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Full text of "Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich OCR 56"

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Wurzbach5 6 . txt 
Biographisches Lexikon 
des 

Klliserthums Desterreich A 
enthaltend 

die Lebensskizzen der denkwiirdigen Personen, welche seit 1750 in den 
of terreichischen 

Aronlandern geboren wurden oder darin gelebt nnd gewirkt yaBen. 
Von 

vr. Eonstant von Wurzbach. 
Sechsundf unf zigster Theil. 
Wiedemann — Mindisch. 
Vtlt acht «en«tl»sische« lafeln. 

Nil Unterstiit zung des Auto« durch l»te kaiserliche Akademie der Wissenschaf ten . 
Druck nnd Verlag der k. k. Hof« und Staatsdruckerei . 
1888.^ 

Nit Vorbehalt oer UeSersetzung in ftemde Sprachen und Verwahrung gegen 
unrechtmafiigen Nachdruck.^ 
Wiedemann, Theodor (Schrift, 
fteller. geb . zu Michelstetten in 
Bayern am 20. August 1823) . Nachdem 
er das Gymnasium zu St. Stephan in 
Augsburg im August 1843 beendet hatte, 
bezog er die Universitat Munchen, an 
welcher er sich dem theologischen Studium 
zuwandte und die philosophische 
und theologische Doctorwurde erlangte, 
worauf er am 17. Juni 1848 in Freising 
von dem Erzbischof K. A. von Neisach 
die Priesterweihen empfing. Dann trat 
er in die Seelsorge, zuerst als Coadjutor 
in Schnaitsee bei Wasserburg, 1849 als 
Curat bei St. Johann in Munchen, wo er 
an der Hochschule seine Studien fortsetzte. 
Auch besuchte er noch die Universitaten zu 
Freiburg im Breisgau und zu Wiirzburg. 
1832 ging er als Missionar nach Siidamerika, 
wo er sich mit Joseph von 
Reis, einem Wiener und Freunde Anton 
Gunther's M . VI, S. lCTj und Ioh. 
Em. Veith's M . I., S. 8CT, an der 
Herausgabe der „tD ( ) 1< . Ltitu, iy66Z yrnneiras 
A rosviLtaao aa. Lkkia" (8. kg.ol.ft 
4833, gr. 80.) betheiligte. Daselbst wurde 
er Pfarrer der deutschen Colonie inPetropolis 
bei Rio de Janeiro. Nach einiger 
Zeit kehrte er nach Europa zuriick, trat 
4859 in die osterreichische Diocese Sanct 
Polten und wurde Cooperator in Brand 
bei Neiiiengbach. 1860 iibernahm er die 
v. Wiirz dach. biogr. Lerikon. I A V1. sOedr. 
Redaction der in Wien erscheinenden 
„Katholischen Literatur-Zeitung" und 
griindete in Gemeinschaft mit dem Dom« 
Herrn Dr. ScheinerM. XXIX, 
S. 171) in Wien. Domherrn vi-. Werner 
M . I.V, S. 46), Prof. Dr. Ehrlich 
Md. I V , S. 9) und Dr. Ginzel 

1862 die „Oesterreichische Viertel jahrschrif t 
fur katholische Theologie". Nachdem 
er erstere wie letztere 13 Jahre redigirt 
hatte und erstere 1873, letztere 1873 eingegangen, 
wurde er 1874 Feuilletonist 
! der „Presse" in Wien und „Bohemia" 
in Prag. 1879 ernannte ihn Minister 

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Stremayr zum Chef redacteur der 
' „Linzer-", 1881 Minister Graf Taaffe 
zum Chef redacteur der „Salzburger Zeitung", 
in welcher Stellung er zur Stunde 
noch thatig ist. Aufier dem wahrend seines 
Aufenthaltes in Sudamerika in Gemeinschaf t 
mit von Reis herausgegebenen 
schon erwahnten Werke erschienen noch 
zu jener Zeit von ihm' in deutscher und 
portugiesischer Sprache zu Rio de Janeiro 
ein Gebetbiichlein, ein Katechismus und 
ein Buch iiber Colonisation. Ernsten 
wissenschaf tlichen Arbeiten war seine Tha> 
tigkeit in Europa vor seiner Reise nach 
und n a ch seiner Riickkehr von Sudamerika 
gewidmet . Wir fiihren dieselben — zum 
ersten Male vollstandig, denn in den 
Bucherkatalogen sind nicht alle verzeichnet 
1. Tept. 188?) A ? 
Wiedemllim, Theodor Miedemann. Theodor 

— in chronologischer Folge auf: „Geschichte 
der Pfarre Kirchdorf am Mnnpold" 

(Munchen 1846, 8".)'. - „Geschichte der 
Hutmark Huhenrain" (ebd. 1846, 80.); 

— „Otto uon Freqsingen nach seinem Teben 

und wirken. E-in historischer Dersnch. Mit einer 
Vorrede van Carlmann F 1 o r " (Freysing 
1848: 2. Aufl. Passau 1849, 8".), diese 
Arbeit entstand infolge einer von der 
Miinchener Universitat gegebenen Preisfrage; 

— „Nie Vrknnden des stadtischen 
Archiues zn Fre A sing" (Munchen 1830, 
8 A .) ', — „Zltmllnn. Vischot ' zn Passan, 

nach seinem Dbrn nild wirken dargestellt. Mit 
einer Vorrede uon Oeo. Chom. Und hart" 

(Augsburg 1831, gr. 8".); — „Geschichte 
der Pfarrei Hegling" (Miincben 1831, 
8 A . ) ; — „GeZchichte des h. Grist-Zpitals zn 
Freqsing" 1 Freysing 183 !i, 8".), wurde 
consiscirt und eingestampf t ; — „VannZche 
Aegententatel" (Munchen 1832, 8".); - 
„Geschichte des Ulottrrs Neqharting" (ebd. 
1832, 8".); - „Nie Mailrainer" (ebd. 
1836), eine historisch-genealogische Ab ' ! 
Handlung iiber das Dynastengeschlecht 
derer von Marlrain; — „Nir Vagana" 

(ebd. 1837), eine Abhandlung iiber das 

in den l' s 0' s 65 L A uv«.ric>rurQ vorkommende 

Geschlecht Vagana; „Z111MN 

Gnrmllir, genannt Zuentinns. chrschicht- 

Schreiber des bayrizchrn Volkez" (Freysing 

1838); - „Nrn ' llluglAM des ehemaligen 

Klosters Gberaltaichin Airilclbaqrrn" 

(Wien, 8b.), befindet sich in Bd. XXVI 
des von der zur Pflege vaterlandischer 
Geschichte auf gestellten Commission der 

(Wiener) kaiserlichen Akademie der Wissenschaf ten 
herausgegebenen „Archivs fur 
Kunde osterreichischer Geschichtsquellen" ; 

— ,Nie Aekrolllgien des Namstittes Salzbnrg", 
im X X V I I I . Bande des vorbenannten 
Archives; — „. Geschichte des griif lichen 
Geschlechtes uc>n Preising" (Miin» 

chen 1868, 8" ); — „Nerroluginin des ehrmaligen 

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Nngustiner-^hlllherrenstittes Zt . Polteu" 
(1863), im X X I . Bande der von 
der historischen Commission der kaiser» 
lichen Akademie der Wissenschaf ten herausgegebenen 
"?orit63 i-6ruiQ "UZtria.» 

oarun A "; daruber entspann sich eine Polemik 
mit einem gewissen Dr. Franz 
Stark, der im X X X I V . Bande des 
„Archivs fur osterreichische Geschichte" 
Berichtigungen und Erganzungen zu obgedachtem 
Necrologium brachte, worauf 
im XXXV. Bande dieses Archivs Wiedemann 
mit einer Berichtigung der Berichtigungen 
des Dr. Fr. Stark erwiderte; 

— „Geschichte der Pfarrei Eching" (Lands- 
Hut 4866, 8«.): - „Nr. Illhann Gck, 

Prufessar der Theologie an der Tniuersit'at Ingnl5tlldt. 

Eine Monographie" (Regensburg 

1863, 80.); — „Die Ptanei chnmpendllrt 

in Wien" (Wien 1870) ; — „Nie Newm 

der katholiSch-theologischen Facultaten Oesterreichs" 

(ebd. j8?2, 8".), erschien anonym; 

— „Geschichte der Narthansr Manerbach" 

sebd. 1873, 4".); — „Nie kirchliche Bucherrensnr 
in der Ondiiicesr Wien. Nuch den Arten 

des f nrlfmoiuichiii ' lichei ! Cuiiiliatorilllarchiues in 
Wien" (ebd. 1873), auch im bereits mehr 
erwahnten „Archiv fur osterreichische Ge» 
schichte"; — „ Geschichte der Net 'a > mation 
nnd GrgeiirrtormationimH. ' andr nutcr der 
Gnns". 3 Bande (Prag 1879-1886, 
8".); - „Nn5 Mattiguad" (Wien «880, 
8".); — „Geschichte des Klosters St. Vanrenz 
in Wien" (Salzburg 1883, 8".); -' 

„Geschichte des achtzehnten Zahrhunderts" (Basel 
1884,8".). AuBer diesen selbstandig erschienenen 
Werken hat Wieoe mann 

herausgegeben : „Predigten von Schei» 
ner" (Wien 1869, 8".); — „Fastenpredigten 
von Krombholz" (ebd. 

1873), diese und die vorigen mit den 
Lebensskizzen ihrer Verfasser; — „Marienpredigten 
von Krombholz" (ebd. 
1872, 8".) und die Bearbeitung der in^ 
Wiedemann, Franz Wiedemann, 
iO. Auflage erschienenen „Anleitung > 
zum geistlichen Geschaf tsstyle" von Helfert 
(Prag 1879) . Eine Geschichte der 

Poschlianer, iiber welche bisher nur episodisch, 
und zwar das Ausf iihrlichste noch 
Dominicus Fiedler in seiner Monographie 
iiber die Khevenhiiller ' sche 
Ma joratsgraf schaf t Frankenburg (2. Auf» 
lage) geschrieben, hat Wiedemann 
unter der Feder. Mehrere vollendete Arbeiten, 
so iiber den Geschichtsschreiber 
Arnpeck, Wolfgang Hunger und den 
Humanisten Adolf M e n z 1 , Professor 
der Medicin in Ingolstadt und neu» 
lateinischen Dichter, sind verloren gegan» 
gen. Wiedemann's Arbeiten wird von 
der wissenschaf tlichen Krititik Griindlich» 
keit, Gewissenhaf tigkeit und Unbef angenheit 
nachgeriihmt. Wahrend seines Auf« 

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entHaltes in Sudamerika bekleidete er die 
Stelle eines Prasidenten der deutschen 
Gesellschaft fur Industrie und Landwirthschaf t 
in Petropolis; der historische Verein 
von und fur Oberbayern in Miinchen, 
fur Niederbayern in Landshut, fur 
Schwaben und Neuburg in Augsburg 
und fur Unterfranken und Aschaf f enburg 
in Wiirzburg haben ihn zu ihrem Mitgliede 
gewahlt . 

Bibliographie des Klerus der Diocese > 
St. Polten (Krems 1«?2. Erdmaer) . 
Noch sind anzufiihren: <. Franz Wiede» 
mann (geb. zu Munchrn 19. Februar 4812, 
gest in Gratz 4. Juni 1884). Der Sohn 
eines Salinenverwalters zu Hall in Tirol, 
wurde er in Munchen geboren, da die Mutter 
bei der unerwartet friihen Geburt sich zu» 
fallig dort auf Besuch befand. I n Innsbruck 
besuchte er die vorgeschriebenen Schulen, in 
denen er aber nicht recht vorwarts kam. 11m 
1840 trat er in die Redaction des „Tiroler 
Boten" ein, in welcher er unter Johannes 
Schuler A Bd. X X X I I , S. lo2) mit Arbei« 
ten. jedoch mehr untergeordneter Art. beschaftigt 
wurde. 11m 1842 erhielt er den Scriptor« 
Posten am Feroinandeum, welchen er aber 
1848 nach mancherlei Zerwiirf nissen wieder 
verlieh. Noch in d'esem Jahre griindete er 
auf Anregung des Oi-. Ennemosrr 
s'M. I V , 2 . 51) die „Innubrucker Zeitung", 
ein unabhangiges und gut redis,irtes Blatt, 
wrlches bis in das Jahr 185 11 hinein erschien, 
und in welchem ihn ein Oi-. A u 1 i n . Vesitzer 
von Bergwerksaniheilen in Mitterberg, der 
spater nach Salzburg ijbersiedelte, mit seiner 
Feder und wohl auch finanziell unterstiit zte . 
Nachdem die „Innubrucker Zeitung zu er« 
scheinen aufgebort hatte, ubernamu er fur Inns» 
druck die Agentur einer Triester Affecuranz« 
gesellsch-if t , deren Direction seine Geschafts« 
geroanotheit und Redlichkeit kennen und so 
dock schatzen lernte. daH sie ihn als Inspector 
nach Triest berief, in welcher Stellung er 
etwa A Jahre verblieb. Da er sich in der 
Zwischenzeit ein Vermogen erworben, sein 
Augenlicht aber zu schwinden begann, trat er 
in Pension und zog sich nach Gratz zuriick, 
wo er ein Haus kaufte, in welchem er 
wenige Monate danach im Alter von ?2 Jahren 
starb. Die „Innsbrucks Zeitung", welche 
Wiedemann redigirte. war ein freimuthi» 
ges, rntsaiil ' dmes , geschickt gefiihrtes Ovposi» 
tionsblatt, welches aber bei der vorherrschend 
streng conservativen Bevolkermig des Landes 
den fur seinen Fortbestand erf orderlichen An» 
hang nicht zu gewinnen vermochte und daher 
nach der Dauer weniger Jahre sein weitrres 
Erscheinen einzustellen gezwun A en war. — 
2. Johann Niedemann (geb. zu Egcr 
in Bohmen) bliihte zu Ende des i5, und 
Veginn des 16. Jahrhunderts . Er studirte zu 
Leipzig, erlangte dort tzie Magisterwiirde und 
hielt stark besuchte Kollegien liber Mathematik. 

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I n der Folge kehrte er wieder in seine 
Heimat zuriick. Von ihm sind erschienen: 
„ . A pkoriLmi inte A roiuln euin prooiL", NI»or 
nnus; — „ . XI A oricliini minutiai-um vul A ai- 
iuln", lidvr unus; — A I A olilnini ininu,- 
tiarnni pli A LicAruin A , lib A r unu»; — „. A 1- 
goritiiinl proportionum, " , lidri a.uinliiiL; — 
nl A ionilu.8 sulninariuL totius A . ritb . MLtica, 0" , 
auch von Siegmund A 1 t m a n n ins Deutsche 
iibersetzt. Poggendorff in seinem „Bio» 
graphisch «literarischel ' . Handworterbuch zur 
Geschichte der eracten Wissenschaf ten" fuhrt 
ihn nicht an. — 3. Joseph Wiedemann. 
Ein beliebter Tanzcompositeur der Gegen» 
wart, der in den Jahren 1864 u. f. die 
Stelle des Kapellmeisters bei Kon ! g Georg 
von Hannover-Inf anterie Nr. 42 bekleidete. 
Von ihm sind erschienen: „Flotte Bursche. 
Huaai-UIs sur 61. -ii motils as I'o AA roNo as? 
Wiedemann von Marnhelm Wiedemann von Warnhelm 
8ui)i»s" (Krakau 1864. Wildt); — „Braunecker- 
Schafer-Quadrille" (ebd. 18K3. Wildt); 
— „Nachtschwarmer-Polka" (ebd. 1863); — 
„Anna>Polka" (edd 1863); — „ A la A vina. 
I>olku trsnidlunte" (edd. 186«); — „Masken» 
ball «Rendezvous. I?olka li-Hu A igs" (edd. 
1866); - „Die flotte Susi. Schnell>Polka" 
(edd. 1866): -» „I ) oun . w ValLL" (ebd. 1867), 
die vorbenannten sieben auch zusammen unter 
dem Titel: A oiui»o5iUou5 ?our le A iinio 
Nr. 1—7 " ; — „Ein Schutz bin ich", 
Schiikenmarsch, bildet Nr. 8 des bei S v i n a 
in Wien 1868 ausgegebenen „Wiener Tanz< 
albums zum Schiit zenf este" , wecheo Beitrage 
der beliebtesten osterreichi chen Tanzcompo« 
nisten I o h . und Ed. S t r a u £> , Phil, Fa h r« 
back, M. Zimmer mann, M. Farkas 
und Wiedemann enthalt; — „Quadrille 
nach Motiven der Q f f e n ba ch'scken Operette 
„Die Prinzessin von Trebizonde"" (Wien 
1871. Bosendorfer) ; — „souvenir. Volk», 
A laxurka fur Pianoforte" (ebd. 1871); — 
„Was sich liebt, das neckt sich. I'oika. li-an- 
?ki3e" (ebd. 1871) .-4.Niedemann 
8. A . Ueber diesen Jesuiten des 18. Jahr- 
Hunderts berichten unsere Quellen, daB er im 
Juni 1703 in Gegenwart Kaiser 3eo« 
polda I. drei Reden gehalten, welche von 
Lobspriichen auf die Gesellschijf t , der er angehorte. 
Uberflossen, und deren Spitze darauf A 
hinaus ging: daB das Gliick des kaiserlichen 
Hauses daher riihre, weil dieses die Jesuiten 
liebe (!) und daft dessen Prinzen, welche, 
den Unterricht von Mitgliedern der Gesell» 
schaft genossen, immer gliicklich und sieghaft 
gewesen, womit aber der Prediger andeuten 
wollte, dieses Gliick, diese Siege wiirden 
dem Kaiser Iosevh I., der nicht von 
Jesuiten erzogen worden, versagt sein. Aus 
vorgenannter Ursache, dann wegen seiner auf 
die Nichtkatholiken vorgebrachten Schmahun« 
gen, wurde er seiner Hofpredigerstelle entsetzt, 
seine Entfernung vom Hofe veranlaBt und 
der Druck der oberwahnten Predigten unter» 

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sagt. '"Ludouici «Karl Gunther) . Schau» 
platz der allgemeinen Weltgeschichte des acht» 
zehnten Jahrhunderts , III. Theil. T. 186. 
— Ninck (Euch, G o t t 1 ) . Josephs deo sieg« 
reichen Kaisers Leben und Thaten (Mln 
1812. 8«-.) Theil I I , S. 40.) - 3. Die 
Niedemann von Warnhelln . e>ne Adelsfamilie 
der Gegenwart, bluhen in zwei Linien, 
der alteren.- Wiedemann Edle von 
Warn he Im und der jiingeren : Wiedem 
ann R i t t e r von Warnhelm . (Hdef der 
ersteren w^r 1878 Karl Wiedemann 

(geb. ». October 1803) . der in der kaiser« 
lichen Armee zuletzt als Generalmajor diente, 
1878 noch am Leben war, mittlerweile aber 
schon verstorben ist, da er in den Militar« 
Schematismen nicht mehr aufgefuhrt erscheint. 
Er wurde zu Beginn der Vierziger»Iahre 
zum CapitaN ' Lieutenant im 36. Infanterie» 
Negimente. 1832 zum Major befordert und 
als solcher mit Diplom aao. 23. November 
1832 in den erbl'chen Adelstand mit dem 
Pradicate von Warn Helm und dem Ehren-, 
worte Edler von erHoden. Er vermalte sich 
zweimal: a) mit Anna geborenen Gullner von 
Nomorna (geb. 1812, gest. 1863) : d) im Sep. 
tember 1872 mit Varoline geborenen Werner 

(geb. 1. November 1838) . Nur aus erster 
Ehe sind Kinder vorhanden: Ernestine 

(geb. 27. Juli 1839), vermalt im April 1871 
mit L u d w i g Edlen von Kleiner, k. k. 
Hauptmann; Karl (geb. 1. August 1841), 
derselbe diente gleichfalls im kaiserlichen Hee>re. 
und zwar 1878 als Rittmeister im Uhlanen« 
Regimente Nr. 11. erscheint aber auch nicht 
mehr in den Reihen der activen Armee, und 
Heinrich (geb. im Marz 1845. gest. im 
August 1873) . Gutsbesitzer in Siebenbiirgen, 
vermalt mit Agnes von Szeles. — Chef 
der jiingeren L i n i e ist Ernst Wiedemann 
Ritter von Warnhelm, Bruder des obigen 
K a r 1 . Er diente gleich diesem in der kais' s r» 
lichen Armee, wurde 184 !» Oberlieutenant bei 
Fiirstenwartder-Inf anterie Nr. 36 und erhielt 
fur sein ausgezeichnetes Verhalten in den 
Feldziigen 1848 und 1849 in Ungarn und 
Italien das Militar ' Verdienstkrruz; er kampfte 
im Feldzuge 1839 bei Georg Prinz von 
Sachsrn ' Inf anterie Nr. 11 als Oberstlieute« 
nant in Italien, und zwar mit groBer Bra» 
vour im Treffen bei Melegnano (8. Juni 
1839) . Das Regiment war im 8. Armeecorps 
unter Befehl des Feldmarschall-Lieutenants 
Ritter von Benedek eingetheilt. 5Dberstlieu> 
tenant Wiedemann leitete im genannten 
Tressen im Centrum die Vertheidigung in 
erster Linie; personlich fuhrte er die Com« 
pagnien seines Bataillons, begeistert dessen 
Fahne vortragend, den ansturmenden Franzosen 
mit dem Bajonnete entgegen, bis er, im 
dichtesten Handgemenge durch zwei Bajonnet' 
stiche kampfunfahig gemacht, in Gefangen» 
schaft gerieth. Fur seine Waffenthat wurde er 
mit dem Orden der eisernen Krone dritter 

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Gasse ausgezeichnet . Auch er erscheint nicht 
mehr im Schematismus der k. k. 6sterreichi«^ 
Miedenfeld, Wilhelm Wiedenfeld, Wilhelm 
schen Armee . — 6. Anklingend an den Namen 
Wiedemann ist der Widenmann ' s, und 
ein Trager letzteren Namens, Heinrich, diente 
gleich seinen Namensvettern in der kcnser» 
lichen Armee. Derselbe wohnte 1848 als 
Oberlieutenant bei Schunhals « Infanterie 
Nr. 29 der Einnahme von Wien bei und 
wurde in dem blutigen Kampfe auf der 
Iagerzeile uerwundet. 1839 focht er als 
Oberstlieutenant bei Graf Thun-Inf anterie 
Nr. 54 in Italien und ward fur sein Ver> 
halten daselbst mit dem Orden der eisernen 
Krone drifter Classe ausgezeichnet. Dann 
machte er als Oberst im Inf anterie-Negimente 
Freiherr von Rofibacher Nr. 71 den Feldzug 
1866 in Vohmen gegen PreuBen mit und 
erhielt fur sein Verhalten in demselben die 
ah. Belobung. I n der Folge trat er als 
Generalmajor in den Ruhestand, muB aber 
auch bereits verstorben sein. da er im Sche» 
matismus der k. k. Armee nicht mehr 
erscheint . 

Wiedemann, siehe auch: Wideman 
und WidMllNN >M I"V. Bande dieses 
Lexikons'" . 

Wiedenfeld, Wilhelm Ritter von 
(GroBindustrieller , geb . in Aachen 
1788, gest. zu Troppau am 30. November 
1874) . Der Sohn eines ange» 
sehenen Tuchf abrikanten in den damals 
noch osterreichischen Niederlanden, ging er 
auf den Wunsch der Eltern und Verwandten, 
als er 16 Jahre zahlte, nach 
Wien, wo er in mehreren der ersten 
Handlungshauser seine praktische Ausbildung 
im Handlungsf ache erhielt. Seine 
spatere Betheiligung an einem Tuch» 
f abriksgeschaf te fiihrte ihn nach Schlesien, 
wo er bald darauf seinen bleibenden 
Aufenthalt nahm. 4816 griindete er 
in Troppau eine Handelsniederlage fur 
den Tiichereinkauf im GroBen — TuchgroBhandlung 
— und fiihrte dieses Geschaft 
lange iiber ein halbes Jahrhundert 
bis an sein Lebensende, wodurch der 
schlesischen Tuchf abrication Millionen 
Gulden zuflossen. Gleich als er sein Ge» 
schaft begriindete, veranlaBte er einerseits 
die Tucherzeuger , wirklich gute, markt« 
gangige, den Bediirfnissen der Nachfrage 
entsprechende Waare herzustellen, anderer» 
seits aber erweiterte und steigerte er 
durch Aufsuchung neuer Absatzwege den 
Absatz der schlesischen Tiicher. Nacbdem 
durch die SchluBacte des Wiener sson A 
gresses 1813 die Lombardie wieder 6ste A 
reichisch geworden, kniipfte er, einer der 
ersten Kaufleute der Monarchie, Verbindungen 
mit Italien an und machte die 
Lombarden auf die' vorziiglichen schlesischen 
Tuchwaaren aufmerksam, wodurch 

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es geschah, daB bald Tausende von schle» 
fischen Tiichern nach Italien versendet 
wurden. I n gleicher Weise eroffnete er 
den schlesischen Wollstoffen einen groBen 
Absat zmarkt in der Schweiz, welche 
bald ein starker Abnehmer von scklesischen 
Tiichern ward. Dabei ging er den 
schlesischen Arbeitern bei Erzeugung ihrer 
Waare mit Nath und That an die Hand, 
unterstiitzte die mittellosen Erzeuger mit 
den nothigen Geldmitteln und ermoglichte 
ihnen einen ausgedehnteren, lohnen« 
deren Gewerbsbetrieb . Als spater die 
Richtung der Nachfrage durch die sogenannten 
Schafwollmodestof f e sich anderte, 
versah er die Arbeiter, urn sie in ihrer 
Fabrication concurrenzf ahig zu erhalten, 
mit alien im Auslande beliebten Mustern 
dieser Stoffe. So trug er auch zum Auf» 
bliihen der Tuchf abrication in Jagern« 
dorf wesentlich bei. Infolge dessen stei< 
gerte sich das Vertrauen, das ihm die 
Bevolkerung Schlesiens entgegenbrachte, 
und als 1850 die schlesische Handelsund 
Gewerbekammer errichtet wurde, 
wahlte man ihn nicht nur zu ihrem Mitgliede, 
sondern bei ihrer Constituirung 
gleich in ihrer ersten Sitzung einstimmig 
zum Prasidenten, welches Ehrenamt er 
durch funfzehn Jahre, immer wieder ge»^ 
Wiedenftld) Wilhelm Miederkehr 
wahlt, mit Umsicht, Eifer und Nnpartei' 
lichkeit bekleidete. I n dieser seiner amt ' 
lichen Stellung forderte er nun die I n - 
teressen Schlesiens, mit Hintanset zung 
seines eigenen Vortheils, mit alien ihm 
zu Gebote stehenden Kraften. Als i851 
der Kaiser auch die Provinz Schlesien 
besuchte, veranstaltete Wiedenfeld 
innerhalb der kurzen Frist von nur drei 
Wochen in Troppau eine schlesische 
dustrie-Ausstellung . Wiederholt schloB er 
sich bei wichtigen Anlassen, welche Schle 
sien betrafen, den nach Wien ensendeten 
Deputationen an; so urn den Bau der 
Schonbrunn ' Troppauer Fliigelbahn zu 
bef tirworten; dann wegen Bewilligung 
einer Bankfiliale fur Troppau; wegen 
Errichtung der Oberrealschule daselbst; 
ferner verdankt ihm wesentlich Bielitz die 
Errichtung einer Bankfiliale, Troppau 
diejenige einer Handelsschule, und dann 
wirkte er mit dem Kammermitgliede 
Hohenegger vornehmlich zur Erlan» 
gung einer Eisenbahnverbindung fur den 
Teschener Kreis. Und so war es Wiedenf 
eld, welcher das Wohl Schlesiens und 
das ortliche Interesse der einzelnen Be» 
zirke und Gemeinden dieses Landes bei 
jeder sich ihm darbietenden Gelegenheit 
mit alien seinen Kraften forderte. Der 
Monarch zeichnete ihn 4860 mit dem 
Ritterkreuze des Franz Joseph-Ordens, 
dann mit dem Orden der eisernen Krone 

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dritter Classe aus, welcher Verleihung 
statutengemafi die Erhebung in den 6fter» 
reichischen Ritterstand folgte. 1866 beging 
Wiedenfeld das fiinf zig jahrige Iubi« 
laum als Kaufmann, welches er noch 
acht Jahre uberlebte. Der Statthalter 
von Oberosterreich Otto Freiherr von 
Wiedenfeld '"siehe daneben in den 
Quellens ist sein Sohn. 

Allgemeine Zeitung (Augsburg, Cotta. 
4".) 1874. Nr. 336. -Roman-Zeitung 

(Berlin. Otto Ianke. 4«) 1873. Bd. I I , 

Sp . 136. —Die Urne . Jahrbuch fur all» 

gemeine Nekrologie. Von v r . H. Schramm« 

Macdonald (Leipzig. Thiele. 8".) I I . Jahr» 

gang (1874) . S. 181. 

Portrat. Tresslicher Holzschnitt von F. Gesch 

in der „Silesia" . Kalender fur das Herzog» 

thum Schlesien, das benachbarte Mahren. 

Galizien und Ungarn. I I . Jahrg. (1866) . S. 38. 

W i 1 h e 1 m Ritter von Wiedenfeld ist der 

Va.er Ottos Freiherrn von Wiedenfeld 

(geb. 16. November 1818, gest. zu Alt Aussee 

am 3. August 1877) . Der Freiherr Otto 

widmete sich dem Staatsdienste, arbeitete 

viele Jahre bei der niederosterreichischen Statt» 

halterei, bei welcher er als einer der tiich» 

tigsten Beamten gait, und kam dann als 

Sectionschef in das Ackerbauministerium, dem 

er auch kurze Zeit als Leiter vorstand. Darauf 

wurde er als Nachfolger des nach Wien be» 

rufenen Statthalters Freiherrn von Conrad 

an die Spitze der Verwaltung Oberosterreichs 

berufen, wo er eine Reihe von Jahren in 

verdienstlichster Weise wirkte. I n einem ihm 

gewidmeten Nachrufe heiBt es: „Freiherr von 

Wiedenfeld war ein ebenso kenntniflreicher 

als f eingebildeter Beamter, ein Administrator 

von geradezu hervorragenden Fahigkeiten. Er 

besaB ein ungewohnliches MaB von admini» 

strativer Erfahrung, war jederzeit von musterhafter 

Pflichttreue und dabei von einer Urba» 

nitat im Verkehre, die seine Person Jeder» 

mann sympathisch erscheinen lieB." Der Baiser 

zeichnete auch den verdienstvollen Beamten 

im April 1863 durch den Orden der eisernen 

Krone dritter Classe und im April 1874 

durch das Commandeurkreuz des Leopold» 

ordens aus, welchem statutengemaB die Erhe» 

bung in den osterreichischen Freiherrcnstand 

folgte. Freiherr Otto hatte sich am 6d. April 

1830 mit 5opt)k 5trclschiriplia (geb. 27. Sep» 

tember 1823) A Schwester des Malers <5 a» 

non(?). dessen eigentlicher Familienname 

Straschiripka ist^l vermalt. Aus dieser 

Ehe ging nur eine Tockter. M e 1 a n i e (geb. 

14. Mai 1831), hervor, welche s . it 8. Juli 

1872 mit Dr. Mr. Franz Liharzik ver» 

ehelicht ist. sNeue F r e i e Presse, 1877, 

Morgenblatt vom 7. August. — Presse 

(Wiener polit. Blatt) 6. August 1877. Nr. 214 
und vom 7. August 1877. Nr.. 213.1 
Wiederkehr, Xaver (Schrif tsteller , 
geb. zu Spreitenbach im CantonAar«? 

Seite 9 



Wurzbach5 6 . txt 

Miederkehr Wiedermann 

gau urn 1829) . Die Studien legte er in 

Freiburg, Luzern und Zurich zuruck; von 

1844—1848 war er Mitglied des Aargauischen 

groBen Rathes. I m Herbste 

1843 traten die Cantone Luzern, Frei» 

burg, Zug und die Urcantone zu einem 

Sonderbunde zusammen, und damit 

war der Keim der folgenden Unruhen 

gelegt, welche sich zum Sonderbundkriege 

zuspitzten. 1847 trat Wiederkehr als 

Freiwilliger in den Dienst der Sonder» 

bundcantone. Indessen hatte in der 

Schweiz die Bewegung zugenommen. 

Hauptgrund derselben war die Aus- 

Weisung des Jesuitenordens aus dem 

ganzen Lande . Die Aufregung stieg, die 

Petitionen wegen Ausweisung des Ordens 

mehrten sich, sturmische Volkaversammlungen 

fanden statt, Anti jesuiten-Vereine 

bildeten sich. Dann fielen Ende Marz 

1846 Auswanderer aus Luzern uerbun' 

den mit Freischaaren in diesen Canton, 

wo denselben am 31. Marz und 1. April 

eine Niederlage beigebracht wurde. Als 

nun gar am 20. Juli 1846 ein TagsahungsbeschluB 

die Auflosung des Son» 

derbundes und ein neuer BeschluB vom 

4. November den Vollzug dieser Mafiregel 

mit Waffengewalt aussprach, kam 

es wirklich zum Kampfe, in welchem 

100.000 Mann Tagsat zungstruppen 

unter General D u f o u r , 36.000 Mann 

Sonderbundstruppen mit 47.000 Mann 

Landsturm sich gegeniiber standen. Nach 

der Kapitulation Freiburgs am 23. No» 

vember folgte die Niederlage der Sonder, 

bundstruppen bei Gislikon. Wieder» 

kehr, der als Lieutenant in der Truppe 

der Sondeibundler gefochten, ward in der 

Folge im Canton Aargau verurtheilt 

und fliichtete sich, urn dem Urtheile zu 

entgehen, nach Mailand. Dort trat er 

1849 als Officier in die Dienste der of terreichischen 

Armee und zeichnete sich in 

der Schlacht bei Novara so aus, daB er 

decorirt wurde. Er riickte noch zum 

Qberlieutenant vor, dann aber kehrte er 

in seine Heimat zuruck. Bereits in seinem 

Vaterlande hatte er einige seiner poeti» 

schen Arbeiten erscheinen lassen, so: 

„Unll2Mle3e. Gedichte" Mrick 1843) und 

! „Klange ans der Vrschuirn" (ebd. 1843) . 

> Spater, als er in der kaiserlich osterrei. 

A chischen Armee diente, gab er neuerdings 
zwei poetische Werke heraus, betitelt: 
„Ner Kelchs- und Talidtagsriithe hohe Sendung. 
Nem hllhrn Aeichswg in Wien gewidmet" (Wien 

1861, Gerold) , eine Dichtung, fur die 

ihm das Presidium des Hauses im 

! eigenen und des Hauses Namen schrift« 

lich die Anerkennung ausdriickte, und 

A „Schluchten- und Merklangr" Wien, 8".) . 

Dramatische Arbeiten, darunter ein Lust» 

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Wurzbach5 6 . txt 
A spiel: „Ein gefahrlicher Vetter", sind 
1 noch ungedruckt . Nach Franz Briim» 
! mer's „Lexikon deutscher Dichter und 
A Prosaisten des neunzehnten Iahrhun» 
! derts" Meclam's Universal-Bibliothek) 
! lebt Wiederkehr zur Zeit als Privatmann 
in der Schweiz . 

Fremden-Blatt . Von Gust. Heine (Wien, 
4".) 1861, Nr. 224 und 1862. Nr. Iv3 . 
beide Male in den Rubriken „Tbeater und 
Kunst" . 

Wiedermann, Helene (oechische und 
! deutsche Schauspielerin, geb . in 
Prag 1805, gest. daselbst am 11. Juli 
1861) . Sie ist eine geborene Dolejs. Zu 
Beginn der DreiBiger-Iahre trat sie, die 
durch ihre anmuthige Erscheinung und 
ihr liebliches Organ fesselte, im Prager 
standischen Theater in deutschen und 
oechischen Vorstellungen auf und erfreute 
sich namentlich in letzteren, wie spater 
Frau Kolar I M . X I I , S. 306 im 
Textes sehr groBer Beliebtheit. Als dann 
die Direction des Triumvirats (Po-? 
WiederSperger , Gustav Miedersperger (Genealogie) 
1 a w s k A , Kainz und Stepanek) 
4834 ablief, verlieB Helene als Frau 
des sehr beliebten Bariton Wieder 
mann die Prager Biihne und begab sich 
nach Breslau, wo sie viele Jahre im 
Stadttheater das Fach der ersten Lieb 
haberinen mit stets gleich gutem Erfolge 
innehatte. I n naiven und munteren 
Rollen gefiel sie sehr. I m Jahre 1849 
empfahl sie Herloftsohn j M . V I I I , 
S. 370 A dem Director Hofmann, der 
damals die Prager Biihne leitete, und 
dieser gewann sie 1830 zunachst fur 
oechische Vorstellungen. Dort trat sie 
dann ins altere Fach iiber, welches sie 
auch zeitweilig in den oechischen Vorfiel« 
lungen spielte. Eben sollte sie in den 
Ruhestand treten, als der Tod ihr den« 
selben fur immer eroffnete. Ihr Gatte, 
der sich, als ihm die Stimme versagte, 
von der Biihne zuriickzog und als Re» 
ftaurateur, jedoch ohne Gliick, sein Fort» 
kommen suchte, lebte zur Zeit ihres Todes 
noch in Bleslau. 

Oohcmia (Prager polit. und Unterhaltungs ' 
blatt. 4".) 1861. Nr. 163. S. 1509 in der 
Rubrik „Todeofalle" . 

Wicdersperger Ritter von Wiedersperg, 
Gustav Mitglied des Abgeordnetenhauseo 
des osterreichischen Reichsrathes, 
geb. zu Wodic in Bohmen am 
10. Marz 1839) . Der SproB einer alten 
bohmischen Adelsf amilie, iiber welche die 
Quellen Naheres berichten. Welchem 
Zweige oder welcher Linie er angehort, 
laBt sich aus den uns zu Gebote stehenden 
Hilfsmitteln unmoglich herausf inden, 
denn das landlafliche Gut Wodic, dessen 
Eigenthiimer er ist, scheint erst in neuerer 

Seite 11 



Wurzbach5 6 . txt 
Zeit in den Besitz dieser Familie gelangt 
zu sein. Gustav erhielt seine erste Ausdildung 
im Elternhause von Privatlehrern, 
legte die Priifungen fur das 
Nntergymnasium am Gymnasium zu 
Neuhaus, jene fur das Obergymnasium 
am Kleinseitener in Prag ab . An der 
Hochschule daselbst wandte er sich dem 
Studium der Arzeneiwif senschaf t zu und 
erlangte daraus am 22. December 1862 
die Doctorwiirde. 1863 und 1864 wirkte 
er als Assistent an der Lehrkanzel der 
pathologischen Anatomie, welche damals 
Professor Treitz innehatte, dann aber 
ubernahm er von seinen Eltern das 
oberwahnte Gut Wodic, mit dessen Be» 
wirthschaf tung er sich nunmehr beschaf» 
tigte, seinem medicinischen Berufe nur 
insoweit treu bleibend, als er auf seinem 
Besitzthum und in dessen nachster Umge» 
bung die Armenpraxis ausiibt . Indessen 
hatte er das Vertrauen der ihn umwoh» 
nenden Landbevolkerung in solchem 
Grade gewonnen, daB ihn die Patznauer 
Bezirksvertretung bereits zum wieder« 
holten Male zu ihrem Obmann und die 
landwirthschaf tlichen Vereine von Tabor 
und Patznau zu ihrem Vorstande er» 
wahlten. Bei den Reichsrathswahlen fur 
die Session 1878/79 wurde er am 
29. Juni 1879 seitens der Landgemein« 
den der Taborer und Pilgramer Bezirks» 
Hauptmannschaf t in das Abgeordneten» 
haus entsendet. Ritter von Wieders> 
pergerist ein Anhanger der sogenannten 
staatsrechtlichen Partei in Bohmen, und 
diese hatte ihn auch bei den Landtags» 
wahlen von 1878 als Candidaten des 
GroBgrundbesit zes aufgestellt, ohne jedoch 
seine Wahl durchsetzen zu konnen. 
Zur Vencalogie der Nittcr und Freiherren 
Wicdersperger von Wiederspcrg. Diese Familie 
ist eine alte Adrlsfamilie auo MeiBen, 
welche zu Beginn des fiinfzehnten Iahrhun« 
dertS zuerst in Bohmen erscheint. Nach dem 
„Genealogischen Taschenbuche der frciherr» 
lichen Hauser" (1853. 3. 33?) ware B u r k - 
hard der Erste nach Voluuen gekommen, und 
zwar urn die Mitte des fiinfzehnten Jahr»^ 
Miedersperger (Genealogie) Miedersperger (Genealogie) 
Hunderts. Er wurde mit seiner Gemalin Mag» 
dalena geborenen von Veitzenstein der Stamm» 
vater des nachmals so ausgebreiteten, in zahl« 
reichen Zweigen, deren einige bereits erloschen, 
bliihenden Geschlechtes . Sein Sohn Lorenz, 
vermalt mit Aalkarina geborenen liawka von 
Aszilzan, zeugte zwei Sonne: M o r i z und 
Georg. Von Ersterem geht der Ptcniner 
Hauptast aus, welcher mit alien seinen Zwei« 
gen bereits erloschen ist. Georg erheiratete 
mit seiner Gemalin Nargarethe geborenen 
Heuniger von aeeberg (irrig auch Eflerg) SchloB 
und Herrschaft Muttersdorf (Mutenin) und 
bildete den zweiten, den Muttersd orfer 

Seite 12 



Wurzbach5 6 . txt 
Hauptast der noch heute in mehreren freiherr» 
Uchen Zweigen blubt . Nach den uns zu Ge» 
bote stehenden Quellen konnen wir die un< 
mittelbare Stammesreihe bis auf Johann 
von Wi ederspcrger zuruckverf olgen . Der« 
selbe verwaltete mit seinem Bruder Sebastian 
das Besihthum Muttersdorf einige Zeit 
gemeinschaf tlich, von 1383 aber allein, und 
kaufte im folgenden Jahre von Sidonie Ho« 
1 i c k a von Guttenstein noch das Gut 
Zahol-an dazu. Er wird als ein gerechter und 
energischer Edelmann geruhmt, der auf seinen 
Besitzungen immer deutsche und iiechische 
Schreiber zugleich hielt, urn Jedem in der 
Muttersprache Recht sprechen und in Rechts« 
angelegenheiten Bescheid ertheilen zu konnen; 
er war fur das Wahl seiner Unterthanen in 
Mutters 'dorf stets besorgt und nahm sie gegen 
die Un»?erechtigkeiten ihres damaligen Pfar« 
rers Eberbard, mit welchem sie in Streit 
gerathen waren, ernstlich und erfolgreich in 
Schutz. Sein Sohn Jacob Johann diente 
im kaiserlichen Heere gegen die Protestanten 
und lieB spater. 1620 und in den folgenden 
Jahren, bei der Gegenref ormation als Com» 
missar sich gebrauchen, bei welcher Gelegen« 
heit er gegen die evangelischen Geistlichen 
mit riicksichtsloser Strenge vorging, wofiir 
er aber dann auch. als die Protestanten die 
Oberhand hatten, im Iabre 1640 u. f. von 
Seite drr Sachsen und Schweden viel Hii ' 
geMach ertragen muhte. Seine Gemalin Maria 
Iustlim geborene holdingen gebar ihm am 
49. Juni 1044 buchstablich im Walde, wohin 
sie sich mit ihrem Gesinde vor dem Feinde 
fliichten muBte, den Sohn Friedrich Franz. 
Derselbe vermalte sich mit Anlonie Frlilitas 
Druckmiiller (1- 1691) . aus welcher Ehe der 
Sohn Christoph Wenzel hervorging, der 
1734 hochbetagt starb. Christoph Wenzel 
war zweimal verheiratet, zuerst mit Anna 
Valhariua von poi-inon fgest. 17:;1) . in zweiter 
Ehe mit Dorothea Iaseplja Auim< von Nachol'i' 1 , 
welch letztere ihm den Sohn Johann 
Franz Friedrich am 26. Juni 1733 ge« 
bar. Dieser diente einige Zeit in der kaiser» 
lichen Armee, trat aber dann in (5ivilsiaats . 
dienste iiber, wurde Kreiscommissar im P-l« 
sener Kreise und erlangte mit Diplom roni 
5. Mai l?6tt fur sich und seine Nachkommen 
den erblandisch bohmischen Frei. 
Herren stand. Aus seinen zwei sshen hatte 
er nur aus erster mit Nuria Aaroline gebD« 
renen Freiin hindere von A leinliausen drei 
Sonne und drei Tochter, welcke aus der 
ersten Stammtafel ersichtlich sind. Der alteste 
Sohn Freiherr Vincenz Peter widmete 
sich den Studien, trat dann in den Staatsdienst , 
wurde zuerst Hreiscommissar in Gitschin, 
t786 Landesgerichtsrath . 1795 Appellation?" 
ratd, worauf er in den Ruhestand iiber» 
trat, die Herrschaft Kozojeda kaufte und bis 
zu seinem 1813 erfolgten Tode verwaltete. 
AuBer den zwei Sprossen dieser Famil e 

Seite 13 



Wurzbach5 6 . txt 
Gustav und Leopold, deren kur;e LebenZ« 
skizzen S. 3 und S. 11 mitgetheilt sind. 
haben sich noch einige vornehmlich im kaiser« 
lichen Heere hervorgethan, so Nudolf Wie« 
dersperger von Wiedersperg . der 1717 
Major bei Prinz Maximilian W'lbrlm von 
Braunschweig ' Dragonern war. in der Schlackt 
bei Belgrad am 16. August g. I . mit Oberst« 
lieutenant von Torento sich durch sein? 
Tapferkeit auszeichnete und zugleich mit ihm 
verwundet ward, — Ein Freiherr Wiedersperg, 
dessen Taufnamen wir nicht angeben 
konnen, diente zu Ende des achtzcdnten Jahr» 
Hunderts bei Christian Fiirst Waloeck-Huszaren . 
welches Regiment 17W bei den Kampfen in 
der Schweiz Verwendung fand. C'r war 
damals Oberlieutenant in demselben und 
wurde beim Angriffe auf die Hauptvosition 
des Feindes bei Zurich am 4, . Juni 1799 
und im Arrioregardegef echt bei Sichtensteg 
unter den Helden des Tages genannt . — 
Ein Eduard Ritter von Wiedersperg 
diente 1839 als Oberlieutenant bei Veigl« 
Uhlanen Nr. 6. als Adjutant beim Regi< 
mentsinhaber commanoirt. Fur sein umsick' 
tiges Verhalten in der Schlacht bei Solfe« 
r' 'no am 24. Juni genannten Jahres wurde 
er mit dem Verdienstkreuze ausgezeichnet . — 
Ein F . von Mieders perg — allem iii ' . i» 
scheine nach Freiherr Ferdinand, der ti»i i 
verstorbene Vater des gegenwartigen Cdtf , , 
des alteren Hauses — trat in der Zi A eratur? 
I. Stammtafel der Ritter und Freiherren Wiedersperger von 
(Netteres Haus . ) 
Johann 
U.U. 

A Jacob Johann (-<- 1683) 
Maria Justina uon Soldingen. 
Friedrich Fran) 
geb." 19. Iuni"i644, A . 

Antonia Felicitas DruckmiiUer, -<- 1691. 
A Christoph Weu A el, -»- 1734. ' 

1) Anna Katharina uon Poiinov, -i- 17 3 1. 

2) Dorothea Josepha Kunaa uon Machovili 
A »" ", . »", . . ->. 

Johau« Franz Friedrich, i?6N Freiherl 

geb. 26. Juni t?33. A . 

i ) Maria Karoline geborene Freiin Hinderer uon Steinhaufen 

geb. 2U. August 1732, -s- 26. Mai i?99. 

2) Kunigunde Freiin von Wrede 

geb. 20. Mai 4787. -»-. 

Vinceui Peter 

geb. 4. Februar 1739. 

1-15. December 181 :», 

U. U. 

Christoph Karl 

geb. 1 1 . Juni »7<>1. 

t 22. October 1832. 

i ) AntonieFreiinWanciura 

geb. 10. April j ? 63 . 

2) Leopoldint geborene 

Freiin von Plumencron 

aeb 1810 

Aarl Joseph Ca A etan Walpurgis 

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Wurzbach5 6 . txt 
geb. 7. August 17112. 1- 23. November i833. geb . 14. April 1?<»5. 
Thsi b Fidl vm. Wunibalo 
Frcil) . Eben zu Irun« 
5 !801. 

Aarl Joseph Ca^etan 
ugust 17112. 1- 23. Novem 
Theresia geborene Fiedler 

geb. <9. November 1779, -<-29. Octobev i831 
Johann Ucp . 
ll^b. 10. Februar 
1803. -<-. 
Alo. s 

geb. 20. November 
18 0«». 
Walpurga 

geb. 8. Iu»n 18<>8. 
urn Stephan Wanczura. 
Johanna 

geb. 2 1 . Mai 
176U. >>-. 
vni. Friedrich Karl 
Freiherr 
von Hardoncourt . 
Theresia 

geb. 1 April i7?l. 
unl . EmanuelPeler 
GrnfMichna 
- A IN. November 
, 827. 
Fran) 

geb. 10. September 1794. 
Karoline geborene Wobor^il 
geb. i . Mai 1800. 
Johann, Abt in Ungarn 
' geb. 1799. s. 
Wilhelm 

geb. 20. April 1800. >- 16. Mai «867. 
Eulalia geborene Frelin von Numerskirch 
geb. 1817. -<-29. Mai 1861. 
A Maria Josepha, Stiftodame A 
geb. 4. September 184 9. 
Aloisia 

geb. 20. Juni 1804. 
Ferdinand 

geb. !0. Mai I81a, -j- 29. November 1874. 
Clto»ora geborene Friesenhan. 
/erdlnand, geb. ls».. 
Theodor 

geb. 6. October 1820. 
Emilie 

geb. 14. November 1822. 
Vustau 

geb. 11. Octuber 1824.^ 

Miedersperger (Wappen) Miedersperger, Leopold 
wiederholt mit Weidmannsgeschichten auf und 
verof f entlichte zuerst: „Jagd» und Reiseskizzen 
aus Ungarn. Siebenbiirgen . Bohmen und der 
Moldau" (Prag 1860. Kober) ; - „Erzah» 
lungen aus dem Weidmannsleben" (Wien 
1865. MargZraf) . in Gemeinschaft mit 
F. Botgorschek; — „Lustige Iagdgeschich ' 
ten" (ebo, 1866, mit Holzschnitten) und 
„Abendstunden im Jagerhaus, Erzahlungen 
fur Jager und Iagdfreunde. Mit zahlreichen 

Seite 15 



Wurzbach5 6 . txt 
Illustrationen und einem Iagerkalender " 

(Wien 1864) . we5che zwei letzteren den 7. und 
11. Band der von Marggraf in Wien her» 
ausgegebenen „Unterhaltungsbibliothek fur 
EisenbahN ' Reisende" bilden. — Was schlieB, 
lich die F r a u e n des Hauses betrifft, so gehoren 
sie mit nur ein paar Ausnahmen fast 
ausschliefllich bohmischen Adelsf amilien an. 
A Genealog isches Taschenbuch der frei« 
herrlichen Hauser fiir das Jahr 1833 

(Gotha, Iustus Berthes, 12".) III. Jahrg.. 

S. 53? und fur das Jahr 1883. XXXV. 

Jahrg., S. 1023.) 

Wappen. Senkrecht getheilter Schild. I m vor» 

deren goldenen Felde erscheint ein rechts 

springender natiirlicher Wolf, im Rachen ein 

weiBes Lamm tragend, im hinteren blauen 

Felde ein rother Querbalken. Auf dem oberen 

Rande des Schildes ruht eine Freiherren« 

krone, auf welcher ein offener goldgekronter 

Turnierhelm sich erhebt, aus dessen Krone der 

vorerwahnte Wolf heruorwachst . Die Helm« 

i decken sind beiderseits blau mit Gold 

unterlegt . 

Wiedersperger von Wiedersperg, Leo» 

pold Ritter von (k. k. Oberstlieutenant , 

geb . zu St. Marton in Ungarn 

2. Februar 173(1, gefallen vor dem Dorfe 

Schannis am 23. September 4799) . 

Aller Wahrscheinlichkeit nach ein Sohn 

des Majors Rudolf von Wiedersperg, 

der bei Prinz Maximilian Wil- 

Helm von Braunschweig ' Dragonern Nr. 2 

in der Schlacht bei Belgrad 1747, in 

welcher dies Regiment Starke Verluste 

erlitt, eine Verwundung davontrug. Leopold 

trat am 2. Juli 1763 zur militari, 

schen Ausbildung in die Wiener-Neu- 

A stadter Akademie, aus welcher er am 

13. Janner 4772 als Lieutenant aus» 

gemustert und zu Erzherzog Maximilian- 

Kiirassieren Nr. 8 eingetheilt wurde. Im 

Regimente riickte er zum Rittmeister vor 

und zeichnete sich als solcher im Re. 

cognoscicungsgef echte aus, welches den 

Tag vor dem Treffen bei Handschuhsheim 

(23. September 1793) stattfand, 
und in welchem er das Dorf Schries» 
I I . Stammtafel der Ritter und Freiherren 
Wiederspergel uon Wiedersperg. 

(Neueres f reiherrliches Haus . ) 

Johann Papt . Ritter v. 

geb. 30. April 1811). -j- 25 Februar 1837. 

Therese Marie geborene Grafin Trauttmansdorf f-Weinsberg 

geb. 12. Marz 1811. 

Eduard Heinrich Freih. 18i>2 

geb 3. Mai 1823. 

f 31) . September 1882, 

Gisela Grafin Kalnokn 

aeb, 5. September 1840. 

Suga Freih. 1881 

geb 45. November 1836. 

Maria Lndooica 

geborene Freiin Dolirensky von Dobrenitz 

Seite 16 



Wurzbach5 6 . txt 
geb . 6, September 1839. 
Karl 

geb . 15 . Nov . 
1866." 
ZohanuNep . 
geb . 11 . Juli 
1869 
Maria 
Theresia 
geb . 12 . Aec . 
1870. 
CUisabeth 
Adell, 
eid 

geb. 3. Sept. 1872. 

Felir Vustav Heinrich Maria Johanna Nudols 

geb. i7"April t8a4. geb. 3t Marz 1863. geb. 21).I'an. 1869. geb. 24. Marz 187! 
geb. 8. Sept. t38U.^ 
Miegand) Johann 12 

heim am Neckar standhaft mit groBer 

Tapferkeit vertheidigte . 1798 zum Oberstlieutenant 
und Commandanten der slavonischen 
Grenz-Huszaren befordert, kam 
er mit denselben zur Armee in der 
Schweiz und kampfte mit seiner Division 
in der Schlacht bei Zurich (4. Juni 
4799) mit groBer Tapferkeit. Als dann 
am 23. September 1799 S o u 1 t die 
Oef terreicher an der Linth iiberfiel, eilte 
Oberstlieutenant von Wiedersperg 
mit dem commandirenden Feldmarschall ' 
Lieutenant Freiherrn v. Hotze sBd. I X , 
S. 341' s j vor das Dorf Schannis, wo sie 
Beide unvermuthet auf eine feindliche 
Planklerkette stiefien und gleich bei den 
ersten Schiissen von den sicher zielenden 
Schweizer Planklern zu Tode getroffen 
sielen . 

L e i i n e r von Leitnertreu (Th. Ios.). Gc« 
schichte der Wiener ' Neustadter Militar« Akademie 
(Hermannstadt 1832, Theodor Stein» 
haufier. 8".) 2. 477. "Daselbst heiBt der Ort . 
wo Wiodersperg er zu Tode getroffen 
wurde, Lchcmnis statt Lchannis und der Ge< 
ncral H otre statt Hotze ) 
Wieglllld, Johann (Landwirth, 
geb. in der ersten Halfte dea achtzehnten 
Jahrhunderts , gest. im October 1776) . 
Ueber die Lebensumstande dieses urn 
Hebung der landwirtschaf tlichen Ver« 
haltniffe im Kaiserstaate verdienten Land» 
Wirthes wissen wir nur wenig. Er war 
Mitglied der k. k. niederosterreichischen 
okonomischen Gesellschaft und im land» 
wirthschaf tlichen Fache nach verschiedenen 
Seiten schrif tstellerisch thatig. Die Titel 
der von ihm herausgegebenen Werke sind 
in chronologischer Folge: „Versuch, einen 
Haushofmeister zu bilden. 2 Chrile in 5 Zbtheilungrn 
mit einem Iichang" (Wien 1766 und 
4767, Kraus, 8".), erschien ohne Angabe 
seines Namens; — „Vollstandige Auwei- 
Hung zum Tabaksbaa nebst rinrm Anhange nun 
Miegand) Johann 

Seite 17 



Wurzbach5 6 . txt 
Grdachln" (ebd. 1767, Kraus); - „Ab- 
Handlung uou der Halzsuarknnst nebst Hnmer- 
Knngeullllm Aegelmachen" (ebd. 1767, Kraus, 
mit K K . ) ; — „GeKonamische Abhandlung 
uan der Verbesserung des Ackerbaues. Verwehrnng 
des Fleisses und Anwuchs des Volkes" 

(ebd. 4768, Kurzbeck, 8«.); — „Kurze 

Instrurtion, den Ackerbau betreffend" (ebd. 

1771, Camesina) , erschien auch in slova» 

kischer Uebersetzung zu PreBburg im Jahre 

1773; — „Versuch, den Fleiss unter dem 

Tandnolke einzufuhren" (Wien 1772, Heubn 

e r ) ; — „Handbuch iur die osterreichische 

Landjugend zum Tnterricht einer wohlgeordneten 

Feldmirthschatt" (ebd. 1771,4.Aufl. 1789), 

wurde von August Franz Patzko auch 

ins Ungarische iibersetzt und (Preftburg 

1774) herausgegeben; — „Anleitung 

zn einem osterreichischen Hans- und Uandwirthschllttskalender " 

(ebd. 1772, 8 " . ) ; - „Gekonllinisch- 
praktische Anleitung zum Flachs- und 
Cllbllksban" (ebd. 1773, Heubner, 8".), 
erschien ohne Angabe seines Namens; 
— „Hllndbnchlein iur deu osterreichischen 
Zchatrrmristrr " (ebd. 1773, nach Anderen 
17 8 3) ; A - „Okonomische Nctrachtnngen liber 
die Nribeigenschaf t " (ebd. 1776, 8«.); — 
„Gekllnumische Netrachtnngrn vlin der Nobuth 
und den Frondiensten uberhanftt" (ebd. 
1776, 8".); — „Ner mc> ! , lerkahrene Uand> 

unrtli lldrr Hnleitnng die ''andluirtlischatt zn uerbessern", 
2 Theile (ebd. 1777, mit KK . , 
8^.), erschien auch ohne Angabe seines 
Namens. Wie aus vorstehender Uebersicht 
der Wiegand ' schen Schriften zu ent» 
nehmen, war derselbe nicht nur auf den 
verschiedensten Gebieten der Landwirth' 
schaft, als Acker», Flachs-, Tabak- und 
Kartof f elbau, Schafzucht und Holzverbrauch 
belehrend thatig, er zog auch die 
bauerlichen Zustande der Leibeigenschaft 
und Roboth, welche damals noch Hauptf actoren 
der landwirtschaf tlichen Ver> 
haltniffe bildeten, in den Bereich seiner? 
Miegand (Briider) 13 Wigand, Karl Friedrich 
Holzschnitt nach Zeichnung von A. N e u m ann 
ebenda.' 1 — 2. Einem Johann N i g a n d 
begegnen wir zur Zeit als fleiBigem Literator 
in wissenschaf tlichen Zeitschrif ten Ungarns, in 
denen er magyarische Ueberset zungen deutscher 
Meisterwerke der Dichtung oder Anzeigen 
magyarischer Ueberset zungen aus dem Deut« 
schen verof f entlicht , so z. B. in der von Emil 
Thewrewk und Gust. Heinrich redigirien 
allgemeinen philologischen Zeitschrift ( 1 1 A A - 
t6NL5 pkilolo^iai k!' s 16'n' s ) im I. Iakrg. 

(187?) im 8. Heft: Schiller's Ballade 

..Der Taucher"; im I I . Jahrg. (1878) im 
1. Heft: „Thrym's Lied aus der Edda", 
welches G. Heinrich mit Anmerkungen be» 
gleitet hat; im 6, Hefie: „2echs Lieder von 
W a 1 t h e r von drr Vogelweide"; im 
III. Jahrg. (1879) im 3. Hefete eine An» 
zeige der von A. Zichy ausgefiihrten magya» 

Seite 18 



Wurzbach5 6 . txt 
rischen Uebersetzuna des „Nathan der Weise" 
von Lessing. — 3. Karl Friedrich Will 
and (geb. zu Gottingen 7. Janner 1787. 
gest. in PreBburg am 3. Februar 1849) . 
Allem Anscheine nach ein naher Verwandter 
der obenbenannten zwei Buchhandler Georg 
und Otto. Vierzehn Jahre alt. trat er als 
Lehrling in die Schneid er'sche Buchhand» 
lung in Gottingen. Aber schon nach zwei» 
jahrigem Aufenthalte verlieB er dieselbe, da 
von ihm Handlangerdienste verlangt wurden, 
welche mit dem eigentlichen Buchhandlungs» 
geschafte nichts gemein haben, und kam zu 
Fleckeisen in Helmstadt. Von da aber ging 
er bald nach Oesterreich und diente bei 
Gastl in Vrumi . I m Jahre 1811 wurde er 
Gesellschaf ter der Lippert ' schen Buchhand« 
lung in PreBburg. Nachdem er in einiger 
Zeit diese Verbindung gelost hatte, griindete 
er zu Qedenburg eine Buchhandlung, erkaufte 
sracer in PreBburg daS daselbst bereits seit 
17W bestandene Liiwe'sche Geschaft und 
fiihrte dies nun unter seiner Firma fort. 
1823 ubernahm er die deutsche PreBburger 
politische Zeitung, die er trotz vielfacher 
Schwierigkeiten und Hemmnisse zwolf Jahre 
la ' ig reoigirte und in letzterer Zeit in der 
eigenen ganz neu eingerichteten Druckerei 
drucken lieB. Nachdem er Anfangs 5844 die 
PreBbuvger Buchhandlung seinem altesten 
Sohne Karl Friedrich und die Oedendurger 
Filiale seinem zweiten Sohne Fried» 
rich iibergeben hatte, widmete er sich fortan 
ausschlieBlich seinem Verlage und seiner 
Druckerei. Noch verband er mit letzterer eine 
eigene SchriftgieBerei . Urn Hebung und F6r« 
Erorterungen ' , und einzelne seiner Schrift 
ten bewiesen durch ihre wiederholten 
Auflagen, durch Ueberset zungen ins Uw 
garische und Slovakische ihre praktische 
Brauchbarkeit . Stubenrauch in seiner 
/N VidliotIi6<; 3 . ) uricl . ioZ . I.U8triao2." nennt 
einen Joseph Wiegand als Autor, der 
zwei Schriften iiber Leibeigenschaf t und 
Roboth herausgab. Doch ist dies nur ein 
Irrthum in der Angabe des Taufnamens 
Joseph fur I o hann. 

Noch sind einige Trager dieses Namens, die 
bald mit e (Wiegand) , bald ohne e (Wi> 
gand) geschrieben erscheinen, bemerkenswerih . 
1. So vor alien die beiden Brlider Georg 
und Otto Wigand, Buchhandler ihres 
Zeichens, die, wenn auch nur voriibergehend 
Im Kaiserstaaie, und zwar namentlich in 
Ungarn thatig, doch immer eine Stelle in 
einer Geschichte der osterreichischen Biicherei 
einnehmen werden. Georg (geb. in G6ttin» 
gen 13. Februar 1808. gest. 9. Februar 
1839) ging. nachdem er sich fur den Buch» 
Handel als Ledeniiberuf entschieden. 1822 nach 
Kaschau in Ungarn, urn denselben bei seinem 
alteren Bruder Otto, der daselbst eine Vuch« 
Handlung besaB, zu erlernen. Als dann Letz« 
tercr 1829 in Pesth, wo der eigentliche Buch» 

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Wurzbach5 6 . txt 
Handel fast ausschlieBlich in deutschen Handen 
( W i g a n d . Ein ich. Hart leben. Geibel. 
Heckenast . Lampel, 3auffer und Andere) 
ruhte, eine ungarisch-deutsche Buchhandlung 
griindete, iibernahm Georg das Kaschauer 
Geschaft und fiihrte es bis Zum Jahre 1834, 
in welchem er seinem Bruder nach Leipzig 
'folgte, urn dort auf seine eigene Rechnung 
wirksam zu sein. Wie er dann in Leipzig 
nach zwei Richtungen, der popularen und 
der kunstlerischen, in letzterer insbesondere 
den Holzschnitt pflegend und als Verleger 
der herrlichsten Werke Ludwig Richter's, 
aber auch in Kupf erstichen beruhmte Werke 
von Cornelius , Bendemann. Schwind 
und Anderen vervielf altigend, eine ebenso 
groBartige, als verdienstliche Thatigkeit rnt« 
faltet hat, entzieht sich dem Zwecke dieses 
Ierikons, das sich begniigen muB, darauf hin« 
gewiesen zu haben. Ullustrirte Zeitung, 
16. Februar 1867. Nr. 1233. - Daheim 
(illustr. Blatt) 1870. S. 468: „Ein Forderer 
des deutschen Holzschnittes" . — Portrats.? 
Wiehl 1 

derung des VuchdruckereiweseuS in Ungarn 
hat sich W i a a n d wesentliche Verdienste 
erworben. Mitten in den Bewegungen, welche 
sein Adoptiuvaterland erschiitterten, ward der 
thatige Mann im Alter von 62 Jahren vom 
Tode dahingeraf f t . Denselben beschleunigten 
eben die drohenden politischen Ereignisse, die 
auch an Wigand's Hause nicht spurlos vor» 
iibergegangen, da sein altester Sohn. da» 
mals verantwortlicher Herausgeber der „PreB» 
burger Zeitung", bald nach der Einnahme 
PreBburgs durch die k. k. Truppen verhaftet 
und zu f unfwochentlicher Gef angenschaf t verurtheilt 
wurde. ''Borsenblatt 1849. 
Nr. 13. A l — 4. SchlieBlich finde ich in meinen 
Auf zeichnungen einen Historienmaler B a 1 - 
hasar W i g a n d , von dem ich nichts we . B . 
als daB er 1?71 geboren und am 7. Juni 
tt»46 zu Felirdorf nachst Wien gestorben ist, 
ucn seinen Arbeiten aber geschieht nirgends 
Erwahnung, und weder N a g 1 e r noch andere 
Werke iiber osterreichische Kiinstler, wie 
Schlager. Tl'chischka u. s. w.. gedenken 
dieses Malers mit einer Sulbe, wie er denn 
auch in den Ausstellungen der k. k. Akademie 
der bildenden Kiinste in Wien nie durch ein 
Bild vertreten war. 
Wiehl, Franz (BildniBmaler , 
Geburtsort und Todesjahr unbekannt) . 
Wir begegnen diesem Kiinstler, iiber 
dessen Lebens- und Bildungsgang wir 
nichts wissen, und den wir in den bio> 
graphischen Werken von Tschischka, 
M ii 1 1 e r ' Klunzinger und Nagler 
vergebens suchen, der aber in den Kunst» 
ausstellungen von Wien und Prag von 
1837 bis 1838 ofter vertreten war, zum 
ersten Male in der Iahresausstellung 
1837 der k. k. Akademie der bildenden 
Kiinste bei St. Anna in Wien, wo er mit 

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Wurzbach5 6 . txt 
drei Oelbildern erscheint, einem Selbstportrat , 
einem Studienkopfe und einem 
Genrebilde, das aber auch Portrait sein 
kann: „Gin alter Mann liest einrm Madchen 
nur" . I n der Iahresausstellung 1840 
ebenda brachte er zwei Bildnisse und das 
Genrebild: „Ein Mann reicht einrm Madchen 
eine Perlenschnur" . Der Kiinstler hatte im 
genannten Jahre sein Atelier auf der 
j< Mieland, Georg 

Wiedener Hauptstrafie 26. Die Iahresausstellung 
4848 beschickte er nur mit 
Bildnissen, eines derselben stellte einen 
„Graten Fiintkirchen" vor. I n diesem 
Jahre befand sich sein Atelier auf der 
Alt°Wieden Nr. 7. Von nun ab stellte 
der Kiinstler in Wien nicht mehr aus und 
scheint seine Thatigkeit nach Prag verlegt 
zu haben, wo in den Ausstellungen der 
Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde 
1833, 1837 und 1838. mehrere Portrats 
seiner Hand zu sehen waren. 
Wieland, Georg Freiherr (k. k. 

Feldmarschall-Lieutenant und 
R i t t e r des Maria Theresiew Ordens, 
geb . in Ungarn am 42. December 
1763, gest. daselbst zu Kas mark am 
23. April 1849) . Der SproB einer ungarischen 
Familie, deren Stand S. 16 aus 
der Stammtafel ersichtlich ist, trat er 
als Cadet 178! bei Blankenstem», spater 
Wiirttemberg ' Huf zaren Nr. 6 ein und 
diente bei denselben bis zum Obersten 
und Regimentscommandanten durck 
38 Jahre, an alien Kriegen der dama» 
ligen Zeit ruhmlichsten Antheil nehmend. 
Als das Regiment 1789 gegen die 
Niederlandischen Insurgenten zu Felde 
zog, war er bereits Oberlieutenant . Nun 
kampfte er in alien folgenden Feldziagen 
bis zum AbschluB des Luneviller Friedens 
(9. Februar 1801) bei den Armeen 
in Deutschland, zeichnete sich als Ritt- 
Meister bei Wiirzburg, dann im Treffen 
bei Biberach aus, wurde !81)3 Major im 
Regimente und hatte als solcher bei 
Giinzburg (9. October 1808) unter Ge> 
neral Mecaery seinen Ehrentag. 1809 
betheiligte sich sein Regiment hervorragend 
an den beiden Schlachttagen von 
Aspern (21. und 22. Mai) . Schon am 
16. Mai war Wieland zum Oberst» 
lieutenont vorgeriickt. Als am Morgen? 
Vieland, Georg Mieland A Genealogie) 
des zweiten Schlachttag.es s22. Mai) 
Napoleon seine Hauptarmee gegen das 
osterreichische Centrum fiihrte und sich 
hier ein lange dauernder und hartnackiger 
Kampf entspann, machte Oberstlieutenant 
Wie land mit seinen Huszaren 
eine besonders glanzende und erfolgreiche 
Attaque in die linke Flanke der franzosi» 
schen Cavallerie und warf diese geharrnischkn 
Reiter ungeachtet ihrer tapfersten 

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Wurzbach5 6 . txt 
Gegenwehr liber den Haufen, wodurch 
unsere bereits in Unordnung gerathene 
Reiterei Zeit gewann, sich zu sammeln 
und das schwer bedrangte 3. Bataillon 
von Rohan-Inf anterie Nr. 21 der augenscheinlichen 
Alternative, entweder gefangen 
genommen oder zusammengehauen 
zu werden, entzogen wurde. Mit nicht 
geringerer Auszeichnung kampfte er in 
den nun folgenden Gefechten vom 9. und 
40. J u 1 i bei Hollabrunn, und in der Relation 
offentlich belobt, erhielt er dann 
fur sein tapferes und siegreiches Vorgehen 
in alien diesen Kampfen, namentlich 
aber fur sein entscheidendes Eingreifen 
am 22. Mai bei Aspern mit 

Armeebefehl vom24 . October das Ritterkreuz 
des Maria Theref ien-Ordens . Zu 
Beginn der Bef reiungskriege, 4812, 
wurde W i e 1 a n d zum Obersten seines 
Regimentes befordert. Noch nach der 
Schlacht bei Leipzig in das Armeecorps 
des Feldmarschall-Lieutenants Grafen 
B u b na eingetheilt, focht er, nachdem 
dieser seine fur den Fiirsten Schwarzenberg 
ubernommene diplomatische Stel» 
lung im August 1813 wieder mit der 
Fiihrung seiner Division vertauscht hatte, 
in den von B u b na gelieferten Kampfen. 
I n dem blutigen Gefechte bei 
Bourg en Breffe 119. Februar 1814) 
leistete er mit einer geringen Abtheilung 
gegen die weit iiberlegenen Truppen des 
ranzostschen Generals M u s n i e r hart' 
nackigen Widerstand, ebenso in jenem bei 
Poligny (3. Marz) gegen die feindliche 
Brigade Eudin. 1813 iiberschritt er bei 
Gerasheim den Rhein und eilte in for» 
cirten Marschen durch das ElsaB bis 
StraBburg vor, urn sich mit seinem Regimente 
an dem Gefechte zu betheiligen, 
welches Ende Juni unter dem Commando 
des Kronprinzen von Wurttem' 1 
berg statthatte. I m Juni 1819 riickte 
Oberst Wie land zum Generalma jor , im 
Marz 183< zum Feldmarschall-Lieutenant 
vor. 1838, nach 37jahrigen seinem 
Kaiser geleisteten treuen und aufopfern» 
den Diensten, trat er in den bleibenden 
Ruhestand iiber, den er noch iiber zehn 
Jahre genofl . Mit Diplom vom 7. September 
1810 ist W i e 1 a n d den Statuten 
des Maria Theresien-Ordens gemaB in 
den Freiherrenf tand erhoben, im Jahre 
1832 aber zum zweiten Inhaber von 
Kaiser Nicolaus-Huszaren Nr. 9 ernannt 
worden . 

T h ii r h e im (Andreas Graf) . Oeoenkblatter 
aus der Kriegsgeschichte der k. k. 6sterreichi» 
schen Armee (Wien und Teschen 1882. Pro« 
chaska. gr. 8«.) Bo I I , 2 1.81. Jahr 1814; 
3. 183. Jahr 1803; 2. 184, Jahr 1809 und 
1812. — Derselbe. Die Reiter« Reg im enter, 
der k. k. osterreichischen Armee (Wien 1862. 

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Wurzbach5 6 . txt 
F. B. Gritler. gr. 8".) Bd. I I : ..Huszaren". 
S 13U. 132, 134, 136-160. K.2. Hi:!. 164 
und 241. 

Zur Genealogie der Freiherren von Wicland. 
Die Familie, welcher der Maria Theresien» 
Ritter Feldmarschall . Lieutenant Georg 
W i e 1 a n d entstammt, ist wohl eine ungarische, 
aber offenbar deutschen Ursprungs, und 
erscheint schon im 1U. Jahrhunderte im Lande 
Ungarn. Ob sie mit dem bayrischen Ge« 
schlechte dieses Namens und einem zweiten 
aus Schwaben, welcke beide Siebmach er's 
Wapvenbuch (erste Ausgabe. Bd. II, 3. 68. 
Nr. 9 und Bo. V, S. 122. Nr. 2) anfuhrt, 
oder mit dem 1815 baronisirten Burgermeister 
des eidgenossischen Freistaates Basel ver< 
wandtschaf tlichr Beziehungen Hai. steht dahin; 
ebenso ob der 181»; mit dem Pradikate uon£ 
Stammtafel des Freiherrn Georg Wieland. 
Johann 

geb. 1?23, -s 1??2. 
Barbara Varadi-S A akm«iry . 
Andrea« 
1750. -s 1808. 
Michael 

aeb. 1734. f 18«9. 
Francisca von Nas)ler. 
Clara 

neb . «?31» . -s . 
vm Emmerich Dolouic^enyi 
Veorg A 3 14 A 1 

18 10 Freiherr und Maria Theresien 
geb. 12. December 171»3, 
t 2a. April 1849. 
Ritter 
Zohann 

lieb. 1?69. -s !837. 
Susanna Spiiner. 
Karbara 
b. 1799. t 
Mie 

grb. 1804. A 1827. 
vm. Donat S A akmarn. 
Andrea« 
l,eb. 1807. 

1) Aurelie Provstner. 

2) Maria M y . 
Francisca 

nrb/18Nli. 1- »837. 
vm. Stephan Dins. 
Helene 

grb. 1838. 1- 1840. 

Arlhnr 

neb. 1846. 

Anton 

geb. 1810. 

Luise Spiiuer. 

Amalie 

«cb 1814. t 184i) . 

om, Tl)eodor Sponer. 

Alerander 

A rb. 18 1 8. 

Maria Dreuner 

f 3 

Seite 23 



Wurzbach5 6 . txt 
Nosa 

geb. 1846. 
ZUliu« 
geb. 1848. 
Clisabet ! ) 
geb. I80U. 
Johann 
geb. I8o2. 
Anton 
geb. 1824. 
Luise 
geb. 1861 
Aurelie 
grb . 18o8 . 
Clara 

qeb. 18<!0 
Andrea« 
aeb. 1861. ¥ 

Mieland (Wappen) Wieland, Johann Andreas 
Ehren?ampf geadelte Unterlieutenant 
Wieland zu ihr gehort . Auch lassen sich 
verwatldtschaf tliche Beziehungen mit der sieden» 
biirgischen Familie dieses Namens, welcher der 
ehemalige brandenburg«anspach ' sche Nesident 
in Wien Johann Andreas angehort, 
dessen in den Duellen daneben Nr. 2 Erwahnung 
geschieht, nur vermuthen. Georg, der 
Sohn Johanns, welcher bereits den Adel 
besaB, brachte als Ritter des Maria There< 
sien«Ordens mit Diplom vom 7. September 
1810 den Freiherren stand in die Familie, 
der aber, da der Freiherr unvermalt starb, 
auf ihn beschrankt blieb. Seine Familie aber 
bliiht noch in den Nachkommen der Sonne 
seines jiingsten Vruders Johann aus dessen 
Ehe mit Susanne 5p6ner, namlich seinen Neffen 
Andreas und Anton, welche Beide, der 
Erste aus der Ehe mit seiner ersten Frau 
Aurelie geborenen strobstner, der IeBtere aus 
seiner Ehe mit l.'uift 3poner, mannliche und 
weibliche Nachkommenschaft haben. (Vergl. 
die Stammtafel.) 

Wappen der Familie Wieland. An quer und 
in der oberen Halfte senkrecht getheilter Sckild, 
Das obere rechte Feld ist in Silber und Noth 
quer gelheilt und jede Theilung mit einer 
natiirlichen Rose belegt; das obere linke Feld 
zeigt in Schwarz einen aufrechten einwalts 
gekehrten, schreitenden, gekronten, gefliigelten 
goldenen Greif, mit abwarts hangendem 
Schweife und in der rechten Vorderpranke 
einen Sabel empurhaltend. Die untere Feldung 
ist durch eine aufwarts gerichtete Spitze 
in drei Felder getheilt. Das rechte und das 
linke zur Seite der Spitze befindliche Feld 
zeigen, ersteres in Silber, letzteres in Roth, 
jedes einen nach innen zugekehrten, in der 
Schnauze einen Ring haltenden Barenkopf. 
I n der Spitze aber erblickt man auf natilr» 
Uchen Rosen einen nut Tbor und drei Fen« 
stern versehenen einstockigen Thurm. Auf dem 
Schilde ruht eine Krone, auf welcher zwischen 
einem offenen Adlerflug der gefliigelte Greif 
der zweiten oberen Feldung stedi. der mit 

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Wurzbach5 6 . txt 
beiden Vorderpranken den Thumi der Lpitze 
vor sich halt. Der rechie Flug ist Silber ii'ier 
Schwarz, der linke Silber iiber Roth quer 
getheilt, und in jeder silbernen Halfte sieht 
man den in den beiden der zur Seite der 
Spitze befindlichen Feldern vorkommenden 
Barenkopf mit dem Ringe . Die Helm« 
decken sind zur Rechten schwarz, zur Linken 
roth, beiderseits mit Silber unterlegt, 
v. Nurzbach . biogr. Lerikon. I . V I . sGedr. 
Noch sind erwadnenswerth : 1. Eolumbanus 
Wie land (gest. zu Admont am 16. April 
4787) . Derselbe war A apitular des Venedic» 
Unerst'ftes Admont in Sieiermark und wurde 
nach dem am i'.». April 1779 erfolgten Tode 
des Abtes Matthaus iD fnor zum Abte ge» 
wahlt . Das von seinem Vorganger zu groBer 
Bliithe gebrachte Stift erhielt er in derselben 
und lieB das schone Bibliotheksgebaude und 
von dem vielgeruhmten Abbate «Hriamani 
die vortref f liche Q:gel erbauen. — 2 Johann 
Andreas von W i e 1 a n d fqeb. zu 
Hermannstadt 7. April 1736. gest, 28. Februar 
1801) . Sein am i) . Juni 1739 verstorbener 
Vater Wolfgang Andreas, llominuni« 
tatsorator in Hermannstadt, erhielt von der 
Kaiserin Maria Theresia mit Diplom 
aao. 4. August 1742 die Bestatigung des 
seiner Familie von Kaiser Ferdinand I I . 
verliehenen Adels. Nach de 3uca und Goe» 
deke ware Johann Andreas 17 63 ge« 
boren, hatte 1778, also im Alter von 
funfzehn Jahren, in brandenburg ' anspach ' ichen 
Diensten als Re A rungsrarh und Resident 
in Wien gestanden und 1771. d. 'mnach schon 
im Alter von 8 Ial'ren. poetische Werke her» 
ausgegeben. Diese Angaben sind offenbar un» 
richtig und, wie uns eine Notiz iiber Wie» 
land bei H o r a n n i aufklart, durch eine 
Zahlenverset zung hervorgeruf en . Denn nach 
Letzterem ist Johann Andreas nicht 1763, 
sondern 1736 geboren, wonach dann alle 
anderen Angaben bei de Luca und Goe» 
deke stimmen. Wie Trausch berichtet, 
zeigte W i e 1 a n d fruhzeitig Talent fur die 
Poesie und verof f entlichte Proben in dieser 
NichtunZ wahrend seines Aufenthaltes zu 
Wien in folgenden Schriften: „Die indianische 
Witwe" (Wien 1771. 8".); - ..Der Tuch« 
macher von 3onoon. Nach dem Franzosischen" 
(Wien 1771) . erscheint auch unter dein irrigen 
Titel: „Der Schuhmacher von London" und 
ist eine Nebersetzung des Stiickes von (5b. G. 
FenouillotdeFalbaire„I.6 labricHut 
ao I A onare5. vi-kins en 5 aotes Lt «n 
pi-oae"; — „Der dankbare Protestant gegen 
seinen Kaiser" (Wien 1782. gr. 8".) . Meu. 
sel (in seinem „Gelehrten Teutsckland" 
4. Ausg., Bd. IV, T 208) fiihrt an. dafl 
Wielllnd auch Falbaire's A 'kouuoto 
criminul cm l'innoc A ncs recanuuc" ins 
Deutsche ubersetzt habe; ob diese Nebersetzunq 
auch gedruckt erschien, finden wir nicht an» 
gegeben. Nach Trausch ware auch Johann 

Seite 25 



Wurzbach5 6 . txt 
Andreas Wie land gleich seinem Vater 
2. Sept. 1887) 2^ 
Mieland, Ludwig 18 Mielemans 

Orator d>,-r Hcrinannstadtcr «Immunitat gc» 
wesen; er ist kinderlos gestorben. sGoedeke 

(,«arl) . GrundriB zur Geschichte der deut- 

! ''hen Dichtung. ) lus den Quellen (Hannover 
1859 u. f.. Ehlermann. 8«.) Bd. 11,2. 1046. 
Nr. 593. — SoT-iinz/1 f A e A i u s ) . A lomoi-ia. 
A lunZai-oi ' urn et A oviacialium 8<-!-jMs 
o<liti5 i A otoruln (Viennas ±116, A . I A oe A ve, 
1>".) lorn. Ill, z»". 566. - ( T e Lul.-a). 
Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch (Wien 
1?78. von Trattner, i>".) I . Bos, 2. Stuck. 
T. 2<>8. -Trausch (Joseph) . 3chrift> 
stcller-Lerikon oder biographisch« literarische 
Denkblatter der Tiebenbiirger Deutschen 

(Kronstadt 1«71. Job. Gott und >3ohn. 

gr, «".) Bd. IN, 3. 51)1.) -3. Karl 

W i c 1 a n d . ein Maler in der ersten Halfte 

des laufenden Jahrhunderts, den wir nir« 

gends A er, ieiebnet finden und nur aus der 

Iadresausstellung j84«) in der k. k. Akademie 

der bildenden diinste bei A t . Anna in Wien 

kennen, wo er mit einem Ztudienkopf in 

Pastell und drei Oelgemalden : „Orpheus vor 

dein Throne des Pluto",' 1 — „Eine Mohrin" 

und „Portrat" vertieren war. Der Kiinstler, 

der nicht wieder ausstellte, batte im genannten 

Iadre sein Melier auf der Wieoener Haupt« 

straBe Nr. 464. '"Kataloge der Iahresaus» 

stellungen der k. k. Akademie der bildenden 

diinste bei 3t . Anna in Wien. 184<) . 3. 7. 

Nr. i U ! ; 3. l'.i. Nr, 1<>5; 3- 1!). Nr. 289; 

3 . A 1 . Nr. 5 A 2." -4. LudwigNieland 

(gest 12. December 181U) ist ein 3ohn des 
derudmten 15hristoph MartinWieland 
und war urn I81<> — also etwa drei Jahre 
nach seines Vaters Tode — Bibliothekar 
des Fiirsten Eszterduzy in Wien. „Nun . 
es war auch mebr e ne C ' hrencharge" , oe> 
mertt Gr a f f e r , „denn Wie land interes« 
sirte fla) blutwenig fur seine bibliothekarische 
Stelle, zu der ihm auch wirklich die Eigen» 
schaften fehlten, und den Sobn eines «alasfikera 
A um Bibliothekar ' A u haben, klang recht 
gm. und dem Fiirsten gereicht es zur Ehre . 
einem solchen Individuum eine Anstellung zu 
verleihen." Wie lange Wielandin Wien 
seine 3telle versah, ist uns nicht bekannr. 
jedenfalls nicht lange, da er ja schon <t»19 
starb. I n Wien gab er heraus: „Auswahl 
denkwiirdiger Briefe von Christoph Martin 
Wie land (dem Vater) " . 2 Vande (Wien 
Isih. Gerald, gr. i>".) . — 3eine „Erzah' 
ungen und Dialoge" in 2 Theilen edirte 
noch sein Vater (Leipzig liio A und iti!»5 bei 
Goschen) . Aufierdem verof f entlichte W i e« 
land noch einen Band „Lustspiele" , ein 
paar Flugschrif ten gegen den beriichtigten 
Berliner Geheimrath Zchmalz und gab 
in Weimar eine ercentrisch« liberale Zeit» 
schrift „Der Volksfreund" heraus. sGraffer 

(Franz) . Wiener Doscnstiicke (Wien 1852. 

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Wurzbach5 6 . txt 
GroB . 8".) Theil 1 i , 3, i»9.- „Wieland's 
Wielemans. Alexander von (Archit 
e c t , geb . in W i e n 1843) . Dem Baufache 
sich zuwendend, wurde er ein 
Schiiler von van der Null jagest. 1868, 
Bd. XX, S. 422" und S i c a r d von 
Sicardsburg "gest. 1868, Band 
XXXIV, S. 204' s j. I m Alter von 
2 ! ) Jahren irat er bei dem Gothiker und 
Erbauer des neuen Wiener Rathhauses 
Friedrich Schmidt Md. XXX, S. 244" 
ein, bei welchem er bis zum Herbst 1874 
arbeitete. Er betheiligte sich in dieser 
Zeit durch "Entwiirfe bei den Concur* 
renzen fur den Centralf riedhof (go« 
thisch) , fur das Curhaus in Ischl (italie. 
nische Renaissance), fur das Rathhaus 
in GroBenhain, einer Stadt im MeiBener 
Kreise Sachsens (deutsche Renaissance) , 
fur das Musik» und Kunstvereins A ebaude 
(Rudolsinum) in Prag (italienische Re» 
naissance) und fur den Iuftizpalast in 
Wien. Dieser letztere wurde in den 
Siebenziger-Iahren von ihm erbaut; es 
ist ein gewaltiger Bau, der nach auBen 
die Anmuth der italienischen mit der 
malerisch wirkenden Kraft der deutschen 
Renaissance in glucklicher Weise verbindet; 
nach innen wohl einige herrliche 
Sale, dann das architectonische Schau« 
stuck einer groBartigen Centralhalle, sonst 
aber ein wunderbares Labyrinth von 
schmalen dunklen Gangen, engen Zellen 
und sonstigem Winkelwerk darbietet, 
worin eine stickige Luft alles Athmen 
erschwert. Ob dies die richtige Losung 
architectonischer Kunstauf gaben sei, wissen 
wir nicht . Bei den Gerichtsgebauden der^ 
Mielemans Mielhorski 

alten Griechen und Romer vermissen wir 

solche Interieurs. Wir ziehen das Landesgerichtsgebaude 
in der Alservorstadt , das 
nach aufien freilich casernenartig, nach 
innen aber licht und hell, vor. Die Plane 
des Justiz Palastes waren in fiinf Blattern 
auf der internationalen Ausstellung 1879 
zu sehen. Friiher noch, so auf der ersten 
groBen internationalen Kunstausstellung 
in Wien 1869, hatte Wielemans einige 
ganz vortref f liche Zeichnungen — sammtlich 
Autographe der Wiener Bauhiitte — 
ausgestellt: „Chorstuhle aus dem Dome 
zu Orvieto", „Die Villa Farnesina in 
Rom", eine „Erkeransicht der beruhmten 
Burg Vajda-Hunyad in Siebenburgen" , 
eine „Ansicht dieser Burg von der nordwestlichen 
Seite" und eine „Perspeo 
tivische Ansicht der Kirche in Modling 
bei Wien" . I n der historischen Kunstausstellung 
aber, welche anlaBlich der 
Eroffnung der neuerbauten k. k. Aka» 
demie der bildenden Kiinste in Wien 1877 
in den Raumen derselben stattfand, waren 
auBer den oben erwahnten fiinf Blattern 

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Wurzbach5 6 . txt 
des Iustizpalastes auch dessen Modell, 
dann die Concurrenzentwiirf e fur das 
Rudolfinuln in Prag, der Cursaal in Ischl 
st Blatter) , das Rathhaus in GroBen- 
Hain, sammtlich in Aquarell, das Concurrenzpro ject 
fur den b ' entralf riedhof 

in Wien, in 4 Blattern, theils Aquarell, 
theils Federzeichnung, fur welches 
dem Kiinstler der zweite Preis zuer» 
kannt wurde, und der Entwurf einer 
Kirche (2 Blatter in Federzeichnung) zu 
sehen . 

Neue F r e i e Presse u. Juni i8?l. Nr. 2432 
im Kunstblatt : „Dir preisgekronten Plane 
fur den Centralf ried bof " . — Fremden- 
B 1 a t t . Von Gust. Heine (Wien. 4".) 1876. 
Nr. 262: „Der Iustizpalast " . - (Au>ia' 
burger) Allgemeine Zeitung ((5otta. 
4°.) 22. Juli 1876. Beilage 303: „Wiener 
Briefe". Von o. V. (i nc en t i ) 
Wielhorski. Michael Graf (k. k. 
Oberst, geb . inGalizien urn 4733) . 
Er gehort einer alten polnischen Familie 
an, welche urn die Mitte des fiinfzehnten 
Jahrhunderts unter die polnischen Adelsgeschlechter 
auf genommen wurde und sich 
Kiezdejowicz - W i e 1 ho rski scbrieb. 
Die Sprossen dieses Geschlecktes bekleideten 
hohe Wiirden und Aemter im Palatinat 
von Volhynien, dann in jenem 
von Lithauen und haben immer treu zum 
Vaterlande gehalten. Ein Georg Wielhorski 
war Unterstaatgsecretar des Herzogthums 
Lithauen und ein treuer Anhanger 
des Konigs Stanislaus Pon 
iatowski, dem er nach St. Peters' 
burg folgte, wo er den noch heute in 
RuBland bliihenden Zweig dieses Ge» 
schlechtes stiftete. Dort bekleidete auch 
ein Graf Michael Wielhorski die 
Stelle des Obersthofmarschalls bei der 
Kaiserin Mutter Alexandra Feodo» 
rowna, Witwe des Kaisers Nicolaus 
und Tochter des Konigs Friedrich 
W i 1 h e lm II 1. von PreuBen. Andere 
> Zweige dieser Familie bliihten in Congrefipolen 
und in Galizien. Dem letzteren 
Lande gehort unser Graf Michael an, 
der m der zweiten Halfte des achtzehnten 
Jahrhunderts in ein kaiserlich osterreichisches 
Reiter «Regiment eintrat und 
1788 Major bei Palatinal-Husaren 
Nr. 2 war. I m Feldzuge 1789 gegen 
die Tmken zeichnete er sick am 17. Juli 
bei dem Angriffe auf Siuts ganz besonders 
aus . Als Vorpostencommandant 
beim Rothenthurmpaf f e griff er bei dieser 
Gelogeicheit eine der seinen weit iiberlegene 
Truppe von Tiirken an, zerstreute 
2000 derselben, die nch im Orte be> 
fanden, nahm 21 gefangen, eroberte 
2 Fahnen, erbeutete Munition, 40 Pferde 
nebst einigem Rindvieh. Drei Wochen 
spater, am 8. August, griff er mit einem? 

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Wurzbach5 6 . txt 
Mieloglowski Mielogtorvski 
Detachement Czapar unweit Argis an, 
warf den dort auf gestellten Feind zuriick 
und nahm ihm eine Kanone und vier 
Fahnen ab . Noch wirkte er am 7. October 
bei dem Unternehmen auf Rimnik mit . 
Er unterstiit zte bei diesem Kampfe mit 
seiner Abtheilung unsere Avantgarde und 
erhielt bei dieser Gelegenheit drei leichte 
Hiebwunden. I m folgenden Jahre riickte 
er zum Oberstlieutenant im Regimente 
vor, aus welchem er 181)3 zum zweiten 
Obersten bei Schwarzenberg ° Nhlanen 
Nr. 2 befordert wurde. 1804 quittirte 
Oberst Wielhorski . Ob der osterreichische 
Zweig der Familie auch den 
Grafenstand hat, wissen wir nicht, dem 
russischen ist die erbliche Grafenwiarde im 
Jahre 1824 von Kaiser Alexander I., 
und zwar an die Briider Gustav, Lad 
i s 1 a u s , Johann Nepomuk und 
Joseph verliehen worden. 

T h ii r h e im (Andreas Graf) . Gedenkblatter aus 
der Kriegsgeschichte der k. k. osterreichischen 
Armee (Wien imd Teschrn i88<l, Prochaska, 
gr. 8".) Bd. I I , T. 1 i ' . ' . Jahr 1788; S. 146. 
Jahr i?89. — Derselbe. Tie Reiter-Regi« 
mrnter der k. k. osterreichischen Armee (Wien 
18u.l. Geitler, gr. A ".) Bd. I I : „Huszarrn". 
S. 27 und 43; Bd, III: „Nhlanen" . T. 80, 
Wielogtowski, Valerian sgalizischer 
Landtagsabgeordneter und , 
V o 1 ks schr i f t steller, geb . zu 
Podgorze bei Krakau am 6. December 
181)3, gest. zu K r a k a u am 
10., nack Anderen 1 1 . Juli 1863). Es 
ist ein merkwijrdiges und wechselvolles , 
dabei aber nur im Dienste eines auf die 
Befreiung seines Volkes gerichteten Gedankens 
vollbrachtes Leben, das Alles 
entgegennimmt , wie es sich ihm darbietet, 
offenen Kampf, Entbehrung aller 
Art, Spott und Hohn, niemals den 
Gleichmuth, ja nicht die joviale Laune 
verliert und zuletzt noch zur Feder greift, 
! UM in einer Fluth von volksthiimlichen 
Schriften und Andachtsbiichern — letz» 
tere schrieb er, obgleich er nie den 
Priesterrock getragen — sein Volk auf 
eine Zukunft, auf die er mit Zuversicht 
hofft, vorzubereiten, ja sozusagen syfte» 
malisch zu erziehen. Valerians Vater 
bekleidete den hohen Posten eines 
Senatsprasidenten im frijheren Freistaate 
Krakau. Die Mutter, eine fromme Frau, 
! stammte aus guter Familie, und beide 
A Eltern besaBen ein ansehnliches Ver- 
! mogen, das dem Sohne die Moglichkeit 
darbot, dereinst ein sorgenloses angenehmes 
Leben zu fiihren. Die erste Erzie» 
hung besorgten Lehrer, die dem Knaben 
im Elternhause den Unterricht ertheilten, 
dann bezog er ein Unterrichtsinstitut in 
Krakau, welches wegen seiner Tijchtigkeit 

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Wurzbach5 6 . txt 
in gutem Rufe stand. Joseph Soltyko» 
wicz Md. XXXV, S. 261", welcher 
damals ein Lehramt an der Krakauer 
Iagiellonischen Universitat bekleidete, 
iibte nicht unwesentlichen EinfluB auf 
das empf angliche Gemuth des Junglings. 
Nach des Vaters Tode lag, da der Sohn 
noch die Schulen besuchte, auf der 
Mutter die nicht kleine Last der Verwal» 
tung des ziemlich ansehnlichen Besitzes. 
Endlich aber brachte es die alte Dame 
doch nicht mehr allein zu Stande, sie 
nahm den acht zehn jahrigen Sohn aus 
dem Institute, er sollte ihr nun in der 
Verwaltung des vaterlichen Erbes mithelfen. 
So trat denn Valerian fruh in 
die Praxis des Lebens, der er sich aber 
bei seinen Talenten und bei seiner Liebe 
zur Mutter mit Umsicht und Erfolg 
unterzog. Er war der Erste des Morgens 
auf, legte der Lotzte sich zur Ruhe, iiberwachte 
sorgfaltig die landlichen Arbeiten 
und nahm der Mutter mit glucklichem 
Erfolge die Biirde ab, welche fur das 
Weib zu schwer war. Bald sah er sich,^ 
Mielogtowski 21 MielogtowZki 
da die Mutter es wiinschte und ihm dadurch 
das umfassende Geschaft der Verwaltung 
zu erleichtern gedachte, nach 
einer Frau urn und heiratete 4824, da 
mals eben 19 Jahre alt, ein lBjahriges 
Madchen. Mit Umsicht verwaltete er 
das vaterliche Gut, und sein ganzes Auftreten 
gewann ihm bald in solchem 
Grade das Vertrauen der landlichen Be> 
volkerung und der benachbarten Gutsbescher, 
daB, als ein Boden-Creditverein 
ins Leben trat, der noch so jugendliche 
Wielogtowski zum Obmann in den 
selben gewahlt wurde. Spater, als man 
ihm vortheilhaf te Antrage machte, iibergab 
er sein Gut in Pacht und nahm in 
Kielce seinen bleibenden Wohnsitz, urn die 
gut besoldete Cassierstelle des daselbst fur 
Congreftpolen ' errichteten Boden-Creditinstitutes 
anzutreten, welche er dann 
sechs Jahre bekleidete. Da brach das 
verhangniBvolle Jahr 1830, das Jahr 
der ersten denkwiirdigen Erhebung Polens, 
herein, und Wielogtowski verlieB 
seine Stelle, sein Weib, sein Besitzthum, 
urn in den Reihen der Vaterlandsvertheidiger 
zu kampfen, deren Todesmuth 
damals die Bewunderung von 

ganz Europa erregte. W i e 1 o g ! ? wski 
focht unter Ignaz Ledoch o w s k i , der 
die Festung Modlin bis zum letzten 
Augenblicke mit ungebeugtem Muthe 
hielt, dann unter General Rozycki, 
wurde Major, spater Chef des General* 
ftabes und erhielt fur personliche Bravour 
den polnischen Orden „virtuti 

militari" . Das Ende der Erhebung ist 
bekannt . Sie wurde von den Russen 

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Wurzbach5 6 . txt 
unterdriickt, Wieloglowski floh gleich 
den Uebrigen uber die Grenze; als er 
heimkehrte, war sein Besttzthum zerstort 
und in fremden Handen; ein Versuch, 
sich in Galizien in der Nahe vonWojnicz 
anzusiedeln, scheiterte, weil man ihm 
einen langeren Aufenthalt im Lande verweigerte, 
und so blieb ihm denn nichts 
iibrig, als der Heimat den Riicken zu 
wenden und eine Zuflucht in Frankreich 
zu suchen, welche er dort auch mit seiner 
Gattin, die dem Verbannten gefolgt war, 
fand. Zunachst faflte er den sonder« 
baren EntschluB, Theologie zu studiren, 
und fuhrte ihn auch aus . Was er damit 
bezweckte, ist nicht bekannt geworden. 
Urn sich aber seinen Lebensunterhalt zu 
verschaffen, griindete er in Paris ein 
Commissionsgeschaf t . Er hatte den Ge» 
danken dieses Unternehmens gefaftt, weil 
er damit wieder einen nationalen Zweck 
verband, denn auf diese Weise gelang es 
ihm am leichtesten, mit seinen Lands» 
leuten in stetem Verkehre zu bleiben und 
ihnen mit Rath und That zur Hand zu 
sein. 14 Jahre hatte er mit seiner 
Gattin, die ihm stets zur Seite blieb 
und den oft in seiner traurigen Lage 
Verzagten ermuthigtc, das Brod der 
Verbannung gegessen, da eroffnete ihm 
das Bewegungs jahr 4848 die Moglichkeit 
zur Riickkehr ins Vaterland, die er 
denn auch sofort bewerkstelligte . Er kam 
in Krakau an und eroffnete mit den sparlichen 
ihm zu Gebote stehenden Mitteln 
vorerst einen Kleinhandel mit Schreib» 
Materialien, den er allmalig auf eine 
Buchhandlung ausdehnte, und zwar, da 
die. katholische Religion in Polen seit 
Jahrhunderten zu Agitationszwecken 
diente, auf eine Buchhandlung katholischer 
Biicher, womit er allmalig eine 
Lithographie vornehmlich religioser und 
patriotischer Bilder und zuletzt eine Buch» 
druckerei verband, die es ihm ermoglichte, 
der Verleger (d. i. Drucker und Verkaufer) 
seiner eigenen Schriften zu 
werden. Die Gegenstande aber, die er in 
seinen Schriften behandelte, umfaBten 
ein weites Gebiet, da er Andachtsbiicher,^ 
Wieloglowski 22 Wielogtowski 

Iugendschrif ten, Biographien, rechtswissenschaf tliche 
Abhandlungen, Geogra» 

phisches, Landwirtschaftliches, Alles aber 
im Volkston und im Hinblick auf Weckung 
und Erhaltung des nationalen Gedan» 
kens, herausgab. I n diesen Schriften — 
mit Ausnahme seiner Andachtsbiicher , i n 
welchen er, vornehmlich die bauerliche 
Bevolkerung ins Auge fassend, einen 
uberschwenglichen und iibertriebenen Ton 
anschlagt — zeigt er sich als einen kennt» 
niBreichen, mit den Eigenschaf ten, Vorziigen 
und Fehlern seiner Nation griind» 

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Wurzbach5 6 . txt 
lich vertrauten Mann, mit einem Worte 
als Volksschrittsteller ersten Ranges. 
Seine Schilderungen landlicher Sitten, 
bauerlichen Lebens sind kleine Meister» 
stiicke und gewannen ihm in den Kreisen 
der Landbevolkerung groBe Theilnahme. 
So war er nach und nach, wahrend 
einer f iinf zehn jahrigen Verlagsthatigkeit , 
wieder zu Vermogen gekommen und 
hatte sich zwei kleine Hofe Rybna und 
Livki erworben, die er aber nach einiger 
Zeit unter der Ungunst der Verhaltnisse 
wieder zu verkaufen genothigt war. Ein 
schwerer Schlag traf ihn 1863 mit dem 
Tode seiner Gattin, die ihin in alien 
seinen Unternehmungen hilfreich zur Seite 
gestanden. Wielogtowski erfreute sich 
in Krakau bei Alt und Jung, Weltlichen 
und Geistlichen, Hoch und Nieder groBer 
Beliebtheit und eines nicht gewohnlichen 
Ansehens . Als er starb, war die Theilnahme 
urn den Verlust des ebenso verdienstlichen 
als jovialen und geistvollen 
Mannes, der, weil er gern Jedem mit 
Rath und That half, eine Art „Allerweltsonkel" 
war, eine sehr groBe. Wahrend 
seines siebzehn jahrigen Aufenthaltes 
in Krakau betheilicfte er sich an alien 
gemeinniit zigen Anstalten, so war er Mit« 
glied der Krakauer gelehrten Gesellschaf t , 
des Krakauer landwirthschaf tlichen Vereines,' 
Gemeinderath von Krakau, Secretar 
der Akademie der schonen Kiinste und 
zuletzt Landtagsabgeordneter . Die Landbevolkerung 
kannte ihn aus seinen weit> 
verbreiteten popularen Schriften sehr 
wohl, und wenn unter den Bauern einer 
von ihnen daran war, etwas Unrechtes 
zu begehen, so horte man nicht selten 
den Ausruf: „wenn das der Wielogtowski 
erfahrt", und es geniigte, urn 
den so Gewarnten auf den rechten Weg 
zuriickzuf iihren . Nach dem Tode seiner 
Frau verfiel der Mann zusehends, und 
auch in seinen Geschaften gliickte es ihm 
nicht mehr. Ueberall stellte sich ihm das 
eine oder andere HinderniB in den Weg; 
aber er verlor dariiber nicht seinen Mutb, 
noch weniger seine gute Laune, die sich, 
wenn ihn wieder ein MiBgeschick traf, in 
dem Witze Luft machte: „Wenn ich jetzt 
eine Sargniederlage eroffnete, die Men« 
schen waren im Stande aufzuhoren zu 
sterben." So war Wielogtowski 
nicht nur ein braver, tapferer Pole von 
altem Schlage, er war auch ein Cha> 
rakter. Von seltener umfassender Bildung, 
erkannte er bald, was seinem 
Volke noth that. Er agitirte nicht in der 
Art jener HeiBsporne, die in (-wnuen« 
tikeln das Wohl ihrer Landsleute berathen 
und in Thaten es in immer tiefe» 
ren Sumpf hineintreiben, und doch war 
er ein Agitator im vollen Sinne des 

Seite 32 



Wurzbach5 6 . txt 
Wortes, der auf Veredlung seines Volkes, 
auf geordnete landliche Verhaltnisse, 
auf Hebung des gesunkenen Wohlstandes, 
auf Lauterung in den Ansichten iiber 
sociale Verhaltnisse mit alien ihm zu Ge> 
bote stehenden Mitteln hinarbeitete . Da« 
her genoB er nicht nur die Achtung in 
alien Kreisen, in der Landbevolkerung 
verstieg sich diese zur Verehrung und zur 
Anhanglichkeit eines Kindes zu seinem 
Vater. Da sich auch in seinem literari»^ 
Mielogtowski Mielogtowski 
schen Wirken sein Charakter klar und 
lebendig ausspricht, so lassen wir hier die 
vollstandige Uebersicht der von ihm herausgegebenen 
Zeitschrif ten und sonstigen 
Arbeiten in chronologischer Reihe folgen. 
Chronologische Uebersicht der von Wieloglowski 
verof f entlichten Druckschrif ten : „Aada A 
en A t A a in A ano", d. i. Maiandacht 

(Vreslau 184U) ; — nl'olalcn. na, ai-oaxe poko A 
u i mitoaoi", d. i. Polen auf dem Pfade 
des Friedens und der Liebe (Krakau 1830; 
2. Aufl. 1863); — n A Viaaomo A o onan A vuein 
A ' a>vie . liiu >vltimilii" , d, i. Nachricht von 
d A r wunderbaren Erscheinung in Nimini (ebd. 
1836); - „A A vot btoF05ia A v. .\nar AM a 
Lodoli«, d, i. Zeben des seligen Andreas 
B o b o 1 a " (ebd. 1833); — ,,0 xoru A ainu 
i v A ro A diHrLNviy 8tol»> A v", d. i. Von der Beriihrung 
und Wahrsagung der Tische (Tisch« 
rucken) " (ebd. 1833); — „ A ' 2 ? xo A iesei 
od A c A a A o A vo-nioi-Hwe", d. i. Drei artige 
moralische Erzahlungen (ebd. 1833, 8".); — 
„kalenaars ala roc A in katoliokied, iv A aSl- 
A vau A - ocl i-okn <834 <io 1863", d. i. Kalen» 
der. herausgegeben fur katholische Familien, 
12 Jahrgange (ebd.); — „Ivosciolv ki-u.- 
ko A -akio", d. i. Die Kirchen Krakaus mit 
Stahlstichen und ihrer genauen Beschreibung 

(ebd. 1833. 12".); - . , > ' A oroc A nik katol 
i c A i iilH aam, ua rok 1833", d. i. Katlw« 
lischcs Neujahrbuch fur Damen auf das Jahr 
1833 (ebd.. 12".); - „Xisni A tk«, d. i. Die 
Braut (ebd. 1833; 2. und :1. Aufl, 1836; 
4. Aufl. 1838; 3. verb. Aufl. 1860); - 
„I A alka. ocl D A iacllinia . " , d. i. GroBvaterchens 
Pupve (ebd. 185«) ; - „Xynot Xl A 5 A i?t. 
I'ann A >12,tki A bawioit zlll . " , d. i. Leben der 
allerh. Jungfrau. Mutter des Erlosers (ebd. 
1836, 12".); — „I>ocl : 1, runkk ala A rxecn A cQ 
c A isc'i", d. i. Geschenk fur artige Kinder 

(ebd. 1836); - „Odi ' kAki 2 Od A cx A 'o- A 
luclu A vi6 A 5kiB3o" , d. i. Bilder aus den 
Litten des Landvolkes. 7 Hefte (ebd. 1836 
und 1837; 2. Aufl. 1837; 3. Aufl. 1837. 8".); 
— AAA ia.a A Lvviata j Iu621. Oaa A ial I o<l 
1800 <Io 1818", d. i. Die Fessoln der Welt 
und der Menschen. 1. Adth. von 1800-1818 

(ebd. 1836): - A Hi8t0i-y A A, koineoie", 
d. i. Die Geschichte vom Kometen (ebd. 
1837); — „ A armark A Oadro A v A , d. i. 
Der Jahrmarkt zu Dambrowa (ebd 1857 
8".); - A 0t>72.2ek A vis A skidi raxkos A y", , 

Seite 33 



Wurzbach5 6 . txt 
d. i. Gemalde landlicher Freuden (ebd. 1837); ! 
kul-liHrx, lok: A ', pAnnk", d. i. Das zerrissene 
Bild. Der Einnahmcschreibrr , der Koch, der 
Lakai, die Frau (edd <837); — „ObrHxki 2 
od A cxg . Aws - «lonionnioNv-H "1 6 A 8 A 1030 " , d. i. 
Sittenbilder landlicher Hauslichkeit (ebd. 
1837. 16".); - A sav'HHo A k. '1. C2)'li A 2,Ika 
ul>2u«'.l>. x ri>.onui>n", d. i. Die Einzige oder 
der Kampf des Gefuhls mit der Berechnung 

(ebd. 1838, 8".); — „Ivuc-nai-lci, odi-a-tilc 2 
ob A L A ovs aomcivnicNva, A vie . iakiL A c»" , d. i. 
Die Kochinen. Gemalde aus den Sitten der 
landlichen Hauslichkeit (ebo. 1838. 1«" . ) ; — 
na, da2 6 ! i8Nv . A " , d. i. Pf arrbiichlein romisch» 
katholischer Andacht (ebd. 1838 12°.): - 
A I>oo26t awiktved. i dloz; 03 A v?ion7< : li pa> 
ti-on'nv polakicn", d. i. Die Folge der bei» 
ligen und seligen Patrone Polens. Mit 
Stahlstichen (ebd. «838; 2. Aufl. 1862 mit 
NO Ttahlst.. 8".); - „Koaciol 5 A . Ivatar2? 
nv A Xra,kovsi6 1 >v I A oi3<:6", d. i. Die 
Kirche der h. Katharina in Krakau und in 
Polen (ebd. 1838. 16«.); - A aIenaHi-2 
Landwirthschaf ilich qewerblichrr Kalender fur 
das Jahr 1839; — A leciveMg. A vi A sicii., 
odl-n A ek", d. i. Die landliche Medicin, ein 
Gemalde (ebd. 1839, 8".); - . ,?o A r/, 
obi-k26k", d. i Die Brande, ein Gemalde 

(ebd. 1839); — A lapalec A enst- A o asisjsHsstz 
A odi-axlU'K", d. i. Die heutige Gesellschaft 
in Bildern (ebd. 1839; 2 Aufl. 1861); - 
n<3:i,w6a A xaapuUHi-Lkie ' 1, d, i. 3andwirth» 
schaftliche Plaudereien (ebd. 1839); — «0ttHr A 
vk rx5 ' niLlca-ka . tulicki" , d. i. Der kleine 
romisch-katholische Altar (ebd. 1839. 12".); 
— „OFnialca, pisiuo t A goilnw A e", d. i. Der 
Herd, eine Wochenschrift , begonnen 1860, 
unterbrochen 1. Juli 18N1; wieder auf« 
genommen 1. Janner 1862 und von ihm 
fortgefiihrt bis zu seinem Tode, Juli 1863, 
auch dann noch einige Zeit fortgesetzt; — 
„ki-akov? Hako 316 A 110 tal-zo>vi5ko 2 A 020 A 6 
i punkt KkiKUono-prxum A atov' s " , d- i. 
Krakau als Hauptgetrridemarki und Han« 
dels« und Industricmittelpunkt (ebd. 1860. 

zO) . A o xotl2edie vauko A v rolnic A vcii" , 

d. i. Ueber das Bediirfnifl von Agrarbanken 

(ebd. 1860); — »K A iaxlig. ao iiH A a A enstxvH 
katoNckiLFo" , d. i. Bijchlein fur katholische 
Andacht (Krakau 1831; 2. Ausg. ebd. 1861; 
3. Ausg. unter dem Titel: A KHrx?k in-ili", 
d, i. Der kleine Altar (edd. 1862); - „ 6^ 
Mielogtowski (Quellen) Wielopolski (die Grafen) 
n Xralconis", d. i. Von der polytechnischen 
und Aergmannsschule in Krakau (ebd. 1861. 
) ; A 
d. i. Nachricht vom galizischen Landtage 

(ebd. 1861. 8°.); - « I A t xoala 2 zi 

'"is'^kiokHo wH'Iioroov", d. i. Botenbrief 

aus den Landgemeinden an die Wahler (edd. 

1861, 8".); - „ A sorkot A viL A I A lHkc» A ' ie" , 

d. i. Vom Vettel in Krakau (ebd, 1861); — 

A ?oai-02 clo K27MN i I A A i I , A v i-. 1861 

xi-262 I'eliks», N o i - u u i a " , d. i. Reise des 

Seite 34 



Wurzbach5 6 . txt 
Felir V o r u n nack Rom und Paris im 
Jahre 1861 (ebd. 186 IA ); — „kokarin aucdovuv 
al2. niloa2i62> ' ", d. i. Geistige Nah ' 
rung (Teelenspeise) fur d'e Jugend (rbd. 
1862); — AA umoi-nica t'x.vii ta^suinies 
2) 'cia nie^kiexo", 0. i. Die Kammer oder 
die Geheimnisse des landlichen Lebens (ebd. 
1862); — „vi'g.lnat Lpravs od A cn A cd, >v 
kilku oa2tonl> . c ! li" , d. i. Drama der gegen — 
waltigen Zustande. I n einigen 'Aufziigen 
(edd. 1863); — „snietv l A )'6or, oi-aex 2a. 
A 2or 2^012, i-olnilconi pocia-N) '", d. i. Der 
d. Isidor. der Ackersmann als Lebensmuster 
fur den Landmann dargestellt (ebd. 1863. 
8".); - „?UFr2>, ' inlck 6.« 2i<iini LwiSte A oSd"- 
tt», >v rokn 1863 i)r' s <22 I'slilcsll. U o r u n i a 
-vstoLciang . 2 lvlla20'Wi>. (l»o<l Ivr2 , kov . ' 6m) " , 
d. i. Reise nach dem heil. Lande, ausgefiihrt 
uon Felir V o r u n , Landmann der Gemeinde 
Kaszow nachst Krakau im Jahre 1863 (ebd 
1863, 8".); - «(xi-a A ovka 22M nauka, 
c A nmiu.", d, i. Das Oroschenstiick oder der 
Leseunterricht (ebd. 1863); — A oaroa A <> 
82erakiiQ a- A iecie",- d. i. Die Neise auf der 
weiten Welt (edd. 1864. 8".); - „Ki-Hlcun 
xr-ea e2tei ' 62i63tg . lat A ", d. i. Krakau vor 
vierzig Jahren (ebd. 1871) . Wir finden auch 
diese letzte Schrift unter denen Wielo« 
glowski ' s . da sie aber im Jahre 1871 
erschien, so ist sie wobl erst aus seinem Nach« 
lasse herausgegeben worden. 
Nnellen. A i i A A . Odi-a-ki Ki8tolek, 
d. i. Kleine historische Bilder geheiligter, 
gesegneter und verdienter Polen und Polinen 
(Krakau 1871. 12".) S . 63. - 21?,<:/la,-s A 
t A L«ci'6n T'orna'Hs). I A itei ' ktura polskg, A v 
Kistui-/cxno. ' lcl-) 'tye2 A 7in 2 A 1-7216, d. i. Die 
polnische Literatur im kistorisch-kritischen Ab« 
risse (Krakau 1868. Himmelblau, gr. 8".) 
Bd. I I , S. 118. 222. 232. 253. 369. - 
xoliikie.j, d i. Lehrcurs der polnischen Lite» 
ratur (Posen 1366. I . C. 2upanski. gr. 8".) 
S. 249. - Wiener Chronik, 1865, 
Nr, 34 A Tonntags ' Abendblatt der „Constit. 
Vorstadt . Zeitung" ) : ..Nicolaus Valerian Wie« 
loglowaki". — Fremden > V 1 a t t . Von 
Gust Heine (Wien. 4".) 1863. Nr. 193 in 
der Rubrik „Theater und Kunst". — Mor« 
genblatt zur Bayrischen Zeitung (4", ) 
1863. S. 743. 

Wielopolski von Sturykon. die Gra» 
fen. Diese alte Familie bekleidete seit 
dem siebzehnten Jahrhunderte immer 
hohe Posten im ehemaligen Palatinat 
Krakau, mit dessen Geschicken ihre eigenen 
in steter und enger Verbindung sind. 
Durch den Umstand, daB Krakau sehr 
hausig die Residenz der polnischen Konige 
und Jahrhunderte lang die Hauptstadt 
des Reiches war, erhalten die 
Wiirdentrager derselben eine erhohte Be« 
deutung. Die Wielopolski haben mit 
den Grafen Ossolinski von Tenczyn 
aus dem Stamme Topor gleichen Ursprung. 

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Wurzbach5 6 . txt 
I n der ersten Halfte des eilften 
Jahrhunderts lebten die drei Briider 
Sendziwoy, Nawoy und Zegota 
Topor. Der Let ztgenannte zog der Sitte 
jener Zeiten gemaB in die Fremde, theils 
auf Abenteuer, theils zur Ausbildung, im 
Kriegshandwerke, das damals im Vordergrunde 
stand. Als er nach langer Abwesenheit 
unerwartet heimkehrte, fand 
er, dafi in die vaterliche Erbschaft sich 
seine zuruckgebliebenen zwei Briider ge< 
theilt hatten. Ueberdies verleugneten ihn 
dieselben und weigerten sich, seine Rechte 
anzuerkennen . Der VerstoBene rief nun 
den Schutz des Konigs an, urn eine Be» 
statigung seiner rechtmafiigen Abklinft zu 
erhalten, und als ihm diese zutheil ge> 
worden, wollte er mit seinen Briidern 
weiter nichts gemein haben und nicht 
einmal das Wappen der Familie — die 
Hacke (topor) — beibehalten. Vom K6>^ 
Mielopolski, Johann 25 Wielopolski, Franz 
nige ward ihm die ErlaubniB, sein Wappen 
zu wechseln, und da er nichts sein 
Eigen nannte als das. alte SchlachtroB, 
das ihn in die Heimat gebracht hatte, 
nahm er an Stelle der Hacke dasselbe in 
sein Wappen auf, welches denn auch den 
Namen Starykon (st^r' 1 Kon) fuhrte, der 
in wortlicher Nebersetzung altes Pferd 
heiBt. Nun vertauschte Zegota seinen 
Familiennamen mit dem Namen Zaprza 
niec (d. i. der Verleugnete) , welcher 
dann im Laufe der Zeit vielfach entstellt 
wurde und in letzter Wandlung zu Sza 
franiec nicht geringe Beruhmtheit eo 
langte. Von dem Gebiete Wielopole 
aber, in deffen Besitz allmalig feine Familie 
durch Heirat kam, leitet sich der 
Name Wielopolski ab, dessen sich diese 
Familie fortan bediente. 1. Der erste 
bedeutendere Wielopolski, welcher 
uns entgegentritt , ist Johann. Ein 
Sohn des Unterkammerers von Krakau 
Caspar, der 1636 starb, nahm er als 
Kastellan von Woynicz seinen Platz im 
Senate ein. Zur Castellcmswurde aber 
war er nach dem Tode Michael Tar» 
nowski's, nachdem dieselbe einige Jahre 
unbesetzt geblieben, am 3. Janner 1633 
gelangt . Spater wurde er Starost von 
Brecz und Bochen. Als dann die Schweden 
ins Land einbrachen, hielt er treu 
und mannlich zu seinem Konige Johann 
Kasimir. I n dessen Auftrage 
ging er als Gesandter an den Hof Kaiser 
Ferdinands III., urn von ihm Hilfstruppen 
gegen die Schweden zu erbitten. 
Daselbst wurde ihm eine ausgezeichnete 
Aufnahme zutheil, und mit Diplom vom 
29. November 1636 verlieh ihm der 
Kaiser die Wiirde eines Grafen des 
h. r. Reiches. I n der Folge ernannte ihn 
der Konig zum Wojwoden von Krakau, 

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Wurzbach5 6 . txt 
welche Wiirde er aber nur wenige Mo> 
nate bekleidete, da er schon Anfangs 
1668 starb. — 2. Sein einziger Sohn 
Johann versah langere Zeit das Hofamt 
eines Krontruchsessen, wurde dann im 
November 1677 Vicekanzler und 1678 
KroN ' GroBsiegelbewcchrer , was er bis zu 
seinem 1680 erfolgten Tode blieb. AuBer 
vielen Starosteien, die er der Gnade des 
Konigs verdankte, besaB er die Herr» 
schaften Zywiec und Pieskowa Skala, 
nach welchen er den Grafentitel annahm 
und auch fuhrte, der Erste, der sich desselben 
in Polen bediente, denn eine schon 
friiher an einen polnischen Magnaten ge» 
schehme Verleihung des Grafentitels 
wurde vom Reichstage nicht genehmigt . 
Johann hatte sich dreimal verheiratet; 
seine dritte Gemalin war Ludovica 
Marianne, eine Tochter Heinrichs 
de la Grange, Marquis von Arquien, 
eines f ranzosischen Edelmannes von Ni« 
vernais, der am 23. Mai 1707 im Alter 
von 100 Jahren zu Rom als Cardinal 
starb, und die Schwester M a r i a K a si> 
miras, Gemalin des Konigs Johann 
Sobieski, durch welche Heirat sich 
Wielopolski ' s Ansehen bei Hofe und 
im Lande bedeutend hob. Ludovica 
Marianne starb im Alter von 
90 Jahren zu Warschau am 23. Juni 
1733. — 3. Von den funf Sohnen des 
Vorigen tritt Fran' 1 besonders hervor. 
Im Jahre 1601 hatte der polnische 
Reichstag die Errichtung des Majorates 
von Pinczow, sowie Papst Cle-. 
mens VIII. die Annahme des Marquistitels 
dem GroBkanzler der Krone Sigis« 
mund Myszkowski aus dem Hause 
Jastrzembiec genehmigt. Dieses Ma» 
jorat nun, urn dessen Erbschaft die Familie 
Jordan vergebens Procefi fuhrte, 

fiel an Franz Wielopolski . Derselbe 
wurde 1688 Starost, 1720Wojwod von 
Sieradz und 1728 Wojwod von Krakau. 
Bei dem Einfalle des Schwedenkonigs^ 
Miewpolski, Johann 26 Mielopolski, Franz 
Karl X I I . in Polen vertheidigte er 
mannhaft das Konigsschlofi in Krakau. 
Dann versah er das richterliche Marschallamt , 
ubernahm wiederholt gesandtschaf tliche 
Missionen, so an Konig Jacob 
von England und an Papst I n n o > 
cenz XII., beide Male mit groBem 
Erfolge fur seinen Konig und sein Land 
und mit nicht geringen Ehren fur seine 
eigene Person. Franz starb in Krakau 
am 8. April 4732. Er hinterlieB zwei 
Sonne: KarlGonzaga und Johann. 
— 4 . Sein altester Sohn Aarl Vonzaga 
Graf von Zywiec und Pieskowa 
Skala war der zweite Marquis M ys 
z k o w s k i . Erst Kronkiickenmeister , 
wurde er 173! Kronstallmeister und zu> 

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Wurzbach5 6 . txt 
letzt, 1734, GroBbannertrager der Krone, 
als welcher er 1773 starb. Seine Ge> 
malin, eine geborene Grafin Potocka, 
seit Mai 1743 Sternkreuzordensdame, 
starb zu Krakau im December 1746. Ein 
Freund der Literatur und Poesie, dichtete 
er selbst und iibersehte des Boetius 
beriihmtes Werk A 0e oonLolHticue" in 
Versen und Prosa ins Polnische unter 
dem Titel: „Konsolao A 's KioxoKi 
Voeoiu82a" (Warschau 1738, 8".; 
2. Aufl. ebd. 1731, 8".). Viele Poesien 
hinterliefi er in Handschrift, welche sich in 
der Bibliothek der Markgraf schaf t Pinczow 
befinden. Diese Bibliothek aber. 
welche aus etwa 30.000 kostbaren, mitunter 
sehr seltenen Biichern bestand, ging 
in den Kampfen und Wirren des Jahres 
1794 ganz zu Grunde . — 3. Karl 
Gonzagas Bruder Johann war 
Kron-Untermundschenk und Starost von 
Svesky. Seine Ge malin Anna, eine 
geborene Fiirstin Lubomirska, die er 
als Witwe zuriicklieB, hatte in den 1733 
stattgehabten Successionsunruhen zur 
Partei des Konigs Stanislaus gehalten 
und wurde infolge dessen am 
16. Februar 1734 durch ein Detachement 
russischer Kosaken zu Bielitz in Ober- 
Schlesien, wo sie wahrend der Unruhen 
ihre Zuflucht genommen, aufgehoben 
und als Gefangene nach Krakau gebracht . 
Im September 1738 von der 

verwitweten Kaiserin Wilhelmine 
A m a 1 i e in den Sternkreuzorden auf« 
genommen, starb sie ein Jahr spater, 
21. September 1739, zu Krakau. — 
6. Von Johanns Sohnen stiftete Franz 
die altere, Ignaz die jiingere Linie. 
Ersterer, der Ma joratsherr , bekleidete 
1767 unter Stanislaus August die 
Stelle eines Hofmarschalls der Krone, 
war einer der entschiedensten Partei» 
ganger der Barer Konf oderation und 
hielt sich wahrend der Wirren, die sein 
Vaterland erregten, in Schlesien auf. 
Nach dem Sturze der Konf oderation aber 
legte er 1773 sein Hofamt nieder. Spater, 
als der vierjahrige Reichstag zusammentrat , 
unterbreitete er demselben die Bitte, 
das Majorat in einfache Allodialgiiter 
umwandeln zu diirfen, worauf jedoch 
der Reichstag nicht einging, aber in den 
Tagen des Herzogthums Warschau er. 
schlich Wielopolski doch die Bewilli» 
gung. Franz starb 1809 und hinterlieB 
von seiner Gemalin, einer Tochter des 
Wojwoden von Chelm Bieliuski, zwei 
Sonne: Michael, der kinderlos starb, 
und Joseph Johann Nepomuk, der 
nur eine Tochter Christine hatte, die 
sich nach seinem Tode mit einem Herrn 
Bontana vermalte. Das Majorat war 
indessen durch Verkauf einzelner Giiter 

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Wurzbach5 6 . txt 
wesentlich geschmalert worden, so daB 
von den zwolf Gutern, aus welchen das' 
selbe anfangs bestand, nur noch drei 
iibrig blieben. Die Erben der von dem 
oben erwahnten I g n a z gebildeten jun> 
geren Linie trachteten nun, die Rechte des 
Majorates an sich zu bringen und die^ 

Wielopolski, Alexander 27 Wietowieyski de Mielka-Wies 
Nngiltigkeit des Verkaufes der Giiter, 
welche dasselbe bildeten, zu erwirken. 
Dariiber entspann sich ein ProceB, in dem 
verschiedene Entscheidungen erfloffen. 
I g n a z hatte zwei Sonne hinterlassen : 
Joseph und Andreas , und unter des 
Ersteren Sohne Alexander, dem funften 
Ma joratsherrn, erfolgte die endgiltige 
Entscheidung . — 7. Alexander <geb. 
13. Marz 1803, gest. 30. December 
1877) erhielt, urn die Familie ihrem 
alten Glanze zuzufuhren, eine hochst 

sorgfaltige Erziehung zunachst in der Theresianischen 
Ritterakademie zu Wien, 

worauf er an den Universitaten zu War» 
schau, Paris und Gottingen studirte. 
Dann unterzog er sich der Aufgabe, das 
Majorat in seiner Gesammtheit zuriickzugewinnen, 
was ihm auch gelang. Aus 

diesem AnlaB verof f entlichte er eine Reihe 
von Schriften durch den Druck, welche 
sich sammtlich auf den Mo joratsstreit be» 
zogen, fur dieses Werk aber weiter keine 
Bedeutung haben, mit Ausnahme der 
Schrift : 

(Paris 1846, 2. Aufl. Briissel im nam« 
lichen Jahre), von welcher eine deutsche 
Uebersetzung (zuerst in Bern 1847, dann 
in Grimma 1848 und in Wien im namlichen 
Jahre) herauskam. Diese Schrift 
erregte wegen der gegen Oesterreich ge» 
richteten Angriffe damals nicht geringes 
Aufsehen. Viel wurde sein Name ge» 

nannt, als er auserwahlt schien, ein Einvernehmen 
zwischen den Polen und RuB» 
land herzustellen, mit welcher Mission er 
jedoch klaglich scheiterte. Die ferneren 
Geschicke des Grafen Alexander, der 
mehrere hohe Aemter in Polen beklei» 
dete, zuletzt aber mit unbegrenztem Ur> 
laub in Dresden lebte, haben fur dieses 
Lexikon kein Interesse. Sein wohlgetrof. 
fenes BildniB zugleich mit einer kurzen 
Lebensskizze von A. Letellier brachte 
die Pariser „Illustration' s im September 
1837 und vor kurzem eine ausfiihrliche 
Darstellung seines Warschauer Regimes 
die Miinchener „Allgemeine Zeitung" 
1887, Beilage 202 und 203: „Russisch, 
polnische Erinnerungen" . Von G. C. 
Petzet. — 8. Ein Graf W i e 1 o p o 1 s k i , 
dessen Taufnamen wir nicht kennen, 
diente zu Ende des achtzehnten Jahr« 
Hunderts in der kaiserlichen Armee, focht 
im Feldzuge 1793 als Oberlieutenant 
im Inf anterie-Regimente Erzherzog Karl 

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Wurzbach5 6 . txt 
Nr. 3 und wurde wegen seines Wohl- 
Verhaltens bei mehreren Gelegenheiten, 
wie Graf Thurheim in seinen „Denk. 
blattern aus der Kriegsgeschichte der 
k. k. osterreichischen Armee" (Bd. I, 
S. 10, Jahr 1793) berichtet, in den Re> 
lationen belobt. 

Lno^klopka^a PO v?32611 k na, d. i. 
Polnische Real ' Encyklopadie (Warschau 1867, 
S. Orgelbcand. gr. 8".) Bd. XXVI, S. 932 
u. f. - Xoti<:b8 5U!' 165 5kinU165 illustres 
6t, iiti-«e8 ae lal>»lu' s us suivicL ae ti-oi5 xlanodes 
eoloriees uont6»a,nr lea arni«li cles 
kkinillvs iQLQtionnsei j 62. N2 ces noriees 
(?u,ri2 1862, A .. I'rknek, Lr»x«llli5 vt I^eixxix, 
.V ra A roix) x. 192. 

Nielowieyski de Melka-Nies, Ladislaus 
Freiherr (k. k. Haupt mann 
und R i t t e r des Maria Theresien« 
Ordens, geb . zuMorkonain Russisch» 
Polen 1789, gest. zu Podgarze in 
Galizien am 14. Juni 1844). Der 
SproB eines alten Adelsgeschlechtes , das 
in der Wojwodschaft Krakau ansassig 
war und sich in friiherer Zeit de Trze« 
b 1 i n schrieb, trat er schon im Alter von 
12 Jahren in die Schule des k. k. Bom« 
bardiercorps und machte, 16 Jahre alt, 
als k. k. Cadet den Feldzug 1803 gegen 
Frankreich mit . 1809 stand er als Nnierlieutenant 
im 2. Artillerie-Regimente bei 
der Armee in Italien, wo er sich in der^ 

Wielowieyski de Wielka-Mies 28 MieloVieyski de Wielka-Wies 
Schlacht bei Fontana Fredda (16. April) 
besonders hervorthat. Als der Gegner 
unsere Avantgarde angriff, nahm W i elowieyski 
mit seiner Cavalleriebatterie 
mit groBter Kaltbliitigkeit , unbeirrt durch 
die mit groBer Heftigkeit wiederholt ausgefuhrten 
feindlichen Attaquen, eine 

solche Stellung, daB er mit seinem wohlangebrachten 
Kugel- und Kartatschen« 
feuer den Feind zum Riickzuge zwang 
und iiber Rocco zuriickwarf, durch welchen 
Umstand wesentlich die Einnahme 
von Fontana Fredda durch die Unseren 
herbeigef uhrt wurde. Einige Tage spater, 
bei den wiederholten feindlichen Stiirmen 
in Villanuova (am 29. April), bewahrte 
er von Neuem seine erprobte Tapferkeit 
und Umsicht, indem er mit seinen wohlgezielten 
gegen den Ort San Bonifazio 
geworfenen Kugeln und Kartatschen den 
Feind nothigte, die weiteren Sturmversuche 
aufzugeben, und ihn bis Cal» 
diero zuriicktrieb. Durch funf Stunden 
hatte er gegen den dreimal starkeren 
Gegner genannten Punkt gehalten. Nnsere 
zum Riickzuge gezwungene Armee 
wendete sich nach Ungarn, wo sie am 
11. Juni vorwarts von P A pa Stellung 
nahm und am folgenden Tage ihren 
Riickzug gegen Teth fortsetzte. Wahrend 
nun bei dem immer ungestiimeren Vor« 

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drangen des Feindes die Artillerie>Stabsof siciere 
eben mit der . Auf stellung der 
Brigade» und Pof itionsbatterien beschaf» 
tigt waren, traf der mit seiner Batterie 
bei der Nachhut eingetheilte Wielow 
i e y s k i , dem bereits das Pferd unter 
dem Leibe erschossen worden war, ohne 
erst einen Befehl abzuwarten, aus eige> 
nem Antriebe seine Mafiregeln und eroffnete 
mit seiner zweckmaBig auf gestellten 
Batterie ein so wirksames Feuer gegen 
den Feind, daB derselbe sein heftiges 
Vorriicken allmalig aufgeben muBte, wodurch 
unserer nicht mehr bedrangten 
Armee der Riickzug wesentlich erleichtert 
wurde. Drei Tage spater, am 14. Juni, 
bewahrte er in der Schlacht bei Raab 
wieder seine Umsicht und Entschlossen« 
heit. Er behauptete seine Stellung mit 
heldenmuthiger Ausdauer, richtete mit 
seinen Geschiitzen furchtbare Verheerun« 
gen in den feindlichen Reihen an und liefi 
sich in seinen Anordnungen auch dann 
nicht beirren, als ihm wieder das Pferd 
unter dem Leibe erschossen ward, kurz 
seine Batterie hielt sich so trefflich, daB 
der Feuerwerker, zwei Korporale und 
drei Vormeister der Batterie theils mit 
goldenen, theils mit silbernen Medaillen 
ausgezeichnet wurden. Aber auch der 
heldenmuthige Commandant der Caval« 
leriebatterie, Wielowieyski, durfte 
fur solche Probe der Umsicht und des 
Muthes nicht leer ausgehen, umso« 
weniger, als der Feldmarschall Fiirst 
Liechtenstein selbst das ausgezeichnete 
Verhalten des wackeren Ofsiciers hervor« 
gehoben hatte. I m Feldzuge 1813 stand 
Wielowieyski wieder in Italien. Bei 
Caldiero am 13. November wurde unsere 
Avantgarde zum Weichen gezwungen. 
Da trachtete er alle Absichten des Fein» 
des, in den Riickzug der Unseren Unord» 
nung und Verwirrung zu bringen, zu 
vereiteln, auch den Unseren den Ueber» 
gang iiber die Alponbriicke bei Villa» 
nuova zu sichern, ein Unternehmen, 
umso schwieriger, als in dem hartnackigen 
Kampfe seine Batterie Verluste an Be« 
dienungsmannschaf t und Pferden erlitten 
hatte. Er loste jedoch mit groBer Umsicht 
seine Aufgabe. Wahrend eines secbs» 
stiindigen Kampfes leitete er die Verthei« 
digung so zweckmaftig, dafl nicht nur 
unser Riickzug nicht gestort, wohl aber 
vielmehr der verfolgende Feind in seinen 
Absichten gehindert wurde und in seinen? 
Miemund 2 9 Miener, Friedrich Ritter von 
Colonnen eine nicht geringe Erschiitterung 
wahrzunehmen war. Als dann am 8. Februar 
1814 unsere Armee den Uebergang 
iiber den Mincio bei Valeggio ausfiihren 
sollte, wurde sie vom Feinde, der bei 
Goito den Flufl schon iibersetzt hatte, 

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Wurzbach5 6 . txt 
lebhaft angegriffen und unser linker Fliigel 
bis iiber Puzzuolo zuruckgedruckt . Da 
war ea wieder Wielowieyski, welcker 
mit seiner Caualleriebatterie rechtzeitig 
und wirksam eintrat, indem er den Feind 
hinderte, unsere bereits geschwachte In» 
fanterie aus der Stellung bei JJuroni zu 
verdrangen und die StraBe von Villafranca 
zu gewinnen. War unserem Helden 
fur sein tapferes Verhalten bei Raab 
das Ritterkreuz des Maria Therefien« 
Ordens zutheil geworden, fur diese neue 
Waffemhat schmiickte der Kaiser denselben 
mit dem Ritterkreuze des Leo« 
poldordens . I m Jahre 4813 befand sich 
Wielowieyski als Oberlieutenant bei 
dem Armeecorps, welches gegen Neapel 
operirte, und bewahrte seine alterprobte 
Tapferkeit und Umsicht bei der Bloquade 
und Uebernahme von Ancona und bei 
der BeschieBung von Gaota, wo er das 
Obercommando der Artillerie fuhrte. 
1819 riickte er zum Hauptmann vor', im 
Janner 1825 erhielt er den Statuten 
gemafl den Freiherrenstand. Aber schon 
1826 trat er mit Beibehaltung des 
Militarcharakters aus den Reihen der 
activen Armee und genoB noch 18 Jahre 
den Ruhestand. 

T h u r h e im (Andreas Graf) . Gedenkblatter 
aus der Kriegsgeschichte der k. k. osterreichisch ' 
ungarischen Armee (Wien und Teschen 1880, 
K. Prochaska. gr. 8") Bd. I I , S. 371. 3?2. 
Wiemund, Friedrich, Pseudonym fur 
Friedrich Wilhelm Otto Ludwig Freiherr 
von Reden '"siehe diesen: Bd. XXV, 
S. 107 u. f . A . 

Wiender. Bonaventura (Augustiner- 
Ordensherr, geb . zu Volkermarkt 
in Karitthen am A> . Janner 
1724. Todesjahr unbekannt) . Er trat 
1739 in seinem Geburtsorte in den 
Orden des heiligen Augustin mit weiten 
Aermeln und erlangte 4737 an der 
Wiener Universitat das Baccalaureat der 
Theologie. Mehrere Jahre hindurcb lehrte 
er die theologischen Disciplinen in seinem 
Orden, wurde in der Folge Sscretar 
seiner Provinz dann Prior in den Klo» 
stern ; u Volkermarkt, Laibach und Trient, 
zuletzt Provincial seines Ordens. Auch 
schrif tstellerisch thatig, hat er herausgegeben . ' 
„Na5 Aden des h. 

(Wien'1732) ' , - 

i i 1758) : - 

ss A (id. 17..). Eine Ge« 

scbichte seines Klosters zu Volkermarkt in 

lateinischer Spracbe: '"Historiu. Oonhatte 

er in Handschrift fertig liegen. Im 

Jahre 1778 war er noch am Leben. 

( 2 e Luca) . Das gelehrte Oesterreich. Ein 
Versuch u. s. w. I. Bandes 2, Theil (Wien 
i?71>. von Trattner. 5",) T. 23 . 
Wiener, Adolf, siehe: Wiesner, Adolf. 

Seite 42 



Wurzbach5 6 . txt 
Wiener, Friedrick Ritter von (Mitglied 
des Abgeordnetenhauses des osterreichischen 
Reicdsrathes und des bohmischen 
Landtages, geb . zu Prag am 
20. November 1817, gest. daselbst im 
Fruhjahr 1887) . Er besuchte das Gymnasium 
und die Universitat seiner Vater« 
stadt und verlebte eine kummerliche 
Jugend, in welcher er alle Bitternisse 
eines blutarmen Studenten durchkostete . 
Doch gelang es ihm, sieb durchzuwinden 
und die juridischen Studien ; u beenden, 
worauf er in Prag am 16. December? 

Miener, Friedrich Ritter von Wiener, Karl (Charles) 
4842 zum Doctor der Rechte promovirte. 
Nun erhielt er eine Advocatenstelle in 
Briir. 1860 nach Prag zuriickgekehrt , 
wurde er zu Beginn der Sechziger-Jahre 
daselbst in der Iosephftadt in den bohmischen 
Landtag gewahlt, in welchem er 

liber ein Viertel jahrhundert als Vertrauensmann 
des deutschbohmischen Volkes 
saB, lange Zeit auch dem bohmischen 
Landesausschusse als Ersatzmann und 
Mitglied angehorte. 1873 ward er in 
demselben Wahlbezirke auch in das Ab» 
geordnetenhaus des Reichsrathes ent» 
sendet, in welchem er, wie unsere Quelle 
bemerkt, „mehrere Jahre hindurch ge« 
rauschlos, aber nachdrucksvoll wirkte". 
Er trat in den Plenarsit zungen des parlamentariscken 
Korpers nur selten hervor, 

bei seinem stillen sich nicht vordrangenden 
Wesen brachte er sein reiches ge> 

diegenes Wissen, seine umfassende PersonenkenntniB, 
seine Schlagf ertigkeit und 

sein kluges Erfassen der Verhaltnisse vorwiegend 
in den Commisswnsberathungen 
zur Geltung. I n denselben aber iibte er 
bei der hohen Achtung, in der er stand, 
groBen EinfluB. Seine milde, vermittelnde 
Art schasste oft Schwierigkeiten 
hinweg, die unbesiegbar schienen, und 
manchen Sturm im deutschen Ver» 
trauensmanncrcollegium, welcher Spattungen 
herbeizuf iihren drohte, hat Wie» 
ner's Eingreifen beseitigt. Als Rechts» 
freund war derselbe hochgeschat zt , Callaliere 
und Geschaf tsmanner der verschie» 
densten Parteistellung suchten in gleicher 
Weise seinen juridischen Rath nach und 
brachten ihm alle das hochste Vertrauen 
entgegen. I n der That war seine Prager 
Kanzlei die hervorragendste in Bohmen, 
und Jahre hindurch befand er sich bald 
als President, bald als Vice-Prasident 
an der Spitze der Prager Advocaten« 
kammer. Seit dem Beginne der Verfas» 
z sungsara stand er im Vordergrijnde des 
! politischen Lebens und der politischen 
A Kampfe. Sobald die Sonderung der 
! Parteien in Bohmen und Oesterreich sich 
vollzogen, nahm er Stellung, schloB sich 
der deutschen liberalen Verf assungspartei 

Seite 43 



Wurzbach5 6 . txt 
an und ist als bewahrter Vorkampfer 
des Deutschthums in Bohmen ihr treues 
hingebungsvolles Mitglied geblieben. 
Sein Hingang ware unter alien Umstan» 
den ein Verlust gewesen; bei den Spattungen, 
welche die deutsche Partei des 
Abgeordnetenhauses zur Zeit zum grofien 
Schaden der deutschen Sache in Oester» 
reich trennen, wird Wiener mit seinem 
ausgleichenden, versohnenden, immer die 
praktischen Ziele ins Auge fassenden 
Wesen heute schwer vermiBt. Von seinen 
urn die Prager Commune besonders er> 
! wordenen Verdiensten sei hier noch seiner 
Leistungen bei der Organisation der 
stadtischen Feuerassecuranz und seine Ausi 
arbeitung des Planes zu stadtischen An- 
, lagen gedacht . Wiener wurde fur seine 
Verdienste im December 1872 mit dem 
Orden der eisernen Krone dritter Classe 
ausgezeichnet und den Statuten gemafl 
in den osterreichischen Ritterstand er« 
hoben. Er starb nach langem schmerz» 
lichen Leiden im Alter von 71) Jahren. 

Neue illustrirteZeitung . Herausnegeben 
von Balduin G r o 1 1 e r . Wien. 1?. April 
1887. Nr. 29. S. 4o9. 

Portrait. Unterschrif t : „Friedrich Ritter 
von Wiener". Nach einer Photographie «ez. 
von F. F. W(eifl) A ebenda S. 44U) . 
Wiener, Karl ' s Chatles' s (Reisender, 
geb . in W i e n 1849) . Ueber den 
Bildungs- und Lebensgang des in Rede 
Stehenden wissen wir nichts bis zu dem 
Augenblicke, da derselbe als Professor in 
Paris erscheint und in der Eigenschaft 
eines f ranzosischen Consuls im Auftrage 
der f ranzosischen Regierung 1873—1877^ 
Miener, Karl (Charles) Miener, Ludwig 
Peru und Bolivia bereist, urn daselbst 
archaologische und geographische For> 
schungen vorzunehmen. Er legte auf 
dieser Reise i3.000 Kilom. zuriick und 
bestieg unter Anderem den Illimani. I n 
den Fachzeitschuf ten A o u r au nionae" 
1873, Nr. 88? u. f., in A n d r o e's 
„Globus", Bd. 34, Nr. j — 3 , in Petermann's 
„Geographischen Mitthei» 
lungen", 1880, S. 122 und in der 
, Rundschau fur Geographie", Bd. I, 
S. 300 u. f. finden wir mehr oder minder 
ausfiihrliche Berichte iiber diese Reise. 
Als sich Wiener im August 1877 zur 
Heimkehr anschickte, sendete er von Callao 
aus an das franzosische Unterrichtsministerium 
80 Kisten mit 4000 Gegenstanden 
voraus, welche er dann im ethnographischen 
Museum zu Paris aufstellte und 
ordnete. Der franzosische Minister des 
offentlichen Unterrichts fand bei der Er> 
offnung des ethnographischen Museums 
in der daselbst gehaltenen Rede AnlaB, 
mit Anerkennung und Auszeichnung 
Wiener's zu gedenken; auch wurde der 

Seite 44 



Wurzbach5 6 . txt 
26jahrige Reisende mit dem Orden der 
f ranzosischen Ehrenlegion und auf der 
Pariser Weltausstellung mit der golde> 
nen Medaille ausgezeichnet . Bald darauf 
1879 entsendete ihn die franzosische Regierung 
auf eine neue Expedition nach 
Siidamerika, auf welcher er in ahnlicher 
Weise in Ecuador forschte, dann den Rio 
Napo und Amazonos hinabfuhr, die 
Schif fbarkeit des ersteren Stromes bestatigte 
und einen neuen kiirzeren Weg 
von Quito iiber die Cordilleren zum 
Napo gefunden haben will. Mit Unter» 
stiitzung der f ranzosischen Regierung gab 
er als literarische Frucht seiner ersten 
Reise die Beschreibung derselben unter 
dem Titel heraus: „l'sT-o« st Fo?i>?'a. 
!880, Ha.- 

dietts et <ii'5) . Das Werk ist prachtig 
ausgestattet , enthalt iibcr 1100 in den 
Text gedruckte Abbildungen von Typen 
und Funden aller Art, 27 Ansicbten, 
18 Siluationsplane von Landschaf ten, 
Stadten, Einzelbauten alter und neuer 
Zeit, Ruinen, Griiften. Wiener wurde 
1878 von Seiner Majestat dem Kaiser 
von Oesterreich das Ritterkreuz des Franz 
Ioseph ' Ordens verliehen. 

Emb acher (Friedrich Oi-.) . Lerikon der Reisen 
und Entdeckungen (Leipzig 1882. Bibliogra» 
phisches Institut, br. 12".) T, 2!>?. "42. - 
Wiener Abendposi (Abendblatt der 
Wiener Zeitung) 1«. Fediuar 1881) . Nr. 37. 
T. 14s, u. f. 

Noch sind anzufiihren: 1 . Leopold Wiener, 
der in den unten angegebenen Duellen aus» 
drucklich alo geborener Desterreirver beieichnet, 
wird. Derselbe lebc als Bildkauer und Me» 
dailleur in Briissel, hat bereits mehrere schone 
Medaillen geliefert, seinen Ruf als Bildhauer 
aber durch die monumentale Marmorgruppe 
der Briider Van Ey ck begriindet, welche den« 
selben in ihrem Geburtsstadtchen Manseyck 
errichtet und am 5. Teptembcr <86i in Ge» 
genwart des Konigs der Belgier und des 
(Hrafen von Flandern enthiillt worden ist. 
Dem Werke wiro gliickliche Erfindung und 
charaktervolle Ausfiihrung nachgeriihmt. Bald 
nachher schuf Wiener die allegorischen Fi» 
guren des Gewerbef ieiBes und des Handels 
fur die Nationalbank in Briissel. Nach an« 
deren Quellen ware Leopold ein Bruder 
des belgischen Medailleurs Jacob Wiener, 
welcher am 2. Marz 1813 zu Venloo geboren 
ist. Wieso die nachbenannien Quellen Leo» 
p o 1 d Wiener einen geborenen Oesterreicher 
nennen, konnen wir nicht errathen. Vielleicht 
veranlaBt der Name Wiener, der jedenfalls 
jiidische Abstammung verrath, dazu. l AA ue 
Freie Presse. 1864. Nr. 9. in den Theater» 
und Kunstnotizen . — Zellner ' s Blatter fur 
Theater. Kunst u. s. w., 1864. Nr. 2.) - 
2. Ludwig Wiener (geb. urn 1846) trat 
in die k. k. Armee und war I8u: ! Ladet im 

Seite 45 



Wurzbach5 6 . txt 
80. Inf anterie-Regimente Prinz Schleswig» 
Holstein. 1878 machte rr als Hauptmann 
erster Classe im 5?. Infanterie. Negimente^ 
Miener, Wilhelm Ritter von 32 
Grohherzog Mecklenburg ' Schwerin den bos 
nischen Occupationsf cldzug mit, und wiird, 
ihm fur sein ausgezeichnetes Verhalten in 
demselben die ad. Belobung zutheil. Am 
1. November 1881 rtickte er zum Major vor, 
in welcher Eigenschaft er zur Zeit dem Gc« 
neralstabe in der Abtheilung fur Kriegs« 
gcschichte zugetheilt ist. ^Thiiryeim 

(Andreas Graf) . Gedenkblatter aus der 
Kriegsgeschichte der k. k. osterreichischen Armee 

(Wien und Teschen 1880, K. Prochaska. 
Ler. 5".) S. 400. Jahr 1878.) - 3. Paul 
Wiener, der im sechzehnten Jahrhunderte 
lebte, kam aus Laibach uach Hermannstadt 
in Siebenbiirgen, ward daselbst Stadtpfarrer 
und 1553 erster Superintendent Oder, wie es 
hieb. „Bischof" der Evangelischen . Er zahlt 
zu jvnen A berhirien seines Bekenntnisses , 
welche durch Wort und That fur Schule und 
Kirche. Wissenschaft und Leben die kraftigsten 
Stiitzen der Siebenbiirger Deutschen wurden. 
A Schuler von L i v 1 o y (Friedrich) . Kurzer 
Ueberblick der Literatucgeschichte Siebenbiir« 
gens von der altesten Zeit bis zu Ende des 
vocigen Jahrhunderts . Syluestergabe (Her» 
mannstadt 183?, Closius,. gr. 8".) S. 35. - 
Siebenbiirgische Quartalschrift (Her« 
mannstadt. 6".) Bo. I I , 17!)1. S. 3.) - 

4. W i 1 h e lm Wiener. Ein zeitgenossischer 
Violinvirmoie . der sich unier dem Prager 
Professor Moriz M i 1 d n e r I'M. XVIII, 

5. !jl>9' s blidele und dann London als die 
Statte ,/s aylce, wo er etwa seit 1862 durch 
seine Kunstf ertigkeit sich einen Ruf begriindete. 
C'c veranstaltete m dieser Weltstadt die 
sogenannten (UlkLaieu . ! , oouobrtz, welche uon 
Seite des Publicums groflen Zuspruch und 
Anerkennung fandca. A Neue Freie Presse 

22. Februar ld>67. Nr. 81)1. A - 5 . W i 1 h e lm 
Ritter von Wiener. Derselbe arbeitete etwa 
seit ! 8o4 in verschiedenen Wiener Journalen, 
vornehmlich in der „Presse", begriindete dann 
selbst das ..Reue Wiener Fremden »Blatt", 
welches nach einigen Jahren wieder einging, 
machce, wenn wir nicht irren, als Bericht» 
erstatter die Neise zur Eroffnung des Suez» 
canals und gab als Frucht dieser Neise das 
Buch „Nach dem Orient. Reiseskiz^en" (Wien 
1870, Klemm, kl. 8° . ) heraus. Auch wurde er 
einmal zum Vorstande des Wiener Schrift ' 
steller» und Iournalistenvereines „Concordia" 
und in den Gemeinderaty der Stadt Wien 
gewahlt . I m Ocwber 1873 erhielt er den 
Orden der eisernen Krone dritter Classe und 
infolge dessen den Ritterstand. A Du n A p a« 
Wienmger, Georg 

vento. Wiener Schrif tsteller« und Iourna» 
listentypen und Silhouetten (Wien 1874, 
ar. 8") 3. 142. — Presse (Wiener polit. 
Blatt) 'i«ttli. Nr. 73 Abendblatt und Nr. 76 

Seite 46 



Wurzbach5 6 . txt 
Abendblatt : „Mittheilungen von Friedrich 
Nhl". - Portrat im „Floh" 1872. Nr. 30: 
„Weltgeschichtliches" (die rechtsstehende Figur; 
die folgende mittlere stellt Ed, H u g e 1 vorj^j. 
Wieninger, Georg (Musikdilett 
ant. geb . in Wien am 40. December 
1791, Todesjahr unbekannt) . Der Sohn 
vermogender Eltern, trat er in das 
Handelsgeschaf t seines Vaters ein, nach 
dessen Tode er dasselbe auch fortfuhrte. 
Friihzeitig zeigte er groBe ' Neigung und 
Talent zur Musik, und obwohl er sich 
dem Kaufmannsberuf e zugewendet hatte, 
versaumte er nicht, die ihm verbleibende 
MuBe der Musik und seiner Ausbildung 
in derselben zu widmen. Der seinerzeit 
hochgeschat zte Violinspieler Mayseder 

.VII, S. 193) unterrichtete ihn 
nicht nur im Spiele seines Instrumentes , 
sondern auch in der Composition. I n der 
Folge verlegte sich Wieninger ganz 
auf das Studium der Kirchenmusik, und 
mehrere Jahre lang wurden in verschiedenen 
Kirchen Wiens unter seiner Direo 
tion die besten Kirchenwerke alterer und 
neuerer Meister mit trefflich geschultem 
Orchester und Chore zur Auffiihrung ge» 
bracht, so daft er sich in Wien urn die 
Hebung der Musik, und zwar des edelsten 
Gebietes derselben, der Kirchenmusik, 
sehr verdient gemacht hat. Der Musik« 
gelehrte GaBner aber berichtet iiber 
Wieninger, daB derselbe eine sehr 
kostbare Musikbibliothek besaB, welche die 
tref f lichsten Werke der beriihmtesten Meister, 
darunter viele Originalien und 
Autographe in Partituren und zahlreichen 
Auf lagstimmen barg, und daB er 
iiberhaupt keine Opfer scheute, Composi» 
tionen groBer Meister unter seiner eigenen 
pracis energischen Violindirection mit den£ 
Miery 33 Miery 

vorzuglichsten Individuen in hochster 
Vollendung zu Gehor zu bringen. Wann 
Wieninger gestorben, ist uns nicht bekannt, 
4849 war er noch am Leben. 

GaBner (F. S. Dr.) . Universal« Lerikon der 
Tonkunst . Neue Handausgabe in einem Bande 

(Stuttgart 1849, Fr. Kohler. Ler.««o.) S. 89«. 
—Schilling (G. Dr.), Das musicalische 
Europa (Speyer i8t2. F. (5. Neidhart. 
gr. 8".) S. 338. 

Ein Eduard Wieninger i>'t Eompositeur, 
von dem in den letzten Jahren folgende Ton« 
stiicke erschienen sind: „Gondotterlied. W a> 
rum sinnst du so verlassen? Fur Tenor 
mit Brummchor und Pianoforte" Ox. 4 

(Wien 1881. Buchholz). - „Gavotte" in 2) 
fur Pianos. Op. 6 (ebd. 188i. Wetzler) . — 
''Stelldichein . Polka Mazur fur Pianos." 
Ox. 12 (Leipzig 1884. Leuckart) . — „Fest« 
marsch zum s. deutschen BundesschieBen fur 
Orchester (fur Militarmusik; fur Zither arran« 
girt von F. Guttmann . A . 13 (Leipzig) . 

Seite 47 



Wurzbach5 6 . txt 
Vierer, siehe: Wirer «on Rettenbach ! Erzbischdsen «°n Salzburg steht namlich 
sin den Quelleni, i bc>s Recht zu, die Bischof ssit ze °°n Gurk. 
! Seckau und Lavant zu besetzen, und zwar 

Wiery, Valentin (Fiirstbischof von A jene der letzteren Orte ohne Ausnahme, 
Gurk, geb . zuSt .Mareinim Lavant-! den des ersteren abwechselnd mit 
Seiner 

thale Karnthens am 12. Februar H813, ! Majestat dem Kaiser. Am 20. November 
gest. am 29. December 4880) . Der Sohn > folgte dann Wiery 's Consirmation, am 
eines unbemittelten Lehrers in seinem ! 2 1 . seine Consecration und am 8. 
Decem» 

Geburtsorte, war er nur mit Unterstiihung 
des damaligen Fiirstbischof s von 
Lavant im Stande, sich den Studien zu 

widmen. Er besuchte das Gymnasium zu > t i n erhielt die Diocese Gurk die 
Ausdeh- 

Gorz und zu Klagenfurt und machte in ! nung iiber das ganze Herzogthum Kam» 
letzterer Stadt auch den philosophischen ! then, indem bei der Verlegung des 
Curs durch. Hierauf kam er als Lavanter A Bischof ssit zes der Diocese Lavant von 
Alumnus in das Klagenfurter Seminar, ! St. Andrea nach Marburg eine Arronin 
welchem er Theologie studirte und am dirung der Diocesen vorgenommen wurde, 
nach welcher der Diocese Gurk am 
4. Juni 1839 der karnthnerische Antheil 
Jahren mit reichem Wissen in die Heimat 
zuriick. Nun wirkte er zunachst in der 
Seelsorge als Caplan in Untersteiermark, 
blieb aber nur kurze Zeit in dieser Tha« 
tigkeit, da er bald als Spiritual in das 
Klagenfurter Alumnat berufen wurde. 
Am 20. August !844 erfolgte seine Ernennung 
zum Domherrn von Lavant, am 
20. November desselben Jahres seine 
Installation zum Domherrn von Salz« 
burg, wo er in Kurzem die Liebe und das 
Vertrauen des Fiirsterzbischof s von Tarniiczy 
M . X I . I I I , S. 78^ erwarb, 
welcher ihn zu dem wichtigen Posten 
eines Directors des fiirsterzbischof lichen 
Priesterhauses berief. Nach vierzehn» 
jahrigem Wirken in diesem Amte ward er 
vom Erzbischof am 30. October 1838 
zum Fiirstbischof von Gurk ernannt. Den 
ber seine feierliche Introduktion in der 
Kathedrale St. Peter und Paul zu 
Klagenfurt. Unter Fiirstbischof Valen- 
4. August 1833 die Weihen empfing. 
Der Fiirstbischof von Lavant sandte dann 
den jungen Priester, der als solcher durch 
seinen Eifer in den Studien und seine 
der Lavanter Diocese oder Unterkarnthen 
zufiel. I n einem dem Kirchenf iirsten ge- 

Talente sich bemerkbar machte, in die widmeten offentlichen Nachrufe heiBt es 
hohere Bildungsanstalt fur Weltpriefter 
in Wien. Dort erwarb Wiery das theologische 
Doctorat und kehrte nach drei 

von ihm: „Milde war wohl der Hauptcharakterzug 
des Verewigten, Priester 
aus Liebe und im 

o Wiirzbach. b'ogr. Lerikon. I . V I . "Gedr. 19. Nov. 188?.) 
besten 
3 

Sinne des? 

Wierii MierMcki. Peter 
Wortes war er. .„„Ich gehe beten"", 
waren die letzten vernehmlichen Worte, 

Seite 48 



Wurzbach5 6 . txt 
welche der sterbende Oberpriester in. seinem 
kurzen und ruhigen Todeskampfe ge» 
sprochen. I n seiner Milde war er von 
herzgewinnender Liebenswiirdigkeit gegen 
Jedermann, voll Wohlwollen fur die 
Armen und Nothleidenden; und zahllose 
Arme verloren an ihm ihren stillen Wohlthater, 
denn er liebte es nicht, mit seinen 
Wohlthaten zu prunken." BloB seinem 
oberpriesterlichen Berufe lebend, vermied 
er es, sich in das politische und Parteigetriebe 
einzumengen; wie auf kirchlichem, 
so auf politischem Gebiele — denn als 
Fiirstbischof von Gurk besaB er Sitz und 
Stimme im karnthnerischen Landtage und 
war lebenslangliches Mitglied dea Herren 
Hauses des osterreichischen Reichsrathea 
— war Friede sein Losungswort . Als 
Kirckenfiirst liefi er sich die Wiederbelebung 
religioser Brauche, wie sie zum 
Nachtheile des kirchlichen Lebens iiber» 
Haupt und dea Seelenheils seiner Di6» 
cesankinder insbesondere allmalig vergessen 
oder vernachlassigt worden oder 
eingeschlummert waren, angelegen sein, 
wie offentliche Versehgange, Krankenbesuche, 
Andachten, Predigten, fiihrte 
Priestererercitien, dann die Maiandacht 
ein, erricbtete zur Heranbildung fur den 
Clerus geeigneter Zoglinge ein Knaben, 
seminar u. s. w. Auch als Fachschrif tsteller 
war W i e r y thatig, imd erschienen 
von ihm: „Nttrachtniigen beim Iiil jlc55chln5Ze . 
5 Predigten" (Klagenfurt 18 4 3) ; - 
„ Handbuch M Erklarung der 511nn> nnt» teZttaglichen 
Guungrlirn in drutachrn Schulen" 
(ebd. 1849); — „Predigten nntl Anreden", 
1. bis 7. Sammlung (ebd. 1839-1867, 
Leon, 80.) . Das verdienstliche Wirken 
des Kirchenf esten wiirdigte der Monarch 
1873 durch Verleihung des Commandeurkreuzes 
des Leopoldordens, 1830, 
wenige Monate vor des Bischofs Tode, 
durch jene der Geheimrathswurde . Aufterdem 
war der Fiirstbischof Thronassistent 
und Hauspralat des Papstes und Pa> 
tricier von Rom. Er wurde in der 
St. Xaver ' Capelle der Domkirche zu Klagenfurt 
beigeseht . 

Klagen furterZeitung, 1880. S. 2696. — 
Dieselbe, 1838. Nr. 278. im Feuilleton : 
„Ankunft des Fiirllbischof ii Valentin Wiery 
in Klagenfurt". — Wanderer (Wiener 
polit. Blatt) 18>'3. Nr. 208: „Der Bischof 
von Gurk" . — Neue Freie Presse voni 
12. August 1868. — Hermann (Heinrich) . 
Handbuch der Geschichte des Herzogthmno 
Karnthen in Vereinigung mit den osterrei' 
chischen Furstenthumern (Klagenfurt 1860. 
I . Leon. t>".) Bd. 111,3. Heft: „Cultur' 
geschichte Kawthms uom Jahre 17W— 1857. 
S. 174 und 40N. 

Wierzbicki, Peter (Botaniker, geb . 
in Galizien 1794, gest. zuOravicaim 

Seite 49 



Wurzbach5 6 . txt 
Lugoser Kreise des Banates am 3. Februar 
4847) . Nachdem er in Ungarn 
seine Vorbereitungsstudien vollendet 
hatte, widmete er sich der Pharmacie 
und Chirurgie, aus welchen beiden er 
das Magisterium erwarb. Urn 1820 
wurde er am Georgikon zu Keszthely 
supplirender Professor und in der ersten 
Halfte der Zwanziger-Iahre Assistent der 
Botanik und Chemie. Gegen Ende der 
Zwanziger' Jahre als Bergwerks» und 
Cameralwundarzt in dem durch seinen 
Bergbau bekannten Oravica angestellt, 
hatte er anfangs mit mancherlei Hindernifsen 
zu kampfen, welche er aber nach 
und nach iiberwand. I n seinen Mufie» 
stunden beschaftigte er sich mit grofiem 
Eifer mit Botanik. Bereits in den Zwan» 
ziger»Iahren hatte er botanische Ercursionen 
zum Neusiedler- und Plattensee, 
spater im Banate zu dem ihm nahe 
liegenden Gebirge gemacht, und bis zu 
seinem Tode unterhielt er einen lebhaften 
brieflichen Verkehr mit Botanikern ver«? 
Mierzoicki. Peter Wierzchle^ski 
schiedener Lander, so mit H e u f f e 1 , 
Reichenbach (Vater) , Koch in Erlaw 
gen und Anderen. Mit H e u f f e 1 , einem 
der tiichtigsten Botaniker Ungarns (geb 
4800, gest. 1837), gab er Sammlungen 
getrockneter Pflanzen heraus. Wie wir 
von Gistel erfahren, betrieb er auch 
Entomologie und sammelte Kerfe, vor 

nehmlich Kafer und Falter. Auch schrif tstellerisch 
in seinem Lieblingsf ache thatig, 
verof f entlichte er in der Regensburger 
„Flora" folgende Abhandlungen : „Neber 
die Vegetation der Oravicaer Gegend 
im November 1838" "1838, Bd. I , 
S. 238'"', — „Uebersicht meiner bota- 
Nischen Exkursionen von Oravica im 
Banate" "*1840, Bd. I , S. 239 u. f. A ; 
— „VerzeichniB jener phanerogamen 
Pflanzen, welche im Banate seit dem 
Erscheinen vonA. Roche l's A Bd. XXVI, 
S. 214' s > botanischer Neise in das Banat 
im Jahre 1833 von P. Wierzbicki 
wild wachsend vorgefunden worden sind" 
"643, Bd. I , S. 330). I n Handschrift 
hinterlieB er eine „ A lora. Oomitatus Uo- 
8oni6n8i3", 2 Bande in 4". aus dem 
Jahre 1820. Diese war im Besitze seiner 
Witwe und enthalt die Beschreibung der 
im Wieselburger Comitate vorkommen» 
den Pflanzen mit Angabe der Stand» 
orte. Eine „Nnnmerktio" befindet sich 
im Pesther Nationalmuseum unter 3023 
und 3096 Fol., wie ebendaselbst unter 
2029 Fol. sein ''I.enokuS plg.ntAl-um 
intsr K682tl2.6i' s H ai . I n e n 02 )1, Nut- 
Seine Pf lanzensammlung, die sehr werth» 
voile Belege zur ungarischen Flora ent< 
halt, wurde von dem k. k. Oberstlieute« 
nant Freiherrn Gustav von Berg, der sie 

Seite 50 



Wurzbach5 6 . txt 
von dem verstorbenen Freiherrn Karl von 
M a n d e 1 1 ererbte, im Marz 1833 dem 
Ioanneum in Gratz geschenkt, wo die» 
selbe Professor Dr. Johann Georg Bill 
sichtete. August Kanitz bemerkt, daB 
Peter Wierzbicki nach Kitaibel 
M . X I , S. 337), Rochel und Heuffel 
vielleicht der beste Kenner der ungarischen 
Flora gewesen. 

Kanitz (August) . Versuch einer Geschichte der 
ungarischen Botanik (Halle 186.1. 8<>.) 
S. i63. Nr. 128 sdieser aus dem XXXU7 . 
Bande der /s i>ina.ea" veranstaltete Separat» 
abdruck erschien bereits als „G?schichte d<r 
Botanik in Ungarn" sSkizzen) (Hannover 
1863. 12".) in nur 7« Eremplaren. und in 
dieser Ausgabe befinden sich die Notizen iiber 
Wierzbicki auf S. 93) , — Erneuerte 
vaterlandische Blatter (Wien. 4") 
1820. Intelligenzblatt . Nr. 46. - G i f t e 1 
(Johannes) . Lerikon der entomologischen 
Welt (Stuttgart 1846. Schweizerbart . 8".) 
Seite 73. 

1. Ein Vlerander Wierzbicki, Zogling der 
technischen Akademie in Zemberg, erscheint 
unter den Opfern der polnischen Revolution 
in den Jahren 1863 und 1864. in welcher er 
im Corps Lelewel's kampfte und im Ge« 
fechte bei Korytnica am 24. September 1863 
blieb. sst«I?Ni ' <? A i A i p o i i ' t ) . Imionovis pals- 
1863 i 1864, d. i. Namenliste der im Auf« 
stanoe der Iarre <863 und 1864 Gefallenen 
und Verlorenen (Lemberg 1863. 8".) S. 93. 
— ?kin i a.t,k2. ai-z. roa"in poiL^ick... < 
26bral i ulosyl A "z A muut A o 1 n ni n g, , 
d. i. Andenken fur Polens Familien. Ge» 
sammelt und zusammengestellt von Siegmund 
K o 1 u m n a (Kt-akau 1868. Wt . Iawerski. 
8") zweiter Theil, S, 293. - 2. Michael 
Wierzbicki ist ein ruthenischer Coniponist 
unserer Zeit dessen Tonstiicten Originalitat 
und kiinstlerischer Werth nachgeriihmt wird. 
Zu dem Schauspiel „I A uoii-aMO" , welches 
auf der ruthenischen Biihne in Lemberg am 
14. Mai 1863 aufgefiihrt wurde, schrieb er 
die Gesangstiicke, welche, ganz im nationalen 
Geiste gehalten — wie denn das Stuck selbst 
nur ein getreues Bild des landlichen Fami ' 
lien* und Gemeindelebens darstellt — unge» 
mein groBen Beifall fanden. 
Wierzchle jski, Franz Xaver Nitter 
>on (Erzbischof von Lemberg r. I., 
eb . auf dem Landgute seiner Familie 
Poryba im Sandecer Kreise Galiziens? 
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am 1. December 1803, gest. zu 3em° 1 
berg am 18. April 1884). Ein Sprofi 
des alten Adelsgeschlecdtes der Bersten, 
welches ans Deutschland nach Polen ge» 
kommen und drei goldene Wagenrader 
im rotheu Felde in seinem Wappenschilde 
f uhrt . Wie P ap roc ki in seinem Wappenbuche 
des polnischen Adels berichtet, 
waren die Wicrzcblejski ein verdienstvolles , 

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Wurzbach5 6 . txt 
aber von der Geschichte vergessenes 
Adelsgesauecbt . Franz Xaver besucbte 
die Elementarclaf f en in Sandec, 
das Gymnasium in Tarnow, die philosophischen 
Jahrgange in Lemberg und ging 
dann nack Wien, wo er die theologischen A 
Studien mit Auszeichnung beendete. 
1826 in der damaligen Tiniecer, heutigen 
Tarnower Diocese zum Priester geweiht, 
wurde er von seinem Biscdof Gregor 
Thomas Ziegler zur hoheren Ausbildung 
in den theologischen Wissenschaften 
in die k. k. hohere Bildungsa . nstalt fur 
Weltpriester zum b. Augustin in Wien 
entsendet. Daselbst hatte er eben das 
Rigorosum aus dem Bibelstndium abgelegt, 
als man ihn z A nn Professor der! 
heiligen Schrift beider Testamente an! 
der 1827 in Lemberg errichteten theolo- 1 
gischen Lehranstalt fur die Religiosen des 
Franciscanerordens berief, da unter den 
Priestern des Ordens keiner vorhanden 
war, der geeignet gewesen ware, diese! 
Lehrkanzel zu versehen. 1834 erhielt er A 
die Pfarre zu Goiogory im "loczower 
Kreise, an welcher er bis 1843. zugleich 
die Geschafte des Decanates und des 
Volksschulenauf sehers besorgend, verblieb. 
1843 erfolgte seine Ernennung zum Canonicus 
an der erzbischof lichen Katheorale 
in Lemberg. Zugleich ubernahm er 
das Amt eines Scholasticus, welches der 
bisherige Wtirdentrager aus Alters» 
schwache nicht weiter fiihren konnte, und 
mit diesem Amte die Oberaufsicht der 
sammtlichen Volksschulen der Erzdiocese. 
Aber noch hatte er kein voiles Jahr die 
Eanonicusstelle versehen, als er 1846, 
nach dem Tode des Przemysler Bischofs 
Franz Z a ch aryasiewicz, von Seiner 
Majestat dem Kaiser auf den erledigten 
Bischof sstuhl berufen wurde. Er trat 
diese Kirchenwiirde in schwerer, bedrangniBreicher 
Zeit an, als eben das Landvolk 
in seiner Erhebung gegen den rebellischen 
Adel in Galizien wiithete, welche mit 
Waffengewalt gebrochen werden muBte. 
Kaum war der Aufstand niedergeworf en, 
als sich der politische Horizont im Jahre 
1848 nur noch mehr verdiisterte und mit 
anderen Staaten auch Oesterreich in die 
verhangniBvolle Bewegung mitgerissen 
und im eigenen Staate von zwei Seiten, 
von der Lombardie-Venedig und von 
Ungarn, in einen blutigen Biirgerkrieg 
verwickelt ward. Damals begab sich 
unser Bischof mit einer Deputation an 
das kaiserliche Hoflager in Wien, und 
als nach ertheilter Verfassung der consti» 
tuirende Reichsrath einberufen wurde, 
nahm auck Bischof Wierzchle jski 
zuerst in Wien, spater in Kremsier als 
Abgeordneter der Stadt PrzennM seinen 
Platz im Parlamente ein. Was nun seine 

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Wurzbach5 6 . txt 
oberhirtliche Wirksamkeit in seiner eigenen 
Diocese betrifft, so sorgte er zunachst fur 
Herstellung einer feierlichen Liturgie, und 
nack Verkiindung des Dogmas der unbe> 
fleckten EmpfangniB Maria (8. December 
1834) hob er auch sichtlich den Mariencultus 
und widmete nach dem Beispiele 
der Kirchen Italiens den Monat Mai 
als Marienmonat der ausschlieBlichen 
taglichen Verehrung der Gnadenmutter ; 
mit Eifer nahm er die kirchlichen Visita« 
tionen vor, predigte personlich das Wort 
Gottes, vollzog Kirchenweihen und 
widmete ganz besonder? Fiirsorge dem 
Diocesanseminar , dieser Pflegestatte juw^ 
Wieskerg 37 Wiesberg 

ger Priester, deren Ausbildung er sorgfaltig 
iiberwachte, deren Priifungen er 

personlich beizuwohnen pflegte. .Auch erschien 
er auf den Versammlungen, welche 
die Bischofe des Kaiserstaates zu Wien 
1849 und 1836 abhielten. Vierzehn 
Jahre war er in seinem Przemysler Bis« 
thum thatig gewesen, als ihn nach dem 
Tode des Lemberger Erzbischofs Lucas 
Baraniecki Seine Majestat der Kaiser 
cun 6. December 1839 zu dessen Nachfolger 
ernannte. Am 23. Marz 1860 erfolgte 
die papstliche Bestatigung, und am 
I t t . September 1860 hielt der Kirchenfurst 
seinen feierlichen Einzug. Papst 

Pins IX. ernannte ihn zu seinem Thronassistenten, 
der Kaiser verlieh ihm 1862 
die geheime Rathswiirde, und nach 
den Bestimmungen der Verfassung war 
Wierzchle jski Mitglied des galizischen 
Landtages und des Herrenhauses des 
osterreichischen Reichsrathes . I m September 
1870 schmuckie der Monarch den 

Pralaten mit dem GroBkreuze des Leopoldordens . 
24 Jahre hindurch hatte 

derselbe den erzbischof lichen Stuhl in 
Lemberg eingenommen, als er im Alter 
von 81 Jahren durch den Tod von demselben 
abberufen wurde . 

8r. 8".) V. 666-«?3. -Allgemeine Zei> 
t u n g (Munchen, gr. 4".) IBS' 1 , S. 1633. - 
Springer (Anton Heinrich) . Geschichte 
Oesterreichs seit dem Wiener Frieden 4809 
(Leipzig 1863, Hirzel. gc . 8".) Band I, 
Seite «13. 

Wiesbeck, Georg, siehe: Wiesbiick, 
Karl » den Quellen, S. 40">. 
Wiesberg, Wilhelm (osterreichischer 
Volksdichter , geb . in Wien am 
13. September 4830) . Er verlor friih 
seinen Vater und bildete sich unter Leitung 
seiner Mutter, welche sich und ihn 
von ihrer Hande Arbeit ernahrte, als 
Autodidakt, von ihr auch in der uner» 
sittlichen Lesebegierde, die sie mit dem 
Knaben theilte, unterstiitzt. Als er noch 
die unteren Schulen besuchte, verleitete 
ihn die wenngleich kindliche, aber schr 

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Wurzbach5 6 . txt 
lebhafte Phantasie zu Reimereien. Das 
Talent des Knaben entwickelte sich in der 
witzig satyrischen Richtung immer wirk» 
samer, und er zahlte erst zwolf Jahre, 
als er mit Einsendung von Bildendem 
fur den damals sehr beliebten „Kikeriki", 
ein Wiener Witz- und Spottblatt, welches 
0. Berg ins Leben gerufen, sein erstes 
Honorar verdiente. Nun war der Weg 
gefunden, und Wiesberg schritt auf 
demselben muthig weiter und sandte die 
Witzspiele seiner Phantasie, zu denen ihm 
das farbenbunte ewig lustige Wien reicb« 
lichen Stoff bot, an die verschiedenen 
Witzblatter der Residenz, wie „Figaro", 
„Zeitgeist", „Grader Michl" u. s. w. I m 
Alter von 14 Jahren schrieb er die erste 
Kinderkomodie : „Hrllgarill, dirEMrrrenklr " , 
welche im Marz 4863 zum ersten Male 
in einer Nachmittagsvorstellung des Thea« 
ters an der Wien aufgefuhrt wurde, und 
in welcher der Verfasser zugleich als 
Schauspieler mitwirkte. Urn diese Zeit 
lernte Wiesberg die damals sehr beliebten 
Volkssanger Nagel und Amon 
kennen und dichtete fur dieselben, wie 
auch fur andereVolkasanger , welche gerade 
in jener Zeit in verschiedenen Gasthausern 
inner- und auBerhalb der Linien 
auftraten, eine Menge Couplets, Duette, 
Intermezzos, komische Scenen, von denen 
manche recht wirksam waren und sehr 
popular wurden. Durch giinstige Erfolge 
in seinem Vorgehen ermuthigt, schrieb er 
nun einige Einacter, welche im Fiirst» 
Theater mit Beifall in Scene gingen.^ 
Wiesberg 38 Wiesberg 

1870 ward er bei dem Wiener Witzblatte 
„Floh", fur das er jedoch schon 
seit mehreren Jahren Beitrage geliefert 
hatte, als standiger Mitarbeiter aufgenommen, 
und er blieb bei demselben bis 
zum Jahre des „Krachs" 1873, in welchem 
er zur Redaction der „Humoristischen 
Blatter" von K 1 i a iibertrat. Einer 
Verringerung der Arbeitskraf te, welche 
letzteres Blatt vornahm, fiel auch er im 
September 1874 zum Opfer, und nun 
stand er vorab ohne Aussicht auf baldiges 
Engagement aussichtslos da. Schon 
vorher aber hatte er in verschiedenen Ge» 
selligkeitsvereinen ofter als Coupletsanger 
mitgewirkt, und waren seine Vortrage 
gewohnlich sehr beifallig aufge» 
nommen worden. Unter diesen Umstan» 
den sprang er schnell entschlossen vom 
„Pegasus" auf das „Brettl" und trat 
am 23. October 1874 zum ersten Male 
als Volkssanger beim „goldenen Widder" 
in der Leopoldstadt im Vereine mit 
Schiefert und Porkert auf. Schon 
im Marz des folgenden Jahres wurde er 
dann von Amon fur dessen Singspiel 
halle als Hausdichter und Coupletsanger 

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Wurzbach5 6 . txt 
1 ' auch Komodienspieler ) mit einer Tages» 
gage von vier und spater von fiinf Gul> 
den engagirt. I n dieser Stellung lieferte 
er innerhalb vier Jahre eine stattliche 
Reihe von Couplets, Duetten, Solostenen 
und die nicht minder ansehnliche 
Zahl von 72 Originalpof sen . 1879 vei> 
band er sich mit dem Volkssanger S e i d 1 , 
und nun traten Beide als selbstandige 
Darsteller am 13. Marz genannten 
Jahres zum ersten Male in dem bekannten 
Gasthause zum „griinen Thor" auf. 
Der Erfolg iibertraf alle Erwartungen, 
und mit dem ersten Duett im Costum 
„Uns hab'n s b'halten", welches sie 
im Mai vortrugen, war ihr Unternehmen 
gesichert. Von den Friichten dieser Verbindung 
sind bis jetzt in Kramer's 
Musicalienhandlung in Wien !00 Couplets 
(in zehn Banden) und 80 Duette 
(in acht Banden) als Auslese erschienen. 
Auch hat der im Verlage von Wiener 
dramatischen Arbeiten aller Richtungen 
auBerst regsame Wiener Buchhandler 
3. Rosner Wieaberg's ausgewahlte 
Arbeiten unter dem T i t e 1 : „Mein' Vater» 
stadt in Lied und Wort. Eine Samm« 
lung von komischen Scenen, Intermezzos, 
Couplets :c," 1883 heraus« 
zugeben begonnen, wovon bisher fiinf 
Hefte erschienen sind, welche unter den 
groBeren Nummern die folgenden ent> 
halten: „Der Polsterltanz . Posse mit 
Gesang"; — „Damon Rausch. Komische 
Duoscene"; — „Die drei Verliebten. 
Schwank mit Gesang"; — „Frau Wienerisch 
und ihre zwei Zimmerherren . Zeit ' 
bild mit Gesang in 1 Act"; — „Vor 
der Lotterie. Schwank in 1 Act"; — 
„Wien vor hundert Jahren. Genrebild 
aus Wiens Vergangenheit " . Die darin 
vorkommenden Vortrage sind von alien 
Zoten frei, in durchaus anstandigem Tone 
gehalten, aber voll Witz, Humor und echt 
wienerischer Gemuthlichkeit, eben jener 
Gemuthlichkeit, welche den eingeborenen 
nicht durch Kreuzung entarteten Wiener, 
den sogenannten „Urwiener", zum Lieblinge 
Aller machen, die mit ihm in nahe« 
ren Verkehr treten. Aufterdem arbeitet 
Wiesberg seit einer Reihe von Jahren 
im „Wiener Extrablatt" mit und hat in 
demselben zahlreiche Feuilletons, in wel« 
chen er das Wiener Leben mit lebendigen 
Farben schildert, verof f entlicht . Auch 
finden wir ihn als Mitarbeiter im ersten 
Jahrgange der illustrirten „Wiener Spe« 
cialitaten", welche wienerische Zeitung 
Mitte 1883 unter Redaction von 
August ParreyB zu erscheinen begann. 
Wenn wir Wiesberg's Schaffen^ 
Miesbock, Karl L. 39 Miesbock, Karl L. 
im Gebiete des Volkssa ' ngerthums nach 
den uns vorliegenden Arbeiten desselben 

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priifen, so glauben wir ihn als Begriin, 
der und Vertreter einer edleren sittlicheren 
Richtung dieses Genres begriifien zu 
sollen, welches bisher nur in der Zote 
und liisternen Zweideutigkeit vegetationsf ahig 
zu sein glaubte. 

Portrat. I n Medaillonf ormat auf den Uni» 
schlagen seiner periodischen Hefte „Mein' Vater« 
stadt in Lied ur,d Wort" (Roaner. Wien) , 
gez. von H(ugo) Strod>. 

Wiesbock, Karl L. M a 1 e r , Restaurateur 
und Kunstantiquar, 

geb . wahrscheinlich in Wien oder doch in 
dessen Nahe im Jahre 181t, gest. in 
Wien am 22. August 1874) . Ueber 
Lebens- und Bildungsgang dieses anti< 
quarischen Sonderlings, iiber den selbst 
der in Wiener Sachen und Personen so be> 
wanderte und wohl unterrichtete Fried» 
rich Schlogl I M . XXX, S. 128) 
nichts Bestimmtes zu erkunden vermochte, 
liegen gar keine Nachrichten vor. Da 
Wiesbock zu Stetteldorf beerdigt worden, 
so meint Schlogl, daB derselbe 
wohl im Stockerauer Rayon das Licht 
der Welt erblickt haben diirfte. Auf dem 
an seiner Thiir angenagelten AdreBschildchen 
nannte er sich Maler, und hierzu 
bemerkt Schlogl, daB Wiesbock 
diesen Titel kaum rechtf ertigen konnte 
und sich hochstens Restaurateur nennen 
durfte. Doch sei er Copist gewesen, und 
zwar ein sehr gef ahrlicher , da er kostbare 
antike Originale bis z u r . . . Tauschung 
copirte. Nun, Maler war Wiesbock 
doch wohl, denn in der Iahresausstellung 
1830 in der Akademie der bildenden 
Kiinste bei S t . Anna in Wien hatte 
ein Karl Wiesbock, den wir mit 
unserem Antiquar, iiber welchen Schlogl 
die Frage aufstellt: „wer war der 
Mann?", fur ein und dieselbe Person 
halten, einen „Slnuienk . llpk" (40 f 1 . ) , ein 
Landschaf tsbild: „PwrtlM uw Gurs nu 
(30 fi.) und ein Genrebild 
snr Zchnle" (120 fl.j ausgestellt. 
Wir sehen, er war als Maler in 
mehreren Satteln gerecht. Ueber seine 
Herkunft gingen allerlei Geriickte, Einige 
meinten, in den Adern des stattlichen 
Mannes rolle furstliches Blut; Andere 
behaupteten — damit doch etwas Furstliches 
an ihm sei — er sei ein fiirstlicher 
Koch gewesen, und wieder Andere wollten 
wiffen, daB er aus dem einen oder dem 
anderen Grunde — vielleicht auch aus 
beiden? — bis zu seinem Lebensende 
eine fiirstliche Pension genossen habe . 
Seine eigentliche Starke bestand im 
Kunstantiquariat , womit er dann auch 
— als dazu gehorig — das Restauriren 
alter Kunstwerke, seien es Kupf erstiche, 
Holzschnitte oder Oelgemalde, verband. 
Er wohnte im riickwartigen Hofe des 

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Wurzbach5 6 . txt 
Fokanederhauses , in welchem er seine 
antiquarischen Schatze verbarg, im 
wahren Sinne des Wortes verbarg, da 
er nur ganz vertrauenswurdigen Per» 
sonen — und zu diesen zahlte Schlogl, 
der uns Wunder iiber Wunder davon 
berichtet — den Einblick in das 
Heiligthum gestattete. Wiesbock betrieb 
sein Geschaft mit allem Eifer, indem 
er. in alien Bauernstuben, bei alien Pfarrern 
auf dem Lande herumstoberte, alle 
Boden und Alcoven in ganz Nieder- und 
Oberosterreich durchschnupperte, das Ge 
raffel und Gerumpel sammtlicher Trodler 
durchwiihlte und in Schmutz und Schnv« 
mel unter Fetzen und Trummern oft die 
schmuckeften Raritaten fand. Dabei war 
er der Antiquar, wie er im Buche steht: 
riB alte Pergamentbande auf, urn die 

Einbanddeckel — nach der alten Pappendeckelf abrication 
wurde Blatt auf Blatt 
aufgeklebt — bloBzulegen- und dann? 
Miesbock. Karl U. A Georg 
Blatt auf Blatt muhevoll sorgfaltig ab 
zulosen, bei welchem Vorgange er dem 
auch ein und das andere Mai eine 
Diirer oder sonst einen kostbaren altei 
Holzschnitt fand. Auch besaB er noch ein 
andere Haupteigenschaft des echten Ant 
quars . Das Blatt, welches er urn 
etliche Groschen gekauft, pflegte er 
urn ebensoviel Gulden und oft urn 
weit groBere Summen, wenn er den 
Liebhaber gefunden, zu verkaufen. Ein! 
ganz besondere Vorliebe zeigte er fur die 
Werke unseres Wiener Historienmalers 
Peter Johann Nepomuk Geiger M . X, 
S. 423^, von dessen Blattern er ein 
complete Sammlung besafi, und darunte 
solche Schopfungen, welche der Meister 
wohl selbst nicht hatte. Ueber diese Col 
lection verof f entlichte dann Wiesbock 
auch einen ausfiihrlichen Bericht, indem 
er von Geiger 's Werken im Genre der 
Radirung. Feder- und Kreidezeichnung 
und Xylographie eine erschopfende Dar 
stellung verfaBte, welche im 1 3 . Bande 
des „Archivs fur zeichnende Kiinste" 
Leipzig 1867) abgedruckt erschienen ist. 
Schlogl meint, dafiWiesbock, der mit 
der Feder nicht gut umzugehen verstand, 
hiefiir wohl nur die Daten, aber diese 
mit minutioser Genauigkeit geliefert habe, 
welche dann von der Redaction um» 
gearbeitet worden, doch aber des Ur> 
Hebers eingehendes Studium, Kenner» 
schaft und umfassende Liebe fur den 
Gegenstand darthaten. I m Uebrigen lebte 
Wiesbock wie ein Geiziger, der, wie 
unser mehrerwahnter Gewahrsmann, 
welcher ihn iiber ein Viertel jahrhundert 
lang genau kannte, berichtet, aus Leidenschaft 
fur Kunstwerke und aus Gier nach 
Geld krank wurde. Er gonnte sich selbst 

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Wurzbach5 6 . txt 
nur das Schlechteste, das heiBt „Wohlf eilste" . 
Er rauchte den miserabelsten 
Knaster, der seine Umgebung zur Ver« 
zweiflung brachte; er frequentirte nur 
jene Kaf feehauser, wo die Tassen am 
tiefsten und der Kaffee am billigsten war; 
er suchte alle Gasthauser ab und blieb 
nur dort, wo Abzugbier geschenkt wurde 
und die Brodwecken am groBten waren. 
Er zog sich in die dumpfigsten Souter» 
rainlocalitaten zuriick und unterhandelte 
dort mit den Kellnern, ihnen in langen 
Ansprachen klagend, daB er „seines 
Magenleidens wegen" nur eine Speise 
vertragen konne : „gebratene KalbsfuBe"! 
Aber wenn sie aufzutreiben waren, durfte 
das Paar hochstens nur acht Krelizer 
kosten, denn in Simmering zum Beispiel, 
wie er beschwor, bekam er es urn sechs 
Kreuzer, und dort waren sie sogar grofter. 
Kam dann durch Intervention einer 
barmherzigen Kochin das leckere Gericht, 
so trug er ein Exemplar von dem Par» 
chen in den Speiszettel gewickelt nach 
Hause, urn es beim nachsten Mittagmahle, 
das er sich selbst bereitete, 
!n einen funfmal aufgewarmten Kohl zu 
stecken, in welchem es dann als prach» 
tiger Braten sigurirte. Diese Schilderung 
unseres Sonderlings gibt wohl ein ziemlich 
treues Bild desselben. Als Wiesbock 
starb, zahlte er 63 Jahre. Was mit 
seinen Sammlungen geschehen, ist uns 
nicht bekannt . 

S c h 1 6 g 1 (Friedrich) . Wienerisches . Kleine 
Culturbildcr auS dein Volksleben der alten 
Kaiserstaot an der Donau (Wien und Tcschcn 
i883, Prochaska. gr. t>".) S. 422 u. f.: „Wer 
war der Mann? 

Jin nicht minder interessanter Kauz, aber von 
anderer Sorie und von unserem Antiquar 
Wiesbock durch einen Selbstlaut in der 
Schreibung seines Namens unterschieden, ist 
der salgdurgische Parteiganger Georg Wles« 
deck, der in den Tagen des salzburgischen 
Erzbischofa Leonhard aua dem karnthneri» 
schen Geschlechte derer von K e u t s ch a ch 
(ti9o —1319) lebte. Ein Lehensmann des 
Erzbischofs nnd Erbkammermeister des Erz«? 
Miese, Fncdnch Miese, Anton 

stiftes. hatte er seinem Kirchenfursten bei ver» 
schiedenen Anlassen Kriegsdienste geleistet, fur 
welche er dann eine ubermaiJig groBe Ver> 
giitung verlangte. Als diese ihm von dem 
Erzbischof abgeschlagen wurde, begab er sich 
unter den Schutz des Herzogs Oeorg von 
Bayern, dessen geheimer Rath und Kriegs» 
hauptmann er ohnehin war. und suchte seine 
Forderung mit Gewalt durchzuset zen . Er kiin» 
dete daher dem Erzbischof offene Fehde an und 
iiberschiclte ihm unter dem 17. und 49. August 
1302 einen formlichen Fehdebrief, iiberfiel 
darauf die Giiter des Erzstiftes mit bewaffneter 
Hand und fiigte ihnen groBen Schaden 

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zu. Der Erzbischof bediente sich nun gegen 
den Naubritter der geistlichen Waffe und be« 
legte denselben mit dem Kirchenbann. Ta» 
durch aber wurde das Uebel noch schlimmer : 
Wiesbeck begann die gesammte Geistlich« 
keil feindlich zu behandeln und ihre Giiter 
zu pliindern und zu verwiisten. So mufite 
ihm der Abt von S t . Peter, urn von den 
Giitern seines Klosters und seiner Hintersassen 
alle Pliinderung abzuwenden, fur den Frieden 
126 Turnten bezahlen. Endlich gerieth der 
Erzbischof selbst in solches Gedrange, dafi er 
mebrere seiner Rathe an den Herzog Georg 
in Vayern abschickte und dessen Vermittelung 
ansuchte. Durch diese kam denn auch zu 
Mosburg ein Vergleich zu Stande, durch 
welchen sich der Erzbischof verbindlich machte. 
Georg Wiesbeck nicht nur von dem liber 
ihn verhangten Bann loszusprechen und ihm 
fur die erhobenen Anspriiche sofort ?001) fl. 
daar auszuzahlen, sondern ihm auch noch 
dariiber ein lebenslangliches Iadrgehalt von 
400 fl. zu entrichten. Gauner (Judas 
Tbaddaus) . Chronik von Salzburg (Salz« 
burg i?98, Franz Aau . Duyle. 8° . ) . vierter 
Theil, S. 230 u. f. 
Wiese, Friedrich (k. k. Generalm 
a j o r . geb . in Oesterreich nm 1700, 
gest. nach 1760) . Ueber seinen Lebensund 
Bildungsgang wissen wir bis zu der 
Zeit, da er Hauptmann wurde, nichts. 
Allem Anscheine nach war er frijhzeitig in 
ein kaiserliches Reiter-Regiment eingetreten, 
wohl in dasselbe, in welchem er 
zum Hauptmann vorriickte. Zur Zeit des 
schlesischen Erbf olgekrieges, also 4741, 
finden wir ihn als Hauptmann im damaligen 
Gundakar Graf Althan »Dra> 
goner-Regimente, in welchem er bei 
Mollwitz am 40. April d. I . auf dem 
linken vom Feldmarschall-Lieutenant Romer 
M . XXVI, S. 236) befehligten 
Fliigel kampfte. I n dieser Schlacht erlitt 
das Regiment Starke Verluste, und er 
selbst trug eine Verwundung davon . 
Noch focht das Regiment in den Feldziigen 
der Jahre 1743 in Bayern, 1744 
am Rhein. 1745) in Schlesien, 1746 in 
den Niederlanden . 17">4 war Friedrich 
Wiese Oberst im Regimente, welkes er 
als solcher im sieben jahrigen Kriege befehligte. 
Am Tage der Schlackt bei Lobositz. 
I.October 1736, im ersten Treffen 
der Brigade des Generalma jors Grafen 
O'Donnel eingetheilt, kam es mit dem 
damaligen Regimente Cordova-Kuras» 
siere auf dem rechten Fliigel durcb die 
preuBische Cavallerie hart ins Gedrange, 
wurde aber durch den General Prinzen 
Lowenstein, welcher mit den beiden 
Kurassier»Regimentern Anspach und 
Bretlach herbeieilte, von seinen Bedran» 
gern befreit. Die Schlachtrelation aber 
riihmt von Oberst Wiese, daB er sich an 

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Wurzbach5 6 . txt 
diesem Tage durch ruhmwiirdige Fijh> 
rung des Regiments ausgezeichnet habe . 
I m Jahre 1738 riickte er zum General* 
major vor. 

Thiirheim (Andreas Graf) . Die Reiter» 
Regimenter der k. k. osterreichischen Armee 

(Wien 1862. F. B. G eitler, gr. 8".) 

III. „Uhlanen". 2 . Ni>. 119 und 141. 

Noch sind zu nennen: t. Ant on Wiese (geb. 

zn Kiiniggratz 26. April 1853) . Aus dem 

Cadeteninstitute zu Marburg kam er 1858 in 

die Wiener . Neustadter Militarakademie, aus 

welcher ihn seine Angehorigen im Marz 1861 

Zuriicknahmen . Anfangs September desselben 

Jahres aber trat er freiwillig als Cadet in 

das Infanterie »Negiment GroBfurst Con» 

stantin Nr. 13. in welchem er im Marz 1866 

zum Lieutenant minderer Gebilhr befordert 

wurde. Er machte im Neg'mente den Feldzug^ 

Wiese, Iostph 42 Miesenauer 

1866 gegen PreuBen mit und fand den ehren« 

vollen Tod furs Vaterland im Kampfe bei 

Iii-in am 29. Juni 1866. A Svoboda (Ioh.) . 

Die Zoglinge der Wiener-Neustadter Militarakademie 

u. s. w. (Wien 1870. Oeitlcr, 

Ler. «".) Sp. 1013.) - 2. Friedrich 

Wiese, ZeitgenoB, erscheint als der eigent« 

liche Grijnder der Fabrication feuer A und 

einbruchsich erer lassen in Oesterreich, 

in welchem Industriezweige sich ihm 1852 

der nachmalige Franz Freiherr von Wert» 

deim Z^Bd. I^V, S. jUS^l beigesellte Spater 

irennte er sich von seinem Gesellschaf ter und 

kslrieb die A abricarion fur sich allein. Seine 

lassen irugen auf alien Ausstellungen die 

lrstcn Preise davon . Eigenartig construirt, 

besitzen dieselben eine dreifache Wand. Die 

aufiere und innere besteht aus 4/2 Zoll dicken 

If isenplaucn, dcmn kommt die dritte soge« 

nannte impragnirte Wand, mit welcher ein 

eigener paientirter Dampfapparat in Verbindung 

steht, der in dem Fall?, als ein aus» 

brechendes Feuer so nachhaltige Wirkung auf 

die (5asse ausiiben sollte, daft selbst die drei» 

fachen Wande nicht geniigenden Schutz gc« 

wabren wiirden, Dampfe entwickelt, deren 

Feuchtigkeit , ohne jedoch den Inhalt zu scha« 

digen, diesen vor Zerstorung schijtzt, wodurch 

eigentlich die vollkommene Feuersicherhcii erst 

hergestellt ist. Auch erf and Wiese ein 

Patent schloB mit uncopirbarem Panzer» 

schliisftl. Auf der Wiener Weltausstellung 

lti?3 war er durch eine imposante Ausstellung 

seiner Caffen aller Formen und Groflen ver> 

treten, und die Beilage zu Nr. 28, 1873 de6 

..Neuen Freien Kikeriki" (Wiener Witzblatt) 
brachte eine Ansicht der Wiese 'schen Aus» 
stellung. mit dem Medaillonbildnisse ihres 
Eigners, der in seiner Fabrik iiber dreihundert 
Arbeiter beschaftigt. AnlaBlich der internatio» 
nalen Ausstellung 1862 in London wurde 
Wiese csterreichischerseits mit dem goldenen 
Vcrdienstkreuz mit der Krone ausgezeichnet. 
— 3. Joseph Niese war ein einfacher 

Seite 60 



Wurzbach5 6 . txt 
Graveur aus Warnsdorf in Bohmen, der zu 
Beginn des laufenden Jahrhunderts lebte, 
und von dem eine Kupferplatte vorhanden ist. 
auf welcher er das Vild des Evangelisten 
Matthaus nach einem der anerkannt besten 
Bilder von Skreta graoirt hat. Dieses 
Erstlingswerk des als einfacher Graveur in 
einer Fabrik beschaf tigten Wiese wurde von 
Sachverstandigen als eine so gediegene Arbeit 
anerkannt, daB der Verein fur Geschichte der 
Deutschen in Bohmen den Ankauf der Platte 
zur Vervielf altigung des graoirten Bildes 
beschloB. A Prager Z e i t u n g , .186::. Nr. 301. 
Beilage.) — 4. Ein Wiese stand 1799 als 
Lieutenant bei den Leoenehr-Dragonern Nr. 4 

(1360 reducirt) bei der Armee in Italien und 
that sich im Feldzuge genannten Jahres bei 
Verona am 26. Marz so hervor, daB er i.n 
der Gef echtsrelation seines ausgezeichneten 
Verhaltens wegen ausdriicklich belobt wurde. 
sThiirheim (Andreas Graf). Gedent ' blatter 
aus der Kriegsgeschichte der k. k. 6sterrei« 
chisch. ungarischen Armee (Wien und Tcschen 
188«. Prochaska. gr. 8°.) Bd. I I , S. 660. 
Jahr 1799/ j — 5. Anklingend an den Namen 
Wiese ist jener des Franz Wiesen, des 
vormarzlichen Verlegers und Herausgebers 
des belletristischen Blattes „Der Sviegel" in 
Pesth, in welchem ob der in Ungarn freier 
gehandhabten Censur sich im Vormarz manche 
Talente Cisleithaniens aus Wien und Prag 
ihr Stelldichein gaben, das jedoch im Ganzen 
seine Aufgabe unter den gegebenen gunsti« 
geren Censuruerbaltnissen nicht erfullte. 
"Seidlitz (Julius Dr.) . Die Poesie und 
die Poeten in Oesterreich im Jahre 18^6 

(Grimma 1837. 12«.) Bd. I I , S. 133.) - 
6. SchlieBlich diente ein Wiesen, dessrn 
Taufnamen wir nicht kennen, zu Ende drs 
vorigen Jahrhunderts bei Karl Prinz Loth« 
ringen« (heute Braunschweig*) Dragonern. 
Als Oberlieutenant im Negimente that er sich 
1796 im Treffen bei Iiiny so hervor, daB er 
in der Relation iiber dieses Gefecht unter den 
Helden des Tages angefiihrt wurde. 

'enauer, Franz de Paula 

ger meist er der Stadt Gratz, geb . zu 

Ehrna u im Brucker Kreise Steiermarks 

am 13. August 1767, gest. zu Gratz am 

24. Marz 1827) . Nachdem er zu Grcch 

mit glanzendem Erfolge seine Studien 

zuriickgelegt hatte, diente er einige Jahre 

als Banngerichtsschreiber , wie es damals 

hieft, in Untersteier und stand dem Bannrichter 

Dr. Deich er durch seine Umsicht 

und KenntniB besonders hilfreich zur 

Seite. 4802 wurde er Rath beim Mag!» 

strate von Gratz, 1809 provisorischer , 

1810 aber wirklicher Burgermeister dieser 

Stadt, in welcher Stellung er 18 Jahre, 

bis zu seinem Tode, in verdienstlichster^ 

Miesenauer Wiesenauer 

Weise waltete. Er versah sein Amt in 

den schweren Tagen wahrend der feindlichen 

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Wurzbach5 6 . txt 
Invasion 1809 mit solcher Umsicht, 
daB ihm in Anerkennung dessen am 

4. April 1811 der Titel eines k. k. 
Rathes verliehen ward. Wiirdigung 

findet auch sonst in einem ihm gewidmeten 
Nachrufe sein umsichtiges Wirken 
in der Oberleitung, seine auf opf erungsvolle 
Thatigkeit in verschiedenen Zweigen 
der Amtsfuhrung, besonders im Kriminalsenate, 
wobei besonders hervorgehoben 
wird seine sanfte, die Gemuther beru« 
higende Weise, mit welcher er durch personlichen 
EinfluB manchen gerichtlichen 
Streit verhiitete, manche Familie vor 
dessen schmerzlichen Folgen bewahrte, vor 
deffen leidenschaftlichem Ausbruch manches 
MiBverstandniB in Giite beizulegen 
verstand. — Sein Sohn Franz 
(geb. in Gratz 1803, gest. daselbst am 
25. Mai 1857) vollendete an der Gratzer 
Hochschule die Rechtsstudien, erlangte 
daraus die Doctorwurde, wendete sich 
dann dem Lehrfache zu und wurde Pro» 
fessor an der juridischen Facultat der 
Gratzer Universitat, an welcher er 1832 
bis 1845 romisches und canonisches 
Recht, dann auch Privat« und einige Zeit 
Bergrecht vortrug. Seine schrif tstellerische 
Thatigkeit in dieser Stellung beschrankt 
sich auf ein paar Arbeiten in der Wag» 
ner'schen „Zeitschrift fur osterreichische 
Rechtsgelehrsamkeit " : „Ueber die Wirksamkeit 
der von einem redlichen Besitzer 
wahrend seines redlichen Besitzes an der 
fremden Sache eingeraumten Pfand» und 
Servitutsrechte' "1833, Bd. I I , S. 195 
u. f . A und „Ueber einen zweif elhaf ten 
Fall des Ehehindernif ses der Schwager» 
schaft nach dem §. 66 des allgemeinen 
biirgerlichen Geset zbuches " sl840, Bd. I I , 

5. 296 u. f. A j. I m Bewegungs jahre 
1848 wurde Wiesenauer in Gratz in 

den provisorischen Landtag und als die 

Wahlen fur den constituirenden Reichsrath 

stattfanden, fur Weitz in Stetermark 

in denselben gewahlt und nahm 

seinen Platz rechts zwischen seinen zwei 

Landsleuten, dem A s. Dr. und Fiscal 

adjuncten Peter Trummer und dem 

nachmaligen Minister Ferdinand von 

Thinnfeld. Im Reichsrathe selbst arbeitete 

er im Ausschiisse fur den Geset zentwurf 

beziiglich der Aufhebung der Unter« 

thanigkeitsvechaltni jse . Im Uebrigen trat 

er im Parlamente wenig bemerkbar hervor, 

nur als Ernst von Schwarzer 

Wd. XXXII, S. 328 A am 17. Juli 

1848 wider alles Erwarten im Ministe» 

rium Doblhof f-Wessenberg Minister 

der offentlichen Arbeiten geworden, und 

Zang in seiner „Presse" gegen seinen 

„ehemaligen Commis", Loben stein 

aber in der „Wiener allgemeinen Zei> 

tung" (Nr. 33 vom 28. Juni) gegen 

Seite 62 



Wurzbach5 6 . txt 
Schwarzer in einer Weise zu Felde 
zogen, wie sie nur in den noch jung» 
fraulichen Tagen der Wiener PreBfreiheit 
denkbar war, trat Professor Wiesenauer 
in der Sitzung vom 1. August im 
Abgeordnetenhause mit der Anfrage auf: 
„ob der die bittersten Schmahungen enthaltende 
gegen ein Mitglied des hohen 
Ministeriums gerichtete Aufsatz (Lobenste 
in's) dem Beleidigten bekannt sei, und 
wie er der Aufforderung dieses Artikels: 
entweder den Verfasser vor ein PreB» 
gericht zu stellen und dort die voile 
Niedertrachtigkeit des durch seine Zeitung 
(die an Stelle des „Oesterreichischen 
Beobachters" getretene „Allgemeine 6fter« 
reichische Zeitung") gebrandmarkten Gmst 
von Schwarzer zu erweisen, oder wenn 
er dieser Aufforderung nicht geniigen 
wollte, aus dem Ministerium zu treten, 
zu entsprechen gedenke?" Bekanntlich 
schloB diese peinliche Scene mit Schwarȣ 
Wicsenlluer 44 Miefenburg 

zer's in hochst erregter Stimmung vorgebrachter 
Erklarung: daB er bereits die 
nothigen Schritte gethan, urn den Be» 
leidiger vor das PreBgericht zu stellen. 
Auch steht Professor Dr. Wiesenauer 
zu diesem Lexikon in einiger Beziehung. 
Verfasser desselben studirte an der Gratzer 
Hochschule die Rechte. Aus alien Gegen» 
standen brachte er Zeugnisse mit erster 
Vorzugsc lasse, dagegen aus dem 
Kirchenrechte, aus welchem er von Pro» 
feffor Wiesenauer (1837) gepriift 
worden, nur ein ZeugniB mit gewohnlicher 
erster Classe heim. Die daraus 

entstandenen hauslichen Zerwiirfnisse bestimmten 
ihn, die juridische Laufbahn 
aufzugeben und die militarische einzu' 
schlagen, auf welcher er sich durch viel» 
jahrigen Aufenthalt in slavischen Pro« 
vinzen und durch die als Ofsicier zur Gi> 
langung der philosophischen Doctorwurde 
abgelegten Rigorosen aus der Mathe» 
matik, Physik, Philosophie und Geschichte 
nebst den dazu erf orderlichen auBer» 
ordentlichen Gegenstanden, der Botanik, 
Naturgeschichte, griechischen und romischen 
Literatur, Archaologie, Geschichte 
der Philosophie, der Genealogie, Heraldik, 
Diplomatik u. s. w. jene sprachlichen 
und encyklopadischen Kenntnisse aneignete, 
die allein ihn dazu befahigten, die 
Arbeit und Ausfiihrung eines Werkes zu 
unternehmen, wie es das vorliegende 
Lexikon ist, welches 17 sprachlich verschie» 
dene Volkerschaf ten des Kai . serstaates und 
alle Stande umf aBt . Auf der ursprung» 
lich eingeschlagenen juridischen Laufbahn 
ware ihm wohl nicht der Gedanke an 
diese Arbeit, der er ohne fremde Aushilfe 
obliegt, gekommen, und hatte er 
auch kaum die Befahigung zu ihrer 

Seite 63 



Wurzbach5 6 . txt 
Ausfiihrung gehabt . Und so ist denn 
Dr. Wiesenauer der unf reiwillige Mit» 
urheber derselben. 

Ztei ermarkisch c Zeitschrift. Rcdigirtuon 
Dr. G. F. Tchreincr. Dr. Albert von 
Muchar, C. G. Ritter von Leitner, Anton 
Schrotter (Gratz 1841. 5"). Neue Folge. 
VI. Jahrg. . 2. Heft. T. 76: „Nr. X<DVI". 
— Kron es (§ranz Ritter von) . Geschichte 
der Karl Franzens-Universitat in Gratz (Gratz 
1886, 8".) 2. 61 8. 3 38. 348. 349. 382, 391 
und 393. 

Wiesenburg, Adolf ( Industrieller 
und Mitglied des Abgeordnetenhauses 
des osterreichischen Reichsrathes , Ort und 
Jahr seiner Geburt unbekannt), Zeit» 
genoB . Er ist seines Zeichens Seiden« 
bandf abricant in Wien und hat neben 
seiner gewerblichen Beschaf tigung immer 
regen Antheil am politischen Leben ge» 
nommen. Seine Tuchtigkeit als Industrieller 
veranlaBte auch seine Wahl zum 
Beisitzer des Handelsgerichtes und seine 
Ernennung zum kaiserlichen Nath. Er 
gehort zu den Directoren der 6ster» 
reichisch-ungarischen Bank. Fur die Ses» 
sion 1879 des osterreichischen Reichs» 
rathes wurde er in dem Wiener Bezirke 
Neubau an Stelle des bisherigen Ab» 
geordneten Dr. Schrank gewahlt . Als 
die verschiedenartigen Elemente in der 
Polyglotten Neichshauptstadt die Griin» 
dung eines „deutschen Vereines" noth» 
wendig machten, war er eines der einf luBreichsten 
und thatigsten Mitglieder 
desselben und half deren Organ, die 
„Deutsche Zeitung", mitgrijnden. Auch 
ist er Vorstand des im Wiener Bezirke 
Neubau bestehenden Vereines fur Ver» 
f assungsf reunde . I m Reichsrathe gehort 
Wiesenburg zur Fortschrittspartei . 
Portraits, 1) Dasselbe im Holzschnitt bc« 
findet sich im Gruppenbildc der Abgeordnc» 
ten des osterreichischen Neichsrathes , welches 
die „Neue illustrirte Zeitunss" (Wien. Za. 
marski) im achten Jahrgange (488U) Nr. <8 
brachte. — 2) Zinkographie nach einer Zeich» 
nung von K 1 i 6 im Spott» und Wihblatte 
„a)er Floh", X I . Jahrg.. 7. December 1879, 
Nr. 49.^ 

M lesend M lesend 
Wiesend, Mar Georg (Kunstdilett 
ant, geb . zu Kiisste in in Tirol am 
8. November 1807, gest. zu Berchtesgaden 
am 19. Juni 188 1 ) . Sein Vater 
Joseph war Landrichter in Kufstein, 
seine Mutter Violanta eine geborene 
Freiin von Gumppenberg. I m Jahre 
1812 kam Georg mit seinen Eltern 
nach Miesbach, 48 1 6 nach Miinchen, wo 
er im beruhmten Institute Holland 
neben den iibrigen Lehrgegenstanden 
Zeichnen lernte und sich unter dem 
Zeichenmeister Dahmen wahrend seines 

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Wurzbach5 6 . txt 
Aufenthaltes in dieser Bildungsanstalt , 
bis 1826, im Zeichnen und vorzugsweise 
in der Landschaft ausbildete. Er copirte 
steiBig nach D o r n e r , Wagenbauer, 
D i 1 1 i s und nach alten Meistern und 
schwankte einige Zeit zwischen der 
Kiinstlerlaufbahn und dem Staatsdienste, 
fur welch letzteren er sich 1830 entschied. 
Nun diente er m der judiciollen Sphare 
1830 in Miesbach, 1331 - 1838 in 
Landshut, wurde dann Landgerichts» 
actuar in Titmoning, 1849 Landrichter 
in Reichenhall, noch im namlichen Jahre 
solcher in Burghausen, 1862 Bezirks» 
amtmann in Traunstein. 1868 in gleicher 
Eigenschaft nach Landau an der Isar 
versetzt, trat er aus dieser Stellung 1879 
in den Ruhestand iiber. Seit 19. Februar 
1879 bis zu seinem Tode lebte er 
in Berchtesgaden bei seinem Sohne, 
welcher daselbst als Assessor des Bezirksamtes 
bedienstet ist. Ueber seine Wirksamkeit 
im Staatsdienste, so hoch ver« 
dienstlich dieselbe gewesen, gehen wir, 
summarisch berichtend, kurz hinweg. So 
hat er in seinen verschiedenen Stellungen 
als Landrichter und Bezirksamtmann 
innerhalb der Jahre 1830 bis 1879 
3 Spar» und 2 Hilfscassen, 3 Filial- 
Kinderbewahranstalten, eine Rettungsanstatt 
fur verwahrloste Kinder, ein 

Getreidemagazin, zwei gewerbliche Fortbildungsschulen, 
20 Landwirthschaf ts , 
schulen, 24 freiwillige Feuerwehren, 

10 Volks- und Schulbibliotheken, einen 
St. Johannes-Verein, eine Suppenanstatt , 
eine Beschaftigungsanstalt , einen 
Bezirks ' Bienenverein, 2 Kriegervereine 
und 3 Versorgevereine fur entlassene 
Straflinge gegrtindet; dann 3 Districts« 
Krankenhauser , 2 groBe Wasserleitungen 
neu gebaut, 16 Kirchenbauten und 

11 Kirchenrestaurationen durchgef uf f rt , 

d neue DistrictsstraBen erbaut und 3 be« 
deutende StraBenerweiterungen durch» 
gefiihrt, 19 Schulhauser erbaut und das 
groBartige Project der systematischen Kor» 
rection der Isar angeregt und dessen 
Ausfiihrung durchgeset zt . GewiB eine 
reiche und verdienstliche Thatigkeit, die 
auch durch verschiedene Auszeichnungen, 
als Verleihung d:s goldenen Iettons der 
koniglich bayrischen Akademie der Wissenschaf ten 
11844), zweier Ehrenbiirger» 
diplome der Stadte Burghausen und 
Landau an der Isar (1862 und 1879), 
durch die Wahl zum Landtagsabgeordneten 
(1830 -1834), durch Titel und 
Rang eines Negierungsrathes (1863), 
durch Verleihung der goldenen Denk« 
miinze der Stadt Burghausen (1836) 
und der groBen goldenen Medaille fur 
Landwirthschaf t (18?8), durch das Verdienstkreuz 
und die Kriegsdenkmiinze 

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Wurzbach5 6 . txt 

(1870/7 1) und durch das Ritterkreuz 

des Ordens vom h. Michael (1839) 

Wiirdigung fand. Neben seinem amt» 

lichen Berufe aber, dem er mit so glanzenden 

Erfolgen oblag, blieb er seiner 

Lieblingsmuse, der M a 1 e r e i , treu. 

Schon seine ersten Arbeiten in Oel 

wurden angekauft, so sein „Merscr" 

11830) von Herzog Max; - „Schl°5? 

Giro!" (1830) von Fiirst T h u r n und 

Taxis;— „Nrimnenknlg im Eljalr Nlera^"? 

Wiesend 46 Wiesenfeld 

(1833) vom Kronprinzen Maximi 

1 i 1 1 n ' . - „Muhle mn WriZbllch" <1832) ', 

- ,Oo!t mli Spezill" (1833)', - „G 

nlm chrnva" (1838) von Privaten. Als 

ihm seine Beruf sgeschafte die Ausiibung 

der Oelmalerei nicht mehr gestatteten, 

warf er sich auf das Aquarell und brachte 

von seinen all jahrlichen Kunstausstiigen, 

die er 1824 nach Tirol, 1834 nach Oberund 

Mittelitalien, 183.1 nach Karnthen, 

1836 nach Oberitalien, 1841 wieder nach 

TiWl, 1836 und 1873 in den bayrischen 

und den angrenzenden bohmiscken 

Wald, 1837 in die Ramsau, 1839 nach 

Hallein, 1861 — 1866 in das bayrische 

Gebirg, 1864 in die Schweiz, 1867 in 

das Stubaithal, 1876 in die Steiermark, 

1878 in das Salzkammergut unternahm, 

reichgef iillte Mappen landschaf tlicher 

Studien mit, von denen er dann mehrere, 

so weit es ihm die Beruf sgeschafte gestatteten, 

in Aquarell ausfuhrte. Die 

Zahl der Studien betragt mehrere Hun» 

dert, die der ' ausgef iihrten Aquarelle 

aber, verschiedene Veduten, Landschaften, 

Ansichten bestimmter Oertlichkeiten und 

auch Darstellungen interessanter alter» 

thumlicher Altare u. d. m. enthaltend, 

mag sich hoch iiber ein halbes Hundert 

erheben. Vervielf altigt wurden das von 

ihm entworfene Ehiendiplom fur die 

Aussteller forst- und landwirthschaf t> 

licher Producte in Kehlheim 1879, darstellend 

eine Charakteristik des bayrischen 

Waldes, rechts Saldenburg, links Weiftenstein, 

in der Mitte zwischen prachtigen 

Fichten, Tannen und Ahorn Arber und 

Rachel bei St. Oswald, Lichtdruck von 

Obernetter in Munchen (Fol.); — 

„Rundsicht vom Hohenberge, zunachst 

Burghausen, mit Angabe der neuesten 

verlassigsten Hohenmessungen in MetermaBen, 

bei den Gebirgen je nach hochsten 

Erhebungen, bei den Ortschaften nach 

dem Kirchen» oder Thurmpf laster , auch 

Fluftpegel. Nach der Natur getuscht von 

G. Wiesend, im Lichtdruck ausgefiihrt 

von Obernetter 1879", 40 zusammenhangende 

kl. qu . 80.»Blatter. Da Wiesend 

auch alterthumliche Gegenstande zu 

sammeln liebte und deren eine kleine 

Collection zu Stande gebracht hatte, so 

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Wurzbach5 6 . txt 
ergab sich von selbst seinerseits das Studium 
derselben, ans welchem als Er» 
gebnifi einige archaologische und anti» 
quarische Aufsatze und Abhandlungen 
hervorgingen, welche im V. , V I . , X I . , 
XII. und XV. Bande des „Archivs des 
historischen Vereines fur Oberbayern" 
abgedruckt stehen. Mehrere Aufsatze in 
Bezug auf Landwirthschaft sind in den 
Jahrgangen 1871 — i878 der „Niederbayrischen 
Wochenschrif t fur Landwirth» 
schaft" enthalten. Schreiber dieser Zeilen 
machte Wiesend's Bekanntschaft nach 
dessen Uebersiedlung nach Berchtesgaden 
und fuhlte sich zu dem hockgebildeten 
liebenswiirdigen Kunstler und Beamten 
so hingezogen, daB der Verkehr zwischen 
uns sich bald inniger gestaltete, leider aber 
durch den schon nach wenigen Jahren 
erfolgten Tod des auBerlich stattlichen, so 
riistigen Mannes zu fruh unterbrochen 
wurde . 

Augsburger Abendzeitung, 1881, Nr. i63 
S. 4. Von Max Eisenberge r. — Allge» 
meine Z e i t u n g (Augsburg. Cotta. 4".) 
1881. S. 3L28 (von H. Holland). - 
24. und 23. Jahresbericht des histori» 
schen Vereines fur Oberbayern. — Naaler 

(G. K. Dr.) . Neues allgemeines Kunstler« ' 

Lerikon (Miinchen i839. E. A. Fleischmann . 

8<>. ) Bd. XXI , S. 430. 

Wiesenfeld, Karl (Architect und 

Techniker, geb . zu B r u n n am 

12. September 1802, gest. zu P r a g am 

1. November 1870) . Erst drei Jahre 

alt, verlor er 1803 seinen Vater, welcher 

Militar war, durch den Tod. Mit zehn^ 

Wiesenfeld 47 Miesenfeld 

Jahren kam er in die k. k. Cadetenschule 

zu Olmuh und aus dieser am 21. Mai 

1814 in die Wiener-Neustadter Militarakademie, 

aus welcher er am 12. October 

1821 beim 6. Iager>Bataillon als Lieutenant 

eingetheilt wurde. Noch in der 

Akademie nahm er Theil an den im 

Einverstandnisse mit dem Generalquar» 

tiermeisterstabe ausgefiihrten trigonometrischen 

Arbeiten durch Langenbestimmungen 

mittels des Blickfeuers und 

durch vollstandige Durchfuhrung des 

B o u s ma'rd'schen Fortisicationssystems . 

Bousmard, ein f ranzosischer Ingenieur, 

spater in preuBischen Diensten, in 

welchen er als General am 21. Mai 

1807 zu Danzig starb, hatte einen 

neral as lortiiieation, 6,'g.t- 

(1798—1808) in 4 Banden herausgegeben, 
wovon 1813 eine auf Grund 
eines vom Verfasser selbst gearbeiteten 
Textes vermehrte Auflage mit einem 
Atlas von 62 Tafeln in 4". erschien. 
An diesem erprobte Wiesenfeld seine 
Tiichtigkeit als Zogling der Akademie. 
Nach seinem Austritte aus derselben er« 

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Wurzbach5 6 . txt 
hielt er zuerst seine Bestimmung als Pro» 
fessor der Mathematik im Pionniercorps ' , 
ass ihm dann sein urn eine andere dienstliche 
Bestimmung gestelltes Ansuchen abschlagig 
beschieden wurde, trat er am 
13. October 1831 in Pension und war 
nun darauf bedacht, sich eine neue Stel« 
lung zu begriinden. Zu diesem Zwecke 
betrieb er mit groBem Eifer das Stu> 
dium der Chemie, der Botanik und der 
Naturwissenschaf ten, beschaftigte sich wah» 
rend seines Aufenthaltes in einer Bergstadt 
mit dem Berg- und Bargmaschinenwesen, 
und nachdem er noch am Prager 
polytechnischen Institute die Gerstner'- 
schen Vortrage iiber Mechanik gehort 
hatte, unterzog er sich aus diesem Gegen» 
stande und der Baukunst einer offentlichen 
Priifung. Nach dem 1828 erfolgten 
Tode des Professors der Baukunst 
am Prager polytechnischen Institute 
Georg Fischer j M . IV, S. 248, zu 
Ende der Biographie von Vincenz 
Fischers hatte der k. k. Hofbauamts- 
Verwalter Wenzel A. Kraus die Supplirung 
der Lehrkanzel ubernommen, dieselbe 
auch ein Jahr gefuhrt, dann aber 
urn Enthebung von der weiteren Supplirung 
angesucht. Nun wurde Wiesenf 
eld von Director Gerstner auf gef ordert , 
an Kraus ' Stelle die Supplirung 
zu ubernehmen, worauf unser Techniker 
auch einging. Mit dem Schuljahre 
1828/29 trat er das Lehramt an, das 
ihm erst nach neunjahriger Thatigkeit in 
demselben mit ah. EntschlieBung aao. 
7. J u 1 i 1838 bleibend verliehen wurde. 
I n das Programm seiner Vortrage hatte 
Wiesenfeld auBer der bisher iiblichen 
biirgerlichen Baukunst noch die Eisenbahnbauten, 
die Eisenconstructionen, die 

neuen Briickensysteme, ferner als vorbereitende 
und erganzende Elemente die 
Bauokonomie und die neuen Gewolbstheorien 
aufgenommen. Dann, da es an 

dem polytechnischen Institute an Lehrkraften 
fehlte, trat er hilfreich ein und 
ertheilte aus eigenem Antriebe Unterricht 
im Maschinenzeichnen und hielt durch 
drei Jahre auBerordentliche Vortrage 
iiber beschreibende Geometrie "eomatris 
aOLerii ' tivk) . Auch betheiligte er sich an 
verschiedenen grofieren Bauten im Lande, 
sowie an den Verhandlungen des Prager 
Kettenbriickenpro jectes und schrieb verschiedene 
Aufsahe fur mehrere Fach» 

blatte r in seiner Richtung. An der groBen 
Industrie-Ausstellung, welche 1836 in 
Prag statthatte, wirkte er als Secretar 
des Beurtheilungscomit "s . Urn im Lehramte 
fortwirken zu konnen, lehnte er die? 
Wielenfcld 48 Mielcnhi ' ttten 
1838 ihm verliehene Kreisiugenieurs ' 
stelle in Laibach ab, nahm aber auBer 

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Wurzbach5 6 . txt 
seinem Lehramte noch an der Leitung 
vieler Ballf uhrungen von Privatherr» 
sckaften Theil und brachte hierbei manche 
Constructionen an, die spater NacW 
ahmung fanden. Auf wiederholten Reisen, 
so zu den groBartigen Regulirungsarbeiten 
an der Donau, an der Moldau, am 
Rhein, ferner zu den (5 ' isenbahnbauten in 
Belgien. Frankreich, England, vervoll A 
kommnete er seine praktischen Studien 
und beobachtete die Fortschritte seiner 
Wissenschaf t , urn sie dann erf orderlichenf alls 
zu verwerthen. I n den Jahren 
1843,47 wirkte er als Vorstandsmitglied 
bei den Versammlungen der 
deutschen Architecten und Ingenieure 
und im Jahre 1844 lud er mit Zustimmung 
der kaiserlichen Regierung die 
dritte dieser Versammlungen nach Prag 
ein und fiihrte auf derselben den Vorsitz. 
Als 1830 eine Vervollstandigung der 
Lehlvortrage am Prager polytechnischen 
Institut durchgefuhrt wurde, ubernahm 
er im Auftrage des Unterrichtsministeriums 
vom 47. Janner 1851) die Vortrage 
iiber ( A oiuetrio ae A criptive, iiber 
die er, wie bereits erwahnt, mehrere 
Jahre vorher auflerordentliche Vorlesun» 
gen gehalten hatte. Am 1. Janner 1864 
in den Ruhestand verseht, hielt er seine 
Vortrage noch bis zu Ende des Studien» 
jahres 1864. Aufier kleineren Arbeiten 
in Ludwig Forster's „Bauzeitung" , in 
Rhomberg's „Zeitschrift furs Bauwesen" 
und in der vom Gewerbevereine 
zu Prag herausgegebenen encyklopadi» 
schen Zeitschrift hat er verof f entlicht : 
„Ueber die Bewegung der Wellen und 
den Bau am Meere und im Meere" 
Wien 1839, Ludwig Forster's artistische 
Anstalt, mit 10 Kupf ertaf eln) , eine 
Uebersekung des f ranzosischen Werkes: 
„Du mnuvement 6e« c>il<i68 ot ass tra.- 
Viiux Iivai-aulihii63 maritimes" (Paris 
1831) des f ranzosischen Genieobersten 
und Professors an der Militarschule von 
Saint Cyr A. R. Emy; — „Andenken an 
dir dritte VerZuuimlnng der deutachrn Zrchiierten 
und Ilnkrniellrr-zu Priig isA-1" (Prag), welche 
Schrift nebst einer kurzen Geschichte von 
Prag auch die Skizzen einer Geschichte 
der Baukunst in Bohmen enthalt; — 
„Oin Beitrug zum DerMndniol der rmnizchen 
Ftcininchnfteil" (Prag 1844, Th . Tabor) . 
AuBer der Mitgliedschaf t des 'bohmischen 
Gewerbevereines und des deutschen Archi» 
teeren» und Ingen ieurvereines , welche er 
durch Arbeiten in ihren Vereinsschrif ten 
und sonstige einf luBreiche Wirksamkeit bethatigte, 
besafl er noch die Diplome der» 
schiedener gelehrten Vereine. Sechs Jahre 
hatte Wiesenfeld den Ruhestand ge» 
nossen, als er im Alter von 68 Jahren 
starb . 

Seite 69 



Wurzbach5 6 . txt 
Voggendorff (I . A '.). Biograpbiscwliterari ' 
sches Handwotterbuch zur Geschichte der 
cracten Wissenschaf ten u. s, w. (Leipzig lti63, 
Ambr. Barth. schm. 4".) Bd. I I , Tp . i:122. 
Portrait. Unterschrif t : „(5arl Ni : ' st ' nf eld. I 
k. k Professor der Baukunst > am polytechni» 
schen Institute in Pra A " . Nach der Natur 
lichograpdirt von Zumsande. Artistische An« 
stalt von Reiffenstein und Rosen in 
Wicn (Fol.) . Von den Horern der Baukunst 
idlem Ledrer ini Iabre i834/oo gewidmet . 
Wiesenhiittm, Karl Freiherr (k. k. 
Oberst, geb . urn die Mitte des acht» 
zehnten Jahrhunderts , Todesjahr unbe« 
kemnt) . Der SproB einer 1743 in den 
osterreichischen Freiherrenstand erhobenen 
Familie, iiber welche die Quellen naheren 
Nachweis ertheilen. Freiherr Karl, 
wahrscheinlich ein Sohn des reichen 
Frankfurter Kaufmannssohnes Franz 
Wiesen Hutten aus dessen Ehe mit 
Marie Elisabeth Freiin von Bar» 
ren stein, trat in jungen Jahren in ein^ 
Wiesenhiitten (Genealogie) Wieser, Franz 
kaiserliches Reiterregiment , und wir sinden 
ihn 4794 als Rittmeister bei Kaiser- 
Dragonern Nr. 1, bei denen,er allem Anscheine 
nach iiberhaupt seine militarische 
Laufbahn begann. I m letztgenannten 
Jahre stand das Regiment am Rhein im 
Felde, und Rittmeister Wiesenhiitten 
zeichnete sich zuerst in der Affaire bei 
Reich shofen am 4. December aus, in 
welcher er mit drei Escadrons in einem 
entschlossenen und muthigen Angriff den 
linken feindlichen Fliigel warf und ihm 
vier Kanonen abnahm. Wenige Tage 
spater, am 8. December, warf er den 
Feind aus der Stadt Reichshofen, welche 
dieser besetzt hielt, und schlug ihn, der 
61) Todte auf dem Platze lieB, in die 
Flucht. Rittmeister Wiesen Hutten 
riickte 1801 zum Major, 1803 zum 
Oberstlieutenant im Regimente vor und 
trat 1809 mit dem Oberstencharakter in 
den Ruhestand. 

Zur Vencalogie der Freiherren von Wiesenl) 
iilten. Diese Familie, dir wir auch Wiesen« 
h u t t r r geschrieben finden, tritt zuerst in den 
Vordergrund mit dem reichen Frankfurter 
Kaufherrn Wiesenhii t t e r , dessen Sohn 
Franz sick am 19. April j?46 mit Nnria 

C ' lil ' lilil . ' 11) , altesten Tochter des osterreichischen 
in der Theresianischen Periode ulcluermo A eN' 
den Staatsmannes und bohmischen V A e> 
t'anzlers Johann Christoph Freiherrn von 'Za r« 
tenstein A Bd. I, 3, <<: A orrmalie, welche 
wahrscheinlich die Mutter unseres obigen 
tapferen 57 bersten ist. F r an A Wiesen hutten 
war urspriinglich evangelisch, nahm aber. als 
er in die osterreichischen Dienste trat. den 
romisch ' katholischen Glauben an und wurde 
Director des koniglich ungarischen Krieaszahlamtes . 
Auch hatte er die Leitung des 

Seite 70 



Wurzbach5 6 . txt 
Kupfer» und Queckf ilberf onds . 'Aber alle 
diese Aemter legte er 4746 nieder und behielt 
nur das eines koniglichen Hof kammerrathes , 
in welcher Eigenschaft er Beisitzer war des im 
genannten Jahre aus der Vereinigung des 
Bancal» und General-Kriegszahlamtes gebil' 
deten Kollegiums, welches unmittelbar der 
KaiseriN ' Konigin unterstand. Fur seine treuen 
Dlenste belohnte ihn d e.elbe mit dem an« 
v. Wiirzbach, bio^r. Leri'on. I . V I . sGedr. 
sehnlichen Geschenke von 30. W» si. Zu Ende 
des Jahres 1747 wurde er . zum Gcneral- 

Kommissar iiber das Bergwesen in den innerosterreichischen 
Landern ernannt. j?4A erlangte 

er den erblandischen F r e ih er ren stand und 
am 26. November 174tt d'e Neirische 
3 andma n n sch a ft. Die Familie besaB seiner« 
;oit die Herrschaft Ebreichodorf in Nieder» 
osterreich. Da sie weder in dem genealogischen 
Taschenbuch der f reiherrlichen Hauser noch in 
den osterreichischen Tiaatsschematismen vor» 
kmnmt , scheint sie ausgestolben zu sein. Db 
sie mit der bayrischen Familie Wiesen« 
Miter von Niesen h u t e n , in welcher der 
kurfurstlich bayrische Rath Johann Fried» 
rich 1728 den Neichsadel. erhielt, in oe» 
wandtschaf tlichen Beziehungen stand, ist uns 
nicht bekannt . 

Wieser. Die Trager dieses Namens 
schreiben sich bald mit, bald ohne . e 
(Wieser und Wiser) , was aus der 
Aussprache nicht zu erkennen. Es werden 
somit alle Trager desselben mit Beibehalt 
der von ihnen angenommenen Schreibung 
in der alphabetischen Ordnung ihrer 
Taufnamen hier angefuhrt. 
Wieser, Alois, siehe: Wieser. Leopold 
Ritter von j A S. 67, in den Quellen, 
Nr. 1 und 2) . 

Wiser, Engel Ulricb, siehe: Wieser, 
Leopold Ritter von j A S. 1>8. in den 
Quellen, Nr. 3". 

Wieser, Franz, siehe: Wieser, Leopold 
Ritter von A S. 68, in den Quellen, 
Nr. 4, 3, 6"j. 

Wieser, Fran; i M c h i t ect, A h A 
Pesth im December 18i2) . Der Sohn 
eines Zimmermeisters und in den An» 
gelegenhetten der Commune Pesth vielfach 
verdienten Gemeinderathes , machte 
er, von seiner Mutter Elisabeth gebo» 
renen Spiegel in Gottesfurcht und 
Nachstenliebe erzogen, in seiner Vaterstadt 
die Vorbereitungsschulen durch. 
Nachdem er sich fur die technische Lauf» 
23. Nov. 1857.) 4^ 

Mieser, Franz 30 Mieser von Ehrenhofen' 1 Johann 

bahn entschieden hatte, kam er zur ! sollte, doch muhte die Ausfiihrung des 
hoheren Ausbildung in das Polytechnicum 
zu Wien und besuchte dann daselbst 
auch die k. k. Akademie der bildenden 
Kiinste, in welcher er sich mit groBem 
Baues infolge der mittlerweile ein» 
getretenen politischen Ereignisse auf eine 

Seite 71 



Wurzbach5 6 . txt 
spatere Zeit verschoben werden. I n 
Wieser's Bauwerken ist der EinfluB, 

(5ifer dem Studium der Architectur hin> ! den sein langerer Aufenthalt in 
England 

gab. j 8 3 7 kehrte er nach Pesth zuriick! auf ihn geubt, unverkennbar . Wie bei 
und trat zunachst unter Leitung des A offentlichen Bauten in England das 
Pesther Baumeisters Joseph H i 1 d in, Wurdevolle und GroBartige vorherrscht, 
praktische Thatigkeit. Nach einiger Zeit! so charakterisirt die Wohnraume des 
tagunternahm 

er zur weiteren Vervollkomm- ! lichen Lebens Hauslichkeit und Bequemnung 
in seiner . "unst groBere Reisen, auf, lichkeit, was der Englander kurz mit dem 
welchen er mit -Ausnahme RuBlands alle einen Worte Comfort bezeichnet. Und 

iibrigen Lander des Kontinents besuchte. A diese Eigenschaf ten lassen sich sofort 

an 

Langer jedoa> verweilte er in England, j einem Baue Wiese r's erkennen. Es ist 

wo er auch inHarriettePither die! Alles ungemein solid, aber 

bequem, und 

Gefahrtin seines Lebens fand. I n seine die Kunst findet iiberall dort Anwendung, 

Vaterstadt zuriickgekehrt , machte er sich > wo sie nicht storend in das Princip 

der 

daselbst als Architect seBhaft und fuhrte! Wohnlichkeit eingreift. Dabei aber 

Hutim 

Laufe der Zeit mehrere Ballten aus, A digt er einem gelauterten Geschmacke, der 

die ihm unter den Mannern seines Faches A nichts Ungehoriges duldet, aber auch 

der 

eine ehrenvolle Stelle sichern. Von den, Kunst, wo fur sie Platz ist, ihre 

Statte 

von Wiese ausgefiihrten Privatbauten A anweist. 

sind uns als in ihrer Art hervorragend A « A »ai. . A i-c-ll . A kksl «2 

A leti- A xokkai 

bekannt : dao Ho rvath'sche, heute Graf A 6i8xir A t .vibum. 826 A 62210 6s kiaao : 

PtUffy'sche Haus in der Hatvaner. A aa. A a.v 7 A i n , d. i. Die Heimat. Bildrr 

. . A -s. . A und biographisches Album. Herausgegeben 

MaBe. das A oldv A ry jche paus in! AA Stephan 2arkac>y. 3. 16 A . 

der GottersttaBe, das Pils'sche in der 

KonigsstraBe, das Tarczalov ics'sche Portrat. Unterschrif t : „ A Vi A asr 

I ' erenc A " . 

in der SpiegelstraBe, das Treichlin» 

ger'sche in der RettichstraBe; ferner 

fuhrte er einen Theil, und zwar den in 

Marastoni Ios. 1866 (lith.) (V A 'th li>66. 

4".); auch in 3i. Larkady's ..Il A jiial". 

Wieser, Franz Christoph, siehe: 

technischer Hinsicht bedeutendsten und ! Wieser, Leopold Ritter von sS. 08, in 

-gelungensten der reformirten Kirche aus 5 den Quellen, Nr. 7 A . 

und baute den Thurm der Pesther Fran» A Wicser> Friedrich Ritter von, siehe: 

ciscanerkirche und die links urn dieselbe Nieser, Leopold Ritter von sS. 69, in 

laufenden Arkaden, den Thurm der A Quellen, Nr. 81. 

Kirche in Miakolcz, den der Kirche in j 

Lonya, die Villa Johann L 6 n y a y's ! Wieser von und , zu Ehrellhofen, I o - 

und noch mehrere andere Villen und A hann Ritter von (Schriftstelle 

r , geb . 

Sommerwohnungen in der Umgebungen Gratz 4. November A 1818, gest. da> 

von Budapesch. I m Jahre 186! voll- i selbst am 20. Juli 1862) . Er widmete 

endete er den Plan des Landhauses, das i sich anfangs als Practicant dem k. k. 

im botanischen Garten erbaut werden Civildienste, trat aber wegen mangeln»^ 

Mieser von Ehrenhofen, Johann Mieser, Johann 

der Aussichten auf eine baldige wirkliche 

Anstellung im Jahre 4843 aus demselben 

und in das steiermarkische Regiment 

Leopold Konig der Belgier Nr. 27 

als Gemeiner ein. Innerhalb vier Jahre 

Seite 72 



Wurzbach5 6 . txt 
wurde er zum Corporal bef ordert . Urn 
diese Zeit schrieb er 123 Soldatenlieder 
im Volksdialekt , deren mehrere von ihm 
selbst in Musik gesetzt und von seinen 
Kameraden gesungen wurden. Er machte 
nun die Feldziige 1848 und 1849 mit 
seinem Regimente in Oberitalien und 
Ungarn mit, riickte wahrend derselben 
zum Lieutenant und Oberlieutenant vor 
und marschiite nach der Uebergabe Komorns 
mit seinem Regimente wieder nach 
Gratz, wo er dann in Pension trat, 
spater als Rechnungsbeamter bei der 
Siidbahn Verwendung fand und im 
Alter von 43 Jahren starb. I n seinem 
Nachrufe heiBt es: „dafi> er seit einer 
langen Reihe von Jahren in den verschiedenen 
3ocalblattern Verse veroffent» 

lichte, die patriotischen Anlassen, Festlichkeiten 
der Stadt und des Landes, oder 
endlich Todesfallen ihre Entstehung ver< 
dankten und so eine Art poetische Chronik 
bildeten. Da in diesen Versen ein gemiithlicher 
Ton angeschlagen war, fanden 
sie ein groBes Publicum, und gar bald 
wurde die Vorliebe fur die Verse auf den 
Verfasser derselben iibertragen, als man 
erkannte, daB dieser das Herz stets 
auf dem rechten Fleck hatte. Und in der 
That war W i e s e r ein herzensguter 
Mensch, der jedem Ungliicklichen gern 
geholfen, obschon ihm selbst das Gliick 
nur selten lachelte. Ein vieljahriges 
Siechthum lastete schwer auf dem biederen 
Manne, den im schonsten Mannesalter 
der Tod dahinraf f te" . Ob die vorerwahnten 
123 Soldatenlieder im Druck 
erschienen, wiffen wir nicht . 1862 kam 
ein „Wieser-Album. Gedenkbuch in Versen 
und Prosa", dessen Autor unser 
Wieser ist, heraus. Da 1862 das 
Todesjahr W i e s e r's, so wiffen wir 
nicht, ob dies Album noch von ihm selbst 
oder aus seinem Nachlasse herausgegeben 
wurde . 

Klagenfurter Zeitung, 25. Juli 1862. 
Nr. 169: . „Nekrologie" . — Wiener Zeitung. 
im „Wimer Tagesbericht " . 1862, 
Nr. 169. 

Wieser, Johann (der „Blutrichter 
von Rudig", geb . in P r a g urn 1768, 
Todesjahr unbekannt) . An diesen Namen 
kniipft sich eine im Laufe der Zeit ver> 
gefsene, aber darum nickt minder denk» 
wiirdige Begebenheit. Wieser trat am 
30. September 1783 beim 3. Chevaux» 
legers-Regimente Graf Klenau ein, wurde 
1790 Ofsicier, riickte 1796 zum Oberlieutenant 
vor und erwarb sicb in dieser 
Eigenschaft einen gefiirchteten Namen 
und die Bezeichnung des „Blutrichters 
von R.udig". Die Sache ist folgende. 
Der Friede von Luneville (9. Februar 
1801) war geschloffen. Die vorangegangenen 

Seite 73 



Wurzbach5 6 . txt 
Kriegsjahre hatten die biirgerlichen 
und beamtlichen Verhaltnisse stark 
gelockert, und so bildete sich 1802 bis 
1803 im Saazer Kreise Bohmens all» 
malig eine Rauberbande, die immer 
machtiger und gefurchteter ward. Die 
politischen und Justizbehorden, wie 
unsere am SchluB angefiihrte Quelle citirt, 
zeigten sich auf eine unglaubliche Art 
schlaff, feig und bestechlich. Von Diebstahlen 
und nachtlichen Einbrijchen, die 
stets haufiger wurden, gingen die Gauner 
bald zu offenen Raubanfallen iiber. 
Fuhrleute und Reisende auf der Karls» 
bader StraBe hatten von ihnen zu leiden. 
Auch verschwanden bisweilen Wanderer, 
deren Leichen man nach langerer Zeit 
fand. Zwar sing man mehrere dieser 
Spitzbuben, brachte sie in das Saazer? 
Mieser, Johann er, Iuhnnn 

Criminalgef angniB , allein sie blieben dort 
nicht lange und trieben nach wenigen 
Wochen ihr altes Handwerk fort. All« 
gemein wurde erzahlt: die Kreis- und 
Criminalbeamten lieBen sich Colonial» 
waaren, Zucker und Kaffee durch die 
Verhafteten iiber die sachsische Grenze 
schmuggeln. Die Bande zeigte sich immer 
kiihner und ubermuthiger . Sie war militarisch 
organisirt, ihr Chef hieB General' 
sie hatte ihre Stabsof f iciere, Hauptleute, 
Lieutenants, hielt Disciplin, und Jeder, 
der ihre Gesetze iibertrat, ward ohne 
Nachsicht bestraft. Indessen nahmen die 
Greuel zu, Hirten, Dienstleute wurden 
ermordet, selbst die Geistlichkeit fand 
keine Schonung, und der ungliickliche 
Pftkrrer von Lubenz, des Nachts in seinem 
mitten im Orte gelegenen Pfarrhof iiberfallen, 
endete im Beisein seines weib» 
lichen Gesindes unter furchtbaren Mar» 
tern durch Mord. Der nachste Geistliche, 
den ein ahnliches Schicksal erreichte, war 
der Pfarrer von Dekau, der, mit gliihenden 
Eisen gebrannt, mit eisernen Zangen 
gezwickt, zu Tode gepeinigt wurde. Und 
dies Alles, wahrend Schrecken in der 
ganzen Gegend herrschte, liefien die 
Staatsbehorden geschehen. Endlich, als 
auch aus diesem Anlasse eigens geschaffene 
Behorden und Gerichte sich als 
machtlos erwiesen hatten, kam Hilfe 
von unerwarteter Seite. I m Stadtchen 
Rudig tag der oberwahnte Oberlieutenant 
Johann Wieser von Klenau- 
Chevaurlegera in Garnison. Der ging 
aus eigener Machtvollkommenheit daran, 
diesem Schrecken ohne Ende ein Ende 
mit Schrecken zu bereiten. (Kr befahl 
seinen Leuten, in der ganzen Gegend 
umherzustreif en und alles verdachtige 
Gesindel einzufangen. Seine Vorgesetzten 
lieBen es nicht nur geschehen, sondern 
unterstiit zten das ungeset zliche Verfahren, 

Seite 74 



Wurzbach5 6 . txt 
sobald sie die im Ganzen heilsamen 
Folgen desselben wahrnahmen. Nun 
hielt Oberlieutenant Wieser auf dem 
Platze zu Rudig auf offener StraBe blutiges 
Gericht, welchem er selbst prasidirte. 
Die Verhafteten, Manner und Weiber, 
wurden nackt ausgezogen, und*Ieder, auf 
dem der geringste Verdacht haftete, bekam 
von sechs Mann, drei auf jeder Seite, 
Stockstreiche, bis er gestand. Man be» 
rechnete, berichtet unsere Quelle, die 
Schlage offers auf Tausende. Drei der 
beruchtigtsten Gauner, darunter die be- 
kannten Rauber G r u n und Engel, 
fanden dabei ihren Tod. Doch verfielen 
mitunter Unschuldige der barbarischen 
! Strafe. Der Wirth von Wiedhostitz erhielt 
304 Schlage, bloB weil er aus 
Furcht sich hatte verleiten lassen, dia 
Rauberbande wahrend einer Nacht in 
seinem Wirthshause auf zunehmen . Ein 
armer Bursche wollte durchaus nichts 
gestehen, kein Wort war aus ihm heraus» 
zubringen. Er wurde f ortgeprugelt , bis 
er maustodt dalag; erst nach der Hand 
erfuhr man, der Ungliickliche sei taub- 
, stumm gewesen! Das Geriicht verbreitete 
sich, der Vorsteher des Schreckenstribu» 
nals, Oberlieutenant Wieser, stehe in 
unmittelbarer Verbindung mit dem 
Wiener Hofe, erhalte beinahe taglich 
einen Courier aus der kaiserlichen Resi> 
denz. Begreif licherweise erschien dieser 
unerhorte Vorgang den Leuten hochst 
rathselhaft. Wieser aber war schlau 
genug, die sich immer mehr verbreitende 
Meinung, als sei er von hoherem Orte 
zu dieser Handlungsweise autorisirt, aufrecht 
zu erhalten und das Volk darin zu 
bestarken. Endlich wurde auch der „General" 
der Bande, der reiche Wirth von 
Lubenz, von den Soldaten gefangen, 
muftte aber, nachdem er indeB wohl 
einige hundert Stockpriigel bekommen? 
Wieser. Johann Miser, Johann Siegfried 
hatte, in das Saazer GefangniB abgeliefert 
werden. Sein Geld bahnte ihm 
nun abermals einen Ausweg, doch starb 
er bald darauf, wahrscheinlich infolge der 
Priigel. Indessen das Ziel war erreicht, 
nach einigen Monaten dieses vorbeschrie» 
benen erbarmenlosen Waltens kehrte die 
Sicherheit des Eigen tHums im ganzen 
Kreise zuriick, die wohlhabende Geistlichkeit 
sah sich, wie unsere Quelle berichtet, 
von ihren blutdiirstigen Feinden befreit, 
von groBer Angst und Sorge erlost. Dabei 
war aber auch der Beweis geliefert: „dafl 
Manches faul sei im Staate Danemark, 
und daB eine sonst wohl organisirte Bu» 
reaukratie, deren Macht unbeschrankt ist, 
doch bisweilen nicht ausreicht". Wenn 
man der Ansicht ware, dieser Obmann 
und Gebieter des Rudiger Blutgerichtes 

Seite 75 



Wurzbach5 6 . txt 
sei mindestens ein martialisch aussehender, 
schon seinem AeuBern nach Schrecken einjagender 
Mensch gewesen, so wiirde man 
sich irren. Derselbe erschien im Jahre 
4804, als sich das Regiment unter seinem 
Obersten Karl Grafen Kinsky »Bd. X I , 
S. 298^ auf den Uernin'schen Be» 
sitzungen concentrirte und taglich eine 
groBe Anzahl von Officieren bei der graflichen 
Tafel in Schonhof zu Tische geladen 
war, auch unter ihnen, und der 
Verfasser der „Memoiren", denen diese 
Mittheilungen entnommen sind, schildert 
ihn als ein kleines schuchternes Mannlein, 
dem man es garnicht ansah, welch' 
furchtbares Schergenamt er noch vor 
Kurzem von seinen eigenen Gnaden iiber» 
nommen und als Obmann und Gebieter 
des Riidiger Blutgerichtes geiibt hatte. 
Was nun die weiteren Geschicke dieses 
furchtbaren Richters gewesen, so ging im 
Graf Oernin'schen Hause das Gerede, 
daB er bald darauf aus dem Regimente 
gekommen sei, was man in Zusammenhang 
mit den erzahlten Vorgangen im 
Jahre 1802 brachte, daB er dann quit» 
tirt und in Iungbunzlau eine Tabaktrafik 
erhalten, spater aber seinem Leben 
durch einen PistolenschuB ein Ende gemacht 
habe . Freiherr von H e 1 f e r t 
wollte diesen Geriichtin auf den Grund 
und stellte iiber die ferneren Geschicke 
Wieser's Nachf orschungen an, deren 
ErgebniB ist: daB derselbe noch ferner iin 
Regimente diente, wahrend dea Feldzuges 
180!) oder nach dessen Schliisse 
zum Secondrittmeister vorriickte und erst 
1807 in Pension trat. Dann erhielt er 
einen Tabakverlag in Iungbunzlau, den 
er aber 18! 2 wieder auf gab, worauf ihm 
mit 1. November dieses Jahres seine 
Rittmeisterpension neuerdings flussig ge» 
macht wurde. Etwa zwei Jahre spaler 
trat er bleibend einen Civilposten an als 
Tranksteuervisitator in Bohmen, und nun 
hatten die Militarvormerkungen iiber ihn 
ein Ende. Also obiges Geriicht, daB er 
als Tabaktraf icant in Iungbunzlau 
seinem Leben gewaltsa.n ein Ende ge> 
macht habe, trifft nicht zu. So ist es demnach 
weder gewiB, daB er durch Selbstmord 
geendet, noch die Zeit bekannt, 
wann er gestorben. 

DieHeimat . Illustrirtes Familienblatt 
(Wien. Man;. 4",) Jahrgang 1877, S. 93: 
„Aus den Knabenjahren eines bohmischen 
Dynasten (Eussen Graf ornin) . Lieutenant 
Nieser, der Befreier" . 
Wieser, Johann Evangelist, siehe: 
Wieser, Leopold Ritter von sS. 69, in 
den Quellen, Nr. 9 A >. 
Wiser, Johann Siegfried 

U^ai-iMg . (Priester der frommen 
Schulen, geb . inGiinzburg am 

Seite 76 



Wurzbach5 6 . txt 
10 Mai 1732, gest. zu W i e n am 
30. October 1810) . Er trat in Wien in 
den Orden der frommen Schulen, in 
welchem er dem Klosterbrauche gemaB 
den Beinamen A 8. "la . "« . 1-65112 an-? 
Johann Siegfried Mieser, Joseph 
nahm. Zunachst dem Lehramte sich widmend, 
wurde er Professor der Dichtkunst 
am Lowenburg ' schen Convicto in Wien, 
dann im Predigtamte verwendet, erwarb 
er sich in der Pfarrkirche Maria Treu 
seines Ordens als Kanzelredner groBen 
Ruf. Spater zum Professor der Pastorattheologie 
an der Wiener Hochschule ernannt, 
versah er als solcber seit 1793 die 
Censur theologischer Scbriften. 1796 
wurde er Pfarrer zu Hofkirchen in Ober» 
osterreich, Consistorialrath und Vice» 
deckant . Zuletzt verfiel er in Geistes« 
zerriittung und kam in das allgemeine 
Krankenhaus zu Wien, in welchem er, 
37 Jahre alt, seinem Leiden erlag. Im 
Druck sind von ihm erschienen: „Gde an 
NlupZtllck" (1777,4".); - „robrrdellnt 
tlen h. Iu5rph nun CaliiZanz, Stifter der krummen 
Schulen" (Ulm 1778, 8".); - „Denkmal 
Klllp5tllcken errichtet" (Wien 1780, 8 " . ) ; 

- „Huldigung I115rp!i2 II." (ebd. 1781)', 

- „Dr. Martin K'utHer's grllZZtenthrils nngedruckte 
Nriefe nach der Schiitszchrn Sammlung; 

ans dem H . ' ateini5chrii ubersetzt". 3 Bande 

(Leipzig und Wien 1784, 8".), gemein» 

schaftlich mit seinem Bruder t t o ; — 

„Almenprrdigt iiber Hpll2telgeZihichtr I I , 3>5 

und I V , 3 A 55" (Wien 1783, 8".); - 

Vu52predi8t uber3 . ' nrll5 . I I I A 3 " ' (ebd. 1785); 

- „P1155illn5predigten" (ebd. 1786) ; - 
„Predigten iiber rueiZe christliche Gr"iehnng", 
3 Theile (ebd. 1791 und 1792, 8".). - 

Wie der Vorige, trat dessen Bruder Otto 

(geb. zu Giinzburg am 19. Janner 
1731, Todesjahr unbekannt» in den 
Orden der frommen Schulen, nahm in 
demselben den Beinamen a sanata. 
I A uamillg. an, und dem Lehramte sich 
zuwendend, unterrichtete er 1780 und 
1781 am k. k. Gymnasium zu Marburg 
und trug dann Philosophie und Mathe» 
matik an dem unter Leitung seines OrdenS 
stehenden Lowenburg ' schen Con» 

! victe vor. I m Druck gab er heraus: 

„Abrede ant den h. Urpomnk" (Gratz); — 

„Gde ant dir Vermlllnnll, des Herrn Zlntlln Varan 

van V lm mit der OrNn uan Valtegg" 

(Giinzburg 1783); — „Otqmulllgisch-sqn . 
taktische Zlnal A e der Tebnngstabellen, die im 
ersten «Theile der in den k. K. Blauten ringefiihrten 
griechischen Sprachlehre enthalten sind" 

! (Wien 1786, 80.) . Gemeinschaf tlich mit 
seinem Bruder JohannSiegfried 
machte er sich an eine lateinische Uebersehung 
der „Messiade" Klopstock's, 
welche Arbeit aber ebensowenig im Druck 
erschienen ist, als die ihm zugeschriebene 

Seite 77 



Wurzbach5 6 . txt 
Schrift „Ueber metrische Schonheit oder 
Verskunst", die angeblich 1784 in Ulm 
herausgekommen sein soil. Wie oben er» 
wahnt, hatte er auch Antheil an der Her« 
ausgabe der Brief e Luther's. 

ruin iQ^sliii n A onuinenta «xliidet... (VUU2 . 
i-ieab, 8°.) I>2i-2 I I , p. 832. 
Portraits, j) I m Medaillon mit der Um« 
schrift: ' ws ol>,uue5 iai^skria . UL 'Wissr l'i'g.soo 
vsi-bi aivwi Vieunks 8. ?."; unter dem 
Bilde in einem Steine als Inschrift: „Ills 
rsBit aiotiL 2,nlui08 et xkctora. mulost". 
5c, Visnuae 1787. Demselben ge< 
widmet von seinen Freunden (8".) . — 
2) Gleichfalls im Medaillon okne Umschrift, 
in der Steinplatte auf der das Medaillon 
lubt : „ A ouann 8iezki-iea >Vi56r, j ?i-ok. cl. 
P2 . 5wrkltnool . in A ' i 6 n , > Fsd. xu <3UN2- 
dui- A in ocli^Hdelt 1 a. lo. Hla/ 1752" 
(8° . ) . Ohne Angabe des Zeichners und Ste< 
chers. offenbar dem vorigen nachgestochen . 
Wieser, Joseph (Stadtpfarrer 
und P r o p s t des Collegiatf tif tes in 
Bozen und Mitglied des Abgeordnetenhauses 
des osterreichischen Reichsrathes . 
geb . zuVoellan, einem Dorfe 
in der Gemeinde Tisens in Sudtirol, am 

12. Norember 1828) . Er widmete sich 
dem geistlichen Stande und erlangte am? 
Mieser, Joseph Mieser, Joseph 

13. Janner 1834 die Priesterweihe . I n 
der Seelsorge thatig, wurde er zuletzt, 
22. Janner 1873, infulirter Propst des 
Collegiatstif tes in Bozen und Stadtpfarrer 
daselbst, zugleich Dechant des 

Bozener Decanates und Schuldistricts ' 

aufseher. 1878 wahlten ihn die geistlichen 

Corporationen Tirols in den Landtag 

und 1879 in den Reichsrath, in wel> 

chem er zu den Mitgliedern der Rechtspartei 

zahlt. I m Landtage und Reichsrathe 

erscheint er als der streng clericale 

Vertreter seiner Partei, welche in Tirol 

die Oberhand behauptet. Aber weniger 

in dieser Richtung, in welcher es ihm nach 

der ihm zustehenden freien Meinungsaufierung 

gestattet ist, seinen Parteistandpunkt 

zu behaupten, wenn das politische 

Glaubensbekenntnis seiner Partei auch 

Anderen miBliebig erscheint, weniger in 

dieser Richtung, denn durch seine Unduldsamkeit 

als Priester und in seiner privatrechtlichen 

Stellungnahme als osterreichischer 

Staatsbiirger , der er auch im 

Priestergewande bleibt, ist sein Name 

schon ofter genannt worden. I m Friihjahr 

1878 starb auf der Durchreise in 

Bozen ein sachsischer Officier protestan» 

tischer Confession, zu dessen Beerdigung 

auf dem dortigen katholischen Friedhofe 

der Prediger der evangelischen Gemeinde 

aus Meran herbeigeruf en wurde. Als 

dieser jedoch mit der Leiche vor der Fried» 

Hofspforte erschien, verweigerte ihm 

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Wurzbach5 6 . txt 
Propst Wieser den Eintritt, der erst 
durch die Dazwischenkunf t und das Ein» 
schreiten der stadtischen Behorde fur die 
Leiche, nicht aber fur den evangelischen 
Prediger erlangt werden konnte. Wiederholte 
Beschwerden des Propstes gegen 
den Magistrat von Bozen zunachst bei 
der Statthalterei in Innsbruck, dann 
bei dem Ministerium in Wien wurden als 
unbegriindet entschieden zuriickgewiesen 
und dem Propste die fur dergleichen Falle 
erlassenen und in Kraft stehenden Gesetze 
in Erinnerung gebracht . Die statthalterliche 
und ministerielle Zurechtweisung geniigte 
jedoch dein Propste nicht, er brachte 
seine Beschwerde an die hochste Beruf sinstanz 
des Reiches, an den k. k. Verwaltungsgerichtshof , 
der ihn ebenfalls zuriickund 
auf die Pflicht, den Slaatsgesetzen 
Folge zu leisten, hinwies. Ungeachtet 
dessen verhielt er sich in gleich intoleranter 
und gegen die Gesetze verstoflender 
Weise einige Monate spater, als am 
7. Februar 1875) die Leiche einer prote» 
stantischen Frau durch den evangelischen 
Prediger aus Meran auf dem katholischen 
Friedhofe in Bozen bestattet werden 
sollte. Ea bediirfte wieder der Dazwischen» 
kunft eines Magistratsrathes , der dem 

Propste sagen lieB, diese fruchtlosen Demonstrationen 
zu unterlassen, widrigen A 
falls er die Folgen zu tragen haben 
werde. Diese Erklarung und das ernste 
und wiirdige Verhalten der Menge, 
welche diesen unliebsamen Scenen bei» 
wohnte, still die Dinge erwartend, 
die da kommen wurden, wirkten inso« 
weit, daB dem nahenden Leichenzuge der 
unbeanstandete Eintritt in den Friedhof 
gewahrt wurde, auf welchem dann die 
Bestattung ordnungsmaflig vor sich ging. 
Aber nicht nur in seiner gegen die Gesetze 
verstoBenden Intoleranz gibt der 
Propst ein des Priesters der Kirche unwiirdiges 
Beispiel; er geht noch weiter, 
indem er durch das Gesetz sanctionirte 
Abgaben verweigert. Seit dem Jahre 
1874 sind die hoheren Geistlichen, die 
Cardinale, Erzbischofe, Bischofe, Propste 
u. s. w., in Oesterreich durch das Gesetz 
verpf lichtet , aus ihren reich dotirten 
Pfriinden einige Procent zu dem soge» 
nannten Religionsf ond zu steuern, welcher 
zu einer Erhohung des Gehaltes der^ 
Mieser, Joseph Mieser von Mahrenheim. Joseph 
armen Geistlia'en verwendet wird. Wahrend 
nun bisher von der hoheren katholischen 
Geistlia>keit Niemand sich gewei» 
gert, aus seinem UeberfluB ein Scherflein 
dem armen nothleidenden geistlichen Bru> 
der zukommen zu lassen, hat Propst 
Wieser in Bozen dieses Gesetz nicht 
erfiillt ' er hat aber auch gegen dieses 
Gesetz keine Einsprache erhoben oder sein 

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Wurzbach5 6 . txt 
Zahlungsunvermogen nachgewiesen, sondern 
einfach nicht gezahlt und bei wieder» 
holten Anmahmmgcn und Drohungen 
der Behorden hartnackiges Schweigen 
beobachtet, so daB sein Rijckstand bei der 
Steuerbehorde sicd bereits auf die ansehnliche 
Summe von 1A38 fl. erhob. Da 
alle Ermahnungen ni.-dts fruchteten, sah 
man endlich sich genothigt, amtlich einzuschreiten, 
und die F 'mauzbehorde ordnete 
die Beschlagnahme der in den Handen 
des Propstes befindlichen zum Kirchen» 
vermogen gehorigen Werthpapiere an, 
deren Coupons einen Theil seiner Befol» 
dung ausmachen. Als Wieser und die 
zwei Kirchenpropste die Oeffnung der 
Casse verweigerten, wurde aus Innsbruck 
ein Finanzbeamter nach Bozen abgeordmt, 
welcher durch zwolf Arbeiter die 
schwere Casse sammt ihrem Inhalte nach 
dem Kreisgerichte hinuberschaf f en lieB. 
Dann ward am 3 1 . Marz 1879 in Anwesenheit 
eines Commissars der k. k. 
Bezirkshauptmannschaf t , eines Delegirten 
des Kreisgerichtes und eines Finanz» 
beamten aus Innsbruck und schlieBlich! 
von Seite der Kirche eines Kirchen» 
Propstes die Cafse des Pralaten Wieser 
amtlich eroffnet, und man entnahm zur 
Deckung der Forderungen des Aerars, 
sowie der Verzugszinsen und Kosten im 
Gesammtbetrage von 1679 si. Coupons 
von den in der Casse deponirteu Pfandbriefen 
der Bodencreditanstalt . Nachdem 
dies geschehen, theilte man dem Propste 
Wieser mit, daB die Casse nunmehr 
wieder zu seiner Verfijgung stehe und er 
sie zuriickholen lassen konne . Wie das 
Beispiel der Steuerverweigerung des 
Propstes aber bereits wirkte, beweist der 
Umstand, daB der Pfarrer eines in der 
Nahe von Bozen gelegenen Dorfes gleichfalls 
sich weigerte, seine Steuer zu ent» 
richten, so daB die Bezirkshauptmann« 
schaft sich genothigt sah, dem widerspenstigen 
Seelenhirten seine beste Kuh 
abpfanden , zu lassen. Ehe jedoch zum 
gerichtlichen Verkaufe des Thieres geschritten 
wurde, hatte der Pfarrer eines 
Besseren sich besonnen und die ruckstan« 
dige Steuer bezahlt. Von einem Joseph 
Wieser erschien 1873 bei SeiBer in 
Trient das Werk: « A «?//V ««osl ' o//c?o<> 
//>//?<)-e 

Ob unser Bozener Propst Joseph 
Wieser Verfasser dieses Werkes ist, 
wissen wir nickt . 

Allgemeine Zeitung (Augsburg, Cotta, 
4".) 17. Februar 1879. Nr. 48; 23. Fedmar 
187')- Nr. 56; 11. Marz 1879. Nr. 73; 
6. April 1879. Nr . 96. in der Rubrik: „Aus 
SuQtirol" . 

Portrait. I m Hruppendilde der Abgeordneten 
des osterreichischen Neichsrathes , welches 

Seite 80 



Wurzbach5 6 . txt 
die „Neue illustrirte Zeitung" (Wien. Zamaraii) 
im V I I I . Iai-rganie (1880) Nl ' . 22 
brachte . 

Wieser von Mahrenheim, Joseph 

Ritter (Schriftsteller, geb . zu 
B r u n n am 8. Janner 1813, gest. 
daselbst am 9. Janner 4886) . I n 
Rede Stehender, dessen Vater Joseph, 
ein Burger von Brunn, daselbst Kaufmann, 
Hausbesitzer und Mitglied des 
Gemeindeausschusses war, beendete das 
Gymnasium und den philosophischen 
Curs in seiner Geburtsstadt , horte 1831 
bis 1834 die juridisch politischen SW-£ 

Mieser von MahrenheiM) Joseph 57 Wieser von Alahrenheim, Joseph 
dien an der Universitat in Olmutz und 
trat dann als Auscultant bei dem 
Briinner Magistrate in den Iustizdienst . 
Nach mehrjahriger Dienstzeit, wahrend 
welcher er bei alien Senaten des Magistrates 
verwendet wurde, kam er Ende 
December 1842 als Conceptspracticant 
in die Dienste des Landesausschuf f es der 
mahrischen Stande, die ihn am 6. Juni 
1847 als standigen Secretar anstellten. 
I n dieser Eigenschaft wurde er mit Be» 
ginn des Jahres 1848 Prasidialbeamter 
des Landtagsdirectoriums und am 
2. Mai 1861 zugleich Prasidialsecretar 
der mahrischen Landeshauptmannschaf t . 
I n der Folge aber vom Landtagsaus ' 
schusse zum mahrischen Landesrathe er» 
nannt, trat er als solcher 1876 in den 
Ruhestand iiber. Wiese r's Thatigkeit ist 
nach zwei Seiten zu wiirdigen, nach der 
des standischen Beamten und jener des 
Schrif tstellers . Erstere war wahrend der 
Sessionen der Landtage, insbesondere 

1848, dann in den Iahressessionen von 
1861 an und im denkwiirdigen Kriege 
1866 eine sehr verdienstliche . Bei der 
bevorstehenden Gefahr der Occupation 
der Landeshauptstadt Vriinn durch die 
preuBische Armee lag ihm die Bergung der 
Landescassen, der Pratiosenpf ander des 
Leihamtes und der Archivalien ob, und 
unterzog er sich dieser wichtigen und 
schwierigen Aufgabe mit musterhafter 
Umsicht ohne Gleichen. Bei der Durch» 
fiihrung der Grundentlastung in Mah» 
ren, dazu als Prasidial- und Landes» 
commissionssecretar am 12. August 1849 
berufen, wirkte er bis zur Durchfiihrung 
dieser Arbeiten, Ende October 1832. I m 
Jahre 1851 verfaflte er eine eingehende 
Darstellung iiber mehrere von Seite des 
Ministeriums des Innern zur Beantwor» 
tung aufgestellte Fragen hinsichtlich der 
vor 1848 bestandenen Verhaltnisse des 
Standewesens , der Einf luflnahme der 
Standeverwaltung darauf und der Veranderungen 
in den Jahren 1848 und 

1849, dann wurde ihm die Bearbeitung 
des Entwurfes der Grundziige der kiinf« 

Seite 81 



Wurzbach5 6 . txt 
tigen Landesvertretungen ubertragen und 
ihm als Schrif tf iihrer der zu diesem 
Zwecke aufgestellten Berathungscommis . 
sion auch die Protokollfiihrung anvertraut. 
Wegen der einbezogenen histori. 
schen Nachweisungen aus der altesten Pe« 
riode des Standewesens bis 1848 bildet 
das im Landesarchiv befindliche Operat 
ein reichhaltiges Material fur eine Ge» 
schichte der Verfassung Mahrens . Bei 
mehreren wichtigen Anlassen wirkte er als 
Generalsekretar oder als Mitglied des 
Erecutivcomitos mit; als ersterer bei 
dem Comite, das sich gebildet hatte, urn 
durch freiwillige Sammlungen den An« 
kauf und die Ausriistung von sechs« 
hundert Artilleriepf erden zu bewerkstel.» 
ligen, welche der im Doppelkriege kam» 
pfenden kaiserlichen Armee namens des 
Landes Mahren zugefuhrt werden sollten; 
dann im Kriegsjahre 4839 bei dem 
GeneralcomitH zur Sammlung freiwil» 
liger. Gaben fur die k. k. Armee und zur 
Anwerbung und Ausriistung zweier miih« 
rischer freiwilligen Schutzenbataillone; 
als letzteres 1866 bei dem mahrischen 
Unterstiit zungsvereine, der sich die Aufgabe 
gestellt, die infolge des damals 
ausgebrochenen Krieges hilf sbediirftig 
gewordenen osterreichischen Krieger, dann 
ihre Witwen und Waisen zu unter» 
stiitzen, und bei dessen Erecutivcomita, 
das die Durchfiihrung der gesammten 
Vereinsangelegenheiten und humanitaren 
Bestrebungen iiber sich genommen. Diese 
auBerordentliche Thatigkeit theils in den 
dienstlichen Spharen, theils in den vor« 
bezeichneten Richtungen wiirdigte der 
Monarch durch ah. ausgesprochene An»^ 

Mieser lwi, Mahrenheim, Joseph HZ Wieser t?c>n Mahrenheim, Joseph 
erkennungen 11849, 1832, 1839), durch 
Verleihung des goldenen Verdienst» 
kreuzes mit der Krone (4834) . durch 
Erhebung in den osterreichischen Adelstand 
mit dem Ehrenworte Edler und 
dem Eradicate von Mahrenheim 
(1860) und durch die Ertheilung des 
Titels eines kaiserlichen Rathes (1862) . 
Wieser's schrif tstellerische Thatigfeit 
zerfallt wieder nach zwei Seiten, der 
amtlichen und der literarischen . Erstere 
umfaBt alle seine Arbeiten als standischer 
Beamter und als Mitglied der historischstatistischen 
Section der mahrisch-schlesi ' 
schen Gesellschaft des Ackerbaues, der 
Natur» und Landeskunde ' letztere seine 
politischen, lyriscben, novellistischen und 
dramatischen Arbeiten. Von den ami> 
liehen Arbeiten ist vor Allem zu nennen 
die Agenda des mahrischen standischen 
Landesausschusses vom Jahre 1849 bis 
1839 (Brunn 1860); daran reihen sich 
die V Rechenschaf tsberichte des mahri° 
schen Landesausschusses vom 1. Janner 

Seite 82 



Wurzbach5 6 . txt 
1864—1870, dann die Beschliisse des 
Landtages Mahren aus den Sessionen 
1861-1868; die Protokolle des Marz- 
Landtages 1848, des aus demselben mit 
fast constituirender Vollmacht hervor» 
gegangenen groBen Comites von 24 Mitgliedern 
und des erweiterten Provinzial» 
Landtages 1848/49. Die Protokolle des 
Marz-Landtages erschienen als Beilage 
der „Brunner Zeitung", jene des erweiterten 
Provinzial ' Landtages — mehr als 
780 Quartseiten — als besonderes Land' 
tagsblatt. Aufier diesen streng amtlichen 
Arbeiten schrieb er politische und national' 
okonomische Artikel iiber die damals auf» 
getauchten Fragen des staatsrechtlichen 
Verhaltnisses Mahrens zum Gesammt» 
staate, iiber die Generallandtage, iiber 
den Landtag 1848, iiber Gemeindeauto» 
nomie und das Gemeindevermogen, iiber 
Verwaltungsf ragen, iiber Grundent» 
lastung und Propination u. d. m. in den 
verschiedenen damals zu Brunn erscheinenden 
Tagesblattern; auch brachte er 
zahlreiche kritische Aufsatze iiber die 
meisten einigermaBen wichtigen Erscheinungen 
der Literatur in den Jahrgangen 
1839—1867 der „Briinner Zeitung". 
Die MuBe aber, die er nach so umfassender 
Thatigkeit eriibrigte, widmete er der 
Poesie, der er nach verschiedenen Richtungen, 
vorherrschend nach der dramatischen, 
huldigte. Die erste dahin einschlagige 
Arbeit war der Prolog und die 
verbindende Deklamation zu den Choren 
des Trauerspiels „Antigone" von Sophokles 
und zu der sie begleitenden 
Musik von Mendelssohn, in der von 
dem Grafen Bukuwky zu Gunsten 
des Briinner Blindeninstitutes am 
23. Marz 1834 veranstalteten Akademie. 
Die ferneren poetischen Arbeiten Wieser's 
lassen wir in chronologischer Reihe 
folgen: „N115 Hano drs Ciresills. Trauerspiel 
in 5 Zuhiigen" (Brunn 1839), im Briinner 
Theater aufgefuhrt; — „NeZZeln" (ebd. 
1860), eine Sammlung von Epigrammen, 
zum Theile schon im belletristischen 
Beiblatte der „Briinner Zeitung" abgedruckt; 

— „Welehrad, ein Nederkran; in nuei 
Biichern" (ebd. 1862); — „Lumisz. der 
Zillaenberger . Craneropiel in 5 Zlutzii^rn" (ebd. 
1864), im Briinner Theater aufgefuhrt; 

— „Nir Mliatrr Ke5 Uchttt . C?llnrr5piel in 
5 Ichiigen" (Wien 1868. Gerolo, 8".), 
behandelt den Schwarmer des vorigen 
Jahrhunderts Anacharsis Freiherrn von 
Clootz; - „Gedichte" (Brunn 1869); 

— „Diogenes in Giiln. Anspiel in 5 Auf- 
^iigen" sebd. 1874); — „Fronend ienbt. 
Nramllti21tie5 Gedicht in 5 Ausziigen" (ebd. 

j t z 7 4 ) ; A Einc Mebe des Zllcibiades. Mst- 

5piel in 5 Anhiigen" (ebd. 1873); — 
Inlianng . «Trauerspiel in 5 Acten"^ 

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Wurzbach5 6 . txt 
Mieser von Mahrenhein' 1 Joseph 39 Miser, Karl 
(ebd. 1876); — „Nrr Imperativ der Aebe . 
3u5tssiiel in b Achngen" sebd. 4877); — 
„Nie Welt des Herzens. Schlln8piel" sebd. 
i880); - „Tiete Gbbe nnd hohe Fulh. 
Zchlluspiel in b AnfMrn" (ebd. t883) . I m 
belletristischen Beiblatte der „Brunner 
Zeitung" aber verof f entlichte er die No» 
vellen: „Der Sonntagsmorgen" (1859); 
— „Aus dem Tagebuche einer schonen 
Frau" (1861—1862) und «Die ungekannte 
Geliebte" (1863-1864) . Es ist 
eine ebenso reiche als wechselnde Thatig» 
keit, welche uns aus seinen Arbeiten entgegentritt . 
Die Kritik hat im Ganzen 

tiber seine poetischen Leistungen anerken> 
nend sich ausgesprochen . „Wir, vermissen", 
heiBt es in einem ihm gewidmeten groBe« 
ren biographischen Artikel, „in ihnen 
nicht den edlen Geist und die ideale Richtung, 
wenn wir auch manches ZugestandniB 
an die Auffassung der Gegenwart 
und auf die Riicksichten der festeren Ge> 
staltung und Charakterisirung der Einzelngestalten 
gewiinscht hatten." 

d'Elvert (Christian Ritter) . Notizmblatt der 
historisch ' statistischcn Section der k. k. mahrisch« 
schlesischen Gesellschaft fur Beforderung des 
Ackerbaues u s. w. (Brunn. 4".) Jahrg. 188«. 
Nr. 2. — Derselbe. Geschichte der k. k. 
mahrisch«schlesischen Gesellschaft zur Beforde« 
rung des Ackerbaues u. s. w. (Briinn 5870, 
Rohrer, gr. 8".) in der Beilage S. 373. — 
Brummer (Fran' 1 ) . Lexikon der deutschen 
Dichter und Prosaisten des neunzehnten Jahr» 
Hunderts (Ieipzig. Recwm. 12«, ) Bd. I I , 

5. 484. — Briinner Morgenpost . 1886. 
Nr. 8. Von H. P. (enn) . — Der mah» 
rische Korrespondent . 1886. Nr. 82: 
„Nekrolog" .—Blatter fur literarische 
Unterhaltung (Brockhaus. Leipzig. 4«.) 1869. 
Nr. 23. S. 259. - Kehr ein (Joseph). 
Biographisch «literarisches Lerikon der katho« 

tischen deutschen Dichter, Volks ' und Jugendschrif tsteller 

im neunzehnten Jahrhundert (Zu« 

rich, Stuttgart uno Wiirzdurg 1871, Leo 

Wocrl. gr. 8".) Bd. I I , S. 238. 

Portrait. Dasselbe im Holzschnitt befindet 

sich im „Wahrisch ' schlesischen Correspondenten" 

vom Jahre 188« bei dem vorbezeichnetrn 

Nekrologe . 

Wiser, Joseph Anton, siehe: Nieser. 

Leopold Ritter von j^S. 69, in den 

Quellen, Nr. 10" j. 

Wiser, Karl (Reichstagsab. 

geordneter, geb . in W i e n am 

6. Marz 1800) . Ein Sohn des Wiener 
Hof juweliers Anton Wisec, beendete 
er in seiner Vaterstadt das Gymnasium, 
den philosophischen Curs und 1824 das 
Studium der Rechtswissenschaf t . t823 
trat er bei dkr k. k. Hof kammerprocuratur 
einz erlangte dann in Wien die juridische 
Doctorwurde, machte die Advocatenpraxis , 

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Wurzbach5 6 . txt 
und 1833 zum Advocaten fur 

Oberosterreich mit dem Sitze in 3inz ernannt, 
wurde er bald ein gesuchter Rechts» 
anwalt . Als mit den Marztagen 1848 
die bis dahin polizeilich niedergehaltene 
Sehnsucht nach politischer Freiheit sich 
ungestiim Bahn brach, griff er im In» 
terefse des Volkes energisch ein, urn die» 
selbe in gesetzliche Bahnen zu lenken, den 
Ueberstiirzungen entschieden entgegenzutreten, 
Ausschreitungen hintanzuhalten 
und das Streben nach Freiheit und Verfaffung 
mit den Geboten des Rechtes und 
der staatlichen Ordnung in Einklang zu 
bringen. Mit Hilfe Gleichgesinnter gelang 
es ihm, daB sich sowohl in Linz, wie 
auch im ganzen Lande Oberosterreich, 
keine Ausschreitungen ereigneten und die 
Ruhe vollstandig erhalten blieb. Eine 
zahlreiche Deputation unter seiner Fiih» 
rung wurde nach Wien entsendet, urn an 
den Stufen des Thrones bezijglich der 
Aufhebung des Unterthansverhaltnif ses 
zu petitioniren . Auch bei der Errichtung 
der Nationalgarde wirkte er thatig mit. 
Feind jeder geset zwidrigen Ausschreitung, 
trat er derselben, wo sie sich Bahn zu 
brechen suchte, muthig und energisch ent« 
gegen. Als man daran ging, die Brod»^ 
Miser, Karl 6i) Miser' 1 Karl 

laden zu stiirmen, war er sogleich zur, Forderung der Interessen dieser Stadt 
Hand. An der Spitze eines Trupps ! angelegen sein lieB. Die Ueberweisung der 
Tambours durchzog er die StraBen und ! Armenversorgungsanstalt nach Linz, die 
rief die Burger zum Schutze ihrer be- ! Aufhebung der Fleisch» und Brodtare, 
drangten Mitbiirger auf. Dann bethei' > die provisorische Organisirung des Ge> 
liqte er sich mit allem Eifer an den Vor- z meindeamtes Linz und der 
Lande svertre« 

arbeiten zur Erreichung der nothigen A tung sind sein Werk. I m Uebrigen hielt 
Reformen in dzr Stadt- und Landesver" sich Wiser in den Jahren 1849 bis 
waltung, urn den Wiinschen aller Elaffen 1860 von aller Politik, von alien 
of f entder 

Bevolkerung gerecht zu werden. Als lichen Angelegenheiten, nur seinem Advo» 
nun der constituirende Reichstag nach A catursberufe lebend, feme. Nach dem 
Wien einberufen wurde, wahlte ihn die Erscheinen der provisorischen Advocaten» 
Stadt Linz zu ihrem Abgeordneten . In' 1 ordnung von seinen Kollegen zum Prasi» 
der Sitzung vom 21. Juli zum Schrift» ! denten der oberof terreichischen 
Advocaten» 

fiihrcr des Reichstages gewahlt, behielt ! kammer erwahlt, wirkte er in dieser 
er dieses Amt, nachdem viele seimr ssol- A Eigenschaft viele Jahre 
ununterbrochen, 

legen pf lichtwidrig und feige den Reichs» ! 1861 wurde er in den Gemeinderath 
der 

tag verlassen hatten, bis Ende October; A Stadt Linz, hierauf am 10. April des» 
erschien auch in dem nach Kremsier ver- , selben Jahres in den Landtag, von 
diesem 

legten Parlamente und blieb bis zur aber in oaa Abgeordnetenhaus des 
Sprengung desselben am 7. Marz 1849. ! Reichsrathes erwahlt, wahrend ihn gleich- 

Alle Kundgebungen dieses Reichstages A zeitig die Regierung zum Stellvertreter 
tragen seine Unterschrift in der Eigen» i des Landeshauptmanns ernannte. I m 
schaft des Schriftfiihrers, so unter an» z Abgeordnetenhause deutscher Autonomist 

deren die historischen Documente: „An aus ganzer Seele, bewegte er sich stets 
die Volker Oesterreichs " vom 7. October A gemafligt und versohnend innerhalb der 

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Wurzbach5 6 . txt 
1848, „An Seine Majestat" vom 8. Oc- A Schranken des Gesetzes. Bei Gelegenheit 
tober, an Dieselbe vom 22. und 23. Oc» > der ersten Adresse, 1861. zeigte er in 
der 

tober u. s. w. Nach der Abdankung des A Debatte seine ganze Selbstandigkeit und 
Kaisers Ferdinand war Wiser Mit-! beschwor den Sturm gegen sich herauf, 
glied der Deputation, welche den Kaiser! dem er sich aber nicht beugte. Er 
erklarte 

Franz Joseph in Olmutz zur Thron» sich gegen die Annahme der Proposi« 
besteigung begliickwunschte und dem A tionen des ungarischen Landtages und 
Kaiser Ferdinand in Prag die Dankes» A stimmte nicht mit ein in den 
allgemeinen 

kundgebung darbrachte. Als dann die A Enthusiasmus . I n Wien und in Linz 
Aufldsung des Kremsierer Reichstages er-! schrie man, er sei unter die oechen 
ge» 

folgte, protestirte er mit Palack A - und 
Rieger in Olmutz dagegen. Mit seinen 
Parteigenossen war er bestrebt, die ge» 
fahrdeten Abgeordneten, darunter Kiiblich, 
GolHrnark und Fiister, in 
Sicherheit zu bringen. Nun kehrte er 
nach Linz zuriick, wo er seine Advocaten» 
thatigkeit wieder aufnahm und sich die 
gangen, welche auch den ungarischen An» 
tragen gegeniiber sich ablehnend ver» 
hielten. Aber Wiser, der einzige 
Deutsche, der an der Spitze des 6ecki» 
schen Protestes stand, rechtf ertigte sein 
Verhalten, denn er besaB den Muth — 
der Vielen in entscheidenden Augen» 
blicken leider oft abhanden kommt — zu? 
Miler, Karl Mieser. Kaspar 
reden ii"nd zu handeln, wie er 
dachte. Er hatte durch seine Abstim< 
mung den constitutionellen Grundsatz 
vertheidigt: daB in einer parlamentarischen 
Versammlung N i e m a n d das 
Recht habe, aus was immer fur Riicksichten 
die Debatte iiber eine wichtige 
Frage abzuschneiden und die sofortige 
Annahme eines noch so loyalen Antrages 
gewissermaBen gebieterisch zu verlangen, 
sondern daB in solchen Fallen nur das 
offentliche Wohl allein entscheidend sei. 
Am 10. April 1863 legte er sein Abgeordnetenmandat 
nieder. Im April 

4873 zum Biirgermeister der Stadt Linz 

gewahlt, entsagte er infolge von Geschaftsuberbiirdung 
der Stelle des Vorstandes 
des liberalen politischen Vereines, 
die er bis dahin neben seiner Advocatur 
bekleidet hatte. Ueber seine Haltung als 
Abgeordneter gab es nur eine Stimme. 
Was er fur gut erkannte, das verfocht er, 
er wollte immer nur die Sache, unbeschadet 
der Person, die ihn weiter nichts 
anging. I n den Tagen der reaktionaren 
Schreckensherrschaf t — nach 1830 — 
bewahrte er sich als unbeugsamer Verfechter 
des Rechtes und machte mit beispiellosem 
Freimuthe seinem tiefverlet zten 
Rechtsgef uhle Luf t . Dabei besaB er ein 
Pf lichtgef uhl, dessen sich wenige seiner 
Collegen in gleicher Weise riihmen durften, 
sein Amt als Schrif tf iihrer des con> 

Seite 86 



Wurzbach5 6 . txt 
stituirenden Reichstages versah er mit 
solch treuer Hingabe, daB er keine einzige 
Sitzung versaumte. Noch sei erwahnt, 
daB Wiser Mitgriinder der Linzer Realschule 
und Sparcafse ist. Am 6. Marz 
1880 feierte er seinen 80. Geburtstag, 
aus welchem AnlaB die Wiener „Neue 
Illustrirte Zeitung" in ihrem Festkalender 
das BildniB des Jubilars brachte. 
Der Reichsrath. Biographische Skizzen der 
Mitglieder des Herren — und Abgeordneten» 
Hauses des osterreichischen Neicharathes u. s. w. 

(Wien 1861. Fr. Forster und Bruder. 8".) 

1. Heft. S 33. - Das Jahr 1848. Gc» 

schichte der Wiener Revolution (Wien 1872. 

Waldheim. 4".) 2, Bd. von Moriz Smets. 

S. 5 A . — Die Presse (Wiener polit. 

Blatt) 3. Juli 1801. Nr. 181 im Leitartikel. 

— Hpringer (Anton Heinrich) . Geschichte 

Oesterreichs seit dem Wiener Frieden 1809 

(Leipzig. 1865, Hirzel. gr. 8".) Bd. I I , 
S. <ii3. - Dunder (W. G.). Denkschrift 
liber die Wiener October-Neuolution (1848) 

(Wien 184!). gr. 8".) 2. 134 und 133. - 
Oder osterrei chische Zeitung (Linz) 
1861. Nr. 74 im Feuilleton: „Ale, oberoster» 
reichischen Neichsrathe im Abgeordnetenhaus " . 
— Neue Fr»:ie Presse (Wiener polit. 
Blatt) 1» April 18?' s : „ (Korrespondenz aus 
Linz 11 . April" . 

PIMrats. 1) Facsimile des Namenszuges. 
Lithograpdirt von A. Dauthage. Brustbild 

(Wien 18U1. Fol.). - 2) Im Holzschnitt: 

fiinf Medaillons: Schmitt, Helfert . Fii» 

ster, N e u w a 1 1 und Wiser auf T. 473 

des 2. Bandes uon „Das Jahr 1848" '"das 

Portrat Neuwall ' o daselbst ist falsch, und 

soil Neumann darunter steben' 1 . 

Wieser, Kaspar (k. k. Oberstlieut 

e n a n t , geb . zu W i e n am 6. Februar 

1794, gest. daselbst am 2 1 . Mai 

1870). Er trat am 11. Mai 1802 zur 

militarischen Ausbildung in die Wiener» 

Neustadter Akademie, aus welcher er am 

31. August 1813 als Fahnrich zu 

Spl^nyi- (spateren Erzherzog Karl Fei> 

dinand-) Infanterie Nr. 81 eingetheilt 

wurde. I n diesem Regimente, in welchem 

er nahezu 40 Jahre bis zu seinem Uebertritte 

in den Ruhestand ununterbrochen 

diente, machte er die Feldziige 1813, 

1814 und lSlS^mit, wurde 1813 Lieutenant, 

1828 Oberlieutenant, 1831 Ca° 

pitainlieutenanr , 1834 wirklicher Hauptmann 

und am 23. Marz 1848 Major, 

in welcher Eigenschaft er in den Feld« 

ziigen 1848 und 1849 infolge der Felonie 

seines Obersten das Regiment com> 

mandirte. Die Sache verhalt sich namlich^ 

Wieser, Kaspar 62 Mieser, Kaspar 

so: Commandant des Regimentes war 

damals Oberst Emanuel Freiherr Bat» 

dacci. Dieser hielt zu Kossuth und 

erlieB am 9. October 1848 an das 

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Of sicierscorps des 1 . und 3. Bataillons 
in SchaBburg und Mediasch — das 
zweite war in Klausenburg stationirt, wo 
er selbst sich befand, den Befehl — den er 
den Ofsicieren des 2. Bataillons person« 
lich ankiindigte — innerhalb 24 Stunden 
die schriftliche Erklarung abzugeben, daB 
es dem ungarischen Kriegsausschusse seine 
Treue fur Ungarn und bereitwilligen 
Gehorsam bewahre und die ungarische 
Tricolore anstecke-, wahrend im entgegengeset zten 
Falle Jeder, der diese 

Pflichten versaume, als Landesverrather 
betrachtet, als solcher auBer dem Gesetze 
erklart sei und durch wen immer gefangen 
genommen und erschossen werden konne. 
Den Ofsicieren des 2. Bataillons befahl 
er, daB jeder binnen einer Stunde seine 
Erklarung versiegelt unter personlicher 
Adresse des Obersten einzusenden habe, 
fugte jedoch hinzu, daB er keinem in politlscher 
Meinung einen Zwang auferlege, 
sondern jeder nach seinem Gutdiinken 
handeln konne, hatte aber schon friiher 
wiederholte Entlassungsgesuche einzelner 
Ofsicierk des Bataillons zuriickgewiesen . 
Hauptmann Fackler als altester Ofsicier 
des in Klausenburg statwnirten 2. Bataillons 
berief nun das Of f iicierscorps 
desselben zu einer kurzen Berathung auf 
der Hauptwache zusammen. Da sich be 
stimmt voraussehen lieB, daB sich einem 
Abmarsche des nationalen Bataillons 
eine bedeutende Nebermacht mit sicherem 
Erfolge widersetzen wiirde, blieb daher 
kein Ausweg als Neutralitat . Das 
Bataillon steckte die durch den ungarischen 
KriegsministerialerlaB anbefohlenen Cocarden 
an und zog seine kaiserliche Fahne 
ein, welche im Of sicierswachzimmer sorgfaltig 
aufbewahrt wurde. So behauptete 
sich das Bataillon einen ganzen Monat 
gegen die Uebecredungskunst gewandter 
Demokraten, gegen die Bestechung der 
Emissare, gegen List, Tucke und Gewalt 
der feindlichen Uebermacht . Als die Of sicierscorps 
des j . und 3. Bataillons in 
SchaBburg und Mediasch den Befehl des 
Obersten Baldacciim Sinne der ober» 
wahnten Erklarung: binnen 24 Stunden 
sich auszusprechen, erhalten hatten, waren 
sie iiber diese schandliche Zumuthung im 
hochsten Grade emport, und das Of si' 
cierscorps des '3. Bataillons zu Mediasch 
verfaBte eine Denkschrift, zu welcher auch 
die Ofsiciere des 1. Bataillons ihre Zustimmung 
gaben, und die durch die beiden 
von ihren Kameraden dazu gewahlten 
H.iuptleute von Steinburg und A b 1 
dem Landescommandirenden General 
Baron Pua'ner "Bd. XXIV, S. 49^ 
iiberreicht wurde. Die wesentlichsten 
Punkte dieser Denkschrift waren: Erklarung 
der. gesammten Ofsiciere, ihrem 

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Fahneneide bis auf den letzten Blutstropfen 
treu zu bleiben. Bitte urn Eni> 
setzung des als Meuterer auf getretenen 
Obersten Baldacci, sowie auch sammtlicher 
im gleichen Falle etwa comprimittirten 
Individuen, Uebertragung des 
Negimentscommandos an den allgemein 
geachteten ersten Major Kaspar von 
Wieser, Beschleunigung der bereits angeordneten 
Recrutirung, Ergreifung der 
Offensive gegen Klausenburg, urn sogleich 
die Befreiung dos dort f estgehaltenen 
2. Bataillons zu erzwl.cken u. s. w. Frei» 
Herr von Puchner empfing die beiden 
wackeren Ofsiciere mit gewohntem Wohl» 
wollen, tief geriihrt von der unwandel' 
baren Treue des Of sicierscorps gegen den 
rechtmafiigen Monarchen. Major von 
Wieser aber wurde'mit der einstweiligen 
Fiihrung des Regimentscommandos be»^ 
Mieser, Leopold 63 Mieser, Leopold 
traut. I m Generalcommando, so berichtet 
Graf Thurheim, dem wir den Bericht 
liber diese interessante Episode aus der 
. Kriegsgeschichte 1848 und 1849 verdanken, 
wurde von einer „Schreiben 

seele" diese Denkschrift und deren Vortrag 
„ein Ianitscharenact " genannt, 
aber, fiigt der Graf treffend hinzu, nur 
auf diese Weise war die Erhaltung eines 
braven Regimentes fur die Sache und 
das Recht seines Kaisers moglich geworden. 
Wieser befand sich bei dem unter 
dem Obersten Urban stehenden Nord« 
corvs, in welchem er alien Gefechten mit 
Auszeichnung beiwohnte, wofiir er mit 
dem Verdienstkreuze geschmiickt wurde. 
Russischerseits erhielt er den St. Annen« 
. orden zweiter Classe mit den Schwertern, 
Am 13. August 1839 riickte er zum 
Oberstlieutenant vor, trat aber schon am 
23. Februar 1830 in den Ruhestand 
liber, welchen noch zwanzig Jahre zu ge> 
nieBen ihm gegonnt war. 

Tdurheim (Andreas (Hraf ) . Licht- und 
Schattenbilder aus dem Toldatenleben und 
der Gesellschaf t . Tagebuch-Fragmente und Riickblicke 
eines ehemaligen Militars (Prag und 
Teplih 1876, Dominicua, 8°.) S. 92-i)4. 
— Oest erreich csch ' ungarische W eb r» 
Z e i t u n g (Wien. kl. Fol.) 187(1. Nr. 39. 
Wieser, Leopold Ritter von (Sectionschef 
im gemeinsamen obersten 
Rechnungshof e und Kunstfreund, geb . 
zuPetriniaim ehemaligen Militar» 
grenzgebiete am 26. Juni 1819) . I n 
Rede Stehender, dessen Vater J o h a n n 
k. k. Oberkriegscommif sar war, besuchte 
die Schule in Agram und wurde nach 
AbschluB des philosophischen Curses im 
October 1834 bei dem Ottocsaner Grenz- 
Regimente als Fourier afsentirt. Von 
einem Regimente zum anderen iibersetzt, 
konnte er seinem Vater 1833 nach B6h» 

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men, 1837 nach Galizien, 1839 wieder 
nach Agram folgen. I n letzterer Stadt 
ward es ihm gestattet, an der Akademie 
die juridiscken Studien nachtraglich zu 
vollenden, wodurch er den Anspruch auf 
die Eintheilung in das Feldkriegscommissariat 
erwarb. I m December 1842 
kam er als Kriegscommissariatsaccessist 
zum Militar-Generalcommando in Dalinatien. 
im November 1843 als Kriegs« 

commissariatsad junct zum Militar-Generalcommando 
in Verona und 1848 zum 
Armee ° Generalcommando in Italien. 
Das ihm ijbertragene Referat fur das 
Sanitatswesen der Armee gab ihm Gelegenheit, 
Umficht, Energie und Gewandt ' 
heit im Ergreifen und Vollfuhren der 
nothwendigen Mafiregeln zu bekunden. 
Nach der Concentrirung der Armee in 
Verona war der Krankenstand von 
einigen Hunderten in kurzer Zeit auf 
sechs Tausend angewachsen, und Aehnliches 
ergab sicb auf alien Punkten, in 
welcken die Armee in Action trat. Es 
mufiten Localitaten ausgemittelt , Aerzte 
und Warter aufgebracht, Bediirfnisse 
aller Art beigeschaf f t , Feldspitaler er» 
richtet und mit dem Wagenpark versehen 
werden, es muBte der Transport der 
Verwundeten vom Scklacht f elde ermoglicht, 
in den uberfiillten Spitalern fur 
die neu zuwachsenden Kranken und Verwundeten 
durch Riickwartssendung der 
Transportablen Raum geschaffen werden, 
und eine Hauptschwierigkeit verursachte 
der geringe Stand der Feldarzte, die, in 
bestandiger Uebersicht gehalten, von 
einem Bedarf spunkte zum andern dirigirt 
wurden. I n diese umfassende und muhevolle 
Thatigkeit theilte sich Wieser mit 
dem Armeechef arzte Dr. Conrad Romer 
"Bd. XXVI, S. 237, in den Quellen, 
Nr. 1 A , und sein Ritterstandsdiplom bestatigt 
diese Wirksamkeit mit den Worten: 
„Das ausgezeichnete Sanitatswesen in^ 
Mieser, Leopold Mieser, Leopold 
Unserer italienischen Armee in den Jahren 
1848 und 1849 war ein Werk W ieser's". 
I m Kriegsministerium, in welches er im 
August 1849 eintrat, machte er sich bald 
durch' sein organisatorisches Talent so bemerkbar, 
daB man ihn zu wichtigeren 
Organisirungsarbeiten beizog, die dann 
durch eine ganze Reihe von Jahren seine 
ausschlieBliche Aufgabe bildeten. I m Februar 
1831 wurde er Feldkriegscommissar 
und 1832 Kanzleidirector einer Commission 
zur Verfassung eines administra» 
tiven Reglements. Bei Abfassung desselben 
war er bemiiht, auf die Verbesserung 
der Mangel der Gebilhrenvor» 
schriften und des Militar-Verrechnungs« 
wesens, sowie auf die Erzielung von 
Einfachheit, Klarheit und Zweckmaftigkeit 

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in beiden Dienstzweigen hinzuwirken. 
I m Februar 1834 zum Hofsecretar er> 
nannt, wurde er der Abtheilung fur 
militar - administrative Organisirungsarbeiten 
der kaiserlichen Militar>Centralkanzlei 
zugetheilt. Fur seine Mitwirkung 
bei Verfassung des mit Armeebefehl vom 
23. Janner 1837 kundgemachten Armee» 
Organisirungsstatuts erhielt er mit Cabi» 
netsschreiben vom 27. Janner 1837 das 
Ritterkreuz des Leopoldordens und am 
17. Februar 1837 die Stelle eines Ge-, 
neral . Kriegscommissars mit unmittelbarer 
Eintheilung in der f. k. Militar-Central» 
kanzlet. Von den aus den Handen 
und unter dem Einfliisse Wieser's 
hervorgegangenen Arbeiten sind hervorzuheben : 
das Gebiihren- und das Pent ionsnormale 
der Armee, ferner die Auf» 
losung der bestandenen Hof kriegsbuch» 

Haltung und die Einrichtung der Rechnungsdepartements 
zur Seite der Militar- 
Generalcommanden . Nach Auf losung der 
Militar-Centralkanzlei im Juli 1839 
iibernahm er die Commissariatsabthei« 
lung beim ArmeeObercommando und 

im December 1860 die General-Rechnungsinspection 
der Armee, und als diese 
Stelle infolge administrativer Veranda 
rungen iiberfliissig geworden, wurde er 
beim General ' Rechnungsdirectorium ein» 
getheilt. Nach dem Tode des Prasidenten 
Preleuthner iibernahm er die Leitung 
des gemeinsamen obersten Rechnungs» 
Hofes, die er dann, gleichzeitig zum S?ctionschef 
befordert, an den zum Prasi» 
denten ernannten ungarischen Minister 
Wilhelm T 6 t h iibergab. Anlafllich seines 
fiinfzigsten Dienstjahres wurde er zum 
wirklichen geheimen Rath ernannt. An 
diese Uebersicht der dienstlichen Wirksam» 
keit Wieser's fiigen wir noch hinzu, wie 
sich derselbe auch in anderer Weise be» 
merkbar gemacht . Von Jugend auf f iir 
Kunst begeistert, ward er von dem Ver» 
eine zur Beforderung der bildenden 
Kiinste, nachdem der bisherige President 
desselben, Preleuthner, zuriickgetreten, 
als dessen Nachfolger einstimmig gewahlt . 
Die Verhaltnisse dieses Vereines lagen 
sehr im Argen. Auch als es demselben 
gelang, die Errichtung der Statuen fur 
die Elisabethbriicke durch mehrseitige 
Unterstiit zung zu bewerkstelligen, war 
doch seine Lage eine solche, daB sein fer> 
nerer Bestand in Frage gestellt blieb. 
Dieser Verein, im Jahre 1830 gegrtin» 
det, hatte sich bei dem Umschwung der 
Zeiten iiberlebt und war auf etliche hundert 
Mitglieder herabgeschmolzen, mit 
deren Einzahlungen seine Auslagen sich 
nicht mehr decken lieflen. Diese trostlosen 
Verhaltnisse fanden erst dann ein Ende, 
als es Wieser gelang, im Einvernehmen 

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mit dem damaligen Vorstande der Ge» 
nossenschaft der bildenden Kunstler 
Wiens, dem Maler Friedland er, bei 
Eroffnung des neu gebauten Kiinstler- 
Hauses die Verbindung des Vereines mit 
eben dieser Genossenschaft durchzusetzen .£ 
Mieser A Leopold Mieser, Leopold 
Doch damit war nur Frist gewonnen. 
Sollte sich der Verein ferner erhalten, so 
muBte seine Grundlage, das Princip, 
dem er seine Entstehung verdankte, entsprechend 
verandert werden, denn durch 
den Fortschritt der Zeit war derselbe 
bereits iiberholt worden. Es drangte zu 
dem Ausblicke nach einem neuen Wir» 
kungskreise, denn kein Verein ist zur 
Existenz berechtigt, der nicht anstrebt, 
was ohne Verbindung unerreichbar 
ware. Die Thatigkeit des Vereines, 
bestehend in der Veranstaltung von 
Kunstausstellungen, Bewirkung undVer> 
mittlung von Bilderankauf en und Errichtung 
von Monumenten, war ein berechtigter 
Zweck zur Zeit seines Entstehens' 
jetzt aber erfullen sich alle diese Kunst» 
interefsen, ohne daB die Intervention eines 
Vereines, in Wien wenigstens, im Geringsten 
nothwendig ist. Die Ausstellun-, 
gen werden am leichtesten und besten 
von der Kunstlergenof senschast selbst be> 
wirkt; der Kunsthandel hat sich in solcher 
Weise ausgebildet, daB wirkliche Kunst ' 
werke zuverlassig Kaufer zu finden ver» 
mogen; fur die Errichtung von Monumenten 
bilden sich selbst dort, wo der 
Staat und die Commune nicht eingreifen, 
mit Leichtigkeit Specialgesellschaf ten . 
Nach alien Richtungen hin war also 
durch den Fortschritt der Zeit dem Vereine 
die fruhere Basis seiner Eiiften; 
thatsachlich bereits entzogen, und die 
Grundbedingung seines Fortbestehens 
war die Annahme eines neuen Gebietes 
fur seine Thatigkeit, auf welcher derselbe 
im Interesse der Kunst und des Schonen 
zu wirken vermag. Eine solche neue ver> 
edelnde Aufgabe glaubte Wieser in der 
Pflege derReproductionzu finden, 
urn durch solche einem factischen dringen« 
den Bediirfnisse nach der Verallge« 
meinerung des S i n n e s und Ver« 
v. Wurzbach, biogr. Lerikon. I . V I . sGedr. 
standnisses fur die Kunst cnt» 
sprechend abzuhelfen. Und es ist eine 
unleugbare Thatsache: ebenso sehr als 
der Sinn fur die Musik ein Gemeingut 
geworden, in eben dem Umfange begegnet 
man noch immer einem bedauer» 
lichen Mangel an VerstandniB fur die 
Erzeugnisse der bildenden Kunst, welcher 
sich selbst in sonst hochgebildeten Kreisen 
bemerkbar macht . . „ Sinn und VerstandniB 
fur die Kunst dadurch zu erwecken und 
zu pflegen, daB die vielfachen glanzenden 

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Mittel der vervielf altigenden Kunst zu 
dem Ende in Thatigkeit gesetzt werden, 
urn die hervorragenden Werke der alten 
und neuen Kunst in moglichst kunst» 
terischen Nachbildungen auch den minder 
bemittelten Standen zuzufijhren, dadurch 
die Lauterung des Geschmackes in immer 
weiteren Kreisen zu bewirken und die 
Popularisirung echten wahren Kunst« 
sinnes zu sichern", dies waren hiernach 
die Ziele, welche Wieser durch seinen 
Antrag anzustreben versuchte, den Ver» 
ein zur Beforderung der bildenden Kunste 
in die Gesellschaft fur verviel< 
sattigende Kunst umzuwandeln. Der 
Antrag wurde beifallig auf genommen, 
Krafte, wie der Kupf erstecher Professor 
Louis I a c o b y und Radirer Professor 
William Unger, Kiinstler hochstehenden 
Ranges, standen schon zur Seite, und 
gestiitzt auf dieselben, trat die Gesellschaft 
fur vervielf altigende Kunst im Jahre 
4871 ins Leben. Naheres dariiber, was 
sie geleistet, was sie heute leistet, und wie 
sie verwaltet wird, ist zu ersehen in 
Gitelberger ' s Schrift „Die Kunstbewegung 
in Oesterreich seit der A Pariser 
Weltausstellung" (Wien 1878) und in 
dem auch in einem Separatabzug publicirten 
Aufsatze der „Wiener Zeitung" 
vom 9. und 10. Mai 1883, dann in dem 
schon in zehn Jahrgangen erschienenen 
23. Nov. 18 87.) 6^ 
Wieler, 6c Mieser, Leopold 
Organ der Gesellschaft „Die graphischen 
Kunste". Hier sei nur erwahnt, daB die 
Bilanz der Gesellschaft bereits im ersten 
Geschafts jahre die Gesaminteinnahme 
mit 23.778 fi. 3 kr. auswies und letztere, 
fort und fort sich steigernd, 1886 bis auf 
103 309 fl. 24 kr. angewachsen ist, daB 
ferner die Kunstlerhonorare fur bereits 
rublicirte Flatten allein schon die Hohe 
einer Viertelmillion erreichten. Sehr 
bald kam Wieser zur ErkenntniB, daB 
eine Gesellscbaft fur vervielf altigende 
Kunst nur daim ihren Zielen gerecht zu 
werden vermoge, wenn es ihr gelinge, 
internationale Bedeutung zu erlangen, 
daB sie also kein Localverein bleiben 
diirfe, denn man kann nicht die sammtlichen 
Bewohner einer Ztadt zu Kupfer 
stichsammlern erziehen, und daB sie ferner 
sich zu einer bedeutenden Verlagsanstatt 
entwickeln muffe, an welche 
Kiinstler zunachst sich wenden, weil sie 
bei ihr die hochsten Honorare zu erhalten 
die Aussicht haben, und die Kunstf reunde, 
urn wirklich kiinstlerische Producte urn 
erschwingliche Preise ; u erstehen. Die im 
Jahre 1883 veranstaltete internatio- 
nale Specialausstellung der graphischen 
Kunste und die oben angefiihnen Ziffern 
beweisen, daB die Gesellschaft in 

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beiden Richtungen sich auf dem besten 
Wege befindet. Nach Paris ist Wien der 
bedeutendste Punkt fur graphische Kunst 
geworden. I n dem Streben nach weiterer 
Entwickelung und urn die Fortschritte 
der graphischen Kunst in standiger. Uebersicht 
zu erhalten, hat die Gesellschaft die 
Veranstaltung von internationalen gra> 
phischen Icchresausstellungen beschlossen 
und erfreut sich in dieser Richtung der 
Forderung der k. und k. Regierung und 
des Oberstkammereramtes Seiner Majestat 
des Kaisers. Die erste dieser Ausstellungen 
fand im Winter 1886-188? 
statt. Die Gesellschaft hat ferner die 
Griindung eines Museums fur moderne 
graphische Kunst begonnen und die Ge» 
schichte der graphischen Kunst in Angriff 
genommen, ein Werk, das in dem Um< 
fange und in der Reichhaltigkeit der I 1 1 u - 
stration, wie es in Aussicht genommen ist, 
noch nicht besteht, dessen Ausfiihrung 
einen Zeitraum von mindestens zehn 
Jahren und die Mitwirkung zahlreicher 
literarischer und kunstlerischer Krafte, 
sowie einen sehr ansehnlichen, von einem 
privaten Verleger kaum zu bestreitenden 
Kostenaufwand beansprucht . Der erste 
Band dieses Werkes, welcher die Geschichte 
des Holzschnittes der Gegenwart 
umfafit, ist nahezu vollstandig ausgegeben 
und mit sehr bef riedigendem Erfolge auf' 
genommen worden. Fur Wieser's Tha> 
tigkeit bei der Ausfiihrung der von der 
Stadt Wien veranstalteten Ausgabe des 
Huldigungsf est zuges zur Feier der silbernen 
Hochzeit Ihrer Majestaten des Kaiserii 
Franz Joseph I. und der Kaiserin 
Elisabeth hat der Gemeinderath der 
Stadt Wien ihm das Biirgerrecht tarfrei 
verliehen. Von der Akademie der bildenden 
Kiinste in Wien wuvde er 1878 zum 
Ehrenmitgliede ernannt. Wieser vermalte 
sich 4846 mit Mathilde Zaudiel 
Edlen von Schul heim. Von 
seinen fiinf Sohnen haben der, alteste, 
Hyacinth, als Maler, und der vierte, 
Joseph, ein Schiiler Hansen's, als 
Architect im Jahre 1876 an der Akademie 
der bildenden Kiinste den Romerpreis 
gleichzeitig erworben. Der Erstere, dessen 
Talent zu den weitest gehenden Hoffnungen 
berechtigte, siel der Malaria Roms zum 
Opfer' Letzterer erregte durch seine der 
Aufnahme in verschiedene Publicationen 
gewiirdigten Erstlingsbauten bereits die 
Aufmersamkeit der Fachgenoffen und zahlt 
zu den beschaf tigteren Architecten Wiens.^ 
Wieser, Leopold (Wappen) 67 
Der zweite Sohn, Georg, wirkt als 
Eisenbahningenieur , der dritte, Fritz, ist 
Professor der Nationalokonomie an der 
deutschen Universitat in Prag und hat 
sich durch sein Werk iiber den „Ursprung 

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Wurzbach5 6 . txt 
und die Hauptgesetze des wirthschaftlichen 
Werthes" (Wien bei Holder 1884) bemerkbar 
gemacht . Von den drei Tochtern 
ist Mathilde an den Historienmaler 
G r o 1 1 , Paula an den Professor der 
Nationalokonomie in Innsbruck Eugen 
Bo hm von Bawerk (Verfasser einer 
,Geschichte und Kritik der Capitahinstheorien" , 
Innsbruck 1884) und Amalie 
an Dr. Anton Oelzelt von Newin, 
Sohn des bekannten Baumeisters und 
Galeriebesit zers (Verfasser von „Unlosbarkeit 
der ethischen Probleme" und 
„Grenzen des Glaubens") verheiratet. 
Mieser, Alois 

den schwarzen Aolrr mit ausgeschlagenec 
rother Zunge. Helmdecken. Die des rechten 
Helmes sind blau mit Gold, die des linken 
roth mit Silber unterlegt. 

Gesellschaft fur vervielf altigende Kunst in 
Wien (Separatabdruck aus der kaiserlichen 
„Wiener Zeitung" vom 9. und 10. Mai 1886 

(Wien 1883) . — Bericht der Jury fur die 
Pramiirungen auf der ersten internationalen 
graphischen Iabresausstelluna 1886/87 (Wien 
I8t>7 . k".).— Rinerstandsdipl om oom 
8. Marz 1838. 

Wappen. Ein gevierter Schild; das obere 
rechte blaue Feld durchzieht ein schragrech tcr 
goldener, mit einem aufwarts laufcndm 
naturlichen Wiesel belegter Balken. I m oberen 
linken rothen Felde zwei silberne Neste mit je 
oier paarweise angebrachten Knorren, ins 
schrage Kreuz gestellt. I n dem unteren rothen 
Felde erhebt sick aus dem FuBrande rin 
steiler, mit einer Burg von naturlichem 
Mauerwerk gekronter Felsen. I m unteren 
linken goldenen Felde eine fiinfblattrige 
blaue Rosette. Auf dem Schilde ruhen zwei 
gekronte Helme. Aus der Krone drs Helmes 
zur Rechten erwachst eine vorwarts gekehrte 
Mannesgestalt im silbernen, golden geran» 
derten Harnisch, mit offenem Visier und 
einem mit drei Strauftf edern, und zwar einer 
goldenen zwischen blauen, besteckten Helme, 
in der von sich gestreckten linken Hand eine 
halb offene Papierrolle haltend und die 
Rechte in die Hiifte gestemmt. Die Krone 
des Helmes zur Linken tragh einen wachsen» 
Noch sind zu erwahnen: 1. A 1 o i s Wies er 

(geb. in Innsbruck am 2. April 1818, gest . 

zu Kuf stein am 15. Februar 1832) . Nachdem 

er die Vorbereitungsstudien in seiner Vater« 

stadt beendet hatte, widmete er sich in Padua. 

dann in Paoia der Arzeneiwissmschaf t . t842 

in Wien zum Doctor der Medicin promo« 

oirt. lieh er sich als praktischer Arzt in Kuf» 

stein nieder, wo er. erst 34 Jahre alt. starb. 

I m Druck ist von ihm nur die Doctordisser» 

tation „I'i-Hctatus as vesauUL" '"ViNaodouiw 

1842) erschienen; aber er besitzt fur 

uns noch ein anderes Interesse, namlich durch 

seinen Brief mit dem Seotionsbef unde iiber 

die Leiche des beriihmten Nationalokonomen 

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Wurzbach5 6 . txt 
Friedrich List, der bekanntlich durch Selbstmord 
in Kuf stein am 30. November 184 '» 
seinem Leben ein Ende machte. Doctor Wie» 
ser nahm die Section List's vor und theilte 
dem Publicisten Johann Ritter von Per» 
thaler sBd. XXII,-. 38) den Bericht 
dariiber mit, welcher im ersten Bande von 
Perthaler ' s nach dessen Tode herauogege» 
denen „Auserlesenen Schriften" (Nien 1833) 
abgedruckt ist. — 2. NloisWieser 
(geb. 181 i. gest. in Unter<St. Veit nachst 
Hiehing bei Wien am 12. August 1874) . 
Derselbe diente bei der niederosterreichischen 
Sparcasse in Wien. und zwar zuletzt als 
erster Cassier bei der mit derselben verbundenen 
allgemeinen Versorgungsanstalt . Ich 
kannte viele Jahre diesen merkwurdig schlich» 
ten. aber hochgebildeten und relch belesenen 
Mann, der etwas an den Sonderling streifte. 
Ich fuhr oft mit ihm von Nien nach Unter» 
St. Veit, wo er in einem der ersten an der 
FahrstraBe gelegenen Hauser — neben jenem, 
in welchem Freiherr uon Rothschild den 
Sommer liber zu wohnen pflegte — in einer 
ebenerdigen Wohnung seine Sommerf rische 
auf geschlagen hatte, welche er alljahrlich bis 
zu seinem Tode bezog. Da saB kr an schonen 
Sommeradenden in der Thiir seiner Woh« 
nung, die in ein winziges an der StraBe 
gelegenes Vorgartchen fuhrte, steis in Lecture 
vertieft, aus welcher ich ihn nicht selten auf» 
storte. Nieser war nicht bloB ein eifriger 
Biicherleser, sondern auch ein nicht minder 
elfrigrr Biicherfreund und hatte, da er kinder» 
los war. eine B.bliorhet! gesammelt, welched 
Mieser, 68 Mieser, Franz Christoph 
nack Tausenden zal'lte uno — freilich nur in 
der deutschen Literatur — die besten und 
ersten Ausgaben ihrer Heroen, aber auck sonst 
bockst seltene Curiosa und d ' uriosissima, wie 
Ich mich durch Augenschein iiberzeugt hatte, 
enthielt. Dieselbe wurde, so viel ich weiB. 
ourch seine Frau. die ihn iiberlebte, verkauft 
und in alle Winde zerstreut. — 3. Engel 
Ulrich Wiser (geb. in der zweiten Halfte 
des vorigen Jahrhunderts . Todesjahr unbe» 
kannt) studiete Theologie und lebte in den 
Zwanziger-Jahren des laufenden Iahrhun» 
oerls alS k. k. Beneficiat im Velvedere. Der 
preuBische geheime Iustizratb Marimilian 
Karl Friedrich Wilhelm G r a v e 1 1 (geb. 
1781. -f) . der als Staatsbeamter manche 
Zuriickset zung erfahren und als Jurist und 
Humanist schrif tstellerisch srdr tbatig gewesen, 
gab 181. » die Schrift „Der Mmsch. Eine 
Untrrsuckung fur gebildete Les«" heraus, 
von welcher 1818 eine zweite und spater 
noch eine dritte AufaBe crsch!?n. Diese 
Schrift veranlaBte nun EngelUlrich 
Wiser ' s Broschiire-. „Der Mensch in der 
Ewigkeit. Nach christlich « philosophischen 
Grundsatzen. Als Gegenschrift zu dem Werke 
des Herrn Regierungsrathes M. K. F. W. 
G r a v e 1 1 : Ter Mensch" (Wien 1821. 

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Tendier. «" . ) G r a u e 1 1 glaubte diese 
Gegenschrift nicht unbeantwortet lassen zu 
miissen und verof frntliaite dann : „Briefe an 
Emilten iiber die Fortdauer unserer Gefudlc 
nack dem Tode . Veitere Ausfiihrung der 
friiheren Schrift des Verfassers: Dir Mensch, 
auf Veranlassung der Wiser 'schcn Schrift: 
Der Mensch in der Ewigkeit" (Leipzig 1821. 
Brockbaus, 8".) . — 4. Franz Wieser (geb. 
in Kufstein am 18. October 1848) . ein Sohn 
des Arztes Alois Wieser Is. d. Nr. 1) . 
besuchte die Schulen in Innsbruck und uer» 
legte sich vornehmlich auf Geschichte und 
Geographie. 187» erlangte er die philoso» 
phischc Doctorwurde. setzte dann seine geo« 
graphischen und historischen Studien an den 
Hochschulen in Miinchen. Gottingen, Berlin 
und Leipzig fort und wendete sich dem Lehr« 
amte zu. Zuerst ward er Lehrer an der 
Oberrealschule in Brunn. spater am Ober« 
gymnasium in Pozen; 1874 hadilitirte er sich 
als Privatdocent fur Geographie an der 
Universitat Inm'bruck, an welcher er 1879 zum 
ordentlichen offentlichen Professor der Geo» 
graphie ernannt wurde. Die Ergebnisse seiner 
wissenschaf tlichen Studien und Forschungen 
hat er bisher in folgenden Scl»riften nieder« 
gelegt.- „Die Bannung Philipps uon Stau» 
fen" . im Programm der Qberrealschule in 
Brunn fur 1872; — „Der Portulan des 
Infanten und nachmaligen Honigs Phi« 
1 i p f t I I . von Spanien", in den Sitzungs» 
berichten philosophischchistorischer <51asse der 
kaiserlichen Akademie der Wissenschaf ten, 1876. 
auch im Sonderdrucke; — „Magalhaens» 
straBe und Australcontinent auf den Globen 
des Johann Schoner" (Innsbruck 1881) . 
AuBerdem verof fentlichte er verschiedene klei» 
nere Aufsatze in Iachblattern . — 5. Franz 
N i e s e r . Ein zeitgenossischer Geschichts» 
forscher, von dem in den „Sit zungsberichten 
der kaiserlichen Akademie der Wissenschaf ten 
philosophisch-historischer Gasse", Jahrg. 186i> 
ein „Bericht iiber die in Vorarlberg angestellten 
Weisthumer forschungen" abgedruckt , 
aber auch im Sonderdruck (gr. 8".) er« 
schirnen ist. — 6. Franz Wieser. Zeit» 
genoB, diente 185!) im Inf anterie«Negimente 
GroBherzog von Hessen Nr. 14 in der Eigen« 
schaft eines Hornisten. Das Negiment stand 
genannten Jahres in Italien' im Felde. Es 
fuhrte den ersten Sturm auf den Ort Ponte ' 
verchio di Magenta in Divisionscolonncn aus . 
Der Commandant einer derselben eilte, urn 
die feindliche Aufstellung besser uberblicken zu 
konnen, bloB in Begleitung des Hornisten 
seiner Truppe, Franz Wieser, auf etwa 
ein halbes Hundert Schritte voraus und kam 
dabei in d'e Nahe eines Hauses, hinter dessen 
Ecke plotzlich vier franzosische Inf anteristen 
eine Salve gaben und auf die Ueberraschten 
hervorsprangen, urn dieselben gefangen zu 
nehmen. Eine Kugel verwundete den Haupt» 
mann am FuBe. Als Hornist Wieser seinen 

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Vorgesetzten wanken sah, stutzte er sofort den» 
selben mit seiner linken Hand, faflte mit der 
Rechten seinen Sabel und wehrte mit diesem 
so lange die andringenden Franzosen ab . bis 
ein herbeiaeeilter Gefreiter einen der An» 
greiser durch einen gut gezielten SchuB nieder« 
streckte, worauf die drei anderen das Hasen» 
panier ergriffen. sLorbern, gesammelt 
uon den Soldaten des kaiserlich osterreichischen 
Heeres im Feldzuge 1839. Nach 
offiziellen Quellen (Wien 1863, Seidel und 
Sohn. 8«.) 2. Heft. S. 74.) - ?. Franz 
Christoph Wi eser, (geb. am 30. December 
1800. gest. 1? November 1866) . Ein Bruder 
des Dichters Joseph Wieser Ritter von 
Mahrenheiln, dessen ausfuhrliche Vio» 
graphie S. 56 mitgetheilt ist, widmete er sich 
dem Studium der Theologie. Nachdem er? 
Mieser, Friedrich 69 Viser, Joseph Anton 
daraus die Doktorwiirde erlangt hatte, wen» 
dete er sich dem Leliramte zu und wurde 
Professor an der theologischen Facultat der 
Hochschule in Olmiih. Er war ein ausgezeich» 
neter Kirchenredner . Tie Quellen, welche 
Naheres iiber ihn berichten, konnte ich mir 
leider nicht verschaffen. '"Nekrolog von 
v r . Symersky (Olmiih 1866) . — Briin« 
ner Z e i t u n g . 1866. Nr. 268 u. f.) - 
8. Friedrich Ritter uon Wieser (geb. 
26. Mai 1833) befand sich zur Zeit des 
schleswig ' holsteinischen Feldzuges gegen die 
Danen als Hauptmann im Generalstabe bei 
der Armee in Sa) leswig<Holstein . I n der 
Biographie des k. k. Generalma jors a D. 
Ludwig Bernhard Richard Grafen Wald' 
burg - Z e i 1 . Trauchburg '"Vand I . I I , 
S. <6K) wurde das heldenmiithige Wagestiick 
der Durchwatung der Strecke von Ierpstadt 
bis Iordsand. urn mit unserer Flotte in 
Contact zu kommen, ausfiihrlich erzahlt, wir 
verweisen also, urn Wiederholungen zu oer« 
meiden, auf besagten Artikel. An diesem 
Unternehmen betheiligten sich mit dem oben« 
genannten Grafen noch der Fregattenkapitan 
I i n d n e r . der Mercantilcapilan Andersen 
und unser Wieser, damals Generalf tabs» 
hauvtmann. und wurde Letzterer dafiir mit 
dem Orden der eisernen Krone dritter Classe 
mit der Kriegsdecoration ausgezeichnet . Die 
Stadt Wvck auf der Insel Fohr aber verlieh 
ihm fur seinen Antheil an der Befreiung der 
west f riesischen Inseln das Vhrenburgerrecht . 
I n der Folge riickte Wieser zum Stabs» 
officier vor und war zuletzt Oberstlieutenant 
und Neservecommandant des galizischen In« 
f anterie-Regiments Graf Gondrecourt Nr. 55. 
ist aber zur Zeit nichr mehr in den Reihen 
der kaiserlichen Armee, da er im Militar« 
Schematismus n,cht mehr aufgefiihrt erscheint. 
Im Jahre 1876 war er noch activ. Den 
Statuten des Ordens der eisernen Krone 
gemafl wurde Wieser mit Diplom 66o. 
20. Janner 1867 in den osterreichischen 
Ritterstand erhaben und erhielt folgendes 

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Wappen: I n Blau iiber silbernen Wellen ein 
goldener schreitender Zowe, der in der rechten 
Vorderpranke ein Schwert halt. Auf dem 
Schilde ruhen zwei Turnierhelme, aus der 
Krone des rechten wachst ein goldener Lowe; 
aus jener des linken ein silberner Delphin. 
Helmdecken. Die des rechten Helmes sind 
blau mit Gold, jene des linken blau mit 
Silber unterlegt. Devise: Nl^rts niso. Ritter 
von Wieser hat sich am 13. Octooer 1863 
mit Amalie (geb. 13. Februar 1847. gest. 1873) . 
der Tochter des Senators Hesse in Altona. 
vermalt. Aus dieser Ebe stammen: Kurt 
W i 1 h e lm (geb. 24. October 1869) . Georg 
Heinrich (geb. 22. Juli 1871. f ) und 
Hano Emil (geb. 19. Juli 1873). - 
9. Johann Evang. Wieser. ZeitgenoB, 
ist Priester der Gesellschaft I?su. in welcher 
er die theologischen Studien beendete und 
daraus die Doctorwurde erlangte. Er widmete 
sich dem Lehramte und ist zur Zcit 
Professor der philosophischen Vorbereitung« 
Wissenschaf ten fur das Studium der Theo» 
logie an der theologischen Facultat der Hoch» 
schule zu Innsbruck. Ein riihriger Bekampser 
des Al tka th ol i c i smus, polemisirt er 
gegen denselben in seinen Schriften. Von 
ihm sind bisher im Druck erschienen: „Die 
Bedeutung der Herz Iesu«Anoacht und des 
Gebetsapostolates unserer Zeit. Mit beson 1 
derer Riicksicht auf Deutschland" (Innsbruck 
18 69. Rauch. 8".); - „Die Unfehlbarkeit 
des Papstes und die Miinchener Erwagun« 
gen" (Grah I87ft. Moser. gr. 8".); - „ D n 
jesuitische Krankheitsstof f in der Kirche. Zur 
Orientirung iiber den wahren Werth der 
altkatholischen (neuprotestantischen) Reform« 
bewegung. Offenes Schreiben zunachst an 
Dr. Theodor Weber, Gymnasial ' Religions» 
lehrer und Privatdorent der Philosophie an 
der Universitat Breslau. sodann auch an 
alle Vertreter des s. g. AltkatholicismuS ge« 
richtet" (Innsbruck 1872, Rauch, gr. 8".) : — 
„Die Dollinger ' sche Dreikirchenidee, dazu als 
Beilage: das Prophetenthum in der Kirche" 
(Briren 1873, Weger) , ein Teparatabdruck 
aus dem „Brirener Kirchenblatt " . — 10. J o - 
seph Anton Wiser (geb. zu Buxen in 
Sudtirol 16! )0. gest. daselbst 1738). Schon 
sein Vater war Bildhauer in Briren und gab 
seinem Sohne den ersten Unterricht in seiner 
Kunst . Darauf ging dieser nach Italien, wo 
er langere Zeit verweilte, und besuchte auf 
seiner Heimkehr auch Wien und andere Orte. 
I n seiner Vaterstadt angelangt, verehelichte 
er sich und nahm daselb't seinen bleibenden 
Auf enthalt . Von seinen Arbeiten sind nur be> 
kannt : im Dom zu Briren die Verzierung der 
Orgel mit den Engeln, die Kanzel, und im 
Kreuzgange ein lebensgroBer Cdristus im 
GefangniB; in der Pfarrknche die Engel, mit 
denen die Orael verziert ist. Auch verfertigte 
er mit Geschick kleine Figuren in Elfenbein. 
I m tirolischen Landesmuseum (Ferdinan» 

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deum) zu Innsbruck ist der Kiinstler weder? 
Wiser, Marian 70 Mieser (Oberlicutenant ) 
durch einc grohrrc Arbeit nock durch eine 
seiner Elf enbeinf iguren vertreten. s/T sch ischka 

(Franz) . Kunst und Alterthum im 6sterrei« 
chischen Kaiserstaate geographisch dargestellt 

(Wien i83<; . Zr. Beck. gr. 8«.) L. 154 und 
4<»8.' s l — 11. Lorenz Nieser. Ein Bild» 
Hauer, der urn die Mitte des vorigen Jahr» 
hunderiL in Salzburg lebie und arbeitete. ! 
ftr scheint ein Schiiler Joseph Anton Pfaf- ! 
finger'ii l^Bd. X X 1 1 , 3. 162) gewesen zu A 
sein und soil nach dem am 3. August 1738 A 
erfolgten Tode seines Lehrers die Witwe des» A 
selben geheiratet haben. Oon seinen Arbeiten! 
in Salzburg sind bekannt : der „Hochaltar" 
und dao „Portal der St Sebastianskirche" ! 
in dei-Linzer Strafle, die „Statue des h. Ru« 
pen" in der Blende, gerade iiber dem Kirchen« 
bogen zu St. Peter. I n Regenoburg aber i 
sind oon seiner Hand die Marmoraltare i m ! 
Niedermiinster . sVi 1 1 w e i n (Venedltt), Bic» ! 
graphische Schilderungen oder Lerikon salz» > 
durgischer tbeils verstorbener , theils lebender ! 
Kiinstler, auch solcher, welche Kunstwerke fur! 
Salzburg lieferten ^Salzburg 1821. Mayr'sche ! 
Buchhandlung, kl. 8") S. 260.) - 12. Maria 
Unna Wieser, welche in der zweiten Halfte 
des vorigen Jahrhunderts lebte, ist Verfas» 
serin eineii seinerzeit vielgenannten und ofter 
aufgelegten Buches, das seinen Indalt wohl 
manchem seiner zahlreichen Nachfolger mit 
und ohne Namen borgie. (5o fiihrt den Titel.- 
„Neues selhstven ' crtigtes Kochbuch oder kleine 
Sammlung von ganz besonders ausgesuchten 
Spelsm. nach heurigem wienerischen Ge< 
schmackc' fur alle Stande eingerichtet " . 2 Theile 

(Wien 179;;. 8"); 3. Aufl. (ebd. 1796); 
4. Aufl. (ebd. <815. 8"). - 13. M a r i a n 
Wiser (gest. am 6. Februar 1723) . Er trat, 
nach beendeten Oymnasialclassen in das Be» ! 
nedictinerkloster zu St. Veit in Niederbayern . I 
I m Jahre 1673 schickten ibn seine Oberem! 
nach Salzburg, urn ihn an der dortigen 
Hochschule Philosophie und Theologie stu« ! 
diren zu lassen. Dann ging er in sein Klosters 
zuriick und ercheilic daselbst den Novizen! 
Unterrichi auo drn genannten Fachern. 1685 ! 
folgie er einem Hufe als Universitatsproftssor ! 
nach Salzburg, wo er aber nur bis 1688 ! 
blieb. Er lehrte wieder m sein Kloster 
St. Veit zuriick und wurde zu dessen Prior, 1 
1693 aber zum Abte gewahlt, als welcher er 
durch 28 Jahre waltete. Nahrend seines 
Salzburger Lehramtes erschien von ihm: 
„>lg.nipulu5 HU2 . eLtiouuw . ptUloLopdicAlUiu" 

(Liliwdurxi 1687, 4°. A ); — A i'tioLeL m A . 
5tru2.tz" (id. 1683-1688); - «InL A ncria 
novitioruin" (8".) . A B a a d e r (Clemens 
Alois). Lerikon verstorbener bayrischer Schrift» 
steller des achtzehnten und neunzehnten Jahr« 
Hunderts (Augsburg und Leipzig 1825. Ienisch. 
gr. «".) I I . Bandes 2. Theil. S. 23t>.) - 
14. Peter Wieser diente im italienischen 

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Feldzuge 1859 als Corporal bei GroBherzog 

von Hessen-Inf anterie Nr. 14. Dies Regiment 

war in der Schlacht bei Mag A nw (4. Juni 

185i») in der Brigade Hartung eingetheilt. 

Bei Carpenzago kampfte es. von zwei Gc« 

schiitzen, dann einer (aaoalleriebatterie unter« 

stutzt, mit unerschutterlicher Ausdauer gegen 

die franzosische Garde. Schon konnten die 

Geschiitze wegen der Nahe des Kampfes 

nicht mehr wirksam feuern, und ihrem Com< 

Mandanten blieb die Wahl dro Riickzuges 

oder, urn den heldenmiitigen Widerstand 

unserer Infanterie zu steigern, des Ausharrens, 

freilich auf die Gefahr hin. das Ge< 

schiitz zu verlieren. Er entschied sich fur dao 

Letztere, wenngleich sein Feuer nur noch von 

geringer Wirksamk?tt war. Da drang der 

Feind bereits auf d!e Batterie selbst vor. 

.Nur ein Augenblick, und sie war verloren. 
Jetzt ruft der Commandant derselben der 
zunachst kampfenden 8. Compagnie des Regi» 
mmts zu: „Rettet die Kanonen, sonst sind sie 
verloren." Kaum hatte Korporal Wiesrr 
diesen Nuf vernommen, als er. die nachst« 
stehenden Leute sammelnd, an ihrer Spihc 
sich im heftigsten Feuer gegen die Geschiitze 
stiirzte und sie erreicht?, ehe der ansturmende 
Feino an sie heran gelangen konnte. Mit 
seinen Leuten wieo Corporal Wieser dann 
die Angriffe der Franzosen ab, und die Ge» 
schiitze wurden gliicklich zur Batterie zuriick» 
gebracht . A Lorb>crn, gesammelt von den 
Soldaten des kaiserlich osterreichischen Heeres 
im Feldzuge 1839. Nach officiellen Quellen 

(Wien 1863. Seidel und Sohn. 8".) Hft 3, 
S. ?i. A j — 13. Ein Wieser, dessen Tauf» 
namen wir nicht wissen, diente zu Beginn 
des laufenden Jahrhunderts als Qberlieute« 
nant bei HohenzollcrN ' . heutc Erzherzog Karl 
Ludwig ' Uhlanen Nr. 7.1m Feldzuge 1809 
stand die Escadron, bei welcher er eingetheilt 
war, bei dem in Tirol operirenden Corps. 
Nachdem der PaB Strub durch eine kleine 
Abtheilung der Unseren gegen die 16.000 
Mann starke feindliche Macht vertheidigt 
worden war. stellte sich Oberlieutenant Wie» 
ser mit 30 Reitern bei Waidring auf. urn 
den Feii d zu beobachten. Als dieser, drei^ 
Wieser Lorenz Wiefinger, Albert 
Cavalleriedivisionen stark, vordrang, wich 
Wieser nur ganz langsam zuruck; und als 
der feindliche Vortrad. etwa 60 Reiter zah< 
lend, einen Angriff unternahm, stellte er sich 
ihm mit seinen Reitern m'uthuoll entgegen 
und trieb ihn entschieden zuruck. Nachdem er 
sich auf diese Art Luft gemacht, eilte er zur 
Unterstut zung des aufgebotenen Landsturmes 
nach St. Johann. Als er diesem Orte nahte, 
kam ihm ein zuriickgeworf enes Corps uon 
2000 Bauern entgegen, welches von einer 
etwa 100 Mann starken feindlichen Cavallerie« 
abtheilung verfolgt wurde. Er loste nun seine 
dreiBig Reiter in Plankler auf und hielt die 
feindliche Abtheilung in ihrem Vorriicken so 

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lange auf, bis ihre Haupttruppe nachkam. 
Nun lieB er einen bei der schmalen Briicke 
A von St. Johann stchmden Wagen quer iiber 
dieselbe stellen und zog sich langsam zurijck. 
Der Feind wurde dadurch aufgehalten, und 
Wieser kam in St. Johann ohne Verlust 
an. Auch bei dem weiteren Ruckziige hielt er 
bei Rattenberg den verfolgenden Feind durch 
entschieden geleisteten Niderstand im Vor« 
riicken auf und zeichnete nch iiberhaupt bei 
mehreren Anlassen durch Muth und Umsicht 
so aus . daB in der Relation des Feldmarschall< 
Lieutenants Marquis Cha steler se>n treff» 
liches Verhalten gerijhmt wurde. l.Tbur< 
heim (Andreas Graf) . Die Reiter°Regi< 
menter der k. k. osterreichischen Armee (Wien 
1863. Geitler. gr. 8".) Bd. Ill: „Die 
Uhlanen". S. 159 und 160) - 46. Ein 
Lithograph Wieser. dessen Taufnamen wir 
nicht kennen, lebte in den Fiinf ziger-Iahren 
wahrscheinlich in Wien und hat das von 
C. A. Heideloff fur den Grafen F r i e s in 
Wien gemalte Bild: „Ritter Toggenburg" 
lithographirt . — 17. Ein Fraulein Wieser 
trat 1876 auf dem (5arl"Theeter in Soubrettenrollen, 
auf und bewahrte sich na ' 

mentlich in f f en b a ch'schen Stiicken, die in 
jenen Tagen musicalischer Verirrung einen 
Werchmesser fur komische Gesangspartien bil« 
deten. als eine Kraft, welche Freunde von 
Hosenrollen anzog und zu fesseln verstand. 
Die „Humoristischen Blatter" von K 1 i c 
brachten in der Nummer vom 16. Janner 
1876. Rr . 3. das vom Herausgeber selbst qe< 
zeichnete BildniB der Dame. 
Wieser, Lorenz, siehe: Wieser, Leopold 
Ritter von A S. 70, in den Quellen, 
Nr. 11". 

Wieser, Maria Anna, fiehe: Wieser, 
Leopold Ritter von A S. 70, in den 
Quellen, Nr. 52 A . 

Wiser, Marian, siehe: Wieser, Leopold 
Ritter von A S. 70, in den Quellen, 
Nr. 13 A j. 

Wiser, Otto H 8iinot<i. I.uamill«, 
siehe: Wiser, Johann Siegfried H Kunow 
A lai-Ftn-OtliI, A S. 34, im Terte A . 
Wieser, Peter, siehe: Wieser, Leopold 
Ritter von A S. 70, in den Quellen, 
Nr. 14". 

Wieser, Oberlieutenant , siehe: Weser, 
Leopold Ritter von A S. 70, m den 
Quellen, Nr. 45) . 

Wieser, Lithograph, siehe- Wieser, 
Leopold Ritter von ftuf der Nebenspalte, 
in den Quellen, Nr. 16 A j. 
Wieser, Sangerin, siehe: Wieser. 
Leopold R'tter von A auf der Neben» 
spalte, in den Quellen, Nr. 17 A . 
Wiesgrill siehe: Wiftssrill. 
Wiesing, Hans (Schrif tsteller , 
Ort und Jahr seiner Geburt unbekannt), 
ZeitgenoB. Derselbe hat sich durch zwei 
Preisschrif ten bekannt gemacht, die urn 

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die Mitte der Sechziger>Iahre, eine in 
Innsbruck, eine in Wien, gedruckt erschienen, 
und deren Titel sind: „Agnes, 

der Engel non Paltenthlll. Oinr Hi5tllri3che Orsahlllng 
lln5 der steiriZchen Netllrmlltill ' nZM. 
Men Quellen bearbeitet" (Innsbruck i 863, 
Vereinsbuchhandlung, 12".) - — ,Mfllna. 

(5ine Orz'ahlnng ans drm N. Zahrlinndert " 

(Wien 1866, Sartori, 80.). 

Wiefinger, Albert (kirchlicher Publicist, 
geb . in Wien 1830) . I n seiner 
Vaterstadt beendete er das Gymnasium, 
den philosophischen Curs und das Stu«^ 
Miesingcr, Albert 72 Miesinger, Albert 
dium der Theologie. Zum Priester ge 
weiht, trat er in die Seelsorge, und zwar 
zunachst in der Wiener Vorstadtpf arn 
Matzleinsdorf . Indessen setzte er sein« 
Studien auf dem Gebiete der Sprachen 
der Geschichte und Literatur, auch au 
jenem der Kunst und in dieser in der 
musicalischen Richtung fort und erlangte 
urn die Mitte der Sechziger-Iahre die 
theologische Doctorwurde. Aus Matz 
lemsdorf wurde er von Cardinal Rau> 
scher zunachst an die Hofpfarre bei 
St. Augustin. 1866 aber an die Stadd 
psarre zu St. Peter berufen, wo er dem 
Predigtamte oblag und am 6. Marz 
1867 seinen ersten Fastenvortrag hielt. 
Er ist erzbischof licher Consistorialrath, 
papstlicher Kammerer und bekleidet gegen« 
wartig die Stelle eines Domherrn am 
Domcapitel des siebenbiirgischen Bis» 
thums zu Carlsburg. Dies find die Umrisse 
seiner priesterlichen Laufbahn, die, 
wie sich zeigt, in ihrem Verlauf eben 
nichts Auflergewohnliches darbietet. Fur 
dieses Werk gewinnt Wiesinger aber 
als Homilet, als theologischer Schrift» 

steller und Journalist literar- und culturgeschichtliche 
Bedeutung. Friihzeitig inter« 
essirte er sich fur Literatur, trat mit 
Bauerle, Saphir und Anton 3 an» 
ger noch im Vormarz in Verkehr, aber 
auf dem journalistischen Felde als Publi» 
cist erschien er erst, als Ende 1839 (5 howanetz 
das conservativ-politische Tagblatt 
„Die Gegenwart" gegriindet hatte. 
Nachdem namlich einige Nummern desselben 
herausgegeben waren, theilte er 
seine Ansicht iiber diese Zeitschrift Ch o» 
wanetz brieflich mit, und Letzterer 
machte ihm den Antrag, der Redaction 
beizutreten. Wie sing er nahm das An» 
erbieten auch an, und am 11. December 
1839 erschien sein erster, mit vollem Na» 
Blatte. Spater, als Chb wanetz ganz 
auS demselben ausschied, trat Wiesln« 
ger die Stelle des Chef redacteurs an, 
legte sie aber aus zwingenden Griinden 
nach kurzer Zeit nieder, urn die „Wiener 
Kirchen . Zoitung" zu ubernehmen, von 
welchernach zwolf jahriger Leitung Dr. Se» 

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bastian Brunnerim August 1861 aus» 
geschieden war. Von dieser Zeit bis zum 
26. December 1874 fiihrte er nun die 
Redaction der „Kirchen-Zeitung" , welche 
schon unter Dr. Brunner eine politische 
Macht war und diese Stellung unter 
Wie sin ger behauptete. Die Parteistellung, 
welche die „Wiener Kirchen« 
Zeitung" und ihre beiden Redacteure 
einnahmen, mehr aber noch deren Person, 
bildeten den steten Angrif f spunkt der 
iibrigen Wiener Journale. I n einem 
„Neberblick der f iinf undzwanzig Jahre 
aus seinem Iournaliftenleben" , der iibri ' 
gens Enthiillungen enthalt, die fur die 
Geschichte der Parteiverhaltnif se des 6fter» 
reichischen Parlamentarismus und namentlich 
der Stellung, welche Cardinal 
Rauscher in der Politik einnahm, hochst 
instructiv sind, schreibt Wiesinger : 
war ein schwerer und bitterer 
Kampf, den ich in diesen dreizehn Jahren 
durchfocht, denn ich hatte den Kampf 
nach jenen zwei Richtungen begonnen, 
die ich bis zum heutigen Tage (11. De» 
cember 1884) nicht verlassen habe, und 
ich hatte auf diesen Wegen eine ganze 
Maffe der erbittertsten Feinde gegen mich 
getroffen. Nach der einen Seite gait mein 
Kampf dem verdorbenen und verderben- 
) en Zeitungswesen in Wien, dem Juden» 
hum in der Journalistik, nach der zweiten 
Seite dem unzertrennlichen Alliirten des 
streB -Iudenthums , namlich dem 
Geldsack ' Iudenthum. " Dabei ver« 
wahrt er sich ausdriicklich und entschieden, 

men unterzeichneter Artikel in diesem I je in seinem Kampfe die Waffen gegen£ 
Wiesinger, Albert 73 Mitsinger, Albert 
die Religion der Juden gerichtet zu 
haben. Als er in der Nummer vom 
28. August 1861 den Kampf gegen 
Ignaz Kuranda begann, der eben in 
Sachen des Concordates als dessen er» 
bittertster Gegner auftrat, mehrten sich 
die Angriffe der Wiener Presse gegen 
Wiesinger, und nur noch heftiger, als 
er in der Nummer seines Blattes vom 
23. September 486t einen geharnischten 
Artikel gegen die Civilehe und das Abgeordnetenhaus 
geschrieben. Als dann in 
der Wiener Presse die Hetze gegen die 
geistlichen Krankenwarterinen im Wiedener 
Spitale und danach gegen die Schul» 
briider im Waisenhause losging, trat er 
fur beide ein. Erstere sielen der Hetze 
zum Opfer, fur Letztere aber stand er mit 
seiner Feder siegreich ein. Er schrieb die 
Brochure „Hinaus mit den Schulbrudern" 
ohne Angabe seines Namens . Eine 
Fluth von Ausfallen ergoB sich iiber den 
ungenannten Verfasser, so daB dieser 
endlich in der Nummer der „Kirchen- 
Zeitung vom 4. December 1361 seine 
MaSke fallen lieJi und offen seine Autorschaft 

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bekannte mit der Auf f orderung, 

das in seiner Brochure Gesagte zu widerlegen. 
Nun versuchte dies wohl der 
Gemeinderath Delia-Torre Mand 
X I . V I , S. 157) in einer Schrift, als 
aber Wiesinger darauf mit der Gegenbrochure 
„Hinaus aus dem Gemeinderathe, 
aber nicht : Hinaus mit den Schulbriidern ! 
Eine Widerlegung der Bro 
chure des Gemeinderathes . Adalbert 
Delia-Torre : Der Wahrheit ihr 
Recht" (Wien 1862) erwiderte, war der 
Kampf aus, und die Schulbriider blieben 
im Waisenhause. 1864 machten zwei 
PreBprocesse groBes Aufsehen. I m Jahr« 
buch der Israeliten war ein Angriff gegen 
die Person Christi enthalten, und von 
anderer Seite gegen die geistlichen Hiiterinen 
der Strafanstalt in Neudorf ein 
Angriff erfolgt. I>. Wie sing er erklart 
in seinem erwahnten „Ueberblick der 
23 Jahre", daB er es gewesen, der den 
Urhebern der Angriffe den Procefi an den 
Hals gehetzt. War er nun in den erwahnten 
Fallen der Angreifende, so sollte 
die Vergeltung nicht ausbleiben. I n 
der „Wiener Kirchen < Zeitung" vom 
13. August 1864 stand der Ausspruch: 
„Die Reformation des 16. Jahrhunderts 
war eine Revolution" . Wegen dieses 
Ausspruches, der als eine Beleidigung 
des Protestantismus angesehen wurde, 
erhob der Staatsanwalt Klage. Nun 
wies aber Wie singer nach, daB diesen 
Ausspruch schon in den Tagen der strengsten 
Censur Hormayr in seiner „Geschichte 
Wiens" gethan, und wenn derselbe 
damals zulassig gewesen, muBte er 
doch in den Tagen der PreBfteiheit nicht 
minder erlaubt sein. I n einer spateren 
Nummer der „Kirchen-Zeitung" vom 
10. September 1864 wies er auf eine 
Stelle im Talmud hin, worin man 
wieder eine Beleidigung des Juden» 
thums erkennen wollte. Da citirte er, in 
der KenntniB der orientalischen Sprachen 
wohl bewandert, in der Nummer der 
„Kirchen-Zeitung" vom 13. October 
1864 wortlich die Stelle aus dem Talmud. 
Nun bekampften die Gegner die 
Auslegung, welche er dieser Stelle gegeben. 
Der Kampf hatte begonnen: es 
wurde das Gutachten der Universitat 
eingeholt, welche die Auslegung Wiesinger 's 
bestatigte, und dieses Gutachten 
der Universitat ward dann einem 
Rabbinercollegiuin vorgelegt, welches 
wieder gegen den Ausspruch der ersteren 
nichts einwenden konnte. So zog sich 
die Angelegenheit von Monat zu Monat 
resultatlos hin und verlief endlich im 
Sande. Als daS 1864 erschienene „Leben£ 
Miclnigcr, Albert Wiefinger, Albert 
Jesu" von Renan eine Aufregung in 

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alien kreisen hervorbrachte, welche weit 
jene ubertraf, die seinerzeit das „Leben 
Jesu" von S t r a u B hervorgeruf en — 
war dock dieses nur fur wissenschaf tliche 
kreise berechnet, jenes aber fur das 
Volk geschrieben — und als, urn es unter 
das Volk zu bringen, eine Uebersetzung 
des Werkes die andere jagte, schrieb 
Wiesinger in seiner „Kirchen-Zeitung" 
eine Folge von Artikeln, die er spater 
erganzte und als Ganzes in einem 
Suche unter dem Titel: „Aphorismen gcgen 
Ncnlln'5 Abrn Ir5n" (Wien 1864, Mayer, 
8".j herausgab. I m Marz 1863 begann 
er seinem oben ausgesprochenen Programm 
getreu die Verof f entlichung seiner 
„Ghetto-Geschichten" . Er leitete dieselben 
mit der Erklarung ein, daB er sie 
nur als eine Nothwehr gegen die steten 
Angriffe von jiidischer Seite herausgebe. 
Diese „Ghetto-Geschichten" erregten in 
den getroffenen Kreisen eine peinliche 
Stimmung. Aber er fuhr in der Verof f entlichung 
derselben unbehindert auch 
im Jahre 4866 fort, als eben die 
preuBische Armee nicht mehr zu fern von 
Wien stand. Die Aufregung war eine 
ungeheuere, und die Israeliten driickte 
b.'i der bedenklichen Situation die Sorge, 
daB bei einer zu bef iirchtenden Storung 
der offentlichen Ruhe sich der durch die 
„Ghetto-Geschichten" nicht zu ihren Gunsten 
gestimmte Pobel gegen .sie richten 
konnte. Die Sache stand mit einem Male 
so, daB, wie Wiesinger selbst berichtet, 
er eines Tages zur Staatsanwaltschaf t 
gebeten wurde, welche ihm 
mittheilte, die Wiener Iudengemeinde 
habe sich an den Iustizminifter gewendet 
mit der Bitte, derselbe moge in diesen 
gefahrlichen Zeiten aufWiesinger einwirken, 
daB er mit seinen „Ghetto- 

Geschichten" nicht weiter fortfahre, denn 
die Juden seien besorgt, es konnte etwa 
die Ruhe in irgend einer Weise gestort 
werden. I n Hinsicht auf die augenblick« 
liche Situation stellte auch der Autor die 
Fortsetzung seiner „Ghetto-Geschichten" 
ein. Unter dem Burgerministerium, in 
welchem Dr. G i s k r a und l)r. Berger 
saBen, schien sich die Situation fur W i e» 
singer bedenklicher zu gestalten, und 
dies umsomehr, da beide Minister als 
friihere Aovocaten in den oberwahnten 
PreBprocef f en ihm als.Gegner gegeniiber 
gestanden. Da wollte sich denn Wiesln» 
ger in Anbetracht der ministeriellen 
Machtsphare nicht in die Defensive versetzt 
sehen und ergriff in ziemlich wirk' 
samer Weise die Offensive, wie er dies in 
dem wiederholt, citirten „Ueberblick" aus» 
fiihrlich erzahlt. I n der Zeit, als unter 
G i s k r a die beriihmten Edicte gegen den 
Clerus erlassen wurden und diesen als 

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praktische Illustration die Einsperrung 
manches Priesters folgte, ward er als 
Fasteuprediger bei St. Peter angestellt. 
Am 6. Marz 186? hielt er seinen ersten 
Fastenvortrag, und schon in den nachsten 
I Tagen begann aufs Neue der Kampf der 
i Journalistik gegen den „Kanzel journalisten" , 
wie er genannt wurde, und dieser 
Kampf dauerte an, so lange Wiesinger 
seine Vortrage fortsetzte — bis 18 7 1. 
Die illustrirten Wiener Witz- und Spottblatter 
„Kikeriki", „Bombe", vor alien 
aber „Der Floh", brachten eine Fratze 
urn die andere, in welcher I>. Wiesin» 
ger in alien nur denkbaren Gestalten 
und Attituden abkonterfeit war. Es war 
ein ungleicher Kampf: Alle gegen Einen, 
und ein solcher alles MaB ijbersteigender, 
daB selbst ein Journalist, der nicht zum 
Anhange Wiefinger's zahlt, Don 
Spavento, in seinen unten citirten 
„Typen und Silhouetten" denselben 
gegen dessen Widersacher — und das isi£ 
Miesinger, Albert Wiesinger, Albert 
die Gesammtpresse — nicht allein in 
Schutz nehmen, sondern sogar vertheidigen 
muB . Freilich blieb auch Wiesin» 
ger die Antwort nicht schuldig. Er gab 
sie den Vertretern der sogenannten sechsten 
GroBmacht in einer Brochure, welche als 
erstes Heft des zweiten Bandes der in 
Wien bei S a r t o r i erschienenen „Ka> 
tholischen Stimmen aus Oesterreich" mit 
dem besonderen T i t e 1 : „Die Lohnbedien» 
ten der offentlichen Meinung. Gin Bei» 
trag zur Geschichte der kirchenf eindlichen 
Journalistik" (Wien 1868) herauskam 
und innerhalb Jahresfrist nicht weniger 
denn vier Auflagen erlebte. Alle diese 
Vorgange, welche einen nicht uninteres» 
santen Beitrag zur Geschichte der Wiener 
nach marzlichen Presse bilden, spielten sich 
ab, wahrend W i e s i n ger die Redaction 
der „Wiener Kirchen-Zeitung" fiihrte. 
Am 19. April 1873 feierte diese das 
25. Jahr ihres Bestandes, und im folgenden, 
am 26. December, legte er die 
Redaction, die er 13 Jahre gefiihrt hatte, 
nieder. Doch leitete er, wahrend er die 
„Wiener Kirchen-Zeitung" redigirte, noch 
andere Blatter, so den „Volksf reund" , 
dann den 4867 von ihm angeregten und 
in Gemeinschaft mit dem Buchhandler 
Mayer sen. herausgegebenen „Kapi> 
stran" — betitelt nach dem beriihm» 
ten Volksprediger Johannes Kapistran 
— dessen erste Nummer am 3. Janner 
4367 erschien und dessen Redacteur er 
noch im Jahre 1884 war. Zugleich mit 
diesem Blatte besorgte er die Redaction 
der von dem Buchhandler Sartoriin 
Wien begriindeten „Weckstimmen" , welche 
er aber nur etwas iiber ein Jahr behielt. 
4872 ubernahm er auch noch das ebew 

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falls fur das Volk bestimmte „Volksblatt 
fur Stadt und Land", mit welchem zu> 
gleich er einen Roman „DaS Crucifix deS 
Juden" verof f entlichte . Die Redaction 
dieses Blattes legte er nieder, als ihm 
Cardinal Rauscher 1872 die bis dahin 
von Joseph P i a gefiihrte Leitung des 
„Volksf reund" iibertrug. An demselben 
war Wiesinger bereits <862 Mitglied 
der Redaction gewesen, da er jedoch mit 
dem damaligen Redacteur nicht gemein» 
schaftlich zu arbeiten vermochte, trat er 
schon nach kurzer Zeit aus, bis er nun, 
zehn Jahre spater, als Chef redacteur an 
die Spitze des Blattes kam. Aber noch 
zur Zeit, da er als Chef redacteur des 
„Volksf reund" thatig war, iibernahm er 
die Leitung der „Gemeinde-Zeitung" in 
der Doppeleigenschaf t als Redacteur und 
Eigenthiimer. Beim „Volksf reund" blieb 
er dann noch so lange, bis wunderbarer 
Weise der bisherige Redacteur der „B6sen 
Zungen", Adolf S t a m m '"Band 
XXXVII, S. 413, in den Quellens in 
die Redaction des Blattes hineingeschmuggelt 
wurde . Das war gewiB ein 
Unicum. Der Redacteur des beruchtigt» 
sten Revolverblattes Wiens Mitredacteur 
des conservativf ten und fur ultra» 
montan angesehenen „Volksf reund" ! 
„Das ging nichts schreibt Wiesinger, 
und darum ging ich." Seitdem redigirt 
er die „Gemeinde-Zeitung" , ein starkver« 
breitetes Volksblatt, in dessen Redaction 
er im December 4884 das 23jahrige 
Iournalisten jubilaum feierte, bei welchem 
es nicht an sympathischen Kundgebungen 
fur den von der Wiener Presse mit 
Schrecken erregender Einmuthigkeit ver» 
folgten Redacteur fehlte. Wie bemerkt, 
war er in seiner priesterlichen Eigenschaft 
viele Jahre im Predigtamte thatig, und 
diese Vortrage, welche nicht selten eine 
Abwehr der gegen ihn in der Wiener 
Zeitungspresse vorgebrachten Angriffe 
enthalten, sind nicht bloB vom homiletischen, 
sondern auch vom culrurgeschicht» 
lichen Standpunkte bemerkenswerth . Sie? 
Mielmger, Albert 76 Miejmger, Albert 
erschienen in verschiedenen Sammlungen 
im Druck, und ihre Titel sind: „Nie sechs 
Sunden uiider die H r i 1 i M . dargestellt nach dem 
Dbrn der Gegenwart . Fastenpredigten" (Wien 
18615, Mayer, 8 A .); - A 2 5 Nrrn; Christ 
und das Krru A der Ae ! t . Vierzehn Fastennortliisst , 
gehalten mahrend der Fastenzeit de5 Jahres 
1567 in der 3. F. Stadtpiarrkirche m st . Peter 
in Men" (ebd. 1867, S a r t o r i , 8\); - 
„TriuenzVeg und Dbensmeg. Vierzehn Fastenviirtragk . 
gehalten mahrend der Fastenzeit 1 
in der 3. F. stadtpf arrkirchr m Zt . Peter in 
V i r n " (ebd. 1868, 8 " . ) ; - „Nie Kanzel, 
l>ie Juden und die Indengrnossen . Hur Abkerti 
piing lnr jiidische ''rrdiptschnnf f lrr und nicht 

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Wiche PrediMritiker" (ebd. j 8 6 9 , 8 " . ) ; 
— ,,3115 (Oeschnrnrnrngericht und die 3.'igull- 
:ianer. Vericht uber die Schmnrgerichts Sitzung. 
Welche den 32. und '33. Grtaber ( /s 369) bei dem 

K. K. Bundesgerichte in Wien liber eine Ehrenbkleidigungsklagr 
der Aedemptaristen gegen den 
eines Artikels der „Vurstadt-Aeitung" 
wurde. Vnter Mitwirkung dreier Stenographrn 
herausgegeben" (ebenda 4870, 
c?r. 8 A .); — qVirnrhn Fragen aus der D i - 
ill ' - . Lgeschichte beantmartet in vierzehn Fasten- 
« A tragen. Gehalten Uliihreud der h. Fasten 1869 
in der 3. F. Stadtutarrkirchc zu St. Peter in 
Vien" (ebd. 18 6 9, 8 « . ) ; — „Nie vierzehn 
Mthhelker mit ihren Rildern und Gegenbildern 
2ns der Didensgrschichte . Vierzehn Fastenuartragr , 
Ehalten mahrend der Fastenzeit 1871 in der 3.'. F. 
Ftlldtplarrkirche zu St. Peter in Wien" (ebd. 
1871); — „Geschichte der Peterskirche in 
Vien. Mit einem Abriss der Nirchrngeschichte 
Wiens und der Geschichte der Kirchen uon Tvien, 
nebst einer Abbildung der alten und neuen Peters- 
Kirche. Mit 2 Mlzschn." (ebd. 1876, 8".). 
Seiner librigen im Druck erschienenen 
Schriften wurde bereits in der Lebens» 
fkizze gedacht . Don Spavento in seiner 
unten benannten Schrift schreibt in der 
Charakteristik Wiesing e r ' s : „Einer 
gegen Alle! Das ist ein groBer Ausspruch, 
der vielen Siinden Verzeihung 
gewahren muB . Kann man es dem 
Knirpse David verargen, daB er sich die 
schwachste Seite des Riesen Goliath zum 
Ziele seines Steinwurfes ausersah? 
Sicherlich nicht . Und die schwache Seite 
des Wiener Journalismus ist nun einmal 
zweifelsohne das Uebergewicht des Juden« 
thums in demselben. Darf man es also 
dem gegen die ganze Presse kampfenden 
Manne vorwerfen, daB er stets dahin zielt, 
wo er sicher ist, immer einen zu treffen? 
Nein, wahrlich nicht! — Und befolgen 
die anderen Blatter nicht dieselbe Kampfart? 
Sind nicht alle, ja sogar die groBen 
Blatter nicht augenblicklich dariiber einig, 
wenn der gerichtliche Theil der „Wiener 
Zeitung" einen Baron oder Grafen wegen 
eines verfallenen Wechsels sucht, diese 
Notiz unter zehn anderen herauszusuchen 
und mit einer geistreichen Ueberschrif t , 
wie: „Schon wieder ein Graf, der nicht 
zahlt" zu versehen? Und kann man es 
da Herrn Wiesinger verdenken, wenn 
er augenblicklich replicirt, indem er irgend 
eine Geschichte aus einem Kronlande mit 
der Ueberschrift bringt : „Schon wieder, 
ein Jude, der betrugt" ? Wer in diesem 
widerlichen Streite diese Kampfart eingefiihrt 
hat, ist gleichgiltig — sie aufgeben 
kann der Einzelne nicht. Ja, sie 
ist widerlich — sie ist erbarmlich, diese 
Art der Polemik; sie ist mehr als das — 
sie ist dumm ! Will man etwa beweisen, 
daB es Cavaliere gibt, die ihre Wechsel 

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nicht zahlen oder Juden, die Betriiger 
sind? Ebenso geistreich ware es, den Beweis 
zu fuhren, daB das Waffer der 
Donau naB ist ! Und dann, wie wiirdigt 
dies das Ansehen der Presse bis zum Niveau 
des StraBenpstaf ters bei Regenzeit 
herab! — Herrn Wiesinger muffen 
wenigstens mildernde Umstande gewahrt 
werden, daB er dieses traurige System^ 
Wiesinger, Albert 77 Olga 
befolgt, aber daB Blatter von groBer 
politischer , Bedeutung es nachahmen, 
scheint uns unverzeihlich . Was das Ca« 
pitel der allzu groBen Anzahl judischer 
Journalisten in einer Hauptstadt betrifft, 
so muffen wir dabei einer wunderbaren 
Prophezeiung gedenken, welche wir in 
einem seitdem langst verschollenen nord» 
deutschen Blatte vom Jahre 1837 oder 
1838 lasen. Es war ein Aufruf an die 
preuBische Regierung, und eine Stelle 
lautete wortlich : „„Gebt den Juden 
ihre biirgerliche Freiheit, ihr Recht, jede 
Carriore zu ergreifen, jedes Amt zu bekleiden; 
aber gebt ihnen das, ehe es zu 
spat wird, denn sonst wirft sich ihre nie 
lastenkonnende Intelligenz auf die Preffe, 
und in wenigen Jahren wird diese und 
mit ihr die offentliche Meinung v e rj 
u d e t sein. "" Hatte sich Herr Consif torialrath 
Wie sing er, wenn er die Prophetengabe 
und mit ihr freifinnige I n - 
stincte besaBe, vielleicht anders ausge» 
driickt? Nein — und doch war der Ar« 
tikel, den wir citiren, von einem der 
Heroen der deutschen Literatur unterzeichnet , 
von einem Manne, der sogar 
das Iudenthmn dramatisch idealisirt hat 
— von einem der Griinder Iungdeutsch« 
lands... von Karl Gutzkow." — „ Was 
Herrn Wiesinger selbst betrifft", 
schreibt Don Spavento, „so ist er so 
achtenswerth, wie ein Mann es verdient 
zu sein, der seiner Ueberzeugung zuliebe 
selbst das Opfer des gesellschaftlichen 
Anstandes bringt . Er ist einer der talent» 
vollsten Journalisten Wiens und besitzt 
ein Quantum von positivem Wissen, 
welches, in Geschichte besonders, das der 
meisten seiner Wiener Collegen iiber» 
ragt . " 

Gemeinde . Zeitung (Wien. gr. 4".) Jahr» 
gang X X 1 I I , i 1 . December 1384. Nr. 283: 
. . Funf undzwanzig Jahre nus mcinem Ionr« 
nalistenleben . Eine biographische Skizze von 
Dr. Albert Wiesinger". — Don Spa» 
oento. Wiener Schrif tsteller und Iourna» 
listen. Tvpen und Tilbouettrn (Wien 1874. 
ssr. 8".) 3. «3. 

Wiesinger, Olga M a 1 e r i n , geb . 
in Wien urn 1843) . Die Hochtec eines 
k. k. Staatsbeamten, wenn wir nicht 
irren, des Hofsecretars Florianim 
kaiserlichen Cabinet. Dieselbe widmete 

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sich anfanglich der Musik, bildete sich im 
Clavierspiele aus und concertirte als 
Pianistin in den Siebenziger»Iahren . 
Eine Indisposition der Hand veranlaBte 
sie, dieser Laufbahn zu entsagen und sich 
der Malerei zuzuwenden. Unter der 
Leitung des Landschaftsmalers Emil 
Schindler M . XXX, S. 8^ erzielte 
sie in Kiirze ganz beachtenswerthe Erfolge. 
I h r eigentliches Feld jedoch ist die 
Blumenmalerei, und mehrere von der 
Kiinstlerin ausgestellte FeldblumenstrauBe 
erregten auf den Iahresausstellungen des 
Wiener Kijnstlerhauses 1883—1887 und 
noch mehr im Pariser Salon 1887 ganz 
ungewohnliches Aufsehen. Fur die Be> 
deutung der Kiinstlerin mochte auch der 
Umstand sprechen, daB unter den Ate> 
liers, welche Seine konigliche Hoheit der 
Prinz Regent Luitvold von Bayern 
wahrend seines Aufenthaltes in der 
Kaiserstadt Wien im Mai 1837 mit 
seinem Besuche beehrte, auch jenes der 
Malerin 1 g a Giesinger sich befand. 
Auch in dem Prachtwerke „Die osterreichisch- 
ungarische Monarchie in Wort 

und B i 1 d " , das unter der Aegide Seiner, 
kaiserlichen Hoheit des Erzherzogs Kronprinzen 
Rudolf erscheint, ist Frau 

1 g a Wiesinger im Nebersichtsbande 
durch zwei Blumenstucke vertreten: 

S. 195 durch eine „Akanthnagrusipe bei Augn511", 

S. 227 durch „SchnerroLln am Semmmng" . 

Die Arbeiten der Kunstlerin^ 

Wiesner, Adolf Wiesner, Adolf 

athmen die groBte Naturwahcheit und 

seltene Vornehmheit in der Anwendung. 

1 n letzterer Zeit versuchte sie stck, und 
auch mit entschiedenem Erfolge, in der 
Lllndschaf tsmalerei . 

Eigene handschrif tliche Notizen. 

Niksler, Peter (Benedictinerabt 

und Mitglied des Abgeordnetenhauses 

des osterreichischen Reichsrathes , geb . zu 

Taufersim Brixener Kreise Siidtirols 

am 44. Mai 1820). Er trat 1844 im 

tirolischen Stifte Marienberg in den Benedictinerorden, 

in welckem er 1846 die 

Priesterweihe erhielt. Der Seelsorge fich 

widmend, wurde er zunacbst auf den verschiedenen 

Pfarren seines Stiftes verwendet. 

Dann theilten ihm seine Ordensoberen 

eine Wirksamkeit im Lehramte zu. 

und er kam als Professor der Physik und 

Mathematik an das k. k. Obergymnasium 

in Meran, an welchem er durch neun 

Jahre thatig war. Am 17. Juli 1861 

wahlten ihn seine Ordensbriider zum 

Abte ihres Stiftes, als welcher er am 

27. October 1861 benedicirt wurde. 

I m Februar 1867 trat er als Abgeord» 

neter der geistlichen Corporationen Neustift, 

Marienberg und Gries in den 

Tiroler Landtag ein, welcher ihn am 

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1. Marz 1867 in das Abgeordnetenhaus 
des Reichsrathes wahlte. I n demselben 
gehorte er zur tirolischen Partei, deren 
Fiihrer ?. Greuter war. I n den folgenden 
Sessionen ist Abt W i e s 1 e r nicht 
wieder im Reichsrathe erschienen. 
Wanderer (Wiener politisches Blatt) 1867. 
Nr. 28?. im Feuilleton . - „Aquarellen aus 
beiden Reichshalkten" ; 1870, Nr. 28. im 
Feuilleton, — Aquarellen aus beiden 
Reichsstuben . Von I . I .K (raBnigg) 
(Wien 1868. Waldheim. 12".) S. 3«. 
Niesnel, Adolf (Schriftsteller, 
geb . in Prag 1807, gest. zu New- 
J o r k am 23. September <867) . Er 
heiBt eigentlich Wiener, den Namen 
Wiesner nahm er erst an, als er urn die 
Mitte der DreiBiger-Jahre vom jiidischen 
zum katholischen Glauben iibertrat. Er 
that dies, urn bei seinen ausgezeichneten 
Fahigkeiten sich eine entsprechende Carriore 
im Iustizfache zu eroffnen, was unter 
den damaligen Verhaltnissen dem Israe» 
liten nicht moglich war. Dabei ver» 
schmahte er aber den bei solchen Uebertritten 
nicht seltenen Kunstgriff, sich 
durch einen einf lufireichen Pathen Pro» 
tection zu verschaffen, sondern wahlte 
sick einfach den Mefiner von St. Stephan 
in Wien zum Pathen und lieB sich, urn 
kein Aufsehen zu erregen, in friihester 
Morgenstunde taufen. Sodann seinem 
Vorhaben, die juridische Laufbahn zu be» 
treten, folgend, nahm er bei dem k. k. 
Criminalgerichre in Wien die iibliche 
Praris. Neben seinem Berufe huldigte er 
aber auch der Muse, und gelang es ihm 
durch besondere Empfehlung des damaligen 
Ministers des Innern, Grafen 
Kolowrat , ein Drama, das einen 
historischen Stoff behandelte, mit dem 
Titel „ I im be 15115tra" auf dem Wiener 
Burgtheater zur Auffiihrung zu bringen, 
bei welcher Herr An schiitz und Frau 
Rettich namentlich den effectvollen 
dritten Act zur Geltung brachten. Ein 
zweites Drama, „Nie Gekeln und der Negerzklllne" , 
dessen Hintergrund der Zug 
Kaiser K a r 1 s V. nach Tunis bildete, 
und dem es nack Ausspruch von Kennern. 
denen es der Dichter vorgelesen, 
an poetischen Schonheiten und drama» 
tischer Wirksamkeit nicht fehlte, wurde 
von dem damaligen Director Deinhard 
stein nicht angenommen. Doch 
entmuthigte dies den Dichter nicht im 
poetischen Schaffen, denn er veroffent» 
lichte urn dieselbe Zeit (1842) in Sa-^ 
Wieinei, Alwlf 79 Adolf 

p h i r 's „Humorist" Scenen aus einem 
dritten Trauerspiele „Chesenz", h^g mach» 
tige Schonheiten enthielt, und noch zwei 
andere Dramen, „Ner Mud" und „Ner 
Irst und Seine Cachtrr" hatte er vollendet 

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im Pulte liegen. Von der bis dahin gewohnlichen 
und auch heute noch nicht 
ganz ungewohnlichen Todesart, welcher 
dramatische Dichter zu verfallen pflegen, 
des Verhungerns, rettete ihn einstweilen 
sein oben erwahnter Gonner Graf Ko low 
rat, der ihm eine kleine Anstellung 
bei einer Wiener Lebensversicherungs« 
anstalt mit dem Gehalte von 301) St. ver» 
schaffte. Die Criminalpraxis hatte ihm 
nichts geniitzt, und das obige Gehalt 
reichte gerade hin, daB er nicht verhungerte. 
So nutzte er denn die ihm iibrig 
bleibende MuBe durch Unterrichterth^ilen 
aus, nahm dann eine Hofmeisterstelle in 
einem Wiener Grofihandlungshause an, 
was ihn in den Stand setzte, sich allmalig 
dem Lebensbecufe des Schriftstellers, 
fur den er sich am geeignetsten 
fuhlte, zuzuwenden und sich selbstandig 
zu machen. Damals lebte in Wien der 
russische Stciatsrath L. von Tengoborsky, 
der mit seinein Werke „Die 
Finanzen, der dffentliche Credit, die 
Staatsschuld und das Besteuerungs» 
system des osterreichischen Kaiserstaates 
mit vergleichendem Hinblick auf Preufien 
und Frankreich", 2 Bande (Paris 1843, 
8".) ein unverdientes Aufsehen erregte. 
Dariiber schrieb I) :-. Ioh. lac. Herz 
"Bd. VIII, S. 408^, eine anriichige 
Persdnlichkeit des Vormarz, welche im 
Nachmarz als Generalsecretar der galizischen 
Karl Ludwig Eisenbahn in einer 
Villa zu Hietzing nachst Schonbrunn 
durch Selbstmord in unheimlicher Weise 
endete, eine breitspurige Kritik in Dr. Ad. 
. Schmidl ' s „Osterreichischen Blattern 
fur Literatur" ^1844, Nr. 42-46^, 
welche gegen eine Kritik des Werkes in 
Biedermann's „Deutscher Monat» 
stbrift" gerichtet war. Kurz, das Buch 
erregte damals solches Aufsehen, daB 
Wiesner — vielleicht durch seinen oben 
genannten Gonner beeinfluBt — sich 
daran machte, Herrn von T e n g 0' 
b o r s k y in sachgemafter Weise zu ant« 
worten. Und so schrieb er das Werk: 

„Nn23i8ch-pllliti5chr Arithmetik. Streif lichter unl 
da? Werk des russischen Ocheiinratheo M. A. 
nun Cengllkllrs Ky : Veoec die Finanzen. . . 
Oeaterrricha . . . " , 2 Bande mit 3 Tabellen 
<3eipzig 1844, 8".) . Das Werk, von 
edelstem osterreichischen Patriotismus 
durchgliiht, brachte doch unter dem vor» 
marzlichen Regime dem Patrioten eine 
achttagige Gef angnifistraf e ein, weil er 
es ohne Censurbewilligung im Auslande 
hatte drucken lassen. Auch war 
ihm in Baron Ze b 1 i t z , welcher die 
osterreichischen Verhaltnisse in der Augsburger 
„Allgemeinen Zeitung" mit durch 
ofsicielle Brillen etwas getriibten Augen 
zu schildern pstegte, ein Gegner erstanden, 

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der ihm in der genannten Zeitung 
die Leviten las. Als Wiesner mit alien 
Versuchen, in einem osterreichischen Blatte 
daranf zu erwidern, scheiterte, gab er 
seine Entgegnung in der Flugschrift her> 
aus : „Lmansig Spiilten iiber ein Aamphllt. 
Streif lichter aul seine sugrimnnte Nritik, brtrrtsend 
tue Schritt : Nn25i5ch-uoliuschr Arithmetik", 
in Nr. 217, 223—22? der Angsburger 
„Allgemeinen Zeitung" (Leipzig 1844, 
8".) . Urn diese Zeit verof f entlichte er 
auch in den von Kuranda in Leipzig 
herausgegebenen „Grenzboten" den Aufsatz 
„Die Geheimnisse des Wiener allgemeinen 
Krankenhauses " , welcher damals 
in Wien ein groBes Aufsehen machte. 
Die Schrift war anonym erschienen, und 
erst nach Wiesner 's Tode wurde daS 
GeheimniB geliiftet und er, den ein^ 
Wiesner, Adolf 80 Wiesner, Adolf 
Secundararzt Oi-. P. inspirirte, als Verfasser 
derselben genannt . Als in den 
Vierziger-Iahren die niedcrosterreichischen 
Stande, von der Unertraglichkeit der 
herrschenden politischen MiBverhaltnisse 
beschwert und niedergedriickt , sich aus der 
ihnen auf gezwungenen Thatlosigkeit aufzuraffen 
begannen, boten sie, als sie 
Wiesner's publizistisches Talent erkann« 
ten, ihm eine betrachtliche Iahressubvention 
an, wenn er in ihrem Interesse 
schriebe. „Das thue ich ohnehin, lasse 
mich aber dafiir nicht bezahlen", antwortete 
Wiesner, der gerade damals 

nicht, wie iiberhaupt in keiner Zeit seines 
Lebens, an Geldiiberf lufi litt. Endlich im 
Jahre 1846, als ihm die heimischen Verhaltnifse 
unertraglich wurden, verlieB er 
Wien, indem er seine Hoffnung vorerst 
auf zwei Manuscripte setzte, die er daselbst 
vorbereitet hatte: eine Biographie 
Sonnenfels ' und iiber osterreichische 
Censurverhaltnisse . Von ersterer sind nur 
ein paar Bruchstiicke in 3. A. Frankl's 
„Sonntagsblattern" si846, S. 43 und 
137^ erschienen, iiber letztere aber gab er 
den stattlichen Band: „Nentmiirkigklitln, 
oer iiZtrrreichischcn 6en5nr uam Ztitllltrr llrr 
Nlfnrmlliian Ki5 Hut' die Gegenwart" ( S t u t t - 
gart 1847, Krabbe, gr. 8"., 436 S.) 
heraus, ein Werk, das eben in die vollste 
politische Gahrung fiel und daher auch 
nicht die verdiente Beachtung fand, heute 
aber durch das ungemein reiche, aus den 
Quellen geschopfte Material doch nur 
noch historischen Werth, diesen aber in 
hohem Grade, besitzt. I n einem der ihm 
gewidmeten Nekrologe heiBt es, daB er in 
den Vierziger-Iahren in Leipzig Redac» 
teur einer Zeitung gewesen sei, in welcher 
er die osterreichischen Zustande scharf kri» 
tisirt habe . Von einer solchen Zeitung ist 
mir nichts bekannt . Es ware denn damit 
der Fall gemeint, daB er, als er im Frank» 

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Wurzbach5 6 . txt 
furter Parlament als Abgeordneter saB, 
fur kurze Zeit Redacteur der Frankfurter 
„Oberpostamts Zeitung" gewesen, was 
er aber doch erst Ende der Vierziger- 
Jahre war. Indessen hatte sich doch die 
Aufmerksamkeit auf ihn derart gerichtet, 
daB, als es in Oesterreich im Jahre 1848 
zu den Wahlen fur das deutsche Parlament 
kam, er im Wahlbezirke Feldsberg 
in Niederosterreich — nicht, wie es in 
einem Nekrologe heiBt, von der Bevolkerung 
Prags — in das Frankfurter Parlament 
gewahlt wurde. Wenn Letzteres 
auch geschah, so steht es doch fest, daB er 
sich fur Feldsberg entschied, da er sich in 
das von S. Schmerber in Frankfurt 
a. M. 1849 verlegte Parlamentsalbum 
unter dem Satz: „Die Grundrechte und 
das Wahlgesetz werden das erringen, was 
wir nicht erringen konnten oder wollten, 
26. April 1849" als Abgeordneter fur 
den Wahlbezirk Feldsberg in Niedel . 6ster> 
reich unterschrieb . I m Frankfurter Parlamente 
saB er auf der auBersten Linken, 
aber iiber seine Thatigkeit in demselben 
kommen wir nicht recht ins Klare. 
L a u b e , des Parlaments Historiker, 
dem niichterne Anschauung und scharfe 
Beobachtung nicht abzusprechen sind, ist 
auf Wiesner nicht gut zu sprechen, er 
ist nicht dessen Gegner, was nicht zu verschmahen 
ware, sondern, was bei weitem 
schlimmer, er macht ihn lacherlich und 
reiht ihn unter die enlg.nt8 terribles 
dieser Versammlung. Jedenfalls war 
Wiesner 's Wirksamkeit in derselben von 
keinen Erfolgen begleitet. I n Bezug auf 
die nachste Zeit. nachdem das Parlament 
auseinander gegangen, sind wir iiber ihn 
wenig unterrichtet ; er wird ofter mit 
Adolf C. Wiesner, einem Karnthner, 
auch einem Verbannten der Jahre 1848 
und 1849, iiber den ein eigener Artikel 
folgt, verwechselt. Er hat in dieser Zeit^ 
Miesner, Adolf 81 Miesner. Adolf 
die Schrift herausgegeben : „Daube gegtn 
Friedrich Heck er, Kabelt Nlnm, Malt 
Gratsch 1 er, die Wiener Studentenlegiun . 
Einige Streif lichter iiber i>25 Pamphlet: Nas 
erste deutsche Parlament" (Leipzig 4830, 
Mather, gr. 8".), mit dem Pamphlet ift 
eben Laube ' s Parlamentswerk gemeint. 
Dann war er, da ihm die Riickkehr in 
seine Heimat infolge seines politischen 
Verhaltens unmoglich geworden, und er 
bei seinem rastlosen, nie befriedigten 
Wesen auf deutschem Gebiet fur sich keine 
Zukunft sah, 4832 nach Amerika aus» 
gewandert. Dort lebte er, fast verschollen, 
von schrif tstellerischen Arbeiten. Erst nach 
seinem Tode brachte die New'Uorker 
„Handels ' Zeitung" einige fliichtige Notizen 
iiber ihn. Er schrieb in Amerika 
staatsmannische Abhandlungen und arbei' 

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Wurzbach5 6 . txt 
tete fur Compagnien, die sich zur Aus» 
fuhrung von Eisenbahn» und Dampf» 
schif f f ahrten gebildet hatten. Auch geschah 
es durch seine Anregung und Arbeit, 
daB 1838 in New-York das Schiller- 
Denkmal errichtet wurde. I m Jahre 
1860 gab er die Zeitschrift „Geist der ! 
Weltliteratur " heraus, der aber nur sin 
kurzes Dasein beschieden war. Dann 
siedelte er nach Baltimore iiber, wo er! 
sich mit der Redaction einer „Turn-Zei» 
tung beschaf tigte . Als dann der Secessionskrieg 
ausbrach, widmete er seine 
Thatigkeit der Verpflegung kranker 
Unionssoldaten und erhielt als Anecken« 
nung seiner Dienste fur die Union eine 
Stelle im Zollhause zu Baltimore, die er 
dazu benutzte, den deutschen Emigranten, 
mit denen er vermoge seines Amtes in 
steten Verkehr kam, mit Nath und That 
beizustehen. I m Friihjahr 1866 bekam er 
einen Ruf als Redacteur der „Illinois» 
Staatszeitung" . Immer aber erfiillte 
ihn die Sehnsucht nach Deutschland mit 
der Hoffnung, an der Einigung desselben 
v. Wurzbach. biogr. Leriton. KVI . 
mitzuwirken. I n der letzteren Zeit ging 
er nach Chicago und stellte von dort aus 
der Redaction der New Yorker „Handels- 
Zeitung" den Antrag, fur dieses Blatt 
„Lebensbilder aus dem Nordwesten" zu 
schreiben. Da erschien der kaiserliche 
Gnadenact der Amnestie, und nun unternahm 
er — obgleich schon sehr leidend 
— die Reise nach New'H)ork, urn von 
dort nach Europa zuriickzukehren . Fr< 
schopft kam er daselbst an, ein typhoses 
Fieber stellte sich ein und raffte ihn nach 
wenigen Tagen hin. Hans K u d 1 i c h 
hielt ihm die Grabrede. Die New-Iorker 
„Handels ' Zeitung" fallte bei Gelegenheit 
der Meldung seines Todes das im Gan« 
zen zutreffende Urtheil iiber den Verblichenen : 
„Ad olf Wiesner war einer 

unserer fahigsten, vielseitigsten Literaten 
und bravsten Manner. Wir melden seinen 
Tod mit innigem Bedauern unseren 
Lesern. Zu spat hier eingewandert , urn 
sich den diesseitigen Verhaltnissen zu 
fiigen, war es ihm nicht gelungen, einen 
geeigneten Wirkungskreis zu finden; trotz 
seiner tiefen umfassenden Kenntnisse, 
seines unermudlichen FleiBes, hatte der 
edle, gesinnungstiichtige Mann wahrend 
seines fiinf zehn jahrigen Aufenthaltes in 
diesem Lande oft mit Mangel zu kampfen, 
und dennoch konnte kein Preis ihn bestimmen, 
auch nur urn eines Haares 

Breite von seiner Ueberzeugung zu weichen. 
Sich selbst hat er den GenuB des 
Lebens dadurch verbittert, daB er trotz 
der ihm gewordenen Anerkennung sich 
stets unterschatzt glaubte." 
P r e s s e (Wiener politisches Blatt) 1 86«. 

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Wurzbach5 6 . txt 
Nr. 65 und Nr. 184. — Fremd en-Vlatt . 
Von Gust. Heine (Wien.4".) !867. Nr. 282. 

— Wanderer (Wiener polit. Blatt) 1867. 
Nr. 280. — Neues Wiener Taqblatt , 
1867. Nr. 213. — Neue Freie Presse 

(Wiener polit. Blatt) 1867. Nr. t 1 1 8 in der 

" „Kleinen Cvromii" . Nr. 1121) . — Dieselbe, 

19. Nov. <8 87.I 6^ 

Micsner, A. C. 82 Wicsncr, A. C. 

mann, 5 " . , ' A 

- A . ; 1 b r < Heinrich) . I"". ' 
laml-lU <3eir, :i A <i>4i». Weidl 
. 3 . « ' ! > . 2 8 1 ; Vd . I 1 , 

Wiesner. A. (>. ISchrift steller, 

qeb . zuKlagenfurtin Karnthen am 

1 A . October /s 824) . Deulsche Quellen 

versagen uns fast alle Nachweise liber 

diesen Lcdliftsteller, welcher nicht selten 

mit seinem politischen Gesinnungsgenossen 

Adolf Wieiiner '"s. d. S. 78^ verwechselt 

wird. Wir iiberlassen daher die Ver> 

antwortlichkeit fur unsere Mittheilungen 

dem in den Quellen genannten Herrn 

DeGudernatis , der iiber alle Man» 

ner, die Oesterreich feindlich gegeniiberstanden 

oder stehen, welchem Stamme si? 

auch angehoren mogen, ziemlick genau 

Bescheid weiB. A. (5. Wies ner erhielt 

seine erste Ausbildung in den Schulen 

seiner Vaterstadt Klagenfurt, dann kam 

er in eine Militarakademie zu Wien — 

welche, gibt unsere Quelle nicht naher 

an. Daselbst wurde er im Alter von 

zwanzig Jahren, also 1844, Officier. 

Wir glauben kaum fehl zu gehen, wenn 

wir in dem Alois Wiesner, welcher 

1843 als Cadet in dem Inf anterie ' Regimente 

Freiherr Prohaska von Guelphen» 

burg, das seinen Werbbezirk und seinen 

Stab damals, wie heute noch, in Klagenfurt 

hatte, unseren A. C. Wiesner erkennen. 

Damals schon, berichtet unsere 

Quelle, arbeitete derselbe heimlich in 

deutschen Journalen mit, welche eben in 

der vormarzlichen Zeit ihre Spalten auf strebenden 

Talenten offneten, so im 

„Telegraph fur Deutschland" von Gutz 

kow, im „Komet" von HerloBsohn, 

im „Charivari" von E. M. Oet tinger, 

im „Humorist" von M. G. S a p h i r 

u. a. Kurz vor 1848 stand das Regi« 

ment, in welchem er diente, in Galizien, 

und dort heiratete er das Fraulein So- 

! kolowska Chlewiska, das einer 

kleinrussischen Adelsfamilie entstammte. 

Als die Bewegung des Jahres 1848 

ausbrach, nahm er seine Entlassung aus 

dem Regimente und kehrte in sein Vater« 

land Karnthen zuriick. Nun fahrt De Gub 

e r n a t i s fort: „Fiir den Antheil, den 

> er an der Erhebung Wiens, am Feldzuge 

im GwBherzogthum Baden, an jenem in 

Schleswig ' Holstein genommen, schwebte 

er in groBen Gefahren und war gezwungen 

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Wurzbach5 6 . txt 
auszuwandern, und zwar zunachst in 
j die Schweiz, dann nach Paris, wo er an 
A verschiedenen f ranzosischen und deutschen 
! Blattern mitarbeitete . Einige Zeit brachte 
! er in London zu. Dann segelte er nach 
! Amerika, welches er nach dem Norden 
! und Siiden durchstreif te . Nach Europa 
A zuriickgekehrt und nach einem kurzen Aufenthalt 
in Paris und England besuchte 
er Spanien, Italien, Africa, den Orient 
und einen groBen Theil von Rutland. 
Wies ner spricht auBer der deutschen 
Sprache die f ranzosische, italienische, engtische, 
spanische, polnische und serbische." 
I m Jahre 1861 finden wir ihn in 
Genua, wo er die „Italienische Correspondenz " 
redigirte und am 1?. Februar 
1862 von der italienischen Regierung, 
wie er in einem „Eingesendet " in der 
„Triester Zeitung" behauptet, alien Lan> 
des- und internationalen Gesetzen ent» 
gegen, verhaftet wurde. Als Grund . 
dieser Verhaftung gibt er an, daB man 
ihm gewisse auf vollig rechtmaftigem und 
legalem Wege erlangte politische Documente 
und Papiere von hoher Wichtigkeit 
entreiBen wollte, was aber der Ge< 
nueser Polizei, trotz aller angewandten 
Mittel, nicht gelungen sei. Auch machten 
die Journale des Jahres 486 1 -Erwah» 
nung von Duellen, welche er in Italien 
zu bestehen hatte, eines mit einem gari> 
baldischen Ofsicier, Nossi, und ein an-? 
Wiesncr. A. C. 83 Miesner, Cmnad 
deres mit einem Ungarn und Adjutanten 
T ii r r ' s , Namens G y r u , in welchen 
beiden er seine Gegner verwundete. Ueber 
das Verhalten Wiesner's in Italien 
schreibt aus AnlaB seiner Verhaftung die 
sonst unbefangene „Triester Zeitung", daB 
dasselbe durchaus nickt zu Wiesner's 
Gunsten spreche. Uebrigens entwickelte er 
auch auf schriftstellerischem Gebiete eine 
fruchtbare agitatorische Thatigkeit und 
hat folgende Schriften herausgegeben : 
„Militarisches Tagebuch an5 Raden" (Zurich 
1849, Verlagsexpedition, gr. 80.) ' — 
„Palmen eines Verbannten", 1. Heft (ebd. 
1849, gr. 8".), ein zweites Heft ist nicht 
erschienen; — „Nie 65terreichiLchr Aenalutian 
md dir pruninztn" (ebd. 1849, 8".); — 
„Nie politischen NcZtrrbungen der ZudZllliien in 
Oesterreich. Zllz Antmart anf „Gzt und West"" 
(Kassel 18")<, Raabe u. Comp., gr. 12 A .); 
— A Aii A llrns Fall und G'6rgrn/z Verrath. 
Mit mehreren Irten5tnckrn" (Zurich 1830, 

< A o.)- A Zu2 dem ckril. Zmijlt Gedichte" 

(Kassel i 8 3 1 , Raabo, gr. 12".); — 

„DemliKrlltl5chr5 Salduteu junrnal" (Zurich 

18til)); — „Ner ungunschr Feldmg gegen dir 

Gezterrricher nnd Hvnzsen", 2 Bande (Coira 

1834) ; - « A 

(Paris 1836) ; - 

s/s" (ebd. 1838); und „(5in wintertrnhling 

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in NiM" (Leipziss 1839, 8 A .), bildec 
Nr. 32 der im Verlage von Karl B. 
Lorck erschienenen „Eisenbahnbucher " . 
Von 1861 ab redigirte er auch versohle« 
dene Zeitschriften, deren Titel aufier 
obengenannter „Italienischer Correspon« 
denz" uns nicht bekannt sind. Seit 
Jahren istWiesner vom Schauplatz der 
Oef f entlichkeit verschwunden . 
Presse (Wiener polic. Blatr) 18tti. Nr, «4 
in der kleinen Chronik: „Wiesner" . — Die« 
selbe. <361. Nr 184: . . Fliichtlina Wiesuer" . 
- Triester Z e i t u n g . <3. Marz 18<>2. 
Nr. 62 in der Rubrik „Eingesender" . — /)s 
300 litratti ( A irsn A e t8?9, Lu A ' -SLsoi-i I.« 
A lonuiei-, I A ex.-8".) p. 1067. 
Mesner, Eonwd (Kupf erstecher , 
geb . zu Hohenelbe in Bohmen am 
28. December 1821, gest. zu Rom in 
der Nacht vom 16. auf den 17. September 
1847) . Sein Vater, ein Autodidakt, 
stach Wallf ahrtsbilder , die er dann selbst 
colorirte und verkaufte. Als seine Familie 
sich mehrte, zog er die heranwachsenden 
Kinder zu seiner Beschaf tigung heran, 
und so kam Conrad, den er iibrigens 
die Schule besuchen lieB, auch an 
die Arbeit. Acht Jahre alt, colorirte der» 
selbe die Bilder des Vaters, zeigte aber 
auch schon das Verlangen, mit Nadirnadel 
und Grabstichel selbst Bilder auszufuhren, 
wie er sie in der Wohnung 
seines Schullehrers und des Katecheten 
gesehen, denn diese Stiche erschienen ihm 
besser, als die von seinem Vater gestochenen 
Wallf ahrtsbilder . Nun ging Letz» 
terer selbst zum Lehrer und zum Kate» 
cheten, besah sich die ihm von dem Sohne 
angeruhmten Bilder und fragte, wo man 
die Herstellung derselben erlerne. Man 
bezeichnete ihm Prag und rieth ihm, den 
talentvollen Sohn bald dahin zu bringen. 
Als er auf diesen Rath bemerkte: 
derselbe sei wohl sehr gut, nur etwas 
theuer, boten ihm Lehrer und Katechet 
ihre Hilfe an, indem sie erklarten, den 
braven Jungen nach Kraften in seinen 
Studien unterstiitzen zu wollen. So kam 
es denn, daB in den ersten Tagen des 
Monats September 1833 a o n r a d , begleitet 
vom Vater, nach Prag ging, urn 
in die Kunstakademie einzutreten. Der 
Directorderselben, W a 1 d Herr M d . I A II, 
S. lSl' 1 , war eben krank, und Wenzel 
Manes Md. X.V, S. 369, im Texte), 
der den Director vertrat, entschied in 
iibertriebener Aengstlichkeit trotz der£ 
Wiesner, Conrad 84 Miesner, Conrad 
glanzenden Scbulzeugnif f e und einer 
Mappe, gefiillt mit talentvoll gezeich, 
neten Kupftrstichcopien, Skizzen nach der 
Natur u. s. w., nickt bedenkend, daB er 
zwei Hof f nungsbliiten mit einem Scdlage 
knicke: „Vorlaufig noch unreif fur die 

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Aufnahme". Als er aber die Bewegung 
gewahrte, welche in Vater und Sohn 
nach diesem Urtheile vorging, begann er 
ermuthigend wieder: „Ausnahmsweise 
will ich also den Versuch mit dem Kleinen 
machen", und schrieb hiernach — am 
12. September 4833 — den Namen 
Conrad Wiesner in die Matrikel. 

So ging Alles vortref f lich, bis der unterstiit zende 
Lehrer sckwer erkrankte und der 
Pfarrer starb, worauf (>onrao wieder 
ins Vaterhaus zuriickkehren muBte. Denn 
des Knaben Hoffnung, an der von der 
Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde 
unter G. Dobler's M . I V, S . 424 A j 
Leitung zu errichtenden Kupf erstecher» 
schule als Zogling aufgenommen zu 
werden, erfullte sich nicht, weil alle vor» 
lausig gestifteten Freiplatze ohne Rijckficht 
auf Wiesner mit Prager Z6glin» 
gen besetzt waren. So kam Ende October 
1636 Conrad wieder im Elternhause 
an. Er arbeitete nun sieben Monate 
lang im Kreise der Seinigen rastlos 
weiter, stellte, da er denn bereits in der 
Akademie Fortschritte gemacht hatte, fur 
eine Anzahl neuer Bilder die Flatten 
her, wodurch das Geschaft sich sofort 
eintraglicher gestaltete, fuhrte auch eine 
gefalligere Bemalung ein, fur jedes einzelne 
Bild ein Mufterblatt schaffend. 
Mitten in seinen Bestrebungen, das 
vaterliche Geschaft zu hebeu, unterbrach 
ihn ein Brief seines Prager Quartiergebers , 
der mit D 6 b 1 e r befreundet war, 
und diesen vermocht hatte, Wiesner 
noch nachtraglich in die Kupf erstechrr" 
schule aufzunehmen, und zwar bis zur 
! Erledigung eines Freiplatzes gegen ein 
Monatshonorar von 2 f 1 . So zog denn 
Wies ner am 44. Mai 1837 in Gesellschaft 
mehrerer Hohenelber Johannes- 
Wallfahrer wieder nach Prag und trat 
in Doble r's Schule ein. Bald entwickelte 
sich zwischen Lehrer und Schiiler 
ein so bef riedigendes VerhaltniB, dafi 
Ersterer von dem bedungenen Lehrgelde 
absah und seinem Schiiler fur gewisse 
Vorarbeiten an grofieren Flatten auch 
ein Monatsgehalt zusicherte. Wie bemerk» 
! bar Wies ner's Mitarbeiterschaf t an 
> den Stichen Dobler's wurde, zeigte sich 

zunachst an den damals iiblichen Neu jahrs ' Entschuldigungskarten, 
alsdieselben 

einen auffallend anderen Charakter an< 
nahmen. Fiihrich, der die Zeichnungen 
dazu lieferte, war mit der „ganz empsin» 
dungslosen und ungenauen" Art des 
A Dobler'schen Stichels nichts weniger 
A denn zufrieden gewesen. Da mit dem 
Jahre 1836 durchwehte diese Arbeiten 
ein neuer Geist, aber dieser neue Geist 
war kein anderer als der Wiesner's, 
dem D 6 b 1 e r die Hauptarbeit an den 

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Wurzbach5 6 . txt 
Stichen uberlassen hatte. Indessen er» 
kannte K a d 1 i k sBd. X, S. 346), der 
mit der Umgestaltung der veralteten 

Akademie betraut wurde, bald das vielversprechende 
Talent und war nun 

darauf bedacht, W i e s n e r insoweit 
zu fordern, daB derselbe einige Zeit aus« 
schliefllich sich dem Kunststudium widmen 
konnte. Unter K a d 1 i k ' s Fiihrung entwickelte 
sich denn auch zusehends der Ge> 
nius Wiesner's. Damals, im Jahre 
1841, erschien in Prag bei Peter Bohmann ' s 
Erben eine Ausgabe von Raphael's 
Bildern zur biblischen Geschichte 
des alten Testaments nach Zeichnungen 
von Wilhelm KandlerM.X, 
S. 429" j. Diese Ausgabe umfaBt vierzig 
Bilder und ist bis Nr. XXV von D6b«¥ 
Miesner, Conrad Miesner, Conrad 
ler's Schiilern (I.Battmann, Hoffm 
ann, Rybicka, Salamon, 
Schmidt, Steinmiiller, Zelisko) 
gestochen. Darunter fuhren neun Blatter 
den Namen Wiesner's, aber ihm 
miissen noch drei andere, namlich Nr. I, 
III und IX, als fur Dobler ubernommene 
Ausfiihrungen zugeschrieben wer» 
den. An diese Raphael ' schen Bibelbilder 
reihen sich zunachst folgende von 
W i e s n e r gestochene Blatter.- ,,Nie 
h, O'aiilill", nach K. Blaas; - „D°5 

Hllchaltarbild in der OazieUr deZ Prager Windcnurr511rgnng5in5titutr5 " , 
nach F ii h r i ch's 

Zeichnung; — eine „h. Vernnirn", nach 
Paolo Veronese, als Neu jahrs-Ent» 
Hebungskarte unter Dob ler's Namen 
herausgegeben, wie denn an den Karten 
fur 4838: „Zt. Olltthard" . nach Fiihrich, 
und fur 1839: „MaZeZ ' Gebet", nach 
K u ppelwieser, unser junger Kunstler 
hervorragenden Antheil hatte; — 
"Ml?>ia i/i "/"otto" uni) „Bt . Michael", 
nach Federzeichnungen von Kadlik, 
anlafilich deren der Biograph Wiesner's 
bemerkt, daB derselbe darin schon 
zeigt, was der richtige Stecher sein soil, 
namlich der getreue Uebersetzer des zur 
graphischen Vervielf altigung ubernom» 
menen Bildwerkes. Wie sehr Wiesner's 
Arbeiten sich vervollkommneten, beweisen 
die silbernen Preismedaillen, welche die 
Akademie in den Jahren 1839 und 1840 
ihm zuerkannte. Als dann am 16. Jan» 
ner 1840 Kadlik starb, trat eine Pause 
in Wiesner's kiinstlerischer Beschaf tigung 
ein, bis zu seiner Aufnahme im 
Halite des Kupf erftichverlegers Siegmund 
R u d 1 , dessen Sohn er m seiner Kunst 
unterrichten sollte. Die Schul-FleiBkarten 
mit herzigen Kindergruppen und allerlei 
liebliche Volksbildchen, welche in dieser 
Zeit in Rudl ' s Verlage erschienen, sind 
seine Arbeiten, auch versuchte er sich da- « 
mals in einigen Bildern mit dem Pinsel 

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Wurzbach5 6 . txt 
und im Portrait, zu dem ihm grofieren 
Theils Rudl ' s Kinder safien. Als dann 
Director Ruben M . XX"VII, S. 20CT 
nach Kadlik's Tode 184! die Leitung 
der Prager Kunstakademie ubernahm 
und die Weiterfuhrung der mit D6b« 
ler's Hinscheiden eingegangenen Kupfer» 
stecherschule plante, wollte er die Leitung 
der letzteren Wiesner iibertragen, dieser 
aber entzog sich dem ihm gemachten Anerbieten, 
humorvoll gegen seine Freunde 
sich aussprechend: „Erst miissen aufier 
den Pragern noch andere Kirchthiirme 
iiber mich geurtheilt haben, bevor ich 
daran denken will, mich festsetzen zu 
lassen", denn er hatte immer eine Stu« 
dienreise nach Frankreich und Italien als 
nachstes Ziel vor Augen. Verhielt er sich 
aber in dieser. Richtung ablehnend, so 
nahm er doch Theil an einem von 5er 
Firma Gottlieb Haase und Sonne ver» 
legten Illustrationswerke, ein Heft mit 
eilf Illustrationen „B6hmischer Nationallieder " 
enthaltend, das fur einen wohlthatigen 
Zweck bestimmt war. Die Com« 
Positionen zu diesem Werke lieferten: 
Fritz Hawranek, Ant. Knochl, Ant. 
I h o t a , Ioh. Manes, Rud. M u 1 1 e r , 
Karl Swoboda, Gust. Matzek und 
Ad. Weidlich. Den Stich von acht 
Illustrationen hatte Wiesner besorgt, 
und zwar so vortref f lich, daB, wie dessen 
Biograph sich pracis ausdriickt, jeder der 
an der Sammlung betheiligten Zeichner 
in der Reproduction sich „bis ins I n - 
nerste getroffen" fiihlte. An,diese Blatter 
reihten sich nun bis 1844 folgende zu» 
nachst durch Director Ruben angeregte 
Arbeiten: der groBe Stich nach dem, von 
Andreas Fortner nach den .Skizzen 
von Ruben in Silber getriebenen Arm« 
leuchter, welcher von einigen Mitgliedern 
des bohmischen Adels dem. Oberstburg-^ 
Wiesner. 86 Conrad 

grasen Karl Grafen Uholek anlaBlich 
dessen am 30. December 1842 erfolgte 
Versetzung in den Ruhestand verehr, 
worden war; dann das nach Ruben' 
Zeichnung ausgefiihrte Diplom fur die 
Mitglieder des „Vereines zum Wohl, 
hilfsbedurf tiger Kinder in Prag"; — 
„Ane Mllrill" und „Nacht be5 Glaubens" 
beide nach R u b e n , in Form von Neu 
jahr-Enthebungskarten ' . — das Diplom 
fur die Mitglieder des bestandenen 
„Theiner Nachstenliebevereines " in Prag. 
nach den Kompositionen Ruo. M u 1 1 e r ' s 
im stguralen und Herman Acrgmann's 
im ornamentalen Theile; — und das 
Diplom fur die Burger Prags, nach der 
Zeichnung, von Ios. Hellich. Gin Stich 
„Nie Sennin", nach einem im Besitze des 
Grafen Erwin Nostitz befindlichen Gemalde 
Ruben's, kam nicht zur Vollendung, 

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Wurzbach5 6 . txt 
weil im Laufe der Arbeit die 
Kupferplatte sich als schadhaft erwiesen 
hatte. I n den Jahren 1843 und 4346 
arbeitete Wiesner groBtentheils an 
einem seiner Hauptwerke, namlich an 
dem Stiche von „<5qri!l nnd Methad", nach 
der von Emanuel Max in Rom in carrarischem 
Marmor ausgefuhrten und von 
Kaiser Ferdinand fur die Prager 
Teynkirche angekauften Doppelstatue . 
Der fertige Stich, dessen Zeichnung er 
selbst vollendet hatte, befand sich auf der 
Prager Ausstellung 1847. Wahrend 
dieser Arbeiten aber blieb er immer 
R u d 1 ' s Hausgenosse, dabei unterstiitzte 
er einen seiner Briider, der in Prag 
den Gymnasialstudien oblag, und einen 
zweiten, der Kunsttalent zeigte und die 
Akademie besuchte. Indessen war es 
Director Ruben, der immer noch die 
Absicht hatte, Wiesner fur seine Aka« 
dernie zu gewinnen, gelungen, fur ihn 
ein Reisestipendium, zu dessen Beftreitmig 
sick einrge bohmische Cavaliere ver« 
einigt hatten, zum Besuche der Seinestadt 
zu erwirken. Schon begann WieSner 
mit allem Eifer das Studium der 
f ranzosischen Sprache und bereitete sick 
fur die Pariser Reise vor, als er auf 
Empfehlung seines Studiengenof f en Wil- 
Helm K a n d 1 e r , von dessen Zeichnungen 
nach Raphael er mehrere Blatter fur 
das bereits erwahnte Bibelwerk gestochen 
hatte, unter ebenso ehrenvollen als mate» 
riell giinstigen Bedingungen eine Berufung 
erhielt als Kupf erstecher an die k. preuB . 
archaologische Anstalt in Rom, deren 
Director damals Dr. Emil B r a u n war. 
Am 23. Februar 1847 trat er diese Reise 
an iiber Wien, Venedig und traf in den 
ersten Tagen des Marz in Rom ein. 
Seine erste Arbeit daselbst war eine 
Studie nach Marc Antonio, welche so 
trefflich aussiel, daB ihm Director B r a u n 
sofort eine sehr heikliche, den Stich einer 
Handzeichnung von Giulio Romano: 
h. Mugdlllenll" iibertrug. Auch diese 
fuhrte er ebenso rasch als mit vollendetem 
Geschick aus, so daB ihn B r a u n fur die 
Ausfiihrung der bedeutendsten kiinstleri» 
schen Aufgaben befahigt erkannte. Die 
Arbeit, welche nun an die Reihe kam, war 
ein Umrificyclus von sechs Flatten nack 
iner alten kostbaren Niellogravirung mit 
der Darstellung des Argonautenzuges . 
Nun sollte ein groBer Stich nach Ov er» 
beck's „h. Zbendmllhl", die „Sibqllen" des 
Michael Angelo und dessen „Weltgericht " 
folgen. Doch bevor er an die Ausfiihrung 
dieser Werke ging, begann ec auf Er- 
'uchen seines Freundes Emanuel Max 
den Stich von dessen „stutne der h. ludtnilla" . 
Dieser war schon so weit ge» 
iehen, daB der Kiinstler die Vollendung 

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Wurzbach5 6 . txt 
auf Mitte September in Aussicht stellte. 
Am 11. September befand sich Wies» 
ner noch des Abends im Kreise seiner 
und Studiengenof f en, nur klagte? 
Wiesner, Conrad 87 Wiesner, Conrad 
er iiber einen recht hafilichen Kopfschmerz. 
Als er aber am anderen Tage im gewohnten 
Kreise nicht erschien und man 
bei ihm nachsah, war bereits arztlicher 
Beistand nothig geworden. Ein von 
Dr. B r a u n berufenes Consil erklarte den 
Zustand fur ein hochgradiges Nervenf ieber . 
Zwei Tage spater hieB es bereits: 
„Unrettbar", und in der Nacht vom 16. 
auf den 1?. September 4847 erlosch das 
Leben des erst 26jahrigen Kiinstlers. Die 
unter den Oesterreichern in Rom beste« 
hende „Todtenbruderschaft " bahrte den 
Verblichenen am 19. September in der 
Kirche der U^onlia, clel popol.u auf 
einen Katafalk und begrub ihn Abends 
urn 9 Uhr unter Fackelschein auf dem 
Camposanto nachst der Peterskirche . 
Unter den Fackeltragern befanden sich 
unter fast sammtlichen in Rom weilenden 
Kiinstlern Overbeck und Flatz. Das 
ihm fur seine in Rom ausgefiihrten Arbeiten 
noch ausstandige Honorar wurde 
seinen Angehorigen in Hohenelbe iiber» 
mittelt. Der friihe Hingang des allgemein 
geliebten und zu den schonsten 
Hoffnungen berechtigenden Kiinstlers 
wurde in Rom, in seiner Heimat und 
von den Seinen tief betrauert. Der Biograph 
Wiesner 's zahlt von dessen ihm 
sonst noch bekannt gewordenen Arbeiten 
auf: drei Gebetbuchbilder , und zwar: 
„Maria Verkundigung" , „Ghrizti Begegnung 
mit Nlllgbiilrna" und „Ohristug und die Zumaritanerin 
am Nrnunen", fur den Calve '- 

schen Verlag; — ein „Nenkblatt; nr Grandnngzteier 
des Haspi; in Aukno", dieses und 
die vorigen sammtlich nach Zeichnungen 
von Rud. M u 1 1 e r ; — „Christus am 
Urenzr", nach einem Oelbilde fur den ver> 
storbenm I>. Vater in Leitmeritz; — 
„St. Maria", fur die barmherzigen Schwestern 
ebenda; — „Madchenkapt" , nach 
einer Studie von Kadlik; — „Noz 
r Aon", nach demselben; — „Nie 
tackildrr", in der Teynkirche zu 

Prag, nach Hell ich, und die ^inladnngLKarte 
znr Nrne^llurZiellung des FchllUaziieler5 
Karl Nicts". mit der Sterbescene (5or° 
reggio's (in ehlenschlage r's gleich» 
namigem Drama) , nach Zeichnung von 
Koruna. Was Wiesner noch geleistet 
haben wiirde, wenn ihm ein langeres 
Leben beschieden gewesen ware, laflt sich 
absehen, wenn man die Werke betrachtet, 
die er uns vollendet zuriickgelassen . (5>.- 
faBte seine Kunst nicht von der rein technischen 
Seite auf; er drang vielmehr in 
den Geist des ihm vorgelegten Originals 

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und war auf das eifrigste bemiiht, im 
Stich dasselbe nach Technik und Idee 
wiederzugeben . Der Maler oder Zeichner, 
der sein von Wiesner im Stich wiedergegebenes 
Original sah, konnte immer 
ausrufen: ich bin vollkommen verstanden, 
ware ich ein Stecher, ich konnte mich 
selbst nicht getreuer wiedergeben. Wies ' 
ner war ein exacter Zeichner, ein Umstand, 
der in der Kunst des Kupf erstechers 
von eminenter Bedeutung ist, wenn man 
bedenkt, wie viele Stiche groBer Werke 
unter den schlechten Contouren und falschen 
Tinten eines schwachen oder gar 
incorrecten Zeichners leiden und schwere 
Schadigung erfahren und das Original 
uns geradezu in verpfuschter Darstellung 
wiedergeben. Wenn Wies ner in Oesterreich 
gelebt hatte, wiirde es auch in ihm 
sich seines Keller, Thater, Schleich 
oder Ruscheweih geruhmt haben. 
Nagler schreibt M . X A I , S . 431" 
liber einen Karl Wies 'ner. Dieser ist 
unser Conrad Wiesner, nur mit dem 
falschen Taufnamen Karl. 
Mittheilungen des Vereines fur Geschichte 
d?r Deutschen in Bohmen. Redigirt von 
Di-. Ludwig A chlesinner (Prag, gr. 8".) 
XXI. Jahrgang (t«t A ). Nr. i 1 , 3. 1-12:? 
Wiesner, Julius 88 Miesner, Julius 
„Kunstler d« Neuzeit Vohmens . XI . 0'. Wieo« 
ner". Von Pr A f . Rudolf M u 1 1 e r . 
Unser Kiinstler ist nicht zu verwechseln mit 
seinem Zeitgenossen Eonrad W i e B n e r 
lgeb. <796. i ) , den wir auch mit einem s 
(Wies ner) geschrieben finden. Derselbe, 
aus Niirnberg gebiirtig, war ein Schiller 
Gabler's und stach namentlich Zandschafts« 
bilder und Architecruren . vornehmlich erstere 
mit feinem Naturgefiihl und im Vaumschlaq 
mit lebenswahrer Vollendung. Er wurde 
spater Zeichenlehrer zu Oberstein bei Birken« 
feld, spater in Virkenfeld selbst, wo er noch 
1849 lebte. 

Wiesner, Julius (Naturf orscher, 
geb . zu Tsch ecken in Mahren am 
20. Janner 1838) . Zwei Jahre nach 
seiner Geburt iibersiedelten seine Eltern 
mit ihm nach Brunn, wo er auch seine 
erste Erziehung genoB . Was dieselbe be 
trifft, so lieB der Vater, ein wohlhabender 
Mann, seine Kinder iiberhaupt auf das 
vorzuglichste bilden, wahrend deren Un« 
terricht die Mutter, eine Frau von sel» 
tener Tiefe des Gemuthes, mit vollster 
Hingebung leitete. Julius , der jiingste 
von acht Geschwistern, erhielt mit seinem 
nachst alteren Bruder August einen 
intelligenten Erzieher, welcher den Sinn 
der Knaben hauptsachlich fur Geschichte, 
Poesie und Kunst zu wecken suchte. Seine 
Gymnasialstudien begann er 1849 in 
Brunn, interesfirte sich aber bald bei 
seiner Neigung fur die Naturwissenschaf t 

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sehr fur Pflanzen und Mineralien, und 
als 1832 in genannter Stadt eine Oberrealschule 
errichtet wurde, verlieB er das 
Gymnasium nach vollendeter 4. Classe 
und trat in jene Anstalt ein, wo er eine 
umfassendere Ausbildung in der Natur- 
Wissenschaft zu erreichen hoffte. Daselbst 
wirkten Director Au spitz, Professor 
ZawadSk.y, Professor V o g 1 u. m. A., 
welche ihm freundlich entgegenkamen . 
Jetzt widmete er sich nut allem Eifer der! 
Naturwissenschaf t , hauptsachlich aber der 
Botanik, und botanisirte erfolgreich in 
der Umgebung von Briinn und in vielen 
anderen Gegenden Mahrens, haufig 
in Gesellschaft seiner Jugendf reunde 
Bartsch und Makowsky. Infolge 
dessen erwarb er sich, wenn auch erst 
1 a Jahre alt. doch schon eine solch um» 
fassende KenntniB der Briinner Flora, 
wie sie zu jener Zeit auBer dem greisen 
Botaniker Statthaltereirath T k a n y 
>M. X I . V, S. 207" kaum ein Anderer 
besaB. Er verwerthete auch den Erfolg 
seiner localen Forschungen und schrieb 
eine Flora von Briinn, welche so tiichtig 
gearbeitet war, daB Director Au spitz 
dieselbe in dem Programme der Oberrealschule 
mit der Bemerkung abdrucken 
lieB: „Man ist diesmal von dem Grund» 
satze, Schiilerarbeiten nicht in das Programm 
aufzunehmen, abgegangen, weil 
der jugendliche Verfasser wirklich mit 
auBerordentlichem Erfolge dem Studium 
der Botanik obliegt und bisher noch keine 
Flora Briinns eristirt." I n dieser seiner 
ersten Arbeit, welche viele neue Beobachtungen 
enthalt, zeigte sich bereits eine 
bestimmte Selbstandigkeit , denn Wiesner, 
der noch kein pf lanzengeographisches 
Werk gekannt, wich von der Gepflogen» 
heit einer Aufzahlung der Formen in 
systematischer Ordnung ab und fiihrte 
eine solche nach Florengebieten durch. 
Aber seine f loristischen Bestrebungen fan> 
den damals nur eine einseitige Anerkennung, 
auch verbitterten ihm pflanzen' 
sammelnde Neider laid die Neigung zur 
Floristik; so suchte er seine Thatigkeit in 
anderen Spharen botanischer Forschung 
zur Geltung zu bringen, obwohl er schon 
mit zahlreichen Botanikern im wissenschaf tlichen 
Verkehre stand und sein Her« 
barium bereits einen Umfang von etwa 
3000 Formen erreicht hatte. Den groBten^ 
MieZner, I»lii,s 89 Miesner, Julius 
Theil dieser Sammlung schenkte er spater 
dem Wiener Polytechnicum. I n den 
Jahren 1855 und 4856 wendete er sich 
der Morphologie zu und stellte auch so 
umfassende phanologische Beobachtungen 
an, daB die Wiener Centralanstalt fur 
Meteorologie und Erdmagnetismus ihn, 
den 17jahrigen Jiingling, ihren thatigsten 

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Beobachter nannte. Jene reichhaltigen 
Beobachtungen aber finden sich vev 
zeichnet in den „Sit zungsberichten der 
kaiserlichen Akademie der Wissenschaf ten 
mathematisch - naturwissenschaf tlicher 
Claffe". Zu jener Zeit hatte er auch die 
Oberrealschule beendet und trat in das 
technische Institut von Briinn ein. Bald 
machteer sich mit Schleiden's „Grundziigen 
der wissenschaf tlichen Botanik" 
vertraut, welche ihn auf das Gebiet der 
Anatomie und Physiologie leiteten. Ein 
sehr primitives Compositurn mit Holzstativ 
diente seinen ersten mikroskopischen 
Studien; damals entstanden auch einige 
kleinere morphologische Arbeiten, welche 
in der „ Oesterreich ischen botanischen Zeitschrift" 
erschienen. Gleichzeitig wurde er 
mit dem Kryptogamenkenner , namentlich 
Algeologen Nave bekannt, und es entspann 
sich zwischen ihnen, trotz eines erheb» 
lichen Altersunterschiedes , ein ebenso 
intimes als anregendes VerhaltniB . Beide 
wiederholten nun zahlreiche Beobachtun» 
gen, welche in den Werken und Arbeiten 
von Schleiden, Schacht und An« 
deren vorkommen. Doch bald wurde sich 
Wiesner bewuBt, daB Briinn zu seiner 
weiteren Ausbildung wenig mehr beitragen 
konne, sondern daB eine solche 
ihm nur die Horsale und Laboratorien 
der Universitat und des Polytechnikums 
zu Wien zu bieten im Stande waren. 
Allein seine friiher so wohlhabenden 
Eltern geriethen inzwischen in ungiinstige 
Verhaltnisse und konnten ihm die Mittel 
zu Studien daselbst nicht sichern; er 
faBte daher den EntschluB, sich selbst 
solche zu schaffen, und es gelang ihm. 
Zwanzig Jahre alt, zog er nach Wien, 
wo ihm sein Bruder August die ersten 
Wege ebnete und ihm die Stelle eines 
Erziehers in einem wohlhabenden Hause 
verschaffte. So war er von diesem 
Augenblicke auf sich selbst angewiesen, 
doch ohne jemals die Sorge urn das 
Nothwendige empfinden zu miissen. Er 
entfaltete gleich anfangs eine groBe TH5« 
tigkeit. Obwohl er viele Stunden des 
Tages seinen drei Zoglingen zuzuwenden 
hatte, gewann er doch immer die nothige 
Zeit, urn Collegien an der Universitat 
und am Polytechnicum zu horen. Trotz 
dieser Beschaf tigung und seinen privaten 
Studien entstanden damals seine ersten 
groBeren wissenschaf tlichen Publicationen, 
die den „Sitzungsberichten der kaiserlichen 
Akademie der Wissenschaften" einverleibt 
wurden. I m Laufe der Zeit 

ward er mit seinen Lehrern naher bekannt, 
mit F e n z 1 , der ihm die Schatze 
des botanischen Hofcabinets erschloB, mit 
L e y d o 1 t , Zippe, Nnger, Greilich 
und Anderen. Auch arbeitete er durch 

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Wurzbach5 6 . txt 
drei Jahre in Schrott er's chemischem 
Laboratorium und drei Semester im 
physicalischen Institute der- Universitat 
unter Gttingshausen und betrieb 
endlich durch zwei Semester unter Briicke 
Thierphyf iologie und Mikroskopie. I m 
physicalischen Institute errang er sich 
tiberdies die Stelle eines ordentlichen 
Eleven, mit welcher ein Stipendium derbunden 
ist. Mit einem auf diese Weise 
gesammelten umfassenden Fond von 
Wissen wandte er sich selbstandigen mikro. 
skopischen und physiologischen Arbeiten 
zu. Seine praktischen physiologischen 
Arbeiten aber unternahm er, da ein 
offentliches Institut fur derartige Bestre-? 
Wiesner, Iu.ius 90 Miesner. Illlius 
bungen damals in Wien noch nicht bestand, 
in Gemeinschaft mit feinem Freunde 
Adolf WeiB, spaterem Professor der 
Botanik an der Universitat Lemberg 
>M. I. IV. S. 82^. Im Jahre 1860 
erhielt er von der Universitat Jena auf 
Grund seiner Studien und Wissenschaf t» 
lichen Arbeiten den Grad eines Doctors 
der Philosophie und wurde infolge dessen 
spater von der philosophischen Facultat 
in Lemberg nostrisicirt . 1864 habilitirte 
er sich als Privatdocent fur Pflanzen- 
Physiologie am k. k. polytechnischen In» 
stitute in Wien. I n demselben Jahre 
vervollstandigte er auch seine Pf lanzenkenntniJJ 
dadurch, daB er die Ferien dem 
Studium der Schonbrunner Gewachshauser 
widmete, welche ihm durch S ch o t t 
M . XXXI, S. 243" in liberalster 
Weise zur Beniitzung gestellt wurden. I n 
diesem Jahre ward er auch eingeladen, 
an der Abhaltungder bekannten Montags» 
vortrage sich zu betheiligen, und seit 
dieser Zeit wirkt er auch bei denselben mit. 
Bei der Reorganisation des polytechnischen 
Institutes in Wien 1866 fand er 

Stellung als honorirter Docent der rechnifchen 
Wallrenkunde . 1867 sendete ihn 
die Regierung als Delegirten der Jury 
und ofsiciellen Berichterstatter zur Pariser 
Weltausstellung . Das umfassende Referat, 
welches ihm zufiel siiber Mikroskope 
und iiber die Mehrzahl der technisch 
verwendeten Rohstoffe des Pflanzen» 
reichs), hat er in fiinf ausf iihrlichen Ab» 
Handlungen im ofsiciellen Ausstellungs» 
berichte niedergelegt . Sie fanden in 
Fachkreisen glanzende Anerkennung. Eine 
weitere Wiirdigung seiner Thatigkeit in 
obigen Eigenschaften aber wurde ihm 
dadurch zutheil, daB ihm Seine Majestat 
der Kaiser im April 1868 das goldene 
Verdienstkreuz mit der Krone verlieh. 
Bald darauf zum auBerordentlichen 
offentlichen Proffessor am Wiener Poly< 
technicum ernannt, trug er als solcher 
technische Waarenkunde, Mikroskopie und 

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Pf lanzenphysiologie vor und hielt prak» 
tische Uebungen mit dem Mikroskope in 
dem ihm unterstehenden Cabinete ab . 
Bei Gelegenheit des Abganges der oft» 
asiatischen Expedition wurde er mit der 
Abfassung jenes Theiles der Inftruction 
fur die f achmannische Begleitung der» 
selben betraut, welcher die technisch ver« 
wendbaren Rohstoffe aus dem Pf lanzenreiche 
betrifft. Seine Arbeit schlieBt sich 
in wiirdiger Weise jenen an, welche von 
Mannern, wie Darwin, Vogt und 
Moriz Wagner zu gleichem Zwecke aus» 
gegangen sind. Zu Anfang der Siebenziger- 
Iahre erfolgte Wiesner's Ernennung 
zum Professor der Anatomie und 
Physiologie der Pflanzen an der Universitat 
in Wien, an welcher er in dieser 
Eigenschaft noch zur Stunde wirkt. Am 
2. August 187? wurde seine Wahl zum 
correspondirenden Mitgliede der kaiserlichen 
Akademie mathematisch - naturwissenschaftlicher 
Classe genehmigt und 
er am 30. Juni 1882 zum wirklichen 
Mitgliede derselben ernannt. Auch ist er 
Vorstand des pf lanzenphysiologischen 
Institutes an der Wiener Hochschule und 
Prases der pharmaceutischen Priifungs- 
Commission. Er nimmt eine hervorragende 
Stellung in der Naturwissenschaf t ein. 
Er ist nicht der gewohnliche Botaniker, 
der Pflanzen sammelt, zwischen Bogen 
prefit und nach einem schon vorhandenen, 
oder von dem Sammler beliebig erfundenen 
und auf gestellten System in Cartons 
geordnet aufstellt. Die Pflanze ist 
ihm Leben, dessen geheimen Spuren er 
mit einem Scharfblick ohne Gleichen 
nachgeht, und seinen Beobachtungen verdankt 
die Pf lanzenkunde nach ihren verschiedenen 
Richtungen wichtige Ergeb-^ 
Miesner, Julius 91 Miesner, Julius 
mffe. Die Richtungen aber, welche er be, 
seinem Studium der Pflanzen einschlug, 
lassen sich chronologisch ordnen und 
stiegen von der einfachen Theorie und 
Systematologie hinauf bis zur Praxis, 
welche die Beziehungen der Pstanze zum 
Leben des Menschen darlegt . I n der 
ersten Zeit seines Studiums von 1834 
bis 1837 konnen wir seine Arbeiten ein 
fach als floristische und phanologische bezeichnen. 
Wie aber in der Kunst, so wirkt 
auch in der Wissenschaft der Zunftneid 
wie der Hausschwamm am Gemauer. 
Pf lanzensammelnde Neider beobachteten 
bald Wiesner's sioristischr Beftrebun 
gen, beuteten dieselben auch aus, aber 
versagten dem jugendlichen Botaniker, 
der sich iibrigens urn diese Parasiten der 
Wissenschaft wenig oder gar nicht kum 
inerte, die verdiente Anerkennung. So 
betrat er denn noch im Jahre 1836 eine 
andere Richtung, jene der botani 

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schen Morphologie , auf der ihm die 
gewohnlichen Pflanzenfexe nicht zu folgen 
im Stande waren, weil dazu noch etwas 
Anderes gehort, als Staubfaden zahlen 
und Blatter nach ihrer Form sortiren. 
I n dieser Richtung arbeitete er bis 1864; 
nun stieg er wieder eine Stufe hoher und 
forschte ein ganzes Jahrzehnt, 1839 
bis 1869, auf dem Felde der Pf lanzenanatomie 
und Physiologie, auf 
welchem das Mikroskop sein treuer Be> 
gleiter war, bis er zuletzt, von 1869 ab, 
das praktische Gebiet betrat und in der 
Anwendung der B o t a n i k , spe» 
c i e 1 1 Pf lanzenanatomie und Mi» 
kroskopie a u f d i e Technik zu Resultaten 
gelangte, welche in ihrer Bedeu» 
tenheit von Fachmannern erkannt und 
von wissenschaf tlichen Autoritaten als 
bahnbrechend bezeichnet wurden. Wir 
lassen nun seine Arbeiten in Ubersicht» 
licher Zusammenstellung folgen. 
Nebersicht der wissenschaf tlichen Forschungen 
und im Druck erschienenen Arbeiten des 
Professors Julius Wiesner. ») I n den 
„Sit zungsberichten der kaiserlichen Akademie 
der Wissenschaf ten niathematisch-naturwissen ' 
schaftlicher Classe": „Untersuchung iiber die 
Lage der charakteristischen Riefen an den 
Arenoraanen der Wangen" . Mit 2 Tafeln 
M. XXXVII, 2. 704) . - „Ueber die Ge . 
setze der Ricf entheilung an den Manzcnaren" . 
Mit 2 Tafeln lBd. XXXVIII, S. sN) . - 
„Notiz iiber die dlrecte Nachweisung des 
Eisens in den Zellen der Pflanze. Gemein« 
schaftlich mit Adolf I . Weifi" A Bd. A , 
S. 276) . — „Beobachtungen iiber Stellungs» 
Verhaltnisse der Nebenblatter " . Mit 2 Tafeln 
l^Bd. XI . II, S. 225) . — „Untersuchungen 
iiber den Bogenwerth der Blattbasen" . Mit 
1 Tafel M . X A . 1 1 , S. 417) . - „Die Blatt« 
bogen und ihre Berechnung" . Mit 1 Tafel 
lBd. XI. Ill, i. Abth.. S. 40?). - „Ueber 
das Verhalten des Kupf erorydammoniaks zur 
Membrane der ' Wanzenzellen, zum Zellkerne 
und Primordialschlauche . Gemeinschaf tlich mit 
A. I . Weifi" 1/Vd, XI"IV, 2. Noth., S. 37). 
— „Mittheilungen iiber die Lage der Blatt« 
basis" M . XQV, 2. Abth.. S. 23). - 
„Untersuchungen iiber das magnetische Ver< 
halten einiger Cyanverbindungen des Eisens, 
Nikels und Kobalts" A Bd. A A V I , 2. Abth., 
S. 175) . — „Ueber das Verhalten des 
Kupf erorydammoniaks zur Starke. Gemein« 
schaftlich mit A. I , Weifi" A Vd. X I . V I , 
2. Abth. S. 311) . — „Ueber die Einwirkung 
des Kupseron) dani ! iioniaks auf thierische Gewebe 
und Gcwebselemente" A Bd. X I A V I I I , 
2. Abthlg, . S. 199) . — „Ueber die Zerstorung 
der Holzer an der Atmosphare". Mit 
1 Tafel. A ) Grauwerden des Holzes; 
2) Schwinden der Intercellularsubstanz ; 
2) Reaction der Zellmembran?; A ) Histologische 
Veranderungen des Holzes und seiner Zellen; 

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2) Die staubige Verwesung des Holzes-. 6) Die 
Braunung der Holzer lBd. XI . IX, 2. Abth. . 
S. 61) . — „Die mikroskopische Untersuchung 
der Maislische und der Maisf aserprooucte" 
lBd. I.) 2 Abth.. S. 363). - „Untersuchung 
liber das Auftreten von Pectinkorperu in den 
Geweben der Runkelriibe" "Vd. I., 2. Abth.. 
S. 442) . — „Ueber die Entstehung des 
Harzes im Innern der Pf tunzenzellen" 
sVd. I . II, 2. Abth.. S. 118). - „Beobach. 
tungen iiber den EinfluB der Erdschwere auf 
Grofien» und Formverhattnisse der Blatter" 
lBd. l.VIII, 1. Abth.. S. 369). - „U^ 
Wiesncr, Julius 92 Miesner A Julius (Portrait) 
suchungen iii?er den EillfiuB. welchen Zuf ul ' r 
und Entziehung von Wasser auf die Lebens» 
thatigkeit der Hefezellen auBern" "Bd. I"IX, 
2. Abtd.. 2 . 493"1 — „Ueber den Ursprung 
und die Vermehrung oer Bakterien" . Von 
A. Polotebnow^d. I.X, 1. Abth.. 
S. 723) . — „Beitrage zur KenntniB der 
indischen Faserpf lanzen und der aus ihnen 
abgeschiedenen Fasern, nebst Beobachtungen 
iiber den feineren Bau der Bastzellen". Mit 
2 Tafeln lBd. I . X I I , i . Abth.. 3. 1 ? A . - 
„Erperimentaluntersuchungen iiber die Kei» 
mung der Samen. Erste Reihe" sBd. I. XIV, 
j . Abth. . 2 . 415) . — „Untersuchungen iiber 
die herbstliche Entlaubung der Holzgewachse" . 
Mit 1 Tafel sBd. I. XIV, j . Abth. S. 463". 
Ueber die folgenden Arbeiten, welche in den 
„Sit zungsberichten" erschienen sind, konnen 
wir nur das Iadr des Erscheinens angeben: 
„Untersuchungen iiber die Beziehungen des 
Lichtes zum Chlorophyll" "874' s . — „Untersuchungen 
iiber die Bewegung deo Imbibitionswassers 
im Holze und in der Membrane 

der Pf lanzenzelle" 11876 j. — „Untersuchungen 
iiber den EinfluB der Temperatur auf die 
Entwicklung von ?en< : illiuiii zlaucuin" 
"1874) . — „Untersuchung einiger Treibholzer 
aus dem nordlichen Eismeere" si872) . k) Im 
„Oesterreichischen botanischen Wochenblatt " : 
„Flora uon Brunn" si854", auch im Briinner 
Realschul ' Programm fur is34 — „Zur Flora 
von Tscheitsch" sebd.". — „Mikroskopische 
Untersuchung der Papicrf asern" . — „Zur 
Flora der Polauer Berge", o) I n der „Bota A 
Nischen Zeitung" : „Untersuchungen iiber den 
Milchsaft der Pflanzen. Gemeinschaf tlich mit 
A. I . WeiJi". — „Ueber Gerb' und Fard. 
stof fe der Blumenblatter " . — „Einwirkung 
der Chromsaure auf Starke. Gemeinschaf tlich 
mit A. I . Weifi". — ..Anatomie und Histo» 
chemie des Zuckerrohrs" , s) InDingler ' s 
„Polytechnischem Journal" im Artikel: „Mit« 
theilungen aus dem Laboratorium fur tech< 
nische Waarenkunde und Mikroskopie am 
polytechnischen Institute in Wien" : A Unter» 
suchung der neuen zur Pariser Weltausstel» 
lung gesendeten Starkesorten . Gemeinschaf tlich 
mit I . H ii b 1 " . — „Die Verunreinigungen 
der Bierhefe. Von E. Ostersetz er" . — 
„Mikroskopische Untersuchung des (5hina« 

Seite 131 



Wurzbach5 6 . txt 
grases. Von A. Ungerer" . — „Ueber das 
Gummi der Uorinz» ptsrH-Zospernia . Ge« 
meinsckaf tlich mit C. B e ck e r h e i m" . — 
„Ueber das Perugummi . Von Vecterheim" . 
e) Selbstandige Werke. „Einleitung in 
die technische Mikroskopie nebst mikroskopisch« 
technischen Untersuchungen . Fur Techniker. 
Chemiker und zum Gebrauche an polytechni« 
schen Schulen" (Wien i867, Braumijller, 
gr. 8v., mit 142 eingedruckten Holzschnitten) . 
— „Die technisch verwendeten Gummi« 
arten. Harze und Balsame. Ein Beitrag zur 
wissenschaf tlichen Begrundung der technischen 
Waarenkunde" . Mit 22 eingedruckten Holz» 
schnitten und einer Tabelle s^in qu . gr. 4".) 
Erlangen 18<iU. Enke . gr. 8°.). - „Die Robstoffe 
des Pf lanzenreichs . Versuch einer tech« 
Nischen Nohstof f leyre des Pf lanzenreiches " . 
Mit 104 meist anatom. (eingedr.) Holzschnitt« 
abbildungen (Leipzig 1873. Engelmann, 
646 S.. gr. 8<>., 13 Thlr.). - „Mikrosko« 
pische Untersuchungen. Ausgefiihrt im Labo» 
ratorium fur Mikroskopie und technische 
Waarenkunde am k. k. polytechnischen Insti« 
tute in Wien". Mit 19 (eingedr.) Holzschnitten 

(Stuttgart 1872, Maier. gr. 8".). - „Die 
natiirlichen Einrichtungen zum Schuhe der 

(ihlorophyllis der lcdenden Pflanze" (Wien 

18?6. Braumijller, gr. 4°.) . auch in Fest. 

schriften der k. k. zoologisch<botanischen Ge> 

sellschaft in Wien. Aufier den bisher cmge< 

fiihrten Arbeiten Wiesner'6 sind noch , zu 

erwahnen die Berichte i:n osterreichischen 

officiellen Berichte iiber die Pariser Welt« 

ausstellung. dann mehrere Aufsatze in den 

Schriften des Vereines zur Verbreitung naturwissenschaf tlicher 

Kenntnisse, in den Verhand» 

lungen der niederosterreichischen Landwirth» 

schaf tsgesellschaf t und des niederosterreichischen 

Gewerbevereines , in der „Oesterreich ischen 

Wochenschrif t " (Beilage der amtlichen Wiener 

Zeitung) , im geographischen Journal „Das 

Ausland", ungerechnet die zahlreichen klei< 

neren Artikel in verschiedenen Journalen. 

esterrei ch i sch e botanische Zeitschri st 
Reoigirt uon Dr. S k o f i k (Wien. 8".) 

XX. Jahrg. (1870) . Nr. 1 : „Galerie iisterrei. 
chischer Botaniker. XIV. Julius Wiesner" . — 
Poggendorff (I . C.). Biographisch, 
literarisches Handworterbuch zur Geschichte 
der eiacten Wissenschaften (Leipzig t86:l. 

1 . A. Barch, gr. 8".) Bo. I I , Sp . t322. - 
Portrait. Unterschrif t : Facsimile des Na« 
menszuges: „Dr. Julius Wiesner". Lith. von 

K r i e h iiber. Druck von H. Gerhardt. 

''Beilage der Nr. 1 der „Oesterreichischen 

botanischen Zeitschrift" 187tt (8".), auch Ab« 

driicke in kl. Fol.^l^ 

Miesotowski, Christoph 93 Miesotowsk . i) Michael. 

Noch sind anzufiihren: 1,1. Wiesner. Zeit« 

genoB . Kreisrabbiner zu Nachod in Bohmen. 

Er ist Verfasser folgenden Werkes: „Schollen 

zum babylonischen Talmud", 3 Theile (Prag, 

gr. 8")- I ■ Th.: „Berachoch" (i869) ; I I . Th . : 

Seite 132 



Wurzbach5 6 . txt 
„Sabbath" (1863); III. Th . : „Erubin und 
Pesachim" (i867) . — 2. Norbert Wies, 
ner. ein Instrumentalmusicus , der nach 
Gerber 480,0 wahrscheinlich in Wien lebte. 
Llavier und Harfe spielte und sich durch folgende 
theils gestochene, theils geschriebene 
Kompositionen bekannt machte: «VI aouMno 
V<21 <3ig.vio6indg. Io" . Op. 1, 2. 3. 4. 3 (Wien 
bei Eder) . — „ V I I I Variat . z>our Is Olav. 
sur: Die Milch ist gesiinder" (edd. 
1799) . - „ X I I VariiU. xour lo 01 A v. iiber: 
mein lieber August in" (ebd. 1799) . 
„ V I deutsche Tanze furs Clavier fur Ansan» 
ger" (ebd.) . — A H Variat. ''our Is Olav. 
iiber: A Schiisserl und aNeindl " (ebd) . 
Andere Stiicke, wie Haif ensonaten und Va< 
riationen mit und ohne Violinbegleitung, 
dann 13 deutsche Lieder, stehen in Trag's 
„Verzeichnis alter und neuer, sowohl geschrie» 
bcner als gestochener Musicalien" . das 1799 
in Wien erschienen ist. als Manuscript ver» 
zeichnet. A Gerb er (Ernst 3udwia) . Neues 
historisch »biographisches Lerikon der Ton» 
kiinstler (Leipzig 1814. Kulmel. gr. 8".) Bd. I V , 
Sp. 372. 

Wiesotowski, Christoph (A r ch a ol 
o g , geb . inGalizien 4742, gest. 
1826) . Die Studien begann er in Kra« 
kau und vollendete sie im Auslande. 
Lange Zeit befand er sich auf Reisen, auf 
welchen er alterthumlichen Gegenstanden 
und alten griechischen und romischen 
Miinzen seine besondere Aufmerksamkeit 
zuwendete, denn Archaologie und Nu> 
mismatik waren seine Lieblings facher, 
und besaB er darin nicht gewohnliche 
Kenntnisse. Die Gesellschaft der Freunde 
der Wissenschaft erwahlte ihn zu ihrem 
Mitgliede, und er betheiligte sich als 
solches lebhaft an den von ihr unter« 
nommenen Arbeiten. So brachte er all« 
malig eine werthvolle Sammlung alter« 
thumlicher Gegenstande und eine statt» 
liche, namentlich an archaologischen 
Werken reiche Bibliothek zustande und 
schenkte beide der Gesellschaft. I n den 
Jahrbiichern der Gesellschaft, deren Mitglied 
er war, verof f entlichte er: „ U w A i 
nka Oxar-wooin poiskim", d. i. Betrach» 
tungen iiber das Iohannesblut 
, d. i . 

Vom Nutzen der KenntniB alter grie» 
chischer und romischer Miinzen 
und IX- Bd. A j ; - , . 

rsliF A n A oli alo A iHn A , d. i. Von den 
religiosen Alterthiimern der Slaven 
A IX. Bo. A j'. in der Zeitschrift 
o", d. i. Von 

einigen unpassenden Ausdriicken in der 
polnischen Sprache A 832 A ; — 
drvi >,v r. A ?9i", d. i. Auf zeichnungen 
aus einer im Jahre 1791 nach England 
und Calabrien unternommenen Reise 
A 6bd. AI , — „ numiliiniilois svebrnvin 

Seite 133 



Wurzbach5 6 . txt 
05t3 . tiiiofl-0 x I'iHsto^v". d. i. Von einem 
Silberstucke des Letzten der Plasten. Zahl« 
reiche Arbeiten hat Wiesotowski in 
Handschrift hinterlassen . — Sein Sohn 
Michael, galizischer Edelmann, war ein 
tuchtiger Landwirth und betrieb mit 
Eifer geographische und statistische Studien. 
Er ist Verfasser des Werkes: 

Hs . A . " , d. i. Statistisch-geographischer 
AbriB des osterreichischen Galizien, entworfen 
im Jahre 1841 von M. W. 

(Posen 4842, 8 A .) , als dessen Verfasser, 

der Initialen M. W. wegen, Michael 

Wiszniewski bezeichnet wurde. Aufierdem 

gab Wiesotowski noch heraus: 

", d. i. Landwirthschaf tliche 

Beobachtungen, insbesondere? 

Wiest, Franz Wiest, Franz 

fur Nackbarn niedergeschrieben (Lemberg 

! 8 M , 8".). - Ein Fran) Graf Wiesotowski 
— ob derselbe in verwandt« 
schaftlichen Beziehungen zu den beiden 
Vorgenannten steht, wissen wir nicht — 
hat das Werk: „ A anuetTlHi 2 ?-oHu 
2646/^6", d. i. Denkwiirdigkeiten aus den 
Jahren 1843 und 1846 (Lemberg 4868, 
Wild, 8".) herausgegeben . — Ein Wiesiotowski 
schliefllich war Redacteur 
des A xasopis k . sioA02di01u pudlio?- 
N630 OssoNiiskiok") d. i. Zeitschrift 
der offentlichen Graf Ossolinski ' schen 
Bibliothek, welche unter der Redaction 
des Franz Siarczyiiski j^Bd. XXXIV, 
S. 199^ 1828 in Lemberg zu erscheinen 
begann. Nach Siarczynski ' s A 7 . November 
1829'" erfolgtem Tode iibernahm 
Wie siotowski die Redaction, fiihrte 
sie aber nur bis 1831. in welchem Jahre 
dieselbe auf Constantin Slotwirlski 
»6d. XXXV, S. 137 A j iiberging, als 
dieser Director des Ossolinski ' schen 
Institutes wurde. Ob die Vorgenannten 
zu der Adelsfamilie Wieso I o w s k i vom A 
Wyppengeschlechte Ogonczyk gehoren, 
aus welchem der zu Polens ansehnlichsten 
Helden und Staatsmannern seinerzeit ! 

(1609-1637) zahlende Grofimarschall 

Lithauens Christoph und der lithauische 

Hofmarschall Peter Wiesio I o w s k i 

abstammen, konnen wir aus Mangel an 

alien Behelfen nicht bestimmen. 

Wiest. Franz (Schriftsteller, geb . 

in Wien 1814, gest. daselbst 1. Juni 

1847) . Der Sohn eines k. k. Garde- 

Schneidermeisters , machte er feine Studien 

in Wien und wendete sich der 

Arzoneiwif f enschaf t zu, gab aber diese, 

nachdem er ein paar Jahre die Hochschule 

besucht hatte, auf und widmete sich 

fortan ausschlieBlich der Literatur, zu 

welcher ihn sein empf anglicher Sinn fur 

Musik und Theater unwiderstehlich zog. 

Seine ersten Versuche in genannter Rich. 

tung fallen in das Jahr 1833, und bis 

Seite 134 



Wurzbach5 6 . txt 
1836 begegnen wir seinen Arbeiten in 
den vormarzlichen am meisten verbreiteten 
schongeistigen Blattern Wiens, wie 
„Morgenblatt " , „Sammler", „Wanderer" . 
Er brachte darin Gedichte, Hu» 
moresken und Genrebilder, dann aber 
Kritiken, vornehmlich iiber die Opernvorstellungen 
im Karnthnerthor ' Theater , 
unstreitig das Beste, was zu jener Zeit 
aus seiner Feder floB, denn er hatte im 
Elternhause eine gute musicalische B i 1 - 
dung genoffen. 1837 trat er als Mit» 
arbeiter der Bauerle ' schen „Theater- 
Zeitung" ein, welche damals unter den 
Blattern der Residenz den Ton angab, 
und worin seine Aufsatze den Beifall 
der frohlebigen Wiener fanden. Aber 
dies dauerte nur so lange, bis Sap 
h i r , aus Miinchen vertrieben, in 
Wien erschien, seine Witzraketen in 
der „Theater » Zeitung" steigen lieB, 
Wiest ' s Arbeiten, die, so lange sich kein 
Nebenbuhler gefunden, ihre Schuldigkeit 
thaten, verdunkelte und jenen Antogonismus 
zwischen Beiden hervorrief, der 
sich anfangs in gegenseitigen anziiglichen 
Plankeleien, zuletzt aber in Angriff und 
Abwehr heftigster Art kundgab. DaB 
Wiest unter solchen Umstanden der erklarte 
Feind S a h p i r ' s wurde, begreift 
sich leicht, und daB Letzterer im steten 
Kriege, in dein Beide lebten, den Sieg 
davon trug, kann Niemand Wunder 
nehmen, der S a p h i r ' s Eigenart kennt, 
welcher ja doch trotz alledem der GroBmeister 
des Witzes, dem diese blendende 
Gabe des Geistes angeboren, wahrend 
sie bei Wiest erst angelernt und angelebt 
war. Endlich gab unser Schrif tsteller den 
Kampf, aus dem er doch nie siegreich 
hervorgehen konnte, auf und fand es als^ 
Wiest, Franz Wiest, Fmnz 

das ZweckmaBigste, den Schauplatz seiner 
bisherigen journalistischen Thatigkeit zu 
verlassen und in der Fremde zu suchen, 
was ihm die Heimat versagte. I m Jahre 
1838 verlieB er Wien und griindete in 
Leipzig ein neues Journal „Die Eisen» 
bahn", welcher Titel mit der eben beginnenden 
Aera des Eisenbahnwesens 

zusammensiel und einladend und zugleich 
verlockend klang. Das Blatt, an dessen 
Redaction sich noch Karl Tropus und 
Julian Chownitz betheiligten, begann 
im August 1838^61 P onn i ke und Sohn 
zu erscheinen und fristete sein Dasein bis 
Juni 1841, doch trat Wiest fur seine 
Person bereits im Herbst 1839 von der 
Leitung zuriick, weil dasselbe eine Hal« 
tung angenommen, mit welcher er, zu 
seiner Ehre sei es gesagt, nicht ubereinstimmte . 
Von Leipzig begab er sich nach 
Mainz, urn sich an einem anderen jour« 
nalistischen Unternehmen zu betheiligen, 

Seite 135 



Wurzbach5 6 . txt 
namlich an der von Dr. Rheinlander 
im October 1837 begriindeten Zeitschrift 
„Das Rheinland", die er nun von ihrem 
vierten Jahrgange, 1840, an iibernahm 
und bis 1842 fortfuhrte. Er leitete sie so 
geschickt, dafl sie bald das gelesenfte 
Blatt am Rhein wurde. Mit diesem 
Unternehmen verband er aber noch die 
Zeitung dreier anderer Blatter. Er gab 
namlich wahrend der Sommersaison auch 
eine Badezeitung, „Der Cursaal", fur 
die Taunusbader heraus, in der Winter» 
saison aber eine Carnevalszeitung, „Die 
Narrhalle", welche er wahrend der Jahre 
1841 und 1842 redigirte, worauf sie 
1843 an Ludwig Kalisch iiberging. 
Das dritte Journal, das er ins Schlepp» 
tau des „Rheinland" genommen, war 
die „Suddeutsche Theaterzeitung" , die 
es aber nicht iiber einen Jahrgang, 
1842, brachte. Am Rhein verstand er 
es, durch sein gut redigirtes und bald 
beliebt gewordenes Vlatt einen Kreis 
von Mannern an sich heranzuziehen, 
welche damals einen guten Klang hatten 
und in ihren geistvollen frohmiithigen 
Arbeiten den Alp der Censur vergessen 
lieBen, welcher im Vormarz allenthalben 
auf der deutschen Journalistik lastete. 
Von diesen Mannern nennen wir: E. M. 
Oettinger, Dingelftedt, Freilia/ 
rath, Kalisch, Schnetzler, Frank 
von Steinach, welche ab und zu sich 
in Mainz einfanden. Auch brachte ihn die 
mit Geist und Witz redigirte „Narrhalle" 
in nahere Verbindung mit den Karnevals 
gesell schaften von Mainz, Mannheim, 
Coblenz, Coin und Diisfeldorf, die ihrer» 
seits wieder die Forderung des Froh» 
sinns, welche er mit seinem Blatte sich 
angelegen sein lieB, dadurch lohnten, daB 
sie ihn unter ihre Mitglieder aufnahmen. 
Mit der Herausgabe seines Blattes aber 
verband er den damals noch nicht abge» 
! brauchten zeitgemaften literarischen Sport 
jahrlicher humoristischer Vorlesungen, 
welche er im groBen Casinosaale hielt, 
zu denen das gewahlteste Publicum 
sich drangte, und an denen die auserlesensten 
Krafte der Musik, Literatur 
u::d Viihne mitwirkten. Im Jahre 1842 
vermalte er sich mit einer jungen Elt» 
villerin, und da ihn Sehnsucht nach seiner 
Vaterstadt trieb, gab er die Redaction 
der vorgenannten Blatter auf und iiber» 
siedelte mit seiner jungen Gattin nach 
Wien. Auf der Reise dahin hielt er in 
verschiedenen Stadten Deutschlands , in 
Wiesbaden, Darmstadt, Karlsruhe, Miiw 
chen, dann in Augsburg, Freiburg, Ne> 
gensburg, Pafsau und Linz, in mehreren 
dieser Stadte bei Anwesenheit hoherer 
Furstlichkeiten, offentliche stark besuchte 
Vorlesungen, bei denen wieder Kiinstler 

Seite 136 



Wurzbach5 6 . txt 
der Biihne, wie die Sangerin Sabine 
Heinefetter, Tenorist Pischek, Tan-? 
st) Vranz A ) Franz 

zerin Luise WeiB, mitwirkten. I m Mai 
1843 traf er in Wien ein und reiste zu» 
nacbst nach Pesth, wo er den Sommer iiber 
blieb, drei Vorlesungen gab, in einer 
derselben mit einem Genre seiner Erfin» 
dung, namlich mit der Darstellung von 
„Stimmportrats " debutirend, und auJ5er» 
ordentlichen Beifall fand. Er besaB neben 
seinem unleugbaren literarischen Talent 
noch die Gabe, die AeuBerlichkeiten von 
Personen in tauschendster Weise nachzuahmen . 
Besonders gelangen ihm die 
Copien zweier in jenen Tagen mit dem 
Wiener Leben eng verwachsenen Personen, 
namlich des Theaterdirectors Karl und 
des beriihmten Komikers Nestroy, welch 

Letzteren er sich iiberdies mit besonderer j Hnmuregken nnd PIMwsieMcken" , 2 
Hefte 

sich alle Kunst der Aerzte vergeblich 
erwies. Urn in besserer Luft Erleichterung 
seiner Qualen zu finden, siedelte er -nach 
St. Veit, einer beliebten Sommerf rische 
in Wiens unmittelbarer Nahe, iiber, aber 
statt der erhofften Besserung trat der 
Brand ein und raffte ihn im Alter von 
33 Jahren hin. Aufier seiner journalisti« 
schen Thatigkeit als Mitarbeiter und 
Redacteur von Journalen ist von seinen 
selbstandig herausgegebenen Arbeiten 
nur sehr wenig zu verzeichnen, namlich: 
„N115 Jahr 1936 in tirr M t . Alluniger Vortrug, 
gehalten im Ouncert l>e3 Flotisten Fiirstenan 
am s. December 1S38" (Leipzig 1839) und 
GeZamnirltes in Bildern, Skizzen, 
Vorliebe erkoren, da derselbe ihn einmal 
auf offener Biihne in seiner drastischen 
Weise persifiirt hatte. Anfangs iibte 
Wiest sein Talent nur in gesellschaf t» 
lichen Kreisen, in denen er sich dadurch 
interessant und beliebt zu machen verstand, 
spater zog er diese Begabung in 
den Bereick seiner Brodftudien. I n den 
folgenden Jahren 4843 und 1846 hielt 
r.r in Wien Vorlesungen theils fur sich 
selbst, theils fur wohlthatige Zwecke und 
machte in der Zwischenzeit Ausfliige in 
die verschiedenen Provinzstadte der Monarchie. 
Am 1. Marz 1846 gab er im 

Theater an der Wien eine Wohlthatigkeiisakademie, 
welcher der ah. Hof noch 

beiwohnte. Es war dies sein letztes Auftreten 
vor dem Wiener Publicum. Auf 
einer Reise nach dem Rhein, wohin eine 
Erbschaf tsangelegenheit ihn rief, veran» 
staltete er noch Vorlesungen in Wiirz» 
burg, Kissingen, Homburg und Wies» 
baden, und bei seiner Riickkunft in Wien 
sollte er die Redaction einer Zeitschrift an» 
treten, doch.bald nahm daselbst ein Leiden, 
(Leipzig 1839 und 1840, 16".). Er 
hinterlieB seine W'twe mit drei unmiin» 

Seite 137 



Wurzbach5 6 . txt 
digen Tochtern, denen dieselbe auch schon 
in wenigen Jahren, am 8. August 1834, 
durch den Tod entrissen wurde. Was 
Wiest's Stellung in der vormarzlichen 
Presse Oesterreichs betrifft, so waren er 
und S a p h i r es, welche das Wiener 
Publicum mit ihren leichten Witzwaaren 
von jeder ernsten Lecture ab» und durch 
wechselseitige Befehdung bestandig in 
Athem hielten. Der „Wanderer", an 
dem Wiest vorzugsweise mitarbeitete, 
bekampfte die „Theaterzeitung" , in 
welcher S a p h i r seine Witzeier niederlegte, 
bis er im „Humoristen" sich das 
eigene Nest fur dieselben geschaffen hatte. 
Ware S a p h i r nicht erschienen, Wiest 
wijrde lange die Oberhand behalten 
haben, aber S a p h i r war ihm an Kennt» 
nifsen, Geist, Schlagf ertigkeit und Humor 
weit iiberlegen, und so muBte Wiest, 
der noch zuletzt von einem schweren 
Leiden befallen worden, das Feld rau> 
men, welches jener bis zum Bewegungs» 

das ihn schon seit langerer Zeit qualte, i jahr 1848 behauptete, in welchem 
einen so bosartigen Charakter an, daB j durch den politischen Sturm auch seined 

(Vater) 97 

Witzspiele und sonstigen Allotria hinweggefegt 
wurden . 

Wiener allgemeine Mu sik» Z e i t u n g . 
Herausgegeben von Aug. Schmidt (4".) . 
1817, S. 272 und 333. -Figaro . Redi ' 
girt von Friedrich Adami (schm. 4".) 1838, 
S. 733. -Seiolitz (Julius Dr.). Die 
Poesie und die Poeten in Oesterreich im 
Jahre 1836 (Grimma 1837. I . M. Gebhard. 
kl. 8".) Bd. I , S. 194. - Allgemeine 
Theaterzeitung . Von Adolph Bauerle 

(Wien. gr. 4".) XI.. Jahrg. (1847) 2. 386 : 

„Biographische Skizze." 

Wiest's Vater, der kaiserliche Garde-Schneidermeister 

(geb. 1768, gest. in Wlen im Decem« 
ber 1863) ilberlebte urn viele Jahre seinen 
Sohn und hat sich durch einen drastischen 
Nath, den er dem Allgewaltigen Oesterreichs 
kurz vor der Marzkatastrophe gegeben, eine 
Stelle in den anekdotischen Blattern der 
osterreichischen Geschichte gesichert. Meister 
Wiest war namlich der Leibschneider des 
Fijrsten Mette rnich, der es liebte, mit 
dem alten Schneider, welcher ihn iiber ein 
Viertel jahrhundert bereits bediente, dann und 
wann in ein Gesprach sich einzulassen, das 
Wiener Zustande zum Gegenstande hatte. So 
erschien denn eines Tages in einer der ersten 
Wochen des Jahres 1848 Meister Wiest 
bei dem Staatskanzler, urn demselben einen 
neuen Anzug anzuplobiren . Der Fijrst war 
diesmal eben wenig bei Laune, ja sogar ver» 
stimmt, was der alte Gewerbsmann alsbald 
erkannie. „Durchlaucht " , begann nun Schneider 
Wiest, dem die Verstimmung des 
Staatsmannes zu Herzen ging. „darf ich mir 
eine Bitte auszusprechen erlauben?" — 
„Nun?", meinte der Fiirst . — „Durchlaucht " , 

Seite 138 



Wurzbach5 6 . txt 
fuhr Wiest fort. „haben ein groBes muh« 
seliges Geschaft, das gibt viel VerdruB. Wenn 
ich an Ihrer Stelle ware, ich that' mich nicht 
mehr plagen und sehet mich zur Ruh ! Zum 
Leben haben Sie ja genug, uberlassen Sie 
das Geschaft jiingeren Leuten, Sie werden 
sehen, es wird besser sein. " — „Wiest". ent< 
gegnete der Staatskanzler, „aus Ihnen spricht 
ein Demagog. Ich werde mein „„Geschaft"" 
erst aufgeben, wenn mich der Tod abruft, 
sagen Sie das den Leuten." Die Kundschaft 
war verloren. Wiest hat dem Fiirsten Met« 
tern ich niemehr ein Kleid gemacht, und als 
einige Wochen spater Fiirst M e i t e r n ich, 
der Macht der Zeitereignisse weichend, den« ! 
n Wurzbach, biogr. Lexikon. I . V I . '"Gedr. 
noch das „Geschaft" aufgab, sagte Wiest: 
..Ich hab ' s vorausgesehen, wenn man zu alt 
wird. thut ' s nicht mehr" und ging aus Rache 
liber die verlorene fiirstliche Kundschaft unter 
die Studenten und wurde „akademischer 
Legionsschneider" . Nun. so lange der Trubel 
vorhielt, bliihte das neue Geschaft. Wiest 
konnte mit den Uniformen der Legionare 
nicht fertig werden. Als er aber die Conti 
anfertigte, brach die October . Revolution aus, 
und balo waren die Legionare in alle Winde 
zerstoben. Niest iiberlebte noch urn viele 
Jahre die 1848er Katastrophe, als man ihn 
aber in den Sarg legte, wurde dieser mit 
lauter unbezahlten Contis aus dem Sturm» 
jahre austapezirt. 

Wiest), Karl Ritter von (k. k. G en 
eralmajor und Ritter des Maria 
Theresien-Ordens , geb . zu Podlasiuk 
im Likkaner Grenzbezirke 1730, gest. zu 
Bellovaram6. Februar 1802) . Grenzer 
von Abstammung, trat er 1766 als 
Gemeiner in das Warasdiner Huszaren» 
corps ein. Innerhalb 19 Jahre riickte er 
von der Pike auf bis zum Rittmeister in 
seinem Regiinente vor, in welchem er bei 
Ausbruch des Tiirkenkrieges (1783 
bis 1790) zum Major befordert wurde. 
Umfassende DiensteskenntniB, Punktlichkeit 
in Ausfiihrung aller Befehle und 
ein rastloser Pflichteifer zeichneten diesen 
Ofsicier so sehr aus, daB der Feldzeug' 
meister De V i n s ihn zu seinem General* 
adjutanten erwahlte. I n dieser Eigenschaft 
erkampfte sich Wiesy bei dem am 
20. Juli 1790 auf Czettin unternommenen 
Sturme das Theresienkreuz . Am 
genannten Tage ging namlich durch das 
Feuer unserer Batterien und den Sturm» 
angriff, welchen einige Freiwillige des 
Regimentes Deutschmeister ausfiihrten, 
Czettin in vollen Flammen auf. Bei 
dem Mangel an Waffer sah sich die Be« 
satzung auBer Stande, den Brand, welcher 
bald die ganze Feste umschloB, zu er« 
sticken, und der groBte Theil der Sol> 
3. De». 1887.1 7^ 
Wiesy 98 MieH 

Seite 139 



Wurzbach5 6 . txt 
daten, von panischem Schreck ergriffen, 
wollte in der Flucht sein Heil versuchen, 
wurde aber von unseren Truppen in die 
Feste zuriickgeworf en . Diesen Augenblick 
allgemeinster Verwirrung benutzte Feld 
zeugmeister De V i n s und ordnete einen 
Sturm an, welcher durch Major Wiesy 
mit einer Anzahl Freiwilligen Nachmit 
tags nach 3 Uhr iiber die von unseren 
Geschiitzen geschossenen Breschen in das 
Innere der Feste unternommen werden 
sollte. Wiesy trat an die Spitze der 
Freiwilligen, unter denen auch Johann 
Fiirst Liechtenstein »Hd. XV, S. 448), 
der nachmalige Feldmarschall und GroBkreuz 
des Maria Theresien-Ordens, sich 
befand, erstieg, der verzweif elten Gegen» 
wehr des Feindes Trotz bietend, der Erste 
die Bresche und machte mit den Seinen, 
die dem Kampfer muthig folgten, Alles 
nieder, was sich ihm entgegenstellte . I n 
einer Stunde gelangte die Feste in den 
Besitz der Unseren, und damit war der 
Feldzug des Armeecorps in Croatien 
beendet . General De Vins sendete 
unseren Helden mit der Botschaft von 
dem Falle dieses Platzes an den Kaiser 
und empfahl den tapferen Fiihrer der 
Freiwilligen der besonderen Gnade des 
Monarchen, die sich auch in der Verleihung 
des Ritterkreuzes des Maria Theresien- 
Ordens am 28. Juli 4790 auBer 
Capitel bethatigte. 1794 riickte Wiesy 
zum Oberstlieutenant , 1797 zum Obersten 
bei den Peterwardeinern vor. An den 
folgenden Kriegsbegebenheiten hatte er 
keinen Antheil mehr und starb, erst 
52 Jahre alt, als General und Brigadier 
zu Bellov^r in der croatischen Militargrenze . 
Hirten feld (I.). Der Mlitar ' Maria . Theresien ' Qrdm 
und seine Mitglieder (Wien 

tt>37. Ltaatodruserei . schm, 4".) Bd. I I , 
S. 28>j, 

Wietoris, Ionathan, siehe Aietoris 
M.I..S. 281, Qu. 3". 
Wietz, I . K. (Schriftsteller, Ort 
und Jahr seiner Geburt wie seines Todes 
unbekannt) . Gr lebte Ende des acht» 
zehnten und zu Anfang des laufenden 
Jahrhunderts . Nach Kehrein ware er 
eine und dieselbe Person mit Karl 
Vietz, dessen im 30. Bande dieses Werkes, 
S. 284, Quelle Nr. 2 gedacht wurde, 
denn er wird von genanntein Biogra» 
phen als Verfasser des Werkes „Das 
Studium der allgemeinen Geschichte 
u. s. w." bezeichnet, welches 1844 bei 
Haase in Prag erschienen ist. Aufierdem 
aber nennt Kehrein ihn auch den Ver» 
fasser des Buches „Fabeln, Gedichte, Erzahlungen 
und Lieder", von welchem der 
erste Theil in Prag 1791 bei Diesbach, 
also 33 Jahre friiher, herauskam. Karl 
Vietz indefl wurde 1798 in Bohmen geboren 

Seite 140 



Wurzbach5 6 . txt 
und starb zu Prag am 2. August 
1872. DaB er im Alter von sieben 
Jahren oben erwahnte „Fabeln, Gedichte 
u. s. w." geschrieben und herausgegeben, 
ist nicht gut anzunehmen. Es sind also 
Karl Vietz und I . K. Wietz zwei ganz 
verschiedene Personen, und ist Letzterer 
Verfasser einer ansehnlichen Zahl von 
Schriften, welche im ersten Drittel des 
laufenden Jahrhunderts in Prag er» 
schienen sind, und zwar: „Abbildungen und 
chreibnngeil sammtlicher griatlichrn und mrltlichrn 
Grdrn in aMnnlugiZHer nnll lllphllbetischer 
Ordnung", 3 Theile, mit 234 col. KK . 

(Prag 1817 u. f., Bohmann ' s Erben, 

8"., 331/. Thlr.); der erste Theil enthalt 

sammtliche geistliche Mannii rden 

mit 76 col. KK . , der zweite Theil sammtliche 

geistliche Frauenorden mit 

64 KK . und der dritte Theil sammtliche 

weltliche Ritter- und Damen» 

orden mit 94 KK . ' — „Ztreihuge im^ 

Wich 99 iexnik.) Franz -Tal). 

Hebiete der Nnder- und Volkerkunde" , 1. bis 

48. Bandchen mit KK . (Prag 1826 

bis 1833, 12".), mit den Beschreibungen 

von Hindostan, Arabien und Guinea, 

Schweden und Norwegen, Madagascar 

und Spanien. Hinterindien, China, Portugal 

und dem Capland, den Gesellschaftsinseln, 

Aegypten und Japan, RuBland 

und den verschiedenen in Rutland lebenden 

Volksstammen, der Tiirkei, Frankreich, 

England, Ceylon, Tibet und Tungusien, 

der Schweiz, Berberei und dem Kaffern» 

land, den Sandwichsinseln, Kalmucken, 

Anam, Patagonien; — „NehrreicheNnterhaltnngen 

tiir Knaben nnd Madchen, bestehend in 

malaiischen Erzahlungen mit beigefugten Fabeln, 

Auen3regeln, AathsrlnundMelvdllten" , 3 B a n d ' 

chen mit 20 ill. KK . (2. verb. Aufl. Prag 

1826) ', — „Palastiim cider dns heil. 2' s llnd. 

Bearbeitet nach deu treuesten Berichten bewahrter 

Augenzeugen. Mit 36 bildlichen Nar5tellunn.cn 

(aus des Graten uan F'arbin Neise in das 
Morgenland) " , mit ! Karte und 1 Plan 
lPrag 1826, Bohmanns Erben); — 
„Zitten, Gebrauche nnd Giuchten der Vemahner 
de3 llsmanizchrn oder tiirkischen Ueichca", 
1 Lieferungen mit 20 ill. KK . (ebd. 
1828, 8^.); — „Moralische (lorsuhlungen nntl 
Fittenspriiche A ur Nildnng des Geistes und Herjens 
der weiblichen Jugend", 2 Bandchen 
mit 23 ill. KK . (ebd. 1828; 3. Aufl. 
1837, 8».); — „Moralische Grsuhlungrn 
und Sittenliprijche jur Bildung des Geistes und 
HerM5 der mannlichen Jugend", 2 Bandchen 
mit 24 ill. KK . (ebd. 1 8 3 1 , 8".); 
— „Alfreds merkwiirdige Neism und Abenteuer. 
Snr Unterhaltung t'nr Ilnng und Alt", mit 
4 ill. KK. (ebd. 1 8 3 1 , 8".); - „Zlbbildnngrn 
und kurzgef aflte lDttchichte uerkl'aaer 
Freunde nud Nicner Gottes". 10 Jahrgange 
mit je 24—23 Abbildungen und Text 

Seite 141 



Wurzbach5 6 . txt 
(ebd. i83., gr. 8".); — „Oswgrschrnkr . 
Gin Schauspiel t'ur die Jugend in A Act" 
(Leitmeritz 1834, 8''.); - „Cngrndlahn. 
Gemiithliche und nnterhaltlichc il-rsuhlun^rn fur 
Jung und M " (ebd. 1834, 8 ' ) . ) . Nach 
vorstehender Nebersicht der Schriften 
Wietz's zu schlieBen, ist derselbe seinerzeit 
ein beliebter Jugendschriftsteller gewesen. 
Kehr ein (Ios.) . Viographisch-literarisches Le, 
rikon der katholischen deutschen Dichter. 
Volks« und Jugendschriftsteller im neun» 
zehnten Jahrhundert (Zurich. Stuttgart und 
Wiirzburg 1871. Leo Wiirl. gr. 8") Bd. I I , 
S. 268. 

ik, Franz Xav. Graf / ' S t a a t s ' 
mann, geb . in Bohmen zu Beginn 
des achtzehnten Jahrhunderts, gest. in 
P r a g 14. September 1789). Ein Sohn 
des Grafen Bernhard Franz aus 
dessen Ehe mit Barbara Swihowsk y 
von Riesenburg, widmete er sich nach 
beendeten Studien dem Staatsdienste . 
I m Jahre 1738 als Appellationsrath 
z auf der Herrenbank installirt, wurde er 
dann Stadthauptmann der Neustadt 
Prag, Reprasentationsrath, k. k. Kammerer 
und geheimer Rath und j ? 62 
Appellationsprasident in Bohmen. Als 
1742 der Kurfiirst von Bayern Karl 
Albert mit den Franzosen in Bohmen 
einbrach und als Konig dieses Landes 
sich benahm, behielt Wie 5nik auch unter 
ihm sein Amt und unterwarf sich gleich 
mehreren anderen Appellationsrathea 
dem Usurpator, der sinkenden Sonne den 
Nucken kehrend, der aufgehenden sich zuwendend. 
Als jedoch die Kaiserin wieder 
in den friiheren Besitz gelangte, wurde 
W i e A n i k aus Prag verwiesen und be» 
deutet, auBerhalb der Stadt sein weiteres 
Schicksal zu erwarten. Aber er 
gewann doch wieder die Gnade Maria 
Theresias , welche seine Talente 
sehr schatzte, ihn zu wichtigen Ausarbeitungen 
in standischen, Grenz-und Lehens- 
> angelegenheiten verwendete, auch zum 
A Prasidenten der bohmischen Studien»^ 
Wieinik (Genealogie) ieinik A Bernhard Franz 
commisswn ernannte und ihn sogar als 
Gubernaior Siebenbiirgens in Aussicht 
nahm. Auch Kaiser Joseph I I . schenkte 

ihm bei der neuen Regulirung des Appellationsgerichtes 
und des Landrechtes sein 
voiles Vertrauen und erhob ihn 1783 
zum Oberstlandhofmeif ter . Weniger scheint 
sich W i e 2 n i k der Sympathien in der 
offentlichen Meinung erfreut zu haben, 
wozu wohl seine ausgesprochene Gegner« 
schaft gtzgen den beruhmten Schulmann 
Karl Heinrich Ritter von S e i b t Mand 
XXXIII, S. 326 A > das ihrige beigetragen 
hat. Auch stand er, wie wir aus verschie« 
denen Mittheilungen der „Oesterreich ! - 
schen Biedermannschronik" entnehmen, 

Seite 142 



Wurzbach5 6 . txt 
mit anderen aufgeklarten Staatsbeamten 
seiner Zeit, so mit dem k. k. niederoster« 
reichischen Regierungsrathe Franz Karl 
Hagel i n , der namentlich fur S e i b t 
mit unbeugsamem Muthe eintrat, und 
mit Ioh. Marquard Freiherrn Kotz von 
Dobrz, Gubernialrath in Prag, der 
auch S e i b t gegen WieLnik's Verfolgungen 
schutzte, auf gespanntem Fufie. 
Ueche durch und durch, war er S e i b t ' s 
Gegner und Verfolger vornehmlich des» 
halb, weil d'eser deutsche Cultur nach 
Vohmen verpflanzte. Der Kaiser zeichnete 
ihn mit dem GroBkreuz des St. Ste> 
phansordens aus . 

Arneth (Ml,eo Ritter von) . Maria Theresia 
(Wien. Vraumuller. gr. 5".) Bd. I I , S . 223; 
V. I X , 2. 223; Bd. X, S. 448. - Oester« 
reichische Biedermann6«Chro« 
nik. Fin Gegenstiick zum Phantasten« und 
Prediger ' Almanach (Freideitsburg ''Akademie 
in Linz' 1 1784, Gebriider von Redlich. 8".,) 
S. 89. Artikel Hagel i n ; S. 125, Artikel 
Kotz; 3 . 219. Artikel S e i b t . 
Zur Genealogie der Freiherren und Grasen 
Wieinik. Diese bereits ausaestorbene Adels ' 
familie gehorte zu jenen Geschlechtern in 
Bohmen und Mahren, welche vor dem dreiBig« 
jahrigen Kriege zum niederen Adel zahlten, 
dann aber gleich vielen Anderen aus den 
11-ioiam Wirren der Zeit Vortheil zogen und 
zu Vermogen und Rang sich auf schwangen . 
Der erste bekannte Ahnherr Iorohniev 
von Wieinik lebte im Jahre 1467. Mit 
E r 1 i s t , welcher von Kaiser Matthias den 
Freiherren stand erhielt, beginnt die nach» 
weisbare Stammesfolge dieses Geschlechtes, 
welchem ofter Adelsverleihungen zutheil wur« 
den. So empfing Adam Ladislaus am 
3. November 1632 vun Kaiser F e r d in 
a n d I I I . den alten Freiherren » 
stand; Wenzel Freiherr von W i e 6 n i k am 
22. Janner 1638 den G r a f e n stand; der« 
selbe wurde auch dem Freiherrn Bernhard 
Franz 1703 verliehen. - Was die Aemter 
und Wiirden betrifft, welche dieses Ge» 
schlecht bekleidete, so finden wir die Sprossen 
desselben in Bohmen und Mahren des 
ofteren in hoheren Stellungen als kaiserliche 
Rathe, Oberlandtammerer . General-Kriegs, 
commissare. Burggrafen, Kreishauptleute 
u. s. w. — Was die Ehen anbelangt, so 
schlossen die Sprossen dieses Hauses dieselben 
nur mit Flauen der nationalen Geschlechter , 
wie Rzi^an. Zialkowszky. Wora» 
ziczky. K a u n i y . Podstaczky, Swi< 
howsky von Riesenburg und anderer. 
I I . Einige bemerkenswerthe Sprossen der Frei- 
Herren und Grasen von Wieinik. 1. Mark- 
wart Wieanik betheiligte sich an der boh« 
mischen Redellion und wurde deshalb 1622 
zur Verantwortung gezogen. — 2. Karl 
war wirklicher Rittmeister in der schwedischen 
Armee, befand sich 1631 unter den mit den 

Seite 143 



Wurzbach5 6 . txt 
feindlichen Sachsen nach Bohmen zuruck» 
gekehrten Erulanten. trat somit offentlich als 
Gegner des Kaisers auf und wird auch zu« 
gleich mit Wodclaw Wiesnik in der 
Waldstei n'schen Tragodie genannt . — 
8. Ein N u d o 1 f und ein Wodclaw (Wenzel) 
thaten sich 1645 bei der Vertheidigung 
eines Theiles von Prag gegen die Schweden 
hervor, indem sie bei alien Gelegenheiten 
Proben ikrrr Tapferkeit gaben. — 4. Freiherr 
Bernhard Franz war in seiner Jugend 
auf Reisen, trat dann in den Staatsdienst 
und wurde 1679 Czllslauer Kreishauptmann . 
Zur Zeit der Tiirkenbelagerung Wiens 1683 
geleitete er als Kommissar die zu Hilft 
eilenden sachsischen und deutschen Truppen 
mit vieler Umsicht an ihre Bestimmung . Er 
wirkte auch mit Energie und Erfolg bei den 
zu seiner Zeit stattf indenden Bauernunruhen 
Mit seil-er Gi'nialin Varbara 5wil)uw51i' s uon? 
Mieinik, Emanuel 101 Wikart 
Riesenburg errichtete er das Dominicaner 
kloster in Neuhof, welches er mit der an 
sehnlichen Summe von 43.000 f 1 . dotirte. er 
baute Schlosser, unter anderen 1686 jenes in 
Neuhof, legte Garten urn das Dorf Bernar 
dow an, zog viele Kiinstler und Handwerker 
nach Neuhof, welchen er Platze zur Ansied 
lung schenkte und fur die erste Einrichtung 
mancherlei Unterstiit zung zukommeu lieB. i?01 
erwirkte er die Erhebung Neuhof s zur Stadt. 
Als 1703 Kaiser Iosevt) I. von der Kronunss 
in Frankfurt 11. M. heimreiste, wurde 
dem Freiherrn die Auszeichnung zutheil. dafi> 
der Monarch auf dessen Schlosse in Neuhof 
iibernachtete . Auf dem Gute Zbislaw erbaute 
WieZnik die im Jahre 1692 in den hussiti« 
schen Unruhen verwiistete Pfarrkirche von 
Neuem auf. Nach d ' E 1 v e r t hatte er zweimal 
die Grafenwiirde erhalten, zuerst von Kaiser 
Ieopoldl. am 10. J u 1 i 1697. das andere 
Mai 1703 bald nach Riickkehr Kaiser Io> 
sephs I . von seiner Kronung in Frankfurt 
a. M . ; Letzteres dmfte wohl nur die Bestatt« 
aung des von Leopold I . ihm verliehenen 
Graf enf tandes gewesen sein. Bernhard 
Franz starb 1714. — 5. Franz (geb. 
1. Februar 1717. gest. 16. November 1760), 
ein Sohn des Bernhard Franz, trat 
1736 in das Pramonstratenserstif t Seelau 
(2elive), in welchem er, 1740 zum Priester 
geweiht, Philosophie und Kirchenrecht vor« 
trug. I m Drucke erschien von ihm: „I'u.- 
niouw» wipitzx Lsu, triplex viauktis ecolo- 
LU8 (ora. xi-2 , 6mou3tr . ) pi-oviaeuai mstlioaus 
etc " (Prag 1730) . I n Handschrift 
aber hinterlieB er ein „Diuln».ls gobolastiouui 
«, welches im Kloster Seelau bewahrt 
wird. — 6. Ein Wiesnik endlich, dessen 
Taufnainen wir nicht kennen, fand als Iieu« 
tenant bei den Erzherzog Iohann«Dragonern 
Nr. 9 im Gefechte bei Hochheim am 8. No« 
vember 1813 den ehrenvollen Soldatentod. 
— 7. Mit dem Graf en Gmanuel erlosch 

Seite 144 



Wurzbach5 6 . txt 
der Mann es stamm der Wieonik. Die 
letzten weiblichen Sprossen aber waren: 
Grafin Anna (gest. 19. Juni 1861) . Witwe 
(seit 22. Ottober 1833) des k. k. Landrechts« 
Prasidenten in Oberosterreich, Paul Ritter 
von M a d e r , deren Tochter Johanna Ne< 
pomucena die Gemalin des E d u a r d 
Grafen S p o r k , Herrn des Gutes Krnsko, 
wurde, und Walburga Aloisia (geb. 
26. October 1802), vermalt mit Joseph 
Grafen S p o r k , Besitzer der Herrschaft 
Krnsko mit Nzrhnic und Katufic und des 
Gutes Orosz WZchelis im Iungbunzlaucr 
Kreise Bohmens; Graf S p o r k war Ober« 
lieutenant in der k. k. Armee und starb 
am 29. Janner 1830; Grafin Walburga 
Aloisia schied zu Prag am 20. December 
1877 aus dem Leben, und so ist mit idr das 
Geschlecht der WieZnik auch weiblicherseits 
erloschen. » E 1 u e r t (Christian Ritter) . No> 
tizenblatt der historisch-Batisiischen Section 
der k. k. mahrisch-schlesischen Gesellschaft zur 
Beforderung des Ackerbaues, der Natur« und 
Landeskunde (Briinn, Rohrer. 4".) Jahrgang 
1883, Nr. 7: ''Zur mahrisch«schlesischen 
Adelsgeschichte . V A : Die Grafen von Wie5- 
nik." — ( Z e d 1 e r's) Universal« Lexikon. 
36. Bd. . Sp. 590. 391. ) 
Wigand, Balthasar, siehe: Wiegand, 
Johann A S. 44, in den Quellen, Nr. 4". 
Wigand, Georg, siehe: Wiegand, Johann 
A S. 13, in den Quellen, Nr I^j. 
Wigand, Karl Friedrich, siehe: Hie 
gaud, Johann A S. 43' in den Quellen, 
Nr . H. 

Wigand, Otto, siehe: Wiegand, I o 
hann A S. 43, in den Quellen, Nr. 1) . 
Wikart, Joseph (Maler, Ort und 
Jahr seiner Geburt A wie seines Todes 
unbekannt) . Er lebte im achtzehnten 
Jahrhundert, war 1730 in Brunn als 
Maler ansassig und wird von Dudik als 
„geschickter Kunstler" bezeichnet, der 
„Theorie mit Praxis genau zu verbinden 
verstand" . Von seinen Arbeiten ist jedoch 
nur das Altarbild in der Briinner Sanct 
Iacobskirche bekannt, welches den „h. Zunez 
uan Nepllinnk" vorstellt. — Noch ist 
ein Kupf erstecher Wikart, der auch mit 
ck (Wickart) geschrieben vorkommt und 
gleichfalls im vorigen Jahrhunderte, aber 
zu Prag lebte, zu erwahnen. Dieser sta. '1' ' 
mit einem zweiten Kunstler Namens 
Schott, iiber den jedoch alle Nachritten 
fehlen, Trauergeru^e, Katafalke, wie das 
zu der damaligen Zeit, in welcher em? 
Mikosch 102 Wilbrandt 

Kupf erstecher an dergleichen seinen ganzen 
Grfmdungsgeist zu erproben psiegte, Sitte 
war, und sind von solchen in Folio und 
Grofi-Folio ausgefiihrten Trauergeriif ten 
jene auf die Fiirsten 3obkowitz, 3iech 
tenstein und den Grafen C z e r n i n be» 
kannt . Nicht F)labacz, Tschischka 

Seite 145 



Wurzbach5 6 . txt 
und W o 1 n y gedenken dieser Kunstler. 
Oesterreichische Blatter fur Literatur. 
Kunst, Geschichte. Geographie u. s. w. Nedi» 
girt von Dr. Adolf T c h m i d 1 (Wien 
4".) I. Jahrg., Nummer vom 28. December 
1«44. 3>. 622 im Artikel vc>n Beda Dudiki 
aus dcm Hebiete der Malere, 
Wikosch, Martin Johann (Schrif tstell 
er, geb . zu Ungar isch-Brod in 
Mahren 8. November 1734, gest. in 
Wien 28. October 1826) . Er besuchte 
die Gymnasien zi; Straznitz und Nikolsburg, 
ftudirte die alten Sprachen, Phi» 
losophie und Rechtswissenschaf t an der 
Hochschule in Olmutz und ging dann 
nach Wien, wo er Vorlesungen aus der 
Geschichte und anderen Wissenszweigen 
horte und die philosophische Doktorwiirde 
erlangte. 1781 w«rde er als juridischer 
Prafect an der theresianischen Ritter» 
akademie in Wien angestellt, spater, 
1?84, erhielt er eine Scriptorstelle an 
der Universitatsbibliothek daselbst. 1789 
zum Bibliothekar am Lyceum zu Inns< 
bcuck ernannt, verband er in der Folge 
mit diesem Posten die Professur der Ge« 
schichte, wozu auch, aber nur fur einige 
Zeit, sich die Supplirung aus der Naturgeschichte 
gesellte. Es war eben eine Zeit, 
in welcker man glaubte, der Professor 
der Weltgeschichte miisse sich doch auch 
unter den Thieren zurecht finden. Als 
dann 18W Tirol an Bayern kam, begab 
sich Wikosch nach Atzten, wo ihm noch 
im namlichen Jahre die Professur der 
Weltgeschichte am Lyceum zu Olmutz 
verliehen wurde. Nicht lange an diesem 
Institute, an welchem er auch mittlerweile 
das Rectorat verwaltet hatte, 
thatig, erhielt er 1808 die Berufung als 
ordentlicher Professor der Weltgeschichte 
an die Wiener Hochschule, wo er aus 
eigenem Antrieb noch iiber die geschicht« 
lichen Hilfsfacher der Diplomatik und 
Heraldik las. 1823 wurde er seines Lehr» 
amtes enthoben und starb drei Jahre 
spater im Pensions stande. I m Druck 

erschien von ihm ein „Grundriss drr Aniuer5111ge3chichte . 
ZUte Geschichte", erster Band 
in zwei Abtheilungen (Wien 1812), eine 
Fortsetzung ist nicht erschienen; und dann 
iibersetzte er aus dem Italienischen des 
Graf en Ioh. Rinaldo Carli ' Rubbi 
M. II, S. 28!^: „Nelsons gui oensinienw 
cl.ui.Io «tato al Uilano" unter 
dem Titel: „Steuerverf af sung von Mai« 
land, nebst einer Darstellung der Steuer» 
Verfassung von Tirol" (Wien 1818) . 
B r u n n er in dem unten angegebenen 
Werke nennt Wikosch einen geborenen 
Krainer, was unrichtig ist, derselbe war 
aus Mahren gebiirtig. Bergmannin 
seiner „Monographie iiber die Familie 
Primisser" nennt ihn auf S. 38 in der 

Seite 146 



Wurzbach5 6 . txt 
Anmerkung einen gelehrten und ver« 
dienstvollen Mann, der sich besonders die 
romischen Antiquitaten von Carnuntum 
angelegen sein liefl. Auch wollte Bergmann 
bei anderer Gelegenheit Naheres 
liber ihn berichten, doch ist dieser Vorsatz 
unausgefiihrt geblieben. 

Morauia (Brunner Blatt . 4".) Nummer 43 
vom 16. Marz <813, S. 167. - Vrun . 
ner (Sebastian) . Clemens Maria Hoffbaucr 
und seine Zeit (Wien 18»8, Vraumiiller. 
12«. ) L. i32. 

Wilbrandt, Adolf (deutscher Dich. 
t e r , geb . in Rostock am 24. August 
1837) . Der Sohn eines mit neun Kin> 
dem gesegneten Gymnasialprof essors , in^ 
Wilbrandt 103 Wilbrandt 

Rostock, erhielt er seinH erste Wissenschaf tliche 
Ausbildung in seiner Vaterstadt. 
Der Genius der Poesie regte sich fruhzeitig 
in ihm. Als Knabe von sechs 
Jahren begann er zu dichten. „Zeichnuw 
gen mit Gedichten erschiitternden und erheiternden 
Inhalts", welche er, 6V2 Jahre 
alt, dem Vater zum Geburtstage widmete, 
geben ZeugniB davon, und wenn 
er damals auch noch mit der Orthographie 
auf schiefem FuBe stand und den Namen 
Alexanders des GroBen noch „Alechzan» 
der" schrieb, so zeigen doch Verse und 
Reime, daft sie nicht mehr die e:sten 
waren, und daB der sechsjahrige Poet 
bereits eine Vergangenheit hatte. Nach 
Beendigung der Vorbereitungsstudien be> 
suchte er die Universitaten in Berlin und 
Miinchen, an denen er Rechtswissenschaf t , 
classische Sprachen, Literatur und Ge» 
schichte horte. 22 Jahre alt, iibernahm 
er die Redaction des Feuilletons der von 
Karl B r a t e r ins Leben gerufenen 
„Suddeutschen Zeitung", die ihm Ge» 
legenheit gab, nach alien Richtungen — 
mit Ausnahme der pecuniaren — eine 
gedeihliche Thatigkeit und seinen griind» 
lich gebildeten Geist zu entfalten. Dieses 
Blatt, man nennt es nicht mit Unrecht 
das beste, welches damals Bayern hatte, 
war von groBer Bedeutung ebenso fur 
das Land, wie fur dessen Hauptstadt. 
Karl Brat er, obgleich schon krankelnd, 
iibte groBen EinfluB und vereinte eine 
kle.ine, aber auserlesene Schaar trefflicher 
Geisteskraf te urn sich, welche in jenen 
Tagen schon, 1839—1861, das in Miinchen 
auf gepf lanzte nationale Banner 
siegesbewuBt flattern lieBen und ent» 
schieden zu vertheidigen verstanden. Neber 
und unter dem Strich stand die Zeitung 
fur den nationalen Gedanken mannhaft 
ein. „Ihre stammenden Leitartikel" , 
schreibt ein Literarhistoriker , „wurden im 
ganzen Lande verschlungen, ihr geistvolles 
Feuilleton, die schneidigen Kritiken in 
Kunst und Literatur wurden allgemein be» 

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Wurzbach5 6 . txt 
wundert und gepriesen, und trotz alledem 
konnte die Zeitung auf keinen griinen 
Zweig kommen; in Munchen und im 
ganzen Lande Bayern lobten die Leute 
wacker, aber sie abonnirten nicht, und 
das Grunderthum mit fetten Annoncen, 
welche die Zeitung iiber Wasser hatten 
halten konnen, gab's damals noch nicht." 
Man hatte ja doch die Eigenart des 
deutschen Volksstammes vergessen und 
gar nicht in Anschlag gebracht, daB der 
Bayer, wenn er sich auch als Deutscher 
fiihlte, den Bayer nicht vergaB, wie es 
der Berner oder Walliser ganz wohl 
weiB, daB er ein Schweizer ist, aber sich 
doch bewuBt bleibt, daneben ein Berner 
oder Walliser zu sein. So lange das 
Blatt in Munchen herauskam, arbeitete 
Wilbrandt daselbst, als es dann nach 
Frankfurt a. M. iibersiedelte, folgte er 
dahin und trat fur die schleswig ' holstein ' sche 
Frage ein, iiber welche er im 

Auftrage des Frankfurter SechsunddreiBiger- 
Ausschusses eine Brochure verfaBte, 
die in 130.000 Exemplaren verbreitet 
wurde. Auch gab er eine auto« 
graphirte politische Korrespondenz heraus, 
wahrend er zu gleicher Zeit den 
dreibandigen Roman „Geister und Menschen" 
vollendete. Ueberdies schrieb er 
in Berlin, wohin er inzwischen gereist 
war, urn Materialien fur seine Mono» 
graphie iiber Kleist zu suchen und zu 
studiren, an welcher er dort auch arbei« 
tete, politische Leitartikel fur die „Siiddeutsche 
Zeitung" . So mitten im heiBen 
Sturm und Drang dieses unter den ob« 
waltenden Umstanden wohl tapfer ringenden, 
doch aber dem Tode geweihten 
Zeitungsunternehmens stehend, dann 
wieder seinem poetischem Drange nach'? 
MilbranN 104 Wilbrandt 
gebend und einen Roman dichtend, zu 
letzt in eine literarische Arbeit sich ver 
tiefend, welche den Einsatz seiner ganzen 
geistigen Kraft verlangte, hatte er das 
MaB seiner Krafte unterschatzt und seinem 
wenngleich gesunden, doch nicht zu kraf» 
tigen Korper mehr zugemuthet, als derselbe 
zu leisten im Stande war. So be» 
schloB er denn zur Starkung seiner an« 
gegriffenen Gesundheit eine Erholungsreise 
anzutreten. Das Ziel derselben war 
zuvorderst Italien, das ihm, wie dem 
Maler, Bildhauer und Architekten ein 
Romerzug, nicht minder nothwendig und 
unentbehrlich erschien zum Abschliisse 
seiner Bildung. Aber ehe eine Besserung 
seiner leiblichen Zustande eintrat, befiel 
ihn noch in Rom ein Nervenleiden, das 
ihn zur Riickkehr nach Deutschland 
nothigte, wo er noch ein ganzes Jahr 
mit dieser geistigen Verstimmung zu 
kampfen hatte, bis er sie iiberwunden und 

Seite 148 



Wurzbach5 6 . txt 
im Stande war, sich neuem Schaffen 
hinzugeben. So nahm er 1863 seinen 
bleibenden Wohnsitz in Munchen, wo mit 
der zuriickkehrenden Gesundheit seine 
Schaf f ensluf t wuchs und er zunachst nur 
poetischen Schopfungen, in erster Zeit 
des Studiums halber nur Reproduc» 

tionen fremder classischer Werke, sich zuwandte. 
So entstanden in jener Zeit 
seine Uebertragungen der Tragodien 
des Sophokles und Euripides 
und fur die Bodenstedt ' sche Aus» 
gabe des Shakespeare die Ueber» 
tragung zweier Dramen des groBen 
Briten. Diese Arbeiten waren zu gleicher 
Zeit Studien, sozusagen Vorstudien fur 
. den spater auftretenden dramatischen 
Dichter W i 1 b rand t. '"Die bibliographi» 
schen Titel seiner Werke folgen S. 106.) 
An diese dramatischen Uebertragungen 
reihten sich zunachst mehrere novellistische 
Arbeiten, dann einige Lustspiele, bis er 
mit den beiden hiDrischen Stiicken, von 
denen eines dem Mittelalter, das andere 
dem classischen Alterhum entnommen 
war, namlich mit dem „Grafen Hammer» 
stein" und mit dem „Cajus Gracchus", 
die Bretter, welche die Welt bedeuten, 
betrat. So lebte er in Munchen mehrere 
Jahre in volliger Zuriickgezogenheit , nur 
im Verkehre mit seinem ihm geistesver» 
wandten Freunde Paul Heyse, der in 
seiner vornehmen Eigenart wohl ganz 
dazu geschaffen war, den traumerischen 
Wilbrandt anzuregen. Wohl zumeist 
beschaftigt mit seinen poetischen Werken, 
arbeitete er auch in Sybel's geschieht» 
lichem Seminar und gewann mit seiner 
Abhandlung „Ueber Gottfried Hagen ' s 
Reimchronik" den Preis, erlangte ferner 
die philosophische Doctorwurde und 
fiihrte unter Egger's Namen die Redaction 
des „Deutschen Kunstblattes" . 

1871 iiberfiedelte er nach Wien, wo er seitdem 
seinen bleibenden Wohnsitz aufschlug. 
1873 verheiratete er sich mit der k. k. 
Hof schauspielerin Auguste Baudius 
und ubernahm nach Dingelstedt's 
Tode am 1. December 1881 die Direc« 
tion des Burgtheaters . Dieselbe legte er 
im Juni 1887 nieder, indem er sich in 
einem vom 23. dieses Monats datirten 
Circulare von dem Kiinstlerpersonal und 
den Abtheilungsvorstanden verabschie» 
dete, nachdem alle Versuche des Inten» 
danten, ihn dem Kunstinstitute zu er» 
halten, gescheitert waren. Eben urn zu 
seinem poetischen Schaffen, das ihm denn 
doch in seiner angestrengten Stellung, 
wenn nicht ganz unmoglich gemacht, so 
immerhin starkverkiimmert worden, zuriick» 
zukehren, hatte er feine Stelle nieder» 
gelegt. Wie Herausgeber dieses Lexikons 
erfuhr, ist AdolfWilb rand t mittlerweile 

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Wurzbach5 6 . txt 
in seine Vaterstadt Rostock uber» 
siedelt. Ein abschliefiendes Urtheil uber? 
Milbrandt <06 Mildrandt 

Wilbrandt den Poeten ist zur Zeit 
noch unstatthaft, da er, in der Vollkraft 
seiner Jahre stehend, eben daran geht, 
neue Werke seines Genius zu schaffen. 
Was er aber bisher geboten, berechtigt 
ihn zu einem der ersten Platze auf dem 
deutschen ParnaB der Gegenwart . Als 
Literator ist er griindlich, erfaflt den 
Gegenstand seiner Forschung, der stets 
nur auf einen ihm sympathischen, vielleicht 
geistesverwandten Gegenstand, wie 
Kleist und Holderlin, fallt, mit dem 
ganzen Eifer und der vollen Liebe des 
Literarhistorikers und wirft auf denselben 
neue Lichter. Als Novellist verrath er 
einigermaflen die Schule Heyse's, seines 
Munchener Meisters, der in diesem Gebiete 
untibertrof f en ist; als Dramatiker 
aber, sowohl im Lustspiele als in der 
Tragodie, scheint er im eigentlichen 
Elemente sich zu befinden. Sammtliche 
Werke tragen das deutliche Geprage 
einer bedeutenden dichterischen Kraft, die 
ebensowohl in der Anlage des Ganzen 
als im Aufbau der einzelnen Scenen 
durch einfache Grofle zu wirken versteht. 
Vielleicht, daB er in seinen letzten Stiicken 
ein und das andere Mai sich verleiten 
lieB, dem Effecte eine Stelle einzuraumen, 
deren Fehlen dem poetischen Werthe des 
Ganzen wohl kaum einen Abbruch gethan 
haben wiirde. Jedenfalls ist er aber 
als Poet noch in der Vollkraft seines 
Schaffens, und ist es bei den genialen 
Keimen, die in seiner Seele schlummern, 
gar nicht abzusehen, mit welchen Kleinodien 
seiner Muse er die deutsche Buhne 
und Literatur noch bereichern werde. 
Bemerkenswerth erscheint uns aber folgender 
Ausspruch eines Biographen N i 1 - 
b r a n d t ' s , Wilhelm Goldbaum's: 
„ Wilbrandt ist als Dichter schlechthin 
eine Individualitat; man kann ihn an 
keinem anderen Poeten messen. Hatte er 
vor zweihundert Jahren gelebt, so ware 
er vielleicht ein alchymistischer Professor in 
Helmstadt oder Ingolstadt gewesen; da 
er in unserer Zeit lebt, hantirt er statt 
mit dem Schmelztiegel mit dem Zauber» 
stabe der Poesie, mit dem er Gestalten 
schafft, an welchen die Wirklichkeit viel» 
leicht zu geringen, die Phantasie haufig 
einen zu groBen Antheil hat. Was Hans 
Makart fur die Malerei, das ist — nur 
in unendlich vertiefterem Sinne — 
AdolfWilbrandt fur die Poesie 
unserer Tage . Sie sind Beide die echten 
Sonne dieser f arbentrunkenen, in alien 
ihren Sinnen aufgewiihlten Zeit, der 
Maler der sieben Todsunden, wie der 
Dichter der Meffalina." Ist es also nicht 

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Wurzbach5 6 . txt 
an der Zeit, fiber den Poeten W i 1 ' 
brandt ein Endurtheil zu fallen, so 
stellt sich doch einem solchen iiber den 
mehr jahrigen Leiter der ersten deutschen 
Schaubuhne kein Umstand entgegen. 
Mit dem Bestreben, durch zielbewuBtes 
redliches Wirken die Gunst des Publi» 
cums zu gewinnen, betrat Wilbrandt 
seinen Posten; aber ihm fehlte die Bru» 
talitat Laube's, die riicksichtslos schal» 
tete und waltete und nicht selten Unmuth 
unter Jenen erregte, die ihm eben 
zu Diensten sein sollten; ihm fehlte die 
Rankesucht Dingelstedt ' s, dem das 
Kunstinstitut in zweiter, vielleicht drifter 
Linie stand, wenn es sein eigenstes I n - 
tereffe gait, das er zielbewuftt auch er> 
reichte. Wilbrandt war human, eine 
naive Kunstlerseele, er w o 1 1 t e die 
grellen Farben, womit die Bretter und 
Leinwanden, welche die Welt bedeuten, 
tibertuncht sind, nicht sehen; er schloB, urn 
sich iiber die Kleckse und die ausgegossenen 
Farbentopfe hinwegzutauschen, mit Absicht 
die Augen. Wenn es dann manch» 
mal nicht klappte, war es gerade nicht zu 
wundern, was jedoch iiberhaupt nur? 
Milbrandt 106 Milbrandt 

aufierst selten vorkam. Er verfolgte bei 
der Leitung seines Kunstinstitutes keine 
selbstsiichtigen Zwecke, es ware denn. daB 
er demselben seinen poetischen Genius 
nicht opfern wollte. Aber als er erkannte, 
die Biihne energisch leiten und zugleich 
der Poesie huldigen, sei unvereinbar, da 
war auch sein EntschluB gefaflt, und wenn 
er auch Opfer brachte, er war mit sich 
selbst einig, und ker Director muBte dem 
Poeten weichen. Als ersterer hatte er 
wahrend der sechsthalb jahrigen Leitung 
33 Novitaten, 32 Neueinf tudirungen und 
120 Reprisen gebracht . Unter den Novitaten 
finden wir Werke der heimischen 
Dichter Nissel, Greif und Keim, 
dann Werke von Hcyse, (5aro, B 1 u - 
menthal, N 6 t e 1 , Wildenbrucd, 
Doczy und T r i esch. Von seinen eigenen 
Dichtungen fiihrte er uns nur „Afsunta 
Leoni", „Johann Ohlerich" und „Kriemhild" 
und von seinen Bearbeitungen 
Calderon's „Dame Kobold", „Der 
Arzt seiner Ehre" und „Der Richter von 
Zalamea" vor. Die neuere dramatische 
Literatur des Auslandes ist durch die 
Franzosen Pailleron, Sardou, 
Ohnet, die Russen Turgenjew und 
Gogol und den Norweger Bjornson 
vertreten. Von den Classikern der alten 
und der neuen Literatur brachte er 
Sophokles ' „Elektra", „K6nig Oedipus" 
und „Oedipus in Kolonos" und 
Goethe's Fausttrilogie . Die Aufsahrung 
dieser letzteren, wie der Labdakidentragodien 
und der Stiicke Calderon's, 

Seite 151 



Wurzbach5 6 . txt 
an welchen er nicht bloB als Director, 
sondern auch als Dichter mitthatig gewesen, 
leuchtet in seiner dramaturgischdirectorialen 
Wirksamkeit besonders hervor. 
Unter den Biihnenkraf ten, die er neu 
gewann — eine Aufgabe, bei der in 
unseren Tagen volliger Kunsthinf alligkeit 
und iiberwuchernder Virtuosenschablone 
groBe Schwierigkeiten zu uberwinden 
sind, ohne jene weiblichen Buhnengenies 
zu rechnen, welche, nachdem sie im Leben 
Gretchen gespielt, nun, urn auf der Biihne 
erste Heroinen zu tragiren, einem Di» 
rector officiel aufoctroyirt werden — sind 
die Damen Barsescu und D u m o n t 
zu nennen. So stellt sich denn aus dieser 
allgemeinen Uebersicht heraus, daB Wi 1 ' 
b r a n d t weder die heimischen Autoren, 
noch jenc vom Reiche drauBen, noch auch 

das franzosische classische Repertoire vernachlassigt , 
ja daB er sogar dem modernen 
Pariser Sittenbilde, nachdem dasselbe 
durch den Brand des Stadttheaters seine 
Statte verloren, EinlaB an der Hofbiihne 
gewahrte, und dieser fliichtige UmriB 
geniigt fur den Nachweis, daB es das 
Bestreben Wilbi; andt ' s war: dem 
Burgtheater, als der ersten deutschen 
Biihne, die hochsten kiinstlerischen Auf« 
gaben zu stellen und mit der lebendigen 
zeitgenossischen dramatischen Production 
Fiihlung zu unterhalten, so weit dies 
eben der vornehm umschriebene Gesichtskreis 
des altberiihmten Kunstinstituts zulaBt . 
Auszeichnungen sind dem Dichter 
als solchem mehrere zutheil geworden: 
fur sein Trauerspiel „Gracchus der Volks» 
tribun" wurde ihm 1873 der Grillparzer« 
preis zuerkannt; fur seine Gesammt» 
leistungen als dramatischer Dichter er» 
hielt er 1878 vom deutschen Kaiser den 
groBen Schillerpreis , und Konig Ludw 
i g I I . von Bayern verlieh ihm mit dem 
Maximilianorden fur Kunst und Wissenschaft 
1884 den personlichen Adel. Nun 
folgt die Uebersicht der Schriften Wil» 
b r a n d t ' s , welche sich in literarhistorische 
und poetische, diese letzteren in lyrische, 
dramatische und erzahlende gliedern. 
I. Uebersicht der Werke W ttbrandi'g. k) Literar« 
geschichtliches und Biographisches . Hein« 
richoon Kleist, Eine literar-historische Mo»^ 
Wilbrandt 107 Mildrandt 

Mographie (Nordlingen 1863, Beck. gr. 8°.. ! 
422 S.) . A H61derlin, der Dichter deo 
Pantheismus (Miinchen 1870. 8°.). - Dann 
gab er heraus: „ I m Fegefeuer" . Eine Ge« 
schichte nach der Natur von Johannes Kug« . 
ler (Wien 1874) . welcher er eine bio« 
graphische Einleitung vorausschickte . AuBer» 
dem hat Wilbrandt herausgegeben die 
„Nachgelassenen Schriften" seines Lands» 
mannes FriB Reuter und fur die Ausgabe 
der „Sammtlichen Werke" dieses Dichte/s 

Seite 152 



Wurzbach5 6 . txt 
dessen Biographie geschrieben, d) Gedichte. 
Ooethe ' sGeburtstag den 
28. August 1869. Prolog, gedichtet von 
gesprochen von Ernst Possart am 
Tage der Enthiillung des Goethe-Denkmals 
(Munchen A 1869), Dr. E. Wolf und Sohn. 
gr. 8".) . — Gedichte (Wien 1874, Rosner. 
16"., VIII und 233 S.). o) Romane, Novellen, 
Erzahlungen. G eister und Menschen. 
Ein Noman in 3 Banden (Nord« 
lingen 1864. Beckh. 8«.) . — Der Licen« 
t i a t . Roman in 3 Banden (Nordhausen 
1868, Biichtina, gr, 8".), A ine Zweite Auflage, 
welche erschienen, ist nur Titelauf lage) . 
-Novellen (Berlin 1869. Herh. 8«., 
VII und 367 S.). l,.Die Briider" . „Heimat". 
„Reseda") . — Neue Novellen (Berlin 
1870. Hertz. 8".). s . „Narl . ' ifi " , „Die Geschwister 
von Porto Venere", „Johann Oblerich", 
„Die Reise nach Freienwalde" ) . — Frido» 

1 i n s heimliche Ebe . Nach Erinnerungen 

und Mittheilungen erzahlt (Wien 1873, Rosner. 
8".) . — Ein neues Novellenbuch . 
Dritte Sammlung (Wien 1873. Nosner, 8".. 
344 S.), A „Damonen", „Die Bande des 
Blutes", „Die Konigin von Castilien" . „Unser 
RechtsbewuBtsein" , „Der elste Mensch") . — 
Meister Amor. Roman in zwei Theilen 
(1880) . — Novellen aus der Heimat. 

2 Bande (1882), A „Der Lotsencommandeur " , 
„Der Gast von A A endstern", „Am heiligen 
Damm" . „Der Mitschuldige" ) . — Der 
Verwalter . Die Verschollenen . Zwei 
Novellen (1884) . 6) Schauspiele und Dramen. 
Der Graf von Hammerstein. 

Historisches Schauspiel in 5 Acten (Berlin 
1870. Laffar. br. 8".). sbildct Nr. I I der dra» 
matischen Schriften von Wilbrandt ; auch 
ist es in E . Bloch's Volkstheater aufgenom» 
men) . — Gracchus der Volkstribun . 
Trauerspiel in 5 Aufziigen (Wien 1872. 
Rosner. 8".) . lder Dichter erhielt dafiir 1873 
den von Franz Grillparzer gestifteten 
Preis) . — Nero. Trauerspiel in 5 Aufziigen 

(Wien 1872. Rosner. 8° . ) . — A r r i a und 
Messali na. Trauerspiel in 5 Aufziigen 

(Wien 1874. Rosner, 8° . ) . — Giordano 
Bruno . Trauerspiel in 5 Aufziigen (Wien 
1874, Rosner. 8".). — Kriemhild . Trauer» 
spiel in 5 Aufziigen (1877) . — Robert 
Herr. Trauerspiel (1880) . — Assunta 
Leoni. Schauspiel (1883) .—Die Tochter 
des HerrnFabricius . Schauspiel (1883) 
stauch hat Wilbrandt fiinf Dramen des 
Sophokles und drei des Euripides iiber« 
setzt, fur die Biihne eingerichtet und erstere 
zur Auffiihrung gebracht, und zwei Stiicke 
SI? ak esp e a re's, „Coriolanus" und „Was 
ihr wollt", fur die Auffiihrung bearbeitet, 
o) Lustspiele. Die Wege des Gliicks . 
Lustspiel in 3 Ausziigen (Wien 1874, Rosner. 
8".) . — Unerreichbar . Lustspiel in einem 
Aufzug (Berlin 1870. Lassar, br. 8° . ) . solider 
Nr. I der dramatischen Schriften von Wil« 

Seite 153 



Wurzbach5 6 . txt 
b r a n d t auch in E. Bloch's Theatercorre« 
spondenz) . — Jugendliebe. Lustspiel in 
1 Aufzuge (Wien 1872. Nosner. gr. 8".) . — 
DieMaler . Lustspiel in 3 Aufziigen (Wien 
1872, Rosner. 8".) . — Die Vermalten. 
Lustspiel in 3 Aufziigen (Wim 1872. Rosner. 
8".) . — Ein Kampf urns Dasein. Lust» 
spiel in 3 Aufziigen (Wien 1874, Rosner. 
8".) . — Durch die Z e i t u n g . Lustspiel in 
1 Aufzuge (Wien 1874. Rosner, 8°.). - 
Die Reise nach R i v a . Lustspiel (1877) 
nach der Erzahlung: „Fridolins keimliche 
Ehe". — Auf den Brettern. Lustspiel 

(1878) . - Der T h u rm in der Stadt« 
mau er. Lustspiel (1878) . — Die Wahr« 
heiH liigt . Lustspiel in 3 Aufziigen. — 
Die Lebensmiiden . Lustspiel in 3 Auf« 
ziigen . 

I I . Zur Kritik von Adolf Wilbrandt's 
Schriften. Neue Freie Presse (Wiener 
pol. Blatt) 18. December 1874. Nr. 3705 
im Feuilleton: „Arria und Messalina" . Von 
3. Sp. (eidel) . — Allgemeine Z e i t u n g 

(Augsburg. Cotta. 4".) 1874. Nr. 334. Bei. 

lage. S. 5571: „Wiener Briefe. XXXI". 

Von V. (incenti) iiber „Cajus Gracchus". 

— Blatterfiir literarische Unterhab 

t u n g (Leipzig. Brockhaus . 4°.) 1863. S. 46t: 

iiber „Geister und Menschen" . — Allge. 

meine literarische Corre spond enz, 

1879, Bd. I I I , S. 10 iiber „Kriemhild" . - 

Blatter fur literarische Unterhaltung, 1864, 

S. 681 iiber seinen „Kleist". — Fremden« 

Blatt (polit. Blatt). Von Gustav Heine^ 

Milbrandt 108 Milbrandt 

<Wien. 4".) 2. December 1873. Nr. 333: 

iiber „Nero" . Von L. H (eves) i. — Allge« 

meine Z e i t u n g (Augsburg. Cotta) 15. De« 

cember 1873. Nr. 349, Beilage: „Wiener 

Briefe. I^VIII". Von V. (incenti) iiber 

„Nero" . — Neue Freie Presse. 1873, 

Nr. 3038: iiber „Adolf Wllbrandt'6 Novellen" . 

— Allgemeine Zeitung (Augsburg. 

Cotta) 14. Octobec 1877. Nr. 287. Beilage: 
«Wiener Briefe. I. XXX". Von V. (incenti) 
iiber die „Reise nach Riva" . — Neue Freie 
Presse. 187 1. Nr. 2936. im Feuilleton: 
iiber „Die Vermalten" . — Tagespresse 
(Wiener pol. Piatt) 18?<1. Nr. 13«: ..Aus 
Miinchen" iiber „Die Wahrheit liigt". — 
Neue Freie Presse. 1884. Nr. 6966 iiber 
„Der Wille zum Leben" . — Augsburg er 
Postzcitung (4".) 1881. Nr. 298. Diese und 
die folgenden iiber Wilbrandl ' s Schriften 
iiberhaupt: Blatter fur literarische Unter» 
Haltung, 1870. S. 431; 1872. Nr :;<-,. - 
Borsenblatt (Leip;ig. 4«.) 1878. 2. 4802. 

— Neue Freie Presse (Wien) 1881. 
Nr. 6200,, Abendblatt; 1882. Nr «40 
Morgenblatt . — Blatter fur literarische 
Unterhaltung. 1867. Nr. 9. 2. 134 und 1869. 
Nr. 4. 3. 59: iiber seine Bearbeitungen des 
Topbokleii und Euripides. 

III. Portraits und Chargen, a) Portraits. 

Seite 154 



Wurzbach5 6 . txt 
Lithographie . V. Terfler (aei.) . — Unter« 
schrift: „Adolf Wilbrandt". (Nach einer Photographie 
von Luckbardt . ) Gezeichnet von 
H a s k e (offenbar durch den Xylographen 
verschnitten) in der „Neuen illustr. Zeitung" 

1872. Nr. 1. - Ueberschrift : „AdHf Wil< 
brandt". K 1 i « (ael.) 1872. I . Tommas . 
sich ee. im Spotiblaii „Der Floh" 24. No« 
vember 1872. Nr. 47. — Unterschrif t : „Adolf 
Wilbrandt". Nach einer Photographie gezeich' 

net von (5. K o 1 b in der „Illustrirten Chronik 
der Zeit" 1882, S. 21. - Unterschrif t : Fac< 
ftmilc des Namenszuges: „A. Wilbrandt". 
Franz Lenbach gem., I . Sonncnleiter 
rad. (8".) sganz idealisirt und doch sej)r ahn« 
lich' s . — Unterschrif t : „Adolf Wilbrandt". 
Th . Mayerhofer gez, . Angerer und G. 
chem. in dnn von Otto Reinsd orf rediairten 
„Illustririen Musik» und Theater- 
Journal" (Wien. 4«.) I . Jahrg., 8. December 

1873, Nr. 10 A rvenig ahnlich) . — Unterschrif t : 
„Adolf Wilbrandt". Originalzeichnung von 
Adolf Neumann. I n Holz geschnitten von 

A. N, (schones und sehr ahnliches Holzschnittbild) 
in der „Gartenlaube" 1882, S. 37. 

— Unterschrif t : „Adolf Wilbrandt". Gez. 
von Ramsthal. — Unterschrif t : „Adolf 
Wilbrandt". Weir (ael.), im Wiener Witz< 
und Spottblatt „Kaktus" 1873. Nr. 6. - 
Unterschrif t : „Adolf Wilbrandt". Original» 
zeichnung in „Ueber Land und Meer" 29. Vd. 
(1872/73) Nr. 9. - Holzschnitt ohne Angabe 
des Zeichners (Mnz unahnlich) auf S. 140 
des Kalenders fur 1872: „Wiener Rothbuch" . 
Herausgegeben von Karl Lindner und Ferd. 

" Grofi (8«.). - Unterschrift : „Adolf Wil' 
brandt". Schoner Holzschnitt in Roden« 
berg's „Salon" 1873. Bd. I . - Holzschnitt 
in der „Illustrirten Zeitung" 1880. 73. Bd. 
2. 14. - Unterschrift: „Adolf Wilbrandt". 
Schoner, doch wenig ahnlicher Holzschnitt 
in der „Heimat" 188t.- S. 9. - Unterschrift: 
„Adolf Wilbrandt (geb. 24. August 
1837)" in Svamer's (5onversations»Lerikon 
(gutrr und ahnlicher Holzschnitt), k) Char« 
gen. Ueberschrift: „Auauste Baudius und 
Adolf Wilbrandt" ^iioer einer antiken Lampe, 
in welcher Wilbrandt die brennende 
Flamme vorstellt. Fraulein Baudius als 
Nachtfalter sich den linken Fliigel versen« 
gend) , (5. v. 3 i u r (gez.) im Spottblatt 
„Die Bombe" am 16. Februar 1873, Nr. 8. 

— Ueberschrift: „Daheim" . sWilbranotim 
Hausrock vor seiner nicht sehr vergniigt auf 
eine Stuhllehne gestiitzten sitzenden Gattin.' 1 
Unterschrift: „ Wilbrandt : Und Du gratu, 
lirst mir nicht zum Erfolge meines Stiickes? 

— Auguste: Unmensch. Deine Gattin soil. 
Dich noch begliickwunschen, wenn ich an 
die f urchterlichen Studien denke, welche 
Du zu dieser Messalina machen muhtest?" 
Lacy von F. (r e c s a y) 6sl. im Spottblatt 
„Die Bombe". 20. December 1874. Nr. 61. 

— Ueberschrift: „Wilbrandt". Unterschrift: 

Seite 155 



Wurzbach5 6 . txt 
„Des Musensohnes neuestes Werk seiner 
MuBe." K 1 i u (as!.). '"Wilbrandt "n 
Hausrock halt ein WiHelkind in den Armen. A l 
Im I. Jahrgang der „Humoristischen Blatter" 
von K 1 i u . — Ueberschrif t : „Ofenheim und 
Wilbrandt". '"Ofenheim. im Begriffe, den 
sich vor ibm tief verneigenden Wilbrandt 
zu bekranzen.) Lacy von F. (recsay) im 
Witzblatt „Die Bombe" 4. Juni 1876. Nr. 22. 
— Holzschnitt. Zeichnung von Lacy von 
F. (recsay) . Ganze Figur in declamirender 
Stellung in „Ein Ritt durch Wien auf dra» 
matischem Felde" gedichtet von Conimor 
(Leipzig 1876. Gunther, gr. 8".) . — Ueber« 
schrift: „Frau Baudius«Wilorandt " . sBau» 
dius sitzt auf-einer Locomotive, die in der^ 
Milorandt 109 Milbrandt-Saudius 
Richtung Berlin f ahrt . Aus ihrem Reisebeutel 
blickt unter einer Menge Rollen Wilbrandt ' s 
Kopf hervor. A Gez. von Lacy von Frecsay 
im Spcttblatt „Die Bombe". 27. Mai 187?. 
Nr. 21. 

IV. Iiograpliische (Quellen. Allgemeine 
Z e i t u n g (Munchen. 4".) 29. Mai 1887. 
Nr. 148. Beilage: „Wiener Briefe. OCXII". 
Von V. (incenti) . ''Ein Ueberblick seiner 
Wirksamkeit als Director des Wiener Burg» 
theaters.) — Bombe (Wiener Spott- und 
Witzblatt. Fol.) 24. November 1872. Nr. 47: 
„ Ado If Nilbrandt". — Bornmiiller (Fr.) . 
Biographisches Lchriftstellec-Lerikon der Ge< 
genwart . Die bekanntesten Zeitgenossen auf 
dem Gebiete der Naiionalliteratur aller Volker 
mit Angabe ihrer Werke (Leipzig 1882, 
Verlag des bibliogr. Instituts, br. 12".) 
T> . 767. — Brummer (Franz) . Lexikon 
der deutschen Dichter und Prosaisten des 
neunzehnten Jahrhunderts (Leipzig 1883, 
Neclam A un., 12".) Bd. I I , S. 483. - 
Derselbe . Deutsches Dichter - 3erikon. 
Biographische und bibliographische Mittheilungen 
iiber deutsche Dichter aller Zeiten. 
Unter besonderer Beriicksichtigung der Gegen« 
wart (Eichstadt und Stuttgart 1877. Krull. 
schm. 4".) Bd. I I , S. 3U4 . - Conimor. 
Ein Ritt durch Wien auf dramatischem Felde, 
gedichtet von — (Leipzig t87ss, E. I . Giin< 
ther, gr. 8".) S. 34-38. - Gartenlaube. 
Von Robert A eil (Leipzig. 4°.) 1882. S. 34. 
Von Will) .Gold baum. —Die Gegen« 
wart (4".) 1873, Nr. 40: , Mn Gesprach, 
das fast zur Biographie wird" . — Die 
Heimat (Wien. 4".) VI . (188U) Nr. 1. 
S. 13. Von Ioh. Emm er. — Illustrirte 
Musik» und Theaterzeitung . Nedigirt 
von Ottu Reinsdorf (Wien. 4".) 8. De> 
cember 1873. Nr. iu. S. 303: „Das Ehe« 
paar Wilbrandt". Von E. (ouard) M. (aut« 
ner) .—Illustrirte Welt (Stuttgart, 
4") 21. Jahrg. (1873) S. 627: „Adolf Wil« 

brcmdt". — IllustrirteZeitung (Leipzig. 
I.I. Weber, kl. Fol.) Bd. 60 (1373) S. 9 
und 10. - Dieselbe. Bd. 71 (1878) 
S. 429. — Neue Illustrirte Zeitung 

Seite 156 



Wurzbach5 6 . txt 

(Wien. Zamarski. kl. Fol.) 13. December 

1872, Probenummer 1: „Adolf Wilbrandt". 

Von Alfred von Wurzbach. — (New«, 

Yorker) Figaro III. (1880). Nr. 14. - ! 

Nord und Slid. Herausgegeben von Paul 

Lindau. Bd. I , 1877. — Presse (Wiener 

polit. Blatt) 1884. Nr. 213. - (Regens ' 

burger) IllustrirtesUnterhaltun gs< 

blatt, 1877. Nr. 43. - Der Talon. 

Herausgegeben von Rodend erg. 1873. 

Bd. I , S. 334 - 551. Von Arnold Well» 

m er. —Stern (Adolf) . Lrrikon der deut . 

schen Nationalliteratur (Leipzig 1882. 

Bibliographisches Institut, br. 12<>.) S. 890. 

— Ueber Land und Meer (Stuttgart, 

Hallberger) 29. Vd. (1872). S. 167 ; 37. Bd. 

(1870). S. 229. - Westermann's illustr. 
Monatshefte. Bd. I. (1881). S. t21>-141. 
Von Eugen Zabel. — Wiener Tag blatt . 
4. Marz 1874. im Feuilleton: „Der Politiker 
Wilbrandt " . 

Wilbrandt Mlbmndt - Naudius), 

Auguste (dramatische Kiinstlerin, geb . 
zu Leipzig am 1. Juni 1843, nach An» 
deren bereits 1844) . Sie ist eine Adoptivtochter 
des ehemaligen Mitgliedes der 
Prager deutschen Biihne Karl Fried» 
rich B a u d i u s (geb. zu Luckau in der 
Lausitz 1796, gest. auf der Durchreise in 
Dresden am 2 1 . Marz 1800) . Ihre 
Mutter war eine geborene Krietzsch. 
I h r Adoptivvater widmete stch anfanglich 
dem Kaufmannsstande, floh aber, als 
Napoleon, den ev in Leipzig gesehen 
und fur den er von machtigem Enthu> 
siasmus ergriffen worden war, von der 
Insel Elba zuriickkehrte, heimlich aus 
seiner Stellung, urn unter dem f ranzosischen 
Adler Kriegsdienste zu nehmen. Doch 
allerlei Miflgeschick, das ihn traf, vereitelte 
dieses Vorhaben, und als er dann 
wieder eine Kaufmannsstelle suchte, fand 
sich keine, und so bestimmte ihn die Noth, 
sein augenblickliches Fortkommen beim 
Theater zu suchen. Mit einer kleinen 
Truppe tragirte er nun an verschiedenen 
Orten und kam 1820 auch nach Dresden, 
wo er nicht nur zum Auftreten, sondern 
zu einem Engagement als zweiter Liebhaber 
gelangte. Dann spielte er auf vei» 
schiedenen deutschen Biihnen, 1828 in 
Mainz, wo er zum ersten Male sich in 
einer komischen Rolle versuchte, und zwar£ 
Wilbrundt-Daudius Wilbrandt-Iaudius 
init solchem Gliicke, daB er fortan bei 
diesem Fache blieb. Des Herumziehens 
miide, suchte er wieder Stellung auf dem 
Dresdener Hoftheater, fand sie auch, gab 
sie ab^r, als er nur in untergeordneten 
Rollen beschaftigt wurde, wieder auf. 
Nun wurde er 4834 am Leipziger Stadt» 
theater engagirt, an welchem er zehn 
Jahre blieb. Dann berief ihn Holbein 
nach Wien, wo er jedoch nur kurzes 

Seite 157 



Wurzbach5 6 . txt 
Engagement, aber keine kunstlerische 
Stellung erhielt. Nack Polawsky'a 
M . X X I I 1 , S. :;? A j Tode (1844) ging 
er auf Einladung des Directors Stoger 
nacb Prag. Obwohl er daselbst anfangs 
mit Opposition zu kampfen hatle, errang 
er doch bald eine teste Stellung und zuletzt 
sogar, namentlich in chargirten 
Vaterrollen und in den meisten Rollen, 
welche eine komische Farbung erfordern, 
eine gewisse Beliebtheit. Als dann S t i > 
ger die Direction niederlegte, verlieB 
auch Baudius sein Engagement und 
begab sich nach Breslau, dann nach 
Leipzig, wo er seinen bleibenden Wohnsitz 
aufschlug und nur noch einige langere 
Gastspiele annahm, bis er 1849 zum letzten 
Male die Biihne betrat und nunmehr 
von der Pension lebte, welche ihm der 
Leipziger Theaterpensionsf ond auszahlte. 
I n der ersten Zeit seines Auftretens in 
Leipzig wirkte er mit Erfolg in Rollen 
wie Alba, Domingo, S h y 1 o k , Me> 
phisto; in Prag errang er als Hippo» 
1 i t h von Biberstein, Baron Sca« 
rabaeus, Scbewa groBen Beifall. 
Baudius war ein talentbegabter , aber 
hochst manierirter Auslaufer der alteren 
norddeutschen Schauspielschule, dabei 
hatte er aber der neueren die Lust am 
Maskiren stark anticipirt, so zum Beispiel 
war sein Vorrath an Perriicken geradezu 
kolossal, und mit diesem ging ein solcher 
an falschen Nasen u. dgl . Hand in Hand. 
— Seine Adoptivtochter Auguste, 
deren gelungenes Debut auf dem Leip» 
ziger Stadttheater und dann in Dresden 
er noch so gliicklich war anzusehen, hat er 
selbst zur Schauspielerin gebildet. Durch 
Kinderrollen schon friih auf dem Theater 
heimisch, betrat sie 1860, damals fiinfzehn 
Jahre alt, in Leipzig die Biihne als 
J u 1 i e in Shakespeare's „Romeo 
und Julie", und ihr Spiel bekundete ein 
eminentes Talent und gute Schule. Nun 
gab ihr ein Gastspiel in Dresden Gelegenheit, 
die ihr eigenen Vorzuge auch 
in anderen Rollen darzulegen, und in» 
folge davon fand sie ein Engagement 
am Stadttheater in Breslau als jugendliche 
Liebhaberin. Dort wurde sie bald 
der Liebling des Publicums, folgte aber 
doch schon im August 186! einem ehrenvollen 
Rufe an das Wiener Hofburgtheater , 
welchem ersten deutschen A unstinf titute 
sie bis 4877 angehorte. Unter 
Laube ' s Leitung, der es verstand, sie 
immer auf den rechten Platz zu stellen, 
fiigte sie sich bald als kunstlerische . Kraft 
in den herrlichen Rahmen, den eben die 
darstellenden Mitglieder der ersten deutschen 
Biihne bilden. I m Jahre 1877 

fiihlte sie sich durch mannigfache Differenzen 
veranlaBt, ihre Thatigkeit auf 

Seite 158 



Wurzbach5 6 . txt 
derselben zu unterbrechen und einen einjahrigen 
Urlaub anzusuchen, der ihr auch 
gewahrt wurde, wie die Entlassung aus 
dem Verbande dieses Theates, welche sie 
nach Ablauf des Urlaubs erbat. Von 
dieser Zeit ab widmete sie sich ausschliefllich 
dem Gastspiele auf verschiedenen 
Buhnen und errang damit in Dresden, 
Munchen, Prag, Leipzig, Pesth, Gratz 
u. s. w. groBe Erfolge. Ihr anfangs auf 
das Gebiet der ersten Liebhaberin 
beschranktes Repertoire gewann unter 
der Leitung und Schulung Laube ' s 
eine groBe Ausdehnung. I n allem An>^ 
Milbrandt-Daudius 111 Wilbrandt-S audius 
beginn schien es, wenn man die schlanke, 
biegsame atherische Gestalt mit den 
feinen durchgeistigten Ziigen und den 
groften seelenvollen blauen Augen ge> 
wahrte, dieselbe sei ausschlieBlich fur das 
Fach der sentimentalen Liebhaberinen geschaffen 
und nur fur dasselbe verwend» 
bar. Die Kiinstlerin erntete auch in den 
ihr zugewiesenen Rollen dieses Faches — 
so als K athchen vonHeilbronn — 
glanzende Erfolge. Laube aber, der in 
erster Zeit den Ausspruch von ihr gethan: 
„sie kann nicht lachen" und sozusagen 
ohne es zu wollen, ihr selbst die engsten 
Grenzen gesteckt hatte, kam bald von 
dieser Ansicht zuriick. Wenn auch kein 
helles lautes Lachen von diesen f eingezogenen 
Lippen tonte, so spielte doch 
ab und zu ein anmuthig geistvolles 
Lacheln um dieselben; aus den blauen 
schwarmerischen Augen, die langere Zeit 
das Tagesgesprach der Residenz waren 
und zum gefliigelten Worte „der Bau« 
d i u s Augen" wurden, zuckte dann in 
anmuthia/ter fesselnder Weise der Blitz 
des Muthwillens, der Schalkhaf tigkeit, 
des Humors. Und bald sah man dasselbe 
Kathchen, welches die wunderbare 
Gestalt des Dichters mit dem ganzen 
Zauber der Poesie iibergoB und eine Gestalt 
schuf, welche gleichsam den Zu» 
schauer berauschte und Geist und Herz 
desselben unwiderstehlich gefangen nahm, 
ebenso sicher in der glanzenden Schlepp» 
robe der jungen Welldame, als in dem 
schlichten Kleide des Biirgermadchens 
sich bewegen, und das Repertoire der 
Kiinstlerin erfuhr eine Erweiterung, 
indem es die Rollen der naiv sentimen» 
talen Liebhaberin bis einschlieBlich zur 
jugendlichen Salondame und Charakter» 
rolle der wilden trotzigen Kathe in „Der 
Keiferin Zahmung" umfaBte. Zu ihren 

vorziiglichsten Rollen innerhalb des vorbezeichneten 
weiten Gebietes gehorten 
neben Kathchen von Heilbronn 
Anna Lise im gleichnamigen Stiicke, 
Clarchen in „Egmont", Gretchen in 
„Faust", Luise in „Cabale und Liebe", 

Seite 159 



Wurzbach5 6 . txt 
Marianne in „Die Geschw ister", He rnane 
in „Das Kind des Gluckes", Elsa 
in „Moderne Jugend", Arabella in 
„Die Vermalten", Prinzessin Cla- 
Irissa in „Eglantine", Elsa in „Die 
Maler", Katharinain „Burgerlich 
und Romantisch" , Susanne in „Der 
letzte Brief", Katharinain „Der 
Widerspanstigen Zahmung" . Wie vordem 
! Luise N eu m a n n , so wurde nun 
Auguste Wilbrandt-Baudius das 
belebende Element inBauernfeld' s 
Stucken, welcher seine „Moderne Jugend" 
eigens fur sie geschrieben hatte. I m 
Jahre 1873 vermalte sie sich mit dem 
Dichter AdolfWilbrandt , der seit 
<871 seinen bleibenden Aufenthalt in 
Wien genommen. Bald nach ihrer Heirat 
begab sie sich mit ihrem Gatten nach 
Berlin und trug zu den Erfolgen seiner 
Lustspiele nickt wenig durch die meister« 
hafte Darstellung der Rollen bei, welche 
sie in seinen Stucken spielte. I n den 
letzteren Jahren schien die Kiinstlerin fur 
einige Zeit sich von der Biihne zuriickgezogen 
zu haben, denn man horte nichts 
von ihren Gastspielen. 

I 1 1 u st r i,rte s M u sik. uno Thcatrr ' lour. 
N 1 1 1 . 1873. 2. 303. - Neue Wiener 
Theaterpiist. i. October 1867. Nr. 19: 
„Auguste Baudius". Skizzen von F. GroB . 
— Neue illustrirte Zeitung lWien. 
Zamarski, kl. Fol.) N. Juli 1873. Nr. 27: 
„Auguste Baudius »Wilbrandi". — I 1 1 u « 
strirtesUn terh altungsblait (4°.) 
188i. S. 187. 

Portraits. 1) Unterschrif t : „Auguste Bau« 
diuo ' Wilbrnndt . k. k. Hof schauspielerin" . Holz« 
schnitt von Rusz in der „Neuen illustrirten 
Zeitung". 1873. Nr. 27. - 2) Unterschrif t : 
„Auguste Baudius", Holzschnitt o' A ne Angabe^ 
Milczek, Friedlich 112 . Friedrich 
des Zcichners und Xylographen, in den von 
I)?. Hans von 3iiden borst in Graz her« 
ausgegebenen „Illustrirten Monatsheften fur 
Theaicr u. s. w." t8s>8. S. A 1 i . - 3) Unter« 
schrift: „Auguste Baudius ' Wilbrandt . k. e. 
Hofsa A uspielerin am Burgtheater in Wien" . 
Nach einer Photographie gezeichnet von 
(5. Kolb. Holzschnitt in der . „Illustrirten 
A 1 o n i k der Zeit" 1878. S. 26i. 
Chargen. Ueberschrif t : „Die schonsten 
Augen" . Die Kiinstlerin auf einem Velocipode. 
Gezeichnet von K 1 i c im „Floh" 2 A . April 
<i>6», Nr. 1 7 ; i«7N, Nr . .1 und <8; 1869, 
Nr . 6; <87t. Nr. 8. Dir geistreicheren sind 
unter denen ihres Gatten an A efiidrt . 
Autogrannn. Das Facsimilo ihrer 3chrift 
findet stch in der in Wien bei Zamaruki 
derau AA egeben A n „Neuen illuttririen Zeitung" 
<87.i, A lr. 27. welches folqende. gleichsam 
ikren Wahlspruch bildende Ttrophe enikalt : 
,,'Ddne Liebe, ohne Ttrcben > Wozu leben? > 
Ohne Liebe rastlos streben. ! Halbes Lt'ben! I 

Seite 160 



Wurzbach5 6 . txt 
Liedend streben, s Selia leben! ! Auguste 
Wildrandt. Wien §U. Juni 1873," 
Wilburg, siehe Nillburg. 
Nl'lczek, Friedrich Graf (Staatsmann, 
geb. 19. Juli 4790, gest. in 
Wien 3. Februar 186t) . Der Sprofi 
eines alten bohmischen Dynastengeschlechtes, 
liber welches die Quellen S. N3 
nahere Nachricht enthalten. Von der 
I I . (jiingeren) Linie. Der einzige Sohn 
des Grafen Joseph Augustin aus 
dessen The mit Rosalie von Schulz, 
erhielt er, von funf Kindern das zweitgeborene, 
eine ungemein sorgfaltige und 
grundliche Erziehung, auf welche sein 
Oheim J o h a n n Joseph, ein ausgezeichneter 
Staatsmann, der unter vier 
Monarchen, Maria Theresia, Io> 
seph II., Leopold I I . und F r a n z I . , 
diente, einen vorwiegenden EinfluB hatte. 
I n den Staatsdienst tretend, fand er die 
erste geschaf tliche Ausbildung in seinem 
Heimatlande Bohmen. 1813 kam er als 
wirklicher Hofconcipist zur allgemeinen 
Hofkammer in Wien, riickte 1814 zum 
Staatsrathsof f icial, 1816 zum Hof» 
secretar bei der Hofkammer vor und 
wurde als solcher dem Finanzministerium 
zugetheilt. Nachdem er 1819 Gubernialrath 
und erster Vorsteher der damals neu» 
errichteten vereinigten Gef allenverwaltung 
geworden, erfolgte 1822 seine Er« 
nennung zum Hofrath im Finanzmini» 
sterium. Wie sehr er sich auf alien diesen 
Posten als eine Kraft und als ein Mann 
von siaatsmannischer Umsicht bewahrte, 
beweist der Umstand, daB ihn Kaiser 
Franz 1824 zum Gubernial-Viceprasi- 
! denten in Tirol ernannte, in welchem 
! wenngleich nicht umf angreichen Lande 
sich doch entschiedene Contraste begeg» 
neten: denn religiose, nationale und 
politische Richtungen stutheten daselbst 
seit jeher in den schroffsten Gegensatzen, 
und der EinfluB, den drei Nachbarstaaten 
! Italien, die Schweiz und Deutschland 
, auf die Bevolkerung dieses Landes iibten, 
! war kein geringer und ein verschieden- 
! artiger. Solche Gegensatze durften nicht 
gewaltsam unterdriickt werden, weil man 
dadurch eben eine Steigerung der Partei' 
leidenschaf ten und nur eine Forderung 
der Umtriebe und Bewegungen der Par« 
teien hervorrufen konnte. Und in dieses 
Land sandte Kaiser Franz den damals 
34jahrigen Grafen, der in kurzer Zeit 
solche Proben seiner Eignung auf dem 
wicbtigenPostengab, daflihnderMonarch 
schon 1823 zum Gouverneur und Landeshauptmann 
in Tirol ernannte. Mah» 
rend nun der Graf bemiiht war, diesem 
Lande Frieden und Eintracht in den 
wichtigsten Beziehungen des kirchlichen 
und Staatslebens zu bewahren, behielt 

Seite 161 



Wurzbach5 6 . txt 
er nicht minder die materielle Wohlfahrt 
des Landes im Auge, und in der Aufmunterung 
des Erwerbes und in der 

Erleichterung der Lasten die wirksamsten 
Mittel zur Erreichung dieses Zweckes^ 

Stammtafel der Grasen von Willzek, Freiherren von Hultschin und Gutem Lande . 
I. Aeltere Linie. 

Heinrich Wilhelm, 1714 Graf. 1715 ung. Indig. A S. 116") 
aeb, 17. September 1663. 1- 19. Marz 1739. 
Maria Charlotte Graf in von Saint-Hilaire , A . A . 

geb. 14. April 1670.1- 19. April 1747. II . IultgereLlMt . 
Joseph Maria 

A eb. 19. Juli i?uu. -j- 1. Marz 1777. 
ia Francisco Theresia Grafin Vcttingen-Spielberg 
geb. 17. April 1714. -i- 3N. November 1771. 
Fran) Joseph 
geb. 4. Ocwbrr 1748. -<- 27, September 1834 

1) Josephine Grafin Harrach 
-i- 9. Februar 1783. 

2) Theresia Prinzessin Vettinnen-Spielberg 
geb. 17. November 1763, s 30. April 1837. 
Johann Leopold, 

1741 Commandant uun Piacenza, 

Johann Dalthasar 13) 

geb. 1710. -j- 10. Juni 1787. 

Marie Antonic Grafin Kottulinski 

ttl'b. 1711). -j- 3. Juni 1787. 

E ine Tochter, om. Graf sooeck. 

Maria Anna 

geb. 6. December 1781. 

5 12. Man 18. -W. 

vm. Anton Graf Sedlnitzky. 

Mar. Karsline 

geb. 29. November 1782. 

vm. Adrian Wilhelm 

Graf Prsanssaus d'Averuas 

f 2«. Apl'll <86.1. 

Stanislaus 

b. 24 Novenlber 1792. 5 23. Marz 1847, 

Gabriele Freiin Neischach 

z;cb. 21, Juni 18 02 

i 

Johann Joseph R. d q. VI. f4 A 

grb. 18. Juni 1738. t 2. Februar 1819. 

1) Theresia Grafin Clary. 

2) Maria Deatrir Grafin Hardegg 
1- 4. Octobrr 1336. 

A. A. J 1 

aeb 10. April 1800. 

vm Alois Graf Almisy - Zsaoiny 

t October 1830. 

Joseph Augustin 

geb. 28. August 1752. 5. 14. Juli 1828. 

Nosalie von Schul) 

geb. 12. December 1760. -z- 4. April 1831. 

Therese 

geb 1788. -<-. 

M. Therese 

geb. 22, Mai 1823. 

vm. Anton Gras Voefi . 

M. Eleonore 

arb. 18 Sevtember 182o. 

f 1«. September 1830, 

vm. Wtto Ehrenrcich 

Seite 162 



Wurzbach5 6 . txt 
Graf Aden5pcrg-Trann . 
M. Pauline 

"ebb 19.AAuqsusttl829. 
vm Mori; Graf 
Mlffy von Erdod. 
Johann Nep . s S . <<8 A 1 
geb . 7. December 1837. 
Vmma Grafin 
Emo-Capodililia 
aed. 18. August 1833. 
M. Aloisia 

A , rb . 23. Februar 1841. 
f 20. November 1833. 
Friedrich sS 112'" 
geb. 19. Juli 1790, 
s 3. Februar 18«i. 
/rancisca de Paula 
Grafin Chorinskl) 
aeb 22, Mai 179«. 
-j-21. August 18<>3. 
Marie Gabriele 
geb. 24. December 1838. 
vm. Rudolf Graf Kinskn 
von Wchinih und Tettau 
geb 11. December 1839. 
Sohn des Fiirsten 
Ferdinand Kinskn. 
Elisabeth 

geb. 20. November 1839. 
vm. Rudolf Graf Kinskn 
von Wchinitz und Tettan 
aeb. 31. Marz 1834. 
Sohn des (1885 t ) 
Grafen Eugen Kinskn. 
M. Joseph Johann Nep. 
aeb. 12. Marz 18N1. 
om. Elisabeth Grafin Kinskl) 
von Wchinitz und Tettau 
geb. 4 Juli 1803 
Maria Lucietta 
geb. 30. November 1862 
geb 

Johaun Nep . 
17. November 1884 
Marianne 
«ed. 1792. 

l-2<) . Septemberl869. 
vm. t) Zohann 
GrafNobili 
7 ii.Ocrobrr 1823. 
2) Anton 
Freiherr Wiiber 
1-28. November 1832. 
Johanna Nep. 
geb. 20. Octobec 1793. 
vm. Johann Freiherr 
Lcra von Achrenthal 
-j- 17. October 1843 
Sophie 
«eb. t?97. 

1-28. November 1839. 
vm. Peter 
Ritter von MeNens 
5 7. December 18W. 

Seite 163 



Wurzbach5 6 . txt 
Heinrich Wilhelm 
geb. 2 Marz 1819. 
-j- 24. Marz 1384. 
Malvine Grafin 
Ilainlein -Saalenftcin 
geb 29. December 1822. 
1-13. December 1878 
Vustav Adolf 
geb. 17. Mai 1821. 
Sophie Friederike 
geb 21 Apr 11823, 
1- 8. April 1862 
Henri ette Karoline 
geb. 13. September 1826. 
1- 19. April 1833. 
vm. Heinrich Graf 
Desanffans o'Avernas. 
Marie Josephine 
geb. 3, October 1828. 
vm Heinrich Graf 
Desanffans d'Auernag. 
Alfred Friedrich 
geb 3 8 Juni 
1831. -f. 
Francisca Sidonie 
grb 30. September 
1833 

Friedrich 
Ferdinand 

geb. 2». Juni 1836. 
t 6. Juni 1861. 
Nosalie Therese 
geb. 14 Juli 1838. 
-s 5 Juli 1863. 
Dlanca Anua 
geb. I.Mai 1844. 
1-26. November 1839. 
Eduard 

geb. 13. December 1842, 
Anna Freiin priinay von Tiith-Prona 
geb. 10. Juni 1843. 
Anna Susanna 
geb. 27. Marz 1372 
Marie Aauline 
geb. 12. December 1345. 
Pauline Gabriele 
geb. 29. Mai 1847. 
vm. Igna) Graf Chorinsky. 
Richard 

geb I .April 18,9. 
Heinrich 

geb ?. August 1832. 
Gabriele Vrdody von Vrdud. 
Heinrich Wilhelm 
geb. 19. Mai 1873. 
Friedrich Alfred 
geb. 23. November 1874. 
Marie Iphigenie 
geb. 19. December 1876. 
*) Die in den Klammern 
des Betreffenden steht. 

! besindlichen Zahlen weisen auf die kiirzeren Biographien Nr 1—3. welche sich 
auf S. 113 und 116 befinden, wenn aber ein S. voransteht, auf die Seite, auf 
welcher die ausf iihrlichere Lebensbeschreibung 

Seite 164 



Wurzbach5 6 . txt 
Zuv. Nurzbach's biogr . Helikon . Bd.^ 
Wilc)ek. Friedrich Milc^ek (Genealogie) 
erkennend, war er sorgfaltig bedacht au ! 
Herstellung neuer und Verbesserung be> 
stehender StraBen, auf zahlreiche Regulirungen 
der namentlich in diesem Ge 
birgslande widerspenstigen und viele Ver» 
heerungen anrichtenden Fliiffe, auf 
Schutzbauten an den am meisten gefahrdeten 
Stellen, auf Erleichterungen jeder 
Art des Verkehres, auf Belebung des 
Unternehmungsgeistes und damit ver 
bundene Erhohung des Wohlstandes. 

Und von diesen durch den Grafen bewerkstelligten 
MaBnahmen seien nur beispiels« 
weise erwahnt: die fur den Verkehr 
Tirols mit den venetianischen Provinzen 
so wichtige StraBe iiber Ampezzo, die 
Verbindung des Unterinnthals mit dem 
Pinzgau durch die iiber den PaB Thurn 
gezogene Kitzbiichler StraBe, die Umlegung 
und Regulirung der nach Grau« 
biindten fiihrenden StraBe iiber den PaB 
Finstermiinz und die Herstellung vieler 
kleineren, fur den Verkehr jedoch nicht 
minder wichtigen Verbindungen zwischen 
den zahlreichen Seitenthalern . Dabei 
behielt er die gedeihliche Entwickelung 
der Wissenschaft an der Hochschule, den 
Unterricht in den unteren Classen der Bevolkecung, 
die gute, den Anf orderungen 
der Humanitat entsprechende Einrichtung 
der Kranken- und Besserungsanstalten, 
der Asyle der Irrsinnigen und Verwahr« 
losten fest im Auge . So war denn die 
zwolf jahrige Verwaltung des Landes 
durch den Grafen eine segensreiche, und 
er durfte selbst mit einiger Genugthuung 
auf das wahrend dieser Zeit Geleistete 
zuriickblicken, als er von Kaiser Ferdi' 
nand am 22. Mai 1837 abberufen 
wurde, urn die Stelle des zweiten Hofkammer 
» Prasidenten zu iibernehmen. 
Drei Jahre war er als solcher thatig 
gewesen, als er mit ah. Handschreiben 
vom 23. November 1840 den Posten 
u, Wurzbllch. biogr. Lerikon. I A VI. sGedr. 6 
eines Prasidenten des General-Rechnungsdirectoriums 
erhielt. I n dieser 

Stellung forderte er die unter seinen 
Vorgangern begonnenen ersten Versuche 
einer Statistik der osterreichischen Monarchie 
und brachte sie auf einen Grad 
der Vollkommenheit , Gediegenheit und 
Klarheit, daB sie ebenso ein wichtiges 
Hilfsmittel fur die Regierung bilden, wie 
auch als hochst schiitzbare Behelfe fur 
wissenschaf tliche Forschungen sich eignen. 
Zwanzig Jahre hatte der Graf auf 
diesem Posten gewirkt, als er, der bereits 
fiinfzig Jahre drei Monarchen mit aller 
Hingebung und Treue gedient, mit ah. 
Handschreiben vom 27. Mai 1860 in den 
Ruhestand iibertrat. Seine Verdienste 

Seite 165 



Wurzbach5 6 . txt 
wurden durch die GroBkreuze des Ordens 
der eisernen Krone und des Leopold' 
ordens gewiirdigt . Die k. k. Wiener 
Akademie der bildenden Kiinste nahm 
den Grafen unter ihre Ehrenmitglieder 
auf. Am 48. Mai 4818 hatte er sich mit 
Franciscade Paula geborenen Grasin 
Chorinsky (geb. 22. Mai 1798, gest. 
2 1 . August 1863) vermalt, welche ihm 
vier Sonne und sechs Tochter schenkte. 
Von den Sohnen pflanzte der alteste, 
Graf HeinrichWilhelm, diese Linie 
fort. Der ganze Familienstand ist aus der 
Stammtafel ersichtlich. 

R e a 1 i s. Kuriositaten und Memorabilien- 
Zerikon von Wien (Wien 1845. gc . 8<>.) 
Bd. I I , S. 413. 

I . Zur Venealsgie der Grafen Wilczek. Es 
gibt zwei Adelsf amilien des Namens N i 1 » 
rzek (aechisch Vloek) : die Wilczek von 
c A inov und die Wilczek von Hultschin 
und Gutem Iande. Die erstere Familie ist 
schon in de : ersten Halfte des 16. Jahr« 
Hunderts erloschen und stand auf der Hone 
ihrer Bliite mit Wenzel Wilczek von 
6 i n o v . der zu den bedeutendsten Kriegs» 
mannern des 6echischen Volkes, gehorte, und 
dessen in diesem Werke bereits im Artikel 
Vlcek lVd. I . I , S. 113. in den Quellen) 
>. Dec. 1887.) 8^ 

Wilczek (Genealogie) 114 Milczek (Genealogie) 
aucf iidrlichrr Erwahnung geschah. I m Fol» 
genoen baden wir es nur mit der Familie 
Wilczok — sie bedient sich ausschlieBlich 
dieser Tchreibung — von Hultschin und 
Gutem Lande, welcher der Graf Johann 
Nepomuk, der beruhmte Forderer von Kunst 
und Nissenschaft A ' . d. 2, !18) . angehort, zu 
tbun. Sie riihmt sich polnischen oder richtiger 
schlesischen Ursprungs und fiihrt denselben 
bis in das 14. Jahrhundert — ja noch weiter 
— zuriick, in welchem urn 1A70 ein Nicolaus 
von W i 1 czek als Nojwode von 3cn> 
domir und spater ein Wenceslaus daselbst 
als Landrichter erscheint. Die unmittelbare 
Stammesfolge der heutigen Grafen Wil» 
czek reicht in die zweite Halfte des 13. Iakr» 
Hunderts zuriick, in welchem die Briider 
Caspar, Melchior und Valthasar leb' 
ten. ?on dt.'Nl'N rie zwei Letzten 149« als 
Herren von Hullsa) in im demigen PreuBisck — 
Schlrsien aufcrrten. nach welcker Besisung 
die -) lc ! chf ! ? ! ' l>lnen der Familie den Manien 
fiihren. Tiese' 1 Besitztdum Hultschin kai:i 
in die Familie Wilczek durch Baltha' 1 
sars zweite Gattin Aulharinu von floli, an 
welche es nach dein Tode ihres ersten Gatten, 
des Hetmans im Fiirstenthum Troppau 
Johann Trnka von R a t i b o r . gefallen 
war. Balthasar wurde nachmals auch Het« 
iiian im Fiirstentum Troppau. Da er seine 
Briider iiberlebte, verkaufte er nicht lange 
nachher Hulcsch'.n und taufte in Gemeinschaft 
mil segnen 36hnen Nicolaus und Melchior 

Seite 166 



Wurzbach5 6 . txt 
die Herrschaft Loolau in Schlesien. Wir 
erwahnen nicht erst die nachf olgenden Sprossen 
dieses Geschlechtes, noch die Vesitzoeranderun« 
gen. welche im Laufe der Zeiten stattfinden, 
und a,eben sofort auf Heinrich Wilhelm, 
ersten Grafen von W i 1 A e k iiber. mit wel> 
chem auch unsere Stammtaf el beginnt . Derselbe 
sgeb. 17. Tept.mdec 16t»o. gest 19. Mar; 
1739) war ein Todn Caspars, der sich 
zweimal oermatte, querst mit 5uslnma Aal ! ) !, — 
lina ?»rli A n v!?n R' s llropi' s (gest. 1N66) . dann 
mic Anna Aalljarinn gchvlenen pa^inski von 
En'U-pl, ' .-in. oie ihren Gatten iiberlebte und 
zur zweiten Ehe mic Johann Georg 

T t o 1 ; von 2imsdorf schritt. Von Caspars 
Sohnen starb Easpar in jungen 
Jahren und Heinrich W i 1 h e lm iiberlebte 
den Vater. Mit Beginn der Reformation 
bekannte sich die Familie zur lutherischen 
Lehre . Heinrich N i 1 h e 1 m '"seine ausfuhr» 
liche Biographie siehe S. N6) wurde aber 
schon als Waise im katholischen Glauben 
auferzogen. Er ist der Stammvater d A r noch 
heute bliihenden zwei Linien, der alteren, 
d!e sein erstgeborener Sohn Joseph Maria, 
und der jiingeren, welche sein jiingster 
Sohn Johann Valthasar griindete. Die 
Auf einanderf olge der Sprossen in beiden 
Linien ist aus der Stammtafel ersichtlich. — 
Was die Aemter und W u r d e n dieses 
Geschlechtes betrifft, so kommen schon zu Be» 
ginn des 13. Jahrhunderts Grafen Nil« 
czek in Pommern und Schlesien vor. Urn 
iiber die Zusammengehorigkeit derselben mit 
den heutigen Grafen Wilczek einen be» 
stimmten Ausspruch zu thun. dazu fehlen uns 
alle Documente. Die f reiherrliche Wiirde mit 
den Pradicaten Hultschin und Gutem 
Land e besitzt die Familie bereits mit Diplom 
vom !. April ! 3U0 . Ein Johann Wil» 
c'iek erhielt mit Diplom vom 8. November 
j<>66 auch den bohmischen Freiherrenstand; 
ein Matthias Wilczek (geb. 17j8) . ein 
Sohn des Andreas Jacob, welcher 1727 
Burgermeister der Tcadt (5osel war. erlangte 
17<) 9 vom Konige von PreuBen nicht nur die 
Bestatigung semes altrn Adels, sondern mit 
Diplom clcln. 2i) . Marz 1787 geim ' insckaf tlich 
mit seiner Gaitin Dor A llM geborenen von 
Aufka dlN preuBischen Freih er r A nstand. 
Dieser Matthias Wilczek gc!>6rt ohne 
Zweifel einer Seitenlinie der heutigen Grafen 
Wilczek an. Der Grafenstano gelangte 
in die Familie mir dem Feldmarschall Friedrich 
W i 1 h e lm Freil'errn von Wilczek, 
und zwar zuerst der ungarische mit Di» 
plom ci<lo. 16. Nooemder 17t)9, der Reichs ' 
grasen stand mit Diplom vom 8, April 
1714, und der bohmische Grafen stand 
mit Diplom vom 2') . Juli <72!>. Aufterdem 
erhielt die Familie von Konig August III. 
von Polen unterm 13. Janner l?i>4 eine Be« 
statigung der Maguatenwiirde des Konigreiches 
Polen. Die einzelnen Sprossen der Familie 

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Wurzbach5 6 . txt 
standen in Diensten des Staates und der 
Armre . Schon der Wmkcrr der beiden heuti» 
gen Linien. Maf Heinrich Wilhelm, war 
sowohl Staatsmann als Kriegsheld, wie dies 
aus seiner Lebensskizze zu ersehen ist. I n den 
Reiben 5er Armee sehen wir auch des Grafen 
jiingeren Sohn J o h a n n Nalthasar, Stifter 
der heutigen jiingeren Linie, der zuletzt k. k. 
FeldzeuZmeister wurde, und seinen Neffen 
Joseph August, der als Feldmarschall . 
Lieutenant im Ruhestande am 14. Juli 1823 
in Wien starb. I m Staatsdienste finden wir 
zwei Sprossen dieses Hauses, Johann^ 
, Johann Balthasar 1 3 Milc)ek, Johann Joseph 
Valthasars altesten Sohn Johann J o - 
seph, dem die hochste in Oesterreich mogliche 
Ordrnsauszeichnung, das goldene VlieB, zutheil 
wurde, und seinen Neffen Friedrich, 

dessen Name in der Geschichte der osterreichischen 
Bureaukratie immer eine ehrenvolle 
Stelle einnehmen wird. — Auf dem Gebiete 
der Wissenschaf t , wenn auch nicht gerade 
schaffend, so doch im hohen Grade dieselbe 
fordernd, glanzt im Augenblicke der Name 
des Grafen Johann Nepomuk von der 
alteren Linie, dessen EinfluB auf das Cultur« 
leben im Kaiserstaate, dessen macenenhafte 
Forderung hoher wissenschaf tlicher Interessen 
in der Lebensskizze freilich auch nur im Umrisse 
dargestellt ist. — Was die Ehen des 
Hauses anbelangt, so holten sich ebenso die 
Manner desselben die Frauen aus den ersten 
Familien des Adels, als die Tochter in die« 
selben hinein heirateten. Wir nennen nur die 
Namen Saint H i 1 a i r e , Oettingen« 
Spielberss, T r a u n «Ab ensp erg, Mary, 
Desau ffans o'Avernas, OollB. Kinsky, 
Hardegg. Harr ach. tzUmasy, Palffy. 
Em o' (5 a v odi 1 ista, P r o n a y u. s. w. 
I I . Einige hervorragende Sprossen der Familie 
W i 1 c M . 1. Friedrich j^siehe die besondere 
Biographie S. 112) — 2. Heinrich W i 1 - 
helm ssiehe die besondere Biographie S. 116) . 
—3. Johann (nach Anderen Joseph) 
Nnlthasar (geb. l?io. gest. 40. Juni 1787). 
der jiingere Sohn des Grafen Heinrich Wil> 
Helm aus dessen Ehe mit Marie Charl 

t t e geborenen Grastn von Sa i n t Hil 
aire und Stifter der noch bliihenden 

1 I . (jiingeren) Linie des Grafenhausrs Wil» 
czek, diente in jungen Jahren in der kaiser» 
lichen Armee, machte 1733 den Krieg in 
Italien und 1738 jenen gegen die Tiirken 
mit', trat aber als Oberstlieutenant aus den 
Reihen der activen Armee und wurde Kam» 
merer des GroBherzogs Franz von Toscana. 
nachmaligen Kaisers Franz I. Stephan. 

1751) erfolgte unter gleichseitiger Ernennung 
zum qeheimen Nathc seine Berufung zum 
Prasidenten in Kornchen, in welcher Eigen« 
schaft er sich und seiner Familie die Land« 
Mannschaft Karnthens erwarb. Nun in die 
Neihen der Armee zuriickkehrend, wurde er 
1752 Feldmarschall «Lieutenant. 1733 Feld» 

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Wurzbach5 6 . txt 
zeugmeister . machte als solcher 1735 den Feld» 
zug bei der kaiserlichen und als Oberst« 
Kriegscommif f ar 1758. 1739 und 1761) die 
Feldziige bei der Reichsarmee mit . Dann 
fuhrte er in Wien den Vorjitz bei mehreren 
Hof commissionen . Am 3. August 1734 ocr« 
malte er sich mit Narie Anlonie geborenen 
Grafin Vollulinsliv, aus welcher Ehe die 
beiden Sonne J o h a n n Iosevd und I o« 
seph Augustin stammen, von denen Letz< 
lerer diese Linie, die noch zur Stunde blunt, 
f ortpf lanzte . — 4. Johann Joseph (geb. 
'18. Juni 1738, gest. zu Wien 2. Februar 
1819) . Von der I I . (jiingeren) Linie. Der 
altere Sohn des Grafen Johann Bai« 
thasar aus dessen Ehe mit Maria Ant 
o n i a geborenen Graf in Kottulinsk5. trat 
er nach beendeten Studien und 1759 erlangter 
Kammererswurde in den Staatsdienst , an< 
fangs beim niederosterreichischen Landrechte; 
kam 1766 als Finanzrath zum OonLizlio 
Lupremo 6'econounn, ui Hlilkno, 17?1 als 
auBerordentlicher Gesandter und bevollmach« 
tigter Minister an den groBherzoglich toscani» 
schen Hof, wurde 1772 zum inneren Kam« 
nierer und am 29. October dieses Jahres 
pi-oprio inotu. von der Kaiserin Maria 
Theresia zum Hofrath bei der obersten 
Justiz stelle ernannt. Bald aber vertauschte er 
wieder die judicielle Laufbahn mit der diplo» 
malischen und ubernahm 1773 den Gesandt, 
schaf tsposten in Neapel. 177? ward er ge . 
deimer Aath und Obersthofmeister der Erz« 
Herzogin Beatrix von Este. Geinalin des 
Erzherzogs Ferdinand. Gouverneurs der 
Lombardie. 1778 erfolgte seine Ernennung 
zum Oonauitoi-6 des mailandischen Guber« 
niums . 1782 als Nachfolger des Grafen Fir< 
m i a n zum Reichsplenipotentiarius und be« 
vollmachtisslen Minister in der Lombardie. 
Auf einen von ihm im Juni 1783 eingebrachten 
Antrag erfolgte die nachtliche Beleuchtung 
Mailands, anfanglich mit ?U0 Laternen. Als 
die Franzosen in die Lombardie einbrachen, 
verlieB 17W Graf Wilczek mit dem Erz« 
herzog Ferdinand das Land. Schon 1792 
wurde er Ritter des goldenen VlieBes, am 
7. Februar 1811 aber Obersthofmarschall . 
Seine erste Gemalin war Theresia Grafin 
Claru, Stiftadame zu Niuelles in Bravant . 
1799 verheiratete cr sich wieder, und zwar 
mit Nanu Vealri.'r geborenen Grasin hardegg» 
Glatz. Aus der Ehe mit Letzterer entstammt 
eine Tochter Lu ise. spater vermalte AloiZ 
Graf Alma y von Zsadany. Da der 

Graf keine mannliclie Nachkonnnenschaf t hatte, 
erlosch dieser Zweig der jiingeren Linie 
mit dieser Tochter 3 u i s e. >M a a s - 
burg (M. Friedrich von) . Geschichte der^ 

Mlilc . ; ek, Heinrich Wilhelm 1 j 6 Wilczek, Heinrich Wilhelm 
obersten Iustizstelle in Wien (1749—1848). 
Grofttentlieilo nach amtlichen Quellen bear — 
beitet (Praq 11>76. I . V. Reinitzer und Comp.. 
gr. 8'".) 3. NA. — .Vuoni ' s Da7«i«no' s . 

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Wurzbach5 6 . txt 
vrane, eeiedrna, z»olni<:' s 6, inNitari, eceleariekv 
()U!ano lh39, "ranc. Colombo, 

31 ». 8".) x. 86 A — ", . Johann Nepomuk 
Graf A siehe die besondere Biographie S. 118) . 
III. Wappen. Quadrirter Tchild mit Hnz« 
schlld. 1 und 4 in Roth ein zweikopfiger gekronter 
silberner Adler; 2 und 3 in Blau eine 
offene goldene Krone, aus welcher zwei A a 1 lw 
zweige bervorgchen. Herzschild. I n Noth 
ein silberner Gemsboct mit einer am Nande 
vergoldeten schwarten Vinde urn den Leid. 
die in der Mitte mit drei in Gold gefaBten 
Tiirkisen geziert ist und oben einen goldenen 
Ring dac. Dieses Mittelschild ist von dem polnischen 
Ttammwavpen Xo-it-t (Ziegenbock) . 
Wilczek, Heinrich Wilhelm Graf 

(Staatsmann und Feldherr, geb . 
17. September 4663, gest. zuBreslau 
19. Marz 1739). Ein Sohn Caspars 
Freiherrn von Wilczek aus dessen zweiter 
Ehe mit Anna Katharina von 
Paczinskv, einer Tochter des Landeshauptmanns 
des Furstenthums Teschen. 
Standesmaflig erzogen, unternahm er 
nach beendeten Studien die ubliche Cava> 
lierstour zur Vervollkommnung seiner 
Ausbildung und trat, von derselben 
zuriickgekehrt . 1683 in das kaiserliche 
Heer. Den ersten Feldzug machte er als 
Volontar vor Ofen mit und wurde infolge 
bei mehreren Gelegenheiten bewiesener 
Tapferkeit bereits 1686 zum Hauptmann 
im Regimente des Feldmarschalls Ernst 
Riidiger Grafen von Starhemberg, bald 
darauf zum Oberstwachtmeister bei Palffy' 
und zum Oberstlieutenant bei Bagni- 
Infanterie befordert. I n alien diesen 
Stellungen that er sich bei mehreren Be» 
lagerungen in Sturmangrif f en und auch 
sonst durch seine Bravour hervor. Neue 
Beweise seines Heldenmuthes gab er in 
der Schlacht bei Zenta, 11. September 
1696, wo er der Erste den feindlichen 
Wall erstieg. Am 12. December 1701 
wurde er Oberst und fiihrte als solcher 
sein Regiment, Graf Bagni Nr. 23, bei 
Beginn des spanischen Successionskrieges 
nach Italien. Als dann die Rebellion in 
Ungarn ausbrach, ubernahm er 1704 
iiber jene Truppen, welche in Ober- 
Schlesien gegen die ungarischen Rebellen 
und gegen Polen als Pestcordon auf« 
gestellt waren, das Commando, welches 
er bis 1709 behielt. Von Kaiser Io> 
seph I . in der Zwischenzeit , Marz 1706, 
zum General»Feldwachtmeister ernannt, 
gelang es ihm in dieser Eigenschaft, durch 
geschickte Aufstellung der ihm zugewiesenen 
Truppen jeden feindlichen Einfall 
von Ungarn aus abzuhalten. 1709 der.' 
tauschte er seine militarische Stellung mit 
einer diplomatischen, indem er am 8. Oc> 
tober zum auBerordentlichen Gesandten 
am St. Petersburger Hofe ausersehen 

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Wurzbach5 6 . txt 
wurde. Nachdem er noch am 2. November 
zum Feldmarschall-Lieutenant , am 16. 
dieses Monats sammt seiner Familie in 
den ungarischen Grafenstand erhoben 
und am 10. Mai 1710 zum Hofkriegs» 
rathe ernannt worden war, trat er seinen 
Gesandtschaf tsposten an, welchen er bis 
1712 versah. Wahrend dieserZeit wohnte 
er dem Beilager der russischen Kaiserin 
bei und begleitete auch den Czar P e t e r I . 
auf dessen damaligen Reisen. Am 13. Fe» 
bruar 1712 erhielt er das Commando 
der Festung Spielberg bei Brunn, ging 
aber noch am 3. September desselben 
Jahres, abermals in der Eigenschaft 
eines auBerordentlichen Gesandten, an die 
nordischen Hofe von Polen, PreuBen 
und Danemark und vollfuhrte noch 
mehrere Missionen an den fiirstlichen 
Hofen von Gotha, Bayreuth, Anspach, 
Darmstadt, Wiirzburg und Cajsel. I n -£ 
, Heinrich Wilhelm 117 Milc^ek, Heinrich Wilhelm 
folge seiner mehrfach erprobten Erfahrung 
im Kriegsdienste und in Staatsgeschaf ten 
wurde er nun vom Kaiser als 
Principal- und Generalcommif f ar zu den 
in Tyrnau versammelten Standen Un« 
garns gesandt, urn in diesem Lande die 
Ausdehnung der Regierungsnachf olge auf 
die weiblichen Personen zu erwirken, was 
ihm auch nach Wunsch gelang. Als 
darauf seine Erhebung in den Grafen» 
stand stattgef unden, ging er am 22. October 
1744 als kaiserlicher Gesandter zu 
K a r 1 X I I . , als dieser aus der Tiirkei 
wieder in sein Land zuriickkehrte, und 
fuhrte den Schwedenkonig mit dessen 
Gefolge und Truppen von der tiirkischen 
Grenze durch Ungarn und die Erzherzogthumer 
nach Bayern. Am 30. Janner 
1717 erfolgte seine Ernennung zum 
General ' Feldzeugmeister und am 1. Februar 
zum Commandanten von GroBglogau; 
im October 1723 erhielt er die 
Feldmarschallswurde . Am 8. Juli 1729 
ging er als kaiserlicher Gesandter nach 
Polen, urn dem in Grodno versammelten 
Reichstage beizuwohnen. Doch blieb 
diese Sendung erfolglos, da der Reichstag 
trotz alien Bemuhungen, denselben 
zusammenzubringen, doch nicht zu Stande 
kam. IndeB harrten Wilczek's im 
Sarmatenlande noch nichts weniger als 
angenehme Aufgaben. Konig August I I . 
war 1733 gestorben. Die Wirren der 
neuen Konigswahl begannen. Der Primas 
und deffen Anhanger thaten Alles, 
urn die AusschlieBung des Kurfiirsten 
von Sachsen von der Konigswahl zu bewirken 
und Stanislaus Leszczynski 
auf den Thron zu heben. Wilczek's 
Aufgabe war es, der Wahlfreiheit ihr 
Recht werden zu lassen und Alles zu beseitigen, 
was dieselbe beeintrachtigen 

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Wurzbach5 6 . txt 
konnte. Er lieB es in dieser Beziehung 
den Betheiligten gegenuber an eindringlichen 
Vorstellungen nicht fehlen. Das 
Alles aber fruchtete nichts. Seine Gegner, 
der Primas mit seinem Anhang obenan, 
thaten auch Alles, urn seine Bemiihungen 
zu vereiteln, und stellten ihm ein Hin« 
derniB urn das andere in den Weg. Ja, 
diese Partei ging noch weiter. Sie fing 
die Depeschen des Gesandten an den 
kaiserlichen Hof auf, fing die kaiserlichen 
Couriere, welche an ihn geschickt wurden, 
ab und sandte sie nach BrMau zuriick, 
und Couriere wieder, welche Wilczek 
abfertigte, wurden angehalten, iiberfallen, 
miBhandelt, ihrer Depeschen be> 
raubt . Wohl schoben die Sarmaten 
Alles, was sie in wohlerwogener Be> 
rechnung thaten, auf StraBenrauber und 
auf der StraBe wanderndes Gesinde!,. 
Welcher Art 'aber dieses Gesindel war, 
stellte sich heraus, als man bei den be> 
raubten Courieren nie Geld oder einen 
Werthgegenstand, sondern nur immer die 
Brief schaf ten und Schrif tstiicke vermiBte. 
Alle Beschwerden, die der Graf wider 
solche volkerrechtswidrige Unthaten erhob, 
blieben erfolglos. Man ging endlich 
so weit, daB man an ihn das Ansinnen 
stellte, wahrend der Wahlzeit seinen Aufenthalt 
in einer Entfernung mehrerer 
Meilen von der Stadt Warschau zu 
nehmen. Diese Zumuthung endlich erschopfte 
die Geduld des Gesandten, der 
darauf erwiderte: „ I m Falle man mich 
zwingen will, Warschau zu verlassen, muB 
ich mich nach einer Garde von 30.000 
Mann umsehen, weil ich in anderer 
Weise im Polenlande wahrend des I n - 
terregnums, da so viele Unordnungen 
vorkommen, keine Sicherheit fur mich 
mehr sehe." Dies half; als dann der 
Wahlreichstag zusammentrat , iibergab er 
dem Primas ein Memoire, in welchem er 
dem Kirchenf iirsten und dessen Anhange 
den Standpunkt seiner Regierung klar^ 
Wilc;ek, Heinrich Wilhelm 118 A Johann Nep . 
machte. Docb auch dieser Vorgang blieb 
erfolglos. Trotz aller Bemiihungen der 
Gegenpartei ging am 12. September 
1734 die Wahl Stanislaus L e s zc 
z y n s k i's durch, und der Graf selbst 
erschien personlich gefahrdet, war alien 
Insulten ausgesetzt, bis die Ruffen einriickten 
und mit ihren Bajonneten glatten 
Tisch machten. Die Wahl Leszczynski ' s z 
wurde durch die neue Wahl Honig 
Augu sts III. annullin, und am 13. Janner 
1734 iiberbrachte Graf Wilczek 
dem neugewahlten Konige die Gluckwiinsche 
Oesterreichs . Er wohnte noch der! 
Kronung des Konigs an, bei welcher 
Gelegenheit er den Orden des weiBen 
Adlers erhielt. Am 1. April 1733 ward 

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Wurzbach5 6 . txt 
ihm der Auftrag, das dem Kaiser uberlafsene 
russische Corps in der Starke von 
13. WO Mann zu ubernehmen und der 
am Rheinstrom auf gestellten kaiserlichen 
Armee zuzufuhren. Nun, 4737, nach 
Wien berufen, sollte er als kaiserlicher 
Bevollmachtigter auf den nach Niemirow 
berufenen CongreB gehen. Dock unterblieb 
diese Mission, weil es gar nicht 
zum Congreffe kam. I n diesem Jahre 
erhielt der Graf noch von seinem Kaiser 
die ErlaubniB, fur seine beiden Sonne 
Joseph Maria und J o h a n n Bal> 
thasar zwei ansehnliche Majorate in 
Schlesien zu errichten. Mit Diplom dao. 
8. April 1714 erfolgte seine Erhebung in 
den Reichsgraf enstand, am 10. Juni 
4713 wurde er ungarischer Indigena 
und 1717 Inhaber des Inf cmterie»Regi . 
ments Nr. 11, heute Georg Prinz von 
Sachsen. Graf Heinrich W i 1 h e lm war 
seit 1698 mit MariaCharlotte geborenen 
Grasin Gilbert von Sa i n t - 
H i 1 a i r e vermalt. Die zwei vorgenann' 
ten Sonne aus dieser Ehe sind die Griinder 
der noch heute bliihenden zwei Linien 
dieses Graf enhauses . 

T h ii r h e im (Andr. Graf) . Feldmarschall Otto 
Ferdinand Graf von Menspcr A und Traun. 
1677-1748 (Wien 1877. Braumuller 8".) 
2 . 2?j. — Europaische Fama, Tb . 107. 
S. 86«; Th. 199, S. 333. - Gelehrte 
Neuigkeiten Schlesiens des Jahres 1739, 
S. 428 u. f. 

Wilczek, Johann Nepomuk (Hans) 

Graf (erbliches Mitglied des Herrenhauses 
des osterreichischen Reichsrathes, 
Macen der Wissenschaf ten und Kiinste, 
geb . 7. December 1837) . Graf Johann, 
oder wie er gewohnlich genannt erscheint, 
Hans, ist zur Zeit der Chef der alteren 
Linie dieser Familie. Das vierte von 
fiinf Kindern und der einzige Sohn des 
Grafen Stanislaus aus dessen Ehe 
mit Gabriele geborenen Freiin von 
Reisckach, erhielt er eine sorgfaltige 
Erziehung und zeichnete sich friihzeitig 
durch vorziigliche Anlagen, vornehmlich 
durch eine bewundernswerthe Geistesgegenwart 
aus, eine Eigenschaft, welche 
ihn zu den Unternehmungen, die er 
spater ausfiihrte, ganz besonders befa» 
higte. Mit der Ausbildung seiner geistigen 
Talente ging jene der korperlichen 
Fahigkeiten Hand in Hand, und zum 
Jiingling herangereif t , besaB er als 
Schiitze bereits einen seltenen Grad von 
Geschicklichkeit . Diese korperliche Gewandtheit, 
seine ungewohnliche Muskelkraft, 
seine kaltbliitige, doch rasche Ueberlegung 
und sein ruhiger durchdringender 
Blick kamen schon zu ofteren Malen 
seinem personlichen Muthe auf den von 
ihm unternommenen gefahrlichen Jagden 

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Wurzbach5 6 . txt 
in Afrika zu Hilfe. Zuerst machte er 
offentlich von sich reden, als er im Ver» 
eine mit Grafen Breuner den Wienern 
den Thiergarten ins Leben rufen half, 
der leider durch unreelle Gebarung der 
mit der Fursorge fur denselben Betrauten 
ein vorschnelles Ende fand. Als dann 1866 
der osterreichische Krieg ausbrach, trat er? 
Milczek, Johann Nep . Johann Ncp . 
als Freiwilliger in das 9. Feld jager-Batail» 
Ion. Er war damals schon verheiratet und 
Vater von mehreren Kindern. Als erblichem 
Reichsrathe und k. k. Kammerer 
wurde ihm bei seiner Anmeldung zur 
Aufnahme in die Armee eine Officiers« 
stelle angeboten, doch schlug er dieselbe 
mit der Bitte aus, sich dieselbe erst ver» 
dienen zu diirfen. Als dann 1872 die 
Nordpolarf orschung, welche Payer und 
Weyp recht sich zur Aufgabe gestellt 
hatten, auf die Tagesordnung kam, war 
es Graf Wilczek, welcher mit reichen 
Mitteln dieses Unternehmen unterstiit zte . 
Bevor noch die beiden Reisenden aufbrachen, 
unternahm er selbst eine Reise, urn 
auf Nowaja Semlja eine Niederlage von 
.Kohlen und Zebensmitteln zu errichten, 
welche der osterreichischen Nordpolerpedition 
zum Riickhalt dienen sollte. Als 
Schiff verwendete der Graf die kleine 
Jacht „Isbjorn", dieselbe, welche im 
Sommer 1871 zur Recognoscirungsf ahrt 
Payer's und Weypr echt ' s in das 
offene Meer zwischen Spitzbergen und 
Nowaja Semlja benutzt worden war. Die 
Ausriistung erfolgte in dem norwegischen 
Hafen Tromso, und auBer dem Grafen 
befanden sich noch 13 Mann an Bord, 
womit der enge Raum des Fahrzeuges 
vollends angefiillt war. Die nautische 
Fiihrung ubernahm der osterreichische 
Fregattenkapitan Freiherr von Sterneck 
M. XXXVIII, S. 30", die strenge 
Wissenschaft war durch Professor Hofer, 
Director der Bergschule in Klagenfurt, 
vertreten, den Graf Wilczek als geolo« 
gischen Begleiter geworben, und obgleich 
selbst ein guter Photograph, nahm er 
doch den tiichtigen Wiener Photographen 
B u r g er mit, und so gelang es, von 
dieser Expedition die schonste je im arkti» 
schen Norden gemachte Sammlung von 
Photographien, weit iiber hundert Plat» 
ten, heimzubringen . Unter den iibrigen 
Gefahrten, welche er fur die Reise aus» 
gewahlt, befanden sich der Gebirgsjager 
Miihlbacher, der schon mit dem Gra« 
fen in den Gebirgen Nordafrikas gejagt 
hatte, und der beste der GroBglocknerfiihrer, 
P a i e r 1 . Capitan und Mann» 
schaft bestanden aus Norwegern. Am 
20. Juni 1872 verlieB der „Isbjorn" 
Tromso; am 30. Juni wurde beim Hornsund 
die Westkiiste von Spitzbergen er» 

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Wurzbach5 6 . txt 
reicht. (Wir verweisen auf die schone 
Schilderung dieser Fahrt und Begegnung 
mit Weyprecht in der Zeitschrift „Daheim" 
1873, S. 764 . ) Am 30. Juli 
ging der Graf mit seiner Jacht beim 
Matotschkin » Schor, wie die schmale 
MeeresstraBe heifit, welche die groBe 
Insel Nowa ja° Semi ja in zwei Halften 
trennt, vor Anker. Von da wurden bedeutende 
Ercursionen in das Innere des 
Landes unternommen. A>n 3. August 
segelte er welter nach Norden zu, urn 
Cap Nassau zu erreichen, wo das Pro» 
viantdepot errichtet werden sollte und 
man auf ein Zusammentref f en hoffte mit 
dem Schiffe' „Tegetthof f " , welches eben 
Weyprecht und Payer fiihrten. Am 
12. August wurde wirklich ein Schiff — 
es war das erwartete — sigualisirt. Der 
Graf fuhr ihm entgegen. Wie groB die 
Freude iiber ein wenn auch gewiinschtes, 
so doch iiberraschendes Zusammentref fen 
war, dafiir eine Thatsache zum Beleg. 
Der alte Capitan Ca risen aus Tromso, 
der an Bord des „Tegetthoff" sich befand, 
nahm im Selbstvergessen der Freude 
iiber diese Begegnung sogar die Pirriicke 
statt der Miitze ab . Der Graf schreibt 
iiber diesen Moment die einfachen Worte, 
die aber Alles ausdriicken: „Ich kann 
nicht sagen, was in diesem Augenblicke 
Alles in mir vorging. Das Unternehmen, 
welches das Ziel meiues Strebens seit^ 
Wilc.;ck, Ioliann Nep . 120 Milc^ek, Johann Nep . 
Jahren gewesen, sab» ick nun hier verkor» 
pert, in voller Lebenskraft, in der Errei« 
chung seiner ernsten Mission begriffen. 
Hier nahm es sich anders aus als bei den 
vielen Worten, welche man darum ge» 
sprochen und dariiber geschrieben hatte. 
Wie erschienen mir hier die Manner, 
welcbe es fiihrten, imponirend im Kampfe 
mit den Hindernissen, welche sie zu iiberwinden 
hatten." Als dann am 23. August 
der Nordwind einsetzte, welcher zur Fahrt 
nach Siiden einlud uud mahnte, ging es 
ans Scheiden, welcbes sich im Eismeer 
etwas anders gestaltet und empfindet als 
nach einem Diner oder an der Visenbahn. 
Nun wurde der Kiel nacb Siiden ge» 
wandt . Am 3 1 . August langte man nach 
miihevoller Fahrt wieder an der russischen 
Kiiste an, wo man mit Samojeden zusammentraf . 
Einer von diesen lootste 
den „Isbjorn" in die Petschora hinein, 
wo der Graf mit dem beriihmten sibiri» 
schen GroBhandler S i d o r o w und dem 
Capitan Mathiesen zusammentraf. 
Wahrend nun der „Isbjorn" auf dem 
Seewege nacd Tromso zuriickkehrte, schlug 
Graf Wilczek mit seinen .Begleitern 
den Landweg durch das ganze weite 
Rutland ein, wobei er durch unwirthliche 
Tundra und durch Steppen von einem 

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Strome in den anderen in kleinen Booten 
fuhr und oft wochenlang nichts Anderes 
als den Urwald sah, bis er in Nischnej» 
Nowgorod d!e Eisenbahn erreichte. Wir 
verweilten bei dieser Expedition langer, 
weil es eine That im Leben des Grafen 
ist, die den Edelmann ebenso in seiner 
Eigenart, wie in der glatten Ausfuhrung 
eines zweckbewuBten Zieles mit Hintaw 
setzung aller Gedanken an unausbleib» 
liche Gefahren darstellt. Fruher noch hatte 
er gezeigt, welch hohes Interesse er 
empfand an Allem, was Wissenschaft und 
Erweiterung der Kenntnisse betraf, und. 
wie er sogar den Sport zu benutzen weiB, 
urn wissenschaf tliche Zwecke zu fordern. 
Der Graf namlich ist ein groBer Freund 
des Iagdsports, und Seine Majestat der 
Kaiser wie andere Fiirsten haben ihn 
wiederholt zu Jagden auf Gemse und 
Steinbock eingeladen. Als nun im De> 
cember 1869 sich die anthropologische 
Gesellschaft in Wien bildete, gehorte 
Graf Wilczek zu ihren Mitgliedern. 
Und als er dann im Februar 4879 auf 
eine Reise zur Lowenjagd in Afrika sich 
begab, verband er damit auch den Zweck, 
die anthropologische Gesellschaft, welche 
es sich zur Aufgabe gestellt, die Studien 
tiber den Menschen in physischer und 
psychischer Beziehung zu fordern, darin 
bestens zu unterstiitzen . Urn diese Zeit 
wurde bei Constantine ein Leichenfeld 
entdeckt, und mit Land und Leuten von 
friiheren Reisen her bekannt, ubernahm 
er es, den noch jungen Verein bei den 
betreffenden Ausgrabungen zu vertreten 
und ihm iiber jene Funde Bericht zu er» 
statten, welche ethnographischen, anthropologischen 
und die Urgeschichte des 
Menschen betreffenden Werth haben. Zu 
diesem Zwecke nahm er einen Maler mit, 
welcher die nothigen Zeichnungen an> 
fertigte. So finden wir dann den Grafen 
auch spater nicht nur bei alien humanen, 
gemeinnut zigen, sondern auch kiinstlerische 
und wissenschaf tliche Zwecke fordernden 
Unternehmungen immer in erster Reihe. 
Urn Kiinstler mit ihrer Bedeutung entsprechenden 
Aufgaben zu beschaftigen, 
errichtete er in seinem Sommerschlof f e 
Seebarn, unweit Kreuzenstein bei K6rnen» 
burg, eine Galerie seiner in Oesterreichs 
Geschichte ofter in hervorragender Weise 
eingreif enden Ahnen und berief dann 
unsere besten Kiinstler, wie Canon, der 
den Bischof Leopold Kolonicsim erbeuteten 
Tiirkenlager vor Wien darstellte,^ 
) Johann Nep . 121 ) Johann Nep . 
Rudolf H u b e r , welcher Gilbert Sa i n t 
H i 1 a i r e malte, M a k a r t , von dessen 
Meisterhand wir Eck von Reischach 
finden, M a t e j k o , der den Heerfiihrer 
Georg Podiebrad' s, den beriihmten 

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Wurzbach5 6 . txt 
Wenzel Wilczek, Lenbach, welcher 
mit seinem Meisterpinsel den Grafen 
Hans selbst abconterf eite, u. A. Als 
nach der oben erwahnten, im Sommer 
1871 ausgefiihrten Vorerpedition am 
13. Juni 1872 die Ausfahrt des „Tegetthoff" 
zur groflen Polarexpedition 

stattfinden sollte, ermoglichte dies wieder 
nur die Munificenz des Grafen W ! 1 - 
czek, der aus seinen eigenen Mitteln zu 
diesem rein privaten Unternehmen die 
ansehnliche Summe von 30—40.000 f 1 . 
beisteuerte. Auf einer neuen Iagdreise 
im J u 1 i 1874, auf welcher er einer 1873 
an ihn ergangenen Einladung des Konigs 
Victor Emanuel zu einer Stein« 
bockjagd nach Aosta folgte, bereicherte er 
seine Reisemappe mit geographischen 
Aufnahmen der Gletscherwelt des Monte 
Rosa. Als dann bei den groBartigen 
Fortschritten, welche durch die Verbin« 
dung der Electricitat mit der Technik, 
Mechanik und dem Beleuchtungswesen ins 
Leben traten, sich das BediirfniB auf» 
drangte, dem Publicum ein Ubersicht» 
tiches B i Id des bis dahin Geleisteten zu 
bieten, und eine electrische Ausstellung 
geplant wurde, finden wir ihn wieder 
unter den Matadoren dieses Unterneh» 
mens, welches in iiberraschender Vollendung 
zur Ausfiihrung gelangte. — 
Am Tage nach der entsetzlichen Ring, 
theater' Katastrophe, am 9. December 
1881, rief nun Graf Wilczek wieder 
ein groBes und gemeinniit ziges Werk ins 

Leben, die Wiener freiwillige Rettungsgesellschaf t , 
welche, ohne die 

geringste financielle Unterstiit zung vom 
Staate anzusprechen, bloB aus den Mit« 
teln, welche ihr von Gonnern und Freun» 
den gespendet worden, sofort sich consti» 
tuirte und ein bereits fur mehr als 
30.000 fl. versichertes Material aufzuweisen 
hatte. So sehen wir den Grafen 
immer und iiberall im Vordergrunde bei 
alien Unternehmungen, welche die Wissen» 
schaft und Kunst fordern, welche die M i 1 - 
derung der Leidenszuf tande der Mensch» 
heit bezwecken. I n Wiirdigung und An» 
erkennung dessen wurde er von Seiner 
Majestat im October 1873 mit dem 
Commandeurkreuze des Leopoldordens 
ausgezeichnet , iiberdies ist er wirklicher 
Geheimrath, erbliches Mitglied des 
Herrenhauses des osterreichischen Reichs ' 
rathes, Ehrenmitglied der kaiserlichen 
Akademie der Wissenschaften, Mitglied 
des Curatoriums des k. k. osterreichischen 
Museums fur Kunst und Industrie, der 
k. k. Centralcommission fur Erforschung 
der Kunst- und historischen Denkmale und 
Mitglied des orientalischen Museums. 
Hans Graf Wilczek verheiratete sich 
am 16. Mai 1838 mit Emma geborenen 

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Wurzbach5 6 . txt 
Grasin Emo . Capodilista (geb. 
18. August 1833), aus welcher Ehe drei 
Tochter und ein Sohn, Graf Joseph 
J o h a n n Nep . entstammen, welch Letz« 
terer, seit 21. Janner 1884 mit Elisabeth 
geborenen Grafin Kinsk) ' von 
Wchinitz und T e t t a u vermalt, auch 
schon Vater eines am 17. November 
1884 geborenen Sohnes, J o h a n n Ne» 
pomuk, ist . 

D a h e im (illustr. Blatt) I X . Jahrg. (4873/74), 
S. 764: „Deutsche Reisende der Gegenwart . 
VII. Graf Hans Wilczek" . — Deutsche 
Rundschau fur Geographie und Statistik. 
V. Jahrg.. 5. Heft: „Beruhmte Geographen 
u. s. w. Hans Graf Wilczek". — Deutsche 
Z e i t u n g (Wien) 4872, Nr. 329 im Feuilleton: 
„Die Nordfahrt des Grafen Wilczek 
nach Spitzbergen und Nowa ja ' Srmlia" , — 
Gmbacher (Friedrich Or.) . Lerikon der 
Reisen und Entdeckungen (Leipzig 4882,^ 
, Joseph 122 M i 1 d t , Anton 
Bibli^rapoischeo Institut, dr. 12".) T. 2i>7 
und ^88. — F remden » B 1 a t t . Heraus» 
gegeben von Gust. Heine l'Nien. 4".) 48U6, 
Nr. j?U; ""u, Tecember 1876. Nr. A 9 . im 
Feuilleton: „Von TchloB Teebarn" . - 

IllustrirteZeitung (Leipzig. I.I. We» 
der) a<». Bd. <lti?2). S. 27; 63. Bd. (18>74). 
S. 290. — (Miinchener) Allgemeine 
Zeitung, 2. Februar 1884. Nr. A3: «Die 
Wiener freiwillige Rettungsgesellschaf t " . — 
Neue Freie Presse (Wiener polit. Blatt) 
t872. Nr. 294V: „Wilczek - Vera"; 4874, 
Nr. 3536 in der „Kleinen (5hronik". — Neue 
illustrirte Zeitung (Wicn. Zamarski. 
kl. Fol.) 16<73. 3. 4. — Presse (Wiener 
polit. Blatt) 187<>, Nr. :19. 

Portraits. Holzschnittbildnisf t ' in der „Illu< 
strirten Zeitung" 1872 und 1874. — Holz« 
schnitt von Anger er im „Illustrilten Wiener 
Ertrablatt" i872. Nr. i:13. - Holzschnitt 
von Vaar und Biberhofcr nach Zeich« 
nung von F. N. (eiB) in der (Wiener) 
„Neuen illustrirten Zeitung" 1875. — Holz» 
schnitt nach einer Zeichnung von (Mutten« 
thaler?) . IDer Graf in ganzer Figur, die 
Linke auf sein Gewehr gestiitzt, ihm zu FiiBen 
der erlegte Eisbar) im „Daheim" . IX. Jahrg. 
(5873/74) . S. 763. 
Wilczek, Johann Baptist Joseph, 
siehe: Vlcek, Johann Baptist Joseph 
M. I. I, S. 1 11) . 
Wilczek, Joseph (theolog. S 

stell er, geb. inGalizien, Ort und 
Zeit unbekannt), ZeitgenoB. 
sich dem geistlichen Stande 
beendeten theologischen Studien und 
daraus erlangtem Doctorate dem Lehramte. 
Er wurde Professor der Pastorattheologie 
am theologischen Seminar zu 
Tarnow und dann Professor seines Faches 
an der Hochschule in Krakau. Doch er> 
scheint er zur Zeit nicht mehr im Lehrkorper 

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Er widmete 




und 


nach 





Wurzbach5 6 . txt 
derselben. I n seinem Fache schriftstellerisch 
thatig, hat er folgende Werke 
herausgegeben : „/ A 2a?i/M n« sn/s/a 
gang ( I . Wien 1843; I I . Tarnow 1834); 
) d. i. Predigten auf die 
Sonntage des ganzen Jahres, 2 Bande 

(Lemberg 1848; 2. Aufl. Wilna 1833); 
- „Hlonl/ "OFT-Teoons" ) d. i. Begrabnifi ' 
reden (Tarnow 1834, 8 A .); - AA omz7?6 
«1 ' <3H2z<s/?ls " , d. i. Sonntagige Homilien 

(Krakau 1861, 80.); — „ A asania 
A >?-6Moe?ns " , d. i. Gelegenheitspredigten 

(Tarnow 1836; 2. Aufl. 1860); - 

d. i. Passionspredigten (Krakau 1862, 

A o?tt. / , d. i. Pastoralhomiletik, 1. Bd. 

(Krakau 1864, 8".). In der Zeitschrift 

d. i. Freund der christlichen Wahrheit, 

im 3. und 4. Bande des Jahrganges 

1836 ist abgedruckt sein Aufsatz: « 



, i 

d. i. Nachricht von den Anfangen des 

Bisthums und Capitels und von den 

Anfangen der heutigen Kathedralkirche in 

Tarnow . 

Wilczek, Wenzel, siehe: Vloek, Wenzel 

M. I.I, S. 

d. i. Predigten auf die Festtage des 

ganzen Jahres. Erster und zweiter Jahr. 

Wilczek von oinov, Wenzel, siehe: 

Vloek von oinov, Wenzel M . I.I, 

S. 113, in den Quellen, Nr. 1". 

Wildt, Anton (Bildhauer, geb . 

zu Ko2eluch in Bohmen am 11. Juni 

1830) . Biirgerssohn, besuchte er die 

Teynschule in Prag, iibte sich aber gleichzeitig 

im Prager Gewerbevereine und auf 

der Kunstakademie im Zeichnen und 

Modelliren. I m April 1848 trat er in 

das Atelier des Bildhauers Joseph 

Max, bei welchem er durch sieben Jahre, 

bis 1833, arbeitete. Nun vollendete er? 

ild) C. 123 Mild, Franz 

mehrere Arbeiten nach seines Meisters 

Modellen, darunter etliche Statuen fur 

die Karlsbriicke in Prag. Seine Statue 

„ Julian Sternberg", welche er auf die 

Prager Ausstellung 1833 schickte, wurde 

vom Kunstvereine fur die Verlosung an< 

gekauf t . 1836 eroffnete er sein eigenes 

Atelier. 4837 stellte er seine Statue des 

Astronomen Kepler offentlich aus, 

welche von alien Seiten Anerkennung 

und in der Leipziger „Illustrirten Zeitung" 

in einem Holzschnitte Aufnahme 

fand. Von nun ab meiBelte er die Gruppe 

auf dem Prager Sparcaf sengebaude, die 

Statue des Burgermeisters Ioh. Martin 

Kopeck' 1 W d . X I I , S. 426-428" fur 

die Stadt Pilsen, das Denkmal des 

oechischen Dichtes Cajetan T y 1 A Band 

X A V I I I , S. 478 A auf dem Pilfener 

Friedhofe, zwei Marmoraltare fur die 

Barnabiten in Hradoan und Hanspach, 

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Wurzbach5 6 . txt 
viele figuralische Grabdenkmale fur Prag 
und auswarts. Fur das Kliopera-Denk« 
mal auf dem Wolschaner Friedhofe in 
Prag arbeitete er die Biiste des Dichters 
aus carrarischem Marmor. 1863 ging er 
nach Wien, wo er durch sechs Jahre im 
Atelier seines Landsmannes, des Bild» 
Hauers Franz Melnitzk" "Bd. XVII, 
S. 333^ mehrere grofiere Arbeiten ausfuhrte. 
I m Herbst 1869 kehrte er dann 
nach Prag zuriick, wo er zunachst den 
groBten Theil der ornamentalen Partien 
fur die Fronte des Schebek ' schen Palais 
in der Herrengasse meiBelte und dann 
die Skizzen zu mehreren grofieren Arbeiten 
in Angriff nahm. 

V o 1 i t i r (Prager polit. Blatt . Fol.) 1868. 
Nr. 51 im Feuilleton: „Die bildenden Kiinste 
in Bohmen" . 

d, C. (Schrif tstellerin, geb . 
zu Prag am N. Februar 1831>. Pseudonym 
fur Camilla Koblinger. Die 
Tochter eines kaiserlichen Postbeamten, 
! vollendete sie in Budweis ihre Ausbil« 
dung und widmete sich vornehmlich dem 
Studium der Musik, aber der friihe Tod 
ihrer Mutter fetzte demselben vor der Zeit 
ein Ziel. Sie wurde nun Sprach» und 
Musiklehrerin in einem Vrziehungsinstitute 
und spater Gouvernante in Slavonien. 
I n ihrer MuBe verlegte sie sich auf 
schongeistige Arbeiten, und in der Mode« 
und Musterzeitung „Victoria" erschien 
zuerst ihre Novelle „Waldidylle" . 1879 
begab sie sich nach Wien, wo sie ihren 
bleibenden Aufenthalt aufschlug und 
sich ganz dem schrif tstellerischen Berufe 
widmete. Sie ist Mitarbeiterin vieler, 
meist belletristischer Zeitschrif ten, in denen 
unter anderen ihre Romane : „Einsam 
und allein", „Metamorphosen" , „Die 
Birkenhein" und wohl ein halbes Hundert 
Novellen und Erzahlungen, darunter 
„Dornroschen" , „Margarethe" , „?g.ro 
'"veil." und „Pf lichtgetreu, erschienen sind. 
Ob ein Werk der Schrif tstellerin bereits 
selbstandig gedruckt ist, wissen wir nicht . 
Reichenbergei . - Fam ilienfreund. Illu» 
strirte . Blatter u. s. w. Herausgegeben von 
Wilhelm Nessel. III. Jahrgang (1883), 
S. 212 im Artikel: „B6hmens deutsche Dich« 
tecinen und Schrif istellerinen" . Von Karl 
Schrattentha 1. 

Wild, Franz (Sanger, ged. zu 

NiederhollabrunninUn tero ste rreich 
am 3 1 . December 1792, gest. in Ober» 
dobling bei Wien am 1. Janner 1800) . 
Seine Eltern waren nicht unbemittelt, 
da sie ein kleines Haus und auch einige 
Grundstiicke besaBen. Bei der Taufe be> 
reits schien sein kijnftiges Schicksal an» 
gedeutet worden zu sein, denn bei der 
auBerordentlichen Kalte in der Kirche 
schrie er so gewaltig, daB sein Taufpathe, 

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Wurzbach5 6 . txt 
der Schullehrer Blacho von Nieder- 
Hollabrunn, sich aufierte: „DerJunge hat 
eine gute Stimme, den muB ich singen^ 
Mild, Franz 124 ) Franz 

lehren." Und wirklich erhielt er schon mit 
funf Jahren von seinem Taufpathen den 
ersten musicalischen Unterricht. I n seinem 
siebenten Jahre (1800) wurde er als 
Sangerknabe im Stifte Klosterneuburg 
auf genommen und kam unter die Leitung 
des geistlichen Stiftschorherrn, des be> 
ruhmten Violinspielers und Chorregenten 
Prosper von Mosel M . XIX, S. 136, 
in den Quellens. Der Aufenthalt da» 
selbst blieb immer seine schonste Erinne« 
rung, er wurde so liebevoll behandelt, 
und man war dem talentvollen Knaben 
seiner schonen Stimme und seiner bedeu» 
tenden Fortschritte wegen so gewogen, 
daB man es an keiner Art Auszeichnung 
fehlen liefl, und er besonders Sonntags, 
wenn er eine Motette oder ein anderes 
Solo gesungen, nach der Tafel von 
jedem der geistlichen Herren eine Torte, 
ein Stuck Confect oder ein Geldstiick zur 
Belohnung erhielt. Noch nach vielen 
Jahren sprach er nur mit Riihrung von 
jener Zeit, und da er dem Stifte seine 
Dankbarkeit durch nichts Anderes beweisen 
konnte, so fuhr er stets, wenn er 
in Wien war, und zwar noch in seinen 
altesten Tagen, in der Charwoche am 
Griindonnerstage nach Klosterneuburg, 
urn daselbst in der Kirche eine Lamen« 
tation zu singen. 1804 bewarb er sich 
urn eine Sangerknabenstelle in der Hof» 
capelle und wurde, nachdem er die Probe 
vor den damaligen Hof capellmeistern 
S a 1 i e r i und Eybler aufs riihmlichste 
bestanden hatte, ins Convict aufgenom» 
men. Hier fand er die erste Gelegenheit, 
sich in der hoheren Singkunst auszubilden, 
da fast jede Woche Concerte 5 la 
Okinsra bei der Kaiserin Maria Theresia 
waren und die ausgezeichnetsten 
Meister Italiens und Deutschlands , wie 
Crescentini, Prizzi, die beiden 
Sessi, Vogel, Weinmuller, mit» 
wirkten. Er machte bedeutende Fort» 
schritte und war als Knabe von dreizehn 
Jahren bereits so beliebt, daB er in 
Schonbrunn das 3a.Iv6 renins, von 
B r a u n d 1 singen muBte und selbst einem 
Napoleon Zeichen der Bewunderung 
entlockte. 1808 trat er aus dem Con» 
victe, beendete seine Studien bei den 
Schotten und machte in dieser Epoche 
die Belagerung von Wien mit, da er sich 
in das Studentencorps aufnehmen lieB 
und auf der Karnthnerthorbastei dem 
dreitagigen Bombardement ausgesetzt 
war. Da sein Plan, Chirurgie zu stu« 
diren, an der Unzulanglichkeit der Hilfsmittel 
von Seite seiner durch die Kriegs« 

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Wurzbach5 6 . txt 
ereignifse nun fast ganz verarmten Eltern 
scheiterte, so nahm er, nachdem er durch 
die rasch vor sich gegangene Mutation 
seiner Stimme im Besitze eines schonen 
Tenors war, Zuflucht zur Biihne und 
liefi sich, urn sein Leben erhalten zu kon« 
nen, vorerst als Chorist im Iosephstadter 
Theater, und da er hier unter Mayer's 
Direction voile sechs Wochen keine Gage 
erhielt, an der Leopoldf tadter Biihne 
unter Director Hensler engagiren. Die 
erste Aufmerksamkeit erregte er vor der 
Ankunft der Franzosen 1809 durch das 
3ied «Hoch Oesterreich vor Allem", wel« 
ches er auf dem Theater vor dem Publi» 
cum singen muflte, indem der Tenorist 
B o n d r a , durch eine plotzliche Heiserkeit 
verhindert, ihn aus dem Chore vorfuhrte 
und das Lied vortragen lieB, welches' un> 
geheueres Aufsehen machte. Nach einem 
Jahre trat er als Chorist zum Hofopern» 
theater iiber und wurde nacb vier Mo« 
naten von Hummel, damals Director 
der furstlich Eszterhazi ' schen Capelle 
in Eisenstadt, als Solosanger an derselben 
engagirt. Dort horte ihn Graf 
Ferdinand Pa. Iffy, Eigenthumer des 
Theaters an der Wien, bei Gelegenheit^ 
Wild, Franz 128 ild) Franz 
einer groBen Jagd, als P r i n z Ramiro 
in „Aschenbrodel" und lud ihn ein, 
diesen Part in Wien zu singen. Wild 
nahm die Einladung an, trat am 1 t . Juli 
181 1 in dieser Rolle im Theater ander 
Wien auf und wurde nach zwei Monaten 
an demselben engagirt, seit welcher Zeit 
sich seine ersten Triumphe datiren. Er 
sang hierauf den Tamino in einem 
Jahre dreiBig Male und machte in dieser 
Rolle ebenso Furore, wie spater als I ohann 
von Paris . 1814 trat er zum 
Hof operntheater iiber, wo seine bedeu» 
tendsten Leistungen Licinius , Tan> 
cred, I o c o n d e und Joseph („Joseph 
und seine Briider") waren. 1813 machte 
er den ersten-Kunstausf lug nach Gratz 
und erntete bei seinen Gastvorstellungen 
den stiirmischsten Beifall. Bei seiner Ab> 
reise begleitete ihn das ganze Theaterpersonal 
eine Stunde weit, und in Peggau 
bewirthete ihn der Postmeister, welcher 
den meisten Vorstellungen des Kunstlers 
in Gratz beigewohnt hatte, und liefi 
ihn unentgeltlich mit vier, eigens fur ihn 
angespannten Schimmeln, „wie einen 
hohen Herrn", wie er sich ausdriickte, 
weiter befordern. Zur Zeit des Con> 
greffes sang Wild vor einem groBen 
Theile der Monarchen Europas, und hier 
bot ihm der GroBherzog von Baden ein 
sehr vortheilhaf tes lebenslangliches Engagement 
an. Da die deshalb mit der 

Wiener Hof operntheater-Direction angekniipften 
Verhandlungen zu keinem 

Seite 182 



Wurzbach5 6 . txt 
Resultate fiihrten, so unternahm er eine 
Reise ins Ausland, gab vorher noch 
in dem Curorte Franzensbrunn zur Erbauung 
eines Hospitals fur Arme zwei 
Akademien, welche dem Fonde bei 
1200 ft. W. W. eintrugen, und ging 
hierauf nach Frankfurt a. M., wo er eilf 
Male sang, wirkte dann zu Leipzig in 
einem Concerte und gab in Berlin fiinf« 1 
zehn Vorstellungen . Hier sang er auch in 
einem Concerte das Lied „Der treue 
Tod" von Korner, im Beisein der Eltern 
des Dichters, unter unbeschreiblichem 
Enthusiasmus . Bei seiner Riickkehr nach 
Berlin spielte er wiederum fiinfzehn Male, 
reiste im Juni 1817 nach einer sechswochentlichen 
Krankheit nach Hamburg 

und trat im November desselben Jahres 
das ihm angetragene lebenslangliche En» 
gagement in Darmstadt an. Hier wurde 
er nach Stuttgart berufen, urn vor der 
Kaiserin Mutter von Rutland Gastrollen 
zu geben, sang darauf in einem Con» 
certe bei Hofe, folgte einer Einladung 
nach Miinchen und eroffnete dort das 
neue Theater mit der „Zauberf lote" , bei 
welcher Gelegenheit er von der Konigin 
einen werthvollen Brillantring erhielt. 
Die Sehnsucht zog ihn 1819 nach Wien, 
urn seinen Vater zum letzten Male zu 
sehen. Er sang daselbst achtzehn Gastrollen 
und wurde mit Beifall uberschiittet . Dann 
kehrte er wieder nach Darmstadt zuriick. 
I n den Jahren 1822 und 1823 machte er 
eine Reise nach Holland, gab Concerte in 
Coin, Elberfeld, Diisseldorf, Crefeld, 
Utrecht, Bonn und Amsterdam, reiste 
darauf in das Bad Schwalbach und 
erkrankte hier so sehr, daB er auch 1824 
pausiren muBte. 1825 begab er sich nach 
Paris, studirte bei Rossini und Bor. 
dogni und folgte im April 1823 einem 
Rufe nach Kassel, wo ihm der Kurfiirst 
ein glanzendes Engagement anbot, wel> 
ches er auch annahm. Von hier aus 
machte er 1826 eine Kunstreise nach 
Berlin. 1827 nach Prag, 1828 nach 
Hannover und Braunschweig. 1829 nach 
Wien, wo er 18 Male sang und enthusiastische 
Aufnahme fand, trat 1830 bei 
dieser Biihne wieder in Engagement und 
gehorte derselben von diesem Jahre bis 
zuin Schliisse seiner theatralischen Wirk-^ 
Wild) 126 Mild, Franz 
samkeit bleibend an. I n dieser Epoche 
jedock sang Wild alljahrlich wahrend 
seines Urlaubs auf fast alien Biihnen 
Oesterreichs und Deutschlands , so 183 1 
in Lemberg und Brunn, 1832 in Prag, 
Gratz. Vreslau, Berlin, Danzig, K6nigs» 
berg, Stettin, Cassel, Frankfurt a. M., 
Wiesbaden, Aachen, Darmstadt und 
Mainz; 1833 bei den Festlichkeiten in 
Teplitz vor den Monarchen und von da 

Seite 183 



Wurzbach5 6 . txt 
bis 1840 auf alien namhaften Theatern 
mit f abelhaf tern Erfolge. I m letzt» 
genannten Jahre sang er noch mit seinem 
Freunde und Kunstgenossen Staudigl 
j'Bd. X X X V I I , S. 23 1 A in London, wo 
er namenlos Triumphe feierte und den 
Mar im „Freischutz" allein siebzehn Mai 
geben muBte. Hierauf sang er eimmd 
vierzig Mai in Berlin und gastirte aucb 
noch zu Wien im Iosephstadter Theater. 
I m Janner 1843 betrat er als Don 
Juan abermals die Hofbiihne, wurde 
hierauf Oberregisseur und beschlofl seinen 
Wirkungskreis als Opernsanger daselbst 
am 24. Mai 1843 in der Rolle des 
Abayaldos in Donizetti ' s „Dom 
Sebastian" . Von dieser Zeit an sang er 
wiederholt in Kirchen und Concerten, 
machte noch kleinere Ausfliige, trat in 
verschiedenen Akademien seiner Freunde 
auf und feierte am 8. November 1837 
im Musikvereinssaale sein f iinf zig jahriges 
Kiinstler jubilaum, wobei Wien seinen 
„alten Liebling", dessen Stimme und 
Vortrag noch immer von wundervoller 
Wirkung war, mit dem betaubendsten 
Beifall iiberschuttete . Hierauf sang 
Wild, der sich, wie er selbst sagte, durch 
diese auBerordentliche Theilnahme, Liebe 
und Verehrung des Publicums fur den 
„alten Mann" noch einmal wie ver» 
j u n g t fiihlte, in kurzen Zwischenraumen 
in einigen Concerten auf dem Theater an 
der Wien und in der Iosephstadt, dann in 
geselligen Vereinen, wie „Aurora", „Hesperus" 
:c, ferner in verschiedenen Kirchen 
(meist in der Minoritenkirche) und trat 
zum letzten Male vor die Oef f entlichkeit 
in dem Concerte des Pianisten Mayer, 
am 8. November 1839, sechs Wochen 
vor seinem Tode und fast 70 Jahre alt. 
Am 1. Janner 1860 endete ein Blutschlag 
sein Leben. Wild war seit 
Mai 1814 mit der ehemaligen Schau« 
spielerin IosephineBonn vonKirch» 
stetten, Tochter eines im Felde gesat» 
lenen Hauptmannes, in der gliicklichsten 
Ehe verbunden. Seine Frau starb 1833. 
Das einzige Kind, eine bliihende Tochter, 
hatten die Eltern bereits 1842 begraben. 
Und dies ist im groBen Umrisse Wild' s 
Leben und kiinstlerisches Wirken. Sein 
Repertoire war reicher als das irgend 
eines andern Sangers, es umfaBte bei 
120 Opern und Singspiele! Er sang 
fast viertausend Male auf dem Theater 
und gegen dreihundert Male in Con» 
certen, aufierdem in Kirchen und un» 
zahlige Male in Gesellschaf ten und im 
Kreise seiner Freunde. Auf jeder nain« 
haften Biihne Oesterreichs, Deutschlands , 
ja selbst in NuBland, in Paris und London 
holte er sich Lorbeeren — rastlos 
thatig und immer von dem schonsten Erfolge 

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gekront . Er lebte im Gesange, er 
willfahrte mit Freuden jeder Aufforde» 
rung, und ergab gerne, was er hatte und 
so lange er hatte, und zwar bis sich sein 
liederreicher Mund fur immer schlofi. An 
dieser beispiellosen Ausdauer seines 
kunstlerischen Wirkens hat auch die nun 
leider langst entschwundene Gesangsmethode 
einer goldenen Kunstepoche einen 
groBen und machtigen Antheil. Bei der 
heutigen Geschmacksrichtung und den 
modernen Schrei operu durfte ein 
f iinf zig jahriges Wirken von einem Tenor, 
und ware er von Stahl und Eisen ge»^ 
Mild, Franz 127 Wild, Franz 
baut, zu den Unmoglichkeiten gehoren. 
Wagner's Zoglinge werden schwerlich 
se solche Jubilaen feiern, wie W i 1 d in 
seinem 67. Jahre. Aber Wild sang ja 
nur stets, er schrie nie, und defihalb schien 
die Natur ihn bis in sein spatestes Alter 
mit dem fast ungeschmalerten Besitz seiner 
herrlichen Stimme belohnen zu wollen. 
Wenige Wochen vor seinem Tode begegnete 
er, nachdem er in der Minoritenkirche 
gesungen und allgemeine Bewun» 
derung erregt hatte, einem Freunde. 
„ J a " , sagte er, mit seinem sonoren 
Organe, aber sichtbar geriihrt, „Alles 
verlaBt mich, meine besten Freunde sterben, 
einer nach dem andern, ich stehe 
ganz allein, bin ein alter Mann, mit dem 
es wohl auch bald aus sein wird — nur 
meine Stimme verlaBt mich nicht ! " Da» 
mals sprach Wild noch von einer Reise 
in die Rheingegenden, wo er einige seiner 
letzten Freunde besuchen wollte, urn in 
der Erinnerung an seine schonste Epoche 
noch einmal aufzuleben; auch seine Me A 
moiren wollte er in Leipzig herausgeben 
— allein er trat wohl eine Reise an, 
namlich seine letzte Reise, und seine 
„Memoiren" werden kaum erscheinen, 

wenn nicht die inCzartoryski ' s „Recensionen" 
enthaltene Autobiographie 

des Kiinstlers damit gemeint ist. Wild 
war klein, fast so klein wie — Napo» 
leon der GroBe, aber seine ganze Per» 
sonlichkeit hatte etwas Energisches, Kraftiges, 
und wenn er sang, wuchs seine Ge» 
stalt fast vor unsern Augen. Sein Haar 
war in der Jugend rabenschwarz und in 
natiirlichen Locken, fein Auge feurig und 
belebt, zwei buschige Brauen und die 
scharf geschnittenen Ziige gaben seinem 
edlen Antlitze den Ausdruck stolzer Mannlichkeit . 
Ein Portrat aus seiner Bllite> 
zeit, von Letronne's Meisterhand gezeichnet 
und von charakteristischer Aehnlichkeit , 
ist ein hochst interessantes Bild. 
Wild' s Stimme suchte ihres Gleichen. 
Gin unbeschreiblicher Schmelz und Wohlklang 
vereinte sich mit einer Kraft und 
Fiille, die seinem Tone jenen markigen 

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Timbre verliehen, daB er mit unwiderstehlicher 
Macht zum Herzen drang und 
das Ohr, das ihn einmal gehort, ihn nie 
wieder vergaB. Sein Vortrag, seine 
Schule, seine Declamation, Geberde und 
Action war von hochster Vollendung, 
seine Begeisterung riB ihn und den Zu« 
Horer mit sich fort und iiberschritt doch 
nie die Grenze des Schonen. Die Rollen, 
in welchen er unvergeBlich ist, dijrften 
vor alien Othello, dann Licinius , 
Eleazar, Sever, Don Juan, Florestan 
in „Fidelio", Orest, Ioconde 
und Cleomenes in „Die Belagerung 
von Korynth" sein. Oft siegte er bei 
einer Stelle, die vor ihm ein Dutzend 
Sanger ganz unbeachtet lieBen und 
auch danach sangen. Oft machte er aus 
unbedeutenden Rollen Glanzrollen — 
oft hob er allein eine Oper — rettete 
ganze Acte bloB durch eine ganze Ariel 
Wir erwahnen nur das von ihm so unbe> 
schreiblich reizend vorgetragene zweite 
Nathsel in Hoven ' s „Turandot", seinen 
Tybald in Bellini ' s „Montecchi", 
ein Part, der vorher von zweiten Tenors 
erfolglos gesungen wurde, und worin er 
mit einer einzigen kleinen Stelle so bei> 
spiellosen Erfolg erzielte — die Barcarole 
in „Die Stumme von Portici" 

— seinen Zampa, seinen A d r i a n o 
in „Die Kreuzfahrer" und selbst seine 
letzte Rolle Abayaldos ! W i 1 d 
besaB das seltene GeheimniB: immer 

bei Stimme zu sein! Und wie war 

er dazu gekommen? Er nahm nie Theil 

an den Gelagen und Bacchanalien seiner 

Collegen. Mit Zechbriidern verkehrte er 

nicht, und das Wirthshausleben widerte? 

ild, Franz 128 Wild, Franz 

ihn an; er lebte nur fur seine Kunst. 

Sein ganzes >>ieben war makellos, seine 

ganze Art „zu sein" edel. Daher er auch 

sein Lebelang das Ideal Aller blieb, die 

ihn singen gehort. Wild' s Name bleibt 

— und man wird, wenn man von den 
Heroen der Gesangskunst spricht, neben 
Rubini, David, Lablache und An» 
deren immer auch Wild nennen mussen. 
Wir lassen nun sein RollenverzeichniB , 
seine Bildnisse und eine kurze Beschiel» 
bung seines Grabdenkmals folgen. 

I . Des Sangers Franz wild NollenveyeichniB 
nebst Angabe des Jahres, in welchem derselbe 
den Part zum ersten Mai gesungen. 1807: 
Minnesanger (Die Teuf elsmiihle) . — Jupiter 
sIoao>. — Ein Rauber (Misene) . 1810: 
Prinz Ramiro (Aschenbrodel) . 1811: Taint 
Romain (Ein Tag in Paris) — Frossard 
(Gemsen jager ) . — Wind (Vetter Damian) . 

— Loredano ( C'amillo) . 1812 : Tamino 
(Zauberf tote) . — Osmin (Aline, Konigin von 

Golconda) . — Karl (Sangin) . — Nephtaly 
(Nephialy) , 1813: Villeroi (Die vornehmen 

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Wirthe) . — Don Ottavio (Don Juan) . — 
Vergy (Blaubart) . — Eduard (Die verehelichten 
Freier) . — Sandrino (Konig Theo« 
dcr) . — Ouinault (Lully und Duinault) . — 
Rekrut (Das osterreichische Feldlager) . — 
Alamon (Alamon) . 1814: Ferdinand (<Uo2i 
l A n tm:i) . — Marchese (Marcusplatz in 
Venedig) . — Vogelsang (Schauspieldirector) . 

— Arsaz (Semiramis l A von Catel)). 1815: 
Johann (Johann von Paris) . — Achior 

(Judith) . - Carlo (Aline) . - Ruhm (Weihe 
der Zukunft) . — Licinius (Bestalln) . — Tan« 
crrd (Das befreite Jerusalem) . — Karl VII. 

(Agnes Sorel) . — Ioconde (Ioconde) . — 

Alcidoro (Palmira) . — Joseph (Joseph in 
Aegypten) . — Horst (Die Ehrenpf orten) . 
1818: Blondel (Richard Lowenherz) . — Col« 
lin (Iannot und Collin) . — Don Juan 

(Don Iuun) . — Murney (Das unterbrochene 
Opferfest) . — Orest (Iphigenie auf Tauria) . 
1817: Telasco (Ferdinand Cortez). 1818: 
Trajan (Trajan) . — Eduard (Fanchon) . — 
Semproniuo (Die Bacchanten) . — Karl 

(Liebe und Ruhm) . 1819.- Polineus (Oedip) . 

— Leicester (Elisabeth) . — Akao (Cante» 
mine) . 182U: Othello (Othello) . - Rudolf 

(Rothkappchen) . — Friesner (Das neue Sonn, > 
tagskind) . — Jakob (Die Schweizerf amilie) . 

— Mahomed (Mahomed) . — Montesinas 
(Zoraide) . 1821: Rodrigo (Chimcne). 1822: 

Mar (Freischutz) . 1823.- Titus (Titus). - 
Telepsont (Merope) . — Kassander (Olympia) . 
1824: Wladislao (Libussa) . 1825: Almaviva 
(Barbier von Sevilla) . — Armand (Wasser« 
trager) . — Victor (Concert am Hofe) . — 
Nadori (Iessonda) . — Carlos (Leokaoie) . — 
Oskar (Berggeist) . — Malekadel (Mathilde) . 

— Kalif (Kalif von Bagdad) . - Alfred 
(Prinzessin von Provence) . — Georg (Die 

WeiBe Frau) . — Azor (Zemire) . 1827: Roger 
(Der Maurer) . — Graf (Die Rosenmadchen) . 

— Adolar (Euryanthe) . — Belmonte (Ent> 
fijhrung aus dem Serail) . — Hiion (Obe> 
ron) . — Antonio (Pietro von Albano) . — 
Florestan (Fidelio) . 1828: Cleomeneo (Die 
Belagerung von Korynth) . — Florwell (Die 
beiden Fiichse) . — Hugo (Faust) . — Aoriano 

(Die Kreuzfahrer) . — Hypolit (Vampyr) . — 
Abdul (Abdul) . — Fiirst (Concert am Hofe) . 
1829: Lafont (Aloise). - Montigni (2ar< 
gines) . — Valbel (Zwei Worte im Walde) . 

— Masaniello (Srumme von Portici) . — 
Fritz (Die Braut). - Assir (Tancreo) . 1830: 
Ravennes (Die vornehmen Wirthe) . — Alonso 

(Alchymist) . 1831: Arthur (Die Unbekannte) . 
1832 .- Zampa (Zampa) . — Fra Diavolo 

(Fra Diavolo) . — Tybalo (Montecchi und 
Capuletti) . 1833: Sever (Norma). 1834: 
Robert (Robert der Teufel) . — Gualtiero 

(Pirat) . 1835: Condenio (Wahnsinnige auf 
Domingo) . 183V: Gustav (Die Ballnacht) . 
1837: Robert (Torquato Tasso) . — Gomez 

(Nachtlager) . - Arnold (Wllhelm Tell) . - 
Cortez (Cortez) . — Chapelou (Postilion von 

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Longjumeau) . — Graf Eduard (Gang nach 
dem Eisenhammer ) . — Alamir (Belisar) . 
1838: Eleazar (Die Jiidin) . - Prinz (Tu< 
randot) . 1841: Polieuct (Romer in Meli« 
tone) . 1842: Viscardo (Das Gelubde) . — 
Edgar (Luci'i von Lammermoor ) . 1844: 
Skapani (Skapani) . 1845: Abayaldos (Dom 
Sebastian) . 

I . Franz Wild's V burtsMr nnd Sterbetag. 
SeinGeburtsjah' . Auf Wild's Denk ' 
male auf dem Nahringer Friedhofe ist der 
31. December 1792 als Geburtstag des San» 
gers eingemeiBelt . Dagegen erhebt sich ein 
X. N. im Localanzeiger der „Presse" 1865. 
Nr. 137, mit der Erklarung: daB ihm auf 
eine schriftliche Anfrage der Pf arrverweser 
von Nieoer-Hollabrunn mitgetheilt habe . W i 1 d^ 
Mild, Frnnz !29 ) Franz 

sei laut Taufbuches. Ud. >', tolio 98, am 
21. December 1791 geboren, und fragt, warum 
auf dem Denkstein dennoch 1792 steht? Wahr» 
scheinlich hielt man sich an W i 1 d ' s Angade 
in seiner Autobiographie, welche in den von! 
dem Fiirsten Czartoryski herausgegebenen 
«Recensionen und Mittheilungen iiber Thea' 
ter und Musik" 1860 abgedruckt steht, und in 
welcher Wild selbst auf S. 19 den 31. December 
1792 als seinen Geburtstag angibt 

— SeinSterbetag . Wie iiber das Ge< 
burtsjahr des Sangers, so cursiren iiber, dessen 
Sterbetag abweichende Angaben. Nach Eini» 

gen ware er am 1. Janner 1860, nach An« 
deren am 12. December 1839 gestorben. Letz« 
tere Angabe ist die richtige. Kertbeny 
macht in den in den Quellen angegebenen 
«Reliqu'en und Silhouetten" den beriihmten 
Sanger zu Neujahrskind und Neujahrs« 
leiche, indem er ihn am 1 . Janner 1792 
geboren und am 1. Janner 1860 gestorben 
sein laBt . 

III. Portraits. 1) Ohne Schrift: a.vaut la 
Ibtti-s. Meoaillonoilonit z . L. Letronne clei., 

F. John 20. (kl. Ful). - 2) Unterschrift : 
Facfimilict: „Denke mein, wenn schon langst 
die Harfe ruht ! Wild." Gemalt und lith. von 

G. A. Mayer. Driick von R e i f f e n stein 
und Rosch in Wien (Fol.) . — 3) Unterschrift: 
Facsimile des Namenszuaes: „Franz 

Wild", darunter in einer Zeile: „ziurfstl. 

Hess. Kammer» uud kais. konigl. Hofopern« 

jiinger". Kriehuber (lith.) 1841 (Pietro 

Mechetti gam. Carlo in Wien. Fol.) . — 

4) Lithographie von Kriehuber, 1843 

(Fol.). - 3) Unterschrift: „Franz Wild". 

Cacilie Bra ndt 6el. 1834. Steindlucl von 

A. Kneisel A auch in Bau mgartner's 

.Leipziger Modezeitung" ) . — K) Letronne 

ae!.> H.Backofen lith. (Fol.). - 7) 3itho< 

Liapbie (Berlin. Zawih, Fol.) . 

I V . Gedichte an Franz Wild. „An . Wild". 

Berlin 30. Marz 1826. Gedicht von C. von 

H o 1 r e i , abgedruckt in Pietznigg'6 „Mit» 

theilungen aus Wien" 1835, Bd. I , S. 46., 

— „Wild als Othello". Oedichr von G. Neu« 

Seite 188 



Wurzbach5 6 . txt 
mann im „Tammler" (Wien, 4".) 18il), 
S. 484. — „Jubilaum des Sangers Wild". 
Gedicht von Otto Prechtler, abgedruckt im 
„Mener Courier" 9. November 1857. Nr. 290. 
— „An Franz Wild" . Gedicht von Harro 
Harringin den „Originalien" , redig, von 
Georg Loh. 1828. Nr. 58 - „Am Grade 
o. Nurzbach. biogr. Lerikon. I. VI. A Gedr. 6 
Nild's". Von Ludwig Solbert (Pseudo« 
nym fur Stroppel) in Hellner's „Blat» 
ter fur Musik u. s. w." 1830 in einer der 
ersten Nummern. — „An Franz Wild". Ge» 
dicht von Ludwig Foglar. vorgetragen im 
Vereine„Hesperuo" , gedruckt inder Bauerle'- 
schen „Theater ' Zeitung" 2. December 1857. 
V. Wild's Grabdenkmal. Dem beruhmten 
Sanger ein Denkmal auf seinem Grabe zu 
setzen, wurde sofort nach seinem Tode be« 
schlossen. Mit der Ausfiihrung betraute man 
den Bildhauer Novak in Wien. und der 
Entwurf des Monuments erschien in der 
W a Id h ei m'schen „Illustrirten Zeitung" vom 
8. August 1863. Nr. 84 im Holzschnitte . Die 
Statue aus Sandstein zeigt den Sanger in 
ganzer Gestalt in aufrechter Stellung, von 
einem wohldrapirten Mantel umhiillt, den 
linken FuB auf einer Felsen stufe, die Linke 
eine Musikrollr. die Rechte einen Kranz hat» 
tend. Sie ward am 11. Mai 1863 auf dem 
Wahringer Friedhofe am Grabe des Sangers 
aufgestellt und in der iiblichen Begleitung von 
Gesang und Rede feierlich enthiillt. Das 
Chorpersonale des Hof operntheaters trug den 
vom Hof caprllmeister E s s e r compomrien 
Chor. dessen Tert I . N. Vogl geschrieben, 
vor. Der Vorstand des Kunstlervereines 
„Hesperuo", dem Wild angehort hatte, hielt 
die kurze Grabrede. Die Familie Wild. 
Freunde uno Gelassen des Vereines „Hesperus" 
hatten dem Sanger dieses Denkmal 
als Zeichen ihrer Werthschahung uno Liebe 
setzen lassen. sNeue Freie fresse (Wien) 
1865. Nr. 231. - Ueber Land und 
Meer (Stuttgart. Hallberger) Bd. XIV 
(1865), Nr. 37. S. 583.) 

V I . Hiographische «Quellen. FranzWild. 
Blatter der Erinnerung (Wien 1860, Friedr. 
Forster, 12°.) sdie erste Seite des Tertes ent» 
halt im schlechten Holzschn tr eine noch schlech« 
tere Copie des Bildnisses von. Let ronne). - 
Allgemeines Theater»Lexikon oder 
Encyklopadie alles W' ssenswerthen fur 
Biihnenkunstler . Dilettanten und Theater' 
freunde u. s. w Herausgegeben von K. Her» 
lofisohn, H. Margaraffu. A. Neue 
Ausgabe (Altenburg und Leipzig o. I 
kl. 8°) Bd. V I I . 3. 222. - Allgemeine 
Zeitung (Augsburg. Cotta, 4".) 186, ». 
S. 88. -Blatter fur Musik, Theater 
und Kunst . Redigirt von 3. A. Zeller. 
186N, Nr. !>, - Dieselben. Nr. 4: , Me-. 
Janner 1888. j 9^ 
Mild, Franz 130 Mild, Georg 
quirm fur F.an; W:! A " Von I'r. Laulel A 

Seite 189 



Wurzbach5 6 . txt 
ciil. — Boremia <Prager polit und bel« 
lclr, Blatt. 4".) !837. -. A r. 2«'.7 in der 
Rubrik „N A iaik"; i«6», Nr. 3. 2 . 41 : „Auu 
Wien" . — <> onu ersaiiono ' Lerikon der 
neuestrn Zeit und Lireratur. I n vier Banden 

(Leipzig 1832 u. f.. Brockdaus . 5er. 8".) 
Bd. IV, S. 942. — Coulissen geheim« 
nlssr auS der Kiinstlerwelt (Wien 1869. 
Waldheim. gr, 8") 2. 37: „TaS erste Dedut 
eines Tarasiro" . — Deutscke Kunst» 
und Musikzeitung . 21. December 1881. 
Nr. 43: „Ueber Wild". Von l>r. Aug. 
Schmidt saus dessen „Memoiren") . — 
Deut s ch e M usik ° Z e i t u ng. Von Selmar 
Bagge, 186«», Nr. 2 im Feuilleton. — 
D i d a s ka 1 ia (Frankfurter Umerdaltungoblatt . 
4".) 1860, Nr. 72 und 73: „Au5 Wild'u 
Autobiographie" . — Europa. Heranogegeden 
von Dr. Gust. Kiidne (Leipzig, ichin. 4".) 
1860, Nr. 3, - Gafiner (,>. 2. I'i.), Nin« 
versal . Lerikon der Tonkunst . 'Neue Hand» 
ausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, 
Franz Kohler. 3er. 8".) S. 896. — Gramer 
Z e i t u n g . 1837. Nr. 260 in den „Misccllen" . 
— Krrtbeny (K. M.) Silhouetten 
und Reliquien, Erinnerungen an Alback, Bet« 
tina, Grafen Louis und Kasimir Batthyllny 
u. s. w. (Wien und Prag 1863. Kober. 5".) 
Bo, 11,2. 222 u f, '"uiit manchen Ilnrich« 
tigkeiien. io im «Geburtsdatum: 1 Janner 
l?ij2 statt 31. December 1792: deo I>r. Davio 
T t r a u fi> Gattin heifit bei Kertbenn 
Agne>e Hchuberi; dieselbe aber war die zu 
ihrer Zeit deruhmce Tangerin Agnese Hche« 
best, von welcher auch das Buch „ (i ' rinnelungen 
einer Kunstlerin" erschienen ist A . — 
Kinderfreund (Karl Joseph) . Thaliao 
und Euierpes Klagen. Nebst verinischten C'pi» 
soden iiber Aia:'.cheo aus unsercr Zeit (Wien 
1830, Leop. Grund, 8".) 2. 164 u. f, - 
Manner der Zeit. Biographisches Lerikon 
der Gegenwart (Le pzig 1862. Lorck. 4".) . 
zweite Serie. 3. 380. — Morgenpost 

(Wiener volii. Vlatt) 1860, Nr 3: „Nild's 

Leichenbegangnis " . — Dieselbe. Nr, 280 

im Feuilleton. — Neue Zeit (Olmiiyer 

volit. Blait» 1860, Nr, 4 im Feuilleton. - 

Neue 5Universal» Lerikon der Tonkunst. 

Fur Kiinstler, Kunstfreunde und alle Gebil» 

deten. Angefangen von I)r. Julius Schladebach, 

fortgeselzc uon C'd. Bernudorf 

(Offenback 1861. Andr6, gr. 8°.) Band III, 
H. 876. — A esterreichische National» 

(Encyklopadie von G r a f f e r und (5zi« 
kann (Wien 18 A 2. 8".) Bd. VI, S. 149 
— Ostdeutsche Post (Wiener polit. Blatt) 
1857. Nr 268 im Feuilleton. „Wild's Iubi« 
laum" .— Piennigg. Mittbeilungen aus 
Wien (Wien. kl. 8".) 1835. Bd. I, 2. 42 
bis o<> . — Vresse (Wiener polii. Blatt) 
18 A >7. Nr. 258 im Feuilleton- „Wild's Iubi> 
laum". — Dieselbe. 1860. Nr. I in der 
„kleinen Chronik" . — Dieselbe, Nr. 6, 
ebenda . — Recensionen und Mitthei' 

Seite 190 



Wurzbach5 6 . txt 
lunqen iiber Theater und Musik (Heraus« 
gegeben von den Fursten Czartoryski) (Wien, 
flennn. 4".) 1860; erstes Halbjahr S. 19, 
33. 08, 8ij. 100. 103. 123. 174: „Autobiu' 
graphie". — N i einann (Hugo Dr.) . Musik« 
Lexikon. Theorie und Geschichte der Mustk 
! u. s. w. (Leipzig 1882, bibliogr. Institut. 
! br. 12".) 3. 1012. - Der S a m m 1 e r 
(WienerNnterhaltungoblatt, 4") 1811. H . A 8 . 
—Schilling (Gustav) . Das muslVa — 
lische (5uropa (2peyec 1842, F. (5. Neiddard, 
gr. 8".) T. : i> j 8 sgidr den 30. December fur 
Wild' s Geburtstag an"Z — Schlesische 
Z e i t u n g (Brrslau, Fo! . ) 186». Nr. 21 im 
Feuilleton . - „Tle ersten Iugendjahre deo Te> 
noristen Franz Wild" . — Tagesdote aus 
Bobmen. <1>0<) . Nr. 4 in der Nubrik , .Bun« 
teo" . - - T b ea te r« Z ei tu n g. Herausgegeben 
von Adolf Bauerle <Wie A . <^r. 4".,» 18^1. 
Nr. 238: „Wild'.' f iins>ig jahrigeo Langer« 
jubilaum" . — Unsere Zeit (Brockbaua. 
gr. 8") Bc>. V (1861) 3. 272. - Wanderer 
(Wiener polit. Blatt) 1867. Nr. 51o im 
Feuilleton. — Waldhelm's Illustririe 
Zeitung (Wien. gr. 4".) I I . Jahrg. 1863. 

5. 1010. — W i en er a 1 1 ge INei n e Musi k< 
Zeitung (4".) 1847. T . 79: „Auo Briinn" . 

- Wiener Zeitung. 18<;0, Nr. :i. 2 77: 
„Frani Wild" . — Wiener Neue Musik» 

Zeitung (4".) 181i7. Nr. 46, 46. 47: „Franz 
Wild". — Wigand ' ii (lonversatlons . 
Lerikon fur alle Ttande (Leipzig 1846—1832. 
Otto Wigand, gr. 8".) Bd. XV, 3. /s 22. - 
Der Zwischenact (Wiener Theaterblatt , 

6. Janner 1860. Nr. 6. 

Noch sind anzufiihren: 1. AntonWild, nuch 
Nagler'5 Kunstlcrikon Vd. XXI, S. 433 
ein Maler in Prag. welcher 1830 zu den 
Mitgliedern der Kunstakademie daselbst gc» 
hotte. — 2. Georg W' . Id, ein Kiinstler, 
uon welchem Franz Tl'chischka in seinem 
Welke „Kunst und Alterthum in dem 6ster» 
reichischen Kaisrrstaate" (Wien 1836, Beck, 
gr. 1>".) S. 407. berichtet, daB derselbe urn? 
Wild (Tenorist) 1 

1523 als Miniaturmaler in Wien gelebt l)cwe. 
Na ssler, der ibn in seinem Kunstlerlerikon 
auch aufgenommen dat, fu^t noch hinzu, daB 
W i 1 d zu den namhafien, Kunstlern gehore, 
die Werke desselben abl ' r selten vorkamrn. 

F. Vieklerin seinem Buche „Nl'ber Miniaturmalereien" 
(Wien 18U1. 8"), in welchem 

dieser Kiinstler doch n ! cht fehlen sollte, wriB 
nichts von ihm. — 3. Hermine Wild. 
Pseudonym fur Adele Wesemael slche 
Bd. I.V, 2. 13". - 4. Joseph F r . W i 1 d . 
ein mahrischer Geschichtsf orscher unserer Zeit. 
dem wir mehrere Aufschliisse liber das S t i f - 
tungswesen in Mahren verdanken, welche 

in d'Elvert'6 „Notizendlatt der historischstatistischen 
Section der k k. mahrisch ' schlesischen 
Grsellschafc zur Beforderung des Acker» 
Haues, der Natur» und Landeskunde" ad/,e 
druckt stehen, so im Jahrgang jtj^o. Nr. 1 i 

Seite 191 



Wurzbach5 6 . txt 
und t2 iiber „die freiherrlich von Sonnenf elo ' sche 
Stifcung in '"iicolobura" eine aus» 
siidliche Nachricht, worin er auch Mitsei' 
lungen macht iiber das jahrlich im Mai im 
Nicoloburger Bezirke abzuhaltende „Mahrische 
Nosenfest fur Landmadchen" ; ferner im Iahr< 
>;an A lijyl. otr. 4: „Die Scifcun^ des 
Franz Grasen oon D i c t r i chstein > Pros« 
kau"; daselbst Nr. 7.- „Der Contributiono» 
Aushilfsfond der Stadt Kremsier" und im 
Jahrgang 1862. Nr. 8. 9 und t<): „Die 
Verend Gabriel Eskeles und Bernhard 
Freiherr von C'skel eo'sche Cc f ,un A " und 
ebenda Nr. N : „Die Stiftung des Ios. Ant. 
von Maierswald fur Arme zu (izecheto« 
witz". Von diesem Jahre ab fehlen weitere 
Mittheilungen des Forschers, welcher Mit« 
glied der historisch statistischen Section der 
mahrisch «schlef ischen Gesellschaft ist. Allem 
Anscheine nach ist er ein und dieselbe Person 
mit dem Verfasser des Werkes: „Handbuch 
fur Steuereinnehmer zur ordentlichen Ver« 
fassung und vollstandigen Documcntirunq 
drs Contributions«, Gcld> und Kornerf ondes, 
der Steuer» und Depositenrechnungen u. s. w. 
Mit einem Anhange iiber den Rechnungs« 
proceB . die Scontrirungen und d e Uebergabs« 
liquidation" (Briinn 1846. <5. Winiker. 8".) . 
— 5. Ein Neffe des beriihmten Tenoristen 
Franz Wild, dessen Biographie S. 123 
ausfiihrlich mitgetheilt wurde, besaB gleich« 
falls die Gabe des Gesanges und war urn 
die Mitte der Sechziger-Jahre a's Tenorist 
an der Wiener Hofoper angestellt. Man 
schrieb iiber ihn, „daB er mit seinem Onkel 
Aehnlichkeit und obgleich nicht mehr jun A , 
!1 Wildauer, Mathilde 

doch eine Trimme von groBem sympathischen 
Klange und namentlich eine so '"vorziigliche 
Technik besitzt, wie man sie gegenwartig nur 
selten antrifft", "Fremden » B 1 att . Von 
Gustav H eine. i86 A . Nr, 40/Z 
Wild, siehe auch Wilt. 
WildllU, Martin Freiherr, siehe: 
Teilner Freiherr von WildiiU, Martin 
Rochus jM.Xl.lll,S. 212 A . 
Wildllller. Mathilde (Schauspieler 
i n und Sangerin, geb . in Wien 
1820, gest. daselbst am 23. December 
1878) . Da sie schon 1834, und zwar am 
1 . April als Susette in Kotzebue's 
„Die Rosen des Herrn von Malesherbes" 
debutirte und als erste Antritts ' 
rolle am 24. Juni desselben Jahres das 
Suschen in „Der Brautigam aus Me» 
rico gab, so werden wir wohl das iiberall 
angefiihrte Geburtsjahr 1820 urn vier 
oder fiinf Jahre, also auf 1813 oder 
1811> zuriickzucken miissen. Doch nimmt 
diese Thatsache nichts dem Werthe und 
der eigentlichen Bedeutung der Kunst« 
serin. Ueber den Lebens- und Bildungs« 
gang ihrer Jugend schweigen alle Be> 
richte iiber sie. sie betrat sozusagen unv 

Seite 192 



Wurzbach5 6 . txt 
ermittelt , mit einem Male fertig die 
Biihne; wer sie geschult, wo sie das 
Alles gelernt, was sie bei ihrem ersten 
Auftreten mitgebracht, wissen wir nicht 
zu sagen. Wie wir bemerkten, trat sie 
am 1. April 1834 in einer sogenannten 
Talentprobe — einer Probe, die eben 
nichts mehr als eine solche sein und noch 
zu keinem Engagement fiihren sollte, 
zum ersten Male im Burgtheater auf, 
und zwar in der schon genannten Rolle 
der Susette in „Die Rosen des Herrn 
von Ma A esherbes" . Das; bei den Schwie» 
rigkeiten, iiberhaupt zu einer solchen 
Probe im Burgtheater zu gelangen, ein 
sehr Einf luBreicher die schiitzende Hand? 
Wildauer, Mathilde 132 Wildauer, Mathilde 
liber die Debiitantin gebalten, wird wohl 
kaum zu bezweifeln sein. Dieser ersten 
Probe folgte am 23. Mai eine zweite in 
der Rolle des S uschens in Clauren's 
„Brautigam aus Mexico" und am 
14. Juni eine dritte in der Rolle der 
G u r 1 i in Kotzebue's „Indianer in 
England". Das waren damals die Priif» 
steine der «Naiven", wie es heutzutage 
etwa Stiicke von Grandjeau Oder 
Schlesinger. Puttlitz oder Wichert 
sein diirften. Die Proben sielen glanzend 
ans, die aufiere Erscheinung der „Naiven" 
war ungemein ansprechend, das 
Talent des jungen Madchens ebenso un A 
bestritten, wie ungewohnlich und durch 
jene Beigaben der Mutter Natur unterstiitzt, 
die einen sicheren Erfolg auf dem 
Pfade der dramatischen Kunst erwarten 
lieBen. So wurde sie denn, noch sehr 
jung, wenn auch nicht im Alter von 
14 Jahren, wie die Biographen schrei« 
ben, Mitglied der ersten deutschen Biihne, 
welche das Wiener Nurgtheater damals 
war und heute noch ist. Nur war der 
Pfad, den sie vorerst auf den Brettern 
der Hofbiihne zu wandeln hatte, nicht 
eben mit Rosen bestreut. Das hiibsche 
Gesichtchen hatte ihr wohl den Zutritt in 
den Tempel der Kunst ermoglicht, ja 
erleichtert, aber nun gab es schwere 
Stunden: denn nach den drei beifallig 
auf genommenen Debutrollen muflte sie 
sich zu Anmelderollen aus dem hoheren 
Statif tenthum bequemen, erst nach und 
nach schwang sie sich zu Lustspielzof en 
dritten Ranges empor. Dann bekam sie 
eine Reihe jener still duldenden und 
wenig redenden zweiten Liebhaberinen 
zugetheilt, welche einige Zeit in oramati> 
schen Werken eine stehende Figur bilderen; 
und erst ziemlich spat gelangte sie 
in den Besitz einiger ersten Soubretten» 
rollen, welcbe dann ihr eigentliches Fach 
ausmachten, wie z. B. Sabine in „Ich 
bleibe ledig", Mariettein „Fraulein 
Belle Isle" , Marion in „Liebe nach 

Seite 193 



Wurzbach5 6 . txt 
der Hockzeit", Francisca in „Kunst 
und Natur", welchen sich noch einige 
chargirt naive Rollen, wie Polyrena in 
„Kunst und Natur" von A 1 b i n i , dann 
Katharinain Shakespeare's: „Der 
Widerspanstigen Zahmung" und die feine 
von ihr mit unnachahmlicher Grazie gespielte 
Friederike in Bauernfeld's 
„Leichtsinn aus Liebe" anreihten. So 
spielte sie nun auf dem Burgtheater 
sechzehn Jahre hindurch und behauptete 
sich neben einer Kiinstlerin, wie Luise 
Neu mann und spater die GoB mann . 
Dabei spielte sie aber nicht bloB auf der 
Biihne, sondern auch in der Gesellschaft 
eine bevorzugte vielbesprochene Rolle. 
Ein inniges Freundschaf tsband kniipfte 
1 sie an den Dialektdichter und Liedercompositeur 
Alexander B a u m a n n 

I M . I, S. 189", dessen Haus sie theilte, 
und der fur sie die Rolle schrieb, welche 
ihre beruhmteste geworden, das Nand 
e r 1 in „Das Versprechen hinterm 
Herd", welches Stuck sich auch von 
Baumann ' s dramatischen Arbeiten bis 
heutigen Tages auf der Biihne erhalten 
hat. Worin die Eigenthumlichkeit , der 
fesselnde Reiz dieser Darstellerin lag, das 
hat Laube in seinen so lehr- und genufi» 
reichen Berichten iiber das Wiener Burg» 
theater gesagt, welche anfanglich als 
Feuilletons in der „Neuen Freien Preffe" 
und dann gesammelt in einem starken 
Bande erschienen sind. „Ich fand am 
Burgtheater", schreibt Laube , „ein 
weibliches Talent ersten Ranges und 
freute mich koniglich auf dessen mannig' 
fache Entwickelung, welche mir vor Augen 
sckwebte. Es hieB MathildeWi ldauer. 
Herkommlich war sie lange in 
ausdruckslosen Liebhaberinen hingehalten^ 
Mildauer, Mathilde 133 Mildauer, Mathilde 
worden, ihr Talent fur komische Charak« 
teristik war aber endlich doch durch' 
gebrochen. I n einem localen Vaudeville 
namentlich, also in einer fur das Burg° 
theater ungeset zlichen Gattung, in „Das 
Versprechen hinterm Herd", hatte die 
Wildauer eine Darstellungskraf t nieder» 
landischen Genres entwickelt, welche auf 
dem ganzen deutschen Theater nicht 
ihresgleichen hatte. Jedermann muBte 
diese Leistung classisch nennen. Auf 
diesem Grund erbaute ich meine Schlos» 
fer, welche W i 1 d au er heiBen sollten. 
Rollen, die ich ihr gab, wie die Kathar 
i n a in der „Widerspanstigen" , wie das 
Kammermadchen in der „M6rder» 
grube", bestatigten nach verschiedenen 
Seiten meine Hoffnungen vollstandig' 
es stand ein kraftiges Talent vor uns 
von echtestem, gesundestem Ursprung, eine 
kunstlerische Kraft von weit aussehender 
Dauer, A >enn es zeigte sich von so unbe» 

Seite 194 



Wurzbach5 6 . txt 
fangenem Sinne in Bezug auf aufiere 
Erscheinung, es kleidete sich als „Nandl" 
so unbekummert urn modischen Reiz, daB 
die Laufbahn ins Fach der komischen 
Alten ausgesteckt vor uns lag, wie 
Signcilstangen iiber Feld und Wald die 
Richtung einer Eisenbahn bezeichnen. 
Die charakteristischen Farben, welche sie 
wahlte, waren wohl noch etwas zu 
gleichartig. Trotz, briiskes Schmollen, 
trockene Ironie, Zuriickziehen der komi» 
schen Wirkung in einen engen Verstandes- 
Winkel kehrten noch ein wenig stereotyp 
wieder, aber als Farben selbst waren sie 
sehr tuchtig, und die Wildauer war 
von gewecktestem kunstlerischen Verstande: 
einmal in die Schaffung solcher Charab 
tere consequent eingefuhrt, hatte sie ohne 
Zweifel neue Farben und eine neue Mi> 
schung derselben zu Stande gebracht . 
Ich bin griindlich iiberzeugt, daB eine 
classische Kraft und alles Zeug zu einer 
classischen Kiinstlerin in ihr vorhanden 
war. Und sie wurde uns entzogen, wurde 
sich entzogen durch eine Liebschaft mit 
der — Musica. Die W i 1 d au er wollte 
durchaus singen. Leider konnte sie es 
auch, und leider that ihr meine Behorde, 
welche auch die Behorde des Opern» 
theaters war, alien Willen. Ich mockte 
einsprechen, so viel ich wollte, ich mochte 
beweisen, so of t . ich wollte, daB man nicht 
zwei Herren dienen konne, daft ihr 
groBes Talent fur die Burg verloren 
ginge, ohne daB wahrscheinlich etwas 
Gleichbedeutendes fur die Oper entstiinde 
— ich wurde abgewiesen." So Laube, 
und dieser scharfe Kritiker und Menschen» 
kenner hatte Recht, in Allem Reckt, nur 
nicht in zwei Sachen: namlich daB sie 
fur die Oper nicht die Bedeutung ge« 
winnen wurde, wie fur die Burg, und 
daB er glaubte, ein weibliches Wesen wie 
dieWildauer werde sich nicht mit Handen 
und FiiBen strauben, ins altere Facb 
iiberzugehen, wenn sie einen Ausweg 
sah, diesem Uebel zu entrinnen. Die N i 1 » 
dauer war in der Oper nicht minder' 
vorzuglich als im Lustspiel, und die 
Stimme halt langer vor als die iibrige 
auBere Erscheinung, und eine Diva mit 
einer schonen schulgeiibten Stimme kann 
noch lange erste Partien singen, wenn 
die Schauspielerin langst ins altere 
Fach hat iibertreten mussen. Erscheinungen 
wie Charlotte W o 1 t e r sind denn 
doch nur hochst seltene Ausnahmen. Und 
das wuBte die Wildauer, und darum 
traf sie zur Zeit ihre Anstalten danach; 
seit i8»0 gehorte sie beiden ersten Wiener 
Kunf tinstituten . dem Burgtheater und 
der Hofoper, an; in der That aber stand 
sie immer seltener unter den Koryphaen 
der alten Garde des Burgtheaters und 

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Wurzbach5 6 . txt 
glanzte nur desto mehr unter den Sternen 
der Hofoper. Ihre Thatigkeit an der£ 
Mildauer, Mathilde 134 Mathilde 
letzteren trat immer mehr und mehr, in 
den Vordergrund. Sie sang anfangs die 
feinen Soubretten, Susanne in „Fi> 
garo's Hoa^eit", Zerline in „Don 
Juan". Zigaretta (fur sie geschrieben) 
in Flotow's . , Indra" . Bald aber 
machte sie sich entschieden auch das dra» 
matische Fach, das der Primadonna, 
eigen. Sie glanzte in der Titelrolle von 
B a 1 f ii ' s „Zigeunerin" , in der fur sie ge» 
schriebenen Rolle der PaquitainDe ssauer's 
gleichnamiger Oper, als Linda 
in Donizetti ' s „Linda von Chamou» 
nix", und diese Oper erlangte eben durch 
die Darstellung der Wildauerin der 
Titelrolle eine Volksthumlichkeit , welche 
sie unter anderen Umstanden kaum erlangt 
haben wiirde . Am hochsten aber steigerte 
die Kiinstlerin ihr Konnen, als sie die 
Hauptrolle in Meyerbeer's „Nordf tern" 
(friiher „Vielka"), die Katharina. 
sang, welche ihr auf den ausdriicklich 
ausgesvwckenen Wunsch des Compo» 
nisten zugetheilr wrrde, der ihr die Partitur 
der Oper mit einer hochst schmeichelhaf ten 
Widmung iibersandt hatte. Ihre 
Stimme war ein heller, nicht ubermaflig 
starker, aber voll ausreichender Sopran 
von reinstem Wohllaut. Dazu kamen 
durch unermudlichen Fleifl und unge» 
wohnliche Ausdauer wenn auch spat, 
doch umso rascher erlangte brillante 
Technik, ihre glanzende schauspielerische 
Begabung, sowie das prangende AeuBere, 
zu welchem im frauenhaften Stadium 
des weiblicben Lebens sich ihre friihere 
jugendliche Anmuth entfaltet hatte, und 
welches nun auch auf die Zuschauer den 
machtigen Eindruck nicht verfehlte. Wie 
friiher sechzehn Jahre im Burgtheater, 
so blieb sie nun funfzehn Jahre in der 
Hofoper thatig, und ich entsinne mich 
heute nach mehr als dreiBig Jahren des 
sensationellen Eindrucks, den die Nach» 
richt, dafldie W i 1 d a u e rauch an der Hof« 
oper engagirt sei, auf die Habitues des 
Burgtheaters hervorbrachte . Wenn sie nun 
auch Mitglied des Burgtheaters blieb, so 
wuBte doch Jeder, daB sie lieber als 
Primadonna singen, als sich in das Fach 
alternder Coquetten und angehender 
Mutter werde einzwangen lassen. Und 
so war es auch, sie war als Sckauspie' 
lerin gar nicht mehr thatig, aber umso 
mehr als Sangerin beschaftigt. Nachdem 
sie 31 Jahre, doppelt hingegeben der 
Buhne und so in zwei Richtungen mit 
schonen Erfolgen gedient, lieB sie stch 
4863 pensioniren. Hatte sie auch als fein 
fiihlende Kiinstlerin den Augenblick ihres 
Abganges von der Buhne ganz richtig 

Seite 196 



Wurzbach5 6 . txt 
getroffen, Laube konnte sich in die Un> 
widerruf lichkeit ihres Entschlusses immer 
nicht finden: „Jeden Tag", schreibt er, 
„kann sie wieder ins Burgtheater ein» 
treten und sick herzhaft dazu entschlieBen . " 
Aber sie entschloB sich nicht. Sie wollte 
keine Haube als Beschliefierin in irgend 
einem Lust», Sckau- oder Trauerspiel 
tragen, nachdem sie so lange mit den 
hellen flatternden Bandern der Jugend 
Siege gefeiert. Aber nicht allein von der 
Biihne, auch von der Gesellschaft zog sie 
sich zuriick, und in den nun folgenden 
Jahren war der Name der einst viel genannten 
Kiinstlerin nahezu verschollen. 
Die Hypochondrie, deren Keime bei aller 
kostlichen Laune, iiber die sie gebot, von 
Zeit zu Zeit schon in ihren friiheren Jahren 
durchbrachen, trat, als die Kiinstlerin 
alter wurde, immer starker hervor. Ein 
anfangs kaum beachtetes Leberleiden 
nahm in letzter Zeit einen gefahrlichen 
Charakter an, und so schied sie im Alter 
von 58 Jahren aus dem Leben. Im 
Gegensatz zu anderen Kiinstlerinen hat 
sie durch Gastspiele zur Ausdehnung 
ihres Kunstberufes nichts gethan, daher^ 
Mildauer, Mathilde 135 Mildiiuer, Mathilde 
ihr Name in Deutschland wenig und iiber 
die Grenzen desselben gar nicht bekannt 
war. Sie hatte wohl in den Fiinfziger- 
Jahren hie und da, und iiberall mit glanzendem 
Erfolge, gastirt, war aber in 
ihren Gastspielreisen nicht iiber Dresden 
hinausgekommen . Mehrere Sommer 
hintereinander sang sie in Prag und fand 
von Seite dieses fur Gesang und Musik 
so empf anglichen Publicums jedesmal 
enthusiastische Aufnahme. Und doch 
lehnte sie ab, als ihr wieder der Antrag 
zu einem Gastspiele gemacht wurde. Die 
Ursache ihrer Ablehnung stimmt ganz zu 
der im Laufe dieser Skizze gegebenen 
Charakteristik der Sangerin. Director 
Thomo bot ihr namlich ein sehr vortheilhaf tes 
Gastspiel auf der groBen 

Sommerbiihne in Prag an, in welcber sie, 
wie dies in jenen Tagen der „Tivolis" 
und „Arenas" iiblich war, bei Tageshelle 
auftreten sollte. Sie erklarte sich aber 
entschieden gegen dieses Ansinnen mit 
den Worten: „Ich bin nicht mehr jung 
genug, urn mein Gesicht ohne Lampenlicht 
prasentiren zu konnen." Ihr Tod 
siel in die Tage der Weihnachtsf erien . 
Wohl war ihr Sarg mit Kranzen iiber» 
deckt . Aber die Leichenf eier, wenngleich 
wiirdig, siel nicht so aus, als es zu einer, 
anderen Zeit der Fall gewesen ware. 
Die Wiener waren eben iiber und iiber 
mit den Vorbereitungen zum Christabend 
beschaf tigt ; der Gedanke, den Kindern 
Freude zu bereiten, trug iiber Tod und 
Grab den Sieg davon . 

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Wurzbach5 6 . txt 
I . Zur kunstlerischen Charakteristik des Frauleins 
NMdauer. Dcr Name Wildauer 

stand seinerzeit ebenso in erster Reihe, wenn 
man uon Kunstlcrinen des Burgtheaters 
sprach, wie jener der Neumann. GoB« 

mann . Haizingern. s. w . und doch gehorte 
sie zu jenen Mitgliedern der Hofbiihne, 
die eigentlich ihrer kunstlerischen Veranlagung 
nach nicht ganz in dieselbe paBten, wenngleich 
der Genius unserer Kiinstlerin es ue» 
stand, diesen Widerspruch zwischen Eignung 
und Anpassung auszugleichen . Noch wahrend 
sie in den oben in der Lebensstile angeben» 
teten Uebergangen auf dem Burgtbeater thatig 
und noch nicht sehr beachtet war, trat sie be> 
reits im Theater an der Wien und in der 
Iosephstadt bei Woblthatigkeitsuorstellungen 
als Localsangerin auf, so Tils Rosa in 
Raimund ' s „Verschwender " , in I . G. 
S e i d 1 ' s „Letztem Fensterln" u. a. . und 
zwar in ganz iiberraschend deworragender 
Weise und mit glanzendem Erfolge. Ein sel< 
tener Verein von entsprechenden Eigenschaf ten 
und begiinstigenden Umstanden traf dier zusammen, 
urn ein vollig harmonisches Ganzes 
Zu erzielen. Auf diesen Biihnen entfalteten 
sich ihre natiirlichen Anlagen bei weitem 
freier, als auf dem heiklen Boden des Burg« 
theaters, wo traditionelle Riicksichten im 
Konversationsstucke nicht nur gewisse Grenzen 
ziehen, sondem auch posmue Forderungen an 
die „Feinheit" der Schauspieler stellen. Die 
Localsangerin war ibre eigentliche Domane, 
und mag der Dramaturg dieses Fach immer» 
hin klein, gering nennen, darin war sie wirk» 
lich groB . So uiel uon „Feinheit" aber, von 
gebildeten Formen hatte sie sich im Burg» 
theater bereits angeeignet, urn damit in der 
Porstadt Capital zu machen und ihren Local» 
rollen einen wohlthuenden Nimbus von De« 
cenz und richtigem MaBe zu verleihen, wel« 
chen man sonst an diesen Orten nicht Zu 
finden gewohnt war, und welcher dock 
wieder niemals so weit ging, ihrer Natur« 
lichkeit. ja man darf sagen der echten Volks« 
thumlichkeit ihrer Localrollen Abbruch zu 
thun. Es hielt eben eine Eigenschaft der an« 
deren aufs gliicklichste die Wage. Da-u kam 
noch eine musterhafte Aussprache des Local« 
dialektes, gleich fern von Roddeit und von 
Assectation. ein nettes Stimmchen, ein treff» 
licher Coupletuortrag . ein gan; und gar entsprechendes 
AeuBere — man nedme Alles 

nun in Allem, sie war das Ideal einer 
Localsangerin . Und offen gesprochen: 
da 6 war das Ui ' f ach der Wildauer . der 
erb< und eigenthiimliche Boden, auf dem sie 
genial sein konnte. „Hutte Raimund langer 
gelebt", schreibt ein Kritiker jener Tage . „in 
der Wildauer an seiner Seite ware eine 
bessere K r 6 n es auf gestanden, und dem dra» 
matifnten Volksmarchen, der Volkspoesie, der 
Volksbiihne waren goldene Tage erstanden. 
Der arme Raimund aber hatte sick eben? 

Seite 198 



Wurzbach5 6 . txt 
Wildaucr, Mathilde 136 Mildaucr Ritter von Mildhausen 
eine A us,cl durch den Norf gejagt. Nl.'stroi' 
begann damals srine arniale Temoralisa« 
tionsardeit. imd die Wildaucr war vev 
nunftin genug. k. k. Hof schauspiclerin zu 
bleiben, im Burgtheaier weiter zu streben. 
Viel weitrr bat sich wr indessen an dieser 
Stelle keine erfolgreiche Bahn geoffnet. Tie 
hatte wodl den Vortheil einer bedeutenden 
localen Beliebtheit fur sich. so daB selbst ihre 
schwacheren Leistungen immerhin eine relativ 
giinstige Aufnahme fanden. Immerhin blieb 
aber ihre Nandl im „Versprechen hinterm 
Herd" ibre Hauptrolle, nach welcher sie heute 
noch fortlebt in den Traditionen des Burg 
theaters, ss wrnig eigentlich das Ttiick in 
diese Naume gebort . Diese Nandl aber iii die 
eigentliche und sagen wir es geradeheraus ein 
zige bedeutende Schopfung der W i 1 d au er, 
worin wr keine andere Darstellerin gleichkam. 
I n dieser Leistung gipfeln die pragnantesten 
Eigenschaf ten der Kiinstlerin, in dieser Lei 
ftung findet die Ansicht, daB ihr eigentlichster 
Beruf eben die Zocalsangerin war, die 
vollkommenste Bestatigung. Man kann sich 
nichts im engsten und niedersten Rahmen 
Genialeres denken als die Nandl der Wil« 
dauer. diese so harmonisch abgerundete 
Volksngur mit all' dem Reiz des kiinstlerisch 
ausgeformten und doch so schlicht realen 
Genrebildes. Daft dieses Meisterstiick nichtsdeftomeniger 
ins Burgtdeater nicht paBt . 
wird wohl Niemand, der einigermaBen das 
Repertoire dieser Biihne kennt, bezweifeln, 
und das Gliick, oder richtiger der verdiente 
Beifall, den sie mit dieser Rolle gefunden, 
war wohl hauptsachlich schuld, daB sie in alle 
ihre anderen heiteren Nollen. sei es im Lust» 
spiel, sei es in der Dper, manche der beson» 
ders anheimelnden von ihr mit wahrer 
Meisterschaf t gespielten Detailziige der Nandl 
hineinzumengen pflegte, ob mit BewuBtsein, 
weil sie immer, damit wirkte, oder unwill» 
kiirlich. weil ihr durch die zahllosen Wieder» 
holungen dieses Ltiickus mancher Zug zur 
zweiten Naiur geworden sein mag. laBt sich 
freilich nicht bestimmen, auch kann, und dies 
! f t das Wahrscheinlichste . Beides der Fall 
sein. Nun, das kommi mehr oder weniger bei 
alien Kiinstlern beiderlei Geschlechtes in ihren 
Glanzpartien gewohnlich vor und thut auch, 
wenn es sich n ' cht zur Manier krystallisirt . 
ihren Tchopfungen im Ganzen keinen Eintrag. 
I I . Portraits. 1) Schoner, doch wenig ahnlicher 
Holzschnitt ohne Angabe des Zeichners und 
Tnlograpben in der (Leipziger) „Illustrirten 
Zeitung" 1879, Nr. 1837, S . 90. - 2) Unter« 
schrift: „Mathilde Wildauer. > k. k. Hofschau, 
spielcrin" . Dreseln (lith.) 1839. Gedr. bei 
I . Rauh . Verlaa ron I . T. Neumann 
in Wien. Fol. (sehr selten) , — 3) Unter» 
schrift: Facsimile des Namenszuges. Krie» 
hub er (lith.) 1833. Gedruckt bei I . Rauh 
in Wien (F. Patrrno, Fol.) . — 4) Unter« 

Seite 199 



Wurzbach5 6 . txt 
schrift: „Mathilde Wildauer > als N a n d 1 im 
„Versprechen hinterm Herd"". Darunter die 
Verse: Mein Biabl hat gsagt. > DaB mi nima 
kunt liabn. I WaS kunt auf da Welt! Mi no 
mehres betriabn. ! Glaub nit. i that woana. 1. 
I lach nur dazua. > So a Biabl wia Du. > 
Findt ma liberal gnua. > K r i eh iiber (lith.) 
1849. Gedruckt bei I . Hofelich (Wien, 
I . T, Neumann. Fol . ) . 
III. Nucken ) nr Biographie. Monatschrift 

(spater Recensionen) fur Theater und Musik, 
lwien. 4".) . Herausgeber Joseph Klemm 

(i-scr« Fiirsien (5 zart oryski) I^V. Jahrg. 

1858. T . il)4, 160 im Theaterbericht iiber die 

Oper; 1864. 3. 35: „Mathilde Wildauer"; 

1863. 3.63,528. -IllustrirtcZeitung 

(Leipzig. I.I. Weber, kl. Fol.) 1. Februar 

187». Nr. 1837. S. 90.- „Maihilde Wil. 

dauer" . — Wiener Abendpost, 1863. 

Nr. 17. — Neue Freie Presse. 1868. 

Nr. 123? im Feuilleton: „Das Burgtheater 

von 1848-1867. Von Heinrich 3aude". - 

Dieselbe. 1878. Nr. 3146 Abendblatt und 

3147 Molgenblatt . — Neuer Theater» 

dien er (Berliner Theaterblatt ) 1863. Nr. 33. 

— Der Humorist. Herausgegeben von 

M. G. S a p h i r (Wien. 4°.) 1839. S. 633: 

„Gastdarstellungen der !>"«» Wildauer". 

Nildauer Ritter von Wildhausen, 

Tobias (Professor der Philosophie, 

Landtags» und Reichstags» 

abgeordneter fur Tirol, geb . zu 

Fiigen am 4. September 1823) . Er 

besuchte 1836—1842 das Gymnasium 

zu Hall und betrieb schon damals unier 

Leitung des Philologen B. Nieder» 

muhlbichler das Studium des Griechischen, 

und in diesem vornehmlich das 

des Homer und Anakreon. 1842 

bezog er die Universitat Innsbruck, an 

welcher er unter den forderlichen Einȣ 

Wildauer Ritter von Wildyausen 137 Wildauer Ritter lion Wildhauftn 

fiiissen Alois F 1 i r ' s M . IV, S. 

Georg Sche na ch ' s M d . XX. IX, S. 197) 

und Albert Jager's Md. X, S. 33) 

seine philologischen und historischen Studien 

fortsetzte. Als dann das Jahr 1848 

mit seinen politischen Wirren hereinbrach 

und die garibaldischen Freischaaren den 

Siiden Tirols ernstlich bedrohten, wurde 

er, wahrend der Veranstaltungen zur 

Landesvertheidigung, Mitglied der ersten 

akademischen Compagnie. Die glorreichen 

Siege Radetzky's minderten vorder« 

Hand die Gefahr, welcher Tirol entgegensah, 

und die Landesvertheidiger kehrten 

zu den entsprechenderen Beschaf tigungen 

des Friedens zuriick, und so nahm Wil> 

dauer, der sich fur das Lehrfach entschieden 

hatte, die Berufung als Sup« 

plent an das neu zu organisirende Gym> 

nasium in Innsbruck an. Nachdem er 

dann die vorgeschriebene Lehramtsprii» 

fung mit Auszeichnung bestanden, wurde 

Seite 200 



Wurzbach5 6 . txt 
er 1830 wirklicher Lehrer. Darauf kam 
er 1837 zunachst als Supplent der philosophischen 
Lehrkanzel an die dortige 
Universitat, an welcher er, 1838 zum 
ordentlichen Professor ernannt, bis zur 
Stunde noch wirkt. Mit dem nach dem 
italienischen Feldzuge 1839 im Kaiserstaate 
neu erwachenden politischen Leben 
eroffnete sich auch fur Wildauer ein 
neues Feld der Thatigkeit, denn er betrat 
nun die Arena der Politik. Vorerst auf 
das publicistische Gebiet sich werfend, 
schrieb er in der Augsburger „Allgemeinen 
Zeitung", zu welcher jetzt — wie 
friiher zu Kuranda's „Grenzboten" — 
alle Patrioten des Kaiserstaates ihre Zuflucht 
nahmen, wenn es gait, den Dunkel» 
mannern entschieden entgegenzutreten 
und den unerlaBlichen Weg der nothigsten 
Reformen zu weisen. ''Seiner wich« 
tigeren Arbeiten auf publicistischem Felde 
geschieht weiter unten nahere Erwah» 
Doch dies sein Wirken lenkte 
kaum die Aufmerksamkeit auf ihn, denn 
die Wogen des neu erwachten politischen 
Lebens gingen damals im Allgemeinen 
zu hoch, als daB der Einzelne, nament« 
lich wenn er mit Ruhe seinen Gang vorwarts 
machte, viel hatte bemerkt werden 
konnen. Da trat ein Zwischenfall ein, 
den das Frankfurter Schutzenfest im Juli 
1862 brachte, und Wildauer ward mit 
einem Male der Mann des Tages. 
Am 14. dieses Monats hielt Advocat 
I ) i . Metz aus Darmstadt beim Festbanquet 
eine Rede, in welcher er die 
Deutschosterreicher gleich den Kur- 
Hessen und Schleswig-H 61st einern 
als „Schmerzenskinder der deutschen 
Nation" hinstellte. Gegen diese unzeitige, 
unberechtigte Insinuation erhob nun 
Professor Wildauer, der aus Tirol mit 
den Schijtzen in die alte Kaiserstadt am 
Main ausgezogen war, in einer knappen, 
aber stammenden Rede entschieden Pro» 
test. Seine Worte ziindeten und fanden 
ein Echo in alien deutschen Landen, vor» 
nehmlich aber in Oesterreich, von deffen 
Kaiser der Professor, der fur die Ehre 
seines Vaterlandes im passenden Mo» 
mente eingestanden, „ in Anerkennung 
seines in mannhafter Rede bewiese 
nen Patriotismus " mit dem 
Orden der eisernen Krone und der darauf 
erfolgten Erhebung in den osterreichischen 
Ritterftand ausgezeichnet wurde. Als 
dann Wildauer auf der Rijckkehr von 
Frankfurt in der Westendhalle zu Miinchen 
am 23. Juli eine groBdeutsche Rede 
als Trinkspruch auf Bayern hielt, in 
welcher er die Bedeutung und den Beruf 
Bayerns innerhalb des deutschen Vaterlandes 
hervorhob, ehrte Konig Maxim 
i 1 i a n I I . den Professor durch Verleihung 

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des Verdienstordens der bayrischen 
Krone, weil die von W i 1 d au er in seinerf 

Wildauer Ritter von Wildhausen 138 Mildauer Ritter von Wildhausen 
Rede ausgesprochenen Gedanken mit den ! Rechtsverhaltnisse der Tiroler 
Volksschul- 

Anna'ten zusammentraf en, welche der z lehrer. AuBerdem widmete er sich mit 
Konig selbst in dieser Richtung hegte. A Eiser den wirthschaf tlichen Interessen 
So ausgezeichnet , kehrte Wildauer seines Wahlkreises wie des Landes. I m 
heim. Nun, so ohne alien Ginwand ! September 187! war er als Delegirter 
durste er nicbt diese Ehren einheimsen. > der verf assungstreuen Partei Tirols 
Mit ' 

Alsbald kroflen sie sckon aus alien Win- A glied jener bekannten deutschen 
Abgeord« 

keln und Ecken, die Kerfe des Neides und netenconf erenz, an der auch Hasner, 
der Mifigunst, hervor und entdeckten an A Herbst, Giskra Theil nahmen, und 
dem Schiit zenrocke des Professors allerlei auf welcher der Feldzugsplan gegen die 

Flecken und Standchen u. s. w., und „Aera der Fundamentalartikel" und die 

nun ging im eigenen Vaterlande die ! Taktik fur die Action in den Landtagen 

Hetze los gegen den „Patrioten, der festgestellt wurden. Leit einer langen 

eigentlich kein Patriot war, gegen den A Reihe von Jahren wirkte er auch als 

Liberalen, der eigentlich ein Reactionar ! Obmann des liberalen Landtagsclubs , 

war, gegen den Mann des Tages, der Als mit der Einfiihrung directer Reichsbei 

Liebt besehen, nur ein Mann der A rathswMen sich die Pforten des Ab> 

Nacht war" . Aber wie auch die Meute geordnetenhauseo auch fur die Liberalen 

auf ihn losbellte, er ging seinen Weg, A Tirols offneten, wurde er in drei 

Wahlversah 

sein Lehramt an der Hochschule, Perioden nacheinander , 1878,1879, 1883 

wurde trotz aller Hetzereien 1867 in den > als Vertreter des stadtischen 

Wahlkreises 

tirolischen Landtag gewahlt und kam A Innsbruck in dasselbe entsendet und war 

nach Einfiihrung der directen Wahlen, A eine Zeit lang Obmannstelloertteter des 

als Vertreter der Stadte Innsbruck, ! 80 Mitglieder zahlenden „Clubs der 

Hall, Sckwaz und Kuf stein und der! Liberalen". I m Reichsrathe widmete er 

Innsbrucker Handelskammer mit 1200 sich zunachst dem Hauptanliegen der 

gegen 600 Stimmen in das Abgeord- ! Liberalen Tirols, namlich der Ordnung 

netenhaus des osterreichischen Reichs» 

rathes. Nun aber entfaltete er eine rege 

politische Thatigkeit in der Presse, im 

Vereinsleben, in den parlamentarischen 

Vertretungskorpern . Wie bemerkt, gehort 

er seit 30. Janner 1867 ununterbrochen 

dem Tiroler Landtage an. Obwohl auf» 

richtiger Freund der Landesautonomie, 

harte er doch oft AnlaB, gegen den sich 

aufbaumenden Foderalismus fur die 

Rechte des Reiches, die Starkung der 

Centralgewalt , namentlich auch fur directe 

Reichsrathswahlen einzutreten. Entschie« 

den fiihrte er das Wort fur die co n» 

fessionelle Gleichberechtigung, 

fur den staatlichen Charakter der Schul» 

aufsieht und die gesetzliche Ordnung der 

des Schulwesens in diesem La:ide. 

Urn dieselbe anzubahnen und den Widerstand 

der Gegner zu brechen, brachte er 

> im Herbst 1874 den wichtigen Antrag 

ein, wonach einige grundsat zliche Bestiln« 

mungen iiber die Schulauf sicht gegeben 

werden sollten. Dieser Antrag, welcher 

den staatlichen Charakter der Schul ' 

aufsieht kraftiger auspragte und sicherte, 

wurde trotz heftigen Widerstandes der 

Rechten von dem Abgeordnetenhause mit 

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Wurzbach5 6 . txt 
mehr als Zweidrittelma joritar angenoin» 
men, aber im Herrenhause durch die Ein» 
Wirkung der Regierung bei gleich ge> 
theilten Stimmen zum Falle gebracht . 
Als Mitglied des Budgetausschusses 
fiihrte Wildauer bis 1879 das Re-^ 

Wildauer Ritter vcm Wildhausen 1 39 Wildauer Ritter uon Mildhausen 
ferat iiber das „Centrale" des Unter« 
richtsministeriums , ebenso war er Bericht» 
erstatter iiber eines der conf essionellen 
Gesetze, namlich jenes liber die Anerken» 
nung von Religionsgesellschaf ten, sowie 
iiber die Regierungsvorlage, betreffend 
die Errichtung der Universitat Czernowitz. 
Zu beiden Vorlagen stellte er in den Ausschiissen 
wesentliche Verbesserungsvor» 
schlage, welche von beiden Hausern des 
Reichsrathes angenommen wurden. Als 
Redner sprach er ofter in Angelegenheiten 
der Schule, namentlich bei Berathung 
der Schulnovelle, dann gegen das 
Gebaudesteuergeset z im Ganzen und 
manche Bestimmungen desselben im Einzelnen, 
ferner gegen die Bestimmungen 

des Zolltarifes, betreffend den Getreidezoll, 
gegen den Antrag C i a n i iiber Ab» 
anderung der Reichsrathswahlordnung 
fur den adeligen groBen Grundbesitz in 
Tirol. Insbesondere ist noch hervorzu» 
heben seine in weitesten Kreisen freudig 
begriiBte Rede iiber Verbesserung des 
PensiOnsnOrmales fur Staats» 
beamte und namentlich die Versorgungs» 
gebiihren ihrer Witwen und Waisen. 
Mit Warme und Kraft nahm er sich auch 
in mehreren Reden der Universitat Innsbruck 
und ihrer sachlichen Bediirfnisse an, 
bis endlich der Neubau wenigstens des 
anatomischen Institutes beschlossen und 
ein Credit fur denselben in den Staats» 
Voranschlag eingestellt wurde. Gine hervorragende 
Rolle spielte er im Vereinsleben 
seiner Heimatstadt. Er war einer, 
der Griinder, Ausschuflmitglied und durch 
viele Jahre Obmann des „Constitu» 

tionellenVereinesin Innsbruck", 
dieses Centralpunktes der liberal ' politi» 
schen Bestrebungen Nordtirols, dann der 
Griinder und erster Obmann der Inns> 
brucker Ortsgruppe des deutschen 
Schulvereines . AuBerhalb des poli» 
tischen und nationalen Gebietes liegt 
seine Thatigkeit als AusschuBmitglied und 
Curator des tirolischen Museum Fer A 
dinandeum. Auch in der Presse wirkte 
er im Sinne einer besonnenen f ortschrittlichen 
Entwickelung . Zahlreiche an die 
Zeitverhaltnisse ankniipfende Aufsatze, 
dann Wahlaufrufe, Streitschrif ten und 
andere Kundgebungen der Partei, des 
„Constinitionellen Vereines", des ver» 
f af f ungstreuen Landtagsclubs stammen 
aus seiner Feder. Von den bekannteren 
nennen wir: „Zwolf Artikel. Zur Tiroler 

Seite 203 



Wurzbach5 6 . txt 
Landesverf assung" 1860 (Schiit zenzei . 
tung) , in welchen er die damals geplante 
mechanische Ruckkehr zu den alten vier 
Standen bekampf te; — „Ein confessio» 
nelles Ausnahmsgesetz fur Tirol. Worte 
der Verstandigung" 1861 s Separatabdruck 
aus dem „Tiroler Boten") ; — 
„Die romische Curie und das Recht 
Oesterreichs" 1868; — „Die Wahlen in 
den Innsbrucker BurgerausschuB" 1868; 
— „Der Austritt der sechs Deutsch« 
tiroler Abgeordneten aus dem Reichsrathe" 
1870, letztere drei Schriften vom 
„Constitutionellen Vereine" herausgege» 
ben. Vor dem Ausbruch und wahrend 
des Krieges 1866 schrieb er eine groBe 
Zahl patriotischer Artikel in ein groBes 
Wiener Blatt und in die Ausgburger 
„Allgemeine Zeitung" . Zum Schliisse 
werfen wir noch einen kurzen Blick auf 
Wildauer's mit seiner lehramtlichen 
Stellung in Verbindung stehende wissenschaf tliche 
Thatigkeit. Von seinen schrift» 
stellerischen Arbeiten nach dieser Richtung 
nennen wir: „Eine Abhandlung iiber 
Schopenhauer", abgedruckt im litera» 
rischen Theile der „Wiener Zeitung" 
Mai 1838, welche Schopenhauer 

selbst als einen hochst interessanten Aufsatz 
iiber seine Philosophie bezeichnete 
und dem Besten zurechnete, was Libert 

Wildauer Ritter von Mildhaulen Wildauer Ritter oon Mildhausen 
ihn gescbriebe:i worden, wie vr. David 
As cd er in seiner Schrift: „Arthur 
Schopenhauer. Neues von ihm und 
aber ihn" (L. t8 und 26) berichtet; — 
„Akademische Festrede zu Johann Gott« 
lieb Fickte'6 hundert jahrigem Geburts» 
tage 1862", welche zugleich mit den aus 
diesem AnlaB verof f entlichten Festschrif ten 
zweier anderer Oesterreicher , F. C. Lott 
und I . G. 36we, zu den wiirdigsten 
Gaben gezahlt wurde, die zu dieser 
Feier erschienen sind; — „Akademische 
Festrede zu Friedrich von Schiller's 
hundert jahrigem Geburtstage 1839", 
beide Reden, diese und die vorige, von 
Wildauer in der Aula zu Innsbruck 
gehalten; - „Platlln'2 PrutuguruT. Mit 
Gillltitnng und Anmerkungen" "!8o7), welche 
Ausgabe selbst neben denen von I . Bekker, 
G. Stallbaum, I . Deutschte 
und G. Sauppe, ja selbst neben der 
jiingsten von 1)1. von Giithling 
(1882), noch ihre Stelle behauptet; und 
„Psychalugie t>r5 MUrno bei SakrateZ, 

Platin, IristateleZ"I und II (18 8 0) , 
wovon der III. Theil noch aussteht, 
indessen sind die beiden ersten in den 
philosophischen Monatsheften j A 1880, 
S. 478" und in der Berliner „Deutschen 
Siteraturzeitung" "18 8 1, Nr. 20, S. 793" 
als eine vortref f liche mustergiltige Leistung 
bezeichnet worden. Auch auf schon» 

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Wurzbach5 6 . txt 
geistigem Gebiete war Wildauer thatig, 
so erschienen von ihm im Tiroler 
Blatte „Phonix" zwei Novellen: „Wildschutz 
und Forster" und „Tiroler Leben 
4848" unter dec Chiffre ' 1 , und schlieBlich 
gab er das „Neukbuch der Feier der tiinkhnndertphiigkn 
Vereinigung Cirnlz mit GeZternich" 
(Innsbruck 1864, Wagner, Lei. 80.) 
heraus . 

I . «Quellen zur Geschichte der Metz'schen 
„Schmerzenskinder " , des Wildaner ' scheu Protestest 
seiner Anerkennnugen, der Angriffe 
seiner Widersacher und seiner politischen 
Haltung. Officielle Festzeitung fur das 
allgemeine deutsche Schiitzenfest zu Frankfurt 
a. M. . 1862. Nr. 9, S . 34: „Wildauer's 
Entgegnung auf die von l)r. Metz aus Darm» 
stadt gemachte Bemerkung, daB Deutsch ' Oester» 
reich wie Kurhessm und Schleswia«Holstein 
zu den Schmerzenskindern Deutschlands ge» 
hore . " — Presse (Wiener volit. Blatt) 
1862. Nr. 196 im Feuilleton: „Deutsches 
Schiitzenfest " . M n Augen» und Ohrenzeuge 
schildert aus Frankfurt Lins ir' 1 et stnaio 
die Vorgange, welche sich am 14. Juli 1862 
auf dem Frankfurter Schiihenplat ze und beim 
Festbanquet abspielten, und gibt im Wortlaute 
die provokatorische Rede Des Darm» 
stadter Advocaten Dr. Metz und die dessen 
Ansicht, daB „die Oesterreicher" Schmerzcns» 
kinder seien, in einer ruhigen, aber entschie« 
denen Weise ablehnende Rede des Dr. N i 1 « 
dauer, ^ — TirolerStimmen (Inns« 
brucker Blatt. 4".) 28. Juli 1862. Nr. i ? 1 : 
„Die Rede des Dr. Wildiuer" . l^Eme Stimme 
aus dem ultramontanen Lager, welche die 
sensationelle Wirkung der Rede Wildauer ' s 
in Frankfurt auf dem Festplaye schildert.) — 
FrankfurterJournal . :j. August lt>62, 
Nr. 213: „Die widerwartige Ausbeulung des 
deutschen Schiitzenf estes" . A Darstellung eines 
Augenzeugen iiber die Umtriebe, welche, nachdem 
die Episode Wetz » Wildauer oor< 
gekommen, eine weitere Reoe Wildauer 's 
verhindern sollten. Diese Darstellung ist an 
einen groBdeutschen Dichter an der Isar mit 
der Vermahnung gerichtet, danach seine Fest« 
berichte in ehrlicher Weise rectificiren zu 
wollen. Thatsachlich hat die Brater 'Wil ' 
dran dt'sche „Suddeutsche Zeitung" in dieser 
Angelegenheit ein sehr unehrliches Spiel ge» 
spielt.) —Wiener Zeitung . 1862, Nr. 166: 
„Ein feines Stiickchen gothaischer Blatte". 
'"Darstellung, wie diese Blatter den Smn 
der Antwort Wildauer ' s auf die Metz'schc 
Rede durch Neglassung der wichtigsten Satze 
entstellen. Ja . die Presse ist eine Macht, eine 
GroBmacht, aber was niitzt sie, wenn Luge 
und Felonie ihre Schildknappen sind?) — 
Bozener Zeitung . 1862. Nr. 137: „Rcde 
Dr. Wildauer ' sin der groBdeutschen Per» 
sammlung" sauch in der „Wiener Zeitung" 
vom 4. November 1862. Nr. 234) . — Frem« 
den. Blatt. Von Gust. Heine (Wien. 4".) 

Seite 205 



Wurzbach5 6 . txt 
1862. Nr. 330: Etwa 130 Wahler versam« 
meln sich im „Oesterreichischen Hofe" in Inns» 
briick, urn iiber die angeregte Wahl Wil>^ 

Mildauer Ritter rmi MUdhausen Mildauer Ritter von Wildhausen 
dauer's zum Landtagsoeputirten ins Klare 
zu kommen. Seine Gegencandidaten find der 
k. k. Notar Dr. Rapv und der Gymnasial» 
lehrer Dauin, Ersterer von Seitc des katho» 
lischen Vereines, letzterer von 3-eilc der Inn« 
zettungs-Partei . Wildauer ergreift d^o 
Wort und entwickelt eine Art Programm. 

— Morgcnpost (Wienei polit. Blatt) 

12. Jahrg. 1862. Nr. 336: „Professor Nil« 
dauer" . IMne Zusannnenstellung der Vor» 
ganqe, welche sia) von dem Momente der 
beim Schiitzenbanquet gehaltenen Rede Wil« 
dauer '6 bis zu seiner von Innsbruck 24. De» 
cember 18>>2 abgegebenen Erklarung abgespielt 
haben. Es war ja vorauszusehen, daB, nach« 
dem Wildauer durch se A ne invita Uinervn 
ohne weiteren Nebengedanken gehaltene Rede 
der Mann des Tages geworden, das Ungeziefer 
aus alien Winkeln und Elken hervor« 
kriechen werde, um auf seinen Iorberkrcm; 
alien moglichen Unrath abzulagern. Es ist so 
immer in der Welt gewesen und wird so 
bleiben, so lange sie steht. Wenn man sich 
immer um die Nnsumme von Klaffern kum» 
mern wollte, alles GroBe bliebe ungeschehen . ) 

— Presse (Wiener polit. Vlatt) 1862. 
Nr. 333 in der „Kleinen Chronik" . A Wil. 
dauer's Rechtf ertigung auf die veroffent« 
lichte Erklarung der ultramontanen Fiihrer 
G r e u t e r . Vonbank. Vor haus er und 
Genosse.i und Entgegnung der „Innzeitung" 

auf diese Rechtf ertigung. ) — Neue T i r o 1 e r 
St i m m e n (Innsbruck, gr. 4".) 1868, 
Nr. 106. sEine Entgegnung der Widersacher 
W i 1 dauer's auf seine im „Boten fur Tirol 
und Vorarlberg" verof f entlichte „Erklarung 
zur Abwehr" . ) — Innsbrucker Tag« 
blatt . 1868. Nr. 214. S. 2079: „Erklarung 
zur Abwehr". sNiloauer's Antwort auf 
die Beschuldigung, welche die klerikalen „Tiroler 
Stimmen" in Nr. 98, 1868 gegen ihn 
erhoben.- „er sei ein reiner Opportunitats« 
Politiker" . ) — D eutsche Z e i t u ng (Wiener 
polit Blatt) 19. J u 1 i 487". Nr. 537: „Eine 
Mainf estation d>,r deutschen Partei in Tirol". 
(Bericht des Professors Nildauer als Vorftandes 
des constitut jonellen Vereines in Inno« 
briick iiber die Thatigkeit des Lanoeswahl« 
comitss und des aus demselben hervorgegan« 
genen Erecutivcomit A s. ) — Neue Freie 
Presse 1 Wiener polit. Blatt) 8. December 
1874: „Der Wildauer 'sche Antrag" . sDer« 
selbe bezieht sich auf die Verhaltnisse der 
Schule in Oesterreich und zielt darauf hin. 
dem Liberalismus unserer Volksschulaeset ze 
zum Eintritt m die imn widerstrebenden Territorien 
die Bahn zu eroffnen und das „Land — 
recht" durch das Reichsrecht A u brechen.) — 
Unsere Zeit (Brockhaus, gr. 8") . Herausgegeben 
von Nud. Gortschall. Neue 5'olqe 

Seite 206 



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Vd. x r sl«7 3) . 3. « 8 . 

I I . Vrdenzauszeichnungen . A r emden<Bla tt . 
Von Gust. Heine (Wien. 4°.) 186'i, Nr. ->02: 
„Mittheilung iiber die Ursache und die Art 
der Verleihung des Ordens drr eisernen 
Krone dritter Masse an Professor Ml» 
dauer" . — NienerZeitung, 4862, 
Nr. 201. Abendblatt : Wortlaut des aus 
Berchtesgaden 1<; . August 1862 datirten 
Handschreibens Seiner Majestat deo Konigs 
Mar von Bayern, mii welckem die Ver» 
leihulig drs Ritterkreuzes des Verdienstordens 
der bayrischen Krone erfolgte. Die Verleihung 
dieser Auszeichnung geschah nicht so sehr 
wegen der in Frankfurt, sondern vielmehr 
wegen einer auf der Riickreise von dort in 
Miinchen gehaltenen Rede, in welcker N i 1 « 
d a u o r die Bedeutung und den Beruf 
Bayerns innerhalb des deutschen Vaterlandes 
hervorhob und darin mit den Ansichten, 
welche der Konia. in dieser Richtung hatte, 
zusammentraf . 
III. Ancrkennnngs- und 

Constitutionelle osterreichische Zei» 
t u n g (Wien. Fol.) 18<»2. Nr. 394 in der 
„Wimer Tageschronik" . sWildauer's Ant' 
wort auf die an ihn vom Ischler Manner* 
gesanguereine gerichtete Adresse. Sie ist aus 
Innsbruck 13. August 1862 datirt) — Lai« 
dach erZeitung . 1862. Nr. 1<!7 unter den 
„Vermischten Nachrichten" , ''Wortlaut einer 
von vielen Offizieren und Aoeligrn in Oester« 
reich anWildauer gerichteten Adresse an» 
laBlich seiner beim Schiit zenbanauet in Frank« 
furt a. M. am 14. Juli 1862 gehaltenen 
Rede. — Wiener Z e i t u n g . 1862. Nr. i9t. 
S. 346. sMirtheilung . daB an Professor 
W i 1 dauer noch fortwahrend Anerkennungs« 
und Zustimmungsadressen einlaufen.I — 
Volks« und Schiit zen-Zeitung (Inns» 

briick 4".) 18. August 1862. Nr. 9!). '"Nachrichten 
iiber Kundgebungen der Anerkennung 
und Verle'hung von Ehrenbiirger» und anderen 
Diplomen fur Wildauer, welche von alien 
Seiten Deutschlands einliefen und sich fur 
den groBdeutschrn Gedanken der untrennbaren 
Verbindung Oesterreichs und aller deutschen 
Lander erklaren Was niitzt jede Erklaiung?^ 
Mildllucr Ritter von Alildhaulen 142 Mildburg) Adolf 
ilrstevrnck ist auii deni Bun A e dinaua — 
«, 'w A rf>. 'n und aiiln Insulten seiner halbasia« 
tischen M A dew A l'iU'r auii^esel^t 

IV Akrolllchon aus Wildauer und apdere Sedichte. 
Die „Frankfurter Post ze '. tun/ ! " brachte 
anlaBlich der von Professor W i 1 d au er 
aedaltenen Rede folgendes Akrostichon auf 
denselben : 

Nl-lllommcn hier an uns ' rrm deutschen Nain«. 
Qut iiberwiilt A cno l A st Tu siz entkraftet. 
Die policischen Blatter jeucr Ta.ie tviw'n 
dirscs i\krosiia A on 6f A r abgedruckt . — Auch 
brachte camalo der Figaro <W:ener W 1 - 
und S ' . 'Dttdlatt . 4"> t A «'»:i, Nr. 2 ein «Hcdicht : 
„An Professor W:ldauer" '"unter : e, chnlt 

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Wurzbach5 6 . txt 
„Voltuf reund" und „ A ' .rchenzeim: A " . wclcheii 
d'e 2tillunun A au5!pl, A cht. die ooi: ller.'kal,n 
Htyeln Hegen il. A i iu T A rol A enablt wur"e A . 
— Badisckc La n 2 es; ei t un A , ltx» A . 
Nr . l' A : „W'.ldalur, das 2anuer; enukmd" . 
A Aboruck eine» )>.'!) ich ! e5 auu dem „Kladderadai jch" 
TaB dieses Wiichlatt fur W i 1 - 

daue r ! !>a>i laii ' A -Niiit , ist leichc be A reisliai, ' 
in d'esi' A i A e'sie 1st auch da A A A d A an ge ' 
V. Wildauer-Mlirsch . ' apellmeiiier Ieschko. 
welcher in der Zesthalle zu Frankfurt wahrend 
des Schiit zenf estes daselbst die Musik diri' 
ttirte. hat aus AnlaB der berijhmten Reoe 
Wildauer ' s einen Marsch componirt. Tas 
Of sicierscorps des k. k. Inf anterie ' Negnnents 
Wernhariit in Main A A ab diesem Tonstiick 
den Namen Wildauer ' s und widmete es 
dem viclacf eicrten Patrioten. Das prachtvoll 
ausgestattete Widiuun A sereinplar . dessen Wid> 
lnung lautet.- „Wildauer 'Marsch . componiri 
von Kapellmeister Ludwig Ieschko und 
Seiner Hochwodlgeboren dem Hcrrn Professor 
Dr. Wildauer gewidmet uou dem 

Of , lcierscorps de-5 k. k. Inf anterie ' Negiments 
Nr. <6", liefi der Oberst dea Regimentes von 
Trentlnaglia durch seinen Bruder, den 
Oderlandesgerichtsratb von Trentinaglia 
dein Professor Wildauer uberreichen. 
V I . Die A 6sterreichischen Schmerzenskinder " . 
Mainzer Abendblatt, 3. October 4862, 
Nr, 260: „Die Schmerzenskinder". j A Die Ec> 
findung der „Sclnuerzenok . noer , " dea national< 
oereinlichen Musterreiters und darlnsiadtischen 
Aduocaten Metz kam sofort in Schwung. 
Tie annen „Tchmerzenskinder " mit ihren 
frischen OesiHnern. ditten Waden, festen Armen . 
mit ihren kecken Jodlern und frohlichen Tan» 
zen wuroen dald so popular, dafl I . G r i es» 
dect in Baden sie nicht bloB in ein sehr 
witziges Lied!, sondern auch in Musik setzte. 
Tas „Mainzer Abendblatt" theilt das witzige 
f unf strophige Lied mit) — Die Metz'schen 

„Schmerzenskinder " riefen auch manchen schla« 
genden Witz beroor, So meinte ein witziger 
Kopf: Die Kleindeutschen behandeln ihte 
eigenen Politiker und Journalisten als Sonn» 
tagsklnder und Wunderkinder; die Deutsch« 
N osterreichrr als Scl) lner; enskind er; die 
A A roBdrutschrn A ibeialen als Stiefkinder; 
! die arofidemschen Ttaatslnanner wie Schul° 
! kinoer; die icalieiuschen Nationalvereinler 
als Geschwisterkinder , die unterdriickten 
Nationalitaten als SchoBkinder; das 
Wiener „Val A rland" bezeichnet o.is DeleairtM' 
proj A -t als e A n tco . 'geborenes Kili d, 
VII. Portraits. 1» 3ei'r al-nlicher Hol A 'chn'tt 
nach einer Pdoto A ra A die in Wal db ei m's 
A Illustrirter Zeicuna" ::<». August 186 A . 
Nr. A . — A ) Holzschnitt in einen: >>)luppen 
bilde der in Wien im Zama rs kl'icw'n Ver A 
laae Herausargebenen „Neuen illustrirten Zei' 
tun»'." VIII. Iabrg. (11>80). - A ) Nach dem 
Lrbl'N litdo A rapdirt und herausgegeben OOn 
A. Dautdaae (Brustbild. Fol, ) . 

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Wurzbach5 6 . txt 
Wildburg. Adolf Freiherr von (k. k. 
Major und R i t t e r des Maria Theresien 
- Ordens, geb . zu W i e n im 
Jahre 1809, gest. zu I 1 1 y e im Bi< 
harer Comitate Ungarns am 44. Marz 
48781. Wahrscheinlich ein SproB der 
steirischen Adelsf amilie, welche mit Iohann 
Paul Ritter von Wild burg 
am 3 1 . Marz 1770 die steirische 3and< 
Mannschaft erhielt, und wohl ein Sohn 
des 1806 in den Frei Herren stand erhobenen 
Truchsessen und Hauptgewerken 
einiger Goldgruben in Siebenbiirgen 
P h i 1 i p p Ritter vcn Wild burg. Fcei» 
Herr Adolf trat 1829 als Cadet in das 
3. Kurassier»Regiment Kaiser Nicolaus^ 
Milddurg, Adolf 143 Wildburg. Adolf 
von Rutland, in welchem er in seinem 
Range bis 1847 zum Rittmeister vorriickte. 
Das Regiment stand 1849 in 
Ungarn im Felde gegen die Rebellen, 
und im Treffen vor Komorn am 
26. April desselben Jahres erkampfte er 
sich den Maria TheresieN ' Orden . Seit 
fruhem Morgen hatte Feldmarschall-Lieutenant 
Simunich dem Feindeden tapfersten 
Widerstand geleistet. Der Kampf gestaltete 
sich immer hartnackiger . Die Rebellen 
hatten schon die Zahl ihrer Ge> 
schutze bis auf 33 vermehrt und immer 
mehr Boden gewonnen. Es war bereits 
Mittag, als Feldmarschall - Lieutenant 
Graf Schlik, dem Kanonendonner fol> 
gend, in dem Momente auf demSchlachtf elde 
erschien, als die Truppen Simmun 
ich's, der feindlichen Uebermacht 
weickend, sich gegen Acs und die Puszta 
Harkaly zuriickzuziehen begannen und die 
Lage der Unseren, welche noch von einer 
Umgehung in der Richtung gegen Babolna 
zu bedroht waren, eine sehr kri> 
tische wurde. Graf Schlik lieB sofort 
12 Escadronen auf den Gegner ein- 
Hauen und in zwei Attaquen, ausgefiihrt 
mit einer Precision wie auf dem Exercier' 
platze, begann der Feind zu wanken. Nun 
befehligte auch General S i m u n i ch 
seinerseits den Obersten von Kaiser Nicolaus- 
Kiirassieren Freiherrn von M i n u . 
t i 1 1 o zur Attaque. Dessen Regimente, 
das eben erst von einem zehnstiindigen 
Marsche auf dem Schlachtf elde singe» 
troffen, standen f eindlicherseits 6 Divi» 
sionen Huszaren, mehrere Honvodbatail ' 
Ions und 40 Geschiitze gegeniiber. Der 
Escadronscommandant Freiherr von 

Wildburg hatte den Befehl, zuriickzubleiben 
und mit seiner Escadron die 

drei Estandarten des Regimentes zu bewachen. 
Eine zweite Escadron wurde 

zur Bedeckung unseres Geschiitzes commandirt. 
Der Rest des Regimentes riickte 
nun unter heftigem Geschiit zf euer mit 
aller Bravour vor. Da gewahrte Rittmeister 

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Wurzbach5 6 . txt 
Wild burg eine feindliche Batterie. 
welche das vorriickende Regiment 
in der rechten Flanke mit qroBeiu Erfolge 
beschoB. Sofort faflte er den EntschluB, 
diese Batterie anzugreifen, woniber seine 
Leute, als sie seine Absicht erfuhren, laut 
auf jubelten. Er iibergab nun die drei 
Estandarten seines Regimentes einer in 
der Nahe befindlichen Inf anterieabtheilung 
und riickte mit seiner Escadron im 
Trabe gegen die feindliche Batterie vor. 
Diese richtete ihr Feuer gegen die Anriickenden, 
welche sich aber dadurch nicht 
beirren lieBen, sondern vorwarts drangen, 
bis sie der Batterie auf etwa 
41)1) Schritte nahe gekommen, worauf 
diese aufprotzte und im Carriere davon» 
fuhr. Wildburg verfolgte sie nun auf 
eine betrachtliche Entfernung, bis er erkannte, 
daB er mit seinen vom langen 
friiheren Marsche ermiideten Pferden die 
trefflich bespannte feinliche Batterie nicht 
einzuholen im Stande war. Er gab also 
die weitere Verfolgung auf, griff aber 
eine Division feindlicher Huszaren an, 
welche eben das Regiment uberfliigeln 
wollte, und jagte diese in die Flucht. Nun 
lieB er seine Escadron halten, urn sich 
auf dem Schlachtf elde zu orientiren. Da 
sah er die beiden Divisionen seines Regi» 
mentes mit sechs Divisionen Huszaren im 

Handgemenge, und daB die zweite Oberstlieutenants ' Vscadron 
bedroht war. iiber» 

fliigelt zu werden. Rasch sprengte er mit 
seinen Leuten den Huszaren in die 
Flanke, iiberritt dabei einige Abtheilungen 
Honvods, griff in den Kampf ein 
und half dadurch seinein Regimente die 
Aufgabe losen und den Sieg erringen, 
denn der Feind sah sich nun gezwungen, 
hinter die Schanzen von Komorn sich£ 
Wildburg. A 144 Wilde 

zuriickzuziehen . I n der 137. Promotion 
lam 2<>. Marz 18:)0), in welcher Win» 
dischgratz u : ch Haynau die GroBkreuze 
erhielten, wurde unserem tapferen 
Rittmeister fur seine ohne erhaltenen 
Befehl ausgefiihrte und so giinstig ver» 
laufene Waffenthat das Ritterkreuz des 
Maria TheresieN ' Ordens zuerkannt. Als 
im Mai 1831 bei Olmutz, wo sich eben 
die Kaiser von Oesterreich und RuBland 
befanden, das zweite Armeecorps (Ge> 
neral der Cavallerie Graf Schlikj zusammengezogen 
wurde, fand am 29. Mai 

vor dem sszaren die Vorstellung der aus 
Debreczin berufenen Officiere des 6. Kii° 
rasfier ' Regimentes Kaiser Nicolaus statt. 
Auf den mit dem Thereslenorden gefcbmiickten 
Rittmeister Baron W i 1 db 
u r g ging nun Kaiser Nicola u s 
zu und richtete an ihn folgende Worte: 
„ I h r Kaiser gab Ihnen bereits seinen 
hochsten Orden, Sie werden mir erlau» 

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Wurzbach5 6 . txt 
ben, daB ich Ihnen den Bruderoiden des 
Theresienkreuzes , meinen St. Georgs- 
Orden, verleihe." Am folgenden Tage 
lieB der Kaiser von RuBland den tapferen 
Rittmeister zu sich bescheiden und iiberreichte 
ihm das St. Georgskreuz mit den 
Worten: „Hatte ich einen schoneren 
Orden, so wurde ich denselben Ihnen 
iibergeben, dieser aber ist furs Militar mein 
schonster. Es freut mich umsomehr, da 
ich nun gewiB weiB, daB Sie ein wirklich 
Braver sind, und da ich hoffen kann, 
daB Ihnen die Verleihung meines 
Georgsordens fur Ihre Zukunft von 
groBem Vortheil sein wird." Hierauf umarmte 
der Kaiser den Rittmeister Baron 
Wildburg und kiiBte ihn dreimal. I m 
Marz 1833 wurde derselbe zum Major 
befordert und in die kaiserliche Arcieren- 
Leibgarde eingetheilt. Spater trat er in 
den Ruhestand iiber und starb in dem» 
selben . 

'"arinthia (Klagenf urter Unterhaltungsblatt , 
4".) 4857. Nr. 5, S. 20 im Aufsahe: „Skizze 
des Krieges in Ungarn 1848 und 18 A 9". — 

A e st r r r ci chi sch erToldatenfreund 
lWien. 4".) 1851 .Nr. 1? : „Ehrenhalle XXV". 
— T Hiirde im (Andreas Graf) . Die Reiter« 
Regimenter der k. k. osterreichischen Armee 

(Wien 48N2. Geitler, gr, 8«.) Bd. I : „Die 
Kiirassiere und Dragoner", 2. 139 und 140. 
— Hirtenfeld(I.) . Der Militar« Maria 
Therssien ' Orden und seine Mitglieder (Wien 
1867. Staatsdruckerei, kl. 4".) 3 i«?6, 1754. 
Derselben Familie gehort ein zweiter Adolf 
Freiherr uon Nildburgan (geb. zu 
Leutschau in Unqarn to. Mai 1842) . Unserer 
Vermuthung nach ein Sohn des obigen 
Maria Theresirn-Nitiers . Er kam zur milita' 
rischen Ausbildung in das Cadeteninstitut zu 

.Nrakau und aus diesem 1837 in die Wiener« 

Neustadter Militarakademie, aus welcher er 

am 1. September 1861 als Lieutenant min» 

derer Gebiihr zum : »<> . Iagrr<Bataillon ein» 

getdeilt wurde. I n demselben. Ende August 

IBS' 1 ium Lieutenant hoherer Gebiihr befor» 

dort . machre er alii solcker drn '"eldzug in 

Bodmm 186<; gegen PreuBen mit und fand 

in der Schlacht von Krn'garay am 3. Juli 

186« den ehrenvollen Soldatentod. Nach 

seinem Tode . am 10. ' A tober ix<»5 . wurde 

ihm fur sein Woblrerhalten die ah belobende 

Anerkennung zutheil. 

Wilde, Ambros (Allgustinerchor- 

Herr, geb. in Boh misch »Leipa am 

22. November 1734, Todesjahr unbekannt, 

war 1822 noch am Leben) . Am 

19. September 1713 trat er in den Orden 

der beschuhten Augustiner, legte an seinem 

Geburtstage 1778 die Geliibde ab . studirte 

an der Prager Hochschule Theologie 

und wurde Lector der Philosophie in 

seinem Orden. Nach Aufhebung der 

Klosterstudien dem Predigtamte sich zuwendend, 

Seite 211 



Wurzbach5 6 . txt 
ward er Prediger bei St. Thomas 
und Provinzsecretar , und nachdem 
er am 13. November 1805 an der Prager 
Universitat die theologische Doctorwurde 
erlangt hatte, wahlten ihn am 4. No> 
vember 1811 seine Ordensbriider ein» 
stimmig zum Provincial, als welcher er? 
Wildenftein. Cojetan , Cajetan 
noch 4822, damals bereits 68 Jahre alt, 
wirkte. Zugleich war er bischof licher 
Notar. Von seinen verscbiedenen Kirchenreben 
in lateinischer und deutscher Sprache 
sind einzelne im Druck erschienen. Gesammelt 
gab er heraus: „Tod- und Zittenredtn 
ant die Festtage de5 Jahres", 2 Theile (Prag 
1809, Widtmann, gr. 8 A .)' - „Zcch5 
Fllatenreilen iiber die Vekehrnng ileL h. AnguAin 
nnt> Irchs Fa5tenreden iiber die Bekehrung dea 
Sallliers Zllchaens", 2 Bande (ebd. 1812, 
8 A .) und „Sechs FaZtenreden pr Nelichtignng 
einiger Neligillns^eiiel" (ebd. 18131. — 
Am bros Wilde ist nicht zu verwechseln 
mit Fran) Wilde (geb. zu Leipa 20. Oc> 
tober 1736), der zu Prag in den Orden 
der Gesellschaft Jesu trat, in demselben 
mehrere Jahre als Lehrer der Dicht- und 
Redekunst in den Grammaticalclassen, 
des Griechischen und der Geschichte im 
Ordenscollegium thatig war und einen 
Band „Wuhl getilgte Fittenreiirn ant die jetzt 
gebotenen Feiertage" (Prag 1778, 8".) herausgegeben 
hat. Er konnte seinem Geburtsorte 
nach wohl ein Bruder oder 
Verwandter des obigen Augustiners sein. 
Waikenegger (Franz Joseph) . Gelehrten» 
und Schrif tsteller»Lerikon der deutschen katho« 
tischen Geistlichkeit (Landahut 1820. Iosepd 
Tdoman. t,o.) Vd. 11,2 A lu. 
Wildenstein. Cajetan Graf (stetermarkischer 
Ausschuflrath, geb. zu 
Gratz am 27., nach Anderen 29. Mai 
1761, gest. daselbst 4. Marz 1824). 
Der SproB eines alten Adelsgeschlechtes , 
das seit Beginn des sechzehnten Iahrhunderts 
in der Steiermark ansassig ist, und 
iiber welches die Quellen S . 146 Naheies 
berichten. Der Letzte der jiingeren 
oder Wildbacher Linie, ein Lohn des 
Grafen Max Joseph Gottlieb aus 
dessen Ehe mit Barbara Grafin 
Trauttmansdorff . Er erhielt eine 
treffliche und die mannigfachen Richtunv. 
Nurzbach. bioqr. oerikon. I A VI. sGedr. 
gen des Geistes umfassende Erziehung, 
so dafl ihn die Nekrologe als einen Edelmann, 
„ausgezeichnetdurch hohe Geistesbildung, 
den feinsten wiirdevollen Anstand, 
Sprachkenntnisse und von seltener 
Ueberredungsgabe" bezeichnen. Er bekleidete 
verschiedene Aemter, so war er 
wirklicher geheimer Rath. Erdlandkam« 
merer des Herzogthums Steiermark, 
standischer Verordneter und Theater- 
Oberdirector . I n den Vordergrund trat 

Seite 212 



Wurzbach5 6 . txt 
er, als das Vaterland in Gefahr gerieth, 
zur Zeit der feindlichen Invasionen 
1797, 1806 und 1809, wo sein energisches 
Einschreiten dem ubermuthigen 
Feinde Halt gebot und denselben erwagen 
lieB, die Sehne des Bogens nicht zu straff 
zu spannen. I m August 1809 legte 
Kaiser Napoleon dem ohnedies durch 
die Erf ordernisse der Kriegsbereitschaf t 
und des Krieges selbst hart mitgenom» 
menen Lande den maBlosen Betrag von 
nahezu 43 Millionen Francs als Kriegs- 
Kontribution auf. Als begreif licher Weise 
dieselben nicht aufgebracht werden konn« 
ten, wurden der Bischof von Seckau Io< 
hannFriedr. Graf W a 1 d stein Md. L I 1 , 
S. 236), Ignaz Graf Attems in Stell- 
Vertretung seines Vaters Ferdinand, da» 
maligen Landeshauptmannes der Steter» 
mark, Cajetan Graf Wildenstein 
und der Gratzer Kaufmann Ignaz Ga> 
d o 1 1 a am 14. September 1809 als 
Geiseln in Haft genommen und auf den 
Gratzer SchloBberg abgefiihrt. Nachdem 
sich aber die Franzosen ijberzeugt hatten, 
dafi, wie Bischof Waldstein drastisch 
bemerkte, die Geiseln auf dem SchloBberge 
auch kein Geld machen konnten, 
erhielten dieselben am 27. d. M. die 
Freiheit wieder, und der Feind mufite 
mit einem Theile der ausgeschriebenen 
Contribution vorlieb nehmen. Auch 
unterzog sich der Graf in diesen schweren 
12. Janner J888.) 10? 

Wildenftein (Gei^alogie) 146 Wildenftein (Genealogie) 
Tagen wiederholt gefahrvollen diploma, 
tifckeli Sendungen, welche er mit grofiem 
Geschick ausfiihrte. I n Wijrdigung dieser 
Verdienste zeichnete ihn der Kaiser 181>9 
mit dem Comthurkreuze des Leopold» 
ordens aus . Graf Cajetan vermalte 
sich !7ttl) mit Aqnes aus dem beriihm» 
ten steiriscken Geschlechte derScharffe nberg, 
und da er aus dieser Ehe keine 
Nachkommen hinterlieB, scdloB mit ihm 
im Mannessiamme das Geschlecht der 
Wildenftein . Mit leiner Schwester! 
Julie, lvemlllin Ferdinands Grafen ,/S 
Kolowrar-' 1 rakowsky, starb es 1849 
auch in we:dlicder A inie aus. (5r hinter» 
lieB, obgleich nack d^iu (5'rlosc''en der ziingeren 
'"iuie aucb das ansehnliche Fidei- i 
commifl auf ihn iiberging, einen leider - 
stark verschuldeten Grundbesitz. Das A 
Stammgut des Geschlecktes , Wildbach, > 
hatte er bereits <?91 verkauft, und nach- ! 
dem dasselbe wiederholt den Besitzer ge- ! 
wechselt, ist es gegenwartig im Besitze 1 
Johannas . Witwe des Notars Martin! 
P e i t 1 e r . 

Steicrmarkiscke Zeitschrift. Redigirt '.'on 
I>7. A , ,>. Schreiner, v r . Alberi ocn ! 
Muckar. s>. G. Ritter von Leitner. 
H. 3ckroiter «Graf t . A ".) Neue Folge, 

Seite 213 



Wurzbach5 6 . txt 
VII. Jahrg. (18"2). Heft <. 3 99. 
I . A ur Genealogie der /reiyerren und Grafen 
von Wildenstein. Wir finden dieses alte und 
berufne Geschlecht urspriinglich in Bauern 

(Flanken unD Pfal;), dann in Rarnthen, in 

der Tieierinark. wo es ; u besonderer Macht 

und GroBe gelangte, endlich in Tchlesien. 

Aus Bayern scheinr es nach Oesterreich, und 

zwar zunachst nach Karnthcn eingewandert 

zu sein, wo es im Iaurttbale die Burg glei« 

chen Nainens erbauir. uno schon i 1 6 1 ! er» 

schelni Uveriand de Wildenstein als 

Zeuge in e.nrr Tchrntun A ouriunde des Her» 

zogo B e r i o 1 t oon Maranien , "u Gunsten 

des Gstercienserklostero Vik:r:ng bei Klagen» 

flirt. Hauptmann Beckt) > W : d m anst e n e r 

derickiei. wie sich die W i 1 d e n st e in in 

Karntbrn ausbreiteten, und gedenkt auch ihrer 

Uebersiedlung nach Lteiermark urn das Jahr > 

i530. Die Tokne des Hans Wilden st ein 

und der Annn Aorda.r: Andreas, Nicolaus 

und Primus , sind die ersten, welche festen 

FuB fassen in Tteiermark, und oon Nico» 

1 a u s ab laflt sich die Ttammeof olge dieses 

Geschlechtes in Kteiermark ununterbrochen 

verfolgen. Des Nicolaus Enkel Primus , 

iieonhard, Theodorich (Dietrich) und 

Christoph bildeten virr neue Zweiae, von 

denen die der beiden Ersteren bald abstarben, 

.auch jener Cdristopds, der nach Teutsch» 

land grzo.ien war; der von Tdeodorich 

ssestiftete aber bliibte fort, gelange zu An« 

sehen und Vermogen und spaltece sich mit 

des Stifters Urenkeln Franz Christoph 

und J o h a n n Joseph in zwei Linien, die 

a 1 t e r e odcr Kalsdorfer und die jiingere 

oder Wildbacher Linie, welche aber beide in 

der ersten Halfte des laufenden Jahrhunderts 

erloschen. Die Tiammet zf olge der einzelnen 

Generationen ist aus der angeschlossenen 

Ttammtafi'l ersichtlich. Die Familie gelangte 

in 3teicrmark bald zu Macht: ob . wie 

Hauptinann -Zeckh » N i dman stett er in 

seiner unien c t A 'ten Monographie 3. 6 bei 

Siegmund Wilden stein andeutet, durch 

dessen Pf iegefudlun A en . geht uns nichts an, 

weil d5e Vermogensaebarung ein Act rein 

prioatrrchtlicher Natur und. so lange kein 

Anqriff de-3 geschadigten erfolgt, weder anlUzweifeln 

noch anzugreifen ist und Vrr» 

muthung A 'n des Gegentheils in historischen 

Ardeiccn. die sich nur auf Thatsachen stiitzen 

diirfen, geradezu unstatthaft sind. "ur, . die 

W i 1 d e n st ein erlangten mit der Ze' .t mach' 

tigen (Hrundbl ' sih . hatten im Landtage 3ih 

und Ttiinme. erwarben sich in ihren ein» 

zelnen Sprossen durch Energie idreii Auf» 

treiens. durch Bildung und Kenntnisse und 

humanes Gebahren die Achcun.l. nicht blofi 

ihrer Standesgenossm, sondern des Volkes 

iiberhaupt, dessen Sodne sie waren, und ihr 

Andenken lebt heute, da sie bald seit einem 

halben Jahrhundert erloschen sind. in erfreu» 

licher Weise forr. Sie dienten dein S t a a t e , 

Seite 214 



Wurzbach5 6 . txt 
zunachst dem Lande, dem sie al-6 01'oJ5gluno» 
Herren angehorten, wir nennen nur beispiels» 
weise J o h a n n Franz, J o h a n n Joseph, 
Johann Max Probus, Max Joseph, 
welche als steiermarkische AusschuBrathe und 
Landeshauptleute ebenso in Tagen des Frie» 
dens, wie in solchen der Gefahr mannhaft 
fur das Land einstanden, wie dieses loblichen. 
Vorgehens in den Lebensskizzen der Einzelnen 
ausdriickliche Erwahnung gescheht. Wenn.? 
Stammtafel der Freiherren und Grasen von Wildenstcin aus Wildbnch nnl, Knlsdors. 

Waramnnd. 

Agathe von Thnrn. 

Pankraz . 

Nadegund Weltzer von Spiegelseld. 

Saus! ' 

Anna Mordar. 

Andreas 

Parbara Weltzer von Feiftritz und Spiegelfeld. 

Nicolaus 

Ursula von Wberburg. 

Eine Tochter ledig f. Primus. 

Helene von Herberftein 

Georg s.i) ) Sigismund sio^j 

N. N. f 19. Juli 1570. 

1 ) Elisabeth von /almhaupt. 

2) Helena von Spangstein. 

3) Asra von Saurau. 

4) Eva von Aichelberg. 
Christoph . 

Primus 

Helene von Herbersttin. 

Georg 

Parbara von Hoym. 

Ltanhard. 

Euphemia 

von Nattenberg 

Helene, 

vm. Christoph 

13all von Vatlcnstein. 

Martha 

vm. 1) van Aigl . 

2) Vswald von Prag. 

Georg. 

1) von Attems. 

2) von Aentschach. 
Adam. 

Johanna Maria 

von Hlalentin. 

Pardara, 

vm. Veorg Siegmnnd 

von Attems. 

Theodorich s i i ) 

5 2 1. August 1394. 

Sarah 

von Teuf f enbach-Mayerhosen 

-j- UM 1398. 

1 

Adam, Iohanniter Martha, f . Sophie, f. Christoph, -<- 1598. 

-j- im heil. Lande. 1) Maria Auer von Polach. 

2) Judith von Sohenkirchen . 

Sigismund 

Wil- 

Seite 215 



Wurzbach5 6 . txt 
Helm 
b 

Harbara 

vm. 1) Veorg Freiherr von Sauran. 
2) Christoph Freiherr von Nakenitz. 
eine Tochter, 
. Theodo^ich Pcrnftorser. 
Georg Siegmund u. noch 3 Kinder 
geb 12. Dec. 1581.1- 13. Febr. 1613. jung s. 
Margaretha von Steinpeis 
123 Juni 1613. 
Adam Marie Sophie 
geb. 158. ' . Johanna Regina 
f. geb.t584, f 1Z87. 
Stif tsdame 
zuGrat z 

Aeltere ober Kalsdorfer Linie. 
Johann /ran) A 
i04U Freiherr. i678 Graf 
1- 18. October 1K78. 

i) Barbara Constantia Freiin Scheit, 
verw. Ferdinand Freiherr von Khuenburg, 1- 16 
2) 'Sidonia Magdalena Frein Eibiswald, 
verw. Freiin Mindors, -s- iliLo. 
il) Maria Clara Freiin Vlonach, s <1>69. 
Johann Veorg f. Judith Katharina, 
Stiftsdame zu Gratz, 
Jiingere oder Wildbacher Linie. 
Marie Oanns Judith Mil- 
Elisabeth Christophs geb. 1590, Helm 
grb. 1388 geb. 1389. i. "rb.139! 
VM. Cyriak 1) N. v. Neuenv. 
Walden- stein, 
hosen. 2) Clara Anna 
Niorms von 
Schaffoltsheim. 
Sophie 
Marie 
b 

Schweikard 
Sigismund, 
Donchen 
in Regensburg 
1- 28. Sept. 
1672. 
Amalie, 

vm. von Elsenheim. 
und noch 2 Tochter. 
/rani Christoph 
geb. inio. -i- <«?<;. 
Theresia Frei in Mindors 
CaciUa Renata 
5 <6. December 1708. 
vm. Graf Trauttmansdorf f . 
Johann Christoph 
1- 17. Janner 1742. 

1 ) Maria Felicitas Graf in Steinpeis. 
2) Iosepha Sidonia 

Glafin schrsttenbach, St. K. 0. D. 
Anna Darbara, 
St. .st. 0. D.< 
vm Ernst v. Vera. 
Maria Cacilia, 
vm Friedrich 

Seite 216 



Wurzbach5 6 . txt 
Graf von Seeau. 
Therese, 

vm. Freiherr v, Gall. 
2) Vtto Heinrich 
Graf Schrottenbach . 
Fran) August 
5ed 1<1?5 t 174:t, 
Maria Theresia 
von Tattenbach. 
Johann Joseph s9) 

geb . 12. Februar 1668. nach Anderen schon 1662, 
t 6. Marz 1747. 

Maria Juliana Freiin von Zollner, 
verw. Michael Weikard Graf Vetter von der Lilie 
1-28. September 1708. 
CaMan August 1>) 
Comthur des deutschen Ordens 
geb. 1703. 5 6. Janner 1764. 
Johann Joseph 
geb. 1697, -f 1731. 
und noch 3 Kinder 
Johann Mar probns 
geb. 10. November 1702, 
t 14 Marz 1779. 
j) Maria Barbara 
Graf in Trauttmansdorss . 
2) Agnes Grafin Uimpsch. 
Maria Anna, Juliane 
Ilrsulmerin. vm Dismas Graf 
Attems . 

Anton -j-. Charlotte, 
Nonne . 

Clandie, Amalie, 
Nonne . Nonne . 
Ernst Heinrich sS. 13«) 

geb. io. Janner 1708. s 23. Februar 1768. 
M. Theresia Grastn Thnn-Valsassiua 
-i-20 Juli 1763 
und noch 4 Tochter 
und 2 Sonne jung s. 
Ferdinand Maria 

geb. 8 December 1736. t 11. Marz 1801. 
Maria Aloi/ia von Stubeuberg. 
Mar Joseph Gottlieb 

geb. 16. September 1728. f 6. Februar 1791. 
Karbara Grasin Trauttmnnsdorf f . 
und noch 11 Kinder, 
/ranz Joseph s4' s 

geb. 21 October 1774. 5 19 Mai 1808. 
Christine Grasin Lengheim. 
Ernst Ignll) . Venedictiner . 
mit dem Klosteinamen Siegmund 
t 16 Mai 1814. 
noch 3 Kinder 
Ca A etan A 2. 1431 

grb. 27. Mai 1761. 5 4. Marz 1824. 
Agnes von Scharif enbcrg . 
Julie 
s " 1 8 i 9 . 

vm. Ferdinand Graf Kottulinskn. 
mehrere Tochter 

"") Die in den Klammern 1 1 befindlichen Zahlen weisen auf die kiirzeren 
Biographien, welche sich auf S. 147—130 (Nr. 1—11) befinden, wenn aber ein S. 
voransteht, auf die Seite, auf welcher die ausfiihrliche Lebensbeschreibung des 

Seite 217 



Wurzbach5 6 . txt 
Betreffenden steht . 

Zu v. Wurzbach's biogr. Lenkon. Pd. I A VI.¥ 
Wildenftein (Genealogie) 547 Mildenstein, Franz Joseph 
wir im Dienste der Kirche nur einzelnen 
Sprossen begegnen, so drin Triester Bischofe 
Heinrich und dem . k ' egensburger Domherrn 
Schweikhard Sigismund, so erscheinen sie 
doch namentlich in fruheren Zeiten unter den 
Vertheidigern des Vaterlandes, und zwar 
finden wir zwei George, welche gegen die 
Ttirken auslugen; einen Wolf Georg, der 
jii32 in der Schlacht bei Liiyen rodtlich ver» 
mundet wurde; Hans Christoph, welcher 
mit heidenmafliger Ausdauer die Veste Ko> 
chersberg gegen die Franzosen halt; den Io> 
hanniier Cajetan August, dessen Andenken 
durch die capitale Inschrift seines Grabsteins 
bewahrt wird. — Auch die p f 1 e g e der 
Nissenschaft fand in diesem Geschlechte 
eifrige Vertreter. So beschaftigte sich Graf 
Franz Joseph mit classischen Studien, und 
Graf Ernst Heinrich widmere sich, wie 
sein dandschnf cllchcr Nachlafl un Gratzec 
Landschaf tsarchiu bezeugt, wstorischen Forschungen, 
war aber dabei auch der Muse nicht 
abhold, die ibn ebenso A u eigenen Schopfun» 
A en begeisterte, wie zur Verdeutschung fran» 
'"oftscher Autoren anregte, welche damals als 
Klassiker galten. — Was nun die Frauen 
dieses Geschlechtes, sowohl die Tochter des 
Hauses als die Schwiegertochter, welcke in 
die Familie durch die C'he gelangten, betrifft, 
so heirateten ebenso die Ersteren in die an> 
sehnlichsten Familien Oesterreichs , wie Letztere 
solchen angehorten, und wir finden unter den 
mit den W i 1 d e n stein verwandten Ge« 
schlechter. ! die Namen T d u r n . Welzer, 
H erbe rstrin . Saurau, walle uNei n, 
Teuffenbach . Att e m u . .'"euischa ch, 
Aduendurg. SteinpeiB . Tiauttmana« 
d o r f f . Gloyach. Z o 1 1 n e r . Wagens» 
ber A , 2. ckrattenb a ch . W u r m brand 
u. a. — Waii die Wiirden und Aemter 
dieses Geschlechtes anbelangt, so fuhlten und 
fiihrten sich die Wildenstein, ehe sie durch 
Diplome Bestatigung ihres alten Adels er< 
langt und gesichert hatten, als Edle und 
Herren. Einige Zeit hatten sie von dem 
Schlosse Sonnegg (Sunegk) in Karnthen den 
Namen angenommen und schrieben sich von 
Sunegk. aber mit Diplom aao. Villach 
26. Juli 1471) nahinen sie unter s . leichzeitiger 
Aenderung der Faibe des Wappenschildes 
von WeiB in Noth den uon Alters her iiber» 
kommenen Namen Nildenstein an, den 
sie fortan behielten. Dann erlangte der inner* 
osterreichische Hostammerrath Johann Franz 
mit D i p 1 om aac> . t 3 . M a r z 1649 den F r e i - 
h e r r n ' . nut einem anderen clao. j8. Marz 
1<>78 den Orafenstand mit dem Praoicate 
Freil'err auf Wildback und . "alsdorf. 
Herr zu Sch a cb en th u rm rmd Liedoch; 
dem Landeshauptmann Johann Joseph 
und den Sohnen dessen alteren Bruders 

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Franz Christoph verlieh aber drr Baiser, 
nach dem Erloschen des Geschlechtes der 
Eggenberge, da5 Obc-rftkamn: ereramt 
in Ttrirrmalk. — Ueber den ausgedehnten 
Grundbesir> der Familie gibt 3 cd mutz 
in der uiuen citirten Quelle ausfuhrliche 
Nachricht . l"Beckh -Nidmanstetter (L.) . 
Denkstein Tieamunds oon Wildenstein im 
Schlosse Wildbach in Steiermark (Wien 
18?". Hof- und Ttaatsdruckerei 8",. i" 2,). 
— Tchmul; (Karl) . Historisch»topoacapbi« 
sches Lerikon ron Steiermark (Gratz <8!i2, 
Kienreich, gr. 8".) Vo . IX', S. ljsso — Hellbach 

(Johann ("dristian von) . Adelalerikon 

oder Handbuch iiber die historischen aenealo» 

qischcn Nachrichten vom hoben und niederen 

Adel. besonders in den deutschen Bundes ' 

staaten u. s. w. (Ilmenau j 82 6 , B, F Voigt . 

tj".) Bd. II,". 744. - (Z edler's) Uni. 

uersal - Leriron 66. Bd. (1748) . 3p. 824 

bis 331. M n un"ezuein reichhaltiger Literatur 

auf Tp. 830 "j 

I I . Einige dlsouders ytruorrl A cndc Sprojsen 

dieses Vrscl) 1 . echtcs . i. Caielau s>lebe die be< 

sondere Biographie 3. i48", — 2 Cajetan 

August (geb. 170.1. gei't. «. Janner 171, '4) . 

ein Hohn des Grafen I u h a n n (shristopd. 

welcher oon 4714 bis zu seinem am 1?. Jan» 

ner 174'" erfolgten Tode Statthalter uon 

Innerosterreich gewesen. Graf Cajetan 

August war zuletzt (Homthur des deutschen 

Ordens in Laibach, und in welcher Weise er 

diese Wiirde 'versah, verkiindet die folgende 

Inschrift seines Grabsteines . - „ 6 i 2 t A vi A tor' . 

liio q.ui«i>«it i-Sversucii25 . a,o «xceUonliaa. 

1>NU2 vilUL .".uz;u3Uu. Qa"et,. 8. L, . I . ec, ' 

M62 tie vt iQ ' VVilcikNZrLiu, cyl?. ora. 

I ' eut . 6<iue8 bailiviaL ."ULt,rias couLil. 

A aie VI. "au. 2,ot3.- 

Na LUU6 IiXI inoi-tuuL 6Lt, ut LemVer 

viversr, c"uig. vixit ur moriturns aa aesi» 

clorium l'eutonioi araini Qon aiu, g.6. rs« 

I>61." — 3. Ernst Heinrich l"siehe die be< 

sondere Biographie S. 430) . — 4. Franz 

Joseph (geb. zu Oratz2<. October 1774. gest.? 

iN) Georg 148 Wildenftein, Heinrich 

ii>. Hlai ll>Ui>) . rin Sohn des Grafen Ernst 

Heinrich 1 siehe diesen 3. 130" aus desftn 

("he mit Maria Thereii a Grafin Thurn« 
Valsassina. bekleidete die Stelle eines 
stei er markischen AusschuBwtheo und deschaf 
tigte sich mit classischen Studien, wie es seine 
Uedersetzung einer Schrift des Jesuiten Jean 
R a p 1 n (geb. !621, gest. 168?) bezeugt. I m 
ersten Bande der in letzter Ausgabe 172" 
erschienenen „Oeuvres" dieses Jesuiten besin» 
den sich dessen Vergleichungen des Demo» 
sthenes mit Cicero, des Thucydides 

mit TitusLivius , des Plato mit Ari« 
stoieles und des Homer mit Virgil . 
Diese letztere ist es. welche den Grafen be» 
sonders anzog. Sie erschien unier dem Tiiel: 
„Vergleichung des Homer mu dem Virgil, ' , 
Auo drm Franzosiscnrn" < Augsburg 1766. " 

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, A ran A t'loer. 8".». Da >n dem namlichen Vei' ! 
luge 1766 auck die ' s ei>Ueichung deo Demo» 
sthenes mii Cicero und 1767 die des 
Tducydides mit ''jiviuS desselben Jesuiten 
erschienen find, so liegt es nahe . den Grafen 
auch fur den Uebersetzer dieser zwei Schriften 
zu halten. Des Grafen Ehe mit Christine 
geborenen Grasin l.'engheim blieb kinderlos. 
Sein Bruder Ernst I g n a z . Benedicriner 
in Adinont, mii dem Klosternamen Sieg» 
mund, schloB 1814 die Kalsdorfer Linie 
dieses Geschlechtes . — 3. Georg, allem 
Anscheine naa» ein Sohn des Nicolaus aus 
dessen Ehe mit Nrsula von Oberburg, 
war ein Kriegsmann in der ersten Halfte des 
sechzehnten Jahrhunderts ; wahrscheinlich der» 
selbe, von welchem in der '"Nistorik Hun- 
Akloi-." des ungarischen Chronisten Ist» 
vli.nkn 3. 176 berichtet wird, daB er gegen 
die Tiirten als General gekampfr, in einem i 
Treffen 1544 gegen dieselben ungliicklich ge< 
wesen. iiuf der Flucht uon ihnen verfolgt, in 
einen Wassergraben gesprungen und vom 
Ertrinken nur dadurch gerettet worden sei, 
daB Stephan Baletitius , der ihm nachge» 
lprungen, ihn an dem langen Barie — das 
Haupthaar war geschoren — erfaBt und her« 
ausgezogen habe . Hauptmann von Beckh« 
Widmaustetter gedenkt in seiner oderwahnten 
„Monographie" iiber den Grabstein Sieg« 
munds von Wildenstcin auch noch zweier 
George aus der Zeit, als die Wilden« 
stein noch in Kornchen ansassig waren, welche 
Neide an der ersten Tiirkenbelagerung Wiens 
<229 Antheil genommen und deren einer, wohl 
der vom Ertrinken gerettete, spater. 1536. als 
Aelomarschall die steirischen. karnthnerischm 
und krainerischm Kriegsvolker widrr die 
Tiirken fiihrte. — 6. Hans Christoph (geb. 
1389, Todesjahr unbekannt), ein Sohn Chri» 
stophs und Enkel S i g i 6 munds. war nach 
Hauptmann Beckh ° Widmanstetter ' s Mo» 
nographie iiber das Geschlecht der Wilden« 
stein Rath des Erzherzogs Leopold, da» 
maligen Bischofs von Strayburq und Passau, 
und Oberschulthelt z in Elsafl ' Zabem. Als Ve» 
fehlshcwer am Kochersberg hielt er drei fran» 
zosische und schwedische Belagerungen aus, 
wurde in der letzten schwer verwundet und 
gefangen genommen, widerstand aber. ein 
wackerer, dem Kaiser und Reich treu erge. 
bener Kriegsheld, alien Velloctungen zum 
Treubruch. Aus zwei Ehen. mit einer von 
Ieuenftein und Clara Anna Ullorms von 3chaf» 
follsheim, hinterlieB er nur Tochter, deren 
eine, A m a 1 i e , mit einem von Elsenheim 
vermalt war. und mit deren Tode dieser 
deutsche Zweig der Wildenstein erlosch. 
— 7. Heinrich, der in der zweiten Halfte 
des vierzehnten Jahrhunderts lebte und auf 
unserer Stammtafel, da seine Abstammung 
nicht festgestellt werden kann. nicht ersichtlich 
ist. starb als Bischof von Piben. dem heu» 
tigen Pedena in Istrien. urn 1396. Gr ent» 

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stammt den in Karnthrn seflhaft gewesenen 
Wildenftein; Nghellus aber in seiner 
„WUiH 22>ci-!>." Bd. V, S. 381 laJit ihn aus 
Bohmen oder Mahren geburtig sein. Hein» 
rich trar in den Augustinerorden, in welchem 
er verschiedene Klosteramter bekleidete, bis er 
I; 184 Bischof von Trieft wurde. I n dieser 
Stellung berief er 1394 eine Diocesansynode, 
auf welcher er anordnete, daB jeder Priester 
seiner Diocese die gelesene Messe mit den 
Worten: „ad omni kcivpi-sitat« oustoai er 
beschliefien solle. Der Einfall der Venetianer 
in das Bisthum, in welchem dieselben ubel 
hausten und den bischof lichen Palast aus» 
pliinderten, gab ihm Veranlassung, den Schlufl 
des Meflopfers mit angefiihrter Clauscl anzu» 
ordnen. Zur Zeic, als Heinrich d'e Bischofs» 
wurde in Trieft versah, war Erzherzog Leo« 
p o 1 d I I I . der Gerechte in einen Kampf mit 
dem Geschlechte von (aarrara urn die Tre« 
viser Macht und mit den Venetianern urn 
den Vesitz der Stadt Trieft verwickelt, welche 
sich ichlieBlick drm Erzherzog unterwarf. 1396 
wurde Heinrich aus dem Bisthum Trieft 
in das von Piben ijbersetzt, soil aber da» 
selbst bald das Zeitliche gesegnet haben. 
lValviisor . Ehre des Herzogthums Krain,^ 
Mildenftein, Johann Joseph 149 Mildensiein' 1 Cigismmid 
VIII, Buch. S. 679 und 686.) - 8. J o - 
hann Franz (gest. zu Gratz 18, Octobe: 
1678) . ein Sohn Georg Siegmunds und 

der Margaretha von Steinpeih, die er 
Beide in noch jungen Jahren verlor, wurde 
der Begriinder des Glanzes des Hauses 
Nildenstein . in welches er die Frei« 
Herren» und Grafenwiirde brachte. Er 
befand sich im Gefolge des kaiserlichen Bot 
schafters Johann Anton Fiirsten von Eggen 
berg, als dieser 1644 in besonderer Mission 
nach Rom geschickt wurde. Er war durch 
23 Jahre innerosterreichischer Hof kammerrath 
und fiihrte durch langere Zeit die Prasidentschaf t 
des steiermarkischen Verordnetenamteo . 
I n Wiirdigung seiner Verdienste erhielt er 
die geheime Nathswurde, mit Diplom acio. 
Marz 1649 den Frei Herrn» und aclo. 
18. Janner Itt7t» den Grafenstand mic dem 
Pradicate Freiherr auf Wildbach und 
Kalsdorf, Her: zu Schachenthurm und 
Lieb och. Er schloB dre» Ehen. welche aus 
der Stammtafel ersichtlich sind. Aus der 
zweiten mit Iidonie Nagbalena verwitweten 
Freiin von Nindorf hinterlieB er den 
1646 geborenen Sohn Franz Christoph, 
den Stifter der alteren Kalsdorfer Linie, 
welche schon in der dritten Generation mit 
dein Admonter Benediktiner und Stiftshof» 
meistrr Ernst I g n a z erlosch. Zu Gunsten 
dieser Linie errichtete Franz Christoph 
in seinem Testamente Sao. 15. October 1677 
das Familienf ideicommiB , welches er mit der 
ansehnlichen Herrschaft Kalsdorf bei I lz do« 
tirte, die ihm seinr erste Gemalin Varbara 
Freiin von 2cheil zugebracht hatte. Ueber 

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den Sohn aus des Grafen Johann Franz 
dritter mit Naria Clara Freiin von Vlouach 
geschlossenen Ehe, I hann I o s ep h . wel« 
cher der Stifter der jungereu oder Wild» 
bacher Linie der W i 1 d e n st ein ist, siehe 
den folgenden Artikel Nr. 9. — 9. Johann 
Joseph (geb. 12. Februar 1668. nach An» 
deren schon 1662. gest. 6. Marz 1747) . ein 
Sohn des Grafen Johann Franz aus 
dessen dritter Ehe mit Nana Clara Freiin 
von Glou.ach. wurde 1698 innerosterrelchischer . 
1704 kaiserlicher geheimer Rath, am 26. No< 
vember 1713 Nachfolger dee Johann Caspar 
Grafen Cobenzl in der Stelle des Landes» 
Hauptmanns in Gorz. in welche ihn der 
Laibacher Bischof Franz Karl von Kaunitz 
sPd. XI, S. 64. Nr. 7) und der damalige 
Statthalter Leopolo Adam Graf Stras« 
soldo einfiihrten. Mit welcher Umsicht er seine 
Wiirde bekleidete, und wie er sich in derselben 
allgemeiner Beliebtheit erfreute, bezeugt sein 
Zeitgenosse, der Geichichtsschreiber der Graf» 
schaft Gorz <5arlo Morellidi Schonfeld, 
der iiber JohannJoseph schreibt: 
yd i <Fori2iani i-i A U2 , rciu, vHnw uoms laro 
0081 UMil.NO, cK.6 NON LI 1-3 . WiliN . V2, 116' 81wi 
p iii loi'ti risentimenii eke la nsekssitii, e<l 
i i ' s »udlioo oraine, ok6 li a, sttii, vs . nc) " . 
Nachdem er sechs Jahre sein Amt verwaltet 
hatte, bat er im November 1721 den Kaiser 
urn seine Enthebung, welche ihm auch in 
Gnaden gewahrt wurde. Nun erfolgte seine 
Ernennung zum Beisitzer des geheimen Rathes 
in Oratz. Als dann sein Nachfolaer in der 
Landeshauptmannschaf t von Gorz. Franz 
Anton Graf Lantieri . am 28 Janner 1729 
mit Tode abging, berief ihn der Kaiser zum 
zweiten Male auf diese Sielle, welche er 
dann dis Februar 1732 behielt. Dem Grafen 
Johann Joseph wurde im Juli 1718 
zugleich mit den Sohnen seines Bruders 
Franz Christoph das nach dem Abgange 
der Eggenberg erledigte Oberst«Erbkammereramt 
in Sieiermark verliehen. 

Graf Johann Josep h ist der Erbauer des 
ansehnlichen Hauses in Gral;, welches zur 
Zeit als allgemeines Krankenhaus in Ver» 
wendung steht. j69o vermalte er sich mit 
Narin Iuliana Freiin Zollner, Witwe Michael 
Weikards Grafen Vetter von der L i 1 i e , 
welche ihm die von diesem ererbten Herr» 
schaften Nindisch « FeistriB und Tiisser in 
Untersteier zubrachte, und wurde mit ihr der 
Stifter der jiingeren oder Wildbacher 
Linie der Grafen Wilden steifn, welche 
gleich der alteren in der dritten Generation, 
und zwar mit C a j e t a n fliehe diesen 
S. 143) erlosch. Von den aus dieser Ehe 
entsprossenen ache Kindern wurden die Tochter 
meist Nonnen, von den Sohnen pflanzie I o» 
hann -Mar Produs diese jiingere Linie 
fort. A Uo?-6 A i' c?/ Hoiion/e/H A a?-io A . latoi-ia 
6,611». Oonrea, ai <3cn'i2iu. (<3c»ri2i2. 1833, 
katsriiaM, dr. 8".), Vol. Ill, 9. 58 und 59.) 

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— 10. Tigismund von W i 1 d e n steint ebte 
im sechzehnten Jahrhunderte und starb auf 
dem von ihm 1540 erbauten Schlosse Wild» 
bach in Steiermark am t9. Juli 1370. Ein 
Sohn des Nicolaus von Wilden stein 
aus dessen Ehe mit Ursula von Oberȣ 

WildeMlein, Zheodorich (Dietrich) Mildenstein, Ernst Heinrich 
burg, ist er der Begriinder des nackmals 
; u ansehnlichem Besiftc A elan>Urn Geschlechtes 
der Wilden stein in der Steierniark, Im 
Apr'l 13; !2 ubernahm er die Hauptmann» 
schaft Iaunegg in Untcrsteier von deni Vf A nd« 
inhaber Achaz Schrott von Kindberg. 
Hauptmann ; u Pettau, gemeinsckaf tlick mit 
seiner ersten Gattin Elisabeth von Falmtjaupt 
pflegeweise. Darauf wurde er Pfleger zu 
Plankenwari bei Grah. Nach seinem Schlosse 
nannten sich die Grafen Wilden stein in 
der Folge auch A recherren oon Wild dach. 
I n Steiermarks schonster Gegend, hart an 
der (Hienze der Bezirke Deucsch-oandsderg 
und Stain; ain <>'ii: A an A e in da6 Duellen» 
A diet der roi'en LaBnil? A ele A en. ist eo das 
eriie eiaentl:a'e B'.sl A l'inu der aus Xarntden ! 
n.ick Steiermark iiderftedt ' Iten Herren v AA A 
Wildenstein, welchc in der F.'l.;e ininier A 
mehr an Macht und Ansehen zunahmen und ! 
;u dei A bedeutendsten Geschlechtern oea letzteren A 
Landes zaolten. Karl Schni in seinem ! 
, . Historisch>topograp ! ' ische ! i A erikon oon Tteier A > 
mark" fiihrt un 4. Bande . T. U60 und 36t ! 
die Reihe der Vefttzun<,en der Wildenste : n A 
auf. Aus seinen vier h ' den mit 1) Elis>,lietl) > 
von Falmhciupl, 2) Helene von 5pangsiein, ! 
1>) Afra oon 5aur>nl und 4) El>u von ?lichelberg ! 
war Tigisinund Vater oon z A n Kindern. ! 
Die drei 36dne auij dritter ssde. Primus. ' 
Leont?ard und Tdeodorich. stifteten drei 
Zweige, oon denen jener deii Primus schon 
in dessen (5 ' iikelincn, jener des A eondard in 
dessen Kindern erlo>ch. Theodorich aber 
pfianzte nur 2 a r a h uon Teuffenbach« 
HtanrHofen, verwitweten Helfreich Frei» 
dcrr von Kainach. den steirischen Haupt» 
stamm der Wilden st e in fort; Adam, 
ein Sohn aus vierter Ede, trat in den iDrden 
der 7'vhan-niter und fand seinen Tod im heiligen 
Lande; ( A 'bristoph aber ging nach 
Deutschland und griindete dort eme eigene 
Linie, die jedoch bald erloschen zu sein scheint. 
Einer von seinen Tohnen. Schweikard 
Sigismund, starb am 28. September 
1672 als Domherr zu Regensburg; uber den 
anderen. Hans Christoph, stehe Nr. 6 das 
Nahere. — i 1 . Theodorich (Dietrich), 
ein Sohn Sigismunds auo dessen dritter 
Ehe mit Afra uon S a u r a u , vermalte 
sich am 9. Janner 1373 im Landhause zu 
Gral; mic 5un,l) von A u j f tnbach-Nll A ryosei ! 
und lebte mit ihr in Wildback, wo er 
am 2i. August 1394 das Zeitliche segnete. 
Nach seiner eigenen Bestimmung sollte er in 
der Kirche ;u St. Florian bestattet werden, 
da aber der damalige Bischof uon Lauant 

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Georg 11,2 tob aus von P a lm burg 
das BegrabniB daselbst nur unter der Vedin» 
gung: „es werde den ein Vierttel Wein» 
gartten der Kirche dahin gestief ft " , gestatten 
wollte, so lieB idn seine Witwe in seiner 
Vogteivf arrkirche Gams, und zwar infolge 
der BegrabniBf ragt erst am 20. September, 
also vier voile Wochen spater, zur Ruhe bei» 
setzen. Der einziae Sohn Georg Sieg« 
mund. der von sechs Kindern die Eltern 
iiberlebte, pflanzte mit Margarethe uon 
SteinpeiB den steirischen Stamm der 
W i 1 d e n st ein in seinem Sohne Georg 
S i e g mund fort . 

III. Ninppen. D e verschiedenen Darstellungen 
beschreib: das Zedler'sche Lerikon im Artikel 
liber die Wildenstein. Das Wappen der 
steirischen Wildenstein ist in Roth ein 
goldener gebogener GreifenfuB mit sich daran 
schlieBendem lintsgewendeien Fluge. Auf dem 
getronten Helme wieixrdolt sich die Wappen« 
sigur . 

Wildenstein, Vrnsr Hemrick Graf 
(Gesa>icbtsf orscker und Genealog, 
geb . in Gratz am 10. Janner j?08, 
gest. daselbst am 23. Februar 1?68) . 
Von der a 1 t e r en oder der K a 1 sdorfer 
Linie. Ein Sohn des Graf en Franz 
August , Prasidenten der steirischen 
Landschaft, aus dessen Ehe mit Maria 
Theresia Grafin Tattenbach, genoB 
er eine sorgfaltige Erziehung und hatte 
den beriihmten Sprachf orscher I . S. Val. 
Popowitsch >M. XXIII, S. 408' s j, 
der auch ein Steirer war, durch drei 
Jahre zum Hauslehrer. I m Alter von 
21 Jahren unternahm er die in vornehmen 
Familien iibliche Cavalierstour , 
mit welcher die bis dahin nach theoretischer 
Seite durchgef iihrte Erziehung 
durch Reisen und Verkehr in fremden 
Landern und mit fremden Menschen 
praktisch vervollstandigt und abgeschlossen 
werden sollte. Nach seiner Riickkehr trat 
er bei dem steiermarkischen Landrecht in 
den offentlichen Dienst und wurde Land-^ 
w) Ernst Heinrich Wildenjiein, Ernst Heinrich 
rath. Sein Beruf lieB ihm aber geniigende 
MuBe, seine Zeit in geschichtlicher 
und vornehmlich genealogischer Richtung 
zu verwerthen. So ward er, wahrend er 
seine Besitzungen selbst verwaltete, ein 
eifriger Geschichtsf orscher , ein emsiger 
Urkundensammler und war iiberhaupt 
ein Freund und Forderer der Wisienschaf ten . 
Ein warmer Patriot, verband 
er mit umfassenden Kenntnissen groBe 
Liebenswiirdigkeit im Umgange . Der bekannte 
steirische Geschichtsf orscher Chor- 
Herr Aquilinus Casar M . I I , S. 228" 
aus Voran bemerkt ausdriicklich, daB er 
vom Grafen Wildenstein bei Bearbeitung 
seines Geschichtswerkes ^.unAleb 
auc:atu8 st^rins" auf das wirksamste 

Seite 224 



Wurzbach5 6 . txt 
und mit groBer Liberalitat unterstiitzt 
worden sei. Die Ergebnisse der emsigen 
Nachf orschungen des Grafen in der 
Landes», Adelo- und Personengeschichte 
der Steiermark befinden sich ungedruckt 
im Landschaf tsarchive z-u Grcch. Der 
Biograph denkwiirdiger Steiermarker Io' 1 
hann Baptist von Winklern zahlt dieselben 
namentlich auf, und es sind folgende: 
„Landessammlungen des Herzog 
thums Steiermark", in 20 groBen Ab» 
schnitten, in welchen sich unter anderen 
auch eine sehr groBe Anzahl treuer Copien 
von den im Lande gefundenen Denk« , 
steinen befindet; — ' N oU6otaily6 oliw- A 
iwloFico-IiiLtoriog . des alt- und neuen 
Steiermarks " , eine Chronologie sowohl 
geistlicher als weltlicher die Steiermark 
betreffenden Begebenheiten nebst einer 
synchronistischen Darstellung anderer 
Merkwlirdigkeiten; — „Tabellarbuch 
des alten Adels der Steiermark mit 
10 6 Stammbaumen" ; — „Neuere 
Ahnentafel verschiedener noch lebender 
Geschlechter " , an die Ahnenbuchec des 
steiermarkischen Archivs sich anschlieftend 
und iiber die Halfte des achtzehnten 
Jahrhunderts reickend; — 

— „Beschreibung seiner Reise" ; — 
„ZweiunddreiBig zufallige Dichtgedanken 
in einsamen Stunden verfaBt"; — „Ver' 
mischte Gedanken in italienischer , deut ' 
scher und lateinischer Sprache" ; — 
„Deutsche Uebersetzung der italienischen 
Singspiele des Pietro Metastasio" ; 

— „Deutsche Uebersetzung aus dem 
Franzosischendes „„Belisar"" vonMar» 

m o n t e 1 " ; — „Uebersetzung aus dem 

Franzosischen der Trauerspiele von Ra» 

cine in deutschen Versen" und „Deutsche 

Uebersetzung in Versen der Metamor» 

phosen von Ovidius" . Auch der Ge> 

schichte seiner eigenen Familie stand er nicht 

theilnamslos und gleichgiltig gegenijber, 

und im genannten Archiv befinden sich 

von seiner Hand nicht nur eine Sammlung 

Ooll, 6at2.n6H 6i j ) IoniA. ti, ol) - A6N33.» 

lc>Fi«0 ' di«tol-i«H des Hauses der Reichs» 

grasen von und zu Wildenstein und 

ein genealogischer Stammvaum des Geschlechtes , 

sondern auch Nachweisungen 

verschiedener aus den von Wilden stein 

entstandenen anderen Familien. Der Gras 

war Mitglied der gelehrten Akademie 

von Roveredo und der damals bestande' 

nen Ackerbaugesellschaf t von Steiermark. 

Am 4. October 1740 vermalte er sich 

mit Maria Theresia Grafin Thurn- 

Valsassina (gest. 20. Juli 1763), aus 

welcher Ehe mehrere Kinder entsprossen 

sind. Der eine Sohn, Franz Joseph, 

hinterlieB aus seiner Ehe mit Christine 

Grafin Lengheim keine Kinder, und 

deffen jiingerer Bruoer Ernstlgnaz trat 

Seite 225 



Wurzbach5 6 . txt 
in das Benedictinerstift Admonr, in wel» 
chem er den Klosternamen Sieg mund 
annahm und Hofmeister im Stifte wurde, 
wo er am 16. Mai 1814 starb, worauf? 
Wildenkeiner , die 132 Wilder 
mit ihm die altere (oder Kalsd orfer) 
Linie der Grafen von Wilden st ein in 
Steiermark erlosch. 

Wlnklern (Ioh. Bapt . von) . Biographische 
und literarische Nachrichten von den Schrift« 
stellern u. s. w.. welche in dem Herzogthuin 
Steiermark geboren sind (Gratz t8t0. 
Franz Ferstl. kl. 8".) S. 236. - Steter« 
markische Zeitschrift. Redigirt von 
I>r, G. F. Schreiner. Dr. Albert uon 
Muchar. C. G. Ritter von L e i t n e r . 
A. Schrott er t Gratz. 8".) Neue Folge. 
V I . Jahrg. (134<). Heft 2. Seite 67. - 
Oesterreichische Nati o n a 1 ' Ency kl o» 
padie von G r a f f e r und Czikann (Wien 
5»" . ) Bd. V I , S. <51» 

Wildensteiner , die. Unter diesem Namen 
ist eine fur die Culturgeschichte 

Oesterreichs erinnerungswerthe Rittergesellsch ' af t 
bekannt geworden, deren 
Hoch» und GroBmeister Hans von 

Oesterreich, der Thernberger, kein Geringerer 
als ein Prinz unseres kaiserlichen 
Hauses war, der allgefeierte Erzherzog 
Johann. Von Fiirsten finden wir noch 
den GroBherzog Karl August von 
Sachsen-Weimar unter den Mitgliedern; 
der hohe Adel ist durch Namen, wie 
Aichelburg, Deym, Forgoes 
Nimpsch, Kellersperg, Hardegg, 
Hornstein, Konigsbrunn, Braun, 
M o r z i n , Sommerau, M e t t e r n ich, 
Iacomini, die Kunst durch Karl 
RuB, Kupf erstecher Schmutzer, Ios. 
Fischer vertreten; auBerdem gehorten 
Geistliche, hohe Staatsbeamten und 
Schrif tsteller den Wildensteinern an. 
Die Griindung der Gesellschaft fallt in 
das Jahr 1792, aufgelost wurde sie auf 
des Kaisers Franz ausdriicklichen 
Wunsch, der so ziemlich einem Befehle 
gleichkam, mit einem Schreiben aao. 
Wien 30. April 4823 des damaligen 
niederosterreichischen Regierungsprasidenten 
Augustm Reich mann Freiherrn 
von Hochfelden an den Griinder und 
Vorsteher der Gesellschaft Steiger von 
A mstei n. Ueber Letzteren ist im 
38. Bande dieses Lexikons, S. 15, sowie 
iiber einzelne besonders denkwiirdige 
Mitglieder, welcbe das Wesen der Gesellschaft 
erkennen lassen, wie iiber Joseph 
Schnepf leitner (Burgvogt Kuno) im 
3 1 . Bande, S. 30 und Ferdinand von 
Wetzelsberg im 35. Bande. S. 187, 
nahere Nachricht gegeben worden. Das 
Ausf iihrlichste iiber die Gesellschaft theilt 
aber ein Ungenannter mit im „Geschichtsund 
Erinnerungskalender " (Wien, 4".) 

Seite 226 



Wurzbach5 6 . txt 
Jahrgang 1831, S. 142—173 in dem 
interessanten Artikel: „Die Wilden» 
steiner Ritterschaft zur blauen 
Erde. Nach den Originalurkunden zum 
ersten Male verfaBt," welchem Artikel auch 
ein VerzeichniB der Personen beigefugt 
ist, welche A ir Gesellschaft gehorten. Es 
ist ein interessanter Beitrag zur Cultur» 
geschickte des Kaiserstaates und zur Ge« 
spenf terstherei nach dem in der Monarchie 
und in Deutschland naa> den Bef reiungskriegen 
neu erwachten Leben, welches sich 
freilich bald ernijchtern sollte. Ein solches 
Ernijchterungsmittel war eben auch die 
„gewunschte" Auflosung der Wildensteiner . 
Mlder, Georg Christoph (Zeichner, 
Maler und Radirer, geb . in Niirn> 
berg am 9. Marz 1794, Todesjahr un» 
bekannt) . Nagler und Andresen nennen 
ihn Georg Christian. Hor» 
mayr Georg Christoph. I n seiner 
Vaterstadt war er mehrere Jahre lang 
Chorschiiler bei St. Lorenz und bildete 
sich unter ausgezeichneten Lehrern mit 
besonderem FleiBe in den Humanitats- 
Wissenschaf ten . Zugleich zeigte er Liebe 
zur Kunst und nahm bei dem Director 
Zwinger den ersten Unterricht im Zeich»^ 
Milder 453 Milder 

nen, spater setzte er seine kiinstlerische 
Ausbildung unter A. Gabler fort, und 
auch der beriihmte Kupferstecher R e i n d 1 
blieb nicht ohne EinfluB auf Wilder 's 
Entwicklung in dieser Richtung. Als Io« 
hann Adam KleinM.XII,S. 38, 
Nr. 8 A >, der nachmals beriihmte Thierund 
Landschaf tszeichnec und Kupf ersiecher, 
im Jahre 1811 nach Wien ging, 
urn sich daselbst an der Akademie auszu 
bilden, ward unser Kijnstler durch allerlei 
Unfalle zuriickgehalten, ihn zu begleiten, 
und blieb in Niirnberg. Dahin aber 
waren inzwischen R e i n d 1 , GeiBler 
und Gutenberg aus Paris zuriick« 
gekehrt und hatten in die altbewahrte 
dortige Kunstakademie ein neues Leben, 
und infolge ihrer Ausbildung in der 
Seinestadt kijnstlerischen Aufschwung gebracht . 
Wilder lieferte nun malerische 
perspektivische Handzeichnungen mehrerer 
Kirchen und Kloster Niirnbergs, die, 
mittlerweile zerstort, nur noch in seinen 
Blattern erhalten sind; eine Ansicht des 
Regensburger Domes fur das Taschenbuch 
von Niirnberg u. d. m. Auch arbei« 
tete er MehrereS fur Wiebeking und 
andere kundige Sammler. An den Bau» 
denkmalern in Erfurt, Hannover, Naumbiirg 
und anderen Stadten, welche er 
auf einer Reise besuchte, nahrte er seinen 
kunstlerischen Geist und Geschmack filr 
altdeutsche Baukunst, in deren Zeichnungen 
und Stichen er sich bald als einer 
ihrer kundigsten Nachbildner erwies. 

Seite 227 



Wurzbach5 6 . txt 
Endlich im Mai 1819 sollte sich sein 
langst gehegter Wunsch erfiillen, Nien zu 
besuchen, wo sich damals eben die Klein» 
kunst des Kupf erstiches besonderer Sorg. 
fait erfreute. Er trat sofort in die k. k. 
Akademie der bildenden Kiinste und blieb 
in Wien nahezu 14 Jahre, bis 1832. 
Aus dieser Zeit stammt eine groBe An» 
zahl Blatter von seiner Hand mit Ansichten 
denkwiirdiger Bauten der Kaiser 
ftadt, so fur Hormayr's „Geschichte 
der Stadt Wien", in welcher von ihm 

sind: „Nu Ansicht der uorderen Seite der Stephanzkirche 
mit den beiden Heidenthnrmrn" ; — 
„Nie ZlnZicht des anz geb anten Thurmes oan 
St. Stcphlln uan der sudlichen Seite" ; >— „Nie 
Ansicht des Innern der Eingangshalle neben der 
Gugenischen Gllpelle"; — „Nie innere Ansicht 
der Kirche Maria Stiegen" und „Nie an25ere 
Ansicht dieser Kirche"; — fur das Werk 
Franz Tschischka's „Der St. SW 
phansdom in Wien und seine alten 
Kunstdenkmale" (1832, Fol . ) : 44 gezeich, 
nete und radirte Kupfertafeln und eine 
grofie „Ansicht des Innern des Domes 
gegen den Musikchor hin", welche H y r t 1 
gestochen hat; ferner 13 Blatter verschiedene 
Neberrefte gothischer Baukunst 
in und urn Neustadt und in Obersteyer 
fur I . Schottky; Zeichnungen vom 
Laxenburger Ritterschlof f e, zu einer Mo« 
nographie desselben; dann viele Zeich» 
nungen bedeutender Platze und Bauten 
in Wien, welche in Radirungen von 
Passini bei M o 1 1 o in Wien erschienen 
sind-, die Wiener Stadtbibliothek besitzt 
von Wiener Ansichten nach Zeichnungen 
von Wilder : „Her Zchnieizerhui in der K. k. 
Vnrg" (1826); — „Vie Ingenieurllklldemie" 

(1826); - «Nie Stephan5kirche" , 2 B 1 . 

(1826) ; auBerdem sind von seinem 
Grabstichel bekannt : „N« Gr A ma!, dez 
Ollnrad Geltes im Stephanzdawe" (4^.) ', — 
*„Alte Nenkzaule bei Mener-Neastlldt an der 
Strasse nach Wien" (1823, Fol.); - „Nnz 
Landhaus in Wien" (Qu. Fill.); — A „Naz A 
schWcherhllkthllr in der Kllizelbnrg" (gr. Fol., 
auch Drucke vor der Schrift); — ' „Naz 
AMHllnz in Wien" (1826), als Gegenstuck 
zum Landhaus; — „Maria Stiegen", nach 
einem Aquarellbilde radirt (kl. Fol.); — 
*„Mllrill am Gestade im Pazsanerhute" (1820, 
kl. Fol.) . Auch sind von seiner Hand^ 
Wilder 134 Milder 

noch viele Blatter und Zeichnungen verschiedener 
Ansichten der osterreichischen 
Monarchie, welche er nach verschiedenen 
Ricbtungen durchwanderte, vollendet 
worden; dieselben besitzen bei der Ge> 
nauigkeit, die alle seine Arbeiten aus» 
zeichnet, und bei der Schonheit in der 
Durchfiihrung historischen und kiinst« 
lerischen Werth. Nach seiner Riickkehr in 
die Heimat bot ihm namentlich die an 

Seite 228 



Wurzbach5 6 . txt 
Kunstbauten und sonstigen Denkmalern 
so reicbe Stadt Nurnberg eine Fiille von 
Motiven zu Aquarellen, Zeichnungen und 
Radirungen. Nach seinen Aquarellen und 
Zeichnungen haben dann auch namhafte 
Kunstler, wie Poppel, F. GeiBler 
u. A. gestochen. Von seinen eigenen geist» 
voll ausgefuhrten Radirungen mit Motiven 
aus Niirnberg sind zu nennen: 
*„Nie Fontaine im Hute de5 AathlM212" 
(4 A .); - „Nie SllM5teithiir nun St. Auren; " 
(4 A .) ', — „N115 Portale im Pklllzgraf enstnbchen 
dl2 uon Scheuer lachen Muses" (4 A .) ', — 
„N115 Miinzer'sche Epitaphium unt dem Zanit 
IllhllnnrsKirchhllt ' t" (8*.); — „Ncr untcrc 
Fliiil tlr5 Nraft'schen Farramenthiinschens " 
i ' 8 " . j ; — „Vrr ( A lllllpllrlll und Nechrr des 
Pegnesizchen Nlumenardrns" (4 A .); — „Nie 
Vestr in Nurnberg" (4 A .); — „Nm FnsZe des 
alten Schlusses" (4 A .); — „Znsichten ans der 
alten Naiserburg in Nurnberg mr den Nerauderuugen 
im Jahre ls3)". 2 B 1 . (qu. 4 A .); 

— „Ner Huf dcr alten Rlliarrbnrg zn Nurnberg 
gegen Morgen" (kl. qu . Fol.) ', — „Nurnberg 
nun Sanncnllnigllng ans gesehen" (4 A .); — 
A Vez ZtMsch ! o55er5 Fiachrr Ha 

ulln A lter Vi5chrr) , nur 
im Illt A rc ls)5" (gr. 4 A . ) A - ,»'Han5 
ch H11NL, u»m A inawrz kkijrcht im 
Narz A 853" squ. Fol.); — „Mdien am 
G n ch e lachen HllnZe in Nurnberg ls35" 
(qu. Fol.) ', — *„Nie Ingnatinerkirche in 
Niirulirrg. 1A7Z— A tAs ' A nun Hans Neer erbaut, 
1516 drmlllirt" (qu. 4".j-, - „Nn den 
Nninen der M 6 in Riirnbrrg demolirten Zlngn- 
Ztinerkuchr" (qu. 4".) ', — „ A wizchrn iieni 
Lnniner- nnu Vealnerihnre in Nurnberg" (1849, 
qu . 81>.); — „Zln der Kastei an dem Wuhrderthllre 
in Nurnberg" ( 1 8 t 8 , 4".)' - „AnZicht 
vom Irrhllin bei Nurnberg" (kl. qu . Fol.) ', 

— „Gemalde im Irrhainr bei Uriiit ' z Hak" 
(kl. qu . Fol<) ' — „Wandgemalde anZ A5u h 1> 

gemnth'z A eit", in einem Hause in Nurnberg, 

radirt und color. (1841, qu . Fol.) . 

Aufier diesen Niirnberger Ansichten in 

Radirungen Wilder 's kennt man noch 

folgende Blatter seiner Radirnadel: „Gin 

stehender Mann. Freund M.5.r. (WieZner)", 

6. <7. ?N7<?6?- 2s A s (8".); - „Ztatue 

eine2 Heiligen. Nei St. Zrbald", A . / . 267 7 

s80')- — „Junger Mann in einrr Uandachait 

Zitzend", A "Ms?- ci. 2. A a?i?ia A 2F74 

(8 A .) '. — „Nri dem Nralihng hintcr A51han in 

Tirol", /< N'. Do A e/ma?/?- cks/., <3. 

e. (qu. 8 0. ) ; - „In 

nach F. Kobell, (?. 6'. 

A > . A (qu. 8".) ; - 

„Muhle in Kilchsittenbach" . <3. 6'. HV/c A ?-/. 

262Z (qu. 8".)', - „Nic L-cllr t>r5 l>r. NI . 

Bnthe r im In A nstinerkluzter w A 'rt'nrt" (Fol.); 

— „Kundschaft mit einem alten FtaditlM", 
< A . c'. A N7cle?- A ls A ' s (qu. 8".)-, - „Cine 
gothische Nirchchnr. A lvciOOXVII " (8 A .), 
wahrscheinlich ein Niirnberger Motiv; — 

Seite 229 



Wurzbach5 6 . txt 
„Zeo>5 uerZchiedene K ' andZchllften" (qu. 4 AI . 
und qu . Fol.) ' — „Ftnllirn unn Fchaien 
und Aiegrnk ' af tken . nnch Nirteriri; 161 A " 

(schm. qu . 8".) ', — „Lin Pirrdekapl nach 
der MW, 18"), Nr. 6" (qu. A 2".). Unter 
den im Vorstehenden angefuhrten Radi« 
rungen des Kiinstlers sind die Hauptblatter 
mit Sternlein ( A ) bezeichnet. Wie 
aus obiger Uebersicht erhellt, zeichnete, 
malte und radirte Wilder; einige 
Blatter hat er auch in Tusch ausgefilhrt. 
I n alien seinen Arbeiten aber beobachtete 
er die hochste Sorgf alt ' . und seine 
Aquarellbilder sehen nicht selten aus wie? 
MMgruber, Adolf Mildhack 
Miniaturen, mit solcher Emsigkeit und 
Feinheit ist das Detail behandelt. GroB 
ist die Zahl seiner Blatter, aber leider 
fehlt ein VerzeichniB derselben. Der 
Kiinstler, der iibrigens nicht zu verwech» 
seln ist mit seinem alteren Bruder Johann 
Christoph Jacob Wilder, 
Pfarrer bei St. Peter in Niirnberg, 
einem ebenso geschickten Zeichner und 
Radirer, welcher am 16. Janner 1838 
in Niirnberg gestorben ist, war ein un> 
gemein correcter Zeichner, der insbeson» 
dere in der Perspective mit geometrischer 
Sicherheit arbeitete. Ob er noch lebt, 
was immerhin moglich, wissen wir nicht. 
I n den Kiinstlerlexicis finden wir nirgend 
seinen Tod verzeichnet. 

(Hormayr ' 6) Ai-chio fur Geschichte. Statistik. 
Literatur uni> Kunst (Wien 4".) 1823. Nr. 22. 
T. NU; 1 8 ' "* , Nr. 1 A 6. 2. «21. - Archiv 
fur die zelchncnoen Kiinste. Von Rod. Naumann 
und Nuoolf Weigel. I X . Jahrgang 

(1563) 1. Heft. - N a g 1 e r (G, K. v r . ) . 
Neues allgemeines Kiinstler ' Lerikon () ) iiinchen 
1839, C. A. Fleischmann. 8°.) Bd. XXI, 
S. 440. 

Portrait. Nnter dein Brustadschnitt in Fo^ln 
eines Kreissegments : „G. C. Wilder. Maler 
und Kupf erstecher " . Rosue se. 1839 (kl. 8" ) 
Wildgruber. Adolf lgoistlicher Dich. 
t e r , geb . zu Innsbruck am 26. August 
4820, gest. zu Feldkirch in Vorarlberg 
i834>. Er beendete in Innsbruck die 
theologischen Studien und erlangte 1844 
die heiligen Weihen. I m denkwiirdigen 
Bewegungs jahre 1848 wirkte er als 
Feldprediger der Leutascher Schiitzen, 
kehrte aber, nachdem die Kriegswogen 
sich gelegt hatten, zur friedlichen Beschaf. 
tigung des Lehramtes zuriick und wurde 
Professor am Gymnasium zu Feldkirch, 
wo ihn ein friihzeitiger Tod dahinraffte. 
Heinrich Kurz in seiner unten ange< 
fiihrten „Literaturgeschichte" ist der Erste, 
der auf Wildgruber ' s poetische Gabe 
und Bedeutung aufmerksam macht, denn 
anlaBlich eines Bandes Poesien, der 
unter dem Titel „Geistliche Dichtungen" 

(Innsbruck 1834) erschien, schreibt er, 

Seite 230 



Wurzbach5 6 . txt 
daB dieselben „in leichter und gewandter 
Form tief religiose Empf indungen aus« 
sprechen" . — Ueber einen I . Wildgrub 
er, vielleicht einen Bruder des 
Obigen, berichtet der „Bote fur Tirol 
und Vorarlberg", daB derselbe im Juni 
1837 im Saale des Ferdinandeums zu 
Innsbruck ein gemaltes Glastischchen 
ausgestellt habe, welches, mit aufierstem 
FleiBe und groBer technischer Fertigkeit 
ausgefiihrt, dem kunstsinnigen Verfertiger 
alle Ehre mache . Das Blatt fiigt 
noch bei: es sei nur zu wundern, daB ein 
Mann von so schonen Talenten und so 
feinem Geschmack nicht schon friiher die 
Aufmerksamkeit kunstsinniger Beobachter 
auf sich gezogen habe. Wildgruber 
war damals, 1857, Beamter der k. k. 
Staatsbuchhaltung in Innsbruck. I n 
den Staatsschematismen der Gegenwart 
erscheint sein Name nicht mehr. I n den 
Sammlungen des tirolischen Landes» 
museums in Innsbruck ist unser Kiinstler 
durch keine Arbeit vertreten. 

Kurz (Heinrich) . Geschichte der neuesten deut« 
schen Literatur von 1330 bis auf die Gegenwart 
Ouch als 4 . Nd der Geschichte der 
deutschen Literatur des Verfassers) (Leipzig 
H«72. B. G. Teudner. schm. 4".) S. 1!8. - 
Kehr ein (Joseph) , Biographisch litcrarlsches 
Lerikon der katholischen deutschen Dichter, 
Volks« und Jugendschrif tsteller i>n i9. Jahr» 
hundert (Zurich, Stuttgart und Wiirzburg 
t871. Leo Worl. gr. 8".) Bd. I I , S. 258. 
— Bote fur Tirol und Vorarlberg 
(Innsbruck. Fol.) 1L5?. Nr. t33 im Artikel 
„Kunst" . 

Wildhack, Joseph (BildniBmaler, 
Ort und Jahr seiner Geburt unbekannt), 
ZeitgenoB . Ueber diesen Kiinstler berichtet 
nur Nagler in Kiirze, „daB derselbe 
durch Bildnisse in Aquarell bekannt sei,^ 

Mildner don Maithftein, Ignaz 13 6 Wildner von Miiithftein, Ignaz 
aber auch andere Darstellungen male". 
Thatsachlich lebte ein BildniBmaler dieses 
Namens in den Vierziger-Jahren und 
Anfangs der Fiinfziger in Wien, wo er 
auch die Ausstellungen des osterreichischen 
Kunstvereines 1843, 1846 und 1832 beschickte 
und anfangs sein Atelier in der 
Alservorstadt i Herrengaffe 103), spater 
in der Iosephstadt (Schmiedgasse 229> 
hatte. Was auBer den Bildnissen die 
, anderen Darstellungen" des Kiinstlers, 
welche Nagler andeutet, betrifft, so beschranken 
sich diese nur auf einen Stu» 
dienkopf. Aber als BildniBmaler zeigte 
Wild hack nach dem Ausspruche E i t e 1 - 
berger's in einer ausf iihrlichen Besprechung 
der Kunstausstellung in Wien im 
Jahre 1846 „Talent". Alle weiteren 
Nachrichten iiber den Kiinstler fehlen. 
Nagler (G. K. Dr.) . Neues allgemeines 
Kiinstler. Lerikon (Miinchen 1829. (5. A. 

Seite 231 



Wurzbach5 6 . txt 
Fleischmann. 8".) Bd. XXI, 2. 443. - 
Kataloge der Iahresausstellungen der k. k. 
Akademie der bildenden Kiinste bei St. Anna 
in Wien (8".) 1843. Nr. tUl und 102; 1846. 
Nr. !)1 und 92; 1832. Nr, 215. - Frankl 

(Ludw. Au«.). Tonntagsdlatter (Wien, 8".) 
1846. T. 599. im I I . Artikel: „Ueber die 
Kunstausstellung . Von Rudolf Eitelderger . " 
Nildner von Maithstein, Ignaz 

(Recktsgelehrter und Reichstags, 

abgeordneter im Jahre 1848, geb . zu 

Krumau in Bohmen 181)2, gest. in 

Wien 13. November 1834) . Der Sohn 

eines vermogenslosen Hauptmannes in 

der k. k. Armee, war er fruhzeitig auf 

sich selbst angewiesen. Von der sechsten 

Gymnaf ialclasse an verdiente er sich durch 

Unterrichtgeben seinen Lebensunterhalt 

und lag seinen Studien in Budweis, Linz 

und Wien ob, wo er die Rechte beendete 

und 1832 die juridische Doctorwurde erlangte. 

Hierauf trat er zunachst als Conceptsbeamter 

bei der k. k. Hof kammerprocliratur 

in Wien ein, bei welcher er funf 

Jahre diente, wahrend deren er sein erstes 

Werk „ Ueber die moralische Erziehung der 

hoheren Mnde" (Wien 1834, Mechitaristen» 

Congregation, gr . 8".) schrieb. Neben dieser 

Stellung war er auch ein Jahr lang als 

Supplent des Natur- und osterreichischen 

Kriminalrechtes , wie spater durch drei 

Jahre als supplirender Professor der 

Gerichtsordnung, des Lehen-, Handelsund 

Wechselrechtes thatig. Zugleich verof f entlichte 

er in dieser Periode mehrere 

Werke iiber FideicommiBrecht , Fabriken» 

und Wafferrecht u. s. w. (Die Titel seiner 

Werke folgen weiter unten.) I m Jahre 

1837 wurde er Hof- und Gerichtsadvocat 

in Wien, mit der besonderen Begiinf tigung, 

zugleich das Lehramt fort» 

setzen zu diirfen. Indessen kamen im 

ungarischen Reichstage wichtige finan» 

cielle Fragen zur Erorterung, und man 

benothigte eines Mannes, der in diesen 

Sachen wohl bewandert war. Staatskanzler 

Fiirst M e t t e r n ich, durch Wild- 

ner's Schriften bereits auf den ge> 

wandten und vielseitigen Recbtsgelehrten 

aufmerksam geworden, richtete an ihn im 

Spatherbste 1839 die Auf f orderung, im 

ungarischen Reichstage bei Abfassung des 

Wechselrechtes mitzuwirken. Nun ver« 

fafite W i 1 d n e r fur die zu diesem Be- 

Hufe im Reichstage zusammengesetzte De> 

putation nicht nur den Tntwurf deS 

Wechselrechtes, sondern auch den des 

Verfahrens bei den Wechselgerichten, 

ferner des Handels», Fabriks-, Gesellschaf ts 

», Frachtf iihrer», Intabulationsund 

Cridageset zes , welche fast durch» 

gangig die GutheiBung des Reichstages 

erhielten, worijber er dann auch einen 

Commentar ausarbeitete, den er in zwei 

Seite 232 



Wurzbach5 6 . txt 
Banden herausgab. Die Anerkennung 
fur diese Arbeit bestand von Seite des 
Monarchen in der Verleihung des Adels 
mit dem Ehrenworte Edler und den# 

Mildner don Maithf tern, Ignaz 187 Wildner von Maithftein, I 
Predicate von Maithftein, welche 
ohne sein Ansuchen erfolgte, wahrend 
ihm der ungarische Reichstag das Indigenat 
votirte. Man hatte auch, wie Hofrath 
von Wirkner in seinen „Erlebnissen" 
schreibt, in W i 1 d nerdie richtige 
Wahl getroffen: „Er war der rechte 
Mann, da er nicht nur an Kenntnissen 
und Erfahrungen reich, sondern auch in 
seiner Personlichkeit ein so tactvolles Be» 
nehmen an den Tag legte, daB er sehr 
bald der Liebling des ganzen ungarischen 
Reichstages wurde." Nun verfaBte Wild- 
ner noch die Instruktion fur die ungari» 
schen Wechselgerichte, welche gleichfalls 
die Genehmigung Seiner Majestat erhielt. 
Eine starke publizistische Fehde entspann 
sich, als er in einer Flugschrift die Auf- 
Hebung der Steuerf reiheit des Adels und 
der Geistlichkeit Ungarns erotterte und 
in diesen Privilegien mit Recht ein 
HaupthinderniB des Fortschritts dieses 
Landes erkannte. Wie sehr man in hochsten 
Kreisen seine publizistische Thatigkeit in 
dieser Richtung wiirdigte, beweist die 
neue Auszeichnung der Verleihung eines 
Brillantringes durch Seine Majestat den 
Kaiser. Als im Bewegungs jahre 4848 
die Wahlen fur den Reichsrath ausge» 
schrieben wurden, bewarb auch Wild' 
ner. sich urn einen Platz in demselben 
und wurde fur Krems in Niederosterreich 
gewahlt . I n der Berathung der Grundrechte 
erklarte er in der Debatte iiber die 
Vorrechte des Adels sich bereit, sein ungarisches 
Indigenat sofort niederlegen zu 
wollen, dariiber aber ging ihm der Verfafser 
der „Reichstagsgalerie" , welche da« 
mals bei I a s p e r , Hiigel und Manz 
in 4 Heften erschien, hart zu Leibe, wie 
derselbe denn iiberhaupt auf Wildner ' s 
reichsrathliche Thatigkeit gar nicht gut 
zu sprechen ist, was jedoch bei dem eigent» 
lich pasquillanten Charakter dieser Libelle 
nicht viel bedeuten mag. I n seinen letzten 
Lebensjahren beschaftigte sich Wild ner 
mit hauswirthschaf tlichen Fragen und 
verof f entlichte eine Monographie iiber 
Plattenofen, deren Vortheile und Nut zlichkeit 
er in dieser Brochure nicht genug 
zu riihmen wufite. I n dieser Zeit bereits 
sehr leidend, starb er im besten Mannes« 
alter, von erst 32 Jahren. Aus seiner 
Ehe mit Anna geborenen S p o t h hinter» 
lieB er einen Sohn Eugen ssiehe iiber 
denselben S. t 38 in den Quellens und drei 
Tochter, sammtlich minder jahrig . Wie be> 
merkt, war er auf rechtswif senschaf tlichem 
Gebiete auch schriftstellerisch thatig und hat 

Seite 233 



Wurzbach5 6 . txt 
auBer dem oben angefiihrten Werke liber 
die moralische Erziehung noch folgende 
Schriften herausgegeben : „Das Fideir 
a m m i s s recht nach dem usterr. allgem. 
bnrgerl. Oesrtzbuche nniu mehr als 200 darant 
beziiglichen besonderen Zuordnungen bearbeitet" 

(Wien 1833, Beck, gr. 8 " . ) ; - „Ver Ne> 
weis durch iu- nnd auslandische Handels» 

(Fabriks , Ipathekr») nnd HandmerksbiiHer nur 

osterreichischen Ciuilgerichten" (ebd. 1838, 

gr. 8 A .) ', — ,,Nas osterreichische Fll> 

brikenrecht, mit einem Anhange nber dll3 

Necht der Wasserleitungen?nm Maschinenbetrirbe 

sumnhl als zn anderen Zwecken" (ebd. 

1838, gr. 8 A . ) ; — „Gedanken uber Tiebe 

nnd Accht, Freiheit nnd Zwang, Nnauhllligig . 

Keit nnd Abhangigkeit , Mrichheit nnd Ungleichheil 

drr Nrchte" (ebd. 1839, gr. 8».)'. — 

„ClMretisch-praktislher Oummentar der ant 

dem letzten nngllriZchrn Reichstage ?n Stande 

gekommenen Credits g es rtze, namlich aez 

Wechsel-, Handels., Fabriks-, Gtsellschafts-, 

Fracht-, Iniabnlations- nnd Oridagesrrw" , 

2 Bde. (ebd. 18 4 1, Braumiiller, gr. 8".)'. 

— „Uarl E i n e r t ' s Ontwnri einer Wechselordnnng 

tiir das Konigreich Sachsen num Jahre 

1 1 s A i , beurtheilt nnd mit der ungarischen Wechselurdnnng 

nllm Jahre I3V0 verglichen" (ebd. 

1842, Beck, gr. 8 " . ) ; - „Ungarns Ver-? 

Wildner von Maithstein, Ignaz 138 Mildner, Franz 

n A benithcilt", «Leipzig 4843, 0. W i - 

o nnd ebd. 1849, gr. 8< ' . ) ; - „Gin 

ntirrniaz dc5 FlntzchrittZ in Angurn" 

l. A 43) ' — „Nie nn A llrizchen Pnbliritten 

nbrr dir Bruchurr: (5in MnMnderni55 

l>r5 FllltchMg in Ungarn" (ebd. 1843. Ge» 

rold, gr. 8 " . ) ' — ,,1'riikan aammtiicher 

Worte dl5 asterreich. allgemeinen burgerlichen 

A tLchbuchez mit Angabe aller ParaMphe, in 

welchen ditZelben varkommrn" A ebo. 1843, 

Branmiiller, gr. 8 " . ) ; — „staut und 

Kirchel uder iZt dem Ftllllt5gr51t ze eher zu grlilld 

chen als dein Uirchrngc5rt<e? A A ebo. 1830 

8 A . ) ; — „A.'llnnis,r A rlpi-'achc der bernlMteztel 

alten Griechen ni:t> N'omer mit ilrm Herrn <5urt 

i u 3 in Prag nnd dem Herrn iAnterricht zminister 

liber den osterreichischen Oymullaialplan" (ebd. 

18 3 0, 8 " ) ; — „Nie Piawuulrn, ihr A wrck, 

ihre 5n5aliinirn5eNung, i!)r gebrauch, ilzr grli55> 

artiges il-15 A llrni52 , dil UnnbertrrNichkrit ihrez 

PrinripZ, thearetiLch und praktiach dargeatrllt" 

(ebd. 1832, gr. 8".) . Auch begann er 
1839 die Herausgabe des rechtswif sen« 
schaftlichen Fachblattes „Der Jurist. 
Zeitschrift vorzuglich fur die Praxis des 
ge>atnmten osterreichischen Rechtes ' , dessen 
Redaction er bis an sein Lebensende 
fiihrte und dessen fleiBigster Mitarbeiter 
er selbst war, indem er eherechtliche 
Fragen, interessante Successionsf alle, 
Wechselrechtsstreitigkeiten, einzelne Paragraphen 
des allgemeinen burgerlichen 

Gesetzbuches u. d. m. erorterte. Dr. I . B. 
Tegazzini gibt in seinem „Alphabet ! - 

Seite 234 



Wurzbach5 6 . txt 
schen Register uber sammtliche Aufsatze, 
Recensionen u. s. w. des Juristen" (Wien 
1844, 8b.) eine Uebersicht aller darin 
enthaltenen Aufsatze Wildner ' s . Auch 
begann unser Rechtsgelehrter im Bewe» 
gungsjahre 1848 am 13. Marz die Her» 
ausgabe eines zweimal in der Woche 
erscheinenden politischen Blattes unter 
dein Titel „Das Panier des Fortschritts" . 
das aber mit der Nr. 24 am 
24. Juni desselben Jahres sein Dasein 
beschloB . 

e ste r re i ch i sch erCourier (vormalige 
Tbeatcrzeitung) . Herausgegeben von Adolf 
A a u c r 1 e (Wien, gr. 4".) 28. November 
1848, Nr. 273: „0i-. Iqnaz Wildnrr von 
Maithstein" . — R eich staq s « Ga 1 e r i e . 
Geschriebene Portraits der hervorragendsten 
Deputrten des ersten osterreichischen Reichs« 
tagrs (von Adolf Neustadt?) (Wien 1849. 
Iasper. Hu>o,'l und Manz. 8".) 3. u. 4. Heft, 
S. 96. — Wirkner (Ludwig oon) . Meine 
Erlebnisse. Blatter auZ dem Tagebuche meines 
offentlichen Witt 'ens vom Jahre 11>26— 1832 
(PreBburg 1«?9, gr. 8".) S. 1 i 6 
Portrait. Unterschrif t : „vi-. Ignaz Wild» 
ner. ! Hof» uno Gerichtsadvocat und suppl. 
Professor de2 gerichtlichen Verfahrens > des 
Lehen». Handels» und Wechselrechtes an der 
k. k. Universitat in Wien." Kriehuver 
(lith) 1538. Gedruckt bei Ich. Hofelich 
Sein Sohn Eugen, welcher sich dcm See» 
dienste widmete, war 4863 Linienschif f s» 
fahndrich in dr'r k, k. Marine. Von ihm ist 
im Druck erschien A ! : „Die Schif f f ahrt mit 
Compafl und Logg, leichtf aBlich dargestellt. 
Mit 33 in den Tert gedruckten Holzschnitten 
und 1 lith. Tasel" (W en 18«6, Herold, 
gr. 1>".) . I n den nou A lcn Militar-Schema» 
tismen ersche'ni er nicht mrl^r. — Noch sei 
gedacht des Entomologen Franz Wildner 
(geb. in Vnmn 1815. gest. 1866) . Er wid» 
niete sich dt ' M Staatsdienste und bekleidete 
zuletzt die Stelle cinrS Adjunrlen deo A and» 
tafel» und (Hrundbuchsamtes in Brunn. I n 
seinen MuBestunden beschaftigte er sich mit 
Naturwissenschaf ten, vornehmlich mit Ento» 
mologie. Mit dem Landschaftsbuchdaltungs» 
Ingrossisteu Franz K u p i d o befreundet, 
pflegte er mit diesem gemeinschaftlich erst das 
Studium der Lepioopteren, dann jenes der 
Koleopteren; begrundete zugleich mit ihm die 
naturgeschichtliche Sammlung im Brunner 
naturf or>chenden Vereine, die er auch berei« 
cherie. und stellce aufierdem eine groBe Menge 
Iniecten bei. welche an Schulen vertheilt 
wurden. Er hatte Aaiheil an der von Fried» 
rich Schneider bearbeiteten Lepidopte' s en» 
fauna, welche im Iahreshefte der natur» 
wissenschaf tlichen Section (Mahrens) fur 
1861) erschien; und in den Verhandlungen des 
naturf orschenden Vereines fur Vriinn ver»? 
Mildschgo 139 Mildschgo 
offentlichte er im 4. Vcmde (1866) einen 

Seite 235 



Wurzbach5 6 . txt 
Artikel iiber I'T9.«rg. I'iuiou. I m 5 . Vande 
S. 44) befindet sich Wildner ' s 
Wildschgo, Franz Leodegar Freiherr 
von (k. k. Reichsrath, geb . zu Ernstb 
r u n n in Niederosterreich am 2. October 
17 9 1, gest. in W i e n am 10. October 
163!)). '"iachdem er sich an der Wiener 
Universitat zum Staatsdienste vorbereitet 
hatte, trat er am 30. August 1814 als 
Conceptspracticant bei dem Kreisamte in 
Krems ein. I n dieser Eigenschaft im 
Mai 181!) zur Dienstleistung bei der 
niederosterreichischen Landesregierung einberufen, 
sah er sich zunachst im Sani» 
tats, dann im Studien- und spater im 
Unterthansdepartement verwendet. Durch 
seine Tuchtigkeit im Amte lenkte er die 
Aufmerksamkeit des damaligen Regie 
rungsprasidenten Grafen Chorinsky 
auf sich, der ihn bei seiner Ernennung 
zum Hof kammerprasidenten 1816 sofort 
zur allgemeinen Hofkammer berief. Nun 
unausgesetzt in der Finanzverwaltung 
beschaftigt, riickte er 1819 zum Hof» 
concipisten, im Mai 1830 zum Hofsecretar 
und 1833 zum Hofrath' vor. 
Wahrend dieser Zeit arbeitete er in den 
meisten und wichtigsten Gefall» und 
ssameraldepartements , versah mehrere 
Jahre hindurch die Stelle eines Prasi« 
diatsecretars , erhielt dann als Hofrath 
ununterbrochen die bedeutendsten Systemalarbeiten 
und wurde als Referent 

mit der Ausarbeitung neuer Gesetze betraut. 
1836 zum Sectionschef im Finanz» 
Ministerium befordert, ward er am 
17. April 1837 zum k. k. Reichsrath ernannt 
und zwei Monate spater, am 
10. Juni 1837, durch Ernennung zum 
wirklichen geheimen Rath ausgezeichnet . 
I n letzter Zeit krankelnd, unterzog er sich 
dessenungeachtet nenen anstrengenden 
Arbeiten bei der fur die directen Steuern 
ah. bestellten Iinmediatcommission, bis 
ihn im Alier von 68 Jahren der Tod 
ereilte. Bei Vollendung der wichtigsten 
legislativen und OrganisirungZarbeiten 
im Finanzministerium entfaltete er im 
Vor- und Nachmarz die verdienstlichste 
Thatigkeit und gehorte zu den Musterbeamten 
des Staates. Als ein Postgesetz 
nach dem Muster der k. preuBischen Post» 
anstalten erlassen werden sollte, wurde er 
nach Berlin geschickt, urn an Ort und 
Stelle die dortige Postverf af fung zu stu» 
diren, worauf er alle dahin einschlagigen 
Reglements ausarbeitete . Ferner flossen 
aus seiner Feder die Umarbeitung des 
Tar- und Stempelgeset zes , die Lotto» 
erttagserhohung . die Wohlthatigkeitslotterte; 
die Ausfiihrung der Lehen» 

allodialisirung, das Gesetz iiber die Auf» 
Hebung der Patrimonialgerichte, die Re> 
gulirung directer Steuern, die Einfiihrung 

Seite 236 



Wurzbach5 6 . txt 
des Lottogef alls in Ungarn, die 
Organisirung der Finanzprocuraturen in 
der ganzen Monarchie. I m Vorstehenden 
deuteten wir nur die erheblicheren Ar» 
betten Wildschgo's an, der bei alien 
wichtigeren Geschaften beigezogm wurde 
und insbesondere bei Herbeif iihrung 
wesentlicher Ersparnisse im Staatshaus» 
halte Oesterreichs mitwirkte. Aufier der 
geheimen Rathswiirde erhielt er schon 
am 22. August 1833 das Ritterkreuz des 
Leopoldordens und am 16. April 1839 
das Eommandeurkreuz desselben. Auf 
ersteres erfolgte mit Diplom aao. 13. November 
1833 die Erhebung in d<-n Ritterstand, 
auf letzteres mit Diplom aao. 
12. August 1839 die Erhebung in den 
Freiherrnstand. Es waren dies verdiente 
Auszeichnungen fur seine selbstlose Hin» 
gabe an den Staat und seine mit edlem 
Wollen, grundlichem Nissen und entschie» 
denem Berufe verbundene Mitwirkung^ 
Milftngcr 160 Milfling 

an dem Neubaue Oesterreichs. Der Frei 
Herr vermalte sia> am 30. October 1825 
mit Barbara geborenen Barkenstein, 
doch blieb diese Ehe kinderlos 
Die Freiin starb urn 1863, ein schones 
Andenken hinterlassend durch ihre Acte 
der Humanitat. So hatte sie einen Fond 
geschaffen, aus welchem vermogenslose 
Tochter hoherer Staatsbeamten einen 
jahrlichen Betrag von 123 St. zu erhalten 
haben, und letztwillig verfligte sie neben 
anderen humanen Legaten dem allgemei 
nen Krankenhause ein Capital von zehn 
taufend Gulden 6. W. 

Freiherrndipl om 66o. !2 August 1839. 
Wappen. Schild, durch einen silbernen 
Balken, welcher mit einem schreitenden Wolf 
einer gestiirzten erloschenden Fackel, zwei 
nebeneinander aestellten Barken und einem 
Quadersteine . Alles in natiirlicher Farbe, 
nacheinander belebt ist. schragelinks netheilt. 
Oben rechts ist in Roch eine natiirliche Eule. 
die auf einem liegenden, schwarz eingebun» 
denen Vuche mit Goldschnitt sitzt; unten links 
in Blau eine nach aufwarts kriechende sil« 
berne Biene. Auf dem Schilde ruht die Frei« 
tn ' rrrnkrone . auf welcher sich zwei gekronte 
Turnierhelme erheben. Die Krone des ersten 
Helmes tragt einen offenen non Blau und 
Silber quergetheilten Flug. dem zwei silberne 
Sterne, einer iiber den andern, eingestellt 
sind. Die Krone des zweiten Helmes tragt 
gleichfalls einen offenen von Roth iiber Silbec 
quergetheilten Flug, aus welchem ein silbernes 
lateinisches Kreuz emporragt . Die Helm» 
decken des ersten Helmes sind blau mit 
Silber, die des zweiten roth, gleichfalls mit 
Silber unterlegt. Devise : Auf rotbem 
Band mit silberner Schrift das Nort : „In- 
Nilemans, siehe Wielemans. 
Wilsinger, Ernst Johann (Super, 

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Wurzbach5 6 . txt 
iniendent zu Oedenburg, geb . da. 
selbst 1745, gest. ebenda 8. August 
<803) . Nachdem er in seiner Vaterstadt 
die Vorbereitungsstudien beendet hatte, 
begab er sich. der in den protestantischen 
Gemeinden iiblichen Sitte folgend: zur 
letzten Ausbildung eine auslandische 
Hochschule zu besuchen, auf die Univer» 
sit at Jena, an welcher er 1768 den theo« 
logischen Studien oblag. Nach Beendi» 
gung derselben heimgekehrt , wurde er 
zunachst zweiter Prediger zu Domolk, 
kam dann nach Kapolcs und zuletzt als 
Superintendent nach Oedenburg, wo er 
im Alter von 38 Jahren starb. Aus 
seiner Feder flofi das Werk: „ A 4s A ? / 
!a", d. i. Leben und Schicksale 
der Superintendenten A. C. der letzten 
zwei Jahrhunderte in den evangelischen 
Gemeinden jenseits der Donau (Oeden» 
burg 1796), welches einen werthvollen 
Beitrag zur Geschichte der Entwickelung 
des Protestantismus in Ungarn bildet. 
(H o rm a y r's) Archiv fur Geschichte. 2ta» 
tistik. Literatur und Kunst (Nien. 4".) 
1827, 2 j5a (im TeNe). — A ?aa?l A 1 . I.«- 
1838, Lvop. Nstk", 8°.) I». 73. - I ' liaomau A 
oli 6 vii A telnou A , d. , . Wissen« 
schaftliche Nachrichten (Pesth) 4821i. Bd. X, 
S. 84. — Zeitschrift von und fur Ungarn 
(Pesth) Bd. IV (1802), S. 200. 
Wilfling, Ignaz Richard (Schulmann 
und Schriftsteller, geb. zu 
ratz am 1. August 1759, gest. zu 
P r a g am 23. December 1827) . Er be< 
gann seine Studien in Gratz und sehte 
sie in Wien und Prag theilweise privat 
A ort . Der EinfluB tiichtiger Lehrer, von 
denen mehrere zu Oesterreichs verdienstwichsten 
Gelehrten zahlen, wie Hasel« 
bauer, Biwald, Tiller, Seibt 
u. A., wirkte wohlthatig und fordernd^ 
Wilfling 461 Wilfling 

auf das empfangliche Gemiith des Junglings, 
der nach den verschiedenen Rich» 
tungen seinen Geist ausbildete und selbst 
dann noch Vortrage besuchte, nachdem er 
bereits am 4. November 1782 als offentlicher 
Lehrer an der Hauptschule am Tein 
zu Prag die staatsdienstliche Laufbahn 
begonnen hatte. Am 1. Juni 1784 er» 
folgte seine Ernennung zum ordentlichen 
Lehrer der deutschen Sprache, der Ein» 
leitung zum Latein und des biirgerlichen 
Geschaf tsstyls an der Prager k. k.' Normalschule 
und im August 1787 zum k. k. 
Schulkreiscommissar , in welcher Eigen» 
schaft ihn die Landesstelle Bohmens mit 
der Leitung sammtlicher Volks- und 
Biirgerschulen des Kaurimer Kreises 
betraute. Mit ah. Handschreiben vom 
12. Juni 1798 wurde er zur damals 
bestandenen Studien-Revisions 'Hofcom« 
mission, welche in Wien unter Vorsitz des 

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Wurzbach5 6 . txt 
Ministers Grafen Rottenhann '"Band 
XXVII, S. 162) die Reformen des 
Unterrichtswesens im Kaiserstaate berieth 
und durchfiihrte, einberufen und wirkte 
gemeinschaf tlich mit seinem Freunde 
Alex. Vine. Parzizek >M. XXI, 
S. 314) an der Verfassung der Instructionen 
und Lehrbiicher mit, welche bei 
Ausfuhrung des beabsichtigten Studien» 
planes nothwendig waren. I m folgenden 
Jahre kehrte er nach Bohmen zuriick, 
ward 1803 zweiter.k. k. Kreiscommif sar 
bei dem Kaukimer Kreisamte. 18 1 i 
erster Kreiscommissar , 1814 bohmischer 
Gubernialsecretar und 1824 Vorsteher 
des Biicher-Revisionsamtes in Prag, wo 
er im Alter von 68 Iahreu starb. Nahrend 
seiner 43jahrigen dienstlichen Lauf» 
bahn war er nebenbei auf dem Gebiete 
der Padagogik und volksthumlichen Lite» 
ratur auch vielfach schrif tstellerisch thatig, 
und haben wir von seinen selbstandig 
erschienenen Schriften, auBer einer Ode i 
u, Wurzbach, biossr. Lerikon. I A VI. sGedr 
auf das neuerbaute standische Theater in 
Prag. mit welcher er 1783 debutirte, 
folgende zu verzeichnen: „Wa5 mll33 ein 
Rrri52chnllli5itatllr M55en und thun, nm der 
Kirche samahl al2 drin Staate wahren Nahen m 
verschaf f en? " Mag und Leipzig 1787, 
Casp. Widtmann, 8"., mit Titelt.); — 
„Kalender fur Aofzeher, Katecheten und Ahrer 
der NatillnalZchnlen in Nahmen", zehn Jahr» 
gange von 1789 bis 1798 (Prag, Widtmann); 
diese zehn Jahrgange zusammen 
in vier Banden umfassen 1312 Octav» 
feiten mit KK . und musicalischen Bei< 
lagen; — „ Beschreibung der nm 36. April 

llsO-l» gehaltenen Ohe jnbelkeier deZ Prager Vuntlarztez 
Ignaz Junker 5ammt der dabei uargetmgenen 
Aeiie. Helanzyrgelien jnm Besten dez 
Prager Ganb5tuminenin5titllte5" (Prag, 8 A . ) ; 
— „Biographie 15a5par Nciljkli'5" (Prag 
1819) ; - „Aekrolllg rndmig U 1 1 h 1 ' s . k. k. 
offentlichen Dhrerz der Aeichenknuat " (Prag 
1822, 80.), den dafiir gelosten Betrag 
von 1600 fl. widmete Wilfling als 
Pramienstif tung fur die Prager Akademie 
mit jahrlichen drei Preisen. Dann schrieb 
er die Vorrede „Ueber die Tendenz und 

den Doppelzweck: zum Besten des Taubstummeninstituts 
und Waisenhauses in 

Prag beizusteuern" zu dem von Igna; 
Hubeney 1806 herausgegebenn Buche 
„Lehre der Weisheit und Klugheit zu 
einem gliickseligen Leben" . Aufierdem 
war er ein fleiBiger Mitarbeiter der von 
Riegger herausgegebenen statistischen 
Schriften, von Andro ' s „Patriotischem 
Tagblatt", Prof. Meinert's „B6hmi« 
schem Wanderstuann" und dessen Quar» 
talschrift „Libufsa", an dem literarischen 
Sonnabendsanhange der „Gratzer Zei> 
tung" und an anderen Zeitschrif ten . Wir 

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Wurzbach5 6 . txt 
wollen hier nur der wichtigeren in denselben 
enthaltenen Aufsatze gedenken: in 
Riegger's „Materialien zur alten und 
neuen Statistik von Bohmen" : „Stcmd 
2. Febr 1888 ) . 11$ 
MMing 162 Milfling 

der Schulen des Kaukimer Kreises im A len" ^800, Nr . 4 ) ; — „DaS Postel'sche 
M . X I I I , S. 389) in Prag 
musicalischen Instrumente : 
Sommercurse 1789, mit Anmerkungen" 
sHeft X, S. 18!; u. f.), in dessen 
Skizze einer statistischen Landeskunde Boh 
mens: „Beschreibung der vorzuglicheren 
Berge und Prospecte im Kaurimer 
Kreise"; in Andro's „Patriotischem 
Tagblatte": ,Nachricht iiber die von Tho< 
mas Kunz 
erf undenen 

Orchestrion und Bogenclavier 
Nr . 3); — „Ueber die allgemeine Wit 
wen- und Waisen Pensionirungssocietat 
in Prag und das Taudstummeninstitut 
daselbst" j A ebd., Nr. 8); — „Neueste Data 
zur Statistik der Schul- und Studienanstalten 
Bohmens" A ebd., Nr. 8 8); — 

„VerzeichniB der noch bestehenden Stifter, 
Collegien und Kloster in Bohmen mit 
literarisch ' statistischen Bemerkungen A ebd. 
4802, Nr. 92); — .Ueber die erste Einleitung, 
eine polytechnische Lehranstalt 
in Prag zu errichten und eine Sternwarte 
auf dem Bauernberge daselbst anzulegen" 
»bd., Nr. 101); — „B6hmens 
Denkmiinze auf den Frieden vom Jahre 
180t" »bd.); — „Aufruf zur Griindiing 
eines Lehrinstitutes fur blinde Kin» 
der" A ebd. 1804, Nr. 34); — „Thermolampe 
zu Kolin in Bohmen" ^ebd., 
Nr . 74); in Meinert ' s „B6hmischem 
Wandersmann" : „Beitrag zur Beforde» 
rung der Obstbaumzucht in Bohmen" 
"■1804, I I , Nr. 24); - „Fortgang der 
Pferdezucht auf der Herrschaft Schworetz 
in Bohmen" >>bd., Nr. 26); in Meiner 
t's „Libufsa" : „Biographie des 
Architecten und Historienmalers Quirln 
Iahn" r.97); — „LudwigKohl ' s 
Verdienste urn die bildenden Kiinste in 
Bohmen" »bd, S. 319); im „Gratzer 
Sonnabendblatt " : „Nachricht iiber die 
von Ant. Guillemard in Prag verfertigten 
Denk» und Gelegenheitsmedail- 
Panorama in Prag" A ebd. ) ; — „Parallele 
der Theuerung in Bohmen und 
einem groBen Theile Deutschlands in den 
Jahren 1692-1771 und 4803" »bd., 
Nr. 34) . Auch trug sich Wilfling mit 
dem Gedanken, eine groBere philosophischstatistisch- 
padagogische Zeitschrift unter 
dem Titel: „Beitrage zur Darstellung 
und Beforderung des Schulwesens und 
der Cultur in den osterreichischen Staaten" 
herauszugeben, sammelte auch schon nam» 
hafte Materialien zu diesem Zwecke und 

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Wurzbach5 6 . txt 
setzte sich mit bewahrten Padagogen und 
Fachmannern in Verbindung, als Aen> 
derungen im obersten Regime der Studienleitung 
und vermehrte Berufs» 

geschafte ihn an der Ausfuhrung dieser 
Idee hinderten, und so gab er dieselbe 
dann ganz auf. Wilfling stand nicht nur 
mit den bedeutendsten Schulmannern 
und Padagogen Oesterreichs, so mit 
Kindermann, Kunitsch, Sartori, 
Schulstein, Vierthaler, vanSwieten 
u. A., sondern auch mit den hervorragendsten 
Capacitaten des Aus» 

'andes in diesem Fache, wie mit Hofrath 
Becker in Gotha, Or. B e 1 1 er mann in 
Berlin, Prof. Graefe in Gottingen, 
Gutsmuths und S a 1 z mann in 
Schnepf enthal, Niemayer in Halle, 
Zerrenner in Dorenburg u. A., im 
steiBigen brieflichen Verkehre. Er war 
Doctor der Philosophie, Besitzer des silbernen 
Civilehrenkreu^es und Mitglied 
mehrerer gelehrten Gesellschaf ten Oester« 
reichs und des Auslandes. Als Beamter 
und Schrif tsteller ungemein thatig und 
verdient, hat er als Lehrer und Bildner 
der Jugend sehr nutzlich gewirkt und sich 
namentlich urn das Schulwesen in Boh. 
men bleibende Verdienste erworben. 
Kandelfinger (F. S.) . Mnemosynon der 
Namensfeier am 31. Juli (1S08) . Dem? 
Milgenheim 163 Milgenheim 

Herrn I . R. Wilfling u. s. w. dargebracht : 
im Namen des sammtlichen Lehrkorpers der 
Neukoliner Hauptschule ob der Elbe (ls08) . — 
Oesterreichische National»Encyklopadie 
von Graffer und Czikann (Wien 
1835. 8° . ) Bd. VI , S. 151. 
Wilgenheim, Ludwig Freiherr (k. k. 
Oberst des 4. Uhlanen «Regiments, 
Jahr und Ort seiner Geburt unbekannt, 
gest. in Laibach 2. November 4813) . 
Ueber den Adel der Freiherren von 
Wilgen heim versagen uns alle genea» 
logischen Quellen den Dienst. Im „Gothaischen 
genealogischen Taschenbuch der 
freiherrlichen Hauser", dessen 
37 Jahrgange leider ein fur den zweck, 
dienlichen Gebrauch einer solchen Serie 
fast unentbehrliches Generalregister der 
Familien nicht aufzuweisen haben, kom« 
men die Wilgenheim nicht vor. Das 
in genealogischen Sachen heute noch 
immer als ziemlich verlaflliche Haupt« 
"quelle zu betrachtende groBe Zedler'sche 
, Universal ' 3exikon" enthalt die Familie 
Wilgenheim ebenso wenig, wie das 
treffliche (1826 erschienene) „AdelS-Lerikon" 
von Johann Christian von Hell« 
bach. Oesterreichischen Ursprungs aber 
scheinen die Wilgenheim doch nicht zu 
sein. Die Geburt unseres tapferen Ober» 
sten diirfte in das 6. oder 7. Jahrzehnt 
des 18. Jahrhunderts fallen. 1805 finden 

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Wurzbach5 6 . txt 
wir ihn zuerst als Major im Erzherzog 
Karl UhlaneN ' Regimente Nr. 3, in wel» 
chem er sich wahrend des Feldzuges 1809 
auszeichnete . Das Regiment stand in der 
Brigade des Grafen Radetzky im 
3. Armeecorps, das in Bayern und 
Oberosterreich gegen die Franzosen 
kampfte. Am 1. Mai befehligte er die 
Nachhut der Brigade Radetzky, welche 
den Riickzug der Unseren gegen die 
Traun sichern sollte. Die Franzosen ver» 
folgten das Armeecorps in hartnackigster 1 
Weise, und bei dem Desil6 von Geyersberg 
kam, es zum ZusammenstoBe . Da 
warf sich Wilgenheim mit vier Escadronen 
seiner Uhlanen auf den verfolgenden 
Feind, drangte ihn zuriick und 
machte iiber 100 Gefangene. Am nam« 
lichen Tage bestanden die Uhlanen noch 
ein glanzendes Gefecht bei Haag. Einen 
neuen Ehrentag feierte der indessen zum 
Oberstlieutenant in seinem Regimente 
beforderte Wilgenheim, als er nach 
der Schlacht bei Wagram (3. und 6. Juli 
desselben Jahres) mit einer Escadron 
seiner Uhlanen und einer Abtheilung 
Jager zur Deckung der linken Flanke 
des 3. Armeecorps beordert ward. Bei 
Schongrabern, Grund und Hollabrunn 
entspann sich gegen die von den Gene« 
ralen Piret und Marulaz befehlig« 
ten Franzosen ein mehrstundiger heiBer 
Kampf. I n demselben that sich Oberst, 
lieutenant Wilgenheim so hervor, daB 
ihn die officielle Relation unter den 
Braven des Tages nannte. Noch im 
namlichen Jahre riickte er zum Obersten 
bei Merveld-Uhlanen Nr. 1 vor, als 
welcher er vier Jahre spater zu Laibach 
starb. Nach SchluB dieser Skizze erfahren 
wir von befreundeter Seite, daB W il« 
gen heim im Militar-Schematismus fur 
1803, in welchem zuerst die Hauptleute 
und Rittmeister vorkommen, unter den 
Escadronscommandanteli bei Erzherzog 
Karl-Uhlanen Nr. 3 ganz einfach, ohne 
jedes Adelspradicat , als Ludwig Wil» 
genheim echheint. Im Militar-Schematismus 
fur das Jahr 1810 wird er 
bereits als Oberst bei Merveld»Uhlanen 
und als Baron aufgefiihrt. Er er« 
hielt namlich 1809 als Auszeichnung 
fur seine Tapferkeit und auf seine 
Bitte die ErlaubniB, des von seinen 
Vorfahren (in Franken) einst prava» 
lirten, wie es aber scheint, zeitweilig^ 
Wilhelm, Nndrens 164 Wilhelm, Andreas 
aufgegebenen Freiherrntitels sich zu bedienen. 
T h ii r h e im (Andreas Graf) . Gedenkblatter 
aus der Kriegsgeschichte der k. k. osterreichi' 
schen Armee (Wien und Teschen 1882. Pro« 
chaska. gr. 8".) Bd I I , S, 283. Jahr 18U9; 
L. 288. Jahr 1803. - Derselbe. Die 
Reiter »Regimenter der k. k. osterreichischen 

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Wurzbach5 6 . txt 
Armee (Wien 1362 und 1362. F. B. Geitler. 
gr. 8".) Bd. Ill: ..Die Uhlanen", S. 31. 
»e. 87. 88. 99. 1U0 . 
Nilhelm Franz Karl Erzherzog, 
siehe: Habsburg und Habsburg-Lothringen 
M d . V I I , S. 133, Nr. 283^. 
Wilhelm Herzog vcn Wiirttemberg, 
siehe: Wiirttemberg, Wilhelm Herzog. 
Nilhelm, Andreas Ritter v. (Schulmann, 
geb . zuVoitersreuthim 
Egerlande Bohmens am 47. Marz 1801) . 
Der Sohn schlichter Landleute, die in der 
Hoffnung, dafi> er Geistlicher werde, ihm 
den diirftigen Unterricht, wie dieser damals 
auf dem 3ande moglich war, durch 
den Ortslehrer ertheilen lieflen, der. da 
es zu jener Zeit noch kein Schulgebaude 
gab, von Haus zu Haus ging. Unterdessen 
aber wurde der Knabe auch zu 
landlichen Arbeiten angehalten. Im 
Jahre i8<3 bezog er in Eger das Gym» 
nasium. welches unter der Leitung von 
Jesuiten stand, und 1813 auf der Wiener 
Hochschule die philosophische Facultat, 
an welcher unter Anderen Rembold, 
Wikosch, Stein, Weintridt lehrten, 
tiichtige Manner, deren dieses Lexikon an 
entsprechender Stelle gedenkt . Auch in 
den auBerordentlichen Gegenstanden, wie 
Erziehungskunde, Naturgeschichte, Hilfs» 
Wissenschaf ten der Geschichte, moderne 
Sprachen, that er sich, so weit es seine 
Verhaltnisse gestatteten, weidlich urn und 
beendete 1821 die philosophischen Studien. 
Aber mit dem f ortschreitenden Unterricht 
war der Gedanke an die geistliche 
Berufswahl allmalig gewichen. Der Versuch, 
es mit der Jurisprudenz zu wagen, 
hielt auch nur ein Jahr vor, und als 
W i 1 h e lm mit sich zu Rathe ging, wel« 
chen Weg fur seine kiinftige Lebens» 
stellung er einschlagen solle, entschied er 
sich zuletzt fur den Lehrberuf, zu welchem 
er sich namentlich durch das Vorbild' 
zweier Egerer Lehrer, Niemeczhk und 
Kratochwile, vor Allem hingezogen 
fiihlte. Er trat nun aus der juridischen 
Facultat aus und widmete sich vom 
2. Semester 1822 ab mit Feuereifer den 
Vorbereitungsf tudien fur das Lehramt . 
Die Mittel dazu erwarb er sich durch 
Unterrichtertheilen, wobei ihm die Pcv' 
fefsoren des akademischen Gymnasiums, 
die ihn als Hauslehrer empfahlen, be« 
hilflich waren. I n anderthalb Jahren 
hatte er sich in dieser Richtung so tiichtig 
ausgebildet, daB er von 1823—1824 
nicht weniger denn sieben Concurse fur 
Grammatical' und zwei fur Humanitats-" 
Classen, alle mit vorziiglichem Erfolge, 
ablegte. Und ohne daB er sich fur einen 
erledigten Posten insbesondere beworben 
hatte, wurde er, da man bei der Studien» 
Hof commission aus seinen Concursen seine 

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Tiichtigkeit und Befahigung zum Lehr» 
amte erkannte, am 28. Februar 1824 
zum Grammatieallehrer in Neusandec 
in Galizien ernannt. I m August des« 
selben Jahres trat er sein Lehramt an. 
Die Zustande des Sandecer Gymnasiums 
in jenen Tagen waren nicht danach an» 
gethan, den jungen Lehrer besonders zu 
ermuthigen; doch konnte er nichts da» 
gegen thun, als mittlerweile die Pflicht 
fur seine Person erfullen, denn ein Ver» 
such, beim Provinzkalschuldirector auf 
eine Abstellung der zahlreichen herrschen» 
den Uebelstande hinzuwirken, blieb erfolglos. 
Doch fand er daselbst seine 
Gattin, mit der er sich im Sommer 1327^ 
Wilhelm, Andreas 165 Wilhelm, Andrea« 
vermalte, und die ihm nun das Los, das 
ihm zutheil geworden, zur Halfte tragen 
half. Indessen hielt die Cholera auch in 
Neusandec ihren Einzug, die Jesuiten 
siedelten sich auch in dieser kleinen Kreis» 
stadt an, und im Nachbarlande, in wel> 
chem der denkwijrdige 4830er polnische 
Aufstand ausbrach, sabelten die russischen 
Kosaken die Auf standischen nieder und 
machten bald tabula rasa mit alien Be» 
strebungen nach Herstellung des alten 
Polen. Das waren die politischen und 
culturellen Ereignisse, welche ganz besonders 
bis in die Mitte der DreiBiger-Iahre 
das Stillleben des Gymnasiallehrers 
Wilhelm unterbrachen . Urn die Mitte 
4838 erfolgte seine, Versetzung nach Tar» 
now, und obgleich seine Ernennung zum 
Humanitatslehrer am Neusandecer Gymnasium 
bereits eingetroffen war, muBte 
er doch an den ihm unerwiinschten Be» 
stimmungsort abgehen. I n Neusandec 
hatte er doch nicht langer bleiben konnen, 
da, wahrend die „Wiener Zeitung" seine 
Ernennung zum Humanitatslehrer der 

tzortigen Lehranstalt meldete, diese mittlerweile 
an die Jesuiten iibergeben worden 
und er also als weltlicher Lehrer daselbst 
uberfliissig war. Auch in Tarnow erwiesen 
sich. die Gymnaf ialverhaltnif f e klaglich 
genug. Aber auch hier ging er wie in 
Neusandec ganz in Erfiillung seiner 
Wicht auf und that das Mogliche, urn 
wenigstens fur seine Person und in seinem 
unmittelbaren Wirkungskreise den Schlen« 
drian feme zu halten, der bei seinen Collegen 
im Schwange war. Die Anerken» 
nung blieb auch nicht aus, da er nach 
dem 1840 erfolgten Tode des Gymnasialvorftandes 
Grolimann im October 
1841 zum Prafecten des Tarnower 
Gymnasiums befordert wurde. Nun, in 
seiner. Eigenschaft als, Vorstand, konnte 
N schon energischer einschreiten, urn dem , 
bisher an dem Institut herrschenden 
Schlendrian an den Leib zu gehen, jedoch 
der compacte Widerstand der Mehrheit 

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der Lehrer legte seine Bemuhungen wenn 

nicht ganz lahm, immerhin erschwerte er 

sehr jeden noch so kleinen Erfolg. Nun 

kamen die allerdings sehr bedenklichen 

Wirren des Jahres 1846, in welchen 

Tarnow den Centralpunkt des revolu» 

tionaren polnischen Adels bildete, und 

welche auch nicht ohne Riickschlag auf die 

Schulen blieben, wie denn alle Stande 

und alle Verhaltnisse unter diesen blu» 

tigen Graueln litten. W i 1 h e lm hielt 

vor Allem an dem Grundsatze der Kaiserin 

Maria Theresia fest: „die 

Schule ist ein politioum. " , namlich eine 

Angelegenheit des S t a a t e s , und dies 

ist auch Alles, was die Politik mit der 

Schule gemein hat. Er war daher als 

Leiter des Schulwesens vor Allem bemiiht, 

die Aufmerksamkeit der Schiiler durch 

den Unterricht von der Aufienwelt mog» 

lichft abzulenken. DaB er dabei mit 

groBen Hindernissen zu kampfen hatte,, 

braucht kaum ausdriicklich bemerkt zu 

werden; da der bekannte Patriotismus 

der polnischen Mutter, welche ihren Kin» 

dern daheim von der Befreiung des 

Vaterlandes von diesen hiindischen Deut» 

schen vordeclamirten, in wenigen Minuten 

das zerstorte, was die. Lehrer in der 

Schule in Stunden und Tagen auf», 

bauten, und namentlich die Gemiither 

der Kinder in die Wirren des blutigen 

Aufruhres mit hineinriB. Nach nieder» 

geworfenem Ausstande blieb W i 1 h e lm 

nur noch kurze Zeit in dem Lande, wo 

der Aufenthalt fur jeden Nichtpolen der 

denkbar unerquicklichste war. I m Decem« 

ber 1846 kam die Gymnasial ' Praf ecten» 

stelle in Troppau in Erledigung, und ob» 

wohl fur die Besetzung derselben zunachst 

Geistliche, und zwar aus dem Piaristen-^ 

Wilhelm. Andreas 166 Wilhelm, Andreas 

orden, in Aussicht genommen wurden, 

erhielt er doch wider alles Erwarten im 

October 1847 diesen Posten. So willkommen 

ihm derselbe war, so wenig entsprach 

diese Besetzung dem Geschmacke 

des damaligen Troppauer Lehrkorpers 

denn Wilhelm, der in den Jahren 

1843-4847 in Schmidl ' s „Oefterrei 

chischen Blattern" einige den Gymnasial» 

unterricht betreffende Aufsatze verof f entlicht 

hatte, erschien als Reformer, und 

ein solcher ist jedem eingelebten alb 

gewohnten Schlendrian zuwider. Die 

Art und Weise jedoch, in welcher er dem 

Lehrkorper gegeniibertrat , indem er mit 

Energie Gerechtigkeitsgef iihl und Billig 

keit verband, verwandelte bald die herrschende 

Stimmung, sein Anhang mehrte 

sich, und selbst seine erbittertsten Gegner 

traten liber in sein Lager. Als Prafect 

veS Troppauer Gymnasiums machte er 

nun alle Experimente durch, welche in 

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Oesterreichs Unterrichtswesen unter den 
sich rasch folgenden Ministern und Lei« 
tern desselben, Sommaruga, Feuchtersleben, 
Einer, Helfert, Graf 
Thun, nicht zum Frommen des Unter» 
richtes selbst und der Unterrichteten, 
Platz griffen. Im Ganzen verhielt er sich 
anfangs mehr zuwartend, bis ihm der 
geeianete Zeitpunkt gekommen schien, 
selbstthatig in der so wichtigen Sache 
einzugreif en, wobei ihm vornehmlich der 
Umstand zu Statten kam, daB Schlesien 
in Joseph Freiherrn von Kalch« 
berg >M. X, S. 384' s > einen Staatsmann 
zum Leiter gewann, der den neuen 
Geist der Zeit erfaBte und im Sinne des« 
selben mit Umsicht und Energie waltete. 
Urn diese Zeit ging die Ernennung von 
Schulrathen vor sich, in Schlesien erkannte 
Kalchberg alsbald die Tuchtig, 
keit Wilhelm's, und Letzterer wurde am 
23. September 4830 zum schlesischen 
Gymnasial» und Volksschulinspector mit 
dem Titel eines k. k< Schulrathes er» 
nannt . Und so hatte sich einfach der 
Uebertritt Wilhelm's vom Schul« ins 
Bureauzimmer vollzogen. Im Marz 
1853 ward ihm — nachdem die Inspec» 
tion der Volksschulen von jener der 
Mittelschulen getrennt worden — neben 
der Oberaufsicht der schlesischen Mittel, 
schulen auch die des Krakauer Vermal» 
tungsbezirkes iibertragen, und mufite er 
seinen bisherigen Amtssitz in Troppau 
nach Krakau verlegen. Diese Stellung 
bot unter den veranderten nachmarzlichen 
Verhaltnissen nicht geringe Schwierig« 
keiten. Dieselben wurden ihm vornehmlich 
von zwei im Lehrkorper vertretenen Par« 
teien bereitet, einerseits von jener der 
pansl avistischen Eiferer, und an« 
dererseits von jener der preuftischen 
Convertiten, welche durch die beson» 
dere Vorliebe des damaligen Unterrichts« 
Ministers Grafen Thun fur Auslander 
in das Personale des osterreichischen 
Lehrkorpers eingeschmuggelt worden 
waren. Auch die verschiedenen politischen 
Stromungen, welche sich in der prin« 
cipienlosen Zeit, in welcher man AlleS, 
nur nicht das Richtige versuchte, fiihlbar 
machten, bereiteten dem Schulinspector 
mehr Schwierigkeiten, als die Sache an 
sich ohnehin mit sich brachte; aber bei 
seinem Grundsatze, sich als Schulmann 
von aller Politik fern zu halten, weil ein 
Lehrer, der auf den politischen Kampfplatz 
hinabsteigt, nie seiner erziehlichen 
Wirksamkeit entsprechen kann, schiffte er 
mitten in den Wogen der Zeit und half 
die Jugend erziehen, indem er die Lehrer 
in ihrem verantwortlichen und wichtigen 
Geschafte iiberwachte. Eine willkomme« 
nere Statte, als bis dahin in Krakau, er« 

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hielt er zugewiesen, als er mit Decret vom 
!8. October 1860 zum Inspector der^ 
Wilhelm, Andreas 167 Wilhelm, Andreas 
Mittelschulen in Mahren und Schlesien 
berufen wurde. Auch da fand er die Zustande 
des Schulwesens in mitunter be> 
dauerlichster Verkommenheit . Das Gymnastum 
in Brunn, wo W i 1 h e lm nun > 
seinen Wohnsitz aufschlug, befand sich in 
einem stallahnlichen, geradezu vom Zu« 
sammensturze bedrohten Gebaude . Der 
friihere Unterrichtsref erent Mahrens, 
Domherr Hochsmann, hatte in unver» 
antwortlicher Weise seines Amtes ge> 
waltet und als Priester unwiirdig, als 
Schulmann strafwijrdig gehandelt. Hier 
nun, wo es am dringendsten war, Ab» 
Hilfe zu schaffen und auf einen neuen 
Bau zu dringen, trat W i 1 h e lm mit aller 
Energie ein. Es wurde auch, indem die 
Schule mittlerweile in einem gemietheten 
Privathause Unterkunft fand, der neue 
Bau 4868 in Angriff genommen, und 
heute steht er palastahnlich — eine wiirdige 
Statte des Unterrichts — da. Dieses 
neue Gymnasium Briinns ist die bleibend 
sichtbare That unseres sonst auch hochverdienten 
Schulmannes, die ihm aber 
freilich nur durch die Energie des urn 
diese Zeit zum Statthalter Mahrens er» 
nannten Grafen Forgacs ermoglicht 
ward. I m Uebrigen aber war es ihm 
unter diesem umsichtigen Staatsmanne, 
wie spater unter deffen beiden Nach» 
folgern, dem Grafen ChorinskF- und 

Freiherrn von Poche, vergonnt, in erspriefllichf ter 
Weise in seinem Berufe zu 
wirken, wenngleich sich ihm oft Hinder» 
nifse, die fast nicht zu bewaltigen schienen, 
entgegenstellten . Namentlich erschwerten 
die Kampfe urn die von einigen natio» 
nalen HeiBspornen auf die Tagesordnung 
gestellte und von Laien im Bureaudienfte, 
die von slavischer Abkunft waren, in 
unbotmafiiger Weise zu einer Capitalfrage 
auf gebauschte Unterrichtssprache ein gedeihliches 
Durchfiihren der sonst richtigen 
und wichtigen Reformen. Die nationalen 
HeiBsporne leisteten den aufiersten Wider< 
stand und machten eine die Interessen 
des Unterrichtswesens unverkummert for> 
dernde Wirksamkeit ungemein schwierig. 
W i 1 h e lm war unter solchen Verhalt» 
nissen dem Greijenalter immer naher ge» 
riickt und zur ErkenntniB gelangt, mit 
des Staatsverrathes tiickischen Machten 
sei kein gedeihlicher Bund zu flechten, 
und hatte schon 4867 das Gesuch urn 
seine Pensionirung eingereicht. Aber 
Bitten, welche von der Lehrerschaft des 
ganzen Landes an ihn einliefen, als die 
Kunde sich verbreitete, er wolle sich 
zuriickziehen, wie auch Vorstellungen 
hohererseits bestimmten ihn, fur eine Weile 

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nachzugeben, bis sich die Verhaltnisse so 
gestalteten, daB er es mit seiner amtlichen 
Ehre unvertraglich fand, langer im 
Dienste zu bleiben, worauf er dann im 
Mai 4870 urn seine Pensionirung ansuchte. 
Nach 47 wechselvollen kampf erf iillten 
Dienstjahren trat er, mit dem 
Orden der eisernen Krone dritter Classe 
fur seine Verdienste ausgezeichnet , in den 
Ruhestand und zog sich nach Grcch in 
Steiermark zuriick. Die Stadt Troppau 
ehrte sich selbst, als sie auf den- Antrag 
des Stadtverordneten Hermann Kud> 

1 i c h , Bruders des 4848er Reichstagsabgeordneten 
Hans Kudlich, in der 

Sitzung vom 5. August 4870 beschloB: 
„Es sei dem k. k. Landesschulinspector 
Andreas W i 1 h e lm in Anbetracht 
seiner langjahrigen urn die Studirenden 
von ganz Schlesien erworbenen anecken« 
nenswerthen Verdienste das Ehrenbiirgerrecht 
der Landeshauptstadt zu 

verleihen." Seine Verdienste urn Oesterreichs 
Schulwesen sind zunachst auf 
administrativem und praktischem Felde 
als Schulmann zu suchen, wo sein Wirken 
durch unerschiitterlichen Patriotismus , ? 
Milhelm, Andreas 168 Wilhelm, Gustav Friedrich 
MaBigung bei Beseitigung jener Scha. 
den, deren Abstellung in seiner Macht» 
sphare lag, und Durchfiihrung gesunder 
Erziehungs- und Unterrichtsref ormen 
besonders charakterisirt wird. So lange 
er im Amte wirkte, blieb ihm fachlich zu 
f chrif tstellern nur wenig Zeit iibrig, daher 
beschrankt sich seine Thatigkeit in dieser 
Richtung nur auf einige wenige selbftan 
dige Werke und Zeitungsauf sat ze . Hie« 
von fiihren wir zunachst an: „Negmeise, 
blim Unterrichte im Allteinischen uni» Orirchizchen . 
Mit einer Ginleitnng uum Unterrichte 
nbechllnpt" (Brunn 1867, Winiker, gr. 8 A .); 
— „Praktische Padagagik der Mittel« 

schulen, insbttllnbere der Gymnasien. Grineiternng 
und Fllrtschnng des „Wegweisers beim 
Sntemchte"" (Wien 1870, Gerold's Sohn, 
gr . 8 A .); — „N11S osterreichische Volks- und 
Mittelschnwesen in den Hauptmamenten Zeiner 
GutNicklung seit 38:2" (Prag 1874, 
TempskF, gr. 8".) . Friiher aber brachten 
die von Dr. Adolf Schmidt heraus, 
gegebenen „Oesterreichischen Blatter fur 
Literatur und Kunst" aus Wilhelm' s 
Feder einige groBere Aufsatze, deren Ge« 
diegenheit die Redaction veranlaBte, 
darauf besonders die Aufmerksamkeit der 
Leser zu lenken, und zwar im Jahrgang 
1844: „Ehemaliges Nnterrichtswef en in 
Tarnow" >"IV. Quartal, Nr. 64", - 
Jahrgang 1845: „Neber das Fremde in 
der deutschen Sprache" A Nr. 99 A . — 
, Ueber die Behandlung des griechischen 
Zeitwortes" Nr. 101 - 104", - „Die 
Grenze der deutschen Volksmundarten in 

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der Schrift" »5tr. 134) ' - „Der Wohllaut 
und seine Begrundung" A )tr. 139) 
und „Die deutsche Rechtschreibung in der 
Gegenwart" jMr. 143 - 148) . Nach 
seinem Uebertritt in den Ruhestand 
griff er fleiBiger zur Feder, und in den 
acht Jahrgangen der von Friedrich 
Mann herausgegebenen „Deutschen 
Blatter fur erziehenden Unterricht" be« 
gegnen wir oft den Arbeiten des greisen 
und erfahrenen Padagogen. W i 1 h e lm 
verheiratete sich am 9. Juli 1827 mit 
Francisca geborenen Freiin von K6« 
nig, welche er, wie ' in der Lebensskizze 
erwahnt ist, wahrend seines Aufenthaltes 
in Neusandec kennen gelernt hatte. 
Rotter (Richard Dr.) . Andreas Ritter von 
Wilhelm. Biographischer Beitrag zur 6fter» 
reichischen Schul« und Staatsgeschichte in den 
letzten funfundsiebzig Jahren (Wien 1884, 
Graser. XVI und 323 S. gr. 8".). IMn 
ungemein breit angelegtes, weitspurig durch» 
gefiihrtes Buch. aus welchem man das Essen« 
tielle von Wilhelm' s verdienstvoller pa» 
dagogischer Thatigkeit muhsam herausschalen 
muB . Mit dem vierten Theile des Umfanges 
ware dasselbe nur klarer und wirksamer zu 
sagen gewesen. 

Portrait. Unterschrif t : Facsimile des Na» 
menszuges: „Andreas Ritter von Wilhelm". 
Th . Mayerhofer gez.. Angerer und 
Goschl chemit . (8° . ) . 

Wilhelm, Gustav Friedrich (Prosessor 
der Landwirthschaf t in Gratz, 
geb . in Wien 8. December 1834.) Sein 
Vater Gustav Christian, Sohn des 
Besitzers der einst ruhmlich bekannten 
Martin Engelbrecht ' schen Kunsthand« 
lung in Augsburg, kam 4816 als Kauf< 
mann nach Wien, trat aber spater in die 
Dienste der k. k. privilegirten Nationalbank 
und lebt noch, 89 Jahre alt, als 
pensionirter erster Secretar dieses Institutes 
daselbst; seine Mutter Luise (gest. 
1833) ist die Tochter des urn die Hebung 
der Brunner Wollenindustrie hochuerdienten 
Fabriksbesit zers Friedrich Scholl 

(geb. zu Giiterstein in Wiirttemberg 

1770, gest. in Brunn 1841) und Schwefter 

des als Philolog und Iiterarhisto« 

iker bekannten Oberbibliothekars und ge» 

Heimen Hofrathes Dr. Adolf Scholl 

in Weimar, der im Goethe 'schen Per« 

'onencyclus ofter genannt wird. Der? 

Wilhelm, Gustav Friedrich 1B9 Wilhelm, Gustav Friedrich 

Sohn besuchte in Wien zunachst das 

Gymnasium, dann die damals mit dem 

polytechnischen Institute verbundene 

Oberrealschule und bezog, nach einjahri 

gem Aufenthalte auf der Erzherzog 

Albrecht ' schen Herrschaft Seelowitz in 

Mahren, im Herbste 4832 die k. k. hohere 

landwirthschaf tliche Lehranstalt in Un> 

garisch ' Altenburg, an der er bis Ende 

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1834 verblieb. Nachdem er sich ein halbes 
Jahr lang auf einem im Szabolcser 
Comitate gelegenen Gute mit den Ver 
Haltnissen der Landwirthschaf t im Osten 
Ungarns bekannt gemacht hatte, ging er 
im Herbste 1833 auf die koniglich Wurt» 
tembergische land- und f orf twissenschaf t . 
liche Akademie Hohenheim, welche ais 
solche zu jener Zeit anerkannt den ersten 
Rang in Europa behauptete und hervorragende 
Lehrer und Schiiler aus alien 
Landern der Erde besaB. Dort erhielt er 
bei der SchluBpruf ung im August 4836 
eine Preismedaille . Da an der canto» 
nalen landwirtschaftlichen Schule Kreuzlingen 
im Thurgau die Hauptlehrerstelle 
gerade erledigt war, gab er seine Absicht 
auf, vorlaufig auf ungarischem GroB» 
besitze in praktische Thatigkeit zu treten, 
bewarb sich urn vorerwahntes Amt und 
erhielt es von dem Erziehungsrathe des 
Cantons Thurgau. Er begann am 
9. November 1836 seine Lehrthatigkeit , 
welche sich auf Physik, Chemie, die ge» 
' sammte Naturgeschichte und praktische 
Geometrie erstreckte. Dazu bot der Auf» 
enthalt in der so interessanten Bodensee« 
gegend mannigfache Anregung auf naturwissenschaf tlichem 
und landwirthschaf t ' 

lichem Gebiete. Er betheiligte sich an 
dem Sammeln von Kryptogamen, ins» 
besondere Pilzen und Equisetazeen, fur 
die von Leiner, Jack und Stilzen« 
berger herausgegebenen „Kryptogamen 
Badens", beschaftigte sich mit analytischen 
Arbeiten, meteorologischen Beobachtun» 
gen und Untersuchungen iiber die physicalischen 
Eigenschaf ten des Bodens . Die 
Ergebnisse der letzteren legte er zum 
Theile in seinem Werke „NerMden nnd im« 
Wasser« (Wien 1861, Braumuller, 8<>.) 
nieder, in welcher zugleich seine Difser» 
tationsschrif t zur Erlangung der philo» 
sophischen Doktorwiirde bildenden Ab» 
Handlung er zum ersten Male den Nachweis 
liefert, daB das Absorptionsver» 
mogen des Bodens fur Wasserdampf 
nicht jene Bedeutung fur die Vegetation 
besitze, welche von vielen Forschern dem» 
selben beigelegt wird. Nach vierjahriger 
Thatigkeit in Kreuzlingen ersuchte er, 
von dem Verlangen erfiillt, in seinem 
Vaterlande thatig zu sein, urn Enthebung 
von derselben und kehrte 1860 nach Wien 
zuriick, worauf er noch im December 
dieses Jahres die interimistische Leitung 
der Ackerbauschule zu Neuaigen in Ober» 
osterreich an Stelle des erkrankten und 
bald danach verstorbenen Directors der» 
selben ubernahm; aber schon im Janner 
1861 wurde er zum Professor der land> 
wirtschaf tlicher . Lehranstalt Tetschen- 
Liebwerd in Bohmen ernannt. Anfang 
Februar trat er seinen Posten an, zugleich 

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mit der Localdirection dieser Lehranstalt, 
welche aus einer von iiber 120 Schulern 
besuchten landwirthschaftlichen Mittel» 
'chule — damals der einzigen in ganz 
Oesterreich — und einer 30 Zoglinge 
zahlenden Ackerbauschule bestand. Ob» 
gleich das Amt in beiden Abtheilungen 
seine Thatigkeit stark in Anspruch nahm, 
'o unterzog er sich doch noch der Geschafts» 
'eitung des landwirthschaftlichen Filial» 
Vereines fur den Leitmeritzer Kreis. Nach» 
dem er im Friihjahre 1864 eine Berufung 
an das groBherzogliche Polytech» 
nicum in Karlsruhe, an welchem eben 
eine landwirthschaftliche Fachabtheilung^ 
Wilhelm, Gustav Friedrich 170 Wilhelm, Gustav Friedrich 
erricktet werden sollte, abgelehnt hatte, 
wurde er am 3. Mai desselben Jahres zum 
ordentlichen Professor an der k. k. hoheren 
Lehranstalt in Ungarisch«Altenburg er» 
nannt, an welcher er im Wintersemester 
1864/63 seine Lehrthatigkeit eroffnete. 
An derselben wirkte er bis zum Friihjahre 
1869, worauf er einem Rufe des 
f teiermarkischen Landesausschuf f es zur 
Uebernahme der durch Dr. Hlubek's 
Pensionirung erledigten Lehrkanzel der 
Landwirthschaf tslehre an der technischen 
Hochschule des steiermarkischen landschaf tlichen 
Ioanneums in Gratz folgte, an 
welcher damals eine eigene Fachabtheilung 
fur Land- und Fo A wirthschaf t be» 
stand. Als dann 1874 diese technische 
Hochschule vom Staate ubernommen, die 
landwirtschaf tliche Fachschule aber aufgehoben 
wurde, verblieb er doch in seiner 
Stellung als landschaf tlicher Professor 
an der nun k. k. Anstalt, bis 1883 auch 
die Lehrkanzel der Land» und Forstwirth» 
schaft vom Staate ubernommen und er 
zum k. k. o. 6. Professor ernannt wurde. 
Wiederholte Antrage, 1869 zur An» 
nahme einer Professur am Darmstadter 
Polytechnicum, 1870 an der groBherzog« 
lichen Ludwigs «Universitat in Giefien, 
lehnte er ab, da man von mafigebender 
Stelle bestrebt war, ihn der Gratzer 
Hochschule zu erhalten. Seit er an der» 
selben lehrt, wurde er wiederholt zum 
Dekan und in den Studien jahren 
1873/74 und 1884/85 zum Rector erwahlt. 
Wahrend der Schwerpunkt seiner 
Thatigkeit als akademischer Lehrer in seinen 
Vortragen und Demonstrationen liegt, 
hat er auf dem Gebiete der Forschung 
schon wahrend seines Aufenthaltes in 
Ungarisch-Altenburg (1832—1835) mit 
den Untersuchungen iiber das Verhalten 
deS Wassers im Boden begonnen und 
diese seitdem ununterbrochen fortgesetzt, 
auBerdem unterzog er die Zusammen» 
fetzung und die Eigenschaf ten der Wolle, 
das Keimen der Samen u. a. seinen wissen» 
schaf tlichen Untersuchungen. Auch unter» 

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nahm er, zum Theile im Auftrage der 
Behorden, zahlreiche immer mit wissenschaf tlichen 
Zwecken verbundene Reisen, 

besuchte ofter groBere Ausstellungen, so 
die Weltausstellung in London und die 
landwirtschaf tlichen Ausstellungen in 
York 1862 und in Hamburg 1863, die 
Molkereiausstellungen in Bern 1867, 
Frankfurt 1873 und Hamburg 1877, 
die Landesausstellungen in Stuttgart 
1881 und Zurich 1883, wodurch er 

reichlich Gelegenheit fand, die landwirthschaf tlichen 
Zustande anderer Lander 

durch eigene Anschauung kennen zu ler« 
nen. Ueberhaupt war W i 1 h e lm auf dem 
Gebiete des Ausstellungswesens vielfach 
thatig. Auf die landwirthschaftliche Ausstellung 
in Wien 1866 und die Meltausstellung 
in Paris 1867 brachte er eine 
Sammlung von W.ollproben, welche er 
selbst zusammengestellt hatte, und die sich 
im Besitze der landwirtschaf tlichen Aka» 
demie in Ungarisch ' Altenburg befindet. 
Bei der Ausstellung in Wien 1866 war 
er einer der Vertreter des k. k. Ministe» 
riums fur Handel und Volkswirthschaf t 
im Preisgericht ; bei der Wiener Welt» 
ausstellung 1873 Mitglied der Gratzer 
Landescommission und Referent derselben 
fur die landwirthschaftliche Gruppe, Mit» 
glied der internationalen Jury und Be» 
richterstatter ; bei der Wiener Molkerei» 
ausstellung 1872 Mitglied des Generalcomitos, 
bei der Karnthner Landesthier» 
schau im Jahre 1877 und bei zahlreichen 
kleinen Thierschauen, Regionalausstellun» 
gen u. d. m. Preisrichter, bei den Landes» 
ausstellungen in Graz 1870 und 1880 
Generalsecretar des Ausstellungscomitas , 
bei der culturhistorischen Ausstellung in^ 
Wilhelm, Gustav Friedrich 171 Wilhelm, Gustav Friedrich 
Gratz 1883 Mitglied des Generalcomitas 
und Obmann der III. Section 

derselben (Landwirthschaft , Bergbau, Gewerbe). 
Auch gehorte er 1869-4884 

dem Centralausschuf f e der steiermarkischen 
Landwirthschaf tsgesellschaf t an, vertrat 
diese Korperschaft 1879 und 1883 auf 

den Agrartagen, 1882 bei der Eisenbahntarif ' Enquete 
und bei den verschiedenen 
Berathungen und Enquoten in Bezug 
auf die landwirthschaftliche Gesetzgebung 
(Rindviehzuchtgeset z , Gesetze, betreffend 
die Vertilgung der Kleeseide, die Abanderung 
der bauerlichen Erbfolge, die Er» 
richtung einer Landesculturrentenbank 
fur Steiermark u. s. w.) . Von 1882 bis 
1884 war er Mitglied, von 1884 bis 
1887 Ersatzmann im Staatseisenbahn» 
rathe. 1867 unternahm er im Auftrage 
des k. k. Ackerbauministeriums eine Reise 
in die Schweiz, worauf er die Schrift: „Nie 
Hebung der Hlpenmirtpchlltt " Wien 1868, 
Gerold) herausgab, welche auf den Aufschwung 

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des Molkereiwesens in Oesterreich 
und auf die Errichtung von Mol» 

kereigenof f enschaf ten von forderndem Einfiuffe 
war. Dieser Arbeit folgte im Jahre 
1872 die Abhandlung: „Wiz ziuil KasernyenllSZeuschlltteil? " 

(Wien, Verlag des k. k. 

Ackerbauministeriums ) , mit einem Musterstatute 
fur solche Vereinigungen . Ueber» 
Haupt wendete er der Hebung des Mol» 
kereiwesens seine voile Aufmerksamkeit 
zu und war bemuht, durch Wort und 
Schrift demselben groBere Beachtung zu 
verschaffen. An dem im Jahre 1382 zu 
Gratz gehaltenen Molkereilehrcurse wirkte 
er als Docent mit, auch erschien im Ver< 
lage der landwirthschaftlichen Filiale 
Westgratz sein Vortrag „Ueber Milchwirthschaf t " 

(!837) im Drucke. An der 
Bildung der 1879 zu Gratz ins Leben 
getretenen ersten steiermarkischen Mil> A 
chereigenoff enschaf t , welche einen ijberaus ! 
erfreulichen Aufschwung nahm, hatte er 
einen hervorragenden Antheil. Wil- 
Helm war der Erste, der in Oesterreich, 
und zwar in einer im Sommer 1863 zu 
Prag zahlreich tagenden Versammlung 
von Landwirthen, auf die hohe Bedm» 
tung deS landwirthschaftlichen Fortbil. 
dungsunterrichtes aufmerksam machte. 
Bei den landwirthschaftlichen Lehrcurstn, 
welche auf Veranlassung des k. k. Acker» 
bauministeriums 4868 und 4869 in 
Wien, 1870, 4874 und 1873 in Gratz 
abgehalten wurden, wirkte er als Do« 
cent; 1876 inspicirte er im Auftrage des 
genannten Ministeriums die in Steier« 
mark bestehenden Fortbildungsschulen, 
und zur Zeit ist er Priif ungscommif f ar 
bei den Prijfungen behufs Erlangung 
der Befahigung zur Ertheilung des land» 
wirthschaf tlichen Unterrichtes an solchen 
Schulen. Auf seine Anregung hat der 
naturwissenschaf tliche Verein fur Steiermark 
ein Netz von Stationen fur Messung 
der atmospharischen Niederschlage, 
welches das ganze Zand umfaJit, ins 
Leben gerufen. Die Ergebnisse dieser 
Beobachtungen stellt seit 1877 W i 1 - 
Helm alljahrlich zusammen, und sie er» 
scheinen in den Mittheilungen des ge> 
nannten Vereines, aber auch in Separat« 
abdrijcken — bisher 42 Hefte — . An der 
vom genannten Vereine in Angriff ge« 
nommenen naturwissenschaf tlichen Durchf orschung 
Steiermarks ist er als Obmann 
der Section fur physicalische Geographie, 
Klimatologie und Meteorologie, sowie 
als Mitglied der Section fur Botanik 
betheiligt. Neben dieser mannigfachen 
vorwiegend praktischen Thatigkeit blieb 
er aber in seinem Fache auch schrif rf tellerisch 
nicht muflig. Aufier zahlreichen 
groBeren und kleineren Abhandlungen, 
welche er seit 1853 in landwirthschaftlichen 

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Wurzbach5 6 . txt 
Zeitschrif ten Oesterreichs und des^ 
Wilhelm, Gustav Friedrich 172 Wilhelm, WilhellMls 
deutschen Reiches verof f entlichte, redigirte 
er von 1870 bis 1884 den „Steirischen 
Landboten", das Organ der k. k. steier» 
markischen Landwirthschaf tsgesellschaf t . 
Dann unternahm er im Auftrage des 
k. k. Ackerbauministeriums die Verfassung 
eines Lehrbuches der Landwirthschaf ts« 
lehre, wovon die ersten zwei Bande : 
I : „Die natiirlichen Grundlagen der 
Landwirthschaf t , Atmosphare, Klima, 
Boden" (Berlin 1886) ; I I : „Pf lanzenbau" 
(ebd. 1387) bereits erschienen sind, 
die zwei letzten, III: „Thierhaltung" 
und I V : „Wirthschaf tsbetrieb" demnachst 
folgen werden. Von seinen kleineren Ar» 
beiten nennen wir noch die „Anleitung M 
Vtrtilgtiug der UleeSlidr, der Zlckerdis-tel, des 
Hemrllllrllrs llnll des Kren A aruez" (Wien 
t884, Verlag des k. k. Ackerbauministeriums) 
und einen Vortrag iiber die Reblaus, 
welche durch ihre Verheerungen die 
Untersuchung iiber die zweckmafiigsten 
Mittel ihrer Vertilgung in landwirth. 
schaftlichen Kreisen zur Tagesfrage ge« 
macht hat. DaB eine solche erfolgreiche 
Thatigkeit mannigfache Wiirdigung fand, 
versteht sich von selbst. Schon 1873 
wurde Professor Wilhelm anlafllich der 
Wiener Weltausstellung mit dem Nitterkreuze 
des Franz Ioseph ' Ordens aus» 
gezeichnet. Zahlreiche naturwif senschaft« 
liche, landwirthschaf tliche und gemein» 
niitzige Vereine wahlten ihn zu ihrem 
Mitgliede. Als Protestant ist er Mitglied 
des Presbyteriums und derzeit 

Curator* Stellvertreter der Gratzer evangelischen 
Kirchengemeinde . Professor W i 1> 
Helm vermalte sich 1862 mit Fanni 

Wilhelmine, Tochter des (-J-) Obermedicinalrathes 
und Hofarztes Dr. Victor 
Adolf von Riecke in Stuttgart. Aus 
dieser Ehe stammen vier Sonne: G u> 
ftav Adolf Wilhelm, der sich dem 
akademischen Lehramte der classischen 
Philologie widmet; Karl Eduard 

Wilhel m, Doctor der Rechte und Rechtspracticant 
bei dem stadtisch-delegirten 
Bezirksgerichte Umgebung Gratz; Gu« 
stav Friedrich Em. Wilhelm, der 
sich fur das Lehramt der deutschen Phi» 
lologie ausbildet, und Hermann 
Wilhelm. 

Wilhelm, Wilhelmus (Augustinerchorherr , 
geb . zu Mengen in Oester« 
reichisch-Schwaben am 12. Juli 1733, 
gest. 28. August 1790) . Er studirte zu 
Hofen am Ueberlingersee bei den Bene» 
dictinern, zu Rotweil bei den Jesuiten, zu 
Villingen bei den Minoriten und dann 
zu Augsburg wieder bei den Jesuiten. 
Darauf trat er zu Creuzlingen nachst 
Constanz in den Orden der regulirten 

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Wurzbach5 6 . txt 
Chorherren, legte 1736 die Gelubde ab 
und vollendete die theologischen Studien. 
1739 zum Priester geweiht, wurde er 
zunachst als Bibliothekar und Professor 
angestellt, jedoch wegen seines Buches 
„" . ntksntig . vstsris l?s8tHiQ6nti" seiner 
Professur enthoben und als Pfarrer nach 
Hirschlat bei Tetnang versetzt, als welcher 
er in der Folge nach Hirschau bei Rothen» 
berg an der Tauber kam. Von da wieder 
nach Creuzlingen als Kastner berufen, 
wirkte er in dieser Eigenschaft einige 
Jahre, bis ihm das Amt zuwider wurde 
und er die ErlaubniB erhielt, nach 
Hirschau zuriickzukehren . 1774 wurde er 
Professor der Theologie und Beisitzer des 
Consistoriums an der Universitat in Frei» 
burg, , welche Stadt damals noch zu 
Vorderof terreich gehorte, und dort er« 
langte er 1773 die theologische Doctor* 
wiirde . Nachdem er 16 Jahre im Lehr« 
amte thatig gewesen, starb er. erst 
35 Jahre alt. Er hat folgende Schriften 
durch den Druck verof f entlicht :? 
Wilhelm, Christoph 173 Wilhelm. Friedrich 
(ib. 1768) ; - „ 

(ib. -1768, gr. 8".), dies Werk 
hatte Wilhelm' s MaBregelung durch 
Entsetzung vom Lehramte zur Folge; 
(id. 1772, 8".); 
1773, 

8^), ist ein Auszug des vorbenannten 
Werkes; — 

(OoilLtanrias 1779, 8".), mehr ist nicht 
erschienen; — „ 

A Hil A 1786. 80., iQ A . ) . I n Handschrift 
aber hat er hinterlassen eine „Historia 
biblioa." und seine eigene Lebensbeschrei« 
bung, welche wahrscheinlich in der Handschrif tensammlung 
seines Klosters hinter» 
legt wurden . 

(D e Luca) . Das gelehrte Oesterreich. Ein 
Versuch u. s. w. I. Bandes 2. Theil (Wien 
<778. von Trattner, 8".) S. 259. - A iip/ei 
2,N!oarum literatorum (?rit>ulFHH 1809, 
Nsrayr A Graffer und Sohn in Wien' 1 8 A ) 
1>. «7-74. 

Noch sind zu erwahnen: t. Ad . Wilhelm, 
ein Tonsetzer unserer Tage . von dem bei 
Wiener Musikoerlegern bereits mehrere Com» 
Positionen erschienen, so: „Sammlung von 
beliebten Melodien fur das Pianoforte". 
Nr. i : Wiener Fischerlied (Wim 18?2, 
Ludwig)-. — Nr. 2: Reinh ar»d t . / aa a«nn ' 
el'n ^«5« (ebd. i872): - Nr. a: „Da 
Karnthner Vua. Karnthner Volkslied" 
(ebd. <87S, Th . Schmidt). - 2. Ehristoph 
Wilhelm (geb. zu Eger in Bohmen am 
5. August 1818). Er trat. 18 Jahre alt. zu 
Gratz in den Orden der Gesellschaft Jesu. 
Nachdem er dann zu Innsbruck die theologi. 
schen Studien beendet hatte, wurde er Pra» 
fact der iheresianischen Ritterakademie in 
Wien, nach deren Auflosung er in gleicher 

Seite 255 



Wurzbach5 6 . txt 
Eigenschaft an das Coliezium. LrnsLioUi in 
Belgien kam. Nach Oesterreich zuruckberuf en, 
bekleidete er durch drei Jahre die Stelle des 
Generalpraf ecten im Linzer bischof lichen Se< 
minar, das unter der Leitung der Gesellschaft 
Jesu steht, und erhielt darauf an diesem 
Institute die Stelle des Rectors. I m Druck 
erschien von ihm: „Deutsche Grammatik zum 
Gebrauch der Collezien" (Briissel und Leipzig 
t831, Mayer und Flotan, 8".). f s t o s A "oz. 
5oei6tatl5 "esu (Visums, Ii,2ti50on2e i856, 
fchm. 4°.) ?. 414. - 3. Friedrich Wil A 
Helm (geb. zu Augsburg i . December <80t) . 
Der Sohn eines Kunsthandlers in seiner 
Vaterstadt, besuchte er daselbst die Studien» 
anstatt, widmete sich dann dem Kaufmanns« 
geschafte. zu dem er sich unter seinem Vater 
bildete, und trat darauf in das Augsburaer 
Grohhanolungshaus Tchaezler, in wel« 
chem er bis 1822 verblieb. Nun ubernahm 
er fur einige Zeit mit seinem Bruder zugleich 
das vaterliche Geschaft, da es aber seinen 
Neigungen nicht entsprach, aing er zunachst 
(1825) nach Trient in Sudtirol, wo er im 
Speditionshause Anltonio Nossi als Buchhalter 
und Correspondent diente.' Aus dieser 
Stellung trat er, infolge eines Anerbietens 
der Firma Martin Turtschenthaler in 
Innsbruck, im August 1833 als Procurift 
in dieses Haus ein. Als Turtschen» 
thaler sich von den Geschaften zuriickzog, 
vereinigte sich W i 1 h e lm mit den Gebriidern 
der Firma Malitsch in Laibach zur Ueber« 
nnhme der Handlung, welche er dann als ' 
Associ« und Miteigenthumce leitete. Seine 
kaufmannischen Interessen hinderten ihn aber 
nicht, sich an den offentlichen Angelegenheiten 
Innsbrucks und Tirols zu betheiligen. So 
wurde er schon am 1. Februar 1848 zum 
AusschuBmitgliede des Handelsgremiums, 
dann vom Ausschuh wiederholt zum Gremial» 
vorstande. bei Griindung der Innsbrucker 
Handels» und Gewerbekammer im Jahre 1830 
zu deren Prasidenten gewahlt, als welcher 
er in der Folge noch wiederholt fungirte; 
seit Janner 1845 gehorte er dem aus 23 Biir» 
gern zusammengeset zten AusschuB der Stadt 
Innsbruck an, welcher ihn im August 1830 
zum Magistratsr . Ul) . 1838 zum AusschuB», 
mitgliede der stadtischen Sparcasse uno 1866 
zum Substitut der Directoren dieser Anstalt^ 
Wilhelm, Karl Adolf 474 Wilhelm 

erwahlte, 11>6? ernannte ihn der Iustizminister 
zum stimmberechtigten Beisitzer bei dem 
HandelSsenat des k. k. Landesgerichtes in 
Innsbruck, und 1872 erfolgte seine Wahl zum 
Viceprasioenten der k. k. Landescommission in 
Innsbruck fur die Wiener Weltausstellung 
lti?3. Aufierdem wurde er schon 1854 zum 
Vertrauensmann der Filial ' EScomptennstalt 
in Innsbruck berufen und wohnte als Ver« 
treter des Handelsstandes dieser Stadt dem in 
Wien von Janner bis Marz desselben Jahres 
tagenden Zollcongresse bei. Mit welchem Er< 

Seite 256 



Wurzbach5 6 . txt 
folge W i 1 h e lm alle diese Aemter, zu denen 
ihn ebenso das Vertrauen seiner Mitburger, 
wie das des Monarchen berufen hatte, versah, 
beweisen die mannigfachen Ehren, die ihm zu» 
theil wurden, denn am 21. Janner 1870 uber» 
reichte ihm der BiirgerausschuB der Stadt 
Innsbruck das Diplom eines Ehrenbiirgers , 
im April 1854 verlieh ihm Seine Majestat 
das goldene Verdienstkreuz mit der Krone 
und am 9. Janner 1870 den Orden der 
eisernen Krone dritter Classe. Wiener 

Weltausstellungs . Zeitung, t? . Juli 
«312. Nr. 59: „Friedrich Wilhelm" . - Por> 
trat. A . Palm gez., C. Angerer so. in der 
vorbenannten Zeitung 1872, Nr. 59) . — 

4. Karl Adolf (geb. in Briinn am 13. No» 
vember 1848) . Der jiingere Bruder drs Pro« 
fessors der Landwirthschaf t an der techni» 
schen Hochschule ,n Gratz. Wie Guftau 
Friedrich Wilhelm, dessen ausfuhrliche 
Lebrnsskizze S. 1<!8 mitgetheilt wurde, wid« 
mete er sich urspriinglich der Landwirth» 
schaft, studirte zu diesem Behufe in Ungarisch' 
Altenburg und Hohenheim, machte dann eine 
langere Studienreise und wurde nach seiner 
Riickkehr, 1872, Assistent der Lehrkanzel fur 
Pflanzenbau an der neu errichteten k. k. 
Hochschule fur Bodencultur in Wien. I m 

Jahre 1374 wendete er sich aber ausschlieBlich 
der Botanik zu. studirte in Strahourg unter 
de B a r r y . und 1876 zu dessen Assistenten 
ernannt, erlangte er daselbst den Doctorgrad. 
Spater fand er Stellung als Assistent am 
f orstbotanischen Institute der Universitat 
Munchen. 1881 aber habilitirte er sich als 
Privatdocent an der k. t. Hochschule fur 
Bodencultur in Wien, an welcher er zur Zeit 
als Docent fur Forstbotanik thatig ist. AuBer 
zahlreichen Abhandlungen in botanischen und 
f iirstwissenschaf tlichen Zeitschrif ten veroffent» 
lichte er noch: „Beitrage zur KenntniB der 
Wanzengattung A . Lper' s illn»" (Berlin 1877, 
Friedlander) und „Beitrage zur KenntniB des 
Sicbrohrenapparatesdicotyler Pflanzen" (Leip» 
zig 1880. Engelmann) . Wilhelm ist mit 
der Bearbeitung eines groBen Werkes beschaf« 
tigt, worin er den Bau und die Beschaffen» 
heit des Holzes seinen Studien unterzieht. — 

5. Meister W i 1 h e lm aus Innsbruck ist ein 
berijhmter Architect des 12. Jahrhunderts , 

der in einem uralten Sacristeibuche zu Pisa 
als Erbauer des schiefen Thurmes dieser 
Stadt bezeichnet wird. Er starb jedoch vor 
Vollendung des Baues, an welchem Bo» 
nani und Tomaso Pisano mitgewirkt 
haben sollen. Der Thurm, dessen hochster 
Punkt, wenn man ein Bleiloth herablaBt, 
eine Abweichung von tZ FuB von der Grund« 
mauer ergibt, steht frei, ist rund mit einem 
groBartigen Saulengange, dessen zahllose 
Saulen sich von unten bis zum dachlosen 
Gipfel in dorischer Ordnung hinaufwinden 
und die marmorne Stiege, die zur obersten 
Galerie fiihrt und aus 19S mehr als schuh» 

Seite 257 



Wurzbach5 6 . txt 
hohen Stufen bestcht, sowohl tragen als 
decken. Der ganz aus Marmor erbaute Thurm 
hat 7 Stockwerke und betragt 168 FuB Hohe . 
Das in Tirol selbst befindliche Seitenstiick zu 
diesem Thurme, in Terlan. einer zwischen 
Bozen und Meran gelegenen Ortschaft, ist 
jedoch nicht von unserem Meister W i 1 h e 1 m 
aus Innsbruck, sondern von einem Anderen 
erbaut, dessen Namen man nicht kennt . Auch 
soil der Thurm von Pisa mit Absicht schief 
gebaut worden sein, wahrend es beim schiefen 
Thurme von Terlan. einer witzigen Sage nach. 
eine andere BewandtniB hat. Als namlich 
einmal eine Jungfrau voriiberging, neigte 
sich der Thurm aus lauter Respect vor der 
seltenen Erscheinung, und er soil sich wieder 
erheben, wenn einmal eine zweite Jungfrau 
die StraBe von Bozen und Meran passirr. 
Alfred Graf Wickenburg brachte diese Sage 
in eine niedliche Romanze (1387, 8".), welche 
in der zweiten Auflage seiner Gedichte steht. 
Das „Tirolische Kunstler« Zerikon" meint 
betreffs des Erbauers des schiefen Thurmes in 
Pisa.- „es sei schade, daB dessen eigener Name 
nicht angegeben oder nicht auf gezeichnet ist". 
Dieser Bemerkung gegeniiber muB es be« 
fremden, daB in dem VerzeichniB der 
T i r o 1 e r Kiinstler, welches der Jahrgang 
1820 von Graffer ' s „Conversationsblatt " 
auf S. 917. 928. 932 u. f. mittheilt, auf 
S. 934 W i 1 h e 1 m von Innsbruck, groBer 
Baumeister in vielen Stadten Italiens, mit 
dem Taufnamen Franz angegeben ist; sonach 
ware W i 1 h e 1 m der Familienname unseres? 
Wilhelm (Bischof) Milhelm Johann Georg 
beriihmten Architekten. Einen sehr instructivrn 
Artikel iiber unseren W i 1 h e lm von Inns» 
druck, dessen Thatigkeit an dem Pisaner 
schiefen Thurme von mehreren Seiten oe« 
stritten wird. enthalt Nagler's „Neues 
allgemeines Kunstler« Lerikon" Bd. XXI, 
S. A 5 u . f. — 6. Wilhelm. Bischof von 
Olmutz (geb. 1334, gest. 16. Juni 1572) . der 
44. in dieser Kirchenwiirde, welche er von 
1503—1572 bekleidete. Ein SproB der alten 
mahrischen Adelsfamilie der Prussinowsky 
von Wiczkow. Fur den geistlichen Stand 
herangebildet , wurde er Propst in Briinn 
und Leitmeritz und am 9. Malz 1563 Bischof 
von Olmutz. Ein stren A rr Hiiter deo kacho« 
lischen Glaubens, berief er gegen die 
damals in Mahren noch zahlreichen Pro« 
testanten die Jesuiten, welche es bekannter« 
maBen von jeher grundlich verstanden haben, 
alles Unkraut des Skepticismus und Indif> 
ferentiomuo mit der Wurzel auszurotten, nach 
Olmutz. errichtete ihnen daselbst ein Colle« 
gium und vertraute ihnen die Pflege des 
Weingartens des Herrn. Bald nach seiner 
Erhebung zum Bischof ging er als Legat des 
Kaisers Marimilianll . nach Polen, nnt 
der heiklichen Misston betraut, den Konig 
Siegmund I I . August von Polen zu A 
einer anstandigeren Behandlung seiner Ge< ! 

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Wurzbach5 6 . txt 
malin Katharinazu bestimmen. Diese, 
eine Schwester Kaiser MarimiliansII . , 
hatte sich 1349 mit Franz III., Herzog von 
Mantua orrmalt . Nach diesem bereits 1330 
Witwe geworden, schritt sie 1533 zur Heirat 
mit Sieg mund I I . August von Polen 
und starb am 28. Februar 1372, wenige Mo« 
nate vor Bischof Wilhelms Tode . Nack 
seiner Riickkehr verweilte der Kirchenfiirst 
einige Zeit in Troppau, urn dort vereint 
mit den Jesuiten gegen die Protestanten vor« 
zugehen. Da aber lief er bald Gefahr, von 
ihnen gesteinigt zu werden. Als namlich die 
Protestanten einen der Ihrigen auf dem 
katholischen Friedhofe bestattet hatten, befahl 
er die Ausgrabung der Leiche, woriiber die 
Menge in solche Erbitterung gerieth, daB sie 
den Bischof und seinen Begleiter, den Jesuiten 
M a g i u s , mit Steinen bewarfen. Der bischofliche 
Kanzler Nicolaus W a 1 t h e r wurde bei 
dieser Gelegenheit von Steinwiirfen schwer 
getroffen. Urn den Katholiken seiner Diocese 
ein neues Testament in streng katholischer 
Lesart zu verschaffen, liefl er ein solches von 
Hieronymus Emser deutsch iibersehen und A 
1371 zu Nizza auk seine Kosten drucken, 1 
Daaegen veranstaltete nun Johann Freiherr 
von Zierotin 1378 auf seinem Schlosse 
Kralicz den Druck einer anderen, von den 
Senioren der bohmischen Briider Albert Ni« 
colai, Lucas Helicaeus, Johann Aeneas. 
Georg V e t t e r , Esaias Caepolla. Johann 
E p h r a i m , Paul Iessenius und Johann 
Capito ausgefiihrten Nebersetzung, deren 
lich die dort zahlreichen bohmischen Briider 
bedienten. Infolge des hartnackigen Wider» 
standes, den die Protestanten gegen die Be» 
muhungen der Katholiken, von den Adeligen 
darin mit Erfolg unterstiitzt, erhoben, war 
schon durch mehrere Jahre die iibliche Frohn» 
leichnamvprocession unterblieben . Durch Bi» 
schof Wilhelms Energie fand sie 1370 
wieder statt, freilich raufiten die Zoglinge des 
von ihm in Olmiih gestifteten Iesuitencollegs 
mit Schwert und Schild zu beiden Seiten 
der celebrirenden Geistlichkeit einherschreiten . 
Bischof W i 1 h e lm war von schwachlicher 
Constitution, immer krankelnd, und bei dem 
Eifer und der unabweichlichen Strenge gegen 
sich selbst, mit welchen er seines hohen geist« 
lichen Amtes waltete, erlag er friihzeitig 
seinen Leiden. Er wurde in der Iesuitenkirche 
zu Olmutz beigesetzt. Da sein Tod bald nach 
der Frohnleichnamsprocession . zu welcher er, 
obgleich schon sehr krank, sich im Sessel hatte 
tragen lassen, ziemlich rasch eingetreten war, 
so regte sich der Verdacht einer Vergiftung. 
eruiu (Handschrif t ) . — A il'e/its?' A >ans A av. A . 
'"'uzultini OlomuoenLiL N^izoopui-ulQ Olo> 
mueenLNiln series (Oioniueii 183 1, 8k2.r» 
uit21. 8".) i». 202-206.) - 7. Eines N i 1 « 
Helm von K 6 1 n (WilN61mn2 ae Oolonia) , 
welcher Weihbischof eines Olmutzer Bischofs 
war und im 15. Jahrhunderte lebte, gedenkt 

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Wurzbach5 6 . txt 
Ritter von d'Elv ert im unten bezeichneten 
Werke und meldet, daB eine handschriftliche 
„lliLwrio». nHrriUio" desselben in der 
Olmiitzer Universitatsbibliothek aufbewahrt 
werde. "d'C'loert (Christian). Historische3ite< 
raturgeschichte von Mahren und Oester« 
reichisch ' Schlesien (Briinn 1830. Rohrer's 
Witwe. 8".) S. 11) - 8. Noch ist zweier 
osterreichischer Aoelsf annlien des Namens 
W i 1 h e lm zu gedenken, der Wilhelm 
Edlen von Helmfeld und der Ritter 
von W i 1 h e lm Beide sind gemeinsamen 
Ursprungs und stammen von Johann 
Georg W i 1 h e lm ab . der von dem Kur» 
fursten von Pf alz<Bayern . Karl Theodor, 
damals Reichsvicar. mit Diplom <lac>. Mun«£ 
Wilhelmi 176 Milhelmi 

chc:i 11. M>ij l?'»'' s in den Reichsaoelstand 
«Hoden wurde. Jot ann Georg ron W i 1 - 
helm fgcd. tU. Au^uu 17^!,, i ) datte aus 
seiner Ede mit Aalhijrina von heinlin sged. 
2t, November 1764) Mei Tijhne, Caspar 
urd Adam, welcke Veide Stifter der heute 
ncch bliihenden Linien dieses Geschlechtes 
sind. Caspar (geb 28. October 17U3. gest 
1832), mit Aalhanna geborenen achmid ver» 
malt, erhielt mit Diplom aao. 2?. Malz 
182? den osterreichischen Adelsstand mit dem 
Predicate von Helmfeld.— Tein Bruder 
Adam (geb. 1780. qest. 1843), mit Maria 
Anna geborenen M'dl vermalt, erlangte 1843 
die Anerkennung seines Ritterstandes . Beide 
Familien sind in Bohmen begutert; die 
N i 1 h e 1 m Edlen von Helmfeld besitzen 
Altenteich. Tt . (51ara und Haslau; die 
Ritter von W i 1 h e lm sind Herren auf 
Ober« und Unter ' Wildstein und Nockendorf, 
Da iiber beide Familien sonst nichts Denk« 
wiirdiges zu berichten, verweisen wir bezuglich 
der weiteren genealogischen Daten, des Wapprns 
und heutigen Familienstandes auf das 
„Genealogische Taschenbuch der Ritter« 
und Adelsgeschlechter " (Brunn. Buschat und 
Irrgang. 32«.) I I . Jahrg. "1877) S. 71«) 
bis 721 und XII. Jahrg. (1887) S. 368,) 
Wilhelmi. Alexander, siehe: Iechmeistcr. 
Wilhelmi Friedrich (k. k. H o f schauspieler , 
geb. zu Schlicha in Preufien 
1788, gest. in W i e n am 2 . Mai 1832). 
Sein wahrer Name ist Friedrich Wil> 
Helm von Panwitz, wie der Grabstein 
auf dem Matzlemsdorf er Friedhofe besagt. 
Alle anderen Schreibungen, die sich 
finden, wie Pannwitz, Panowitz, 
Panno witz, sind unrichtig. Auch ist im 
Register des Todtenbeschauers 1788 als 
sein Geburtsjahr angegeben, wahrend die 
Nekrologe 1784 als solches nennen. Aus 
der Feder eines langjahrigen Kenners 
und Beobachters der Wiener Burgtheaterverhaltnisse 
erfahren wir: N i 1 - 
helmi, rsa c von Panwitz, sei der 
Sohn einer unbegilterten Adelsfamilie in 
der schlesiscben Lausitz. I m Alter von 

Seite 260 



Wurzbach5 6 . txt 
19 Jahren trat er in den preuBischen 
Militardienst , in welchem er als Seconde» 
lieutenant die Schlacht bei Jena und den 
darauf folgenden Riickzug Bliicher's 
nach Liibeck mitmachte. Infolge der Re» 
duction der preuBischen Armee nach dem 
Tilsiter Frieden traf auch ihn das Los 
der Abdankung, und er brachte nun 
mehrere Jahre bitterer Sorge urn eine 
angemessene Existenz zu. Ein gliicklicher 
Zufall fiihrte ihn nach Dresden, wo er 
die Bekanntschaf t der nachmaligen Wiener 
Hof schauspielerin Auguste Brede machte. 
Als er derselben seine Neigung fur die 
Biihne eroffnete, gab sie ihm ein Empfeh» 
lung an den Theaterdirector Lieb ich 
in Paag mit . So lauten die alien r»man< 
tischen Anstriches entbehrenden Nach« 
richten iiber Wilhe5mi, bis zu seinem 
Uebertritt zum Theater. Andere Quellen 
— und diese letzteren haben verbreiteten 
Eingang ins Publicum gefunden — berichten, 
Wilhelmi, damals noch von 
Panwitz, habe von friihester Jugend 
an groBe Vorliebe fur die Biihne gehabt, 
und ein Liebhabertheater in Dresden war 
der Schauplatz seiner ersten Versuche. 
Nachdem er seiner Militarpf licht in 
PreuBen geniigt hatte, wurde er Ofsicier. 
Eines Duelles wegen zur Flucht gezwun» 
gen, ging er nach Oesterreich und zunachst 
nach Prag, wo er Empfehlungen eines 
Freundes an einen einf luBreichen Cava> 
lier, der iiberdies General in der kaiser» 
lichen Armee war, mitbrachte. Diesem 
gefiel der junge Mann, dessen auBere Er» 
scheinung die Empfehlungen unterstiit zte . 
Als P a n w i h den Wunsch auBerte, in 
die kaiserliche Armee einzutreten, erhob 
der General Schwierigkeiten, versprach 
aber nichtsdestoweniger fur den Fremd' 
ling thatig zu sein. I m Hause des Ge< 
nerals, der ein groBer Theaterf reund und 
die Seele einer graflichen Privatbiihne in^ 
Milhelmi 477 Wilhelm! 

Prag war, traf Panwitz mit dem dama ' 
ligen Theaterdirector Lieb ich M . XV, 
S. 99^ zusammen. Diesem gegeniiber 
entwickelte er in einem Gesprache iiber 
Theater und Theaterstiicke ebenso iiberraschende, 
als praktische Ansichten, so daB 
31ebich meinte, wenn Panwitz so 
trefflich spielen wiirde, als seine Ansichten 
iiber Biihne und Darstellung seien, so 
miiBte er zu den besten Kiinstlern gehoren. 
Als sich nun gar der General in 
die Unterhaltung Beider mischte und 
erfuhr, urn was es sich handle, fiel ihm 
sofort ein Ausweg ein, den jungen 
Fliichtling unterzubringen, und er redete 
ihm zu, den Versuch auf der Biihne zu 
wagen. Nach einigem Hin» und Herreden 
nahm Panwitz den Antrag Liebich's, 
auf dessen Biihne zu debutiren, an. So 

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Wurzbach5 6 . txt 
betrat er mit der kleinen Umanderung 
seines Taufnamens Wilhelm durch 
Anhangung des iinWilhelmi 1813 
das Prager Theater in der Rolle des 
Gottlieb Coke in Ziegler's Schauspiel 
„Parteiwuth" . Der Erfolg war ein 
iiberraschender . Wilhelmi spielte mit 
solcher Wahrheit, daB auf der Galerie der 
Ruf „das ist ein Schurke" mehrere Male 
laut ertonte, und als Coke im Laufe 
der Vorstellung die Worte: „ich bin der 
gute alte Gottlieb Coke" wiederholte, 
rief eine Stentorstimme : „Glauben 
Sie's nicht, das ist ein alter Schurke'". 
I n dem Momente, wo Heinrich Lord 
mit der Pistole auftritt und mit den 
Worten „Stirb, Ungeheuer!" den Cyke 
niederschieBt , erdrohnte ein Sturm von 
Applaus, und das Galeriepublicum 
jubelte, daB das Laster von der gerechten 
Strafe ereilt wurde. Ja, die Wirkung 
von Wilhelmi 's meisterhaf tern Spiel 
hatte noch ein Nachspiel. Der Kiinstler 
begab sich nach der Vorstelllmg mit wehreren 
Freunden in ein Kaf f eehaus . Unters 
v. Wiirzbach, biozr. Lerikon. I A VI. A Gedr. 
den Gasten desselben befand sich auch 
jener Galeriebesucher , der in der Vor» 
stellung gerufen hatte: , das ist ein 
Schurke". Als er an der Stimme den 
Darsteller des Coke erkannte und die Ge> 
wiBheit hatte, daB derselbe es wirklich 
sei, trat er mit heftigster Entriistung auf 
Wilhelmi zu und schrie: wie er es 
wagen konne, noch unter ehrlichen Leuten 
zu erscheinen. Wilhelmi, der wohl den 
Sinn der Rede, aber nicht die Ursache 
erkannte, erwiderte heftig auf diese Be> 
leidigung, es kam zu erbittertem Wort> 
wechsel, und schon machte der Beleidiger 
Miene, an Wilhelmi sich thatlich zu 
vergreifen, als das Kaf f eehauspublicum 
dazwischentrat und den Storefried mit 
Gewalt aus dem Locale brachte. (5rst 
nachdem dieser entfernt und die Ruhe 
hergestellt war, wurde das Rathsel dieses 
sonderbaren Auftrittes gelost. Nun spielte 
Wilhelmi stets chargirte Rollen, entwickelte 
sich unter Liebich's verstandiger 
Leitung immer besser, durfte es sogar 
versuchen, in einigen Rollen seines Mei' 
sters aufzutreten, und so wurde er bald 
der Liebling des Prager Publieums. Er 
wirkte an der Seite Ludwig Lowe's, 
mit dem er sich dort furs ganze Leben 
befreundet, mit Bayer und Polawscky 
hochst verdienstlich . Er scheint nun bis 
kurz vor Liebich's 1822 erfolgtem Tode 
in Prag geblieben zu sein, denn in den 
ersten Monaten dieses Jahres finden wir 
ihn in Wien, wo er sofort Verbindungen 
mit dem Burgtheater ankniipfte und am 
12. April 1822 als Gottlieb Coke in 
dem A chon genannten Stiicke von Z isgler 

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Wurzbach5 6 . txt 
seine erste Gastrolle gab. (Das Vorstehende 
ist jedoch nur eine Conjunctur, 
denn nach Einigen ware Lieb ich bereits 
1816 gestorben.) Schon zwei Tage 
spater, am 14. April, trat Wilhelmiin 
der zweiten Gastrolle als Paolo Mon- 
12. Marz 4833.) "2^ 
Milhelmi 478 Milhelmi 
frone in „Bayard" und dann in ganz 
kurzen Zwischenraumen bis zum 22. April 
als Rath Bliimleinin „Welche ist die 
Braut?", als Ho f r a t h ReiBmann in 
„Die Advocaten", als Lasarra in 
, Johanna von Montfaucon" und als 
Wachtmeister Werner in „Minna 
von Barnhelm" auf. Er hatte gesiegt, 
daS Engagement mit ihm, da Ochsenheimer 
Md. XX, S. 474) in Pension 
gegangen und bald darauf starb, wurde 
abgeschlossen, und er blieb an dieser 
Musterbuhne bis an seinen im Alter von 
64 Jahren erfolgten Tod. I m Herbst 
1831 war nach einer schweren Krankheit 
eine trijgerische Besserung eingetreten. 
Am 30. Marz 4832 betrat er als Pra» 
sident in „Cabale und Liebe" zum 
letzten Mai die Bijhne. Er verschied am 
2. Mai 1852 Abends urn dieselbe 
Stunde, zu der in der Regel die Komodie 
auf der Bijhne ihr Ende erreicht. Er 
blieb ungeachtet seines furchterlichen Leidens 
— Gedarmbrand — bei voller Be» 
smnung. Ludwig Lowe, einer seiner 
intimsten Freunde, hatte ihn noch in den 
Nachmittags stunden des Sterbetages be> 
sucht, und als er an das Bett des Kranken 
trat, empfing ihn dieser mit den Worten: 
„Lieber Bruder, es geht zu Ende mit 
dem Hause Mirandola" . I n der Zeit 
seines eisten Wirkens im Burgtheater 
spielte Wilhelmi meist Intrigants, 
chargirte und Charakterrollen; er spielte 
fie trefflich, fand sich aber nach eigenem 
Gestandnisse nie heimisch darin. Da kam 
Schreivogel M . XXXI, S . 2 9 /s 
und iibernahm die Direction des Burgtheaters . 
Dieser erkannte bald Wilhelmi 's 
hervorragende Begabung fur 

das Heitere, und da Krijger A Bd. XIII, 
S. 27 i' 1 eben damals zu krankeln be» 
gann, theilte er ihm von deffen Rollen 
zu. Nun war Wilhelmi ganz in feinem 
Element. Nm unseres Kijnstlers Bedeutung 
fur die Bijhne zu ermessen, ist es 
I gut, den Ausspruch eines Dramaturgen 
A wie Laube ijber ihn zu horen, der ihm 
, eine ausfilhrliche Charakteristik widmet, 
! aus welcher hier das eigentliche Typische 
der Darstellungskunst Wilhelmi ' s an» 
gefuhrt werde. Laube war es auch, der 
an Wilhelmi ' s Grabe die erste Leichen» 
rede einem Burgtheatermitgliede gehalten, 
zum Schrecken seiner Behorde, wie 
er schreibt, welche es unziemlich fand, 

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Wurzbach5 6 . txt 
daB ein Director Leichenreden halte. 
Aber ein alter Burschenschaf ter , wie es 
Laube war, kummerte sich wenig darum, 
was sein Intendant unziemlich fand. 
„InWilhelmi" , meinte Laube, „hatte 
das Burgtheater eine seiner naturlichsten 
Stiitzen verloren. Seiner naturlichsten. 
Sein Naturell war unschatzbar, war wie 
ein schlank und gesund auf gewachsener 
Baum, der keines Gartners bedurft hat. 
Er war der sorglose lebensfrohe Vater 
des Lustspiels. Er war ein hochgewach« 
sener Mann mit lichtem kurzgehaltenen 
Haar und wohlgebildetem wohlgerotheten 
Antlitze, von stattlicher Haltung, 
welche die Vorzuge eines friiheren Ossi» 
ciers bekundete, ohne irgend eine Steif, 
heit. Urn seinen kleinen Mund spielte ein 
allerliebstes Behagen, welches einen 
Scherz, eine feine Speise und ein gutes 
Glas Wein jederzeit willkommen hieB . 
Sein ganzes Wesen machte einen gar 
guten, freundlichen und kraftigen Ein« 
druck. Er strotzte in seiner Zeit — und 
das war eine lange Zeit — von froh» 
licher Lebensf iille, und diese Lebensfulle 
machte sich auf der Biihne dermaBen geltend, 
daB sie im Stande war, ein ganzes 
Stuck zu heben und zu halten. Wie oft, 
wenn er auftrat, ging die Empfindung 
durchs ganze Haus : »„Ah, jetzt kommt 
der Rechte, jetzt geht ' s los, jetzt wird's^ 
Milhelmi 179 Wilhelmi 
lebendig!"" Nicht etwa, daB er mit 
SpaBen und Witzen oder sonstigen Extravaganzen 
urn sich geworfen hatte. Durch» 
aus nicht. Seine pulsirende Lebensf rische 
war so kraftig, sein Ton war so ehrlich, 
wahr und unmittelbar, daB Jedermann 
sympathisch von ihm angemuthet wurde 
und angeregt. Er ging stark ins Zeug 
und iibertrieb doch nicht. Seine Natur 
war eben stark, und deBhalb standen ihm 
auch verwegene AeuBerungen und Wen» 
diingen harmonisch zu Gesicht. Alles das 
sind Eigenschaf ten eines Naturalisten 
War er also, weil sein Naturell die 
Hauptsache war, weniger Kiinstler? 
Das erscheint mir ihm gegeniiber fast wie 
eine miiBige Frage. . . . Bleistiftzeichnung 
und gelehrte Raisonnements waren aller» 
dings Wilhelmi ' s Sache nicht, und er 
taugte auch nicht fur feinere geistige Auf' 
gaben . Aber er war ein verstandiger 
Mann, der klar und sinnvoll an seine 
Rolle ging und die Grundbedingungen 
derselben organisch auffaBte. Innerlich 
Unzusammenhangendes konnte er gar 
nicht brauchen, und wenn sich der Rolle 
kein lebendiger Odem abgewinnen lieB, 
da erklarte er einfach — und nicht ohne 
Leidwesen, denn er spielte sehr gerne — 
sein Unvermogen fur solche Aufgabe. Zu 
seinem Verstande hatten ihm Natur und 

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Wurzbach5 6 . txt 
Erziehung ein feines edles Gefiihl verliehen, 
welches ihn oft ganz zarte Mitteltone 
finden liefi in schwierigen oder deli> 
eaten Situationen. Kurz, er war ein 
kunstlerisches Naturell, welches nicht 
mit Theorien, wohl aber mit ganz guten 
geistigen Mitteln an die Composition 
seiner Gebilde ging. Solche Talente des 
Naturells gehoren ganz ihrer Zeit an. 
Sie erwachsen ganz aus den Gewohn» 
heiten ihrer Zeit und werden leicht altmodisch, 
wenn sie an die Grenzscheide 
von Zeitepochen gerathen. Der Geist ist 
dauernder als die Sitte. Und so kann 
man zugeben, daB die Figuren, welche 
Wilhelmi trefflich darstellte, von 
Kot zebue . If f land ' scherFactur war en, 
daB diese Figuren allmalig ausgegangen 
find und die heutigen Gestalten anders 
geartet, in ihren Wendungen geistiger 
sein mogen. Damit kann man sich ein 
wenig trosten. Aber dabei bleibt es doch 
hochst wunschenswerth, daB wir Wil» 
helmis fanden zum Ausdrucke fur 
unsere heutige Art. Denn aus lauter 
Geist bestehen wir auch nicht, und die 
Kunst bleibt immerdar Fleisch und B 1 u t / 
So schreibt Laube iiber Wilhelmi den 
Kunstler. Aber auch iiber Wilhelmi 
den Menschen bringt er Einiges. „So 
war Wilhelmi" , wie er schreibt, „fiir 
den Director ein wahrer Schatz. Nicht 
bloB wegen seines FleiBes und seiner 
Hingebung an die Scene, auch wegen 
seiner personlichen Haltung. Es war 
kein egoistisch ' komodiantenhaf ter Zug an 
ihm, er blieb jeder Klatscherei und In» 
trigue fern und zeigte voiles Interesse 
am Gedeihen des Institutes. Nach jedem 
neuen Stiicke kam er zu mir, stets im 
blauen Frack mit blanken Knopfen und 
mit aller Feierlichkeit einer Staatsvisite, 
urn sich gleichsam zu bedanken fur die 
neue Inscenesetzung, wie fur Etwas, waS 
dem Theater und den Schauspielern zur 
besonderen Ehre angethan worden. Er 
verleugnete nirgends die guten Manieren 
eines kleinen Edelmannes. I n Wil» 
h elmi's ersten Jahren waren Charakterund 
chargirte Rollen sein Hauptfachals 
er aber in das Fach der Vater iiberging, 
brachte er mit einfacher kerniger 
Wahrheit oft iiberraschende Wirkungen 
hervor. Der alte Capulet in „Romeo 
und Julie", M u 1 1 e r Reinhold in 
«Der Miiller und sein Kind", President 
Walter in „Cabale und Liebe", dann? 
Milhelmi 180 Wilhelmi (Portrats) 
seine verschiedenen Charaktere in Iff» 
land's Familienstucken waren gewaltige 
Leistungen, doch sein eigentliches Element 
waren die komischen Alten im Lustspiele, 
da konnte man beinahe sagen: «spielte 
er sich selbst". Urn aber doch ein Gesammtbild 

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Wurzbach5 6 . txt 
seiner Leistungen zu geben, 
wollen wir auBer den schon angefuhrten 
Rollen, noch einige seiner vorzuglichsten 
anfiihren: Patriarch in „Nathan der 
Weise", ' Polonius in „Hamlet", 
Amtsrath in „Hotel Wiburg", Burgermeister 
in „Hans Sachs", Ober» 
focster in „Sucht zu glanzen" . Nach» 
bar im „Hauslichen Zwist", Onkel in 
«Nehmt Euch ein Exempel dran", Graf 
im „Brautigam aus Merico", Wachtmeister 
in „Minna von Barnhelm", 
Werder in „Leichtsinn aus Liebe", 
Dr. Brott in „Der reiche Mann", I u n - 
ker Christoph in Shakespeare's 
,Was ihr wollt", Wachtmeister in 
„Wallenstem ' s Lager", General m 
Laube ' s «Karlsschuler" , Obersthof, 
meister in „Der geheime Agent", Ziin> 
dorf in Benedir' „Doctor Wespe", 
Emmerlingin„Die gefahrliche Tante", 
Baptista w „DieWiderspenstige" , Am 
brosius in- „Von Sieben die Hafi>» 
lichste". Wir schlieflen hier die Rollen» 

Ubersicht und fuhren nur noch des lang jahrigenKunf tcollegen 
Wilhelmi's, des 

Altmeisters An schijtz Worte an: „Von 
Wilhelmi einzelne Rollen aufzufuhren, 
ift ein unniitzes Geschaft. Fast jede humoliftische 
Rolle, die vor das Jahr 1848 
zuriickreicht , ift seine Schopfung. Fast 
jeder Schrif tsteller seiner Zeit verdankt I 
ihm einen Theil seiner Anerkennung, und 
namentlich Bauernfeld wird mit dankbarer 
Erinnerung keinen Augenblick Anstand 
nehmen, ein Blatt seines reichen 
Dichterkranzes ebensowohl an Wil< 
helmi, wie an Eoste. noble, Korn, 
Fichtner, Karoline Muller und Elise 
Fichtner abzutreten." 

Wilhelmi '« Grad. Am 3. Mai 1832 fand 
Wilhelmi ' s Beerdigung auf dem katholi» 
schen Friedhofe vor der MahleinSdorf er Linie 
statt. Superintendent Bauer hielt die 
ergreifende Grabrede. Wie oben in der 
Lebensskizze erwahnt ist, nahm auch Laube, 
zum ersten Male an einem Schauspielergrabe, 
das Wort. Das Grab wird nicht mehr ge» 
pfiegt, der Stein ist jedoch noch ziemlich gut 
erhalten und tragt folgende Inschrift: „Ein 
braver Mann, der nie einen Feind hatte; ein 
glucklicher Kiinstler, der des Burgtheaters 
Stolz und Freude war, hat er den Namen 
Wilhelmi unvergeBlich gemacht fur Wien 
und die deutsche Schauspielkunst . — F. W. 
von Panwitz (genannt Wilhelmi) . gestorben 
am 2. Mai 1832". — „Der deutsche 
Biihnenalmanach, den ein gewisser A. Heinrich 
in den Fiinf ziger»Iahren herausgegeben, 
brachte", bemerkt treffend Herr Nimmer, 
„fast iiber jeden Lampenputzer irgend eines 
deutschen Duodezhoftheaters einen langath» 
migen Nekrolog; einem Kunstler ersten Ranges 
wie Wilhelmi widmete er auch nicht 

Seite 266 



Wurzbach5 6 . txt 
eine Zeile eines Nachruf s ! " 

(Quellen. (Hormayr's) Archiv fur Geschichte 
u. s. w. (Wien, 4».) XVII. Jahrg. 1826. Nr. 7( 
S. 264. — Anschiitz (Heinrich) . Erinnerung 
gen aus dessen Leben und- Wirten (Wien 
1866. 8«.) S. 262 u. f - Neue Freie 
Presse (Wiener polit. Blatt) 1867, Nr. 1176 
im Feuilleton: „Das Nurgtheater von 1843 
bis 1867. Von Heinrich Laube . VII. " »uch 
in Laube ' s spater selbstandig erschienener 

..Geschichte deS Wiener Burgtheaters " ) . — 
WienerAbendpost (Abendblatt der 
Wiener samtlichen) Zeitung 1869. Nr. 242, 
S. 367: „Erinnerungen aus der Theater» 
welt. I.". (Von Herm. Meynert?) . — 
Neue Z e i t (Olmijtzer Blatt) 1863. Nr. 161 
im Feuilleton: „Eine seltsame Anerkennung" . 

— Feierabend (Wien, Zamarski, 4°.) 

Bd. I, Nr. 14 u. f.: „Drei Luf tspieLVater . " 

— Handschrif tliche Notizen des in 
Wiener Theatersachen als Autoritat anzu« 
jehenden Herrn I . Wimmer, dem ich hier 
dafur meinen Dank ausspreche. 

Portraits. 1) Unterschrif t : „Wilhelmi, > kaiserl. 
konigl. Hof ' Dchauspieler " . Albert Decker 
t839 (ael.). Gedruckt bei Ioh. Hofelich 

(Wien. Fol.) . — 2) Unterschrif t : Facsimile? 
Millburg 481 Millburg 

des Namenszuges: „Friedrich Wilhelmi (kais. 
kon. Hof schauspieler ) " . Kriehuber <5 A 

(lith.). Gedruckt bei Ioh. Hvfelich. Mcht 
bald tritt der Unterschied zwischen nijchterner 

(realer) und genialer (idealer) Auffassung so 
lebendig vor Augen, als bei Vergleichung 
dieser beiden Bildnisse Wilhelmi ' s von 
Decker und Kriehuber, beide ahnlich, das 
von Decker nichtssagend, das von Krie« 
hub er die Seele des Kunstlers zeigend, ) — 
3) Costumebild. I n der Serie der Costume, 
bilder zur „Theater«Zeitung" von Adolf 
B a u e r 1 e Nr. 2 1 . Herr Wilhelmi als 
W a 1 d h e im in „Warum", als M u 1 1 e r 
Rein h o 1 d in „Der Miiller und sein Kind" . 
Scho e 1 1 e r asi., Ant. Geiger so., colorirt 

(4".) lganz in Schoeller's Manier, nicht 
unahnlich, aber eckig und holzern) . 
Nilhelmine Amalie von Nraunschweig- 
Liineburg, siehe: Habsburg und 
tzabsburg-Lothringen Md. v i , S. 147, 
Nr. 16 : „Amalie Wilhelmine, Kaiserin") . 
Wilimet, siehe: Nilimek, Anton 
>M. I., S. 299, in den Quellen) 
und Vilimek, Joseph Richard M . 1 A 
S. 297) . 

Willburg (auch Wilburg geschrieben) , 
Anton Karl von ( A r z t , Ort und Jahr 
seiner Geburt unbekannt) . So wenig wir 
seine Geburts» und iibrigen Lebensdaten 
kennen, urn so besser sind wir iiber die 
Tuchtigkeit dieses als Augen» und Thier» 
arzt wie als Landwirth verdienten Man» 
nes unterrichtet . Er lebte urn die Sieben» 
ziger» Jahre des vorigen Jahrhunderts 
als Stadtwundarzt zu Gmund in Karn» 

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Wurzbach5 6 . txt 
then und stand uberdies in Diensten 
der Grasin von L o d r o n . Als sich um 
die genannte Zeit eine Seuche unter dem 
Rindvieh in diesem Kronlande zeigte, 
erhielt er von Seite der karnthnerischen 
Ackerbaugesellschaf t den Auftrag, die 
Rindviehkrankheiten zu untersuchen und 
deren Heilungsart zu ermitteln. Die Grafin 
liefi, um ihren Arzt in seinen Arbeiten 
und Untersuchungen zu fordern, den Be« 
fehl ergehen, daB ihm alles kranke Vieh 
auf ihren Giitern gezeigt und jedes von 
den Gefallenen in seiner Gegenwart 
geoffnet werde, wodurch ihm Gelegenheit 
geboten war, die Krankheit, deren Sitz 
und Verwiistungen er kennen lernte, nach 
ihren Spuren zu verfolgen. So wurde 
er in den Stand gesetzt, auf Grund 
eigener Anschauung und Untersuchung 
das Werk: „Anleitung fiir daz Landvolk in 
Absicht ant die Orkrnntniss und Heilnngsart der 
Krankheiten des Kinduiehes, sammt den Hilksmitteln 
und Anleitung zur Erkenntniss und Heilnng 
der Nrankheiten bei der schahncht" (Wien 
1774. 80.) herauszugeben . Dasselbe erwies 
sich als so praktisch, daB schon 1781 
eine zweite, 1787 eine dritte und 1824 
eine achte Auflage nothig ward, welch 
letztere I . I .Weidertteller umarbei» 
tete; auBerdem erschien 1786 zu Nurnberg 
ein Nachdruck. Aber nicht bloB als 
Thierarzt bewahrte Will burg seine 
Tuchtigkeit, auch als Augenoperateur, 
wie uns Canonicus Heinrich Hermann 
in seiner „Culturgeschichte Karnthens" 
berichtet, leistete er Ausgezeichnetes und 
verof f entlichte auch in dieser Richtung 
eine Monographie unter dem Titel: „Netrachtungen 
iiber die bisher gewohnlichen Operntiunen 
des Staars mit der Anzeige einer leichten 
und verbesserten Art dieselben ; u macheu" 
(Nurnberg 1783, 8<>.). Als Landarzt 
schlieBlich bot sich ihm Gelegenheit zu 
landwirtschaf tlichen Beobachtungen und 
Erfahrungen, und in der That, aus 
Gxner's inhaltreichen „Beitragen zur 
Geschichte der Gewerbe und Erfindungen" 
erfahren wir, daB er schon 1767 zu 
Gmund aus Ahorn Zucker bereitete, 
worauf noch im namlichen Jahre die Re» 
gierung einen Aufruf verbreiten liefi, der 
die allgemeine Aufmerksamkeit auf die 
Beniitzung dieses Baumes zur Zucker-? 
Millburger 182 Wiiiemer 

gewinnung richten sollte und Vorschriften 
zur Erzeugung von Ahornzucker enthielt . 
Willburg selbst gab als ErgebniB seiner 
Forschungen in dieser Richtung heraus: 
„Beschreibung l>k5 Purpur- oder Nle551iquur in 
Absicht unk die Gttnnbheit kiir das stallt- und 
NnduM" (Nurnberg 1768, 8".). Wie 
aus Vorstehendem ersichtlich, war W i 1 1 « 
b u r g nach verschiedenen Richtungen 
praktisch mit groBem Erfolge thatig; 

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Wurzbach5 6 . txt 
auch wird seiner hie und da in anecken» 
nender Weise gedacht, eine Darstellung 
seiner Gesammtthatigkeit aber, in welcher 
er als einer der niitzlichsten Manner seiner 
Zeit und her Gegend, in welcher er 
wirkte, erscheint, steht noch aus . 
Hermann (Heinrich) . Handbuch der Geschichte 
des Herzogthums Karnthen in Vereinigung 
mit den osterreichischen Furstenthumern (Kla» 
genfurt 1860. I . Leon, 8°.) Bd. I N , 3. Heft: 
„Culturgeschichte Sarnthens von 1790—1857 
oder der neuesten Zeit", S. 221. — Erner 
(Wilh. Franz Dr.) . Beitrage zur Geschichte 
der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs 
von der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts 
bis zur Gegenwart (Wien 1873. Braumuller, 
gr. 8«) S. 186. Erste Abtheilung: „Roh» 
production und Industrie." — Schrader« 
Hering. Biographisch»literarisches Leriton 
der Thierarzte aller Zeiten und Lander, sowie 
der Naturf orscher . Aerzte. Landwirthe. Stall« 
meister u. s. w., welche sich urn die Thier« 
Heilkunde verdient gemacht haben (Swttgart 
1863. Ebner und Seubert. gr. 8<>.) S. 471. 
Meine Nachf orschungen iiber Willburg ' s 
Adel fuhrten mich auf die Briider Eonrad 
und Pete« Will burg er. welche aus der 
Gemeinde Lingenau in Vorarlberg stammten. 
Neide erhielten ibrer Verdienste wegen 1359 
den Adel und wurden die Ahnherren des 
spater weit verbreiteten Geschlechtes der 
NillbNrger von Willburg . Vielleicht, 
dab ein Zweig sich in der Folge bloB des 
Praoicates Willbura bediente. Von den 
obigen Beiden war Conrad General und 
leistete dem Kaiser Ferdinand I . im Kriege 
gegen die Tmten wichtige Dienste; Peter 
aber machte sich in der friedlichen Stellung 
als Landamman des Gerichtes Lingenau 
verdient . 

Willburger, Conrad und Willburger, 
Peter, siehe: Willburg, Anton Karl von 
A daneben, in den Quellen) . 
Willemer, Marianne von (Dichterin 
und Goethe's Freundin ' s Suleika' s j , 
geb . zu Linz in Oberosterreich 20. November 
4784, gest. in Frankfurt 
a. M. 6. December 4860) . Marianne, 
oder wie sie mit ihrem ganzen Namen 
heiBt : Maria Anna Katharina 

Therese, ist die Tochter des Instrumentenmachers 
Matthias Jung in 

Linz. Sie verlor friihzeitig den Vater 
und blieb nun der Obhut ihrer Mutter 
iiberlassen, an welcher die Tochter zeit« 
lebens mit inniger Liebe hing. Als Ober» 
osterreicherin mit den reichen Gaben ihreS 
Volksstammes ausgestattet , zeigte sie in 
friiher Jugend musicalische Anlagen und 
einen lebhaften Geist, den ein Geist» 
licher, Namens Welty, ein frommer, 
aber toleranter Mann, zu wecken und zu 
erhalten verstand. Von ihm genoB sie 
unentgeltlichen Unterricht, er las mit ihr 

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Wurzbach5 6 . txt 
sogar Gedichte von Klopstock, DeniS 
und Stolberg. So gelangte sie durch 
gute Auswahl zu einiger BucherkenntniB; 
auch erlernte sie friih die italienische 
Sprache, in welcher sie als Kind bereits 
ein Biichlein mit in Holz geschnittenen 
Komodienmasken besaB. Auch kam ihr in 
jungen Jahren Goethe's Beschreibung 
des romischen Karnevals in die Hande, 
und zwar in der 4788 bei Unger er« 
schienenen Originalausgabe, welche mit 
den von Goethe's romischem Hausgenossen 
Georg Schiitz gezeichneten und 
illuminirten Figuren geschmiickt war. 
DaS bald zerlesene Buch wurde spater 
von dem Zeichner Georg Schiitz selbst 
erseht, als dieser in Willemer's Hause 
Zeichenunterricht gab. Im Alter von 
eilf Jahren unterstiitzte Marianne be>^ 
Millemer 483 Miiiemer 

reits die Mutter mit Anfertigung von 
Stickereien. Urn diese Zeit lernte sie auch 
den Balletmeister Traub kennen, der sie 
fur die Biihne vorbereitete und ihr auf 
seine Kosten noch einigen Sprachunter' 
richt ertheilen liefl. Mit Traub 's Truppe 
begab sie sich ku . A vor Weihnachten 1798 
— 44 Jahre alt — nach Frankfurt 
a. M. Auf dem Frankfurter Theaterzettel 
finden wir ihren Namen zum ersten 
Male am 26. December 4798, wo „Das 
unterbrochene Opferfest", Oper von 
Winter, gegeben wurde und es im 
PersonenverzeichniB heiBt: „Sira (Ge> 
spielin Myrrhas), Demoiselle Jung" . 
Indefi war Marianne bestimmt vor 
diesem Datum in Ballets und Divertissements 
aufgetreten, bei welchen jedoch 
die Mitwirkenden nicht namentlich verzeichnet 
wurden. So hatte sie mehrere 
Male den aus dem Ei hervorkriechenden 
Harlekin gespielt, ein andermal kam sie 
aus einer Blume heraus, und einmal 
flog sie sogar aus einer Kanone . Vielen 
Beifall erntete sie als Adolf in der 
Oper „Camilla" von Pasr und als 
Titaniaim „Oberon" von Wra> 
nitzky; daneben trat sie in den damals 
beliebtesten kleinen Lustspielen von I u n - 
ger und von Kotzebue auf und gewann 
durch ihre Anmuth die Gunst des Publi» 
cums . Auch finden wir sie in dem zu 
jener Zeit sehr beliebten Trauerspiele 
, Fust von Stromberg", von Jacob 
Maier aus Mannheim, beschaftigt, wel> 
ches Stuck wegen seiner bitteren Feindseligkeiten 
gegen die Klostergeistlichen be» 
sonders beliebt war; sie spielte darin den 
Kiichen jungen . Im April 1799 gab 

sie inlffland' s „Herbsttag" die E r n estine 
Selbert und im Mai desselben 
Jahres in der Operette „Die kleinen 
Matrosen" die franzosische Pachterstochter . 
Urn diese Zeit stand der 

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Wurzbach5 6 . txt 
Banquier Wille mer (geb. 19. Mai 
1739) in der Reihe der ansehnlichsten 
Burger Frankfurts. Ein fein gebildeter 
und sehr unterrichteter Mann, der mit 
beruhmten. Gelehrten und Schriftstel« 
lern, so mit Hegel, Holderlin, 
dem Geschichtsschreiber Schlosser 
und Anderen in Freundschaft verkehrte, 
selbst schrieb und mehrere seinerzeit nicht 
unbeachtet gebliebene Werke herausgab, 
interessirte er sich auch fur die Biihne 
und wurde 1800 durch die Wahl der 
Actionare Mitglied der Oberdirection des 
Frankfurter Nationaltheaters . Bald nahm 
er an Mariannens Lebensgang ebenso 
als Kunstfreund wie als Philanthrop 
lebhaften Antheil. Noch in demselben 
Jahre begann er mit der Witwe Jung 
Unterhandlungen, welche zum Zwecke 
hatten, die damals sechzehn jahrige Kunstlerin 
der Buhne zu entziehen. Sie sollte, 
von den Verf iihrungen, denen ihr Stand 
und ihre reizende Personlichkeit sie aus» 
setzten, nicht langer bedroht sein. Wir 
werfen nun einen kurzen Blick auf N i 1 « 
lemer's hausliche Verhaltnisse . Der» 
selbe war in jungen Jahren in seines 
Vaters Bankgeschaft getreten, dessen 
Theilhaber er 1776 wurde. Am 2. Fe< 
bruar 1781 vermalte er sich mit Maria 
Magdalena Lang. Am 12. November 
1792 starb seine Frau, wie es alien Anschein 
hat, infolge des Schrecks iiber 
ihres Mannes durch die Franzosen vor» 
genommene Verhaftung, obgleich dieselbe 
nur einen Tag dauerte. Aus dieser 
ersten Ehe hatte Willemer, der seit 
1789 Senator im Rathe war, drei 
Tochter, Rosine, Amalie, Marimi» 
1 i a n e ; drei Vierteljahre nach dem Tode 
seiner Frau verheiratete er sich am 
6. August 1793 mit der Tochter seines 
Affocias Abraham Chiron. Diese, auf 
dem Cap der guten Hoffnung geboren,^ 
Tviiiemer 184 Miliemer 

scdenkte ihrem Gatten am 24. Mai 1794 
einen Sohn, der des GroBvaters Namen 
Abraham erhielt. Am 18. Janner 1796 
stard auch Willemer ' s zweite Gemalin. 
Seit deren Tode lebte er den Winter 
iiber in der Stadt in seinem' groBen mit 
der Hauptfayade nach dem Mainstrome 
gerichteten Hause in der Alten Mainzer« 
gajse; im Sommer auf dem Lande in der 
von ihm in'Pacht genommenen Gerber« 
miihle. Die Erziehung seiner Kinder 
leitete er selbst. Seine alteste Tochter 
Rosine verheiratete er im Juni 1799 
an Johann Martin Staedel. So lagen 
die Familienverhaltnif se im Hause Wil< 
lemer's, als er sich gegen Frau A u 
verpf tichtete, ihre Tochter im eigenen 
Hause mit seinen beiden noch in dem« 
selben weilenden Tochtern zu erziehen, 

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Wurzbach5 6 . txt 
fur ihren ganzen Unterhalt zu sorgen, 
auch sie musicalisch aufs griindlichste aus» 
bilden zu lassen. Fur die Vortheile, 
welche die Mutter aus Mariannens 
Biihnenthatigkeit zog, entschadigte er sie 
durch Auszahlung einer Summe von 
2000 fi. Unter solchen Verhaltnissen, 
aber mit schwerem Herzen, schied M a> 
r i a n n e aus dem Hause der Mutter; 
indefl Willemer wandte Letzterer nicht 
nur immer die edelste Riicksicht, sondern 
auch fortwahrend Unterstiit zung zu. Die 
Verbindung mit ihr hielt er stets aufrecht. 
I m Jahre 1303 fiihrte er auf einer Reise, 
die nach Miinchen und Salzburg ging, 
die Tochter der Mutter zu. 1824 machte 
die damals nahezu sechzig jahrige Frau 
die weite Fahrt von 3inz nach Frankfurt 
a. M., urn ihre Tochter zu besuchen. I m 
Jahre 1360. bestimmte Marianne , kurz 
vor ihrem Tode, daB eine in Ober» 
osterreich lebende nahe Verwandte der 
mittlerweile verstorbenen Frau Jung 
alljahrlich eine Unterstiit zung erhalten 
solle, und das kleine Iahrgeld wurde 
noch 1877 durch Herrn Andrea in 
Frankfurt nach Linz abgesendet. So 
blieben die Beziehungen Mariannens 
mit ihrer Mutter, an der sie, wie wir be» 
reits sagten, zeitlebens mit riihrender 
Zartlichkeit hing, und selbst mit den 
Verwandten derselben, immer lebendig. 
I m Herbste 1799, als Marianne 
Jung noch auf dem Frankfurter Theater 
spalte — sie verblieb auf demselben vom 
December 1798 bis April 1800 — begleitete 
Clemens Brentano seine GroB» 
mutter Laroche nach Frankfurt und 
weilte einige Zeit daselbst. Damals mag 
erMariannen auf der Biihne gesehen 
haben, personlich kennen lernte er sie 
wohl erst 1802, als sie bereits in N i 1 - 
lemer's Hause war. Das Liebesvei« 
VerhaltniB zwischen Beiden, das jedoch 
nach Allem, was dariiber vorliegt, ein 
sehr oberf lachliches gewesen, sowie Brentano 's 
spatere Beziehungen zu Wil« 
lemers, nachdem Marianne schon 
des Banquiers Gattin geworden, schil» 
dert ausfiihrlich Creizenach in seinem 
pietatvollen Buche iiber dieselbe j > Aufl., 
S. 12—19'". Brentano hat aber in 
seinen 1823 von Bohmer herausgege« 
benen „Romanzen vom Rosenkranz" 
Mariannenin „Biondetta' s verherr» 
licht. Nachdem Marianne 1802 in 
Willemer ' s Familie Aufnahme gefunden 
hatte, traten bald in derselben 
einige Veranderungen ein. Johann Mac» 
tin Staedel, derGatteRosinens, der 
altesten Tochter des Banquiers, starb in 
diesem Jahre, und die Witwe kehrte in 
das Haus des Vaters zuriick, in welchem 
sie noch voile siebzehn Jahre verblieb, bis 

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Wurzbach5 6 . txt 
zu ihrer zweiten Verheiratung mit Se» 
nator Thomas; Willemer's zweite 
Tochter Amalie vermalte sich 1803 
mit Friedrich Schar f f ; die dritte Toch» 
ter Maximiliane wurde 1809 Johann^ 
Millemer 183 Millemer 
Andrea's Gattin; der Sohn Avraham 

— in der Familie Beamy genannt 

— weilte wenig im Vaterhause, 

und im Jahre 1814, in welchem Marianne 
heiratete, trat er ins Freiwilligen« 
corps ein. Ihr VerhaltniB zu dem urn 
zehn Jahre jiingeren Bramy war stets 
dus unbef angenste . Doch wurde in einer 
Schrift: „Goethe und das Nrbild^seiner 
Suleika" auf das Gegentheil hin« 
gedeutet. Marianne selbst aber be« 
merkte, dafl diese bedauernswerthe Hin» 
deutung auf einem Irrthum beruhe. I n 
die Familie Willemer lebte sich die 
Aufgenommene bald ein. I m Zeichnen 
hatte sie sich unter dem schon genannten 
Schiitz herangebildet , in Gesang und 
Tonkunst erhielt sie von guten Meistern 
treff lichen Unterricht. I m Verkehre 
mit congenialen Geistern, in welchem sie 
zwanglos sich bewegte, gewann sie selbst, 
und namentlich war von tiefgehendem 
Einstuffe ihr wenngleich nur kurze Zeit 
dauernder personlicher Umgang mit der 
beriihmten Sangerin Milder ' Haupt- 
mann Mand VIII, S. 73 und Band 
XVIII, S. 308^. I m Uebrigen verstand 
sie, ein heiteres und sinniges Madchen, 
das aufiere Dasein durch Kunftiibung zu 
verschonern, eine Fahigkeit, welche sich 
bei ihr mit dem zunehmenden Alter noch 
steigerte und namentlich bei der Greisin 
auf das liebenswiirdigste hervortrat. 
AuBer den erwahnten Kunstf ertigkeiten 
im Zeichnen und Singen besaB sie die 
Gabe, getrocknete Blumen auf starkes 
Papier geklebt in die zierlichsten Kranze 
zu formen. Zu gleicher Zeit entwickelte 
sich aber bereits damals ihre hohe dich» 
terifche, zunachst lyrische Begabung, 
welche ihrem Namen den Platz an der 
Seite des deutschen Dichterheros sichert, 
in dessen Leben sie selige Stunden gezaubert. 
Das alteste Gedicht Marian- 
! nens, welches sich erhalten hat, stammt 
aus dem Jahre 1810, also als sie bereits 
26 Jahre alt war. Aber fast Alles, was 
aus dieser Zeit von ihr vorhanden, ist 
Gelegenheitsdichtung, doch in Bezug auf 
Innigkeit und Frische im Denken und 
Fiihlen, auf Abrundung, Nettigkeit und 
Wohllaut im Ausdruck wird sie von 
keiner deutschen Dichterin iibertroffen. 
Zu jeder Sendung hatte sie einen Be« 
gleitvers und brachte bis in ihr sechzigstes 
Lebensjahr die schonsten Toaste aus. 
I m Jahre 1810 machte sie mit Willemers 
eine Reise nach Italien, in Rom 

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Wurzbach5 6 . txt 
! traf sie mit Zacharias Werner zusam» 
men, den sie iibrigens schon 4803 in 
Frankfurt kennen gelernt hatte, wo er in 
W i 1 1 e mer's Hause gastliche Aufnahme 
fand. Die Beziehungen des Banquiers 
Willemer zu Goethe reichen in die 
Acht ztger>Iahre des vorigen Iahrhun» 
derts; naher traten sich beide Manner 
1808 und 1813. Am 18. September 
1814 betrat Goethe zum ersten Male 
W i 1 1 e mer's Landsitz, die Gerbermiihle. 
Mit 1813 beginnt aber bereits fein 
innigerer Verkehr mit der Familie W i 1 - 
lemer und spricht sich in hausigeren 
Briefen an Willemer den Vater, an 
deffen verwitwete Tochter Rosine Stae« 
del und in Briefen aus, welche gemein» 
schaftlich an die beiden Gatten Willsmer 
und Marianne gerichtet sind, 
denn seit 27. September 1814 war Letz» 
tereWillemer ' s Gattin. Der erste Brief, 
den Goethe an den Banquier und 
dessen Frau zugleich richtet, ist vom 
26. October 1813, am 13. November 
desselben Jahres folgte ein zweiter. Nun 
dauert der Briefwechsel mit beiden Ehe» 
gatten, mit Rosine S t a e d e 1 , dann mit 
Marianne , der besonders im Jahre 
1830 seinen Hohenpunkt erreicht, bis 
zum 23. Februar 1832 fort, an welchem? 
Millcmer «8 6 Miiiemer 
Tage Goethe seinen letzten Brie an 
Marianne richtet' einen Monat spater, 
am 22. Marz 4832, schloB der Dichter- 
Heros fur immer seine Augen. Die Idylle 
dieser letzten 47 Lebensjahre Goethe's, 
welche Marianne demselben in reizen« 
der Weise verschonte, und in denen 
Goethe's westostlicher Divan und dessen 
herrlichste Partie „Suleika" entstanden 
ist, sowie den nicht geringen Antheil, den 
Marianne an dieser Dichtung hat, be> 
schreibt Creize nach in seiner unten in 
den Quellen bezeichneten Monographie. 
So nahe Mariannen der Tod des 
groBen Dichters ging, so gab sie doch ihre 
Erregung wenig in Worten und noch 
weniger in Klagen kund; auch trat ihr 
der Ernst des LebenS mit ihres Gatten 
vorriickenden Jahren entgegen. Derselbe 
zahlte bereits 73 Jahre, und wie Ro> 
sine Thomas, welche mit der Stief» 
mutier stets in schwesterlichem VerhaltniB 
verkehrte, im Februar 1833 an Sulpiz 
Boiseree schreibt: „hat Marianne 
gegeniiber dem leidenden Gatten ein 
schweres Leben, benimmt sich aber vor» 
trefflich, wir Kinder konnen es ihr nie 
genug danken" . Am 49. October 4838 
starb der Banquier Willemer im hohen 
Alter von 79 Jahren; Marianne aber 
wurde wenige Wochen danach von einem 
neuen harten Schlage getroffen, als Io» 
hann Gerhard Christian Thomas, der 

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Wurzbach5 6 . txt 
zweite Gatte ihrer alteren Stieftochter 
Rosine (Rosette) , der ihr stets 
rathend zur Seite gestanden, schon am 
4. November desselben Jahres nach 
kurzer Krankheit verschied. Thomas 
war Biirgermeister von Frankfurt gewesen. 
Im Friihjahr 4839 wurde das 
PachtverhaltniB in Bezug auf die Gerber« 
miihle gelost, und Marianne verlieB 
diese durch langer als drei Decennien 
von dem Schimmer einer goldenen Zeit 
verklarte Statte, urn zunachst in das 
Familienhaus „zum rothen Mannchen" 
zu ziehen, aus welchem sie noch im Herbste 
in eine kleine, aber bequeme Wohnung in 
der alten Mainzgaffe Nr. 43 iibersiedelte, 
in der sie noch zwanzig Jahre, bis zu 
ihrem im Alter von 76 Jahren erfolgten 
Tode, lebte. Unter den Cimelien dieser 
Wohnung befanden sich die Briefe im 
Glaskasten, Zeichnungen befreundeter 
Kunstler, darunter humoristische Blatter 
von Meister S t e i n t e , mit Darstellungen 
von Scenen aus ihrer nachsten Um» 
gebung. (Wohin diese gerathen sind, war 
nicht zu erfahren.) Dort waltete Su» 
leika»Marianne, deren gesellige Be» 
ziehungen sich in ihren letzten Lebens» 
jahren wieder urn Einiges erweitert 
hatten. Bildende Kunst und Musik, vor 
Allem Gesang, traten belebend ein; Frau 
Willemer unterstiitzte begabte Schule» 
rinen in deren Ausbildung. Unter den 
Besuchern ihres kleinen, aber hochst erle» 
senen Kreises finden wir auch Moriz 
von Schwind, Felix Mendelssohn 
mit seiner Gattin Cacilie, Johannes 
I a n n s e n , Erich Kellner, Hermann 
Grimm, welche drei Let ztgenannten sie, 
obgleich sie fleiBig las, mit der Literatur 
im Laufenden erhielten und sie auf be> 
sonders wichtige Erscheinungen in der« 
selben aufmerksam machten. Goethe 
aber, Alles, was ihn betraf, und die 
Ehren, welche die Welt dem Unsterb> 
lichen erwies, nahmen vor Allem ihren 
lebendigen Antheil in Anspruch. Innigen 
Verkehr unterhielt sie mit der Familie 
Schlosser und war ein haufiger Gast 
bei derselben auf Stift Neuburg, welches 
sie noch kurz vor ihrem Tode im Herbste 
4860 besuchte, in den Erinnerungen an 
die Zeit schwelgend, als sie mit Goethe 
daselbst in den Anlagen lustwandelte . 
Nun nahte auch ihre Stunde, am 6. De«? 
Millemer (Bildnisse) 187 Millforth 
cember 4860 entschlief sie im Alter von 
76 Jahren schmerzlos nach kurzer Krankheit. 
Ihre Ruhestatte, nahe der siidwest. 
lichen Ecke des Frankfurter Kirchhofes, 
mitten unter Familiengrabern, ist durch 
ein Kreuz aus grauem Granit bezeichnet. 
Dasselbe tragt auBer den Zeitangaben 
die Inschrift: «Die Liebe hort nimmer 

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Wurzbach5 6 . txt 
auf" (I. Cor., 13, 8). Fur ihre Ver< 
wandten in Oberosterreich, bei denen das 
Andenken an Marianne Willemer 
stets lebendig erhalten wird, hat fie, so> 
weit es ihre Verhaltnisse ermoglichten, 
Sorge getragen. Die Familie Willemer 
aber hatte in liberaler Weise nach 
dem Tode des Banquiers Mariannen 
in den Stand gesetzt, die entfernte Verwandte 
ihrer Mutter zu bedenken. Am 
20. November 1884, also nach hundert 
Jahren, fand in Linz, wo Marianne 
das oicht der Welt . erblickte, ihr zu Ehren 
eine besondere Gedenkfeier statt. 
Briefwechsel zwischen Goethe und Marianne 
von Willemer (Suleika) . Herausgegeben 
mit Lebensnachrichten und Erlauterungen 
von Th . Creizenach. Zweite vermehrte 
Auflage (Stuttgart 1878, I . G. Cotta. 
Lex. 8".. XX und 355 S . ) ; die erste Auflage 
erschien 4877. — (Westermann ' s ) Illu< 
strirte deutsche Monatshefte (Nraunschweig, 
gr. 8° .) Septemberhef t 1870 sder ganzen 
Folge Nr. 168 (der zweiten Folge Nr. 72) 
S. 639—663: „Goethe und Marianne von 
Willemec" . Von G. Diintzer. — PreuBische 
Jahrbiicher (Berlin, Reiner, gr. 8".) 1869: 
«Goethe und Suleika". Von Herm. Grimm. 
—Frankfurter Zeitung. 20. November 
4884, Nr. 323 im Feuilleton: „Zur Erinne« 
rung an Goethe's Suleika". Von Otto 
Brahm. — Illustrirte Zeitung (Leip» 
zig. I.I. Weber. Fol.) 19. October 1878, 
Nr. 842, S. 292: „Goethe ' s Suleika". Von 
Ioh. ProelB. 

Pildnisse. 1) Ein BildniB Mariannens 
aus dem Jahre 1810 befindet sich im Besitze 
des Herrn Scharff in Darmstadt, des 
Sohnes Amaliens. der zweiten Tochter 
Willemer's. — 2) Unterschrif t : Facsimile 
des Namenszuges: „Marianne Willemer". 
I Doris Raab (so.) 1 . in jungen Jahren; nach 
einem Miniaturbild auf Elfenbein aus dem 
Jahre 18Z9. jetzt im Besitze der Frau von 
Herff in Darmstadt, einer Tochter des 
G. Scharf. — 3) Unterschrif t : Facsimile 
des Namenszuges: „Marianne Nillemer" . 
Stich und Druck von Weger in Leipzig 
s A als altere Frau; nach einer Kreidezeichnung 
aus dem Jahre 4836. im Besitze von Jean 
Andrea) . — 4) Holzschnitt von N. Neu» 
mann, nach dessen Zeichnung. Marianne 
im 62. Lebens jahre sin Westermann 's 
„Monatschrift" 1870. Septemberhef t ) . - 
3) Holzschnitt mit dem Facsimile des Na« 
menszuges, in der „Illustrirten Zeitung" 
Nr. 1842, S. 291 lob das ahnlichste? sicher 
das lieblichste Bild Suleikas) . — 6) Ueber 
ein in Oel gemaltes BildniB Mariannens, 
welches Goethe 1819 zum Geschenke erhielt, 
liegt keine weMre Nachricht vor. — Abbil« 
dung der Gerbermiihle bei Frankfurt 
a. M. Radirung von W. Kraus kopf 1878 
sin C reize na ch ' s Buche, wie auch die 

Seite 276 



Wurzbach5 6 . txt 
Bildnisse 2 und 3) . 
Willforth, August (Bibliograph, 
geb . in Meidling bei Wien urn 1816, 
gest. zu Wien am 8. Februar 1879) . 
Der Sohn eines nach Wien eingewan» 
derten Fabriksarbeiters , iibersiedelte er 
mit seinen Eltern noch als Knabe nach 
Ulm, wo erl829 dieMymnasialclaf f en mit 
guten Fortschritten beendete und nament« 
lich in der griechischen und hebraischen 
Sprache steiBige Studien machte. So 
mit tiichtigen Kenntnissen in alten und 
neuen Sprachen vorziiglich ausgeriistet, 
trat er in das Buchhandlungsgeschaf t 
von Fidelis Butsch in Augsburg und 
befand sich bei diesem beriihmten Biblio» 
graphen auf der „hohen Schule" des 
Buchhandels, besonders deS Antiquariats, 
wo er sein Geschaft in den wich« 
tigsten Zweigen kennen zu lernen reichlich 
Gelegenheit fand. Nach Aufhebung der 
Kloster bereiste er Spanien, Siidf rankreich, 
Italien, wo er in auf gelassenen . 
Bibliotheken und sonstigen Fundorten 
nach seltenen Biichern und werthvollen .£ 
Willforth 188 Williams 
Handschrif ten fahndete und manchen 
kostbaren Fund machte, dabei aber sich 
selbst praktisch zum vollendeten Biicher 
kenner und gediegenen Antiquar ausbildete. 
Urn die Mitte der Fiinfziger» 
Jahre kehrte er nach Oesterreich zuriick 
und trat in das Wallishausser ' sche 
(nachmals K 1 e m m'sche) Antiquariat 
ein. in welchem er, wie der Cultur 
Historiker Wiens, Friedrich Schlogl, in 
seiner markanten Weife schreibt, „ein 
Viertel jahrhundert lang, in den letzten 
Jahren mit halbblinden Augen, zwischen 
Incunabeln, kaum ent zif f erbaren Manu 
scripten, Holz» und Schweinslederbanden, 
Teig» und Zeugdrucken u. s. w. kauerte, 
Miniaturen priifte, Initialen verglich 
und von dem schonen Erdendasein nicht 
viel mehr genoB al§ den Anblick, wenn 
ein milder Sonnenstrahl durch die Fensterf cheiben 
drang und auf ein vergilbtes 
Pergament siel", dafiir aber mit ge- 
Wiegten Biicherkennern aus aller Herren 
Landern verkehrte. Unter Biicherkennern 
gait Willforth als Autoritat, und seine 
Starke waren "ustrig.os. und darunter 
vornehmlich Vienns^Lia und HunAZ . - 
rio».. Bemerkenswerte) ist, daB er manches 
Buch, dessen Werth er erkannte, und das 
er, wenn auch nicht an Ort und Stelle 
loszuschlagen, doch an den rechten Mann 
zu bringen hoffte, mit hohen Preisen be» 
zahlte, und wenn ihn dann ein Biicher» 
kenner oder Sammler fragte, ob er denn 
glaube, dafiir einen Kaufer zu finden, 
so entgegnete er: ,Natiirlich nicht auf 
hiesigem Platze, denn Wien kauft — 
keine Biicher, das geht Alles — nach 

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Wurzbach5 6 . txt 
auswarts." Und dies ist fur Wien — 
welches sich dadurch von Schiller den 
Schimpf der „Phaakenf tadt " zuzog — 
nicht eben ruhmvoll, denn manchem 
Wiener gestatten es wahrhaft die Mittel, 
von Zeit zu Zeit ein Buch zu kaufen. 
I n der That nimmt sich dies immerhin 
anstandiger aus, als die abgegrif fenen 
f ettglanzenden Biicher aus der Leih» 
bibliothek, die man in den besten und 
reichsten Familien der Residenz auf den 
Sophas, Stiihlen und Nippestischen der 
Damen liegen sieht; auch konnte der 
stadtische und vorstadtische Hausherr, 
wie Schlogl zutreffend bemerkt, seinem 
Sohne ungescheut den Fingerzeig geben, 
statt eines Buldoggs urn 80 bis 400 fi. 
sich urn den zwanzigsten Theil dieses 
Betrages etwa einen guten Classiker oder 
sonst ein schongeistiges Buch anzuschaf f en . 
Mit W i 1 1 f o rth's Tode verringerte sich 
die ohnehin diinngesaete Species echtei 
Antiquare und Biicherkenner Wiens, 
denn ihm vorangegangen sind Gr affer, 
Binz, Bader, Schratt, Sammer, 
Schaumburg, Kuppitsch; Kugler 
folgte ihm, und von der alten Quin» 
tupel-Allianz , wie Schlogl die altclassi> 
schen Biicherkenner Wiens: Kuppitsch, 
Schratt, Willforth, Kugler und 
Haidvogel, in einem Worte zusammen» 
faBt, sind die vier Ersten auch schon ge« 
storben und der Letzte, alt und miide be« 
reits, ist wie verschollen oder mittlerweile 
wohl auch schon den Anderen gefolgt. — 
Ob Dr. Karl Willfort , von dem der 
A Amtliche Vrricht nber die 26. Versammlung der 
kanb- und Farstmirthe zn Mien unm 51. Zlugv5t 
bi3 5. September 1868" (Wien 4869, Gerold, 
gr. 8"., VI I I und 376 S.) herausgegeben 
wurde, ein Verwandter unseres 
Antiquars ist, wissen wir nicht. 
Tagblatt (Wiener Lokalblatt) 1379. 10. Juni 
<8?9, im Feuilleton: „Von alten Schmokern" . 
Williams, James Ernst Freiherr 
(k. k. Oberst und R i t t e r des Maria 
Theresien' Ordens, geb . in England 
4764, gest. in Wien 27. August 4804). 
Englander von Geburt, war er beim£ 
Williams 189 Williams 

Schiffswesen angestellt. Kaiser Joseph 
lernte ihn zu Ostende kennen und nahm 
ihn in seine Dienste. Bei Ausbruch des 
Krieges gegen die Pforte 1788 wurde 
Williams Capitan eines vor Semlin 
befindlichen Kriegsschif f es , 4789 Major. 
I m Februar letzteren Jahres begab er 
sich mit Oberstlieutenant Muner nach 
Trieft, urn dort fur die Donaustotille 
Matrosen zu werben. Nach seiner Riick> 
kehr zur Armee erhielt er das Commando 
der mit 24 achtpf iindigen Kanonen 
armirtenFregatte „Maria Theresia", mit 
welcher er auf der Donau wahrend des 

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Wurzbach5 6 . txt 
Feldzuges gute Dienste leistete. Mit 

1795 aber beginnt in hervorragender 
Weise seine kriegerische Thatigkei: zu 
Wasser, welche von den schonsten Erfolgen 
begleitet war. I n diesem Jahre rustete 
er am Rhein Kanonierschaluppen aus, 

mit denen er der operirenden Armee bei 

vielen Gelegenheiten auf das ersprieB» 

lichste zur Hand ging und durch seine 

"Bravour dem Feinde empf indlichen Ab» 

bruch that. Schon hatten die Franzosen 

die Festung Mainz auf dem rechten 

Mainufer cernirt, da gelang es ihm, das 

grofie Naturalmagazin zu Riisselsheim 

am 24. September zu einer Zeit . zu 

retten, wo die Verpflegung dieses Platzes 

nicht nur sehr wichtig, sondern auch von 

den groBten Folgen war. Am 3. October 

unterstiitzte er den Landangriff auf Kost» 

heim mit sechs Tschaiken, mit denen er 

den Main aufwarts gefahren. Als unsere 

Truppen geworfen wurden, riickte er 

ungeachtet des heftigen feindlichen Feuers 

so weit vor, daB der eindringende Feind 

in die Flanke genommen ward und Wil> 

1 i a m s , obgleich am FuBe verwundet, 

durch voile fiinf Stunden seine Stellung 

behaupten konnte. Emige Tage spater 

verjagte er mit zwei Kanonierschaluppen 

die Franzosen aus Weiffenau, und als sie 

am 13. October die Bloquade von Caffel 

aufhoben, verfolgte er sie mit vier 

Schiffen und verhinderte die Uebersetzung 

von Truppen auf das linke Ufer. I n der 

Nacht vom 48. auf den 19. October 

allarmirte er die Besatzung in den Linien 

vor Mainz und wirkte in ausgezeichneter 

Weise bei deren Ersturmung mit. Er 

hatte den Befehl, mit seinen Kanonier» 

schaluppen und 800 Mann eine Diver» 

sion in die Flanke des Feindes zu unternehmen. 

Zu diesem Zwecke fuhr er den 

Rhein stromaufwarts gegen Nakenheim, 

verstarkte sich mit einer in der Nonenau 

befindlichen Compagnie von Schroder« 

Infanterie, landete mit seiner Truppe, 

bemachtigte sich der Dorfer Bodenheim 

und Nakenheim, machte mehrere Gefan« 

gene, erbeutete Munitionsvorrathe, und 

erschien dann mit einem Male im Rlicken 

und in der Flanke des Feindes, der 

infolge dieses plotzlichen Ueberfalles seine 

Linien schleunigst zu verlassen genothigt 

war. Fur diese, den Fortgang unserer 

Unternehmungen wesentlich fordernde 

Waffenthat wurde ihm auch in der 

42'. Promotion im Capitel vom 11. Mai 

1796 das Ritterkreuz des Maria TheresieN ' Ordens 
zuerkannt. Einige Wochen 

spater bot er sich aus freien Stiicken an, 
die Rheinbriicke vor Mannheim zu zer» 
storen. Am 10. November ging er ans 
Werk, nahte sich mit drei Pontons und 
einigen Freiwilligen der Briicke, riB fiinf« 

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Wurzbach5 6 . txt 
zehn feindliche Pontons aus ihr heraus 
und brachte dieselben nach Worms. I m 
December genannten Jahres aber unternahm 
er noch mit sechzehn Schiffen eine 
Fahrt von Mainz bis Ehrenbreitstein 
und erbeutete zwei feindliche mit Hafer 
befrachtete Schiffe. 1796 ward er zum 
Oberstlieutenant im Generalstabe befor» 
dert, behielt jedoch das Commando der, 
Kriegsf lotille, mit welcher er bis zum Ab-^ 
190 Wiiimann-Valvani 

schluB des Luneviller Friedens noch 
manche Waffenthat auszufuhren Gele» 
genheit hatte. Von einem im Janner 
1797 nach London erhaltenen Urlaube 
vor Ausbruch der Feindseligkeiten zuruck« 
gekehrt, befehligte er im November die 
Fregatte „Auftria" bei Triest und re« 
cognoscirte mit ihr die Kiisten von Iftrien 
und Dalmatien. Nun kam er zur Armee 
in Italien mit dem Auftrage, das Schiffswesen 
zu leiten. Mit aller Energie griff 
er die Sache an und befuhr im Marz 
1799 den Bodensee mit Kriegsschif f en . 
Am 13. April unterstiitzte er den Angriff 
des Generalma jors Piacsek "Band 
XXII, S. 216" auf Constanz, im Mai 
riickte er nach St. Gallen vor, erbeutete 
drei Kanonen und zwei Geschiit zkarren, 
streifte langs der Ufer des Bodensees 
und machte ansehnliche Beute, darunter 
37 Kanonen und anderes Kriegsgerath . 
Von da beordert, auf dem Ziiricher See 
eine Flotille auszuriisten, vollzog er 
diesen Austrag, so daB dieselbe bereits im 
August in Action trat und namentlich 
mitwirkte bei dem Angriff auf Lachen, 
eine in einer Bucht des Ziiricher Sees 
gelegene Ortschaft, aus der er die Fran« 
zosen, welche sie besetzt hielten, mit 
Haubit zgranaten vertrieb. 1303 trat er 
als Oberst aus dem activen Dienste, 
genoB aber nicht lange die Ruhe, da er 
schon 1804, erst 43 Jahre alt, starb. 
T h ii r h e im (Andreas Graf) . Gedenkblatter aus 
der Kriegsgeschichte der k. k. osterreichischen 
Armee (Wien und Teschen 1880, Prochaska, 
gr. 8<>.) Bd. I I , S. 413. Jahr 1?95 und 
S. 4i3. -Hirtenfeld(I.). Der Militar- 
Maria TheresieN ' Orden und seine Mitglieder 
(Wien 1857. Staatsdruckerei . kl. 4°.) Nd. I, 
S. 494 und 1?49. 

Willmann-Galvani, Karoline (San. 
gerin, geb . zu Forchtenberg im 
Hohenlohe ' schen 1773, gest. in Wien 
42. Janner 1802) . Sie gehort einer 
Kiinf tlerf amilie an. Ihr alterer Bruder 
Maximilian Willmann <geb. urn 
1768, gest. im Herbste 1812) war ein 
trefflicher Violoncellvirtuose, Mitglied der 
beriihmten kurf iirstlichen Capelle zu Bonn 
und Bernhard Romberg's College. 
Spater kam er an den Fiirst Thurn» 
und Taxis 'schen Hof in Regensburg, 

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Wurzbach5 6 . txt 
von wo er einem Rufe nach Wien an das 
Wiedener Theater folgte. Daselbst erlag 
er einem langeren Leiden in der Blute 
seiner Jahre. >— Karolinens altere 
Schwester, nachmalige Will mann» Hu» 
ber (geb. urn 1770), bildete sich unter 
Mozart's Leitung zu einer vollendeten 
Clavierspielerin heran, wurde gleichfalls 
Mitglied der kurfurstlichen Capelle in 
Bonn, spielte auf ihren Kunstreisen auch 
eigene Compositionen und gait fur eine 
der besten Schiilerinen des genannten 
Tondichters. — Die jiingste Schwester 
der beiden Vorigen, Karaline, spater 
vermalte G a 1 v a n i , bildete sich ander 
Capelle des Kurfursten von Koln in 
Bonn zur Sangerin heran und erlangte 
im Verkehre mit ersten GroBen der Kunst, 
mit Beethoven, Neefe, Romberg 
und Anderen, eine seltene Kunstfertig» 
keit. Auf einer Kunftreise durch Deutsch« 
land, welche sie unter Leitung ihres 
Vaters, zugleich mit ihrer vorerwahnten 
Schwester Willmann-Huber machte, 
trat sie an den vornehmsten Hofen im 
Reiche auf und erntete iiberall groBe Er« 
folge. 1794 sang sie in Wien, und Castelli 
bemerkt bei dieser Gelegenheit 
in seinen Memoiren", daB ihr Gatte 
Violinspieler im Wiedener Theater war. 
Dies ist ein Irrthum, Violinspieler daselbst 
war ihr Bruder. Karoline heiratete 
spater einen Herrn G a 1 v a n i und starb 
als deffen Gattin nach kurzer Ehe in der 
Blute ihrer Jahre. — Aber noch zwei 
Sangerinen dieses Namens ' traten in^ 
) Otto.Philipp Aug. 191 Millmann, Otto Philipp Aug. 
Wien auf. Eine von diesen (geb. 4798) . 
die Tochter des im Juni 4813 in Casse! 
verstorbenen Musikdirectors I . Willmann, 
war gleichfalls eine treffliche 
Sangerin und glanzte besonders in den 
Rollen Donna Anna, Lodoiska 

AgnesSorel,Vitellia, Konigin 
der Nacht . Vom Jahre 1820 an sang 
sie langere Zeit in Wien und 4848 befand 
sie sich noch am Leben. — Endlich 
sang eine Madame Will mann gebo» 
rene Tribolet , wahrscheinlich die Gab 
tin des vorerwahnten Caffeler Musikdirectors, 
zu Anfang des laufenden Jahr. 
Hunderts auf dem Schikaneder ' schen 
Theater in Wien, spater am Hoftheater 
zu Cassel. Ihre weiteren Schicksale sind 
uns unbekannt . 

Ca stellt ( I . F. Dr.) . Memoiren meines 
Lebens . Gefundenes und Empfundenes, Erlebtes 
und Erstrebtes (Wien und Prag 1861. 
Kober. 8".) Bd. I , S. 22 1 . - Gatzn er 

(F. S. Dr.) . Universal« Lerikon der Ton 
tunst . Neue Handausgabe in einem Bande 

(Stuttgart 1849. Franz Kohler. Lex. 8<>.) 

S. 898. - G e r b e r (Ernst Zudwig) . 

Neues historisch-biographisches lerikon der 

Seite 281 



Wurzbach5 6 . txt 
Tonkiinstler u. s. w. (Leipzig 1792, Breit« 
topf, 3er.'80.) Theil IV, Spalten 582. - 
Schilling (G. Dr.) . Das musicalische 
Europa (Speyer 1842. F. C. Neidhard. 
gr. 3°.) S. 360. 
Willmann, Otto Philipp August 
(Schulmann, geb . zu Polnisch» 
Lissa in Posen am 24. April 4839) . 
Seine Eltern, katholischer Confession, 
stammten aus Schlesien. Der Vater war 
Director des Lissaer Gerichtes; die Vorfahren 
»der Mutter, einer geborenen 
Schiller, waren durch mehrere Ge> 
schlechterf olgen Beamte des Breslauer 
Domcapitels gewesen. Zehn Jahre alt, 
trat der Knabe in das Gymnasium seiner 
Vaterstadt ein, eine Anstalt, welche 1355 
die nach ihrer Vertreibung daselbst eingewanderten 
„bohmischen Briider" ge» 
griindet hatten, und an welcher 4627 
der beriihmte Amos Comenius, der 
Verfasser des „0i-dis piotus" und der 
„01aaotiog. WH^nH", das Rectorat be» 
kleidete. 4834 bezog Will mann die 
Universitat Breslau. Anfanglich dem 
Studium der Mathematik sich zuwen« 
dend, vertauschte er dasselbe schon nach 
einem Jahre mit jenem der Philosophie 
und der Philologie, welches er von 
Ostern 4839 in Berlin fortsetzte. Daselbst 
waren auf die Richtung seiner Studien 
besonders die Philosophen Tren> 
delenburg und Steinthal und die 
Philologen Boeckh und Albrecht Weber 
von bestimmendem EinfluB. 4862 
erlangte er die philosophische Doctor* 
wurde und gab bei dieser Gelegenheit 
die Inauguraldissertation „1)6 L^nrig 
AraunuHtiois " heraus, worin die gram« 
maticalischen Figuren mit den Lautver« 
anderungen verglichen und nach diesem 
Gesichtspunkte systematisirt werden. Nachdem 
er 1863 in Berlin das Staatseramen 
fur das hohere Lehramt bestanden 
hatte, begab er sich im Herbste dieses 
Jahres, urn die Herbart'sche Philosophie 
und Padagogik naher kennen zu 
lernen, nach Leipzig, wo er in das im 
ersten Aufstreben begriffene padagogische 
Seminarium Z i 1 1 e r ' s und in den Lehr» 
korper der Erziehungsschule, eines von 
Ernst B a r t h im Sinne Z i 1 1 e r ' s geleiteten 
Gymnasialinstitutes eintrat. Aus 
seiner Thatigkeit an diesen Anstalten 
gingen seine beiden ersten Schriften 
hervor: „Nie Odll55ee im erziehenden Anterrichte" 
(Leipzig 4 868, 8"., I V u. 236 S.) 
und die „PadllgugizHeii Vortriige iiber ine 
Hebung der geistigen GMgKeit durch den Anterricht" 
(Leipzig 4869, 8"., X u. 434 S . ; 
2. Aufl. 4886) . Aus der ersteren Schrift 
erwuchs sein verbreitetes „VesebnH an« 
Homer" (4869 und ofterj, dem sich das^ 
Otto Philipp Aug. j 92 Willmann' 1 Ottu Philipp Aug. 

Seite 282 



Wurzbach5 6 . txt 
„Lesebuch an3 Heradot" (1872 und ofter) 
anschloB. Bald sollte sich ihm Gelegen 
heit bieten, selbstandig und auf neuem 
Boden die Unterrichtsgrundsatze des Z i 1 
ler'schen Kreises anzuwenden' er wurde 
namlich 1868 zum Ordinarius des in 
Wien errichteten stadtischen Padagogium 
zur Fortbildung der Volksf chullehrer und 
zum Oberlehrer der damit zu verbinden 
den Uebungsschule ernannt. I n dieser 
Stellung wirkte er drei und ein halbes 
Jahr in verdienstlichster Weise mit Eifer 
und Erfolg, obwohl der Geist, welcher 
damals in der Anstalt herrschte, nicht 
derart war, daB er stille ernste Arbeit be> 
giwstigt hatte. Adolf Kolatschek in 
seiner in den Quellen genannten Schrift 
gibt eine ungemein lehrreiche Darstel» 
lung der Hindernisse, welche sich Will- 
mann in dieser Anstalt entgegenstellten 
und von keinem Geringeren ausgingen, 
als von dem Director der Anstalt 
selbst, von Dr. D i t t e s , der, wie wir 
aus Kolatschek's Buche (S. 31) erfahren, 
dem Doctor Will mann abtraglich 
gesinnt war und dieser Gesm» 
nung, so wenig padagogisch ein solcher 
Vorgang erscheinen mag, bei jeder Ge» 
legenheit, die sich ihm darbot, Ausdruck 
zu geben versuchte. Doch vermochte 
dieses wenig collegiale Vorgehen weder 
Willmann ' s padagogische und Lehr« 
thatigkeit in genannter Anstalt ernstlich 
zu beeintrachtigen, noch die Aufmerksam» 
keit der maftgebenden Personlichkeiten 
von ihm abzulenken, denn schon im 
Friihjahr 1872 erfolgte durch den Minister 
des Unterrichts, Herrn von Stre» 
mayr, Willmann ' s Berufung als 
auBerordentlicher Professor der Philo« 
sophie und Padagogik nach Prag. Daselbst 
verband unser Gelehrter, urn die 
Lehrvortrage den Bediirfnissen der Stu» 
direnden naher anzupassen, mit den Vor» 
lesungen padagogische Uebungen zunachst 
theoretischer Natur, aus welchen das im 
Herbste 1876 ins 3eben getretene pada> 
gogische Seminar sich entwickelte, die 
erste derartige Anstalt in Oe . sterreich . 
Die Seminarubungen hatten dadurch, 
daB denselben fast durchwegs einzelne 
Mittelschullehrer anwohnten, eine 
gewisse Fuhlung mit der Schulpraxis ; 
durch die 1887 erfolgte Einfiihrung von 
praktischen Uebungen an dem Gymnasium, 
welchem vr. I . Walter als 
Director vorstand, kam das praktisch 
methodische Element zu weiterer Gel« 
tung. Indessen unterbrach Will mann 
seine schriftstellerische Thatigkeit nicht, 
richtete aber in derselben sein Augenmerk 
zunachst darauf, fur das akademische 
Studium Hilfsmittel herzustellen, urn 
dadurch jene Disciplinen in dem Kreise 

Seite 283 



Wurzbach5 6 . txt 
der Universitatswissenschaf ten einzubur» 
gern. Diesem Zwecke dient seine Ausgabe 
von I . Fr. Herbart's „Padagogischen 
Schriften in chronologischer Reihenf olge" , 
2 Bande (Leipzig 1873—1873), welche 
er mit Einleitung, Anmerkungen und 
comparativem Register versah und worin 
er sich als grundlicher Kenner der Herbart ' schen 
Padagogik bekundete; dann 
die Wiederausgabe von Kant's „Schrift 
liber Erziehung" und von Th . Wa itz's 
„Allgemeiner Padagogik und kleineren 
padagogischen Schriften" sBraunschweig 
1876 und 1883) . Seine eigenen An- 
' chauungen aber legte er dar in dem 
Werke: „Didaktik al2 Nildimgslehre nach 
n Repehnngen zur Siicialtarschnng nntl M 
Geschichte der Bildung" I. Band (Braun» 
chweig 4882, Vieweg, XV u. 421 S.), 
n welchem er die geschichtlichen Typen 
des Bildungswesens , also eine gesammte 
Geschichte der Erziehung von ihren ersten 
Anfangen bis auf die neueste Zeit gibt, 
wie K. A. Schmid in seiner „Geschichte? 
Otto Philipp Aug. 19 1 Millmann, E. 
der Erziehung" schreibt, ebenso mit um 
fassendfter SachkcnntniU und Zuverlassigkeit 
im Einzelnen, als kritischer Sichtung 
und geistiger' Beherrschung des 
reichen Materials, so daB die bis jetzt 
vorliegende Literatur iiber das Gesammt« 
gebiet der Erziehungsgeschichte in seiner 
Arbeit zwar selbstverstandlich noch keinen 
AbschluB bildet, wohl aber zu weiterer 
Forschung anregt . Diesem ersten metho> 
bischen und historischen Theile soil ein 
zweiter folgen, welcher die Analyse der 
Bildungsarbeit nach deren Zwecken, I w 
halten, Formen, Veranstaltungen und 
Beziehungen zur Aufgabe hat. Will> 
m a n n befiirwortet die engste Ver» 
kniipfung des Gymnasiums mit der Nni» 
versitat, besonders durch Erneuerung des 
philosophischen Unterrichtes ; ferner die 
Sichtung des Lehrstoffes auf Grund der 
Unterscheidung der f undamentalen Bil» 
dungsmittel (Neligionslehre, Philosophie, 
Mathematik, Philologie) und der 
accef sorischen (Geschichte, Geographie und 
Naturkunde), ferner die Concentration 
des Lehrstoffes unter religios sittliche 
Gesichtspunkte, endlich die Erneuerung 
der alten Stufenfolge: Sprachlehre, 
Mathematik, Philosophie. Die Fachkritik 
hat sich bisher einstimmig ebenso 
iiber den padagogisch > philosophischen 
Vorgang, den er in seiner Methode beobachtet, 
wie iiber die Gediegenheit seiner 
in dieser Richtung bisher verof f entlichten 
Schriften ausgesprochen . Ein wahres 
Gliick aber war es fur ihn, dafl das 
osterreichische Unterrichtsministerium die 
ganze Bedeutung des jungen gelehrten 
Padagogen erkannte und ihn durch die 

Seite 284 



Wurzbach5 6 . txt 
Berufung auf einen selbstandigen Posten 
der von K o 1 atsch ek gezeichneten un> 
gesunden Dittes'schen Sphare entzog, 
fur die Zwecke aber, welche es verfolgte, 
einen Mann gewann, dem es schon jetzt 
u. Wiirz b ach. biogr . Lerikon . I. VI. "G 
an Stelle autodidaktischer probirender 
eine stattliche Anzahl geschulter, auf 
wissenschaf tlicher Grundlage ihr verantwortliches 
Amt ausiibender Padagogen 
verdankt. Willmann wurde 4877 
zum ordentlichen* Professor und darauf 
zum Mitgliede des k. k. LandeSschulrathes 
fur Bohmen ernannt, welch letz. 
terem er bis 1883 angehorte. Ueber, 
dies ist er Director des padagogi» 
schen Seminars in Prag und Mitglied 
der k. k. wissenschaf tlichen Staatsprii' 
f ungscommission fur das Gymnaf iallehramt 
in Prag. 

Dumreicher. Verwaltung d'cr Universitaten 
u. s w. . S. 16. '- Ko latschet (Adolf). 
D.io Wiener Padagogium in den Jahren 
1863-1881 (Leipzig 1886. Georg Reicharot. 
8".) san mehreren Stellen dieses Werkes, 
welches die wahre Wirksamkeit des seit 
zwei Jahrzehnten in den nimbusartigen 
Nebel der Reclame gehiillten Institutes dar» 
stellt, finden sich Aufschliisse iiber Will« 
mann und seine Verdienste als Padagog) . 
— Wissenschaf tlicheVeilage derLeip. 
ziger Zeitung. 1882. Nr. 73, S. 454. - 
Wissenschaf tliche M o n a t b 1 atter. Her» 
ausgegebenHuon Oskar Schade, 111. Jahrg.. 
1875. Nr. 1 . - Schmid (K. A ) . Geschichte 
der Erziehung (Stuttgart 1884. 8".) Bd. I , 
S. 26. 27. 

Noch sind bemerkenswerth : 1. E. Will« 
mann. Diesen Kupf erstecher finden wir auf 
der ersten internationalen Specialausf t«l» 
lung der graphischen Kiinste in Wien t883 
in den Abtheilungen Frankreich. Oesterreich 
und Deutschland mit mehreren ganz oortreff» 
lichen Blattern vertreten. I n ersterer waren 
zwei Blatter in gemischter Technik aus dem 
Werke.- „OalooFrapIns au I A ouvrs", und 
zwar „Folle und Mitte". Hiindinen Ludwigs 
XIV., und das Seitenstiick dazu: 
„Diana und Blonde", beide nach Gemalden 
von F. Desportes; in der Abtheilung 
Oesterreich enthielt der zweite Band des „A 1» 
bums der Gesellschaft fur vervielf altigende 
Kunst in Wien" das Blntt „DaS alte Athen", 
nach einem Gemalde von Hoffmann; dann 
war da eine Ansicht von Wien aus der 
Vogelperspective . nach einen: Bilde uon Nud. 
1 1 . Marz 1888.) 53^ 

Millmllnn, Michael Leopold 194 Willmann, Michael Leopold 
Alt; und in d^r Abtde lung Deutschland 
trafen wir zwolf Radirungen Nillmann ' s 
zu dem Landschaf towerke uon I . M a r a k 
'"Waldeinsamkeit " mit begleitenden Dichtun 
gen von Victor o. Scheffel. Uebrigens sind 
uns von diesem Kiinstler gekannt : zu Alexander 

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P e t 6 f i ' s „Gedichte. Aus dem Ungarischen 
von Fr. Szarvady und Mor. Hard 
mann" das Titelblatt, einen reitenden Cslkos 
darstellend; — das Titelblatt zu Moriz Hart' 
mann ' s poetischen Erzahlungen „Schal« 
ten"; — ferner „Ansichten oon Reichenau 
bei Wien" — „Klostemeuburg" — „Das 
Dianabad in Wien" — „SchloB Weilburg" 
(bei Baden nachst Wien) , alle vier Blatter 
nach des Kunstlers eigenen Zeichnungen. Es 
konnte w?bl sein, da im illustrirten Katalog 
der erstem in ' ecnationalen Specialausstellung 
der graphischen Kunste in Wien die bei 
vielen anderen Kiinstlern beigefiigten Daten 
des Ortes und Jahres ihrer Geburt fehlen, 
daB in Rede Stehender der beriihmte Pro« 
fessor EduardWillmann ist. der an der 
Kunstschule in Karlsruhe den Unterricht des 
Kupf erstechens leitet. — 2. Michael Leopold 
Will mann (geb. zu Konigsberg in 
PreuBen i61j<l. gest. im Cistercienserkloster 
Leubus in Schlesien am 26. August 1?06) . 
Ein Kiinstler, der. wenngleich nicht aus 
Oesterreich gebiirtig, doch durch seinen lan» 
geren Aufenthalt in Bohmen und die zahl» 
reichen Werke seines Pinsels, w?lche in diesem 
Lande sich befinden, in unserem Werke er» 
wahnt werden muft . Lein Vater selbst war 
Maler, der den Sohn zu seiner Kunst an« 
leitete. Dieser aber zeigte bald ein ganz un» 
gewohnliches Talent in verschiedenen Metho» 
den der Malerei, so daB er, erst 20 Jahre 
alt. bereits zu den besten Kiinstlern seiner 
Heimat zahlte. I n seinem Drange, sich zu 
vervollkommnen, reiste er nach Amsterdam, 
wo er bei Jacob Baker und Nembrandt 
arbeitete und Zutritt zu den beriihmtesten 
Galerien fand. Da zeichnete und copirte er 
mit auBerordentlichem FleiBe, und der Vor» 
rath seiner Studien nach den besten Bildern 
groBer Meister diente ihm spater bei den 
zahlreichen Arbeiten, welche bei ihm bestellt 
wurden. Seine Studien setzte er auch auf den 
Reisen fort, die er durch ganz Deutschland 
und Polen machte, iiberall die Meisterwerke 
der Kunst mit rascher und gliicklicher Hand 
copirend. Auf diesen Reisen kam er nun auch 
nach Prag. wo er in den reichen Samm> 
lungrn Kaiser RudolfsII . Vieles fand. 
was er copirte. Nebenbei fehlte es ihm aber 
nicht an Bestellungen zu Arbeiten fur Private 
und Kirchen, die er bei seiner Geschicklichkeit . 
seinem groBen FleiBe und der Eigenart, rasch 
und doch nicht minder gut zu malen, auch 
vollendete. Der Krieg vertrieb ihn aus B6h» 
men. wo er manche Werke seines Pinsels, die 
wir weiter unten angeben, zuriickliefi. I n 
seine Heimat zuriickgekehrt , wurde er kurfiirst» 
licher Hofmaler. Als dann Kaiser Leo» 
p o 1 d I . den beriihmten Jesuiten Wolf 
mjt Auftragen an den Kurfiirsten von Bran» 
denburg nach Konigsberg schickte, wurde 
Will mann bald mit dem Pater bekannt, 
und diese Bekanntschaft entwickelte sich all» 

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mallg zu so inniger Freundschaf t , daB er den 
katholischen Glauben annahm. Da ihm aber 
dieser Religionswechsel seine Stellung als 
Hofmaler erschwerte, zog er sich in das Cister« 
cienserkloster Leubus zuriick, wo ihm von dem 
damaligen Abte Arnold Freiburger, der 
mit ihm befreundet war, Aufnahme und im 
Klosterhofe eine Wohnung gewahrt wurde, in 
welcher er seiner Kunst lebte und eine groBe 
Menge Bilder malte. I m Kloster verbrachte 
?r einige Jahre, ward in Anerkennung der 
Dienste, welche er demselben geleistet, auch 
in die Conf raternitat aufgenommen, aber nie, 
wie hie und da angegeben steht, wittlicher 
Monch, wofur schon die Thatsache spricht, 
daB er sich mit der Witwe des koniglichen 
Hofagenten Lisch ka in Breslau vermalte, 
aus welcher Ehe mehrere Kinder hervorgingen 
deren weiter unten Erwahnung geschieht. Nach 
seiner Verheiratung lebte er mit seiner Frau 
in einem Hause, welches er unweit Leubus 
angekauft hatte, noch 40 Jahre und starb 
auf einer Besitzung unweir Breslau. im 
Alter von 76 Jahren. Die Zahl der von 
Willmann gemalten Bilder ist erstaunlich 
groB . sie beziffert sich auf nahezu t60«; viele 
derselben sind fleiBig ausgefuhrt, manche 
wieder skizzenhaft, und sollen, dies gerade 
jene sein. welche ihm voraus bezahlt wurden, 
da er sich seiner Verpf lichtung moglichst rasch 
entledigen wollte. Jedenfalls war er ein tuch> 
tiger Kunstler, dessen Technik' ungeschmalerte 
Anerkennung verdient; seinen eigentlich kunst» 
lerischen Genius zu beurtheilen, fallt jedoch 
sehr schwer, weil bei der groBen Zahl Co> 
pien. die er gemacht und zu seinen Bestel« 
lungen benutzte, es nicht leicht zu bestimmen 
ist. was in einem Gemalde sein, was 
c o p i r t ist. Von seinen Bildern sind in Prag 
in der Pfarrkirche des Stiftes Strahow die? 
) Michael Leopold 198 ) Michael Leopold 
Altarblatter : „Maria Heimsuchung" . „Geburt 
Christi". „Herz Jesu" und „die h. Landes« 
patrone"; — im Graf Nostiz'schen Hauft 
in Prag, und zwar im Billardzimmer : „David 
mit dem Schwerte und dem Kopfe des 
Riesen Goliath", ein „h. Hieronymus in der 
Wuste", und in der Hauscapelle daselbst „Die 
Verklarung Christi"; — in der ehemaligen 
Dominicanerkirche zu Sta. Maria Magdalena 
auf der Prager Kleinseite das Hochaltar» 
blatt; — in der Krruzhenenkirche zu Sanct 
Franz an der Vrager Briicke: „Die Himmel» 
fahrt Maria" . „Die Kreuzerhohung" und 
„Die h. Helena", dann viele Gemalde im 
Cistercienserkloster PlaB; das Cistercienserstif t 
Sedletz bei Kuttenberg hat er ganz ausge» 
malt, ob nur mit Oelbildern ausgeschmuckt , 
oder ganz in Fresco gemalt, finden wir nir» 
gends angedeutet; viele seiner Bilder finden A 
sich auch in den koniglichen Schlossern; 
W o 1 n y gedenkt einiger in mahrischen Kirchen, 
so im Cistercienserstif t zu Saar einer „Himmel« 
fahrt Maria", welches Bclo als besonders 

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Wurzbach5 6 . txt 
schon geruhmt wird; — zu Niemehky im 
Iglauer Kreise zweier Seitenaltarblatter und 
einiger kleineren Bilder; — zu Welehrad im 
Hradischer Kreise eines „h., Bernhard" undeinrs 
„h. Benedict", welche jedoch nach Aufoebung 
des Klosters in fremde Hande gelangten. 
Viele Bilder Willmann's, welche sich in 
Breelau und in verschiedenen Kirchen Schle» 
sirns befinden, sind in Dlabacz's „Kunstler« 
Lexikon" aufgezahlt. Die bei weitem groBte 
Zahl seiner Gemalde besitzt aber das Cister» 
cienserstift Leubus, dem er, wie oben er» 
wahnt, mehrere Jahre als Laienbruder an» 
gehorte. Mehrere von seinen Bildern sind 
gestochen worden, und zwar von guten Mei» 
stern, wie Mclch or Kussell. Phil. K i 1 i a n , 
Sandrart , Balz er. Wolfgang. A. H. 
R i e d e 1 . Tscherning und Anderen. W i 1 1 » 
mann selbst aber handhabte mit Geschick 
d!e Radirnadel und vollendete mehrere Blat« 
ter. welche R emb randl'scken Geist athmen, 
indeB nicht haufig vorkommen. N a g 1 e r's 
„Kunstler ' Lerckon" fiihrt eine Serie von 
20 Blattern an, unter denen auBer einem 
„Selbstportrat " aus dem Jahre la?5 fol» 
gcnde Hauptblatter zu verzeichnen sind: 
, Susanna und die beiden Alten"; — „Maria 
mit dem Kinde auf Wolken, iiber ihr der 
segnende Gott Vater, bei ihr der h. Joseph 
und die ganze Verwandtschaf t bis Abraham 
zuruck", aus dem Jahre tu?5 nach dem eiqe. 
nen in Grastow befindlichen Altarbilde (Fol,) . 
gemeiniglich unter dem Namen „Stamm« 
baum" bekannt, sehr selten und als des Kunst« 
lers Hauptblatt sehr gesucht; — „Jesus mit 
seinen Jungern beim Abendmahl" (8".); — 
„Himmelfahrt Maria in Gegenwart der Apo« 
stel", aus dem Jahre 1683, nach dem vorer« 
wahnten Altarbild im mahrischen Kloster Saar; 
— „Die Enthauptung eines Heiligen", nach 
Einigen des h. Paulus, nach Anderen des 
!) . Bcwo"; — „Der h. Franciscus" (n. Anderen 
Dominik) in einer 3and, 'chaft mit dem Kreuz 
in der Rechten, ein Lamm zu seinen FiiBen. 
Will mann besaB ein starkes SelbstbewuBt» 
sein und wuBte es. daB er seine Kunst ver» 
stand. Als der Kurfurst von Mainz, der viel 
Ruhmliches von ihm gehort hatte, ihn an 
seinen Hof zu einer Arbeit berufen wollte, 
schrieb er vorher an den Abt von Leubus, 
ihm eine Probe von des Kiinstlers Bildern 
einzuschicken . Willmann war eben Gast 
des Pralaten, als dieser die Aufforderung 
des Kurfursten erhielt. Nachdem ihm der 
Pralat mitgetheilt, urn was es sich handle, 
ergriff er ein Papier und zeichnete sofort aus 
freier Hand darauf ein Crucifir und sagte: 
„Schicken Sie das dem Kurfursten, und 
wenn er daraus nicht erkennt, was ich kami, 
so werde ich nie etwas fur ihn malen." Auch 
saB ihm zuweilen der Schelm im Nacken, so 
malte er unter anderen Biltern fur das Stift 
Leubus auch eine „Marter des h. Bartholomaus " . 
Unter den Figuren, welche den Hei» 

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ligen schinden, stellte er auch den Stiftskellermeister 
an, wie es heiBt aus Rache, 

weil lhm dieser nicht genug zu trinken aeben 
wollte Nachdem er sich ins Kloster zuruck« 
gezogen, wollte er keine Nuditiilen mehr 
malen, dannt er ror Gott Gnade fande, wett 
er friiher einmal eine nackte Venus mit Amor 
und Vulkan — thatsachlich befindet sich eine 
solche in einer Berliner Galerie — gemalt 
hatte. Doch finden sich mehrere mythologische 
Bilder von s'iner Hand. W e sehr aber der 
Kiinstler von seinen Ze.tgenossen geschaht 
wurde, erhellt daraus, daB man ihn nicht 
nur mit dem griiBten Maler des Alterthums, 
sondern auch mit dem groBten der christlichen 
Aera bezeichnete und ihn bald den schlesuchcn 
A p e 1 1 e s . dald den schlesischen N a f f a u 1 
nannte. Seine Gattin, welche ihm aus erster 
Ehe eincn Sohn, den nachmals tiichtigen 
Maler und Schiiler seines Stiefvaters, Io> 
hann Christoph LiBka (Lisch ka) . dessen 
dieses Lrrikon im XV. Bande . T. 2 « murr 
Nr. 2 ausf iihrlicher gedenkt, mitbrachte, geb.^r^ 
Miumann (Schlosser) 196 Willmers 
ihm noch einen Sohn, Michael, der sich 
unter seinem Vater gleichfalls zur Kunst aus« 
bildete, aber in jungen Jahren, als er von 
einer Reise nach Italien heimgekehrt war. 
eines raschen Todes, wie man vermuthet 
durch Gift, starb, und vier Tochter: Bene» 
dicta, Dominicanerin in Vreslau. eine vor» 
treffliche Malerin; Bernardine. Ursulinerin 
in Breslau; Maria Magdalena, Gattin 
des Breslauer Malers Neun herz und 
Mutter des Malers W i 1 h e lm Neunherz, 
welcher viel in Bohmen, und zwar in Oel 
und »1 tresco malte, und S o p b i e , die sich 
mit einem Kaufmanne in Glogau vermalte. 

''esterreichi sch eNational» Encyklo« 
padie von G r a f f e r und (3zikann 

(Wien 183?. 8".) Band V I , Seite t32. - 
Dladacz (Hottfried Johann) . Allgemeines 
historisches Kunstler«Lrrikon fur Bohmen und 
zum Theil fur Mahren und Schlesien (Prag 
1813. Haase. 4°.) Bd. Ill, 2p. 374-382. - 
Nagler (G. K. Dr.) . Neues allgemeines 
Kiinstler ' Lerikon (Miinchen 1839. E. A.Fleisch, 
mann. 8".) Bd. XX I , S. 510-513. - 

(FueBlin) . Allgemeines Kunstler« Lexikon 

(Fol.) S. 713. — Annalen der Literatur 
und Kunst in dem osterreichischen Kaiserthum 

(Wien. Doll. 8°.) Iahr". 1810, Bd. I , S. 542. 
— Portraits. Aufier dem in der vorstehenden 
Zebensskizze erwahnten radirien Selbstportrat : 
1) eine (lopie desselben gleichfalls radirt 

(8«.) B u f f a exe. und 2) M. F r a n s 
lith. (4".).) — 3. Willmann ist auch der 
Name eines erf inderischen osterreichischen 
Schlossers, der im ersten Viertel unseres 
Jahrhunderts lebte und in Wien sein Hand» 
werk ausiibte. I n weiteren Kreisen wurde 
derselbe bekannt im Jahre 1820. in welchem 
er eine Schlagmaschine erfand, welche sich 
nach dem Urtheile von Sachkennern von 

Seite 289 



Wurzbach5 6 . txt 
der f ranzosischen Schlagmaschine vortheilhaft 
unterschied. Zehn Jahre spater, 1830, erfand 
er dann eine Kartenschlagmaschine, welche 
E r n e r in seiner unten genannten „Ge< 
schichte der Erfindungen" als eine „brillante 
Erfindung" bezeichnet, die 1873 noch unuber« 
troffen dastand und von Wien aus in 
die anderen industriellen Lander uberging 
l A Exn er (Nilhelm Franz Pros, Dr.). Meltaus« 
stellung 1873 in Wien. Beitrage zur Geschichte 
der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von 
der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts bis 
zur Gegenwart . Erste Reihe: Rohproduction 
und Industrie (Wien 1872. Braumuller . 
sr. 8° . ) S. 262 und 290. ) 
Willmers, Rudolf (k. k. Kammerv 
irtuose, Pianist undComponist , 
geb . zu B e r 1 i n , nach Anderen in Kopenhagen 
am21., nach Einigen 31. Oc> 
tober 4824, gest. in W i e n am 28., nach 
Anderen schon 24. August 1878) . Sein 
Vater war ein Dane, der in Berlin lebte, 
die Mutter eine Franzosin. Da R u d o 1 f 
in friiher Jugend groBe musicalische An« 
lagen offenbarte, erhielt er, noch sehr 
jung, Unterricht im Clavierspiel und 
wurde dann zur hoheren Ausbildung 
dem in Weimar lebenden Hummel 
iibergeben, fur dessen letzten Schiller er 
gilt. Fr. Schneider in Dessau legte 
die letzte Hand an den vielversprechenden 
jungen Tonkiinstler, der sich 4838 auf 
Kunstreisen begab und auf diesen vorerst 
Norddeutschland besuchte, dann aber seine 
Ausfliige auf Danemark, Norwegen, 
und Schweden ausdehnte. 4833 liefi er 
sich bleibend in Wien nieder, machte 
noch ab und zu Kunstausf luge und folgte 
1864 einem Rufe nach Berlin als Professor 
des Clavierspiels im Stern ' schen 
Conservatorium. Aber schon nach zwei 
Jahren gab er diese Stellung wieder auf 
und kehrte nach Wien zurijck, wo er 
seitdem lebte, 4878 plotzlich wahnsinnig 
wurde und auch in diesem Zustande starb. 
Willmers hat zahlreiche brillante Con» 
certstiicke, Saloncompositionen, Etiiden, 
Sonaten u. d. m. herausgegeben, und 
seine Opera leichen bis zur Zahl 126, 
welches Opus eine „Ungarische GpiZalle A ia 
OZ5rbg . 2-Fllrm' s " (Wien, Haslinger) ent> 
halt. Mit Vorliebe wahlte er nordische 
Motive, und seine norwegischen und dani» 
schen Nationallieder waren seinerzeit sehr 
beliebt. Einige derselben sind in den 
12 Heften seines Sammelwerkes „Apolln- 
Album" Op. 47 erschienen. Auch unga» 
rische und specifisch wienerische Themen 
behandelte er, so gab er heraus: „? 
Willmers 197 Millomiber 
va?-i<3" p. 30; 

iiber dll8 nngarizche Trinklied: 
F A i c i A " , und als Seitenstilck zu 
Ernst's beruhmtem „Carneval von Ve< 

Seite 290 



Wurzbach5 6 . txt 
nedig" schrieb er: AA 

Willmers zahlt zu den gediegeneren 
Vertretern der im Nebrigen stachen und 
zum Jammer aller wahren Musikfreunde 
als wahre Clavierpest graffirenden sogenannten 
Salonmusik, er ist sozusagen 
ein Nachziigler aus dem „goldenen Zeit» 
alter" der Virtuosen, sowohl was Spiel 
wie Composition betrifft. Aber noch nach 
anderer Seite ist Willmers beachtenswerth, 
namlich als Schachspieler , in 
welcher Eigenschaft er zu den Matadoren 
dieses geistvollen Spieles gerechnet wird. 
Von Jugend auf wie in der Musik so 
auch im Schachspiel von seinem Vater 
unterrichtet , betrieb er letzteres zeitlebens 
mit Lust und Liebe. Als sich ihm dann 
in den Fiinf zigei ' Iahren der zauberhafte 
Reiz des Schachproblems enthiillte, 
entziindete sich seine rege Phantasie 
bald an den Meisterschopfungen Conrad 
Bayer's und fand darin den groBten 
Anreiz zur Nachahmung. I m Jahre 
1886 in Nr. 378 der „Leipziger illustrirten 
Zeitung" wurde Willmers ' 
erstes Schachproblem verof f entlicht , 
welchem bald andere folgten, so dafi> bis 
1839 nicht weniger denn 37 Probleme 
dieses Meisters in der genannten Zei> 
tung erschienen. Von da ab trat eine 
Pause ein, 1873 begann er wieder Pro» 
bleme mitzutheilen, so daB diese Zeitung 
von ihm, im Ganzen deren 44 brachte. 
Alle zeichnen sich nach dem Urtheile von 
Kennern dieses Spieles ebenso durch 
einen eigenthumlichen Scharfsinn der 
Combination, wie durch eine strenge 
Durchfuhrung einer bestimmten Schachidee 
aus. 1838 gewann Willmers im groften 
Toumier des amerikanischen Schach« 
Vereines zu New Jork den ersten Preis 
fur Problemcomposition . Als Musicus 
war er Hofcomponist des Kaisers von 
Oesterreich und Inhaber der osterreichischen 
goldenen Medaille fur Kunst und 
Wissenschaf t , als Schachspieler Ehren- 
Mitglied des Pesther Schachclubs und 
Mitbegriinder der Wiener Schachgesell» 
schaft . 

Neues Universal <Lerikon der Ton« 
kunst. Fur Kiinstler, Kunstfreunde und alle 
Gebildeten. Angefangen von vi-. Julius 
Schladebach. fortgesetzt von Ed. Berns« 
d o r f (Offenbach 1801. Ioh. Andrs . gr. 8".) 
Bd. I I I , S. 880. - Bremer (Friedrich) . 
Handlerikon der Musik (Leipzig. Reclam, 
12<>.) S. 7?8. - Rieman (Hugo). Musik« 
Lerikon. Theorie und Geschichte der Musik, 
die Tonkiinstler alter und neuer Zeit mit 
Angabe ihrer Werke u. s. w. (Leipzig 1882. 
dibliogr. Institut, br. 8°.) S. 1014. 
Portrait. Unterschrif t : Facsimile des Na« 
menszuges: „Rud. Willmers". Ed. Kaiser 
1849 (lith.). gedr. bei I . Rauch (Wien. 

Seite 291 



Wurzbach5 6 . txt 
Mechetti . Fol . ) . 

Willomit zer , Joseph (Schrif tstel . 
1 e r , geb . zu Bensen, nicht zu Kaaden 
in Bohmen, wie es im „Prager Familienblatt " 
steht, am 17. April 1849). Als 
Sohn eines Staatsanwaltes geboren, 
kam er als Kind nach Eger, wo er das 
Gymnasium beendete und bereits wah» 
rend seiner Studien schrif tstellerische Ta» 
lente offenbarte. Durch den fruhzeitigen 
Tod seines Vaters wurde er an der Vollendung 
akademischer Studien gehindert 
und kam urn 1869 nach Prag mit dem 
EntschluB, sich der journalistischen Laufbahn 
zu widmen. Er trat in die Redaction 
des politisch-belletristischen Blattes 
„Bohemia" ein, welches unter den deutschen 
Blattern Bohmens eine politisch 
bedeutende Stellung behauptet. An dem-^ 
Willroider, Joseph 498 Millroider, Joseph 
selben ist er feit Jahren als Journalist, 
und zwar zunachst als Humorist und 
Novellist erfolgreich thatig. Nebenbei ver> 
suchte er sich auf dramatischem Gebiete, 
und ein kleines Lustspiel „Nie Nritik der 
leinen Vernunft" machte mit Erfolg den 
Weg iiber die Bretter, welche die Welt 
bedeuten. Der groBte Theil seiner Ar« 
beiten ist in den Spalten der „Bohemia" 
niedergelegt , in welcher vor Allem die 
Leitartikel sammtlich aus seiner Feder 
stieBen. I n denselben, wie sein Biograph 
berichtet, riickt er mit schneidigem Humor 
dem Gegner zu Leibe, riigt mit Ueberlegenheit 
die Schwachen im eigenen Lager 
und riittelt mit resolutem Schaf f ensmuthe 
die nationalen (deutschen) Genoffen 
zur Abwehr und Thatigkeit auf. 
Von seinen novellistischen Humoresken 
nennen wir „Das Fatum in Gogelheim" 
— dann „Lenzl und Girgl", welche beide 
die Eigenart unseres Autors am besten 
kennzeichnen . Aufier dem oberwahnten 
Lustspiele, das als Manuscrivt gedruckt 
ist, erschien von Willomitzer bisher 
selbstandig „HeitereTraume" (Leipzig 1882, 
Glaser und Garte, 8".), wovon ein 
zweiter und dritter Band in Aussicht gestellt 
sind. 

Brummer (Franz) . Lexikon der deutschen 
Dichter und Prosaisten des neunzehnten Jahr» 
Hunderts (Leipzig. Reclam. t2".) Bd. I I , 
S. 4U3. - Prager Familenblatt (4<>.) 
I I . Jahrg. (Is83). Nr. 27: „Joseph Wilio. 
mit zer " . 

Portrait. Chemitypie nach Zeichnung von 
Mayerhoferim vocbenannten Blatte 
(sehr ahnlich) . 

Willroider, Joseph (Landschaf tsmaler , 
geb. zuVillach 1838) . Anfanglich 
im Tischlerhandwerk thatig, ging 
er. da er Talent und Neigung zur Kunst 
besaB, 1860 nach Munchen, wo er sich 
der Malerei widmete, ohne jedoch einen 

Seite 292 



Wurzbach5 6 . txt 
bestimmten Lehrer zu haben. Sodann 
durchwanderte er als Autodidakt auf 
Studienreisen Bayern und das Salz« 
kammergut und dehnte spater seine 
Ausfliige bis nach Holland aus, wo 
die Landschaf tsmalerei, durch Meer und 
Himmel begiinstigt, stets in hoher Bliite 
stand. So hatte sich der Kiinstler durch 
tuchtiges Studium der Natur selbst ge> 
bildet und allmalig Werke geschaffen, 
welche tiefes Verstandnifl seiner Lehr« 
Meisterin bekunden und durch malerische 
Composition und gesunde Farbe nie ihre 
Wirkung verfehlen. I n den Jahren 4863 
und 1864 beschickte er fleiflig die Ausstellungen 
des Miinchener Kunstvereines , 
meistens Motive aus dem Walde brin» 
gend, technisch tadellos gemalt, im 
Baumschlag trefflich, aber durch die be> 
standige Variation desselben Themas 
eintonig wirkend. I n den letzten Jahren 
hat er in Diisseldorf seinen bleibenden 
Aufenthalt genommen. Von seinen Bit« 
dern nennen wir: „iVultllanilzchlltt am 
ziacher Fee in N'arnthen"; — „Wllldiuncrez" 
; — „Partie au3 Oberbllyern" ; — 
A Mehrere Tandachlltten mit Motiven uns 5rinrm 
Patrrlllnde Uarnthen"; — „Gang nach EmanZ", 
eine historische Landschaft. I n dem von 
Albert T r a g e r herausgegebenen Album 
Deutsche Kunst in Bild und Lied" 
finden wir von Willroider 4866 eine 
ungemein ansprechende Landschaft ,,Nach 
dem Gewitter"; 1868.' «Partie bri Ao5euheim", 
der Kiinstler lebte in dem genannten 
Jahre noch in Miinchen; 1870: 
„Motiv uns Gberbaqern", in welchem Jahre 
er bereits in Diisseldorf weilt; die inter« 
nationale Kunstausstellung im koniglichen 
Glaspalaste zu Miinchen 1879 beschickte 
er aus Diisseldorf mit einer ^iindzchatt 
Karnthen" . Auch weiB der Kiinstler mit 
der Radirnadel umzugehen, wie dies folgende 
Blatter darthun: „Tandzchlllt " , im 
zweiten Bande des „Albums der Gesell-^ 
Miiiroider, Ludwig 199 A Ludwig 
schaft fur vervielf altigende Kunst in 
Wien"; — „Heranziehendes Gewitter"; — 
A Wuldlllndchlltt" ' , - „Weg ins N°rt"; - 
„ Im MWteich«, je ein Blatt der vier 
let ztgenannten in den vier Heften der 
„Originalradirungen Diisseldorfer Kunst 
ler"; — dann „Netregger'z Gebnrtshllllz" 
und „Vllmrnhlluz " , beide Flatten auf der 
internationalen Specialausf tellung der 
graphischen Kiinste in Wien, zu je 300 f 1 . 
verkauflich. Von Willroider ' s Schii» 
lern ist uns ein jiingerer Bruder, Ludw 
i g A siehe den Folgenden' 1 bekannt . 
M ii 1 1 e r (Hermann Alex. Dr.) . Biographisches 
Kiinstler-Lerikon der Gegenwart . Die bekann« 
testen Zeitgenossen auf dem Gesammtgebiete 
der bildenden Kiinste aller Lander mit An> 
gabe ihrer Werke (Leipzig 4882, Bibliogr. 

Seite 293 



Wurzbach5 6 . txt 
Institut, dr. 8".) S. 360. 
Willroider, Ludwig (Landschaf tsmaler , 
geb . zuVillachin Karnthen 
1843) . Der jungere Bruder Josephs 
A siehe den Vorigen' 1 und dessen Schuler. 
Gleich diesem erlernte auch er anfanglich 
die Tischlerei, und noch jetzt steht im 
Atelier des Kiinstlers die Hobelbank, an 
welcher er in Muflestunden nach Herzens» 
lust arbeitet, wie er iiberhaupt ein rech» 
nisches Genie ist, Uhren baut u. s. w. 
Nachdem er der Tischlerei als Beruf 
Valet gesagt hatte, machte er in den 
Jahren 4864 und 1863 Studienreisen 
in den malerischen osterreichischen und 
bayrischen Bergen und dehnte diese bis 
Venedig aus . Darauf lieB er sich in 
Miinchen nieder, wo er seit 1873 kiinst . 
lerisch thatig ist und steiBig die Ausstellungen 
des dortigen Kunstvereines be« 

schickt. 1872 besuchte er auch die Niederlande. 
1883 erwahlte ihn die Mijnchener 
Akademie der Kiinste zum Ehrenmitglieds 
auch wurde er in diesem Jahre zum 
koniglichen Professor ernannt. Von 
seinen Arbeiten sind aus den Mijnchener 
Ausstellungen bekannt im Jahre 1873: 
„DerlllLzener Steinbruch in Karnthen" . mit 
welchem Bilde sich bereits die Aufmerksamkeit 
des Publicums auf den Kiinstler 
richtete, dessen Eigenart schon damals 
zur Geltung kam; — „Motin anZ Ober- 
Karnthen"; — „Mlanlli5che Anbzchllft bei 
Norwcht"; — „Vor dem Argen"; 1882: 
„Mch dem Negen"; 1883: „Waldbrind", 
welches groBartig angelegte und unge» 
mein trefflich ausgefiihrte Bild nach 
Zeitungsnachrichten fur 11) .000 Mark 
verkauft wurde; — „Abenddammerung am 
Wlllbsllnm" ' , — „Nie oberen Isllrllnlllgei mit 
dem Zlnsblick ant duz Mlliimilillnenm" ; 13 8 5: 
„I511rlllnb5chllN" ; — „Tundschlltt mit antgehendem 
Munde"; 18 8 6: „Nie sinttlnth", 
51/2 Meter lang, 31/2 Meter hoch, ein 
Bild, welches bei Laien und Kunstlern 
seiner gewaltigen Conception, wie tief 
durchdachten Ausfiihrung wegen allgemeine 
Bewunderung erregte; treffend 
bemerkte ein Kritiker dariiber, „daB es 
durch seine Einfachheit furchterlich wirkt; 

— „H/visT-a He /s on6«/6", das der 
Kiinstler auf die Ausstellung in Antwerpen 
brachte; 133^ . ' „ 

— „Sammermurgen" ; — „ 

— „ (Lichen an der 311nb5tra55e" . Wie ich 
aus den Mittheilungen eines Freundes 
und Kenners erfahre, ' ist der Kiinstler 
eben mit einem Gegenstiick zu dem vor« 
erwahnten Bilde „Die Sintfluth" beschaftigr. 
Willroider zahlt zu den 
bedeutenderen Landschaftsmalern der 
Gegenwart, m seinen Bildern herrscht 
Stimmung und zeigt sich ein unendlich 
feiner Natursinn; das Motiv, welches 

Seite 294 



Wurzbach5 6 . txt 

er gemeiniglich der Natur entnimmt, versteht 

er wie Wenige zu idealifiren, und 

so hat er, wahrend er eine Studie der 

Natur darstellte, uns ein echtes tief» 

empfundenes Stimmungsbild hingezaubert . 

Nicht unrichtig bemerkt ein Kunst»^ 

200 Milperth 

kenner. daB Willroider ' s Bilder an 

Ruysdael's Landschaften mahnen. I n 

letzteren Jahren hat unser Maler sein 

kunstlerisches Konnen in einigen Bildern 

von groBeren Dimensionen bekundet . Nun, 

gewiB steckt nicht die Bedeutung eines 

Bildes in der Zahl der Quadratmeter , 

welche mit Farbe bemalt sind. Aber wer 

es versteht, auf einer groBen Flache mit 

seinen Farbenmaffen in solcher Weise zu 

wirken, wie es bei Willroider mit 

seinem „Waldbrand" und seiner „Sintfluth" 

der Fall ist, der fuhrt als Meister 

nicht gewohnlicher Art seinen Pinsel, der 

malt nicht, wie es eben die Mode will, 

nach einer gewissen Schablone, der malt, 

wie es ihm eben sein Genius eingibt, 

und wenn dieser dazu nicht gering und 

engherzig, sondern groB und gewaltig, 

malt er auch eben groB und gewaltig. 

Und dies trifft bei Willroider zu. Der 

Kiinstler versteht es auch, mit seltenem 

Geschick die Radirnadel zu handhaben, 

und hat sich durch die Wiederbelebung 

der Radirkunst in Miinchen ein besonderes 

Verdienst erworben. 

M u 1 1 e r (Hermann Alex. Dr.) . Biographisches 

Kiinstler Lerikon der Gegenwart . Die bekann« 

testen Zeitgenossen auf dem Gesammtgeoiete 

der bildenden Kiinste aller Lander, mit An« 

gabe ihrer Werke (Leipzig 1882, Bibliogr. 

Institut, br. 8".) S. 360. - (Luflow) . 

Kunstblatt. Bo. XIX (1834). S !59; 

Bd. XXI (i8«6) . S. 62. - Pecht (Frieor.). 

Kunst fur Alle. Heft 13. - Ebenda. 1886. 

S. 200: „Aus Willroider's Stizzenbuch" . — 

Handschrif tliche Mittheilungen des 

In Miinchener Kunstsachen so bewanderten! 

Dr. H. Holland.— Oesterreichische 

Kunst ' Chronik . Herausgegeben von A 

I>i-. Heinrich Kabdebo (Wien 1879, 4°.) 

1878. Nr. 1. S. 8; Nr. 11. S. 169; 1879. 

S. 28; 1880 (IV. Bd.) S. 21 und 2 3. - j 

Augsdurger Abendzeitung . 10. Marz A 

1886. Nr. 69: „Willroider ' s Sintfluth." ! 

Wilperth, Franz (Biirgermeister 

der Stadt Olmiitz, geb . daselbst urn j 

die Mitte des 18. Jahrhunderts, gest. 

ebenda nach 1818) . Als 1786 der 

Olmutzer Kreishauptmann dem Magi« 

strate der Stadt eroffnete, daB er am 

13. Mai genannten Jahres die hochsten 

Ortes angeordnete Wahl des BurgermeisterS 

und der Rathe vorzunehmen 

gedenke — bis dahin verwalteten ein 

Primator, ein Stadtrichter jahrlich wech« 

selnd und eilf Rathsherren das Biirger» 

Seite 295 



Wurzbach5 6 . txt 

meisteramt — und zugleich den Magistrat 

anwies, den zu dieser Wahl hohen 

Ortes bestatigten aus 24 Personen bestehenden 

biirgerlichen AusschuB davon zu 

verstandigen, wahlte letzterer das Raths» 

Mitglied Franz Wilperth zum Biirger» 

meister. Die Functionsdauer eines solchen 

war mit Hofdecret vom 25. September 

1788 bei alien Magistraten auf vier 

Jahre festgesetzt. Nach Ablauf dieser Zeit 

muBte eine Neuwahl stattfinden. Ein 

Hofdecret vom 26. J u 1 i 1790 gestattete 

aber mit Auf rechthaltung des Grund» 

satzes der Neuwahl eines Burgermeisters 

nach Ablauf von vier Jahren, daB der» 

jenige, welcher sich im Laufe seiner Amts- 

Wirksamkeit besonders ausgezeich' 

net habe, ohne neue Wahl die Bestattgung 

in seiner Wlirde erhalten konne, 

wenn er urn die Verleihung derselben 

nur von vier zu vier Jahren bei der 

Landesftelle ansuche. Burgermeister W i 1 - 

perth wurde nun stets im Amte bis zu 

seiner 1818 erfolgten Iubilirung befta» 

tigt und fur seine vieljahrigen ausgezeich» 

neten Dienste ihm der Titel eines k. k. 

Rathes verliehen und das Decret dariiber 

im Rathhause am 28. December 1818 

feierlich eingehandigt . Unsere Quelle bemerkt 

ausdriicklich : daft Wilperth als 

Burgermeister sich viele Verdienste urn 

die Stadt Olmutz erworben habe. Eines 

der wichtigsten und werthvollsten ist die 

Sammlung von Gesetzen, welche er schon? 

Milsdorf, Franz 201 Wilson 

als Rathsverwandter hatte anzulegen 

begonnen, und welche bei Niederlegung 

seines Amtes auf 20 Foliobande gediehen 

war. Diese Sammlung hebt mit der Zeit 

Kaiser FerdinandsII . an und ent» 

halt alle in Bohmen, Mahren und Schle» 

fien ergangenen Novellen, Declaratorien, 

Sdicte, Constitutionen und Rescripte. 

Monse >Mnd XVIII, Seite 35 A > hat 

von einem Theil derselben Ausziige 

gemacht . Nachdem Wilperth seine 

Stelle niedergelegt hatte, blieb dieselbe 

mehrere Jahre unbesetzt, . und ein Magi» 

stratsrath besorgte die laufenden Ge« 

schafte, bis am 9. November 4827 der 

Leitmeritzer Burgermeister I . Ritschel 

zum Burgermeister in Olmutz ernannt 

wurde. Denn nach Wilperth ' s Abgange 

traten in der Verwaltung der 

stadtischen Angelegenheiten durch den 

Magistrat groBe, die Selbstandigkeit der 

Gemeinde' vernichtende Aenderungen ein. 

Die Autonomie der Gemeinde wurde 

allmalig beschrankt, die Vermogensgeba» 

rung derselben einer strengen Beaufsichti' 

gung durch die Regierung unterzogen, 

das freie Wahlrecht der Biirgerschaft 

verkummert und in die Gemeindeverwaltung 

ein streng bureaukratischer Or» 

Seite 296 



Wurzbach5 6 . txt 
ganismus eingefiihrt, bis das Jahr 4848 
wieder andere, und zwar freiere Verhalt» 
niffe schuf. 

d ' E 1 v e r t (Christian Ritter) . Notizenblatt der 
historisch ' statistischen Section der k. k. mahrisch» 
schlesischen Gesellschaft fur Beforderung des 
Ackerbaues u. s. w. (Briinn. 4".) Jahrg. 1885. 
Nr. 1. S. 3: „Das Burgermeisteramt in 
Mahren, insbesondere in Olmutz". 
Nilsdorf, Franz (k. k. Generalm 
a j o r , geb . zu Beginn des laufenden 
Jahrhunderts , gest. 1873) . Er trat jung 
in die kaiserliche Armee bei der Artillerie 
ein und wurde 4843 Capitanlieutenant 
im Artillerie ' Regimente Beroaldo Nr. 3. 
I n demselben rijckte er noch zum Hauptmann 
vor. 4849 ward er Major im 

Artillerie-Regimente Nr. 4 und Artilleriechef 
im 12. Armeecorps . 4830 in 
gleicher Eigenschaft zum 3. Artillerie- 
Regiments iibersetzt, kam er am 42. No> 
vember 4834 als Oberstlieutenant in 
das 2. Artillerie-Regiment. 4860 zum 
Artillerie ' Oberst befordert, riickte er im 
Janner dieses Jahres zum Generalmajor 
vor und wurde als Landes«Artillerie» 
director nach Zara in Dalmatien beor» 
dert. 4864 trat er in den Ruhestand 
tiber, den er anfanglich in Venedig, 

spater in Gratz verlebte. Fur sein ausgezeichnetes 
Verhalten in den Feldziigen 
4848 und 4849 erhielt er am 3. October 
letzteren Jahres das Ritterkreuz des 
Zeovoldordens und im October 4864 
den Orden der eisernen Krone dritter 
Classe. Auch wurde ihm im namlichen 
Jahre von Seiner Majestat dem Kaiser 
das 4834 neu errichtete 8. Artillerie- 
Regiment verliehen. 

Militar-Zeitung . Herausgegeben von 
Hirtenfeld (Wien. gr. 4".) 186!. S. 629. - 
T h ii r h e im (Andreas Graf) . Gedenkblatter 
aus der Kriegsgeschichte der k. k. 6sterrei« 
chisch. ungarischen Armee (Wien und Teschen 
1880. Prochaska. ar. 8".) Nd. I I , S. 372. 
Ein Ferdinand WilSdorf erscheint im Jahre 
1868 als Herausgeber und verantwortlicher 
Redacteur der oechischen politischen Zeitschrift 
„NI58", d. i. Die Stimme, mit den Bei» 
laaen.- „LanioLpiAVH" , d. i. Autonomie und 
„Uo2i>o<iHrsko priim A siovs noviu?", d. i. 
Landwirthschaf tlich industrielle Blatter, deren 
Eigenthumer Dr. Julius G r 6 g r ist. DaS 
Blatt, welches 1362 die Doctoren Anton 
Fink und Vincenz V a v r a griindeten, wurde 
1863. bald nach Uebernahme der Redaction 
durch Ferdinand Wilsdorf . eingestellt. 
Wilson, Johann Chevalier (k. k. 
Major und Capitanlieutenant der 
Hofburgwache, Ritter des Maria The> 
resien-OrdenS, geb. zu Dublin 1733,^ 
Milson 202 M, Joseph 

gest. in Wien am 12. April 1817) . Er 
erhielt, 22 Jahre alt, eine Fahnrichstelle 

Seite 297 



Wurzbach5 6 . txt 
im 36. Inf antene-Regimente, damals 

(1773) Jacob GrafNugent . Den Tiirken 

krieg 1788—1790 machte er als Ober» 

lieutenant mit . Bei der im Marz 1790 

auf gestellten Jager - Division Coburg 

zeigte er besondere Verwendbarkeit fur 

diese Truppe und wurde im Juni 1792 

zum Hauptmann bei den Tiroler Scharf 

schutzen befordert. 1793 hielt er mit 

200 dieser Scharf schutzen und einigen 

Abtheilungen Huszaren den Posten Mes» 

sines (Meeffen in Weststandern) besetzt. 

Am 30. Mai genannten Jahres wurde 

diese kleine Besatzung von 2300 Fran 

zosen mit 6 Geschiitzen angegriffen, aber 

die tapfere Schaar behauptete sich, unter 

heftigstem Kartatschen« und Kleingewehr' 

feuer hart bedrangt, durch vier Stunden. 

Aber Wilson beschrankte sich nicht nur 

auf diesen heldenmiithigen Widerstand, 

sondern ging zur Offensive iiber, zwang 

den iiberlegenen Feind zum Ruckziige, 

auf welchem er ihn dann anderthalb 

Meilen weit verfolgte. Bald nach dieser 

Waffenthat bot sich Wilson wieder Gelegenheit 

zur Auszeichnung . Es war bei 

Diinkirchen, wo der Feind am 6. September 

dieses Jahres einen Ausfall auf 

unseren rechten Fliigel unternahm und 

denselben zu werfen, sowie sich der in der 

Contravallationslinie befindlichen Bat» 

terien zu bemachtigen suchte. Hauptmann 

Wi lson befehligte damals die Vorposten 

zwischen dem Canal und dem Meere. 

Sobald er die Absicht des Feindes er« 

kannte, setzte er. ihm aus eigenem An« 

triebe einen so hartnackigen Widerstand 

entgegen, daB derselbe alle ferneren Ver> 

suche, seinen Angriffsplan durchzuf iihren, 

aufgeben muBte und zuletzt noch von 

Wilson und dessen Truppe bis in den 

bedeckten Weg geworfen wurde. N i 1 - 

so n trug bei dieser Gelegenheit eine Ver« 

wundung davon, aber auch fur seine 

Waffenthaten in der 34. Promotion 

(vom 7. Juli 1794) das Ritterkreuz des 
Maria Theresien > Ordens . Nach dem 
Friedensschliisse 1802 wurde er bei der 
Arcieren-Leibgarde eingetheilt, im fol« 
genden Jahre aber zur Hofburgwache 
iibersetzt, bei welcher er im April 1810 
zum Major und Capitanlieutenant vor« 
riickte. 1817 starb er im Alter von 
64 Jahren. 

Hirtenfeld(I.) . Der Militar«Maria Theresien- 
Orden und seine Mitglieder (Wien 
1837. Staatsdruckerei. 4".) Bd. I I , S. 426 
und 1737. — Thiirheim (Andreas Graf) . 
Gedenkblatter aus der Kriegsgeschichte der 
k. k. osterreichischen Armee (Wien und Teschen 
1880, K. Prochaska. Ler. 8«.) Band I I , 
S. 697. 

Wilt, Joseph (Bischof von Raab, 
geb . zu G r a n am 2. Juli 1738, gest. zu 

Seite 298 



Wurzbach5 6 . txt 
Rakos 1813) . I n ungarischen Werken 
finden wir ihn auch V i 1 t geschrieben. 
Sein Vater war Secretar des Graner 
Fef tungscommandanten Adam v. Eriis 
und lieB sich die Ausbildung des Sohnes 
sehr angelegen sein. Dieser erhielt aber 
eine solche zuerst in seiner Geburtsstadt 
Gran, dann in Tyrnau und als er sich 
dem geistlichen Stande zugewendet hatte, 
an dem beruhmten PazMHn'schen Col> 
legium in Wien. Daselbst zog der talentvolle 
junge Priester die Aufmerksamkeit 
des damaligen Graner Erzbischofs Franz 
Grafen Barkaczy "Bd. I, S. 139" 
auf sich, welcher ihn schon am 29. Marz 
1761 zum Caplan der aus etwa 18.000 
Seelen bestehenden katholischen Ge> 
meinde von Pesth ernannte, deren bisher 
den Vatern der frommen Schulen anver» 
raute Seelsorge eben- einem Pfarrer 
iibertragen wurde. Wilt sollte demselben 
in Ausiibung des geistlichen Amtes zurf 
WM, Joseph 203 Wilt, Joseph 
Seite stehen. Aber da er bei seiner 
schwachlichen Korperbeschaf f enheit auf die 
Dauer diesem anstrengenden Dienste nicht 
gewachsen war, so wurde ihm denn zu» 
nachst gestattet, sich fur einige Zeit zur 
Erholung nach Tyrnau zu begeben. Als 
er dann fur den Wiedereintritt in die 
Seelsorge noch immer nicht genug gestarkt 
schien, iibernahm er in der Familie der 
Grafen von Forga.ch und von H a 1 1 e r 
die weniger anstrengende Erzieherstelle, 
welche er mit bestem Erfolge mehrere 
Jahre hindurch versah. 4768 erhielt er 
dann die Pfarre zu Vadkert, einem 
groBen ungarischen Marktstecken im Neograder 
Comitate, welchem ansehnlichen 
Posten er durch zehn Jahre so trefflich 
vorstand, daB er noch in der Zwischenzeit , 
1773, in Wiirdigung seines verdienstlichen 
Wirkens zum Unterdechanten des Szocsonyer 
Bezirkes ernannt wurde. 1778 
ward er Domherr des Prehburger Col» 
legiatstif tes , und nun folgte Wiirde auf 
Wiirde . Noch im namlichen Jahre iiber« 
nahm er die Aufsicht iiber die adelige 
Schuljugend in dem koniglich erzbischof« 
lichen Erziehungshause zu Tyrnau, im 
folgenden, am 19. August, ' kam er als 
Domherr an die Graner Metropolitan« 
kirche, in welcher Eigenschaft ihm dann 

1786 die Stellvertretung einer erzbischof lichenAmtsverwaltung 
iibertragen wurde. 

1787 erfolgte seine Ernennung zum 
Oberdechantendes HonterBezirkes, 4788 
aber die Berufung nach Tyrnau wieder 

als Stellvertreter einer erzbischof lichen 
Amtsverwaltung . 1790 ward er zum 
Propst des h. Georgius von dem griinen 
Graner Felde ernannt und 1799 nach 
dem Tode des Graner Erzbischofs Joseph 
Grafen Batthyany gesetzmafiig zur 

Seite 299 



Wurzbach5 6 . txt 
einstweiligen Stellvertretung der ober« 
hirtlicken Amtsverwaltung eingesetzt. Am 
13. Februar 1801 als neu erwahlter 
Bischof von Belgrad zum Weihbischof 
des Graner Erzsprengels feierlich zu 
Neutra eingeweiht, sah er sich am 6. Juni 
1806 von Kaiser Franz I . zum Bischof 
von Raab ernannt. Am 14. J u 1 i 13N 
beging der damals 73jahrige Kirchenfurft 
den Iubeltag seines fiinf zig jahrigen 
Priesterthums , bei welcher Gelegenheit 
mehrere Festschrif ten in deutscher, ungarischer 
und lateinischer Sprache erschienen, 
Wilt selbst aber des Englanders Humfred 
D i t t o n Schrift „Die Wahrheit 
der christlichen Religion aus der Auferstehung 
Jesu Christi", welche vor hundert 
Jahren zum ersten Male erschien, 
von einem gediegenen Kenner der classi» 
schen Sprachen ins Lateinische iibersetzen, 
auf seine Kosten drucken und kurz vor 
seiner Jubelfeier unter den Clerus seines 
bischof lichen Sprengels, wie auch unter 
die iibrigen Diocesen vertheilen lieB. Der 
Titel dieses umf angreichen Werkes lautet: 
i Ditton. 

oomprodata. Oum appsnaios 
oitis. Opus sximium. ex 62.br. 
verLions Fsrm.2uio3. in. latioura. 
et iiupensiZ. . . A ossprn V i 1 t . . . 
(I>05onii 1811, Lalna7, 80., 726 S.). 
Dieses so festlich begangene Jubilaum 
steht aber im Zusammenhange mit Wilt 's 
bischof licher Wirksamkeit, welche durch 
eine Reihe humanitarer Acte bezeichnet 
wird, worin die geistlichen Wiirdentrager 
Ungarns immer GroBes geleistet haben. 
Freilich verfiigen Sie auch iiber Ein« 
kiinfte, wie solche in keinem anderen 
Staate des Continents der hohe Clerus 
einnimmt. Nicht voile sieben Jahre saft£ 
Milt, Joseph 204 Will, Marie 
Wilt auf dem Bischof sstuhle von Raab, 
aber sie sind durch Acte seltener Munificenz 
bezeichnet. Als die Franzosen 4809 
in Ungarn eindrangen, belagerten sie die 
Stadt Raab und verwandelten bei dieser 
Gelegenheit die bischofliche Residenz in 
einen Schutthauf en, verwiisteten die Umgebung 
und hausten auf den Giitern des 
Kirchenf iirsten in entmenschter Weise. 
Der sonst so reiche Bischof von Raab 
war nun von alien Mitteln entbloflt und 
nichtsdestoweniger verstand er innerhalb 
der sieben Jahre seines Bischof samtes 
die Spuren der Verwiistung zu verwischen: 
er hatte die abgebrannte bischofliche 
Curie zu Raab ganz neu auf gebaut ' , 
mehrere Kirchen theils neu erbaut, theils 
hergestellt ; einen Fond von 20.000 fl. 
gestiftet, womit die jahrlichen Honorare 
jener 3anddechanten zu bestreiten waren, 
welche bis dahin unentgeltlich ihre Obliegenheiten 
versehen hatten; seiner Kaihedrale, 

Seite 300 



Wurzbach5 6 . txt 
die vollig ausgeplundert worden, 
ein Prachtornat von iiber 30.000 fl. 
im Werthe geschenkt; ansehnliche Summen 
zu milden Stiftungen, zur besseren 
Dotation des bischof lichen Seminars, 
zur Unterstiit zung der armen Nonnen in 
Oedenburg und Raab gewidmet, viele 
Tausende zu patriotischen Subsidien, 
Contributionen u. s. w. beigesteuert . 
Dr. Hohenegger in seiner Darstellung 
der Denkmale der Wohlthatigkeit des 
ungarischen Clerus nennt den „apostel« 
ahnlichen Greis Bischof Wilt viel erfahren 
und viel gepruft, ein Orakel in 
der ungarischen Kirche, streng gegen sich 
selbst, haushalterisch im Kleinen, urn so 
wohlthatiger im GroBen sein zu konnen" . 
Dr. Hohenegger schrieb dies nicht bei 
Lebzeiten des Kirchenfursten, wo es als 
Schmeichelei erscheinen konnte, sondern 
nachdem derselbe bereits seit mehreren 
Jahren gestorben. 

jLobrede bei Gelegenheit eines fiinf zig jahrigen 
priesterlichen Dank« und Iubelopfers u. s. w. 
Vorgetragen von Ios. Straiter, Propst 
u. s. w. (Prefiburg i8!l. 20 S. 4°.). - 
v k i , meldet ZlsltoLa^og ss I ' a 1152. 
tslevaa Vilt 5ox2st Urnak sto. etc. ( 1 i A b , 
4".). — OkluisQ "ndllasis Honoridus . . . 
koQorious "08. V i 1 t i . . . . pis 
?. N (K2.50, 4°.). - (Uarmsn lsstis 
Koiiorlbu5 illuLir. eto. <lo30i>ki Vilt. . . 
Obiatum 2 Oloro Mniors orainis Lkucti 
Veueaieti as lsanoto I«lonts?aQ20ni»6 ste. 
(liaud, 4".) . — Eine ungarische Pre. 
digt des Domherrn Alerius Iordanhazy 
zugleich mit Biographie und BildniB des 
Bischofs wurde als im Druck erscheinend in 
Aussicht gestellt. — Hlemoria VaLilieab 
3ti-iF0QieQ8iL anno "856 ais 3i. A uznLti 
eonsseratae (?estini 1856, X02MK er Vbini61, 
schm. 4".) S. 174. - (Hormayr's) 
Archiv fur Geschichte. Statistik. Literatur 
und Kunst (Wien. 4°.) XV. Jahrg. (1824) 
Nr. 13. S-. 77. 
Wilt, Marie (k. k. Kammersan, 
g e r i n , geb . in Wien urn 1840) . Ein 
Kind mittelloser Eltern, fand sie als 
arme Waise im Hause eines Herrn Tre« 
mier, dessen Gattin eine Schwester des 
Freiherrn Pratobevera, des nach« 
maligen Ministers, war, Aufnahme und 
elterlichen Schutz. Schon im Kinde zeigte 
sich nicht gewohnliches Talent und Net« 
gung fur Musik, was sich namentlich 
in ihren mit iiberraschender Reinheit und 
mit seltenem Gefiihl gesungenen Liedern 
in den eisten Jahren ihres Aufenthaltes 
im Tremier ' schen Hause kundgab . Die 
Pstegeeltern unterlieBen es denn auch 
nicht, dieses Talent nach Kraften zu psie« 
gen und auszubilden, und so erlangte 
Marie eine ungewohnliche Fertigkeit im 
Clavierspiel, so zwar, daB sie mit 3aub 

Seite 301 



Wurzbach5 6 . txt 
M . XIV, S. 190) und anderen bedmtenden 
Meistern Beethoven ' sche So« 
naten, Trios u. dgl . spielen konnte.^ 
Wilt, Marie 203 Milt, Marie 

Unter solchen Umstanden erwachte in ' geradezu Sensation. Mit neu erwachten 
dem gesangbegabten Madchen von selbst 
der Wunsch, ihre Stimme auf der Buhne 
zu verwerthen und eine groBe Sangerin 
zu werden, und man erfullte ihre.Bitte, 
sie zu einem anerkannten Gesanglehrer 
zu fiihren und dessen Urtheil iiber Stimme 
und Talent einzuholen. Sechzehn Jahre 
alt, wurde sie dem damals als Autoritat 
geltenden Gesanglehrer K u n t 
Md. XIII, S. 388^ vorgestellt. Nach- 
Hoffnungen ging sie nun an eine ernst» 
licke Ausbildung ihrer Stimme und be» 
gab sich zunachst zu dem Doincapellmeifter 
Gansbacher M . V, S. 48", 

der sie nicht rasch und kurzweg abfertigte, 
sondern sich ihrer liebevoll annahm, mit 
Umsicht und dem richtigen Verstandnifl 
des gewiegten Musikers ihre Gesang» 
studien leitete, so daB von Neuem in der 
nunmehrigen Frau der EntschluB reifte, 

dem dieser das Organ des Madchens ! sich fur die Buhne auszubilden. Im Mai 
gepriift hatte, fallte er mit den vernichtenden 
Worten: „Mein Kind, wie wollen 
Sie denn singen, Sie haben ja keine 
1863 schritt sie zu unmittelbarer Vorbereitung 
fur die theatralische Laufbahn 
unter Anleitung des Professors Wolf, 

Stimme" das Todesurtheil iiber des! und noch im December debutirte sie in 
hof f nungsvollen Madchens Zukunf t . Vor- Gratz als Donna Anna mit grofiem 
derhand gab sie denn auch alle wei-! Erfolge, den sie auch in den nachsten 
teren Traume, als beruhmte Sangeritt 
Triumphe zu feiern, auf und richtete den 
Blick auf das reale Leben. So verheiratete 
sie sich bald darauf mit dem da« 
Rollen der Valentine und Fidelio 
feierte. Nach Wien zuriickgekehrt , schei« 
terte ihr Versuch, an der Oper angestellt 
zu werden, wie es damals hieB an ihrer 

maligen Ingenieur Franz Wilt ftergl. ' Unbehilf lichkeit in der Action. 
Indessen 

iiber ihn S. 208 die Quellens, und i n ! folgte sie einem Gastspielantrage nach 
dem neuen Berufe als Hausfrau mufiten > Berlin, von wo sie von dem Director 
natiirlich alle kiinstlerischen Wiinsche und i h^K Conventgarden>The ' aters in 
London, 

Bestrebungen schweigen, was umsomehr 
geboten war, als die junge Frau an 
einem Brustleiden zu krankeln begann, 
welches sie nahezu fiinf Jahre qualte, 
mit einem Male aber von selbst wich. 
Nun nahm Frau Wilt ihr autodidak» 
tisches Singen wieder auf und erregte in 
einem Singvereine, in welchem. Director 
Herb eck die Leitung fiihrte, die Auf» 
merksamkeit desselben, der sie allmalig 
mit kleineren und dann mit grofieren 
Solopartien bedachte und ermuthigte, in 
Concerten offentlich aufzutreten. Nun 
war die Bahn eroffnet, und als Frau 
Wilt 1863 die Partie der I e m i n a in 

Seite 302 



Wurzbach5 6 . txt 
Schubert's „Lazarus" sang, erregteste, 
die nach K u n t's Ausspruche keine 
Stimme hatte, mit ihren herrlichen Tonen 
Gye, fur die Sommersaison engagirt 
wurde. Ein Unfall, der sie wahrend ihreS 
Berliner Gastspiels traf, hatte fur ihre 
Biihnenlaufbahn verhangniBvoll werden 
konnen. Durch die nachlassige SchlieBung 
einer Ofenklappe war in das von ihr 
bewohnte Zimmer Kohlengas eingestromt, 
und nur durch die Hilfe einer Nachbarin, 
welche die bereits BewuBtlose ins Freie 
tragen lieB, wurde sie gerettet. Aber 
das dieser Katastrophe folgende Unwohlfein 
machte die Kiinstlerin derart muthlos, 
daB sie alien weiteren Planen, auf der 
Biihne zu wiiken, entsagen wollte. I n - 
dessen die kategorische Forderung deS 
Directors Gye, der auf die Erfiillung 
des mit ihr abgeschlossenen Vertrages 
drang, zwang sie, von ihrem Vorhaben^ 
Milt, Marie 206 A Marie 
abzustehen und nach London zu gehen. 
Dort aber wurde ihr Auftreten am 
1. Mai 1866 geradezu ein EreigniB. Sie 
hatte ihren Namen WiltinVilda verwatscht 
und war in der Partie der 
Norma zum ersten Male aufgetreten. 
Man NuB die damaligen Londoner Alatter, 
z. B. die tonangebenden /snnks", 
lesen, welche schreiben, daB Vilda's 
Stimme eine der glanzendsten sei, die 
man seit Jahren gehort habe . Man 
stellte ihren Namen an die Seite einer 
G r i s i und L i n d , und bald ward die 
gefeierte Sangerin von Antragen iiberschuttet , 
welche ihr von alien groBen 
Biihnen in Frankreich, Spanien, ja 
Amerika gemacht wurden, welche sie 
jedoch alle ablehnte, urn an deutschen 
Biihnen wirken zu konnen. Vorlaufig 
nahm sie nur ein Gastspiel in Venedig 
an, wo sie im November 4866 achtmal 
sang. Aber bei der scandalosen Theaterzucht 
daselbst, welche der sittlichen deutschen 
Primadonna sozusagen das Athem 
holen erschwerte, fand sie sicb im hochsten 
Grade unbehaglich; dazu kam noch ein 
langeres Unwohlsein, und das veranlaBte 
sie, einen bereits friiher abgeschlossenen 
Vertrag mit Mailand aufzulosen und 
nach Wien zuriickzukehren . Dort begann 
sie am 8. Marz 1867 als Leonore im 
Verd i'schen „Troubadour" unter keines 
wegs giinstigen Auspicken ihr Gastspiel. 
Als sie auftrat, regte sich keine Hand; 
keine Claque, keine Camaraderie hatte 
vorgearbeitet und ihr die schliipfrigen 
Wege mit Rosen bestreut. Aber mit 
jedem neuen Acte feierte bie Sangerin 
neue Siege und zuletzt einen Triumph, 
wie ihn nur die beriihmtesten Sangerinen 
vor ihr errungen, aber ohne fremdes Zu» 
thun. nur durch die eigene Kraft. Dieses 

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Wurzbach5 6 . txt 
Gastspiel fiihrte zum Engagement der 
Kiinstlerin, durch welches die Wiener 
Hofoper eine Kraft gewann, wie sie in 
diesen Regionen der Kunst nicht haufig 
vorkommt . Sie sang noch als Gastrollen 
die Donna Anna und die Norma. 
I m Sommer 1868 gastirte sie in Frank» 
flirt a. M. und in Mannheim, 1869 in 
Prag. liberall mit gleich glanzendem Erfolge; 
im April 4869 wurde ihr die Auszeichnung 
zutheil, zur k. k. Kammersangerin 
ernannt zu werden. 1872 ward 
das Engagement an der Hofoper er» 
neuert und wahrte bis zum Friihjahre 
1878. I m Marz dieses Jahres nahm sie 
Abschied von der Wiener Hofoper, und 
derselbe gestaltete sich, wie die „Presse" 
vom 18. Marz namlichen Jahres meldet, 
geradezu zu einem Ereignifi. Ihr Scheiden 
von dieser Biihne wurde mit einem 
Familienprocef f e in Verbindung gebracht, 
welchem zufolge sie sich verpflichtet haben 
sollte, nicht mehr in Wien offentlich zu 
singen, widrigenf alls sie eine Summe 
von 100 000 st. Conventionalstraf e be> 
zahlen muBte. Man log damals in den 
Wiener Blattern iiber diese Angelegenheit 
so viel zusammen, dafi> wir nichts 
thun konnen, als mit Nebergehung der 
uns vollkommen unbekannten Ursachen 
die Thatsache zu berichten, daB Frau 
Wilt ihre Verbindlichkeiten in Wien ge» 
lost. Gin mit dem Director des Hamburger 
Theaters P o 1 1 i n i bereits abge» 
schlossener Vertrag wurde mit beider» 
seitigem Einvernehmen noch im letzten 
Augenblicke riickgangig gemacht, und nun 
schloB die Kiinstlerin mit dem Opern» 
director Neumann fur Leipzig ab, wo 
sie vom 1. September 1878 bis Mitte 
1879 sang, dann aber jedes feste Enga» 
gement ablehnend, verwerthete sie nur 
noch auf Gastspielreisen ihre groBartige 
Stimme. Das Repertoire, iiber welches 
die Kiinstlerin verfiigt, ist ein ebenso 
merkwiirdiges als reiches. Ihre Glanz-^ 
Marie 207 Wiit, Man«? 
rollen sind: Norma, Lucretia, Leo» 
nore im „Troubadour " , Elvira in 
„Ernani", Amalia im „Maskenball" , 
Valentine, Berthn in „Der Prophet", 
Alice, Donna Anna und 
Donna Elv ira, beide im „Don Juan", 
die Graf in im „Figaro", erste Dame 
der Konigin der Nacht und die Konigin 
der Nacht selbst in der „Zauberstote" , 
Elisabeth in „Tannh5u ' >r" , r t r u d 
in „Lohengrin", Eqlantinein „Eli» 
ryanthe" und die Armida. Wir sehen 
also im Repertoire der Kiinstlerin ebenso 
Rollen, welche die hochste Sopranlage 
erfordern, wie solche, welche eigentlich 
fur Altstimmen geschrieben sind. Aber 
dieses auffallende Leistungsvermogen 

Seite 304 



Wurzbach5 6 . txt 
liegt eben in dem ungewohnlichen Stimm» 
umfange der Kunstlerin, welcher vom 
kleinen « bis zum dreigestrichenen/ reicht, 
dann in einer vollendeten Ausgeglichen 
heit des Organs, mit welcher sich zu 
gleich die saftigste Fulle, der sufieste 
Schmelz und Wohllaut und die inten» 
sivste Kraft, dies letztere besonders in der 
hohen Lage, verbindet. Treffend charak« 
terisirt V a c a n o , der nicht im Geruche 
steht, nichtige Schmeicheleien zu sagen, 
die Kunstlerin: „Sie ist nicht mehr allzu 
jung", schreibt er, „aber ihre Stimme ist 
erst sechzehn Jahre alt. Dieselbe ist frisch 
wie ein Felsenquell, hellklingend wie 
Lerchenjubel und capricios und allmachtig 
wie eine Favoritin. Sie kann thun. 
was sie will, und Alles reussirt ihr. Diese 
Stimme ist von Erz, unermudlich, unzer> 
storbar. Vielleicht ist sie etwas allzu 
schattenlos ; es stromt zu viel Glanz 
und Licht aus ihr, und dafl dieses Licht 
keine Unebenheiten und Mattheiten zu 
bescheinen hat und sozusagen keinen 
Schatten wirft, macht das Ganze eintonig. 
Eine Landschaft wird durch wildes 
Gestrauch, durch eine kleine Ruine erst 
malerisch und pittoresk. Die helle Stimme 
ist zu gesund, urn zu r u h r e n , sie er» 
hebt sich nie zur diisteren Tragik eineS 
funften Actes. Diese Stimme ist einzig 
in ihrer Art; sie stroms und funkelt wie 
geschmolzenes Gold, aus welchem sich 
hundert Primadonnen mit Schmucksachen 
versehen konnten. Hier ist wahrhaftig — 
61n ! ' g. 1-rg. 8 <16 r!cli6886!" Und doch ver« 
abschiedet A der selige Knut das Madchen 
mit den trostlosen Worten: „Wie wollen 
Sie denn singen, Sie haben ja keine 
Stimme!!!" Wahrend ihrer Wirksamkeit 
auf dem Leipziger Stadttheater sang die 
Kunstlerin die B r u n Hilde in Wag» 
ner's „Ring der Nibelungen" . Es ist 
dies eine Leistung, die ihr Keine nach» 
macht, wozu freilich auch die imposante 
aufiere Erscheinung der Kunstlerin das 
ihrige dazuthut. 

Wiener Zeitung. 1867. Nr. 59, S. 750: 
..Frau Marie Wilt". — Presse (Wiener 
polit. Piatt) 1866. Nr. 101 im Feuilleton; 
1878. Nr. 73 im Feuilleton: „Marie Wilt"; 
Nr. 76: „Abschied der Frau Marie Wilt". 
— Spitzer (Daniel) . Wiener Spaziergange 
(Wien 1877. Rooner. 8°) III. Sammlung. 
S. 283. — Illustrirte Zeitung (Leipzig. 
I . I. Weber) 2. Juni 1878. Nr. 1823: 
„Marie Wilt als Valentine in den Huae» 
notten" . — Der Osten (Wiener polit. 
Blatt. 4".) 1872. Nr. 7: „Launen einer San« 
acrin" .— Illustrirtes Musik« und 
Theater < Journal (Wien. 4°.) i«73. 
S. 38. — Neue Freie Presse. Nr. 61»tt 
in den „Theater» und Kunstnachrichten" ; 
1867. Nr. 929 im Feuilleton. — Musicalisches 

Seite 305 



Wurzbach5 6 . txt 
Wochenblatt . Organ fur Ton» 
tiinstler und Musikf reunde . Redigirt von 
Dr. Oskar Paul (Leipzig. 4".) 28. Janner 
1870. Nr 5. S. 71: „Marie Wilt". - 
Bremer (Friedrich) . Handlexikon der Musik. 
Eine Encyklopadie der ganzen Tonkunst 
(Leipzig 1882. Phil. Reclam. 32«.) S. 779. 
— Riemann (Hugo Dr.) . Musik-Lerikon . 
Theorie und Geschichte der Musik, die Ton« 
kunstler alter und neuer Zeit u. s. w. (Leipzig 
1882. Bibliographisches Institut, br. 12".) 

5. 1014.? 

Wiit, Franz 208 Miminko 

Portraits, 1) Unterschrift :, Marie Wilt". 

Holzschnitt aus Rudolf von Waldheim's 

rylographischer Anstalt in Wirn. auch in 

der illustrirten Zeitschrift „Die Heimat". — 

2) Unterschrift: „Maria Wilt". Zeichnung 

von D o m b i . in'Mem illustrirten Witzblatt 

„Kaktus" 1374. Nr. 15. - 3) Unterschrift: 

„Marie Wilt. k. k. Kammersangerin in Wien" . 

A. N. (eumann) gez., A. Neumann's ryl. 

Anst . so., auch in Dr. Oskar Paul ' s „Musi« 

c A lischem Wochenblatt" 1870. Nr. 3. - 

4) Holzschnitt (aus Paar'S ryl. Anst. in 

Wien) in der „Neuen Illustrirten Zeitung" . 

6. Jahrg. . 18?8. Nr. 27. - 5) „Frau Maria 
Wilt als Aioa". H (ugo) S . ( t r 6 h 1 ) 6«I. 
1875. Angerer und G, ch . (emit.) im 
„Illustririen Musik« und Theater-Journal" 
1875, S. 50. - Chargen, 1) „Kikeriki" 

22. April 1877, Nr . 32: „Dle scheidende 
Sangerin Wilt". — 2) „Der Floh" . 2, Decemder 

1377. Nr. 48: „Sangerin Wilt als 
Hausfrau". - 3) „Marie Wilt". F. Gratz 
ael. im „Floh" 30. Janner 1876. Nr. 6. — 
4) ..Frau Wilt". Laci von F.(recsay) in 
der „Bombe" 21. Mai 1876. Nr. 20. - 

5> „Frau Marie Wilt". K. K 1 i 6 asi. in 
seinen „Humoristischen Blattern" 17. Marz 

1378. Nr. 11. 

Drr Gatte der k. k. Kammersangerin Marie 

N i 1 t , deren Lebensskizze wir oben mit< 

getheilt, ist der k. k. Oberbaurath Franz 

N i 1 t . geboren zu Aoersa bei Neapel 

am 22. Juni 1821». Sein Vater. Joseph 

Wilt, starb als k. k. Capellmeister 1874 zu 

Brunn am Gebirge bei Wien im Alter von 

85 Jahren. Dem Bauwesen sich zuwendend 

trat Franz . nachdem er am Polytecknicum 

in Wien seine Studien beendet hatte, 1846 

bei der Zemdergcr Bauoirectil/N in den 

Staatsdienst . 1847 und 1848 war er mit 

Entwiirfen und Ausfiihrungen von StraBen 

im Samborer und Sanoter Kreise beschaf» 

tigt. 1843 vertrat er den Kreisingenieur in 

Czortkow. 1850 ward er nach Wien berufen 

und ihm die Bauleitung des neuen Straf' 

Hauses zu Garsten in Oberosterreich zuge< 

wiesen. Nach Vollendung des Baues 18^3 

zum Ingenieurassistenten ernannt, ging er 

titta nach Dalmatien, urn das Project fur 

eine TtraBenverbindung zwischen Vascaooda 

und Duare auszuarbeiten uno auszufiihren. 

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Als dann 1838 die Erweiterung der Stadt 
Wien angeordnet wurde, erhielt er den Auf» 
trag den Entwurf zur Ausfuhrung der 
Demolirungen auszuarbeiten . Mit der Durch« 
fuhrung derselben betraut, ubernahm er 
zu gleicher Zeit auch die Leitung der Bau« 
inspection fur das neue Hof opemtbeater in 
Wien. womit auch die technisch»6konomischen 
Agenden zu besorgen waren. I n gleicher 
Eigenschaft war er dann bei dem Baue des 
Hauses der Gesellschaft der Musikfreunde in 
Wien. der k. k. Akademie der bildenden 
Kiinste und des neuen Borsegebaudes thatig. 
Ein besonderes Verdienst erwarb er sich urn 
das Zustandekommen des neuen Musikver» 
einshauses und urn die Gesellschaft der 
Musikfreunde, deren altestes Directionsmitglied 
er ist. 1863 wurde er Ingenieur, 1870 Ober» 
ingenirur. 1873 Baurath und 1883 k. k. 
iDberbaurath . Fur seine Leistungen bei der 
Stadterweiterung erhielt er 1863 das goldene 
Verdienstkreuz mit der Krone und 1869 nach 
Beendigung des Vaues der Hofoper das - 
Ritterkreuz des Franz Joseph . Ordens . I n der 
Zeit von 1870 — 1873 war er mit den Orga» 
nisirungsarbeiten fur den Bau des neuen 
Reichsrathsgebaudes in Wien betraut, und 
1873 wurde ihm vom k. k. Ministerium des 
Innern die Le'tung der Bauinspection fur 
das Parlamentshaus iibertragen. slllustric< 
tes osterreichisches Journal . Heraus — 
gegeben von Moriz Deutsch (Wien, Fol.) 
X. Jahrg. . 1. Juli 1884. Nr. 303: „Ober» 
. baurath Franz Wilt". Mit lithographirtem 
NildniJJ . ) 

Wiminko. Augustin Nepomuk (Pramonstratenserabt, 
geb . zu ProBnitz 

in Mahren 22. Janner 4683, gest. zu 
Neureisch 26. October 4733) . Dem 
Klofterleben sich zuwendend, trat er in 
das Pralnonstratenserstif t Hradisch in 
Mahren, in welchem er den Novizen 
seines Ordens theologische Disciplinen 
vortrugt Nachdem er Propst im Stifte 
geworden, wahlte man ihn 1733 zum 
Abte des alten, 12N durch Ludmilla 
von Rosenberg gestifteten Pramow 

stratenserklosters Neureisch, dessen okonomische 
Verhaltnisse er sehr hob, und in 
welchem er auch, 72 Jahre alt, starb. I n 
Handschrift hinterlieB er: „Varia tu.uci 
tvim H uridioa eonzilia., do> 
6t raotluinent A " , welches Weck£ 

Wimmer, Albrecht August 209 Wimmer, Albrecht August 
sich in der Cerroni ' schen Sammlung be» 
fMd, dann aber hat er auch des Hra< 
bischer Pramonstratensers Ambros Mal» 
der (geb. 24. November 1634, gest. 
20. December 1706) „Vitas st latg. 
oOlllrg.trum Frg . 6, ic6n8iuln" — eben» 
falls Manuscript und in der Cerroni ' schen 
Sammlung — bis zum Jahre 1719 
fortgesetzt. Diese Biographien der Pralaten 
und geistlichen Glieder des Stiftes 

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Hradisch vom Jahre 1539 ab sind ausfiihrlich 
und mit ungemeinem FleiBe und 
grofier Genauigkeit gearbeitet und boten 
Cerroni reiches Material zu seinen 
Nachrichten iiber mahrische Schrif tsteller . 
d ' E 1 v e r t (Christian) . Geschichte des Bijcher, 
und Steindruckes , des Buchhandels, der 
Biichercensur und der periodischen Literatur 
u. s. w.. auch unter dem Titel: „Beitrage 
zur Geschichte und Statistik Mahrens und 
Oesterreichisch < Schlesiens" I. Bd. (Briinn 
t334. Rohrer, gr. 8".) S. 275. 
Wimmer, Albrecht August Gottlieb 
Daniel (evangelischer Prediger und 
Schrif tsteller , geb . in Wien am 
20. August 1791, gest. daselbst am 
12. Mai 1863). Von mittellosen Eltern, 
verlor er, kaum funf Jahre alt, 1796 
seinen Vater Matthias und vier Jahre 
spater seine Mutter Maria Magda» 
lena geborene Nath. Als elternlose 
Waise verlebte er in groBter Durftigkeit 
und in Erschopfung von Arbeit, urn 
seinen Lebensunterhalt zu erwerben, eine 
kummervolle Jugend. Nach dem Tode 
seiner Mutter, die ihn zur Gottesfurcht 
angeleitet und die erste ihm die Richtung 
fur den geistlichen Beruf, dem er sich 
spater auch widmete, gegeben, verlieB er, 
eilf Jahre alt, ' seine Vaterstadt ' und 
begab sich 1802 zunachst in das benach» 
barte Ungarn. Auf dem Wege dahin 
traf er mit dem ungarischen Edelmanne 
Andreas K u b i n y i , weltlichem Inspector 
v. Wurz ach. biogr. Lexikon. 1 A V I . A Gedr. 
der Bergdif tricte, zusammen. Von diesem 
urn den Zweck seiner Wanderung befragt, 
antwortete er, daB er, urn sich dem geistlichen 
Berufe zu widmen, nach Ungarn 

wandere. Kubinyi, an dem heiteren und 
offenen Wesen des Jungen Gefallen sin» 
dend, bot ihm einen Platz in seinem Wagen 
an und nahm ihn auf feine Besitzung 
mit. Sein Fiirwort verschaffte ihm zunachst 
ein paar Unterrichtsstunden . Nach 
einiger Zeit setzte Wimmer seine Wanderung 
nach Schemnitz fort, wo er. ohne 
Mittel auf sich selbst angewiesen, durch 
Unterrichtertheilen kummerlich sein Ieben 
fristete. Doch weder Mangel, noch die 
vielen Nachtwachen, urn zu studiren, 
beugten seinen Muth, und nachdem er 
unter gleichen Verhaltnissen wie zu 
Schemnitz, noch zu Neusohl, Eperies und 
Oedenburg seine Studien gemacht hatte, 
legte er 1814 endlich das vorgeschriebene 
Candidateneramen ab und nahm, urn die 
Mittel zur Fortsetzung seiner Studien an 
einer auswartigen Universitat sich zu 
verschaffen, die Stelle eines Erziehers in 
einem Privathause an. Nachdem er in 
zwei Jahren so viel zuriickgelegt , urn 
seine Absicht auszufiihren, wanderte er 
1816 durch die Erzherzogthumer und 

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Bohmen nach Deutschland, wo er in 
Jena an der Hochschule sich einschrieb 
und an derselben die Vorlesungen der 
damals gefeierten Professoren Gabler, 
Starke, Luden, Eichhorn u. A. 
horte. Reich an Kenntnissen und begeistert 
fur den Protestantismus , der in 
Jena einer ganz besonderen Pflege sich 
erfreute, kehrte er nach Ungarn zuriick, 
urn nun ins praktische Leben zu treten. 
, Zuerst iibernahm er ein Lehramt zu 
Gyonk' 1 fungirte dann zu Felsa-Lovo 
als Diaconus deS Pastors Paul Raics 
und wurde im Janner 1818 zu Oeden» 
burg fur ein geistliches Amt approbirt. 
15. Marz 1388) 14? 

Mimmer, Albrecht August 21 (j Miramer A Albrecht August 
Als bald darauf Pastor Raics das Zeitliche 
segnete, erhielt er dessen Stelle, ver» 
tauschte dieselbe aber bald mit einer 
gleichen in Modern, von wo er nach 
einiger Zeit in der namlichen Eigenschaft 
nachFelso-Lova (Oberschiitzen) kam. Dort 
fand er die kirchlichen Verhaltnisse, sowie 
das Gemeindeleben in einer Verwahr» 
losung ohne Gleichen und die Schule, 
welche iiber 300 Schiiler zahlte, in jam« 
merlichem Zustande. Es gait nun, mit 
aller Energie einzugreif en, urn alle MiBbrauche, 
die sich unter der MiBverwal» 
tung seines Vorgangers eingeschlichen 
hatten, abzuschaffen und den Anf orderungen 
der Zeit entsprechende Gemeinde», 
Schul« und Kirchenverhaltnif f e herzustellen . 
Er loste aber im Laufe der Jahre 
seine Aufgabe in so ausgezeichneter 
Weise, daB, als er 1848 seinen Posten 
verlieB, in seiner Gemeinde eine soge« 
nannte Mufterschule mit drei Classen, 
ein Lehrerseminar zur Heranbildung 
geeigneter Lehrkrafte, nebst einem Gebaude 
und den erf orderlichen Geld» 
mitteln, mit welchen die Auslagen fur 
Kleidung, Nahrung und Unterricht der 
Zoglinge bestritten wurden, dann eine 
Anstalt fur Ausbildung der Kinder aus 
gebildeten Familien, eine Bibliothek, ein 
physicalisches Museum, eine Naturaliensammlung 
sich befanden. Kurz, er hatte 
das Ideal einer Gemeinde, wie Zschokke 
dies in seinem „Goldmacherdorf " in so 
anziehender Weise dargestellt, geschaffen. 
Wenn man an eine pythagoraische 
Metempsychose glaubte, so konnte es scheinen, 
Franke's Geist habe in Wimmer's 
Korper seinen Wohnsitz aufge< 
schlagen. Aber nicht bloB die oberwahnten 
auJJeren Merkmale sprechen fur seine 
segensvolle Thatigkeit, er blieb auch nicht 
ohne EinfluB auf das geistige Wohl seiner 
Pfarrkinder. Gegen die Ausschweif ungen . 
die sich allmalig in der Gemeinde unter 
seinen Vorgangern eingef chlichen, schriet 
er mit dem ganzen Ansehen seines geist« 

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lichen Amtes ein. Strenge und doch 
liebreich, strafend, wo es nothig, aber 
auch ein Heifer in der unverschuldeten 
Noth, trat er dem Einzelnen in der Ge» 
meinde gegeniiber, und ein begeisterter 
Redner, und wie selten Einer, die Macht 
des Wortes zu rechter Zeit zu gebrauchen 
fahig, wirkte er mit diesen Mitteln erfolg' 
reich bei seinen Pf arrkindern . Wo er Miflbrauche 
entdeckte, erklarte er die Unftatt» 
haftigkeit und Schadlichkeit derselben, 
Ausschweif ungen strafte er ernst und 
unerbittlich, dem Reuigen, der sich gebessert, 
wendete er sich mit voller Giite 
und liebreicher Hilfe zu. Als die Blattern» 
pest verheerend in seinem Pf arrsprengel 
auftrat und das Volk in der ersten Zeit 
jedem Versuche, dem Uebel zu steuern, 
darin mehr eine Forderung als Vertrei« 
bung desselben argwohnend, sich feind» 
selig entgegenstellte, wirkte er durch sein 
iiberzeugendes Wort und brachte bald 
einen Umschwung in der vorherrschenden 
Meinung hervor, und da es in der 
ganzen Gegend keinen Arzt gab, nahm 
er mit eigener Hand die Rettung ver« 
heiBende Impfung vor und impfte im 
Laufe der Jahre iiber 13.000 Kinder 
eigenhandig. Als dann ein Landtags» 
artikel des Jahres 1836 den Unterthanen 
die Moglichkeit eroffnete, sich von ihren 
Verpf lichtungen gegen den Grundherrn 
loszukaufen, ging Wimmer in seiner 
Pfarre der erste mit dem guten Beispiele 
und in so erf olgreicher Weise voran, daB 
die benachbarten Edelleute zu ihm kamen 
und sich bei ihm Raths erholten, wie sie 
am besten in der Sache vorgehen sollten. 
Alle diese Hilfen und Unterstiitzungen, 
die er in weltlichen Dingen seiner Pf arrgemeinde 
leistete, liefien ihn doch nie die^ 

Wimmer, Albrecht August 211 Wimmer, Albrecht August 
Pfiichten seines geistlichen Amtes ver» 
geffen, die er mit gleicher Gewiffenhaf« 
tigkeit und segensreichen Erfolgen erfiillte. 
Vornehmlich wirkte er mit groBem Gifer 
fur die Verbreitung der Bibel und guter 
evangelischer Andachtsbucher . Hundert« 
taufende von Bibeln, biblischen Ge» 
schichten, Kirchengeschichten und anderen 
den Sinn der Landleute zu Edlerem erhebenden 
Biichern lieB er drucken, in 
welchen Bestrebungen er von der 3on» 
doner Bibelgesellschaf t auf das wirk« 
samfte unterstiitzt wurde. Diese segensvolle 
Thatigkeit unterbrach das sturmische 
Jahr 1848. Da Wimm er mitten 
unter Magyaren lebte und schaffte, war 
es kein Wunder, daB der deutsche Pastor 
auch ein Magyar geworden. Und er war 
ein Vollblutmagyar . Es ist bekannt, daB 
die ungarische Rebellenregierung im 
Jahre 1848 wiederholt Ankniipf ungspunkte 
mit Deutschland und dort eine 

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Anerkennung ihrer geset zwidrigen Selbst ' 
Hilfe suchte. Ein erster Versuch, von 
Seite der deutschen Centralgewalt eine 
Anerkennung der Rebellenregierung Un» 
garns zu erlangen, blieb nicht erfolglos, 
und Herr von S z a 1 a y vertrat von 
Juli bis 1. October sein Vaterland bei 
derselben. Als aber Ritter von Schmerl 
i n g an die Spitze der deutschen Geschafte 
trat, wurde dem Vertreter Un> 
garns am 4 . October ein Schreiben zuge» 
schickt, worin das deutsche Ministerium 
des AeuBern demselben mit Bedauern 
anzeigte, daB der amtliche Verkehr der 
Centralgewalt mit Ungarn als abge» 
brochen betrachtet werden-musse . So ver» 
lieB Herr von S z a 1 a y am 3. October 
Frankfurt. Nun wurde ein zweiter Versuch ' gemacht , 
einen Ankniipf ungspunkt 

mit Deutschland zu suchen, und in diesem 
spielte Pastor W i m m e r , wie Max 
Schlesinger in seinem Buche „Aus 
Ungarn" erzahlt, eine hervorragende 
Rolle. Wimmer wurde namlich von 
Teleki nach Berlin geschickt, urn daselbst 
fur Ungarn zu wirken. Er war schon vor 
Jahren von der Erzherzogin Maria 
Dorothea, der Gattin des Erzherzogs 
und Palatins Joseph, welche wegen 
ihrer religiosen Duldsamkeit und ihrer 
echt fiirstlichen Humanitat als der Engel 
Ungarns im Lande allgemein verehrt 
wurde, und die des Pastors segensreiche 
Wirkamkeit kannte und wiirdigte, dem 
Konige Friedrich W i 1 h e lm IV. von 
PreuBen warm empfohlen worden, und 
zwischen dem Konige und dem Pastor 
hatte sich im Laufe der Jahre, wah» 
rend Ersterer die idealen und von den 
schonsten Erfolgen begleiteten Bestre» 
bungen des Letzteren kennen gelernt, ein 
warmes, ja man kann sagen ein freund» 
schaftliches VerhaltniB gebildet. Diesen 
Fiirsten fur das in arger Klemme befind» 
liche Ungarn zu interest iren, erschien 
Wimmer als die geeignete Person. Ein 
nicht unwesentliches Bindemittel der 
f reundschaf tlichen Gesinnung des Konigs 
gegen den Pastor war dessen Mitglied» 

schaft der Bibelgesellschaf t , in deren Bestrebungen, 
wie wir oben erwahnt, der> 
selbe groBen Eifer entwickelte. Unter 
diesen Umstanden glaubte Wimmer 
auch in weltlichen Dingen an den Konig 
sich wenden zu konnen- und hoffte es 
nicht ohne Erfolg zu thun. Als er nun 
in Beilin erschien, sandte er an den 
Konig ein Memoriale mit einem dasselbe 
erlauternden Brief e. Aber weder Memo> 
Male noch Brief gelangten in die Hande 
des Konigs, sondern der damalige 
Ministerprasident Graf Brandenburg 
hatte von dem, Schreibett Wimmer 's 
Einsicht genommen und ihm das Memoriate 

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uneroffnet zuriickgeschickt mit dem 
Bemerken, daB es gegen di« Grundsatze 
14*^ 

Minimer, Albrecht August 2 12 Mimmer, Albrecht August 

des Konigs und dessen Rathe streite, mit Schriften folgen. D»'e Titel derselben 
einer revolutionaren Regierung in Verbindung 
zu treten. Zu gleicher Zeit 
erhielt auch Pastor Wimmer von dem 
Berliner Polizeiprasidenten in einer sehr 
hoflichen Weise den Rath, Berlin zu verlassen, 
denn, so groB auch die Achtung 
sei, welche der Konig fur seine Person 
jederzeit an den Tag lege, miisse es doch 
der Regierung ungelegen sein, ihn mit 
seiner jetzigen Mission in der Hauptstadt 
PreuBens zu wissen. So verlieB der 
Pastor Wimmer Berlin, ohne daB es 
ihm gelungen ware, eine Audienz bei 
Hofe zu erlangen; und so scheiterte dem 
die letzte Hoffnung der ungarischen Diplo 
matie, einen Wirkungskreis in Deutsch 
land zu erringen. Unter solchen Verhalt» 
nissen war sein Verbleiben in Ungarn, wo 
inzwischen die Kaiserlichen in ihren Bemiihungen, 
der Rebellion Herr zu werden, 
immer mehr Erfolge erzielten, nicht 
rathlich. Am 27. December 1848 legte 
er sein priesterliches Amt nieder und 
verlieB unter Verkleidung heimlich Ungarn. 
Er begab sich vorerst nach Nord» 
amerika, von dort kehrte er nach Europa 
zuriick, verweilte einige Zeit in England, 
dann in Frankreich, bis er 1832 einem 
Rufe als Prediger in Bremen folgte. 
Nach zehnjahriger Wirksamkeit daselbst 
ward ihm bei veranderten politischen 
Verhaltnissen und ertheilten Amnestien 
1863 die Riickkehr nach Wien ermoglicht. 
Dahin, wo er geboren worden, 
kam er nun zu sterben. Denn kurze Zeit 
nach seiner Ankunft in der Donaustadt 
verschied er im Alter von 72 Jahren. 
Mit der oben geschilderten segensreichen 
und wechselvollen Wirksamkeit als Priester 
des Herrn- und als Abgesandter von Rebellen 
verband er auch reiche schrif tstellerische 
Thatigkeit. Wir lassen hier 
eine Uebersicht seiner mannigfachen 
sind: „(Oedktbuch. lnr evangelische Ohristen" 
(Wien 1823, 3. Aufl. 1848); - Mnrgie 
iur die eullnyelische Nirche" (Leipzig 1830); 

- „<chri5tlichel HullZaltar" (Guns 1833) ' . 

— ,Bmei Predigten zum Nttten der Gemeinde 
" (Wien 1833)', - „Nenrzte« 

Gemalde von Zltriill und den dazu gehorigen 
Inseln", 2Bande (Wien 1831 und 1832, 
Doll, Mit 12 KK.); - «Neuestes Gemalde 
nlln America", 3. und 4. Theil (Wien 
1832 und 1833, Doll, mit 8 KK . ) , der 
1. und 2. Theil sind von Ioh. Gottfr. 
Sommer verfaBt; — „Neuntes 

der europaischen Onrkei und Griechenlands" 
(ebenda 5833, mit 6 Ansichten) ; — 
„Neuestes Gemalde von An5trulirn" (ebd. 

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1832, mit 6 Ansichten) , die vorbenannten 
vier Werke bilden auch den 9., 10., It . , 
12., 29. und 30. Band von Ios. Bapt . 
Schiitz's im Verlage bei D o 1 1 in Wien 
1808 —1833 herausgegebener „Allgemeinen 
Erdkunde oder Beschreibung aller 
Lander der funf Welttheile" ; doch soil 
Wimmer in der ersten Ausgabe dieses 
Sammelwerkes auch die ersten zwei 
Bande, welche die „Geschichtliche Uebersicht 
der Erdkunde und ihrer Fortschritte 
durch Entdeckungsreisen, Schifffahrt und 
Handel" enthalten, bearbeitet haben; 
Freiherrn Alexander von Humba 1 d t 

und Zliwtt Nlinplllnd Nrise in die Aequinar» 
ialgegendrn i>r5 neuen Gantinents. Fiir die reikere 
Jugend zur belehrenden Vnterhiiltnng bellrbeitrt " , 
4 Bandchen mit Humboldt ' s Portrat, 
9 KK. und 3 Karten (Wien 1830, Gerold; 
auch ebd. 1844), auch unter dem 

Titel: „Naturhistorische Reisen tiir die reitere 
Jugend", 1. bis 4. Bandchen; — „Gemalde 
an Aegqpten, Nuluen und den umliegenden 
Grnern" (ebd. 1830. mit 1 Karte, 8".), 
es ist dies eine Nebersetzung des franzosi» 
chen Werkes von I . I .Rifaud:^ 

Mimmer, Albrecht August 2 13 Mimmer, Albrecht August 
— „Nie Enthiillung des Erdkreises llder allgemeine 
Geschichte der yellgraphischrn Gutdecknngsreisrn 
A n Nlazzer und ; u 3antle tur lllle 
Mnde", 3 Bande (Wien 4834, Gerold, 
gr . 8^.); eine zweite unveranderte Auf» 
lage dieses Werkes erschien im namlichen 
Verlage im Jahre 1838 unter dem Titel: 
„Geschichte der geographischen Gntdecknngsreism 
zn Wasser und zn Aande . Von den 'altesten Seiten 
bis unk nnsrre <Cage"; — „Vollstandige Oe- 
Schichte der Grdknnde nud ihrer Fllrtschritte dnrch 
Gntdecknngzreizen, SchiNahrt und Handel. Vlln 
der altesten bis ant unsere Seit" (Wien 1833, 
gr . 8 A . ) ; — „Das Gedenbnrger I m i t a t im 
Konigreich Ungarn, Kreis ;en5tit5 der Nanan", 
mit einer topogr. (ilium.) Karte und 
3 Chromolithographien (Wien 4840, 
Imp. 40.), bildet auch Nr. 3 des von 
einer Gesellschaft Gelehrten und Kiinstler 
bei Miiller in Wien verlegten „Pitto» 
resken Oesterreich oder Album der 6ster» 
reichischen Monarchie": — „RllzmlllugiZche 
Vorschule pr Ordknude" (ebd. 1833, 8".), 
bildet auch den t . und 2. Supplement)) 
band zur ersten Auflage der oben ge» 
nannten allgemeinen Erdkunde von Ios. 
Bapt. Schutz; — „Christian Gatthald 
Srriuer ' s AOO "Mllige Andachten cider Ve» 
tlllchtungen iiber mancherlei chegenstanlle der Natur 
und Kunst M Ohre Gattes, Besserung des <Oemiithes 
und Uebung der Gottseligkeit " , 1. und 
2. Hundert (Guns 1838, Reichard, 
gr . 120.); „Hausalw christlicher Andacht. 
Ein Oebrt- und Grllanungsbnch iur kramme 
Familien", mit 1 Titelk. (ebenda 1833, 
gr . 12 A .); — „Nie Sannillgsieler . Gine schritt 
fiir Ohristen und Vichtchristen" (Bremen 

Seite 313 



Wurzbach5 6 . txt 
1832, 80.); - Was ist die Bibel? 3;t sie 
Gurtes Vurt ader Fabelbuch? Hem christlichen 
Volke beantwortet" (Leipzig A 83i,'0. Wigand; 
2. Aufl. Bremen 1832, 8".); - 
„Papstthum und Ohr ist rut hum" (Bremen 
1836); — „ Ghrenrettnng der Inugiran Maria, 
der Mutter des Herrn" (ebd. 1836); — „3!er 
Antichrist und die Wiederkunft des Herrn" (ebd. 
t837) . Wimmer hat zu einer Zeit, wo 
die geographische WrffenfchUft gleichsam 
noch in der Wiege lag, und nicht wie 
heute, da N i t t e r , Hoffmann, And 
r 6 , Peschel, Ratzel u. A. sie zur 
eigentlichen Wissenschaft erhoben und die 
zahllosen Reisen kiihner Forscher, wie 
Stanley, Livingston, Nachtigal, 
Weyprecht, Payer, Nordenskiold 
u. A. eine Strecke urn die andere, die 
uns noch unbekannt waren, aufsuchen 
und unseren Blicken enthiillen, durch 
seine popularen Werke viel fur die Ver» 
breitung geographischer Kenntnisse ge» 
than und also neben seiner prief terlichen 
Wirksamkeit auch als Padagog sich groBe 
Verdienste erworben. Seine Gattin 
MagdalenaBarbara geborene 
Schmidt , 1798 zu Furth in Bayern 
geboren und ihm ! 8 1 9 vermalt, theilte 
die Geschicke ihres Gatten und folgte 
ihm nach Wien, wo sie nach seinem Tode, 
wie es scheint, bleibenden Aufenthalt 
nahm. Von den Kindern aus dieser Ehe 
hat sein Sohn Joseph gleich dem Vater 
sich magyarisirt, wurde aus seiner Hei« 
mat fliichtig und trat in Garibaldi ' s 
Freischaaren, in welchen er 1860 eine 
Hauptmannsstelle bekleidete. 
Oesterreichische National« Ency kl opa< 
die von Graffer und Czikann (Wien 
30.) Bd. VI, S. 627. - 
p 2s 1858, I A eop. 

kerb?, L" . ) S. 144.' - N a - i kineztai-, 
d. i. Hausliche Schatzkammer (Pefth i863) 
IV. Jahrgang. Seite 175: „Nekrolog" . — 
B o r b i s (Johannes) . Die evangelisch ' luthe« 
rische Kirche Ungarns in ihrer geschichtlichen 
Entwickelung u. s. w. Mit einer Vorrede 
von Vr . Neoi. Chr. Ernst Luthardt 
(NordlinZen <86<. H. C. Beck. gr. 8») 
S. 249.^ 

Wimmer, Florian 214 Mimmer, Florian 
Mmmer, Florian (Archaolog, 
geb . zu Steinhaus in Oberosterreich 
am 22. September 1816) . Nachdem er 
in Kremsmiinster ftudirt hatte, trat er 
am 21. September 1836 in das beriihmte 
Nenedictinerstif t daselbst, bei 
welcher Gelegenheit er seinen bisherigen 
Taufnamen Wolfgang mit dem 
Klofternamen Florian vertauschte. Am 
29. September 1840 legte er die OrdenS« 
geliibde ab, und am 24. Juli 1841 
erhielt er die Priesterweihe, worauf er am 
1. August desselben Jahres die feierliche! 

Seite 314 



Wurzbach5 6 . txt 
Primiz beging. Er wirkte nun in der 
Seelsorge 1841—1847 als Cooperator A 
in Eberftallzell, 1847-1836 in Pfarr- A 
kirchen; 1866 wurde er Pfarrer zu Rohr j 
und 1871 solcher zu Pf arrkirchen, wo er 
noch zur Zeit sich befindet. Als Pfarrvicar 
in diesem nachst dem Bade Hall 
gelegenen Orte fiihrte er im Auftrage, ' 
seines Stiftes die Oberaufsicht und Leitung 
der im genannten Curorte im Bau 
begriffenen neuen Kirche. Mit dieser 
Thatigkeit in Verbindung stehen seine 
archaologischen Studien und Schriften, 
deren Uebersicht wir hier folgen lassen: 
'"Anleitung zur Erforschung und Nttchrrilinug 
der kirchlichen Kun5tdenkmaler " (Linz 1863, 
Eigenthum des Linzer DiocesaN ' Kunst» 
Vereines); — dann die Gelegenheitsschrif ten : 
„Giuladnng an dlla katholische Volk 
der Ni'orese unn Vnz znm Nomnauuerein" (3inz 
1836); — „Vrr Numblln in Nu; (zur Feier 
der Grundsteinlegung" (ebd. 1862); — „Na5 
Fe5t zn Waldurnkirchrn . Ginmeihung des neuen > 
Hochaltars am s. September 3363" (ebd. 
Itz69); — „Zudenken an den ersten spaten- 
«tich zum Baue einer neneu Pfarrkirche in M 1 " 

(Steyr 1869); — „Ghrenspilgrl iler Burgerzchlltt 
nun steyr« (ebd. 1877, 80.), vorher 
i n der „Neuen Steyrer Zeitung"; — 
»Pilgerreise nnch Nrrwsuinnster zum Jubelfeste 
am Is., :9. und 30. Znguzt 1377" (ebenda 
1877); - „Zie h. Ottilie, Patronin drg 
Hauses Habsbnrg. Nie Nilder ans dem leben 
dieser Heiligen dem Katholischen Valke erklart" 

(ebd. 1881) ; — „Ner Pilger im Maria 

Gmpi ' 11 'ngnisS 'Hllwe zu Vinz" (Linz 1882), 

erschien anonym; — „Nie Kirche zum heiligen 

Nlnt in Pf arrkirchen" (Steyr o. I . , 

8 A . ) ; in Zeitschrif ten, und zwar in den 

Christlichen Kunstblattern (Organ 

des Linzer Diocesan-Kunstvereines) im 

Jahrgange 1860: „Das christliche 

Grab"; 1861: „Die Fundorte der alten 

kirchlichen Kunstdenkmale" ; — „Die 

Zuckerbuchse als Ciborium"; 1863: 

„Deutsche Geistliche als Kunstler"; 1864: 

„Warum sollen die alten kirchlichen 

Kunstdenkmale erforscht und beschrieben 

werden?"; — „Der christliche Kirchenbau 

im 13. Jahrhundert" ; — „Beitrage 

zur Geschichte der kirchlichen Kunst in 

der Linzer Diocese"; 1865: „Die altesten 

MeBbucher des Stiftes Kremsmunster" ; 

1866: „Die Kunstler des Mittelalters 

und ihre Werke"; 1867: „Christliche 

BegrabniBorte und Grabdenkmale" ; — 

„St. Wolfgang"; - „St. Sebald"; - 

„Her Altar in amdons"; — „Die 

Gothik"; 1868: „Der Stammbaum 

Christi"; — „Bericht uber einige Kunstdenkmale 

im Mattigthale" ; — „Die 

Waffen und Wappen Christi"; 1869: 

„Das christliche Volk und die christliche 

Kunst"; — „Die Stadtpf arrkirche in 

Seite 315 



Wurzbach5 6 . txt 
Steyr"; 1872: „Die Pfarr- und Wallf ahrtskirche 
Adlwang"; — „Der Kirchenbau 
in Hall"; 1873: „Der Dombau in 
Linz"; 1876: „Bemerkungen uber klei. 
nere Denkmale, -der christlichen Kunst"; 

— „Das Bild des h. Christoph"; — 
„Die Brucke, ihr bildlicher Schmuck, 
ihre sinnbildliche Bedeutung"; 1878: 
„Aus dem Kalendarium fur Freunde 
und Verehrer der heiligen Bilder"; — 
„Fortsetzung des vorigen Aufsatzes";? 

Mimmer, Jacob Freiherr 213 Wimmer, Jacob Freiherr 

1879: „Das Fest des h. Georgius und 

das Fest des Hauses Habsburg"; 1886: 

,Die ehemalige Stiftskirche in Spital 

am Pyhrn" ' , in den Mittheilungen 

der k. k. CentralcomMission zur Erhal« 

tung der Alterthumer 1876: „Berichte 

tiber die Kunf tdenkmale im Mattigthale" ; 

— „Bericht iiber den Romerstein an der 
St. Laurentiuskirche in Lorch"; — „Die 
Kunf tdenkmale in der Pfarrkirche Schleift» 
heim bei Wels"; 1884: „Die ehemalige 
Stiftskirche in Spital am Pyhrn", spater 

(4886) wieder abgedruckt in den „ChristlichenKunstblattern" 
Wimmer ist geistlicher 

Rath des Bischofs von Linz. Conservaior 
der historischen Denkmale fur 
Oberosterreich und Mitglied des Museums 
Francisco ' Carolinuln in Linz. Seine ver« 
dienstliche Wirksamkeit als Priester und 
Archaolog wurde im Herbste 1886 durch 
Verleihung des goldenen Verdienstkreuzes 
mit der Krone ausgezeichnet . 

E i g ene Vormrrkungen. — Mittheilun« 
gen meines verewigten Freundes i>. Amand 
B a urn garten. — Mittheilungen des 
Herrn (5apitulars und Bibliothekars des 
Stifiea Krenismunsier . k> . Hugu Schmid. 
Wimmer, Jacob Freiherr von ( I n - 
dustri eller und Humanist, geb . zu 
Prag23. Janner 1734, gest. daselbst ! 
13. Janner 1822) . Nachdem er von den 
Jesuiten in den Humanitatswi jsenschaf ten 
unterrichtet worden, folgte er seiner Neigung 
fur den Soldatenstand und trat 
friihzeitig als Cadet bei Ulrich Fiirst 
Kinsky»Inf anterie Nr. 36 ein, in welchem 
Regimente er in kurzer Zeit zum Ofsicier! 
befordert wurde. Zum ersten Male zeich- A 
nete er sich aus im Jahre 1778, als der! 
preuBische General von Mollendorf . 
seinen Einfall in Briix unternahm. Der 
darauf (1779) folgende Teschener Frieden 
gab ihm Gelegenheit zu neuer Entfaltung 
seines Konnens . Kaiser Joseph I I . 
hatte namlich den Bau der Festung Theresiensiadt 
angeordnet; bei Herbeischaf f ung 
des Materials und Verfahrung der 
ausgegrabeneii Erde entwickelte Wim> 
mer eine ebenso sinn- als erfolgreiche 
Thatigkeit. I n kurzer Zeit stellte er viele 
hundert Wagen mit Bespannung theils 
selbst her, theils lieB er sie durch Contracte 

Seite 316 



Wurzbach5 6 . txt 
zu seiner Verfugung kommen. 
Durch dieses Fuhrwerk und die von ihm 
getroffenen Vorkehrungen ward der merk» 
wiirdige Bau in ungeahnter Weise be» 
schleunigt. I n der Folge riickte W i m< 
mer zum Major, dann zum Oberst« 
lieutenant und zuletzt zum Obersten in 
der kaiserlichen Armee vor. Doch nicht 
minder , denn in seinen Eigenschaf ten als 
Soldat trat seine Wirksamkeit hervor auf 
dem Gebiete der Oekonomie, namentlich 
in der Verpflegung groBer Massen zur 
Kriegszeit, wo er AuBerordentliches lei» 
siete und sozusagen als der erste und 
eigentliche Organisator des von 
einer operirenden Armee unzertrennlichen 
und hochwichtigen Trains erscheint. Er 
hatte bereits als Hauptmann das Gut 
Lenneschutz bei Zaun kauflich erworben. 
Diese in fruchtbarer Ebene gelegene Besitzung 
nahm nun unter seiner 6konomi« 
schen Leitung eine ganz neue Gestalt an. 
Der bis dahin in dieser Gegend zum Anbau 
als Futterkraut kaum gekannte Klee 
wurde in groBer Menge dazu verwendet . 
Hiermit aber trat auch die Viehzucht in 
eine ganz neue Lage, indem er die Milchwirthschaft 
und Schafzucht jetzt in groBartiger 
Weist betrieb. Damit in Verbin» 
diing trat die Erzeugung von Schweizerund 
anderen Kasen, und die glanzenden 
Erfolge dieser neuen Bewirthschaf tung 
blieben nicht ohne EinfluB auf die umwohnende 
Landbevolkerung, die nun auch 
dgran, ging, die lohnendere Richtung der 
Viehzucht einzuschlagen und damit ent-£ 
Wimmer, Jacob Freiherr 216 Mimmer, Jacob Freiherr 
sprechende Industrien zu verbinden. Wie 
oben erwahnt, leistete er aber in Verpstegung 
groBer Heeresmafsen GroB» 
artiges. Als Ober»Verpf iegsdirector und 
Hauptunternehmer war in den Kriegen, 
welche Oesterreich theils allein, theils in 
Verbindung mit anderen Machten gegen 
Frankreich fuhrte, Wimmer derjenige, 
der viele Jahre daS ganze Lief erungsqeschaf t 
und Transportwesen der Armee 
unter sich hatte, und zwar mit solchem 
Erfolge, daB ihm der Monarch wiederholt 
Auszeichnungen verlieh. Zu gleicher Zeit 
entwickelte er eine Humanitat, die sich 
nach den verschiedensten Richtungen werk« 
thatig zeigte. Auf seinen Besitzungen 
wendete er Kirchen und Schulen groBe 
Aufmerksamkeit und Hilfteiche Sorgfalt 
zu, Schullehrer und Schuljugend er» 
freuten sich seiner ermunternden Spen. 
den, besonders aber erfreuten sich die 
Prager offentlichen Humanitatsclaf f en 
seiner vorwiegenden Wohlthatigkeit ; auch 
erbaute er daselbst einen groBen Wassei' 
behalter, wodurch er einem Bediirfnisse 
der ganzen dortigen Umgegend abhalf ' 
Manufacluren und Kiinste erfreuten sich 

Seite 317 



Wurzbach5 6 . txt 
seines Rathes und seiner werkthatigen 
Forderung; von seinen groBartigen 
Unterstut zungen durch Vertheilung von 
Holz, Getreide, Geld an Arme und vornehmlich 
an die Nothleidenden auf seinen 
Giitern sei hier nur nebenbei Erwahnung 
gethan. Sein Werk war auch die Bepstanzung 
der nackten Felsen an der 
Moldau gegen Klein«Bubna mit den 
herrlichsten Burgunderreben, dann der 
Hiigel und wiisten Flachen, welche sich 
von den Schanzen zwischen Rofl und 
Kornthor nach Nussel und Wirschowitz 
ziehen und nunmehr eine der lieblichsten 
Anlagen bilden, denen zur Erinnerung 
an ihren Schopfer dessen Name gegeben 
wurde. SchlieBlich sei noch erwahnt, daB, 
wie Megerle von Miihlfeldin seinen 
„Memorabilien" berichtet. Wimmer im 
Jahre 4797, damals noch Oberstlieute» 
nant, als freiwilligen Kriegsbeitrag die 
Summe von 426.400 fi. zur Anschaf» 
fung von 800 auslandischen Kurassier» 
Pferden dem Staate iibergab. Diese 
mannigf altigen Verdienste Wimmer 's 
wiirdigte der Kaiser durch Verleihung 
des St. Stephansordens , welcher den 
Statuten gemaB mit Diplom aao. 
16. April 1801 die Erhebung in den 
osterreichischen Freiherrenstand folgte. 
Gothaisches genealogisches Taschen» 
buch der f reiherclichen Hauser (Gotha, 
Just. Perthes. 32«.) Jahrg. 4870. S. <U32. 
Stammtafel der Freiherren uon Wimmer. 
Jacob sS. 213) 1801 Freiherr 
geb . 23. Janner 1754. -<- 13 Janner 1822. 
U. N. 
ZosphM 

geb. 13. J u 1 i 1813. 
5 5. Februar 1837. 
Karoline geborene Freiin 
Lera von Aehrenthal 
geb. 28. Janner 1828. 
Heinrich 

geb. 20. December 1783. f 9. Februar 1868. 
Anna geborene Freiin von Saamen 
geb. 26. Juli 1810. -f 4. August 1873. 
Ghekla Iacoba Zdenka Vlga 

geb. i;j. April 1332.' geb. 8, April geb. 19. September 
vm. 3gna) Freiherr Knlmer 1841. 1843. 
zu Nosenpichl und Sohenftein. 
Erwin 

geb. 16. November 1330. 
Alfred 

geb. 17. November 1830. 
Johanna 

geb 19. Mai 1832, 
urn. Johann 

Petheo de Also-Aata und Porssa.f 
Wimmer (Genealogie) 217 Mimmer, Joseph 
— Megerle von Wuhlfeld ( I . G.), 
Memorabilien des osterreichischen Kaiserstaates 
oder Taschenbuch fur Riickerinnerung an die 
merkwurdigsten Ereignisse - seit dem Regie« 

Seite 318 



Wurzbach5 6 . txt 
rungsantritte Sr. Majestat des Kaisers Franz 
des Ersten, das ist vom 1 . Marz 1792 bis 
zum Schliisse des achtzehnten Jahrhunderts 

(Wien 1825. I . P. Sollinger. kl. 8".) 

S. 233. - 8I0VQ1K N2"anF. Rsliaktori 

Dr. rrant . I. 2a. RieFsr a A . 51a 1?, 

d. i. Conversations* Lexikon. Redigirt von 

Dr. Franz Ladisl. R i e g e r und I . M a 1 y 

(Prag 1872. I . L. Kober. 3er.'8«.) Bd. X, 

S. 118. 

Portraits. 1) Markoosky as!., C. P 1 u t h 

so. (4".). - 2) V. R. Griiner so. (kl. Fol . ) . 

A ur Genealogie der Freiherren von Wimmer. 

Ueber den Familienstand und' die Vorfahren 

des Freiherrn von Wimmer ist nichts be» 

kannt . Es gibt mehrere osterreichische Adels« 

familien des Namens Wimmer, so eine 

fteirische Ritterf amilie von Wimmer, in 

welcher ein Leopold am 23. November 1746 

in die steirische Landmannschaf t aufgenommen 

wurde; ein Franz Anton, innerosterreichischer 

Gubernialsecretar . erhielt 1306 den 

Adel; ein Franz, Oberverpf legsverwalter 

1813 den Adel mit dem Ehrenworte Edler 

von; ein Johann Baptist, Hofkammer» 

rath. 1713 den Reichsritterstand mit dem 

Pradicate EdlervonEinpach; ein Hauvt« 

mann Peter 1773 den Adel mit dem Pra» 

dicate r>on Wimmerfeld. Welchem der 

vorgenannten Geschlechter unser Jacob Frei» 

Herr von Wimmer angehort, wissen wir 

nicht . Fur seine im biographischen Artikel an« 

gefuhrten Verdienste ward ihm der Stephans« 

orden und infolge dessen am 16. April 1801 

der osterreichische und am 12. Sep« 

tember desselben Jahres der Re ichsfrei' 

Herrenstand, am 8. September 1803 das 

Incolat und der Herrenstand von Bohmen 

verliehen, und Jacobs Enkel Joseph er» 

hielt am 9. September 1840 das Mag» 

natenthum Ungarns . AuBer unserem Frei« 

Herrn Jacob ist noch besonders bemerkens» 

werth: 1. Joseph Freiherr von Wimmer 

(geb. 13. Juli 1813. gest. 3. Februar 1837). 
Derselbe diente in der kaiserlichen Armee und 
war 1843 Rittmeister bei Sachsen ' Coburg» 
Uhlanen Nr. 1. Im Feldzuge 1849 in Un« 
garn noch in der namlichen Charge, that sich 
der Baron im Gefechte bei Hatvan am 
5. April, wo er mit der Oberstlieutenants» 
Division die Fronte der feindlichen Huszaren 
attaauirte, besonders hervor, wurde auch in 
der Gef echtsrelation unter den Ausgezeich« 
neten genannt und in der Folge mit dem 
Militar-Verdienstkreuze geschmuckt. Am 9. Juli 
1831 riickte er zum Major im Regimente 
vor. trat aber 1833 in Pension. l.Thurheim 

(Andreas Graf) . Die Reiter»Regimenter 
der k. k. osterreichischen Armee (Wien 
1863. Geitler. gr. 8°.) Bd. Ill: «Die 
Uhlanen". S. 40. 44. 33. 313/j - 2. EineS 
Joseph Freiherrn von Wimmer gedenkt 
Johann Gistel in seinem „Lerikon der ento« 
mologischen Welt" (Stuttgart 1846. 8".) 

Seite 319 



Wurzbach5 6 . txt 
S. ?3. als eines Entomologen in Prag. der 
eine ausgezeichnete Sammlung europaischer 
Lepidoptecen besitzt; wahrscheinlich ist es 
der Vater des Vorigen. 

Wappen. Quer getheilter Schild; oben in Gold 
ein nach rechts schreitender naturlicher Hahn; 
unten in Blau auf grunem Rasen ein Pflug 
von naturlicher Farbe. Auf dem Schilde 
ruht die Freiherrnkrone, auf welcher drei 
Helme sich erheben. Die Krone des ersten 
tragt den einwarts gekehrten Hahn, die des 
zweiten einen lchwarzen Adler mit aus» 
geschlagener rother Zunge, und auf jener des 
dritten Helmes ist zwei blauen Biif f elhornern 
der Pflug eingestellt. Die Helmdecten sind 
durchaus blau mit Gold unterlegt. Schild, 
Halter: Zwei mit rothen Helmduschen ver» 
sehene geharnischte Manner, welche an der 
Seite ein f loldengef afites Schwert tragen und 
die freie Hand in die Hiifte stemmen. 
Wimmer, Joseph (Schrif tsteller , 
geb . in Wien am 23. Janner 1834) . 
Sein Vater, ein geachteter Burger von 
Wien, war Kaufmann daselbst in der 
Iosephstadt, seine 1382 verstorbene Mutter 
stammte aus der alten Wiener Biirger» 
familie Merk und war eine Schwester des 
1832 verstorbenen Violoncellisten Ioseph 
Merk, dessen auch dieses Lexikon 
Mand XVII, Seite 396^ gedenkt . 
Wahrend der Sohn das Gymnasium bei 
den Piaristen in der Iosephstadt besuchte, 
erhielt er zu Hause Privatunterricht in 
den fremden Sprachen und im Clavierspiele . 
Schon in friihester Jugend zeigte^ 
Wimmer, Ioscpli 218 Wimmer, Joseph 
er groBe Vorliebe fur Biicher, Theater 
und Musik, und ein „Kaffeetuch" als 
Mantel urn sich drapirend, liebte er es, 
vor dem Spiegel improvisirte Helden» 
rollen zu tragiren. Doch trug die Bucher» 
liebhaberei den Sieg davon, und so trat 
er 1831 als Lehrling in die Buchhandlung 
Kaulfufl ' Witwe, Pranoel u. Comp. 
ein, welche in der damals bedeutendsten 
StraBe Wiens, auf dem Kohlmarkt, ihr 
Geschaft hatte. Anfangs 1833 unterbrach 
er wegen des Todes seines Vaters die Lehrzeit, 
vollendete aber dieselbe 1833 bei 
Kuppitsch, wo er als Gehilfe bis Ende 
Juni 1836 verblieb. Das Antiquariat, 
welches bei dem alten Kuppitsch in 
voller Bliithe stand, regte den jungen 
Biicherwurm besonders an, wobei der 
Verkehr mit den das Geschaft hausig besuchenden 
Gelehrten und Forschern, wie 
Camesina, Haydinger, F e i 1 , Ka» 
r a j a n und Anderen, nicht wenig dazu 
beitrug, ihn dasselbe kennen lernen und 
lieb gewinnen zu lassen. Aber wahrend 
er noch in der Buchhandlung KaulfuB 
arbeitete, war bereits die Schreiblust in 
dem damals siebzehn jahrigen Jiinglinge 
erwacht, und 1832 debutirte er in der 

Seite 320 



Wurzbach5 6 . txt 
Bauerle ' schen „Theaterzeitung" mit 
einem Artikel „Wiener Denkwiirdig» 
ketten", der in Nr. 163 abgedruckt 
wurde. Wie der alte Bauerle ange« 
hende Schriftstellertalente, besonders 
wenn sie ohne Honorar arbeiteten, an 
sich zu ziehen und zu fesseln verstand, ist 
eine bekannte Thatsache, und so war denn 
auch Wimmer bald fur das Blatt ge» 
wonnen, in das er nun Artikel in der 
Schreibweise des alten Gr affer Md. V, 
S. 296) sandte, der damals sein Ideal 
war. Allmalig hatte er in der Iournalif tik 
so festen FuB gefaBt, daB er 1836 
den Buchhandel aufgab und bei der Re» 
daction der damals freilich schon in volligem 
Verfall begriffenen „Theaterzeitung" 
! eintrat. Neben diesen journalistischen Arbeiten 
versuchte er sich aber zu gleicher 
Zeit mit dramatischen, und am 29. Oktober 
1837 kam seine vieractige Posse 
„Oin lockerer Vllgel vllm Arabischen Grund" 
im Thalia»Theater zur Auffuhrung, 
wurde aber durch Freundeshande dem 
verdienten Schicksal des Durchfalls 
entrissen. Anfangs 1838 trat er aus der 
Redaction der „Theaterzeitung" und 
kaufte gemeinschaf tlich mit Ottokar Franz 
Ebersberg (bekannt unter dem Pseu» 
donym 0. F. Berg, Bd. X I , S. 396) 
die satyrische Wochenschrif t „Der Teufel 
in Wien", welche der Komiker V a r r y 
''Pseudonym fur Anton Log er, Bd. XV, 
S. 438) gegriindet hatte. Diese gaben nun 
Beide von Marz 1838 ab unter dem 
Titel „Tritsch-Tratsch" als humoristisch, 
satyrische (illustr.) Wochenschrif t heraus. 
Namenlose Kampfe mit der in der dama» 
ligen Reactionsepoche im Zenith stehen» 
den Censur — es war eben vor dem 
Umschwiinge des Jahres 1839 A - Umtriebe 
unlauterster Art von Seite 

V a r r y ' s , der damaligen Bestimmungen 
zufolge als Eigenthumer und verantwortlicher 
Redacteur auf dem Blatte 

sigurirte, dann der Krieg, die Stempel» 
steuer, die neue Wahrung und endlich die 
dritte Verwarnung machten dem Blatte 
nach etwas mehr als einjahrigem Be» 
stande ein Ende . Sein Name lebt noch 
in einer von Johann S t r a u B eompo» 
nirten und den Redacteuren gewidmeten 
„Tritsch.Tratsch. Polka" Op. 214 fort. 
Nachdem auf diese Weise Wimmer die 
journalistische Thatigkeit ziemlich ver» 
leidet worden, widmete er sich der dra< 
matischen, und zwar zunachst im Vereine 
mit Theodor Flamm. Die erste Frucht 
dieser Compagniearbeit war das Lebens» 
bild „Ner Centel im Herzen", welches am? 
A Joseph 2 19 Mimmer. Joseph 
18. Marz 1839 im Theater an der Wien 
zum ersten Male zur Darstellung ge> 
langte und so gefiel, daB es mehr als 

Seite 321 



Wurzbach5 6 . txt 
30mal hintereinander gegeben wurde. 
R o t t , der die Rolle des Thomas gab, 
schuf damit eine seiner groBten Meister' 
leistungen. Die Kritik liefi einstimmig 
dem Stiicke Gerechtigkeit widerfahren, 
und selbst die rigorose „Wiener Zeitung" 
bezeichnete in der Nummer 63 vom 
20. Marz dasselbe als eines der besten 
Volksstiicke, die man seit Jahren gesehen. 
Aber auch hier hatte die Censur „ver> 
bessernd" mitgewirkt, indem sie den 
urspriinglichen gerecht f ertigteren und 
asthetisch wohlklingenderen Titel „Das 
vierte Gebot" mit „Der Teufel im Her» 
zen" verballhornte . Das Stuck erschien 
auch im Drucke, und zwar bildet es die 
490. Lieferung des bei Wallishausser 
in Wien ausgegebenen „Wiener Theater» 
repertoires". Auf „Der Teufel im Herzen" 
folgte wieder ein Compagniestuck: 
, Gin eigener Nerl", am 25. Juni 1839 im 
Sommertheater in Braunhirschen zum 
ersten Male gegeben, auch iiber ein 
Dutzend mal wiederholt, ohne jedoch bei 
der durch den ungliicklichen italienischen 
Krieg hervorgeruf enen tiefen Verstim« 
mung durchgreifen zu konnen. Hingegen 
war die im September 1859 im Thaliatheater 
aufgefuhrte Zauberposse „Aacheri", 
auch in Gemeinschaft mit F 1 a mm gear» 
beitet, eine verungliickte Titelspeculation, 
wahrend das vierte Compagniestuck, 
, '5 Mutterzutitil" , das am 26. Janner 
1860 im Iosephf tadter Theater zum 
ersten Male gegeben wurde, sich beifalliger 
Aufnahme und ziemlich haufiger Wiederholungen 
zu erfreuen hatte. Nach dieser 
dramatischen Einleitung gestaltete sich 
Wimmer's Leben in neuer und eigen» 
thumlicher Weise, nachdem er sich nam« 
lich am 6. Mai 1860 mit der Tochter 
! eines Nationalbankcassiers, Pertholt , 
verheiratet, in Dornbach nachst Wien sich 
, angekauft und daselbst eine Wirthschaft 
eroffnet hatte. So originell sich diese 
gab, war sie doch von keiner Dauer. Er 
gab der in seinem Hause eingerichteten 
Restauration, welche er am 6. October 
1860 eroffnete, den lockenden Titel 
„Dornbacher Rendezvous". Sein Be» 
muhen, den wirthshausahnlichen Cha« 
rakter seiner Restauration durch eine ge« 
1 muthliche Hauslichkeit , die den Gast um« 
! gab, vergessen zu machen, fand wohl 
A Anklang, die Wiener schwarmten fur das 
gemuthliche „Rendezvous" , Wimmer 
A aber setzte sein Geld dabei zu. Er lieB es 
! nicht an Verlockungen, denen in der 
A Regel der Wiener nicht aus dem Wege 
A zu gehen pflegt, fehlen, so z. B. spielte 
Joseph S t r a u £> mit seinem Orchester zu 
wiederholten Malen, dann auch Mo« 
r e 1 1 y im „Dornbacher Rendezvous", 
auch echte Miinchener Kellnerinen hatte 

Seite 322 



Wurzbach5 6 . txt 
Wimmer daselbst importirt. Aber am 
namlichen Tage, an welchem das Unter» 
nehmen vor zwei Jahren eroffnet worden, 
am 6. October 1862 schloB er dasselbe, 
nachdem er Alles in vollkommenste 0ro« 
nung gebracht hatte. Nun versuchte er 
es auf andere nicht minder originelle 
Weise. I n den Vierzigec-Iahren wurden 
in Dornbach kleine „Faschingsbegrab» 
nifse" abgehalten, iiber welche Realis ' 
, Kuriositaten» und Memorabilien» Lexikon 
von Wien" in dem Artikel „Dornbach" 
Md. I, S. 332^ berichtet. Diese of f entlichen 
Maskenziige nun im Jahre 1862 
im groBartigen MaBstabe ins Leben zu 

rufen, erhielt Wimmer von der niederosterreichischen 
Statthalterei die Erlaub» 
niB . Die Sache ging in iiberraschender 
Weise von Statten. Am Fasching-Dienstag- 

(4. Marz !862) waren wohl iiber hunderttausend 
Menschen auf Wanderung? 
Mimmer, Joseph 230 Mimmer, Joseph 
nach Dornbach. Oberregif f eur Forst 
vom Iosevhstadter» Theater hatte den 
Zug arrangirt. I m folgenden Jahre 
fand am Fasching-Montag und »Dienstag 
eine Wiederholung statt. Jetzt hatten 
aber die Ottakringer auch einen Masken» 
zug veranstaltet , mit deffen gemeinem 
Treiben denn doch nicht zu wetteifern 
war, und so wurden die Dornbacher 
Maskenziige aufgegeben. Nun betrat 
Wimmer eine neue Bahn, wozu ihn der 
Musicalienhandler Karl Haslinger 
ermunterte, mit dem er sich noch zur Zeit 
befreundet hatte, als er die „Dornbacher 
Rendezvous "»Restauration f iihrte . 
Haslinger hatte Wimmer 's nicht 
gewohnliche musicalische Anlagen und 
insbesondere dessen Compositionstalent 
fur Tanzmusik kennen gelernt. Die ihm 
vorgelegten Proben von Walzerpartien, 
Polkas, Marschen und auch Liedern heimelten 
den unternehmenden Musikverleger 
dermaften an, daB er sofort einige 
dieser Compositionen in Verlag nahm, 
worauf sie unter dem Pseudonym 
W i 1 h e lm Merk, welcher seinen Namen 
eingekapselt enthalt, erschienen, es waren: 
„Drei Fortepianostiicke in vierhandigem 
Arrangement"; — „Zwolf Idyllen 

(Landler) I. und I I . Cyclus"; — „Den 
Gefallenen im Norden. Trauermarsch" ; 
und diese Compositionen waren nicht, 
wie es sonst so hausig der Fall, als 
Gratisblit zer vom Verleger ubernommen, 
sondern dem Compositeur sehr anstandig 
honorirt worden; aber Haslinger 's 
Tod unterbrach das Erscheinen weiterer 
Compositionen, und mit anderen Ver> 
legem anzukniipfen, empfand Wimmer 
umsoweniger Lust, als er beobachtet 
hatte, daft auf dem Gebiete der Tanzmusik 
nur derjenige Componist in Wien 

Seite 323 



Wurzbach5 6 . txt 
durchdringen konne, welcher zugleich an 
der Spitze eines Orchesters steht. Dazu 
fiihlte sich aber Wimmer nicht mehr 
jung genug, und dann fehlte ihm die 
! KenntniB des Violinspiels , die zum Dirigiren 
wenn nicht eben unerlafllich, doch 
immerhin von Wichtigkeit ist. Und so 
kehrte Wimmer wieder zur Schrift, 
stellerei und Journalistik zuriick und ist in 
Graffer ' s Weise — dabei aber weniger 
erdichtend, sondern vielmehr Thatsach» 
licheS berichtend — ein steifliger 
3ocal»Culturhistorikerder 
Donaustadt. Fur spatere Bearbeiter 
der Sittengeschichte Wiens ist er eine 
wichtige Quelle, und da seine Artikel 
nicht gesammelt erschienen sind, theilen, 
wir unten das VerzeichniB der in den 
Wiener Blattern zerstreut gedruckten so 
vollstandig als immer moglich mit . Zu< 
nachst trat Wimmer nach den oben 
erwahnten Intermezzos in die Redaction 
von 0. F. Berg's „Kikeriki" als Mit. 
arbeiter ein, in welcher er eine Unzahl 
von Aufsatzen schrieb, die sich nicht registriren 
lassen, aber fur einen spateren 
Chronisten Wiens und Geschichtsschreiber 
der Caricatur eine ungeahnte Fiille des 
Materials darbieten. Da zu jener Zeit 
die Wiener Theater mit der Operette, 
diesem anriichigen zwischen Oper und 
Singspiel schwebenden und von Frivo» 
litat prickelnden, durch Offenbach 
importirten Genre, die besten Geschafte 
machten, so war fur das Wiener Volksstiick 
kein Platz mehr auf den Brettern, und 
Wimmer trat mit Anton Pokorny 
in Verbindung, der die im ehemaligen 
Prasch ' schenCafv an derWien bestandene 
Singspielhalle leitete, an welcher nicht nur 
die besten Krafte des Volkstheaters, wie 
E 1 m a r , Berla, Friedrich Kaiser, 
Flamm, als Dichter wirkten, sondern 
auch ganz tiichtige darstellende Krafte 
(Keppler, Schneider, Schenk, Frau 
Zengraf) beschaftigt waren. Fur diese? 
Mimmer. Joseph 221 Mimmer. Ioscpy 
Spielhalle schrieb Wimmmer vom 0c« 
tober 4866 bis zum Sommer 1867 folgende 
einactige Stiicke: „Gine ruhige Partei", 
eine Burleske, welche iiber 80 mal 
gegeben, auf fast sammtlichen osterreichischen 
Provinzbiihnen und auch in Deutsch» 
land zu Berlin im Wall ner« Theater (mit 
Reusche und Helmerding) beifallig 
aufgefiihrt wurde. I n Druck erschien das 
Stuck in der 216. Lieferung des Wall 
i s h a u sser'schen „Wiener Theaterrepertoires 
1869"; - „Mensch und 5tammgll5t", 
Posse; — ^NieVilderztnrmer" , Posse', 
— „MeiZter Zchnee", Weihnachtsmarchen; 
er vnd DotterieschmeLter " ; 
", Bearbeitung der Nestr oy ' » 
schen Pofse „Iumpaci Vagabundus" in 

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Wurzbach5 6 . txt 
einem Acte; — „Ner nerstarnene Hlr 
geiger"; — „ A urzr und Milarez"; — „Nie 
gtildene Mittelstru55e" ; — „Ein uerklnchter 
Kerl"; — „Oin FenLter in PeZth". sammt 
lich Possen. Director W a 1 1 n e r "Bd. L I I , 
S. 286^, welcher das nach ihm genannte 
Theater in Berlin erbau: hatte und diri» 
girte, engagirte nun Wimmer, nachdem 
er dessen bei ihm eingereichte Stiicke 
„Eine ruhige Partei" und „Meister 
Schnee" gelesen, als Dramaturg und 
Secretar fur sein Theater. Am 14. Sep 
tember 1867 traf dieser in Berlin ein, 
doch kehrte er — ohne seine Stelle anzu> 
treten — am anderen Abend sofort nach 
Wien zuriick. Berlin schwamm damals 
noch im Siegesrausche, aber Wimmer, 
der Oesterreicher , der Vollblutwiener, 
paBte da hinein nicht . Der elastischere 
W a 1 1 n e r , auch ein Wienerkind, hatte 
es fertig gebracht, aber dieser Abfall von 
Oesterreich war kein Lorberblatt in 
seinem Ruhmeskranz. Von dieser Zeit 
an blieb Wimmer in seiner Vaterstaot 
Wien, wo er, als unangestellter 
Chronist unermiidlich thatig, im „Neuen 
Fremden-Blatti" , in der „Vorstadt-Zeitung" , 
in der alten .Presse", im „Neuen 
Wiener Tagblatt", im „Illustrirten 
Wiener Extrablatt" u. a. eine groBe 
Anzahl local- und theaterhistorische 
Feuilletons, Wiener Studien, Genre» 
bilder, Humoresken u. s. w. veroffent« 
licht, von deren groBem Theile wir nur 
bedauern konnen, daB sie nicht gesammelt 
sind. Von der am 24. Marz 1872 erfolgten 
Griindung des „Illuf trirten 
Wiener Extrablattes " durch Berg und 
Singer gehorte Wimmer demselben 
bis Ende 1873 als Redactionsmitglied 
an, spater war er fur dasselbe bis 1882 
als fleiBiger Mitarbeiter thatig. Aufter 
den zahlreich in Journalen zerstreuten 
Arbeiten, von denen wir unten eine 
Uebersicht bringen, gab er einige topo» 
graphische Gelegenheitsschrif ten heraus, 
und zwar als 1866 die Pferdebahn bis 
Dornbach eroffnet wurde: „Narnlillch und 
tlie Pferdebahn. Gin praktisches Mchlein fiir 
OinheimiZche und Fremde" (Wien 1866); 
— als die Pfarrkirche zu St. Joseph in 
Margarethen 1871 ihre hundert jahrige 
Jubelfeier beging: die „Gedenkbliiner pr 
Erinnerung an ine hundert jahrige Jubelfeier 

(W. September bis 5. Gctaber 28N) der Ptarr- 
Kirche St. IuZeph zn Margarethen in Wien. Ver 
Marizche Theil 1 und N" (Wien, Verlag 
der genannten Pfarre, 8^.); — „Ner 
Pruter, Fiihrer fiir Ciichrimizche nnd Fremde. 
Mit Plan" (Wien 1873) . Auch gelang es 
seinett Bemiihungen, Ferdinand Nai« 
mund's (rsots Raimann) Geburtshaus 

(in der Mariahilf erf traBe Nr. 41, 
neu) aufzufinden, und iiber seine An« 

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Wurzbach5 6 . txt 
regung wurde daselbst eine Gedenktafel 
angebracht und diese am 18. December 
1872 feierlich enthullt. Die miihevollen 
Vorgange von der Aufsindung des Hauses 
bis zur Enthiillung der Gedenktafel berichtet 
er ausfiihrlich im „Illustrirten 
Wiener Extrablatt", welches auch 1872.^ 
Wimmer, Joseph 222 A Joseph 
Nr. 267 eine Abbildung des Gebaudes 
bringt . Einige Jahre spater wurde auf 
seine Anregung die Gedenktafel an dem 
Geburtshause Joseph Lanner's (VII., 
Mechitaristengaf f e Nr. 3) und am 4. October 
4883 eine solche an jenem des I o - 
hann S t r a u B . Vater (3eopold jiadt . 
FloBgaffe Nr. 7) angebracht. I n jiingster 
Zeit ist N i m m e r wieder auf dramati« 
schem Gebiete thatig und schrieb in 
Gemeinschaft mit I . Seitz das Stuck 
,TllN5tni>rr nnii Gnldemettel" , allegorisches 
Zeitgemalde mit einem Vorspiele in 
3 Bildern, welches am 29. Janner 1887 
zum ersten Male im Theater in der 
Iosephstadt und bis Anfang December 
desselben Jahres 8!) mal gegeben wurde, 
und ebenfalls giinstige Aufnahme fand 
seine mit demselben Compagnon geschriebene 
Posse „Nie Wie unk Orden", welche 
am 26. November 1887 gleichfalls im 
Iosephstadter Theater zum ersten Male 
zur Auffiihrung gelangte. I m Eingange 
schon wurde bemerkt, daB Wimmer sich 
anfanglich Franz G r a f f e r zum Vorbilde 
genommen. Dies ist nur insoferne richtig, 
als er vornehmlich Wien als Acker seiner 
Forschung betrachtet und diesen mit einer 
staunenswerthen Umsicht und Ausdauer 
durchwiihlt . Wahrend aber der alte 
Graffer — dem jedoch deBhalb nicht 
ein Itiipfelchen in seiner Verdienstlichkeit 
weggewischt werden soil — leider nur zu 
hausig seiner Phantasie mit formlicher 
Wollust frei die Ziigel schieBen laBt, so 
daB es oft nicht leicht, manchmal geradezu 
gar nicht moglich ist, Wahrheit von Dichtung 
zu sondern, halt sich Wimmer 
streng an die Wahrheit, die er freilich in 
fesselnder anmuthiger Form darzustellen 
versteht. Fur die Theatergeschichte 
Wiens, und diese bildet ein anfthn» 
liches und interessantes Stuck Cultur» 
leben der GroBstadt, ist Wimmer eine 
ebenso reiche und gewissenhaf te Quelle 
— man vergleiche nur seine „Raimund- 
Forschungen" und seine „Memoiren des 
dicken Binder"— wie Friedrich 
Schloglfur das Biirgerthum und Volks» 
sangerthum Wiens, wobei dieser noch der 
Verklarer merkwurdiger Wiener Typen 
und Sonderlinge ist, welche innerhalb 
der DonaU ' GroBcommune ihr Unwesen 
getrieben . 

VerzeichniB der local. » und theatergeschichtlichen 
Feuilletons nnd Artikel, welche theils unter 

Seite 326 



Wurzbach5 6 . txt 
vollem Namen ( I . Wimmer) , theils unter 
den Chiffren I . W., I . W— m— r, — mm— 
nnd unter «Ein alter Theater-Chronif t " in 
Wiener Blattern erschienen sind. Neues 
Fremdenblatt . 1868: „Ein Kurpfuscher» 
ProceB von der Bieglerhtitte" (Nr. 276); — 
„Meidling in Neu ' erchenf eld (Thalia»Theater) " 
(2!)0); — „Was sich in N i en die Hauser 
erzahlen. I-IX" (Nr. 308. 325. 326. 352); 
I86U: (Nr. <4 . 31. 36. 78. i<17); - 1868: 
„Allerlei Theater in und bei Wien. 
I . Meidlinger Theater" (Nr. 322) -. - 
„ I I . Theater in Ruiiolfsheim — Sulkowsky« 
Theater" (338): - li>69: „ I I I . <5onradi» 
Theater" (9); - „IV. Hauscheater" (22); 

— „Krippenspiel ' Theatrr" (45); — „Er» 
lebtes und Nacherzahltes aus der 

Theaterwrlt" . „I . Ein Miinchhausen unter 
den Schauspielern" (38); — „ I I . Souffleur» 
geschichten" (66); — „ I I 1 . Das Loch. — Lynch, 
justiz im Theater a. d. W!rn" (87 u. 88); 

— „ I V . Aus dem alten Opcrnkause" (123); 

— „V. Liszt und Nestroy" (288) : - 

„ V I . und VII. Allerlei" (296 u. 337); - 
„Der Iudenf riedhof in der Nossau" (168) . 
I n oer Morgenpost . 1869: „Eine Wahl» 
bewegung in der Metternich ' schen Zeit 

(Titelwahl drr Walzer) " (Nr. 98); - „Ve . 

locipedlstln uor fundig Jahren" ( i t o ) . I m 

Journal Die Presse. 1871: „Aus der 

M a p p e eines Theaterfreundes" . 

„ I . Der blaue Bund" (Nr. <90) ; - 

„ I I . Tdierdarsteller und Thierkomodien" 

( 1 i ) 1 ) ; — „ I I I (5:n beruhmter Requisiteur 

(3. enefelder) " (205); - „IV. Der, 
erste Komiker dr6 Lcopoldstadter Theaters 

(Kasrerl) " ( /N 9) ; — „V. Einlebendig, 

todter Komitee (Neudruck) " (223); — 

„ V I . Ein musn-alischeo Familienfest (Sech« 

t e r ) " (22^) ; — „ V I I . Arabesken zu einrm? 

Mimmer, Joseph 223 Mimmer, Joseph 

Telegramm (Skarbeck ' Theater) " (237); - 

..Aus dem Wienerblattchen" (254. 261. 289); 

— „Theaterdichter<Geschichten" (275)- — 
1872. „Zur Gesch'chte der Tantiome in 
Wien" (43) . I n der Neuen Freien Presse. 
1876: „Horschelt und seine Kinoerballets 
in Wien" (Nr. 4422. Abendblatt); - !878: 
"Das Turkenfelr 1783" (3121); - !881: 
„Volkssanger Binder" (3891); — „Der fett« 
gedruckte Raimund" (6«63) . I n der Oester» 
reichischen Buchdrucker . Zeitung . 1879: 
„Ein Buchdrucker »Jubilaum im alten Wien 
(Trattnern) (Nr. 7) . I n der Vorstadt ' 
Zeitung. 1869: „Geschichte 5 es Zeitungs« 
Wesens in Wien I . und II." (Nr. 203,206); 

— „Der gespenstige Hausherr von St. Veit 
(Wothe)" (232); — „Zur Geschichte der 
StraBenbeleuchtung in Wien" (268); — „Zur 
Geschichte der Wiener Sparcassa" (275); — 
„Am Grabe einer Therese (Krones)" (289) 

— /,<3ur Geschichte von „Muller und sein 
Kmd"" (303); - „Ein Stuck M.Wien im 
Grabe (Eduard Weifi) " (32« u. 327); - 

Seite 327 



Wurzbach5 6 . txt 
!87tt: „Demolirung des Thalia»Theaters " 
(23); — „Historische Faschingsstudien . I . , I I . " 
(36, 44); - „Von Fastmvredigten :c."(93); 

— „Erinnerungen einea alten Schauspielers 
(Louis G r o 1 1 ) " (100); - „Fastenzeit in 

Alt.Wien" (107); - „Von Stufe zu Stufe 
(Geschichte dieses Stuckes)" (il6) ; — „Der 

Prater" (120); — „Ein ehemal. Wiener 

Belustigungsort (Universum) " (138); — 

„Joseph Wagner" (136); — „Frohnleich. 

namsprocesston in versch. Jahrhunderten" 
(164); — „Kindervorstellungen im vorigen 

Jahrhundert" (303); - „Die alte Post" 
(340); — „Der Bruder eines beruhmten 

Mannes (Johann v. Beethoven)" (348): 

— „Beethoueniana" (330); - 187!: „Gluits< 
Hafen in Wien" (2); — „Alie und neue 
Theaterproj ecte" (31); — „Gesch.chte der 
Wiener Tanzsale. I . bis III." (34, 61. 79); 

— „Ludwig Eckardt ' s Iugendjahre" (a8); 

— „Aus Ludw. Lowe's Kii ' nstlerlaufbahn" 
(68); — „Ein Martyrer oon 184s (Messen» 

hauser) " (317); — „Aus der guten alten 

Zen (Wiener Blattchen) " (328); - 1872: 

„Wiens verlorenes Paradies (Paradeis« 

gartel)" (2); - „Bauernf eldiana" (11); - 

„Klerikales aus Kaiser Josephs Zeiten" 
(16); — „Von einem verschollenen Tanzsaal 
(Elysium)" (42); — „Geschichte der Wiener 

Uederschwemmungen" (32); — 187B: ,.Ein 

Stif tungshaus fur Straflinge (Weinhaus)" 
(133); — „Der Kasseeneder-Iubilar (Gabe« 1 

sam) " (35!)); A 1877: „Der alte S t r a u & 

in Paris" (22); — „Der Adjutant des 

Fursten Windischgratz ( Z a i 1 e r ) " (23); 

— „Erlebnisse eines Maskenzugunterneh, 
mers" (41) ; — „Mosentdal in der Vor« 
stadt" (48); - „Eine Scandal<Schwur< 
Gerichtsverhandlung 1848 (SchloiBnigg) " 
(36); - „Teufelskomodien" (59); - „Bei 
der Spinnerin am Kreuz" (64); — „Eine 

Achtundvierzigerin (Strunz) " (71) ; — „Der 
Af f endarsteller Klischniga" (??); — „Ein 
Nothstandsbau im alten Wien (Cholera« 

Canal)" (79); - ..Am Todestage Beetho« 

ven's" (83) : A „Alter Narrenthurm und 

neues Irrenhaus" (i)9); — „Das blaue 

Biichcl (Straf geset zbuch JosephsII . ) " 

(100): - „Ein Wiener Original (Dr. C a> 
mondo) " (102); -" „Erzherzog Karl ' Iubi« 
laum" (103); — „Buchhandler Sammerf" 

(t<)3); - „Karl Treu mann t" (107); - 

„Wo ist sein Grab? (Sonnenf els ) " (114) ; 

— „Dir armen Praterwirthc" (140); — 
„Wiener Schildweiser " (132); — „Ein 
Schlachtenmaler in der Vorderbruhl (Casa« 
nova)" (172); — „?er Feuer«Poung i " 

(138); — „Der Erfinder der Visitekarte 

(Loschenkohl) " (203); — «Seglerinen der 
Lufte (Luftschif ferinen) " (220); - „Vor« 
stadt ' Kirchtage" (232); — „Wiens erstes 
Kinderspital" (234); — „Vom Wiener 
Pflaster" (240); — „Der Geschichtsschreiber 
deo soliden Bezirkes (Hofbauer) " (266); 

Seite 328 



Wurzbach5 6 . txt 

— „Ein Opfer des Theaterteuf els (Vern« 
hofer) " (267); — „Confusionen an alien 
Ecken" (288) : — „Wiener Sylvesterabende" 

(360); - 1878: „01e Bull" (3); - „Lor» 
berbaum und Bettelstab (zu H o 1 t e i's 
achtzigstem Geburtstag) " (23); — „Der 
Todrentanz in Hietzing" (37); — „Unsere 
Doctorbauern" (93); — ..Die Pest in Wien" 

(103); — „Unsere erste Industrie »Ausstellung 

(1833)" (144) ; - „Die Breitenf elder 
Kirche" (173); — „Wien ohne Theater" 

(193); - „Zum Marokkaner" (269); - 

„Das Wiener Graberbuch" (328) . Im 

Neuen Wiener Tagblatt . 1868: „Aus 

Alt 'Oesterreich" (Nr. 287 und 301); 1870: 

„Das neueste Opfer der Stadterweiterung 

(Unteres Arsenal)" (271); — „Heiliges und 
Unheiliges auf der Buhne" (282); — „B al fe 
und seine Werke in Wien" (293); — „G e» 

scliicyte desKarntnerthor« Theaters 
I . bis VI." (3L6, 309. 311, 312. 314. 324); 

— „Wiener Strahenpsiaster-Studien" (310); 

— 1871: „Adelige Theatervorstellungen" (32);? 
Wimmer. Joseph 224 Mimmer, Joseph 

— „?er AbschluB eines verlorenen Lebens 
lHelene S t e 1 1 wag) " (83) .- — „Die ersten 
Wiener Vf erderennen" (1<»6); — 1874: «Pa 
aanini in Wien" (138. Abendblatt); — 

1877: „Wiens erstes Monument (Kaiser 
Joseph II.)" (223); - 1778: „Wien - 
Gagram" (5); — „Pompeji« Neulerchen 
feld" (19) ; - „Gro6vaters Hausballe' 

(52); — «Vom Tragsessel bis zur 

Tramway. I. bis III." (35. 100. 104); - 

.Die Vorstaotler" (139) : — «Wiener Ver< 
gntigungszuge" (126); — «Der junge 
Kaimund. I. u. I I . " (172 u. t73); - 
, D:e Tiirkin vom Grund (3 a u d o n's 
Turkenmadchen) " (206); — „Auf dem heiiien 
Wiener Pflaster" (242); - „Zwei Volks 
lunsthandler" (251); — „Die Kunst an der 
Grwoldthiir (Feuilleton und Nachtrag) " 

(286, 288); - „Auf'm Laden" (306); - 
, Die kleinen Anzeigen von Anno Dazumal" 

(326); Mt-Wiener Theaterklatsch" (350); 

— !879: „Wien. wie es iflt" (10); - 
„Hindertyeater und Theaterrinder" (21); — 

. GroBvaters Eliteballe" (44); — «Der ungeborene 

Lanner (Geburtshaus ) " (37); — 

„Die Baumkrarler . Saison" (98); — „Vom 

Lanner (am Tage der Enthiillung der Ge» 

denttafel)" (133); - . . Gesellschaf t im T'Me" 

(187); — 1887: „Beim Dommayer (zum 
lOOjahrigen Jubilaum dieses Belustigungs« 
ortes) - (208); — „Das Jubilaum des Wal« 
zers" (333) . Imllluftrirten Wiener 
Extrablatt. 1872: „Therese K r 6 n es (Ueber 
ihr Portrat von 3avos)" (Nr. 8); — „Ein 
Asyl fur obdachlose Kunstleirer" (9); — „Die 
ersten Opfer der Prateroerschonerung" (27); 

— "Memoiren des dicken Binder" 
(28—79); — „Der Wirch von Margarethen" 

(»1) ; " M i t den Wallfahrern nach 
Mariazell. I. bis V." (97. 98 99. 101. 

Seite 329 



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102); - „Eine Fiaker . Hochzeit " (109): - 

. Im Af f entheater" (»43); — „Bei den drei 
Haseln" (14v) ; — „Der alte Stolzen» 
thaler" (139); — „Am Sterbetage Rat» 
mund's" (162); — „Eine Licitation zwischen 
Grabern (Meidlinger Friedhof ) " (167); — 
,Hunde. Hunde.Asyle 2c." (10?); - ..Von 
Anzugen. Zapf enstreichen :c." (171); — 
, Der Oberf euerwerker vom 13. Marz (Pol. 
let)" (171. 172); — „Theatereruf f nungen in 
Wien" (1?2); - „ Im Cafu Hoch 1 e i tn er" 

(177); — „Ein ehemaliger Wiener Theater» 

director (2 ch i k a n e d e r ) " (178) ; — 

„Theaterreminiscenzen" (182) ; — „Beim 

hochsten Heurigen" (185); — „Schlag auf 

Schlag" (Kn) ;— „Raimund's Geburts» 

haus entdeckt!" (193. 199. 209. 211. 212. 

218. 261. 267. 273); - «Allerlei. Wiener 

Sehenswtirdigkeiten" (199); — , 

friedhof in der Rossau" (201); 

der October » Reu o 1 u t i o 

Frau des Denuncianten" (201); 

Studentenmutter und ihr Sohn" 

III. „Ein Opfer des Commissars Felsen« 

thai" (>29); - IV. „Vier Legionare" 

(241) ; — V. „Der treue Landsmann" 

(248); -VI. „Der radicale Schuster" 

( A 70); — „Die Legende von der weiiien 
Hose (Henikstein) " (2«9); — „EinlaB bei 
„Muller und sein Kind"" (221); - „Grab 
der Therese Krones" (224); — „Zur Ge« 
schichte der kleinen Lotterie" (220. 280); — 
„Ein ausv erkaufter Friedhof (Hernals)" 

(237) : — „Jubilaum eines Choristen" (233); 
- „Ein Souffleur" (237); - „Ueber Rai» 
mund und verschiedene „Verschwender "» 
Vorstellungen" (i?7); - 1873: „Das Post» 
btichel seit 170 Jahren" ( 1 ) ; — „Geheim» 
nisse des Inoalidenhauses in Neulerchenf elo . 
1. u. I I . " (66. 90); - „Das Haydn. Haus 
in Gumpendorf" (149) ; — „Das alte 
Leopoldstadter Theater" (175) ; — „Der 
groBe Krach im Prater" (!87); — „Lanner 
und StrauB auf der Weltausstellung" 

(239) ; — „Die alten Wiener Wasser» 
leitungen. I. u. I I . " (243. 244); - 1874: 
„Liszt's erstes Concert in Wien" (11); — 
„Eine Probefahrt auf den Centralf riedhof " 

(296); — 1875: „Das Foderlhaus in der 
AlserstraBe" (61); — „Der Hansjorgel" 

(6?); — „Das liebe Vieh auk der Biihne 

(Tbierkomodien) " (76); — „D.e erste Giraffe 
in Wien" (94); — „Zum Jubilaum des 
Augarteno" (119); — „Schnelllnuf er in 
Wien" (123)- — „Die Licitation beim 
„Bobieskn" auf der Turkenschanz" (132); — 
„Die neuesten Vieher im Carl»Theater " 

(13U) ; — „Ein fideles Haus vom Michel» 
beurgrund (3trg) " (^il) ; — „Automaten» 
und Schattenspiel»Theater" (138); — „Itu' 
liener in Wien" (166); — „Vom decorirten 
„Johann" vom Dommayer" (175); — 
„ I n der Grasel . Gegeno" (192); — „Vretter 
und Brettel" (236); - „Ein Saal fur 

Seite 330 



Wurzbach5 6 . txt 
Alles (Musikvereinssaal) " (260); - „Ein 
stilles Haus" (264); — „Prriestucke umer 
Director Carl. I. u. I I . " (269. 270); - 
„Vom Dehne" (286); A „Ein beriihmter 
Wiener Fleischhauer (Sefrieo) " (292) ; — 
„Theatergesch ' chtliche Vorstellungen" (293);^ 
Mimmer, Joseph 223 A Joseph 

— „Ungezogenheiten im Theater" (304); — 

, Unser Prater im Lichte der „Gartenlaube" " 
(309); — „Messenhau ser als dramatischer 
Dichter" (318); — „Ein decorirter Tanz» 
meister (Naab) " (327); — „ I n der Kinderkomodie" 
(329); - „Das „fidele" Wien" 
(333); - „Der Schinderdoctor" (338); - 
„Die zehn Bezirke Wiens" (341); — „Mustk 
von Adolf M u 1 1 e r " (342); - „Ueber 
Marionettentheater , Riesen 2c." (34s,); — 
„Unsere Hausmeister " (345) ; — 1870: „Men . 
wie es iflt und wie es gegessen hat" (10); 

— „Selbstmord des Souffleurs Muller" 

(11); - A „Der Wirth von Margarethen 

(Haydinger) " (17); — „Walln er's 
theatralische Laufbahn" (21); — „Der ehe« 
malige Apollo-Saal. I. u. I I . " (27. 33); - 
«Karl R o t t im Burgtheater" (42) ; A — „Der 
Eissaal in Penzing" (46); — „Cocrespon« 

denz zwischen zwei alten Schauspielern" 

(50); — „Vom Sanger und Nimrod Drar» 
ler" (53); — „Eine italienische Stagione 
in Wien" (68); — „Johann. Drahanek" 

(71); — „Graf S edlnitzky und die 
Wiener Kupplerinen" (93); — 1879: „Die 
Ochsenschul ' " (193); — „Die Wiener in 
Murzzuschlag" (208); — „Wien. wie es 
raucht" (2t 7); - „Die Grohstadt . Fere" 

(230); - „Demolitt!" (236); - „Der 
Schneidermeister Wurtzinger" (262); — 
„Der Mistbauer" (269); — „Auf den letzten 
Glacisresten" (278); — „Ein mulicalischer 
Beamter (Karl Fr. Hirsch) " (284): - 
„Licitation auf dem Penzinger Friedhof" 

(286); — „Ausspielung des Theaters an der 
Wien" (290); — „Ohne kaiserlichen Adler" 

(298); — »Die letzten Tage der Salzgries» 
taserne" (305); — „Das Grab eines Wiener 
Lieblings (W. Kunst)" (317); - „Leben 
und Wirken Anton Langer's" (336. 34t) ; 

— „Peinliche Falle" (340); - „Der Traum 
rines Zeitungslef crS" (349); - I88tt. 
„Strenge Faschings« und Tanzgebote" (19); 

— „Raimund'S Schadeldecke" (31) ; — 
„Auch ein Magnetiseur" (36); — „Beim 
Thurybruckel" (56); — „Specialitaten und 
Specialitatenstucke" (74) ; — „Ein Feiertags- 
Spaziergang" (90); — «Ein Schwimmer« 

krieg in Wien" (101); — „Ein Beethoven. 
Denkmalpro j ect" (119); — „Das Hans« 
wurstenhaus am Salzgries" (137); — „Der 
Umgang ' Sonntag" (147); — „Anton Bitt» 
ner 5" (157); — „Eine Unterredung mit 
dem Theaterdirector Carl "INI) ; — „Die 
Geschmacklosigkeit auf dem Friedhof" (178); 
o, Wurzbach biogr. Lerikon. I. VI. lGrdl. 24 

— „Der neue Polizeidirettor von Flag 

Seite 331 



Wurzbach5 6 . txt 

(Stejska!)" (i85); - „Der gem. Stadt 
Wien SchieBliatte" (200); - „Das Iubi. 
laum des Dornbacher Parkes" (209); — 
„Der Pfarrer vom Schottenf eid" (210); — 
„Lanner auf der Vuhne" (268. 269); — 
„ Im Mordwinkel" (28U); - «D'e letzten 
Standeln" ( A 9 A i); — „ Im alten Narren« 
thurm" (314); — „Kaiser Ioseph ' Neliquien" 

(329); - „ A pi-opoL vom Theater" (343); 

— 1881: „ I n der Iagerzeil" (9); — „Der 
Nestroy des Brettels (Mosei) " (28); — 
„Aus den Erinnerungen eines alten Tanz» 
mufikers" (58); — „Vom Versatzamt" (94); 

— „Der erste Emzug von der Favorita. 

I . u. I I . " (i< A . i 1 1 ) ; - „Vom alten 

Kampf" (143); — „Ein Wiener Meister 
(Gschmeidlel) " (132); - „Ein Komiker 

in Sibirien (Lighlowler Edler v. Stahl» 

berg)" (182); — „Das Wiener Burger« 

Militar" (183); - „Die Etiquette im 

Schonbrunner Garten" (192); — „Erotische 

Gaste in Wien" (2io) ; — „Aus der Rai. 

mund'Gegend" (227); — „Das alarniirte 

Wien" (236); - „Vom Bier" (247); - 

„Die Sinnspriiche der Wiener Zeitung" (238. 

263) ; — „Vom Dornbacher Friedhof" 

(266) ; — „Von Marinelli bis Tewele 

(Geschichte des Leopoldstadter Theaters). 

1 . bis IV." (282. 286. 288. 289); - „Der 
letzte „Muh" im Burgerspital" (303); - 
„Die Stufenleiter des Rausches" (328); — 
1882: „Der groBe Krach von Anno Elfe" 
(31). Im Fremden-Blatt . 1883: „Wiener 
Lieblinge". I. „Hanswurst . Kasperl und 
Thaddadl" (32.-): -II. „Vom National« 
theater Josephs II." (331); -III. „Die 
vier 15 des Burgtheaters (Koch, Korn, 
Koberwein,Kruaei) " (344);— 
IV. „Die groBe Schroder und andere 
Lieblinge" (337); - 1884: V. „ Im FreihauS 
und an der Wien" (16); — VI. „Das 

Tyeater an der Wien uiuec P a 1 f f n " (33) ; 
—VII. „Die Lieblinge der Manoge" (60, 
yt); vill.u.IX. „Das Burgtheater der 
alteren Generation. I. und H. Artikel" 

(82, 86, 96); - X. bis XIII. „Die Sterne 
des alten Leopoldstadter Theaters, 1—4" 

(108. 109. 123. 144. 137); -XIV. „Fanni 
ElBler" (173); — „Das essende Wien" 

(5); — „Das Jubilaum des „Verschwender" " 

(49) A . .Der Spiritist Philidorin 

Wien" (68) ; — „Die Rangclassen der 
Wiener Parteien" (130); — „Der Wiener 
Pore 3 a ch c, is e" (2tt8) ; — „Johann 

. April 1808 ) l!i? 

Mimmer. Joseph Eduard 226 Mimmer, Joseph Eduard 

2 t r a u R personlich" (282); — «Wiener 
Lieblinge . Neue Folge". I. „An der 
Statte des „Iauberschleiers" " (296): — 

I I . „Das Iosepbstadter Tdeater nach dem 

. . Zauberschleier"" (312); -III. „Das Carl» 

Theater und seine Zugkrafte. 4—4" (336. 

3«. 353); 1885: (<») ; - IV. „Die 

Pantomime" (23) ; — V. „Der Wiener 

Seite 332 



Wurzbach5 6 . txt 
Walzer" (38) : - VI- „Das Theater an der 
Wien unter P o k 6 r n n i— 3" (52. 73. 83); 
-VII. „Die Lieblinge des Brettels" (INft) ; - 
VIII. „Das Iosepbstadter Theaier nach Po» 
korny. 1-3" (128, li8. 133. 169. 176); - 
„Redouten. und Maskenballe" (18); — „Am 
Namenstage Joseph Lanner'6" (77); — 
„Philipp Fahrbach" (W) ; - „Ein Musik« 
schwindler in Wien (Lofs'ler)" (114); — 
„WienerLieblinge . Dritte Folge". 
„Kleine Lieblinge der GroBen. 1—4" (308 
322. 336. 340. 330) ; - 1886 : „Vom 

— Karntnerthor »Theater. 1-12" (17, 31. 43. 
59. 73. 90. 92. 106. 121. 133. 133. 173. 190); 

— „Liebe alte Bekannte" sTchmelzer Friedhof 
1-2) (288. 304); A 2t. Maner Friedbofj 
(31?); Matzleinsdorfer Friedhof) (328. 330); 

— „Die Iosephstadt im Karntnerthor* 
Theater" (M7) ; — „Karntnerthor- und 
Iosephstadter Theater" (357); - 1887: „Die 
sechs Wunder der Wiener Tdeater" (32); — 
..Die Dichter unserer Volksbiihne. 1—6" 
(34, 83. 94. 93. 113. 144); - „Hundert, 
jahrige Wiener Geschafte, i— ?" (287. 288. 
298. 3U6. 315. 323. 334. 343); - „Weih« 
nachten im Franzosen jahr (1803)" (353). — 
AuBerdem zahlreiche Wiener Local ' Feuilletons , 
Wiener Culturbilder : c . . Hunderte grofierer 
und kleinerer Kunst» und Theaternotizen und 
anderer Beitrage sowohl in den obgenannten 
Tageoblattern . als auch in Q. F. Berg's 
„Kikeriki" (in den ersteren Jahren seines Be< 
stehens), in der „Wiener Allgemeinen Zei» 
tung", im „Musik- und Theater»Iournal" , in 
der „Deutschen Kunst» und Musik ' Zeitung" , 

in den „Pikanten Blattern", in der „Heimat" 

u . . w . 

Wimmer, Joseph Eduard (Tonkiinstler , 

geb . zu W i e n 1820) . Aus 

einer Wiener Biirgerf amilie . Die Mutter 

besaft in den Vierziger-Jahren ein Backergeschaf t 

in der Griinangergaf se in Wien. 

Er zeigte friih groBes Musiktalent, wel» 

ches von gediegenen Meistern, wie 

Gansbacher und Sechter, ausge» 

bildet wurde. Bereits 1836, also im 

Alter von erst 16 Jahren, Kapellmeister 

am Ofener Theater, in gleicher Eigenschaft 

1837 zu Funfkirchen in Ungarn, 

besafl er schon 1842 den Ruf eines tiichtigen 

Organisten. I m let ztgenannten 

Jahre ward er Lehrer der Tonkunst an 

der stadtischen Schule in Funfkirchen. 

Als Componist war er fur Kirche und 

Biihne thatig, ob aber von seinen Com» 

Positionen etwas im Stich erschienen, 

wissen wir nicht . Aber nicht minder wirkte 

er auck als Theoretiker auf musikalischem 

Gebiete und hielt in der sechsten Versammlung 

der ungarischen Naturf orscher , 

welche 1846 in Funfkirchen tagte, einen 

Vortrag: „Zur Theorie des Echos", 

der dann in der August Schmidt ' schen 

„Wiener allgemeinen Musik ' Zeitung" 

Seite 333 



Wurzbach5 6 . txt 
1846, Nr. 114 und 115 zum Abdruck 
gelangte. Doch schon fruher hatte er in 
der genannten Zeitung einige Musik« 
artikel verof f entlicht , so: „Ueber die 
Stimmung derBlasinstrumente" (1843); 
— „Ueber Intonation der Metallinstru» 
mente" (ebd.), auch erorterte er schon 
damals einen spater zur Tagesfrage 
erhobenen, nicht unwichtigen Gegenstand 
im namlichen Blatte in dem Artikel: 
„Ueber Sicherung des Eigenthums» 
rechtes der Kirchencomvonisten" . Was 
nun seine Kompositionen betrifft, so hat 
er iiber Aufforderung des Bischofs von 
Fiinfkirchen fur den dortigen Dom com» 
ponirt: „2«i?-oz7«5 " , „Grudnale", „Gf f ertarium" 
und „Oummnnilln tiu uier Singstimmen 
ahne Begleitung" . Auch trug er 
sich urn die Mitte der Vierziger»Iahre 
mit der Composition einer groBen Oper 
„Hz'anca Hs?/<5 A o A a " , wovon nach 
Mittheilung meines Freundes Dr. Aug. 
Schmidt die ersten zwei Acte bereits vollendet 
waren, 'und welche er in Wien zurf 
Mimmer. Franz 22? Wimmer. Franz 
Auffiihrung zu bringen suchte, was chm 
jedoch kaum gelungen sein durfte, da alle 
Notizen iiber eine solche fehlen. Die 
musicalischen Lexika wissen nichts von 
ihm zu berichten; nur die unten benannte 
Quelle gibt iiber ihn eine kurze, seine 
Tiichtigkeit als Organist wiirdigende 
Notiz und bemerkt dabei, daB er mehrere 
Kirchen« und Theatercompositionen ge» 
schrieben habe . 
Schmidt (Aug. Vr . ) . Wiener Musik<Zeitung 

(4°.) 4842. Nr. 22; 1846. S. 437. 
Noch sind bemerkenswert ! ) : 1. Eolestin Wim« 
mer (gest. 180.) . der in der zweiten Halfte 
des achtzehnten Jahrhunderts lebte und Mit« 
glied des Eremitenordens der Augustiner, 
zugleich aber Professor der Theologie an der 
damaligen Hochschule zu Briinn war. Von 
ihm erschien im Druck eine ,,1'keologia clvFMatios." 

(Vruuae 1781), doch ist nur der 

erste Theil derselben herausgekommen . — 

2. Eduard Wimmer (geb. zu Wien 

3. September 1826) . Derselbe bezog Mitte 
October 1836 die Wiener-Neustadter Militar« 
Akademie, aus welcher er im September 

1843 als Lieutenant minderer Gebiihr zu 
Auersperg-Kiirassieren Nr. 5 eingetheilt wurde. 
I m Juli 1848 riickte er zum Oberlieutenant , 
im December 1849 zum Rittmeister zweiter 
Classe vor. Am 13. Mai 183 t trat er in 
Pension iiber. Er zeichnete sich in den Feld» 
ziigen 1848 und 1849 in Ungarn so aus. daB 
er das Militar<Verdienstkreuz erhielt. Z A THur» 
Heini (Andreas Graf) . Die Reiter «Regi« 
menter der k. k. osterreichischen Armee (Wien 
4862. F. B. Geitler, gr. 8".) I. „Die Kiiras« 
siere und Dragoner", S. 141) . — 3. Franz 
W i m mer (geb. in der zweiten Halfte des 
18. Jahrhunderts) . Er widmete sich dem 

Seite 334 



Wurzbach5 6 . txt 
Buchhandel und begann seine Laufbahn 1?83 
bei dem damaligen Reichshof raths ' Buchdrucker 
und Uniuersitatsbuchhandler Joseph Gerold 
in Wien, wurde nach seiner Lehrzeit Commis 
in dessen Geschafte und nach dem Tode seines 
Ehefs Director iiber dessen Buchdruckerei und 
Buchhandlung, in welcher Stellung er bis 
5806 verblieb, worauf er unter der Firma 
K u p f f e r und Wimmer seine eigene Buch« 
Handlung eroffnete. Als nach zehn Jahren 
vertragsmaBig diese Verbindung endete, trennte 
er sich von K u p f f e r und griindete 1819 sein 
eigenes Geschaft, welches 1857 noch bestand. 
I n demselben widmete er sich mit besonderer 
Vorliebe dem theologischen Fache und besaB 
in dieser Richtung wohl das groBte und best« 
sortirte Lager theologischer Werke in Wien, 
tiberhaupt in Oesterreich, und in Deutschland 
mochte ihn hochstens Manz in Regensburg 
iibertroffen haben. Neben dieser Hauptrichtung 
bevorzugte er auch noch medicinisch ' chirur« 
gische und militarische Wecke. Wahrend seiner 
buchhandlerischen Thatigkeit im Gerold' schen 
Verlage machte Wimmer auch in Literatur 
und gab einige Compilationen heraus, welche 
bei dem damaligen Mangel an guten Vil« 
dungsnntteln auf reichlichen Absatz hoffen 
lieBen, und so er.'chlcnen im Gerold'schen 
Verlage „Das Hausbuch fur Frauen und 
Madchen" und G H. MeiBner's „Stamm, 
buch oder Denkmale der Freundschaft und 
Liebe", beide in mehreren Auflagen; ein 
zweiter Theil des letzteren kam unter dem 
Titel: „Aehrenlese auf dem Gebiete der 
Lebensphilosophie" (Grah Isl3. Ferstl) hl-r< 
aus . Ferner compilirte Wimmer fur oon 
Gerold'schen Verlag die Biicher „Lohn des 
FleiBes und der guten Sitten" . „Denkbuch 
fur die Jugend" und „Andachtsubungen zum 
h. Altarsacrament " . Als er dann sein eigenes 
Geschaft eroffnete, debutirte er mit folgenden 
Schriften: „Gott priif t . Gott schiitzt die 
Jugend"; — „Die gottgef alligen Kinder", 
gab auch ein grofieres Sammelwerk in 
12 Theilen unter dem Titel: „Bildungs. 
bibliothek fur Madchen von reiferem Alter" 
heraus, deren erstere Theile mehrere Auflagen 
erlebten. I m Jahre 1846 ubernahm ein 
Franz Wimmer die Franz Gastl'sche 
Buchhandlung in Briinn und errichtete 1847 
eine Filiale in Nikolsburg. Ob wir es hier 
nur mit einer Person dieses Namens zu 
thun haben, konnen wir nicht entscheiden. 
— 4. Franz Wim mer. Eines Schrift» 
stellero dieses Namens gedenkt Karl Goe» 
deke zu wiederholten Malen in seinem 
„GrundriB zur Geschichte der deutschen Dich' 
tung" . und zwar bemerkt er. daB derselbe in 
den Zwanziger ' Iahren unseres Jahrhunderts 
zu Klattau gelebt und folgende Schriften 
herausgegeben habe : „Blumenkranzchen, ge» 
flochten im Kreise seiner Zoglinge" (Klattau 
1821, 8") und „Geschenk fur die reifere 
Jugend" (ebd. 1321) . An ander« Stelle berichtet 

Seite 335 



Wurzbach5 6 . txt 
er. daB auf M e i s 1 'S Stuck »Der 
lustige Fritz", welches 1818 in Wien zur 
Darstellung gelangte, ein W im mer. dessen? 
Wimmer, Friedrich 228 Mimmer. Georg 
Taufname nicht genannt ist, am 1U. Decemder 
1818 auf dem Iosephstadter Theater in 
Nien die Parodie „Dei traurige Fritz" zur 
Auffuhrung gebracht habe . Der vollstandige 
Titel des Meisl'schen Stuckes lautet: „Der 
lustige Fritz oder schlafe, traume, stehe auf. 
kleide dich an und bessere dich. Ein Marchen 
neuerer Zeit in 2 Aufz.". M e i s 1 hat dieses 
Marchen nach Van der Velde bearbeitet. 
Damals faBte auch Grillparzer den Plan 
zu seinem „Traum ein Leben", das aber erst 
13 Jahre spater (1834) zur Auffuhrung kam. 
Der oben genannte Franz N i m m e r , dessen 
Goedeke gedenkt, war Oberlehrer in Klattau. 
A Goedeke (Karl) . GrundriB zur Geschichte der 
deutschen Dichtung. Aus den Quellen (Dres 
den 1877. Edlcrmann. 8".) Vd. I I I , S. 994. 
Nr. 1036; 2. 829 im Artikel „Karl Meisl" 
zu Ende der Seite) . — 5. Friedrich Wi m< 
mer (geb. in Breslau 30. October 1803, 
gest. daselbst 12. Marz 1868) . Wenngleich 
kein Angehoriger des Kaiserstaates , so Hai er 
sich doch durch botanische Forschungen, welche 
auch den osterreichischen Tdeil Schlesiens um< 
fassen, ein Anrecht auf eine Erwahnung in 
unserem Werke erworben. I m Lehramte 
thatig, war er zuletzt in Breslau Director 
eines Gymnasiums und stadtischer Schulrath. 
Neben seinem lehramtlichen Berufe widmete 
er alle MuBe seinen botanischen Forschungen. 
Schon urn die Mitte der Zwan; iger>Iahre 
trat cr in e' s m>>i Krr!6 gleiche Ziele ucrfol» 
gender Freunde und stellte sich die Aufgabe, 
die schleiische Flora m't EinschluB des 6fter» 
reichischen Antheiles von Schlesien nach alien 
Richtungen zu durchf orschen, zu sammeln und 
kritisch f est zustellen . I n Gemeinschaft mit 
mehreren vor ihm verstorbenen Botanikern: 
Schummel (gest. 1848) . Giinther (gest. 
1833), Grabowski (gest. 1842). Krause 
(gest. 1836) und Wichura (gest. 1863) 
machte er botanische Ausfliige nach verschie» 
denen Punkten Schlesiens, insbesondere aber 
nach dem schlesischen Hochlande vom Niesen» 
gebirge bis zum Gesenke in dessen entlegensten 
Griinden . Bis in seine letzten Jahre brachte 
er einen Theil seiner Ferien im schlesischen 
Gebirge mit botanischen Forschungen zu und 
soil, wie versichert wud. Zeit seines Lebens 
nicht auBerhalb desselben gewesen sein. Bei 
den Leuten des Gebirges war er ein ebenso 
bekannter wie beliebter <.?ast. und was die 
botanische Durchf orschung Schlesiens, sowohl 
deS preuBischen als des osterreichischen An» 
theiles. betrifft, so verdankt man ihm ein gut. 
wrnn nicht das beste Theil des bisher 
erforschten. Von ihm erschien in dieser Rich' 
tung gemeinschaf tlich mit H. Grabowsky : 
,,1'lora 8il68iae. Vars I 6t I I " , mit zwei 
Bildnissen (Breslau 1327-1830. Korn. 8".). 

Seite 336 



Wurzbach5 6 . txt 
und allein gab er heraus: „Flora von Schle» 
sien. Handbuch zur Bestimmung und KenntniB 
der phanerogamischen Gewachse dieser Pro» 
vinz, nebst einer gedrangten Einleitung in die 
Pf lanzenkunde" (Berlin 1832, gr. 8".); — 

(Vi-ktiswvias 1838, 8". 223.); - „Flora 
von Schlesien, preuBischen und osterreichischen 
Antheiles oder vom oberen Oder» und Weichsel» 
Quellengebiet . Nach natiirlichen Familien mit 
Hinweisung auf das L in nasche System. 
Nebst phytogeographischen Angaben und einer 
Prosilkarte des schlesischen Gebirgszuges" 

(Breslau 1840, gr. 12".); eine zweite neu 
revidirte und bereicherte Ausgabe erschien 
nebst einer Ansicht der fossilen Flora Schle» 
siens von H. R. Geppert (Breslau 1844. 
12".) in 2 Banden, der 2. Band aber auch 
separat fur die Besitzer der ersten Ausgabe 
als Erganzungsband; — „i ' nsovki ' kLti 
Zresii o A era, a.ua,s «uvei-Lunt oniuia. Nmsnakta. 
saiait ouni axvu.i'Htu. critivo I ' r i a . 
A ViNinsr. loin. I et sud titulo Uistoi-i» 
I»!21itai-um" (Vr2ti31kvia, o 1842, 3er. 8".). 
sd'Elvert (Christian). Zur Culturgeschichte 
Mahrens und Oesterreichisch ' Schlesiens . 2. Th. 
A 18. Theil der Schriften der historisch«stati» 
stischen Section der k. k. mahrisch-schlesischen 
Gesellschaft zur Beforderung des Ackerbaues 
u. s. w.) (Brunn 1868, A. Nitsch, 3er.'8".) 
S. 187. 248. 230. 320. - Schlesische 
Provinzialblatter, 1368. Nr. 7. — 
23. Jahresbericht der schlesischen Ge« 
sellsckaft fur vaterlandische Cultur, 1867 

(Breslau, 8<>.) S. 126 u. f.). - 6. Georg 
Wimmer, eine der groteskesten Figuren 
des alten Wien aus dem ersten Viertel deS 
laufenden Jahrhunderts, von denen uns der 
alte Orafferin seinen „Kleinen Wiener 
Memoiren" Bd. I, S. 103 u. f. die mar» 
kantesten aufzahlt. Wimmer war seines 
Zeichens Back und wurde nur in dieser Eigen« 
schaft genannt . Den Namen Back wandelte 
man in Begg urn, so daB man nicht W im« 
meriana oder Bacteriana, sondern nur 

Beggiana kannte. G r a f f e r zeichnete dieses 
Original, das nur einen Nebenbuhler besitzt 
in dem verstorbenen Baron T o d e s c o 
l'Bd. XI"V, ' S . 227 in den Quellen) , als 
„einen, was Drastisch ' Burleskes betrifft. Alles^ 
Stammtafel der Familie Capello Grafen von Wickenburg. 
Anton Anselm 1790 Graf 

geb. 4. October 1750.1- 19. April 1813. 
Lucy Grafin von Oallberg 
geb. 1763, t 10. Juni 1823. 
Heuriette, 

urn. /ran) Freiberr von Weyer. 
Karl Theodor 

geb. 13. November 179N. 5 3. October 184?. 
Ernestine 

geborene Fceiin von Kocknin-Dolf f s . 
Matthias Constantin sS. 228^ 
geb. 16. Juli 1797.1- 26. October 188<», 
Emma geborene Grafin Vrsay 
geb. 10. September 1813, f 6. Februar 1880. 

Seite 337 



Wurzbach5 6 . txt 
') Karl s:ll Vtto A Henriette 

«ed. 11. Sept . ' i8<9. geb . 2<». Noo geb, 9, Dec. i821. geb . 2<» Dec. 1823. 
Emilie t82<>. f 18<:<». Laura vm. Emil 
geborene Grasii, geborene S A alka Graf Keekers 
Vnffy-Mignot verw. v Pctrovics. ; u Wef terf tetteu . 
g,b. 17, Mai 1834. 
Constanze Edmund Marie 

geb. a, Juni geb 6. Febr. 1831. geb. 1. Ian. 
1826. s i2. Marz 1871. 1836. 
Stif tsdame . Stephanie Stiftsdame. 
geborene Sorvith 
von Salab6r. 
Marie Agnes 
geb 2. Teptemlx'r i 
vm. Atthur 
Graf Saint-Julien . 
M. Eduard 
qed. :t '"uli l«s» 
Stephan Margaretha 

geb. 16. Juni geb. 23. Juni 1860. 
i839. Stiftsdame 
in Brtinn. 

Maria Marco Maria Charlotte 
;rb. 13 April 1864. geb. 3 Febr. 1 
Wilhelm 
geb. 7. August 1798. -f 3 i . Janner 1834. 

1) Therese geborene Sellierg de MoranviUe 
geb. 1806. t 1. Marz 1838. 

2) Marie geborene von Tointrelle 
geb. 23. August 1817. 
Csnstantin 

geb. 1. Oct. 

1823. -j-. 

Emma 

geb. 6. Juni 1831, 

vm. Eugen Freil>. 

von Ehrenf els . 

Fran' 1 Javier 

geb. 7. Juni 1836, 

5 26 Oct. 1874. 

Auguste geborene 

Grafin Dosst-Fedrigotti 

geb . Febr . 1833 . 

Therele Wilhelm Constantin Clotilde Ludwig Arthnr Ottokar 

geb. 27. Febr geb. 3. Marz geb. 16. Aug. geb. 9. Nov. geb. 3. Sept. geb. it 

Marz geb . 7 . Nov . 

1856. 1837. 1838. 1861. 1863. . 1863. 1867. 

Vttokar sl!j 

geb. j A . August 18:11. 

1) Sophie geborene Graftn Huuyadn von Kethely 
qeb «4 . Marz 1833, s 14. Marz 136!». 

2) Luise geborene Schmidt 
geb. 24. December 1844. 
Lucie 

geb. i 1 , October 1832. s. 

Emmerich Prinz Thurn-Taris. 

Ida 

geb. 29. September 1834. 

urn. Franz Graf von Kejselstatt. 

Bianca 

geb. 6. October 1837. 

urn. Karl von Aoamovich de Csepin. 

Albrecht sS. 221"1 

geb. 4. December 1838. 

Seite 338 



Wurzbach5 6 . txt 
Wilhelmine Grafin Almisy j A T. 232) 
geb. 8. April !84u. 
Nosa 

geb 10. September 1869. 
klobert 

geb. 5. Juni 1874. 
geb. 21. Marz 18. i7. 

Gabriele geborene von Znaiwwerth- ' Nebenburg 
geb. 9. Juli 1859. 
Vtts 

geb. 11. Marz 1883. 
g?b, 
Louis 

I . I u 1 i 1860. f 26. April 1864. 
Henriette 

geb. 23, August 1363. 
Kianca 

geb. 17. October 1866, f 20. Juni 1870. 
Rudolf Albrecht 
geb. 17. October 1874. 
Alfred 

geb. 26. Juli 1835. 

' ) Die in den Klammern 1 ) befindlichen Zahlen weisen auf die kiirzeren 
Biographien welche sich auf 2 . 227 u. f. (Nr. 1—6) befinden, wenn aber ein S> 
voransteht, auf die Seite, auf welcher die ausf uhrlichere Lebensbeschreibung des 
Betreffenden steht. 

Zuv. Wurzb ach ' s biogr. Lexiton. Bd. 1 A .? 
Wickenburg) Karl ' 2?7 Wickenburg' 1 Otto 
welches im Ottobrr 13is vor der im vollen 
Aufruhr begriffenen Hauptstadt Wien stand, 
dann aber im December nach lingarn vor< 
riickce und im Graf Tchlil'scken Corps 
mehrfache Recognoscirungen und Streifcom» 
nmndos ausfiihrte, auch mehrere Gefechte, 
darunter jrne6 bei V<.'rpeltth bestand. I n 
diesem ritt Graf Karl mit seinem Fliigel 
an der Seite des Corpscommandautm Grafen 
Schlik zur Uebersicht des Schlachtf eldes auf 
eine dasselbe beherrschende Anhohe . Zwischen 
dem Standpunkte des Grafen Schlik und 
jenem der Huszarcn zog sich eine ansehnliche 
schluchtahnliche Vertiefung welche we A cn des 
an der Thallinie befindlichen dichtcn Ge« 
Holzes nicht zu iibersehen war. Durch dieseS 
letztere gedeckt, riickte ein Bataillon der 
Polenlegion auf?a— 80 Schritte reran und 
gab Feuer. Da attaquirie Graf Wickenburg 
die Planklerschwarme und warf sie mit seinen 
Kurassieren, wahrend die iibrigen feindlichen 
Truppenabtheilungen du ' ch unsere herangezogene 
Infanterie und das wirksame Ge< 

schuhfeuec des Oberlieutenants Bartrlmus 
zum Ruckziige gezwungen wurden. Spcm>r trat 
der Graf aus den Reihen der activen Armee, 
im Jahre i861) starb er. lThiirheim (An» 
dreas Graf) . T:e Reiter ' Regimenter der 
k. k. osterreichischen Armee (Wien 18M. Geit< 
ler, gr, 8".) I. Bd.: „Kurassiere" . 2. 209.) 
— 4Matthias Constantin ssiede die 
besondere Biographie T. 228^. 3. Otto 
(geb. 9. December 1321) . Ein Bruder der 
Grafen Eduard und Karl, trat er friih» 
zeitig in die kaiserliche Armee und wurde 1843 
Oberlieuienant bei Kaiser Ferdinand Uhlanen 

Seite 339 



Wurzbach5 6 . txt 
Nr. 4. I m Herbst 1847 erhielt das Regiment 
Marschordre nach Italien. Kaum war der 
Stab desselben in uremona eingeriickt, als 
die Revolution in Mailand ausbrach. Graf 
Otto, damals schon Rittmeister, stand eben 
im Begriffe, von einer Fassung aus Mantua 
zum Reginiente Zu stoBen, als er unterwegs 
in die Hande von Insurgenten gerieth und von 
diesen gefangen gehalten wurde. Nachdem das 
Regiment den Feldzug 1848 und des Fruh» 
jahres i849 in Italien mitgemacht hatte, muBte 
es Anfangs April in Eilmarschen nach Un< 
garn abriicken, wo es sich in Oedenburg sain» 
melte und zum 1. Armeecorps des Feldmar» 
schall-Lieutenants Schlik eingetheilt wurde. 
Vei Bo'S.'lrkany nnd Csorna t.t. Juni 
focht es. mit einer Vravour, daB selbst der 
Insurgentenf uhrer Klapka die a . iage; eich< 
nete Tapferkeit der osterreichischen Nhlanen 
im Gebiete der Literatur, namlich jener 
des Grafen Albrecht, als eines eminenten 
Uebersehers, dem die deutsche Literatur die 
Einverleibung mehrerer englischer Meisterwerke 
der Dichtung verdankt, und seiner Gemalin 
Wilhelmine, die auf lyrischein, epischem und 
dramatischem Fl'lde mit seltenem Erfolge thatig 
gewesen. — Was nun die Ehen dieses Ge> 
schlechtes betrifft, so begegnen wir Namen 
d?r' edelsten Adelsf amilien sowohl unter den 
Frauen, die sich die Sonne holten, als unter 
den Mannern, welche urn die Tochter dieses 
Hauses warben, wir nennen nur beispiels» 
weise BockuM'Dolffs . Orsay. Bussy- 
Mignot . Thurn ' Taris . Kesselstatt. 

Bossi ' Fedrigotti . Saint-Iullien . Almasy, 
H o r v a t h , Hunyady us, w. 

I I . Besonders hervorragende Sprossen der Grasensamilie 
Wickendurg. j . Albrecht A siehe die 
besondere Biographie 3, 221) . ^ 2 . Eduard 
(geb. t 1 . September l«li>) . ein Sohn des 
Grafen Karl Theodor. Herrn der Herr« 
schaften Eltze in Hannover. Szakacs, Madi» 
zerty und Szlatina in Ungarn, Erbdrosten 
von Neuhaus in Hannover und k. k. Ritt« 
meisters a. D.. aus dessen Ehe mit Erne< 
stine Freiin von P ocknm - D o 1 f f L , trat 
jung in die kaiserliche Armee, war 1843 
Oberlieutenant bei Wiirttemberg » Huszaren 
Nr, (>. wurde dann Rittmeister im 1. Dra» 
goner-Negimente und im Mai 1862 Major 
im i 1 . Uhlanen-Negimente . in welchem er 
1838 zum Oberstlieutenant , im November 
1861 zum Obersten und Regimentscomman» 
danten vorruckte; schlieBlich ward er General« 
major und Brigadier bei der 3. Truppendivision . 
Zur Zeit lebt er als Generalmajor 
im Ruhestande auf SchloB Haagberg in 
Niederosterreich . Als Oberst seines Regiments 
erhielt er fur sein ausgezeichnetes Verhalten 
im Feldzuge 186« gegen PreuBen das 
Militar-Verdienstkreuz . Graf Eduard ist 
seit 29. October 1802 mit Emilie Iosephine 
geborenen Grasin Vussu/Mg""! y^inali. und 
stammen aus dieser Ehe ein Sohn Eduard 

Seite 340 



Wurzbach5 6 . txt 
und eine Tochter Marie Agnes A vergleiche 
die Stammtaf el) , — 3. K a r t (geb. 20. No« 
vember 182«), ein Bruder der Grafen 
E d u a r d und Otto, trat gleich denselben 
in jungen Jahren in die kaiserliche Armee 
und wurde 1843 Oberlieutenant bei Prinz 
Karl von PreuBen-Kiirassieren Nr. 3. I m 
Feldzuge «84 9 gegen die Ungarn diente der 
Graf bereits als Rittmeister im Regimente.^ 
Wickenburg (Vappen) 228 Wickenburg) Matthins Const 
rudmte, I n dasein deldcnlnuit-i^en Kampfe 
fit' ! Generalma jor W : ' £> . und Niltmeister Graf 
Wickendur. ' trug eine AA wunoun A davon . 
18^6 ; um Major bei « /N 'lani Galias-Ublanen 
Nr. In d>, ' f5rdl ' rl, kanl Graf A t i o t8:»8 ; um - 
Hofstaat 2e:nor kaiserlichen Hoheit des Er-, ' ! 
der; 1, 'go 3ic A ' .nund und wurde wahrend 
seiner Dienstleistung bei demselben 1869 
Oberstlieutenant im Reaimrluc, zu welchem cr 
i:u folgenden Iadre einriickte. I m Juni t86ss 
sah er sia' zum Obersten im Regimente ernannt, 
aus welchem er dann in den Riibe« 

stano iibertrat, den er zur Zeit in Wien verlebt. 
Graf Otto bat sich a:n 11>. Februar 
1872 mit l.'uurli geborenen 5zalka verwitweten 
peler Ritter uon petrowirz vermalt, doch sind 
aus dieser C'be keine Kinder vorhanden. 
A Thurheim. Tie Reirer« Regimenter der 
k. k. osterreichischen Armee (Wien 1802, 
Geitler, ar. 1>".) Bd. 1 1 : „Tie Uhlanen", 
S. 102 und 1!)6. A — <'. Ottokar (geb. zu 
Gratz am 13. August j8:ij) . Der alteste 
Sohn des Grafen Mattbiao Constanti n. 
trat er 1848 in die kaiserliche Armee und 
machte alo Lieutenant im Negimente Baiser» 
Uhlanen den Feldzug in Italien, dann als 
Oberlieutenant im Regimente Karl Ludwig« 
Chevaurlegers t849 den Winter-Feldzug in 
Ungarn mit. bei welcher Gelegenheit, er 
infolge der grimmigen Kalte mehrere Finger 
verlor. Bald darauf quittirte er den Militar« 
dienst als Rittmeister, schied aber vor einigen 
Iabren ganzlich aus dem Armeeverbande . Er 
vermalte sich am 8. August 1865 mit Zoplne 
geborenen Grasin Hunziadu und einige Jahre 
nach deren 1869 erfolgtem Tode mit l^llis'e, 
geborenen Zchinidl. (Die diesen beiden Ehen 
entsprossenen Under sind in der Stammtafel 
verzeichnet . ) Gegenwartig ist Graf Ottokar 
Wickenburg President des „ ( Ileichenberger 
und Iohannisdrunner Actierwereines " und 
Biirgermeister von Gleichenberg . Fur die 
Verdienste, die er sich in dieser Eigenschaft 
erworben, wurde er von Seiner Majestat 
durch die Verleihung des Ritterkreuzes des 
Leovoldordens ausgezeichnet . — 7. W i 1 - 
helmine ssiehe die besondere Biographie 
S. 222-. 

III. Wappen. Quadrirter Schild mit Herz« 
schild. < und 4 in Vlau ein doppelt ge» 
schwanger, einwarts gekebrter goldener Lowe. 
2 und 3 in Gold ein einwarts gewendeter 
rotber Greif. Her; schild. I n Silber ein 
runder schwarzer Hut mit breiter Krampe 

Seite 341 



Wurzbach5 6 . txt 
und silbernem Bande (Capello) .Devise: 
8olom toleindit st ImdreL. 
Wickenburg, Matthias Constantin 

Caftello Graf (Staatsmann, geb . aus 
dem Rittergute Pesch bei Diisseldorf 
am 16. Juli 1797, gest. zu Gleichenberg 
in der Steiermark am 26. October 
1880) . Ein Sohn des kurpf alzischen Gesandten 
an den Hofen von St. Petersburg 
und Wien Anton Anselm Cap 
e 1 1 o Grafen von Wickenburg aus 
dessen Ehe mit 3ucie geborenen Grafin 
Hallberg, kam er in sehr jungen Jahren 
mit seinen Eltern nach Wien, wo er die 
offentlichen Schulen und die Universitat 
besuchte. Nach beendeten Studien trat er 
in den Staatsdienst und begann seine 
amtliche Laufbahn bei dem Kreisamte 
im V. U. M. B. zu Korneuburg. Von 
da kam er zur niederosterreichischen Regierung 
und nach einiger Zeit zur allge' 1 
meinen Hofkammer, bei welcher er bald 
zum iiberzahligen Hof concipisten und 
dann zum Hofsecretar befordert wurde. 
4823 iibersetzte ihn Kaiser Franz proprio 
inotu als wirklichen besoldeten 
Hofsecretar zur vereinigten Hofkanzlei, 
1824 wurde Wickenburg niederosterreichischer 
Regierungsrath und 4823, 
also im Alter von 28 Jahren, Kreis» 
hauptmann im V. 0. M. B. zu Krems . 
Kaum hatte er diesen Posten angetreten, 
als ihm der Kaiser in einer auBerordent» 
lichen Mission die Untersuchung aller im 
Laufe vieler Jahre vorgekommenen Unterthansbeschwerden 
im Miihlkreise des 

Landes ob der Enns iibertrug, welche 
Aufgabe der Graf zur vollkommenen 
Zuf riedenheit loste. Nun kehrte er auf 
seinen Posten in Krems zuriick und 
fiihrte die Verwaltung des Kreises in 
wahrhaft mustergiltiger Weise. Als sichtbare 
Zeichen seiner Fiirsorge nennen wir 
die von ihm angelegten Communications*? 
Wimmer, Heinrich 229 Mimmer, Joseph 
iiberragenden Heros, eine Welt von Genie 
und Originalitat , Mikrokosmus von kiihner 
Geisteskraf t , gepaart mit der completesten 
Unwissenheit , kecken Selbstgef iihls ; mitlachend, 
wenn man selbst vor Zachen zerplatzte, wohl 
wissend, das gelte nur dem barocken .Aus« 
drucke, nie dem Geist, den man ehrte und 
pries, Beides mit hohem Recht . Dieser noch 
nie dagewesene, immer wiederkehrende Cha« 
rakter wurde nicht begriffen; ein voiles leben» 
diges Bild muB ihm werden. Material ist 
da, S a p h i r hat dessen und ich. Ich (Graf» 
fer) unter Anderem besitze das Idiotikon. 
Dieses Kraftgenie zu belachen und zu bewun« 
dern, fanden Karl Maria uon Weber. Sa» 
phir.Majlath. Castclli. Kachler. 
Emil E y v , Kanne, Ieitteles und Andere 
sich ein" . So Gr a f f e r , der uns auch einige 
der kostlichsten Proben von W i m m e r's 

Seite 342 



Wurzbach5 6 . txt 
Wortoerrenkungen und Begrisssverstummlun« 
gen, die aber doch wieder auf einen kolos» 
ialen Witz auslaufen, mittheilt. So z. B. auf 
die Neuigkeit, daB die Donau wieder aus« 
getreten, bemerkte Wimmer: „Sie ist zu 
nahe bei Wien. man muB sie hinrichten" 
<ihr eine andere Richtung geben) ; ubersetzen 
nannte er iiber schwadern. Schrif tsteller 
Weltschreiber . Kiinstler Freilaufer, die 
Freilaufer sind vogelfrei (so frei wie der 
Vogel in der Luft) ; der Mensch ist so mager 
wie ein S t i 1 et (Skelett) u. s. w. N i r ver' 
weisen betreffs des originellen Kauzes auf 
die Quellen. A Gr affer (Franz) . Kleine 
Wiener Memoiren: Historische Novellen. 
Oenrescenen. Fresken. Skizzen u. s. w. zur 
Geschichte und Charakteristik Wiens und der 
Wiener u. s. w. (Wien 1843, Beck. 8".) 
I . Th.. S. 1<)7 (im Artikel „Volks . Plutarch" . 
S. 102-108); S. 123: „Beagiana" . - 
Derselbe. Wiener Dosenstiicke, namlich: 
Physiognomien . Conversationsbildchen . Auf» 
tritte u. s. w. Wien und die Wiener betref» 
fend. Zweite Ausgabe (Wien 1832. GroB . 
H".) Bd. I , S. 63: „Beggiana Nr. 2". - 
WienerCourier (Localblatt) 1837. 
Nr. 276: „Wiener Volkssiauren . 5. Der 
Begg" . ) — 7. Heinrich Wimmer Edler 
von Ebenwald (geb. zu Mezahegyes in 
Ungarn 31. December 1841) . Der militari' 
schen Laufbahn sich zuwendend, kam er zur 
Ausbildung in derselben zuerst in das Ca< 
deteninstitut zu Marburg, aus diesem im 
Jahre 1836 in die Wiener-Neustadter Aka« 
demie . aus welcher er im Juli 1839 als 
Lieutenant minderer Gebuhr zu Baden«In« i 
fanterie Nr. 30 eingetheilt wurde. I m Mai 
1866 riickte er zum Lieutenant hoherer Ge« 
biihr . im Juni desselben Jahres zum Ober' 
lieutenant vor. Er machte die Feldziige 1859 
und 1866 in Italien mit und erhielt fur sein 
ausgezeichnetes Verhalten in der Schlacht bel 
Custozza (24. Juni 1866) am 18. Juli dieses 
Jahres das Militar . Verdienstkreuz . — Ein 
Heinrich Freiherr von Wimmer diente 
1809 als Rittmeister bei Graf Klenau- 
Uhlanen Nr. 9 und zeichnete sich bei den 
Riickzugsgef echten, welche nach der Schlacht 
bei Wagram vom 6. bis 9. Juli stattfanden, 
durch seine Tapferkeit so aus, daB er in der 
offtciellen Relation iiber dieselben namentlich 
belobt wurde. Vielleicht gehort er der von 
Jacob Freiherrn von Wimmer in Bah. 
men begriindeten Familie an. — 8. Jacob 
Wimmer. AuBer dem bereits angefiihrten 
Jacob Freiherrn von Wimmer ist auch 
Jacob Wimmer, ein ZeitgenoB, zu er< 
wahnen, der nek nach beendeten rechtswissen» 
schaftlichen Studien dem Auditoriate zu« 
wandte und 1843 Hauvtmann ' Auditor im 
Inf anterie . Regimente Mariossy. heute Erz> 
herzog Joseph Nr. 37. wurde. Derselbe hat 
zu Anfang der Fiinfzig er>Iahre eine „Nor> 
malten«Sammlung fur Militargerichte" in 

Seite 343 



Wurzbach5 6 . txt 
2 Banden herausgegeben und dazu bis 1875 
20 Supplementhef te als Erganzung folgen 
lassen. I n der Folge riiste er in seinem 
Dienstzweige vor und war 1860 Oberstlieu» 
tenant, spater General ' Auditor . Referent und 
Kanzleidireclor bei dem obersten Militar« 
Iustizsenate in Wien. Da sein Werk anfangs 
als Vrivatsammlung herauskam und im 
Buchhandel nicht zu haben war, ist eine voll« 
standige Ausgabe mit den Supplementen eine 
grofie Seltenheit. — 9. Joseph Wimmer 

(geb in Wien 1742, gest. zu Gratz 1. Juli 
1824) . Nachdem er an der Wiener Hochschule 
das Studium der Wundarzeneikunde beendet 
hatte, begab er sich zu seiner weiteren Aus» 
oildimg auf Reisen in fremde Zander, mit 
deren Spitalern und sonstigen Heilanstalten 
er sich bekannt machte. 1796 nach Wien 
zuriickgekehrt , wurde er daselbst Magister der 
Chirurgie, diente zunachst als Assistent im 
damaligen spanischen Spital und trat dann 
1771 als Hauschirurg in die Dienste des 
Fiirsten Schwarz enberg. dem er nach 
Briissel folgte. 1772 kehrte er in sein Vater» 
land zuriick und lieB sich in Gratz als Wund« 
arzt nieder. Daselbst begann er 1776 ange» 
henden Wundarzten unentgeltliche Vorlesun«? 
Mimmer, Peter 239 Mimmer, (Zimmermeister ) 
gen liber Anatomie zu halten. 1780 wurde er 
Professor der theoretischen und praktischen 
Chirurgie am damaligen Graher Lyceum und 
trua als solcher auf das thatigste zur Errich» 
tung eines allgemeinen Krankenhauses bei. 
Nachdem er noch 1789 das Doctorat der Chi» 
rurgie erlangt hatte, blieb er bis 1808 im 
Lehrfache unter gleichzeitiger chirurgischer 
Spitalbesorgung thatig, dann trat er in den 
Ruhestand, in welchem er im Mer von 
82 Jahren starb. I m Druck ist von ihm nur 
die Schrift: „Krankheits< und Heilungs» 
geschichte einer merkwurdigen Speckgeschwulst 
am Halse" (Gratz 1794. mit 1 Kupf.) er< 
schienen. "0 esterrrichische National» 
Encyklopadie von G r a f f e r und Czi« 
kann (Wien 1836. 3«.) Bd. V I , S . 154.) 
— 10 Iustinian»8AuctoVl»3io Wimmer 

(Priester der frommen Schulen, geb. in Wien 
1738. gest. 17. Janner 1793) . Er trat in jungen 
Jahren zu Wien in den Orden der frommen 
Schulen, in welchem er den Ordensregeln 
gemafl viele Jahre in den unteren Classen 
den Unterricht ertheilte. Dann wurde er 
Rector der Ordensschule im Stadtcollegium 
zum h. I vo und blieb es. bis dasselbe von 
Kaiser Joseph I I . aufgehoben wurde. I n 
diesem Institute trug er lange Zeit hindurch 
die sogenannte doppelte Buchhaltung 
vor, eine mathematische Disciplin. Rechnungen 
zu fiihren in einer Art. dafi> man jederzeit 
Gewinn und Schaden eines Geschaftes sowohl 
im Ganzen, als aus jedem Theile desselben 
sicher und genau berechnen konne . Diese Vor» 
trage fafite er dann zusammen und gab sie 
in den zwei folgenden Werken im Druck 

Seite 344 



Wurzbach5 6 . txt 
beraus: „Erklarung zu der Gerhabschaft und 
den Pupillarrcchnungen" (Wien 1783, 8 " . ) ; 

— „Grundsahe der Rechnungswissenschaf t in 
doppelten Posten zum Gebrauche der offent« 
lichen Vorlesungen" (Wien 1785) . A o - 
inlu & 

1809, t A via rsFias Hinv6r5iiHti5 krmF»- 

«025, 8«.) ?2?L I I , p. 830. - 11. Peter 

Wimmer diente in der k. k. Armee und 

war 1843 der alteste Capitanlieutenant im 

Ottochaner 2. Grcnz. Infanterie «Regimente. 

Die Feldzlige der Jahre 1848 und 1849 

machte er in Ungarn und Italien als Major 

im Regimente mit und erhielt fur sein aus« 

gezeichnetes Verhalten in denselben den 

Orden der eisemen Krone dritter Classe. 

ITHurheim (Andreas Graf) . Gedenkblatter 

aus der Kriegsgeschichte der k. k. 6sterreichisch« 

ungarischen Armee (Wien und Teschen 1880, 

K. Prochaska. gr. 8") Bd. I , S. 569. Jahr 

1848 und 1849.) - 12. Wolfgang Wirw 

mer ssiehe FlorianNimmer . S. 214) . 

der bei seinem Eintritt in den Benedictiner« 

orden den Taufnamen Wolf gang mit dem 

Klosternamen F 1 o r i a n vertauschte. — 13. Ein 

Wimmer, dessen Taufnameu wir nirgends 

verzeichnet finden, war ein schlichter Zimmer« 

meister in PreBburg, der im vorigen Jahr« 

Hunderte, und zwar in der zweiten Halfte des< 

selben zur Zeit Kaiser Josephs I I . lebte, 

und dem ein Blatt in der Geschichte der 

Kunstmartyrer gebiihrt . Von friiher 

Jugend erlernte das Zimmermannshandwerk 

— vielleicht war es seines Vaters Geschaft 

— dem er trotz ungewohnlicher kunstlerischer 
Begabung, durch driickenden Mangel sich zu 
erheben unvermogend, Zeit seines Lebens ver» 
fallen blieb. Trotz alledem aber und bei ool< 
ligem Mangel an hoherer Bildung fiihlte er 
sich zu Leistungen gedrangt, die allgemeine 
Bewunderung erregten. So ist unter Anderem 
der Dachstuhl der evangelischen Kirche in 
PreBburg sein Werk. Dieser, von einer sel« 
tenen Kunstf ertigkeit , wird von Architekten 
als eine Merkwiirdigkeit bewundert, so leicht 

und luftig, so alles Eisens bar ist er errichtet. 
Auch erbaute Wimmer die kunstreiche 
Wasserleitung auf dem SchloBberge, und das 
Modell einer stehenden Briicke iiber die Donau 
in PreBburg, welches er ausgefiihrt, erregte 
die Aufmerksamkeit des Kaisers Joseph, der 
es nach Wien bringen und in einem Saale 
der Hofburg aufstellen lieB. Das filigran» 
artige schlanke diinne Modell besaB in seiner 
ungemein sinnreichen Zusammenset zung doch 
solche Festigkeit, daB ein Kiirassier in Wehr 
und Waff en dariiber ritt . ohne daB es zu» 
sammenbrach. Der Kaiser beschenkte den ge« 
schickten Zimmermeister mit hundert Ducaten. 
und auch die Ausfiihrung im GroBen ward 
festgesetzt, unterblieb aber aus unbekannten 
Ursachen. Doch Wimmer, der aus dieser 
Arbeit die Befreiung aus den beengenden 
Fesseln seiner Armut erhoffte, gerieth dariiber 

Seite 345 



Wurzbach5 6 . txt 
in Schwermuth, dir ihn nicht mehr verlieB. 
Noch construirte er in diesem traurigen Zu» 
stande, in welchem er auf die unf ruchtbarsten 
Gedanken verfiel, ein ?oi-vstuuin uiodil«. 
Alle freie Zeit, die ihm von der Arbeit an 
den Zimmerplat zen, welche er verrichtete, urn 
nothdiirf tig sein Leben zu fristen, ubrig blieb, 
verwendete er zu diesem Mechanismus und? 
) Emanuel Ferd. 23 1 Wimmersperg (Genealogie) 
brachte auch einen solchen zustande, denn 
thatsachlich ohne Uhrmechanismus bewegte 
sich seine Maschine fort und fort, aber nur 
24 Stunden, dann blieb sie stehen. Wim« 
mer aber verlor dariiber den Verstand. So 
wurde er achtzig Jahre alt, man sah ihn an 
den StraBenecken stehen, neben sich sein I>6i> 
z>6tnu.m, ino^iis, das er den Kindern, wenn 
sie aus der Schule kamen, Zeigte, an dem 
Erstaunen der Kleinen sich ergotzend. Eines 
Tages fand man den achtzig jahrigen Greis 
an einen Eckstein gelehnt, das Haupt vorn» 
iiber geneigt, als schliefe er. Da der Schlaf 
lange dauerte, versuchte man es. den Greis 
zu wecken, vergebens — er war todt; mit dem 
I>slp6tiiuiii modils in den Handen war er 
entschlafen. ''Fran kl (Dr. L. A,). Sonn« 
tagsblatter (Wien. 8".) Ill . Jahrg.. 4844. 
Nr. 39: „Aus PreBburg: Donner. Kliegl. 
Wimmer " . A 

Wimmersperg, Emanuel Ferdinand 
Ereiherr von (k. k. Kiirassier-Oberst , 
geb . 19. September 1726, Todesjahr 
unbekannt) . Ueber die Familie des Obersten 
geben die Quellen naheren Auf» 
schluB. Emanuel Ferdinand, ein 
Sohn des Anton Sebastian von 
Wimmersperg aus dessen Ehe mit 
Rosalia geborenen Gursky von Mi» 
loslaw, trat in jungen Jahren in ein 
kaiserliches Kiirassier ' Regiment , und wir 
finden ihn 1738 als Major im 4. Kiirassier ' Regimente, 
damals Graf Serbelloni, 
in welchem ei 1768 zum Oberf tlieute» 
nant, 177! zum Obersten vorriickte und 
bis zu seiner 1773 erfolgten Pensionirung 
verblieb. Er war ein ausgezeichneter , 
ungemein tapferer Reiteroff icier , dessen 
Name in den Annalen deS sieben jahrigen 
Krieges mit goldenen Lettern aufge» 
' zeichnet ist. Besonders im Feldzuge 1760 
that er sich hervor. Es war in der 
Schlacht bei Torgau am 3. November; 
das Regiment, vereint mit Buccow-Kurassieren, 
warf sich mit beispielloser Bravour 
auf die feindliche Reiterei und trieb 
dieselbe zur Flucht. I n das die Fliehenden 
verfolgende Regiment speit die 
feindliche Artillerie ihre vernichtenden 
Geschosse, schon ist der Oberst Hueber 
an der Spitze gefallen, nun riicken 
preuBischerseits bedeutende Verstarkungen 
heran, den Siegeslauf der Unseren zu 
hemmen, aber da stiirzen sich Major 
Wimmersperg und Rittmeister Graf 

Seite 346 



Wurzbach5 6 . txt 
Deym an der Spitze von zwei Esca» 
drons in die Flanke der anriickenden 
Preufien, und Oberstlieutenant Graf 
Tige attaquirt mit den ubrigen Esca« 
drons die Front derselben. So in die 
Mitte genommen, waren die Massen in 
kurzer Zeit gesprengt, ein grofier Theil 
der Mannschaft niedergehauen, 1 Stabs-, 
2 Oberof f iciere und 319 Mann gefangen 
genommen, 1 Kanone, 12 Fahnen erbeutet. 
Unser Major hatte mit eigener 
Hand eine Fahne erkampft. Emanuel 
Ferdinand von Wimmersperg war 
mit Francisca von Born, einer 
Schwester der Gattin seines Bruders 
Anton Joseph, vermalt. Doch scheint 
mit ihm und seiner Gemalin diese Linie 
erloschen zu sein. 

Thurheim (Andreas Graf) . Die Reiter« 
Regimenter der k. k. osterreichischen Armee 
(Wien 1862, F. B. Geitler, gr. 8".) 
I . ..Die Kiirassiere". S. il)6. 
Zur Genealogie der Freiherren von Wimmers» 
perg. Die Daten iiber diese Familie reichen 
bis in die erste Halfte des 16. Jahrhunderts 
zuriick, in welchem ein Peter Wimmers» 
perg er aus Dettlingen in Schwaben von 
dem kaiserlichen Hof-Pf alzgraf en Anton Z e 1« 
1 i n g e r L. 6. 9. April t339 einen Wappen« 
brief erlangte. Sein Enkel Matthias , 
Hauptmann unter der Reichsarmada, erhielt 
6ao. Wien 21. September t62i von Kaiser 
Ferdinandll . den Reichsadel. Des 
Matthias Sohn Anton und Enkel M i - 
ckael dienten dem ErzHause in dem nach» 
folgenden Tijrkenkriege . Ersterer als Fahnrich 
im dorbelli ' schen, Letzterer als Volontar im 
Cchulz'schen und Wachtmeister im Holstein'» 
schen Regimente. Anton vermalte sich mit 
5ibu.llu geborenen Aeichel von Harwitz; Mi«£ 
Wimmersperg (Genealogie) 232 N) Alphons 
chael siel lt»«o bei der Einnahme von Neu« 
Hausel und hinterlieh seine Gattin Anna gebo» 
rene von Nuaden als Witwe . Deren Tohn 
Anton Sebastian kam zur Zeit der Turken» 
kriege unter Kaiser Leopold I. mit dem 
ReichScontingente in die osterreichischen Erb« 
lande, brachte in Schlesien die Gilter Fal« 
kenau, Kroschen. Hammer, Pauschwitz und 
Iindewiese an sich, machte sich daselbst seB» 
haft und erlangte mit Diplom aao. Wien 
3t . Mai t?09 von Kaiser Joseph I. den 
bohmischen R i t t erstand mit dem bohmischen 
I n c o 1 a t und dem Predicate von Nim< 
mersperg. dessen sich seine Nachkommen 
ausschliefllich bedienten. Er vermalte sich mit 
Nosalia geborenen Cursky von Niloslaw, 
welche ihm vier Sonne gebar: Lazar M i - 
chael auf Endersdorf, Schonwalde und 
H5eterwih in Schlesien, k. k. Neprasentions» 
und Kammerrath zu Brunn in Mahren. 
Anton Joseph auf Hammen. Bauschwitz 
und Lindewiese. Johann Ehristoph und 
G«anuel Ferdinand, Rittmeister im Kii» 

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Wurzbach5 6 . txt 
rassier<Regimente Serbelloni lsiehe denselben 
S. 23t A . Diese vier Briider erhielten mit Diplom 
<lao. Wien 22. September i?61 den erb» 

landisch bohmischen Freiherrnstand, und 
zwar vornehmlich fur die Treue, mit welcher 
sie am Hause Oesterreich hingen, und welche 
sie namentlich im zweiten schlesischen Kriege 
<?43 bewahrten. Die Angelegenheiten des 
Preuflenkonige standen damals in Ober» 
schlesien so schlecht, daB man in Oesterreich an 
eine Wiedergewinnung der verlorenen Pro« 
vinz glaubte. So waren denn auch schon 
Auf f orderungen in diesem Sinne an die Be< 
volkerung erlassen worden, die sich namentlich 
in Oberschlesien noch gut kaiserlich gesinnt 
zeigte. Insbesondere der Landesalteste Herr 
von Wim mersperg hatte im Neifieschen 
Patente Maria Theresias, mit seinem 
Namen vidimirt, in mehreren Orten an» 
schlagen und verbreiten lassen, wurde deshalb 
auch von preuBischen Truppen verhaftet und 
entzog sich einer weiteren Bestrafung nur 
durch die Flucht. Lazar Michael Freiherr 
von Wimmersperg starb am 10. Decern* 

ber 1763. A otizenblatt der historischstatistischen 
Section der k. k. mahrisch . schlesi . 
schen Gesellschaft zur Beforderung des Acker» 
baues, der Natur« und Landeskunde. Re» 
digin von Christian Ritter d'E 1 v e r t 
(Briinn. 4".) Jahrg. 188S. Nr. 2. S. 53: 
«Die Ritter, spater Freiherren von Wim» 
mersperg" . A 

Wimpffen, Alphons Graf (k. k. 
Oberst, geb . zuHietzing nachst 
Schonbrunn bei Wien am 23. August 
4828, erlegen seiner bei Skalitz empfan» 
genen Wunde im Schlosse zu Nachod 
am 22. Juli 1866) . Der zweitalteste 
Sohn des Grafen Franz 
Emil Lorenz aus dessen Ehe mit 
Maria Anna Cacilie Freiin von 
Eskeles. Vorzuglich erzogen und mit 
seltenen Gaben des Herzens und Geistes 
ausgestattet , hatte er anfanglich die Ab« 
ficht, in den Staatsdienst zu treten. Sein 
Vater stand damals als Brigadier in 
Triest, wo Franz Graf Stadionin 
einer dem vormarzlichen bureaukrati» 
schen Regime ganz entgegengeset zten 
Weise seines Amtes waltete und das 
Kiistenland sich unter seiner umsichtigen 
Verwaltung mannigfacher Vortheile er> 
freute, nach denen die iibrigen Provinzen 
des Kaif erstaates vergeblich seufzten. 
Diese Vorgange blieben nicht ohne Ein« 
druck auf den jungen Grafen Alphons, 
der gleichfalls im Verwaltungsdienste 
seine Geistesgaben zu verwerthen ge> 
dachte, als mit einem Male die Wirren 
des Jahres 1848 iiber den Kaiserstaat 
hereinbrachen und seinen Blick abwandten 
von einer friedlichen Bedienstung, da 
Alles, was zu jener Zeit am Reich und 
Kaiser hing, zu den Waffen eilte. So 

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that es denn auch Graf A 1 p h o n s , der 
sofort in die kaiserliche Armee eintrat. 
Die Stellung seines Vaters als General 
in der kaiserlichen Armee und seine 
eigene, vom damaligen Feldzeugmeister 
Grafen Nugent schon wohlgekannte 
tuchtige Ausbildung ermoglichten seine 
unmittelbare Eintheilung im General* 
stabe, in welchem er auch von 1848 bis 
1837 verblieb. I n demselben wurde er 
4831 als Oberlieutenant der 2. Armee 
zugetheilt und im Flotillencorps am? 
N) Alphons 233 N) Alphons 
Gardasee zu Riva in Siidtirol ver» 
wendet . I m Jahre 1832 war er bereits 
Hauptmann, 1861 Oberstlieutenant bei 
Culoz-Inf anterie Nr. 3t, 1862 in gleicher 
Stellung bei Naff au-Inf anterie Nr. 15, 
1866 Oberst und Commandant des Regimentes 
Kronprinz von Preufien Nr. 20. 
Damit ist die dienstliche Laufbahn des 
edlen Grafen, der auf dem Felde der 
Ehre gef alien, erschopft: es bleibt uns 
nun iiber seine Thatigkeit in diesen Stel» 
lungen zu berichten. Zu Beginn des 
Feldzuges 1848 befand er sich im 
Hauptquartier Nugent ' s , 1849 in 
dem R a d e tzky's und erkampfte sich 
bei Novara am 23. Marz letzteren 
Jahres das Militar« Verdienstkreuz . 
Spater diente er unter seinem Vater 
in der Romagna und war dessen Begleiter 
auf den Missionen an die Hofe 
von Neapel und Gaeta, sowie ins fran> 
zosische und spanische Hauptquartier. Mit 
dem Grafen Mensdorff kam er nach 
St. Petersburg, 1834 zur Zeit des 
Krimkrieges ins serbisch»banater Armeecorps 
und blieb, vom Feldzeugmeister 
Grafen Coronini bei jeder Gelegenheit 
als „eine seiner besten Arbeitskrafte" 
hervorgehoben, mit den kaiserlichen 
Truppen in der Walachei. I n mehreren 
Heften der „Oesterreichischen Revue" hat 
er die Geschichte dieser Expedition nieder» 
geschrieben. Diese Arbeit bekundet die 
grundliche militarische und allgemeine 
Bildung des Grafen, eine Fiille hiftorischer 
Kenntnisse, einen sicheren politischen 
Blick und die seltene Gabe, Cha« 
raktere der Einzelnen, wie der Volker zu 
wiirdigen. Dabei ist die geschmackvolle 
tadellose Form, wie es in einem ihm ge> 
widmeten Nachrufe heiflt, ganz frei von 
jenen Ungeheuerlichkeiten, an denen so 
viele osterreichische Militarschrif ten leiden, 
seitdem in den hoheren Militar-Bildungsanstalten 
classische Literatur nicht mehr 
betrieben wird. Zur Charakteristik des 
Grafen sei aber hervorgehoben, daB er 
sich dieser Arbeit voll Bedauerns unterzog 
„iiber jene lange Epoche, in welcher 
von Eugenischem Geiste und Eugenischem 
Wesen nicws mehr iibrig blieb, als 

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Wurzbach5 6 . txt 
die Grabcapelle des Helden im Stephans« 
dome und das savoyische Kreuz im Bel» 
vedere", und durchdrungen war von der 
Ueberzeugung, „daB es uns Oesterrei» 
chern noth thut, den Blick zeitweise wieder 
auf jene Gebiete zu lenken, iiber welche 
unsere Vorfahren herrschten, deren blu» 
hende Gefilde jener, groBe Staatsmann 
und Feldherr dem osterreichischen Ein« 
stusse erschlossen hatte, und welche, uns in 
jiingster Zeit abermals entfremdet, wieder 
der Vernachlassigung und Vergessenheit 
anheimzuf alien drohen" . Damals also 
s— freilich vor 1866 — weist Graf 
Wimpffen nach Siidosten, aber weder 
im Sinne eines russisch» preuBisch-sudslavischen 
GroBstaates, noch zum Zwecke 
der Slavisirung unseres Vaterlandes, 
sondern im BelyuBtsem, daB derjenige 
die deut/chesten Interessen vertritt, der 
die Lebensader Mitteleuropas frei macht 
und frei erhalt; daher vertheidigt er die 
t834 zu diesem Zwecke eingehaltene Po» 
litik Oesterreichs als die jenen Interessen 
allein zusagende, wahrend es, wie schon 
damals die „Allgemeine Zeitung" richtig 
bemerkte, den Anschein habe, daB PreuBen 
dem Vertrage vom 20. April 1834 
nur beigetreten sei, urn dem entschloB 
senen Alliirten im entscheidenden Augen» 
blicke einen Kappzaum zuzuwerfen, siir 
Deutschland ein abermaliges MiBgeschick, 
welches sich folgerichtig an die Kette von 
Unheil anreiht, das der Nation seit un> 
denklichen Zeiten aus ihrer unseligen 
Zersplitterung und Zerf ahrenheit erwach, 
sen ist. (Das wurde 4864 geschrieben, £ 
Wimpffen, Alphons 234 Mimpffen. Alphons 
das ist nun heute freilich anders gewor» 
den, wenn auch in anderem Sinne, denn 
Alphons Wimpffen hat ein Wiedererstehen 
Deutschlands stets nur unter 
osterreichischer Hegemonie getraumt!) 
Diese im Druck erschienene litera« 
rische Arbeit war selbstverstandlich nicht 
seine einzige; er hatte ahnliche auf 
hoheren Auftrag zu liefern; seine Stellung 
an der Seite des Grafen Coro» 
n i n i beim Generalkommando in Temesvar, 
die einformige Stille des dortigen 
Lebens gab ihm dazu die nothige MuBe; 
doch unterlieB er es dabei nicht, auch hier 
mit freiem Blicke das Leben in einer 
neuen Richtung zu studiren und sich fur 
die wichtigen administrativen Aufgaben 
im Banate zu interessiren . I hm war „die 
Gegenwart stets eine lebendige ' ; er 
wuBte jedem Tage sein Interesse abzu« 
gewinnen und immer und iiberall ins 
Leben einzugreifen, denn er gehorte zu 
jenen diinngesaeten Auserwahlten, wel» 
chen „der B o r n im eigenen I n n e r n 
q u i 1 1 t " . Nach dem ungliicklichen Feld« 
zuge 1839, wahrend dessen er als 

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Wurzbach5 6 . txt 
Fliigelad jutant des Kaisers verwendet 
wurde, kam er als Oberstlieutenant 
zur Infanterie und blieb bei dieser 
Waf f engattung bis zu seiner 4864 
erfolgten Beforderung zum Obersten und 
Commandant en des Regimentes Kron» 
prinz von PreuBen. Dasselbe stand im 
preuflischen Kriege 1866 in Bohmen und 
war in der Brigade I o n a k eingetheilt. 
Am 26. Juni sehte sich das 3. feindliche 
Corps unter General Steinmetz von 
Glatz her gegen Nachod in Bewegung. 
Schon versuchte unsere Brigade Hert» 
week den Kampf gegen die preuBische 
Division Lowenfeld aufzunehmen und 
den Wenzelsberg, welchen diese beseht 
hielt, zu ersturmen; aber sie stieB dabei 
auf uberlegene Kraft; nun eilte d:e Bri. 
gade I o n a k , eben die, in welcher daS 
Regiment Nr. 20 stand, dessen Oberst 
Graf Wimpffen war, herbei, und beiden 
vereint gelang es auch, den Feind 
vom Wenzelsberge zu vertreiben. Graf 
Alphons war seiner stilrmenden Truppe 
immer 20—30 Schritte voraus und ihm 
treu zur Seite sein Adjutant Oberlieute« 
nant Felix Weber. I n der Begeisterung 
des Kampfes achtete er nicht, daft ihm 
der linke von feindlichen Kugeln zer« 
schmetterte Arm am Kdrper herunterhing . 
Wie dies erst sein Adjutant gewahrte 
und sofort Anstalten zur Hilfe machte, 
und wie der verwundete Oberst alle Hilfe 
ablehnte, damit der Adjutant, der Cor« 
poral S t e n g 1 und Gemeiner Po« 
dorsky von dem anstiirmenden Feinde 
nicht gefangen genommen wiirden, wie 
der todtlich verwundete Oberst unter ein 
Gestrauch niedergelegt und vom Feinde 
dann wirklich gefunden und nach Nachod 
gebracht wurde, dies Alles ist in der Bio» 
graphie von Felir Weber M . l.III, 
S. 479, Nr. 1 A ausfuhrlich erzahlt, 
weshalb, urn Wiederholungen zu ver» 
meiden, dahin verwiesen wird. Doch 
moge nicht unerwahnt bleiben, dafl der 
feindliche Heerfiihrer, Kronprinz Fried« 
rich W i 1 h e lm von Preufien, auf die 
Nachricht, daB der Oberst des seinen 
Namen fiihrenden osterreichischen Re« 
gimentes sich schwer verwundet unter 
den Gefangenen befinde, diesen sofort in 
d A m nothdiirftig errichteten Spitale auf» 
suchte, ihn ins Schlofl iiberfiihren und 
ihm den Sabel zuriickstellen lieB. Am 
8. Juli wurde die als unvermeidlich 
erklarte Exarticulation des linken Armes 
vorgenommen, am '22. ' J u 1 i hauchte der 
38jahrige Oberst in den Armen seiner 
herbeigeeilten Gattin seine Seele aus . 
DeS Kaisers Lohn war das Ritterkreuz 
des seopoldordens , daS dem Verftorbc«^ 
Wimpffen (Genealogie) 233 Mimpffen A Genealogie) 
nen noch nachtraglich zuerkannt wurde. 

Seite 351 



Wurzbach5 6 . txt 
Der Graf hatte sich, bald nachdem er aus 
dem Generalstabe als Oberstlieutenant 
zur Truppe eingetheilt worden war, am 
7. October 1860 mit Karoline Grasin 
Lamberg vermalt, einer Tochter des 
Feldmarschall ' Lieutenants Franz Graf en 
Lamberg "Bd. XIV, S. 39^ welcher 
4848 durch Morderhand den Martyrertod 
fur das Vaterland auf der Pesther Briicke 
erlitt. Die Gatten hatten vier Kinder: 
KarolineMaria, Elisabeth, 
Maria Alphonsa und Marimi» 
1 i a n . Grasin Karoline iiberlebte 
ihren Gemal urn t? Jahre und starb am 
29. Mai 1883. Von den Kindern sind 
bereits drei den Eltern im Tode theils 
vorangegangen, theils nachgefolgt, nur 
eine Tochter lebt noch: Grasin Karoline 
Marie (geb. 8. September 1861), vermalt 
seit 20. November 1884 zu Gratz 
mit Moriz Grafen Vetter von der 
Lilie. 

Hoffinger (Johann Ritter von) . Lorbern 
und Cypressen, von 1866. Nordarmee. Dem 
Heere und Volke Oesterreichs gewidmete 
Blatter der Erinnerung an schone Waffen» 
thaten (Wien 1868. Aug. Prandel. 16".) 
S. 46 u. f. — Thiirheim (Andreas 
Graf) . Gedenkblatter aus der Kriegsgeschichte 
der k. k. osteneichisch ' ungarischen Armee (Wien 
und Teschen 1882, Prochaska, 3er. »8°.) 
Bd. I . S. 123. Jahr 186b, S. 131, Jahr 
18 6 6; Bd. I I , S. 4 92. 

I . Zur Genealogie der Freiherren und Grafen 
von Wimpffen. Das Geschlecht der Wimpf» 
fen oder Wiimpffen. wie es sich vor 
Zeiten geschrieben, ist sehr alt, urkundlich 
aber laBt es sich nur bis in die erste Halfte 
des eilften Jahrhunderts zuriickf iihren, in 
welcher Dagobert die beiden Neckarstadte 
Wimpfen am Berge und Wimpfen im 
Thale urn 1300 Mark Silber dem Hochftifte 
Worms unter der Bedingung o erkaufte, daB 
sein Bruder Arnold A Nr. 3) zum Bischof von 
Worms gewahlt werde. Sie sind demnach ein 
schwabisches Geschlecht ' das zur reichsunmittel« 
baren Ritterschaft in Schwaben Canton > 
Ortenau gehorte und aus dem Craichgau 
stammte. Wir gedenken dieses Umstandes 
und noch anderer Trager dieses Namens, 
welche in die vorurkundliche Zeit gehoren, 
auch in der Uebersicht der besonders denk» 
wiirdigen Sprossen des Hauses Wimpffen 
bei den Namen Arnold, Conrad, Heeremann. 
Der erste Wimpffen . von wel» 
chem sich erne ununterbrochene Stammes* 
folge dieses Geschlechtes bis auf die 
Gegenwart fortfiihren laBt . ist Sigismund 
Heerewann ' s 38' s , mit welchem auch unsere 
I . Stammtafel anhebt . Von diesem fiihrt das 
Geschlecht bis zu Johann Jacob in 
ununterbrochener Linie fort Eine in der 
fiinften Generation von Simon gestiftete 
Linie erlosch schon in dessen Enkel Christoph. 

Seite 352 



Wurzbach5 6 . txt 
Dagegen ist Johann Jacob rnit 

seiner Gemalin Naria Dorothea von 5chwarzenberg 
der Stammvater beider Hauptafte 
und aller heute noch bliihenden Zweige des 
Hauses Wimpffen. Johann Jacobs 
Sohne Johann Friedrich und Johann 
Dietrich pflanzen die beiden Hauptaste 
des Hauses Wimpffen fort, Ersterer den 
alteren oder (Johann Fried rich'schen), 
Letzterer den jiingeren (oder Johann 

D i e t r i ch'schen) . Der erstere bildet mit I o« 
hannFriedrichs Ururenkel Tobias 
Peter, der aus Glaub ensriicksichten sein 
Stammland Franken verlassen und sich in 
Danemark angesiedelt hat, die danische 
Linie. Ungleich reicher entfaltete sich der jiingere 
Hauptast, den Johann Dietrich pflanzte, 
dessen Urenkel Johann Georg I I . mit seiner 
Gemalin Dorothea v . Fouquerolles der Stamm» 
uater aller heute in Deutschland. Frankreich, 
Oesterreich und Ungarn bliihenden Zweige 
und Nebenzweige ist. Johann Georg I I . 
hatte sieben Sohne und fiinf Tochter. Von 
ersteren stifteten Stanislaus Gustav, J o - 
seph P h i 1 i p p , Franz Ludwig, Georg 
Siegmund Dominik und Felix Ludwig 
fiinf Zweige, von denen jedoch jener Joseph 
Philipps schon in dessen Kindern abstirbt, 
wahrend jeder der anderen, die heute noch 
bliihen, sich in mehrere Nebenzweige theilt, so 
z. B. der Franzens . Zweig auBer mehrere» 
f reiherrlichen auch die grafliche Linie und der 
Georgs ' Zweig die ungarische Zinie biloet. 
welch' letztere sich auch Wimpf , fen< Moll» 
berg schreibt. Da eine weitere . Darstellung 
dieser Zweige und Linien' 1 zu umstandlich ware 
und die I I . Stammtafel ohnehin eine ganz 
deutliche Ueberficht derselben gewahrt, wird? 
236 

I. Stammtafel der Freiherren und Grafen v. Wimpssen. 
Aeltere Linie. 
Sigismund Ieeremann von Wimpffen ''SB' 1 f 1393. 

1) Susanna von Cblingen. 

2) Ludovica von Kheit. 

'"Johann Albett, KarlAngnfts32) . k. Feldhauptmann, ged. 1332. 

Domherr zu Wiirzburg 1) Maria Coa von Nuseck. 

geb . 1334. 2) Lisa von Wildeck. 

Friedrich Zartholomans 

geb. 135 6. 

Karl August 

geb. 1383. 

Friedrich August, Senator der Stadt Niirnberg, geb. 1385. 

Ludovica Theresia v, Wolsskehl. 

' Hans I. s26' s l 

geb. 1418. t 14U1 

Karbara von Nechtenbach. 

Johannes I I . geb. 1444. 

1) Darbara von Knobelsdorf. 

2) Anna von Alb, t 1526. 
Sebastian 

geo . 14 92. -z- . 

Maria Eva Johannes III. 

geb. 1495. f. geb. 1494. s. 

Ludooica Gabriele von Wildeustein. 

Seite 353 



Wurzbach5 6 . txt 
Friedrich, nach Anderen Sebastian 
geb . 1521 . -r . 

Dorothea Susauna von Nenenftein. 
Johann Jacob 
geb. 1347 5. 

Maria Dorothea von Schwarzeuberg . 
Lndovica 
Dorothea 
g?b, 1499. 
Netterer Hauptast. 
Simon -<-1338. 
Susanne 

von Vretzingen. 
Wilhelmaeb .1516. 
Magdalena 
von Lanenbnrg. 
Christoph . 
Veronica 
von Oeinsperg. 
Jiingerer Hauptast. 

Sebastian Johann Friedrich s?9) . Johann Dietrich ^28) . kais. Feldoberster . 
Elisabeth 

geb. 158U, kais. Feldobrrster «eb. 1583. -<-. geb. <587. 
-j-. geb. 1381, t 13. November 1668. 1) Maria Magdalena v. Loffelholh. s 

1) Snsanna Katharina Fiirleger 2) Katharina Kartholomeav . Lof f elholt z . 

2) Susanna KreB von Kre jsenstein . 3) Sabina von Cremoni. 
geb. 16. August 1622. 4) Anna von Nosenbach. 

5 3. Juli 1682. (siehe I I . Stammtafel) . 

Johann Jacob. Georg Abraham. 

Anna v. Trauttenberg 

Hans Christoph. 

Karl Kernharo. Hans Christoph. 

Sophie von Trausnitz. 

Johann Christian. Friedrich Ferdinand. 

Karoline Wilhelmine, Christine Juliane, Christoph Wilhelm. Christian Maria 

Charlotte, 

vm. von Stein, vm. von Nolli. Clara von Alt Heinrich. vm. von Nolli. 

Johann Christoph. Tobias Peter MO) Johann Gottfried. 

geb. 7. Janner 1767, s 10. November 4813. 

Nicaline Kloch 

geb. 22. Oclober 1769. 1- 1850. 

Friedrich 

Ferdinand Fran) 

geb. 31. Marz 1803. s. 

1) 3da Sophia 
Friderica Johannsen 
1- 185U 

2) Katharina Sandhalt 
1- 1833. 

Karl Wilhelm Johann 

geb. 27. December 1802. 

1- 4. April 1839. 

Susanne Luise Clara Wilhelmine 

Christine, Margarethe, 

Canonissm zu Roeskiloe Canonissin zu Roeskilde 

geb. 20. Juli 1807. geb. 7. Juni 1809. 

5 1872. 

Luise 

Wilhelmine 

«lisabeth, 

Conventualin 

zu Roeskilde 

geb. 30. Ian. 

1642. 

Seite 354 



Wurzbach5 6 . txt 
Fanni Karl 

Charlotte. Friedrich 
Conventualin Marimilian 
zu Roestilde grb. 14. April 
geb. 22. Sept. 1843. s 1833. 
1843. 
Amalit 
Karoline 
geb. 19. April 
1847. 

Friedrich Luise f. 
Vtto 

geb . 4 . Dec . 
1849. 
s 1867. 
Marie 

grb . 24 . Dec . 
4852. 

vm. Andrea» 
Praestrn» .£ 

Wimpffen (Genealogie) 23? Mimpfen A Genealogie) 
einfach auf diese verwiesen. — Was die 
Standeserhohungen des Hauses 
betrifft, so sind Adels» und Wappenbriefe 
aus dem Jahre t373 und vom t5. August 
i555 vorhanden. Der Freiherrenstand 
gelangte mit Diplom aao. t3. November 
<638 in die Familie und wurde mit Diplom 
aao. 19. October 1781 fur Franz Ludwig 
und seine drei Briider Stanislaus Gustav, 
Christian Peter und Georg Dominik 
bestatigt; Franz Ludwigs Sohn Franz 
H a r 1 Gduard erhielt aber mit Diplom 
aao. Wien 8. April 1?97 den Reichs« 
grafenstand, auch am 27. April 1819 
die steirische Lanom annschaft; uberdies 
besitzen die Grafen von Wimpffen seit 
<a. October 1799 das Incolatin Boh. 
men; seit 8. Juni 1311 in Oesterreich, seit 
8. August 1840 die tirolische Land mann» 
schaft und sie sowohl als die ungarische 
Linie Wimpffen ' Mollberg seit 1803 auch 
daB Incolat in Ungarn. — Was die Sprossen 
dieses Geschlechtes anbelangt, so sehen wir 
dieselben vorwiegend dem Waf f endienste 
sich widmen, aber in diesem auch mit einem 
Glanz und Ruhme, wie er in den 6sterreichi« 
schen Adelsf amilien wohl immer, nur nicht so 
haufig vorkommt . Und nicht bloB jene 
Sprossen, die in den osterreichischen Heeren 
kampfen, sondern ebenso jene, welche unter 
den Fahnen Frankreichs, RuBlands oder 
anderer Staaten dienen. Von ersteren, die 
fur Oesterreich kampften, fanden mehrere den 
herrlichen Soldatentod auf der blutigen 
Wahlstatt, vor alien der allgemein betrauerte 
Graf Allphons, dann aber noch die tapferen 
Freiherren Clemens August, Heinrich 
Ghristian und Johann Ehristoph; an» 
dere, wie der Felomarschall Freiherr Maxi- 
milian und Feldzeugmeister Graf Franz 
zeichneten sich bleibend durch ihre herrlichen 
Naffenthaten in die Annalen der 6sterreichi« 
schen Kriegsgeschichte, und in goldenen Let< 

Seite 355 



Wurzbach5 6 . txt 
tern prangt ihr Name im Ehrenbuche der 
Maria Theresien>Ritter . dessen Commandeur« 
kreuze Beide tragen. Der ubrigen Generale 
dieses Geschlechtes, welche ruhmvoll in frcm« 
den Armeen gedient, sei nur — da es liber 
die Zwecke unseres Werkea geht — nebenbei 
gedacht . Doch der tapfere Coroettencapitain 
Victor Graf Wimpffen sei nicht ver« 
gessen, der als Commandant des Dampfers 
.Stadium" am 20. Juli 18«« bei Lissa auch 
seinen Ehrentag haite. — Aber auch als 
Staatsmanner , welche im Rathe der Krone 
eine ehrenvolle Stelle behaupten, erscheinen 
einzelne Sprossen dieses Geschlechtes, wie 
Graf Franz, der Neubegrunder der osterreichischen 
Marine und Reorganisator des 
Kiistenlandes , und Graf Felir, der in 
schwierigen Tagen den Kaiserftaat in PreuBen, 
in Italien und bei der f ranzosischen Republik 
mit ebenso viel Tact als Umsicht vertrat. — 
Die K i r c h e war fur die Wimpffen 
eine wenig begehrenswerthe Statte; nur 
Arnold von Wimpffen ist Bischof des 
Hochstiftes Worms und ein paar Jahr» 
Hunderte spater Conrad von Wimpffen 
Propst an der Collegiatkirche St. Paul in 
Worms gewesen, sowie Johann Albert 
Domherr zu Wiirzburg und Karl Hermann 
erst Cleriker auf dem Gute seiner 
Eltern zu Minfelden in der Pfalz, dann 
ebenfalls Domherr zu Weiiienburg; sonst 
finden wir kaum den Namen dieses Ge» 
schlechtes unter den kirchlichen Wurdentragcrn . 
Ja . selbst von den Frauen deS 
Hauses, obwohl weibliche Mitglieder vor» 
nehmer Geschlechter aus alien moglichen 
Riicksichten den Schleier zu nehmen und in 
die Stille deS Klosterlebens sich zuriickzu« 
ziehen pflegen, sucht nur Eine in neuerer 
Zeit Zuflucht zu diesem Asyl. MariaJo- 
hanna l^siehe e) F e 1 i r ' Zweig) . — Dagegen 
sind Liebe zu Kunst und Wissenschaft 
und das Verlangen, die Welt zu sehen, den 
Wimpffen nichts weniger als fremd. Letz» 
teres wird bei den meisten schon durch die 
Wahl des Kriegerstandes gestillt, ist doch 
diesem die Gelegenheit. Land und Leute nach 
alien Richtungen der Windrose kennen zu 
lernen, reichlich geboten. Schon von einem 
Hans von Wimpffen erzahlt die Chronik 
von den ausgedehnten Reisen, welche der» 
selbe urn die Mitte des fiinfzehnten Jahr» 
Hunderts unternahm, und in der Gegenwart 
verof f entlichte Graf Victor Wimpffen 
als Ofsicier der Corvette „Caroline" seine 
Tagebuchskizzen wahrend der Reise nach Nra» 
silien. den 3a Plata> Staaten und den por> 
tugiesischen Besitzungen an der Westkiiste 
Africas in den Jahren 1837 und 1838. Zu Ende 
des vorigen Jahrhunderts aber gab Freiherr 
Franz Ludwig INr. 1?) Briefe iiber seine 
Reisen nach England und Frankreich heraus, 
wahrend andere Briefe iiber seine Fahrten nach 
St. Domingo aus der noch ungedrvctten 

Seite 356 



Wurzbach5 6 . txt 
Handschrift herausgegeben wurden. Als mili» 
tarischer Schrif tsteller erscheint der General und 
Freiherr Franz Ludwig sNr. 16) . und nuch? 
Wimpffen, Adolf 238 Wimpffen, Arnold 
unter den Frauen des Hausrs als Schrift» 
stellerin von Fach Iosephine Wimpffen 
vermalte A arlori, A re.fterr KarlWilhelm> 
Johann (vom JohannFri cdr 1 ch'schen 
Aste), Harde6oogt im Herzogthume Schleswig, 
schrieb: „Ueber die staatsrechtlichen Verhalt» 
nisse der Herzogthumer Schleswig und Hol« 
stein" (Kiel 1821) und „Geschichten und Zu» 
stande des Herzogthums Schleswig oder 
Siidjutland. von den altesten Zeiten bis auf 
die Gegenwart" (Flensburg 1829) . Noch 
haben einzelne Glieder Familienauf zeichnungen 
liber ihr eigenes Leben und fremde Werke 
herausgegeben. Bekannt ist es auch, daB in 
den Salons des Feldmarschalls Freiherrn 
M a x in Wien und des Feldzeugmeisters 
Grafen Franz in Triest Manner der Literatur 
und Wissenschaft ihre Heimstatte fan» 
den und besonders im Hause des Letzteren 
Grasin Marie Anna eine Forderin der 
Kunst und Literatur war. — Was nun die 
ehelichen Herbindungen dieses Geschlechtes 
betrifft, so zeigt es sich. dafl ebensowohl die 
Siihne des Hauses sich ihre Braute aus den 
vornehmsten Familien geholt, wie daB die 
Tochter in die edelsten Geschleckter geheiratet 
haben. Ein nur fliichtiger Blick auf die 
Stammtafeln weist uns Namen, wie: 
Anhalt«Bernburg . Auseck. Fouque. 
r o 1 1 e s , Gagern. Gon . Grezingen. 
Heinsperg, Herwarthv. Bittenfeld, 
Homes. Knobelsdorf, Konigsecl, 
Ko t t u 1 i nS ky, Krefl, Lamberg. La« 
tour« Foissac, Lauenburg, L6ffel« 
holtz. L y n a r . Moltke. Neuenstein. 
Rechtendach. S a y n , Schwarz en berg, 
Taiiii ' Bordogna . Trausnitz. T r a u t , 
t e n b e r g . Vetter von der L i 1 i e , Wall» 
see (Colloredo) .Wild eck. Wildenstein. 
Wolfskehl. Zichy, Zollernu.A. DaB die 
Familie zwei Trager der hochsten militari« 
schen Auszeichnung, welche Oesterreich zu 
bieten vermag, besitzt, ist schon oben gesagt 
worden, dem Feldmarschall Freiherrn Ma- 
ximilian wurde aber auch noch die Aus» 
zeichnung zutbeil, welche Oesterreich nur Sou» 
uerainen und den Mitgliedern der ersten und 
altesten Familien des Reiches zu verleihen 
pflegt, namlich der Orden des goldenen 
VlieBes, durch welche Verleihung gleichsam 
der uralte Adel der Wimpffen bestatigt 
erscheint . 

I I . Kcsanders denkwiirdige Sprossen des Vcschlechtes 
Wimpffea. j .Adolf Fre hrrr von 
(geb. 11. Juli 1818) . vom G eorgs« Zweige 
des jiingeren (Johann Dietrich ' schen) 
Hauptastes. Der jiingste Sohn des t. k. 
Obersten Dagobert Freiherrn von Wimpf« 
fen aus dessen Ehe mit A n t o n i e von 
Eros, trat er in jungen Jahren in die 

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Wurzbach5 6 . txt 
kaiserliche Armee, war 18i3 Oberlieutenant 
bei Khevenhiiller ' Inf anterie Nr. 33. darauf 
Hauptmann bei GroBfurst ConstantiN ' Inf an» 
terie, wurde supernumerarer Major im Regi. 
menre. dann 1830 wirklicher bei Hoch« nnd 
Deutschmeister«Inf anterie Nr. 4 und im 
Janner 1832 Commandant des Infanterie» 
Lehrbataillons . I m Jahre 1853 finden wir 
ihn als Obersten und Commandanten bei 
Venedek« Infanterie Nr. 28 zu Rastatt. im 
Mai 1839 als Generalmajor und Brigadier 
beim 7. Armeecorps in Italien, wo er 
in der Schlacht bei Solferino bis 10 Uhr 
Abends den Riickzug des linken Fliigels 
deckte, spater in Klausenburg, worauf er in 
gleicher Eigenschaft in Pension iibertrat. Fur 
sein ausgezeichnetes Verhalten vor dem Feinde, 
namentlich im Feldzuge 1866 gegen Preufien 
in Bohmen, erhielt er die ah. Belobung, 
nachdem er schon im August 1839 mit dem 
Orden der eisernen Krone dritter Classe mit 
der Kriegsdecoration ausgezeichnet worden 
war. Uebrigms hatte der General schon 
friiher von Baden. Hessen und PreuBen De« 
corirungen erhalten. Freiherr Adolf, der 
tiberdies als Wimpffen von Mollberg 
aufgefiihrt erscheint, vermalte sich, nachdem er 
seine erste Gattin Clara geborene lauteren am 
23. October 1862 durch den Tod verloren, 
am 28. October <8»; A mit seiner Nichte Irma 
Freiin von Uiimpjfen, Tochter seines altesten 
Bruders Coloman. Doch nur aus erster Ehe 
stammen zwei Sonne, Clemens August. ge< 
fallen in der Schlacht bei Koniggrah, und D i o« 
nys Dagobert , Gutsbesitzer zu Cristophen in 
Niederosterreich, seit 24. August 1871 vermalt 
mit Irma geborenen Tzak. '"Thurheim 

(Andreas Graf) . Gedenkblatter aus der Kriegs« 
geschichte der k. k. osterreichischen Armee (Wien 
und Teschen 1882. Prochaska< gr. 3".) Bd. I I , 
S. 439) - 2. Alphons Graf lstehe die 
besondere Biographie S. 232) .— 3. Arnold 
gehort zu den friihesten bekannten Sprossen 
dieser Familie, welche die beiden im dama« 
ligen Craichgau gelegenen Stadte Wim< 
pfen am Berge und Wimpfen im Thale 
besaB, bis Dagobert von Wimpffen sie 
urn 1300 Mark Silber dem Hochstifte WormS 
unter der Bedingung verkaufte, daB sein^ 
Mimpffen, Christian Peter 239 Mimpffen, Clemens August 
Bruder, eben dieser Arnold, zum Bischofe 
desselben gewahlt wiirde, Mwas denn auch 
4044, nach dem Tode des 15. Bischofs, 
Hahegos von Nassau, sofort in Erwagung 
gezogen wurde. Allein es gelang dem Kaiser 

(Heinrich III.) , vorher noch seinen Kanzler 
Adelger auf diesen Bischof sstuhl zu bringen, 
so daB der Domherr Arnold von Wimpf< 
fen erst fiinf Monate spater, nach Adelgers 
friihem Tode, als der 17. Wormser Bischof 
die vertragsmaBig gewahrleistete Inthronisa« 
tion empfangen konnte. Arnold regierte 
20 Iajzre und 8 Monate — bis 1063 — 
wahrend welcher Zeit. 1048. eine Dapstwahl 

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Wurzbach5 6 . txt 
zu Worms in seinem Beisein stattfand, aus 
welcher der Graf Bruno* von Dachs« 
b u r g als Leo IX. hervorging. f032 kam 
dieser P«pst nochmals mit vielen Bischofen 
und Fijrsten nach Worms, 'urn mit Kaiser 
Heinrichlll . zu einer Besprechung 
zusammenzutref f en und daselbst das Weih' 
nachtsfest zu begehen. —Hie Chronik des 
Wormser Hochstiftes nennt noch einen Conrad 
von Wimpffen als dessen 18. Propst, 
welcher, 1329 gewahlt, noch im selben Iadre 
starb. Er soil wahrend seiner Regierung in d:e 
Abtretung der beiden erwahnten Stadte an 
Kaiser und Neich gewilligt haben. Seine beiden 
Neffen, von denen der eine mit Gabriele 
geborenen von Wallsee (Colloredo) , der 
andere mit Marie geborenen von Schwar« 
zenb erg vermalt war, machten spater jedoch 
erfolglose Versuche zur Riickgewinnung des 
Patrimoniums . Dieser (5 o n r a d von 
Wimpffen ist aber nicht mir Conrad 
W i m p i n a , der auch als Conrad von 
W i m p f e n genannt erscheint, zu verwech« 
seln. Letzterer, der eigentlich Conrad Koch 
oder Cocus hieB . urn 1460 zu Buchhelm 
geboren und im Kloster Ammerbach am 
17. Mai 1531 gestorben ist, war ein beriihmter 
Canonist. Doctor der Theolog'e. anfanglich 
zu Leipzig, dann zu Frankfurt a. d. Oder 
und Domherr zu Brandenburg und Havel, 
brrg. Er schrieb Theologisches und Poetisches, 
und steht sein Leben beschrieben in dem von 
Christ. Gotth. W i 1 i s c h herausgegebenen 
, <DouiiusinaliuL poeiivus as "Iderti auiiuo 
«i Iaxouum auciz expealtionibuL d«Ilicis 
»utors Ooni-aa ^Vim^ink" (Altenbura 
«723. 8".). - 4. Christian Peter von 
(geb. 1723. gest. 1781) . vom jiingeren 
(JohannDietri ch'fchen) Hauptaste. 
Ein Sohn JohannGeorgsII, aus 
dessen Ehe mit Antoinette Doro« 
theaMazille von Fouquerolles, 
diente er in der f ranzosischen Armec und war 
zuletzt Ug.r6oti2.i as Camp, Ritter des 
Ludwigordens und Commandant des Infan« 
terie . Regimentes A Karic. Er gab heraus: 
„OommsQtllirss des HlsinoirsL an 0012t« 
6« aain . t- . f tsi-niHiu, niiuistls st syelstairs 
a'NtHt iin aep»i-tsin . snt as A FNbrrs" 
(I A ouarsL 1780, 8".) . Wir bemerken dabei, 
daB sein jiingster Bruder FelixLouis , der 
auch f ranzosischer Generallieutenant war. eine 
Sa int« Germain zur Gemalin hatte. — 
5. EHristian Friedrich Freiherr von (geb. 
5. April 1756. gest. zu Wonoklos in Bohmen 
am 20. December 1824) . vom Stanis» 
laus'schen Zweige des jiingeren (Johann 
D i e t r i ch'schen) Hauptastes. Ein Sohn 
des Stifters dieses Zweiges, des Freiherrn 
Stanislaus Gustav L u d w i g aus dessen 
Ehe mit Julie Ludovica geborenen de 
Latour<Foissac . war er anfanglich fur 
den geistlichen Stand bestimmt, gab aber nach» 
mals diese Laufbahn auf und trat als Hof» 

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Wurzbach5 6 . txt 
junker und Gardellieutenant in herzoglich 
wurttembergische Dien-ste. wo er in seinen 
Oheimen Franz Ludwig und Hermann 
einf luBreiche Verwandte besaB. Spater schied 
er auS diesen Diensten und wurde 1782 
Lieutenant im k. k. Huszaren > Rrgimente 
Nurmser, welche Stelle er abcr schon 1786 
quittirte, worauf er die Herrschaft Wonoklos 
in Bohmen erwarb und auf derselben lebte 
und starb. Aus seiner i?86 mit Nana Anna 
geborenen Freiin ocherzcr von Aleinmiihl ge« 
schlossenen Ehe hinterlieB er zahlreiche Nach» 
kommenschaf t in Sohnen und Tochtern, von 
denen jedoch nur der alteste Sohn Christian 
Franz Anton diesen Zweig fort« 
setzte. — 6. Elemens August Freiherr 
(geb. zu Mainz 21. Februar J843, gefallen 
in der Schlacht bei Koniggratz 2. Juli 1866) . 
vom Georgs» Zweige des jijngeren (Io< 
hannDietri ch'schen) Astes, der sich 
Wimpffen von Mollberg schreibt. Ein 
Sohn des Frecherm Adolf lsiehe diesen 
S. 238. Nr. 11 aus dessen erster Ehe mit 
Clara Lauteren, lam er. dem Waffen» 
dienste gleich seinem Vater sich widmend, zur 
militarischen Ausbildung in das Hainburger 
Cadkteninstitut und aus demselben 1860 in 
die Wiener»Neustadter Militarakademie, aus 
welcher er im September 1864 als Lieutenant 
minderer Gebiihr zu Mecklenburg ' Schwerin» 
Infanterie Nr. 37 eingetheilt wurde. I m 
Mai <866 zum Lieutenant hoherer Gebiihr^ 
Wimpffen, Emanuel Felix 249 WintpffeN) Felix Louis 
befordert, machte er den Feldzug gegen die 
PreuBen in B5dmrn mit und fand in der 
Tcdlacht bet Koniggratz den ekn'nvollen 
Soldatentod. — 7. Conrab, neh' 1 : Ar« 
nold von Wimpffen. am SchluB des 
Tertes INr. 3 A . — 8. Dagobert Sigismund 
(geb. auf SchloB Giinthersburg bei 
Frankfurt a. M. am 7. Februar 1782 gest. 
zu (5a«n 1832), vom Franzens »Zweige 
des jijngeren (Johann Dietrich ' schen) 
Hauptastes. Ein Sohn des Generals Franz 
Ludwig aus dessen Ehe mit Maria 
Aunigunde von G o y , trat er jung in die 
franzosische Armee, erkampfte sich im Feld» 
zug? 1807 ge^en PreuBen das Kreuz der 
Ehrenlegion, wohnte dann den Feldziigen 
gegen Oesterreich jstto. gegen RuBland 1812 
bei, wurde 1814 Major. 1822 Oberst im 
7. Chasseur-Regimente . 1834 Brigadegeneral 
und Commandant des Departements de 
l'Orne, Commandeur der Ehrenlegion und 
starb im Alter von 80 Jahren. Er ist ein jiin» 
gerer Bruder Franz Karl Eduards, spa« 
teren Grafen Wimpffen sB. 244. Nr. 13), 
und Emanuel F«lir' Oheim M'. 9 A . 
Aus seiner am 18. December 1826 mit An»,- 
lolie von Cauvignu. geschlossenen Ehe sind 
keine Kinder vorhanden. sV i o A i-av 1 i i e as» 
koNinsL 6u ''our, etc. par OermHiu, 
Zari-ut et V. Laint-Nolms (r»li2 
1838. I'ilout. 4".) lame I V ° " , 2"° va.rtie. 

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Wurzbach5 6 . txt 
?. 45.) — !>. Emanuel Felix Freiherr 
(geb. 13. September 38il) . vom Franzens« 
Zweige deo jiingeren (Johann. Dietrich '« 
schen) Hauptastes. Ein Sohn des Freiherrn 
F e 1 i r INr. 10) . der 1814 zu Paris als 
f ranzosischer Oberst starb, wurde er 1832 
Lieutenant in der f ranzosischen Armee, diente 
1834 und 1835 und 1842-1854 in Africa, 
riickte 1853 zum Obersten vor und zeichnete 
sich im Krimkrieg, an der Alma, bei Inkjerman. 
beim Sturm auf den Malakow und im 
italienischen Kriege 1839 bei Magenta aus . 
Dann ging er wieder nach Africa und iiber» 
nahm das Commando der Provinz Algier. 
Von dort 1870 zuriickgeruf en, wohnte er. 
zu spat, urn entscheidend einzugreif en, nach 
Mac Mahon ' s Verwundung der Kata« 
strophe von Sedan bei und unterzeichnete als 
Hochf tcommandirender die Kapitulation der 
f ranzosischen Armee. Interessante, auf dieses 
Vreianih beziigliche Brief e Bismarck's und 
Moltte ' san den durch seine Pflicht so 
scbwer getroffenen General, in welchen dem> 
selben die Anerkennung des siegreichen Feindes 
in den ehrenvollsten Ausdriicken gezollt wird. 
befinden sich iiw Archive des Schlosses Kam« 
bt>rg in Steiermark. Von ihm erschien daS 
Werk: "866an« (?Hli2 1871, I A ei-oix, 8".), 
wrlches einen nicht unwichtigen Beiirag zur 
Geschichte des Krieges 1870 f ranzosischer» 
Ms bildet. Der Freiherr lebte zuletzt als 
Divisionsgeneral im Ruhestande in Paris 
und starb daselbst am 26. Februar 1884. 
Seiner Ehe mit Adelheid geborenen Auesuec 
sind keine Kinder entsprossen. A N e u e 
Freie Presse, 1871. Nr. 2526 und 2527 
im Feuilleton. — Oesterreichisch »unga» 
rische Mehrzeitung (Wien, gr. 4".) 
1870 im Mai: „Kleiner Krieg in Algier". 

— Allgenb«eine Z e i t u n g (Augsburg, 
(Lotta, 5".)Bs8?s. Nr. 5. S> 64: „Brief des 

Generals Wimpssen an Major Habordore". 

- Dieselbe. 1875. Nr. 48: „Procefi 
Wimpffen gegen Cassagnac" ' . — Portrait. 
Unterschrif t : „General von Wimpffen". Nach 
einer Originalauf nahme von Ernst Laooey 
Holzschnitt von E. S n in „Ueber Land und 
Meer" 25. Vd.. 1871. Nr. 3.) - 10. Felix, 
des Vorigen Vater (geb. auf der Bornburg 
nachst Frankfurt a. M. 2. November 1778. 
gest. zu Frankfurt a. M. 24. Februar 1814) . 
vom Franzens »Zweige des jiingeren (Io« 
hann Dietrich '. schen) Hauptastes. Ein 

Sohn des f ranzosischen Generals Franz 
Ludwig aus dessen Ehe mit Marie 
Kunigunde von Goy, trat er auch in 
die franzosische Armee und starb in der» 
selben als Oberst des 2. Linien «Infanterie« 
Regimentes. Er ist Verfasser der Schrift: „I,o 
Hlanusi as X<3pli01ililz" ( A . u grana Orient 
N88, 3r. 8".), von welcher nur 100 Erern« 
plare gedruckt und als Geschenk vertheilt 
wurden. Vermuthlich war er Mitglied des 
Freimaurer Ordens . Er war vermalt, doch 

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Wurzbach5 6 . txt 
ist der Name seiner Gemalin. welche ihm 
einen Sohn Emanuel F e 1 i r ssiehe diesen 
Nr. 9) gebar, nirgends ersichtlich. Ueber ihn 
selbst erschien eine franzosische Biographie: 
„1.6 <3susi-2i I', as /s iinp2«n« (o. 0. 
lPariS) u.Z.. 3«.). - 11. Felix Friedrich 
Wenzel Graf ssiehe die besondere Biographie 
S. 246). - 12. Felix Ludwig (geb. 5. No. 
vember 1744 auf dem Schlosse seiner Eltern 
zu Minfelden in der Pfalz. gest. in Bayeur 
23. Februar 1814) . vom jiingeren (Johann 
Dietrich ' schen) Hauptaste und Stammvater 
des nach ihm benannten Felir «Zweiges. 
Der jiingste Sohn Johann Georgs I I . 
aus dessen Ehe ni't, Doeothea von Fou.? 
N) Franz Karl Eduard 241 Mimpffen, Franz Ludwig 
querolles, diente er in der f ranzosischen 
Armee, in welcher er rasch Carrisre machtr. 
da er bei Ausbruch der f ranzosischen Revo« 
lution (1789) bereits konigl. f ranzosischer Generalmajor 
war. 1773—1779 Lieutenant im 
Regimente 1.5 Alark, 1782-1787 Oberst 
vom Regimente Bouillon. 1789 Abgeordneter 
des Adels der Valley von Caen bei den 
Generalstaaten, 1792 siegreicher Vertheidiger 
von Thionville (Diedenhof en) , befehligte er 
1793 die konstitutionelle Armee der Nor« 
mandie. Er hielt treu zur Sache des Konigs 
und nahm eifrigen Antheil an der Erbebung 
der Vendoe (1803) . Nach dem 18. Brumaire 
wurde ' er zum Generalinspector der Gestiite 
ernannt und starb als Generallieutenant und 
GroBkreuz des St. Ludwigordens . M i t seiner 
Gemalin Ttzerese geborenen Vailleul de 5t . Germain 
stiftete er. wie schon erwahnt, den Felix« 
Zweig der Wimpffen, der mit Ausnahme 
eines Sprossen. Georg Oswalds A Nr. 37), 
l,anz in Frankreich seflhaft ist. — 13. Franz 
Eajeran Anton (qeb. zu Gratz 3. Fe. 
druar 1829), vom Stanislau s' schen 
Zweige des jiingeren (Johann Dietrich '» 
scken) Hauptastes. Ein Sohn des Chri« 
stian Franz Anton, k. k. Majors und 
Plat zrommandanten in Bregenz, aus dessen 
Ehe mit Margarethe Engelthal von 
Ehrenhorst, trat er in jungen Jahren in 
die kaiserliche Armee, und wir sehen ibn im 
Alter von 24 Jahren als Hauptmann im 
Regimrnte Nr. 13 seines Oheims, des Feld' 
marschalls Max Freiherrn von Wimpffen . 
I n dieser Eigenschaft wurde er zuerst Erzieher 
des Grafen von M e r a n . dann Vorsteher der 
Kammer Sr. kaiserlichen Hoheit des Erz» 
Herzogs 3udwig Victor, des Bruders 
Seiner Majestat drs regierenden Kaisers 
Franz Joseph. I n dieser letzteren Hof» 
bedienstung riickte er zum Major. Obersten, 
Generalmajor und Feldmarschall»3ieutenant 
vot und bekleidet zur Zeit die Stelle des 
Qbersthofmeisters dieses Erzherzogs und die 
Wiirde eines wirklichen geheimen Rathes. Der 
Freiherr ist seit 23. November 1859 mit Verllja 
geborenen Grafin Voltulinsku (geb. 7. Sep» 
tembcr 4839) oennalt . aus welcher Ehe zwei 

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Wurzbach5 6 . txt 
Sohne Franz Joseph und Karl Ru« 
d o 1 f und drei Tochter, sammtlich aus der 
Stammtafel ersichtlich, stammen. — 14. Franz 
E m i 1 Lorenz Graf Wehe die besondere 
Biographie S. 247) . — 13. Franz Ka«l 
Eduard (geb. in Stuttgart 2. Janner 1776, 
gest. zu Gratz 8. December 1842), vom 
v. Wurzbach, biogr. Lerikon. I "VI. fGedr, 
Franzens «Zweige des jiingeren (Johann 
Dietrich ' schen) Hauptastes. Ein Sohn deS 
Freiherrn Franz Ludwig auS dessen Ehe 
mit Marie Kunigunde von Goy und 
der Stifter der heutigen graflichen Linie. 
Ueber diesen merkwurdigen Edelmann, der 
den osterreichischen Zwei>" der Familie 
Wimpffen begriindete, fehlen uns leider 
alle naheren Daten. Bruder des F e 1 i r 
und Dagobert Sigismund, iiber welche 
unsere Skizze der besonders denkwiirdigen 
Sprossen dieses Geschlechtes einige Notizen 
bringt, diente er anfanglich als Officier i". 
der landgraflich hessen ' cassel ' schen Schweizer« 
garde, quittirte aber spater den Dienst und 
iibersiedelte nach Oesterreich, wo er sich in 
Schlesien, dann in Bohmen mit GroB« 
Kuntschiitz, in Niederosterreich mit Wallsee 
und zuletzt in Steiermark mit Brunsee und 
Kainberg ansassig machte, das Incolat in 
den genannten Zandern, sowie in Ungarn 
und mit Diplom aao. 8, April 1797 auch den 
Grafenstand erlangte. Er hat sich zweimal 
vermalt, znerst in Wien am 16. October 
1796 mit Mslorie Amalie Ernestine (geb. 
11. Februar 1772. gest. 17. Ottober 1817) 
Prinzessin von Anhast-Vernburg . ochaumburg, 
Witwe des Erbprinzen Varl von Hessen- 
Mlippslhal, dann mit pauline (geb. 23. Mai 
1787/ s) Freiin von Wnrschllll Aus beiden 
Ehen stammen Kinder, aus erster sechs Sohne, 
zwei Tochter, aus letzter ein Sohn, eine 
Tochter; unter den Sohnen aus erster Ehe 
finden wir den beriihmten Feldzeugmeister 
FranzEmil Zorenz Grafen von 
Wimpffen.— 16. Franz Ludwig, 
Vater des Vorgenannten (geb. im Schlosse 
der sieben Thiirme bei Minfelden in der Pfalz 
2. April 1732. gest, zu Main 24. Mai 1800). 
vom jiingeren (Johann Dietrich ' schen) 
Hauptaste und Griinder des nach ihm 
benannten Franzens »Zweiges desselben. 
Ein Sohn Johann Georgs I I . aus 
dessen Ehe mit Dorothea geborenen Fou< 
quer oil es, trat er in die franzosische Armee 
beim deutschen Regimente K072.I Deux ?ou.t8, 
dann als Generalmajor und Chef des Kriegs« 
departements in herzoglich wurttembergische 
Dienste, 1706 wieder in franzosische. Zuletzt 
war er f ranzosischer Divisionsgeneral und 
President des militarischen Nevisionsgerichts 
in Mainz, wo er in dieser Eigenschaft starb und 
auf dem Friedhofe der Peterskirche beerdigt 
wurde. Als militarischer Schrif tsteller thatig, 
gab ex heraus: „Rekouts <1« I ' oooiiomiy as 
23. Aprkl 1888.1 16? 

Seite 363 



Wurzbach5 6 . txt 
Wimpffen, Franz Ludwig 242 Mimpffen, Georg Siegmund 
mc ' s HQUfaiLS ou N i t r i t au asvsloxneut 
6 ' un plan milimirs, aveo un 
ua tadlet" (I A ris 1797, 8".); — « A oiclepui 
» trent« A oul» hu'N est 3. ?»ri3, 
lb 

xarvenir xrom A tSNent a ae« :«Lult2.t3 
t , 1 A ! 3>deureui pour le» sieotsurs yecl A Lia- 
8tl<iue8 et pour ! 63 vriuoes bt colutss 
»«enliers, c A ui ant psr611 leur LouvOrainita 
6. w rivs L A uebv an It.b.in" (1798, 8".); - A 
» g«» iiiii et Z. tout "euue domwb ae5tinv 
»u metier <le« a A nie«" (Paris A n V I I 
lt769) 12".) , auch in deutscher Uederset zung : 
A Unterricht fur meine Sodne und alle jungen 
Leute, die sich den Kriegsdiensten widmen 
wollen" (Dresden 1790. gr. 8<>.). Auch 
schrieb er sein Leben: « A 2. vis plives" 

(I>2,li5 t?88, 5irmiQ Oiaot, 8".). Der Ge . 
neral war mit Nana Vunigunde von Voy 
vermalt, welche ihm sechs Sonne und sechs 
Tochter gebar, die aus der I I . Gtammtafel 
ersichtlich sind. A G ottingen ' sches histo» 
risches Magazin. Bd. I V , Stuck 3. S . 490 
bis 513.) — 17. Franz Ludwig (geb. 
zy. Februar 1732) vom jiingeren (Johann 
Dietrich ' schen) Hauptaste. Ein Sohn des 
Frecherm Stanislaus Gustav und der 
Julie Ludooica von Latour» Foissac, 
diente er vorerst als koniglich f ranzosischer 
Hauptmann im deutschen Regimente I. a Llark 

(1775—1783) . wurde noch General in fran« 
zosischen Diensten und kam dann als wirk« 
licher geheimer Rath und erster Kammerherr 
der Konigin Witwe von Wurttemberg nach 
Stuttgart, wo er als Minister und Oberst« 
Hofmeister des Konigs starb. Er ist bekannt 
durch seine Reisen in Amerika und im Innern 
Af ricas . die er von 1788—1791 unternahm. 
Von seinen Schriften liegen uns vor: „Des 
Freyherrn von Wimpffen neueste Reisen 
nach San Domingo oder Nachrichten liberie." 
Aus dem Franzosischen nach einer ungedruckten 
Handschrift des Verfassers (Erfurt 1798) . 
gewidmet Seiner herzoglichen Durchlaucht 
dem Eroprinzen von Wirtemberg und Tect; 
— „Briefe eines Reisenden, geschrieben aus 
England und Frankreich, einem, , Theil von 
Africa und aus Nordamerica. von- dem 
Freyherrn, wirklichem geheimen Rath und 
erstem Kammerherrn Ihro Majestat der Koni. 
gin von Wurtemberg", auS der franzo» 
schen Handschrift iibersetzt und herausgegeben 
von P.I. Rehfues, Hofrath und Biblio» 
thekar Seiner koniglichen Hoheit des Kron» 
prinzen von Wurttemberg, :c. (Darmstadt 
1814). - 18. Friedrich W i 1 h e lm (geb. 
zu Khirn am 27. August 1784. gest. zu 
Stuttgart am 16. Marz 1845), vom Fr an» 
z ens'Zweige des jiingeren (Johann 
Dietrich ' schen) Hauptastes. Ein Sohn des 
Freiherrn Franz Ludwig und der Marie 
Kunigunde von Goy und ein jiingerer 
Bruder des Franz KarlEduard, ersten 

Seite 364 



Wurzbach5 6 . txt 

Grafen von Wimpffen, und der Freiherren 

F e 1 i r und Dagoberl "Nr. 10 und 8) , 

trat er friih in wurttembergische Kriegsdienste, 

in welchen er zuletzt Generalmajor und 

Generalad jutanr des Konigs war. 13.17 ver» 

malte er sich mit Elise geborenen Freiin von 

NoNke (geb. 27. Mai 1795, gest. 8. Auguft 

1832) . Die Kinder aus dieser Ehe : zwei 

Sonne, W i 1 h e 1 m und Dagobert , welche 

Beide ihre Zweige f ortpf lanzten, unk zwei 

Tochter, deren jiingste. Pauline, sich mit 

ihrem Vetter Gusiao AdolfFelir . einem 

jiingeren Bruder des k. k. Feldzeugmeisters , 

verheiratete, sind aus der Stammtafel ersichtlich. 

— 19. Georg Freiherr von (geb. 

zu Frankfurt a. M. 12. October 1760. gest. 

zu Luneoille 27. Juni 1807) . vom Fran» 

zens< Zweige des jiingeren ( J o h a n n Diet» 

rich'schen) Hauptastes. Der alteste Sohn des 

Generals Franz Ludwig A Nr. 16^1 aus 

dessen Ehe mit Marie Kunigunde von 

Goy, widmete auch er. den Traditionen 

seiner Familie folgend, sich dem Waffen» 

dienfte, und zwar anfanglich in der franzosi» 

schen Armee, in welcher er bald Lieutenant 

im Reglmente ElsaB wurde. Bei Ausbruch 

der Revolution verlieB er. da er unter der 

Republik nicht dienen wollte, die Armee 

und trat in russische Dienfte iiber. in welchen 

er eine iiberraschend schnelle Carriore machte, 

denn wenig mehr als 40 Jahre alt. bellet» 

dete er bereits die Stelle eines kaiserlich 

russischen Generallieutenants . Doch in der 

Schlacht bei Austerlitz verwundet, g.riech er 

in franzosische Gef angenschaf t und starb auch 

in derselben im Jahre 1807 zu Luneville an 

den Folgen seiner Wunden. Freiherr Georg 

war mit einer Tochter des russischen Staats» 

rathes von passaB, eines als Naturf orscher 

und Reisender beriihuUen Gelehrten vermalt, 

welcher Ehe nur ein Sohn Waldemar 

entstammt, der diese russisch ' preuhische Seiten» 

linie der Wimpffen f ortpf lanzte . — 

20. Georg Siegmund (geb 1733. gest? 

Mimpffen, Gustav Adolf Felix 243 Mimpffen, Johann <Hansj 

13. Februar 1816), vom jiingeren (Johann 

D i e t r i ch'schen) Hauptaste und Stifter 

des nacl, ihni benannten Georg 'schen Kwei« 

ges. Ein Sohn Johann Georgs II., 

erst Hof junter des Pfalzgrafen Gustav 

Samuel , spater bis 1719 des Konigs von 

Polen, ererbte er dann die Oberamtmann« 

schaft von Guttenberg und Liihelstein und 

wurde pf alzzweibriicken ' scher adeliger Ge» 

heimrath. Er widmete sich in jungen Jahren 

dem Waf f endienste, und zwar in der franzo 

fischen Armee, in welcher er eine Majorsstelle 

beim Regimente ^,2. klark erhielt; 

spater aber trat er mit dem Wurmser ' schen 

Kreicorps in osterreichische Dienste iiber. ward 

Feldmarschall ' lieutenant und starb als solcher. 

81 Jahre alt. Aus seinen zwei Eben: 

mit Julie Thereje Freiin von Voselager und 

dann mit Kosepya Freiin von Vastheimb sind 

Seite 365 



Wurzbach5 6 . txt 
drei Sohne entsprossen. Der alteste derselben. 
Georg (geb. 28. November 1762) starb zu 
Losoncz in Ungarn am 23. November 181 1 
als Major bei 'Neilly«Chevaurlegers; der 
zweite, Dagobert (geb. 1763. gest. zu 
PreBburg am 26. J u 1 i 1336 als kaiserlicher 
Oberst im Nuhestanoe) . pflanzte mit seiner 
Gemalin Anlonie von Eras diesen Zweig der 
Wimvffen fort, welcher ssch Wimpffen 
von Molloerg schreibt; der jungste aber, 
Marimilian, ist der beruhmte k. k. Feld« 
marschall und Ritter des goldenen Vliefies 
'"siehe die ausfuhrliche Lebensskizze S. 252) . 
— 21. Gustav Adolf Felix Graf (geb. 
zu Troppau 28. December 181)5, gest. 
zu Meran 23. April 1880) . vom Fr an« 
3 ens» Zweige des jiingeren ( J o h a n n 
D i e t r i ch'schen) Hauptastes, und zwar von 
der graf lichen Linie. Ein Sohn Franz 
KarlEduards , ersten Grafen von 
Wimpffen, aus dessen erster Ehe mit 
Victorie Prinzessin von Anhalt<Bern» 
biirg» Schau m b u r g . verwitweten Prin« 
zessin von Hessen.Ph ilippsthal, trat er 
in jungen Jahren in die kaiserliche Armee 
und war 1822 Unterlieutenant un 6. Che« 
vaurlegers ' Regimente, 1822—1829 Oberlieu» 
tenant bei Este . Huszaren Nr. 2. 1830—1836 
Capitanlieutenant und Hauptmann bei 
Wimpssen»Inf anterie Nr. 13. 1837—1839 
Major bei Vianchi Nr. 63. 1840-1343 
Oberstlieutenant bei Nukavina » Infanterie 
Nr. 61. 1344-1347 Oberst und Comman« 
dant des Infanterie »Regiments Erzherzog 
Albrecht Nr. 41 und erhielt in let ztgenanntem 
Jahre die Kammererwurde . 1348 kam er als 
Generalmajor und Brigadier zur Armee in 
Italien, fungirte 1849-1830 als Staotcom< 
mandant in Livorno und ging 1351 mit dem 
Feldmarschall ' Zieutenants ' Charakter in Pen» 
sion. 1833 wieder angestellt, diente er bis 
Ende 1858 als Dioisionar. zuerst in Mahren, 
dann in Siebenbiirgen . 1860 trat er zu Grah 
in den bleibenden Ruhestand. Graf Gustav 
hatte sich zu Triest am 17. Februar 1850 
mit pauline Milhellmne, einer Tochter seineS 
Oheims, des koniglich wiirttembergischen Ge» 
neralmaiors Friedrich W i 1 h e lm Freiherrn 
Nimpffen, aus dessen Ehe mit Elise 
Freiin von M o 1 t k e vermalt. Beine Kinder 
sind ein Sohn Franz Demetrius . k. k. 
Oberlieutenant im Dranoner ' Negimente Graf 
Neipperg Nr. 12 (geb. zu Mailand 30. No» 
vember 185U. gest, zu Arco 26. April 1879) 
und eine Tochter Elisabeth (geb. zu Gratz 
10. Janner 1834). die sich am 16. April 1880 
zu Meran mit Marimilian Freiherrn von 
Gagern, grot zherzoglich hessischem Kammer» 
Herrn, Kreisrath zu Worms und Lieutenant 
6. Ik Luitk des A >. groBherzoglich hessischen 
Dragoner>Regimentes Nr. 24. ehelich verband. 
'—22. Hans von Wimpffens. Johann. 
Nr 26. — 23. Heeremann von Wimpffen 
fallt noch in eine Zeit zuriick, welche vor 

Seite 366 



Wurzbach5 6 . txt 
jener liegt, mit der unsere Stammtafel an» 
bebt . Heeremanns Name hat sich durch 
eine. auf das letzte Magdeburger Turnier 
1036 gepragte Medaille erhalten. Dieses 
Turnier ist besonders deshalb bemerkens» 
werth, weil auf demselben eine hiibsche, aber 
feile Dime als Preis ausgesetzt war. — 
24. Heinrich Christian Freiherr ssiehe die 
besondere Biographie S. 250) . — 23. Hermann 
(geb. 8. August 1734. gest. 11. Marz 
1818), vom Stanislaus ' schen Zweige des 
jiingeren (Iot>ann Dietrich ' schen) Haupt» 
astes. Ein Sohn des Stifters dieses Zweiges 
Stanislaus Gustav aus dessen Ehe mit 
Julie Ludovica Zatour « Foissac. 
diente er in der f ranzosischen Armee, in 
welcher er bis zum Range eines General* 
lieutenants aufstieg, und bekleidete, nachdem 
er seinen Abschied genommen, das Amt eines 
Makes von Neu« Breisach bis zu seinem 
Tode . Aus feiner Ehe mit Therese von NoVmann 
hinrerlieB er nur zwei Tochter fvergl. 
die Stammtafel) . — 26. Johann (Hans) 
(geb. zu Niirnberg 1418. gest. in Hagenau 
1491) . Auch einer jener merkwiirdigen Men« 
schen des fiinfzehnten Jahrhunderts , die noch 
ihres Biographen harren. Ein Tohn des Nurn«^ 
N) Johann Dietrich 244 Wimpfen, Iosephine 
berger Patriziers und Senators Friedrich 
August von Wimpffen Herrn auf B r i r e r 
stein. Zabietstein und EberShausen 
und Luduvica Theresias geborenen von 
Wolfs kehl . hat er sich durch seine nam 
haften Ritterziige und seine Belagerung der 
Veste Lindbronn im ElsaB im Jahre 1431i. 
feiner aber auch durch seine merkwiirdigen 
Reisen in Frankreich und Italien beriihmt 
gemacht . Bernhard Herzoaer in seiner 
Chronik weiB dariiber Naheres zu berichten. 
Endlich seiner Fahrten iiber Meer und Land 
miide . lieB sich Hans Wimpffen in Ha> 
genau in cder Nahe von StraBburg nieder 
und vermalte sich mit Varbara von Aechlenbach, 
welche ihm den Sohn Johann I I . gebar. 
Eine Niirnberger Pergamenturkunde aus dem 
Jahre 1444 spricht von dieser Ehe und dem 
derselben entsprossenen Sohne, und ein auf 
einem Stadtthurme zu Hagenau angebrachtes 
Denkmal zeugc von der angesehenen Stellung, 
die Hano v. N i m o f f en daselbst einnahm. 
— 27. Johann Christoph (geb. 1619), 
ein Sohn Johann Dietrichs, des Stif. 
ters des jiingeren (nach demselben denann» 
ten) Hauptastes, trat in kaiserliche Kriegs« 
dienste und ist auf dem Schlachtf elde ge» 
fallen. I n welchem Jahre, in welcher Schlacht, 
dariiber fehlen alle naheren Angaben. Auch 
war er unvermalt geblieben. — 28. Johann 
Dietrich (geb. 1583) . Ein Sohn Johann 
Jacobs auS dessen Ehe mit Mar. Doro» 
thea von Schwarzenberg, diente er 
Zuerst im kaiserlichen, dann in spanischen und 
ioscanischen Heeren wahrend des dreifi>ig« 
jahrigen Krieges un> ward gleich seinem 

Seite 367 



Wurzbach5 6 . txt 
Bruder Johann Friedrich kaiserlicher 
Feldoberster, dann aber Kammerer und Oberst« 
Hofmeister der Markgrafin von Baden«Dur« 
lach. Nachdem er lange Zeit in Nurnberg 
gelebt und sich dort mit Tochtern angesehener 
Patrizierf amilien (vergl. die Stammtaf el) 
vermalt hatte, verlieB er im Jahre 1630 
diese Stadt und machte sich in der Pfalz sefi» 
haft, wo er der Stifter des jiingeren, 
nach ihm benannten Hauptastes der Familie 
Wimpffen und somit der Ahnherr aller 
heutigen Wimpffen in Oesterreich. Frank« 
reich. PreuBen. Bayern und Ruhland wurde. 
I hm und seinem oben erwahnten Bruder 
verlieh Kaiser Leopold am 13. No-oember 
4658 einen schonen Wappenbrief. welcher auf 
SchloB Kainberg in Steiermark verwahrt wird. 
Das „Taschenbuch der f reiherrlichen Hauser 
vom Jahre 1833" enthalt S. 539-343 eine 1 
genealogische Skizze des Hauses Wimpffen . 
I n dieser heiBt es, daB JohannDietrich 
1350 in die Pfalz iibersiedelt sei. Dies ist 
ein — wahrscheinlich durch einen sehr fto» 
renden Druckfehler (1350 statt 1630) entsinn« 
dener — Irrthum. — 29. Johann Friedrich 
(geb. zu Hirschbach 1581, gest. 13. No» 
vember 1668) . ein Sohn Johann Jacobs 
aus dessen Ehe mit Mar. Dorothea von 
Schwarzenberg . Er war Losungsamt ' 
mann zu Nurnberg und zuletzt kaiserlicher 
Feldoberster und erwarb von seinem Neffen 
Johann Paul die Nohooburg in der 
Ortenau. Aus zwei Ehen, zuerst mit 
5ulanna Aalyarina geborenen Fiirleger, und 
nach deren Tode mit 5uftnna sseborenen Nret) 
von Rressenstein (geb. 16. August 1622. gest. 
3. Juli 1682), ist er Vater von vier Sohnen, 
deren nur einer, Georg Abraham, den 
vom Vater gegriindeten alteren (oder Io» 
hannFriedri ch'schen) Hauptast fort» 
setzte. Aus diesem ging die heutige danische 
L i n i e der Wimpffen hervor, da Georg 
Abrahams Urenkel Tobias Peter, der 
in kurbayrischen Kriegsdiensten gestanden, 
aus Glaubensriicksichren dieselben verlieB und 
in jene der Krone Danemarks iibertrat, wo 
seine Nachkommen die noch bliihende danische 
Linie bilden. — 30. Johann Georg 1 1 . (geb. 
zu Mollberg 2. Juli 1689. gest. zu WeiBen» 
burg 2. December 1767) . vom jiingeren ( I o« 
hannDielri ch'schen) Hauptaste. Der 
alteste Sohn Johann Georgs I. aus 
dessen erster Ehe mit Katharina Weid« 
mann von Ehrenfels. Nach dem Besitz« 
thume Mollberg, auf welchem er geboren 
worden, nahm die spatere ungarische Linie 
der Freiherren von Wimpffen das Pra« 
dicat Mollberg an. Er stand bis 1714 als 
Hof junker in Diensten des Pfalzgrafen G u« 
stav Samuel , darauf bis 1719 in jenen 
des Konigs von Polen; dann trat er nach 
seinem Vater die Oberamtmannschaf t zu 
Guttenberg und Liihelstein an und wurde zuletzt 
pf alzzweibriictcn ' scher adeliger Geheimrath. 

Seite 368 



Wurzbach5 6 . txt 
Seine Gemalin Anloinelle Dorothea Nazisse 
geborene von Fouauerolles, mit welcher er 
sich im Jahre 1719 vermalt hatte, schenkte 
ihm eine zahlreiche Nachkommenschaf t , namlich 
zwolf Kinder, darunter acht . Sonne, 
deren, mehrere wesentlich, zum spateren 
Glanze des Hauses Wimpffenin 
den verschiedenen Landern des Continents 
beitrugen. —31. Iosephine (geb. t??0. 
Todesjahr unbekannt, lebte noch im Jahre? 
Vimpffen, Karl August 245 N) Oswald 
1823) . Eine Tochter JosephPhi< 

1 i p p s und Nichte Christian Peters, 
vermalte sie sich mit einem Herrn 

von 5artori. Sie zahlt zu den gelehrten 
Frauen ihrer Zeit und gab folgende Werke 
heraus: ,,1/urns aaus la vallos «zolttairS. 
I»ar maa. 8. A * * * . « I wm. (Paris, an XIV 
A 1806 A Hlaraaau, 12".); in einer Anmerkung 
des ersten Bandes erklart sie.- die Idee zu 
den ersten zwei Banden dieses Romans aus 
zwei deutschen Werken des Freiherrn von 
B i 1 d erbeck geschopfc zu haben, wahrend 
der dritte Band ganz ihre eigene Schopfung 
sei; dies ist ein nicht wahrheitsgetreues Be> 
kenntniB, denn das Ganze ist nur eine Ueber« 
sctzung des Romanes von B i 1 d er deck: „Die 
Urne im einsamen Thai" 4 Bande (Leipziss 
4799); — «1 A 6 auo 6 6 K,2U2un, par maaanis 
as 8 7 lies VV n« 2 Vol. (?ari8 
4307, UaraaaQ, 12".); - „I A oa A rA afi> 
'Waikeim. a. ia cour as A reaerio.II. 
roi as I>1U556. ?ar I'autsnr au '"Oue atz 
I,au2UQ"" 2 Vol. (?ai-i3 1809, Klaracian, 
12 A .); — '""'la, aenioi36ils as I A u A ues, 
uouveils t '"iLtoria . U6, xar maa A in« as 
8 .7" (?2i>i3 4817, R05H, 12°.); - 
„Nxtrait aes "lsmoires au uiAiciuIs as 
Dang s a u , eontsnaut deaueoup a'aub«:» 
aotes 5U? I A ouis XV. st . sa oour, avsc 
ae5 201S8 Ki5rori<iue3 " 2 Vol. (karis 1818, 
It,0La, 12",); — A ?stit tadlsau a« '"arid, 
Joui- <818 et i822" A Vol. (I»ari3 t8ts, 
I A e ' N oi-lQ' N ut, 12".); — „Iio8aui-2 ae VIraiva 
ou 1'IIomioias" 2 Vol. (I A i-i» 1817, 
Dsntu, 12".), eine Nebersetzung des Romans 
der englischen Schrif tstellerin- Mifi Mary 
Charlton;— „Usruoirea KiatoriHues aur 
8. H. . R. HiFi-, A s auo as L s r r i " (?»' s ig 
1320, li,OLk, 8 A . ) ; — A I A iLcouni proQolies 
Is 3 Octool-6 1823 »> I ,/S tksnss as« vamss, 

2 I'oeoasion as I ' aunivsraaii ' S as I» «2.12- 
sauce, as HllFr. Is auc asNorasHUi" 
(k A ri5 1823, Vouctisr, 4".). - 32. Karl 

August (geb. 1333.) . Herr auf Brirenstein. 
Zadietstein und Ebershausen, ein Sohn Si< 
gismund Heeremanns, wahrscheinlich 
aus dessen zweiter Ehe mit Zudovica von 
Khei.t. Auch er stand, wie es denn in der 
Familie Wimpffen ein vorherrschender Zug 
ist, sich dem Waf f enhandwerke zu widmen, in 
kaiserlichen Krieg-sdiensten . und zwar als 
Feldhauptmann . Er soA es auch sein. welcher 
der erste mit seiner Familie bleibenden 

Seite 369 



Wurzbach5 6 . txt 
Wohnsitz in der damaligen freien Reichsstadt 
Niirnberg nahm, worauf die Familie nahezu 
drei Jahrhunderte hindurch unter den Patri« 
ziem Niirnbergs erscheint. Aus seiner ersten 
Ehe mit Maria Eva von Vuleck batte er zwei 
Sonne: Karl August, der im Herrendienste 
und als Kamlnerl-r beim Kaiser stand, und 
Friedrich August, der den Stamm fort« 
pflanzte. Seine zweite Ghe mit Lisa von 
Wildeck blieb kinderlos. — 33. Don Luis 
deWimpffen (geb. il>. October t?58 zu 
Altkirch am Oberrhein, gest. zu Madrid 
29. December 1831), Sohn des Don I o s6 
LuisdeWimpffen und der Anastasia 
von Z u r 2 ch . Er war Patrizier von 
Solothurn. koniglich spanischer Generallieutnant . 
Chef des Generalstabes und Inhaber 
eines seinen Namen fuhrenden Schweizer» 
Regimentes, GroBkreuz des koniglichen Mli« 
tarordens vom heiligen Ferdinand und des 
Ordens von Sanct Hermenegilo. sonst noch 
vielfach ausgezeichnet , namentlich mit dem 
Ehrenzeichen fur die Schlacht bei Vittoria. 
in welcher er , sich besonders hervorgethan . 
Zu welcher Linie des Hauses Wimpffen 
Don Luis gehort, mildem dieser spanische 
Zweig erlosch, dariiber fehlen alle sicheren 
Angaben — 34. Margaretha Isabella 
Leonsre ssiehe F e i i r Friedrich Wenzel 
Graf. S. 247 zu Ende des Tertcs). - 
35. Maria Auna CaciUa Graf in lsiehe 
die besondere Biographie S. 23t) . — 
3s». Mar Freiherr slehe die besondere Bio« 
graphie S. 2Z2) . — 37. Oswald, auck 
Georg Oswald Freiherr (geb. zu Pau in 
Frankreich 1. September 1842) . vom Felir« 
Zweige des jiingeren (Johann Dietrich '« 
schon) Hauptastes. Ein Sohn des f ranzosischen 
OHlae-Fsusi-Kl aes eaux st tarsts Georg 
Oswald aus dessen Ehe mit Johanna 
Dufau. Als Knabe nach Oesterreich gebracht, 
genoB er im Cadetenin jMuic zu Marburg eine 
militarische Vorbildung, kam i858 in die 
Wiener-Neustadter Akademie und aus dieser 
im September 11>62 als Lieutenant minderer 
Gebiihr in das Inf anierie-Negiment Konig 
der Belgier Nr 2? In demselben wurde, er 
im Mai 1866 Lieutenant Hohere . r-Gebiihc und 
noch im August desselben Jahres Oberlieute» 
nant . I m Feldzuge aegen Danemark 5864 
wurde er bei Oeversee am 6. Februar durch 
einen.SchuB am Kopfe schwer verwundet. 
Spater kam er in das militar ' geographische 
Institut. Er ist seit 9. Mai 1883 mit Narie 
.geborenen Freiin von Horneck von Veinyeim, 
Dame des koniglich bayrischen Elisabeth« 
ordens. vermalt und lebt zur Zeit auf Kreuz«^ 
KVimpffen, Tobias Peter 246 Mimpffen, Felix Friedr. Wenzel 
wertheim am Main. — 38. Siegmund 
Heeremann (gest. 1393) .Mit diesem tapferen 
Kriegsmanne des vierzehnten Jahrhunderts 
beginnt unsere Stammtafel des adeligen Ge» 
schlechtes von Nimpffen, weil von ihm 
herab eine genealogische Stammesfolge nach 

Seite 370 



Wurzbach5 6 . txt 
ziemlich zuverlassigen Daten moglich ist. I n 
Schwaden als Besitzer von Brirenstein. Zabiet 
stein, Ebershausen u. s. w. seBhaft, stand er in 
kaiserlichen Kriegsdiensten, und zwar als Feld 
oberster Kaiser K a r 1 s IV. I n diesen erwarb 
er sich solche Verdienste, daB ihm vom Kaiser 
auf dem Reichstage zu Speyer 1373 eigen 
handig der Ritterschlag ertheilt, ihm eine be> 
sondere Urkunde iiber den alten Aoel seines 
Geschlechtes verliehen, sein Wappen mit dem 
Kreuze in den Vorderfiiften des Widders ver» 
mehrt und er zum Reichsvogte iiber seine 
Ahnenstadte Wimpfen auf dem Berge und 
Wimpfen im Thale eingesetzt wurde. Sieg» 
mund Heere mann starb zu Prag im hohen 
Alter. Er war zweimal vermalt, zuerst mit 
5u!anne von Eblingen, dann mit l.'udovisa von 
Aheit. Doch scheint aus seinem Testamente 
hervorzugehen, daB Letztere die Mutter seiner 
drei Sonne: Karl August, geb . 1353. kais. 
Felohauptmann . welcher seinen Stamm fort« 
setzte. Johann Albert, geb. 1334. Domherr 
zu Wiirzburg, und Friedrich Vartholo» 
maus, geb. 1336, der in kaiserlichen Dien« 
sten stand und einen Zweig griindete, wel« 
cher den lutherischen Glauben annahm und 
lange Zeit in Baden, spater auch in Sachsen 
wohnte, gewesen sei. — 39. Stanislaus 
Gustav Freiherr uon (geb. 19. September 
1?21, gest. 8 April 1793) . vom jiingeren 
(JohannDietri ch'schen) Hauptaste. 
Johann Georgs II., des Griinders des« 
selben, altester Sohn aus dessen Ehe nut 
Dorothea von Fouquerolles , stand er 
anfanglich in Kriegsdiensten, ttat aber dann 
in Civildienste iiber und wurde oberpf alzischer 
adeliger Geheimrath und Erb ' Obcramtmann 
zu Guttenberg und Liitzelftein. Er hatte sich am 
7. November 1747 mit Julie l^udouica Gabriele 
von tatour Hoissal- vermalt und starb zu Mols« 
heim. wo ihm seine Frau am 27. Juni 1795 in 
den Tod folgte. — 40. Tobias Peter (geb. 
zu Konigstein in Franken 7. Janner 1767. gest. 
Itt . November 1813), vom alteren (Johann 
H r i ed r i ch'schen) Hauptaste. Ein Sohn 
Christoph Wilhelms aus dessen Ehe mit 
E 1 a r a von Alt. ist er der Stifter des dani« 
schen noch heute in Danemark bliihenden 
Zweies der Wimpffen. GlaubenSriicksichten 
veranlafiten ihn. mit seiner Familie sein fran» 
kisches Stammland zu verlassen und nach 
Danemark zu iibersiedeln, wo er koniglicher 
Major und Oberlandwegeinspector im Herzog» 
thume Holstein wurde, ab« im schonsten 
Mannesalter von erst 46 Jahren starb. Aus 
seiner Ehe mit Niloline, Tochter des Bischofs 
Vloch, hatte er zwei Sonne und zwei Tochter, 
die alle aus der I. Stammtafel ersichtlich 
find. Von den Sohnen pflanzte nur der 
altere. Friedrich Ferdinand Franz, 
koniglich danischer Kammerer und Oberforst« 
meister des Herzogthums Iiitland, diesen 
danischen Zweig fort. — 41 .Victor llehe 
die besondere Biographie S. 260) . 

Seite 371 



Wurzbach5 6 . txt 
III. Wappen der Freiherren und Vrasen von 
Wimpsscn. I n Roth ein iiber drei griine 
Berge schreitender silberner Heeremann oder 
Widder, ein goldenes Krruz mit den Vorder» 
fuBen haltend. Auf dem Schilde ruht ein mit 
einer Konigskrone bedeckter offener Turnier- 
Helm. Aus der Krone wachst zwischen zwei 
rothen Busselhornern . beiderseitig von vier gol< 
denen Staben, die sieben goldene Linden» 
blatter fuhren (112 3). begleitet, der Nid» 
der mit dem Kreuze hervor. Die Helmdecken 
sind roth mit Silber unterlegt. 
Wimpffen, Felix Friedrich Wenzel 
Graf (Staatsmann, geb . zu Brun» 
ee in Steiermark am 16. Marz 1827, 
gest. in Paris am 30. December 1883), 
vom Franzens »Zweige des jungeren 
(Johann Dietri ch'schen) Hauptastes, 
und zwar von der durch seinen Vater 
Franz Karl Eduard gestifteten graflichen 
3inie. Ein Sohn aus dessen 
weiter Ehe mit Pauline Freiin von 
Mar schall, besuchte er das Gymnasium 
n Gratz und horte die Rechte in Prag, 
wo er auch die Bewegung des Jahres 
1848 mit erlebte. Da er bei dem Ausbruche 
derselben die rechtswif senschaft» 
ichen Studien eben beendet hatte, war 
es ihm ein Leichtes, wenigstens auf 
die Dauer des bevorstehenden Krieges 
den Fahnen zu folgen, unter denen 
ein Stiefbruder, der Feldzeugmeister 
Franz, eine so glanzende Stellung^ 

Mimpffen, Felix Friedr. Wenzel 247 Mimpffen, Franz Emil Lorenz 
einnahm, und betrat als Lieutenant 
bei HeB-Inf anterie Nr. 49 die militarische 
Laufbahn. I n das 2. Dragoner »Regiment 
Konig von Bayern iibersetzt, 
machte er in demselben den italieni' 1 
schen Feldzug im Jahre 1849 mit. Nach 
dem Friedensschlusse widmete er sich der 
diplomatischen Laufbahn, welcher er 
fortan treu blieb. Erst wurde er Attacho 
in Rom, dann Secretar, spater Botschaf tsrath 
in London, 1864 Gesandter 
in Kopenhagen und 1866 in Berlin. 
Daselbst lernte er eine Hofdame der 
Konigin und nachmaligen deutschen Kai» 
serin Augusta, die Grafin Margarethe 
Lynar kennen, mit welcher er sich am 
24. August 1867 zu Dresden vermalte. 
Seitdem war de-r Graf zweimal in Rom 
und zweimal in Paris als Botschafter 
thatig. Auf diesem Posten befiel ihn in 
letzterer Zeit eine nervose Unruhe und 
eine durch nichts als erhohte Reizbarkeit 
der Nerven veranlaBte Aengstlichkeit , „er 
konnte der Gehirnerweichung verf alien", 
daB er sich von dem unheimlichen Ge« 
fiihle nicht anders zu befreien wuBte, 
als indem er Hand an sich selbst legte 
und sich erschoB. Was seine Leistungen 
auf diplomatischem Gebiete betrifft, 
so gipfeln dieselben in den zwei Haupt- 

Seite 372 



Wurzbach5 6 . txt 
Momenten, daB er die Grenzregulirung 
zwischen Oesterreich und Italien nach 
dem Feldzuge 1866 mit groBem Geschicke 
zu Ende fuhrte, und dafl er es verstanden 
hat, sowohl als osterreichischer Bot« 
schafter bei der f ranzosischen Republik, 
als auch am italienischen Hofe das 
f reundschaf tliche Einvernehmen zwischen 
Oesterreich und. den Regierungen. jener 
Staaten aufrecht zu erhalten. Wieder« 
holt hatte der Kaiser den Grafen Felix 
ausgezeichnet , zuerst mit dein Orden der 
eisernen Krone erster Classe und bald 
darauf, 1875, zu Venedig, wohin Kaiser 
FranzJoseph zum Besuche des 
Konigs Victor Emanuel gekommen 
war, mit dem GroBkreuze des Leopold« 
ordens . Wie oben bemerkt, hat sich 
Graf Felix mit Margaretha Isab 
e 1 la Leonore geborenen Grafin 
Lynar (geb. 4. Marz 1847) vermalt. 
Durch Schonheit, Anmuth und Bildung 
gleich ausgezeichnet, zahlte sie an den 
Hofen von Berlin, Rom und Paris, 
wohin sie ihrem Gatten folgte, zu den 
fesselndsten Erscheinungen und erfreute 
sich uberall einer Aufnahme, wie sie nur 
einer Dame von so hervorragenden 
Geistes» und Naturgaben zutheil werden 
kann. Ihr Salon gehorte, wo sie war, 
zu den glanzendsten . Sie gebar ihrem 
Gatten zwei Tochter: Marie (geb. zu 
Berlin 9. November 1868. seit 15. Juni 
1887 vermalt mit Theodor Grafen 
Zichy von Vasonykea, k. k. Botschaf tsrath 
zu Paris) und Pauline 
(geb. zu Rom 24. Februar 1874) . 

Neue illustrirte Zeitung (Wien. Za< 
maroki. kl. Fol.) 1S83, Nr. 16. S. 243. - 
Dieselbe. 1873. Nr. 25. 

Portrat«. Des Grafen F e 1 i i : Holzschnitt 
ohne Angabe des Zeichners und Xylographen 
in der obigen „Neuen illustrirten Zeitung", 
1883. Nr. 16. — Der Grafin Margarethe: 
Holzschnitt nach einer Zeichnung von D. in 
der vorgenannten Zeitung 1875. Nr. 25. — 
Der Tochter Marie : Im XV. Jahrgang 
des „Wiener Salonblatt" Nr. 50 vom 
7. December t884. — I n Vas Atdum, wel» 
ches der Wiener Schrif tstelleroerein , Con» 
cordia" zum Besten der durch die Ueber» 
schwemmung in Spanien Verungliickten ver» 
anstaltete. schrieb Graf F e 1 i 1 . damals Not» 
schafter in Rom: „Es gibt kein grofieres 
Gliick, als sich das Wohlwollen fur Andere 
zu bewahren . " 

Nimpffen, Franz Emil Lorenz 
Grafsk.k. Gener al . . Feldzeugm ei ster, 
Commandeur des Maria Theresien» 
und GroBkreuz des Leopold)^ 

Wimpffen, Franz Emil Lorenz 248 Wimpffen, Franz Emil Lorenz 
ordens, geb. in P r a g am 2. April 
4797, gest. zu G 6 r ; am 26. November 
1870) , vom Franzens ' 

Seite 373 



Wurzbach5 6 . txt 
Zweige des jiingeren (Johann Diet» 
rich'schen) Astes, und zwar von der 
graf lichen Linie ' altester Sohn Franz 
Karl Eduards, ersten Grafen von 
Wimpffen, aus dessen erster Ehe mit 
Victorie geborenen Prinzessin von An> 

halt . Bernburg ' Schaumburg, verwitweten 
Erbprinzessin von Hessen» 

Philippsthal . Von der in der Fa» 
milie vorherrschenden Neigung zum 
Waf f endienste getrieben, noch mehr aber 
von der Begeisterung, welche damals die 
deutsche Jugend durchloderte, als es gait, 
die Tyrannei des gewaltigen Zwingherrn 
des Jahrhunderts zu brechen, trat er, 
siebzehn Jahre alt. als Nnterlieutenant in 
das k. k. 3. Iager-Bataillon, aus wel» 
chem er bald zum Oberlieutenant bei 
LusiFnan-Inf anterie Nr. 16 vorriickte. 
I n diesem Regimente machte er die Feld» 
ziige 1813 und 1814 in Deutschland 
mit. Dieser Kriegsschule in der Hauptarmee 
der Verbiindeten folgte seine Theilnahme 
an den Operationen des Generals 
Frimont in Italien 1813. Nun wurde 
er in ziemlich rascher Weise befordert, 
1822 zum Hauptmann, 1828 zum Major, 
1830 zum Oberstlieutenant , 1833 bereits 
zum Obersten und Commandanten des 
Inf anterie-Regimentes GroBherzog von 
Baden Nr. 39 und Ende 1839 zum Generalmajor 
unb Brigadier in Trieft, welches 
spater der Schauplatz seiner energischen 
Thatigkeit und ausgezeichneten Verwendbarkeit 
werden sollte. I m November 
1846 zum Feldmarschall-Lieutenant und 
Divisionar ernannt, focht er in dieser 
Eigenschaft im italienischen ' Feldzuge 
1848 im zweiten Armeecorps unter Feldmarschall- 
Lieutenant d'Aspre. Vicenza, 
Madonna del Monte, Sona, Somma 
Campagna, Custozza und Volta sind die 
Namen, mit denen der des Generals in 
ruhmvollster Weise bleibend verkniipft ist. 
Am denkwiirdigen Tage der Einnahme 
von Vicenza (10. Juni 1848), wo dem 
zweiten Armeecorps der Auftrag ward, 
gegen die Vorstadt von Porta Padova, 
dann gegen die Vorstadt SanVito und die 
Porta Santa Lucia vorzuriicken, hatte 
Wimpffen an den Erfolgen des Tages 
so ruhmvollen Antheil, daB Feldmarschall 
Radetzky in seiner Relation des tapferen 
Generals in auszeichnendster Weise ge' 1 
dachte. Bei den Vorbereitungen zum 
Schlage von Custozza siel Wimpffen 
die Aufgabe zu, die Hohe von Madonna 
del Monte zu nehmen, das von dem 
Feinde wieder besetzte Somma Campagna 
diesem zu entreiBen und endlich, nachdem 
er diese schwierigen Aufgaben mit sieg» 
reichem Erfolge gelost, in das fur die 
Fortsetzung des Feldzuges so wichtige 
Cuftozza mit sturmender Hand einzu» 

Seite 374 



Wurzbach5 6 . txt 
dringen. Die Division des Generals, ihn 
an der Spitze, hatte mit heldenmuthiger 
Kiihnheit gekampft, mit unerschutter» 
licher Ausdauer hatte der General bis 
zum Abend den Kampf unterhalten und 
so auch fur den siegreichen Ausgang des» 
selben den Ausschlag gegeben. Und in 
gleich glanzender Weise wie am Schlacht» 
tage bei Cuftozza griff er bei Volta ein, 
als er den hartnackigen Versuchen Karl 
Alberts , die verlorenen Stellungen 
am Mincio wieder einzunehmen, ent» 
schiedenen und erf olgreichen Widerstand 
entgegenset zte und den geschlagenen 
Konig zu raschem Ruckziige zwang. Bei 
Volta, zu dessen Einnahme der Feind, in 
ErkenntniB der strategischen Wichtigkeit 
dieses Platzes, von Goito aus alle seine 
Krafte aufgeboten hatte, war eS die 
heldenmiithige Haltung des Grafen 
Wimpffen und des Brigadiers Fried«? 

Mimpffen, Franz Emil Lorenz 249 Mimpffen, Franz Emil Lorenz 
rich Fiirsten Liechtenstein, welche die 
angestrengten Bemuhungen des Feindes 
siegreich vereitelte. Der Corpscomman» 
dant General d'Aspre erklarte in seiner 
Relation, daB nur durch die Schnelligkeit 
der Bewegung, die Entschlossenheit und 
den Muth, die Ausdauer und die beson« 
nenen Dispositionen dieser beiden Fiihrer, 
insbesondere aber durch die freiwillige 
Wahl der zweckentsprechendsten und ent> 
scheidenden Mittel — wahrend ein Riick» 
zug unter den damaligen schweren Um» 
standen keiner Verantwortung unter« 
worfen worden ware — dieses groBe Re« 
sultat herbeigef iihrt worden sei. I n 
gerechter Wiirdigung dieser Waffenthaten 
wurde Wimpffen in der 131. Promotion 
vom 27. November 1848 mit dem 
Ritterkreuze des Maria Theresien« 
Ordens ausgezeichnet . Nachdem er kurze 
Zeit als Gouverneur von Mailand 
thatig gewesen, pfliickte er sich neue 
Lorbern im Feldzuge 1849. I n diesem 
kurzen, aber umso ruhmvolleren Marz- 
Feldzuge — der eigentlich nur ein 
ununterbrochener Siegeszug gewesen 
— hatte er die Aufgabe, den Po» 
Obergang bei Casale f estzuhalten . Wieder 
bewahrte der tapfere General seinen 
Muth und seine Umsicht durch die klugen 
strategischen Dispositionen, die er traf. 
Ebenso glanzende Proben seiner schon 
oft bewiesenen Tapferkeit gab er bei der 
Einnahme von Bologna und Ancona im 
Mai und Juni 184 9, nachdem er mit 
dem Oberbefehl iiber die zur Inter» 
vention im Kirchenstaate bestimmten Trup« 
pen war betraut worden. Nach dem Falle 
der beiden genannten Stadte wurde ihm 
die Oberleitung der unterworf enen Provinzen 
tibertragen; im Spatherbste deSselben 
Jahres erhielt er infolge der Reorganisation 

Seite 375 



Wurzbach5 6 . txt 
der Armee das Gouvernement 
von Trieft mit der Statthalterschaf t im 
Kiistenlande, das Presidium der neu» 
geschaffenen Seebehorde und die Finanz» 
Landesdirection, sowie provisorisch das 
Marine»Obercommando . I n dieser Stel' 
lung, in welcher es ihm gelang, sich 
einen hohen Grad Beliebtheit bei der 
Bevolkerung zu erwerben, gesellte er 
dazu die nicht geringen Verdienste urn 
den Aufschwung der jungen 6sterreichi« 
schen Kriegs' 1 und Handelsmarine . Der 
Monarch anerkannte auch dieselben, 
indem er dem General, dem in der 
137. Promotion vom 26. Marz 1830 
zugleich mit Wohlgemuth, Hefl und 
S c k 1 i k das Commandeurkreuz des 
Maria TheresiewOrdens zuerkannt wor« 
den war, das GroBkreuz des Leopold« 
ordens verlieh. Noch wurde der Graf 
durch Verleihung der geheimen Raths« 
wiirde und die Beforderung zum General« 
Feldzeugmeister geehrt, in welcher Eigen« 
schaft er 1860 in Disponibilitat trat 
Als Feldzeugmeister erhielt er 1834 nach 
dem Heranwachsen des schon seit Jahren 
zum Obercommandanten der Kriegs» 
marine bestimmten Erzherzogs Ferdi» 
nand Max den Oberbefehl iiber die 
erste Armee in Wien als commandiren« 
der General in Nieder, Ober- und 
Innerof terreich, Bohmen, Mahren und 
Schlesien, und zwar an Stelle des zum 
Gardehauptmann ernannten Feldmarschalls 
Grafen Wratislaw. 1839 
finden wir ihn mit dem Commando der 
ersten Armee betraut, in welcher Stellung 
er in der Schlacht bei Solferino (24. Juni) 
die Operationen auf dem linken Fliigel 
der osterreichischen Aufstellung leitete. BereitS 
1831 war er Inhaber des Infanterie- 
Regimentes Nr. 22, vormals Prinz 
Leopold beider Sicilien, geworden, auch 
war er Ehrenritter des Iohanniter« 
ordens und Ehrenbiirger der Stadt 
Trieft. Am 3. October 1823 hatte er sich^ 

Mimpffen, Franz Emil Lorenz 250 Wimpffen, Heinrich Christian 
zu Hietzing mit Maria Anna Cacilie 
Henriette Freiin von Eskeles (geb. 
2. Marz 1802, gest. 41. August 1862) 
vermalt und lebte nach seiner Versetzung 
in Disponibilitat auf seinen Giitern 
Kainberg und Reitenau in Steiermark 
und Battaglia in Italien. Aus dieser 
Ehe entstammen drei Sonne, Heinrich 
Emil, AlphonS Franz A S. 232 /s 
und Victor j^S. 260^ und eine Tochter 
Maria Anna vermalte Freifrau von 
Gagern. Der Graf starb an den Folgen 
des Rummers, den der Verlust seines bei 
Skalitz gefallenen Sohnes Alphons 
ihm bereitet hatte. 

Oestereichische illustrirteZeitung 
(Wien. Engel. Reck u. Pierer. 4°.) IV. Iahr< 

Seite 376 



Wurzbach5 6 . txt 
gang. 5. Juni 1854. Nr. ,76 und 8. Juni 
1834, Nr, 177: „Franz Graf Wimpffen, k. k. 
Feldmarschall «Lieutenant " . — Illustrirte 
Z e i t u n g (Leipzig. I.I. Weber) Band 
XXXII, i8. Juni 1839. S. 39?: «Franz 
Graf von Wimpffen" .— Hirtenfeld(I.) 
Der Militar»Maria Theresien» Orden und 
seine Mitglieder (Wien 1837. Staatsdruckerei . 
t 1 . 4".) S. 1460. 1752 und 1733. - Strack 
(Ios) . Die Generale der osterreichischen 
Armee . Nach k. k. Feldacten und anderen 
gedruckten Quellen (Wien, Koch und Sohn 
1830. br. 12".) S. 449-46U. - 6a7->iacl,/ 
' s /«ivein' s . 2^'na.l, d. i. Heimat (Wien) 
Blatt «7 . — Manner der Zeit. Bioara« 
phisches Lexikon der Gegenwart (Leipzig 
1860. Lorck. 4".) erste Serie. Sp . 343 A nach 
diesem ged. am i . April 1797) . 
Portraits. 1) Unterschrif t : „Franz. 1 Graf 
von Wimpffen". Karl Mayer (20.) Nr. 69. 
32°. (befindet sich auch im „Genealogischen 
Taschenbuch der graf lichen Hauser", 26. Jahr» 
gang 1853) . — 2) Unterschrist : «6rot 
'Willigen bereue-, > laborn' 1 ?". Ma< 
rastony 1867 (lith.) (Wien. Reiffenstein 
und Rosch. 4«.) — 3) I n Generalsunif orm. 
Kriehuber lith. (Fol.) . — 4) In Marine* 
uniform. Von demselben (Fol.) (beide Wien 
bei Neumann) . — 5) Lithographie von Krie« 
buber. nach einem Oelgemalde von W. Rich< 
ter (Wien. Paterno. Fol.) . — 6) Holzschnitt 
nach einer Photographie in der . . Illustrirten 
Zeitung" (Leipzig. I.I. Weber) Nr. vom 
18. Juni 1839. - 7) Holzschnitt ohne An« 
gabe des Zeichners und Xylographen in der 
„Oesterreichischen illustrirten Zeitung" 1854. 
Nr. 176. — 8) Unterschrif t : „Franz Graf 
Wimpssen. I k. k. Felomarschnll»Lieutenant " . 
P r i n z hofer 1846 ''ohne Schnurrbart sehr 
selten!) (litt) .) . Gedruckt bei I . Rau h (Wien. 
3. I . Neumann. Fol.). 
Wimpffen, Heinrich Christian Frei. 
Herr von (k. k. Hauptmann, geb . zu 
Gratz am 1. October 1827, gefallen 
auf dem Felde der Ehre zu Kosmaa in 
Dalmatien am 19. November 1869) . 
vom Stanislaus ' schen Zweige des 
jiingeren (Johann Dietrich ' schen) 
Hauptastes. Ein Sohn des k. k. Majors 
und Plat zcommandanten zu Bre» 
genz Christian Franz Anton Frei» 
Herrn von Wimpffen aus dessen Ehe 
mit Margarethe Engelthal von 
Ehrenhorft, kam er im October 1839 
zur militarischen Ausbildung in die 
Wiener»Neustadter Akademie, aus welcher 
er im September 1847 als Kaisercadet 
zu Baden»Inf anterie Nr. 59 ausge» 
mustert wurde. Im Juli 1848 zum Lieu» 
tenant minderer Gebiihr befordert, ward 
er im November 183t) Oberlieutenant , 
im Februar 1835 Hauptmann zweiter 
Classe bei Wimpf fen . Inf anterie Nr. 22 
und im Marz 1839 Hauptmann erster 

Seite 377 



Wurzbach5 6 . txt 
Classe im Regimente. Schon im Friihling 
1848 kampfte er in Sudtirol und als 
das Regiment nach -Ungarn gezogen 
wurde, daselbst im Feldzuge 1849, und 
zwar bei Kapolna am 26. und 27. Fe» 
bruar, bei Eger»Farmos am 1. Marz, bei 
Hatvan am 5. April, am Ra.kos am 

10. und 11. April, bei Gran am 20. und 
in der Schlacht bei Komorn am 26. April. 
Dann machte er den Sommerf eldzug mit 
und kampfte bei Csorna am 13., bei 

Raab am 2 8. . Juni und vor Komorn am 

2. und 11. Juli. I n alien diesen Kam» 

pfen bewahrte er sich als beherzter,? 

Mimpffen, Maria Anna Cacilia 251 Mimpffen' 1 Maria Anna Cacilia 

tapferer Officier. Als Hauptmann machte 

er den italienischen Feldzug 1839 mit 

und errang sich durch seine ausgezeich» 

nete Haltung in der Schlacht von Sol< 

ferino (24. Juni) die ah. Belobung. Im 

Feldzuge des Jahres 1866 stand er mit 

seinem Regimente in Italien und wohnte 

den Gefechten bei Primolano (22. Juli) 

und bei Borgo (23. Juli) bei. Im 

Sommer 1869 ward er von Pesth nach 

Dalmatien iiberseht, wo eben damals die 

Kampfe mit den Insurgenten statt» 

fanden. Am 19. November genannten 

Jahres gerieth seine Compagnie bei 

Kosmao mit den Insurgenten zuerst ins 

Handgemenge . Dieselbe litt in diesem 

morderischen Gefechte am meisten, er und 

sein Lieutenant du Besso blieben au 

der Wahlstatt. Der Letztere wurde zuerst 

durch eine feindliche Kugel verwundet 

und durch eine zweite getodtet. Hauptmann 

Wimpffen aber hatte das be» 

klagenswerthe Geschick, als todtlich ver> 

wundet in die Hande der entmenschten 

Rebellen zu gerathen und von ihnen in 

ihrer Weise mafsacrirt zu werden! 

Wimpffen, Mari st Anna Cacilie 

Grafin (Humanistin, geb . zu 

Wien 2. Marz 1802, gest. auf dem 

Wege nach Karlsbad in Munchen 

11. August 1862) . Sie entstammt dem 
beriihmten Bankhause Tskeles und ist 
eine Tochter des ebenso durch seinen 
Humanismus wie seinen Finanzgenius 
beriihmten Bernhard Freiherrn von Eskeles. 
Im Elternhause genoB sie eine 
ausgezeichnete Erziehung. Am 3. Octo« 
ber 4823 vermalte sie sich mit dem dama« 
ligen Hauptmanne, spateren Feldzmgmeister 
und Commandeur des Maria 

Theresien . Ordens FranzEmil Lorenz 
Grafen Wimpffen, dem sie die Sonne 
Heinrich Emil, Alphons Franz 
und Victor und eine Tochter Maria 
Anna gebar. Grasin Marie ging 
ihrem Gatten urn acht Jahre im Tode 
voraus . Ihr Hinscheiden erweckte bei 
den seltenen Eigenschaften des Geistes 
und des Herzens, welche sie schmuckten, 

Seite 378 



Wurzbach5 6 . txt 
nicht nur in Venedig, wo sie sich im 
eigenen Hause viel aufhielt, sondern 
bei Allen, welche diese geist- und gemuth« 
voile Frau kannten, groBe Theilnahme. 
I n einem ihr gewidmeten Nachrufe heiBt 
es: „Die seltene Herzensgute, die viel» 
seitige Bildung, der originelle Geist 
dieser hochbegabten Dame erwarben ihr 
in alien Kreisen zahlreiche Freunde und 
Verehrer. Ihr Haus war Einheimischen 
und Fremden von Bildung ohne Unterschied 
der Nationalitat , des Standes und 
Ranges stets gastlich geoffnet'» es bildete 
gleichsam den Mittelpunkt fur den gesel» 
ligen Verkehr aller bedeutenden Person* 
lichkeiten, welche die Lagunenstadt be» 
wohnten oder besuchten. Fur Kunst und 
Literatur besaB Grasin Wimpffen 
ebenso reges Interesse als infolge ihrer 
umfassenden Bildung ein richtiges Ver« 
standniB." I n dem Palazzo Fini, den sie 
in Venedig bewohnte, befand sich eine 
von ihr erworbene Gemaldesammlung, 
welche zu den Sehenswiirdigkeiten Vene« 
digs zahlte und europaische Beruhmtheit 
besaB. Das herrliche SchloB und der 
Saal von Battaglia am FuBe der Euga« 
neischen Hiigel gaben ZeugniB fur den 
feinen Kunst- und Schonheitssinn der 
Grasin, die aber nicht bloB Kunstkennerin 
und Sammlerin, sondern auch der Schutz 
und Hort vieler Hilfsbediirf tiger war, 
welche sie mit nie versiegender Mild, 
thatigkeit unterstiitzte . Schon in den 
DreiBiger ' Jahren hatte sie in ihrem 
Salon ein Album eroffnet, in welchem 
5ch alle Heroen des Geistes, welche 
sie besuchten, nicht bloB mit ihrem^ 

Wimpffen, Maria Anna Cacilia 232 Mimpffen. Maximilian 
Namen einschrieben, sondern auch immer 
eine Spende ihres Geistes beisteuerten, so 
daB dieses Album ein kleiner Schatz ungedruckter 
Dichtungen mehr oder weniger 
beruhmter Poeten und Schrif tsteller ist. 
Bei einem nur fliichtigen Einblick in 
dieses interessante Album gewahrte ich 
die Namen Elisa von der Reck e, 
Heinrich Heine, Halm, Anastasius 
Griin, 3enau, die H u md 
oldt , Varnhagen von Ense, 
Tiedge, Ida Grafin Hahn>Hahn, 

Deinhardstein, Bauernfeld, 
Feuchtersleben, Luise Neumann, 
Friedrich Riickert, Karl von H o 1 t e i , 
Zedlitz,Witthauer, dann vieler I t a 
liener, Franzosen und Englander. Das 
Album hat zur Zeit im Besitze der Verewigten 
einzige Tochter Marie, welche 
seit 12. Janner 1867 mit Friedrich 
Freiherrn von G a g e r n , bayrischem 
Kammerherrn und Abgeordneten der 
bayrischen Standekammer , vermalt ist 
und auf dem Gute ihres Gatten, Neuen» 
burg bei Erlangen, lebt . Auch machte 

Seite 379 



Wurzbach5 6 . txt 
Grasin Marie zwei Soldatenstif tungen, 
eine im Jahre 1841 mit 2000 f 1 . , deren 
Interessen ; u taglichen Zulagen fur vier 
altgediente Fijhrer, Corporale und Ge> 
freite des Regimentes Nr. 39, welches 
ihr Gatte commandirte, zu verwenden 
sind, und eine zweite in demselben Be« 
trage im Jahre 1834 zu gleichem Zwecke 
fur vier altgediente ausgezeichnete Fur)» 
rer, Corporale und Gefreite des Infan« 
terie-Regimentes Nr. 22, dessen Inhaber 
seit 1849 ihr Gemal war. Zum Schliisse 
bemerken wir, daB das oben erwahnte 
im Besitze der Baronin Gagern befind» 
liche Album nach dem Tode der Grafin 
von deren gleich kunstsinniger Tochter 
fortgesetzt wird und wir darin weitere 
Einzeichnungen von Adalbert S t i f t e r , 
Rudolf Gottschall, Robert Hamerl 
i n g , Fraulein M a r 1 i t t , Friedrich 
Bodenstedt, Emanuel Geibel, Oskar 
von Redwitz, Paul Heyse, Albert 
Trager u. A. gefunden haben. 
Presse (Wiener polit. Blatt) 16. August 
t862, Nr. 226: „Nekrolog" . -Militar . 
Schematismus des osterreichischen Kaiser« 
thums fur 1863 (Wien 1863, k. k. Hof. und 
Staatsdruckerei, 6° . ) Seite 763, Nr. 404 
und 105. 

Portraits, i) Ohne Namen. Krieh iiber 
185U (lith.). Gedruckt bei Ios. S 1 o u f s 
(Wien, Fol.) . — 2) Die Grasin auf dem 
Todtenbette. Photographie in Folio. Joseph 
Albert , koniglich bayrischer Hofphotograph 
in Munchen. 

Wimpffen, Maximilian Freiherr sk. k. 
Feldmarf chall, R i t t e r des goldenen 
VlieBes, Commandeur des Maria 
Theresien-Ordens , geb . zu Miinster 
in Westphalen 19. Februar 1770, gest. 
zu Wien 29. August 1834), vom 
Georgs »Zweige des jiingeren (Ioh 
annDietri ch'schen) Hauptastes. 
Ein Sohn des k. k. Feldmarschall- 
Lieutenants GeorgSiegmund, 
trat er, dem Soldatenstande sich wid» 
mend, am 1. Mai 1781 in die Wiener» 
Neustadter Akademie, aus welcher er am 
4. November 1786 als Fahnencadet zu 
Clairf ait-Inf anterie Nr. 9 eingetheilt 
wurde. Schon im nachsten Jahre kam er 
als Fahnrich zu Alvinczy - Infanterie 
Nr. 19, in welchem Regimente er wah. 
rend des Tiirkenkrieges 1788 und 1789 
wiederholt sich auszeichnete . Noch im 
Laufe des Feldzuges zum Lieutenant befordert, 
befand er sich bei dem Sturme 
auf die Festung Belgrad, am 30. Sep> 
tember 1789, nach eigenem Antrage, an 
der Spitze der Freiwilligen der Colonne, 
die links von dem Constantinopeler 
Thore eindrang, erhielt durch einen 
Steinsplitter eine bedeutende Contusion 
am linken Fufle, die ihn aber nicht aulier? 

Seite 380 



Wurzbach5 6 . txt 
N) Maximilian 

Gefecht setzte, und wurde zu mehreren 
wichtigen und gefahrvollen Auftragen 
durch den ebenfalls verwundeten Co. 
lonnencommandanten Obersten Karl 
Grafen Kolowrat vom Regimente 
Alvinczy verwendet . An diesem ruhm« 
vollen Tage zog er durch seinen Muth, 
durch unermudete Thatigkeit und praktische 
Anwendung der erworbenen militarischen 
Kenntnisse zuerst die Aufmerksamkeit 
auf sich. I n Anerkennung der 
geleisteten ausgezeichneten Dienste erfolgte 
hierauf seine Beforderung zum Ober» 
lieutenant im Grenadier-Bataillon Morzin. 
Die Revolution in Frankreich und 
die Unruhen in Belgien riefen, nach her« 
gestelltem Frieden mit den Tiirken, die 
Waffen Oesterreichs 1791 nach den 
Niederlanden . Auch Wimpffen ' s Ba> 
taillon zog dahin. Kaum zu Briissel an» 
gelangt, ward es zu dem Corps beor» 
dert, mit welchem Feldzeugmeister Clair- 
f a i t bestimmt war, durch das Luxemburg ' sche 
nach Frankreich zur Bekampfung 
der Revolution gemeinschaf tlich mit den 
PreuBen einzudringen . Der Feldzug war 
ungemein beschwerlich und hatte beinahe! 
die jugendlichen Krafte des Oberlieute- A 
nants Wimpffen erschopft, und doch 
war dieser noch gezwungen, mit seinem 
Bataillon m Gewaltmarschen durch ganz 
Mederland bis Mons, an die durch die 
Franzosen bedrohte Weftgrenze dieser 
Provinz zu riicken. Gleich nach seinem 
Eintreffen erfolgte die Schlacht von Jemappes, 
an welcher er nur geringen An» 
theil nahm. Das osterreichische Heer 
sah nun seiner numerischen Schwache 
wegen sich genothigt, bis nahe an den 
Rhein zuriickzugehen und daselbst Winter« 
quartiere zu beziehen. Wahrend aller 
dieser Ereignisse wurde Oberlieutenant 
Wimpffen groBtentheils zu Ad jutantendiensten 
bei dem Feldmarschall . 
Wimpffen, Maximilian 

Lieutenant Baron Alvinczy verwendet. 
I m nachsten Feldzuge 1733 eroberte er 
mit einer Grenadiercompagnie in der 
Schlacht von Neerwinden dieses Dorf, 
nahm zwei Geschiitze und riickte bis an, 
das aufierste Ende des Ortes, nahe an 
den rechten Fliigel der hinter demselben 
in Schlachtordnung auf gestellten f ranzof ischen 
Armee vor. Allein, ohne Unter« 
stiitzung und von einer weit uberle» 
genen feindlichen Colonne angefallen, 
muBte er wieder weichen, wurde am 
rechten FuBe durch eine Gewehrkugel ver» 
wundet und kriegsgef angen gemacht . I n 
dem Hauptquartier Tirlemont angekommen, 
verlangte er mit Dumouriez zu 
sprechen; dies wurde ihm aber erst ge> 
stattet, als er wissen lieB, er sei ein 

Seite 381 



Wurzbach5 6 . txt 
Neffe des f ranzosischen Generals Felir 
Wimpffon, welcher gleich General 
Dumouriez als Mitglied der A .s- 
861noi66 aon3ti . tuan . t 6 gewirkt habe . 
Letzterer empfing ihn mit vieler Theil» 
nahme und versprach, ihn auf Parole zu 
entlassen, was auch nach sechs Wochen 
erfolgte, so daB Wimpffenim Jahre 

1793 noch der Belagerung von Valen« 
ciennes und der Schlacht von Maubeuge 
beiwohnen konnte. I m Feldzuge von 

1794 befand er sich bei der EinschlieBung 
der Festung Landrecy und den daselbst 
vorgef allenen mehrtagigen Gefechten, in 
welchen er eine Compagnie befehligte. 
Auch kampfte er in den beiden Schlachten 
von Charleroi an der Sambre und bezog 
sodann mit der Armee das Winterquartier 
hinter dem Rhein. Nun zum 
Capitanlieutencmt befordert, muBte er 
1793 von den Grenadieren zum Regimente 
seiner Bestimmung nach der Riviera 

von Genua einriicken, wo er noch vorder 

Schlacht bei Loano ankam. Es wurde 

ihm die Vertheidigung dieser auf dem 

aufiersten linken Fliigel am Meere gele»? 

Mimpjfen. Maximilian Mimpffen, Maximilian 

genen Stadt, die ein wichtiger Stiitzpunkt 

der Armee war, mit geringen Mitteln 

iibertragen. Nichts destoweniger schlug 

er alle vom Feinde gegen dieselbe unter« 

nommenen Angriffe zuriick, machte auch 

selbst einige Ausfalle und raumte Loano 

erst, als der allgemeine Riickzug der 

Armee angeordnet worden war. Bei Be» 

ginn des Jahres 4796 langte der Fliigelad jutant 

Major Mai camp, welcher 

zur Fiihrung der f ranzosischen Correspon« 

denz mit dem englischen Admiral Keith 

nach Voltri bei Genua beordert war, da« 

selbst an und bewog den Cavitanlieute« 

nant Wimpffen, mit ihm in das 

Hauptquartier zu kommen. Dort wurde 

derselbe dem Feldzeugmeister Beaulieu 

zur Dienstleistung zugetheilt und in 

kurzer Zeit zum wirklichen Hauptmann 

im Generalquartiermeisterf tabe ernannt. 

I n dem Treffen am Mincio ward ihm 

ein Pferd getodtet und er durch zwei 

Ba j onnetstiche verwundet; jedoch durch 

seinen energischen Widerstand hatte er 

den commandirenden General, die Kriegs« 

caffe und das Hauptquartier der im 

Riickzug begriffenen, in der Eile gesam» 

melten Truppen in der Hauptgaffe von 

Valeggio gerettet. I n der nach Uebernahme 

deS Armeecommandos durch den 

Feldmarschall W u r m s e r erfolgten 

Schlacht bei Castiglione delle Stiviere 

befand er sich in der Umgebung des» 

selben, wurde jedoch zu keinen beson» 

deren Auftragen verwendet. Bei dem 

zweiten Versuche Wurmser's, die 

Festung Mantua zu entsetzen, war er so 

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Wurzbach5 6 . txt 
gliicklich, unter Commando des Feldzeug» 
meisters Alvinczy bei den am 6. und 
42. November 1796 an der Brenta und 
bei Ealdiero stattgehabten Treffen wesent« 
lich zum Siege beizutragen. I n der fur 
die osterreichischen Waffen zwar ungliick» 
lichen, aber dennoch, nach den Relationen 
des Feindes selbst, sehr ruhmvollen 
Schlacht von Arcole, die den 15., 56. 
und 17. November 1796 dauerte, befand 
sich Hauptmann Wimpffen ganz 
allein als dirigirender Officier des Ge» 
neralquartiermeisterf tabes bei der linken 
Armeehalfte. Nun nach Tirol iibersetzt, 
wo Feldmarschall » Lieutenant Belle» 
garde ein sehr starkes ArmeecorpS be« 
fehligte, wurde er hier mit der Ober« 
leitung der GeneralquartiermeisterstabSGeschaf te 
betraut. Wahrend des stren» 
gen Winters von 1798 verschanzte er 
eine Position bei Feldkirch im Vorarl» 
bergischen mit solcher Festigkeit, daB 
Massona im Friihjahre 1799 nach 
einem dreitagigen vergeblichen Angriff, in 
welchem er den Kern seiner Grenadiere 
opferte, abzuziehen gezwungen war. Als 
in diesem Friihjahre noch in den Gebirgen 
Tirols Schnee lag und die Feindselig, 
keiten noch nicht eroffnet waren, nahm 
Feldmarschall»Lieutenant Bellegarde 
in Begleitung des Hauptmannes Wimpffe 
n eine Bereisung der westlichen Landes» 
grenze vor. Zu Mais, wo er ubernach« 
tete, lief des Morgens durch Bauern die 
Nachricht ein, General Loudon (des 
beruhmten Feldmarschalls Neffe)), dem 
die Vertheidigung des Paffes bei Tauf« 
ferS mit einem starken Corps anvertraut 
war, sei in der vergangenen Nacht iiber« 
fallen, sein Corps zerstreut und gr6Bten» 
theils gefangen genommen worden. 
Hauptmann Wimpffen eilte sogleich 
von Mais dahin'und versuchte mit den 
in Eile unterwegs auf gebrachten Truppen 
die Loudon in den Riicken gekommenen 
feindlichen Abtheilungen anzugreifen, urn 
ihn hiedurch zu degagiren, falls er sich 
noch bei Tauffers schliige. Bei einem 
dieser Angriffe an der Spitze einer Divi» 
sion von Erdody»Huszaren wurde 
Wimpffen durch einen Schufl, der ihn# 
Mimpfen. Maximilian 255 Mimpffen, Maximilian 
das rechte Achselgelenk ganzlich zerschmetterte, 
schwer verwundet, so daB er nur 
mit Miihe bis Bozen zuriickgebracht 
werden konnte, wo er einige Monate 
zwischen Leben und Tod lag. Genesen, 
riickte er noch im Laufe des Jahres zum 
Major im Generalquartiermeisterstabe 
vor und erhielt von der Tiroler Land» 
schaft durch eine eigene Deputation nebst 
zwei Danksagungsschreiben auch die 
Tapf erkeitsmedaille . I m Friihjahre 1800 
wurde ihm ein Urlaub in das Badener 

Seite 383 



Wurzbach5 6 . txt 

Bad bei Wien zur Beforderung der Ab» 

splitterung bewilligt. Nach langem Leiden 

erst genas er so weit, dafl er wieder ein 

Pferd besteigen konnte. Feldzeugmeister 

Alvinczy, commandirender General in 

Ungarn, entdeckte Wimpffen ' s Aufenthalt 

und trug ihm eine Anstellung bei 

der ungarischen Insurrection an. Da 

diese aber nicht vor dem Feinde stand, 

lehnte Wimpffen ab und verfiigte sich 

in das Hauptquartier zu Verona unter 

Commando des Feldzeugmeifters Grafen 

Bellegarde . Dieser verwendete ihn 

zum Dienst eines Fliigelad jutanten, wozu 

Wimpffen auch nachher ernannt wurde. 

Derselbe trug den rechten Arm in der 

Schlinge, muBte sich A auf das Pferd 

heben lassen, schrieb, ungeachtet er es in 

seiner Jugend nicht gelernt hatte, mit der 

linken Hand und muBte seine noch tiefe 

mit Beinsplittern behaftete Wunde zwei 

Mai des Tages verbinden lassen. Dieser 

Zustand hielt ihn jedoch nicht ab, der 

Anfangs Winter vorgef allenen Schlacht 

am Mincio gegen den Marschall B rune 

beizuwohnen. Er erhielt an der Seite 

Bellegarde ' s eine bedeutende Con» 

fusion von einer kleinen Kugel am linken 

Arme, die ihn aber nicht auBer Gefecht 

setzte. Er wurde zum Oberstlieutenant 

bel.Ignaz Gyulai-Inf anterie befordert 

und. muflie sich 4801 zur Uebernahme 

des 3. Bataillons nach Semlin begeben. 

Von da wurde er nach Peterwardein 

iibersetzt. Daselbst erst, im Jahre 1802, 

heilte die Achselgelenkwunde ganzlich zu. 

Aber da die Natur die kiinstliche Gestaltung 

eines zerschmetterten Gelenkes nicht 

herzustellen vermag, blieb Oberstlieute» 

nant Wimpffen am rechten Arme gelahmt. 

Indessen wurde er ganz unerwartet 

bei der Einfiihrung des neuen 

Militar ' A ' oministrationssystems zum Ge» 

neralcommando-Ad jutanten und Militar» 

referenten in Innerosterreich ernannt, 

wozu er sich nach Gratz begab. I n den 

Jahren 1803 und 1804 verblieb er in 

dieser Anstellung, als aber die Armeen 

zwischen 1804 und 1803 in Italien und 

Deutschland zu dem bevorstehenden Feld» 

zuge gesammelt wurden, wendete sich 

der 1803 zum Obersten vorgeriickte 

Freiherr Wimpffen vergebens an den 

Hof kriegsrath urn eine Anstellung bei 

der Armee des Erzherzogs Karl, un> 

geachtet er sich auf eine Versicherung des» 

selben berief, daB er ihn mit Vergniigen 

bei derselben sehen wiirde. Endlich als 

die Ungliicksf alle bei Ulm und Mariazell 

eingetreten waren, erhielt er durch den 

Kriegsprasidenten General der Cavallerie 

Grafen Lato u r mittelst Estafette dieWeisung, 

sich eiligst zu Seiner Majestat dem 

Kaiser F r a n z zu verfiigen, dessen Hauptquartier 

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Wurzbach5 6 . txt 
mittlerweile von Wien nach 
Olmutz abgegangen war. Als er daselbst 
anlangte, wurde er von Kaiser Franz 
beordert, das Referat bei einem aus meh< 
reren Generalen hoheren Ranges zur 
Oberleitung der Kriegsoperationen zu> 
sammengeset zten Comita zu ubernehmen, 
dann eine Position vor und eine andere 
hinter Olmutz sogleich zu verschanzen, 
endlich die Generalquartiermeister - Ge° 
schafte bei dem russischen Heere unter 
K u t u s ow zu besorgen. Da aber Ge»? 
Wimpffen, MaziniilillN 23« Wimpffen. Maximilian 
neral Weyrotter, der dieselben schon 
friiher bei der ganzen rusf isch-6f terreichischen 
Armee verrichtet hatte, darin fortfuhr 
und Oberst Wimpffen wohl 

wufite, dafl Weyrotter die befondere 
Gunst des Kaisers Alexander, sowie 
das Zutrauen des Kaisers Franz besaB, 
begab er sich zu dem unter Commando 
des Feldmarschalls Fiirsten Johann 3 iechlenstein 
gestellten schwachen, jedoch abgesonderten 
osterreichischen Corps. Alle 
Vorkehrungen verriethen die Absicht, B o> 
n a p a r t e unverweilt anzugreifen. Oberst 
Wimpffen bewog den Feldmarschall 
Johann Liechtenstein, dem Kaiser 
Franz eine Denkschrift zu iiberreichen, 
in welcher dargestellt war. wie gefahrlich 
es sei, vor der Ankunft der erwarteten 
rusfichen Verstarkungen und vor der Ver> 
bindung mit der aus Italien bei Oeoenbiirg 
angelangten Armee des Erzherzogs 
Karl sich in eine Schlacht einzulassen. 
Allein diese Vorstellung, sowie jene, die 
er personlich dem General Weyrotter 
machte, blieb ohne Erfolg, und die 
Schlacht bei Austerlitz wurde beschlossen. 
I n der Nacht vor derselben erhielt er den 
Auftrag, die Fiihrung der Hauptcolonne 
zu ubernehmen. Er bat Kutusow urn 
eine Avantgarde, mit welcher er sich vor» 
ausbegeben, ihm seine Wahrnehmungen 
und die Richtung, in welcher sich die Colonne 
zu bewegen hatte, anzeigen lassen 
wiirde . Da ein Corps von 30» bis 40.000 
Franzosen eiligst gegen den FuB der An< 
hohen von Prazen riickte und er die» 
selben als den wichtigsten Punkt des 
ganzen Schlachtf eldes betrachtete, so for« 
derte er Kutusow auf, diese Hohen un» 
gesaumt zu gewinnen. Allein dies er> 
folgte nicht ! ! ! Als das franzosische 
ArmeecorpS hierin zuvorgekommen war, 
suchte man es vergebens zu delogiren. 
Bei einem dieser Angriffe wurde dem 
Obersten Wimpffen ein Pferd getodtet, 
derselbe in die rechte Hand und nachher 
in das Gelenk des rechten Fufies ge» 
schossen, hiemit auBer Gefecht gesetzt. 
Bei dem, nach dem Kriege im April 1806 
abgehaltenen Theresien«Ordenscapitel er» 
kanme man ihm fur seine Leistungen bei 

Seite 385 



Wurzbach5 6 . txt 
dieser Schlacht einstimmig das Ritter» 
kreuz zu. Er wurde nun als iiberzahliger 
Oberst des Generalquartiermeifterstabes 
wieder auf seinen friiheren Posten in 
Gratz zuriickgesendet , aber noch im Jahre 
1806 zum Generalad jutanten Seiner 
kaiserlichen Hoheit des Generalissimus 
Erzherzogs Karl und zur Uebernahme der 
Geschafte bei der General-Militardirec» 
tion in Wien berufen. I n dieser Anstellung 
brachte er 1807 und 1808 zu. Beim 
Ausbruche des Krieges 1809 erhielt er 
als Generalad jutant des Erzherzogs den 
Auftrag, auch die Generaladjutanten» 
Geschafte bei der groBen Armee zu besor» 
gen. Der auf Mayer von Heldenfeld 
"Bd. XVIII, S. 83, Nr. 15 A j folgende 
Chef des GeneralquartiermeisterstabeS 
entsendete die Armee in mehreren diver» 
girenden Colonnen gegen Napoleon, 
was die Detailniederlage derselben bei 
Regensburg unV Landshut zur noth« 
wendigen Folge haden muBte. Hiebet 
wurden dem Obersten Wimpffen, der 
bei dem Gefechte von Hausen und dem 
Haupttreffen vor Regensburg sich ver« 
gebens fur einen gliicklicheren Erfolg der« 
wendete, zwei Pferde unter dem Leibe er« 
schossen. Nach der Schlacht von Regens» 
burg auf dem Riickzugsmarsche der Armee 
iiber Budweis ward Oberst Wimpffen 
durch ein Handbillet Seiner Majestat 
des Kaisers zum Chef des Generalstabes 
ernannt und bald darauf zum Generalmajor 
befordert. Bei dem Eintreffen der 
Armee auf dem Marchfelde erwartete 
man, dckB Napoleon den Donaustrom? 
Mimpjfen, Maximilian 267 Wimpjfen, Maximilian 
iibersetzen und hiedurch Gelegenheit zum 
Kampf bieten wiirde. So kam es auch 
am 2 t . und 22. Mai 1809 zur Schlacht 
von Aspern. I n der Relation dieses iiber 
Napoleon erfochtenen ersten Sieges 
bemerkt Erzherzog Karl ausdriicklich : 
, daB er in den einsichtsvollen Disvositionen 
und der rastlosen Verwendung 
des- Chefs des Generalstabes Generalma jors 
von Wimpffen die erste Grun A - 
lage des Sieges erkenne". Auf dem 
Schlachtf elde selbst wurde ihm das Com» 
mandeurkreuz des Maria Iheresien-Or« 
dens verliehen. Als nach den Schlachten 
von Wagram und Znaim, in welchen 
das osterreichische Heer gegen einen an 
Starke so weit iiberlegenen Feind, der 
iiber Europas vereinte Krafte gebot und 
ein groBer Feldherr war, ganz allein, 
ohne auch nur einen Verbiindeten kampfte 
- denn RuBland hatte am 1. Mai 4809 
Oesterreich auch den Krieg erklart und 
PreuBen war noch nicht entschieden — 
der Generalissimus das Commando der 
Armee niedergelegt hatte, sollte dasselbe 
durch ein Comito mehrerer Generale ge» 

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Wurzbach5 6 . txt 
fuhrt werden! ! ! Diese in der Kriegsgeschichte 
unerhorte Maflregel, welche die 
nachtheiligsten Folgen hatte nach sich 
ziehen miissen, bewog General Wimpf» 
fen als Chef deS Generalstabes, Seiner 
Majestat sein Amt zu FiiBen zu legen. 
Er wurde hierauf als Brigadier nach 
Bohmen, Polen und endlich nach Sieben» 
biirgen beordert, wo er 1810, 1811 und 
1812 zubrachte. Kaiser Alexander liefi 
wahrend dieser Zeit durch den damaligen 
Obersten und Generalad jutanten d e W i t t 
ihm den Antrag machen, unter den vor« 
theilhaf tef ten Bedingungen als Generallieutenant 
an der Seite des KriegsminifterS 
Barclay de Tolly in russische 
Dienste zu treten, allein Wimpffen 
lehnte dieses Anerbieten ab . 1813 
o. Wurzbach. bioar. Lerikon. I i V I . sGcdr. 
zuln Feldmarschall-Lieutenant befordert, 
kampfte derselbe ruhmvoll mit seiner Di< 
Vision in der Schlacht von Leipzig, iiber« 
setzte mit der Armee 1814 den Rhein und 
nahm thatigen Antheil an mehreren Gefechten 
in Frankreich, die bei der Fiihrung 
des linken Fliigels der Sudarmee gegen 
Augereau. bei St. George und Limonet, 
dann bei der Einnahme Lyons und der 
Vorriickung bis Grenoble stattfanden. 
Seit dem 2. April 1814, an welchem 
Tage Feldmarschall Lieutenant Wimpf» 
fen in dem Thale der I f t r e , ohne Auf. 
trag, die verschanzte Stellung eines feindlichen 
Corps unter Marchaud bei 
Voreppe erstiirmte, befand er sich bei 
keiner Waffenthat, die besondere Erwah. 
nung verdiente, weil j 8 1 3 durch den 
entscheidenden Sieg der Verbiindeten bei 
Waterloo, wo weder Oesterreicher noch 
Russen kampften, der ganze Krieg beendigt 
und Frankreich erobert war. 1815 
wurde Wimpffen Inhaber deS 13. I n - 
f anterie-Regimentes . Von 1816—1319 
befand er sich als Militarkommandant 
Oesterreichisch - Schlesiens zu Troppau, 
und wahrend des dortigen Monarchen« 
congresses 1820 wurde er zur Ueber» 
nahme des Generalcommandos im Vene« 
tianischen, nach dem Abmarsche F r i> 
m o n t ' s gegen Neapel nach Padua, 
beordert. Da gleich hierauf die Revolution 
in Piemont ausbrach, entsendete er 
ohne irgend eine Weisung, aus frei« 
willigem Entschliisse, mit beinahe ganz« 
licher EntbloBung des Venetianischen, 
in Eilmarschen zwolf Bataillons und 
mehrere Batterien nach Mailand, weil 
Feldmarschall ' Lieutenant B u b n a im Be» 
griffe war, bei Annaherung des revolutionirten 
piemontesischen Heeres aus Man« 
gel an Truppen sich zuriickzuziehen . 
Nun sah sich B u b na in den Stand ge« 
setzt, von Mailand gegen Novara vor« 
L. Mai 18KL j 1?? 

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Wurzbach5 6 . txt 
Wimpffen, Maximilian 258 Mimpffen, Maximilian 
zuriicken und das uberraschte piemontesische 
Heer zu einer riickgangigen Bewegung 
zu vermogen. Dafur wurde 
Feldmarschall. Lieutenant Wimpffen 
mit derWiirde eines geheimen Rathes aus 
gezeichnet. I m Jahre 4824, nach dem 
Tode des Chefs vom Generalquartier» 
meif terstabe, Feldmarschall - Lieutenants 
ProhaSka, an dessen Stelle nach Wien 
berufen, ward er gegen Ende October 
<830 zum Feldzeugmeister und commandirenden 
General in Oesterreich ernannt. 
Nach 44jahriger Leitung dieser Stelle 
fuhlte er durch die friiheren Kriegs» 
fatiguen und Wunden seine Krafte und 
seine Gesundheit so herabgekommen, 
daB er die Obliegenheiten eines commandirenden 
Generals nicht mehr mit der 
erf orderlichen Thatigkeit zu erfullen im 
Stande war, und bat daher, in den 
Ruhestand versetzt zu werden. I n Anerkennung 
einer beinahe 60jahrigen ausgezeichneten 
Dienstzeit und 20 mitge» 

machter Campagnen wurde er am 4 . Sevtember 
4344 zum Feldmarschall und 

Capitan der ersten Arcieren Leibgarde ernannt. 
Kaiser Franz Joseph aber 

wiirdigte die hohen Verdienste des tapfe» 
ren Soldaten durch Verleihung des goldenen 
VlieBes, welche am 3. December 
4832 erfolgte. Wimpffen widmete sein 
ganzes 84jahriges Leben dem Ruhme der 
Armee, wurde achtmal verwundet, verlor 
6 Pferde vor dem Feinde, wohnte unter 
vielen Auf opf erungen, mit noch offener 
tiefer Wunde einem Winter-Feldzuge in 
Italien bei, in welchem er bei der 
Schlacht am Mincio einen zweiten SchuB 
erhielt. Unwandelbar war seine Anhang» 
lichkeit an Monarchen und Vaterland, 
darum lehnte er auch den mit vielen 
Vortheilen verkniipften Antrag i 8 1 t , in 
russische Dienste zu treten, gerne ab . 
Einer seiner Biographen charakterif irt 
ihn: Mit alien Kenntnissen der hoheren 
Taktik und Strategie verband er viele 
Dispositionsf ahigkeit und ein scharfes, 
richtiges oonp a'osil, daher auch alle 
von ihm eingeleiteten Gefechte und 
Schlachten, insbesondere jene von Aspern, 
einen ruhmvollen Erfolg hatten. Er 
wurde zu wiederholten Malen zum Chef 
des Generalquartiermeisterstabes ernannt 
und immer an der Spitze solcher Anstel« 
lungen verwendet, welche die groBte Thatigkeit, 
besonderen Nachdruck und griind« 
liche Kenntnisse in Anspruch nahmen. 
Von jeder Eitelkeit entfernt, glaubte er 
sich stets durch daS eigene BewuBtsein 
hinreichend belohnt, ohne je nach Orden 
oder Beforderung zu haschen. Mit einem 
lebhaften Temperamente verband er 
Strenge im Dienste, unerschiitterliche 

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Wurzbach5 6 . txt 
Gerechtigkeitsliebe, das lebhafteste Wohl« 
wollen fur seine Untergebenen, ein beson« 
dereS Zartgefiihl und viele Gemuthlich« 
keit. Sehr uneigenniit zig und wohlthatig 
im VerhaltniB seiner Mittel, sammelte er 
kein Vermogen. Von jedem Stolz oder 
Hochmuth befreit, genoB er einen Grad 
achtungsvoller Ergebenheit und freiwil» 
liger Unterwerf ung, welcher die genaueste 
Befolgung aller Anordnungen vollkom» 
men sicherte, und Alle, die unter ihm bei 
den beiden Generalcommanden, denen er 
langere Zeit vorstand, dienten, erschopften 
sich in nicht hervorgeruf enen AeuBerungen 
von Zuf riedenheit . Obgleich von Wun» 
den und Kriegsf atiguen herriihrende an» 
haltende Leiden ihm die letzten Jahre seines 
Daseins verbitterten, verlieB ihn die 
LieblingSgewohnheit einer ausgebreiteten 
Gastf reundschaf t nicht. Allein hierin be« 
stand auch sein einziges Vergniigen, indem 
der so herabgekommene Gesundheits« 
zustand ihn an dem Genusse jeder sonsti» 
gen Unterhaltung ganzlich hinderte. Er 
blieb daher auf die groBte Zuruckgezogenȣ 
Wimpffen, Maximilian 239 Wimpffen, Maximilian 
heit beschrankt. Erinnerungen an die 
zahlreichen groflen welterschijtternden 
Ereignisse einer langst vergangenen, 
so viel bewegten Zeit beschaftigten 
seinen Geist, angenehme auserlesene 3ecture 
und Besuche von Freunden erhei' 
terten ihn, und er iiberschritt mit Muth 
und Ergebung den Uebergang, der zur 
Unsterblichkeit f iihrt . " Die angestrengte 
dienstliche Thatigkeit, aus der Wimpffen 
zeit seines Lebens nicht herauskam, 
gestattete ihm nicht, seine Erfahrungen 
als langjahriger Generalstabsoff icier und 
wiederholt als Generalf tabschef zum 
Frommen der kaiserlichen Armee schrif tstellerisch 
zu verwerthen. Freilich find 
seine wichtigsten Dispositionen in den 
Acten des Kriegsarchivs niedergelegt . 
Einmal aber trat er doch — allerdings 
ohne sich zu nennen — aus der ihm 
durch seine Stellung gebotenen Zuriick« 
Haltung heraus und lieB die Flugschrift 
erscheinen: „Warum benutzten die Osterreicher 
ben Sieg nun Altern ; u einer Mimuen Operatian 
aut tm5 rechte Nanannier?" (Deutschland 
1810 ''Leipzig, Bruder) 4".) . Auch ist zu 
erwahnen, dafi auf Wimpffen 's Ver> 
anlassung dem beriihmten Oberdirector 
und eigentlichenReformator 
der Wiener ' Neuftadter Militarakademie, 
Franz Joseph Grafen Kinsky, im Parke 
dieser Anstalt ein Denkmal aufgestellt 
wurde. Er hatte im Jahre 1808, damals 
Generalma jor , an alle seine Erziehungs» 
genossen einen Aufruf erlassen, Beitrage 
beizusteuern, aber erst 22 Jahre spater, 
am 4. October 1830, konnte das von 
dem Bildhauer Schall er ausgefiihrte 

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Wurzbach5 6 . txt 

Denkmal enthiillt werden, dessen colossales, 

9 Schuh hohes Brustbild aus Ka« 

nonenmetall auf einem 16 Schuh hohen 

marmornen FuBgestell ruht . Der Feldmarschall 

bewohnte mehr als dreiBig 

Jahre hindurch in Wien ein und dasselbe 

Haus, so daB sich zwischen ihm und 

dessen Besitzer, Herrn Parssfrider . 

ein geradezu f reundschaf tliches VerhaltniB 

herausbildete . Dadurch fiihlte sich dieser 

eines Tages bewogen, seinen langjahrigen 

Miether urn die Gunst zu bitten, daB er 

ihm auch im Tode nicht untreu werden 

moge und seinen Leichnam in dem (P a r gf 

rider gehorigen) Parke zu Wehdorf 

nachst Stockerau zur ewigen Ruhe 

bestatten lasse. Wimpffen lachte herzlich 

liber die originelle Zumuthung und 

gab mit Freuden seine Zustimmung . Herr 

Pargfrider aber schuf daraufhin die 

unter dem Namen „der Heldenberg" be> 

kannte militarische Nekropolis, fur welche 

er sich auch den Leichnam Radetzky's 

rechtzeitig zu sichern wuBte. So ruhen 

zwei Feldmarschalle an einer Statte und 

zwischen ihnen der langjahrige Freund 

Neider, Herr Gottfried Joseph Pargf 

rider . Max Wimpffen war unvermalt 

geblieben; sein nachstalterer Bruder 

Freiherr Dagobert hat diesen Zweig 

der jiingeren (Johann Dietrich ' schen) 

Linie der Wimpffen f ortgepf lanzt . 

Hirtenfeld (I.). Der Militar . Maria Tbe . 

resien» Orden und seine Mitglieder (Wien 

1837. Staatsdructerei. tl. 4°.) S. «09, 871. 

<?43. 1746. — Oesterreichischer Zu« 

schauer von Ebersberg (Wien. 8".) 

i85<i. S. 304: «Kurze Biographie", mit 

HolzschnittbildniB; 1834. Nr. 70: „Nekrolog" . 

— Oesterreichiscker Soldatenf reund 
(Wien. gr. 4".) 5834. S. 751 im Artikel: 
..Ueber Hirtenfeld's Kalender fur 4835". — 
(Streffleur) . Oesterreichische militarische 

Zeitschrift (3er. 8".) IV. Jahrgang (1863) 

Bd. I I I , S. 285: „Felomarschall . Zieutenant 

Baron Wimpffen im Feldzuge 1815". — 
(Sieger's) Erganzungsblatter (Altenburg, 

gr. 8".) Bd. X. S. 207. - Allgemeine 

Theater«Zeitung . Von Adolf Bauerle 

(Wien. kl. Fol.) 48. Jahrg. 1834. Nr. 200. 

S. 827. 

Portrat. Lithographie ohne Angabe des 

Zeichners und Lithographen auf dem Umschlag 

17*^ 

Mimpffen, Victor 260 Mimpffen, Victor 

von Hirtenfeld' s . . Oesteneichischem Militar« 

Kalender fur 1853". Tehr selten. 

Wimpffen, Victor Graf (k. k. Hofrath 

und Corvettencapitan a. D., 

geb . 24. Juli 1834 zu Hie h i n g bei 

Wien) . Ein Sohn des Grafen Franz 

I/S. 247^ und Bruder des Grafen 

Alphons A S. 232) . befand er sich schon 

4849 als Volontar im Hauptquartiere 

Seite 390 



Wurzbach5 6 . txt 
seines Vaters und trat 1830 als Seecadet 
in die osterreichische Marine, in 
welcher Eigenschaft er ein f ranzosisches 
Kauf f ahrteischif f vom Untergange rettete, 
wofur die franzosische Regierung ihn mit 
dem Kreu;e der Ehrenlegion auszeichnete . 
Ende 1831 wurde er Fregatten» 
fahnrich, 1834 wahrend einer Mission in 

England Linienschif f s fahnrich, 1837 Fregattenlieutenant . 
Unter anderen grofieren 
Seereisen unternahm er 1837 —1838 
eine solche auf der Corvette „Caroline" 
nach Brasilien, den 3a Plata-Staaten, 
dem Cap der guten Hoffnung und den 
portugiesischen Besitzungen an der West» 
kiiste Africas und gab auf Wunsch des 
Erzherzogs Ferdinand Max, dama» 
ligen Obercommandanten der k. k. Kriegs ' ! 
marine, die Schilderung dieser Fahrt 
unter dem Titel: „Skizzen lln.5 einem Tagebuche", 
als Manuskript im Druck heraus 
(2. Aufl., Wien 1870, Zamarski). I m 
Jahre 1839 ging er auf Anordnung des 
Erzherzogs als Vertreter der Marine 
ins Hauptquartier der Kustenarmee, wo 
er, als diese unter der Bezeichnung „erste 
Armee" nach Italien einriickte, dem 
Generalstabe zugetheilt wurde und fur 
sein Verhalten in der Schlacht bei Solferino 
die belobende Anerkennung des 
Kaisers erhielt. 1866 iibernahm er das 
Commando des Dampfers „Stadium", 
fur dessen Fiihrung in der Schlacht bei 
Lissa er vom Kaiser abermals belobt 
ward. I n einer kleinen unter dem Titel: 
20. Inli 1866" als Manuscript gedruckten 
Schrift (Bozen, Ferrari) schildert 
er den Hergang dieser Schlacht in sehr an« 
schaulicher Weise. Nach beendetem Kriege 
verlieB er den Dienst mit dem Range 
eines Corvettencapitans, wurde jedoch 
1868 wieder mit einer Sendung zu der 
unter dem Vorsitze der Konigin von 
PreuBen zu Berlin abgehaltenen inter« 
nationalen Conferenz der Hilfsvereine 
betraut, urn daselbst die osterreichische 
Marine zu vertreten, und sah sich bei 
seiner Riickkehr, iibrigens auch sonst im 
Rothen Kreuze thatig, mit dem Orden 
der eisernen Krone dritter Classe belohnt. 
Als President des Verwalwngsrathes 
der niederosterreichischen Siidwestbahnen 
leitete er das Inslebentreten dieser von 
vornherein zur Verstaatlichung bestimmten 
Verkehrsanstalt . 1876 ward er als 
Hofrath und Generalinspector der 6fter« 
reichischen Staatstelegraphen ins Han« 
delsminif terium berufen. Eine seiner 
ersten Leistungen auf diesem Gebiete des 
Verkehrswesens war die Einfiihrung des 
telegraphischen Worttarifes in Oesterreich, 
durch welchen das jahrliche ErtragniB 
sich urn weit iiber eine Million Gulden 
erhohte und dem Publicum doch wesentliche 

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Erleichterungen erwuchsen. Er fuhrte 
noch andere ersprieBliche Verbesserungen 
des Telegraphenwesens sowohl auf technischem 
als auf administrativem Felde 
herbei, begriindete mit groBen personlichen 
Opfern die Altersversorgung der bis 
dahin stiefmutterlich behandelten Tele« 
graphistinen, bereiste im Interesse seines 
Amtes den groBten Theil der Monarchie, 
nahm 1879 als einer der Delegirten 
Oesterreichs Theil an den Arbeiten der 
internationalen Telegraphonconf erenz zu 
London und wurde von Seiner Majestat 
dem Kaiser mit der zweiten Classe des 
Ordens der eisernen Krone ausgezeichnet .? 

Minckelhof en, Joseph Cajetan 261 Minckelhof en, Joseph Cajetan 
Nach vierjahriger Thatigkeit im Civil» 
staatsdienste schied er aus demselben Mitte 
4880 und zog sich ins Privatleben zurijck. 
I n dem Bereiche der bildenden Kunst ist 
er im Laufe der Jahre auf mehrere 
hervorragende Stellen erwahlt worden, 
so in den Verwaltungsrath des 6fterrei» 
chischen Kunstvereines , zum Mitglied 
der Genossenschaf t bildender Kiinstler 
Wiens und in den leitenden Korper der 
Gesellschaft fur vervielf altigende Kunst. 
Als Administrator der ersten k. k. 
priv . Donaudampf schif f f ahrtsgesellschaf t , 
welche Stellung er neben seinen staat« 
lichen Functionen stets beibehalten hatte, 
wirkt er seit nunmehr 22 Jahren und 
liegt iiberdies, selbst Landwirth und 
eifriger Forderer der kiinstlichen Fisch» 
zucht und der Wiederbevolkerung der 
steirischen Gewasser, der Bewirthschaf » 
tung der von seinem Vater ererbten 
Giiter Kainberg, Reitenau und Eichberg 
in Steiermark und Battaglia in Oberitalien 
ob . Graf Victor hat sich am 
44. Janner 4860 mit Anastasia, 
Tochter des Simon Freiherrn von 
S i n a , koniglich griechischen Gesandten 
am kaiserlichen Hofe und nachmaligen 
wirklichen geheimen Rathes, vermalt. 
Die aus dieser Ehe entsprossenen Kinder 
sind aus der I I . Stammtafel ersichtlich. 
WinarickF. siehe: Vinaricky, Karl 
Alois >M. I.I, S. 8 A . 

Wincenty, siehe: Vincenti I M . I.I, 
S. 20 u. f .". 

Winckelhofen Frelherr von Karlsbiirg, 
Joseph Cajetan (theolog. Schriftsteller, 
geb . zu Brixen am 24. September 
4786, Todesjahr unbekannt) . 
Der SproB einer alten tirolischen Fa> 
milie, iiber welche S. 262 in der genealo» 
gischen Darstellung ausf iihrlicher be« 
richtet wird. Joseph Cajetan, dessen 
Vater fiirstlich Brirenscher Hofcavalier, 
Hofrath und Ob riststallme ister war, 
machte seine Studien bis zu jenen der 
Theologie in Brixen und horte letztere in 
Innsbruck, wo er nach deren Beendung 

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Wurzbach5 6 . txt 
im Februar 4810 die Priesterweihe 
empfing. Nun widmete er sich der Seel» 
sorge, zunachst als Hilf sPriester zu Rodeneck 
im Pusterhale, nachher in Stilfes, 
zu welcher Pfarre der bekannte Wall» 
fahrtsort Trens gehort, wo das aus dem 
Schiitte eines Wetterdaches herausge« 
grabene Gnadenbild der Mutter Gottes 
von den Bewohnern jener Gegend und 
Tirols iiberhaupt verehrt wird. Schon 
4812 kam er als Stadtcooperator nach 
Brixen, wo er zugleich als Katechet an 
der burgerlichen mannlichen Werk« und 
und Feiertagsschule wirkte, in welcher 
Eigenschaft er thatig blieb, bis seine Er» 
nennung zum Katecheten in dem Insti> 
tute der englischen Fraulein in Brixen 
erfolgte, welche Stelle er noch im Jahre 
4322 inne hatte. Im Druck sind von 
ihm erschienen: „Nebe, gehalten bei Gelegenheit 
der Vankelteier wegen der Nledernere 
i n i g n n g «Tiralz mit Oesterreich am 
s. sanntag nach Piingsten M H in der stallt- 
Pfarrkirche ; n Nriien" (Brixen 4 8 14) ; — 
„Drei Worte der Belehrung gebrachen nur der 
23. Oumpllgme dez Kaizer-Iager-NellMenteZ nm 
Palm511nntllge (1818) . Anm Resten der durch 
Nrllnd in Zalchnrg Vernngluckten" (Innsbruck 
4318, 8".)', - „Gine Gantnte p r Feier de5 
IO'snhrigen Prie3tersnni ! ' anm5 des Herrn Zgnnz 

mn M a 1 t h r r . uurltl. liirHtbiZch. V r i i . bonsi5tariallathe5 
n. 5. w. nm 17. Oltiiber 18 A 19" 

(Brixen, 8".) ', — „V11Z nertlient der Priester 
des nenen Nnndez, 3erllchtnng oder Ehre" Vargetragen 
nm A 1 . Janner 18>U" (Innsbruck 
4821) . Im „Tiroler Boten" 4819, 
Nr. 59, stand von ihm der Nekrolog des 
f urstbischof lich Brixen 'schen Consistorial»^ 
Winckelhofen (Genealogie) 262 Minckelhofen (Genealogie) 
rathes Joseph Hofer. AuBerdem schrieb 
er auch ein paar Theaterstiicke, welche 
von den Zoglingen im Institute der 
englischen Fraulein in Brixen aufgefuhrt 
wurden, und zwar: „Die SchloBschule . 
Schauspiel in 2 Acten" und „Gute 
Eltern, gute Kinder. Schauspiel in 
3 Acten", ersteres 4817, letzteres 1818 
aufgefuhrt, beide jedoch ungedruckt . 
Zur Genealogie der Freiherren von Winckelhosen . 
Die Winckelhofen, die wir auch 
Winckhelhof en und Winkelhofer ae> 
schrieben finden, sind eine urspriinglich tiro> 
lische Familie und kommen bis auf unsere Tage 
im Vrircn' schen vor. Sie hatten ihr Stamm» 
schlofl in Tirol, scheinen aber zur Zeit, als 
die Ungarn iibel in Teutschland und Oester» 
reich hausten, aus Tirol nach Augsburg iiber« 
Nebelt zu sein. Ein Ernst von Winckeldofen 
lieh sich W2 9 in der Mm' schen Graf» 
schuft Kirchderg nieder und kaufte von dem 
daselbst ansassigen Grafen Albin von Kirch« 
berg einen Platz, auf welchem er ein Schlofl 
erbaute, das er nach seinem Namen Winckel- 
Hofen benannte. Dort lebte er mit seiner 

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Wurzbach5 6 . txt 
Gemalin, seinen drei Sohnen und spateren 
Nachkommen, deren einer. Bruno, der in 
iiblen Geldumstanden war, das SchloB seiner 
Vater heimlich verlieB und sich zu Ehingen 
in Schwaden ein neues erbaute, welches bis 
zu Ende des vierzehnten Jahrhunderts im 
Besitze der Familie verblieb. Bruno schied 
1204 aus dem Leben, und von seinen Kin» 
dern pflanzte Hermann das Geschlecht fort. 
Des Letzteren Enkel,. Heinrich, iibersiedelte 
aus Ehingen nach Ulm und starb daselbst 1392. 
Einer seiner Sonne. Ulrich, kehrte wieder 
nach Ehingen zuriick, wo er 1449 das Zeit» 
liche segnete. Von Ulrichs Sohnen wandte 
sich einer. Heinrich, wieder seiner alten 
Heimat Tirol zu und starb zu Hall im Inn« 
thale 1483 als Vrotonotarius . Von dieses 
Heinrichs Sohnen stiftete Hieronymus, 
Rath Kaiser Mariniilians I., die Capelle 
zu Ehingen und ging im Jahre 1538 zur 
ewigen Ruhe ein; sein Bruder Heinrich, 
beider Rechte Doctor, starb als herzoglich 
wurttembergischer Kanzler zu Hirschau 1526. 
Urn dieselbe Zeit. 1484. war ein I o d o c von 
Winckelhofen Abt zu Lorch. Heinrichs 
Bruder Georg, geb . 14S4. verschied 1354 
als Amtmann des Bischofs von Vriren. Von 
seinen Kindern waltete Joachim (geb. 1309) 
als Amtmann in Toblach, wo er auch 1563 
die Augen schloB. Aus seiner Ehe mit Arnoldine 
von hornberg hinterlieB er mehrere Kinder, 
von denen sich Heinrich, Herr auf Englos, 
Kreykofl und Neidenstein. Rath des Erz. 
Herzogs Ferdinand, mit Katharina vinller 
von Platsch vermalte, und das Geschlecht 
pflanzte sich bis auf unsere Tage fort, doch 
fehlen uns alle Behelfe, urn die Stammes» 
folge herzustellen . Wir finden nur. dafl ein 
Georg Joachim Scholasticus des Bisthums 
Buren; ein Franz Anton, bereits Freiherr 
von Winckelhofen, kaiserlicher Kammer» 
rath, bischoflich Osnabriigg ' scher Kammerherr 
und Oberst; Peter Ernst Freiherr von 
Winckelhofen Domherr in Freysingen 
und ein von Winckelhofen 17U4 Com» 
mandant von Freydurg war. Urn 1736 starb 
MariaNrigitta Freiin von Winckel. 
Hofen geborene Grasin Colonna von 
Fels als Sternkreuz «Ordensdame zu Inns» 
briick. Eine Elisabeth Freiin von Winckel« 
Hofen geborene Grasin Althan lebt in 
den Erinnerungen der Tiroler als Patriotin 
zur Zeit des f ranzosischen Einfalles in Tirol 
im Jahre 1799. Sie hatte ihren Wohnsitz zu 
Briren, und urn ihre Vaterlandsliebe in ihrer 
Weise zu bethatigen, schickte sie im Juni 
1799 an die Redaction der damaligen „Inns» 
brucker Zeitung" eine bedeutende Kiste mit 
vielen und vortreff lichen Binden, mit alien 
Gattungen der feinsten und auserlesensten 
(Zharpien, so daB die ganze zur Verwendung 
fur Verwundete bestimmte Sendung ob ihrer 
Reinheit. Ordnung und zweckmaftigen Ein» 
theilung die Bewunderung der Aerzte erregte. 

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Wurzbach5 6 . txt 
Sie hatte das Ganze mit ihrer 14jahrigen 
Tochter in der kurzen Zeit. die ihr zu Gebote 
stand, angefertigt. I n einem Schreiben, mit 
welchem die Sendung begleitet war. ver» 
sprach sie noch zu schicken; wir erfahren aber 
aus demselben, daB sie schon im vorigen 
Feldzuge zehn solche Kisten an das Bcirener 
Militarspital und noch groBere an die Armee 
in Italien und am Rhein abgeschickt hatte. 
Solche Gaben im Kriege sind geradezu un, 
bezahlbar und viel wichtiger als Geld und 
Lebensmittel, welch letztere von Verwundeten 
oft gar nicht genossen werden konnen. Diesen 
patriotischen Zug der edlen Dame erzahlt 
Alois Morigglin seiner Schrift: „Einfall 
der Franzosen in Tirol bei Martinsbriick und 
Nauders im Jahre 1799" (Innsbruck 1855) 
S. 114 und 113. — Was endlich die Adelsvor»^ 
Winckelhof» 263 Winckelhofer 
recht« und Standeserhohungen der Wincke 
Hofen anbelangt, so erhielt der erzherzogliche 
Diener Heinrich Winckhelhoferzu 
Englos und seine zwei Briider K « 1 und 
Hans Joachim unterm 20. November 1571 
die Freiheitsverleihung, mit rothem Wachs zu 
siegeln, und am i8. Juli i574 eine Wappen» 
Vermehrung, da sie ihres mutterlichen Ahns 
Ehristoph Arnold erledigtes Wappen 
annehmen durften. Den Freiherrenstand erhielt 
Franz Joachim von Kaiser K a r 1 V I . mit 
Diplom aao. 20. Juni 1717. A Brandis. 
Tirolisches Ehrentranzlein . — Gauhe . 1. Th . . 
S. 2<42. — (Zedler's) Universal ' Lerikon . 
57. Theil. Sp . 461 u. f. - Goldegg 
(Hugo von) . Die Tiroler Wappenbiicher im 
Adelsarchive des 1. 1. Ministeriums des Innern 
zu Wien (Innsbruck 1875 8°.) Vd. I . S. 36. 
Nr. 647; S. 38. Nr. 35."* 

Wappen. Eine Lilie im Schilde, so beschreibt 
Zedler das Wappen und fuhrt auch eine 
schlesische Adelsfamilie gleichen Namens an, 
welche drei Zowen im Schilde fuhrt. Die 
Farben deS Schildes der tirolischen wie der 
schlesischen Familie sind nicht angegeben. 
Wwckelhofer. Augustin (Archaolog 
und Kartograph, geb . zu Hallwang 
bei Salzburg am 6. Juli 177 t, gest. zu 
St. Michael im Lungau, am 3. Janner 
4832) . Der Sohn eines MeBnerS, wendete 
er sich den theologischen Studien zu, 
welche er in Salzburg beendete, wo er 
auch am 44. Juni 1794 zum Priester geweiht 
wurde . Nun in der Seelsorge ver« 
wendet, war er 1793 Coadjutor in Atten» 
dorf, 1797 in Hallwang, 1798 in Wagrein, 
1893 an der Dompfarre in Salz> 
burg, wurde im let ztgenannten Jahre 
Vicar in Kappl, dann in Tengling, 1812 
Pfarrer zu Altenhofen im Hausruckviertel 
und 1816 zu Michael im Lungau, wo er 
im Alter von 61 Jahren starb. An den 
Orten, wo er seine priesterliche Thatigkeit 
ausiibte, widmete er sich mit allem Eifer 
auch dem Schuldienste, nebenbei aber 

Seite 395 



Wurzbach5 6 . txt 
trieb er historische und archaologische 
Studien und bildete sich ganz allein 
durch fleiBiges Studium, Nachahmung 
und ununterbrochene Uebung im Zeichnen 
von Landkarten, worin er es mit der Zeii 
zu nicht geringer Fertigkeit brachte. Von 
seinen kartographischen Arbeiten, die bei 
den damaligen Verhaltnissen mit einer 
Ausnahme ungestochen und ungedruckt 
blieben, sind zu nennen: die Karte des 
Kurf iirf tenthums Salzburg, 1805 in 
Nurnberg gedruckt; eine Kirchenkarte von 
nahezu sammtlichen deutschen Bisthii« 
mern, welche im koniglich bayrischen 
NeichSarchiv zu Munchen sich befmden 
soil; dann eine Karte deS alten Salz» 
burggaueS, in welcher alle Orte singetragen 
sind, die bis zum Jahre 1290 in 
Urkunden erwahnt werden. Aufierdem 
beschaftigte sich Winckelhofer auch mit 
schrif tstellerischen sein Vaterland betref« 
senden Arbeiten, und sind von ihm er» 
schienen: „ Hierarchische Verladung mn salzbnrg 
nnil Nerchtes gaben. Histarizch dargestellt" 

(Salzburg 1810) . besonders abgedruckt 

aus Koch-Sternf eld ' s Werke: , Salzburg 

und BerchteSgaden" ; — , 3erSchach- 

Kreis, geographisch, htttarisch null «tatistisch l»t> 

schrieben" (Salzburg 1813, 8".); — ,Histarische 

Harztellnng einiger Uirchengriindnngen 

nnd Priezterlundirungen in Salzburg, stetermark 

nnll Kiirnthen, unsaglich im Mittelalter" 

(1828) . Zahlreiche Beitrage lieferte er 

fur das „Salzburger Intelligenzblatt " , 

fur die „Carinthia", fur die Ersch' und 

Gruber'sche „Encyklopadie" , fur die 

„Zeitschrift fur Bayern", in welch letzterer 

im Juni- und Iuli-Heft 1817 seine 

Abhandlung iiber das Attergau und die 

daraus entstandene Herrschaft Attersee 

abgedruckt ist. Als Pfarrer zu St. Michael 

im Lungau entdeckte er in den 

Zwanziger-Iahren des laufenden Iaho 

Hunderts zu St. Martin, einer Filiale 

von St. Michael, verschiedene norische 

Alterthiimer, iiber welche er eine aus> 

fiihrliche Darstellung verfaBte, die in Be»^ 

Minckelhofer von Winckelsburg 264 Minckelmann 

nedict Pillwein's „Biographischen 

Schilderungen u.s.w." (Salzburg 1821) 

im Anhange, S. 343—336 abgedruckt 

steht. Wahrend er an einer Geschichte 

deS Lungau ' s arbeitete, iiberraschte ihn 

der Tod, doch befindet sich das Manu . 

script im Pfarrarchive zu St. Michael. 

Im Jahre 4315 hatte ihn die koniglich 

bayrische Akademie . der Wissenschaf ten 

zum correspondirenden Mitgliede er« 

wahlt . 

Zeitschrift des Salzburger Lehrelvereines . 

V 1 1 1 . Jahrg. 1878. Nr. 6. 3. 63 in den „Bio. 

qraphien salzburgischer Schulmanner" . Von 

H F . Wagner. — Pillwein (Beneblet) . 

Biographische Schilderungen oder Lerikon salz» 

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Wurzbach5 6 . txt 
rmrgischer theils verstorbener , theils lebender 
Kiinstler, auch solcher, welche Kunstwerke fur 
Salzburg lieferten (Salzburg i 8 2 1 . Mayr'sche 
Buchhandlung, kl. 3«.) S. 26U. 
Nmckelhofer v. Winckelsburg, MatchiaS 
(Oberstlieutenant und Ritter 
deS Maria Theresien» Ordens, geb . zu 
Mittelbach im Zweibrijcken ' f chen in 
Bayern 1709^ gest. in Peterwardein 
am 18. Marz 1799) . Wir finden diesen 
tapferen Stuckhauptmann auch Winkelhofer 
und Winklhofer geschrieben. 
Er widmete sich anfanglich dem Hand« 
werke und trat als Biichsenmeister in die 
k. k. Artillerie. Nach Hirtenfeld's 
Werke iiber die Theresien-Ritter ware 
dies am 4. Janner 1720 geschehen. Da 
Winckelhofer 1709 geboren, so ware 
er mit 12 Jahren bereits Nuchsenmeister 
gewesen, was unbedingt nicht der Fall 
war. Wahrscheinlich, soil es heiBen 1740, 
indem er 1746 schon Unterlieutenant , 
am 1. Marz 1738 aber wirklicher Stuckhauptmann 
wurde. Im sieben jahrigen 

Kriege (1736—1763) leistete er vielsaltige 
und sehr ersprieBliche Dienste, so 
daB er in Anerkennung derselben 4761 
den Adelstand mit dem Eradicate von 
Winckelsburg erhielt. 1762 kam er! 
zur Besatzung in Schweidnih, in welcher 
Festung er wahrend der Belagerung der» 
selben durch Friedrich II. (8. August 
bis 9. October genannten Jahres) die 
Direction der Artillerieabtheilung fuhrte. 
I n dieser Anstellung aber zeichnete er sich 
ebenso als tapferer wie als hochst um« 
sichtiger Ofsicier aus . Infolge der wah» 
rend der Belagerung ausgestandenen 
Strapazen und der nach dem Falle der 
Festung erduldeten Kriegsgef angenschaf t 
verfiel er in eine lange und schwere 
Krankheit, und erst nach seiner Genesung 
konnte er seine wahrend der Belagerung 
geleisteten Dienste, welche Feld marsch all« 
Lieutenant Guasco in ehrenvollster 
Weise bestatigte, zur Geltung bringen und 
seine Anspriiche auf den nur wenige 
Jahre vorher, 1737, gestifteten Maria 
Theresien-Orden erheben, der ihm auch 
in der neunten Promotion (vom 21. No« 
vember 1763) verliehen wurde. Nach 
dem AbschluU des Hubertsburger Frie» 
dens (13. Februar 1763) wurde er als 
Zeuglieutenant dem Garnisons ' Artillerie« 
districte in Peterwardein beigegeben. 
Dort riickte er 1772 zum Oberstlieute« 
nant vor, welche Stellung er noch 
27 Jahre bekleidete, bis er im Alter von 
90 Jahren nach 72jahriger Dienstleistung 
als einer der altesten Veteranen der kaiser« 
lichen Armee aus dem Leben schied. 
T h ii r h e im (Andreas Graf) . Gedenkblatter 
aus der Kriegsgeschichte der k. k. 6sterrei< 
chischen Armee (Wien und Teschen 1880, 

Seite 397 



Wurzbach5 6 . txt 
K. Prochaskll. 3er. 8".) Bd. I I , S. 336. 
Jahr 1?S2. 

Willckelmann, Johann Joachim (A r< 
chaolog, geb . zu Stendal in der Alt» 
mark am 9. December 1717, ermordet in 
Trieft am 8. Juni 1768). Obwohl die 
Erinnerung an diesen groflen Alterthums» 
kenner und «Forscher zunachst nur durch 
den Ort seiner Ermordung an Oesterȣ 
Minckelmann 263 Minckelmann 

reich gekniipft ist, so wollen wir doch, da 
sein Grab und Denkmal in Trieft sich befinden, 
in Kiirze seiner gedenken. Der 
Sohn eines Schuhmachers in der alten 
Stadt Stendal in der Altmark, besuchte 
er zunachst die Schule seines Geburtsortes , 
dann das kolnische Gymnasium in Berlin. 
4738 begab er sich nach Halle, wo er 
Theologie und classische Literatur, 174 ! 
nach Jena, wo er Mathematik und 
Arzeneiwif f enschaf t studirte. Da sich ihm 
gar keine Aussichten fur eine staatliche 
Bedienstung darboten, nahm er 1742 
einen Hauslehrerposten zu Heimersleben 
bei Halberstadt an, welchen er schon 1743 
mit einer Conrectorf telle zu Seehausen 
in der Altmark vertauschte. 4748 aber 
trat er als Bibliothekar in die Dienste 
des sachsischen Ministers Grafen von 
Biinau zu Nothewitz bei Dresden. Pro» 
phetisch fast erscheinen die Worte, welche 
der Graf iiber Winckelmann 
auBerte, als dieser voll Enthusiasmus 
iiber Antiken sprach. „Winckelmann" , 
rief er aus, „ist ein Narr, und es 
wird ein Ende voll Schrecken mit ihm 
nehmen." Und leider nahm es ein solches. 
Wahrend seiner Anstellung bei dem Minister 
Biinau iibten die vielen werth» 
vollen Kunstschatze Dresdens und der 
Verkehr mit Kiinstlern und Kunstkennern, 
wie Oeser, Hagedorn, Lippert und 
Anderen, einen tiefwirkenden anregenden 
EinfluB auf ihn und entwickelten seine 
Liebe zur Kunst durch Anschauung und 
Vergleichung zu einem hohen VerstandniB 
derselben. Er richtete seine Aufmerksamkeit 
zunachst auf die Geschichte und das 
Wesen der bildenden Kunst und brannte 
daher vor Begierde, Italien, als die 
Heimat der Kunst, zu besuchen und die 
alten Denkmaler derselben an Ort und 
Stelle zu studiren. Nachdem er mit dem 
papstlichen Nuntius Archinto, der ihm 
in Rom einen Bibliothekarposten in Aussicht 
stellte, bekannt geworden, trat er 
1734 zur katholischen Kirche iiber. Dieser 
Zusage ging es jedoch wie vielen an« 
deren dieser Art im Leben; sie war ge« 
fprochen worden, aber in Vergessenheit 
gerathen, und Winckelmann blieb 
noch ein voiles Jahr in Dresden. N5ah> 
rend dieser Zeit ununterbrochen mit 
seinen Kunftstudien beschaftigt, legte er 

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Wurzbach5 6 . txt 
die Ergebnisse derselben in dem Werke 
nieder: „Gedanken iiber die Nachahmungen der 
griechischen Werke in der Malerei und Villlhlluerknnst , 
nebst einem Sendschreiben und den 
Erlauterungen dieser Gedanken", 3 Theile mit 
3 KK. (Dresden 1733, 2. verm. Aufl. 
1736, 40.) . Erst im Herbste 1733 gelang 
es ihm, sein langst gehegtes Vorhaben, 
die Romerreise, auszufiihren, und zwar 
mittels eines kurfurstlichen ReisestipeN ' 
diums, und so klein dasselbe war, es 
brachte ihn an das Ziel seiner Sehnsucht, 
in die ewige Stadt. Daselbst nahmen 
sich die Cardinale Passionei, Albani 
und Archinto, selbst Kenner und wanne 
Forderer der Alterthumswif f enschaf t , und 
der geniale Maler Raphael MengS seiner 
freundlich an. Winckelmann aberwidmete 
seine Zeit auf das gewissenhafteste 
dem Studium alter und neuer Kunst» 
werke. Im Fruhling 1738 besuchte er 
Neapel, Portici, Herculanum und Pom» 
peji und ging dann im Herbste nach Ul>- 
renz, urn im Auftrage des Barons 
Stosch dessen beriihmte Gemmensammlung 
zu ordnen und zu beschreiben. Nach» 
dem er mit dieser Arbeit fertig geworden 
und dieselbe im Druck erschienen war, 
wurde er zu Anfang des Jahres 1760 

Bibliothekar und Aufseher der Alterthumersammlung 
des Cardinals Albani. 
1762 besuchte er als Begleiter 
deS Grafen Briihl zum zweiten Male 
Neapel und dessen Umgebungen, und? 
Winckelmann 266 Winckelmann 
nach seiner Riickkehr 1763 zum Ober 
aufseher aller Alterthiimer in und urn 
Rom ernannt, schrieb er nun, da er Er» 
fahrung und Mufle genug besaB, eine 
Reihe der lehrreichsten und gediegensten 
Werke iiber antike Kunst, dieser Wissenschaft 
ein neues und reiches Feld erobernd, 
worin er bis heute wohl gewiirdigt und 
nachgeahmt, aber nicht erreicht wurde. 
Sein Hauptwerk indefi bleibt immer die 
,G15chichte der Uun5t dez Alterthums, 2 Theile 
(Dresden 1764, Walther, gr. 4". mit 
24 KK . ) , von welchem nach seinem Tode 
die Akademie der bildenden Kiinste in 
Wien «Rath Riedel) eine 2. verm. 
Ausgabe (Wien 1776, Binz, gr. 4<>.) 
veranstaltete . Mit diesem Meisterwerke, 
welches, wie es in der Natur der Sache 
liegt, spater wohl Zusatze und Berichti« 
gungen erhalten hat, erscheint er als der 
eigentliche Schopfer und Begriinder der 
Kunstwissenschaf t . Er ist in derselben 
nicht etwa ein trockener Darfteller der 
gesehenen alterthumlichen Objecte, son» 
dern in Darstellung und Styl gleich 
mustergiltig, ja geradezu classisch, erhebt 
er sich bei der Beschreibung der Kunst» 
werke antiker Plastik zu dichterischem 
Schwiinge. So hatte er sich in seiner 

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Wurzbach5 6 . txt 
neuen Heimat vollends eingelebt, und 
nur Abschied wollte er nehmen von seinem 
Vaterland jenseits der Alpen und seine 
Jugendf reunde driiben begriiBen, als er 
sich zur Abfahrt nach dem Norden rustete. 
I n froherregter Stimmung trat er denn 
auch seine Reise im Friihjahre 1768 an. 
Am 10. April verlieB er in Begleitung 
des Bildhauers Cavaceppi die ewige 
Stadt. Als er die italienische Grenze 
uberschritten und vor sich die Tiroler 
Berge sich auf thurmen sah, wurde er 
schwermiithig und rief zu seinem Ge> 
fahrten: „Sehen Sie doch, welch' schreck« 
liche und schaudervolle Gegenden, welch' 
unermeBlich emporsteigende Gebirge!" 
Und diese Melancholie verlieB ihn nicht 
mehr, je weiter er reiste. Die Sehnsucht, 
zuriickzukehren, wuchs mit jeder Stunde. 
Beim Anblick der deutschen Hauser rief 
er aus : „0, welch' abgeschmackte Bau» 
art, sehen Sie doch nur die spitz zulaufenden 
Dacher!" Vor Augsburg noch wollte 
er bereits umkehren und machte den 
Reisegef ahrten schon urn seine Gesund« 
heit besorgt. I n Regensburg aber lieB er 
sich nicht mehr halten und beschloB- die 
Riickreise iiber Wien und Trieft. Am 
12. Mai traf er in ersterer Stadt ein 
und wohnte im Hause eines Herrn 
Schmidtmeyer . Nun machle er seinen 
Besuch bei dem Fiirsten K a u n i t z , und 
zwar in Begleitung Cavaceppi's. 
Dieser klagte theilnehmend dem Fiirsten, 
Winckelmann sei fest entschlossen, nach 
Italien zuriickzukehren. Kaunitz ergriff 
des gelehrten Forschers Hand und sprach: 
„Wie konnen Sie das Herz haben, Ihren 
lieben Freund in einem fremden Lande 
zu verlassen? Ich bitte Sie, was ich 
bitten kann, andern Sie doch diesen Vorsatz." 
Winckelmann, von diesen Wor» 
ten tief ergriffen, brach in Thranen aus, 
das Wort versagte ihm im Munde . Da 
faBte Cavaceppi seines Gefahrten 
Hand und sagte mit sanften Worten: 
„Lieber Freund, Sie thun nicht gut; 
aber weil es Ihnen so gefallt, so tragen 
Sie nur Sorge fur sich selbst. Ich 
empf ohle Sie Gott ! " Diese Scene ergriff 
Winckelmann so sehr, daB er erkrankte, 
in ein Fieber verfiel und mehrere Tage 
das Bett hiiten muBte. Von Kaunitz 
hatte er erne goldene Schaumiinze zum 
Andenken erhalten. Nachdem er sich von 
seinem Unwohlsein erholt, stellte ihn 
Baron Sperges der Kaiserin Maria 
Theresia vor. Huldvoll empfing ihn 
dieselbe, wohlwollend den Wunsch aus»? 
Minckelmann 267 Winckelmann 

sprechend, ihn fur Oesterreich zu gewinnen, 
namentlich fur Wien. Dann be> 
schenkte Sie ihn mit einer goldenen und 
einer silbernen Medaille. Von dem Gedanken 

Seite 400 



Wurzbach5 6 . txt 
an die Riickkehr nach Rom war 
er nicht mehr abzubringen, und so reiste 
er am 28. Mai allein von Wien ab, 
seinem VerhangniB entgegen. Am 4. Juni 
Mittags urn 12 Uhr traf er in Trieft ein 
und stieg im groBen Gafthof am Peters« 
platz ab, wo er im zweiten Stockwerk das 
Zimmer Nr. 10 bezog. I m kleinen Nebenzimmer 
Nr. 9 wohnte schon zwei Tage 
Franz Aroangeli aus Campiglio im 
Toscanischen . Dieser war wegen Dieb» 
stahls, den er in Wien begangen hatte, 
zu vierjahriger of f entlicher Arbeit in 
Eisen im dortigen Gnaden-Stockhaus 
und zu nachheriger Verweisung aus alien 
deutschen Erblanden verurtheilt worden. 
Infolge einer Amnestie aus AnlaB der 
Vermalung des Erzherzogs Leopold 
wurde seine Strafzeit verkiirzt und er 
schon im Mai 1767 seiner Hast entlassen. 
I m Mai 1768 kam er, nachdem 
er sich in der Zwischenzeit in seiner 
Heimat und dann in Venedig herum» 
getrieben, nach Trieft und stieg im Gast- 
Hofe, in welchem Winckelmann spater 
einkehrte, ab . Bei der Wirthstafel traf 
er mit dem Gelehrten, der sein Tischnachbar 
war, zusammen. Ein Verkehr 
entspann sich zwischen Beiden, der arg> 
lose Winckelmann wurde vertraulich. 
Arcangeli . begleitete ihn auf alien 
Gangen in -Trieft, bekam aber auch 
KenntniB von einigen werthvollen Gold' 
stiicken, welche jener mit sich fiihrte. Da 
er selbst keinen Heller im Besitz hatte, 
beschloB er den Raubmord Winckelmann ' S, 
urn sich des Geldes zu bemachtigen. 
Nun nahte der Tag der Ab» 
reise desselben nach Rom. Da vollbrachte 
am 8. Juni, zwischen der 10. und 
11. Stunde Vormittags Arcangeli 
die entsetzliche That, indem er Winckel» 
mann erst halb erdrosselte und ihm dann 
fiinf Stiche versetzte. Durch das Gerausch, 
welches der Mordanfall veranlaBte, wurde 
ein voriibergeher Diener aufmerksam, 
offnete die Thiir und sah, wie der Morder 
mit einem Knie auf der Brust seines 
Opfers lag. Als sich Arcangeli ent> 
deckt sah, ergriff er die Flucht. Winckel' 
mann, obwohl zu Tode getroffen, konnte 
noch alle an ihn gerichteten Fragen 
beantworten, sein Testament dictiren und 
urn Gnade fur seinen Morder bitten! 
Urn 4 Uhr Nachmittags hauchte er. seine 
Seele aus. Der Morder wurde am 
14. Juni in Planina, das auf der Flucht 
zu erreichen ihm gelungen war, ange> 
halten und nach Trieft gebracht . Ob« 
wohl er beim Verhore in seinen Aussagen 
sich wiederholt widersprach, gestand er 
doch seine That und den Vorsatz, 
Winckelmann zu berauben, ohne 
Riickhalt ein. Der Procefi wahrte nur 

Seite 401 



Wurzbach5 6 . txt 
kurz. Am 12. J u 1 i fand das letzte Verhor 
statt, am 16. J u 1 i wurde das Urtheil 
auf Tod und durch das Rad einstimmig 
ausgesprochen und am 20. Juli der 
Morder lebendig von oben nach unten 
geradert, bis die Seele aus dem Korper 
schied. Wir unterlassen es, die verschie» 
denen Ausgaben der Werke Winckel' 
mann ' s einzeln aufzuzahlen, da solche 
Angaben doch nur fur den Bibliophilen 
Werth haben; wohl aber gedenken wir 
der Gesammtausgaben, deren erste in 
f ranzosischer Sprache unter dem Titel: 
7 vo A s. avso Z60 F A . st V2FN. 
1790 ot 3. A 7 x 3 . 8oo. in Bern) 4"., 
40 Rchsthl.) erschienen ist. Diese franzosische 
Ausgabe muB aber sehr selten 
sein, da sie in I . M. Quorard's „I.K 
(?g.ri3 1827,^ 

Winckelmann A Quellen) 268 Minckelmann (Quellen) 
viaot, 8b.) fehlt, wahrend in derselben 
alle Ueberset zungen der einzelnen Schrif» 
ten Winckelmann ' s genau aufgezahlt 
werden. Eine deutsche Ausgabe der 
Werke Winckelmann ' s , herausgegeben 
von K. 3. Fernow, H. Meyer und 
Ios. Schulze, nebst Register von K. G. 
Siebelis, erschien in 8 Banden mit 
63 KK . und deS Autors Portrat in 
Dresden 1808-1820 bei Waltherin 
gr. 80. (Preis 23 Thlr.. Velin 34 Thlr.) 
I n dieser Ausgabe enthalten der erste 
und zweite Band die kleineren Schriften 
mit 24 KK . , der dritte bis sechste die Ge 
schichte der Kunst des Alterthums mit 
31 KK . ; der siebente Band die deutsche 
Uebersetzung des Irattato preliinwNr 
bto. mit 8 KK . ; der achte Berichtigun 
gen zum 3. bis 7. Bande, ein allgemeines 
Sachregister und VerzeichniB der sammt 
lichen Kunstler und Schrif tsteller ; als 
Nachtrag dazu erschienen noch Winckelmann ' s 
Briefe von 1747 bis 1766, 
herausgegeben von F. Forster. Ob eine 
neue 1838 bei Walther in Dresden 
begonnene Ausgabe seiner Werke zu 
Ende gefuhrt wurde, ist mir nicht be» 
kannt . Ueber Weiteres, wie iiber Winckel. 
mann « Bildnisse, Winckelmann - tzeste. 
das Winckelmann > Museum und die 

zu seinem GedachtniB in Trieft, wo er gemordet, 
und in Stendal, wo er geboren 
worden, errichteten Denkmaler, sowie 
iiber die umfangreiche seinem 3eben und 
der Beurtheilung seiner Arbeiten gewid» 
mete 3iteratur geben die folgenden 
Quellen reichen AufschluB. 

I . Hisgraphische Nneiien. Friedrichs (C) . 
Winselmann. Ein Hortrag (Hamburg 1862) . 
— Goethe (Ioh. Wolf«, von) . Winckel. 
mann und sein Jahrhundert (Stuttgart i805, 
8".) und in alien vollstandigen Ausilaben der 
Werte Goethe's. — Gurlitt (Ioh. Gott» 
fried) . Biographische tmd Uterarische Nach« 

Seite 402 



Wurzbach5 6 . txt 
ticht von I.I, Winckelmann (Magdeburg 
4797,4".). - Derselbe. Zwei Nachtrage 
zur Biographie u. s. w. von I.I. Winckelmann 

(Hamburg 1820 und 1821. 4".). - 
Heyne (Christian Gottlob) . Lobschrift auf 
Winckelmann (Cassel 1778. auch Leipzig 1788, 
8".); diese Schrift wurde von der Akademie 
der Alterthumer zu Cassel gekront und von. 
Charles Brack ins Franzosische iibersetzt 

(Gottingen 1783. 8".). - I a h n (Otto). 
I.I. Winkelmann, eine Rede (Greifswalde 
1849, 8".). - I u s t i (Karl). Winckelmann. 
Sein Leben, seine Werke und seine Zeit« 
genossen. 2 Bande (Leipzig 1866. gr. 8".) 
sdas weitaus beste und erschopfende Werk, 
das iiber den groBen Alterthumsf orscher vor» 
Handen ist. Mit deutscher Grundlichkeit und 
Gediegenheit in Forschung verbindet es fran< 
zosische Eleganz und Grazie in Behandlung 
des dankbaren Stoffes) . — Krach. (A.) . 
Erinnerungen an Winckelmann. Abhandlung. 
I u r IWjahrigen Feier von Winckelmann ' s 
Aufnadme ins kolnische Gymnasium am 
18. Marz 1733 (Berlin 1833); - Morgenstern 

(Karl v.) . I. Winckelmann. Rede 

(Leipzig 1803. 8".) . — Petersen (Chri« 
stian) . Erinnerung an I I . Winckelmann ' s 
EinfluB auf Literatur, Wissenschaft und Kunst 

(Hamburg 1842. 8".). - Nonne f a h r t 

(I . G) . Johann Joachim Winckelmann 

(Stendal 1839) 1 anlafilich der Enthullung 

des Winckelmann-Denkmals in Stendal her« 

ausgegeben) . — Rosetti (Domen. v. Dr.) . 

Ioh. Winctelmann ' 6 letzte Lebenswoche. Ein 

Beitrag zu dessen Biographie. Aus den 

gerichtlichen Originalacten des Crimmal« 

Processes seines Morders Arcangeli heraus« 

aegeben... mit einer Vorrede vom Hofrath 

Bottiger und einem Facsimile Winckel' 

mann ' s (Dresden 1818. Walther, 8".) Ebenso 

wegen der authentischen Nachrichten iiber 

Winckelma n n's Aufenthalt in Trieft, seine 

Ermordung, als auch wegen der mannig' 

fachen in den Noten angefuhrten Quellen 

wichtig. Ist in dem folgenden Werke: «It 

Lbpoloro <li ''iVinoksiniHNn oto." ins 

Italienische iibersetzt) . — Derselbe. I I «exoici- 

o ai ' s Vinokslw»iiil in T'rissts. 

Motto: „HoQoiiKosQt , i>iL ' Huohnr viri illu.» 

LtreL in sexu-Ioro ineozniro, a.i2rn in minus 

hBr«Bio, «i nosekMi'. Noeeaoeii Lpist. ba 

I'i'tw«. 6« N10tz»»u<>" (Vonstiig akii» 1 i A o - 

tzraiia ai '"visoxoli 1823. A «vsse ab ! > 

I'kutors. Vorrede. IV und 343 S.. 8 lith. 

Tafeln und 1 Facsimile. 4°.) . ''Diese inhaltreiche 

Schrift enthalt auch die Uebersehung^ 

Minckelmann (Quellen) 269 Minckelmann (Denkmaler) 

von Rosetti 's «Ninckelmann ' s letzte 

Lebenswoche". In der „KIonozr2 , tiH cli 

V"inoksliiiHiiu" (2. 549-284) ist eine 

ausfiihrliche Darstellung aller artistischen und 

literarischen Werke von und iiber Winckel' 

mann enthalten. Die Abbildungen stellen dar: 

1. Winckelmann ' s BildniB nach Maron; 

Seite 403 



Wurzbach5 6 . txt 
2. seine Biiste nach Doll mit der Inschrift, 
die sich jetzt in der Protomothek des Capi« 
tols darunter befindet; 3. die, Vignette zu 
Ehren Winckelmann ' s von der Wiener 
Ausgabe seiner Geschichte der Kunst; 4. Ab . 
bildung der von Reiffenstein seinem An« 
denken gewidmeten Glaspaste; 6. Covien der 
von o ' Hancarville und Oeser zu seinem 
Andenken entworf enenen Zeichnungen und 
6. Abbildung des Monumentes. Alles mittet, 
maBig ausgefuhrt von Kunicke. — Starck 

(Bernhard K ) . Johann Joachim Winckel' 
mann, sein Bildungsgang und seine bleibende 
Bedeutung (Berlin 1867, C. G. Llideritz, 
«r. 8«.) ldiese Schrift bildet auch das 42. Heft 
der von Rud. Virchow und Fr. v. Holtzen« 
dorff herausgegebenen „Sammlung gemeinverstandlicher 
wissenschaf tlicher Vortrage"). — 
Sternberg (A. v.) . Kiinstlerbilder . 3 Bd. 

(Leipzig 1861, 8° . ) lder zweite Band behandelt. 

zwar novellistisch, doch geschichtlich treu 

das Leben Winckelmann ' s) . — Zeitung 

fur die elegante Welt. «824. Nr. 24. 

23 und 26: „Zwei ungedruckte Briefe Ioh. 

Winckelmanns " A welche in der DaBdors» 

schen Sammlung der Briefe Ninckel» 

mann ' s fehlen, beide aus Rom Februar und 

Marz 1761 und an den Grafen von Bunau 

gerichtet) . — Di-^tkont s A .) . I^oti-vas ter 

ulFsaooktliiZ vou A s. >Viu< : kelMHu, Q ( A liaat zldur A 

1797/98). - Winckelmann' s 

Briefe an seine Freunde, mit literarischen 

Anmerkungen. Herausgegeben von DaBdorf. 

2 Bande (Dresden 1777) . — Winckel. 

mann ' s B r i e fe an den Herrn H. (Hofrath 
Heyne) in den Jahren 1766—1768 (Krank» 
furt 1776. 8".) . — Winckelmann ' s Vriefe 
an seine Freunde in der Schweiz. Heraus» 
aegrbcn von U s t e r i (Zurich 1778) . — 
B r i e f e an einen seiner vertrauten Freunde 
(Muzel und Stosch) in den Jahren i?-i-i 
bis 1736 nebn einem Anhang Briefe an uer» 
schiedene andere Personen. Herausgegeben von 
Ioh. Ev. Biester. 2 Theile (Berlin 1781. 
8".) . — Winckelmann ' s Briefe von 1747 
bis 1769. Herausgegeben von Fr. Forster. 

3 Bande (Berlin 1824-1825). - Winckel. 
mann ' s Briefe an einen Freund in Liev» 
land (Herrn von Berg) . Mit einem Anhang: 
Anmerkungen iiber die Alterthiimer in Rom 

(von Ioh. Eo. Griiner) (Coburg 17S4. 
gr. 5".) . — Historisches Taschenbuch. 
Herausgegeben von Fr. von Raumer (Leip< 
zig. Brockhaus . 12".) . Neue Folge, 7. Jahrg. 
1866: I u s t i : „Ueber die Studien Winckel. 
mann ' s in seiner vorromischen Zeit". — 
Meusel (Johann Georg) . Lexikon der vom 
Jahre 1750 bis 18U0 verstorbenen teutschen 
Schriftsteller (Leipzig 1816. 8".) Bd. XV, 
S. 184—193. — Nordische Revue (friiher 
„Russische Revue") . Von N. Wolfsohn. 
Bd. I (1864) 1. (Juli.) Heft: „Johann Ioa« 
chim Winckelmann" . 
II. Portraits. Casanova ael. G. C. K i 1 i a n 

Seite 404 



Wurzbach5 6 . txt 
«c. (s«.) . — Casanova a«l. P. Colinso. 
(8".). - A. Maron p. 1768. M. Sleinla 
80. 1822 (4«) - A. Maron v. L. Sich« 
1 i na so. (Fol.) . — A Maron v. I. F. 
Bause 8e. 1776 (Fol.). - M. EBlinger 
so. (12".). - N. Menas x. C. Senff so. 
1804 (kl. 4".). - R. Mengs ?. M. Blot 
sc:. 1813 (Fol.) — Nach Angelica Kauf« 
mann I . E. Hai d so. 1782 (4".) Schzkst. 

— Angelica Kaufmann v. et so. 1764 

(4".) radirt und hochst selten. Das Original 
dieses besten Bildnisses Winckelmann ' s 
befand sich im Besitze des Malers Zeller 
in Zurich und ging <836 in das Eigenthum 
des Banquiers Vestalozzi iibrr. Die da« 
mals 21jahrige Kaufmann batte das Bild 
fur Rathsherrn FuBli in Zurich gemalt . — 
Ang. Kaufmann pxt . R. N a h n «o. 

(gr. Fol.) . — Anq. Kaufmann pit. 

o'Alton so. (4°.) selten. - I. Avvold 

8o. (Kunstv. des osterr. Lloyd in Trieft. 4«-'.). 

— A. RoSmaesler » A u. so. (Zwickau, 
Gebr. Schumann. 4".). - R. MengS?it. 
Landon airext. (3° . ) UmriB . — Ohne An. 
gabe des Zeichners und Stechers mit der 
Unterschrif t : „Abos Winckelmann" (3°.). 
III. Denkmaler zum Andenken Winckelmann '» . 
Denkmal in Trieft. Dasselbe kam auf 
Anregung und unablassige Forderung des 
Triester Aooocaten I>r. Dominik von Ro« 

s e t t i , der oft auch Rossetti g schrieben 
erscheint, zustande. Es ist aus Marmor- m 
einer Halle an jener Wand der Triester Ka« 
thedrale St. Just aufgestellt, langs welcher 
sich der strile Weg zu ihr hinauf zieht. Zwei 
Stufen fiihren zu einem Fufigestelle, auf dem 
ein Sarkophag sich erhebt; oben stellt eine 
sitzende fast nackte Figur von sehr schonen? 
Winckelmann (Denkmaler) 27Y Minckelmann (Museum) 
Umrissen den gefliigelten Genius Winckel. 
m ann ' s vor; ihr rechter Arm ruht auf seinem 
erhaben gearbeiteten Bildnisse, das in Form 
eineo Medaillons mit einer Schlange umge« 
ben ist; neben ihr liegt eine umgekehrte Fackel. 
Die §igur des Genius zeigt in ihrer ganzen 
Haltung tiefe Trauer. N5inckelman n's 
Verdienste urn die Kunst sind unten an der 
Vorderseite in einem Basrelief, worauf der 
Sarkophag ruht. angedeutet. Man sieht da 
Winckelmann. mit einer emporgehaltenen 
Fackel in der Linken, iiber griechische, romische 
und agyptische Trummer schreiten. Es folgen 
ihm die Malerei. Bildhauerei und Baukunst 
mit ihren Emblemen,- hinter diesen Figuren 
sieht man deren noch drei weidliche: die 
Geschichte. Kritik und Philosophie vorfiel« 
lend. Die Archaologie selbst zeichnet in sitzen« 
der Stellung ihre Wahrnehmungen auf eine 
Tafel. Die Langseite des Sarkophags enthalt 
folgende von Dr. L a b u s sBd. XIII, 
S.453) verfaBte Inschrift: A oauni '"Vinckei- 
Manna j vomo Ftenal'Iia > I'i-aek. Hlonu- 
«neutH». Komas cni-2Qai5. y^LrunaiZ > Whlim 
», "olitioi'is. kumaultatia. Iau6e. uoi- 

Seite 405 



Wurzbach5 6 . txt 
outi 1 c^ui. aa A ta. Vinaodona» ssaeui. 
ziouari». «rii. regeteng. nolllria. luanu. kae. 
in. urdo. pBreruVws 62t . > VI eia. A uu. A n . 
211) 001 .XVIII . aBbUL. 2 I.. N V. a. XXX 
I ' ersestiiii . 2trox. 5a<:lnu2. avsrLati > kers 
oonlato lac. cur. j -ui 

Das Denkmal, ein Werk guten Geschmackes 
und in bewunocrnswerther Feinheit aus ' 
' gefuhlt, ist die Schopfung des venetianischen 
Bildhauers Antonio Bosa. An den Wanden 
der Halle befinden sich kleine Nischen, in 
welche die Namen derer, welche Beitrage 
geliefert haben, eingcgraben find. Abbil« 
diingen des Denkmals enthalten die Leip» 
ziger '"Illustrirte Zeitung" von I.I. We> 
ber. im XVI. Bande auf S. 401; die 
„Illustrirte Welt" (Stuttgart bei Hallberger) 
1339. S.,408 und die „Illustrirte Chronik 
der Zeit" (Stuttgart bei Schunlein) 1878. 
S. 15.4. sammtlich im Holzschnitt. Als 
Quellen zur Geschichte des Denkmals sind 
zu verzeichnen das Stuttgarter „Kunstblatt" 
1820. S. 343; 1825. Nr. 13; „Hesperus" 
Nd. XVIII, Nr. 22; Bd. XIX, Nr . 18 und 
1823. Nr. 8. 78. 310; Theodor Hell's 
«Abendzeitung" 1819. Nr. 196 und 182«. 
, Nr. 239 und 290. - 2. Denkmal in 
S t e n d a 1 . Auch Stendal, die alte Haupt» 
stadt in der Altmark, wollte als Geburtsort 
Winckelm ann ' s den groBen Kunstf orscher 
edren. und so trat Anfang der Fiinfziger» 
Jahre ein Comitu zusammen, das die Errich« 
tung eines Denkmals beschloB und die Aus» 
fuhrung demselben dem Bildhauer Ludwig 
Wich mann iibertrug. Am 18. October 1859 
fand die feierliche Enthiillung statt. Das 
Denkmal zeigt auf einem auf drei Stufen 
ruhenden hohen Sockel den beriihmten Kunst« 
forscher in aufrechter, etwas seitwarts ge« 
neigter Stellung. Die Hand des rechten auf 
einen antiken Kopf gestiitzten Armes ist im 
Begriffe, Etwas in eine gerade vor die Brust 
gehaltene Tafel zu zeichnen. Eine Abbildung 
des Denkmals brachte die Leipziger „ I 1 1 u . 
strirte Zeitung" im X V I . Bande 7. Juni 
1831. Nr. 414. S. 401. - 3. Denkmal 
in Dresden. Zur Erinnerung an Winckel« 
mann ' s mehrjahrigen Aufenthalt in Dres» 
den, in dessen Kunstsammlungen er den 
eigentlichen Grund legte zu seinen so erfolg, 
reichen Kunststudien, wurde auch in dieser 
Stadt die Aufstellung eines Denkmals be« 
schlossen und das Treppenhaus der koniglichen 
offentlichen Bibliothek als der Ort 
erwahlt, wo das Denkmal seine Statte 
finden sollte. Dasselbe besteht aus einem 
von Brofimann modeUirten in Bronze 
gegossenen Reliefportrat , welches auf eine 
Platte sachsischen Serpentinsteins aufgesetzt 
ist. wozu Architect S t e c h e r den architec« 
tonischen Schmuck entworfen hat. Bei der 
Enthiillung hielt Professor Dr. Hettner die 
Festrede . 
K 1 . Winckelmann-Museunl . Ein solches hat 

Seite 406 



Wurzbach5 6 . txt 
der bekannte Archaolog Peter K a n d 1 e r 
I M . X, S. 427). Advocat in Trieft, im 
Jahre 1842 angeregt . Die Bezeichnung 
Winckelmann ' Museum ist nicht als eine 
Sammlung von Objecten aufzufassen, die zu 
Winckelmann in irgend einer Beziehung 
stehen, wie etwa das Thorwaldsen«Museum 
die Arbeiten Thorwaldsen ' s sammelt und 
aufbewahrt, sondern urn eine dauernde Hut» 
digung dem grofien Forscher in der Stadt 
darzubringen, wo er als Opfer gemeiner 
Raublust sein friihes Ende fand. erhielt das 
Municipalmuseum, welches auf Anregung 
und Netreiben Dr. Kandler's zu Stande 
kam, den Namen Winkolmann«Museum. Auf 
Anregung IK-. Kandler's trat ein Verein 
zusammen, welcher die Mittel zur Bildung 
des Museums aufbrachte, das am 8. Juni 
18 '3. an demselben Taae . an welchem vor? 
Winkler, Andreas 27 1 Winkler, Andreas 
75 Jahren Winckelmann als Opfer de6 
Meuchelmorders Arcangeli fiel. eroffnet 
wurde . 

V. Winckelmann-Feier . Von Rom — wenn 
ich nicht irre. von dein beriihmten Archaologen 
D r . Emil B r a u n — ging der Gedanke 
aus, am 9. December jedes Jahres, als 
dem Geburtstage Winckelmann ' s, im 
archaologischen Institute zu Rom eine Winckel» 
manN'Feier zu beZehen, anlafllich deren oer» 
schiedene an. die Bestrebungen des beriihmten 
Archaologen ankniipfende auf Kunst und 
KenntniB alter Kunst sich beziehende Vortrage 
gehalten werden. Diesem loblichen Vorgange 
haben sich spater verschiedene andere Stadte, 
wie Bonn. Gottingen. Berlin u. s. w. ange» 
schlossen, welche diesen Gedenktag in der 
Cultur» und Kunstgeschichte der Volker in 
entsprechender Weise feiern. 
NWckler. Die Trager dieses Namens 
erscheinen unter folgenden Schreibungen : 
Winckler, Winkler, Winkhler, aus 
deren reinster Aussprache selbst sich absolut 
kein Unterschied heraushoren laBt . 
Hier folgen sie alle in der alphabetischen 
Reihe ihrer Taufnamen mit Beibehal» 
tung der von ihnen befolgten Schrei» 
bung, sowie mit den Riickweisen an ent» 
sprechender Stelle. 

Ninkler, Andreas Freiherr von (k. k. 
Landesprasident von Krain, geb . 
zu Ternovo im Kiistenlande 9. No» 
vember 4825) . Nachdem er 4849 die 
Rechtsstudien in Wien beendet hatte, 
trat er bei dem ehemaligen Stadt» und 
Landgerichte in Gorz in den kaiserlichen 
Staatsdienst . I n der Grafschaft Gor; 
zunachst als Gerichtsbeamter thatig, war 
er dann bei gemischten Bezirksamtern 
und als Mitglied der Grundlasten- 
Ablosungs» und Regulirungscommission 
in Verwendung. 1866 wurde er Bezirks- 
Vorsteher in Cormons, wo seine aus» 
gezeichnete Dienstleistung am 6. Decem» 

Seite 407 



Wurzbach5 6 . txt 
ber dieses Jahres durch Verleihung des, 
Ritterkreuzes deS Franz IosephOrdenS 
Wiirdigung fand. 1368 erfolgte seine 
Ernennung zum Bezirkshauptmann in 
Tolmein und seine Wahl zum Obmann 
des dortigen ConcurrenzstraBen . ComitaS . 
1871 zum Statthaltereirath in Trieft, 
1875 zum Hofrath daselbst und am 
3. Juni 1876 zum Hofrath bei dem neu 
errichteten Verwaltungsgerichtshof e in 
Wien befordert, wurde er 1877 Landeshauptmann- 
Stellvertreter von Gorz und 
Gradisca und dann nach Berufung 
des krainischen Landesprasidenten Franz 
Ritter von K a 1 i na als Statthalter 
von Mahren im Friihjahre 1880 dessen 
Nachfolger in der Stelle des Landes» 
Prasidenten von Krain, welche er zur 
Stunde noch einnimmt. Die Sympathien, 
welche er sich bei den Slovenen in der 
Grafschaft Gorz wahrend seiner amt» 
lichen Wirksamkeit daselbst erworben, 
veranlaBten seine Wahl in das Abgeordnetenhaus 
des osterreichischen Reichs« 
rathes von Seite der Landgemeinden in 
den Gerichtsbezirken von Gorz, Canale, 
Heidenschaf t , Tolmein, Kirchheun, Flitsch, 
Sefsana und Cormons im October 1873 
und im Juni 4879. Aber schon friiher, 
4864, wurde er als Abgeordneter der 
Landgemeinden im Wahlbezirke Tolmein 
Mitglied des Gorzer Landtages, welcher 
ihn auch fur die erste sechsjahrige Wahlperiode 
in den LandesausschuB wahlte. 
Bei seinem Scheiden aus dem Gorzer 
Gebiete verliehen ihm die Gemeinden 
Cormons, Seffana und Kastua das Ehren» 
burgerrecht. Als Seine Majestat der 
Kaiser 4883 Krain besuchte, wurde 
Winkler bei dieser Gelegenheit mit dem 
Orden der eisernen Krone zweiter Classe 
ausgezeichnet und darauf statutengemafi 
in den osterreichischen Freiherrenstand 
erhoben. I n alien seinen schnellwechseln» 
den Stellungen entwickelte Freiherr von 
Winkler eine sehr erfolgreiche Thatig»^ 
Winkler, Andreas 272 Winckler' 1 Anton 
keit. Politisch ging er, so weit es sich 
beurtheilen laflt, der Verf a jsungspartei 
angehorend, stets mit der Regierung. 
Seine Stellung im Lande Krain ist keine 
rosige. Die Abficht der kaiserlichen Regierung: 
alien Nationen Oesterreichs ge» 
recht zu werden, eine allgemeine Versohnung 
der sich rivalisirend gegeniiberstehenden 
Polyglotten Volksstamme des 
Kaiserstaates herbeizufiihren, ist eine 
durch die Zeitstromung gebotene, und die 
Weise ihrer Verwirklichung muB dem 
Urtheile der Zukunft vorbehalten bleiben. 
Von dem besten Willen beseelt, trat 
Freiherr von Winkler an diese schwierige 
Aufgabe in einer Zeit heran, in welcher 
der RacenhaB immer kraftiger in die 

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Halme schoB, systematisch genahrt und 
von gewissenlosen Hetzern, meist Stre» 
bern, die fur sich daraus Capital 
schlagen wollen, in einer Art geziichtet 
wird, daB die Realisirung des an> 
gestrebten Zieles sich zu einem beinahe 
geradezu unlosbaren Problem zu gestalten 
scheint. Wenn Freiherr von 
Winkler in dem Bestreben, die 
Regierungsmaxime : Gleichberechtigung 
aller Volker, Vermeidung der Bevor» 
zugung eines derselben, aufrecht zu 
erhalten, auf uniiberwindliche Schwie« 
rigkeiten stoflt und mit dem besten 
Willen sich aufier Stande sieht, alle 
Ausschreitungen zu verhiiten, so ist 
die nachste Ursache eben in den obwaltenden 
Verhaltnissen zu suchen. DaB 
dann Uebergriffe, Gewaltthatigkeiten 
der Parteien dem Leiter der Staats« 
geschafte zur Last gelegt werden, ist ein 
ebenso natiirlicher als erklarlicher Vorgang. 
Denn die politischen Blatter 
bringen nie objective, fondern nach Farbe 
und Stellung des Blattes zugestutzte 
Parteiberichte, in welchen dann der 
LandeSprasident nicht immer zum Besten 
wegkommt, und doch ist er als solcher 
dem Kaiser und der Regierung ergeben, 
bei den Beamten ob seiner Humanitat, 
Tiichtigkeit und unantastbaren Recht» 
lichkeit beliebt, in der Bevolkerung 
aber allgemein geachtet. GewiB ist es 
auch, daB Freiherr von Winkler 
diese in ungewohnlich rascher Folge zuriick» 
gelegte glanzende amtliche Laufbahn eben 
nur den hervorragenden Eigenschaf ten 
des Menschen und Beamten, die in 
den verschiedenen amtlichen Stellun» 
gen und Aemtern, welche er bekleidete, 
zur Geltung gelangten, zu verdanken 
hat. 

Reichsraths «Almanach fur die Session 
i873— 4874. Herausgegeben von Siegmund 
Hahn (Wien 1874. Verlag von Rosner. 
42°.) S. 183. 

Winckler, Anton (Mathematiker , 
geb . zu Riegel bei Freiburg im Breis» 
gau am 3. August 1821) . Nachdem er 
seine namentlich den mathematischen 
Disciplinen zugewendeten Studien ab» 
geschloffen hatte, legte er 1844 in Karls» 
ruhe die Staatspriif ung im Ingenieurf ache 
ab und erhielt unter acht Candi» 
daten den ersten Platz. Von 1843 bis 
1847 war er zunachst bei Professor Nic 

1 a i auf der Mannheimer Sternwarte 
beschaftigt, dann aber setzte er an der 
Berliner Hochschule unter den beruhmten 
Professoren Iacobi, Dirichlet 
und Encke seine Beruf sstudien fort. 

1 m December 1847 ernannte ihn das 
groBherzoglich badische Ministerium des 
Innern zum supplirenden Lehrer der 

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hoheren Mathematik und hoheren Geo> 
dasie an der polytechnischen Schule in 
Karlsruhe, in welcher Stellung er bis 
August 1851 blieb; von da ab bis 4853 
hielt er stark besuchte Vorlesungen liber 
Mathematik und Mechanik am KarlS'^ 
Minckler, Anton 273 Winckler. Anton 
ruher Polytechnicum. Im Marz 1853 

berief ihn das k. k. osterreichische Ministerium 
fur Cultus und Unterricht als 
ordentlichen Professor der praktischen 
Geometrie und des Situationszeichnens 
an die k. k. technische Lehranstalt in 
Brunn. Nach funf jahriger Wirksamkeit 
daselbst durch den standischen Landes A 
ausschufi von Steiermark zum ordent« 
lichen Professor der Mathematik am 
Gratzer Ioanneum ernannt, wurde er 
im Juli 1866 durch das k. k. Ministerium 
fur Cultus und Unterricht als 
ordentlicher Professor der Mathematik an 
die technische Hochschule in Wien berufen, 
an welcher er noch zur Stunde 

Dif f erential» und Integralrechnung vortragt. 
Am 13. Juni 1861 erfolgte 
seine Wahl zum correfpondirenden, am 
24. Juni 1363 zum wirklichen Mitgliede 
der kaiserl. Akademie, der Wissenschaf ten 
mathematisch ' Naturwissenschaf ticher Classe 
in Wien. 1881 erhielt er Titel und (5harakter 
eines Hofrathes. I n seinem Fache 
wirkt Winckler auch als Schrif tsteller , 
und der groBere Theil seiner Arbeiten 
findet sich in Fachzeitschrif ten, vornehm» 
lich in den Sit zungsberichten mathe» 
matisch-naturwissenschaf tlicher Classe der 
kaiserlichen Akademie der Wissenschaf ten 
niedergelegt . Neben diesen strengwissen» 
schaftlichen Facharbeiten hat er sich auch 
als Organisator im Unterrichtswesen, 
namentlich in der real-technischen Rich» 
tung bethatigt und mehrere Organistrungsarbeiten 
vollendet, welche nicht gedruckt, 
jedoch lithographirt sind, und 
zwar Denkschrift und Entwurf, betreffend 
die Reorganisation der technischen 
Lehranstalt am Ioanneum in Gratz 
(1863), einen motivirren Entwurf zur 
Organisation des technischen Mittel« 
schulwesens in Steiermark (1866 
und 1867); dann ein organisches Statut 
o. Wiirz back, biogr. Lerikon. KVI . sGedr. 
nebst Programm dec einzelnen Unter» 
richtsgegenstande fur das k.k. technische 
Institutin Brunn, eine BibliothekSordnung, 
sowie eine Geschaftsordnung 
der Conferenzen nebst Instruction des 
Personals fur diese Anstalt. Ueberhaupt 
hat Winckler ganz besonders seine Aufmerksamkeit 
dem Zustande der technischen 
Studien in Oesterreich zugewendet, die. 
selbe auf die drei Hauptanstalten in 
Wien, Prag und Gratz gerichtet und' » 
seine Ansichten in einigen Aufsatzen 

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Wurzbach5 6 . txt 
niedergelegt , welche sich in der „Oesterreichischen 
Revue" und in der „Oester» 

reichischen Wochenschrif t fur Wissenschaf t " 
finden und als Beitrage zur Geschichte A 
und Entwickelung des technischen Unter« 
richtes im Katserftaate bleibendes Interesse 
bewahren. Diese Aufsatze sind: 
Die Reform der technischen Lehranstal» 
ten" A Oesterreichische Revue" Bd. Ill, 
1863, S. 74-13CT; A „Die Reorga» 
nisationsvorschlage des Wiener Polytechnicums , 
verglichen mit denjenigen der 
technischen Institute in Gratz und Prag" 
»bd. Bd. IV, 1863, S. 120-16CT. - 
„Bemerkungen iiber den gegenwartigen 
Zustand der technischen Institute" Md. I, 
1861, S. 173—184'" und „Bemerkungen 
iiber die technischen Mittelschulen und 
deren Reform" A „Oesterreichische Wochenschrif t " 
1863, Nr. 20 und 21) . Hier 
folgen die wissenschaftlichen Arbeiten 
Winckler ' s . 

Uebersicht der Wissenschaftlichen Arbeiten des 
Professors Anton Winckler. I . Selbstandig 
erschienene: „Ueber die Integration linea» 
rer Dif f erentialgleichungen zweiter Ordnung 
mittels Quadraturen. Vergleichende Zusam» 
nienstellung der bezuglichen alteren und 
neueren Resultate und kritische Beleuchtung 
der angeblichen Entdeckungen deS Herrn Pro» 
fessors Simon Spitzer in Wien" (Wien 
1376, Holder, 8".); — „Aeltere und neuere 
Methode, lineare Dif f erentialgleichungen durch 
einfache bestimmte Integrale aufzulosen, . Eine 
6, Mai 1888,1 18? 

Minckler, Anton 274 Winckler, Anton 
Zuriickweisung der dieses Thema betreffenden 
Pratensionen des Herrn Professors Simon 
Spitzer" (ebd. 4879) . I I . I n gelehrten 
periodischen Fachschrif ten, und zwar: 
I n den „Denkschrif ten mathematisch-natur ' 
wissenschaf tlicher Classe der kaiserlichen Ata» 
demie der Wissenschaf ten in Wien" : „Allge» 
meine Transformation der bestimmten Doppel» 
integrale" sBd. XX); — „Ueber einige neue 
Eigenschaf ten der Kugelf unctionen einer Ver« 
anderlichen und CoUsicienten von Reihen, 
welche nach Kugelfunctionen entwickelt sind" 
lBo. XXII, 1861); - «Der Rest der Tay. 
lGr'schen Reihe" A Bd. XXVIII, 1867). I n 
den „Sit zungsberichten math. 'Naturw 
Elasse der kais. Akad der Wissenschaften in 
Wien" : „Ueber das Problem der vier Punkte 
bei Anwendung des MeBtisches" lBd. XV, 
1855); — „Neue Theoreme zur Lehre von 
den bestimmten Integralen" A Bd. XXI, 
4836); — „Einige allgemeine Satze zur 
Theorie der Reihen" fBd. X1 A I, 1860); - 
„Ueber d A e Eigenschaften einiger bestimmten 
Integrale" A Bo. X I A I I I , 1861); - ..Nach« 
Weisung einiger Eigenschaften einer ausge» 
dehnten Classe transscendenter Functionen" 
A Bd. XQ1V, 1861); - „Ueber einige Reduc« 
tionsformeln der Integralrechnung" sBand 

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XI A VII, 1863); — „Einige Eigenschaf ten der 
Transscendenten, welche aus der Integration 
homogener Functionen hervorgehen" sVd. 1 A ,, 
1864); — „Ueber die Umf A raung unendlicher 
Reihen" A Bd. I.I, 1865); - „Allgemeine 
Formeln zur Schatzimg und Grenzbestimmung 
einfacher Integrale" lBd. I A II, 1865); — 
„Allgemeine SaBe zur Theorie der unregel» 
maBigen Beobachtungofehler" sBd. I. II, 
1865); — „Geometrische Construction ratio» 
naler Polynome" A Bd. I A III, 1866); - 
„Ueber die vollstandigen Abel'schen lnte« 
grale" A Vd. I .VIII, 1863); — „Ueber einige 
Gegenstande der elementaren Analysis" sBand 
I A IX, 186!)); — „Ueber einige vielfache 
Integrale" l'Ud. I.X, 1869); — „Ueber einige 
zur Theorie der bestimmten Integrale geho» 
rige Formeln und Methoden" sBd. I.X, 
1869); — „Uebrr die Relationen zwischen 
den vollstandigen Aoel'ichen Integralen oer« 
schiedener Gattung" A Bd. A X I , 1870); — 
A Ueber die Integration der Dif f erential« 
gleichungen erster Ordnung mit rationalen 
Coof stcienten zweiten Grades" A Vd- A XIV, 
i871 A ; — „Ueber die Entwicklung und Sum» 
mation einiger Reihen" A Bd. I. XIV, 187ti; 

— "Integration der linearen Dif f erential« 
gleichungen zweiter Ordnung, deren Cosffi» 
cienten lineare Functionen der unabhangigen 
Veranderlichen sind" A Bd. I. XVII, 1873 A ; 

— „Ueber die unbestimmte Integration einer 
Gattung transscendenter Functionen" A Band 
I A XX, 1874 A ; — „Integration verschiedener 
Dif f erentialgleichungen zweiter Ordnung" 
> A Bd. s A XX, 1874); - integration zweier 
linearer Dif f erentialgleichungen" A Bd. I A XXI, 
1873) . — „Ueber angenaherte Bestimmungen" 
lBd. I A XXII, 1875 A : - „Ueber die Inte» 
gration der linearen Dif f erentialgleichungen 
zweiter Ordnung" A Bd. I A XXV, 1877); - 

„Ueber eine den linearen Dif f erentialgleichun» 

gen zweiter Ordnung entsprechende Relation" 

l'bd. I A XXVII, 1877); - „Ueber den letzten 

Multiplicator der Dif f erentialgleichungen hoherer 

Ordnung" A Bd. I. XXX, 1879); - „Ueber 

den letzten Multiplicator eines Systems von 

Dif f erentialgleichungen erster Ordnung" Dand 

I. XXXII, 1880); — „Ueber die transscendenten 

Integrale von Dif f erentialgleichungen erster 

Ordnung mit Coiif f icienten zweiten Grades" 

sBo. QXXXIV, 188t) ; - „Ueber die Ent« 

wickluig einiger von dem Euler'schen Inte« 

gral zweiter Gattung abhangiger Ausdriicke 

in Reihen" l'od. I. XXXV, 1882); - „Ueber 

eine neue Methode zur Integration der linea» 

ren partiellen Dif f elentialaleichungen zweiter 

Ordnung mit zwei unabhangigen Verander» 

lichen" lBd. I. XXXVIII, <883); - „Reduc. 

tion der Bedingungen des Euler'schen Cri« 

teriums der Integrabilitat auf eine einzige 

Gleichung" A Vd. I A XXXVIII, 1883); - 

„Ueber eine Methode zur Integration der 

nicht linearen partiellen Dif f rrentialgleichun» 

qen zweiter Ordnung mit zwei unabhangigen 

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Veranderlichen" lVd. I A X X I X , 1884); - 
„Ermittelung der Grenzen fur die Werthe 
bestimmter Integrale" Wd. XO, 1884); — 
„Ueber die linearen Dif f erentialgleichungen 
zweiter Ordnung, zwischen deren particularen 
Integralen eine Relation besteht" sBo. XOII, 
1885) . I n dem von Ios. Lionville redi» 
girten A ourkkl ae l'soole poi^teciiniiut z " : 
AA ouveiie a«5mon8 ! i-atian cl'un rtisorZlns 6s 
I.S3kii<li-6" l'bd XVI, 185!). I n A. L. 
Crelle's „Journal fur die reine und ange» 
wandte Mathematik" : „Ueber die Reduction 
doppelter Integrale auf Quadraturen" ''Band 
X I . I , 1833); — „Transf ormation dreifache-r 
Integrale durch Aenderung der Integrations» 
folge" A ebd.); — „Ueber die Rrduction drei» 
facher Integrale auf Quadraturen" sVd. 1 A , 
1853); — „Bemerkungen tiber einige For»? 

Minkler von Zriichenbrandt 27 Z Minkler von Srijckenbrandt 
meln der Geodasie" A ebd.' s . I n 0. Schlo» 
milch und B. Witzschel's „Zeitschrift fur 
Mathematik und Physik.- „Ueber einige bei 
trigonometrischen Messungen vorkommende 
Aufgaben" M . I I , 4857 und Bd. V, lgssO) ; 
— „Ueber die Genauigkeit einer besonderen 
Art von Nivellirinstrumentrn" A Bo. IV, 
<859); — Ueber die mittleren Fehler der 
Kettenmessungen" A Bd. V I , 1861) . I n den 
von B. Tortoliniin Gemeinschaft mit 
E. B e t t i . F. Brioschi und A.Genocchi 
herausgegebenen „ A nnzM ai, Natema-tica. 
pou, ? la, clstki ' miQHtioQ au ?63t6 clo la, larmnie 
as l?H>lor" A Bd. Ill, 1859". 
Poggendorff ( I . C.) . Biographisch-literari ' 
sches Handworterbuch zur Geschichte der 
eracten Wissenschaf ten u. s. w. (Leipzig 1862 
und 1863. Ioh. Amor. Barth. schm. 4".) 
Bd. I I , Sp. 1335. 

. Winkler Edler von Nriickenbrandt , 
Georg Johann (Forstmann, geb . zu 
GroBwiesendorf in Niederosterreich 
am 29. Marz 1776, gest. 4. August 
1833) . Seiner Neigung fur den Artilleriedienst 
folgend, trat er nach beendeten 
Vorstudien am 4. April 1794 in Wien 
bei dem 2. Artillerie>Regitnente ein. Mit 
demselben machte er die Feldziige 1794 
bis 1800 am Ober- und Mittelrhein mit, 
jede vom Dienste eriibrigte Zeit zur 
wissenschaf tlichen Ausbildung in der Mathematik, 
im militarischen Zeichnen u. s.w. 
benutzend. Dann einer der fleiBigsten 
Schiiler des beriihmten Vega Md. I., 
S. 60 A , besuchte er in den Friedens« 
jahren 1801—1804 eifrig die Artillerieschulen 
und gewann eine solche Summe 
von Kenntnissen in den mathematischen 
und damit zusammenhangenden Disci» 
plinen, daB er in einer Artillerieschule 
als Repetitor der hoheren Mathematik 
angestellt wurde. Bald ward die Tuchtigkeit 
und Verwendbarkeit . . des . jungen 
Artilleristen in weiteren Kreisen bekannt . 
So fand er, nachdem er einige Zeit Lehrer 

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im Zeichnen gewesen, als Repetitor in 
der hoheren Mathematik Beschaf tigung, 
dann im Feldzuge 1803, kam er als 
Adjutant zum Feldartillerie-Comman« 
danten Hermann Peter Grafen Kijnigl 
M . X I I I , S. 324) in Tirol. Hierauf 
zum Oberlieutenant vorgeriickt, commandirte 
er eine Compagnie der nieder« 
osterreichischen Landwehr und fuhrte 
mehrere ihm von Erzherzog Marirni» 
1 i an Este ertheilte Auftrage mit bestem 
Erfolge aus . Nach hergestelltem Frieden 
auf eine entsprechendere Lebensstellung, 
als sie bei dem langsamen Avancement 
in der Linie zu erhoffen war, sinnend, 
horte er den Lehrcurs an der prov. k. k. 
Forstlehranf talt in Purkersdorf nachst 
Wien, erhielt 1811 provisorisch, 1813 
bleibend die Professur der mathematischen 
Facher an obigem mittlerweile nach 
Mariabrunn iibertragenen Institute. An 
demselben blieb er fortan als Lehrer und 
Fachschrif tsteller thatig, wurde in Ruck» 
ficht auf seine verdienstliche Leistung im 
Jahre 1838 mit dem Pradicate Bruckenbrandt 
und dem Ehrenworte Edler 

von in den erblandischen Adelstand erhoben 
und 1849 nach nahezu funfzig» 

jahriger Thatigkeit im militarischen Forstlehramte 
unter gleichzeitiger Verleihung 
des Titels eines kaiserlichen Rathes in 
den bleibenden Ruhestand versetzt, in 
welchem er im Alter von 77 Jahren 
starb. Winkler, obgleich Dr. Ratze», 
burg fur ihn kein Platzchen in seinem 
„ Forstwissenschastlichen Schrif tsteller-Lexi» 
kon" hat, in welches mancher weit Ge> 
ringere aufgenommen ist, zahlt nicht nur 
zu den tiichtigsten und verdienstvollsten 
Forstmannern Oesterreichs , sondern war 
im Ganzen auch ein sehr erf inderischer 
Kopf, der.manche praktische Instrumente, 
die sich auch bewahrten, erfand, unter 
anderen einen Dendrometer (Baum« 
meffer) , mittels dessen mau nicht nur die 
13*^ 

Minkler don Zriickenbrandt 276 Winkler von Zriickenbrandt 
Hohe und jeden beliebigen Durchmefse 
eines gerade stehenden, sondern auch 
nicht minder die Lange und jeden gege» 
benen Durchmesser eines wie immer schief« 
oder krummgewachsenen Baumes, als di< 
Lange und die Durchmesser der Aeste desselben, 
folglich die Kubikmaffe der Baum 
mit moglichster Genauigkeit bestimmen 
kann. Zur Vereinf achung und Beschleu» 
nigung dieses Geschaftes berechnete er 
noch eine eigene trigonometrische 
Tafel, aus welcher man die Hohen 
der Baume, nach beobachtetem H6hen» 
winket, unmittelbar herausnehmen und 
die Durchmesser durch eine einfache 
Proportion unmittelbar ableiten kann. 
Ueber den Nutzen dieser Erfindung, vor 

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welcher man sich mit den sehr tauschen 
den Ocularabschatzungen der Walder be 
gniigen mufite, etwas Weiteres zu sagen 
ist uberfliissig. I n seinem Fache als 
Mathematiker und Forstmann auch schrifb 
stellerisch thatig, hat Winkler durch den 
Druck verof f entlicht : „Beschreibung eines 
Vllbl55ntlil und pm wirklichen Gebrauch eingerichteten 
Spiegel! in eals", mit 1 Kupfer» 
tafel (Wien 1809); — „Beschreibung und 
Oebrauch eines Nendrometers (PunNmessrrs ) , 
urn das Kubikmasz der Nanme moglichst genan 
; u bestimmen", mit 1 Kupfert. (ebd. 1812, 
gr. 8 A .) '. — „Ghearetisch-prakUsche Zlumeibung 
iiber die geometrische OintheNnng nnd.llen 
Oetnuvch der ublichen .Panwgrap he (sturchlchuobel) " , 
mit 2 KK. (ebd. 1812; 2. Aufl. 
1819, gr. 80.); — Lehrbuch iler Nechen- 
Knust nnd Algebra« (ebd. 4813; 2. Aufl. 
4822, gr. 80.); — Lehrbuch der Beametril 
''urn Gebrach aut Forstuklldlmien" A 4 / Theil: 
. Theoretische Geometrie und Trigonometrie" , 
mit 7KK. (Wien 1814; 2. Aufl. 
mit 6 KK. ebd. 1824); 2. Theil, 1. und 
2. Abthlg.: „Die praktische MeAkunst", 
mit 11 KK. (ebd. 1817; 2. Aufl. mit 
20 KK.. 1829. gr. 8".); - „Praktische 
Anleitnng zum graphischen und geumunzchen 
Trilllignliren mit dein Messiische", mit 9 lith. 
Tafeln (ebd. 1 3 2 1 ; 2. verm. Aufl. 1825, 
ar. 8 A .) ; — ^Lehrbuch der nngewtindten 
Mathematik, enthaltend die Hntangzgriinde der 
Mechanik, Hydrastatik und Hydraulik", mit 
1 Kupfer- und 3 lith. Taf. (ebd. 1821, 
ar. 8 A . ) ; — „Neschreibung eines uerbesserten 
beqmNen vnd rintachen Urigebarometerz , nebst 
praktischer Anleitung znm chebranche deZLelnen", 
mit 1 K. (ebd.» 1821, gr. 8".); — . «Ghenretizch- 
praktische Anleitnug zur Berg-Situations» 
, mit 2 KK. (ebd. 1823, gr. 8".); 
che und lllgarithmisch-trigunametrische 
Takeln" (ebd. 1834, gr. 8".); - 
Anleitnng znr Oanstrurtilln nnd A nm Gebrauche 
eines einfachen Taschen-Nenurumeters n. s. nl.", 
mit 2 Kupfert. (Wien 1833; 2. ganz 
umgearb. Aufl. ebd. 1847, gr. 8".); — 
„Waldmerth . Schat zung" . 1. Abthlg.: ,Die 
Materialschat zung und Ertragserhebung 
enthaltend...", mit 20 Tabellen. Holzschnitten 
und 1 lith. Forstkarte; 2. Abtheilung: 
„Hie Waldwerth«Berechnung, 
nach einfachem Verfahren", mit 2 Ta» 
bellen und 1 lith. Forstkarte (ebd. 1835 
und 1836, gr. 8".); — „Lehrbuch der 
Rechenkunst nnd Algebra. Sum Mntlichen Ge» 
brauch tiir Indiuidnen, dir sich dem Farstkache, 
der Mess- uud Narckunst widmen" (3. verb. 
Aufl. Wien 1838; 4. verm, und zeit« 
gemafl verb. Aufl. ebd. 1848, gr. 8".), 
eine 6. Auflage dieses Lehrbuches ist vermehrt 
und theilweise umgearbeitet von 
Franz B a u r (Wien 1866) erschienen; 
— „Lehrbuch der Geumetrie: Sum ossentlichen 
Gebrauche tiir Individuen, die sich dem Forsttuche, 

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d« Mrss» unk» Baukunst widmen" 
3. verb, und verm. Aufl. mit 7 Kupfert., 
Wien 1839; 4. verb. ' und verm. Aufl. 
849, gr. 80.). Alle diese Schriften 
Winkler ' s sind wohl in nachster Bezieung 
auf das Forstfach und vorziiglich 
praktische Zwecke bearbeitet, nichts»^ 
Winkler, Joseph 277 Minkler, Joseph 
destoweniger tragen sie alle den Cha« 
rakter der Grundlichkeit und Wissenschaf t« 
lichkeit . 

Oesterreichische National« Ency klopa< 
die von Graffer und Czikann (Wien. 
8".) Bd. V I , S. 16ti, - Schwarzer 
(Guido von) . Biographien zur Galerie beriihmter 
und verdienter Forstmanner (Brunn 
18?0. so.) S. 28. - Annalen der Litera« 
tur und Kunst in dem osterreichischen Kaiser« 
thume (Wien, Anton Doll. 8".) Jahrgang 
18N. Bd. I , S. 260. -Poggendorff 
( I . C.) . Biographisch . literarisches Hand» 
Worterbuch zur Geschichte der eracten Wissen, 
schaften (Leipzig 4863. I . A. Barth. gr. 8".) 
Nd. I I , Sp. 1338. 
Winkler, Joseph (Rosen kreuz er, 
Ort und Jahr seiner Geburt unbekannt, 
gest. in Wien zu Anfang der Neun< 
ziger-Iahre des vorigen Jahrhunderts ) . 
Die wesentlichsten, freilich auch ganz und 
gar mystischen Nachrichten, die wir liber 
diesen Sonderling haben, verdanken wir 
dem Alchymisten Max Joseph Freiherrn 
von Linden, der urn den Anfang des 
49. Jahrhunderts in Wien lebte und 
dort eine geheimniBvolle Rolle spielte. 
DaS Ausf uhrlichste, was man iiber L i nden 
weiB, iiber den selbst man nie recht 
ins Klare gekommen, erzahlt v r . Emil 
Besetz ny in der f reimaurerischen Zeit» 
schrift «Zirkel", Jahrgang 1871, Nr. 10 
bis 14, worin er historisch»biographische 
Skizzen iiber die Rosenkreuzer in Wien! 
mittheilt. Linden's Mittheilungen iiber 
Winkler sind aber in dem heute schon 
sehr seltenen Buche enthalten: . Handschif f ten 
fur Freunde geheimer Wissenschaf ten . 
Zum Druck bef ordert-von M. I . 
F. v. 3 . . . , k. t. A. R. Erster (und ein" 
ziger) Band mij Kupfern" (Wien bei 
Alois Blumauer 1794) . Die Initialen 
bedeuten: Max Joseph Freiherr von 
Linden, k. k. AdministrationS-Rath" . 
Ueber das Schicksal dieses seltenen Buches 
berichtet Dr. Besetzny in 

seinem f reimaurerischen Taschenbuch „Die 
Sphinx" (1873) Seite 78. Joseph 
Winkler lebte als Buchhandler, Anti 
quar und Biicherschat zmeister zu Wien 
in der zweiten Halfte des achtzehnten 
Jahrhunderts. Er war, wie Linden 
schreibt, einer der groBten Biicherkenner , 
die es vielleicht jemals gegeben hat, 
dabei ein hervorragender Alchymist und 
Rosenkreuzer und gait in geheimen Wis» 

Seite 416 



Wurzbach5 6 . txt 
senschaften als ungemein erfahrener und 
competenter Richter. Auffallend erscheint 
eS, daB Franz Graffer— wenngleich 
nicht Winkler ' s Zeitgenosse, denn 
Ersterer wurde 1783 geboren, wahrend 
Letzterer zu Anfang der Neunzigei ' Iahre 
starb — nirgends in seinen zahlreichen 
culturhistorischen Wien und die Wiener 
betreffenden Schraten Winkler's ge« 
denkt, da er ja nicht selten und ziemlich 
ausfuhrlich auch von solchen Leuten berichtet, 
die er nicht personlich kannte. 
Wie Linden ferner schreibt, ging Wink« 
ler in seiner Jugend nach Italien, kam 
nach Florenz und ward in dem grofi>» 
herzoglichen Garten von ein paar Geist» 
lichen eineS bekannten Ordens (Je» 
suiten?) so angeredet, als wenn sie ihn 
schon viele Jahre gekannt hatten. Nach 
einigen gleichgiltigen Unterredungen zeig» 
ten sie ihm die Ursache an, warum er 
seine Reise in Italiert unternommen, 
sagten, daB man ihn schon erwartet 
habe und bereit sei, dem Ziele seiner 
Wiinsche ihn naher zu fuhren. Am fol> 
genden Tage wurde er von eben diesen 
Geistlichen 

abgeholt und, wie ihm dauchte, auBer» 
halb.der Stabt durch lange unterirdische 
Gange in eine Versammlung von sehr 
ansehnlichen und ehrwiirdigen Personen 
gebracht . Hier..muBte er auf einem ihm 
angewiesenen Orte niederknien, mit aller^ 
Winkler, Joseph 278 Winkler, Joseph 
ihm moglichen Sammlung des Geistes 
beten, seinen Namen auf einen Zettel 
schreiben, und nachdem dieses Papierlein 
in einem Tabernakel unter einer Art von 
Monstranz mit besonderen Ceremonien 
niedergelegt , er aber auf den folgenden 
Tag war wiederbestellt worden, wurde er 
durch seine vorigen Fiihrer zuriickgeleitet . 
Des folgenden Tages ward er wieder 
abgeholt, an eben den Versammlungsort 
hingefiihrt und, da er im Gebete vor 
dem Altare niederkniete, der Tabernakel 
geoffnet, sein Name hervorgezogen und, 
nachdem man den Zettel, auf welchem 
derselbe stand, genau angesehen hatte, 
ihm zu der vorzunehmenden Einweihung 
Gliick gewiinscht. Kurz nachher ward er 
nun mit besonderen Ceremonien, wie 
denn alles bis Hieher Geschehene mit 
solchen verkniipft gewesen, in diese Ge> 
sellschaft aufgenommen und mit den 
ersten Grundsatzen und Gebrauchen derselben 
bekannt gemacht, die er zeitlebens 
niemals zu iibertreten geloben muBte. 
Nach geendigtem Ceremoniell sagte man 
ihm, wo er auf seiner Heimreise Freunde 
antreffen und daft der iibrige, Unterricht 
bei der Riickkehr in sein Vaterland auf 
die gewohnliche Weise ihm zukommen 
werde, worauf seine Entlassung erfolgte. 

Seite 417 



Wurzbach5 6 . txt 
Er traf iiberall Alles so an, wie man es 
ihm angezeigt hatte. Auch in Wien kam 
kurz nach seiner Ankunft zu ihm ein Mib 
glied dieser Gesellschaft , welches ihm die 
Nachricht gab, daB es von seineu Vorgesetzten 
den Befehl habe, ihm nach Vorschrift 
des Ordens in Allem an die Hand 
zu gehen. Alsdann muBte Winkler 
ihm ein VerzeichniB von seinen Buchern 
und Schriften machen, mit der Bemev 
kung, welche Wissenschaft ihm die ange> 
nehmste sei, und in welcher er vorzuglich 
Unterricht zu haben wiinsche. Nachdem 
er die hohere Chemie sich ettoren hatte, 
ward er gefragt, welche Blicher er vor» 
ziiglich als gute und classische ansehe? 
Er nannte unter anderen Basilius 
Valentinus , einen Benedictinermonch 
und beriihmten Alchymisten zu Anfang 
des funfzehnten Jahrhunderts , dessen 
sammtliche Schriften zu ofteren Malen, 
zuletzt in drei Banden von Ben. Nic. 
Petraeus (Hamburg 1717 und 1740) 
herausgegeben wurden. Nun trug man 
ihm auf, denselben zu commentiren und 
seine Arbeit stiickweise seinem Fiihrer zu 
ubergeben; er that es; nach einiger Zeit 
ward das, waS er recht verstanden und 
ausgelegt hatte, angezeigt, das, worin 
er gefehlt, bemerkt und die Biicher und 
der Ort angewiesen, wo er dariiber Er> 
klarungen finden wiirde. Auf diese Art 
erhielt er nach und nach in dem ganzen 
GeheimniB der Kunst den nothigen Un» 
terricht und ward dann zum Kunst» 
verstandigen erklart und als solcher aner« 
kannt . Bei diesem Fortschritte seiner 
Kenntnisse wurden seine Pflichten immer 
groBer, sein Leben muBte noch strenger 
eingerichtet werden, und bei einer jeden, 
auch minderen Vernachlassigung kamen 
die bittersten Verweise und Demuthigungen, 
die, wie er selbst eingestand, seine 
Tage nicht zu den angenehmsten machten, 
und urn die man ihn nicht beneiden 
diirfe. Einst, da er sein MiBvergniigen 
iiber die Art, ihn zu behandeln, vielleicht 
mit etwas zu'vieler Lebhaf tigkeit mochte 
gesagt haben, blieb sein Freund plotzlich 
aus, und nur erst nach einigen Jahren 
liefi er sich einmal wieder sehen, nachdem 
Winkler in der Zwischenzeit seine 
Uebereilung wohl. tausendmal bereut 
hatte. Nun ward ihm wohl eine Wahl 
vorgelegt, und er.entschied sich abermals, 
was er nicht hatte thun sollen, dafiir, in 
Wien zu bleiben, und von dieser Zeit an 
hatte aller weitere Schrif twechsel ein? 
Winkker, Joseph 279 Minkler, Joseph 
Ende . Nur ein paar Mai traf en noch 
Gesellschaf tsmitglieder bei ihm ein, die er 
wohl urn iyr Furwort und die Wiedererof f nung 
eines naheren Zusammen- 
Hanges bat, aber ohne Erfolg. So weit 

Seite 418 



Wurzbach5 6 . txt 
berichtet Linden iiber Winkler ' s rosen« 
kreuzerische Verbindungen, anlaBlich deren 
dann Besetzny bemerkt, daB dabei 
allem Anscheine nach die frommen Vater 
Jesu, die an ihm ein nicht ganz und gar 
will fahriges Werkzeug gefunden und ihn 
daher einfach fallen gelassen hatten, die 
Hauptrolle gespielt haben diirften. Von 
4777—1780 hat Baron Linden vielfachen 
Verkehr mit Winkler, mit dem 
er sich in allerlei Gesprache einlieB, aus 
denen er die Ueberzeugung schopfte, daB 
Winkler in den mystischen Schriften 
wohl bewandert gewesen sei und, wie 
Linden sich ausdriickt, das UaFistsrium 
M3 . FNUN unter Leitung seines 
Freundes und Aufsehers zu wiederholten 
Malen ausgearbeitet , das Resultat aber 
demselben habe einhandigen muffen, so 
daB er sich nur von der Moglichkeit und 
Thatsachlichkeit der Transmutation vergewiffern 
konnte, ohne selbst je einen personlichen 
Vortheil dabei zu erzielen; kurz 
daB er gesaet, aber nie geerntet habe. 
Was nun Winkle r's Charakter betrifft, 
so war unser Antiquar reich anAbsonderlichkeiten 
aller Art, hatte viele ganz eigene 
Meinungen, Launen und Vorurtheile, 
dachte selten, wie der groBe Menschen- 
Haufe zu denken pfiegt, war sehr miBtrauisch, 
zuriickhaltend und argwohnisch, 
Alles Eigenschaf ten, die, wenn ursprunglich 
schon vorhanden, durch den Verkehr 
mit den rosenkreuzerischen Genoffen nur 
noch verstarkt worden sein mochten. So 
gait ihm das Wort »Liebster Freund" 
fur elne Beleidigung, die er lange nicht 
vergessen konnte Dabei war er sehr 
strenge in seinen Sitten; das schone Geschlecht 
floh er in auffallender Art, er 
betete viel und sah die romisch-katholische 
Religion als die alleinseligmachende mit 
Ueberzeugung an, verrichtete ihre Ge» 
brauche und Ceremonien, welche er, wenn 
davon gesprochen wurde, mit groBer 
Warme und Ueberzeugungstreue vertheidigte . 
Von der Freimaurerei hielt er 
nicht nur nichts, sondern wenn man ihm 
vorhielt, daB doch groBe Kiinstler jeder 
Art dieser Gesellschaf t A angehoren, so 
erwiderte er, daB ihre Kiinste nur durch 
Hilfe boser Engel verrichte' 1 wurden, mit 
denen ihre ersten SMer A ein geheimes 
BiindniB fur sich und ihre Nachf olger^yeschlof f en 
hatten* u. s. w. Inwieweit diese 
Ansichten bei Winkler sich* von selbst 
durch seine Eigenart und seine Studien 
entwickelt haben, oder inwieweit rosen» 
kreuzerischer EinfluB dabei thatig ge> 
wesen, laBt sich freilich nicht bestimmen. 
Wie sein Biograph erzahlt, so war sein 
Hauptmentor und Fiihrer auf den ver» 
schlungenen Pfaden zum Tempel der 
anriichigen Weisheit ein alter Rosen« 

Seite 419 



Wurzbach5 6 . txt 
kreuzer, Namens Freimann, der viele 
magische, cabalistische und alchymistische 
Schriften geschrieben. Diese pries Wink» 
ler als wahre Meisterwerke und ihren 
Autor als den einzigen Mann, von dem 
er etwas wahrhaft Reelles und Tuch» 
tiges gelernt; nur war er die Proben 
dieses reellen und tuchtigen Wissens 
schuldig geblieben. I n enger Verbindung 
stand er auch mit Franz Joseph, Graf en 
T h u n , dem Stifter einer mystischen, der 
sogenannten Gabledonischen Gesellschaft , 
iiber welche man in Lauater's Protokoll 
iiber den „apiritus t6.nliU2.ri3 
62.dlia<ms" (Frankfurt und Leipzig 
1787) weitere Aufklarung findet, und 
deren Mitglied er schlieBlich auch wurde. 
Als er aber allnialig in ihre Geheimnisse 
eingedrungen, die sich ihm zuletzt nur als^ 
Minkler, Joseph 28tt Minkhler' 1 Karl Angelus 
purer Schwindel darstellten, und es zu 
Auseinanderset zungen mit dem Stifter 
kam, nahmen die Scenen zwischen Bei» 
den einen so tumultuarischen Charakter 
ar, daB eine ziemlich heftige Trennung 
erfolgte, in der man sich gegenseitig ver» 
sicherte, daB man es fur ein wahres 
Gliick schatze, einander los geworden zu 
sein. Wahrend aber der Graf in seiner 
Zuriickgezogener dies Alles als That« 
fachen entgegeKnechm, iiber die er weiter 
kein Wort verlor, hielt Winkler, der 
sich urn einige» Dkkcaten, die er auf die 
Copie geheimnisvoller Schriften verweckdet 
hatte, erleichtert fiihlte und fur 
betrogen wahnte, in einer seinem gemeinen 
Wesen ganz entsprechenden Weise 
nichts weniger als reinen Mund, sondern 
schimpfte heftig iiber die Gesellschaft und 
deren Stifter, und zwar so lange, bis 
dieser, aus solchen widrigen Reden Nach« 
theile fur seinen Verein besorgend, sich 
mit Winkler verstandigte und ihm 
alien Schaden ersetzte, wogegen Letzterer 
sich verpf lichtete, mit seinen Schimpf ereien 
gegen den Verein und dessen Stifter 
innezuhalten . So weit reichen die Nach« 
richten iiber Winkler und die Verirrun» 
gen, zu denen, wie heutzutage von Tisch» 
riickern, Spiritisten und Gedankenlesern, 
damals die menschliche Gesellschaft von 
Rosenkreuzern, Gablidonisten und I 1 1 u - 
minaten mitgerissen wurde. Wie groB in 
geistiger Vollendung auch im Laufe der 
Zeit die Menschheit werde, Dummheit 
behauptet ihre Sendung, Wahnsinn stirbt 
nie aus auf der Erde. Ueber die weiteren 
Schicksale des Buchhandlers wie des 
Rosenkreuzers Winkler fehlen alle 
Daten. Er mag wohl, als von Seite des 
Staates nach Ausbruch der f ranzof ischen 
Revolution gegen alle geheimen 
Gesellschaf ten ernste Mafinahmen ergriffen 
wurden, sich zuriickgezogen haben 

Seite 420 



Wurzbach5 6 . txt 
und so allmalig in Verschollenheit ge» 
rathen sein. 

Winkhler, Karl Angelus (Componist, 
geb . in U n g a r n im ersten Jahrzehnt 
des 19. Jahrhunderts , gest. zu 
Pesth am 13. December 1843) . Bei 
hervorragendem musicalischen Talente 
bildete er sich unter guten Meistern zum 
Musicus und war dann zu Pesth ebenso 
als tiichtiger Clavierspieler , wie als 
Lehrer und Compositeur thatig. Die 
Zahl seiner Werke steigt iiber 40 und 
besteht meist aus Compositionen fur das 
Piano, unter denen folgende besonders 
hervorgehoben werden: ,,/k/onalss 6 A ??- 
?an/s A >on?- /s Fi ' a A io/oT ' ts" Op. 2 ; - 
„Grill fur Pianllkurte. Violine untl 
Op. 3; - „ 
Fl ' anc» avse? 
Op. 12; - „< 

Fiits st K A o" Op. 13', — „Vierhandige 
Sonate" Op. 22; - 
T'is" Op. 24; - 
" Op. 2 9; - 
p. 19 

und Op. 30; — 
H ei / 

Op. 4 1;— „Seitett tiir Piina, 
2 Violinen, Alt, Glllo und Cllntrlltmzz " 
Op. 44. AuBerdem schrieb er noch mch» 
rere brillante Rondos, Sonaten zu zwei 
und vier Handen, Polonaisen, Romanzen 
u. a. Man ruhmt Winkhler 's Compo» 
sitionen Eleganz, gliickliche Ideen und 
Charakteristik nach. Als Dilettant, wie 
ihn GaBner bezeichnet, kann er fuglich 
nicht angesehen werden, da er seine 
Kunst, die Musik, als Lehrer verwerthete. 
Allgemeiner musicalischer Anzeiger. 
Herausgegeben von I . F. Castelli (Wien. 
Haslinger. 8".) 1. Jahrg. t829. S. 15, 1 t 8 ; 
I I . Jahrg. 4830. S. 37, <17. 146; V I . Jahrg. 
1833, S. 98. - Hafiner (F. S. Dr.).? 

Winkler, Martin Ferdinand 281 Minkler, Martin Ferdinand 
Universal ' Lerikon der Tonkunst . Neue Hand« 
ausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, 
Franz Kohler. Ler.»8".) S. 899. - Neues 
Universal ' Lerikon der Tonkunst. 
Fur Kiinstler, Kunstfreunde und alle Gebil« 
deten. Angefangen von vi>. I u 1 . Schlade« 
bach, fortgesetzt von Eduard Bernsdorf 
(Offenbach 1861. Johann Andre gr. 8".) 
Bd. I I I , S. 883. 
WWkler, Martin Ferdinand (Com. 
ponist, geb. zuFrauenberg in Ober» 
steiermark am 1 t . November 4760, 
Todesjahr unbekannt) . I n Nede Stehender, 
deffen Vater Schullehrer und 
Mefiner zugleich in Frauenberg war, 
kam, neun Jahre alt, nach Volkermarkt 
in Karnthen, wo er die Anf angsgriinde 
der Musik erlernte. 4770 wurde er als 
Sangerknabe im Benedictinerstif te Sanct 
Paul im Lavantthale in Karnthen aufgenommen. 

Seite 421 



Wurzbach5 6 . txt 
Dort erlernte er, wahrend er 
das Gymnasium und die Humanitatscla jsen 
besuchte, nebst dem Gesange 
Clavier» und Orgelspiel. Zur Fortsetzung 
seiner Studien ging er dann nach Klagen» 
flirt, wo er, da er ganz mittellos war, 
im Kloster der Ursulinerinen freien Tisch 
erhielt und bei dem Stadtorganisten 
Lutzenberg sich weiter im Orgelspiele 
ausbildete. Als er achtzehn Jahre zahlte, 
ward er von dem Pralaten des Bene» 
dictinerstif tes St. Paul, Anselm von 
E d 1 i n g , als Stif tszogling aufgenommen, 
und hier beendete er die philoso» 
phischen und theologischen Studien; aber 
auch an musicalischer Thatigkeit fehlte es 
nicht, da er fur die Operetten, welche der 
Pralat dichtete, nun die Gesangstiicke 
zu componiren hatte. Da er sich darin 
als besonders geschickt erwies, iibertrug 
ihm der Pralat die Leitung der Kirchenmusik 
im Stift, und nun begann Wink» 
1 e r 's Thatigkeit auf dem Gebiete der 
kirchlichen Composition, die zeitlebens 
seine vorherrschende blieb. I m November 
1782 wurde das Kloster aufgehoben. 
Winkler stand damals im 22. Lebens jahre. 
Da er die Ordensgeliibde noch 

nicht abgelegt hatte, also vollig ungebunden 
war, begab er sich nach Klagenfiirt, 
wo er sich vorderhand durch Musikunterricht 
seinen Unterhalt erwarb. Als 
dann 4784 das General»Seminar in 
Gratz errichtet wurde, kam er in dasselbe 
und vollendete darin die theologischen 
Studien. Die inhumane Behandlung 
jedoch, welche die damaligen aufeinander 
folgenden Generaldirectoren dieses I n - 
stitutes den Zoglingen angedeihen lieBen, 
war nichts weniger als geeignet, in den» 
selben die Liebe fur den priesterlichen 
Beruf zu wecken und zu fordern, im 
Gegentheil, sie veranlaBte die Mehrzahl 
der Seminaristen zum Austritte, und in 
der That verlieflen bald nahezu 200 derselben 
das Seminar, und unter diesen befand 
sich auch Winkler. So waren 
die vorangegangenen der Erziehung zu 
priesterlichem Berufe gewidmeten Jahre 
verloren, und er muflte sich fur einen 
anderen Beruf entscheiden. Urn diese 
Zeit fand die Durchfiihrung des von 
Kaiser Josephll . angeordneten 
Steuerregulirungsgeschaf tes statt, und eK 
gelang ihm, bei demselben Verwendung 
zu finden. Er trat in dem Steuerbezirke 
Hartneidstein unter der Herrschaft Wolfs« 
berg in Dienste, vertauschte aber dieselben 
1787 aus Liebe zu seinem alternden 
Vater, der zu Maria Saal in Karnthen 
lebte, mit der Organistenstelle bei 
dem Capitel deS dortigen beriihmten 
Wallf ahrtsortes . 1794 folgte er einem 
Rufe als Organist und Chordirector nach 

Seite 422 



Wurzbach5 6 . txt 

Villach, nahm aber schon nach kurzer Zeit 

einen gleichen an die Domkirche in Laibach 

an. Aus dieser Stelle jedoch bald 

durch den Einfall der Franzosen, die von 

dem ganzen Lande Besitz ergriffen, ver-? 

Winkler, Martin Ferdinand 282 Winkhier, Matthias Jacob 

trieben, wendete er sich nun mit seiner 

Familie nach Wolfsberg in Karnthen, von 

wo er bereits friiher einen Ruf erhalten 

hatte, den er aber ablehnte. 1802 fand 

«r eine Anstellung bei dem Domanen- 

Oberamte in Wolfsberg, in welcher ihm 

1807 auch noch die Vogteiverwaltung 

iibertragen wurde. Daselbst war er noch 

im April 1826 — damals bereits 

66 Jahre alt — am Leben. Seine ferneren 

Geschicke, die kaum noch wechselvoll 

gewesen sein konnen, sind uns unbe« 

kannt . Wie schon bemerkt, war Winkler 

Compomft, und zwar vorherrschend in 

Kirchenmusik, was sich aus seinen wech« 

selnden Stellungen als Organist und 

Chordirector in verschiedenen Kirchen 

und Klostern erklart. Die Zahl seiner 

Compositionen ist groB . Da wir Einsicht 

nehmen konnen in ein von ihm selbst 

angef ertigtes VerzeichniB derselben, so 

fuhren wir die einzelnen Werke summansch 

an. Es sind 11 groBe Messen, 

davon vier in (7, eine in Z , eine in >3 

und Z5, eine in Ss mit Graduale, Offer« 

torium, Vsni Lanots Spiritus und I'antuiu 

6I-F0, zwei in ZK, eine in A mit 

L'anwrQ slFO, eine gleiche mit Offerto» 

rium de St. Eucharistia, jede derselben 

ist vierstimmig, mit Orgel, mehreren 

Streich» undBlaSinf trumenten; 9 kleine 

Messen, davon drei in Z, zwei in 2), 

eine in 2? zwei in 0, alle vierstimmig 

mit Orgel, Streich, und Blasinstrumenten; 

22 Offertorien, vier« und 

zweistimmig mit Orgel, Streich« und 

Blasinstrumenten; 241'HntuW. si-xo, 

sammtlich vierstimmig mit Orgel, Streich« 

und Blasinstrumenten; dann ein I's 

DsniQ in 0, zwei kleine dreistimmige 

Pastoralmessen mit Orgel, Violinen 

und BaB, ein dreistimmiges Requiem 

in F'-moN, ein libFinH ooeli mit 

Auf erstehungslied, ein vierstimmiges 

mit Harmonie, ein 

vierstimmiges Ncos panis mit Orgel, 

Streich- und Blasinstrumenten, ein 

deutsches Amt in 0, dreistimmig mit 

Orgel, Clarinetten, Horn, ein deutsches 

Oratorium zum h. Grabe, nach einem 

Texte von Ramler, auf vier Stimmen 

und Streichinstrumente und zwei Orgel« 

concerte, eines auf Streich» und Blas» 

instrumente, daS andere bloB auf Streich« 

instrumente; dann eine Symphonie 

in Fs, zwei Adagio in Zs, ein An« 

dante in F, sammtlich auf Streich» und 

Blasinstrumente, drei Marsche und ein 

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Wurzbach5 6 . txt 
Adagio in ZK und <<4s fur Blas» 
instrumente, ein Landwehrmarsch fur 
Wolfsberg in mit BlaSinstrumenten 
und tiirkischer Trommel, ein Quartett 
in <? fur Piccolo, Violine, Viola und 
Violoncello, aufierdem verschiedene an» 
dere Werke, darunter Marsche fur 
Dilettanten und die Stadtcompagnie in 
Wolfsberg. Wo sich-diese Kompositionen 
befinden, ist uns unbekannt, wahrschein» 
lich bei seiner Familie oder den Erben 
in Wolfsberg. 

Winkhler, Matthias Jacob (gelehrter 
Theolog, geb . zu Gratz 11. Juli 
1746, gest. daselbst 28. December 
1309) . Dem geistlichen Berufe sich zu. 
wendend, vollendete er in Grah die theo« 
logischen Studien, wurde 1769 Welt- 
Priester und erlangte noch im namlichen 
Jahre die theologische Doctorwiirde. An» 
sanglich in der Seelsorge thatig, ward er 
1777 Subrector und Korrepetitor der 
theologischen Wissenschaften in dem ver» 
einigten Seminar zu Gratz. Als der da« 
malige Fiirstbischof von Seckau Graf 
Arco gelegentlich einer theologischen 
Disputation die Fahigkeiten deS tiich« 
tigen Subrectors naher kennen gelernt 
hatte, berief er ihn 1780 als Hofcaplan^ 
Minkhler, Matthias Jacob 283 Winkier-Deutsch, Minna 
in seine unmittelbare Nahe und iibertrug 
ihm als solchem die Leitung der bifchof« 
lichen Diocesangeschaf te . Als in der Folge 
das Seckau 'sche Domcapitel errichtet 
wurde, erhielt auch Winkhler eine 
Domherrnstelle und zu gleicher Zeit das 
Directorat des bischof lichen Priesterhauses 
zu Gratz. 1799 wurde er Dompfarrer an 
der Kathedrale zu St. Aegydi in Grah, 
dann 1804 Domcustos und Director 
des theologischen Studiums an dem da» 
maligen Lyceum dieser Stadt. Ungeachtet 
seiner anstrengenden Beschaf tigung als 
Consistorialref erent war er doch ununterbrochen 
in der Seelsorge und im Pre» 
digtamte thatig. Von ihm sind folgende 
Schriften im Druck erschienen: 
ei 6ca?6sl ' asi51 
ii 1784, 
(ib. 1785, 

8^. ina, A .); — „Cllnk> und Uranken5ulbung 
nach dem romischen M u a 1 inzlentsche nberzcht, 
bllmmt Anmerkungen jnm Vortheil der 
u. 5. lu." (Gcatz 1787, 80.); - „ 
2H" (kraeo'li 1788, 80.); - 

, Grijndliche und vollstandige Anleitung A nr Nrrichtignng 
der Stiftungen nach dem Zuhalte der 
nh. Anordnungen. . . " (Gratz 1788, 80.); 
— ''VllS Oheplltent uam 16. Janner NsZ mit 
ullen nllchhinig ergangenen aUerh. Verurdnungen . 
I n eiuem pliinmaszigen A usummenhungt" (ebd. 
1788, 

178 9, 40.) ; - 
rf welche bei Gelegenheit des Hankteste 

Seite 424 



Wurzbach5 6 . txt 
« tiir die Ornbernng der tziuptiestung 
Nelgrad den 28. Weinmonuts N39 

in der Hot- und Vnmkirchr p <Vriit' s abgehalten 
nmrde" (Gratz, 8 A . ) ; — „Graztreden an 
Kranke und Sterbende ''urn Gebrauche der DaienchriLten" 

(ebd. 1789,80.); - „Rallzelrede, 

welche bei Gelegenheit de5 "ur medentrichteten 
Saule der allerh. Zreifaltigkeit. . . 
pr HankLllgnng knr die 1680 abgewendete 
Pest. . . abgehalten wurde" (ebd. 1790, 
gr . 80.); — A Granerrede nui den seligen Hintritt 
Josephs dez "nieiten. . ." (ebenda 
1790); — „Triumph der christlichen Aeligian 
pr vollen Neschiimnng nllrr ihrer Feinde, 
herausgegeben mn einem Freunde der Wahrheit", 
3 Theile (Deutschland 1790 '"Gratz, 
Ferste 8".); — „Nnterricht uber den Jubelabla55 . . . " 

(ebd. 1793); — „Kanzelrede 

auf das hohe pfingLtfest" (ebd. 1800, 8".); 

— ,Ner Ohrist am Grabe des Heilands oder 

Hrt und Weise, am Ghartrritllg dns h. Grab zu 

besuchen. . . " . 3 . Aufl. (Gratz 1808, 8".). 

Die Angaben liber Winkhler ' s Todesdatum 

wechseln, nach Einigen starb er 

am 20. December 1810, nach Anderen 

am 20. December 1809 und wieder nach 

Anderen am 28. December 1809. Die 

letzte Angabe ist die richtige. 

Steter martische Zeitschrift. Redigirt von 

Or. G. F. Schreiner, Dr. Albert von 

Muchar, C. G. Ritter von L e t t n e r , 

Anton Schrott er (Gratz, 8".) Neue Folge, 

VII. Jahrg. . t. Heft, S. 104. - Annalen 

der Literatur und Kunst des In» und Aus» 

landes (Wien. Doll, K« . ) Jahrg. t810. Bd. I, 

2. 333. — Oesterreichische National» 

Encyklopadie von Graffer und Czi« 

kann (Wien 1832. 8".) Nd. VI, S. 160. 

Winkler-Deutsch, Minna (Piani. 

sti n und Komponist i n , geb . in W i e n 

urn 1840) . Sie bildete sich im Pianospiel 

unter dem bekannten Mufiklehrer 

Professor P i r k e r t Mand X X 1 1 , 

S. 336^ und trat bereits vor ihrer Ver« 

heiratung theils in Wiener Privatcirkeln, 

theils im Salon Schreiber als Pianistin 

auf. Nach ihrer Verehelichung ent« 

sagte sie ihrer Kunst, kehrte jedoch bald? 

Minkler, Andreas 284 Winkler, D. 

zu ihr zuriick. So veranstaltete sie <869 

wieder im Salon Streicher mehrere 

giinstig aufgenommene Concerte, spater, 

1876, finden wir sie auch im Salon 

Bosendorfer als Pianistin. Zugleich 

widmete sie sich der Composition und 

dem Unterricht im Clavierspiel . Als 

Comporustin gab sie mehrere Stiicke her« 

aus, welche Beifall fanden, unter andern 

auch in der Ziehrer ' schen „Deutschen 

Musikzeitung" 4876, Nr. 48: „Die 

Wassernixe", Ballade von F. Horti. 

Als Clavierspielerin besitzt sie gleichfalls 

einen guten Namen. 

Z i ehrer (C. M.) . Deutsche Musikzeitung. 

Seite 425 



Wurzbach5 6 . txt 
2. December 1876, Nr. 48, S. 8. 
Portrait. Gezeichnet von Jg . E i g n e r 

(ebenda) . 

Noch sind folgende Trager dieses Namens be» 
merkenswerth : 4. Andreas Winkler, ein 
Maler und Kupf erstecher (geb. im ersten 
Jahrzehnt des laufenden Jahrhunderts zu 
Muhlen bei Taufers im Pusterthale Tirols) . 
Er widmete sich der Kunst, machte seine 
Studien zuerst in Innsbruck und setzte sie in 
Wien fort. Leman gedenkt einer von dem» 
selben 1828 gemalten Copie nach Joseph 
Schopf!M.XXXl,S. 488) . deren 
Schonheit er riihmt . Unser Maler mochte 
wohl mit dem Kupf erstecher A. Winkler, 
der in den Jahren 4827 und 4828 fur meh< 
rere in Wien herausgegebene Taschenbiicher , 
unter anderen fur die „Fortuna" von Told 
und die „Huldigung der Frauen" von Ca» 
stelli, unterschiedliche Blatter nach Zeich» 
nungen von Decker und Ried er zu ver» 
schiedenen Erzahlungen stach, ein und dieselbe 
Person sein. Mir sind bekannt von seinen 
Blattern folgende mit der Unterschrif t : „An» 
gela", nach Decker in Told's „Fortuna" 
fur das Jahr 1827 zur Erzahlung „Das ode 
Haus" von I . F. Hofmann: — in Ca» 
stell i's „Huldigung der Frauen" fur 4823 
zur Erzahlung „Neberall viel Unrecht und 
wenig Recht" von Kruse, nach Zeichnung 
von Ried er; — dann die Blatter mit den 
Unterschrif ten : ,Die Grabesrosen" . „Edda" 
„Vlandine". „Everalline Campbell", alle vier 
nach Zeichnungen von Decker; und zur Er» 

' Zahlung „Der Of ternzettel" , nach Zeichnung 
von Ried er; — auch hat er mehrere Blatter 
gestochen mit Ansichten fur das bei Hartmann 
in Pesth und Leipzig 4834 u. f. her« 
ausgegebene „Bildermagazin fur allgemeine 
Weltkunde" von F. M a 1 u e n , demselben, 
der das beriichtigte „Sendschreiben eines 
Oesterreichers an den Grafen Bismarct von 
Schonhausen aao. Wien am Todestage 
Schiller's 4866" (Wien bei A. Pichler's 
Witwe und Sohn) verof fentlichte . Von 
Winkler's im genannten Werke Malven's 

(gest. in Wien am 23. December 4873) vor» 
kommenden Blattern kennen wir.- „Einfahrt 
in den Hafen von Monembrasi". nach 
Zeichnung von P. Bacouet ; und „K. k. 
osterreichisches Gesandtschaf tslager " . ' s Tiro« 
lisch'es Kiinstler »Lexikon oder kurze 
Lebensbeschreibung jener Kiinstler, welche ge» 
borene Tiroler waren oder eine langere Zeit 
in Tirol sich aufgehalten haben. Von einem 
Verehrer der Kiinste sgeistlicker Rath Leman) 

(Innsbruck 4830. Fel. Rauch. 8«.) S. 373.) 
—2. BenjaminWinkler (ZeitgenoB) . Er 
bekleidet zur Zeit die Stelle eines Professors 
der Mineralogie an der koniglich ungarischen 
Montan» und Forstakademie zu Selmecz» 
banya (Schemnitz) . I n seinem Fache schrift. 
stellerisch thatig, hat er bisher verof fentlicht 
in I ' oiatAnikoslon' 1 ' , d. i. Organ 

Seite 426 



Wurzbach5 6 . txt 
fur Geologie: „ A , nikF^ardoni, tolatani tar- 
5ulat tksMQo-", d. i. An die Mitglieder 
der ungarischen Gesellschaft fur Geologie 
(4874. Bd. I , S. 83); im Jahrbuch der 
k. k. geologischen Neichsanstalt : „Geo< 
logische Beschaf fenheit des Tribeczgebirges im 
nordwestlichen Ungarn" lis65. Bd. XV, 
Verhandl . 9); — „Eisensteine von Gyalor" 
s.ebd.. S. 69); — „Die Eisenerze bei Gyalor 
in Siebenburgen" ^4866. Bd. XVI, S. 443); 

— ferner: „Die geologischen Verhaltnisse des 
Zsilthales in Siebenburgen" und „Geolo« 
gische Verhaltnisse des Verespataker Gold» 
bergbaues". Wo die zwei letztgenannten ab» 
gedruckt stehen, weiB ich nicht . Professor 
Winkler ist zugleich koniglich ungarischer 
Bergrath. — 3. D . Winkler. Ein Land» 

schaf tSmaler . der in den Zwanziger<Iahren 
des laufenden Jahrhunderts in Wien seine 
Kunst ausiibte. I n der Ausstellung der k. k. 
Akademie der bildenden Kiinste bei St. Anna 
1826 war er durch ein Oelbild: „Landschaft 
bei auf steigendem Gewitter" vertreten. s A Ka« 
t a 1 o g der Iahresausstellungen der k. t. 
Akademie der bildenden Kiinste bei St. Anna 
in Wien vom Jahre 4826. S. 43, Nr. 37.)? 
Minkler, E. 

— 4. G. Wintler. Ein Architect der 
Gegenwart, der auch die Doctorwurde er« 
langte und auBerdem, daft er seit 1867 mit 
Bohdar NoZek gemeinschaftlich die „291-2 A 5 

g A , 

d. i. Die Mittheilungen des Aichitrcten. und 
Ingenieuroereines in Bohmen" (Praa bei 
Dominicus) herausgab, mehrere selbstandige 
Fachschrif ten verof f entlicht hat. so u. a.: 
„Vortrage iiber Eisenbahnbau, gehalten 
an verschiedenen polytechnischen Schulen" 
(Prag 4872 u. f.. Dominicus, gr. 8".). in 
deren verschiedenen Heften er den Eisenbahn« 
b e r b a u , dann die Weichen und Kreu« 
zungen und den Unterbau (geometrische 
Vorarbeiten und Construction der Erdbauten) 
erortert; von alien diesen mit eingedruckten 
Holzschnitten und zum Theile farbigen Litho« 
graphien ausgestatteten Abhandlungen sind 
wiederholte und dritte Auflagen erschienen; 

— „Der Briickenbau" . 2 Lieferungen mit 

123 (eingedr.) Holzschnitten und 6 lithogr. 
Tafeln in qu.gr. 4". (Wien 1872. gr. 8".): 

— „Neue Theorie des Erddruckes nebst 
einer Geschichte der Theorie des Erddruckes 
und der hieriiber angestellten Versuche", mit 
47 (eingedruckten) Holzschnitten" (ebd. 1872. 
ar. 8".); — „Vortrage uber Briickenbau, 
gehalten an der k. k. technischen Hochschule 
in Wien". 4 Hefte (ebd. 1873 und 1876). in 
diesen Vortragen behandelt er die Theorie der 
Briicken, aufiere Krafte gerader Trager, innere 
Krafte gerader Trager, eiserne Briicken, 
Gittertrager und Lager gerader Trager, 
Querconstructionen; die Hefte sind mit zahl« 
reicken (eingedruckten) Holzschnitten, lithogra» 
phirten und chromolithoaravhirten Tafeln 

Seite 427 



Wurzbach5 6 . txt 
ausgestattet und einzelne derselben in wieder» 
holter Auflage erschienen; — „Technischer 
Fuhrer durch Wien", mit einem (chromol.) 
Plane der Stadt nebst Umgebung (in gr. Fol.); 
mit Planen der Donauregulirung (in qu . 4 " . ) ; 
mit einem (chromol.) Plane der Weltausstel» 
lung (qu. 4".) und einem geologischen Plane 
nebst 13? (eingedr.) Holzschn. (Wien 1873, 
428 S.. 8".); davon ist auch eine zweite, 
bis Fruhjahr 1874 erganzte Auflage ebenda 
erschienen. Im namlichen Jahre und bei dem» 
selben Verleger wurde aber eine franzosische 
Uebersetzung unter dem Titel: «Quiae 6y 
1 ' g . rokitkets ot as I'wssnieur 2, Vienns", 
in gleicher Weise ausgestattet wie das deutsche 
Original, herausgegeben . I n der Wiener 
Weltausstellung 1873 hatte Winkler in 
der X ' V I I I . Gruppe Derailmodelle eiserner 
283 Winkler, Franz 

Briicken ausgestellt. — 5. Gduard Wink» 
ler. Er trat in die kaiserliche Armee, machte 
als Oberlieutenant bei Feldzeugmeister Nooich> 
Infanterie Nr. Y8 den bosnischen Occupa» 
tionsfeldzug 1878 mit und wurde fur sein 
tapferes Verhalten in demselben mit der 
ah. Belobung ausgezeichnet . 1881 war er der 
zweitalteste Oberlieutenant im Regiment?, er 
wird nun wohl bereits zum Capitanlieute« 
nant vorgeriickt sein. — 6. Franz Wink ler 
(geb. zu Kaaden in Bohmen 1. October 
1737. gest. 1824). Wissenschaf tlich vorbereitet, 
wurde er 1776 zu Bechin in den Orden der 
Franciscaner aufgenommen, in welchem er 
die philosophischen, dann im Prager Semi» 
nar die theologischen Studien beendigte und 
1788 die Priesterweihe empfing. Noch im 
namlichen Jahre trat er zu Haindorf in die 
Seelsorge, welche er darauf in Komotau. 
zuletzt als Zocalist in Mosern ncch siebzehn 
Jahre lang ausiibte. 1805 mit der Professur 
der Moral» und Pastoraltheologie am bischof» 
lichen Alumnat zu Lcitmeritz betraut, ward 
er dann Prases desselben und erhielt 1818 
den Titel eines iionsistorialrathes . I m Druck 
gab er heraus: „Noth» und Hilf sbiichlein fur 
Kranke und Sterbende, wie auch fur jene. 
welche ihnen in Abwesenheit des Priesters 
beizustehen verpflichtet sind" (Prag 1797) 
und „Kurzer, doch faBlicher Katechismus der 
Hauptpf lichten der Dorfrichter, besonders in 
den f. k. Staaten" (ebd. 1799. 2. Aufl. 
1802) . Diese letztere Schrift ist so praktisch 
und sachgemafl abgefafit, dafl das bohmische 
Landesgubernium sie den Kreis« und Wirth» 
schaf tsalntein bestens empfahl und eine 
oechische Uebersetzung derselben unter dem 
Titel: n^latkH' als xookoMsalu A kktsokismus, 
klavniok poviimoLti xro vsn- 

Kov5k6 l^ektai-u 2ta.«, von Ioh. R u 1 i k be< 
sorgt, erschien. sNait zeneager (Franz Ios.). 
Gelehrten« und Schrif tsteller« Lerikon der 
deutschen katholischen Geistlichkeit (Landshut 
1820. Ios. Thoman. gr. 8°.) Band I I , 
S. 318. — est erre ich i sche National 

Seite 428 



Wurzbach5 6 . txt 
Encyklopadie . Von (Hraffer und Czi» 
kann (Wien. 8".) Bd. V I , S. 160. - 
7. Franz Winkler (geb. zu Wagsiaot in 
Schlesien am 13. Janner 1839) . Er war 
Secretar des Kreiuvorstandes in Melnik, redigirte 
1863 das politisch «literarische Blatt 
„?rkvaa. A d. i. Die Wahrheit, welches zuerst 
in Prag, dann in Iungbunzlau erschien, und 
wurde 1864 Redacteur des «uechischen Blattes 
„NoleLlavim" , in welcher Eigenschaft er fur£ 
Minkler, Franz 286 Minkler Franz von 
ein PreBvergehen im August 1864 eine mehr« 
monatliche Kerkerstrafe davontrug. Er hat 
mehrere deutsche kleine Lustspiele, so G 6 r 
ner's „Schwarzer Peter" u. a. fur die 
crchischc Biihne iibersetzt und im Sammel< 
werke „Vibliatkeka aivaclelna . " , d. i. Theater» 
bibliothek, welche seit 1832 bei Posviailin 
Prag herauskam, verof f entlicht . A n 6 
rijlvii'5 6eako81ov2 . n2ks . Ve' 1 , nove A i, d. i. 
Geschichte der aechoslavischen Sprache und 
Literatur. Neuere Zeit (Wien 1868. gr. 8° . ) 
S. 304. - Wiener Z e i t u n g . 1864. 
Nr. 183, S. 263.) - 8. Franz Winkler 
(geb. zu Ungarisch-Hradisch 1812. gest. in 
Brunn 3. Februar 1870) . I n Rede Stehen 
der. dessen Vater Oberamtmann der Land> 
guter der Stadt Hradisch war. beendete die 
rechtswissenschaf tlichen Studien und trat 1833 
bei dem mahrisch ' schlesischen Gubernium als 
Conceptspracticant in den Staatsdienst . 1846 
wurde er k. k. Kreiscommissar . Als 183« 
nach der Pacification Ungarns Graf Attems 
zu PreBburg als oberster politischer Distncts« 
chef die Leimn g der Geschafte ubernahm, 
berief er den wegen seiner Tiichtigkeit aner« 
kannten Winkler als Referenten zur 
Districtsregierung in genannter Stadt. Dort 
blieb derselbe bis 1861. in welchem Jahre 
nach dem Ausgleich mit Ungarn die deutschen 
Beamten das Land verlassen mufiten. Er 
aber hatte sich in seinem Wirkungskreise so 
die Liebe der Bevolkerung erworben, daft ihn 
die Stadt Tnmau durch Verleihung des 
Ehrenburgerdiploms ehrte. Nun kam er nach 
Mahren zuriick und ubernahm 1863 die Lei« 
tung des gemischten Bezirksamtes Kojetein, 
von wo er aber schon nach kurzer Zeit zur 
aufterordentlichen Dienstleistung bei der k. t. 
Statthalterei in Brunn einberufen wurde. 
1868 zum k. k. Bezirkshauptmann des politi« 
schen Bezirkes Briinn ernannt, starb er in 
dieser Stellung zwei Jahre spater, zu friih 
fur Staat und Amt . I n Anerkennung seiner 
Verdienste hatte er vom Kaiser den Orden 
der eisernen Krone dritter Classe erhalten. 
Gediegen in feinen amtlichen Leistungen und 
human in seinem ganzen Wesen, war er als 
Mensch und Beamter gleich hoch geachtet. 
lNriinner Morgenpost . 1870. Nr. 46 
im Feuilleton: „Franz Winkler".) — 9. Franz 
Winkler (geb. zu Tcnnow in Galizien am 
26. August t780. Todesjahr unbekannt) . Er 
mochte 1855 noch am Leben sein. Mit seinen 

Seite 429 



Wurzbach5 6 . txt 
Eltern kam er in fruher Kindheit nach Wien. 
wo er sich dem pharmaceutischen Studium 
widmete und das Magistecium daraus erwarb. 
Neben der Pharmacie betrieb er noch mit 
grofiem Eifer Botanik, und Dr. Neil» 
reich nennt ihn in seiner unten bezeichneten 
„Geschichte der Botanik" den Veteran der 
Wiener Botaniker. Nach beecndeten pharma« 
ceurischen Studien trat er als Provisor in 
der Apotheke „zum Tiger" in der Wiener 
Alservorstadt ein und versah diese Stelle 
durch 42 Jahre. Anfangs allein, spater in 
Gesellschaft anderer Botaniker botanisirte er 
seit 1797 in den Umgebungen Wiens . Auf 
diesen Ercursionen waren K e r n d 1 , Her» 
oich. Wittmann und Dolliner seine 
Genossen. I n den letzteren Jahren schloB er 
sich enge an Pach und H i r n er an und 
botanisirte stets mit ihnen gemeinschaf tlich . Er 
besafi ein reiches und instructives Herbarium. 
'"Verhandlungen des zoologisch-botanischen 
Vereines in Wlen (Wien. 8".) Bd. V (1833) 

5. 63 in der Abhandlung: „Geschichte der 
Botanik von Nieder5sterreich" . Von Aug. 
Neilreich.) — 10. Franz von N i n k 1 e r 

(geb. zu Stolz bei Frankenstein am 4. August 
1803. gest. in der Grotte zu Adelsberg 

6. August 1831) . Der Sohn eines Guts. 
Verwalters, gelangte er durch Verheiratung 
mit der reichen Witwe eines Gutsbesit zers im 
Beuthener Kreise zu einem ansehnlichen Ver» 
mogen, das ihm die Mittel gewahrte zu 
Mirchovitz in Oberschlesien groBartige indu< 
strielle Unternehmungen zu begriinden, die er 
mit entschiedenem Gliicke fuhrte. Dadurch 
gab er vielen Hunderten der arbeitenden 
Classe Arbeit und Brod, abgesehen davon, 

daB Nothleidende bei ihm stets Hilfe und 

Unterstiit zung fanden. 186 1 unternahm er in 

Gesellschaft seines Arztes eine Erholungsreise 

iiber Deutschland. Tirol und Italien. Auf 

der Rlickreise begriffen, kam er am 6. August 

1851 in Adelsberg an und wollte gleich 

vielen Tausenden die wegen ihrer Stalaktiten 

beriihmte Aoelsberger Grotte in Krain be» 

suchen. Als er einen kleinen Theil in der 

Grotte vorgedrungen, siel er. vom Schlage 

getroffen nieder und wurde sofort ins Gast« 

haus zuriickgebracht , wo er in derselben Nacht 

starb. Seine Witwe beschloB nun dem Ver, 

blichenen in dem Orte seines Todes n n blei« 

bendes Denkmal zu errichten und stiftete zu 

diesem Zwecke die Summe von 2300 fi. zu 

dem kleinen bereits vorhandenen Capital zur 

Errichtung des Adelsberger Gemeindespitals , 

durch welches der Ankauf eines eigenen^ 

. Johann 287 Minkler, Johann von 

HauseS ermoglicht wurde, das zu diesem 

Zwecke seine bleibende Verwendung fand. 

Am Hause selbst aber wurde ein schon ge« 

meiBelter Stein mit der einfachen Inschrift: 

«Franz von Ninkler. > 1- 6. August 1351" 

angebracht . '"Mittheilungen des histori» 

schen Vereines fur Krain im August 1833, 

Seite 430 



Wurzbach5 6 . txt 
S. 61 u. f. im Artikel: „Grundung eines 
Gemeindespitals in Adelsderg" . ) — 11. Heinrich 
Joseph Winckler. Derselbe lebte in 
der ersten Halfte des achtzehnten Iahrhun» 
derts. war Doctor beider Rechte. 1732 
Rath und Assessor des erzbischof lichen Consi. 
storiums und Superintendent der Universi« 
tatsstif tungen des Agramer CanonicuS Gregor 
Mayzi aus dem Jahre 1564 und des Graner 
Trzbischofs Nicolaus Olah aus dem Jahre 
1369, iiber welche Anton Ritter von Geusau 
in seiner „Geschichte der Stiftungen, Erzie« 
hungs» und Unterrichtsanstalten in Wien" 

(1803) S. 136 und 138 nahere Aufschlusse 
gibt . — 12. J o h a n n Winckler. ZeitgenoB. 
Desselben gedenkt Freiherr von Helfertin 
seinem Werke „Die Wiener Journalistik im 
Jahre 1343" an mehreren Stellen. Winckler 
ist Verfasser der Schrift: .Die periodische 
Presse Oesterreichs " (Wien 1875. 234 und 
222 S.. Ler. 8".). deren Verdienstlichwt trotz 
mannigfacher Liicken und VerstoBe, welche 
letzteren umsoweniger vermeidlich waren, als 
der Autor keine eigene Sammlung besaB, 
sondern sich an bloBe Ankiindigungen halten 
muBte. Freiherr von H e 1 f e r t wiederholt 
anerkennt. I . Winckler ist Doctor der 
Rechte und mit dem Titel eines Hofsecretars 
als Vicesrcretar bei der k. k. statistischen 
Centralcommission in Wien, von welcher 
auch obige Schrift iiber die periodische Presse 
herausgegeben wurde, angestellt. Einige andere 
statistische Abhandlungeu verof f entlichte er 
schon friiher in den von genannter Central« 
commission herausgegebenen Mittheilun» 
gen aus den' 1 Gebiete der Statistik, 
und zwar: „Feuerschaden . Feuerlosch« und 
Versicherungswesen in den im ReichSrathe 
vertretenen Konigreichen und Landern nach den 
Ergebnissen des Jahres 1870 bearbeitet", mir 
einer kartogravh. Darstellung (281 Seiten) 
lBo. XIX, S. 1) und „Uebersicht des 
Schiffs« und Waarenvertehrs auf der oberen 
Donau zu Wien, Linz und Engelhartszell in 
den Jahren 1849—1869". mit einer graph. 
Tafel in qu . Fol. (Ill und 73 S.) M n d 
XVII, S. 4). lHelfert (Freiherr von) 
dem im Texte bezeichneten Werke. S. 50. 33. 
139. 281. 283) - 13. Johann Winkler 

(geb. zu Wsetin in Mahren am 18. November 
1794. Todesjahr unbekannt). Derselbe 
kam 1808 in die lateinische Schule zu 
Trentschin in Ungarn, von dort i sw an daS 
Lyceum in Kasmark, wo er Rhetorik miter 
Professor I . Genersich sBd. V, S. 1331 
horte und der beriihmte s a f a r i k '"Band 
XXVIII, S. 33) 1811 sein Mitschiiler war. 
I m let ztgenannten Jahre begab er sich, urn 
ungarisch zu lernen, mitten unter die Ma» 
gyaren nach Szabolcz bei Totaj. von da 
1 3 i3 auf die katholische Akademie in Kaschau 
und 18i4 an das evangelische Collegium in 
Eperies. 1815 erhielt er ein Lehramt zu 
Bielitz in OesterreichiscPSchlesien . spat« eine 

Seite 431 



Wurzbach5 6 . txt 
Predigerstelle in seinem Geburtsorte Wsetin. 
1826 folgte er einem Rufe an" die evangelische 
Kirche zu Nawsa nachst Iablunkau in Schle« 
sien. wo er wohl bis zu seinem Tode — 
1830 lebte er noch — geblieben sein mag. 
AuBer einigen Aufsatzen in d?r oechischen 
Zeitschrift „Xvet/", d. i. Bliiten, in den 
Jahren 1343. 1844 und 1843. gab er selbst, 
standig heraus: „ A ova partitu.?», oriSkbnHioi 
V2.rd.zn7", d. i. Neue Partitur, enthaltend 
Gesange fur die evangelische Kircke zur Orgel 

(Pesth 1830. Walzet. 4".). worin 31 Ge . 

sange enthalten find. Iungmann riihmt 

Wintler ' s Verdienste urn die nationale Ent< 

Wickelung. sFem5e7-al A . wt« A o/iso A . DsHiu? 

noveM, d. i. Geschichte der oechoslavischen 

Sprache und Literatur. Neuere Zeit (Wien 

is68. gr. 8".) S. 304. - 14. Johann 

Ritter von Winkler (geb. zu Wiist ' SeiberS ' 

dorf in Mahren am 23. November 1818) . Er 

trat nach beendeten rechtswissenschaftlichen 

Studien in der politischen Sphare in den 

kaiserlichen Staatsdienst und bekleidet zur 

Zeit die Stelle eines kaiserlichen Hofrathes 

bei der Statthalterei der Markgraf schaf t 

Mahren in Brunn; auBerdem ist er Vor» 

sit zender«Stellvertreter der k. t. Grundlasten« 

Ablosungs ' und Regulirungs-, der Lehen« 

Allodialif irungs ' und Grundlreuer« Reguli» 

rungscommission und wurde fur seine dem 

Staate geleisteten Dienste am 18. October 

1866 mit dem Orden der eisernen Krone 

dritter Classe ausgezeichnet . Den Statuten 

des Ordens gemaB erfolgte mit Diplom 

Sao. 22. Februar 1869 seine Erhebung in 

den osterreichischen Ritterstand. Ritter von- 

Winkler ist mit Nana geborenen Zimmer? 

Minkler, Johann Christoph 288 A Joseph 

mann (geb. 8. September 4823) vrrmalt . Die 

einzige Tochter aus dieser Ehe . Gabriele 

(geb. i t . Mai 1850) . vermalte sich am 14. Oc> 
tober 1876 mit dem GroBindustriellen Leop 
oldHerber Edlen von R o ch o w. 
Wappen. Ein durch einen sckrasslinken gul« 
denen Balken von Blau und Roth getheilier 

'Schild. Auf diesem ruhen zwei Turnierhelme . 
Aus der -Krone des ersten Helmes erheben 
sich drei blau«golden<blaue . aus dem des 
zweiten ebenso viele roth ' goldeN ' rothe StrauB« 
federn. Helmdecken. Dir des rechten Hel» 
mes blau, des linken roth, beide mit Gold 
unterlegt.) — j5. Johann Nalthasar 
Winkler, Doctor beider Rechte. Ein 6ster« 
reichiscker Rrchtsg A ehrter . der im acht zehnter» . 
Jahrhunderte in Gratz lebte, wo er als 
offentlicher Z«hrer der Pandekten an dem 
Lyceum thatig war. I n Druck sind von ihm 
erschienen: „Ilaetams 6e Hure A ui'knao in 
Feuere" (Yrascii 1756, 4".); — „Richtiger 
Zeiger der Hauptschuldigkeilen eines Lehrers 
der biirgerlichen Rechte" (176U) und „?i-26- 
lectioueL aa A usriniani lidr. I V . InsUtntiouum" 

(ebd. 173.. 4°.). - 16. Johann 
Ghvistoph Winkler (geb. zu Augsburg 

Seite 432 



Wurzbach5 6 . txt 
t?01. gest. in Wien urn i77U) . Der Kupfer« 
stecherkunst sich widmend, ging er nach Mim« 
chrn. wo er ein Schiiler Joseph Spaei's 
wurde. Dann nahm er seinen bleibenden 
Aufenthalt in Wien und erwarb daselbst das 
Privilegium, die Thesen fur alle 6sterreichi« 
schen Lande zu stechen. Neben Karten stach 
er auch einige Blatter, in denen er nicht 
geringe Kunstf ertigkeit bekundet, und welche 
von Kennern geschatzt werden. Von den von 
ihm gestochen entarten ist uns nur bekannt : 
„Das Temesvarer Banat . im Maftstabe von 
t : 300.000" (Wien 1739. Imp . . Fol . ) . Von 
seinen Blattern nennen wir auBer einer archi« 
teutonischen Darstellung in Qu.-Fol. „Die 
h. Elisabeth. Konigin von Ungarn", nach 
F. M o n t i (gr. Fol.); - „Die zwolf 
Apostel", nach Piazetta und Copien nach 
M. Pitteri. gemeinschaf tlich gestochen mit 
HieronymuS Zeittinger, einem Kupfer» 
siecher, der urn die Mitte des achtzehnten 
Jahrhunderts in Wien arbeitete (gr. Fol.); 
— „Simson von den Philistern der Augen 
beraubt" (Gr . -Roy . <Qu . <Fol . ) . nach R em< 
brandt . Nagler. der dieses Blatt Wink» 
1 er's als interessant bezeichnet, bemerkt, daB 
dieses Bild sich „in der Galerie zu Wien" 
befindet. Er setzt nicht hinzu, in welcher; in 
der Belvedere»Galerie ist es nicht aufgestellt; 
es ware denn. dafi es seine Unterkunft in den 
dortigen Kellern hatte, in welchen manche 
Bilderschat ze ruhen sollen. — 17. Johann 
Michael Winkler (geb. in Schleisheim 
1729, gest. zu Wien 28. Janner 1796) . Auch 
liber diesen Kiinstler, den wir in Werken iiber 
Oesterreichs Kunst und Kiinstler vergebens 
suchen, sind nur sehr diirftige Nachrichten 
vorhanden. Nachdem er in Miinchen seine 
Studien — bei wem, ist nicht bekannt — 
vollendet hatte, lieB er sich in Wien nieder, 
wo er Hofmaler wurde und Bildnisse in 
Miniatur, darunter solche der kaiserlichen 
Familie, malte, ein Umstand, der denn doch 
auf eine nicht gewohnliche Kunstf ertigkeit 
schlieflen laflt, aber auch erklart, warum der 
Kiinstler wenig bekannt geworden, da Minia» 
tmbilder meist in der Familie bewahrt wer« 
den und wenig herumkommen. Patuzziim 
Register der Kiinstler, welches dem I I . Bande 
seiner „Geschichte Oesterreichs" (Wien bei 
Nenedikt, schm. 4".) angehangt ist. nennt 
S. 344 im VerzeichniB, den Muler Winkler 
«inen „Historienmaler" . '"Na g 1 er (G. K. 
Dr.) . Neues allgemeines Kiinstler «Lerikon 
(Miinchen 1839. C. A. Flcischmann. 8".) 
Bd. XXI , S. 533.) - 18. Joseph Wink« 
1 e r , ZeitgenoB. Als 1868 das osterreichische 
Episkopat gegen die neuen Kilchcngesetze 
Front machte und insbesondere der Erzbischof 
von Wien Cardinal Rauscher und der 
Bischof von St. Polten in ihren Hirten» 
briesen sich in entschiedenen Gegensatz zum 
Staate stellten, gab der Journalist Joseph 
Winkler die Flugschrift: „Cardinal Nau« 

Seite 433 



Wurzbach5 6 . txt 
scher und Genossen gegen Staat und Gesetz" 
im Juni genannten Jahres heraus, deren 
Heftigkeit und Schonungslosigkeit , mit welcher 
darin gegen die Kirchenf iirsten vorgegangen 
war, den Staatsanwalt veranlaBten, gegen 
den Verfasser den PreBproceB einzuleiten. 
Insbesondere war es folgende Stelle in der 
Broschure: «' s .n/ 6s?- F/lsaoetiioT ' iieke, neoe» 
Hause ' s sT»'« Si'/clnl« kaum 
eT'n weite?» H^aussen, b« c?«?» 
e?' "l'nl's vl'e/?«e:Hi. . . ", welche 
den Staatsanwalt zum Einschreiten veran» 
lafite, obgleich auch noch andere Stellen der 
Broschure im hohen Grade beleidigend gegen 
den Cardinal lauteten. Nachdem die Staats« 
behorde einen sechswochentlichen Arrest in An» 
trag gebracht hatte, fallte der Gerichtshof nach 
langerer Berathung ein f reisprechendes 
Erkenntnifl . z A Neues Wiener Tagblatt^ 
Winkler, Joseph Magnus 289 Winkler, Karl 
1368. Nr. 278: „Cardinal Rauscher als 
Klager".) — 59. Joseph Winkler (geb. 
zu Triibau in Mahren am 23. August 1841) . 
Er beendete das Gymnasium und die rechts» 
wissenschaf tlichen Studien in Wien und er» 
langte 187t in Grah aus letzteren die Doctorwurde. 
Sich dem Advocatursberuf e zuwen« 
dend, lebte er in den Siebenziger-Iahren als 
Candidat desselben zu Neunkirchen bei Wien. 
Von ihm sind im Druck erschienen: „DaS 
Staatsrecht in Versen" . 3 Hefte (Wien 1874. 
2. Aufl. 1875); — „Defterdiwan oder 
Sammlung von poetischen Aufsatzen" (ebd. 
1875) . Winkler schrieb unter den Pseu. 
donymen Chapius und Dr. Maser. — 
20. Joseph Johann Winckler von 
Mohrenfels (geb. 10. September 1761, 
gest. 7. Juni 1798) . Ueber die Lebensumstande 
dieses seinerzeit nicht ganz unbekannten 
Poeten, der einer alten frankischen Familie 
entstammt, ist nur wenig bekannt . Nach 
Meusel lebte er in Erlangen, nach Nafi>» 
mann in Wien; nun kann Beides zutreffen, 
denn er war vermogend und besaB das Gut 
Heinhofen unweit Erlangen. Als urn den 
Anfang der Acht ziger»Iahre ein Taschenbuch, 
betitelt „Ganymed", herauskam, folgte dem« 
selben „Hebe. ein Pendant zu Ganymed" 

(Germanien ^1782) 8".) . welches bei seinem 
Erscheinen dem preuBischen Kriegsrathe Aug. 
Friedrich Cranz zugeschrieben wurde. I n 
Wirklichkeit war der Verfasser Winckler, 
der die Herausgabe desselben Ccanz iiber» 
lassen hatte, weil er wegen einer darin ent« 
haltenen bedenklichen Stelle verborgen bleiben 
wollte. Aufierdem gab er heraus „Gedichte" 

(Wien 1789. 8".) . und im „Frankischen Musen» 
almanach fur das Jahr 1782" wie im „Wiener 
Musenalmanach" und in der „Blumenlrse 
der Musen" (Wien 1790) sind Gedichte und 
vor letzterer auch sein SchattenriB ent» 
halten. INahmann (Friedrich) . Pantheon 
deutscher jetzt lebender Dichter und in die 
Belletristik eingreif ender Schrif tsteller 

Seite 434 



Wurzbach5 6 . txt 
(Helmstadt 1823. Fleckeisen. 8") S. 368. Das 
„jetzt lebender Dichter" dieses Titels trifft 
bei Winckler nicht zu, da derselbe bereits 
1798 gestorben.) — 2t . Joseph Magnus 
Winkler (gest. 25. Octoder t841) . Ort und 
Jahr seiner Geburt sind uns nicht bekannt, 
ebenso wenig, wo er feine Vorbereitungs» 
und medicinischen Studien beendete. Wir 
wissen nur, daB er zuletzt die Stelle eines 
Kreisarztes zu Hradisch in Mahren bekleidete. 

1 n seinem Fache schriftstellerisch thatig, hat 
v. Wurzb ach, bioqr. Lerikon. I A VI. IGedr. 6. 
er folgende Schriften herausgegeben : „Die 
Receptirkunst oder Anleitung zur Verfassung 
der Arzeneif ormeln . Mit vielen Beispielen", 

mit 1 Kupf. (Wien 1825. 8«.); - „Die 
orientalische Cholera, ihre Geschichte und 
Entstehung, bisherige Verbreitung, Verlaufs» 
weise. Symptome, ausfuhrliche Vergleichung 
und Uebereinstimmung mit den vorzuglichen 
Contagionen und die hieraus hervorgehende 
Folgerung ihrer Beschaf f enheit und Vor» 
bauungsweise" (Olmutz 1831, gr. 8".); — 
„Darstellung der Luchatschowit zer Mineral, 
quellen in Mahren als Trink» und Bade» 
anstalt in bistorisch<topogr . . phys . . chem. »schar , 
makodynam. ' therapeut . und diatetischer Hin. 
sicht" (Brunn 1833. gr. 8".); — „Allgemeine 
Therapie oder allgemeine Krankheitslehre . 
Zum Gebrauche fur angehende Aerzte", 

2 Bande oder 3 Theile, neue Ausgabe (Wien 
1830. ar. 8° . ) . Die erste Ausgabe erschien 
in Olmutz 1828. Winkler's Darstellung 

des Luchatschowit zer BadeS gilt fur die bisher 
beste dieses Curortes. — 22. Karl Winkl 
e r . Anfiihrer der im Jahre 1848 im Vene« 
tianischen von den Rebellen auf gestellten 
sogenannten „ungarischen Legion", welche aus 
lauter Ueberlaufern aus kaiserlichen Regi» 
mentern und herabgekommenen Leuten der 
armlichsten Art bestand und nicht mehr als 
ein Hauflein von 36 Mann bildete. Er war 
der einzige Ofsicier des Inf anterie»Regi« 
mentes Graf Kinsky Nr. 47, der am 22. Marz 
seinen Degen einem nebenstehenden Vene» 
tianer iiberreichend, zu den Auf standischen 
iibertrat und von diesen als Hauptmann der 
Ouai-ai» oivie» einverleibt wurde. Nach 
Freiherrn von Helfert war er ein liederllcher 
Geselle, ohne Ansehen bei seinen Leuten, denen 
er mehr als einmal den Monatssold nicht 
auszahlen konnte, weil er diesen gleich nach 
Empfangnahme am Spieltische verputzt hatte. 
Dieser Karl Winkler diirfte allem An« 
scheine nach identisch sein mit dem L u d w i g 
Winkler, dessen K. M. Kertbeny in 
seiner Schrift: „Die Ungarn im Auslande" 
(Briissel und Leipzig 1864. KieBling. kl. 8".) 
S. 76, Nr. 1902 gedenkt . Nach diesem Bio» 
graphen war LudwigWinklerzu Saros 
in Ungarn t810 geboren, wurde k. k. Wacht» 
meister. desertirte 1849 mit 100 Mann als 
Lieutenant zu den Piemontesen und befehligte 
die ungarische Legion wahrend der Belagerung 

Seite 435 



Wurzbach5 6 . txt 
Venedigs . I n der Folge diente er in der 
Schweiz, in Tunis, Constantinopel . ward t860 
Garibaldist. Brigadier und starb in Pifa 1861 
Mai 1888.1 4 9^ 

Winkler, Moriz 29N Winckler, Milllbald 
als koniglich italienischer Obristlieutmant . 
sHelfert (Ios. Aler. Freih. o) . Die Thron« 
besteigung des Kaisers Franz Joseph I. 

(Prag 1872. Tempsk.v) (oder die Geschichte 
Oesterreichs vom Ausgange des Wiener Octoberauf standes 
1848. III. Theil) S. 118. 
— Debrunner (Johann) . Erlebnisse der 
Schweizer«Compagnie in Venedig (Zurich 
und Frauenfeld 1850) S. 121 u. f. - 23. M i - 
chael Winkler. ZeitgenoB. Derselbe ist 
Inhaber einer Fabrik von Combinations« 
sicherheitsschlossern und Tafeln mit plastischen 
MetallguBausschrif ten . Auf ihn kommt Pro. 
fessor Erner in dem unten benannten Werke 
wiederholt zu sprechen. Zuerst erwahnt er. 
dah Winkler sein „sehr sinnreiches Com« 
binationSschloB " . welches als Breloque an 
den Uhrketten getragen werden kann, 4867 
privilegiren lieB. Dann aber erfahren wir. 
daB Michael Winkler der Erfinder der 
Metalltafeln mit Aufschriften ist und den 
ZintguB im GroBen betreibt. Sammtliche in 
ZintguB ausgefuhrten StraBennamen- und 
Hausnurnmerntaf eln in Wien und in vielen 
Provinzf tadten riihren von ihm her. ''Erner 

(Nilhelm Franz Prof, vi-.) . Beitrage zur 

Geschichte der Gewerbe und Erfindungen 

Oesterreichs von der Mitte des XVIII . Jahr» A 

Hunderts bis zur Gegenwart (Wien 1873. A 

gr. 8".) . Erste Reihe: „Rohproduction und > 

Industrie" S. 373 und 335. — Aren< 

stein (Joseph Prof. Dr.). Oesterreichischer 

Bericht iiber die internationale Ausstellung 

in London 1362 im Auftrage des t. k. Han« 

delsministeriums . . . (Wien 1862, Staats' 

druckerei, Ler. 8".) S. 103. — Amtlicher 

K a t a 1 o g der Ausstellung der im Reichs« 

rathe vertretenen Konigreiche und Lander 

Oesterreichs. 1. Weltausstellung 1873 in 

Wien (Wien, 3".) S. 267. Nr. 614.) - 

24. Moriz Winkler. Obwohl er kein 

Oesterreicher ist, gebiihrt ihm doch die Auf' 

nahme in unser Werk, da er osterreichische 

Gebietstheile zur naturwissenschaf tlichen Durch» 

forschung erwahlt hat. Er stammt aus Bres« 

lau. 1843—1847 durchf orschte er botanisch 

das mahrische Marchfeld; 1847—1833 B6h« 

men in den Gegenden von Bodenbach und 

Klof tergrab; 1834 das Triester Gebiet. Er 

ist der Erste, der die Flora des siidostlichen ! 

Marchfeldes den Wiener Botanikern aufschloB. 

I n dem Stof it z ' schen „Oesterreichi« 

scheu botanischen Wochenblatt" beschrieb er 

die „Vegetationsverhaltnisse des nordlichen 

Bohmen" sl853, S . 235) und in der „Oester« 

reichlichen botanischen Zeitschrift" seine „Reise 

nach dem siidostlichen Ungarn und Sieben« 

biirgen" A Bd. XVI, 1866, Nr. 13 und 14) . 

Auch fur die Prager botanische Zeitschrift 

Seite 436 



Wurzbach5 6 . txt 
„I' s otoe« arbeitete Winkler mit . A Ver« 
Handlungen des zoologisch « botanischen 
Vereines in Wien (Wien, 8".) Bd. V, 1855. 
in den Abhandlungen S. 66 in der „Ge« 
schichte der Botanik in Niederosterreich" . Von 
August Neilreich.) — 23. Valtin (Va- 
lentin) Winkhler, ein Steinmetz aus der 
ersten Halfte des sechzehnten Jahrhunderts . 
Tinkhauser in seiner „Beschreibung der 
Diocese Briren" gedenkt im I. Bande . 
S 393 dieses Valtin Winkhler als 
Steinmehes zu Pfalzen, der 132? den Bau 
der Pfarrkirche zu Miihlen vollendete. Muhlen 
ist ein im Pusterthale im Landgerichtsbezirke 
Taufers gelegenes Dorf, dessen aus Granit« 
quadern im gothischen Style erbaute Kirche 
die Aufmerksamkeit der Alterthumler auf sich 
zieht. Dieser ValtinWinthler ist often, 
bar derselbe Kunstler, dessen im „Tirolischen 
Kunstlerlerikon" und im G r a f f e r'schen 
„Conversationsblatt " 1820, S. 934. im „Ver« 
zeichniB der Tiroler Kunstler" unter dem 
Namen Valtin Wineker gedacht wird. 
Nun war Valtin Wineker mehr als ein 
gewohnlicher Steinmetz, er gehort zu den 
geschicktesten Baukiinstlern seiner Zeit in 
Tirol, der die gothische Kirche in Taufers, in 
Villanders und das 1513 vollendete Presby« 
terium der alten Pfarrkirche in Bruneck gebaut 
hat. Leider wurde dieses schone Werk. welches 
der Brand 1830 unbeschadigt gelassen, durch 
den Wandalismus der Unwissenheit niederge» 
rissen, urn einem Bauwerk neuerer Zeit Platz zu 
machen ! — 26. Willibald, nach Anderen 
W i 1 h e lm Winckler (geb. 1837. gest. in 
Bernburg am 28. Juli 1871) . Derselbe er« 
scheint in der „Wiener Zeitung" als Wil« 
Helm, in der „Neuen Freien Presse" als 
Willibald. Letzterer Name ist der richtige. 
Als Hofrath von H e u g 1 i n "Bd. VIII, 
S. 436) 1832 die Leitung des kaiserlich 
osterreichischen Consulats als Nachfolger des 
Consuls Reitz ubernahm, trat Winckler 
bei ihm als Secretar in Dienste. I m Jahre 
1360 aber. in welchem Heuglin sich der 
Leitung des Unternehmens zur Auffindung 
oder doch Aufklarung des Schicksals des 
unglucklichen 01-. Ed. Vogel unterzog, 
begab sich Winckler nach Nordmerika, und 
zwar zunachst nach New'Uork, wo er fur 
die „K61nische Zeitung" Feuilletonbeitrage^ 
Minkler (Adelsf amilien) 291 
lieferte, und 1866 nach Merico als Corre. 
spondent derselben Zeitung. <871 nach Europa 
zuriickgekehrt , sollte er als Mitarbeiter an 
den Hallberger ' schen Zeitschrif ten „Ueber 
Land und Meer" und „Illustrirte Welt" in 
Stuttgart eintreten. Auf einer Erholungsreise 
Hu seinen Verwandten in Bernburg begriffen, 
erkrankte er Plotzlich und starb, erst 34 Jahre 
«lt . Winckler war Lyriker und Novellist. 
Schon in New'Iork waren von ihm „Lieder 
eines Wandervogels" erschienen, von denen 
turz vor seinem Tode eine zweite Auftage 

Seite 437 



Wurzbach5 6 . txt 
vorbereitet wurde; dann hatte er ein zweites 
Poetisches Werk „ I n Aegypten. Gedichte" 
<Vrag 1861. Credner. 8".) herausgegeben . 
Eine Novelle: ..Memoiren eines Vaterlosen" 
und ein Marchen: „Das Zauberpferd" wollte 
das illustrirte Journal „Das neue Blatt" 
bald nach Winckler'S Tode zum Abdruck 
bringen. WienerZeitung, 1871. Nr. 192. 

— Neue Freie Presse. 187!. Nr. 187t. 

— Das neue Blatt (Leipzig. Payne. 4°.) 
1871. Nr. 34 in der Anmerkung zum Ge . 
dicht „Sehnsucht " . A — 27. X . Winkler. 
Unter dieser Chiffre fiihrt Nagler einen 
Kupf erstecher an, „welcher urn 17aft in Wien 
thatig war. Fur den „Versuch einer 6ster« 
reichifchen Gelehrtengeschichte" von Khautz 
(Wien 1755) stach er nach H. S. Lauter« 
sack (1354) das BildniB des Wolfgang 
LaziuS (8".) . Mohsen nennt ihn irrig 

L. Winkler". So Nagler. Hier verfiel 

derselbe offenbar in einen Irrthum, indem 

er die Zusammenziehung der Buchstaben I C 

fur ein X las. Dieser X. Winkler ist kein 

Anderer als der Kupf erstecher Johann 

Christoph Winkler ssiehe diesen Nr. 16) . 

der sich ofter des Monogramms ?0. >Vinkl6r 

bediente, wie dies auch bei dem BildniB des 

Lazius der Fall ist. Eine genaue Verglei« 

chung dieses Blattes mit anderen Stichen 

Winkle r's bestatigt unsere Ansicht. — 

28. Aufier den bisher angefiihrten Personen 

des Namens Winkler gibt es noch einige 

mehr oder weniger denkwiirdige osterreichische 

Adelsf amilien, die sich entweder bloB Winkler 

schreiben oder aber neben diesem Namen 

noch ein Pradicat fiihren: I. Die Herren 

von Winkler, in Steiermark, welche einst 

die Herrschaften Hainfeld und Thann besafien 

und mit den ersten Familien des Kaiser» 

staates, den Trauttmansdorff, Lam< 

berg, WeiBen eck u . a . versippt waren. 

Man vergleiche iiber sie Karl Schmutz' 

„Historisch-topographisches Ierikon von Steter« 

mark" Bd. IV, S. 374. lOesterreichische 

National ' Encyklopadie von G r a f f e r 

und Czitann (Wien 1832. 8".) Bd. V I , 

S. 629/Z -II. Die Winkler von Wink« 

lersberg . eine mahrische Adelsf amilie, in 

welcher der Arzt und Physicus des Dlmutzer 

Kreises Dr. Michael Winkler, als er 

1642 bei Eroberung der Stadt Olmiitz durch 

die Schweden gefangen genommen ward. ob» 

wohl im aufiersten Elende, doch der Sache 

des Kaisers treu blieb und den Kaiserlichen 

mit Gefahr seines Lebens den Zustand der 

Schweden in der Stadt schilderte. Dafiir 

wurde sein Sohn Alexander Heinrich, 

zuletzt Landschaf tphyiicus im Briinner Kreise, 

mit Diplom aao. 8. December 1684 in den 

Ritterstand mit dem Pradicat von Wink» 

lersberg erhoben und ihm am 24. Juli 

1689 das mahrische Incolat verliehen. Wei< 

teres iiber diese Familie und ihren allmali» 

gen Niedergang berichtet Ritter d'Elvert in 

Seite 438 



Wurzbach5 6 . txt 
seinem „Notizenblatt der historisch «statistischen 
Section der k. k. mahrisch ' schlesischen Gesell» 
schaft zur Beforderung des Ackerbaues, der 
Natur« und Landeskunde" 1877. Nr. 5. dieser 
Fundgrube fur die Geschichte Mahrens . — 
III. Die Familie Winckler von Winckel» 
stein in Niederosterreich, in welcher, als 1578 
Kaiser Rudolfll . die Erbhuldigung in Ober« 
osterreich entgegennehmen sollte und der Rath 
der Stadt Steyer einen Zug der sieben 
Stadte des Landes an die Grenze zur Ein» 
holung des Kaisers entsendete, ein Mat« 
thias Winckler von Winckelstein als 
Hauptmann iiber ein Fahnlein Burger zur 
Einholung abgeschickt wurde. Ein zweiter 
Matthias Winckler von Winckelf te jn . 
auch Matthias der Aeltere genannt, war 
ein deutscher Poet, der urn 1620 bliihte und 
einen „Geistlichen Lust» und Spaziergarten" 
geschrieben hat. dessen Zedler in seinem 
„Universal-Lexikon" Bd. 37, Sp . 595 gedenkt . 
Vielleicht gehort zu dieser Familie auch 
Thomas Winckler. ein vornehmer und 
vermogender Burger zu Steyer, der 16tt4 
nebst anderen Biirgern der Reformation wegen 
nach Regensburg auswanderte. 
Witlcklern, Johann Baptist von 
(Schrif tsteller , geb . zu Murau im 
Iudenburger Kreise Steiermarks am 
13. Janner 1768, Todesjahr unbekannt, 
er war 4837 noch am Leben) . Wir finden 
ihn in Kay ser'S „Bucherlexikon" mit ck 
19*^ 

Mincklern 292 Mincklern 

Mincklern) , in anderen Quellen bloB 
mit k (Winklern) geschrieben. Sein 
Vater Anton war fiirstlich Schwarz. 
enb er g'scher Eisenoberverweser , seine 
Mutter Therese eine geborene von 
Reichend ach. Der einzige Sohn, verlor 
Johann Baptist, als er dritthalb 
Jahre alt war, seinen Vater durch den 
Tod. 1776 kam er in das damalige k. k. 
vereinigte Seminar zu Gratz und blieb 
bis 4783 in diesem Institute, welches urn 
diese Zeit in ein Generalseminar fur den 
Clerus von ganz Innerosterreich umge . 

staltet wurde. Nun besuchte er die Humanitatsclaf f en 
und trat nach deren Been« 
dung im October 4786 bei der inner* 
osterreich is chen Staatsgiiteradministration 
ein. fand dann Anstellung als Amts 
schreiber auf der k. k. Cameralherrschaf t 
Millstatt in Karnthen, auf welcher er bis 
September 1789 verblieb, worauf er in 
Grah das k. k. Generalseminar bezog, 
dessen Auflosung aber schon im folgenden 
' Jahre erfolgte. I m September 1792 
erlangte er die Priesterweihe . Nun gleich 
der Seelsorge sich widmend, caplanirte 
er iiber drei Jahre zu Anger im Decanat 
Weih, anderthalb Jahre zu St. Peter 
aufierhalb Gratz und kam dann Ende 
Juni 1797 als Actuar und Katechet an 

Seite 439 



Wurzbach5 6 . txt 
die Ursuliner«Madchenschule in der 
Propstei und Hauptstadtpf arre zum heil. 
Blut in Grah, wo er Anfangs December 
1800 als Curat angestellt ward. I m 
April 1801 verlieh ihm Fiirstbischof 
Arco die bischoflich Seckau'sche Patronatsvf arre 
St . Johann im Sagothale 

des Maiburger Kreises, 1810 erhielt er 
jene zu Unzmarkt, wo er 1819 Dechant 
.wurde, und urn die Mitte der DreiBiger« 
Jahre jene zu Pols. Als Theolog und 
Geschichtschreiber schrif tstellerisch thatig, 
hat er folgende Schriften herausgegeben : 
.Predigten auk alle Sann- und Feiertage des 
Zahres", 3 Theile (Grah 1797, 

8<>.); — „Grklarnng der sann- und testtaglichen 
Gnangelien, pm Gebrauche der schulen und an» 
uiendbar tnr Friihpredigten, une auch zur Privat» 
erbauung«, 2 Theile (ebd. 4800' 2. Aufl. 
1817; 3. Au f 1 . Wien 1840); - „Achwhn 
Fastenredeu" (ebd. 1803; 2. A u f 1 . 1818; 
3. A u f 1 . Wien 1840); — „Nie parabolizchen 
Orsahlungen unseres Herrn Jesu Ghristi 
erklart nnd angewendet . . . " (ebd. 1803, 

8".) ', — „Nut zliches Sitten- und Tnterhaltungsbnchleiu 
tur die Jugend, bestehend in Grsahlungrn, 
Gedichten, Nenkspriichen und Autsahen aus der 
MW- und Weltgeschichte" (ebd. 1800, 
2. A u f 1 . 1816), — „Kurze Vebensbeschreider 
h. Apastel und Ouangelisten, des h. Io> 
seph, des h. Illhann des Muters und des h. Gr;- 
Martyrers Stephan. Oin Mchlem M Familienerblluung" 
(ebd. 1808; 2. Aufl. 1819, 

8^.); — „Nie heilige Gharmochr ader Hnleitung, 
diese Seit dem Oeiste dr8 Christenthums 
gemass zubringen" (ebd. 1808; 2. Aufl. 
1817, mit 1 K., 8".); - «Kleines Gebetbnchlein 
tur Rinder nekst Schul- und Kirchengesungen, 
mit 12 Bildern" (ebd. 1310; 
2. Aufl. 1813; 3. Aufl. 1818); - 

A MlLta ' ndiges Gebetbiichlein tnr die Jugend ank 
alle Zeiten und Feste des ganzen Katholischen 
Kirchen jahres . Mit Bildern" (ebd. 1810 und 
ofter, 12".; neu herausgegeben, verbessert 
und vermehrt von Sebastian B r u n n e r 
ebd. 1843, mit 3 Stahlst.. 8".); — „Niographische 
und literarische Nachrichten vun den 
, rittstellern nnd Kunstlern, welche in dem ' 
Heyllgthuwe Steiermark gebaren sind und in oder 
ausser demselben gelebt haben und nach leben. 
Gin Beitrag zur Natillnal-Aterargeschichte Gesterreichz " 
(ebd. 1310, 8 A .) , eine ungemein 
verdienstliche und durch den Nachdruck in 
der „Steiermarkischen Zeitschrift" nichts 
weniger als uberfliissig gewordene, son< 
dern weit brauchbarere Arbeit als jener; 
ein schon seltenes Buch; — '"'hranulogische 
rschichte des Her A gthums Steienuark" (ebd.^ 
Mind, I . G. 293 Minder, Berthold 
4849, 8t>.),; - „Vorstellungen und Gebete 
tur die heil. Messe, A n Ohren nnd Anbetung des 
Aidenl unil Sterbens unseres Herrn Jesu 
Grnti" (ebd. 4815; 3. Aufl. mit Titelk. 
und 50 ganz neuen in Kupfer gestochenen 

Seite 440 



Wurzbach5 6 . txt 
Vorstellungen ebd. 1829, 8".); — „Vorztellnngen 
der heil. Mezze fnr Kinder" (neue 
Aufl. mit 90 Bildern ebd. 4829, 480.). 
I n Handschrift hinterlieB er ein paar 
dramatische Arbeiten: „Die Dose. Ein 
Schauspiel in 3Aufz."; — „Die Feier 
am Tage Theresens im Tempel der Dank« 
barkeit. Schauspiel in einem Aufzuge"; 

— „Andreas Baumkircher. Ein vater« 
land. Trauerspiel in 3 Aufz." und eine 
Sammlung vaterlandischer Erzahlungen. 
Neue Annalen der Literatur und Kunst in 

dem osterreichischen Kaiserthume (Wien. Doll, 
4".). — Oesterreichische National» 
Encyklopadie von Gr affer und Czi« 
kann (Wien 1833. 8".) Bd. VI, S. 161. 

— Vaterlandische Blatter (Wien, 4".) 
i818, S. 192. -Schmutz (Karl). Topogra« 
phisches Lexikon von Steiermark, Bd. VI, 
S. 375. — Waitzenegger (Franz Io» 

seph) . Gelehrten« und Schrif tsteller < Lerikon 
der deutschen katholischen Geistlichkeit (Lands« 
Hut 1820, Joseph Thoman, gr. 8".) Bd. I I , 
S. 519. 

Wind, I . G. (Xylograph, geb . in 
Wien 6. September 1847) . Ueber seine 
Jugend und seinen Bildungsgang wissen 
wir nichts. Es ist nur bekannt, daB er 
sich der Holzschneidekunst zuwendete und 
unter I . Hoffmann und Hermann 
Paar (geb. in 3inz 10. November 

1838), einem der geschicktesten und geschmackvollsten 
osterreichischen Xylogra» 

phen der Gegenwart, in feiner Kunst sich 
ausbildete. Von seinen Arbeiten konnen 
wir nur eine anfiihren, welche wir 4883 
auf der internationalen Ausstellung der 
graphischen Kiinste in Wien fanden, und 
welche im Holzschnitt den Rathhaussaal 
(von Wien?) nach einer Zeichnung von 
A. Kronst ein darstellte. 

IllustrirterKatalog der ersten internatio» 
nalen SpecialauSstellung der graphischen 
Kiinste in Wien (Wien 1883. 4".) S. 97. 
Nr. 550 und S. 185. 

Noch ist des Simon Wind, gewohnlich ge . 
nannt Schenmayer. dieses letzten Opfers 
mittelalterlicher Unwissenheit und Grausam» 
keit im Herzogthum Salzburg, zu gedenken. 
Er wurde 1719 als Viehdieb eingezogen und 
in der Salzburger Fcohnveste in Haft ge» 
halten. I n den Verhoren bekannte er. in der 
Gestalt eines Wolfes auf offenen Feldern 
Vieh gestohlen zu haben. Nach eigenem Ve« 
kenntniB wollte er vom Teufel eine Salbe 
empfangen haben, mittels deren er sich in 
einen Wolf verwandeln konnte. Durch Wa« 
schen mit Wasser erlangte er dann wieder die 
menschliche Gestalt. Dieses GestandniB — 
Gott weiB, mit welchen Foltern erzwungen 

— bewirkte seine Verurtheilung zum Tode, 
da man ihn fur einen Herenmeister und 
Zauberer hielt. Er wurde i?20 durch das 
Schwert hingerichtet und hierauf sein Korper 

Seite 441 



Wurzbach5 6 . txt 
verbrannt. ''Chronik von Salzburn. 
Von Dr. Judas Thaddaus Zauner, fort» 
gesetzt von Corbinian Gartner (Salzburg 
47 96 u. f., Mayr. 8".) Bd. I X , S. 5 9 6.) 
Winder, Berthold (Maler, geb . in 
Wien 4833) . Er bildete sich in der 
Musterschule des Historienmalers Karl 
Rahl Md. XXIV, S. 23th in seiner 
Kunst . Anfanglich malte er Historienbilder , 
in der Folge wandte er sich der 
Landschaft zu. Wiederholt wirkte ei an 
der Wiener evangelischen Biirgerschule 
als supplirender Zeichenlehrer , als aber 
im Juli 4869 August Eisenmenger, 
damals Zeichenlehrer an derselben, seine 
Stelle niederlegte, wurde er im Septem» 
ber 4869 zu dessen Nachfolger ernannt, 
blieb aber nur bis zum Schliisse des 
Schuljahres 1869/70 auf diesem Posten. 
Die weiteren Geschicke des Malers, der 
von 4833 bis 4364 die Monatsausstellungen 
deS osterreichischen Kunstvereines 
zu ofteren Malen beschickte, sind unS 
nicht bekannt . I n den erwahnton Aus» 
stellungen waren von ihm zu sehen im^ 
Mindisch, Karl Gottlieb 294 Mindisch, Karl Gottlieb 
Februar 1855: „sunlundNamd" (400 fi.)' 
Mai 1856: „NieXlludgraun Olizabeth 
Ghiiringen gemahrt Heinrich nun Of f trrtlingen 
ihren Schutz" (700 St.); diese Scene aus 
dem Sangerkriege auf der Wartburg 
1207 hatte W i n d er fur einen vom 
osterreichischen Kunstverein auSgeschriebenen 
Concurs gemalt; von nun an 
ging er zunachst zum Genre und zuletzt 
zur Landschaft iiber und brachte zur 
Ausstellung im Juli 1858: „Gine Kell- 
A ntliu" (65 St.); Mai 1859: „Ghnrm Vng 
inl 311nd in Nurnberg" und „Heiuenthurm" 
ebenda (je 60 ft.) und im Juni 1861: 
,Her Wittelobllcher Thurm zn randshut" 

(80 fi.). I m Jahre 1839 lebte der 
Kunstler in Gratz, 1861 aber wieder in 
Wien, wo er auf der Wieden (Nr. 1031) 
sein Atelier hatte. — Noch sind uns 
zwei Kunstler dieses Namens bekannt: 
1. ein I .Wind er, der ein reizendes 
historisches Genrestiick gemalt: „Jan 
Wessis null Leine Geliebte Sn511iine", das 
C. Kotterba fur den 9. Band 
des „Familienbuches des osterreichischen 
Lloyd" in Stahl gestochen und ein uns 
unbekannter Xylograph trefflich in Holz 
geschnitten hat, welcher Holzschnitt unter 
dem Titel „Hohe Liebe" in Payne's 
,Heuem Blatt" 1872, S. 381 erschien. 
Vielleicht ist B. Winder identisch mit 
unserem BertholdWind er. — 2. Sin 
Modelleur Nudolf Winder, aus Wien 
gebiirtig, hat in der Wiener Weltaus« 
ftellung 1873 eine „Pterdegrnppe" in Wachs 

(400 fl.) ausgestellt. 

Verzeichnisse der Monatsausstellungen des 
osterreichischen Kunstvereines, ts53 Februar; 

Seite 442 



Wurzbach5 6 . txt 
1»38 Juli; i839 Mai,- lsSl Juni. - 
Eigene Notizen. 

Niniifch, Karl Gottlieb v. (Schrift- 
fteller, geb . zu PreBburg in Ungarn 
am 28. Janner 1723. gest . -daselbst 
30. Marz 1793) . Dem Wunsche der 
Eltern gemaB sollte er sich dem Handels - 
stande widmen, und da bei demselben 
KenntniB der Sprachen ein Haupt» 
erforderniB ist, trugen sie dafur Sorge, 
daB er zunachst die verschiedenen Idiome 
seines Vaterlandes kennen lernte. Eilf 
Jahre alt, kam er nach Raab, wo er das - 
ungarische, ein Jahr spater nach Trent« 
schin, wo er das slovakische erlernte, 
dann kehrte er nach PreBburg zum 
Schulbesuche zuriick. Nicht bloB in der 
Schule entwickelte er groBen Eifer, auch 
daheim widmete er seine Zeit dem Studium, 
und mit reichen Talenten begabt, 
machte er nicht gewohnliche Fortschritte 
in den Wissenschaf ten . Neben den schon 
erwahnten Sprachen des eigenen Vater« 
landes erlernte er noch die italienische, 
bildete sich im Zeichnen, Malen, Kupfer« 
stechen aus, ohne in einer dieser Kiinste 
einen Lehrmeister zu haben, und mit den 
Fortschritten, die er in Wissenschaf ten 
und Kiinsten machte, erwachte in ihm die 
Erwagung, ob alle diese Kenntnisse sich 
im Kaufmannsstande auch wiirden ver« 
werthen lassen, und als das ErgebniB 
seiner Erwagung ein verneinendes war, 
entschloB er sich, die wissenschaf tliche 
Laufbahn einzuschlagen und eine aus« 
landische Universitat zu besuchen. Da 
vernichtete der Tod seiner Mutter, durch 
den mannigf altige Veranderungen im 
Elternhause veranlaBt wurden, seinen 
Plan, und so ersetzte eine langere Reise, 
welche er ins Ausland unternahm, die 
beabsichtigten Studien freilich nur un» 
vollkommen. Der groBte Vortheil aber, 
der ihm aus dieser Reise erwuchs, war 
die Bekanntschaf t mit gelehrten Mannern, 
welche nicht ohne EinfluB auf - 
seinen weiteren Bildungsgang blieben. 
Nach seiner Riickkehr widmete er sich 
sofort den Geschaften des offentlichen 
Lebens, er trat bei der Stadtbehorde in^ 
Windisch) Karl Gotilieb 293 Mindisch, Karl Gottlieb 
Dienste und erlangte 1768 die Wiirde 
eines Senators, einige Zeit spater die 
des Stadthauptmannes , und endlich 
wurde er zum Burgermeister gewahlt, 
welches Amt er mit solcher Umsicht und 
Tuchtigkeit verwaltete, daB bei erneuerter 
Wahl dieselbe wieder auf ihn siel. Dabei 
war seine auBere Erscheinung nichts 
weniger als eine vertrauenerweckende, 
aber unter rauher AuBenseite barg er die 
seltenen Biirgertugenden der Uneigen, 
niitzigkeit, Unparteilichkeit , Gewif f enhaf tigkeit , 
eines mitfuhlenden Herzens und 

Seite 443 



Wurzbach5 6 . txt 
treuen Biirgersinnes . So suchte denn 
Jeder bei ihm Schutz und Hilfe, die ihm 
auch in ausgiebigster Weise nach Recht 
und Gebiihr gewahrt wurden. Sein 
EinstuB war nachgerade ein so machtiger 
geworden, daB man nicht nur in 6ffent» 
lichen Angelegenheiten sich an ihn wendete, 
sondern daft man sich nicht scheute, 
ihn in den heikelsten Familiensachen zu 
Rathe zu ziehen und seine Vermittlung 
zu erbitten, die er in den meisten Fallen 
mit Erfolg gewahrte. Auch war seine 
Stellung in einer Stadt, in welcher zwei 
Nationalitaten, die deutsche und die 
magyarische, naturgemafi zwei Parteien 
bildeten, welche ihre gesonderten 
Ziele verfolgten, wobei die halbasiatische 
Cultur der einen nicht leicht zu ziigeln 
und in beliebten Uebergriffen schwer in 
die gesetzlichen Schranken zuriickzuweisen 
war, eine ungemein schwierige, aber 
nichtsdestoweniger verstand er es, die 
Wiirde seines Amtes zu wahren und sich 
bei Freund und Gegner in die gebiihrende 
Achtung zu setzen. Mit seinem amtlichen 
dem Wohle seiner Mitbiirger gewidmeten 
Berufe verband er eine schrif tstellerische 
Thatigkeit, die freilich in fertigen Cultur» 
landern minder in Betracht zu ziehen 
ware, in dem Lande aber, in welchem, 
und bei der Bevolkerung, unter welcher 
er lebte, nicht geringen und nachhaltigen 
EinstuB ausiibte und nach nahezu einem 
Jahrhunderte ihren Werth fur Forscher 
und Culturhistoriker behauptet. Wir 
sehen Windisch in verschiedenen Ge> 
bieten der Literatur, auf dem Felde der 
Geschichte und Landeskunde, der religiosen 
Erhebung theils in einzelnen 
selbstandigen Schriften, theils aber, und 
mit nicht geringem Erfolge, in periodi» 
schen Blattern, die er selbst ins Leben 
rief, thatig. Wir verzeichnen im Folgen» 
den zuerst seine einzelnen Schriften in 
chronologischer Folge und dann die Zeit» 
schriften, die er begriindet, redigirt hat, 
und deren eifrigster Mitarbeiter er selbst 
war, da es ja damals an unterstiitzenden 
geistigen Kraften im Lande Ungarn eben 
keinen UeberfluB gab. Seine Schriften 
! sind: „Hanswurst . Gin Lustspiel in linlN Ant- 
! M 1 " (PreBburg 1761, gr. 8".); - ,«er 
A nernnnMge Seiwrtreibrr" (ebd. 1770, 80.); 
! — „Politische, geographische und historische 
Beschreibung des Konigreichs Nngarn" (ebd. 
4772, 8<>.), es war die erste ohne seinen 
Namen herausgegebene Arbeit dieser Art 
iiber ein Land, das man im Auslande 
noch sehr wenig kannte; ursprunglich 
wurde dieses Buch einem interessanten 
Schrif tsteller des achtzehnten Iahrhun» 
derts, Namens Christ. Heinrich Korn 
(gest. 25. September 1733), zugeschrieben; 
— „KwMkll55te Beschichte der Ungarn, 

Seite 444 



Wurzbach5 6 . txt 
nlln den altesten bis ant die jetzigen Seiten; aus 
den bewahrtesten Geschichtschreibern und glaubwiirdigen 
Handschrif ten zasamNengltragen" (ebd. 
4778, gr. 8".; neue Aufl. ebd. 1734, 
gr . 8".); — „Geographie des Konigreichs 
Ungarn", 1. und 2. Theil (ebd. 1780, 
go.); — , Geographie des <brll55UrstenthuM5 
Siebenburgen" (ebd. 1790, gr. 8".), auch. 
als 3. Theil des vorgenannten Werkes A 

— ,Nritle iiber den schuchsMer des Herrn 

uan Kempeteu, nebst drei Kupf erstichen, dir'^ 

Kindisch, Karl Gottlieb 296 Mindisch, Karl Gottlieb 

ililBe beruhmtr Maschine unreellen; herunsgegeben 

uan GhriZt. van Mechel" (Basel 

1783, 80.), franzosisch (ebd. 1783) und 

aus dieser Uebersetzung hollandisch (Am» 

sterdam 478o, Zv. ) ; — „Sammlung christlichrr 

Neiler null <Be5'ange ''urn Geliranche eunngrlischll 

Arligillnsmrnlllutlten" (PreBburg 

1 7 8 3 , gr. 80.) ; — „Neuez Gesang- und 

Gebetbuch znm glltteZditNLtlichrn Oebrnnche der 

rullngrlischen Gemeinde in Prezzbmg" (ebd. 

4 7 8 8,8".);—,, Beschreibung der Feierlich- 

Kelten bei der Kronung Seiner kaiZerl. Majestat 

Leopold iieS Zweiten jnm ungarischen Niinig 

den )5. Nllvemlier N90" (ebd. kl. 8».). 

Seine periodischen Schriften: „Der 

Freund der Tugend, eine Wochenschrif t " , 

3 Bande (PreBburg 4767-1769, 80.); 

— „PreBburgisches Wochenblatt zur 
Ausbreitung der Wissenschaf ten und 
Kunste", 3 Bande (ebd. 1771-1773, 
80.); — „Ungarisches Magazin oder 
Beitrage zur vaterlandischen Geschichte, 
Erdbeschreibung und Naturwissenschaf t " , 

3 Bande sjeder von 3 Stucken' 1 (ebd. 

4781—1788, gr. 8".); — „Neues ungarisches 

Magazin", 2 Bande (ebd. 1791 

bis 1798, gr. 80.). Die letzten Hefte 

sind zwar erst nach seinem Tode erschienen, 

wurden aber aus seiner fertig hinter» 

laffenen Handschrift herausgegeben, wie 

denn iiberhaupt der groBte Theil deS 

Inhalts dieser periodischen Schriften von 

ihm selbst verfaBt war. Vieles von seinen 

Arbeiten ist in besseren Zeitschrif ten jener 

Tage erschienen, so in den „Monatlichen 

Ausziigen alter und neuer gelehrter 

Sachen" (Olmutz 1747 und 1749), in 

der Wiener Wochenschrif t „Die Welt", 

in der Altdorsischen .Bibliothek der 

schonen Wissenschaf ten" 1762, in der 

AuZFburger „Akademischen Kunst zeitung" , 

in den k. k. privil, „Anzeigen" und 

in der k. k. „Reakzeitung" , in dieser letzteren 

vornehmlich Recensionen. I n Handschrift 

hinterlieB er den Versuch der Geschichte 

der koniglichen freien Kronungsstadt 

PreBburg und Materialien zu einer 

neuen verbesserten und stark vermehrten 

Auflage seiner Erdbeschreibung von Un> A 

garn. I n seinen biirgerlichen, amtlichen 

und literarischen Verhaltnissen hatte er 

zeitlebens mit groBen Schwierigkeiten, 

Seite 445 



Wurzbach5 6 . txt 
Hindernissen und Unannehmlichkeiten zu 
kampfen. Seine besten Absichten schei» 
terten an Theilnamslosigkeit , Kleinstadt« 
dunkel und nationalem Widerstreit. I m 
Jahre 1761 versuchte er in seiner Vaterstadt 
einen gelehrten Verein zu griinden. 
Endlich gelang es ihm, aber nach andert« 
halbjahriger Dauer loste sich der Verein 
auf. Die „Oesterreichische Biedermanns« 
chronik" hat fur die Verdienste dieses 
seltenen Mannes die schwerwiegenden 
Worte: „Windisch verdient in den 
Jahrbiichern seiner Nation unter ihren 
Wohlthatern zu stehen." Und dieser 
Mann, dieser Deutsche, dem Ungarn so 
viel verdankt, hat bis zur Stunde keinen 
Biographen gefunden, , von dem sein viel« 
seitiges, in die Entwicklung PreBburgS 
tief eingreif endes Wirken auf Grundlage 
amtlicher Quellen geschildert wurde. 
Freilich, die Deutschen in Ungarn magya» 
risiren sich lieber, als daB sie dankbar 
ihrer Ahnen gedachten; der Magyar 
aber kennt auf seinem Globus keinen 
Anderen als sich selbst; daB er alle Cultur 
den eingewanderten Deutschen und eben 
nur ihnen und sonst niemand Anderem 
verdankt, davon will er nichts wissen, er 
magyarisirt und terrorisirt die anderen 
Volksstamme und spielt GroBftaat. 
B a 1 1 u s (Paul von) . PreBburg und seine Um« 
gebungen (ebd. 1823. Schwaiger. «" . ) S. !70. 

— Goedeke (Karl) . GrundriB zur Ge» 
schichte der deutschen Dichtung. Aus den 
Quellen (Hannover 4859 u. f.. Ehlermann, 
8°.) Bd. I I , S. 10?3. Nr. 662. - H"<i»z»t^ 
Mindisch, Johann 297 Mindisch. Leopold von 
vinoilllium »orixtis saiti» notorurQ (pH. 
»onii 1777, A .. I A osve, K<> . ) toinn» III, 
V A s- 566. — (De Luca) . Das gelehrte 
Oesterreich. Ein Versuch (Wien 1778. von 
Trattnern. 8".) I . Bds . 2. Stuck. S. 259. - 
Meusel (Ioh. Georg) . Leriton der vom 

Jahre 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen 
Schrif tsteller (Leipzig 1816. Fleischer der 
Jiingere. 8°.) Bd. XV, S. 199. - Oester. 
reichische Biedermanns . Chro. 
nik. Ein Gegenstiick zum Phantasten« und 
Predzg«. Almanach (Freiheitsburg Akademie 
m Linz A l 1785, Gebriider von. Redlich. 8«.) 
S. 248. — Oesterreichische National» 
Encyklopadie von G r a f f e r und Czi« 
kann (Wien 1835. 8°.) Bd. V I , S. 135. 

— Schediub' Zeitschrift von und fur 
Ungarn, 1. Heft. S. 16. — Ungarischer 
Plutarch oder Biographien merkwurdiger 
Personen des Konigreichs Ungarn u. s. w. 
Von C. V. Kolesy und Jacob Melzer 

(Pesth 1816. Eggenberger. 8«) Bd. Ill, 
S. 133 u. f . 

Portrat«. Sein BildniB befindet sich vor 
dem ersten Bande seines „Ungarischen Maga» 
zino" und sein SchattenriB vor dem „Prefi. 
burgischen Musenalmanach" 1785. 

Seite 446 



Wurzbach5 6 . txt 
Noch sind erwahnenswerth : 1. Johann Windisch 
(geb. in Leutschau 1605. gest. in 
Schemnitz 12. December 1672) . Nachdem er 
in seiner Heimat die Schulen besucht hatte, 
ging er nach Wittenberg, erlangte dort die 
Magisterwiirde und widmete sich anfangs 
dem Lehramte, im December 1643 aber 
erhielt er in Kirchdrauf das erste geistliche 
Amt . und im August 1657 wurde er Prediger 
in Schemnih. Daselbst traf ihn auf der 
Kanzel nach vorgelesenem Evangelium der 
Schlag, dem er bald darauf im Alter von 
67 Jahren erlag. Seit 1657 war er Senior 
seiner Glaubensgenossen im District der 
Bergstadte. Im Jahre 1667 wurde ihm oer« 
boten, die Kanzel zu besteigen, doch durch 
Verwendung angesehener Mitglieder seiner 
Kirchengemeinde das Verbot wieder zuriick« 
genommen. Aber bald nach seinem Tode 
begannen die Verfolgungen der Protestan« 
ten, deren Priester im Auslande Zuflucht 
suchten. ''Klein (Ioh. Sam.) . Nachrichten 
von den Lebensumstanden und Schriften 
evangelischer Prediger des Konigreichs Un« 
garn (Leipzig und Ofen 1789. 8") Bd. I , 
S. 449 u. f. — Historik eoolesiks «van» 
UgtHn»« Oc>Qk«23ioQ 

in 21unF»ri» nnivsrss, pr»«oiMS voro i n 
troasciin oxxiais 8e«pusii (Halberstaot 
1830. 8«.) S. 268, Nr. 40; S. 269. Nr. 42.) 
— 2. Johann Gottlieb Windisch (geb. 
zu PreBburg 16. August 1689. gest. daselbst 
4. Mai 1732) . Allem Anscheine nach ist er 
der Vater des gleichnamigen Preftburger 
Burgermeisters , dessen ausfuhrliche Lebens» 
skizze S. 294 mitgetheilt wurde. Er widmete 
sich der Arzeneiwissenschaf t , aus welcher er 
die' 1 Doctorwurde erlangte, und wurde zuletzt 
Pbysicus seiner Vaterstadt. Nebenbei mit 
Botanik beschaftigt, studirte er mit besonderer 
Vorliebe die Flora von PreBburg und Um« 
gebung, iiber welche er auch ein Werk: 
„k'loi'» ' 1 »QQonic:» vsi kosouisusls" nieder» 
schrieb, das jedoch ungedruckt blieb. Wo daS« 
selbe sich befindet, weiB August Kanitz nHt, 
der in seinem „Versuch einer Geschichte der 
ungarischen Botanik" (Halle 1865. 8<>.) S. 38 
Windisch erwahnt. Wahrscheinlich ist dieser 
auch der Verfasser der 1714 zu Erfurt eeschie« 
nenen medicinischm Dissertation «vs ! »n> 
3u.oi>s xannonioo", deren K 1 e i n in seinen 
„Nachrichten von den oebensumstanden und 
Schriften evangel. Prediger... in Ungarn" 
Bd. I , S. 454 gedenkt, und einer zweiten zu 
Jena 1716 gedruckten „vispniHtio as inorbo 
xzteokiHU SViasuiioo" . — 3. Leopold von 
Windisch (geb. zu Gruflbach in Mahren 
25. Marz 1765, gest. in Pesth 21. Janner 
1842) . Der Sohn eines Giiterdirectors verlor 
er. kaum drei Jahre alt. die Eltern. Graf 
Grundacker, in dessen Diensten der Vater 
gestanden, sorgte nun fur des Knaben Erzie< 
hung. Derselbe studirte in Brunn, besuchte 
dann die medicinisch-chirurgische Iosevh<Aka» 

Seite 447 



Wurzbach5 6 . txt 
demie in Wien und wurde nach drei Jahren 
als Unterarzt in ein kaiserliches Infanterie« 
Regiment und mit diesem nach Belgien com« 
mandirt. wo eben die Unruhen ausgebrochen 
waren. Mit Beginn des Tmtentrieges 1789 
als Oberarzt in den Feldspitalern der "Armee 
angestellt, kehrte er nach dem Friedensschliisse 
zur Fortsetzung seiner Studien in "die Joseph« 
Akademie zuriick und promovirte 1794 an der 
Pesther Hochschule zum Doctor der Chirurgie. 
1797 zum Doctor der Medicin. I n letzterem 
Jahre und 1800 begleitete er die Insurrec« 
tionstrupven des Neutraer Comitates als 
Regimentsarzt ins Feld. leitete 1809. mehrere 
Insurrectionsspitaler als Stabsarzt, wurde 
dann zum zweiten, spater zum ersten Comi« 
tatsphysicus ernannt und fur seine Verdienste 
im arztlichen Berufe 1824 in den ungarischen? 
Mindisch (AdelSf amilie) 298 Mindisch (Adelsf amilie) 
Adelstand erhoben. 1825 erfolgte vom Pesthei 
Stadtmagistrate seine Ernennung zum erstei 
Stadtphysicus und Director des stadtischer 
Krankenhauses . I n dieser Stellung wandelt, 
er das in Verfall gerathene Krankenhaus i 
eine Wohlihatigteits . und Humanitatsansta ! 
urn und erhielt in Anerkennung seiner Ver 
dienste urn die leidende Menschheit den Tit, 
eines koniglichen RatheS. I m Druck erschiel 
von ihm eine . Grijndliche Darstellung de, 
Einrichtung des biirgerlichen Krankenhauses 
in der konigl. Freistadt Pesth" (Pesth 1829. 
«" . ) . Westher gemeinnijt zige B 1 a t t e 
zur Belehrung und Unterhaltung . 1842. 
Nr. 11.) — 4. Ueber eine alte zu Oesterreich 
in nahen Beziehungen stehende Adelsfamili 
Gindisch berichtet Zedler im 37. Band 
seines Universal . Lexikons aus einer Handschrif! 
manches Bemerkenawerthe . Die Familie Win« 
disch stammt ursprunglich aus der Oberpfalz, 
lam aber unter Kaiser Albrechts I . altestem 
Sohne, unter Rudolf, nachmaligem Konig, 
von Bohmen, und zwar dem Dritten dieses 
Namens, nach Bohmen. Ein RudolfWin 
disch wurde dort kaiserlicher Feldhauptmann . 
wohnte als solcher im bohmischen Kriege der 
Belagerung von Horaszdiz bei und diente 
dann 131 1 unter Kaiser Heinrich gegen R o> 
bert Konig von Neapel. Kaiser Albrecht I. 
erhob ihn am 2. Marz 1300 in den Adel. 
stand. Rudolf Nindisch starb in Bohmen 
und ist in Kuttenderg begraben. — Sein 
Sohn Heinrich stand auch in bohmischen 
Kriegsdiensten und focht 1322 in der Schlacht 
bei Miihldorf. — Heinrichs Enkel Nicolaus, 
war Hauptmann unter Konig Wen« 
zel, der den Schuldlosen in einem seiner 
Wuthanfalle mit mehreren Sabelstichen todtete. 
— Der Sohn dieses Opfers der koniglichen 
Wuth, Rudolf, kam unter Konig Sieg» 
mund nach Ungarn als Feldhauptmann und 
wurde dann Stuhlhauptmann zu Oedenburg 
(wie Zedler schreibt Gdinburg) . Ein Ge« 
lehrter seiner Zeit, begleitete er den Kaiser 
S i e g mund nach Constanz zum Concil, 

Seite 448 



Wurzbach5 6 . txt 
spater nach Spanien, kampfte im Husiten« 
kriege und leitete wiederholt diplomatische 
Verhandlungen . Da man ihn beschuldigte, die 
bohmischen Stande vornehmlich zur Wahl 
Albrechts V. zum Konige von Bohmen 

iiberredet zu haben, muflte er vor den Verfolgungen 
seiner Widersacher fluchten und 
begab sich nach Stockholm, wo er <440 starb. 
Seine Nachkommen blieben nun langere Zeit 
in Schweden, bis einer seiner Urenkel, wieder 
ein Rudolf, wegen der In Schweden Herr» 
schenoen Wirren dasselbe verlieB und in die 
Dienste Kaiser K a r 1 s V. trat, in A des sen 
Heeren er >als Feldhauptmann in Italien 
Frankreich und anderen Landern so tapfer sich 
erwies, daB ihm nicht nur das alte adelige 
Wappen bestatigt, sondern auch wesentlich 
vermehrt wurde. Er siel bei der Belagerung 
von Metz. — Sein Sohn Karl, der unter 
Ferdinand I. im Jahre 1538 Trabanten» 
hauptmann war, fand bei Szathmar im 
Tiirkenkriege, sein Enkel N u d o 1 f als kaiser, 
licher Oberst bei der Belagerung Kanizsas durch 
die Tiirken 1600 den Soldatentod. — Ru» 
d o 1 f s Sohn Sebastian zog, urn seine Ver» 
mogensrechte an Ort und Stelle zur Gel« 
tung zu bringen, nach Schweden und blies 
daselbst. Sein Sohn Christian aber verlieB 
der Religion wegen wieder dieses Land und 
trat unter Kaiser Ferdinand I I . in Kriegs» 
dienste. Als Oberstwachtmeifter 1632 zugleich 
mit seinem Sohne Iacharias von den 
Schweden gefangen genommen, wurde er mit 
„schwedischen Trancken" zu ' Tode gemartert 
und in Weyden in der Oberpfalz begraben. 
Der Sohn ward gerettet und machte in der 
Pfalz Neuburg sich sefihaf t . Seine Nach. 
kommen standen in pfalzischen Diensten. Da 
die Win disch zu ofteren Malen in Ungarn 
gewesen, ist es immerhin moglich, daB die 
spater daselbst vorkommenden Nindisch, 
deren einiger hier naher Erwahnung geschah, 
von der obigen Familie abstammen. 
Nindisch, siehe auch: Vwdys, Joseph 
ad. XI. I, S. 25) . 

Ende . des sechsundfuntzigften Vandes.^ 
Alphabetisches Namen-Register . 

Die mit einem * bezeichneten Biographien kommen flisher noch in keinem 
vossendeten deutschen 5ammelwerk 

(EmMopadie, Conversalions»Le . rikon u. dgl . ) vor und erscheinen zum ersten N a 1 
e in diesem biographischen 

k. rikon, in welchem iibrigens alle Artikel nach Vriginalquellen, die bisherigen 
Mittheilungen iiber die ein« 

zelnen Personen entweder berichtigend oder erganzend, ganz neu gearbeitet sind : 
n i . 3 . - mil Berichtigung 
oder doch mit Angabe der divergirenden Daten; in. 6 . - - mit genealog. Daten; 

i n . H . mit Beschreibung 

des Grabmonumentes ; m» ? . - - mit Angabe der stortrale; In. V . - - mit 

Beschreibung des Wappens; die 

Abkiirzung N u . bedeutet Quellen, worunter der mit kleinerer 5chrift gedruckte, 

jeder Biographie beigefugte 

Anhang verstanden ist. 

Seile 

343 

Seite 449 



Wurzbach5 6 . txt 
Widenmann, Heinrich (Qu. 6) 
-i-Wiedemann, Ernst v. (Qu. 3) 

- Franz (Qu. <) 

*- Johann (Qu. 2) - 

*- Joseph (Qu. 3) - 

*- Karl von .... (Qu. 3) 4 

*— Theodor 1 

*- (8. A .) (Qu. 4) 4 

*Wiedenfeld, Otto Freiherr 

(Qu.) 6 

*— Wilhelm Ritter von, m. I>. . 3 

-i-Wiederkehr , Xaver 6 

Wiedermann, Helene 7 

Wiedersperg, F. . . . (Qu.) 9 

*W iedersperger Ritter von 

Wiedersperg, Genealogie, 

n. A (Qu.) 8 

- (Stammtafeln) .... 9u. 11) 
* Gustav 8 

*- Leopold It 

*Wiegand, Johann .... 42 

*Wiehl, Fran" 14 

*W ieland, die Freiherren, Genea» 

logie, iQ. A V (Qu.) 15 

- (Stammtafel) 16 

*— Georg Freiherr 14 

*- Columbanus > . . (Qu. 1) 17 
Wieland, Johann Andreas von 
(Qu.2) 

- Karl (Qu. A ) 

*- liudwig (Qu. 4) 
*Wielemans, Alexander von . . 
*Wielh o rski, Michael Graf . . 
*Wielogtowski, Valerian. . . 
Wielopolski von Starykon, 



die Grafen 




Seite 




17 




t8 




19 




20 




24 




27 




25 




26 




25 




Alexander . (im 


Texte, 7) 


* Franz . . („ 


. 3) 


5 Franz . . ( . 


, 6 ) 


*— — Johann . . 


1 „ « 1) 


* Johann . . (» 


• 2j - 


Johann . . ( , „ 


3) 26 


s KarlGonzaga („ 


A 4) - 


Wielowieyski de 


Wielka- 


Wies, Ladislaus 


Freiherr . 


Wiemund, Friedrich 29 


Wiender, Bonaventura . . . 


Wiener, Adolf . 




*— Friedrich Ri 


tter von, m. 


- Karl 30 




— Ledpold (Qu. 


1) 31 


— Ludwig lQu. 2) — 


- Paul (Qu. 3) 


32 


- Wilhelm (Qu. 


4) -? 



27 



I>. 



Seite 450 



Wurzbach5 6 . txt 



. (Qu.) 


40 


in. ? . 




39 




(Qn. 1) 


41 



300 

Seite 

Wiener, Wilhelm Ritter von, 

M. I» (Qu. 3) 32 

Wieninger, Georg — 

*- Eduard (Qu<) 33 

Wierer — 

«Wiery, Valentin — 

«Wierzbicki, Alexander (Qu. 1) 
*- Michael (Qu. 2) - 

— Peter 34 

«Wierzchle jski, Franz Tader 
Ritter von 33 
Wiesbeck. Georg . . 
«WieSberg, Wilhelm, 
«Wiesbock. Karl L - 
«Wiese, Anton . . . 
«— FFriedrich — 

« Friedrich . 

*- Joseph (Qu. 3) - 

— (Lieutenant) . . . 
«Wiesen, Franz . . . 

— (Oberlieutenant ) . 
Wiesen au er, Franz 
'« de Paula 42 
«Wiesenburg, Adolf, 
«Wiesend, Max Georg .... 
Wiesenfeld. Karl, m. ! > . . . 
Wiese «Hutten, die Freiherren 

(Qu.) 

— Franz (Qu . j 

«— Karl Freiherr 48 ! 

Wieser 49 

« - Alois (Qu. 1,2) 67 



33 



37 



(Qu. 2) 42 



4) 
5) 



. (Qu. 

. (Qu. 

. (Qu. 6) - 

(im Texte) 

m. k . . . 



43 



« — (Wiser) , Enge 


:1 Ulrich 




(Qu. 3) 






«— Franz. 


. . (Qu. 4, 


3 


«— Franz, m. I> 






5 Christoph . . . 


(Qu. 7j 




Fidich Ri Q 8 






43 






42 






44 






43 






46 






49 






68 






«Wieser (Wiser) . 


Marian 




(Qu. 13) 






«— (Wiser) , Otto 


a. Ig-nota. 




I^ualliMg. . . . 


(im Texte) 




«- Peter (Qu. 14) 






«— (Oberlieutenar 


it). . (Qu. 


13 


* (Lithograph) 


. . . (Qu. 


16 


« (Sangerin) 


. . (Qu. 17) 


Wiesgrill 






«Wiesing, tzanS 






«Wiesinger, Albert 




- Olga 






«Wiesioiowski (Redacteur) 




«Wiesler, Peter 






«Wiesner, Adolf . 






«- A. C. 






Seite 







Seite 451 



Wurzbach5 6 . txt 
70 
34 

71 
«— 

« 

« 
«— 

h s t h ( 

Friedrich Ritter von (Qu. 8) 
von und zu Ehrenhofen. 
Johann Ritter .30 
Johann 81 
Evang (Qu. 9) 69 
(Wiser) , Johann Siegfried 

fttiia. . . .33 



2. 


3 g . n 


o t H 


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a i A S i 


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Iyseph, 


m. ? . 


.34 






«— 


von Mahren heim, 


Joseph, 




IQ 


. r 86 










«— 


(Wis 


e r ) 




Joseph Anton 


(Q- 


j. 10) 69 








*_ 


(Wiser) , 


Karl 






39 


K 












(s 












*_ 


Kaspar 










L 












P 


61 










«— 


Leopold 


Ritter von 63 





*-Lorenz (Qu. 11) 70 

- Maria Anna . . . (Qu. 1?) A - 
«— Conrad 

-I (Qu. 1) 

— Julius, m. ? 

- Norbert (Qu. 2) 
Wieflner, Conrad . . . (Qn.) 
«Wieso t o w s k i . Chrifthph . . 
«— Franz (im Texte) 

« - Michael .... ( „ , ) 
«Wiest, Franz 

— (der Vater) .... (Qu.) 
Wiesy, Karl Ritter don .... 
Wietorio, Ionathan 

eh, I . K 

W i e 6 n i k , die Freiherren und 

Grafen, Genealogie . (Qu.) 



«- 


- Bernhard Franz . 


(Qu. 4) 




«- 


- Emanuel 


(Qu. 7) 




T! 


-Franz. ' (Qu. 5) 




« 


Xaver 






« 


- Karl 


. (Qu. 2) 






- Markwart .... 


(Qu. 1) 




5- 


- Rudolf (Qu. 3) 






5- 


- Wodclaw .... 


(Qu. 3) 




- 


(Lieutenant) . . 


. (Qu. 6) 




W 


i g a n d , Balth 
Georg (Qu. 1) 


asar . (Qu. 4) 




«- 


- Karl Friedrich . 


. . (Qu. 3) 




«- 


- IohMn (Qu. 2) 






« 


-Otto. . (Qu 


. 1, im Texte) 




« 


Wikart , Jo 


s e p h . . . 




- 


(Kupf erstecher ) 


(im Tezte) 




Wikosch. Martin Joh 


ann . . . 




W 


ilbrandt , 


Adolf, m. k. . 


Seite 452 



Wurzbach5 6 . txt 



— «Bauoius, Auguste, in. k. 

W i 1 b u r g 

Wilczek. die Grafen, Genealogie, 

in . A 

*' s - FriedrichGraf . 

77 

94 

73 

82 

83 

93 



93 
83 
93 

94 
93 
97 
93 

100 

101 

99 

100 

101 

14 

13 



lOt- 

102 



109 
112 
113? 

301 

Seite 

Wilczek, Heinrich Wilhelm Graf .416 

*- Johann Balthasar . (Qu. 3) 415 

*- Johann Joseph . . (Qu. 4) - 

Nep., N. ? .118 

— Joseph 422 

— Wenzel . — 

"Wild, Anton .... (Qu. 1) 430 
5- C 123 

— Franz, in. I>. n. U — 
* - Georg (Qu. 2) 430 
*- Hermine (Qu. 3) 431 
' s — Joseph Fr (Qu. 4) — 
*Wild (Qu. 5) - 

Wild, fiehe auch Will. 
Wild au, Martin Freiherr . . .431 
*Wildau er, Mathilde, m. ?. . — 

4- Ritter von Wild hausen. 

Tobias, m. I> . . 436 
Wild burg. Adolf Freiherr . . M42 
Freiherr .... (Qu.) 144 
Wilde, Ambrus . — 

— Franz — 

*Wildenstein, die Grafen. Ge> 

nealogie, m. A V 446 

s- Cajetail 145 

*- Cajetlw August . . (Qu. 2) 147 

s— Ernst Heinrich 450 

«- Franz Joseph . . . (Qu. 4) 447 



Seite 453 



Wurzbach5 6 . txt 

5- Georg (Qu. 3) 448 

*— Hans Christoph . . (Qu. 6) — 

*— Heinrich (Qu. 7) — 

*- Johann Franz . . (Qu. 8) 149 

* Joseph .... (Qu. 9) - 

«— Sigismund .... (Qu. 10) — 

5 Theodorich .... (Qu. 41) 450 

*Wild3nsteiner . die 452 

Wilder, Georg Christoph, ui. ?. 452 

Wildgruber, Adolf 455 

Wildhack, Joseph — 

"Wildner von Maithstein . 

Eugen (Qu.) 158 

* Ignaz, m. ? 156 

-»Wildner, Franz . . . (Qu.) 158 

*W ildsch go. Franz Leodegar 

Freiherr .15 9 

*— Barbara Freiin . (im Texte) 460 

Wildt. Anton 122 

WilemanS 460 

Wilfinger, Ernst Johann . . . 

Wilfling, Ignaz Richard . . . 

*Wilgenheim, Ludwig Freiherr 463 

Wilhelm Franz Karl Erzherzog .164 

- Herzog von Wiirttemberg . — 

ch— Andreas Ritter von, in. I>. . — 

Seile 

"Wilhelm, Ad. . . . (Qu. 1) 173 

*- Christoph .... (Qu. 2) - 

*— Friedrich, ia. ?. . . (Qu. 3) — 

«— Gustav Friedrich 4 63 

* - Karl Adolf. . . . (Qu. 4) 474 

- Wilhelmus .172 

- (Meisteraus Innsbr.) (Qu. 5) 474 

* - (Bischof von OlmiiJi) (Qu. 6) 173 

* (Weihbischof von Koln) 

- (Qu. 7) - 

*- von Helmfeld . . (Qu. 8) - 

Wilhelmi, Alezander 476 

-*— Friedrich, m. I> — 

Wilhelmine Amalie Kaiserin . .481 

Wilimek — 

*Willburg, Anton Karl . . . . — 

*- Conrad (Qu. ) 482 

*- Peter (Qu. ) - 

Willburger — 

«Willemer. Marianne v., m. ?. — 

Willfort . Karl . . (im Texte) 188 

-lWillforth, August 187 

Williams, James Ernst Freiherr — 

WillmanN' Galvani, Karoline. 191> 

- >Hub e r . . . . (im Texte) 

- E (Qu. 1) 193 

- Maximilian . . (im Texte) 190 

- Michael Leopold . . (Qu. 2) 494 
*- Otto Philipp Aug 194 

- (Schloffer) .... (Qu. 3) 196 

- (Sangerin, Mutter) (im Texte) 194 

- ( „ Tochter) ( „ , ) - 
Willmers, Rudolf, m. I». . . . 196 
*Willomiher, Joseph, N. ?. . 197 
Willroider, Joseph 193 

- Ludwig 199 
s-Wilfterth. Franz 200 

Seite 454 



Wurzbach5 6 . txt 
*Wilsdorf, Ferdinand . (Qu.) 201 

— Franz — 

Wilson, Johann Chevalier . . . 
Wilt. Franz, n. ?. . . (Qu.) 203 

«— Joseph 202 

*- Marie, m. I> 204 

-i-Wiminko. Augustin Nep . . . .203 
Wimmer. Albrecht Aug. Gottl. .209 
*- Colestw (Qu. 4) 227 

— Eduard (Qu. 2) - 
*- Florian 214 

*- Franz (Qu. 3) 227 

*- Franz (Qu. 4) - 

5 Friedrich (Qu. 5) 228 

— Georg (Qu. 6) — 

*— von Odenwald, Heinrich 
(Qu. 7) 229^ 

302 

Wimmer, Heinrich Freiherr 
(Qu. 7, im Texte) 

— Jacob Freiherr, m. A . u. I>. 

— Jacob (Qu. 8) 

* A _ Joseph Freiherr . . . (Qu.) 
Freiherr .... (Qu . ) 

— Joseph . . 

— Joseph (Qu. 9) 
. Eduard 

— Iuftinian»H Ianow Vlasio 
(Qu. 10) 

*- Peter (Qu. 11) 

— Wolfgang .... (Qu. 42) 

*— (Zimmermeister ) . . (Qu. 13) 

«Wimmersperg, Anton (Qu.) 

A - Sebastian. . . (Qu.) 

«— Emanuel Ferd. Freiherr. . . 

Wimpffen, die Freiherren und 

Grafen, Genealogie u. Stammtafel, 

m. A (Qu.) 

— Adolf (Qu. 1) 

— AlphonS Graf 

— Arnold (Qu. 3) 

— Christian Peter . . (Qu. 4) 
Friedrich . . . (Qu. 5) 

— Clemens August . . (Qu. 6) 
-'-Conrad ....>. (Qu. 7) 

— Dagobert Sigismund (Qu. 3) 

— Emanuel Felix . . (Qu. 9) 

— Felix (Qu. 10) 

— Felix Friedrich Wenzel, N. e. 
Ludwig . . . (Qu. 12) 

— Franz Cajetan Anton (Qu. 13) 
Emil Lorenz, 

Karl Eduard . 
Ludwig . 
Ludwig. 

— Friedrich Wilhelm ( ) 

— Georg (Qu. 19) 

— — Siegmund Dominik 
(Qu. 20) 

— Gustad Adolf Felix . (Qu. 21) 

— Hans (Qu. 22) 

— Heeremann .... (Qu. 23) 

— Heinrich Christian 

— Hermann .... (Qu. 25) 

Seite 455 



Wurzbach5 6 . txt 



— Johann (Qu. 
Seite 

229 
215 
229 
217 

(Qu. 15) 

(Qu. 16) 

(Qu. 17) 

(Qu. 18) 

9 

Christoph 

Dietrich 

Friedrich 

Georg I I . 

— Iosephine . 

— Karl August 

— Luis .... 
(Qu.27) 

(Qu. 28) 

(Qu. 29) 

(Qu. 30) 

(Qu. 31) 

(Qu. 32) 

(Qu. 33) 

229 

226 

230 

231 

233 

238 

232 

238 

239 

240 

246 



26) 



241 
247 
241 



242 

243 

230 

243 

244 

245 

Seite 

Wimpf 

Leono 

- Mar 

- Max 

- Osw 

- Sie 
(Qu. 

- Sta 

- Tob 

- Vic 
Winar 
Wince 
Winck 
Genea 

- Bru 
-1 



fen, Margarethe Isabella 

re. n. I>. . . (Qu. 34) 245 

ia Anna Cacilia, na. ?. 251 

imilian, in. I> 252 

aid (Qu. 37) 245 

gmund Heeremann 

38) 246 

nislauS Gllstav . (Qu. 39) - 

ias Peter. . . (Qu. 40) - 

tor 260 

iclF, Karl 261 

nty — 

el Hofen, die Freiherren, 

logie, m. >/V. . (Qu.) 262 

no (Qu.) - 

Elisabeth (Qu.) - 



Seite 456 



Wurzbach5 6 . txt 

— Ernst . (Qu. ) - 

— Franz Anton .... (Qu.) — 

— Georg Joachim . . . (Qu.) — 

— Heinrich (Qu.) — 

— Hermann (Qu.) — 

— Hieronymus .... (Qu.) — 

— Joachim (Qu . ) — 

— Iodoc : (Qu . ) — 

— Joseph Cajetan .261 
*Winckelhof er , Augustin . . . 263 

— von WinckelSburg . Mat- 
« thias 264 

Winckelmann, Johann Joachim . — 
Winckler . 271 

— Anton 272 

— Heinrich Joseph . . (Qu. 11) 287 

— Johann (Qu. 12) — 

— von Mohrenfels, Joseph 
. Johann (Qu. 20) 289 

"- Willibald .... (Qu. 26) 290 
Wincklern, Johann Bapt . v. . .291 
*Winkhler, Karl AngeluS . . . 280 

— Matthias Jacob 282 

— Valtin (Qll. 23) 290 
«Winkler. Andreas Freiherr . .271 

— Andreas (Qu. 1) 284 

*— Benjamin .... (Qu. 2) — 
* - D. . . (Qu. 3) - 

*- E (Qu. 4) 285 

*- Eduard (Qu. 5) - 
*- Franz (Qu. 6) - 
*- Franz (Qu. 7) - 

— Franz (Qu. 8) 286 

— Franz (Qu. 9) - 

— Franz von .... (Qu. 10) — 

— von Briickenbrandt , Georg 
Johann 273 

— Johann (Qu. 13) 287^ 

303 

Seite 

Wintler, Johann Ritter von 
(Qu. 14) 287 

Balthasar . . . (Qu. 43) 288 
Christoph . . . (Qu. 16) - 
Michael . . . (Qu. <7) - 

— Joseph 277 

— Joseph (Qu. 18) 288 

— Joseph (Qu. 19) 289 
Magnus . . . (Qu. 21) - 

— Karl (Qu. 22) - 

— Ludwig .... (im Texte) — 

— Martin Ferdinand 281 

— Michael (Qu. 23) 290 

— «Deutsch, Minna, m . ? . . .283 

— Moriz (Qu. 24) 290 

— X (Qu. 27) 291 
Seite 

Winkler, verschiedene Adels« 

familien (Qu. 28) 291 

Wind. I. G 293 

— Simon (Qu . ) — 
Wind er, Berthold -» 
Windisch. Johann . . (Qu. lj 297 
Gottlieb . . . (Qu. 2) - 

Seite 457 



Wurzbach5 6 . txt 



- Karl Gottlieb von 294 

- Leopold don . . . (Qu. 3) 297 

- (die Adelsfamilie) . (Qu. 4) 298 

- Christian .... (Qu. 4) ' - 

- Karl (Qu. 4) - 

- Nicolaus .... (Qu. 4) - 

- Nudolf (Qu. 4) - 

- Sebastian .... (Qu. 4) — 

- ZachariaS .... (Qu. 4) - .? 
304 

Namen-Register nach den Geburtslandern 

und den Lindern der Wirksamkeit . 

Banat . 

Wierzbicki, Peter, 

Seite 

. 34 

Bohmen . 

Wiedemann, Johann (Qu. 2) 3 

Niedermann, Helene .... 7 

Niedersperger von Wieders« 

perg, Familie . . . (Qu.) 8 

- — Gustav — 
Wiehl, Franz 44 

Wiener, Friedrich Ritter von . . 29 

- Wilhelm (Qu. 4) 32 

Wiese, Anton .... (Qu. 1) 41 

- Joseph (Qu. 3) 42 
Wiesenfeld. Karl 46 
Wiefer, Johann 51 
Niesner, Adolf 78 

- Conrad 83 

- I (Qu. 4) 93 

Wietz. I . K 98 

WieLnik, Bernhard Franz Graf 
(Qu. 4) !00 

- Franz (Qu. 5) 401 
Faver Graf 99 

- Karl (Qu. 2) 100 

- Martwart .... (Qu. 4) - 

- Rudolf (Qu. 3) - 

Wikart (Wickart) . (im Tezte) 404 
Wild. Anton .... (Qu. 4) 423 
Wilde. AmbroS ..!.'.' 444 

- Franz (im Tezte) — , 
Wildner Edler v. Maithstein, ! 
Ignaz 156 > 

Seite 

Wildt, Anton 422 

Wilfling, Ignaz Richard . . .If 

Wilhelm Ritter von . (Qu. 8) 173 

- Andreas Ritter von .... 464 

- Christoph .... (Qu. 2) 473 
Willmann. Michael Leopold 

(Qu. 2) i94 

- Otto Philipp August .... 191 
Willomiher. Joseph 497 

Wimmer, Franz . . (Qu. 3) 228 

- Jacob Freiherr 215 
Wimmersperg, Emanuel Ferdi» 
nand Freiherr 231 
Wimpffen, Christian Friedrich 
Freiherr (Qu. 3) 239 

- Franz Emil Lorenz Graf . . 247 

- Siegmund Heereman (Qu. 38) 246 



Seite 45? 



Wurzbach5 6 . txt 
Winkler, E (Qu. 4) 285 

- Franz (Qu. 6) — 

- Franz (Qu. 7) - 
Galizien . 

Wielhorski. Michael Graf . . 19 
Wielogtowski . Valerian. . . 20 
Wielowieyski de Wielka« 
Wies. Ladislaus Freiherr . 27 
Wierzbicki. Alexander (Qu. 1) 35 

- Michael (Qu. 2) - 

- Peter 34 

Wierzchle jski, Franz Ritter von 35 
Wiesiolowski, (im Tezte) 94 
Wiesolowski, Christoph ... 93 

- Franz Graf . . (im Tezte) 94 

- Michael .... ( . „ ) - 
N i 1 c z e k . Joseph 122^ 
308 

Seite 

Wilhelm. Andreas Ritter von . 164 

Winkler, Franz . . . (Qu. 9) 286 

Kiistenland und Trieft. 

Wi edemann, Franz . (Qu. 1) 3 

Wildenstein, Heinrich v. (Qu. 7) 148 

- Johann Joseph Graf (Qu. 9) 149 
Winckelmann, Johann Joachim 264 
Winkler, Andreas Freiherr . .271 
Karnthen . 

Wiender, Bonaventura .... 29 
W i e r y , Valentin 33 
Wiesner, A. C 82 
Wilczek, Johann Balthasar Graf 
(Qu. 3) 113 

Willburg, Anton Karl von . . 181 
Willroider, Joseph 198 

- Ludwig — 

Winkler, Martin Ferdinand . .281 

Krain . 

Wiener, Paul . . . (Qu. 3) 32 

Wilden stein, Cajetan August 

Graf (Qu. 2) 147 

Wilgenheim, Ludwig Freiherr . 163 

Winkler, Andreas Freiherr ..271 

- Franz von .... (Qu. 10) 286 
Krakau . 

Wiedemann. Joseph . (Qu. 3) 3 
Wielogtowski, Valerian ... 20 
Wielopolski von Staryton, 
Franz (Nr. 3) 23 
Johann . . . (Nr. 1) — 
Karl Gonzaga . (Nr. 4) 26 
Wilczek, Joseph 122 

Wilhelm, Andreas Ritter von . . 164 
Lombardie . 

Wilczek, Johann Joseph Graf 
(Qu.4) 118 
Mahren . 
Wieser, Franz Christoph (Qu. 7) 63 

- von Mahren heim .... 56 

v. Wurzbach. biogr. Lexikon. I "VI. 

Seite 

Wiesner, Julius . 88 

W i k a r t , Joseph 10« 

Wikosch. Martin Johann . . . 102 

Seite 459 



Wurzbach5 6 . txt 
Wild, Ios. Fr (Qu. 4) <31 
Wildner, Franz . . . . (Qu.) 158 
Wilhelm, Andreas Ritter von . ! 64 

- Karl Adolf. . . (Qu. 4) 174 

- von K 6 1 n . . . . (Qu. 7j 175 

- (Bischof von Olmuh) (Qu. 6) — 
Wilperth, Franz 200 
Wiminko, Augustin Nepomuk. . 208 
Wimmer, Colestin . . (Qu. <) 227 

-Franz (Qu. 3) - 

Windisch, Leopold von (Qu. 3) 297 

W i n t 1 e r , Franz . . . (Qu. 8) 286 

- Johann (Qu. 13) 287 
Ritter von . . (Qu. 14) - 

- Joseph (Qu. 19) 289 

Magnus . . . (Qu. 21) - 

- Moriz (Qu. 24) 290 

- von Winkelsberg . (Qu. 28) 291 
Militargrcnze. 



Wiesy, Karl 


Ritter von .... 97 


Wimmer, Peter . . . (Qu. 11) 230 


Winckelhofer von Winckels» 


burg, Matthias 264 


Desterreich 


ob der Enns. 


W i e d e 


m 


a n n , Theodor .... 1 


W i e d e 


n 


f e 1 d , Otto Freiherr 


(Qu.) 6 






W i 1 h e 


1 


m , Christoph . (Qu, 2) 173 


W i 1 1 e 


m 


e r , Marianne (Goethe's 


Suleika) 




182 


W i m m e 


r 


, Florian 2 14 


Wiser 


t 


Karl 59 



Oesterreich unter der Enns. 
Wiedemann, Joseph. (Qu. 3) 3 

- Theodor 1 

- (8. ,5.) (Qu. 4) 4 

N i e g a n d , Johann 1? 

- Joseph .... (im Texte) 13 
W i e h 1 . Franz «4 

W i e 1 a n d , Johann Andreas 
(Qu. 2) 17 

- Karl (Qu. 3) 18 

- Ludwig (Qu.4) — 
Wielemans, Alezander . . . . 
2 0^ 

306 

Seite 

Kiener, Karl (Charles) .... 30 

- Leopold (Qu. 1 > 3 1 

- Wilhelm Ritter von (Qu. 5) 32 
Gieninger, Eduard . . (Qu) 33 

- Georg 32 

Wiesberg, Wilhelm 40 
WieSbock, Karl L 39 

Wiese. Friedrich . . . (Qu. 2) 42 
Wiesenburg. Adolf 44 
Wiesen Hiitten, Franz Freiherr 
(Qu ) 4 9 
Wieser, Alois .... (Qu. 2) 67 

- Kaspar 6i 

- Leopold Ritter von 63 

- Maria Anna . . . (Qu. 12) 70 

- (Lithograph) . . . (Qu. l(i) 71 

- (Sangerin) . . . . (Qu 47) - 



Seite 460 



Wurzbach5 6 . txt 
Wiesing, Hans — 
Wiesinger. Albert — 

- Olga 77 
Niesner, Adolf 78 

- Julius 88 

- Norbert (Qu. 2) 93 
Wiest, Franz 94 
Wiest. (Qu.) «7 

Bigaud, Balth A sar . (Qu. 4) 14 
Wikart (Wickart) . (im Tezte) 401 
Mikofch. Martin Johann . . . .102 
Nilbro.no t, Adolf — 

- »Baudius, Auguste. . . . !09 
Wilczek. Friedrich Graf .... 112 

- Johann Graf 118 

Wild, Franz !23 

- Georg (Qu. 2) — 

Wild, (Qu. 3) - 
Wildauer, Mathilde 131 

Wi ld'b urg, Adolf Freiherr . . .142 

Wildensteiner , die 132 

Wilder, Georg Christ 157 

Wildhack, Joseph 153 

Wildner Edler von Maithstein, 

Ignaz 156 

Wildschgo, Franz Leodegar Frei« 

Herr 159 

Wilhelm, Ad (Qu. 1) 173 

- Gustav Friedrich 168 

- Karl Adolf. . . . (Qu. 4)174 
Bilhelmi . Friedrich 176 
Willfort . Karl . . (im Texte) 188 
Nillforth . August 187 
Nillma.nn, E. . . . (Qu. 1) 193 

- Maximilian . . (im Texte) 19" 

- Otto Philipp August . . . .19! 
' s - -Galvani, Karoline . . . 190 
Seite 

Nillmann-Huber, 190 
Willmann (Qu. 3) 196 

- (Sangerin, Mutter) (im Texte) 191 

- ( „ Tochter) („.,)- 
WillmerS, Rudolf 196 

Wilso n, Johann Chevalier . . .201 
Wilt. Franz (Qu. ) 2N8 

- Marie 204 

Wimmer, Albrecht August Gottl. 
Daniel . . . 209 

- Eduard (Qu. 2) 227 

- Franz (Qu. 3) - 

- Georg (Qu. 6) 228 

- Jacob (Qu. 8) 229 

- Joseph 217 

- Joseph (Qu. 9) 229 
Eduard 226 

- Iustinian a aanoto Vlasio 
(Qu. 10) 330 

Wimpffen, AlphonS Graf . . . 2 ' . 12 

- Maria Anna Cacilia Grafin . 23 1 
Winckler, Anton 272 

- Johann (Qu. 12) 287 

- von Mohrenfcls, Joseph 

Johann (Qu. 20) 289 

Wind, I . G 293 

Seite 461 



Wurzbach5 6 . txt 
Winder, Berthold — 
Winkler, Andreas . . (Qu. 1) 284 

- D (Qu. 3) .- 

- E (Qu. 4) 285 

- Franz (Qu. 9) 28tt 

- Heinrich Joseph . . (Qu. 11) 287 

- Johann Christoph . (Qu. 16) 288 
Michael . . . (Qu. 17) - 

- Joseph 277 

- Joseph (Qu. 18) 288 

- Joseph (Qu. 19) 289 

- von Briickenbrandt , Georg 
Johann 275 

- Michael (Qu. 23) 290 

- »Deutsch, Minna . . . .283 
Wiser, Engel Ulrich . lQu. 3) 68 

- Karl . . .59 
Salzburg . 

Wiedemann, Theodor .... 1 

W i e r y , Valentin 3. '1 

Wies deck. Georg . . . (Qu.) 40 

Wieser. Lorenz . . . (Qu. 1«) 70 

Winckelhof er , Augustin . . .263 

Wimpffen, Franz Ccljetan Anton 

Freiherr (Qu. 13) 241^ 

307 

Wind, Simon . 

Wiser, Marian 

Seite 

. . (Qu.) 293 

(Qu. 43) 70 

Schlesien . 

Wiedenfeld, Otto Freiherr 

(Qu.) 6 

- Wilhelm Ritter dun .... 5 
Wielopolski von Starykon, 

Franz (Nr. 6) 26 

Wilczek, Heinrich Wilhelm Graf . 116 
Wilhelm, Andreas Ritter von . 164 
Wimmer, Friedrich. . (Qu. 8) 228 
Wimpffen, Gustav Adolf Felix 

Graf (Qu. 24) 243 
Siebenburgen . 

N i e 1 a n d , Johann Andreas von 
(Qu. 2) 1? 

Wiener. Paul . . . (Qu. 3) 32 
Wieser, Kaspar 61 
Steiermark . 

Wieland, ColumbanuS (Qu. 4) 17 
Wiesenauer, Franz 42 

- Franz .... (im Texte) 43 
Wieser von und zu Ehren« 
Hofen, Johann 30 
Wildenstein, Cajetan Graf . . 445 

- Ernst Heinrich Graf .... 430 

- Franz Joseph Graf (Qu. 4) 447 

- Johann Franz Graf (Qu. 8) 149 
Joseph Graf. . (Qu. 9) - 

- Siegmund von . . (Qu. 40) — 

- Theodorich (Dietrich) von 
(Qu. 44) 430 

Wilfling . Ignaz Richard . . . 460 
Wilhelm, Andreas Ritter von . 464 

- Gustav Friedrich 468 

Seite 462 



Wurzbach5 6 . txt 
Wimmer, Joseph . . . (Qu. 9) 229 
Nimpffen, Felix Friedrich Wenzel 
Graf 246 

— Franz Cajctan Anton Freiherr 
(Qu. 43) 24 1 

EmilLorenz Graf . . . 247 

— Heinrich Christian Freiherr . . 280 
Wincklern, Johann Bapt . von . 29 1 
Winkhler, Matthias Jacob . .282, 
Seite 

Winkler, Johann Nalthasar 
(Qu. t a ) 288 

— MartinFerdinand 284 

Tirol . 

Wiedemann, Franz . (Qu. 4) 3 
Wiesend, Max Georg .... 43 
Wieser, Alois .... (Qu. 4) ft7 

— Franz (Qu. 4) 68 

— Johann Evang. . . (Qu. 9) 69 

— Joseph 34 
Wieser. (Qu. 45) 70 
Wiesing, Hans 71 
Wiesler, Peter 78 

Wikosch. Martin Johann . . .402 
Wilczek, Friedrich Graf. . . . 412 
Wildauer Ritter von Wildhausen. 
Tobias 436 
Wildgruber, Adolf .... 153 

— I (im Tezte) - 

Wilhelm, Friedrich . lQu. 3) 473 

— (aus Innsbruck) . . (Qu. 3) t74 
Winckelhofen Freiherr von 

(Qu.) 2K2 

— Elisabeth Freiin . . . (Qu.) — 

— Joseph Cajetan Freiherr . . 264 
Winkhler, Valtin . . (Qu. 23) 290 
Winkler, Andreas . . (Qu. 4) 284 
Wiser, Joseph Anton . (Qu. 40) 69 
Ungarn . 

Wiedersperger von Wieders ' 

perg, Leopold 44 

Wie land, Georg Freiherr ... 44 

Wierzbicki, Peter 34 

Wiesen, Franz . . . (Qu. 5) 42 

Wieser, Franz 49 

Wigand, Georg . . . (Qu. 4) 13 

— Johann (Qu. 2) — 

— Karl Friedrich . . (Qu. 3) — 

— Otto (Qu. 4) - 

Wildbiirg, Adolf Frecherer 

(Qu.) 144 
Wildenstein, Georg von 

(Qu. 3) 143 
Wildner Edler von Maithstein, 

Ignaz 436 

Wilfinger, Ernst Johann . . ,,. 460 
Wilhelm, Gustav Friedrich . . /. 468 

Wilt, Joseph ' , A 2 

2 0*^ 

308 

Seite 

Wimmer. Albrecht August Gottl. 

Daniel 209 

— Joseph Eduard 226 

Seite 463 



Wurzbach5 6 . txt 

— Edler von Ebenwald, Hein« 
rich (Qu. 7) 229 

Wimmer. (Qu. 13) 230 

Windisch, Johann . . lQu. 1) 297 

— Johann Gottlieb . . (Qu. 2) — 

- Karl Gottlieb 291 

— Leopold von . . . (Qu. 3) 297 
Winkhler, Karl Angelus . . .230 
Winkler, Benjamin . (Qu. 2) 284 

- Franz (Qu. 8) 286 
-Karl (Qu. 22)289 
Vorarlberg . 

Wieser, Franz . . . (Qu. 3) 68 

Wildgruber, Adolf 133 

Willburger von Willburg, 

Conrad (Qu.) 182 

Peter (Qu.) - 

Vorderiisterreich . 

Wilhelm, Wilhelnms. . . 172 

Desterreicher , die im Auslande 

denkwiirdig geworden. 

Wiener, Karl (Charles) .... 30 

- Wilhelm (Qu. 4) 32 
Wiesbeck, Georg .... (Qu.) 40 
Wiesend, Max Georg (Bayern) . 43 
Wiesner, A. C 82 

— Conrad 83 
Wiest, Franz 94 
Wildauer Ritter von Wild, 
hausen, Tobias 136 
Willemer, Marianne (Goethe's 
Suleika) 132 
Willroider, Joseph . . . . 198 

- Ludwig 199 

Wimpffen, Arnold von (Qu. 3) 238 

- Conrad von . . . (Qu. 7) 240 

— Enllmuel Felix Freiherr 
(Qu. 9) - 

— Felix Ludwig von . (Qu. 12) — 

- Johann Dietrich . . (Qu. 28) 244 

- Luis de (Qu. 33) 248 
Winkler. Karl . . . (Qu. 22) 239 
Nicht in Oesterreich geboren. 
Seite 

Wie de mann, Franz 3 

— Theodor (Michelstetten in 
Bayern) 1 

Wiederkehr, Xaver (Schweiz) . 6 
Wieland, Ludwig . . (Qu. 4) 18 
WieBner. Conrad . . . (Qu.) 88 
Wilbrandt, Adolf 102 

— »Baudius, Auguste. . . . 109 
Wilder. Georg Christoph (Niirnberg) 
152 

Wilhelm. Friedrich . . (Qu. 3) 173 
Wilhelmi, Friedrich 176 
Williams, James Ernst Freiherr- 

(England) 188 
Willmann, Maximilian 

(im Texte) 190 

- Michael Leopold . (Qu. 2) 194 

- Otto Philipp August (Posen) . 191 

— »Galvani, KarolinesForchten« 
berg) 190 

Seite 464 



Wurzbach5 6 . txt 

— .Huber, — 

Willmers. Rudolf (Berlin) . .196 
Wilson, Johann (Dublin) . . .201 
Wilt, Franz 208 
W i m m e r, Friedrich (Breslau) 
(Qu. 5) 228 

Wimpffen, Christian Friedrich 
Freiherr (Qu. 5) 239 

— Christian Peter von (Qu. 4) — 

— Dagobert Sigismund Freiherr 
(Qu. 8) 240 

— Emanuel Felix Freiherr 
(Qu. 9) - 

— Felix von .... (Qu. 10) - 

— — Ludwig (Minfelden in der 
Pfalz) (Qu. 12) - 

— Frnnz Karl Eduard Graf (Stuttgart) 
(Qu. 13) 241 

Ludwig v. (bei Minfelden) 
(Qu. 16) - 

— Friedrich Wilhelm (Khirn) 
(Qu. 18) 242 

— Georg Freiherr (Frankfurt am 
Main) <Qu. 19) - 

— Gustav Adolf Felix Graf 
(Qu. 21) 243 

— Heeremann .... lQu. 23) — 

— Johann Georg (II.) (Mollberg) 
(Qu. 30) 244 

— Iosephine .... (Qu. 31) — 

— Karl August (Niirnberg) 
(Qu. 32) 243^ 

399 
Seite 

Wimpffen, Oswald Freiherr 
(Qu. 37) 243 

— Stanislaus Gustav (Qu. 39) 246 
Winckelhof er von Winckels« 
burg. Matthias 264 
Winckelmanll, Johann Joachim 

(Stendal) - 
Winckler, Anton 272 

— von Mohrenfels, Joseph 
Johann (Qu. 20) 289 

— Willibald .... (Qu. 26) 290 
Seite 

Win kl er, Franz hon (PreuBen) 
(Qu. 10) 236 

— Johann Christoph (Augsburg) 
(Qu. 18) 288 

Michael (SchlieSheim) 
(Qu. 57) - 

— Moriz (Qu. 24) 290 

Wifer, Johann Siegfried asanots 
Alkr' s arstli» 33 

— Otto a Zanotk I' s uainM«. 
(im Texte) 54^ 

Namen-Register nnch Standen 

nnd anderen bezeichnenden Kategorien. 

Adel. 

Seite 

Wiedemann von Warnhelm, 

Ernst . . (Qu 5, im Texte) 4 

Karl . . . (Qu. 5) - 

Seite 465 



Wurzbach5 6 . txt 
Wiedenf eld, Otto Freiherr von 
(Qu.) 6 

— Wilhelm Ritter von .... 3 
WiederSperger von Wieders« 
perg, Ritter und Freiherren 

(Qu.) 8 

Gustav — 

Wieland. Georg Freiherr ... 14 

— Johann Andreas . (Qu. 2) 17 
WielhorSki. Michael Graf . . 19 
Wielopolski von Starykon, 

die Grafen 24 
WielowieySki de Nielta« 
Wies. LadislauS Freiherr . 27 
Wiener, Friedrich Ritter von . . 29 

— Wilhelm Ritter von (Qu. 5) 32 
Wierzchle jski, Franz Fader 
Ritter von 33 

Wief enhiitten, Freiherren von 

(Qu.) 49 
Wieser, Friedrich Ritter von 

(Qu. 8) 69 

— von und zu Ehrenhofen, 
Johann 3t) 

— von Mahrenheim, Joseph . 36 

— Leopold Ritter von 63 
Wiesotowski . Franz Graf 

(im Texte) 94 

Wiesy, Karl Ritter von .... 97 
W i e i n i k , die Freiherren und 
Grafen 400 

Wilczek, die Grafen 143 
Wildburg, Adolf Freiherr. . .442 
Seite 

Wildenstein, die Grafen (Qu.) 446 
Wildner v. Maithftein, Eugen 

(Qu.) 138 

Ignaz 136 

Wildschgo, Franz Leodegar Frei« 
Herr 439 

Wilgenheim, Ludwig Freiherr . 163 
Wilhelm, Andreas Ritter von . . 464 

— (PrussinomSky von'Wiczkow) 
Bischof. . . (Qu. 6) 473 

— von Helmfeld, die Edlen 
und Ritter .... (Qu. 8) - 
Nilhelmi (von Panwih) , Fried» 
rich 176 

Willburg, Anton Karl von ..484 
Willburger von Willburg 
(Qn.) 4 82 

Williams. James Ernst Freiherr 488 
Wilson. Johann Chevalier . . . 201 
Wimmer Edler von Eben wald, 
Heinrich (Qu. 7) 229 

— Heinrich Freiherr von 
(Qu. 7, im Texte) - 

— Jacob Freiherr 21 3 

Wimmersperg, Emanuel Ferdi« 

nand Freiherr 234 
Wimpffen, die Freiherren und 
Grafen 233 

Winckelhof en, Freiherren von 
(Qu.) 262 

Seite 466 



Wurzbach5 6 . txt 
Winckelhofer von WinckelSbiirg, 
Matthias 264 

Winctler von Mohrenfels, 
Joseph Johann . . (Qu. 20) 289 
Winckelstein (Qil. 28) 291 
Wincklern, Johann Bapt . von .294 
Windisch, Karl Gottlieb von . .249 

- Leopold von . . . (Qu. 3) 297^ 
3t 1 

Seite 

Windisch, die von . . (Qu. 4) 298 

Wnikl er. Andreas Freiherr . .271 

- Franz von . . -. (Qu. 10) 286 

— von Briickenbr andt, Georg 
Johann 273 

- Johann Ritter von . (Qu. 14) 287 

— v. Winklersberg (Qu. 28) 291 
Aerzte . 

Wi edersperger von Wieders» 

perg, Gustav 8 

Nieser. Alois. . . . (Qu. 1) 67 
Willburg, Anton Karl von . . 181 
Wimmer, Joseph . . (Qu. 9) 229 
Windisch, Johann Gottlieb 
(Qu. 2) 297 

— Leopold von . . . (Qu. 3) — 
Winkler, Joseph Magnus 

(Qu. 21)28 9 
Architekten . 

Wi elemans. Alexander . . . . 1« 
Wiesenfeld, Karl 46 
Wieser, Franz . 4 ! ) 
W i 1 h e 1 m (ans Innsbruck) 

(Qu. 4) 174 

Wilt, Franz (Qu. ) 208 
Winkler, E (Qu. 4) 283 

- Valtin (Qu. 28) 290 
Bibliographen, Bibliothekare und 
Buchhandler . 

Wiesen, Franz . . . (Qu. 3) 42 
Wieser, Alois .... (Qu. 2) 67 
Wigand, Georg . . . (Qu. 1) 16 

— Karl Friedrich . . (Qu. 3) ' — 

- Otto (Qu. 1) - 

Willforth . August . . < . A .187 
Nimmer, Franz. . . (Qu. 3) 227 

Winkler, Joseph 277 

Bildhauer, Medailleurs. 

Wiener, Leopold . . (Qu. 1) 31 

Wieser, Lorenz . . . (Qu. 11) 70 

Wildt, Anton 122 

Wiser, Joseph Anton . (Qu. !0) 69 

Frauen . 

Wiedermann, Helene ... 7 

Wieser, Maria Anna . (Qu. 12) .70 

Seite 

Wiefer (Sangerin) . . (Qu. 17) 71 

Wiesinger, Olga 77 

Wilbrandt-Baudiils , Auguste W9 
Wild. C 123 

— Hermine (Qu. 3) — 
Wildauer, Mathilde <31 
Wildschgo, Barbara Freifrau 

(imTezte) 160 

Seite 467 



Wurzbach5 6 . txt 
Will em er, Marianne (Goethe's 
Suleika) . . 182 
Willmann . Galvani, Karoline 190 

- -Huber . ... ^ . 190 

- (Sangerin, Mutter) (im Texte) 191 

- ( „ Tochter) ( „ „) - 
Wilt. Marie 204 

Wimpffen. Iosephine (Qu. 31) 244 

- Maria Anna Cacilia Grasin . 2al 
Winckel Hofen, Elisabeth Freiin 

(Qu.) 262 

Winklcr-Deutsch, Minna ..283 
Geo-' 1 Karto- A Topographen, 
Reisende . 

Wiener, Karl (Charles) .... 30 
Wieser, Franz . . . (Qu. 4) 68 
Wilczek. Johann Graf .... 118 
Wimpffen, Johann (Hans) 

(Qu. 26) 243 

- Stanislaus Gustav . (Qu. 39) 246 

- Victor Graf 2«0 

Win ckelhofer, Augustin . . .263 
Geolog, Bergmann. 
Winkler, Benjamin . (Qu. 2) 284 
Geschichtsf orscher . 

Wiedemann. Theodor 1 

Wieser. Franz . . . (Qu. 5) 68 
Witosch. Martin Johann . . ' . W2 
" i 1 d A Ios. Fr. . . . (Qu.4) 131 
Wil. denstein, Ernst Heinrich 

Graf 180 

Win cklern, Johann Bapt . von . 291 
Windisch, Karl Gottlieb von . . 294 
Homilet . 

Wiesinger, Albert. . . .71 
Humanisten . 

Wildschgo, Barbara Freifrau 
(im Tezte) 460^ 
312 
Seite 

Wimmer, Albrecht August Gottl. 
Daniel 209 

- Jacob Freiherr 215 

Win kl er. Franz von . (Qu. 10) 286 
Industrielle . 

Wiedbnfeld, Wilhelm Ritter von 3 
Wiese, Friedrich . . . (Qu. 2) 42 

Wiesen burg. Adolf 44 

Niest (Qu.) 97 

N i 1 h e 1 m , Friedrich . (Qu. 3) 173 

Wimmer, Georg . . (Qu. 6) 228 

N i n t 1 e r , Michael . . (Qu. 23) 290 

Juden . 

Wiesner, Adolf 78 

- I. . (Qu. 1) 93 

Kunstf orscher , Kunstf reunde . 

Wiesbock, Karl L 39 

Wieser, Leopold Ritter von . . 63 

Wiesotowski, Christoph . . !>3 

Kimmer, Florian 2!4 

Winctelhof er , Auguftin . . .263 

Winckelmllnn, Johann Joachim 364 

Kupf erstecher . 

Niese, Joseph. . . . (Qu. 3) 42 

Seite 468 



Wurzbach5 6 . txt 
Wiesner, Conrad 83 

Wikart (Wickart) . (im Texte) 101 
Wilder, Georg Christ 137 
Willmann, E. . . . (Qu. 1) 193 

- Michael Leopold . . (Qu. 2) 194 
Wind, I.G. (Xylograph) . . . 293 
Winkler, Andreas . . (Qu 1) 284 

- Johann Christoph . (Qu. 16) 288 

- X (Qu. 27) 29t 
Kandwirthe, Forstmanner. 

Wieg and, Johann 12 

- Joseph .... (im Texte) 13 
WiesiotowSki, Michael 

(im Texte) 93 
Nilhelm, Gustav Friedrich ..168 

- Karl Adolf. . . . (Qu. 4) 174 
Willburg, Anton Karl von . . . 181 
Willfort, Karl . . (im Texte) 188 
Wintler von Bruckenbrandt , 

Georg Johann 275 
Maler . 
Seite 

Wiehl, Franz 14 

Wieland, Karl . . . (Qu. 3) <8 
Wiesbock, Karl 6 39 
Wiesend, Max Georg 48 
W i e s e r , (Lithograph) 
(Qu. 16) 71 
Wiesinger, Olga 77 

Wigand. Balthasar . . (Qll. 4) 14 
Wikart. Joseph lt)l 
Wild, Anton .... (Qu. 1) «30 

- Georg (Qu. 2) — 
Wilder, Georg Chnst 187 
Wildgrub er, I . . (im Texte) 183 
Wildhack, Joseph — 
Willmann, Michael Leopold 

(Qu. 2) 194 
Willroider, Joseph 198 

- Ludwig — 

Winder, Berthold 293 

Winkler, Andreas . . (Qu. 1) 284 

- D (Qu. 3) - 

- Johann Michael. . (Qu. 17) 288 
Maria Theref ien-Brdensritter 
und Ritter des goldenen Vliefies. 

Die mit einem * Vezeichneten sind Aitler des goldenen 

Miefes . ) 

Wieland, Georg Freiherr ... 14 

Wielowieyski de Wielka» 

Wies, Ladislaus Freiherr . 27 

Wiesy, Karl Ritter von 97 

*Wilczek, Johann Joseph Graf 
(Qu. 4) 115 

Wildburg, Adolf Freiherr . . . 142 
Williams, IameS Ernst Freiherr 188 
Wilson, Johann Chevalier . . .201 
Wimpffen, Franz Emil Lorenz 
Graf 247 

*— Maximilian Freiherr .... 232 
Winckelhofer von Winckels» 
burg. Matthias 264 
Marine . 
Wildner v. Maithstein, Eugen 

Seite 469 



Wurzbach5 6 . txt 
(Qu.) 138 

Wimpffen, Victor Giaf . . . .260 
Mathematiker , Astronomen. 
Wiedemann. Johann (Qu. 2) 3 

Winckler, Anton 272^ 

313 

Militars, Kriegshelden, Ield> 

hauptleute u. dgl . m. 

Seite 

Widenmann, Heinrich (Qu. 6) 3 

Wiedemann von Warnhelm, 

Ernst . . (Qu. 3, im Texte) 4 

Karl(Qu. 3. A » ) - 

Niederkehr, Haver 6 

Wiedersperger vonWiedersperg, 

Eduard . . . (Qu.) 8 

Leopold 11 

Rudolf . . . (Qu.) 8 

Wieland, Georg Freiherr ... 14 

Wielhorski, Michael Graf . . 19 

Wielopolski von Starykon, 

Franz (Nr. 3) 23 

— (Oberlieutenant) . (Nr. 8) 27 
Wielowieyski de Wielka- 

Wies, Ladislaus Freiherr . — 
Wiener, Ludwig . . . (Qu. 2) 31 
Wiesoeck, Georg . . . (Qu.) 40 
Wiese, Anton .... (Qu. 1) 41 

— Friedrich — 
Wiese. (Qu. 4) 42 

Wiesen (Oberlieutenant) (Qu. 6) — 
Wiesenfeld, Karl 46 
Wiesenhiitten, Karl Freiherr . 48 
Wieser, Franz , . . (Qu. 6) 68 

— Friedrich Ritter von (Qu. 8) 69 

— Johann 31 

— von und zu Ehren Hofen, 
Johann 3 

— Kaspar 61 

— Peter (Qu. 19) 70 
Wieser, (Qu. 13) 70 
Wiesner. A. C 82 

Wi esy, Karl Ritter von .... 97 
Wie2nik, Karl . . . (Qu. 2) 100 

— (Lieutenant) . . . (Qu. 6) 101 
Wilczek, Heinrich Wilhelm Graf 116 

— Johann Balthafar Graf 
(Qu.3) 113 

Wildburg. Adolf Freiherr . . .142 
Freiherr .... (Qu.) 144 
Wildenstein, Georg v. (Qu. 5) 148 

— Hans Christoph von (Qu. 6j — 
Wilgenheim, Ludwig Freiherr .163 
Willburger von Willburg, 
Conrad (Qu.) 182 

Williams, James Ernst Freiherr 188 

Wilsoorf. Kranz 201 

Wilson, Johann Chevalier . . . 201 

Wimmer, Eduard . . (Qu. 2) 227 

v. Wurzbach, biogr. Lexikon. KVI . 

Seite 

Wimmer Edler von Ebenwald, 

Heinrich (Qu. 7) 229 

— Heinrich Freiherr . (Qu. 7, 

Seite 470 



Wurzbach5 6 . txt 
im Texte) — 

— Jacob (Qu. 8) - 

— — Freiherr 213 

— Peter (Qu. 11) 230 
Wimmersperg, Emanuel Ferdi« 
nand Freiherr 231 
Wimpffcn, Adolf Freiherr 

(Qu. 1) 238 

— Alphons Graf 232 

— Christian Friedrich Freiherr 
(Qu. 3) 239 

— — Peter von . . (Qu. 4) — 

— Clemens August Freiherr 
(Qu. 6) - 

— Dagobert Sigismund Freiherr 
(Qu. 8) 240 

— Emanuel Felix Freiherr 
(Qu. 9) - 

— Felix von .... (Qu. 10) - 
Friedrich Wenzel Graf . . 246 
Ludwig von . . (Qu. 12) 240 

— Franz Ludwig . . (Qu. 16) 241 

— — Cajetan Anton Freiherr 
(Qu. 13) - 

Karl Eduard Graf 
(Qu. 15) - 

— — Emil Lorenz Graf . . . .247 

— Friedrich Wilhelm . (Qu. 18) 242 

— Georg Freiherr . . (Qu. 19j — 

— — Siegmund Dominik 
(Qu. 20) - 

— Gustav Adolf Felii Graf 
(Qu. 21) 243 

— Heinrich Christian Freiherr . . 230 

— Heeremann .... (Qu. 23) 243 

— Johann (Hans) . . (Qu. 26) — 
Christoph . . . (Qu. 27) 244 
Dietrich . . . (Qu. 28) - 
Friedrich . . . (Qu. 29) — 

— Karl August . . . (Qu. 32) 243 

— Luis de (Qu. 33) — 

— Max Freiherr 232 

— Oswald Freiherr . (Qu. 37) 243 

— Siegmund Heeremann (Qu . 38) 246 

— StaniSlcms Gustav . (Qu. 39) — 
Winckelhof er von Winckels« 
burg. Matthias 264 

Winkler. Eduard . . (Qu.3) 285 

— von Brijckenbrandt , Georg 
Johann 273 

— Karl (Qu. 22) 289 
2t? 

314 

Musiker . 

Seite 

W ied emann, Joseph . (Qu. 3) 3 

Wiener. Wilhelm . . (Qu. 4) 32 

Wieninger, Eduard . . (Qa.) 33 

— Georg 32 

Wierzbicki, Michael . (Qu. 2) 33 
Wiesner, Norbert. . (Qu. 2) 93 
Wilhelm, Ad. . . . (Qu. 1) 173 
Willmann, Maximilian 
(im Texte) 190 

Seite 471 



Wurzbach5 6 . txt 

— »Huber, — 
Willmers, Rudolf 196 

Wimmer, Joseph Eduard . . .226 
Winkhler, Karl Angelus . . . 280 
Winkler, Martin Ferdinand . .281 

— -Deutsch, Minna .... 283 
Naturf orscher . 

Wierzdicki. Peter (Botaniker) . 34 
Wiesner, Julius (Botaniker) . 88 
Wildner. Franz. . . . (Qu.) 138 
Wilhelm, Karl Adolf . (Qu. 4) 174 
Wimmer, Friedrich . . (Qu. 3) 228 
Ninkler, Franz (Botaniker) 
(Qu.) 286 

— Moriz (Qu. 24) 290 
Drdensgeif tliche . 
Wiedemann (8/.) . (Qu. 4) 4 
Wieland, Columbanus (Benedio 

tiner) (Qu. 1) 17 

Wien der, Bonaventura (Augustiner) 
2 9 

Wies er, Johann Evang. (Jesuit) 

(Qu. 9) 69 

Wiesler, Peter (Benedictiner ) . 78 
Wietznik. Franz (Pramonstratenser) 

(Qu. 3) 101 
Wilde, Amoros (Augustiner) . .144 

— Franz (Jesuit) . (im Ter.te) — 
Wilhelm, Christoph . (Qu. 2) 173 

— Wilhelmus 172 
Wiminko, Augustin Nepomuk 

(Pramonstratenser) 208 
Wimmer, Colestin (Augustiner) 
(Qu. 1) 227 

— Florian . . 214 

— Iustinian g. Ianoto VlaZio 
(Qu. 10) 230 

Winkler, Franz (Franciscaner ) 
(Qu. 6)283 
Seite 

Wiser, Johann Siegfried a. Oanotg. 
A H, rKH16tIi3 . (Piarist) ... 33 

— Marian (Benedictiner) 
(Qu. 13) 70 

— Otto 2. aanotH I/Uauiill«. (Pia« 

rist) (imTezte) A 4 

Philosophischer Schrif tsteller . 
Willmann, Otto Philipp August 191 
Poeten . 

Wiederkehr, Xaver 6 
Wieservon und zu Ehrenhofen, 
Johann 3 

Mahrenheim, Joseph 
Ritter von 36 
Wilorandt , Adolf 102 

Wildgruber . Adolf 133 

Willemer . Marianne (Goethe's 
Suleika) . . 182 

Winckler von Mohrenfels , Io> 
, seph Johann . . . (Qu. 20) 289 

— — Winckelstein . Matthias 
(Qu. 28) 291 

Rechtsgelehrte . 

Wiesenauer, Franz (im Tezte) 43 

Seite 472 



Wurzbach5 6 . txt 
Wildner Edler von Maithstein, 
Ignaz 136 

Wimmer, Jacob . . . (Qu. 8) 229 
Winkler, Johann Balthasar 
(Qu. 13) 288 
Wiser, Karl 59 

Reichsrathti Reichstags- und 
Landtags-Deputirte . 
Wied ersperg er von Wieders» 
perg, Gustav . . 8 

Wielogtowski . Valerian ... 20 
Wiener, Friedrich Ritter von . . 29 
Wierzchlejski, Franz '"aver 
Ritter von . . 33 
Wiesenauer, Franz (im Texte) 43 

Wiesenburg, Adolf 44 

W i e s e r , Joseph 84 

W i e s 1 e r , Peter 78 

W i e s n e r , Adolf — 

W i 1 c z e k , Johann (Hans) Graf . 118 
Wildauer Ritter von Wild- 

h a u s e n , Tobias 13s^ 

343 

Seite 

Wildner Edler don Maithftein, 

Ignaz 156 

Winkler, Andreas Freiherr . . 2 7 t 

Wiser. Karl 39 

Revolutionare . 

Wierzbicki, Alexander (Qu. 4) 35 

WieSner, A. C 82 

Wie2nik, Markwart . (Qu. 1) 100 

— Rudolf (Qu. 3) - 

Winkler, Karl . . . (Qu. 22) 289 
Sanger, Schauspieler und Tanzer. 
Wiedermann, Helene .... 7 
Wieser (Sangerin) . . (Qu. 17) 71 
Wilbrandt. Adolf 102 

— -Baudius, Auguste. . . . 109 
Wild, . (Qu. 3) - 

— Franz . 123 

Wild au er, Mathilde 131 

Wilhelmi, Friedrich 176 

WillmanN' Galvani, Karolme 190 

Willmann .... (im Texte) — 

Wilt, Marie 204 

Schriftsteller. 

Wiedemann, Franz . (Qu. 1) 3 

— Theodor 1 

Wiederspergervon Wieders' 
perg Freiherr . . . (Qu.) 8 
Wie land, Johann Andreas 
. .. (Qu. 2) 17 

-. Ludwig. (Qu. 4) 18 
Wielogtowski. Valerian ... 20 
Wiener, Nilhelm Ritter von 

(Qu. 3) 32 

Wiesberg, Wilhelm 40 
Wiefer von Mahrenheim . . 36 
Wiesing, Hans 71 
Wiesinger, Albert 71 
Wiesiotawski, Franz Graf 

(w Texte) 94 
Wiesiotowski . . („ „ ) — 

Seite 473 



Wurzbach5 6 . txt 
Wiesner. A. C 82 

- Adolf 78 
Wiest , Franz . 94 
Wietz, I.K 98 

Wigand, Johann . . (Qu. 2) 13 
Wild, C 123 

Wildauer Ritter von Wildhausen. 
Tobias 136 
Seite 

Wildenstein, Franz Joseph Graf 
(Qu. 4) 147 

Wilfling, Ignaz Nichard . . 160 
Willomitzer, Joseph 197 
Wimmer, Franz. . . (Qu. 3) 227 

- Franz (Qu. 3) 223 

- Joseph 217 

Wimmer, (Qu. 8 im Texte) 225 
Wimpffen, Franz Ludwig 
(Qu. 16) 241 
Ludwig . . . (Qu. 17) 242 

- Iosephine .... (Qu. 31) 244 

- Staluslaus Gustav . (Qu. 39) 246 
Winckler. Willibald . (Qu. 26) 290 
Windisch, Karl Gottlieb . . . .294 
Winkler, Franz . . . (Qu. 7) 283 

- Joseph (Qu. 18) 288 

- Joseph (Qu. 19) 289 

Wiser, Johann Siegfried a ganota 
Ng.rFHrstk2 33 

- Otto g. Zanota. I A H u M a 
(im Texte) 84 

Schulmanner . 

Wildauer Ritter von Wildhausen, 

Tobias 136 

Wilfling, Iguaz Richard . . . 160 
W i 1 h e 1 m , Andreas Ritter von . 164 
Sonderlinge, durch ihre Geschicke 
denkwiirdige Menschen. 

Wiesbock, Karl L 39 

Willmers, Rudolf 196 

Wimmer. Georg. . . (Qu. 6) 228 
Wimmer (Qu. 13) 230 
Winkler. Joseph 277 
Staatsmanner . 
Wieloftolski von Starykon, 



Alexander .... Nr. 7) 


27 


Franz . . . (Nr. 3) 23 




Johann . . (Nr. 1) — 




Johann . . (Nr. 2) - 




Johann . . (Nr. 3) 2 6 




Wies nik, Bernhard Franz 


Graf 


(Qu. 4) 100 




— Franz Faver Graf . 


99 


Wilczek, Friedrich Graf . 


. . . N 


— Heinrich Wilhelm Graf . 


. .116 


— Johann Joseph Graf (Qu. 


4) 113? 


316 




Seite 




Nildenstein, CajetanGraf 


. .143 


— Johann Franz Graf (Qu. 


8) 449 


Joseph Graf. . (Qu. 9) - 




Wimpffen, Felix Friedrich Wenzel 


Graf 246 




— Franz Emil Lorenz Graf 


. . 247 



Seite 474 



Wurzbach5 6 . txt 
Staats- und Gemeindebeamte . 
Wiedenfeld, Otto Freih. (Qu.) 6 
Wiesen auer, Franz 42 
Niesend, Maz Georg .... 43 
Wiesenhiitten, Franz Freiherr 
(Qu.) 4 9 

Wieser v. Mahrenheim, Joseph 
Ritter von 56 

- Johann ... 51 

Wildner, Franz. . . . (Qu.) 458 
Wiloschgo, Franz Leodegar Freih. 439 
Wilfling . Ignaz Richard . . . 160 
N i 1 h e 1 m , Andreas Ritter von . 164 
Nillburger von Willburg, 
Ptter (Qu.) 482 
Wilperth, Franz 200 
Winckler, Johann . . (Qu. 42) 287 
Kindisch, Karl Gottlieb .... 294 
Winkler, Andreas Freiherr. . .271 

- Franz (Qu. 8) 286 

- Iohanu Ritter von . (Qu. 44) 287 
Wiser, Karl 39 

Techniker, Mechaniker. 

Willmann (Qu. 3) 496 

Wimmer, (Qu. 13) 230 

Ninkler, Michael . . (Qu. 23) 290 

Theologen (katholische) . 

Seile 

Wiedemann, Theodor .... 4 

Wiery, Valentin 33 

Wierzchlejski, Franz Xaver 

Ritter von 33 

Wieser, Franz Christoph (Qu. 7) 68 

- Johann Evang. . . (Qu. 9) 69 

- Joseph .54 
Wiesinger, Albert 74 

Wilczek, Joseph 422 

Wildenstein, Heinrich von 
(Qu. 7) 448 

Wildgruber, Adolf 453 
W i 1 h e 1 m , Wilhelmus 472 

- (Bischof von Olmuh) (Qu. 6) 473 
Will. Joseph 202 
Wimpffen . Conrad von 

(Qu. 7) 240 

- Arnold von . . . (Qu. 3) 238 
Winckel Hofen, Joseph Cajetan 
Freiherr 264 

Winckelhof er , Augustin. . . . 263 

Wincklern, Johann Baptist 

von 2 9t 

Winkhler, Matthias Jacob . .282 

Wiser. Engel Ulrich . (Qu. 3) 68 

Theologen (protestantische) . 

Wiener. Paul . . . (Qu. 3> 32 

Wilfinger, Ernst Johann . . . 160 

Wimmer, Albrecht August Gottl. 

Daniel 209 

Windisch, Johann . . (Qu. 4) 297 

Winkler, Johann . . (Qu. 13) 287^eph (Qu.) -4 



Seite 475