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MUSEUM
FÜR
NATUR- UND HEIMATKUNDE
ZU MAGDEBURG.
ABHANDLUNGEN unD BERICHTE
HERAUSGEGEBEN VOM
DIREKTOR PRror. Dr. A. WrgEtENR. Di
(& : 061 21 1937
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BAND I
mit 4 Tafeln, 10 Textabbildungen und 4 Karten.
MAGDEBURG 1906—08.
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Inhaltsangabe.
Mert I;
A. MERTENS: Zur Einführung
T. JACOB: Die geographisch et Yristschaftichte Graben
der Magdeburger Gegend
Heft N:
A. MERTENS: Der Ur, Bos primigenius Bojanus
Haft IH:
1. W. WOLTERSTORFF: Über die von Herrn Dr. Kreyenberg in Ost-
asien gesammelten Frosch- und Schwanzlurche . h R
2 MAX HILZHEIMER: Eine kleine Sendung chinesischer Bungee
3. C. WOBICK: Molluskenfauna auf dem Domfelsen in der Stromelbe
zu Magdeburg 2
.P KUPKA: Xerophila erg Müll. Be Stendal. 1
H. HONIGMANN: Beitrag zur Molluskenfauna von Berne a. 8.
. GUSTAV THIENEMANN: Die Vogelwelt Magdeburgs und Umgegend
W:. WOLTERSTORFF: Zur Entstehung der Zwergformen bei den
Urodelen
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Heft IV:
O. v. LINSTOW: Die Verbreitung des Bibers im Quartär
Seite
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Aıu?b MUSEUM
N B FÜR
NATUR- UND HEIMATKUNDE
'ZU MAGDEBURG.
ABHANDLUNGEN uno BERICHTE/
HERAUSGEGEBEN VOM
VORSTEHER Dr. A. MERTENS.
BAND I: HEFT I
A. Mertens: Zur Einführung.
T. Jacog: Die geographisch bedingten wirtschaftlichen Grundlagen
der Magdeburger Gegend.
ZMITHSONIAN
00T 236 1993
LIBRARIES
MAGDEBURG 1905.
Zur Einführung.
Die Feier zur Erinnerung an die hundertste Wiederkehr des
Geburtstages Alexanders v. Humboldt gab in Magdeburg die Veran-
lassung zur Gründung des „Naturwissenschaftlichen Vereins“, dem
alsbald eine stattliche Anzahl von Mitgliedern aus allen Klassen der
Bevölkerung beitrat.
Als eins der Ziele, die der junge Verein sich stellte, wird von
vornherein auch genannt die Anlegung von naturwissenschaftlichen
Sammlungen, und daher wurde für die Zusammensetzung des ersten
Vorstandes auch gleich die Stelle eines Museumsvorstehers vorgesehen.
Selbstverständlich konnten diese Sammlungen erst im Laufe der Jahre
zusammenkommen, und gerade die ersten Vereinsjahre, 1870 und 1871,
waren in dieser Hinsicht nicht günstig. Trotzdem ging es allmählich
vorwärts. Geschenke kamen von den Mitgliedern in reicher Zahl; eine
größere Sammlung von gestopften Säugern und Vögeln wurde gekauft;
die Stadt stellte einen hellen, wenn auch sonst wenig geeigneten Raum
zur Verfügung: und das „Naturwissenschaftliche Museum“ konnte nun-
mehr eröffnet werden.!
Da die Kosten zur Erhaltung, Vergrößerung und Verwaltung des
Museums für die Verhältnisse des Vereins zu groß wurden, andrerseits
der Besuch der Sammlungen, der Sonntags unentgeltlich jedermann frei
stand, recht rege war, so gewährte die Stadtverwaltung in freigebigster
Weise einen Zuschuß, der im Laufe der Jahre immer größer wurde,
während der aus der Kasse des Vereins immer mehr zurücktrat.
In dieser Zeit gelangte auch die Stadt selbst durch Schenkungen
und durch Kauf in den Besitz bedeutender naturwissenschaftlicher
Sammlungen und stellte nun auch ihrerseits Mittel bereit zur all-
mählichen Entwickelung eines eigenen naturwissenschaftlichen Museums.
ı Eine ausführliche Geschichte des Museums wird in einem der nächsten
Hefte erscheinen.
1&2
BEN UN
Es bestanden nunmehr also eigentlich zwei solcher Museen neben-
einander, das Vereinsmuseum und das städtische; ersteres wurde ge-
leitet von einem gewählten Vorsteher, dem in den letzten Jahren eine
Museumskommission zur Seite stand; das letztere wurde von demselben
Vorsteher gleichzeitig verwaltet, als städtische Aufsichtsbehörde bestand
jedoch der „Unterausschuß für das naturwissenschaftliche Museum“.
Beide waren untergebracht in dem vorläufigen städtischen Museums-
gebäude am Dompiatz und waren völlig ineinander geordnet.
Die Sammlungen und damit auch die Arbeit darin waren inzwischen
so gewachsen, daß der Vorsteher allein nicht mehr alles leisten konnte.
Die freiwillige Hilfsarbeit von Vereinsmitgliedern, die anfangs recht
rege gewesen war, ließ allmählich nach: es mußte daher Ersatz ge-
schaffen werden. So wurden denn vom Verein und von der Stadt
Konservatoren angestellt.
Am 1. April 1904 trat eine völlige Änderung der Verhältnisse
ein. Der Verein schenkte seine ganzen Sammlungen der Stadt, und
die Stadt nahm sie dankbar an. Das Museum ist nunmehr also aus-
schließlich städtischer Besitz; es wurde neben dem schon bestehenden,
jetzt als „Kaiser Friedrich-Museum“ bezeichneten Museum für Kunst
und Kunsthandwerk das zweite, das einen besonderen „Verwaltungs-
ausschuß für das naturwissenschaftliche Museum der Stadt Magdeburg“
erhielt. Der bisherige, langjährige Vorsteher wurde mit der weiteren
Leitung betraut.
Sein Bestreben war während der ganzen Zeit seiner Amtstätig-
keit schon gewesen, den Sammlungen auch einen wissenschaftlichen
Wert zu geben. Er hatte von vornherein bestimmte Grundsätze für
die Verwaltung und die Vermehrung aufgestellt, und nach diesen war
denn auch verfahren worden.
Als Sammlungsgebiet ist angenommen zunächst der Bezirk
Magdeburg, dann Deutschland, schließlich das paläarktische Gebiet;
für dieses soll möglichste Vollständigkeit erstrebt werden.
Wegen der vielfachen Beziehungen, die Magdeburg zu den
deutschen Kolonien hat, sind auch die einzelnen Schutzgebiete mit
in den Wirkungsbereich eingeschlossen.
Inzwischen war auch eine vorgeschichtliche Abteilung ins Leben
getreten, indem der Geschichtsverein seine Sammlungen der Stadt über-
geben hatte; und auch die volkskundliche Richtung wurde mehr betont,
da aus der Umgegend zahlreiche Gegenstände als Geschenk überwiesen
wurden.
Es le,
So enthält das Museum nunmehr neben der eigentlichen, die
Zoologie, Botanik, Mineralogie und Geologie umfassenden naturwissen-
schaftlichen Abteilung auch eine zweite für Heimatkunde; und dem
entsprechend wurde durch Verfügung des Magistrates im Jahre 1905
auch der Name des Museums umgewandelt in
„Museum für Natur- und Heimatkunde“.
Als solches hat es sich die Erforschung der Heimat in jeder
Hinsicht zur ersten Aufgabe gestellt, in der naturwissenschaftlichen
Abteilung aber die Ziele, wie oben angegeben, weiter gesteckt.
Um dieses Ziel zu erreichen, ist auch die Herausgabe von Ver-
öffentlichungen beschlossen worden. In zwanglosen Heften, je nachdem
die Arbeiten fertig sind, sollen Abhandlungen sowie Berichte über die
weitere Entwickelung des Museums erscheinen. Als erstes in dieser
Reihe sei das vorliegende Heft, das gleich eine heimatkundliche
Arbeit enthält, zur wohlwollenden Prüfung übergeben. Mehrere andere
zoologische, botanische, geologische, vorgeschichtliche und heimatkund-
liche Arbeiten sind in Vorbereitung.
Möge denn auch diese Betätigung werden zu einem Segen für
das Museum und damit zum Segen für die alte Stadt Magdeburg.
Dr. Mertens.
Die geographisch bedingten wirtschaftlichen
Grundlagen der Magdeburger Gegend.
Von T. Jacob.
Als die Grundfaktoren des wirtschaftlichen Lebens eines Volkes
dürfen der Grund und Boden, die wirtschaftliche Tätigkeit des Menschen,
sowie die staatlichen Gesetze und die öffentliche Verwaltung angesehen
werden. Die letzteren Faktoren stehen außerhalb unserer Betrachtung;
die beiden ersten werden, innerhalb der Grenzen des Themas, nach
ihren gegenseitigen Beziehungen untersucht werden.
Das wirtschaftliche Leben zeigt sich in erster Linie in dem Ver-
halten des Menschen gegenüber dem von der Natur Dargebotenen. Aus
ihrer Hand empfängt er Grund und Boden. Den großen gesetzlich
wirkenden Naturkräften muß er sich beugen. Aber er ist befähigt und
berufen, der Gesetzlichkeit nachzuspüren und ihren Wirkungen zu be-
gegnen. Das Erdreich wird für ihn zum Lagerhaus, dessen Schätze zu
heben er berufen ist. Die günstigen Eigenschaften von Grund und
Boden kann er steigern, die ungünstigen mildern, die Vorteile der
Lage und der Bewässerung ausnützen, den Nachteilen abhelfen.
Durch die Niederlassung tritt der Mensch zu seiner Erdlokalität
in ein besonders nahes Verhältnis. Im Bereich der Siedlungen muß
man die Menschen aufsuchen, um zu erkennen, welche geographischen
Verhältnisse für die Art ihres wirtschaftlichen Lebens bestimmend ge-
wesen sind und die Intensität ihrer Betätigung begünstigt oder ge-
hemmt haben.
Die Betrachtung wird sich demnach in zwei Teile gliedern.
Der erste soll eine Untersuchung der geographischen Verhält-
nisse der Gegend von Magdeburg nach Entstehung, Orographie, Hydro-
graphie und Klima, nach Bodenbeschaffenheit, Bebauung und Wegsam-
keit umfassen und zeigen, wie sich das Territorium zur Besiedlung
! Für den Inhalt der Abhandlungen sind die Verfasser selbst verantwortlich.
ee!
verhält, und welche Verhältnisse dem wirtschaftlichen Leben der Be-
wohner als Grundlage dienen.
Die Wirkung der geographischen Bedingungen aufs Wirtschafts-
leben läßt sich durch eine Volksdichtekarte veranschaulichen. Eine
solche wird den zweiten Teil der Arbeit bilden. Ihr sind Tabellen und
ein erläuternder und zusammenfassender Text beigefügt.
Mit dem Begriff „Gegend von Magdeburg“ verbinden sich ganz
bestimmte Vorstellungen, nämlich‘ 1. die der Elbniederung bei Magde-
burg, 2. der Börde und 3. der Braunkohlen- und Salzindustriegebiete
dieser Gegend. Es wird sich somit im wesentlichen um die Darstellung
eines Gebietes westlich der Elbe handeln.
Eine Gliederung des Gebiets ergibt sich ganz natürlich. Westlich
und südlich von Magdeburg erstreckt sich die Börde, die im N. und
NW. allmählich in eine waldreichere Region übergeht. Im S$. und SW.
legt sich wie ein breites Band quer durch unser Gebiet die Region
der Braunkohlen und des Salzes, ihrerseits im SW. begleitet von einem
zweiten mit guten Bodenverhältnissen ausgestatteten Gelände. Die Elb-
niederung kehrt dem Gebiete die konvexe Seite eines weiten Bogens
zu. An sie schließt sich nach O. zu ein im Gegensatz zur Börde nur
wenig fruchtbares Gebiet, das seinen geographischen Bedingungen nach
nicht unter den Begriff „Gegend von Magdeburg“ gehört. Es soll des-
halb in der folgenden Betrachtung auch nur gestreift werden.
In politischer Beziehung gehört dem Gebiet der Kreis Wanzleben
ganz und größere oder kleinere Teile der Kreise Wolmirstedt, Neu-
haldensleben, Oschersleben, Aschersleben, Kalbe und Jerichow I an;
außerdem liegt innerhalb der Grenzen des Kartenblattes eine Gemeinde
des Kreises Jerichow II und zwei Gemeinden des Kreises Gardelegen.
Zwei kleine Gebietsteile braunschweigischen Landes finden sich am W.-
Rande des Kartenblattes! und im S. ein Streifen anhaltischen Gebiets.?
Auch zwei westelbische und zwei ostelbische Enklaven von Anhalt
liegen innerhalb der Grenzen.
£
Die Gegend von Magdeburg ist ein Teil des Norddeutschen Flach-
landes und teilt mit diesem die allgemeinen Züge der Entstehung und
Oberflächengestaltung.
‘ Nach Beiträge zur Statistik des Herzogtums Braunschweig. Herausgegeben
vom statistischen Bureau des herzoglichen Staatsministeriums 1895, Heft XII.
° Nach Weyhe, Die Voiksdichte im Herzogtum Anhalt, Mitteilungen des
Vereins für Erdkunde. Halle 1889.
BR
Das Norddeutsche Tiefland umfaßt einen Teil des W. der großen
europäischen Tieflandsregion. Unter seiner heutigen Oberfläche ruht
diejenige, die in früheren geologischen Zeitaltern sein Antlitz bildete.
Von den ihm südlich vorgelagerten Horsten paläozoischer Auffaltung
des sog. Variskischen Systems! trennte sich in der Tertiärzeit das nord-
deutsche Gebiet durch mächtige Sprünge, die sich noch heute in der
Oberflächengestalt andeuten. Die abgelöste Scholle nahm insofern noch
weiter an der gewaltigen Störung teil, als sie besonders weitgehende
Dislokationen durch Spaltenbildung erlitt. Zugleich erfolgten horizontale
und vertikale Verschiebungen der einzelnen Schollenteile. Der Beweis
für diese Annahme wird durch die Tatsache erbracht, daß, wo immer
anstehendes Gestein im Flachlande hervortritt, sich eine große Ver-
hiedenheit im Streichen und Einfallen der Schichten feststellen läßt.
Erodierende und denudierende Kräfte haben das unruhige ehemalige
Oberflächenbild verschärft oder gemildert, weichere Schollenkanten ab-
getragen und härtere schärfer hervortreten lassen. ?
In der Oberfläche der Gegend von Magdeburg sind Spuren dieser
Vorgänge bemerkbar.
In gleicher Ausdehnungsrichtung mit dem Nordrande des Harzes
zieht sich von Gommern (südöstlich von Magdeburg) über Magdeburg
und weiter in nordwestlicher Richtung ein Zug paläozoischen Gesteins
hin. Er ist zu betrachten als die schwache Aufbiegung des Randes
einer Scholle, deren fast parallel laufender Südrand den Abfall des
Harzes begleitet. Im westlichen Teile des nördlichen Bruchrandes,
westlich und südwestlich von Neuhaldensleben, fehlen vulkanische Ge-
steine, Porphyre, nicht. Das flache Schollenbecken ist erfüllt von Sedi-
menten der Zechstein-, der Trias-, Jura- und Kreidezeit, an die sich
das Tertiär anschließt.
Wie das Profil (Fig. 1) zeigt, erfährt die Mulde eine Teilung durch
mehrere Faltensättel, zwischen denen die Sedimente vor Abrasion ge-
schützt waren. Der bedeutsamste ist für uns der Staßfurter Rogen-
steinsattel.
Orographisch treten die Sättel sehr wenig hervor. Aber man
kann ihren Verlauf doch verfolgen. Außerdem weist die linienhafte
Anordnung einiger Steinbrüche auf sie als diejenigen Stellen hin, an
denen älteres Gestein zutage tritt? Als Liegendes des Diluviums
! Brückner, Die feste Erdrinde und ihre Formen, S. 163.
® Wahnschaffe, Die Ursachen der Oberflächengestaltung des Norddeutschen
Flachlandes, S. 15.
® Vergl. Karte 1.
— 9
machen sich die unter einer dünneren
Deckschicht ruhenden Gesteinsarten
dadurch kenntlich, daß sie einen ver-
schieden guten Untergrund für das
Ackerland abgeben.
Von der größten Wichtigkeit sind
für unser Gebiet die Formationen,
welche die Bodenschätze des Salzes
und der Kohle einschließen.
Das Salz ist an kein bestimmtes
geologisches Zeitalter gebunden und
kann von den ältesten Formationen
an auftreten, wenn die Bedingungen
zur Ablagerung vorhanden waren. In
unserm Gebiet ruht es in der Zech-
steinformation, die konkordant vom
Buntsandstein überlagert ist. Es ist
das Ergebnis einer nach Tausenden
von Jahren zählenden Tätigkeit im
Haushalt der Natur. Die von ihm
bedeckte Mulde, deren Grenzen über
unser Gebiet hinausreichen, bildete
ehemals ein fast ständig durch eine
Barre vom Hauptmeer abgeschlossenes
Becken. Die schichtenweise Ablage-
rung des Salzes und der in seiner
Begleitung auftretenden Stoffe erlaubt
uns, den Bildungsvorgang denkend
zu verfolgen und auf lange Perioden
der ungestörten Verdunstung und
darauf folgende Neuüberflutungen zu
schließen. _
Im einzelnen weisen die Salz-
bergwerke in ihrem Aufbau große Ver-
schiedenheiten, im allgemeinen aber
Übereinstimmung auf. Gewöhnlich
wird die unterste Lage von dem meh-
rere hundert Meter mächtigen „älteren“
Steinsalz mit Anhydrit- „Jahresringen“
gebildet und daher schlechthin als
Graf. Rogen fer
(Feet
Qued a b- 5 atter
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RX
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DS VO
9
(Nach Der Elbstrom, Kartenbeilagen.)
Querprofil durch das subhercynische Becken.
1:300000.
— 10 — .
Anhydritregion bezeichnet. An die Stelle dieses wasserfreien Calcium-
sulfats tritt in den oberen Regionen eine Folge andrer Sulfate, die teils
ursprüngliche Ablagerungen, teils wahrscheinlich Zersetzungen und Um-
bildungen älterer Salze sind. Im Laufe der Zeit ist der hohe Wert
dieser zuerst als unrein entfernten „Abraum“- oder Kalisalze für Land-
wirtschaft und technische Verwertung erkannt worden. Über dem Salz
hat sich eine durch die damaligen klimatischen Verhältnisse zu er-
klärende Staubschicht abgelagert, die als Salzton oder Salzmergel vor-
handen ist, wo sie nicht durch tektonische Vorgänge zerrissen worden
ist.! Darüber hat sich unter mannigfach verschiedenen Bedingungen
ein sekundäres „jüngeres“ Steinsalz niedergeschlagen.
Nach dem heutigen Stande der Bohrungen in unserm Gebiet er-
reicht die horizontale Erstreckung der Salzlager fast 100 qkm.?
Die Braunkohlen liegen im Tertiär und zwar im Unteroligocän
eingebettet. Da die eocänen Ablagerungen in der Gegend von Magde-
burg fehlen, so darf man für diese Zeit eine terrestre Epoche an-
nehmen, während welcher die Braunkohlenflora sich entwickeln konnte.
Sie wurde unter den Fluten der Oligocänzeit begraben. Bezeichnend
ist für unser Braunkohlengebiet, im Gegensatz zu denjenigen der Lausitz
und Böhmens, das Fehlen des vulkanischen Gesteins.
Ein Zusammenhang der bisher abgebauten Reviere wird für große
Strecken angenommen, wenn er auch im einzelnen noch zu beweisen
ist. Neben einem Hauptzuge finden sich Mulden von geringer Aus-
dehnung.
Die miocäne Flut berührte vielleicht eben den Saum unsers Ge-
biets; Tiefbohrungen haben miocäne Ablagerungen in einigen unserm Ge-
biet benachbarten Regionen getroffen. Die Bohrungen * haben außerdem
einen Beweis dafür erbracht, daß die Oberkante des alten Gesteins in
ihren Niveauverhältnissen im Antlitz des Flachlandes nur in den all-
gemeinsten Zügen angedeutet wird, wie in den erwähnten großzügigen
von SO. nach NW. streichenden Linien und einigen Rinnen, z. B. im
Elblauf, daß aber im speziellen die Oberfläche in tertiärer und nach-
tertiärer Zeit sich neu und eigenartig gestaltet hat.
Dazu trugen besonders in diluvialer Zeit das Inlandeis und seine
Wirkungen bei.
! Lang, Kalisalzlager, S. 38.
? Vergl. Karte 1 und Westphal, Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und
Salinenwesen 1902, Bd. 50, 8. 25.
® Vollert, Der Braunkohlenbergbau im Oberbergamtsbezirk Halle, S. 48.
* Wahnschaffe, Ursachen usw., 8. 34 u.f.
a
Der Hauptstrom des Rises ging von Norwegen aus, schob sich im
Gebiet des Ostseebeckens vor, nahm seitliche Zuflüsse von Eisströmen
auf, teilte sich südlich der heutigen Insel Bornholm und strömte in das
Norddeutsche Flachland.* Wenn an der Dreiteilung der Eisbedeckung
festgehalten und dem ersten Vorstoß eine geringere Ausdehnung bei-
gemessen wird als dem nach einer Periode des Eisrückganges statt-
findenden erneuten und mächtigeren zweiten Vordringen, so darf unser
Gebiet im W. der Elbe nach seiner Oberfläche in weitgehender Be-
deutung als Schöpfung dieser zweiten Periode, der Periode des Unter-
diluviums und der darauffolgenden Interglazial- und Abschmelzperiode,
betrachtet werden.” Im O. der Elbe, nämlich an der westlichsten Ab-
dachung des Flämings, lassen sich dagegen Ablagerungen einer dritten
Eisbedeckung annehmen.
Über die Richtung der Eisbewegung sind Zeugen vorhanden in
Schrammen auf anstehendem Gestein bei Magdeburg, Gommern, Hundis-
burg (nordwestlich von Magdeburg) und (Groß-) Wanzleben auf der
Börde. Die Richtung darf als nordöstlich — südwestlich, und sehr ab-
weichende Schrammen dürfen als lokale Ablenkung bezeichnet werden. 3
Hat innerhalb unserer Grenzen das Inlandeis auch seine orogra-
phisch bedeutsanisten Formen, die Endmoränen, nicht hinterlassen, so
sind doch die Wirkungen der akkumulierenden Tätigkeit des Eises
selbst, desgleichen die Folgen der erosiven Tätigkeit der Schmelzwasser
deutlich erkennbar.
Die zunächst auf dem festen Gestein ruhende diluviale Schicht
besteht aus (unterem) Geschiebemergel, dem als Grundmoräne trans-
portierten Material. Wo immer das überschrittene Gestein zertrümmerbar
war, ist die Moräne mit örtlichem Gestein gemischt und kann als Lokal-
moräne bezeichnet werden. Die nordischen und lokalen Gesteine sind
durch Geschiebelehm zu festen Konglomeraten verkittet oder in Granden
eingebettet. Das herbeigeschaffte große Material ist für steinarme
Gegenden wertvoll, muß aber aus dem Bett des Elbstroms als lästig
entfernt werden.
Die Zeit der Ablagerung erschließt sich aus der Fauna oder dem
Vorhandensein des Elbsandes.* Nach seiner Beschaffenheit und dem
‘ Desgl. Jahrbuch der Königl. Preuß. geologischen Landesanstalt 1898, 8. 62.
Desgl. Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft 1883, $. 831.
° Klockmann, Jahrbuch d. Königl. Preuß. geologischen Landesanstalt 1883,
S. 238.
® Wahnschaffe, Ursachen usw., 8. 92 u. f.
* Desgl. Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft 1888, 8. 834.
er et
Grade seiner Durchlässigkeit wirkt der Geschiebemergel auf die ihn
überlagernde, ‘durch die Schmelzwasser zu Löß umgebildete Schicht.
Der Bördelöß dürfte somit nicht als äolische, sondern wie der Mississippi-
1öß als fluviatile Bildung anzusehen sein.
Dem Löß verdankt die Börde ihre außerordentliche Fruchtbarkeit
und damit die Grundlage ihres wirtschaftlichen Wohlstandes. Es lassen
sich bei ihm zwei Hauptschichten unterscheiden, der untere „gelbe“
Löß und der obere „dunkle humöse“, der durchschnittlich 0,5 m mächtig
ist. Die Humusanhäufung scheint auf die Umbildung einer Steppenflora
zurückzuführen zu sein, die vielleicht während des langen Zeitraums
der Interglazialzeit oder doch aber einer jungdiluvialen Periode sich
hier ausbreitete.? Die Zusammensetzung des Löß bedingt lokal die
Fruchtbarkeit des Ackers.
In die Terraingestaltung bringen die Ablagerungen der Diluvial-
zeit eine zweite charakteristische Linie, die nord-südliche, bezw. süd-
west-nordöstliche. Orographisch treten die jüngeren Formen deutlicher
hervor als die älteren.
Mit dem Beginn des Eisrückzuges bildeten sich südlich des Eis-
randes große Staubecken und im weiteren Verlauf breite Abflußrinnen
des Schmelzwassers. Die südlichste und mächtigste, das Breslau-
Magdeburger Haupttal, durchzieht mit ihrem westlichen Teile unser Ge-
biet;3 sie wird durch die breite Elbniederung bezeichnet. Das Tal ist
eine der obenerwähnten, alten tektonischen Rinnen. Nach Grünsand-
ablagerungen bei Magdeburg zu schließen, hat der Elbstrom hier einen
mitteloligocänen Vorgänger gehabt.
Die Schmelzwasser erodierten endlich östlich des Schollenrandes
ein mehrere Kilometer breites Bett, trugen hier das lose Material weiter
fort oder lagerten es um, bildeten tiefere Rinnen und füllten sie wieder
aus, um abermals neue zu schaffen. Zwischen den verschiedenen Fluß-
wegen blieben alt- und jungdiluviale Inseln stehen. Diese Inseln und
niedrige Dünenzüge aus Elbsand bilden die geringen Erhebungen der
Elbniederung. Im wirtschaftlichen Leben heben sich die Gebiete der
1 Salisbury, Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft 1888, 8. 272.
2 Ob das Urstromtal oberhalb Magdeburg eine nordwestliche Fortsetzung (Saale,
Bode, Ocker, Weser) besessen, oder seine Wasser unterhalb .Magdeburg durch das
Ohretal der Weser zugeführt hat, ist noch immer eine umstrittene Frage. — Der Elb-
strom, sein Stromgebiet und seine wichtigsten Nebenflüsse. Herausgegeben von der
Königl. Elbstrombauverwaltung zu Magdeburg, II, 8. 185.
® Der Elbstrom, I, S. 196.
4 Schreiber, Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft 1889, S. 604.
ei
fruchtbaren Inseln und sandigen Landstriche scharf voneinander ab
durch ihre sehr verschiedene Ertragsfähigkeit. Die Elbniederung liegt
im Mittel 50 m über Meer, während die seitlichen Randlinien des
diluvialen Tales, seine „Hochufer“, eine Höhe von 55 — 65 m erreichen.
Der heutige Strom bezeichnet keineswegs die Mittellinie des alten
Strombettes, sondern er nähert sich, sehr zum Vorteil der Siedlungen,
streckenweise dem Hochufer, z. B. zwischen Schönebeck und Magdeburg
dem westlichen Hochufer. Nördlich von Magdeburg berührt er bei
Hohenwarthe das östliche Hochufer.
So lange der Strom sich selbst überlassen blieb, war sein Lauf
ein häufig gespaltener und viel gewundener. Seit Jahrhunderten hat
der Mensch an seiner Verbesserung gearbeitet, aber erst seit 1866 ver-
schaft die planvoll durchgeführte Regulierungstätigkeit der Elbe als
Verkehrsstraße Sicherheit und Zuverlässigkeit und schützt die anliegen-
den Ländereien vor Verheerung. Der Stromlauf ist der Luftlinie durch
Abschneidung großer Flußschlingen mehr und mehr angenähert worden.
So ist z. B. die Entfernung zwischen Magdeburg und Hohenwarthe
seit 1740 von 23,7 km auf 12,4 km verkürzt worden. Die angestrebte
Geradelegung des Laufes bedingt eine Vergrößerung des Gefälles, wo-
durch wiederum für eine beschleunigte Wasserabführung gesorgt wird.
Die schärfsten erhaltenen Krümmungen haben auf unserer Strecke einen
Krümmungsradius von 500— 600 m.! Sie sind für die Schiffahrt kein
Hindernis mehr. Die ehemaligen Flußläufe werden häufig noch be-
zeichnet durch Schlenken, Kolke oder große Teiche, die gewöhnlich
„Seen“ genannt werden. — Eine immer wasserführende Spaltung er-
leidet die Elbe nur zweimal, bei Magdeburg selbst und oberhalb dieser
Stadt zwischen Dornburg (Anhalt) und Salbke.
Von schützenden Deichen werden die Uferländereien fast auf der
ganzen Strecke begleitet. Nur selten tritt das hochwasserfreie Hochufer
nahe genug an den Strom heran, um den künstlichen Schutz entbehr-
lich zu machen. Durch die Deiche ist das natürliche Überschwem-
mungsgebiet außerordentlich eingeschränkt worden. Es hat z. B. für
die Strecke Saale- Ehlemündung eine mittlere Breite von 7,4 km, während
die in die Deiche gefaßte Hochwasserbreite im Mittel nur 2 km be-
trägt,? so daß der dauernden Ausnutzung hier eine bedeutende Fläche
Landes gewonnen ist.
Um für das Hochwasser größere Abflußmöglichkeit zu schaffen,
ist der etwa 30 km lange Umflutkanal angelegt worden. Er stellt
1 Der Elbstrom, Statistik, 8. 40.
? Der Elbstrom, I, S. 251.
u
zwischen der Elbe oberhalb Magdeburg und der Elbe unterhalb dieser
Stadt zur Hochwasserzeit eine Verbindung her, durch die der Strom
auf der entsprechenden 36 km langen Strecke entlastet wird. In dem
nördlichen Teile umfassen die Deiche der Umflut den Unterlauf der von
SO., dem Abhang des Flämings herkommenden Ehle, die unterhalb
Biederitz ihren Lauf nach NNO. fortsetzt, während zur Hochwasserzeit
die Fluten sich frei über die Elbniederung dem Strome zu ergießen.
Die Ufer des Stromes selbst sind durch Bauten befestigt, um der
-ununterbrochenen Geschiebezufuhr durch Absturz Einhalt zu tun.
Einer störenden Verflachung wird durch Baggerung entgegen gearbeitet,
Geröll und zahlreiche am Grunde eingebettete Baumstämme werden
durch Hebung entfernt. In dem von festen Felsriffen durchquerten
Flußbett in Magdeburg ist der feste Stein z. T. weggebrochen worden. —
So sind die Anwohner des Flusses unermüdlich tätig, den Strom zu
bändigen, die benachbarten Ländereien zu schützen und ihn selbst zu
einer immer besseren Verkehrsstraße zu machen.
Sein ehemaliges Überschwemmungsgebiet hat der Strom im Laufe
der Zeit mit einer 1—2 m mächtigen Schlickdecke versehen.
Der Elbschlick besitzt durch seinen Tongehalt und das Fehlen
von Kalkbestandteilen große Vorzüge für die Verwendung in der Ziegel-
fabrikation.
rl Sand Tonhaltige Teile
Fundort über Staub | Feinste
2mm| 21 | 1.05 |0,5-0,1 lo,1--0,05l0,050,01
mm mm "mm "mm mm" | 0,01 mm
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Weichselschlick | _., 22,98%, 3
Königsdorf, Kl.- | 926% : 23,96% |51,88% \
Werder | — [0,08% |13,06%,| 9,84%,
Die mit dem guten Elbschlick ausgestatteten Distrikte sind regellos,
oder scheinbar regellos in der Elbniederung verstreut. Auch an den
Talrändern fehlen sie nicht.
" Wahnschaffe, Abhandlungen zur geologischen Spezialkarte von Preußen 1885.
S. 93 und 96.
a
Westlich vom Elbtal erhebt sich die Börde, die, ihre Randgebiete
eingerechnet, sich zwischen der Elbe und Bode, dem Quellgebiet der
Aller und der Ohre erstreckt. Feste Grenzen lassen sich für die Börde
nicht aufstellen; allmählich geht sie in ihre Saumgebiete und nach 8.
in die Industrieregion der Bodesenke über.
Es lassen sich in der Börde, von der Elbe ausgehend, drei nach
W. hin ansteigende Regionen unterscheiden, die durch die diluvialen
Höhenränder getrennt sind.! Deutlich ausgeprägt ist besonders der
östliche Rand. Die Ortschaften seines östlichen Vorlandes erreichen die
Höhenlinie von 100 m nicht, westlich von ihm liegen sie ausnahmslos
höher. Auf der dritten Stufe wird namentlich nach SW. zu die Höhe
von 150 m überschritten. Die verstreut liegenden Einzelhöhen erreichen
auf der ersten und zweiten Stufe nirgends eine Höhe von 150 m; nur
auf den die Aller rechts und links begleitenden Höhenzügen wird die
160 m- und 200 m-Isohypse erreicht und überschritten. Nach S. neigen
sich die Allerhöhen zur Bodesenke. Jenseits derselben finden sich im
Huy- und Hackelwald die größten Höhen.
Eine Höhenschichtenkarte mit 50 m Abständen würde sich in unserm
Gebiet verhältnismäßig einfach gestalten. Die 50 m-Isohypse begleitet
die Flüsse in flachen Kurven und buchtet, besonders nach den Zuflüssen
hin, ins Land hinein aus. Während sie im Ohretal den Fluß fast die
Mittellinie bezeichnen läßt, läuft sie im Gegensatz dazu am Elbstrom
in ungleichmäßigen Abständen entlang. Oberhalb Wolmirstedt, das
durch seine Lage die ehemalige Ohremündung bezeichnet, wendet sie
sich in fast nord-südlicher Richtung auf Magdeburg zu und bildet da-
durch eine natürliche Fortsetzung des nördlich von Wolmirstedt liegenden
Talrandes.. Von Magdeburg an bewahrt sie im großen und ganzen
südöstliche Richtung und läuft z. T. so nahe am Stromufer entlang, daß
sie die Buhnen berührt. Oberhalb Schönebeck gibt sie einem breiteren
Tale Raum, das auch den vielgewundenen Saaleunterlauf einbegreift.
Die 100 m-Isohypse folgt im S. der Ohre, wenn von der Aus-
buchtung an der Bever abgesehen wird, der 50 m-Isohypse fast parallel
und wendet sich in einem stumpfen Winkel nach S., indem sie zur 50 m-
Isohypse etwa die Breite der Elbtalniederung als Entfernung innehält.
Sie überschreitet den 52.° nicht, sondern verläuft nach NW., ebenso
wie eine sich südlich der Bode hinziehende Linie gleicher Höhe. Auf
diese Weise wird die Bodesenke als unter 100 m liegend gekennzeichnet.
Von der Umrandung aus greift die 100 m-Linie verschiedentlich an
! Vergl. Karte 1.
re
den in der diluvialen Decke erodierten Flußtälern aufwärts in das Innere
der Börde ein und macht das Bild zu einem reicher gegliederten.
Die 150 m-Isohypse wird in den Allerhöhen und im Huy- und
. Hackelwald überschritten.
Die diluviale Hochfläche im Osten des Elbtales liegt unter 100 m
und senkt sich allmählich zur 50 m-Isohypse, die den Östrand des
Elbtales bezeichnet.
Im Hinblick auf die für die Bodenform als charakteristisch be-
zeichneten Linien ordnet sich das Flußnetz westlich der Elbe zu einem
ziemlich regelmäßigen Bilde.
Auf der Börde deutet der Oberlauf der Flüsse, ebenso wie der
nördliche Randfluß, die Ohre, und der Unterlauf des südlichen, der
Bode, durch die nordwestlich-südöstliche Richtung auf die älteren
geologischen Verhältnisse. Eine mittlere Linie bildet die Aller. Sie
entspringt etwa 30 km westlich von Magdeburg in einer Höhe von
rund 150 m und verfolgt fast geradlinig die angegebene Richtung bis
zur preußischen Grenze. Auch die ihr zufließenden „Gräben“ und die
jenseits einer niedrigen Wasserscheide zur Ohre abfließenden Gewässer,
Bever und Olve, weisen diese Richtung auf, ehe sie mit jäher Wendung
eine fast entgegengesetzte einschlagen. Nach der Elbe zu wird die
Allerlinie fortgeführt durch einen „Graben“ und nördlich von diesem
durch die Sarre, deren Quelle von dem östlicheren Allergraben nur
durch eine geringe Wasserscheide getrennt ist. Weiterhin erscheint die
Südostlinie im Oberlauf der Sülze, die bei der Südvorstadt von Magde-
burg in die Elbe mündet, und durch die Quellbäche der nördlich von
ihr der Elbe zugehenden Schrote und Gr. Sülze bezeichnet. Wo
immer die Nebenflüsse dem Elblauf gegenüber die mehr senkrechte
Richtung aufgeben und sich seiner Laufrichtung angleichen, fließen
sie innerhalb der Stromniederung, z. B. die Gr. Sülze im Unterlauf,
der „Graben“ nördlich der Saale, sowie die Taube oder der Landgraben
südlich der Saale, ebenso der Unterlauf der ostelbischen Nebenflüsse
Nuthe und Ehle. Der oberhalb Schönebeck mündende Graben ist
gerade gelegt worden.
Mit Ausnahme der Elbniederungsflüsse zeichnen sich alle durch
ein gutes und regelmäßiges Gefälle aus. Daher sind sie von den An-
wohnern reichlich in den Dienst des Mühlenbetriebes gestellt worden.
Die Verwendung der Gewässer zum Transport von Abwässern aus
Salinen, Schächten und Fabriken beeinträchtigt oder verbietet ihre
weitere Ausnützung. Diese Nebenflüsse beeinflussen den Wasserstand
Be
der Elbe nicht. Die Ohre, die zeitweise größere Wassermengen abführt,
erreicht den Strom erst an der Grenze.
In hydrographischer Beziehung ist nur die Saale von Bedeutung
für den Strom. Wenige Kilometer unterhalb des Eintritts in unser
Gebiet nimmt sie die Bode auf. Die Bode wendet sich in der Öschers-
lebener Senke (Bodesenke) in einem fast rechten Winkel nach SO.,
nachdem sie die ihr in gleicher Richtung zufließenden Gräben, „Fauler
Graben“ und „Schiffer-Graben“, aufgenommen hat. Ihr bisher gutes
Gefälle vermindert sich innerhalb der Senke, ihr Lauf ist vielfach ge-
spalten, und das die Gräben begleitende Bruchland setzt sich auch an
ihren Ufern fort.‘ Nur kurz vor ihrer Mündung in die Saale gewinnt
sie noch einmal ein festes Flußbett. Auf eine Strecke folgt sie der
Saale ins Muschelkalkgebiet, dann überwindet der vereinigte Fluß
links das Tertiär, das in Felsbarren den Fluß durchsetzt und gehört
hierauf der Elbniederung an, so daß, was von der Elbe als Tieflands-
strom gesagt worden ist, in kleinere Verhältnisse übertragen, auch auf
die Saale Anwendung finden darf.
An größeren stehenden Gewässern ist die Börde arm. Der gut
durchlässige Boden bot keine sehr günstigen Bedingungen für ihre
Bildung. Nur auf dem sich zur Bode senkenden Gelände befanden sich
Seen, die aus wirtschaftlichen Gründen entwässert worden sind, so der
See, der Seehausen den Namen gegeben hat, der „Faule See“ östlich
von Wanzleben, und der Domerslebener und Remkerslebener See. Auch
die Wiesen der Marbe sind entwässert worden.
Die kleinen Teiche nehmen an Zahl nach NW. zu; dort finden
sich auch, von der Bever durchflossen, zwei größere Teiche. Im übrigen
finden sich stehende Gewässer nur in den mit Tage- oder auch mit
Grundwasser gefüllten verlassenen Steinbrüchen und den Elbkolken.
Wie in Beziehung auf die Bodengestaltung teilt unser Gebiet in
klimatischer Hinsicht im allgemeinen die Eigenschaften des Norddeutschen
Flachlandes. Innerhalb desselben steht es auf der Schwelle zwischen
Ost- und Westdeutschland; auch als Teil des Elbgebiets nimmt es eine
Mittelstellung ein. Nicht unmittelbar am Meere und somit nicht im
Bezirk der größten Ausgeglichenheit der Temperaturverhältnisse, auch
nicht in der Gebirgsregion und somit im Gebiet der größeren klimatischen
Kontraste, ist das Klima ein günstiges, und die Gegensätze sind als sehr
mäßige zu bezeichnen. Die nordsüdliche Ausdehnung ist zu gering
‘ Der 1883 aufgestellte Regulierungsplan scheint jetzt seiner Verwirklichung
entgegen gehen zu sollen.
2
und das Bodenrelief zu ruhig, um scharfe Kontraste hervorzurufen. Die
Januar-Isotherme von 0°C. läuft in fast nordsüdlicher Richtung durch
den W. unsers Gebiets, die Juli-Isotherme von 20° läßt es nördlich,
die Jahresisotherme von 10° östlich liegen. Die Monatsmittel stellen
sich für Magdeburg wie folgt: !
Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Jahr Amypl.
0,0° 0,9° 35° 8,6° 13,1% 17,5° 18,80 18° 14,8° 9,4° 3,9° 0,70 9,1° 18,80
Auch die Niederschlagsmengen zeigen mehr graduelle Abstufung
als kontrastierende Verhältnisse. Da die .Niederschläge von der Ab-
kühlungsmöglichkeit der mit Wasserdampf gesättigten Luft abhängen
und diese Bedingung auf dem Festlande meist an Gebirgen erfüllt wird,
wenn die Luft zum Aufsteigen in kältere Regionen veranlaßt wird, so
müßte eine Höhenschichtenkarte die Grundlage für eine Niederschlags-
karte abgeben können. Selbst in unserm nur mit sehr mäßigen Höhen
ausgestatteten Gebiet beweist sich das.
Das Ohre-, Elb- und Bodetal haben den geringsten Niederschlag
und liegen unterhalb der 500 mm-Isohyäte. Die regenbringenden West-
winde, die ebenso häufig auftreten als alle anderen Winde zusammen,
beginnen damit, ihre Feuchtigkeit an den vorhandenen Höhen abzusetzen
und bringen den an der Leeseite liegenden Gegenden nur geringere
Regenmengen.
Den wirtschaftlichen Verhältnissen kommt diese günstige Verteilung
sehr zustatten. Die Niederschlagsmengen stehen fast in einem umge-
kehrten Verhältnis zu dem Reichtum an Bewässerung durch Flüsse.
Regen, Schnee und Frost sind von großem Einfluß auf den Stand
der Schiffahrt auf Saale und Elbe und somit auf Wohl und Wehe der
anliegenden Ländereien. Es darf als besonders günstig bezeichnet werden,
daß weder die Hauptgewitterzeiten noch die Schneeschmelze für die ver-
schiedenen Teile des Elbgebiets zu gleicher Zeit eintreten, und daß auch
die Befreiung des Stromes vom Eise von S. nach N. streckenweise
fortschreitet. ?
Der gleichmäßigen und doch abwechslungsreichen Bodengestaltung
und -Beschaffenheit und den günstigen hydrographischen und klimatischen
Verhältnissen entspricht die bevorzugte Ausgestaltung unsers Gebiets in
Beziehung auf die Pflanzendecke und Verteilung von Ackerland, Wiese
und Wald im W. der Elbe.
‘ Der Elbstrom, Tabellenband, S. 43,
° Der Elbstrom, I, 8.43.
Bee
Der Ackerboden nimmt geradezu eine herrschende Stellung ein.
Fast ®/, des gesamten Areals gehört ihm an, nirgends fehlt er auf weiteren
Flächen ganz und erreicht in größerer Ausdehnung so hervorragende
Güte, daß er die Grundlage des wirtschaftlichen Wohlstandes bildet.
Für den ganzen Regierungsbezirk stellt sich der Anbau wie folgt;
für unser Gebiet dürften sich die Zahlen zugunsten der Hackfrüchte
verschieben. !
Hauptnutzungsarten des Acker- u. Gartenlandes in Prozenten
der Fläche von Acker- und Gartenland.
Landesteil
Andre Hack- Brache u.
Hauptge- | Getreide | +..: Handels- | Futter- Haus- u,
5 3 früchte u. C Acker- e
treidearten|u. Hülsen- gewächse | pflanzen ride Obstgärten
früchte | Gemüse
Reg.-Bez. Magdeburg | 54,70 6,68 26,80 1,80 4,54 4,38 1,10
Zum Vergleich:
Reg.-Bez. Merseburg || 59,29 6,13 23,1] 0,74 2.13 2,37 1,23
Reg.-Bez. Liegnitz 60,47 4,82 18,98 0,87 10,50 2,80 1,56
Verglichen mit dem Ackerlande sind die Anteile des Waldes (8°/,)
und der Wiesen (fast 8°/,) geringe. Der Wald fehlt auf der Börde
gänzlich; er findet sich in zusammenhängenden Forsten nur in der
sandigeren NW.-Region. Hier zeugen einzelne Linden, Buchen und
Eichen, die auf ein Alter von 6— 800 Jahr geschätzt werden, von dem
Heimatsrecht des Waldes. ?
Außerdem sind die Holzungen auf die Höhen des Huy- und Hackel-
Waldes und des Hohen Holzes (im SW. der Allerquelle), sowie auf
einzelne Distrikte der Elbniederung beschränkt.
Östlich der Elbe finden sich Waldbestände in unserm Gebiet nur
vereinzelt in der Elbniederung und weiterhin am Östrande um Grabow.
Während der Wald in der Elbniederung im Laufe der Jahre
streckenweise den Bemühungen der Hochwasserregulierung zum Opfer
gefallen ist, bahnt sich im allgemeinen seit etwa 20 Jahren eine Wald-
zunahme an.? Die Verwendung der Braunkohle und ihrer Umformungen
als Brennmaterial in Industrie und Haushalt zieht eine Verminderung
des Holzverbrauchs nach sich, und die Änderungen in den Fütterungs-
verhältnissen des Nutzviehs, sowie der Rückgang der Schafzucht erlauben,
größere Weideflächen aufzuforsten. — Nur da, wo das Weideland nach
! Der Elbstrom, I, S. 219.
? Mertens, Bemerkenswerte Bäume im Holzkreise des Herzogtums Magde-
burg. Mitt. d. V. f. Erdkunde. Halle 1904.
® Der Elbstrom, I, S. 122.
IR
Lage und Bodenbeschaffenheit sein absolutes Recht behauptet, bedingt
es den größeren Betrieb der Schafzucht.
Über das spezifische Ödland fehlen die statistischen Nachrichten,
doch kann es nach Abzug der von den Ortschaften bedeckten Flächen
nur in sehr geringer Ausdehnung vorhanden sein.
Das Fehlen bedeutender Kontraste in Bodengestalt und -Beschaffen-
heit spiegelt sich fernerhin wieder in der im allgemeinen gleichmäßigen
Verteilung der Siedlungen. Da es in der Natur der Entwicklung des
wirtschaftlichen Lebens liegt, daß sich die Menschen als Ackerbauer an
feste Wohnsitze binden, so werden die Siedlungen in erster Linie nach
Zahl und Ört auf die Güte des Ackers deuten. Selbst da, wo im
weiteren Verlauf der wirtschaftlichen Entwicklung, Siedlungen aus rein
industriellen Absichten angelegt werden, wird die Nähe fruchtbarer
Gegenden und ihre leichte Erreichbarkeit auf Ortswahl und weitere
Entwicklung von bedeutendem Einfluß sein. — Kein Teil unsers Ge-
biets ist der Ansiedlung auf weitere Strecken feindlich. In der Elb-
niederung sind siedlungsfeindliche Flächen andern von geschützter Lage,
fruchtbaren Böden und guten Tonlagern benachbart. In der Öschers-
lebener Senke wird die Ungunst der Bodenverhältnisse z. T. aufgewogen
durch den Reichtum an Bodenschätzen; außerdem trägt die Nähe der
fruchtbaren Gegenden, die verhältnismäßige Schmalheit des Bruchlandes
und seine gute Überbrückung am Halbierungspunkt der Längserstreckung
viel zum Ausgleich der ungünstigen Verhältnisse bei.
Entfernen wir aus unserm Gebiet alle Linien und Zeichen mit
Ausnahme der Signaturen für Dörfer, so erhalten wir ein Bild, das in
einen ziemlich gleichmäßig, wenn auch nicht sehr dicht besiedelten N.
und einen dünner und ungleichmäßiger besiedelten S. durch den 52. Breiten-
parallel zerlegt wird. Die dünner besiedelte Zone schiebt sich am Mittel-
meridian nach N. vor. Liegen für die schwächere Besiedlung an allen
Stellen gleiche Gründe vor? — Wir wissen nach der bisherigen Unter-
suchung, daß das nicht der Fall ist. Für die Gegend der Salz- und
Braunkohlenindustrie würde sich das Bild durch Eintragung der Klein-
siedlungen bedeutend verändern und dichter mit Zeichen bedecken.
Diese Siedlungen würden die größere Unabhängigkeit von Grund und
Boden beweisen. Nördlich und südlich der Salz- und Kohlenindustrie-
gegend würden die Kleinsiedlungen die Zahl kaum merklich verändern.
Für die Börde erscheint die geringe Zahl der Ortschaften befremdlich.
Die Gründe liegen in historischen und wirtschaftlichen Verhältnissen.
Zwischen den heutigen Ortschaften finden sich eine bedeutende Anzahl
„wüster“ Flecken, deren Bewohner im Laufe der Zeit veranlaßt wurden
in die Städte und größeren Dorfschaften überzusiedeln. Für den Anteil
unsers Gebiets am Kreise Wolmirstedt z. B. sind allein 40 solcher ver-
lassener Siedlungen nachgewiesen.
Die dünne Besiedlung gerade des besten Teils der Börde, süd-
westlich von Magdeburg, erklärt sich außerdem durch die wirtschaftliche
Sparsamkeit, die zur Veranlassung des engeren Zusammenschlusses in
einer geringeren Anzahl von Niederlassungen wurde, um auf diese
Weise eine Vermehrung des Ackerlandes zu erzielen.
Das Fehlen hervortretender linienhafter Anordnung von Siedlungen
erklärt sich aus der Terraingestaltung; aber auch die mehr reihenweise
Lage der Niederlassungen auf der ersten Bördestufe läßt sich darauf zurück-
führen. Ebenso darf die Form des Bodens als bestimmend angesehen
werden für die Reihe der Siedlungen auf dem Hochufer nördlich und
südlich von Magdeburg (das selbst durch vier Niederlassungen bezeichnet
ist: Altstadt, Neustadt, Sudenburg, Wilhelmstadt). Ein Vergleich mit
der Karte zeigt ferner, daß Sülze und Bever die Niederlassungen an-
gelockt haben.
Im ostelbischen Gebiet sind die Siedlungen den weniger günstigen
Bodenverhältnissen entsprechend nicht zahlreich und nicht volkreich.
Die Bedeutung der Städte für das wirtschaftliche Leben wird durch
ihre geographischen Verhältnisse mitbestimmt. Die Zahl der Vorzüge,
die durch geologische, physikalische und topographische Karten veran-
schaulicht werden, deutet in jedem Falle auf die Wichtigkeit der Stadt
und die Sphäre ihres Einflusses hin. Je mannigfacher die Vorteile sind
und je unumstrittener ihre Stellung innerhalb ihrer Umgebung, desto
gesicherter ist ihr dauerndes Gedeihen.
Auf der Börde selbst, wo viele Dörfer ein fast städtisches Gepräge
haben, fehlen die Städte, ohne daß dies einen Mangel bedeutet. Die
vorhandenen Städte der Ackerbauregionen (Neuhaldensleben und Wolmir-
stedt im N., Wanzleben und Seehausen im S. der Börde, Kochstedt und
Schwanebeck im S. der Bodesenke) sind Marktplätze für ihre engere
Umgebung und zu solchen durch ihre Lage gut geeignet. Von allen
Seiten her sind sie leicht zu erreichen und mit größeren Orten durch
Eisenbahnen verbunden. Von diesen Städten hat nur Neuhaldensleben
eine nicht bodenständige Industrie.
Die guten Verkehrsbedingungen und die Bodenschätze begünstigen
die Städte östlich der Oscherslebener Senke (Schönebeck, Barby, Kalbe,
Staßfurt). Oschersleben selbst ist als Brückenstadt wichtig und als Ver-
! Danneil, Geschichte des Magdeburger Bauernstandes, S. 756.
BE EB
mittler zwischen der Börde und dem spezifisch subhereynischen Gelände.
Schönebeck und Barby sind Stützpunkte für den Verkehr auf der Elbe
und Berührungspunkte zwischen ihrem Hinterland und dem Verkehr
auf der großen natürlichen Wasserader.
Eine Sonderstellung nimmt Magdeburg ein. Die Lage am festen
Ufer des schiffbaren Flusses, die Nachbarschaft der stromaufwärts ge-
legenen, reichen Industriegegend, die Nähe der ohne ein trennendes
Zwischengebiet vor seinen Toren anhebenden Börde, die ihm Nahrungs-
mittel, und der Schlickregion, die ihm Baumaterial liefert, vereinigen
sich zu Vorzügen, die Magdeburg als Brücken- und Randstadt, als In-
dustrie- und Verkehrsort zur natürlichen Hauptstadt der Gegend erhebt.
Die Entwicklung des Verkehrs lehnt sich an die geographischen
Verhältnisse an. Die bedeutendste aller Verkehrsadern in unserm Ge-
biet ist von jeher die Elbe gewesen. Schon den Römern war sie als
Wasserweg bekannt und für das Mitelalter wird ihre hohe Wichtigkeit
durch Urkunden bezeugt. Die Anlage der Ortschaften an der Alten Elbe
und die unablässigen Bemühungen um die Verbesserung des Stromlaufs
bekunden seine Bedeutung, die in früheren Jahrhunderten erhöht wurde
durch die Schwierigkeit des Landverkehrs. Infolge seiner bevorzugten
Lage nach Erstreckung und Begrenzung und der verhältnismäßig kurzen
Zeit, während welcher die Schiffahrt eine Unterbrechung durch den
Frost erfährt, ist der Strom zur Verkehrsstraße besonders geeignet.
Die Errungenschaften der Strompflege haben ihm unter den natür-
lichen großen Verkehrsadern Deutschlands eine herrschende Stellung
verschafft.
Durch die Elbstädte, vornehmlich durch Magdeburg, nimmt unser
Gebiet an diesem Vorzuge teil.
Am einfachsten und deutlichsten geht seine Wichtigkeit für unsre
Gegend vielleicht aus einigen Zahlen hervor, die den Güterverkehr auf
dem Magdeburger Hafen betreffen, und die statt andrer exakter Belege
angeführt seien: !
Kaufmannsgüter Nahrungsmittel Brennmaterial Baumaterial
Eingeladen || Ausgeladen | Eingeladen || Ausgeladen [Eingeladen|| Ausgeladen | Eingelad.
Angabe in t || Angabe in t| Angabe in t || Angabe in t [Angabe int|| Angabe in t | Ang. in t
b.zu
Berg!
b. zu ja.zu
b. zu Ja. zu Ib. zu a. zu
Berg | Tal
Berg | Tal BB Tal
b.zu a. zu
Berg || Tal
b. zu Ja. zu
Berg | Tal
b. zu |la. zu
Berg || Tal
a. zu
Tal
a. zu
Tal
Ausgeladen
Angabe in t
b. zu
Berg
1879119000
1889 11281000
7.000 || 8000
19 000 || 6000
94000
311000
84000
26.000
11.000
2000
19000
15000
55.000
250 000
3000| 40011195 000) 10000
a — ||285 Bi 14 000
4000
4000
700
300
60.000
110000
1 Nach der Elbstrom, Statistikband, Zahlen stark abgerundet.
77.000
93000
mE DIE A
Die Saale, die schon im Mittelalter besonders in den Dienst des
Holztransports für die benachbarten Salinen gestellt wurde, bildet eine
natürliche Nebenader des Elbverkehrs, dessen Erscheinungen sich hier
im kleinen wiederholen.
Für den Schiffsverkehr kommt die Ohre nicht in Betracht. Auch
für den Betrieb der Flößerei ist sie ungeeignet, so daß die an ihr ge-
legenen Ortschaften von ihr als Wasserweg keinen Nutzen haben. Daß
die breite, dem Elbtal angehörende Mündung von Elbkähnen zeitweilig
als Nothafen benutzt wird, berührt das wirtschaftliche Leben der An-
wohner nicht.
Der Verlauf der großen Verkehrsstraßen zeigt, daß in unserm
Gebiet die Terrainbeschaffenheit nicht weniger bestimmend gewirkt hat,
als dies in gebirgigen Ländern der Fall ist. — In zwei Regionen
stellen sich der Anlage von Straßen bedeutende Schwierigkeiten ent-
gegen, in der Elbniederung und der Bodesenke. Deshalb finden sich
hier wenige Querwege, und die vorhandenen haben besondere Wichtig-
keit. Der unfeste Grund und Boden und die Überschwemmungs-
gefahr sind die gemeinsamen Feinde in beiden Gebieten. Der
Überwindung dieser ungünstigen Bedingungen verdanken die beiden
Brückenstädte ihre Bedeutung, die bei Magdeburg, der Lage und der
weiteren Vorzüge der Stadt entsprechend, größer ist als bei Oschersleben.
Nicht nur das Hervortreten des festen Gesteins eignete Magdeburg für
die Anlage der Brücke, sondern auch der Umstand, daß die ganze
Breite des Stromes nicht auf einmal überwunden zu werden brauchte,
daß aber anderseits der Zwischenraum zwischen den Elbarmen klein
genug war, um die Brücken unter den Schutz einer einzigen Ortschaft
zu bringen.‘ Den Vorzug einer Elbbrücke genoß jahrhundertelang
stromauf- und abwärts keine andre Stadt. Hier überschritt, von O.
her kommend, die alte Handelsstraße den Strom und führte auf der
östlichen Bördesfufe über Staßfurt weiter nach S. Sie wird vielleicht
heute bezeichnet durch die Chaussee Dodendorf— Löderburg— Staßfurt,
die sich auf dem leichtwelligen Terrain fast der Luftlinie zwischen
Magdeburg und der alten Salzstadt anschließt. — Die andern Straßen
schmiegen sich den geographischen Bedingungen ganz auffällig an.
Die Hauptvermittler des Verkehrs, die Eisenbahnlinien, zeigen vor-
nehmlich die charakteristische SO.— NW.-Richtung, während an der
Elbe entlang durch die Bahnlinie der Rand des Hochufers annähernd
bezeichnet wird. Erst nach dem Jahre 1873 ist mit Mitteln der vor-
geschrittenen Technik die Fisenbahn auch bei Barby über die Elbe
! Hahn, Die Städte der Norddeutschen Tiefebene, S. 106.
Oe
geführt worden.t — In der Öscherslebener Senke führt die Straße an
dem dem Brüche abgekehrten und schnell ansteigenden N.-Ufer entlang
und entsendet nach Überwindung der Terrainschwierigkeit am Bodeknie
die Halberstädter Straße im Tale aufwärts.
Im übrigen läßt das dichte und geradlinige Maschennetz von
Chausseen und Landwegen, wie es sich auf Karten kleineren und
größeren Maßstabes darstellt, auf die gute Wegsamkeit des Terrains
schließen. Im. einzelnen deuten auch hier die Straßen auf die Form
des Geländes und die wirtschaftliche Bedeutung der verbundenen Orte.
Nach der Liebenowschen Karte (1:300000) sind nur 7°/, aller Städte
und Ortschaften (Gemeinden) ohne Anschluß an Chausseen oder Eisen-
bahnen in unserm westelbischen Gebiet.
Die Ergebnisse der Untersuchung der geographischen Bedingungen
lassen sich in ihren Hauptergebnissen dahin zusammenfassen, daß unser
Gebiet nach Bodengestaltung und Klima keine großen Kontraste auf-
weist, daß aber nach Bodenbeschaffenheit und -Reichtum, nach Be-
wässerung und Verkehrslage sich zahlreiche Unterschiede geltend
machen, so daß die natürliche Ausstattung der einzelnen Gebietsteile
eine mannigfaltig verschiedene ist.
IDEE
Nachdem im vorhergehenden die geographischen Verhältnisse zum
Ausgangspunkt der Betrachtung gemacht worden sind, soll im folgenden
das entgegengesetzte Verfahren eingeschlagen und von derjenigen Er-
scheinung ausgegangen werden, die sich als unmittelbarste Wirkung
der geographischen Verhältnisse im wirtschaftlichen Leben ansehen läßt,
von der Volksdichte. — Wo günstige Bedingungen für Leben und Er-
werb vorhanden sind, wird im Lauf der Zeit ein dichteres Zusammen-
wohnen der Menschen erfolgen als an den Orten, die mit weniger Vor-
teilen ausgestattet sind.
Natürliche Beschaffenheit des Landes und Volksdichte verhalten
sich wie Ursache und Wirkung. Am übersichtlichsten wird die Volks-
dichte veranschaulicht durch eine Karte, auf der die gleichstark be-
völkerten Gebietsteile durch das gleiche Darstellungsmittel, in unserm
Falle durch Farben, gekennzeichnet sind. Über die Gewinnung der
Dichtezahlen sei hier bemerkt, daß die Bewohner der einzelnen Gebiets-
teile über die Fläche ihres Gebiets verteilt gedacht werden, worauf die
Dichtegrade der Bedeckung nach bestimmten Gesichtspunkten in Gruppen
! Vergl. Vogels Karte der Verkehrsverhältnisse 1873, Pet. Mitt. 1873 Tafel 12.
Desgl. Karte zum Reichskursbuch 1884.
zusammengefaßt und durch verschiedene Farben und Farbennuancen
versinnbildlicht werden. Eine zahlenmäßige Darstellung ist in Form
von Tabellen beigegeben. Die auf diese Weise als dünn, mäßig stark,
stark und sehr stark bevölkert gekennzeichneten Gebietsteile heben sich
im Bilde ebenso voneinander ab, wie es gewissermaßen in der Natur die
verschiedenwertig ausgestatteten und ungleich dicht bewohnten Distrikte
tun. Aus einem später anzuführenden Grunde sind die Städte von über
5000 Einwohner samt ihrem Areal vor der Berechnung ausgeschieden.
Durch die Karte wird vor allem zweierlei erreicht. Die in Gruppen
geordneten und durch wenige bestimmte Werte der Volksdichte
charakterisierten Gebiete werden lokalisiert. Sodann wird, da wir die
“ Volksdichte als Wirkung setzen, durch ihre Kennzeichnung in bestimmten
Gebietsteilen das ganze Gebiet auch in geographischer Beziehung nach
den Ursachen der Volksdichte in typische Regionen zusammengefaßt,
die sich, analog den Bezeichnungen der Dichtegrade, als ungünstig,
wenig günstig, mäßig günstig, günstig und sehr günstig ausgestattet
charakterisieren ließen.
Damit ist viel gewonnen.
Der organische Zusammenhang zwischen dem wirtschaftlichen
Leben und der Naturbedingtheit tritt in jedem Einzelfalle deutlich
hervor. Angesichts des Kartenbildes drängt sich die Frage auf: Warum
hat in den bestimmten Gebietsteilen das wirtschaftliche Leben sich so
und nicht anders entwickelt? Nach den voraufgegangenen Ausfüh-
rungen des ersten Teils gibt die Karte die Antwort auf die Frage. Der
sie begleitende Text ist nur eine ihr untergeordnete Erläuterung.
Zwei Farben bedecken das Kartenbild, gelb-braun und rot.
Zwei Hauptwerte sollen demnach im vorliegenden Gebiet nach
Bevölkerung und geographischen Bedingungen in erster Linie unter-
schieden werden. In Beziehung auf die Bevölkerungszahl wird das
unterscheidende Moment als das „Mittel“ bezeichnet, d. h. diejenige
Dichte, die erreicht werden würde, wenn die Gesamtbevölkerung über
das Gesamtgebiet gleichmäßig verteilt werden würde. Das „Mittel“ beträgt
rund 100 auf den Quadratkilometer (107). Hier zeigt es sich, daß die
Ausscheidung der Städte, in denen auf verhältnismäßig kleiner Fläche
eine große Menschenanhäufung stattfindet, notwendig war. Ihre Ver-
rechnung in die Gesamtzahlen würde ein „Mittel“ von rund 200 (203)
pro qkm, also eine durchaus übertriebene Zahl ergeben.
1—25. t
Unter den rund 230 berechneten Gemeinden sind nur fünf als
dünn bevölkert zu bezeichnen. Sie finden sich in der Elbniederung,
im Bereich der natürlichen Überschwemmungsgebiete von Elbe und
Bode und im Waldgebiet des schon als unfruchtbar bezeichneten ost-
elbischen Geländes. Zwei von ihnen, Lödderitz, oberhalb der Saale-
mündung, und Grünewalde, gegenüber von Schönebeck, sind waldreiche
Gelände. Der Forst wirkt nicht bevölkerungsverdichtend. Grünewalde
besitzt nur einen sehr kleinen Anteil an Ackerland, das allerdings
durch Elbsedimente vorzüglich gedüngt ist. Lödderitz leidet an Wasser-
überfluß. Zahlreiche Seen und Schlenken weisen auf alte Elbläufe
hin. — Dem dritten dünnbevölkerten Gebiet, Günthersdorf, südöstlich
von Oschersleben, fehlt der Wald. Es liegt in der Bruchregion der
Bodesenke. Fin Arm der Bode, der nördlich der Ortschaft fließt,
führt bei Hochwasser bedeutende Wassermengen und überschwemmt
das Gelände. Nur rund 1 qkm seiner Fläche (11,1) entfällt auf
Wiesen- und Ackerland. Das Dorf umfaßt nur 18 Wohnhäuser;
somit ist dem Ödland ein großer Gebietsanteil beizumessen. Vom
Verkehr liegt es abseits; weder Eisenbahn noch Chaussee berühren es,
so daß zu den Nachteilen der Bodenbeschaffenheit auch diejenigen
der Lage kommen. Es weist auch die geringste Volksdichte auf. —
Besser ist die Lage von Lödderitz in der Nähe anhaltischer Kohlen-
gebietee Am vorteilhaftesten liegt Grünewalde; es ist auch am
dichtesten bevölkert.
25 —50.
Einen gleichfalls geringen Prozentsatz unsers Gebiets nehmen die
nur mäßig bevölkerten Gemeindebezirke ein. In ihnen müssen, so
dürfen wir schließen, die geographischen Bedingungen schon etwas
günstiger sein als in den soeben erwähnten Distrikten. Würden wir
nach den Ausführungen des ersten Teils sie gewissen Gebieten zu-
weisen wollen, ohne die Karte zu Rate zu ziehen, so dürften für sie
die weniger begünstigten Striche der Elbniederung und der Bodesenke,
sowie die waldigen Gebiete im NO., N., NW. und an den südwestlichen
Höhen in Betracht kommen.
In Wirklichkeit gehören von den 38 unter diese Dichtegruppe
fallenden Gemeinden neun dem diluvialen Elbtale an, einige finden sich
im waldreicheren N. und NW., und mehr als die Hälfte entfallen auf
das ostelbische Gebiet. Die Nachteile der Bodesenke, deren Ortschaften
wir hier erwähnt zu finden erwarten, müssen also durch günstige Be-
dingungen, die nicht mit der Bodenbeschaffenheit zusammenhängen,
aufgehoben werden.
In den Gebieten der Elbniederungsgemeinden tritt das Ackerland
bereits mehr in den Vordergrund; doch ist es meist von sandiger Be-
Se:
schaffenheit. Die am Umflutkanal gelegenen Ländereien leiden häufig
unter dem Drängewasser, das, sobald das Wehr gezogen ist, sich außer-
halb der Deiche bemerkbar macht. Wald findet sich im Elbtal in einer
Ausdehnung von 9 qkm bei Glindenberg, südlich der Ohremündung,
zum Teil im Hochwassergebiet gelegen, ferner in kleineren Flächen
östlich der Elbe bei Wahlitz und Walternienburg, dort am sandigen
Talrande, hier am westlichsten Abhange des Flämings.
Auch die an und südlich der Saale gelegenen Gemeinden Kl.-Rosen-
burg und Sachsendorf gehören dem diluvialen Elbtal an. Am natür-
lichen Überschwemmungsgebiet hat nur das erstere teil, dessen Lände-
reien an der Saalemündung nicht nur den Fluten der Saale, sondern
auch dem Rückstau der Elbe ausgesetzt sind, wenn zur Hochwasserzeit
die Fluten sich hier vereinigen. Das geschützte Ackerland ist sehr
fruchtbar. — Anders bei Sachsendorf, wo sich an der Taube Sumpf-
land auf Untergrund von schlechter Durchlässigkeit zeigt.
Wenn die im NW. der Börde liegende, mäßig bevölkerte Region
“als waldreich bezeichnet worden ist, so zeigt die Tabelle, daß dies
immerhin nur im Vergleich zur Börde geschehen darf.
Fast die Hälfte des zur Verteilung kommenden Areals fällt dem
Ackerlande zu, wenig mehr als ein Drittel dem Walde. Aber der Wald
tritt hier zusammenhängend auf, am Schnittpunkt von 52° 15” Breite
und 11° 15’ Länge eine Insel fruchtbaren Landes umschließend. Die
Bodenverhältnisse deuten auf ihre Entstehung hin. Der fruchtbare Löß
ist südostwärts transportiert worden und sandigerer Boden als Rück-
stand verblieben. Wie die erwähnte fruchtbare Insel, so liegen auch
die Siedlungen auf den inselartig aus dem Walde auftauchenden Acker-
flächen, die sich teilweise gut zur Tabakkultur eignen. Die an der
Bever gelegenen Ortschaften verwerten die Wasserkraft des muntern
Flüßchens im Mühlenbetrieb. Bei Emden durchfließt es den fischreichen
Papenteich. Kaum ein Dorf dieser sandigeren Gegend entbehrt seines
Dorfteiches.
Entsprechend der geringen Volksdichte sind die Verkehrsstraßen
wenig zahlreich. Die Wegsamkeit ist gut, aber ein Bedürfnis nach
vielen Straßen nicht vorhanden. Die dem NO.-Rande fast parallel
laufende Eisenbahn berührt keine der Ortschaften.
50 —75.
Mit den Gemeinden der Dichteklasse III beginnen die spezifisch
ackerbautreibenden Regionen. Mit ihnen wird, vom Elb- und Bodetal
ausgehend, zuerst die Börde selbst erreicht; außerdem nehmen sie größere
Flächen im S. der Bodesenke ein.
Sie lassen sich, zu Reihen ergänzt gedacht, folgendermaßen ordnen:
Sie umfassen zunächst Gebiete im Elbtal. Menz und Hohenwarthe im N.
bilden jedesmal den Übergang zwischen einem südlicher gelegenen,
weniger begünstigten und einem nördlicheren fruchtbaren Gebiet. Die
Anordnung spiegelt die abwechselungsvolle und doch regelmäßige Folge
der Böden des Elbtals gut wieder. Nur an wenigen Stellen dehnt sich
der fruchtbare Boden auch über den Talrand nach OÖ. hin aus.
Hohenwarthe ist, wie der Name sagt, ausgezeichnet durch seine
Lage. Seine Felder sind hochwasserfrei. Sie werden nie von dem frucht-
baren Elbschlamm erreicht und liefern nur sehr mäßige Erträge. Der Ort
verdankt seine verhältnismäßig zahlreiche Bevölkerung der geschützten
Lage, die ihm einen bevorzugten Platz am Elbufer verschafft hat,
ein Umstand, der besonders in früherer Zeit schwer ins Gewicht fiel.
Eine zweite Reihe beginnt im SO. unsers Gebiets und zieht sich
mit Unterbrechungen zuerst auf dem Talrande hin, überschreitet die
Saale, und wird jenseits derselben durch die Gebiete von Brumby und
Tornitz und weiterhin durch zwei kleinere und zwei größere Gebiete
bis Harbke an der W.-Grenze fortgesetzt. In den genannten Gemeinden
wird auch Bergbau auf Braunkohlen getrieben, aber eine bedeutende
Arbeiterzahl wird dadurch nicht angehäuft.
Fast parallel mit dieser Reihe läuft in Bild und Natur eine
dritte, südlich der Bodelinie. In den Ortschaften des Bodetals wird
die Betriebskraft des Wassers durch Fabriken und Mühlenwerke aller
Art reichlich ausgenützt. Durch die Mühlen und durch Brücken mit
ungenügender Lichtweite erleidet das Flußwasser jedoch große Auf-
stauung, so daß nach heftigen Regengüssen im Oberland der Flüsse
die Uferlandschaften häufig unter Wasser gesetzt werden. Die Zufüh-
rung der Abwässer aus Gruben, Hütten und Fabriken beeinträchtigt
oder vernichtet in bedauerlicher Weise den Fischreichtum der Bode
und ihrer Nebenflüsse.
Auch die Ohre wird in den hierher gehörenden Gebieten durch
gewerbliche Anlagen stark in Anspruch genommen. Die Hochwässer,
denen im Oberlauf ein Teil des Allerwassers zugeführt wird, finden
aber gute Abflußbedingungen vor. Der Boden des zur Hochwasser-
zeit überschwemmten Landes steht dem der Elbniederung an Frucht-
barkeit weit nach, da der Ohreschlamm in dieser Beziehung mit dem
Elbschlamm nicht zu vergleichen ist.
75 100:
Wie die Karte zeigt, schließen sich die Gebiete der vierten Dichte-
klasse an diejenigen der vorigen Dichtestufe fast überall an. Sie unter-
a
scheiden sich von ihnen der Lage nach dadurch, daß ihre Teilgebiete
größere zusammenhängende Territorien im Innern unsers Gebiets bilden.
Ihre Ausbreitung und Anordnung zeigt, wie günstig die natürlichen
Grundlagen des wirtschaftlichen Wohlstandes verteilt sind. Sie fehlen
weder an der Ohre noch in der Elbniederung, weder in der Bodesenke
noch südlich davon. Der Hauptanteil aber findet sich auf der Börde,
wo er sich der Geländeform auffällig anschmiegt.
Die Beurteilung des Bodenwertes und seiner Abstufung in wirt-
schaftlicher Beziehung muß in Ermangelung andrer exakter Belege
in den meisten Fällen noch durch die Zahlen geschehen, die nach einem
für Preußen bestimmten Klassifikationstarif den Reinertrag der Grund-
steuer pro Hektar angeben. Der Mindestsatz für Preußen ist für die
Fläche von 1 Hektar = 1,20 bez. 2,40 %. Einen so niedrigen Ertrag
weist keine der hier berechneten Gemeinden auf.
Die leichtesten Böden der Elbniederung erreichen einen Grund-
steuer-Reinertrag von 8—9 .% pro Hektar. In den Gebieten, die
eine Bevölkerung von 75—100 auf dem Quadratkilometer ernähren,
beträgt der Grundsteuer-Reinertrag auf der Börde gewöhnlich 50—60 #%,
übersteigt wohl auch diese Zahl.
In der Elbniederung übertreffen häufig die Erträge des Wiesen-
landes diejenigen des Ackers:
Acker Wiesen
IRoOIensBerss san 55
Gerwisch il 58 1 .%# Grundsteuer-Reinertrag pro Hektar.
Breitenhagen . . . 31 42
Für Niegripp mit Reinerträgen von nur 9 bezw. 12 ,% pro Hektar
werden ihre Nachteile durch die Lage am Ihle-Kanal, im Gebiet guter
Tonlager aufgehoben.
Im übrigen liefern fast durchweg die Äcker höhere Erträge als
die Wiesen. Eine weitere Steigerung des wirtschaftlichen Lebens führt
uns in die stark bevölkerten Gebietsteile.
100—150 und 150 — 200.
Innerhalb der hierher gehörenden Distrikte sind Bodenbeschaffen-
heit, Terraingestaltung und Verkehrslage noch günstigere als in den
vorigen, und sie nähern sich entweder den Industriegebieten oder fallen
räumlich mit ihnen zusammen.
Abgesehen von einigen vereinzelten Gemeinden erstrecken sie sich
westlich und südwestlich von Magdeburg in der Richtung nach S. und
erfüllen die ebeneren Gelände zwischen den Bördestufen. Sie begleiten
die Bode von Staßfurt an aufwärts und setzen sich jenseits Oschersleben
in einem nördlichen und einem südlichen Flügel fort.
By
In den an Weideland reichen Gemeinden, vornehmlich in den
Ortschaften, deren ehemalige Seen trocken gelegt sind, oder die an den .
Wiesen der Bodesenke und den Weiden der Abhänge des Huy-Waldes
teilhaben, wird noch Schafzucht getrieben.!
Seehausen: 0. ‚SE era %r . Urund.2200”Schafe
Remkersleben . Bene (0 2SDE
Domersleben',.1.:’ „Iwan... All
Neuwegersleben. . „man 2... 800075,
Schwanebeck . 200,
Auf die Bevölkerungszahl hat diese Art der Landwirtschaft keinen
erhöhenden Einfluß, da ein einziger Schäfer eine Herde von 2— 300 Stück
versorgen kann. Die Gründe für die zahlreiche Bevölkerung liegen
hier zumeist in der guten Qualität des übrigen Bodens oder, wie bei
Neu-Gattersleben, in der Nähe der Industriebezirke.
Die hohe Bevölkerung in den isolierten Distrikten der östlichen
Elbniederung erklärt sich z. T. durch die Ausnützung des tonreichen
Elbschlicks, vor allem aber durch den regen Steinbruchbetrieb.
Auf der Börde selbst bietet der postpliocäne Boden die besten
Vorbedingungen für den Ackerbau, vornehmlich für den Anbau und
die Veredelung der Zuckerrübe, deren Kultur zum Zweck der Zucker-
fabrikation seit der Zeit der Kontinentalsperre einen Umschwung im
wirtschaftlichen Leben hervorgebracht hat.? Der Boden ist fruchtbar
und tiefgründig, und seine Ertragsfähigkeit läßt sich durch Zuführung
von künstlichen Düngemitteln noch erhöhen. Diese werden besonders
in den Kalisalzen in benachbarten Gebieten gewonnen und sind infolge
ihrer leichten Erreichbarkeit ohne besonderen Kostenaufwand zu be-
schaffen. Sie sind dem Boden zugeführt worden, seit sie überhaupt zu
landwirtschaftlichen Zwecken verwendet werden, wodurch trotz der
intensiven Ausnützung eine Erschöpfung des Kulturlandes verhütet
worden ist.
Die Terrainbeschaffenheit setzt der Anwendung von Maschinen an
keinem Orte bedeutende Schwierigkeiten entgegen, so daß durch die
Art der Ackerbestellung eine Ersparnis an Menschenkraft und Kapital
ermöglicht wird.
Das gemäßigte Klima, das in der Abstufung der Niederschläge
einen Ausgleich der sonstigen Bewässerung herbeiführt, ist wie der
Boden für die Rübenkultur geradezu als „normal“ bezeichnet worden.?
! Viehstandslexikon 1892.
” Wagner, Lehrbuch der Geographie, S. 631.
® Schoenberg, Handbuch der polit. Ökonomie, 8. 436.
re
« Die großen Feldmarken umfassen meist ausgedehnte Felder, die sich zum
Großbetrieb der Landwirtschaft eignen, der alle Vorteile rationell ausnützt.
Dieser Großbetrieb hat die starke Bevölkerung nicht hervorgerufen.
Er wirkt eher im entgegengesetzten Sinne auf die Volkszahl. Die vor-
nehmlich durch den Anbau von Hackfrüchten erforderliche Steigerung
der Arbeitskraft wird auf großen Gütern zumeist durch die Verwendung
von landwirtschaftlichen Wanderarbeitern, „Sachsengängern“, gedeckt,
deren Zahl in Preußen auf 2—300000 geschätzt wird.! Da die Volks-
zählungen im Dezember sattfinden, bleibt aber die verstärkte Sommer-
bevölkerung unberücksichtigt. Auch auf die Beweguug der Bevölkerung,
die sich freilich noch aus andern Gründen in dem Zuge nach den Städten
geltend macht, mag diese Art der landwirtschaftlichen Arbeitsleistung
gewirkt haben. Ein Vergleich der statistischen Nachrichten der Jahre
1871 und 1898 ergibt aus den angeführten Gründen für viele der jetzt
stark bevölkerten Gebiete einen Rückgang in der Volkszahl, keinesfalls
eine namhafte Steigerung.
1871 1898
Osterweddingen’:; . va. nn, @ 20.2 ‚1415 1408
Ke\Vanzleben Au 230:270270707577271903 1665
Beehausent itia kei 2 silennnı 2308 3015
Es liegt jedoch in der Natur der landwirtschaftlichen Betätigung,
eine Reihe von Gewerben und Industriezweigen entstehen und Handel
und Verkehr sich entwickeln zu lassen. Die unsre Gegend charakteri-
sierende Industrie schließt sich an die Kultur der Hackfrüchte, Zichorie
und Rübe, vornehmlich der letzteren an.
Da wo im stark bevölkerten Gebiet zur Gewinnung der Rohpro-
dukte die industrielle Verarbeitung derselben tritt, ist auch trotz der
oben konstatierten Tatsachen ein starker Bevölkerungszuwachs zu ver-
zeichnen.
1871 1898
Barleben, Kreis Wolmirstedt . . . . 2751 3625
Eilsleben, Kreis Neuhaldensleben. . . 1363 2426
Aderstedt, Kreis Oschersleben. . . . 694 1187
Kleinere Fabriken rufen eine bedeutende Steigerung der Volkszahl
kaum hervor, da die Fabriken im Sommer ruhen und im Winter der
Arbeiterbedarf durch die ansässige ländliche Bevölkerung gedeckt wird,
deren ehemalige Winterarbeit, das Dreschen, wiederum durch Maschinen
besorgt wird.
! Handbuch der Staatswissenschaften. Herausgegeben von J. Conrad, L. Elster,
W. Lexis, E. Loening.
De Te
Die großartige Produktion der Rohstoffe und ihrer Verarbeitung «
erforderte die Ausgestaltung des Eisenbahnnetzes, und die Bodenformen
wiesen den Linien den Weg. (Vgl. S. 23.) Von der größten Wichtig-
keit aber ist für die Zuckerindustrie die Lage der Börde „an einem
schiffbaren Fluß, der die Verbindung mit einem großen Hafen“ herstellt.!
In Ermangelung andrer Belege sei die Bedeutung der Zucker-
industrie für die Magdeburger Gegend illustriert durch die Zahlen für
Ausfuhr des Zuckers aus dem Konsulatsbezirk Magdeburg. ?
Rohzucker %: Raffinierter Z. #:
1896. . . IS077116 2 567 061
189710. 2°25090809 1 383 048
1898101... 272191898:982 138 363
1899 . . . 10240734 91 279
1900 . . . 18494 353 264 200°
Der Wert der Ausfuhr von Kaffeesurrogaten für 1900 betrug
95 000 M.
Über 200.
Die dichteste Bevölkerung findet sich in Gegenden, die sich nach
zwei Richtungen charakterisieren lassen. Es sind entweder die aus-
gesprochenen Industriegegenden im S. und SW. der Börde oder gleich-
sam die Vorhöfe der durch Industrie und Handel ausgezeichneten Städte.
Fast wie ein Kranz umgeben die Ortschaften größter Dichte Magdeburg
und ziehen sich am Hochufer des Stromes bis Schönebeck hin. An
der Schwelle der Großstadt finden sie für ihre landwirtschaftlichen Pro-
dukte täglichen Absatz und gewähren vielen der städtischen Arbeiter
billigere Wohnplätze. Seinen Vorhof hat das kleine aber industriell
sehr lebhafte Neuhaldensleben in Althaldensleben und die Saalestadt
Kalbe in ihrer südlichen Vorstadt.
Alle diese Distrikte sind durch ihre Verkehrslage ausgezeichnet
und alle nach Bodenbeschaffenheit und Bewässerung gut ausgestattet.
Unter den Industriegebieten liefert Hötensleben, an der W.-Grenze,
ein Beispiel für ein Braunkohlenrevier. Es ist freilich nicht die Heimat
des Braunkohlenbaus in unserer Gegend, da die ersten Schürfungen im
18. Jahrhundert, als der Holzmangel sich recht fühlbar machte, südlich
! Bericht der Handelskammer zu Magdeburg 1899/1900.
® Desgl. 1900/1901.
® Auf dem Gebiet der Zuckerrübenindustrie vollziehen sich Veränderungen,
deren Ziel es ist, die kleinen Fabriken verschwinden zu lassen und den Zusammen-
schluß zu großen Unternehmungen zu vollziehen.
von Magdeburg vorgenommen wurden. Zu einem wichtigen Faktor
des wirtschaftlichen Lebens entwickelte sich die Braunkohlenindustrie
erst, als nach der Mitte des vorigen Jahrhunderts die mechanische Auf-
bereitung der Braunkohle zu Heizsteinen und die chemische Verarbei-
tung zur Paraffin- und Mineralölgewinnung nach mannigfachen Ver-
suchen zu günstigen Erfolgen geführt hatte. Auch in den Braunkohlen-
gebieten wirkt wieder die industrielle Verwertung des Rohmaterials
volksverdichtend. Das zeigt sich bei Hötensleben, das mit der Ent-
wicklung fortgeschritten ist. Verrechnet ist bei Hötensleben der preu-
ßische Anteil von Offleben an der braunschweigischen Grenze, die
durch das Dorf führt. Zwischen ihnen und dem nahen Völpke hat sich
ein reges industrielles Leben entwickelt. In den beiden erstgenannten
Orten finden sich Zuckerfabriken, eine Gipshütte, mehrere Ziegeleien,
Tonröhren- und Schamottefabriken, in Hötensleben drei, in Offleben vier
Kohlengruben, in deren Nähe sich besonders eine lebhafte Brikett-
fabrikation entwickelt hat.
Auch die Bodenverhältnisse sind gute. Der Acker mit 51 .%,
die Wiesen mit 54 .% Grundsteuer-Reinertrag pro Hektar sichern dem
wirtschaftlichen Leben eine gute Grundlage.
Welche Steigerung das wirtschaftliche Leben aus dem Vorteil der
Vereinigung verschiedener Industriezweige zieht, wenn die geographische
Lage wie bei Hötensleben günstig ist, erhellt ein Vergleich mit dem
nördlicher gelegenen Harbke. Acker und Wiesen (41 .% und 57 %
Grundsteuer-Reinertrag pro Hektar) sind fast mit denen von Hötensleben
an Güte zu vergleichen; es förderte im Jahre 1900 fast soviel Kohlen
(316433 t) als Offleben (365161 t) und mehr als Hötensleben (288037 t);2
aber es ist zum Teil von Wald umgeben, ist nicht nach Magdeburg zu
an die Eisenbahn angeschlossen und besitzt keine Zuckerrübenindustrie.
1871 1898
Hötensleben und Offleben . . . .... 2608 4590
Harbkarsce an Va rl‘ 1477
Die Braunkohlenreviere Westeregeln und Staßfurt-Löderburg ge-
winnen durch das Zusammentreffen mit den Fundorten des Salzes eine
erhöhte wirtschaftliche Bedeutung.
Vornehmlich sind es die Kalisalze, deren Besitz einem nationalen
Schatze zu vergleichen ist. Das silurische Kalisalz des Pandschab und
das miocäne der Karpathen, dessen Förderung durch allerlei Schwierig-
! Vollert, 8. 8.
? Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen 1902, Bd. 50, S. 115.
3
ey
keiten fast unmöglich gemacht ist, sollen beide an Qualität dem deut-
schen Zechsteinsalz weit nachstehen, so dab sein Wert voraussichtlich
ungeschmälert bleibt.
Die Kochsalzgewinnung fand anfänglich nur durch Salinenbetrieb
statt. Schönebeck ist noch heute Deutschlands größte Saline. In Bad
Elmen bei Groß-Salze, südwestlich von Schönebeck, wird die Salz-
gewinnung auf dem etwa 2 km: langen Gradierwerk betrieben. Die
klimatischen Verhältnisse sind hinreichend günstig zur Konzentration
der Sole als Vorbereitung für weitere Verarbeitung.
Seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts haben sich die Salzwerke
an Zahl und Ausdehnung außerordentlich vergrößert.
Daß die Umgebung der Stadt Schönebeck nicht der höchsten Dichte-
stufe angehört, läßt sich aus der stark konzentrierenden Wirkung der
Stadt erklären.
Seit 1898 sind alle Salzfelder durch Bestätigungsurkunde unter
dem Namen „Königliches Salzwerk von Staßfurt“ vereinigt. Sie umfassen
rund 93 qkm an Steinsalz- und 31 qkm an Solfeldern. Produktion und
Vertrieb sind zur Wahrung des wirtschaftlichen Wohlstandes durch
gesetzliche Vorschriften geregelt.!
Die klimatischen und hydrographischen Verhältnisse sind auf An-
lage und Entwicklung der. Bergwerke von bedeutendem Einfluß.? Die
stark wasserführenden Gebirge jenseits der S.-Grenze unsers Gebiets
erschweren die Anlage der Schächte, heftige Niederschläge bewirken
in der Bodesenke ein Steigen des Grundwassers und Einsickern der
Tagewasser, während Staßfurt Mangel an brauchbarem und reichlichem
Kesselwasser leidet.? Mit den eigentümlichen Grundwasserverhältnissen
hängen die Gefahren zusammen, denen schon ganze Schächte in Staß-
furt zum Opfer gefallen sind.
Im Jahre 1851, dem Geburtsjahre der Steinsalzförderung in Preußen,
führte dieses Land 25 °/, seines Salzbedarfs ein, d. h. 2!/, Mill. kg.*
Im Betriebsjahr 1901 wurden im Regierungsbezirk Magdeburg gefördert: ?
t w4 Arbeiter
Steinsalziran. 1. Ener 289896 1182280 70
Kainit und andere Salze . . 1850610 21752560 5360
ı Westphal, S. 25.
? Desgl. S. 48.
® Desgl. S. 56.
* Krause, Die Industrie von Staßfurt und Leopoldshall, S. 45.
5 Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen 1902, Bd. 50, 8. 6.
Die Darstellung der einzelnen im Kalisalz enthaltenen Stoffe und
die weitere technische Verwertung haben zahlreiche industrielle Unter-
nehmungen ins Leben gerufen, so daß auch hier wieder die Verarbei-
tung der Rohprodukte die Steigerung der Volkszahl zur Folge hat.
Für die Ausfuhr der in Salz- und Braunkohlenindustrie ge-
wonnenen Massen sind die Wasserwege der Saale und Elbe unschätzbar,
wie sie auch anderseits von hoher Bedeutung sind für die Einfuhr
des Chilisalpeters, der in Fabriken Verwendung findet zur Herstellung
von Kalisalpeter und Salpetersäure, und der in Verbindung mit
Abraumsalzen einen vorzüglichen Mischdünger (in Amerika complete
fertilizer) ergibt. *
Überschauen wir nach diesen Einzelbetrachtungen das Kartenbild
noch einmal, und fassen wir das Charakteristische ins Auge, so können
wir sagen, daß die Elbniederung ein unruhiges Gepräge trägt, und daß
auch im S. des Gebiets weniger ausgeglichene geographische Bedingungen
zugrunde liegen müssen. Nördlich der Bode und im W. von Magde-
burg ist das Bild ein ruhigeres. Von der Waldregion im NW. her zeigt
sich ein allmähliches Anwachsen der Bevölkerung, bis diese bei Magde-
burg und im südlichen Industriegebiet ihre höchste Verdichtung erfährt.
Auffallend ist der Gegensatz zwischen dem ost- und westelbischen
Gelände. Deutlich spiegelt sich in diesem Bilde die Abhängigkeit von
den geographischen Bedingungen wieder.
Bisher haben wir bei der Betrachtung den Standpunkt innerhalb
der Grenzen unsers Gebiets genommen. Dieses ist am Anfang der
Untersuchung als Teil des Norddeutschen Flachlandes bezeichnet worden.
Fassen wir es auch in wirtschaftlicher Beziehung in diesem Verhältnis
ins Auge, so stellt es sich als Teilgebiet von großer Wichtigkeit dar.
Seine Landwirtschaft und sein Bergbau machen ihren Einfluß weit über
die eigenen Grenzen und die Kreise des Vaterlandes und des heimatlichen
Erdteils hinaus geltend. Die günstige Verkehrslage erleichtert die Aus-
fuhr der gewonnenen Produkte und die Einfuhr von Rohstoffen, die
in den vom Verkehr begünstigten Orten weitere Verarbeitung finden.
Berührt vom Mittelmeridian von Deutschland und nur wenig nördlich
seines Mittelparallels, ist seine Lage für Deutschland als fast zentral zu
bezeichnen. Es liegt vor der Schwelle des Mittelgebirges, und seine
Hauptstadt reiht es ein in die städtereiche Zone, die sich vom rheini-
schen Schiefergebirge aus quer durch Norddeutschland zieht. Die poli-
tische Bedeutung der Stadt hat im Laufe der Zeit Schwankungen er-
! Westphal, S. 67.
3*
Ey ce
litten. Daß sie für die Lösung der Aufgaben im Kulturleben ausersehen
war, liegt in erster Linie an ihrer geographischen Bevorzugung. Wenn
sie auch an politischer Bedeutung eingebüßt hat, so ist ihre Wichtig-
keit für Handel und Verkehr gewachsen in dem Maße, in dem das
wirtschaftliche Leben durch die Ausnützung der verschiedenen geogra-
phischen Bedingungen bereichert worden ist.
Tabellen.!
| Be-
Nr. || Kl. | Zahl | Gemeinde Fläche | Acker | Wiesen |Holzung NT Dichte
Kreis Jerichow 1].
1719.) 71 | 'Reesen © ..,.0. > 2.1 8,34] 25:81 2,9.2] Pas] So ae
Kreis Jerichow I.
2 I 1.| Detershagen ". %... ul. 16,5 2 0,51 12,8 1392
3 2,1 Grabow.. cl IR 1.2 Ra le 27,3. OST
4 3. Grünewalde . : . . | 332 1.0.1 292172057 492 | 15
5 | II | 4 | Büden 9,1 7.02)..0:6 0,1 419 | 46
6 5 | Dalchau 169 | 144 | 05 | — 1)
7 6 | Dannigkow 11 85 1220,38 1 374 | 34
8 7 | Flötz 5, 4 0,8 0,1 145 | 28
9 S | Gehrden 6,9 64 | 02 | — 300 | 43
10 9 | Kämeritz 6.5 5,6 11,07 1,62 181 27
11 10 | Karieth .. 12,4 3.02 10.7 1,4 532 | 42
12 11 | Körbelitz 17.9 | 14 0,6 2,2 734 | 41
13 12 | Ladeburg . 147 | 15 | 14 | — 53.7 236
14 13 | Leitzkau 38,2 | 26,4 | 1,9 78 | 1746 | 45
15 | 14 | Lostau . u ALSO 6 1,8 1,2 5419 | 39
16 | IT | 15 | Lübs (Groß- u. Klein-) 9,8 4,7 1,8 1 ZOU S
17 164 Suche, ae 7 44 | 0,7 0,7 320 | 45
18 17 | Möckern 43,4. |. 23.4) 3.9 | 132 21537172489
19 18 | Randau . 9% 4,5 | 4,3 0,5 479 | 49
20 19 | Schermen . 16,2 9,1 1.2 1:3 653 | 40
21 20 | Stegelitz 29,7. 18,35) 0159 4,5 7330.25
22 21 | Tryppehna . 10,7 8 0,2 1,2 286 | 26
22 22 | Vehlitz . 13.1.| A0BZ = 543 | 41
94 23 | Wahlitz ”3| s8| 06 | 22 | 3552| 48
25 24 | Wallwitz DR 47 0,8 218 | 36
26 25 | Walternienburg . 18,7 7 3,7 3,7 907 | 48
27 26 | Wörmlitz . 3 16,4 91 0,7 5,6 465 28
28 27 | Zeddenick . Er) 8:6: 720,7 _ 325 | 32
29 28 | Ziepel 6,7 9-1,,1:..0.2 — 305 | 45
! Die Angaben der Gesamtfläche und Bewohnerzahl sind dem Gemeindelexikon
von 1895, die Zahlen für Acker, Wiesen und Holzungen demjenigen von 1885 ent-
nommen. Infolge der Abrundung und der Einrechnung der als „Gutsbezirke“ auf-
geführten Kleinsiedlungen weichen die Zahlen z. T. von den Angaben der Statistik ab.
° — = weniger als 0,1 qkm.
Re
gu je
Be-
Nr. || Kl. | Zahl Gemeinde | Fläche | Acker | Wiesen | Holzung wohner- Dichte
za.
30; 1 ITE 7294, Gunst wen N 104 N 20T — 531 | 158
Si 30 | Hohenwarthe . Az 38 |.12 0,9 602 | 59
32 31 | Kalenberge a 3,2 24| 02 + 171 53
33 Sal Meran BLZ 92| 14 0,4 679 | 58
34 33 | Prödel . e : 4,8 3 0,6 0,1 318 | 66
35 34 | Schartau a 12,0 83! 08 0,6 69 | 53
36 35 | Woltersdorf ar 8,8 2.2 \ 0:6 0,1 448 | 50
Su EV | 36, Gerwisch 2.7: “0% 7,1 28| 0,8 1 663 | 93
38 a NIegrppe ee 2.00 0,167 1,9 11045 | 94
39 334 |, Bechauk Al 7 0%...) & 7 BB erlen 1 556 | 79
A EN Boanı Bedenitze 41... 4 201 14,9 7 1,2 31 11262 I H18
41 4072| Hibenaulnı. .: 5 = 2: 3,8 22 1,2 E= 485 | 128
42 Zar Presteran sa do 7,6 4,6. 11,04% + 281 | 103
43 Vor das pP Rlbtzkye.. 1. 7 39] 1,1 1-3 11.1226 | 178
44 A3ukkaniesı. . I. ©. 2,7 1,7.| :0,6 1 454 | 168
48, ı VIE 445 Krakau. 202.4» Zu 5 0,5 — | 3235 | 456
nn oh al 1a] area ||° 706 | 3er
Kreis Kalbe.
A| 1 1 | Bodderitz® .ı.ın . 0, 22,4 2303 28,8 | 466 11
48 | II | 2 | Klein-Rosenburg . . | 13,3 9721,16 0,3 571 43
49 32, Sachsendort 4 9,5 5.6, | 33 E 346 36
50 | II] 4 | Brumby . 15 14,1| + + | 1108 74
51 5 | Dornbeck . . 7.7 b.3. | 21:9 - 462 60
52 6 | Athensleben? . 9,4 D.00 7, 28 0,3 512 54
53 7 | Schwarz 8,3 7,9. 1 031 1 465 56
54 8 | Tornitz . DAR 6 0,3 0,2 555 72
55 9 | Zens. 51 4,38| — —_ 327 64
56 10 | Zuchau . 8,1 6,9.| 7052 — 503 62
57 |! IV | 11 | Breitenhagen . 5 10,5 46 2,1 2 s71l 83
58 12 | Felgeleben . : 8,7 7221| 06 u 861 99
59 13 | Glinde . ß 4,6 2,7| 0,4 0,4 404 88
60 14 | Löbnitz . lien |. so Pose as ir
61 | IV ı 15 | Pömmelte . Ä 8,9 720 0% 1 702 79
62 16 | Werkleitz . } 4,9 42| 02 0,2 415 835
63 | V | 17 | Biere 252 | 2371 + — | 2729 | 108
64 18 | Bisdorf . 5,93 55| + — 668 | 113
65 19 | Eikendorf . Bez, I _ — | 1521 | 130
66 20 | Förderstedt 21.2 \ı 19,5: 1: 04 + | 3066 | 145
67 21 | Glöthe . 7,8 7 0,1 + | 1135 | 146
68 221, Gnadaul. 0. |. Su 3.2:1210:3 + 546 | 140
69 23 | Groß-Rosenburg 13,6 IS + | 2024 | 148
70 24 | Hohendorf . 13:57 11,9 18:04 0,5 | 1437 | 106
71 25 | Trabitz . 2,3 19| + -H 330 | 143
72 | vI| 26 | Atzendorf . 21,1 | ja 7 |N351 0158
73 | 27 | Borne 9,4 8939| + — | 1553 | 165
! Nur zur Hälfte auf dem Kartenblatt.
® Zu Löderburg gehörend, aber seiner Lage wegen für sich berechnet.
ER
Nr. || Kl. | Zahl Gemeinde Fläche | Acker | Wiesen |Holzung wohner Dichte
za,
74 28 | Eggersdort „4 49| .— |1 oa:
75 29 | Üllnitz . 37 | 31. EWR ee
76 30 | Wespen 2,7 241 — En 457 | 169
77. NIE) 319 Rrohse , .. Ze 9.8.1109 + | 1900 | 247
78 32 | Bernburg (Vor st. Kalbe) 6,1 9.21 202 0,1 | 3006 | 493
79 | 33 | Löderburg . i 11,2 1,81 .2D8 |. 0,2 1 426677384
Kreis Wanzleben.
80 || IT| 1 | Alt-Brandsleben . . | 11,2 7,3 | 0,1 | 3.3 | 579 51
8 2 | Ampfurth . I 14,6.) =10 0,8 En 783 68
82 3. Bottmersdatf.. . ...: 8,7 293 203 — 631 73
83 4 | Eggenstedt . . . . | 105 9 0,4 0,1 707 61
34 5 | Remkersleben . . . | 20,3 | 172 d 0,6 | 1259 62
85 6 \ 'Sehermeke 1.0. .1 0 Al 6,9 | 02 4,1 | 1196 72
86 (a #Stemmern eu Bee 8 Te — —_ 466 58
87 | IV| 8 | Altenweddingen . . . | 26 2444| — + | 2503 97
88 91. Dodendarfr. 1.2.7 5.0, 10:9 63,1 201 _ 656 95
89 10 | Groß-Germersleben . 13,8 | 10,6 1,8 0,1 | 1190 S6
90 11 | Hakeborn . . S 17 10,7 | — 53.21 21350 79
91 12 | Klein-Germersleben . 5,9 5 0,6 En 543 92
92 13 | Klein- Rodensleben . 8,5 7.6.1 :0,2 — 708 83
93 14 | Schleibnitz 6,9 66 | — — 618 90
94 15 | Tarthun 7,8 Dis ES 0,2 647 83
95 16 | Welsleben . 21,7]. 205.) Ku | 22 1 mosıalen
96 | V | 17 | Hadmersleben a E 9,4 7 1,4 — |1184 | 122
Sn 18 | Bahrendorf ara 0,2 + [21201 | 102
98 19 | Beyendorf . 4,4 4 -H _ 444 | 101
99 20 | Domersleben . 15.6 | 14.271506 — 1779 | 114
100 21 | Etgersleben , F 13:3.1210% 17 En 1382 | 104
101 22 | Hadmersleben (Dorf) Ä 146 | 114| 22 — 1620 | 111
102 23 | Hohendodeleben . ; 14,8 | 14 _ — 1953 | 132
103 24 Klein-Oschersleben 12,65 SLOT ik.) 0,3 | 1377 | 109
104 25 | Langenweddingen 21.1.1197 er — | 2913 | 138
105 26 | Osterweddingen . 213,630 122020 — | 1408 | 103
106 27 | Schwaneberg . 9,6 85 | + — | 1198 | 132
107 28 Sulldorf . ı. 7,2 6,3.17702 -H 868 | 121
108 29 | Wanzleben (Stadt) . 38.3 |: 34,4 | 0,5 0,1 | 4362 | 113
109 | VI | 30 | Seehausen. . 17,917 15,2.) 208 — 3016 | 168
110 31 | Klein- Wanzleben 8,6 248.1, 2052 — | 1665 | 194
111 || VI | 32 | Sohlen . 3% 361 + = 670 | 181
112 33 | Unseburg . 1 1 2 0,3 262182157
112 34 | Wolmirsleben 12,2 ) 2,2 — | 2335 | 191
114 || VII | 35 | Benneckenbeck 4,5 4.1. 50.1 + [1075 | 239
115 36 | Bleckendorf 7,6 650207 + | 1709 | 225
116 37 | Lemsdorf . 2,8 25 — En 642 | 229
117 38 | Salbke . 12,9 Tea les 2,4 | 2661 | 206
118 39 | Westeregeln . 13.12) 10,8| 14 — | 3093 | 236
119 40 | Diesdorf 7,6 1 -I- — | 2493 | 328
120 41 | Fermersleben . 5,4 41 |-03 0,4 | 3469 | 642
121 41 | Groß -Ottersleben 16,6 | 154 | + — | 6788 | 409
122 43 | Klein-Ottersleben 4,8 44 | 0,1 +4 | 1778 | 370
123 44 | Westerhüsen . 0,8 er 0) — | 2990 | 332
a 99
ve [m Zahl Gemeinde Im Acker | Wiesen |Holzung wohner Dichte
za
Kreis Wolmirstedt.
124| II 1 | Glindenbare .., . ..' 19,5 46| 91 3 676 35
125 2 | Heinrichsbersg . . . | 12,6 2b | ,.0:5 3,2 455 36
126 Sl Eindbomie.. 2,0% 9,5 Gr 2,5 382 40
Ba | III |; 42 Warsleben . au 11,5 8.4 | 0,6 1,6 658 57
128 Senderslebeng . nr, 2% 6,6 5,1 En lea 440 67
129 BeinMesebero 3 =... % 7,4 5 + 2 550 74
Ts0 EVA 7.) Dreileben.. !.%... ..® 15:5 14 E OH l2rt 78
131 Bam GoersuorEsN . 0 7 3,3 3 — + 267 81
132 9 | Gutenswegen . 3 11,6 | 108 | — nn 1091 95
135 10 | Hermsdorf. 0. 7 _ - 726 97
134 11 | Hohenwarsleben.. . Sl 5 _ — zei 95
135 12 | Klein- Ammensleben 6,2 Da = + 556 90
136 13 | Rotensee P 11,2 2,0. + 0,6 1,8 | 1021 91
137 14 | Samswegen 12,9 s,1 0,5 1a 1 Slalrag, 91
138 15 | Wellen . 10,4 931 — 0,5 374 84
139 16 | Zielitz 5,4 5 a 0,7 411 76
140|| V | 17 | Barleben 26,5 | 202 | + 4,3 | 3625 | 137
141 18 | Dalenwarsleben . 9,8 ) + + | 1416 | 144
142 19 | Drackenstedt . 7,2 6,51 — 0,3 864 | 120
143 20 | Druxberge. 7,4 6,7 u 0,2 876 | 118
144 al nElbas 9,52, s 6,4 53 | — 0,5 702 | 110
145 22 | Groß- Ammensleben 147 | 261 — 1,2 1851 | 126
146 23 | Groß-Rodensleben . 14,1 | 13 — 0.2 | 1519: 108
147 24 | Hemsdorf . 2,2 2 — + 264 | 120
148 25 | Mammendorf . 3,4 31] — + 367 | 108
149 26 | Meitzendorf 7,2 6,71 — - 947 | 132
150 27 | Ochtmersleben 95 7 I — (Ua gg Be a 5 en
151 28 | Schnarsleben . 9.2 53|I + 0,2 ! 1189 | 129
152 VI | 29 | Eichenbarleben . s,1 74| 0,4 on 1273|, 19%
153 30 | Irxleben : ell 65| + — [1231 | 173
154 31 | Nieder-Dodeleben . 12,4| 11,3 | 02 — | 2218 | 179
155 | VIL| 32 | Ebendorf Da 47 | — — |1031 | 202
156 33 | Olvenstedt. 139| 32| + | — 1 3904 | 281
157 34 | Wolmirstedt . 18.5210. 19,281021,6 0,1 | 4354 | 235
Kreis Neuhaldensleben.
158] I Bl Altenhausen 1.20%... 2.0) \. 16,2 de a | De 663 41
159 22 | Enden 22. ©. 112) 2002-20 26,2 7,2 | 0,8 7,2 687 26
160 3 ABrxlebeni. 222.27050%, 11 44.6 11..25,871022:85 |, 13,8.°1.1998 45
161 4 , Hörsingen . . 18,9 502 22. 158 769 41
162 SU KL -(Gr.) - Bartensleben 19.06... 10.5. 1E 12 5,8 605 33
163 6 | Süpplingen 18,2 971 14 5,9 793 44
164. IT Dönstedi 1. it. : 6,4 39 | 04 1,7 381 60
165 Se Hakenstedt .... .*. 2,7 1,1 1208 0,2 898 al
in 32) Harbke,., .... „1r204 84 | 0,6 | 102 | 1477 72
167 10 | Klein-Santersleben . Di 54| 0,2 -- 428 75
168 11 | Marienbon ... . . 7,4 5,510 :08 1 520 7
169 12 | Morsleben . : 6,2 3.8. | 06 3 408 66
ee
| Kl. au Gemeinde El Wiesen | Holzung einer | Dichte
170 | 13 | Neuenhofe . aa| z6| 05 | 27 | ea|
E71 14 | Siegersleben 3 6,4 | 0,3 — 497 68
172) IV | 15 | Alleringersleben . 5,6 4,6 | 0,4 — 535 96
173 16 | Badeleben . 11,2 | 10,3 | 0,3 928 83
174 17 | Belsdorf 9,2 4.3 0,3 _ 452 87
175 18 | Bornstedt . . 2,1 65 | 2,2 703 99
176 19 | Kroppendorf . 3,5 39419704 a: 952 99
1.0 20 ! Groß-Rottmer sleben 11.2. 1308 0.3 — 952 s5
178 21 | Groß-Lautersleben . 71 65 | 01 _ 683 96
179 22 | Hillersleben 6,8 52 | 0,8 - 570 54
180 23 | Hundisburg 16,9 | 13,1 0,6 1,7. 1376 s1
181 24 | Nord- Germersleben 17,6 | 15,9 | 0,8 — | 1675 95
182 25 | Ostingersleben 7,4 6,3 | 0,5 _ 567 27
183 26 Sommerschenburg 10,9 8,1 1,6 _ 965 89
184 27 | Uhrsleben . 8 6,8 | 0,7 — 662 83
185 28 | Wedringen 7,8 6,4 | 0,9 — 751 96
186 29 | Wefensleben . 7,1 58| 04 0,3 691 97
187 30 | Wormsdorf 10,6 u 981 87
188| V | 31 | Ackendorf . sı| a6 | 02 | = | ala
189 32 | Alvensleben 17,4 | 103 | 16 3,6 | 1022 | 103
190 33 | Ansleben 82 er == — 1002 | 122
191 34 | Behndorf . 3,6 28| 05 + 369 | 103
192 35 | Bregenstedt 6,5 EN, ws 770 | 118
193 36 | Eimersleben 7,2 63517056 -- 750 | 104
194 37 | Ivenrode 55 4 1 _ 654 | 119
195 38 | Ovelgünne. . 6,2 EN: == 763.| 123
196 39 | Schwanefeld . 545) 24 | 0,4 _ 385 | 117
197 40 | Sommersdorf . 8 6,3 | 0,9 _ 833 | 104
198 41 | Ummendorf 1541 11,17 23 — | 1561 | 101
199 42 | Vahldorf 5 3,7 1.08 _ 641 | 128
200 43 | Völpke . 66. 8 205 _ 976 | 148
261 44 | Warsleben. 149 | 14 2,1 + | 1576 | 106
202| VI | 45 | Barmeberg . 92! 85 [01 I’ [1a 156
203 46 , Eilsleben 13.8 4 Bo art — | 2426 | 176
204 47 | Hötensleben 23.2: | 202 9A 0,2 ! 4590 | 199
205 48 | Schakensleben 6 54 | 02 1112 | 185
206 49 | Wulfersdorf 0,6 051 02 - | 90 | 150
207 | VIL| 50 | Althaldensleben . | 17,3 | 114 | 09 3,5 | 4361 | 252
Kreis Oschersleben.
208|| I 1. ]»Güntharsdorf. .. es 2.) 161 0,9 — 95 9
20911IE | 22 Horaome, er KIA 322142210, 1 22,6 765 54
2101 IV | 3 | Gunsleben. . = .|. 8,5 561 —_ 788 93
211 A| Krotitdorke eo ee. LO 8,2 ae _ Lt 75
212 hl Nienhagen. Werczzi: 6,5 38.17.05 _ 628 97
213 6 | Röderhof ET, 3 4,5 — 0,3 1, 476 90
214 7. \,Schlanstedt Er 2720 2754.712,9:. 73,1 — | 2072 95
215] V | 8 | Schwanebeck . . . : 1353| 35| + + | 3369 | 133
216 | 9 | Beekendort ..... .| 541 az| o2 | | real a
217 10. | Eilenstedt 2:72 .27.11967179)) 0:2 0,3 | 2226 | 114
218 | 11 | Hamersleben . . . . | 15,6 | 13,3 | 1,2 | + | 2466 | 152
Er
Gemeinde Fläche Wiesen
Be-
Holzung | wohner-| Dichte
zahl
12 \.Hornhausen .2....: 1282| 183 |. 39
13 | Neuwegersleben . . . 6,3 4 1
L£) Wulterstede 00, cn. ie. | 11,3. 3:6
15, 1 Ottlehengesz ee 1108 932), 02
Kreis Aschersleben.
1 | Schadeleben . . . . 16 13.3 1,8
2:1, Wanninwem 7... 3 13,7 | 128,03
3, Koehside 2 2. . 181| 1655| +
4: Bornecker . > . ..n. 21,8 | 19 1,2
5 | Schneidlingen. . . . | 168 | 14,8 | 0,9
Kreis Gardelegen,
Dil Bschenrode ... u. 4,1 2,3.1.04
2 | Walbeck 10,5 Su 2
Buchdruckerei des Waisenhauses in Halle a.S. °
3348
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(Schematische Darstellung).
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1:300.000.
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Gez.v. T. Jacob.
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Zn ne A
MUSEUM
FÜR
NATUR- UND HEIMATKUNDE
ZU MAGDEBURG.
ABHANDLUNGEN unn BERICHTE
IIERAUSGEGEBEN VOM
VORSTEHER Dr. A. MERTENS.
BAND I: HEFT I
A. MkrTENs: Der Ur, Bos primigenius Bojanus.
MAGDEBURG 1906.
Mıi®
Der Ur, Bos primigenius Bojanus,
mit besonderer Berücksichtigung der im städtischen „Museum für Natur-
und Heimatkunde“ zu Magdeburg befindlichen Reste.!)
Von Dr. A. Mertens)
Es erscheint auffällie, daß der Stammbaum der jetzt über die
ganze Erde verbreiteten Gruppe der rinderartigen Tiere ( Dowdae) nur
sehr wenig weit in der Entwickelungsgeschichte der Erde und ihrer
Bewohner zurückverfolgt werden kann. Mit Ausnahme von Südamerika
und Australien, die beide ursprünglich überhaupt keine Rinder besaßen,
während sie gegenwärtig auf ihren weiten Grasfluren ungezählte Herden
von halbwildem Weidevieh dieser Art beherbergen, sind in der Vorzeit
wohl in allen Weltteilen Rinder nachgewiesen, aber ihre Reste liegen
nur in den alluvialen, diluvialen und höchstens noch in den jungtertiären,
den pliocänen Schichten. Weiter zurück hört jede Spur von ihnen auf.
Es liegt das daran, daß die Boviden unter den Hohlhörnern, zu denen
sie mit den Schafen, Ziegen und Antilopen gehören, die am höchsten
entwickelte Gruppe darstellen, also auch erst am spätesten auftreten
können. Sie schließen sich nämlich durch ihre am tiefsten stehenden
Formen: ZLeptobos und Bubalus an die schon im Miocän vorhandenen,
im älteren Pliocän recht häufigen und auch jetzt weit verbreiteten
Antilopen an, wenn auch die vorhandenen Reste noch nicht genügen,
um die Reihe ganz zu schließen, wie dies z. B. für die Pferde möglich
war; das Skelett der Boviden unterscheidet sich durch größere Stärke
und plumpere Ausbildung der Gliedmaßen noch wesentlich von jenem
der Antilopen.?)
Abgesehen von dem Pliocän im Arnotale Mittelitaliens, in dem
Knochen eines Rindes, des Bos etruscus, aufgefunden wurden #), sind es
!) Aus praktischen Gründen ist diese Arbeit als wissenschaftliche Abhandlung
dem Jahresberichte der hiesigen Guerickeschule beigelegt worden.
2) Für den Inhalt der Abhandlungen sind die Verfasser selbst verantwortlich,
3) Zittel: Handbuch der Paläontologie. IV. Bd. S. 426.
4) Kayser: Lehrbuch der Geologie, II. Teil. Stuttgart 1902. S. 536.
Dre
die in der Geologie berühmten Sivalischen Hügel (Sivalik Hills) am
Südhange des Himalayagebirges, die die ältesten Reste unzweifelhaft
rinderartiger Tiere geliefert haben und zwar merkwürdiger Weise gleich
in 3 Ausbildungsformen, sodaß im Pliocän Südasiens schon die Büffel,
die Wisente und die Rinder im eigentlichen Sinne unterschieden werden
können.
Der Büffel der sivalischen Ablagerungen wird als Bubalus
palaeindicus!) bezeichnet. Er entspricht seiner Form nach dem Arni-
büffel, Bubalus arni, der noch heute wild in den Waldungen der Tarai
(des Sumpfgebietes am Fuße des Himalaya), in Bengalen, in dem öst-
lichen Teile von Mittelindien bis zum Godawariflusse, in Assam, Birma
und Nordwestsiam zu Hause ist.2) Zur Diluvialzeit war er weiter ver-
breitet. Im nordafrikanischen Ablagerungen wurden Reste gefunden,
die zur Aufstellung des Namens Dubalus antiquus führten; doch weisen
diese sowohl wie auch die im Diluvium Transvaals gemachten Funde
auf dieselbe Art hin, die schon im Jungtertiär Indiens gelebt hatte.?)
Der Büffel ist also im Diluvium wild bereits über große Teile Süd-
asiens und Afrikas verbreitet gewesen. Im mittleren und nördlichen
Europa, auch wohl in Nordasien scheint er nicht vorgekommen zu sein.
Zwar zeigt man im Westpreußischen Provinzialmuseum zu Danzig als
große Seltenheit 2 Hornzapfen, den einen aus dem Diluvium von
Wonneberg bei Danzig, den anderen von „Vor dem Olivaer Tore“ in
Danzig selbst, die einem Büffel, dem Dubalus Pallasii Baer, zugehören
sollen.) „In Berücksichtigung aber der geringen Beweiskraft des vor-
handenen Materials erscheint es erlaubt, daran (nämlich an dem Vor-
kommen des Büffels bei Danzig) einstweilen noch zu zweifeln“.>)
In geschichtlicher Zeit ist der zahme Arnibüffel, der jetzt einfach
„Büffel“ genannt wird, von Indien nach Nordafrika, Ostasien bis
China und nach dem östlichen Südeuropa gebracht worden®) und wird
überall als bedürfnisloses Haustier geschätzt.”)
1!) Lyddeker: Indian tertiary and posttertiary Vertebrata. Vol.I. X. 1878.
2) Brehms Tierleben. Bd. III. Leipzig 1891. S. 323.
3) Duerst: Wilde und zahme Rinder der Vorzeit. Natur und Schule II. Berlin-
Leipzig 1903. 8.91.
4) Wolff: Geologie der Danziger Gegend. Sonderabdruck aus: Beiträge zur
Landeskunde Westpreußens. Festschrift zum XV. Deutschen Geographentag. Danzig
1905. S. 29.
5) Duerst: a.a.0. S.%.
6) Brehm: a. a. O. S. 324: „Im Jahre 596, unter der Regierung Agilulfs,
gelangte er zu nicht geringem Erstaunen der Europäer nach Italien.“
7) Schädel vom Arni sowie dem von ihm abstammenden chinesischen Wasser-
büffel befinden sich im Magdeburger Museum. j
ARE
Die Nachkommen des Bubalus palaeindieus haben sich also, wesent-
lich im zahmen Zustande in den wärmeren Gegenden der alten
Welt ausgebreitet.
Der in den sivalischen Pliocänschichten gefundene Wisent ist
Bison sivalensis Lyd.!) Er wurde auch in Java gefunden. Seine dilu-
vialen Nachkommen, die sich von ihm kaum unterscheiden, sind weit,
namentlich auch in Europa verbreitet gewesen, und ihre Reste werden
vielfach bei uns in diluvialen Ablagerungen oder aus diesen durch die
Tätigkeit des fließenden Wassers verschleppt aufgefunden. So sind, um
nur eine anzuführen, die Rixdorfer Kiesgruben bei Berlin eine bekannte
Fundstätte, aus der gut erhaltene Schädel in der Sammlung der König-
lichen Geologischen Landesanstalt in Berlin stammen. Auch unser
Magdeburger Museum besitzt einen mächtigen ersten Halswirbel (Atlas)
dieses Tieres, der in der Nähe von Rogätz beim Baggern aus der Elbe
entnommen wurde.
Dieser diluviale, nordeuropäische, auch in Sibirien gefundene
Wisent unterscheidet sich, abgesehen von seiner bedeutenderen Größe,
kaum von dem jetzt noch im Bialowiezer Walde lebenden Wisent, dem
Bison europaeus. Er führt nach Bojanus den Namen Dison priscus.2)
Die in alluvialen Schichten, besonders in Torfmooren, gefundenen Reste
desselben Tieres werden aber meist als Dison europaeus fossilis bezeichnet.?)
Die dritte Gruppe der Boviden, die die eigentlichen Rinder um-
faßt, wird in den sivalischen Hügeln endlich durch 3 Arten vertreten,
die auf Grund geringer Unterschiede im Knochenbau getrennt worden
sind als Dos planifrons, B. acutifrons und B. platyrhinus Lyd.t) Nach
Duerst sind diese Unterscheidungsmerkmale aber so unbedeutend, daß
wohl anzunehmen ist, die3 Arten sind nur Spielarten einer einzigen.)
Diese hat sich in der Folge weiter verbreitet. Im Diluvium des
Narbadatales in Indien fand man die Reste eines Rindes, das, als diluvial,
mit einem besonderen Namen: Bos namadicus Falcon.6) bedacht werden
mußte; im Grunde ist aber auch dieses Tier wohl nichts anderes ge-
wesen, als jenes eine sivalische Rind; andrerseits gleicht es fast ganz
!) Lyddeker: a.a. O.
2) Bojanus: De uro nostrate. Nova Acta Acad. Caes, Leopold.- Carolinae.,
XIII. 1828, S. 414 ff.
3) Auch von diesem befindet sich ein schönes Schädelbruchstück mit /wohl-
erhaltenen Hornzapfen, das aus einem Torfmoore Hinterpommerns stammt, im Magde-
burger Museum,
#) Lyddeker: a.a.O. 8.4.
5) Duerst: a.a. O. 8. 27,
6) Duerst: a.a. O. 8. 27,
BE
dem im Diluvium Nordeuropas an vielen Stellen ausgegrabenen Wild-
rinde, das von Bojanus als Dos primigenius bezeichnet wird.!) Das
sleiche läßt sich von den aus dem Diluvium von Suen-hoa-fou in China
stammenden Resten, die im Pariser Museum liegen, sagen. Auch in
Nordafrika ist der wilde Stier schon im Pliocän von Ain-Jourdel auf-
getreten, dann aber im Diluvium ziemlich verbreitet gewesen. Die dort
aufgefundenen Reste führten zur Aufstellung neuer Arten: Dos opistonomus
bezw. Bos primigenius mauretanicus, die sich jedoch nach Duerst?) nicht
im geringsten von den europäischen Formen unterscheiden, sodaß sie in
den Formenkreis der letzteren einbezogen werden müssen.
In Europa kennt man (abgesehen von dem oben angeführten Dos
etruscus aus dem Arnotale) Reste des Bos primigenius erst seit der
Diluvialzeit; diese sind aber in dem ganzen Süden, in Frankreich,
Großbritannien, Deutschland und den Niederlanden, der Schweiz und in
Österreich-Ungarn, Dänemark, Südschweden, Rußland bis nach Sibirien
hinein gefunden. Ausgeschlossen sind also nach dem bisherigen
Stande unserer Kenntnis nur Irland, Norwegen, Nordschweden und Nord-
rußland.
Es ist erklärlich, daß bei der Verschiedenartigkeit der einzelnen
Teile des so weiten Verbreitungsgebietes in bezug auf Bodenform,
Klima, Pflanzenleben, kurz bei den verschiedenen Lebensbedingungen
in den einzelnen Ländern das Tier je nach der Heimat abgeändert hat.
Solche Unterschiede machen sich nun besonders zwischen den Formen
aus deın mittleren und nördlichen Europa einerseits und denen aus dem
Süden und Nordafrika andererseits bemerkbar,
Namentlich sind es das stärkere Hervortreten der Scheitelbeine
auf der scharfen Oberkante des Schädels zwischen den Hörnern (der
sog. Zwischenhornlinie) sowie die steilere Stellung, geringere Krümmung
und größere Dicke der Hornzapfen?), die die südlichen Formen vor
den nördlichen auszeichnen. Auf Grund dessen ist man dazu gelangt,
von dem eigentlichen Dos primigenius des Nordens, wie ihn Bojanus
charakterisiert hatt), die südlichen Rinder als eine besondere Spiel-
art: Dos macroceros abzutrennen.)
1!) Bojanus: a.a. O,
2) Duerst: Die Tierwelt der Ansiedelungen am Schloßberge zu Burg an der
Spree. Archiv f. Anthropologie. Neue Folge II. Braunschweig 1904. S. 285.
3) Duerst: Archiv f, Anthropologie. 1904, 8. 287. Die Dicke absolut ge-
nommen. So hat z. B. der Schädel vom Monte Mario (Rom) im Museum von Paris
einen Stirnzapfen von 502 mm Umfang.
*) Bojanus: a. a. 0,
5) Duerst: Natur und Schule II. 8. 31.
EN The
Im folgenden soll nur von dem eigentlichen Ur, Dos primigenius
Boj., also dem Rinde, das in Mittel- und Nordeuropa vorgekommen ist,
gesprochen werden.
Es ist eine merkwürdige Tiergesellschaft, die zur Diluvialzeit den
Boden Mittel- und Nordeuropas bevölkerte. Neben den meisten der
noch jetzt hier lebenden Arten und einigen solchen, die gegenwärtig
nach dem hohen Norden zurückgedrängt sind, wie Moschusochs ( Ovxbos
moschatus) und Renntier (Aangıfer tarandus), waren Formen vertreten,
deren nächste Verwandte heutzutage in den warmen Gegenden Afrikas
und Südasiens vorkommen. Freilich müssen wir annehmen, daß sie
unter einem kälteren Klima den Verhältnissen entsprechend mit einem
warmen Haarkleide ausgestattet waren; von einem dieser Tiere, dem
Mammuth (Elephas primigenius), das ja weit verbreitet gewesen ist,
wissen wir durch die berühmten Funde im gefrorenen Tundraboden
Sibiriens sicher, daß es mit langen Borsten und dichten Wollhaaren
bedeckt war.!)
Als auffälligste Formen treten uns die Elefanten entgegen. Im
älteren Diluvium sind es, auch bei uns, Zlephas antiquus, E. trogontherü,
weiter nach Süden auch E. meridionalis; später tritt das Mammuth,
E. primigenius auf, dessen Reste auch bei Magdeburg ziemlich häufig
angetroffen sind.?)
Begleiter der Elefanten waren (wie auch jetzt noch) die Nas-
hörner. Im älteren Diluvium sind sie durch ZRähinoceros Mercki und
Feh. leptorhinus, im jüngeren durch das wollhaarige Rhinoceros, Rh. anti-
quitatis = tichorhinus vertreten.>)
Sogar das Nilpferd war in einer von dem lebenden Hippopotamus
amphibius kaum unterscheidbaren Form H. major in den südlicheren
(Gegenden Mitteleuropas zur Diluvialzeit nicht selten.
Von den diluvialen Hirschen ist an erster Stelle zu nennen der
gewaltige Riesenhirsch (Megaceros hibernicus), dessen schaufelartiges
Geweih bis über 3 m spannte.*) In Deutschland wurde er vielleicht
!) Salensky: Über die Hauptresultate der Erforschung des im Jahre 1901 am
Uter der Beresowka entdeckten männlichen Mammutheadavers, Compte rendu d. 6.
internationalen Zoologenkongresses, Genf 1905. S. 67 ft.
2) Im Museum liegen zahlreiche Zähne (Stoß- und Backenzähne), Beinknochen,
ein halber Unterkiefer mit Zahn usw. aus dem Untergrunde von Magdeburg selbst
oder aus der näheren Umgegend.
3) Von letzterem besitzt das Museum außer einem Schädel und Beinknochen,
die aus Mähren stammen, einen Unterschenkel aus dem Untergrunde der Ottenberg-
straße, einen Unterkiefer aus der Elbe beim Herrenkrug u. a. m.
4) Von ihm befindet sich ein volles Skelett im Museum, das allerdings erst
nach dem Umzuge aufgestellt werden kann,
vertreten durch eine besondere, in der Augensprosse abweichende Spiel-
art, die von Nehring als var. Rufi unterschieden wurde.!) Daneben
sind aber auch zur Diluvialzeit vorhanden gewesen: das Reh, der
Edelhirsch, der jetzt in Südeuropa?) heimische, bei uns in Tiergärten
und Wildparks häufige Damhirsch, der nach Ostpreußen und Nord-
europa zurückgedrängte Elch und das Ren.
Außer den noch heute lebenden Raubtieren fanden sich löwen-
artige große Katzen, Hyänen und der große Höhlenbär.?)
Unter dieser Tiergesellschaft trifft man nun auch neben dem
Wisent (Dison priscus) den Ur, Pos primigenius. Mit ihm hat, wie
mit den übrigen, der diluviale Mensch der älteren Steinzeit®) bereits
seine Kämpfe ausgefochten.
Allerdings ist es bemerkenswert und auffällig, daß der Ur auf
den zahlreichen in französischen und spanischen Höhlen gefundenen
Bildern, die der Diluvialmensch in die Wände gekratzt und zum Teil
auch ausgemalt hat, nur ganz vereinzelt vorkommt. In der Grotte von
Altamira in der Provinz Santander z. B. sind Wisentbilder geradezu
häufig, die Grotte von Combarelles (Dep. Dordogne) zeigt 49 Bilder
vom Wisent und 40 vom wilden und gezähmten Pferd: Das einzige
Bild, das einen Ur darstellen kann, trifft man in der Höhle de la Mouthe;
es stellt ein Rind mit gesträubter, kurzer Mähne dar, also keinen
Wisent, doch ist leider der Kopf zu undeutlich, um genaue Schlüsse
ziehen zu können.) Es könnte also scheinen, als ob der Wisent in
jenen Gegenden dem Ur gegenüber an Zahl und Bedeutung überlegen
gewesen wäre; und doch ist, wie die zahlreichen Funde von Urknochen
in Frankreich erweisen, dies durchaus nicht der Fall.
Rütimeyer bemerkt in seiner eingehenden Arbeit über die
Fauna der Pfahlbauten,®) daß in der Schieferkohle von Dürnten im
Kanton Zürich sehr vollständige Reste von Arhinoceros leptorhinus zZu-
sammen mit Zähnen vom Ur (ein Stück des Unterkiefers mit 2 noch
1) Nehring: Deutsche Jägerzeitung. 1891. No. 17. Ein aus dem Grunde des
Magdeburger Hafens stammendes Geweihstück gehört, wie ein Vergleich zeigte, jeden-
falls zu dieser Spielart.
2) Im Museum befindet sich ein aus Sardinien stammender Hirsch dieser Art.
3) Es ist natürlich nicht möglich, hier eine vollständige Aufzählung der dilu-
vialen Tiere, unter denen besonders auch die Nager häufig waren, zu bringen.
4) S. Nehring: Über paläolithische Feuersteinwerkzeuge aus den Diluvial-
ablagerungen von Thiede, Abh. d. Berl. Anthropol. Gesellschaft. 1889. S. 357.
5) Duerst: Natur und Schule H. S. 9,
6) Rütimeyer: Fauna der Pfahlbauten. Basel 1861. 8.71,
ee
jungen Backenzähnen: M. (Molar) 2 und M. 1 von 36 und 30 mm
Länge)!) und vom Edelhirsch gefunden sind.
Auch in Deutschland sind Urreste häufig neben denen der ange-
führten großen diluvialen Säuger aufgefunden. Die bekannteste Fund-
stätte dürften wohl die dem oberen Interglacial angehörenden Sande
von Rixdorf bei Berlin sein, in denen der Ur neben Elephas primigenius,
Rhinoceros antiquitatis, Rangifer groenlandieus, Megaceros euryceros, Cer-
vus alces und elaphus, Bison priscus, Ovibos moschatus fossilis, KEquus
caballus, Ursus, Felis leo u. a. auftritt. Zahlreiche andere Stellen
könnten angeführt werden.
Auch die Magdeburger Gegend hat Beweise für das Zusammenleben
des Urs mit jenen Säugern geliefert. So wurde beim Kanalbau in der
Moldenstraße in der Neustadt der 4. Brustwirbel eines Urs neben
Knochen von E primigenius und einem Kieferstück von Zrh. antiquitatıs
ausgegraben?); und beim Ausbaggern des Hafens an der Elbe, jeden-
falls aus der Schicht unmittelbar über dem dort anstehenden Grünsande,
wurde neben den Resten vom Mammuth und Riesenhirsch auch der
Schädel eines Urs gehoben, dabei aber leider zerbrochen.?) All diese
Reste werden im Museum aufbewahrt.
Im großen und ganzen, muß man freilich sagen, ist Deutschland
zur Diluvialzeit für das Bestehen der Tierwelt so wenig wie möglich
geeignet gewesen. Bekanntlich war es während des größten Teiles
dieser Periode von gewaltigen Eismassen bedeckt; im Süden schoben
sich die Gletscher der Alpen als zusammenhangende Decke weit auf
die schwäbisch-bayrische Hochfläche vor, im Norden war es das
Inlandeis, das sich von den Höhen Skandinaviens her über Nordsee
und Ostsee hinweg strahlenartig bis nach Schottland und Nordengland,
in Norddeutschland bis an den Fuß der Mittelgebirge und nach Osten
bis weit nach Rußland hinein erstreckte. Zahlreich sind die Spuren
dieser Eiszeit in unserer Gegend vertreten in Form von Faltungen
weicher Mergel (Wiepke)®), Stauchung von Kalkschichten, Gletscher-
schliffen und -schrammen auf den härteren Gesteinen, der Gletscher-
töpfe5) von Gommern usw., ganz abgesehen von den mächtigen Schichten
!) Die Reste liegen im Museum Zürich.
2) Schreiber: Die Erdschichten im Untergrunde der Hohenpforte- und Molden-
straße in Magdeburg-Neustadt. Jahresber. u. Abh. d. Naturw. Vereins Magdeburg. 1896.
3) Wolterstorff: Der Neustädter Hafen und seine Fauna. Jahresber. u. Abb,
d. Naturw. Vereins Magdeburg. 1891.
4) Mündl. Mitteilung des Geologen Herrn Dr. Wiegers-Berlin,
5) Ein Gletschertopf v. Gommern und ein Abguß eines zweiten stehen im
Museum; ebendort sind auch die Gletscherschliffe von allen in betracht kommenden
Punkten zu sehen.
diluvialer Sande, Mergel und Tone, die den Boden der weiteren Um-
gebung bilden.
Auf dem Eise vermochten die Tiere nicht zu leben, wir treffen
sie nur am Rande; wenn daher das Eis sich zurückzog, drangen sie
mit nach Norden vor, um bei erneutem Vorrücken der Eismassen auch
wieder zurückzugehen. So ist es erklärlich, daß in den interglazialen
Ablagerungen ihre Reste vertreten sind.
Als dann endlich bei steigender "Temperatur die Eisbedeckung
aus unseren Gegenden endgiltig wich, besetzte die diluviale Tierwelt,
darunter auch der Ur den Norden Deutschlands und drang von hier
aus zur postglazialen Zeit auch nach Dänemark und Südschweden
vor, die vorher, weil eisbedeckt, keine Ure besessen hatten.
Als dieser Rückzug des Eises von den Küsten Deutschlands be-
gann, stand die Ostsee über die nordrussischen Seen hin noch mit dem
Weißen Meere in Verbindung und reichte über die Gegend der mittel-
schwedischen großen Seen hinweg nach Westen bis zum Kattegatt,
sodaß Südschweden und Dänemark als Inseln erschienen. Nordische
Tiere belebten ihre kalten Gewässer!) und hochnordische Pflanzen
(Dryas octopetala, Betula nana, Salix polaris und S. wnadlan bedeckten
die eisfrei gewordenen Küsten.
Eine zu Beginn der postglazialen Zeit einsetzende Hebung des
Landes bewirkte dann eine Vereinigung Jütlands, Dänemarks und Süd-
schwedens, hob auch die Verbindung nach dem Weißen Meere und dem
Kattegatt auf und machte das Ostseebecken zu einem großen, nun süß
werdenden Binnensee, in dem sich eine Süßwasserfauna entwickelte.
Von hervorragender Wichtigkeit ist unter den Tieren dieser Periode
die Muschel Aneylus lacustris, nach der dieser Abschnitt des post-
glazialen Diluviums als die „Ancyluszeit“ bezeichnet wird. Auf dem
Lande waren damals namentlich die Espen, Birken und Kiefern (Föhren)
häufig, sodaß man die Ancyluszeit in Dänemark auch die „Föhren-
zeit“ nennt.
Sie wurde abgelöst durch die „Litorina“- oder „Eichenzeit“,
der eine Senkung des Landes Nord- und Ostsee wieder mit einander
verband, die Landbrücke zwischen Ostsee und Eismeer aber bestehen
ließ; die Ostsee wurde also ein Brakwasserbecken, in dem als Charakter-
tier die Zitorina litorea lebte. Die dänischen Inseln und Schweden
wurden wieder von einander getrennt, sodaß ein Hinüberwandern der
Säugetiere unmöglich, jedenfalls sehr erschwert wurde. Auf dem Lande
!) Nach dem durch seine Häufigkeit wichtigsten Tiere, der Muschel Yoldia
arctica Gray, wird die Ostsee jener Zeit als das Yoldia-Meer bezeichnet.
et
verdräneten bei der zunehmenden Temperatur Kichenwälder die ein
kälteres Klima anzeigenden Birken- und Kiefernwaldungen; man redet
daher von einer „Eichenzeit“.
Eine neue Hebung, die jetzt noch andauert, macht die Ostsee im
Osten wieder zu einem Süßwasserbecken und verdrängt die Brakwasser-
tiere nach dem tieferen, westlichen Teile; auf dem Lande wurden die
Eichen durch die Buchen, Erlen und Fichten ersetzt, die den Namen
„Buchenzeit“ für diesen letzten Abschnitt des Diluviums rechtfertigen.!)
Zur Föhrenzeit nun, also in dem ersten Abschnitt der Postglazial-
zeit, als die Landbrücke von Jütland her nach Schweden emporgetaucht
war, ist der Ur in Dänemark (und Schweden) eingewandert und hat
dort in einigen Gegenden zu den häufigen Tieren gehört. Seine Reste
sind fast in jedem größeren Moorgebiete zu Tage gefördert worden,
die Kjoekken-Moeddinger enthalten viele Knochen, und die Sammlung
in Kopenhagen besitzt so viel davon, wie wohl kaum eine andere.?)
Besonders sind sie in Ostjütland, auf Fünen und im südlichen Seeland
gefunden, Gegenden, in denen zu jener Zeit der Föhrenwald vorherrschte.?)
Für die Festlegung dieser Zeit der Einwanderung sprechen ver-
schiedene Funde. So berichtet Nordmann®) von einem Skelett, das
1864—65 im Store Dame Mose (Großen Dame-Moor) auf Moen ausge-
graben wurde. Die Torfmassen, in denen das Tier lag, erwiesen sich
nach den Untersuchungen von Steenstrup) als der Föhrenzeit entstam-
mend. Ein zweites Skelett, das im Moor von Ullerslev auf Fünen am
Grunde eines tiefen Moores gefunden wurde, lag in einer Torfschicht,
die etwas abseits von der Fundstelle, aber in gleicher Tiefe, Birken-
zweige, Haselnüsse und Kiefernzapfen enthielt. Bei Taageby, ssö. von
Praestoe, wurde ein Hornzapfen unter einer Schicht großer Eichen-
stämme gefunden. Da die Eichen erst zur Eichenzeit, also später als
die Föhren, in größerer Menge aufgetreten sind, muß also dieses Tier
schon zur Föhrenzeit umgekommen sein.
Auch in das südliche Schweden, wo Urreste ziemlich häufig ge-
funden sind, muß der Ur zur Föhrenzeit eingewandert sein. In einem
Moore bei Räkneby®), n. von Kalmar, lag ein Urskelett in einem Torfe,
1) Siehe: Kayser, Lehrbuch der Geologie. 2, Aufl. Bd. II. Stuttgart 1902.
Ss. 557—60,
2) Nach: Noack: „Analyse der Herberstainschen Abbildungen des Ur und des
Wisent“ (Zoolog. Anzeiger 1905. S. 754; Leipzig) 2 Skelette und mehr als 30 Schädel.
3) Nordmann: Danmarks Pattedyr i Fortiden. Kjoebenhavn 1905. S. 74.
4) Nordmann: a. a. O. S. 95.
5) Jap. Steenstrup: Kjoekken-Moddinger. Kjoebenhavn 1886. S. 19.
6) Holst: Om ett fynd af uroxe i Räkneby, Geolog. Fören. i Stockholm.
Förh. B. 10. 1888 u. B. 11. 1889,
der Reste von Kiefern, Zitterpappeln, Seerosen und Fieberklee ent-
hielt; auch bei Hemmersdynget) ö. von Trelleborg in Schonen ist ein
Urskelett aus einem Torf ausgegraben, der sicher aus der Föhrenzeit
stammt, und bei Benestad in der Nähe von Ystad ist in einem dilu-
vialen Süßwasserkalk neben Abdrücken von Früchten, Blättern und
Zweigen der Kiefer, Zitterpappel, Birke, Weide, Hasel und Erle auch
der Abdruck eines Urhorns angetroffen.
Wenn man auch annehmen muß, daß ein so starkes Tier, wie der
Ur, beim Versinken in einem Moore durch seine Anstrengungen,
herauszukommen sich tiefer hineingearbeitet hat und schließlich also in
tieferen Schichten liegt, als es müßte, so ist doch, namentlich nach dem
Fund von Taageby, an dem Auftreten in der Föhrenzeit nicht zu zweifeln.
So treffen wir den Ur zu Beginn der alluvialen Zeit noch weiter
nach Norden verbreitet als zur diluvialen; und wieder sind es besonders
die Ansiedelungen der Menschen, die uns diese Verbreitung einwands-
frei bestätigen.
In den der jüngeren Steinzeit angehörenden Pfahlbauten der
Schweiz, z. B. in denen von Moosseedorf2) sind die Knochen des
Urs regelmäßig neben denen der übrigen wilden Tiere jener Zeit und
häufiger als die des Wisents gefunden. Allerdings treten sie denen
des Hirsches z. B. gegenüber an Zahl bedeutend zurück, was wohl
darauf zurückzuführen sein dürfte, daß der Ur dem Menschen ein zu
gewaltiger Riese war, dem man mit den doch immerhin nur wenig ent-
wickelten Waffen aus geschliffenen Steinen, Knochen, Horn und Holz
kaum etwas anhaben konnte. Bemerkenswert ist dabei, daß die gefun-
denen Urknochen (und man hat z. B. bei Moosseedorf fast sämtliche
Knochen des Skeletts, wahrscheinlich eines alten Tieres ausgegraben)
teils unverletzt teils zur Gewinnung des Markes aufgeschlagen, aber nie
zu Werkzeugen bearbeitet waren.
Diese Pfahlbautenfunde geben uns ferner den Beweis, daß der
Mensch der jüngeren Steinzeit auch schon dazu übergegangen war,
neben anderen Tieren (Hund, Schwein, Pferd, Esel, Ziege und Schaf)
auch den Ur zu zähmen, sodaß nunmehr auch von zahmen Uren geredet
werden muß, die weiterhin die Stammeltern der langhörnigen Rinder-
rassen unserer Gegenden geworden sind.
Auch die der Bronzezeit zugerechneten Pfahlbauten der Schweiz?),
ein gleichalteriger Pfahlbau im Szontagsee in Ostpreußen zwischen
') Rutger Sernander: Bull. of the geol. institut. of the university of Upsala.
Vol. III. 1896/97. Upsala 1898.
2) Rütimeyer: Die Fauna der Pfahlbauten in der Schweiz, Basel 1861. S. 70,
3) Rütimeyer: a. a. OÖ,
Lyck und Lötzen!) sowie der von der jüngeren Steinzeit bis zur Hall-
stattzeit bewohnte Burgwall von Burg im Spreewalde?) — um nur
einige Beispiele anzuführen, die leicht zu vermehren wären, — haben
Urknochen, zum Teil mit deutlichen Spuren menschlicher Bearbeitung
geliefert: ein Beweis dafür, daß der Ur mit dem schon seßhaften, Vieh-
zucht, vielleicht sogar Hackbau?) treibenden Menschen zusammen vor-
gekommen ist. -
Damit kommen wir allmählich in die geschichtliche Zeit und
so zu der Frage, die lange Jahre hindurch die wissenschaftliche Welt
bewegt hat, ob nämlich der Ur auch noch in geschichtlicher Zeit in
Europa gelebt hat. Erschwert wurde die Entscheidung dadurch, daß
in der geschichtlichen Zeit in denselben Grebieten, in denen während
des Diluviums und des älteren Alluviums der Ur neben dem Wisent
Heimatsrecht besessen hatte, dieser andere Bovide lebte und noch lebt,
und daß durch dieses Vorkommen zweier wilder Rinder Verwechselungen
möglich wurden, Die Frage mußte sich demnach in der Richtung zu-
spitzen, ob es zur geschichtlichen Zeit noch Ur und Wisent neben
einander gegeben hat — für die früheren Zeiten war dies ja sicher
gestellt — oder nicht?
Um hierbei sicher gehen zu können, ist es notwendig, wenn auch
kurz die wichtigsten unterscheidenden Merkmale beider Tiere neben
einander zu stellen. Es ergibt sich daraus, daß es fast unmöglich ist,
sie zu verwechseln, wenn man sie neben einander hat oder eine genauere
Beschreibung, namentlich der äußeren Erscheinung (auf diese kommt
es bei der Prüfuug der uns überkommenen geschichtlichen Nachrichten
. über beide Tiere wesentlich an) erhält. Noch sicherer werden wir
natürlich gehen, wenn aus geschichtlicher Zeit stammende Reste auf-
gefunden werden.
Der Wisent, Dison europaeus = B. bonasus, besitzt einen stark
erhöhten Widerrist (einen Buckel), einen niedrigeren Hinterkörper, Kurze,
nach außen und oben gerichtete Hörner. Das Haar ist weich und
wollig, auf Buckel, Rücken, Nacken und Stirn, an Kehle und Kinn
länger, sodaß eine Art Mähne und ein Bart entstehen.
Der Ur, Dos primigenius, dagegen war nach der Beschreibung, die
Herberstain®) von ihm gegeben, und die durch das sogenannte Augs-
!) Nehring: Die Fauna eines masurischen Pfahlbaus. Naturw. Wochenschrift.
Berlin 1888. III. No. 2.
2) Vosz: Der Schloßberg bei Burg im Spreewald. Archiv f. Anthropologie.
Braunschweig 1904. S. 231.
3) Nehring: Verh. d. Berliner Anthrop. Gesellsch, 189%. S. 115 ff.
#) Herberstain: Moscovia. Wienn,. 1557. S. u,
ar ee
burger Bild!) bestätigt wird, die ferner zu den Funden aus der Diluvial-
zeit paßt, ein Stier wie der von ihm abstammende Hausstier, also ohne
wesentliche Erhöhung der Widerristgegend. Er zeichnete sich besonders
durch seine gewaltigen, dreifach, nämlich nach außen, vorn und oben
gebogenen Hörner und durch seine kurze, glatte Behaarung aus, die
nur auf der Stirn etwas kraus war.
Aus der mykenischen Zeit sind 2 Goldbecher, die in einem Grabe
zu Vaphio bei Amyclae auf dem Peloponnes gefunden wurden, erhalten.?)
Auf einem von ihnen wird eine Stierjagd mittelst Netzen dargestellt.
Eins der gewaltigen Tiere hat sich in das Netz verstrickt und liegt
hilflos am Boden; ein zweites entflieht in gestrecktem Laufe; ein drittes
wirft zwei Jäger in wütendem Sprunge über den Haufen. Auf dem
zweiten Becher sind dieselben Tiere gezähmt vorgeführt; sie stehen
friedlich neben einander, eins wird von einem Menschen am Hinterfuß
mit einem Tau gefesselt davon getrieben.
Man hat diese Becher als einen Beweis dafür ansehen wollen,
daß zur mykenischen Zeit der Ur — denn auf ihn sind diese Rinder
wegen ihrer starken, eigentümlichen Hombildung zu beziehen, wenn
auch die Beine verhältnismäßig zu kurz erscheinen — wild auf dem
Peloponnese, jedenfalls in Griechenland gelebt habe, und daß der
Künstler also gewissermaßen habe nach der Natur arbeiten können.
Das dürfte jedoch wohl etwas zu bezweifeln sein. Man muß Noack
Recht geben, wenn er meint’), die Becher seien vielleicht gar nicht in
Griechenland angefertigt worden. Das erste Jagdbild zeigt nämlich
vor dem davonstürmenden Stier einen Baum, den man als eine Fieder-
palme ansprechen wird. Solche Palmen aber sind in Griechenland nicht
heimisch gewesen, haben also einem eingeborenen Künstler nicht als
Vorbild dienen können. Auch soll der sonstige Baumschlag nach
Noack ganz ähnlich dem auf ägyptischen Negadehplatten sein. Die
Echtheit der Becher als verbürgt vorausgesetzt, dürfte demnach wohl
anzunehmen sein, daß sie von außerhalb, vielleicht von Ägypten selbst,
eingeführt wurden. Damit würde aber auch ihre Beweiskraft für das
Auftreten des Urs in jener Zeit in Griechenland natürlich schwinden.
In den homerischen Gedichten, die doch den Hausstier so oft er-
wähnen, auch vom wilden Löwen berichten, ist vom wilden Stier
nicht die Rede.
!) Eine Nachbildung dieses verschollenen Bildes findet sich zuerst als Stein-
druck in Griffiths Animal Kingdom, einer Übersetzung von Cuviers Regne Animal,
Bd. 4. London 1827, und ist seitdem mehrfach wiederholt. (S. Abbildung 5, S. 103).
2) S. die Abbildungen in „Natur und Schule“ II. Berlin-Leipzig 1902. S. 28.
3) Noack: „Der Ur“ in „Wild und Hund“ XI. Berlin 1905. S. 498.
Der erste Schriftsteller, der für unsere Frage in Betracht kommt,
ist Aristoteles.!) Er unterscheidet zwei wilde Stiere. Der eine von
ihnen soll in Arachosien, dem Indien am nächsten liegenden Teile Per-
siens, leben. Nach der Beschreibung ist er schwarz, von starkem
Körperbau; seine Nase ist gekrümmt, seine Hörner sind stark nach
außen sebogen.?2) Danach dürfte unter ihm der oben (S. 46) erwähnte
wilde Arnibüffel zu erkennen sein. Der andere wird Donasus, Bolin-
thus, Monepus, auch Monapus genannt. Als seine Heimat wird Päonien
angegeben, d. h. die Gegend des heutigen Bulgarien. Die Beschrei-
bung des Tieres zeigt deutlich, daß es sich bei diesem um den Wisent
handelt. Er wird gekennzeichnet als dicker und stärker als der ge-
meine Ochse; eine Mähne bedeckt ihm den Nacken bis zu den Schultern
und hängt bis vor die Augen. Das Haar ist weich, wollig, zwischen
grau und rot gefärbt. Die Hörner sind schwarz und glatt. Nur die
Hörner scheinen nicht ganz mit denen des Wisents übereinzustimmen.
Sie sollen nämlich nach Aristoteles gegen einander gekrümmt oder nach
unten gerichtet sein und dem Tiere nicht zur Verteidigung dienen.?)
Nach Cuvier ist diese Hornbildung jedenfalls eine Mißbildung bei dem
beobachteten Stücke, die wohl einmal vorkommt; großer Wert ist darauf
also nicht zu legen.®)
'!) Wiesmann: Observationes Zoologicae in Aristotelis historiam animalium.
C. II. De bonaso. Lipsiae 1826:
„Bisulea et iubata et duobus in se flexis cornibus praedita nonnulla animalia
sunt, qualis bonasus, qui circa Paeoniam et Maedicam regionem naseitur. —
Bonasus in Paeonia gignitur, in Messapio monte, qui Paeoniam a Maedica
terra separat. A Paeonibus Monapos dieitur. Magmitudine tauri est, at bove crassior,
non enim longus. Corium eius, si distenderis, &zr«ziıror occupat. Ceterum bovis
forma est, si jubam cxceperis, ad armos usque, ut in equo. decurrentem sed equina
molliorem et cervici magis adstrietam. Color hince villo flavus, Prolixa etiam eaque
densa ad oculos descendit caprona. (Corporis) color medius inter cinereum et rufum,
non qualis equorum, quos paroas vocant, sed squalidiori pilo et subtus lanoso tegitur,
Qui nigri aut rufi admodum sint, non inveniuntur, — Vox bubulae similis, cornua
curva, in se flexa. ad pugnam inutilia, spithamae longitudine nec multo longiora;
tali amplitudine, ut semisextarium fere capiant; pulchra ad haec eaque nitida nigritie
sunt. Caprona ad oculos usque demissa, ut in latus maius quam in adversum prospi-
ciant. Superioribus dentibus caret sieut et bos et reliqua cornigera. Femora ei hirta
et bisuleipedes. Caudam gerit pro corporis magnitudine breviorem ac bubalae similem.
Pulverem fodiens tauri exemplo suscitat. Cutis contra ietus valida, caro suavis, qua-
propter eum venantur.“
2) S. Cuvier: Recherches sur les Össemens Fossiles. 4. Ed. 80, Paris 1855.
76.872228:
3) Siehe dazu das Bild des Bonasus auf der Ebstorfschen Weltkarte.
4) Cuvier: a3. 0. 8. 227.
Julius Caesar weiß uns von dem anderen Stiere zu berichten. !)
Bei der Aufzählung der wilden, bemerkenswerten Tiere des großen her-
eynischen Waldes, der sich über ganz Germanien und noch weit über
dessen Grenzen hinaus nach Osten erstreckte, nennt er an dritter Stelle
den „urus“. Wahrscheinlich hat er den Namen nach der einheimischen
Bezeichnung „Ur“ gebildet. Er beschreibt uns das Tier als von bedeu-
tender Größe; nur wenig kleiner soll es sein als ein Elefant. Nach Art,
Aussehen und Farbe aber ist der Urus ein Stier wie der Hausstier
(taurus). Seine Kraft und Schnelligkeit, ebenso seine Wildheit, die
ihn weder Mensch noch Tier schonen lassen, werden als groß be-
zeichnet. Das Tier wird in Fallgruben gefangen. Gezähmt kann es
nicht werden, selbst dann nicht, wenn es noch ganz jung ist. Die er-
beuteten Hörner, deren Spannweite viel größer als die der Hausrinder
ist, werden, am Rande in Silber gefaßt, als Trinkgefäße bei den Fest-
mahlen benutzt und bringen dem glücklichen Erleger großen Ruhm.
‚Jedenfalls hat Caesar den Ur nicht selbst gesehen, sonst würde
die Beschreibung wohl noch etwas natürlicher geworden sein, da er ja
sonst sehr genau beobachtet und berichtet hat. Er hat sich von den
Jägern darüber erzählen lassen und als bare Münze genommen, was
heutzutage wohl keiner glauben würde (wie ihm dies auch bei den
übrigen von ihm angeführten Tieren, dem Elch und dem Ren ergangen
ist). Daß aber die Hörner zu Trinkgefäßen verwendet wurden, und
daß diese eine gewaltige, dem Durste der alten Germanen entsprechende
Größe gehabt haben, dürfte ihm bekannt gewesen sein. Ein Wisent-
horn konnte nicht eine solche Größe, die bedeutender als die eines
italischen Ochsen wäre, erreichen. Wenn wir hier also auch nur von
Hörensagen berichten hören, wird doch aus dieser Erzählung hervor-
gehen, daß der Ur damals im westlichen Deutschland heimisch
gewesen Ist.
Also auch bei Caesar ist nur von einem wilden Rinde die
Rede.
1) Commentarii de Bello Gallico. Lib. VI. C., 28:
„lertium est genus eorum qui uri appellantur, Hi sunt magnitudine paulo
infra elephantos, specie ct colore et figura tauri. Magna vis eorum est et magna
velocitas, neque homini neque ferae, quam conspexerint, parcunt. Hos studiose foveis
captos interficiunt. Hoc se labore durant adolescentes atque hoc genere venationis
exercent et, qui plurimos ex his interfecerunt, relatis in publicum cornibus, quae sint
testimonio, magnam ferunt laudem. Sed assuescere ad homines et mansuefieri ne
parvuli quidem excepti possunt. Amplitudo cornuum et figura et species multum
a nostrorum boum cornibus differt. Haec studiose conquisita ab labris argento
eireumeludunt atque in amplissimis epulis pro poculis utuntur.“
Dasselbe ist, um es der Vollständigkeit wegen anzuführen, der
Fall bei Oppianus!), der den Bison fast genau so und mit den gleichen
Worten beschreibt, wie Aristoteles, und seine Heimat nach Thrazien,
also auch in dieselbe Gegend, verlegt, sowie bei Pausanias, der den
Wisent ausdrücklich als einen wilden Ochsen in Päonien bezeichnet?)
und angibt, daß dieser am ganzen Körper, besonders aber an Brust und
Kinn lang behaart sei. Auch Herodot?) erzählt, daß nördlich von der
Halbinsel Chaleidice, in Päonien, Löwen und wilde Ochsen mit großen
Hörnern leben. In den beiden ersten Fällen ist sofort wieder der Wisent
erkennbar; und im letzten ist nach der Heimat auf dasselbe Tier zu
schließen. Bei den folgenden Schriftstellern des Altertums wird aber
nun von zwei wilden Stieren gesprochen.
P linius#) berichtet uns, daß in Scythien und in dem benachbarten
Germanien auffallende wilde Rinder lebten, bemähnte Wisente und
Ure von ausgezeichneter Stärke und Schnelligkeit, die das unwissende
Volk als Büffel bezeichne; und auch Seneca weiß von zwei Arten
wilder Rinder zu melden, von denen die eine durch eine wollige Mähne,
die andere durch weitausladende Hörner kenntlich sei.?)
Hier wird also der charakteristische Unterschied zwischen Wisent
und Ur, wie er oben (S. 55) angegeben ist, deutlich hervorgehoben.
Pusch, dem darum zu tun ist, den Nachweis zu erbringen, daß Ur
und Wisent dasselbe Tier seien, meint freilich, weder Plinius noch
Seneca seien als Naturforscher ernst zu nehmen; der erstere habe zu
viel Fabelwerk in seinen Schriften zusammengetragen und erzähle, ohne
eigene Beobachtung anderen nach, der andere sei wohl ein tragischer
und satyrischer Dichter, habe sich aber um Naturforschung wohl kaum
bekümmert.6) Aber doch ist bei beiden der Unterschied so klar und
bestimmt ausgesprochen, daß wohl ohne Zweifel anzunehmen ist, sie
!) Oppianus: Cynegetica. Lib. II. v. 160 ff.
2) Pausanias: Descriptio Graeciae X. Phocica. ©. XIM,
Pausanias: a. a. OÖ. IX. Boeotica. C. XXI.
3) Herodot: VII. C. 126.
4) Plinius: Nat, Hist. VIII. 15. „Paueissima Seythia gignit, inopia fruticum,
pauca contermina illi Germania insignia tamen boum ferorum genera, iubatos bisontes
excellentique et vi et velocitate uros, quibus imperitum vulgus bubalorum nomen imponit,
cum id gignat Africa.“
5) Seneca: Phaedra; act. I,
Tibi dant variae pectora tigres
Tibi villosi terga bisontes
Latisque feri cornibus uri.
6) Pusch: Polens Palaeontologie. Stuttgart. 1837. S. 208
a
haben die Stiere unter den damals aus allen bekannten Weltgegenden
für die Zirkusspiele nach Rom gebrachten wilden Tieren kennen gelernt.
Aus der bald darauf einsetzenden Zeit der Völkerwanderung sind
uns keine Nachrichten über die Wildochsen überkommen. Erst im
sechsten Jahrhundert wird wieder etwas darüber berichtet.
Der um das Jahr 530 lebende Dichter Fortunatus erzählt!), daß
der erste Hausmeier von Austrasien, Gogon, im Wasgenwalde den
bubalıs, den Büffel, gejagt habe, läßt uns aber nicht in Zweifel, daß er
den Ur meint; denn an einer anderen Stelle sagt er, daß der bubalus
dasselbe sei, was die Deutschen urus nennen.
Etwas später schreibt der, im Jahre 573 zum Bischof von Tours
ernannte Gregorius (Georgius Florentinus) in seiner „Geschichte der
Franken“, daß der aus dem Merowingergeschlecht stammende Franken-
könig Guntram einen Kämmerer, dessen Neffen ınd einen Jagdaufseher
grausam habe töten lassen, weil diese drei in einem königlichen Bezirke
des Wasgenwaldes einen bubalus erlegt hatten; sie hatten nämlich kein
Recht dazu, da die Jagd für den König vorbehalten war.)
Auch von Karl dem Großen wird berichtet, daß er gern den
wilden Stier gejagt habe, jedoch schon ohne nähere Bezeichnung,
welcher gemeint sei.
Erst um das Jahr 1200 werden wieder beide Arten angeführt.
Im Nibelungenliede, das um diese Zeit wohl abgeschlossen vorlag,
lesen wir bei der Schilderung der Jagd, auf der Siegfried seinen Tod
finden sollte:
Darnach schlug er schiere einen Wisent und einen Elch
P)] © %)
Starker Ure viere und einen grimmen Schelch.“®)
Auch Hartmann v. Aue, der um das Jahr 1170 lebte, spricht in
seinem, dem Sagenkreise vom König Artus angehörenden Gedichte
„Jwein“ von beiden Rinderarten.*) Es ist also anzunehmen, daß zu
jener Zeit die beiden. Tiere in den Rheinwaldungen noch vorgekommen
1) Fortunatus: Lib. VI. poem. IV:
Ardenna an Vosagus cervi caprae helicis ursi
Caede sagittifera silva fragore tonat
Seu validi bubali ferit inter cornua campum.
2) Historia Francorum. Lib. X. cap. X. Solche grausamen Bestrafungen unberech-
tigter Ausübung der Jagd sind auch später vielfach verhängt worden.
3) 938. Darnäch sluoc er sciere einen wisent und einen elch,
starker üre viere und einen grimmen scelch.
4) Dä nähten mit grimme
mit griulicher stimme
wisente und ürrinder.
Se
sind, ihre Jagd aber und Erlegung als etwas ganz Hervorragendes
angesehen wurde, das einem so starken Helden, wie Siegfried aufgespart
wurde.
Die Beutestücke von einer solchen Jagd werden als besonders
wertvolle Trophäen von den glücklichen Jägern aufbewahrt, ja öffent-
lich ausgestellt worden sein, sodaß noch lange nachher die Beschauer
sich daran weiden konnten. So berichtet Konrad Gesner, der große
naturwissenschaftliche Schriftsteller des sechzehnten Jahrhunderts, er
habe an den Rathäusern von Worms und Mainz Urschädel mit gewaltigen
Hörnern gesehen, die jedenfalls als Merkwürdigkeit dort aufgehängt
waren.!) Jetzt sind sie natürlich längst verschwunden. Daß wir es
hier mit Resten des Urs zu tun hatten, ist mit Sicherheit anzunehmen,
hatte doch Gesner kurz vorher durch Herberstain den Unterschied dieses
Wildrindes und des Wisents, die beide damals schon verwechselt wurden,
kennen gelernt und sogar in Zeichnungen festgelegt.
Auch sonst mögen zu jener mittelalterlichen Zeit die Hörner des
Urs und auch die des Wisents bei den adeligen Herren als Erinnerungen
aufbewahrt worden sein?2); von einem Urhorn ist uns aber berichtet,
das später zu hohen Ehren gekommen ist. Nehring hat es auf Grund
der Angaben in dem Werke Gerards?) mehrfach erwähnt.) Der in der
zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts lebende Bischof Johann
v. Manderscheid von Straßburg hatte das Horn in dem Erbe seiner
Vorfahren als Trinkhorn gefunden. Über seine Länge wird nichts
angegeben, wohl aber, daß es 41] zu fassen vermochte, eine Menge, die
nur auf einen Ur schließen läßt. Der Bischof benutzte dieses Horn,
um im Jahre 1586 auf dem Schlosse Hohenbarr bei Zabern eine
„Brüderschaft des Hornes“ (Confrerie de la corne) zu stiften, deren
Zweck es war, die tüchtigsten Zecher des Landes zu vereinigen. Um
Mitglied zu werden, mußte der Aufzunehmende das Horn auf einen Zug
1) Solche naturwissenschaftlichen Raritäten wurden im Mittelalter wohl vielfach
von Reisen mitgebracht und der Vaterstadt übergeben. So liegt z. B. im Rathause von
Gardelegen auch ein Walwirbel, der seit dem Mittelalter dort aufbewahrt wird.
2) Es wäre immer möglich, daß sich im Besitze fürstlicher oder altadeliger
Familien, auf Rathäusern oder in Klöstern noch solch ein Horn, sei es als Trophäe,
sei es als Trinkhorn befände. Mitteilungen darüber würden jedenfalls von größtem
wissenschaftlichen Interesse sein.
3) Ch. Gerard: Essai d’une Faune historique des mammiferes sauvages de
l’Alsace. Colmar 1871. S. 388 ff.
*) Nehring: Notizen über den wilden Yak usw. Neue Deutsche Jagd-Zeitung.
Berlin 1888. SS. 369 u. 370,
Nehring: Das Horn eines Urstiers aus einem Torfmoore Hinterpommerns,
Deutsche Landwirtschaftliche Presse. 1900, S. 121.
5
BR
leeren; wer es nicht vermochte, mußte bedeckt mit Schande und dem
Vorwurfe der Unfähigkeit den Burgberg wieder hinabsteigen. Hoch-
gestellte Besucher wurden zu der Auszeichnung zugelassen, aus dem
riesigen Horne zu trinken; es war dies sogar eine Pflicht der Höflichkeit,
die sie nicht zurückweisen durften, und durch die sie die beim Bischof
genossene Gastfreundschaft dankend anerkannten. Selbst Damen durften
sich dieser Pflicht nicht entziehen. Die Brüderschaft, zu der die edelsten
Deutschen und Franzosen aus der Gegend gehörten, hat lange bestanden,
bis das Horn aus den Kellern des bischöflichen Schlosses in Zabern,
wo es aufbewahrt wurde, verschwand, als der letzte Cardinal, de Rohan,
durch die Revolution veranlaßt, auswanderte. Durch diese merkwürdige
„Zecher-Akademie“ war also ein aus dem Mittelalter stammender Urrest
bis in die Neuzeit herübergerettet worden.
Auch bei Brehm finde ich, ohne nähere Quellenangabe, Hinweise
über das Vorkommen des Urs im Miittelalter.!)
„Lukas David gibt an, daß der Herzog Otto von Braunschweig
im Jahre 1240 „den Brüdern“ Aueroxen und Bisonten schenkte,
Cramer, daß Fürst Wradislaw um das Jahr 1364 in Hinterpommern
einen Wysant erlegte, „welcher größer geachtet wurde als ein Uhrochs“,
sodaß man also annehmen muß, die Größe des Urs sei damals in Pommern
jedenfalls nach lebenden Tieren noch bekannt gewesen.“
Weiter: „Matthias von Michow, daß es in den Wäldern Litauens
Urochsen und Wildochsen gebe, welche die Einwohner Thuri und
Jumbrones nennen, Erasmus Stella, daß der Wisent (zu Anfang des
15. Jahrhunderts) seltener sei als der Urus.“
Mit größter Sicherheit aber können wir das Vorhandensein des
Urs in Ostpreußen und Littauen um das Jahr 1400 feststellen. Im
Jahre 1896 veröffentlichte Joachim ein „Treßlerbuch“ des Deutschen
Ordens.?2) Es ist das ein Rechnungsbuch, das der Schatzmeister (Treßler)
des Ordens über alle Ausgaben geführt hat. Darin wird sowohl unter
den Namen „Euwir“ und „Uwer“ der Ur, wie als „Weszent“, „Wesent“
oder „Wesant“ der Wisent mehrfach genannt.
So steht unter dem 2. Februar 1404: „item 1'» Mark zwen Prussen
gegeben, die dem Meyster eynen euwir brochten, domete yn der Kompthur
zur Balge geeret hatte.“ Zwei Preußen also brachten dem Hochmeister
einen Ur, den ihm der Komptur von Balge®) verehrt hatte. Es ist
dabei nicht angegeben, ob sie ihn tot oder lebendig brachten, anzunehmen
1) Brehms Tierleben: Bd. 3. S. 259.
2) Joachim: Das Marienburger Treßlerbuch der Jahre1399—1409, Königsberg. 1896.
3) Balge liegt am Frischen Haff sw. von Königsberg.
u a
ist das erstere. Das Tier mag also in der Nähe der Nehrung erlegt
und zu Schlitten nach der Marienburg gebracht worden sein.
Ferner erhielt am 7. April 1409 ein Littauer 1 Mark!) geschenkt,
der dem Hochmeister die 4 Uwer vom Herzog Witowt (von Littauen)
brachte. Dies sind jedenfalls 4 junge, womöglich schon gezähmte Ure
gewesen, da ein einzelner Mann genügte, um sie zu überführen. Sie
waren zu einem Geschenk bestimmt, das der Hochmeister zu Schiff von
Danzig aus, jedenfalls nach Burgund, weiterbefördern ließ. Die Ure
wurden mit der größten Sorgfalt behandelt, was mit Sicherheit aus den
hohen Kosten hervorgeht, die für die Verfrachtung bewilligt wurden.
Bei Joachim (a. a. O.S. 541) steht, daß Mitte Juni 1409 gezahlt wurden:
9 Mark als Fracht an den Schiffsherrn, der die Uwer überführte;
1’ Mark dem Weichselfahrer, der die Uwer in die See zu Schiff
brachte, und als Trinkgeld für die Matrosen, welche die Uwer ver-
schifften; ferner 10 Mark '! Firdung für 200 Scheffel Hafer, den die
Uwer zu Lande und zur See nötig hatten, und für 4 Fuder Heu; sodann
10 Scot?) für einen Rock dem Knechte, der die Uwer im Schiff wartete,
/a Mark demselben Knechte zum Vertrinken usw.?) Aus den verhältnis-
wäßig hohen Summen, die für die Beförderung der Ure ausgegeben
wurden, ist wohl mit Bestimmtheit zu folgern, daß die Tiere höchst
kostbar waren, was sich wieder aus ihrer Seltenheit erklären läßt.
Wenn auch nur noch in geringer Zahl, müssen demnach die Ure um
1400 in Preußen und Littauen vorgekommen sein.
Daß hier keine Verwechselung mit dem Wisent vorliegt, läßt sich
daraus schließen, daß in dem gleichen Buche dieses Tier mehrfach an-
geführt ist. Von 1406 bis 1408 ließ danach der Hochmeister viele
frische Wisenthörner zu Trinkhörnern herrichten.
Im westlichen Europa, im besonderen in Deutschland, war —
das dürfen wir nach dem Bisherigen wohl annehmen — der Ur nach
dieser Zeit jedenfalls verschwunden. Keine bestimmte Nachricht über
ihn liest mehr vor; selbst der Name wird ihm genommen, und man
gewöhnt sich allmählich daran, unter dem Ur oder Auerochsen und
dem Bison oder Wisent ein und dasselbe Tier zu verstehen, wie ja
auch jetzt noch in Deutschland vielfach der im Bialowiezer Walde
lebende Wisent als „Auerochs“ bezeichnet wird.
Das Verschwinden des gewaltigen Urs (gleichzeitig mit den
übrigen Waldriesen des Mittelalters) ist erklärlich. Das Tier war ein
1) 1 Mark = etwa 13 M.
2) 1 Mark — 24 Seot.
3) 8. hierzu: Nehring: Über Ur und Wisent nach dem Treßlerbuche des Deutschen
Ordens. Globus 1898 (16, Juli), Braunschweig.
H*
N
Bewohner der ausgedehnten Wälder. Diese aber wichen bei der
zunehmenden Bevölkerung mehr und mehr der fortschreitenden Kultur,
die an ihre Stelle offene Felder, Wiesen und Weiden setzte, also den
Wildstieren ihre Lebensbedingungen entzog. Daß auch die Jagd (die
berechtigte und die unberechtigte) wesentlich an deren Vernichtung mit-
gewirkt haben mag, ist ebenfalls anzunehmen.
Länger als der Ur hat sich noch der flüchtigere Wisent auf deut-
schem Boden erhalten!), aber auch er ist schon seit 1'/ Jahrhunderten
über die Grenzen unseres Vaterlandes nach Osten zurückgedrängt und
kommt gegenwärtig wild nur noch im Kaukasus und, unter dem Schutze
der russischen Kaiser, in größerer Anzahl im Walde von Bialowicza vor.2)
Ähnlich wie der Wisent hat auch der Ur bei seinem Zurück-
weichen nach Osten zunächst noch in Polen eine Zuflucht gefunden?).
Die Nachrichten darüber, in denen er als Tur oder Thur aufgeführt
wird (während der Wisent Zubr oder Suber heißt), besagen uns aber,
daß das Tier auch dort schon sehr selten gewesen sein muß, und daß
daher die Jagd auf das königliche Wild den Landesfürsten als Vorrecht
vorbehalten wurde.
So wird in einer Urkunde über eine Schenkung, die der Herzog
Boleslaus von Masovien einem Ritter Panlecz im Jahre 1298 machte,
ausdrücklich hervorgehoben, daß die Jagd auf den Thur dabei ausge-
schlossen sei.
In einer anderen Urkunde vom Jahre 1359 erlaubt der Herzog
Ziemowit von Masovien der Herzogin von Wyszogröd auf allen seinen
Besitzungen die Jagd mit Ausnahme der auf den Thur.®)
In beiden wird also Masovien, d. i. der Teil Polens, der im
Westen des Reiches an der heutigen deutschen Grenze entlang liegt,
als die Heimat des Thurs angegeben. Hier hat er sich auch am längsten
erhalten, allerdings zum Schlusse nur in derselben Weise, wie heutzu-
') Der letzte Wisent in Ostpreußen wurde im Jahre 1755 zwischen Labiau
und Tilsit von einem Wilddiebe erlegt.
2) S. dazu: De Brineken: Memoire Descriptif sur la For&t Imp£&riale de Bia-
lowieza en Lithuanie. Varsovie 1828. 4%. F. P. v. Jarocki: Zubr oder der lithauische
Auerochs,. Hamburg 1830, Brehm: a. a. OÖ. S. 259 ff, — Nach letzterem war der
Bestand der Wisente wieder auf 1500 Stück gestiegen. Der Versuch des Fürsten
Pleß, den Wisent in Deutschland wieder einzuführen, ist als gelungen zu betrachten,
Die i. J. 1865 aus dem Bialowiezer Walde bezogenen Tiere (1 Stier und 3 Kühe)
haben sich im Tiergarten von Pleß und dann im Walde von Mezerzitz eingebürgert,
sich auch gut vermehrt, sodaß mehrfach Stücke haben abgeschossen werden können,
3) Daß er nach 1400 noch in Littauen vorgekommen ist, wurde oben (S. 63)
angegeben,
4) S. dazu Wrzesniowski: Studien zur Geschichte des polnischen Tur. Zeitschr.
für wiss. Zoologie. XXX. Bd. Suppl. Leipzig 1878. S. 545.
Eye
tage der Wisent im Bialowiczer Walde, nämlich unter "besonderem
Schutze und der Fürsorge der polnischen Herrscher.
In Masovien lag, etwa 55 km westsüdwestlich von Warschau,
zwischen den Ortschaften Bolemöw, Wiskitki und Mszezonöw, nach
Norden bis nach Sochaezew ein Staßdr Forst, der nach dem darin
liegenden Dorfe Jaktorow der Jaktorowka- Wald oder nach dem
angrenzenden Orte Wiskitki der Wiskitki-Wald genannt wurde. In
der Beschreibung Masoviens von A. Swiecicki wird er als Hectorea
silva angeführt. Heute ist er nicht mehr vorhanden. !)
Dieser Wald wurde die Zuflucht des Thurs und dadurch schließ-
lich berühmt?). Daß hier auch kein Irrtum oder eine Verwechselung
vorliegen kann, wird von dem Verfasser selbst bestätigt. A. Swieeicki
entstammte einer vornehmen Familie und war lange Notar des terri-
torium Nurense, eines Teiles von Masovien.?) Als solcher ist er viel
im Lande herumgekommen und hat auch mehrfach die Jaktorowka
besucht.*) Auch vom Wisent spricht er, nennt aber als dessen Fundort
einen weit entfernten Wald, den Skwa-Wald, der vom Skwa durch-
flossen wurde und zwischen den Flüssen Pysz und Omulew nördlich
vom Narew gelegen war.
Nach diesem Masovien verlegt auch der Schriftsteller die Heimat
des Thurs, dem wir aus der neueren Zeit die ersten genaueren Nach-
richten über das Tier, namentlich auch über sein Aussehen
verdanken. Es ist dies der seitdem so viel angeführte Freiherr
Sigismund von Herberstain, Neyperg und Guetenhag (1486—
1566), der als Gesandter des Kaisers Maximilian und seiner Nachfolger,
des Kaisers Karl V. und besonders des Königs Ferdinand, mehrfach
nach Polen und Rußland kam.>)
‚Die erste Reise nach Polen zum König Sigismund I., der sich
damals in Wilna aufhielt, und nach Moskau zum Großfürsten Wassilij
Iwanow unternahm er in den Jahren 1516—1518, die zweite, ebenfalls
'!) Andreas Swiecicki: Descriptio topographica Ducatus Masoviae. Warschau
1634, Bei Mizlerus de Kolof: Historiarum Poloniae et Magniducatus Lithuaniae
Seriptorum Collectio Magna. Varsoviae Bd. I. 1759, S. 484,
S. auch Wrzesniowski a. a. O. S. 520.
2) Swieeicki a. a. O.: .... illa Hectorea silva, urorum proventu in orbe
nostro clara ....
3) Nehring: Über Herberstain und Hirsfogel. Berlin 1897. S. 96.
*) Er berichtet nämlich, daß Reisende wegen der Ungastlichkeit der Bewohner
jener Gegend vielfach genötigt waren, im Freien zu übernachten. „... quod et mihi
aliquando illue iter facienti accidit,“
5) Ausführlich ist über sein Leben und seine Schriften berichtet in in
Über Herberstain und Hirsfogel. Berlin 1897.
I
bis nach Moskau ausgedehnte in den Jahren 1526 und 1527. 1542
mußte er von neuem nach Krakau gehen, um dort die Verhandlungen
über die Vermählung der Tochter Elisabeth seines Königs mit dem
polnischen Prinzen Sigismund August zu führen, und 1543 begleitete
er die Prinzessin zur Vermählung in ihre neue Heimat. 1545 endlich
überbrachte er der jungen Königin ihre Miteift. Er hatte also Ge-
legenheit, bei diesen verschiedenen Reisen, die ihn zum Teil durch die
entlegensten Gegenden von Polen führten, Land und Leute gehörig zu
studieren, und durch seine Beziehungen zu den höchstgestellten Leuten
des Reiches, ja des Königs selbst, Auskunft über alles zu erhalten,
was ihn interessierte.
Die nun folgende kurze Zeit der Ruhe benutzte er, um eine Be-
schreibung dieser seiner Reisen und der Länder Polen, Littauen und
Rußland anzufertigen. Er gab sie, allerdings ohne sich als Verfasser
oder den Drucker zu nennen, im Jahre 1549 unter dem Titel „Rerum
Moscoviticarum Commentarii“ mit vielen Abbildungen ausgestattet heraus.
Das Werk erregte viel Aufsehen, sodaß schon 1551 von seinem
Freunde Wolfgang Lazius ein verbesserter Neudruck bei Oporinus
in Basel veranlaßt wurde.
In dem Abschnitt über Littauens wilde Tiere!), der in beiden
Auflagen völlig gleichlautet, ist nun auch vom Ur die Rede. Herber-
stain betont ausdrücklich, daß der Bisons von den Polen Suber, von
den Deutschen „Aurox“, der Ur aber von den Polen Thur und von
den Deutschen Bisons d. i. Wisent genannt werde. Der Ur kommt
!) Rerum Moscoviticarum Commentarii 1549 (ohne Angabe des Verfassers und
des Druckers). 2 Abt. Blatt 25. S. 2.
„Fere in Lithuania preter eas quae etiam in Germania reperiuntur Bisontes,
Onagri, Et feri Equi; Bisons est qui patrio nomine Suber vocatur, germanice Aurox,
Onagrum animal poloni vocant, quod germanis Ellend est, illi patria lingua Loss
vocant, altius ceıvo auribus prominentibus et naribus et cornibus non nihil a cervo
diversis, quod si nominis ethymologia ductus Onagrum, asinum silvestrem dicere velis,
forma peromnia non respondebit, Onagri enim ungulas sectas habent, quanquam nostro
tempore, quod apprime rarum est, reperti sunt solidis ungulis onagri, quas quidam
tanguam amuletum contra morbum eaducum gestare solent, cornibus latis, cursu velo-
cissimo, quae non eo modo quo cetera animalia, sed Gradarij Equi instar, veloci gressu
cursum suum perficiunt, Uri pariter quos indigenae T'hur Germani Bisontes vocant in
sola Masovia reperiuntur. Urus autem est forma bovis nigri habet longiora cornua
quam Bisons, nec te moveat dietio germanica, que Urum, Bisontem vocat, et Bisontem
aurox, iam ex commentariis Cesaris habes, Germanos Urorum cornibus pro insignioribus
poculis quondam usos fuisse, quem usum etiam hodie Samogithae observant. Urorum
porro cornua que etiam nostro tempore in quibusdam templis auro et argento exornata,
veluti rara quedam monimenta reperiuntur, et longitudine et colore a Bisontis cornibus
alijuanto brevioribus poculisque minime aptis facile discernuntur.“
0 ER
nur in Masovien vor. Er hat die Gestalt eines schwarzen Hausrindes
und längere Hörner als der Wisent. Auch in der Farbe weichen die
Hörner von denen des Wisents etwas ab.
Den Wisent hatte Herberstain schon auf seiner ersten Reise
kennen gelernt. Auf dem Wege von Wilna nach Grodno hatte er einen
Abstecher nach Troki gemacht, um die dort gehegten Bisonten zu
besichtigen; auch hatte er als Geschenk mehrere Häute und Hörner
dieses Tieres erhalten, die er mit nach Wien gebracht hatte. Den
Thur hatte er noch nicht gesehen; er hatte nur von ihm gehört. Da wurde
ihm nach Abfassung seines Werkes dazu Gelegenheit geboten.
Im Jahre 1550 mußte er wieder nach Polen, um Zwistigkeiten
zwischen dem Könige Sigismund August und dessen Mutter Bona, einer
Herzogin von Masovien, beizulegen. Dies gelang ihm ausgezeichnet,
und er erwarb sich damit den. Dank beider. Der König stattete
ihn dadurch ab, daß er dem Freiherrn außer anderem einen toten, aus-
geweideten Thur, dem allerdings die Stirnhaut abgezogen war, zum
Geschenk machte; die Königin-Mutter übergab ihm zwei Gürtel aus
Thurhaut, die für sehr kostbar galten, da sie nach der Annahme jener
Zeit schwangeren Frauen die Geburtsnöte wesentlich erleichtern sollten.
Herberstain nahm die Geschenke mit nach Wien. Den einen Gürtel
überreichte er der Gemahlin König Ferdinands, den anderen behielt er.
Die Haut ließ er, ebenso wie eine der schon früher mitgebrachten
Wisenthäute, ausstopfen und stellte beide in seinem Hause in Wien aus.
Nehring ist der Ansicht,!) daß der Gesandte auf dieser Reise
auch Gelegenheit hatte, den Thur lebend in Masovien zu sehen. Die
erwähnten Verhandlungen fanden in Petrikow, wo der König sich auf-
hielt, statt; die Königin-Mutter weilte zu gleicher Zeit in Gomolin,
westlich von diesem Orte. Herberstain war nun, nach Beilegung der
Zwistigkeiten, auf ihren Wunsch allein nach Gomolin gefahren; am
nächsten Tage (8. Juli) war dann Bona nach Masovien abgereist. Für
die Zeit bis zum 13. Juli hat Herberstain nichts aufgezeichnet, und
daraus schließt nun Nehring, daß er, der über seine eigenen Angelegen-
heiten stets sehr schweigsam gewesen ist, in dieser Zeit mit nach
Masovien gereist ist, um in dem Jaktorowka-Walde die Thure, die ihn
jetzt, nachdem er das wertvolle Geschenk erhalten, besonders interessieren
mußten, zu besichtigen. ?)
Ob dies wirklich der Fall gewesen ist, mag dahingestellt bleiben.
Jedenfalls hatte Herberstain das tote Tier, wird auch über die Lebens-
t) Nehring: Herberstain und Hirsfogel. S. 13.
2) Nehring: a. a. O. S. 14.
2 A
weise weitere Erkundigungen eingezogen haben, und war nun in der
Lage, über die merkwürdigen, seltenen Rinder Genaueres mitzuteilen.t)
Auch hat er nun 2 Bilder der beiden, so oft verwechselten Tiere an-
fertigen lassen. Nehring meint, daß sie nach der Natur aufgenommen
'!) Welches Aufsehen die Tiere und ihre scharfe Unterscheidung erregt haben,
geht wohl am besten daraus hervor, daß sich Caspar Betius Transsylvanus in Graz
zu einem Lobgedicht auf Herberstain veranlaßt fühlte Er sandte es im Dezember
1552 an den Gefeierten, der es im Anhange zu einem kleinen Werkchen: „Gratae
Posteritati Sigismundus Liber Baro in Herberstein, Neiperg et Guetenhag ......
actiones suas a puero ad annum usque aetatis suae septuagesimum tertium brevi
commentariolo notatas reliquit. Viennae 1558,* abdrucken ließ,
Es lautet:
De Uro et Bisonte, 2
Obtinuit vastos olim Germania saltus
Sueta vagas Scythico ducere more domos,
Nullus erat Civis, nec in ullis urbibus hospes,
Dum pagos tantum vix colit illa breveis.
Tum secura per hoc vacuis animalia sylvis
Degebat variis cognita nominibus.
E quibus actoi tolerantia frigora coeli
Plurima Sarmaticis nunc stabulantur agris;
Namque ubi Romanae gens Teutona munere pacis
Urbes et leges cepit habere suas,
Jamque hominum turba gliscente et coetibus auctis
Exuit antiquam copia barbariem,
Jpsas hine etiam numerosa frequentia sylvas
Oceupat et spatio liberiore potens
Urbibus et pagis conturbat lustra ferarum.
Ad gelidum Boream perfuga turba migrat.
Hie Asini atque Boves et Equi visuntur agrestes,
Hie Alcem atque Onagros est reperire vagos.
In quibus ante alios Bovis instar cernitur Urus,
Et notus sua per colla jubata Bisons,
Quorum postremi duo falso nomine vulgo,
Quique Bisons fertur, verior Urus erat,
Sustulit errorem hunc prior Herbersteinius Heros,
Dum coram hos oculis speetat utrosque suis.
Lumine nee proprio contentus teste, duorum
Exuvias patrios collocat ante lares,
Unde fidem veri spectator quisque capessat;
Namque et tergoribus cornua juncta patent
Cum pedibus. Verum quia pectore vastior Urus
Noseitur, ostentant te tua membra, Bisons.
Si cuius dono Scythicas cognoscimus oras
Et mores hominum, quos tenet ursa procul,
Enodem ingenio, tantoque Autore, ferarum
Corporibus tandem nomina vera damus,
ehe
sind.) Unterstützt wird er in dieser Ansicht durch die Angabe
Gesners zu seinen in dem „Appendix“ zu Liber II der Historia
Animalium (Zürich 1554 S. 2 u. 3) gebrachten Bildern des Urus und
des Bisons. Dieser schreibt nämlich: „Haec uri icon et bisontis quam
paulo ante in historia bisontis dedimus, ad vivum redditae sunt, ut
Wolfgangus Lazius nobis asseruit, cura nobilissimi doctissimique herois
Sigismundi Liberi Baronis in Herberstein.“
Demgegenüber weist aber Noack?) durch eine eingehende Kritik
der Bilder, besonders desjenigen des Wisents, überzeugend nach, daß
diese nur nach 2 ausgestopften Exemplaren hergestellt sein können.
Müßte man, bei Annahme der Nehringschen Ansicht, zugestehen, daß
der Zeichner nur sehr unvollkommene, schwerfällige Bilder geliefert
habe, erklärt sich diese Steifheit der Formen, der Verlauf mancher
Linien in der Zeichnung usw. nach Noacks Angaben sehr leicht; in
diesem Falle wäre aber der Maler ein großer Künstler gewesen, dem
keine Einzelheit entgangen ist.
Die beiden Bilder wurden mit kurzem, erläuterndem Text jeden-
falls im Jahre 1552 oder 1553 von Herberstain selbst in Wien unter
dem Titel „Tabula cum imaginibus horum animalium“ veröffentlicht.)
Sie werden dann, wie oben (S. 69) schon angeführt ist, durch Ver-
mittelunge Lazius’ in die Hände Gesners gekommen sein, der danach
sofort für seine Icones und die Historia Animalium Bilder anfertigen
ließ. Diese sind aber bedeutend größer und in umgekehrter Stellung,
sodaß sie als Spiegelbilder angesehen werden.
Auch die dritte, von Herberstain selbst mitbesorgte, im Jahre
1556 wieder bei Oporinus in Basel erschienene Auflage der „Commentarij“
enthält nun die Bilder der beiden Wildstiere, aber gleichfalls größer
als die ursprünglichen und auch in umgekehrter Stellung. An Genauigkeit
stehen sie hinter den Gesnerischen zurück.
Als Überschriften tragen sie folgende Sätze:
Urus Sum, Polonis Tur, Germ. Aurox: Jgnari, Bisontis Nomen Dederant
bezw.
Bisons Sum, Polonis Suber, Germanis Bisont: Jgnari, Uri Nomen Dederant.
Der auf den Ur bezügliche Text ist derselbe geblieben wie in der
zweiten Auflage.
1) Nehring: Die Herberstainschen Abbildungen des Ur und des Bison. Land-
wirtschaftliche Jahrbücher. Berlin 1896. S. 921. S. Abbildung 7 u. 8.
2) Noack: Analyse der Herberstainschen Abbildungen des Ur und des Wisent.
Zoologischer Anzeiger, XXVIII, 23. Leipzig. S. 749—760.
.. 3) 8. hierzu Nehring:. Herberstain u. Hirsfogel. S. 59ff. Allerdings ist zu
bemerken, daß N. kein Stück dieser „Tabula“ zu Gesicht bekommen hat.
ey
Da die Baseler Ausgabe zu teuer war, wurde im Jahre 1557 im
Verlage von J. Steelsius in Antwerpen ein Nachdruck in kleinerem
Format unter dem Titel: Rerum Moscoviticarum commentarij Sigismundo
Libero... authore hergestellt. Auf Blatt 117 Seite 2 dieses Buches
findet sich in dem Abschnitt „De Feris“ etwas Neues über den Ur.
In den ersten Satz, wo die Tiere aufgezählt werden, ist Uros ein-
geschaltet, und Onagri ist durch Alces ersetzt. Ferner sind 2 Sätze
eingeschoben); nämlich:
1. Uros, „quos ibi patrio nomine Thur vocant, nos Germani propie
Urox diecimus.“ „Sunt enim boves sylvestres, nihil a domestieis bobus
distantes, nisi quod omnes nigri sunt, et ductum quendam instar lineae
ex albo mixtum per dorsum habent.“
2. „Sigismundus Augustus rex mihi apud se oratori?) donavit
exenteratum urum quem venatores ejectum de armento semivivum
confecerant: recisa tamen pelle, quae frontem tegit.“
Es wird darin also gesagt, daß der Ur, der dort mit einheimischem
Namen Thur genannt wird, bei den Deutschen Auerochs heißt; ferner,
daß die Ure wilde Rinder sind, die sich in nichts von den Hausrindern
unterscheiden, außer darin, daß sie alle schwarz sind und einen aus
weiß gemischten Streifen auf dem Rücken haben.
Sodann berichtet Herberstain, daß der König Sigismund August
ihm, dem Gesandten, einen ausgeweideten Ur geschenkt habe, den die
Jäger, nachdem er halbtot aus der Herde verstoßen war, getötet hatten;
die Stirnhaut aber war abgezogen.
In demselben Jahre 1557 erschien in Wien aus Herberstains Feder
die deutsche „Moscovia“3), eine selbständige Bearbeitung des Stoffes,
den auch die Commentarii behandeln. Sie enthält die ursprünglichen
kleinen Bilder des Ur und des Wisent (S. S. 68) mit den Überschriften:
„Die gemain nent den Bisont, ich aber den Aurox“
bezw.
„Die gemain nent den Auroxen, ich aber den Bisont“.
Der Text, der vom Ur und vom Wisent handelt, ist nun, da
Herberstain beide von Ansehen kannte, etwas anders und erinnert an
den in dem Antwerpener Nachdruck (S. oben S. 70). Er lautet®):
„Von wilden Tieren gibt es in den zu Littauen gehörigen Landen
außer denen, welche auch in deutschen Landen vorkommen, ein Art, die
1) S, Wilckens: Zur Geschichte des europäischen Urochsen. Landwirtschaftliche
Jahrbücher. Berlin XIV. 1885. S. 226.
2) Orator ist ein Gesandter mit mündlichen Aufträgen.
3) Den vollen Titel s. bei Nehring: a. a. O. S. 52. Anm.
4) Nach Nehring, a. a. ©. S. 60—62.
ae)
sie in ihrer Sprache Suber nennen; dieser wird im Lateinischen Bisons
genannt, aber wir Deutsche pflegen ihn einen Auerochsen zu nennen.
Außerdem gibt es noch in Masovien ein Tier, das sie Thur nennen,
lateinisch Urus. Wir Deutsche nennen es mit Unrecht Bisont; denn
dasselbe ist seiner Gestalt nach ein richtiger wilder Ochs. Die Farbe
ist fast ganz schwarz, nur am Rückgrat zieht sich ein graulicher Strich
der Länge nach hin.“
„Der Suber weicht aber von dem (wilden) Ochsen bedeutend ab.
Sein Kopf ist kurz, die Stirn sehr breit, die Hörner weit auseinander
stehend und dann wieder (mit den Spitzen) einander zugewendet, zur
Abwehr oder zum Kampf gerichtet; man hat so große gefunden, daß
drei große Männer dazwischen sitzen konnten.) An und für sich sind
die Hörner kürzer und dicker (als beim Ur), und ist der Suber vorn
viel höher als hinten. Der Vorderkörper ist mit langem Haar bekleidet,
auch unter dem Kinn, wie mit einem Barte, auch am Nacken langhaarig.
Er hat ein grobes, hartes Haar, nicht so schön schwarz wie der Thur.
Darum bin ich der Meinung, der Suber sei der Bison, wie der auch
im Lateinischen genannt wird, das andere Tier aber, der Thur, dessen
Namen sich der Lateinischen Bezeichnung vergleichen läßt, sei der Aur
oder Urochs, wonach in der Schweiz die Stadt Uri benannt ist, welche
den Kopf dieses Tieres auch in schwarzer Farbe im Wappen führt.“
„Wenn man den Suber jagt, stellt man Leute an Bäume von
gleichmäßiger Größe, die weder zu dünn, noch zu dick sind. Wenn
dann die Hunde sie jagen und erzürnen, so tritt ein Jäger neben dem
Baum hervor und schreit: lu, lu, lu; dann läuft der Suber auf ihn zu,
dieser tritt hinter den Baum am Vorbeilauf und sticht mit dem Spieß,
jener wendet sich wieder um und versucht den Jäger vom Baum fort-
zubringen. Darum muß derselbe einen passenden Baum haben; denn
wenn der Suber mit seiner rauhen Zunge das Kleid des Jägers fassen
und in seine Gewalt bekommen kann, ist dieser sicher dem Tode ver-
fallen. Wenn es sich aber paßt, gibt er dem Tiere Lanzenstiche, deren
es viele, ehe es fällt, erdulden mag. Wenn der Jäger aber müde wird,
mag er sein rotes Hütchen von sich werfen; dann wütet das Tier gegen
den Hut. Inzwischen tritt ein anderer Jäger, der sich auch an einen
Baum gestellt hat, hervor wie der erstere; dann greift das Tier jenen
an, bis es schließlich getötet wird. Man sagt, daß es vermöge seiner
Stärke ein Pferd mit samt dem Reiter in die Luft werfen kann.“
Hier haben wir also zum ersten Male eine genügend ausführliche
und durch die Gegenüberstellung des Wisents beweiskräftige Beschreibung
t) Hier hat sich Herberstain sicher etwas aufbinden lassen, wie auch weiterhin
inbetreff der Jagd.
u
des Urs, die um so wichtiger ist, als sie mit den Ergebnissen der
geologischen Forschung übereinstimmt. Es kann also keinem Zweifel
unterliegen, daß zu Herberstains Zeit beide Wildrinder in Polen vor-
sekommen und ihm bekannt gewesen sind.
Diese Überzeugung hatte ja den bekannten Zoologen Konrad
Gesner veranlaßt, sofort die neuen Bilder und die erhaltenen Nach-
richten über den Thur und den Wisent in seinen Werken!) zu benutzen.
Doch zog er weiterhin vorsichtiger Weise noch bei seinen Freunden,
dem Baron Bonarus und dem in Cracau lebenden Arzte Schnee-
berger Erkundigungen ein, die er mit veröffentlichte.2) Was er so
erfuhr, bestätigte im großen und ganzen das, was Herberstain mit-
geteilt hatte, ergänzte es aber auch noch in wünschenswerter Weise.
So wird über den Thur angegeben:?) „Sie sind den Hausochsen
völlig ähnlich, aber viel größer und mit längeren Haaren bekleidet.
Sie haben 2 nach vorn gekrümmte, schlanke Hörner. Die Stirn gewährt
wegen der krausen, zusammengedrehten Haare einen schrecklichen
Anblick. Der gespaltene Huf ist heller als beim Hausstier. Die Kühe
sind kleiner und weniger ‚lang als die Bullen. Ein Bullkalb hat
schwarzbraune Farbe; in einem halben Jahre wird es ganz schwarz,
wobei auf dem Rückgrat ein etwa zwei Finger breiter, schwärzlicher
(subnigra) Streifen bleibt. Die Kühe behalten die angegebene (schwarz-
braune) Farbe zeitlebens und werden selten schwarz gefunden. Sie
leben in Masovien, 5 Meilen (miliaria) von Warschau bei Sochaczowam
und Koszkamit) im dichtesten Walde. Sie fressen im Herbste Eicheln
und sind dann fetter und glänzender als sonst. Im Winter weiden sie
(trockenes) Laub und Knospen; es wird ihnen aber auch Heu gegeben,
das die Bauern der umliegenden Dörfer für die Thure gemacht haben.
Im Sommer gehen sie auf die angrenzenden Äcker und zerstören dort
viel. Ihre Zahl wird geheim gehalten; „ich weiß nicht, durch was für
einen Aberglauben bewogen sie dies tun.“ Im Winter ziehen sie
herdenweise, im Sommer einzeln. Wenn sich einer am nächsten Tage
nicht wieder eingestellt hat, wird er von den Jägern mit Hunden
zurückgetrieben. Es ist ein sehr schnelles, aber nicht langlebiges Tier,
wenige sollen das 15. Jahr überlebt haben. Von Wölfen leiden sie
keinen Schaden, wenn sie nicht kurz nach der Geburt einzeln herum-
schweifen. Den Menschen fürchtet der Thur nicht, er geht ihm nicht
aus dem Wege. Wenn sie gereizt werden, nehmen sie den Menschen
1) S. 0. 8. 69.
2) Gesner: Historia Animalium,. 1606. S. 141, 142,
3) Übersetzt,
4) S. die Angaben auf S. 65.
AR 3, ER
an und werfen ihn mit den Hörnern in die Luft. Im September ist
die Brunst. Dann werden häufig Kämpfe ausgefochten. Den stärksten
erlegeu die Jäger auf Befehl des Königs, aber auch die, die mit Haus-
kühen sich paaren. Hauskühe nehmen nämlich auch von ihnen auf,
aber verkalben entweder oder bringen ein nicht widerstandsfähiges
Kalb. Im Mai kalben sie, einige nach Art der Hauskühe auch im
September; doch kommt das seltener vor, und die im Herbste geborenen
bleiben selten am Leben wegen der Strenge des Winters. Zum Werfen
ziehen sich die Kühe in das dichteste Dickicht zurück und bleiben
dort mit dem Kalbe etwa 20 Tage. Wenn dieses dann stärker ge-
worden ist und herumspringt, führt die Mutter es auf die Weide.
Verschiedentlich hat man Thurkälber Hauskühen zur Aufzucht über-
geben, aber stets sind sie zu Grunde gegangen.“
„Gejagt werden sie auf Befehl des Königs. Ein Stück wird von
der Herde abgetrennt und viele Menschen und Hunde jagen es dann,
oft lange. Es fällt erst, wenn es in die Brust gestochen ist. Dann
ziehen sie ihm noch lebend die Haut zwischen den Hörnern ab und
schicken sie nebst dem Herzen und dem frischen oder gesalzenen Fleisch
an den König. Dieser versendet es (das Fleisch) verschiedentlich an
andere Fürsten als Geschenk.“
Bonarus meint, man könne das Tier den „sarmatischen“ oder den
„masovischen Ochsen“ nennen, da es feststehe, daß es anderswo nicht
gefunden werde. Er bemerkt ferner, daß die von feinen schwarzen
Haaren bedeckte Haut zu Gürteln geschnitten, nach Ansicht der Polen
die Geburt erleichtere, daher sehr geschätzt werde. Endlich fällt ihm
die große Ähnlichkeit mit dem Hausochsen auf, sodaß er schließlich
meint, der Thur möge wohl von einem vorzüglichen Hausstier ab-
stammen,!) oder aber ein Bastard von Bisonstier und Hauskuh sein.
Der Unterschied zwischen Thur und Wisent ist ihm also völlig klar.
Die Angaben Schneebergers bestätigen die des Bonarus. Auch
er beschreibt den Thur als ein Tier mit nach vorn gerichteten Hörnern.
Vergleichen wir mit diesen Angaben die Schilderungen, die uns nach
eigener Erfahrung v. Brincken?) und v. Jarocki?) über das Leben desW isents
im Bialowiezer Walde hinterlassen haben, so finden wir große Ähnlichkeit.
Vor dem Menschen haben weder Thur noch Wisent Furcht; sie
gehen ihm nicht aus dem Wege, gereizt greifen sie ihn an und werfen
ihn über den Haufen.
I)... ex egregio aliquo bove procreata ...
2) De Brincken: Mömoire Descriptif sur la For&t Imp£riale de Faulöngiezn en
Lithuanie. Varsovie 1828, 4°, S. 58—61.
3) F.P. v. Jarocki: Zubr oder der lithauische Auerochs. Hamburg 1830. S. 14—20.
Zur Rinderzeit, die bei beiden im September (beim Wisent
n. Jarocki S. 13 schon Ende August) liegt, finden sich die alten Stiere
beider Arten bei ihren Herden ein und fechten oft schwere Kämpfe
aus. Nach der Brunst sondern sie sich wieder ab.
Die Kuh trägt bei beiden Arten 9 Monate; sowohl das Thur- wie
das Wisentkalb wird also im Mai gesetzt.
In dieser Zeit sucht die Thur- wie die Wisentkuh das schützende
Dickicht auf und bleibt mit dem Kalbe darin, bis dieses der Mutter
zu folgen vermag.
Die Bullkälber des Thurs sind zunächst schwarzbraun und werden
später erst ganz schwarz mit weißem Rückenstreifen, die des Wisents
sind zunächst graurot oder blaß kastanienbraun und werden zum Herbste
dunkelbraun. !)
Auf diese Übereinstimmung darf man aber nicht zu viel Gewicht
legen. Es ist natürlich, daß dis Lebensbedingungen, wie sie der gleich-
artige Aufenthalt und das gleiche Klima stellen, bei so nahe verwandten
Tieren auch in gleicher oder doch ähnlicher Weise sich bemerkbar machen.
Es ergeben sich aber auch einige Abweichungen. Von den Thuren
wird ja berichtet, daß sie im Sommer auf die Äcker gehen, das Getreide
abäsen und, wenn sie gesättigt sind, das übrige mit den Hörnern durch-
einanderwerfen, wenn sie nicht durch Hunde verjagt werden.?2) Der
Wisent dagegen verläßt den Wald nicht; das für sie aufgeschoberte
Heu wirft er aber, wenn er genug gefressen hat, ebenfalls umher.®)
Sodann wird von Bonarus berichtet, daß der Thurstier sich auch
mit Hauskühen erfolgreich gepaart hat. Es hat das nichts Auffallendes,
wenn man bedenkt, daß beide Tiere so ähnlich waren, ja daß die Kühe
zahme Nachkommen des Thurs sind, ist doch in der Letzlinger Heide
mehrfach beobachtet worden, daß der wilde Eber den in den Wald zur
Weide getriebenen Sauen aus den umliegenden Dörfern den Hof ge-
macht hat, und daß mehrfach Bastarde geworfen sind.
Vom Wisent heißt es dagegen seit alters, daß er einen Widerwillen
gegen das Hausrind habe, sodaß an eine Paarung nicht zu denken sei.*)
1) Dieser Farbenwechsel in der Jugend kommt auch bei anderen wilden Rindern
vor. Vergl. dazu das zimtbraune junge Kalb in der Gruppe amerikanischer Bisons
im Museum.
2) „In aestate in agros silvis relietis exeunt, frumentaque demessa devorant,
saturique religuum cornubus disiiciunt nisi canibus depellantur.“; &
3) Daß der Wisent, als er noch als freies Wild vorgekommen ist, auch die Äcker
aufgesucht hat, wo er reichliche, wohlschmeckende Nahrung fand, ist wohl anzunehmen.
#) In dieser Allgemeinheit ist das aber nicht richtig. Wrzesniowski erzählt
(a. a. ©. 8. 517), daß eine Paarung eines, allerdings halb gezähmten Wisentstieres
mit Hauskühen mehrfach stattgefunden hat.
BE (re
Mit diesen Mitteilungen Herberstains, Gesners, Bonarus’ und
Schneebergers sind aber unsere Nachrichten über den lebenden Thur
noch nicht erschöpft.
Im Jahre 1596 wurde der Cardinal Gaetano als Gesandter vom
Papste Clemens VII. an den polnischen Hof geschickt; er wurde be-
gleitet von seinem Geheimschreiber Paul Mucante, der ein Tagebuch
über den Aufenthalt in Polen geschrieben hat.!) In diesem Tagebuch steht
nun: „Sonnabends (am 30. September 1596), schickte der König dem
Cardinal 30 fette Ochsen für seineKüche und überdem ein grauesWild, Tur
genannt. Man sagt, daß dieses Tier sehr grimmig sei, und der König
hält dies mit vielem anderen Wild in seinem Tiergarten. Die zuvor
dem Wilde abgezogene Stirnhaut schickte er auch dem Oardinal, ver-
sichernd, daß diese große Kraft besäße.... Das Fleisch erscheint dem
Rindfleisch ähnlich, nur etwas trockener und härter.“
Ferner: „Am folgenden Sonnabend (7. Oktober) nach dem Mittag-
essen fuhr der Cardinal aus, um den zwei Meilen von Warschau gele-
genen Tiergarten des Königs zu besuchen.... Wir kamen zu einem
sehr großen, eingehegten Walde, wo verschiedene wilde Bestien als
Zubry, Uri... gehalten werden.“ Er beschreibt nun ein Treiben, das
sie von einem Altan ansahen. Zum Vorschein kamen nur mehrere
Zubry, aber Kein Thur.
„Am 26. Januar 1597 endlich schickte der König dem Cardinal
. einen von ihm in den Wäldern Littauens erlegten Zubr nach Cracau.
Mucante fügt hinzu: „Der Zubr ist, wie ich schon gesagt habe, eine
erschreckliche Bestie, größer als der Büffel, schwarz von Ansehen, der
Kopf nicht groß, kurz und kraus, der Vorderteil breit und erhaben.
Der Geschmack des Fleisches ähnelt dem Hirschfleisch.“2)
Aus diesen Aufzeichnungen geht also hervor, daß Mucante Ge-
legenheit hatte, den Wisent lebend und tot, den Thur tot zu sehen; er
unterscheidet sie deutlich; und daß er sie beide zu fast gleicher Zeit
im Winterkleide sah, ist von Wichtigkeit, da seine Angaben die Ver-
mutung, der Thur sei nur ein Wisent im Winterpelz, widerlegen (S.
weiter unten).
Aus diesen Mitteilungen Mucantes geht weiter hervor, daß zu
jener Zeit der Thur in Wildparks gehalten wurde.
Schon S. 65 ist darauf hingewiesen worden, daß der Ur in Ma-
sovien im Jaktorowka-Walde vorgekommen sei. Hier wurde ihm eine
1) Die Handschrift befindet sich nach Wrzesniowski im Besitze der Herren
v. Potocki.
2) S. hierzu: Wrzesniowski a. a. OÖ. 8, 521—25.
Ba rer
Zufluchtsstätte geschaffen unter ähnlichen Verhältnissen, wie heute für
den Wisent im Bialowiezer Walde. Der große Forst war königliches
Eigentum. Damit die Tiere darin keine Not litten, wurde alles getan,
was nötig erschien. Durch eine Verfügung vom Jahre 1553 wurden
die Bauern von Jaktorow von allen sonstigen Lasten befreit!); sie durften
aber ihr Vieh nicht in den Forst treiben, mußten für die Thure aut
den Waldwiesen Heu machen und zu Schobern zusammenfahren und
auch sonst alles tun, was für die Erhaltung des edlen Wildes wünschens-
wert war. Ein Stamm von Jägern hatte die Tiere zu beobachten und
sie im Walde zusammenzuhalten. Wenn sie einmal ausschwärmten,
wurden sie durch Hunde zurückgetrieben.
Die Zahl der Ure in der Jaktorowka war aber nicht mehr allzu
bedeutend. Jarocki?) gibt auf Grund von 4 Lustrationsprotokollen der
Woywodschaft Rawa an, daß im Jahre 1564 noch eine Herde von 30
Uren, und zwar 22 alten Kühen, 3 jungen Stieren und 5 Kälbern vor-
handen war; daneben sollten noch 8 alte Stiere einzeln herumirren. Im
Jahre 1599 werden nur noch 24 Ure, im Jahre 1602 nur 4 und im
Jahre 1620 nur noch eine Urkuh angegeben. Der Bericht von 1630
meldet dann, daß diese letzte Kuh schon vor 3 Jahren, also 1627 ein-
sangen war.
Damit war also der Ur, soweit es sich um noch einigermaßen
frei lebende, wenn auch gehegte und gepflegte Tiere handelte, aus-
gestorben.
Daß aber sein Vorkommen um diese Zeit weiter in Polen bekannt
war, dafür gibt es einige wichtige Zeugnisse.
Wrzesniowski teilt (S. 525) einen Brief mit, den die Königin
Anna Jagiellonka an den Referendarius Czarnkowski am 8. Februar
1575 geschrieben hat. Darin heißt es: „Wir schicken Ihrer Durch-
laucht der Herzogin (Sophie Jagiellonka von Braunschweig) zwei Zubry
und verlangen, daß Sie dieselben eiliest weiter befördern. Und was
Sie darauf verwenden, werden wir mit Dank zurückerstatten. Tury
konnten wir in jener Zeit nicht schicken, weil Uns dort nicht ge-
horcht wird.“
Kromer schreibt in der Aufzählung der wilden Tiere Polens im
Jahre 15783):
1) S. Wrzesniowski a. a. O. S. 546,
2) Pisma rozmaite T. Il. S. 279, S. auch Pusch: Polens Palaeontologie.
Stuttgart 1837. S. 200, und Wrzesniowski a. a. O. S. 546.
3) Kromer: Polonia seu de situ, populis, moribus, magistratibus et Republica
Regni Poloniae. 2, Aufl. 1578. S. 38 u. 39.
„Ceterum Uri, hoc est boves sylvestres, quos nos Thuros dieci-
mus, in solis Masovitieis silvis apud Vyskitkos extant.“ d. h.... Ure,
d. s. wilde Rinder, die wir Thure nennen, sind nur in den masovischen
Wäldern bei Vyskitki (S. S. 65) vorhanden.
Und endlich ist nochmals die schon früher (S. 65) genannte Topo-
graphie Masoviens von Swiecicki zu erwähnen, die von dem Sohne des
Verfassers: Sigismund Swieeicki erst 1654 herausgegeben ist. Nach
Nehring!) hat letzterer zu der Stelle, die den Ur betrifft, noch einen
längeren Zusatz gemacht, da er schon wissen mußte, daß das Tier dem
Aussterben nahe sei (S. S. 76); daß es aber damals schon nicht mehr
unter den lebenden Tierarten war, scheint er nicht gewußt zu haben.?)
Es ist aber nicht ausgeschlossen, daß nach 1627 doch noch einige
Ure gelebt haben, allerdings nur in eingehegten Tiergärten. Der wich-
tigste von diesen, auch in der Literatur angegebene ist der von Zamosc
in Polen.
Der als großer Jäger und Jagdschriftsteller bekannte Woywode
von Posen, Graf Johann v. Ostrorög schrieb aus Lemberg am
24. Januar 1610 einen Brief an Jesiotrowski?), worin er diesem mitteilt,
er werde nach Zamose kommen, um die versprochenen Elche in Emp-
fang zu nehmen. In einer Nachschrift steht: „Wie viel haben Sie
1) Nehring: Herberstain und Hirsfogel. S. 9%.
2) S. 484 schreibt er: i
„Venatio multiplex, sed cervi, alces, bisontes, non nisi in Sequana silva reperi-
untur, in Hectorea vero silva urorum ingentium greges inerrant. Id unis Regibus
dicatum est animal: eos enim a quopiam alio oceidi proposita capitis poena, fas non est.“
„Hoc animal priseis temporibus Germaniae silvis familiare, nullibi nune (quod
sciam) in tota Europa, nisi in his angustiis, Hercyniae silvae reliquiis, reperitur.“
„Magnitudine est multo majori supra nostros boves, forma non absimili, caeterum
agilitatis prope stupendae, ut etiam fimum inter egerendum, priusquam terram attingat,
cornibus excipiant ludibundi. Pollutas domesticorum taurorum coitu foeminas odor
maribus prodit, quas longe ex armentis abigunt, ut objectae rapacibus feris, vitiati
generis poenam pendant, Tanto autem robore pollent, ut sublatum cornibus equitem
facile prosternant. Observatum est saepius, unicum marem urum, prostratis ac pro-
eulcatis lupis aliquot integram vietoriam retulisse. Nihil tam expetitur venatoribus
quam media et villis intorta pars frontis (Polonis Turzywicher), praesertim si spiranti
adhuc uro exscindatur: gestata enim a gravidis caruncula, abortibus resistit et facilem
partum procurat. Eandem vim quoque zonis inesse putant, quae resecto in orbem
corio morientibus uris detrahuntur. Obvium hominem aut feram, nisi irritentur,
transire facile patiuntur, irritati furenter saeviunt. Nec tamen Caesarem mendacii
arguerim, qui aliter scriptum reliquit; fieri enim potuit, ut animal, in illis vastis
Germaniae solitudinibus educatum, occurrentem hominem insequeretur. Nune uri
angusta inclusi sylva mitescunt necessario.“
3) Waga: Biblioteka Warszawska. 1843. Bd. III. S. 135 u. Wrzesniowski:
23:0: .8::5L7:
6
Re re
Ture und Zubr; bitte, lassen Sie es mich wissen, und wieviel Männchen
und wieviel Weibchen ?“
Daß wirklich auch Zubr, d. h. Wisente in dem Zamoscer Tier-
garten waren, geht aus einem Briefe hervor, der am 13. Februar 1597
von Christoph Radziwill an Johann Zamojski geschickt ist.!) Danach
hat der letztere vom ersteren kurz vorher die ersten Zubrkälber er-
halten; also kurz vor 1600 waren beide Rinderarten neben einander in
Zamosc vorhanden.
In einer von dem erwähnten Ostrorög verfaßten Abhandlung?)
über die Anlage von Tiergärten wird dies bestätigt. Darin schreibt er,
nahe verwandte Tiere dürfen nicht zusammengehalten werden, da sie
sich bekämpfen würden. Das trifft auch zu für Tur und Zubr. „Aber
sie sind auch nirgends vorhanden, nur den Tiergarten von Zamojski
allein ausgenommen.“
Dieser Tiergarten könnte vielleicht noch nach 1627 Ure enthalten
haben. Sicheres weiß man aber nicht darüber.
Seitdem ist der Ur aus der Zahl der wild?) lebenden Tierarten.
gestrichen; es ist ihm wie so vielen anderen ergangen, die dem Menschen
und seiner Kultur weichen mußten.
Man sollte nach dem Bisherigen meinen, es hätte gar kein Zweifel
darüber entstehen können, daß.Wisent und Ur als zwei selbständige,
deutlich von einander unterscheidbare wilde Rinderarten neben einander,
und zwar ziemlich lange in Europa gelebt haben. Und doch sind
Stimmen laut geworden, die dies nicht zugeben wollten, ja die über-
haupt das Vorkommen des Urs, dieses diluvialen Riesen, in geschicht-
licher Zeit bestritten.
Das beweiskräftigste Stück für sein Dasein, der ausgestopfte Ur
Herberstains in Wien (S.S. 67) war im Laufe der Zeit spurlos ver-
schwunden. Lebende Ure gab es ja auch in Polen nicht mehr, und der
Wisent war in die entlegensten Teile Littauens zurückgedrängt, wo er,
für die Westeuropäer so gut wie unbekannt, im Bialowiezer Forste
dahinlebte. Nur gelegentlich, bei Berichten über große Jagden der
polnischen Könige in jenem Walde wurde von wilden Stieren gesprochen,
die dabei erlegt wurden. In Polen selbst kannte man bald nur noch
1) Wrzesniowski: a. a. O,: S. 519.
2) Wrzesniowski: a. a. OÖ. S. 518.
3) Daß der Ur schon in vorgeschichtlicher Zeit gezähmt und der Stammvater
der langhörnigen Rinderrassen geworden ist, wurde schon S. 10 angegeben. In der
sog. Primigenius-Rasse unseres Hausrindes lebt er also noch fort,
die eine Art!), den noch lebendenW isent, den Zubr, und auch in Deutsch-
land gewöhnte man sich bald daran, unter dem Auerochsen den Wisent
zu verstehen. Die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale, die Herberstain
angegeben hatte, wurden nicht mehr beachtet.
Der große Linn& teilt in seinem „Systema naturae“ die Rinder
auf Grund der Verschiedenheit in den Hörnern in 6 Arten: den Stier
(Bos taurus), den amerikanischen Bison (2. americanus), den Moschus-
ochsen (DB. moschatus), den Yak (2. grunntens), den Büffel (BD. bubalus )
und den Kaffernbüffel (D. cafer).
Die letzten 5 Arten interessieren uns hier nicht, da sie in Mittel-
und Nordeuropa nicht vorkommen. Vom Stier: Dos taurus unterscheidet
Linne weiter die zahme und die wilde Form, und von der letzteren
nennt er 3 Spielarten: den Ur mit dicken, kurzen, aufwärts gebogenen
Hörnern und krauser Stirn, den Bonasus mit abwärts und nach innen
gebogenen Hörnern und einer sehr langen Mähne auf dem Rücken, und
den Bison mit auseinandergespreizten Hörnern, einer sehr langen
Mähne und einem Buckel?)
Es herrscht hier also völlige Unklarheit über die Natur der drei
Spielarten, die sich aber dadurch erklären läßt, daß Linne den Wisent selbst
nicht gesehen hat, also aus eigener Anschauung nicht hat beschreiben
können.?) Die ganze Einteilung hat daher für uns heute keinen Wert mehr.
Buffon nimmt in seiner „Histoire naturelle“ nur 3 Rinderarten an,
den Dos taurus, den B. buffelus und den B. bubalus. Alle übrigen sollen
nach ihm nur Spielarten dieser drei sein, die durch Klima und Ernährung
entstanden. Er meint sodann:
der Bonasus des Aristoteles (S. S. 57) ist der Bison der Römer;
der Bison der Römer ist eine Spielart des Urus;
der Urus ist unser Hausrind im wilden Zustande.®)
!) So auch noch Jarocki a, a. O. 8.23: „Der Auerochs (gemeint ist der Wisent)
hat im Polnischen zwei Namen. In Litthauen nennt man ihn Zubr, in Masovien
wurde er Tur genannt. Dieses hat den Baron von Herberstein, der im Anfange des
16. Jahrhunderts in Pohlen gewesen ist, so irregeführt, daß er in seinem Werke, den
zweierley Namen gemäß, zweierley Thiere aus einem gemacht hat, und dieser Mißgriff
brachte viele spätere Schriftsteller in Verlegenheit.“
?2) Urus: cornibus crassis, brevibus, sursum reflectis, fronte crispa; Bonasus:
cornibus deorsum infleetis, juba supra collum longissima; Bison: cornibus divaricatis,
‚Juba longissima dorso gibboso,
3) Aus demselben Grunde ist es auch nicht weiter allzu auffällig, daß er den
nächsten Verwandten des Wisents, den amerikanischen Bison, als selbständige Art,
den ersteren nur als Spielart des Hausrindes ansieht,
#) S. dazu auch: De Brincken: M&moire Deseriptif sur la For&t Imperiale de
Bialowieza en Lithuanie. Varsovie 1828, 4%, S. 67,
6*
ER
Auch bei Buffon werden also wie bei Linne Hausrind, Ur und
Wisent zusammengefaßt, nur als Spielarten desselben Tieres betrachtet.
Eine Unterscheidung des Wisents wird dagegen von Haller!),
Pallas?) und Gilibert?) gegeben, namentlich von letzterem, der eine
genaue Körperbeschreibung liefert.*) Doch wird der Artcharakter noch
nicht ausgesprochen. Das geschieht erst durch Cuvier, der auf Grund
genauer Untersuchung des Knochenbaus den Bison scharf vom Haus-
rinde trennt.)
Ist damit der Wisent als selbständige Art: Dison europaeus
bestimmt, so ist doch noch nicht entschieden, ob der Thur der Polen,
den Herberstain für den Ur hielt, auch eine solche, der Vorfahr unseres
Hausrindes gewesen ist. Pallas glaubte es nicht; er hielt den Thur
für einen verwilderten, aus dem Süden eingeführten Büffel, ohne
dafür Beweise beibringen zu können.) Cuvier dagegen ist anderer
Ansicht. Er meint: Es könnte doch auch möglich sein, daß der Thur
zur Zeit Herberstains wirklich gelebt habe und seitdem ausgestorben
t) Haller: Dietionarium hist. nat. Bohemarii.
2) Pallas: „Description du boeuf ä queue & cheval, pr&c&dee d’observations generales
sur les especes sauvages du gros betail.*“ Acta Academiae Scientiarum Imperialis
Petropolitanae 1777. Pars posterior. S. 233.
3) Gilibert: Opuscula phytologico-zoologica prima. und
„ : Observationes de Bisone Lithuanico in Indig. naturae in Lithuania.
Vilnae 1781.
+) „Die Haare der Kuh sind steif und liegen der Haut an; die des Bisons sind
weich und im stumpfen Winkel aufgerichtet; bei der Kuh sind sie von einer Art, beim
Bison gibt es zwei Sorten, wie beim Biber: die einen sind kurz und fahl, die anderen
länger, schwärzlich-kastanienbraun; die längsten stehen am Grunde des Halses auf den
Schultern, und die des Stieres sind viermal so lang wie die des weiblichen Tieres.
Noch längere stehen unter dem Kinn und unter dem Halse, und die der Vorderbeine
gehen bis zum Mittelfuß und manchmal bis zu den Füßen hinunter. Sie sind alle
weich und wollig. Vom Nacken bis zum Widerrist sind sie etwas aufgerichtet; aber
auf dem Rücken und am hinteren Teile des Körpers ist das Haar kurz, was das
Hinterteil des Tieres dünner erscheinen läßt im Vergleich zum Hausrind. Der Schwanz
reicht. bis zum Knie (eig. Fußwurzel) und ist am Ende mit langen, dieken Haaren
versehen. Im Sommer verliert der Bison den größten Teil seiner langen Haare und
bekommt dann ein ganz anderes Aussehen; die kurzen Haare aber wechselt er nur
nach und nach, und seine Haut ist niemals nackt. Besonders das Haar auf dem
Scheitel verbreitet einen starken Moschusgeruch, namentlich im Winter, aber dieser
Geruch verliert sich allmählich im zahmen Zustande. Die Haare des Bullen sind
schwärzer, die der Stirn und des Gesichts länger und krauser; ihr Geruch ist stärker,
aber die Hörner sind bei beiden Geschlechtern klein. Die Dicke des Felles des Bisons
ist doppelt so stark als die der Kuhhaut. Die lebend beobachteten Tiere zeigten eine
große Abneigung gegen das gewöhnliche Rindvieh,“
5) Cuvier: Recherches sur les Ossemens Fossiles. 4. Ed. Paris1835. T.6. S.222—25.
6) Pallas: a. a. O.
aan
sei. Die Hörner und das Maul auf dem Herberstainschen Bilde deuten
auf das Hausrind und nicht auf den Büffel. Wenn daher unzweifelhaft
in Europa zwei wilde Rinderarten gelebt haben, neben dem Wisent
der Ur, dann wird man den letzteren nur noch in Resten wiederfinden
können. Die Reste sind aber in Form von Schädeln in den obersten
Erdschichten angetroffen, und das müssen dann Reste vom echten Ur,
vom Stammvater des Hausrindes sein!), während der Wisent von heute
nur der Bison oder der Bonasus der Alten ist, eine Art, die niemals
der Sklaverei unterworfen ist.
Dieser Ansicht Cuviers, der zahlreiche Forscher am Anfange des
vorigen Jahrhunderts zustimmten, widerspricht Pusch.2) Er sucht auf
Grund einer Kritik der Ausführungen v. Brinckens?) nachzuweisen,
daß Herberstain sich geirrt habe, wenn er den Thhur als ein vom Zubr
abweichendes Wildrind angesehen habe. Beide Namen seien nur
Bezeichnungen für dasselbe Tier in verschiedenen Mundarten.*) Herber-
stain habe auf Treu und Glauben als wahr hingenommen, was ihm die
polnischen Bauern erzählt haben. Daß sein Thur glattes, schwarzes
Haar und einen helleren Rückenstreifen gehabt habe, sei möglich,
beweise aber auch nichts; denn einmal sei anzunehmen, daß der Wisent,
wie viele andere wilden Tiere, in verschiedenen Farbenspielarten vor-
sekommen sei, andererseits habe der Wisent im Sommer auch kurze,
glattanliegende, dunkelbraune, glänzende Haare. Der Thur Herberstains
sei jedenfalls nur eine dunkele Abart des Wisents gewesen. Auch der
Buckel des Wisents im Gegensatz zu dem geraden Rücken des Thurs
auf den Herberstainischen Bildern sei nicht von Belang, da ja auch bei
den geradrückigen Rindern Buckelformen (Zebu) vorkommen.
Pusch kommt zu dem Schlusse: „daß kein Mensch in der historischen
Zeit eine vom heutigen Auerochsen (d. i. dem Wisent) verschiedene
1) Cuvier: a. a. O. S. 233: „Mais il se pourrait aussi, selon moi, que ce thur
ait ete du temps d’Herberstain un animal reel et distinet qui aura peri depuis;
cette conjecture s’appuierait aisement sur la figure qu’il donne et dont les cornes et
le museau ressemblent beaucoup plus au boeuf qu’au buffle,“
S. 235: „Par consequant, si, comme on ne peut guere en douter, l’Europe
continentale a possed& en effet un urus, un thur different de son bison ou de
l’aurochs des Allemands, ce n’est plus que dans ces d&bris qu’on peut retrouver la trace
de cette espöce, Or, on retrouve r6ellement cette trace dans les cränes d'une espece
de boeuf differente de l’aurochs, enfouis dans les couches superfieielles de certains
cantons. Ce doit ötre lä le veritable urus des anciens, l’original de notre boeuf
domestique ... . .*
2) Pusch: Polens Palaeontologie. Stuttgart 1837. S. 197—211.
3) De Brincken: a. a. O. 8. 69— 71.
4) Vergl. auch Jarocki a. a. OÖ.
wilde Ochsenart gesehen habe, daß vielmehr Bonasus, Bison, Wisent
und Zubr auf der einen, Ur nnd Thur auf der anderen Seite nur
aus verschiedenen Dialekten abstammende Namen eines und
desselben Tieres sind, und daß unter dem letzteren auch mithin nicht
die wilde Stammrasse unseres zahmen Rindviehs verstanden werden
können.“
Selbst die Abstammung des Hausrindes von dem diluviaien (und
alluvialen) Dos Primigentus Bojanus bezweifelt er. Er meint im Gegensatz
zu Cuvier und seinen Nachfolgern, in Übereinstimmung mit Bojanus,
daß doch so große wesentliche Unterschiede vorhanden seien, daß Bos
primigenius nicht als eine große Varietät des Hausochsen, nicht als
dessen Stammrasse, sondern als eine eigene, untergegangene Art zu
betrachten sei.
So weit geht Wilckens!) nicht. Aber er will nicht zugeben, daß
der Ur zu Herberstains Zeit noch wild gelebt habe. Zunächst sucht
er nachzuweisen, daß die den Commentarien beigegebenen Bilder von
Ur und Wisent nachträglich hinzugefügt, also Fälschungen seien; ferner
daß aus dem Text der Beschreibung gar nicht zu folgern sei, der Thur
sei ein Wildrind gewesen, denn „boves sylvestres“ (S. S. 70) müsse
übersetzt werden mit „Waldrinder“. Da an derselben Stelle weiter
gesagt werde, sie unterschieden sich in nichts von den Hausrindern,
so sei anzunehmen, es handele sich bei dem Herberstainischen Thur
um verwilderte, im Walde lebende Rinder. Dem entspreche auch der
Holzschnitt. Dieser zeigt einen gewöhnlichen Hausochsen, und zwar
einen Ochsen im engeren Sinne des Wortes, d. h. einen seiner Hoden
beraubten Stier; der Hodensack müßte bei der Stellung des Tieres
gewiß zu sehen sein, wenn die Hoden vorhanden gewesen wären. Die
Hörner dieses Urus stehen aufrecht nach oben und haben die Form
einer Lyra, wie sie an den Schädeln des fossilen Dos primigenüus,
dessen unmittelbarer Nachkomme dieser Urus sein soll, niemals wahr-
genommen sind. Der strangartige Körper, der auf der Zeichnung hinter
dem linken Ohre hervorkommt und bis zum linken Maulwinkel reicht,
scheint einem Strick zu gleichen, mit dem der ÖOchse angebunden
war.?)
Diesen Ausführungen Wilckens’ tritt Nehring®) mit Erfolg ent-
gegen. Er weist einmal darauf hin, daß die Abbildungen tatsächlich
1) Wilekens: Zur Geschichte des europäischen Urochsen. Landwirtsch, Jahr-
bücher. Berlin. XIV. 1885. S. 263—268. F
2) a. a. O. S. 267.
>) Nehring: Die Herberstainschen Abbildungen des Ur und des Bison. Land-
wirtschaftliche Jahrbücher. Berlin 1896. S. 915—933.
EN
nach Bildern angefertigt sind, die Herberstain selbst hat zeichnen
lassen, ferner, daß „boves sylvestres“ mit „wilde Rinder“ übersetzt
werden muß, und endlich, daß von einem Strick am Kopfe des Stieres
gar nicht die Rede sein kann, sondern daß es sich einfach um eine
starke Umrißlinie des Kopfes handelt.
Es ist ja auch klar, daß Herberstain unmöglich hätte vom Thur
als von einem wilden Tier schreiben können, wenn dieser ein gewöhnlicher
zahmer oder auch verwilderter Stier gewesen wäre. Die Rücksicht auf
den König von Polen, der ihm den ausgeweideten Thur als etwas
besonders Kostbares verehrt hatte, sowie auf die polnischen Großen,
die den Thur doch auch kannten, hätte ihn davon zurückgehalten.
Immerhin geben diese Einwendungen Veranlassung, die Frage
noch näher zu behandeln, ob der Thur tatsächlich zur geschichtlichen
Zeit gelebt hat. Der Beweis würde als sicher erbracht angesehen werden
müssen, wenn Reste des Thurs aus geschichtlicher Zeit gefunden würden.
Und diese Funde sind gemacht worden.
Der für die Wissenschaft leider zu früh verstorbene Professor
Dr. A. Nehring an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin ist
es gewesen, der mit großem Eifer. alles zusammen getragen hat, was
über das Vorkommen des Urs in geschichtlicher Zeit bekannt wurde.
Er erwarb für die seiner Leitung unterstellte Sammlung einen
Urschädel aus der obersten Schicht eines Torfmoores hinter „Haus Zossen“,
der so frisch erhalten und so hellgelb von Farbe ist, daß er nur wenige
Jahrhunderte in jener Torfschicht gelegen haben kann. Fine
eiserne Lanzenspitze lag in gleicher Tiefe nicht weit von dem Schädel. !)
Beim Bau der Leinebrücke bei Salzderhelden (in der Nähe
von Einbeck) fand man im Jahre 1879 zusammen mit Tongefäßen einen
Mittelfußknochen von einem starken Ur, der im frischen Zustande zu
einem Werkzeuge bearbeitet war. Form und Technik der Gefäße
weisen auf das frühe Mittelalter hin, sodaß in jener Zeit das Tier
im westlichen Deutschland noch gelebt haben muß.2)
Als im Jahre 1895 die Ruinen der alten Burg Bydgocz in Brom-
berg abgebrochen wurden, fand man neben Resten von Hirschgeweihen
auch ein Bruchstück eines Urschädels mit sehr beschädigten Zapfen.
Das Stirnbein dieses in der Sammlung der Landwirtschaftlichen Hoch-
schule liegenden Stückes zeigt 3 Lanzenstiche. (Die Hirschgeweih-
stangen wiesen zahlreiche Spuren von Messerschnitten auf, durch die
1) Nehring: „Die Verschiedenheit von Bison und Ur“, in „Wild und Hund“.
Berlin 1896.
2) Nehring: Verhandlungen der Berliner Anthropologischen Gesellschaft
1888. S. 225.
IR 2
die Enden abgetrennt waren). Nach den Fundumständen ist darauf zu
schließen, daß der Schädel etwa aus dem 12. oder 13. Jahrhundert
stammt.)
Etwas anderes als Knochenreste war bis vor wenigen Jahren vom
Ur nicht bekannt geworden. Da fand man im Torsholter Moor in
Oldenburg die Spitzen zweier Urhörner. Sie sind nicht gut erhalten;
ihre Oberfläche ist sehr blätterig. Beide liegen im Großherzoglichen
Naturhistorischen Museum zu Oldenburg. ?)
Wichtiger ist ein vollständiges Horn, das im Jahre 1895 in einem
Torfmoore der Oberförsterei Treten bei Rummelsburg in Hinterpommern
aus einer Tiefe von etwa 2,5 m ausgegraben und im Jahre 1899 der
Sammlung der Laandwirtschaftlichen Hochschule in Berlin überwiesen
wurde. Von dem Stirnzapfen, auf dem es einst gesessen hatte, ist nur
ein kurzes Endstück erhalten geblieben, das in der Hornspitze gegen
die Einwirkung der im Moor entstehenden Humussäuren geschützt ge-
wesen ist; sein nach unten gewandtes Ende zeigt deutlich die auflösende
Wirkung dieser Säuren.?)
Das Horn von Treten ist im Gegensatz zu den Oldenburgern
wohl erhalten. Die Oberfläche ist glatt, die Farbe unten gelblichbraun,
an der Spitze schwärzlich.*) Seine Größe ist allerdings nicht allzu
bedeutend, übertrifft aber doch die der Hörner aller in Deutschland in
früherer Zeit lebenden Rinderrassen.?) Seine Länge beträgt au der
äußeren Krümmung 76 cm; sein Umfang am unteren Ende würde, wenn
1) Nehring: Ein Urstierschädel von der Burg in Bromberg. „Wild und Hund“.
Berlin 1896. Nr. 51. 3
Ders. „Über einen Urstierschädel von der Burg in Bromberg.“ Sitzungsberichte
der Gesellsch. Naturforschender Freunde. Berlin 189%. S. 151.
Ders. Herberstain und Hirsfogel. S. 88, 89.
2) Wiepken: „Über Säugetiere der Vorzeit.“ Oldenburg 1883. S. 4 fl.
3) Es sind 2 Arten von Mooren zu unterscheiden: in den einen erhalten sich
Knochen, während die Weichteile und Haut, Haare, Horn verwesen; in den anderen,
den sogenannten sauren Mooren, wird dagegen der Knochen durch die Humussäuren
chemisch aufgelöst, dagegen Haare, Horn usw. nicht. Quenstedt (Handbuch der
Petrefactenkunde. 3. Aufl. Tübingen 1885. S. 99) gibt z. B. an, daß im Torfe des
Federsees bei Schussenried ein ganzes Tier von Bos brachyceres mit Fell gefunden ist.
4) Es stimmt in dieser Hinsicht zu dem sog. Ausburger Bilde des Urs.
5) Bei Rindern der Primigenius- Rasse kommen aber solche Größenverhältnisse
wohl vor. Ich gebe hier die Maße eines Horns eines Pampasrindes (das ja so gut
wie wild lebt, also in der Lebensweise dem Ur ähnelt, von dem es abstammt), die ich
der Freundlichkeit des Herrn Dr. med. Henneberg, hier, verdanke:
Länge des schön geschwungenen Horms in der äußeren Krümmung 72 cm;
Umfang am Grunde 36 cm (außen gemessen); Verhältnis der Durchmesser des ovalen
Grundes: 13,5:105 cm. Der Abstand der Spitze vom Grunde beträgt 49 cm.
— 9 —
das ausgebrochene kleine Stück ergänzt gedacht wird, etwa 38 cm sein.
Er ist, im Gegensatz zum Wisent, wo er kreisförmig erscheint, oval,
im Innern des Horns gemessen 27 cm lang, der größere Durchmesser
der Höhlung ist 10 cm, der kleinere 7 cm. Infolge der dreifachen
Krümmung des Horns nach außen, vorn und oben ist der geradlinige
Abstand der Spitze vom Grunde 45 cm. Das Horn ist nach Nehring
ein typisches Urrindhorn. Seine Größe und urwüchsige Erscheinung,
besonders aber auch das Auftreten von inneren Längsleisten auf der
unteren Seite, die Rinnen am Knochenzapfen entsprechen, sind dafür
beweisend.!) Jedenfalls hat es einem jüngeren Tiere angehört, und
zwar einem Bullen, da es sonst schlanker sein müßte.
Über das Alter des Horns wagt Nehring nichts Bestimmtes zu
sagen, da ihm sichere Anhaltspunkte fehlen. Wir haben ja noch keine
Erfahrungen darüber, wie lange sich Horn in den sauren Mooren zu
halten vermag. Von dem Alter des Moores ist natürlich das des Horns
nicht abhängig, da ja das Tier erst in das Moor hineingeraten konnte,
als dieses schon vorhanden war. Immerhin meint Nehring aber an-
nehmen zu müssen, daß das Horn vor etwa 1000 bis 1500 Jahren zur
Ablagerung gelangt sein muß. Noack?) hat überhaupt Bedenken gegen
die Zugehörigkeit des Tretener Horns zum Ur. Er meint, er habe im
Altertums-Museum in Kopenhagen verschiedene, reich in Gold gefaßte
Trinkhörner mittelalterlicher dänischer Könige gesehen, von denen einige
in der Größe und Farbe genau mit dem Berliner Horn übereinstimmen.
Diese sind nach seiner Überzeugung Hörner von starken Hausrindern.
‚Jedenfalls habe er kein einziges unzweifelhaftes Primigenius- Horn in
dieser Sammlung gefunden.
Ich halte diesen Einwand nieht für beweisend. Daß die Kopen-
hagener Trinkhörner nicht vom Ur stammen, ist wohl zuzugeben. Nach
Nordmann®) ist der Ur in Dänemark bereits zur Steinzeit ausgerottet;
also haben die dänischen Könige sich auch nicht aus Hörnern in ihren
Landen erlegter Ure Trinkgefäße machen lassen können. Diese werden
sicher aus Rinderhörnern hergestellt worden sein, die jedenfalls aus
va
1) Nehring: „Das Horn eines os primigenius aus einem Torfmoore Hinter-
pommerns.“ Sitzungsberichte der Gesellschaft Naturforsch. Freunde. Berlin 1900. Nr. 1.
Ders. Deutsche Landwirtschaftl. Presse. XXVII. Jahrgang. 1900. Nr. 12. S.121.
Ders. „Globus* Bd 77. Nr. 3. Braunschweig 1900.
2) Noack: „Analyse der Herberstainschen Abbildungen des Ur und des Wisent.*
Zoolog. Anzeiger 1905. Bd. XXVIIL. 8. 758.
3) Nordmann: Danmarks Pattedyr i Fortiden. Kjoebenhavn. 1905. 8. 9.
„Zu den Tieren, die zuerst verschwinden mußten, gehörte der Auerochs, der
sicher schon im Steinzeitalter ausgerottet ist.“ (Übersetzt.)
dem Osten, wo die langhörnige Rinderrasse noch jetzt lebt, eingeführt
wurden, wie ja auch heute noch Trinkhörner aus den Hörnern der po-
dolischen Ochsen angefertigt werden.
Auch die im Verhältnis zu der riesigen Länge und Dicke mancher
Urhornzapfen nur geringe Größe des Tretener Horns spricht doch nicht
dafür, daß dieses kein Urhorn sein könne. Bei jüngeren Tieren sind
eben die Hörner noch nicht so lang und so dick, wie bei alten.!)
Überzeugend dagegen dürfte doch sein, daß das Horn der Form der
Urhornzapfen entspricht, sodaß es sogar auf manche paßt, als ob es
dazu gehöre, und ferner, daß es die den Rinnen entsprechenden Leisten
besitzt.
Eigenartig ist ein Schädelbruchstück mit beiden Hornzapfen, das
im vorigen Sommer dem Magdeburger Museum von dem Maschinen-
meister Spiegel in Schönebeck übergeben worden ist. Es ist im Jahre
1900 in eier Tiefe von etwa 6 m gefunden worden, als zur Anlage
eines Bohlwerks für die Ausladestelle der Zementfabrik der Boden am
Salinenkanal, südlich von der Saline Schönebeck, bis zu dieser Tiefe
auseehoben wurde. Das Erdreich besteht an dieser Stelle der Elbaue
zunächst aus etwa 1,5 m Elbschlick, darunter aus Elbsand bezw. -kies,
der in unregelmäßigen Abständen dünne Tonschichten einschließt. Die
Arbeiter haben das ursprünglich größere Stück unten und hinten so
zurecht geschnitten bezw. gesägt, daß es an die Wand gehängt werden
konnte, und so hat es in der Leutestube der Fabrik gehangen, bis es
der Meister an sich genommen hat.
Was dieses Schädelstück so bemerkenswert macht, ist der Um-
stand, daß es noch Haut und Haare, Sehnen und selbst Muskelfasern
aufweist. Das ist bei Resten von Dos primigenius bisher noch nicht
beobachtet worden, und ich war infolgedessen zunächst sehr im Zweifel,
ob es sich tatsächlich um ein Stück vom ausgestorbenen Ur handeln
könnte. Eine sorgfältige Vergleichung der Zapfen mit den im Museum
vorhandenen zeigte, daß sie genau dieselbe Krümmung und ebensolche,
wenn auch wenig tiefe Längsfurchen besitzen, wie diese. Herr Tier-
arzt Fiedler in Braunschweig, der sich sehr eingehend mit den Ur-
resten im dortigen Herzoglichen Naturhistorischen Museum. beschäftigt
hat, hat das Stück mit diesen genau verglichen; er kommt gleichfalls
!) Nach Duerst (: „Die Tierwelt der Ansiedelungen am Schloßberge zu Burg
an der Spree.* Archiv für Anthropologie Braunschweig 1904. Bd. II. S. 286—87.)
schwankt die Zapfenlänge des Urs von 430 bis 1000 mm; die Hornlänge würde also,
da doch die Spitze keinen Knochen mehr umschließt, noch bedeutender sein. Immer-
hin aber würde sich das 'Tretener Horn sehr wohl einreihen lassen und durchaus noch
nicht an letzter Stelle stehen,
BR NEE
zu der Ansicht, daß der Schädel nach seinen osteologischen Merkmalen !)
einem jungen Ur angehört hat. Auch die zahlreichen Schädel und
Stirnzapfen vom Ur in der Sammlung der Berliner Landwirtschaftlichen
Hochschule und im Berliner Naturwissenschaftlichen Museum zeigen
die Übereinstimmung des Schönebecker Schädels, wie eine eingehende
Vergleichung bewies.
Das Stück besitzt nun Haut, Sehnen und Muskelfasern. Zum
größten Teile ist die Oberhaut und damit auch der Haarbesatz ver-
schwunden; nur dicht an den Hornzapfen, also an geschützter Stelle,
sind vorn weiße, hinten rotbraune Haare erhalten; die Lederhaut aber
ist überall in ziemlich dieker Schicht vorhanden. Die Hörner fehlen;
sie sind jedenfalls einst abgezogen, da Schnittspuren in der Haut am
Zapfengrunde zeigen, daß dort nachgeholfen ist. Dieser Erhaltungs-
zustand deutet darauf hin, daß der Urrest noch nicht allzulange (geo-
logisch gesprochen) im Schoße der Erde gelegen hat.
Bedenkt man, daß nach den Funden von Zossen und Bromberg
und nach den geschichtlichen, oben ausführlich behandelten Nachrichten
der Ur noch bis in das 17. Jahrhundert lebend angetroffen ist, so ist
es gar nicht so von der Hand zu weisen, daß dieser Schönebecker
Schädel von einem jungen, weiblichen Ur herrührt, der vor einigen
Jahrhunderten bei Schönebeck in’ der Elbaue begraben wurde. ?)
Trotzdem hat in der Novembersitzung der Deutschen Geologischen
Gesellschaft zu Berlin, in der ich das Stück zur Prüfung vorlegte,
Herr Geheimrat Prof. Dr. Branco Bedenken geäußert.?) Die Erhaltungs-
weise des Schädels mit Haut, Sehnen und selbst einem kleinen Teile
der Behaarung und andrerseits das Vorkommen in einem Tal-Flußkiese,
d. h. einer wohl meist sehr nassen Bildung, scheinen ihm gegen ein
irgendwie höheres Alter und damit gegen die Zugehörigkeit des Schädels
zu Bos primigenius zu sprechen. Er meint, das Stück müsse wohl von
einem Rinde der podolischen Rasse stammen. Diese Rasse, die sich
durch ihre stattliche Figur und die bis zu gewaltiger Größe anschwel-
lenden Hörner auszeichnet und die heutige Fortsetzung des ehemaligen
Dos primigenius darstellt, ist heutzutage in Süd- und Osteuropa allge-
mein verbreitet. Branco ist daher der Ansicht, es sei sehr wahrschein-
1) 8.8. 4-97,
2) S. dazu: Mertens: Die Moas im Magdeburger Museum. Abhandl. d. Naturw.
Vereins zu Magdeburg 1898—1900. S.159 ff. Danach sind, nachdem man lange nur die
Knochen dieser Riesenvögel gefunden hatte, seit dem Jahre 1871 auch mehrfach
Federn, Schnäbel, Hornschilder usw. angetroffen.
3) Sitzungsberichte der Deutschen Geologischen Gesellschaft. Berlin. November-
sitzung 1905.
FE
lich, daß ein Tier dieser Rasse vor gar nicht so langer Zeit in die
Elbe geraten, ertrunken und in den Schottern begraben sei.
Es fragt sich dann nur, wie ist dies podolische Rind an die Elbe
geraten? Im Westen wird die Rasse nicht gehalten. Die jetzt in der
Börde weit verbreiteten langhörnigen Zugochsen sind fränkischer Zucht
und erst mit dem Emporblühen der Zuckerindustrie, also erst seit ver-
hältnismäßig kurzer Zeit im vorigen Jahrhundert eingeführt. Auch
an ein Menagerietier ist ernsthaft nicht zu denken. „So wird man an
die Kriegszeiten des ersten Napoleon denken können. Auf seinem Zuge
nach Rußland wurde ein großer Teil der Proviantwagen durch Ochsen
gezogen, für die Napoleon selbst die Art und Gestalt der Hufbeschläge
anordnete. Zu diesen Ochsen nahm man gerade die podolische Rasse,
da diese durch die mächtigen Gestalten zu der Bewältigung von Lasten
ganz besonders geeignet, zudem aber auch im Osten allgemein verbreitet
ist. Es mag wohl manches dieser Ochsengespanne auf der Rückkehr
nach Deutschland gekommen sein, und einem dieser Tiere könnte jenes
Individuum angehören. Sicher werden diejenigen Individuen, deren
Hörner eine, die bereits sehr ansehnliche Durchschnittsgröße derselben
weit überragende Länge besitzen, auch entsprechend mächtige Hornzapfen
haben. Die Größe der letzteren bei dem in Frage stehenden Schädel
wird daher nichts Auffallendes haben und keineswegs mit Notwendig-
keit auf Bos primigenius deuten. Auch die weiße Farbe der Haare!)
kann dies nicht tun, da noch heute sogar ganz weiße podolische Rinder
vorkommen. Wenigstens in Italien kann man sie in manchen Gegenden
zahlreich sehen. Es bleibt daher nur der auf Bos primigenius deutende
Verlauf der Schädellinie zwischen den beiden Hornzapfen übrig. Ob
er freilich wirklich bei der podolischen Rasse stets ein anderer ist, oder
ob er nicht doch auch hier variiert und nach der Stammform zurück-
schlagen kann, das läßt sich wohl nur durch Untersuchung zahlreicher
Schädel der podolischen Rasse entscheiden.“
Diesen Einwänden Brancos gegenüber mag Folgendes erwidert
werden.
Tatsache ist, daß Napoleon vor seinem Zuge nach Rußland, also
im Jahre 1812, an der Östgrenze Preußens große Magazine für Nahrungs-
mittel anlegen ließ, und daß diese Vorräte besonders auf Ochsenwagen
nach Rußland hinein befördert sind. Ob die Ochsen gerade podolische
gewesen sind, mag dahingestellt bleiben; deren Heimat liegt noch weiter
nach Osten, jenseits der Grenze; vom mittleren Deutschland aus sind
1) Die weißen Haare sitzen aber nur vorn am Grunde der Zapfen, die übrigen
sind rotbraun.
eg.
keine podolischen mitgenommen, da es solche hier nicht gab und noch
nicht gibt. Aber selbst angenommen, es seien nur podolische Ochsen
vor den Wagen gewesen, die nach Rußland hineingingen, so ist damit
doch durchaus noch nicht gesagt, daß manches dieser Ochsengespanne
auf dem Rückmarsche bis nach Deutschland und gar bis an die Elbe
gekommen sei. Der Rückzug des französischen Heeres artete in eine
überstürzte Flucht aus den eisigen Gefilden aus, auf der Tausende vor
Hunger und Entbehrung umkamen. Es wird kaum wahrscheinlich
sein, daß, bei der herrschenden Not und Auflösung aller Ordnung,
überhaupt Ochsen bis an die Grenze zurückgekommen sind; soweit sie
nicht gefallen sind, werden sie unterwegs von den hungernden Kriegern
aufgezehrt sein. Geschichtlich fest steht es durchaus nicht, daß Gespanne
mit podolischen Ochsen davor die deutschen Lande wieder gesehen
haben. Und sollte es wirklich doch dem einen oder anderen gelungen
sein, so ist wohl kaum anzunehmen, daß es dann bei dem eiligen Durch-
zuge durch Deutschland, wo doch schon wieder andere Hilfsmittel zu
Gebote standen, die Elbe erreicht habe.
Doch auch dieses zugegeben, sprechen die Fundumstände des
Schädelbruchstückes gegen die Abstammung von einem, 1812 um-
gekommenen podolischen Ochsen.
Der Schädel lag etwa 6 m tief in der Elbaue, unmittelbar südlich
von der Südgrenze der Königlichen Saline. Diese ist seit dem Jahre
1704 an ihrem jetzigen Standorte erwachsen, indem eine Kote nach der
andern erbaut wurde. Obwohl die Soole weitab in Elınen aus der Erde
hervorquoll, war für die Wahl Schönebecks zum Aufbau der Siedehäuser
die Lage an dem schiffbaren Strom entscheidend, auf dem das Holz
zum Heizen leicht herangeschafft und das Salz verschickt werden konnte.
Zur Bequemlichkeit der Schiffahrt ist der „Schiffahrts- und Salinenkanal“
angelegt, der noch heute besteht. Ursprünglich war er ein durch die
Elbaue gelegter Kanal, der von der Elbe im Bogen abging, das Salinen-
gelände durchzog und wieder in die Elbe einmündete Seit einigen
Jahren ist die obere Einfahrt durch einen Damm versperrt, also nur
noch die untere offen.
Wann dieser Kanal angelegt ist, ist weder aus der Literatur zu
ersehen!), noch habe ich es aus dem Salinenarchiv entnehmen können.
') Wolter: „Die Salzwerke zu Elmen, Groß-Salze und Schögebeck.* Blätter
für Handel, Gewerbe und soziales Leben. Beiblatt der Magdeburgischen Zeitung.
1886. Stück 38. S. 300:
„Der Schiffahrtskanal, der zur Verbindung der Salinen-Magazine angelegt worden
war, (über die Zeit der Anlage sind Nachrichten nicht vorhanden) bedurfte
im Jahre 1742 einer Wiederherstellung, da er bis auf 8 Ruten völlig versandet war.“
BE
Daß er aber bereits in dem ersten Viertel des 18. Jahrhunderts gegraben
ist, geht aus einer Angabe hervor, wonach der Kanal im Jahre 1742
gereinigt worden ist.!)
Der Kanal ist nicht verlegt, d. h. also, das Gelände rechts und
links von seinen Ufern ist nicht umgelagert worden, jedenfalls nicht
bis zu bedeutender Tiefe. Daraus folgt also, daß der Boden der Elbaue
am Kanal mindestens seit dem Jahre 1700 noch so liegt, wie er vorher
gelegen hat; und berücksichtigt man, daß die die Aue überflutenden
Hochwasser stets Schlick mitbringen und absetzen, daß also die Schlick-
schicht über dem Kies sich erhöhen konnte, bis zu 1,5 m Mächtigkeit,
so ist jedenfalls anzunehmen, daß der Kies in 6 m Tiefe, der sich, wie
oben schon gesagt, von Schlickbänken durchsetzt, weithin erstreckt,
noch viel trüher abgelagert hat.
In diesem Kiese aber fand man den Schädel, nicht weit von dem
Uferrande des Kanals in ungestörter Lagerung?)
Das, meine ich, beweist, daß er dort vor mehreren Jahrhunderten
einst zur Ruhe gekommen ist, und nicht erst vor etwa 100 Jahren.
Damit würden wir aber in Zeiten kommen, wo lebende Ure, wenn auch
weit im Osten, noch angetroffen wurden.
Diese Elbaue ist mit ihren undurchdringlichen Waldungen, die
früher noch weit ausgedehnter als jetzt waren, ein Zufluchtsort für ein
seitdem überall in Deutschland ausgerottetes Tier: den Biber, geworden;
es lebt hier noch in einem Bestande von etwa 150—200 Stück. Sollte
es da auszeschlossen sein, daß auch der wilde Stier sich hier noch
länger habe halten können als anderswo, daß er noch vor mehreren
hundert Jahren hier vorgekommen ist?
Wie die Erhaltung in so verhältnismäßig frischem Zustande zu
erklären ist, vermag ich allerdings nicht anzugeben, zumal da ich den
Fund nicht an Ort und Stelle selbst ausgegraben habe. Es wäre aber
1) Über diese Reinigung handelt auch eine Anweisung im hiesigen Staatsarchiv.
2) In der Nähe der Fundstätte wird an verschiedenen Stellen der Schlick als
Ziegelerde bis auf den Kies hinab weggegraben. Am Grunde des Schlicklagers und
in den obersten Sandschichten sollen, wie die dort schon lange Jahre tätigen Arbeiter
versichern, viele Haustierknochen, einmal sogar ein ganzes Skelett eines Rindes gefunden
sein. Diese Knochen sind leider sämtlich für die Wissenschaft verloren gegangen,
nämlich gesammelt und verkauft worden. Jedenfalls hat es sich um die Reste von
Hausrindern gehandelt. Solche sind bei der Anlage des Magdeburger Hafens (im
Jahre 1891) in etwa 2—3 m Tiefe ebenfalls häufig gefunden worden und werden zum
Teil im Museum aufbewahrt. Die dabei befindlichen Schädelreste weisen sämtlich auf
das im Mittelalter hier überall verbreitete Kurzhornrind, os taurus brachyceros, hin;
keiner entspricht dem langhörnigen Ur, wie dies bei unserm Schönebecker Schädel der
Fall ist.
EN
wohl möglich, daß der Schädel zwischen zwei der erwähnten, den Kies
durchsetzenden Tonschichten gelegen hat und dadurch dem zersetzenden
Einflusse des Wassers entzogen war.
Daß die Farbe (es kommen weiße und rotbraune Haare vor) nicht
entscheidend für die Frage sein kann, ob das Tier dem Ur oder einem
Hausrinde entstammt, wird weiter unten ausgeführt werden. (S. S. 116 ff.).
Bis triftige Gründe vorgebracht werden, die dagegen sprechen,
möchte ich daher annehmen, daß das Magdeburger Schädelstück einem
Ur zugehört, und damit würde ein neuer Beweis für das Vorkommen
dieses Tieres in der Zeit etwa um das Jahr 1500 (?) vorliegen.
Die Urreste im Magdeburger Museum.
Die Sammlungen des Museums sind nicht allzu reich an Urresten,
was aus der Jugend der Anstalt einerseits, aus Unkenntnis der Finder,
die keinen Wert darauf gelegt haben, andererseits zu erklären sein dürfte.!)
Es sind vorhanden:
a) Ein vierter Brustwirbel. Er wurde im Jahre 1895 in 7m
Tiefe im diluvialen Geschiebelehm in der Moldenstraße?) gefunden.
Die Oberfläche ist ziemlich rauh und von gelblichgrauer Farbe. Der
Querfortsatz auf der linken Seite ist an der äußersten Spitze abgebrochen,
auch die Spitze des Dornfortsatzes ist nicht mehr vorhanden. Das
Stück ist also verhältnismäßig recht vollständig.
Als Maße ergeben sich:
Tänge.des, Wirbelkörpers, (in der Mitte). ........ =. .4-%,; 7l mm,
ssseiner. unteren: scharfen Kante). 1153 3- nun snenanlelae 70 mm,
enenlurehmesser des; Körpens..:, „la 1suL 20m säifte 32 mm,
Breite der vorderen, vorgewölbten Gelenkfläche ....... 54 mm,
Höhe. „ 5 os Re ae? 55 mm,
Breite „ hinteren, vertieften Gelenkfläche .......... 56 mm,
Tiohe S,, n7 5, N 57 mm,
Bausedes >Poraforisabzes Norm, 0... ae. ne 3ll1 mm,
Breite , e TR det Ninibe nie nel: 53 mm.
!) Es ist dringend wünschenswert, daß in Zukunft bei derartigen Funden sofort
die Museumsleitung benachrichtigt wird.
2) S. Schreiber: „Die Erdschichten im Untergrunde der Hohenpforte- und Molden-
straße in Magdeburg-Neustadt,“ Abh.d. Naturwiss. Vereins Magdeburg. 1896. S. 126.
RN
Der Dornfortsatz zeigt sowohl auf der vorderen wie auf der
hinteren Kante unten eine kurze, schmale Rinne, darüber sind die Ränder,
besonders hinten, scharf.
b) EinRadius desrechten Vorderbeins. Er wurde im Oktober
15892 bei Anlage des Hafenkanals aus dem Ton dicht über dem Grün-
sand in etwa 4—Ö5 m Tiefe emporgebracht. Seine Oberfläche ist glatt,
von schwärzlich-brauner Farbe. Ein Längsriß zieht sich fast von oben
nach unten hindurch.
Die Länge’ des’Knochens bag MAIN ER 363 mm,
die größte Breite am distalen Ende . . ... ......2...% 107 mm,
. = prosimalenWEindesas er 115 Sr ee 102 mm,
der größte Durchmesser der distalen Gelenkfläche beträgt . 62 mm,
x 5 3 dieser Fläche von vorn nach hinten . . 62 mm,
die Breite des Knochens in der Mitte ist quer... ..... 57 mm,
von vorn nach Hmm AUG OHNE THE SAP STH 35 mm.
Die Maße stimmen fast genau mit den von Duerst (a. a. ©. S. 289)
für verschiedene Fundstücke angegebenen überein.
c) Ein Metatarsus aus der alten Elbe unterhalb des
Krakauer Überfalls. Die Farbe ist grauschwarz.
Banzerdes Knochens... „een ra RE Rn 265 mm,
Umtane. am! proximalemnEndent.. 2.1 228 ATTERERE 82 mm,
Querdurchmesser der Gelenklläche ..I1.0.22 0.2). 2a 60 ınm,
Durchmesser "von ‘voramach fhintenie) 727, RPHEeR ren 50 mm,
Breite ‘der distalen?GelenkrolleU 12.177, Air IRRE Im 65 mm.
d) Ein Paar Hornzapfen mit daran befindlichen Resten
der Stirn- und Scheitelbeine. Im Herbst 1891 wurde durch den
Bagger beim Bau des Hafenkanals ein Schädel zu Tage gefördert,
zerbrach aber dabei in diese zwei Stücke; der noch fehlende Rest liegt
jedenfalls zertrümmert im Grunde des Kanals!) Die beiden Zapfen
sind vorzüglich erhalten. Die beiden daran sitzenden Bruchstücke der
Schädelkapsel passen annähernd aneinander, sodaß man ungefähr die
Länge der Zwischenhornlinie feststellen kann.
Die Maße für die beiden Zapfen sind die folgenden:
Länge in der Krümmungsrichtung rechts, links
außen. „ .- . .:. 100 mm, 794 mm.
INNEN ... -. .. ..... 280-.mm. -HZ0 mm:
Umfang am, Grunde ;,: 15.448 2.0 imma aan aan:
y Wolterstorf: Der Neustädter Hafen und seine Fauna. Abh. d. Naturw.
Vereins Magdeburg. 1891. S. 88.
rechts, links
Verhältnis von Länge zu Umfang . . . . . . 2,24, 2,24,
Senkrechter Durchmesser am Grunde. . . . . 100 mm, 94 mm,
Wagerechter H A R Ri, 118mm, I
Verhältnis beider . . . . ER AUEE Kunn.r.; 1,18, 1,26.
Paßt man die beiden Stücke an einander, wie sie wohl gesessen
haben mögen, so ergibt sich eine Zwischenhornlinie von 213 mm Länge;
dann wäre die Spannweite des Gehörns an den Spitzen 714 mm, in
dem größten Abstande, außen, 930 mm.
Der Schädel hat also eine ganz gewaltige Größe gehabt; er
würde in der Duerstschen Reihe der 50 Schädel seinen Platz zwischen
Nr. 37 und 38 finden.
Die Furchen treten in größerer Zahl auf, beim rechten 13, beim
linken 10. Sie sind rings herum verteilt, doch liegen sie dichter ge-
drängt auf der Rückseite. Hier findet sich auch die tiefste (3 mm).
Die Zwischenhornlinie ist wenig empor gewölbt. Die Nähte der
Stirnbeine und Scheitelbeine sind verschmolzen. Das Stück hat also
jedenfalls einem alten Bullen angehört.
e) Ein Hornzapfen, der beim Ziehen eines Grabens in
der Nähe von Kalbe a. S. gefunden ist. (Sonst ohne nähere An-
gabe der Fundumstände.) Die Spitze des Zapfens ist leider etwas ab-
gebrochen. Die Farbe ist braun. °
Die Länge außen beträgt jetzt nur 620 mm, sie wird auf 675 mm
ursprünglich zu schätzen sein; die Linie an der inneren Seite ist 4655 mm
lang. Der Umfang am Grunde beträgt 350 mm; daher ist das Ver-
hältnis der Länge zum Umfange 1,93. Der wagerechte Durchmesser am
(Grunde ist 135 mm, der senkrechte 100 mm, das Verhältnis beider also 1,55.
f) Ein einzelner Zapfen ohne nähere Fundortsangabe
(jedenfalls aus der Elbe?). Er zeichnet sich aus durch seine kurze,
dicke, flache Form. Seine Farbe ist schwarzbraun.. Am Zapfen sitzt
noch ein Teil der Schädelkapsel, sodaß der spitze Winkel an der oberen
Kante deutlich hervortritt und die großen Stirnhöhlen sichtbar werden.
Seine Maße sind geringer als die der beiden anderen. Es betragen:
die Länge außen 560 mm,
» „ Innen 420 mm,
der Umfang unten 311 mm,
das Verhältnis der Länge zum Umfang 1,8,
der Querdurchmesser unten 121 mm,
der senkrechte Durchmesser 95 mm,
das Verhältnis beider WAR:
BEA N
Nach diesen Maßen stimmt der Zapfen fast genau mit dem von
Barnon in Pommern (Nr. 7 bei Duerst) überein.
Die 13 tiefen Furchen liegen besonders an der Außenbiegung
und unten.
g) Das aus dem Elbkies der Aue am Salinenkanal bei
Schönebeck stammende Schädelbruchstück. (S. S. 86—91.)1)
Das Schädelstück ist ursprünglich, wie oben bemerkt worden,
etwas länger gewesen. Die Arbeiter haben die unteren Enden der
Stirnbeine sowie die unteren Teile der Hirnkapsel abgesägt und abge-
schnitten, damit sie das Stück bequem als Zierrat an die Wand hängen
konnten.
So sind jetzt nur noch vorhanden die beiden Stirnzapfen, das
Stirnbein zwischen beiden bis etwa zum oberen Rande der Augenhöhlen
und ein Teil des Scheitelbeins. Infolge der Entfernung der nach unten
sewendeten Knochen ist nur ein Rest der oberen Schädeldecke erhalten;
man kann daher in die großen Stirnhöhlen weit hineinsehen.
Die Naht zwischen den beiden Stirnbeinhälften ist noch nicht
völlig verwachsen; sie erhebt sich etwas wulstig über die sonst ganz
wenig gewölbte Fläche.
Auch die Naht zwischen Stirn- und Scheitelbeinen ist noch offen.
Bei den jetzt lebenden Rindern sind diese Nähte nur bei jüngeren
Tieren noch nicht verschmolzen; bei älteren, z. B. achtjährigen Tieren
sind sie fast nicht mehr zu erkennen. ?)
Es ist daher anzunehmen, daß auch der Schönebecker Schädel
von einem jüngeren, wenige Jahre alten Tiere stammt.
Gut erhalten sind die beiden Stirnzapfen, von denen nur die
äußersten Spitzen etwas abgebrochen oder abgerieben sind. Sie ent-
springen an den hinteren Außenkanten der Stirnbeine und zeigen die
charakteristische Biegung der Urhörner, nämlich nach außen, vorn und
oben. Die letztere Biegung ist allerdings nur schwach ausgebildet,
doch ist das nicht von allzu großer Bedeutung. Im Braunschweiger
Museum befindet sich z. B. ein Schädel, der diese Biegung überhaupt
nicht besitzt, sondern nur nach außen und vorn gebogene Zapfen hat.
In der Richtung der größten Krümmung gemessen hat der rechte
Zapfen eine Länge von: außen 415 mm, innen 3ll mm, der linke
1) S. Abbildung 1 u. 2%
2) Diese Angaben verdanke ich der Güte des städtischen Tierarztes, Herrn
Fiedler in Braunschweig, dem ich dafür, sowie für eine eingehende Untersuchung des
Schädels, zu bestem. Dank verpflichtet bin.
Le
von: außen 425 mm, innen 325 mm.!) Die Maße würden noch
etwas größer sein, wären die Spitzen noch vorhanden.
Der Umfang der Zapfen beträgt am unteren, dem Schädel zuge-
wandten Ende rechts 260 mm, links 267 mm.
Abbildung 1. Das Schönebecker Schädelbruchstück von vorn.
Abbildung 2. Das Schönebecker Schädelbruchstück von hinten.
Das Verhältnis der Länge zum größten Umfange beträgt also
für den rechten Zapfen 1,6, für den’ linken desgleichen 1,6.
Der Schönebecker Schädel würde demnach in dieser Hinsicht mit
dem Schädel aus der Havel (bei Berlin), dem Horn von Treten und
dem von Königsberg etwa übereinstimmen, den von Hülsenberg sogar
noch übertreffen. 2)
Der Querschnitt der Zapfen ist am Grunde oval und zwar, wie
bei anderen Urschädeln, breiter als hoch. Die Durchmesser sind am
rechten 92 mm von vorn nach hinten, 81 von unten nach oben, am
linken entsprechend 91 mm bezw. 80. Es ergibt sich also das Verhältnis
für den rechten Zapfen 1,136, für den linken 1,137. Das durchschnitt-
liche Verhältnis ist nach Duerst (a. a. O: S. 288) 1,26.
Die Zapfen zeigen auf der Rückseite mehrere (der rechte 11, der
linke 7) nicht allzu tiefe Furchen, die in der Richtung der Windung
verlaufen; auf der vorderen Seite sind solche nur ganz schwach an-
gedeutet.
.
!) Danach würde die Zapfenlänge nur um 5 mm kleiner sein, als die kleinste
von Duerst angegebene, an dem Schädel von Hülsenberg.
2) S. Duerst: Die Tierwelt der Ansiedelungen am Schloßberge zu Burg an
der Spree. Archiv für Anthropologie. Braunschweig 1904, S. 286. In der Liste
von 50 Urschädeln: Nr, 4, Nr. 2, Nr. 13 bezw. Nr. 1.
Tr
ae
Die tiefste Furche befindet sich etwas unterhalb der Linie der
größten Krümmung am rechten Zapfen; sie greift etwa 3 mm ein.
Eine zweite nicht ganz so tiefe begleitet sie in geringem Abstande nach
oben. Am linken Zapfen entsprechen sich 2 annähernd gleich tiefe
Furchen, von denen die eine auf der oberen Seite, die andere hinten
und ziemlich weit unten liegt.
Vorn und oben sind die Zapfen dagegen glatt und zeigen nur die
bei allen Rinderhörnern auftretenden kleinen Gefäßlöcher. Nach Duerst
(S. 288) kann man schließen, daß die weniger gefurchten Zapfen jungen
und weiblichen Tieren angehören, die stark gefurchten dagegen alten
und männlichen Tieren. Demnach würde, in Verbindung damit, daß
die Nähte noch nicht verschwunden sind, anzunehmen sein, daß der
Schönebecker Schädel von einem weiblichen, jungen Tiere, also einer
jungen Urkuh stammt.
Eine vergleichende Zusammenstellung mit einigen anderen Stücken
wird die Stellung des Schädelrestes zeigen.
Länge Omen Kleinster | Größter Ver- Ver-
Schädel der > | Durch- Durch- hältnis hältnis
Horn- am messer messer |der Länge der
zapfen ende (oben u. (vorn nach zum Durch-
von außen: unten) hinten) | Umfang. | messer.
Schönebeck . . . [425 mm]267 mm| 50 mm 91 mm| 1,6 1,137
Hülsenbere‘) ...|430 „|323 „| ss „Ju „| 133 | 1,26
Treten (Horn)!). 450 „|[270 „| 0 „I100 „I 166 | 1,45
Butjadinger
SERAyL ee 288. 9 _ E— 1,48 —
(im Braunschw. Mus.)
Fränkischer
Ochse>) ul: 307% 11205, 1752), 51:60, 1:5 1,25
Zrapren fer "56028, IDE RZ 1,8 1,27
Maedeburg
Zapfen, &..Y.1. O1675P11,41350 72 1110027 1135 W595 1,35
Magdeburg
Zapfen.d..... 794,33 PIE N TI A 1,26
Magdeburg
1) Nach Duerst: a. a. O.
2) Nach Mitteilg. des Herrn Fiedler.
3) Im Besitz d. Herrn Dr. Henneberg, Magdeburg. Der Ochse ist von der in
der Börde jetzt vielfach gehaltenen fränkischen Rasse,
4) Hier ist also das Verhältnis der Ausdehnung umgekehrt.
Der Schönebecker Schädel steht also in bezug auf die Zapfen
dem kleinsten unter den in der Duerstschen Reihe angegebenen 50
Schädeln sehr nahe, während er sich von denen jetzt lebender Rassen
doch wesentlich durch seine größeren Maße unterscheidet. Zu berück-
sichtigen bleibt dabei auch noch, daß es sich um ein junges Tier
handelt, das außerdem jedenfalls schon entartet gewesen sein mag.
Die Stirnbeinkante zwischen den beiden Zapfen verläuft mit nur
ganz schwacher Biegung in der Mitte, während sie bei lebenden Rinder-
rassen eine ziemlich bedeutende Emporwölbung aufweist. Ihre Länge
beträgt 208 mm (über der Haut gemessen); dagegen ist die Stirnbreite
(wieder über der Haut) zwischen den unteren Zapfenrändern 302 mm.
Die Stirn erscheint daher nach vorn erheblich verbreitert. Bei alten
Urstieren tritt diese Erscheinung noch viel schärfer hervor. Beim
Schädel des im Braunschweiger Museum befindlichen Skelettes z. B. ist
das Verhältnis 190 mm : 335 mm, bei einem anderen, ebendort befind-
lichen Schädel aus dem Torfmoore von Vallstedt 206 mm : 308 mm.
Die Linie, mit der das Horn gegen die Stirn stößt, verläuft dem-
nach beim Schönebecker Stück wie bei den übrigen Urschädeln schräg
nach außen. Bei zahmen Rindern ist das viel weniger der Fall. So
zeigt der erwähnte Schädel eines Butjadinger Stiers als entsprechende
Maße 235 mm bezw. 265 mm, und bei anderen zahlreichen Rinder-
schädeln, die ich darauf zu untersuchen Gelegenheit hatte, verläuft diese
Linie fast parallel der Mittellinie der Stirn.
Die Farbe der Zapfen ist gelblichgrau; die der Knochen auf der
Unterseite kann nicht in Betracht gezogen werden, da diese ja erst
nachträglich freigelegt sind.
Der Schädel ist noch mit Haut überzogen. Diese ist völlig trocken
und liegt den Knochen fest an; nur auf der rechten Seite fehlt ein
Stückchen, das vielleicht beim Herausholen abgestoßen ist. In der
Mitte der Stirn ist sie etwas los getrennt, damit man die Stirnnaht
sehen kann. Am Rande, wo die nicht erhaltenen Hörner sitzen würden,
ist sie stellenweise mit einem scharfen Werkzeuge weggeschnitten, sodaß
wohl angenommen werden muß, das Horn sei abgezogen worden, und
zu dem Zwecke habe man mit einem Messer nachhelfen müssen.
Auf der ganzen Stirnbreite ist die Oberhaut völlig verschwunden;
nur die Lederhaut liegt noch vor. In ihr erkennt man noch die Rich-
tung von Fasern, namentlich auf der linken Seite. Am tiefsten Punkte
des linken Hornzapfens sind eine ganze Anzahl ziemlich straffer, weißer,
kurzer Haare erhalten, die zum Teil etwas abgestoßen sind.
Die nackte Haut setzt sich auch über die scharfe Schädelkante
auf die Rückseite fort, jedoch nicht allzuweit. In der Mitte treten
BROS ne
dort dicke Sehnenbündel der starken Nackensehne hervor, die zum Teil
ausgefasert sind, zum Teil aber auch noch fest zusammenhalten. Am
Rande beider Hornzapfen finden sich wieder Haare, die hier aber länger
als die vorderen und rotbraun gefärbt sind; einzelne weiße Haare sind
eingestreut.
In diesem Erhaltungszustande dürfte der Schönebecker
Schädel bisher einzig dastehen.
h) Ein Schädelbruchstück mit beiden Hornzapfen, im
Besitze des Herrn Sanitätsrats Dr. Eschenhagen, hier. Das Stück
ähnelt in seiner Form und Farbe sehr dem Schönebecker Schädel, nur
sind irgend welche Weichteile an ihm nicht erhalten. Es ist im Elb-
sande bei Magdeburg gefunden und verhältnismäßig recht mürbe; in-
folgedessen ist auch die oberste Spitze des rechten Zapfens abgebrochen.
Die beiden Zapfen zeigen deutlich die typischen Biegungen der Ur-
hörner und sind wie diese am Grunde oval. Die Maße erreichen zwar
nicht die der großen Urhörner, übertreffen aber doch die des Schöne-
becker Stückes und lassen sich somit leichter in die Duerstsche Reihe
einordnen.
Die Messungen ergeben nämlich für: rechts links
die Länge der Stirnzapfen, außen . . . .„..="... 520mm; 520mm;
& a a b; ; ÄNNEN a ne BD
Umfang. der"Zapfen, unten , 1. er rue Baal
Dotchmesser am "Grunde, wagerecht 72 2 2.2 vun az Te
N “ 3... Benkrachty 7 um... 02.022800 0002 ee
Das Verhältnis von Länge zu Umfang ist also 1,59, das der Durch-
messer 1,21.
Die Zwischenhornlinie ist auf der Kante gemessen 240 mm lang.
Im mittleren Teile erhebt sie sich etwas über die Wagerechte, stimmt
also auch darin mit dem Schönebecker und anderen Urschädeln überein.
Die Spannweite der Zapfenspitzen beträgt 770 mm.
Da auch bei diesem Stücke die Nähte zwischen den Stirnbeinen
und den Scheitelbeinen noch nicht verwachsen sind, ist ein jugendliches
Alter für das Tier, von dem es abstammt, anzunehmen. Dazu stimmt
auch, daß die Furchen auf der Unterseite nur seicht und wenig aus-
geprägt sind. Das Alter dieses Stückes dürfte nicht höher zu veran-
schlagen sein als das des Schönebecker Schädels.
Der Ur.
Wir kommen nunmehr zu der Frage: Wie sah der Ur aus?
Zur Beantwortung dieser Frage stehen uns zur Verfügung einmal
die Berichte und Beschreibungen, sodann bildliche Darstellungen,
endlich die aufgefundenen Reste.
Die Berichte und Beschreibungen von Cäsar bis Swiecicki sind
oben so ausführlich wiedergegeben, daß sie nicht wiederholt zu werden
brauchen.
In bezug auf die Darstellungen ist ebenfalls schon auf die der
Rinder an den Goldbechern von Vaphio hingewiesen worden (8. S. 56).
Sie kommen für uns nicht in Betracht, da sie jedenfalls die südliche
Form des wilden Stieres zeigen. Beine und Kopf sind zu kurz
geraten.
Die bei Nürtingen in Württemberg von Herrn Prof. Fraas
gefundene römische Sandsteinstatuette eines wilden geradrückigen Rindes
ähnelt sehr dem Urbilde von Vaphio, entspricht also auch nicht dem
nördlichen, eigentlichen Dos primigenxus.!)
Als älteste Abbildung eines Urs ist anzuführen die auf der
Ebstorfschen Weltkarte. Diese interessante mittelalterliche Karte
ist in den beiden letzten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts (also zu
einer Zeit, wo der Ur noch in Deutschland lebte), und zwar jedenfalls
im Benediktinerinnenkloster Ebstorf in der Lüneburger Heide selbst
angefertigt worden. In diesem Kloster ist sie aufbewahrt geblieben
bis zum Jahre 1833, wo sie nach Hannover gebracht und der Bücherei
des „Historischen Vereins für Niedersachsen“ übergeben wurde. Sie
ist 3,58 m hoch und 3,56 m breit und besteht aus 30 Pergament-
blättern, die jetzt einzeln aufgespannt sind. Eine farbige, verkleinerte
Nachbildung davon ist von Prof. Miller in Stuttgart herausgegeben
worden. ?)
Auf dieser Karte ist an einer Stelle, östlich von Deutschland,
die als Rucia regio bezeichnet ist, ein Tier dargestellt, das nach der
Überschrift ein „urus“ sein soll. Über die Gestalt des Urs gibt uns
das Bild keinerlei Auskunft; nur das sieht man daran, daß die Beine
gespaltene Hufe besitzen und daß der Kopf zwei nach oben gerichtete
lange, spitze Hörner trägt. Trotzdem wird es, wie wir sehen werden,
für unsere Frage von Bedeutung sein.
1) S. Noack: „Der Ur“, Wild und Hund. XI. S. 498. Berlin 1905.
2) Miller: Die Ebstorfkarte. Stuttgart 1896.
— 100 —
Wichtiger sind die Holzschnitte vom Ur und Wisent, die Herber-
stain für seine „Tabula“ (S. S. 69) und die deutsche „Moscovia“
(S. S. 70) hatte anfertigen lassen. Sie sind, wie Noack gezeigt hat,
jedenfalls nach den ausgestopften Exemplaren im Hause Herberstains
gezeichnet worden, nicht nach der Natur, wie bei Gesner zu lesen
ist, und wie auch Nehring angenommen hat. Da man zu jener Zeit
in der Kunst des Ausstopfens vierfüßiger Tiere noch bei weitem nicht
4 RT ua
IE
Abbildung 3. Der Ur nach Herberstains „Moscovia“.
so vorgeschritten war, daß man den Stücken die natürliche Stellung
und Form geben konnte, so ist es erklärlich, daß die beiden Bilder
ziemlich unbeholfen und steif erscheinen (S. Abbildungen 3 u. 4). Das
aber ist trotzdem bei einer Vergleichung zu sehen, daß der Wisent
ein hohes Tier mit aufsteigendem Rücken, einer Mähne und einem Bart
gewesen ist, während der Ur einen ziemlich geraden Rücken, ein etwas
abschüssiges Kreuz und schwarze Farbe gehabt hat. Die Form der
Hörner erscheint allerdings bei beiden etwa gleich, was nur am Zeichner
liegen kann.
Die weiteren Bilder vom Ur und vom Wisent, in den Herber-
stainischen lateinischen „Commentarij“ und in Gesners „Historia
— 11 —
Animalium“ sind, wie oben gezeigt ist, Spiegelbilder, die in etwas
bedeutenderer Größe nach den ersten angefertigt worden sind; sie bringen
also nichts Neues, sind vielmehr einfacher und geben z. B. beim Ur
nicht die schwarze Farbe wieder.
Dieselben Herberstainischen Bilder finden sich auch, stark ver-
kleinert, auf der, den „Commentarien“ (Ausgabe vom Jahre 1556) bei-
gegebenen Karte von Rußland.
"E
Abbildung 4. Der Wisent nach Herberstains „Moscovia“,
Die, ebenfalls bei Gesner zu findende, aus der Moscovia des
Anton Wied entnommene Abbildung des „urus“, dem von einem Jäger
die Lanze in die Brust gestoßen wird, ist ein reines Phantasiegebilde,
das keinen Wert beanspruchen kann.
Die Herberstainischen Bilder haben, trotz ihrer Steifheit, insofern
eine große Bedeutung, als sie zu einer Zeit entstanden, wo das Tier
noch lebte, und auf Veranlassung eines Mannes gezeichnet sind, der
es selbst gesehen hat, also grobe Fehler hätte verbessern lassen können.
Schöner in der Ausführung ist das sogenannte „Augsburger
Bild des Urs“)
!) S. Nehring: Das Augsburger Bild eines Urstiers. „Wild und Hund“.
Berlin 1896. Nr. 33,
Im Jahre 1827 erschien in London eine von Edw. Griffith
besorgte englische Ausgabe von Cuviers: Regne Animal unter dem
Titel „Animal Kingdom“. Im vierten Bande dieses Werkes ist von
Seite 411 ab die Rede vom Ur; und da findet sich das Bild eines
Urstieres, das nach einem alten Gemälde angefertigt worden ist.
(S. Abbildung 5.)
Dieses Gemälde war von dem Mitherausgeber des Buches,
Hamilton Smith, in Augsburg bei einem Kunsthändler entdeckt
worden, und er hatte sofort eine Kopie davon genommen. Es war auf
Holz in Öl leidlich gut gemalt und soll der Art der Ausführung nach
in dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts entstanden sein, also zu
ler Zeit, wo auch Herberstain nach Polen kam. Der dargestellte Ur-
bulle trägt keine Mähne, ist aber sehr rauhhaarig, besitzt einen großen
Kopf, einen dicken Hals und eine kleine Wamme; er ist rußig schwarz
bis auf ein weißes Kinn; seine Hörner sind vorwärts und dann auf-
wärts gebogen, wie beim rumänischen (auch beim podolischen) Bullen, und
von weißer Farbe bis auf die schwarzen Spitzen. In der Ecke des Bildes
waren die Reste von Schildträgern zu sehen und außerdem in goldenen
deutschen Buchstaben das beinahe verwischte Wort Thur.!)
Das Original ist verschollen, nur die seitdem mehrfach wieder-
gegebene Kopie ist erhalten. Daher kann man es wohl verstehen,
wenn Noack glaubt, auf dieses Augsburger Bild nicht allzu großen
Wert legen zu müssen, da man ja nicht wissen könne, ob es dem
Original genau entspricht.?2) Mir scheint es jedoch, abgesehen von dem
etwas dick geratenen Kopf und dem dünnen Kinn, recht naturgetreu
zu sein.
In der Gestalt entspricht der Stier etwa demjenigen, den im
Jahre 1596 der Nürnberger Kupferstecher Sibmacher auf einem
kleinen, eine Urjagd zeigenden Stiche darstellt. Da er dieses Bild im
Zusammenhange mit anderen Jagdscenen bringt, läßt sich vielleicht
annehmen, daß es damals in Europa (Polen) noch wilde Ure als Jagd-
tiere gab; sonst hätte die ganze Darstellung keinen Zweck gehabt.?)
1) Griffith: Animal Kingdom. Bd. 4 S. 415.... It is a profile portrait of
a bull without mane, but rather rugged, with a large head, thick neck, small dewlap,
entirely sooty black, the chin alone white and the horns turning forward and then
upward like the bull of Romania, pale in colour with black tips. In the corner were
the remains of armorial bearings and the word Thur in golden German characters
nearly effaced.
2) Noack a. a. ©. S. 499.
3) Nehring: Sibmachers Bild einer Urstier-Jagd. „Wild und Hund“ Berlin.
1897. Nr. 13.
103
Das Augsburger Bild des Urs nach Hamilton Smith.
Ö.
ji
Abbildung
— 14 —
Endlich sind für die Beurteilung der Gestalt des Urs die in
Mooren, Fluß- und Seesanden, überhaupt in alluvialen und diluvialen
Ablagerungen gefundenen Reste von Bedeutung.
Von diesen sind natürlich am wichtigsten ganze Skelette, und
deren kennt man etwa zehn. Das älteste ist wohl das in Jena auf-
gestellte, fast vollständige von Harsleben im Weimarischen, das im
Jahre 1821 unter Goethes Leitung aus feuchtem Moorland ausgegraben
wurde.!) Wesentlich auf Grund dieses Exemplares hat Bojanus die
Art Bos primigenius begründet.2) Ein zweites, von einem alten Bullen
stammendes, sehr vollständiges steht im Naturhistorischen Museum zu
Braunschweig; es ist in dem Torfmoore von Alvesse bei Braunschweig
sefunden worden. Ein drittes, im Jahre 1887 beim Torfstechen auf
der Sohle eines Torflagers bei Guhlen unweit Goyatz am Schwieloch-
See (Kreis Lübben, Niederlausitz) entdecktes, fast vollständiges Skelett
einer Urkuh ist im Besitze der Landwirtschaftlichen Hochschule zu
Berlin und dort aufgestellt.?2) Ein zweites, nicht aufgestelltes findet
sich in derselben Sammlung. Weitere Skelette besitzen die Museen
zu Münster, Kopenhagen, Lund und Breslau.
Funde einzelner Teile des Skeletts, besonders auch ganzer Schädel
sind mehrfach gemacht.
Da man also Gelegenheit hat, an diesen den Knochenbau des Urs
mit dem der heutigen Rinderrassen zu vergleichen, kann man sich wohl
ein richtiges Bild vom Aussehen des Urs machen, namentlich wenn
man auch die Abbildungen und Beschreibungen heranzieht.
Danach ist der Ur ein gewaltiges Wildrind gewesen,
das dem Hausrinde, besonders einem von der sog. Primigenius-
rasse, in allem ähnelte und nur durch seine Größe sich
etwas unterschied.
Cäsar berichtet ja, daß der Ur so groß wie ein Elefant sei.
Oben ist bereits gezeigt worden, daß der römische Feldherr bei seinem
Aufenthalte in Germanien jedenfalls keinen Ur gesehen, dies also auch
nur nach Hörensagen geschrieben hat. Allzugroßes Gewicht wird man
daher auf die Angabe nicht legen können; es wird aber damit auch
weiter nichts gesagt sein sollen, als daß der Ur eine riesige, die der
sonst ähnlichen italischen Ochsen weit übertreffende Größe gehabt hat.
t) Vergl. Goethe in Nova Acta Acad. Caes. Leopoldino-Carolinae XV. 2.
2) Bojanus: „De uro nostrate,“ Nova Acta Acad. Caes. Leopoldino-Carolinae. XIII.
3) Nehring: Über das Skelett eines weiblichen Bos primigenius. Sitzungsbericht
der Gesellschaft Naturf. Freunde. Berlin 1888. S. 54 ff.
— 105 —
Bedeutend größer war das Tier allerdings als die polnischen
Hausrinder, mit denen es in dieser Hinsicht in den polnischen Berichten
und bei Gesner verglichen wird. Doch will das nicht viel besagen ;
denn es muß berücksichtigt werden, daß die polnischen Rinder nicht
sehr groß gewesen sind, da ihnen die nötige Pflege und besonders die
Zuchtwahl, durch die der Landwirt heutzutage so hervorragende Erfolge
erzielt, fehlten.
Wenn man die jetzt gezüchteten großen Rinder zum Vergleich
heranzieht, dürfte sich der Größenunterschied nicht als allzu bedeutend
herausstellen. Auf Mastviehausstellungen in Berlin sah Nehring ver-
schiedentlich Exemplare des Hausrindes, die dem Ur an Größe ziemlich
nahe kamen, und vereinzelt traf er sogar sogenannte Riesenochsen, die
als Schaustücke gezeigt wurden und an Höhe den Ur völlig erreichten.
Übrigens ist auch festgestellt worden, daß es unter den Uren
selbst Riesen und Zwerge gegeben hat; jedenfalls je nach den Ernährungs-
möglichkeiten und der Heimat!); ferner muß berücksichtigt werden,
daß die letzten, noch lebend angetroffenen Ure bei weitem nicht mehr
die Größe der früheren, besonders der diluvialen Artgenossen erreicht
haben, da infolge von Inzucht allmählich eine, besonders auch in der
(Grrößenentwickelung hervortretende Entartung anzunehmen ist.
Immerhin ist der Ur ein stattliches Tier gewesen. Seine Widerrist-
höhe erreicht am Braunschweiger Stierskelett 165 cm?), am Skelett der
Kuh vom Schwielochsee 168 cm3), die Kreuzhöhe beträgt bei diesem
151 cm. Bei einem zum Vergleich gemessenen Skelett der größten
Holländer Kuh in der Sammlung der Berliner Landwirtschaftlichen
Hochschule ergaben sich für die Widerristhöhe 149 cm, für die Kreuz-
höhe 132 cm.*) Rechnet man die nicht erhaltenen Knorpel sowie die
Dicke der Haut auf der Schulter hinzu, so dürfte sich als Schulterhöhe
170 em—175 cm ergeben.
Die Länge verhält sich auf den vorhandenen Bildern und an den
Skeletten zur Höhe etwa wie 5:3; demnach ist der Ur ungefähr 290
bis 300 em lang gewesen; doch darf, wie bereits gesagt ist, nicht ver-
1) Auch bei anderen weit verbreiteten wilden Tierarten sind ja geographische
Spielarten vorhanden, die sich besonders in den Größenverhältnissen unterscheiden.
2) Noack: Wild u. Hund. 1905. S. 499.
3) Nehring: a. a. O. S. 58.
#) Die von Goethe (a. a. O.) angegebene Widerristhöhe des Harslebener Skeletts
von 6° 51/9‘ (Leipz. Maß) ist zu groß und erklärt sich aus einer zu steilen Stellung
des Schulterblattes und des Oberschenkels. Beide Knochen erreichen noch nicht die
Länge der entsprechenden am Berliner Skelett.
— 106 —
gessen werden, daß diese Maße für recht große Tiere gelten, daß aber
auch bedeutend kleinere gefunden worden sind.
Die einzelnen Knochen des Skelettes gleichen in ihrer Form völlig
denen des Rindes (S. Abbildung 6), nur sind sie, als von einem wilden
Tiere stammend, massiger und derber. Namentlich treten die zum Ansatz
Abbildung 6. Skelett der Urkuh vom Schwielochsee in der Landwirtschaftlichen
Hochschule zu Berlin.
der Muskeln dienenden Höcker und Linien schärfer hervor, sind die
Gelenkgruben kräftiger entwickelt und oft mit starken Umrandungen
von Knochenmasse versehen.
Besonders groß ist der Schädel; und er ist es, der den Unterschied
vom Wisent am deutlichsten erkennen läßt. Cuvier gebührt das Ver-
dient, als erster auf die charakteristische Schädelbildung hingewiesen
— 107 —
zu haben, und er benutzt sie, um die Wisente als eine besondere
Bovidengruppe von dem Stier Dos taurus und dem Ur zu trennen.!)
(S. Abbildungen 7, 8, 9).
Beim Ur und seinen Nachkommen sind die Stirnbeine übermächtie
ausgedehnt und bilden fast das ganze Schädeldach, dagegen sind die
Scheitelbeine ungemein kurz und ganz auf das Hinterhaupt gedrängt.
Abbildung 7. Schädel eines europäischen Wisents,
Bison europaeus, von der Stirnfläche gesehen. 1!/, nat. Gr.
Die Stirn ist platt, selbst etwas konkav und von quadratischer Gestalt,
da die Höhe etwa gleich der Breite ist, wenn man sie vom Augen-
bogenrande bis zur Scheitelkante mißt.
1) Cuvier: Recherches sur les Ossemens Fossiles. 4. Edit. 8%. Paris 1835.
T. 6. 8. 220, 221: „Le front du boeuf est plat et möme un peu concave; celui de
l’aurochs (unter Auerochs versteht ©. den Wisent) est bombe, quoiqu’un peu moins
que dans le buffle; ce m&me front est carr& dans le boeuf, sa hauteur etant & peu
pres egale & sa largeur, en prenant sa base entre les orbites; dans l’aurochs, en le
mesurant de m&me, il est beaucoup plus large que haut, comme trois ä deux. Les
cornes sont attachees, dans le boeuf, aux extr&emites de la ligne saillante la plus
elev&e de la tete, celle qui separe l’oceiput du front; dans l’aurochs, cette ligne est
deux pouces plus en arriere que la racine des cornes; le plan de l’occiput fait un
angle aigu avec le front dans le boeuf; cet angle est obtus dans l’aurochs; enfin
ce plan de l’occiput, quadrangulaire dans le boeuf, represente un demi-cerele dans
l’aurochs, *
— 108 —
Beim Wisent dagegen ist sie vorgewölbt und viel breiter als
hoch; die Höhe (ebenso wie oben bestimmt) verhält sich zur Breite etwa
wie 2:3.
Die Augenhöhlenränder treten beim Ur nicht allzustark hervor,
beim Wisent stellen sie richtige kurze Röhren dar.
Stirn und Hinterhaupt bilden beim Ur und Rind einen scharfen,
spitzen Winkel, beim Wisent einen stumpfen. Daher sieht man bei
ersterem von oben nur die Stirn, bei letzterem auch die Scheitelzone
bis zum Hinterhaupt.
Der Gesichtsteil des Schädels ist beim Ur verhältnismäßig aus-
gedehnt; die Strecke vom Auge bis zum Zwischenkiefer ist ungefähr
doppelt so lang wie die vom Auge zur Stirnkante. Beim Wisent ist
dieser Teil viel kleiner. Infolgedessen erscheint der Urschädel lang
und schmal, der des Wisents dagegen kurz und breit, wie aus folgenden
wenigen Angaben hervorgehen dürfte.
Es beträgt die Länge des Schädels von der Mitte des Genick-
kammes bis zum Vorderrand der Zwischenkiefer (a—b), die der größten
Breite (am Hinterrande der Augenhöhlen) (c—c) und das Verhältnis
beider: (a—b) (c—c)
bei dem Braunschweiger Skelett 710 mm, 315 mm, 2,251)
ss. „Berliner"Skeleit (am 695 77.2280, FE 2a
„ einer sehr großen Holl. Kuh 548 „, 234 „, 2,341)
„ einem Wisentschädel von
Bialystock (Berliner Mus.) . 532 „, 332 „, 1,602)
„ einem Bison priscus aus dem
Rhein (Frankfurter Mus.).. 649 „, 369 „, 1,752)
Von größter Wichtigkeit sind die Hornzapfen. Sie sitzen beim
Ur unmittelbar auf der scharfen Kante zwischen Stirn- und Hinter-
hauptsfläche, beim Wisent dagegen zwischen den Augenhöhlen und
jener Kante, stehen also weiter vorwärts.) Auch in ihrer Richtung
und Form sind sie verschieden. Beim Wisent sind sie nach außen
und dann nach oben gekrümmt, von rundem Querschnitt und verhältnis-
mäßig kurz. So messen sie in der Außenkrümmung bei einem Schädel
eines Wisents von Bialystock, der im Berliner Zoologischen Museum
1!) Nehring: Sitzungsberichte der Gesellsch. Naturf. Freunde. Berlin 1888,
S. 57 u. 59. Hier finden sich auch noch viele andere Angaben.
2) H. v. Meyer: Über fossile Ochsen. Nova Acta Acad. Caes. Leopold.-Carol.
XVIL S. 168.
3) S, dazu den Schädel vom Wisent und den des Bisonkuhskelettes im Museum,
— 109 —
liegt!), 438 mm (mit dem Horn), an einem Schädel eines alten Stiers
in Schönbrunn nur 320 mm!), an dem fossilen Schädel im Magdeburger
Museum 385 mm. Bei dem diluvialen Deson priseus waren sie wohl
größer, erreichten aber doch nicht die Länge der Urzapfen.?)
Die Zapfen des Urs dagegen richten sich zunächst seitwärts,
dann schräg nach vorn und oben, sodaß eine dreifache Krümmung
entsteht. Ganz vereinzelt ist ein Schädel im Braunschweiger Museum,
dessen Zapfen nur eine zweifache Krümmung und zwar nach außen
und vorn haben. Sie haben z. T. eine gewaltige Größe. ‘Duerst hat
(wie schon mehrfach angeführt ist) eine Liste von 50 Urschädeln
zusammengestellt, in der er für die Hornzapfen die Länge der äußeren
Krümmung, den Umfang am Grunde, den Vertikal- und den Horizontal-
durchmesser am Grunde zusammengestellt hat.) Aus dieser Liste und
dem Schönebecker Schädel im Magdeburger Museum ergibt sich, daß
die Länge der Zapfen von 425 bis 1000 mm, der Umfang von 260 bis
502 mm schwankt.
Der Querschnitt ist am Grunde stes oval und zwar ist das Ver-
hältnis des vertikalen zum horizontalen Durchmesser im Durchschnitt
1-21,26.
Bemerkenswert ist eine eigentümliche Furchung der Hornzapfen,
die bei fast allen bisher untersuchten Stücken angetroffen ist (sich auch
bei dem fossilen Magdeburger Wisentschädel findet).
In der Richtung der Drehung des Hormes verlaufen die Furchen,
mehr oder minder tief, und entsprechen, wie oben am Tretener Urhorn
(S. 85). angeführt ist, Längsleisten der Hornmasse. Nur junge oder
weibliche Exemplare haben furchenlose Hornzapfen; diese sind dann
entweder glatt oder rauh und porös.t) Häufig trifft man eine tiefe und
mehrere schwächere Furchen, häufiger mehrere fast gleich tiefe unten und
hinten, während die Zapfenoberfläche vorn und oben glatt ist; es kommen
aber auch Zapfen vor, wo rings herum starke Rinnen auftreten, die
jedoch auch hinten und unten am tiefsten sind.
In diesen Furchen und der Form der Zapfen hat man also ein
gutes Kennzeichen für den Ur; ja man kann aus ihnen sogar etwas
über das Alter und das Geschlecht des Tieres ersehen. Im Jugend-
zustande ist der Zapfen furchenlos oder nur mit Gefäß- oder Haut-
faltenrinnen versehen. Wenig gefurchte, schlankere Zapfen gehören
I) H. v. Meyer: a. a. O. S. 168.
2) H. v. Meyer: a. a. OÖ. Die Maße schwanken von 465 mm bis 759 mm.
3) Duerst: Archiv f, Anthropologie. 1904. S. 286 u. 287.
#) Duerst: a. a. O. S. 288,
— 110 —
weiblichen, stark gefurchte dickere alten, meist männlichen Tieren an.
Doch dürfte es dabei auch sehr auf die Entwickelung des einzelnen
Urs angekommen sein.
Auffällig erscheint es zunächst, daß der Zapfen eines männlichen
Urs von dem eines weiblichen in der Größe verhältnismäßig recht wenig
abweicht. Bei den jetzt lebenden, zahmen Rindern unserer Gegend
trifft diese Ähnlichkeit nicht zu; meist hat der Bulle kurze, dicke, die
Kuh längere, schwache, der Ochs lange, starke Hörner. Dagegen ist
j { E.Schäff. gez.
7R n. Gr. RE ’ AMFITTER.N NEUN
Abbildung 8. Schädel einer Urkuh, Bos Primigenius 2,
von der Stirnfläche gesehen. !/; nat. Gr.
aber zu bemerken, daß es manche, ziemlich frei lebende Rinderrassen,
wie z. B. die Pampas- und die podolischen Rinder, gibt, bei denen der
Unterschied zwischen Hörnern des männlichen und des weiblichen
Tieres sehr gering ist. Ferner ist wohl zu beachten, daß die kurzen
Hörner unserer Bullen jedenfalls auf die Art der Haltung und Züchtung
— 11 —
des Rindviehs zurückzuführen sein dürfte. Es besteht nämlich ein
naher Zusammenhang zwischen der Ausbildung der Hörner und der
Tätigkeit der Hoden.!) Bei kastrierten Bullen, den Ochsen, entwickeln
sich die Hörner manchmal ganz gewaltig?); bei den Bullen aber bleiben
sie kleiner, namentlich wenn diese, wie es vielfach geschieht, schon in
ca. n.Gn.
E.Schoffeez.
Abbildung 9. Schädel einer Urkuh, Bos primigenius 9,
schräg von der Seite gesehen. '/, nat. Gr.
verhältnismäßig jungem Alter und häufig zum Belegen benutzt
werden. Bei den wilden Stieren ist dies nicht der Fall. Die Brunst
1) Den Jägern ist bekannt, daß bei Hirschen und Rehen eine Verletzung des
Kurzwildbrets in der Zeit, wo die Geweihe neu gebildet werden, regelmäßig eine
Beeinflussung der Größe und Form der Stangen zur Folge hat, daß also auch hier
ein Zusammenhang zwischen der Hodenentwickelung und dem Stirnschmuck besteht.
2) Der Freundlichkeit des Herrn Dr. Henneberg, hier, verdanke ich die
Angabe, daß auf dem Gute eines seiner Verwandten in Poppenbüttel bei Hamburg
ein Ochs mit 1,05 m spannenden Hörnern sich befindet, der allerdings der größte
seiner Art (Schweinfurter Rasse) ist.
8*
— 112 —
findet nur einmal im Jahre statt, dann aber werden die jungen Stiere
von den alten meistens abgeschlagen, sodaß sie erst in reiferem Alter
zur Begattung gelangen. Der Ur war überhaupt ein spätreifes Tier.
Nehring!) gibt an, daß er in Kopenhagen das Skelett eines jungen
Urs habe untersuchen können, bei dem der Zahnwechsel bereits völlig
beendet, die Epiphysen der Wirbel- und mancher anderer Knochen aber
noch unverwachsen waren. Das Tier war also etwa mit 4 Jahren noch
nicht ausgewachsen, und ist jedenfalls vorher nicht zur Fortpflanzung
gekommen. Da haben sich denn die Hörner mächtig entwickeln können.
Am Grunde besaßen die Zapfen nur einen Wulst, waren aber
nicht gestielt, wie es beim Wisent deutlich hervortritt.
Die obere Schädelkante, die sich zwischen den Hornzapfen be-
findet, ist beim Ur meist geradlinig, oder in der Mitte nur ganz wenige
emporgezogen, selten sogar etwas eingesenkt (s. Abbildung 8 u. 2); bei
den lebenden Rinderrassen ist sie in der Mitte bedeutend erhöht. Die
mächtigen Zapfen greifen ferner oben weiter auf die Stirnfläche über,
sodaß sie am oberen Rande näher aneinander stehen als unten. Sehr
‚deutlich zeigt dies Abbildung 8. Dadurch wird die Stirn des Urs
nach unten hin etwas verbreitert, und auch dies dürfte den Ur von den
heutigen Rindern unterscheiden, bei denen der Zapfengrund annähernd
parallel mit der Mittellinie des Schädels verläuft.
Wegen der sonst noch am Schädel genommenen Maße sei auf die
Zusammenstellung verwiesen, die Nehring?) bei der Besprechung der
Urkuh vom Schwielochsee gegeben hat. Es wäre wünschenswert, wenn
sie mit denen an den übrigen bekannt gewordenen Urschädeln zusammen-
gestellt würden, und damit eine eingehende Bearbeitung des so inter-
essanten Tieres entstände.
Auch auf die übrigen Teile des Skelettes müßte sich diese Unter-
suchung erstrecken. Hier seien nach Nehring (a. a. OÖ.) nur die Maße
an einem Bullen (Braunschweig) und einer Kuh (Berlin) nebeneinander-
gestellt; verglichen mögen damit die Angaben über die Magdeburger
Stücke (S. 92) werden:
Jg 2
Größte Länge d. Schulterblattes (Scapula) (am V orderrande)510mm, 478mm,
” 72. 3110 berarns'H Hiimmerus) 27. Ps IRA ne 410.23 400233
5; Duo (nn) mt es. ne 480 „ ‚485 „,
. = 75 9DBICHB, (Radıasın a Na enere ee 30 „a0. %
hs » » Mittelfaßknochens (Metacarpus) ... . . 240 „,‚244 „,
1) Nehring: Deutsche Landwirtschaftliche Presse 1900. S. 121.
2) Nehring: Sitzgsber. d. Gesellsch. Naturf, Freunde. Berlin 1888. S.59 u. 60.
— 113 —
GrößteLänge d.Oberschenkels (Femur) ....... .... 490mm, 480 mm,
s „u nSchtenbeins@luibia) . :7..0272.711,5420 7 YA02 7,
* Porlackenbems (Galeaneus) 7 2.2... 180.57, TONER,
Das sind alles Maße, die über die an unserm Hausrind unter
gewöhnlichen Verhältnissen weit hinausgehen; aber wie oben bereits
bemerkt ist, haben auch nicht sämtliche Ure diese Größe erreicht, und
namentlich die letzten, durch Inzucht bereits entarteten Tiere werden
sich kaum über unsere Riesenochsen, was die Größe anlangt, erhoben
haben.
Einen wichtigen Unterschied zwischen dem Ur und dem Wisent
zeigt die Bildung der Wirbelsäule und des Brustkorbes.
Der Ur hat, wie das Hausrind, 13 Rippenpaare, also auch 13
Brustwirbel und hinter diesen 6 Lendenwirbel, der Wisent (und auch
der amerikanische Bison!) dagegen 14 Rippenpaare, also 14 Brust-
wirbel und nur 5 Lendenwirbel. Auch die Form der Rippen ist bei
beiden Boviden verschieden. Beim Ur sind sie im Querschnitt breit
und flach, beim Wisent verhältnismäßig schmal und dick.
Die Halswirbel sind, wie auch die Abbildung zeigt, mächtig ent-
wickelt zum Ansatz der starken Nackenmuskulatur, die den großen
Kopf und die Last der Hörner zu tragen und zu bewegen hatte.
Die Dornfortsätze der Brustwirbel sind beim Ur zwar etwas
länger als bei den meisten zahmen Rinderrassen (vergl. S. 91), aber
bei weitem viel kürzer als beim Wisent. Wenn daher auch die Rücken-
linie des Tieres in der Schultergegend etwas erhöht war, entstand doch
kein Buckel, wie bei letzterem.
Eine Aufbiegung des Schwanzansatzes, die, wohl als Folge des
Haustierstandes, bei manchen zahmen Rindern zu sehen ist, bei wilden
dagegen fehlt, ist auch beim Ur nicht zu bemerken, vielmehr ist der
Hinterrücken etwas abschüssig.
Von den Weichteilen des Urs ist, abgesehen von den wenigen
Resten von Sehnen und Muskeln am Schönebecker Schädel, nichts
erhalten; doch deuten die starken Knochenleisten und -höcker auf eine
kräftig entwickelte Muskulatur hin.
Die überlieferten Bilder zeigen uns, daß das Tier eine kurze
Wamme und kleine Ohren, dagegen ziemlich große Augen gehabt hat.
Hodensack und Euter traten nur wenig hervor, wie auch beim Wisent.
Die Hörner entsprachen der Form der Zapfen, auf denen sie
saßen; sie waren also ebenfalls lang, dick, dreifach, nach außen, vorn
und oben gebogen und beim ausgewachsenen Stier jedenfalls auch vorn
1) Vergl. das Skelett der Bisonkuh im Museum,
— 114 —
spitz, wie es das „Augsburger Bild“ zeigt, wenn sie auf diesem vielleicht
auch etwas zu scharf geraten sind. Ihre Farbe war bis auf die schwarzen
Enden hell, weißlich; das subfossile Tretener Horn eines jungen Urs
ist an der Spitze ebenfalls schwarz, im übrigen graugelb, doch dürfte
die letztere Farbe durch das Liegen im Torfe zu erklären sein.!) Dieses
Horn zeigt auch, worauf schon aufmerksam gemacht worden ist, im
Innern vorspringende Längsfalten, die den Furchen des Zapfens ent-
sprechen. Die Hornwand ist am Grunde nicht sehr dick, wulstig auf-
getrieben und ringförmig abgeschnürt, sodaß dies der Abschnürung
entspricht, die am unteren Ende vieler Urstirnzapfen zu beobachten ist.
Die Haut des Urs war, wie am Schönebecker Schädel zu sehen
ist, sehr dick. Sie war dicht mit Haaren besetzt, die im Gegensatz
zu den wolligen des Wisents, glatt und straff waren. Nur auf der
Stirn sollen sie kraus gewesen sein, sodaß dem Kopf ein schreckliches,
wildes Aussehen verliehen wurde.?2) Länger als die Haare des Haus-
rindes sind sie gewesen?); das Tier erschien daher, wie auch das Augs-
burger Bild zeigt, struppig, wie etwa heutzutage die schottischen ziemlich
wild lebenden fund allen Unbilden der Witterung ausgesetzten Hoch-
landsrinder.}
Über die Farbe der Behaarung gehen die Ansichten und Angaben
sehr auseinander.
Herberstain gibt in den Kommentarien an, daß der Ur die
Gestalt eines schwarzen Ochsen habe. (Urus est forma bovis nigri.)
(S. 8. 66.) In der deutschen Moscovia erweitert er diese Angabe,
nachdem er ein Tier dieser Art inzwischen gesehen hatte: „Die Farbe
ist fast ganz schwarz, nur am Rückgrat zieht sich ein grau-
lieber',Striehyder.Länge’nach,hin.® (8.8.22)
Der Antwerpener Nachdruck der Kommentarien betont ausdrück-
lich die schwarze Farbe und den weißlichen Rückenstreifen
im Gegensatz zu der Farbe der Hausrinder. (... nihil a domestieis
bobus distantes, nisi quod omnes nigri sunt et ductum quendam instar
lineae ex albo mixtum per dorsum habent). (S. S. 70.) Doch ist hier
anzunehmen, daß diese Angabe auf den Mitteilungen Herberstains beruht;
es wäre jedoch auch möglich — da der Nachdruck zu gleicher Zeit
mit der Moscovia erschien — daß der Herausgeber das in Wien
stehende ausgestopfte Exemplar des Urs gesehen hatte.
Bedeutet dieses „schwarz“ nun wirklich schwarz oder nur
— 15 —
In der Beschreibung des Wisents (S. 71) fährt Herberstain fort:
» . . Er hat ein grobes, hartes Haar, nicht so schön schwarz wie
der Thur“. Nun weiß doch aber wa der einen Wisent gesehen hat,
daß dieses Tier braun, wenn auch, namentlich im Winter, dunkelbr aun,
aber jedenfalls nieht schwarz ist.
Auch die Berichte an Gesner (S. 72) sprechen von der schwarzen
Farbe, die der Bulle im Alter bekommt. „Ein Bullkalb hat schwarz-
braune Farbe; in einem halben Jahre wird es ganz schwarz, wobei
auf dem Rückgrat ein etwa zwei Finger breiter schwärzlicher (subnigra)
. Streifen bleibt. Die Kühe bleiben zeitlebens schwarzbraun und werden
nur selten schwarz gefunden“,
Dagegen liest man in dem Kasnucle Mucantes (S. 75), daß der
Thur ein graues Wild ist.
Auf diese Stelle bezieht sich jedenfalls Duerst!), wenn er schreibt:
„Die Hautfarbe des Urs wird von den mittelalterlichen polnischen Autoren
als einförmig grau angegeben“; denn außer bei Mucante, dessen Bericht
in Polen aufbewahrt wird (S. S. 75), habe ich bei diesen überhaupt
keinerlei Angaben über die Farbe des Tieres gefunden.
Diesen allerdings wichtigen Angaben Herberstains, Gesners und
Mucantes gegenüber, die nach dem Aussehen der wirklich gesehenen
Ure gemacht sind,’ steht nun das oben (S. 99) erwähnte Urbild auf
der Ebstorfschen Weltkarte.
Auf dieser Karte sind in den Gegenden des Erdkreises, wo Platz
blieb, viele Tiere dargestellt und meist auch durch dabeistehende Namen
oder auch Beschreibungen, sog. Legenden, erklärt. So finden wir den
Löwen, den Elch, das Chamäleon, das Pferd, das Kamel, die Taube,
den Biber, den albanischen Hund, den Tiger, den Panther, den Bären,
Schlangen, den Papagei u. v. a., und unter ihnen nun auch den Ur
und den Wisent.
An der Grenze Polens gegen Rußland (Rucia regio) sehen wir
(östlich vom Duna fl., westlich von Kiwen c. [Kiew]) neben einem
Elch (Elles), der rötlichgelb mit gelbem, schaufelartigem Geweih ge-
zeichnet ist, ein etwas längeres Tier mit nach vorn gewandtem Kopfe,
das nach der Überschrift der Urus sein soll. Es steht auf einem Berg-
zuge, der, östlich der Elbe- und der Weichselquelle, sich von der
Donau her nach Norden hinzieht, jedenfalls also wohl die Karpaten
bedeuten soll. Auf dem Kopfe trägt es zwei aufrecht stehende, schwach
sichelförmig gekrümmte, lange, weiße Hörner; die Füße zeigen gespaltene
!) Duerst: Natur und Schule. Bd. II. S. 30,
— 116 —
Hufe; der Schwanz hängt lang herab und besitzt eine Quaste. Die
Farbe dieses Urs ist rotgelb (Sienafarbe).
Nach der Gegend, wo wir hier den Ur finden, könnten wir viel-
leicht meinen, es liege eine Verwechselung mit dem noch jetzt in
Littauen lebenden Wisent vor. Dem ist jedoch nicht so; denn auch
dieses Tier finden wir an einer andern Stelle der Karte im Bilde wieder-
gegeben, das deutlich den Unterschied vom Ur erkennen läßt. Mitten
in Kleinasien ist ein springender Ochs gezeichnet, über dem das Wort
Bonacus steht. Er ist mit wild emporgehobenem Schwanz und nach
vorn gewandtem Kopfe dargestellt. Die verhältnismäßig bedeutend
kleineren, weißen Hörner sind spiralig nach innen gerollt. Das Tier
schleudert seinen Kot nach hinten gegen einen grüngekleideten, mit
einer goldenen Lanze und einem Schwert in schwarzer Scheide bewaffneten
Jäger, der eiligst (springend) entflieht. In der Legende steht, nachdem
die Lage des Landes angegeben und die Provinzen aufgezählt sind:
„Habet et camelionem vermem plurimum necivum. Habet et bonacum
animal bovi simile: stercus suum veluti spiculum per spatium jiugeris!)
dirigit et quiequid tetigerit velud incendium urit et sie suos insequitores
submovet. ?)
Auch der Bonacus ist rötlich gefärbt.
Endlich sehen wir im Norden der Karte ein Land Albania.
Von ihm berichtet eine achtzeilige Legende, in der ausführlich von den
Hunden der Bewohner die Rede ist. Diese werden als sehr groß und
so wild beschrieben, daß sie (wilde?) Stiere und Löwen töten.?) Ein
kleines Bild unter dieser Inschrift stellt einen rötlich gefärbten Ochsen
dar, auf dem ein goldener, etwas abenteuerlich gestalteter (er sieht wie
ein Kaninchen aus) Hund steht und ihn ins Genick beißt. Der Ochs
zeigt dieselben weißen, sichelförmigen Hörner und auch dieselbe Gestalt
und Farbe wie der Urus, könnte also auch wohl einen Ur vorstellen
sollen, da Albanien garnicht so weit von der Heimat des eigentlichen
Urs liegt.
Auf dieser Karte sind also Ur, wie Wisent rötlich gefärbt,
ersterer etwas dunkler als letzterer.
Ist das Zufall? Oder ist bei der Farbengebung der Tiere auf
der Ebstorfkarte ein bestimmter Grundsatz befolgt?
Wäre, wie wir nach Herberstains Angaben glauben sollten, der Ur
schwarz gewesen, so hätte der Zeichner der Karte den Ur auch schwarz
1) = 100 griech. —= 104 röm. Fuß.
2) Die Inschrift zeigt viele Abkürzungen, die hier ausgeschrieben sind.
3) „canes tam ingentes sunt tanteque feritatis ut tauros leonesque perimant,“
— 11 —
malen müssen. Aus Mangel an schwarzer Farbe hat er dies jedenfalls
nicht unterlassen; denn Schwarz ist vielfach vertreten. Fast sämtliche
Städtebilder zeigen schwarze Tore und Fenster. Auch schwarze Tiere
treffen wir an. Unter der „Archa Noe“ schwimmt im blau gehaltenen
„Artix fl.“, der in langem Laufe sich ins Nordmeer ergießt, ein rötlich
gefärbtes vierfüßiges Tier mit langem, breitem Schwanz (ein Biber),
auf das ein schwarzer Raubvogel stößt. Ferner ist auch der basilisc.
(unter das Fabelwesen, die am Rande der Erdscheibe wohnen) schwarz
dargestellt. Wäre also die Farbe des Urs als schwarz bekannt ge-
wesen, so würde sie jedenfalls auf der Karte so wiedergegeben sein.
Bei den übrigen Tieren nämlich ist, soweit der Maler sie kannte, die
Naturfarbe wenigstens angestrebt worden. So ist z. B. der Löwe gelb,
das Kamel rotgelb, das Pferd weiß, der Tiger rötlich, der Parder gelb
mit schwarzen Flecken, die Taube weiß, der Elch, der Wisent, der
Biber rötlich u. s. £.
Da nun auch der Ur rötlich erscheint, müssen wir wohl annehmen,
daß der Maler ihn sich als so gefärbt vorgestellt oder gar gekannt hat.
Wir können es, da ja zur Zeit der Entstehung der Karte das Tier in
der Gegend selbst jedenfalls noch gelebt hat (S. S. 83), also auch eine
Kunde von ihm bis in die Klostermauern von Ebstorf gedrungen
sein mag.
Dann hätten wir also neben den schwarzen, vielleicht auch grauen
Uren in Masovien eine rötliche Spielart im mittleren Deutschland gehabt.
Das ist aber auch gar nicht so unwahrscheinlich.
Die Verbreitung des Urs erstreckte sich über weite Ländergebiete
mit z. T. ziemlich verschiedenen klimatischen und Boden-, somit auch
Ernährungsverhältnissen. Da werden auch, genau wie das z. B. vom
Edelhirsch und anderen Tieren unserer mitteleuropäischen Fauna bekannt
ist, mehr oder weniger scharf von einander getrennte Spielarten des
Urs in den einzelnen Teilen seines Verbreitungsgebietes bestanden haben,
die sich besonders auch in der Farbe unterschieden.
Zu bedenken ist ferner besonders, daß die letzten Ure, von denen
allein wir etwas über die Farbe der Haare wissen, in Tiergärten
lebten, ähnlich wie jetzt der Wisent im Bialowiezer Walde, oder wie
der Damhirsch in vielen Wildgehegen, z. B. in der Letzlinger Heide.
Von dem letzteren Tiere weiß man aber, daß es in diesem Gehege in
vielen Farbenspielarten vorkommt; neben der eigentlichen rötlichgrauen,
weißgefleckten Stammform treffen wir ganz dunkele, fast schwarze,
daneben aber auch rein weiße und selbst gescheckte Hirsche. Selbst
das Reh, das doch im Sommer rot aussieht, ist in einer schwarzen
Farbenspielart in der nordöstlichen Ecke der Altmark gar nicht so
— 118 —
selten, und vom Yak ist bekannt, daß dieser im wilden Zustande
schwarze Stier als halbwildes Haustier auch weiß und zuweilen selbst
rot gefärbt ist.
So mag auch der Ur in verschiedenen Farben vorgekommen sein.
An die Ebstorfsche Karte, die vor einigen Jahren auf meine
Veranlassung für die hiesige Realschule beschafft wurde, und das Ur-
bild darauf erinnerte ich mich, als im vorigen Sommer der Schönebecker
Schädel dem Museum übergeben wurde. Wie oben ausgeführt ist, zeigt
dieses Bruchstück auf der Rückseite am Grunde beider Zapfen ziemlich
lange rote Haare, auf der Vorderseite, ebenfalls am Zapfengrunde
kurze weiße Haare. Weiße Haare sollen sich nun am Horngrunde bei
vielen Tieren finden, die sonst kein Weiß zeigen.!) Wir dürfen demnach
annehmen, daß der Ur, von dem dieser Schädel stammt, rot gefärbt
gewesen ist, vielleicht auch eine weiße Blässe besessen hat. Genaueres
läßt sich natürlich bei der Kleinheit des vorhandenen Stückes nicht sagen.
Über die Lebensweise des Urs wissen wir verhältnismäßig recht
wenig, nämlich eigentlich nur das, was bei Gesner und Swiecicki zu
lesen ist. (Vergl. S. 72 u. 77). Im großen und ganzen werden
die Tiere sich so verhalten haben, wie jetzt die Wisente im Bialowicza-
Walde. Die alten Stiere lebten einzeln, gesellten sich erst zur
Rinderzeit zur Herde und erwarben sich durch heftige Kämpfe die
Alleinherrschaft über die Kühe, indem sie die jüngeren Bullen ab-
schlugen. Als Einsiedler waren sie gefährlich, wie auch die Wisente,
da sie leicht reizbar waren und dann ohne jeden Grund angriffen.
Dem Menschen wichen sie nicht aus, sondern nahmen ihn leicht an und
waren imstande, infolge ihrer gewaltigen Kraft, ihn in die Luft zu werfen.
Weniger bösartig waren die zu Herden vereinigten jüngeren Stiere
und die Kühe, die Menschen und Tiere ruhig vorbeigehen ließen, ihnen
aber auch nicht aus dem Wege gingen. Als Nahrung dienten ihnen
die Gräser und Kräuter des Waldes, das Getreide auf den Ackern, die
Eicheln und Bucheln, Knospen und jungen Zweige; in der Jactorowka
nahmen sie die Heuschober an, die für sie zusammengebracht wurden.
Die Rinderzeit war im September, die Setzzeit im Mai, die
Trächtigkeit dauerte also 9 Monate. Das Kalb wurde im Dickicht
geboren und von der Mutter sorgfältig bewacht, bis es mit zur Herde
genommen wurde.
Von Feinden hatten die Ure nicht viel zu leiden, da sie sich
ihrer leicht erwehren konnten. Swiecicki berichtet, daß ein einzelner
Bulle mit mehreren Wölfen zugleich fertig geworden ist.
!) Mündl. Mitteilung unsers Präparators, Herrn Gangloff.
— 119 —
Daß sich die Tiere auch mit zahmen Rindern, die in den Wald
getrieben wurden, gepaart haben, ist bei der Ähnlichkeit wohl an-
zunehmen, dagegen dürfte in das Gebiet der Fabel gehören, was Swieeicki
erzählt, nämlich, daß die Ure die von Hausstieren belegten Urkühe aus
der Herde verstoßen hätten.
Die Jagd auf den Ur muß zu jener Zeit, wo meist doch noch
mit dem Spieß und der Armbrust gejagt wurde, ziemlich gefährlich
gewesen sein. Sie hat aber auf jeden Fall für ein ritterliches Vergnügen
hervorragendster Art gegolten, sonst hätten die Fürsten sie sich nicht
vorbehalten.
Durch die Jagd, mehr noch aber durch die völlige Änderung der
Lebensbedingungen ist der Ur wie in Deutschland, so schließlich auch
in Polen ausgerottet.
Inwieweit er in seinen Nachkommen, den Primigeniusrassen des
Hausrindes sowie in dem englischen Parkrinde noch fortlebt, das nach
Ansicht verschiedener Forscher direkt von ihm, nach der anderer von
verwilderten Hausrindern abstammt, das zu untersuchen, würde den
Rahmen dieser Abhandlung überschreiten und muß einer besonderen
vorbehalten bleiben.
Zum Schlusse möchte ich nieht unterlassen, meinen besten Dank
auszusprechen:
den Herren Geheimrat Prof. Dr. W. Blasius- Braunschweig und
Prof. Dr. Plate-Berlin, die mir bereitwilligst die Benutzung der Ur-
reste in den von ihnen geleiteten Museen zu Vergleichszwecken erlaubt
haben,
Herrn Prof. Matschie-Berlin und Herrn Dr. Meißner-Berlin
für die freundliche Überlassung einschlägiger Literatur,
Herrn Tierarzt Fiedler-Braunschweig für seine Hilfe bei der
Bestimmung des Schönebecker Schädelrestes und
Herrn P. Parey-Berlin und der Verwaltung des Zoologischen
Museums der Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin für Abgabe
einiger Klichees.
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NATUR- UND HEIMATKUNDE
ZU MAGDEBURG.
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BAND I: HEFT IM. '
1. W. WoLTERSTORFF: Über die von Herm Dr. Kreyenberg in Ostasien
gesammelten Frosch- und Schwanzlurche.
8. Max HILZHEIMER: Eine kleine Sendung chinesischer Säugetiere.
3. ©. WOBIck: Molluskenfauna auf dem Domfelsen in der Stromelbe zu
Magdeburg.
. P. KupkA: Xerophila ericetorum Müll. bei Stendal.
. GUSTAY THIENEMANN: Die Vogelwelt Magdeburgs und Umgebung.
4
5. H. HonIeMAnN; ‚Beitrag zur Molluskenfauna von Bernburg a. S.
6
7. W. WOLTERSTORFF: Zur Entstehung der Zwergformen bei den Urodelen.
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MAGDEBURG 1906.
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FÜR
NATUR- UND HEIMATKUNDE
ZU MAGDEBURG.
ABHANDLUNGEN unn BERICHTE
HERAUSGEGEBEN VOM
DIREKTOR PRror. Dr. A. MERTENS.
BAND I: HEFT IM.
1. W. WOLTERSTORFF: Über die von Herrn Dr. Kreyenberg in Ostasien
gesammelten Frosch- und Schwanzlurche.
2. MAX HILZHEIMER: Eine kleine Sendung chinesischer Säugetiere.
3. ©. WOBICK: Molluskenfauna auf dem Domfelsen in der Stromelbe zu
Magdeburg.
P. KupkA: Xerophila ericetorum Müll. bei Stendal.
. GUSTAV THIENEMANN: Die Vogelwelt Magdeburgs und Umgebung.
4
5. H. HonIGMAnNn: Beitrag zur Molluskenfauna von Bernburg a. S.
6
7. W. WOLTERSTORFF: Zur Entstehung der Zwergformen bei den Urodelen.
MAGDEBURG 1906.
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Über die von Herrn Dr. Kreyenberg in
Ostasien gesammelten Frosch- und Schwanzlurche.
Von Dr. W. Wolterstorff, Museums-Kustos.!)
Der Liebenswürdigkeit meines verehrten Freundes, des Herrn
Dr. Martin Kreyenberg, bisher Marinestabsarzt an Bord S. M. S.
„Jaguar“, jetzt prakt. Arzt in Pingshiang, China, verdanke ich eine
reiche Sammlung von Amphibien ÖOstasiens, welche nebst einer
grossen Anzahl von Vögeln, Reptilien und anderen Tieren in den
Jahren 1901—1905 an mehreren Küstenplätzen des „Reiches der
Mitte“, Chinas, und Koreas grossenteils von Kreyenberg selbst
gesammelt wurden; ein Teil der Ausbeute von Kıiukiang rührt von
Herrn Eickhoff, einem Freunde Kreyenbergs, her.?2) im letzten
Sommer — 1905 — sammelte Kreyenberg auch tief im Innern,
zu Pingshiang, und konnte seine Ausbeute nachträglich noch
bearbeitet werden.
Von Urodelen konnte Herr Dr. Kreyenberg in früheren
Jahren trotz eifrigen Suchens nur 2 junge Exemplare von Megalobatrachus
mazximus erhalten, welche in Kanton durch einen chinesischen
Fremdenführer beschafft wurden. Es ging ihm nicht anders als
Herrn Dr. Paul Krefit, welcher mehrere Jahre zuvor als Schiffs-
arzt zum Teil die gleichen Gegenden besuchte und in meinem
Interesse mit besonderer Aufmerksamkeit nach Molchen spähte,
ohne auch nur eines Exemplares habhaft zu werden, während er
solche in Japan, freilich nur in einer Art, Triton (Cynops) pyrrhogaster,
massenhaft erlangen konnte.) Erst 1905 gelang es Herrn Kreyen-
1) Für den Inhalt der Abhandlungen sind die Verfasser selbst ver-
antwortlich.
2) Herr Eiekhoff hat auf Anregung Dr. Kreyenberg’s die Umgebung von
Kiukiang auch zu anderen Jahreszeiten eifrig zoologisch durchforscht und uns
‚seine Aufsammlungen in uneigennütziger Weise durch Kreyenbergs Vermitt-
lung zur Verfügung gestellt. Unser Museum verdankt auch ihm bereits
manches wertvolle Stück!
3) Siehe Dr. Paul Krefft, eine Exkursion in Südchina, Blätter für Aquarien-
und Terrarienkunde, Magdeburg, Creutz’sche Verlagsbuchhandlung (M. Kretsch-
mann) 1904, No. 13—15 (pg. 232).
9
a
berg durch Vermittlung des Herrn Eickhoff von dessen Schwager,
Herrn Bahrs, einige Molche aus der Umgebung von Kinkiang zu
erhalten.
Um so reicher ist die Froschfauna vertreten. Alle stehenden
Gewässer, die überschwemmten Reisfelder, gegebenen Falles die
Wiesen, selbst die Klüfte der Felsen enthalten nach Kreyenberg
und Krefft die Tiere in Menge, zeitweise kann man Tausende
zählen.
An diesem Orte beabsichtige ich nur ein vorläufiges Ver-
zeichnis der gesammelten Tiere nebst Bemerkungen zu ein-
zelnen der untersuchten Formen zu geben, indem ich mir eine
zusammenfassende Bearbeitung aller beobachteten Arten, die Schil-
derung ihrer Lebensweise — wir verdanken Kreyenberg und
Krefft zahlreiche interessante biologische Mitteilungen ete. — für
dıe Zukunft vorbehalte, um so mehr, als Herr Kreyenberg noch
weiteres Material in Aussicht stellte.
Ich habe die Aufsammlungen Dr. Kreyenbergs zum grössten
Teile mit Zustimmung des Schenkers dem städtischen Museum für
Natur- und Heimatkunde zu Magdeburg überwiesen, mit Ausnahme
einiger für das Berliner und Londoner Museum bestimmten
Dubletten. Ausserdem liegt mir eine Serie chinesischer Wasser-
frösche. s. Z. von Collin de Piancy gesammelt und von
Fernand F. Lataste, ı) dem verdienten Herpetologen, beschrieben,
vor, welche mir Herr Lataste im Jahre 1887 zum Geschenk machte.
Auch diese wurden von mir dem städtischen Museum geschenkt.
Es ist mir eine angenehme Pflicht, Herrn Dr. Kreyenberg,
sowie Herrn Eickhoff auch an diesem Orte den herzlichsten Dank
für alle ihre Bemühungen auszusprechen. Auch Herrn &. A. Bou-
lenger, meinen hochverehrten Gönner am Britischen Museum, bin
ich für seine Ratschläge, Nachweis der Literatur und seine Hülfe
bei der Determination einiger zweifelhaften Formen sehr zu Dank
verpflichtet.
ı) Batraeiens et Reptiles recueillis en Chine par M. V, Collin de Plancy,
Bull. Soc. Zool. de France, tome V, 1880, pg. 61.
— 125 —
I. Liste der gesammelten Tiere.
SO
je besuchten Fundorte sind von Süden nach Norden etwa
l. Hongkong, unter dem 22., und Kanton, unter dem
23. Breitengrade,
2. Futschau, unter dem 26. Breitengrade,
3. Pingshiang, zwischen dem 27. und 28. Breitengrade,
300 km südlich von Hankau, im Herzen Chinas be-
legen,
4. Gestade des Nimrodsundes, etwa unter dem 30. Breiten-
grade, nahe Ningpo,
5. Kıukıang am Yangtse, bereits tief im Innern Chinas
belegen, mit dem „Kulinggebirge“ und Cheechou, ferner
Hankau und Nanking. Die Fauna dieser Örtlich-
keiten stimmt im ganzen überein! Sie liegen zwischen
dem 29. und 31. Grade, meist etwas nördlicher oder
südlicher als der 30. Breitengrad,
. Schanghai, unter dem 31. (bis 32.) Breitengrade,
Tsingtau, 36. Breitengrad,
. Masampho (Masampo), Korea, 35. en)
. Tschemulpo, Korea, 37. Breitengrad,
10. Peking (coll. Plancy), 40. Breitengrad.
Die Fundorte Futschau, Pingshiang, Tsingtau, Masampho
beanspruchen besonderes Interesse, da die Amphibienfauna dieser
Gegenden noch wenig bekannt bezw. in den Sammlungen vertreten
war. Auch Cheechou ist wichtig, obwohl von hier nur eine Art
vorliegt. Am Nimrodsund war anscheinend ebenfalls noch nicht
systematisch gesammelt, wohl aber in dem benachbarten Ningpo.
Seow-aco
1. Hongkong und Kanton.
a) Hongkong.
kana limnocharis Wiegm. Zahlreiche junge, eben verwandelte Tiere,
z. T. mit Schwanzstummel. Kaulung (Kowlon) bei Hongkong.
April 1903.
Racophorus leucomystax Gravh. | erwachsenes Stück, Kaulung-
berge bei Hongkong, 27. 4. 1903.
Microhyla pulchra (Hallow.) 1 erwachs. Stück, 27. 4. 1903.
Callula pulchra Gray 12 erwachs. Stücke, 27. 4. 1903.
9*
— 126 —
b) Kanton.
(Alle Exemplare wurden durch einen chinesischen
Fremdenführer besorgt.)
Rana tigrina Daud. 4 erwachs. Stücke — 2 Ex. Februar 1905.
Rana Güntheri Boul. 1 erwachs. Stück, 5.
Racophorus leucomystax Gravh. 1 erwachs. Stück.
Bufo melanostietus Schneid. 2 erwachs. Stücke — 1 Ex. Februar 1905.
Megalobatrachus maximus Schleg. 2 halbwüchsige Exemplare, aus
lem Hinterland stammend.
2. Futschau.!)
Am Bamboocreek, gesammelt 11. 3. 1905.
Rana esceulenta subsp. chinensis Osb. 1 Ex., unerwachsen.
Rana japonica Boul. Zahlreiche Exemplare und Larven, fast sicher
dieser Art angehörend. (Boul. det.!)
Rana limnocharis Wiegm. Zahlreiche Exemplare.
Mierohyla ornata D. B. Mehrere Exemplare.
Hyla chinensis Günth. Mehrere Exemplare.
3. Pingshiang.
Gesammelt Sommer und Herbst 1905.
Rana tigrina Daud. Viele Exemplare, meist kleiner.
Rana limnocharis Wiegm. Viele Exemplare.
Rana Planeyi Lat. 4 Exemplare.
Rana cf. Martensii Boul. Viele Exemplare. — Boulenger selbst be-
zeichnete mir die Bestimmung nach Untersuchung der Exemplare
als provisorisch. Die Art steht der R. japonica Boul. sehr nahe.
Ich selbst vermochte die chinesischen Exemplare der R. Martensi
und japonica nach dem Habitus, ohne Vergleich der Literatur,
nicht zu unterscheiden. W.
Racophorus Dennysü Blfd.?)
Microhyla ornata D. B. Sehr zahlreich in alten und jungen Stücken.
Gesammelt Dezember 1905!
!) Siehe Kreyenberg, „Zoologische Ausilüge in Fokien“, Wochenschrift
für Aquarien- und Terrarienkunde (Braunschweig, Wenzels Verlag), 1905, No.
28, Seite 266, und Wolterstorif, „Bemerkungen zu dem Aufsatze: Zool. Ausfl.
in Fokien“ l. c. N. 52, Seite 511.
2) Die Art liegt mir noch nicht vor, inzwischen hat Kreyenberg aber, It.
brieflicher Mitteilung vom 25. 4. 06, mehrere Exemplare erhalten.
— 127 —
Bufo vulyaris Laur. 1 grosses . Als südliches Vorkommen von
Interesse!
4. Nimrodsund.
Itana limnocharis Wiegm. 2 Stück 1902, zahlreiche erwachsene
Stücke 25.—27. 5. 1903 und 7. Juni 1904.
Rana Planeyi Lat. Einige Ex. ges. 25.—-27. 5. 1903, zahlreiche
Stücke, alt und jung, ges. 7. Juni 1904.
Rana esculenta subsp. chinensis Ösb. Zahlreiche alte und junge Tiere,
ges. 25.—27. 5. 1903 und 7. 6. 1904.
Runa japonica Boul. 1 junges Stück, 27. 5. 1903.
Alierohyla ornata Dum. e. Bibr. 3 Exemplare. 6. und 7. Juni 1904.
I Ex. von Tungju am Nimrodsund, 1902.
Hiyla chinensis Günth. 3 erwachsene, ein halbwüchsiges Stück, 27.
5. 1903. — 2 kleine Stücke, 5. 6 1904
5. Kiukiang und Yangtsefluss.
a) Kıukiang am Yangtse.
Rana tigrina Daud. Wenigstens ! Ex., erwachsen. 1904.
Rana esculenta subsp. chinensis Osb. Zahlreiche alte und jüngere
Stücke, erstere sehr gross. 1904.
Bufo vulgaris Laur. Ein erwachs. Ex., Juni 1904.
b) „Kuling“-Gebirge bei Kiukiang (bis 1500 m hoch)
Fana Boulengeri Günth. Zwei alte, drei kleinere Exemplare, hier-
von ein Exemplar mit stark entwickelten kurzen Längsfalten
auf dem Rücken. 21. 6. 1904.
Rana limnocharis Wiegm. 5 erwachsene Exemplare, teils zwischen
Kiukiang und Kuling, teils zu Kuling selbst gesammelt. 21.6. 1904.
Rana esculenta subsp. chinensis Osb. Ein junges Stück, 21. 6. 1904.
c) Kiukiang und Umgebung (ohne nähere Angaben).
Gesammelt Oktober bis Dezember 1904 und Frühjahr
1905 von Eickhoff.
Rana ef. Martensii Boul. Zahlreiche Exemplare. (Boulenger det!)
Rana limnocharis Wiegm. Mehrere Exemplare.
Rana Planeyi Lat. 6 Exemplare.
Microhyla ornata D. e. Bibr. 1 Kxemplar.
Bufo vulgaris Laur. 2 junge Exemplare.
Hyla arborea var. Savignyi Aud. Mehrere Exemplare.
d) Cheechou bei Kiukiang.
Triton pyrrhogaster subsp. orientalis Dav. 19 Exemplare.
(Siehe unten, Bemerkungen zu einzelnen der untersuchten Arten.)
er
e) Hankau am Yangtse.
Bufo vulgaris Laur. 2 erwachsene Exemplare, &, Januar 1904.
f) Tschin-Kıang am Yangtse.
Bufo vulgaris. Altes 2. August 1903.
g) Nankıng.
Sommer 1905.
Rana limnocharis Wiegm. Mehrere Exemplare.
Rana esculenta subsp. chinensis Osb. 2 Stücke, halberwachsen.
Rana japonica (oder cf. Martensii Boul.). 1 Exemplar.
Microhyla ornata D. B. 3 Exemplare.
6. Schanghai.
(Einkauf auf dem Fischmarkt!)
Rana tigrina, erwachsen und mittelgross. Zwei Exemplare. Mai
und Juni 1904.
Rana esculenta subsp. chinensis Osb. 1 Exemplar. Mai 1904.
Microhyla ornata D. e. Bibr. 1 Exemplar 1904.
Bufo vulgaris Laur. 2 Exemplare. Maı 1904.
7. Tsingtau.
Rana limnocharis Wiegm. Ein einziges Stück, „Kolke hinter Tai-
tung-tschen bei Tsingtau“. Das vereinzelte Vorkommen ist von
Interesse. Die Art dürfte in dieser Gegend ungefähr die Nord-
grenze ihrer Verbreitung erreichen!
Rana esculenta subsp. chinensis Osb. Zahlreiche alte und junge
Exemplare, ges. 1901—1905 Tsingtau, Zankau .und Likum bei
Tsingtau. 1 Exemplar, Weihsien, Prov. Schantung, Ende April
1905.
Callula verrucosa Boul. 14 Exemplare. Siehe unten, Bemerkungen etc.
Bufo vulgaris Laur. 5 Exemplare, Linkum b Tsingtau. 3 Kxem-
plare, ö, © in Brunst, Ö sehr gross, 25 4. 1905. 1 Exem-
plar, Weihsien, Prov. Schantung, Ende April 1905.
Bufo Raddii Strauch. 2 Exemplare, 1902, zwischen Zankau und
Linkum. 12 Exemplare, erwachsen und halbwüchsig, Leuchtturm-
Halbinsel, Tsingtau, 23. 6. 1903. 1 Exemplar, Tsingtau, „unter
elektrischem Licht Insekten fangend“, Sommer 1904. Zahlreiche
Exemplare in voller Brunst, April 1905.
Bombinator orientalis Boul. Iltisberge bei Tsingtau, 22. 6. 1901.
5 Exemplare. — 6 Exemplare in voller Brunst, Tsingtau, Ende
April und Anfang Mai 1905.
8. Masampho (Masampo), Korea.
Alle Tiere gesammelt 20. 10. 1903.
Rana rugosa Schleg. | erwachsenes Exemplar. Einziges Stück
dieser Art. Neu für Korea!
Rana esculenta subsp. chinensis Osb. ca. 10 erwachsene und junge
Exemplare.
Hyla arborea var. Savignyi Aud. (= japonica Schleg.). Zahlreiche
erwachsene Stücke.
Bombinator orientalis Boul. 5 Exemplare.
9. Tschemulpo, Korea.
Rana esculenta subsp. chinensis Osb. ca 10 halbwüchsige Exemplare.
November 1904.
10. Peking (coll. de Plancy).
Rana esculenta subsp. chinensis Osb. ca. 20 Exemplare, erwachsen.
(Typen Latastes!)
Ferner gibt lLaataste von Peking an:
Bufo vulgaris (var. japonica)
Bufo Raddiü Strauch.
Doch werden hier noch mehr Arten vorkommen!
II. Übersicht. ’)
1. Rana Boulengeri Günth.
Ann. Mag. Nat. Hist. 1889, pg. 222.
Kulinggebirge (1500 Meter) bei Kıukiang. Bekannt von
Tonkin; Mount Austin; 1800 Meter hoch, auf Hongkong (Dr. Paul
Krefft); bei Foochow, Kuatun, in 3—4000° Höhe, N. W. Fokien
1) Eine bis 1903 reichende, ausführliche Zusammenstellung aller bekann-
ten Reptilien und Amphibien Chinas, mit Anführung sämtlicher Fundorte,
bietet: Fr. Werner in seiner Arbeit „Über Reptilien und Batrachier aus Gua-
temala und China in der zoologischen Staatssammlung in München“, Abhdl.
K. Bayer. Akad. Wiss. II. Kl. XXII. Bd. II. Abteil., 4Bd. (Auch separat er-
schienen, in Kommission des G. Franz’schen Verlages (J. Roth). — Von einer
vollständigen Wiedergabe seiner Amphibienliste nahm ich Abstand. — Auch
Böttger, Materialien zur herpetologischen Fauna von China, I, ?. Versuch
einer Aufzählung der Reptilien des chinesischen Reiches, 24. und 25. Bericht
des Offenbacher Vereins für Naturkunde, 1885, pg. 132 ff., ist jetzt noch von
Bedeutung.
— 130 —
(siebe Boulenger, On a Üollection of Reptiles and Batrachions
made by Mr. d. D. La Touche in N. W. Fokien, Proc. Zool. Soc.
London 1899, pg. 159); Ningpo und Ichang (Typen).
2. Rana tigrina Daud.
Boulenger, Cat. Batr. salientia, 1882, pg. 26.
Kanton. Pingshiang. Kıukiang. Schanghai. Im ganzen süd-
östlichen Asien einschliesslich Javas und der Philippinen und in
der Südhälfte Chinas verbreitet.
3. Rana limnocharis Wiegm.
Boulenger, Cat., pg. 28 (R. gracilis).
Kaulung bei Hongkong, Futschau, Pingshiang, Nimrodsund,
Kiukiang, Nanking, Tsingtau (nur ein Ex.). In Südostasien und
China bisher bis Schanghai nachgewiesen. (Von Krefft auch in
Japan gesammelt!) Das Vorkommen bei Tsingtau dürfte schon an
der Nordgrenze des Verbreitungsgebietes dieser Art liegen.
4. Rana rugosa Schleg.
Boulenger, Cat., pg. 35.
Masampho. Bisher nur von Japan bekannt! Für Korea bezw.
das asiatische Festland neu.
5. Rana Planeyi Lat.
Boulenger, Cat., pg. 37.
Pingshiang, Nimrodsund, Kiukiang. Bekannt von Chunan
(Tschunan), Formosa, Ningpo, Hankau, Kiukiang, Schanghai, Peking
(Typen). Unter dem Material von Tsingtau fehlt die Art auf-
fallender Weise. Sie ist in ganz Mittel- und Nordchina verbreitet,
aber wohl nicht überall häufig.
6. Rana esculenta L. subsp. chinensis Osb.
Boulenger, Cat., pg. 40 (var. japonica).
Futschau, Pingshiang, Nimrodsund, Schanghai, Kiukiang, Nan-
king, Peking, Tsingtau, Masampho, Tschemulpo. Überall häufig. In
ganz Ostasien bis wenigstens zum 40. Breitengrad im Norden nach-
gewieser, einschliesslich Japans und der benachbarten Inseln. Im
Süden wohl fehlend. (Siehe unten, Bemerkungen zu einzelnen der
untersuchten Arten.)
7. Rana japonica Boul.
Boulenger, Cat., pg. 47.
Futschau, Nimrodsund (ein junges Ex.), Nanking. Bekannt
von Fokien, Ningpo, Kiukiang, Peking, am See Kuku-noor u. a.
(vergl. Werners Aufzählung), Japan.
— 131 —
8. Rana cf. Martensii Boul.
Boulenger, Bull. Soc. Zool. France, Bd. 11, 1886,
Sep.-Abdruck, pg. 5.
Pingshiang, Kiukiang. Bisher von Japan, Ningpo bekannt.
9. Rana Güntheri Boul.
Boulenger, Cat., pg. 48.
Kanton, Pingshiang. Bekannt von Hongkong, Kanton, Hainan,
Amoy (24. Breitengrad). — (Siehe unten, Bemerkungen zu ein-
zelnen der untersuchten Arten.)
10. Racophorus leucomystax Grav.
Bouienger, Cat., pg. 83 (= maculatus).
Hongkong, Kanton. Im Malayischen Archipel weit verbreitet,
im Norden wenigstens bis Fokien reichend.
(Racophorus Dennysii Blfd. Pingshiang.)
11. Microhyla ornata D. B.
Boulenger, Cat., pg. 165.
Futschau, Pingshiang, Nimrodsund, Tungju am Nimrodsund,
Kiukiang, Schanghai. Bisher von Indien und der Südhälfte Chinas
bis Ningpo bekannt.
12. :Microhyla pulchra (Hallow.).
Boulenger, Cat., pg. 165.
Be Von Ceylon bis Südchina (Kanton) bekannt.
. Callula verrucosa Boul.
Boulenger, Ann. Mag. Nat. Hist. (7) XIII, 1904, Seite 131.
Tsingtau. Bisher nur von Yunnan bekannt!
14. Callula pulchra Gray.
Boulenger, Oat., pg. 170.
Hongkong. Ausserdem bekannt von Ostindien und dem
Malayischen Archipel, Prov. Kanton.
15. Bufo vulgaris Laur.
Boulenger, Cat., pg. 303.
Pingshiang, Hankau, Tschinkiang, Kiukiang, Schanghaı,
Tsingtau. Bereits in Fokien (Südchina) häufig! Von Krefft an-
geblich schon auf Hongkong beobachtet!? Im grössten Teil Asiens
zu Hause! — In der vielumstrittenen Frage, ob die chinesische
Form einen eigenen Varietätsnamen verdient, habe ich noch kein
Urteil.
Rene. 008
16. Bufo Raddii Strauch.
Boulenger, Oat., pg. 29%.
Tsingtau. Sonst von Tschefu, Peking, Sungatschi, der Mon-
golei (viele Fundorte!) bekannt Siehe Bedriaga, Wiss. Resultate!
Nördliche Form! Für Tsingtau schon durch Werner angegeben.
17. Bufo melanostietus Schneid.
Boulenger, Oat., pg. 306.
Kanton In Südasien weit verbreitet! In China noch von
Kanton, Amoy, Hainan, Formosa angegeben. Aber schon in Fokien
anscheinend fehlend.
!8. Hyla arborea L. var. Savignyi Aud. (= var. japonica Schleg.).
Boulenger, Cat, pg. 381.
Kiukiang, Masampho in Korea. Von Hainan, Ningpo, ichang,
Schanghai, Korea u. a. bekannt.
19. Ayla chinensis Günth.
Boulenger, Oat., pg. 381.
Futschau, Nimrodsund. Von Formosa, Amoy, Ningpo,
Tschusan, West-Sze-Tschuen, Kiukiang nachgewiesen.
20. Bombinator orientalis Boul.
Boulenger, Ann. Mag.N.H.(6)V, 1890, pg.143, pl.1X, fig.2.
Tsingtau, Masampho in Korea Bekannt von Tschefu, der
Mandschurei, Korea.!) Von Tsingtau bereits durch Werner be-
kannt gegeben.
21. Triton pyrrhogaster subsp. orientalis Dav.
Cheechou bei Kiukiang.
22. Megalobatrachus maximus Schleg.
Boui., Cat. grad. pg. 80.
Kanton, — wohl aus dem Innern stammend. Sonst in China
von Muping, West-Sze-Tschuan, bekannt.
Was den Kreyenbergschen Sammlungen besonderen Wert
verleiht ist der Umstand, dass alle Exemplare mit wenigen Aus-
nahmen an Ort und Stelle von Kreyenberg selbst gefangen wurden
und meist vorzüglich konserviert sind. Von Masampho und Ping-
shiang waren in der Literatur noch keine Amphibien verzeichnet.
1) In den Hochgebirgen von Yunnan in Südchina wird die Gattung
Bombinator durch den neu entdeckten Bombinator maximus Boul., Descript.
of a new Batrachian of the genus Bombinator from. Yunnan, Ann. of Nat.
History, ser. 7, vol. 15, 1905, pg. 188, vertreten.
— 133 — .
So ergänzen diese unvollständigen, aber exakten Lokalfaunen das
Bild der geographischen Verbreitung der ostasiatischen Amphibien
in willkommener Weise.
Es ıst von Interesse, an der Hand der reichen Serien den
allmählichen Übergang der Anurenfauna (die Urodelen lasse ich
hier unberücksichtigt) der Indischen Region — besser gesagt, der
Indisch-Chinesischen Subregion — in die paläarktische Fauna zu
verfolgen. Die Sammlung enthält zwar nur einen Teil der zahi-
reichen bekannten Arten, aber gerade die für die Küstenstriche,
in welchen Kreyenberg bisher, abgesehen vom Yangtsetale und von
Pingshiang, grossenteils sammelte, charakterıstischen Formen.
Von den nördlich vom 30. Breitengrade vorkommenden, bei
Boulenger!) angegebenen Froschlurchen Ostasiens einschliesslich
Sıbiriens fehlen in Kreyenbergs Kollektion übrigens nur 6 Arten
und zwar
Rana temporaria, amurensis — diese Art zählt ebenfalls zu
der R. fusca-Gruppe, —
Rana Sehmackari,
Raeophorus Dawdi Sauv.,
Bufo viridis Laur.
Hlyla Stepheni Boul. (Korea),
Arten, die z. T. erst in wenigen Exemplaren bekannt geworden
sind, oder, wie R. temporaria, Bufo viridis im östlichen China nur
sporadisch beobachtet wurden.
Aus der Südhälfte Chinas — mit Ausschluss von Yunnan
und der Inseln Hainan, Formosa —- fehlen in Kreyenbergs Samm-
lung mit Sicherheit noch 11 Arten, die aber z. T. erst von einem
oder wenigen Orten bekannt sind.
Von Hongkong liegen in der Coll. Kreyenberg eine Reihe
von Formen vor, deren Verbreitungszentrum sich im Malayischen
Archipel und in Hinterindien befindet, wie Racophorus leucomystaz,
Callula pulchra, Bufo melanostietus. Erstere Art verbreitet sich nord-
wärts noch bis Fokien.
'!) Boulenger, Tailless Batrachians of Europe, Ray Society, London,
1898, part I, pg. 121. — Inzwischen sind von Günther und Bedriaga aus
dem östlichen Tibet, Oberlauf des Gelben und des Blauen Flusses, noch 2 Arten,
Nanorana Pleskei Gtlir. und Leptobrachium Boulengeri Bedr. beschrieben
worden. Siehe Bedriaga, Wiss. Resulte der von N.M. Przewalski nach COentral-
asien unternommenen Reisen, herausgeg. v. d. Kaiserl. Akad. d. Wissensch.,
Petersburg. Zoologischer Teil, Bd. 1II, Abt. 1, Lief. 1. 1898. pg. 32 und 63.
— 134 —
Rana Güntheri war bisher nur im südlichsten Teile Chinas
bekannt, ist durch Kreyenberg jetzt aber auch für Pingshiang
nachgewiesen.
Rana esculenta subsp. chinensis Osb. und R. Planeyi, Bufo vul-
garis scheinen noch zu fehlen.
Bei Futschau, Pingshiang, am Nimrodsund, bei Kiukiang
und Schanghai treffen wir ein Gemisch südlicher und paläarktischer
Formen an. Zu ersteren gehören Kana tigrina, R. limnocharis,
R. Boulengeri, R. Güntheri, Microhyla ornata, alles Arten, die schon
bei Hongkong auftreten, zu letzteren Aana Planeyi, R. esculenta
subsp. chinensis, R. japonica und R. Martensii, beide zu der R. fusca-
Gruppe zählend, Bufo vulgaris (var. japonica), die aber schon in
Fokien häufig ist.
Racophorus leucomystax, Callula pulchra, Bufo melanostictus
scheinen zu fehlen.
Andererseits fehlen Bufo Raddii und Bombinator orientalis, zwei
streng nördliche Formen, noch.
Hyla chinensis scheint für Mittelchina typisch zu sein.
Bei Tsingtau sind alle südlichen Faunenelemente ver-
schwunden, mit Ausnahme der R. limnocharis, die aber sehr selten zu
sein scheint, und der Callula verrucosa, bisher nur von Yunnan be-
kannt! Neu sind Bufo Raddii und Bambinator orientalis hinzu-
getreten,
Zu Masampho finden sich die gleichen Formen ausser Callula
verrucosa und R. limnocharis, vergesellschaftet mit /Zyla arborea var.
Savignyi und Rana rugosa, zwei Formen, welche auch für Japan
charakteristisch sind.
Hıla arborea wurde bei Tsingtau wohl nur zufällig übersehen.
Dass Kreyenberg bei Masampho die Bufo Raddii und Bufo
vulgaris nicht fing, erscheint bei der Kürze des Aufenthaltes — ein
Orientierungsspaziergang — leicht verständlich. Um so erfreulicher
ist es, dass der eifrige Sammler hier Kana rugosa neu entdeckte.
Bei Peking wurden von Plancy nur Rana esculenta subsp.
chinensis, Bujfo vulgaris (v. japonica), B. Raddii beobachtet, doch
dürfte die Artenzahl auch hier in Wirklichkeit grösser sein.
— 135 —
IH. Bemerkungen zu einzelnen der untersuchten Arten.
1. Rana esculenta subsp. chinensis Osb.
Der gemeine Wasserfrosch Chinas und Japans wird in der
Regel als eine besondere Varietät unserer europäischen R. esculenta
angesehen. Boulenger unterscheidet in seinem letzten diese
Frage berührenden Werke „the tailless Batrachions of Europa“
(siehe Literatur, No. 11) pg. 270 ff. vier Varietäten der ARana
esculenta: 1. var. ridibunda Pall , 2. forma typica, 3. var. Lessonae
Cam. 4. var. chinensis Osb.
Die var. ridibunda ist charakterisiert durch einen schwach ent-
wickelten, stumpfen, kleinen Metatarsaltuberkel am Grunde der
ersten Zehe (Innenzehe) und die langen Unterschenkel. Die Hinter-
seite der Oberschenkel ist weisslich (oder blass grünlich, bräunlich)
und schwarz gefleckt. In der forma typiea ist der Metatarsaltuberkel
etwas grösser und mehr oder weniger vorspringend, die Unter-
schenkel sind kürzer. Die Hinterseite der Oberschenkel ist (lin
Leben) orangegelb und schwarz gefleckt. Die var. Lessonae zeichnet
sich durch einen grossen, starken halbmondförmigen Metatarsal-
tuberkel aus, derselbe ist seitlich zusammengedrückt und hart. Die
Unterschenkel sind meist noch kürzer als in der forma #ypiea. Die
Färbung ist die gleiche, aber in der Regel noch intensiver, ge-
sättigter. In der var. chinensis ist der Tuberkel meist noch grösser,
ebenfalls hart und halbmondförmig. Die Färbung ist ähnlich wie
in den letzten beiden Varietäten, aber längs des Rückens finden
sich zahlreiche kurze, schmale Drüsenfalten, welche den europäischen
Wasserfröschen ganz abgehen.
Übersicht.
Keine ee überragend 1. ridibunda23-4
Rücken-/Unterschenkel Mo typca 2-3
falten jnicht überragend \ 3. Lessonae 13-2 |
Rückenfalten . . . Ar 4.chinensis 1 -13
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enthalten
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malin d. Länge
schenkels ent
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BER
[o’ oUo or
—
In meiner kürzlich erschienenen Arbeit „Beiträge zur Fauna
der Tucheler Heide“ (13) bin ich auf Grund neuerer Untersuchungen
und eigener Aufsammlungen zu etwas abweichenden Resultaten
gelangt. Ich unterscheide im Westen der paläarktischen Region
zwei Unterarten, Rana esculenta subsp. ridibunda, welche sıch
wieder in mehrere geographische Rassen oder Varietäten teilen
eg;
lässt, und die subsp typica. An die subsp. typica schliesst sich die
var. Lessonae so eng an, dass man sie nur als extremste Form der
subsp. iypiea betrachten kann. Ich bezeichne sie daher als R. escu-
lenta subsp typiea var. Lessonae.
Dagegen sprach ich an jener Stelle die Vermutung aus, dass
die ostasiatische Form doch eine eigene Art sein könnte.
Nach eingehender Prüfung des reichen Materials von ca. 100
Wasserfröschen Ostasiens der Coll. Kreyenberg und Lataste
und nach regem Meinungsaustausch mit Herrn G. A. Boulenger
bin ich schliesslich Boulengers Ansicht beigetreten, dass die Unter-
schiede zwischen den europäischen Formen einerseits, der ost-
asiatischen anderseits zwar beträchtlich sind, aber doch nicht
genügen, um die Östasiaten als Species abzutrennen. Wohl aber
stellt letztere Form eine gut ausgesprochene Subspecies dar.
Der einzige durchgreifende Unterschied zwischen der
subsp. chinensis und den europäischen Unterarten bezw. Varietäten
besteht ın der Hautstruktur. Wıe schon bemerkt, besitzt die
subsp. chinensis zahlreiche kurze, schmale Drüsenfalten auf dem
Räcken, welche den westlichen Formen fehlen. Dies Merkmal
war schon von Lataste betont, es reicht aber nach seinem und
Boulengers Urteil nicht aus, um die Abtrennuug ais Art zu recht-
fertigen. Immerhin ist es beachtenswert, dass die gleiche eigen-
artige Hautbeschaffenheit noch bei einer Reihe anderer ostasiatischer
Froschlurche, wie Rana tigrina, R. limnocharis, beobachtet wird.
In der Kopfform, in der Grösse des Trommelfells, auch ım
Bau des Schädels finden wir nach Lataste (7) manche Unter-
schiede, aber sıe sınd teils nicht erheblich, teils nıcht konstant.
Im allgemeinen ist die subsp. ehinensis spitzschnauziger.
Ein sehr auffälliges, aber nicht konstantes Unterscheidungs-
merkmal bietet der Metatarsaltuberkel. In seiner stärksten Aus-
bildung, namentlich bei Exemplaren von Peking und Tsingtau, ist
er zu einer vollständigen Grabklaue umgewandelt. Er bildet dann
nicht, wie in der var. Lessonae, einen nahezu rechten Winkel zu
der Fussfläche, sondern einen spitzen Winkel. Allem Anschein
nach dient er weniger zur Erhöhung der Sprungfertigkeit, sondern
befähigt das Tier hauptsächlich zum Graben.
Herr Dr. Kreyenberg teilte mir hierüber gelegentlich seines
Besuches im Jahre 1902 folgende interessante Beobachtung mit.
„Von den Tsingtau-Fröschen habe ich zwei Stück am 3. Juli in der
Nähe des Bahnhofes gefunden. Es war dort beim Bahnbau Erdreich
— 137 —
ausgehoben, hierdurch hatte sich ein kleiner Tümpel gebildet, der
im Juni von zahlreichen Fröschen bevölkert war. Am Tage des
Fanges war der Tümpel ausgetrocknet und von Fröschen nichts
zu entdecken Ich wurde durch leise Froschrufe auf eine Stelle
hingewiesen und fand hier im lockeren Erdreich eingewühlt
die beiden Frösche!“ Wie mir Freund Kreyenberg ferner unter
dem 30. Juni 1903 schrieb, wurde die Form auch zu dieser Zeit
nach dem Verschwinden des Wassers ın Erdgruben zu Linkum
bei Tsingtau vergraben gefunden. Andere Exemplare wurden
im Juli ausgehoben. „Dieselbe Form kommt auch in den
Reisfeldern vor. Da ist es verständlich, dass sie sich nach dem
Austrocknen der Reisfelder in der hart werdenden Erdkrume
Schlupfwinkel gräbt.“ Die Frösche wühlen sich also, mindestens
in dieser Gegend, aber wahrscheinlich auch andernorts, nicht nur
ausnahmsweise, sondern regelmässig zur Zeit der Dürre in die
Erde ein, während unsere europäischen Wasserfrösche in solchem
Falle meist Wanderungen über Land unternehmen. Weitere,
systematische Nachforschungen, auch in anderen Gebieten Östasiens,
würden über die Lebensweise dieses so gemeinen und doch in
seiner Lebensweise noch so wenig bekannten Tieres neues Licht
verbreiten, wie überhaupt hinsichtlich der Biologie der chinesischen
Amphibien und Reptilien erst recht wenig bekannt geworden ist.
Wo die Gewässer das ganze Jahr ausdauern, dürfte die subsp.
chinensis auch die gleiche Lebensweise führen wie unsere deutschen
Formen. Aber schon ihre Fähigkeit, sich gegebenen Falls zu ver-
graben!), unterscheidet die chinesische Form biologisch scharf von
den Europäern.
Ein näherer Vergleich des Fusses der Rana esculenta subsp.
chinensis mit jenen der R. escul. typica var. Lessonae ergibt folgende
Resultate:
Der Metatarsaltuberkel der subsp. chinensis stimmt ın der
Grösse bisweilen mit jenem der var. Lessonae überein, meist aber
ist er noch stärker entwickelt, d. h. länger, anderseits weniger ver-
dickt, schneidender. Seine Gestalt ist nicht rein halbmondförmig,
sondern semi-elliptisch.h Vor Allem aber ist er in der extremen
Form, zu welcher die Tiere von Peking, Tsingtau und, nach
Boulenger, von Tschifu (Chefoo) zählen — er kommt hier dem
Rest der Innenzehe oft an Länge gleich — nicht auf der Fuss-
1) Wie tief sie sich zu vergraben vermag, wäre noch festzustellen.
— 138 —
wurzel und am Grunde der ersten Zehe festgewachsen, sondern
von ihr durch einen schmalen, meist von einer Spannhaut (bezw.
knappen Schwimmhaut) ausgefüllten Spalt getrennt und daher mehr
oder weniger beweglich, man vermag ihn an nicht verschrumpften
Tieren bei Seite zu schieben. Er bildet hier also tatsächlich eine
selbständige, zur Grabschaufel umgewandelte sechste Zehe, welche
der Innenzehe nicht aufgesetzt ist, sondern von ihr absteht. Diese
Eigentümlichkeiten fallen erst bei schärferer Prüfung deutlich auf.
— Auch Pelobates (T. fuscus) besitzt diese Spannhaut zwischen
Grabklaue und Innenzehe wohl ausgeprägt. Die Ähnlichkeit ist
überraschend.
Jedenfalls dürfte so viel feststehen, dass der Fuss ın der
extremsten Form der R, eseul. subsp. chinensis stark von jenem der
var. Lessonae abweicht.
Wo aber der Tuberkel schwächer ausgebildet ist, wie es bei
den Exemplaren vieler Fundorte der Fall ist, da sind die Unter-
schiede nicht mehr so deutlich ausgeprägt. Schon die mir vor-
liegenden Exemplare von Kiukiang (Ebene) und dem Nimrodsund
weisen die charakteristischen Eigentümlichkeiten in abgeschwächtem
Masse auf. Noch geringer sind die Unterschiede bei der Bergform
von Kuling (1 Ex.) und den Tieren von Masampho.
Bei direktem Vergleich eines Stückes der subsp. chinensis von
Masampho und eines Stückes der subsp. typica var. Lessonae von Norfolk
— mir von Herrn Boulenger zur Ansicht übermittelt —, welche in
Bezug auf Totallänge (67 bezw. 64 mm) und Länge des Tuberkels
(5/2 mm) völlig übereinstimmten, vermochte ich noch. folgende
Unterschiede zu erkennen: In der subsp. chinensis ist der, relativ
schwache Tuberkel etwas niedriger, semi-elliptisch, nicht halbmond-
förmig, gegen die Fussohle geneigt, nicht vorspringend, von der
Innenzehe durch einen schmalen Spalt getrennt. Spannhaut bereits
fehlend!
Dagegen war es Boulenger wie mir unmöglich, ein Exemplar
aus dem nördlichen Korea — von der Broughtonbai -— welches
mir Herr Boulenger übermittelte, dem Fuss nach von der var.
Lessonae zu unterscheiden.
Die Rücksicht auf diese Übergangsformen wat es, welche
Boulenger veranlasste, die ostasiatischen Wasserfrösche nur als
Varietät zu betrachten.
Mithin weicht die subsp. chinensis von der subsp. iypica nebst
der var. Lessonae im Bau des Fusses nicht durch fundamentale
— 139 —
Unterschiede ab, sondern durch ihre Neigung zur Ausbildung
einer Grabklaue mit Spannhaut. Sie ist gleichen Ursprungs mit
der subsp. typica, hat sich aber in anderer Richtung entwickelt. —
Wir finden in der subsp. chinensis zwar häufig schwach entwickelte
Tuberkel, welche sich von jenen der var. Lessonae wenig oder an-
scheinend gar nicht unterscheiden lassen, niemals aber beobachten
wir, soweit meine Erfahrung reicht, Exemplare der var. Lessonae
mit ausgesprochener Grabklaue und Spannhaut zwischen ihr und
der Innenzehe.
Wir haben eben in der subsp. chinensis eine werdende, noch
nicht scharf ausgeprägte Art vor uns, deren Merkmale im Fussbau
nicht bei allen Individuen wohl entwickelt sind.
Es ist aber sicher von höchstem Interesse zu sehen, wie in
ein und derselben Art -— oder sagen wir Formenkreis — der Fuss
die verschiedenste Ausbildung erfährt und ganz abweichenden Ver-
hältnissen angepasst wird. Aana esculenta subsp. chinensis bietet uns
ein schönes Beispiel für die Art und Weise, wie die Umbildung
der uralten Gattung Pelobates, welche bereits im Miocän ihre volle
Ausbildung erlangte, aus einem einstigen Sprungfrosch (jedenfalls!)
zu einem Grabfrosch vor sich ging. Nur ist bei Pelobates die Uin-
wandlung längst beendet und konstant geworden.!)
1) Erst nach Fertigstellung dieses Abschnittes wurde ich durch die
Liebenswürdigkeit G. A. Boulengers auf Bedriagas treffliches Werk „Wissen-
schaftliche Resultate der von Przewalski nach Üentralasien unternommenen
Reisen“, herausgegeben von der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften, St.
Petersburg, Zoologischer Teil, Bd. III, Abt. 1, Amphibien u. Reptilien, Lief. 1,
1898, hingewiesen. Bedriaga beschreibt hier den Metatarsaltuberkel eingehend,
er ist auf Grund seiner Untersuchungen zu ganz ähnlichen Resultaten gelangt
wie ich, obwohl er andere Worte gebraucht. So heisst es pg. 13: „Am
äusseren Rande der Sohle, wo die Fusswurzelknochen sich mit den Ossa
metatarsi verbinden, tritt ein schräg gestellter, grosser, länglicher, ziemlich
hoher, harter, nagelförmiger Auswuchs auf, welcher schwach nach innen ge-
bogen erscheint. Seine Aussenfläehe ist leicht convex und an der Innenfläche
zeigt sich eine kaum wahrnehmbare, oftmals gänzlich verschwindende Ein-
senkung. Der Auswuchs ist an seinem bogenförmigen Rande leicht geschärft;
seine grösste Höhe ist gleich der Hälfte seiner Länge oder etwas geringer,
und seine Länge misst ungefähr ebensoviel wie seine Entfernung von der
Zehenspitze.“ Pg. 14: „Zwischen dem äusseren Metatarsus und dem nagel-
förmigen Fersenauswuchs ist eine kurze, aber deutlich bemerkbare Spannhaut
vorhanden.“ Pg.15: „Das Hauptmerkmal, das den chinesisch-japanischen Frosch
kennzeichnet, und gemäss dem er sich von der .Lessonoe unterscheidet, besteht
in der dieken und elastischen Bindehaut, welche sich zwischen dem nagel-
förmigen Fersenhöcker und dem äusseren Rande des inneren Metatarsus be-
10
— 140 —
Ein ähnliches Beispiel in der Raniden-Familie bietet nach
Boulenger auch die Rana tigrina Daud. In typischen Exemplaren,
wie in den mir vorliegenden chinesischen, ist der Metatarsaltuberkel
ziemlich schwach, aber bei Individuen von Üeylon, Madras ist er
stark entwickelt und schaufelförmig. Ob er an letzteren Orten
ebenfalls eine Grabklaue bildet, ıst mir nıcht bekannt.
Die Hintergliedmasse weist noch ein weiteres Unterscheidungs-
merkmal zwischen der subsp. ehinensis und der var. Lessonae auf,
nämlich das Verhältnis des Tuberkels zur Tibia (dem Unterschenkel)
In der subsp. ridibunda, subsp. iypica und var. Lessonae steht im
allgemeinen: die Länge des Tuberkels zu jener der Tibia im um-
gekehrten proportionalen Verhältnis, d. h. je kleiner der Tuberkel,
um so länger ist die Tibia; und umgekehrt, je stärker der Tuberkel,
um so kürzer ist im allgemeinen die Tibia. Dies Verhalten entspricht
nach meiner Ansicht dem Gesetze der Korrelation. In R. eseulenta
subsp. ridibunda wird die Sprungfertigkeit anscheinend durch die Länge
der Tibia, in R. escul, typica Lessonae durch den starken Metatarsal-
tuberkel gesteigert. Gehörte auch die subsp. chinensis unmittelbar
in diese Entwickelungsreihe, im Anschluss an die var. Lessonae, so
müsste die Tıbia, entsprechend dem starken Tuberkel, noch kürzer
sein als in der var. Zessonae. Aber das Gegenteil ist der Fall, sie
ist länger; wenn man die Unterschenkel im rechten Winkel zur
Achse des Körpers hält, so berühren sie einander mit den Einden
oder ragen selbst etwas darüber hinaus, während sie sich in der
var. Lessonae meist gar nicht berühren.) Beispielsweise sind die
entsprechenden Masse in den vorhin erwähnten Stücken von Nor-
folk (var. Lessonae) und Masampho (subsp. chinensis) folgende:
findet. [Aber nicht stets, wie Boulenger mir bewies, siebe oben! Wolt] Wenn
dieser Höcker kräftig abduciert wird, tritt dieses membranöse Zwischenband
ganz deutlich hervor.“ — Nur die Bedeutung des Metatarsaltuberkels als Grab-
klaue hat auch Bedriaga nicht erkannt. Es ist aber von Wichtigkeit, dass
auch die Bedriaga vorliegenden Exemplare, welche von Ordos, der Gegend
zwischen dem 105. und 110. Breitengrade, also aus dem Inneren Asiens
stammen, in keiner Weise von der normalen Form des östlichen Chinas ab-
weichen, abgeseheu von der auffälligen Kürze der Tibia. In der Gestalt des
Tuberkels gibt sich keine Annäherung an die subsp. Lessonae zu erkennen!
1) Indessen weichen die von Bedriaga, l. c., untersuchten Exemplare
von Ordos in dieser Hinsicht ab. Hier.ist die Tibia wenig oder gar nicht
länger als in der subsp. Zessonae von Norfolk! Hier wäre erneute Unter-
suchung angebracht. Sollte nicht durch örtliche Verhältnisse eine kurzbeinige
Lokalform entstanden sein?
221
Länge Tibia Innenzehe Tuberkel
Norfolk 5 64 26 Tilg 5l/g
Masampho % 67 36! 8 Blyg
Die subsp. chinensis kann sich hiernach wohl von der subsp.
typica, oder, besser gesagt, einer gemeinsamen Stammform aus
entwickelt haben, nıcht aber von der var. Lessonae aus.
In allen übrigen Beziehungen scheinen .Rana esculenta subsp.
typica und subsp. chinensis übereinzustimmen. In Bezug auf die
Färbung variiert dee subsp. chinensis ebenso stark wie die subsp.
typica. Manche Exemplare der ostasiatischen Form sind ganz wie
die Europäer gezeichnet.
Die Stimme des Östasiaten ist nach Kreyenberg die gleiche
wie in den Europäern.
Im ganzen betrachtet, können wir sagen, dass, auch wo ein
Merkmal versagt, doch die Summe der Merkmale ausreicht, um die
ostasiatische Forın von «len: westlichen zu unterscheiden. Eine
direkte Übergangsform kenne ich nicht, sie ist vielleicht aus-
gestorben, dürfte aber eventuell bei weiterer Vervoli-
kommnung unserer Aquarien und Aquaterrarien experl-
mentell durch Kreuzung zu erzielen sein, eine Aufgabe, die
künftigen Züchtern vorbehalten bleiben mag.
Nirgends treten in der Gegenwart, soweit bisher bekannt, dıe
ostasiatischen und westlichen Formen der Rana esculenia mit ein-
ander in direkte Berührung. Insbesondere sind die Verbreitungs-
gebiete der Rana esculenta typica var. Lessonae und der R. eseul. subsp.
chinensis von einander durch einen grossen Zwischenraum getrennt.
Die Verbreitung der var. Zessonae estreckt sich von Frankreich
und Italien nach Osten höchstens bis Mittelrussland, während die
subsp. chinensis nachgewiesener Massen nur Östchina, Korea, Japan
(mit Ausnahme des Nordens?) sowie zahlreiche benachbarte Inseln
bewohnt. Unser Museum besitzt, wie erwähnt, Exemplare von
Futschau, Pingshiang, vom Nimrodsund (zwischen dem '29. und
30. Breitengrade), Kiukiang (116. Grad östl. Länge), Schanghai,
Peking, Tsingtau, Masampho. Tschemulpo. Im Britischen Museum
liegen Exemplare von Bangkok in Siam [Fundort verbürgt?], Ningpo
Kiukiang, Chusan (Insel bei Ningpo), Hang-Chau in Ohe Kıang
(= Tsche Kiang), Ketau-Pt. in Che Kıang, Shanghai, Cefou
(= Tschefu), Great Loo Choo (= Insel Okinawa), von Japan,
Broughton-Baıi und Gensan in Korea, von S. slope of Kingham
Mountains, östliche Mongolei. — Bedriaga, 1. c., untersuchte
10*
— 142 —
Exemplare von Ordos, Tjansin, dem Gebirge Chingan (Mongolei),
Fanschun, Prov. Tschuli, Nordchina. Bei Werner, l. c., finde ich
noch angeführt Hankau, Dadiau-sy, Chapoo b. Ningpo, Schi-chih-
kai; gewiss liegt die Art aber von anderen Orten noch in mehreren
Museen.
Die Ostgrenze der R, escul. subsp. typica var. Lessonae liegt
also unter dem 30. Grad östl. Länge, die Westgrenze der subsp.
chinensis, von dem ganz isolierten und auffälligen Fundort Bangkok
abgesehen, nach dem jetzigen Stand unserer Kenntnis etwa unter
dem 105. bis 110. Grad östl. Länge. Die subsp. ridıbunda ver-
breitet sich viel weiter nach Osten als die var. Zessonae und auch
die subsp. typica selbst, etwa bis Persien, doch auch ihr Ver-
breitungsgebiet ist von jenem der subsp. chinensis durch einen
weiten Zwischenraum getrennt. Allerdings ist dies Gebiet, Central-
Asien, herpetologisch noch wenig bekannt. Auf Boulenger’s
Karte (in Tailless Batrachians) ist die Grenze der subsp. chinensis
wohl zu weit nach Westen gelegt. Es ist ja möglich, dass sie
bis tief in Central-Asien verbreitet ıst, doch fehlen die Beweise,
Wenn Boulenger in „Tailless Batrachians“ ausspricht „es wäre
wünschenswert zu erfahren, ob die Form irgendwo ın Berührung
mit der ridibunda tritt, oder mit ihr gemeinsam vorkommt“, so
kann ich dem nur beipflichten. Die Synonymie ‘der Rana esculenta
subsp. chinensis ist recht verworren. Die erste Benennung rührt
von Osbeck (Literaturverzeichn. 1) her, sie war aber völlig in
Vergessenheit geraten. (Nach Osbeck [Übersetzung] sind die
chinesischen Frösche von unseren gemeinen Fröschen wenig ver-
schieden, sie besitzen 6 Zehen, von welchen die sechste die kürzeste
ist) Schlegel (2) identifiziert die Forın ganz mit Rana eseculenta,
Günther, Cat. Batr. (3) nennt sie R. esculenta var. japonica, ebenso
Maack (4). Hallowell (5) beschreibt sie gleich unter zwei
Namen, als Rana marmorata und R. nigromaculata. Peters (6) be-
schrieb sie als Hoplobatrachus Reinhardti, Cope (7) als Tomopterna
porosa! F. Laataste (8) bezeichnete sie als R. esculenta marmorata,
Boulenger anfänglich (in Cat. Batr. sal.) als R. eseulenta var.
japonica, später (10) als var. nigromaculata, endlich (11) mit Osbeck’s,
von ihm wieder aufgefundenen Namen als var. chinensis Osb.,
Bedriaga, in Wiss. Resultate (12), erschienen 1898, führt sie noch
als var. nigromaeulata an.
Eine treffliche Abbildung des ganzen Tieres, aber ohne Be-
rücksichtigung des Tuberkels, bietet Schlegel in der Fauna
ne 143 2
japonica Taf. II, Fig. 1. Der Fuss ist in Boulenger, Cat.
sal., ziemlich gut dargestellt.
a
13.
14.
Literaturverzeichnis.
Osbeck, Voyage China I, pg. 299 (1771) teste Boulenger').
Schlegel, Fauna japonica, Rept, pg. 109, pl. III, fig. 1 (1836).
Günther, Cat. Batr. pg. 13 (1858).
Maack, Voy. Amour, pg. 153 (1859).
Hallowell, Rep. upon the Rept. of the North Pacif. Explo-
ration, Proc. etc. Philad. 1860, pg. 500.
Peters, Sitzber. Ak. d. Wiss. Berlin 1867, pg. 711.
Cope, secund supplement on some New Raniformia of the
Old World, Proc. ete. Philadelphia 1868, pg. 139.
Lataste, Batraciens et Reptiles recueillis en Chine par
M. V. Collin de Plancy, Bull. Sa. France 188, pg 61.
Boulenger, Cat. Batrachia salientia, pg. 40 (1882).
Boulenger, a contribution to the knowledge of the races of
Rana eseulenta. Proc. Zool. Soc. London 1891, pg. 376.
Boulenger, the Tailless Batrachians of Europe, Ray Society,
London 1898, part II, pg. 272.
Bedriaga, in Wiss. Resultate Przewalskı Reise, Zool. II.
I. Lief. 1, pg. 11. (Deutsch und russisch.) Herausgeg. v. d.
Kaiserl. Akademie d. Wiss. Petersburg (1898).
Wolterstorff, Beiträge zur Fauna der Tucheler Heide, (ab-
geschlossen September 1902), Schriften Naturforsch. Ges.
Danzig, N. F. XI. Band, Heft 1, 2, Danzig 1903/04, pg. 185 ff.
(Sonderabdruck pg. 46.)
Franz Werner, über Reptilien und Batrachier aus Guate-
mala und China in der zoologischen Staatssammlung in
München. Abhdl. K. Bayer. Ak. d. Wiss. II. Kl. XXII Ra.
ll. Abt! München, 1903. 4 tr. — Batrachier von China:
pg: 358—-359, pg. 368 --371.
t) Mir liegt nur eine ältere Ausgabe „OÖsbeck, Reise nach Ostindien
und China“. Rostock, 1765, Koppes Verlag, in deutscher Übersetzung, vor.
Rana chinensis wird hier auf pg. 244 beschrieben.
A
2. Rana Güntheri Boul.
Boul.,: Cat. 'Batr. sal. pe. 48, pl IV. Fr.
Von dieser Art liegen I erwachsenes Ö von Canton, 2 alte
und zahlreiche junge Tiere von Pingshiang vor.
Canton.
Das © von Canton, 1903 von einem Chinesenführer gekauft,
ist im Habitus völlig typisch. Länge = 70 mm In Brunst! Zwei
grosse äussere, faltige Schallblasen zu beiden Seiten der Kehle vor-
handen. Der erste Finger ist nicht dicker als beim %, ohne
Schwielen, dagegen findet sich an der Vorderseite der Oberarme
ein eigentümlicher scheibenförmiger Wulst, vielett überflogen („mit
violettem Reif“), welcher nach aussen und unten gekehrt ist und
oberseits von der starken Falte begrenzt wird, welche vom Ober-
kiefer unter den Augen bis zur Schulter verläuft. Diese Scheiben °
dienen sicher zum Festhalten des % bei der Begattung. Es ist
mir nicht bekannt, ob letzteres Brunstmerkmal des Ö bereits von
anderer Seite beschrieben wurde. Boulengers Originalbeschreibung
stützt sich auf 2 & von Amoy. Böttger, Ber. Senckb. 1894, pg. 137,
erwähnt als erster die Schallblasen des ©.
Pingshiang.
Ö ausser Brunst, gefangen Sommer 1905. Länge 72 mm.
Schallblasen deutlich erkennbar, aber zurückgegangen. Der scheiben-
föormige Wulst fällt jetzt nicht auf. Von der erwähnten
starken Falte verläuft ein schwarzer breiter Strich bis zum Ober-
arn, „Rücken im Leben schokoladenbraun, seitliche Drüsenwülste
fast schwarz, Flanken weisslich, schwarz gefleckt. Kopf braun,
Zügel schwarz. Oberkieferrand unter dem Auge und am Trommel-
fell weisslich. Hinterbeine mıt schwarzen Querstreifen, Hinterseite
der Oberschenkel schwarz und weisslich (in einem anderen Stück
orangegelb) gesprenkelt. Unterseite weisslich, Kehle grau über-
flogen.“ Kreyenberg. — Trommelfell rötlichbraun, wie bei Bou-
lenger angegeben. — ;
G@. Pingshiang Sommer 1905. Länge 68 mm. Das Exem-
plar stimmt, abgesehen von der geringeren Grösse, mit Boulengers
Typ völlig überein, soweit sich nach der Abbildung und Be-
schreibung urteilen lässt. Nur ist das Trommelfell relativ etwas
kleiner. Metatarsaltuberkel an diesem Exemplar sehr schwach
entwickelt. Färbung wie vorstehend beschrieben.
Se >
Halbwüchsiges Ex., 50 mm lang. Kehle graubraun, Weichen und
Hinterseite der Oberschenkel orangegelblich und schwarz gesprenkelt.
10 junge Tiere, 24—33 mm lang, sind auf der Unterseite,
bes. der Kehle und an der Brust, mehr oder weniger lebhaft grau-
braun gefleckt bezw. getüpfelt, auch die Unterseite der Schenkel
ist getüpfelt, nur der hintere Teil des Bauches bleibt regelmässig
frei von Flecken. Es scheint hiernach, dass die Tüpfelung im Alter
zurücktritt bezw. verschwindet.
Das kleinste Individuum dürfte erst kürzlich verwandelt, das
grösste höchstens ein Jahr alt sein. Im Habitus und ın der Färbung
der Oberseite stimmen sie völlig mit den alten überein. Einige
Exemplare weisen indessen auf dem dunklen Grunde des Rückens
kleine schwarze Flecken auf, welche den alten Tieren fehlen.
Ein junges Stück von 26 mm Länge weicht durch schwache
Tüpfelung der Unterseite und den hellen, im Leben vermutlich
lichtbräunlichen (?) Grundton der Oberseite von den anderen ab.
Die schwarzen Streifen auf den Seitenwülsten heben sich hier
besonders scharf ab, dıe Flanken sind kaum gefleckt.
Dieser schlanke, zierliche Frosch findet sich nach Kreyenberg
bei Pingshiang in Felsengewässern, feuchten quelligen Steinklüften
und Gebirgsspalten. — Er scheint hiernach. ausser der Laichzeit
eine ähnliche Lebensweise zu führen wie z. B. Miscoglossus pietus In
Korsika, welchen ich dort unter ganz ähnlichen Verhältnissen antraf.
Rana (rüntheri war erst von Hongkong und Canton, Amoy
und der Insel Hainan bekannt, das Vorkommen bei Pingshiang
beweist aber, dass er noch bis Mittelchina verbreitet ist.
3. Callula verrucosa Boul.!)
Siehe Tafeli.
Diese interessante, erst kürzlich beschriebene?) Art wurde von
Kreyenberg fast im Augenblick seiner Abreise von Tsingtau
entdeckt, wie er mir unter dem 12. 5. 05. berichtet: „Als ıch am
letzten Sonntag (7. Mai) mit Freund L. auf Schlangenjagd ausging,
fand ich bei Zankau nahe Tsingtau unter den Grabsteinen ver-
fallener chinesischer Gräber neben verschiedenen Schlangen einen
Frosch im Winterquartier, der mich sofort an Callula pulchra, unseren
1) Vergl. Wolterstorff, „Über Cullula verrucosa Boul. von Tsingtau“, Zool.
Anzeiger 1906.
2) Ann. Mag. Nat. History (7) XIII, 1904, pg. 131.
— 146 —
Freund aus Hongkong, erinnerte. Es sind etwa ein Dutzend
Tiere.“ — Unsere Vermutung, einen Vertreter der indischen
Engystomaiidae-Gattung Cacopus vor uns zu haben, stellte sich nach
Untersuchung der Mundhöhle und frdl. Prüfung durch Herrn
Boulenger doch als irrig heraus, es liegt tatsächlich eine Callula,
und zwar die uns beiden zuvor unbekannte C. verrucosa, Vor.
Boulenger charakterisiert die Familie Zngystomatidae ın
seinem trefflichen Catalogue Batr. salientia, London 18821)
folgendermassen:
(. ec. pg. 146.) „Fngystomatidae
Keine Zähne ım Oberkiefer. Querfortsätze des Kreuzbeins ver-
breitert. Die Mitglieder dieser Familie weisen grosse Unterschiede in der
Beschaffenheit des „Sternal apparatus“ (Brustschultergürtel) auf. Wäh-
rend Ahinodermaund Phryniseussich den vorhergehendenFamiliennähern
-— die erste Gattung ist mit einem knorpeligen Omosternum ver-
sehen, welches allen übrigen Gattungen der Familie abgeht —
weisen Enaystoma, Callula und andere durch das Fehlen der Pre-
coracoidea eine Struktur des Sternalapparates auf, welche sonst nur
in der Familie der Disceophidae angetroffen wird. Aemisus und
Breviceps sind auch bemerkenswerte Formen, in dem letzteren sind
die Proportionen, in dem ersteren ist die Lage der Sternalknochen
ganz anders als es sonst bei Fröschen beobachtet wird.
Die Wirbel sind procoel und ohne Rippen, der Coceyx ist
durch 2 Condyli angeheitet, ausser bei Breviceps, wo er mit dem
Kreuzwirbel verwachsen ist.
Keine der Gattungen hat eine Frontoparietal-Fontanelle.
Die Endphalangen (Finger- und Zehenspitzen) können einfach
oder T gestaltet sein.
Diese Familie umschliesst Jandbewohnende, aquatile (das
Wasser bewohnende) und grabende Typen, aber keine baumbe-
wohnenden. — Callula, Brachymerus und andere, welche man ge-
wöhnlich als „Baumfrösche“ bezeichnet, sind nur aquatil odeı
landbewohnend, trotz der verbreiterten Zehenspitzen.
Für den Zweck des Grabens ist entweder das hintere Extremi-
tätenpaar (Aypopachus, Glyphoglossus, Cacopus, Breviceps u. a.) oder
das vordere Paar (Hemisus) besonders verstärkt und mit hornigen
Schaufeln versehen.
1) Der Katalog ist im Buchhandel völlig vergriffen, die Wiedergabe der
Diagnose in deutscher Übersetzung dürfte daher manchem Leser erwünscht sein
N
Bei den letztgenannten Gattungen ist das Maul sehr eng, und
diese Frösche mögen als „Ameisenfresser“ betrachtet werden, ähn-
lich wie die Bufonidae-Gattung Khinophrynus.
In mehr als der Hälfte der Gattungen ist die Pupille senk-
recht gestellt.“
It, ne. 107.2 Cain
Pupille senkrecht. Zunge oblong, vollständig und hinten frei.
Keine Zähne auf dem Vomer (Pflugscharbein).. Die Palatina
(Gaumenbeine) bilden eine scharfe, bisweilen gezähnte Leiste, welche
den Gaumen kreuzt. Zwei häutige, mehr oder weniger gezähnelte
Leisten kreuzen den Gaumen vor dem Oesophagus. Tymyanden
verborgen. Finger frei; Zehen mehr oder weniger mit Schwimm-
häuten versehen (ausnahmsweise frei), Spitzen mehr oder weniger
verbreitert. Äussere Metatarsalknochen vereint. Keine Praecora-
coiden: kein Omosternum, Sternum knorpelig. Querfortsätze des
Kreuzbeins mässig verbreitert. Endphalangen dreieckig oder
Tförmig.t)
Östindien.“
Boulengers Diagnose der Callula verrucosa Mag. Nat. Hist. 1904,
lautet ın Übersetzung: „Callula verrucosa. Schnauze zugerundet,
nicht vorspringend, so lang als das Auge. Finger schlank, mit
schwach angeschwollenen Spitzen; erster etwas kürzer als der
zweite; Zehen mittel, fast zur Hälfte mit Schwimmhäuten, die
Spitzen stumpf, aber nicht angeschwollen, fünfte Zehe beträchtlich
kürzer als die dritte; Gelenkhöcker unter den Fingern und Zehen
gut entwickelt; 2 ovale, seitlich zusammengedrückte Metatarsal-
tuberkel, der innere sehr gross. Die Gelenkverbindung zwischen
Tibia und Fersenbein reicht bis zur Schulter oder zwischen
1) Vergleichshalber lasse ich die Diagnose von Cacopus (l. e., pg. 174
folgen: „Cacopus. Pupille senkrecht. Zunge oval, vollständig, hinten frei.
Ühoanen sehr gross, mit einem beweglichen Hautlappen, welcher die Nasen-
gänge (nostrils) verschliessen kann; 2 kleine knöcherne Vorsprünge (promi-
nences) dicht bei einander, zwischen und in einer Linie mit dem Hinterrand
der Choanen; eine kleine Papille auf dem Hinterrand jeder Choana, eine
schmale gezähnelte Hautleiste kreuzt die Gegend des Keilbeins (Sphenoideal
region); eine andere, sehr breite, befindet sich vor dem Oesophagus. Finger
frei, Zehen an der Basis mit Spannhäuten, Spitzen nicht verbreitert. Äussere
Metatarsalknochen vereint. Keine Precoracoidea, Sternum eine breite knorpelige
Platte. Querfortsätze des Kreuzbeins ziemlich stark verbreitert. Endphalangen
einfach.
Indien.“
— 148 —
Schulter und Auge. Oberseite mit giossen glatten Warzen, eine
Falte verläuft vom Auge bis zur Schulter. Oberseite graubraun,
einfarbig oder mit 6 Längsreihen von kleinen dunklen Flecken,
Unterseite einförmig schmutzigweiss.
Von der Schnauze bis zum After 46 mm lang. Drei Exem-
plare, aus dem Garten der Missionsstation.
Nahe verwandt mit C. pieta, D. B.“
Der Fundort, Yunnan fu, liegt 6000’ (it. Andree, Handatlas,
1278 m) hoch. Als Sammler nennt Boulenger Graham, dem die
Wissenschaft schon so manche wertvollen Funde verdankt.
Bei der Rücksenduug unserer Exemplare von Tsingtau schrieb
mir Boulenger: „Sie werden einige Abweichungen von der Original-
beschreibung finden, wenn Sie Ihre Stücke vergleichen. Indessen
müssen Sie berücksichtigen, dass mir zu jener Zeit nur 3 Exem-
plare vorlagen. Inzwischen haben wir von H. Graham weitere
Exemplare erhalten, welche die Lücke ergänzen.“
Callula verrucosa ist ein kleiner, kurzschnäuziger, dickbäuchiger
Frosch mit kurzen, gedrungenen Hinterextremitäten, welcher im
seinem Habitus, um uns bekannte Typen zu nennen, etwa in der
Mitte zwischen Bufo calamita und Pelobates fuscus steht. Die Länge
übertrifft die Breite nur um Ws.
Bei einem Vergleich der Exemplare von Tsingtau finde ich
vorerst nur folgende Abweichungen von der Beschreibung: Schnauze
etwas länger als der Augendurchmesser. Fingerspitzen kaum
merklich geschwolien. Schwimmhäute höchstens !/s der Zehenlänge
erreichend!). Die Gelenkhöcker sind nur unter den Fingern gut,
unter den Zehen z. T. ganz schwach entwickelt. Der innere Meta-
tarsaltuberkel ist sehr gross, mit scharfem Rande, aber auch der
äussere ist kräftig entwickelt, beide sind mit einander fast
verbunden. Die Gelenkverbindung der Tibia scheint, soweit sich
nach den etwas steifen Stücken schliessen lässt. höchstens bis zur
Schulter zu reichen. Die Warzen auf dem Rücken sind nur bei
einigen Exemplaren deutlich, aber sehr flach. Bei anderen er-
scheint die Haut ganz eben und glatt. (Der Name verrucosa er-
scheint hiernach unglücklich gewählt!) Falte vom Auge bis zur
Schulter vorhanden, aber schwach ausgesprochen, daneben verläuft
eine Falte hinter den Augen quer über den Kopf, wie bei Callula
pulchra.
1) Wohl weil noch im Winterquartier gesammelt?
— 149 —
Unter der Kehle ist bei dem Ö em Kehlsack vorhanden,
ähnlich wie bei ©. pulehra, aber bei den vorliegenden Stücken
schwächer entwickelt, vielleicht nur, weıl die Tiere nicht ın voller
Brunst sınd.
Bei den Exemplaren von Tsingtau beobachtete ich nie eine
Anordnung von Flecken in 6 Längsreihen. Der Rücken ist grau-
braun oder olivenbräunlich, bisweilen mit lichteren hellbräunlichen
Intervallen, ungefleckt oder mit kleineren oder grösseren schwarzen
Flecken. Die Flanken sind schmutziggelb, bräunlich gesprenkelt,
in einzelnen Stücken tritt das lichte Pigment so weit zurück, dass
die Flanken auf braunem Grunde gelblich gesprenkelt erscheinen.
Die Kehle ist vorn (am Unterkieferrand) stets auf graubräunlichem
Grunde gelblichweiss getüpfelt, dann, beim Ö, in der Gegend des
Kehlsackes schwärzlich; bei den mutmasslichen % (zuweilen auch
bei dem Ö) bräunlich und gelblich gesprenkelt. Der Bauch ist
stets fleckenlos, schmutzig-weisslich.
Das grösste von mir untersuchte Exemplar bleibt mit 45 mm
Länge noch hinter dem von Boulenger angegebenen Masse zurück!).
Masse eines Ö (N. 5) in mm:
Länve,. 7 . EERNEN r. 44
Durchmesser abe Er a a TR NEN a 4
Vom Auge zur Schnauzenspltze . . . a 5
Entfernung des Auges von den Na lockern N
Breite des oberen Augenlidese . . . . . . . über 3
AN ıSCHenNannaderHAmgen.t N Nummne ee, TE 5
Entfernung der Nasenlöcher von einander. . . 3l/a
Länge der Hintergliedmassen . . N a Mind En.
I des inneren a ALM A 4
. der.2. Ziehe, soweit frei? .ıı ." . . 4—4la
5 der 2. Zehe, vom Tuberkel an gemessen . 5l/a.
1) Callula pulchra Gray, die einzige weitere Art der Gattung, mit
welcher ich im Moment direkt vergleichen kann, unterscheidet sich schon
durch die bedeutende Grösse, die stark entwickelten, verbreiterten Haftscheiben
an den Fingerspitzen, vermutlich auch durch grössere Ausdehnung des Kehl-
sackes, die warzige bezw. stark graumelierte Unterseite, sowie die abweichende
Färbung zur Genüge. Die Zehenspitzen sind geschwollen, aber nur schwach
verbreitert. Die Schwimmhäute an der Basis der Zehen sind noch schwächer
ausgebildet. Die Metatarsaltuberkel sind ähnlich gestaltet, aber durch einen
Zwischenraum getrennt. Die Gelenkhöcker der Zehen sind stärker entwickelt.
— 150 —
Übersicht der Individuen:
No. 1. 5. Länge 45 mm. Kehlsack grau bis schwärzlich.
Oberseite unbestimmt olivenfarben, mit helleren Zwischenräumen
und mittelgrossen schwarzen Flecken bezw. Sprenkeln.
No. 2. &. Länge 42 mm. Kehlsack deutlich abgehoben,
tiefschwarz. Oberseite braun, mit kleinen, spärlichen schwarzen
Flecken.
No. 3. 5. Länge 43 mm. Oberseite unbestimmt olivenfarben,
kaum gefleckt. Kehle schwärzlich.
No. 4. 5. Länge 41 mm. Kehle schwärzlich, etwas gelblich-
weiss gesprenkelt. Oberseite braun, mit spärlichen schwarzen
Flecken.
No. 5. Ö. Länge 44 mm. Kehle schwärzlich. Oberseite
olivenbräunlich, undeutlich dunkel gefleckt.
No. 14. Ö. Länge 40 mm.
No. 6. ©? Länge 37 mm, Kehle schwärzlich, aber lebhaft
gelblichweiss gesprenkelt. Oberseiteunbestimmtolivenfarbenbis bräun-
lich, mit schwachen, kleinen dunklen Flecken. — Hintergliedmasse ver-
stümmelt, teilweise regeneriert. Der ganze Fuss und ein Teil des
Unterschenkels waren abgetrennt, jetzt sind zwei Zehen und ein
Tuberkel regeneriert.
No. 7. ? Länge 4? mm. Kehle grau, aber lebhaft gelblich-
weiss gesprenkelt, und Kehlsack nicht vorspringend, daher wohl®.
Oberseite bräunlich, mit helleren Zwischenräumen, unregelmässig
gefleckt und getüpfelt. — Am Kopfe und an einem Fuss haftet
selbst nach der langen Aufbewahrung in Spiritus noch Erdreich
(Lehm) an, ein Beweis, dass sich das Tier erst kürzlich aus der
Erde hervorgewühlt hatte!
No. 8. Länge 385 mm. Kehle etwas faltig, mattgraubraun
und gelblichweiss gesprenkelt. Oberseite braun, mit lichteren
Zwischenräumen und kleineren schwarzen Flecken. Geschlecht
unsicher.
No. 9. Länge 37 mm. Kehle matt bräunlich, ohne Falten.
Oberseite braun, mit einzelnen schwarzen Tüpfeln. Vermutlich 9.
No. 10. & (jedenfalls). Länge 41 mm. Kehle ganz matt
bräunlich, gleich in weisslich übergehend. Oberseite bräunlich,
— 151 —
mit helleren Zwischenräumen und vielen kleinen schwarzen
Flecken.
No. 11. Wohl %. Länge 37 mm. Kehle weisslich. Ober-
seite braun, mit vielen mittelgrossen schwarzen Flecken. Buntes
Individuum!
No. 12. Jung. Länge 32 mm. Kehle etwas geschwollen,
ganz licht graubräunlich, mit verstreuten, meist kleinen schwarzen
Flecken. 0b 5?
No. 13. Länge 26 mm. Junges, kleines Tier. Kehle weiss-
lich. Oberseite braun, kaum getüpfelt.
Callula verrucosa charakterisiert sich mit Bestimmtheit als Grab-
kröte. Darauf weisen die begleitenden Umstände bei dem Fang
in Tsingtau hin, darauf die noch an den Tuberkeln mancher Tiere
anhaftende Erde, vor allem aber die Beschaffenheit der Metatarsal-
tuberkel selbst, welche jenen von Cacopus zum Verwechseln ähnlich
sind. Die Tuberkel sind eben, wie bei Cacopus und mehreren
anderen Gattungen der Familie Zingystomatidae, wie bei der Gattung
Pelobates und bei Rana esculenta subsp. chinensis (siehe oben) zu
Grabklauen umgewandelt. Es mag dahin gestellt bleiben, ob sich
die Tiere ausser der Brunstzeit regelmässig, wie Pelobates, oder nur
gelegentlich, wie R. esculenta chinensis, eingraben.
Kreyenberg hatte bereits mehrere Jahre hindurch fast in jedem
Sommer einige Wochen in Kiautschou zugebracht und eifrig nach
Fröschen und Molchen gesucht; dass ihm die Art erst jetzt auf-
stiess, unmittelbar vor der Abreise nach Kiangsi, ist ein Beweis,
wie leicht sie übersehen werden kann.
Vielleicht dürften sich bei Untersuchung eines grösseren
Materials von C. verrucosa aus Yunnan und Tsingtau doch noch
konstante Unterschiede herausstellen, welche eine Abtrennung
der nördlichen Form als Varietät gerechtfertigt erscheinen lassen
würden.
Jedenfalls ist es aber eine höchst bemerkenswerte und tier-
geographisch interessante Tatsache, dass ein Vertreter der, nach
früherer Anschauung ausgesprochen tropischen, Gattung Callula erst
nahe der Tropengrenze, unter dem 25. Breitengrade, allerdings ın
beträchtlicher Höhe, im Hochlande von Yunnan, und zum zweiten
Male in dem weit nördlicher, unter dem 36. Breitengrade, belegenen
—
deutschen Schutzgebiet von Kiautschou, in welliger Hügellandschaft,
entdeckt wurde.!)
Callula verrucosa Boul. ist die erste Art aus der arten-
reichen Familie der Engystomatidae, welche in der palä-
arktischen Region selbst nachgewiesen wurde. (Vergl.
Boulenger, tailless Batrachians, Part I, 1897, pg. 121.)2)
Ich möchte mir den Vorgang folgendermassen erklären: Eine
Form Callula, sei .es nun Ü. verrucosa oder ein Vorläufer, ist in
früheren, weit zurückliegenden Zeiten allmählich bergaufwärts ın
Yunnan vorgedrungen, hat sich hier akklimatisiert und ist von dort
aus schrittweise nach Norden vorgegangen.
Im übrigen ist es ja eine bekannte Tatsache, dass ein und
dieselbe Tierart — oder sagen wir Formenkreis — im Süden als
Hochgebirgsform, im Norden als Bewohner der Ebene angetroffen
wird. Ein interessantes Gegenstück wurde oben schon erwähnt,
es betrifft zwar nicht ein und dieselbe Art, aber zwei verwandte
Formen, Bombinator orientalis Boul. im Norden, und Bomb. maximus
im Süden, ebenfalls im Hochland Yunnans bei Tong Chuan Fu
entdeckt.
Ob Callula verrucosa in dem weiten Gebiet zwischen Yunnan
und Nordehina noch hier und da vorkommt oder hier wieder aus-
gestorben ist? Die Lösung dieser Fragen muss künftiger
Forschung vorbehalten bleiben.
Jedenfalls erhellt aus unserem Funde wieder die Un-
möglichkeit einer scharfen tiergeographischen Abgrenzung der
nördlichen und südlichen Regionen in China und den angrenzenden
Gebieten. Der Übergang vollzieht sich ganz allmählich, jede Art
hat sich im Lauf der Zeiten ausgebreitet, soweit ihr ein Vordringen
möglich war. Das krasseste Beispiel bildet vielleicht Rana limno-
charis, welche sich von Java über die ganze Südhälfte Chinas bis
Ningpo, Schanghai, Kiukiang häufig findet und durch Kreyenbergs
Sammeleifer jetzt auch noch für Tsingtau, hier allerdings vorerst
als Seltenheit, nachgewiesen wurde.
1) Kiautschou gehört schon zur gemässigten Zone, seine mittlere Jahres-
temperatur liegt nach Andree’s Handatlas zwischen den Isothermen + 10 und
+ 15, es besitzt also eine ähnliche Jahrestemperatur — ganz allgemein
gesprochen — wie Pest, Wien, Paris.
2) Ray Society, London, printed 1897.
— 153 —
Hoffentlich gelingt es Kreyenberg, die Callula verrucosa auch
in der weiteren Umgebung seines jetzigen Wohnortes Pingshiang
zu entdecken oder aus Tsingtau zu erhalten, um seinem Vorsatz
gemäss auch die Lebensweise und Fortpflanzung des interessanten
Tierchens beobachten zu können!
4. Triton pyrrhogaster subsp. orientalis David.!)
Sıehe Tafell.
Am 30. Juli 1905 erhielt ich von Dr. Kreyenberg zu meiner
Überraschung und Freude nach jahrelangen vergeblichen Be-
mühungen endlich die „sagenhaften Salamander“ ın Gestalt von
3 Tritonen, welche sich auf den ersten Blick als eine mir fremde
Form kennzeichneten. Als Fundort nannte mir Kreyenberg die
Umgegend von Wusui, etwa 10 deutsche Meilen oberhalb Kiukiang
am Yangtse belegen, aus einer Gegend also, von wo Boulenger,
Cat., den japanischen Triton pyrrhogaster anführt. (Vergl. unten,
Geschichtliches!) Als den glücklichen Entdecker gab mir Kreyenberg
Herrn Bahrs, den Schwager Eickhoffs, an. — Unter dem 14. Aprıl
1906 folgte eine zweite Sendung von 16, ebenfalls ın Sprit meist
gut konservierten Exemplaren, von Bahrs im Sommer 1905 an
gleichem Orte gesammelt. Wie Bahrs an Kreyenberg schrieb, „the
Tritons are found 25 miles [= 40 km] inland of Cheechou on
the paddy fields in the valley, where there is clear water about
2 ft. deep (spring-water [= Quellwasser]), never dries. Cheechou
is a distrikt under Hupeh province, situated on the north bank
of the Yangtse river, some 60 miles [= 96 km] from Kiukiang.“
— Die genaue Bezeichnung der Örtlichkeit fehlt also noch immer,
wir haben den Molch aber etwa 100—130 Kilom. westlich oder
nordwestlich von Kiukiang am Rande des Gebirges in der Um-
gebung von Cheechou zu suchen. Weitere Angaben über Lebens-
weise etc. sind uns noch nicht zugegangen. Die Exemplare waren,
wie die geschwollene Kloake zeigt, in voller Brunst gefangen, der
Bauch war bei manchen Tieren noch feuerrot, kaum verblasst.
1) Eine vorläufige Mitteilung erschien auszugsweise unter dem Titel
„Über Triton pyrrhogaster subsp. orientalis“ im „Zoolog. Anzeiger“.
— 154 —
Um die Bedeutung des Fundes zu würdigen, muss man sich
vergegenwärtigen, dass aus der weiten Umgebung Kiukiangs, die
herpetologisch schon vielfach durchforscht wurde, ausser einem
Individuum im Britischen Museum noch kein Molich bekannt ge-
worden ist. Die spärlichen Funde von Molchen in anderen
Ütebieten Mittelchinas, ja ganz Chinas, liegen mit wenig Ausnahmen
und wenn man von Megalobatrachus absieht, Jahrzehnte zurück und
sind z. T., wie die Angaben des trefflichen Forschers Abbe Arm.
David, in Deutschland kaum bekannt geworden. Krevenberge selbst
hat auf zahlreichen, herpetologisch erfolgreichen Exkursionen in
China nie einen Triton erbeutet, wie erwähnt, selbst in einem
Hochgebirgssee bei Kıiukiang nicht.
Beschreibung der Form.
Stirnschläfenbogen dick, verknöchert. Gaumenzähne /\förmig.
Zunge klein, halbelliptisch, an den Seiten frei Kopf ohne Gruben.
etwas länger als breit, seine Länge ist 3°%s(-—4?) mal in der Kopf-
Rumpflänge enthalten. Der Kopf ist nicht hoch, ziemlich flach,
verbreitert: die grösste Breite erreicht er hinter den Augen, im
Mundwinkel. Der Querschnitt des Halses ist nicht hoch, gerundet
rechteckig. Augen mittelgross. Zwischenraum der Augen breit.
Schnauze breit zugerundet, Nasenlöcher ziemlich weit von einander
entfernt. Lippensäume mässig entwickelt.
Habitus ziemlich gedrungen. Ein Rückenkamm oder eine
verknöcherte Vertebralleiste fehlen durchaus. Oberseite des
Rückens abgeflacht, Querschnitt des Rumpfes beim © subguadratisch
zugerundet, beim © mehr zugerundet. Finger und Zehen frei, zu-
gerundet, von mittlerer Länge, ziemlich schlank. Tuberkel an den
Hand- und Fussflächen meist schwach entwickelt. Schwanz mit
oberem und unterem Saum, seitlich stark zusammengedrückt, kürzer.
beim Ö oft beträchtlich kürzer als Kopf und Rumpf. Beim % ist
er von der Form eines Tischmessers, in seiner ganzen Erstreckung
annähernd gleich hoch, am Ende plötzlich stumpf zugerundet, bis-
weilen mit ganz kurzer stumpfer Spitze. Bei dem O© nimmt der
Schwanz allmählich an Höhe ab und endet mit einer stumpfen
Spitze, wie bei dem % des Triton pyrrhogasier subsp. typica.
Kloakenwulst des Ö und © in der Brunst ganz wie bei
Triton eristatus und vulgaris, überhaupt wie bei den echten Tritonen,
beschaffen.
— 155 —
Haut auf Rücken und Bauch fast glatt (auf dem Bauch wie
beı anderen Trıtonen leicht quergerunzelt), Flanken etwas runzelig.
Unter scharfer Lupe erscheint die ganze Haut fein porös. Paro-
tiden gut abgehoben, etwa wie bei Tr. eristatus, höchstens etwas
stärker, ausgebildet, aber nicht zu vorspringenden, lappenförmigen
Wülsten verbreitert, wie dies bei 7r. pyrrhogaster subsp. typien,
namentlich bei dem ©, meist der Fall ıst. Auch fehlen die kleinen
Drüsenwülste an den Halsseiten des Tr. pyrrhog. typ.
Die Poren auf Kopf und Rumpf, welche auch andere
Tritonen aufweisen, lassen sich an dieser Form besonders gut er-
kennen. 2 Reihen -— richtiger Doppelreihen — grosser Poren
verlaufen von der Schnauzenspitze, zwischen den Nasenlöchern
beginnend, bis hinter die Augen, von hier setzt sich gewöhnlich
eine unregelmässige Doppelreihe grosser Poren schräg nach hinten
und unten zur Kehlfalte fort. In der Parotidengegend finden sich,
völlig von den vorigen getrennt, ca. 10 Poren regellos verstreut.
Wangen vor den Augen ebenfalls mit Warzen, eine Reihe einzelner
Poren verläuft am Öberkieferrande dicht unter dem Auge. Eine
Reihe von 3 Poren verläuft, unter dem Auge beginnend, schräg
nach unten und hinten zum Mundwinkel. Unterkiefer ebenfalls
mit einer Reihe deutlicher Poren. Dieselben setzen sich hinter
dem Mundwinkel bis zu den Poren an der Kehlfalte fort. Rücken
. jederseits in der Gegend der „Seitenkanten“, wo die Molchlarven
meist eine Reihe von „Goldfieckehen“ aufweisen, mit einer Reihe
heller Poren, je 2 neben einander, von dem nächsten Paare durch
einen Zwischenraum getrennt. Sie setzen sich auf dem Schwanz
fort. Ausserdem sind einzelne helle Poren auf dem Rücken ver-
streut. An der Bauchgrenze verläuft gleichfalls, wie bei den
meisten Tritonen, eine Porenreihe.!) — Oberseite (nach Kreyenberg)
!) Ich schildere die Lage der Poren hier eingehender, weil man nicht
oft Geiegenheit hat, sie deutlich zu prüfen. Auch von dem vorliegenden
Material eigneten sich nicht aile Stücke in gleicher Weise zur Untersuchung.
Die Form und Anordnung der Kopiporen ist etwas veränderlich, vorstehendes
ist namentlich nach einem männlichen Individuum beschrieben. Die „Gold-
fleckchen“ sind sicher identisch mit den „hellen Poren“. Bei anderen Arten,
2. B. Pleurodeles Waltlii, vermochte ich mit Bestimmheit festzustellen, dass
sie aus dem Larvenstadium in die „Wassertracht* übernommen werden und am
Schwanze noch lange den Goldglianz aufweisen. Besteht ein Zusammenhang
zwischen den „Porenreihen“ und den Seitenlinien der Fische? Ich möchte die
Frage hier wenigstens aufwerfen.
11
I
im Leben pechschwarz, Unterseite rot, im Leben feuerrot „wie
bei Bombinator igneus“. Kehle und Bauch sind mit schwarzen
Flecken und Schnörkeln gezeichnet. Die untere Schwanzkante ist
in beiden Geschlechtern einfarbig rot, noch intensiver als der
Bauch (im Leben zinnoberrot?), ungefleckt. Der rote, vom Hals
aus vorspringende Flecken im Mundwinkel, den Triton pyrrhogaster
typ. und Tr. Wolterstorfi Boul. häufig aufweisen, fehlt stets.
Die untersuchten ®& messen 55—69 mm, die ” 67--82 mm.
In Bezug auf Habitus und Färbung weichen die untersuchten
Individuen kaum von einander ab, nur das Kolorit der Unterseite
varılert etwas, wie aus dem folgenden hervorgeht. Die meisten
Tiere weisen in der Gegend der Kehlfalte ein mehr oder weniger
regelmässiges schwarzes Halsband auf.
Beschreibung der Individuen.!)
Ex. No. 3.2) &. Halsband an der Kehle. Bauch mit unregel-
mässigen, mittleren bis grossen Schnörkeln und Flecken. Der rote
Grundton überwiegt.
No. 4 5. Halsband vorhanden. Kehle mit vielen schwarzen
Schnörkeln. Bauch mit grossen, z. T. mit einander verflossenen
schwarzen Schnörkeln. Der Grundton tritt etwas zurück!
No. 5.5. Halsband vorhanden. Kehle und Bauch mit
kleineren Flecken und Schnörkeln. Grundton überwiegt.
No. 6.%. Halsband. Kehle und Bauch mit mittelgrossen
Schnörkeln und Flecken.
No. 7.6. Halsband. Wenige Schnörkel auf Kehle und
Bauch. Grundton überwiegt beträchtlich.
No. 8. &. Halsband. Kehle mit Schnörkeln, Bauch mit
grossen Flecken, meist an die Seiten gestellt und mit dem Kolorit
der Unterseite zusammenfliessend. Bauchmitte fast fleckenfrei.
Grundton überwiegt.
No. 9.5. Kein Halsband vorhanden. Kehle und Bauch
mit verstreuten mittelgrossen Schnörkeln, auf dem Bauch meist an
die Seiten gestellt. Grundton überwiegt.
1) Für die Masse vergl. die Masstabelle.
2) No. 1, 2 und einige andere liegen mir zur Zeit nicht vor.
— 157 —
No. 10. 5. Halsband. Kehle mit verwaschenen kleinen
Schnörkeln, Bauch mit verstreuten mittleren Flecken und Schnörkeln.
Grundton überwiegt.
No. 12. %. Halsband. Kehle mit kleinen Schnörkeln, Bauch
mit zackigen, meist an die Seite gestellten Schnörkeln. Grundton
überwiegt.
No. 13. ©. Halsband unregelmässig. Kehle ıit kleinen
Schnörkeln, Bauch mit verstreuten grösseren Flecken. Grundton
überwiegt kaum.
No. 14. 7. Halsband in Schnörkel aufgelöst, Kehle und
Bauch mit mittleren bezw. grossen Flecken und Schnörkeln, Grund-
ton überwiegt etwas.
No. 15. % . Halsband. Kehle und Bauch mit kleinen
Schnörkeln, meist an der Bauchgrenze. Grundton überwiegt
beträchtlich.
No. 17. 5. Halsband. Kehle und Bauch mit mittleren
bis grossen Schnörkeln, am Bauch grossenteils an die Seiten ge-
stellt. Grundton überwiegt.
No. 18. 5. Halsband. Kehle und Bauch mit mittelgrossen
Flecken und Schnörkeln. Grundton überwiegt.
No. 19. ©. Halsband unregelmässig. Kehle mit unregel-
mässigen Schnörkeln. Bauch mit unregelmässigen, grossen, meist
in die Länge gezogenen Schnörkeln, grossenteils an die Seiten
gestellt, z. T. in Zusammenhang mit dem Kolorit der Oberseite.
Schmale Mittelzone fieckenfrei, doch überwiegt der Grundton kaum.
(Das Exemplar zeichnet sich dadurch aus, dass am linken Fuss in
Folge früherer Verstümmelung bezw. Verkürzung zwischen der 1.
und 2. und zwischen der 4. und 5. Zehe eine kleine Schwimm-
bezw. Spannhaut entstanden ist.)
Das sind Abweichungen, wie sie unsere Triton ceristatus und
Tr. vulgaris an jedem Standort aufweisen!
117
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199
Geschichtliches. Verwandtschaftsbeziehungen.
Als ich die ersten Exemplare des Molches von Üheechou
erhielt, glaubte ıch ihn als neue Art ansprechen zu müssen. In-
dessen teilte mir Herr G. A. Boulenger, welchem ich die Stücke
zur Begutachtung einsandte, unter dem 8. 11. 05 mit, dass es sich
wohl um den fast verschollenen, missdeuteten Triton orientalis Dav.
handeln dürfte, welchen David bereits 1875 von Tsitou beschrieben
hat.!)
David bringt in seinem köstlichen Reisewerke, welches heute
noch eine Fülle des Interessanten bietet. eine Reihe verstreuter
Angaben über Triton orientalis. Die erste Erwähnung finden wir
im Journ. troisi&me voyage, part. I, pg. 32. ... je pris [auf einer
Reise durch Tsche-Kiang, von Ningpo aus bis in die Gegend von
Kiou-teheou] plusieurs exemplairs d’un Triton fort interessant, que
je pense ätre nouveau pour les naturalistes: j’en envoyai la de-
scription a Paris. Üette petite salamandre, que je nomme Triton
orientalis, est noirätre en dessus et rouge en dessous; je ne J’ai
rencontree que dans quelques mares de Tehe-san. A mon arrivee
in Schanghai], M. Swinhoe [der bekannte englische Forscher] me
montra la figure et la diagnose d’un Triton ou COynops provenant
de cette ville [welche?]: mais ce batracien differe du’ mien par une
taille bien plus forte et par les couleurs inferieures, qui sont rouges.
— Unklar bleibt, welche Stadt gemeint ist. vermutlich bezieht sich
Swinhoes Abbildung auf Triton sinensis Gray. von Ningpo. Bei
Erwähnung der letzteren Form ist David wohl nur ein Zapsus calami
unterlaufen, es muss vermutlich heissen orangegelbe Unterseite,
da David ja auf die Verschiedenheit hinweisen will. Wie David
an anderer Stelle (pg. 27) bemerkt, konnte er auf dieser Tour
wenig sammeln: „Pendant cette excursion improvisee & la häte,
depourvu des instruments nöcessaires et muni de vötements chinois
1) Abbe Armand David, Journal de mon troisieme voyage d’exploration
dans l’Empire Chinois, Paris, (Libr. Hachette), 1875, 8 tr. Part. II, pg. 215. —
Dies Werk und die Beschreibung der 2. Reise (David’s Journ. d’un voyage
dans le Centre de Chine et dans le Thibet oriental, erschienen in Tome VIII
bis IX, Nouvelles Archives Mus. Bulletin, Paris 1872-73. gr. 4 tr., 3 Teile)
sind in Deutschland kaum aufzutreiben und bin ich Herrn Boulenger für den
Hinweis sehr dankbar. Durch einen Zufall glückte es mir, die seltenen, für
die Erforschung Chinas so wertvollen Werke von dem Buchhändler Lechevalier
in Paris zu erstehen,
a
d’emprunt et d’un fusil pröte par un indigene, je n’ai pu faire une
grande recolte d’histoire naturelle.“ Dem entsprechend sind auch
die Molche nicht konserviert worden. —
Tehesan liegt nahe bei Kıou-tcheou oder Kiutchou in Tsche-
kıang, unter dem 29. Breitengrade, in welligem Hügel- und Berg-
land. Ich folge hier David’s Schreibweise, Kiou-teheou ist sicher
identisch mit Kü-ts.-f.. am Tsien-Tang-k., auf Andrees Handatlas,
wie ein Vergleich mit Davids Reisekärtchen ergibt, und ja nicht
mit unserer Kolonie Kıautschou zu verwechseln!
Zum zweiten Male fand David die Molche bei Tsitou, einer
Missionsstation, 3 Meilen (französisch) von Kien-tehang, der Haupt-
stadt des gleichnamigen Bezirkes, entfernt. An dieser Örtlichkeit,
zwischen dem 27. und 28. Breitengrade in Kiangsi, nicht weit von
der Grenze von Fokien, belegen, entdeckte er die Tiere nach
längerem Aufenthalt (seit dem 4. Juni) am 7. August 1873. „En
piochant sur les bords d’un &tang desseche, nous prenons 2 tritons,
ou petites salamandres aquatiques, semblables, si je ne me trompe,
& celles que je capturaı l’an dernier (1872) a l’ouest du Tchekiang,
et pour lesquelles j’ai propose le nom de Triton orientalis. Ces
petits reptiles sont adultes, et ils n’ont que cinque centimetres et
demi de longueur totale. Les couleurs sont d’un brun noir peu
uniforme, et celles de dessous sont d’un beau rouge, parseme de
petits points noirs arrondis, avec un collier noirätre [!] & la gorge.
Les Chinois de cette region sont tellement peu observateurs
que, eux qui pataugent continnellement dans l’eau et la boue, ils
n’ont aucune idee de ces jolis petites bätes qui vivent a cöte de
leurs maisons, dans leurs reservoirs d’eau, peut-etre ces Urodeles
v sont-ils rares? [Letzteres dürfte zutreffen!] 1. c., part II, p. 215.
Erst am 6. September erhielt David, der durch Fieber
wochenlang ans Haus gefesselt war, weitere Exemplare der Art,
diesmal ein Dutzend Larven von Mi-Ouan bei Tsitou. p. I,
pg. 233. — Am 15. September haben sich die Tiere verwandelt:
„Les larves des tritons, que j’eleve dans ma chambre depuis
10 jours, sur des Chara et d’autres plantes aquatiques trempees
dans l’eau, ont perdu leurs branchies, et elles ont revetu les cou-
leurs et les formes du Triton orientalis. 1. c., p. U, pg. 238. —
Schon dieser kleine Zug beweist neben zahlreichen anderen Be-
merkungen im Tagebuch, auf welche ıch an anderem Ort zurück-
kommen werde, dass David nicht etwa bloss nebenbei, sondern mit
grosser Aufmerksamkeit nach Molchen fahndete. Wäre Tr. orientalis
— 161
häufiger, so hätte er ihm und seinen Sammlern öfter ın dıe Hände
fallen müssen.
An anderem Orte (l. e. Il, pg. 158) schildert David die Um-
gebung von Tsitou. Die Landschaft ist mannigfaltig, mit kleinen
Hügeln, welche mit Bäumen bestanden sind, und Reisfeldern. Der
Untergrund besteht aus Sandstein und Ton, er dürfte den Se-
kundärformationen angehören. In einiger Entfernung finden sich
kleinere Berge, über welche sich höhere Gebirge von etwa 1500 Meter
Höhe erheben. Das Gelände ist reich an Baumgruppen und lichten
Hainen, ohne eigentlich bewaldet (boise) zu sein. „Je puis dire
que cet ensemble de plaines, de collines et de montagnes, arrosees
par de nombreux ruisseaux et par des rivieres, forme pour moi
l’une des plus belles regions que j’aie encore rencontree dans mes
longs voyages de Chine. Aussi la premiere impression que me
fait l’aspeect du paysage de Tsitou est-elle des plus agreables,
esthetiquement. parlant!). Welliges, schwach bewaldetes, wasser-
reiches Hügel- und Bergland, das ist also das Gelände, wo man
in China Triton orientalis zu suchen hat!
Wie mein verehrter Freund Boulenger schrieb, befinden sıch
David’s Typen des Triton orientalis von Tsitou im Pariser Museum.
Ich wandte mich daher auf seinen Rat an Herrn Prof. Vaillant und
bat, unter Einsendung mehrerer Exemplare, um Vergleich mit
David’s Typen. Unter dem 4. Mai 1906 antwortete mir Herr Vaillant
freundlichst: „Bei Prüfung der von Abbe A. David aus China
mitgebrachten Stücke, welche seinem Triton orientalis (= Tr. pyrrho-
gaster var., nach unserer Bestimmung) entsprechen müssen, und
Vergleich mit einem Tr. pyrrhogaster, Typ des Museums Leyden,
finde ich folgende Unterschiede: 1. Die Formen der Varietät sind
schlanker, ihre Grösse ist geringer. 2. Die vorspringenden Paro-
tidenwülste sind weniger entwickelt. 3. Die Flecken auf dem
Bauche scheinen zahlreicher und sind vor allem merklich kleiner.
In letzterer Hinsicht bilden ihre Exemplare bis zu einem gewissen
Grade einen Übergang, indessen ist es unbestreitbar, dass sie sich
der var. orientalis enorm nähern, und zögere ich nicht, sie mit
dieser zu vereinigen.“
1) Ich gebe Davids Schilderungen zum Teil im Original wieder, einmal
um dem Leser eine Kostprobe seiner anmutenden Schreibweise zu geben,
anderseits, weil sich auch bei der sorgfältigsten Übersetzung der Sinn oft
nicht genau wiedergeben. lässt.
22 De
Was die Bauchzeichnung betrifft, so ıst sie ja bei Triton pyr-
rhogaster subsp. iypica wie bei anderen Tritonen (auch bei der
Cheechou-Form) sehr veränderlich. Im übrigen genügen mir Vaillant's
Ausführungen ın Verbindung mit David’s kurzen Angaben, um
die Form von Öhechou mit jener von Tsitou vorläufig zu identi-
ficieren, ein abschliessendes Urteil möchte ich wir vorbehalten, bis
mehr Material vorliegt.
Auch nach Boulenger’s Ansicht ist die Form von Cheechou
nur als subspecies des Triton pyrrhogaster anzusprechen. Bereits
unter dem 8. 11. 05. schrieb er mir folgendes: „Molge [= Triton]
pyrrhogaster ist eine sehr veränderliche Art, welche in mehrere
Varietäten oder Unterarten aufgelöst werden kann, wie dies mit
Triton vulgaris und Tr. vittatus geschehen ist. Aber ich sehe nicht
ein, dass die forma orientalis als Art definiert werden kann. Ich
bin überzeugt, dass Sie mit mir übereinstimmen würden, wenn Sie
unsere Sammlung sehen könnten. Einige japanische brünstige
Stücke von der Iki-Insel (5, © ) sind sehr klein. Ich möchte noch
erwähnen, dass wir Exemplare von Kobe mit sehr schwachen
Parotiden besitzen, viel schwächer als bei unserem Stück von Kiu-
kiang (Fundort gesichert!) und dass der Knochenkamm auf dem
Rücken bei einigen Fıxemplaren von Hakone fehlt. Ich meine, es
würde wünschenswert sein, eine Untersuchung über die Variationen
des japanischen Tr. pyrrhogaster anzustellen.“
Unter diesen Umständen bezeichne ich den Molch von Chee-
chou, Boulengers Vorschlag entsprechend, unter Vorbehalt, d h.
bis zu direktem Vergleich des Londoner und Pariser Materials als
Triton pyrrhogaster subsp. orientalis Dav. Jedenfalls sind aber die
Unterschiede beträchtlich: Die Grösse der Cheechou-Tiere ist weit
geringer, der Kopf flacher, nicht mopsartig, der Abfall der Kopf-
seiten ist weniger steil, der Querschnitt des Halses niedrig, ge-
rundet rechteckig — während er bei 7r. pyrrhogoster subsp. typica
hoch, fast quadratisch sich darstellt. Es fehlen nicht nur die vor-
springenden Parotidenwülste, sondern mit ihnen auch die Drüsen-
wülste an den Halsseiten gänzlich, es fehlt der Knochenkamm des
Rückens, der Schwanz endlich ist regelmässig kürzer als bei Tr.
pyrrhogaster subsp. typ. und beim 5 anscheinend konstant anders
gestaltet. Hierzu dürften sich bei sorgfältiger Prüfung noch manche
andere innere und äussere Abweichungen gesellen.
In der Färbung dagegen stimmt die Cheechou-Form (subsp.
— 163 —
orientalis) völlig mit manchen Farbenabänderungen des Tr. pyrrho-
gaster typ. überein, wie betont werden muss.
Zu den angeführten Unterschieden tritt aber noch ein bio-
logisches Moment. Die chinesische Form muss nach allen
Berichten sehr selten sein und nur an besonders günstigen Ört-
lichkeiten vorkommen. Wie wäre es sonst zu erklären, dass in
dem ganzen, für Tieflands-Urodelen scheinbar so günstigen Terrain
Mittel- und Nordchinas, in gleicher Breite mit Japan, wo alle Ge-
wässer bis dicht an das Meer von Tr. pyrrhogaster typ. wimmeln,
so spärliche Funde gemacht wurden ?
Hat aber Boulenger recht, ist die Cheechon-Form eine Unter-
art des Tr. pyrrhogaster, so wird Tr. pyrrhog., den man bisher, nach
der Litteratur und den massenhaften Importen lebender Exeniplare
(freilich meist wohl von einem oder wenigen Hafenplätzen her-
rührend!) zu schliessen, für eine recht konstante, extreme
Art der Gattung Triton, sogar als Typ. einer eigenen Untergattung
oder Gruppe (Cynops) mit nur einer insularen Varietät!) ansprechen
musste, mit einem Schlage zu einer der auch in ihrer Gestalt und
Grösse veränderlichsten Arten der Gattung! Es muss dann
auch hier ein grosser Formenkreis existieren, von welchem erst
einige Glieder genau bekannt, manche vielleicht schon ausge-
storben sind.
Jedenfalls muss ich Boulenger darin Recht geben, dass sich
schon unter den japanischen Exemplaren des Tr. pyrrhogaster mehrere
Varietäten unterscheiden lassen. Mein Material ist zwar ziemlich
dürftig, aber einige von mir geprüfte Stücke des Senckenberg-
Museums in Frankfurt a. M. — leider ohne genauen Fundort, — weichen
durch schwächere Parotiden und abweichende Schwanzform etwas
von der Normalgestalt ab. Im übrigen sind sie völlig typisch.
Es lag nahe, die interessante Form auch mit dem erst kürzlich
entdeckten Triton [= Molge] Wolterstorffi Boul. von Yunnan?), von
welcher Art wir durch die Güte des Verfassers ein jüngeres
Exemplar zum Geschenk erhielten, zu vergleichen. Von Triton
Wolterstorfi sind bisher nur spärliche Exemplare bekannt geworden,
welche mit Ausnahme eines Ö von 110 mm Länge sämtlich noch
kurze Kiemen tragen und sicn mithin im Zustande der Neotenie
befinden. Tr. Wolterstorfi unterscheidet sich von Tr. pyrrhogaster
ı) Die var. ensicauda Hallow. von Okinawa.
2) Boulenger, Description of a new Newt from Yunnan, Proc. Zool.
Soc. London, pg. 277, pl. 17. (publ. 10. 8. 1905.)
16
subsp. orientalis ausser durch die beträchtlichere Grösse — ein
misst 140 mm Länge — schon durch den schmaleren, höheren
Kopf, den schmaleren Zwischenraum der Augen?), die relativ
längeren Finger und Zehen, sowie den Besitz deutlicher äusserer
Tuberkel an den Hand- und Fussflächen zur Genüge.
In der Färbung weichen beide Formen weniger von einander
ab. Boulenger bildet auf seiner Tafel neben einem sehr bunten
Exemplar des Tr. Wolterstorfii ein Individuum ab, welches oberseits
einfarbig schwarz ist und nur eine rote Vertebrallinie aufweist.
In anderen Stücken mag auch diese fehlen. Umgekehrt würde es
mich nicht in Erstaunen ‚setzen, gelegentlich auch von Tr. pyrrho-
gaster subsp. orientalis Exemplare mit roter Vertebrallinie oder rot-
gefleckter Oberseite zu erhalten. Auffällig ist nur, dass Tr. Wolters-
torfi, wie Tr. pyrrhogaster typ., einen roten Flecken im Mundwinkel
besitzt, welcher den meisten Exemplaren der subsp. orientalis
abgeht.
Triton pyrrhogaster Boul. subsp. typico und orientalis, Tr. sinensis
Gray und Tr. Wolterstorfi Boul. sind einander in der Färbung und
Zeichnung sehr ähnlich. Gemeinsam ist ihnen allen das Fehlen
eines häutigen Rückenkammes im brünstigen ©. Im Bau der
Kloake stimmen sie unter sich und mit den echten Tritonen
Europas überein.
Tafelerklärung.
Fig. 1. Callula verrucosa Boul., Ex. N. 5, von oben. Tsingtau.
2. Dasselbe, Ex. N. 1, von unten. Tsingtau.
‚ 3. Triton pyrrhogaster subsp. orientalis Dav. - Ex. No. 12, von
unten. ÜOheechou.
„ 4. Dasselbe, 5 Ex. N. 5, von oben.
„5. Dasselbe, öÖ Ex. N. 7, von der Seite.
‚6. Dasselbe, Ö Ex. N. 8, von unten.
Die photographischen Aufnahmen verdanken wir der Freund-
lichkeit des Herrn Zeichenlehrers Busse.
!) Boulengers farbige Tafel lässt die Konfiguration des Kopfes nicht
deutlich erkennen.
Eine kleine Sendung chinesischer Säugetiere.
Von Dr. Max Hilzheimer in Strassburg.!)
Wie ich schon in meiner vorläufigen Mitteilung (Zool. Anz.
Bd. XXIX No. 10 vom 22. August 1905) schrieb, hat das städtische
Museum für Natur- und Heimatkunde zu Magdeburg eine Sendung
chinesischer Säugetiere erhalten. Herr Dr. Kreyenberg, der die
Felle sammelte, sandte sie an Herrn Dr. Woiterstorff, welcher
sie dem genannten Museum überwies. Sie scheinen dafür zu
sprechen, dass Ohina nicht in zwei, sondern mindestens in drei
tiergeographische Provinzen zerfällt, worüber weitere Untersuchungen
sehr wünschenswert wären.
Die kurzen Diagnosen, die ich in meiner vorläufigen Mitteilung
gab, werde ich hier erweitern und durch Vergleich mit anderen
schon beschriebenen vervollständigen und auch Untersuchungen
über einige interessantere Tiere der Sendung, die ich, weil schon
bekannt, noch nicht erwähnt habe, hinzufügen.
Die Typen befinden sich alle im vorbenannten Museum der
Stadt Magdeburg.
Cervulus sinensis Hilz. (Tafel 2.)
1 Fell mit Schädel. >
Kiukiang, Anfang Januar 1903 gesammelt von Eickhoff.?)
Dieser Hirsch hält, was Fell und Schädel anbelangt, in eigen-
tümlicher Weise zwischen (. /aerymans und C. reevesi die Mitte, hat
aber doch genügend selbständige Charaktere, um nicht etwa bloss
als Übergangsform angesehen werden zu können. Zum leichteren
Vergleich stelle ich die Diagnosen der drei nebeneinander. Für
C. laerymans und reevesi benutze ich die von Brooke P. Z. S. 1874
‚p. 40/41 gegebene Beschreibung, die für uns besonders gut brauch-
!) Für den Inhalt der Abhandlungen sind die Verfasser selbst verantwortlich.
°) Wie mir Herr Dr. Wolterstorff soeben mitteilt, war das Tier gefangen
worden und sollte von Herrn Eickhoff seinem Freunde, Herrn Kreyenberg,
lebend gesandt werden. Über Nacht an einem Strick befestigt und in eine
Kammer gesperrt, sprang es durch das Fenster und wurde am Morgen er-
hängt aufgefunden.
— 166 --
bar ist, da dort beide in Fell und Schädel miteinander verglichen
werden.!) Brooke schreibt dort allerdings immer C. sclateri, weil er
irrtümlicher Weise annimmt, dieser Name sei älter als C. lacrymans.
(1) €. laerymans A. — M. Edw. (= C. sclateri Swinh.)
Die ganze Stirn, Hinterhaupt, Aussenseite der Öhrmuschel
gelb. Die Intensität des Gelb wechselt bei den verschiedenen In-
dividuen, ist aber immer kräftig genug, einen sehr augenfälligen
Charakter in der Erscheinung des Männchens dieser Spezies zu
bilden. Eine kohlschwarze Linie, die an den Stirndrüsen beginnt,
verläuft auf der Innenseite des Hornpiedestals, indem sie scharf
von dem Gelb der Stirn absticht. Backen, Vorderhals, Brust, Bauch
und die Oberseite des Schwanzes sind fuchsrot. Kinn, eine Linie
längs der Vorderseite der tibialen Partie der Hinterbeine und die
Unterseite des Schwanzes weiss; der Rest des Körpers bläulich-
braun mit Rot gesprenkelt.
(2) C. reeves Ogilby.
Der vordere Teil des Gesichts, unterhalb der Augen, braun.
Zwischen den Augen wırd das Haar knapper, indem eine starke
schwarze Drüse von jeder Frontaldrüse auf die Innenseite des
Hornpiedestals verläuft; die oberen Teile der Stirn zimmetfarbig
(rufous), infolge der Mischung mit roten Haaren. Das Rot wird
intensiver auf dem Hinterhaupt und endigt in einer scharfbegrenzten
Linie zwischen den Ohren. Der untere Teil des Halses, Rückens
und der Seiten, eine Linie längs der Mitte des Halses und Rückens
und der Vorderarme bläulichbraun, Backen, Brust, Bauch und Ober-
seite des Schwanzes zimmetfarbig; Kinn und Unterseite des
Schwanzes weiss.
(3) C. sinensis Hilzh.
Die ganze Stirn, Hinterhaupt, basale äussere zwei Drittel der
Öhrmuschel, Backen ledergelb, letztere etwas dunkeler; letztes
Drittel der Obrmuschel braun, Spitze mit breitem weissem Saume;
Öhrmuschel innen ebenfalls weiss. Die schwarzen Linien, die an
den Tränendrüsen beginnen, laufen auf der Vorderseite des Horn-
piedestals bis zum Horn, umfassen dieses so, dass nur das hintere
Drittel seiner Basıs davon frei bleibt; und zwar ist das Schwarz
auf der Aussenseite viel stärker als innen. Kinn, Kehle, Hals,
eine Linie auf der Vorderseite der Oberschenkel weiss; Oberseite
ı) Lydekker gibt überhaupt keine Schädeldiagnosen und beruft sich bei
der Beschreibung der Bälge auf Brooke, der wörtlich zitiert wird.
DR m
des Schwanzes fuchsrot, Rücken dunkelbraun und gelb gesprenkelt;
Brust gelblich, in der Mitte ein Fleck von der Farbe des Rückens;
Bauch in der vorderen Hälfte grau, in der hinteren gelblichweiss;
Nasenrücken, aber nur dieser, braun; Nasenbein bis zu den Lippen-
rändern gelb und braun gesprenkelt, ähnlich wie der Rücken.
Ausführliche Beschreibung des Felles von C. sinensis:
Der Rücken zeigt ein gleichmässiges Farbengemisch von
Dunkelbraun und Gelb; welches dadurch entsteht, dass jedes Grannen-
haar unter seiner Spitze einen gelben Ring hat. Das Haar beginnt
ınit einer weissgrauen Basis, die allmählich in Dunkelbraun über-
geht, dann folgt der erwähnte gelbe Ring und die braune Spitze.
Das lebhafte Braun wird nach den Seiten zu allmählich ein mattes
Graubraun, bis dann schliesslich auch der gelbe Ring schwindet und
die Farbe einfarbig schmutzig-graubraun wird; dies ist die Farbe
der Schultern, der Seiten, der Oberschenkel, des Bauches bıs
ungefähr zur Hälfte von vorn und eines Streifens längs der Brust-
mitte; ebenso ist auch die Vorderseite der Vorderbeine gefärbt.
Doch treten oberhalb des Handwurzelgelenkes weisse Haare in
starker Anzahl dazu, die über dem Gelenke aussetzen, unter ihm
vereinzelt wieder beginnen und an Zahl bis zum Fingergelenk all-
mählich zunehmen; dann kommt wieder noch etwas Rot da-
zu, bis sich schliesslich über den Hufen die weisse Farbe allein
findet. Die Farbe der Innenseite der Vorderbeine ist ein Rotbraun,
das nach unten zu heller wird und schliesslich auf dem Fusse
viele weisse Haare zeigt. Die Aussenseite der Hinterbeine ist
ähnlich wie der Rücken gefärbt, auch hier zeigen sich weisse Haare
auf der Vorderseite, die vereinzelt auf der Fussmitte beginnen,
sich nach unten vermehren und oberhalb der Hufe einen weissen
Ring bilden; die Innenseite der Füsse ist rotbraun. Die Innen-
seite der Ober- und Unterschenkel, die Unterseite des Schwanzes,
Kinn, Kehle und die unteren Lippenränder sind ıein weiss; es sind
das die einzigen rein weissen Teile. Die hintere Hälfte des Bauches
in der Inguinalgegend ist gelblich-weiss. Die Oberseite des Schwanzes
ist fuchsrot, der Hals und die Seiten der Brust sind hell schmutzig-
gelbbraun, fast weiss. Wie der Rücken, ist auch der Nacken
gefärbt; diese Farbe kontrastiert scharf gegen die ledergelbe Farbe
‚des Hinterhauptes und der Stirn, welche hinter den Ohren beginnt.
Dieselbe Farbe, wie die letztgenannten Teile, nur einen Ton
dunkler, zeigen auch die Backen und der grösste Teil der Aussen-
— 168 —
seite der Ohren, diese werden jedoch nach oben braun: nur an der
äussersten Spitze greifen die weissen Haare des Öhrinnern auf
dıe Aussenseite über, hıer einen weissen Saum bildend. Der Nasen-
rücken ist graubraun, wozu an den Seiten wieder die Sprenkelung
des BRückens tritt. Dies ist auch die Farbe des oberen Lippen-
randes. Das Charakteristische aber, wodurch unser C. leicht von
anderen zu unterscheiden ist, sind die schwarzen Linien, die hinter
den Tränendrüsen beginnen. Diese nähern sich zuerst halbkreis-
förmig bis ungefähr über den hinteren Augenwinkeln, biegen dann
plötzlich in doppelter Stärke nach aussen, ziehen auf dem Vorder-
rand des Hornpiedestals bis zum Horne hinauf, umgreifen das
Horn, indem sie nur das hintere Drittel freilassen und zwar liegt dabei
der grössere Teil der schwarzen Haare auf der Aussenseite des Hornes.
Beschreibung des Schädels:
Dem Schädel nach unterscheidet sich (€. reevesi und C. laerymans
(selateri), wenn man nach Brooke’s Abbildung gehen kann, leicht
durch das Verhältnis der Tränengrube zur Augenhöhle. Bei jenem
ist der Längsdurchmesser der Tränengrube länger als der der
Augenhöhle, bei diesem kürzer. Bei C. reevesi nimmt die Tränen-
grube den ganzen Knochen ein, bei (©. lacrymans nur annähernd
den ganzen. In beiden Fällen hält unser C. sinensis die Mitte.
Der Längsdurchmesser der Tränengrube ist ungefähr gleich dem
des Auges (eher grösser), die Tränengrube selbst steht in ihrem
Verhältnisse zum Knochen auch in der Mitte. Bei C. reevesi stösst
sie direkt an die Augenhöhle, bei C. laerymans ist sie durch einen
kleinen Rauın davon getrennt, bei Ü. sinensis stösst sie nur in der
Mitte direkt an die Augenhöhle. Andererseits bewahrt sie durch
ihre von beiden abweichende Gestalt — sie lässt den oberen Teil
des Knochens ganz frei — eine nur dieser Species eigentümliche
Form. Das Hornpiedestal hat die Form und Verhältnisse des C.
laerymans. Im übrigen ist die Profillinie vollkommen gerade; bei
den beiden anderen C. ist sie vor und hinter der Tränengrube ein-
geschnürt; die Nasalia sind vorne abwärts gebogen, während sie
bei den beiden anderen mehr gerade verlaufen.
Ebenso ist der Unterkiefer scharf charakterisiert, nämlich
durch den stark entwickelten Lobus, dessen Rand sich deutlich
vom übrigen unteren Unterkieferrand abhebt.
Masse in mm:
1. Bel
Länge von Nase bis Schwanzspitze 970, Länge des Kopfes
220, Länge des Schwanzes (einschl. Haare) 65, Länge der Hinter-
füsse von Hufspitze bis Hacken (Fussknochen im Fell) 195.
2. Schädel.
Grösste Länge des Schädels 176, Basilarlänge ca. 157 (Hinter-
haupt und letzter Teil der Schädelbasis zerstört), Gaumenlänge 71,
Schädelbreite in der Mitte über den Augenhöhlen 54, Längsdurch-
messer der Tränengrube 36, Längsdurchmesser der Augenhöhle 32,
Länge der Nasalia in der Mittellinie 50, Entfernung vom hinteren
Augenhöhlenrand bis zur Rose (Länge des Rosenstockes) 68, Ent-
fernung vom vorderen Augenhöhlenrand bis zur Zwischenkiefernaht
92, Länge der oberen Backzahnreihe 48!/,, Länge der unteren
Backzahnreihe 521)2.
Zahnmasse:
Oberkiefer | Unterkiefer
Länge | Breite | Länge | Breite
I ni j
Pı DL Tl | up
U
Cervulus reevesi pingshiangicus nov. subsp.
1 Fell mit Schädel. ©
Pingshiang, Herbst 1905 (Typus der Subspecies).
Der Schädelbau ist dem C. reevesi sehr ähnlich, besonders
auch die Form einer Richtung der am Ende nach abwärts und
einwärts gebogenen Hörner, doch machen sich im Fell einige Unter-
schiede bemerkbar.
Diagnose. Balg ähnlich C. reevesi, aber die Stirn zwischen den
schwarzen Linien einfarbig lederbraun, ohne rot. Zwischen den
Hornpiedestalen ein diese verbindender Streifen mit vielen schwarzen
Haaren, dahinter bis hinter die Ohren lederbraun. Hinter den
Be
Ohren auf Nackenmitte schmaler scharfbegrenzter braunschwarzer
Streifen, der nach hinten allmählich breiter, weniger deutlich be-
grenzt wird und in die dunklere, nicht scharf abgegrenzte Farbe
der Rückenmitte übergeht. Kinn, Kehle, Halsunterseite gelblich-
weiss, Backen heilgelbbraun, ebenso Brust. Bauch braungrau.
Vordere Extremitäten und hintere unterhalb des Sprunggelenkes
graubraun.
Die Haare sind auf dem dunkleren Teile des Rückens schwarz
und rotbraun geringelt. Die Farbe wird nach den Seiten zu all-
mählich heller, hier ist die Ringelung hellgelbbraun mit schwachen
dunkelgraubraunen Ringen.
Der Schädel ist von (©. reevesü kaum zu unterscheiden. Nur
ist der Absatz am vorderen Ende des Hornpiedestals stärker und
die Einschnürung über den Augen fehlt.
1) Masse des Felles: Länge von Nase bis Schwanzspitze 1090,
Länge des Schwanzes (einschl. Haare) 85, Länge der Hinterfüsse
von Hufspitze-Hacken 200 (Knochen fehlen).
2) Schädelmasse: Grösste Länge 170, Basilarlänge 151, Gaumen-
länge 71, Schädelbreite ın der Mitte über den Augenhöhlen 53,
Längsdurchmesser der Tränengrube 37, Längsdurchmesser der
Augenhöhle 29/2, Länge der Nasalıa in der Mittellinie 49, Länge
des Rosenstockes vom hintern Augenhöhlenrand 79, Länge vom
vorderen Augenhöhlenrand bis zur Zwischenkiefernaht 64, Länge
der oberen Backzahnreihe 48, Länge der unteren Backzahnreihe 54.
Zahnmasse:
Öberkiefer | Unterkiefer
Länge \ Breite | Länge | Breite
Pa Be I SB Fr
| |
8 las) .6, Seid
ZRE, MAL ale Da LA 5
a a
ae re | Te
| |
|
|
103/4 |
in
Hydropotes Kreyenbergi Hilzh.
1 Schädel. (Tafel 2.)
Kinkian ‚bei Hankau, Dr. Kreyenberg. Januar 1904 (selbst
geschossen). Als „Moschusböckchen onne Moschus“ bezeichnet.
Soweit ich mit der mir hier zugänglichen Literatur feststellen
kann, gibt es bis jetzt Ziydropotes inermis Swinh. (P. Z. S. 1870 p.
90/92, Tafel 6 und 7), H. affinis Brooke (P. Z. S. 1872 p. 524
Abbdg. des Schädels), 7. argyropus Heude (fide Trouessart). Eine
Beschreibung gibt es nur von ZH. inermis; von AH. affinis!) gibt
Brooke nur die Abbildung eines Schädels ohne irgendwelche Be-
merkungen dazu; von Truessart wird diese Spezies nicht erwähnt.
HT. argyropus schliesslich ist nach Truessart ein nomen nudum.
Irgendwelche Masszahlen über die Schädel habe ich nirgends ge-
funden. Lyddeker hat in seinem grossen Werke über die Cerviden den
Namen Aydrelaphus vorgeschlagen an Stelle von Aydropotes. Trouessart
nimmt diesen neuen Namen auf. Nun ist aber Alydropotes nicht
eine Synonomie. Wenn es auch Hydropota gibt, so ist diese Aehn-
lichkeit doch noch kein Grund, von den Gesetzen der Priorität
abzuweichen. Es muss also der Name Aydropotes stehen bleiben.
Infolge des Fehlens jeder Masszahlen bin ich beim Ver-
gleiche des Schädels nur auf die Abbildungen angewiesen gewesen.
Was zunächst die beiden Männchen bei Brooke anbelangt, so ist
das Dach ihres Hirnschädels viel stärker gewölbt als das des (un-
erwachsenen) Weibchens bei Swinhoe. Dementsprechend ist bei
beiden Männchen der Gesichtsschädel ım Verhältnis zum Hirn-
schädel kürzer als beim Weibchen. Der mir vorliegende Schädel
ist etwas älter als der des Weibchens Swinhoe’s, d. h. m, ist schon
entwickelt, aber die pm. sind noch nicht gewechselt, doch zeigen
sich im Unterkiefer unter d, und d,, im Oberkiefer unter d,, aber
nur links, die Spitzen der bleibenden pm. Das Dach des Hirn-
schädels ist noch weniger gewölbt als bei dem Weibchen Swinhoe’s
und dementsprechend der Hirnschädel im Verhältnis zum Gesichts-
schädel etwas länger, d. h. der Hirnschädel von A. inermis hinter
der Augenhöhle ist etwas über doppelt so lang als der grösste
Augenhöhlendurchmesser, der Gesichtsschädel aber ungefähr drei-
mal so lang. Bei A. KÄreyenbergi verhält sich der Hirnschädel zum
grössten Augenhöhlendurchmesser wie bei dem vorigen, der Ge-
1) Nach der Abbildung bei Brooke scheint es sich um eine gut unter-
schiedene Spezies zu handeln. Auch Lydekker in seinem grossen Werk (The
Deer of all Lands) erwähnt sie nicht.
12
Ne
sichtsschädel ist aber nur 2!/, mal so lang. Die Breite der Nasalia,
an der schmalsten Stelle gemessen, bevor sie zur Spitze auslaufen,
ist bei H. inermis gleich etwas mehr als °/,, bei H XKreyenbergi
höchstens gleich !/, der Breite der Nasalia. Weitere Unterschiede
liegen in der Ausbildung des oberen Augenhöhlenrandes ; dieser
ist bei A. Kreyenbergi so hoch gewölbt, dass bei genauer seitlicher
Ansicht das Schädeldach an der Stelle nicht zu sehen ist. Stellt
man cd!n Schädel aber etwas schräg, wie in unserer Abbildung, so
wird der obere Augenhöhlenrand der anderen Seite sichtbar. Die
Form und Lage der Tränendrüse ist auch eine etwas andere; sie
reicht mit ihrem oberen Rande nicht. so hoch hinauf, mit ıhrem
unteren aber tiefer herunter als bei AH. inermis. Ihre Achse ist
also viel mehr geneigt. Schliesslich ist die Ethmoidallücke viel
grösser und breiter, fast ein gleichschenkliges Dreieck bildend, wo-
bei der obere und der vordere Rand nur wenig an Länge unter-
schieden sind.
Schädelmasse in mm:
Basilarlänge 133, Gaumenlänge 58, Länge der oberen Back-
zahnreihe 45, Länge der oberen Molarreihe 26, Hirnschädellänge
(Naseon — oberer Rand des Hinterhauptsloches) 83, Gesichts-
schädellänge 75, Länge der Nasalia 5l, grösste Breite der Nasalia
26, kleinste Breite der Nasalıa 10, Unterkieferlänge vom Hinter-
rand der Gelenkrolle bis zwischen die vordersten Schneidezahn-
alveolen 115, Länge der unteren Backzahnreihe 60, Länge der
unteren Molarreihe 27.
Sciurus Tsingtauensis!) Hilzh.
1 Fell. Schädel darin. Ö& Tsingtau!) 1902.
Diagnose: Kopf, Rücken, basale Hälfte des Schwanzes ein
gleichmässiges Gemisch aus Schwarz und Hellgelb, das letztere
nach den Seiten zu weniger leuchtend. Backen, Extremitäten,
Öhraussenseite grau. Hals und Brust graurot überstrichen. Das
Rot nimmt nach dem Bauche hin zu, der einfarbig rotbraun ist;
ebenso gefärbt ist die Innenseite der Arme und Beine. Die End-
hälfte des Schwanzes ist undeutlich schwarz und gelb gebändert,
die Spitze schwarz, wenn auch mit vielen gelben Haarspitzen.
1) Infolge eines Druckfehlers steht in meiner vorläufigen Mitteilung
Sc. Tsingtanensis, was sich um so leichter als Druckfehler dokumentiert, als
auch die Ortsbezeichnung Tsingtan anstatt Tsingtau verdruckt ist.
aa
Dieses Eichhorn gehört ohne Zweifel in die Se. erythraeus-
Gruppe, wie sie Bonhote fasst!). Es steht dem ‚Se. castaneoventris
ningpoensis Bonhote sehr nahe, ist aber von ihm sofort durch Jie
rostbraune Farbe der Unterseite unterscheidbar. Die Farbe des
Rückens ist ein gleichmässiges Gemisch aus Schwarz und Hellgelb,
das dadurch entsteht, dass jedes Haar in folgender Weise geringelt
ist. Die Basis ist schwarz, dann folgt ein schmaler gelber, ein
etwas breiterer schwarzer, dann wieder ein schmaler gelber Ring
und schliesslich eine schwarze Spitze. Wie der Rücken ist auch
die basale Hälfte des Schwanzes gefärbt. Dann beginnt nach
seiner distalen Hälfte zu, indem die Haare und entsprechend die
Ringe länger werden, eine undeutliche Ringelung von abwechselnd
schwarz und gelb. Die Spitze erscheint sehr dunkel, fast schwarz,
doch mischen sich noch viele lange gelbe Haarspitzen hinein.
Vorder- und Hinter-Extremitäten, Backen, Kinn und Kehle sınd
grau. Der Bauch, Oberschenkel und Oberarm sind einfarbig
kastanienbraun, die Farbe geht noch etwas auf dıe Brust über,
‘wird aber allmählich je weiter nach vorn durch einfarbiges Grau
ersetzt.
Masse in mm: Länge von Nasenspitze bis Schwanzbasıs
250, Länge des Schwanzes (einschl. Haare) 180, Länge des Kopfes
70, Länge der Hinterfüsse von Nagelspitze bis Hacken (Knochen
im Fell) 56.
Pteromys alborufus typicus A. M. Edw.
Pteromys alborufus leucocephalus Hilzh.
Je 1 Fell, beides © —- Tibet, erhalten 1905.
Das eine schmalere stimmt ımıt der Beschreibung von A. M.
Edwards überein, das andere unterscheidet sich davon durch be-
deutend grössere Breite (vergl. Masse) und andere Verteilung des
Weiss. Im ersten Falle bleibt das Weiss am Kopf auf das Gebiet
vor den Ohren und dem Kinn, am Körper auf den Hals und einen
Mittelstrich der Brust beschränkt. Die weissgelbe Farbe des
Rückens ist verhältnismässig schmal, läuft nach hinten in eine
Spitze aus, die durch eine schmale Linie weissgelber Haare mit
dem Weiss der Schwanzbasis in Verbindung steht. Dieses Weiss
ist auf die Oberseite der Schwanzbasis beschränkt, ausserdem ıst
‘) On the squirrels of the Sciurus erythraeus group. By Dr. J. L. Bon-
hote in: Ann. and mag. of nat. hist. 1901 p. 160-167.
12*
noch ganz wenig Weiss in der Bauchmitte in einer Linie vom
Penis ungefähr bis zur Schwanzbasis. Diesem Exemplar käme der
Name:
Pteromys. alborufus typieus A. M. Edw.
zu.
Das zweite Exemplar unterscheidet sich von dem ersten, wie
schon gesagt, durch bedeutendere Grösse, besonders der Breiten-
masse (s. Tabelle). Das Weiss des Kopfes zieht über die Ohren
hinaus nach rückwärts bis zum Nacken, es ist sogar zwischen den
Ohren besonders rein. Es sind die Seiten des Halses bis hoch
hinauf weiss: von da zieht ein breiter weisser Streifen nach den
Schultern, wendet sich dann abwärts, zieht auf der Aussenseite
entlang bis zum Handwurzelgelenk, wobei er allmählich schmäler
wird, biegt dort abermals, und zwar nach hinten um, tritt auf den
selbständigen Lobus der Flughaut über, wo er sich dann allmählich
verliert. Dieser Lobus selbst ist viel stärker ausgebildet und selb-
ständiger als beim vorigen, er ist ungefähr so lang wie der Fuss,
während er beim vorigen viel weniger selbständig ist und bei
weitem nicht so stark hervortritt. Das Gelbweiss des Rückens ist
viel breiter als bei Pt. alb. typieus, endet hinten kurz abgerundet
und steht nicht mit dem der Schwanzbasis in Verbindung. Dieses
greift wie ein Ring um die Schwanzbasis lıerum. Das Weiss der
Brustmitte und das am Penis beginnende ist viel stärker und breiter.
Beide stehen durch, wenn auch vereinzelte, so doch ziemlich häu-
fige weisse Haare in der Bauchmitte in Verbindung. Sonst ist die
Färbung beider Felle auf der Oberseite ziemlich übereinstimmend
Die Bauchseite ist bei dem vorliegenden mit Ausnahme der weissen
Stellen lebhaft fuchsrot, die des anderen schmutziggrau mit wenig
rot. Schliesslich zeigt die Hinterseite der Hinterfüsse noch einen
starken schwarzen Streifen, weicher bei dem anderen nur ange-
deutet ist, Für das eben beschriebene Exemplar habe ich den
Namen vorgeschlagen :
Pteromys alborufus leucocephalus Hılzh.
Diagnose: Der ganze Kopf bis zum Hinterrand der Ohren
weiss, von da zieht eine weisse Linie nach dem Nacken hinunter.
Backen, Kinn, Kehle, Halsseiten, Hals, Schulter, ein breiter Streifen
auf der Aussenseite des Oberarmes bis zum Fussgelenk, von da
etwas auf die Flughaut übergehend, weiss.
Über die Verbreitung der beiden ist schwer etwas zu sagen,
da beide nur den Vermerk „Tibet“ tragen. Herr Dr. Kreyenberg
Na
hat sie von einem Händler gekauft. Es ist nun natürlich schwer
zu sagen, ob es sich wirklich um zwei verschiedene Subspezies
handelt oder nur um eine Variation einer und derselben Spezies.
Da aber beide, wıe aus den Fellen zu konstatieren ist, 5 sind
und auch die gleichartige Beschaffenheit der Felle nicht auf Er-
beutung in verschiedenen Jahreszeiten schliessen lässt, nehme ich
bei der grossen Verschiedenheit beider an, dass es sich um Sub-
spezies handelt, deren Verbreitung über Tibet noch festzustellen ist.
Masse ın mm:
I * al borufus
- leuco-
Ra | RER
Länge von Nasenspitze bis Schwanzbasis . .| 550 | 640
Koptlänge. .'. RER E 79.1 +80
Länge des RT, ne Haale) REN 660 | 710
Länge des Vorderfusses (einschl. Krallen) . . 60 | so
4 „ Hinterfusses . ER ISA IE 95
Grösste Breite des weissen Rückenflecks . . 90000729
5 „ über den Vorderfüssen (von |
Nagelspitze zu Nagelspitze) . . . . .| 360 510
(rösste Breite zwischen den Hinterfüssen (wie |
EI SLEL URN a gar wiglhdeu pt de a TERN RR a nt 0 23 Maler LE
Viverra zibetha L.
1 Fell. In Hankau gekauft. 1905.
Viverra sp. ? aff. undulata Gray.
Gekauft in Hankau. 1905.
Dieses Fell ähnelt sehr der Viverra undulata Gray = V. ashtoni
Swinh. Beide geben aber übereinstimmend an, dass ihre Zibeth-
katze 4 schwarze Schwanzringe habe und die Spitze weiss sei. Das
vorliegende Fell hat deren 5, wobei der fünfte die somit schwarze
Schwanzspitze ist. Wie weit aber die Zahl der Schwanzringe und
die Farbe der Schwanzspitze konstant ist, kann ich mit dem ge-
ringen hier vorhandenen Material nicht entscheiden. Erwähnen
En
will ıch aber, dass die einzige V. zibetha der Strassburger Samm-
lung aus Östindien, die ich hier alleın zum Vergleich habe, zwar
die übliche Zahl von 6 schwarzen Schwanzringen hat, wovon auch
der letzte auf die Spitze entfällt. Dieser ist aber auffallend gross,
nach seinem Ende zu treten anf ihm nochmals zwei, wenn auch
sehr schmale weisse Ringe auf, von denen der letzte soweit nach
hinten geschoben ist, dass er fast auf der Spitze sitzt.
Übrigens wäre es auch zu untersuchen, ob und wie weit die
Gefangenschaft die Farbe der V. beeinflusst, die ja vielfach als
Haustiere gehalten werden.
Masse in mm:
Länge von der Nasenspitze bis Schwanzbasis 910, Schwanz-
länge (einschl. Haare) 470, Kopflänge 145, Länge des Hinterfusses
von Nagelspitze bis Hacken (Knochen im Fell) 85.
Viverricula pallida Gray.
2 Felle. Gekauft ın Hankau. 1905.
Helictis ferreo-grisea Hilzh.
1 Fell, anscheinend &. Gekauft in Hankau. 1905.
Diagnose: Rücken schiefergrau ; Körperseiten, Vorderseiten
der Vorderfüsse etwas heller, Schwanz bedeutend heller mit weisser
Spitze; Oberkopf hinter den Augen, Nacken, ein Ring um die
Augen und eine Verbindung davon über dem Nasenrücken etwas
dunkler, fast schwarz. Stelle zwischen den Augen und Längs-
streifen zwischen den Schultern reinweiss, Streifen zwischen den
Ohren weiss mit einem rötlichen Hauch. Alle noch nicht genannten
Teile des Gesichtes, Kinn, Kehle, Backen, Bauch, Innenseite der
Vorderextremitäten schmutzig-gelbweiss.
Die vorliegende Spezies ist dem A. subaurantiaca Swinh. sehr
ähnlich: aber von diesem wie allen anderen A. sofort durch den
einfarbig schiefergrauen Rücken zu unterscheiden. An den Seiten
mischen sich in das Grau allmählich weisse Haare ein. Kinn,
Hals, Kehle, Bauch, Lippenränder und Öhreninneres sind schmutzig-
gelbweiss, die Backen etwas heller. Die weissliche Farbe der
Backen reicht nicht so hoch hinauf wie bei 7. subaurantiaca, sondern
bleibt überall ziemlich weit dem Öhre fern. Die Aussenseite der
Vorderfüsse ist wie die Backen, die Innenseite wie der Bauch ge-
färbt. Die Farbe der übrigen Extremitäten ist wie die der Körper-
a
seiten. Der weisse Fleck zwischen den Augen ist grösser als bei
H. subaurantiaca, er reicht rückwärts bis ungefähr zum hinteren
Augenwinkel. Er und der Nackenstreifen sind die einzigen rein-
weissen Stellen. Der breite weisse Streifen zwischen den Öhren
hat einen rötlichen Ton. Nasenkuppe und Krallen sind gelblich-
weiss, lie Unterwolle schmutziggrau.
Masse in mm:
Länge von Nasenspitze bis Schwanzbasis 405, Schwanzlänge
(einschl. Haare) 190, Kopflänge 85, Länge der Hinterfüsse von
Nagelspitze bis Hacken (Knochen nicht im Fell) 59.
Herpestes urva Hodgson.
2 Felle. In Hankau gekauft. 1905.
Herpestes albifer!) Hilzh.
2 Felle. In Hankau gekauft. 1905.
Diagnose: Ähnlich wie H. auropunetatus, aber dunkler gefärbt.
Das COharakteristischste sind die langen weissen Haarspitzen des
Schwanzes.
Vorliegender ZH. ist ähnlich gefärbt wie H. auropunctatus, ist
aber viel dunkler braun und hat weniger gelb als dieser. Es liegt
das daran, dass die Grannen ganz braun sind und nur unter der
Spitze einen schmalen gelben Ring haben; aber auch dieser fehlt
manchen Haaren, die dann ganz einfarbig braun sind. Die Unter-
wolle ist schwärzlich. Die Unterseite ist ziemlich einfarbig hell
schmutzig grau. Sehr auffallend ist der Schwanz gefärbt, welcher
besonders an der Spitze ganz enorm lange Haare trägt. Jedes
Schwanzhaar ist an der Basis gelb, hat dann einen weissen Ring
auf den ein schwarzer folgt, und schliesslich eine ziemlich lange
weisse Endspitze. Die beiden letzten Ringe der Haare sind allein
sichtbar. Infolge der weissen Endspitze erscheint das Schwarz des
vorletzten Ringes wie unter einem weissen Schleier, dadurch macht
der ganze Schwanz einen viel helleren Eindruck als der übrige
Körper, weshalb ich den Namen FH. albifer vorgeschlagen habe.
In diesem Hauptcharakteristikum zeigt es eine gewisse Annäherung
an AH. semitorgquatus Gray, bei dem jedoch die Haarspitzen am
1) Nom. nov. für Ä. leucurus in meiner vorläufigen Mitteilung, da der
Name H. leueurus schon von Ehrenberg antieipiert ist, worauf mich Herr
Prof. O0. Neumann gütigst aufmerksam machte.
— NS —
Schwanze gelb sind, und von dem es sich auch sonst in der
Körperfärbung erheblich unterscheidet.
Masse in mm: (Die Masszahlen des kleineren in Klammern.)
Länge von Nasenspitze bis Schwanzbasis 310 (297), Schwanz-
länge (einschl. Haare) 190 (200), Kopflänge {0 (69), Länge der
Hinterfüsse von Nagelspitze bis Hacken (Knochen bei beiden im
Fell) 60 (60).
Putorius davidianus A. — M. Edw.
3 Felle und 1 Schädel @Ou. 1%?)
1 Fell nebst Schädel rührt von „Mittelchina“ her, 2 Felle in
Hankau gekauft. 1905.
„Es scheint“, sagt Brass, „eine Mittelform zwischen Mustela
itatsi und M. sibirica darzustellen. Die Farbe ıst viel gelblicher,
als bei M. :itatsi, aber dunkler, als beim sibirischen Kolimsky.“
Nach dem Vergleich der Felle mit denen von P. sibirieus und itatr
kann ich dies bestätigen. Allerdings ist das eine der drei vo!-
liegenden Felle dunkler. Da sein Pelz aber kürzer und weniger
dicht ist, nehme ich an, dass das Tier das Sommerkleid trägt.
Zu diesem Tiere gehört auch der Schädel, der, wenn auch die
Nähte noch nicht fest verwachsen sind, so doch als erwachsen an-
zusehen ist. Es war mir interessant, diesen Schädel mit je zweien
von P. itatsi und sibirieus zu vergleichen, die die hiesige Sammlung
besitzt und deren Benutzung mir Herr Professor Dr. Döderlein
gütigst gestattete, wofür ich ihm ebenso, wie für anderweitige
gütige Unterstützung bei dieser Arbeit meinen besten Dank aus-
spreche. Bei den vier letztgenannten Schädeln ist jede Naht ver-
schwunden. Da sie bei dem von P. davidianus noch sichtbar sind,
dürfte er etwas jünger sein als die anderen Derartige Unter-
suchungen, die sich auf nur wenige Schädel gründen, sind zwar
immer mit Vorsicht aufzunehmen, sie können aber immerhin als
Basis weiterer Untersuchungen mit grösserem Material dienen.
Über P. itatsi liegen ja schon verschiedene Untersuchungen von
Hensel, Blasıus etc. vor, doch fehlt noch jeder Vergleich mit
P. davidianus. Diese Erwägung veranlasst mich, meine Beobach-
tungen hier zu publizieren. Beim Lesen der folgenden Aus-
führungen wird es gut sein, immer die Abbildungen und die Mass-
tabellen im Auge zu behalten.
Die beiden Schädel von P. itatsi, in der hiesigen Sammlung
mit Il und IV bezeichnet, womit ich sie auch unterscheiden werde,
gehören Männchen an und sind ziemlich ähnlich. Kleinere Ver-
schiedenheiten werde ich noch im Verlauf meiner Erörterungen
erwähnen. Von den .P. sibiricus ist das eine vom Baikalsee ein
Weibchen, das andere ohne Geschlechtsangabe aus Sibirien. Bei
der Betrachtung von oben haben alle Schädel eine grosse Ähn-
lichkeit, nur ist der Hirnschädel von P. itatsi, wie überhaupt der
ganze Schädel flacher, bei P. sibirieus mehr gewölbt:; bei letzterem
hat er mehr eine eiförmige, bei ersterem mehr eine dreieckige
Gestalt. Er ist bei P. itatsi in der Schläfengegend stärker einge-
schnürt. Die Entfernung von der Schläfenenge bis zu den Postor-
bitalfortsätzen ist bei ihm bedeutend länger, als bei P. sibirieus.
Schliesslich machen sich bei ?P. itatsi die Supratemporalbögen be-
sonders bei II sehr stark bemerkbar, die bei ?. sibirieus fast fehlen.
Deren Schädel haben statt dessen etwas hinter den Postorbital-
fortsätzen in der Mitte eine flache Grube. Der Hinterrand der
Postorbitalfortsätze steht bei P. itatsi senkrecht zur Längsachse des
Schädels, bei P. sibirieus schräg nach vorn. Dann ist der Nasen-
rücken bei P. itatsi sehr gerade, bei P. sibirieus dagegen stark nach
unten gebogen. FP. davidianus hält zwischen beiden ungefähr die
Mitte. Der Hirnschädel ist wie bei P. itatsi gestaltet, hinter den
Postorbitalfortsätzen macht sich eine schwache Einsenkung bemerk-
bar, doch scheint es, als ob sich ziemlich starke Supratemporal-
bögen entwickeln würden; andererseits stehen die Postorbitalfort-
sätze nach vorn. Der Nasenrücken ist sehr stark abwärts gewölbt,
noch stärker wie bei P., sibirieus, sodass der Gesichtsteil ein wenig
an den der Katzen erinnert. Bedeutend sind alle drei Arten im
Jochbogen unterschieden. Dieser ist bei P. sibirieus auffallend
schwach, dünn und gerade; bei P. itatsi ist er schon stärker, aber
sein Oberrand ist merkwürdig geschweift. Besonders auffällig ist
die starke Aufwärtsbiegung dort, wo er am weitsten nach aussen
steht und seinen höchsten Punkt erreicht. Dies ist übrigens bei
IV mehr der Fall als bei II. Am stärksten, geradezu auffallend
mächtig ıst der Jochbogen bei P. davidianus entwichelt (vergl. Ta-
belle und Tafeln 3 und 4).
Das Hinterhaupt ist bei P. sibirieus entsprechend der grösseren
Wölbung seiner Hirndecke am höchsten, und der Oberrand sehr
stark gebogen, sodass die Mitte sehr hoch über den beiden seitlich
vorspringenden Teilen der Linea nuch. sup. liegt. Bei P. itatsi wie
davidianus ist die Wölbung nur ganz schwach, kaum bemerkbar.
Der Längsdurchmesser des F. magnum scheint im Verhältnis länger
— 130 —
zu sein bei P, davidianus als bei den beiden anderen Arten. Doch
scheinen diese Verhältnisse, soweit aus den beiden Schädeln von
P. itatsi geschlossen werden kann, gewissen Schwankungen zu
unterliegen. Auf weitere unterscheidende Einzelheiten des Hinter-
hauptes will ich nicht eingehen, da es ja zweifelhaft ist, wie weit
sie durch Alter und Geschlecht verändert werden.
Auf der Unterseite macht sich leicht ein Unterschied in den
Ohrblasen bemerkbar, die bei P. sibirieus auffallend lang und hoch
sind, bei P. dawidianus viel kürzer und flacher; ?. itatsi nımmt in-
sofern eine Mitteistellung ein, als die Ohrblasen ungefähr die Höhe
der von P. sibirieus mit der Kürze der von P. davidianus verbinden.
Aber ihre Innenränder verlaufen bei P. itatsi nicht so parallel,
sondern gehen nach hinten stärker auseinander, als bei den beiden
anderen.
Was das Gebiss anbelangt, so ist es bei P. davidianus bei
weitem am stärksten entwickelt (vergl. Tab.). Der innere Teil des
m, ist bei P. itatsi wie sibiricus verhältnismässig klein, und seine
Oberfläche liegt zu der des äusseren sehr tief; bei P. dawdianus
hat er eine verhältnismässig gewaltige Grösse, und die Krone liegt
fast in einer Ebene mit der des äusseren Teiles (vergl. Fig.). Die
oberen Reisszähne sind ausser ihrer Grösse bei allen dreien etwas
verschieden. Bei P. itatsi IV ist der Innenhöcker sehr klein, dafür
aber der letzte Höcker, der hinter der Hauptspitze, sehr stark und
selbständig. Doch möchte ich auf dies letztere kein grosses Ge-
wicht legen, da dies Merkmal anscheinend stark der Abnutzung
unterliegt: denn bei P. itatsi Il, der älter ist (stärkere Urista und
Temporalbögen), tritt dieser Umstand bei weitem nicht so deutlich
hervor. Immerhin scheint zwischen P. itatsi IV und P sibirieus
kein grosser Altersunterschied zu bestehen. Bei P, sibiricus ist der
Innenhöcker länger, aber noch sehr schmal und fast ohne Spitze;
die hintere Spitze, die hinter der Hauptspitze, ist verschwunden,
dafür ist aber die hintere Schneide der Hauptspitze in einem sehr
starken Winkel von der dahinter liegenden Schneide des Zahnes
abgesetzt. Dieses ist bei den beiden anderen Arten nicht der Fall,
dort zieht die Schneide der Hauptspitze ohne Knickung gerade
nach hinten bis zum Anfang der hinteren Spitze. (P. itatsi) Der
Reisszahn von P. davidianus unterscheidet sich von dem von P.
itatsi, abgesehen von seiner Grösse, durch die starke Entwicklung
des Innenhöckers, der eine kräftige Spitze hat, im Gegensatz zu
P. eibirieus und dadurch, dass die hintere Spitze verschwunden ist.
— 1831 —
Die übrigen Zähne zeigen nur Grössenunterschiede, höchstens sind
die von P. davidianus weniger spitz. Am Unterkiefer lassen die
einzelnen Zähne auch nur Grössenunterschiede erkennen; höchstens
haben die Prämolaren von P. itatsi ein stärkeres Cingulum (bei
dem älteren P. itatsi II nicht mehr so deutlich): auch hier ist wieder
die Grösse der Molaren von P. davidianus auffällig.
Der amerikanische P. vison steht dem P. davidianus hinsicht-
lich des Gebisses ausserordentlich nahe, der obere Molar ist aller-
dings noch grösser und seine innere Hälfte noch bedeutend stärker
entwickelt. Der Reisszahn ıst kaum verschieden: höchstens er-
scheint er etwas kürzer und die Schneide hinter der Hauptspitze
etwas stärker gebogen. Wohl unterschieden ist der Schädel da-
gegen durch die flachen kleinen Ohrblasen, durch das auffallend
grosse F. lacerum (bei keinem anderen solche Dimensionen, s. Tafel),
durch die schmalen Jochbogen und den geraden Nasenrücken, der
wieder an P. itatsi erinnert, woran auch die grosse Entfernung von
der Schläfenenge bis zu den Postorbitalfortsätzen gemahnt. Im
Unterkiefer ist am Reisszahn der hintere Teil ‚hinter der Haupt-
spitze bei P. vison vielleicht ein klein wenig breiter, als beı den
drei ührigen.
ich habe P. sibirieus mit in diese Untersuchungen hineinge-
zogen, da ich mich trotz der Ausführungen von Blasius („Der
japanische Nörz ete.“ im XIII. Bericht der Naturf. Gesellschaft zu
Bamberg) nicht überzeugen konnte, dass er von der Gruppe Lu-
treola auszuschliessen sei. Auch Trouessart lässt ihn in seinem
letzten Supplement, Gray folgend, dabei. Es ist auch auffällig, wie
oft Blasius die Ähnlichkeit des P. sibirieus mit P. itatsi erwähnt.
Zu dem Schädel des P. davidianus besitzt das Magdeburger
Museum auch einen Balg. Diesem fehlt leider die Bauchdecke,
sodass das Geschlecht nicht mehr festzustellen war. Ich möchte
mich aber vorläufig für Weibchen entscheiden, da das Fell
erheblich kürzer ist als das der beiden übrigen, von denen eins
sicher Männchen ist. Es würde dann P/. davidianus ungefähr die
Grösse von P, vison haben, da Blasius als Durchschnittszahlen für
ein Weibchen von P. vison 55 mm, für ein Weibchen von P. itatsi
46 mm Basilarlänge angibt.
Masse in mm:
Länge von Nasenspitze bis Schwanzbasis 650 (530), Länge des
Kopfes 70 (63), Länge des Schwanzes (einschl. Haare) 230 (152).
Die eingeklammerten Zahlen beziehen sich auf das Exemplar, dessen
Schädel vorhanden ist, die anderen auf das sicher als Männchen
erkannte Tier. Das dritte habe ich nicht gemessen, da deutlich zu
erkennen ist, dass es viel zu stark gedehnt ıst. Sein Kopf hat
allein eine Länge von 90 mm.
Schädelmasse in mm:
P. davi- P.sibi- | P.sibi- |P. itatsilP. itatsiP.
Öberkiefer. Mama) rieus?) |riens?) | 4) |
Basilarlänge, 3. x ala 2. 2 are ul DA I 35a | —3) | 543/4 |
Gaumenlänge . . . . N 2a | 2 23ly2
Längsdurchmesser des F. magnum | 10V2 | 10 | Se | 972
Höhendurchmesser „ „ ir 7 81/4
Hinterhauptshöhe v. unt. Rande d.
E} magnum. «.l. SER EL Mlörgs)
Grösste Sehdelkree uuhguss 12619] a
Schläfenenge
Breite üb. d. Bao talfortsätz tzen
von Spitze zu Spitze . .
Geringste Br. zw. d. Aupsaihlker
Grösste Breite über den Jochbögen
|
Höhe des Jochbogenkörpers in der
Mitte des Jochbogens
Länge des Jochbogens .
Länge der Backzahnreihe .
Länge von m, a
Grösste Breite von m, . . . ,„
Länge d. Reisszahnes am Cingulum
Unterkiefer.
Grösste Länge . :
Länge der Badkaaliireihe :
Länge von m, ö
Grösste Breite von m, .
Länge des Reisszahnes .
Breite des Reisszahnes .
Anm.: In der Anmerkung stehen die Bezeichnungen, welche die
Schädel in den Museen tragen.
i) Museum Magdeburg. Dr. Kreyenberg. Mittelehina.
Alle folgenden gehören der Samml. d. zool. Inst. d. Univ. Strassburg.
2) Sibirien. Saucerotte 1344.
3, Foetorius sibiricus. Baikalsee. (Hinterhaupt zerstört.)
*) Foetorius itatsi IV. Tokio. Döderlein.
5) Foetorius itatsi II. z. Balg. Tokio. Döderlein.
6) Mustela vison. Minnesota. Vereinigte Staaten.
— 1835 —
Paradoxurus larvatus Temm.
2 Felle.
Das eine ist bedeutend kleiner und dunkler und der Pelz
viel dichter. Mit Rücksicht auf die sonstige Übereinstimmung.
besonders in der Farbenverteilung halte ich dies auch für einen
P. larvatus, der aber noch ziemlich jung und unausgewachsen ist.
Masse in mm: (Die des kleineren in Klammern.)
Länge von Nasenspitze bis Schwanzbasis 790 (570), Schwanz-
länge (einschl. Haare) 400 (340), Kopflänge 125 (115), Länge der
Hinterfüsse von Nagelspitze bis Hacken (beide Felle ohne Knochen)
80 (60).
Meles albogularis Blyth.
1 Fell. Gekauft in Hankau. 1905.
Nyctereutes sinensis Brass.
1 Fell e Gekauft ın Hankau. 1905.
Felis pardus ? chinensis Gray.
1 Schädel, Hunan.
Im allgemeinen werden zwei chinesische Leoparden unter-
schieden, der südliche F\ p. chinensis Gray und F. p. Fontanieri A.
M. Edw. Es ıst nun allerdings nicht ausgeschlossen, dass es
daneben noch einen dritten gibt, wenigstens scheinen verschiedene
Angaben z. B. bei Brass darauf hin zu deuten. Da diese beiden
Arten hauptsächlich nach dem Fell unterschieden werden, ist es
sehr schwer, einen Schädel richtig zu deuten. Die von A.—M.
Edwards angegebenen Unterschiede für die Schädel sind nach An-
derson nicht stichhaltig, da die Verhältnisse der Schädelknochen
untereinander mit dem Alter wechseln. Unser Schädel gehört zwar
einem erwachsenen, aber noch nicht sehr alten Tiere an. Er hat.
wie dies für beide chinesische Leoparden angegeben wird, den
sehr stark gebogenen kurzen (esichtsteii und ist dadurch auch
von den beiden indischen Leopardenschädeln der hiesigen Samm-
lung gut unterschieden. Wegen seines südlichen Vorkommens,
Hunan, habe ich ihn vorläufig zu F. p. chinensis gestelit, ohne
seine Zugehörigkeit dazu mit Sicherheit aussprechen zu wollen.
besonders da nach Brass in Honan, Kweichow, Szechuen und dem
uns interessierenden Hunan (Schreibweise nach Brass) neben den
— 184 --
beiden schon beschriebenen Arten jene dritte vorkommen soll. Ich
lasse hier die wichtigsten Masse folgen.
Schädelmasse in mm:
Basilarlänge 171, Gaumenlänge 66, Basifoceialachse 115, Basi-
kranialachse 58, grösste Gaumenbreite 77, Länge des aufsteigen-
den Maxıllarastes von dem vorderen Rand der Eckzahnalveole bis
zu seiner höchsten Stelle 76, Gesichtsbreite am äusseren Rand der
F. infraorbitalia 74, Entfernung des unterer Randes des infraor-
bitale vom Naseon 66, Breite über den Postorbitalfortsätzen 70,
grösste Breite über dem Jochbogen 142, Hinterhauptsdreieck Breite:
Höhe wie 91 : 38, oberer Neisszahn — Länge am Cingulum 25,
grösste Breite 141/,. P- 3.: Länge 17, Breite 17!/,. Unterer Reiss-
zahn — Länge 19, Breite 18. p. 4: Länge 18, Breite 9.
Vuipes hoole Swinh.
1. Fell, Provinz Szechuan, 22. 3. 1905. Gekauft in Hankau.
2. Fell und Schädel, Pingshiang November 1905. (Gehört jetzt
der zoologischsn Sammlung ın Strassburg.) Schädel von Vulpes
vulpes kaum verschieden.
Vulpes vulpes waddeli Bonbhote.
1 Fell, Pingshiang. November 1905.
Erinaceus?
1 Fell, dem jedoch der Kopf abgeschnitten ist. Wahrschein-
lich E. dealbatus Swinh. in Schanghai auf dem Markt gekauft. 1904.
Manis aurita Hodgs.
i Balg und vollst. Skelett ©.
Eine Anzahl Fiedermäuse in Spiritus und zwar:
2 Vespertilio muricola und
10 Vespertilio davidii,
beide Arten von Kiukiang.
Strassburg, Zoologisches Museum, 30. Juli 1905.
—
— 15 —
Molluskenfauna
auf dem Domfelsen in der Stromelbe zu Magdeburg.
Von C. Wobick-Magdeburg.t)
Bei der anhaltenden Hitze und Trockenheit, welche im
Sommer 1904 herrschte, war bekanntlich auch in Nord- und Mittel-
deutschland der grösste Teil der Bäche und kleineren Flüsse fast
vollständig versiegt und der Wasserstand der grossen Flüsse so
stark gesunken, dass die Schiffahrt nur noch für leicht beladene
Fahrzeuge mit Schwierigkeiten sich ermöglichen liess.
Auch der Wasserstand der Elbe (Stromelbe) bei Magdeburg
stellte sich so niedrig, zeitweise bis zu 16 cm unter N. N., dass
ein Teil des felsigen Flussbettes, der sogenannte Domfelsen,
(so genannt nach seiner Lage östlich vom Dom), fast wasserfrei
war, und nur kleinere bis 20 cm tiefe Lachen mit kümmerlichem
Pflanzenwuchs (Algen) auf ıhm zurückblieben. Dieser freigelegene
Teil des Domfelsens erstreckte sich auf dem linken (westlichen)
Ufer der Stromelbe von der unterhalb des Elbbahnhofes belegenen
Überfahrtstelle nach Norden zu auf eine Länge von etwa 150 Meter
bei einer Breite von durchschnittlich 60 Meter bis in die Mitte
des Strombettes.
Der Felsen selbst besteht aus rotem Sandstein des Rot-
liegenden, welche Formation nach den Untersuchungen des Herrn
Professor Schreiber sich unter dem ganzen südlichen Teil von
Magdeburg vorfindet und unter dem Bett der Elbe sich weiter
nach dem Stadtmarsch und Roten Horn erstreckt. Die Oberfläche
des Felsens ist durch Reibung von Steinen und Sand geglättet,
nach der Mitte des Stromes zu in den Schichtflächen geneigt,
plattenförmig brechend und mit sehr vielen, der Stromrichtung
ziemlich parallelen, bis zu 6 cm tiefen Erosionsfurchen und
napfförmigen Vertiefungen bedeck. Mehrere dieser
Platten sind auf Veranlassung der Museumsleitung losgebrochen
und im Museum aufgestellt worden.
1) Für den Inhalt der Abhandlungen sind die Verfasser selbst ver-
antwortlich.
u u
Aus den erwähnten, mit Schlick, Schlamm und feinem Sande
erfüllten seichten Vertiefungen des Felsens sind in den Monaten
August bis Oktober 1904 die nachstehenden Arten von Mollusken
von mir gesammelt und dem Museum überwiesen worden:
a) an Schnecken ((rasteropoda):
Neritina fluviatilis L., zahlreich, |
Limnaea (Gulnaria) ovata Drp.var. obtusa Kobelt, sehr zahlreich,
Bithynia tentaculata L, ziemlich zahlreich,
Paludina fasciata Müller, spärlich,
Aneylus (Aneylastrum) fluviatilis Müller, spärlich:
mw
sb} }
b) an Muscheln (Acephala):
6. Unio batawus Lamarck, spärlich,
7. Anodonta cellensis (mel. zu», spärlich,
8. Sphaerium corneum 1. juw., ziemlich zahlreich,
9. Dreissena (Dreissensia) polymorpha Pallas, ziemlich zahlreich.
Andere Arten von Mollusken fanden sich nicht vor.
Zu einigen der aufgeführten Arten ist Nachstehendes zu be-
merken: Neritina fluviatilis, die einzige deutsche Süsswasserschnecke
mit bunt gemustertem Gehäuse, fand sich auf den Steinplatten,
namentlich in deren Rillen, lebend bıs zu 10 mm Länge, vorwiegend
aber schon abgestorben vor. Vereinzelt wurden die rotgelben
Deckel der Schnecke mit dunkelrotem Saume gefunden. Die
Farben-Varietät trifasciata mit 3 dunklen Bändern auf dem rötlich,
auch violett gegitterten Netzwerk fand sich nicht vor, dagegen
die typische Färbung, schwarz und weiss marmorlert, die schwarze
ınit weissen Flecken unterm Querband und die weisse mit schwarzen,
scharfen Streifen. Dass Neritina in den Gewässern bei Magdeburg
vorkommt, war bisher mit Sicherheit nicht nachgewiesen worden.
Dr. G Reinhardt gibt ın seinem Aufsatz: „Die Binnenmollusken
Magdeburgs“ in den Abhandlungen des Naturwissenschaftlichen
Vereins Magdeburg 1874 S. 33 ff. nur an, dass er glaubt, die Art
ın der Elbe gesehen zu haben, und dass sie in der Saale bei Bern-
burg vorkommt.
Von der zartschaligen Limnaea ovata var. obtusa ist nur zu
erwähnen, «dass dieselbe ın sehr zahlreichen Exemplaren zusammen-
gedrängt sich vorfand, indess erheblich kleiner, als in der benach-
barten Tauben Elbe, welcher Umstand wohl auf die ungenügenden
Nahrungsverhältnisse in den erwähnten flachen Lachen mit spär-
lichem Pflanzenwuchs zurückzuführen ist.
— 187° —
Zu Sphaerium corneum, welche mit Bithynia, Ancylus u. Neritina
vergesellschaftet auftrat, ist zu bemerken, dass auffallenderweise
ausgewachsene Exemplare sich nicht vorfanden.
Die übrigen aufgeführten Mollusken, Paludina, Unio, Anodonta
und Dreissena waren angeschwemmt.
—
Xerophila ericetorum Müll. bei Stendal.
Von Dr. P. Kupka-Stendal.t)
Unter den deutschen ZHelieiden findet sich eine Gattung, deren
Arten mit ihren stumpfgelbweissen, braunbebänderten Gehäusen
den Eindruck von Fremdlingen machen. Es ist die Gattung
Xerophila Held. In der Tat stellt diese Gruppe einen vorzugs-
weise mediterraneen Typus dar. In ausserordentlich starker Indi-
viduenzahl auftretend, sind es besonders die Formen dieser Familie,
die der Weichtierfauna der Mittelmeerländer ıhr eigenes Gepräge
verleihen. Über die Alpen gehen nur fünf Arten der Gruppe, von
denen zwei durch ihre Grösse und ihr massenhaftes Auftreten am
leichtesten in die Augen fallen. Es sind Xerophila ericetorum Müller
und Xerophila obvia Hartm. seuw candicans Ziegler. Die letztere Art
ist besonders im südöstlichen Deutschland, in Bayern und Böhmen
verbreitet. Von hier aus hat das Tier seinen Bezirk aber nach
Norden hin erweitert. Bei Grossheringen findet es sich mit X. obria
vergesellschaftet, und in den Porphyrbrüchen am Galgenberge bei
Halle a.S. beobachtete ich die Ärt im Jahre 1896 in Massen.
Für Xeroph. ericetorum nimmt Clessin ein südwestliches Hei-
matsgebiet an, dessen Ostgrenze die Linie Lech-Jura-Fichtelgebirge
bildet. Goldfuss nennt eine grosse Menge sächsisch-thüringischer
Orte, an denen das Tier festgestellt worden ist. Auch im Harz-
gebiete und in Braunschweig findet es sich, und schliesslich er-
wähnt Ölessin noch Ostpreussen als einen ganz abseits liegenden
Fundort. Goldfuss kannte keinen in der Elbniederung liegenden
Ort, an dem die Art auftritt.
Seit ungefähr drei Jahren habe ich das Tier bei Stendal fest-
stellen und heohachten können. Das ist nicht eben schwer, denn
!) Für den Inhalt der Abhandlungen sind die Verfasser selbst ver-
antwortlich.
13
pl
bei trockener Witterung nach Regenfällen findet man die Schnecke
zu Hunderten an Grasbüscheln, Sträuchern und Baumstämmen
hangen. Am häufigsten tritt sie in den Anlagen auf dem UÜnglinger
Berge auf. Immer noch reichlich findet sich das Tier in den An-
pflanzungen an der Nordpromenade, und ın vereinzelten Stücken
trat ich es an den Bäumen der Chaussee nach Borstel. Clessin
nımmt als Grund der vielfach ungewöhnlichen Verbreitung der
beiden niedlichen Heliciden Verschleppung mit Materialien an, die
zur Beschotterung der Bahndämme und Strassen dienen. Dieser
Fall liegt möglicherweise auch hier vor. Das Tier könnte mit den
zum Bau der Chausseen nach Borstel und Unglingen angefahrenen
Gesteinen dorthin gelangt sein. Die Fundstelle an der Nord-
promenade weist aber keinerlei Beschotterung mit fremdem Material
auf, wohl aber eine reichliche Bepflanzung mit Ziersträuchern. Es
ist also wohl an eine Einwanderung der Schnecke durch Verschleppung
auf Ziersträuchern zu denken, wie sie für das Auftreten von
X. obvia bei Potsdam und Christiansvaern in Norwegen nachge-
wiesen Ist.
Für Vergleichung der bei Stendal gesammelten Stücke mit
dem Material der im Magdeburger Museum für Natur- und Heimat-
kunde befindlichen &oldfuss’schen Sammlung bin ich Herrn
Dr. Mertens zu Dank verpflichtet.
Typen der Schnecke aus der Gegend von Stendal habe ich
dem genannten Museum übergeben.
ee Man nr
Beitrag zur Molluskenfauna von Bernburg a. S.
(Vorläufige Mitteilung.)
Von Hans Honigmann, Magdeburg.t)
Im Juli 1905 hatte ich Gelegenheit, die Molluskenfauna von
Bernburg, dem bekannten Soolbade, zu untersuchen. Schon vor
32 Jahren?) wurde von Reinhardt darüber ein Bericht veröffentlicht,
von da an aber nichts wieder, trotzdem die Fauna des Saaletals
!) Für den Inhalt der Abhandlungen sind die Verfasser selbst ver-
antwortlich.
2) Dr. ©. Reinhardt. Die Binnenmollusken Magdeburgs. Abhandl.
Naturw. Vereins. Magdeburg. 1874.
— 189 —
Interessantes genug bietet. Auf die genauere Beschreibung der
biologischen Verhältnisse der Gegend, sowie meines Materials werde
ich in einer späteren Veröffentlichung eingehen, die zugleich die
Bearbeitung der Magdeburger Mollusken bringen soll.
4. Familie: Limaseidae.
1. Gattung: Limax Müller 1774.
1. Section: Heynemannia Malm 1870.
1. Heynemannia maxima (Linne) 1758.
var. cinereo-nigra (Wolf) 1812.
Gebüsch am rechten Saaleufer.
2. Familie: Vitrinidae.
2. Gattung: Yitrina Draparnaud 1801.
1. 6ruppe: Phenacolimax Stabile 1864.
2. Phenacolimax pelluerdus (Müll.) 1774.
Im v. Sigsfeldschen Büschehen am Parforcehaus. Aderstädter
Busch. Dröbelscher Busch. Rathmannsdorf. Hohenerxleben.
3. attung: Hyalina Ferussae 1819.
1. Gruppe: Polita Held 1837.
3. Polita nitidula (Draparnaud) 1805.
Kesselbusch. Krumbholz. Dröbelscher Busch. Rathmannsdorfer
Busch.
4. Gattung: Vitrea Fitzinger 1833.
4. Vitrea erystallina (Müller) 1774.
Krumbholz.
3. Familie: Arionidae.
5. Gattung: Arion Ferussae 1819.
5. Arion Bourguignati Mabille 1868.
Schlossberg.
4. Familie: Helieidae.
6. Gattung: Punetum Morse 1864.
6. Punctum pygmaeum (Draparnaud) 7805.
Aderstädter Busch. Rathmannsdorf.
: 13%
— 190 —
7. Gattung: Helix (Linne) 1758.
1. Untergattung: Lurama Leach 1821.)
7. Lurama pulchella (Müller) 1774.
Parforcehaus. Aderstädter Busch. Kesselbusch. Krumbholz.
2. Untergattung: Fruticicola Held 1837.
1. Gruppe: Capillifera Honigmann nom. nov.
Ich sehe mich gezwungen, für die alte Gruppe Trichia Hart-
mann 1821 diesen neuen Namen in die Litteratur einzuführen, da
ersterer schon von Haller 1768 ın seiner Historia Stirpium
Helvetiae. Vol. IH. Pag. 114 für ein Mycetozoengenus vorweg-
genommen wurde. Haller rechnete allerdings Trichia noch unter
die Pflanzen, aber heute neigt man sich doch wohl der Ansicht
zu, die Mycetozoen seien Tiere, und deshalb musste Trichia Hart-
mann fallen.
8. Capillifera hispida (Linne) 1758.
Aderstädter Busch. Kesselbusch. Parforcehaus. Rathmannsdorf.
Dröbelscher Busch. Caplansgärten. Krumbholz.
da. do. var. coneinna (Jeffreys) 1862.
Krumbbolz.
3. Untergattung: Momacha Hartmann 1821.
9. Monacha incarnata (Müller) 1774
Kesselbusch. Büschcehen am Parforcehaus. Aderstädter Busch.
Dröbelscher Busch.
4. Untergattung: Eulota Hartmann 1821.
10. Eulota fruticum (Müller) 1774.
Aderstädter Busch. Dröbelscher Busch.
10a. do. var. fasciata Moquin-Tandon 18553.
Aderstädter Busch.
5. Untergattung: Arionta Leach 1820.
11. Arionta arbustorum (Linne) 1758.
Caplansgärten. Kesselbusch. Krumbholz. Aderstädter Busch.
Ila. do. var. trochoidalis Roffiaen
Aderstädter Busch.
1) Die genauere Synonymie dieser Untergattung werde ich in meiner
grösseren Arbeit geben.
—.191 —
6. Untergattung: Xerophila Held 1857.
1. &ruppe: Helicella Hartmann 1821.
12. Helicella ericetorum (Müller) 1774
Wegböschung an der Chaussee nach Ilberstedt. Bahndurchstich
an der Chaussee nach Nienburg.
2. Gruppe: Striatella Westerlund 1873.
13. Striatella striata (Müller) 1774.
Ilberstedter Chaussee.
7. Untergattung: Tachea Leach 1820.
14. Tachea nemoralis (Linne) 1758.
Diese Art wurde von mir in riesiger Menge auf dem Schloss-
berg in Bernburg gefangen, während sie Reinhardt nirgends
erwähnt. Da wohl ein Irrtum Reinhardts ganz sicher aus-
geschlossen ist, so ist wohl eine Einwanderung dieser Schnecke
anzunehmen.
Schlossberg.
15. Tachea hortensis (Müller) 1774.
Schlossberg. Caplansgärten. Kesselbusch. Friedrichshang.
Krumbholz. Dröbeischer Busch. Büschchen am Parforcehaus.
Aderstädter Busch. Garten des Felsenkellers. Rathmannsdorf.
Hohenerxleben.
8. Untergattung Heiicogena Risso 1826.
16. Helicogena pomatia (Linne) 1758.
Schlossberg. Kurpark. Krumbholz. Kesselbusch. Friedrichs-
hang. Aderstädter Busch. Merkels Kalksteinbruch an der Nien-
burger Chausee. Weinberge an der Nienburger Chaussee.
Felsenkeller. Rathmannsdorf.
16a. do. forma albina (Goldfuss) 1900.
Hohenerxleben.
9. Familie: Pupidae.
8. Gattung: Pupilla Leach 1820.
17. Pupilla muscorum (Müller) 1774.
Krumbholz. Rathmannsdorf.
9. Gattung: Edentulina Clessin 1884.
18. Edentulina edentula (Draparnaud) 1805.
Ilberstedter Chaussee.
— 192 —
10. Gattung: Isihmia Gray 1837.
19. Isthmia minutissima (Hartmann) 1820.
Felsenkellergarten.
11. Gattung: Ciausilia Draparnaud 1805.
1. Untergattung: Clausiliastra v. Möllendorf 1874.
20. Clausiliastra laminata (Montagu) 1803.
Nur ein Exemplar dieser Spezies fand ich tot im Kesselbusch.
2. Untergattung: Alinda Boettger 1877.
21. Alinda biplicata (Montagu) 1803.
Kesselbusch. Krumbholz. Aderstädter Busch. Schlossberg.
6. Familie: Stenogyridae.
12. Gattung: Cochlicopa Risso 1826.
1. Untergatinng: Zua Leach 1820.
22. Zua lubrica (Müller) 7774.
Caplansgärten. Kesselbusch. Büschehen am Parforcehaus. Krumb-
holz. Aderstädter Busch. Dröbelscher Busch. Rathmannsdorf.
13. Gattung: Caeeilianella Bourguignat 1856.
23. Coeeilianella acicula (Müller) 1774.
Dieses seltene Schneckchen fand ich zufällig an zwei ganz
verschiedenen Fundstellen, aber bei denselben geologischen Be-
dingungen, nämlich beide Male au Muschelkalkplatten sitzend,
einmal am Felsenkeller in 1 Exempl., dann im Merkelschen Kalk-
steinbruch in 3 Exemplaren.
7. Familie: Suceineidae.
14. Gattung: Suceinea Draparnaud 1805.
1. Gruppe: Neritostoma Klein 1753.
24. Neritostoma putris (Linne) 1758.
Krumbholz. Aderstädter Busch. Rathmannsdorf.
2%. Gruppe: Lucena Oken 1815.
25. Lucena oblonga (Draparnaud) 1801.
Krumbholz. Büschchen am Parforcehaus. Aderstädter Busch.
Kesselbusch.
8. Familie: Auriculidae.
15. Gattung: Carychium Müller 1774.
26. Caryehium minimum (Müller) 1774.
Caplansgärten.
— 13 —
9. Familie: Limnaeidae.
1. Unterfamilie: Limnaeinae.
16. 6attung: Limnas Montfort 1810.
27, Limnus stagnalis (Linne) 1786.
Im Merkelschen Sandsteinbruch. Erdlöcher (Schuttabladeplätze)
am Dröbelschen Busch.
17. Gattung: Gulnaria Leach 18%0.
238. Gulnaria aurieularia (Linne) 1758.
Im Merkeischen Sandsteinbruch.
29. Gulnaria ovata (Draparnaud) 7805.
Im Merkelschen Sandsteinbruch. Saale.
2. Unterfamilie: Planorbinae.
18. Gattung: Spirodiseus Stein 1850.
30. Spirodiscus eorneus (Linne) 1755.
Schuttabladeplätze am Dröbelschen Busch.
3. Unterfamilie: Aneylidae.
19. Gattung: Aneylus Geoffrey 1767.
1. Untergattung: Aneylastrum Moquin-Tandon 1855.
31. Aneylastrum fluviatile (Müller) 1774.
An den Steinen in der Saale.
:40. Familie: Viviparidae.
20. Gattung: Viviparus Montfort 1810.
Der Name Viviparus Montfort 1810 muss Priorität haben vor
Lamarcks Namen Vivipara 1809, weil dieser in seiner Philosophie
zoologique nur eine Aufzählung der Genera gibt, ohne sie genau
zu beschreiben. Diese sind daher nach Beschluss des Zoologen-
kongresses in Berlin 1901 hinfällig. Lamarck selbst verwendet
nachher in seiner Histoire des animaux sans vertebres, vol. 6,
partie 2, pag. 172 diesen Namen nicht mehr, sondern setzt dafür
Paludina. Der erste nach Lamarck, der Vivipara gebrauchte, war
Sowerby in seiner Mineral Conchology, 1813, aber vor diesem
hat Montfort selbstverständlich Prioritätsrechte.
32. Viviparus viviparus (Müller) 1774.
Caplansgärten (ausgeworfen).
33. Viviparus fasciatus (Müller) 1774.
Saale.
— 194 —
21. Gattung: Bithynia Leach 1820.
34. Bithymia tentaculata (Linne) 1758.
Saale.
11. Familie: Neritinidae.
22. Gattung: Neritina Lamarck 1822.
35. Neritina fluviatilis (Linne) 1758.
Von dieser Schnecke fand ich nur ein einziges, totes Exemplar
am Ufer der Saale, jedenfalls wird sie sich aber noch lebend
bei Bernburg auffinden lassen, wie ja diese Art bei Magdeburg erst
vor ein paar Jahren bei der grossen Dürre, die die Elbe fast aus-
troeknete, auf dem sogenannten Domfelsen in Unzahl gesammelt
werden konnte, während man bis dahin von ihrem Vorhanden-
sein keine Kenntnis hatte.
12. Familie: Unionidae.
23. Gattung: Unio Retzius (Philipsson) 1788.
Es ıst nicht sicher, wem von den beiden Autoren Retzius
und Philipsson das Genus zugeschrieben werden soll. Der
Titel der Arbeit ist folgender:
Dissertatio Historico-Naturalis sistens Nova Testaceorum Ge-
nera. Quam venia amplissimae facultatis philosophicae praeside
D. M. Andr. J. Retzio, ad publicum examen defert Laurentius
Münster Philipsson.
Deshalb tut man wohl am besten, wenn man beider Namen
nach meiner Weise nebeneinanderstellt.
36. Unio crassus Retzius (Philipsson) 1768.
Saale.
37. Unio batavus Lamarck 1805.
Stränge bei Aderstädt. Saale.
38. Unio pietorum (Linne) 1758.
Stränge bei Aderstädt. Saale.
24. Gattung: Anodonta Cuvier 1798.
39. Anodonta cellensis (Schroeter) 1779.
Stränge bei Aderstädt.
40. Anodonta piscinalis Nilsson 1822.
Saale.
. Heynem. maxiıma
Phen. pellucidus .
. Polita nitidula
. Vitrea erystallina
. Punetum pygmaeum
. Lurama pulchella
. Capillifera hispida
8a. do. var. conciuna
omonpww-
9. Monacha incarnata .
10. Eulota fruticum
10a. var. fasciata .
11. Arionta arbustorum
lla. var. trochoidalis
12. Helicella ericetorum
13. Striatella striata
14. Tachea nemoralis
15. Tachea hortensis .
16. Helicogena pomatia .
16a. forma albina .
17. Pupilla muscorum
. Edentulina edentula
. Isthmia minutissima
. Clausiliastra lamin
. Alinda biplicata
. Zua lubrica .
. Cacil. acieula
. Nerit. putris
. Lucena oblonga
. Carychium minimum
. Limnus stagnalis .
. Gulnaria auricularia
. 6. ovata .
. Ancyl. fluviatile
. Viviparus vivip.
. V. fasciatus
. Neritina fluviatilis
. Unio cerassus
. U. batavus .
. U. pietorum &
. Anodonta cellensis
. A. piscinalis
. Arion Bourguignati .
. Spirodiscus comeus-
. Bithynia tentaculata®
Caplansgärten
Schlossberg
Krumbh olz
Kesselbusch
ilberstedter Chaussee
Rathmannsdorf
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Hohenerxleben
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— 196 —
Die Vogelwelt Magdeburgs und Umgegend.
Nach phänologischen Beobachtungen im Jahre 1905.
Von Gustav Thienemann.!)
Was bietet die Umgebung von Magdeburg der Vogelwelt? —
Diese zur Orientierung vorangeschickte Frage muss — da der
Öharakter der Gegend stets mit dem Leben der Vögel im ursäch-
lichen Zusammenhange steht — zunächst etwas näher erörtert
werden.
Zu dem unterhalb Magdeburgs am rechten Elbufer belegenen
ältesten Stadtpark, dem Herrenkrug, und dem in unmittelbarer
Nähe der Stadt liegenden Friedrich Wilhelmsgarten sind
in neuerer Zeit noch die weit ausgedehnten Parkanlagen auf dem
Rotehorngelände hinzugekommen. Dasselbe wird im Osten von
der sich oberhalb abzweigenden Alten Elbe und im Westen von
der Stromelbe umflossen. Ausserdem durchfliesst den Rotehorn-
park ein stiller, schmaler Elbarm, Taube Elbe genannt. Unweit
des Herrenkruges liegt der Königl. Forst: Biederitzer Busch,
und im Süden, 2 km von der Rotehornspitze entfernt, beginnt die
Kreuzhorst, ein alter Eichenwald, an welchen sich dann wieder
der Grünewald zwischen Schönebeck und Gommern anschliesst.
Durch die beiden letzteren Wälder zieht sich in vielfachen Windungen
ein fast stillstehendes, tiefes Gewässer, „Alte Elbe“ genannt. Kin
Elbumflutkanal verbindet bei hohem Wasserstand die Elbe zwischen
Pretzien, Biederitz und Lostan.
Der Flusslauf der Elbe, wie der der ca. 30 km südlich von
Magdeburg einmündenden Saale, bildet zugleich bei dem Frühlings-
wie beim Herbstzug eine vielbenutzte Zugstrasse der Strich- und
Zugvögel.
Auch bietet hier, selbst in strengen Wintern, der Elbstrom,
welcher selten ganz zufrieri, einen geeigneten Stützpunkt für
nordische Wasservögel. — So hat denn das für Land- wie für
1) Für den Inhalt der Abhandlungen sind die Verfasser selbst ver-
antwortlich.
— 117 —
Wasservögel geeignete Magdeburger Elbgebiet, dank seiner
in jeder Beziehung vorteilhaften Lage, stets eine reiche Vogel-
fauna aufzuweisen.
Während in den letzten 10 Jahren eine Zunahme der hier
brütenden Wasservögel festgestellt werden konnte, was wir besonders
der Trockenlegung des grossen Salzigen Sees bei Eisleben zu-
schreiben können, so musste man -— wie überall, so auch hier —
eine allmähliche Abnahme der Laandvögel, namentlich der
kleineren Singvögel immer mehr wahrnehmen.
Gehen wir noch weiter zurück, auf die Zeit, wo unsere grüne
Elbinsel, auf der der jetzige Rotehornpark liegt, noch wild mit
Dorngebüsch, Erlen, Weiden und allerlei anderem Gestrüpp be-
wachsen war, so war zu jener Zeit, vor ca. 30 Jahren, der Bestand
an kleinen Singvögeln daselbst anderen Gegenden gegenüber ungemein
gross. Wenn auch viele Vögel den Umwälzungen, welche die Parkkultur
erforderte, weichen mussten, so kehrten doch auch viele derselben
bei der Neuentwickelung der Anlagen zurück.
Besonders erfreulich ist es, dass sich seitdem die Zahl der
Nachtigallen sogar vermehrt hat, was nicht zum wenigsten den
seitens der damaligen Gartendirektion ebenso verständnisvoll, wie
kunstsinnig angelegten, den Bedürfnissen der Vogelwelt zugleich
entsprechenden Busch- und Baumgruppierungen in der Nähe von
Gewässern zu danken ist.
Dass der vor etwa 25 Jahren erfolgten Einwanderung der
Schwarzdrossel in die Parks auch die der Singdrossel ım
Jahre 1892 nachfolgte, sei hier ebenfalls erwähnt. — Recht schlau
fing es die von Westen her vordringende Rabenkrähe (Corvus
corone) an, in unseren Parks festen Fuss zu fassen. Zuerst traf
sie im Frühjahr 1901 zu 2 Paaren ein und baute sich in zwei
nicht weit von einander liegenden italienischen Pappeln ganz ver-
steckt an. Im darauffolgenden Jahre wurden beide Nester ausge-
bessert, und ein drittes und viertes Nest in den Kronen deutscher
Pappeln war neu hinzugekommen. Im Sommer 1904 fühlten sich
die Tiere bereits so sicher, dass man 14 Nester zählen konnte, die
über das ganze Rotehorngelände verteilt waren. Als unsere Garten-
verwaltung auf die Gefahren aufmerksam gemacht wurde, welche
dadurch unseren jungen Singvogelbruten erwuchsen, nahm sie den
Kampf gegen diese gefährlichen Nesträuber auf, Im Sommer 1905
blieb nur noch ein Bestand von 4 Rabenkrähennestern, darunter
eins von einem gemischten Paar von Raben- und Nebelkrähe; denn
— 18 —
die nahe verwandte Nebelkrähe (Corvus cornixz) hatte sich im
vorigen Jahr, von Osten her bis zur Elbe vordringend, ebenfalls
zu 2 Paaren angesiedelt und war bis auf diese eine durch Abschuss
vertrieben. Obige vier übrig gebliebenen Nestpaare hatten es
vermocht, fast sämtliche Singdrosselnester und viele andere der
zarten Jungen zu berauben. Sie waren dabei auch von mir selbst
auf frischer Tat ertappt worden.
Auch aus der Provinz wurden Klagen laut, dass diese frechen
Räuber, die schwarzen Rabenkrähen, junge Tauben aus den
Schlägen der ländlichen Gehöfte raubten und diese ihren eigenen
Nestjungen als willkommenes Futter zuschleppten. Ein mehrmaliger
Versuch der Saatkrähe (Corvus frugilegus), sich im westlichen Teile
des Friedrich Wilhelmsgartens als Kolonie anzusiedeln, konnte stets
rechtzeitig vereitelt werden. Dass eine Saatkrähenkolonie keines-
wegs zu den Annehmlichkeiten der Anwohner oder der Park-
besucher gehört, konnte ich im letzten Frühjahr wieder so recht bei
einem Besuche des denkwürdigen Naumann’schen Busches
in Ziebigk sehen. Dort waren in wenig Bäumen hunderte von
Nestern, oftmals drei und vier dicht über einander gebaut, und der fort-
währende Lärm war oft ohrenbetäubend. Die Saatkrähe kann
übrigens der Landwirtschaft vielen Nutzen durch Vertilgung von
Schnecken, Engerlingen, Maikäfern und Mäusen bringen, aber auch
manchen Schaden zufügen, z.B. durch Ausziehen junger Pflanzen.
Unser übriges Vogelleben gestaltete sich im Jahre 1905 wie folgt:
Am 9. Februar wurde bei ziemlich heiterem und tagsüber
mildem Wetter dicht an unserem Festungsgelände der erste
Lerchengesang gehört, am 17. Februar wurden die ersten
Lerchenflüge auf den Feldern der Umgegend bemerkt. Auch die
Staare statteten uns am 9. Februar ihren ersten flüchtigen Besuch
ab. Am 26. Februar stellten sie sich in der Nähe der Nistkästen
ein, von denen sie grösstenteils am 12. März bei warmem Frühlings-
wetter unter Begrüssungsgesang Besitz ergriffen. Am 14. Februar
fanden grössere Durchzüge von Drosseln nach ihren nordischen
Heimatländern statt. Unter den Dohlen, welche ebenfalls
anfangs Februar aus ihren südlicher gelegenen Waldquartieren
zurückgekehrt waren, herrschte vom 20. Februar ab ein reges
Leben auf den Dächern und Türmen der Stadt, woselbst sie mit
ihrem Nestbau begannen. Zu dieser Zeit besuchten auch die
Elstern fleissig unsere Parkanlagen, um sich geeignete Nistplätze
— 199 —
zu erobern, was ihnen leider auch mehrfach gelang. — Am 26.
Februar waren die Weibchen der hier verbliebenen Schwarz- und
Sing-Drosseln zurückgekehrt, und nach einigen vorangegangenen
kalten Tagen schritten sie zum Nestbau. Am 6. März wurde der
erste Gesang der Singdrossel gehört; am 9. März flötete auch
die Schwarzamsel ihre ersten Strophen bei regnerischem Wetter.
— Am 26. Februar war es den hellklingenden Locktönen des
Finken gelungen, sein zurückgekehrtes Weibchen anzulocken.
Zu gleicher Zeit trug der von der eingerissenen Sternschanze ver-
triebene Feld- oder Hoizsperling (Passer montanus) in den Löchern
der daneben liegenden Wallgräben zum Nestbau ein. Sein Vetter,
der Haussperling (Passer domesticus), war ihm 10 Tage voraus. —
Am 7. März wurde (bei Elmen), hinter dem Pfluge herspazierend,
die erste weisse Bachstelze (Motacilla alba) bemerkt, und am 12.
März traf sie auch hier an ihrer alten Niststelle ein. An diesem
besonders günstigen Zugtage, bei mildem Wetter und Westwind,
stellten sich auch die Rohrammern (Zmberiza schönielus) ein und
mancherlei Scharen von Durchzüglern, unter denen die Kiebitze
zu erkennen waren; von letzteren blieben auch wieder einige
Paare als Brutvögel am Umflutkanal zurück. — Dem ersten aus
S.W. kommenden Frühlingsgewitter vorauf zogen am 17. März die
ersten Störche über uns hinweg. Bald darauf, am 18. März, bei
westlichem Wind wurden die letzten Drosselzüge bemerkt, und
gleichzeitig hatten sich die Waldschnepfe, die grosse Bekassine
und die Halbschnepfe oder kleine Bekassine auf dem Zuge nieder-
gelassen, die letzten beiden Arten auch auf unserem Rotehorn-
gelände. — Am 19. März stellte sich der Hausrotsch wanz (Rxtieilla
tithys), der Weıdenlaubsänger (Phylloscopus rufus) und das Rot-
kehlchen ein. Von letzterem waren einige Tage später sehr starke
Züge hier und in der ganzen Umgebung eingetroffen, so dass man
einige Wochen lang in Gärten und Wäldern nichts als Rot-
kehlchen sah, was beim Frühjahrszug hier sehr selten vorkommt.
Auch waren prächtige Sänger darunter. Am 24. April früh waren
sıe sämtlich verschwunden, mit ihnen zugleich auch die, welche
seit Jahren in unseren Parks brüteten. — Am 26. März liess sich
die gelbe Bachstelze (Budytes favus) auf unseren Elbwiesen nieder
und mitihr, sowiebalddarauf: der Wiesenpieper (Anthus pratensis),der
Baumpieper(Anthus trivialis),derbraunkehligeWiesenschmätzer
(Pratincola rubetra), der weissschwänzige Steinschmätzer
(Sawicola oenanthe) und in den Weidenbüschen am Elbufer das
200.
weissstirnige Blaukehlchen (Zrithacus eyaneeulu). — Am 8.
April, nach einigen kalten Tagen mit Schneeschauern, kam der
Gartenrotschwanz (Hrithacus phönicurus), am 9. April die grosse
Gartengrasmücke (Sylvia hortensis), und der Plattmönch (Sylvia
atricapilla), am 10. April der Fitis (Phylloscopus trochilus), der
Wendehals (Jynz torquilla), und am 13. April liess sich eine grössere
Geselischaft des Kirschkernbeissers (Coccothraustes vulgaris) nieder;
auch traf die kleine Zaungrasmücke (Sylvia curruca) an diesem
Tage ein. — Am 15. April liessen sich die ersten Rauchschwalben
sehen, am 18. April besetzten sie auch auf den Dörfern der Um-
gegend ihre alten Nester. (Im vorigen Jahr am 17. April.) —
Die Nachtigall hielt am 18. April ihren Einzug. (Im vorig. Jahr
14. April.) Der graue Fliegenfänger (Muscicapa grisola), der
Trauerfliegenfänger (Museic. luetuosa) und der Pirol folgten am
26. April nach. — Der Turm- oder Mauersegler (Cypselus apus) liess
durch seine Vorboten am 27. April Quartier machen und stellte
sich am 29. April wieder in grosser Menge ein. (Vor. Jahr 2.u.3. Mai.)
— Als letzter der kleinen Sänger kam am ersten Mai die Bastard-
nachtigall oder der Gartenspötter (Aypolais hypolais) zur Heimat
zurück. — Auch die im Winter umherstreichenden Vögel als Hänf-
linge, Stieglitze, Ammern, Meisen, Spechte usw. hatten sich
wieder in gewohnter Anzahl eingestellt. Unter den letzteren ist
der grosse und kleine Buntspecht, der Grünspecht und auch
der Grau- oder Erdspecht, welchen ich am 15. Juni mit seiner
Familie in der Kreuzhorst bemerkte, vertreten.
Am 19. April, einem regnerischen Tage, durchruderte zu
meiner Überraschung das grünfüssige Teichhühnchen (Gallinula
ehloropus) den rings von Wegen umgebenen Stadtparkteich. Am
29. Juli entdeckte ich es wieder auf einem stillen Gewässer in der
Nähe und konnte ich auch öfters unbemerkt das Tauchen der
Jungen beobachten. — Schon Ende März sah man die Stockente
paarweise über unsere Parkwiesen fliegen, späterhın Frau Ente
auch oft allein. Einmal, als sie aus dem hohen Wiesengras auf-
stieg, gab ihr der Sperber ein Stück des Weges das ihr jedenfalls
nicht sehr angenehme Geleit, denn seine scharfen Krallen schwebten
dabei wie ein Damoklesschwert über ihr. Mitte Juli stiegen aus
einem Wassertümpel auf den Elbwiesen dicht vor mir zwei fast
ausgewachsene junge Enten auf. Sie kehrten aber sofort wieder
um und verschwanden im Schilf, aus welchem nachher die Mutter-
al —
ente allein auf- und davonflog. Am 6. August wurde ein einzelnes
Ei der Stockente im Wiesengras des Stadtparks gefunden.
Einen ungemein lebhafteu Tummelplatz für Wasser- und
Strandvögel bildet das Gebiet des Elbumflutkanals, da, wo sıch
derselbe bei dem Dorfe Biederitz mit der Ehle zu einem see-
artigen hufeisenförmigen Becken vereinigt. Als dortige Brutvögel
sind besonders hervorzuheben: Die: oben erwähnte Stockente
(Anas boschas), die Löffelente (Spatula clypeata), (beide zahlreich),
die Knäkente (A. querquedula), die Krickente (A. crecca), die
Tafelente (Fuligula ferina), der grosse Haubentaucher (Colymbus
cristatus), das schwarze Wasserhuhn (Fulica atra) (beide ebenfalls
zahlreich), der rotschenklige Wasserläufer (Totanus calidris),
der punktierte Wasserläufer (Tot. ochropus) (von ıhm wurden
vier Eier in einem alten Amselnest gefunden), und auch der
Kampfläufer (Tot. pugna«).
Im April und Anfang Mai sah ich dort auch die Graugans
(Anser einereus) auffliegen und den Triel oder Dickfuss (Oedienemus
erepitans) über die Wiesen und den sandigen Uferrand hinlaufen.
Die grosse Rohrdommel schien uns in diesem Sommer zu
meiden, während sie im Sommer 1904 dort von Herrn Hegemeister
Maihof erlegt und dem Museum gestiftet wurde. Die kleine
Rohrdommel (Ardea minuta) kann besonders noch als Brutvogei
verzeichnet werden. — An der Alten Elbe kommt der kleine
Strandläufer oder Flussregenpfeifer (Aegialites minor) noch ziem-
lich häufig vor, auch der kleine Flussuferläufer oder Sand-
pfeifer (Aetitis hypoleucos). Besonders belebt werden die dortigen
Ufer durch die seit langen Jahren dort ansässige Kolonie der
weissen Seeschwalbe (Sterna hirundo). Leider wurden die Ufer
und Sandbänke an der „Saizquelle“ noch immer, sogar bis in den
Juli hinein, nach ihren Eiern abgesucht, trotzdem das Ein-
sammeln der Eier von Seeschwalben und Strandvögeln nach
dem neuen preussischen Wildschongesetz vom 14. Juli 1904
verboten ist. Die Kolonie ist ohnehin durch die vielen Störungen
daselbst recht zusammengeschrumpft. — Ferner können als hiesige
Brutvögel angesehen werden: Die Zwergseeschwalbe (Sterna
minuta), die schwarze Seeschwalbe (Aydrochelidon nigra), welche
in vereinzelten Paaren an der Elbe und Saale vorkommt, und die
Lachmöve (Larus ridibundus). Aus dem feuchten Gras der Elb-
wiesen lässt der Wachtelkönig (Crer pratensis) oft seine schnar-
renden Rufe hören: bis vor zwei Jahren war er noch in unserm
— 202 —
Stadtpark Standvogel. Auch das gesprenkelte Sumpfhühnchen
(Gallinula porzana) und die Wasserralle (Rallus aquatieus) finden
sich noch in unserer Nähe. Von dem ersteren brachte man mir ein
Exemplar als eines der vielen Opfer der Telegraphendrähte.
Am 9. Mai spähte der häufig über dem Biederitzer Busch
und der Kreuzhorst kreisende Bussard (Buteo buteo), über dem
Friedrich Wılhelmsgarten schwebend, jedenfalls nach einem jungen
Kaninchen aus. Den schwarzbraunen Milan (Milvus korschun)
sah ich am 15. Juni in der Nähe der Kreuzhorst, als er sich an
einer Uferböschung der Elbe niederliess. Er und der rotbraune
Milan (Milvus milvus) kommen hier von Jahr zu Jahr seltener vor.
In einem unserer Forts liessen sich am 19. und 20. September
zwei jugendliche Wespenbussarde in den hohen Bäumen nieder
und schienen auf eine Gelegenheit zu warten, sich einem im Erd-
wall befindlichen Wespennest nähern zu können.
Im September und Oktober wurden bei Wolmirstedt, Heyroths-
berge und Gommern je ein Wanderfalke erlegt; ebenso in
unserem Stadtpark drei Sperber. Am 10. August suchten diese
gefährlichen Räuber eine Schar Krähen und Schwalben aus dem
Park zu vertreiben. Der Turmfalk belebt noch immer unsere
Domtürme und durchstreift die weite Umgegend nach Mäusen,
Eidechsen oder auch nach einem Sperling.
Es ist oft über die allgemeine Verminderung der Vögel
geklagt worden, und schon der grosse ÖOrnithologe Naumann
beleuchtete diese Klage in einem Vortrage, den er am 2. Oktober
1846 vor der „Versammlung deutscher Ornithologen“ in Dresden
hielt.*) Er führte hierbei an, wie schon sein Vater, Andreas
Naumann, zu Anfang des vorigen Jahrhunderts über die auffallende
Abnahme der Vögel sich gewundert habe, und wie auch die sonst
haufenweise ankommenden Strich- und Zugvögel immer weniger
würden. Von den vier Vogelherden seines Vaters seien drei ein-
gegangen und der vierte nur der Ornithologie wegen noch erhalten
geblieben. Weit und breit habe es noch sehr viele Vogelherde
gegeben, auch in seinem und den benachbarten Orten, die alle
längst eingegangen seien. Die Vogelfänger im Harz und Thüringer-
wald führten dieselbe Klage wie in Anhalt und der Provinz Sachsen.
„Wollte man die Halloren in Halle fragen: Warum fangt ihr keine
Vögel mehr? dann würden sie antworten: Weil es keine mehr gibt.“
*) Thienemann: Rhea, II. Teil. Leipzig, F. A. Brockhaus S. 11 u. 131
- 208 —
Und doch sei es strenger Brauch bei allen Vogelfängern gewesen,
nur die jungen Vögel zu behalten, um keinen Vernichtungskrieg
zu führen. Mit Wehmut gedachten N. u. a. der schönen Herbst-
tage, „wo noch Flüge von Hunderten von Mäusebussarden, auf
ihrem Zuge hoch in den Lüften kreisend, langsam schwebend
gemütlich weiter rückten“.
Charakteristisch ıst es, dass schon damals durch N. darauf
hingewiesen wurde, wie durch die Vermehrung der Menschen
eine gesteigerte Kultur eintrat, wie gar viele kleinere Gehölze
und Feldhecken ausgerodet wurden, um die Äcker besser auszu-
nützen. N. prophezeite bei dieser Gelegenheit, dass man auch noch
den grossen Eisleber See abzapfen würde, um einige 1000
Morgen Land zu gewinnen. 50 Jahre später ging dies dann auch
in Erfüllung. Noch viele Klagen führte N. an, auch über das
Fortnehmen der Bachmöveneier in der &egend von Dessau, die
man körbeweise den Schweinen füttere, weil man diese Vögel für
Fischräuber hielt.
So lauteten schon damals die Klagen, die wir auch heute
in gesteigertem Masse anerkennen müssen. Die Lichtung der
Gehölze ist jetzt selbst auf die grossen Forsten ausgedehnt, auch
die Gärten, Parks und Flussufer werden immer kahler. Der
Krammetsvogelfang darf jetzt leider auf sämtliche Drosselarten
ausgedehnt werden. Wie sehr unsere gefiederten Freunde aber
auch unter anderen Gefahren zu leiden haben, unter Feinden,
die fast nur im Stillen wirken und darum um so gefährlicher sind,
das mögen die folgenden Beispiele uns zeigen.
Als ich der freundlichen Einladung des Herrn Öberregie-
rungsrat v. Haugwitz zu einigen ornithologischen Spaziergängen
nach der sogenannten Werderspitze folgte, zeigte mir derselbe —
es war am 17. Juni d. Js. -— ein Amselnest, aus dem schon vor
Wochen die Eier geraubt waren, nachdem tags zuvor der Vogei
noch gebrütet hatte, zwei zausgeraubte Goldammernester, ziemlich
am Boden, weiche am Tage vor der Plünderung beide noch zarte
Junge hatten, und zwei Grasmückennester von Sylvia hortensis, aus
denen ebenfalls die bereits bebrüteten Eier verschwunden waren.
Es muss hierbei bemerkt werden, dass die betreffende Werder-
spitze, an welcher die „Alte Elbe“ sich wieder mit der „Stromelbe“
vereinigt, nur mit Erlaubnis des Kommandos des Pionier-Bataillons
betreten werden darf, und also irgend welche Zerstörung der Vogel-
nester durch Menschenhände ausgeschlossen war. — Ferner
14
— 204 —
zeigte mir der Herr Oberregierungsrat noch ein Grasmückennest,
ebenfalls S, hortensis, das ziemlich frei in einem Weidenbusch ge-
baut war und vier muntere Junge enthielt, dann ein gleiches mit
Eiern und eins, das ich wegen loseren Nestbaues und kleinerer
Eier für das der Sylvia curruca ansprach, sowie im Gras veısteckt
das Nest einer gelben Bachstelze, die an demselben Tage noch ein
viertes Ei hinzugelegt hatte.
In diesem letzteren Falle war es möglich, dass der Vogel in-
folge unserer Störung nicht wieder zu den noch unbebrüteten
Eiern zurückkehrte, was aber in jedem anderen Falle aus-
geschlossen war. Nämlich am 22. Juni schrieb mir Herr
v. Haugwitz, dass er soeben das Nest der kleine Grasmücke (8.
eurruca) ebenfalls ausgeplündert vorgefunden habe, nachdem er noch
gestern den brütenden Vogel darin sitzen sah, während in dem
weniger versteekten Grasmückennest die Jungen glücklich aus-
geflogen waren. „Es ist eine betrübliche Erfahrung“, fügte er
hinzu, „dass von nicht weniger als 9 Nestern dieses die einzige
glücklich ausgekommene Brut ist.“ — — „Welche Feinde es sind,
die so verderblich wirken und so versteckte Nester vernichten, ist
mir rätselhaft, zumal eine Zerstörung durch Menschenhand aus-
geschlossen ist.“
Von vierfüssigen Feinden hatte er dort den Hermelin-
wiesel nur einmal gesehen, die Rabenkrähen dagegen mehrmals
in verdächtiger Weise. Er schreibt: „Ich traue ihnen auch solche
Nestzerstörungen zu, doch ist es mir auffallend, dass ich in keinem
Falle eine bemerkenswerte Beschädigung des Gebüsches beobachtet
habe, in dem das geplünderte Nest sich befand. Dieser letzte
Umstand, verbunden mit der Beobachtung, dass das heute leer ge-
fundene Nest etwas nach unten gedrückt war, lässt wieder auf einen
sich im Gebüsch anschleichenden vierfüssigen Feind schliessen.
Jedenfalls stehe ich hier vor einem Rätsel, zugleich aber auch vor
der Tatsache, dass die Gefahren, denen brütende Singvögel
ausgesetzt sind, ausserordentlich gross sind, und dass nur
ein kleiner Bruchteil der Bruten auskommt.“
Bald darauf zeigte mir der Herr Oberregierungsrat v. Haug-
witz das von ihm neuentdeckte Nest eines Weidenlaubsängers,
welches backofenartig in das Wiesengras eingebaut war. Bei
unserer Annäherung huschten die bereits flüggen Jungen heraus.
Mein Verdacht, dass auch Wasserratten jene Nestplünderer
sein könnten, wurde jetzt etwas herabgemildert, zumal dieses erd-
— 205 —
ständige Nest nicht weit vom Uferrand sich befand. Hoffentlich
bringt uns der nächste Sommer näheren Aufschluss.
Dass der Marder unseren Parks ebenfalls seine Besuche ab-
stattet, das sollte ich bald nachher erfahren.
Im Stadtpark sah ich ihn selbst in der Mittagstunde des
26. Juli von Busch zu Busch mit hochgehaltener Rute über die
Wiesen gehen, verfolgt von einer Schar Amseln und anderen
Vögeln. Auch aus dem Friedrich Wilhelmsgarten wurde mir seine
Anwesenheit gemeldet, nachdem ich dort ebenfalls recht wenig
junge Vögel und fast gar keine jungen Nachtigallen gesehen hatte.
Der Rückzug der Vögel begann Ende Juli. Am 29. Juli
trüh hatte uns bei Nordostwind die Hauptschar der Segler ver-
lassen. Am Abend zuvor kehrten sie wie gewöhnlich von ihren
grösseren Ausflügen zurück und suchten bei beginnender Dämme-
rung zum letzten Mal die Schlafwohnungen auf. In der Nacht
vom 8. zum 9. August verliess uns der Pirol. Der Kuckuck war
ebenfalls um diese Zeit verschwunden. Am 14. August war noch
eine junge Brut der Bastardnachtigall (Aypolais) ausgeflogen.
Das Nest befand sich in den äussersten Zweigen eines hohen
Strauches. — Am 20. August waren die weissen Seeschwalben
verschwunden. Am 29. August hat sich die letzte Nachtigall im
Stadtpark stillschweigend entfernt. Am 22. August hatte sie aus-
gemausert und besuchte in ihrem neuen schmucken Gewand fleissig
die Beerenbäume. Aus diesem liess auch bereits ein junger
Plattmönch seine Gesangsübungen hören.
Am 2. September erschienen viele Mehlschwalben über
unseren sämtlichen Anlagen und auf den Wiesen, welche bis zum
7. September hier verweilten. Vom 6. September ab waren unsere
Flussufer durch grössere und kleinere Gesellschaften verschiedener
Strandläuferarten belebt, die bis in den Oktober hier verweilten.
Im Gebiet der Ehle stellte sich der Fischadler ebenfalls als
Herbstgast ein.
Zu Anfang September verliessen uns der gelbe Fitis und
der graue Fliegenschnäpper, am 12. September trafen fremde
Fliegenschnäpper auf ihrer Durchreise hier ein. — Am 15. Sep-
tember brachten die ersten gemischten Meisengesellschaften
neues Leben in unsere Gärten und Anlagen. — Am 21. September
trat die grosse Hauptmasse der Rauchschwalben hier wie in den
umliegenden Dörfern die Rückreise an. Vereinzelte Rauch-.
schwalben mit ihren Jungen traf ich noch bis zum 18. Oktober,
14*
a
während noch am 29. Oktober Nachrichten aus der Provinz über
verspätete Schwalben eintrafen. Das überwiegend nasskalte
Wetter im August, September und Oktober, welches auch in unserer
Stadt einige Bruten vernichtet hatte (Ende August), war der Ent-
wickelung verspäteter Bruten ungemein hinderlich.
Der Rückzug der übrigen Singvögel wurde durch die
Kälte und Nässe im Oktober beschleunigt.
Am 5. November zogen viele Lachmöven über unsere Rote-
hornspitze dem Süden zu. -— Die ersten Nebelhrähen trafen in
grösseren Zügen als ständige Wintergäste am 12. Oktober bei uns ein.
Am 5. Dezember besuchte uns der erste Flug nordischer
Bergfinken (Fringilla montifringilla).
Den schönen sonnigen Tag des 8. Dezember begrüsste der
Zaunkönig mit seinem hellklingenden, fröhlichen Gesang.
Am 18. Dezember, bei leichtem Frostwetter, tummelte sich
eine grössere Gesellschaft des gelbköpfigen Wintergoldhähn-
chens (Zegulus regulus) lustig in den Tannengruppen des Stadtparks.
Auch einzelne dieser niedlichen Tierchen machten sich in den
Gärten oft bemerkbar, — Am 31. Dezember, bei neu eingetretenem
stärkeren Frost (— 6° ©), musste der Eisvogel seine bisherigen
Brut- und Lieblingsplätze, die Teiche mit höheren Uferböschungen,
die jetzt zugefroren waren, meiden, und sass, geduldig auf Beute
lauernd, an den flachen Ufern der Elbe. (Ein gut präpariertes
Höhlennest vom Risvogel, welches zugleich das Füttern der Jungen
veranschaulicht, ist in unseren Museum ausgestellt.)
nn
Zur Entstehung der Zwergformen bei
den Urodelen.
Von Dr. W. Wolterstorff, Museumskustos in Magdeburg.)
Rs ist längst bekannt, dass das Grössenwachstum der Fische
in ausserordentlichem Masse durch das Medium, d. h. durch die
mehr oder weniger günstigen Lebensbedingungen, beeinflusst wird.
In engem Gewahrsam gehalten und knapp gefüttert, wachsen die
i) Für den Inhalt der Abhandlungen sind die Verfasser selbst ver-
antwortlich.
— a —-
Fische äusserst langsam. Das gleiche ist in der Freiheit oder ın
den Zuchtteichen der Fall, wenn ein Gewässer im Verhältnis zu der
vorhandenen natürlichen Nahrung zu stark mit Fischen besetzt
wird, während die Fische in einem überreich mit Nahrung ver-
sehenen Teiche erstaunlich rasch wachsen. Dass ähnliches auch
bei anderen niederen Wirbeitieren vorkommt, war von vornherein
anzunehmen, ist aber meines Wissens selten kontroliert worden.
Bereits in meinem Vortrage „Die Zwergformen der palä-
arktischen Urodelen“!) habe ich darauf hingewiesen, dass
manche Varietäten oder bisher für selbständige Arten angesprochene
Formen von Molchen nur als Zwergformen aufzufassen sind.
Schon hier führte ich aus, dass es tatsächlich möglich ist, junge
Molche mit oder ohne Absicht in der Gefangenschaft im Wachstum
beträchtlich zu hemmen. „Indessen lassen sich diese Beobachtungen
nicht ohne weiteres auf das Freileben übertragen, da diese Zwerge
zwar oft jahrelang hin vegetieren, aber nicht zur Geschlechtsreite
gelangen.“ Einen besonders charakteristischen Fall der Art, er-
gänzt durch Parailelversuche, gestatte ich mir aus der Fülle
meiner Aufzeichnungen nachstehend zur Kenntnis zu bringen:
Vor mir steht ein Glas mit zwei Marmormolichen, Triton
marmoratus, ein Exemplar „N. 3, geboren von Tr. marmor. ;
Porto 26.—28. Aprıl 1904“, und Exemplar „N. 5, geboren von Tr.
marmoratus — Argenton 1 —5. Mai 1904“, beides äusserlich kern-
gesunde. fresslustige Tierchen, weder abgemagert noch übermässig
fett, welche soeben vor meinen Augen ein reichliches Quantum von
Enchytraeiden —- ein ausgezeichnetes, auch im Winter leicht zu
züchtendes Futter für kleinere Molche — sowie Regenwürmchen
za sich nahmen. Die Tiere sind heute, am 7. Juli 1906, über 2
Jahre alt. In diesem Alter sind Marmormolche in der Regel
bereits fortpflanzungsfähig — siehe auch Zeller’s zoologisches
Tagebuch?) — und messen im erwachsenen Zustande 120—140
mm (5) und 130—160 mm (%).
Und die Länge der vorliegenden Exemplare? „Ex. N. 3“
misst 78, „Ex. N. 5* nur 70 mm! Ihre Länge beträgt also nur
die Hälfte, das Volumen und Körpergewicht vielleieht den achten
Teil der normal ausgebildeten Tiere! Sie bleiben also an Grösse
!} Compte Rendu des Seances 6° Congrös international de Zoologie,
1904, Berne, pg. 258.
2, Wochenschrift für Aquarien- und Terrarienkunde, Braunschweig,
Verlag @. Wenzel und Sohn, 1906, N. 27, Seite 321.
— 208 —
noch hinter kräftigen Exemplaren des Triton vulgaris, palmatus zu-
rück. Den Einwand, die Tiere seien durch unzweckmässige Pflege
einfach ausgehungert, kann ich nur zum Teil für berechtigt
anerkennen. Von den gleichzeitig mit den in Rede stehenden
„Zwergen“ unter ganz gleichen Bedingungen, was Nahrung
und Grösse der Behälter anbelangt, aufgezogenen Kammmolchen
(Triton eristatus) und Bastarden zwischen Tr. marmoratus und eristatus
(= Triton Blasii) haben sich viele in bester Weise entwickelt, viele
Exemplare traten bereits im Alter von 1!/, Jahren in volle Brunst,
während andere wenigstens 100-—-110 mm Länge erreichten.
Die Ursache haben wir, zum Teil wenigstens, in dem zu
frühen Eintritt der Verwandlung zu suchen. Gerade Triton mar-
moratus verwandelt sich in der Gefangenschaft nach meinen Beob-
achtungen, verglichen mit Tr. eristatus, oft bei sehr geringer Grösse.
Die beiden in Rede stehenden „Zwerge“ massen nach der Ver-
wandlung etwa 45 mm. „Ex. N.3“ mass am 4.7.1904, unmittelbar
nach der Verwandlung, 44 mm, „Ex. N. 5“ am 12 9. 1904, einige
Monate nach der Verwandlung, 49—50 mm Länge.
„Ex. N. 3“ war am 15. 1. 1905 auf 58 mm angewachsen,
„Ex. N. 5“ am 10. 7. 1905 65 mm lang.
Am 12. 7. 1905 sandte ich beide Tiere einem erfahrenen
Pfleger, welcher ihr Wachstum zu beschleunigen versuchen wollte.
Als ich sie am 24. 6. 1906 zurück erhielt, war „N. 3“, wie erwähnt,
auf 78 mm, „N. 5“ auf 70 mm angewachsen, ersteres hatte in 1!/,
Jahren 20 mm, letzteres seit 1 Jahr nur 5 mm zugenommen.
Das grösste von mir erzogene Stück von 1904 (N. 1 Argenton)
mass bei der Verwandlung ca. 45, heute 84 mm.
Die Geschlechtskennzeichen sind bei allen drei Tieren, ent-
sprechend der minimalen Grösse noch nicht ausgebildet. Die Molche
machen durchaus den Eindruck °,s—1jähriger Individuen.
Meines Erachtens sind die Molche bereits unmittelbar nach
der Verwandlung verkümmert, weil sie sich nicht wieder an das
Wasserleben gewöhnen wollten oder konnten,!) sondern auf der
Zierkorkborke verharrten, wo sie schlecht zu füttern waren. Ihre
Halbgeschwister, die Bastarde, und die Kammmolche dagegen
blieben dauernd im Wasser und liessen keinen herabfallenden
Wurm unberührt liegen!
!) Auch im Freien gehen die jungen Tr. marmoratus in der Regel nach
der Verwandlung sofort ans Land, während die jungen Tr. cristatus häufig
im Wasser bleiben.
BER) RE
Als später ihr Appetit sich gebessert hatte, waren sie nicht
mehr ım Stande, das Versäumte nachzuholen. Vielleicht, sogar
wahrscheinlich, spielten auch innere Parasiten hierbei eine Rolle.
Dass Protozoen, insbesondere Flagellaten, in unheimlicher Weise
in den Gedärmen meiner Molche hausen, ersehe ich zu meinem
Leidwesen aus den Mitteilungen von Frl. Dr. Marianne Plehn,
welche es freundlichst unternommen hatte, eine Anzahl kranker
Tiere zu untersuchen. Bei diesen Zwergen mag ihre verheerende
Tätigkeit noch nicht soweit fortgeschritten sein, um ihre Lebens-
tätigkeit zu hemmen, aber das Wachstum beeinträchtigt haben.
Dass es möglich ist, auch Triton marmoratus, unter noch
günstigeren Bedingungen, etwa bei reichlicher, vielseitiger Nahrung,
gross zu ziehen, beweisen die Bemerkungen E. Zeller’s und die
Erfahrungen meines Freundes Herrn Alois Egger in Linz, welcher
mir ım Herbst 1904 ein 1902 selbst gezüchtetes prächtiges fast
erwachsenes ‘) zusandte. Im Sommer 1905 mass es bereits
128 mm, jetzt 142 mm. — lIeh selbst habe vor Jahren einen spät
geborenen Tr. marmoratus im Larvenzustand überwintert, er wuchs
bei intensiver Pflege bis auf 100 mm Länge heran, verschwand
aber (im Sommer 1898) unmittelbar vor der Verwandlung aus dem
unverdeckten Glase. Ü
Dass kleine Triton-Arten auch bei der etwas einseitigen
Kost, welche ich ihnen bieten konnte, trefflich gedeihen, bewiesen
mir meine selbstgezüchteten Tr. Boscai, Tr. italicus, Tr. vulgaris etc.,
welche sich ebenfalls bei geringer Grösse (35—40 mm Länge) ver-
wandelten und binnen 1% Jahren geschlechtsteif wurden. Von
Tr. Boscai lebt z. B. ein 1899 geborenes © , welches inzwischen
wiederholt Nachzucht ergab, noch jetzt bei bestem Wohlsein in
einem Einmacheglase.
So extreme „Zwerge“, wie die oben geschilderten, dürften
im Freien kaum vorkommen, jedenfalls würden sie bald zu Grunde
gehen.
Im übrigen vermag man bei im Freien gefangenen „Zwergen“
das Alter nicht festzustellen.
Dass aber ähnliche ungünstige Lebensbedingungen ähnliche
Erscheinungen zeitigen, beweisen die in meinem Vortrage ange-
führten Beispiele von Zwergformen in freier Natur.
Beispielsweise verwandelt sich Pleurodeles Waltlii Mich., der
— 210 —
Riese unter den Wassermolchen Europas, welcher nach Bedriaga!)
in der Regel bei 110 mm Länge, ausnahmsweise und dann in
„meist missbildeten Stücken“ bei 60-70 mm Länge in die Meta-
morphose tritt, unter Umständen noch bei weit geringerer Grösse.
Am 30. 4. 1906 erhielt ich von Herrn Dr. Neumann aus Südspanien
einen verwandelten Pleurodeles Waltlii von nur 42 mm Länge (der
Schwanz war etwas verkürzt, die ursprüngliche Länge schätze ich
auf 46 mm), welcher Mitte April mit anderen Larven in einer bei-
nahe vertrockneten, fast nur noch Schlamm enthaltenden Pfütze
gefangen war. Bei Herrn Dr. Neumann verwandelte sich das Tierchen
bald und kam auch wohlbehalten nach Magdeburg. Seine Lebens-
energie bewies es durch rasches Wachstum; heute, am 7. Juli,
misst os schon 60 mm Länge.
Wenn solche Tierchen im Freien später günstigere Örtlich-
keiten —- Cisternen z. B. — auffinden, vermögen sie sich wohl
weiter zu entwickeln und können nach Jahr und Tag die Normal-
länge von 200-220 mm erreichen. Unter dauernd ungünstigen
Verhältnissen — knappe Nahrung und Wassermangei -—- würde
sich aus solchen Individuen wohl eine Zwergrasse heranbilden.
Doch ist mir eine solche von Pleurodeles Waltlii aus Spanien noch
richt bekannt.
Wohl aber kennen wir eine sichere Zwergform des nahe ver-
wändten Pleurodeles Poireii Gerv. von Algier, und zwar die subsp.
Hagenmülleri Lat. von Böne. Sıe galt durch Jahrzehnte mit Zweifel
als eigene Art, ist aber nach meinen Untersuchungen nur eine
Zwergrasse.
Magdeburg, 7. Juli 1906.
m
i) Bedriaga, Die Lurchfauna Europas. II. Urodela. Schwanzlurche,
Bull. Soc. Moscou 1897. (nouv. serie, t. X.) pg. 756.
Tafel I.
Fig. 1—2. Callula verrucosa
Fig. 3—6. Triton pyrrhogaster subsp. orientalis.
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Eafel II.
Fig. 1. Cervulus sinensis Hilzh. (Typus).
Fig. 2 und 3, Aydropotes Kreyenbergi Hilzh. (Typus)
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Fig. 1. Putorius itatsi, Il ©, Tokio. (Sammlung Strassburg).
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Rio,s3. > vison, Minnesota. (Sammlung Strassburg).
Fig. 4. % sibiriceus, Sibirien 1844. (Sammlung Strassburg).
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Tafel IV.
(Dieselben Schädel wie auf Tafel 111.)
Fig. 1. P ttatsi.
Fig. 2 Je VISON.
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MUSEUM
FÜR
NATUR- UND HEIMATKUNDE
ZU MAGDEBURG.
ABHANDLUNGEN UND BERICHTE
HERAUSGEGEBEN VOM
DIRECTOR PROF. DR. A. MERTENS.
BAND 1: HEFT IV
OÖ. v. Linstow: Die Verbreitung des Bibers im Quartär.
MIT ZWEI KARTEN.
MAGDEBURG 1908.
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Die Verbreitung des Bibers im Quartär.
Eine Literaturstudie.
Von OÖ. v. Linstow in Berlin.
Mit zwei Karten.
Inhaltsverzeichnis.
Einleitung BU
Trogontherium Cuvieri
I. Spanien
II. Frankreich
IlI. Italien
IV. Deutschland .
V. Belgien
VI. Niederlande
VII. England
VII. Russland
Trogontherium minus .
Castoroides Ohioensis .
Castor fiber
A. Europa
I. Spanien ..
Il. Frankreich
III. Italien
IV. Schweiz
V. Deutschland .
. Bayern
. Württemberg
Baden .
. Hessen und Hessen-Nassau
. Elsass-Lothringen
. Rheinprovinz
. Westfalen
. Oldenburg dar
. Schleswig-Holstein
. Mecklenburg
Sp Posouomr
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. Prov. Sachsen und Hzt. Anhalt
. Thüringen
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. Hannover, Lippe-Detmold und Braunschweig, Harz
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X.
XI.
XIV.
14. Kgr. Sachsen
15. Brandenburg
16. Schlesien
17. Posen .
18. Pommern
19. Westpreussen .
20. Ostpreussen .
Belgien
Niederlande
Luxemburg
England und A heikland
Doggerbank
Dänemark .
Grönland
Norwegen .
Schweden .
Österreich-Ungarn .
1. Böhmen
. Schlesien .
. Galizien
. Mähren ;
. Ober- und een 5
. Salzburg .
. Tyrol
8. Steiermark
9. Kämten
10. Krain 5 RE
ll. Ungarn (ausser u. Slavonien)
lla. Kroatien-Slavonien
{eb Bu u DI 60]
1
. Balkanländer .
> Bosnien und Here
2. Dalmatien
3. Griechenland
XVI. Europäisches Russland .
B. Asien . AR
1.
II.
117.
IV.
V.
Kleinasien
Mesopotamien
Asiatisches Russland a As)
Altai-Gebirge und China
Indien und Persien
C. Afrika >
D. Nordamerika .
Schlussbemerkungen
Literatur . 5
Geographisches De
Er
Vorliegende Arbeit stellt einen Versuch dar, die frühere Ver-
breitung des Bibers zu verfolgen. Bei der ungewöhnlichen Zerrissen-
heit der Literatur und bei der Unmöglichkeit, sämtliche Quellen ein-
zusehen, muss die Arbeit grosse Lücken aufweisen. Es wird daher
die Bitte ausgesprochen, den Verfasser durch Nachweise von Funden
oder Ergänzungen der Literatur nach Möglichkeit zu unterstützen.
Immerhin mag diese Zusammenstellung als Vorarbeit für weitere
Untersuchungen dienen.
Der ursprüngliche Plan, eine vergleichende Studie der einzelnen
Überreste zu geben, musste aus Mangel an Zeit und Material aufge-
geben werden. Vielleicht ist es aber nicht unwichtig, hervorzuheben,
dass besonders die Sammlungen in Agram und in Halle eine grosse
Anzahl von Biberresten beherbergen (von Krapina bzw. Taubach),
so dass event. an diesen Punkten die Untersuchungen einzusetzen
hätten.
Bei der Begrenzung der Art muss darauf hingewiesen werden,
dass lediglich Trogontherium Cuvieri und minus sowie Castoroides
Ohioensis als selbständige Arten aufgefasst sind, dass aber alle übrigen
Nachrichten über quartäre Reste des Bibers sich stets auf Castor
fiber L. beziehen, der demnach die vielen oft auch als eigene Arten
angesprochenen Varietäten umfasst, wie vor allem den kanadischen
Biber. Nur durch das Studium eines sehr grossen Vergleichsmateriales
wäre es möglich, die Selbständigkeit der einzelnen Variationen als
besondere Arten mit Sicherheit zu begründen. Giebel (Zeitschrift £.
Naturwissens. 1878) erwähnt, dass nach der sehr umfangreichen Mo-
nographie der nordamerikanischen Nagetiere von Elliot Coues und
J. A. Allen (Washington 1877) Castor enropaeus und Canadensis nur
leicht verschiedene Varietäten einer Spezies sind, womit Cuviers An-
sicht bestätigt würde gegenüber Kuhl, Baird, Brandt (69) *), Blasius
(57) u. A. Dabei unterliegt es wohl keinem Zweifel, dass sich im
Laufe der Zeit der kanadische Biber von dem europäischen immer
*) Die beigefügten Zahlen beziehen sich auf das Literatur-Verzeichnis
S. 343—375.
weiter entfernen wird, nur gehen beide leider durch Ausrottung un-
fehlbar ihrem sicheren Ende entgegen. In jüngster Zeit hat Matschie
(642) drei neue Arten vom Biber aufgestellt.
Die historischen Nachrichten sind zwar nach Möglichkeit voll-
ständig, aber doch, soweit es angängig war, verkürzt wiedergegeben,
um den Umfang der Arbeit nicht über Gebühr auszudehnen. Die
weiteren Ausführungen mögen dann in der betr. Abhandlung (siehe
Literaturverzeichnis) nachgelesen werden; zahlreiche Arbeiten über
Lebensweise, Baue, Preis der Bibergeile u. a. m. sind nicht mit aufge-
führt, eine erhebliche Anzahl von ihnen sind z. B. in der Arbeit von
Dahms (126) angeführt. Die ältere Literatur (vor 1829) findet sich
vollständig bei Brandt u. Ratzeburg (74). Über die Anatomie des
Bibers finden sich viele Arbeiten in der Zeitschrift für wissenschaft-
liche Zoologie, besonders in Bd. I, II, IIL, IV, V, VL IX, X, XI,
XIII und XVII, weitere Angaben enthalten die Zoologischen Jahres-
berichte. Die systematische Stellung usw. der Nager behandeln
Brandt (70, 71), Schlosser (498, 500), Tullberg (661) und andere;
die Literatur Re die allen ıst bei Heinick (252) zu finden.
Die Anordnung des Stoffes bedarf einer Rechtfertigung. Ein-
mal wäre es möglich gewesen, den geologischen Standpunkt zu be-
tonen und zunächst die diluvialen, danach die alluvialen Funde zu be-
sprechen. Das hätte aber in vielen Fällen zur 'Trennung gleicher
oder benachbarter Vorkommen geführt, sodann war es aber oft nicht
möglich, die fraglichen Reste mit Sicherheit dem Diluvium oder
Alluvium zuzuweisen.
Die natürlichste Anordnung wäre wohl die Verteilung sämtlicher
Funde auf die einzelnen Fluss-Systeme gewesen, aber auch dieses Ver-
fahren ist aus Zweckmässigkeitsgründen aufgegeben und der geogra-
phischen Anordnung der Vorrang gelassen.
Den Biber weiter in das Tertiär zurück zu verfolgen, lag um so
mehr ausser dem Bereich dieser Zusammenstellung, als darüber be-
reits die vorzügliche Arbeit von Schlosser (498) sowie auch das
wichtige Verzeichnis fossiler Säugetiere von Roger (478) vorliegen.
Bei dem Literaturverzeichnisse ist zu bemerken, dass im wesent-
lichen nur diejenigen Arbeiten aufgenommen sind, die das Vorkom-
men oder das Fehlen des Bibers erwähnen, es sind daher die An-
gaben für einen bestimmten Fundort in der Regel nicht vollständig.
Die Übersichtskarte gibt nur diejenigen Orte usw. an, an denen der
Biber selbst oder seine Überreste gefunden sind. Die sehr zahlreichen
Stätten, die durch ihren Namen mit mehr oder weniger grossen Wahr-
— 217 —
k Wr 2
scheinlichkeit auf die frühere Anwesenheit des Nagers hinweisen, sind
nicht mit aufgeführt, dagegen nach Möglichkeit im Texte berück-
sichtigt. Über diese Namen schreibt Förstemann (168): „So sehr
auch zuzugeben ist, dass dieses Wort (Biber) iiberhaupt zu Ortsnamen
verwandt wird, so ist es doch mehr als unwahrscheinlich, dass alle
folgenden und ausserdem das ganze Heer formell dazu stimmender
neuer Namen das Andenken dieses Tieres bewahren sollen.‘‘ Dieses
Werk ist 1872 erschienen. Würde Förstemann geahnt haben, wie
gewaltig nach dieser Zeit die Funde von Bibern sich gemehrt haben,
sc würde er sein Urteil wohl etwas eingeschränkt haben.
Eingesehen wurden die Sammlungen zuAgram, Berlin
(Geologische Landesanstalt; Märkisches Provinzialmuseum; Museum
Zur Naturkunde), Bern, Genf, Genua, Göttingen,
Graz (Johanneum; Universitätssammlung), Halle, Lausanne,
Leipzig, Luxemburg, Mailand, Mentone (Baouss&-Rouss6),
München, Prag (Museum des Königreich Böhmens; Museum
des geologischen Institutes der k. k. deutschen Universität; k. k. geo-
logisches Institut der böhmischen Universität), Rom, Trier, Wien
(k.k. Geologische Reichsanstalt; k. k. historisches Hofmuseum), Wies-
baden. Allen ihren Leitern und Mitarbeitern sei an dieser Stelle
nochmals für das freundliche Entgegenkommen der Dank des Ver-
fassers ausgesprochen.
Ebenso ist Verfasser u. a. folgenden Herren, die die Arbeit
wesentlich unterstützten, zu grösstem Danke verpflichtet:
E. Cleriei, Rom. Prof. Dr. Conwentz, Danzig. Dr. P. Dahms,
Danzig-Langfuhr. Dr. H. Friedrich, Dessau. Prof. Dr. Gottsche,
Hamburg. Prof. Dr. Heck, Berlin. Konservator E. Krause, Berlin.
Generalcberarzt a. D. Dr. v. Linstow, Göttingen. Prof. Dr. Mertens,
Magdeburg. Dr. H. Menzel, Berlin. Bergrat Dr. Schafzarik, Ofen-
Pest. (f) Dr. E. Schütze, Stuttgart. Forstrat Frhr. v. Ulmenstein,
Dubno b. Böhm.-Skalitz. Dr. W. Wolff, Berlin. Dr. E. Wüst, Halle.
Trogontherium Cuvieri Fischer v. Waldheim 1809.
Trogontherium Cuvieri Owen.
Diabrotieus Schmerlingi Pomel.
Conodontes Boisvilleti Laugel.
Castor veterior Lancaster.
OT
Trogontherium Cuvieri Lartet.
Trogontherium Fischeri Brandt u. Ratzeburg.
Castor Trogontherium Cuv.; Eichw.
The Giant Beaver Newton.
? Le Castor de grande taille Jagor.
? Castor issiodorensis Gervais.
Nicht als Vorläufer, sondern als älterer Begleiter des Bibers
erscheint in verschiedenen Ländern im jüngsten Pliozän oder irı
untersten Diluvium ein als Trogontherium Cuvieri usw. beschriebener
Nager, der sich neben anderen Eigenschaften*) dadurch von Castor
fiber unterscheidet, dass er '/, grösser ist als dieser. In jüngster
Zeit (1906) ist eine Arbeit von M. L. Collot (99) erschienen, in der
Oastor issiodorensis P. Gervais und Trogontherium Öuvieri vereinigt
werden.
Gänzlich unsicher ist die Zurechnung eines in Spanien gemach-
ten Fundes, der als „Castor de grande taille“ angeführt wird.
l. Spanien.
Es ist eben erwähnt worden, dass in Spanien an einer Stelle ein
„Castor de grande taille“ aufgeführt wird; ob damit Trogontherium
Cuvieri gemeint ist, ist ungewiss (cf. Spanien S. 228).
Lit. Jagor (275).
ll. Frankreich.
In ähnlicher Weise wie bei den weiter unten erwähnten forest-
beds und bei Mosbach finden wir in Frankreich zu Beginne des Di-
luviums eine Fauna, die noch Reste der Pliozänperiode beherbergt.
Es sind dieses vor allem die Sande von Chalons St. Cosme, die auf
typischem Oberpliozän auflagern, sowie die vielleicht etwas älteren
Sande von St. Prest. ;
Saöne-Gebiet.
Bei Chalons St. Cosme findet sich neben zahlreichen
diluvialen Formen Trogontherium Cuvieri; auf Pliozän deutet nur
noch Equus Stenonis hin.
*) Nagezähne von Trogontherium Cuvieriaussen nicht flach, sondern convex
und mit granuliertem, anstatt mit glattem Schmelz bedeckt. Schlosser (498).
Vgl. auch die Arbeit von Owen (651).
— 219 —
In der Nähe von Curtil fand Collot Reste von Trogonthe-
rium. Sie lagen in einem ziemlich feinen gelben Quarzsande, „qui
est le prolongement de Ohagny“. Letzteres ist typisches Oberpliozän,
wie Collot auch auf Grund genauer Untersuchungen zu einer bisher
nur sehr selten behaupteten Identität dieses Trogontherium Cuvieri
mit dem pliozänen Castor issiodorensis gelangt.
Eure-et-Loire.
Etwas älter sind wohl die Ablagerungen von St. Prest, in
denen ebenfalls Trogontherium gefunden wurde, daneben aber typi-
oO ke) 2 y
sche Pliozänformen wie Elephas meridionalis, Rhinoceros etruscus,
Hippopotamus major usw. Deperet (613) fasst die Sande von St.
Prest als jüngeres Oberpliozän auf im Gegensatz zum älteren Ober-
5
pliozän, wozu er die Fauna von Perrier und vom Arno-Tale rechnet.
Seine-Gebiet.
Die Ablagerungen von Chelles gliedert Ameghino folgen-
dermassen:
1. Dilnvium rouge,
2. Oberer Sand == Mousterien,
3. Kieselgeröllschieht — Archenl&en. Elephas primigenius.
: phas primig
4. Diluvium agglomer& — Chelleen. Elephas antiquus.
In 4, der tiefsten Schicht, Trogontherium Cuvieri neben Elephas
antigquus, Rhinoceros Merckü, Hippopotamus u. a.
Ferner wird erwähnt, dass die Fauna der untersten Schichten
des Sommetales — bei Abbeville Trogontherium und
Machairodus — wie auch des Seinetales aus Elephas antiquus,
Rhinoceros Merckii, Trogontherium und einem dem Elephas meri-
dionalis sehr nahe stehenden Elephanten bestehe.
In einer dem „jüngsten Tertiär“ angehörenden Schieht von
Levallois-Perret im Pariser Becken fanden sich Elephas
priseus, Trogontherium und Halitherium.
Von Wichtigkeit ist endlich die Angabe von Rauber, dass man in
einem einzigen Kieslager eines alten Flusslaufes im Seinebecken bein
Boulogner Holz ausser mehr als 40090 durch Menschenhand
bearbeiteten Fenuersteinen Knochen von folgenden Tieren nachwies:
Mammut, Riesenhirsch, gemeiner Hirsch, mehrere Rentierarten, Elen,
Pferd, Esel, mehrere Nashornarten, Nilpferd, Schwein und Sumpf-
schwein, Höhlenlöwe, Wolf, Urstier, Schaf, Biber, Höhlenhyäne, eine
Vogelart, Trogontherium und Halitherium; die beiden letzteren wur-
220. —
den mit den ältesten Geräten zusammen eefunden. Ob diese Tiere
zu gleicher Zeit dort gelebt haben und ob sich alle ihre Reste auf
primärer Lagerstätte befinden, scheint fraglich. Jedenfalls ist hier
in wohl unzweifelhaft diluvialen Schichten Trogontherium neben
Castor fiber gefunden.
Lit. Ameghino (37), Capitan et E. Collin (87), Collot (99),
Deperet (139, 140, 613), Geinitz (200), Newton (418), Obermaier
(424), Parat (433), Portis (452), Rauber (462), Reinhardt (470),
Schlösser u. Seler (654), Schlosser (498), Struckmann (540), Zittel
(609).
III. Italien.
An Fundpunkten für Trogontkerium Cuvieri war allein die
bekannte pliozäne Ablagerung am Arno-Tal zu ermitteln (Bosco).
Selbst das so ausführliche Werk von Portis erwähnt Trogontherium
aus Italien nicht. Ebenscwenig ist dieser Nager in den Sanden von
Leffe in der Lombardei, die eine ähnliche Mischfauna führen wie die
forest-beds, beobachtet, dagegen ist an dieser: letzten Fundstätte
Castor fiber vorhanden. Die Vermutung, den von Geikie als frag-
lichen Castor europaeus von Leffe zitierten Nager vielleicht auf
Trogontherium zu beziehen, war irrig, da Rütimeyer von dem Biber
von Leffe ausdrücklich schreibt: „von dem heute lebenden Tiere
nicht verschieden“.
Lit. Bosco (64), Cornalia (120), Geikie (197), Heer (251),
Portis (452), Rütimeyer (436).
IV. Deutschland.
Mosbach.
In den eigentlichen Mosbacher Sanden, wohl vorm Mosbacher
Löss zu unterscheiden, tritt neben dem seltenen Biber das noch
seltenere Trogontherium Cuvieri auf, Reste, die Lepsius für einge-
schwemmt hält: „Während die Mollusken zumeist an den Orten ihres
Fundortes oder doch nahe bei denselben gelebt haben, tragen die Reste
der Landsäugetiere . . . . stets die deutlichen Zeichen von längerer
Verschleppung und Verschwemmung im Wasser an sich; niemals
trifft man zusammenhängende Skelette oder auch nur mehrere Teile
desselben Skelettes zusammengelagert, sondern stets nur einzelne
Stücke; oft sind die Knochen, Geweihe und Zähne stark abgerollt.“
C©. Koch erwähnt einen Unterkiefer von einem Biber, der viel
grösser ist als der von Castor fiber, aber nicht zu Trogontherium ge-
hört, mit welchen er zusammen gefunden wurde. Er stellt ihn zu
Castor issiodorensis, doch hält Schroeder wohl mit Recht dieses Stück
nur für ein jüngeres Exemplar von Trogontherium Cuvieri.
Der geologischen Stellung nach entsprechen die Schichten mit
io) fe) oO
Trogontherium wchl am ehesten den forest-beds von England.
Reste von Trogontherium Cuvieri und Oastor fiber in der Samın-
oO
lung der Kgl. Geologischen Landesanstalt zu Berlin und im Museum
oO fe)
von Wiesbaden.
Lit. Geinitz (200), ©. Koch (301), Lepsius (327), Pohlig (444,
446), v. Reichenau (468), Römer (476), Rothpletz (481), Schroeder
) ? 7, )
(510), Struckmann (540).
Taubachhb Weimar.
Nach Pohlig ist bei Taubach häufig eine sehr grosse mittel-
diluviale, ebenfalls von Mosbach zugleich nachgewiesene Rasse des
Bibers, unter der wohl nur Trogentherium verstanden werden kann.
Auch hier sind Biberreste reichlich vorhanden. Die geologische Stel-
lung ist eine ähnliche wie von Mosbach, vielleicht ist Taubach aber
etwas jünger.
Lit. Geinitz (200), Pohlig (444).
Marquede (Provinz Sachsen).
Bei Marquede fanden sich in den Rickert’schen Gruben in einer
Tiefe von 4—5 m humose Einlagerungen mit Vivianit nebst unbe-
stimmbaren Blattresten, ferner der Unterkiefer eines dem präglazialen
Trogontherium Cuvieri nach der Bestimmung von Branca ausser-
ordentlich ähnlichen Bibers. Auch sonstige Knochenreste und Flint
sollen in diesen Schichten gefunden werden sein. Der Fund wohl
kaum auf primärer Lagerstätte, sondern eher verschleppt, falls es sich
wirklich um Trogontherium Cuvieri handelt.
Lit. Scholz (507).
!? Rıxdorf.
Die Notiz von Portis (452) (S. 128): „Sabbia di Mosbach e
Rixdorf con Trogontherium“ dürfte sich wohl nur auf Mosbach be-
ziehen.
(Über Klinge vergl. S. 277).
Jockgrimm bei Ludwigshafen.
Aus Tonen von Jeckgrimm stammen Nagezähne, Unterkiefer
und Molare von Trogontherium Cuvieri sowie ulna, radius, tibia, cal-
caneum. Ausserdem dort gefunden Rhinoceros etruscus, Equus.
— Universitätssammlung von München.
V. Belgien.
Schinerling entdeckte Überreste von Trogontherium in den
Höhlen von Lüttich (The Geol. Mag. VI, 1869, S. 63).
VI. Niederlande.
Vor wenigen Jahren war es Dubois geglückt, Äquivalente der
Cromer forest-beds in Holland nachweisen zu können, und zwar bei
dem Orte Tegelenin der Nähe von Venlo. Die Schichten führten
an Säugetieren:
Trogentherium Cuvieri,
Cervus dieranieus,
S teguliensis n. sp.
er rhenanus n. sp.,
” SP-,
Hippopotamus amphibius,
Equus Stenonis,
Rhinoceros etruscus.
Dieses Verzeichnis deutet mit Sicherheit darauf hin, dass die
Ablagerungen älteren Schichten der forest-beds entsprechen, nämlich
denjenigen, die die typische Mischfauna führen und deren Beziehun-
gen zum oberen Pliozän sicher sind. Anderer Ansicht ist freilich
Lorie, der diese Tonschichten mit Säugetierknochen als interglazial
auffasst. — Biberreste scheinen hier zu fehlen.
Lit. Dubois (145—147), Lori& (342). Siehe auch die Kontro-
verse zwischen Forir und Velge über die Altersstellung dieser
Schichten. (A. S. geol. de Belge, XXXII, 1905.) — Reste von Tro-
gontherium in der Sammlung der Kgl. Geolog. Landesanstalt zu
Berlin.
VU. England.
An der Ostküste Englands, vor allem bei Cromerin Norfolk,
treten recht mächtige Ablagerungen auf, die den Übergang zwischen
dem jüngsten Pliozän und dem Diluvium vermitteln und durch ihre
reiche Fauna und Flora berühmt geworden sind. Über die frühere
mutmassliche Ausdehnung dieser Bildungen bis nach Dänemark hin
vergl S. 301.
In einer der tiefsten Schichten der forestbed-series tritt neben
Castor fiber auch Trogontherium auf.
Es folgen von oben nach unten:
1. Forestbed-Series.
Im Cromer forestbed, einem Diluvialtorfe, ist Trogontherium
Cuvieri am häufigsten. Hier auch Castor fiber. Aus dem forestbed
von East Runton bei Öromer stammt ein schöner Schädel von
Conodontes Boisvilleti (= Trogontherium Cuvieri), Von
Walker’s Cliff (Norfolk) ebenfalls Trogontherium bekannt,
desgleichen von Ostend bei Baeton in Nerfolk (wohl kaum
„Ostend, Belgium“, wie Martin angibt). Von Mundesley bildet
Reid drei Backenzähne ab. Andere Fundpunkte: West Runton
und Kessingland. — Mehrere Reste von Bacton, Norfolk und
Mundesley im Naturhist. Museum zu Mailand.
2. Weyborn Crag. Etwas älter als das forestbed; Tro-
gontherium seltener, Biber nicht mehr erwähnt.
3. Fluviatiler oder Norwich Urag.
Älter als der Weyborn Crag. Trogontherium ebenfalls seltener
(bei Thorpe), Castor fiber vorhanden; Trogontherium Cuvieri wird
auch aus dem fluviatilen Crag von Suffolk angeführt neben Equus
Stenonis, Elephas meridionalis, Mastodon.
4. In dem noch älteren Red Crag von Suffolk findet sich
gleichfalls noch Trogontherium Cuvieri als Castor vetericr, daneben
tritt das kleinere Trogontherium minus und Castor fiber auf, doch
hält Prestwich den Red Crag und Norwich Crag für zwei vollkommen
gleichaltrige Bildungen. Diese Ablagerungen ruhen auf Schichten,
die unzweifelhaft zum Pliozän gehören.
Schliesslich mag noch erwähnt sein, dass sich Trogontherimi
Cuvieri auch in Sanden mit Neritina fluviatilis im IngressTale
beiGreenhithe, Kent fand. Diese Schichten entsprechen schon
den Hochterrassenschottern mit Elephas antiquus und Rhincceros
leptorhinus.
Bei der geologischen Stellung jener Bildungen hat man die
verschiedenen Stufen wohl zu unterscheiden. Die Ablagerungen der
forest-beds selbst gilt als pliozän, präglazial, z. T. auch als interglazial.
Jedenfalls liegt dort eine Mischfauna vor, die noch unzweifelhaft
— 224 —
Reste pliozäner Tiere führt neben solchen, die weit in das Diluvium
hineinragen oder noch heute leben.
Die Literatur über die besprochenen Ablagerungen ist recht
umfangreich, in folgenden Werken wird Trogcentherium Cuvieri und
Castor fiber erwähnt bzw. die Gliederung der dortigen Schichten be-
sprochen : Öollot (99), Dawkins (128, 129, 131), Deperet (139, 140),
Dubois (147),Forsyth Major (170), Geinitz (199, 201), Heer (251),
Lancaster (317), Lydekker (346), Martin (352), Morris (617), Neu-
mayr (410), Newberry (411), Newton (412, 413, 416—418), Prest-
wich (453), Quenstedt (454), Reid (469), Rolle (479), Rütimeyer
(487), v. Sandberger (490, 491), Schlosser (498), Struckmann (540),
Woldfich (589), Zittel (609).
VIII. Russland.
In Sanden* bei Taganrog am nordöstlichen Ufer des.
Asowschen Mecres wurde 1809 durch Fischer v. Waldheim
ein fast vollständiger Schädel aufgefunden, der sich abgesehen von
der Grösse durch verschiedene andere Merkmale von Castor fiber
unterschied und unter dem Namen Trogontherinm Cuvieri beschrieben
wurde.
Lit. Cuvier (124, 632), Fischer (158), Giebel (211), Günther
(235), Martin (352), v. Meyer (367), Newton (418), v. Nordmann
(420), Quenstedt (454), Roger (478), R. Wagner (578).
Aus Sibirien liegt eine Angabe von Lydekker (345) vor,
nach der sich ein Schädel von Trogontherium Cuvieri im Museum
zu Moskau befindet, ferner eine andere Notiz (346) desselben Autors,
dass Trogontherium. von Norfolk bis Sibirien vorkemme. Nähere
Fundpunkte in Sibirien waren nicht zu ermitteln, andererseits ist
eine Verwechselung mit dem noch im europäischen Russland weitab
von Sibirien liegenden Taganrog wohl kaum anzunehmen. Tscherski
(560) erwähnt in seinem ausführlichen Werke nichts von Trogon-
therium, dagegen gibt Morris (617) einen Fund vom Biber aus
Sibirien an.
Trogontherium minus Newton. 1890.
Newton trennte von Trogontherium Cuvieri das etwas kleinere
Trogontherium minus ab, welches er in Red Crag von Felixstow
fand. Collot erwähnt ebenfalls Trogontherium minus und meint,
dass es in etwas älteren Schichten als Trogontherium Cuvieri auf-
tritt. Indessen ist oben gezeigt worden, dass der Red Crag neben
Castor fiber und Trogontheriun minus auch Trogontherium Cuvieri
beherbergt.
Vielleicht ist eine von Owen als Biber bestimmter und im
Norwich Crag von Sizewell Gap bei Southwold aufgefundener
Rest zu Trogontherium minus zu ziehen.
Lit. Collot (99), Newton (415, 416), Roger (478), Woodward
and Sherborn (596).
Castoroides Ohioensis Foster 1838.
In ähnlicher Weise wie in Europa tritt in Nordamerika an der
Grenze vom Pliozän zum Diluvium eine Mischfauna auf, die noch
deutliche Reste des Pliozäns enthält neben solehen, die unzweifelhaft
zum Diluvium gehören. Daher ist auch in diesem Falle die Zurech-
nung dieser Schichten zu der einen oder andern Formation mehr oder
weniger willkürlich. Und wie in Europa neben dem Biber das gleich-
zeitige Trogontherium nachgewiesen ist, zeigen in Nordamerika der-
artige gleichaltrige Schichten neben Castor Canadensis einen anderen
Nager, Oastoroides Ohioensis. Es sind das die sog. Equus-beds und
_Megalonyx-beds. Erstere hält z. B. Cope für pliozän, während Branea
ein etwas jüngeres Alter, nämlich Postpliszän oder Unterpleistozän
wahrscheinlich macht.
Vielleicht geht Castoroides etwas höher hinanf- bis in das Inter-
glazial, da dieser Nager nach Newberry zusammen mit Mammut und
Mastodon am Ohio in einem forest-bed entdeckt wurde, das
zwischen zwei Lehmschichten unzweifelhaft eglazialen Ursprungs
lagerte.
Gefunden wurde Castoroides u. a. in den Megalonyx-beds des
Staates Ohio (Nashport), hier mit Mastodon Ohioticus, nach
Schlosser diluvial, und zugleich mit Castor fiber, ferner bei Mem-
phis, Tenn.,, auch hier mit Castor fiber („Americanus“), bei
Greenfield (Indiana) und in der drift des Mississippi-
Tales. — Weiterer Fundpunkt de Mammutschlucht des
Mississippi bi Natehez. Ein Schädel entstammt dem Clyde-
Flussein New-York (Bronn, Lethaea III. 1047). Die Equus-beds
vom Silver Lake (Oreson) lieferten gleichfalls Castoroides neben
Castor fiber. Ferner wird. Castoroides sp. angeführt von Hay
Spring am Niobara-Fluss in Nebraska.
Von Chester und Alton, ]ll., kennt man aus dem Löss
Mastodon, Megalonyx, Bos primigenius und Castoroides Ohioensis.
EI DIER Ze
Castoroides ist der grösste aller bekannten Nager (Schädellänge
26 em!) und kommt nach Schlosser dem Ursus americanus in seinen
Dimensionen nahe. Jedenfalls repräsentiert er aber eine durchaus
selbstäridige Art und ist nicht, wie Newberry will, mit dem Trogon-
therium der forest-beds zu vereinigen. Fine gute Abbildung eines
Schädels findet sich z. B. bei Martin.
Lit. Branca (67), Cope (113, 114), Ccpe and Wortmann (119),
Giebel (211), Leydig (325), Martin (352), Matthew (357), Moore
(378, 379), Neumayr (410), Newberry (411), Roger (478), Schlosser
(498), E. Schmidt (502), Udden (621), Wyman (601), Zittel (609).
Die bisherigen Untersuchungen ergeben demnach, dass Trogon-
therium im reinen Pliozän (Arnotal; St. Prest) auftritt, seine Haupt-
entwicklung aber in etwas jüngeren Schichten der wohl mehr oder
weniger gleichaltrigen Ablagerungen der forest-beds, von Mosbach und
Taubach besitzt. An diese würden sich von deutschen Vorkommen noch
die Sande von Mauer bei Heidelberg und Kiese von Süssenborn
(Thüringen), von italienischen die von Leffe in der Lombardei an-
schliessen, die freilich bisher Trogontherium nicht geliefert haben.
Ein etwas jüngeres Alter nehmen die Sande vom Ingress-Tale bei
Greenhithe ein, die auch noch Trogontherium führen.
Zu derselben Zeit, zur Zeit der Mischfaunen, ist für Trogen-
therium in Nordamerika Castoroides entwickelt, und sowohl im
Europa wie in Amerika findet sich in dieser Grenzfauna vom Pliozän
zum Diluvium neben diesen beiden Gattungen Castor fiber (bzw. Ca-
nadensis), der reinen Pliozänablagerungen so gut wie gänzlich fehlt.
Die Lebensdauer von Trogontherium und Castoroides ist recht
kurz, sie verschwinden beide sehr bald wieder und zwar beim Beginne
der grossen Vereisung. Sie gehören gleich Hippopotamus, Elasmc-
therium usw. zu denjenigen Formen, die sich den klimatischen Ver-
änderungen zur Eiszeit nicht anpassen konnten und vernichtet
wurden.
Anhangsweise mag noch erwähnt werden, dass Moore (380) auf
Grund eines Zahnes eines in Georgia gefundenen riesigen Nagers
die Art Castoroides georgiensis aufstellte, doch hält Cope diesen Zahn
für den unteren Eckzahn von Hippopotamus amphibius.
Über Amblyrhiza vergl. v. Zittel, Palaeozoologie, I, 4. S. 547
und Roger (478), S. 136.
Castor fiber L.
“O xzaiovuevos xdorwe Aristoteles.
Fiber pontieus Plinius.
Canis pontieus Serv. ad Vire. 1. G. 58.
Jastor conımunis Linn6.
Castor fiber fossilis Cuv., Cornal., Nehring, Newton, Brandt-
Woldrich.
Common beaver Shaw.
Oastor des tourbieres Cuv.
Trogontherium Werneri Fisch.
Jastor Werneri Cuv., Giebel, Fischer.
Palaeomys spelaeus Wagn.
Oastor spelaeus Pict.
Uastor europaeus Owen, v. Münst.
Castor antiquus v. Münst.
Castor priscus Schmerl.
Castor Cuvieri Pict. (nec Fisch.)
Castcr praefiber Deperet; Boule.
Castor Galliae Desmarest; Geoftr.
Castor Fiber var. Gallieus Fisch., Gieb.
flavus vel stramineus Fisch.
„ 2» „)
Be 2% „ varıus Gmel.-
2 # „ variegatus Fisch.
= % 7 albus--Kerr,
* Ss „ solitarıus Kerr.
„ albus Briss.
„ Fiber, var. albus Gmel., Fisch.
Castor Canadensis Kuhl.
Castor Canadensis fossilis Leidy.
Castor Carolinensis Rhoads.
Castor pacificus Rhoads.
Castor frondator Mearns.
Castor texensis Bailey.
Castor Americanus Cuv.
Castor fiber Americanus Wyman, Wagner.
Castor du Canada Cuv.
Castor Fiber, var. niger, Erxleb., Fisch.
Oastor (fiber) Antiqui Pohl.
Castor Danubii Geoffr.
16
EN BE
Castor des lienites Juv.
Le Bievre du Gardon Cuv.
Castor turfae (cf. S. 275).
Torfbiber Eigenbr.
Castor albieus Matschie.
r balticus Matschie.
s vistulanus Matschie.
A. Europa.
I. Spanien.
Aus Spanien muss der Biber schon seit sehr langer Zeit ver-
schwunden sein, da neuere Nachrichten vollkommen fehlen.
An Funden kann nur eine Notiz von Jagor (275) angeführt
werden, der Knochenreste aus der Höhle Cueva di Dima, eine kleine
Meile nordöstlich von Villäro in Biscaya, durch den älteren Lartet
bestimmen liess. Es fanden sich daselbst neben Cervus elaphus und
Capra ibex: un fragment de grosse incieive que je ne peux attri-
buer qu’a un Castor de grande taille. Feruer: une demi-machoire de
Campragnol (R]. Feldratte). Dass mit diesem Castor de grande taille
das Trogontherium Cuvieri gemeint sein soll, erscheint fraglich. So-
dann bemerkt Virchow (571), dass Nordspanien reich an Höhlen mit
Knochenbreecien, die niemals das Rentier, wohl aber Edelhirsch, Stein-
bock, Pferd und Biber geliefert haben.
Alle übrigen Notizen von Brandt u. Ratzeburg (74), Greve
(230), Köppen (303) usw. greifen auf den alten Strabo (533) zurück,
der schreibt: ... xdoroges gyE£govom uw oil zorauol ... , eine
Stelle, die auch Conrad Gessner (210) 1551 wiedergibt mit den
Worten: Hispanien, vast bei allen Wassern, wie Strabo sagt.
Wichtig ist auch noch die Bemerkung von W. Blasius (56), dass nach
verchiedenen arabischen Schriftstellern der Biber in Spanien vor-
komme. Dass dieses Tier sich dagegen bis jetzt in Spanien erhalten
habe, wie Fitzinger (163) 1865 angibt, erscheint ansgeschlossen, eben-
so die gleiche Behauptung von Ratf (455) vom Jahre 1781.
Auffallend ist, dass trotz aller dieser Angaben keine Reste vom
Biber in der Arbeit von Calderon (86) über die fossilen Säugetiere
Spaniens angeführt werden.
Ebenso sind nach gütiger Mitteilung der Comisiön Del Mapa
Geolögico de Espana zu Madrid in Spanien nur Reste des tertiären
er
N:
’'
Castor Jaegeri aus der Öerdana (Pyrenaeen), Prov. Gerona, bekannt
geworden (Revolle et Deperet. Note sur la G£ologie et les mammi-
feres fossiles du bassin lacustre miocene superieur de la Cerdogne.
— Bull. d. 1. Soc. g&ol. de France. 3e Ser. Tome XIII. 1885).
Dagegen liegen nach gefälliger Äusserung der Commissäo Do
Servico Geologico zu Lissabon überhanpt gar keine Nachrichten über
die frühere Verbreitung des Bibers in Portugal vor.
Il. Frankreich.
Von Montpellier wird Castor Danubius angeführt, doch
wird es sich wohl um den pliozänen C. sigmodus Croiz. handeln.
An altquartären Fundpunkten für den Biber wäre in erster
Linie die Fauna in den Hochpyrenäien bei Montsaunds zu
nennen, woselbst sich der Biber zusammen mit Rhinoceros Merkii,
Canis, Elephas, Sus, Höhlenbär, Stachelschwein, Pferd, Edelhirsch,
Hase und Murmeltier gefunden hat. Auf wärmeres Klima deutet
insbesondere das Vorkommen von Affen (Macacus tolosanus) und der
gestreiften Hyäne. — Über eine dem Alter nach vielleicht verwandte
Fauna siehe Seite 249.
Einen ähnlichen Horizont mögen die Höhlenfunde aus dem süd-
östlichen Frankreich einnehmen, so z. B. die Höhle von Roe-
Traiicat (Ariöge), in der sich Reste vom Biber nebst solchen von
Megaceros und Hyaena spelaea vorfanden. Die Biber sind in der
dortigen Gegend selten, doch kann Harl& (238) 1893 sehon 13 Fund-
orte von diesem Nager anführen.
Ebenso deuten die Funde in der Knochenhöhle von Ment-
maurin (Haute Garonne) auf ein wärmeres Klima. In der Breceie
daselbst fanden sich Rhinoceros Merckii, Hyaena brunnea, Equus ca-
ballus, Sus serofa, Bos sp., Cervus elaphus, capreolus, Castor, kleiner
als fiber. Die in den oberen Schichten (Höhlenerde) angetroffenen
Tierreste gehören viel jüngeren Arten an.
Bei La Celle unweit Moret, vielleicht gleichaltrig mit St.
Prest (ef. S. 219), wurden in einem Kalktuffe die Knochen vom Biber,
Schwein und Edelhirsch und die Schalen von 35 Weichtier-Arten
und zahlreiche Blätter gesammelt.
Die pleistozänen Höhlen von Lunel-vieil und Vcidon
lieferten gleichfalls Biberreste, daneben Rentier und gestreifte Hyäne.
Wesentlich jünger scheint die Höhle von Montfortä St.
Girons (390 m) zu sein (älteres Neolithikum), es geht aus dem Zu-
sammenvorkommen des Bibers mit zahlreichen Resten von Hirschen
16*
St
und Rehen hervor, dass das dortige Land am Ende der Diluvialzeit
bewaldet war.
Über das Vorkommen des Bibers in Kiesschichten des Bou-
logner Holzes bei-Paris vergl. S. 219.
Die Spalte von St. Aubin bei Chagny enthielt Knochen
vom Menschen, ferner llase, Biber, lHöhlenlöwe, Höhlenhyäne usw.
— Solutreen z. T..
Ebenso konnte der Biber in einer Höhle bei Rosillon (Ain)
nachgewiesen werden (z. T. paläolithisch).
Die Höhle von La Mouthe (Dordogne) war zweimal von
Menschen bewohnt, im Neclithikum und in älteren Schichten; in
letzteren Biber. f
Die Station von Menieux an der Nizonne bestand aus
mehreren Höhlen, in einer derselben Biber. Solutr&en-Magdalenien.
In den Schottern von Villefranche an der Saöne, nörd-
lich von Lyon, die der Mammutperiode letzte Glazialzeit — an-
gehören, fanden sich ebenfalls Reste vom Biber.
Dem jüngeren Pleistozän werden die Funde aus der Grotte
del’Herm bei Foix zugeschrieben, die ausser Biber Höhlenbär,
Ursus priscus, Höhlenhyäne usw. enthielten. Aus dem Magdalenien
(z. T. etwas jünger) stammen die Ablagerungen der Grotte du
Mas d’Azil (320 m), sie führen u. a. Edelhirsch, Cervus Canaden-
sis, Ren, Steinbock, Gemse, Auerochs, Pferd, den braunen Bären
und den Biber, daneben rotgefärbte Menschenknochen.
Giebel führt ganz allgemein an, dass die jüngsten Tertiärschich-
ten und die Diluvialgebilde der Auvergne Überreste vom Biber
enthalten. Auch hier wird es sich beim Tertiär wchl nicht um Castor
fiber handeln.
Bisherige Literatur. Boule (66), Chauvet (92), Collot (98),
Cuvier (124), Dawkins (131), Deperet (139, 140), Gaillard (194),
Geinitz (200), Geoffroy St. Hilaire (205), Gervais (207, 208), Giebel
(211, 212), Harl& (238, 239, 241, 242), Heer (251), Hoernes (263),
Joly (279), v. Meyer (367), Piette (442), Portis (452), Rauber (462),
Riviere (474), v. Sandberger (490), de Serres (519), Struckmann
(540), Tournier et Guillon (557).
Aus dem Quartär des Loire-Beckens wird ebenfalls
Castor fiber erwähnt, desgleichen aus einer Spalte von St. Martory
(Haute Garonne); hier liegen Schotter mit neolithischen Menschen-
resten, darunter Palaeclithikum mit Biber, Bär, Dachs usw. und roh-
bearbeitetem Silex.
Aus der neolithischen Periode von Südost-Frankreich
führt Rothpletz den Biber an und meint, dass er dem Südwesten fehle,
dagegen ist nach Martens u. Collomb dort Castor europaeus früher
heimisch gewesen, später aber ausgerottet.
Von reinen diluvialen Funden wäre noch Puy-de-Döme so-
wie die Knochenbreceie von Monsempron am Ufer des Lot
aufzuführen, in der neben dem Biber bestimmt werden konnten:
Hyaena spelaea, Ursus, Rhinoceros, Equus, Bos, Cervus euryceros,
C. tarandus, Lepus, Lupus u. Vulpes. Eine ähnliche noch arten-
reichere Fauna lieferte die Knochenbreceeie von La Pel@nos, ın
der ausser den oben angeführten Resten noch solche vom Steinbock,
Kaninchen, Sus scrofa und mehrere Nager und Fledermäuse vor-
kamen. :
Die Knochen und Zähne von Aubesier (Vaucluse) verteilen
sich auf: Mensch, Höhlenlöwe, Wolf, Fuchs, brauner Bär, Biber,
Wildschwein, kanadischer Hirsch, Edelhirsch, Reh und Rind. —
Ältere Steinzeit, Moustörien.
Parat untersuchte 60 Höhlen des Eure-und Yonne-Ge-
bietes, deren Fauna war: Löwe, Luchs, Wolf, Fuchs, Eisfuchs,
Hyäne, Höhlenbär, Dachs, Ehippopotamus, Rhinoceros, Mammut,
Pferd, Wildschwein, Riesenhirsceh, Edelhirsch, Ren, Saiga, Auerochs,
Bisen, Steinbock, Schaf, Biber, Murmeltier, Hase, Arvicola; etwa die
Hälfte der Höhlen enthielt Spuren des Menschen. Die Tiere der
neolithischen Zeit (sechs Stationen mit Menschenknochen) verteilen
sich auf: brauner Bär, Wolf, Fuchs, Dachs, Pferd, Schwein, Edel-
hirsch, Reh, Rind, Schaf, Biber, Murmeltier und Hase.
Dem „Quarternaire inferieur‘‘ gehören dıe Tuffe von Nogent-
sur-Seine an, die ausser Landschnecken Reste vom Biber, Hund,
Mammut, Rhinoceros und Edelhirsch enthielten; Pflanzenreste häufig.
In postdiluvialer Zeit hat der Biber eine sehr grosse Ver-
breitung besessen, er wird angeführt aus Burgund, vom Ur-
sprung der Seine und Aube (hier auch aus Tuffen bekannt) und
besonders zahlreich aus Languedoc. Ferner fand man ihn an
der Marne, Saöne, |ls&re und Oise, vor allen Dingen
aber an der Rhöne, an der er noch heute lebt. Von letzterem
Punkte werden auch die sogen. Biberfallen erwähnt, die sich später
als Entenfallen erwiesen (cf. S. 292 u. 316).
Auch in Grabstätten von Paris fanden sich Reste von Bibern.
Biberfunde aus Dolmen (Neolithikum) sind selten, kamen aber
bei Argenteuil zusammen mit Eber, Daclıs, Pferd, Hirsch und
Schildkröte zu Tage.
Ein Schädel vom Biber, gefunden im Alluvium der Issoire
inder Auvergne,ist von Blainville abgebildet, andere Biberfunde
aus der Auvergne auch sonst noch erwähnt, z. T. wohl diluvial.
30° dicke Torf in seinen
oberen Lagen römische und keltische Reste, in den unteren geschliffene
Steinwaffen und Knochen von Ursus aretos und Castor fiber. Auch
Reste eines „versteinten‘‘ Schädels vom Biber grub man im Somme-
Departement aus, desgleichen Knochen dieses Tieres bi Annecey
in Savoyen und in einer Pfahlbaustation zu Bourget eben-
daselbst.
z Durch Senken des Wasserspiegels in Lac de Ohalain
(Jura) um 3 m wurden daselbst in Jahre 1904 Pfahlbauten blcssge-
legt, die Kiichenrückstände, Topfwaren, Gegenstände aus Feuerstein,
Reste von Geweben und Knochen vom Bär, Hirsch, Damhirsch,
Wildschwein, Biber, Hund, Pferd, Rind und vom Menschen lieferten,
die im Museum zu Lons-le-Saunier liegen. Metalle fehlen. Jüngere
Im Tal der Somme enthielt der 20
Steinzeit. Aus derselben Periode stammen Biberreste, die in der
Höhle von Courehapon (Doubs) gefunden wurden; die darüber
liegenden drei Schichten, die der gallischen, römischen und einer
noch jüngeren Epoche angehörten, enthielten nichts vom Biber.
Andere Funde vom Biber rühren aus der Umgegend von
Troyes (Champagne) her. Postdiluvial dürfte auch der Fund
von Tersanne, nördlich von La Dröme, sein, wo Reste vom Biber
zusammen mit Helix und anderen Schnecken in einer Sandgrube
beobachtet wurden.
In historischer Zeit, „A l’@&poque gallo-romaine“, lebte der Biber,
abgesehen von den oben bereits angeführten Flüssen, besonders zahl-
reich auch am Doubs, in dessen Sand- und Kiesablagerungen man
noch heute Reste von ihm findet.
Aus dem Torfe der Umgegend von Audenarde konnten
Reste von Biber und anderen Tieren bestimmt werden.
In keltischen Dolmen und Begräbnisplätzen fand man Knochen
von Haustieren, ja selbst vom Biber (siehe oben), jedoch keine Reste
vom Rentier. Dieses wird darauf zurückgeführt, dass die Kelten alle
Gegenstände, die ihnen lieb waren, verbrannten, darunter auch Tiere
(Caesar, de bello gallico VI, 19).
Im Mittelalter wurde das Fleisch vom Biber von den Klöstern,
besonders gern von den Kartheusern, welche gar kein Fleisch essen
— 233 —
durften, mit Vorliebe angekauft und es wurde daraus ein schmack-
haftes Essen bereitet. Ein von der medizinischen Fakultät zu Paris
abgegebenes Gutachten ging dahin, dass man den Biber als Fisch
anzusehen hätte, und der Klerus gab ihn deshalb ganz oder teilweise
statt der Fischspeisen während der Fastenzeit frei.
Weitere Literatur. Anon. (11, 625), Anfrie (627), Aymard
(43), Blainville (54), Blasius (56), Brandt (72), Brandt u. Ratzeburg
(74), Clerici (93), Combes (100), Croizet et Jobert (123), Cuvier
(632), Dahms (126), Dawkins (131), Delvaux (138), Fitzinger (163),
Fliche (166), Garrigou (195), Geikie (197), Geoffroy St.-Hilaire
(205), Gerard (206), Gervais (207), Harl& (240), C. K. (280), Kefer-
stein (287), Lartet et Ohristol (321), Leguay (323), Levi (329),
Martens u. Collomb (350), H. v. Meyer (367), Malin (385), Munro
(391), Parat (433), Pictet (441), Pomel (447, 448), Rauber (462),
Regnault (467), Reinhardt (470), Rothpletz (481), v. Sandberger
(490), Villot (566), R. Wagner (578), Woldiich (589).
Lit. über den Rhöne-Biber. Anon. (22, 624), Dahms (127),
Desmarest (659), Groult (634), Hesse (636), Mayet (643), Mingaud
(372, 373, 645—647), Mitford (374), Neuville (648) u. a.
Im Museum zu Genf befindet sich ein Biberexemplar aus der
Arde&che, einem Nebenfluss der Rhöne
Lit. Girtanner (217).
Gecgraphische Namen.
Bievre, Fluss in den Ardennen, Nebenfluss der Aisne.
‚ Nebenfluss der Isere.
ix ee des Loir-et-Cher.
5 x der Sarre.
» » Dorf im Dep. des Ardennes.
Eine Landschaft östlich der Rhöne heisst Bievre und südlich
von Paris liegt ein Ort Bievres an der Bievre.
Die Bövera entspringt in Frankreich, ihr Unterlauf liegt aber
bereits gänzlich auf italienischem Gebiete (cf. Seite 235). — Breu-
vannes (nach Kurth [314|), Ort im Däpart. Haute-Marne.
III. Italien.
Lombardei.
Leffe. Das Vorkommen des Bibers in Leffe bei Gandino in
der Nähe von Bergamo ist schon oben (S. 220) erwähnt. Er findet
sich in den dortigen Ligniten zusammen mit Elephas meridionalis,
Rhinoceros etruseus, Bos etruscus, Cervus elaphus u. C. dama. Eben-
so fehlt weder der Hirch noch der Biber in den modernen Torf-
bildungen an den lombardischen Seen. — Mehrere Nage-
und Backenzähne ım Natürhist. Museum zu Mailand.
Lit. Blasius (56), Clerici (93), Cornalia (120), Geikie (197),
Heer (251), Portis (452), Rütimeyer (486).
In einigen Terramaren Italiens — eigentümliche bis 0,75 m
mächtige und in Vertiefungen des bearbeiteten Erdreiches aufgefun-
dene Kulturschichten — „halb dänische Kjökkenmöddinger, halb
schweizer Pfahlbauten“, wurden neben dem Biber der Hirsch, die
Ziege und zwei Rinderrassen nachgewiesen. Sie sind nicht nur in der
Lombardei bei Brescia, sondern auch in anderen Provinzen ver-
breitet, so in der Nähe von Modena, beiReggio (Emila), un-
weit Albinea und im Vibrata-Tal. Unter den Knochen des
zuletzt genannten Fundpunktes ist auch das Reh, Wildschwein, Torf-
schwein, Pferd und Schaf vertreten. Man schliesst aus dem Fehlen
des Hundes, dass diese Kulturstätten älter sind als die Pfahlbauten
der Schweiz und Oberitaliens, in denen bereits der Hund als Be-
gleiter des Menschen auftritt. Aus den Terramaren Oberitaliens so-
wie aus den Pfahlbauten von Im ola sind Biberreste bekannt, ebenso
aus dem Tamigi-Tal.
Lit. Alsberg (34), COleriei (93), Strobel (537).
Venetien. Biberknochen im Tal Vallese bei Verona,
gefunden 1869 im postglazialen Torfe. Ferner hat der Biber früher
am Po gelebt, „da der Pau ins Meer läuft“.
Lit. Oleriei (93), Gessner (210), Heise (254), de Stefani (529).
Toseana. Arnotal. Aus pleistozänen Ablage-
rungen des Arnotales werden Biberreste angeführt zusammen mit
Mammut, Nashorn, Hyäne und Nilpferd. Auch das sonstige Tos-
cana ist reich an quartären Biberresten: Valdiı COhiana mit
den Hauptfundorten Maspino, Malafrasca usw (bei
Arezzo), ferner Ponte alla Nave u Montioni. Neben
dem Biber Elephas antiquns, primigenius, Rhinoceros hemitoechus
(Rh. leptorhinus Owen z. T.), Equus caballus, Bison priseus, Bos pri-
migenius, Cervus megaceros, elaphus, Oanis lupus.
Ein Schädel von Castor fiber aus der Umgebung von Arezzo
im Museum für Geologie und Palaeontologie zu Florenz.
Lit. Bosco (65), Buckland (78), Clerici (93), Owen (429), Ricei
(471), Rütimeyer (456), Toula (558), Woldfich (589). f
Umbrien.und 'Bonm.
Zahlreich sind die Biberfunde vor allem in Roın und nächster
Umgebung. Dort ist er gefunden in den Kiesen vom Monte Sacro
und in denen der Via Flaminia, ferner auch am Janiculus in Schichten,
die denen der forest-beds, von Lefte, St. Prest usw. an die Seite ge-
stellt werden. Aber auch aus den Alluvionen der Umgegend von Rom
ist er bekannt geworden. Ja, es ist sogar darauf hingewiesen worden,
dass der Biber in Mittelitalien einige Jahrhunderte vor Christi Geburt
selbst dem gewöhnliehen Volke gut bekannt sein musste, da nach einer
Stelle des Plautus das Verzehren der Weiden durch den Biber
als etwas auch dem Volke Bekanntes erwähnt wird.
In der Universitätssammlung zu Rom liegen verschiedene Reste
vcm Biber, so vom ÜOastel guibileo, Ponte molle und von der Grotte
des Monte delle Gioie.
Lit. Blasius (56), Cleriei (93—95), Indes (267), Meli (358),
Ponzi (449), Portis (452), Tuceimei (562), Woldfich ((589). Weitere
Literatur mag man in der ausführlichen eben angeführten Abhand-
lung von Cleriei (94): Sul Castor fiber -usw. nachlesen.
Abruzzen. Funde vom Biber aus einen Süsswassermergel
vom Kastel S. Pietro in Sabina.
Lit. Cleriei (95), Tuecimei (562).
Ganz allgemein wird noch das Vorkommen des Bibers in Italien
erwähnt von Gessner (210), Grev& (230), Keller (291), Köppen (303)
und Raft (455).
Wie lange sich dieses Tier in lialien gehalten hat, lässt sien
nicht genau ermitteln, doch lebte er noch im 15. Jahrhundert am Po,
und im Jahre 1541 wurde noch ein Exemplar von Amatus Lusitanus
zu Ferrara anatomiert. [Clerici (93), Woldrich (589).]
Geographische Namen.
Östlich von Como fliesst eine Bevern und nardwestlich von Ven-
timiglia gibt es einen Ort Bevera an der Einmündung der aus Frank-
reich kommenden Bevera in die Roja; Ort Beverino b. Genua.
Trotz dieser erdrückenden Beweise wird das frühere Vorkom-
men des Bibers in Italien von Kittl (292) geleugnet, er schreibt
(1891): „Der einst in ganz Europa (mit Ausnahme der Italienischen
und der Balkan-Halbinsel) verbreitete Biber ist nun auf einige Bezirke
Russlands und auf die Elbstrecke zwischen Wittenberg und Magde-
burg beschränkt.“
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(9
BG
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|
Dagegen scheint aus den Funden in Italien mit Sicherheit her-
vorzugehen, dass der Biber daselbst eine Südgrenze seiner
Verbreitung besessen hat, er ist weder nach Flores (167) im
südlichen Italien noch nach Anka (41) und auch Pohlig*) in den
Knochenhöhlen Siziliens aufgefunden worden, wie man auch keine
Reste von ihm auf Capri entdeckt hat, das nach Cerio (91) lieferte:
Elephas antiquus, Hippopotamus, Rlinoceros tichorhinus, Ursus spe-
laeus, Cervus, Sus scropha, Canis, Felis tigris (%); Schildkröte.
Ebenso enthielten auch die Höhlen bei Pertosa (Salerno), die
Romanelli-Höhle bei Castro (Terra d’Otranto) und die Teufelshöhle
bei Badisco (Terra d’Otranto) keine Biberreste.
Lit. Pertssa: Carucei (90), Patroni (434), Regälia (463, 464).
Romanelli: Stasi u. Regälia (465, 466). Teufelshöhle: Stasi (524).
IV. Schweiz.
In der Schweiz hat der Biber in neolithischer, z. T. auch in
palaeolithischer Zeit eine sehr grosse Verbreitung besessen, vor allem
in den Pfahlbauten.
Als man vor längerer Zeit **) in der Schweiz die ersten Pfahl-
bauten auffand, konnte man zunächst eine richtige Erklärung ihrer
Entstehung nicht finden und hielt sie für — Biberbauten!
Am häufigsten fand sich der Biber in den Pfahlbauten von
Moosseedorf***) wo man Stücke von 8 Individuen ausgrub,
ebenso war er auch nRobenhausen häufig, etwas spärlicher bei
Wauwyl, Wangen und Koneise (ein Unterkiefer im Mu-
seum zu Genf), die alle in die jiingere Steinzeit zustellen sind. Ebenso
gehören hierher und haben den Biber geliefert Meilen, Lür-
scherzund Möringenam Bieler-See (Reste von fünf Indi-
viduen) und Auvernier (z. T. schon Bronzezeit). Weitere
Stationen mit Biberfunden: Yverdon, Montalbau, Greng
am Murten-See (im Musenm zu Freiburg ein sehr gut erhaltener,
mit allen Zähnen versehener Unterkiefer), Baldegger-See
(mehrere Knochen), Burgäschiı-See (Unterkiefer mit abgeschlif-
fenen Schneidezähnen; diente wohl als Schaber. Auch sonst, wenn
auch nieht häufig, Knochenreste vom Biber), Steekborn i. Thurgau.
*) H. Pohlig. Eine Elephantenhöhle Siziliens usw. Abh. d. Kgl. Bayr.
Akad. d. Wiss. 18. Bd. München 1895. S. 73—109.
#*) Die ersten Pfahlbauten in der Schweiz im Winter 1853/54 bei Ober-
meilen am Zürichsce entdeckt.
E55) Zahlreiche Reste im Naturhist. Mus. zu Bern.
Der ,„Haffner“ im Zürichsee lheferte einige Reste vom Biber.
Die in mehreren interglazialen Kohlenflözen (cf.S.239), so bei RKäpf-
nach, ebenda gefundenen Zähne und Kinnladen dürften wohl die
ältesten Reste des Bibers in der Schweiz sein. — Über die bemerkens-
werten Beziehungen zwischen dem Biber und der Spitznuss siehe
0.338.
Ein Biberrest fand sich auch in den Pfahlbaustationen be:
Morgesam Genfer See, andere Biberreste haben sich nach gütiger
Mitteilung des Herrn Dr. Heierli in der Bronzestation zu Ocr-
celettes am Neuenburger See gezeigt.
Die Pfahlbaustation des Überlinger Sees siehe unter Baden
(8. 252).
Bisherige Lit. Amrein-Bühler (38), Desor (141), Forel (169),
Gessner (210), Girtanner (217), Gross (614), v. Hochstetter (261),
Holl (637), Huot et Deshayes (640), Joly (279), Kasser (286), Keiser
(290), Keller (291), Lubbock (343), tatzel (461), Kauber (462),
Rochat (475), Rörig (477), Rütimeyer (482, 483), Studer (547),
Stutz (620), Suter (550), Uhlmann (563, 564), Woldrich (589).
Schaffis am Bieler See.
Das Naturhist. Museum zu Bern bewahrt zwei Unterkiefer vom
Biber und einen Wirbel von Esox, die 1877 in einer Pfahlbaustation
daselbst gefunden wurden.
Sallaveux, Kant. Waadt.
Bei Anlage eines Kanals wurden im Torfe von Sallaveux an der
Broye, in der Nähe von Payerne, Biberreste ausgegraben, die wohl
Unica darstellen. Während der Biber sonst bekanntlich in jedem
Kiefer vier Backenzähne besitzt, zeigen diese Stücke sowohl im gut
erhaltenen Oberkiefer wie im Unterkiefer nur deren drei!!, Verfasser
überzeugte sich persönlich von der Richtigkeit dieser Angaben. Die
Reste liegen in der Universitätssammlung von Lausanne. Begleiter:
Hirsch und Reh.
Lit. Delaharpe (137).
Heimenlachen, Kant. Thurgau.
Im Pfahlbau von Heimenlachen wurden Reste vom Biber ange-
troffen zusammen mit Bos taurus, Cervus elaphus, Sus scropha, Meles
taxus, Canis, Vulpes. — Naturhist. Museum zu Genf.
Bur@dort.
Aus den Pfahlbauten am Burgsee bei Seeberg wurden die Über-
reste folgender Tiere zu Tage gefördert: Canis familiaris, Meles
taxus, Lutra vulgaris, Ursus aretos, Bos primigenins und taurus, Ovis
ee Capra hireus, Cervus elaphus und capreolus, Sus scropha,
Caster fiber (häufig), Reiher, Schuppen und Wirbel von Fischen. Vom
jiber fanden sich u. a. einige Unterkiefer mit abgeschliffenen
Schneidezähnen, die als Schaber verwendet wurden. — Burgdorf wohl
gleichaltrig mit Moosseedorf.
Lit. Keiser (289).
Bei der prähistorischen Station von Schweizersbild
haben wir nach Nehring folgende Schichten zu unterscheiden:
1. Humusschicht, 40-—50 em,
2. Graue Kuilturschicht, neolithisch, 40 cm,
3. Obere Breceienschicht, 80 em bis 1,20 m anwachsend,
4. Gelbe Kulturschicht, palaeolithisch, 40 cm,
5. Untere Breceien- oder Nagerschicht, 50 cn,
6. Diluvium.
Die gelbe Kulturschicht (4) gehört wohl zum Magdalönien. —
Vom Biber fanden sich Reste in der gelben Kulturschicht, ferner ‚in
geringer Anzahl in der oberen Partie einer schwarzen Kulturschicht,
wo die Grenzen zwischen der grauen und gelben Schicht nicht scharf
ausgeprägt waren‘.
Lit. Luedecke (344), Nehring (405), Nuäsch (422), Reinhardt
(470), Steinmann (530), Studer (548), an ara):
Höhlenfunde.
In mancherlei Höhlen haben sich nach Girtanner Biberreste ge-
zeigt, vorallem im Kesslerloch bei Thayngen (an der
3iber !), bei der gerade von Girtanner (u. Rütimeyer) das Vorkommen
des Bibers geleugnet wird. Der geologischen Stellung nach gehören
diese Funde zur älteren Steinzeit und zwar zum Magdalenien. Vom
Biber fand sich ein Humerus mit Brandspuren, die beweisen, „dass
der Biber von den Bewohnern des Kesslerloches gegessen wurde“.
— Ein Biberzahn von Thayngen im Naturhist. Museum zu Bern.
Lit. Girtanner (217), Hescheler (257), Möller (376), Nuösch
(423, 618), Rütimeyer (487), Steinmann (530), Studer (548).
Veyrier am Salöve bei Genf.
Die Höhle von Veyrier am Berge Saleve, wenige Schritte von
der französischen Grenze entfernt, beherbergte abgesehen vom Biber
folgende Tiere: Pferd, Rind, Hirsch, Steinbock, Murmeltier, Alpen-
hase, Feldmaus, Bär, Luchs, Wolf, Katze, Gemse, Rentier, Dachs
und Schneehuhn. Keine Reste vom Mammut, Nashern, Moschns-
ochsen, Vielfrass, Bison, Löwen, Hund und Hamster. — Ein Ober-
kiefer vom Biber im Naturhist. Museum zu Genf. — Magdal£nien.
Lit. Desor (141), Rauber (462), Rütimeyer (487).
Funde unbestimmter Stellung.
Bei den Eisenbahnbauten im Tale von Delsberg wurden
Überreste von Urochs, Hirsch, Wildschwein, Reh, Biber und einigen
Haustieren entdeckt. — Lit. Rütimeyer (487).
Wetzikonstäbe.
In der Mitte der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts
wurden in einigen Teilen der östlichen Schweiz, namentlich am Ost-
ufer des Züricher Sees von Wetzikon bis Utznach in interglazialen
Schieferkohlen zugespitzte Stäbe von Lärche cder Rottanne ge
funden. Diese hielt Ritimeyer für die Reste eines korbartigen Ge-
{lechtes und deutete sie als älteste Spuren des Menschen. Dieser An-
sicht widersprach kurze Zeit darauf Steenstrup, der darauf hinwies,
dass die Form der Stäbe auf die Bearbeitung durch den Biber zurück-
zuführen sei, eine Ansicht, die um so mehr bereehtigt zu sein schien,
als ja tatsächlich in einigen Kohlenflözen am Zürichsee Reste dieses
Nagers nachgewiesen worden sind (cf. S. 237). Rütimeyer antwortete
in einer Entgegnung, dass zwar die Kohlen wohl interglazial seien,
dass aber die Form jener Stäbe sicher nicht von dem Biber herrühre.
Er widersprach auch Jentzsch, der sich diese Stücke durch die ab-
reibende, schleifende und polierende Wirkung des bewegten Dünen-
sandes entstanden dachte. Ungleich näher kanı Caspary (bei Jentzsch
angeführt) der Wahrheit, der nachwies, dass die meisten jener Stücke
„Aststücke seien, die durch die eigentümliehen 'Wachstumsverhält-
nisse in ihre Einfügungsstelle zu derartigen zugespitzten Formen am
besten prädisponiert seien.“
Die riehtigste Erklärung gab wohl Schröter, der die Stäbe als
Aststücke von Fichte und Kiefer auffasste, die später herausgewittert
sind. Die eigentümliche, spitze Form der Stücke entspricht der natür-
lichen Verjüngung der Astansätze. Zugleich wies er darauf hin, dass
derartige Gebilde noch heute entstehen können, so dass nunmehr
diese Wetzikonstäbe nicht mehr als ein Beweis für den interglazialen
Menschen angeführt werden können.
Lit. Dahms (126), v. Frantzius (180, 181), Jentzsch (278),
Rütimeyer (484, 485), Schröter (511), Schwendener (u. Rütimeyer)
(513), Steenstrup (527).
Historische Nachrichten.
In der Umgebung von St. Gallen war dieses Tier noch zu
Beginne des vorigen Jahrtausends eine wohlbekannte Erscheinung.
In dem Klecster daselbst wurde er etwa seit dem 9. oder 10. Jahr-
hundert als beliebte Fastenspeise verzehrt, es geschieht seiner aus-
drücklieh Erwähnung in den Benedietiones ad mensas (Tischgebete
und Speisesegenungen) mit den Worten: Sit benedieta fibri caro,
piscis voce salubri. Auch sonst hat der Biber in historischer Zeit an
zahlreichen Flüssen der Schweiz gehaust, der alte Gessner schreibt
1551 von ihm, dass er am liebsten da wohne, ‚wo grosse wasserflüss
rünnen, die Aar, die Reuss, Lymat (Limmat) im Schweytzer-
land, auch die Byrss (Birs) umb Basel hat deren viel“. Durch
eine Urkunde des Kaisers Heinrich II. vom Jahre 1004 (ef. S. 256)
wurde der Kirche zu Basel der Harthwald geschenkt, und aus dem-
selben Jahre stammt ein Verbot des Bischofs Adelbeer, in diesem
zwischen Binningen und Blotzheim gelegenen Walde
Hirsche, Bären, Wildschweine, Biber und Rebhühner zu jagen.
Im allgemeinen ist der Biber ans der Schweiz seit der‘ Mitte
des 18., z. T. auch wohl zu Beginn des 19. Jahrhunderts verschwun-
den. Ziemlich lange scheint er sich an der Birs bei Basel gehalten
zu haben, deren Bewohner er noch 1705 war (? Bilbe|rs), und beim
Ausbaggern des Limmatbettes kamen mehrere Schädel zu Tage.
Für unwahrscheinlich aber hält es v. Tschudi, dass der Biber noch
"im 19. Jahrhundert an den Ufern der Walliser Visp und der
Reuss angetroffen worden sei, so häufig er im 16. Jahrhundert noch
überall war. Lubbock gibt dagegen an, dass er noch zu Anfang des
19. Jahrhunderts inLuzernund Wallis gelebt habe. Genaueres
darüber teilt uns G&rard mit, der den Biber noch 1804 als seltenen
Bewohner des Kantons Luzern, 1820 von Wallıs anführt. Beide An-
gaben werden von Fatio bezweifelt.
Lit. Brandt u. Ratzeburg (74), Fatio (155), Gerard (206),
Gessner (210), Girtanner (217), Keller (291), Lubbock (343), Lyell
(347), Rütimeyer (482, 487), v. Tschudi (561).
Orts- und Flussnamen.
Zug: Biberbach, Bibersee*) (Mitte der 60er Jahre trocken
gelegt).
®) cfr. auch: H. Walser. Veränderungen der Erdoberfläche im Umkreis
des Kantons Zürich seit der Mitte des 17. Jahrhunderts. Bern 1896. S. 20.
BE RE
Luzern: Biberhach oder Biebern.
Aarau: Biberstein.
Freiburg: Biberbach (la Bibera); nördlich von Freiburg
die Biberen.
Bern: Weiler Biberen; Bibern bei Büren und bei Laupen,
Bibernberg; Biberstein, Schloss und Vogtei.
In Zürich früher angeblich ein Biberturm vorhanden ge-
wesen; in der Nähe von Zürich eine Biberlinsbure.
Schaffhausen: Die Biber; Häusergruppe die Bibermühle.
Threat: 3iberäueli, am linken Thurufer oberhalb der
Brücke bei Usslingen. Die Biber (vergl. Schaffhausen).
St.Gallen: In der Nähe von Rheineck am Rhein das Biber-
hölzli; Biberlikopf bei Wesen.
Scluthurn: Dorf Biberist.
Schwyz: Biberbrücke und Biberegg.
Graubünden: Bevers (Bever); unweit das Beversertal (Val
Bever); Berg Beverin.
Neuchätel: Boveresse.
Wallis: Bovernier.
Die Familie v. Biberlisburg führt den Biber als Wappentier,
V. Deutschland.
l. Bayern.
Höhlenfunde.
Von sichern diluvialen Funden des Bibers ist in erster Linie
die berühmte Gailenreuther-Höhle zu nennen (liegt in
einer hohen Klippe am Abhange der tiefen Wiesent-Schlucht, etwa
90 m über dem Wasserspiegel bei Muggendorf in Oberfranken).
Dort fand man einen noch gut erhaltenen Unterkiefer vom Biber,
ferner Knochen vom Höhlenbären, Höhlenwolf, Vielfrass, Höhlen-
hyäne, Urochs, Rentier, Pferd, Hirsch, Wolf und Fuchs. — Reste
vom Biber in der Kreis-Natnraliensammlung zu Bayreuth.
Lit. Braun (612), Dawkins (131), Giebel (211), Goldfuss (221),
Günther (235), Graf zu Münster (388), Neischl (408), Schlosser
(495), A. Wagner (575), Woldrich (589).
Z4,wergloch bei Pottenstein (Oberfranken).
Castor fiber in der tiefsten der drei Schichten nachgewiesen,
also wohl sicher diluvial.
Lit. Nehring (397), Ranke (459), Woldrich (589).
BER
_
Höhledes Weverntales bei Pottenstein.
Ein Biberrest gefunden. Lit. Nehring (397).
Hoesch’ Höhle im Ailsbachtal (Oberfranken).
Von Nehring fossile Reste bei Neumühle daselbst am rechten
Ufer des Ailsbaches entdeckt, doch kennt er nicht das genaue Niveau,
in welchem sie gefunden sind.
Von Woldrfich wird ferner angeführt: „Nehring bestimmte
Reste vom Biber aus der Hirschhöhle.“ Letztere konnte trotz viel-
facher Bemühungen nirgends ermittelt werden, und da diese Notiz
auch völlig vereinzelt geblieben ist und noch dazu auf Nehring Bezug
nimmt, so wird es sich bei der „Hirschhöhle‘ wohl um einen lapsus
calami handeln.
Lit. Nehring -(397, 402), Rörig (477), Woldrich (589).
Höhle von St. Wolfgang bei Mörnsheim (Mittel-
franken).
In der — neolithischen -— grauen Kulturschiebt jener Höhıe
wies Schlosser (499) spärliche Reste vom Biber nach.
Räuberhöhle man Schelmengraben bei Etterzhausen im
Nahetal zwischen Nürnberg und Regensburg.
Im Jahre 1871 wurden in dieser Höhle Fossilreste eutdeckt,
unter denen sich auch als Seltenheit der Biber befand (eine Zahnreihe
des Oberkiefers, viglleicht noch andere kleinere Knochen). In einer
älteren Schicht liegen Reste von Mammut, Nashorn, Urochs, Bos
brachyceros, Rentier, Antilope, Höhlenbär, Höhlenhyäne; jünger
sind die Schichten mit Edelhirsch, Reh, Pferd, Ziege, Schaf, Haus-
schwein, Hund, Wolf, Fuchs, Dachs, Biber und Hase.
Lit. Nehring (397), Ranke (460), Rörig (477), Woldrich (589),
Zittel (607).
Höhle bei Gössweinstein, Oberfranken.
In der Höhle bei Gössweinstein am rechten Ufer der Wiesent
Reste vom Reh, Hirsch, Ur, Wisent, Schwein, Biber, Schaf und Bär
ausgegraben. — Lit. Pfaff (439).
Binghöhle bei Streitberg (Oberfranken).
In den Lehmen und Schottern der Binghöhle (Weisser Jura /)
nur jüngere Funde vorhanden: Rind, Hirsch, Reh, Schwein, Hase,
Hund, Biber, Dachs, Wiesel, Ziege, Katze und Mensch.
Lit. Anon. (662), Spandel (522).
— 243. —-
Prahnesterıscherkun d.e.
Von den Pfahlbauten der Roseninsel (im Starn-
berger See) waren in der Ausstellung prähistorischer und anthro-
pologischer Funde Deutschlands zu Berlin vom Geologischen Museum
in München folgende Biberreste zu sehen:
; Extremitätenknochen,
Unterkieferhälften,
1 loser Schneidezahn im Unterkiefer, ausserdem
7 Zähne.
An sonstigen Tieren finden sich erwähnt: Canis lupus, Ursus
aretos, Bos primigenius, Bos bison, Antilope rupicapra, Cervus taran-
dus, Torfschwein, Reh usw. — Bronzezeit.
Lit. Anon. (18, 28), Desor (141), Nanmann (394), Rörig (477),
Struckmann (541).
(ep)
[S2)
Historische Funde und Nachrichten.
Die ausführlichste Arbeit über den Biber in Bayern verdanken
wir Jaeckel (269): „Materialien zur bayerischen Fauna. Der Biber,“
die bei den folgenden Ausführungen in erheblichem Maasse zu
Grunde gelegt ist.
Main. Ein Biber 1586 an der Gersprenz unweit Stock-
stadt (westlich von Aschaffenburg) gefangen.
Tauber. Im Taubergrund bei Rothenburg nach Gött-
ling (1608—1679) Biber vorhanden gewesen. Diese und die Fisch-
otter, welche in der Tauber und den Seen gefangen wurden, kamen
den regierenden Bürgermeistern zu.
Nürnberg. Nach Verordnung des Markgrafen Johann
Friedrich von Brandenburg-Ansbach von 1679 wurde für einen Biber
der Burggrafschaft Nürnberg, der zu liefern war, ein Fanggeld von
1 fl. 12 kr. bezahlt.
Bei der Kratzmühle in der Nähe von Pfraundorf (Mittel-
franken) 1826 oder in den Jahren 1834—38 ein Biber geschossen.
Da sonst nie etwas vom Biber in der Altmühl bekannt geworden ist,
wird dieses Exemplar nach Jaeckel wohl durch Hochwasser aus der
Donau dahin gelangt sein. Von der N a b liegen dagegen Nachrichten
über .das frühere Vorkommen des Bibers vor.
Flussgebiet der Donau.
Ungemein häufig war der Biber in früherer Zeit an der
Donau und an seinen zahlreichen Nebenflüssen.
17
Eee
Bei Oberelceh:ingen unterhalb der Elchinger Brücke am
linken Donauufer 1846 nur noch Bauten in den Gemeindewaldungen
vorhanden.
Leipheim. Im Jahre 1640 Biber erwähnt, 1685 völlig ver-
tilet. 1839 ein Biber dort im Netz gefangen.
Günzberg. Ein Exemplar 1832 unweit Fahlheim im Forst-
amte Günzberg gefangen.
3eı Offingen 1850 ein Biber mit einem Fischnetze tot aus
dem Wasser gezogen.
Dillingen. Mitte des 19. Jahrhunderts im Forstamte
Dillingen Biber äusserst selten, 1846 in der Donau unterhalb des Ein-
flusses der Brenz zwei Exemplare geschossen.
In der Gegend von Höchstädt 1851 ein Tier geschossen.
Im Forstamte Donauwörth Mitte des 19. Jahrhunderts
Biber nicht häufig beobachtet.
Bei Marxheim am Einflusse des Lechs in die Donau 1833
ein Exemplar gefangen.
Bei Bertholdsheim 1852 ein Bau.
In den Jahren 1846, 50, 52 und 53 die letzten vier Biber bei
Unterhausen in der Nähe von Neuburga. d. Donau erlegt.
Auf den Donanschütten der Reviere Unterhausen,
3jittenbrunn und Grünau anfangs der 50er Jahre noch 3—4
Exemplare vorgekommen.
Etwa 1840 der Biber auf den Donauinseln bei Ingolstadt
heimisch gewesen.
Beihegensburg bisweilen Exemplare in der Pfatter beob-
achtet, nach Zittel (Handbuch der Paläontologie, 1891—93) sollen
sie noch vereinzelt dort lebend vorgekommen sein.
Ein Exemplar soll 1852 bei Straubing erbeutet worden
sein.
In der Forstverwaltung Deggendorf in der Vils 1846
selten.
Bei Nieder-Altaich 1824 die vier letzten Biber erlegt.
Bei Passau 1839 zwei Biber zur Strecke gebracht, 1846 als
Seltenheit im Forstamte Passau erwähnt. |
Das Naturhistorische Museum zu Mailand besitzt eın sehr gut
erhaltenes ausgestopftes Exemplar von der Donau.
— 245 --
Rechte Nebenflüsse der Donau.
Flussgebiet der Iller.
Die Angaben über das Verschwinden des Bibers aus dem Fluss-
gebiete der Iller schwanken sehr. Von 1630—40 eine grosse Menge
Biber gefangen, z. B. innerhalb dreier Jahre 120 Stück. Mehrere
Verordnungen aus den Jahren 1625, 1653 und 1786 verboten den
Biberfang in dem Forstbezirke von Kempten bei hoher Strafe.
Dabei sollen nach anderer Angabe schon 1685 keine Biber mehr an
der Iller gespürt worden sein, während 1630-40 mehr als 130 Stück
dort gefangen worden sind. Ebenso verbot die Forst- und Jagdord-
nung der Reichsherrschaftt Königseek-Rothenfels und
Herrschaft Staufen vom Jahre 1778, in den Forsten und der
Forstherrlichkeit Immenstadt und Herrschaft Staufen den
Biber zu erlegen oder zu fangen.
Auch durch die Jagd- und Forstordnung des Reichs-Gottes-
hauses Ottobeuren war es bei 50—60 Reichstaler oder bei
schwerer Leibesstrafe verboten, den Biber zu fangen. Dagegen soll
er noch 1833 an der Iller vorgekommen sein.
Flussgebiet des Lech.
In den 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts lebte der Biber
noch in der Nähe von Rain am Lech.
1840 zwischen Gersthofen und Augsburg zwei Biber
erlegt, bei ersterem Ort 1847 einen Biber geschossen.
In der Mehringer Aue nicht weit von Augsburg 1833
Biber beobachtet, 1846 bei Augsburg zwei Exemplare erlegt.
Zu derselben Zeit lebten zwischen Prittiehing und
Kaufering noch zwei Tiere auf den Lechauen, ebenso in der
Gegend von Vilgertshofen bei Landsberg.
Bei Landsberg selbst 1830 ein Exemplar gefangen.
Die südlichste Grenze der Verbreitung des Bibers am Lech ist
Füssen, dort wurde 1841 ein Exemplar erbeutet. Dieses Vor-
kommen ist deswegen interessant, weil Füssen mit seiner Höhenlage
von 796 m einer der höchsten Punkte Europas ist, an denen der
Biber angetrcffen wurde.
Flussgebiet der Isar.
Bei Pöring Überreste von Biberbauten aus früherer Zeit.
Zwischen Dingolfing und Landshut 1849—52 vier
Biber erlegt. Nach einer Verordnung des Herzogs Albrecht V. des
Grossmütigen von 1551 wird festgesetzt, dass die Biber- und Otter-
Jäger in Landshut kein Dienstgeld erhalten scllen, sondern Natural-
17*
ee
bezüge von jedem abgelieferten Biber oder Otter. Nach 134 Jahren
ergingen aber wegen des starken Rückganges der Biber strenge Ver-
bote des Biberfanges auf der Isarstrecke von Landshut bis an die
Donau. So liest man in Mettenius: „Die Biber kommen hie und
da an der Isar vor und die Fischer fangen sie heimlicherweise, ob-
wohl Zuchthausstrafe darauf gesetzt ist.‘ (1828.)
Iım Jahre 1857 noch Biber beilsareck und Moosburg gespürt.
Bei Freising 1846 Biber als grosse Seltenheit beobachtet,
etwa zu derselben Zeit auch bei Ismaning, ferner ungleich süd-
licher bi Hohenburg und Lenggries Biber vorhanden ge-
wesen. Bei Ismaning Anfang der 30er Jahre ein schönes Exemplar
erlegt. In München wird der Biber 1828 noch als gemein ange-
führt, 1833 selten, 1838 nur noch vereinzelte Exemplare erlegt. Auch
von der kleinen Liebenau unmittelbar südlich von München wird
der Biber erwähnt.
Die Biberkolonie von Nymphenburg bei München wurde
halb gezähmt dorthin gebracht, sie hat sich wie andere künstliche An-
siedelungen kaum vermehrt. Lenz hat dort noch zahlreiche Biber an-
getroffen, von denen einer 33, ein anderer 35 Jahre in der Gefangen-
schaft gelebt hatte. Früher hatte man daselbst einen Biber sogar
50 Jahre dort gehabt. Der letzte ging im Winter 1856/57 ein.
Vcn den Nebenflüssen der Isar hat die kleine Moosach,
vor allem aber die Amp er den Biber beherbergt, die im Jahre 1833
am reichsten an Bibern von alleı Flüssen Bayerns war.
Der Ort Moosburg war schon oben erwähnt. Es mag
hinzugefügt werden, dass dort 1852 ein Männchen und Weibchen
geschossen wurden, 1853 ein Exemplar in der Gegend von Moosburg
und Inkofen. Zwischen Zolling und Unterbruck wur-
den 1808—30 26 Biber geschossen.
Gegen Ende der zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts
haben die Biber bei Haimhausen in der Nähe von Dachau
an den Dämmen erheblichen Schaden verursacht und bei Fürsten-
feld-Bruck Obstbäume gefällt. Zahlreich waren sie bei
Olehing, 1850 wurde einer bei Bruck geschossen.
Dagegen waren sie 1858 auf der oberen Amper bei Fürstenfeld-
Bruck, Olching, Dachau usw. schon gänzlich ausgerottet!
Nach ein im Jahre 1229 wiederholten und bestätigten Fundation
gehörte der Kirche zu Diessen am Ampersee die Jagd auf Biber usw.
Südlich vom Starnberger See (s. Seite 243) wurde bei Bene-
dietbeuren 'im Jahre 1688 eine Jagd auf Biber und Otter gehalten.
Flussgebiet des Inn.
In den 40er Jahren soll der Biber bei Marktl vorhanden ge-
wesen sein.
An der Rott 1833 selten.
Ebenso kam er früher an der Mangfall vor, die aus dem
Tegernsee abfliesst; nach alten Klosterrechnungen von Tegernsee
aus dem Jahre 1727 wurde das Pfund vom Biber (und vom Otter)
mit 6 kr. bezahlt, 1746 bei einem Biber mit 12 kr., doch sind nur
wenige geliefert worden.
An der Traun (in Bayern) kam der Biber 1798 bei Stein
vereinzelt vor, ebenso 1837—38. Von 1810-—25 sind in Traunstein
mehrere in jener Gegend erveutete Biber zum Verkauf gekommen.
Die Traun mündet in die A lz, in der der Biber 1833 häufiger vorkam
als in der Traun; 1798 war er bei Trostberg sehr selten.
An der Sur, einem kleinen Bache, der in die Salzach mündet,
lebten Biber bei Surheim bis in die zweite Hälfte der 60er Jahre,
ebenso an der Saalach.
Von der Salzach werden Biber aus den Jahren 1798, 1816,
1832 und 1833 erwähnt; forstamtliche Berichte vonReichennall
und Burghausen aus dem Jahre 1846 geben an, dass noch ein-
zelne Biber an der Salzach schneiden. 1848 nahezu verschwunden.
Weitere Fortsetzung nach Österreich hin siehe S. 313.
Lit. Blasius (56), Böhmerle (60), Brandt u. Ratzenburg (74),
Brehm u. Rossmässler (75), Brüning (77), Dahms (126), Fitzinger
(163), Förstemann (168), Friedrich (186), Gemminger u. Fahrer
(202), Jaeckel (269—272), König-Warthausen (302), Lenz (328),
Leydig (330), Mettenius (365), Schenkling-Prevöt (495), Th.
Schmidt (503), Ullersperger (565), Wagler (574), A. Wagner (576),
H. Wagner (577), Wiedemann (584), Zittel (608).
Geographische Namen.
Bebenburg, Bez.-A. Oberviechtach.
Bebenhausen, x Illertissen.
Biber, e: Rosenheim.
Biberhof, 5 Donauwörth.
Bibermühle, “ Tölz.
Biberschwang, „ Kempten.
? Bibing, e Passau.
Bieber, 5 Kronach.
Bieberbach, P Feuchtwangen.
— 248 —
Biberach, Reg.-Bez. Schwaben, Bez.-A. Neuulm.
Mittel-Biberach, „ 5 . Neuulm.
Biberachzell, R nr Ri Neuulm.
Biberbach, r N Mr Wertingen.
t 2 Oberbayern, Bez.-A. Dachau.
1 „ Oberpfalz, ” Waldmünchen.
a a r Beilngries.
S 5 Oberfranken, „ Pegnitz.
Biberberg, en Schwaben, i; Neuulm.
Bibersbach, 2 Oberfranken, „ Wunsiedel.
Bieberehren, x Unterfranken, „ Ochsenfurt.
Biebergau, 6; Unterfranken, „ Kitzingen.
Biebermühle, 5; Pfalz, „ Pirmasens.
Bieberwöhr, B Oberfranken, „ Pegnitz.
3 f Biburg, n Niederbayern, „ Kelheim.
E: a $ Oberbayern, „ Bruck.
= > u Mittelfranken, „ Hilpoltstein.
E 3 4 Schwaben, R Augsburg
und fünf andere Orte.
Die Bibert, Jinker Nebenfluss der Rednitz, Reg.-Bez. Mittel-
franken. — Die Biber, Nebenfl. des Main, in Oberfranken.
Die Pebrach (Böbrach), Nebenfluss des schwarzen Itegens und
Ort gleichen Namens ebenda. Penerbach (— Biberbach), südwestlich
von Straubing, westlich vom Ammersee, Biberbach a. d. Biber, nord-
westlich von Augsburg und fünf gleichnamige Orte. Baier-
bach b. Griesbach, südwestlich von Passau. Biberkor, östlich
vom Würmsee. Ausserdem erscheint der Ortsname Biberg zwölfmal,
Bibersbach dreimal, Bibershof, Bibereck, Biebermühle und Bobenheim
je zweimal, Bobengrün, Bobenstätt, Bobenthal, Bobenwart und Bobin-
gen je einmal. Der Ort Bibart in Mittelfranken führt den Biber im
Wappen. — Der Bieberberg bei Degerndorf, Bez.-A. Rosenheim. Das
Biberbacher Gebirge südlich von Gailenreuth. Der Biberkopf auf
der Grenze von Bayern nach Tyrol. :
2. Württemberg.
Erohlentarnkde:
Heppenloch bei Gutenberg a. 'd. Alb.
In dieser Felsenhöhle fanden sich zwei Individuen von Castor
fiber. Die Zusammensetzung der Tierreste war folgende:
Wiederkäuer 35%, (Hirsch 30%)
Bär 2U0r
Rhinoceros 17%
Suiden 12%
Caniden ya
Rest u
Was diese Fauna in hohem Masse auszeichnet, ist der Umstand,
dass sich unter den zuletzt angeführten 7% Überresten der Oberkiefer
eines erwachsenen weiblichen Affen (Inuus) fand, hier zum ersten
Male in einer Höhle Deutschlands entdeckt. (Nähere Beschreibung:
Hedinger, Über den pliozänen Affen des Heppenloches. Jahrb. t.
Min. usw. 1891. I. S. 169.) Für ein sehr hohes diluviales Alter spricht
nicht nur dieser Fund, sondern auch vor allem das vollständige Fehlen
nordischer Säugetiere wie Lemming, Rentier, Eisfuchs und Vielfrass,
und Nehring lässt es ungewiss, ob nicht einige Arten als Pliozän zu
bezeichnen sind. Wir haben an diesem Fundorte wohl eine der älte-
sten diluvialen Faunen vor uns, die uns bekannt geworden sind, falls
es sich bei diesen Funden nicht um eme Vermengung plio-
zänerunddiluvialer Formen handelt. Fine ähnliche von
nordischen Elementen freie Fauna ist oben S. 229 aus den Pyrenäen
von Montsaunes angeführt worden. — Reste vom Biber im Kel.
Naturalien-Kabinett zu Stuttgart.
Lit. Endriss (663), Engel (153), Hedinger (249, 250), Neh-
ring (401).
Boeksteinhöhle im Lonetal.
In der oberen Kulturschicht Luchs, Hyäne, Wolf, Fuchs, Polar-
fuchs, Dachs, Höhlenbär, Biber, Hase, Schneehase, Schwein, Rind,
Ren, Damhirsch, Reh, Pferd und einige Vögel gefunden. — Ältere
Steinzeit, Solutreen.
Lit. Bürger (80, 81).
Irpfelhöhle im Brenztale bei Giengen.
“In diesem „Hyänenhorste“ eine Anzahl Raubtiere nachgewiesen:
Hyäne, Bär, Wolf, Fuchs und deren Beute: Pferd (?/, der ganzen
Ausbeute), Nashorn, Mammut nnd Biber; von letzterem ein Schneide-
und ein Backenzahn. — Reste vom Biber im Kgl. Naturalien-
Kabinett zu Stuttgart.
Tat: AB Kraas (176, Loey
Hohlefels bei Schelklingen im Achtale.
Diese Höhle lieferte Ursus spelaeus, priscus u. tarandınus, Ren-
tier (zahlreich), Bos primigenius, Biber usw., auch Überreste vom
Menschen.
Lit. OÖ. Fraas (171, 172), Ratzel (461).
Allgemein das Vorkommen des Bibers in schwäbischen Höhlen
erwähnt von Engel (153), E. Fraas (175), v. Sandberger (490).
Funde ım,Kalktusff, Sand und Pose
In der Nähevon Kirchbergan der Jagst in „mergelartigem
Sande‘ Reste von Mammut, Pferd, Bär, Hirsch, Biber (einige Zähne),
Rhinsceros und „grosser Hirsch“ vorhanden.
Lit. Jaeger (273, 274).
Kannstadt. Aus. einer Tuffsteingrube am Sulzerrain
bei Kannstadt Reste einer Schildkröte, zahlreiche Geweihstücke und
Knochen vem Hirsch, Reste vom Rind, Pferd, einzelne Knochen vom
Rhinoceros und Biber. Im Tallöss des Neckartales, namentlich am
Seelberge bei Kannstadt: Elephas primigenius, Rhinoceros
tichorhinus, Equus caballus, Sus scropha, Cervus elaphus und taran-
dus, Bos primigenius, Castor fiber, Lepus timidus, Ursus spelaeus,
Hyaena spelaea und zahlreiche Conchylien.
Eine ausführliche Gliederung der Ablagerungen bei Kannstadt
gibt Rothpletz.
Lit. Jaeger (273), Rothpletz (481), v. Sandberger (490).
Aus dem „weicheren Kalktuff der schwäbischen Al
(Alluvium) werden zahlreiche Überreste des Bibers angeführt, daneben
Homo, Wolf oder Hund, Schaf cder Ziege, Reh, Hirsch, Pferd,
Sehwein, Stier (? Bos primigenius), Igel und Knochen eines kleinen
Vogels von der Grösse eines Sperbers. — Reste vom Biber im Kgl.
Naturalien-Kabinett zu Stuttgart.
Lit. Jaeger (273).
1,08
18)
Praähıstorische, KR nönde.
Kochenstein.
Bemerkenswert ist die altheidnische Opferstätte auf dem Lochen-
steine, auf dem die Germanen unter anderm auch den Biber opferten.
Dort wurden viele Tausende von Knochen gefunden, von denen 40%
dem kleinhornigen, schmalköpfigen Rinde der Torfmoore und Pfahl-
bauten angehörte, 26% dem Schaf und der Ziege, 17% dem Schwein,
8% dem Pferd und 3% dem Hunde. Die fehlenden 5% verteilen
sich auf die Wildtiere: Awerochs, Elen, Reh, Biber und Wildschwein.
Lit. Dahms (126), O. Fraas (174), Girtanner (217).
Schertelsloch b. Wiesensteig, schwäbische Alb.
Biberreste vom Schertelsloch liegen im Naturalien-Kabinett zu
Stuttgart. |
Lit. Paulus (436).
Torffunde
Roigheim.
In einer Tiefe von 2—5 Fuss wurden im Torfmoore bei Roig-
heim zwei Unterkieferhälften vom Biber gefunden. — Kgl. Natura-
lien-Kabinett zu Stuttgart.
Ta dJmezer-(273).
Ulm. In der Sammlung des Kgl. Naturalien-Kabinetts zu
Stuttgart legen Reste vom Biber aus einem Torfe von Ulm.
Andere rezente Funde.
Schussenried.
In Schussenried ist der Biber nur rezent vorgekommen (ver-
einzelte Reste), nieht in dem dortigen Pfahlbau (hier hauptsächlich
Hirsch, wenig Reh, Schwein, Bär, Wolf, Fuchs, Luchs, Wisent, Hund,
Hase; zwei Knochenstücke vom Mensehen. — Ältere Steinzeit, Mag-
dal@nien).
Lit. ©. Fraas (173), Frank (179), Giebel (214), Möller. (376).
Finstorısehe,Nachrzehtem,
In Württemberg ist der Biber in geschichtlicher Zeit am
Neckar und an der Donau heimisch gewesen. Der alte Gessner
(210) schreibt 1551 in seinem „Tierbuch“ über den grossen Nager:
„an Thonaw/Reyn/Naecker/vna anderm wassern wo sy still lauffen in
lättigem grund /da findt man auch vil.“ Weitere Nachrichten sind be-
sonders von Ulm bekannt geworden. Dort wurden 1828—32 drei
Stück, 1834 ein männlicher Biber gefangen, 1839 ist er aber schen
viel spärlicher. Über den letzten Biber Württembergs lauten die An-
gaben verschieden. Nach Jaeger soll notorisch der letzte Biber. 1828 vor
Ulm erlegt worden sein, nach einer anderen Notiz ist er aus Württem-
berg seit dem Jahre 1846 verschwunden. Dagegen gibt Friedrich
an, dass er 1859 nur noch selten bei Ulm sei, und Quenstedt
meint (Handbuch 1867), dass er an der Donau hin und wieder bis
nach Ulm verschlagen werde.
Lit. Anon. (12), Friedrich (186), Genthe (204), Gerard (206),
Jaeckel (269), Jaeger (273, 274), König-Warthausen (302), Quen-
stedt (454), Woldrich (589).
Orts- und Flussnamen.
Bibersfeld, Dorf, Jagstkreis,
Bibersohl, Hof, Jagstkreis,
Biberach, Stadt, Donaukreis (führt den Biber im Wappen).
Biberach, Pfarrdorf, Neckarkreis.
Biber, Iinker Nebenfinss des Kocher, mündet bei Wertheim.
Biber, rechter Nebenfluss der Iller, mündet unterhalb Fahlheim
in Schwaben. i
Bebenhausen, Jagdschloss bei Tübingen.
Wie erheblich Namen von Ortschaften und Flüssen wechseln,
zeigten Förstemann (168) und Dahms (126) an je einem Beispiele. So
bestand in der Nähe von Stuttgart eine Wüstung' Biberbach. Der
Bach, von dem der Ort den Namen hat, ist jetzt zu Feuerbach ver-
unstaltet. Ferner: Das bei Biberach im württembergischen Donau-
kreise vorbeifliessende Gewässer war früher unter dem Namen Biber-
ache bekannt, d. h. Biberfluss, jetzt heisst es Riss! Vergl. auch die
Weberstrasse in Riga S. 326.
3. Baden.
Div Tore Reste
Mauer bei Heidelberg. In dem mit Mosbach (S. 220 u. 253)
wohl gleichaltrigen Sanden von Mauer fanden sich drei Backenzähne
vom Biber.
Oberrhein. Eine Anzahl von Biberfunden werden aus den
Tallöss des Oberrheins angeführt [Oleriei (93), v. Sandberger (490)],
sie liegen in den Sammlungen zu Freiburg, Strassburg, Karlsruhe,
Darmstadt, Wiesbaden usw., wie überhaupt nach Fitzinger (163) der
Biber am ganzen Rhein im 16. Jahrhundert noch in grosser Anzahl
vorkam.
Praha.sito Lischer Funde
Die Pfahlbauten von Nussdorfund MaurachamÜber-
lingerSee, aus dem u. a. mehrere Biberzähne stammen, schliessen
sich eng an die zahlreichen Pfahlbauten der Schweiz an.
Lit. Hassler (247), Lachmann (316).
(Ein zweites Nussdorf bei Wien hat zwar Nager, aber keine
Reste vom Biber geliefert. — Nehring (396).)
Idsteiner Klotz bei Lörrach.
In den Höhlen beim Idsteiner Klotz wurden nachgewiesen
Castor fiber, Felis Iynx, Canis vulpes, Mustela martes, Ursus aretos
u. Sus scropha. — Magdal£nien.
Lit. Mieg et Stehlin (644). Schoetensack (506).
Historische Nachrichten.
Konstanz. Bei Einführung der christlichen Religion ver-
bot Bonifacius (F 754) auf Befehl des Papstes Zacharias den Deut-
schen den Genuss des Bibers. Später wurde das Biberfleisch aber
eine beliebte Fastenspeise, und auf dem Konzil zu Konstanz (1414)
gab es „Biber, Dachs, Otter, alles genng*“.
Lit. Girtanner (217).
Bei Freiburg wohnten früher die Biber an den Ufern der
Waldflüsse des Schwarzwaldes, sind aber längst verschwunden.
Lit. Schreiber (508).
Geographische Namen.
Biberach, Pfarrdorf, Kr. Offenburg. Die Biber des Kantons
Schaffhausen geht noch durch badisches Gebiet und mündet in den
Rhein.
11Salza.
An der „Salza“ werden (1829) Biber als häufig erwähnt. Es lässt
sich aber nicht entscheiden, ob die Salza bei Brnchsal in Baden ge-
So
meint ist, oder, was wohl wahrscheinlicher ist, einer der beiden Neben-
flüsse gleichen Namens, die in die Enns (Steiermark) einmünden
(vergl: S. 315).
Lit. Brandt u. Ratzeburg (74).
4. Grossherzogtum Hessen und Provinz Hessen-Nassau.
Diluviale Funde.
Mosbach. Die berühmten Sande von Mosbach am Rhein
haben eine altquartäre Fauna geliefert, von der der Biber sowie Trs-
gontherium Cuvieri schon oben (S. 220) erwähnt worden sind. Da-
neben zeigte sich Rhinoceros etruscus, Uervus latifrons, Felis spelaeus,
Ursus spelaeus, Hyaena spelaea, Bison priseus u. v. a. Gleichaltrig
mit Mosbach sind wohl die in den Sanden von Mauer bei Heidelberg
und von Süssenborn nachgewiesenen Faunen. FEinwandfrei ist die
Frage nach dem geslogischen Alter dieser Schichten noch keines-
wegs gelöst, sie gilt als präglazial, interglazial oder bei Annahme von
drei Vereisungen als erstes oder gar als zweites Interglazial. Reste
vom Biber bzw. Trogontherium u. a. in der Sammlung der Kg]. Pr.
Geologischen Landesanstalt zu Berlin, im Museum für Naturkunde
ae
#
ebenda, im Geologischen Institut von Halle und im Naturhistorischen
Hofmuseum zu Wien.
Lit. Olerici (93), v. Dechen (134), Geinitz (200), ©. Koch (301),
Lepsius (327), Mühlberg (386), Pohlig (444, 446), v. Reichenau (468),
Römer (476), Rothpletz (481), Schroeder (510).
Kastel.
Beim Bau des Forts auf dem Petersberge nördlich von Kastel
und wenige Kilometer östlich von Mosbach traf man auf einige Tier-
reste: Mammut, Urochs, Biber usw.
Lit. Lepsius (327).
Worms.
Aus dem Diluvium des Rheines bei Worms stammt ein Kiefer vom
Biber, der sich in der Universitäts-Sammlung von München befindet.
Rotenburga.d. Fulda.
Beim Bau einer Eisenbahn wurde in der Nähe von Rotenburg
eine Höhle erschlossen, die ein fast vollständiges Skelett vom Biber
enthielt, und zwar wurden gefunden: ein sehr gut erhaltener Schädel
mit Unterkiefer, Oberarm, die beiden Unterschenkel, Schienbein,
Sprungbein, Fersenbein, Becken, Mittelhand- und Mittelfuss-
Knochen, Zehenglieder, viele Wirbel und Rippen. Das diluviale Alter
ist nicht sicher gestellt.
Lit. Althaus (35), H. v. Meyer (368), Woldfich (5S9).
Karchbere.
Der Warteberg bei Kirchberg in der Nähe von Gudensberg ist
vollständig durchsetzt von Schalresten und Tierknochen (Bär, Hund,
Biber, Schwein, Pferd, Hirsch, Rind, Schaf, Ziege). Da die Knochen
sämtlich zerbrochen sind, werden sie wohl Reste von Mahlzeiten dar-
stellen. Opfer- oder Versammiungsplatz. Jüngere Steinzeit.
Lit. Claudius (631), Hessler (258).
Moorfunde.
Nach gütiger Mitteilung des Ilerrn Prof. Kinkelin liegen im
Museum der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft zu
Frankfurt a. M. einige Biberreste und zwar aus einem Moore bei
Seligenstadt und von Enkheim. Ein anderer Biberfund
wurde im westlichen Teile von Frankfurta. M. gemacht, der viel-
leicht einem der Nidda angehörigen Moore entstammt.
Lorsch unweit Worms.
In Torfgruben bei Lorsch eine nieht unbedeutende Anzahl von
Skelett-Teilen vom Biber aufgefunden, die sich im Grossherzogl. Na-
turalienkabinett zu Darmstadt befinden. Eigenbrodt untersuchte diese
Reste sehr genau und kam im Gegensatze zu Owen zu der Über-
zeugung, dass Trogontherium seu Castor Werneri Cuv. von Castor
fiber nicht zu trennen sei.
Lit. Eigenbrodt (151), Owen (431), v. Sandberger (490),
Woldrich (589).
Funde unbestimmter Stellung.
Bebra:
Beim Bau der Bahn Göttingen—Bebra stiess man in der Nähe
von letzterem Ort (Gebiet der Fulda) auf ein Biberskelett. Auch
deutet der Name Bebra (— Biberacha oder Ort am Biberbach) auf
das häufige Vorkommen dieses Nagers in früherer Zeit hin.
Lit. Arnold (42), Langkavel (320), Wehrhahn (581).
Historische Notizen.
Kassel.
In der Gegend von Kassel war der Biber noch im 15. Jahrhun-
dert so häufig, (lass man zu seinem Fange eieene Biberjäger hielt. Es
liegt eine Rechnung des Rentmeisters zu Wolfshagen vor vom
Jahre 1471, in der es heisst: „It. myns Heren Beffer Jeyher — waren
zcum Wulffhagen zwen Daghe und fingen zwen Beffer vnd eyn Otter
vnd hatten ses Hunde“.
Erwähnt wird ferner der Biber aus Hessen (z. B. von der Ger-
sprenz im Odenwald) in den Jahren 1431, 1471, 1487 und 159.
Aber schon im 18. Jahrhundert war in ganz Hessen kein Biber mehr
zu finden, darüber belehrt uns der höchst eigentümliche Vertrag vom
Jahre 1714, den Fürst Leopold von Anhalt mit dem Landgrafen von
Hessen schloss. Nach diesem tauschte Fürst Leopold für jeden dem
Landgrafen von Hessen abgelieferten Biber einen recht grossen Re-
kruten ein!
Lit. Anon. (21), Dahms (126), König-Warthausen (302), Lan-
dau (318), Langkavel (320).
Orts- und Flussnamen.
Biebersberg, Hof, Kr. Büdingen, Hessen.
Bieberstein, Schloss, Kr. Fulda, Hessen-Nassau, an der Bibra.
Bibersstein, Schloss und Amt ı. d. Wetterau.
Biber, Flecken i d. Wetterau.
Bieber, Flecken, Kr. Gelnhausen, nördl. davon: Bieber Höhe.
Bieber, Kolonie, Kr. Biedenkopf, Hessen-Nassau.
— Han
Bieber, Pfarrdorf und Bach, Kr. Offenbach, Hessen.
Biebrich b. Dietz, Unterlahnkreis, Hessen-Nassau.
Biebrich*)-Mosbach, Landkreis Wiesbaden, Ilessen-Nassau.
Beberbeck, Dorf u. Gestitshof, Kr. Hofgeismar, Prov. Hessen-
Nassau.
Biebesheim, Dorf in Hessen, Prov. Starkenburg, Kr. Grossgerau.
Bibrastein, Berg im Rhöngebirge b. Fulda.
Nieder-Bieberstein, Kr. Fulda.
Biebighausen, Kr. Biedenkopf.
Biebricherhof, Kr. St. Goarshausen.
Bobenhausen in Oberhessen.
Die Bibra und Ort gleichen Namens, östlich von Fulda.
Biberbach zwischen Hanau und Frankfurt a. M., fliesst von
Süden in den Main.
Die Bieber fliesst in die Kinzig, Prov. Hessen-Nassau.
Hof-Bieber,
Langen-Bieber, | Kreis Fulda, Provinz Hessen-Nassau.
Nieder-Bieber,
Grossbieberau, Grossherzogt. Hessen.
Biberaffa, Wüstung bei Ebsdorf, südlich ven Marburg in Hess.
Die Familie v. Bıbra, nassauischer und hessischer Adel, führt
den Biber im Wappen.
5. Elsass-Lothringen.
Pr ayhesitiornusichze) Runde:
Oberlare.
Iım Museum zu Kolmar i. E. liegt ein Bruchstück eines linken
Unterkiefers vom Biber, der aus den Grotten von Oberlarg stammt.
Begleiter: Rind, Pferd und verschiedene andere Tiere. — Z. T. neo-
lithisch.
Historische N achrichnen.
In historischer Zeit wird der Biber zuerst 1004 in einer Schen-
kungsurkunde Heinrichs II. erwähnt (ef. S. 240). Er ist an zahl-
reichen Flüssen im Elsass heimisch gewesen, so vor allem an der
Fecht, Thur, Weiss, Breuseh, Zorn, Moder, am
Illund am Rhein. Am letztern Flusse war dieses Tier noch zu
Beginn des 19. Jahrhunderts vereinzelt zu finden, wird aber von dort
ale sehr häufig im 17. Jahrhundert angegeben. Im Jahre 1710 wird
der Biber als gemein von den bewaldeten Rheininseln zwischen
*) Führt den Biber als Wappentier
Rheinauund Strassburg angeführt. Auch in dieser Gegend
diente der Biber als Nam rell Bernhard Buchinger, Abt von
Lützel (südlichster Ort im Elsass) hat uns 1671 ein Kochbuch für
Mönche hinterlassen, in dem es an einer Stelle heisst: „Biber Schwantz
und Datzen in rs Brühlin.“
Auch n Lothringen hat es früher Biber gegeben, an sein
einstiges Vorkommen erinnern nur noch zwei kleine Bäche, die Biber
und Bibiche, sowie zwei Dörfer Bibiche und Biberkirch.
Im Elsass gibt es in der Nähe von Kolmar einen Bezirk Biber-
acker und Biberloch und bei Fislis Biebermatten. Im 14. Jahrhun-
dert führte in der Stadelgasse zu Strassburg ein Haus die Bezeichnung
„Zu dem Biber“. Ein Ort Biberesthorf ist nach Förstemann (168)
wohl in der Gegend zwischen Hagenau und Weissenburg zu suchen,
wo auch ein Bibersbach fliesst.
Lit. Brandt und Ratzeburg (74), Gerard (206), Schäff (494),
Stricker (536).
6. Rheinprovinz.
Diluviale Ablagerungen.
Von sicheren dilnvialen Resten in der Rheinprovinz sind dem
Verfasser nur die Biberfunde (zwei Zähne und Be er
aus dem Diluvialtone des Hülser Berges bei Krefeld be-
kannt geworden. Ferner sind bei Tönnis stein im Brohltale
einige ganz erhaltene Biberschädel sowie Kieferreste aus einem „Kalk-
tuffe“ ausgegraben. Jedenfalls wird es sich um den dortigen dilu-
vialen Trass oder Duckstein einen in eigentümlicher Weise abge-
lagerten Trachyttuff*) — handeln, da sonst in dieser Gegend gar-
kein Kalktuff bekannt ist. Ob sich die von Andernach an-
gegebenen Biberreste auf Tönnisstein oder auf einen anderen Fundort
im Rheintale beziehen, lässt sich nieht entscheiden.
Lit. Brandt u. Ratzeburg (74), Goldfuss (222), Holl (637),
Huot et Deshayes (640), H. v. Meyer (367), Nauck (393), Noeggerath
(419), Schmerling (501).
Jüngere Funde.
In den Ta bei UÜrdingen wurden ebenfalls Biber-
reste entdeckt.
Lit. Brandt u. Ratzeburg (74), Oleriei (93), Cuvier (124), H. v.
Meyer (367) \Woldrich (589).
*) Jetzt durch K. Völzing genauer untersucht: Der Trass des Brohl-
tales. Jahrb. d. Kgl. Pr. Geol. Landesanstalt f. 1907. 56 S. Berlin 1907.
Trier.
Ein Schneidezahn vom Biber kam nach freundlicher Mitteilung
des Herrn Seiwert-Trier in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts
2)
bei Ausgrabungen nach der alten römischen Stadtmauer aus 3 m
Tiefe zum Vorschein. — Provinzialmuseum zu Trier.
Historische Nachrichten
liegen vor von der früheren Anwesenheit des Bibers an der Julieh-
schen kuhr (Roer) aus dem 17. Jahrhundert und an der Wied
im 18. Jahrhundert. Häufig ist der Biber auch früher an der Mosei
gewesen. — Das Vorkommen des Bibers in Jülich, Kleve und
erg besingt 'Teschenmacher (1721) in zahlreichen Versen. — Im
Jahre 1877 wurde an der Wertkausener Fähre bei Duisburz
a. Rhein ein Biber von Schiffern erschlagen, der von der Möhne ver-
trieben war (siehe S. 261). Auch sonst war der Biber am Rhein
heimisch, ist hier aber früher als an manchen anderen Flüssen ver-
trieben oder vernichtet.
Lit. Anon. (29), J. H. Blasius (55), Brandt u. Ratzeburg (74),
Friedrich (186), Lachmann (315), Oligschläger (426), Schenkling-
Prevöt (495), Teschenmacher (554).
Gecgraphische Namen.
Bieberstein, Mühle, Reg.-Bez. Köln, Kr. Gummersbach,
Bibern, Gemeinde, Kr. Simmern,
Biebernheim, Gemeinde, Kr. St. Goar.
Beberich, Kr. München-Gladbach.
Bever, Fabrik bei Forst, Kr. Aachen,
Boverath, Kr. Daun.
3overt, Kr. Krefeld.
Die Bever bei Burscheid, unweit Aachen.
Bei Andernach ein Ober- und Niederbieber, Kr. Neuwied.
Beveree, Kr. Malmedy.
Biewer bei Trier.
Bewingen, Kr. Daun.
Der Biberbach, 4 km s. o. von Wittlich.
7. Westfalen.
Höhlenfunde
Balve
Sehr ie Tierreste hat die Höhle von Balve geliefert, doch sind
auch hier eine ganze Anzahl verschiedenaltriger Schichten wohl zu
— 2359 —
unterscheiden. v. Dechen nimmt deren sieben an, in der obersten,
1 m mächtigen, fanden sich Rhinoceros, Sus seropha, Cervus tarandus,
C. elaphus, Castor fiber (ein sehr schöner Zahn), Lepus timidus, Ursus
spelaeus, Mustela, Canis vulpes und spelaeus, Felis catus.
Lit. Cremer (122), v. Dechen (132—134), Nehring (397),
Pohlig (444), Ratzel (461), Rauber (462), Röhrig (477), Wollemann (595).
Bilsteinhöhle.
In der Bilsteinhöhle bei Warstein wurden Reste von
Biber zusammen mit Ursus spelaeus, Höhlenhyäne, Rhinocercs, Iten-
tier, Wolf, Luchs usw. entdeckt.
Lit. Carthaus (89).
Rösenbecker Höhle.
Die Rösenbecker Höhle am Holestein, östlich von Brilcn, ent-
hielt viele Schädel von Hyaena spelaea, Ursus spelaeus, ferner
Castor fiber, Gulo spelaeus, Cervus elaphus, Equus adamiticus, Sus
priscus, Rhinoceros tichorhinus.
Lit. v. Dechen (134), Fuhlrott (193).
Funde unbestimmter Stellung.
Lippe. Unsicher ist die Zugehörigkeit derjenigen Schichten
zum Diluvium, in denen in der Nähe von Hamm im alten Bette der
Lippe Biberreste gefunden wurden. Dort wurde beim Bau einer
Eisenbahnbrücke ein gut erhaltener Menschenschädel aus erheblicher
Tiefe zu Tage gefördert sowie Reste von Elephas primigenius, Bos,
Cervus, Equus, Ovis, Sus, Castor. Diese Schichten lagen nahe über
dem anstehenden Untersenon.
Lit. v. Dechen (134), Landois (319).
Ems. Ebenso unsicher sind die Funde, die 1869 beim Bau der
Eisenbahnbrücke bei Handorf, 9,3 km nerdöstlich von Münster,
gemacht wurden. Man traf hier bei Korrekturen des Flusses in 6,3 m
Tiefe Castor fiber (Schädel), Elephas primigenius, Cervus tarandus,
©. elaphus, Bos primigenius, Sus scropha, ferner Reste vom Menschen
sowie Waffen und andere Geräte. Elbert hält diese Schichten für
altalluvial.
Lit. v. Dechen (134), Elbert (152), Hosius (264, 265).
Historische Nachrichten.
Sehr ausführliche Abhandlungen besitzen wir über die frühere
Verbreitung des Bibers in Westfalen, ist es doch diejenige Provinz,
in der sich dieses Tier am längsten gehalten hat, abgesehen von der
Klbstrecke Magdeburg-Torgau, wo er noch heute lebt.
18
— 200. —
Lippe. Inder Nähe von Werne und dem Stifte Kappen-
berg haben nach Bericht eines Augenzeugen vom Jahre 1750 noch
viele „„Biebers oder Castors‘‘ gelebt. Sie werden von hier auch noch
Mitte der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts erwähnt.
Die vorletzte Äbtissin des Stiftes Kappel bei Lippstadt
liess daselbst 1826 den letzten Biberbau zerstören und ein Pärchen
erschiessen. Sie scheinen sich aber an der Lippe noch später gezeigt
zu haben, wenigstens gibt J. H. Blasius 1857 an, dass er sie „noch
vor wenigen Jahren‘ dort beobachtet habe.
Ruhr und Möhne. Mindestens ebenso lange haben sich
die Biber an der Ruhr, vor allem aber an der Möhne gehalten, worüber
wir sehr ausführliche Nachrichten besitzen.
An der Ruhr und in der Nähe des Rittergutes Früchten
war der Biber noch gegen Ende des 16. und zu Anfang des 17. Jahr-
hunderts ein nicht allzu seltenes Jagdtier. In Jahre 1805 waren au
der Möhne zwischen Mosfelde und Körbecke nur zwei Paar
vorhanden. Bei Frühjahrs-Überschwemmungen ging der Biber wald-
einwärts und suchte an den der Möhne zufliessenden Waldbächen
Heveund Aupke Deckung. Auch das 21/, Meilen lange Flusstal
der Möhne von Völlinghausen bis Neheim umschloss Siede-
lungen der Biber. Im Jahre 1821 ein Biber nHimmelpforten
crlegt, 1822 einer in Delecke gefangen, 1828 ein Exemplar zwi-
schen Neheim und Hüsten geschossen, 1831 einer zwischen
Günne und Himmelpfcrten erbeutet. Bei dem letzteren
Orte sank 1835 ein weidender Stier mit den Vorderbeinen und Schul-
tern in einen Biberban, blieb stecken und wurde erst nach einigen
Tagen gefunden und noch lebend herausgehoben. Nach Angabe der
Regierung zu Arnsberg lebten 1836 an der Möhne zwischen Drüg-
gelteund Neheim noch etwa 5 bis 6 Stück. Im Jahre 1838 fand
man in Deleeke einen Biber verendet. Der im Jahre 1840 auf
einer Wiese beim Stockum (an der Möhne) erschlagene Biber hat
lange Zeit als letzter Biber Westfalens gegolten. Dann folgte 1847
ein bei Arnsberg erlegter Biber als „letzter“. Aber v. Hippel
gibt an, dass der letzte Biber 1852 an der Möhne erlegt worden sei,
während Schnettler folgendes berichtet. „Übrigens ist der bis jetzt als
„letzter Biber in Westfalen‘ geltende Biber: ein Weibchen, das am
13. Mai 1840 der Zimmermann Adam bei Stoekum an der Möhne
auf seiner Wiese mit einem Zaunstecken totschlug, nach meinen Er-
kundigungen nicht der letzte Biber gewesen. ... .. Noch später
hat der am 11. Februar 1889 hochbetagt auf dem Lattenberge, Ober-
— 261 —
försterei Rumbeck, verstorbene pensionierte Gräfl. von Fürstenbere-
sche Förster Clemens Schwabe (der „alte Schwabe‘) bei Hochwasser
in der Nähe vom uralten Bauernhöfe Mosfelde em Biberpaar an
der Möhne geschossen, und zwar an ein und demselben Tage .
Es muss das Mitte der fünfziger Jahre gewesen sein.“
Im Jahre 1844 brach eine weidende Kuh bei Himmel-
pforten durch einen Biberbau und kam um.
Anfang der 40er Jahre in Kettlersteich ein weiblicher
3iber und zwei Junge erschlagen. Ebenfalls zu Anfang der 40er
Jahre ein Biber dort in Neheiın erschossen, wo die Aupke in die
Möhne fliesst.
1845 ein Männchen und Weibchen an der Aupke erbeutet.
1847 ein Biber unterhalb des Forstdistriktes Kuckert, eine halbe
Stunde von Neheim erschossen.
Aus dem Gebiete der Möhne liess auch der Grosse Kurfürst
Biber zur Bevölkerung der Kurmark kommen. — Dass der letzte dort
hausende Einsiedler infolge Aufgrabung seines Baues vertrieben
wurde, talabwärts durch die Ruhr an den Rhein ging und hier 1877
bei Duisburg erschlagen wurde, ist bereits oben (Seite 258) angeführt
worden.
Zurückzuweisen ist die Angabe von Schmiedeknecht, der (1906 !)
vereinzelte Biber von Westfalen erwähnt.
Lit. Anon. (29), Altum (36), J. H. Blasius (55), Brandt u.
Ratzeburg (74), Brüning (77), v. Hippel (260), Landois (319), Olig-
schläger (426), Schenkling-Prevöt (496), Schmiedeknecht (504),
Schnettler (505), Wehrhahn’ (581).
Geographische Namen.
Beverstrang, Kr. Warendorf.
Auf der Bever, „ Altena.
In der Bever, „ Altena.
Bevergern, „ Tecklenburg.
Öst-Bevern, „ Warendorf.
West-Bevern, „ Münster.
Beverungen, „ Höxter, in der Nähe die Bever.
An der Bieber, „ Arnsberg.
Bieberkamp, „ Iserlohn.
Bieberberg, „ Iserlohn.
Bieberhoff, „ Iserlohn.
Bieberbach, Ort südlich von der Westerschelde (bei Lippstadt).
? Daberg, Kr. Köln.
18*
Südwestlich von Hamm fliesst der Beverbach in die Lippe. Ein
zweites Flüsschen Bever mündet nordöstlich von Münster in die Ems.
Die Familie Frh. v. Beverfoerde führt als Wappentier den Biber.
8. Oldenburg.
3eim Ausschachten eines Kellers in der Stadt Oldenbure
wurde 1862 in der Schüttingstrasse in einer Tiefe von 10 Fuss ein
Biberschädel aus einer „Sumpfschicht“ zu Tage gefördert, der jetzt
in dem Grossherzogl. Museum aufbewahrt wird.
Gebiet der Hunte. Etwa 10 Jabre vorher ein ganzes Skelett
aufgefunden. |
Lit. Poppe (450), Struckmann (539, 544), Wiepken u. Greve (668).
Gnissaui. Fürstentum Lübeck (zu Oldenburg geh.).
Das Lübecker Museum bewahrt einen stark zertrümnuerten
Schädel vom Biber, der in einem Torfmoore bei Gnissau gefunden
wurde.
Lit. Matschie (642).
Ortsnamen.
Beverbruch, Bauernschaft, Amt Kloppenburg.
Bevern, Dorf, Amt Kloppenburg.
Beverbäkeresch, Amt Oldenburg.
Beverbrok, Amt Oldenburg.
9. Schleswig-Holstein.
Posteslaziale Funde.
Reste von Bibern finden sich in Schleswig-Holstein nieht häufig,
sie scheinen bisher nur aus pestglazialen Schichten bekannt zu sein,
doch siehe Langenfelde weiter unten.
Selten tritt der Biber in den Kjükkenmöddinger Schleswig-Hol-
steins auf.
Ein Biberschädel wurde im Moore von Kappeln ausgegraben,
er befindet sich im Zoologischen Museum zu Kiel. Andere Funde sind
bei den Baggerarbeiten für den Bau der Kaiserlichen Werft zu Kiel
am Kieler Hafen bei Ellerbek gemacht worden, ferner
bei der Ausschachtung des Kaiser-Wilhelm-RKanals und bei
der Ausbaggerung des Elbe-Trave-Kanals.
Von Hadersleben sind Biberreste bekannt.
Langenfelde. Gottsche fand in Kallmorgens Ziegelei
bei Langenfelde (Kr. Altona) eine Anzahl Hölzer, die unverkennbare
Spuren der Bearbeitung durch den Biber aufwiesen. Die Schichten,
— 203 —
in denen sich diese Hölzer fanden, sind nach gütiger Mitteilung des
Herrn Dr. W. Wolff-Berlin kaum postelazial, sondern wohl inter-
glazial oder präglazial. Herr Dr. Gothan hierselbst hatte die Freund-
lichkeit, die Hölzer zu untersuchen, und es ergab sich, dass unter ihnen
kein einziges Laubhelz, sondern nur Nadelholz vorhanden war, und
zwar bestanden sechs Stücke ziemlich sicher aus Fichte (ev. auch
Lärche), eines sicher aus der harten Taxus baccata. Die Spurweite
der Schnitte betrug hier regelmässig nur 2--3 mm, bei von Bibern
bearbeiteten Hölzern dagegen 5—7 mm, doch erklärt sich nach Gott-
sche diese geringe Breite bei den vorliegenden Stücken sehr leicht da-
durch, dass diese Hölzer gegen frische um mehr als die Hälfte ge-
schwunden sind. Die Tatsache, dass nur Nadelholz bearbeitet ist,
wag auffallend sein, doch ist hier und da einwandfrei in der Literatur
nachgewiesen worden, dass der Biber, wenn auch nur gelegentlich,
Nadelholz annagt und fällt. Andererseits ist durchaus in keiner Weise
daran zu zweifeln, dass bei diesen Hölzern von Langenfelde ganz sicher
echte Biberschnitte vorliegen, wie Verfasser sie oft genug am Gr.
Kühnauer See bei Dessau, in der Nähe von Klieken usw. beobachtet
hat. Auch äussert Herr Dr. Friedrich in Dessau, einer der besten
Biberkenner, dass diese Stücke durchaus den Typus der Biberschnitte
zeigen. — Andere vom Biber benagte Hölzer sind zum Vorschein
gekommen bei Nedden-Averbergen (Seite 265) und Klinge (Seite 277).
— Über die Schrumpfung von Hölzern vergl. die Arbeit von Gothan
(223). — Östlich von Langenfelde Trapa natans gefunden, cf. S. 339.
Künstliche Ansiedelungen.
Fürst Johann Adelph zu Gottorp erhielt auf sein Bitten 1624
aus dem Innern Deutschlands (? also wohl Elbe) eine Anzahl Biber
und siedelte sie zu Jagdzwecken im Bezirke Hütten bei Gottorf
(Gottorp) an. Zuerst sollen sie sich angeblich vermehrt haben, sehr,
bald danach aber gingen sie ein. Sie hatten niemals Baue errichtet,
sondern auf dem nngewohnten und wenig ruhigen Terrain nur Höhlen
gegraben.
Lit. Anon. (31), Barford (45), Boll (62), Cleriei (93), Dahms
(126, 127), v. Fischer-Benzon (159).
Ortsnamen haben sich nach gütiger Mitteilung des Herrn
Professor Gottsche in drei räumlich getrennten Gebieten erhalten.
Bever, Beverdamm, Bevern, Kr. Pinneberg, Beverö, Kr. Flensburg
und Bevertoft, Kr. Tondern; ? Boberg, Kr. Stormarn, Bovenau, Kr.
Rendsburg.
10. Mecklenburg.
Diluviale Reste.
Von grossen Säugetieren sind in Mecklenburg mit Sicherheit
nur nachgewiesen : Mammut, Riesenhirsch, Hirsch und Pferd; unsicher
sind Bär, Biber, Rind und Schwein.
Lit. Geinitz (198).
Prähistorischeundandere Funde.
Die Pfahlbauten Mecklenburgs haben wiederholt Biberreste mit
Steingeräten geliefert, so z. B. einen Schädel mit Unterkiefer aus dem
Pfahlbau von Wismar. Im Grossherzogl. Antiquarium zu
Schwerin liegen u. a. eine Anzahl Biberschädel und -Knochen,
die inScherau, Fresenbrügge bei Grabow, Biendorf
bei Neu-Bukow und an anderen Orten gefunden sind. Das Neubran-
denburger Museum bewahrt verschiedene Wirbelknochen und Skelett-
Teile vom Biber, die aus einem Torfe der Umgebung von Neu-
brandenburg stamınen. Ein wohlerhaltener Schädel 1845 beim Bau der
Eisenbahn bei Warnow am Warnow-Flusse (Amt Bützow) gefunden.
Lit. Anon. (3), Boll (62), Geinitz (198), Struck (538).
His boraisehe Nachrıchven.
Über die letzten in Mecklenburg erleeten Biber sind wir sehr
genau unterrichtet. Es brachte im Jahre 1765 ein Beamter einen
bei Dömitz in der Elbe gefangenen Biber der grossen Seltenheit
wegen nach Ludwigslust. Kin anderer Biber wurde 1770 bei Was-
dow unweit Gnoien auf der Trebel erlegt. Zwei weitere Exemplare
wurden Advent 1789 bei Dömitz in der Elbe erbeutet und zwar
ein Weibchen und ein Männchen, von denen das erstere 39 Pfund wog.
Der letzte Biber Mecklenburgs wurde ebenda 1819 geschossen.
Lit. Anon. (2), Boll (61), Löns (616), Meyer (369), Struck (538).
Ortsnamen: Doberan, Grossdaberkow, Kleindaberkow.
Bei den Familiennamen ist zu bemerken, dass in Plau in der
ersten Hälfte des 1
(1448: Beuernest) bekannt war, der nach Gebr. Grimm (233) auf
7
. Jahrhunderts der Familienname v. Bevernest
einen Ortsnamen zurückweisen soll.
Lit. Lisch (337).
11. Hannover, Lippe-Detmold und Braunschweig, Harz.
Ältere Funde,
Einhornhöhle bei Scharzfeld (Harz).
Aus dieser an Tierresten sehr reichen Höhle des Südharzes
stamnıt vom Biber nur ein: linker Femur eines sehr starken Exem-
plares, der sich in der oberen Kulturschicht vorfand.
Lit. Löns (615), Struckmann (542, 543).
Rübeland.
Die übrigen Höhlen des Harzes scheinen den Biber nieht be-
sessen zu haben, dagegen wurde bei der Anlage eines Steinbruches an
der Christinenklippe zwischen Rübeland und «der Pulverfabrik
Knochen und andere Tierreste, darunter ein Biberzahn gefunden,
30 m über dem heutigen Niveau der Bode. In der Nähe der Fund-
stelle liegen, 25 m über der Bode, alte Schotter, deren Alter diluvial
oder altalluvial ist und deren Material dem der heutigen Bodeschotter
gleich sein soll.
Lit. Blasius (58), Friedrich (188), Kloos (293, 294), Struck-
mann (544).
Honerdingen bei Walsrode.
In Süsswasserkalken von Honerdingen finden sich Diatomeen,
zahlreiche Samen und Früchte, Holz und Blattreste, Reste von Fischen,
ferner Schildkröte, Biber, Reh, Megaceros, Bos primigenius, Bison
priseus.
Die Gliederung ist folgende:
=
‘. Geschiebesand,
6. Diskordant geschichteter Quarzsand,
5. Sandiger Torf,
4. Moostorfbank,
3. Lebertorf mit vielen Pflanzen,
2 LESS ak:
1. Unterer Geschiebesand mit zahlreichen Bryozoen.
Der geologischen Stellung nach gehört Honerdingen wahrschein-
lich wohl zum Interglazial.
Ein besonders gut erhaltener Biberschädel mit sämtlichen Backen-
zähnen und den vier grossen Schneidezähnen liegt in der geologischen
Sammlung des naturwissenschaftlichen Vereins zu Lüneburg.
Lit. Geinitz (200), Laufer (322),.Löns (615), Steinvorth (531),
Wehrhahn (581), Wolff (594).
Nedden-Averbergen, Kr. Verden.
Eine ähnliche Stellung wie Honerdingen nehmen die Funde
aus dem Torfmoore von Nedden-Averbergen ein. In der Sammlung
der Königl. Preuss. Geol. Landesanstalt zu Berlin liegen vom Biber
bearbeitete Hölzer, die von diesem Fundorte stammen. Sie bestehen
— 266 --
nach der Untersuchung des Ilerrn Dr. Gothan sicher aus Nadelholz,
und zwar wohl aus Tanne, Abies alba. Auch bei diesen typischen
Biberschnitten liegt gleich Langenfelde (S. 262) die eigentümlicke
Schwierigkeit vor, dass der heutige Biber Laubholz dem Nadelholz
ganz aussersrdentlich vorzieht.
Lit. Wolff (594).
Nach einex im Archiv der Kgl. Geol. Landesanstalt zu Berlin
aufbewahrten ungedruckten Prüfungsarbeit”) ist bei Nedden-Aver-
bergen auch ein Femur von Castor fiber gefunden.
.Godenstedt, Kr. Zeven.
In Süsswasserkalken von Godenstedt, nach Schucht interglazıal,
ein Schädelfragment und Unterkiefer vom Biber nachgewiesen,
ferner Pflanzenreste, Diatomeen und andere Tierreste.
Lit. Schucht (666).
Kahlbere bei Echte.
Gänzlich unsicher ist die Stellung eines ziemlich gut erhaltenen
Biberschädels mit Unterkiefer, der im Jahre 1898 in den Klippen
(Kimmeridge) am Südwestfusse des Kahlberges aufgefunden wurde;
Jeden-
er liegt im geologischen Museum zu Göttingen aufbewahrt.
falls ist dieser Biber wohl durch ein Raubtier dorthin verschleppt
worden.
Alluviale Torfmoorfunde.
Bütlingen bei Artelnburg.
In Rohrtorfe unter Schliek (2—3 m mächtig) beim Ausbau des
Schneegrabens bei Bütlingen ein vorzüglich erhaltener Biber-
schädel zu Tage gefördert, im Besitze des Herrn Postmeisters Friese
zu Lauenburg (Elbe). Ebenda auch in der Nähe von Bütlingen ein
Steinbeil mit wohlerhaltenem Griff aufgefunden, neclithisch.
Lit. Koert (304).
Vıilsen im Amte Bruchhausen.
Ein schön erhaltener Biberschädel zusammen mit dem Geweih
eines jungen Elches beim Torfstechen unweit \Yilsen gefunden. Pro-
vinzial-Museum zu Hannover.
j Lit. Löns (615), Struckmann (542).
Lübbow unweit Lüchow.
Im Jahre 1878 ein vortrefflich erhaltener Biberschädel zusanı-
®) A, Dahms. Das Wiesenkalkvorkommen von Nedden-Averbergen. 1903.
RE -
men mit einigen Skelett-Teilen 16 Fuss tief im Torfmoore bei Läbbow
entdeckt. Provinzial-Muscum zu Hannover.
Lit. Löns (615), Struckmann (542).
Aue-Fluss.
Etwa 12 bis 15 km westlich von Braunschweig befindet sich am
Laufe des Aue-Flusses ein etwa 15 km langes und durchschnittlich
2—3 m tiefes Torfmoor, welches enthielt: Bcs primigenius, Cervus
alees und eapreolus, Equus caballus, Sus scropha, Castor fiber (rechter
Unterkiefer, rechter Femur, linker Humerus).
Lit. Anon. (28).
Andere Funde aus jüngeren Schichten.
Alfeld. Aus dem Kalktuffe von Alfeld stammen Biberreste,
die in der höheren Stadtschule daselbst aufbewahrt werden. Daneben
Üervus elaphus.
Lit. Löns (615), Menzel (359), Wehrhahn (581).
Rieklingen bei Hannover.
Im Leinekiese bei Rieklingen das Fragment eines Kieferstückes
mit Teilen der Nagezähne ausgegraben. Bedeckt ist der Kies von
einem mehrere Meter mächtigen Tonlager. „Älteres Älluvium‘“.
Reste vielleicht auf sekundärer Lagerstätte.
Lit. Löns (615), Wehrhahn (581).
Dümmer-See.
Aus dem Schlamme des Dümmer-Sees erhielt Struckmann 1591
einen linken Unterkieferast eines jungen Bibers und später den
Schädel eines ausgewachsenen Exemplares.
Lit. Struckmann (539, 544), Wehrhahn (581).
Northeim.
Im Jahre 1879 nach gütiger Mitteilung des Herrn Oberförsters
Wieters ein Biber neben Rotwild, Schilf und Eichelresten 2 m tief
im Kalktuff („Duckstein‘) am Rhumetale bei Northeim aufgefunden.
Als man die tiefsten Schichten des Kalktuffes herausnahm, fand man
die Tier- und Pflanzenreste auf morastigem Boden lagern. Der Duck-
steinbruch ist jetzt eingeebnet. — Museum zu Northeim.
Brsborrsche Nachriehten.
Weser. Ander Weser ist der Biber früher überall heimisch
gewesen, es gehörte an ihrem Unterlauf nach dem Vörder Register
des Erzbischofs von Bremen, Joh. Rohde, um das Jahr 1500 der
Fang des Bibers zu den besonderen Vorrechten der Landobrigkeit.
a
Als häufig wird der Biber an der Weser 1829 angeführt und im Jahre
1856 dieser Strom noch als Fundort für Biber angegeben.
Lit. J. H. Blasius (55), Brandt u. Ratzeburg (74), Lachmann
(315), Löns (616), Th. Schmidt (503), Wehrhahn (581).
Leine. Bei Göttingen wurde historischen Nachrichten
zufolge etwa um das Jahr 1200 ein Biber in dem dortigen Stadtgraben
erlegt. — Bemerkenswert ist, dass die bei Nörten gelegene Burg
Hardenberg früher den Namen Beverstein trug.
Lith. Wehrhahn (581).
Flussgebiet der Aller. Auch von der Aller wird
der Biber als ae erwähnt. Die sumpfigen Niederungen nordwest-
lich von Braunschweig hat der Biber bis in das Mittelalter
hinein bewohnt; im Musenm daselbst ist noch ein Exemplar vor-
handen, das gegen Ende des 15. Jahrhunderts in der Schunter
bei Braunschweig Ben worden ist.
Lit. Anon (9), J. H. Blasius (55), W. Blasius (56), Brandt m.
Ratzeburg (74).
Gebiet der Elbe Im Stader Bezirk: ist der Biber
früher heimisch gewesen, aus dem Lüneburgischen seit dem
18. Jahrhundert verschwunden. Über die Gegend vonSchnacken«
burg und Lenzen gibt Taube 1769 an: „Aufwärts der Elbe, bei
Schnackenburg und Lenzen, werden zu Zeiten, wiewol
selten, Biber (Oastor fiber L.) gefangen. Sie sind wol ehedem, bei
hohem Wasser, zuDaunenberg, ja sogar bei Haarburg aus
der Elbe gefischt worden. Man suchet diese fleissigen Tiere je mehr
und mehr auszurotten, weil sie denen Deichen und Stackwerken unge-
meinen Schaden verursachen sollen“
Lit. Anon. (24), J. H. Blasius (55), Struckmann (540), Taube
(522).
Orts-undFlussnamen.
Beber, Kr. Springe.
Bevenburg, Kr. Emden.
Bevensen, Kr. Neustadt a. Rbe.
Bevensen, Kr. Ülzen.
Beverbeck, Kr. Ulzen,
Bevermühle, Kr. Gifhorn.
Bevern, Kr. Bremervörde,
Bevernweide, Kr. Bremervörde.
Beverstedt, Kr. Geestemünde.
269
Beverstedtermühlen, Kr. Geestemünde,
Bevernsundern, Kr. Lingen.
Bevenrode, Kr. Braunschweig.
Der Beverbach nördlich von Detmold.
Biverna, Bez. Stade.
Bovenden, Kr. Göttingen.
Bovenhusen, Kr. Aurich.
Bovenmoor, Kr. Neuhaus.
? Weferlingen, Kr. Burgdorf,
? Weferlingen, Kr. Wolfenbüttel.
Biverlacho, ein Sumpf bei Aurich.
Bei Holzminden mündet die Bever (im 8. Jahrhundert Biveran)
in die Weser. Daneben der Ort Bevern, und südlich von Scharzfeld
fliesst die Beber. Ein Nebenfluss der Aller heisst Beverbach. Ein
kleiner Bach bei Nörten, der in die Leine einmündet, führt den Namen
Bever. Bei Bremervörde mündet eine Bever in die Oste.
Die Familien v. Beverförde und Frhr. v. Elverfeldt gen. v. Bever-
förde führen den Biber im Wappen.
12. Provinz Sachsen und Herzogtum Anhalt.
Diluviale Reste.
Wendelsteinan der Unstrut.
In den Kiesen von Wendelstein fand Wüst ein Bruchstück eines
Backenzahnes von einem Castor, der eine nähere Bestimmung nicht
zuliess. Stellung der Riese die gleiche wie Mosbach (Seite 253) und
Süssenborn (Seite 274). Die Reste liegen im geologischen Institute
zu Halle.
Lit. Wüst (597).
Bilzingslebena.d. Wipper, bei Kindelbrück.
Die Kalktuffe von Bilzingsleben enthielten Castor ef. fiber,
Ursus cf. aretos, Felis leo oder tigris, Elephas antiquus u. primigenius,
Rhinoceros Merckii usw. Ebenfalls altquartär. Die Reste vom Biber
im geologischen Institute zu Halle.
Lit. Wüst (598).
Prahbisvorische” Funde.
Wegwitz an der Luppe.
Von Wegwitz stammt ein Biberunterkiefer neolithischen Alters.
Begleiter: Rind und Pferd. -—— Privaätsammlung des Herrn Dr. E.
Wüst-Halle.
Drosa, Kr. Köthen:
In einem Megalithen-Grabe des Bruchberges nördlich von
Drosa ein Biberzahn gefunden, der als Schmuck diente. Jüngere
Steinzeit.
Lit. Seelmann (514).
Gr. Kühnan beı Dessau.
Eine Urne vom älteren Lausitzer Typus enthielt einen Biber-
zahn. Sammlung des Herrn Dr. Seelmann zu Dessan.
Schlieben, Kr. Schweinitz.
Im Burgwalle bei Schlieben, wahrscheinlich einige Jahrhunderte
vor Chr. Geb. errichtet, arub man ausser Gefässtrümmern germa-
nischer und slavischer Herkunft römische Münzen und unzählige
INnochenreste aus von Ochsen, Pferden, Schweinen, Hirschen, Rehen,
Bibern und Ziegen, ferner Schaufeln von Elentieren sowie Getreide-
reste,
Lit. Hüttel (639), Kriegs (641).
Jüngere Funde.
Westeregeln.
In den obersten, nieht mehr diluvialen Schichten des bekannten
Aufschlusses von Westeregeln hat Nehring Reste vom Biber ge-
funden. Diese Funde sprechen dafür, dass sich zu dieser Zeit bereits
wieder eine Waldfauna angesiedelt hatte, während Biberreste in den
darunter liegenden auf eine Steppenperiode hinweisenden Schichten
ebenso wie auch in Thiede durchaus fehlen.
Lit. Nehring (395, 397, 398, 402), Struckmann (541).
Rosslau (Elbe).
Beim Ausbaggern des Hafens an der Elbbrücke wurden aus etwa
7 m Tiefe Skelett-Teile vom Biber sowie ganze und zerbrochene Ge-
weihe und sonstige Reste vom Rothirsch zu Tage gefördert. Die
nähere Untersuchung des Fundpunktes ergab folgendes Profil:
Elbschiek 1—3 m
Grobe Kiese 4—8 m
Fluviatiles Diluvium.
Fundschieht: Die arcben Kiese des Alluviums.
Lit. Friedrich (188), v. Linstow (336).
Merseburg.
In dem alten Flussbette der Saale bei Merseburg fand sich ein
Stück Unterkiefer vom Biber. Nach gütiger Mitteilung des Herrn
Dr. Weissermel alluvial.
Lit. Overbeck (428).
Historische Nachrichten.
Stromgebiet der Elbe.
Die Altmark war vor nicht allzu langer Zeit sehr reich an
Bibern, gelegentlich verirrt sich noch jetzt ein Tier bis in diese Gegend.
So wurden noch vereinzelte Exemplare 1905 in der Elbe bei See-
hausen (Kr. Osterburg) beobachtet, fanden sich aber auch bei
Sandauunrd Wittenberge. Besonders häufig müssen die Biber
zu Anfang des 18. Jahrhunderts gewesen sein. Infolge des grossen
Schadens, den sie anrichteten, bat der altmärkısche Landrat
und Deichhauptmann von Graevenitz in einer Eingabe vom Jahre
1727, gegen diese Tiere vorgehen zu dürfen; der Bescheid lautete:
sollen alle Monat 2 a. 3 sissen die Geille an der schloss Apo-
theken senden die Fellen mir.
Berlin. 12. ‚Maysi72X. Bir. W..
Wenige Jahre vorher war auf ein Gesuch um Abschuss von
Bibern der Lödderitzer Forst folgende Antwort eingegangen:
sollen alle Jahre sechs fangen und die Geile zur Hofapotheken
senden und die Häute an mir, da will ich Hüte machen lassen.
3. Juny 1724. Er /W-
Noch später hausten zahlreiche Biber in der Nähe der altmärki-
schen Dörfer Sechönhausen und Fischbeck, die im Besitze
des Landrates von Bismarck waren, und bei Bütkc (Bittkau),
dem Herrn von Borstel gehörig. Diese Herren beklagen sich über
den grossen Schaden, den die Biber dort anrichten; auf ihre Eingabe
erhalten sie den Bescheid (vom 31. V. 1729), dass jene Tiere längs
der Elbe sowohl in der Altınark wie in der Prignitz von jedermann
(d. h. von den sonst nieht auf Biber berechtigten Jagdeigentümern)
niedergeschossen werden können. Auch sonst haben damals die Biber
in der dortigen Gegend durch Beschädigung der Deiche usw. viel
Unheil angerichtet, so vor allem bei Arneburg, Buch, Gr.
und Kl. Beuster, Wendemark, Neukirchen, Nieder-
göhren und Berge.
Ein gut erhaltener Biberschädel von Tangermünde legt
im Museum zu Stendal.
Auch bis in die Ohre hinein werden gelegentlich einzelne
Exemplare versprengt (1903), ebenso hat man sie mitunter in. der
„Alten Ehle‘“ unterhalb der Heilstätte Vogelsang bei Gommern
angetroffen. Eine etwa 30 Individuen starke Ansiedelung hat man
1888 zuRegenswehrsbereg oberhalb Ranies nicht weit von
Schönebeck entdeckt. In Niedersachsen wurde ein Biber 1819 zu
Dörnitz ‚an der Elbe‘ erlegt (?Dornburg). Im 18. Jahrhundert
gab es Biber- und Fischotterfänger zu Elbepau an der Elbe und
in Liebenwerda an der schwarzen Elster.
Bisherige Lit. Anon. (23, 32), Bauer (671), Bekmann (48), Berge
(51), Brandt u. Ratzeburg (74), Dahms (126), Friedel u. Bolle (155),
Genthe (203, 204), Mertens (360), Stricker (535), Struckmann (545).
In der Nähe des Kakauer Teiches bi Oranienbaum
(Anhalt) wurde am 28. VI. 1876 ein Biber von Herrn Kaufmann
Sommerlatte erlegt, ein anderer von ihm 1879 am Kapengraben
be Brandthorst gespürt. Im Jahre 1905 wurden auf Befehl des
Herzogs von Anhalt im Wörlitzer Parke drei Biber geschossen,
da sie zu viel Schaden anriehteten. Auch wird vom alten Bekmann
angeführt (1751), dass beim Schloss Waldersee (bei Dessau)
und in den sog. Kapen Biber vorkommen. Bei Klein-Witten-
berg ging etwa 1899 einem Fischermeister ein Biber von 48 Pfund
ins Netz.
Ungefähr im Jahre 1890 siedelten sich Biber an einem Deiche
bei Wartenburg an, leider war dieses die Veranlassung, dass
sie nun aus dieser Gegend eine Zeit lang verschwanden. Im Jahre
1903 wurden bei demselben Orte 11 Biber geschossen und ein Exem-
plar lebend nach dem Zoologischen Garten von Halle gebracht, wo es
aber bald einging.
Am 11. Mai 1882 wurde noch zwischen Belgern und
Kamitz ein 4 Fuss langer Biber in einem Fischnetz gefangen und
bei Drösehkau in der Nähe von Belgern am 6. Oktober 1889
ein Biber von 35 Pfund erlegt. Auch in dieser Gegend ist der Biber
jetzt wohl gänzlich ausgerottet. Dagegen halten sich nach gefälliger
Mitteilung des Herrn Amtsrats Hertwig zu Pretzsch daselbst noch
jetzt (1908) Biber auf und werien gelegentlich erlegt. Ebenso ist
vor 56 Jahren in dem Mockritzer Heger bei Torgau ein kräf-
tiger männlicher Biber erlegt worden, wie Herr Rektor Henze zu
Torgau dem Verf. gütiest schreibt. Danach dürften wohl auch noch
vereinzelte Biber auf der Strecke Pretzsch-Torgau vorhanden sein.
Auch kleinere Zuflüsse der Elbe, z. B. die Nuthe bei Barby
und die Rossel vei Rossiau haben den Biber früher beherbergt.
Lit. Anon. (5), Dahms (126), Kübitz (313), Landois (319).
Gebiet der Saale und Mulde.
Von der Biberoase Magdeburg- Torgau verirrt sich nicht
selten das eine oder andere Tier in die Saale oder Mulde. Sc wurde
1901 ein 20 kg schwerer Biber bei Nienburg in der Saale gefan-
gen, und 1898 verunglückte ein junger Biber in der Mulde bei Jess-
nıtz im Fischgarn. Sehr anschaulich schildert Aus dem Winckell
(2. Auflage: 1821) das Leben und Treiben einer kleinen Biberkolonie
im Altwasser der Mulde bei Möst.
Lit. Anon. (15), J. P. (432), A. d. Winckell (556)
Aus diesen wenigen Notizen mag man ersehen, dass bei der Dar-
stellung im wesentlichen davon Abstand genommen worden ist, die
zahlreichen Fundpunkte in dem Gebiete zwischen Magdeburg und
Torgau, an denen der Biber noch heute haust, einzeln aufzuführen,
die wenigen Beispiele mögen genügen. Im übrigen beschäftigen sich
folgende Abhandlungen mit dem rezenten Biber dieses Bezirkes:
Anon.(7,8,14, 15,25), Behr (664), Blasius (628), Brehm und Ross-
mässler (75), Dahms (127), Diederich (142, 143), Douglass (144),
Fitzinger (162), Friedrich (186—188, 190—192), Giebel (215), Gir-
tanner (217), Gloger (218), Grabein (229), Harting (245), Heck
(248), Heinigk (252, 253), Kraft (307), Lachmann (315), Lenz (328),
Masius (353), Matschie (356, 642), Mertens (360—363), Meyer
(366), v. Meyerinck (370), Möbius (375), Nehring (399), Nellenberg
(409), J. P. (432), Reeker (653), Schäff (494), Schenkling-Prevöt
(496), Weyhe (583), A. d. Winkell (586).
Geographische Namen.
Beberstedt, Kr. Mühlhausen.
Bibra, Kr. Eckartsbeıga, führt den Biber im Wappen, daneben
ein Bibrabach.
Neu-Beverlake, Kr. Osterburg.
’ Bobbau in Anhalt.
Neu-Daberstedt, Kr. Erfurt.
ER
Siidöstlich von Neuhaldensleben ergiesst sich die Bever in die
Ohre.
! Weferlingen, Kr. Gardelegen.
Die Familie v. Schenk-Flechtingen führt den Biber als Wappen-
tier.
13. Thüringen.
Diluviale Funde.
Laubach bei Weimar.
Die etwa 7—10 m mächtigen Kalktuffe von Taubach im Ilmtale
enthalten eine reiche Fauna, der jede Beimengung kälteliebender Tiere
sowie Steppenformen fehlen (Ovibos, Rentier, Lemming). Dafür
fanden sich von Rhinoceros Merckii an mehr als 100 Exemplare, von
Elephas antiquus 40, gleich gross ist etwa die Zahl der Reste je vom
Bären, Wisent, Hirsch und Biber. Ferner treten auf Leo spelaeus,
Hyaena spelaea, Wildschwein, Wolf und der Mensch (zwei Zähne).
Von den zahlreichen Biberresten sind einige Unterkiefer zu Geräten
hergerichtet. Die Angabe von Pfeiffer über Auffindung von Menschen-
knochen zusammen mit Rhinoceros, Biber und Feuersteinmessern
später widerrufen.
Dem Alter nach ist Taubach wohl etwas jünger als Süssenborn
und Mosbach; Verworn stellt es in das Moustörien. — Nähere Gliede-
rung bei Portis und Pohlig. Biberreste liegen u. a. in den Samnı-
lungen von Halle (sehr zahlreieh), Leipzig, München, Weimar-Tau-
bach, Göttingen, Berlin (Geologische Landesanstalt), Magdeburg
(Museum für Natur- und Heimatkunde), Köthen (Polytechnikum).
Lit. Anon. (10), Dahms (126), Götze (220), Hoernes (263),
Lissauer (338), Penck (437), Pfeiffer (440), Pohlig (443, 445), Portis
(451), Reinhardt (470), Verworn (656).
In der Privatsammlung des Herrn Rebling-Weimar befinden
sich Biberreste (Zähne usw.) auch aus den eleichaltrigen Kalktuffen
von Ehringsdcorf und Weimar.
Süssenborn.
In den Kiesen von Süssenborn, gleichaltrig mit den Sanden
von Mosbach, wiederholt Zähne aufgefunden, die höchst wahrscheinlich
zu Oastor fiber gehören. — Reste vom Biber im geologischen Institut
zu Halle.
Lit. Pohlig (443), Weiss (582), Wüst (597).
Burgtisnna,
In den interglazialen Kalktuffen von Burgtonna zwei zusammen-
hängende Unterkieferäste vom Biber nachgewiesen. Privatbesitz des
Herrn H. Fr. Schäfer, Gotha.
Lit. Schäfer (493).
Jüngere Funde.
Kollisberg bei Gera.
In einem Hügelgrab bei Kollisberg hat Liebe vier menschliche
Gerippe sowie Feuersteinmesser und einen Zahn vom Biber entdeckt.
Keine Spur von Bronze oder gar Eisen.
Lit. Liebe (333, 334).
Köstritz bei Gera.
In einer der Klüfte des Zechsteingipses von Köstritz fanden sich
alluviale Reste vom Biber, Fuchs, Wiesel u. a., auch Mensch.
Lit. Liebe (331,332).
Hassleben.
In der Universitätssammlung zu Jena liegen drei Unterkiefer-
iiste und ein Schädel mit zerstörtem Hinterhaupt vom Biber aus einem
Torflager von Hassleben (,„Castor turfae“).
Lit. Giebel (213), Pohlig (443).
Werningshausen. (Sachsen-Koburg-Gotha.)
Das Museum für Naturkunde in Berlin besitzt einen Unter-
kiefer von Castor fiber aus einem Torfmoore von Werningshausen.
Orts-und Flussnamen.
Biberschlag, Dorf, Kr. Hildburghausen, Sachsen-Meiningen, an
der Biber.
Beberbach, Dorf in Sachsen-Koburg-Gotha.
Bebra, Oberförsterei, Schwarzburg-Sondershausen.
Bibra, Dorf und Bach in Sachsen-Meiningen, Kr. Meiningen.
Bibra, Dorf in Sachsen-Altenburg.
Bieber-Bach, ein Bach nordwestlich von Gotha.
Biberau, in der Nähe von Koburg.
Bobeck, Dorf i. Sachsen-Koburg-Gotha.
Bobeck, Försterei in Sachsen-Altenburg.
Der Böberbach b. Bolleroda, Sachsen-Weimar-Eisenach.
= 19
a
14. Königreich Sachsen.
Prähistorische Funde.
Zauschwitz bei Pegau.
Ein Unterkieferast an der Elster gefunden; neolithische Siede-
lung.
Altkoschüfz bei Dresden.
Ein zweiter Unterkieferast stammt von der Heidenschanze bei
Altkoschütz. Dieser doppelschichtige Wall besteht aus einer älteren
Kulturschicht der Bronze- und früheren Eisenzeit und aus einer
jüngeren slavischen. Aus welcher der beiden Schichten der Kiefer
herrührt, ist nicht festzustellen. — Beide Stücke in der Sammlung
des mineral.-geol. Museums zu Dresden.
Tat. Berge (51), Fickel (156).
Leckwitz, Bz.-A. Grossenhain.
In der Gegend von Leckwitz unweit der Elbe scheint man den
Biber nicht selten gejagt zu haben, denn man fand nnter den Küchen-
abfällen der Schanze sechs Kiefer von ihm. — Slavonzeit.
Lit. Hüttel (639).
Historische Nachriehten:
Nach einem in der Bibliothek der Königl. Forstakademie zu
Tharandt aufbewahrten Verzeichnisse sind inJohann Georg 1I. Landen
vom 9. Oktober 1656 bis 22. August 1680 im ganzen 597 Biber erlegt,
9 von dem Kurfürsten selber, die übrigen 588 von dem Jagdpersonal.
Eine andere Verordnung vom 28. Februar 1750 richtet sich gegen den
Biber- und Fischotterfänger Kluge in Dittersbach bei Chemnitz, sie
besagt, dass jener „die Biber ohne Unterschied der Zeit gefangen und
eingeliefert, da doch laut bereits erteilter Verordnung solches nicht
eher als zur jetzigen Fastenzeit, da es hergegen daran mangelt, ge
schehen solle.“ Kluge war Biber- und Otterfänger in den Ämtern
Augustusburg, Wolkenstein, Grünhain, Schwarzenberg, Stollberg,
Chemnitz, Rochlitz, Colditz, Grimma, Wurzen, Leisnig und Sachsen-
burg.
Am 17. Mai 1636 hatte sich ein Biber bis nach Zwickau
verirrt und wurde hier beim Fischen in der Mulde gefunden, von
einem anderen Biberfange auf dem Elbheger bei Nieder-Mu-
schitzin der Nähe von Meissen wird’aus dem Jahre 1748 berichtet.
DV
1
1
Zu Bautzen wurden Mitte des 18. Jahrhunderts Biberhüte
angefertigt, die weit verschickt wurden.
In Schumanns Lexikon von Sachsen, Bd. IX, 1822, findet sich
die Mitteilung, dass sich Biber nur noch an der Mulde bei Wurzen
und an der Elbe bei Strehla fänden.
Der letzte Biber des Kgr. Sachsen wurde 1846 in der Mulde
bei Wurzen erbeutet, er befindet sich ausgestcpft in dem Fürstl.
Museum zu Waldenburg (Sachsen).
Lit. Berge (51), Fickel (156), Grundig (234), Heise (254).
Ortsnamen.
Bieberstein, Amtshauptmannschaft Meissen.
Bieberach, “ Grossenhain.
Bobersen, 3 Grossenhain.
Kleinbobritzsch, 5 Dresden.
Niederbobritzsch, 3 Dresden.
Oberbobritzsch, x Dresden.
Bobenneukirchen e Ölsnitz.
Boberberg nördlieh von Kamenz, in der Nähe viele Teiche.
Bobritzsch, Fluss.
15. Brandenburg.
Interglaziale Funde.
Klinge, Kr. Kottbus.
Im „unteren Torflager“ sowie in dem noch tiefer liegenden
„unteren Tone‘ Biberreste nachgewiesen, in ersterer Schicht auch noch
Zweige und Stämme mit wohlerhaltenen Biberschnitten, die Nehring
beschrieb. Nach demselben Autor stimmen aber die Biberzähne mehr
mit Trogontherium als mit Caster überein. — Wohl interglazial trotz
Fehlens von Grundmoränen.
In der Sammlung der Kgl.”Preuss. Geol. Landesanstalt zu
Berlin befindet sich ein von Bibern bearbeitetes Holz, von H. Potoni®
1893 gesammelt. Nach Untersuchung des Herrn Dr. Gothan sicher
Dieotyledone, wohl Betulacaee (Corylus, Alnus usw.). Die Biber-
schnitte nicht sehr deutlich.
Nehring (Naturw. Wochenschr.) schreibt dagegen: Unter den
Fiehtenresten befinden sieh zwei Abschnitte kleiner Stämmchen,
welche ich als sogen. Biberstöcke betrachte.
Lit. Behla (47), Geinitz (199), Keilhack (288), Nehring (403,
404, 406).
19%
??Rixdorf bei Berlin.
Aus dem Interglazial ven Rixdorf erwähnt Fiebelkorn den
Biber, doch geht aus der betr. Stelle*durchaus nieht mit Sicherheit
hervor, dass wirklich Rixdorf gemeint ist. Zu gleicher Zeit wird
Öervus Ruffii angeführt, der sich aber nur bei Klinge gefunden hat.
Da auch der Biber dort vorkommt, so wird es sich wohl un diesen Fund-
punkt handeln und nicht um Rixdorf, auch vermag sich F. nach gütiger
schriftlicher Mitteilung nicht zu entsinnen, aus welcher Abhandlung
der Vermerk über das Auftreten des Bibers bei Rixdorf entlehnt ist.
Lit. Fiebelkorn (157).
Prähistorssche. Kunde
Neumark.
Virchow gibt an, dass in den neumärkischen Pfahlbauten nicht
häufig gespaltene und benagte Knochen vom Biber gefunden werden.
Lit. Virchow :(567).
Möwen-Insel im Soldiner See.
Der Pfahlbau der Möwen-Insel enthielt Reste vom Schwein,
Hirsch, Reh, Fuchs, Biber und ven der Torfkuh. Keine Bronze, alles
Eisen. Nach Virchow jüngste Eisenzeit.
Lit. v. Kamienski (283).
Stargardt, Kr. Guben.
In einem Rundwalle bei Stargardt ein Biberzahn entdeckt, keine
(jegenstände aus Bronze, wohl aber einige aus Eisen.
Lit. Jentsch (277).
Torf- und/’andere Runde
Blankenfelde, Niederbarnim.
Anfang der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts zahlreiche
Skelettreste vom Biber in einer Torfwiese bei Blankenfelde in einer
Tiefe von 2,5 m aufgefunden. Märk. Prov. Museum zu Berlin.
Berlitt - Ostpmenitz.
In der Sammlung der Forstakademie zu Eberswalde liegt ein
Schädel vom Biber aufbewahrt, der zu Berlitt 1885 im Torfe ge-
funden wurde.
Büssow (Neumark).
Ein Skelett mit gut erhaltenem Schädel einige Meter tief aus
Sand ausgegraben (1899).
Lit. Kossatz (669).
Berlin.
In einer Sitzung des Vereins naturf. Freunde legte Ewald 1864
einen zwischen der Stadt Berlin und der Jungfernheide im Torfmoore
aufgefundenen wohlerhaltenen Biberschädel vor. Wahrscheinlich ist
dieses derselbe Schädel, der im Museum für Naturkunde in Berlin
aufbewahrt wird, jedenfalls liegt dert ein sehr gut erhaltener Biber-
schädel mit Unterkiefer, bei dem sich die Notiz befindet: Coll. Ewald.
Fundort: Infusorienerde am Schifffahrtskanal bei Spandau. Die
Jahreszahl (1892) bezieht sich auf den Erwerb bzw. die Aufstellung
der Ewald’schen Sammlung.
Lit. Ewald (154).
Allzu häufig scheint der Biber in vorgeschichtlicher Zeit in der
Umgegend von Berlin nicht gewesen zu sein, denn auffallender Weise
haben sich keine Reste von ihm beim Bau des Teltow-Kanales
gefunden, während andere Wirbeltiere z. T. sehr häufig waren. So
wurden zwischen Kohlhasenbrück und der Machnower Schleuse, z. T.
in 7m Tiefe nachgewiesen: Elephas primigenius (häufig), Rhinoceros,
Pferd, Schwein, Hirsch (häufig), Riesenhirsch, Elch, Iteh, Bos pri-
migenius, Rind (häufig), Schildkröte; — Homo; viel Bernstein; Zier-
stab aus Edelhirschgeweih. — Museum zu Kl. Machnow.
Mittenwalde.
Im Märk. Prov. Museum liegt ein Kreuzbein des Bibers, aus
einem Moore in der Nähe des Zielow-Grabens westlich von Mitten-
walde stammend. Es hat einem erwachsenen, aber nicht sehr starken
Individuum angehört.
Lit. Nehring (407).
"Lychen, Uckermark, Kr. Templin.
Ein rechter Unterkiefer vom Biber mit den vier Backenzähnen
und Schneidezahn 1883 bei Baggerarbeiten im Verbindungsgraben
zwischen dem Ober- und Niederpfuhl-See gefunden. — Märk. Prov.
Museum zu Berlin.
Woltersdarf, Niederbarnim.
Ein grosser Biberschädel beim Neubau der Woltersdorfer
Schleuse 1880 in 4 m Tiefe gefunden zusammen mit einem Hirsch-
geweib. — Märk. Prov. Museum zu Berlin.
— 280 0 —
Ravensbrück bei Fürstenberg, Kr. Templin.
Biberkiefer-Fragmente aus dem Wiesenkalklager von Ravens-
brück in einer Tiefe von 20 Fuss entdeckt.
Lit. v. d. Linde (335).
Hıstorısche Nachrıchten.
PırTonatz.
Dass der Biber noch im 18. Jahrhundert an der Elbe bei
Lenzen gelebt hat, ist bereits oben (8. 268) kurz hervorgehoben
worden, es mag noch hinzugefügt werden, dass im Jahre 1900 in der
lLöeknitz, unmittelbar bei der Stadt Lenzen, ein männlicher
Biber geschossen worden ist, natürlich ein versprengtes Exemplar aus
dem Bibergebiete zwischen Magdeburg und Torgau. Auch in der
Gegend von Havelberg, auf dem Mittelwerder an der Elbe, sind
noch in den Jahren 1886 und 1887 mehrere Biber beobachtet wor-
den, ebenfalls ausgewanderte Exemplare aus der Biberoase. Sonst
wird der Biber aus der Prignitz nur als Seltenheit angeführt.
Lit. Anon. (16), Bekmann (48), Brandt u. Ratzeburg (7#),
Friedel u. Bolle (185), Mertens (360).
West - und’ o0sTh ave land und Mitiztelimame
Das Stromgebiet der Havel ist früher viel von Bibern bewohnt
gewesen, vielleicht lebten zu Anfang des 19. Jahrhunderts noch ver-
einzelte Exemplare bei Neustadt an der Dosse Künstliche An-
siedelungen sind wiederholt versucht worden, so wurden Biber nach
einer Verordnung vom Jahre 1707 in de Nuthe und Havel bei
Potsdam ausgesetzt (Möhne-Biber), ferner bei Oranienburg,
Liebenwalde, Trebbin und in das Holländerbruch;
von hier aus wanderten sie auch gelegentlich aus, so wurde 1734 ein
Exemplar bei Luckenwalde erleet. Aus jener künstlichen An-
siedelung scheint hervorzugehen, dass diese früher so verbreiteten
Tiere vorher ganz oder fast ganz ausgerottet gewesen sind. Jeden-
falls weist der Landrat von Graevenitz in der Seite 271 augeführten
Eingabe vom Jahre 1727 darauf hin, dass durch den beantragten
Abschuss in der Altmark keine Gefahr vorhanden sei, den Biber
gänzlich zu vernichten, da ja in der Mittelmark bei Oranien-
burg,Spandau,Potsdam und Saarmund noch genügend
Exemplare vorhanden seien. Hier hatte man ihn bis dahin sehr ge-
schont und nach der Verordnung vom 8. XII. 1707 seinen Abschuss
Be
oder Fang bei einer Strafe von 200 Reichstaler verboten. Auch Ende
1713 und Anfang 1714 wurden Biber bei Potsdam und Char-
lottenburg ausgesetzt, man hat jedoch nicht erfahren können,
ob sie sich vermehrt haben. p
Besonderen Schaden haben indessen Biber nicht lange danach
bei Potsdam angerichtet, die kurmärkische Kammer bittet drin-
gend um ihren Abschuss, da sie u. a. schon einen Damm derartig
unterwühlt hatten, dass ein Reiter eingesunken war. Bescheid:
ich werd welche fangen lassen.
Berlin, 15. Februar 1736. Brs-W.
Nieht immer lautete die Antwort so günstig wie in diesem Falle,
so erhielt der Hoflustgärtner Gemperle auf seine Beschwerde, dass
die Biber in dem Oranienburger Lustgarten Weiden, Weiss-
buchen und Kastanien umlegten und auch sonst viel Schaden an-
richteten, den Bescheid:
soll die Biber nichts thun es freut mich das sie sich vermehren.
Berlin, den 23. November 1723. ° Fr. W.
Ebenso laufen Klagen ein über den Biber der Nuthe und
Saar bei Potsdam, des Ländehens Rhinow und von Frie-
sack, desgleiehen über die von Nauen, von Königshorst im
Havellande, von Liebenwalde, Trebbin, Zossen und.
Mittenwalde an der Nudow oder Notte.
Erst später, 1765, gab Friedrich der Grosse die Biberjagd frei,
freilich zum grössten Schaden der Tiere, die von nun an rapide zu-
rückgingen.
Noch zum dritten Male wurde der Versuch gemacht, Biber
künstlich anzusiedeln, und zwar auf der Pfaueninselbei Pots-
dam (in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts), der aber tragikomiseh
endete. Sie bissen sich entweder tot oder gingen auf andere Weise
ein, und wie man sie nach ihrem Tode näher untersuchte, ergab sich,
dass es lauter Männchen waren. Auf dieses Vorkommen wird sich
auch wohl die Notiz beziehen, dass die Biber Mitte der 30er Jalıre des
vorigen Jahrhunderts an der Glienieker Lanke ein Haupt-
lager gehabt hatten.
Lit. Wichtigste Schrift: Genthe (203); ferner Bekmann (48),
Boll (61), Brandt u. Ratzeburg (74), Dahms (125, 126), Friedel
u. Bolle (185), Girtanner (217), Huth (266), Langkavel (320),
v. Meyerinck (371), Müllenhoff (387).
Narerde Bam eTrz
Nach einer Angabe vom Jahre 1895 haben noch bei Lehde
im Spreewalde Biber gelebt.
Lit. Anon. (17), Nehring (670).
Neumark. — Odergebiet.
Es wird bei Gelegenheit von Wolfsjagden berichtet, dass dem
Raubzeuge in dem unpassierbaren Oderbruche, wo seit Alters
her Biber sich aufhalten, nur schwer nachgestellt werden kann. Im
Jahre 1765 haben sich plötzlich Biber im ostherschener und
podelziger Oderdamm eingefunden und Röhren nach der Wasser-
seite durchgegraben. Schliesslich wird auch noch zu Anfang des 19.
Jahrhunderts der Biber von Freienwalde Erwähnung getan.
Lit. Brandt u. Ratzeburg (74), Brehm u. Rossmässler (75),
Genthe (203).
Ortsnamen:
Biebersdorf, Kr. Lübben.
Bobermühle, „ Krossen.
Boberow, »„ Westprignitz.
Bobersberg, „ . Krossen.
Bobervorwerk, „ Krossen.
Beveringen » Ostprignitz.
Bebersee, Kolonie, Kr. Templin.
Biberteich amı Biberteicher Fliess, Kr. West-Sternberg.
Schloss Babelsberg (früher Babertsberg) bei Potsdam.
{ine Uferstelle nahe dem Plänterwalde bei Treptow heisst
das Biberloch.
Der Biebergraben in der Baruth-Luckenwalder Niederung.
Der Bober mündet bei Krossen in die Oder.
Dabendorf, Kr. Teltow.
Alt-Daber b. Wittstock, Ostprignitz.
Dabergotz, Kr. Ruppin.
Dabern, Kr. Luckau.
16. Schlesien.
Es ist höchst auffallend, dass aus der ausgedehnten Provinz
Schlesien so gut wie gar keine Berichte über Biberfunde vorliegen,
trotzdem zahlreiche weiter unten aufgeführte Orts- und Flussnamen
— 2383 —
wohl mit Sicherheit auf die frühere Anwesenheit des Tieres in dieser
Provinz hinweisen. Weder sind irgend welche Nachrichten aus dem
Diluvium Schlesiens bekannt, über dessen Wirbeltierfauna wir Ar-
beiten von Hensel, Gürich, Volz und anderen besitzen, noch aus dem
Alluvium, obwohl dieser Nager rings herum überall durch Reste nach-
gewiesen ist: im Nordwesten in Mitteldeutschland, im Süden in
Mähren, im Osten in Russland und im Norden in Posen und weiterhin
im Mündungsgebiete der Weichsel. Auch in den 1902 entdeckten
Tiergräbern Schlesiens fanden sich keine Reste vom Biber [Seger
(515)].
Als lebend wird der Biber noch 1603 von Schwenckfeldt ange-
führt, und Fitzinger wird wohl recht haben, wenn er meint, dass der
Biber aus Schlesien mindestens schon vor Ende des 18. Jahrhunderts
verschwunden ist. Die einzige Notiz, die über rezente - Vorkommen
ermittelt werden konnte, besagt, dass der letzte Biber bei Deutsch-
Ossig (südlich von Görlitz) oder bei Lesch witz 1785 oder 1787
gefangen und in Görlitz einige Zeit lang lebend gezeigt worden sei;
später befand er sich ausgestopft anf der Ratsbibliothek in Görlitz.
Daher begegnet auch die Angabe von Brandt u. Ratzeburg, der 1829
den Biber als lebend in Schlesien angibt, ebenso die von Kahlert, der
ihn 1837 vom Beber erwähnt, starken Zweifeln. Sicher ist aber Railliet
im Irrtum, wenn er 1895 vom Biber behauptet: „ On n’en trouve plus
que quelques-uns sur les ilots du Rhöne, en Boh@me et en Silesie“.
Auch bei Gloger ist der Biber nieht mehr als Bewohner Schlesiens
aufgeführt.
Andererseits ist die Anzahl der Fluss- und Ortsnamen, die mit
der früheren Verbreitung des Bibers in Verbindung gebracht werden,
recht gross. Über den Bober finden wir bei Dahms folgende Notiz:
Der Bober, ein linker Nebenfluss der Oder, hat unter seinen Zuflüssen
wiederum den kleinen Bober, weleher bei Sprottau vorbeifliesst. Dass
der Bober, welcher an Bobersberg vorüberzieht, thatsächlich soviel wie
Biberfluss bedeutet, geht aus einem Berichte Thietinar’s von Merse-
burg hervor, welcher von der Armee des Königs Heinrich handelt:
Er erzählt, man sei bis an die Oder gekommen und habe die Zelte in
der Nähe eines Flusses aufgeschlagen, „justa amnem, qui Pober diei-
tur slavonice, Castor latine‘.
Lit. J. H. Blasius (55), Brandt u. Ratzeburg (74), Dahms (126),
Fitzinger (163), Gloger (219), Gürich (236), Hensel (256), Kahlert
(282), Kaumann (285), Railliet (456), Schwenckfeldt (512), Tobias
(556), Volz (573), Woldrich (589).
— 234 —
Ortsnamen.
Biberhof, Vorwerk, Kr. Löwenberg.
Biebersdorf, Dorf, Glatz
Bieberstein, Weiler, „ Lublinitz.
Gasthaus Zum Bieberstein, Kr. Hirschberg.
Boberau, Kr. Liegnitz.
Boberau, „ Bunzlau.
Boberdamm, „ Landshut.
Bobernig, „ Grünberg.
Boberröhrsdorf, „ Hirschberg.
Boberstein, „ Schönau.
Boberullersdorf, „ Hirschberg.
Boberwitz, „ Sprottau.
Bobrek, „ Beuthen.
Bobrownik, »„ Tarnowitz.
Bobrownik, „ Ratıbor.
Jedenfalls steht wohl zu erwarten, dass die weitere geologische
Durehforschung Schlesiens noch Reste des Bibers zu Tage fördern
wird.
17. Posen.
Nach mündlicher Mitteilung des verstorbenen Herrn Dr. G. Maas
fand sich bei Ausschachtung eines Brunnens beim Fort II im Süden
von Posen der Unterkiefer eines Bibers. In der Arbeit von Maas
(348) ist dieser Fund nicht bei den Resten aus dem Interglazial an-
geführt, da er jedenfalls wohl postglazial ist.
Rosengrund bei Krone a. d. Brahe.
Bei einer Weeanlage im Brahetale im Jagen 89 der Kal. Ober-
£ £ 5 5
försterei Rosengrund zwei Schädel und eine rechte Unterkieferhälfte
gefunden. 1906.
Schwerin.a.d. Warthe.
Ein Biberschädel von Schwerin a. d. Warthe im Zoolog. Museum
zu Berlin.
Lit. Matschie (642).
Nach gütiger Mitteilung des Herrn Dr. E. Mascke Göttingen
sind zu Anfang des vorigen Jahrhunderts zahlreiche Biber im N etze-
gebiete bei Sehönlanke beobachtet worden, die besonders auch
in der Nähe von Neudorf (Kr. Czarnikau) die Saalweiden ab-
schälten.
Ortsnamen.
Biberfeld, Kr. Wongrowitz, früher: Bobrownik.
Bobelwitz, , Meseritz.
3obrownik, „ Schildberg.
Bobrowniki, Kolonie, Kr. Schildberg.
Bobrowke, Kr. Neutomischel.
Bobrowko, ,„ Wongrowitz.
Bobruwke, , Neutomischel.
Auch bei dieser Provinz ist gleich Schlesien die Seltenheit an
Biberfunden bemerkenswert, und es werden sich hier wohl im Laufe
der Jahre die Nachrichten über weitere Reste dieses Nagers mehren.
18. Pommern.
Prähistorische Funde.
Nach Virchow kommen in den pommerschen Pfahlbauten
(gleich denen der Neumark) als Seltenheit gespaltene und benagte
Knochen vom Biber vor.
Lit. Virchow (567).
Aus einer am Schnatower See bei Garz gelegenen An-
siedelung — wohl ausschliesslich Eisenzeit — stammen Reste vom
Hirsch, Elch, Rind, Schwein, Schaf, Reh, Eichhörnchen, Biber, Gans,
Birkhuhn. Die Elchreste fanden sich in den tieferen Lagen, die auch
eine Unsumme von Fischresten enthielten.
Iıt-Anon.- :@13)-
Jüngere Funde, meist aus Torfmooren.
Zahlreich sind die Angaben von Biberresten aus den Terfmooren
Pommerns:
Aus Rügen stammt ein Schädel, der sich in Greifswald be-
findet.
Lit. Deecke (135, 136).
Zarrendorf, Neuvorpommern.
Ein Biberschädel aus einem: Moore bei Zarrendorf liegt im Stral-
sunder Museum.
Lit. Deecke (135, 136).
See
Drie,p.b:0:w2..%
Drei Schädel fanden sich im Torfmoore des Tollensetales bei
Thalberg unweit Treptow in 13 Fuss Tiefe.
Lit. Deecke (136), Münter (389).
Schwenz bei Kammm.
Die Stettiner Altertiimer-Sammlung besitzt einen halben Unter-
kiefer vom Biber aus dem Torfe von Schwenz.
Lit. Deecke (135, 136).
K umo w bei Zebiın.
In einem Torfe am Dreschbache bei Zeblin in einer Tiefe von
1 m ein vollständiger Schädel, mehrere Wirbel, Rippen und Humerus
ausgegraben. Anfbewahrt in der Stettiner Altertümer-Sammlung.
Lit. Deecke (135, 136).
Alt-Schlawea. d. Wipper.
Ein fast vollständig erhaltener Schädel stanımt (1899) aus einem
Moorbruche daselbst. Westpr. Prov. Museum zu Danzig.
Lit. Conwentz (104).
Dio Lit 7, SR PP yrritz.
In Berliner Zoologischen Museum befindet sich ein Biberschädel
ohne Unterkiefer, der aus der Faulen Ihna, einem Nebenflusse
der Ihna stammt.
Lit. Matschie (642).
Historische Nachrickten.
Erwähnt wird das Vorkommen des Bibers in pommerschen Ur-
kunden der Jahre 1136, 1198, 1209, 1229, 1224-—51, und er wird,
da die Biberjagden zu den Regalien gehört, bei Schenkungen immer
besonders genannt. So wurden im Jahre 1209 dem Kloster Stolpe
in Hinterpommern vier Dörfer zwischen der Radaune (Westpreussen)
und Stolpe „cum castoribus‘“ zugewiesen.
Zu Anfang des 16. Jahrhunderts schrieb Kantzow über Pom-
mern: „Sunst fenget man auch durch das gantze lant viele merdern,
jless, wilde katzen, wülffe, füchse, otter, vnd biber, deren felle man
zu futter vnd bremen (Verbrämungen) geprawcht.“
Ans demselben Jahrhundert liegt ein im Stettiner Provinzial-
Archive aufbewahrter Küchenzettel vor von dem Beilager des Herzogs
Ernst zu Braunschweig mit der herzoglichen Tochter Margarethe,
nach diesem gab es 1547 ‚vor die Herren 10 Gerichte, und unter
diesen auch Biberschwenze“. Viel haben auch die katholischen Geist-
lichen zur Vernichtung des Bibers dadurch beigetragen, dass sie ihn
(und den Fischotter) zu den Amphibien rechneten und als Fasten-
speise benutzten.
Die letzten Biber hielten sich in Pommern m Oderbruche
zwischen Stettin und Greifenhagen am Ende der Regierung
Friedrich II. auf.
Lit. Boll (61), Conwentz (105), Dahms (126), Friedel (184),
Kantzow (284), Th. Schmidt (503), Stricker (534), Struck (538).
Geographische Namen.
Bevernteich, Kr. Ückermünde.
Bewerhusen, 2 Bublitz.
Beweringen, „ Saatzig.
Bewerdick, „ Kammin.
Bewerdick, „ Neustettin.
Bewerdick, „ Ückermünde, Unterförsterei.
Bewersdorf, „ Stolp.
Alt-Bewersdorf, „ Schlawe.
Neu-Bewersdorf, „ Schlawe.
Neu-Bewersdorf, „ Stolp.
Bei Bublitz liegen zwei Burgwälle, Bevernburg und Bevern-
huserbure.
Beberhorst bei Sophienhof am Putzarer See.
Nach Dahms (125) heisst der Biber slavisch daber oder dabar
(vgl. S. 320 u. 325), daher folgende Namen:
Landschaft Dabar bei Labes.
Ort Daber, Kr. Randow.
Ort Daber, „ Naugard.
Ort Daber, =, Stolp:
Daber Freiheit, „ Naugard.
Daberkow, „ Demmin.
Daberkow, „ Randow.
Daberkow, „ Regenwalde.
Daber’s Aalgraben, Vorwerk, Kr. Randow.
—1,,288 —
19. Westpreussen.
Diluviale Reste vom Biber sind aus dieser Provinz nur an weni-
gen Punkten nachgewiesen worden, deren Zugehörigkeit zum Diluvium
aber nicht ganz sicher ist. Derartige quartäre Biberfunde ohne
näheren Fundort werden auch in der Arbeit von Zeise und Wolff (604)
erwähnt.
: Diluviale Reste.
Charlottenthal, Kr. Schwetz.
Ein fast vollständiges Skelett vom Biber wurde 1893 im Forst-
reviere Charlottenthal am Schwarzwasser zwischen Klinger und Alt-
fliess, 2 m über dem jetzigen Wasserspiegel, 0,5 m tief in einem weissen
Sande bei Anlage eines Weges aufgefunden. Conwentz hält diesen
Fund für diluvial, hat ihn aber früher als alluvial bezeichnet, Dahnıs
führt ihn als fraglich diluvial auf.
Lit. Conwentz (105, 109), Dahms (125, 126).
Branitza-schlweht bei Lauterburer, Rreosıs
burg.
Im Herbste des.Jahres 1899 wurden im Forstreviere Lauterburg, »
Pelauf. Rehberg, Jagen 265, 10 m unter Tage in (?) diluvialen Sauden
der Branitza-Schlucht bei der Rodegra-Brücke eine ganze Anzahl von
Biberresten zu Tage gefördert.
Einige Jahre später wurden bei Regulierung der Branitza in
ihrem Unterlaufe unweit der Einmündung in die Drewenz aus etwa
2 m Tiefe Schädel, Unterkiefer usw. vom Biber, sodann Geweih-
stangen vom Hirsch, Reste vom Pferd, Rind, Schwein usw. ausge-
baggert, Funde die wohl nicht sicher diluvial sind.
Lit. Conwentz (104, 105, 110), Dahms (125).
Prähistorische Funde.
Ladekopp, Kr. Marienburg.
In einer Kulturschicht der sog. slavischen Epoche unweit Lade--
kopp aus etwa 0,3 m Tiefe im grossen Marienburger Werder neben
Schuppen, Wirbeln und Kopfteilen von Öypriniden und anderen
Fischen auch eine linke Unterkieferhälfte vom Biber ausgegraben.
Lit. Conwentz (101, 105), Dahms (125).
Andere. .alluviale-Eunde.
Rheda, Kr. Putzig.
Von diesem Orte erwähnt Conwentz (105) postglaziale Reste
(eine Unterkieferhälfte),. 1888.
— 289 —
Warschensko, Kr. Karthans.
Ein ziemlich vollständig erhaltener Biberschädel 1835 auf dem
Gute Warschenskc bei Oliva in der Nähe eines Landsees 15 Fuss
tief im „Mergel‘ gefunden.
Lit. Bujack (84), Dahms (125).
Neuteich,Kr. Marienburg.
Ein linker Schneidezahn auf dem aus der Schwente aufge-
wortfenen Pfarrlande gefunden.
Lit. Conwentz (101, 105), Dahms (125).
Danzig.
Aus Danzigs näherer Umgebung ein Biberschädel erwähnt.
Tit. Berendt (50).
Spangau bei Dirschau.
Im Westpr. Prov. Museum liegt ein Biberschädel aus einem
Torfstiche bei Spangau. 1900.
Lit. Conwentz (106).
Baumgarth, Kr. Stuhm.
Ein Schädel ohne Unterkiefer von 15 em Länge aus moorigem
Wiesengelände 1895 aufgelesen.
Lit. Conwentz (105, 109), Dahms (125).
Pieckel, Kr. Marienburg.
sine Unterkieferhälfte von der Weichsel angeschwemint. 1883.
Lit. Conwentz (105), Dahms (125).
Warmhof, Kr. Marienwerder.
Aus dem Weichselkiese stammt ein Schädel ohne Unterkiefer
sowie eine Unterkieferhälfte und ein Becken vom Biber. 1892.
Lit. Conwentz (105), Dahms (125).
Rosenberg.
Das Mineralogische Museum in Königsberg i. P. besass einen aus
der Gegend von Rosenberg, anscheinend aus Wiesenmergel stammen-
den Schädel mit beiden Unterkieferhälften. 1900.
Lit. Conwentz (106).
Graudenz.
Eine rechte Unterkieferhälfte vom Biber bei Graudenz 1890
aus der Weichsel ausgebaggert.
Lit. Conwentz (105), Dahms (125).
Neuguth, Kr. Kulm.
Aus der Weichsel kaın bei Neuguth ein Unterkiefer vom Biber
zu Tage, daneben Knochen und Zähne vom Hirsch, Reh, Schaf,
Schwein und Rind. 1905.
Tat. »Conwentz’ 110,341).
Rosenfelde, Kr. Schlochau.
Eine Unterkieferhälfte vom Biber stammt aus dem Wiesenkalk
('/s m tief) am Dobrinkaflusse bei der Rosenfelder Mühle. 1896.
Lit. Conwentz (105), Dahms (125).
Historrsche Naehrıchten.
Nach einer Urkunde vom Jahre 1198 wurden den Johannitern
zu Stargard in Pomerellen die Biber an der Ferse und Weichsel
geschenkt. Dass dem Kloster Stolpe in Hinterpommern vier Dörfer
zwischen der Radauneund Stolpe „cum castoribus“ zugewiesen
wurde, ist bereits oben erwähnt.
In der Kulmer Handfeste vom Jahre 1232, durch die die Rechte
und Freiheiten der ersten Ansiedler in Preussen genau festgelegt
werden, wird der Stadt Thorn ein bestimmtes Gebiet an der
Weichsel überwiesen, ausgenommen die Inseln und Biber.
Bei der Stiftung des Klosters Paradies (= Karthaus,
Paradisus Bonae Mariae, heute Marienparadies) übertrug Konrad von
Masovien 1234 dem Kloster u. a. auch den Biberfang.
Weitere Nachrichten erhalten wir um 1400 aus dem Marien-
burger Tresslerbuch der Jahre 1399—-1409, in denen die Biber er-
wähnt werden.
Als der Bischof Paulus Speratus im Jahre 1553 die Hammer-
mühle bei Marienwerder einem früheren Müller aus Graudenz
verlieh, stellte er die Bedingung, dass u. a. jeder gefangene Biber ab-
geliefert, aber mit einem Firdung, etwa 3 Mark, entschädigt werden
sollte.
Ein Biber, der in der Danziger See von Fischern mit
Garnen lebendig gefangen und in einer Natur- und Kunstgeschichte
von 1726 beschrieben wurde, ist wohl durch Sturm aus der Weichsel
dorthin verschlagen worden.
Im Jahre 1778 denunzierte ein Förster einen Besitzer, der in der
Brahe vermittelst zweier Fangeisen zwei Biber erlegt hatte.
Ein Biberbau war auf der Insel Bazar zwischen den beiden
Weichselbrücken bet Thorn bis zum Jahre 1785 zu sehen und wurde
als Seltenheit bewundert.
Eine durch Biber unterwühlte Wiese wurde 1796 bei einer Be-
reisung ds Drewenzflusses am rechten Ufer unterhalb N eu-
mark angetroffen, die nach allen Richtungen hin von Gängen durch-
setzt war.
Im Jahre 1826 wurde ein Biber oberhalb Thorn an der polni-
schen Grenze erbeutet und im Jahre 1830 ein anderes Exemplar in
der Nsgatam Ausflusse ins Frische Haff unterhalb Elbing
erlegt, wie auch nach einem anderen Berichte dieses Tier auf der
Frisechen Nehrung vorgekommen ist. Ein weiterer, unge-
wöhnlich wohlgenährter männlicher Biber wurde 1836 in der Niede-
rung zwischen Kulm und Graudenz unweit Podwitz im Zie-
kepp-See erschlagen.
Diese letzten drei Biber von 1826, 1830 und 1836 stammer
vielleicht sämtlich aus Russisch-Polen.
Der letzte Biber wurde in Westpreussen 1840 bei Thorn ge
fangen, falls man nicht einer anonymen Nachricht Glauben schenken
will, nach der 1885 ein Exemplar bei Kulm gefunden worden ist.
Auch an den Nebenflüssen der Weichsel, wie Ossa und
Schwarzwasser, konnten noch bis Ende des 18. Jahrhunderis
Eiber angetroffen werden.
Lit. Anon. (26), Boll (61), Brandt u. Ratzeburg (74), Brehın
u. Rossmässler (75), Bujack (82), Conwentz (102, 105, 106), Dahms
(125, 126), v. Flauss (165), Genthe (203), Grev& (230), v. Hippel
(280), Kahlert (282), Köppen (303), Perlbach (438), Th. Schmidt
(503), Siemiradzki (520).
Geographische Namen.
Bobrowitz, Kr. Marienwerder.
Bobrowo u. Bobrowisko, „ Strasburg.
Biberthal, „ Strasburg.
Bobrau, „ Strasburg.
Bebersbruch, „ Stuhm.
Försterei Bieberthal, „ Briesen.
Bobrowkenhof, Kr. Kulm.
Bebernitz, „ Berent.
Bibersbruch, „ Berent.
Der Bibrowo-See, „ Berent.
"Adlig-Bebernitz, „ Karthaus.
Bawerndorf, „ Karthaus.
Beverndorf, ». Karthaus.
Wawermitz, 5. „luohau.
Bobau, Br. ‚Stargardt,
Ein kleiner Mündungsarm der Nogat heisst noch heute Eee
Baberow, Daber und Dabermühle im Kr. Deutsch-Krone.
Die in Westpreussen, Brandenburg (Gr. Lichterfelde), England
usw. gelegentlich aufgefundenen sog. Otter- oder Biberfallen werden
von E. Krause als Entenfallen gedeutet (cf. S. 231 u. 316).
Lit Conwentz (103), E. Krause (308).
20. Ostpreussen.
Es ist auffallend, dass bis jetzt aus der Provinz Ostpreussen
weder diluviale Reste vom Biber noch — abgesehen von einem prähi-
storischen und einem Alluvialfunde — postglaziale bekannt geworden
sind. Auch in der Arbeit von E. Schirmacher: Die diluvialen Wirbel-
thierreste der Provinzen Ost- und Westpreussen (Diss., Königsberg
1882) wird der Biber nicht erwähnt.
Prähistorısche Funde.
Szontag-See zwischen Lötzen und Lyck.
In dem Pfahlbau des Szontag-Sees wurden zwei untere Nage-
zähne und ein Unterschenkelknochen eines jüngeren Individuums von
Biber entdeckt, daneben noch Reste vom Wolf, Fuchs, Bär usw. —
Bronzezeit. — Über Trapa natans siehe S. 338
Lit. Nehring (400), Virchow (570).
Aalen ade:
Skatnick, Kr. Rastenburg.
In der Universitätssammlung zu Königsberg liest ein Schädel
und ein Unterkieferfragment aus Alluvialschichten des Rittergutes
Skatnick.
Hastorische- Nachrichten.
Nach dem 13. Jahrhundert wurde dem Biber in erheblichem
Maasse nachgestellt, die Jagd auf ihn war frei, doch wurde für die
wertvolleren Bestandteile des Bibers, die zurückverlangt wurden, Ent-
schädigung bezahlt. So erhielten die Beuthner aus Kutzburg und
Willenberg zur Zeit der Hochmeister für den Schwanz, das Geil
und die „Haut“, die zurückverlangt wurden, einen Ersatz von 8 Scott
(etwa 4 Mark).
Häufig sind die Biber 1721 bis etwa 1730 im Samlande,
inNatangen, Litauen und Masuren in fast allen Ge-
wässern gewesen, vor allem im Timberfluss zwischen Labiau
und Tilsit, im Frisching, wo die Biber in dem sog. Biberteiche
in. Menge waren, im Pregel und an seiner Mündung, ferner in der
Dusıone, Angerapp 'und’eAlkez(Schippenbeil) "Um
1730 ist er noch in der Liebe und an den Osteroder Seen
vorgekommen.
Auf der Insel, welche von dem Haff, dem Pregel und von dem
Ankergraben umflutet wird, war südlich von Fischhoff bei Hol-
stein ein waldiges, 1737 völlig abgeholztes Terrain unter dem
Namen Biberstrand bekannt, welches lange Zeit eine Station der
Biber war.
Auch in dem Gebiete in dem grossen Delta der Memel
zwischen der Russ und Gilge waren früher die Biber verbreitet.
In einem amtlichen Berichte hierüber vom Jahre 1828 heisst es nach
Bujack: „Biber gab es vor ungefähr 50 Jahren bei Lyckerorth
am Kurischen Haff, woselbst sie sogar noch künstliche Baue
gchabt haben sollen; ferner am Flüsschen Augstumal, an dem
Haffbusen Lauck und in der Umgegend häufiger. Der letzte, der
im hiesigen Kreise einzeln angetroffen wurde, ward 1806 bei Minge,
Kirchspiels Kinten, erschlagen“. Anderer amtlicher Bericht aus der-
selben Zeit:
„Alle eingezogenen Nachrichten stimmen darin überein, dass
Biber noch etwa vor 20 oder 30 Jahren in den Gewässern der
Schneekenschen, Nemonienschen und Ibenhorst-
sehen Forst häufig gefunden worden sind und ein nicht unbedeu-
tender Gegenstand der Jagd waren. Seit dem gedachten Zeitpunkt
lässt sich nirgend mehr eine Spur von ihnen ermitteln. Namentlich
wurden im gräflichen DominioRautenburg, wo die Biber in der
Nähe der Meyrunschen Eszer ihre Baue hatten, die letzten
20*
vor 20 oder 30 Jahren geschcssen, seitdem aber keines dieser Tiere
mehr gesehen,“
In einer Beilage zu diesem Bericht: „Vor 20 oder 30 Jahren
haben sich sehr viele Biber in den Gewässern der Inse aufgehalten,
und ihren Bau so nah’ an einander gesetzt, dass im Scmmer die Kähne
in ihrer Fahrt dadurch behindert gewesen. In der Wilkis-Eszer,
wo sie sich sonst aufgehalten, ist keine Spur von einem Biberban zu
finden.“
In der Auxienne haben sie sich bis in die dreissiger Jahre
des 19. Jahrhunderts gehalten.
Eine litauische Deputation vom Jahre 1729 beklagt sich, dass
die Biber bei der Werderschen Mühle im Amte Heydekrug nicht
nur die Ufer und Dämme durchgraben, sondern auch Bäume fällen
und anderen Schaden anrichten.
Als im Jahre 1743 beim Vorwerke Legehnen im Amte
Kaymen die Dunausche Beek gereinigt werden sollte, wurden
aufAnordnung der Regierung die zahlreichen Biberdämme auseinander
gerissen und zerstört, die Tiere selbst aber getötet und ausgerottet.
Ein alter Plan der Dunauschen Beek vom Jahre 1749 zeigt nicht
nur die Punkte an, bis zu welchen die Baggerarbeiten im Laufe dreier
Jahre geführt wurden, sondern gibt auch die Biberdämme und Biber-
baue an.
Am 7. V. 1750 wurde ein Biber auf dem Vorwerke Klocken
erschlagen, 1800 waren an der Liebe bei Liebemühl am und
im Rettlow-See zwei Biberbaue vorhanden, deren einer von den
Bibern ncch nicht verlassen war. Etwas später wurde auch ein Biber
bei Brandenburg gefangen.
Um 1800 fand man an den flachen Ufern des Langen Sees bei
Warnen (Romintener Heide) noch bewohnte Biberbaue. Durch
Ablassen des Sees wurden die Biber vertrieben, kamen aber später
noch an einigen versteckten Stellen des Rominte- Ufers vor, und
an einem solchen Orte bei Theerbude wurde 1805 der letzte Biber
dieser Gegend von einem Holzhauer mit der Axt erschlagen. Andere
Nachrichten über das frühere Vorkommen der Biber liegen noch von
dem Dorfe Romau vor sowie von den waldigen Ufern der Pas-
sarge und von der Pissa, einem Nebenfluss der Memel.
Der letzte Biber Ostpreussens wurde 1844 bei Memel erlegt.
Lit. Barthels (46), Blasius (56), Boll (61), Brandt u. Ratze-
burg (74), Bujack (82—84), Dahms (126), Genthe (203), Hellwing
(255), v. Hippel (260), Zimmermann (606).
Geographische Namen.
Bieberstein, Gut, Kr. Sensburg.
Bieberstein, Dorf, „ Gerdaunen.,
Bieberswalde, Dorf, „ Osterode.
Bieberswalde, Dorf, „ Wehlau.
Bieberthal, Abbau, „ Ortelsburg.
Bobern, „ Byck.
Bewernick b. Heilsberg.
Unweit von Romau fliesst der Bibergraben.
Die Biber in Ermeland.
Nach Gebr. Grimm (233) Bebruwethen — Biberstätte, ein Gut
bei Ragnit, Kr. Ragnit (vgl. S. 325).
VI. Belgien.
Höhlenfunde.
Zahlreiche Höhlen Belgiens der Lütticher Gegend — sowie
die Höhle von Chokier— und viele andere werden als Fundstätten
für den Biber (z. T. „Castor priscus“ Schmerl.) angegeben, sie ver-
teilen sich wesentlich auf das Solutrden: Trou Magrite, Pont-A-Lesse,
und das Magdal&nien: Höhlen an der Lesse und der Maas bei Dinant,
besonders Trou de Chaleux, Höhlen bei Furfooz (Trou du Frontal,
Trou de Nutons).
Im einzelnen seien aufgeführt: Trou Magrite, Trou Balleux,
Trou de l’Ours, Trou du Frontal*), Trou de Nutons, Trou Rosette,
Trou de Chaleux (oberer Horizont), Trou de la Naulette (oberer
Knochenhorizont), Trou de Pont-A-Lesse. — Menschenreste oft
häufig.
In der unteren Knochenschicht der Höhlen im Mehaigne-
Tal ebenfalls Biber u. a. nachgewiesen; ältere Steinzeit, wohl Mou-
sterien.
Lit. Van Beveden (52), Dawkins (131), Dupont (149, 150),
v. Eichwald (633), Fraipont u. Tihon (178), Geikie (197), Rauber
(462), v. Sandberger (490), Schmerling (501), Woldrich (589).
Jüngere Funde und historische Notizen.
Ein Biberschädel wurde im Torfmoore von Doncek (Limburg)
entdeckt, zusammen mit einem Holzboote, einer kleinen Glasflasche
und Hirschgeweihen; im Torfmoore viele Süsswassermuscheln.
=) Nach Koken N. 1. f. Min. usw. 1908 I, Ref. S. 120 neolithisch.
In Flandern ruhen die Biberknochen nicht in dem Torfe,
sondern auf dem Sande, der dem Torfe als Unterlage dient. Zu der-
selben Zeit lebten dort Auerochs, Hirsch, Wolf, Hund, Fischotter,
Ziege.
In den Torfmooren von Destelberghe (Östflandern) wur-
den in einer Tiefe von 40 Fuss gefunden: Ochsenschädel, Hirschreste,
vier Schweine- und zwei Hundeschädel, zwei Biberschädel und der
Unterkiefer eines Menschen.
Biberreste werden auch von Gent angeführt, falls nicht der
eben erwähnte Fund auf Destelberghe (Bezirk Gent) zu beziehen ist.
Lit. Kurth (314), Lydekker (345), Morren (383), Spring (523).
Zahlreich ist der Biber früher an der M a a s gewesen; der letzte
Biber wurde nBrabant im Jahre 1848 erlegt.
Lit. J. H. Blasius (55), W. Blasius (56), Brandt u. Ratzeburg (74).
Geographische Namen.
Bever (Saint Antelinckx), Ostflandern.
Beverbeck (Achel) Limburg.
Bevere lez-Audenarde Östflandern.
Beveren lez-Courtrai Westflandern.
5 lez-Fournes 5
en lez-Roulers F
Beveren-Waes Ostflandern.
Beverhoutsveld Westflandern.
Beverloo Limburg.
Beversluys (Rotselaer) Brabant.
Beverst Limburg.
Bierbeek Brabant.
Bierbais R
Bierbeque Hennegau.
Bierme Namur.
Bievre "
?Bovenistier Lüttich.
VII. Niederlande.
Diluviale Funde vom Biber aus den Niederlanden scheinen nicht
bekannt zu sein, wie auch bei Tegelen (ef. S. 222) keine Reste von ihm
nachgewiesen wurden.
Eine tibia vom Biber fand sich in einer Pfahlbaustation bei
Maastricht, daneben: Cervus elaphus, Capra, Sus seropha, Bos
primigenius, Bos taurus, Equns caballus, Canis familiaris, Vögel; zahl-
reiche bearbeitete Gegenstände.
Lit. Anon. (622).
Dass der Biber in historischer Zeit an der M aa s häufig gewesen
ist, wurde oben erwähnt, ebenso war er früher zahlreich an der
Yssel.e Dort wurde !/, Stunde von Deventer im lahre
1799 ein Exemplar gefangen, und 1806 war an der Yssel noch ein
2 m hoher Biberbau zu sehen. Auf das frühere Vorkommen dieses
Tieres in Holland weisen auch zahlreiche Ortsnamen hin.
Lit. J. H. Blasius (55), Bonn (63), Brandt u. Ratzeburg (74),
Fitzinger (163), v. Hippel (250), Kurth (314), Woldrich (589).
Ortsnamen.
Bever, Oberyssel.
Beverdam .
Bevermeer, Guelderland.
Bevershoek, Süd-Holland.
Beversoord, ,„ 5
Beverstraat, Nord-Brabant.
Beverweert, Utrecht.
Beverwyk, Nord-Holland.
?Bovenkarspel, Nord-Holland.
Vlll. Luxemburg.
Wasserbillig.
Mehrere Reste vom Biber stammen aus dem Moseltal von
Wasserbillig. „Alteres Alluvium.“ Museum in Luxemburg.
Ortsnamen:
Biver und Bivingen.
Die Familie Frhr. de Biber, luxemburgischer Adel, führt den
Biber im Wappen.
IX. England und Schottland.
A. England.
Diluviale Vorkommen.
Forest-bed.
Beginnen wir mit den Ablagerungen der forest-beds, so war
schon Seite 223 gezeigt worden, dass man dort eine ganze Reihe ver-
schiedenaltriger Bildungen zu unterscheiden hat und das sich neben
Trogontherium Cuvieri u, a. auch Castor fiber vorfindet.
N
Die ältesten, sicher noch pliozänen Schichten, derCoralline Orag,
führen weder Trogontherium Cuvieri noch den Biber, beide treten
aber in dem nächst jüngeren Horizonte, dem Red Crag auf.
Während dieser Zeit trat England mat dem Kontinente in Landver-
bindung. Fundorte für den Biber des Red Crags sind Wood-
bridgeundBoyton.
Im fluviomarinen Norwich Crag, der Trogontherium
führt, finden wir Norfclk als Fundpunkt für Castor fiber an-
gegeben, der sich ebenfalls in der eigentlichen, etwas jüngeren forest-
bed-series von Norfolk vorfindet.
Lit. Dawkins (128, 130, 131), Forsyth-Major (170), Geikie
(197), Heer (251), Neumayr (410), Newten (412, 413), Rolle (479),
Rütimeyer (487), v. Sandberger (490, 491).
Ziegelerden (Brick-Earths) mit Corbieula fluminalis.
Die Fauna der unteren Ziegelerde des Themsetales bei Oray-
ford, Brith, Ddord und’@Gray?s=Thurr o ek meRssee
sowie die Ablagerungen bei Claeton umfassen unter zahlreichen
anderen Formen Homo, ÜÖervus megaceros, Elephas antiquus neben
Mammut, Canis vulpes, Castor fiber, Lutra vulgaris, auffallender-
weise auch Spermophilus erythrogenoides.
Auch in den Sanden mit Neritina fluviatilis vom Ingress-
Tale bei Greenhithe (Kent) fanden sich Biberreste.
Lit. Dawkins (129—131), Hicks (259), Lydekker (345), New-
ton (414), Owen (430), v. Sandberger (490).
Aus dem Diluvium von Chatteris (Cambridge) werden
ebenfalls noch Biberreste angeführt.
Lit. H. v. Meyer (367), Okes (425).
Hohlentunde:
Kenthöhle bei Torquay.
In der Kenthöhle selten Biber nachgewiesen, häufiger Höhlen-
löwe, Höhlenbär, grauer Bär, Rhincceros tichorhinus, Cervus elaphus,
C. tarandus.
Lit. Dawkins (130, 131), Joly (279), Ralph (457).
Beim Studium des englischen Diluviums ist zu berücksichtigen,
dass ein geringer Teil Englands eisfrei geblieben ist, da das Inlandeis
die Themse nicht überschritten hat; aus beiden Gebieten liegen Biber-
funde vor.
ER
Prähistorische Funde
Biberknochen befinden sich unter den Resten, die in den Pfahl-
bauten von Holderness gesammelt wurden.
Lit. Munero (390).
Postglaziale Reste.
Zahlreiche Fundorte von Biberresten, meist aus Torfmooren
stammend, werden aus England angeführt, so das
Watcham-Moor, bei Ely, Cambridgeshire,
das Isleham-Moor, bei Cambridge,
Walthamstow, Essex,
Copford, Essex,
das Ditton-Moor, Uambridgeshire,
das Moor von Lincolnshire,
das Moor bei Ely, Cambridgeshire,
Burwell-Moor, Cambridgeshire,
Lea-Tal bei Walthamstow,
Torf von Newbury,
Torf von Berkshire,
Torf (Neolithikum) von Faringdon.
Im allgemeinen besteht die pcstgelaziale Torffauna Englands aus
folgenden Arten: Bos primigenius, B. longifrons, Fuchs, Wolf, Biber,
Reh, Hirsch, Cervus euryceros, Rentier, Otter, Marder, Wildschwein
und brauner Bär.
Ein ziemlich gut erhaltener Schädel nebst zwei Unterkiefern
vom Biber aus einem Torfmoore von Cambridge befindet sich im
Museum für Naturkunde zu Berlin.
Auch aus den Flussanschwemmungen Englands sind Biberreste
bekannt.
Lit. Anon. (1, 623), Bell (49), Brown (76), Dawkins (131),
Geikie (197), Lyddekker (345), Newton (416), Woldrich (589).
Historische Nachrichten.
Der Biber war den angelsächsischen Eroberern inYorkshire
bekannt, die Beaverley nach ihm nannten. Später, zur Zeit des ersten
Kreuzzuges, wurde er an den Ufern des Teifi bei Cardigan
(Wales) gejagt und wird zum letzten Male im Jahre 1180 als seltener
Bewchner dieses Flusses erwähnt.
Wenn dagegen Stejneger den Biber unter den 20 nach England
eingewanderten sibirischen Elementen aufführt, die jetzt noch dort
leben sollen, so ist das ein ebenso grosser Irrtum, wie die Angabe,
we
dass die Moränen durch schwimmende Eisberge entstanden seien.
(19011)
Lit. Anon. (1, 623), Bell (49), Brown (76), Dawkins (131),
Harting (243), Schenkling-Prevöt (495), Stejneger (532), Taylor (553).
Ortsnamen:
Beaver, Ort.
Beverley, Grafschaft York, Stadt.
Boverton, Grafschaft Glamorgan.
Castor, Ort bei Peterborough.
Weitere Namen siehe bei Taylor (553).
B. Schottland.
Postglaziale Reste vom Biber sind in Schottland aus
Torfmooren nicht selten zum Vorschein gekommen. In einem allu-
vialen Wiesenmergel konnten an Säugetieren bestimmt werden Bos
primigenius, B. longifrons, Wildschwein, Hirsch, Reh, Elch, Riesen-
hirsch (selten in Schottland, häufiger in Irland), Rentier, Ziege, Wolf,
Fuchs, Wildkatze, Biber. Andere Biberreste stammen aus einem
Kalktuffe der Grafschaft Berwiek. Im übrigen muss auf die
Arbeit von Wilson verwiesen werden. Im späterer historischer Zeit
ist wiederholt (so noch 1886) der Versuch gemacht worden, kana-
dische Biber in den Flussgebieten des schottischen Hochlandes anzu-
siedeln, auch hier ohne Erfolg.
Lit. Blasius (56), Friedrich (186), Geinitz (200), Holl (637),
Langkavel (320), Rothpletz (481), Wilson (585), Woldfich (589).
Bemerkenswert ist, dass nach Blasius (56), Leith (326) und
Muncro (390) in Irland niemals Spuren vom Biber gefunden wor-
den sind. |
X. Doggerbank.
Mitten in der Nordsee (siehe Tafel I) erhebt sich von etwa 50 bis
13 m die durch ihren Fischreichtum ausgezeichnete submarine Dogger-
bank, auf der Knochen von Mammut, Bison, Urochs, wollhaarigem
Rhinoceros, Wildpferden, Rentieren, Elehen, Hyänen, Bibern usw.
noch heute gedregt werden. Diese Ablagerungen werden als Schotter
des alten Rheinlaufes gedeutet, der in früherer Zeit erst nördlich
dieser Erhebung endigte. H
Lit. Krümmel (312), Lydekker (345).
— 301 --
Xl. Dänemark.
Die bekannten forest-beds Ostenglands scheinen vormals eine
viel grössere Verbreitung, vor allem nach Osten hin, besessen zu haben.
Sarau (Medd. dansk. geol. Fören. 4. 1897) fand nämlich beim Kopen-
hagener Freihafen in einer Moräne verschleppte Blöcke von Holz-
und Süsswasserconchylien führendem Sand, Ton und Torf, welche
mit dem englischen Uromer forest-bed identifiziert werden konnten
und deren Anstehendes in dem Ostseebecken zu suchen ist [Geinitz
(200)]. Vielleicht wird es später einmal gelingen, das Anstehende auf-
zufinden und Trogontherium, Castor fiber u. a. darin nachzuweisen,
doch sind bisher Überreste des Bibers weder aus präglazialen noch aus
interglazialen Schichten Dänemarks bekannt geworden.
Kjökkenmöddinger.
Aus dem älteren Neolithikum (,„Mesolithikum“), dem Beginne
der Fichtezeit, stammen die sogenannten Kjökkenmöddinger, die in
erheblicher Anzahl an der Ostküste Dänemarks, aber auch sonst (z. B.
in Nordamerika, S. 331) auftreten. Diese Küchenabfälle bestehen aus
ungeheuren Mengen weggeworfener Schalen der Auster, die heute nicht
mehr in der Ostsee lebt (?/,, von allen Resten), von Mytilus edulis,
Cardium edule und anderen Schaltieren, ferner aus Resten von Fischen
Vögeln und Säugetieren. Unter den letzteren überwiegen Hirsch, Reh
und Wildschwein bei weitem (79% aller Knochen), aber es kommen
auch vor Auerochs, brauner Bär, Wolf, Fuchs, Katze, Luchs, Marder,
Igel, Seehund, Tümmler, Biber, Wasserratte und Maus. Überreste
von nordischen Tieren fehlen gänzlich oder sind wie die des Rentieres
sehr selten, ebenso fehlen sämtliche Haustiere mit Ausnahme des
Hundes, nämlich Huhn, Schaf, Ziege und Pferd.
Um einen Begriff von der Reichhaltigkeit dieser Abfallshaufen
zu geben, sei auf die Kjökkenmöddinger von Ertebölle in Jütland
hingewiesen, die 9000 Artefakte und über 20 000 Tierknochen ent-
hielten. Unter den letzteren befand sich als einziges Haustier wieder
der Hund, sonst Schwan, Ente, Wildschwein, Reh und Hirsch, seltener
Biber, Wildkatze, Luchs, Wolf, Bär, Dachs, Ur usw.
Lit. Buschan (85), Cartailhac (88), Dahms (126), Geikie (197),
Hörnes (262), Joly (279), Lubbock (343), Morlot (382), v. Nordmann
(421), Rauke (460), Ratzel (461), Rauber (462), Reinhardt (470),
Steenstrup (526, 528), Vogt (572), Winge (587).
Andere:postelazraleirkunde.
Das wechselvolle Schicksal der Ostseeländer ist bekannt. Die ver-
schiedenen Faunen der einzelnen Ablagerungen werden immer reich-
haltiger, je mehr wir uns in der Geschichte dieses Gebietes historischen
Zeiten nähern. In all’ diesen verschiedenen Sedimenten ist der Biber
nachgewiesen worden, und zwar in den Schichten mit Populus tremula
zusammen mit Cervus alees und Rangifer tarandus; der Beginn der
Aneylus-Zeit (Auftreten der Kiefer) sowie das Ende dieser Periode
(Einwandern der Eiche) sah den Biber, der auch zur Litorina-Senkung
keineswegs fehlte. Von den einzelnen Fundorten des Bibers sei nur
dass Maglemosse-Moor (Föhrenzeit) bei Mullerup auf
Seeland angeführt, wie auch Steenstrup früher einen Biberfund
aus einem Torfmoore Seelands nachwies. Fine Schädeldecke vom
jiber wurde 5 Ellen tief im Moore von Brordrup, südl. von
Roskilde gefunden. Im übrigen muss auf die Arbeit von Winge hin-
gewiesen werden, der 42 dänische Fundpunkte vom Biber aufzählt.
Von besonderem Interesse ist die Angabe, dass auch drei bearbeitete
subfossile Biberstöcke erwähnt werden. Der eine stammt aus einem
Moore von Moen, ein zweiter aus einem Moore von Vangede
bei Kopenhagen und ein dritter aus einem Moore vonSterningen
auf Fünen. — Auch Biberbauten aus früherer Zeit sind bei Durch-
forschung der Torfmoore entdeckt worden.
Lit. Dahms (126), v. Nordmann (421), Sarauw (492), Steen-
strup (525), Winge (587).
Xla. Grönland.
Jaeger untersuchte einen Biberschädel, den er durch Dr. v.
Barth aus Grönland erhalten hatte und fand ihn, abgesehen von der
geringern Grösse, fast vollkommen übereinstimmend mit anderen re-
zenten Biberschädeln.
Dahms erzählt von Geräten der Eskimos, bei deren Herstellung
Biberzähne als Instrumente verwendet worden sind. — Auf Island
hat es nie Biber gegeben.
Lit. Blasius (56), Dahms (126), Jaeger (274).
XI. Norwegen.
Auch aus Norwegen sind gleich Dänemark präglaziale oder
interglaziale Piberfunde nicht bekannt.
— 503. —
Kjökkenmöddinger.
In den Kjökkenmöddinger (cf. S. 301) von Norwegen konnten
bestimmt werden: zwölf Arten von Schaltieren, das Stirnbein eines
Menschen, ein Biberzahn, einige Hundeknochen und Knochen vom
Elch und Rentier.
Lit. Mestorf (364). |
Historisehe Nachrichten.
Während der Biber um die Mitte des 17. Jahrhunderts wahr-
scheinlich in den meisten waldigen Talschaften bis hinauf nach Finn-
marken verbreitet war, beschränkte sich 1885 sein Vorkommen
auf zwei verschiedene von einander getrennte im Süden des Landes
gelegenen Gegenden, nämlich auf den Lauf des Nidelv (mündet bei
Arendal ins Meer) in Nedenaes und auf den Krageröelv
inBamle (Drangedal).
Im Norden hat der Biber früher eine erhebliche Verbreitung
besessen, er ging über den 70. Breitengrad hinaus und wurde 1698
noch am Komagelv und 1828 nicht weit davon zwischen den Var-
angerfjord (70° n. Br.) und dem Tanafjord angetroffen.
Im höchsten Norden Norwegens lässt sich der Biber bis 1860 in Ta -
nadalen und bei Nesseby verfolgen, ist hier also weiter nach
Norden gegangen als in Nordamerika (cf. S. 332).
Noch heute lebt der Biber, durch Gesetze geschützt, in Nor-
wegen und zwar in den Ämtern Nedenaesund Lister-Man-
dal, in geringerer Anzahl auch im Amte Bratsberg; einige
wenige Exemplare haben sich ferner in den Ämtern Stavanger
undSönder-Bergenhus gezeigt.
Lit. Anon. (6, 27), Adam (626), Blasius (56), Boettger (629),
Brandt u. Ratzeburg (74), Collet (96, 97), Conwentz (105, 107), Cocks
(112), Friedrich (189), Harting (246), Köppen-Greve (303, 230),
Lorenzen (341), Olsen (650).
Geographische Namen.
Bjuraa — Biberfluss; die Baevra fliesst 413 m über dem Meeres-
spiegel in das Ottawasser.
XII. Schweden.
Diluviale Reste vom Biber scheinen in Schweden gleichwie in
Norwegen und Dänemark zu fehlen.
N
Postglaziale Funde.
Aus der Dolmenzeit ist ein 33 m über dem Meere am Dorfe
Äloppein der Gemeinde Nysätra (Upland) gelegenes Torfmoor be-
kannt geworden, in dem sich massenhaft Knochen vom Schwein, Elch,
Biber, Phoca foetida u. a. fanden.
Lit. Sernander (517).
Von einem anderen, an Tierresten sehr reichen Dolmenfunde
wird aus Westgotland berichtet, es konnten bestimmt werden
Pferd, Hund, Schaf, Ziege, Schwein, Wolf, Fuchs, Vielfrass, Biber
und Dachs. — Nur Steinsachen.
Lit. Ratzel (461).
Bei der Besprechung postglazialer dänischer Funde ist schon
darauf hingewiesen worden, dass sich der Biber in allen Schichten da-
selbst vorfindet. Ähnliches ist auch von dem postglazialen Biber
Schwedens festzustellen. Man kennt Reste von ihm aus der Zeit des
baltischen Binnensees (— Aneyluszeit) zugleich mit Bos primigenius,
Bison priseus, Bär, Wolf, Biber und Eleh. Aber aus noch älteren
Ablagerungen scheint hier der Biber bekannt zu sein, wenn auch
nicht durch Knochenreste, so doch durch benagte Stämme, z. B. im
Gottersäter Moor am See Längen im nördlichen Nerike. Das
Profil ist folgendes:
Sphagnum-Torf,
Waldmoor, Stubbenlager (von Kiefer, Birke und Eller),
Biberbenagte Stämme, Gyttja mit Trapa (vgl. S. 338), Nuphar,
Nymphaea, Potamogeton, Quercus usw. Diatomeen.
Ob aber wirklich die tiefste Schieht noch als Äquivalent der
Dryas-Tone aufzufassen ist, wie man angenommen hat, erscheint
vielleicht fraglich, da doch Quercus schon auf ein wärmeres Klima
hinweisen dürfte.
Auch aus einem Torfe in der Nähe von Ludvika sind vom
Biber benagte Hölzer bekannt (z. T. Birke), die sich 1890/91 in 2,1 m
Tiefe fanden, ebenso von Rörken, Kirchspiel Vaksala (Upland),
wo ein biberbenagter Stamm im oberen Teile der Gyttja entdeckt
wurde.
Der Reichtum Schwedens in früherer Zeit an Bibern erklärt
es, dass häufig ganze vorgeschichtliche Biberbaue in Torfmooren auf-
gefunden werden. Einer der am besten studierten Biberbaue ist 1904
— 305 —
in dem sog. Gotenmoore bei Aspho (Spinnskatteberg) in
einer Tiefe von 2 m aufgedeckt, dessen Hauptban einen Durchmesser
von 3 m besass. Unter dem an Schnittspuren reichen Baumaterial
wurden auch Überreste vom Haselstrauch entdeckt, dessen Auftreten
im nördlichen Schweden der Eichenperiode (Ende der Ancyluszeit)
entspricht.
Lit. Anon. (33), de Geer (196), Geinitz (200), Meves (660),
Nathorst (392), Ratzel (461), Sernander (516, 517), Sernander u.
Kjellmark (518).
Im Westpreussischen Provinzialmuseum zu Danzig liegen zwei
Erlenstammstücke, die vom Biber benagt sind und 1897 aus einem
Moore bei Upsala ausgegraben wurden.
Historische Nachrichten.
Bei Genow hatte Linn& 1732 zum ersten Male Gelegenheit,
einen frisch erlegten Biber zu sehen, 1767 ist der Biber in Schwedisch-
Lappmarken häufig, 1798 wird angegeben, dass er spärlich in der
F'yrisnoch lebe. Über sichere Spuren des ehemaligen Vorkommens
von Bibern im südlichen Medelpad, acht Meilen von Sundsvall
am Grana in Norrland, wird 1844 berichtet. Schliesslich ist auch
der Biber am Anfange des 19. Jahrhunderts in Jemtland vor-
gekommen.
Ende der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts wurden aus
dem zoclogischen Garten auf Högholmen bei Helsingfors
finnische Biber nach Schweden gebracht und auf der Ingar-Oe
bei Stockholm ausgesetzt.
Die Stadt Hörnesand im mittleren Schweden führt von
Alters her den Biber in ihrem Wappen.
Lit. Blasius (56), Brandt (68), Brandt u. Ratzeburg (74), Con-
wentz (102, 108), Dahms (126), Sernander (516).
Ortsnamen.
Bjurbäck, d. i. Biberbach in Westgotland. :
XIV. Österreich -Ungarn.
1. Böhmen.
Diluviale Reste vom Biber werden nur allgemein, ohne
nähere Fundorte, aus Böhmen, Mähren und Nieder-Österreich an-
gegeben.
Ba ne
Ein Unterkiefer vom Biber wurde bei Lissa an der Elbe ge-
funden, nach gütiger mündlicher Mitteilung des Herrn Prof. Fritsch-
Prag zusammen mit Elephas primigenius, doch beide sicher ver-
schleppt.
Neolithische Knochenreste des Bibers sind vom Hradist&
bei Kuttenberg bekannt. Neben Castor fiber zahlreiche wilde
und Haustiere. Mittleres Neolithikum.
Aus dem Beginne der Metallzeit stammen Reste vom Biber
aus dem Hrädek bei Caslau.
Andere Biberreste deuten auf seine frühere Anwesenheit im
Flussgebiet der Eger hin: so wurde ein Schädel aus der Saazer
Gegend am Ufer der Eger gefunden.
Ein Zahn vom Biber wurde im Torfe von Eisenstadtl bei
Gitschin entdeckt nebst anderen rezenten Säugetieren und vielen
auf Steppenformen hinweisenden Süsswasserschnecken. — Museum
des Königreichs Böhmen.
Lit. Kafka (281), Mojsisovics v. Mojsvar (377), Woldfich
(588, 592). =
Historische Nachrichten.
Zahlreiche Abhandlungen besitzen wir über die frühere Ver-
breitung des Bibers im südlichen Böhmen, wo er besonders an der
Nezarka und anderen Flüssen heimisch war. Wir folgen hier
wesentlich den Ausführungen von Böhmerle und Kahlert.
Die älteste Erwähnung der Biber auf der Herrschaft Lusnitz
und Nezarka datiert vom Jahre 1522, doch sind sie zu Anfang
des 18. Jahrhunderts in Böhmen ganz ausgestorben. Im Jahre 1773
wurden zwei Biber von Polen nach Rothenhof bei Krumau
gebracht, wo sie sich bis zum Jahre 1791 auf 17, bis 1800 auf
21 Stück vermehrten. In diesem letzten Jahre wurden zwei Exem-
plare bei dem Teiche Belovy in der Nähe von Wittingau aus-
gesetzt, die aber entkamen und später erschossen wurden. Im Jahre
1809 wurden abermals acht Biber von der Herrschaft Krumau
nach Wittingau verschickt und im Neubache ausgesetzt. In
Freiheit gesetzt vermehrten sie sich 1809—24 ungeheuer und ver-
breiteten sich im Norden bis gegen Tabor und im Süden bis
Gmünd. Infolge der Besorgnis, die Biber möchten den Damm
am Neubache, woselbst sie mehrere Baue aufgeführt hatten,
durchbrechen, wurde 1835 die Erlaubnis erteilt, sie in Eisen zu fangen,
und von diesem Zeitpunkte an geht ihre Anzahl infolge der Ausrot-
tung erheblich zurück.
Etwa um dieselbe Zeit zeigten sich mehrere Biber ganz nahe
bei Pragin der Moldau auf der sog. Judeninsel, später auch, da
sie hier beunruhigt wurden, auf der nahe gelegenen Maltheser- und
Schützeninsel und flüchteten, auch von hier vertrieben, auf die Hetz-
insel, um bald gänzlich zu verschwinden. Ein Biberteich befand sich
vielleicht noch etwas später auf der Familienherrschaft Hollitsch
zwischen dem gleichnamigen Schlosse und dem Dorfe Koptschan, er
beherbergte eine zahlreiche Biberkolonie.
Von Wittingen (z. B. Weltteich) aus verbreiteten sich die
Biber auch nach Platzund Chlumetzim Kreise Budweis, ferner
nach Nezdascehow, Beehin, an den Blato-See (Gezero,
wo die ersten Biber Böhmens gewohnt haben sollen) und fanden sich
endlich in einem kleinen Biberteiche beim Stifte Osseg (Kr. Leit-
meritz).
In Mezimosti wurde 1841 ein Biber geschossen, 1855 be-
stand noch ein Biberbau am Neubache auf der Herrschaft Wittin-
gau und nicht lange danach hat eine Biberfamilie am linken Ufer
des Neubaches unweit Wohnuta den Grund zu einem Baue gelegt;
im Jahre 1865 beobachtete man noch eine Kolcnie von Bibern an
der Lusnitz. BeiProtiwin wurde noch Anfang der 70er Jahre
ein Biber gesehen.
Der letzte in Freiheit befindliche Biber wurde 1876 bei Hamer
unweit Wittingau ausgegraben und in den Rosenberger Teich, in dem
sich noch andere Biber befanden, zur Zucht ausgesetzt. Sie starben
bis auf zwei Exemplare, die 1873 auf der Weltausstellung in Wien
gezeigt wurden. Im Januar 1883 ist der letzte Biber eingegangen,
und die Angabe von Railliet von 1895, dass noch einige Biber ın
Böhmen vorkämen und die von Schmiedeknecht, der noch 1906 den
Biber für Österreich anführt, sind hinfällig.
Ein ausgestopftes Exemplar von Wittingau ist im Museum des
Königreichs Böhmen zu Prag ausgestellt.
Lit. Böhmerle (60), Dahms (126), Fitzinger (163), v. Frauen-
feld (182), Friedrich (186), v. Hippel (280), Kafka (281), Kahlert
(282), Mojsisovies v. Mojsvär (377), Prine (652), Railliet (456),
Schlegel (497), Schmiedeknecht (504), Sr. (489).
Ortsnamen.
Bober, Dorf, Bez.-H. Trautenau.
Biebersdorf, südlich Tetschen, an der Bieber.
— 308 —
2. Österreich.-Schlesien.
Auf die frühere Anwesenheit des Bibers in Österr.-Schlesien
scheint nur der Ortsname Bobrek, Bez.-H. Tetschen, hinzuweisen.
3. Galizien.
Prähistorische Funde.
Mnikoöw bei Liszkı.
In dem Höhlengebiete bei Mniköw westlich von Krakau an
den Ufern des Sankabaches unterscheidet man jedesmal drei Schich-
ten: 1. lehmige Dammerde (10—20 cm), rezente Knochen von
Wildtieren, aber keine Spur der Anwesenheit des Menschen, 2. lehmig-
sandige Dammerde mit Kalksteingeröll, bis 1 mı mächtig, neolithisch ;
wenig‘ Haustiere, viel Wildtiere, u. a. Biber. 3. Höhlenlehm mit
grobem Schotter, Diluvium.
Lit. Hoernes (263), Ossowski (427), Walecki (657).
»
Historische Nachrichten.
In Galizien ist der Biber früher weit verbreitet gewesen, so
wird er schon von Herodct oberhalb der Karpathen angeführt.
In den Jahren 1791—93 hatte der Biber am Bögflusse
(= Bug) eine Zufluchtsstätte, eine andere kleine Kolonie wurde 1793
bis 1794 im Tale von Rodatyeze, ungefähr 4 km westlich von
Grödek beobachtet. Mehrere Exemplare wurden etwa 1829 in der
Weichsel bei Krakau gefangen, seltener war er Mitte der sechziger
Jahre am Bug bei Carogrod und Terespol. Nach Zawadzki
lebten noch 1840 bei Carogrodam Bug und auf der Herrschaft
Rodatyeze an der Wisnia einige Biberfamilien. Ein Biber
wurde 1848 in Tröjca bei Toporöw am Styrflusse erlegt,
und bei Dobrotwor sowie bei Lezaysk am San sollen nach
einer Mitteilung von 1861 noch häufig Biber vorgekommen sein.
Jedenfalls waren sie früher in Galizien recht häufig, besondere
Wächter — bobrownikı — hüteten die Biberplätze.
Lit. Blasius (56), Böhmerle (60), Brandt u. Ratzeburg (74),
Dahnis (126), Fitzinger (163), Mojsisovies v. Mojsvär (377), Schenk-
ling-Prevot (495), Woldrich (589), Zawadzki (603).
Viele Ortsnamen weisen auf die frühere Anwesenheit des
Bibers in Galizien hin, so die in den Karpathen gelegenen Ort-
schaften Bobröcz, Bobrocze und Bobrornik, ferner folgende Namen:
— 309 —
Bobrek, Gem., Bez. - H. Chrzanow.
Bobrka, Stadt, Bez.-H. Bobrka.
Gem., Bez.-H. Lisko am San.
” „ » » Krosno.
Bobroidy, Dorf, Bez. - H. Rawa ruska.
Bobrowa, Gem., Bez. -H. Ropezyce.
2)
Bobrowka, ,„, al dareslaw.
Bobrowniki, ‚, Er Buczuez.
a male, Gem., Bez. - H. Tarnow.
” wielkie, 22 2»? ” ”
4. Mähren.
Höhlenfunde.
Tautsch.
Aus der Fürst Johann-Höhle bei Lautsch stammen Höhlenbär,
. Wolf, Fuchs, Bos primigenius und zusammen mit diesen zwei
Menschenschädel (Cro-Magnon Rasse), ferner durchlochte Zähne vom
Ren und Biber.
Lit. Szombathy (551).
Sipka-Höhle bei Stramberg.
Gliederung:
Alluvialschicht.
0,3—1,5 m gelbbrauner diluvialer Lehm. Steppenfauna.
0,30 m Schotter mit gespaltenen, auch benagten Tierknochen,
bearbeiteten Quarzitstücken, Spuren von Holz- und Knochen-
kohlen.
4. 0,15—0,60 m sandiger Lehm mit Knochenresten.
Aus 2 + 3 + 4 wurden 80 000 Stück Knochen gesammelt, da-
von waren 15 000 bestimmbar: Höhlenbär 80%, Pferd 41/,%,
Ur + Wisent 3%, Nashorn, Rentier, fossiler Hirsch | 2%, Höhlen-
löwe 1!/,%, Wolf 1%, Mammut und Höhlenhyäne fast mit je 1%,
Hase und Fuchs je !/;%. In 4 eine untere Humerushälfte vom Biber.
Chelleo — Mousterien.
Lit. Maska (355).
By&i skäla-Höhle zwischen Josephsthal und Kiritein.
In den obersten Partien der mehrere Meter mächtigen Alluvialsande
dieser Höhle konnten Reste vom Hirsch, Biber, Reh, Schaf, Hund
ww m
DIE:
— 310 —
und Menschen nachgewiesen werden. Darunter Magdalenıen ohne
Biber.
Lit. Wankel (580).
Kostelik-Höhle bei Mokrau (= Pekärna, Mokrauer
Höhle, Divarıka, zwischen den Dörfern Ochoz und Mokrau, östlich
der Bezirksstrasse Brünn—Kiritein im oberen Ritkatale).
Castor fiber selten (drei Reste). Wesentliche Funde: Pferd 42%,
Schneehase 25%, Ren 20 %, Eisfuchs 5%, Schneehuhn 3%, Wolf
2%, gem. Fuchs 1%, Rind und Bär je !/;%, Rhinoceros + Edel-
hirsch + Hiyäne + Kolkrabe 1%. Ältere Steinzeit, Magdalenien.
Lit. Kriz (310), Maska (355).
In der Sveduv stül-Höhle fünf Reste vom Biber auf-
gefunden.
Dit. -Kri2=(310):
Balearhöhle bei Ostrow.
Die Höhle enthielt vier paläolithische Brandstätten mit vielen
Tierresten, darunter auch Castor fiber.
Lit. Knies (296).
Baltlasarhöhle bei Ostrow.
Die Balthasarhöhle ist eine der 17 Höhlen Mährens, die neben
reicher diluvialer Fauna auch Reste des diluvialen Menschen geliefert
haben. Im postelazialen Schichten Castor fiber. — Anusgebeutet 1893
und 1899.
Lit. Frh. v. Andrian-Werburg (40).
Kulna-Höhle ım Talkessel von Sloup.
In der Kulna, eine der grössten Höhlen Mährens, im alluvialen
Lehme Biber gefunden, in den darunter liegenden Diluvialschichten
nicht.
Lit. Kriz (309, 311).
Lössfunde.
Predmost bei Prerau.
Sehr reich ist die Lössfauna von Piedmost am Ausgange des
Be@va-Tales, in der man drei Kulturschichten unterscheiden kann, in
deren unterster sich besonders zahlreiche Reste vom Mammut fanden
nebst solchen vom Moschusochsen u. a.
— 3ll —
Die Lösswand ist 8—9 m hoch, in ihr lag bei 2—2,5 m unter
Tage die ausgedehnte Kulturschicht, 10—80 cm mächtig. Die Fauna
ist sehr vollständig, ausser grossen Raubtieren wie Höhlenbär, Höhlen-
löwe, Höhlenhyäne fanden sich wollhaariges Nashorn, Wildpferd.
Wisent, Hirsch, Reh, Elch, Biber, Wolf, Marder, aber auch Tiere
eines kälteren Klimas wie Rentier, Schneehase, Moschusochse, Eis-
fuchs, Vielfrass, Halsbandlemming, Schneehuhn und andere Vögel
der arktischen Zone, ferner Gemse und Steinbock. Ausserordentlich
häufig waren Mammut und Wolf. — 1500 Silex. — Ältere Steinzeit.
Lit. Hoernes (263), Maska (354, 355), Reinhardt (470).
Brunn.
Im Löss von Brünn konnten nachgewiesen werden: Rhinoceros
tichorhinus, Equus caballus, Bison priseus, Alces palmatus, Rangifer
tarandus, Megaceros hibernieus, Cervus elaphus, C©. capreolus, Ursus
spelaeus, Hyaena prisca, Lupus spelaeus, Vulpes lagopus, Meles taxus,
Castor fiber. — Homo. Ältere Steinzeit, Solutreen.
Lit. Makowsky (349).
Arluvıale Kinde
Ernossnitz.
In der Nähe der Beleckym-Mühle bei Prossnitz im Alluviun
Reste vom Biber gefunden.
Lit. Knies (295).
Historische Notizen.
Gegenwärtig ist der Biber auch in Mähren völlig verschwunden,
er war aber noch 1820 (wohl kaum 1520, wie Fitzinger angibt) in
Menge an den Teichen daselbst anzutreffen.
Lit. Fitzinger (163), Mojsisovies v. Mojsvär (377).
Ortsnamen.
Bobruwka, Bez.-H. Neustadl.
Ober- und Unter-Bobrau, Bez. -H. Neustadl.
5. Ober- und Nieder-Österreich.
Höhlenfunde.
Gudenus-Höhle bei Krems, Niederösterreich.
Biberreste aus der Gudenus-Höhle erwähnt, ältere Steinzeit,
Magdal£nien.
Lit. Woldrich (590).
Pfa.htbauten:
Seewalcehen am Attersee, Oberösterreich.
In den Pfahlbauten daselbst wenige Tier- und Pflanzenreste
gefunden, darunter der Biber.
Lit. Gundacker Graf Wurmbrand (599).
Historische Nachrichten.
In Ober- und Niederösterreich ist der Biber nicht nur an der
Donau, sondern auch an ihren Nebenflüssen wie March, Ybbs,
Enns heimisch gewesen. Als häufig wurde er noch in der ersten
älf ss vorigen Jahrhunderts von rnau an HR
Hälfte des vorigen Jahrhundert Be an der Traun
(1825) in der Nähe von W els angeführt.
Bis zum Jahre 1856 traf man in verschiedenen Armen der
Donau Biberbaue an, und zwar bei Niederwallsee unter-
halb Linz wie auch bei Stadlau unweit Wien, ferner bei
Asparn (Äspern) an einer Donauinsel Biberhaufen‘“ bei
” P)
Mannswörth und Fisehamend an der Einmündung der
FischaindieDonauundan der Leitha in der Umgegend von
Ebenfurth. Im Zoologischen Musenm zu Wien befindet sich ein
Exemplar, welches 1821 bei Stadlau und ein anderes, welches
. ?
1829 bei Asparn geschossen wurde.
Die Angabe von Rancillio, dass der „Biberhaufen“ nicht weit
c G ’ ”
von Asparn (Aspern) und Essling noch 1903 eine Biberkolonie
beherbergte, die dauernd geschont werde, ist nach Nachricht des k. k.
Oberstjägermeisteramtes vom Jahre 1903 nicht richtig. Genthe
oO
hat darüber genaue Erkundigungen eingezogen, nach denen einmal
gung sezogen,
jener Biberhaufen seit Jahrzehnten der ackermässigen Bewirtschaf-
tung dient, während andererseits der letzte Biber in den dortigen
Donauauen in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts er-
8 8
legt wurde. Einige wenige zahlenmässige Angaben mögen noch folgen.
Dicht bei Wien wurde 1821 ein Biber geschossen, 1834 ein Exem-
{o) B)
plar bi Krumnussbaum, 1850 drei Stück bei Petronell
und im Jahre 1863 die beiden letzten Exemplare in der Gegend von
Fischamend.
Lit. Böhmerle (60), Brandt u. Ratzeburg (74), Fitzinger (161,
163), Genthe (204), Lachmann (315), Rancillio (458), Schenkling-
Prevöt (495), Schlegel (497).
Ortsnamen.
Biberbach, Niederösterreich, Bez.-H. Amstetten.
— 33 —
6. Salzburg.
Im unmittelbaren Anschluss an das Seite 247 erwähnte Vor-
kommen der Biber in Bayern sei das Gebiet von Salzburg an-
geführt.
Die Verordnungen des Erzstiftes Salzburg zum Schutze der
Biber waren von beispielloser Strenge und standen nicht nur auf dem
Papier, sondern wurden auch mit aller Schärfe durchgeführt. Trotz:
dem haben sie das Abnehmen der Biber schliesslich doch nicht
hindern können. Diese Jagdgesetze, über die uns Jäckel berichtet,
seien ihrer Merkwürdigkeit wegen hier wiedergegeben.
„Nach einer Verordnung des Erzbischofs Joh. Ernest von 1699
hatte derjenige, der einen Biber schoss oder beschädigte, Galeeren-
strafe zu gewarten. Nicht minder streng, ja noch strenger waren
die salzburgischen Jagdordnungen von 1752 und 1769, insbesondere
die von 1772. In letzterer wurde das unterm 16. Januar 1769 ergan-
gene General-Mandat bestätigt, wonach derjenige, so einen Biber
fing oder schoss, zum Ersatz dieses Thieres 50 fl., oder, da er diesen
noch höher verwerthet zu haben gestand, oder überwiesen wurde,
auch den über 50 fl. erlösten Preis „Unserem Cammeral“ zu ver-
güten, dann nebsthin zur Strafe 6 Gerichtswändl zu bezahlen hatte,
im Unvermögenheitsstand aber 4 Jahre zur erzstiftischen Militz und
wofern er hierzu nicht tauglich war, auf 2 Jahre in das Arbeitshaus
geliefert wurde, wobei nebens auch ein solcher Verbrecher, wenn er
erzstiftisch und unangesessen war, ein Bauerngut, Schiffahrt,
Fischerei oder anderes Gewerb und Gereehtigkeit an sich zu bringen,
ein Ansässiger aber auf ein anderes zu kommen für unfähig erklärt
wurde. Gestand einer bei der ersten Inquisition mehrere Biber-
fänge ein, oder wurde er deren rechtlieher Ordnung nach- über-
wiesen, so hatte er für jedes Stück den Ersatz mit 50 fl. und wenn
er ein Mehreres dafür erhalten, auch den Mehrerlös zu leisten, dann
zur Strafe nebst der Unfähigkeit des Gutsbesitzes für das erste Stück
4 Gerichtswändl, für jedes der übrigen aber 2 Gerichtswändl abzu-
führen, oder bei Zahlungsunfähigkeit den ersten Biber mit 4jähri-
gem, jeden der übrigen aber mit einjährigem Soldatenleben, oder
wenn er hiezu untauglich, statt der 4jährigen Militz mit 2jährigen
und für die einjährige Militz mit einer halbjährigen Arbeitshausstrafe
abzubüssen. Sobald aber Jemand das zweite Mal wegen Biberfangens
in Inquisition gerieth und solcher wiederholter That durch eigene
Bekenntnis oder andere Überweisungsproben fällig befunden wurde,
— 3l4 —
so hatte er nicht nur jedes Stück nach dem obbestimmten Werthe
zu ersetzen, sondern er wurde zur Strafe einer auswärtigen Militz
übergeben und zugleich des Landes auf ewig verwiesen, ein Untaug-
licher aber mit Abschwörung der Urphed auf ewig aus den erzstifti-
schen Landen verbannt. Jene, welche zum Biberfang: mit Rath und
Unterschleif an Handen gingen oder sich bei dem Verkauf als Unter-
händler gebrauchen liessen, auch diejenigen Handwerksleute, als
Schlosser, Schmidte, Zimmerleute, oder wer diese immer sein moch-
ten, welche Fallen oder Schlageisen verfertigten, wurden in dem
nämlichen Grad und mit der Schärfe wie der Hauptthäter selbst be-
straft, nicht minder auch in dem Falle, wo letzterer den Ersatz des
Bibers in Geld zu leisten nicht im Stande war, zur Strafe angehalten.
Die Käufer, welehe einen Biber von Jemand, wer es immer sein
wochte, ohne Vorweis eines von der erzstiftischen Obristjäger-
meisterei ausgefertigten Scheines verhandelten, hatten für jedes Pfund
3 fl. Strafe abzuführen. Den Kirschnern und Hutmachern war bei
Verlust ihrer Gerechtigkeit oder andern exemplarischen Strafen ver-
boten, keinen Biberbalg zu erkaufen, sondern solehen zu sich zu
nehmen und den Verkäufer sogleich bei der Obristjägermeisterei, auf
dem Lande aber bei der Obrigkeit anzuzeigen, damit er darüber zur
Rede gestellt und zur Legitimation, woher er solchen be-
kommen, angehalten werden konnte. Wer einen bekänntlich oder
überwiesenen Biberdieb, Unterschleifgeber und Käufer auskundschaf-
tete oder anzeigte, empfing 20 fl. Recompens aus der erzbischöflichen
Amtskassa.“
Später nehmen die Biber rasch an Zahl ab, 1864 bewunderte
Woldrich noch Biberbauten bei Salzburg, 1865 wurden bei
Weithwörth unweit Salzburg nach Laufen zu noch Biberbaue in
der Salzach beobachtet, ebenso auch bei Werfen.
Im Jahre 1867 waren noch bei Anthering nordwestlich
von Salzburg drei Biber vorhanden, von der dortigen Biberschwelle
gibt A. d. Winckell (1864) eine Abbildung. Aus dem Salzburger
Reviere wanderten die Biber auch gelegentlich aus, sogar bis in den
Pinzgau (Mitte des vorigen Jahrhunderts); 1871 waren bei
Anthering keine Biber mehr zu finden, die letzten Exemplare waren
Wilddieben zum Opfer gefallen.
Künstliche Ansiedlungen haben eine Zeit lang auf den grossen
Schlossteichen bei Hellbrunn und Sehönbrunn (Schönau)
bestanden, die Biber haben sich auch hier niemals fortgepflanzt.
e\
— 315 —
Lit. Böhmerle (60), Brüning (77), Dahms (126), Fitzinger
(163), Friedrich (186), Jaeckel (264, 270), Schenkling-Prevöt (495),
A. d. Winckell (586), Woldfich (593).
a lyrol.
Ausser dem Ortsnamen Bieberwier war nichts zu ermitteln,
auch werden den Bibern wohl kaum die z. T. stark reissenden Flüsse
und Gebirgsbäche Tyrols zugesagt haben.
8. Steiermark.
Peggau.
Im Johanneum zu Graz liegen Kiefer und Zähne vom Biber,
gefunden in einer jüngeren Höhlenausfüllung des M. Kriesoschen
Steinbruches in Peggau. Zusammen mit dem Biber kam vor: Hamster,
Haselmaus, Feldmaus, Katze. In der Höhle selbst auffallender Weise
ungeheuer zahlreiche Reste vom Alpenmurmeltier.
Salza.
Brandt u. Ratzeburg (74) führen 1829 den Biber als häufig
von der Salza an. Da dieser kleine Fluss einerseits mit Mosel, Maas,
Lippe, Yssel, Weser und Aller, andererseits mit der Enns zusammen
erwähnt ist, so wird sich diese Angabe vielleicht auf eine der beiden
Salza in Steiermark beziehen, kleine Nebenflüsse der Enns (ef.
Seite 253).
Ortsnamen. Piber, Dorf und Gestüt.
9, Kärnten.
Nachriehten über das frühere Vorkoınmen des Bibers in Kärn-
ten sind dem Verfasser nicht bekannt geworden. — Biberstein,
Schloss und Herrschaft.
10. Krain.
Kamniza-Hügel bei Laak.
In sandigen Lehmen, die dem Löss des Wiener Beckens ent-
sprechen, fand sich ein Zahn von Elephas, ein Zahn von Rhinoceros,
vielleicht tichorhinus, ein Zahn von Sus, wohl scrofa, ein rechter
— 316 —
oberer Backenzahn vom Biber und ein Bruchstück eines Zahnes eines
Fleischfressers.
Lit. Suess (549).
Brunndorf bei Laibach.
Den Pfahlbauten bei Brunndorf im Laibacher Moore, 1875 ent-
deckt, entstammen ungewöhnlich zahlreiche Biberreste, wohl 140
Exemplaren angehörend. Auch andere Tiere waren häufig, die Kiefer-
reste vom Edelhirsch rühren von etwa 200 Stück her, an Menge
folgten die Knochen des Rindes. Ferner häufig: zahmes und wildes
Schwein, Ziege, Schaf, Bär, Dachs, Urochs, Wisent, seltener Fluss-
pferd. Keine Reste vom Pferd und Otter.
Die hier und an anderen Orten z. B. Westpreussens (S. 292),
in England, Frankreich (S. 231), Italien usw. gefundenen als Biber-
oder Otterfallen gedeuteten Apparate sind nach E. Krause Enten-
fallen gewesen.
In der Sammlung der k. k. Geol. Reiehsanstalt zu Wien be-
finden sich eine Anzahl von Ober- und Unterkiefern des Bibers aus
Laibach.
Lit. Anon. (20), Dahms (126), E. Krause (308), Moser (384),
Rauber (462).
11. Ungarn (ausser Kroatien und Slavonien).
Tertiäre Funde. (Nach gütiger Mitteilung des Herrn
Bergrates Dr. Schafzarik in Ofen-Pest).
Bessenyö (Komitat Zala), levantinische Schichten, Mittel-
Pliozän.
Köpecz (Kom. Haromszek, Siebenbürgen), levant. Lignit.
An beiden Orten ist nach A. Koch (300) Castor fiber fossilis
gefunden, in der levantinischen Basaltbreceie von Ajnäcskö (Kom.
Gömör) noch Uastor Ebecezkyi Krenner.
Diese Funde sind, eineeinwandfreie Bestimmung
vorausgesetzt, von der grössten Wichtigkeit. Denn sie sind
neben einem weiter unten aufgeführten Funde aus Slavonien die
einzigen, bei denen Castor fier schon In rein tertiären
Ablagerungen nachgewiesen ist. Die nächst jüngeren
Reste stammen dann aus dem forest-bed und seinen Äquivalenten,
die den Übergang vom Pliozän zum Diluvium vermitteln.
Diluviale Reste von Castor fiber:
Gäanöcz (Kom. Zips), diluvialer Kalktuff.
Klansenburg (Kolozsvär, Siebenbürgen, Kom. Kolözs),
diluvialer Lignit,
M&rk (Kom. Szatmär), Diluvium,
Nemet-Bogsän (Kom. Krassö-Szöreny), Diluvium,
Castor sp. ind. (Zahn) von Hidas (Kom. Baranya), Diluviunm.
Lit. A. Koch (300).
Prahisstarische und. alluvıale: Funde,
Jeitteles (276) führt den Biber für Ungarn nicht mehr an, er
ist aber gefunden worden bei Nädori (Kom. Ilunyad) im Altal-
luvium.
Lit. A. Koch (300).
Gsprengberg beiKronstadt (Siebenbürgen).
In der neolithischen Station am Gsprengberg Knochen von
Rind, Schaf, Ziege, Hirsch, Reh und Biber aufgefunden.
Lit. Teutsch (555). r
Historische Nachrichten.
In Ungarn ist der Biber vor allem an der Donau — er ging
nach einer Notiz von Linz bis zum Schwarzen Meere —
heimisch gewesen, so vereinzelt noch in den vierziger Jahren des
vorigen Jahrhunderts, zu gleicher Zeit auch an der Drau und Sau,
an der Gran bis nach Neusohl, an der Eipel usw. Häufig
war er früher vorzüglich an der unteren Donau und an der serbi-
schen Grenze, so z. B. bei Neusatz, Peterwardein gegenüber.
Im Jahre 1844 wurde bei Pressburg ein Männchen, bei
Gran ein Weibchen geschossen, von zwei weiteren Tieren wurde
das eine 1854 bei Acs an der Donau erlegt, während das andere ent-
kam. Im Dezember 1856 erschien unterhalb von Pressburg ein
Exemplar und noch später wurde ein Biber bei Pest getötet.
Aus Siebenbürgen wird berichtet, dass dort im Jahre
1857 einem Apotheker ein Biber eingeliefert sei und dass der Nager
der früheren Fauna dieses Landes angehört habe. :
Die letzten Exemplare Ungarns wurden wenige Jahre vor 1865
bei Semlin auf den Inseln zwischen der Donau und Sau beob-
achtet.
ER
Lit. Böhmerle (60), Dahms (126), Fitzinger (163), Halaväts
(635), Kobelt (298), Lachmann (315), Mojsisovics von Mojsvär (377),
Schenkling-Prevöt (495), Schlegel (497).
Geographische Namen. Bibersburg, Schloss nörd-
lich der Linie Pressburg— Budapest, mag. Vöröskö.
Bobro, Kom. Arva.
Bobrovce, Quertal in Ungarn, begrenzt nach Westen die hohe
Tatra. ' D
Magyarisch heisst der Biber hod, daher einzelne Ortschaften
wie Hodmezö-Väsarhely neben dem vormaligen Höd-Teiche; ferner
gibt es mehrere Gemeinden mit dem Namen Hödos, Hödasz, Hödi.
lla. Kroatien - Slavonien.
Fertiare Funde.
Im Lignit eines Braunkohlenflözes von Novceka in Westslavo-
nien kommen selten Säugetierreste vor; unter diesen konnte ein vier-
ter linker oberer Backenzahn von Castor fiber bestimmt werden. —
Levantinische Schichten.
Lit. A. Koch (300), K. M. Paul (435).
Diluviale Reste.
Krapina in Kroatien.
In der Krapina-Höhle (in marinem miozänen Sandstein) liegen
zu unterst 8,5 m mächtige Schichten, deren tiefste Zone den Biber
zahlreich führte. Darüber folgt die Zone des Menschen, dann die
des Höhlenbären. In dem älteren Diluvium mit Castor fiber kamen
noch Rhinoceros Merckii, Murmeltier, Ursus spelaeus vor. Allge-
mein setzt sich die Fauna aus folgenden Tieren zusammen: Woll-
haariges Nashorn, Ursus (nach Schlosser sicher nicht spelaeus),
Riesenhirsch, Hirsch, Reh, Wisent, Wildpferd, Murmeltier, Biber,
Wildschwein und Wolf.
Die Biber, die vereinzelt auch in jüngeren Horizonten von
Krapina beobachtet wurden, waren in der tiefsten Schicht sehr
häufig; Gorjanovic-Kramberger, dem wir die sorgfältige Ausbeutung
der Höhle verdanken, führt vom Biber an:
1 Oberkiefer mit beiden Molarreihen,
8 linke Unterkiefer, zwei davon mit Processus condyloides,
5 rechte Unterkiefer, zwei davon mit Processus condyloides,
6 linke und 1 rechtes Femur,
— 319 —
1 linke und 3 rechte Tibıia,
1 linker und 1 rechter Humerus,
Ulna und 5 Wirbel; ferner 17 Ineisivi, 43 Molares und
Kieferfragmente mit oder ohne Zähne.
Die grosse Wichtigkeit der Menschenreste aus dieser Höhle ist
bekannt.
Die Funde sind z. T. wohl gleichaltrig mit Taubach.
Lit. Gorjanovic-Kramberger (224—228), Hoernes (263), Ober-
maier (424), Reinhardt (470).
Jama na dolech in Karst.
In dieser Höhle (jama, slovenisch — Höhle) ein rechter Kiefer-
ast vom Biber mit dem Nagezahn und zwei Backenzähnen sowie
eine zweite schlecht erhaltene rechte Unterkieferhälfte mit Schneide-
zahn entdeckt, daneben Ursus, Fischotter, Dachs, Wildschwein und
Sumpfschildkröte sowie geschnittene Schalen von Unio margaritifer.
— Werkzeuge aus Stein, Bein und Hirschgeweih.
Aus diluvialem Höhlenlehm von Gabroviea u. S.Croce Knochen-
reste von Bären, Hyänen, Löwen und Pferden zu Tage gefördert.
Lit. Moser (384).
Ortsnamen.
Dabar in Kroatien.
XV. Balkanländer.
1. Bosnien und Hercegovina.
Prähistorische Funde.
Donja Dolina.
Der Pfahlbau von Donja Dolina enthielt ausser Homo auch
Castor fiber, dessen Knochen fast durchweg zerbrochen waren.
Bronzezeit, Hauptblüte zur Hallstattzeit.
Lit. Truhelka (559), Woldrich (591).
Ripa& bei Bihat.
Von Sus palustris wurden hier gegen 3000 Stück gesammelt,
von Capra hircus und Ovis aries, beide gleichviel, zusammen etwa
3000 Stück. Vom Biber ist nur ein Unterkieferfragment mit vor-
letztem Sehneidezahn eines äusserst kräftigen Individuums vorhan-
den. Bemerkenswert ist der Fund eines Restes von Camelus drome-
7
darius (Kamelreste u. a. auch in einer neolithischen Höhle Unter-
italiens, Zachito bei Salerno gef. Bull et M&m. d. 1. Soc. d’Anthrop.
d. Paris 1903. Ser. V. T. IV. S. 557—558).
Neolithisch bis La Tene-Periode.
Lit. Woldfich (593).
Debelo brdo bei Sarajevo.
In der Station von Debelo brdo oberhalb des Spaniolen-Fried-
hofes Biberreste nachgewiesen. Neolithisch bis Römerzeit.
Lit. Anon. (30), Böhmerle (60), Woldfich (593).
Historische -Nachriehten.
Die Angabe von Douglass (1836), dass Biberkolonien an der
Bosna, in der Ukraine und in Transsylvanıen beob-
achtet wären, wird von Böhmerle (1893) bestritten, da schwimmende
Baumklötze und starke Fischotter bei der Fantasie der Ansitzenden
für Biber angesehen worden seien. Unwidersprochen scheint aber
eine anonyme Notiz (4) von 1885 zu sein, nach der im Ukrina,
einem Nebenflusse der Save, Biberburgen aufgefunden sind.
Jedenfalls hat der Biber noch in historischer Zeit in der Herce-
govina und in Bosnien gelebt, ist aber trotz mancher irriger Angaben
schon seit längerer Zeit daselbst ausgestorben. Auch einige Orts-
namen deuten auf seine frühere Anwesenheit hin, so Darbarpolje
(Biberfeld) bei Stolace in der Hercegovina und Dabar (Biber, cf.
S. 287 u. 325) bei Sanskimost.
Lit. Anon. (4, 30), Böhmerle (60), Douglass (144), Friedrich
(189,191), Woldrich (593).
2. Dalmatien.
Ortsname: Dabar und Dobropojjeci.
3. Griechenland.
Blasius (56) meint, die Schriftsteller (Aristoteles, Herodot u. a.)
hätten in ihren Werken so oft des Bibers gedacht, dass die Vermutung
seiner früheren Anwesenheit in Griechenland nahe läge. Dieser
Schluss scheint doch etwas gewagt, jedenfalls liegen dem Verfasser
bis jetzt keinerlei sichere Nachrichten über quartäre Biberfunde aus
diesem Lande vor.
Tertiäre Reste von Castor kommen nicht nur in der bekannten
Fundstätte von Pikermi vor, sondern auch im obersten Pliozän des
Beckens von Megalopolis.
Lit. Skouphos (655).
— 321 —
XVI. Europäisches Russland.
Dikuvvaler und prahiıstorische Kunde
Höhle von Miass am Ural.
In der Höhle bei Miass (Eisenbahnstation der Linie Samara-
Slatoust) kam der Biber zusammen mit Ursus spelaeus, Alces und
Equus vor. — Diluvial.
Lit. Tscherski (560).
Salairsk und Prikanawsk am ÖOstunal.
ticci (472) erwähnt von Miass, aus der Grube von Salairsk
und Prikanawsk und von anderen Orten das Vorkommen von Felis
tigris, onca, spelaea, Hyaena spelaea, Vulpes vulgaris, Castor fiber,
Bos primigenius, Bison priscus, Cervus euryceros, Rhinoceros ticho-
rhinus, Elephas primigenius usw. — Diluvial.
Maszyeka-Höhle bei Oicöw, russ. Polen.
In der Höhlenablagerung von Maszycka sind zwei Schichten
deutlich zu unterscheiden, eine obere neolithische und eine untere
palaeolithische. In der ersteren, 1,2—1,5 m mächtig, konnten Reste
von Haustieren und von Jagdtieren, davane der Biber, nachgewiesen
werden. In dem darunter folgenden Magdalenien (1,5 m) kein Biber.
Lit. Geinitz (200), Grev@ (230), Iloernes (263), Köppen (303).
Rinnehügel am Burtnek-See, Livland.
Am Ausflusse der Salıs aus dem Burtnek-See wurde eine
jugendliche, aber bis in die Steinzeit zurückreichende Ansiedelung
entdeckt, die für den Fisch- und Biberfang bestimmt war. Die
dort gefundenen Reste verteilen sich auf Biber, Elch, Wildschwein,
Bos primigenius, Hund, Mensch. Der Zahl nach waren die Biber-
reste am reichlichsten vertreten, höchst eigentümlicher Weise fanden
sich aber fast nur Unterkiefer (weit über 100 Stück), daneben nur ein
einziger Oberkiefer, ausserdem eine Anzahl anderer Skelett-Teile,
Knochen usw., deren Mehrzahl nicht gespalten, sondern zerbrochen
war.
Diese Überreste sind wohl als Speiseabfälle zu deuten, die Jäger
und Fischer der ersten J Eu n. Chr. dort hinterliessen.
Lit. Dahms (126), Grev& (230), Grewingk (232), Köppen (303),
Rosenberg (480), Graf Sievers ne Struckmann (541), Virchow
(568, 569), Wasmuth (658).
Am Sjäskanal (Ladoga-See) fand man subfossile Reste
vom Biber.
Lit. Greve (230), Köppen (303).
Im Gouvern. Jaroslaw wurden am Nero-See fossile
Biberreste nachgewiesen. An den Ufern des Rostoff-Sees im
Gebiete von Jaroslaw fand Fischer v. W. einen Castor Werneri und
gründete darauf die Gattung Trogontherium. Cuvier zeigte indessen,
dass dieses Trogontherium Werneri von Castor fiber wohl kaum
spezifisch verschieden sei.
Lit. Brandt u. Ratzeburg (74), Giebel (211), Greve (230),
Köppen (303), H. v. Meyer (367).
An der Oka (Gouv. Wladimir) zeigten sich bei Murom
Biberreste aus der Steinzeit.
Lit. Grev& (230), Köppen (303).
Arrasch-See in Livland.
Der mit den Pfahlbauten Deutschlands gleichaltrige Pfahlbau
am Arrasch-See enthielt keine Spur von Steingerät, dagegen eine
Anzahl meist zerschlagener Tierknöchen. Auch hier wie am Rinne-
hügel (S. 321) überwogen die Reste des Bibers ganz erheblich, die
übrigen verteilten sich ganz auf die Haustiere Schwein, Rind und
Pferd.
Lit. Dahms (126), Virchow (569), Wasmuth (658).
Knochenfunde vom Biber rühren vom Fluse Atmis im
Kreise Nishne-Sosnow her (Gouv. Pensa).
Lit. Greve (230), Köppen (303).
Zagorje (Sagorje) an der Sestriza, Gouv. Moskau.
Aus einer Tiefe von 20 Fuss wurde die Unterkieferhälfte eines
Bibers sowie die Backenzähne vom Mammut zu Tage gefördert; da-
neben menschliche Geräte: Beil und Pfeil aus Kupfer, Lanzenspitzen
aus Obsidian.
Lit. Fischer v. Waldheim (160), Greve (230), Köppen (303),
Woldfich (589).
Perm.
Für das Permsche Gouvernement ist der Biber in der Steinzeit
nachgewiesen, man fand Reste von ihm in den Höhlen an der
Pyshma im Kamyschlower Kreise.
Lit. Greve (230), Köppen (303).
Ladoga-See.
Am südöstlichen Ufer des Ladoga-Sees hat man aus der Zeit
der grössten Hebung folgende Funde gemacht: Eiche, Birke, Espe,
TR
Hasel, Tanne; Biber, Ur, Bison, Zobel, Wildschwein, Hirsch, Reh
und Ren.
Lit. de Geer (196), Inostranzew (268).
Smela.
In der Ablagerung von Smela werden fünf Perioden unter-
schieden, in der ältesten Steinperiode Stein- und Knochengeräte, rot
gefärbte Menschenknochen, Farbklumpen, Knochen vom Rind,
seltener vom Pferd, Bär, Ur, Biber, Auerhahn.
Lit. Graf Bobrinskj (59).
Odessa.
Aus einer Lehmgrube bei Odessa stammen drei vordere untere
Backenzähne sowie ein Bruchstück des rechten Kiefers eines Bibers
(‚„Uastor spelaeus‘‘). — 1846.
Lit. v. Eichwald (633), v. Nordmann (420, 649), Woldfich (589).
Brzese.
Aus der Umgebung von Brzes@ 1860 ein gut erhaltener Unter-
kiefer vom Biber bekannt geworden, wohl rezent.
Lit. Siemiradzki (520).
Pernau, Livland.
In Kıesen, die auf postglazialem Bänderton ruhen, wurden
11—13 Fuss unter dem Normalwasserspiegel neolithische Artefakte
und Knochen gefunden, darunter Castor fiber.
Lit. Glück (665).
Knochen vom Biber sind nach Zimmermann (605) vom Kau-
kasus bis zum russischen Amerika verbreitet. Nach
Stuckenberg (546) liegen im Museum von Orenburg postpliozäne
Reste vom Biber.
Historische Nachrichten.
Über die Verbreitung des Bibers in Russland hat Köppen (303
im Jahre 1902 eine Abhandlung geschrieben, die das beste ist, was
wir an zoogeographischen Werken über den Biber im europäischen
und asiatischen Russland besitzen. Da sie in russischer Sprache er-
schien, so ist es ein besonderes Verdienst von Grev& (230) in Moskau,
uns diese Arbeit durch Übersetzung ins Deutsche zugänglich gemacht
zu haben. Weitere, ebenfalls recht eingehende Nachrichten über den
Biber verdanken wir dem schon oft angeführten Werke von Brandt
u. Ratzeburg (74) aus dem Jahre 1829.
[89]
IV
Ze JR
Alle die in diesen und anderen Abhandlungen aufgeführten
sehr zahlreichen Orte und Flüsse, an denen der Biber früher heimisch
gewesen ist, mit den dazu gehörigen Jahreszahlen im einzelnen wieder-
zugeben, erscheint untunlich; wer sich dafür interessiert, der sei vor
allem auf die eben namhaft gemachte und leicht zugängliche Arbeit
von Köppen (303) und Greve (230) verwiesen. Daher ist hier von
einer Einzelaufzählung jener Daten Abstand genommen worden und
es sind nur die Gouvernements wiedergegeben, von welchen uns
historische Nachrichten über den Biber vorliegen. Sein Vor-
kommen wird erwähnt aus folgenden Gouvernements: Lapp-
land mit »Kolas Finnland), 20] onrez a cheme
selsk (zu »-Bii. Dwina vund FPrets.ech.o;na mie ihren
Nebenflüsen), Wologda, Perm, Orenburg, Ufa,
Wjätka, Nöwgorod (auch im Waldaı-Gebiete), Jaros-
law, Wladimir, Twer, St. Petersburg (Ingerman-
Panda), Estland,’ Livlands eK nrandr SW meesbere
Kowno, Wilna, Grodno, Russisch-Polen, Wol-
hynien, Minsk, Mohilew, Moskau, Kaluga, Tun
Rjasan,-Pensa,Samara, »Saratow, lambow, Oreis
Kursk, Tschernigow, Podolien, Kijew, Poltawa,
WIoLr0n.82,, Chvarkow, Provinz’ zdesr Donmschremn
Ehseres,; ‚Astrachan ‚Tatareı),- Jekaterıinosayze
Cherson.
Am Schwarzen Meere waren die Biber früher so häufig,
dass Plinius sie als Fibri pontici bezeichnete, dagegen fehlen sie in
der Krim.
Über das Vorkommen des Bibers im Kaukasus und am
Kaspischen Meer schreiben Köppen und Greve:
„Im XVI. Jahrhundert soll der Biber in Kolehis existiert
haben. Pallas führt an, dass Bibergeil vom Terek, der
Sunsha, dem Alasan und Kura (Cyrus) gebracht werde;
1770/71 führte sie Güldenstedt mit einigem Zweifel für die
Sunsha auf; 1829 spricht Menötries gar nicht vom Biber, aber
in Brandts handsehriftlichen Aufzeichnungen heisst es, dass Mene-
tries einen Schädel von der Sunsha gebracht habe. Jäger erwähnt
1825 ebenfalls den Biber gar nicht. 1831 heisst es, dass Biber im
Araxes, im östlichen 'Arpatschailund Daratschrr-
®) Das Vorkommen von Trapa natans zusammen mit dem Biber ist weiter
unten (S. 338) erörtert.
— 3235 —
schag leben; 1849 sollen (nach Brandts Aufzeichnungen) die letzten
am Araxes von Scheremetjewskij beobachtet worden sein, wo sie
früher „öfter‘‘ vorkamen; 1850 sollen wieder daselbst zwei erlegt
worden sein. Hohenacker nennt den Biber 1837 für den Araxes im
Karabagh. 1847 erlegten Kasaken einen Biber bei Nachit-
schewan. Ob er heute noch im Araxes vorkonmnt, ist fraglich!
Nordmann führt ihn 1830 für den Natanebi-Fluss, der nicht
weit vom Kur in den Adscharischen Bergen entspringt, und für den
Terek an. 1866 sollen im Cheledul-Bach, der von links in
den Zehenis-zschali fällt, Biber gelebt haben, wie Radde be-
richtet... . Im freien Swanetien soll er heute noch an der Tsehu-
bera (fällt mn den Ingur) vorkommen und zu beiden Seiten des
Ingurin einer waldreichen Schlucht leben, während er dem oberen
Riontal fehlt. 1850 sollen zwei am Unterlaufe der Kwirila
(Quirila) nicht fern von Warziche getötet worden sein. Früher
soll er auch im Kubansystem, an der Laba und Belaja-
mündung und an allen grösseren Zuflüssen des Kuban gefunden wor-
den sein; 1864 will ein Kasak einen an der Laba bei der Rodni-
kowskaja Staniza gefangen haben, aber 1870 sollen keine
mehr oder nur äusserst wenige noch vorhanden gewesen sein.
Dinnik nennt den Biber für den Oberlauf der Laba in den Wild-
nissen von Saagdan und an den Quellen des Flusses im Jahre
1884; Radde führt ihn für die Belajaquellen 1882 auf. Satunin hat
sich diesen Sommer auf die Suche nach dem Biber aufgemacht; er
vermutet ihn im Gouvernement Kutaisbei Surebi. Es ist also
noch zu entscheiden, ob er überhaupt noch auf dem Kaukasus exi-
stiert.“
Am Nordabhange des hohen Kaukasus wohnen die Biberdu-
chadzen.
Heutigen Tages ist der Biber auf das westliche russische Sumpf-
waldgebiet — Polesje (südlicher Teil von Grodno und Minsk),
Pinsker Süimpfe, Minsk, Mohilew, Wolhynien,
Nordteil von Kije w — also vor allen Dingen auf das Gebiet des
oberen Dnjepr beschränkt. Ebenfalls wird er noch an Don und
seinen Zuflüssen angetroffen.
Zahlreiche Orts- und Flussnamen weisen auf die frühere An-
wesenheit des Bibers hin (slavisch: bobr oder daber, altslavisch:
bebru, spätlateinisch: beber), näheres hierüber siehe in der
Arbeit von Conwentz (105). Vielleicht interessiert noch eine
IE
an einer anderen Stelle von demselben Verfasser mitgeteilte Notiz, dass
es in Riga ursprünglich eine Beverstrasse gab, aus der allmählich
eine Beh: strasse entstand. — In dieser Gegend 1803 der letzte Biber
erlegt.
Lit. Barthels (46), Beyer (53), Blasius (56), Bogdanow (630),
Brandt (68), Brandt u. Ratzeburg (74), Bujack (82), Conwentz (102,
105), Dahms (126, 127), Drümpelmann (610), Fitzinger (163, 164),
Greve (230, 231), Grewingk (232), v. Hippel (260), Köppen (303),
Loewis (339, 340), Lorenzen (341), Mertens (360, 362), Mojsisovies
v. Mojsväar (377), Nehring (402), Schrenk (509), Siemiradzki (520),
Virchow (568), Wasmuth (658), Woldrich (589).
B. Asien.
l. Kleinasien.
In Kleinasien hat sich der Biber sowohl an den dem Schwarzen
Meere wie auch an den dem Mittelmeere zuströmenden Flüssen ge-
funden. Am häufigsten war am Kısil-Irmak, von wo 1839
jährlich noch etwa 1000—2000 Felle ausgeführt wurden. Später,
1879, konnte noch die Anwesenheit dieses Tieres zwischen Kaisarıe
(den alten Caesarea Kappadoziens) und Indschesu im Gebiete
des Kisil-Irmak festgestellt werden.
Aus dem südlichen Kleinasien liegen vor allem Nachrichten von
den Flüssen des eilizischen Taurus vor, aber auch
weiter im Osten wurde der Biber beobachtet, so bei Marasch.
Fraglich ist, ob er hente noch in Kleinasien lebt, wie Kobelt
für 1898 angibt.
Lit. Blasius (56), Fitzinger (164), Greve (230), Kobelt (299),
Köppen (303), Kotschy (305, 306), Rusegger (488), Woldiich
(589).
Vielleicht hat der Biber hier in Kleinasien eine Südgrenze
seiner Verbreitung gehabt, denn es ist auffallend, dass er von den
zahlreichen Höhlen am Libanon und in Palästina nach den Arbeiten
von Nehring, v. Fritsch, O. Fraas usw. nicht angeführt wird, während
andererseits sein früheres Vorkommen am Nil (cf. S. 330) nicht sicher
zu sein scheint.
II. Mesopotamien.
In Mesopotamien hat sich der Biber vielleicht noch bis
heute erhalten. Er wird besonders vom Chabur und dem unteren
Tigris angeführt, zahlreiche von dort kommende Felle konnte man
vor nieht langer Zeit auf dem Bazar in Baku sehen. Auch in der
Nähe von Haleb (Aleppo) waren Biberkolonien am Euphrat
vorhanden.
Lit. Blasius (56), Fitzinger (163, 164), Kobelt (299).
Ill. Asiatisches Russland ausser Altai.
Prähistorische Funde.
Omsk am Irtysch.
Postpliozäne Reste vom Biber werden aus der Gegend von
Omsk angeführt.
Lit. Ricei (472).
Nishnaja Tunguska (Sibirien).
Unter 60° nördl. Breite fand man an der Nishnaja (unteren)
Tunguska den oberen linken Teil eines Beckens vom Biber zusammen
mit dem Nashorn.
Lit. Grev@& (230), Köppen (303), Tscherski (560).
Temir im russ. Turkestan, Uralsk.
An der Mündung des Temir, eines rechten Nebenflusses der
Emba, erbeutete man Knochen vom Biber.
Lit. Greve (230), Köppen (303).
Krasnojarsk und Angara, Irkutsk.
Bei Krasnojarsk am Jenissei und an der Angara (— obere Tun-
guska) wurden Biberknochen und Eekzähne des Wildschweines neben
neolithischen Menschenresten entdeckt.
Lit. Grev& (230), Köppen (303), Tscherski (560).
Tjumen, Tobolsk.
in Biberschädel stammt aus einem Torfmoore des Tjumen-
schen Kreises.
Lit. Greve (230), Köppen (303), Tscherski (560).
— 3283 —
Hıstoriısche Nachriehten.
Auch hier muss auf die Seite 323 erwähnte ausführliche Arbeit
von Köppen (303) und Greve (230) verwiesen werden.
Danach ist der Biber heimisch gewesen am O b, seinem Neben-
fluss Irtyschbiszum SchwarzenlIrtysch,anderKonda,
wo er noch heute lebt, am To bol und zahlreichen anderen zum Ob-
Systeme gehörenden Zuflüssen; in der Provinz Uralsk und im
Generalgouvernement Turkestan; am Jenissei nebst Tribu-
tären bis zur Mana in Südsıbirien; am Baikalsee; in Trans-
baikalien an der Ingoda, einera Zuflusse der Schilka (1772); an
der Lena und ihren rechten Nebenflüssen, vielleicht auch am Aldan.
Sehr zweifelhaft sind die Angaben (1844) für die Kolyma und dem
Anadyr, ebenso die Nachrichten für den Kreis Gischiginsk
(1853).
Nach anderen Mitteilungen hat es im Kolymagebiet und anı
Anadyr, bei Gischiginsk, Ochotsk und am Amur nie Biber gegeben,
und zwar wohl deswegen, weil hier der Boden zu lange Zeit im Jahre
gefroren ist.
Die Notiz, dass die besten und teuersten Biberfelle aus Kam t-
schatka stammen, ist nicht zu bezweifeln, nur handelt es sich um
amerikanische Biber, auf Kamtschatka selbst hat er stets gefehlt
wie auch auf Nowaja Semlja (dort ein Bieber-Kap!) und Spitz-
bergen.
Vielleicht findet er sich heute noch am Neljkan im Stano-
woigebirge.
Nördlich ist der Biber in Sibirien am Jenissei bis über
Turuchansk (Mangasea) hinausgegangen, also bis 66—67°
nördl. Br., und fand sich auch (1758) am Tas-Flusse.
Lit. Blasius (56), Brandt (68), Brandt u. Ratzeburg (74),
Dahms (127), Fitzinger (163, 164), Greve@ (230), Köppen (303), Lach-
mann (315), v. Martens (351), Fr. Schmidt (619), Woldfich (589).
IV. Altai-Gebirge und China.
In den diluvialen Höhlen am Südabhange des Altai-Ge-
birges kamen unter anderen Tieren auch mehrere Knochen der
Extremitäten vom Biber vor.
Die hier gefundene Tierwelt entspricht nach Geinitz durchaus
unsern europäischen Hyänenhöhlen, sie bestand abgesehen vom Biber
aus:
Hyaena spelaea
Felis tigris
une
Ursus arctos
Canis corsac
Meles taxus
Üervus canadensis var.
» hibernieus
Alces palmatus
Bos primigenius
Bison priseus
Equus
Rhinoceros antiquitatis
Elephas primigenius
Sodann geht das Vorkommen des Bibers bis in diese Gegend
auch aus den uns überlieferten Angaben arabischer Schriftsteller her-
vor. Jetzt ist er in Südsibirien vielleicht schon ausgestorben, wurde
aber noch 1826, 1830 und 1840 am Oberlaufe des vom Altai kom-
menden Kurtschum (rechter Nebenfluss des Irtysch) beobachtet;
1847 war er am Altai bereits ausgerottet.
Für die nordwestliche Mongolei (China) wird der Biber 1898
vom See Urungu angeführt sowie vom Unterlaufe des Bulun-
gun. Nach anderen Angaben soll er nicht an diesem letzteren selbst,
sondern nur am Urungu leben. In der nördlichen Mongolei lebte
er 1885 an der Grenze von zwei Zuflüssen des Bei-Kem, dem Cham-
sara und Sistikem.,
Lit. Blasius (56), Brandt (68, 73), Cleriei (93), Geinitz (200),
Greve (230), Köppen (303), Ricei (472), Tscherski (560), Woldfich
(589).
V. Indien und Persien.
Die Religion der Mager und der Parsen verbot bei strenger
Strafe den Biber zu töten. Da die letzteren vorzugsweise in Indien
verbreitet sind, so kann man daraus wohl mit Recht auf die frühere
Verbreitung des Bibers wenigstens in dem nördlichen Teile von
— 330. —
Vorderindien schliessen. Dazu kommt noch, dass man nicht nur im
Altpersischen, sondern auch im Sanskrit Ausdrücke für den Biber
kennt und dass nach den Untersuchungen von Brandt der Name
Castor von einem indischen Worte Kasturi abgeleitet werden muss.
Irgend welche positiven Funde oder sonstigen Nachrichten waren
nicht zu ermitteln, jedenfalls muss man annehmen, dass der Biber aus
jenen Gebieten schon seit sehr langer Zeit verschwunden ist.
Lit. Blasius (56), Brandt u. Ratzeburg (74), Brehm und Ross-
mässler (75).
CHA
Ägypten.
Horapollo (Hieroglyphica, vol. II, cap. xV) erwähnt, dass die
Ägypter den Biber als Hieroglyph gewählt hätten, um symbolisch
einen durch eigenes Verschulden entkräfteten Mann darzustellen,
und nach arabischen Schriftstellern baut der Biber am Nil Woh-
nungen und kommt dort zusammen mit dem Krokodil vor. Letztere
Angabe wird von Kobelt bezweifelt, er meint, sie könnte sich
vielleicht auch auf syrische Vorkommen beziehen.
Nach Plinius VIII 109, XXXII 27 kam das beste Bibergeil
aus Pontos, Galatien und Afrika.
Lit. Blasius (56), Brandt u. Ratzeburg (74), Brehm und Ross-
mässler (75), Kobelt (299).
D. Nordamerika.
Diluviale Funde, Höhlenfunde undandere
fossile Reste.
Oregon.
Es ist schon oben (S. 225) auseinandergesetzt worden, dass wir
in Nordamerika an der Grenze vom Tertiär zum Diluvium eine Misch-
fauna mit Castoroides kennen, die den forest-beds und seinen Äqui-
valenten mit Trogontherium in gewisser Weise entspricht. Auch in
— 331 —
diesen ältesten diluvialen Schichten kommt der Biber vor, so in den
Equus-beds von Oregon. „Dieses scheint zugleich der einzige Fund-
punkt zu sein, an dem der Biber westlich des Felsengebirges auftritt.
Lit. Branca (67), Cope (113, 115).
Über den im Staate Ohio und bei Memphis zusammen:
mit Castoroides gefundenen Biber siehe Seite 225.
Ne lsenköh ler un der Grafschaft .Summıt
(Oh: 70)
In tieferen Schichten der Höhle Knochen vom Bären, Wolf,
Stachelschwein (Erethizon dorsatus), Büffel, Hirsch, vom Waschbären,.
Eiehhörnehen, Fuchs, Biber, Reiher und wilden Truthahn. Stein-
werkzeuge sämtlich ohne Spur von Politur. Die Höhle 1878 unter-
sucht.
Lit. Schlösser u. Seler (654).
Fort Kennedy, Pa.
In der Höhle von Fort Kennedy 51 Arten aufgefunden, davon
nur 12 lebende, unter diesen Castor fiber.
Lit. Cope (116—118), Wyman (600).
Memphis, Tenn.
Wahrscheinlich aus dem Diluvium des (?) Mississippi stammt
ein rechter Unterkiefer mit zwei Zähnen, ein Alveolar-Teil vom
linken Unterkiefer und ein Schneidezahn-Bruchstück vom Biber.
Lit. Wyman (600).
Virginien.
In Höhlenablagerungen, vor allem in einer Knochenbreceie-
Virginiens 27 Arten entdeekt, darunter „Castor fiber und Ü. Uana-
densis“.
Lit. Cope (611).
Allgemein wird das Vorkommen des fossilen Bibers in Nord-
amerika noch erwähnt von Dahms (126), Leidy (324, 325), Riggs
(473).
Kjökkenmöddinger.
Unter den Resten der den dänischen sehr ähnlichen nordameri-
kanischen Kjökkenmöddinger sind Biber nicht selten, so enthielten:
— dd —
diejenigen von der St. Margarethensbay südwestlich von
Halifax neben Muschelschalen den nordamerikanischen Elch, Bär,
Biber, das Stachelschwein, Wasservögel, Fischreste von Gadus. Auch
von Cotuit port bei Barnstable wird Castor Canadensis ange-
führt.
Weiter südlich Begen die zahlreichen Kjökkenmöddinger der
Küsten von Maine und Massachusetts. Sie bestehen wesent-
lich aus Schalen von Austern, Miesmuscheln und Buceinum. Daneben
finden sich: Alces americanus, Tarandus caribu, canadischer und vir-
ginischer Hirsch (letzterer bei weitem der gemeinste), Bär, Wolf,
Fuchs, eine Katze, Fischotter, Iltis, Wiesel, Stinktier, Seehund, Biber
und Prairiehund, ferner Vögel, z. B. der Riesenalk (Alca impennis)
und Fische.
Lit. Dahms (126), Friedel (183), Schlösser u. Seler (654),
Wyman (606), Wyman et Morse (602).
In Montana wurden bei der geologischen Durchforschung
drei nahezu petritizierte Biberdämme aufgefunden.
Lit. Dahms (126).
Historasehe ’Narchriehten
In Nordamerika war der Biber verbreitet im Norden am
Mackenzie-Fluss bis zu 68° nördl. Breite, in Alaska, am
Sklaven- und Athabasca-See —- südwestlich vom letzteren
See wird ein Stamm Biber-Indianer genannt —, am R oten See,
vor allem an der Hudson-Bay, sodann mn Labrador, in
Neuschottland, Neubraunschweig, Neufund-
land, am Michigan-, Huronen-, Erie- und Ontario-
See in Kanada (z.B beiMontreal), er ging südlich bis zum
Mexikanischen Meerbusen, woer sich in Louisiana,
Mississippi, Alabama und Florida fand. Ferner war er
vorhanden inSüd-Karolina, Virginien, bei Asheville
in Nord-Karolina, bei Milledgeville in Georgia und
Flandeer Co. mn Kentueky, in Ohio und Pennsyl-
vanıen.
Heute müssen die letzten Heimstätten der Biber nach Horace
T. Martin (352) entlang der Wasserscheide zwischen der Hudson-
Bay und dem St. Lorenzstrome, ferner im oberen Laufe des
Frazer- und des Peace-Stromes (Athabasca) und am
Felsengebirge hin gesucht werden.
— 333 —
Es mag noch hinzugefügt werden, dass der Biber in den Sagen
der alten Indianer vorkommt, sie meinten, dass er bei der Erschaffung
der Welt mitgewirkt hätte, andererseits nennen ihn die Rothäute,
wohl wegen seiner grossen Kunstfertigkeit, einen stummen Menschen.
Der Biber findet sich abgebildet auf Pfeifen, die zu den charakteristi-
schen Probestücken altamerikanischer Töpferei gehören; ausser dem
Biber kamen Abbildungen vom Otter, der wilden Katze, dem Elen-
tier, dem Bären u. a. vor. Andere Pfeifen bestehen aus Schiefer,
Speckstein, Marmor von Potomac, noch häufiger aus einem roten
oder braunen sehr harten und zähen Porphyr. Unter den darge-
stellten Tierformen treffen wir wieder den Biber und andere Tiere,
vor allem aber auch zahlreiche Vögel.
Die frühere grosse Verbreitung des Bibers in Nordamerika
ist bekannt, Credner (121) schildert anschaulich, in welch’ ungeheurem
Maasse diese Tiere die Topographie des Landes zu ändern imstande
waren.
Lit. Anon. (19), Bangs (44), Blasius (56), Buckly (79), Cuvier
(632), Dahms (127), Dugmore (148) ), Fitzinger (164), ae
(217), Hahn (237), Harting (244), Horsford (638), Kobelt (297),
Lenz (328), Lubbock (343), Martin (352), Masius (353), Morgan
(381), Prehn (667), Schlösser u. Seler (654). Weitere Literatur in
Brandt u. Ratzeburg (74).
Geographische Namen.
Biber-See in Britisch-Nordamerika, Alberta.
EN a n es Winnipeg-See.
Indiana.
„ ”„ ”„
» „» im Yellowstone Park.
Weitere geographische Namen in den Vereinigten Staaten.
Beaver. Beaver Dams.
Beaver-Bay. eroalls:
». "Gentre; alt
„ City. = "Asland:
„ Creek. a El
„ ‚Crossing. er luelee;
Beaverdale. 5. Buele.
Beaver Dam. „ Lick Mountain.
„. DamDepot. »„ Meadow.
„..Dam Mills. »„ Meadows.
„ Dam Mountains. ee Mall:
— 334 —
Beaver Pond. Beaverton.
„ Range. Beaver Valley.
sea, Ridee. Beaverville.
„u JuRiyer; Beverly.
u ran: * Farms.
„4, Springs; : Station.
5 Mmaler: Bieber.
In-Ranada:
Beaver Bank. Beaver Point.
>14 Brook | »„ Rapids.
e Uove. = SRver
„. Creek. ’ „ "Corner:
„0 )arnnı. ı Beaverton.
„. Harbour;
l
Ferner findet sich nach Baker*) die Bezeichnung Beaver in
Alaska als Name einer grossen Anzahl verschiedener Buchten, Seen,
Inseln usw.
Dass der Biber in Südamerika fehlt, — er wird auch in denı
nach Branca vollständigen Verzeichnisse von Gervais u. Ameghino
(209) nicht anfgeführt — kann nach den Untersuchungen von Zittel
(609) nicht überraschen, wissen wir doch, dass nach der Tertiärzeit die
Verbreitung der Landsäugetiere von drei grossen Entwickelungsherden
ausging. Das älteste tiergeographische Reich, welches sich am frühe-
sten von den übrigen abtrennte und noch jetzt scharf begrenzt
ist, ist Australien, welches ebenfalls den Biber niemals beherbergt hat;
das zweite ist Südamerika, und das dritte Gebiet umfasst nicht nur
Europa, Asien und Afrika, sondern auch Nordamerika.
Schlussbemerkungen.
Verfolet man die frühere Verbreitung des Bibers zunächst
rein geographisch, so zeigt sich einmal, dass er auf die nördliche
Halbkugel beschränkt ist. Aber Europa hat er nicht überall bewohnt,
*) Baker. Geographie Dictionary of Alaska. Washington 1906.
Be aanue.s-
er besitzt dort schon verschiedene Grenzen seiner Verbreitung. Vor
allem ist sein Fehlen auf Irland hervorzuheben, das doch sonst manche
quartäre Reste geliefert hat, wie Riesenhirsch, Itentier, Schneehase
u.a.m. Vielleicht konnte sich der Biber in diluvialer Zeit nicht so
schnell ausbreiten wie andere beweglichere Tierarten, und erreichte
erst die Westküste von Grossbritannien, als bereits der Einbruch
zwischen diesem Lande und Irland vollzogen war.
Leichter zu erklären ist die Abwesenheit des Bibers auf Island,
Spitzbergen, Nowaja Semlja und anderen dem Kontinente vorgelager-
ten Inseln. Hier sind es wesentlich die unwirtlichen klimatischen
Verhältnisse, die ein weiteres Vordringen dieses Tieres nach Norden
hinderten. Ebenso scheint es sicher zu sein, dass der Biber in dem
nordöstlichen Teile von Asien nicht überall gelebt hat, auch hier
zwang ihn wohl der Umstand, dass der Erdboden während des
grössten Teiles des Jahres gefroren ist, höhere Breiten zu meiden.
Recht unsicher sind hier, wie bereits erwähnt, die Nachrichten
über die Verbreitung des Bibers etwa nördlich vom Amur. Wenn
auch in jenem Gebiete Biberfelle gesehen worden sind, so ist doch
die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass es von Amerika einge-
tauschte Exemplare waren. Die nördlichste Verbreitung des Bibers
wird in Nordamerika (Mackenzie-Fluss; Alaska) und Sibirien (Tu-
ruchansk am Jenissei; Tas-Fluss) ziemlich genau mit dem nördlichen
Polarkreise zusammenfallen. Aber in Europa geht er etwas weiter
nach Norden, wir haben sichere Nachrichten, dass dieses Tier früher
zwischen dem Varanger- und Tana-Fjord in Norwegen angetroflen
wurde, also den 70. Breitegrad nicht unerheblich überschritten hat.
Auch eine Südgrenze in der Verbreitung zieht sich noch durch
Europa hindurch, es ist schon oben ausgeführt worden, dass der Biber
in Unteritalien nicht mehr nachzuweisen ist, er ist wesentlich auf
Ober- und Mittelitalien beschränkt gewesen. Diese Grenze setzt sich
nach Osten weiter fort, sie durchsehneidet die Balkanhalbinsel und
senkt sich ziemlich stark nach Süden zu. Aber die hier angenommene
Grenze auf der Balkanhalbinsel ist zur Zeit noch unsicher, wir
kennen zwar den Biber von einer Anzahl sicherer Funde aus Bosnien,
sind jedoch über seine frühere Anwesenheit in Griechenland noch sehr
im Unklaren.
Das Vorkommen von zahlreichen Bibern in Kleinasien ist be-
kannt, fraglich ist indessen, ob er wirklich, wie angegeben wurde, am
Nil Baue errichtet hat. Der Biber bewohnte sodann den Euphrat und
Tigris, berührte wohl den nördlichen Teil von Persien und zog sich
— 336 —
von da in nordöstlicher Richtung, unter Umgehung zahlreicher
Wüsten und Steppen bis zum Altai-Gebirge hin. Hier scheint er
zugleich in den dortigen Höhlen den höchsten Punkt seiner Ver-
breitung erreicht zu haben, während sich in Europa wohl kein höher
gelegener Ort als Füssen am Lech (796 m) finden dürfte, der den
Biber beherbergt hat. Die Südgrenze zieht sich weiter nach Nord-
osten fort bis zum Baikalsee und vielleicht bis zum Stanowoigebirge,
doch ist es durchaus noch nicht sicher gestellt, dass der asiatische Biber
jemals bis zum Ochotskischen Meere vorgedrungen ist. Den süd-
lichsten sicher nachgewiesenen Punkt seiner Verbreitung dürfte der
Biber in Asien am unteren Tigris erreicht haben, während er in Nord-
amerika noch weiter südlich, nämlich bis zum Mexikanischen Meer-
busen ging, etwa bis zum 30. Breitegrad.
Die geographische Verbreitung ergibt demnach, dass der Biber
in Nordamerika bis hoch hinauf in Alaska, in Sibirien vielleicht bis
zum Stillen Ozean vorgedrungen ist. Dieses benachbarte Vorkommen
könnte möglicherweise dazu benutzt werden, um näher auf die z. T.
als eigene Arten angenommenen Formen des Castor fiber und C. Oa-
nadensis einzugehen. Denn es liesse sich event. durch genaue Unter-
suchungen von zahlreichen Funden dieser Grenzgebiete erweisen, dass
hier Übergangsformen zwischen jenen beiden Typen vorliegen. Da-
bei sei nochmals auf das schon Seite 331 behauptete Vorkommen von
Castor fiber neben ©. Canadensis in Virginien hingewiesen.
Ungleich schwieriger ist die Verfoleung des Bibers durch die
einzelnen Schichten des Quartärs. Sehen wir von den vereinzelt ge-
bliebenen Funden von Castor fiber im ungarischen Pliozän ab, so
tritt uns dieser Nager sowohl in Europa wie in Amerika gleichzeitig
in jenen tiefsten Sehiehten des Quartärs entgegen, die noch eine
typische Mischfauna, pliozäne und diluviale Formen neben einander
beherbergen, den forest-beds mit ihren Äquivalenten. Dann aber kam
die grosse Vereisung, deren Südgrenze in Europa etwa durch die
Linie London—Calais—Harz— Krakau bezeichnet wird. Während
durch dieses Phänomen eine ganze Anzahl Tiere, nämlich der grösste
Teil jener noch aus dem Pliozän überkommenen, vernichtet wurden,
wanderte der Biber siidwärts, um sich nach Verschwinden des Inland-
eises wieder dem Norden zuzuwenden.
Wenig Wert hat es, im einzelnen alle diejenigen Tierformen
aufzuzählen, mit denen der Biber angetroffen wurde, da wir seine
Reste vom Pliozin bis zur Gegenwart vorfinden. Wir treffen ihn
zusammen mit den Resten pliozäner Säuger, er diente in altdiluvialer
z
— 317 —
Zeit den Hyänen und anderen Tieren als Beute und wurde von ihnen
besonders in Süddeutschland und Frankreich in zahlreiche Höhlen
verschleppt; zur Interglazialzeit beherbergte ihn die Schweiz und ein-
zelne Gegenden von Deutschland; an den Küsten Dänemarks, Nor-
wegens und Nordamerikas ist er ein Bestandteil der Kjökkenmöddin-
ger, die etwa die ältere Steinzeit beschliessen oder den Beginn
der jüngeren anzeigen; sicher neolithisch, z. T. noch ‚jünger,
sind die zahlreichen Pfahlbauten der Schweiz und in Deutsch-
land, die oftmals Biberreste führen, kurz, er findet sich in allen Schieh-
ten des Quartärs und entbehrt durchaus der Eigenschaft eines „Leit-
fossils“, die man ihm gelegentlich wohl wegen seines angeblich regel-
mässigen Zusammenvorkommens mit dem Rentier zuerkennen wollte.
Genauer seine Verbreitung durch die verschiedenen Perioden des Dilu-
viums zu verfolgen, ist gegenwärtig noch untunlich, da die Frage
nach der exakten geologischen Stellung vieler Fundpunkte (vergl.
z. B. Mosbach, Seite 253) durehaus noch nicht ohne Widerspruch ge-
löst ist. Aber ein Ergebnis lässt sich für den Biber doch wohl schon
feststellen, dass er nämlich in Nordeuropa erst nach der
Smossen Vereisung eimgsewandert ist:.'.Denn wir
kennen weder präglaziale noch interglaziale Reste von ihm aus Schott-
land, Holland, Oldenburg, Dänemark, Norwegen, Schweden, einzelnen
Gebieten Norddeutschlands und aus den Ostseeprovinzen Russlands.
Was das Auftreten des Bibers speziell in Norddeutschland be-
trifft, so fehlt er in interglazialen (und präglazialen) Schichten von
Ostpreussen, Posen und Pommern vollständig, und die aus West-
preussen angeführten Reste sind ebenso unsicher wie die aus Meck-
lenburg erwähnten. Ebensowenig führen die diluvialen Schichten
des Ker. Sachsen den Biber.
Unsicherer gestalten sich die Verhältnisse in Nordhannover
und Südholstein. Wenn die Süsswasserkalke von Honerdingen und
Godenstedt sowie die Torfmoore von Nedden-A verbergen tatsächlich
interglazial sind, so hätten wir hier zwei Punkte, bis zu denen der
Biber im Interglaziai nach Norden vorgedrungen wäre.
In noch höheren Breiten liegt Langenfelde bei Altona, dort
ist das frühere Vorkommen des Bibers zuverlässig durch von ihm be-
nagte Hölzer nachgewiesen worden. Aber auch hier ist die geologische
Stellung nicht sicher, Langenfelde gilt als interglazial oder prüglazial.
Es wäre also bei künftigen Untersuchungen zunächst darauf
Bedacht zu nehmen, das geologische Alter der in Holstein und Süd-
hannover als interglazial oder präglazial angesprochenen Ablagerun-
—' 388 —
gen einwandfrei festzustellen, erst dann ist man in der Lage, genauere
Schlüsse über das Fehlen des Bibers (und anderer Tierformen) im
Interglazial der eben besprochenen Gebiete Norddentschlands zu
ziehen. .
Wenden wir uns etwas weiter südlicher zur Mark Branden-
burg, so ist schon oben auf die hohe Unzuverlässigkeit des Biber-
fundes von Rixdorf hingewiesen worden. Ganz anders scheint es
aber mit Klinge zu stehen. Dort ist der Biber nebst von ıhm be-
arbeiteten Hölzern in tieferen Schichten des ganzen Profiles aufge-
funden worden, die heute wohl einwandfrei als interglazial gelten.
Bis zu diesem Ort wäre also der Biber wohl schon zur Interglazial-
zeit nach Norden vorgerückt.
Wie erwähnt, fehlen in Schweden und Norwegen interglaziale
ind präglaziale Funde vom Biber, dieses Tier wird etwa zur Aneylus-
zeit oder kurz vorher den Boden Skandinaviens betreten haben.
Auf die interessanten Beziehungen zwischen der Verbreitung
des Bibers und derjenigen der Spitznuss, Trapa natans, hat neuer-
dings Stoller !) wieder hingewiesen. Danach scheint es, dass die Ver-
breitung der Spitznuss durch eine Anzahl von Tieren, vor allem durch
den Biber sehr gefördert wird, der ihre Früchte in seine Vorrats-
kammern schleppt. Stoller hebt hervor, dass die Funde von Trapa
natans in Deutschland und Schweden z. T. mit dem früheren und
gegenwärtigen Vorkommen des Bibers zusammenfallen. Verfolgen
wir die in der Tabelle (S. 83—85 der Arbeit) aufgezählten Lokali-
täten, an denen Trapa natans angetroffen wurde, so finden wir dar-
unter eine ganze Anzahl uns wohl bekannter Stätten, die den Biber
früher beherbergt haben, so in der Schweiz die interglazialen Schiefer-
kohlen von Dürnten (vgl. S. 237), den Burgäschi-See, Moosseedorf
und Robenhausen sowie das Gottersätermoor in Schweden. Ferner
liest in Ostpreussen der Szontag-See (Pfahlbau mit Biberresten!)
nur 1,5 km entfernt von dem ehemaligen Gaylowken-See, von dem
Kaunhowen?) subfossile Reste von Trapa natans nachwies. Auch aus
Finnland, wo der Biber früher häufig war, führt Stoller mehrere Fund-
orte mit Trapa natans an. Ebenso lebt der Biber noch heute an einem der
1) J. Stoller. Über die Zeit des Aussterbens der Brasenia purpurea Michx.
in Europa, speziell Mitteleuropa. Jahrb. d. Kgl. Pr. Geolog. Landesanstalt f.
1908. Berlin 1908. S. 80.
2) F. Kaunhowen. Bericht über die wissenschaftlichen Ergebnisse der
Aufnahme des Blattes Orlowen im Jahre 1904. Jahrb. d. Kgl. Pr. Geolog.
Landesanstalt f. 1904. Berlin 1904. S. 814.
— 339 —
wenigen Punkte in Deutschland, an denen sich bis jetzt die Spitznuss
erhalten hat*), nämlich in Altwässern der Elbe und Mulde bei Dessau
(Gr. Kühnauer See!) Aber auch noch weiter stromaufwärts sind sowohl
an der Elbe wie an der Mulde Fundpunkte von’T'rapa natans vorhanden,
die Verf. Herrn Lehrer Fritzsche-Düben verdankt, diese Pflanze findet
sich im Elbtale in grossen Mengen bei Priesitz (in unmittelbarer Nähe
von Pretzsch) und im Muldegebiete zwischen Nieder- und Ober-Glaucha
südlich von Düben, Wir haben aber oben gesehen, dass der Biber
noch jetzt bei Pretzsch an der Elbe lebt und im Muldetale in früherer
Zeit stromaufwärts bis nach Wurzen und Zwickau gegangen ist?*). So-
dann verdankt Verf. Herrn Konservator E. Krause-Berlin die Notiz,
dass vor etwa 15 Jahren von Herrn Redakteur P. Roland-Schlachtensee
dem Herrn Chefredakteur Johannes Trojan-Berlin 23 Pfund frisch
abgefischter Nüsse von Trapa natans zugeschiekt worden sind, die
aus der Umgebung von Beeskow stammen. Aber auch von diesem
Spreegebiete sind Biberreste bekannt geworden, z. B. von Lehde.
—. Schliesslich sind nach gütiger mündlicher Mitteilung des Herrn
Dr. Stoller im Jahre 1908 aus tieferen Schichten eines Torflagers
innerhalb des Weichbildes von Hamburg (Barmbek) fossile Früchte
von Trapa natans zu Tage gekommen, während das durch Biberhölzer
bekannte Langenfelde (vgl. S. 262) nur 7 km westlich davon ent-
fernt liegt.
Ein Blick auf die Karte (Tafel I) zeigt einen westöstlich ver-
laufenden breiten Streifen in Mitteldeutschland, in dem der Biber
bisher nicht nachgewiesen ist. Es umfasst dieses Gebiet den Wester-
wald, Taunus, Vogelsberg, die Hohe Rhön, den Thüringer Wald, Fran-
kenwald und die sämtlichen weiter nach Osten zu folgenden Gebirgs-
züge. Der Grund für das Fehlen des Bibers ist nicht in der Höhen-
lage dieser Gebirge zu suchen, sondern lediglich darin, dass die
diesen Höhenzügen entströmenden Gewässer zu reissend sind.
Denn der oft angeführte Spruch, der Biber bedürfe zu seinen Lebens-
bedingungen nur dreierlei: „Wasser, Wald und Ruhe“, lässt sich
ohne Einschränkung nicht aufrecht erhalten. Er kann nur in solchen
Gewässern leben, die kein zu grosses Gefälle haben, er meidet stark
strömende Bäche und Flüsse vollkommen. Und was seine Nahrung
*) G. Lindau. Zur Geschichte der Spitznuss und des Kühnauer Sees bei
Dessau usw. Verh. d. Bot. V. d. Prov. Brandenburg. 47. Jahrg. 1905. Berlin.
*#) Auch bei Groitzsch südlich von Eilenburg sah Verf. 1908 in einem
Altwasser der Mulde zahlreiche Exemplare von Trapa natans. Hier der
Bobritzer Damm!
23
betrifft, so ist ihm durchaus nicht jede Holzart recht. Iın aligemeınen
begnügt er sich mit Laubholz, zieht aber weiches unbedingt härterem
(z. B. Eiche) vor, und nur selten geht er an Nadelholz. Gerade
einzelne prähistorische Funde haben aber eigentümlicher Weise
wiederholt Nadelhölzer nachgewiesen, die vom Biber bearbeitet
waren, wie Langenfelde, Nedden-Averbergen und Klinge (hier auch
Laubhölzer). Andere Biberhölzer sind in Dänemark und Schweden
aufgefunden worden.
Des weiteren ergibt sich aus der Karte die Häufung von Biber-
funden an den Flüssen, vor allem am Unterlaufe der Weichsel, an
der Donau mit ihren zahlreichen Nebentlüssen, an der Elbe, an der
uhr und Möhne. Diese Tatsachen lassen den sicheren Schluss zu,
dass es im Laufe der Jahre gelingen wird, auch an anderen Flüssen
Biberreste aufzufinden, an denen er bis jetzt seltener ist oder ganz
zu fehlen scheint.
Dass die auf der Karte eingetragenen Orte nicht immer genau
den Punkt angeben, an dem der Biber früher gelebt hat, bedarf keiner
weiteren Ausführung, denn oft handelt es sich um Funde, die durch
fliessendes Wasser von ihrer ursprünglichen Heimat mehr oder weni-
ger weit verschleppt worden sind.
Noch viel weniger weisen die zahlreichen Ortsnamen stets mit
Sicherheit auf die frühere Anwesenheit des Bibers hin, besonders sei
auf Beverley und Beverly in Westaustralien, Beaver-Hafen in Ost-
afrika und Bieber-Kap auf Nowaja Semlja hingewiesen! Andererseits
kann man wohl annehmen, dass der Biber einstmals in der Umgegend
jener Städte heimisch gewesen ist, die dieses Tier im Wappen führen,
wie Hoernesand in Schweden, Biberach in Württemberg, Biebrich
a. Rh., Bibra, Bz. Merseburg, Bibart in Mittelfranken und Montreal
ın Kanada.
Selten wurden Knochen oder Zähne vom Biber bearbeitet, solche
Funde, die als Schmuck oder als Schaber dienten, wurden bei Burg-
dorf, Drosa, Taubach, Garz, am Burgäschi-See, bei Lautsch in Mähren
und auf Gone Beh
Biberfallen, von E. Krause (308) als Entenfallen gedeutet,
stammen aus Westpreussen, der Mark, Frankreich, Italien, England
und aus Krain.
Alle künstlichen Ansiedelungen von Bibern sind nach kurzem
Bestehen meist schnell wieder eingegangen: Nymphenburg, Gottorp
bei Schleswig, Potsdam und Charlottenburg, solche in Böhmen, Salz-
burg, Schottland und Schweden.
— 341 —
Heute ist der Biber in Deutschland wesentlich auf die Elbstrecke
Magdeburg -Wittenberg - Torgau beschränkt, geht aber gelegentlich
dort auch in die Nebenflüsse, z. B. in die Saale und Mulde. In Dessau
hat man das Andenken dieses Tieres durch ein Denkmal geehrt, auf
dem Funkplatze daselbst steht ein Germane, in der einen land einen:
Speer, in der anderen einen frisch erbeuteten Biber haltend.
Die eben erwähnte Elbstrecke gehört politisch zu Anhalt und
Preussen. Es ist bedauerlich, dass die Jagdgesetze in beiden Ländern
so verschieden sind. Es reicht die Schonzeit für den Biber in Preussen
vom Dezember bis September (10 Monate), in Anhalt (fiskalischer
Besitz) vom 15. März bis 15. Juni (3 Monate), in Anhalt (herzoglicher
Privatbesitz) ist der Biber das ganze Jahr hindurch geschützt. Doclt
auch in dieser letzten Oase Deutschlands sind die Tage des Bibers
gezählt. Trotz der Jagdverbote werden diese Tiere erlegt, und die
weiter fortschreitende Abpflasterung der Elbe sowie Hochwasser und
schwerer Eisgang verdrängen sie immer mehr von ihren Wohnsitzen.
Aber von einer ganz anderen Rücksichtslosigkeit ist der Mensch,
wenn es sich nicht um Befriedigung der Jagdgelüste oder um Ab-
wehr von Schaden handelt, sondern um Erwerbszwecke, dafür noch
wenige Beispiele.
Im Jahre 1743 wurden von Montreal aus 127 080 Biberfelle
nach Roclielle gebracht, abgerechnet die 26 750 Stück, welche die
Hudson-Bay-Gesellschaft nach England abführte. Von derselben
Gesellschaft wurden im Jahre 1866 folgende Felle in den Handel
gebracht.
Biber u 2, 2 en, 7 144 744 Stück
uchsstse na re. 32982 €,,
Tuch Wen E56 00 Fi,
IN a es Pi re
SE en ee Be er E01
samratken.a 2 2.008 ,,
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Kouninehen.s.ı 2.222.105 999-5
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Wuchs, pen, Re, 7429 „
Verschiedene Tiere . . 63950 .,
1 242 665 Stück.
Iın Jahre 1892 wurden von dieser Gesellschaft in das Waren-
23*
Be
lager zu Montreal 134 814 Felle eingeliefert, sie verteilten sich auf
folgende Tiere:
Biber “ER MN ren 20T
Fuchs Weka TO
Luchs 20. N een SKDTONT 5
Marder Sara RO
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Man sieht die rapide Abnahme aller Tierarten im Vergleich zu
fe)
den Angaben aus dem Jahre 1866!
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je
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Aare 240.
Abbeville 219.
Abbruzzen 235.
Achtal 249.
Acs 317.
Adlig-Bebernitz 292.
Ägypten 330.
Afrika 330. =
Ailsbach 242.
Ajnäcskö 316.
Alabama 332.
Alasan 324.
Alaskar 3322334959.
Alb, schwäbische 248.
250251.
Albinea 234.
Aldan 328.
Aleppo 327.
Alfeld 267.
Alle 293.
Aller 268. 269.
Äloppe 304.
Altai 328.
Altaich 244.
Alt-Bewersdorf 237.
Alt-Daber 282.
Altkoschütz 276.
Altmark 271.
Alton 225.
Alt-Schlawe 286.
Alz 247.
Amerika 330.
Amper 246.
Amur 328. 335.
Anadyr 328.
An der Bieber 261.
Andernach 257.
Angara 327.
Angerapp 293.
Anhalt 269.
Annecy 232.
Anthering 314.
Araxes 324.
Archangelsk 324.
Ardeche 233.
Arendal 303.
Arezzo 234.
Argenteuil 232.
Ariege 229.
Arneburg 271.
Arno 219. 220. 226. 234.
Arnsberg 260.
Arpatschai 324.
Arrasch-See 322.
Asheville 332.
Asiatisches Russland 327.
Asien 326.
Asowsches Meer 224.
Asparn 312.
Aspern 312.
Aspho 305.
Astrachan 324.
Attersee 312.
Athabasca 332.
Atmis 322,
Aube 231.
Aubesier 231.
Audenarde 232,
Aue-Fluss 267.
Auf der Bever 261.
Augsburg 245.
Australien 334. 340.
Augstumal 293.
Augustusburg 276.
Aupke 260. 261.
Aurich 269.
Auvergne 230. 232.
Auvernier 236.
Auxinne 293.
FT
>
>.
Babelsberg 282.
Baberow 292,
Bacton 223.
Baden 252.
Badisco 236.
Baevra 303,
Baierbach 248.
Baikalsee 328.
Baku 327.
Balcarhöhle 310.
Baldegger-See 236.
Balkanländer 319.
Balthasarhöhle 310.
Balve 258.
Bamle 303.
Barby 273.
Barnstable 332.
Basel 240.
Baumgarth 289.
Bautzen 277.
Bawerndorf 292.
Bayern 241.
Bazar 291.
Beaver 300. 333. 334.
Beaver Bank 334.
Beaver Bay 333.
Beaver Brook 334.
Beaver Centre 333.
Beaver City 333.
Beaver Cove 334.
Beaver Creek 334.
Beawer Crossing 333.
Beaverdale 333.
Beaver Dam 333. 334.
Beaver Dam Depot 333.
Beaver Dam Mills 333.
Beaver Dam Mountains
333.
Beaver
Beaver
Beaver
Beaver
Beaver
Beaver
Dans 333.
Falls 333.
Hafen 340.
Harbour 33+.
Hill 333.
Island 333.
Beaver Kill 333.
Beaver Lake 333.
Beaverley 299.
Beaver Lick 333.
BeaverLick Mountain 333.
Beaver Meadow 333.
Beaver Meadows 333.
Beaver Mills 333.
Beaver Point 334.
Beaver Pond 334.
Beaver Range 334.
Beaver Rapids 334.
Beaver Rigde 334.
Beaver River 334.
Beaver River Corner 33+.
Beaver Run 334.
Beaver Springs 334.
Beaver Timber 334.
Beaverton 334.
Beaver Valley 334.
Beaverville 334.
Beber 268. 269.
Bebenburg 247.
Bebenhausen 247.
Beberbach 275.
Beberbeck 256.
Beberhorst 287.
Beberich 258.
Bebernitz 292.
Bebersbruch 291.
Bebersee 2832.
Beberstedt 273.
Bebra 255. 275.
Bebruwethen 29.
Bechin 307.
Bei-Kem 329.
Belaja 325.
Belgern 212.
Belgien 222, 295.
Belovy 306.
Benediktbeuren 247.
Berg 258.
Bergamo 233.
Berge 271.
Berkshire 299.
Berlin 278. 279.
Berlitt 278.
Bern 241.
Bernau 312.
Bertholsheim 244.
Berwick 300.
Bessenyö 316.
Bevenburg 268.
Bevenrode 269.
Bevensen 268.
Bever 241. 258. 261. 262.
263. 269. 274. 297.
Bevera (Bevera) 233. 235.
Beverbach 262. 269.
Beverbäkeresch 262.
Beverbeck 268. 296.
Beverbrok 262.
Beverbruch 262.
Beverce& 258.
Beverdam 297.
Beverdamm 263.
Bevere 296.
Beveren 296.
Bevergern 261.
‚ Beverhoutsveld 296.
Beverin 241.
Beveringen 2832,
Beverino 235.
Beverley 300. 340.
Beverloo 296.
"Beverly 334. 340.
Beverly Farms 334.
Beverly Station 334.
Bevermeer :297.
Bevermühle 268.
Bevern 235. 262. 263. 268.
269.
Bevernburg 287.
Beverndorf 292.
Bevernhuserburg
Bevernteich 287.
Bevernweide 268.
Beverö 263.
Bevers 241.
Bevershoek 297.
Beversluys 296.
Beversoord 297.
Beverst 296.
Beverstedt 269.
Beverstedtermühlen 269.
Beverstein 268.
Beverstraat 297.
Beverstrang 261.
Beversundern 269.
Bevertoft 263.
Beverungen 261.
Beverweert 297.
Beverwyk 297.
Bewerdick 287.
Beweringen 297.
Bewernick 295.
Bewersdorf 237.
Bewingen 258.
Bibart 248. 340.
Biber 238. 241. i
DD LO DI:
Bibera 241.
Biberach 252. 253. 340.
Biberachzell 248.
Biberacker 257.
Biberaffa 256.
Biberau 275.
Biberäueli 241.
Biberbach 240. 241.
232. 256: 2582312.
Biberbacher Gebirge 248.
Biberberg 248.
Biberbrücke 241.
Biberduchadzen 323.
Bibereck 248.
Biberegg 241.
Biberen 241.
Biberesthorf 257.
Biberfeld 285.
Biberg 248.
Bibergraben 29.
287.
248.
Biberhof 247. 284.
Biberhölzli 241.
Biber-Indianer 332.
Biberist 241.
Biberkor 248.
Biberkirch 257.
Biberkopf 248.
Biberlikopf 241.
Biberlinsburg 241.
Biberloch "257. 282.
Bibermühle 241. 248.
Bibern 241. 258.
Bibernberg 241.
Bibersbach 248. 257.
Bibersbruch 240.
Bibersburg 318.
Biberschlag 275.
Biberschwang 248.
Bibersee 240. 333.
Bibersfeld 252.
Bibershof 248.
Bibersohl 252.
Biberstein 241. 255. 315.
Bibert 248,
Biberteich 282.
Biberthal 291.
Biberturm 241.
Biberzug 292.
Bibiche 257.
Bibing 248.
Bibra 256. 273. 27:9.
Bibrastein 256.
Bibrowo-See 292.
Biburg 248.
Bieber 248. 256. 307. 334.
Bieberach 248.
Bieberbach 277.
Bieberberg 248.
Bieberehren 248.
Biebergau 248.
Biebergraben 282.
Bieberhoff 261.
Bieberkamp 261.
Bieber-Kap 328. 340.
Biebermatten 257.
Biebermühle 248.
Biebern 241.
Biebernheim 258.
340.
3178
Biebersberg 256.
Bieberstein 256. 258. 277.
284. 295:
Zum Bieberstein 284.
Bieberswalde 295.
Bieberthal 295.
Bieberwier 315.
Bieberwöhr 248.
Biebesheim 256.
Biebighausen 256.
Biebrich 256. 340.
»„ Mosbach 256.
Biebricherhof 256.
Bieler-See 236. 237.
Biendorf 264.
Bierbais 296.
Bierbeek 296.
Bierbeque 296.
Bierme 296.
Bievre 233. 296.
Biewer 258.
Biha& 319.
Bilsteins-Höhle 259.
Bilzingsleben 269.
Binghöhle 242.
Binningen 240,
Birs 240.
Biscaya 228.
Bittenbrunn 244.
Bittkau 271.
Biver 297.
Biverlacho 269.
Biverna 269.
Bivingen 297.
Bjuraa 303.
Bjurbäck 305.
Blankenfelde 278.
Blato 307.
Blotzheim 240.
Bobau 292.
Bobbau 273.
Bobeck 275.
Bobelwitz 285,
Bobengrün 248.
Bobenhausen 256.
Bobenheim 248.
Bobenneukirchen 277.
| Bobenstätt 248. *
Biebersdorf 282. 284. 307. | Bobenthal 248.
Bobenwart 248.
Bober 283. 307.
Boberau 284.
Boberberg 277.
Boberdamm 2834.
Boberg 263.
Bobermühle 282.
Bobern 295.
Bobernig 284.
| Boberow 282.
Boberröhrsdorf 234.
Bobersberg 282. 283.
Bobersen 277.
Boberstein 284.
Boberullersdorf 284.
Boberwitz 284.
Bobervorwerk 282.
Bobingen 248.
Bobrau 291.
Bobritzer Damm 339.
Bobritzsch 277.
Bobrek 284. 308. 309.
Bobrka 309.
Bobro 318.
Bobröcz 308.
Bobrocze 308.
Bobroidy 309.
Bobrornik 308.
Bobrovce 318.
Bobrowa 309.
Bobrowisko 291.
Bobrowitz 291.
Bobrowka 309.
Bobrowke 285.
Bobrowkenhof 292.
Bobrowko 285.
Bobrownik 285.
Bobrowniki 285. 309.
Bobrowo 291.
Bobruwka 311.
Bobruwke 285.
Bocksteinhöhle 249.
Bode-Tal 265.
Böberbach 275.
Böbrach 248.
Böhmen 305.
Bög (=Bug) 308.
Bosna 320.
Bosnien 319.
Boulogner Holz 219. 230.
Bourget 232.
Bovenau 263.
Bovenden 269.
Bovenhusen 269.
Bovenistier 296.
Bovenkarpsel 297.
Bovenmoor 269.
Boverath 258.
Boveresse 241.
Bovernier 241.
Bovert 258.
Boverton 300.
Boyton 298.
Brabant 296.
Brahe 291.
Brandenburg (i. Ostpr.)
294.
Brandenburg (Prov.) 277.
Brandhorst 272.
Branitza 288.
Bratsberg 303.
Braunschweig 265. 267.
268. 269.
. Bremen 267.
Bremervörde 269.
Brenz 244. 269.
Breusch 256.
Brescia 234.
Breuvannes 233.
Brordrup 302.
Bruchhausen 266.
Bruck 246.
Brünn 310. 311.
Brunndorf 316.
Brzese 323.
Buch 271.
Büssow 278.
Bütko 271.
Bütlingen 266.
Bug 308.
Bulugun 329.
Burgäschi-See 236. 340.
Burgdorf 237. 340.
Burghausen 247.
| Cherson 324.
- —
Burgsee 237.
Burgtonna 275.
Burgund 231.
Burtnek-See 321.
Burwell-Moor 299.
Byci skäla-Höhle 309.
C. (siehe auch K.)
Calais 336.
Cambridge 298. 299.
Capri 236.
Cardingan 299.
Carogrod 308.
Caslau 306.
Castor 283. 300. -
Castro 236.
La Celle 229.
Chabur 327.
Chagny 219. 230.
Lac de Chalain 232.
Chalons St.-Cosme 218.
Chamsara 329.
Charkow 324.
Charlottenburg 231. 340.
Charlottenthal 288.
Chatteris 298.
Cheledul 325.
Chelles 219.
Chemnitz 276.
Chester 225.
China 328.
Chlumetz 307.
Chokier 29.
Olacton 298.
Clyde 225.
Colditz 276.
Copford 299.
Corcelettes 237.
Cotuit port 332.
Courchapon 232.
Crayford 298.
Cromer 222. 223. 301.
Cueva di Dima 228.
Curtil 219.
Cyrus 324.
D.
Dabar 320
Dabarpolje 320.
Dabendorf 232.
Daber 287. 292.
Daberg 261.
Dabergotz 282,
Daberkow 287.
Dabermühle 292.
Dabern 282.
Dachau 246.
Dänemark 301.
Dalmatien 320.
Dannenberg 268.
Danzig 289. 290.
Daratschitschag 324.
Debelo brdo 320.
Deggendorf 244.
Delecke 260.
Delsberg 239.
Dessau 263. 270. 272. 339.
341.
Destelberghe 296.
Deutsch-Ossig 283.
Deventer 297.
Diessen 247.
Dillingen 244.
Dingolfing 245.
Ditton-Moor 299.
Divarica 310.
Dnjepr 325.
Doberan 264.
Dobrinka 290.
Dobropoljei 320.
Dobrotwor 308.
Dölitz 286.
Dömitz 264.
Dörnitz 272.
Doggerbank 300.
Don 324.
Donaum924352 23123128
Se
Donauwörth 244.
Donck 295.
Donja Dolina 319.
Doubs 232.
Drangedal 303.
Drau 317.
Drewenz 291.
Dröschkau 272.
Drosa 270. 340.
Drüggelte 260.
Dümmer-See 267.
Duisburg 258. 261.
Dunausche Beek- 294.
Dwina 324.
E.
East Runton 223.
Ebenfurth 312.
Eberswalde 278.
Echte 266.
Eger 306.
Ehringsdorf 274.
Einhornhöhle 264.
Eipel 317.
Eisenstadtl 306.
Elbe 263. 268. 270. 272.
276. 280. 339. 340. 341.
Elbenau 272.
Elbe-Travekanal 262.
Elbing 291.
Ellerbek 262.
Elsass 256.
Elster 276.
Ely 299.
Ems 259.
England 222. 297. 340.
Enkheim 254.
Enns 312.
Erie-See 332.
Erith 298.
Ertebölle 301.
Essex 298. 299.
Essling 312.
Estland 324.
Eszer 293.
Euphrat 327.
Eure 219. 231.
Europäisches Russland
321.
F.
Fahlheim 244.
Faringdon 299.
Faule Ihna 286.
Fecht 256.
380
Felixstow 224.
Felsengebirge 331. 332.
Ferrara 235.
Ferse 290.
Feuerbach 252.
Finnland 324.
Finnmarken 303.
Fischa 312.
Fischamend 312.
Fischbeck 271.
Fischhoff 293.
Fislis 257.
Flandeer 332.
Flandern 296.
Florida 332.
Foix 230.
Fort-Kennedy 331.
Frankfurt a. M. 255.
Frazer Strom 332.
Freiburg 241. 253.
Freienwalde 2832.
Freising 246.
Fresenbrügge 264.
Friesack 281.
Frische Nehrung 291.
Frisching 293,
Früchten 260.
Füssen 245.
Fürstenfeld-Bruck 246.
Fulda 255.
Furfooz 295.
Fyris 3095.
6.
Gabrovica 319.
Gailenreuth 241.
Galatien 330
Galizien 308.
Ganöcz 317.
Gandino 233.
Garz 285. 340.
Genf 237. 238.
Genow 305.
Gent 294.
Georgia 226. 332.
Gera 275.
Frankreich 218. 229. 340.
Gersprenz 255.
Gersthofen 245.
Gezero 307.
Giengen 249.
Gilge 293.
Gischiginsk 328.
Gitschin 306.
Glienicke 281.
Gmünd 306.
Gnissau 262.
Godenstedt 266. 337.
Gössweinstein 242,
Göttingen 255. 268.
Gotermoor 305.
Gottersäter-Moor 304.
Gottorp 263. 340.
Gran 317.
Granä 303.
Graubünden 241.
Graudenz 290.
Gray’s Thurrock 298.
Greenfield 225.
Greenhithe 223. 226. 298.
Greifenhagen 287.
Greng 236.
Griechenland 320.
Grimma 276.
Grödek 308.
Grodno 324.
Grönland 302. 340.
Gr. Beuster 271.
Grossbieberau 256.
Grossdaberkow 264.
Gr. Kühnau 263. 270.
Grünau 244.
Grünhain 276.
Gsprengberg 317.
Gudensberg 254.
Gudenus-Höhle 311.
Günne 260.
Günzberg 244.
Gutenberg 248.
H.
Hadersleben 262.
Haleb 327.
Halifax 332.
ee A ni
Halle 269. 272. 274.
Haimhausen 246.
Hamer 307.
Hamm ?59. 262.
Handorf 259.
Hannover 265 266. 267.
Harburg 268.
Harz 265. 336.
Hassleben 275.
Havel 280.
Havelberg 280.
Hay Spring 225.
Heidelberg: 226. 252. 253.
Heimenlachen 237.
Hellbrunn 314.
Helsingfors 305.
Heppenloch 248.
Hercegovina 319.
Herm 230.
Hessen 253.
Hessen-Nassau 253.
Heve 260.
Heydekrug 294,
Hidas 317.
Himmelpforten 260. 261.
„Hirschhöhle“ 242.
Hodasz 318.
Hödi 318.
Hodmezö-Väsärhely 318.
Hödos 318.
Höd-Teich 318.
Höchstädt 244.
Högholmen 309.
Hörnesand 305.
Hoesch-Höhle 242.
Hof-Bieber 256.
Hohenburg 246.
Hohlefels 249.
Holderness 299.
Holestein 259.
Holländerbruch 280.
Hollitsch 307.
Holstein (Prov.) 262.
Holstein (i. Ostpr.) 293.
Holzminden 269.
Honerdingen 265.
Hrädek 306.
Hradist® 306
EN. WAR
Hudson Bay 332.
Hülser Berg 257.
Hüsten 260.
Hütten 263.
Hunte 262.
Huronensee 332.
1
Ibenhorstsche Forst 293.
Idsteiner Klotz 253.
Ihna 286.
Ilford 298.
Ill 256.
Iller 245.
Immenstadt 245.
Imola 234.
In der Bever 261.
Indiana 225.
Indien 329.
Indschesu 326.
Ingar-Oe 309.
Ingermanland 324.
Ingoda 328.
Ingolstadt 244.
Ingress-Tal 223. 226. 298.
Ingur 325.
Inkofen 246.
Inn 247.
Inse 294.
Irkutsk 327,
Irland 300. 335.
Irpfelhöhle 249,
Irtysch 328. 329.
Isar 245. 246.
Isareck 246.
Isere 231.
Island 302. 335.
Isleham-Moor 299.
Ismaning 246.
Issoire 232.
Italien 220. 233. 240.
J.
Jama na dolech 319.
Jaroslaw 322. 324.
Jekaterinoslaw 324.
Jemtland 305.
Jena 275.
Jenissei 327. 328. 335.
Jessnitz 273.
Jockgrimm 222.
Josefsthal 309.
Jülich 258.
Jütland 301.
Julichsche Ruhr (Roer)
258.
K. (siehe auch (.)
Käpfnach 237.
Kärnten 315.
Kahlberg 266.
Kaisarie 326.
Kaiser Wilhelm - Kanal
262.
Kakau 272.
Kaluga 324.
Kamitz 272.
Kamniza-Hügel 315.
Kamtschatka 328.
Kanada 332. 334.
Kannstadt 250.
Kapen 272.
Kappel 260.
Kappeln 262.
Kappenberg 260.
Karabagh 325.
Karolina, Nord 332.
0 2218ud2332%
Karpathen 308.
Karst 319.
Karthaus 29.
Kaspisches Meer 324
Kassel 255.
Kastel 254.
Kastel S. Pietro 235.
Kaufering 245.
Kaukasus 323. 324. 325.
Kaymen 294.
Kempten 245.
Kennedy 331.
Kenthöhle 298.
Kentucky 332.
Kessingland 223.
Kesslerloch 238.
Kettlersteich 261.
Kiel 262.
Kijew 324. 323.
Kirchberg (Württemberg)
250.
5 (Hessen) 254.
Kiritein 309.
Kisil-Jrmak 326.
Klausenburg 317.
Kleinasien 326.
Klein Beuster 271.
Kleinbobritzsch 277.
Kleindaberkow 264.
Kl. Wittenberg 272.
Kleve 258.
Klieken 263.
Klinge 221. 263. 277.
Klinger 288.
Klocken 294.
Königseck-Rothenfels 245.
Königshorst 281.
Köpeez 316.
Körbecke 260
Köstritz 275.
Kola-Halbinsel 324.
Kolchis 324.
Kollisberg 275.
Kolozsvar 317.
Kolyma 328.
Komagelv 303.
Koneise 236.
Konda 328.
Konstanz 253.
Koschütz 276.
Kostelik-Höhle 310.
Kottbus 277.
Kowno 324.
Krageröelv 303.
Krain 315. 340.
Krakau 308. 336.
Krapina 318.
Krasnojarsk 327.
Kratzmühle 243.
Krefeld 257.
Krems 311.
Krim 324.
Kroatien 318.
Kronstadt 317.
Krumau 306.
Krumnussbaum 312.
340.
3832
Kuban 325.
Kuckert 261.
Kulm 290. 291.
Külna 310.
Kura 324.
Kurische Nehrung 293.
Kurland 324.
Kursk 324.
Kurtschum-Fluss 329.
Kutais 325.
Kuttenberg 306.
Kutzburg 293.
Kwirila 325.
L.
Laak 315.
Laba 325.
Labrador 332.
Lac de Chalain 232.
Ladekopp 288.
Ladoga-See 321. 322.
Laibach 316.
Landsberg 245.
Landshut 245.
Langen-Bieber 256.
Langenfelde 262. 340.
Languedoc 231.
La Pelenos 231.
Lappland 324.
Lappmarken 305.
Lauck 293.
Laufen 314.
Lauterburg 288.
Lautsch 309. 340.
Lea-Tal 299.
Lech 245.
Leckwitz 276.
Leffe 220. 226. 233. 235.
Legehnen 294.
Lehde 282.
Leine 267. 268. 269.
Leipheim 244.
Leisnig 276.
Leitha 312.
Lena 328.
Lenggries 246.
Lenzen 268. 280.
Leschwitz 233.
Lesse 295.
Levallois-Perret 219.
Lezaysk 308.
Libanon 326.
Liebe 293. 294.
Liebemühl 294.
Liebenau 246.
Liebenwalde 280. 281.
Liebenwerda 272.
Limmat 240.
Lincolnshire 299.
Tiny 31237:
Lippe 259. 260.
Lippe-Detmold 264.
Lippstadt 260.
Lissa 306.
Lister-Mandal 303.
Litauen 293.
Livland 321. 322.323. 324.
Lochenstein 250.
Löcknitz 280.
Lödderitz 271.
Loire 219. 230.
Lombardei 234.
London 336.
Lonetal 249.
Lons-le-Saunier 232.
St. Lorenzstrom 332.
Lorsch 255.
hot 231.
Lothringen 256. 257.
Louisiana 332.
Luckenwalde. 280.
Ludvika 304.
Ludwigshafen 222.
Lübbow 266.
Lüneburg 268.
Lürscherz 236.
Lüttich 222. 295.
Lunel 229.
Lusnitz (Luznic) 306. 307.
Luxemburg 297.
Luzern 240. 241.
Lychen 279.
Lyckerorth 293.
M.
Maas 296. 297.
Maastricht 296.
Mackenzie-Fluss 332. 335.
Mähren 309.
Magdeburg 273. 280. 340.
Maglemosse 302.
Main 243.
Maine 332.
Malafrasca 234.
Mammut-Schlucht 225.
Mana 328.
Mangasea 328.
Mangfall 247.
Mannswörth 312.
Marasch 326.
March 312.
St. Margarethensbay 332.
Marktl 247.
Marienburg 290.
Marienparadies 2%.
Marienwerder 290.
Marne 231.
Marquede 221.
Marxheim 244.
Mas d’Azil 230.
Maspino 234.
Massachusetts 332.
Masuren 293.
Maszycka-Höhle 321.
Mauer 226. 252. 253.
Maurach 252.
Mecklenburg 264.
Medelpad 305.
Megalopolis 320.
Mehaigne-Tal 295.
Meilen 236.
Meissen 276.
Memel 293. 294.
Memphis, Tenn. 225. 331.
Me£nieux 230.
Merk 317.
Merseburg 271.
Mesopotamien 327.
Mexikanischer Meerbusen
332.
Meyrunsche Eszer 293.
— 383
Mezimosti 307.
Miass 321.
Michigan-See 332.
Milledgeville 332.
Minge 293.
Minsk 324. 325.
Mississippi 225. 332.
Mittenwalde 279. 281.
Mniköw 308.
Modena: 234.
Moder 256.
Moen 302.
Möhne 260. 280.
Möringen 236.
Mörnsheim 242.
Möst 273.
Möwen-Insel 2738.
Mohilew 324. 325.
Mokrau 310.
Moldau 307.
Mongolei 329.
Monsempron 231.
Montalbau 236.
Montana 332.
Montfort 229.
234.
Montmaurin 229.
Montpellier 229.
Montreal 332. 341.
Montsaunes 229.
Moosach 246.
Moosburg 246.
Moosseedorf 236.
Morges 237.
La Mouthe 230.
Montioni
253. 254. 269. 274.
Mosel 258. 297.
Mosfelde 260. 261.
Moskau 324.
München 246.
Muggendorf 241.
Mullerup 302.
Mulde 273. 339. 341.
Mundesley 223.
Murom 322.
Murten-See 236.
Nosbach 218. 220. 226. 252.
N.
Nab 243.
Nachitschewan 325.
Nadori 317.
Nashport 225.
Natanebi 325.
Natangen 293.
Natchez 225.
Nauen 231.
Neckar 250. 251.
Nedden-Averbergen
265. 337. 340.
Nedenaes 303.
Neheim 260. 261.
Neljkan 328.
Nemet-Bogsäan 317.
Nemoniensche Forst
Nero-See 322.
Nesseby 303.
Neubach 306. 307.
Neu-Beverlake 273.
Neu-Bewersdorf 237.
Neubrandenburg 264.
Neubraunschweig 332.
Neuburg a. D. 244.
Neuchätel 241.
Neu-Daberstedt 273.
Neudorf 285.
Neuenburger-See 237.
Neufundland 332..
Neuguth 29%.
Neukirchen 271.
Neumark (Ort) 291.
Neumark (Brandenburg)
278. 285.
Neumühle 242.
Neusatz 317.
Neuschottland 332.
Neusohl 317.
Neustadt a. d. D. 280.
Neuteich 239.
Newbury 299.
Nezarka 306.
Nezdaschow 307.
Nidelv (Nidelf) 303.
Nieder-Altaich 244.
Niederbieber 256. 258.
Nieder-Bieberstein 256.
293.
Niederbobritzsch 277.
Niedergöhren 271.
Niederlande 222.
Nieder-Muschitz 276.
Niederösterreich 311.
Niederwallsee 312.
Nienburg 273.
Nil 326. 330.
Niobara 225.
Nishnaja Tunguska 327.
Nizonne 230.
Nörten 268. 269.
Nogat 292.
Nogent-sur-Seine 231.
Nordamerika 330.
Nord-Karolina 332.
Norfolk 223. 224. 298.
Northeim 267.
Norwegen 302.
Norwich 298.
Notte 281.
Novcka 318.
Nowaja Semlja 328. 335.
Nöwgorod 324.
Nudow 231.
Nürnberg 242. 243.
Nussdorf 252.
Nuthe (b. Barby) 273.
„ (b. Potsdam) 280. 281.
Nymphenburg 246. 340.
0.
Ob 328.
Oberbieber 258.
Ober-Bobrau 311.
Oberbobritzsch 277.
Oberelchingen 244.
Oberlarg 256.
Oberösterreich 311.
Ochotsk 328.
Oder 282. 287.
Odessa 323.
Oesterreich-Ungarn 305.
Ofen-Pest 316. 317.
Offingen 244,
O®bior2257 331.
Ohre 272.
Oicöw (Oizow) 321.
Oise 231.
Oka 322.
Olching 246.
Oldenburg 262.
Oliva 289.
Olonez 324.
Omsk 327.
Ontario-See 332.
Öranienbaum 372.
Oranienburg 280. 281.
Oregon 225. 330.
Orel 324.
Orenburg 323. 324.
Ossa 291.
Osseg 307.
Ost-Bevern 261.
Östend 223.
Osterode 293.
Östherschen 282.
Ostpreussen 292.
Östrow 310.
Öttobeuren 245
P.
Palästina 326.
Paradies 290.
Paris 230. 231.
Passarge 294.
Passau 244.
Peace-Strom 332.
Pebrach 248.
Peggau 315.
Pekärna 310.
La Pelenos 231.
Pennsylvanien 332.
Pensa 324.
Perm 322. 324.
Pernau 323.
Perrier 219.
Persien 329.
Pertosa 236.
Pest 316. 317.
Petersburg 324.
Peterwardein 317.
Petronell 312.
Petschora 324.
Peuerbach 248.
Pfaueninsel 281.
Pfraundorf 243.
Piber 315.
Pieckel 289.
Pikermi 320.
Pinsker Sümpfe 325.
Pinzgau 314.
Pissa 294.
Plau 264.
Platz 307.
Po 234. 235.
Pober 283.
Podelzig 282.
Podolien 324,
Podwitz 291.
Pöring 245.
Polen (Russisch-) 291.
3212321,
Polesje 325.
Poltawa 324,
Pommern 285.
Ponte alla Nave 234.
Pontos 330.
Port Kennedy 331.
Portugal 229.
Posen 284.
Potomae 333.
Potsdam 280. 281. 340.
Pottenstein 241. 242.
Prag 307.
Predmost 310.
Pregel 293.
Prerau 310.
Pressburg 317.
Prebzsch12727 2738
Prignitz 280.
.| Prikanawsk 321.
Prittiching 245.
Prossnitz 311.
Protiwin 307.
Puy-de-Döme 231.
Pyrenäen 229.
Pyshma 322.
0.
Quirila 325.
R.
Radaune 29.
Räuberhöhle 242.
ee
Rain 245.
Ranies 272.
Rautenburg 293.
Ravensbrück 280.
Regensburg 242. 244.
Regenwehrsberg 272.
Reggio (Emilia) 234.
Reichenhall 247.
Rettlow-See 294.
Reuss 240.
Rheda 288.
Rhein 252. 256. 258.
Rheinau 257.
Rheinprovinz 257.
Rhinow 281.
Rhöne 231. 233.
Ricklingen 267.
Riga 252. 326.
Rinnehügel 322.
Rıon.'325.
Ripa@ 319.
Riss 252.
Rixdorf 221. 278.
Rjäsan 324.
Robenhausen 236.
Rochlitz 276.
Roc-Traiicat 229.
Rodatycze 308.
Rodnikowskaja Staniza
325.
Roer, julichsche 258.
Rörken 304.
Rösenbeck 259.
Roigheim 251.
Rom 235.
Romau 294.
Rominte 294.
Rosenberg 289.
Rosenberger-Teich 307.
Rosenfelde 290.
Rosengrund 284.
Roseninsel 243.
Rosillon 230.
Rossel 273.
Rosslau 270. 273.
Rostoff-See 322.
Rotenburg a. d. Fulda 254.
Roter See 332.
Rothenburg ob. d. Tauber
243.
Rothenfels 245.
Rothenhof (Rotenhof) 306.
Rott 247.
Rübeland 265.
Rügen 285.
Ruhr 260.
Ruhr, julichsche 258.
Russ 293.
Russisch-Polen 292. 321
324.
Russland 224. 321.
S.
Saagdan 325.
Saalach 247.
Saale 271. 273. 341.
Saar 281.
Saarmund 280.
Saaz 306.
Sabina 235.
"|Sachsen (Kgr.) 276.
5 (Prov.) 269.
Sachsen-Altenburg 275.
Sachsenburg 276.
Sachsen-Koburg-Gotha
275.
Sachsen - Meiningen 275.
Sachsen-Weimar-Eisenach
275.
Sagorje 322.
St. Aubin 230.
St. Croce (Karst) 319.
St. Pietro in Sabina 235.
St. Gallen 240. 241.
St. Girons 229.
St. Lorenzstrom 332.
St. Margarethensbay 332.
St. Martory 230.
St. Petersburg 324.
St. Prest 218. 219. 226.
St. Wolfgang-Höhle 242.
Salairsk 321.
Salerno 320.
Saleve 238.
Salis 321.
Sallaveux 237.
Salza 253. 313:
Salzach 247. 314.
Salzburg 313. 314.
Samara 321. 324.
Samland 293.
San 308.
Sandau 271.
Sanskimost 320.
Saöne 218. 230. 231.
Sarajevo 320.
Saratow 324.
Samıa3lz.
Savoyen 232.
Schaffhausen 241.
Schaffis 237.
Scharzfeld 265. 269.
Schelmengraben 242.
Scherau 264.
Schertelsloch 251.
Schilka 328.
Schippenbeil 293.
Schlesien 282.
a (Österr.) 308.
Schleswig-Holstein 262.
Schlieben 270.
Schnackenburg 268.
Schnatow 285.
Schneckensche Forst 293.
Schönau 314.
Schönbrunn 314.
Schönhausen 271.
Schönlanke 284.
Schottland 300.
Schussenried 251.
Schunter 268.
Schwäbische Alb 250. 251.
Schwarzburg - Sonders-
hausen 275.
Schwarzenberg 276.
Schwarzer Jrtysch 328.
Schwarzes Meer 317. 324.
Schwarzwald 253.
Schwarzwasser 291.
Schweden 303.
Schweiz 236.
Schweizersbild 238.
Schwente 289,
Schwenz 286.
Schwerin 284.
Schwyz 241.
Seeberg 237.
Seehausen 271.
Seeland 302.
Seelberg 250.
Seewalchen 312.
Seligenstadt 254.
Seine 219. 231.
Semlin 317.
Serbien 317.
Sestriza 322.
Sibirien 224. 327. 328. 329.
3
Siebenbürgen 316. 317.
Silver-Lake 225.
Sipka-Höhle 309.
Sistikem 329.
Sizewell Gap 225.
Sizilien 236.
Sjäskanal 321.
Skatnick 292.
Sklavensee 332
Slatoust 321.
Slavonien 318.
Sloup 310.
Smela 323.
Sönder-Bergenhus 303.
Soldin 278.
Solothurn 241.
Somme-Tal 219. 232.
Southwold 225.
Spandau 279. 280.
Spangau 289.
Spanien 218. 228.
Spinnskatteberg 305.
Spitzbergen 228. 335.
Spreewald 282.
Sprottau 283.
Stade 268.
Stadlau 312.
Stanowoi-Gebirge 328.
Stargardt 278.
Starnberger-See 243. 247.
Staufen 245.
Stavanger 303.
Steckborn 236.
Steiermark 315.
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Stein 247.
Stettin 2837.
Sterningen 302.
Stockholm 305.
Stockstadt 243.
Stockum 260.
Stolae 320.
Stollberg 276.
Stolpe 286. 290.
Stramberg 309.
Strassburg 257.
Straubing 244.
Strehla 277.
Streitberg 242.
Styr 308.
Süd-Amerika 334.
Süd-Karolina 332.
Süssenborn 226. 253. 274.
Suffolk 223,
Sulzerain 250.
Summit 331.
Sunsha 324.
Sum Du,
Surebi 325.
Surheim 247.
Sveduv stül 310.
Syrien 330.
Szontag-See 292.
T.
Tabor 306.
Taganrog 224.
Tambow 324.
Tamigi 234.
Tanadalen 303.
Tanafjord 303. 335.
Tangermünde 272.
Mas-Bluss#328.8=5:
Tatarei 324.
Taubach 221.
340.
Tauber 243.
Taurus 326.
Tegelen 222. 296.
Tegernsee 247.
Teifi 299.
Teltow-Kanal 279.
Temir 327.
226. 274.
Terek 324. 325.
Terespol 308,
Tersanne 232.
Thalberg 286.
Thayngen 238.
Theerbude 294.
Themse 298.
Thiede 270.
Thorn 290. 291.
Thorpe 223
Thüringen 274.
Thur 256.
Thurgau 241.
Tigris 327.
Timber 293.
Tjumen 327.
Tobol 328.
Tobolsk 327.
Tönnisstein 257.
Tollense 236.
Toporöw 308.
Torgau 259.
280. 340.
Toscana 234.
Transbaikalien 328.
Transsylvanien 320.
Traun (Bayern) 247.
»„ (Oesterreich) 312.
Traunstein 247.
Trebbin 280. 281.
Trebel 264.
Treptow a. d. T. 286.
Trier 258.
Tröjca 308.
Trostberg 247.
Trou Balleux 295.
Trou de Chaleux 29.
Trou de la Naulette 295.
Trou de l’Ours 295.
Trou de Nutons 29.
Trou de Pont-a-Lesse 295.
Trou du Frontal 295.
Trou Magrite 295.
Trou Rosette 295.
Troyes 232.
Tschernigow 324.
Tschubera 325.
Tula 324.
272.
219-
a
e Tunguska 327.
Turkestan 327. 328.
Turuchansk 328. 335.
Twer 324.
Tyrol 315.
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Überlinger-See 237. 252.
Ürdingen 257.
Ufa 324.
Ukraine 320.
Ukrina 320.
Ulm 251.
Umbrien 235.
Ungarn 316.
Unter-Bobrau 311.
Unterbruck 246.
Unterhausen 244.
Upsala 305.
Ural 321.
Uralsk 328.
Urungu 329.
Utznach 239.
V.
Val di Chiana 234.
Vallese-Tal 234.
Vangede 302.
Varangerfjord 303. 335.
Venetien 234,
Verona. 234.
Veyrier 238.
Vibrata-Tal 234.
Vilgertshofen 245.
Villäro 228.
Villefranche 230.
Vils 244.
Vilsen 266.
Virginien 331. 332.
Visp 240.
Voidon 229.
Völlinghausen 260.
Vöröskö 318.
Vogelsang 272.
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_ Waldai 324.
Waldersee 272.
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Walker’s Cliff 223.
Wallis 240. 241.
Walsrode 265.
Walthamstow 299.
Wangen 236.
Warmhof 289.
Warnen 294.
Warnow 264.
Warschensko 289.
Warstein 259.
Warteberg 254.
Wartenburg 272.
Warziche 325.
Wasdow 264.
Wasserbillig 297.
Watcham-Moor 299.
Wauwyl 236.
Wawermitz 292.
Weferlingen 269. 274.
Wegwitz 269.
Weimar 274.
Weiss 256.
Weitwörth 314.
Wels 312.
Weltteich 307.
Wendelstein 269.
Wendemark 271.
Werfen 314
Werne 260.
Werningshausen 275.
Weser 267. 269.
Westaustralien 340.
West-Bevern 261
Westeregeln 270.
Westfalen 258.
Westgotland 304.
West Runton 223.
Westslavonien 318.
Wetzikon 239.
Weyborn 223.
Weyerntal 242.
| Wied 258.
| Wien 307. 312.
Wilkis-Eszer 294.
Willenberg 293.
Wilna 324.
Weichsel 289. 290. 291.
Westpreussen 288. 340.
Wismar 264.
Wisnia 308.
Witebsk 324.
Wittenberg 235. 340.
Wittenberge 271.
Wittingau 306. 307.
Wjätka 324.
Wladimir 322.
Wörlitz 272.
Wohnuta 307.
St. Wolfgang-Höhe 242.
Wolfshagen 255.
Wolhynien 324. 325.
Wolkenstein 276.
Wologda 324.
Woltersdorf 279.
Woodbridge 298.
Worms 254. 255.
Worönez 324.
Württemberg 248.
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Ybbs 312.
Yonne 231.
Yorkshire 299.
Yssel 297.
Yverdon 236.
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Zagorje 322.
Zarrendorf 285.
Zauschwitz 276.
Zehenis-zchali 325.
Zeblin 286.
Ziekopp-See 291.
Zolling 246.
Zorn 256.
Zossen 281.
Züricher See 236. 237. 239.
241.
Zug 240.
Zwergloch 241.
Zwickau 276.
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