellmeister 1874 zu
Brunn am Gebirge bei Wien im Alter von
85 Jahren. Dem Bauwesen sich zuwendend
trat Franz . nachdem er am Polytecknicum
in Wien seine Studien beendet hatte, 1846
bei der Zemdergcr Bauoirectil/N in den
Staatsdienst . 1847 und 1848 war er mit
Entwiirfen und Ausfiihrungen von StraBen
im Samborer und Sanoter Kreise beschaf»
tigt. 1843 vertrat er den Kreisingenieur in
Czortkow. 1850 ward er nach Wien berufen
und ihm die Bauleitung des neuen Straf'
Hauses zu Garsten in Oberosterreich zuge<
wiesen. Nach Vollendung des Baues 18^3
zum Ingenieurassistenten ernannt, ging er
titta nach Dalmatien, urn das Project fur
eine TtraBenverbindung zwischen Vascaooda
und Duare auszuarbeiten uno auszufiihren.
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Wurzbach5 6 . txt
Als dann 1838 die Erweiterung der Stadt
Wien angeordnet wurde, erhielt er den Auf»
trag den Entwurf zur Ausfuhrung der
Demolirungen auszuarbeiten . Mit der Durch«
fuhrung derselben betraut, ubernahm er
zu gleicher Zeit auch die Leitung der Bau«
inspection fur das neue Hof opemtbeater in
Wien. womit auch die technisch»6konomischen
Agenden zu besorgen waren. I n gleicher
Eigenschaft war er dann bei dem Baue des
Hauses der Gesellschaft der Musikfreunde in
Wien. der k. k. Akademie der bildenden
Kiinste und des neuen Borsegebaudes thatig.
Ein besonderes Verdienst erwarb er sich urn
das Zustandekommen des neuen Musikver»
einshauses und urn die Gesellschaft der
Musikfreunde, deren altestes Directionsmitglied
er ist. 1863 wurde er Ingenieur, 1870 Ober»
ingenirur. 1873 Baurath und 1883 k. k.
iDberbaurath . Fur seine Leistungen bei der
Stadterweiterung erhielt er 1863 das goldene
Verdienstkreuz mit der Krone und 1869 nach
Beendigung des Vaues der Hofoper das -
Ritterkreuz des Franz Joseph . Ordens . I n der
Zeit von 1870 — 1873 war er mit den Orga»
nisirungsarbeiten fur den Bau des neuen
Reichsrathsgebaudes in Wien betraut, und
1873 wurde ihm vom k. k. Ministerium des
Innern die Le'tung der Bauinspection fur
das Parlamentshaus iibertragen. slllustric<
tes osterreichisches Journal . Heraus —
gegeben von Moriz Deutsch (Wien, Fol.)
X. Jahrg. . 1. Juli 1884. Nr. 303: „Ober»
. baurath Franz Wilt". Mit lithographirtem
NildniJJ . )
Wiminko. Augustin Nepomuk (Pramonstratenserabt,
geb . zu ProBnitz
in Mahren 22. Janner 4683, gest. zu
Neureisch 26. October 4733) . Dem
Klofterleben sich zuwendend, trat er in
das Pralnonstratenserstif t Hradisch in
Mahren, in welchem er den Novizen
seines Ordens theologische Disciplinen
vortrugt Nachdem er Propst im Stifte
geworden, wahlte man ihn 1733 zum
Abte des alten, 12N durch Ludmilla
von Rosenberg gestifteten Pramow
stratenserklosters Neureisch, dessen okonomische
Verhaltnisse er sehr hob, und in
welchem er auch, 72 Jahre alt, starb. I n
Handschrift hinterlieB er: „Varia tu.uci
tvim H uridioa eonzilia., do>
6t raotluinent A " , welches Weck£
Wimmer, Albrecht August 209 Wimmer, Albrecht August
sich in der Cerroni ' schen Sammlung be»
fMd, dann aber hat er auch des Hra<
bischer Pramonstratensers Ambros Mal»
der (geb. 24. November 1634, gest.
20. December 1706) „Vitas st latg.
oOlllrg.trum Frg . 6, ic6n8iuln" — eben»
falls Manuscript und in der Cerroni ' schen
Sammlung — bis zum Jahre 1719
fortgesetzt. Diese Biographien der Pralaten
und geistlichen Glieder des Stiftes
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Wurzbach5 6 . txt
Hradisch vom Jahre 1539 ab sind ausfiihrlich
und mit ungemeinem FleiBe und
grofier Genauigkeit gearbeitet und boten
Cerroni reiches Material zu seinen
Nachrichten iiber mahrische Schrif tsteller .
d ' E 1 v e r t (Christian) . Geschichte des Bijcher,
und Steindruckes , des Buchhandels, der
Biichercensur und der periodischen Literatur
u. s. w.. auch unter dem Titel: „Beitrage
zur Geschichte und Statistik Mahrens und
Oesterreichisch < Schlesiens" I. Bd. (Briinn
t334. Rohrer, gr. 8".) S. 275.
Wimmer, Albrecht August Gottlieb
Daniel (evangelischer Prediger und
Schrif tsteller , geb . in Wien am
20. August 1791, gest. daselbst am
12. Mai 1863). Von mittellosen Eltern,
verlor er, kaum funf Jahre alt, 1796
seinen Vater Matthias und vier Jahre
spater seine Mutter Maria Magda»
lena geborene Nath. Als elternlose
Waise verlebte er in groBter Durftigkeit
und in Erschopfung von Arbeit, urn
seinen Lebensunterhalt zu erwerben, eine
kummervolle Jugend. Nach dem Tode
seiner Mutter, die ihn zur Gottesfurcht
angeleitet und die erste ihm die Richtung
fur den geistlichen Beruf, dem er sich
spater auch widmete, gegeben, verlieB er,
eilf Jahre alt, ' seine Vaterstadt ' und
begab sich 1802 zunachst in das benach»
barte Ungarn. Auf dem Wege dahin
traf er mit dem ungarischen Edelmanne
Andreas K u b i n y i , weltlichem Inspector
v. Wurz ach. biogr. Lexikon. 1 A V I . A Gedr.
der Bergdif tricte, zusammen. Von diesem
urn den Zweck seiner Wanderung befragt,
antwortete er, daB er, urn sich dem geistlichen
Berufe zu widmen, nach Ungarn
wandere. Kubinyi, an dem heiteren und
offenen Wesen des Jungen Gefallen sin»
dend, bot ihm einen Platz in seinem Wagen
an und nahm ihn auf feine Besitzung
mit. Sein Fiirwort verschaffte ihm zunachst
ein paar Unterrichtsstunden . Nach
einiger Zeit setzte Wimmer seine Wanderung
nach Schemnitz fort, wo er. ohne
Mittel auf sich selbst angewiesen, durch
Unterrichtertheilen kummerlich sein Ieben
fristete. Doch weder Mangel, noch die
vielen Nachtwachen, urn zu studiren,
beugten seinen Muth, und nachdem er
unter gleichen Verhaltnissen wie zu
Schemnitz, noch zu Neusohl, Eperies und
Oedenburg seine Studien gemacht hatte,
legte er 1814 endlich das vorgeschriebene
Candidateneramen ab und nahm, urn die
Mittel zur Fortsetzung seiner Studien an
einer auswartigen Universitat sich zu
verschaffen, die Stelle eines Erziehers in
einem Privathause an. Nachdem er in
zwei Jahren so viel zuriickgelegt , urn
seine Absicht auszufiihren, wanderte er
1816 durch die Erzherzogthumer und
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Wurzbach5 6 . txt
Bohmen nach Deutschland, wo er in
Jena an der Hochschule sich einschrieb
und an derselben die Vorlesungen der
damals gefeierten Professoren Gabler,
Starke, Luden, Eichhorn u. A.
horte. Reich an Kenntnissen und begeistert
fur den Protestantismus , der in
Jena einer ganz besonderen Pflege sich
erfreute, kehrte er nach Ungarn zuriick,
urn nun ins praktische Leben zu treten.
, Zuerst iibernahm er ein Lehramt zu
Gyonk' 1 fungirte dann zu Felsa-Lovo
als Diaconus deS Pastors Paul Raics
und wurde im Janner 1818 zu Oeden»
burg fur ein geistliches Amt approbirt.
15. Marz 1388) 14?
Mimmer, Albrecht August 21 (j Miramer A Albrecht August
Als bald darauf Pastor Raics das Zeitliche
segnete, erhielt er dessen Stelle, ver»
tauschte dieselbe aber bald mit einer
gleichen in Modern, von wo er nach
einiger Zeit in der namlichen Eigenschaft
nachFelso-Lova (Oberschiitzen) kam. Dort
fand er die kirchlichen Verhaltnisse, sowie
das Gemeindeleben in einer Verwahr»
losung ohne Gleichen und die Schule,
welche iiber 300 Schiiler zahlte, in jam«
merlichem Zustande. Es gait nun, mit
aller Energie einzugreif en, urn alle MiBbrauche,
die sich unter der MiBverwal»
tung seines Vorgangers eingeschlichen
hatten, abzuschaffen und den Anf orderungen
der Zeit entsprechende Gemeinde»,
Schul« und Kirchenverhaltnif f e herzustellen .
Er loste aber im Laufe der Jahre
seine Aufgabe in so ausgezeichneter
Weise, daB, als er 1848 seinen Posten
verlieB, in seiner Gemeinde eine soge«
nannte Mufterschule mit drei Classen,
ein Lehrerseminar zur Heranbildung
geeigneter Lehrkrafte, nebst einem Gebaude
und den erf orderlichen Geld»
mitteln, mit welchen die Auslagen fur
Kleidung, Nahrung und Unterricht der
Zoglinge bestritten wurden, dann eine
Anstalt fur Ausbildung der Kinder aus
gebildeten Familien, eine Bibliothek, ein
physicalisches Museum, eine Naturaliensammlung
sich befanden. Kurz, er hatte
das Ideal einer Gemeinde, wie Zschokke
dies in seinem „Goldmacherdorf " in so
anziehender Weise dargestellt, geschaffen.
Wenn man an eine pythagoraische
Metempsychose glaubte, so konnte es scheinen,
Franke's Geist habe in Wimmer's
Korper seinen Wohnsitz aufge<
schlagen. Aber nicht bloB die oberwahnten
auJJeren Merkmale sprechen fur seine
segensvolle Thatigkeit, er blieb auch nicht
ohne EinfluB auf das geistige Wohl seiner
Pfarrkinder. Gegen die Ausschweif ungen .
die sich allmalig in der Gemeinde unter
seinen Vorgangern eingef chlichen, schriet
er mit dem ganzen Ansehen seines geist«
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lichen Amtes ein. Strenge und doch
liebreich, strafend, wo es nothig, aber
auch ein Heifer in der unverschuldeten
Noth, trat er dem Einzelnen in der Ge»
meinde gegeniiber, und ein begeisterter
Redner, und wie selten Einer, die Macht
des Wortes zu rechter Zeit zu gebrauchen
fahig, wirkte er mit diesen Mitteln erfolg'
reich bei seinen Pf arrkindern . Wo er Miflbrauche
entdeckte, erklarte er die Unftatt»
haftigkeit und Schadlichkeit derselben,
Ausschweif ungen strafte er ernst und
unerbittlich, dem Reuigen, der sich gebessert,
wendete er sich mit voller Giite
und liebreicher Hilfe zu. Als die Blattern»
pest verheerend in seinem Pf arrsprengel
auftrat und das Volk in der ersten Zeit
jedem Versuche, dem Uebel zu steuern,
darin mehr eine Forderung als Vertrei«
bung desselben argwohnend, sich feind»
selig entgegenstellte, wirkte er durch sein
iiberzeugendes Wort und brachte bald
einen Umschwung in der vorherrschenden
Meinung hervor, und da es in der
ganzen Gegend keinen Arzt gab, nahm
er mit eigener Hand die Rettung ver«
heiBende Impfung vor und impfte im
Laufe der Jahre iiber 13.000 Kinder
eigenhandig. Als dann ein Landtags»
artikel des Jahres 1836 den Unterthanen
die Moglichkeit eroffnete, sich von ihren
Verpf lichtungen gegen den Grundherrn
loszukaufen, ging Wimmer in seiner
Pfarre der erste mit dem guten Beispiele
und in so erf olgreicher Weise voran, daB
die benachbarten Edelleute zu ihm kamen
und sich bei ihm Raths erholten, wie sie
am besten in der Sache vorgehen sollten.
Alle diese Hilfen und Unterstiitzungen,
die er in weltlichen Dingen seiner Pf arrgemeinde
leistete, liefien ihn doch nie die^
Wimmer, Albrecht August 211 Wimmer, Albrecht August
Pfiichten seines geistlichen Amtes ver»
geffen, die er mit gleicher Gewiffenhaf«
tigkeit und segensreichen Erfolgen erfiillte.
Vornehmlich wirkte er mit groBem Gifer
fur die Verbreitung der Bibel und guter
evangelischer Andachtsbucher . Hundert«
taufende von Bibeln, biblischen Ge»
schichten, Kirchengeschichten und anderen
den Sinn der Landleute zu Edlerem erhebenden
Biichern lieB er drucken, in
welchen Bestrebungen er von der 3on»
doner Bibelgesellschaf t auf das wirk«
samfte unterstiitzt wurde. Diese segensvolle
Thatigkeit unterbrach das sturmische
Jahr 1848. Da Wimm er mitten
unter Magyaren lebte und schaffte, war
es kein Wunder, daB der deutsche Pastor
auch ein Magyar geworden. Und er war
ein Vollblutmagyar . Es ist bekannt, daB
die ungarische Rebellenregierung im
Jahre 1848 wiederholt Ankniipf ungspunkte
mit Deutschland und dort eine
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Wurzbach5 6 . txt
Anerkennung ihrer geset zwidrigen Selbst '
Hilfe suchte. Ein erster Versuch, von
Seite der deutschen Centralgewalt eine
Anerkennung der Rebellenregierung Un»
garns zu erlangen, blieb nicht erfolglos,
und Herr von S z a 1 a y vertrat von
Juli bis 1. October sein Vaterland bei
derselben. Als aber Ritter von Schmerl
i n g an die Spitze der deutschen Geschafte
trat, wurde dem Vertreter Un>
garns am 4 . October ein Schreiben zuge»
schickt, worin das deutsche Ministerium
des AeuBern demselben mit Bedauern
anzeigte, daB der amtliche Verkehr der
Centralgewalt mit Ungarn als abge»
brochen betrachtet werden-musse . So ver»
lieB Herr von S z a 1 a y am 3. October
Frankfurt. Nun wurde ein zweiter Versuch ' gemacht ,
einen Ankniipf ungspunkt
mit Deutschland zu suchen, und in diesem
spielte Pastor W i m m e r , wie Max
Schlesinger in seinem Buche „Aus
Ungarn" erzahlt, eine hervorragende
Rolle. Wimmer wurde namlich von
Teleki nach Berlin geschickt, urn daselbst
fur Ungarn zu wirken. Er war schon vor
Jahren von der Erzherzogin Maria
Dorothea, der Gattin des Erzherzogs
und Palatins Joseph, welche wegen
ihrer religiosen Duldsamkeit und ihrer
echt fiirstlichen Humanitat als der Engel
Ungarns im Lande allgemein verehrt
wurde, und die des Pastors segensreiche
Wirkamkeit kannte und wiirdigte, dem
Konige Friedrich W i 1 h e lm IV. von
PreuBen warm empfohlen worden, und
zwischen dem Konige und dem Pastor
hatte sich im Laufe der Jahre, wah»
rend Ersterer die idealen und von den
schonsten Erfolgen begleiteten Bestre»
bungen des Letzteren kennen gelernt, ein
warmes, ja man kann sagen ein freund»
schaftliches VerhaltniB gebildet. Diesen
Fiirsten fur das in arger Klemme befind»
liche Ungarn zu interest iren, erschien
Wimmer als die geeignete Person. Ein
nicht unwesentliches Bindemittel der
f reundschaf tlichen Gesinnung des Konigs
gegen den Pastor war dessen Mitglied»
schaft der Bibelgesellschaf t , in deren Bestrebungen,
wie wir oben erwahnt, der>
selbe groBen Eifer entwickelte. Unter
diesen Umstanden glaubte Wimmer
auch in weltlichen Dingen an den Konig
sich wenden zu konnen- und hoffte es
nicht ohne Erfolg zu thun. Als er nun
in Beilin erschien, sandte er an den
Konig ein Memoriale mit einem dasselbe
erlauternden Brief e. Aber weder Memo>
Male noch Brief gelangten in die Hande
des Konigs, sondern der damalige
Ministerprasident Graf Brandenburg
hatte von dem, Schreibett Wimmer 's
Einsicht genommen und ihm das Memoriate
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uneroffnet zuriickgeschickt mit dem
Bemerken, daB es gegen di« Grundsatze
14*^
Minimer, Albrecht August 2 12 Mimmer, Albrecht August
des Konigs und dessen Rathe streite, mit Schriften folgen. D»'e Titel derselben
einer revolutionaren Regierung in Verbindung
zu treten. Zu gleicher Zeit
erhielt auch Pastor Wimmer von dem
Berliner Polizeiprasidenten in einer sehr
hoflichen Weise den Rath, Berlin zu verlassen,
denn, so groB auch die Achtung
sei, welche der Konig fur seine Person
jederzeit an den Tag lege, miisse es doch
der Regierung ungelegen sein, ihn mit
seiner jetzigen Mission in der Hauptstadt
PreuBens zu wissen. So verlieB der
Pastor Wimmer Berlin, ohne daB es
ihm gelungen ware, eine Audienz bei
Hofe zu erlangen; und so scheiterte dem
die letzte Hoffnung der ungarischen Diplo
matie, einen Wirkungskreis in Deutsch
land zu erringen. Unter solchen Verhalt»
nissen war sein Verbleiben in Ungarn, wo
inzwischen die Kaiserlichen in ihren Bemiihungen,
der Rebellion Herr zu werden,
immer mehr Erfolge erzielten, nicht
rathlich. Am 27. December 1848 legte
er sein priesterliches Amt nieder und
verlieB unter Verkleidung heimlich Ungarn.
Er begab sich vorerst nach Nord»
amerika, von dort kehrte er nach Europa
zuriick, verweilte einige Zeit in England,
dann in Frankreich, bis er 1832 einem
Rufe als Prediger in Bremen folgte.
Nach zehnjahriger Wirksamkeit daselbst
ward ihm bei veranderten politischen
Verhaltnissen und ertheilten Amnestien
1863 die Riickkehr nach Wien ermoglicht.
Dahin, wo er geboren worden,
kam er nun zu sterben. Denn kurze Zeit
nach seiner Ankunft in der Donaustadt
verschied er im Alter von 72 Jahren.
Mit der oben geschilderten segensreichen
und wechselvollen Wirksamkeit als Priester
des Herrn- und als Abgesandter von Rebellen
verband er auch reiche schrif tstellerische
Thatigkeit. Wir lassen hier
eine Uebersicht seiner mannigfachen
sind: „(Oedktbuch. lnr evangelische Ohristen"
(Wien 1823, 3. Aufl. 1848); - Mnrgie
iur die eullnyelische Nirche" (Leipzig 1830);
- „<chri5tlichel HullZaltar" (Guns 1833) ' .
— ,Bmei Predigten zum Nttten der Gemeinde
" (Wien 1833)', - „Nenrzte«
Gemalde von Zltriill und den dazu gehorigen
Inseln", 2Bande (Wien 1831 und 1832,
Doll, Mit 12 KK.); - «Neuestes Gemalde
nlln America", 3. und 4. Theil (Wien
1832 und 1833, Doll, mit 8 KK . ) , der
1. und 2. Theil sind von Ioh. Gottfr.
Sommer verfaBt; — „Neuntes
der europaischen Onrkei und Griechenlands"
(ebenda 5833, mit 6 Ansichten) ; —
„Neuestes Gemalde von An5trulirn" (ebd.
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1832, mit 6 Ansichten) , die vorbenannten
vier Werke bilden auch den 9., 10., It . ,
12., 29. und 30. Band von Ios. Bapt .
Schiitz's im Verlage bei D o 1 1 in Wien
1808 —1833 herausgegebener „Allgemeinen
Erdkunde oder Beschreibung aller
Lander der funf Welttheile" ; doch soil
Wimmer in der ersten Ausgabe dieses
Sammelwerkes auch die ersten zwei
Bande, welche die „Geschichtliche Uebersicht
der Erdkunde und ihrer Fortschritte
durch Entdeckungsreisen, Schifffahrt und
Handel" enthalten, bearbeitet haben;
Freiherrn Alexander von Humba 1 d t
und Zliwtt Nlinplllnd Nrise in die Aequinar»
ialgegendrn i>r5 neuen Gantinents. Fiir die reikere
Jugend zur belehrenden Vnterhiiltnng bellrbeitrt " ,
4 Bandchen mit Humboldt ' s Portrat,
9 KK. und 3 Karten (Wien 1830, Gerold;
auch ebd. 1844), auch unter dem
Titel: „Naturhistorische Reisen tiir die reitere
Jugend", 1. bis 4. Bandchen; — „Gemalde
an Aegqpten, Nuluen und den umliegenden
Grnern" (ebd. 1830. mit 1 Karte, 8".),
es ist dies eine Nebersetzung des franzosi»
chen Werkes von I . I .Rifaud:^
Mimmer, Albrecht August 2 13 Mimmer, Albrecht August
— „Nie Enthiillung des Erdkreises llder allgemeine
Geschichte der yellgraphischrn Gutdecknngsreisrn
A n Nlazzer und ; u 3antle tur lllle
Mnde", 3 Bande (Wien 4834, Gerold,
gr . 8^.); eine zweite unveranderte Auf»
lage dieses Werkes erschien im namlichen
Verlage im Jahre 1838 unter dem Titel:
„Geschichte der geographischen Gntdecknngsreism
zn Wasser und zn Aande . Von den 'altesten Seiten
bis unk nnsrre <Cage"; — „Vollstandige Oe-
Schichte der Grdknnde nud ihrer Fllrtschritte dnrch
Gntdecknngzreizen, SchiNahrt und Handel. Vlln
der altesten bis ant unsere Seit" (Wien 1833,
gr . 8 A . ) ; — „Das Gedenbnrger I m i t a t im
Konigreich Ungarn, Kreis ;en5tit5 der Nanan",
mit einer topogr. (ilium.) Karte und
3 Chromolithographien (Wien 4840,
Imp. 40.), bildet auch Nr. 3 des von
einer Gesellschaft Gelehrten und Kiinstler
bei Miiller in Wien verlegten „Pitto»
resken Oesterreich oder Album der 6ster»
reichischen Monarchie": — „RllzmlllugiZche
Vorschule pr Ordknude" (ebd. 1833, 8".),
bildet auch den t . und 2. Supplement))
band zur ersten Auflage der oben ge»
nannten allgemeinen Erdkunde von Ios.
Bapt. Schutz; — „Christian Gatthald
Srriuer ' s AOO "Mllige Andachten cider Ve»
tlllchtungen iiber mancherlei chegenstanlle der Natur
und Kunst M Ohre Gattes, Besserung des <Oemiithes
und Uebung der Gottseligkeit " , 1. und
2. Hundert (Guns 1838, Reichard,
gr . 120.); „Hausalw christlicher Andacht.
Ein Oebrt- und Grllanungsbnch iur kramme
Familien", mit 1 Titelk. (ebenda 1833,
gr . 12 A .); — „Nie Sannillgsieler . Gine schritt
fiir Ohristen und Vichtchristen" (Bremen
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1832, 80.); - Was ist die Bibel? 3;t sie
Gurtes Vurt ader Fabelbuch? Hem christlichen
Volke beantwortet" (Leipzig A 83i,'0. Wigand;
2. Aufl. Bremen 1832, 8".); -
„Papstthum und Ohr ist rut hum" (Bremen
1836); — „ Ghrenrettnng der Inugiran Maria,
der Mutter des Herrn" (ebd. 1836); — „3!er
Antichrist und die Wiederkunft des Herrn" (ebd.
t837) . Wimmer hat zu einer Zeit, wo
die geographische WrffenfchUft gleichsam
noch in der Wiege lag, und nicht wie
heute, da N i t t e r , Hoffmann, And
r 6 , Peschel, Ratzel u. A. sie zur
eigentlichen Wissenschaft erhoben und die
zahllosen Reisen kiihner Forscher, wie
Stanley, Livingston, Nachtigal,
Weyprecht, Payer, Nordenskiold
u. A. eine Strecke urn die andere, die
uns noch unbekannt waren, aufsuchen
und unseren Blicken enthiillen, durch
seine popularen Werke viel fur die Ver»
breitung geographischer Kenntnisse ge»
than und also neben seiner prief terlichen
Wirksamkeit auch als Padagog sich groBe
Verdienste erworben. Seine Gattin
MagdalenaBarbara geborene
Schmidt , 1798 zu Furth in Bayern
geboren und ihm ! 8 1 9 vermalt, theilte
die Geschicke ihres Gatten und folgte
ihm nach Wien, wo sie nach seinem Tode,
wie es scheint, bleibenden Aufenthalt
nahm. Von den Kindern aus dieser Ehe
hat sein Sohn Joseph gleich dem Vater
sich magyarisirt, wurde aus seiner Hei«
mat fliichtig und trat in Garibaldi ' s
Freischaaren, in welchen er 1860 eine
Hauptmannsstelle bekleidete.
Oesterreichische National« Ency kl opa<
die von Graffer und Czikann (Wien
30.) Bd. VI, S. 627. -
p 2s 1858, I A eop.
kerb?, L" . ) S. 144.' - N a - i kineztai-,
d. i. Hausliche Schatzkammer (Pefth i863)
IV. Jahrgang. Seite 175: „Nekrolog" . —
B o r b i s (Johannes) . Die evangelisch ' luthe«
rische Kirche Ungarns in ihrer geschichtlichen
Entwickelung u. s. w. Mit einer Vorrede
von Vr . Neoi. Chr. Ernst Luthardt
(NordlinZen <86<. H. C. Beck. gr. 8»)
S. 249.^
Wimmer, Florian 214 Mimmer, Florian
Mmmer, Florian (Archaolog,
geb . zu Steinhaus in Oberosterreich
am 22. September 1816) . Nachdem er
in Kremsmiinster ftudirt hatte, trat er
am 21. September 1836 in das beriihmte
Nenedictinerstif t daselbst, bei
welcher Gelegenheit er seinen bisherigen
Taufnamen Wolfgang mit dem
Klofternamen Florian vertauschte. Am
29. September 1840 legte er die OrdenS«
geliibde ab, und am 24. Juli 1841
erhielt er die Priesterweihe, worauf er am
1. August desselben Jahres die feierliche!
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Primiz beging. Er wirkte nun in der
Seelsorge 1841—1847 als Cooperator A
in Eberftallzell, 1847-1836 in Pfarr- A
kirchen; 1866 wurde er Pfarrer zu Rohr j
und 1871 solcher zu Pf arrkirchen, wo er
noch zur Zeit sich befindet. Als Pfarrvicar
in diesem nachst dem Bade Hall
gelegenen Orte fiihrte er im Auftrage, '
seines Stiftes die Oberaufsicht und Leitung
der im genannten Curorte im Bau
begriffenen neuen Kirche. Mit dieser
Thatigkeit in Verbindung stehen seine
archaologischen Studien und Schriften,
deren Uebersicht wir hier folgen lassen:
'"Anleitung zur Erforschung und Nttchrrilinug
der kirchlichen Kun5tdenkmaler " (Linz 1863,
Eigenthum des Linzer DiocesaN ' Kunst»
Vereines); — dann die Gelegenheitsschrif ten :
„Giuladnng an dlla katholische Volk
der Ni'orese unn Vnz znm Nomnauuerein" (3inz
1836); — „Vrr Numblln in Nu; (zur Feier
der Grundsteinlegung" (ebd. 1862); — „Na5
Fe5t zn Waldurnkirchrn . Ginmeihung des neuen >
Hochaltars am s. September 3363" (ebd.
Itz69); — „Zudenken an den ersten spaten-
«tich zum Baue einer neneu Pfarrkirche in M 1 "
(Steyr 1869); — „Ghrenspilgrl iler Burgerzchlltt
nun steyr« (ebd. 1877, 80.), vorher
i n der „Neuen Steyrer Zeitung"; —
»Pilgerreise nnch Nrrwsuinnster zum Jubelfeste
am Is., :9. und 30. Znguzt 1377" (ebenda
1877); - „Zie h. Ottilie, Patronin drg
Hauses Habsbnrg. Nie Nilder ans dem leben
dieser Heiligen dem Katholischen Valke erklart"
(ebd. 1881) ; — „Ner Pilger im Maria
Gmpi ' 11 'ngnisS 'Hllwe zu Vinz" (Linz 1882),
erschien anonym; — „Nie Kirche zum heiligen
Nlnt in Pf arrkirchen" (Steyr o. I . ,
8 A . ) ; in Zeitschrif ten, und zwar in den
Christlichen Kunstblattern (Organ
des Linzer Diocesan-Kunstvereines) im
Jahrgange 1860: „Das christliche
Grab"; 1861: „Die Fundorte der alten
kirchlichen Kunstdenkmale" ; — „Die
Zuckerbuchse als Ciborium"; 1863:
„Deutsche Geistliche als Kunstler"; 1864:
„Warum sollen die alten kirchlichen
Kunstdenkmale erforscht und beschrieben
werden?"; — „Der christliche Kirchenbau
im 13. Jahrhundert" ; — „Beitrage
zur Geschichte der kirchlichen Kunst in
der Linzer Diocese"; 1865: „Die altesten
MeBbucher des Stiftes Kremsmunster" ;
1866: „Die Kunstler des Mittelalters
und ihre Werke"; 1867: „Christliche
BegrabniBorte und Grabdenkmale" ; —
„St. Wolfgang"; - „St. Sebald"; -
„Her Altar in amdons"; — „Die
Gothik"; 1868: „Der Stammbaum
Christi"; — „Bericht uber einige Kunstdenkmale
im Mattigthale" ; — „Die
Waffen und Wappen Christi"; 1869:
„Das christliche Volk und die christliche
Kunst"; — „Die Stadtpf arrkirche in
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Steyr"; 1872: „Die Pfarr- und Wallf ahrtskirche
Adlwang"; — „Der Kirchenbau
in Hall"; 1873: „Der Dombau in
Linz"; 1876: „Bemerkungen uber klei.
nere Denkmale, -der christlichen Kunst";
— „Das Bild des h. Christoph"; —
„Die Brucke, ihr bildlicher Schmuck,
ihre sinnbildliche Bedeutung"; 1878:
„Aus dem Kalendarium fur Freunde
und Verehrer der heiligen Bilder"; —
„Fortsetzung des vorigen Aufsatzes";?
Mimmer, Jacob Freiherr 213 Wimmer, Jacob Freiherr
1879: „Das Fest des h. Georgius und
das Fest des Hauses Habsburg"; 1886:
,Die ehemalige Stiftskirche in Spital
am Pyhrn" ' , in den Mittheilungen
der k. k. CentralcomMission zur Erhal«
tung der Alterthumer 1876: „Berichte
tiber die Kunf tdenkmale im Mattigthale" ;
— „Bericht iiber den Romerstein an der
St. Laurentiuskirche in Lorch"; — „Die
Kunf tdenkmale in der Pfarrkirche Schleift»
heim bei Wels"; 1884: „Die ehemalige
Stiftskirche in Spital am Pyhrn", spater
(4886) wieder abgedruckt in den „ChristlichenKunstblattern"
Wimmer ist geistlicher
Rath des Bischofs von Linz. Conservaior
der historischen Denkmale fur
Oberosterreich und Mitglied des Museums
Francisco ' Carolinuln in Linz. Seine ver«
dienstliche Wirksamkeit als Priester und
Archaolog wurde im Herbste 1886 durch
Verleihung des goldenen Verdienstkreuzes
mit der Krone ausgezeichnet .
E i g ene Vormrrkungen. — Mittheilun«
gen meines verewigten Freundes i>. Amand
B a urn garten. — Mittheilungen des
Herrn (5apitulars und Bibliothekars des
Stifiea Krenismunsier . k> . Hugu Schmid.
Wimmer, Jacob Freiherr von ( I n -
dustri eller und Humanist, geb . zu
Prag23. Janner 1734, gest. daselbst !
13. Janner 1822) . Nachdem er von den
Jesuiten in den Humanitatswi jsenschaf ten
unterrichtet worden, folgte er seiner Neigung
fur den Soldatenstand und trat
friihzeitig als Cadet bei Ulrich Fiirst
Kinsky»Inf anterie Nr. 36 ein, in welchem
Regimente er in kurzer Zeit zum Ofsicier!
befordert wurde. Zum ersten Male zeich- A
nete er sich aus im Jahre 1778, als der!
preuBische General von Mollendorf .
seinen Einfall in Briix unternahm. Der
darauf (1779) folgende Teschener Frieden
gab ihm Gelegenheit zu neuer Entfaltung
seines Konnens . Kaiser Joseph I I .
hatte namlich den Bau der Festung Theresiensiadt
angeordnet; bei Herbeischaf f ung
des Materials und Verfahrung der
ausgegrabeneii Erde entwickelte Wim>
mer eine ebenso sinn- als erfolgreiche
Thatigkeit. I n kurzer Zeit stellte er viele
hundert Wagen mit Bespannung theils
selbst her, theils lieB er sie durch Contracte
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zu seiner Verfugung kommen.
Durch dieses Fuhrwerk und die von ihm
getroffenen Vorkehrungen ward der merk»
wiirdige Bau in ungeahnter Weise be»
schleunigt. I n der Folge riickte W i m<
mer zum Major, dann zum Oberst«
lieutenant und zuletzt zum Obersten in
der kaiserlichen Armee vor. Doch nicht
minder , denn in seinen Eigenschaf ten als
Soldat trat seine Wirksamkeit hervor auf
dem Gebiete der Oekonomie, namentlich
in der Verpflegung groBer Massen zur
Kriegszeit, wo er AuBerordentliches lei»
siete und sozusagen als der erste und
eigentliche Organisator des von
einer operirenden Armee unzertrennlichen
und hochwichtigen Trains erscheint. Er
hatte bereits als Hauptmann das Gut
Lenneschutz bei Zaun kauflich erworben.
Diese in fruchtbarer Ebene gelegene Besitzung
nahm nun unter seiner 6konomi«
schen Leitung eine ganz neue Gestalt an.
Der bis dahin in dieser Gegend zum Anbau
als Futterkraut kaum gekannte Klee
wurde in groBer Menge dazu verwendet .
Hiermit aber trat auch die Viehzucht in
eine ganz neue Lage, indem er die Milchwirthschaft
und Schafzucht jetzt in groBartiger
Weist betrieb. Damit in Verbin»
diing trat die Erzeugung von Schweizerund
anderen Kasen, und die glanzenden
Erfolge dieser neuen Bewirthschaf tung
blieben nicht ohne EinfluB auf die umwohnende
Landbevolkerung, die nun auch
dgran, ging, die lohnendere Richtung der
Viehzucht einzuschlagen und damit ent-£
Wimmer, Jacob Freiherr 216 Mimmer, Jacob Freiherr
sprechende Industrien zu verbinden. Wie
oben erwahnt, leistete er aber in Verpstegung
groBer Heeresmafsen GroB»
artiges. Als Ober»Verpf iegsdirector und
Hauptunternehmer war in den Kriegen,
welche Oesterreich theils allein, theils in
Verbindung mit anderen Machten gegen
Frankreich fuhrte, Wimmer derjenige,
der viele Jahre daS ganze Lief erungsqeschaf t
und Transportwesen der Armee
unter sich hatte, und zwar mit solchem
Erfolge, daB ihm der Monarch wiederholt
Auszeichnungen verlieh. Zu gleicher Zeit
entwickelte er eine Humanitat, die sich
nach den verschiedensten Richtungen werk«
thatig zeigte. Auf seinen Besitzungen
wendete er Kirchen und Schulen groBe
Aufmerksamkeit und Hilfteiche Sorgfalt
zu, Schullehrer und Schuljugend er»
freuten sich seiner ermunternden Spen.
den, besonders aber erfreuten sich die
Prager offentlichen Humanitatsclaf f en
seiner vorwiegenden Wohlthatigkeit ; auch
erbaute er daselbst einen groBen Wassei'
behalter, wodurch er einem Bediirfnisse
der ganzen dortigen Umgegend abhalf '
Manufacluren und Kiinste erfreuten sich
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seines Rathes und seiner werkthatigen
Forderung; von seinen groBartigen
Unterstut zungen durch Vertheilung von
Holz, Getreide, Geld an Arme und vornehmlich
an die Nothleidenden auf seinen
Giitern sei hier nur nebenbei Erwahnung
gethan. Sein Werk war auch die Bepstanzung
der nackten Felsen an der
Moldau gegen Klein«Bubna mit den
herrlichsten Burgunderreben, dann der
Hiigel und wiisten Flachen, welche sich
von den Schanzen zwischen Rofl und
Kornthor nach Nussel und Wirschowitz
ziehen und nunmehr eine der lieblichsten
Anlagen bilden, denen zur Erinnerung
an ihren Schopfer dessen Name gegeben
wurde. SchlieBlich sei noch erwahnt, daB,
wie Megerle von Miihlfeldin seinen
„Memorabilien" berichtet. Wimmer im
Jahre 4797, damals noch Oberstlieute»
nant, als freiwilligen Kriegsbeitrag die
Summe von 426.400 fi. zur Anschaf»
fung von 800 auslandischen Kurassier»
Pferden dem Staate iibergab. Diese
mannigf altigen Verdienste Wimmer 's
wiirdigte der Kaiser durch Verleihung
des St. Stephansordens , welcher den
Statuten gemaB mit Diplom aao.
16. April 1801 die Erhebung in den
osterreichischen Freiherrenstand folgte.
Gothaisches genealogisches Taschen»
buch der f reiherclichen Hauser (Gotha,
Just. Perthes. 32«.) Jahrg. 4870. S. <U32.
Stammtafel der Freiherren uon Wimmer.
Jacob sS. 213) 1801 Freiherr
geb . 23. Janner 1754. -<- 13 Janner 1822.
U. N.
ZosphM
geb. 13. J u 1 i 1813.
5 5. Februar 1837.
Karoline geborene Freiin
Lera von Aehrenthal
geb. 28. Janner 1828.
Heinrich
geb. 20. December 1783. f 9. Februar 1868.
Anna geborene Freiin von Saamen
geb. 26. Juli 1810. -f 4. August 1873.
Ghekla Iacoba Zdenka Vlga
geb. i;j. April 1332.' geb. 8, April geb. 19. September
vm. 3gna) Freiherr Knlmer 1841. 1843.
zu Nosenpichl und Sohenftein.
Erwin
geb. 16. November 1330.
Alfred
geb. 17. November 1830.
Johanna
geb 19. Mai 1832,
urn. Johann
Petheo de Also-Aata und Porssa.f
Wimmer (Genealogie) 217 Mimmer, Joseph
— Megerle von Wuhlfeld ( I . G.),
Memorabilien des osterreichischen Kaiserstaates
oder Taschenbuch fur Riickerinnerung an die
merkwurdigsten Ereignisse - seit dem Regie«
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rungsantritte Sr. Majestat des Kaisers Franz
des Ersten, das ist vom 1 . Marz 1792 bis
zum Schliisse des achtzehnten Jahrhunderts
(Wien 1825. I . P. Sollinger. kl. 8".)
S. 233. - 8I0VQ1K N2"anF. Rsliaktori
Dr. rrant . I. 2a. RieFsr a A . 51a 1?,
d. i. Conversations* Lexikon. Redigirt von
Dr. Franz Ladisl. R i e g e r und I . M a 1 y
(Prag 1872. I . L. Kober. 3er.'8«.) Bd. X,
S. 118.
Portraits. 1) Markoosky as!., C. P 1 u t h
so. (4".). - 2) V. R. Griiner so. (kl. Fol . ) .
A ur Genealogie der Freiherren von Wimmer.
Ueber den Familienstand und' die Vorfahren
des Freiherrn von Wimmer ist nichts be»
kannt . Es gibt mehrere osterreichische Adels«
familien des Namens Wimmer, so eine
fteirische Ritterf amilie von Wimmer, in
welcher ein Leopold am 23. November 1746
in die steirische Landmannschaf t aufgenommen
wurde; ein Franz Anton, innerosterreichischer
Gubernialsecretar . erhielt 1306 den
Adel; ein Franz, Oberverpf legsverwalter
1813 den Adel mit dem Ehrenworte Edler
von; ein Johann Baptist, Hofkammer»
rath. 1713 den Reichsritterstand mit dem
Pradicate EdlervonEinpach; ein Hauvt«
mann Peter 1773 den Adel mit dem Pra»
dicate r>on Wimmerfeld. Welchem der
vorgenannten Geschlechter unser Jacob Frei»
Herr von Wimmer angehort, wissen wir
nicht . Fur seine im biographischen Artikel an«
gefuhrten Verdienste ward ihm der Stephans«
orden und infolge dessen am 16. April 1801
der osterreichische und am 12. Sep«
tember desselben Jahres der Re ichsfrei'
Herrenstand, am 8. September 1803 das
Incolat und der Herrenstand von Bohmen
verliehen, und Jacobs Enkel Joseph er»
hielt am 9. September 1840 das Mag»
natenthum Ungarns . AuBer unserem Frei«
Herrn Jacob ist noch besonders bemerkens»
werth: 1. Joseph Freiherr von Wimmer
(geb. 13. Juli 1813. gest. 3. Februar 1837).
Derselbe diente in der kaiserlichen Armee und
war 1843 Rittmeister bei Sachsen ' Coburg»
Uhlanen Nr. 1. Im Feldzuge 1849 in Un«
garn noch in der namlichen Charge, that sich
der Baron im Gefechte bei Hatvan am
5. April, wo er mit der Oberstlieutenants»
Division die Fronte der feindlichen Huszaren
attaauirte, besonders hervor, wurde auch in
der Gef echtsrelation unter den Ausgezeich«
neten genannt und in der Folge mit dem
Militar-Verdienstkreuze geschmuckt. Am 9. Juli
1831 riickte er zum Major im Regimente
vor. trat aber 1833 in Pension. l.Thurheim
(Andreas Graf) . Die Reiter»Regimenter
der k. k. osterreichischen Armee (Wien
1863. Geitler. gr. 8°.) Bd. Ill: «Die
Uhlanen". S. 40. 44. 33. 313/j - 2. EineS
Joseph Freiherrn von Wimmer gedenkt
Johann Gistel in seinem „Lerikon der ento«
mologischen Welt" (Stuttgart 1846. 8".)
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S. ?3. als eines Entomologen in Prag. der
eine ausgezeichnete Sammlung europaischer
Lepidoptecen besitzt; wahrscheinlich ist es
der Vater des Vorigen.
Wappen. Quer getheilter Schild; oben in Gold
ein nach rechts schreitender naturlicher Hahn;
unten in Blau auf grunem Rasen ein Pflug
von naturlicher Farbe. Auf dem Schilde
ruht die Freiherrnkrone, auf welcher drei
Helme sich erheben. Die Krone des ersten
tragt den einwarts gekehrten Hahn, die des
zweiten einen lchwarzen Adler mit aus»
geschlagener rother Zunge, und auf jener des
dritten Helmes ist zwei blauen Biif f elhornern
der Pflug eingestellt. Die Helmdecten sind
durchaus blau mit Gold unterlegt. Schild,
Halter: Zwei mit rothen Helmduschen ver»
sehene geharnischte Manner, welche an der
Seite ein f loldengef afites Schwert tragen und
die freie Hand in die Hiifte stemmen.
Wimmer, Joseph (Schrif tsteller ,
geb . in Wien am 23. Janner 1834) .
Sein Vater, ein geachteter Burger von
Wien, war Kaufmann daselbst in der
Iosephstadt, seine 1382 verstorbene Mutter
stammte aus der alten Wiener Biirger»
familie Merk und war eine Schwester des
1832 verstorbenen Violoncellisten Ioseph
Merk, dessen auch dieses Lexikon
Mand XVII, Seite 396^ gedenkt .
Wahrend der Sohn das Gymnasium bei
den Piaristen in der Iosephstadt besuchte,
erhielt er zu Hause Privatunterricht in
den fremden Sprachen und im Clavierspiele .
Schon in friihester Jugend zeigte^
Wimmer, Ioscpli 218 Wimmer, Joseph
er groBe Vorliebe fur Biicher, Theater
und Musik, und ein „Kaffeetuch" als
Mantel urn sich drapirend, liebte er es,
vor dem Spiegel improvisirte Helden»
rollen zu tragiren. Doch trug die Bucher»
liebhaberei den Sieg davon, und so trat
er 1831 als Lehrling in die Buchhandlung
Kaulfufl ' Witwe, Pranoel u. Comp.
ein, welche in der damals bedeutendsten
StraBe Wiens, auf dem Kohlmarkt, ihr
Geschaft hatte. Anfangs 1833 unterbrach
er wegen des Todes seines Vaters die Lehrzeit,
vollendete aber dieselbe 1833 bei
Kuppitsch, wo er als Gehilfe bis Ende
Juni 1836 verblieb. Das Antiquariat,
welches bei dem alten Kuppitsch in
voller Bliithe stand, regte den jungen
Biicherwurm besonders an, wobei der
Verkehr mit den das Geschaft hausig besuchenden
Gelehrten und Forschern, wie
Camesina, Haydinger, F e i 1 , Ka»
r a j a n und Anderen, nicht wenig dazu
beitrug, ihn dasselbe kennen lernen und
lieb gewinnen zu lassen. Aber wahrend
er noch in der Buchhandlung KaulfuB
arbeitete, war bereits die Schreiblust in
dem damals siebzehn jahrigen Jiinglinge
erwacht, und 1832 debutirte er in der
Seite 320
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Bauerle ' schen „Theaterzeitung" mit
einem Artikel „Wiener Denkwiirdig»
ketten", der in Nr. 163 abgedruckt
wurde. Wie der alte Bauerle ange«
hende Schriftstellertalente, besonders
wenn sie ohne Honorar arbeiteten, an
sich zu ziehen und zu fesseln verstand, ist
eine bekannte Thatsache, und so war denn
auch Wimmer bald fur das Blatt ge»
wonnen, in das er nun Artikel in der
Schreibweise des alten Gr affer Md. V,
S. 296) sandte, der damals sein Ideal
war. Allmalig hatte er in der Iournalif tik
so festen FuB gefaBt, daB er 1836
den Buchhandel aufgab und bei der Re»
daction der damals freilich schon in volligem
Verfall begriffenen „Theaterzeitung"
! eintrat. Neben diesen journalistischen Arbeiten
versuchte er sich aber zu gleicher
Zeit mit dramatischen, und am 29. Oktober
1837 kam seine vieractige Posse
„Oin lockerer Vllgel vllm Arabischen Grund"
im Thalia»Theater zur Auffuhrung,
wurde aber durch Freundeshande dem
verdienten Schicksal des Durchfalls
entrissen. Anfangs 1838 trat er aus der
Redaction der „Theaterzeitung" und
kaufte gemeinschaf tlich mit Ottokar Franz
Ebersberg (bekannt unter dem Pseu»
donym 0. F. Berg, Bd. X I , S. 396)
die satyrische Wochenschrif t „Der Teufel
in Wien", welche der Komiker V a r r y
''Pseudonym fur Anton Log er, Bd. XV,
S. 438) gegriindet hatte. Diese gaben nun
Beide von Marz 1838 ab unter dem
Titel „Tritsch-Tratsch" als humoristisch,
satyrische (illustr.) Wochenschrif t heraus.
Namenlose Kampfe mit der in der dama»
ligen Reactionsepoche im Zenith stehen»
den Censur — es war eben vor dem
Umschwiinge des Jahres 1839 A - Umtriebe
unlauterster Art von Seite
V a r r y ' s , der damaligen Bestimmungen
zufolge als Eigenthumer und verantwortlicher
Redacteur auf dem Blatte
sigurirte, dann der Krieg, die Stempel»
steuer, die neue Wahrung und endlich die
dritte Verwarnung machten dem Blatte
nach etwas mehr als einjahrigem Be»
stande ein Ende . Sein Name lebt noch
in einer von Johann S t r a u B eompo»
nirten und den Redacteuren gewidmeten
„Tritsch.Tratsch. Polka" Op. 214 fort.
Nachdem auf diese Weise Wimmer die
journalistische Thatigkeit ziemlich ver»
leidet worden, widmete er sich der dra<
matischen, und zwar zunachst im Vereine
mit Theodor Flamm. Die erste Frucht
dieser Compagniearbeit war das Lebens»
bild „Ner Centel im Herzen", welches am?
A Joseph 2 19 Mimmer. Joseph
18. Marz 1839 im Theater an der Wien
zum ersten Male zur Darstellung ge>
langte und so gefiel, daB es mehr als
Seite 321
Wurzbach5 6 . txt
30mal hintereinander gegeben wurde.
R o t t , der die Rolle des Thomas gab,
schuf damit eine seiner groBten Meister'
leistungen. Die Kritik liefi einstimmig
dem Stiicke Gerechtigkeit widerfahren,
und selbst die rigorose „Wiener Zeitung"
bezeichnete in der Nummer 63 vom
20. Marz dasselbe als eines der besten
Volksstiicke, die man seit Jahren gesehen.
Aber auch hier hatte die Censur „ver>
bessernd" mitgewirkt, indem sie den
urspriinglichen gerecht f ertigteren und
asthetisch wohlklingenderen Titel „Das
vierte Gebot" mit „Der Teufel im Her»
zen" verballhornte . Das Stuck erschien
auch im Drucke, und zwar bildet es die
490. Lieferung des bei Wallishausser
in Wien ausgegebenen „Wiener Theater»
repertoires". Auf „Der Teufel im Herzen"
folgte wieder ein Compagniestuck:
, Gin eigener Nerl", am 25. Juni 1839 im
Sommertheater in Braunhirschen zum
ersten Male gegeben, auch iiber ein
Dutzend mal wiederholt, ohne jedoch bei
der durch den ungliicklichen italienischen
Krieg hervorgeruf enen tiefen Verstim«
mung durchgreifen zu konnen. Hingegen
war die im September 1859 im Thaliatheater
aufgefuhrte Zauberposse „Aacheri",
auch in Gemeinschaft mit F 1 a mm gear»
beitet, eine verungliickte Titelspeculation,
wahrend das vierte Compagniestuck,
, '5 Mutterzutitil" , das am 26. Janner
1860 im Iosephf tadter Theater zum
ersten Male gegeben wurde, sich beifalliger
Aufnahme und ziemlich haufiger Wiederholungen
zu erfreuen hatte. Nach dieser
dramatischen Einleitung gestaltete sich
Wimmer's Leben in neuer und eigen»
thumlicher Weise, nachdem er sich nam«
lich am 6. Mai 1860 mit der Tochter
! eines Nationalbankcassiers, Pertholt ,
verheiratet, in Dornbach nachst Wien sich
, angekauft und daselbst eine Wirthschaft
eroffnet hatte. So originell sich diese
gab, war sie doch von keiner Dauer. Er
gab der in seinem Hause eingerichteten
Restauration, welche er am 6. October
1860 eroffnete, den lockenden Titel
„Dornbacher Rendezvous". Sein Be»
muhen, den wirthshausahnlichen Cha«
rakter seiner Restauration durch eine ge«
1 muthliche Hauslichkeit , die den Gast um«
! gab, vergessen zu machen, fand wohl
A Anklang, die Wiener schwarmten fur das
gemuthliche „Rendezvous" , Wimmer
A aber setzte sein Geld dabei zu. Er lieB es
! nicht an Verlockungen, denen in der
A Regel der Wiener nicht aus dem Wege
A zu gehen pflegt, fehlen, so z. B. spielte
Joseph S t r a u £> mit seinem Orchester zu
wiederholten Malen, dann auch Mo«
r e 1 1 y im „Dornbacher Rendezvous",
auch echte Miinchener Kellnerinen hatte
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Wurzbach5 6 . txt
Wimmer daselbst importirt. Aber am
namlichen Tage, an welchem das Unter»
nehmen vor zwei Jahren eroffnet worden,
am 6. October 1862 schloB er dasselbe,
nachdem er Alles in vollkommenste 0ro«
nung gebracht hatte. Nun versuchte er
es auf andere nicht minder originelle
Weise. I n den Vierzigec-Iahren wurden
in Dornbach kleine „Faschingsbegrab»
nifse" abgehalten, iiber welche Realis '
, Kuriositaten» und Memorabilien» Lexikon
von Wien" in dem Artikel „Dornbach"
Md. I, S. 332^ berichtet. Diese of f entlichen
Maskenziige nun im Jahre 1862
im groBartigen MaBstabe ins Leben zu
rufen, erhielt Wimmer von der niederosterreichischen
Statthalterei die Erlaub»
niB . Die Sache ging in iiberraschender
Weise von Statten. Am Fasching-Dienstag-
(4. Marz !862) waren wohl iiber hunderttausend
Menschen auf Wanderung?
Mimmer, Joseph 230 Mimmer, Joseph
nach Dornbach. Oberregif f eur Forst
vom Iosevhstadter» Theater hatte den
Zug arrangirt. I m folgenden Jahre
fand am Fasching-Montag und »Dienstag
eine Wiederholung statt. Jetzt hatten
aber die Ottakringer auch einen Masken»
zug veranstaltet , mit deffen gemeinem
Treiben denn doch nicht zu wetteifern
war, und so wurden die Dornbacher
Maskenziige aufgegeben. Nun betrat
Wimmer eine neue Bahn, wozu ihn der
Musicalienhandler Karl Haslinger
ermunterte, mit dem er sich noch zur Zeit
befreundet hatte, als er die „Dornbacher
Rendezvous "»Restauration f iihrte .
Haslinger hatte Wimmer 's nicht
gewohnliche musicalische Anlagen und
insbesondere dessen Compositionstalent
fur Tanzmusik kennen gelernt. Die ihm
vorgelegten Proben von Walzerpartien,
Polkas, Marschen und auch Liedern heimelten
den unternehmenden Musikverleger
dermaften an, daB er sofort einige
dieser Compositionen in Verlag nahm,
worauf sie unter dem Pseudonym
W i 1 h e lm Merk, welcher seinen Namen
eingekapselt enthalt, erschienen, es waren:
„Drei Fortepianostiicke in vierhandigem
Arrangement"; — „Zwolf Idyllen
(Landler) I. und I I . Cyclus"; — „Den
Gefallenen im Norden. Trauermarsch" ;
und diese Compositionen waren nicht,
wie es sonst so hausig der Fall, als
Gratisblit zer vom Verleger ubernommen,
sondern dem Compositeur sehr anstandig
honorirt worden; aber Haslinger 's
Tod unterbrach das Erscheinen weiterer
Compositionen, und mit anderen Ver>
legem anzukniipfen, empfand Wimmer
umsoweniger Lust, als er beobachtet
hatte, daft auf dem Gebiete der Tanzmusik
nur derjenige Componist in Wien
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Wurzbach5 6 . txt
durchdringen konne, welcher zugleich an
der Spitze eines Orchesters steht. Dazu
fiihlte sich aber Wimmer nicht mehr
jung genug, und dann fehlte ihm die
! KenntniB des Violinspiels , die zum Dirigiren
wenn nicht eben unerlafllich, doch
immerhin von Wichtigkeit ist. Und so
kehrte Wimmer wieder zur Schrift,
stellerei und Journalistik zuriick und ist in
Graffer ' s Weise — dabei aber weniger
erdichtend, sondern vielmehr Thatsach»
licheS berichtend — ein steifliger
3ocal»Culturhistorikerder
Donaustadt. Fur spatere Bearbeiter
der Sittengeschichte Wiens ist er eine
wichtige Quelle, und da seine Artikel
nicht gesammelt erschienen sind, theilen,
wir unten das VerzeichniB der in den
Wiener Blattern zerstreut gedruckten so
vollstandig als immer moglich mit . Zu<
nachst trat Wimmer nach den oben
erwahnten Intermezzos in die Redaction
von 0. F. Berg's „Kikeriki" als Mit.
arbeiter ein, in welcher er eine Unzahl
von Aufsatzen schrieb, die sich nicht registriren
lassen, aber fur einen spateren
Chronisten Wiens und Geschichtsschreiber
der Caricatur eine ungeahnte Fiille des
Materials darbieten. Da zu jener Zeit
die Wiener Theater mit der Operette,
diesem anriichigen zwischen Oper und
Singspiel schwebenden und von Frivo»
litat prickelnden, durch Offenbach
importirten Genre, die besten Geschafte
machten, so war fur das Wiener Volksstiick
kein Platz mehr auf den Brettern, und
Wimmer trat mit Anton Pokorny
in Verbindung, der die im ehemaligen
Prasch ' schenCafv an derWien bestandene
Singspielhalle leitete, an welcher nicht nur
die besten Krafte des Volkstheaters, wie
E 1 m a r , Berla, Friedrich Kaiser,
Flamm, als Dichter wirkten, sondern
auch ganz tiichtige darstellende Krafte
(Keppler, Schneider, Schenk, Frau
Zengraf) beschaftigt waren. Fur diese?
Mimmer. Joseph 221 Mimmer. Ioscpy
Spielhalle schrieb Wimmmer vom 0c«
tober 4866 bis zum Sommer 1867 folgende
einactige Stiicke: „Gine ruhige Partei",
eine Burleske, welche iiber 80 mal
gegeben, auf fast sammtlichen osterreichischen
Provinzbiihnen und auch in Deutsch»
land zu Berlin im Wall ner« Theater (mit
Reusche und Helmerding) beifallig
aufgefiihrt wurde. I n Druck erschien das
Stuck in der 216. Lieferung des Wall
i s h a u sser'schen „Wiener Theaterrepertoires
1869"; - „Mensch und 5tammgll5t",
Posse; — ^NieVilderztnrmer" , Posse',
— „MeiZter Zchnee", Weihnachtsmarchen;
er vnd DotterieschmeLter " ;
", Bearbeitung der Nestr oy ' »
schen Pofse „Iumpaci Vagabundus" in
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Wurzbach5 6 . txt
einem Acte; — „Ner nerstarnene Hlr
geiger"; — „ A urzr und Milarez"; — „Nie
gtildene Mittelstru55e" ; — „Ein uerklnchter
Kerl"; — „Oin FenLter in PeZth". sammt
lich Possen. Director W a 1 1 n e r "Bd. L I I ,
S. 286^, welcher das nach ihm genannte
Theater in Berlin erbau: hatte und diri»
girte, engagirte nun Wimmer, nachdem
er dessen bei ihm eingereichte Stiicke
„Eine ruhige Partei" und „Meister
Schnee" gelesen, als Dramaturg und
Secretar fur sein Theater. Am 14. Sep
tember 1867 traf dieser in Berlin ein,
doch kehrte er — ohne seine Stelle anzu>
treten — am anderen Abend sofort nach
Wien zuriick. Berlin schwamm damals
noch im Siegesrausche, aber Wimmer,
der Oesterreicher , der Vollblutwiener,
paBte da hinein nicht . Der elastischere
W a 1 1 n e r , auch ein Wienerkind, hatte
es fertig gebracht, aber dieser Abfall von
Oesterreich war kein Lorberblatt in
seinem Ruhmeskranz. Von dieser Zeit
an blieb Wimmer in seiner Vaterstaot
Wien, wo er, als unangestellter
Chronist unermiidlich thatig, im „Neuen
Fremden-Blatti" , in der „Vorstadt-Zeitung" ,
in der alten .Presse", im „Neuen
Wiener Tagblatt", im „Illustrirten
Wiener Extrablatt" u. a. eine groBe
Anzahl local- und theaterhistorische
Feuilletons, Wiener Studien, Genre»
bilder, Humoresken u. s. w. veroffent«
licht, von deren groBem Theile wir nur
bedauern konnen, daB sie nicht gesammelt
sind. Von der am 24. Marz 1872 erfolgten
Griindung des „Illuf trirten
Wiener Extrablattes " durch Berg und
Singer gehorte Wimmer demselben
bis Ende 1873 als Redactionsmitglied
an, spater war er fur dasselbe bis 1882
als fleiBiger Mitarbeiter thatig. Aufter
den zahlreich in Journalen zerstreuten
Arbeiten, von denen wir unten eine
Uebersicht bringen, gab er einige topo»
graphische Gelegenheitsschrif ten heraus,
und zwar als 1866 die Pferdebahn bis
Dornbach eroffnet wurde: „Narnlillch und
tlie Pferdebahn. Gin praktisches Mchlein fiir
OinheimiZche und Fremde" (Wien 1866);
— als die Pfarrkirche zu St. Joseph in
Margarethen 1871 ihre hundert jahrige
Jubelfeier beging: die „Gedenkbliiner pr
Erinnerung an ine hundert jahrige Jubelfeier
(W. September bis 5. Gctaber 28N) der Ptarr-
Kirche St. IuZeph zn Margarethen in Wien. Ver
Marizche Theil 1 und N" (Wien, Verlag
der genannten Pfarre, 8^.); — „Ner
Pruter, Fiihrer fiir Ciichrimizche nnd Fremde.
Mit Plan" (Wien 1873) . Auch gelang es
seinett Bemiihungen, Ferdinand Nai«
mund's (rsots Raimann) Geburtshaus
(in der Mariahilf erf traBe Nr. 41,
neu) aufzufinden, und iiber seine An«
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Wurzbach5 6 . txt
regung wurde daselbst eine Gedenktafel
angebracht und diese am 18. December
1872 feierlich enthullt. Die miihevollen
Vorgange von der Aufsindung des Hauses
bis zur Enthiillung der Gedenktafel berichtet
er ausfiihrlich im „Illustrirten
Wiener Extrablatt", welches auch 1872.^
Wimmer, Joseph 222 A Joseph
Nr. 267 eine Abbildung des Gebaudes
bringt . Einige Jahre spater wurde auf
seine Anregung die Gedenktafel an dem
Geburtshause Joseph Lanner's (VII.,
Mechitaristengaf f e Nr. 3) und am 4. October
4883 eine solche an jenem des I o -
hann S t r a u B . Vater (3eopold jiadt .
FloBgaffe Nr. 7) angebracht. I n jiingster
Zeit ist N i m m e r wieder auf dramati«
schem Gebiete thatig und schrieb in
Gemeinschaft mit I . Seitz das Stuck
,TllN5tni>rr nnii Gnldemettel" , allegorisches
Zeitgemalde mit einem Vorspiele in
3 Bildern, welches am 29. Janner 1887
zum ersten Male im Theater in der
Iosephstadt und bis Anfang December
desselben Jahres 8!) mal gegeben wurde,
und ebenfalls giinstige Aufnahme fand
seine mit demselben Compagnon geschriebene
Posse „Nie Wie unk Orden", welche
am 26. November 1887 gleichfalls im
Iosephstadter Theater zum ersten Male
zur Auffiihrung gelangte. I m Eingange
schon wurde bemerkt, daB Wimmer sich
anfanglich Franz G r a f f e r zum Vorbilde
genommen. Dies ist nur insoferne richtig,
als er vornehmlich Wien als Acker seiner
Forschung betrachtet und diesen mit einer
staunenswerthen Umsicht und Ausdauer
durchwiihlt . Wahrend aber der alte
Graffer — dem jedoch deBhalb nicht
ein Itiipfelchen in seiner Verdienstlichkeit
weggewischt werden soil — leider nur zu
hausig seiner Phantasie mit formlicher
Wollust frei die Ziigel schieBen laBt, so
daB es oft nicht leicht, manchmal geradezu
gar nicht moglich ist, Wahrheit von Dichtung
zu sondern, halt sich Wimmer
streng an die Wahrheit, die er freilich in
fesselnder anmuthiger Form darzustellen
versteht. Fur die Theatergeschichte
Wiens, und diese bildet ein anfthn»
liches und interessantes Stuck Cultur»
leben der GroBstadt, ist Wimmer eine
ebenso reiche und gewissenhaf te Quelle
— man vergleiche nur seine „Raimund-
Forschungen" und seine „Memoiren des
dicken Binder"— wie Friedrich
Schloglfur das Biirgerthum und Volks»
sangerthum Wiens, wobei dieser noch der
Verklarer merkwurdiger Wiener Typen
und Sonderlinge ist, welche innerhalb
der DonaU ' GroBcommune ihr Unwesen
getrieben .
VerzeichniB der local. » und theatergeschichtlichen
Feuilletons nnd Artikel, welche theils unter
Seite 326
Wurzbach5 6 . txt
vollem Namen ( I . Wimmer) , theils unter
den Chiffren I . W., I . W— m— r, — mm—
nnd unter «Ein alter Theater-Chronif t " in
Wiener Blattern erschienen sind. Neues
Fremdenblatt . 1868: „Ein Kurpfuscher»
ProceB von der Bieglerhtitte" (Nr. 276); —
„Meidling in Neu ' erchenf eld (Thalia»Theater) "
(2!)0); — „Was sich in N i en die Hauser
erzahlen. I-IX" (Nr. 308. 325. 326. 352);
I86U: (Nr. <4 . 31. 36. 78. i<17); - 1868:
„Allerlei Theater in und bei Wien.
I . Meidlinger Theater" (Nr. 322) -. -
„ I I . Theater in Ruiiolfsheim — Sulkowsky«
Theater" (338): - li>69: „ I I I . <5onradi»
Theater" (9); - „IV. Hauscheater" (22);
— „Krippenspiel ' Theatrr" (45); — „Er»
lebtes und Nacherzahltes aus der
Theaterwrlt" . „I . Ein Miinchhausen unter
den Schauspielern" (38); — „ I I . Souffleur»
geschichten" (66); — „ I I 1 . Das Loch. — Lynch,
justiz im Theater a. d. W!rn" (87 u. 88);
— „ I V . Aus dem alten Opcrnkause" (123);
— „V. Liszt und Nestroy" (288) : -
„ V I . und VII. Allerlei" (296 u. 337); -
„Der Iudenf riedhof in der Nossau" (168) .
I n oer Morgenpost . 1869: „Eine Wahl»
bewegung in der Metternich ' schen Zeit
(Titelwahl drr Walzer) " (Nr. 98); - „Ve .
locipedlstln uor fundig Jahren" ( i t o ) . I m
Journal Die Presse. 1871: „Aus der
M a p p e eines Theaterfreundes" .
„ I . Der blaue Bund" (Nr. <90) ; -
„ I I . Tdierdarsteller und Thierkomodien"
( 1 i ) 1 ) ; — „ I I I (5:n beruhmter Requisiteur
(3. enefelder) " (205); - „IV. Der,
erste Komiker dr6 Lcopoldstadter Theaters
(Kasrerl) " ( /N 9) ; — „V. Einlebendig,
todter Komitee (Neudruck) " (223); —
„ V I . Ein musn-alischeo Familienfest (Sech«
t e r ) " (22^) ; — „ V I I . Arabesken zu einrm?
Mimmer, Joseph 223 Mimmer, Joseph
Telegramm (Skarbeck ' Theater) " (237); -
..Aus dem Wienerblattchen" (254. 261. 289);
— „Theaterdichter<Geschichten" (275)- —
1872. „Zur Gesch'chte der Tantiome in
Wien" (43) . I n der Neuen Freien Presse.
1876: „Horschelt und seine Kinoerballets
in Wien" (Nr. 4422. Abendblatt); - !878:
"Das Turkenfelr 1783" (3121); - !881:
„Volkssanger Binder" (3891); — „Der fett«
gedruckte Raimund" (6«63) . I n der Oester»
reichischen Buchdrucker . Zeitung . 1879:
„Ein Buchdrucker »Jubilaum im alten Wien
(Trattnern) (Nr. 7) . I n der Vorstadt '
Zeitung. 1869: „Geschichte 5 es Zeitungs«
Wesens in Wien I . und II." (Nr. 203,206);
— „Der gespenstige Hausherr von St. Veit
(Wothe)" (232); — „Zur Geschichte der
StraBenbeleuchtung in Wien" (268); — „Zur
Geschichte der Wiener Sparcassa" (275); —
„Am Grabe einer Therese (Krones)" (289)
— /,<3ur Geschichte von „Muller und sein
Kmd"" (303); - „Ein Stuck M.Wien im
Grabe (Eduard Weifi) " (32« u. 327); -
Seite 327
Wurzbach5 6 . txt
!87tt: „Demolirung des Thalia»Theaters "
(23); — „Historische Faschingsstudien . I . , I I . "
(36, 44); - „Von Fastmvredigten :c."(93);
— „Erinnerungen einea alten Schauspielers
(Louis G r o 1 1 ) " (100); - „Fastenzeit in
Alt.Wien" (107); - „Von Stufe zu Stufe
(Geschichte dieses Stuckes)" (il6) ; — „Der
Prater" (120); — „Ein ehemal. Wiener
Belustigungsort (Universum) " (138); —
„Joseph Wagner" (136); — „Frohnleich.
namsprocesston in versch. Jahrhunderten"
(164); — „Kindervorstellungen im vorigen
Jahrhundert" (303); - „Die alte Post"
(340); — „Der Bruder eines beruhmten
Mannes (Johann v. Beethoven)" (348):
— „Beethoueniana" (330); - 187!: „Gluits<
Hafen in Wien" (2); — „Alie und neue
Theaterproj ecte" (31); — „Gesch.chte der
Wiener Tanzsale. I . bis III." (34, 61. 79);
— „Ludwig Eckardt ' s Iugendjahre" (a8);
— „Aus Ludw. Lowe's Kii ' nstlerlaufbahn"
(68); — „Ein Martyrer oon 184s (Messen»
hauser) " (317); — „Aus der guten alten
Zen (Wiener Blattchen) " (328); - 1872:
„Wiens verlorenes Paradies (Paradeis«
gartel)" (2); - „Bauernf eldiana" (11); -
„Klerikales aus Kaiser Josephs Zeiten"
(16); — „Von einem verschollenen Tanzsaal
(Elysium)" (42); — „Geschichte der Wiener
Uederschwemmungen" (32); — 187B: ,.Ein
Stif tungshaus fur Straflinge (Weinhaus)"
(133); — „Der Kasseeneder-Iubilar (Gabe« 1
sam) " (35!)); A 1877: „Der alte S t r a u &
in Paris" (22); — „Der Adjutant des
Fursten Windischgratz ( Z a i 1 e r ) " (23);
— „Erlebnisse eines Maskenzugunterneh,
mers" (41) ; — „Mosentdal in der Vor«
stadt" (48); - „Eine Scandal<Schwur<
Gerichtsverhandlung 1848 (SchloiBnigg) "
(36); - „Teufelskomodien" (59); - „Bei
der Spinnerin am Kreuz" (64); — „Eine
Achtundvierzigerin (Strunz) " (71) ; — „Der
Af f endarsteller Klischniga" (??); — „Ein
Nothstandsbau im alten Wien (Cholera«
Canal)" (79); - ..Am Todestage Beetho«
ven's" (83) : A „Alter Narrenthurm und
neues Irrenhaus" (i)9); — „Das blaue
Biichcl (Straf geset zbuch JosephsII . ) "
(100): - „Ein Wiener Original (Dr. C a>
mondo) " (102); -" „Erzherzog Karl ' Iubi«
laum" (103); — „Buchhandler Sammerf"
(t<)3); - „Karl Treu mann t" (107); -
„Wo ist sein Grab? (Sonnenf els ) " (114) ;
— „Dir armen Praterwirthc" (140); —
„Wiener Schildweiser " (132); — „Ein
Schlachtenmaler in der Vorderbruhl (Casa«
nova)" (172); — „?er Feuer«Poung i "
(138); — „Der Erfinder der Visitekarte
(Loschenkohl) " (203); — «Seglerinen der
Lufte (Luftschif ferinen) " (220); - „Vor«
stadt ' Kirchtage" (232); — „Wiens erstes
Kinderspital" (234); — „Vom Wiener
Pflaster" (240); — „Der Geschichtsschreiber
deo soliden Bezirkes (Hofbauer) " (266);
Seite 328
Wurzbach5 6 . txt
— „Ein Opfer des Theaterteuf els (Vern«
hofer) " (267); — „Confusionen an alien
Ecken" (288) : — „Wiener Sylvesterabende"
(360); - 1878: „01e Bull" (3); - „Lor»
berbaum und Bettelstab (zu H o 1 t e i's
achtzigstem Geburtstag) " (23); — „Der
Todrentanz in Hietzing" (37); — „Unsere
Doctorbauern" (93); — ..Die Pest in Wien"
(103); — „Unsere erste Industrie »Ausstellung
(1833)" (144) ; - „Die Breitenf elder
Kirche" (173); — „Wien ohne Theater"
(193); - „Zum Marokkaner" (269); -
„Das Wiener Graberbuch" (328) . Im
Neuen Wiener Tagblatt . 1868: „Aus
Alt 'Oesterreich" (Nr. 287 und 301); 1870:
„Das neueste Opfer der Stadterweiterung
(Unteres Arsenal)" (271); — „Heiliges und
Unheiliges auf der Buhne" (282); — „B al fe
und seine Werke in Wien" (293); — „G e»
scliicyte desKarntnerthor« Theaters
I . bis VI." (3L6, 309. 311, 312. 314. 324);
— „Wiener Strahenpsiaster-Studien" (310);
— 1871: „Adelige Theatervorstellungen" (32);?
Wimmer. Joseph 224 Mimmer, Joseph
— „?er AbschluB eines verlorenen Lebens
lHelene S t e 1 1 wag) " (83) .- — „Die ersten
Wiener Vf erderennen" (1<»6); — 1874: «Pa
aanini in Wien" (138. Abendblatt); —
1877: „Wiens erstes Monument (Kaiser
Joseph II.)" (223); - 1778: „Wien -
Gagram" (5); — „Pompeji« Neulerchen
feld" (19) ; - „Gro6vaters Hausballe'
(52); — «Vom Tragsessel bis zur
Tramway. I. bis III." (35. 100. 104); -
.Die Vorstaotler" (139) : — «Wiener Ver<
gntigungszuge" (126); — «Der junge
Kaimund. I. u. I I . " (172 u. t73); -
, D:e Tiirkin vom Grund (3 a u d o n's
Turkenmadchen) " (206); — „Auf dem heiiien
Wiener Pflaster" (242); - „Zwei Volks
lunsthandler" (251); — „Die Kunst an der
Grwoldthiir (Feuilleton und Nachtrag) "
(286, 288); - „Auf'm Laden" (306); -
, Die kleinen Anzeigen von Anno Dazumal"
(326); Mt-Wiener Theaterklatsch" (350);
— !879: „Wien. wie es iflt" (10); -
„Hindertyeater und Theaterrinder" (21); —
. GroBvaters Eliteballe" (44); — «Der ungeborene
Lanner (Geburtshaus ) " (37); —
„Die Baumkrarler . Saison" (98); — „Vom
Lanner (am Tage der Enthiillung der Ge»
denttafel)" (133); - . . Gesellschaf t im T'Me"
(187); — 1887: „Beim Dommayer (zum
lOOjahrigen Jubilaum dieses Belustigungs«
ortes) - (208); — „Das Jubilaum des Wal«
zers" (333) . Imllluftrirten Wiener
Extrablatt. 1872: „Therese K r 6 n es (Ueber
ihr Portrat von 3avos)" (Nr. 8); — „Ein
Asyl fur obdachlose Kunstleirer" (9); — „Die
ersten Opfer der Prateroerschonerung" (27);
— "Memoiren des dicken Binder"
(28—79); — „Der Wirch von Margarethen"
(»1) ; " M i t den Wallfahrern nach
Mariazell. I. bis V." (97. 98 99. 101.
Seite 329
Der
Juden«
- ,
.,Nach
n "
: I .
„Die
- I
I • ,
,,Die
(212) ; -
Wurzbach5 6 . txt
102); - „Eine Fiaker . Hochzeit " (109): -
. Im Af f entheater" (»43); — „Bei den drei
Haseln" (14v) ; — „Der alte Stolzen»
thaler" (139); — „Am Sterbetage Rat»
mund's" (162); — „Eine Licitation zwischen
Grabern (Meidlinger Friedhof ) " (167); —
,Hunde. Hunde.Asyle 2c." (10?); - ..Von
Anzugen. Zapf enstreichen :c." (171); —
, Der Oberf euerwerker vom 13. Marz (Pol.
let)" (171. 172); — „Theatereruf f nungen in
Wien" (1?2); - „ Im Cafu Hoch 1 e i tn er"
(177); — „Ein ehemaliger Wiener Theater»
director (2 ch i k a n e d e r ) " (178) ; —
„Theaterreminiscenzen" (182) ; — „Beim
hochsten Heurigen" (185); — „Schlag auf
Schlag" (Kn) ;— „Raimund's Geburts»
haus entdeckt!" (193. 199. 209. 211. 212.
218. 261. 267. 273); - «Allerlei. Wiener
Sehenswtirdigkeiten" (199); — ,
friedhof in der Rossau" (201);
der October » Reu o 1 u t i o
Frau des Denuncianten" (201);
Studentenmutter und ihr Sohn"
III. „Ein Opfer des Commissars Felsen«
thai" (>29); - IV. „Vier Legionare"
(241) ; — V. „Der treue Landsmann"
(248); -VI. „Der radicale Schuster"
( A 70); — „Die Legende von der weiiien
Hose (Henikstein) " (2«9); — „EinlaB bei
„Muller und sein Kind"" (221); - „Grab
der Therese Krones" (224); — „Zur Ge«
schichte der kleinen Lotterie" (220. 280); —
„Ein ausv erkaufter Friedhof (Hernals)"
(237) : — „Jubilaum eines Choristen" (233);
- „Ein Souffleur" (237); - „Ueber Rai»
mund und verschiedene „Verschwender "»
Vorstellungen" (i?7); - 1873: „Das Post»
btichel seit 170 Jahren" ( 1 ) ; — „Geheim»
nisse des Inoalidenhauses in Neulerchenf elo .
1. u. I I . " (66. 90); - „Das Haydn. Haus
in Gumpendorf" (149) ; — „Das alte
Leopoldstadter Theater" (175) ; — „Der
groBe Krach im Prater" (!87); — „Lanner
und StrauB auf der Weltausstellung"
(239) ; — „Die alten Wiener Wasser»
leitungen. I. u. I I . " (243. 244); - 1874:
„Liszt's erstes Concert in Wien" (11); —
„Eine Probefahrt auf den Centralf riedhof "
(296); — 1875: „Das Foderlhaus in der
AlserstraBe" (61); — „Der Hansjorgel"
(6?); — „Das liebe Vieh auk der Biihne
(Tbierkomodien) " (76); — „D.e erste Giraffe
in Wien" (94); — „Zum Jubilaum des
Augarteno" (119); — „Schnelllnuf er in
Wien" (123)- — „Die Licitation beim
„Bobieskn" auf der Turkenschanz" (132); —
„Die neuesten Vieher im Carl»Theater "
(13U) ; — „Ein fideles Haus vom Michel»
beurgrund (3trg) " (^il) ; — „Automaten»
und Schattenspiel»Theater" (138); — „Itu'
liener in Wien" (166); — „Vom decorirten
„Johann" vom Dommayer" (175); —
„ I n der Grasel . Gegeno" (192); — „Vretter
und Brettel" (236); - „Ein Saal fur
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Wurzbach5 6 . txt
Alles (Musikvereinssaal) " (260); - „Ein
stilles Haus" (264); — „Prriestucke umer
Director Carl. I. u. I I . " (269. 270); -
„Vom Dehne" (286); A „Ein beriihmter
Wiener Fleischhauer (Sefrieo) " (292) ; —
„Theatergesch ' chtliche Vorstellungen" (293);^
Mimmer, Joseph 223 A Joseph
— „Ungezogenheiten im Theater" (304); —
, Unser Prater im Lichte der „Gartenlaube" "
(309); — „Messenhau ser als dramatischer
Dichter" (318); — „Ein decorirter Tanz»
meister (Naab) " (327); — „ I n der Kinderkomodie"
(329); - „Das „fidele" Wien"
(333); - „Der Schinderdoctor" (338); -
„Die zehn Bezirke Wiens" (341); — „Mustk
von Adolf M u 1 1 e r " (342); - „Ueber
Marionettentheater , Riesen 2c." (34s,); —
„Unsere Hausmeister " (345) ; — 1870: „Men .
wie es iflt und wie es gegessen hat" (10);
— „Selbstmord des Souffleurs Muller"
(11); - A „Der Wirth von Margarethen
(Haydinger) " (17); — „Walln er's
theatralische Laufbahn" (21); — „Der ehe«
malige Apollo-Saal. I. u. I I . " (27. 33); -
«Karl R o t t im Burgtheater" (42) ; A — „Der
Eissaal in Penzing" (46); — „Cocrespon«
denz zwischen zwei alten Schauspielern"
(50); — „Vom Sanger und Nimrod Drar»
ler" (53); — „Eine italienische Stagione
in Wien" (68); — „Johann. Drahanek"
(71); — „Graf S edlnitzky und die
Wiener Kupplerinen" (93); — 1879: „Die
Ochsenschul ' " (193); — „Die Wiener in
Murzzuschlag" (208); — „Wien. wie es
raucht" (2t 7); - „Die Grohstadt . Fere"
(230); - „Demolitt!" (236); - „Der
Schneidermeister Wurtzinger" (262); —
„Der Mistbauer" (269); — „Auf den letzten
Glacisresten" (278); — „Ein mulicalischer
Beamter (Karl Fr. Hirsch) " (284): -
„Licitation auf dem Penzinger Friedhof"
(286); — „Ausspielung des Theaters an der
Wien" (290); — „Ohne kaiserlichen Adler"
(298); — »Die letzten Tage der Salzgries»
taserne" (305); — „Das Grab eines Wiener
Lieblings (W. Kunst)" (317); - „Leben
und Wirken Anton Langer's" (336. 34t) ;
— „Peinliche Falle" (340); - „Der Traum
rines Zeitungslef crS" (349); - I88tt.
„Strenge Faschings« und Tanzgebote" (19);
— „Raimund'S Schadeldecke" (31) ; —
„Auch ein Magnetiseur" (36); — „Beim
Thurybruckel" (56); — „Specialitaten und
Specialitatenstucke" (74) ; — „Ein Feiertags-
Spaziergang" (90); — «Ein Schwimmer«
krieg in Wien" (101); — „Ein Beethoven.
Denkmalpro j ect" (119); — „Das Hans«
wurstenhaus am Salzgries" (137); — „Der
Umgang ' Sonntag" (147); — „Anton Bitt»
ner 5" (157); — „Eine Unterredung mit
dem Theaterdirector Carl "INI) ; — „Die
Geschmacklosigkeit auf dem Friedhof" (178);
o, Wurzbach biogr. Lerikon. I. VI. lGrdl. 24
— „Der neue Polizeidirettor von Flag
Seite 331
Wurzbach5 6 . txt
(Stejska!)" (i85); - „Der gem. Stadt
Wien SchieBliatte" (200); - „Das Iubi.
laum des Dornbacher Parkes" (209); —
„Der Pfarrer vom Schottenf eid" (210); —
„Lanner auf der Vuhne" (268. 269); —
„ Im Mordwinkel" (28U); - «D'e letzten
Standeln" ( A 9 A i); — „ Im alten Narren«
thurm" (314); — „Kaiser Ioseph ' Neliquien"
(329); - „ A pi-opoL vom Theater" (343);
— 1881: „ I n der Iagerzeil" (9); — „Der
Nestroy des Brettels (Mosei) " (28); —
„Aus den Erinnerungen eines alten Tanz»
mufikers" (58); — „Vom Versatzamt" (94);
— „Der erste Emzug von der Favorita.
I . u. I I . " (i< A . i 1 1 ) ; - „Vom alten
Kampf" (143); — „Ein Wiener Meister
(Gschmeidlel) " (132); - „Ein Komiker
in Sibirien (Lighlowler Edler v. Stahl»
berg)" (182); — „Das Wiener Burger«
Militar" (183); - „Die Etiquette im
Schonbrunner Garten" (192); — „Erotische
Gaste in Wien" (2io) ; — „Aus der Rai.
mund'Gegend" (227); — „Das alarniirte
Wien" (236); - „Vom Bier" (247); -
„Die Sinnspriiche der Wiener Zeitung" (238.
263) ; — „Vom Dornbacher Friedhof"
(266) ; — „Von Marinelli bis Tewele
(Geschichte des Leopoldstadter Theaters).
1 . bis IV." (282. 286. 288. 289); - „Der
letzte „Muh" im Burgerspital" (303); -
„Die Stufenleiter des Rausches" (328); —
1882: „Der groBe Krach von Anno Elfe"
(31). Im Fremden-Blatt . 1883: „Wiener
Lieblinge". I. „Hanswurst . Kasperl und
Thaddadl" (32.-): -II. „Vom National«
theater Josephs II." (331); -III. „Die
vier 15 des Burgtheaters (Koch, Korn,
Koberwein,Kruaei) " (344);—
IV. „Die groBe Schroder und andere
Lieblinge" (337); - 1884: V. „ Im FreihauS
und an der Wien" (16); — VI. „Das
Tyeater an der Wien uiuec P a 1 f f n " (33) ;
—VII. „Die Lieblinge der Manoge" (60,
yt); vill.u.IX. „Das Burgtheater der
alteren Generation. I. und H. Artikel"
(82, 86, 96); - X. bis XIII. „Die Sterne
des alten Leopoldstadter Theaters, 1—4"
(108. 109. 123. 144. 137); -XIV. „Fanni
ElBler" (173); — „Das essende Wien"
(5); — „Das Jubilaum des „Verschwender" "
(49) A . .Der Spiritist Philidorin
Wien" (68) ; — „Die Rangclassen der
Wiener Parteien" (130); — „Der Wiener
Pore 3 a ch c, is e" (2tt8) ; — „Johann
. April 1808 ) l!i?
Mimmer. Joseph Eduard 226 Mimmer, Joseph Eduard
2 t r a u R personlich" (282); — «Wiener
Lieblinge . Neue Folge". I. „An der
Statte des „Iauberschleiers" " (296): —
I I . „Das Iosepbstadter Tdeater nach dem
. . Zauberschleier"" (312); -III. „Das Carl»
Theater und seine Zugkrafte. 4—4" (336.
3«. 353); 1885: (<») ; - IV. „Die
Pantomime" (23) ; — V. „Der Wiener
Seite 332
Wurzbach5 6 . txt
Walzer" (38) : - VI- „Das Theater an der
Wien unter P o k 6 r n n i— 3" (52. 73. 83);
-VII. „Die Lieblinge des Brettels" (INft) ; -
VIII. „Das Iosepbstadter Theaier nach Po»
korny. 1-3" (128, li8. 133. 169. 176); -
„Redouten. und Maskenballe" (18); — „Am
Namenstage Joseph Lanner'6" (77); —
„Philipp Fahrbach" (W) ; - „Ein Musik«
schwindler in Wien (Lofs'ler)" (114); —
„WienerLieblinge . Dritte Folge".
„Kleine Lieblinge der GroBen. 1—4" (308
322. 336. 340. 330) ; - 1886 : „Vom
— Karntnerthor »Theater. 1-12" (17, 31. 43.
59. 73. 90. 92. 106. 121. 133. 133. 173. 190);
— „Liebe alte Bekannte" sTchmelzer Friedhof
1-2) (288. 304); A 2t. Maner Friedbofj
(31?); Matzleinsdorfer Friedhof) (328. 330);
— „Die Iosephstadt im Karntnerthor*
Theater" (M7) ; — „Karntnerthor- und
Iosephstadter Theater" (357); - 1887: „Die
sechs Wunder der Wiener Tdeater" (32); —
..Die Dichter unserer Volksbiihne. 1—6"
(34, 83. 94. 93. 113. 144); - „Hundert,
jahrige Wiener Geschafte, i— ?" (287. 288.
298. 3U6. 315. 323. 334. 343); - „Weih«
nachten im Franzosen jahr (1803)" (353). —
AuBerdem zahlreiche Wiener Local ' Feuilletons ,
Wiener Culturbilder : c . . Hunderte grofierer
und kleinerer Kunst» und Theaternotizen und
anderer Beitrage sowohl in den obgenannten
Tageoblattern . als auch in Q. F. Berg's
„Kikeriki" (in den ersteren Jahren seines Be<
stehens), in der „Wiener Allgemeinen Zei»
tung", im „Musik- und Theater»Iournal" , in
der „Deutschen Kunst» und Musik ' Zeitung" ,
in den „Pikanten Blattern", in der „Heimat"
u . . w .
Wimmer, Joseph Eduard (Tonkiinstler ,
geb . zu W i e n 1820) . Aus
einer Wiener Biirgerf amilie . Die Mutter
besaft in den Vierziger-Jahren ein Backergeschaf t
in der Griinangergaf se in Wien.
Er zeigte friih groBes Musiktalent, wel»
ches von gediegenen Meistern, wie
Gansbacher und Sechter, ausge»
bildet wurde. Bereits 1836, also im
Alter von erst 16 Jahren, Kapellmeister
am Ofener Theater, in gleicher Eigenschaft
1837 zu Funfkirchen in Ungarn,
besafl er schon 1842 den Ruf eines tiichtigen
Organisten. I m let ztgenannten
Jahre ward er Lehrer der Tonkunst an
der stadtischen Schule in Funfkirchen.
Als Componist war er fur Kirche und
Biihne thatig, ob aber von seinen Com»
Positionen etwas im Stich erschienen,
wissen wir nicht . Aber nicht minder wirkte
er auck als Theoretiker auf musikalischem
Gebiete und hielt in der sechsten Versammlung
der ungarischen Naturf orscher ,
welche 1846 in Funfkirchen tagte, einen
Vortrag: „Zur Theorie des Echos",
der dann in der August Schmidt ' schen
„Wiener allgemeinen Musik ' Zeitung"
Seite 333
Wurzbach5 6 . txt
1846, Nr. 114 und 115 zum Abdruck
gelangte. Doch schon fruher hatte er in
der genannten Zeitung einige Musik«
artikel verof f entlicht , so: „Ueber die
Stimmung derBlasinstrumente" (1843);
— „Ueber Intonation der Metallinstru»
mente" (ebd.), auch erorterte er schon
damals einen spater zur Tagesfrage
erhobenen, nicht unwichtigen Gegenstand
im namlichen Blatte in dem Artikel:
„Ueber Sicherung des Eigenthums»
rechtes der Kirchencomvonisten" . Was
nun seine Kompositionen betrifft, so hat
er iiber Aufforderung des Bischofs von
Fiinfkirchen fur den dortigen Dom com»
ponirt: „2«i?-oz7«5 " , „Grudnale", „Gf f ertarium"
und „Oummnnilln tiu uier Singstimmen
ahne Begleitung" . Auch trug er
sich urn die Mitte der Vierziger»Iahre
mit der Composition einer groBen Oper
„Hz'anca Hs?/<5 A o A a " , wovon nach
Mittheilung meines Freundes Dr. Aug.
Schmidt die ersten zwei Acte bereits vollendet
waren, 'und welche er in Wien zurf
Mimmer. Franz 22? Wimmer. Franz
Auffiihrung zu bringen suchte, was chm
jedoch kaum gelungen sein durfte, da alle
Notizen iiber eine solche fehlen. Die
musicalischen Lexika wissen nichts von
ihm zu berichten; nur die unten benannte
Quelle gibt iiber ihn eine kurze, seine
Tiichtigkeit als Organist wiirdigende
Notiz und bemerkt dabei, daB er mehrere
Kirchen« und Theatercompositionen ge»
schrieben habe .
Schmidt (Aug. Vr . ) . Wiener Musik<Zeitung
(4°.) 4842. Nr. 22; 1846. S. 437.
Noch sind bemerkenswert ! ) : 1. Eolestin Wim«
mer (gest. 180.) . der in der zweiten Halfte
des achtzehnten Jahrhunderts lebte und Mit«
glied des Eremitenordens der Augustiner,
zugleich aber Professor der Theologie an der
damaligen Hochschule zu Briinn war. Von
ihm erschien im Druck eine ,,1'keologia clvFMatios."
(Vruuae 1781), doch ist nur der
erste Theil derselben herausgekommen . —
2. Eduard Wimmer (geb. zu Wien
3. September 1826) . Derselbe bezog Mitte
October 1836 die Wiener-Neustadter Militar«
Akademie, aus welcher er im September
1843 als Lieutenant minderer Gebiihr zu
Auersperg-Kiirassieren Nr. 5 eingetheilt wurde.
I m Juli 1848 riickte er zum Oberlieutenant ,
im December 1849 zum Rittmeister zweiter
Classe vor. Am 13. Mai 183 t trat er in
Pension iiber. Er zeichnete sich in den Feld»
ziigen 1848 und 1849 in Ungarn so aus. daB
er das Militar<Verdienstkreuz erhielt. Z A THur»
Heini (Andreas Graf) . Die Reiter «Regi«
menter der k. k. osterreichischen Armee (Wien
4862. F. B. Geitler, gr. 8".) I. „Die Kiiras«
siere und Dragoner", S. 141) . — 3. Franz
W i m mer (geb. in der zweiten Halfte des
18. Jahrhunderts) . Er widmete sich dem
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Wurzbach5 6 . txt
Buchhandel und begann seine Laufbahn 1?83
bei dem damaligen Reichshof raths ' Buchdrucker
und Uniuersitatsbuchhandler Joseph Gerold
in Wien, wurde nach seiner Lehrzeit Commis
in dessen Geschafte und nach dem Tode seines
Ehefs Director iiber dessen Buchdruckerei und
Buchhandlung, in welcher Stellung er bis
5806 verblieb, worauf er unter der Firma
K u p f f e r und Wimmer seine eigene Buch«
Handlung eroffnete. Als nach zehn Jahren
vertragsmaBig diese Verbindung endete, trennte
er sich von K u p f f e r und griindete 1819 sein
eigenes Geschaft, welches 1857 noch bestand.
I n demselben widmete er sich mit besonderer
Vorliebe dem theologischen Fache und besaB
in dieser Richtung wohl das groBte und best«
sortirte Lager theologischer Werke in Wien,
tiberhaupt in Oesterreich, und in Deutschland
mochte ihn hochstens Manz in Regensburg
iibertroffen haben. Neben dieser Hauptrichtung
bevorzugte er auch noch medicinisch ' chirur«
gische und militarische Wecke. Wahrend seiner
buchhandlerischen Thatigkeit im Gerold' schen
Verlage machte Wimmer auch in Literatur
und gab einige Compilationen heraus, welche
bei dem damaligen Mangel an guten Vil«
dungsnntteln auf reichlichen Absatz hoffen
lieBen, und so er.'chlcnen im Gerold'schen
Verlage „Das Hausbuch fur Frauen und
Madchen" und G H. MeiBner's „Stamm,
buch oder Denkmale der Freundschaft und
Liebe", beide in mehreren Auflagen; ein
zweiter Theil des letzteren kam unter dem
Titel: „Aehrenlese auf dem Gebiete der
Lebensphilosophie" (Grah Isl3. Ferstl) hl-r<
aus . Ferner compilirte Wimmer fur oon
Gerold'schen Verlag die Biicher „Lohn des
FleiBes und der guten Sitten" . „Denkbuch
fur die Jugend" und „Andachtsubungen zum
h. Altarsacrament " . Als er dann sein eigenes
Geschaft eroffnete, debutirte er mit folgenden
Schriften: „Gott priif t . Gott schiitzt die
Jugend"; — „Die gottgef alligen Kinder",
gab auch ein grofieres Sammelwerk in
12 Theilen unter dem Titel: „Bildungs.
bibliothek fur Madchen von reiferem Alter"
heraus, deren erstere Theile mehrere Auflagen
erlebten. I m Jahre 1846 ubernahm ein
Franz Wimmer die Franz Gastl'sche
Buchhandlung in Briinn und errichtete 1847
eine Filiale in Nikolsburg. Ob wir es hier
nur mit einer Person dieses Namens zu
thun haben, konnen wir nicht entscheiden.
— 4. Franz Wim mer. Eines Schrift»
stellero dieses Namens gedenkt Karl Goe»
deke zu wiederholten Malen in seinem
„GrundriB zur Geschichte der deutschen Dich'
tung" . und zwar bemerkt er. daB derselbe in
den Zwanziger ' Iahren unseres Jahrhunderts
zu Klattau gelebt und folgende Schriften
herausgegeben habe : „Blumenkranzchen, ge»
flochten im Kreise seiner Zoglinge" (Klattau
1821, 8") und „Geschenk fur die reifere
Jugend" (ebd. 1321) . An ander« Stelle berichtet
Seite 335
Wurzbach5 6 . txt
er. daB auf M e i s 1 'S Stuck »Der
lustige Fritz", welches 1818 in Wien zur
Darstellung gelangte, ein W im mer. dessen?
Wimmer, Friedrich 228 Mimmer. Georg
Taufname nicht genannt ist, am 1U. Decemder
1818 auf dem Iosephstadter Theater in
Nien die Parodie „Dei traurige Fritz" zur
Auffuhrung gebracht habe . Der vollstandige
Titel des Meisl'schen Stuckes lautet: „Der
lustige Fritz oder schlafe, traume, stehe auf.
kleide dich an und bessere dich. Ein Marchen
neuerer Zeit in 2 Aufz.". M e i s 1 hat dieses
Marchen nach Van der Velde bearbeitet.
Damals faBte auch Grillparzer den Plan
zu seinem „Traum ein Leben", das aber erst
13 Jahre spater (1834) zur Auffuhrung kam.
Der oben genannte Franz N i m m e r , dessen
Goedeke gedenkt, war Oberlehrer in Klattau.
A Goedeke (Karl) . GrundriB zur Geschichte der
deutschen Dichtung. Aus den Quellen (Dres
den 1877. Edlcrmann. 8".) Vd. I I I , S. 994.
Nr. 1036; 2. 829 im Artikel „Karl Meisl"
zu Ende der Seite) . — 5. Friedrich Wi m<
mer (geb. in Breslau 30. October 1803,
gest. daselbst 12. Marz 1868) . Wenngleich
kein Angehoriger des Kaiserstaates , so Hai er
sich doch durch botanische Forschungen, welche
auch den osterreichischen Tdeil Schlesiens um<
fassen, ein Anrecht auf eine Erwahnung in
unserem Werke erworben. I m Lehramte
thatig, war er zuletzt in Breslau Director
eines Gymnasiums und stadtischer Schulrath.
Neben seinem lehramtlichen Berufe widmete
er alle MuBe seinen botanischen Forschungen.
Schon urn die Mitte der Zwan; iger>Iahre
trat cr in e' s m>>i Krr!6 gleiche Ziele ucrfol»
gender Freunde und stellte sich die Aufgabe,
die schleiische Flora m't EinschluB des 6fter»
reichischen Antheiles von Schlesien nach alien
Richtungen zu durchf orschen, zu sammeln und
kritisch f est zustellen . I n Gemeinschaft mit
mehreren vor ihm verstorbenen Botanikern:
Schummel (gest. 1848) . Giinther (gest.
1833), Grabowski (gest. 1842). Krause
(gest. 1836) und Wichura (gest. 1863)
machte er botanische Ausfliige nach verschie»
denen Punkten Schlesiens, insbesondere aber
nach dem schlesischen Hochlande vom Niesen»
gebirge bis zum Gesenke in dessen entlegensten
Griinden . Bis in seine letzten Jahre brachte
er einen Theil seiner Ferien im schlesischen
Gebirge mit botanischen Forschungen zu und
soil, wie versichert wud. Zeit seines Lebens
nicht auBerhalb desselben gewesen sein. Bei
den Leuten des Gebirges war er ein ebenso
bekannter wie beliebter <.?ast. und was die
botanische Durchf orschung Schlesiens, sowohl
deS preuBischen als des osterreichischen An»
theiles. betrifft, so verdankt man ihm ein gut.
wrnn nicht das beste Theil des bisher
erforschten. Von ihm erschien in dieser Rich'
tung gemeinschaf tlich mit H. Grabowsky :
,,1'lora 8il68iae. Vars I 6t I I " , mit zwei
Bildnissen (Breslau 1327-1830. Korn. 8".).
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Wurzbach5 6 . txt
und allein gab er heraus: „Flora von Schle»
sien. Handbuch zur Bestimmung und KenntniB
der phanerogamischen Gewachse dieser Pro»
vinz, nebst einer gedrangten Einleitung in die
Pf lanzenkunde" (Berlin 1832, gr. 8".); —
(Vi-ktiswvias 1838, 8". 223.); - „Flora
von Schlesien, preuBischen und osterreichischen
Antheiles oder vom oberen Oder» und Weichsel»
Quellengebiet . Nach natiirlichen Familien mit
Hinweisung auf das L in nasche System.
Nebst phytogeographischen Angaben und einer
Prosilkarte des schlesischen Gebirgszuges"
(Breslau 1840, gr. 12".); eine zweite neu
revidirte und bereicherte Ausgabe erschien
nebst einer Ansicht der fossilen Flora Schle»
siens von H. R. Geppert (Breslau 1844.
12".) in 2 Banden, der 2. Band aber auch
separat fur die Besitzer der ersten Ausgabe
als Erganzungsband; — „i ' nsovki ' kLti
Zresii o A era, a.ua,s «uvei-Lunt oniuia. Nmsnakta.
saiait ouni axvu.i'Htu. critivo I ' r i a .
A ViNinsr. loin. I et sud titulo Uistoi-i»
I»!21itai-um" (Vr2ti31kvia, o 1842, 3er. 8".).
sd'Elvert (Christian). Zur Culturgeschichte
Mahrens und Oesterreichisch ' Schlesiens . 2. Th.
A 18. Theil der Schriften der historisch«stati»
stischen Section der k. k. mahrisch-schlesischen
Gesellschaft zur Beforderung des Ackerbaues
u. s. w.) (Brunn 1868, A. Nitsch, 3er.'8".)
S. 187. 248. 230. 320. - Schlesische
Provinzialblatter, 1368. Nr. 7. —
23. Jahresbericht der schlesischen Ge«
sellsckaft fur vaterlandische Cultur, 1867
(Breslau, 8<>.) S. 126 u. f.). - 6. Georg
Wimmer, eine der groteskesten Figuren
des alten Wien aus dem ersten Viertel deS
laufenden Jahrhunderts, von denen uns der
alte Orafferin seinen „Kleinen Wiener
Memoiren" Bd. I, S. 103 u. f. die mar»
kantesten aufzahlt. Wimmer war seines
Zeichens Back und wurde nur in dieser Eigen«
schaft genannt . Den Namen Back wandelte
man in Begg urn, so daB man nicht W im«
meriana oder Bacteriana, sondern nur
Beggiana kannte. G r a f f e r zeichnete dieses
Original, das nur einen Nebenbuhler besitzt
in dem verstorbenen Baron T o d e s c o
l'Bd. XI"V, ' S . 227 in den Quellen) , als
„einen, was Drastisch ' Burleskes betrifft. Alles^
Stammtafel der Familie Capello Grafen von Wickenburg.
Anton Anselm 1790 Graf
geb. 4. October 1750.1- 19. April 1813.
Lucy Grafin von Oallberg
geb. 1763, t 10. Juni 1823.
Heuriette,
urn. /ran) Freiberr von Weyer.
Karl Theodor
geb. 13. November 179N. 5 3. October 184?.
Ernestine
geborene Fceiin von Kocknin-Dolf f s .
Matthias Constantin sS. 228^
geb. 16. Juli 1797.1- 26. October 188<»,
Emma geborene Grafin Vrsay
geb. 10. September 1813, f 6. Februar 1880.
Seite 337
Wurzbach5 6 . txt
') Karl s:ll Vtto A Henriette
«ed. 11. Sept . ' i8<9. geb . 2<». Noo geb, 9, Dec. i821. geb . 2<» Dec. 1823.
Emilie t82<>. f 18<:<». Laura vm. Emil
geborene Grasii, geborene S A alka Graf Keekers
Vnffy-Mignot verw. v Pctrovics. ; u Wef terf tetteu .
g,b. 17, Mai 1834.
Constanze Edmund Marie
geb. a, Juni geb 6. Febr. 1831. geb. 1. Ian.
1826. s i2. Marz 1871. 1836.
Stif tsdame . Stephanie Stiftsdame.
geborene Sorvith
von Salab6r.
Marie Agnes
geb 2. Teptemlx'r i
vm. Atthur
Graf Saint-Julien .
M. Eduard
qed. :t '"uli l«s»
Stephan Margaretha
geb. 16. Juni geb. 23. Juni 1860.
i839. Stiftsdame
in Brtinn.
Maria Marco Maria Charlotte
;rb. 13 April 1864. geb. 3 Febr. 1
Wilhelm
geb. 7. August 1798. -f 3 i . Janner 1834.
1) Therese geborene Sellierg de MoranviUe
geb. 1806. t 1. Marz 1838.
2) Marie geborene von Tointrelle
geb. 23. August 1817.
Csnstantin
geb. 1. Oct.
1823. -j-.
Emma
geb. 6. Juni 1831,
vm. Eugen Freil>.
von Ehrenf els .
Fran' 1 Javier
geb. 7. Juni 1836,
5 26 Oct. 1874.
Auguste geborene
Grafin Dosst-Fedrigotti
geb . Febr . 1833 .
Therele Wilhelm Constantin Clotilde Ludwig Arthnr Ottokar
geb. 27. Febr geb. 3. Marz geb. 16. Aug. geb. 9. Nov. geb. 3. Sept. geb. it
Marz geb . 7 . Nov .
1856. 1837. 1838. 1861. 1863. . 1863. 1867.
Vttokar sl!j
geb. j A . August 18:11.
1) Sophie geborene Graftn Huuyadn von Kethely
qeb «4 . Marz 1833, s 14. Marz 136!».
2) Luise geborene Schmidt
geb. 24. December 1844.
Lucie
geb. i 1 , October 1832. s.
Emmerich Prinz Thurn-Taris.
Ida
geb. 29. September 1834.
urn. Franz Graf von Kejselstatt.
Bianca
geb. 6. October 1837.
urn. Karl von Aoamovich de Csepin.
Albrecht sS. 221"1
geb. 4. December 1838.
Seite 338
Wurzbach5 6 . txt
Wilhelmine Grafin Almisy j A T. 232)
geb. 8. April !84u.
Nosa
geb 10. September 1869.
klobert
geb. 5. Juni 1874.
geb. 21. Marz 18. i7.
Gabriele geborene von Znaiwwerth- ' Nebenburg
geb. 9. Juli 1859.
Vtts
geb. 11. Marz 1883.
g?b,
Louis
I . I u 1 i 1860. f 26. April 1864.
Henriette
geb. 23, August 1363.
Kianca
geb. 17. October 1866, f 20. Juni 1870.
Rudolf Albrecht
geb. 17. October 1874.
Alfred
geb. 26. Juli 1835.
' ) Die in den Klammern 1 ) befindlichen Zahlen weisen auf die kiirzeren
Biographien welche sich auf 2 . 227 u. f. (Nr. 1—6) befinden, wenn aber ein S>
voransteht, auf die Seite, auf welcher die ausf uhrlichere Lebensbeschreibung des
Betreffenden steht.
Zuv. Wurzb ach ' s biogr. Lexiton. Bd. 1 A .?
Wickenburg) Karl ' 2?7 Wickenburg' 1 Otto
welches im Ottobrr 13is vor der im vollen
Aufruhr begriffenen Hauptstadt Wien stand,
dann aber im December nach lingarn vor<
riickce und im Graf Tchlil'scken Corps
mehrfache Recognoscirungen und Streifcom»
nmndos ausfiihrte, auch mehrere Gefechte,
darunter jrne6 bei V<.'rpeltth bestand. I n
diesem ritt Graf Karl mit seinem Fliigel
an der Seite des Corpscommandautm Grafen
Schlik zur Uebersicht des Schlachtf eldes auf
eine dasselbe beherrschende Anhohe . Zwischen
dem Standpunkte des Grafen Schlik und
jenem der Huszarcn zog sich eine ansehnliche
schluchtahnliche Vertiefung welche we A cn des
an der Thallinie befindlichen dichtcn Ge«
Holzes nicht zu iibersehen war. Durch dieseS
letztere gedeckt, riickte ein Bataillon der
Polenlegion auf?a— 80 Schritte reran und
gab Feuer. Da attaquirie Graf Wickenburg
die Planklerschwarme und warf sie mit seinen
Kurassieren, wahrend die iibrigen feindlichen
Truppenabtheilungen du ' ch unsere herangezogene
Infanterie und das wirksame Ge<
schuhfeuec des Oberlieutenants Bartrlmus
zum Ruckziige gezwungen wurden. Spcm>r trat
der Graf aus den Reihen der activen Armee,
im Jahre i861) starb er. lThiirheim (An»
dreas Graf) . T:e Reiter ' Regimenter der
k. k. osterreichischen Armee (Wien 18M. Geit<
ler, gr, 8".) I. Bd.: „Kurassiere" . 2. 209.)
— 4Matthias Constantin ssiede die
besondere Biographie T. 228^. 3. Otto
(geb. 9. December 1321) . Ein Bruder der
Grafen Eduard und Karl, trat er friih»
zeitig in die kaiserliche Armee und wurde 1843
Oberlieuienant bei Kaiser Ferdinand Uhlanen
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Wurzbach5 6 . txt
Nr. 4. I m Herbst 1847 erhielt das Regiment
Marschordre nach Italien. Kaum war der
Stab desselben in uremona eingeriickt, als
die Revolution in Mailand ausbrach. Graf
Otto, damals schon Rittmeister, stand eben
im Begriffe, von einer Fassung aus Mantua
zum Reginiente Zu stoBen, als er unterwegs
in die Hande von Insurgenten gerieth und von
diesen gefangen gehalten wurde. Nachdem das
Regiment den Feldzug 1848 und des Fruh»
jahres i849 in Italien mitgemacht hatte, muBte
es Anfangs April in Eilmarschen nach Un<
garn abriicken, wo es sich in Oedenburg sain»
melte und zum 1. Armeecorps des Feldmar»
schall-Lieutenants Schlik eingetheilt wurde.
Vei Bo'S.'lrkany nnd Csorna t.t. Juni
focht es. mit einer Vravour, daB selbst der
Insurgentenf uhrer Klapka die a . iage; eich<
nete Tapferkeit der osterreichischen Nhlanen
im Gebiete der Literatur, namlich jener
des Grafen Albrecht, als eines eminenten
Uebersehers, dem die deutsche Literatur die
Einverleibung mehrerer englischer Meisterwerke
der Dichtung verdankt, und seiner Gemalin
Wilhelmine, die auf lyrischein, epischem und
dramatischem Fl'lde mit seltenem Erfolge thatig
gewesen. — Was nun die Ehen dieses Ge>
schlechtes betrifft, so begegnen wir Namen
d?r' edelsten Adelsf amilien sowohl unter den
Frauen, die sich die Sonne holten, als unter
den Mannern, welche urn die Tochter dieses
Hauses warben, wir nennen nur beispiels»
weise BockuM'Dolffs . Orsay. Bussy-
Mignot . Thurn ' Taris . Kesselstatt.
Bossi ' Fedrigotti . Saint-Iullien . Almasy,
H o r v a t h , Hunyady us, w.
I I . Besonders hervorragende Sprossen der Grasensamilie
Wickendurg. j . Albrecht A siehe die
besondere Biographie 3, 221) . ^ 2 . Eduard
(geb. t 1 . September l«li>) . ein Sohn des
Grafen Karl Theodor. Herrn der Herr«
schaften Eltze in Hannover. Szakacs, Madi»
zerty und Szlatina in Ungarn, Erbdrosten
von Neuhaus in Hannover und k. k. Ritt«
meisters a. D.. aus dessen Ehe mit Erne<
stine Freiin von P ocknm - D o 1 f f L , trat
jung in die kaiserliche Armee, war 1843
Oberlieutenant bei Wiirttemberg » Huszaren
Nr, (>. wurde dann Rittmeister im 1. Dra»
goner-Negimente und im Mai 1862 Major
im i 1 . Uhlanen-Negimente . in welchem er
1838 zum Oberstlieutenant , im November
1861 zum Obersten und Regimentscomman»
danten vorruckte; schlieBlich ward er General«
major und Brigadier bei der 3. Truppendivision .
Zur Zeit lebt er als Generalmajor
im Ruhestande auf SchloB Haagberg in
Niederosterreich . Als Oberst seines Regiments
erhielt er fur sein ausgezeichnetes Verhalten
im Feldzuge 186« gegen PreuBen das
Militar-Verdienstkreuz . Graf Eduard ist
seit 29. October 1802 mit Emilie Iosephine
geborenen Grasin Vussu/Mg""! y^inali. und
stammen aus dieser Ehe ein Sohn Eduard
Seite 340
Wurzbach5 6 . txt
und eine Tochter Marie Agnes A vergleiche
die Stammtaf el) , — 3. K a r t (geb. 20. No«
vember 182«), ein Bruder der Grafen
E d u a r d und Otto, trat gleich denselben
in jungen Jahren in die kaiserliche Armee
und wurde 1843 Oberlieutenant bei Prinz
Karl von PreuBen-Kiirassieren Nr. 3. I m
Feldzuge «84 9 gegen die Ungarn diente der
Graf bereits als Rittmeister im Regimente.^
Wickenburg (Vappen) 228 Wickenburg) Matthins Const
rudmte, I n dasein deldcnlnuit-i^en Kampfe
fit' ! Generalma jor W : ' £> . und Niltmeister Graf
Wickendur. ' trug eine AA wunoun A davon .
18^6 ; um Major bei « /N 'lani Galias-Ublanen
Nr. In d>, ' f5rdl ' rl, kanl Graf A t i o t8:»8 ; um -
Hofstaat 2e:nor kaiserlichen Hoheit des Er-, ' !
der; 1, 'go 3ic A ' .nund und wurde wahrend
seiner Dienstleistung bei demselben 1869
Oberstlieutenant im Reaimrluc, zu welchem cr
i:u folgenden Iadre einriickte. I m Juni t86ss
sah er sia' zum Obersten im Regimente ernannt,
aus welchem er dann in den Riibe«
stano iibertrat, den er zur Zeit in Wien verlebt.
Graf Otto bat sich a:n 11>. Februar
1872 mit l.'uurli geborenen 5zalka verwitweten
peler Ritter uon petrowirz vermalt, doch sind
aus dieser C'be keine Kinder vorhanden.
A Thurheim. Tie Reirer« Regimenter der
k. k. osterreichischen Armee (Wien 1802,
Geitler, ar. 1>".) Bd. 1 1 : „Tie Uhlanen",
S. 102 und 1!)6. A — <'. Ottokar (geb. zu
Gratz am 13. August j8:ij) . Der alteste
Sohn des Grafen Mattbiao Constanti n.
trat er 1848 in die kaiserliche Armee und
machte alo Lieutenant im Negimente Baiser»
Uhlanen den Feldzug in Italien, dann als
Oberlieutenant im Regimente Karl Ludwig«
Chevaurlegers t849 den Winter-Feldzug in
Ungarn mit. bei welcher Gelegenheit, er
infolge der grimmigen Kalte mehrere Finger
verlor. Bald darauf quittirte er den Militar«
dienst als Rittmeister, schied aber vor einigen
Iabren ganzlich aus dem Armeeverbande . Er
vermalte sich am 8. August 1865 mit Zoplne
geborenen Grasin Hunziadu und einige Jahre
nach deren 1869 erfolgtem Tode mit l^llis'e,
geborenen Zchinidl. (Die diesen beiden Ehen
entsprossenen Under sind in der Stammtafel
verzeichnet . ) Gegenwartig ist Graf Ottokar
Wickenburg President des „ ( Ileichenberger
und Iohannisdrunner Actierwereines " und
Biirgermeister von Gleichenberg . Fur die
Verdienste, die er sich in dieser Eigenschaft
erworben, wurde er von Seiner Majestat
durch die Verleihung des Ritterkreuzes des
Leovoldordens ausgezeichnet . — 7. W i 1 -
helmine ssiehe die besondere Biographie
S. 222-.
III. Wappen. Quadrirter Schild mit Herz«
schild. < und 4 in Vlau ein doppelt ge»
schwanger, einwarts gekebrter goldener Lowe.
2 und 3 in Gold ein einwarts gewendeter
rotber Greif. Her; schild. I n Silber ein
runder schwarzer Hut mit breiter Krampe
Seite 341
Wurzbach5 6 . txt
und silbernem Bande (Capello) .Devise:
8olom toleindit st ImdreL.
Wickenburg, Matthias Constantin
Caftello Graf (Staatsmann, geb . aus
dem Rittergute Pesch bei Diisseldorf
am 16. Juli 1797, gest. zu Gleichenberg
in der Steiermark am 26. October
1880) . Ein Sohn des kurpf alzischen Gesandten
an den Hofen von St. Petersburg
und Wien Anton Anselm Cap
e 1 1 o Grafen von Wickenburg aus
dessen Ehe mit 3ucie geborenen Grafin
Hallberg, kam er in sehr jungen Jahren
mit seinen Eltern nach Wien, wo er die
offentlichen Schulen und die Universitat
besuchte. Nach beendeten Studien trat er
in den Staatsdienst und begann seine
amtliche Laufbahn bei dem Kreisamte
im V. U. M. B. zu Korneuburg. Von
da kam er zur niederosterreichischen Regierung
und nach einiger Zeit zur allge' 1
meinen Hofkammer, bei welcher er bald
zum iiberzahligen Hof concipisten und
dann zum Hofsecretar befordert wurde.
4823 iibersetzte ihn Kaiser Franz proprio
inotu als wirklichen besoldeten
Hofsecretar zur vereinigten Hofkanzlei,
1824 wurde Wickenburg niederosterreichischer
Regierungsrath und 4823,
also im Alter von 28 Jahren, Kreis»
hauptmann im V. 0. M. B. zu Krems .
Kaum hatte er diesen Posten angetreten,
als ihm der Kaiser in einer auBerordent»
lichen Mission die Untersuchung aller im
Laufe vieler Jahre vorgekommenen Unterthansbeschwerden
im Miihlkreise des
Landes ob der Enns iibertrug, welche
Aufgabe der Graf zur vollkommenen
Zuf riedenheit loste. Nun kehrte er auf
seinen Posten in Krems zuriick und
fiihrte die Verwaltung des Kreises in
wahrhaft mustergiltiger Weise. Als sichtbare
Zeichen seiner Fiirsorge nennen wir
die von ihm angelegten Communications*?
Wimmer, Heinrich 229 Mimmer, Joseph
iiberragenden Heros, eine Welt von Genie
und Originalitat , Mikrokosmus von kiihner
Geisteskraf t , gepaart mit der completesten
Unwissenheit , kecken Selbstgef iihls ; mitlachend,
wenn man selbst vor Zachen zerplatzte, wohl
wissend, das gelte nur dem barocken .Aus«
drucke, nie dem Geist, den man ehrte und
pries, Beides mit hohem Recht . Dieser noch
nie dagewesene, immer wiederkehrende Cha«
rakter wurde nicht begriffen; ein voiles leben»
diges Bild muB ihm werden. Material ist
da, S a p h i r hat dessen und ich. Ich (Graf»
fer) unter Anderem besitze das Idiotikon.
Dieses Kraftgenie zu belachen und zu bewun«
dern, fanden Karl Maria uon Weber. Sa»
phir.Majlath. Castclli. Kachler.
Emil E y v , Kanne, Ieitteles und Andere
sich ein" . So Gr a f f e r , der uns auch einige
der kostlichsten Proben von W i m m e r's
Seite 342
Wurzbach5 6 . txt
Wortoerrenkungen und Begrisssverstummlun«
gen, die aber doch wieder auf einen kolos»
ialen Witz auslaufen, mittheilt. So z. B. auf
die Neuigkeit, daB die Donau wieder aus«
getreten, bemerkte Wimmer: „Sie ist zu
nahe bei Wien. man muB sie hinrichten"
<ihr eine andere Richtung geben) ; ubersetzen
nannte er iiber schwadern. Schrif tsteller
Weltschreiber . Kiinstler Freilaufer, die
Freilaufer sind vogelfrei (so frei wie der
Vogel in der Luft) ; der Mensch ist so mager
wie ein S t i 1 et (Skelett) u. s. w. N i r ver'
weisen betreffs des originellen Kauzes auf
die Quellen. A Gr affer (Franz) . Kleine
Wiener Memoiren: Historische Novellen.
Oenrescenen. Fresken. Skizzen u. s. w. zur
Geschichte und Charakteristik Wiens und der
Wiener u. s. w. (Wien 1843, Beck. 8".)
I . Th.. S. 1<)7 (im Artikel „Volks . Plutarch" .
S. 102-108); S. 123: „Beagiana" . -
Derselbe. Wiener Dosenstiicke, namlich:
Physiognomien . Conversationsbildchen . Auf»
tritte u. s. w. Wien und die Wiener betref»
fend. Zweite Ausgabe (Wien 1832. GroB .
H".) Bd. I , S. 63: „Beggiana Nr. 2". -
WienerCourier (Localblatt) 1837.
Nr. 276: „Wiener Volkssiauren . 5. Der
Begg" . ) — 7. Heinrich Wimmer Edler
von Ebenwald (geb. zu Mezahegyes in
Ungarn 31. December 1841) . Der militari'
schen Laufbahn sich zuwendend, kam er zur
Ausbildung in derselben zuerst in das Ca<
deteninstitut zu Marburg, aus diesem im
Jahre 1836 in die Wiener-Neustadter Aka«
demie . aus welcher er im Juli 1839 als
Lieutenant minderer Gebuhr zu Baden«In« i
fanterie Nr. 30 eingetheilt wurde. I m Mai
1866 riickte er zum Lieutenant hoherer Ge«
biihr . im Juni desselben Jahres zum Ober'
lieutenant vor. Er machte die Feldziige 1859
und 1866 in Italien mit und erhielt fur sein
ausgezeichnetes Verhalten in der Schlacht bel
Custozza (24. Juni 1866) am 18. Juli dieses
Jahres das Militar . Verdienstkreuz . — Ein
Heinrich Freiherr von Wimmer diente
1809 als Rittmeister bei Graf Klenau-
Uhlanen Nr. 9 und zeichnete sich bei den
Riickzugsgef echten, welche nach der Schlacht
bei Wagram vom 6. bis 9. Juli stattfanden,
durch seine Tapferkeit so aus, daB er in der
offtciellen Relation iiber dieselben namentlich
belobt wurde. Vielleicht gehort er der von
Jacob Freiherrn von Wimmer in Bah.
men begriindeten Familie an. — 8. Jacob
Wimmer. AuBer dem bereits angefiihrten
Jacob Freiherrn von Wimmer ist auch
Jacob Wimmer, ein ZeitgenoB, zu er<
wahnen, der nek nach beendeten rechtswissen»
schaftlichen Studien dem Auditoriate zu«
wandte und 1843 Hauvtmann ' Auditor im
Inf anterie . Regimente Mariossy. heute Erz>
herzog Joseph Nr. 37. wurde. Derselbe hat
zu Anfang der Fiinfzig er>Iahre eine „Nor>
malten«Sammlung fur Militargerichte" in
Seite 343
Wurzbach5 6 . txt
2 Banden herausgegeben und dazu bis 1875
20 Supplementhef te als Erganzung folgen
lassen. I n der Folge riiste er in seinem
Dienstzweige vor und war 1860 Oberstlieu»
tenant, spater General ' Auditor . Referent und
Kanzleidireclor bei dem obersten Militar«
Iustizsenate in Wien. Da sein Werk anfangs
als Vrivatsammlung herauskam und im
Buchhandel nicht zu haben war, ist eine voll«
standige Ausgabe mit den Supplementen eine
grofie Seltenheit. — 9. Joseph Wimmer
(geb in Wien 1742, gest. zu Gratz 1. Juli
1824) . Nachdem er an der Wiener Hochschule
das Studium der Wundarzeneikunde beendet
hatte, begab er sich zu seiner weiteren Aus»
oildimg auf Reisen in fremde Zander, mit
deren Spitalern und sonstigen Heilanstalten
er sich bekannt machte. 1796 nach Wien
zuriickgekehrt , wurde er daselbst Magister der
Chirurgie, diente zunachst als Assistent im
damaligen spanischen Spital und trat dann
1771 als Hauschirurg in die Dienste des
Fiirsten Schwarz enberg. dem er nach
Briissel folgte. 1772 kehrte er in sein Vater»
land zuriick und lieB sich in Gratz als Wund«
arzt nieder. Daselbst begann er 1776 ange»
henden Wundarzten unentgeltliche Vorlesun«?
Mimmer, Peter 239 Mimmer, (Zimmermeister )
gen liber Anatomie zu halten. 1780 wurde er
Professor der theoretischen und praktischen
Chirurgie am damaligen Graher Lyceum und
trua als solcher auf das thatigste zur Errich»
tung eines allgemeinen Krankenhauses bei.
Nachdem er noch 1789 das Doctorat der Chi»
rurgie erlangt hatte, blieb er bis 1808 im
Lehrfache unter gleichzeitiger chirurgischer
Spitalbesorgung thatig, dann trat er in den
Ruhestand, in welchem er im Mer von
82 Jahren starb. I m Druck ist von ihm nur
die Schrift: „Krankheits< und Heilungs»
geschichte einer merkwurdigen Speckgeschwulst
am Halse" (Gratz 1794. mit 1 Kupf.) er<
schienen. "0 esterrrichische National»
Encyklopadie von G r a f f e r und Czi«
kann (Wien 1836. 3«.) Bd. V I , S . 154.)
— 10 Iustinian»8AuctoVl»3io Wimmer
(Priester der frommen Schulen, geb. in Wien
1738. gest. 17. Janner 1793) . Er trat in jungen
Jahren zu Wien in den Orden der frommen
Schulen, in welchem er den Ordensregeln
gemafl viele Jahre in den unteren Classen
den Unterricht ertheilte. Dann wurde er
Rector der Ordensschule im Stadtcollegium
zum h. I vo und blieb es. bis dasselbe von
Kaiser Joseph I I . aufgehoben wurde. I n
diesem Institute trug er lange Zeit hindurch
die sogenannte doppelte Buchhaltung
vor, eine mathematische Disciplin. Rechnungen
zu fiihren in einer Art. dafi> man jederzeit
Gewinn und Schaden eines Geschaftes sowohl
im Ganzen, als aus jedem Theile desselben
sicher und genau berechnen konne . Diese Vor»
trage fafite er dann zusammen und gab sie
in den zwei folgenden Werken im Druck
Seite 344
Wurzbach5 6 . txt
beraus: „Erklarung zu der Gerhabschaft und
den Pupillarrcchnungen" (Wien 1783, 8 " . ) ;
— „Grundsahe der Rechnungswissenschaf t in
doppelten Posten zum Gebrauche der offent«
lichen Vorlesungen" (Wien 1785) . A o -
inlu &
1809, t A via rsFias Hinv6r5iiHti5 krmF»-
«025, 8«.) ?2?L I I , p. 830. - 11. Peter
Wimmer diente in der k. k. Armee und
war 1843 der alteste Capitanlieutenant im
Ottochaner 2. Grcnz. Infanterie «Regimente.
Die Feldzlige der Jahre 1848 und 1849
machte er in Ungarn und Italien als Major
im Regimente mit und erhielt fur sein aus«
gezeichnetes Verhalten in denselben den
Orden der eisemen Krone dritter Classe.
ITHurheim (Andreas Graf) . Gedenkblatter
aus der Kriegsgeschichte der k. k. 6sterreichisch«
ungarischen Armee (Wien und Teschen 1880,
K. Prochaska. gr. 8") Bd. I , S. 569. Jahr
1848 und 1849.) - 12. Wolfgang Wirw
mer ssiehe FlorianNimmer . S. 214) .
der bei seinem Eintritt in den Benedictiner«
orden den Taufnamen Wolf gang mit dem
Klosternamen F 1 o r i a n vertauschte. — 13. Ein
Wimmer, dessen Taufnameu wir nirgends
verzeichnet finden, war ein schlichter Zimmer«
meister in PreBburg, der im vorigen Jahr«
Hunderte, und zwar in der zweiten Halfte des<
selben zur Zeit Kaiser Josephs I I . lebte,
und dem ein Blatt in der Geschichte der
Kunstmartyrer gebiihrt . Von friiher
Jugend erlernte das Zimmermannshandwerk
— vielleicht war es seines Vaters Geschaft
— dem er trotz ungewohnlicher kunstlerischer
Begabung, durch driickenden Mangel sich zu
erheben unvermogend, Zeit seines Lebens ver»
fallen blieb. Trotz alledem aber und bei ool<
ligem Mangel an hoherer Bildung fiihlte er
sich zu Leistungen gedrangt, die allgemeine
Bewunderung erregten. So ist unter Anderem
der Dachstuhl der evangelischen Kirche in
PreBburg sein Werk. Dieser, von einer sel«
tenen Kunstf ertigkeit , wird von Architekten
als eine Merkwiirdigkeit bewundert, so leicht
und luftig, so alles Eisens bar ist er errichtet.
Auch erbaute Wimmer die kunstreiche
Wasserleitung auf dem SchloBberge, und das
Modell einer stehenden Briicke iiber die Donau
in PreBburg, welches er ausgefiihrt, erregte
die Aufmerksamkeit des Kaisers Joseph, der
es nach Wien bringen und in einem Saale
der Hofburg aufstellen lieB. Das filigran»
artige schlanke diinne Modell besaB in seiner
ungemein sinnreichen Zusammenset zung doch
solche Festigkeit, daB ein Kiirassier in Wehr
und Waff en dariiber ritt . ohne daB es zu»
sammenbrach. Der Kaiser beschenkte den ge«
schickten Zimmermeister mit hundert Ducaten.
und auch die Ausfiihrung im GroBen ward
festgesetzt, unterblieb aber aus unbekannten
Ursachen. Doch Wimmer, der aus dieser
Arbeit die Befreiung aus den beengenden
Fesseln seiner Armut erhoffte, gerieth dariiber
Seite 345
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in Schwermuth, dir ihn nicht mehr verlieB.
Noch construirte er in diesem traurigen Zu»
stande, in welchem er auf die unf ruchtbarsten
Gedanken verfiel, ein ?oi-vstuuin uiodil«.
Alle freie Zeit, die ihm von der Arbeit an
den Zimmerplat zen, welche er verrichtete, urn
nothdiirf tig sein Leben zu fristen, ubrig blieb,
verwendete er zu diesem Mechanismus und?
) Emanuel Ferd. 23 1 Wimmersperg (Genealogie)
brachte auch einen solchen zustande, denn
thatsachlich ohne Uhrmechanismus bewegte
sich seine Maschine fort und fort, aber nur
24 Stunden, dann blieb sie stehen. Wim«
mer aber verlor dariiber den Verstand. So
wurde er achtzig Jahre alt, man sah ihn an
den StraBenecken stehen, neben sich sein I>6i>
z>6tnu.m, ino^iis, das er den Kindern, wenn
sie aus der Schule kamen, Zeigte, an dem
Erstaunen der Kleinen sich ergotzend. Eines
Tages fand man den achtzig jahrigen Greis
an einen Eckstein gelehnt, das Haupt vorn»
iiber geneigt, als schliefe er. Da der Schlaf
lange dauerte, versuchte man es. den Greis
zu wecken, vergebens — er war todt; mit dem
I>slp6tiiuiii modils in den Handen war er
entschlafen. ''Fran kl (Dr. L. A,). Sonn«
tagsblatter (Wien. 8".) Ill . Jahrg.. 4844.
Nr. 39: „Aus PreBburg: Donner. Kliegl.
Wimmer " . A
Wimmersperg, Emanuel Ferdinand
Ereiherr von (k. k. Kiirassier-Oberst ,
geb . 19. September 1726, Todesjahr
unbekannt) . Ueber die Familie des Obersten
geben die Quellen naheren Auf»
schluB. Emanuel Ferdinand, ein
Sohn des Anton Sebastian von
Wimmersperg aus dessen Ehe mit
Rosalia geborenen Gursky von Mi»
loslaw, trat in jungen Jahren in ein
kaiserliches Kiirassier ' Regiment , und wir
finden ihn 1738 als Major im 4. Kiirassier ' Regimente,
damals Graf Serbelloni,
in welchem ei 1768 zum Oberf tlieute»
nant, 177! zum Obersten vorriickte und
bis zu seiner 1773 erfolgten Pensionirung
verblieb. Er war ein ausgezeichneter ,
ungemein tapferer Reiteroff icier , dessen
Name in den Annalen deS sieben jahrigen
Krieges mit goldenen Lettern aufge»
' zeichnet ist. Besonders im Feldzuge 1760
that er sich hervor. Es war in der
Schlacht bei Torgau am 3. November;
das Regiment, vereint mit Buccow-Kurassieren,
warf sich mit beispielloser Bravour
auf die feindliche Reiterei und trieb
dieselbe zur Flucht. I n das die Fliehenden
verfolgende Regiment speit die
feindliche Artillerie ihre vernichtenden
Geschosse, schon ist der Oberst Hueber
an der Spitze gefallen, nun riicken
preuBischerseits bedeutende Verstarkungen
heran, den Siegeslauf der Unseren zu
hemmen, aber da stiirzen sich Major
Wimmersperg und Rittmeister Graf
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Wurzbach5 6 . txt
Deym an der Spitze von zwei Esca»
drons in die Flanke der anriickenden
Preufien, und Oberstlieutenant Graf
Tige attaquirt mit den ubrigen Esca«
drons die Front derselben. So in die
Mitte genommen, waren die Massen in
kurzer Zeit gesprengt, ein grofier Theil
der Mannschaft niedergehauen, 1 Stabs-,
2 Oberof f iciere und 319 Mann gefangen
genommen, 1 Kanone, 12 Fahnen erbeutet.
Unser Major hatte mit eigener
Hand eine Fahne erkampft. Emanuel
Ferdinand von Wimmersperg war
mit Francisca von Born, einer
Schwester der Gattin seines Bruders
Anton Joseph, vermalt. Doch scheint
mit ihm und seiner Gemalin diese Linie
erloschen zu sein.
Thurheim (Andreas Graf) . Die Reiter«
Regimenter der k. k. osterreichischen Armee
(Wien 1862, F. B. Geitler, gr. 8".)
I . ..Die Kiirassiere". S. il)6.
Zur Genealogie der Freiherren von Wimmers»
perg. Die Daten iiber diese Familie reichen
bis in die erste Halfte des 16. Jahrhunderts
zuriick, in welchem ein Peter Wimmers»
perg er aus Dettlingen in Schwaben von
dem kaiserlichen Hof-Pf alzgraf en Anton Z e 1«
1 i n g e r L. 6. 9. April t339 einen Wappen«
brief erlangte. Sein Enkel Matthias ,
Hauptmann unter der Reichsarmada, erhielt
6ao. Wien 21. September t62i von Kaiser
Ferdinandll . den Reichsadel. Des
Matthias Sohn Anton und Enkel M i -
ckael dienten dem ErzHause in dem nach»
folgenden Tijrkenkriege . Ersterer als Fahnrich
im dorbelli ' schen, Letzterer als Volontar im
Cchulz'schen und Wachtmeister im Holstein'»
schen Regimente. Anton vermalte sich mit
5ibu.llu geborenen Aeichel von Harwitz; Mi«£
Wimmersperg (Genealogie) 232 N) Alphons
chael siel lt»«o bei der Einnahme von Neu«
Hausel und hinterlieh seine Gattin Anna gebo»
rene von Nuaden als Witwe . Deren Tohn
Anton Sebastian kam zur Zeit der Turken»
kriege unter Kaiser Leopold I. mit dem
ReichScontingente in die osterreichischen Erb«
lande, brachte in Schlesien die Gilter Fal«
kenau, Kroschen. Hammer, Pauschwitz und
Iindewiese an sich, machte sich daselbst seB»
haft und erlangte mit Diplom aao. Wien
3t . Mai t?09 von Kaiser Joseph I. den
bohmischen R i t t erstand mit dem bohmischen
I n c o 1 a t und dem Predicate von Nim<
mersperg. dessen sich seine Nachkommen
ausschliefllich bedienten. Er vermalte sich mit
Nosalia geborenen Cursky von Niloslaw,
welche ihm vier Sonne gebar: Lazar M i -
chael auf Endersdorf, Schonwalde und
H5eterwih in Schlesien, k. k. Neprasentions»
und Kammerrath zu Brunn in Mahren.
Anton Joseph auf Hammen. Bauschwitz
und Lindewiese. Johann Ehristoph und
G«anuel Ferdinand, Rittmeister im Kii»
Seite 347
Wurzbach5 6 . txt
rassier<Regimente Serbelloni lsiehe denselben
S. 23t A . Diese vier Briider erhielten mit Diplom
<lao. Wien 22. September i?61 den erb»
landisch bohmischen Freiherrnstand, und
zwar vornehmlich fur die Treue, mit welcher
sie am Hause Oesterreich hingen, und welche
sie namentlich im zweiten schlesischen Kriege
<?43 bewahrten. Die Angelegenheiten des
Preuflenkonige standen damals in Ober»
schlesien so schlecht, daB man in Oesterreich an
eine Wiedergewinnung der verlorenen Pro«
vinz glaubte. So waren denn auch schon
Auf f orderungen in diesem Sinne an die Be<
volkerung erlassen worden, die sich namentlich
in Oberschlesien noch gut kaiserlich gesinnt
zeigte. Insbesondere der Landesalteste Herr
von Wim mersperg hatte im Neifieschen
Patente Maria Theresias, mit seinem
Namen vidimirt, in mehreren Orten an»
schlagen und verbreiten lassen, wurde deshalb
auch von preuBischen Truppen verhaftet und
entzog sich einer weiteren Bestrafung nur
durch die Flucht. Lazar Michael Freiherr
von Wimmersperg starb am 10. Decern*
ber 1763. A otizenblatt der historischstatistischen
Section der k. k. mahrisch . schlesi .
schen Gesellschaft zur Beforderung des Acker»
baues, der Natur« und Landeskunde. Re»
digin von Christian Ritter d'E 1 v e r t
(Briinn. 4".) Jahrg. 188S. Nr. 2. S. 53:
«Die Ritter, spater Freiherren von Wim»
mersperg" . A
Wimpffen, Alphons Graf (k. k.
Oberst, geb . zuHietzing nachst
Schonbrunn bei Wien am 23. August
4828, erlegen seiner bei Skalitz empfan»
genen Wunde im Schlosse zu Nachod
am 22. Juli 1866) . Der zweitalteste
Sohn des Grafen Franz
Emil Lorenz aus dessen Ehe mit
Maria Anna Cacilie Freiin von
Eskeles. Vorzuglich erzogen und mit
seltenen Gaben des Herzens und Geistes
ausgestattet , hatte er anfanglich die Ab«
ficht, in den Staatsdienst zu treten. Sein
Vater stand damals als Brigadier in
Triest, wo Franz Graf Stadionin
einer dem vormarzlichen bureaukrati»
schen Regime ganz entgegengeset zten
Weise seines Amtes waltete und das
Kiistenland sich unter seiner umsichtigen
Verwaltung mannigfacher Vortheile er>
freute, nach denen die iibrigen Provinzen
des Kaif erstaates vergeblich seufzten.
Diese Vorgange blieben nicht ohne Ein«
druck auf den jungen Grafen Alphons,
der gleichfalls im Verwaltungsdienste
seine Geistesgaben zu verwerthen ge>
dachte, als mit einem Male die Wirren
des Jahres 1848 iiber den Kaiserstaat
hereinbrachen und seinen Blick abwandten
von einer friedlichen Bedienstung, da
Alles, was zu jener Zeit am Reich und
Kaiser hing, zu den Waffen eilte. So
Seite 348
Wurzbach5 6 . txt
that es denn auch Graf A 1 p h o n s , der
sofort in die kaiserliche Armee eintrat.
Die Stellung seines Vaters als General
in der kaiserlichen Armee und seine
eigene, vom damaligen Feldzeugmeister
Grafen Nugent schon wohlgekannte
tuchtige Ausbildung ermoglichten seine
unmittelbare Eintheilung im General*
stabe, in welchem er auch von 1848 bis
1837 verblieb. I n demselben wurde er
4831 als Oberlieutenant der 2. Armee
zugetheilt und im Flotillencorps am?
N) Alphons 233 N) Alphons
Gardasee zu Riva in Siidtirol ver»
wendet . I m Jahre 1832 war er bereits
Hauptmann, 1861 Oberstlieutenant bei
Culoz-Inf anterie Nr. 3t, 1862 in gleicher
Stellung bei Naff au-Inf anterie Nr. 15,
1866 Oberst und Commandant des Regimentes
Kronprinz von Preufien Nr. 20.
Damit ist die dienstliche Laufbahn des
edlen Grafen, der auf dem Felde der
Ehre gef alien, erschopft: es bleibt uns
nun iiber seine Thatigkeit in diesen Stel»
lungen zu berichten. Zu Beginn des
Feldzuges 1848 befand er sich im
Hauptquartier Nugent ' s , 1849 in
dem R a d e tzky's und erkampfte sich
bei Novara am 23. Marz letzteren
Jahres das Militar« Verdienstkreuz .
Spater diente er unter seinem Vater
in der Romagna und war dessen Begleiter
auf den Missionen an die Hofe
von Neapel und Gaeta, sowie ins fran>
zosische und spanische Hauptquartier. Mit
dem Grafen Mensdorff kam er nach
St. Petersburg, 1834 zur Zeit des
Krimkrieges ins serbisch»banater Armeecorps
und blieb, vom Feldzeugmeister
Grafen Coronini bei jeder Gelegenheit
als „eine seiner besten Arbeitskrafte"
hervorgehoben, mit den kaiserlichen
Truppen in der Walachei. I n mehreren
Heften der „Oesterreichischen Revue" hat
er die Geschichte dieser Expedition nieder»
geschrieben. Diese Arbeit bekundet die
grundliche militarische und allgemeine
Bildung des Grafen, eine Fiille hiftorischer
Kenntnisse, einen sicheren politischen
Blick und die seltene Gabe, Cha«
raktere der Einzelnen, wie der Volker zu
wiirdigen. Dabei ist die geschmackvolle
tadellose Form, wie es in einem ihm ge>
widmeten Nachrufe heiflt, ganz frei von
jenen Ungeheuerlichkeiten, an denen so
viele osterreichische Militarschrif ten leiden,
seitdem in den hoheren Militar-Bildungsanstalten
classische Literatur nicht mehr
betrieben wird. Zur Charakteristik des
Grafen sei aber hervorgehoben, daB er
sich dieser Arbeit voll Bedauerns unterzog
„iiber jene lange Epoche, in welcher
von Eugenischem Geiste und Eugenischem
Wesen nicws mehr iibrig blieb, als
Seite 349
Wurzbach5 6 . txt
die Grabcapelle des Helden im Stephans«
dome und das savoyische Kreuz im Bel»
vedere", und durchdrungen war von der
Ueberzeugung, „daB es uns Oesterrei»
chern noth thut, den Blick zeitweise wieder
auf jene Gebiete zu lenken, iiber welche
unsere Vorfahren herrschten, deren blu»
hende Gefilde jener, groBe Staatsmann
und Feldherr dem osterreichischen Ein«
stusse erschlossen hatte, und welche, uns in
jiingster Zeit abermals entfremdet, wieder
der Vernachlassigung und Vergessenheit
anheimzuf alien drohen" . Damals also
s— freilich vor 1866 — weist Graf
Wimpffen nach Siidosten, aber weder
im Sinne eines russisch» preuBisch-sudslavischen
GroBstaates, noch zum Zwecke
der Slavisirung unseres Vaterlandes,
sondern im BelyuBtsem, daB derjenige
die deut/chesten Interessen vertritt, der
die Lebensader Mitteleuropas frei macht
und frei erhalt; daher vertheidigt er die
t834 zu diesem Zwecke eingehaltene Po»
litik Oesterreichs als die jenen Interessen
allein zusagende, wahrend es, wie schon
damals die „Allgemeine Zeitung" richtig
bemerkte, den Anschein habe, daB PreuBen
dem Vertrage vom 20. April 1834
nur beigetreten sei, urn dem entschloB
senen Alliirten im entscheidenden Augen»
blicke einen Kappzaum zuzuwerfen, siir
Deutschland ein abermaliges MiBgeschick,
welches sich folgerichtig an die Kette von
Unheil anreiht, das der Nation seit un>
denklichen Zeiten aus ihrer unseligen
Zersplitterung und Zerf ahrenheit erwach,
sen ist. (Das wurde 4864 geschrieben, £
Wimpffen, Alphons 234 Mimpffen. Alphons
das ist nun heute freilich anders gewor»
den, wenn auch in anderem Sinne, denn
Alphons Wimpffen hat ein Wiedererstehen
Deutschlands stets nur unter
osterreichischer Hegemonie getraumt!)
Diese im Druck erschienene litera«
rische Arbeit war selbstverstandlich nicht
seine einzige; er hatte ahnliche auf
hoheren Auftrag zu liefern; seine Stellung
an der Seite des Grafen Coro»
n i n i beim Generalkommando in Temesvar,
die einformige Stille des dortigen
Lebens gab ihm dazu die nothige MuBe;
doch unterlieB er es dabei nicht, auch hier
mit freiem Blicke das Leben in einer
neuen Richtung zu studiren und sich fur
die wichtigen administrativen Aufgaben
im Banate zu interessiren . I hm war „die
Gegenwart stets eine lebendige ' ; er
wuBte jedem Tage sein Interesse abzu«
gewinnen und immer und iiberall ins
Leben einzugreifen, denn er gehorte zu
jenen diinngesaeten Auserwahlten, wel»
chen „der B o r n im eigenen I n n e r n
q u i 1 1 t " . Nach dem ungliicklichen Feld«
zuge 1839, wahrend dessen er als
Seite 350
Wurzbach5 6 . txt
Fliigelad jutant des Kaisers verwendet
wurde, kam er als Oberstlieutenant
zur Infanterie und blieb bei dieser
Waf f engattung bis zu seiner 4864
erfolgten Beforderung zum Obersten und
Commandant en des Regimentes Kron»
prinz von PreuBen. Dasselbe stand im
preuflischen Kriege 1866 in Bohmen und
war in der Brigade I o n a k eingetheilt.
Am 26. Juni sehte sich das 3. feindliche
Corps unter General Steinmetz von
Glatz her gegen Nachod in Bewegung.
Schon versuchte unsere Brigade Hert»
week den Kampf gegen die preuBische
Division Lowenfeld aufzunehmen und
den Wenzelsberg, welchen diese beseht
hielt, zu ersturmen; aber sie stieB dabei
auf uberlegene Kraft; nun eilte d:e Bri.
gade I o n a k , eben die, in welcher daS
Regiment Nr. 20 stand, dessen Oberst
Graf Wimpffen war, herbei, und beiden
vereint gelang es auch, den Feind
vom Wenzelsberge zu vertreiben. Graf
Alphons war seiner stilrmenden Truppe
immer 20—30 Schritte voraus und ihm
treu zur Seite sein Adjutant Oberlieute«
nant Felix Weber. I n der Begeisterung
des Kampfes achtete er nicht, daft ihm
der linke von feindlichen Kugeln zer«
schmetterte Arm am Kdrper herunterhing .
Wie dies erst sein Adjutant gewahrte
und sofort Anstalten zur Hilfe machte,
und wie der verwundete Oberst alle Hilfe
ablehnte, damit der Adjutant, der Cor«
poral S t e n g 1 und Gemeiner Po«
dorsky von dem anstiirmenden Feinde
nicht gefangen genommen wiirden, wie
der todtlich verwundete Oberst unter ein
Gestrauch niedergelegt und vom Feinde
dann wirklich gefunden und nach Nachod
gebracht wurde, dies Alles ist in der Bio»
graphie von Felir Weber M . l.III,
S. 479, Nr. 1 A ausfuhrlich erzahlt,
weshalb, urn Wiederholungen zu ver»
meiden, dahin verwiesen wird. Doch
moge nicht unerwahnt bleiben, dafl der
feindliche Heerfiihrer, Kronprinz Fried«
rich W i 1 h e lm von Preufien, auf die
Nachricht, daB der Oberst des seinen
Namen fiihrenden osterreichischen Re«
gimentes sich schwer verwundet unter
den Gefangenen befinde, diesen sofort in
d A m nothdiirftig errichteten Spitale auf»
suchte, ihn ins Schlofl iiberfiihren und
ihm den Sabel zuriickstellen lieB. Am
8. Juli wurde die als unvermeidlich
erklarte Exarticulation des linken Armes
vorgenommen, am '22. ' J u 1 i hauchte der
38jahrige Oberst in den Armen seiner
herbeigeeilten Gattin seine Seele aus .
DeS Kaisers Lohn war das Ritterkreuz
des seopoldordens , daS dem Verftorbc«^
Wimpffen (Genealogie) 233 Mimpffen A Genealogie)
nen noch nachtraglich zuerkannt wurde.
Seite 351
Wurzbach5 6 . txt
Der Graf hatte sich, bald nachdem er aus
dem Generalstabe als Oberstlieutenant
zur Truppe eingetheilt worden war, am
7. October 1860 mit Karoline Grasin
Lamberg vermalt, einer Tochter des
Feldmarschall ' Lieutenants Franz Graf en
Lamberg "Bd. XIV, S. 39^ welcher
4848 durch Morderhand den Martyrertod
fur das Vaterland auf der Pesther Briicke
erlitt. Die Gatten hatten vier Kinder:
KarolineMaria, Elisabeth,
Maria Alphonsa und Marimi»
1 i a n . Grasin Karoline iiberlebte
ihren Gemal urn t? Jahre und starb am
29. Mai 1883. Von den Kindern sind
bereits drei den Eltern im Tode theils
vorangegangen, theils nachgefolgt, nur
eine Tochter lebt noch: Grasin Karoline
Marie (geb. 8. September 1861), vermalt
seit 20. November 1884 zu Gratz
mit Moriz Grafen Vetter von der
Lilie.
Hoffinger (Johann Ritter von) . Lorbern
und Cypressen, von 1866. Nordarmee. Dem
Heere und Volke Oesterreichs gewidmete
Blatter der Erinnerung an schone Waffen»
thaten (Wien 1868. Aug. Prandel. 16".)
S. 46 u. f. — Thiirheim (Andreas
Graf) . Gedenkblatter aus der Kriegsgeschichte
der k. k. osteneichisch ' ungarischen Armee (Wien
und Teschen 1882, Prochaska, 3er. »8°.)
Bd. I . S. 123. Jahr 186b, S. 131, Jahr
18 6 6; Bd. I I , S. 4 92.
I . Zur Genealogie der Freiherren und Grafen
von Wimpffen. Das Geschlecht der Wimpf»
fen oder Wiimpffen. wie es sich vor
Zeiten geschrieben, ist sehr alt, urkundlich
aber laBt es sich nur bis in die erste Halfte
des eilften Jahrhunderts zuriickf iihren, in
welcher Dagobert die beiden Neckarstadte
Wimpfen am Berge und Wimpfen im
Thale urn 1300 Mark Silber dem Hochftifte
Worms unter der Bedingung o erkaufte, daB
sein Bruder Arnold A Nr. 3) zum Bischof von
Worms gewahlt werde. Sie sind demnach ein
schwabisches Geschlecht ' das zur reichsunmittel«
baren Ritterschaft in Schwaben Canton >
Ortenau gehorte und aus dem Craichgau
stammte. Wir gedenken dieses Umstandes
und noch anderer Trager dieses Namens,
welche in die vorurkundliche Zeit gehoren,
auch in der Uebersicht der besonders denk»
wiirdigen Sprossen des Hauses Wimpffen
bei den Namen Arnold, Conrad, Heeremann.
Der erste Wimpffen . von wel»
chem sich erne ununterbrochene Stammes*
folge dieses Geschlechtes bis auf die
Gegenwart fortfiihren laBt . ist Sigismund
Heerewann ' s 38' s , mit welchem auch unsere
I . Stammtafel anhebt . Von diesem fiihrt das
Geschlecht bis zu Johann Jacob in
ununterbrochener Linie fort Eine in der
fiinften Generation von Simon gestiftete
Linie erlosch schon in dessen Enkel Christoph.
Seite 352
Wurzbach5 6 . txt
Dagegen ist Johann Jacob rnit
seiner Gemalin Naria Dorothea von 5chwarzenberg
der Stammvater beider Hauptafte
und aller heute noch bliihenden Zweige des
Hauses Wimpffen. Johann Jacobs
Sohne Johann Friedrich und Johann
Dietrich pflanzen die beiden Hauptaste
des Hauses Wimpffen fort, Ersterer den
alteren oder (Johann Fried rich'schen),
Letzterer den jiingeren (oder Johann
D i e t r i ch'schen) . Der erstere bildet mit I o«
hannFriedrichs Ururenkel Tobias
Peter, der aus Glaub ensriicksichten sein
Stammland Franken verlassen und sich in
Danemark angesiedelt hat, die danische
Linie. Ungleich reicher entfaltete sich der jiingere
Hauptast, den Johann Dietrich pflanzte,
dessen Urenkel Johann Georg I I . mit seiner
Gemalin Dorothea v . Fouquerolles der Stamm»
uater aller heute in Deutschland. Frankreich,
Oesterreich und Ungarn bliihenden Zweige
und Nebenzweige ist. Johann Georg I I .
hatte sieben Sohne und fiinf Tochter. Von
ersteren stifteten Stanislaus Gustav, J o -
seph P h i 1 i p p , Franz Ludwig, Georg
Siegmund Dominik und Felix Ludwig
fiinf Zweige, von denen jedoch jener Joseph
Philipps schon in dessen Kindern abstirbt,
wahrend jeder der anderen, die heute noch
bliihen, sich in mehrere Nebenzweige theilt, so
z. B. der Franzens . Zweig auBer mehrere»
f reiherrlichen auch die grafliche Linie und der
Georgs ' Zweig die ungarische Zinie biloet.
welch' letztere sich auch Wimpf , fen< Moll»
berg schreibt. Da eine weitere . Darstellung
dieser Zweige und Linien' 1 zu umstandlich ware
und die I I . Stammtafel ohnehin eine ganz
deutliche Ueberficht derselben gewahrt, wird?
236
I. Stammtafel der Freiherren und Grafen v. Wimpssen.
Aeltere Linie.
Sigismund Ieeremann von Wimpffen ''SB' 1 f 1393.
1) Susanna von Cblingen.
2) Ludovica von Kheit.
'"Johann Albett, KarlAngnfts32) . k. Feldhauptmann, ged. 1332.
Domherr zu Wiirzburg 1) Maria Coa von Nuseck.
geb . 1334. 2) Lisa von Wildeck.
Friedrich Zartholomans
geb. 135 6.
Karl August
geb. 1383.
Friedrich August, Senator der Stadt Niirnberg, geb. 1385.
Ludovica Theresia v, Wolsskehl.
' Hans I. s26' s l
geb. 1418. t 14U1
Karbara von Nechtenbach.
Johannes I I . geb. 1444.
1) Darbara von Knobelsdorf.
2) Anna von Alb, t 1526.
Sebastian
geo . 14 92. -z- .
Maria Eva Johannes III.
geb. 1495. f. geb. 1494. s.
Ludooica Gabriele von Wildeustein.
Seite 353
Wurzbach5 6 . txt
Friedrich, nach Anderen Sebastian
geb . 1521 . -r .
Dorothea Susauna von Nenenftein.
Johann Jacob
geb. 1347 5.
Maria Dorothea von Schwarzeuberg .
Lndovica
Dorothea
g?b, 1499.
Netterer Hauptast.
Simon -<-1338.
Susanne
von Vretzingen.
Wilhelmaeb .1516.
Magdalena
von Lanenbnrg.
Christoph .
Veronica
von Oeinsperg.
Jiingerer Hauptast.
Sebastian Johann Friedrich s?9) . Johann Dietrich ^28) . kais. Feldoberster .
Elisabeth
geb. 158U, kais. Feldobrrster «eb. 1583. -<-. geb. <587.
-j-. geb. 1381, t 13. November 1668. 1) Maria Magdalena v. Loffelholh. s
1) Snsanna Katharina Fiirleger 2) Katharina Kartholomeav . Lof f elholt z .
2) Susanna KreB von Kre jsenstein . 3) Sabina von Cremoni.
geb. 16. August 1622. 4) Anna von Nosenbach.
5 3. Juli 1682. (siehe I I . Stammtafel) .
Johann Jacob. Georg Abraham.
Anna v. Trauttenberg
Hans Christoph.
Karl Kernharo. Hans Christoph.
Sophie von Trausnitz.
Johann Christian. Friedrich Ferdinand.
Karoline Wilhelmine, Christine Juliane, Christoph Wilhelm. Christian Maria
Charlotte,
vm. von Stein, vm. von Nolli. Clara von Alt Heinrich. vm. von Nolli.
Johann Christoph. Tobias Peter MO) Johann Gottfried.
geb. 7. Janner 1767, s 10. November 4813.
Nicaline Kloch
geb. 22. Oclober 1769. 1- 1850.
Friedrich
Ferdinand Fran)
geb. 31. Marz 1803. s.
1) 3da Sophia
Friderica Johannsen
1- 185U
2) Katharina Sandhalt
1- 1833.
Karl Wilhelm Johann
geb. 27. December 1802.
1- 4. April 1839.
Susanne Luise Clara Wilhelmine
Christine, Margarethe,
Canonissm zu Roeskiloe Canonissin zu Roeskilde
geb. 20. Juli 1807. geb. 7. Juni 1809.
5 1872.
Luise
Wilhelmine
«lisabeth,
Conventualin
zu Roeskilde
geb. 30. Ian.
1642.
Seite 354
Wurzbach5 6 . txt
Fanni Karl
Charlotte. Friedrich
Conventualin Marimilian
zu Roestilde grb. 14. April
geb. 22. Sept. 1843. s 1833.
1843.
Amalit
Karoline
geb. 19. April
1847.
Friedrich Luise f.
Vtto
geb . 4 . Dec .
1849.
s 1867.
Marie
grb . 24 . Dec .
4852.
vm. Andrea»
Praestrn» .£
Wimpffen (Genealogie) 23? Mimpfen A Genealogie)
einfach auf diese verwiesen. — Was die
Standeserhohungen des Hauses
betrifft, so sind Adels» und Wappenbriefe
aus dem Jahre t373 und vom t5. August
i555 vorhanden. Der Freiherrenstand
gelangte mit Diplom aao. t3. November
<638 in die Familie und wurde mit Diplom
aao. 19. October 1781 fur Franz Ludwig
und seine drei Briider Stanislaus Gustav,
Christian Peter und Georg Dominik
bestatigt; Franz Ludwigs Sohn Franz
H a r 1 Gduard erhielt aber mit Diplom
aao. Wien 8. April 1?97 den Reichs«
grafenstand, auch am 27. April 1819
die steirische Lanom annschaft; uberdies
besitzen die Grafen von Wimpffen seit
<a. October 1799 das Incolatin Boh.
men; seit 8. Juni 1311 in Oesterreich, seit
8. August 1840 die tirolische Land mann»
schaft und sie sowohl als die ungarische
Linie Wimpffen ' Mollberg seit 1803 auch
daB Incolat in Ungarn. — Was die Sprossen
dieses Geschlechtes anbelangt, so sehen wir
dieselben vorwiegend dem Waf f endienste
sich widmen, aber in diesem auch mit einem
Glanz und Ruhme, wie er in den 6sterreichi«
schen Adelsf amilien wohl immer, nur nicht so
haufig vorkommt . Und nicht bloB jene
Sprossen, die in den osterreichischen Heeren
kampfen, sondern ebenso jene, welche unter
den Fahnen Frankreichs, RuBlands oder
anderer Staaten dienen. Von ersteren, die
fur Oesterreich kampften, fanden mehrere den
herrlichen Soldatentod auf der blutigen
Wahlstatt, vor alien der allgemein betrauerte
Graf Allphons, dann aber noch die tapferen
Freiherren Clemens August, Heinrich
Ghristian und Johann Ehristoph; an»
dere, wie der Felomarschall Freiherr Maxi-
milian und Feldzeugmeister Graf Franz
zeichneten sich bleibend durch ihre herrlichen
Naffenthaten in die Annalen der 6sterreichi«
schen Kriegsgeschichte, und in goldenen Let<
Seite 355
Wurzbach5 6 . txt
tern prangt ihr Name im Ehrenbuche der
Maria Theresien>Ritter . dessen Commandeur«
kreuze Beide tragen. Der ubrigen Generale
dieses Geschlechtes, welche ruhmvoll in frcm«
den Armeen gedient, sei nur — da es liber
die Zwecke unseres Werkea geht — nebenbei
gedacht . Doch der tapfere Coroettencapitain
Victor Graf Wimpffen sei nicht ver«
gessen, der als Commandant des Dampfers
.Stadium" am 20. Juli 18«« bei Lissa auch
seinen Ehrentag haite. — Aber auch als
Staatsmanner , welche im Rathe der Krone
eine ehrenvolle Stelle behaupten, erscheinen
einzelne Sprossen dieses Geschlechtes, wie
Graf Franz, der Neubegrunder der osterreichischen
Marine und Reorganisator des
Kiistenlandes , und Graf Felir, der in
schwierigen Tagen den Kaiserftaat in PreuBen,
in Italien und bei der f ranzosischen Republik
mit ebenso viel Tact als Umsicht vertrat. —
Die K i r c h e war fur die Wimpffen
eine wenig begehrenswerthe Statte; nur
Arnold von Wimpffen ist Bischof des
Hochstiftes Worms und ein paar Jahr»
Hunderte spater Conrad von Wimpffen
Propst an der Collegiatkirche St. Paul in
Worms gewesen, sowie Johann Albert
Domherr zu Wiirzburg und Karl Hermann
erst Cleriker auf dem Gute seiner
Eltern zu Minfelden in der Pfalz, dann
ebenfalls Domherr zu Weiiienburg; sonst
finden wir kaum den Namen dieses Ge»
schlechtes unter den kirchlichen Wurdentragcrn .
Ja . selbst von den Frauen deS
Hauses, obwohl weibliche Mitglieder vor»
nehmer Geschlechter aus alien moglichen
Riicksichten den Schleier zu nehmen und in
die Stille deS Klosterlebens sich zuriickzu«
ziehen pflegen, sucht nur Eine in neuerer
Zeit Zuflucht zu diesem Asyl. MariaJo-
hanna l^siehe e) F e 1 i r ' Zweig) . — Dagegen
sind Liebe zu Kunst und Wissenschaft
und das Verlangen, die Welt zu sehen, den
Wimpffen nichts weniger als fremd. Letz»
teres wird bei den meisten schon durch die
Wahl des Kriegerstandes gestillt, ist doch
diesem die Gelegenheit. Land und Leute nach
alien Richtungen der Windrose kennen zu
lernen, reichlich geboten. Schon von einem
Hans von Wimpffen erzahlt die Chronik
von den ausgedehnten Reisen, welche der»
selbe urn die Mitte des fiinfzehnten Jahr»
Hunderts unternahm, und in der Gegenwart
verof f entlichte Graf Victor Wimpffen
als Ofsicier der Corvette „Caroline" seine
Tagebuchskizzen wahrend der Reise nach Nra»
silien. den 3a Plata> Staaten und den por>
tugiesischen Besitzungen an der Westkiiste
Africas in den Jahren 1837 und 1838. Zu Ende
des vorigen Jahrhunderts aber gab Freiherr
Franz Ludwig INr. 1?) Briefe iiber seine
Reisen nach England und Frankreich heraus,
wahrend andere Briefe iiber seine Fahrten nach
St. Domingo aus der noch ungedrvctten
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Wurzbach5 6 . txt
Handschrift herausgegeben wurden. Als mili»
tarischer Schrif tsteller erscheint der General und
Freiherr Franz Ludwig sNr. 16) . und nuch?
Wimpffen, Adolf 238 Wimpffen, Arnold
unter den Frauen des Hausrs als Schrift»
stellerin von Fach Iosephine Wimpffen
vermalte A arlori, A re.fterr KarlWilhelm>
Johann (vom JohannFri cdr 1 ch'schen
Aste), Harde6oogt im Herzogthume Schleswig,
schrieb: „Ueber die staatsrechtlichen Verhalt»
nisse der Herzogthumer Schleswig und Hol«
stein" (Kiel 1821) und „Geschichten und Zu»
stande des Herzogthums Schleswig oder
Siidjutland. von den altesten Zeiten bis auf
die Gegenwart" (Flensburg 1829) . Noch
haben einzelne Glieder Familienauf zeichnungen
liber ihr eigenes Leben und fremde Werke
herausgegeben. Bekannt ist es auch, daB in
den Salons des Feldmarschalls Freiherrn
M a x in Wien und des Feldzeugmeisters
Grafen Franz in Triest Manner der Literatur
und Wissenschaft ihre Heimstatte fan»
den und besonders im Hause des Letzteren
Grasin Marie Anna eine Forderin der
Kunst und Literatur war. — Was nun die
ehelichen Herbindungen dieses Geschlechtes
betrifft, so zeigt es sich. dafl ebensowohl die
Siihne des Hauses sich ihre Braute aus den
vornehmsten Familien geholt, wie daB die
Tochter in die edelsten Geschleckter geheiratet
haben. Ein nur fliichtiger Blick auf die
Stammtafeln weist uns Namen, wie:
Anhalt«Bernburg . Auseck. Fouque.
r o 1 1 e s , Gagern. Gon . Grezingen.
Heinsperg, Herwarthv. Bittenfeld,
Homes. Knobelsdorf, Konigsecl,
Ko t t u 1 i nS ky, Krefl, Lamberg. La«
tour« Foissac, Lauenburg, L6ffel«
holtz. L y n a r . Moltke. Neuenstein.
Rechtendach. S a y n , Schwarz en berg,
Taiiii ' Bordogna . Trausnitz. T r a u t ,
t e n b e r g . Vetter von der L i 1 i e , Wall»
see (Colloredo) .Wild eck. Wildenstein.
Wolfskehl. Zichy, Zollernu.A. DaB die
Familie zwei Trager der hochsten militari«
schen Auszeichnung, welche Oesterreich zu
bieten vermag, besitzt, ist schon oben gesagt
worden, dem Feldmarschall Freiherrn Ma-
ximilian wurde aber auch noch die Aus»
zeichnung zutbeil, welche Oesterreich nur Sou»
uerainen und den Mitgliedern der ersten und
altesten Familien des Reiches zu verleihen
pflegt, namlich der Orden des goldenen
VlieBes, durch welche Verleihung gleichsam
der uralte Adel der Wimpffen bestatigt
erscheint .
I I . Kcsanders denkwiirdige Sprossen des Vcschlechtes
Wimpffea. j .Adolf Fre hrrr von
(geb. 11. Juli 1818) . vom G eorgs« Zweige
des jiingeren (Johann Dietrich ' schen)
Hauptastes. Der jiingste Sohn des t. k.
Obersten Dagobert Freiherrn von Wimpf«
fen aus dessen Ehe mit A n t o n i e von
Eros, trat er in jungen Jahren in die
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Wurzbach5 6 . txt
kaiserliche Armee, war 18i3 Oberlieutenant
bei Khevenhiiller ' Inf anterie Nr. 33. darauf
Hauptmann bei GroBfurst ConstantiN ' Inf an»
terie, wurde supernumerarer Major im Regi.
menre. dann 1830 wirklicher bei Hoch« nnd
Deutschmeister«Inf anterie Nr. 4 und im
Janner 1832 Commandant des Infanterie»
Lehrbataillons . I m Jahre 1853 finden wir
ihn als Obersten und Commandanten bei
Venedek« Infanterie Nr. 28 zu Rastatt. im
Mai 1839 als Generalmajor und Brigadier
beim 7. Armeecorps in Italien, wo er
in der Schlacht bei Solferino bis 10 Uhr
Abends den Riickzug des linken Fliigels
deckte, spater in Klausenburg, worauf er in
gleicher Eigenschaft in Pension iibertrat. Fur
sein ausgezeichnetes Verhalten vor dem Feinde,
namentlich im Feldzuge 1866 gegen Preufien
in Bohmen, erhielt er die ah. Belobung,
nachdem er schon im August 1839 mit dem
Orden der eisernen Krone dritter Classe mit
der Kriegsdecoration ausgezeichnet worden
war. Uebrigms hatte der General schon
friiher von Baden. Hessen und PreuBen De«
corirungen erhalten. Freiherr Adolf, der
tiberdies als Wimpffen von Mollberg
aufgefiihrt erscheint, vermalte sich, nachdem er
seine erste Gattin Clara geborene lauteren am
23. October 1862 durch den Tod verloren,
am 28. October <8»; A mit seiner Nichte Irma
Freiin von Uiimpjfen, Tochter seines altesten
Bruders Coloman. Doch nur aus erster Ehe
stammen zwei Sonne, Clemens August. ge<
fallen in der Schlacht bei Koniggrah, und D i o«
nys Dagobert , Gutsbesitzer zu Cristophen in
Niederosterreich, seit 24. August 1871 vermalt
mit Irma geborenen Tzak. '"Thurheim
(Andreas Graf) . Gedenkblatter aus der Kriegs«
geschichte der k. k. osterreichischen Armee (Wien
und Teschen 1882. Prochaska< gr. 3".) Bd. I I ,
S. 439) - 2. Alphons Graf lstehe die
besondere Biographie S. 232) .— 3. Arnold
gehort zu den friihesten bekannten Sprossen
dieser Familie, welche die beiden im dama«
ligen Craichgau gelegenen Stadte Wim<
pfen am Berge und Wimpfen im Thale
besaB, bis Dagobert von Wimpffen sie
urn 1300 Mark Silber dem Hochstifte WormS
unter der Bedingung verkaufte, daB sein^
Mimpffen, Christian Peter 239 Mimpffen, Clemens August
Bruder, eben dieser Arnold, zum Bischofe
desselben gewahlt wiirde, Mwas denn auch
4044, nach dem Tode des 15. Bischofs,
Hahegos von Nassau, sofort in Erwagung
gezogen wurde. Allein es gelang dem Kaiser
(Heinrich III.) , vorher noch seinen Kanzler
Adelger auf diesen Bischof sstuhl zu bringen,
so daB der Domherr Arnold von Wimpf<
fen erst fiinf Monate spater, nach Adelgers
friihem Tode, als der 17. Wormser Bischof
die vertragsmaBig gewahrleistete Inthronisa«
tion empfangen konnte. Arnold regierte
20 Iajzre und 8 Monate — bis 1063 —
wahrend welcher Zeit. 1048. eine Dapstwahl
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Wurzbach5 6 . txt
zu Worms in seinem Beisein stattfand, aus
welcher der Graf Bruno* von Dachs«
b u r g als Leo IX. hervorging. f032 kam
dieser P«pst nochmals mit vielen Bischofen
und Fijrsten nach Worms, 'urn mit Kaiser
Heinrichlll . zu einer Besprechung
zusammenzutref f en und daselbst das Weih'
nachtsfest zu begehen. —Hie Chronik des
Wormser Hochstiftes nennt noch einen Conrad
von Wimpffen als dessen 18. Propst,
welcher, 1329 gewahlt, noch im selben Iadre
starb. Er soil wahrend seiner Regierung in d:e
Abtretung der beiden erwahnten Stadte an
Kaiser und Neich gewilligt haben. Seine beiden
Neffen, von denen der eine mit Gabriele
geborenen von Wallsee (Colloredo) , der
andere mit Marie geborenen von Schwar«
zenb erg vermalt war, machten spater jedoch
erfolglose Versuche zur Riickgewinnung des
Patrimoniums . Dieser (5 o n r a d von
Wimpffen ist aber nicht mir Conrad
W i m p i n a , der auch als Conrad von
W i m p f e n genannt erscheint, zu verwech«
seln. Letzterer, der eigentlich Conrad Koch
oder Cocus hieB . urn 1460 zu Buchhelm
geboren und im Kloster Ammerbach am
17. Mai 1531 gestorben ist, war ein beriihmter
Canonist. Doctor der Theolog'e. anfanglich
zu Leipzig, dann zu Frankfurt a. d. Oder
und Domherr zu Brandenburg und Havel,
brrg. Er schrieb Theologisches und Poetisches,
und steht sein Leben beschrieben in dem von
Christ. Gotth. W i 1 i s c h herausgegebenen
, <DouiiusinaliuL poeiivus as "Iderti auiiuo
«i Iaxouum auciz expealtionibuL d«Ilicis
»utors Ooni-aa ^Vim^ink" (Altenbura
«723. 8".). - 4. Christian Peter von
(geb. 1723. gest. 1781) . vom jiingeren
(JohannDietri ch'fchen) Hauptaste.
Ein Sohn JohannGeorgsII, aus
dessen Ehe mit Antoinette Doro«
theaMazille von Fouquerolles,
diente er in der f ranzosischen Armec und war
zuletzt Ug.r6oti2.i as Camp, Ritter des
Ludwigordens und Commandant des Infan«
terie . Regimentes A Karic. Er gab heraus:
„OommsQtllirss des HlsinoirsL an 0012t«
6« aain . t- . f tsi-niHiu, niiuistls st syelstairs
a'NtHt iin aep»i-tsin . snt as A FNbrrs"
(I A ouarsL 1780, 8".) . Wir bemerken dabei,
daB sein jiingster Bruder FelixLouis , der
auch f ranzosischer Generallieutenant war. eine
Sa int« Germain zur Gemalin hatte. —
5. EHristian Friedrich Freiherr von (geb.
5. April 1756. gest. zu Wonoklos in Bohmen
am 20. December 1824) . vom Stanis»
laus'schen Zweige des jiingeren (Johann
D i e t r i ch'schen) Hauptastes. Ein Sohn
des Stifters dieses Zweiges, des Freiherrn
Stanislaus Gustav L u d w i g aus dessen
Ehe mit Julie Ludovica geborenen de
Latour<Foissac . war er anfanglich fur
den geistlichen Stand bestimmt, gab aber nach»
mals diese Laufbahn auf und trat als Hof»
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Wurzbach5 6 . txt
junker und Gardellieutenant in herzoglich
wurttembergische Dien-ste. wo er in seinen
Oheimen Franz Ludwig und Hermann
einf luBreiche Verwandte besaB. Spater schied
er auS diesen Diensten und wurde 1782
Lieutenant im k. k. Huszaren > Rrgimente
Nurmser, welche Stelle er abcr schon 1786
quittirte, worauf er die Herrschaft Wonoklos
in Bohmen erwarb und auf derselben lebte
und starb. Aus seiner i?86 mit Nana Anna
geborenen Freiin ocherzcr von Aleinmiihl ge«
schlossenen Ehe hinterlieB er zahlreiche Nach»
kommenschaf t in Sohnen und Tochtern, von
denen jedoch nur der alteste Sohn Christian
Franz Anton diesen Zweig fort«
setzte. — 6. Elemens August Freiherr
(geb. zu Mainz 21. Februar J843, gefallen
in der Schlacht bei Koniggratz 2. Juli 1866) .
vom Georgs» Zweige des jijngeren (Io<
hannDietri ch'schen) Astes, der sich
Wimpffen von Mollberg schreibt. Ein
Sohn des Frecherm Adolf lsiehe diesen
S. 238. Nr. 11 aus dessen erster Ehe mit
Clara Lauteren, lam er. dem Waffen»
dienste gleich seinem Vater sich widmend, zur
militarischen Ausbildung in das Hainburger
Cadkteninstitut und aus demselben 1860 in
die Wiener»Neustadter Militarakademie, aus
welcher er im September 1864 als Lieutenant
minderer Gebiihr zu Mecklenburg ' Schwerin»
Infanterie Nr. 37 eingetheilt wurde. I m
Mai <866 zum Lieutenant hoherer Gebiihr^
Wimpffen, Emanuel Felix 249 WintpffeN) Felix Louis
befordert, machte er den Feldzug gegen die
PreuBen in B5dmrn mit und fand in der
Tcdlacht bet Koniggratz den ekn'nvollen
Soldatentod. — 7. Conrab, neh' 1 : Ar«
nold von Wimpffen. am SchluB des
Tertes INr. 3 A . — 8. Dagobert Sigismund
(geb. auf SchloB Giinthersburg bei
Frankfurt a. M. am 7. Februar 1782 gest.
zu (5a«n 1832), vom Franzens »Zweige
des jijngeren (Johann Dietrich ' schen)
Hauptastes. Ein Sohn des Generals Franz
Ludwig aus dessen Ehe mit Maria
Aunigunde von G o y , trat er jung in die
franzosische Armee, erkampfte sich im Feld»
zug? 1807 ge^en PreuBen das Kreuz der
Ehrenlegion, wohnte dann den Feldziigen
gegen Oesterreich jstto. gegen RuBland 1812
bei, wurde 1814 Major. 1822 Oberst im
7. Chasseur-Regimente . 1834 Brigadegeneral
und Commandant des Departements de
l'Orne, Commandeur der Ehrenlegion und
starb im Alter von 80 Jahren. Er ist ein jiin»
gerer Bruder Franz Karl Eduards, spa«
teren Grafen Wimpffen sB. 244. Nr. 13),
und Emanuel F«lir' Oheim M'. 9 A .
Aus seiner am 18. December 1826 mit An»,-
lolie von Cauvignu. geschlossenen Ehe sind
keine Kinder vorhanden. sV i o A i-av 1 i i e as»
koNinsL 6u ''our, etc. par OermHiu,
Zari-ut et V. Laint-Nolms (r»li2
1838. I'ilout. 4".) lame I V ° " , 2"° va.rtie.
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Wurzbach5 6 . txt
?. 45.) — !>. Emanuel Felix Freiherr
(geb. 13. September 38il) . vom Franzens«
Zweige deo jiingeren (Johann. Dietrich '«
schen) Hauptastes. Ein Sohn des Freiherrn
F e 1 i r INr. 10) . der 1814 zu Paris als
f ranzosischer Oberst starb, wurde er 1832
Lieutenant in der f ranzosischen Armee, diente
1834 und 1835 und 1842-1854 in Africa,
riickte 1853 zum Obersten vor und zeichnete
sich im Krimkrieg, an der Alma, bei Inkjerman.
beim Sturm auf den Malakow und im
italienischen Kriege 1839 bei Magenta aus .
Dann ging er wieder nach Africa und iiber»
nahm das Commando der Provinz Algier.
Von dort 1870 zuriickgeruf en, wohnte er.
zu spat, urn entscheidend einzugreif en, nach
Mac Mahon ' s Verwundung der Kata«
strophe von Sedan bei und unterzeichnete als
Hochf tcommandirender die Kapitulation der
f ranzosischen Armee. Interessante, auf dieses
Vreianih beziigliche Brief e Bismarck's und
Moltte ' san den durch seine Pflicht so
scbwer getroffenen General, in welchen dem>
selben die Anerkennung des siegreichen Feindes
in den ehrenvollsten Ausdriicken gezollt wird.
befinden sich iiw Archive des Schlosses Kam«
bt>rg in Steiermark. Von ihm erschien daS
Werk: "866an« (?Hli2 1871, I A ei-oix, 8".),
wrlches einen nicht unwichtigen Beiirag zur
Geschichte des Krieges 1870 f ranzosischer»
Ms bildet. Der Freiherr lebte zuletzt als
Divisionsgeneral im Ruhestande in Paris
und starb daselbst am 26. Februar 1884.
Seiner Ehe mit Adelheid geborenen Auesuec
sind keine Kinder entsprossen. A N e u e
Freie Presse, 1871. Nr. 2526 und 2527
im Feuilleton. — Oesterreichisch »unga»
rische Mehrzeitung (Wien, gr. 4".)
1870 im Mai: „Kleiner Krieg in Algier".
— Allgenb«eine Z e i t u n g (Augsburg,
(Lotta, 5".)Bs8?s. Nr. 5. S> 64: „Brief des
Generals Wimpssen an Major Habordore".
- Dieselbe. 1875. Nr. 48: „Procefi
Wimpffen gegen Cassagnac" ' . — Portrait.
Unterschrif t : „General von Wimpffen". Nach
einer Originalauf nahme von Ernst Laooey
Holzschnitt von E. S n in „Ueber Land und
Meer" 25. Vd.. 1871. Nr. 3.) - 10. Felix,
des Vorigen Vater (geb. auf der Bornburg
nachst Frankfurt a. M. 2. November 1778.
gest. zu Frankfurt a. M. 24. Februar 1814) .
vom Franzens »Zweige des jiingeren (Io«
hann Dietrich '. schen) Hauptastes. Ein
Sohn des f ranzosischen Generals Franz
Ludwig aus dessen Ehe mit Marie
Kunigunde von Goy, trat er auch in
die franzosische Armee und starb in der»
selben als Oberst des 2. Linien «Infanterie«
Regimentes. Er ist Verfasser der Schrift: „I,o
Hlanusi as X<3pli01ililz" ( A . u grana Orient
N88, 3r. 8".), von welcher nur 100 Erern«
plare gedruckt und als Geschenk vertheilt
wurden. Vermuthlich war er Mitglied des
Freimaurer Ordens . Er war vermalt, doch
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Wurzbach5 6 . txt
ist der Name seiner Gemalin. welche ihm
einen Sohn Emanuel F e 1 i r ssiehe diesen
Nr. 9) gebar, nirgends ersichtlich. Ueber ihn
selbst erschien eine franzosische Biographie:
„1.6 <3susi-2i I', as /s iinp2«n« (o. 0.
lPariS) u.Z.. 3«.). - 11. Felix Friedrich
Wenzel Graf ssiehe die besondere Biographie
S. 246). - 12. Felix Ludwig (geb. 5. No.
vember 1744 auf dem Schlosse seiner Eltern
zu Minfelden in der Pfalz. gest. in Bayeur
23. Februar 1814) . vom jiingeren (Johann
Dietrich ' schen) Hauptaste und Stammvater
des nach ihm benannten Felir «Zweiges.
Der jiingste Sohn Johann Georgs I I .
aus dessen Ehe ni't, Doeothea von Fou.?
N) Franz Karl Eduard 241 Mimpffen, Franz Ludwig
querolles, diente er in der f ranzosischen
Armee, in welcher er rasch Carrisre machtr.
da er bei Ausbruch der f ranzosischen Revo«
lution (1789) bereits konigl. f ranzosischer Generalmajor
war. 1773—1779 Lieutenant im
Regimente 1.5 Alark, 1782-1787 Oberst
vom Regimente Bouillon. 1789 Abgeordneter
des Adels der Valley von Caen bei den
Generalstaaten, 1792 siegreicher Vertheidiger
von Thionville (Diedenhof en) , befehligte er
1793 die konstitutionelle Armee der Nor«
mandie. Er hielt treu zur Sache des Konigs
und nahm eifrigen Antheil an der Erbebung
der Vendoe (1803) . Nach dem 18. Brumaire
wurde ' er zum Generalinspector der Gestiite
ernannt und starb als Generallieutenant und
GroBkreuz des St. Ludwigordens . M i t seiner
Gemalin Ttzerese geborenen Vailleul de 5t . Germain
stiftete er. wie schon erwahnt, den Felix«
Zweig der Wimpffen, der mit Ausnahme
eines Sprossen. Georg Oswalds A Nr. 37),
l,anz in Frankreich seflhaft ist. — 13. Franz
Eajeran Anton (qeb. zu Gratz 3. Fe.
druar 1829), vom Stanislau s' schen
Zweige des jiingeren (Johann Dietrich '»
scken) Hauptastes. Ein Sohn des Chri«
stian Franz Anton, k. k. Majors und
Plat zrommandanten in Bregenz, aus dessen
Ehe mit Margarethe Engelthal von
Ehrenhorst, trat er in jungen Jahren in
die kaiserliche Armee, und wir sehen ibn im
Alter von 24 Jahren als Hauptmann im
Regimrnte Nr. 13 seines Oheims, des Feld'
marschalls Max Freiherrn von Wimpffen .
I n dieser Eigenschaft wurde er zuerst Erzieher
des Grafen von M e r a n . dann Vorsteher der
Kammer Sr. kaiserlichen Hoheit des Erz»
Herzogs 3udwig Victor, des Bruders
Seiner Majestat drs regierenden Kaisers
Franz Joseph. I n dieser letzteren Hof»
bedienstung riickte er zum Major. Obersten,
Generalmajor und Feldmarschall»3ieutenant
vot und bekleidet zur Zeit die Stelle des
Qbersthofmeisters dieses Erzherzogs und die
Wiirde eines wirklichen geheimen Rathes. Der
Freiherr ist seit 23. November 1859 mit Verllja
geborenen Grafin Voltulinsku (geb. 7. Sep»
tembcr 4839) oennalt . aus welcher Ehe zwei
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Sohne Franz Joseph und Karl Ru«
d o 1 f und drei Tochter, sammtlich aus der
Stammtafel ersichtlich, stammen. — 14. Franz
E m i 1 Lorenz Graf Wehe die besondere
Biographie S. 247) . — 13. Franz Ka«l
Eduard (geb. in Stuttgart 2. Janner 1776,
gest. zu Gratz 8. December 1842), vom
v. Wurzbach, biogr. Lerikon. I "VI. fGedr,
Franzens «Zweige des jiingeren (Johann
Dietrich ' schen) Hauptastes. Ein Sohn deS
Freiherrn Franz Ludwig auS dessen Ehe
mit Marie Kunigunde von Goy und
der Stifter der heutigen graflichen Linie.
Ueber diesen merkwurdigen Edelmann, der
den osterreichischen Zwei>" der Familie
Wimpffen begriindete, fehlen uns leider
alle naheren Daten. Bruder des F e 1 i r
und Dagobert Sigismund, iiber welche
unsere Skizze der besonders denkwiirdigen
Sprossen dieses Geschlechtes einige Notizen
bringt, diente er anfanglich als Officier i".
der landgraflich hessen ' cassel ' schen Schweizer«
garde, quittirte aber spater den Dienst und
iibersiedelte nach Oesterreich, wo er sich in
Schlesien, dann in Bohmen mit GroB«
Kuntschiitz, in Niederosterreich mit Wallsee
und zuletzt in Steiermark mit Brunsee und
Kainberg ansassig machte, das Incolat in
den genannten Zandern, sowie in Ungarn
und mit Diplom aao. 8, April 1797 auch den
Grafenstand erlangte. Er hat sich zweimal
vermalt, znerst in Wien am 16. October
1796 mit Mslorie Amalie Ernestine (geb.
11. Februar 1772. gest. 17. Ottober 1817)
Prinzessin von Anhast-Vernburg . ochaumburg,
Witwe des Erbprinzen Varl von Hessen-
Mlippslhal, dann mit pauline (geb. 23. Mai
1787/ s) Freiin von Wnrschllll Aus beiden
Ehen stammen Kinder, aus erster sechs Sohne,
zwei Tochter, aus letzter ein Sohn, eine
Tochter; unter den Sohnen aus erster Ehe
finden wir den beriihmten Feldzeugmeister
FranzEmil Zorenz Grafen von
Wimpffen.— 16. Franz Ludwig,
Vater des Vorgenannten (geb. im Schlosse
der sieben Thiirme bei Minfelden in der Pfalz
2. April 1732. gest, zu Main 24. Mai 1800).
vom jiingeren (Johann Dietrich ' schen)
Hauptaste und Griinder des nach ihm
benannten Franzens »Zweiges desselben.
Ein Sohn Johann Georgs I I . aus
dessen Ehe mit Dorothea geborenen Fou<
quer oil es, trat er in die franzosische Armee
beim deutschen Regimente K072.I Deux ?ou.t8,
dann als Generalmajor und Chef des Kriegs«
departements in herzoglich wurttembergische
Dienste, 1706 wieder in franzosische. Zuletzt
war er f ranzosischer Divisionsgeneral und
President des militarischen Nevisionsgerichts
in Mainz, wo er in dieser Eigenschaft starb und
auf dem Friedhofe der Peterskirche beerdigt
wurde. Als militarischer Schrif tsteller thatig,
gab ex heraus: „Rekouts <1« I ' oooiiomiy as
23. Aprkl 1888.1 16?
Seite 363
Wurzbach5 6 . txt
Wimpffen, Franz Ludwig 242 Mimpffen, Georg Siegmund
mc ' s HQUfaiLS ou N i t r i t au asvsloxneut
6 ' un plan milimirs, aveo un
ua tadlet" (I A ris 1797, 8".); — « A oiclepui
» trent« A oul» hu'N est 3. ?»ri3,
lb
xarvenir xrom A tSNent a ae« :«Lult2.t3
t , 1 A ! 3>deureui pour le» sieotsurs yecl A Lia-
8tl<iue8 et pour ! 63 vriuoes bt colutss
»«enliers, c A ui ant psr611 leur LouvOrainita
6. w rivs L A uebv an It.b.in" (1798, 8".); - A
» g«» iiiii et Z. tout "euue domwb ae5tinv
»u metier <le« a A nie«" (Paris A n V I I
lt769) 12".) , auch in deutscher Uederset zung :
A Unterricht fur meine Sodne und alle jungen
Leute, die sich den Kriegsdiensten widmen
wollen" (Dresden 1790. gr. 8<>.). Auch
schrieb er sein Leben: « A 2. vis plives"
(I>2,li5 t?88, 5irmiQ Oiaot, 8".). Der Ge .
neral war mit Nana Vunigunde von Voy
vermalt, welche ihm sechs Sonne und sechs
Tochter gebar, die aus der I I . Gtammtafel
ersichtlich sind. A G ottingen ' sches histo»
risches Magazin. Bd. I V , Stuck 3. S . 490
bis 513.) — 17. Franz Ludwig (geb.
zy. Februar 1732) vom jiingeren (Johann
Dietrich ' schen) Hauptaste. Ein Sohn des
Frecherm Stanislaus Gustav und der
Julie Ludooica von Latour» Foissac,
diente er vorerst als koniglich f ranzosischer
Hauptmann im deutschen Regimente I. a Llark
(1775—1783) . wurde noch General in fran«
zosischen Diensten und kam dann als wirk«
licher geheimer Rath und erster Kammerherr
der Konigin Witwe von Wurttemberg nach
Stuttgart, wo er als Minister und Oberst«
Hofmeister des Konigs starb. Er ist bekannt
durch seine Reisen in Amerika und im Innern
Af ricas . die er von 1788—1791 unternahm.
Von seinen Schriften liegen uns vor: „Des
Freyherrn von Wimpffen neueste Reisen
nach San Domingo oder Nachrichten liberie."
Aus dem Franzosischen nach einer ungedruckten
Handschrift des Verfassers (Erfurt 1798) .
gewidmet Seiner herzoglichen Durchlaucht
dem Eroprinzen von Wirtemberg und Tect;
— „Briefe eines Reisenden, geschrieben aus
England und Frankreich, einem, , Theil von
Africa und aus Nordamerica. von- dem
Freyherrn, wirklichem geheimen Rath und
erstem Kammerherrn Ihro Majestat der Koni.
gin von Wurtemberg", auS der franzo»
schen Handschrift iibersetzt und herausgegeben
von P.I. Rehfues, Hofrath und Biblio»
thekar Seiner koniglichen Hoheit des Kron»
prinzen von Wurttemberg, :c. (Darmstadt
1814). - 18. Friedrich W i 1 h e lm (geb.
zu Khirn am 27. August 1784. gest. zu
Stuttgart am 16. Marz 1845), vom Fr an»
z ens'Zweige des jiingeren (Johann
Dietrich ' schen) Hauptastes. Ein Sohn des
Freiherrn Franz Ludwig und der Marie
Kunigunde von Goy und ein jiingerer
Bruder des Franz KarlEduard, ersten
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Grafen von Wimpffen, und der Freiherren
F e 1 i r und Dagoberl "Nr. 10 und 8) ,
trat er friih in wurttembergische Kriegsdienste,
in welchen er zuletzt Generalmajor und
Generalad jutanr des Konigs war. 13.17 ver»
malte er sich mit Elise geborenen Freiin von
NoNke (geb. 27. Mai 1795, gest. 8. Auguft
1832) . Die Kinder aus dieser Ehe : zwei
Sonne, W i 1 h e 1 m und Dagobert , welche
Beide ihre Zweige f ortpf lanzten, unk zwei
Tochter, deren jiingste. Pauline, sich mit
ihrem Vetter Gusiao AdolfFelir . einem
jiingeren Bruder des k. k. Feldzeugmeisters ,
verheiratete, sind aus der Stammtafel ersichtlich.
— 19. Georg Freiherr von (geb.
zu Frankfurt a. M. 12. October 1760. gest.
zu Luneoille 27. Juni 1807) . vom Fran»
zens< Zweige des jiingeren ( J o h a n n Diet»
rich'schen) Hauptastes. Der alteste Sohn des
Generals Franz Ludwig A Nr. 16^1 aus
dessen Ehe mit Marie Kunigunde von
Goy, widmete auch er. den Traditionen
seiner Familie folgend, sich dem Waffen»
dienfte, und zwar anfanglich in der franzosi»
schen Armee, in welcher er bald Lieutenant
im Reglmente ElsaB wurde. Bei Ausbruch
der Revolution verlieB er. da er unter der
Republik nicht dienen wollte, die Armee
und trat in russische Dienfte iiber. in welchen
er eine iiberraschend schnelle Carriore machte,
denn wenig mehr als 40 Jahre alt. bellet»
dete er bereits die Stelle eines kaiserlich
russischen Generallieutenants . Doch in der
Schlacht bei Austerlitz verwundet, g.riech er
in franzosische Gef angenschaf t und starb auch
in derselben im Jahre 1807 zu Luneville an
den Folgen seiner Wunden. Freiherr Georg
war mit einer Tochter des russischen Staats»
rathes von passaB, eines als Naturf orscher
und Reisender beriihuUen Gelehrten vermalt,
welcher Ehe nur ein Sohn Waldemar
entstammt, der diese russisch ' preuhische Seiten»
linie der Wimpffen f ortpf lanzte . —
20. Georg Siegmund (geb 1733. gest?
Mimpffen, Gustav Adolf Felix 243 Mimpffen, Johann <Hansj
13. Februar 1816), vom jiingeren (Johann
D i e t r i ch'schen) Hauptaste und Stifter
des nacl, ihni benannten Georg 'schen Kwei«
ges. Ein Sohn Johann Georgs II.,
erst Hof junter des Pfalzgrafen Gustav
Samuel , spater bis 1719 des Konigs von
Polen, ererbte er dann die Oberamtmann«
schaft von Guttenberg und Liihelstein und
wurde pf alzzweibriicken ' scher adeliger Ge»
heimrath. Er widmete sich in jungen Jahren
dem Waf f endienste, und zwar in der franzo
fischen Armee, in welcher er eine Majorsstelle
beim Regimente ^,2. klark erhielt;
spater aber trat er mit dem Wurmser ' schen
Kreicorps in osterreichische Dienste iiber. ward
Feldmarschall ' lieutenant und starb als solcher.
81 Jahre alt. Aus seinen zwei Eben:
mit Julie Thereje Freiin von Voselager und
dann mit Kosepya Freiin von Vastheimb sind
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drei Sohne entsprossen. Der alteste derselben.
Georg (geb. 28. November 1762) starb zu
Losoncz in Ungarn am 23. November 181 1
als Major bei 'Neilly«Chevaurlegers; der
zweite, Dagobert (geb. 1763. gest. zu
PreBburg am 26. J u 1 i 1336 als kaiserlicher
Oberst im Nuhestanoe) . pflanzte mit seiner
Gemalin Anlonie von Eras diesen Zweig der
Wimvffen fort, welcher ssch Wimpffen
von Molloerg schreibt; der jungste aber,
Marimilian, ist der beruhmte k. k. Feld«
marschall und Ritter des goldenen Vliefies
'"siehe die ausfuhrliche Lebensskizze S. 252) .
— 21. Gustav Adolf Felix Graf (geb.
zu Troppau 28. December 181)5, gest.
zu Meran 23. April 1880) . vom Fr an«
3 ens» Zweige des jiingeren ( J o h a n n
D i e t r i ch'schen) Hauptastes, und zwar von
der graf lichen Linie. Ein Sohn Franz
KarlEduards , ersten Grafen von
Wimpffen, aus dessen erster Ehe mit
Victorie Prinzessin von Anhalt<Bern»
biirg» Schau m b u r g . verwitweten Prin«
zessin von Hessen.Ph ilippsthal, trat er
in jungen Jahren in die kaiserliche Armee
und war 1822 Unterlieutenant un 6. Che«
vaurlegers ' Regimente, 1822—1829 Oberlieu»
tenant bei Este . Huszaren Nr. 2. 1830—1836
Capitanlieutenant und Hauptmann bei
Wimpssen»Inf anterie Nr. 13. 1837—1839
Major bei Vianchi Nr. 63. 1840-1343
Oberstlieutenant bei Nukavina » Infanterie
Nr. 61. 1344-1347 Oberst und Comman«
dant des Infanterie »Regiments Erzherzog
Albrecht Nr. 41 und erhielt in let ztgenanntem
Jahre die Kammererwurde . 1348 kam er als
Generalmajor und Brigadier zur Armee in
Italien, fungirte 1849-1830 als Staotcom<
mandant in Livorno und ging 1351 mit dem
Feldmarschall ' Zieutenants ' Charakter in Pen»
sion. 1833 wieder angestellt, diente er bis
Ende 1858 als Dioisionar. zuerst in Mahren,
dann in Siebenbiirgen . 1860 trat er zu Grah
in den bleibenden Ruhestand. Graf Gustav
hatte sich zu Triest am 17. Februar 1850
mit pauline Milhellmne, einer Tochter seineS
Oheims, des koniglich wiirttembergischen Ge»
neralmaiors Friedrich W i 1 h e lm Freiherrn
Nimpffen, aus dessen Ehe mit Elise
Freiin von M o 1 t k e vermalt. Beine Kinder
sind ein Sohn Franz Demetrius . k. k.
Oberlieutenant im Dranoner ' Negimente Graf
Neipperg Nr. 12 (geb. zu Mailand 30. No»
vember 185U. gest, zu Arco 26. April 1879)
und eine Tochter Elisabeth (geb. zu Gratz
10. Janner 1834). die sich am 16. April 1880
zu Meran mit Marimilian Freiherrn von
Gagern, grot zherzoglich hessischem Kammer»
Herrn, Kreisrath zu Worms und Lieutenant
6. Ik Luitk des A >. groBherzoglich hessischen
Dragoner>Regimentes Nr. 24. ehelich verband.
'—22. Hans von Wimpffens. Johann.
Nr 26. — 23. Heeremann von Wimpffen
fallt noch in eine Zeit zuriick, welche vor
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Wurzbach5 6 . txt
jener liegt, mit der unsere Stammtafel an»
bebt . Heeremanns Name hat sich durch
eine. auf das letzte Magdeburger Turnier
1036 gepragte Medaille erhalten. Dieses
Turnier ist besonders deshalb bemerkens»
werth, weil auf demselben eine hiibsche, aber
feile Dime als Preis ausgesetzt war. —
24. Heinrich Christian Freiherr ssiehe die
besondere Biographie S. 250) . — 23. Hermann
(geb. 8. August 1734. gest. 11. Marz
1818), vom Stanislaus ' schen Zweige des
jiingeren (Iot>ann Dietrich ' schen) Haupt»
astes. Ein Sohn des Stifters dieses Zweiges
Stanislaus Gustav aus dessen Ehe mit
Julie Ludovica Zatour « Foissac.
diente er in der f ranzosischen Armee, in
welcher er bis zum Range eines General*
lieutenants aufstieg, und bekleidete, nachdem
er seinen Abschied genommen, das Amt eines
Makes von Neu« Breisach bis zu seinem
Tode . Aus feiner Ehe mit Therese von NoVmann
hinrerlieB er nur zwei Tochter fvergl.
die Stammtafel) . — 26. Johann (Hans)
(geb. zu Niirnberg 1418. gest. in Hagenau
1491) . Auch einer jener merkwiirdigen Men«
schen des fiinfzehnten Jahrhunderts , die noch
ihres Biographen harren. Ein Tohn des Nurn«^
N) Johann Dietrich 244 Wimpfen, Iosephine
berger Patriziers und Senators Friedrich
August von Wimpffen Herrn auf B r i r e r
stein. Zabietstein und EberShausen
und Luduvica Theresias geborenen von
Wolfs kehl . hat er sich durch seine nam
haften Ritterziige und seine Belagerung der
Veste Lindbronn im ElsaB im Jahre 1431i.
feiner aber auch durch seine merkwiirdigen
Reisen in Frankreich und Italien beriihmt
gemacht . Bernhard Herzoaer in seiner
Chronik weiB dariiber Naheres zu berichten.
Endlich seiner Fahrten iiber Meer und Land
miide . lieB sich Hans Wimpffen in Ha>
genau in cder Nahe von StraBburg nieder
und vermalte sich mit Varbara von Aechlenbach,
welche ihm den Sohn Johann I I . gebar.
Eine Niirnberger Pergamenturkunde aus dem
Jahre 1444 spricht von dieser Ehe und dem
derselben entsprossenen Sohne, und ein auf
einem Stadtthurme zu Hagenau angebrachtes
Denkmal zeugc von der angesehenen Stellung,
die Hano v. N i m o f f en daselbst einnahm.
— 27. Johann Christoph (geb. 1619),
ein Sohn Johann Dietrichs, des Stif.
ters des jiingeren (nach demselben denann»
ten) Hauptastes, trat in kaiserliche Kriegs«
dienste und ist auf dem Schlachtf elde ge»
fallen. I n welchem Jahre, in welcher Schlacht,
dariiber fehlen alle naheren Angaben. Auch
war er unvermalt geblieben. — 28. Johann
Dietrich (geb. 1583) . Ein Sohn Johann
Jacobs auS dessen Ehe mit Mar. Doro»
thea von Schwarzenberg, diente er
Zuerst im kaiserlichen, dann in spanischen und
ioscanischen Heeren wahrend des dreifi>ig«
jahrigen Krieges un> ward gleich seinem
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Bruder Johann Friedrich kaiserlicher
Feldoberster, dann aber Kammerer und Oberst«
Hofmeister der Markgrafin von Baden«Dur«
lach. Nachdem er lange Zeit in Nurnberg
gelebt und sich dort mit Tochtern angesehener
Patrizierf amilien (vergl. die Stammtaf el)
vermalt hatte, verlieB er im Jahre 1630
diese Stadt und machte sich in der Pfalz sefi»
haft, wo er der Stifter des jiingeren,
nach ihm benannten Hauptastes der Familie
Wimpffen und somit der Ahnherr aller
heutigen Wimpffen in Oesterreich. Frank«
reich. PreuBen. Bayern und Ruhland wurde.
I hm und seinem oben erwahnten Bruder
verlieh Kaiser Leopold am 13. No-oember
4658 einen schonen Wappenbrief. welcher auf
SchloB Kainberg in Steiermark verwahrt wird.
Das „Taschenbuch der f reiherrlichen Hauser
vom Jahre 1833" enthalt S. 539-343 eine 1
genealogische Skizze des Hauses Wimpffen .
I n dieser heiBt es, daB JohannDietrich
1350 in die Pfalz iibersiedelt sei. Dies ist
ein — wahrscheinlich durch einen sehr fto»
renden Druckfehler (1350 statt 1630) entsinn«
dener — Irrthum. — 29. Johann Friedrich
(geb. zu Hirschbach 1581, gest. 13. No»
vember 1668) . ein Sohn Johann Jacobs
aus dessen Ehe mit Mar. Dorothea von
Schwarzenberg . Er war Losungsamt '
mann zu Nurnberg und zuletzt kaiserlicher
Feldoberster und erwarb von seinem Neffen
Johann Paul die Nohooburg in der
Ortenau. Aus zwei Ehen, zuerst mit
5ulanna Aalyarina geborenen Fiirleger, und
nach deren Tode mit 5uftnna sseborenen Nret)
von Rressenstein (geb. 16. August 1622. gest.
3. Juli 1682), ist er Vater von vier Sohnen,
deren nur einer, Georg Abraham, den
vom Vater gegriindeten alteren (oder Io»
hannFriedri ch'schen) Hauptast fort»
setzte. Aus diesem ging die heutige danische
L i n i e der Wimpffen hervor, da Georg
Abrahams Urenkel Tobias Peter, der
in kurbayrischen Kriegsdiensten gestanden,
aus Glaubensriicksichren dieselben verlieB und
in jene der Krone Danemarks iibertrat, wo
seine Nachkommen die noch bliihende danische
Linie bilden. — 30. Johann Georg 1 1 . (geb.
zu Mollberg 2. Juli 1689. gest. zu WeiBen»
burg 2. December 1767) . vom jiingeren ( I o«
hannDielri ch'schen) Hauptaste. Der
alteste Sohn Johann Georgs I. aus
dessen erster Ehe mit Katharina Weid«
mann von Ehrenfels. Nach dem Besitz«
thume Mollberg, auf welchem er geboren
worden, nahm die spatere ungarische Linie
der Freiherren von Wimpffen das Pra«
dicat Mollberg an. Er stand bis 1714 als
Hof junker in Diensten des Pfalzgrafen G u«
stav Samuel , darauf bis 1719 in jenen
des Konigs von Polen; dann trat er nach
seinem Vater die Oberamtmannschaf t zu
Guttenberg und Liihelstein an und wurde zuletzt
pf alzzweibriictcn ' scher adeliger Geheimrath.
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Seine Gemalin Anloinelle Dorothea Nazisse
geborene von Fouauerolles, mit welcher er
sich im Jahre 1719 vermalt hatte, schenkte
ihm eine zahlreiche Nachkommenschaf t , namlich
zwolf Kinder, darunter acht . Sonne,
deren, mehrere wesentlich, zum spateren
Glanze des Hauses Wimpffenin
den verschiedenen Landern des Continents
beitrugen. —31. Iosephine (geb. t??0.
Todesjahr unbekannt, lebte noch im Jahre?
Vimpffen, Karl August 245 N) Oswald
1823) . Eine Tochter JosephPhi<
1 i p p s und Nichte Christian Peters,
vermalte sie sich mit einem Herrn
von 5artori. Sie zahlt zu den gelehrten
Frauen ihrer Zeit und gab folgende Werke
heraus: ,,1/urns aaus la vallos «zolttairS.
I»ar maa. 8. A * * * . « I wm. (Paris, an XIV
A 1806 A Hlaraaau, 12".); in einer Anmerkung
des ersten Bandes erklart sie.- die Idee zu
den ersten zwei Banden dieses Romans aus
zwei deutschen Werken des Freiherrn von
B i 1 d erbeck geschopfc zu haben, wahrend
der dritte Band ganz ihre eigene Schopfung
sei; dies ist ein nicht wahrheitsgetreues Be>
kenntniB, denn das Ganze ist nur eine Ueber«
sctzung des Romanes von B i 1 d er deck: „Die
Urne im einsamen Thai" 4 Bande (Leipziss
4799); — «1 A 6 auo 6 6 K,2U2un, par maaanis
as 8 7 lies VV n« 2 Vol. (?ari8
4307, UaraaaQ, 12".); - „I A oa A rA afi>
'Waikeim. a. ia cour as A reaerio.II.
roi as I>1U556. ?ar I'autsnr au '"Oue atz
I,au2UQ"" 2 Vol. (?ai-i3 1809, Klaracian,
12 A .); — '""'la, aenioi36ils as I A u A ues,
uouveils t '"iLtoria . U6, xar maa A in« as
8 .7" (?2i>i3 4817, R05H, 12°.); -
„Nxtrait aes "lsmoires au uiAiciuIs as
Dang s a u , eontsnaut deaueoup a'aub«:»
aotes 5U? I A ouis XV. st . sa oour, avsc
ae5 201S8 Ki5rori<iue3 " 2 Vol. (karis 1818,
It,0La, 12",); — A ?stit tadlsau a« '"arid,
Joui- <818 et i822" A Vol. (I»ari3 t8ts,
I A e ' N oi-lQ' N ut, 12".); — „Iio8aui-2 ae VIraiva
ou 1'IIomioias" 2 Vol. (I A i-i» 1817,
Dsntu, 12".), eine Nebersetzung des Romans
der englischen Schrif tstellerin- Mifi Mary
Charlton;— „Usruoirea KiatoriHues aur
8. H. . R. HiFi-, A s auo as L s r r i " (?»' s ig
1320, li,OLk, 8 A . ) ; — A I A iLcouni proQolies
Is 3 Octool-6 1823 »> I ,/S tksnss as« vamss,
2 I'oeoasion as I ' aunivsraaii ' S as I» «2.12-
sauce, as HllFr. Is auc asNorasHUi"
(k A ri5 1823, Vouctisr, 4".). - 32. Karl
August (geb. 1333.) . Herr auf Brirenstein.
Zadietstein und Ebershausen, ein Sohn Si<
gismund Heeremanns, wahrscheinlich
aus dessen zweiter Ehe mit Zudovica von
Khei.t. Auch er stand, wie es denn in der
Familie Wimpffen ein vorherrschender Zug
ist, sich dem Waf f enhandwerke zu widmen, in
kaiserlichen Krieg-sdiensten . und zwar als
Feldhauptmann . Er soA es auch sein. welcher
der erste mit seiner Familie bleibenden
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Wohnsitz in der damaligen freien Reichsstadt
Niirnberg nahm, worauf die Familie nahezu
drei Jahrhunderte hindurch unter den Patri«
ziem Niirnbergs erscheint. Aus seiner ersten
Ehe mit Maria Eva von Vuleck batte er zwei
Sonne: Karl August, der im Herrendienste
und als Kamlnerl-r beim Kaiser stand, und
Friedrich August, der den Stamm fort«
pflanzte. Seine zweite Ghe mit Lisa von
Wildeck blieb kinderlos. — 33. Don Luis
deWimpffen (geb. il>. October t?58 zu
Altkirch am Oberrhein, gest. zu Madrid
29. December 1831), Sohn des Don I o s6
LuisdeWimpffen und der Anastasia
von Z u r 2 ch . Er war Patrizier von
Solothurn. koniglich spanischer Generallieutnant .
Chef des Generalstabes und Inhaber
eines seinen Namen fuhrenden Schweizer»
Regimentes, GroBkreuz des koniglichen Mli«
tarordens vom heiligen Ferdinand und des
Ordens von Sanct Hermenegilo. sonst noch
vielfach ausgezeichnet , namentlich mit dem
Ehrenzeichen fur die Schlacht bei Vittoria.
in welcher er , sich besonders hervorgethan .
Zu welcher Linie des Hauses Wimpffen
Don Luis gehort, mildem dieser spanische
Zweig erlosch, dariiber fehlen alle sicheren
Angaben — 34. Margaretha Isabella
Leonsre ssiehe F e i i r Friedrich Wenzel
Graf. S. 247 zu Ende des Tertcs). -
35. Maria Auna CaciUa Graf in lsiehe
die besondere Biographie S. 23t) . —
3s». Mar Freiherr slehe die besondere Bio«
graphie S. 2Z2) . — 37. Oswald, auck
Georg Oswald Freiherr (geb. zu Pau in
Frankreich 1. September 1842) . vom Felir«
Zweige des jiingeren (Johann Dietrich '«
schon) Hauptastes. Ein Sohn des f ranzosischen
OHlae-Fsusi-Kl aes eaux st tarsts Georg
Oswald aus dessen Ehe mit Johanna
Dufau. Als Knabe nach Oesterreich gebracht,
genoB er im Cadetenin jMuic zu Marburg eine
militarische Vorbildung, kam i858 in die
Wiener-Neustadter Akademie und aus dieser
im September 11>62 als Lieutenant minderer
Gebiihr in das Inf anierie-Negiment Konig
der Belgier Nr 2? In demselben wurde, er
im Mai 1866 Lieutenant Hohere . r-Gebiihc und
noch im August desselben Jahres Oberlieute»
nant . I m Feldzuge aegen Danemark 5864
wurde er bei Oeversee am 6. Februar durch
einen.SchuB am Kopfe schwer verwundet.
Spater kam er in das militar ' geographische
Institut. Er ist seit 9. Mai 1883 mit Narie
.geborenen Freiin von Horneck von Veinyeim,
Dame des koniglich bayrischen Elisabeth«
ordens. vermalt und lebt zur Zeit auf Kreuz«^
KVimpffen, Tobias Peter 246 Mimpffen, Felix Friedr. Wenzel
wertheim am Main. — 38. Siegmund
Heeremann (gest. 1393) .Mit diesem tapferen
Kriegsmanne des vierzehnten Jahrhunderts
beginnt unsere Stammtafel des adeligen Ge»
schlechtes von Nimpffen, weil von ihm
herab eine genealogische Stammesfolge nach
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ziemlich zuverlassigen Daten moglich ist. I n
Schwaden als Besitzer von Brirenstein. Zabiet
stein, Ebershausen u. s. w. seBhaft, stand er in
kaiserlichen Kriegsdiensten, und zwar als Feld
oberster Kaiser K a r 1 s IV. I n diesen erwarb
er sich solche Verdienste, daB ihm vom Kaiser
auf dem Reichstage zu Speyer 1373 eigen
handig der Ritterschlag ertheilt, ihm eine be>
sondere Urkunde iiber den alten Aoel seines
Geschlechtes verliehen, sein Wappen mit dem
Kreuze in den Vorderfiiften des Widders ver»
mehrt und er zum Reichsvogte iiber seine
Ahnenstadte Wimpfen auf dem Berge und
Wimpfen im Thale eingesetzt wurde. Sieg»
mund Heere mann starb zu Prag im hohen
Alter. Er war zweimal vermalt, zuerst mit
5u!anne von Eblingen, dann mit l.'udovisa von
Aheit. Doch scheint aus seinem Testamente
hervorzugehen, daB Letztere die Mutter seiner
drei Sonne: Karl August, geb . 1353. kais.
Felohauptmann . welcher seinen Stamm fort«
setzte. Johann Albert, geb. 1334. Domherr
zu Wiirzburg, und Friedrich Vartholo»
maus, geb. 1336, der in kaiserlichen Dien«
sten stand und einen Zweig griindete, wel«
cher den lutherischen Glauben annahm und
lange Zeit in Baden, spater auch in Sachsen
wohnte, gewesen sei. — 39. Stanislaus
Gustav Freiherr uon (geb. 19. September
1?21, gest. 8 April 1793) . vom jiingeren
(JohannDietri ch'schen) Hauptaste.
Johann Georgs II., des Griinders des«
selben, altester Sohn aus dessen Ehe nut
Dorothea von Fouquerolles , stand er
anfanglich in Kriegsdiensten, ttat aber dann
in Civildienste iiber und wurde oberpf alzischer
adeliger Geheimrath und Erb ' Obcramtmann
zu Guttenberg und Liitzelftein. Er hatte sich am
7. November 1747 mit Julie l^udouica Gabriele
von tatour Hoissal- vermalt und starb zu Mols«
heim. wo ihm seine Frau am 27. Juni 1795 in
den Tod folgte. — 40. Tobias Peter (geb.
zu Konigstein in Franken 7. Janner 1767. gest.
Itt . November 1813), vom alteren (Johann
H r i ed r i ch'schen) Hauptaste. Ein Sohn
Christoph Wilhelms aus dessen Ehe mit
E 1 a r a von Alt. ist er der Stifter des dani«
schen noch heute in Danemark bliihenden
Zweies der Wimpffen. GlaubenSriicksichten
veranlafiten ihn. mit seiner Familie sein fran»
kisches Stammland zu verlassen und nach
Danemark zu iibersiedeln, wo er koniglicher
Major und Oberlandwegeinspector im Herzog»
thume Holstein wurde, ab« im schonsten
Mannesalter von erst 46 Jahren starb. Aus
seiner Ehe mit Niloline, Tochter des Bischofs
Vloch, hatte er zwei Sonne und zwei Tochter,
die alle aus der I. Stammtafel ersichtlich
find. Von den Sohnen pflanzte nur der
altere. Friedrich Ferdinand Franz,
koniglich danischer Kammerer und Oberforst«
meister des Herzogthums Iiitland, diesen
danischen Zweig fort. — 41 .Victor llehe
die besondere Biographie S. 260) .
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Wurzbach5 6 . txt
III. Wappen der Freiherren und Vrasen von
Wimpsscn. I n Roth ein iiber drei griine
Berge schreitender silberner Heeremann oder
Widder, ein goldenes Krruz mit den Vorder»
fuBen haltend. Auf dem Schilde ruht ein mit
einer Konigskrone bedeckter offener Turnier-
Helm. Aus der Krone wachst zwischen zwei
rothen Busselhornern . beiderseitig von vier gol<
denen Staben, die sieben goldene Linden»
blatter fuhren (112 3). begleitet, der Nid»
der mit dem Kreuze hervor. Die Helmdecken
sind roth mit Silber unterlegt.
Wimpffen, Felix Friedrich Wenzel
Graf (Staatsmann, geb . zu Brun»
ee in Steiermark am 16. Marz 1827,
gest. in Paris am 30. December 1883),
vom Franzens »Zweige des jungeren
(Johann Dietri ch'schen) Hauptastes,
und zwar von der durch seinen Vater
Franz Karl Eduard gestifteten graflichen
3inie. Ein Sohn aus dessen
weiter Ehe mit Pauline Freiin von
Mar schall, besuchte er das Gymnasium
n Gratz und horte die Rechte in Prag,
wo er auch die Bewegung des Jahres
1848 mit erlebte. Da er bei dem Ausbruche
derselben die rechtswif senschaft»
ichen Studien eben beendet hatte, war
es ihm ein Leichtes, wenigstens auf
die Dauer des bevorstehenden Krieges
den Fahnen zu folgen, unter denen
ein Stiefbruder, der Feldzeugmeister
Franz, eine so glanzende Stellung^
Mimpffen, Felix Friedr. Wenzel 247 Mimpffen, Franz Emil Lorenz
einnahm, und betrat als Lieutenant
bei HeB-Inf anterie Nr. 49 die militarische
Laufbahn. I n das 2. Dragoner »Regiment
Konig von Bayern iibersetzt,
machte er in demselben den italieni' 1
schen Feldzug im Jahre 1849 mit. Nach
dem Friedensschlusse widmete er sich der
diplomatischen Laufbahn, welcher er
fortan treu blieb. Erst wurde er Attacho
in Rom, dann Secretar, spater Botschaf tsrath
in London, 1864 Gesandter
in Kopenhagen und 1866 in Berlin.
Daselbst lernte er eine Hofdame der
Konigin und nachmaligen deutschen Kai»
serin Augusta, die Grafin Margarethe
Lynar kennen, mit welcher er sich am
24. August 1867 zu Dresden vermalte.
Seitdem war de-r Graf zweimal in Rom
und zweimal in Paris als Botschafter
thatig. Auf diesem Posten befiel ihn in
letzterer Zeit eine nervose Unruhe und
eine durch nichts als erhohte Reizbarkeit
der Nerven veranlaBte Aengstlichkeit , „er
konnte der Gehirnerweichung verf alien",
daB er sich von dem unheimlichen Ge«
fiihle nicht anders zu befreien wuBte,
als indem er Hand an sich selbst legte
und sich erschoB. Was seine Leistungen
auf diplomatischem Gebiete betrifft,
so gipfeln dieselben in den zwei Haupt-
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Wurzbach5 6 . txt
Momenten, daB er die Grenzregulirung
zwischen Oesterreich und Italien nach
dem Feldzuge 1866 mit groBem Geschicke
zu Ende fuhrte, und dafl er es verstanden
hat, sowohl als osterreichischer Bot«
schafter bei der f ranzosischen Republik,
als auch am italienischen Hofe das
f reundschaf tliche Einvernehmen zwischen
Oesterreich und. den Regierungen. jener
Staaten aufrecht zu erhalten. Wieder«
holt hatte der Kaiser den Grafen Felix
ausgezeichnet , zuerst mit dein Orden der
eisernen Krone erster Classe und bald
darauf, 1875, zu Venedig, wohin Kaiser
FranzJoseph zum Besuche des
Konigs Victor Emanuel gekommen
war, mit dem GroBkreuze des Leopold«
ordens . Wie oben bemerkt, hat sich
Graf Felix mit Margaretha Isab
e 1 la Leonore geborenen Grafin
Lynar (geb. 4. Marz 1847) vermalt.
Durch Schonheit, Anmuth und Bildung
gleich ausgezeichnet, zahlte sie an den
Hofen von Berlin, Rom und Paris,
wohin sie ihrem Gatten folgte, zu den
fesselndsten Erscheinungen und erfreute
sich uberall einer Aufnahme, wie sie nur
einer Dame von so hervorragenden
Geistes» und Naturgaben zutheil werden
kann. Ihr Salon gehorte, wo sie war,
zu den glanzendsten . Sie gebar ihrem
Gatten zwei Tochter: Marie (geb. zu
Berlin 9. November 1868. seit 15. Juni
1887 vermalt mit Theodor Grafen
Zichy von Vasonykea, k. k. Botschaf tsrath
zu Paris) und Pauline
(geb. zu Rom 24. Februar 1874) .
Neue illustrirte Zeitung (Wien. Za<
maroki. kl. Fol.) 1S83, Nr. 16. S. 243. -
Dieselbe. 1873. Nr. 25.
Portrat«. Des Grafen F e 1 i i : Holzschnitt
ohne Angabe des Zeichners und Xylographen
in der obigen „Neuen illustrirten Zeitung",
1883. Nr. 16. — Der Grafin Margarethe:
Holzschnitt nach einer Zeichnung von D. in
der vorgenannten Zeitung 1875. Nr. 25. —
Der Tochter Marie : Im XV. Jahrgang
des „Wiener Salonblatt" Nr. 50 vom
7. December t884. — I n Vas Atdum, wel»
ches der Wiener Schrif tstelleroerein , Con»
cordia" zum Besten der durch die Ueber»
schwemmung in Spanien Verungliickten ver»
anstaltete. schrieb Graf F e 1 i 1 . damals Not»
schafter in Rom: „Es gibt kein grofieres
Gliick, als sich das Wohlwollen fur Andere
zu bewahren . "
Nimpffen, Franz Emil Lorenz
Grafsk.k. Gener al . . Feldzeugm ei ster,
Commandeur des Maria Theresien»
und GroBkreuz des Leopold)^
Wimpffen, Franz Emil Lorenz 248 Wimpffen, Franz Emil Lorenz
ordens, geb. in P r a g am 2. April
4797, gest. zu G 6 r ; am 26. November
1870) , vom Franzens '
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Wurzbach5 6 . txt
Zweige des jiingeren (Johann Diet»
rich'schen) Astes, und zwar von der
graf lichen Linie ' altester Sohn Franz
Karl Eduards, ersten Grafen von
Wimpffen, aus dessen erster Ehe mit
Victorie geborenen Prinzessin von An>
halt . Bernburg ' Schaumburg, verwitweten
Erbprinzessin von Hessen»
Philippsthal . Von der in der Fa»
milie vorherrschenden Neigung zum
Waf f endienste getrieben, noch mehr aber
von der Begeisterung, welche damals die
deutsche Jugend durchloderte, als es gait,
die Tyrannei des gewaltigen Zwingherrn
des Jahrhunderts zu brechen, trat er,
siebzehn Jahre alt. als Nnterlieutenant in
das k. k. 3. Iager-Bataillon, aus wel»
chem er bald zum Oberlieutenant bei
LusiFnan-Inf anterie Nr. 16 vorriickte.
I n diesem Regimente machte er die Feld»
ziige 1813 und 1814 in Deutschland
mit. Dieser Kriegsschule in der Hauptarmee
der Verbiindeten folgte seine Theilnahme
an den Operationen des Generals
Frimont in Italien 1813. Nun wurde
er in ziemlich rascher Weise befordert,
1822 zum Hauptmann, 1828 zum Major,
1830 zum Oberstlieutenant , 1833 bereits
zum Obersten und Commandanten des
Inf anterie-Regimentes GroBherzog von
Baden Nr. 39 und Ende 1839 zum Generalmajor
unb Brigadier in Trieft, welches
spater der Schauplatz seiner energischen
Thatigkeit und ausgezeichneten Verwendbarkeit
werden sollte. I m November
1846 zum Feldmarschall-Lieutenant und
Divisionar ernannt, focht er in dieser
Eigenschaft im italienischen ' Feldzuge
1848 im zweiten Armeecorps unter Feldmarschall-
Lieutenant d'Aspre. Vicenza,
Madonna del Monte, Sona, Somma
Campagna, Custozza und Volta sind die
Namen, mit denen der des Generals in
ruhmvollster Weise bleibend verkniipft ist.
Am denkwiirdigen Tage der Einnahme
von Vicenza (10. Juni 1848), wo dem
zweiten Armeecorps der Auftrag ward,
gegen die Vorstadt von Porta Padova,
dann gegen die Vorstadt SanVito und die
Porta Santa Lucia vorzuriicken, hatte
Wimpffen an den Erfolgen des Tages
so ruhmvollen Antheil, daB Feldmarschall
Radetzky in seiner Relation des tapferen
Generals in auszeichnendster Weise ge' 1
dachte. Bei den Vorbereitungen zum
Schlage von Custozza siel Wimpffen
die Aufgabe zu, die Hohe von Madonna
del Monte zu nehmen, das von dem
Feinde wieder besetzte Somma Campagna
diesem zu entreiBen und endlich, nachdem
er diese schwierigen Aufgaben mit sieg»
reichem Erfolge gelost, in das fur die
Fortsetzung des Feldzuges so wichtige
Cuftozza mit sturmender Hand einzu»
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Wurzbach5 6 . txt
dringen. Die Division des Generals, ihn
an der Spitze, hatte mit heldenmuthiger
Kiihnheit gekampft, mit unerschutter»
licher Ausdauer hatte der General bis
zum Abend den Kampf unterhalten und
so auch fur den siegreichen Ausgang des»
selben den Ausschlag gegeben. Und in
gleich glanzender Weise wie am Schlacht»
tage bei Cuftozza griff er bei Volta ein,
als er den hartnackigen Versuchen Karl
Alberts , die verlorenen Stellungen
am Mincio wieder einzunehmen, ent»
schiedenen und erf olgreichen Widerstand
entgegenset zte und den geschlagenen
Konig zu raschem Ruckziige zwang. Bei
Volta, zu dessen Einnahme der Feind, in
ErkenntniB der strategischen Wichtigkeit
dieses Platzes, von Goito aus alle seine
Krafte aufgeboten hatte, war eS die
heldenmiithige Haltung des Grafen
Wimpffen und des Brigadiers Fried«?
Mimpffen, Franz Emil Lorenz 249 Mimpffen, Franz Emil Lorenz
rich Fiirsten Liechtenstein, welche die
angestrengten Bemuhungen des Feindes
siegreich vereitelte. Der Corpscomman»
dant General d'Aspre erklarte in seiner
Relation, daB nur durch die Schnelligkeit
der Bewegung, die Entschlossenheit und
den Muth, die Ausdauer und die beson«
nenen Dispositionen dieser beiden Fiihrer,
insbesondere aber durch die freiwillige
Wahl der zweckentsprechendsten und ent>
scheidenden Mittel — wahrend ein Riick»
zug unter den damaligen schweren Um»
standen keiner Verantwortung unter«
worfen worden ware — dieses groBe Re«
sultat herbeigef iihrt worden sei. I n
gerechter Wiirdigung dieser Waffenthaten
wurde Wimpffen in der 131. Promotion
vom 27. November 1848 mit dem
Ritterkreuze des Maria Theresien«
Ordens ausgezeichnet . Nachdem er kurze
Zeit als Gouverneur von Mailand
thatig gewesen, pfliickte er sich neue
Lorbern im Feldzuge 1849. I n diesem
kurzen, aber umso ruhmvolleren Marz-
Feldzuge — der eigentlich nur ein
ununterbrochener Siegeszug gewesen
— hatte er die Aufgabe, den Po»
Obergang bei Casale f estzuhalten . Wieder
bewahrte der tapfere General seinen
Muth und seine Umsicht durch die klugen
strategischen Dispositionen, die er traf.
Ebenso glanzende Proben seiner schon
oft bewiesenen Tapferkeit gab er bei der
Einnahme von Bologna und Ancona im
Mai und Juni 184 9, nachdem er mit
dem Oberbefehl iiber die zur Inter»
vention im Kirchenstaate bestimmten Trup«
pen war betraut worden. Nach dem Falle
der beiden genannten Stadte wurde ihm
die Oberleitung der unterworf enen Provinzen
tibertragen; im Spatherbste deSselben
Jahres erhielt er infolge der Reorganisation
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Wurzbach5 6 . txt
der Armee das Gouvernement
von Trieft mit der Statthalterschaf t im
Kiistenlande, das Presidium der neu»
geschaffenen Seebehorde und die Finanz»
Landesdirection, sowie provisorisch das
Marine»Obercommando . I n dieser Stel'
lung, in welcher es ihm gelang, sich
einen hohen Grad Beliebtheit bei der
Bevolkerung zu erwerben, gesellte er
dazu die nicht geringen Verdienste urn
den Aufschwung der jungen 6sterreichi«
schen Kriegs' 1 und Handelsmarine . Der
Monarch anerkannte auch dieselben,
indem er dem General, dem in der
137. Promotion vom 26. Marz 1830
zugleich mit Wohlgemuth, Hefl und
S c k 1 i k das Commandeurkreuz des
Maria TheresiewOrdens zuerkannt wor«
den war, das GroBkreuz des Leopold«
ordens verlieh. Noch wurde der Graf
durch Verleihung der geheimen Raths«
wiirde und die Beforderung zum General«
Feldzeugmeister geehrt, in welcher Eigen«
schaft er 1860 in Disponibilitat trat
Als Feldzeugmeister erhielt er 1834 nach
dem Heranwachsen des schon seit Jahren
zum Obercommandanten der Kriegs»
marine bestimmten Erzherzogs Ferdi»
nand Max den Oberbefehl iiber die
erste Armee in Wien als commandiren«
der General in Nieder, Ober- und
Innerof terreich, Bohmen, Mahren und
Schlesien, und zwar an Stelle des zum
Gardehauptmann ernannten Feldmarschalls
Grafen Wratislaw. 1839
finden wir ihn mit dem Commando der
ersten Armee betraut, in welcher Stellung
er in der Schlacht bei Solferino (24. Juni)
die Operationen auf dem linken Fliigel
der osterreichischen Aufstellung leitete. BereitS
1831 war er Inhaber des Infanterie-
Regimentes Nr. 22, vormals Prinz
Leopold beider Sicilien, geworden, auch
war er Ehrenritter des Iohanniter«
ordens und Ehrenbiirger der Stadt
Trieft. Am 3. October 1823 hatte er sich^
Mimpffen, Franz Emil Lorenz 250 Wimpffen, Heinrich Christian
zu Hietzing mit Maria Anna Cacilie
Henriette Freiin von Eskeles (geb.
2. Marz 1802, gest. 41. August 1862)
vermalt und lebte nach seiner Versetzung
in Disponibilitat auf seinen Giitern
Kainberg und Reitenau in Steiermark
und Battaglia in Italien. Aus dieser
Ehe entstammen drei Sonne, Heinrich
Emil, AlphonS Franz A S. 232 /s
und Victor j^S. 260^ und eine Tochter
Maria Anna vermalte Freifrau von
Gagern. Der Graf starb an den Folgen
des Rummers, den der Verlust seines bei
Skalitz gefallenen Sohnes Alphons
ihm bereitet hatte.
Oestereichische illustrirteZeitung
(Wien. Engel. Reck u. Pierer. 4°.) IV. Iahr<
Seite 376
Wurzbach5 6 . txt
gang. 5. Juni 1854. Nr. ,76 und 8. Juni
1834, Nr, 177: „Franz Graf Wimpffen, k. k.
Feldmarschall «Lieutenant " . — Illustrirte
Z e i t u n g (Leipzig. I.I. Weber) Band
XXXII, i8. Juni 1839. S. 39?: «Franz
Graf von Wimpffen" .— Hirtenfeld(I.)
Der Militar»Maria Theresien» Orden und
seine Mitglieder (Wien 1837. Staatsdruckerei .
t 1 . 4".) S. 1460. 1752 und 1733. - Strack
(Ios) . Die Generale der osterreichischen
Armee . Nach k. k. Feldacten und anderen
gedruckten Quellen (Wien, Koch und Sohn
1830. br. 12".) S. 449-46U. - 6a7->iacl,/
' s /«ivein' s . 2^'na.l, d. i. Heimat (Wien)
Blatt «7 . — Manner der Zeit. Bioara«
phisches Lexikon der Gegenwart (Leipzig
1860. Lorck. 4".) erste Serie. Sp . 343 A nach
diesem ged. am i . April 1797) .
Portraits. 1) Unterschrif t : „Franz. 1 Graf
von Wimpffen". Karl Mayer (20.) Nr. 69.
32°. (befindet sich auch im „Genealogischen
Taschenbuch der graf lichen Hauser", 26. Jahr»
gang 1853) . — 2) Unterschrist : «6rot
'Willigen bereue-, > laborn' 1 ?". Ma<
rastony 1867 (lith.) (Wien. Reiffenstein
und Rosch. 4«.) — 3) I n Generalsunif orm.
Kriehuber lith. (Fol.) . — 4) In Marine*
uniform. Von demselben (Fol.) (beide Wien
bei Neumann) . — 5) Lithographie von Krie«
buber. nach einem Oelgemalde von W. Rich<
ter (Wien. Paterno. Fol.) . — 6) Holzschnitt
nach einer Photographie in der . . Illustrirten
Zeitung" (Leipzig. I.I. Weber) Nr. vom
18. Juni 1839. - 7) Holzschnitt ohne An«
gabe des Zeichners und Xylographen in der
„Oesterreichischen illustrirten Zeitung" 1854.
Nr. 176. — 8) Unterschrif t : „Franz Graf
Wimpssen. I k. k. Felomarschnll»Lieutenant " .
P r i n z hofer 1846 ''ohne Schnurrbart sehr
selten!) (litt) .) . Gedruckt bei I . Rau h (Wien.
3. I . Neumann. Fol.).
Wimpffen, Heinrich Christian Frei.
Herr von (k. k. Hauptmann, geb . zu
Gratz am 1. October 1827, gefallen
auf dem Felde der Ehre zu Kosmaa in
Dalmatien am 19. November 1869) .
vom Stanislaus ' schen Zweige des
jiingeren (Johann Dietrich ' schen)
Hauptastes. Ein Sohn des k. k. Majors
und Plat zcommandanten zu Bre»
genz Christian Franz Anton Frei»
Herrn von Wimpffen aus dessen Ehe
mit Margarethe Engelthal von
Ehrenhorft, kam er im October 1839
zur militarischen Ausbildung in die
Wiener»Neustadter Akademie, aus welcher
er im September 1847 als Kaisercadet
zu Baden»Inf anterie Nr. 59 ausge»
mustert wurde. Im Juli 1848 zum Lieu»
tenant minderer Gebiihr befordert, ward
er im November 183t) Oberlieutenant ,
im Februar 1835 Hauptmann zweiter
Classe bei Wimpf fen . Inf anterie Nr. 22
und im Marz 1839 Hauptmann erster
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Wurzbach5 6 . txt
Classe im Regimente. Schon im Friihling
1848 kampfte er in Sudtirol und als
das Regiment nach -Ungarn gezogen
wurde, daselbst im Feldzuge 1849, und
zwar bei Kapolna am 26. und 27. Fe»
bruar, bei Eger»Farmos am 1. Marz, bei
Hatvan am 5. April, am Ra.kos am
10. und 11. April, bei Gran am 20. und
in der Schlacht bei Komorn am 26. April.
Dann machte er den Sommerf eldzug mit
und kampfte bei Csorna am 13., bei
Raab am 2 8. . Juni und vor Komorn am
2. und 11. Juli. I n alien diesen Kam»
pfen bewahrte er sich als beherzter,?
Mimpffen, Maria Anna Cacilia 251 Mimpffen' 1 Maria Anna Cacilia
tapferer Officier. Als Hauptmann machte
er den italienischen Feldzug 1839 mit
und errang sich durch seine ausgezeich»
nete Haltung in der Schlacht von Sol<
ferino (24. Juni) die ah. Belobung. Im
Feldzuge des Jahres 1866 stand er mit
seinem Regimente in Italien und wohnte
den Gefechten bei Primolano (22. Juli)
und bei Borgo (23. Juli) bei. Im
Sommer 1869 ward er von Pesth nach
Dalmatien iiberseht, wo eben damals die
Kampfe mit den Insurgenten statt»
fanden. Am 19. November genannten
Jahres gerieth seine Compagnie bei
Kosmao mit den Insurgenten zuerst ins
Handgemenge . Dieselbe litt in diesem
morderischen Gefechte am meisten, er und
sein Lieutenant du Besso blieben au
der Wahlstatt. Der Letztere wurde zuerst
durch eine feindliche Kugel verwundet
und durch eine zweite getodtet. Hauptmann
Wimpffen aber hatte das be»
klagenswerthe Geschick, als todtlich ver>
wundet in die Hande der entmenschten
Rebellen zu gerathen und von ihnen in
ihrer Weise mafsacrirt zu werden!
Wimpffen, Mari st Anna Cacilie
Grafin (Humanistin, geb . zu
Wien 2. Marz 1802, gest. auf dem
Wege nach Karlsbad in Munchen
11. August 1862) . Sie entstammt dem
beriihmten Bankhause Tskeles und ist
eine Tochter des ebenso durch seinen
Humanismus wie seinen Finanzgenius
beriihmten Bernhard Freiherrn von Eskeles.
Im Elternhause genoB sie eine
ausgezeichnete Erziehung. Am 3. Octo«
ber 4823 vermalte sie sich mit dem dama«
ligen Hauptmanne, spateren Feldzmgmeister
und Commandeur des Maria
Theresien . Ordens FranzEmil Lorenz
Grafen Wimpffen, dem sie die Sonne
Heinrich Emil, Alphons Franz
und Victor und eine Tochter Maria
Anna gebar. Grasin Marie ging
ihrem Gatten urn acht Jahre im Tode
voraus . Ihr Hinscheiden erweckte bei
den seltenen Eigenschaften des Geistes
und des Herzens, welche sie schmuckten,
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Wurzbach5 6 . txt
nicht nur in Venedig, wo sie sich im
eigenen Hause viel aufhielt, sondern
bei Allen, welche diese geist- und gemuth«
voile Frau kannten, groBe Theilnahme.
I n einem ihr gewidmeten Nachrufe heiBt
es: „Die seltene Herzensgute, die viel»
seitige Bildung, der originelle Geist
dieser hochbegabten Dame erwarben ihr
in alien Kreisen zahlreiche Freunde und
Verehrer. Ihr Haus war Einheimischen
und Fremden von Bildung ohne Unterschied
der Nationalitat , des Standes und
Ranges stets gastlich geoffnet'» es bildete
gleichsam den Mittelpunkt fur den gesel»
ligen Verkehr aller bedeutenden Person*
lichkeiten, welche die Lagunenstadt be»
wohnten oder besuchten. Fur Kunst und
Literatur besaB Grasin Wimpffen
ebenso reges Interesse als infolge ihrer
umfassenden Bildung ein richtiges Ver«
standniB." I n dem Palazzo Fini, den sie
in Venedig bewohnte, befand sich eine
von ihr erworbene Gemaldesammlung,
welche zu den Sehenswiirdigkeiten Vene«
digs zahlte und europaische Beruhmtheit
besaB. Das herrliche SchloB und der
Saal von Battaglia am FuBe der Euga«
neischen Hiigel gaben ZeugniB fur den
feinen Kunst- und Schonheitssinn der
Grasin, die aber nicht bloB Kunstkennerin
und Sammlerin, sondern auch der Schutz
und Hort vieler Hilfsbediirf tiger war,
welche sie mit nie versiegender Mild,
thatigkeit unterstiitzte . Schon in den
DreiBiger ' Jahren hatte sie in ihrem
Salon ein Album eroffnet, in welchem
5ch alle Heroen des Geistes, welche
sie besuchten, nicht bloB mit ihrem^
Wimpffen, Maria Anna Cacilia 232 Mimpffen. Maximilian
Namen einschrieben, sondern auch immer
eine Spende ihres Geistes beisteuerten, so
daB dieses Album ein kleiner Schatz ungedruckter
Dichtungen mehr oder weniger
beruhmter Poeten und Schrif tsteller ist.
Bei einem nur fliichtigen Einblick in
dieses interessante Album gewahrte ich
die Namen Elisa von der Reck e,
Heinrich Heine, Halm, Anastasius
Griin, 3enau, die H u md
oldt , Varnhagen von Ense,
Tiedge, Ida Grafin Hahn>Hahn,
Deinhardstein, Bauernfeld,
Feuchtersleben, Luise Neumann,
Friedrich Riickert, Karl von H o 1 t e i ,
Zedlitz,Witthauer, dann vieler I t a
liener, Franzosen und Englander. Das
Album hat zur Zeit im Besitze der Verewigten
einzige Tochter Marie, welche
seit 12. Janner 1867 mit Friedrich
Freiherrn von G a g e r n , bayrischem
Kammerherrn und Abgeordneten der
bayrischen Standekammer , vermalt ist
und auf dem Gute ihres Gatten, Neuen»
burg bei Erlangen, lebt . Auch machte
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Wurzbach5 6 . txt
Grasin Marie zwei Soldatenstif tungen,
eine im Jahre 1841 mit 2000 f 1 . , deren
Interessen ; u taglichen Zulagen fur vier
altgediente Fijhrer, Corporale und Ge>
freite des Regimentes Nr. 39, welches
ihr Gatte commandirte, zu verwenden
sind, und eine zweite in demselben Be«
trage im Jahre 1834 zu gleichem Zwecke
fur vier altgediente ausgezeichnete Fur)»
rer, Corporale und Gefreite des Infan«
terie-Regimentes Nr. 22, dessen Inhaber
seit 1849 ihr Gemal war. Zum Schliisse
bemerken wir, daB das oben erwahnte
im Besitze der Baronin Gagern befind»
liche Album nach dem Tode der Grafin
von deren gleich kunstsinniger Tochter
fortgesetzt wird und wir darin weitere
Einzeichnungen von Adalbert S t i f t e r ,
Rudolf Gottschall, Robert Hamerl
i n g , Fraulein M a r 1 i t t , Friedrich
Bodenstedt, Emanuel Geibel, Oskar
von Redwitz, Paul Heyse, Albert
Trager u. A. gefunden haben.
Presse (Wiener polit. Blatt) 16. August
t862, Nr. 226: „Nekrolog" . -Militar .
Schematismus des osterreichischen Kaiser«
thums fur 1863 (Wien 1863, k. k. Hof. und
Staatsdruckerei, 6° . ) Seite 763, Nr. 404
und 105.
Portraits, i) Ohne Namen. Krieh iiber
185U (lith.). Gedruckt bei Ios. S 1 o u f s
(Wien, Fol.) . — 2) Die Grasin auf dem
Todtenbette. Photographie in Folio. Joseph
Albert , koniglich bayrischer Hofphotograph
in Munchen.
Wimpffen, Maximilian Freiherr sk. k.
Feldmarf chall, R i t t e r des goldenen
VlieBes, Commandeur des Maria
Theresien-Ordens , geb . zu Miinster
in Westphalen 19. Februar 1770, gest.
zu Wien 29. August 1834), vom
Georgs »Zweige des jiingeren (Ioh
annDietri ch'schen) Hauptastes.
Ein Sohn des k. k. Feldmarschall-
Lieutenants GeorgSiegmund,
trat er, dem Soldatenstande sich wid»
mend, am 1. Mai 1781 in die Wiener»
Neustadter Akademie, aus welcher er am
4. November 1786 als Fahnencadet zu
Clairf ait-Inf anterie Nr. 9 eingetheilt
wurde. Schon im nachsten Jahre kam er
als Fahnrich zu Alvinczy - Infanterie
Nr. 19, in welchem Regimente er wah.
rend des Tiirkenkrieges 1788 und 1789
wiederholt sich auszeichnete . Noch im
Laufe des Feldzuges zum Lieutenant befordert,
befand er sich bei dem Sturme
auf die Festung Belgrad, am 30. Sep>
tember 1789, nach eigenem Antrage, an
der Spitze der Freiwilligen der Colonne,
die links von dem Constantinopeler
Thore eindrang, erhielt durch einen
Steinsplitter eine bedeutende Contusion
am linken Fufle, die ihn aber nicht aulier?
Seite 380
Wurzbach5 6 . txt
N) Maximilian
Gefecht setzte, und wurde zu mehreren
wichtigen und gefahrvollen Auftragen
durch den ebenfalls verwundeten Co.
lonnencommandanten Obersten Karl
Grafen Kolowrat vom Regimente
Alvinczy verwendet . An diesem ruhm«
vollen Tage zog er durch seinen Muth,
durch unermudete Thatigkeit und praktische
Anwendung der erworbenen militarischen
Kenntnisse zuerst die Aufmerksamkeit
auf sich. I n Anerkennung der
geleisteten ausgezeichneten Dienste erfolgte
hierauf seine Beforderung zum Ober»
lieutenant im Grenadier-Bataillon Morzin.
Die Revolution in Frankreich und
die Unruhen in Belgien riefen, nach her«
gestelltem Frieden mit den Tiirken, die
Waffen Oesterreichs 1791 nach den
Niederlanden . Auch Wimpffen ' s Ba>
taillon zog dahin. Kaum zu Briissel an»
gelangt, ward es zu dem Corps beor»
dert, mit welchem Feldzeugmeister Clair-
f a i t bestimmt war, durch das Luxemburg ' sche
nach Frankreich zur Bekampfung
der Revolution gemeinschaf tlich mit den
PreuBen einzudringen . Der Feldzug war
ungemein beschwerlich und hatte beinahe!
die jugendlichen Krafte des Oberlieute- A
nants Wimpffen erschopft, und doch
war dieser noch gezwungen, mit seinem
Bataillon m Gewaltmarschen durch ganz
Mederland bis Mons, an die durch die
Franzosen bedrohte Weftgrenze dieser
Provinz zu riicken. Gleich nach seinem
Eintreffen erfolgte die Schlacht von Jemappes,
an welcher er nur geringen An»
theil nahm. Das osterreichische Heer
sah nun seiner numerischen Schwache
wegen sich genothigt, bis nahe an den
Rhein zuriickzugehen und daselbst Winter«
quartiere zu beziehen. Wahrend aller
dieser Ereignisse wurde Oberlieutenant
Wimpffen groBtentheils zu Ad jutantendiensten
bei dem Feldmarschall .
Wimpffen, Maximilian
Lieutenant Baron Alvinczy verwendet.
I m nachsten Feldzuge 1733 eroberte er
mit einer Grenadiercompagnie in der
Schlacht von Neerwinden dieses Dorf,
nahm zwei Geschiitze und riickte bis an,
das aufierste Ende des Ortes, nahe an
den rechten Fliigel der hinter demselben
in Schlachtordnung auf gestellten f ranzof ischen
Armee vor. Allein, ohne Unter«
stiitzung und von einer weit uberle»
genen feindlichen Colonne angefallen,
muBte er wieder weichen, wurde am
rechten FuBe durch eine Gewehrkugel ver»
wundet und kriegsgef angen gemacht . I n
dem Hauptquartier Tirlemont angekommen,
verlangte er mit Dumouriez zu
sprechen; dies wurde ihm aber erst ge>
stattet, als er wissen lieB, er sei ein
Seite 381
Wurzbach5 6 . txt
Neffe des f ranzosischen Generals Felir
Wimpffon, welcher gleich General
Dumouriez als Mitglied der A .s-
861noi66 aon3ti . tuan . t 6 gewirkt habe .
Letzterer empfing ihn mit vieler Theil»
nahme und versprach, ihn auf Parole zu
entlassen, was auch nach sechs Wochen
erfolgte, so daB Wimpffenim Jahre
1793 noch der Belagerung von Valen«
ciennes und der Schlacht von Maubeuge
beiwohnen konnte. I m Feldzuge von
1794 befand er sich bei der EinschlieBung
der Festung Landrecy und den daselbst
vorgef allenen mehrtagigen Gefechten, in
welchen er eine Compagnie befehligte.
Auch kampfte er in den beiden Schlachten
von Charleroi an der Sambre und bezog
sodann mit der Armee das Winterquartier
hinter dem Rhein. Nun zum
Capitanlieutencmt befordert, muBte er
1793 von den Grenadieren zum Regimente
seiner Bestimmung nach der Riviera
von Genua einriicken, wo er noch vorder
Schlacht bei Loano ankam. Es wurde
ihm die Vertheidigung dieser auf dem
aufiersten linken Fliigel am Meere gele»?
Mimpjfen. Maximilian Mimpffen, Maximilian
genen Stadt, die ein wichtiger Stiitzpunkt
der Armee war, mit geringen Mitteln
iibertragen. Nichts destoweniger schlug
er alle vom Feinde gegen dieselbe unter«
nommenen Angriffe zuriick, machte auch
selbst einige Ausfalle und raumte Loano
erst, als der allgemeine Riickzug der
Armee angeordnet worden war. Bei Be»
ginn des Jahres 4796 langte der Fliigelad jutant
Major Mai camp, welcher
zur Fiihrung der f ranzosischen Correspon«
denz mit dem englischen Admiral Keith
nach Voltri bei Genua beordert war, da«
selbst an und bewog den Cavitanlieute«
nant Wimpffen, mit ihm in das
Hauptquartier zu kommen. Dort wurde
derselbe dem Feldzeugmeister Beaulieu
zur Dienstleistung zugetheilt und in
kurzer Zeit zum wirklichen Hauptmann
im Generalquartiermeisterf tabe ernannt.
I n dem Treffen am Mincio ward ihm
ein Pferd getodtet und er durch zwei
Ba j onnetstiche verwundet; jedoch durch
seinen energischen Widerstand hatte er
den commandirenden General, die Kriegs«
caffe und das Hauptquartier der im
Riickzug begriffenen, in der Eile gesam»
melten Truppen in der Hauptgaffe von
Valeggio gerettet. I n der nach Uebernahme
deS Armeecommandos durch den
Feldmarschall W u r m s e r erfolgten
Schlacht bei Castiglione delle Stiviere
befand er sich in der Umgebung des»
selben, wurde jedoch zu keinen beson»
deren Auftragen verwendet. Bei dem
zweiten Versuche Wurmser's, die
Festung Mantua zu entsetzen, war er so
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gliicklich, unter Commando des Feldzeug»
meisters Alvinczy bei den am 6. und
42. November 1796 an der Brenta und
bei Ealdiero stattgehabten Treffen wesent«
lich zum Siege beizutragen. I n der fur
die osterreichischen Waffen zwar ungliick»
lichen, aber dennoch, nach den Relationen
des Feindes selbst, sehr ruhmvollen
Schlacht von Arcole, die den 15., 56.
und 17. November 1796 dauerte, befand
sich Hauptmann Wimpffen ganz
allein als dirigirender Officier des Ge»
neralquartiermeisterf tabes bei der linken
Armeehalfte. Nun nach Tirol iibersetzt,
wo Feldmarschall » Lieutenant Belle»
garde ein sehr starkes ArmeecorpS be«
fehligte, wurde er hier mit der Ober«
leitung der GeneralquartiermeisterstabSGeschaf te
betraut. Wahrend des stren»
gen Winters von 1798 verschanzte er
eine Position bei Feldkirch im Vorarl»
bergischen mit solcher Festigkeit, daB
Massona im Friihjahre 1799 nach
einem dreitagigen vergeblichen Angriff, in
welchem er den Kern seiner Grenadiere
opferte, abzuziehen gezwungen war. Als
in diesem Friihjahre noch in den Gebirgen
Tirols Schnee lag und die Feindselig,
keiten noch nicht eroffnet waren, nahm
Feldmarschall»Lieutenant Bellegarde
in Begleitung des Hauptmannes Wimpffe
n eine Bereisung der westlichen Landes»
grenze vor. Zu Mais, wo er ubernach«
tete, lief des Morgens durch Bauern die
Nachricht ein, General Loudon (des
beruhmten Feldmarschalls Neffe)), dem
die Vertheidigung des Paffes bei Tauf«
ferS mit einem starken Corps anvertraut
war, sei in der vergangenen Nacht iiber«
fallen, sein Corps zerstreut und gr6Bten»
theils gefangen genommen worden.
Hauptmann Wimpffen eilte sogleich
von Mais dahin'und versuchte mit den
in Eile unterwegs auf gebrachten Truppen
die Loudon in den Riicken gekommenen
feindlichen Abtheilungen anzugreifen, urn
ihn hiedurch zu degagiren, falls er sich
noch bei Tauffers schliige. Bei einem
dieser Angriffe an der Spitze einer Divi»
sion von Erdody»Huszaren wurde
Wimpffen durch einen Schufl, der ihn#
Mimpfen. Maximilian 255 Mimpffen, Maximilian
das rechte Achselgelenk ganzlich zerschmetterte,
schwer verwundet, so daB er nur
mit Miihe bis Bozen zuriickgebracht
werden konnte, wo er einige Monate
zwischen Leben und Tod lag. Genesen,
riickte er noch im Laufe des Jahres zum
Major im Generalquartiermeisterstabe
vor und erhielt von der Tiroler Land»
schaft durch eine eigene Deputation nebst
zwei Danksagungsschreiben auch die
Tapf erkeitsmedaille . I m Friihjahre 1800
wurde ihm ein Urlaub in das Badener
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Wurzbach5 6 . txt
Bad bei Wien zur Beforderung der Ab»
splitterung bewilligt. Nach langem Leiden
erst genas er so weit, dafl er wieder ein
Pferd besteigen konnte. Feldzeugmeister
Alvinczy, commandirender General in
Ungarn, entdeckte Wimpffen ' s Aufenthalt
und trug ihm eine Anstellung bei
der ungarischen Insurrection an. Da
diese aber nicht vor dem Feinde stand,
lehnte Wimpffen ab und verfiigte sich
in das Hauptquartier zu Verona unter
Commando des Feldzeugmeifters Grafen
Bellegarde . Dieser verwendete ihn
zum Dienst eines Fliigelad jutanten, wozu
Wimpffen auch nachher ernannt wurde.
Derselbe trug den rechten Arm in der
Schlinge, muBte sich A auf das Pferd
heben lassen, schrieb, ungeachtet er es in
seiner Jugend nicht gelernt hatte, mit der
linken Hand und muBte seine noch tiefe
mit Beinsplittern behaftete Wunde zwei
Mai des Tages verbinden lassen. Dieser
Zustand hielt ihn jedoch nicht ab, der
Anfangs Winter vorgef allenen Schlacht
am Mincio gegen den Marschall B rune
beizuwohnen. Er erhielt an der Seite
Bellegarde ' s eine bedeutende Con»
fusion von einer kleinen Kugel am linken
Arme, die ihn aber nicht auBer Gefecht
setzte. Er wurde zum Oberstlieutenant
bel.Ignaz Gyulai-Inf anterie befordert
und. muflie sich 4801 zur Uebernahme
des 3. Bataillons nach Semlin begeben.
Von da wurde er nach Peterwardein
iibersetzt. Daselbst erst, im Jahre 1802,
heilte die Achselgelenkwunde ganzlich zu.
Aber da die Natur die kiinstliche Gestaltung
eines zerschmetterten Gelenkes nicht
herzustellen vermag, blieb Oberstlieute»
nant Wimpffen am rechten Arme gelahmt.
Indessen wurde er ganz unerwartet
bei der Einfiihrung des neuen
Militar ' A ' oministrationssystems zum Ge»
neralcommando-Ad jutanten und Militar»
referenten in Innerosterreich ernannt,
wozu er sich nach Gratz begab. I n den
Jahren 1803 und 1804 verblieb er in
dieser Anstellung, als aber die Armeen
zwischen 1804 und 1803 in Italien und
Deutschland zu dem bevorstehenden Feld»
zuge gesammelt wurden, wendete sich
der 1803 zum Obersten vorgeriickte
Freiherr Wimpffen vergebens an den
Hof kriegsrath urn eine Anstellung bei
der Armee des Erzherzogs Karl, un>
geachtet er sich auf eine Versicherung des»
selben berief, daB er ihn mit Vergniigen
bei derselben sehen wiirde. Endlich als
die Ungliicksf alle bei Ulm und Mariazell
eingetreten waren, erhielt er durch den
Kriegsprasidenten General der Cavallerie
Grafen Lato u r mittelst Estafette dieWeisung,
sich eiligst zu Seiner Majestat dem
Kaiser F r a n z zu verfiigen, dessen Hauptquartier
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Wurzbach5 6 . txt
mittlerweile von Wien nach
Olmutz abgegangen war. Als er daselbst
anlangte, wurde er von Kaiser Franz
beordert, das Referat bei einem aus meh<
reren Generalen hoheren Ranges zur
Oberleitung der Kriegsoperationen zu>
sammengeset zten Comita zu ubernehmen,
dann eine Position vor und eine andere
hinter Olmutz sogleich zu verschanzen,
endlich die Generalquartiermeister - Ge°
schafte bei dem russischen Heere unter
K u t u s ow zu besorgen. Da aber Ge»?
Wimpffen, MaziniilillN 23« Wimpffen. Maximilian
neral Weyrotter, der dieselben schon
friiher bei der ganzen rusf isch-6f terreichischen
Armee verrichtet hatte, darin fortfuhr
und Oberst Wimpffen wohl
wufite, dafl Weyrotter die befondere
Gunst des Kaisers Alexander, sowie
das Zutrauen des Kaisers Franz besaB,
begab er sich zu dem unter Commando
des Feldmarschalls Fiirsten Johann 3 iechlenstein
gestellten schwachen, jedoch abgesonderten
osterreichischen Corps. Alle
Vorkehrungen verriethen die Absicht, B o>
n a p a r t e unverweilt anzugreifen. Oberst
Wimpffen bewog den Feldmarschall
Johann Liechtenstein, dem Kaiser
Franz eine Denkschrift zu iiberreichen,
in welcher dargestellt war. wie gefahrlich
es sei, vor der Ankunft der erwarteten
rusfichen Verstarkungen und vor der Ver>
bindung mit der aus Italien bei Oeoenbiirg
angelangten Armee des Erzherzogs
Karl sich in eine Schlacht einzulassen.
Allein diese Vorstellung, sowie jene, die
er personlich dem General Weyrotter
machte, blieb ohne Erfolg, und die
Schlacht bei Austerlitz wurde beschlossen.
I n der Nacht vor derselben erhielt er den
Auftrag, die Fiihrung der Hauptcolonne
zu ubernehmen. Er bat Kutusow urn
eine Avantgarde, mit welcher er sich vor»
ausbegeben, ihm seine Wahrnehmungen
und die Richtung, in welcher sich die Colonne
zu bewegen hatte, anzeigen lassen
wiirde . Da ein Corps von 30» bis 40.000
Franzosen eiligst gegen den FuB der An<
hohen von Prazen riickte und er die»
selben als den wichtigsten Punkt des
ganzen Schlachtf eldes betrachtete, so for«
derte er Kutusow auf, diese Hohen un»
gesaumt zu gewinnen. Allein dies er>
folgte nicht ! ! ! Als das franzosische
ArmeecorpS hierin zuvorgekommen war,
suchte man es vergebens zu delogiren.
Bei einem dieser Angriffe wurde dem
Obersten Wimpffen ein Pferd getodtet,
derselbe in die rechte Hand und nachher
in das Gelenk des rechten Fufies ge»
schossen, hiemit auBer Gefecht gesetzt.
Bei dem, nach dem Kriege im April 1806
abgehaltenen Theresien«Ordenscapitel er»
kanme man ihm fur seine Leistungen bei
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Wurzbach5 6 . txt
dieser Schlacht einstimmig das Ritter»
kreuz zu. Er wurde nun als iiberzahliger
Oberst des Generalquartiermeifterstabes
wieder auf seinen friiheren Posten in
Gratz zuriickgesendet , aber noch im Jahre
1806 zum Generalad jutanten Seiner
kaiserlichen Hoheit des Generalissimus
Erzherzogs Karl und zur Uebernahme der
Geschafte bei der General-Militardirec»
tion in Wien berufen. I n dieser Anstellung
brachte er 1807 und 1808 zu. Beim
Ausbruche des Krieges 1809 erhielt er
als Generalad jutant des Erzherzogs den
Auftrag, auch die Generaladjutanten»
Geschafte bei der groBen Armee zu besor»
gen. Der auf Mayer von Heldenfeld
"Bd. XVIII, S. 83, Nr. 15 A j folgende
Chef des GeneralquartiermeisterstabeS
entsendete die Armee in mehreren diver»
girenden Colonnen gegen Napoleon,
was die Detailniederlage derselben bei
Regensburg unV Landshut zur noth«
wendigen Folge haden muBte. Hiebet
wurden dem Obersten Wimpffen, der
bei dem Gefechte von Hausen und dem
Haupttreffen vor Regensburg sich ver«
gebens fur einen gliicklicheren Erfolg der«
wendete, zwei Pferde unter dem Leibe er«
schossen. Nach der Schlacht von Regens»
burg auf dem Riickzugsmarsche der Armee
iiber Budweis ward Oberst Wimpffen
durch ein Handbillet Seiner Majestat
des Kaisers zum Chef des Generalstabes
ernannt und bald darauf zum Generalmajor
befordert. Bei dem Eintreffen der
Armee auf dem Marchfelde erwartete
man, dckB Napoleon den Donaustrom?
Mimpjfen, Maximilian 267 Wimpjfen, Maximilian
iibersetzen und hiedurch Gelegenheit zum
Kampf bieten wiirde. So kam es auch
am 2 t . und 22. Mai 1809 zur Schlacht
von Aspern. I n der Relation dieses iiber
Napoleon erfochtenen ersten Sieges
bemerkt Erzherzog Karl ausdriicklich :
, daB er in den einsichtsvollen Disvositionen
und der rastlosen Verwendung
des- Chefs des Generalstabes Generalma jors
von Wimpffen die erste Grun A -
lage des Sieges erkenne". Auf dem
Schlachtf elde selbst wurde ihm das Com»
mandeurkreuz des Maria Iheresien-Or«
dens verliehen. Als nach den Schlachten
von Wagram und Znaim, in welchen
das osterreichische Heer gegen einen an
Starke so weit iiberlegenen Feind, der
iiber Europas vereinte Krafte gebot und
ein groBer Feldherr war, ganz allein,
ohne auch nur einen Verbiindeten kampfte
- denn RuBland hatte am 1. Mai 4809
Oesterreich auch den Krieg erklart und
PreuBen war noch nicht entschieden —
der Generalissimus das Commando der
Armee niedergelegt hatte, sollte dasselbe
durch ein Comito mehrerer Generale ge»
Seite 386
Wurzbach5 6 . txt
fuhrt werden! ! ! Diese in der Kriegsgeschichte
unerhorte Maflregel, welche die
nachtheiligsten Folgen hatte nach sich
ziehen miissen, bewog General Wimpf»
fen als Chef deS Generalstabes, Seiner
Majestat sein Amt zu FiiBen zu legen.
Er wurde hierauf als Brigadier nach
Bohmen, Polen und endlich nach Sieben»
biirgen beordert, wo er 1810, 1811 und
1812 zubrachte. Kaiser Alexander liefi
wahrend dieser Zeit durch den damaligen
Obersten und Generalad jutanten d e W i t t
ihm den Antrag machen, unter den vor«
theilhaf tef ten Bedingungen als Generallieutenant
an der Seite des KriegsminifterS
Barclay de Tolly in russische
Dienste zu treten, allein Wimpffen
lehnte dieses Anerbieten ab . 1813
o. Wurzbach. bioar. Lerikon. I i V I . sGcdr.
zuln Feldmarschall-Lieutenant befordert,
kampfte derselbe ruhmvoll mit seiner Di<
Vision in der Schlacht von Leipzig, iiber«
setzte mit der Armee 1814 den Rhein und
nahm thatigen Antheil an mehreren Gefechten
in Frankreich, die bei der Fiihrung
des linken Fliigels der Sudarmee gegen
Augereau. bei St. George und Limonet,
dann bei der Einnahme Lyons und der
Vorriickung bis Grenoble stattfanden.
Seit dem 2. April 1814, an welchem
Tage Feldmarschall Lieutenant Wimpf»
fen in dem Thale der I f t r e , ohne Auf.
trag, die verschanzte Stellung eines feindlichen
Corps unter Marchaud bei
Voreppe erstiirmte, befand er sich bei
keiner Waffenthat, die besondere Erwah.
nung verdiente, weil j 8 1 3 durch den
entscheidenden Sieg der Verbiindeten bei
Waterloo, wo weder Oesterreicher noch
Russen kampften, der ganze Krieg beendigt
und Frankreich erobert war. 1815
wurde Wimpffen Inhaber deS 13. I n -
f anterie-Regimentes . Von 1816—1319
befand er sich als Militarkommandant
Oesterreichisch - Schlesiens zu Troppau,
und wahrend des dortigen Monarchen«
congresses 1820 wurde er zur Ueber»
nahme des Generalcommandos im Vene«
tianischen, nach dem Abmarsche F r i>
m o n t ' s gegen Neapel nach Padua,
beordert. Da gleich hierauf die Revolution
in Piemont ausbrach, entsendete er
ohne irgend eine Weisung, aus frei«
willigem Entschliisse, mit beinahe ganz«
licher EntbloBung des Venetianischen,
in Eilmarschen zwolf Bataillons und
mehrere Batterien nach Mailand, weil
Feldmarschall ' Lieutenant B u b n a im Be»
griffe war, bei Annaherung des revolutionirten
piemontesischen Heeres aus Man«
gel an Truppen sich zuriickzuziehen .
Nun sah sich B u b na in den Stand ge«
setzt, von Mailand gegen Novara vor«
L. Mai 18KL j 1??
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Wimpffen, Maximilian 258 Mimpffen, Maximilian
zuriicken und das uberraschte piemontesische
Heer zu einer riickgangigen Bewegung
zu vermogen. Dafur wurde
Feldmarschall. Lieutenant Wimpffen
mit derWiirde eines geheimen Rathes aus
gezeichnet. I m Jahre 4824, nach dem
Tode des Chefs vom Generalquartier»
meif terstabe, Feldmarschall - Lieutenants
ProhaSka, an dessen Stelle nach Wien
berufen, ward er gegen Ende October
<830 zum Feldzeugmeister und commandirenden
General in Oesterreich ernannt.
Nach 44jahriger Leitung dieser Stelle
fuhlte er durch die friiheren Kriegs»
fatiguen und Wunden seine Krafte und
seine Gesundheit so herabgekommen,
daB er die Obliegenheiten eines commandirenden
Generals nicht mehr mit der
erf orderlichen Thatigkeit zu erfullen im
Stande war, und bat daher, in den
Ruhestand versetzt zu werden. I n Anerkennung
einer beinahe 60jahrigen ausgezeichneten
Dienstzeit und 20 mitge»
machter Campagnen wurde er am 4 . Sevtember
4344 zum Feldmarschall und
Capitan der ersten Arcieren Leibgarde ernannt.
Kaiser Franz Joseph aber
wiirdigte die hohen Verdienste des tapfe»
ren Soldaten durch Verleihung des goldenen
VlieBes, welche am 3. December
4832 erfolgte. Wimpffen widmete sein
ganzes 84jahriges Leben dem Ruhme der
Armee, wurde achtmal verwundet, verlor
6 Pferde vor dem Feinde, wohnte unter
vielen Auf opf erungen, mit noch offener
tiefer Wunde einem Winter-Feldzuge in
Italien bei, in welchem er bei der
Schlacht am Mincio einen zweiten SchuB
erhielt. Unwandelbar war seine Anhang»
lichkeit an Monarchen und Vaterland,
darum lehnte er auch den mit vielen
Vortheilen verkniipften Antrag i 8 1 t , in
russische Dienste zu treten, gerne ab .
Einer seiner Biographen charakterif irt
ihn: Mit alien Kenntnissen der hoheren
Taktik und Strategie verband er viele
Dispositionsf ahigkeit und ein scharfes,
richtiges oonp a'osil, daher auch alle
von ihm eingeleiteten Gefechte und
Schlachten, insbesondere jene von Aspern,
einen ruhmvollen Erfolg hatten. Er
wurde zu wiederholten Malen zum Chef
des Generalquartiermeisterstabes ernannt
und immer an der Spitze solcher Anstel«
lungen verwendet, welche die groBte Thatigkeit,
besonderen Nachdruck und griind«
liche Kenntnisse in Anspruch nahmen.
Von jeder Eitelkeit entfernt, glaubte er
sich stets durch daS eigene BewuBtsein
hinreichend belohnt, ohne je nach Orden
oder Beforderung zu haschen. Mit einem
lebhaften Temperamente verband er
Strenge im Dienste, unerschiitterliche
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Wurzbach5 6 . txt
Gerechtigkeitsliebe, das lebhafteste Wohl«
wollen fur seine Untergebenen, ein beson«
dereS Zartgefiihl und viele Gemuthlich«
keit. Sehr uneigenniit zig und wohlthatig
im VerhaltniB seiner Mittel, sammelte er
kein Vermogen. Von jedem Stolz oder
Hochmuth befreit, genoB er einen Grad
achtungsvoller Ergebenheit und freiwil»
liger Unterwerf ung, welcher die genaueste
Befolgung aller Anordnungen vollkom»
men sicherte, und Alle, die unter ihm bei
den beiden Generalcommanden, denen er
langere Zeit vorstand, dienten, erschopften
sich in nicht hervorgeruf enen AeuBerungen
von Zuf riedenheit . Obgleich von Wun»
den und Kriegsf atiguen herriihrende an»
haltende Leiden ihm die letzten Jahre seines
Daseins verbitterten, verlieB ihn die
LieblingSgewohnheit einer ausgebreiteten
Gastf reundschaf t nicht. Allein hierin be«
stand auch sein einziges Vergniigen, indem
der so herabgekommene Gesundheits«
zustand ihn an dem Genusse jeder sonsti»
gen Unterhaltung ganzlich hinderte. Er
blieb daher auf die groBte Zuruckgezogenȣ
Wimpffen, Maximilian 239 Wimpffen, Maximilian
heit beschrankt. Erinnerungen an die
zahlreichen groflen welterschijtternden
Ereignisse einer langst vergangenen,
so viel bewegten Zeit beschaftigten
seinen Geist, angenehme auserlesene 3ecture
und Besuche von Freunden erhei'
terten ihn, und er iiberschritt mit Muth
und Ergebung den Uebergang, der zur
Unsterblichkeit f iihrt . " Die angestrengte
dienstliche Thatigkeit, aus der Wimpffen
zeit seines Lebens nicht herauskam,
gestattete ihm nicht, seine Erfahrungen
als langjahriger Generalstabsoff icier und
wiederholt als Generalf tabschef zum
Frommen der kaiserlichen Armee schrif tstellerisch
zu verwerthen. Freilich find
seine wichtigsten Dispositionen in den
Acten des Kriegsarchivs niedergelegt .
Einmal aber trat er doch — allerdings
ohne sich zu nennen — aus der ihm
durch seine Stellung gebotenen Zuriick«
Haltung heraus und lieB die Flugschrift
erscheinen: „Warum benutzten die Osterreicher
ben Sieg nun Altern ; u einer Mimuen Operatian
aut tm5 rechte Nanannier?" (Deutschland
1810 ''Leipzig, Bruder) 4".) . Auch ist zu
erwahnen, dafi auf Wimpffen 's Ver>
anlassung dem beriihmten Oberdirector
und eigentlichenReformator
der Wiener ' Neuftadter Militarakademie,
Franz Joseph Grafen Kinsky, im Parke
dieser Anstalt ein Denkmal aufgestellt
wurde. Er hatte im Jahre 1808, damals
Generalma jor , an alle seine Erziehungs»
genossen einen Aufruf erlassen, Beitrage
beizusteuern, aber erst 22 Jahre spater,
am 4. October 1830, konnte das von
dem Bildhauer Schall er ausgefiihrte
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Wurzbach5 6 . txt
Denkmal enthiillt werden, dessen colossales,
9 Schuh hohes Brustbild aus Ka«
nonenmetall auf einem 16 Schuh hohen
marmornen FuBgestell ruht . Der Feldmarschall
bewohnte mehr als dreiBig
Jahre hindurch in Wien ein und dasselbe
Haus, so daB sich zwischen ihm und
dessen Besitzer, Herrn Parssfrider .
ein geradezu f reundschaf tliches VerhaltniB
herausbildete . Dadurch fiihlte sich dieser
eines Tages bewogen, seinen langjahrigen
Miether urn die Gunst zu bitten, daB er
ihm auch im Tode nicht untreu werden
moge und seinen Leichnam in dem (P a r gf
rider gehorigen) Parke zu Wehdorf
nachst Stockerau zur ewigen Ruhe
bestatten lasse. Wimpffen lachte herzlich
liber die originelle Zumuthung und
gab mit Freuden seine Zustimmung . Herr
Pargfrider aber schuf daraufhin die
unter dem Namen „der Heldenberg" be>
kannte militarische Nekropolis, fur welche
er sich auch den Leichnam Radetzky's
rechtzeitig zu sichern wuBte. So ruhen
zwei Feldmarschalle an einer Statte und
zwischen ihnen der langjahrige Freund
Neider, Herr Gottfried Joseph Pargf
rider . Max Wimpffen war unvermalt
geblieben; sein nachstalterer Bruder
Freiherr Dagobert hat diesen Zweig
der jiingeren (Johann Dietrich ' schen)
Linie der Wimpffen f ortgepf lanzt .
Hirtenfeld (I.). Der Militar . Maria Tbe .
resien» Orden und seine Mitglieder (Wien
1837. Staatsdructerei. tl. 4°.) S. «09, 871.
<?43. 1746. — Oesterreichischer Zu«
schauer von Ebersberg (Wien. 8".)
i85<i. S. 304: «Kurze Biographie", mit
HolzschnittbildniB; 1834. Nr. 70: „Nekrolog" .
— Oesterreichiscker Soldatenf reund
(Wien. gr. 4".) 5834. S. 751 im Artikel:
..Ueber Hirtenfeld's Kalender fur 4835". —
(Streffleur) . Oesterreichische militarische
Zeitschrift (3er. 8".) IV. Jahrgang (1863)
Bd. I I I , S. 285: „Felomarschall . Zieutenant
Baron Wimpffen im Feldzuge 1815". —
(Sieger's) Erganzungsblatter (Altenburg,
gr. 8".) Bd. X. S. 207. - Allgemeine
Theater«Zeitung . Von Adolf Bauerle
(Wien. kl. Fol.) 48. Jahrg. 1834. Nr. 200.
S. 827.
Portrat. Lithographie ohne Angabe des
Zeichners und Lithographen auf dem Umschlag
17*^
Mimpffen, Victor 260 Mimpffen, Victor
von Hirtenfeld' s . . Oesteneichischem Militar«
Kalender fur 1853". Tehr selten.
Wimpffen, Victor Graf (k. k. Hofrath
und Corvettencapitan a. D.,
geb . 24. Juli 1834 zu Hie h i n g bei
Wien) . Ein Sohn des Grafen Franz
I/S. 247^ und Bruder des Grafen
Alphons A S. 232) . befand er sich schon
4849 als Volontar im Hauptquartiere
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Wurzbach5 6 . txt
seines Vaters und trat 1830 als Seecadet
in die osterreichische Marine, in
welcher Eigenschaft er ein f ranzosisches
Kauf f ahrteischif f vom Untergange rettete,
wofur die franzosische Regierung ihn mit
dem Kreu;e der Ehrenlegion auszeichnete .
Ende 1831 wurde er Fregatten»
fahnrich, 1834 wahrend einer Mission in
England Linienschif f s fahnrich, 1837 Fregattenlieutenant .
Unter anderen grofieren
Seereisen unternahm er 1837 —1838
eine solche auf der Corvette „Caroline"
nach Brasilien, den 3a Plata-Staaten,
dem Cap der guten Hoffnung und den
portugiesischen Besitzungen an der West»
kiiste Africas und gab auf Wunsch des
Erzherzogs Ferdinand Max, dama»
ligen Obercommandanten der k. k. Kriegs ' !
marine, die Schilderung dieser Fahrt
unter dem Titel: „Skizzen lln.5 einem Tagebuche",
als Manuskript im Druck heraus
(2. Aufl., Wien 1870, Zamarski). I m
Jahre 1839 ging er auf Anordnung des
Erzherzogs als Vertreter der Marine
ins Hauptquartier der Kustenarmee, wo
er, als diese unter der Bezeichnung „erste
Armee" nach Italien einriickte, dem
Generalstabe zugetheilt wurde und fur
sein Verhalten in der Schlacht bei Solferino
die belobende Anerkennung des
Kaisers erhielt. 1866 iibernahm er das
Commando des Dampfers „Stadium",
fur dessen Fiihrung in der Schlacht bei
Lissa er vom Kaiser abermals belobt
ward. I n einer kleinen unter dem Titel:
20. Inli 1866" als Manuscript gedruckten
Schrift (Bozen, Ferrari) schildert
er den Hergang dieser Schlacht in sehr an«
schaulicher Weise. Nach beendetem Kriege
verlieB er den Dienst mit dem Range
eines Corvettencapitans, wurde jedoch
1868 wieder mit einer Sendung zu der
unter dem Vorsitze der Konigin von
PreuBen zu Berlin abgehaltenen inter«
nationalen Conferenz der Hilfsvereine
betraut, urn daselbst die osterreichische
Marine zu vertreten, und sah sich bei
seiner Riickkehr, iibrigens auch sonst im
Rothen Kreuze thatig, mit dem Orden
der eisernen Krone dritter Classe belohnt.
Als President des Verwalwngsrathes
der niederosterreichischen Siidwestbahnen
leitete er das Inslebentreten dieser von
vornherein zur Verstaatlichung bestimmten
Verkehrsanstalt . 1876 ward er als
Hofrath und Generalinspector der 6fter«
reichischen Staatstelegraphen ins Han«
delsminif terium berufen. Eine seiner
ersten Leistungen auf diesem Gebiete des
Verkehrswesens war die Einfiihrung des
telegraphischen Worttarifes in Oesterreich,
durch welchen das jahrliche ErtragniB
sich urn weit iiber eine Million Gulden
erhohte und dem Publicum doch wesentliche
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Erleichterungen erwuchsen. Er fuhrte
noch andere ersprieBliche Verbesserungen
des Telegraphenwesens sowohl auf technischem
als auf administrativem Felde
herbei, begriindete mit groBen personlichen
Opfern die Altersversorgung der bis
dahin stiefmutterlich behandelten Tele«
graphistinen, bereiste im Interesse seines
Amtes den groBten Theil der Monarchie,
nahm 1879 als einer der Delegirten
Oesterreichs Theil an den Arbeiten der
internationalen Telegraphonconf erenz zu
London und wurde von Seiner Majestat
dem Kaiser mit der zweiten Classe des
Ordens der eisernen Krone ausgezeichnet .?
Minckelhof en, Joseph Cajetan 261 Minckelhof en, Joseph Cajetan
Nach vierjahriger Thatigkeit im Civil»
staatsdienste schied er aus demselben Mitte
4880 und zog sich ins Privatleben zurijck.
I n dem Bereiche der bildenden Kunst ist
er im Laufe der Jahre auf mehrere
hervorragende Stellen erwahlt worden,
so in den Verwaltungsrath des 6fterrei»
chischen Kunstvereines , zum Mitglied
der Genossenschaf t bildender Kiinstler
Wiens und in den leitenden Korper der
Gesellschaft fur vervielf altigende Kunst.
Als Administrator der ersten k. k.
priv . Donaudampf schif f f ahrtsgesellschaf t ,
welche Stellung er neben seinen staat«
lichen Functionen stets beibehalten hatte,
wirkt er seit nunmehr 22 Jahren und
liegt iiberdies, selbst Landwirth und
eifriger Forderer der kiinstlichen Fisch»
zucht und der Wiederbevolkerung der
steirischen Gewasser, der Bewirthschaf »
tung der von seinem Vater ererbten
Giiter Kainberg, Reitenau und Eichberg
in Steiermark und Battaglia in Oberitalien
ob . Graf Victor hat sich am
44. Janner 4860 mit Anastasia,
Tochter des Simon Freiherrn von
S i n a , koniglich griechischen Gesandten
am kaiserlichen Hofe und nachmaligen
wirklichen geheimen Rathes, vermalt.
Die aus dieser Ehe entsprossenen Kinder
sind aus der I I . Stammtafel ersichtlich.
WinarickF. siehe: Vinaricky, Karl
Alois >M. I.I, S. 8 A .
Wincenty, siehe: Vincenti I M . I.I,
S. 20 u. f .".
Winckelhofen Frelherr von Karlsbiirg,
Joseph Cajetan (theolog. Schriftsteller,
geb . zu Brixen am 24. September
4786, Todesjahr unbekannt) .
Der SproB einer alten tirolischen Fa>
milie, iiber welche S. 262 in der genealo»
gischen Darstellung ausf iihrlicher be«
richtet wird. Joseph Cajetan, dessen
Vater fiirstlich Brirenscher Hofcavalier,
Hofrath und Ob riststallme ister war,
machte seine Studien bis zu jenen der
Theologie in Brixen und horte letztere in
Innsbruck, wo er nach deren Beendung
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im Februar 4810 die Priesterweihe
empfing. Nun widmete er sich der Seel»
sorge, zunachst als Hilf sPriester zu Rodeneck
im Pusterhale, nachher in Stilfes,
zu welcher Pfarre der bekannte Wall»
fahrtsort Trens gehort, wo das aus dem
Schiitte eines Wetterdaches herausge«
grabene Gnadenbild der Mutter Gottes
von den Bewohnern jener Gegend und
Tirols iiberhaupt verehrt wird. Schon
4812 kam er als Stadtcooperator nach
Brixen, wo er zugleich als Katechet an
der burgerlichen mannlichen Werk« und
und Feiertagsschule wirkte, in welcher
Eigenschaft er thatig blieb, bis seine Er»
nennung zum Katecheten in dem Insti>
tute der englischen Fraulein in Brixen
erfolgte, welche Stelle er noch im Jahre
4322 inne hatte. Im Druck sind von
ihm erschienen: „Nebe, gehalten bei Gelegenheit
der Vankelteier wegen der Nledernere
i n i g n n g «Tiralz mit Oesterreich am
s. sanntag nach Piingsten M H in der stallt-
Pfarrkirche ; n Nriien" (Brixen 4 8 14) ; —
„Drei Worte der Belehrung gebrachen nur der
23. Oumpllgme dez Kaizer-Iager-NellMenteZ nm
Palm511nntllge (1818) . Anm Resten der durch
Nrllnd in Zalchnrg Vernngluckten" (Innsbruck
4318, 8".)', - „Gine Gantnte p r Feier de5
IO'snhrigen Prie3tersnni ! ' anm5 des Herrn Zgnnz
mn M a 1 t h r r . uurltl. liirHtbiZch. V r i i . bonsi5tariallathe5
n. 5. w. nm 17. Oltiiber 18 A 19"
(Brixen, 8".) ', — „V11Z nertlient der Priester
des nenen Nnndez, 3erllchtnng oder Ehre" Vargetragen
nm A 1 . Janner 18>U" (Innsbruck
4821) . Im „Tiroler Boten" 4819,
Nr. 59, stand von ihm der Nekrolog des
f urstbischof lich Brixen 'schen Consistorial»^
Winckelhofen (Genealogie) 262 Minckelhofen (Genealogie)
rathes Joseph Hofer. AuBerdem schrieb
er auch ein paar Theaterstiicke, welche
von den Zoglingen im Institute der
englischen Fraulein in Brixen aufgefuhrt
wurden, und zwar: „Die SchloBschule .
Schauspiel in 2 Acten" und „Gute
Eltern, gute Kinder. Schauspiel in
3 Acten", ersteres 4817, letzteres 1818
aufgefuhrt, beide jedoch ungedruckt .
Zur Genealogie der Freiherren von Winckelhosen .
Die Winckelhofen, die wir auch
Winckhelhof en und Winkelhofer ae>
schrieben finden, sind eine urspriinglich tiro>
lische Familie und kommen bis auf unsere Tage
im Vrircn' schen vor. Sie hatten ihr Stamm»
schlofl in Tirol, scheinen aber zur Zeit, als
die Ungarn iibel in Teutschland und Oester»
reich hausten, aus Tirol nach Augsburg iiber«
Nebelt zu sein. Ein Ernst von Winckeldofen
lieh sich W2 9 in der Mm' schen Graf»
schuft Kirchderg nieder und kaufte von dem
daselbst ansassigen Grafen Albin von Kirch«
berg einen Platz, auf welchem er ein Schlofl
erbaute, das er nach seinem Namen Winckel-
Hofen benannte. Dort lebte er mit seiner
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Wurzbach5 6 . txt
Gemalin, seinen drei Sohnen und spateren
Nachkommen, deren einer. Bruno, der in
iiblen Geldumstanden war, das SchloB seiner
Vater heimlich verlieB und sich zu Ehingen
in Schwaden ein neues erbaute, welches bis
zu Ende des vierzehnten Jahrhunderts im
Besitze der Familie verblieb. Bruno schied
1204 aus dem Leben, und von seinen Kin»
dern pflanzte Hermann das Geschlecht fort.
Des Letzteren Enkel,. Heinrich, iibersiedelte
aus Ehingen nach Ulm und starb daselbst 1392.
Einer seiner Sonne. Ulrich, kehrte wieder
nach Ehingen zuriick, wo er 1449 das Zeit»
liche segnete. Von Ulrichs Sohnen wandte
sich einer. Heinrich, wieder seiner alten
Heimat Tirol zu und starb zu Hall im Inn«
thale 1483 als Vrotonotarius . Von dieses
Heinrichs Sohnen stiftete Hieronymus,
Rath Kaiser Mariniilians I., die Capelle
zu Ehingen und ging im Jahre 1538 zur
ewigen Ruhe ein; sein Bruder Heinrich,
beider Rechte Doctor, starb als herzoglich
wurttembergischer Kanzler zu Hirschau 1526.
Urn dieselbe Zeit. 1484. war ein I o d o c von
Winckelhofen Abt zu Lorch. Heinrichs
Bruder Georg, geb . 14S4. verschied 1354
als Amtmann des Bischofs von Vriren. Von
seinen Kindern waltete Joachim (geb. 1309)
als Amtmann in Toblach, wo er auch 1563
die Augen schloB. Aus seiner Ehe mit Arnoldine
von hornberg hinterlieB er mehrere Kinder,
von denen sich Heinrich, Herr auf Englos,
Kreykofl und Neidenstein. Rath des Erz.
Herzogs Ferdinand, mit Katharina vinller
von Platsch vermalte, und das Geschlecht
pflanzte sich bis auf unsere Tage fort, doch
fehlen uns alle Behelfe, urn die Stammes»
folge herzustellen . Wir finden nur. dafl ein
Georg Joachim Scholasticus des Bisthums
Buren; ein Franz Anton, bereits Freiherr
von Winckelhofen, kaiserlicher Kammer»
rath, bischoflich Osnabriigg ' scher Kammerherr
und Oberst; Peter Ernst Freiherr von
Winckelhofen Domherr in Freysingen
und ein von Winckelhofen 17U4 Com»
mandant von Freydurg war. Urn 1736 starb
MariaNrigitta Freiin von Winckel.
Hofen geborene Grasin Colonna von
Fels als Sternkreuz «Ordensdame zu Inns»
briick. Eine Elisabeth Freiin von Winckel«
Hofen geborene Grasin Althan lebt in
den Erinnerungen der Tiroler als Patriotin
zur Zeit des f ranzosischen Einfalles in Tirol
im Jahre 1799. Sie hatte ihren Wohnsitz zu
Briren, und urn ihre Vaterlandsliebe in ihrer
Weise zu bethatigen, schickte sie im Juni
1799 an die Redaction der damaligen „Inns»
brucker Zeitung" eine bedeutende Kiste mit
vielen und vortreff lichen Binden, mit alien
Gattungen der feinsten und auserlesensten
(Zharpien, so daB die ganze zur Verwendung
fur Verwundete bestimmte Sendung ob ihrer
Reinheit. Ordnung und zweckmaftigen Ein»
theilung die Bewunderung der Aerzte erregte.
Seite 394
Wurzbach5 6 . txt
Sie hatte das Ganze mit ihrer 14jahrigen
Tochter in der kurzen Zeit. die ihr zu Gebote
stand, angefertigt. I n einem Schreiben, mit
welchem die Sendung begleitet war. ver»
sprach sie noch zu schicken; wir erfahren aber
aus demselben, daB sie schon im vorigen
Feldzuge zehn solche Kisten an das Bcirener
Militarspital und noch groBere an die Armee
in Italien und am Rhein abgeschickt hatte.
Solche Gaben im Kriege sind geradezu un,
bezahlbar und viel wichtiger als Geld und
Lebensmittel, welch letztere von Verwundeten
oft gar nicht genossen werden konnen. Diesen
patriotischen Zug der edlen Dame erzahlt
Alois Morigglin seiner Schrift: „Einfall
der Franzosen in Tirol bei Martinsbriick und
Nauders im Jahre 1799" (Innsbruck 1855)
S. 114 und 113. — Was endlich die Adelsvor»^
Winckelhof» 263 Winckelhofer
recht« und Standeserhohungen der Wincke
Hofen anbelangt, so erhielt der erzherzogliche
Diener Heinrich Winckhelhoferzu
Englos und seine zwei Briider K « 1 und
Hans Joachim unterm 20. November 1571
die Freiheitsverleihung, mit rothem Wachs zu
siegeln, und am i8. Juli i574 eine Wappen»
Vermehrung, da sie ihres mutterlichen Ahns
Ehristoph Arnold erledigtes Wappen
annehmen durften. Den Freiherrenstand erhielt
Franz Joachim von Kaiser K a r 1 V I . mit
Diplom aao. 20. Juni 1717. A Brandis.
Tirolisches Ehrentranzlein . — Gauhe . 1. Th . .
S. 2<42. — (Zedler's) Universal ' Lerikon .
57. Theil. Sp . 461 u. f. - Goldegg
(Hugo von) . Die Tiroler Wappenbiicher im
Adelsarchive des 1. 1. Ministeriums des Innern
zu Wien (Innsbruck 1875 8°.) Vd. I . S. 36.
Nr. 647; S. 38. Nr. 35."*
Wappen. Eine Lilie im Schilde, so beschreibt
Zedler das Wappen und fuhrt auch eine
schlesische Adelsfamilie gleichen Namens an,
welche drei Zowen im Schilde fuhrt. Die
Farben deS Schildes der tirolischen wie der
schlesischen Familie sind nicht angegeben.
Wwckelhofer. Augustin (Archaolog
und Kartograph, geb . zu Hallwang
bei Salzburg am 6. Juli 177 t, gest. zu
St. Michael im Lungau, am 3. Janner
4832) . Der Sohn eines MeBnerS, wendete
er sich den theologischen Studien zu,
welche er in Salzburg beendete, wo er
auch am 44. Juni 1794 zum Priester geweiht
wurde . Nun in der Seelsorge ver«
wendet, war er 1793 Coadjutor in Atten»
dorf, 1797 in Hallwang, 1798 in Wagrein,
1893 an der Dompfarre in Salz>
burg, wurde im let ztgenannten Jahre
Vicar in Kappl, dann in Tengling, 1812
Pfarrer zu Altenhofen im Hausruckviertel
und 1816 zu Michael im Lungau, wo er
im Alter von 61 Jahren starb. An den
Orten, wo er seine priesterliche Thatigkeit
ausiibte, widmete er sich mit allem Eifer
auch dem Schuldienste, nebenbei aber
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Wurzbach5 6 . txt
trieb er historische und archaologische
Studien und bildete sich ganz allein
durch fleiBiges Studium, Nachahmung
und ununterbrochene Uebung im Zeichnen
von Landkarten, worin er es mit der Zeii
zu nicht geringer Fertigkeit brachte. Von
seinen kartographischen Arbeiten, die bei
den damaligen Verhaltnissen mit einer
Ausnahme ungestochen und ungedruckt
blieben, sind zu nennen: die Karte des
Kurf iirf tenthums Salzburg, 1805 in
Nurnberg gedruckt; eine Kirchenkarte von
nahezu sammtlichen deutschen Bisthii«
mern, welche im koniglich bayrischen
NeichSarchiv zu Munchen sich befmden
soil; dann eine Karte deS alten Salz»
burggaueS, in welcher alle Orte singetragen
sind, die bis zum Jahre 1290 in
Urkunden erwahnt werden. Aufierdem
beschaftigte sich Winckelhofer auch mit
schrif tstellerischen sein Vaterland betref«
senden Arbeiten, und sind von ihm er»
schienen: „ Hierarchische Verladung mn salzbnrg
nnil Nerchtes gaben. Histarizch dargestellt"
(Salzburg 1810) . besonders abgedruckt
aus Koch-Sternf eld ' s Werke: , Salzburg
und BerchteSgaden" ; — , 3erSchach-
Kreis, geographisch, htttarisch null «tatistisch l»t>
schrieben" (Salzburg 1813, 8".); — ,Histarische
Harztellnng einiger Uirchengriindnngen
nnd Priezterlundirungen in Salzburg, stetermark
nnll Kiirnthen, unsaglich im Mittelalter"
(1828) . Zahlreiche Beitrage lieferte er
fur das „Salzburger Intelligenzblatt " ,
fur die „Carinthia", fur die Ersch' und
Gruber'sche „Encyklopadie" , fur die
„Zeitschrift fur Bayern", in welch letzterer
im Juni- und Iuli-Heft 1817 seine
Abhandlung iiber das Attergau und die
daraus entstandene Herrschaft Attersee
abgedruckt ist. Als Pfarrer zu St. Michael
im Lungau entdeckte er in den
Zwanziger-Iahren des laufenden Iaho
Hunderts zu St. Martin, einer Filiale
von St. Michael, verschiedene norische
Alterthiimer, iiber welche er eine aus>
fiihrliche Darstellung verfaBte, die in Be»^
Minckelhofer von Winckelsburg 264 Minckelmann
nedict Pillwein's „Biographischen
Schilderungen u.s.w." (Salzburg 1821)
im Anhange, S. 343—336 abgedruckt
steht. Wahrend er an einer Geschichte
deS Lungau ' s arbeitete, iiberraschte ihn
der Tod, doch befindet sich das Manu .
script im Pfarrarchive zu St. Michael.
Im Jahre 4315 hatte ihn die koniglich
bayrische Akademie . der Wissenschaf ten
zum correspondirenden Mitgliede er«
wahlt .
Zeitschrift des Salzburger Lehrelvereines .
V 1 1 1 . Jahrg. 1878. Nr. 6. 3. 63 in den „Bio.
qraphien salzburgischer Schulmanner" . Von
H F . Wagner. — Pillwein (Beneblet) .
Biographische Schilderungen oder Lerikon salz»
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Wurzbach5 6 . txt
rmrgischer theils verstorbener , theils lebender
Kiinstler, auch solcher, welche Kunstwerke fur
Salzburg lieferten (Salzburg i 8 2 1 . Mayr'sche
Buchhandlung, kl. 3«.) S. 26U.
Nmckelhofer v. Winckelsburg, MatchiaS
(Oberstlieutenant und Ritter
deS Maria Theresien» Ordens, geb . zu
Mittelbach im Zweibrijcken ' f chen in
Bayern 1709^ gest. in Peterwardein
am 18. Marz 1799) . Wir finden diesen
tapferen Stuckhauptmann auch Winkelhofer
und Winklhofer geschrieben.
Er widmete sich anfanglich dem Hand«
werke und trat als Biichsenmeister in die
k. k. Artillerie. Nach Hirtenfeld's
Werke iiber die Theresien-Ritter ware
dies am 4. Janner 1720 geschehen. Da
Winckelhofer 1709 geboren, so ware
er mit 12 Jahren bereits Nuchsenmeister
gewesen, was unbedingt nicht der Fall
war. Wahrscheinlich, soil es heiBen 1740,
indem er 1746 schon Unterlieutenant ,
am 1. Marz 1738 aber wirklicher Stuckhauptmann
wurde. Im sieben jahrigen
Kriege (1736—1763) leistete er vielsaltige
und sehr ersprieBliche Dienste, so
daB er in Anerkennung derselben 4761
den Adelstand mit dem Eradicate von
Winckelsburg erhielt. 1762 kam er!
zur Besatzung in Schweidnih, in welcher
Festung er wahrend der Belagerung der»
selben durch Friedrich II. (8. August
bis 9. October genannten Jahres) die
Direction der Artillerieabtheilung fuhrte.
I n dieser Anstellung aber zeichnete er sich
ebenso als tapferer wie als hochst um«
sichtiger Ofsicier aus . Infolge der wah»
rend der Belagerung ausgestandenen
Strapazen und der nach dem Falle der
Festung erduldeten Kriegsgef angenschaf t
verfiel er in eine lange und schwere
Krankheit, und erst nach seiner Genesung
konnte er seine wahrend der Belagerung
geleisteten Dienste, welche Feld marsch all«
Lieutenant Guasco in ehrenvollster
Weise bestatigte, zur Geltung bringen und
seine Anspriiche auf den nur wenige
Jahre vorher, 1737, gestifteten Maria
Theresien-Orden erheben, der ihm auch
in der neunten Promotion (vom 21. No«
vember 1763) verliehen wurde. Nach
dem AbschluU des Hubertsburger Frie»
dens (13. Februar 1763) wurde er als
Zeuglieutenant dem Garnisons ' Artillerie«
districte in Peterwardein beigegeben.
Dort riickte er 1772 zum Oberstlieute«
nant vor, welche Stellung er noch
27 Jahre bekleidete, bis er im Alter von
90 Jahren nach 72jahriger Dienstleistung
als einer der altesten Veteranen der kaiser«
lichen Armee aus dem Leben schied.
T h ii r h e im (Andreas Graf) . Gedenkblatter
aus der Kriegsgeschichte der k. k. 6sterrei<
chischen Armee (Wien und Teschen 1880,
Seite 397
Wurzbach5 6 . txt
K. Prochaskll. 3er. 8".) Bd. I I , S. 336.
Jahr 1?S2.
Willckelmann, Johann Joachim (A r<
chaolog, geb . zu Stendal in der Alt»
mark am 9. December 1717, ermordet in
Trieft am 8. Juni 1768). Obwohl die
Erinnerung an diesen groflen Alterthums»
kenner und «Forscher zunachst nur durch
den Ort seiner Ermordung an Oesterȣ
Minckelmann 263 Minckelmann
reich gekniipft ist, so wollen wir doch, da
sein Grab und Denkmal in Trieft sich befinden,
in Kiirze seiner gedenken. Der
Sohn eines Schuhmachers in der alten
Stadt Stendal in der Altmark, besuchte
er zunachst die Schule seines Geburtsortes ,
dann das kolnische Gymnasium in Berlin.
4738 begab er sich nach Halle, wo er
Theologie und classische Literatur, 174 !
nach Jena, wo er Mathematik und
Arzeneiwif f enschaf t studirte. Da sich ihm
gar keine Aussichten fur eine staatliche
Bedienstung darboten, nahm er 1742
einen Hauslehrerposten zu Heimersleben
bei Halberstadt an, welchen er schon 1743
mit einer Conrectorf telle zu Seehausen
in der Altmark vertauschte. 4748 aber
trat er als Bibliothekar in die Dienste
des sachsischen Ministers Grafen von
Biinau zu Nothewitz bei Dresden. Pro»
phetisch fast erscheinen die Worte, welche
der Graf iiber Winckelmann
auBerte, als dieser voll Enthusiasmus
iiber Antiken sprach. „Winckelmann" ,
rief er aus, „ist ein Narr, und es
wird ein Ende voll Schrecken mit ihm
nehmen." Und leider nahm es ein solches.
Wahrend seiner Anstellung bei dem Minister
Biinau iibten die vielen werth»
vollen Kunstschatze Dresdens und der
Verkehr mit Kiinstlern und Kunstkennern,
wie Oeser, Hagedorn, Lippert und
Anderen, einen tiefwirkenden anregenden
EinfluB auf ihn und entwickelten seine
Liebe zur Kunst durch Anschauung und
Vergleichung zu einem hohen VerstandniB
derselben. Er richtete seine Aufmerksamkeit
zunachst auf die Geschichte und das
Wesen der bildenden Kunst und brannte
daher vor Begierde, Italien, als die
Heimat der Kunst, zu besuchen und die
alten Denkmaler derselben an Ort und
Stelle zu studiren. Nachdem er mit dem
papstlichen Nuntius Archinto, der ihm
in Rom einen Bibliothekarposten in Aussicht
stellte, bekannt geworden, trat er
1734 zur katholischen Kirche iiber. Dieser
Zusage ging es jedoch wie vielen an«
deren dieser Art im Leben; sie war ge«
fprochen worden, aber in Vergessenheit
gerathen, und Winckelmann blieb
noch ein voiles Jahr in Dresden. N5ah>
rend dieser Zeit ununterbrochen mit
seinen Kunftstudien beschaftigt, legte er
Seite 398
Wurzbach5 6 . txt
die Ergebnisse derselben in dem Werke
nieder: „Gedanken iiber die Nachahmungen der
griechischen Werke in der Malerei und Villlhlluerknnst ,
nebst einem Sendschreiben und den
Erlauterungen dieser Gedanken", 3 Theile mit
3 KK. (Dresden 1733, 2. verm. Aufl.
1736, 40.) . Erst im Herbste 1733 gelang
es ihm, sein langst gehegtes Vorhaben,
die Romerreise, auszufiihren, und zwar
mittels eines kurfurstlichen ReisestipeN '
diums, und so klein dasselbe war, es
brachte ihn an das Ziel seiner Sehnsucht,
in die ewige Stadt. Daselbst nahmen
sich die Cardinale Passionei, Albani
und Archinto, selbst Kenner und wanne
Forderer der Alterthumswif f enschaf t , und
der geniale Maler Raphael MengS seiner
freundlich an. Winckelmann aberwidmete
seine Zeit auf das gewissenhafteste
dem Studium alter und neuer Kunst»
werke. Im Fruhling 1738 besuchte er
Neapel, Portici, Herculanum und Pom»
peji und ging dann im Herbste nach Ul>-
renz, urn im Auftrage des Barons
Stosch dessen beriihmte Gemmensammlung
zu ordnen und zu beschreiben. Nach»
dem er mit dieser Arbeit fertig geworden
und dieselbe im Druck erschienen war,
wurde er zu Anfang des Jahres 1760
Bibliothekar und Aufseher der Alterthumersammlung
des Cardinals Albani.
1762 besuchte er als Begleiter
deS Grafen Briihl zum zweiten Male
Neapel und dessen Umgebungen, und?
Winckelmann 266 Winckelmann
nach seiner Riickkehr 1763 zum Ober
aufseher aller Alterthiimer in und urn
Rom ernannt, schrieb er nun, da er Er»
fahrung und Mufle genug besaB, eine
Reihe der lehrreichsten und gediegensten
Werke iiber antike Kunst, dieser Wissenschaft
ein neues und reiches Feld erobernd,
worin er bis heute wohl gewiirdigt und
nachgeahmt, aber nicht erreicht wurde.
Sein Hauptwerk indefi bleibt immer die
,G15chichte der Uun5t dez Alterthums, 2 Theile
(Dresden 1764, Walther, gr. 4". mit
24 KK . ) , von welchem nach seinem Tode
die Akademie der bildenden Kiinste in
Wien «Rath Riedel) eine 2. verm.
Ausgabe (Wien 1776, Binz, gr. 4<>.)
veranstaltete . Mit diesem Meisterwerke,
welches, wie es in der Natur der Sache
liegt, spater wohl Zusatze und Berichti«
gungen erhalten hat, erscheint er als der
eigentliche Schopfer und Begriinder der
Kunstwissenschaf t . Er ist in derselben
nicht etwa ein trockener Darfteller der
gesehenen alterthumlichen Objecte, son»
dern in Darstellung und Styl gleich
mustergiltig, ja geradezu classisch, erhebt
er sich bei der Beschreibung der Kunst»
werke antiker Plastik zu dichterischem
Schwiinge. So hatte er sich in seiner
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Wurzbach5 6 . txt
neuen Heimat vollends eingelebt, und
nur Abschied wollte er nehmen von seinem
Vaterland jenseits der Alpen und seine
Jugendf reunde driiben begriiBen, als er
sich zur Abfahrt nach dem Norden rustete.
I n froherregter Stimmung trat er denn
auch seine Reise im Friihjahre 1768 an.
Am 10. April verlieB er in Begleitung
des Bildhauers Cavaceppi die ewige
Stadt. Als er die italienische Grenze
uberschritten und vor sich die Tiroler
Berge sich auf thurmen sah, wurde er
schwermiithig und rief zu seinem Ge>
fahrten: „Sehen Sie doch, welch' schreck«
liche und schaudervolle Gegenden, welch'
unermeBlich emporsteigende Gebirge!"
Und diese Melancholie verlieB ihn nicht
mehr, je weiter er reiste. Die Sehnsucht,
zuriickzukehren, wuchs mit jeder Stunde.
Beim Anblick der deutschen Hauser rief
er aus : „0, welch' abgeschmackte Bau»
art, sehen Sie doch nur die spitz zulaufenden
Dacher!" Vor Augsburg noch wollte
er bereits umkehren und machte den
Reisegef ahrten schon urn seine Gesund«
heit besorgt. I n Regensburg aber lieB er
sich nicht mehr halten und beschloB- die
Riickreise iiber Wien und Trieft. Am
12. Mai traf er in ersterer Stadt ein
und wohnte im Hause eines Herrn
Schmidtmeyer . Nun machle er seinen
Besuch bei dem Fiirsten K a u n i t z , und
zwar in Begleitung Cavaceppi's.
Dieser klagte theilnehmend dem Fiirsten,
Winckelmann sei fest entschlossen, nach
Italien zuriickzukehren. Kaunitz ergriff
des gelehrten Forschers Hand und sprach:
„Wie konnen Sie das Herz haben, Ihren
lieben Freund in einem fremden Lande
zu verlassen? Ich bitte Sie, was ich
bitten kann, andern Sie doch diesen Vorsatz."
Winckelmann, von diesen Wor»
ten tief ergriffen, brach in Thranen aus,
das Wort versagte ihm im Munde . Da
faBte Cavaceppi seines Gefahrten
Hand und sagte mit sanften Worten:
„Lieber Freund, Sie thun nicht gut;
aber weil es Ihnen so gefallt, so tragen
Sie nur Sorge fur sich selbst. Ich
empf ohle Sie Gott ! " Diese Scene ergriff
Winckelmann so sehr, daB er erkrankte,
in ein Fieber verfiel und mehrere Tage
das Bett hiiten muBte. Von Kaunitz
hatte er erne goldene Schaumiinze zum
Andenken erhalten. Nachdem er sich von
seinem Unwohlsein erholt, stellte ihn
Baron Sperges der Kaiserin Maria
Theresia vor. Huldvoll empfing ihn
dieselbe, wohlwollend den Wunsch aus»?
Minckelmann 267 Winckelmann
sprechend, ihn fur Oesterreich zu gewinnen,
namentlich fur Wien. Dann be>
schenkte Sie ihn mit einer goldenen und
einer silbernen Medaille. Von dem Gedanken
Seite 400
Wurzbach5 6 . txt
an die Riickkehr nach Rom war
er nicht mehr abzubringen, und so reiste
er am 28. Mai allein von Wien ab,
seinem VerhangniB entgegen. Am 4. Juni
Mittags urn 12 Uhr traf er in Trieft ein
und stieg im groBen Gafthof am Peters«
platz ab, wo er im zweiten Stockwerk das
Zimmer Nr. 10 bezog. I m kleinen Nebenzimmer
Nr. 9 wohnte schon zwei Tage
Franz Aroangeli aus Campiglio im
Toscanischen . Dieser war wegen Dieb»
stahls, den er in Wien begangen hatte,
zu vierjahriger of f entlicher Arbeit in
Eisen im dortigen Gnaden-Stockhaus
und zu nachheriger Verweisung aus alien
deutschen Erblanden verurtheilt worden.
Infolge einer Amnestie aus AnlaB der
Vermalung des Erzherzogs Leopold
wurde seine Strafzeit verkiirzt und er
schon im Mai 1767 seiner Hast entlassen.
I m Mai 1768 kam er, nachdem
er sich in der Zwischenzeit in seiner
Heimat und dann in Venedig herum»
getrieben, nach Trieft und stieg im Gast-
Hofe, in welchem Winckelmann spater
einkehrte, ab . Bei der Wirthstafel traf
er mit dem Gelehrten, der sein Tischnachbar
war, zusammen. Ein Verkehr
entspann sich zwischen Beiden, der arg>
lose Winckelmann wurde vertraulich.
Arcangeli . begleitete ihn auf alien
Gangen in -Trieft, bekam aber auch
KenntniB von einigen werthvollen Gold'
stiicken, welche jener mit sich fiihrte. Da
er selbst keinen Heller im Besitz hatte,
beschloB er den Raubmord Winckelmann ' S,
urn sich des Geldes zu bemachtigen.
Nun nahte der Tag der Ab»
reise desselben nach Rom. Da vollbrachte
am 8. Juni, zwischen der 10. und
11. Stunde Vormittags Arcangeli
die entsetzliche That, indem er Winckel»
mann erst halb erdrosselte und ihm dann
fiinf Stiche versetzte. Durch das Gerausch,
welches der Mordanfall veranlaBte, wurde
ein voriibergeher Diener aufmerksam,
offnete die Thiir und sah, wie der Morder
mit einem Knie auf der Brust seines
Opfers lag. Als sich Arcangeli ent>
deckt sah, ergriff er die Flucht. Winckel'
mann, obwohl zu Tode getroffen, konnte
noch alle an ihn gerichteten Fragen
beantworten, sein Testament dictiren und
urn Gnade fur seinen Morder bitten!
Urn 4 Uhr Nachmittags hauchte er. seine
Seele aus. Der Morder wurde am
14. Juni in Planina, das auf der Flucht
zu erreichen ihm gelungen war, ange>
halten und nach Trieft gebracht . Ob«
wohl er beim Verhore in seinen Aussagen
sich wiederholt widersprach, gestand er
doch seine That und den Vorsatz,
Winckelmann zu berauben, ohne
Riickhalt ein. Der Procefi wahrte nur
Seite 401
Wurzbach5 6 . txt
kurz. Am 12. J u 1 i fand das letzte Verhor
statt, am 16. J u 1 i wurde das Urtheil
auf Tod und durch das Rad einstimmig
ausgesprochen und am 20. Juli der
Morder lebendig von oben nach unten
geradert, bis die Seele aus dem Korper
schied. Wir unterlassen es, die verschie»
denen Ausgaben der Werke Winckel'
mann ' s einzeln aufzuzahlen, da solche
Angaben doch nur fur den Bibliophilen
Werth haben; wohl aber gedenken wir
der Gesammtausgaben, deren erste in
f ranzosischer Sprache unter dem Titel:
7 vo A s. avso Z60 F A . st V2FN.
1790 ot 3. A 7 x 3 . 8oo. in Bern) 4".,
40 Rchsthl.) erschienen ist. Diese franzosische
Ausgabe muB aber sehr selten
sein, da sie in I . M. Quorard's „I.K
(?g.ri3 1827,^
Winckelmann A Quellen) 268 Minckelmann (Quellen)
viaot, 8b.) fehlt, wahrend in derselben
alle Ueberset zungen der einzelnen Schrif»
ten Winckelmann ' s genau aufgezahlt
werden. Eine deutsche Ausgabe der
Werke Winckelmann ' s , herausgegeben
von K. 3. Fernow, H. Meyer und
Ios. Schulze, nebst Register von K. G.
Siebelis, erschien in 8 Banden mit
63 KK . und deS Autors Portrat in
Dresden 1808-1820 bei Waltherin
gr. 80. (Preis 23 Thlr.. Velin 34 Thlr.)
I n dieser Ausgabe enthalten der erste
und zweite Band die kleineren Schriften
mit 24 KK . , der dritte bis sechste die Ge
schichte der Kunst des Alterthums mit
31 KK . ; der siebente Band die deutsche
Uebersetzung des Irattato preliinwNr
bto. mit 8 KK . ; der achte Berichtigun
gen zum 3. bis 7. Bande, ein allgemeines
Sachregister und VerzeichniB der sammt
lichen Kunstler und Schrif tsteller ; als
Nachtrag dazu erschienen noch Winckelmann ' s
Briefe von 1747 bis 1766,
herausgegeben von F. Forster. Ob eine
neue 1838 bei Walther in Dresden
begonnene Ausgabe seiner Werke zu
Ende gefuhrt wurde, ist mir nicht be»
kannt . Ueber Weiteres, wie iiber Winckel.
mann « Bildnisse, Winckelmann - tzeste.
das Winckelmann > Museum und die
zu seinem GedachtniB in Trieft, wo er gemordet,
und in Stendal, wo er geboren
worden, errichteten Denkmaler, sowie
iiber die umfangreiche seinem 3eben und
der Beurtheilung seiner Arbeiten gewid»
mete 3iteratur geben die folgenden
Quellen reichen AufschluB.
I . Hisgraphische Nneiien. Friedrichs (C) .
Winselmann. Ein Hortrag (Hamburg 1862) .
— Goethe (Ioh. Wolf«, von) . Winckel.
mann und sein Jahrhundert (Stuttgart i805,
8".) und in alien vollstandigen Ausilaben der
Werte Goethe's. — Gurlitt (Ioh. Gott»
fried) . Biographische tmd Uterarische Nach«
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ticht von I.I, Winckelmann (Magdeburg
4797,4".). - Derselbe. Zwei Nachtrage
zur Biographie u. s. w. von I.I. Winckelmann
(Hamburg 1820 und 1821. 4".). -
Heyne (Christian Gottlob) . Lobschrift auf
Winckelmann (Cassel 1778. auch Leipzig 1788,
8".); diese Schrift wurde von der Akademie
der Alterthumer zu Cassel gekront und von.
Charles Brack ins Franzosische iibersetzt
(Gottingen 1783. 8".). - I a h n (Otto).
I.I. Winkelmann, eine Rede (Greifswalde
1849, 8".). - I u s t i (Karl). Winckelmann.
Sein Leben, seine Werke und seine Zeit«
genossen. 2 Bande (Leipzig 1866. gr. 8".)
sdas weitaus beste und erschopfende Werk,
das iiber den groBen Alterthumsf orscher vor»
Handen ist. Mit deutscher Grundlichkeit und
Gediegenheit in Forschung verbindet es fran<
zosische Eleganz und Grazie in Behandlung
des dankbaren Stoffes) . — Krach. (A.) .
Erinnerungen an Winckelmann. Abhandlung.
I u r IWjahrigen Feier von Winckelmann ' s
Aufnadme ins kolnische Gymnasium am
18. Marz 1733 (Berlin 1833); - Morgenstern
(Karl v.) . I. Winckelmann. Rede
(Leipzig 1803. 8".) . — Petersen (Chri«
stian) . Erinnerung an I I . Winckelmann ' s
EinfluB auf Literatur, Wissenschaft und Kunst
(Hamburg 1842. 8".). - Nonne f a h r t
(I . G) . Johann Joachim Winckelmann
(Stendal 1839) 1 anlafilich der Enthullung
des Winckelmann-Denkmals in Stendal her«
ausgegeben) . — Rosetti (Domen. v. Dr.) .
Ioh. Winctelmann ' 6 letzte Lebenswoche. Ein
Beitrag zu dessen Biographie. Aus den
gerichtlichen Originalacten des Crimmal«
Processes seines Morders Arcangeli heraus«
aegeben... mit einer Vorrede vom Hofrath
Bottiger und einem Facsimile Winckel'
mann ' s (Dresden 1818. Walther, 8".) Ebenso
wegen der authentischen Nachrichten iiber
Winckelma n n's Aufenthalt in Trieft, seine
Ermordung, als auch wegen der mannig'
fachen in den Noten angefuhrten Quellen
wichtig. Ist in dem folgenden Werke: «It
Lbpoloro <li ''iVinoksiniHNn oto." ins
Italienische iibersetzt) . — Derselbe. I I «exoici-
o ai ' s Vinokslw»iiil in T'rissts.
Motto: „HoQoiiKosQt , i>iL ' Huohnr viri illu.»
LtreL in sexu-Ioro ineozniro, a.i2rn in minus
hBr«Bio, «i nosekMi'. Noeeaoeii Lpist. ba
I'i'tw«. 6« N10tz»»u<>" (Vonstiig akii» 1 i A o -
tzraiia ai '"visoxoli 1823. A «vsse ab ! >
I'kutors. Vorrede. IV und 343 S.. 8 lith.
Tafeln und 1 Facsimile. 4°.) . ''Diese inhaltreiche
Schrift enthalt auch die Uebersehung^
Minckelmann (Quellen) 269 Minckelmann (Denkmaler)
von Rosetti 's «Ninckelmann ' s letzte
Lebenswoche". In der „KIonozr2 , tiH cli
V"inoksliiiHiiu" (2. 549-284) ist eine
ausfiihrliche Darstellung aller artistischen und
literarischen Werke von und iiber Winckel'
mann enthalten. Die Abbildungen stellen dar:
1. Winckelmann ' s BildniB nach Maron;
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2. seine Biiste nach Doll mit der Inschrift,
die sich jetzt in der Protomothek des Capi«
tols darunter befindet; 3. die, Vignette zu
Ehren Winckelmann ' s von der Wiener
Ausgabe seiner Geschichte der Kunst; 4. Ab .
bildung der von Reiffenstein seinem An«
denken gewidmeten Glaspaste; 6. Covien der
von o ' Hancarville und Oeser zu seinem
Andenken entworf enenen Zeichnungen und
6. Abbildung des Monumentes. Alles mittet,
maBig ausgefuhrt von Kunicke. — Starck
(Bernhard K ) . Johann Joachim Winckel'
mann, sein Bildungsgang und seine bleibende
Bedeutung (Berlin 1867, C. G. Llideritz,
«r. 8«.) ldiese Schrift bildet auch das 42. Heft
der von Rud. Virchow und Fr. v. Holtzen«
dorff herausgegebenen „Sammlung gemeinverstandlicher
wissenschaf tlicher Vortrage"). —
Sternberg (A. v.) . Kiinstlerbilder . 3 Bd.
(Leipzig 1861, 8° . ) lder zweite Band behandelt.
zwar novellistisch, doch geschichtlich treu
das Leben Winckelmann ' s) . — Zeitung
fur die elegante Welt. «824. Nr. 24.
23 und 26: „Zwei ungedruckte Briefe Ioh.
Winckelmanns " A welche in der DaBdors»
schen Sammlung der Briefe Ninckel»
mann ' s fehlen, beide aus Rom Februar und
Marz 1761 und an den Grafen von Bunau
gerichtet) . — Di-^tkont s A .) . I^oti-vas ter
ulFsaooktliiZ vou A s. >Viu< : kelMHu, Q ( A liaat zldur A
1797/98). - Winckelmann' s
Briefe an seine Freunde, mit literarischen
Anmerkungen. Herausgegeben von DaBdorf.
2 Bande (Dresden 1777) . — Winckel.
mann ' s B r i e fe an den Herrn H. (Hofrath
Heyne) in den Jahren 1766—1768 (Krank»
furt 1776. 8".) . — Winckelmann ' s Vriefe
an seine Freunde in der Schweiz. Heraus»
aegrbcn von U s t e r i (Zurich 1778) . —
B r i e f e an einen seiner vertrauten Freunde
(Muzel und Stosch) in den Jahren i?-i-i
bis 1736 nebn einem Anhang Briefe an uer»
schiedene andere Personen. Herausgegeben von
Ioh. Ev. Biester. 2 Theile (Berlin 1781.
8".) . — Winckelmann ' s Briefe von 1747
bis 1769. Herausgegeben von Fr. Forster.
3 Bande (Berlin 1824-1825). - Winckel.
mann ' s Briefe an einen Freund in Liev»
land (Herrn von Berg) . Mit einem Anhang:
Anmerkungen iiber die Alterthiimer in Rom
(von Ioh. Eo. Griiner) (Coburg 17S4.
gr. 5".) . — Historisches Taschenbuch.
Herausgegeben von Fr. von Raumer (Leip<
zig. Brockhaus . 12".) . Neue Folge, 7. Jahrg.
1866: I u s t i : „Ueber die Studien Winckel.
mann ' s in seiner vorromischen Zeit". —
Meusel (Johann Georg) . Lexikon der vom
Jahre 1750 bis 18U0 verstorbenen teutschen
Schriftsteller (Leipzig 1816. 8".) Bd. XV,
S. 184—193. — Nordische Revue (friiher
„Russische Revue") . Von N. Wolfsohn.
Bd. I (1864) 1. (Juli.) Heft: „Johann Ioa«
chim Winckelmann" .
II. Portraits. Casanova ael. G. C. K i 1 i a n
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«c. (s«.) . — Casanova a«l. P. Colinso.
(8".). - A. Maron p. 1768. M. Sleinla
80. 1822 (4«) - A. Maron v. L. Sich«
1 i na so. (Fol.) . — A Maron v. I. F.
Bause 8e. 1776 (Fol.). - M. EBlinger
so. (12".). - N. Menas x. C. Senff so.
1804 (kl. 4".). - R. Mengs ?. M. Blot
sc:. 1813 (Fol.) — Nach Angelica Kauf«
mann I . E. Hai d so. 1782 (4".) Schzkst.
— Angelica Kaufmann v. et so. 1764
(4".) radirt und hochst selten. Das Original
dieses besten Bildnisses Winckelmann ' s
befand sich im Besitze des Malers Zeller
in Zurich und ging <836 in das Eigenthum
des Banquiers Vestalozzi iibrr. Die da«
mals 21jahrige Kaufmann batte das Bild
fur Rathsherrn FuBli in Zurich gemalt . —
Ang. Kaufmann pxt . R. N a h n «o.
(gr. Fol.) . — Anq. Kaufmann pit.
o'Alton so. (4°.) selten. - I. Avvold
8o. (Kunstv. des osterr. Lloyd in Trieft. 4«-'.).
— A. RoSmaesler » A u. so. (Zwickau,
Gebr. Schumann. 4".). - R. MengS?it.
Landon airext. (3° . ) UmriB . — Ohne An.
gabe des Zeichners und Stechers mit der
Unterschrif t : „Abos Winckelmann" (3°.).
III. Denkmaler zum Andenken Winckelmann '» .
Denkmal in Trieft. Dasselbe kam auf
Anregung und unablassige Forderung des
Triester Aooocaten I>r. Dominik von Ro«
s e t t i , der oft auch Rossetti g schrieben
erscheint, zustande. Es ist aus Marmor- m
einer Halle an jener Wand der Triester Ka«
thedrale St. Just aufgestellt, langs welcher
sich der strile Weg zu ihr hinauf zieht. Zwei
Stufen fiihren zu einem Fufigestelle, auf dem
ein Sarkophag sich erhebt; oben stellt eine
sitzende fast nackte Figur von sehr schonen?
Winckelmann (Denkmaler) 27Y Minckelmann (Museum)
Umrissen den gefliigelten Genius Winckel.
m ann ' s vor; ihr rechter Arm ruht auf seinem
erhaben gearbeiteten Bildnisse, das in Form
eineo Medaillons mit einer Schlange umge«
ben ist; neben ihr liegt eine umgekehrte Fackel.
Die §igur des Genius zeigt in ihrer ganzen
Haltung tiefe Trauer. N5inckelman n's
Verdienste urn die Kunst sind unten an der
Vorderseite in einem Basrelief, worauf der
Sarkophag ruht. angedeutet. Man sieht da
Winckelmann. mit einer emporgehaltenen
Fackel in der Linken, iiber griechische, romische
und agyptische Trummer schreiten. Es folgen
ihm die Malerei. Bildhauerei und Baukunst
mit ihren Emblemen,- hinter diesen Figuren
sieht man deren noch drei weidliche: die
Geschichte. Kritik und Philosophie vorfiel«
lend. Die Archaologie selbst zeichnet in sitzen«
der Stellung ihre Wahrnehmungen auf eine
Tafel. Die Langseite des Sarkophags enthalt
folgende von Dr. L a b u s sBd. XIII,
S.453) verfaBte Inschrift: A oauni '"Vinckei-
Manna j vomo Ftenal'Iia > I'i-aek. Hlonu-
«neutH». Komas cni-2Qai5. y^LrunaiZ > Whlim
», "olitioi'is. kumaultatia. Iau6e. uoi-
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outi 1 c^ui. aa A ta. Vinaodona» ssaeui.
ziouari». «rii. regeteng. nolllria. luanu. kae.
in. urdo. pBreruVws 62t . > VI eia. A uu. A n .
211) 001 .XVIII . aBbUL. 2 I.. N V. a. XXX
I ' ersestiiii . 2trox. 5a<:lnu2. avsrLati > kers
oonlato lac. cur. j -ui
Das Denkmal, ein Werk guten Geschmackes
und in bewunocrnswerther Feinheit aus '
' gefuhlt, ist die Schopfung des venetianischen
Bildhauers Antonio Bosa. An den Wanden
der Halle befinden sich kleine Nischen, in
welche die Namen derer, welche Beitrage
geliefert haben, eingcgraben find. Abbil«
diingen des Denkmals enthalten die Leip»
ziger '"Illustrirte Zeitung" von I.I. We>
ber. im XVI. Bande auf S. 401; die
„Illustrirte Welt" (Stuttgart bei Hallberger)
1339. S.,408 und die „Illustrirte Chronik
der Zeit" (Stuttgart bei Schunlein) 1878.
S. 15.4. sammtlich im Holzschnitt. Als
Quellen zur Geschichte des Denkmals sind
zu verzeichnen das Stuttgarter „Kunstblatt"
1820. S. 343; 1825. Nr. 13; „Hesperus"
Nd. XVIII, Nr. 22; Bd. XIX, Nr . 18 und
1823. Nr. 8. 78. 310; Theodor Hell's
«Abendzeitung" 1819. Nr. 196 und 182«.
, Nr. 239 und 290. - 2. Denkmal in
S t e n d a 1 . Auch Stendal, die alte Haupt»
stadt in der Altmark, wollte als Geburtsort
Winckelm ann ' s den groBen Kunstf orscher
edren. und so trat Anfang der Fiinfziger»
Jahre ein Comitu zusammen, das die Errich«
tung eines Denkmals beschloB und die Aus»
fuhrung demselben dem Bildhauer Ludwig
Wich mann iibertrug. Am 18. October 1859
fand die feierliche Enthiillung statt. Das
Denkmal zeigt auf einem auf drei Stufen
ruhenden hohen Sockel den beriihmten Kunst«
forscher in aufrechter, etwas seitwarts ge«
neigter Stellung. Die Hand des rechten auf
einen antiken Kopf gestiitzten Armes ist im
Begriffe, Etwas in eine gerade vor die Brust
gehaltene Tafel zu zeichnen. Eine Abbildung
des Denkmals brachte die Leipziger „ I 1 1 u .
strirte Zeitung" im X V I . Bande 7. Juni
1831. Nr. 414. S. 401. - 3. Denkmal
in Dresden. Zur Erinnerung an Winckel«
mann ' s mehrjahrigen Aufenthalt in Dres»
den, in dessen Kunstsammlungen er den
eigentlichen Grund legte zu seinen so erfolg,
reichen Kunststudien, wurde auch in dieser
Stadt die Aufstellung eines Denkmals be«
schlossen und das Treppenhaus der koniglichen
offentlichen Bibliothek als der Ort
erwahlt, wo das Denkmal seine Statte
finden sollte. Dasselbe besteht aus einem
von Brofimann modeUirten in Bronze
gegossenen Reliefportrat , welches auf eine
Platte sachsischen Serpentinsteins aufgesetzt
ist. wozu Architect S t e c h e r den architec«
tonischen Schmuck entworfen hat. Bei der
Enthiillung hielt Professor Dr. Hettner die
Festrede .
K 1 . Winckelmann-Museunl . Ein solches hat
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der bekannte Archaolog Peter K a n d 1 e r
I M . X, S. 427). Advocat in Trieft, im
Jahre 1842 angeregt . Die Bezeichnung
Winckelmann ' Museum ist nicht als eine
Sammlung von Objecten aufzufassen, die zu
Winckelmann in irgend einer Beziehung
stehen, wie etwa das Thorwaldsen«Museum
die Arbeiten Thorwaldsen ' s sammelt und
aufbewahrt, sondern urn eine dauernde Hut»
digung dem grofien Forscher in der Stadt
darzubringen, wo er als Opfer gemeiner
Raublust sein friihes Ende fand. erhielt das
Municipalmuseum, welches auf Anregung
und Netreiben Dr. Kandler's zu Stande
kam, den Namen Winkolmann«Museum. Auf
Anregung IK-. Kandler's trat ein Verein
zusammen, welcher die Mittel zur Bildung
des Museums aufbrachte, das am 8. Juni
18 '3. an demselben Taae . an welchem vor?
Winkler, Andreas 27 1 Winkler, Andreas
75 Jahren Winckelmann als Opfer de6
Meuchelmorders Arcangeli fiel. eroffnet
wurde .
V. Winckelmann-Feier . Von Rom — wenn
ich nicht irre. von dein beriihmten Archaologen
D r . Emil B r a u n — ging der Gedanke
aus, am 9. December jedes Jahres, als
dem Geburtstage Winckelmann ' s, im
archaologischen Institute zu Rom eine Winckel»
manN'Feier zu beZehen, anlafllich deren oer»
schiedene an. die Bestrebungen des beriihmten
Archaologen ankniipfende auf Kunst und
KenntniB alter Kunst sich beziehende Vortrage
gehalten werden. Diesem loblichen Vorgange
haben sich spater verschiedene andere Stadte,
wie Bonn. Gottingen. Berlin u. s. w. ange»
schlossen, welche diesen Gedenktag in der
Cultur» und Kunstgeschichte der Volker in
entsprechender Weise feiern.
NWckler. Die Trager dieses Namens
erscheinen unter folgenden Schreibungen :
Winckler, Winkler, Winkhler, aus
deren reinster Aussprache selbst sich absolut
kein Unterschied heraushoren laBt .
Hier folgen sie alle in der alphabetischen
Reihe ihrer Taufnamen mit Beibehal»
tung der von ihnen befolgten Schrei»
bung, sowie mit den Riickweisen an ent»
sprechender Stelle.
Ninkler, Andreas Freiherr von (k. k.
Landesprasident von Krain, geb .
zu Ternovo im Kiistenlande 9. No»
vember 4825) . Nachdem er 4849 die
Rechtsstudien in Wien beendet hatte,
trat er bei dem ehemaligen Stadt» und
Landgerichte in Gorz in den kaiserlichen
Staatsdienst . I n der Grafschaft Gor;
zunachst als Gerichtsbeamter thatig, war
er dann bei gemischten Bezirksamtern
und als Mitglied der Grundlasten-
Ablosungs» und Regulirungscommission
in Verwendung. 1866 wurde er Bezirks-
Vorsteher in Cormons, wo seine aus»
gezeichnete Dienstleistung am 6. Decem»
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ber dieses Jahres durch Verleihung des,
Ritterkreuzes deS Franz IosephOrdenS
Wiirdigung fand. 1368 erfolgte seine
Ernennung zum Bezirkshauptmann in
Tolmein und seine Wahl zum Obmann
des dortigen ConcurrenzstraBen . ComitaS .
1871 zum Statthaltereirath in Trieft,
1875 zum Hofrath daselbst und am
3. Juni 1876 zum Hofrath bei dem neu
errichteten Verwaltungsgerichtshof e in
Wien befordert, wurde er 1877 Landeshauptmann-
Stellvertreter von Gorz und
Gradisca und dann nach Berufung
des krainischen Landesprasidenten Franz
Ritter von K a 1 i na als Statthalter
von Mahren im Friihjahre 1880 dessen
Nachfolger in der Stelle des Landes»
Prasidenten von Krain, welche er zur
Stunde noch einnimmt. Die Sympathien,
welche er sich bei den Slovenen in der
Grafschaft Gorz wahrend seiner amt»
lichen Wirksamkeit daselbst erworben,
veranlaBten seine Wahl in das Abgeordnetenhaus
des osterreichischen Reichs«
rathes von Seite der Landgemeinden in
den Gerichtsbezirken von Gorz, Canale,
Heidenschaf t , Tolmein, Kirchheun, Flitsch,
Sefsana und Cormons im October 1873
und im Juni 4879. Aber schon friiher,
4864, wurde er als Abgeordneter der
Landgemeinden im Wahlbezirke Tolmein
Mitglied des Gorzer Landtages, welcher
ihn auch fur die erste sechsjahrige Wahlperiode
in den LandesausschuB wahlte.
Bei seinem Scheiden aus dem Gorzer
Gebiete verliehen ihm die Gemeinden
Cormons, Seffana und Kastua das Ehren»
burgerrecht. Als Seine Majestat der
Kaiser 4883 Krain besuchte, wurde
Winkler bei dieser Gelegenheit mit dem
Orden der eisernen Krone zweiter Classe
ausgezeichnet und darauf statutengemafi
in den osterreichischen Freiherrenstand
erhoben. I n alien seinen schnellwechseln»
den Stellungen entwickelte Freiherr von
Winkler eine sehr erfolgreiche Thatig»^
Winkler, Andreas 272 Winckler' 1 Anton
keit. Politisch ging er, so weit es sich
beurtheilen laflt, der Verf a jsungspartei
angehorend, stets mit der Regierung.
Seine Stellung im Lande Krain ist keine
rosige. Die Abficht der kaiserlichen Regierung:
alien Nationen Oesterreichs ge»
recht zu werden, eine allgemeine Versohnung
der sich rivalisirend gegeniiberstehenden
Polyglotten Volksstamme des
Kaiserstaates herbeizufiihren, ist eine
durch die Zeitstromung gebotene, und die
Weise ihrer Verwirklichung muB dem
Urtheile der Zukunft vorbehalten bleiben.
Von dem besten Willen beseelt, trat
Freiherr von Winkler an diese schwierige
Aufgabe in einer Zeit heran, in welcher
der RacenhaB immer kraftiger in die
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Halme schoB, systematisch genahrt und
von gewissenlosen Hetzern, meist Stre»
bern, die fur sich daraus Capital
schlagen wollen, in einer Art geziichtet
wird, daB die Realisirung des an>
gestrebten Zieles sich zu einem beinahe
geradezu unlosbaren Problem zu gestalten
scheint. Wenn Freiherr von
Winkler in dem Bestreben, die
Regierungsmaxime : Gleichberechtigung
aller Volker, Vermeidung der Bevor»
zugung eines derselben, aufrecht zu
erhalten, auf uniiberwindliche Schwie«
rigkeiten stoflt und mit dem besten
Willen sich aufier Stande sieht, alle
Ausschreitungen zu verhiiten, so ist
die nachste Ursache eben in den obwaltenden
Verhaltnissen zu suchen. DaB
dann Uebergriffe, Gewaltthatigkeiten
der Parteien dem Leiter der Staats«
geschafte zur Last gelegt werden, ist ein
ebenso natiirlicher als erklarlicher Vorgang.
Denn die politischen Blatter
bringen nie objective, fondern nach Farbe
und Stellung des Blattes zugestutzte
Parteiberichte, in welchen dann der
LandeSprasident nicht immer zum Besten
wegkommt, und doch ist er als solcher
dem Kaiser und der Regierung ergeben,
bei den Beamten ob seiner Humanitat,
Tiichtigkeit und unantastbaren Recht»
lichkeit beliebt, in der Bevolkerung
aber allgemein geachtet. GewiB ist es
auch, daB Freiherr von Winkler
diese in ungewohnlich rascher Folge zuriick»
gelegte glanzende amtliche Laufbahn eben
nur den hervorragenden Eigenschaf ten
des Menschen und Beamten, die in
den verschiedenen amtlichen Stellun»
gen und Aemtern, welche er bekleidete,
zur Geltung gelangten, zu verdanken
hat.
Reichsraths «Almanach fur die Session
i873— 4874. Herausgegeben von Siegmund
Hahn (Wien 1874. Verlag von Rosner.
42°.) S. 183.
Winckler, Anton (Mathematiker ,
geb . zu Riegel bei Freiburg im Breis»
gau am 3. August 1821) . Nachdem er
seine namentlich den mathematischen
Disciplinen zugewendeten Studien ab»
geschloffen hatte, legte er 1844 in Karls»
ruhe die Staatspriif ung im Ingenieurf ache
ab und erhielt unter acht Candi»
daten den ersten Platz. Von 1843 bis
1847 war er zunachst bei Professor Nic
1 a i auf der Mannheimer Sternwarte
beschaftigt, dann aber setzte er an der
Berliner Hochschule unter den beruhmten
Professoren Iacobi, Dirichlet
und Encke seine Beruf sstudien fort.
1 m December 1847 ernannte ihn das
groBherzoglich badische Ministerium des
Innern zum supplirenden Lehrer der
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hoheren Mathematik und hoheren Geo>
dasie an der polytechnischen Schule in
Karlsruhe, in welcher Stellung er bis
August 1851 blieb; von da ab bis 4853
hielt er stark besuchte Vorlesungen liber
Mathematik und Mechanik am KarlS'^
Minckler, Anton 273 Winckler. Anton
ruher Polytechnicum. Im Marz 1853
berief ihn das k. k. osterreichische Ministerium
fur Cultus und Unterricht als
ordentlichen Professor der praktischen
Geometrie und des Situationszeichnens
an die k. k. technische Lehranstalt in
Brunn. Nach funf jahriger Wirksamkeit
daselbst durch den standischen Landes A
ausschufi von Steiermark zum ordent«
lichen Professor der Mathematik am
Gratzer Ioanneum ernannt, wurde er
im Juli 1866 durch das k. k. Ministerium
fur Cultus und Unterricht als
ordentlicher Professor der Mathematik an
die technische Hochschule in Wien berufen,
an welcher er noch zur Stunde
Dif f erential» und Integralrechnung vortragt.
Am 13. Juni 1861 erfolgte
seine Wahl zum correfpondirenden, am
24. Juni 1363 zum wirklichen Mitgliede
der kaiserl. Akademie, der Wissenschaf ten
mathematisch ' Naturwissenschaf ticher Classe
in Wien. 1881 erhielt er Titel und (5harakter
eines Hofrathes. I n seinem Fache
wirkt Winckler auch als Schrif tsteller ,
und der groBere Theil seiner Arbeiten
findet sich in Fachzeitschrif ten, vornehm»
lich in den Sit zungsberichten mathe»
matisch-naturwissenschaf tlicher Classe der
kaiserlichen Akademie der Wissenschaf ten
niedergelegt . Neben diesen strengwissen»
schaftlichen Facharbeiten hat er sich auch
als Organisator im Unterrichtswesen,
namentlich in der real-technischen Rich»
tung bethatigt und mehrere Organistrungsarbeiten
vollendet, welche nicht gedruckt,
jedoch lithographirt sind, und
zwar Denkschrift und Entwurf, betreffend
die Reorganisation der technischen
Lehranstalt am Ioanneum in Gratz
(1863), einen motivirren Entwurf zur
Organisation des technischen Mittel«
schulwesens in Steiermark (1866
und 1867); dann ein organisches Statut
o. Wiirz back, biogr. Lerikon. KVI . sGedr.
nebst Programm dec einzelnen Unter»
richtsgegenstande fur das k.k. technische
Institutin Brunn, eine BibliothekSordnung,
sowie eine Geschaftsordnung
der Conferenzen nebst Instruction des
Personals fur diese Anstalt. Ueberhaupt
hat Winckler ganz besonders seine Aufmerksamkeit
dem Zustande der technischen
Studien in Oesterreich zugewendet, die.
selbe auf die drei Hauptanstalten in
Wien, Prag und Gratz gerichtet und' »
seine Ansichten in einigen Aufsatzen
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niedergelegt , welche sich in der „Oesterreichischen
Revue" und in der „Oester»
reichischen Wochenschrif t fur Wissenschaf t "
finden und als Beitrage zur Geschichte A
und Entwickelung des technischen Unter«
richtes im Katserftaate bleibendes Interesse
bewahren. Diese Aufsatze sind:
Die Reform der technischen Lehranstal»
ten" A Oesterreichische Revue" Bd. Ill,
1863, S. 74-13CT; A „Die Reorga»
nisationsvorschlage des Wiener Polytechnicums ,
verglichen mit denjenigen der
technischen Institute in Gratz und Prag"
»bd. Bd. IV, 1863, S. 120-16CT. -
„Bemerkungen iiber den gegenwartigen
Zustand der technischen Institute" Md. I,
1861, S. 173—184'" und „Bemerkungen
iiber die technischen Mittelschulen und
deren Reform" A „Oesterreichische Wochenschrif t "
1863, Nr. 20 und 21) . Hier
folgen die wissenschaftlichen Arbeiten
Winckler ' s .
Uebersicht der Wissenschaftlichen Arbeiten des
Professors Anton Winckler. I . Selbstandig
erschienene: „Ueber die Integration linea»
rer Dif f erentialgleichungen zweiter Ordnung
mittels Quadraturen. Vergleichende Zusam»
nienstellung der bezuglichen alteren und
neueren Resultate und kritische Beleuchtung
der angeblichen Entdeckungen deS Herrn Pro»
fessors Simon Spitzer in Wien" (Wien
1376, Holder, 8".); — „Aeltere und neuere
Methode, lineare Dif f erentialgleichungen durch
einfache bestimmte Integrale aufzulosen, . Eine
6, Mai 1888,1 18?
Minckler, Anton 274 Winckler, Anton
Zuriickweisung der dieses Thema betreffenden
Pratensionen des Herrn Professors Simon
Spitzer" (ebd. 4879) . I I . I n gelehrten
periodischen Fachschrif ten, und zwar:
I n den „Denkschrif ten mathematisch-natur '
wissenschaf tlicher Classe der kaiserlichen Ata»
demie der Wissenschaf ten in Wien" : „Allge»
meine Transformation der bestimmten Doppel»
integrale" sBd. XX); — „Ueber einige neue
Eigenschaf ten der Kugelf unctionen einer Ver«
anderlichen und CoUsicienten von Reihen,
welche nach Kugelfunctionen entwickelt sind"
lBo. XXII, 1861); - «Der Rest der Tay.
lGr'schen Reihe" A Bd. XXVIII, 1867). I n
den „Sit zungsberichten math. 'Naturw
Elasse der kais. Akad der Wissenschaften in
Wien" : „Ueber das Problem der vier Punkte
bei Anwendung des MeBtisches" lBd. XV,
1855); — „Neue Theoreme zur Lehre von
den bestimmten Integralen" A Bd. XXI,
4836); — „Einige allgemeine Satze zur
Theorie der Reihen" fBd. X1 A I, 1860); -
„Ueber d A e Eigenschaften einiger bestimmten
Integrale" A Bo. X I A I I I , 1861); - ..Nach«
Weisung einiger Eigenschaften einer ausge»
dehnten Classe transscendenter Functionen"
A Bd. XQ1V, 1861); - „Ueber einige Reduc«
tionsformeln der Integralrechnung" sBand
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XI A VII, 1863); — „Einige Eigenschaf ten der
Transscendenten, welche aus der Integration
homogener Functionen hervorgehen" sVd. 1 A ,,
1864); — „Ueber die Umf A raung unendlicher
Reihen" A Bd. I.I, 1865); - „Allgemeine
Formeln zur Schatzimg und Grenzbestimmung
einfacher Integrale" lBd. I A II, 1865); —
„Allgemeine SaBe zur Theorie der unregel»
maBigen Beobachtungofehler" sBd. I. II,
1865); — „Geometrische Construction ratio»
naler Polynome" A Bd. I A III, 1866); -
„Ueber die vollstandigen Abel'schen lnte«
grale" A Vd. I .VIII, 1863); — „Ueber einige
Gegenstande der elementaren Analysis" sBand
I A IX, 186!)); — „Ueber einige vielfache
Integrale" l'Ud. I.X, 1869); — „Ueber einige
zur Theorie der bestimmten Integrale geho»
rige Formeln und Methoden" sBd. I.X,
1869); — „Uebrr die Relationen zwischen
den vollstandigen Aoel'ichen Integralen oer«
schiedener Gattung" A Bd. A X I , 1870); —
A Ueber die Integration der Dif f erential«
gleichungen erster Ordnung mit rationalen
Coof stcienten zweiten Grades" A Vd- A XIV,
i871 A ; — „Ueber die Entwicklung und Sum»
mation einiger Reihen" A Bd. I. XIV, 187ti;
— "Integration der linearen Dif f erential«
gleichungen zweiter Ordnung, deren Cosffi»
cienten lineare Functionen der unabhangigen
Veranderlichen sind" A Bd. I. XVII, 1873 A ;
— „Ueber die unbestimmte Integration einer
Gattung transscendenter Functionen" A Band
I A XX, 1874 A ; — „Integration verschiedener
Dif f erentialgleichungen zweiter Ordnung"
> A Bd. s A XX, 1874); - integration zweier
linearer Dif f erentialgleichungen" A Bd. I A XXI,
1873) . — „Ueber angenaherte Bestimmungen"
lBd. I A XXII, 1875 A : - „Ueber die Inte»
gration der linearen Dif f erentialgleichungen
zweiter Ordnung" A Bd. I A XXV, 1877); -
„Ueber eine den linearen Dif f erentialgleichun»
gen zweiter Ordnung entsprechende Relation"
l'bd. I A XXVII, 1877); - „Ueber den letzten
Multiplicator der Dif f erentialgleichungen hoherer
Ordnung" A Bd. I. XXX, 1879); - „Ueber
den letzten Multiplicator eines Systems von
Dif f erentialgleichungen erster Ordnung" Dand
I. XXXII, 1880); — „Ueber die transscendenten
Integrale von Dif f erentialgleichungen erster
Ordnung mit Coiif f icienten zweiten Grades"
sBo. QXXXIV, 188t) ; - „Ueber die Ent«
wickluig einiger von dem Euler'schen Inte«
gral zweiter Gattung abhangiger Ausdriicke
in Reihen" l'od. I. XXXV, 1882); - „Ueber
eine neue Methode zur Integration der linea»
ren partiellen Dif f elentialaleichungen zweiter
Ordnung mit zwei unabhangigen Verander»
lichen" lBd. I. XXXVIII, <883); - „Reduc.
tion der Bedingungen des Euler'schen Cri«
teriums der Integrabilitat auf eine einzige
Gleichung" A Vd. I A XXXVIII, 1883); -
„Ueber eine Methode zur Integration der
nicht linearen partiellen Dif f rrentialgleichun»
qen zweiter Ordnung mit zwei unabhangigen
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Wurzbach5 6 . txt
Veranderlichen" lVd. I A X X I X , 1884); -
„Ermittelung der Grenzen fur die Werthe
bestimmter Integrale" Wd. XO, 1884); —
„Ueber die linearen Dif f erentialgleichungen
zweiter Ordnung, zwischen deren particularen
Integralen eine Relation besteht" sBo. XOII,
1885) . I n dem von Ios. Lionville redi»
girten A ourkkl ae l'soole poi^teciiniiut z " :
AA ouveiie a«5mon8 ! i-atian cl'un rtisorZlns 6s
I.S3kii<li-6" l'bd XVI, 185!). I n A. L.
Crelle's „Journal fur die reine und ange»
wandte Mathematik" : „Ueber die Reduction
doppelter Integrale auf Quadraturen" ''Band
X I . I , 1833); — „Transf ormation dreifache-r
Integrale durch Aenderung der Integrations»
folge" A ebd.); — „Ueber die Rrduction drei»
facher Integrale auf Quadraturen" sVd. 1 A ,
1853); — „Bemerkungen tiber einige For»?
Minkler von Zriichenbrandt 27 Z Minkler von Srijckenbrandt
meln der Geodasie" A ebd.' s . I n 0. Schlo»
milch und B. Witzschel's „Zeitschrift fur
Mathematik und Physik.- „Ueber einige bei
trigonometrischen Messungen vorkommende
Aufgaben" M . I I , 4857 und Bd. V, lgssO) ;
— „Ueber die Genauigkeit einer besonderen
Art von Nivellirinstrumentrn" A Bo. IV,
<859); — Ueber die mittleren Fehler der
Kettenmessungen" A Bd. V I , 1861) . I n den
von B. Tortoliniin Gemeinschaft mit
E. B e t t i . F. Brioschi und A.Genocchi
herausgegebenen „ A nnzM ai, Natema-tica.
pou, ? la, clstki ' miQHtioQ au ?63t6 clo la, larmnie
as l?H>lor" A Bd. Ill, 1859".
Poggendorff ( I . C.) . Biographisch-literari '
sches Handworterbuch zur Geschichte der
eracten Wissenschaf ten u. s. w. (Leipzig 1862
und 1863. Ioh. Amor. Barth. schm. 4".)
Bd. I I , Sp. 1335.
. Winkler Edler von Nriickenbrandt ,
Georg Johann (Forstmann, geb . zu
GroBwiesendorf in Niederosterreich
am 29. Marz 1776, gest. 4. August
1833) . Seiner Neigung fur den Artilleriedienst
folgend, trat er nach beendeten
Vorstudien am 4. April 1794 in Wien
bei dem 2. Artillerie>Regitnente ein. Mit
demselben machte er die Feldziige 1794
bis 1800 am Ober- und Mittelrhein mit,
jede vom Dienste eriibrigte Zeit zur
wissenschaf tlichen Ausbildung in der Mathematik,
im militarischen Zeichnen u. s.w.
benutzend. Dann einer der fleiBigsten
Schiiler des beriihmten Vega Md. I.,
S. 60 A , besuchte er in den Friedens«
jahren 1801—1804 eifrig die Artillerieschulen
und gewann eine solche Summe
von Kenntnissen in den mathematischen
und damit zusammenhangenden Disci»
plinen, daB er in einer Artillerieschule
als Repetitor der hoheren Mathematik
angestellt wurde. Bald ward die Tuchtigkeit
und Verwendbarkeit . . des . jungen
Artilleristen in weiteren Kreisen bekannt .
So fand er, nachdem er einige Zeit Lehrer
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Wurzbach5 6 . txt
im Zeichnen gewesen, als Repetitor in
der hoheren Mathematik Beschaf tigung,
dann im Feldzuge 1803, kam er als
Adjutant zum Feldartillerie-Comman«
danten Hermann Peter Grafen Kijnigl
M . X I I I , S. 324) in Tirol. Hierauf
zum Oberlieutenant vorgeriickt, commandirte
er eine Compagnie der nieder«
osterreichischen Landwehr und fuhrte
mehrere ihm von Erzherzog Marirni»
1 i an Este ertheilte Auftrage mit bestem
Erfolge aus . Nach hergestelltem Frieden
auf eine entsprechendere Lebensstellung,
als sie bei dem langsamen Avancement
in der Linie zu erhoffen war, sinnend,
horte er den Lehrcurs an der prov. k. k.
Forstlehranf talt in Purkersdorf nachst
Wien, erhielt 1811 provisorisch, 1813
bleibend die Professur der mathematischen
Facher an obigem mittlerweile nach
Mariabrunn iibertragenen Institute. An
demselben blieb er fortan als Lehrer und
Fachschrif tsteller thatig, wurde in Ruck»
ficht auf seine verdienstliche Leistung im
Jahre 1838 mit dem Pradicate Bruckenbrandt
und dem Ehrenworte Edler
von in den erblandischen Adelstand erhoben
und 1849 nach nahezu funfzig»
jahriger Thatigkeit im militarischen Forstlehramte
unter gleichzeitiger Verleihung
des Titels eines kaiserlichen Rathes in
den bleibenden Ruhestand versetzt, in
welchem er im Alter von 77 Jahren
starb. Winkler, obgleich Dr. Ratze»,
burg fur ihn kein Platzchen in seinem
„ Forstwissenschastlichen Schrif tsteller-Lexi»
kon" hat, in welches mancher weit Ge>
ringere aufgenommen ist, zahlt nicht nur
zu den tiichtigsten und verdienstvollsten
Forstmannern Oesterreichs , sondern war
im Ganzen auch ein sehr erf inderischer
Kopf, der.manche praktische Instrumente,
die sich auch bewahrten, erfand, unter
anderen einen Dendrometer (Baum«
meffer) , mittels dessen mau nicht nur die
13*^
Minkler don Zriickenbrandt 276 Winkler von Zriickenbrandt
Hohe und jeden beliebigen Durchmefse
eines gerade stehenden, sondern auch
nicht minder die Lange und jeden gege»
benen Durchmesser eines wie immer schief«
oder krummgewachsenen Baumes, als di<
Lange und die Durchmesser der Aeste desselben,
folglich die Kubikmaffe der Baum
mit moglichster Genauigkeit bestimmen
kann. Zur Vereinf achung und Beschleu»
nigung dieses Geschaftes berechnete er
noch eine eigene trigonometrische
Tafel, aus welcher man die Hohen
der Baume, nach beobachtetem H6hen»
winket, unmittelbar herausnehmen und
die Durchmesser durch eine einfache
Proportion unmittelbar ableiten kann.
Ueber den Nutzen dieser Erfindung, vor
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Wurzbach5 6 . txt
welcher man sich mit den sehr tauschen
den Ocularabschatzungen der Walder be
gniigen mufite, etwas Weiteres zu sagen
ist uberfliissig. I n seinem Fache als
Mathematiker und Forstmann auch schrifb
stellerisch thatig, hat Winkler durch den
Druck verof f entlicht : „Beschreibung eines
Vllbl55ntlil und pm wirklichen Gebrauch eingerichteten
Spiegel! in eals", mit 1 Kupfer»
tafel (Wien 1809); — „Beschreibung und
Oebrauch eines Nendrometers (PunNmessrrs ) ,
urn das Kubikmasz der Nanme moglichst genan
; u bestimmen", mit 1 Kupfert. (ebd. 1812,
gr. 8 A .) '. — „Ghearetisch-prakUsche Zlumeibung
iiber die geometrische OintheNnng nnd.llen
Oetnuvch der ublichen .Panwgrap he (sturchlchuobel) " ,
mit 2 KK. (ebd. 1812; 2. Aufl.
1819, gr. 80.); — Lehrbuch iler Nechen-
Knust nnd Algebra« (ebd. 4813; 2. Aufl.
4822, gr. 80.); — Lehrbuch der Beametril
''urn Gebrach aut Forstuklldlmien" A 4 / Theil:
. Theoretische Geometrie und Trigonometrie" ,
mit 7KK. (Wien 1814; 2. Aufl.
mit 6 KK. ebd. 1824); 2. Theil, 1. und
2. Abthlg.: „Die praktische MeAkunst",
mit 11 KK. (ebd. 1817; 2. Aufl. mit
20 KK.. 1829. gr. 8".); - „Praktische
Anleitnng zum graphischen und geumunzchen
Trilllignliren mit dein Messiische", mit 9 lith.
Tafeln (ebd. 1 3 2 1 ; 2. verm. Aufl. 1825,
ar. 8 A .) ; — ^Lehrbuch der nngewtindten
Mathematik, enthaltend die Hntangzgriinde der
Mechanik, Hydrastatik und Hydraulik", mit
1 Kupfer- und 3 lith. Taf. (ebd. 1821,
ar. 8 A . ) ; — „Neschreibung eines uerbesserten
beqmNen vnd rintachen Urigebarometerz , nebst
praktischer Anleitung znm chebranche deZLelnen",
mit 1 K. (ebd.» 1821, gr. 8".); — . «Ghenretizch-
praktische Anleitnug zur Berg-Situations»
, mit 2 KK. (ebd. 1823, gr. 8".);
che und lllgarithmisch-trigunametrische
Takeln" (ebd. 1834, gr. 8".); -
Anleitnng znr Oanstrurtilln nnd A nm Gebrauche
eines einfachen Taschen-Nenurumeters n. s. nl.",
mit 2 Kupfert. (Wien 1833; 2. ganz
umgearb. Aufl. ebd. 1847, gr. 8".); —
„Waldmerth . Schat zung" . 1. Abthlg.: ,Die
Materialschat zung und Ertragserhebung
enthaltend...", mit 20 Tabellen. Holzschnitten
und 1 lith. Forstkarte; 2. Abtheilung:
„Hie Waldwerth«Berechnung,
nach einfachem Verfahren", mit 2 Ta»
bellen und 1 lith. Forstkarte (ebd. 1835
und 1836, gr. 8".); — „Lehrbuch der
Rechenkunst nnd Algebra. Sum Mntlichen Ge»
brauch tiir Indiuidnen, dir sich dem Farstkache,
der Mess- uud Narckunst widmen" (3. verb.
Aufl. Wien 1838; 4. verm, und zeit«
gemafl verb. Aufl. ebd. 1848, gr. 8".),
eine 6. Auflage dieses Lehrbuches ist vermehrt
und theilweise umgearbeitet von
Franz B a u r (Wien 1866) erschienen;
— „Lehrbuch der Geumetrie: Sum ossentlichen
Gebrauche tiir Individuen, die sich dem Forsttuche,
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Wurzbach5 6 . txt
d« Mrss» unk» Baukunst widmen"
3. verb, und verm. Aufl. mit 7 Kupfert.,
Wien 1839; 4. verb. ' und verm. Aufl.
849, gr. 80.). Alle diese Schriften
Winkler ' s sind wohl in nachster Bezieung
auf das Forstfach und vorziiglich
praktische Zwecke bearbeitet, nichts»^
Winkler, Joseph 277 Minkler, Joseph
destoweniger tragen sie alle den Cha«
rakter der Grundlichkeit und Wissenschaf t«
lichkeit .
Oesterreichische National« Ency klopa<
die von Graffer und Czikann (Wien.
8".) Bd. V I , S. 16ti, - Schwarzer
(Guido von) . Biographien zur Galerie beriihmter
und verdienter Forstmanner (Brunn
18?0. so.) S. 28. - Annalen der Litera«
tur und Kunst in dem osterreichischen Kaiser«
thume (Wien, Anton Doll. 8".) Jahrgang
18N. Bd. I , S. 260. -Poggendorff
( I . C.) . Biographisch . literarisches Hand»
Worterbuch zur Geschichte der eracten Wissen,
schaften (Leipzig 4863. I . A. Barth. gr. 8".)
Nd. I I , Sp. 1338.
Winkler, Joseph (Rosen kreuz er,
Ort und Jahr seiner Geburt unbekannt,
gest. in Wien zu Anfang der Neun<
ziger-Iahre des vorigen Jahrhunderts ) .
Die wesentlichsten, freilich auch ganz und
gar mystischen Nachrichten, die wir liber
diesen Sonderling haben, verdanken wir
dem Alchymisten Max Joseph Freiherrn
von Linden, der urn den Anfang des
49. Jahrhunderts in Wien lebte und
dort eine geheimniBvolle Rolle spielte.
DaS Ausf uhrlichste, was man iiber L i nden
weiB, iiber den selbst man nie recht
ins Klare gekommen, erzahlt v r . Emil
Besetz ny in der f reimaurerischen Zeit»
schrift «Zirkel", Jahrgang 1871, Nr. 10
bis 14, worin er historisch»biographische
Skizzen iiber die Rosenkreuzer in Wien!
mittheilt. Linden's Mittheilungen iiber
Winkler sind aber in dem heute schon
sehr seltenen Buche enthalten: . Handschif f ten
fur Freunde geheimer Wissenschaf ten .
Zum Druck bef ordert-von M. I .
F. v. 3 . . . , k. t. A. R. Erster (und ein"
ziger) Band mij Kupfern" (Wien bei
Alois Blumauer 1794) . Die Initialen
bedeuten: Max Joseph Freiherr von
Linden, k. k. AdministrationS-Rath" .
Ueber das Schicksal dieses seltenen Buches
berichtet Dr. Besetzny in
seinem f reimaurerischen Taschenbuch „Die
Sphinx" (1873) Seite 78. Joseph
Winkler lebte als Buchhandler, Anti
quar und Biicherschat zmeister zu Wien
in der zweiten Halfte des achtzehnten
Jahrhunderts. Er war, wie Linden
schreibt, einer der groBten Biicherkenner ,
die es vielleicht jemals gegeben hat,
dabei ein hervorragender Alchymist und
Rosenkreuzer und gait in geheimen Wis»
Seite 416
Wurzbach5 6 . txt
senschaften als ungemein erfahrener und
competenter Richter. Auffallend erscheint
eS, daB Franz Graffer— wenngleich
nicht Winkler ' s Zeitgenosse, denn
Ersterer wurde 1783 geboren, wahrend
Letzterer zu Anfang der Neunzigei ' Iahre
starb — nirgends in seinen zahlreichen
culturhistorischen Wien und die Wiener
betreffenden Schraten Winkler's ge«
denkt, da er ja nicht selten und ziemlich
ausfuhrlich auch von solchen Leuten berichtet,
die er nicht personlich kannte.
Wie Linden ferner schreibt, ging Wink«
ler in seiner Jugend nach Italien, kam
nach Florenz und ward in dem grofi>»
herzoglichen Garten von ein paar Geist»
lichen eineS bekannten Ordens (Je»
suiten?) so angeredet, als wenn sie ihn
schon viele Jahre gekannt hatten. Nach
einigen gleichgiltigen Unterredungen zeig»
ten sie ihm die Ursache an, warum er
seine Reise in Italiert unternommen,
sagten, daB man ihn schon erwartet
habe und bereit sei, dem Ziele seiner
Wiinsche ihn naher zu fuhren. Am fol>
genden Tage wurde er von eben diesen
Geistlichen
abgeholt und, wie ihm dauchte, auBer»
halb.der Stabt durch lange unterirdische
Gange in eine Versammlung von sehr
ansehnlichen und ehrwiirdigen Personen
gebracht . Hier..muBte er auf einem ihm
angewiesenen Orte niederknien, mit aller^
Winkler, Joseph 278 Winkler, Joseph
ihm moglichen Sammlung des Geistes
beten, seinen Namen auf einen Zettel
schreiben, und nachdem dieses Papierlein
in einem Tabernakel unter einer Art von
Monstranz mit besonderen Ceremonien
niedergelegt , er aber auf den folgenden
Tag war wiederbestellt worden, wurde er
durch seine vorigen Fiihrer zuriickgeleitet .
Des folgenden Tages ward er wieder
abgeholt, an eben den Versammlungsort
hingefiihrt und, da er im Gebete vor
dem Altare niederkniete, der Tabernakel
geoffnet, sein Name hervorgezogen und,
nachdem man den Zettel, auf welchem
derselbe stand, genau angesehen hatte,
ihm zu der vorzunehmenden Einweihung
Gliick gewiinscht. Kurz nachher ward er
nun mit besonderen Ceremonien, wie
denn alles bis Hieher Geschehene mit
solchen verkniipft gewesen, in diese Ge>
sellschaft aufgenommen und mit den
ersten Grundsatzen und Gebrauchen derselben
bekannt gemacht, die er zeitlebens
niemals zu iibertreten geloben muBte.
Nach geendigtem Ceremoniell sagte man
ihm, wo er auf seiner Heimreise Freunde
antreffen und daft der iibrige, Unterricht
bei der Riickkehr in sein Vaterland auf
die gewohnliche Weise ihm zukommen
werde, worauf seine Entlassung erfolgte.
Seite 417
Wurzbach5 6 . txt
Er traf iiberall Alles so an, wie man es
ihm angezeigt hatte. Auch in Wien kam
kurz nach seiner Ankunft zu ihm ein Mib
glied dieser Gesellschaft , welches ihm die
Nachricht gab, daB es von seineu Vorgesetzten
den Befehl habe, ihm nach Vorschrift
des Ordens in Allem an die Hand
zu gehen. Alsdann muBte Winkler
ihm ein VerzeichniB von seinen Buchern
und Schriften machen, mit der Bemev
kung, welche Wissenschaft ihm die ange>
nehmste sei, und in welcher er vorzuglich
Unterricht zu haben wiinsche. Nachdem
er die hohere Chemie sich ettoren hatte,
ward er gefragt, welche Blicher er vor»
ziiglich als gute und classische ansehe?
Er nannte unter anderen Basilius
Valentinus , einen Benedictinermonch
und beriihmten Alchymisten zu Anfang
des funfzehnten Jahrhunderts , dessen
sammtliche Schriften zu ofteren Malen,
zuletzt in drei Banden von Ben. Nic.
Petraeus (Hamburg 1717 und 1740)
herausgegeben wurden. Nun trug man
ihm auf, denselben zu commentiren und
seine Arbeit stiickweise seinem Fiihrer zu
ubergeben; er that es; nach einiger Zeit
ward das, waS er recht verstanden und
ausgelegt hatte, angezeigt, das, worin
er gefehlt, bemerkt und die Biicher und
der Ort angewiesen, wo er dariiber Er>
klarungen finden wiirde. Auf diese Art
erhielt er nach und nach in dem ganzen
GeheimniB der Kunst den nothigen Un»
terricht und ward dann zum Kunst»
verstandigen erklart und als solcher aner«
kannt . Bei diesem Fortschritte seiner
Kenntnisse wurden seine Pflichten immer
groBer, sein Leben muBte noch strenger
eingerichtet werden, und bei einer jeden,
auch minderen Vernachlassigung kamen
die bittersten Verweise und Demuthigungen,
die, wie er selbst eingestand, seine
Tage nicht zu den angenehmsten machten,
und urn die man ihn nicht beneiden
diirfe. Einst, da er sein MiBvergniigen
iiber die Art, ihn zu behandeln, vielleicht
mit etwas zu'vieler Lebhaf tigkeit mochte
gesagt haben, blieb sein Freund plotzlich
aus, und nur erst nach einigen Jahren
liefi er sich einmal wieder sehen, nachdem
Winkler in der Zwischenzeit seine
Uebereilung wohl. tausendmal bereut
hatte. Nun ward ihm wohl eine Wahl
vorgelegt, und er.entschied sich abermals,
was er nicht hatte thun sollen, dafiir, in
Wien zu bleiben, und von dieser Zeit an
hatte aller weitere Schrif twechsel ein?
Winkker, Joseph 279 Minkler, Joseph
Ende . Nur ein paar Mai traf en noch
Gesellschaf tsmitglieder bei ihm ein, die er
wohl urn iyr Furwort und die Wiedererof f nung
eines naheren Zusammen-
Hanges bat, aber ohne Erfolg. So weit
Seite 418
Wurzbach5 6 . txt
berichtet Linden iiber Winkler ' s rosen«
kreuzerische Verbindungen, anlaBlich deren
dann Besetzny bemerkt, daB dabei
allem Anscheine nach die frommen Vater
Jesu, die an ihm ein nicht ganz und gar
will fahriges Werkzeug gefunden und ihn
daher einfach fallen gelassen hatten, die
Hauptrolle gespielt haben diirften. Von
4777—1780 hat Baron Linden vielfachen
Verkehr mit Winkler, mit dem
er sich in allerlei Gesprache einlieB, aus
denen er die Ueberzeugung schopfte, daB
Winkler in den mystischen Schriften
wohl bewandert gewesen sei und, wie
Linden sich ausdriickt, das UaFistsrium
M3 . FNUN unter Leitung seines
Freundes und Aufsehers zu wiederholten
Malen ausgearbeitet , das Resultat aber
demselben habe einhandigen muffen, so
daB er sich nur von der Moglichkeit und
Thatsachlichkeit der Transmutation vergewiffern
konnte, ohne selbst je einen personlichen
Vortheil dabei zu erzielen; kurz
daB er gesaet, aber nie geerntet habe.
Was nun Winkle r's Charakter betrifft,
so war unser Antiquar reich anAbsonderlichkeiten
aller Art, hatte viele ganz eigene
Meinungen, Launen und Vorurtheile,
dachte selten, wie der groBe Menschen-
Haufe zu denken pfiegt, war sehr miBtrauisch,
zuriickhaltend und argwohnisch,
Alles Eigenschaf ten, die, wenn ursprunglich
schon vorhanden, durch den Verkehr
mit den rosenkreuzerischen Genoffen nur
noch verstarkt worden sein mochten. So
gait ihm das Wort »Liebster Freund"
fur elne Beleidigung, die er lange nicht
vergessen konnte Dabei war er sehr
strenge in seinen Sitten; das schone Geschlecht
floh er in auffallender Art, er
betete viel und sah die romisch-katholische
Religion als die alleinseligmachende mit
Ueberzeugung an, verrichtete ihre Ge»
brauche und Ceremonien, welche er, wenn
davon gesprochen wurde, mit groBer
Warme und Ueberzeugungstreue vertheidigte .
Von der Freimaurerei hielt er
nicht nur nichts, sondern wenn man ihm
vorhielt, daB doch groBe Kiinstler jeder
Art dieser Gesellschaf t A angehoren, so
erwiderte er, daB ihre Kiinste nur durch
Hilfe boser Engel verrichte' 1 wurden, mit
denen ihre ersten SMer A ein geheimes
BiindniB fur sich und ihre Nachf olger^yeschlof f en
hatten* u. s. w. Inwieweit diese
Ansichten bei Winkler sich* von selbst
durch seine Eigenart und seine Studien
entwickelt haben, oder inwieweit rosen»
kreuzerischer EinfluB dabei thatig ge>
wesen, laBt sich freilich nicht bestimmen.
Wie sein Biograph erzahlt, so war sein
Hauptmentor und Fiihrer auf den ver»
schlungenen Pfaden zum Tempel der
anriichigen Weisheit ein alter Rosen«
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Wurzbach5 6 . txt
kreuzer, Namens Freimann, der viele
magische, cabalistische und alchymistische
Schriften geschrieben. Diese pries Wink»
ler als wahre Meisterwerke und ihren
Autor als den einzigen Mann, von dem
er etwas wahrhaft Reelles und Tuch»
tiges gelernt; nur war er die Proben
dieses reellen und tuchtigen Wissens
schuldig geblieben. I n enger Verbindung
stand er auch mit Franz Joseph, Graf en
T h u n , dem Stifter einer mystischen, der
sogenannten Gabledonischen Gesellschaft ,
iiber welche man in Lauater's Protokoll
iiber den „apiritus t6.nliU2.ri3
62.dlia<ms" (Frankfurt und Leipzig
1787) weitere Aufklarung findet, und
deren Mitglied er schlieBlich auch wurde.
Als er aber allnialig in ihre Geheimnisse
eingedrungen, die sich ihm zuletzt nur als^
Minkler, Joseph 28tt Minkhler' 1 Karl Angelus
purer Schwindel darstellten, und es zu
Auseinanderset zungen mit dem Stifter
kam, nahmen die Scenen zwischen Bei»
den einen so tumultuarischen Charakter
ar, daB eine ziemlich heftige Trennung
erfolgte, in der man sich gegenseitig ver»
sicherte, daB man es fur ein wahres
Gliick schatze, einander los geworden zu
sein. Wahrend aber der Graf in seiner
Zuriickgezogener dies Alles als That«
fachen entgegeKnechm, iiber die er weiter
kein Wort verlor, hielt Winkler, der
sich urn einige» Dkkcaten, die er auf die
Copie geheimnisvoller Schriften verweckdet
hatte, erleichtert fiihlte und fur
betrogen wahnte, in einer seinem gemeinen
Wesen ganz entsprechenden Weise
nichts weniger als reinen Mund, sondern
schimpfte heftig iiber die Gesellschaft und
deren Stifter, und zwar so lange, bis
dieser, aus solchen widrigen Reden Nach«
theile fur seinen Verein besorgend, sich
mit Winkler verstandigte und ihm
alien Schaden ersetzte, wogegen Letzterer
sich verpf lichtete, mit seinen Schimpf ereien
gegen den Verein und dessen Stifter
innezuhalten . So weit reichen die Nach«
richten iiber Winkler und die Verirrun»
gen, zu denen, wie heutzutage von Tisch»
riickern, Spiritisten und Gedankenlesern,
damals die menschliche Gesellschaft von
Rosenkreuzern, Gablidonisten und I 1 1 u -
minaten mitgerissen wurde. Wie groB in
geistiger Vollendung auch im Laufe der
Zeit die Menschheit werde, Dummheit
behauptet ihre Sendung, Wahnsinn stirbt
nie aus auf der Erde. Ueber die weiteren
Schicksale des Buchhandlers wie des
Rosenkreuzers Winkler fehlen alle
Daten. Er mag wohl, als von Seite des
Staates nach Ausbruch der f ranzof ischen
Revolution gegen alle geheimen
Gesellschaf ten ernste Mafinahmen ergriffen
wurden, sich zuriickgezogen haben
Seite 420
Wurzbach5 6 . txt
und so allmalig in Verschollenheit ge»
rathen sein.
Winkhler, Karl Angelus (Componist,
geb . in U n g a r n im ersten Jahrzehnt
des 19. Jahrhunderts , gest. zu
Pesth am 13. December 1843) . Bei
hervorragendem musicalischen Talente
bildete er sich unter guten Meistern zum
Musicus und war dann zu Pesth ebenso
als tiichtiger Clavierspieler , wie als
Lehrer und Compositeur thatig. Die
Zahl seiner Werke steigt iiber 40 und
besteht meist aus Compositionen fur das
Piano, unter denen folgende besonders
hervorgehoben werden: ,,/k/onalss 6 A ??-
?an/s A >on?- /s Fi ' a A io/oT ' ts" Op. 2 ; -
„Grill fur Pianllkurte. Violine untl
Op. 3; - „
Fl ' anc» avse?
Op. 12; - „<
Fiits st K A o" Op. 13', — „Vierhandige
Sonate" Op. 22; -
T'is" Op. 24; -
" Op. 2 9; -
p. 19
und Op. 30; —
H ei /
Op. 4 1;— „Seitett tiir Piina,
2 Violinen, Alt, Glllo und Cllntrlltmzz "
Op. 44. AuBerdem schrieb er noch mch»
rere brillante Rondos, Sonaten zu zwei
und vier Handen, Polonaisen, Romanzen
u. a. Man ruhmt Winkhler 's Compo»
sitionen Eleganz, gliickliche Ideen und
Charakteristik nach. Als Dilettant, wie
ihn GaBner bezeichnet, kann er fuglich
nicht angesehen werden, da er seine
Kunst, die Musik, als Lehrer verwerthete.
Allgemeiner musicalischer Anzeiger.
Herausgegeben von I . F. Castelli (Wien.
Haslinger. 8".) 1. Jahrg. t829. S. 15, 1 t 8 ;
I I . Jahrg. 4830. S. 37, <17. 146; V I . Jahrg.
1833, S. 98. - Hafiner (F. S. Dr.).?
Winkler, Martin Ferdinand 281 Minkler, Martin Ferdinand
Universal ' Lerikon der Tonkunst . Neue Hand«
ausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849,
Franz Kohler. Ler.»8".) S. 899. - Neues
Universal ' Lerikon der Tonkunst.
Fur Kiinstler, Kunstfreunde und alle Gebil«
deten. Angefangen von vi>. I u 1 . Schlade«
bach, fortgesetzt von Eduard Bernsdorf
(Offenbach 1861. Johann Andre gr. 8".)
Bd. I I I , S. 883.
WWkler, Martin Ferdinand (Com.
ponist, geb. zuFrauenberg in Ober»
steiermark am 1 t . November 4760,
Todesjahr unbekannt) . I n Nede Stehender,
deffen Vater Schullehrer und
Mefiner zugleich in Frauenberg war,
kam, neun Jahre alt, nach Volkermarkt
in Karnthen, wo er die Anf angsgriinde
der Musik erlernte. 4770 wurde er als
Sangerknabe im Benedictinerstif te Sanct
Paul im Lavantthale in Karnthen aufgenommen.
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Dort erlernte er, wahrend er
das Gymnasium und die Humanitatscla jsen
besuchte, nebst dem Gesange
Clavier» und Orgelspiel. Zur Fortsetzung
seiner Studien ging er dann nach Klagen»
flirt, wo er, da er ganz mittellos war,
im Kloster der Ursulinerinen freien Tisch
erhielt und bei dem Stadtorganisten
Lutzenberg sich weiter im Orgelspiele
ausbildete. Als er achtzehn Jahre zahlte,
ward er von dem Pralaten des Bene»
dictinerstif tes St. Paul, Anselm von
E d 1 i n g , als Stif tszogling aufgenommen,
und hier beendete er die philoso»
phischen und theologischen Studien; aber
auch an musicalischer Thatigkeit fehlte es
nicht, da er fur die Operetten, welche der
Pralat dichtete, nun die Gesangstiicke
zu componiren hatte. Da er sich darin
als besonders geschickt erwies, iibertrug
ihm der Pralat die Leitung der Kirchenmusik
im Stift, und nun begann Wink»
1 e r 's Thatigkeit auf dem Gebiete der
kirchlichen Composition, die zeitlebens
seine vorherrschende blieb. I m November
1782 wurde das Kloster aufgehoben.
Winkler stand damals im 22. Lebens jahre.
Da er die Ordensgeliibde noch
nicht abgelegt hatte, also vollig ungebunden
war, begab er sich nach Klagenfiirt,
wo er sich vorderhand durch Musikunterricht
seinen Unterhalt erwarb. Als
dann 4784 das General»Seminar in
Gratz errichtet wurde, kam er in dasselbe
und vollendete darin die theologischen
Studien. Die inhumane Behandlung
jedoch, welche die damaligen aufeinander
folgenden Generaldirectoren dieses I n -
stitutes den Zoglingen angedeihen lieBen,
war nichts weniger als geeignet, in den»
selben die Liebe fur den priesterlichen
Beruf zu wecken und zu fordern, im
Gegentheil, sie veranlaBte die Mehrzahl
der Seminaristen zum Austritte, und in
der That verlieflen bald nahezu 200 derselben
das Seminar, und unter diesen befand
sich auch Winkler. So waren
die vorangegangenen der Erziehung zu
priesterlichem Berufe gewidmeten Jahre
verloren, und er muflte sich fur einen
anderen Beruf entscheiden. Urn diese
Zeit fand die Durchfiihrung des von
Kaiser Josephll . angeordneten
Steuerregulirungsgeschaf tes statt, und eK
gelang ihm, bei demselben Verwendung
zu finden. Er trat in dem Steuerbezirke
Hartneidstein unter der Herrschaft Wolfs«
berg in Dienste, vertauschte aber dieselben
1787 aus Liebe zu seinem alternden
Vater, der zu Maria Saal in Karnthen
lebte, mit der Organistenstelle bei
dem Capitel deS dortigen beriihmten
Wallf ahrtsortes . 1794 folgte er einem
Rufe als Organist und Chordirector nach
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Villach, nahm aber schon nach kurzer Zeit
einen gleichen an die Domkirche in Laibach
an. Aus dieser Stelle jedoch bald
durch den Einfall der Franzosen, die von
dem ganzen Lande Besitz ergriffen, ver-?
Winkler, Martin Ferdinand 282 Winkhier, Matthias Jacob
trieben, wendete er sich nun mit seiner
Familie nach Wolfsberg in Karnthen, von
wo er bereits friiher einen Ruf erhalten
hatte, den er aber ablehnte. 1802 fand
«r eine Anstellung bei dem Domanen-
Oberamte in Wolfsberg, in welcher ihm
1807 auch noch die Vogteiverwaltung
iibertragen wurde. Daselbst war er noch
im April 1826 — damals bereits
66 Jahre alt — am Leben. Seine ferneren
Geschicke, die kaum noch wechselvoll
gewesen sein konnen, sind uns unbe«
kannt . Wie schon bemerkt, war Winkler
Compomft, und zwar vorherrschend in
Kirchenmusik, was sich aus seinen wech«
selnden Stellungen als Organist und
Chordirector in verschiedenen Kirchen
und Klostern erklart. Die Zahl seiner
Compositionen ist groB . Da wir Einsicht
nehmen konnen in ein von ihm selbst
angef ertigtes VerzeichniB derselben, so
fuhren wir die einzelnen Werke summansch
an. Es sind 11 groBe Messen,
davon vier in (7, eine in Z , eine in >3
und Z5, eine in Ss mit Graduale, Offer«
torium, Vsni Lanots Spiritus und I'antuiu
6I-F0, zwei in ZK, eine in A mit
L'anwrQ slFO, eine gleiche mit Offerto»
rium de St. Eucharistia, jede derselben
ist vierstimmig, mit Orgel, mehreren
Streich» undBlaSinf trumenten; 9 kleine
Messen, davon drei in Z, zwei in 2),
eine in 2? zwei in 0, alle vierstimmig
mit Orgel, Streich, und Blasinstrumenten;
22 Offertorien, vier« und
zweistimmig mit Orgel, Streich« und
Blasinstrumenten; 241'HntuW. si-xo,
sammtlich vierstimmig mit Orgel, Streich«
und Blasinstrumenten; dann ein I's
DsniQ in 0, zwei kleine dreistimmige
Pastoralmessen mit Orgel, Violinen
und BaB, ein dreistimmiges Requiem
in F'-moN, ein libFinH ooeli mit
Auf erstehungslied, ein vierstimmiges
mit Harmonie, ein
vierstimmiges Ncos panis mit Orgel,
Streich- und Blasinstrumenten, ein
deutsches Amt in 0, dreistimmig mit
Orgel, Clarinetten, Horn, ein deutsches
Oratorium zum h. Grabe, nach einem
Texte von Ramler, auf vier Stimmen
und Streichinstrumente und zwei Orgel«
concerte, eines auf Streich» und Blas»
instrumente, daS andere bloB auf Streich«
instrumente; dann eine Symphonie
in Fs, zwei Adagio in Zs, ein An«
dante in F, sammtlich auf Streich» und
Blasinstrumente, drei Marsche und ein
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Adagio in ZK und <<4s fur Blas»
instrumente, ein Landwehrmarsch fur
Wolfsberg in mit BlaSinstrumenten
und tiirkischer Trommel, ein Quartett
in <? fur Piccolo, Violine, Viola und
Violoncello, aufierdem verschiedene an»
dere Werke, darunter Marsche fur
Dilettanten und die Stadtcompagnie in
Wolfsberg. Wo sich-diese Kompositionen
befinden, ist uns unbekannt, wahrschein»
lich bei seiner Familie oder den Erben
in Wolfsberg.
Winkhler, Matthias Jacob (gelehrter
Theolog, geb . zu Gratz 11. Juli
1746, gest. daselbst 28. December
1309) . Dem geistlichen Berufe sich zu.
wendend, vollendete er in Grah die theo«
logischen Studien, wurde 1769 Welt-
Priester und erlangte noch im namlichen
Jahre die theologische Doctorwiirde. An»
sanglich in der Seelsorge thatig, ward er
1777 Subrector und Korrepetitor der
theologischen Wissenschaften in dem ver»
einigten Seminar zu Gratz. Als der da«
malige Fiirstbischof von Seckau Graf
Arco gelegentlich einer theologischen
Disputation die Fahigkeiten deS tiich«
tigen Subrectors naher kennen gelernt
hatte, berief er ihn 1780 als Hofcaplan^
Minkhler, Matthias Jacob 283 Winkier-Deutsch, Minna
in seine unmittelbare Nahe und iibertrug
ihm als solchem die Leitung der bifchof«
lichen Diocesangeschaf te . Als in der Folge
das Seckau 'sche Domcapitel errichtet
wurde, erhielt auch Winkhler eine
Domherrnstelle und zu gleicher Zeit das
Directorat des bischof lichen Priesterhauses
zu Gratz. 1799 wurde er Dompfarrer an
der Kathedrale zu St. Aegydi in Grah,
dann 1804 Domcustos und Director
des theologischen Studiums an dem da»
maligen Lyceum dieser Stadt. Ungeachtet
seiner anstrengenden Beschaf tigung als
Consistorialref erent war er doch ununterbrochen
in der Seelsorge und im Pre»
digtamte thatig. Von ihm sind folgende
Schriften im Druck erschienen:
ei 6ca?6sl ' asi51
ii 1784,
(ib. 1785,
8^. ina, A .); — „Cllnk> und Uranken5ulbung
nach dem romischen M u a 1 inzlentsche nberzcht,
bllmmt Anmerkungen jnm Vortheil der
u. 5. lu." (Gcatz 1787, 80.); - „
2H" (kraeo'li 1788, 80.); -
, Grijndliche und vollstandige Anleitung A nr Nrrichtignng
der Stiftungen nach dem Zuhalte der
nh. Anordnungen. . . " (Gratz 1788, 80.);
— ''VllS Oheplltent uam 16. Janner NsZ mit
ullen nllchhinig ergangenen aUerh. Verurdnungen .
I n eiuem pliinmaszigen A usummenhungt" (ebd.
1788,
178 9, 40.) ; -
rf welche bei Gelegenheit des Hankteste
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« tiir die Ornbernng der tziuptiestung
Nelgrad den 28. Weinmonuts N39
in der Hot- und Vnmkirchr p <Vriit' s abgehalten
nmrde" (Gratz, 8 A . ) ; — „Graztreden an
Kranke und Sterbende ''urn Gebrauche der DaienchriLten"
(ebd. 1789,80.); - „Rallzelrede,
welche bei Gelegenheit de5 "ur medentrichteten
Saule der allerh. Zreifaltigkeit. . .
pr HankLllgnng knr die 1680 abgewendete
Pest. . . abgehalten wurde" (ebd. 1790,
gr . 80.); — A Granerrede nui den seligen Hintritt
Josephs dez "nieiten. . ." (ebenda
1790); — „Triumph der christlichen Aeligian
pr vollen Neschiimnng nllrr ihrer Feinde,
herausgegeben mn einem Freunde der Wahrheit",
3 Theile (Deutschland 1790 '"Gratz,
Ferste 8".); — „Nnterricht uber den Jubelabla55 . . . "
(ebd. 1793); — „Kanzelrede
auf das hohe pfingLtfest" (ebd. 1800, 8".);
— ,Ner Ohrist am Grabe des Heilands oder
Hrt und Weise, am Ghartrritllg dns h. Grab zu
besuchen. . . " . 3 . Aufl. (Gratz 1808, 8".).
Die Angaben liber Winkhler ' s Todesdatum
wechseln, nach Einigen starb er
am 20. December 1810, nach Anderen
am 20. December 1809 und wieder nach
Anderen am 28. December 1809. Die
letzte Angabe ist die richtige.
Steter martische Zeitschrift. Redigirt von
Or. G. F. Schreiner, Dr. Albert von
Muchar, C. G. Ritter von L e t t n e r ,
Anton Schrott er (Gratz, 8".) Neue Folge,
VII. Jahrg. . t. Heft, S. 104. - Annalen
der Literatur und Kunst des In» und Aus»
landes (Wien. Doll, K« . ) Jahrg. t810. Bd. I,
2. 333. — Oesterreichische National»
Encyklopadie von Graffer und Czi«
kann (Wien 1832. 8".) Nd. VI, S. 160.
Winkler-Deutsch, Minna (Piani.
sti n und Komponist i n , geb . in W i e n
urn 1840) . Sie bildete sich im Pianospiel
unter dem bekannten Mufiklehrer
Professor P i r k e r t Mand X X 1 1 ,
S. 336^ und trat bereits vor ihrer Ver«
heiratung theils in Wiener Privatcirkeln,
theils im Salon Schreiber als Pianistin
auf. Nach ihrer Verehelichung ent«
sagte sie ihrer Kunst, kehrte jedoch bald?
Minkler, Andreas 284 Winkler, D.
zu ihr zuriick. So veranstaltete sie <869
wieder im Salon Streicher mehrere
giinstig aufgenommene Concerte, spater,
1876, finden wir sie auch im Salon
Bosendorfer als Pianistin. Zugleich
widmete sie sich der Composition und
dem Unterricht im Clavierspiel . Als
Comporustin gab sie mehrere Stiicke her«
aus, welche Beifall fanden, unter andern
auch in der Ziehrer ' schen „Deutschen
Musikzeitung" 4876, Nr. 48: „Die
Wassernixe", Ballade von F. Horti.
Als Clavierspielerin besitzt sie gleichfalls
einen guten Namen.
Z i ehrer (C. M.) . Deutsche Musikzeitung.
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2. December 1876, Nr. 48, S. 8.
Portrait. Gezeichnet von Jg . E i g n e r
(ebenda) .
Noch sind folgende Trager dieses Namens be»
merkenswerth : 4. Andreas Winkler, ein
Maler und Kupf erstecher (geb. im ersten
Jahrzehnt des laufenden Jahrhunderts zu
Muhlen bei Taufers im Pusterthale Tirols) .
Er widmete sich der Kunst, machte seine
Studien zuerst in Innsbruck und setzte sie in
Wien fort. Leman gedenkt einer von dem»
selben 1828 gemalten Copie nach Joseph
Schopf!M.XXXl,S. 488) . deren
Schonheit er riihmt . Unser Maler mochte
wohl mit dem Kupf erstecher A. Winkler,
der in den Jahren 4827 und 4828 fur meh<
rere in Wien herausgegebene Taschenbiicher ,
unter anderen fur die „Fortuna" von Told
und die „Huldigung der Frauen" von Ca»
stelli, unterschiedliche Blatter nach Zeich»
nungen von Decker und Ried er zu ver»
schiedenen Erzahlungen stach, ein und dieselbe
Person sein. Mir sind bekannt von seinen
Blattern folgende mit der Unterschrif t : „An»
gela", nach Decker in Told's „Fortuna"
fur das Jahr 1827 zur Erzahlung „Das ode
Haus" von I . F. Hofmann: — in Ca»
stell i's „Huldigung der Frauen" fur 4823
zur Erzahlung „Neberall viel Unrecht und
wenig Recht" von Kruse, nach Zeichnung
von Ried er; — dann die Blatter mit den
Unterschrif ten : ,Die Grabesrosen" . „Edda"
„Vlandine". „Everalline Campbell", alle vier
nach Zeichnungen von Decker; und zur Er»
' Zahlung „Der Of ternzettel" , nach Zeichnung
von Ried er; — auch hat er mehrere Blatter
gestochen mit Ansichten fur das bei Hartmann
in Pesth und Leipzig 4834 u. f. her«
ausgegebene „Bildermagazin fur allgemeine
Weltkunde" von F. M a 1 u e n , demselben,
der das beriichtigte „Sendschreiben eines
Oesterreichers an den Grafen Bismarct von
Schonhausen aao. Wien am Todestage
Schiller's 4866" (Wien bei A. Pichler's
Witwe und Sohn) verof fentlichte . Von
Winkler's im genannten Werke Malven's
(gest. in Wien am 23. December 4873) vor»
kommenden Blattern kennen wir.- „Einfahrt
in den Hafen von Monembrasi". nach
Zeichnung von P. Bacouet ; und „K. k.
osterreichisches Gesandtschaf tslager " . ' s Tiro«
lisch'es Kiinstler »Lexikon oder kurze
Lebensbeschreibung jener Kiinstler, welche ge»
borene Tiroler waren oder eine langere Zeit
in Tirol sich aufgehalten haben. Von einem
Verehrer der Kiinste sgeistlicker Rath Leman)
(Innsbruck 4830. Fel. Rauch. 8«.) S. 373.)
—2. BenjaminWinkler (ZeitgenoB) . Er
bekleidet zur Zeit die Stelle eines Professors
der Mineralogie an der koniglich ungarischen
Montan» und Forstakademie zu Selmecz»
banya (Schemnitz) . I n seinem Fache schrift.
stellerisch thatig, hat er bisher verof fentlicht
in I ' oiatAnikoslon' 1 ' , d. i. Organ
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Wurzbach5 6 . txt
fur Geologie: „ A , nikF^ardoni, tolatani tar-
5ulat tksMQo-", d. i. An die Mitglieder
der ungarischen Gesellschaft fur Geologie
(4874. Bd. I , S. 83); im Jahrbuch der
k. k. geologischen Neichsanstalt : „Geo<
logische Beschaf fenheit des Tribeczgebirges im
nordwestlichen Ungarn" lis65. Bd. XV,
Verhandl . 9); — „Eisensteine von Gyalor"
s.ebd.. S. 69); — „Die Eisenerze bei Gyalor
in Siebenburgen" ^4866. Bd. XVI, S. 443);
— ferner: „Die geologischen Verhaltnisse des
Zsilthales in Siebenburgen" und „Geolo«
gische Verhaltnisse des Verespataker Gold»
bergbaues". Wo die zwei letztgenannten ab»
gedruckt stehen, weiB ich nicht . Professor
Winkler ist zugleich koniglich ungarischer
Bergrath. — 3. D . Winkler. Ein Land»
schaf tSmaler . der in den Zwanziger<Iahren
des laufenden Jahrhunderts in Wien seine
Kunst ausiibte. I n der Ausstellung der k. k.
Akademie der bildenden Kiinste bei St. Anna
1826 war er durch ein Oelbild: „Landschaft
bei auf steigendem Gewitter" vertreten. s A Ka«
t a 1 o g der Iahresausstellungen der k. t.
Akademie der bildenden Kiinste bei St. Anna
in Wien vom Jahre 4826. S. 43, Nr. 37.)?
Minkler, E.
— 4. G. Wintler. Ein Architect der
Gegenwart, der auch die Doctorwurde er«
langte und auBerdem, daft er seit 1867 mit
Bohdar NoZek gemeinschaftlich die „291-2 A 5
g A ,
d. i. Die Mittheilungen des Aichitrcten. und
Ingenieuroereines in Bohmen" (Praa bei
Dominicus) herausgab, mehrere selbstandige
Fachschrif ten verof f entlicht hat. so u. a.:
„Vortrage iiber Eisenbahnbau, gehalten
an verschiedenen polytechnischen Schulen"
(Prag 4872 u. f.. Dominicus, gr. 8".). in
deren verschiedenen Heften er den Eisenbahn«
b e r b a u , dann die Weichen und Kreu«
zungen und den Unterbau (geometrische
Vorarbeiten und Construction der Erdbauten)
erortert; von alien diesen mit eingedruckten
Holzschnitten und zum Theile farbigen Litho«
graphien ausgestatteten Abhandlungen sind
wiederholte und dritte Auflagen erschienen;
— „Der Briickenbau" . 2 Lieferungen mit
123 (eingedr.) Holzschnitten und 6 lithogr.
Tafeln in qu.gr. 4". (Wien 1872. gr. 8".):
— „Neue Theorie des Erddruckes nebst
einer Geschichte der Theorie des Erddruckes
und der hieriiber angestellten Versuche", mit
47 (eingedruckten) Holzschnitten" (ebd. 1872.
ar. 8".); — „Vortrage uber Briickenbau,
gehalten an der k. k. technischen Hochschule
in Wien". 4 Hefte (ebd. 1873 und 1876). in
diesen Vortragen behandelt er die Theorie der
Briicken, aufiere Krafte gerader Trager, innere
Krafte gerader Trager, eiserne Briicken,
Gittertrager und Lager gerader Trager,
Querconstructionen; die Hefte sind mit zahl«
reicken (eingedruckten) Holzschnitten, lithogra»
phirten und chromolithoaravhirten Tafeln
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ausgestattet und einzelne derselben in wieder»
holter Auflage erschienen; — „Technischer
Fuhrer durch Wien", mit einem (chromol.)
Plane der Stadt nebst Umgebung (in gr. Fol.);
mit Planen der Donauregulirung (in qu . 4 " . ) ;
mit einem (chromol.) Plane der Weltausstel»
lung (qu. 4".) und einem geologischen Plane
nebst 13? (eingedr.) Holzschn. (Wien 1873,
428 S.. 8".); davon ist auch eine zweite,
bis Fruhjahr 1874 erganzte Auflage ebenda
erschienen. Im namlichen Jahre und bei dem»
selben Verleger wurde aber eine franzosische
Uebersetzung unter dem Titel: «Quiae 6y
1 ' g . rokitkets ot as I'wssnieur 2, Vienns",
in gleicher Weise ausgestattet wie das deutsche
Original, herausgegeben . I n der Wiener
Weltausstellung 1873 hatte Winkler in
der X ' V I I I . Gruppe Derailmodelle eiserner
283 Winkler, Franz
Briicken ausgestellt. — 5. Gduard Wink»
ler. Er trat in die kaiserliche Armee, machte
als Oberlieutenant bei Feldzeugmeister Nooich>
Infanterie Nr. Y8 den bosnischen Occupa»
tionsfeldzug 1878 mit und wurde fur sein
tapferes Verhalten in demselben mit der
ah. Belobung ausgezeichnet . 1881 war er der
zweitalteste Oberlieutenant im Regiment?, er
wird nun wohl bereits zum Capitanlieute«
nant vorgeriickt sein. — 6. Franz Wink ler
(geb. zu Kaaden in Bohmen 1. October
1737. gest. 1824). Wissenschaf tlich vorbereitet,
wurde er 1776 zu Bechin in den Orden der
Franciscaner aufgenommen, in welchem er
die philosophischen, dann im Prager Semi»
nar die theologischen Studien beendigte und
1788 die Priesterweihe empfing. Noch im
namlichen Jahre trat er zu Haindorf in die
Seelsorge, welche er darauf in Komotau.
zuletzt als Zocalist in Mosern ncch siebzehn
Jahre lang ausiibte. 1805 mit der Professur
der Moral» und Pastoraltheologie am bischof»
lichen Alumnat zu Lcitmeritz betraut, ward
er dann Prases desselben und erhielt 1818
den Titel eines iionsistorialrathes . I m Druck
gab er heraus: „Noth» und Hilf sbiichlein fur
Kranke und Sterbende, wie auch fur jene.
welche ihnen in Abwesenheit des Priesters
beizustehen verpflichtet sind" (Prag 1797)
und „Kurzer, doch faBlicher Katechismus der
Hauptpf lichten der Dorfrichter, besonders in
den f. k. Staaten" (ebd. 1799. 2. Aufl.
1802) . Diese letztere Schrift ist so praktisch
und sachgemafl abgefafit, dafl das bohmische
Landesgubernium sie den Kreis« und Wirth»
schaf tsalntein bestens empfahl und eine
oechische Uebersetzung derselben unter dem
Titel: n^latkH' als xookoMsalu A kktsokismus,
klavniok poviimoLti xro vsn-
Kov5k6 l^ektai-u 2ta.«, von Ioh. R u 1 i k be<
sorgt, erschien. sNait zeneager (Franz Ios.).
Gelehrten« und Schrif tsteller« Lerikon der
deutschen katholischen Geistlichkeit (Landshut
1820. Ios. Thoman. gr. 8°.) Band I I ,
S. 318. — est erre ich i sche National
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Encyklopadie . Von (Hraffer und Czi»
kann (Wien. 8".) Bd. V I , S. 160. -
7. Franz Winkler (geb. zu Wagsiaot in
Schlesien am 13. Janner 1839) . Er war
Secretar des Kreiuvorstandes in Melnik, redigirte
1863 das politisch «literarische Blatt
„?rkvaa. A d. i. Die Wahrheit, welches zuerst
in Prag, dann in Iungbunzlau erschien, und
wurde 1864 Redacteur des «uechischen Blattes
„NoleLlavim" , in welcher Eigenschaft er fur£
Minkler, Franz 286 Minkler Franz von
ein PreBvergehen im August 1864 eine mehr«
monatliche Kerkerstrafe davontrug. Er hat
mehrere deutsche kleine Lustspiele, so G 6 r
ner's „Schwarzer Peter" u. a. fur die
crchischc Biihne iibersetzt und im Sammel<
werke „Vibliatkeka aivaclelna . " , d. i. Theater»
bibliothek, welche seit 1832 bei Posviailin
Prag herauskam, verof f entlicht . A n 6
rijlvii'5 6eako81ov2 . n2ks . Ve' 1 , nove A i, d. i.
Geschichte der aechoslavischen Sprache und
Literatur. Neuere Zeit (Wien 1868. gr. 8° . )
S. 304. - Wiener Z e i t u n g . 1864.
Nr. 183, S. 263.) - 8. Franz Winkler
(geb. zu Ungarisch-Hradisch 1812. gest. in
Brunn 3. Februar 1870) . I n Rede Stehen
der. dessen Vater Oberamtmann der Land>
guter der Stadt Hradisch war. beendete die
rechtswissenschaf tlichen Studien und trat 1833
bei dem mahrisch ' schlesischen Gubernium als
Conceptspracticant in den Staatsdienst . 1846
wurde er k. k. Kreiscommissar . Als 183«
nach der Pacification Ungarns Graf Attems
zu PreBburg als oberster politischer Distncts«
chef die Leimn g der Geschafte ubernahm,
berief er den wegen seiner Tiichtigkeit aner«
kannten Winkler als Referenten zur
Districtsregierung in genannter Stadt. Dort
blieb derselbe bis 1861. in welchem Jahre
nach dem Ausgleich mit Ungarn die deutschen
Beamten das Land verlassen mufiten. Er
aber hatte sich in seinem Wirkungskreise so
die Liebe der Bevolkerung erworben, daft ihn
die Stadt Tnmau durch Verleihung des
Ehrenburgerdiploms ehrte. Nun kam er nach
Mahren zuriick und ubernahm 1863 die Lei«
tung des gemischten Bezirksamtes Kojetein,
von wo er aber schon nach kurzer Zeit zur
aufterordentlichen Dienstleistung bei der k. t.
Statthalterei in Brunn einberufen wurde.
1868 zum k. k. Bezirkshauptmann des politi«
schen Bezirkes Briinn ernannt, starb er in
dieser Stellung zwei Jahre spater, zu friih
fur Staat und Amt . I n Anerkennung seiner
Verdienste hatte er vom Kaiser den Orden
der eisernen Krone dritter Classe erhalten.
Gediegen in feinen amtlichen Leistungen und
human in seinem ganzen Wesen, war er als
Mensch und Beamter gleich hoch geachtet.
lNriinner Morgenpost . 1870. Nr. 46
im Feuilleton: „Franz Winkler".) — 9. Franz
Winkler (geb. zu Tcnnow in Galizien am
26. August t780. Todesjahr unbekannt) . Er
mochte 1855 noch am Leben sein. Mit seinen
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Eltern kam er in fruher Kindheit nach Wien.
wo er sich dem pharmaceutischen Studium
widmete und das Magistecium daraus erwarb.
Neben der Pharmacie betrieb er noch mit
grofiem Eifer Botanik, und Dr. Neil»
reich nennt ihn in seiner unten bezeichneten
„Geschichte der Botanik" den Veteran der
Wiener Botaniker. Nach beecndeten pharma«
ceurischen Studien trat er als Provisor in
der Apotheke „zum Tiger" in der Wiener
Alservorstadt ein und versah diese Stelle
durch 42 Jahre. Anfangs allein, spater in
Gesellschaft anderer Botaniker botanisirte er
seit 1797 in den Umgebungen Wiens . Auf
diesen Ercursionen waren K e r n d 1 , Her»
oich. Wittmann und Dolliner seine
Genossen. I n den letzteren Jahren schloB er
sich enge an Pach und H i r n er an und
botanisirte stets mit ihnen gemeinschaf tlich . Er
besafi ein reiches und instructives Herbarium.
'"Verhandlungen des zoologisch-botanischen
Vereines in Wlen (Wien. 8".) Bd. V (1833)
5. 63 in der Abhandlung: „Geschichte der
Botanik von Nieder5sterreich" . Von Aug.
Neilreich.) — 10. Franz von N i n k 1 e r
(geb. zu Stolz bei Frankenstein am 4. August
1803. gest. in der Grotte zu Adelsberg
6. August 1831) . Der Sohn eines Guts.
Verwalters, gelangte er durch Verheiratung
mit der reichen Witwe eines Gutsbesit zers im
Beuthener Kreise zu einem ansehnlichen Ver»
mogen, das ihm die Mittel gewahrte zu
Mirchovitz in Oberschlesien groBartige indu<
strielle Unternehmungen zu begriinden, die er
mit entschiedenem Gliicke fuhrte. Dadurch
gab er vielen Hunderten der arbeitenden
Classe Arbeit und Brod, abgesehen davon,
daB Nothleidende bei ihm stets Hilfe und
Unterstiit zung fanden. 186 1 unternahm er in
Gesellschaft seines Arztes eine Erholungsreise
iiber Deutschland. Tirol und Italien. Auf
der Rlickreise begriffen, kam er am 6. August
1851 in Adelsberg an und wollte gleich
vielen Tausenden die wegen ihrer Stalaktiten
beriihmte Aoelsberger Grotte in Krain be»
suchen. Als er einen kleinen Theil in der
Grotte vorgedrungen, siel er. vom Schlage
getroffen nieder und wurde sofort ins Gast«
haus zuriickgebracht , wo er in derselben Nacht
starb. Seine Witwe beschloB nun dem Ver,
blichenen in dem Orte seines Todes n n blei«
bendes Denkmal zu errichten und stiftete zu
diesem Zwecke die Summe von 2300 fi. zu
dem kleinen bereits vorhandenen Capital zur
Errichtung des Adelsberger Gemeindespitals ,
durch welches der Ankauf eines eigenen^
. Johann 287 Minkler, Johann von
HauseS ermoglicht wurde, das zu diesem
Zwecke seine bleibende Verwendung fand.
Am Hause selbst aber wurde ein schon ge«
meiBelter Stein mit der einfachen Inschrift:
«Franz von Ninkler. > 1- 6. August 1351"
angebracht . '"Mittheilungen des histori»
schen Vereines fur Krain im August 1833,
Seite 430
Wurzbach5 6 . txt
S. 61 u. f. im Artikel: „Grundung eines
Gemeindespitals in Adelsderg" . ) — 11. Heinrich
Joseph Winckler. Derselbe lebte in
der ersten Halfte des achtzehnten Iahrhun»
derts. war Doctor beider Rechte. 1732
Rath und Assessor des erzbischof lichen Consi.
storiums und Superintendent der Universi«
tatsstif tungen des Agramer CanonicuS Gregor
Mayzi aus dem Jahre 1564 und des Graner
Trzbischofs Nicolaus Olah aus dem Jahre
1369, iiber welche Anton Ritter von Geusau
in seiner „Geschichte der Stiftungen, Erzie«
hungs» und Unterrichtsanstalten in Wien"
(1803) S. 136 und 138 nahere Aufschlusse
gibt . — 12. J o h a n n Winckler. ZeitgenoB.
Desselben gedenkt Freiherr von Helfertin
seinem Werke „Die Wiener Journalistik im
Jahre 1343" an mehreren Stellen. Winckler
ist Verfasser der Schrift: .Die periodische
Presse Oesterreichs " (Wien 1875. 234 und
222 S.. Ler. 8".). deren Verdienstlichwt trotz
mannigfacher Liicken und VerstoBe, welche
letzteren umsoweniger vermeidlich waren, als
der Autor keine eigene Sammlung besaB,
sondern sich an bloBe Ankiindigungen halten
muBte. Freiherr von H e 1 f e r t wiederholt
anerkennt. I . Winckler ist Doctor der
Rechte und mit dem Titel eines Hofsecretars
als Vicesrcretar bei der k. k. statistischen
Centralcommission in Wien, von welcher
auch obige Schrift iiber die periodische Presse
herausgegeben wurde, angestellt. Einige andere
statistische Abhandlungeu verof f entlichte er
schon friiher in den von genannter Central«
commission herausgegebenen Mittheilun»
gen aus den' 1 Gebiete der Statistik,
und zwar: „Feuerschaden . Feuerlosch« und
Versicherungswesen in den im ReichSrathe
vertretenen Konigreichen und Landern nach den
Ergebnissen des Jahres 1870 bearbeitet", mir
einer kartogravh. Darstellung (281 Seiten)
lBo. XIX, S. 1) und „Uebersicht des
Schiffs« und Waarenvertehrs auf der oberen
Donau zu Wien, Linz und Engelhartszell in
den Jahren 1849—1869". mit einer graph.
Tafel in qu . Fol. (Ill und 73 S.) M n d
XVII, S. 4). lHelfert (Freiherr von)
dem im Texte bezeichneten Werke. S. 50. 33.
139. 281. 283) - 13. Johann Winkler
(geb. zu Wsetin in Mahren am 18. November
1794. Todesjahr unbekannt). Derselbe
kam 1808 in die lateinische Schule zu
Trentschin in Ungarn, von dort i sw an daS
Lyceum in Kasmark, wo er Rhetorik miter
Professor I . Genersich sBd. V, S. 1331
horte und der beriihmte s a f a r i k '"Band
XXVIII, S. 33) 1811 sein Mitschiiler war.
I m let ztgenannten Jahre begab er sich, urn
ungarisch zu lernen, mitten unter die Ma»
gyaren nach Szabolcz bei Totaj. von da
1 3 i3 auf die katholische Akademie in Kaschau
und 18i4 an das evangelische Collegium in
Eperies. 1815 erhielt er ein Lehramt zu
Bielitz in OesterreichiscPSchlesien . spat« eine
Seite 431
Wurzbach5 6 . txt
Predigerstelle in seinem Geburtsorte Wsetin.
1826 folgte er einem Rufe an" die evangelische
Kirche zu Nawsa nachst Iablunkau in Schle«
sien. wo er wohl bis zu seinem Tode —
1830 lebte er noch — geblieben sein mag.
AuBer einigen Aufsatzen in d?r oechischen
Zeitschrift „Xvet/", d. i. Bliiten, in den
Jahren 1343. 1844 und 1843. gab er selbst,
standig heraus: „ A ova partitu.?», oriSkbnHioi
V2.rd.zn7", d. i. Neue Partitur, enthaltend
Gesange fur die evangelische Kircke zur Orgel
(Pesth 1830. Walzet. 4".). worin 31 Ge .
sange enthalten find. Iungmann riihmt
Wintler ' s Verdienste urn die nationale Ent<
Wickelung. sFem5e7-al A . wt« A o/iso A . DsHiu?
noveM, d. i. Geschichte der oechoslavischen
Sprache und Literatur. Neuere Zeit (Wien
is68. gr. 8".) S. 304. - 14. Johann
Ritter von Winkler (geb. zu Wiist ' SeiberS '
dorf in Mahren am 23. November 1818) . Er
trat nach beendeten rechtswissenschaftlichen
Studien in der politischen Sphare in den
kaiserlichen Staatsdienst und bekleidet zur
Zeit die Stelle eines kaiserlichen Hofrathes
bei der Statthalterei der Markgraf schaf t
Mahren in Brunn; auBerdem ist er Vor»
sit zender«Stellvertreter der k. t. Grundlasten«
Ablosungs ' und Regulirungs-, der Lehen«
Allodialif irungs ' und Grundlreuer« Reguli»
rungscommission und wurde fur seine dem
Staate geleisteten Dienste am 18. October
1866 mit dem Orden der eisernen Krone
dritter Classe ausgezeichnet . Den Statuten
des Ordens gemaB erfolgte mit Diplom
Sao. 22. Februar 1869 seine Erhebung in
den osterreichischen Ritterstand. Ritter von-
Winkler ist mit Nana geborenen Zimmer?
Minkler, Johann Christoph 288 A Joseph
mann (geb. 8. September 4823) vrrmalt . Die
einzige Tochter aus dieser Ehe . Gabriele
(geb. i t . Mai 1850) . vermalte sich am 14. Oc>
tober 1876 mit dem GroBindustriellen Leop
oldHerber Edlen von R o ch o w.
Wappen. Ein durch einen sckrasslinken gul«
denen Balken von Blau und Roth getheilier
'Schild. Auf diesem ruhen zwei Turnierhelme .
Aus der -Krone des ersten Helmes erheben
sich drei blau«golden<blaue . aus dem des
zweiten ebenso viele roth ' goldeN ' rothe StrauB«
federn. Helmdecken. Dir des rechten Hel»
mes blau, des linken roth, beide mit Gold
unterlegt.) — j5. Johann Nalthasar
Winkler, Doctor beider Rechte. Ein 6ster«
reichiscker Rrchtsg A ehrter . der im acht zehnter» .
Jahrhunderte in Gratz lebte, wo er als
offentlicher Z«hrer der Pandekten an dem
Lyceum thatig war. I n Druck sind von ihm
erschienen: „Ilaetams 6e Hure A ui'knao in
Feuere" (Yrascii 1756, 4".); — „Richtiger
Zeiger der Hauptschuldigkeilen eines Lehrers
der biirgerlichen Rechte" (176U) und „?i-26-
lectioueL aa A usriniani lidr. I V . InsUtntiouum"
(ebd. 173.. 4°.). - 16. Johann
Ghvistoph Winkler (geb. zu Augsburg
Seite 432
Wurzbach5 6 . txt
t?01. gest. in Wien urn i77U) . Der Kupfer«
stecherkunst sich widmend, ging er nach Mim«
chrn. wo er ein Schiiler Joseph Spaei's
wurde. Dann nahm er seinen bleibenden
Aufenthalt in Wien und erwarb daselbst das
Privilegium, die Thesen fur alle 6sterreichi«
schen Lande zu stechen. Neben Karten stach
er auch einige Blatter, in denen er nicht
geringe Kunstf ertigkeit bekundet, und welche
von Kennern geschatzt werden. Von den von
ihm gestochen entarten ist uns nur bekannt :
„Das Temesvarer Banat . im Maftstabe von
t : 300.000" (Wien 1739. Imp . . Fol . ) . Von
seinen Blattern nennen wir auBer einer archi«
teutonischen Darstellung in Qu.-Fol. „Die
h. Elisabeth. Konigin von Ungarn", nach
F. M o n t i (gr. Fol.); - „Die zwolf
Apostel", nach Piazetta und Copien nach
M. Pitteri. gemeinschaf tlich gestochen mit
HieronymuS Zeittinger, einem Kupfer»
siecher, der urn die Mitte des achtzehnten
Jahrhunderts in Wien arbeitete (gr. Fol.);
— „Simson von den Philistern der Augen
beraubt" (Gr . -Roy . <Qu . <Fol . ) . nach R em<
brandt . Nagler. der dieses Blatt Wink»
1 er's als interessant bezeichnet, bemerkt, daB
dieses Bild sich „in der Galerie zu Wien"
befindet. Er setzt nicht hinzu, in welcher; in
der Belvedere»Galerie ist es nicht aufgestellt;
es ware denn. dafi es seine Unterkunft in den
dortigen Kellern hatte, in welchen manche
Bilderschat ze ruhen sollen. — 17. Johann
Michael Winkler (geb. in Schleisheim
1729, gest. zu Wien 28. Janner 1796) . Auch
liber diesen Kiinstler, den wir in Werken iiber
Oesterreichs Kunst und Kiinstler vergebens
suchen, sind nur sehr diirftige Nachrichten
vorhanden. Nachdem er in Miinchen seine
Studien — bei wem, ist nicht bekannt —
vollendet hatte, lieB er sich in Wien nieder,
wo er Hofmaler wurde und Bildnisse in
Miniatur, darunter solche der kaiserlichen
Familie, malte, ein Umstand, der denn doch
auf eine nicht gewohnliche Kunstf ertigkeit
schlieflen laflt, aber auch erklart, warum der
Kiinstler wenig bekannt geworden, da Minia»
tmbilder meist in der Familie bewahrt wer«
den und wenig herumkommen. Patuzziim
Register der Kiinstler, welches dem I I . Bande
seiner „Geschichte Oesterreichs" (Wien bei
Nenedikt, schm. 4".) angehangt ist. nennt
S. 344 im VerzeichniB, den Muler Winkler
«inen „Historienmaler" . '"Na g 1 er (G. K.
Dr.) . Neues allgemeines Kiinstler «Lerikon
(Miinchen 1839. C. A. Flcischmann. 8".)
Bd. XXI , S. 533.) - 18. Joseph Wink«
1 e r , ZeitgenoB. Als 1868 das osterreichische
Episkopat gegen die neuen Kilchcngesetze
Front machte und insbesondere der Erzbischof
von Wien Cardinal Rauscher und der
Bischof von St. Polten in ihren Hirten»
briesen sich in entschiedenen Gegensatz zum
Staate stellten, gab der Journalist Joseph
Winkler die Flugschrift: „Cardinal Nau«
Seite 433
Wurzbach5 6 . txt
scher und Genossen gegen Staat und Gesetz"
im Juni genannten Jahres heraus, deren
Heftigkeit und Schonungslosigkeit , mit welcher
darin gegen die Kirchenf iirsten vorgegangen
war, den Staatsanwalt veranlaBten, gegen
den Verfasser den PreBproceB einzuleiten.
Insbesondere war es folgende Stelle in der
Broschure: «' s .n/ 6s?- F/lsaoetiioT ' iieke, neoe»
Hause ' s sT»'« Si'/clnl« kaum
eT'n weite?» H^aussen, b« c?«?»
e?' "l'nl's vl'e/?«e:Hi. . . ", welche
den Staatsanwalt zum Einschreiten veran»
lafite, obgleich auch noch andere Stellen der
Broschure im hohen Grade beleidigend gegen
den Cardinal lauteten. Nachdem die Staats«
behorde einen sechswochentlichen Arrest in An»
trag gebracht hatte, fallte der Gerichtshof nach
langerer Berathung ein f reisprechendes
Erkenntnifl . z A Neues Wiener Tagblatt^
Winkler, Joseph Magnus 289 Winkler, Karl
1368. Nr. 278: „Cardinal Rauscher als
Klager".) — 59. Joseph Winkler (geb.
zu Triibau in Mahren am 23. August 1841) .
Er beendete das Gymnasium und die rechts»
wissenschaf tlichen Studien in Wien und er»
langte 187t in Grah aus letzteren die Doctorwurde.
Sich dem Advocatursberuf e zuwen«
dend, lebte er in den Siebenziger-Iahren als
Candidat desselben zu Neunkirchen bei Wien.
Von ihm sind im Druck erschienen: „DaS
Staatsrecht in Versen" . 3 Hefte (Wien 1874.
2. Aufl. 1875); — „Defterdiwan oder
Sammlung von poetischen Aufsatzen" (ebd.
1875) . Winkler schrieb unter den Pseu.
donymen Chapius und Dr. Maser. —
20. Joseph Johann Winckler von
Mohrenfels (geb. 10. September 1761,
gest. 7. Juni 1798) . Ueber die Lebensumstande
dieses seinerzeit nicht ganz unbekannten
Poeten, der einer alten frankischen Familie
entstammt, ist nur wenig bekannt . Nach
Meusel lebte er in Erlangen, nach Nafi>»
mann in Wien; nun kann Beides zutreffen,
denn er war vermogend und besaB das Gut
Heinhofen unweit Erlangen. Als urn den
Anfang der Acht ziger»Iahre ein Taschenbuch,
betitelt „Ganymed", herauskam, folgte dem«
selben „Hebe. ein Pendant zu Ganymed"
(Germanien ^1782) 8".) . welches bei seinem
Erscheinen dem preuBischen Kriegsrathe Aug.
Friedrich Cranz zugeschrieben wurde. I n
Wirklichkeit war der Verfasser Winckler,
der die Herausgabe desselben Ccanz iiber»
lassen hatte, weil er wegen einer darin ent«
haltenen bedenklichen Stelle verborgen bleiben
wollte. Aufierdem gab er heraus „Gedichte"
(Wien 1789. 8".) . und im „Frankischen Musen»
almanach fur das Jahr 1782" wie im „Wiener
Musenalmanach" und in der „Blumenlrse
der Musen" (Wien 1790) sind Gedichte und
vor letzterer auch sein SchattenriB ent»
halten. INahmann (Friedrich) . Pantheon
deutscher jetzt lebender Dichter und in die
Belletristik eingreif ender Schrif tsteller
Seite 434
Wurzbach5 6 . txt
(Helmstadt 1823. Fleckeisen. 8") S. 368. Das
„jetzt lebender Dichter" dieses Titels trifft
bei Winckler nicht zu, da derselbe bereits
1798 gestorben.) — 2t . Joseph Magnus
Winkler (gest. 25. Octoder t841) . Ort und
Jahr seiner Geburt sind uns nicht bekannt,
ebenso wenig, wo er feine Vorbereitungs»
und medicinischen Studien beendete. Wir
wissen nur, daB er zuletzt die Stelle eines
Kreisarztes zu Hradisch in Mahren bekleidete.
1 n seinem Fache schriftstellerisch thatig, hat
v. Wurzb ach, bioqr. Lerikon. I A VI. IGedr. 6.
er folgende Schriften herausgegeben : „Die
Receptirkunst oder Anleitung zur Verfassung
der Arzeneif ormeln . Mit vielen Beispielen",
mit 1 Kupf. (Wien 1825. 8«.); - „Die
orientalische Cholera, ihre Geschichte und
Entstehung, bisherige Verbreitung, Verlaufs»
weise. Symptome, ausfuhrliche Vergleichung
und Uebereinstimmung mit den vorzuglichen
Contagionen und die hieraus hervorgehende
Folgerung ihrer Beschaf f enheit und Vor»
bauungsweise" (Olmutz 1831, gr. 8".); —
„Darstellung der Luchatschowit zer Mineral,
quellen in Mahren als Trink» und Bade»
anstalt in bistorisch<topogr . . phys . . chem. »schar ,
makodynam. ' therapeut . und diatetischer Hin.
sicht" (Brunn 1833. gr. 8".); — „Allgemeine
Therapie oder allgemeine Krankheitslehre .
Zum Gebrauche fur angehende Aerzte",
2 Bande oder 3 Theile, neue Ausgabe (Wien
1830. ar. 8° . ) . Die erste Ausgabe erschien
in Olmutz 1828. Winkler's Darstellung
des Luchatschowit zer BadeS gilt fur die bisher
beste dieses Curortes. — 22. Karl Winkl
e r . Anfiihrer der im Jahre 1848 im Vene«
tianischen von den Rebellen auf gestellten
sogenannten „ungarischen Legion", welche aus
lauter Ueberlaufern aus kaiserlichen Regi»
mentern und herabgekommenen Leuten der
armlichsten Art bestand und nicht mehr als
ein Hauflein von 36 Mann bildete. Er war
der einzige Ofsicier des Inf anterie»Regi«
mentes Graf Kinsky Nr. 47, der am 22. Marz
seinen Degen einem nebenstehenden Vene»
tianer iiberreichend, zu den Auf standischen
iibertrat und von diesen als Hauptmann der
Ouai-ai» oivie» einverleibt wurde. Nach
Freiherrn von Helfert war er ein liederllcher
Geselle, ohne Ansehen bei seinen Leuten, denen
er mehr als einmal den Monatssold nicht
auszahlen konnte, weil er diesen gleich nach
Empfangnahme am Spieltische verputzt hatte.
Dieser Karl Winkler diirfte allem An«
scheine nach identisch sein mit dem L u d w i g
Winkler, dessen K. M. Kertbeny in
seiner Schrift: „Die Ungarn im Auslande"
(Briissel und Leipzig 1864. KieBling. kl. 8".)
S. 76, Nr. 1902 gedenkt . Nach diesem Bio»
graphen war LudwigWinklerzu Saros
in Ungarn t810 geboren, wurde k. k. Wacht»
meister. desertirte 1849 mit 100 Mann als
Lieutenant zu den Piemontesen und befehligte
die ungarische Legion wahrend der Belagerung
Seite 435
Wurzbach5 6 . txt
Venedigs . I n der Folge diente er in der
Schweiz, in Tunis, Constantinopel . ward t860
Garibaldist. Brigadier und starb in Pifa 1861
Mai 1888.1 4 9^
Winkler, Moriz 29N Winckler, Milllbald
als koniglich italienischer Obristlieutmant .
sHelfert (Ios. Aler. Freih. o) . Die Thron«
besteigung des Kaisers Franz Joseph I.
(Prag 1872. Tempsk.v) (oder die Geschichte
Oesterreichs vom Ausgange des Wiener Octoberauf standes
1848. III. Theil) S. 118.
— Debrunner (Johann) . Erlebnisse der
Schweizer«Compagnie in Venedig (Zurich
und Frauenfeld 1850) S. 121 u. f. - 23. M i -
chael Winkler. ZeitgenoB. Derselbe ist
Inhaber einer Fabrik von Combinations«
sicherheitsschlossern und Tafeln mit plastischen
MetallguBausschrif ten . Auf ihn kommt Pro.
fessor Erner in dem unten benannten Werke
wiederholt zu sprechen. Zuerst erwahnt er.
dah Winkler sein „sehr sinnreiches Com«
binationSschloB " . welches als Breloque an
den Uhrketten getragen werden kann, 4867
privilegiren lieB. Dann aber erfahren wir.
daB Michael Winkler der Erfinder der
Metalltafeln mit Aufschriften ist und den
ZintguB im GroBen betreibt. Sammtliche in
ZintguB ausgefuhrten StraBennamen- und
Hausnurnmerntaf eln in Wien und in vielen
Provinzf tadten riihren von ihm her. ''Erner
(Nilhelm Franz Prof, vi-.) . Beitrage zur
Geschichte der Gewerbe und Erfindungen
Oesterreichs von der Mitte des XVIII . Jahr» A
Hunderts bis zur Gegenwart (Wien 1873. A
gr. 8".) . Erste Reihe: „Rohproduction und >
Industrie" S. 373 und 335. — Aren<
stein (Joseph Prof. Dr.). Oesterreichischer
Bericht iiber die internationale Ausstellung
in London 1362 im Auftrage des t. k. Han«
delsministeriums . . . (Wien 1862, Staats'
druckerei, Ler. 8".) S. 103. — Amtlicher
K a t a 1 o g der Ausstellung der im Reichs«
rathe vertretenen Konigreiche und Lander
Oesterreichs. 1. Weltausstellung 1873 in
Wien (Wien, 3".) S. 267. Nr. 614.) -
24. Moriz Winkler. Obwohl er kein
Oesterreicher ist, gebiihrt ihm doch die Auf'
nahme in unser Werk, da er osterreichische
Gebietstheile zur naturwissenschaf tlichen Durch»
forschung erwahlt hat. Er stammt aus Bres«
lau. 1843—1847 durchf orschte er botanisch
das mahrische Marchfeld; 1847—1833 B6h«
men in den Gegenden von Bodenbach und
Klof tergrab; 1834 das Triester Gebiet. Er
ist der Erste, der die Flora des siidostlichen !
Marchfeldes den Wiener Botanikern aufschloB.
I n dem Stof it z ' schen „Oesterreichi«
scheu botanischen Wochenblatt" beschrieb er
die „Vegetationsverhaltnisse des nordlichen
Bohmen" sl853, S . 235) und in der „Oester«
reichlichen botanischen Zeitschrift" seine „Reise
nach dem siidostlichen Ungarn und Sieben«
biirgen" A Bd. XVI, 1866, Nr. 13 und 14) .
Auch fur die Prager botanische Zeitschrift
Seite 436
Wurzbach5 6 . txt
„I' s otoe« arbeitete Winkler mit . A Ver«
Handlungen des zoologisch « botanischen
Vereines in Wien (Wien, 8".) Bd. V, 1855.
in den Abhandlungen S. 66 in der „Ge«
schichte der Botanik in Niederosterreich" . Von
August Neilreich.) — 23. Valtin (Va-
lentin) Winkhler, ein Steinmetz aus der
ersten Halfte des sechzehnten Jahrhunderts .
Tinkhauser in seiner „Beschreibung der
Diocese Briren" gedenkt im I. Bande .
S 393 dieses Valtin Winkhler als
Steinmehes zu Pfalzen, der 132? den Bau
der Pfarrkirche zu Miihlen vollendete. Muhlen
ist ein im Pusterthale im Landgerichtsbezirke
Taufers gelegenes Dorf, dessen aus Granit«
quadern im gothischen Style erbaute Kirche
die Aufmerksamkeit der Alterthumler auf sich
zieht. Dieser ValtinWinthler ist often,
bar derselbe Kunstler, dessen im „Tirolischen
Kunstlerlerikon" und im G r a f f e r'schen
„Conversationsblatt " 1820, S. 934. im „Ver«
zeichniB der Tiroler Kunstler" unter dem
Namen Valtin Wineker gedacht wird.
Nun war Valtin Wineker mehr als ein
gewohnlicher Steinmetz, er gehort zu den
geschicktesten Baukiinstlern seiner Zeit in
Tirol, der die gothische Kirche in Taufers, in
Villanders und das 1513 vollendete Presby«
terium der alten Pfarrkirche in Bruneck gebaut
hat. Leider wurde dieses schone Werk. welches
der Brand 1830 unbeschadigt gelassen, durch
den Wandalismus der Unwissenheit niederge»
rissen, urn einem Bauwerk neuerer Zeit Platz zu
machen ! — 26. Willibald, nach Anderen
W i 1 h e lm Winckler (geb. 1837. gest. in
Bernburg am 28. Juli 1871) . Derselbe er«
scheint in der „Wiener Zeitung" als Wil«
Helm, in der „Neuen Freien Presse" als
Willibald. Letzterer Name ist der richtige.
Als Hofrath von H e u g 1 i n "Bd. VIII,
S. 436) 1832 die Leitung des kaiserlich
osterreichischen Consulats als Nachfolger des
Consuls Reitz ubernahm, trat Winckler
bei ihm als Secretar in Dienste. I m Jahre
1360 aber. in welchem Heuglin sich der
Leitung des Unternehmens zur Auffindung
oder doch Aufklarung des Schicksals des
unglucklichen 01-. Ed. Vogel unterzog,
begab sich Winckler nach Nordmerika, und
zwar zunachst nach New'Uork, wo er fur
die „K61nische Zeitung" Feuilletonbeitrage^
Minkler (Adelsf amilien) 291
lieferte, und 1866 nach Merico als Corre.
spondent derselben Zeitung. <871 nach Europa
zuriickgekehrt , sollte er als Mitarbeiter an
den Hallberger ' schen Zeitschrif ten „Ueber
Land und Meer" und „Illustrirte Welt" in
Stuttgart eintreten. Auf einer Erholungsreise
Hu seinen Verwandten in Bernburg begriffen,
erkrankte er Plotzlich und starb, erst 34 Jahre
«lt . Winckler war Lyriker und Novellist.
Schon in New'Iork waren von ihm „Lieder
eines Wandervogels" erschienen, von denen
turz vor seinem Tode eine zweite Auftage
Seite 437
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vorbereitet wurde; dann hatte er ein zweites
Poetisches Werk „ I n Aegypten. Gedichte"
<Vrag 1861. Credner. 8".) herausgegeben .
Eine Novelle: ..Memoiren eines Vaterlosen"
und ein Marchen: „Das Zauberpferd" wollte
das illustrirte Journal „Das neue Blatt"
bald nach Winckler'S Tode zum Abdruck
bringen. WienerZeitung, 1871. Nr. 192.
— Neue Freie Presse. 187!. Nr. 187t.
— Das neue Blatt (Leipzig. Payne. 4°.)
1871. Nr. 34 in der Anmerkung zum Ge .
dicht „Sehnsucht " . A — 27. X . Winkler.
Unter dieser Chiffre fiihrt Nagler einen
Kupf erstecher an, „welcher urn 17aft in Wien
thatig war. Fur den „Versuch einer 6ster«
reichifchen Gelehrtengeschichte" von Khautz
(Wien 1755) stach er nach H. S. Lauter«
sack (1354) das BildniB des Wolfgang
LaziuS (8".) . Mohsen nennt ihn irrig
L. Winkler". So Nagler. Hier verfiel
derselbe offenbar in einen Irrthum, indem
er die Zusammenziehung der Buchstaben I C
fur ein X las. Dieser X. Winkler ist kein
Anderer als der Kupf erstecher Johann
Christoph Winkler ssiehe diesen Nr. 16) .
der sich ofter des Monogramms ?0. >Vinkl6r
bediente, wie dies auch bei dem BildniB des
Lazius der Fall ist. Eine genaue Verglei«
chung dieses Blattes mit anderen Stichen
Winkle r's bestatigt unsere Ansicht. —
28. Aufier den bisher angefiihrten Personen
des Namens Winkler gibt es noch einige
mehr oder weniger denkwiirdige osterreichische
Adelsf amilien, die sich entweder bloB Winkler
schreiben oder aber neben diesem Namen
noch ein Pradicat fiihren: I. Die Herren
von Winkler, in Steiermark, welche einst
die Herrschaften Hainfeld und Thann besafien
und mit den ersten Familien des Kaiser»
staates, den Trauttmansdorff, Lam<
berg, WeiBen eck u . a . versippt waren.
Man vergleiche iiber sie Karl Schmutz'
„Historisch-topographisches Ierikon von Steter«
mark" Bd. IV, S. 374. lOesterreichische
National ' Encyklopadie von G r a f f e r
und Czitann (Wien 1832. 8".) Bd. V I ,
S. 629/Z -II. Die Winkler von Wink«
lersberg . eine mahrische Adelsf amilie, in
welcher der Arzt und Physicus des Dlmutzer
Kreises Dr. Michael Winkler, als er
1642 bei Eroberung der Stadt Olmiitz durch
die Schweden gefangen genommen ward. ob»
wohl im aufiersten Elende, doch der Sache
des Kaisers treu blieb und den Kaiserlichen
mit Gefahr seines Lebens den Zustand der
Schweden in der Stadt schilderte. Dafiir
wurde sein Sohn Alexander Heinrich,
zuletzt Landschaf tphyiicus im Briinner Kreise,
mit Diplom aao. 8. December 1684 in den
Ritterstand mit dem Pradicat von Wink»
lersberg erhoben und ihm am 24. Juli
1689 das mahrische Incolat verliehen. Wei<
teres iiber diese Familie und ihren allmali»
gen Niedergang berichtet Ritter d'Elvert in
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Wurzbach5 6 . txt
seinem „Notizenblatt der historisch «statistischen
Section der k. k. mahrisch ' schlesischen Gesell»
schaft zur Beforderung des Ackerbaues, der
Natur« und Landeskunde" 1877. Nr. 5. dieser
Fundgrube fur die Geschichte Mahrens . —
III. Die Familie Winckler von Winckel»
stein in Niederosterreich, in welcher, als 1578
Kaiser Rudolfll . die Erbhuldigung in Ober«
osterreich entgegennehmen sollte und der Rath
der Stadt Steyer einen Zug der sieben
Stadte des Landes an die Grenze zur Ein»
holung des Kaisers entsendete, ein Mat«
thias Winckler von Winckelstein als
Hauptmann iiber ein Fahnlein Burger zur
Einholung abgeschickt wurde. Ein zweiter
Matthias Winckler von Winckelf te jn .
auch Matthias der Aeltere genannt, war
ein deutscher Poet, der urn 1620 bliihte und
einen „Geistlichen Lust» und Spaziergarten"
geschrieben hat. dessen Zedler in seinem
„Universal-Lexikon" Bd. 37, Sp . 595 gedenkt .
Vielleicht gehort zu dieser Familie auch
Thomas Winckler. ein vornehmer und
vermogender Burger zu Steyer, der 16tt4
nebst anderen Biirgern der Reformation wegen
nach Regensburg auswanderte.
Witlcklern, Johann Baptist von
(Schrif tsteller , geb . zu Murau im
Iudenburger Kreise Steiermarks am
13. Janner 1768, Todesjahr unbekannt,
er war 4837 noch am Leben) . Wir finden
ihn in Kay ser'S „Bucherlexikon" mit ck
19*^
Mincklern 292 Mincklern
Mincklern) , in anderen Quellen bloB
mit k (Winklern) geschrieben. Sein
Vater Anton war fiirstlich Schwarz.
enb er g'scher Eisenoberverweser , seine
Mutter Therese eine geborene von
Reichend ach. Der einzige Sohn, verlor
Johann Baptist, als er dritthalb
Jahre alt war, seinen Vater durch den
Tod. 1776 kam er in das damalige k. k.
vereinigte Seminar zu Gratz und blieb
bis 4783 in diesem Institute, welches urn
diese Zeit in ein Generalseminar fur den
Clerus von ganz Innerosterreich umge .
staltet wurde. Nun besuchte er die Humanitatsclaf f en
und trat nach deren Been«
dung im October 4786 bei der inner*
osterreich is chen Staatsgiiteradministration
ein. fand dann Anstellung als Amts
schreiber auf der k. k. Cameralherrschaf t
Millstatt in Karnthen, auf welcher er bis
September 1789 verblieb, worauf er in
Grah das k. k. Generalseminar bezog,
dessen Auflosung aber schon im folgenden
' Jahre erfolgte. I m September 1792
erlangte er die Priesterweihe . Nun gleich
der Seelsorge sich widmend, caplanirte
er iiber drei Jahre zu Anger im Decanat
Weih, anderthalb Jahre zu St. Peter
aufierhalb Gratz und kam dann Ende
Juni 1797 als Actuar und Katechet an
Seite 439
Wurzbach5 6 . txt
die Ursuliner«Madchenschule in der
Propstei und Hauptstadtpf arre zum heil.
Blut in Grah, wo er Anfangs December
1800 als Curat angestellt ward. I m
April 1801 verlieh ihm Fiirstbischof
Arco die bischoflich Seckau'sche Patronatsvf arre
St . Johann im Sagothale
des Maiburger Kreises, 1810 erhielt er
jene zu Unzmarkt, wo er 1819 Dechant
.wurde, und urn die Mitte der DreiBiger«
Jahre jene zu Pols. Als Theolog und
Geschichtschreiber schrif tstellerisch thatig,
hat er folgende Schriften herausgegeben :
.Predigten auk alle Sann- und Feiertage des
Zahres", 3 Theile (Grah 1797,
8<>.); — „Grklarnng der sann- und testtaglichen
Gnangelien, pm Gebrauche der schulen und an»
uiendbar tnr Friihpredigten, une auch zur Privat»
erbauung«, 2 Theile (ebd. 4800' 2. Aufl.
1817; 3. Au f 1 . Wien 1840); - „Achwhn
Fastenredeu" (ebd. 1803; 2. A u f 1 . 1818;
3. A u f 1 . Wien 1840); — „Nie parabolizchen
Orsahlungen unseres Herrn Jesu Ghristi
erklart nnd angewendet . . . " (ebd. 1803,
8".) ', — „Nut zliches Sitten- und Tnterhaltungsbnchleiu
tur die Jugend, bestehend in Grsahlungrn,
Gedichten, Nenkspriichen und Autsahen aus der
MW- und Weltgeschichte" (ebd. 1800,
2. A u f 1 . 1816), — „Kurze Vebensbeschreider
h. Apastel und Ouangelisten, des h. Io>
seph, des h. Illhann des Muters und des h. Gr;-
Martyrers Stephan. Oin Mchlem M Familienerblluung"
(ebd. 1808; 2. Aufl. 1819,
8^.); — „Nie heilige Gharmochr ader Hnleitung,
diese Seit dem Oeiste dr8 Christenthums
gemass zubringen" (ebd. 1808; 2. Aufl.
1817, mit 1 K., 8".); - «Kleines Gebetbnchlein
tur Rinder nekst Schul- und Kirchengesungen,
mit 12 Bildern" (ebd. 1310;
2. Aufl. 1813; 3. Aufl. 1818); -
A MlLta ' ndiges Gebetbiichlein tnr die Jugend ank
alle Zeiten und Feste des ganzen Katholischen
Kirchen jahres . Mit Bildern" (ebd. 1810 und
ofter, 12".; neu herausgegeben, verbessert
und vermehrt von Sebastian B r u n n e r
ebd. 1843, mit 3 Stahlst.. 8".); — „Niographische
und literarische Nachrichten vun den
, rittstellern nnd Kunstlern, welche in dem '
Heyllgthuwe Steiermark gebaren sind und in oder
ausser demselben gelebt haben und nach leben.
Gin Beitrag zur Natillnal-Aterargeschichte Gesterreichz "
(ebd. 1310, 8 A .) , eine ungemein
verdienstliche und durch den Nachdruck in
der „Steiermarkischen Zeitschrift" nichts
weniger als uberfliissig gewordene, son<
dern weit brauchbarere Arbeit als jener;
ein schon seltenes Buch; — '"'hranulogische
rschichte des Her A gthums Steienuark" (ebd.^
Mind, I . G. 293 Minder, Berthold
4849, 8t>.),; - „Vorstellungen und Gebete
tur die heil. Messe, A n Ohren nnd Anbetung des
Aidenl unil Sterbens unseres Herrn Jesu
Grnti" (ebd. 4815; 3. Aufl. mit Titelk.
und 50 ganz neuen in Kupfer gestochenen
Seite 440
Wurzbach5 6 . txt
Vorstellungen ebd. 1829, 8".); — „Vorztellnngen
der heil. Mezze fnr Kinder" (neue
Aufl. mit 90 Bildern ebd. 4829, 480.).
I n Handschrift hinterlieB er ein paar
dramatische Arbeiten: „Die Dose. Ein
Schauspiel in 3Aufz."; — „Die Feier
am Tage Theresens im Tempel der Dank«
barkeit. Schauspiel in einem Aufzuge";
— „Andreas Baumkircher. Ein vater«
land. Trauerspiel in 3 Aufz." und eine
Sammlung vaterlandischer Erzahlungen.
Neue Annalen der Literatur und Kunst in
dem osterreichischen Kaiserthume (Wien. Doll,
4".). — Oesterreichische National»
Encyklopadie von Gr affer und Czi«
kann (Wien 1833. 8".) Bd. VI, S. 161.
— Vaterlandische Blatter (Wien, 4".)
i818, S. 192. -Schmutz (Karl). Topogra«
phisches Lexikon von Steiermark, Bd. VI,
S. 375. — Waitzenegger (Franz Io»
seph) . Gelehrten« und Schrif tsteller < Lerikon
der deutschen katholischen Geistlichkeit (Lands«
Hut 1820, Joseph Thoman, gr. 8".) Bd. I I ,
S. 519.
Wind, I . G. (Xylograph, geb . in
Wien 6. September 1847) . Ueber seine
Jugend und seinen Bildungsgang wissen
wir nichts. Es ist nur bekannt, daB er
sich der Holzschneidekunst zuwendete und
unter I . Hoffmann und Hermann
Paar (geb. in 3inz 10. November
1838), einem der geschicktesten und geschmackvollsten
osterreichischen Xylogra»
phen der Gegenwart, in feiner Kunst sich
ausbildete. Von seinen Arbeiten konnen
wir nur eine anfiihren, welche wir 4883
auf der internationalen Ausstellung der
graphischen Kiinste in Wien fanden, und
welche im Holzschnitt den Rathhaussaal
(von Wien?) nach einer Zeichnung von
A. Kronst ein darstellte.
IllustrirterKatalog der ersten internatio»
nalen SpecialauSstellung der graphischen
Kiinste in Wien (Wien 1883. 4".) S. 97.
Nr. 550 und S. 185.
Noch ist des Simon Wind, gewohnlich ge .
nannt Schenmayer. dieses letzten Opfers
mittelalterlicher Unwissenheit und Grausam»
keit im Herzogthum Salzburg, zu gedenken.
Er wurde 1719 als Viehdieb eingezogen und
in der Salzburger Fcohnveste in Haft ge»
halten. I n den Verhoren bekannte er. in der
Gestalt eines Wolfes auf offenen Feldern
Vieh gestohlen zu haben. Nach eigenem Ve«
kenntniB wollte er vom Teufel eine Salbe
empfangen haben, mittels deren er sich in
einen Wolf verwandeln konnte. Durch Wa«
schen mit Wasser erlangte er dann wieder die
menschliche Gestalt. Dieses GestandniB —
Gott weiB, mit welchen Foltern erzwungen
— bewirkte seine Verurtheilung zum Tode,
da man ihn fur einen Herenmeister und
Zauberer hielt. Er wurde i?20 durch das
Schwert hingerichtet und hierauf sein Korper
Seite 441
Wurzbach5 6 . txt
verbrannt. ''Chronik von Salzburn.
Von Dr. Judas Thaddaus Zauner, fort»
gesetzt von Corbinian Gartner (Salzburg
47 96 u. f., Mayr. 8".) Bd. I X , S. 5 9 6.)
Winder, Berthold (Maler, geb . in
Wien 4833) . Er bildete sich in der
Musterschule des Historienmalers Karl
Rahl Md. XXIV, S. 23th in seiner
Kunst . Anfanglich malte er Historienbilder ,
in der Folge wandte er sich der
Landschaft zu. Wiederholt wirkte ei an
der Wiener evangelischen Biirgerschule
als supplirender Zeichenlehrer , als aber
im Juli 4869 August Eisenmenger,
damals Zeichenlehrer an derselben, seine
Stelle niederlegte, wurde er im Septem»
ber 4869 zu dessen Nachfolger ernannt,
blieb aber nur bis zum Schliisse des
Schuljahres 1869/70 auf diesem Posten.
Die weiteren Geschicke des Malers, der
von 4833 bis 4364 die Monatsausstellungen
deS osterreichischen Kunstvereines
zu ofteren Malen beschickte, sind unS
nicht bekannt . I n den erwahnton Aus»
stellungen waren von ihm zu sehen im^
Mindisch, Karl Gottlieb 294 Mindisch, Karl Gottlieb
Februar 1855: „sunlundNamd" (400 fi.)'
Mai 1856: „NieXlludgraun Olizabeth
Ghiiringen gemahrt Heinrich nun Of f trrtlingen
ihren Schutz" (700 St.); diese Scene aus
dem Sangerkriege auf der Wartburg
1207 hatte W i n d er fur einen vom
osterreichischen Kunstverein auSgeschriebenen
Concurs gemalt; von nun an
ging er zunachst zum Genre und zuletzt
zur Landschaft iiber und brachte zur
Ausstellung im Juli 1858: „Gine Kell-
A ntliu" (65 St.); Mai 1859: „Ghnrm Vng
inl 311nd in Nurnberg" und „Heiuenthurm"
ebenda (je 60 ft.) und im Juni 1861:
,Her Wittelobllcher Thurm zn randshut"
(80 fi.). I m Jahre 1839 lebte der
Kunstler in Gratz, 1861 aber wieder in
Wien, wo er auf der Wieden (Nr. 1031)
sein Atelier hatte. — Noch sind uns
zwei Kunstler dieses Namens bekannt:
1. ein I .Wind er, der ein reizendes
historisches Genrestiick gemalt: „Jan
Wessis null Leine Geliebte Sn511iine", das
C. Kotterba fur den 9. Band
des „Familienbuches des osterreichischen
Lloyd" in Stahl gestochen und ein uns
unbekannter Xylograph trefflich in Holz
geschnitten hat, welcher Holzschnitt unter
dem Titel „Hohe Liebe" in Payne's
,Heuem Blatt" 1872, S. 381 erschien.
Vielleicht ist B. Winder identisch mit
unserem BertholdWind er. — 2. Sin
Modelleur Nudolf Winder, aus Wien
gebiirtig, hat in der Wiener Weltaus«
ftellung 1873 eine „Pterdegrnppe" in Wachs
(400 fl.) ausgestellt.
Verzeichnisse der Monatsausstellungen des
osterreichischen Kunstvereines, ts53 Februar;
Seite 442
Wurzbach5 6 . txt
1»38 Juli; i839 Mai,- lsSl Juni. -
Eigene Notizen.
Niniifch, Karl Gottlieb v. (Schrift-
fteller, geb . zu PreBburg in Ungarn
am 28. Janner 1723. gest . -daselbst
30. Marz 1793) . Dem Wunsche der
Eltern gemaB sollte er sich dem Handels -
stande widmen, und da bei demselben
KenntniB der Sprachen ein Haupt»
erforderniB ist, trugen sie dafur Sorge,
daB er zunachst die verschiedenen Idiome
seines Vaterlandes kennen lernte. Eilf
Jahre alt, kam er nach Raab, wo er das -
ungarische, ein Jahr spater nach Trent«
schin, wo er das slovakische erlernte,
dann kehrte er nach PreBburg zum
Schulbesuche zuriick. Nicht bloB in der
Schule entwickelte er groBen Eifer, auch
daheim widmete er seine Zeit dem Studium,
und mit reichen Talenten begabt,
machte er nicht gewohnliche Fortschritte
in den Wissenschaf ten . Neben den schon
erwahnten Sprachen des eigenen Vater«
landes erlernte er noch die italienische,
bildete sich im Zeichnen, Malen, Kupfer«
stechen aus, ohne in einer dieser Kiinste
einen Lehrmeister zu haben, und mit den
Fortschritten, die er in Wissenschaf ten
und Kiinsten machte, erwachte in ihm die
Erwagung, ob alle diese Kenntnisse sich
im Kaufmannsstande auch wiirden ver«
werthen lassen, und als das ErgebniB
seiner Erwagung ein verneinendes war,
entschloB er sich, die wissenschaf tliche
Laufbahn einzuschlagen und eine aus«
landische Universitat zu besuchen. Da
vernichtete der Tod seiner Mutter, durch
den mannigf altige Veranderungen im
Elternhause veranlaBt wurden, seinen
Plan, und so ersetzte eine langere Reise,
welche er ins Ausland unternahm, die
beabsichtigten Studien freilich nur un»
vollkommen. Der groBte Vortheil aber,
der ihm aus dieser Reise erwuchs, war
die Bekanntschaf t mit gelehrten Mannern,
welche nicht ohne EinfluB auf -
seinen weiteren Bildungsgang blieben.
Nach seiner Riickkehr widmete er sich
sofort den Geschaften des offentlichen
Lebens, er trat bei der Stadtbehorde in^
Windisch) Karl Gotilieb 293 Mindisch, Karl Gottlieb
Dienste und erlangte 1768 die Wiirde
eines Senators, einige Zeit spater die
des Stadthauptmannes , und endlich
wurde er zum Burgermeister gewahlt,
welches Amt er mit solcher Umsicht und
Tuchtigkeit verwaltete, daB bei erneuerter
Wahl dieselbe wieder auf ihn siel. Dabei
war seine auBere Erscheinung nichts
weniger als eine vertrauenerweckende,
aber unter rauher AuBenseite barg er die
seltenen Biirgertugenden der Uneigen,
niitzigkeit, Unparteilichkeit , Gewif f enhaf tigkeit ,
eines mitfuhlenden Herzens und
Seite 443
Wurzbach5 6 . txt
treuen Biirgersinnes . So suchte denn
Jeder bei ihm Schutz und Hilfe, die ihm
auch in ausgiebigster Weise nach Recht
und Gebiihr gewahrt wurden. Sein
EinstuB war nachgerade ein so machtiger
geworden, daB man nicht nur in 6ffent»
lichen Angelegenheiten sich an ihn wendete,
sondern daft man sich nicht scheute,
ihn in den heikelsten Familiensachen zu
Rathe zu ziehen und seine Vermittlung
zu erbitten, die er in den meisten Fallen
mit Erfolg gewahrte. Auch war seine
Stellung in einer Stadt, in welcher zwei
Nationalitaten, die deutsche und die
magyarische, naturgemafi zwei Parteien
bildeten, welche ihre gesonderten
Ziele verfolgten, wobei die halbasiatische
Cultur der einen nicht leicht zu ziigeln
und in beliebten Uebergriffen schwer in
die gesetzlichen Schranken zuriickzuweisen
war, eine ungemein schwierige, aber
nichtsdestoweniger verstand er es, die
Wiirde seines Amtes zu wahren und sich
bei Freund und Gegner in die gebiihrende
Achtung zu setzen. Mit seinem amtlichen
dem Wohle seiner Mitbiirger gewidmeten
Berufe verband er eine schrif tstellerische
Thatigkeit, die freilich in fertigen Cultur»
landern minder in Betracht zu ziehen
ware, in dem Lande aber, in welchem,
und bei der Bevolkerung, unter welcher
er lebte, nicht geringen und nachhaltigen
EinstuB ausiibte und nach nahezu einem
Jahrhunderte ihren Werth fur Forscher
und Culturhistoriker behauptet. Wir
sehen Windisch in verschiedenen Ge>
bieten der Literatur, auf dem Felde der
Geschichte und Landeskunde, der religiosen
Erhebung theils in einzelnen
selbstandigen Schriften, theils aber, und
mit nicht geringem Erfolge, in periodi»
schen Blattern, die er selbst ins Leben
rief, thatig. Wir verzeichnen im Folgen»
den zuerst seine einzelnen Schriften in
chronologischer Folge und dann die Zeit»
schriften, die er begriindet, redigirt hat,
und deren eifrigster Mitarbeiter er selbst
war, da es ja damals an unterstiitzenden
geistigen Kraften im Lande Ungarn eben
keinen UeberfluB gab. Seine Schriften
! sind: „Hanswurst . Gin Lustspiel in linlN Ant-
! M 1 " (PreBburg 1761, gr. 8".); - ,«er
A nernnnMge Seiwrtreibrr" (ebd. 1770, 80.);
! — „Politische, geographische und historische
Beschreibung des Konigreichs Nngarn" (ebd.
4772, 8<>.), es war die erste ohne seinen
Namen herausgegebene Arbeit dieser Art
iiber ein Land, das man im Auslande
noch sehr wenig kannte; ursprunglich
wurde dieses Buch einem interessanten
Schrif tsteller des achtzehnten Iahrhun»
derts, Namens Christ. Heinrich Korn
(gest. 25. September 1733), zugeschrieben;
— „KwMkll55te Beschichte der Ungarn,
Seite 444
Wurzbach5 6 . txt
nlln den altesten bis ant die jetzigen Seiten; aus
den bewahrtesten Geschichtschreibern und glaubwiirdigen
Handschrif ten zasamNengltragen" (ebd.
4778, gr. 8".; neue Aufl. ebd. 1734,
gr . 8".); — „Geographie des Konigreichs
Ungarn", 1. und 2. Theil (ebd. 1780,
go.); — , Geographie des <brll55UrstenthuM5
Siebenburgen" (ebd. 1790, gr. 8".), auch.
als 3. Theil des vorgenannten Werkes A
— ,Nritle iiber den schuchsMer des Herrn
uan Kempeteu, nebst drei Kupf erstichen, dir'^
Kindisch, Karl Gottlieb 296 Mindisch, Karl Gottlieb
ililBe beruhmtr Maschine unreellen; herunsgegeben
uan GhriZt. van Mechel" (Basel
1783, 80.), franzosisch (ebd. 1783) und
aus dieser Uebersetzung hollandisch (Am»
sterdam 478o, Zv. ) ; — „Sammlung christlichrr
Neiler null <Be5'ange ''urn Geliranche eunngrlischll
Arligillnsmrnlllutlten" (PreBburg
1 7 8 3 , gr. 80.) ; — „Neuez Gesang- und
Gebetbuch znm glltteZditNLtlichrn Oebrnnche der
rullngrlischen Gemeinde in Prezzbmg" (ebd.
4 7 8 8,8".);—,, Beschreibung der Feierlich-
Kelten bei der Kronung Seiner kaiZerl. Majestat
Leopold iieS Zweiten jnm ungarischen Niinig
den )5. Nllvemlier N90" (ebd. kl. 8».).
Seine periodischen Schriften: „Der
Freund der Tugend, eine Wochenschrif t " ,
3 Bande (PreBburg 4767-1769, 80.);
— „PreBburgisches Wochenblatt zur
Ausbreitung der Wissenschaf ten und
Kunste", 3 Bande (ebd. 1771-1773,
80.); — „Ungarisches Magazin oder
Beitrage zur vaterlandischen Geschichte,
Erdbeschreibung und Naturwissenschaf t " ,
3 Bande sjeder von 3 Stucken' 1 (ebd.
4781—1788, gr. 8".); — „Neues ungarisches
Magazin", 2 Bande (ebd. 1791
bis 1798, gr. 80.). Die letzten Hefte
sind zwar erst nach seinem Tode erschienen,
wurden aber aus seiner fertig hinter»
laffenen Handschrift herausgegeben, wie
denn iiberhaupt der groBte Theil deS
Inhalts dieser periodischen Schriften von
ihm selbst verfaBt war. Vieles von seinen
Arbeiten ist in besseren Zeitschrif ten jener
Tage erschienen, so in den „Monatlichen
Ausziigen alter und neuer gelehrter
Sachen" (Olmutz 1747 und 1749), in
der Wiener Wochenschrif t „Die Welt",
in der Altdorsischen .Bibliothek der
schonen Wissenschaf ten" 1762, in der
AuZFburger „Akademischen Kunst zeitung" ,
in den k. k. privil, „Anzeigen" und
in der k. k. „Reakzeitung" , in dieser letzteren
vornehmlich Recensionen. I n Handschrift
hinterlieB er den Versuch der Geschichte
der koniglichen freien Kronungsstadt
PreBburg und Materialien zu einer
neuen verbesserten und stark vermehrten
Auflage seiner Erdbeschreibung von Un> A
garn. I n seinen biirgerlichen, amtlichen
und literarischen Verhaltnissen hatte er
zeitlebens mit groBen Schwierigkeiten,
Seite 445
Wurzbach5 6 . txt
Hindernissen und Unannehmlichkeiten zu
kampfen. Seine besten Absichten schei»
terten an Theilnamslosigkeit , Kleinstadt«
dunkel und nationalem Widerstreit. I m
Jahre 1761 versuchte er in seiner Vaterstadt
einen gelehrten Verein zu griinden.
Endlich gelang es ihm, aber nach andert«
halbjahriger Dauer loste sich der Verein
auf. Die „Oesterreichische Biedermanns«
chronik" hat fur die Verdienste dieses
seltenen Mannes die schwerwiegenden
Worte: „Windisch verdient in den
Jahrbiichern seiner Nation unter ihren
Wohlthatern zu stehen." Und dieser
Mann, dieser Deutsche, dem Ungarn so
viel verdankt, hat bis zur Stunde keinen
Biographen gefunden, , von dem sein viel«
seitiges, in die Entwicklung PreBburgS
tief eingreif endes Wirken auf Grundlage
amtlicher Quellen geschildert wurde.
Freilich, die Deutschen in Ungarn magya»
risiren sich lieber, als daB sie dankbar
ihrer Ahnen gedachten; der Magyar
aber kennt auf seinem Globus keinen
Anderen als sich selbst; daB er alle Cultur
den eingewanderten Deutschen und eben
nur ihnen und sonst niemand Anderem
verdankt, davon will er nichts wissen, er
magyarisirt und terrorisirt die anderen
Volksstamme und spielt GroBftaat.
B a 1 1 u s (Paul von) . PreBburg und seine Um«
gebungen (ebd. 1823. Schwaiger. «" . ) S. !70.
— Goedeke (Karl) . GrundriB zur Ge»
schichte der deutschen Dichtung. Aus den
Quellen (Hannover 4859 u. f.. Ehlermann,
8°.) Bd. I I , S. 10?3. Nr. 662. - H"<i»z»t^
Mindisch, Johann 297 Mindisch. Leopold von
vinoilllium »orixtis saiti» notorurQ (pH.
»onii 1777, A .. I A osve, K<> . ) toinn» III,
V A s- 566. — (De Luca) . Das gelehrte
Oesterreich. Ein Versuch (Wien 1778. von
Trattnern. 8".) I . Bds . 2. Stuck. S. 259. -
Meusel (Ioh. Georg) . Leriton der vom
Jahre 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen
Schrif tsteller (Leipzig 1816. Fleischer der
Jiingere. 8°.) Bd. XV, S. 199. - Oester.
reichische Biedermanns . Chro.
nik. Ein Gegenstiick zum Phantasten« und
Predzg«. Almanach (Freiheitsburg Akademie
m Linz A l 1785, Gebriider von. Redlich. 8«.)
S. 248. — Oesterreichische National»
Encyklopadie von G r a f f e r und Czi«
kann (Wien 1835. 8°.) Bd. V I , S. 135.
— Schediub' Zeitschrift von und fur
Ungarn, 1. Heft. S. 16. — Ungarischer
Plutarch oder Biographien merkwurdiger
Personen des Konigreichs Ungarn u. s. w.
Von C. V. Kolesy und Jacob Melzer
(Pesth 1816. Eggenberger. 8«) Bd. Ill,
S. 133 u. f .
Portrat«. Sein BildniB befindet sich vor
dem ersten Bande seines „Ungarischen Maga»
zino" und sein SchattenriB vor dem „Prefi.
burgischen Musenalmanach" 1785.
Seite 446
Wurzbach5 6 . txt
Noch sind erwahnenswerth : 1. Johann Windisch
(geb. in Leutschau 1605. gest. in
Schemnitz 12. December 1672) . Nachdem er
in seiner Heimat die Schulen besucht hatte,
ging er nach Wittenberg, erlangte dort die
Magisterwiirde und widmete sich anfangs
dem Lehramte, im December 1643 aber
erhielt er in Kirchdrauf das erste geistliche
Amt . und im August 1657 wurde er Prediger
in Schemnih. Daselbst traf ihn auf der
Kanzel nach vorgelesenem Evangelium der
Schlag, dem er bald darauf im Alter von
67 Jahren erlag. Seit 1657 war er Senior
seiner Glaubensgenossen im District der
Bergstadte. Im Jahre 1667 wurde ihm oer«
boten, die Kanzel zu besteigen, doch durch
Verwendung angesehener Mitglieder seiner
Kirchengemeinde das Verbot wieder zuriick«
genommen. Aber bald nach seinem Tode
begannen die Verfolgungen der Protestan«
ten, deren Priester im Auslande Zuflucht
suchten. ''Klein (Ioh. Sam.) . Nachrichten
von den Lebensumstanden und Schriften
evangelischer Prediger des Konigreichs Un«
garn (Leipzig und Ofen 1789. 8") Bd. I ,
S. 449 u. f. — Historik eoolesiks «van»
UgtHn»« Oc>Qk«23ioQ
in 21unF»ri» nnivsrss, pr»«oiMS voro i n
troasciin oxxiais 8e«pusii (Halberstaot
1830. 8«.) S. 268, Nr. 40; S. 269. Nr. 42.)
— 2. Johann Gottlieb Windisch (geb.
zu PreBburg 16. August 1689. gest. daselbst
4. Mai 1732) . Allem Anscheine nach ist er
der Vater des gleichnamigen Preftburger
Burgermeisters , dessen ausfuhrliche Lebens»
skizze S. 294 mitgetheilt wurde. Er widmete
sich der Arzeneiwissenschaf t , aus welcher er
die' 1 Doctorwurde erlangte, und wurde zuletzt
Pbysicus seiner Vaterstadt. Nebenbei mit
Botanik beschaftigt, studirte er mit besonderer
Vorliebe die Flora von PreBburg und Um«
gebung, iiber welche er auch ein Werk:
„k'loi'» ' 1 »QQonic:» vsi kosouisusls" nieder»
schrieb, das jedoch ungedruckt blieb. Wo daS«
selbe sich befindet, weiB August Kanitz nHt,
der in seinem „Versuch einer Geschichte der
ungarischen Botanik" (Halle 1865. 8<>.) S. 38
Windisch erwahnt. Wahrscheinlich ist dieser
auch der Verfasser der 1714 zu Erfurt eeschie«
nenen medicinischm Dissertation «vs ! »n>
3u.oi>s xannonioo", deren K 1 e i n in seinen
„Nachrichten von den oebensumstanden und
Schriften evangel. Prediger... in Ungarn"
Bd. I , S. 454 gedenkt, und einer zweiten zu
Jena 1716 gedruckten „vispniHtio as inorbo
xzteokiHU SViasuiioo" . — 3. Leopold von
Windisch (geb. zu Gruflbach in Mahren
25. Marz 1765, gest. in Pesth 21. Janner
1842) . Der Sohn eines Giiterdirectors verlor
er. kaum drei Jahre alt. die Eltern. Graf
Grundacker, in dessen Diensten der Vater
gestanden, sorgte nun fur des Knaben Erzie<
hung. Derselbe studirte in Brunn, besuchte
dann die medicinisch-chirurgische Iosevh<Aka»
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Wurzbach5 6 . txt
demie in Wien und wurde nach drei Jahren
als Unterarzt in ein kaiserliches Infanterie«
Regiment und mit diesem nach Belgien com«
mandirt. wo eben die Unruhen ausgebrochen
waren. Mit Beginn des Tmtentrieges 1789
als Oberarzt in den Feldspitalern der "Armee
angestellt, kehrte er nach dem Friedensschliisse
zur Fortsetzung seiner Studien in "die Joseph«
Akademie zuriick und promovirte 1794 an der
Pesther Hochschule zum Doctor der Chirurgie.
1797 zum Doctor der Medicin. I n letzterem
Jahre und 1800 begleitete er die Insurrec«
tionstrupven des Neutraer Comitates als
Regimentsarzt ins Feld. leitete 1809. mehrere
Insurrectionsspitaler als Stabsarzt, wurde
dann zum zweiten, spater zum ersten Comi«
tatsphysicus ernannt und fur seine Verdienste
im arztlichen Berufe 1824 in den ungarischen?
Mindisch (AdelSf amilie) 298 Mindisch (Adelsf amilie)
Adelstand erhoben. 1825 erfolgte vom Pesthei
Stadtmagistrate seine Ernennung zum erstei
Stadtphysicus und Director des stadtischer
Krankenhauses . I n dieser Stellung wandelt,
er das in Verfall gerathene Krankenhaus i
eine Wohlihatigteits . und Humanitatsansta !
urn und erhielt in Anerkennung seiner Ver
dienste urn die leidende Menschheit den Tit,
eines koniglichen RatheS. I m Druck erschiel
von ihm eine . Grijndliche Darstellung de,
Einrichtung des biirgerlichen Krankenhauses
in der konigl. Freistadt Pesth" (Pesth 1829.
«" . ) . Westher gemeinnijt zige B 1 a t t e
zur Belehrung und Unterhaltung . 1842.
Nr. 11.) — 4. Ueber eine alte zu Oesterreich
in nahen Beziehungen stehende Adelsfamili
Gindisch berichtet Zedler im 37. Band
seines Universal . Lexikons aus einer Handschrif!
manches Bemerkenawerthe . Die Familie Win«
disch stammt ursprunglich aus der Oberpfalz,
lam aber unter Kaiser Albrechts I . altestem
Sohne, unter Rudolf, nachmaligem Konig,
von Bohmen, und zwar dem Dritten dieses
Namens, nach Bohmen. Ein RudolfWin
disch wurde dort kaiserlicher Feldhauptmann .
wohnte als solcher im bohmischen Kriege der
Belagerung von Horaszdiz bei und diente
dann 131 1 unter Kaiser Heinrich gegen R o>
bert Konig von Neapel. Kaiser Albrecht I.
erhob ihn am 2. Marz 1300 in den Adel.
stand. Rudolf Nindisch starb in Bohmen
und ist in Kuttenderg begraben. — Sein
Sohn Heinrich stand auch in bohmischen
Kriegsdiensten und focht 1322 in der Schlacht
bei Miihldorf. — Heinrichs Enkel Nicolaus,
war Hauptmann unter Konig Wen«
zel, der den Schuldlosen in einem seiner
Wuthanfalle mit mehreren Sabelstichen todtete.
— Der Sohn dieses Opfers der koniglichen
Wuth, Rudolf, kam unter Konig Sieg»
mund nach Ungarn als Feldhauptmann und
wurde dann Stuhlhauptmann zu Oedenburg
(wie Zedler schreibt Gdinburg) . Ein Ge«
lehrter seiner Zeit, begleitete er den Kaiser
S i e g mund nach Constanz zum Concil,
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Wurzbach5 6 . txt
spater nach Spanien, kampfte im Husiten«
kriege und leitete wiederholt diplomatische
Verhandlungen . Da man ihn beschuldigte, die
bohmischen Stande vornehmlich zur Wahl
Albrechts V. zum Konige von Bohmen
iiberredet zu haben, muflte er vor den Verfolgungen
seiner Widersacher fluchten und
begab sich nach Stockholm, wo er <440 starb.
Seine Nachkommen blieben nun langere Zeit
in Schweden, bis einer seiner Urenkel, wieder
ein Rudolf, wegen der In Schweden Herr»
schenoen Wirren dasselbe verlieB und in die
Dienste Kaiser K a r 1 s V. trat, in A des sen
Heeren er >als Feldhauptmann in Italien
Frankreich und anderen Landern so tapfer sich
erwies, daB ihm nicht nur das alte adelige
Wappen bestatigt, sondern auch wesentlich
vermehrt wurde. Er siel bei der Belagerung
von Metz. — Sein Sohn Karl, der unter
Ferdinand I. im Jahre 1538 Trabanten»
hauptmann war, fand bei Szathmar im
Tiirkenkriege, sein Enkel N u d o 1 f als kaiser,
licher Oberst bei der Belagerung Kanizsas durch
die Tiirken 1600 den Soldatentod. — Ru»
d o 1 f s Sohn Sebastian zog, urn seine Ver»
mogensrechte an Ort und Stelle zur Gel«
tung zu bringen, nach Schweden und blies
daselbst. Sein Sohn Christian aber verlieB
der Religion wegen wieder dieses Land und
trat unter Kaiser Ferdinand I I . in Kriegs»
dienste. Als Oberstwachtmeifter 1632 zugleich
mit seinem Sohne Iacharias von den
Schweden gefangen genommen, wurde er mit
„schwedischen Trancken" zu ' Tode gemartert
und in Weyden in der Oberpfalz begraben.
Der Sohn ward gerettet und machte in der
Pfalz Neuburg sich sefihaf t . Seine Nach.
kommen standen in pfalzischen Diensten. Da
die Win disch zu ofteren Malen in Ungarn
gewesen, ist es immerhin moglich, daB die
spater daselbst vorkommenden Nindisch,
deren einiger hier naher Erwahnung geschah,
von der obigen Familie abstammen.
Nindisch, siehe auch: Vwdys, Joseph
ad. XI. I, S. 25) .
Ende . des sechsundfuntzigften Vandes.^
Alphabetisches Namen-Register .
Die mit einem * bezeichneten Biographien kommen flisher noch in keinem
vossendeten deutschen 5ammelwerk
(EmMopadie, Conversalions»Le . rikon u. dgl . ) vor und erscheinen zum ersten N a 1
e in diesem biographischen
k. rikon, in welchem iibrigens alle Artikel nach Vriginalquellen, die bisherigen
Mittheilungen iiber die ein«
zelnen Personen entweder berichtigend oder erganzend, ganz neu gearbeitet sind :
n i . 3 . - mil Berichtigung
oder doch mit Angabe der divergirenden Daten; in. 6 . - - mit genealog. Daten;
i n . H . mit Beschreibung
des Grabmonumentes ; m» ? . - - mit Angabe der stortrale; In. V . - - mit
Beschreibung des Wappens; die
Abkiirzung N u . bedeutet Quellen, worunter der mit kleinerer 5chrift gedruckte,
jeder Biographie beigefugte
Anhang verstanden ist.
Seile
343
Seite 449
Wurzbach5 6 . txt
Widenmann, Heinrich (Qu. 6)
-i-Wiedemann, Ernst v. (Qu. 3)
- Franz (Qu. <)
*- Johann (Qu. 2) -
*- Joseph (Qu. 3) -
*- Karl von .... (Qu. 3) 4
*— Theodor 1
*- (8. A .) (Qu. 4) 4
*Wiedenfeld, Otto Freiherr
(Qu.) 6
*— Wilhelm Ritter von, m. I>. . 3
-i-Wiederkehr , Xaver 6
Wiedermann, Helene 7
Wiedersperg, F. . . . (Qu.) 9
*W iedersperger Ritter von
Wiedersperg, Genealogie,
n. A (Qu.) 8
- (Stammtafeln) .... 9u. 11)
* Gustav 8
*- Leopold It
*Wiegand, Johann .... 42
*Wiehl, Fran" 14
*W ieland, die Freiherren, Genea»
logie, iQ. A V (Qu.) 15
- (Stammtafel) 16
*— Georg Freiherr 14
*- Columbanus > . . (Qu. 1) 17
Wieland, Johann Andreas von
(Qu.2)
- Karl (Qu. A )
*- liudwig (Qu. 4)
*Wielemans, Alexander von . .
*Wielh o rski, Michael Graf . .
*Wielogtowski, Valerian. . .
Wielopolski von Starykon,
die Grafen
Seite
17
t8
19
20
24
27
25
26
25
Alexander . (im
Texte, 7)
* Franz . . („
. 3)
5 Franz . . ( .
, 6 )
*— — Johann . .
1 „ « 1)
* Johann . . (»
• 2j -
Johann . . ( , „
3) 26
s KarlGonzaga („
A 4) -
Wielowieyski de
Wielka-
Wies, Ladislaus
Freiherr .
Wiemund, Friedrich 29
Wiender, Bonaventura . . .
Wiener, Adolf .
*— Friedrich Ri
tter von, m.
- Karl 30
— Ledpold (Qu.
1) 31
— Ludwig lQu. 2) —
- Paul (Qu. 3)
32
- Wilhelm (Qu.
4) -?
27
I>.
Seite 450
Wurzbach5 6 . txt
. (Qu.)
40
in. ? .
39
(Qn. 1)
41
300
Seite
Wiener, Wilhelm Ritter von,
M. I» (Qu. 3) 32
Wieninger, Georg —
*- Eduard (Qu<) 33
Wierer —
«Wiery, Valentin —
«Wierzbicki, Alexander (Qu. 1)
*- Michael (Qu. 2) -
— Peter 34
«Wierzchle jski, Franz Tader
Ritter von 33
Wiesbeck. Georg . .
«WieSberg, Wilhelm,
«Wiesbock. Karl L -
«Wiese, Anton . . .
«— FFriedrich —
« Friedrich .
*- Joseph (Qu. 3) -
— (Lieutenant) . . .
«Wiesen, Franz . . .
— (Oberlieutenant ) .
Wiesen au er, Franz
'« de Paula 42
«Wiesenburg, Adolf,
«Wiesend, Max Georg ....
Wiesenfeld. Karl, m. ! > . . .
Wiese «Hutten, die Freiherren
(Qu.)
— Franz (Qu . j
«— Karl Freiherr 48 !
Wieser 49
« - Alois (Qu. 1,2) 67
33
37
(Qu. 2) 42
4)
5)
. (Qu.
. (Qu.
. (Qu. 6) -
(im Texte)
m. k . . .
43
« — (Wiser) , Enge
:1 Ulrich
(Qu. 3)
«— Franz.
. . (Qu. 4,
3
«— Franz, m. I>
5 Christoph . . .
(Qu. 7j
Fidich Ri Q 8
43
42
44
43
46
49
68
«Wieser (Wiser) .
Marian
(Qu. 13)
«— (Wiser) , Otto
a. Ig-nota.
I^ualliMg. . . .
(im Texte)
«- Peter (Qu. 14)
«— (Oberlieutenar
it). . (Qu.
13
* (Lithograph)
. . . (Qu.
16
« (Sangerin)
. . (Qu. 17)
Wiesgrill
«Wiesing, tzanS
«Wiesinger, Albert
- Olga
«Wiesioiowski (Redacteur)
«Wiesler, Peter
«Wiesner, Adolf .
«- A. C.
Seite
Seite 451
Wurzbach5 6 . txt
70
34
71
«—
«
«
«—
h s t h (
Friedrich Ritter von (Qu. 8)
von und zu Ehrenhofen.
Johann Ritter .30
Johann 81
Evang (Qu. 9) 69
(Wiser) , Johann Siegfried
fttiia. . . .33
2.
3 g . n
o t H
U
a i A S i
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*_
Iyseph,
m. ? .
.34
«—
von Mahren heim,
Joseph,
IQ
. r 86
«—
(Wis
e r )
Joseph Anton
(Q-
j. 10) 69
*_
(Wiser) ,
Karl
39
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*_
Kaspar
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61
«—
Leopold
Ritter von 63
*-Lorenz (Qu. 11) 70
- Maria Anna . . . (Qu. 1?) A -
«— Conrad
-I (Qu. 1)
— Julius, m. ?
- Norbert (Qu. 2)
Wieflner, Conrad . . . (Qn.)
«Wieso t o w s k i . Chrifthph . .
«— Franz (im Texte)
« - Michael .... ( „ , )
«Wiest, Franz
— (der Vater) .... (Qu.)
Wiesy, Karl Ritter don ....
Wietorio, Ionathan
eh, I . K
W i e 6 n i k , die Freiherren und
Grafen, Genealogie . (Qu.)
«-
- Bernhard Franz .
(Qu. 4)
«-
- Emanuel
(Qu. 7)
T!
-Franz. ' (Qu. 5)
«
Xaver
«
- Karl
. (Qu. 2)
- Markwart ....
(Qu. 1)
5-
- Rudolf (Qu. 3)
5-
- Wodclaw ....
(Qu. 3)
-
(Lieutenant) . .
. (Qu. 6)
W
i g a n d , Balth
Georg (Qu. 1)
asar . (Qu. 4)
«-
- Karl Friedrich .
. . (Qu. 3)
«-
- IohMn (Qu. 2)
«
-Otto. . (Qu
. 1, im Texte)
«
Wikart , Jo
s e p h . . .
-
(Kupf erstecher )
(im Tezte)
Wikosch. Martin Joh
ann . . .
W
ilbrandt ,
Adolf, m. k. .
Seite 452
Wurzbach5 6 . txt
— «Bauoius, Auguste, in. k.
W i 1 b u r g
Wilczek. die Grafen, Genealogie,
in . A
*' s - FriedrichGraf .
77
94
73
82
83
93
93
83
93
94
93
97
93
100
101
99
100
101
14
13
lOt-
102
109
112
113?
301
Seite
Wilczek, Heinrich Wilhelm Graf .416
*- Johann Balthasar . (Qu. 3) 415
*- Johann Joseph . . (Qu. 4) -
Nep., N. ? .118
— Joseph 422
— Wenzel . —
"Wild, Anton .... (Qu. 1) 430
5- C 123
— Franz, in. I>. n. U —
* - Georg (Qu. 2) 430
*- Hermine (Qu. 3) 431
' s — Joseph Fr (Qu. 4) —
*Wild (Qu. 5) -
Wild, fiehe auch Will.
Wild au, Martin Freiherr . . .431
*Wildau er, Mathilde, m. ?. . —
4- Ritter von Wild hausen.
Tobias, m. I> . . 436
Wild burg. Adolf Freiherr . . M42
Freiherr .... (Qu.) 144
Wilde, Ambrus . —
— Franz —
*Wildenstein, die Grafen. Ge>
nealogie, m. A V 446
s- Cajetail 145
*- Cajetlw August . . (Qu. 2) 147
s— Ernst Heinrich 450
«- Franz Joseph . . . (Qu. 4) 447
Seite 453
Wurzbach5 6 . txt
5- Georg (Qu. 3) 448
*— Hans Christoph . . (Qu. 6) —
*— Heinrich (Qu. 7) —
*- Johann Franz . . (Qu. 8) 149
* Joseph .... (Qu. 9) -
«— Sigismund .... (Qu. 10) —
5 Theodorich .... (Qu. 41) 450
*Wild3nsteiner . die 452
Wilder, Georg Christoph, ui. ?. 452
Wildgruber, Adolf 455
Wildhack, Joseph —
"Wildner von Maithstein .
Eugen (Qu.) 158
* Ignaz, m. ? 156
-»Wildner, Franz . . . (Qu.) 158
*W ildsch go. Franz Leodegar
Freiherr .15 9
*— Barbara Freiin . (im Texte) 460
Wildt. Anton 122
WilemanS 460
Wilfinger, Ernst Johann . . .
Wilfling, Ignaz Richard . . .
*Wilgenheim, Ludwig Freiherr 463
Wilhelm Franz Karl Erzherzog .164
- Herzog von Wiirttemberg . —
ch— Andreas Ritter von, in. I>. . —
Seile
"Wilhelm, Ad. . . . (Qu. 1) 173
*- Christoph .... (Qu. 2) -
*— Friedrich, ia. ?. . . (Qu. 3) —
«— Gustav Friedrich 4 63
* - Karl Adolf. . . . (Qu. 4) 474
- Wilhelmus .172
- (Meisteraus Innsbr.) (Qu. 5) 474
* - (Bischof von OlmiiJi) (Qu. 6) 173
* (Weihbischof von Koln)
- (Qu. 7) -
*- von Helmfeld . . (Qu. 8) -
Wilhelmi, Alezander 476
-*— Friedrich, m. I> —
Wilhelmine Amalie Kaiserin . .481
Wilimek —
*Willburg, Anton Karl . . . . —
*- Conrad (Qu. ) 482
*- Peter (Qu. ) -
Willburger —
«Willemer. Marianne v., m. ?. —
Willfort . Karl . . (im Texte) 188
-lWillforth, August 187
Williams, James Ernst Freiherr —
WillmanN' Galvani, Karoline. 191>
- >Hub e r . . . . (im Texte)
- E (Qu. 1) 193
- Maximilian . . (im Texte) 190
- Michael Leopold . . (Qu. 2) 494
*- Otto Philipp Aug 194
- (Schloffer) .... (Qu. 3) 196
- (Sangerin, Mutter) (im Texte) 194
- ( „ Tochter) ( „ , ) -
Willmers, Rudolf, m. I». . . . 196
*Willomiher, Joseph, N. ?. . 197
Willroider, Joseph 193
- Ludwig 199
s-Wilfterth. Franz 200
Seite 454
Wurzbach5 6 . txt
*Wilsdorf, Ferdinand . (Qu.) 201
— Franz —
Wilson, Johann Chevalier . . .
Wilt. Franz, n. ?. . . (Qu.) 203
«— Joseph 202
*- Marie, m. I> 204
-i-Wiminko. Augustin Nep . . . .203
Wimmer. Albrecht Aug. Gottl. .209
*- Colestw (Qu. 4) 227
— Eduard (Qu. 2) -
*- Florian 214
*- Franz (Qu. 3) 227
*- Franz (Qu. 4) -
5 Friedrich (Qu. 5) 228
— Georg (Qu. 6) —
*— von Odenwald, Heinrich
(Qu. 7) 229^
302
Wimmer, Heinrich Freiherr
(Qu. 7, im Texte)
— Jacob Freiherr, m. A . u. I>.
— Jacob (Qu. 8)
* A _ Joseph Freiherr . . . (Qu.)
Freiherr .... (Qu . )
— Joseph . .
— Joseph (Qu. 9)
. Eduard
— Iuftinian»H Ianow Vlasio
(Qu. 10)
*- Peter (Qu. 11)
— Wolfgang .... (Qu. 42)
*— (Zimmermeister ) . . (Qu. 13)
«Wimmersperg, Anton (Qu.)
A - Sebastian. . . (Qu.)
«— Emanuel Ferd. Freiherr. . .
Wimpffen, die Freiherren und
Grafen, Genealogie u. Stammtafel,
m. A (Qu.)
— Adolf (Qu. 1)
— AlphonS Graf
— Arnold (Qu. 3)
— Christian Peter . . (Qu. 4)
Friedrich . . . (Qu. 5)
— Clemens August . . (Qu. 6)
-'-Conrad ....>. (Qu. 7)
— Dagobert Sigismund (Qu. 3)
— Emanuel Felix . . (Qu. 9)
— Felix (Qu. 10)
— Felix Friedrich Wenzel, N. e.
Ludwig . . . (Qu. 12)
— Franz Cajetan Anton (Qu. 13)
Emil Lorenz,
Karl Eduard .
Ludwig .
Ludwig.
— Friedrich Wilhelm ( )
— Georg (Qu. 19)
— — Siegmund Dominik
(Qu. 20)
— Gustad Adolf Felix . (Qu. 21)
— Hans (Qu. 22)
— Heeremann .... (Qu. 23)
— Heinrich Christian
— Hermann .... (Qu. 25)
Seite 455
Wurzbach5 6 . txt
— Johann (Qu.
Seite
229
215
229
217
(Qu. 15)
(Qu. 16)
(Qu. 17)
(Qu. 18)
9
Christoph
Dietrich
Friedrich
Georg I I .
— Iosephine .
— Karl August
— Luis ....
(Qu.27)
(Qu. 28)
(Qu. 29)
(Qu. 30)
(Qu. 31)
(Qu. 32)
(Qu. 33)
229
226
230
231
233
238
232
238
239
240
246
26)
241
247
241
242
243
230
243
244
245
Seite
Wimpf
Leono
- Mar
- Max
- Osw
- Sie
(Qu.
- Sta
- Tob
- Vic
Winar
Wince
Winck
Genea
- Bru
-1
fen, Margarethe Isabella
re. n. I>. . . (Qu. 34) 245
ia Anna Cacilia, na. ?. 251
imilian, in. I> 252
aid (Qu. 37) 245
gmund Heeremann
38) 246
nislauS Gllstav . (Qu. 39) -
ias Peter. . . (Qu. 40) -
tor 260
iclF, Karl 261
nty —
el Hofen, die Freiherren,
logie, m. >/V. . (Qu.) 262
no (Qu.) -
Elisabeth (Qu.) -
Seite 456
Wurzbach5 6 . txt
— Ernst . (Qu. ) -
— Franz Anton .... (Qu.) —
— Georg Joachim . . . (Qu.) —
— Heinrich (Qu.) —
— Hermann (Qu.) —
— Hieronymus .... (Qu.) —
— Joachim (Qu . ) —
— Iodoc : (Qu . ) —
— Joseph Cajetan .261
*Winckelhof er , Augustin . . . 263
— von WinckelSburg . Mat-
« thias 264
Winckelmann, Johann Joachim . —
Winckler . 271
— Anton 272
— Heinrich Joseph . . (Qu. 11) 287
— Johann (Qu. 12) —
— von Mohrenfels, Joseph
. Johann (Qu. 20) 289
"- Willibald .... (Qu. 26) 290
Wincklern, Johann Bapt . v. . .291
*Winkhler, Karl AngeluS . . . 280
— Matthias Jacob 282
— Valtin (Qll. 23) 290
«Winkler. Andreas Freiherr . .271
— Andreas (Qu. 1) 284
*— Benjamin .... (Qu. 2) —
* - D. . . (Qu. 3) -
*- E (Qu. 4) 285
*- Eduard (Qu. 5) -
*- Franz (Qu. 6) -
*- Franz (Qu. 7) -
— Franz (Qu. 8) 286
— Franz (Qu. 9) -
— Franz von .... (Qu. 10) —
— von Briickenbrandt , Georg
Johann 273
— Johann (Qu. 13) 287^
303
Seite
Wintler, Johann Ritter von
(Qu. 14) 287
Balthasar . . . (Qu. 43) 288
Christoph . . . (Qu. 16) -
Michael . . . (Qu. <7) -
— Joseph 277
— Joseph (Qu. 18) 288
— Joseph (Qu. 19) 289
Magnus . . . (Qu. 21) -
— Karl (Qu. 22) -
— Ludwig .... (im Texte) —
— Martin Ferdinand 281
— Michael (Qu. 23) 290
— «Deutsch, Minna, m . ? . . .283
— Moriz (Qu. 24) 290
— X (Qu. 27) 291
Seite
Winkler, verschiedene Adels«
familien (Qu. 28) 291
Wind. I. G 293
— Simon (Qu . ) —
Wind er, Berthold -»
Windisch. Johann . . (Qu. lj 297
Gottlieb . . . (Qu. 2) -
Seite 457
Wurzbach5 6 . txt
- Karl Gottlieb von 294
- Leopold don . . . (Qu. 3) 297
- (die Adelsfamilie) . (Qu. 4) 298
- Christian .... (Qu. 4) ' -
- Karl (Qu. 4) -
- Nicolaus .... (Qu. 4) -
- Nudolf (Qu. 4) -
- Sebastian .... (Qu. 4) —
- ZachariaS .... (Qu. 4) - .?
304
Namen-Register nach den Geburtslandern
und den Lindern der Wirksamkeit .
Banat .
Wierzbicki, Peter,
Seite
. 34
Bohmen .
Wiedemann, Johann (Qu. 2) 3
Niedermann, Helene .... 7
Niedersperger von Wieders«
perg, Familie . . . (Qu.) 8
- — Gustav —
Wiehl, Franz 44
Wiener, Friedrich Ritter von . . 29
- Wilhelm (Qu. 4) 32
Wiese, Anton .... (Qu. 1) 41
- Joseph (Qu. 3) 42
Wiesenfeld. Karl 46
Wiefer, Johann 51
Niesner, Adolf 78
- Conrad 83
- I (Qu. 4) 93
Wietz. I . K 98
WieLnik, Bernhard Franz Graf
(Qu. 4) !00
- Franz (Qu. 5) 401
Faver Graf 99
- Karl (Qu. 2) 100
- Martwart .... (Qu. 4) -
- Rudolf (Qu. 3) -
Wikart (Wickart) . (im Tezte) 404
Wild. Anton .... (Qu. 4) 423
Wilde. AmbroS ..!.'.' 444
- Franz (im Tezte) — ,
Wildner Edler v. Maithstein, !
Ignaz 156 >
Seite
Wildt, Anton 422
Wilfling, Ignaz Richard . . .If
Wilhelm Ritter von . (Qu. 8) 173
- Andreas Ritter von .... 464
- Christoph .... (Qu. 2) 473
Willmann. Michael Leopold
(Qu. 2) i94
- Otto Philipp August .... 191
Willomiher. Joseph 497
Wimmer, Franz . . (Qu. 3) 228
- Jacob Freiherr 215
Wimmersperg, Emanuel Ferdi»
nand Freiherr 231
Wimpffen, Christian Friedrich
Freiherr (Qu. 3) 239
- Franz Emil Lorenz Graf . . 247
- Siegmund Heereman (Qu. 38) 246
Seite 45?
Wurzbach5 6 . txt
Winkler, E (Qu. 4) 285
- Franz (Qu. 6) —
- Franz (Qu. 7) -
Galizien .
Wielhorski. Michael Graf . . 19
Wielogtowski . Valerian. . . 20
Wielowieyski de Wielka«
Wies. Ladislaus Freiherr . 27
Wierzbicki. Alexander (Qu. 1) 35
- Michael (Qu. 2) -
- Peter 34
Wierzchle jski, Franz Ritter von 35
Wiesiolowski, (im Tezte) 94
Wiesolowski, Christoph ... 93
- Franz Graf . . (im Tezte) 94
- Michael .... ( . „ ) -
N i 1 c z e k . Joseph 122^
308
Seite
Wilhelm. Andreas Ritter von . 164
Winkler, Franz . . . (Qu. 9) 286
Kiistenland und Trieft.
Wi edemann, Franz . (Qu. 1) 3
Wildenstein, Heinrich v. (Qu. 7) 148
- Johann Joseph Graf (Qu. 9) 149
Winckelmann, Johann Joachim 264
Winkler, Andreas Freiherr . .271
Karnthen .
Wiender, Bonaventura .... 29
W i e r y , Valentin 33
Wiesner, A. C 82
Wilczek, Johann Balthasar Graf
(Qu. 3) 113
Willburg, Anton Karl von . . 181
Willroider, Joseph 198
- Ludwig —
Winkler, Martin Ferdinand . .281
Krain .
Wiener, Paul . . . (Qu. 3) 32
Wilden stein, Cajetan August
Graf (Qu. 2) 147
Wilgenheim, Ludwig Freiherr . 163
Winkler, Andreas Freiherr ..271
- Franz von .... (Qu. 10) 286
Krakau .
Wiedemann. Joseph . (Qu. 3) 3
Wielogtowski, Valerian ... 20
Wielopolski von Staryton,
Franz (Nr. 3) 23
Johann . . . (Nr. 1) —
Karl Gonzaga . (Nr. 4) 26
Wilczek, Joseph 122
Wilhelm, Andreas Ritter von . . 164
Lombardie .
Wilczek, Johann Joseph Graf
(Qu.4) 118
Mahren .
Wieser, Franz Christoph (Qu. 7) 63
- von Mahren heim .... 56
v. Wurzbach. biogr. Lexikon. I "VI.
Seite
Wiesner, Julius . 88
W i k a r t , Joseph 10«
Wikosch. Martin Johann . . . 102
Seite 459
Wurzbach5 6 . txt
Wild, Ios. Fr (Qu. 4) <31
Wildner, Franz . . . . (Qu.) 158
Wilhelm, Andreas Ritter von . ! 64
- Karl Adolf. . . (Qu. 4) 174
- von K 6 1 n . . . . (Qu. 7j 175
- (Bischof von Olmuh) (Qu. 6) —
Wilperth, Franz 200
Wiminko, Augustin Nepomuk. . 208
Wimmer, Colestin . . (Qu. <) 227
-Franz (Qu. 3) -
Windisch, Leopold von (Qu. 3) 297
W i n t 1 e r , Franz . . . (Qu. 8) 286
- Johann (Qu. 13) 287
Ritter von . . (Qu. 14) -
- Joseph (Qu. 19) 289
Magnus . . . (Qu. 21) -
- Moriz (Qu. 24) 290
- von Winkelsberg . (Qu. 28) 291
Militargrcnze.
Wiesy, Karl
Ritter von .... 97
Wimmer, Peter . . . (Qu. 11) 230
Winckelhofer von Winckels»
burg, Matthias 264
Desterreich
ob der Enns.
W i e d e
m
a n n , Theodor .... 1
W i e d e
n
f e 1 d , Otto Freiherr
(Qu.) 6
W i 1 h e
1
m , Christoph . (Qu, 2) 173
W i 1 1 e
m
e r , Marianne (Goethe's
Suleika)
182
W i m m e
r
, Florian 2 14
Wiser
t
Karl 59
Oesterreich unter der Enns.
Wiedemann, Joseph. (Qu. 3) 3
- Theodor 1
- (8. ,5.) (Qu. 4) 4
N i e g a n d , Johann 1?
- Joseph .... (im Texte) 13
W i e h 1 . Franz «4
W i e 1 a n d , Johann Andreas
(Qu. 2) 17
- Karl (Qu. 3) 18
- Ludwig (Qu.4) —
Wielemans, Alezander . . . .
2 0^
306
Seite
Kiener, Karl (Charles) .... 30
- Leopold (Qu. 1 > 3 1
- Wilhelm Ritter von (Qu. 5) 32
Gieninger, Eduard . . (Qu) 33
- Georg 32
Wiesberg, Wilhelm 40
WieSbock, Karl L 39
Wiese. Friedrich . . . (Qu. 2) 42
Wiesenburg. Adolf 44
Wiesen Hiitten, Franz Freiherr
(Qu ) 4 9
Wieser, Alois .... (Qu. 2) 67
- Kaspar 6i
- Leopold Ritter von 63
- Maria Anna . . . (Qu. 12) 70
- (Lithograph) . . . (Qu. l(i) 71
- (Sangerin) . . . . (Qu 47) -
Seite 460
Wurzbach5 6 . txt
Wiesing, Hans —
Wiesinger. Albert —
- Olga 77
Niesner, Adolf 78
- Julius 88
- Norbert (Qu. 2) 93
Wiest, Franz 94
Wiest. (Qu.) «7
Bigaud, Balth A sar . (Qu. 4) 14
Wikart (Wickart) . (im Tezte) 401
Mikofch. Martin Johann . . . .102
Nilbro.no t, Adolf —
- »Baudius, Auguste. . . . !09
Wilczek. Friedrich Graf .... 112
- Johann Graf 118
Wild, Franz !23
- Georg (Qu. 2) —
Wild, (Qu. 3) -
Wildauer, Mathilde 131
Wi ld'b urg, Adolf Freiherr . . .142
Wildensteiner , die 132
Wilder, Georg Christ 157
Wildhack, Joseph 153
Wildner Edler von Maithstein,
Ignaz 156
Wildschgo, Franz Leodegar Frei«
Herr 159
Wilhelm, Ad (Qu. 1) 173
- Gustav Friedrich 168
- Karl Adolf. . . . (Qu. 4)174
Bilhelmi . Friedrich 176
Willfort . Karl . . (im Texte) 188
Nillforth . August 187
Nillma.nn, E. . . . (Qu. 1) 193
- Maximilian . . (im Texte) 19"
- Otto Philipp August . . . .19!
' s - -Galvani, Karoline . . . 190
Seite
Nillmann-Huber, 190
Willmann (Qu. 3) 196
- (Sangerin, Mutter) (im Texte) 191
- ( „ Tochter) („.,)-
WillmerS, Rudolf 196
Wilso n, Johann Chevalier . . .201
Wilt. Franz (Qu. ) 2N8
- Marie 204
Wimmer, Albrecht August Gottl.
Daniel . . . 209
- Eduard (Qu. 2) 227
- Franz (Qu. 3) -
- Georg (Qu. 6) 228
- Jacob (Qu. 8) 229
- Joseph 217
- Joseph (Qu. 9) 229
Eduard 226
- Iustinian a aanoto Vlasio
(Qu. 10) 330
Wimpffen, AlphonS Graf . . . 2 ' . 12
- Maria Anna Cacilia Grafin . 23 1
Winckler, Anton 272
- Johann (Qu. 12) 287
- von Mohrenfcls, Joseph
Johann (Qu. 20) 289
Wind, I . G 293
Seite 461
Wurzbach5 6 . txt
Winder, Berthold —
Winkler, Andreas . . (Qu. 1) 284
- D (Qu. 3) .-
- E (Qu. 4) 285
- Franz (Qu. 9) 28tt
- Heinrich Joseph . . (Qu. 11) 287
- Johann Christoph . (Qu. 16) 288
Michael . . . (Qu. 17) -
- Joseph 277
- Joseph (Qu. 18) 288
- Joseph (Qu. 19) 289
- von Briickenbrandt , Georg
Johann 275
- Michael (Qu. 23) 290
- »Deutsch, Minna . . . .283
Wiser, Engel Ulrich . lQu. 3) 68
- Karl . . .59
Salzburg .
Wiedemann, Theodor .... 1
W i e r y , Valentin 3. '1
Wies deck. Georg . . . (Qu.) 40
Wieser. Lorenz . . . (Qu. 1«) 70
Winckelhof er , Augustin . . .263
Wimpffen, Franz Ccljetan Anton
Freiherr (Qu. 13) 241^
307
Wind, Simon .
Wiser, Marian
Seite
. . (Qu.) 293
(Qu. 43) 70
Schlesien .
Wiedenfeld, Otto Freiherr
(Qu.) 6
- Wilhelm Ritter dun .... 5
Wielopolski von Starykon,
Franz (Nr. 6) 26
Wilczek, Heinrich Wilhelm Graf . 116
Wilhelm, Andreas Ritter von . 164
Wimmer, Friedrich. . (Qu. 8) 228
Wimpffen, Gustav Adolf Felix
Graf (Qu. 24) 243
Siebenburgen .
N i e 1 a n d , Johann Andreas von
(Qu. 2) 1?
Wiener. Paul . . . (Qu. 3) 32
Wieser, Kaspar 61
Steiermark .
Wieland, ColumbanuS (Qu. 4) 17
Wiesenauer, Franz 42
- Franz .... (im Texte) 43
Wieser von und zu Ehren«
Hofen, Johann 30
Wildenstein, Cajetan Graf . . 445
- Ernst Heinrich Graf .... 430
- Franz Joseph Graf (Qu. 4) 447
- Johann Franz Graf (Qu. 8) 149
Joseph Graf. . (Qu. 9) -
- Siegmund von . . (Qu. 40) —
- Theodorich (Dietrich) von
(Qu. 44) 430
Wilfling . Ignaz Richard . . . 460
Wilhelm, Andreas Ritter von . 464
- Gustav Friedrich 468
Seite 462
Wurzbach5 6 . txt
Wimmer, Joseph . . . (Qu. 9) 229
Nimpffen, Felix Friedrich Wenzel
Graf 246
— Franz Cajctan Anton Freiherr
(Qu. 43) 24 1
EmilLorenz Graf . . . 247
— Heinrich Christian Freiherr . . 280
Wincklern, Johann Bapt . von . 29 1
Winkhler, Matthias Jacob . .282,
Seite
Winkler, Johann Nalthasar
(Qu. t a ) 288
— MartinFerdinand 284
Tirol .
Wiedemann, Franz . (Qu. 4) 3
Wiesend, Max Georg .... 43
Wieser, Alois .... (Qu. 4) ft7
— Franz (Qu. 4) 68
— Johann Evang. . . (Qu. 9) 69
— Joseph 34
Wieser. (Qu. 45) 70
Wiesing, Hans 71
Wiesler, Peter 78
Wikosch. Martin Johann . . .402
Wilczek, Friedrich Graf. . . . 412
Wildauer Ritter von Wildhausen.
Tobias 436
Wildgruber, Adolf .... 153
— I (im Tezte) -
Wilhelm, Friedrich . lQu. 3) 473
— (aus Innsbruck) . . (Qu. 3) t74
Winckelhofen Freiherr von
(Qu.) 2K2
— Elisabeth Freiin . . . (Qu.) —
— Joseph Cajetan Freiherr . . 264
Winkhler, Valtin . . (Qu. 23) 290
Winkler, Andreas . . (Qu. 4) 284
Wiser, Joseph Anton . (Qu. 40) 69
Ungarn .
Wiedersperger von Wieders '
perg, Leopold 44
Wie land, Georg Freiherr ... 44
Wierzbicki, Peter 34
Wiesen, Franz . . . (Qu. 5) 42
Wieser, Franz 49
Wigand, Georg . . . (Qu. 4) 13
— Johann (Qu. 2) —
— Karl Friedrich . . (Qu. 3) —
— Otto (Qu. 4) -
Wildbiirg, Adolf Frecherer
(Qu.) 144
Wildenstein, Georg von
(Qu. 3) 143
Wildner Edler von Maithstein,
Ignaz 436
Wilfinger, Ernst Johann . . ,,. 460
Wilhelm, Gustav Friedrich . . /. 468
Wilt, Joseph ' , A 2
2 0*^
308
Seite
Wimmer. Albrecht August Gottl.
Daniel 209
— Joseph Eduard 226
Seite 463
Wurzbach5 6 . txt
— Edler von Ebenwald, Hein«
rich (Qu. 7) 229
Wimmer. (Qu. 13) 230
Windisch, Johann . . lQu. 1) 297
— Johann Gottlieb . . (Qu. 2) —
- Karl Gottlieb 291
— Leopold von . . . (Qu. 3) 297
Winkhler, Karl Angelus . . .230
Winkler, Benjamin . (Qu. 2) 284
- Franz (Qu. 8) 286
-Karl (Qu. 22)289
Vorarlberg .
Wieser, Franz . . . (Qu. 3) 68
Wildgruber, Adolf 133
Willburger von Willburg,
Conrad (Qu.) 182
Peter (Qu.) -
Vorderiisterreich .
Wilhelm, Wilhelnms. . . 172
Desterreicher , die im Auslande
denkwiirdig geworden.
Wiener, Karl (Charles) .... 30
- Wilhelm (Qu. 4) 32
Wiesbeck, Georg .... (Qu.) 40
Wiesend, Max Georg (Bayern) . 43
Wiesner, A. C 82
— Conrad 83
Wiest, Franz 94
Wildauer Ritter von Wild,
hausen, Tobias 136
Willemer, Marianne (Goethe's
Suleika) 132
Willroider, Joseph . . . . 198
- Ludwig 199
Wimpffen, Arnold von (Qu. 3) 238
- Conrad von . . . (Qu. 7) 240
— Enllmuel Felix Freiherr
(Qu. 9) -
— Felix Ludwig von . (Qu. 12) —
- Johann Dietrich . . (Qu. 28) 244
- Luis de (Qu. 33) 248
Winkler. Karl . . . (Qu. 22) 239
Nicht in Oesterreich geboren.
Seite
Wie de mann, Franz 3
— Theodor (Michelstetten in
Bayern) 1
Wiederkehr, Xaver (Schweiz) . 6
Wieland, Ludwig . . (Qu. 4) 18
WieBner. Conrad . . . (Qu.) 88
Wilbrandt, Adolf 102
— »Baudius, Auguste. . . . 109
Wilder. Georg Christoph (Niirnberg)
152
Wilhelm. Friedrich . . (Qu. 3) 173
Wilhelmi, Friedrich 176
Williams, James Ernst Freiherr-
(England) 188
Willmann, Maximilian
(im Texte) 190
- Michael Leopold . (Qu. 2) 194
- Otto Philipp August (Posen) . 191
— »Galvani, KarolinesForchten«
berg) 190
Seite 464
Wurzbach5 6 . txt
— .Huber, —
Willmers. Rudolf (Berlin) . .196
Wilson, Johann (Dublin) . . .201
Wilt, Franz 208
W i m m e r, Friedrich (Breslau)
(Qu. 5) 228
Wimpffen, Christian Friedrich
Freiherr (Qu. 5) 239
— Christian Peter von (Qu. 4) —
— Dagobert Sigismund Freiherr
(Qu. 8) 240
— Emanuel Felix Freiherr
(Qu. 9) -
— Felix von .... (Qu. 10) -
— — Ludwig (Minfelden in der
Pfalz) (Qu. 12) -
— Frnnz Karl Eduard Graf (Stuttgart)
(Qu. 13) 241
Ludwig v. (bei Minfelden)
(Qu. 16) -
— Friedrich Wilhelm (Khirn)
(Qu. 18) 242
— Georg Freiherr (Frankfurt am
Main) <Qu. 19) -
— Gustav Adolf Felix Graf
(Qu. 21) 243
— Heeremann .... lQu. 23) —
— Johann Georg (II.) (Mollberg)
(Qu. 30) 244
— Iosephine .... (Qu. 31) —
— Karl August (Niirnberg)
(Qu. 32) 243^
399
Seite
Wimpffen, Oswald Freiherr
(Qu. 37) 243
— Stanislaus Gustav (Qu. 39) 246
Winckelhof er von Winckels«
burg. Matthias 264
Winckelmanll, Johann Joachim
(Stendal) -
Winckler, Anton 272
— von Mohrenfels, Joseph
Johann (Qu. 20) 289
— Willibald .... (Qu. 26) 290
Seite
Win kl er, Franz hon (PreuBen)
(Qu. 10) 236
— Johann Christoph (Augsburg)
(Qu. 18) 288
Michael (SchlieSheim)
(Qu. 57) -
— Moriz (Qu. 24) 290
Wifer, Johann Siegfried asanots
Alkr' s arstli» 33
— Otto a Zanotk I' s uainM«.
(im Texte) 54^
Namen-Register nnch Standen
nnd anderen bezeichnenden Kategorien.
Adel.
Seite
Wiedemann von Warnhelm,
Ernst . . (Qu 5, im Texte) 4
Karl . . . (Qu. 5) -
Seite 465
Wurzbach5 6 . txt
Wiedenf eld, Otto Freiherr von
(Qu.) 6
— Wilhelm Ritter von .... 3
WiederSperger von Wieders«
perg, Ritter und Freiherren
(Qu.) 8
Gustav —
Wieland. Georg Freiherr ... 14
— Johann Andreas . (Qu. 2) 17
WielhorSki. Michael Graf . . 19
Wielopolski von Starykon,
die Grafen 24
WielowieySki de Nielta«
Wies. LadislauS Freiherr . 27
Wiener, Friedrich Ritter von . . 29
— Wilhelm Ritter von (Qu. 5) 32
Wierzchle jski, Franz Fader
Ritter von 33
Wief enhiitten, Freiherren von
(Qu.) 49
Wieser, Friedrich Ritter von
(Qu. 8) 69
— von und zu Ehrenhofen,
Johann 3t)
— von Mahrenheim, Joseph . 36
— Leopold Ritter von 63
Wiesotowski . Franz Graf
(im Texte) 94
Wiesy, Karl Ritter von .... 97
W i e i n i k , die Freiherren und
Grafen 400
Wilczek, die Grafen 143
Wildburg, Adolf Freiherr. . .442
Seite
Wildenstein, die Grafen (Qu.) 446
Wildner v. Maithftein, Eugen
(Qu.) 138
Ignaz 136
Wildschgo, Franz Leodegar Frei«
Herr 439
Wilgenheim, Ludwig Freiherr . 163
Wilhelm, Andreas Ritter von . . 464
— (PrussinomSky von'Wiczkow)
Bischof. . . (Qu. 6) 473
— von Helmfeld, die Edlen
und Ritter .... (Qu. 8) -
Nilhelmi (von Panwih) , Fried»
rich 176
Willburg, Anton Karl von ..484
Willburger von Willburg
(Qn.) 4 82
Williams. James Ernst Freiherr 488
Wilson. Johann Chevalier . . . 201
Wimmer Edler von Eben wald,
Heinrich (Qu. 7) 229
— Heinrich Freiherr von
(Qu. 7, im Texte) -
— Jacob Freiherr 21 3
Wimmersperg, Emanuel Ferdi«
nand Freiherr 234
Wimpffen, die Freiherren und
Grafen 233
Winckelhof en, Freiherren von
(Qu.) 262
Seite 466
Wurzbach5 6 . txt
Winckelhofer von WinckelSbiirg,
Matthias 264
Winctler von Mohrenfels,
Joseph Johann . . (Qu. 20) 289
Winckelstein (Qil. 28) 291
Wincklern, Johann Bapt . von .294
Windisch, Karl Gottlieb von . .249
- Leopold von . . . (Qu. 3) 297^
3t 1
Seite
Windisch, die von . . (Qu. 4) 298
Wnikl er. Andreas Freiherr . .271
- Franz von . . -. (Qu. 10) 286
— von Briickenbr andt, Georg
Johann 273
- Johann Ritter von . (Qu. 14) 287
— v. Winklersberg (Qu. 28) 291
Aerzte .
Wi edersperger von Wieders»
perg, Gustav 8
Nieser. Alois. . . . (Qu. 1) 67
Willburg, Anton Karl von . . 181
Wimmer, Joseph . . (Qu. 9) 229
Windisch, Johann Gottlieb
(Qu. 2) 297
— Leopold von . . . (Qu. 3) —
Winkler, Joseph Magnus
(Qu. 21)28 9
Architekten .
Wi elemans. Alexander . . . . 1«
Wiesenfeld, Karl 46
Wieser, Franz . 4 ! )
W i 1 h e 1 m (ans Innsbruck)
(Qu. 4) 174
Wilt, Franz (Qu. ) 208
Winkler, E (Qu. 4) 283
- Valtin (Qu. 28) 290
Bibliographen, Bibliothekare und
Buchhandler .
Wiesen, Franz . . . (Qu. 3) 42
Wieser, Alois .... (Qu. 2) 67
Wigand, Georg . . . (Qu. 1) 16
— Karl Friedrich . . (Qu. 3) ' —
- Otto (Qu. 1) -
Willforth . August . . < . A .187
Nimmer, Franz. . . (Qu. 3) 227
Winkler, Joseph 277
Bildhauer, Medailleurs.
Wiener, Leopold . . (Qu. 1) 31
Wieser, Lorenz . . . (Qu. 11) 70
Wildt, Anton 122
Wiser, Joseph Anton . (Qu. !0) 69
Frauen .
Wiedermann, Helene ... 7
Wieser, Maria Anna . (Qu. 12) .70
Seite
Wiefer (Sangerin) . . (Qu. 17) 71
Wiesinger, Olga 77
Wilbrandt-Baudiils , Auguste W9
Wild. C 123
— Hermine (Qu. 3) —
Wildauer, Mathilde <31
Wildschgo, Barbara Freifrau
(imTezte) 160
Seite 467
Wurzbach5 6 . txt
Will em er, Marianne (Goethe's
Suleika) . . 182
Willmann . Galvani, Karoline 190
- -Huber . ... ^ . 190
- (Sangerin, Mutter) (im Texte) 191
- ( „ Tochter) ( „ „) -
Wilt. Marie 204
Wimpffen. Iosephine (Qu. 31) 244
- Maria Anna Cacilia Grasin . 2al
Winckel Hofen, Elisabeth Freiin
(Qu.) 262
Winklcr-Deutsch, Minna ..283
Geo-' 1 Karto- A Topographen,
Reisende .
Wiener, Karl (Charles) .... 30
Wieser, Franz . . . (Qu. 4) 68
Wilczek. Johann Graf .... 118
Wimpffen, Johann (Hans)
(Qu. 26) 243
- Stanislaus Gustav . (Qu. 39) 246
- Victor Graf 2«0
Win ckelhofer, Augustin . . .263
Geolog, Bergmann.
Winkler, Benjamin . (Qu. 2) 284
Geschichtsf orscher .
Wiedemann. Theodor 1
Wieser. Franz . . . (Qu. 5) 68
Witosch. Martin Johann . . ' . W2
" i 1 d A Ios. Fr. . . . (Qu.4) 131
Wil. denstein, Ernst Heinrich
Graf 180
Win cklern, Johann Bapt . von . 291
Windisch, Karl Gottlieb von . . 294
Homilet .
Wiesinger, Albert. . . .71
Humanisten .
Wildschgo, Barbara Freifrau
(im Tezte) 460^
312
Seite
Wimmer, Albrecht August Gottl.
Daniel 209
- Jacob Freiherr 215
Win kl er. Franz von . (Qu. 10) 286
Industrielle .
Wiedbnfeld, Wilhelm Ritter von 3
Wiese, Friedrich . . . (Qu. 2) 42
Wiesen burg. Adolf 44
Niest (Qu.) 97
N i 1 h e 1 m , Friedrich . (Qu. 3) 173
Wimmer, Georg . . (Qu. 6) 228
N i n t 1 e r , Michael . . (Qu. 23) 290
Juden .
Wiesner, Adolf 78
- I. . (Qu. 1) 93
Kunstf orscher , Kunstf reunde .
Wiesbock, Karl L 39
Wieser, Leopold Ritter von . . 63
Wiesotowski, Christoph . . !>3
Kimmer, Florian 2!4
Winctelhof er , Auguftin . . .263
Winckelmllnn, Johann Joachim 364
Kupf erstecher .
Niese, Joseph. . . . (Qu. 3) 42
Seite 468
Wurzbach5 6 . txt
Wiesner, Conrad 83
Wikart (Wickart) . (im Texte) 101
Wilder, Georg Christ 137
Willmann, E. . . . (Qu. 1) 193
- Michael Leopold . . (Qu. 2) 194
Wind, I.G. (Xylograph) . . . 293
Winkler, Andreas . . (Qu 1) 284
- Johann Christoph . (Qu. 16) 288
- X (Qu. 27) 29t
Kandwirthe, Forstmanner.
Wieg and, Johann 12
- Joseph .... (im Texte) 13
WiesiotowSki, Michael
(im Texte) 93
Nilhelm, Gustav Friedrich ..168
- Karl Adolf. . . . (Qu. 4) 174
Willburg, Anton Karl von . . . 181
Willfort, Karl . . (im Texte) 188
Wintler von Bruckenbrandt ,
Georg Johann 275
Maler .
Seite
Wiehl, Franz 14
Wieland, Karl . . . (Qu. 3) <8
Wiesbock, Karl 6 39
Wiesend, Max Georg 48
W i e s e r , (Lithograph)
(Qu. 16) 71
Wiesinger, Olga 77
Wigand. Balthasar . . (Qll. 4) 14
Wikart. Joseph lt)l
Wild, Anton .... (Qu. 1) «30
- Georg (Qu. 2) —
Wilder, Georg Chnst 187
Wildgrub er, I . . (im Texte) 183
Wildhack, Joseph —
Willmann, Michael Leopold
(Qu. 2) 194
Willroider, Joseph 198
- Ludwig —
Winder, Berthold 293
Winkler, Andreas . . (Qu. 1) 284
- D (Qu. 3) -
- Johann Michael. . (Qu. 17) 288
Maria Theref ien-Brdensritter
und Ritter des goldenen Vliefies.
Die mit einem * Vezeichneten sind Aitler des goldenen
Miefes . )
Wieland, Georg Freiherr ... 14
Wielowieyski de Wielka»
Wies, Ladislaus Freiherr . 27
Wiesy, Karl Ritter von 97
*Wilczek, Johann Joseph Graf
(Qu. 4) 115
Wildburg, Adolf Freiherr . . . 142
Williams, IameS Ernst Freiherr 188
Wilson, Johann Chevalier . . .201
Wimpffen, Franz Emil Lorenz
Graf 247
*— Maximilian Freiherr .... 232
Winckelhofer von Winckels»
burg. Matthias 264
Marine .
Wildner v. Maithstein, Eugen
Seite 469
Wurzbach5 6 . txt
(Qu.) 138
Wimpffen, Victor Giaf . . . .260
Mathematiker , Astronomen.
Wiedemann. Johann (Qu. 2) 3
Winckler, Anton 272^
313
Militars, Kriegshelden, Ield>
hauptleute u. dgl . m.
Seite
Widenmann, Heinrich (Qu. 6) 3
Wiedemann von Warnhelm,
Ernst . . (Qu. 3, im Texte) 4
Karl(Qu. 3. A » ) -
Niederkehr, Haver 6
Wiedersperger vonWiedersperg,
Eduard . . . (Qu.) 8
Leopold 11
Rudolf . . . (Qu.) 8
Wieland, Georg Freiherr ... 14
Wielhorski, Michael Graf . . 19
Wielopolski von Starykon,
Franz (Nr. 3) 23
— (Oberlieutenant) . (Nr. 8) 27
Wielowieyski de Wielka-
Wies, Ladislaus Freiherr . —
Wiener, Ludwig . . . (Qu. 2) 31
Wiesoeck, Georg . . . (Qu.) 40
Wiese, Anton .... (Qu. 1) 41
— Friedrich —
Wiese. (Qu. 4) 42
Wiesen (Oberlieutenant) (Qu. 6) —
Wiesenfeld, Karl 46
Wiesenhiitten, Karl Freiherr . 48
Wieser, Franz , . . (Qu. 6) 68
— Friedrich Ritter von (Qu. 8) 69
— Johann 31
— von und zu Ehren Hofen,
Johann 3
— Kaspar 61
— Peter (Qu. 19) 70
Wieser, (Qu. 13) 70
Wiesner. A. C 82
Wi esy, Karl Ritter von .... 97
Wie2nik, Karl . . . (Qu. 2) 100
— (Lieutenant) . . . (Qu. 6) 101
Wilczek, Heinrich Wilhelm Graf 116
— Johann Balthafar Graf
(Qu.3) 113
Wildburg. Adolf Freiherr . . .142
Freiherr .... (Qu.) 144
Wildenstein, Georg v. (Qu. 5) 148
— Hans Christoph von (Qu. 6j —
Wilgenheim, Ludwig Freiherr .163
Willburger von Willburg,
Conrad (Qu.) 182
Williams, James Ernst Freiherr 188
Wilsoorf. Kranz 201
Wilson, Johann Chevalier . . . 201
Wimmer, Eduard . . (Qu. 2) 227
v. Wurzbach, biogr. Lexikon. KVI .
Seite
Wimmer Edler von Ebenwald,
Heinrich (Qu. 7) 229
— Heinrich Freiherr . (Qu. 7,
Seite 470
Wurzbach5 6 . txt
im Texte) —
— Jacob (Qu. 8) -
— — Freiherr 213
— Peter (Qu. 11) 230
Wimmersperg, Emanuel Ferdi«
nand Freiherr 231
Wimpffcn, Adolf Freiherr
(Qu. 1) 238
— Alphons Graf 232
— Christian Friedrich Freiherr
(Qu. 3) 239
— — Peter von . . (Qu. 4) —
— Clemens August Freiherr
(Qu. 6) -
— Dagobert Sigismund Freiherr
(Qu. 8) 240
— Emanuel Felix Freiherr
(Qu. 9) -
— Felix von .... (Qu. 10) -
Friedrich Wenzel Graf . . 246
Ludwig von . . (Qu. 12) 240
— Franz Ludwig . . (Qu. 16) 241
— — Cajetan Anton Freiherr
(Qu. 13) -
Karl Eduard Graf
(Qu. 15) -
— — Emil Lorenz Graf . . . .247
— Friedrich Wilhelm . (Qu. 18) 242
— Georg Freiherr . . (Qu. 19j —
— — Siegmund Dominik
(Qu. 20) -
— Gustav Adolf Felii Graf
(Qu. 21) 243
— Heinrich Christian Freiherr . . 230
— Heeremann .... (Qu. 23) 243
— Johann (Hans) . . (Qu. 26) —
Christoph . . . (Qu. 27) 244
Dietrich . . . (Qu. 28) -
Friedrich . . . (Qu. 29) —
— Karl August . . . (Qu. 32) 243
— Luis de (Qu. 33) —
— Max Freiherr 232
— Oswald Freiherr . (Qu. 37) 243
— Siegmund Heeremann (Qu . 38) 246
— StaniSlcms Gustav . (Qu. 39) —
Winckelhof er von Winckels«
burg. Matthias 264
Winkler. Eduard . . (Qu.3) 285
— von Brijckenbrandt , Georg
Johann 273
— Karl (Qu. 22) 289
2t?
314
Musiker .
Seite
W ied emann, Joseph . (Qu. 3) 3
Wiener. Wilhelm . . (Qu. 4) 32
Wieninger, Eduard . . (Qa.) 33
— Georg 32
Wierzbicki, Michael . (Qu. 2) 33
Wiesner, Norbert. . (Qu. 2) 93
Wilhelm, Ad. . . . (Qu. 1) 173
Willmann, Maximilian
(im Texte) 190
Seite 471
Wurzbach5 6 . txt
— »Huber, —
Willmers, Rudolf 196
Wimmer, Joseph Eduard . . .226
Winkhler, Karl Angelus . . . 280
Winkler, Martin Ferdinand . .281
— -Deutsch, Minna .... 283
Naturf orscher .
Wierzdicki. Peter (Botaniker) . 34
Wiesner, Julius (Botaniker) . 88
Wildner. Franz. . . . (Qu.) 138
Wilhelm, Karl Adolf . (Qu. 4) 174
Wimmer, Friedrich . . (Qu. 3) 228
Ninkler, Franz (Botaniker)
(Qu.) 286
— Moriz (Qu. 24) 290
Drdensgeif tliche .
Wiedemann (8/.) . (Qu. 4) 4
Wieland, Columbanus (Benedio
tiner) (Qu. 1) 17
Wien der, Bonaventura (Augustiner)
2 9
Wies er, Johann Evang. (Jesuit)
(Qu. 9) 69
Wiesler, Peter (Benedictiner ) . 78
Wietznik. Franz (Pramonstratenser)
(Qu. 3) 101
Wilde, Amoros (Augustiner) . .144
— Franz (Jesuit) . (im Ter.te) —
Wilhelm, Christoph . (Qu. 2) 173
— Wilhelmus 172
Wiminko, Augustin Nepomuk
(Pramonstratenser) 208
Wimmer, Colestin (Augustiner)
(Qu. 1) 227
— Florian . . 214
— Iustinian g. Ianoto VlaZio
(Qu. 10) 230
Winkler, Franz (Franciscaner )
(Qu. 6)283
Seite
Wiser, Johann Siegfried a. Oanotg.
A H, rKH16tIi3 . (Piarist) ... 33
— Marian (Benedictiner)
(Qu. 13) 70
— Otto 2. aanotH I/Uauiill«. (Pia«
rist) (imTezte) A 4
Philosophischer Schrif tsteller .
Willmann, Otto Philipp August 191
Poeten .
Wiederkehr, Xaver 6
Wieservon und zu Ehrenhofen,
Johann 3
Mahrenheim, Joseph
Ritter von 36
Wilorandt , Adolf 102
Wildgruber . Adolf 133
Willemer . Marianne (Goethe's
Suleika) . . 182
Winckler von Mohrenfels , Io>
, seph Johann . . . (Qu. 20) 289
— — Winckelstein . Matthias
(Qu. 28) 291
Rechtsgelehrte .
Wiesenauer, Franz (im Tezte) 43
Seite 472
Wurzbach5 6 . txt
Wildner Edler von Maithstein,
Ignaz 136
Wimmer, Jacob . . . (Qu. 8) 229
Winkler, Johann Balthasar
(Qu. 13) 288
Wiser, Karl 59
Reichsrathti Reichstags- und
Landtags-Deputirte .
Wied ersperg er von Wieders»
perg, Gustav . . 8
Wielogtowski . Valerian ... 20
Wiener, Friedrich Ritter von . . 29
Wierzchlejski, Franz '"aver
Ritter von . . 33
Wiesenauer, Franz (im Texte) 43
Wiesenburg, Adolf 44
W i e s e r , Joseph 84
W i e s 1 e r , Peter 78
W i e s n e r , Adolf —
W i 1 c z e k , Johann (Hans) Graf . 118
Wildauer Ritter von Wild-
h a u s e n , Tobias 13s^
343
Seite
Wildner Edler don Maithftein,
Ignaz 156
Winkler, Andreas Freiherr . . 2 7 t
Wiser. Karl 39
Revolutionare .
Wierzbicki, Alexander (Qu. 4) 35
WieSner, A. C 82
Wie2nik, Markwart . (Qu. 1) 100
— Rudolf (Qu. 3) -
Winkler, Karl . . . (Qu. 22) 289
Sanger, Schauspieler und Tanzer.
Wiedermann, Helene .... 7
Wieser (Sangerin) . . (Qu. 17) 71
Wilbrandt. Adolf 102
— -Baudius, Auguste. . . . 109
Wild, . (Qu. 3) -
— Franz . 123
Wild au er, Mathilde 131
Wilhelmi, Friedrich 176
WillmanN' Galvani, Karolme 190
Willmann .... (im Texte) —
Wilt, Marie 204
Schriftsteller.
Wiedemann, Franz . (Qu. 1) 3
— Theodor 1
Wiederspergervon Wieders'
perg Freiherr . . . (Qu.) 8
Wie land, Johann Andreas
. .. (Qu. 2) 17
-. Ludwig. (Qu. 4) 18
Wielogtowski. Valerian ... 20
Wiener, Nilhelm Ritter von
(Qu. 3) 32
Wiesberg, Wilhelm 40
Wiefer von Mahrenheim . . 36
Wiesing, Hans 71
Wiesinger, Albert 71
Wiesiotawski, Franz Graf
(w Texte) 94
Wiesiotowski . . („ „ ) —
Seite 473
Wurzbach5 6 . txt
Wiesner. A. C 82
- Adolf 78
Wiest , Franz . 94
Wietz, I.K 98
Wigand, Johann . . (Qu. 2) 13
Wild, C 123
Wildauer Ritter von Wildhausen.
Tobias 136
Seite
Wildenstein, Franz Joseph Graf
(Qu. 4) 147
Wilfling, Ignaz Nichard . . 160
Willomitzer, Joseph 197
Wimmer, Franz. . . (Qu. 3) 227
- Franz (Qu. 3) 223
- Joseph 217
Wimmer, (Qu. 8 im Texte) 225
Wimpffen, Franz Ludwig
(Qu. 16) 241
Ludwig . . . (Qu. 17) 242
- Iosephine .... (Qu. 31) 244
- Staluslaus Gustav . (Qu. 39) 246
Winckler. Willibald . (Qu. 26) 290
Windisch, Karl Gottlieb . . . .294
Winkler, Franz . . . (Qu. 7) 283
- Joseph (Qu. 18) 288
- Joseph (Qu. 19) 289
Wiser, Johann Siegfried a ganota
Ng.rFHrstk2 33
- Otto g. Zanota. I A H u M a
(im Texte) 84
Schulmanner .
Wildauer Ritter von Wildhausen,
Tobias 136
Wilfling, Iguaz Richard . . . 160
W i 1 h e 1 m , Andreas Ritter von . 164
Sonderlinge, durch ihre Geschicke
denkwiirdige Menschen.
Wiesbock, Karl L 39
Willmers, Rudolf 196
Wimmer. Georg. . . (Qu. 6) 228
Wimmer (Qu. 13) 230
Winkler. Joseph 277
Staatsmanner .
Wieloftolski von Starykon,
Alexander .... Nr. 7)
27
Franz . . . (Nr. 3) 23
Johann . . (Nr. 1) —
Johann . . (Nr. 2) -
Johann . . (Nr. 3) 2 6
Wies nik, Bernhard Franz
Graf
(Qu. 4) 100
— Franz Faver Graf .
99
Wilczek, Friedrich Graf .
. . . N
— Heinrich Wilhelm Graf .
. .116
— Johann Joseph Graf (Qu.
4) 113?
316
Seite
Nildenstein, CajetanGraf
. .143
— Johann Franz Graf (Qu.
8) 449
Joseph Graf. . (Qu. 9) -
Wimpffen, Felix Friedrich Wenzel
Graf 246
— Franz Emil Lorenz Graf
. . 247
Seite 474
Wurzbach5 6 . txt
Staats- und Gemeindebeamte .
Wiedenfeld, Otto Freih. (Qu.) 6
Wiesen auer, Franz 42
Niesend, Maz Georg .... 43
Wiesenhiitten, Franz Freiherr
(Qu.) 4 9
Wieser v. Mahrenheim, Joseph
Ritter von 56
- Johann ... 51
Wildner, Franz. . . . (Qu.) 458
Wiloschgo, Franz Leodegar Freih. 439
Wilfling . Ignaz Richard . . . 160
N i 1 h e 1 m , Andreas Ritter von . 164
Nillburger von Willburg,
Ptter (Qu.) 482
Wilperth, Franz 200
Winckler, Johann . . (Qu. 42) 287
Kindisch, Karl Gottlieb .... 294
Winkler, Andreas Freiherr. . .271
- Franz (Qu. 8) 286
- Iohanu Ritter von . (Qu. 44) 287
Wiser, Karl 39
Techniker, Mechaniker.
Willmann (Qu. 3) 496
Wimmer, (Qu. 13) 230
Ninkler, Michael . . (Qu. 23) 290
Theologen (katholische) .
Seile
Wiedemann, Theodor .... 4
Wiery, Valentin 33
Wierzchlejski, Franz Xaver
Ritter von 33
Wieser, Franz Christoph (Qu. 7) 68
- Johann Evang. . . (Qu. 9) 69
- Joseph .54
Wiesinger, Albert 74
Wilczek, Joseph 422
Wildenstein, Heinrich von
(Qu. 7) 448
Wildgruber, Adolf 453
W i 1 h e 1 m , Wilhelmus 472
- (Bischof von Olmuh) (Qu. 6) 473
Will. Joseph 202
Wimpffen . Conrad von
(Qu. 7) 240
- Arnold von . . . (Qu. 3) 238
Winckel Hofen, Joseph Cajetan
Freiherr 264
Winckelhof er , Augustin. . . . 263
Wincklern, Johann Baptist
von 2 9t
Winkhler, Matthias Jacob . .282
Wiser. Engel Ulrich . (Qu. 3) 68
Theologen (protestantische) .
Wiener. Paul . . . (Qu. 3> 32
Wilfinger, Ernst Johann . . . 160
Wimmer, Albrecht August Gottl.
Daniel 209
Windisch, Johann . . (Qu. 4) 297
Winkler, Johann . . (Qu. 13) 287^eph (Qu.) -4
Seite 475