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Full text of "Der Islam"

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DER  ISLAM 

ZEITSCHRIFT 

FÜR  GESCHICHTE  UND  KULTUR 

DES  ISLAMISCHEN  ORIENTS 

HERAUSGEGEBEN 

VON 

C.  H.BECKER 


MIT  UNTERSTÜTZUNG  DER 
HAMBURGISCHEN  WISSEN- 
SCHAFTLICHEN  STIFTUNG 


FÜNFTER  BAND 


1 


0 


MIT  16  ABBILDUNGEN  UND  9  TAFELN  /. 


STRASSBURG  1914 
VERLAG  VON  KARL  J.  TRÜBNER 


HAMBURG:  C.  BOYSEN 


L 


^ 


17 


ni 


Inhalt  des  fünten  Bandes. 


I.  Aufsätze  und  Berichte: 

Seite 

Amedroz,  H.  f.,  The  Tajärib  al-Umam  of  Abu  'Ali  Miskawaih 335 

Becker,  C.  H.,    Steuerpacht   und    Lehnswesen.      Eine    historische    Studie    über    die 

Entstehung  des  islamischen  Lehnswesens 8 1 

Gairuner,   W.  H.  T.,  AI-Ghazäll's  Mishkät  al-Anwär  and  the  Ghazäli-Problem  ...    121 

Graefe,  E.,  G,  Jacob,  P.  Kahle  und  E.  Littmann,  Der  Qarräd 93 

Herzfeld,  Ernst,  Mitteilung  über  die  Arbeiten  der  zweiten  Kampagne  von  Samarra. 

Mit  einer  Abbildung 196 

—     Mashad  'Ali,    ein    Bau  Zengi's  II    a.  H.  589.     Mit   5  Abbildungen   im  Text 
und  5  Tafeln  in  Lichtdruck 358 

Horovitz,  Josef,  Zur  Muhammadlegende 41 

Jacob,  G.  s.  Graefe. 

JUYNBOLL,  Th,  W.,  Die  »Sarekat  Islam«-Bewegung  auf  Java 154 

Kahle.  P.  s.  Graefe. 

Lehmann,  Edv.  und  Johs.  Pedersen,  Der  Beweis  für  die  Auferstehung  im  Koran.    .54 

LiTTMAN,  E.  s.  Graefe. 

Menzel,  Theodor,  Das  höchste  Gericht.     Zwei  jungtürkische  Traumgesichte i 

Nöldeke,  Th.,   Die  Tradition  über  das  Leben  Muhammeds 160 

Pedersen,  Johs.  s.  Lehmann. 

RusKA,  Julius,    Cassianus    Bassus  Scholasticus    und    die    arabischen  Versionen    der 

griechischen  Landwirtschaft 1 74 

Sarre,  Friedrich,  Die  Kleinfunde  von  Samarra  und  ihre  Ergebnisse  für  das  isla- 
mische Kunstgewerbe  des  9.  Jahrhunderts.  Mit  3  Abbildungen  im  Text  und 
4  Tafeln 180 

Seligmann,  S.,  Das  Siebenschläfer- Amulett,     (Mit  einem  Beitrage  von  Erich  Graefe.) 

Mit  7  Abbildungen 37^ 

Wensinck,  A.  J.,  Die  Entstehung  der  muslimischen  Reinheitsgesetzgebung 62 

VViET,  G.,  Une  inscription   d'un  vizir  des   Ikhsidites 171 


IL  Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen: 

Barthold,  W.,  Publikationen  der  Landschaften  (Zemstwo)  von  Ufa 239 

Becker,  C.  H.,  Karstedt's  islampolitische  Aufsätze 244 

—     Mitteilung  der  Redaktion 393 


JY  Inhalt. 

Seite 
Bergsträsser,    G.,    Abu'I-Barakät    Ibn    al-Anbäri,    Die    grammatischen    Streitfragen 

der  Basrer  und  Kufer 237 

DE  BOER,  T.  J.,  Max  Horten:    Die  Methaphysik    des    Averroes    (1198),    nach    dem 

Arabischen  übersetzt  und  erläutert 240 

Christensen,  Arthur,    Dr.   Hermann  Roemer :    Die  Bäbi-Behä'i.     Die  jüngste  mu- 

hammedanische  Sekte 3^9 

—  Hippolyte  Dreyfus :  L'i^pitre  au   Fils  du  Loup  par  Behäou'lläh 390 

Goldziher,  I.,  Victor  Chauvin 108 

Graefe,   E.,   H.  Grothe's  »Vorderasien-Expedition    1906  und    1907«.     Bd.   H 232 

—  Einiges  über  das  Hasis-Rauchen 234 

—  Schech  'Ali  Yüsuf  und  die  Anfänge  des  »Mu'aiyad« 235 

Hess,  J.  J.,  Weitere  Bemerkungen  zu  Eutings  Tagebuch  einer  Reise  in  Inner-Arabien .  116 

HoROViTZ,  J.,  Zwischen  Himmel  und  Erde 247 

Horten,  M.,  Bemerkungen  zu  Islam  III  404 — 409 226 

Jacob,  G.,  Bemerkungen  zu  Schanfarä's  Lämijat  al-'Arah 118 

—  Hamäm 247 

Menzel,  Theodor,  Albert  Wesselski :  Der  Hodscha  Nasreddin 212 

—  Kerimee  Hanoum  (Frau  Maria  von  Höbe"):  Macboule,  die  Erzählerin 220 

—  Doris  Reeck :   Im  Reiche  des  Islam 223 

MiEi.CK,  R.,    Eine  Sammlung    arabischer  Zeitungen  und   Zeitschriften 119 

NöLDEKE,  Th.,  Henri  Lammens  :    Le  Berceau  de  ITslam 205 

Pedersen,  Johs.,  Eduard  Meyer:  Ursprug  und  Geschichte  der  Mormonen iio 

RusKA,  Julius,  Bemerkungen  zu  Islam  IV,  S.  334 1 20 

—  »Arabic  and  Chinese  Trade  in  Walrus  and  Narwhal  Ivory« 239 

Taeschner,  f.,  Karl   Wulzinger:  Drei  Bektaschi-Klöster  Phrygiens 231 

Tschudi,  R.,  Hennann  Vambery lo? 

—  Die  Fetwa's  des  Schejch-ül-Isläm   über   die  Erklärung  des  heiligen  Krieges, 
nach  dem  Tanin,  Nummer  21 19   vom    15.  November   191 4 39' 

III.  Kritische  Bibliographie:  249,  394 

IV.  Autorenverzeichnis:  '  424 


^' 


Das  höchste  Gericht. 

Zwei  jungtürkische  Traumgesichte. 

Von 

Theodor  Menzel. 

Die  jungtürkische  Bewegung  führte  nach  langen  hartnäckigen 
Kämpfen  ihrer  zumeist  in  der  Verbannung  lebenden  und  wirkenden 
Vertreter  endlich  zur  Wiederherstellung  der  Konstitution  in  der  Türkei 
und  erwies  sich  in  der  Folge  trotz  mancher  Anzeichen  der  Unreife 
und  der  Schwäche  der  politischen  Partei  und  des  Mangels  an  starken, 
führenden  Persönlichkeiten  in  ihr  doch  so  lebenskräftig,  daß  sie  un- 
geachtet aller  Anfeindungen  und  mancher  Rückschläge  '^Abd-ül- Hamid 
zu  stürzen  und  mitten  im  Kampfgetümmel  des  letzten  Balkankrieges 
das  mittlerweile  zur  Herrschaft  gelangte  liberale  Ministerium  zugunsten 
ihrer  Anhänger  wieder  zu  beseitigen  vermochte.  Und  bis  heute  sitzt 
die  jungtürkische  Regierung  fest  im  Sattel  und  hat  allen  Anschlägen 

standgehalten. 

Zur  Zeit  der  '■Ahd-ül-Hamidisch.ea  Despotie  propagandierte  die 
Partei  ihre  Ideen  noch  theoretisch  durch  eine  nicht  unbedeutende 
Anzahl  von  rem  politischen  Zeitungen  im  Auslande,  als  deren  be- 
deutendste das  führende  jungtürkische  Organ  in  Paris:  die  von  Ahmed 
Rizd  geleitete  Zeitung  Mesveret  und  m  Kairo  der  von  Me/imed  Murdd  Bej 
redigierte  Mizdn  zu  nennen  sind,  während  die  meisten  anderen  mehr 
ephemerer  Natur  waren.  Großen  Einflusses  erfreute  sich  die  1903 
in  Genf  gegründete  Zeitschrift  Igtihdd  (»Freie  Forschung«),  die  noch 
heute  von  ihrem  Begründer,  dem  Augenarzt  Dr.  '■Abdullah  Gevdet 
vortrefflich  redigiert  wird.  Sie  verfolgte  neben  den  politischen  Auf- 
gaben hauptsächlich  literarische  und  soziale  Tendenzen.  Neben  dem 
türkischen  brachte  sie  anfänglich  auch  einen  französischen  Teil,  bis 
Nr.  3  des  zweiten  Jahrganges  (März  1907)  mit  dem  Titel:  Idjtihad, 
Libre  Examen,  Revue  sociale  et  litte'raire  de  T  Orient  et  de  P  Occident. 
Unmittelbar  nach  der  Wiederherstellung  der  Verfassung  siedelte  sie 
nach  Konstantinopel  über  und  erscheint  nunmehr  dort  weiter.     Für 

Islam.     V.  I 


2  Theodor  Menzel, 

uns  ist  unter  anderem  besonders  der  Versuch  des  Herausgebers  inter- 
essant, die  türkische  Leserwelt  mit  Shakespeare,  Schiller  und  Goethe 
bekannt  zu  machen  und  ihr  neben  eigenen  Übersetzungen  auch  Stücke 
der  Faust- Übersetzung  M/z  Hüsejn-zäde's,  die  zum  Teil  schon  vorher 
in  Baku  veröffentlicht  worden  waren,  zu  bieten.  Neben  der  Zeitschrift 
gab  '■Abd-ullah  Öevdet  im  Verlag  der  Zeitschrift  eine  Sammlung  von 
Schriften  heraus,  die  »///f/irti- Bibliothek«  {»Kütüb-x^ne  -i-  Ig-iihäd}. 
die  in  bunter  Reihe  alles  mögliche  bringt  und  deren  Titel  ich  hier 
kurz  wiedergebe: 

Lord  Byron:  The  prisoner  of  Chillon  {Siljon  mahhüsi);  Alfieri: 
Del  Principe  c  delle  Lettere  [Hükümdär  ve  edebijät)  und  Della  Tirannide 
(Istihddd) ,  beide  von  *AbdullahGevdet  übersetzt ;  Geheime  Seufzer 
{Gizli  fyyanlar);  Zwei  Hoffnungen  {Iki  emel);  Wissenschaften  und 
Philosophie  [Fünün  u  felsefe);  Briefe  aus  Mesopotamien  {El-Öezire 
meklüblary) ;  §cj/ Mohammed  F  üri :  Das  Erwachen  des  Islam  ('/^as- 
i-müslim)  aus  dem  Arabischen  übersetzt  durch  ^Abdullah  Gevdet; 
Wachtauf!  Wachtauf!  (Ujanyfiyz  ujanynyz);  Die  erhabenen  Fß/fi'^ 
{Fetdvd-i-serifej;  Anfeuernde  Lieder  [Qahrijdt),  Gedichtsammlung 'Ab- 
dullah Gevdet  Bej's;  R.  Dozy:  Geschichte  des  Islamismus  (Het 
Islamisme:  Tdrix-i-isldmijet);  Gustave  Lebon  :  Der  Geist  der  Völker 
(Rü/i-el-aqvdm);  SHAKESPEARE:  Hamlet;  Macbeth;  Julius  Caesar; 
Schiller;  Wilhelm  Teil  (Übersetzungen  von  'Abdullah  Gevdet); 
Traumgesicht  und  Brief  aus  Famagusta  {Riija  ve  Mavusa  mektiibi) ; 
Verkündigung  des  Bekannten  {MaHumu  Hldm);  Musik  und  Therapie 
[musyky  ve  teddvi) ;  Eine  Predigt  [Bir  yu.tbe) ;  Das  englische  Volk  [Jngliz 
qavmy  in  3  Bänden);  Psychologie  [Fenn-i-rüh]  illustriert;  Erhaltung  der 
Gesundheit  des  Gehirns  {Hyfz-i-syMat-i-dy7näy)  illustriert;  Die  größte 
Gefahr  (Tehlikeniil  büniji);  Warum  und  wie  entstand  die  Revolu- 
tion?   ilnqildb  mein  ve  nasyl  oldu). 

Als  das  17.  Heft  der  Sammlung  erschien  die  kleine  Schrift  Ma/jkeme- 
i-kubrd:  das  höchste  Gericht,  ohne  Angabe  eines  Autors.  Der  Ver- 
fasser, der  es  aus  leicht  begreiflichen  Gründen  vorzog,  anonym  zu 
bleiben,  war  nach  Ahmed  Hikmet's  Angabe  nach  seiner  eigenen  Be- 
hauptung Muhji-ed-Din  Bej,   der  jetzige  Mütesarrif  von  Pera. 

Es  ist  ein  wenig  umfangreiches  politisches  Pamphlet,  das  bei 
seinem  Erscheinen  mit  Gier  von  allen  jungtürkisch  Angehauchten  — 
und  wer  war  es  eigentlich  nicht?  • —  verschlungen  wurde,  und  dessen 
Philippika  und  kühne  Sprache  gegen  ''Abd-ül-IJamid  und  seine  Krea- 
turen um  so  mehr  Beifall  fand,  je  ohnmächtiger  man  sich  damals 
fühlte. 

Ein  Exemplar  der  in   Kairo  gedruckten  Ausgabe  von   1908,   das 


Das  höchste  Gericht.  ■J 

auf  dem  Umschlag  bereits  als  zweite  Auflage  bezeichnet  ist,  brachte 
mir  während  meines  damaligen  Aufenthaltes  in  Konstantinopel  ein 
bekannter  Türke,  der  über  den  Inhalt  in  Begeisterung  geriet.  Ich 
übersetzte  die  Broschüre,  vergaß  aber  in  der  Folge  ganz  darauf.  Später 
erwarb  ich  noch  eine  andere  Ausgabe  der  Schrift,  der  ganzen  Aus- 
stattung und  Typenart  nach  ein  Konstantinopler  Nachdruck,  trotzdem 
sie  ebenfalls  Kairo  als  Druckort  angibt  und  in  der  Seitenbrechung, 
wenn  auch  nicht  in  der  Paginierung,  bis  auf  einige  wenige  unwesent- 
liche Änderungen  und  Korrekturen  völlig  mit  ihrem  Vorbild  über- 
einstimmt. Versehentlich  ist  z.  B.  auch  die  Nummernzahl  des  Bändchens 
mit  i8  angegeben.  Die  Abweichungen  habe  ich  sämtlich  in  den  An- 
merkungen  notiert. 

Die  Hochflut  der  türkischen  literarischen  Erzeugnisse  der  Um- 
sturzjahre hat  literarisch  gewiß  nur  wenig  bleibenden  Wert.  Doch 
schließt  das  ihre  Wichtigkeit  für  die  Kenntnis  der  Zeitgeschichte  und 
ihrer  Strömungen  nicht  aus.  Als  Zeitdokument  scheint  mir  das 
Schriftchen  auch  heute  noch  eines  gewissen  Interesses  nicht  zu  ent- 
behren. Den  Einw^urf,  daß  man  solche  Dinge  stets  »auf  frischer  Fährte« 
bringen  müsse,  halte  ich  nicht  für  berechtigt,  da  die  Ziele  des  Büchleins 
andere  sind  als  journalistische. 

In  diesem  Sinne  halte  ich  auch  das  Traumgesicht  der  Gerichts- 
sitzung über  '^ Ab d-ül- Hamide  in  dem  all  der  Haß  und  die  Verachtung, 
deren  sich  der  Sultan  in  weiten  Kreisen  seines  Volkes  zu  erfreuen 
hatte,  in  naivster  Weise  seinen  erlauchten  Ahnen  in  den  Mund  gelegt 
wird,  einer  wörtlichen  Wiedergabe  nicht  für  unwert. 

Im  Anschluß  daran  gebe  ich  noch  ein  zweites  Schriftchen,  das 
unter  dem  gleichen  Titel:  Ma/ikeme-i-kubra  (das  höchste  Gericht) 
ebenfalls  anonym  erschien,  als  zweites  Bändchen  einer  Sammlung: 
»Bücher  des  ii.  Juli  1324«.  Der  Herausgeber  war  Qdsim-zdde  Ndg-i, 
der  Besitzer  der  Buchhandlung  Sarq.  Das  Büchlein  ist  offenbar  mit 
unter  dem  Einfluß  des  buchhändlerischen  Erfolges  der  ersteren  Schrift 
erschienen,    der    es   unbedenklich    den   Titel    entlehnte. 

Während  bei  der  Igtihdd Sehr \it  nur  der  Groll  gegen  *^ Ab d-ül- Hamid 
in  einer  mitunter  recht  drolligen  oder  grotesken  W^eise  sich  Luft  machte, 
um  mit  dem  Anheimstellen  der  Rache  an  die  Großmut  des  Volkes 
mit  theatralischem  Pathos  zu  enden,  verfolgte  das  zweite  Schriftchen 
eine  für  seine  Zeit  hochaktuelle  politische  Aufgabe:  Es  hatte  den 
Zweck,  die  hochgehenden  Wogen  der  nationalen  Erregung  über  Öster- 
reichs Vorgehen  zu  beruhigen,  das  Bosnien  und  die  Herzegowina, 
die  doch  tatsächlich  längst  von  der  Türkei  losgelöst  und  der  Donau- 
monarchie einverleibt  waren,  nun  formell  und  endgültig  seinen  Ländern 


A  Theodor  Menzel, 

angliederte.  Die  Frage  war  eine  harte  Belastungsprobe  für  die  neu- 
konstituierte jungtürkische  Regierung,  da  der  damals  ins  Unendliche 
gesteigerte  Nationalstolz,  der  von  einer  aufsteigenden  Entwicklung 
der  Türkei  träumte  und  von  Rückgewinnung  des  Verlorenen,  sich  nur 
schwer  an  den  Gedanken  einer  neuerlichen  Landeinbuße  gewöhnen 
wollte  und  selbst  vor  einem  Krieg  nicht  zurückschreckte.  In  reaktionären 
Kreisen  suchte  man  anscheinend  das  kriegerische  Feuer  sehr  gern  zu 
schüren  —  wenigstens  wai  das  die  jungtürkische  Anschauung  — , 
um  dann  bei  dem  unausbleiblichen  Rückschlag  wieder  die  absolute 
Macht  in  die  Hände  zu  bekommen.  Die  Jungtürken  w^aren  über  die 
•Schwäche  des  Staates  wohl  informiert,  zudem  kannten  sie  den  inter- 
nationalen Gewohnheitssatz  nur  zu  gut,  den  der  siegreiche  griechische 
Feldzug  neuerdings  in  Kraft  gezeigt  hatte,  daß  nämlich  die  Türkei 
auch  durch  den  glücklichsten  Krieg  kein  christliches  Land  mehr  zurück- 
gewinnen könne,  das  sie  einmal  verloren  hat.  Mit  der  dem  ganzen 
damaligen  jungtürkischen  Vorgehen  eigenen  Mäßigung  und  Selbst- 
beherrschung winkte  man  daher  ruhig  und  besonnen  ab.  Dies  gelang 
auch.  Die  öffentliche  Meinung  begnügte  sich  mit  dem  Boykott  öster- 
reichischer Waren,  bis  wichtigere  Sorgen  auch   ihn  in  Vergessenheit 

brachten. 

Die  Einkleidung  in  Traumform  spielt  bei  derartigen  politischen 
Schriften  eine  gewisse  Rolle.  So  schrieb  schon  Ndmyq  Kemäl  ein 
»>Traumgesicht«:  »Merhüm  Ndmyq  Kemäl  Bejiü  rnjdsy«,  das  im  zweiten 
Jahrgang  des  I^tihdd  1907,  Heft  6  und  7,  und  selbständig  in  Kon- 
stantinopel 1326  bei  Artin  Asadorian  als  kleine  Broschüre  erschien. 
Im  gleichen  Jahre  kam  auch  das  »Traumgesicht«  Ajet-ullah  EjendVs 
oder  die  Verurteilung  des  GroQvezir's  'Ali  PaSa  heraus:  »Merhnm 
Ajet-ullah  Efendinin  riijdsy  ja^od  sadra'zam  'Ali  PaSanyn  mu/idkemesin. 
Zur  gleichen  Zeit,  doch  ohne  Jahresangabe,  erschien  das  »Traum- 
gesicht« Zijd  Pasa's:  »Mer/iüm  Zijd  Pa^anyn  rüjdsy«.  Eine  gewisse 
Ähnlichkeit  weist  auch  in  manchen  Punkten  das  im  Don^xu-Vildjet 
1285  h.  (1868  D)  gedruckte  Büchlein  Emin  HilmVs:  Ma/ikeme-i-jees  u 
emel  (Prozeß  zwischen  der  Hoffnung  und  der  Verzweiflung)  auf.  Ich 
werde  gelegentlich   auf   diese   Broschüren   zurückkommen. 

Bei  der  Übersetzung  des  zweiten  Schriftchens  fand  ich  es  für 
überflüssig,  alle  die  zahlreichen  Druckfehler  und  Versehen,  die  gerade 
dieser  Druck  bietet,  eigens  anzumerken,  da  die  richtige  Lesung  sich 
fast   überall   unschwer   von   selbst   ergibt. 


Das  höchste  Gericht.  s 

Das  höchste  Gericht. 
[Ma/ikeme-i-kubra.) 

(S.  3.)  An  einem  Freitage  des  Monats  Re£-eb  ^)  im  //z^ra- Jahre 
13 13  (18.  Dezember  1895  —  16.  Januar  1896)  hielt  innerhalb  und 
außerhalb  des  gewaltigen  Tempels  der  Aja  Sofija  eine  ungewöhnlich 
zahlreiche  Menschenmenge,  eine  lärmende  Aufregung,  ein  außer- 
ordentlicher Vorgang  die  Passanten  von  ihrem  Wege  zurück  und 
zwang  sie,  die  an  den  Toren  des  gesegneten  Versammlungsortes  in 
würdevollster  Haltung  stehenden  Muhammedaner  um  Aufklärung 
des  Sachverhaltes  zu  ersuchen.  Auf  die  von  allen  Seiten  erfolgenden 
Fragen  hin,  verkündeten  die  öffentlichen  Ausrufer  mit  lauter  Stimme 
voll  frommer  Inbrunst  folgende  Antwort:  »Heute  findet  das  I^ ochste 
Gericht  statt  !  Der  Freund  Gottes,  der  Stolz  der  Schöpfung,  unser 
Herr  (d.  i.  Mohammed)  wird  in  eigener  Person  über  seinen  unwürdigen 
Nachfolger  zu  Gericht  sitzen  !«  Mit  diesem  Ruf  versetzten  sie  die  Luft 
in  aufregende  Schwingungen.  Die  Sonne  tauchte  alles  mit  einem  die 
Augen  blendenden  Glänze  in  Gold,  wie  wenn  sie  (S.  4)  an  diesem  ge- 
heiligten Tage,  der  einen  hervorragenden  Platz  in  der  Reihe  der  heiligen 
Feste  des  Muhammedanismus  einzunehmen  bestimmt  war,  die  Lichter 
der  Freude  in  den  Herzen  der  Bekenner  des  einen  Gottes  auch  auf 
ihren   Wangen    malen    und   widerspiegeln   wollte. 

In  dieser  erhabenen  Moschee,  der  man  durch  die  Eroberung  und 
Umänderung  die  erste  Stelle  unter  den  gewaltigen  islamischen  Tempeln 
eingeräumt  hat,  gab  es  an  diesem  Tage  einen  ganz  besonderen  Glanz, 
eine  ganz  besondere  Zier.  Der  Anblick  des  Inneren  bot  eine  Erhaben- 
heit und  eine  Majestät  dar,  zu  deren  Beschreibung  eine  irdische  Feder 
unvermögend  sein  würde. 

Zu  beiden  Seiten  des  Mihräh  mit  je  zwanzig  Schritt  Abstand 
hatten  die  gewaltigen  osmanischen  Sultane  Aufstellung  genommen. 
Der  Ausdruck  der  größten  Kümmernis  auf  ihrer  aller  Antlitz  mußte 
dem   Blicke  des  Beobachters  auffallen. 

Auf  den  anderen  Seiten  der  erhabenen  Moschee  befanden  sich, 
wie  man  sehen  konnte,  die  größten  Osmanen,  die  seinerzeit  für  die 
Ausbreitung  des  Islam  und  des  Osmanentums,  für  seine  Größe,  seinen 
Ruhm  und  seine  Ehre,  die  Aufrechterhaltung  seiner  Würde  und  seiner 
Integrität  mit  Wort  und  Tat  die  größten  Mühen  aufgewendet  hatten: 
Candarly   iCendereli)    Kara   Xalil^),   Kjöse   Miydl,   Akge   Koga,   Hdgi 


•)  Der  siebente  Monat  des  muhammedanischen  Jahres,  an  dessen  12.  Tage  immer  der 
Aufbruch  der  Pilgerkarawane  nach  Mekka  stattfindet. 

2)  Xajr-ed-Din  Pasa,  gewöhnhch  Cendereli  Kara  Xalil  genannt,  aus  der  von  Sej/ 
Edebdli  abstammenden  Famihe  der  Cendereli,  die  neben  den  Evrenos  und  den  Timurtas 


Theodor  Menzel; 


//  Begii)^),  Evrenos  (Oranos)  Bej-),  Karaga  Bej,  Mahmud  PaSaS), 
Sinän  Pasa  4),  Zemhilli  'Ali  Ejendi  5),  Sokolly  Mehmed  Pasa  <'),  Özdemir - 
zäde   Vsmän   Pasa'),    Ferhäd   Pasa^),    Xoga   Sa'd-ud-Din    Efendi'J), 


die  mächtigste  Familie  des  jungen  osmanischen  Staates  bildete,  der  geisthchen  Laufbahn 
entstammend,  seit  1360  als  Qädi  von  Brussa,  der  Residenzstadt,  der  oberste  Richter  des 
Reiches,  dann  Heeresrichter,  seit  1368  Großvezir,  bis  zu  seinem  Tode  1386.  Er  ist  der 
dritte  Großvezir  der  Türkei  überhaupt  und  der  erste  nicht  aus  Sultansgeblüte  stammende. 
In  seiner  Familie  blieb  das  Großvezirat  noch  in  drei  Generationen  erblich.  Vgl.  'Osniän- 
zäde  Täib  Ahmed  :  Hadiqat-ül-vüzerd  S.  6 — 9. 

1)  Alles  wackere  Genossen  und  Kämpen  der  ersten  Sultane.  Kose  Miydl  (der  dünn- 
bärtige  M.)  oder  Mi/äl-i-rdzi,  von  Geburt  Grieche,  schloß  mit  'Osmän  als  dessen  Gefangener 
die  innigste  Freundschaft,  bekehrte  sich  zum  Islam  und  bildete  eine  der  festesten  Stützen 
des  sich  konsolidierenden  Staatswesens.  Er  wie  seine  Nachkommen  spielen  als  kühne 
Reiterführer  in  der  Geschichte  eine  bedeutende  Rolle.  An  seine  Nachkommen,  die  Miyal 
hafidleri:  Ahmed  und  Mohammed  erinnern  schöne  Bauinschriften  in  dem  5c/?/as/-Kloster 
Sejjid-i-räzi  vom  Jahre  917  h  =  1511  D,  wo  beide  neben  dem  Heiligen  Sejjid  Battäl-iräzi 
bestattet  sind.  Ein  anderer  vertrauter  Genosse  'Osmdn's  war  Akge  Koga.  Hägi  llbegi, 
dem  tapferen  Waflengenossen  und  Emir  Oryan's  und  Muräd's  1.  gebührt  hervorragendes 
Verdienst  an  der  endgültigen  Festsetzung  der  Osmanen  in  Europa  an  der  Propontis.  Er 
eroberte  Dimotika  und  nahm  bedeutenden  Anteil  an  der  Eroberung  der  neuen  Residenz- 
stadt Adrianopel  und  an  der  Philippopels.  1663  vernichtete  er  durch  kühnen  nächtlichen 
Überfall  das  Heer  der  Ungarn,  Serben  und  Bosnier  an  der  Maritza,  die  auf  Betreiben 
des  Papstes  Urban  V.  einen  Kreuzzug  gegen  die  Türken  unternommen  hatten. 

2)  rdzt-el-hdg^  Evrenos  Bej,  griechischer  Renegat,  der  unter  vier  Sultanen  diente 
und  sich  um  die  Ausbreitung  der  osmanischen  Herrschaft  in  Mazedonien  und  Griechenland 
hoch  verdient  machte.  Heute  noch  sollen  Nachkommen  von  ihm  in  Saloniki  seine  frommen 
Stiftungen  verv^-alten. 

3)  Beide  unter  Sultan  Mehmed  II.  Kara^a  Bej  tat  sich  bei  der  Eroberung  Kon- 
stantinopels hervor.  Mahmud  PaSa,  serbischer  Herkunft,  Eroberer  Serbiens  und  Bosniens, 
ist  der  erste  wirklich  große,  weitblickende  Mann  auf  dem  Posten  des  Großvezirats  ge- 
wesen,  das  er  zweimal  bekleidete.    Vgl.  Ahmed:  Hadiqat  S.  9 — 11. 

4)  Der  Albanese  Sindn  PaSa  war  fünfmal  unter  Murdd  III.  und  Mehmed  III.  Groß- 
vezir.    Vgl.   Ahmed  a.  a.  0.   S.  35 — 37. 

5)  Zemhilli  ^Alä-ed-Cin  ^Ali  Gemäli  bedeutender  Rechtsgelchrter  und  Theologe, 
der  26  Jahre  lang  unter  Bdjezid  II.,  Seltm  I.  und  Sülejmdn  I.  das  Amt  des  Sej/-iil-isläm 
bekleidete.  Den  Beinamen  ZembilU  (der  mit  dem  Korb)  erhielt  er  wegen  des  vor  seinem 
Fenster  hängenden  Korbes  zur  Aufnahme  von  Feivd-Gtsnchtn,  die  er  sofort  verbeschied. 

6)  'favil  Mehmed  PaSa  Sokolly,  Bosnier,  neben  Ahmed  Kjöprülü,  mit  dem  er  auch 
an  Länge  der  Amtsdauer  wetteifert,  der  größte  osmanische  Großvezir  überhaupt,  von 
umsichtiger  und  unermüdlicher  Tätigkeit.  Er  wirkte  unter  5iV7f/w^>i  \.ui\(\Sclim  II.  15  Jahre 
lang  auf  diesem  Posten. 

7)  'Osmän  PaSa,  Sohn  des  Cerkes  Özdemir  Paia,  des  Eroberers  des  Jemen  und  Abessy- 
niens,  vor  allem  in  den  Kriegen  gegen  Persien  ausgezeichnet.  Großvezir  unter  Murdd  III. 
Vgl.  Ahmed  a.  a.  0.  S.  38 — 41;  ferner  Ahmed  Rejiq:  'Osmauly  komandanlary  S.  109 — 128. 

**)  Ferhad  PaSa,  Albanese,  zweimal  unter  Mehmed  III.  Großvezir.  Auch  er  zeichnete 
sich  in  den  persischen  Feldzügen  aus.  Vgl.  Ahmed  a.  a.  O.  S.  42 — 44;  Rejiq  a.  a.  0.  S.  201 
— 2l6. 

9)  Sa'd-ud-Din,  berühmter  osmanischer  Gelehrter  und   erster   Reichshistoriograph: 


Das  höchste  Gericht.  7 

Kujugy  Murdd;  Pasa,  Tirjaki  Hasan  Pasa^),  Kjöprülü  Mehnied  Pasa, 
Ahmed  (S.  5)  Fdzil  Pasa,  Mustafa  Pasa  und  Hüsejn  Pasa-),  Koga 
Rdyih  Pasa3),  Resid  PaSa^),  Midhat  Pasa  i)  und  alle  anderen  großen, 
klugen  und  vaterlandsliebenden  Helden  und  Generale,  die  fähigen 
Großvezire  und  die  standhaften,  glaubensstarken  'Ulema's,  weit- 
berühmte und  vielgenannte  Admirale  wie  Barharus  Xajr-ud-Din  Pasa 
Re'is,  Pijdle  PaSa  Reis,  Kylyg  ^Ali  Pasa  Reis,  Toryud  Sdli/i  Reis  und 
Männer    wie   Fammsiz  Hasan  6) :   sie    alle  unterhielten  sich   mit  leiser 


vaq'a-nüvis  (ein  von  Murdd  III.  neugeschaffenes  Amt).  Zuletzt  auch  Sej^-ül-isläm.  Er 
ist  der  Verfasser  der  zweibändigen  osmanischen  Geschichte  Täg-ui-teväri/  (Xoga  tdriyj). 
Auch  übersetzte  er  das  Geschichtswerk  des  Läri  (Maula  Musli/i-ud-Lin  Läri)  aus  dem 
Persischen  ins  Türkische. 

I)  Kujugy  Murdd  Pasa  (der  Brunnengräber),  einer  der  tatkräftigsten  Großvezire, 
durch  Gerechtigkeitssinn  und  grausame  Strenge  sich  auszeichnend,  der  unter  Ahmed  I. 
mit  fester  Hand  die  asiatischen  Wirren  zu  schHchten  trachtete.  Er  tat  sich  auch  in  den 
ungarischen  Kämpfen  hervor,  wie  auch  Tirjaki  Hasan  Pasa  (der  Opiumesser),  über  den 
man  Rejiq  a.  a.  0.   S.  313—388  vergleiche. 

-)  Die  »Dynastie«  der  Kjöprülü  (von  denen  nur  der  fünfte  und  letzte  Nu'rndn  Pasa 
fehlt),  die  in  schwerer  Zeit  mit  festem  Sinn  und  hoher  Tüchtigkeit  den  Zerfall  des  Reiches 
erfolgreich  aufzuhalten  suchten.  Ihr  Begründer  ist  der  Albanese  Kjöprülü  Me/imed  Pasa, 
eine  der  machtvollsten  Persönlichkeiten  in  der  türkischen  Geschichte,  der  als  fast  Achtzig- 
jähriger zum  Großvezirat  berufen,  in  den  fünf  Jahren  seiner  Herrschaft  mit  blutiger  Strenge 
Ordnung  schaffte  und  das  Großvezirat  sozusagen  erblich  in  seiner  Familie  machte.  Auf 
ihn.  den  ungebildeten  Mann  der  Tat,  folgte  sein'  Sohn  Fdzil  A/nned  Pasa,  nicht  nur  ein 
ausgezeichneter  Gelehrter,  sondern  wohl  auch  der  größte  unter  den  osmanischen  Groß- 
veziren.  Vgl.  Mihrdn:  Mesdhir-i-isldm  Nr.  33,  S.  1041— 1072.  Ihm  folgte  nach  einiger 
Unterbrechung  sein  Bruder  Mustafa  Pasa  als  Großvezir  unter  Sülejmdn  II.  und  Ahmed  II, 
der  sich  vor  allem  um  die  Besserung  der  Finanzen  verdient  machte.  Wieder  nach  einer 
Zwischenpause  kam  'Amüga-sdde  Hüsejn  Pasa  Kjöprülü  zur  Leitung,  ein  Großneffe  des 
alten  Kjöprülü.  Sein  Werk  ist  der  Frieden  von  Karlowicz  1699,  der  es  ihm  erst,  trotz  aller 
für  die  Türkei  ungünstigen  Bedingungen,  ermöglichte,  mit  glückhchem  Erfolg  sich  der 
Neuordnung  des  Staates,  der  Reorganisation  des  Heeres  und  der  Flotte  zu  widmen.  Vgl. 
Ahmed  a.  a.  0.  S.  104—109;  116— 118;  124—126;  und  die  Stammtafel  der  Kjöprülü  bei 
Hammer:  Geschichte  des  Osman.   Reiches.     Pesth   1840  IV,   S.  693. 

3)  Koga  Mehmed  Rdyib  Pasa,  Gelehrter,  Dichter  und  Staatsmann.  Er  war  Großvezir 
unter  'Osmdn  III.  und  Mustafa  III.  und  hinterließ  als  lebendiges  Andenken  die  prächtige 
nach  ihm  benannte  Bibliothek. 

4)  Gemeint  ist  entweder  Mehmed  Resid  Pasa,  der  Großvezir  unter  Mahmud  II.  war 
(vgl.  A.  Gdvid:  Hadiqat-ül-vüzerd,  Anhang  S.  3—8),  oder  Mustafa  Resid  Pasa,  der  unter 
"■Ahd-ül-Megid  sechsmal  Großvezir  war  (vgl.  Rif^at:   Vird-ül-haddiq  S.  37 — 40). 

5)  Midhat  Pasa,  der  bekannte  türkische  Reformstaatsmann,  der  Schöpfer  der  tür- 
kischen Konstitution  (23.  Dezember  1876),  der  später  nach  Tdif  verbannt  und  dort  1884 
hingerichtet  wurde.  Es  wurde  deshalb  mit  ihm  bei  den  Jungtürken  stets  ein  wahrer  Kultus 
getrieben. 

6)  Die  türkischen  Seehelden,  die  bei  dem  ziemlich  schlecht  realisierten  Traum  von 
der  Wiedergeburt  der  türkischen  kriegerischen  HerrHchkeit  in  den  letzten  Jahren  eine 
bedeutende  Rolle  spielten  und  deren  Namen  man  bei  jeder  möglichen  und  unmöghchen 


g  Theodor  Menzel, 

Stimme    miteinander,    während    ihr    Antlitz    von    Verzweiflung    und 
Traurigkeit  überströmte. 

Die  Zeit  des  Freitagsgebetes  war  gekommen.  Sowie  nur  eine 
äußerst  liebliche,  einschmeichelnde  und  verführerische  Stimme  den 
Gebetsruf  Mohammed' s  zu  rezitieren  begann,  da  erfüllte  mit  einem 
Male  Licht  das  Innere  der  erhabenen  Moschee.  Die  Augen  waren 
geblendet,  die  Herzen  füllten  sich  mit  banger  Erregung.  Die  Rufe: 
Allah  ekher  (Gott  ist  groß)  begannen  in  den  Ohren  der  Rechtgläubigen 
widerzuhallen.  Ohne  daß  man  sah  und  ohne  daß  man  erkannte, 
woher  er  zu  kommen  geruht  hatte,  zog  nun  der  Stolz  der  Schöpfung, 
der  Freund  Gottes  —  Gott  grüße  und  segne  ihn  !  —  die  Majestät  unseres 
Herrn  {Mohammed),  und  hinter  ihm  als  sein  Gefolge  die  vier  ersten 
Kalifen,  die  auserwählten  Genossen,  die  Tugendhaften  von  den  '■Omaj- 
jaden-K2i\\iQn  und  den  \4bbasiden  und  die  Gewaltigen  unter  den 
Königen  des  Islam  zum  Mihräh  hin.  Aus  jedem  Munde  tönte  das 
Wort  des  Glaubensbekenntnisses:  »Ich  bezeuge,  daß  es  keinen  Gott 
gibt  außer  Gott  und  daß  Mohammed  sein  Prophet  ist«.  Infolge  des 
heiligen  ehrfurchtsvollen  Schauders  darüber  sträubten  sich  aller  Haare 
empor. 

Unser  Herr,  der  Gesandte  der  Menschen  und  der  Genien,  wandte 
sein  gesegnetes  Haupt  nach  der  rechten  Seite.  Mit  einem  Lächeln, 
für  das  man  seine  Seele  zum  Opfer  bringen  möche,  schaute  er  auf  die 
Hoheit  (S.  6)  ErtoyruVs  ^).  Er  streckte  seine  geheiligte  Hand  aus.  Er 
begnadete  mit  seinem  Prophetengruß  jene  verkörperte  ^j  Lauterkeit 
und  machte  sie  so  zum  Gegenstand  des  Neides  für  alle  Anwesenden. 
Sodann  überhäuften  seine  gesegneten  Blicke  den  Sultan  ^Osmdn  und 


Gelegenheit  zitiert  fand.  Der  berühmteste  ist  Barbarus  (Baba  L'ru^)  Xajr-nd-Lin,  Sohn 
eines  rumelischen,  auf  Mytilene  angesiedelten  Sipahi,  berüchtigter  Korsar  und  Flotten- 
führer. Sülejmdn  1.  machte  ihn  zum  Beglerbeg  der  gesamten  osmanischen  Scestreitkräftt 
Es  gelang  ihm  bald,  die  osmanische  Flotte,  wenn  auch  nur  vorübergehend,  zu  der  herrschen- 
den im  .Mitlclmeer  zu  machen.  Vgl.  M.  Tevfiq:  MeSdhir-i-'osnidnije:  Xajr-nd-Lui  PaSa 
Barbaras  1293.  Von  den  zwei  von  Deutschland  erworbenen  Panzerschiffen  der  Brandcn- 
burgklasse  wurde  das  eine  nach  ihm,  das  andere  nach  Toryiid  Riis  benannt,  der  sich  gleich- 
zeitig als  verwegener  Flottenführer  und  Korsar  auszeichnete  und  1565  vor  .Malta  fiel.  (Vgl. 
Thurejja:  Siüill-i-'osmäny  III.  S.  255.)  Der  Kroate  PijdU  Paia  wirkte  ebenfalls  erfolg- 
reich unter  Sülejmdn  I.  Er  war  14  Jahre  Kapudan  Pasa.  Noch  länger  bekleidete  diese 
Würde  in  dieser  Ära  des  osmanischen  Seeglücks  Kyly^  ^Ali  PaSa  (der  Schwert-'y4/i)  unter 
Sülejmdn  I.  und  Miirdd  III.  .Ms  erfolgreicher  Korsar  machte  sich  Sdlih  Reis  gleich- 
zeitig einen  Namen.  Unter  Fammsiz  IJasan  (der  sorgenlose  //.)  ist  wohl  der  Admiral  Vlug 
Hasan  Paia  verstanden,  ein   Bosnier,  der  unter  MurdJ  III.  Großadmiral  war. 

')  Der  Stammvater  des  Hauses  'Osmdn,  der  Vater  des  ersten  osmanischen  Sultans: 
'Osman   I. 

^)  In   beiden   Drucken   irrig  vn'iiiehem   statt   mü^essem. 


Das  höchste  Gericht.  g 

der  Reihe  nach  die  übrigen  mächtigen  Sultane  mit  Gnadenbezeigungen. 
Er  wandte  sich  an  den  Eroberer  (sc.  Konstantinopels:  Mehmed  II.) 
und  an  (Sultan  Selim  I.)  Javiiz  mit  den  Worten:  »Ihr  gehört  zu  den 
rühmlichsten  Herren  des  Islam.  Der  Muhammedanismus  und  das 
Osmanentum  werden  sich  bis  zum  Auferstehungstag  rühmen,  daß  sie 
euch  eine  Zeitlang  besessen  haben.  Eure  Plätze  im  obersten  Paradies 
sollen  gesegnet  sein  !«  und  begnadete  sie  damit  mit  reichen  Gunst- 
beweisen. 

Darauf  wandte  er  sich  nach  rückwärts  und  geruhte  zu  sagen: 
dO  Bildl  '^),  verrichte  stehend  den  Gebetsruf  !  ^)  Wir  wollen  das  Mittags- 
gebet verrichten  !«  Die  Anwesenden  verwunderten  sich  und  schauten 
einer  auf  den  anderen.  Aber  das  Oberhaupt  der  Propheten,  die  Majestät 
unseres  Herrn  ging  weiter  auf  den  JMihräb  zu.  Und  als  er  sich  zum 
7mam-Dienste  vorbereitete,  vermochte  keiner  die  Lippen  zu  öffnen. 
Man  beeilte  sich,  unserem  Herrn,  dem  Stolz  der  Schöpfung,  nachzu- 
ahmen. Das  Gebet  wurde  verrichtet.  Der  Gesandte  Gottes,  unser 
Herr,  betete:  »Für  das  Glück  der  islamischen  Religionsgemeinschaft 
und  für  den  Bestand  des  osmanischen  Reiches,  ferner  dafür,  daß  die 
Muhammedaner  sich  des  Studiums  der  Wissenschaft  und  des  Wissens 
befleißigten  und  so  in  bezug  auf  geistige,  ideelle  Vorzüge  und  wissen- 
schaftliche Errungenschaften  den  Vorrang  vor  den  Ausländern  be- 
kämen; und  dafür,  daß  sich  auf  selten  der  Muhammedaner  Erfolg 
unci.  die  glückliche  Veranlagung  zeigen  möge,  immer  ihre  Taten  und 
Hoffnungen  der  Gerechtigkeit,  der  Gleichheit  und  der  tätigen  Arbeit 
anzupassen,  da  diese  die  Grundlagen  des  Islam  seien«.  Die  versammelten 
Bekenner  des  einen  Gottes  zerflossen  in  Tränen  (S.  7)  und  mit  ihren 
voll  Inbrunst  ausgestoßenen  »Amen«-Rufen  brachten  sie  die  Wölbung 


ö 


der  Moschee  zum  Zittern.  Nach  der  Erfüllung  dieser  notwendigen 
Religionspflicht  sprach  der  Edelste  der  Kinder  der  Menschen,  unser 
Herr,   zur  Gemeinde  gewendet,   also: 

»Da  das  Kalifat  des  gegenwärtigen  Kalifen  vor  den  Augen  des 
heiligen  Rechtes  nicht  angenommen  und  nicht  bestätigt  ist,  so  betrübt 
es  mich,  daß  w4r  das  Freitagsgebet  nicht  haben  verrichten  können, 
und  diese  meine  Betrübnis  steigert  sich  noch,  da  die  Freitagsgebete, 
die  unter  Nennung  des  Namens  eines  Kalifen  verrichtet  werden,  der 
täglich  widerrechtliche  Handlungen  vornimmt,  vor  Gott  nicht  an- 
genehm sind.  Die  Zeit  ist  gekommen,  diesen  widerrechtlichen  Zu- 
ständen ein  Ende  zu  machen.      Ruft   den  '■Abd-iil- Hamid  mit  allen 


")  Genosse  des  Propheten. 

-)   Qdmet  getir:   üblich   sonst  qdmet  vermek  oder  almak,   aufstehen   zum  Gebetsruf, 
stehend  den  Gebetsruf  verrichten. 


j  Q  T  h  e  o  d  o  r  M  c  n  z  e  1 , 

seinen  Ministern  und  Dienern  herbei!   Der  Wille  des  Rechtes,  das  Urteil 
der  heiligen  Satzung  sollen  ihren  Lauf  nehmen  !« 

Fast  unmittelbar  darauf  rief  ein  öffentlicher  Ausrufer  aus:  )>'^Abd-ül- 
Hamid  kommt,  der  wider  das  erhabene  heilige  Recht,  der  wider  Gerech- 
tigkeit und  Menschlichkeit  gehandelt  und  der  sein  Reich  und  sein 
Volk  zugrunde  gerichtet  hat,  und  mit  ihm  seine  gewissenlosen  Minister, 
seine  schuftigen  'Ulemä's,  seine  herzlosen  Großwürdenträger  und 
seine  ungerechten  Henkersknechte  !«  Damit  verkündete  und  meldete 
er   die  Ankunft   des  Angeklagten  und   seiner    Begleiter. 

Die  Blicke  der  ganzen  Versammlung  wendeten  sich  der  Tür  zu. 
Da  traten  sie  ein,  voran  'Abd-ül- Hamid,  hinter  ihm  seine  Minister 
und  seine  'Ulemä  und  alle  die  anderen.  Sie  gingen  geradenwegs  auf 
die  Freude  der  Propheten,  auf  unseren  Herrn,  zu.  ]Mit  einem  Blicke 
der  Verachtung  bemerkte  man,  daß  der  angeklagte  Kalife  zitternd 
einherschritt  und  daß  man  auch  auf  die  anderen  eher  den  Ausdruck 
»lebendige  Leiche«  hätte  anwenden  können,  statt  zu  behaupten,  daß 
sie  am  Leben  seien. 

(S.  8.)  Als  der  Angeklagte  noch  fünfzehn  Schritte  weit  von  der 
Hoheit  des  Gesandten  Gottes  entfernt  war,  erhielt  er  von  selten  des 
Propheten  den   Befehl:    »Bleib   dort  stehen!« 

Daraufhin  trat  Ertoyrid  Fäzi  aus  der  Reihe,  in  der  er  sich  befand, 
heraus  und  sprach,  zu  den  Anwesenden  gewendet:  »0  daß  doch  die 
Hoheit  Gottes  mich  in  der  Gestalt  eines  Tieres  auferweckt  hätte  und 
daß  er  mich  an  diesem  Tage,  der  in  meinem  Herzen  ganze  Ozeane  von 
Aufregungen,  wahre  Meere  von  Beschämungen  hervorruft,  nicht 
hätte  zugegen  sein  lassen  !  O  Herr,  dadurch,  daß  Du  aus  unserem 
Geschlecht,  das  Du  ins  Dasein  zu  rufen  beabsichtigtest,  um  den  herr- 
lichen Ruhm  Deiner  Göttlichkeit  zu  verbreiten  und  zu  verkünden, 
einen  solchen  Menschen  hervorgehen  ließest,  der  geradezu  die  einzige 
Ursache  für  die  Vernichtung  der  heiligen  Würde  des  Islam  ist,  hast 
Du  uns  vor  dem  Angesicht  Deines  erlauchten  Freundes  (Mohammed) 
und  so  vieler  Heroen  des  Islam  zu  schänden  gemacht  !  Der  verklärten 
Ruhe,  die  wir  bis  zu  dem  Kalifate  und  Sultanat  jenes  Menschen  in 
unseren  stillen  Gräbern  genossen  haben,  hast  Du  uns  nun  bis  in  alle 
Ewigkeit  beraubt  !  Da  sei  Gott  vor,  daß  ich  es  wagen  sollte.  Deinen 
göttlichen  Willen  zu  bekritteln  !  Aber  ich  kann  meine  Gewissensbisse 
nicht  überwinden  !« 

Diese  eindrucksvolle  Ansprache  verstärkte  noch  bei  den  neben 
ihm  stehenden  kühnen,  unerschrockenen  Helden  die  in  ihrem  Blute 
wallende  Erregung.      'Osmdn   Bej  ')   gab   seinem  hochgemuten  Vater 

■)  Sulfan  'Osmän  I.   1289— 1326,  von  dem  D>-nastie  und  Reich  den  Namen  führt. 


Das  höchste  Gericht.  1 1 

folgende  Antwort:  »Bei  Gott  dem  Erhabenen!  Wenn  ich  gewußt 
hätte,  daß  aus  unserem  Geschlechte  ein  Subjekt  hervorgehen  würde, 
das  den  Muhammedanismus  und  das  Türkentum  zu  einem  solchen 
Grade  der  Schmach  erniedrigen  würde,  so  hätte  ich  mich  geschämt, 
meinen  Namen,  meine  Kinder  und  meine  Enkel  dieser  Nation  als 
Andenken  zu  hinterlassen«. 

(S.  9.)  Die  Majestät  Oryiari's'^)  sagte:  »Wenn  ich  zu  der  Zeit,  als 
mein  Bruder  '■Ald-ud-Din  mit  einer  über  menschliches  Maß  hinaus- 
gehenden Großherzigkeit  mir  die  Herrschaft  über  die  Welt  überließ 
und  mir  schenkte  und  zugleich  mein  Vezir  wurde,  und  als  mein  Sohn 
Sülejmdn  mit  einem  beispiellosen  Opfermute  nach  Gallipoli  hinüber- 
ging, hätte  ahnen  können,  daß  ein  Tag  erscheinen  würde,  an  dem  die 
Muhammedaner,  die  Osmanen  soweit  kommen  könnten,  daß  sie,  durch 
die  Schandtaten  eines  einzigen  aus  unserem  Geschlechte  stammenden 
Menschen  gezwungen,  die  eroberten,  mit  dem  Heldenblute  von  Hundert- 
tausenden von  Osmanen  getränkten  Landgebiete  in  Feindeshänden 
lassen  und  wieder  hinter  jene  Meerenge  (den  Bosporus)  zurückweichen 
würden:  ich  hätte  den  Sülejmdn  nicht  an  das  Ufer  von  Rumelien 
(nach  Europa)  hinübersetzen  lassen  !« 

Xuddvendigjdr  -)  [Murdd  I.)  drückte  auf  folgende  Art  seinen 
Kummer  aus:  »0  Herr  !  Adrianopel,  das  ich  vor  550  Jahren  bei  der 
Eroberung  Rumeliens  als  zweiten  Stützpunkt  für  die  vernichtende 
Sturzwelle  einnahm,  die  die  bis  vor  Wien  dem  Osmanentum  entgegen- 
tretenden Hindernisse  wegreißen  und  mit  sich  fortführen  sollte,  und 
die  Ebene  von  Kossowo  (das  Amselfeld),  wo  ich  das  zahlreiche,  furcht- 
bare Heer  der  Kreuzritter,  das  zur  Vergewaltigung  des  Muhammedanis- 
mus kam,  gänzlich  vernichtete:  sie  beide  zittern  heutzutage  wider 
alles  Erwarten  vor  der  Offensive  Bulgariens,  das  seinerzeit  vor  den 
Heldenschwertern  meiner  Emire  den  Nacken  beugte  und  die  Kopf- 
steuer ixardg-)  entrichtete.  'Abd-ül- Hamid,  der  die  fünfhundertjährigen 
angestrengten  Bemühungen  um  den  Islam  überhaupt  nicht  in  Rech- 
nung zieht,  der  unser  Geschlecht  verfluchen  läßt,  will  die  Stätte,  wo 
ich  als  Blutzeuge  fiel  auf  dem  Amselfelde  (S.  10),  von  bulgarischen 
Reitern  zerstampfen  lassen  !....« 

[Bdjezid  I.)  Jyldyrym3)  gab  diese  Antwort:  »Ihr,  ihr  meine  er- 
lauchten Ahnen  !  Ich  schäme  mich,  in  eurer  Gegenwart  den  Mund 
zu  öffnen.     Denn  ich  habe  durch  meine  Unüberlegtheit,  durch  meine 


0  Sohn  'Osmdn's,   dem  'Ald-ud-Din  freiwillig  das  Recht  der  Erstgeburt  überlief. 
Regierte  1326— 1359. 

-)  Murdd  I.  1359 — 1389,  der  »Monarch«,   »Souverän«  -/.a-'    ic'j/','^' 
3)  Bdjezid  I.   1390 — 1403. 


J2  Theodor  Menzel, 

unangebrachten  Leidenschaftsausbrüche  die  Existenz  des  Staates 
beinahe  dem  sicheren  Untergange  nahe  gebracht.  Aber  ihr  wißt  auch, 
daß  ich  mich  bemüht  habe,  auf  der  Walstatt  der  tapferen  Glaubenskriege 
mein  Muhammedanertum  und  mein  Osmanentum  zu  beweisen.  Zur 
Erhöhung  des  Ruhmes  meines  Staates,  zur  Sicherung  der  Wohlfahrt 
meines  Volkes  habe  ich  mein  Leben  auf  dem  Streitroß  zugebracht.  .  .  .« 

Die  Majestät  Celebi's  (Sultan  Mehmed  L)  i)  geruhte  zu  erklären: 
»Den  in  Fäulnis  geratenen  Körper  des  Staates  habe  ich  dadurch  ge- 
reinigt, und  gerettet,  daß  ich  das  Blut  meiner  teuren  Brüder  vergoß. 
Bei  meinen  Verträgen  habe  ich  immer  Treue  bewiesen.  Die  Wahrhaftig- 
keit habe  ich  als  ein  Grundgesetz  für  die  osmanischen  Padischahe 
angenommen.  Wenn  ich  hätte  einsehen  und  mich  davon  überzeugen 
können,  daß  ein  Mensch,  der  als  Gesetz  für  sich  nur  das  Zwiespalt-Säen 
anerkennt,  als  unser  Erbe  den  osmanischen  Thron  besteigen  und 
dieses  ruhmvolle  Reich  vor  den  Augen  der  ganzen  Welt  zu  schänden 
machen  und  nur  zum  Zwecke  seines  eigenen  Wohlbehagens  und  seiner 
persönlichen  Sicherheit  und  für  seine  Prunksucht  in  den  Strudel  des 
völligen  Unterganges  hineinziehen  und  mit  sich  selber  fortreißen 
würde,  so  hätte  ich  dieses  Reich  nicht  von  neuem  in  Ordnung  gebracht 
und  gereinigt  und  wäre  nicht  mit  der  früheren  Herrlichkeit  und  Macht 
auf  die  Walstatt  zum  Kampf  für  den  Glauben  des  Islam  ausgezogen  !« 

Muräd  II.  "^j  sagte:  »Mein  Gott  !  Was  hat  denn  die  kaum  drei 
Tage  währende  Sultans-Herrschaft  dieser  vergänglichen  Welt  (S.  II; 
für  eine  mächtige  Anziehungskraft  und  einen  verführerischen  Reiz, 
daß  eine  derartig  gemein  veranlagte  Kreatur,  die  selbst  nicht  davor 
zurückschreckt,  sogar  das  Muhammedanertum  und  das  Osmanentum 
mit  despotischer  Gewalt  zu  vernichten  und  zu  vergewaltigen,  um  sich 
nur  nicht  von  der  Herrschaft  trennen  zu  müssen,  kein  noch  so  unerhörtes 
widerliches  Mittel  unversucht  läßt,  wo  es  gilt,  die  Würde  ihrer  Religion 
und  ihrer  Nation  zu  zertrümmern,  während  sie  doch  durch  zwei  so 
schwerwiegende  materielle  und  ideelle  Pflichten,  wie  sie  das  Kalifat 
und  das  Sultanat  verkörpern,  rühmlichst  dazu  angehalten  wäre  !  Was 
ist  dies  doch  für  eine  große  Niedertracht,  seinen  eigenen  Nutzen  im 
Schadrn  der  ganzen  Welt  zu  suchen!...  Ich  hatte  zur  Wohlfahrt 
(kr  Nation  meine  Krone  und  meinen  Thron  mit  der  größten  Ent- 
sagungsfreudigkeit meinem  Sohne  überlassen.  Er  aber  würde,  wenn 
er  sich  nicht  vor  den  Fremden  und  den  Ausländern  fürchtete,  von 
unserem  Geschlechte  überhaupt  niemanden  mehr  am  Leben  lassen!« 
In   philosophischer  Weise  sprach  er  damit  seme  Kümmernis  aus. 

»)  Mehmed  I.   1413—1421. 
»)  Reg.  1421—1451- 


Das  höchste  Gericht.  I^ 

Der  Eroberer  (Fätih  sc.  Mehmed  II.)  ^)  geruhte  seine  Verachtung 
in  folgende  Worte  zu  kleiden:  »Wenn  ich  gewußt  hätte,  daß  Kon- 
stantinopel eines  Tages  einem  Manne  gehören  werde,  der  durch  seine 
Taten  beweist,  daß  er,  ganz  zu  schweigen  vom  Kalifat  und  vom 
Sultanat,  nicht  einmal  die  Würde  eines  gemeinen  Soldaten  meiner 
Armee  verdiente,  die  durch  die  Eroberung  von  Konstantinopel  eine 
Probe  von  ihrer  Tapferkeit  gegeben  hat,  und  der  aus  lauter  Feigheit 
und  Verrat,  aus  Trug  und  List  und  Lüge  und  Schwindel  geschaffen  ist, 
und  daß  ihm  der  Sitz  des  Kalifats  und  die  Residenz  des  Sultanates 
zufallen  würde:  so  hätte  ich  selbst  auf  die  Erlangung  der  beglückenden 
Gunst  des  Herrn  der  Gesandten  (sc.  Mohammed's)  verzichtet.  Aber  die 
Einnahme  und  Unterwerfung  eines  unvergleichlichen  Platzes,  der  der 
bleibende  Mittelpunkt  des  Muhammedanismus  und  des  Osmanentums 
werden  sollte,  war  meine  wichtigste  Verpflichtung  dem  Islam  gegenüber. 
Den  Feind  der  Menschlichkeit  und  der  Tugend,  der  für  sich,  für  seine 
Person,  für  die  grausame  Betätigung  des  Kalifats,  für  sein  despotisches 
Sultanat  (S.  12)  die  Lebenskräfte  der  Nation  vernichtete  und  zum 
Stillstand  brachte,  der  den  Ruhm  des  Kalifats  und  der  Regierung 
erniedrigte   und   zu   schänden   machte,   soll   Gott   verfluchen  !« 

Javuz  (Sultan  Selim  I.)  -),  der  unsere  verkörperte  nationale  Tapfer- 
keit darstellt,  sagte:   »Da  ich  sah,  daß  meinem  Vater  die  Macht  aus 
der  Hand  entglitten  war  und  daß  mit  der  Religion  seiner  Vorfahren, 
nämlich    mit    dem    Sunnitentum     und     dem    Si'itentume,    das    ganze 
Muhammedanertum   schwach   geworden   war,    so   zwang  ich   ihn  zum 
Verzicht  auf  Krone  und  Thron.   Auf  den  Ruf  und  den  Treueid  meiner 
Armee  und  memes  Volkes  hin  bestieg  ich  den  Thron  des  Sultanats. 
Das  Kalifat  habe  ich  von  der  tiefen  Stufe  der  Niedrigkeit,  auf  die  es 
gesunken  war,  zu  dem  hohen  Grade  wieder  erhoben,  der  ihm  zukommt. 
Ich  habe  mem  Leben  der  Einigung  des  Islam,  dem  bleibenden  glanz- 
vollen  Ruhme   des   Osmanentums   gewidmet.      Ich   watete   im    Blut. 
Aber  für  mein  Wohlbefinden,  für  mein  eigenes  Ich  habe  ich  ohne  Fetvd 
nicht  einen  einzigen  Tropfen  Blut  fließen  lassen.     Das  heilige  Recht 
und   die  Gerechtigkeit,   diese  beiden  leuchtenden  Wege,  waren  immer 
meine  Wegweiser.    Wenn  ich  auch  nur  mi  Traume  gesehen  hätte,  daß 
ein  Tag  erscheinen  und  der  geheiligte  Ruhm  des  Kalifats  soweit  herunter- 
kommen würde,  um  sogar  den  Fremden  zum  Spotte  zu  dienen,  und 
daß  hieran   ein  einziger,   unserer   Familie  zugezählter  Mensch   schuld 
sein  sollte:  ich  hätte  es  nicht  geglaubt.     Nein,  mein  erhabener  Ahne 
Ertop'ul,  .  .  .  '^ Ah d-ül- Hamid  ist  nicht  aus  unserer  Sippe  !«   Mit  diesen 


')  Der  »ErÖffner«  Konstantinopels,  regierte  1451 — 1481. 
-)  Der  »Grausame«  1512 — 1520. 


lA  Theodor  Menzel , 

Worten  machte  er,  vor  Erregung  und  Ärger  von  Kopf  bis  zu  den  Füßen 
mit  funkensprühendem  Zorn  übergössen,  seinen  starken  Gefühlen 
Luft. 

Die  Majestät  QdnünV s  [Suhsin  Sülejmdn  I.  d.  Gr.)  ^)  sagte:  »Ich 
gestehe,  daß  nicht  alle  meine  Handlungen  weitausschauend  waren 
(S.  13).  Aber  trotz  alledem  folgte  ich  dem  Pfade  meines  hochherzigen 
Vaters.  Ich  bemühte  mich,  semen  geheiligten  Plan,  seine  erhabenen 
Absichten  auszuführen.  Mein  ganzes  Denken,  alle  meme  Hoffnungen 
konzentrierten  sich  auf  die  Ausbreitung  und  die  Vermehrung  des 
Ruhmes  und  der  Ehre  meiner  Religion  und  meines  Reiches.  Zu  meiner 
Zeit  machte  die  die  Welt  umspannende  Macht,  die  Weltpolitik  des 
Muhammedanismus  und  des  Osmanentums  und  seine  erfolgreichen 
Eroberungszüge  die  ganze  Welt  erzittern,  wie  wenn  sie  von  einem  Zyklon 
heimgesucht  worden  wäre.  Während  in  meinem  Zeitalter  das  gesamte 
Europa  vor  der  feurigen  Widerstandskraft,  die  aus  der  Gerechtigkeit 
und  Hochherzigkeit,  dem  Eifer  und  der  Tätigkeit  unseres  Osmanentums 
resultierte,  in  Zittern  und  Beben  verharrte,  fürchtet  sich  heutzutage 
unser  Reich  selbst  schon  vor  einem  einzigen  Staate  (Europas). 
Unser  Reich  kann  sich  nicht  regen,  wie  wenn  es  unter  einem  Alp  läge. 
Denn  eine  der  ehrlosesten  Kreaturen  des  Landes  hat  sich  aufs  Haupt 
die  Krone  des  Kalifats  und  des  Sultanats  gesetzt.  Sie  ersäuft  das  Land 
in  wahren  Meeren  von  Gewalttaten,  statt  es  durch  die  Lichter  der 
Gerechtigkeit  zu  erleuchten  !  Ich  bedaure  es  tausendmal,  daß  ein 
solcher  gewissenloser  Kerl  sich  inmitten  seiner  Vorfahren  befindet.« 
Mit  diesen  Worten  gab  er  in  billiger  und  edler  Weise  dem  Strome  der 
Entrüstung   einen   Weg   zum   Fließen. 

Ein  wenig  weiter  unterhalb  besprachen  sich  Selhn  IL,  Muräd  III.. 
Me/imed  III.,  A/imed  I.,  Mustafa  I.,  Vsmdn  IL,  Murdd  1\'.,  Ibrdhim  I. 
uufl  Mehmed  IV.,  der  Jäger  [av^),  miteinander.  Auf  dem  Gesichte 
Murdds  \\.  und  A/imed's  I.  traten  die  Spuren  des  Ärgers  und  der 
Verachtung  deutlich  zutage. 

Selini  IL  '-)  sprach:  »In  der  Tat  begann  mit  meinem  Regierungs- 
antritt unser  Reich  von  den  Stufen  der  Größe,  zu  denen  es  durch  die 
Bemühung  (S.  14)  unserer  Ahnen  emporgestiegen  war,  ganz  allmählich 
herabzusteigen.  Aber  mein  GroQvezir  {vekil}  war  Sokolly,  der  hundert 
Fürsten  aufwog.  Meinem  Volke  gegenüber  konnte  ich  in  meinem 
Herzen  keine  Feindschaft  nähren.  LJie  Förderung  meines  Reiches 
ließ  ich  nicht  aus  meinem  Gedächtnis  schwinden.  Ich  erniedrigte  mich 
nicht  bis  zur  Lüge.   Ich  ließ  mich  nicht  dazu  herbei,  Zwietracht  zwischen 

')  Der  »Gesetzgeber«  1520 — 1566. 
^)  Reg.   1566—1574. 


Das  höchste  Gericht.  I  5 

meinen  Untertanen  zu  stiften.  Eine  Persönlichkeit  wie  Sokolly,  den 
Inbegriff  aller  Vollkommenheiten,  beliefj  ich  bis  zu  meinem  Tode 
auf  dem  Posten  des  GroQvezir's.  Männer  von  Ehre  zu  verbannen, 
Leute,  die  sich  durch  glühenden  Patriotismus  auszeichneten,  töten 
zu  lassen:  solche  Schandtaten  habe  ich  niemals  begangen.  Verflucht 
sollen   solche  Menschen  sein  wie  *■  Ab d-ül- Hamid! 

Muräd  III.  I)  sprach:  »In  meinem  Zeitalter  waren  es  die  Ver- 
schwendungssucht und  die  Unwissenheit,  die  dieses  Reich  erschüttern 
sollten.  Dadurch,  daß  man  bei  den  Janitscharen  Leute  von  außerhalb 
aufnahm,  kam  in  die  starken  Reihen  dieser  ausgewählten  Truppe, 
die  die  gesamte  Christenheit  nicht  hatte  besiegen  können,  und  in  ihre 
erprobte  Ausbildung  der  Verfall  -).  Aber  der  Ruhm  und  die  Ehre 
des  Staates  und  Reiches,  seine  Würde  und  seine  Größe  waren  immer 
noch  auf  einer  Höhe,  die  die  Welt  in  Schrecken  setzen  mußte.  Männer 
wie  Ferhdd  und  be-^onders  Osmanen  wie  Özdemir  Oylu  machten  durch 
die  furchtbare  Kraft  des  Muharnmedanertums  die  Schake  von  Iran 
und  die  Zaren  von  Rußland  auf  ihren  Thronen  erzittern.  Während 
der  ganzen  Dauer  meines  Kalifats  habe  ich  mein  Volk  geliebt.  Ich 
wußte  sehr  wohl,  daß  die  Pflicht,  die  das  Kalifat  und  die  Herrschaft 
auferlegen,  nicht  aus  selbstsüchtigen  Begierden,  aus  schlechten  Ab- 
sichten, aus  verbrecherischen  Handlungen  besteht  (S.  15).  Wenn 
ich  gewußt  hätte,  daß  aus  unserer  Mitte  einer,  mit  allen  diesen  ge- 
tadelten Eigenschaften  begabt,  unserer  Familie  nachfolgen  würde, 
so  hätte  ich  von  Gott  erfleht,  mir  dieses  Sultanat  nicht  zu  verleihen  !« 
Damit   gab   er   die   ihm   zufallende   Antwort. 

Mehmed  III.  3)  sagte:  »Ich  habe  einen  großen  Fehler  damit  be- 
gangen, daß  ich  einen  weitblickenden,  großzügigen  Brauch  in  selbst- 
süchtiger Weise  aufhob,  der  für  unser  osmanisches  Sultanat  das  hervor- 
ragendste Mittel  zu  Glanz  und  zu  Ruhm  war,  nämlich  den,  die  Prinzen 
zu  den  auswärtigen  Vdli-  und  Generals-Posten  zu  berufen.  Aber  ich 
hatte  andererseits  auch  das  Verdienst,  daß  das  osmanische  Heer  in 
einer  großen  Schlacht  einen  glänzenden  Sieg  errang  4).  Unsere  sieg- 
reiche osmanische  Streitmacht,  die  bereits  angefangen  hatte,  in  Verfall 
zu  geraten,  habe  ich  noch  einmal  in  den  Augen  der  Feinde  ihren  Glanz 
entfalten  lassen.    Ungarn  mußte  sich  dem  Länderverband  meiner  Herr- 


0  Reg.  1574— 1595. 

2)  Hier  fehlt  in  dem  Konstantinopler  Druck  eine  ganze  Zeile,  nämlich:  terbije-i-ynaq- 
bülesine  yalel  geldi.    faqat  devlet  ve  milletin   sann     serefi. 

3)  1595— 1603. 

4)  Der  glänzende  Sieg  auf  der  Ebene  von  Keresztes,  unweit  Erlau,  am  26.  Oktober 
1596. 


l6  Theodor  Menzel, 

«chaft  angliedern  lassen.  In  die  Obliegenheiten  meiner  GroQvezire 
und  meiner  Minister  mischte  ich  mich  nicht  ein.  Völlig  ferne  lag  mir 
ein  solches  menschenunwürdiges  Verhalten  und  Vorgehen,  daß  ich 
etwa  den  Mann  nicht  liebte,  der  mir  die  Wahrheit  sagte.  Seitdem 
ich  '■  Ab d-ül- Hamid  erblickte  und  ihn  hörte,  schäme  ich  mich,  daß  ich 
demselben  Geschlecht  angehöre  wie  er.« 

Ahmed  I.  ^)  gab  mit  folgenden  Worten  seinen  islamischen  Adel 
kund:  »Als  ich  noch  sehr  jung  war,  verlieh  mir  Gott  schon  gnädigst 
zwei  große  Würden,  die  er  nur  sehr  wenigen  unter  Millionen  seiner 
Knechte  zu  gew'ähren  geruht,  nämlich  eine  geistliche:  das  Kalifat, 
und  eine  weltliche:  das  Sultanat.  Der  Staat  war  in  Verwirrung.  Das 
Osmanenreich,  dessen  Ausdehnung  (S.  i6)  Staunen  einflößen  mußte, 
stand  vor  einer  gewaltigen  Katastrophe.  Ja,  in  jedem  Vüdjet  hatte 
sich  wie  ein  Schlangenhaupt  ein  anderes  Rebellenhaupt  erhoben. 
Gott  sandte  mir  den  Muräd  Pa^a  -)  zu  Hilfe.  Dieser  gesegnete  Greis, 
dieses  Abbild  des  Eifers  und  der  Tapferkeit,  reinigte  den  Staat  von 
oben  bis  unten.  Er  machte  die  Geister  meiner  erhabenen  Ahnen  wieder 
fröhlich.  Ich  küßte  ihm  die  Hand.  Von  ganzen  Herzen  redete  ich 
ihn  mit  den  Worten:  »Mein  Vater«  an  und  liebte  ihn  so,  wie  meinen 
Thron.  Wenn  mir  Gott  in  seiner  vollkommenen  Güte  schon  zuvor 
bekannt  gemacht  hätte,  daß  sich  auf  diesen  geheiligten,  auf  dem  Leben, 
dem  Blute,  dem  Eifer  und  der  Glaubensstärke  so  vieler  Tausende  von 
Muhammedanern,  von  Osmanen  aufgebauten  vaterländischen  Thron 
des  Kalifates,  den  Sitz  des  Sultanates  3)  ein  ''Ahd-ül-Hamid,  der  einzig 
und  allein  an  sich  denkt  und  um  nur  sich  zu  schützen,  vor  keinem 
verbrecherischen  Mittel  zurückschreckt,  setzen  werde,  so  hätte  ich 
um  das  Verharren  meiner   Seele  in  der  Ew^igkeit  gefleht.« 

Muräd  IV.  4)  sprach  also:  »Sehr  viel  Blut  habe  ich  vergossen. 
Aber  kaum  hatte  ich  den  allgemeinen  Gehorsam  gesichert,  dessen  der 
Sitz  des  Kalifats,  der  Thron  des  Sultanats  beraubt  gewesen  war.  so 
ritt  ich  auf  die  Walstatt  des  Glaubenskampfes.  Ich  schloß  mich  nicht 
nur  niclit  in  meiner  Hauptstadt,  in  meinem  Palaste  ein,  nein,  tausende 
von  Kilometern  entfernte  ich  mich  sogar  davon.  Durch  ruhmvolle 
Siege  brachte  ich  den  Glanz  des  machtvollen  Zeitalters  Selim  s  I.  wieder 
in  Erinnerung.    Ich  habe  Bagdad  eroberts  ).    Gott,  der  Herr,  der  Vcr- 


')  1603 — 1617. 

=)  Nämlich  Kiiju^y  Muräd  PaSa.     Vgl.  oben. 

3)  Text:  vatanyn  serir-i-yildlete  layt-i-sallanata,  während  der  Konstantinopler  >!ach- 
druck  richtig  gibt:  /ilä/elim',  aber  statt  saJfanatyna  ebenfalls  unrichtig  saltanata  hat. 

4)  1623 — 1640. 

5)  Hier  ist  in  beiden  Drucken  das  überflüssige  und  sinnlose  Wort  N-oi^  stehengeblieben, 


Das  höchste  Gericht.  '1 7 

zeihende,  wird  —  so  hoffe  ich  —  zum  Entgelt  für  meine  angestrengten 
Dienste  für  die  Religion  und  das  Reich  (S.  17)  mir  meine  blutigen  Ver- 
brechen verzeihen!«  Mit  diesen  Worten  erklärte  und  gestand  er  in 
billiger  Weise  sowohl  seinen  überreichen  Mut  als  auch  seine  übel  an- 
gebrachte  Leidenschaftlichkeit   ein. 

Mehmed  (IV.),  der  Jäger  i),  sprach:  »Im  Alter  von  sieben  Jahren 
schon  machte  mich  die  Nation  zum  Padischah.  Aber  dennoch  ver- 
sagte mir  Gott,  der  Spender  der  Hoffnungen,  nicht  die  Belohnungen 
für  die  in  meinem  Herzen  wohnende  Reinheit  und  Unschuld.  Als 
seine  höchste  göttliche  Gunst  schenkte  er  zu  meiner  Zeit  diesem  Volke 
die  KjöprüliCs.  Meine  GroQvezire,  von  denen  jeder  einzelne  so  hoch 
an  Wert  und  Würde  steht,  daß  er  durch  tausend  solche  unwissende 
(ungläubige),  kenntnislose,  ihrem  Vorteil  fröhnende  egoistische  Herr- 
scher wie  'Ahd-ül- Hamid  nicht  ersetzt  werden  könnte,  brachte  die 
unverhüllte  -)  Macht  unseres  Staates  von  neuem  zu  Glanz.  Allüberall 
im  Reiche  entstand  Ordnung.  Das  Wort:  »K-jöprülm  versah  wi«  der 
Name  SeliTvCs  ganz  allein  für  sich  bei  einem  ganzen  großen  Volke  die 
Funktion  der  Ordnungspolizei.  Kreta,  das  einen  der  wichtigsten 
Punkte  des  Mittelländischen  Meeres  bildet,  wurde  durch  die  angestrengte 
Bemühung  jener  patriotischen  Vezire  und  jener  vaterlandsliebenden 
GroQvezire  erobert  3).  Der  Kaiser  von  Österreich,  die  Fürsten  von 
Europa  begannen  bei  dem  Erscheinen  dieser  Helden,  dieser  Abbilder 
des  Eifers  für  den  Islam,  zu  zittern.  Der  Anteil,  der  von  diesen  ruhm- 
vollen Ereignissen  auf  mich  fällt  (S.  18),  ist  nur  der,  daß  ich  diese 
großen,  diese  ungewöhnlichen  Persönlichkeiten  auf  dem  Posten  der 
Macht  hielt.  Nur  dieses  Verdienstes  rühme  ich  mich.  Leute  aber, 
die  nicht  einmal  ein  solches  bißchen  Verdienst  aufzuweisen  haben, 
sind  nicht  einmal  des  Sultanats  und  einer  Führerstellung  würdig, 
vom  Kalifat  ganz  abgesehen.«  Billig  bezeigte  er  damit  eine  fremden 
Wert  richtig  einschätzende  Noblesse  und  wahrhafte   Bescheidenheit. 

Auf  der  linken  Seite  des  Mihi'dh  tauschten  Sülejmdn  IL,  Ahmed  IL, 
Mustafa  IL,  A/iniedUl.,  Mahmüdl.,  V^mdnlU.,  Mus/afalU.,  'Abd-ül- 
Hamid  I.,  Selim  III.,  Mustafa  IV.,  Ma/imüdll.,  'Abd-ül-Meßd,  'Abd-ül 

wohl  versehentlich  das  auszumerzende  Druckversehen  des  unmittelbar  darüberstehenden 

X'&,^:Mjt»vv. 

0  1648— 1687. 

^)  Text  meksüfe  statt  besser  meksi^fe. 

3)  Anmerkung  der  Konstantinopler  Ausgabe  (fehlt  bei  dem  Kairenser  Druck): 
»Zur  Zeit,  da  diese  Zeilen  geschrieben  wurden,  gehörte  Kreta  noch  tatsächlich  der 
Türkei.    Infolge  der  Furchtsamkeit  und  Unbeherztheit  unserer  Nation,  unter  deren  Söhnen 
sich  kein  einziger  befand,  der  von  dem  Schild  ihrer  Ehre  einen  solchen  Flecken,  we  'Abd-ül- 
Hannd,  weggewischt  hätte,  ging  auch  Kreta  verloren.     Der  Herausgeber.« 

Islam.     V.  2 


j8  Theodor  Menzel, 

*Aziz  und  Murdd  \.  voll  Kummer  ihre  Ansichten  aus.  In  dem  Be- 
nehmen Musfafd's  II.  zog  unverhohlener  Ärger,  auf  seiner  Stirn  eine 
königliche  Verachtung  den  erstaunten  Blick  auf  sich.  Und  Mahmud  I. 
und  Selim  III.  bemühten  sich,  hinter  einer  kaiserlichen  Gemessenheit 
ihre  ganz  furchtbaren  Schmerzgefühle  und  ihr  Kummerempfinden 
zu  verbergen.  Auch  Mahmud  II.  zeigte  sich  in  einem  ganz  übermäßigen 
Zorn.  Man  fühlte  im  Herzen  ein  heftiges  Verlangen,  die  Beweggründe 
des  tiefen  Grames  und  Kummers  zu  erfahren,  der  sich  in  dem  Benehmen 
Murdd' s  V.  offenbarte. 

Mus/afa  II.  ^)  sagte:  »Zur  Zeit,  da  ich  den  Thron  bestieg,  wollte 
ich  den  Werken  meiner  erhabenen  Ahnen  nachfolgen.  Bei  meinem 
ersten  ungestümen  Angriff  bewies  ich  die  für  das  Osmanentum  charakte- 
ristische Eigenschaft  der  Energie.  Die  Feinde  wurden  in  alle  Winde 
zerstreut  (S.  19).  Aber  die  darauf  folgenden  Niederlagen  verwandelten 
mein  erstes  Hochgefühl  in  Verzweiflung  des  Herzens.  Ich  suchte  nach  den 
Gründen  der  Niederlage.  Ich  sah  sie  in  der  Überlegenheit  des  Feindes 
in  der  Kriegskunst.  Sie  lernten  unsere  Kriegsmanier.  Sie  machten 
ihre  Vorteile  und  ihre  Nachteile  ausfindig.  Sie  organisierten  ihre 
Soldaten,  wie  es  notwendig  war.  Nachdem  ich  diese  Überlegenheit 
des  Feindes  einmal  erkannt  hatte,  wollte  ich  mich  dementsprechend 
vorbereiten.  Aber  ach  1  Man  hatte  mich  seinerzeit  nicht  so  vorbereitet, 
daß  auch  ich  die  Nation,  mein  Heer  hätte  vorbereiten  können.  Die 
Niederlagen,  die  Unglücksschläge  -)  folgten  ohne  Unterbrechung  auf- 
einander. Als  die  Nation  an  mir  die  erhoffte  Kraft  nicht  sah,  ent- 
thronte sie  mich.  Während  ich  die  Hoffnung  auf  die  größten  Dienste 
für  den  Staat  hegte,  während  ich  die  Erwartung  nährte,  ein  guter 
Kalife,  ein  ruhmvoller  Padischah  zu  werden,  konnte  ich  meinen  Wunsch 
infolge  meiner  Unwissenheit  und  meiner  Kenntnislosigkeit  nicht 
erreichen.  Ich  war  gezwungen,  mit  eigener  Hand  den  schädlichen 
Vertrag  von  Karlowicz  zu  unterzeichnen.  Kalifen  und  Padischahe, 
die  wie  ich  aufwachsen,  ohne  dabei  aber  die  mir  eigene  Kühnheit  und 
meinen  Patriotismus  zu  besitzen,  sollen  sich  nur  selbst  überlegen, 
was  für  große  Übel  derlei  Leute  ihrer  Nation  zufügen  können,  und 
sollen  dementsprechend  ehrenhafte  und  tatkräftige  Männer  nicht 
von  sich  fernhalten  !«  So  riet  erweise  und  gab  zugleich  damit  seinem 
Bedauern  Ausdruck. 

^Abd-ül-Hamtd   I.  3)   sagte:    »Wenn   es  möglich   wäre,   würde  ich 


0  1695—1703. 

^)  Text:  maylttbijeiler,   feldket,   während  der  Konstantinopler  Druck  richtiger:  jeld- 
keller  hat. 

3)  1773— 1789. 


Das  höchste  Gericht.  IQ 

von  der  Hoheit  Gottes  die  Änderung  meines  Namens  erbeten  haben. 
Kein  Name  hat  so  viel  Fluch  auf  sich  geladen  wie  gerade  der  meinige. 
Mein  Reich  zeigte  zu  meiner  Zeit  die  Zeichen  des  Todes,  die  Merkmale 
des  bevorstehenden  Sterbens  (S.  20).  Die  Krim  ging  meinen  Händen 
verloren.  Ein  zweiter  *Abd-ül- Hamid  hat  den  Leichenschragen  ^) 
für  die  ganze  Nation  vorbereitet.  Die  geheiligte  Pflicht  des  islamischen 
Imämats  wird  er  nur  zu  der  Zeit,  wenn  er  einmal  das  Leichengebet 
für  die  ganze  Nation  verrichten  läßt,  erfüllen.« 

Selim  HI.  -)  erklärte:  »Ich  bestieg  den  Thron.  Den  Bau  des 
Reiches  sah  ich  erschüttert.  Ich  schaute  auf  die  Nation.  In  Ver- 
zweiflung wandte  ich  mein  Haupt  nach  Europa.  Ich  zitterte  vor 
Schrecken.  Dort  war  man  in  eine  Erneuerung  der  Welt,  in  eine  wahre 
Weltrenaissance  eingetreten.  Wir  jedoch,  wir  befanden  uns  auf  dem 
Abstieg  zu  dem  Höllenbrunnen  iyajjd)  des  Absterbens.  Während 
jene  groß  wurden  in  der  Erwerbung  von  Wissenschaft,  in  der  Politik, 
in  den  Künsten,  im  Kriegswesen,  kamen  wir  immer  mehr  herunter. 
Ich  erkannte,  daß  nicht  die  Zeit  dazu  war,  zu  weinen.  Mit  aller  mir 
zur  Verfügung  stehenden  Energie  bemühte  ich  mich,  meinen  Staat 
zu  erneuern,  mein  Volk  zu  erleuchten.  Wenn  ich  auch  nur  Spuren 
von  Erfolg  sah,  so  freute  ich  mich.  Aber  was  ließ  sich  machen?  Ich 
besaß  leider  nicht  die  Athletenhaftigkeit  und  Heldenhaftigkeit,  die 
Selim  I.  eigen  war.  Gott  hatte  eine  solche  Art  wie  ihn  nur  einmal 
geschaffen.  Ich  wollte  kein  Blut  vergießen.  Von  Natur  war  ich  sanft. 
Wenn  mir  von  der  Kühnheit  Fdli/is  (Mehmed  IL,  des  Eroberers), 
von  der  wilden  Leidenschaftlichkeit  Murdd's  IV.  nur  ein  kleiner  Teil 
vom  Geschick  zugeteilt  w'orden  wäre,  so  hätte  mein  Reich  sich  nicht 
im  Zeitalter  eines  zweiten  "■  Ah d-ül- Hamid  der  Schmach  unterwerfen 
müssen,  in  seiner  Hilflosigkeit  vor  der  Heftigkeit  der  Gewalttaten  oder 
vielmehr  vor  der  Verbrechertätigkeit  des  Kalifen,  vor  der  Protektion, 
die  er  ehrlosen  Menschen  angedeihen  ließ,  von  Europa  Hilfe  zu  er- 
bitten. Wer  den  Boden  nicht  liebt,  der  das  Volk  von  Ehrenmännern 
hervorgebracht  hat  und  groß  hat  werden  lassen  (S.  21),  der  liebt  auch 
Gott  selber  nicht.  Den  '■Abd-ül-Hamid,  der  völlig  bewußt  den  Ruhm 
des  Kalifats  und  seine  Heiligkeit  unter  den  Füßen  der  Ausländer 
zerstampfen  ließ,  wird  sicherlich  unser  Herr,  der  Gesandte  Gottes, 
verfluchen.« 

Mahmud  II.  3)  erklärte:   »Ich  rühme  mich  dessen,  daß  ich  meines 
Erachtens  meinem  Volke  einen  großen  Dienst  geleistet  habe.     Aber 

■)  Tenesir,  eigentlich  der  Schrägen,  der  Tisch,  auf  dem  man  die  Leichen  wäscht. 

2)  1789 — 1807. 

3)  1808— 1839. 


20  Theodor  Menzel. 

■^•as  für  ein  großes  Unrecht  habe  ich  auch  \vieder  dafür  auf  der  anderen 
.Seite  begangen  !    Ich  bemühte  mich,   die   Vildjete  gewaltsam  mit   der 
Hauptstadt  zu  verbinden.  Dadurch,  daß  ich  das  Korps  der  Janitscharen 
beseitigte,  das  zu  einer  fortwährenden  verkörperten  Rebellion  geworden 
war,   ließ  ich   kein  Hmdernis  für   die  Erneuerung  des   Staates  mehr 
bestehen.    Aber  ich  bedachte  nicht,  daß  aus  unserer  Mitte  ein  Kalife, 
ein  Padischah  erstehen  könnte,  der  der  Nation  feindlich  gesinnt  ist, 
von  deren  Gelde  er  doch  lebt,  aus  deren  Angehörigen  er  Armeen  bildet, 
deren  Vorhandensein  allein  er  es  zu  verdanken  hat,  daß  er  in  allem 
•  erdenkbaren  Prunk  und  Pomp  lebt.  Ich  bedachte  nicht,  daß  er  in  dem 
Wahn,    der    Gehorsam    der   Nation   sei    Schlechtigkeit,  der  Umstand, 
daß  sie  ihn  ernährte,  sei  Dummheit,  der  Grund  für  ihre  Unterwürfigkeit 
jedem   seiner  Befehle  gegenüber  beruhe  auf  der  Wirkung  der  in  ihm 
persönlich  vorhandenen  Heiligkeit,   seine  ganze  teuflische   Intelligenz 
zur  Vernichtung  jener  hilflosen,  einfältigen  Nation  aufwenden  könnte! 
.  Ich  konnte  nicht  denken,  daß  ein  despotischer,  charakterloser  Padischah, 
der  es  nicht  liebt,  wenn  man  seinen,  dem  heiligen  Recht,  der  Gerechtig- 
keit, der  Menschlichkeit  widersprechenden  Handlungen  entgegen  ist, 
seine  Tyrannei  so  weit  treiben. würde,  daß  er  sogar  sich  in  die  Heiraten 
der  Angehörigen  der  Nation  mischen  würde!     Ich  hege  die  Hoffnung, 
daß  Gott  mir  meine  Fehler  zur  Belohnung  für  meine  gute  Absicht,  für 
meine    angestrengte    körperliche    Tätigkeit    für    die    Wiederbelebung 
.meines  Volkes,  für  meine  ständige  geistige  Anstrengung  im  Dienste 
der  Nation  verzeihen  wird  !« 

(S.  22.)  ^Abd-ül-Me^^id^)  sagte:  »Ich  wage  nicht  zu  sagen:  Ich 
lenkte  mein  Reich  und  mein  Volk.  Ich  verschwendete,  ich  liebte,  zu 
prassen  und  zu  schwelgen.  "Aber  dafür  rettete  ich  mein  Reich  aus  einer 
sehr  großen  Gefahr.  Ich  stellte  Männer  von  Ehre  und  Tatkraft  an 
zur  Leitung  der  Geschäfte.  Und:  wiederum  erbitte  ich  mit  der  größten 
-Beschämung  von  der  Hoheit  Gottes  Verzeihung  meiner  Fehler.  Aber 
damit  kann  ich  mich  nicht  einverstanden  erklären,  daß  ich  der  Vater 
^Abd-ül-Hamid's  bin.  Ich  nehme  die  Vaterschaft  für  eine  solche  feige 
und    lügenhafte    Kreatur    nicht   auf    mich  !« 

^Abd-ül-^Aziz^)  sprach:  »Meiner  Sünden  sind  viele.  Ich  war 
ohne  Kenntnis  von  den  für  einen  osmanischen  Padischah  notwendigsten 
Erfahrungen  und  Wissenszweigen.  Ich  legte  eine  äußerst  große  Plan- 
losigkeit an  den  Tag,  indem  ich  z.  B.  in  der  Woche  gleich  ein  paarmal 
die  Groüvezire  wechselte.  Mein  größter  Fehler  ist  der,  daß  ich  einen 
verbrecherischen,    fluchwürdigen    Nichtsnutz,    wie    Ma/tmüd    Nedini 

0  1839— i86i. 
:)  1861— 1876. 


Das  höchste  Gericht!  2  I 

zum  Groilvezir  gemacht  habe.     Nachdem  ich,  verführt  durch  die  In- 
spirationen  dieses   Verfluchten,    das  von   Europa   durch    Gebettel   zvi 
einem  wucherischen  Zinsfuße  erhaltene  Geld  handvollweise,  sackweise 
verschwendet  hatte,  ließ  ich  ein  großes  Reich  als  bankrott  verkünden, 
obwohl  gar  kein  zwingender  Grund  dazu  vorhanden  war  und  obwohl 
es  möglich  gewesen  wäre,  dies  zu  verhindern.    Die  ganze  Welt  sprach 
den   Fluch   über   diese  Handlungsweise  aus.      Die  Nation  verbannte 
Mahmud  Nedim.    Statt  daß  diese  Lektion  mich  zur  Besinnung  gebracht 
hätte,   vermehrte   sie   im   Gegenteil   nur   noch    die   Heftigkeit   meiner 
Despotie.     '^ Ab d-ül- Hamid  ließ,  auch  als   Schmähschrift  gegen  mich, 
das   Buch    Üss-i-inqüdb   (Die  Grundlage  der  Revolution)   schreiben  i) 
und  suchte  durch  alle  möglichen,  mir  zur  Last  fallenden  Fehler  und 
Schlechtigkeiten,  die  er  selbst  nachher  in  hundertfach  höherem  Grade 
begangen  hat  (S.  23),  auf  Grund  meiner  Schwelgerei  und  Verschwen- 
dungssucht, in  denen  er  vor  dem  Volke  noch  schlechter  war,  als  ich, 
mich  bei  allen  zu  diskreditieren.  Trotz  aller  meiner  großen  Fehler,  trotz 
aller  meiner  Sünden,  hatte  ich  doch  ursprünglich  kein  schlechtes  Herz, 
kernen  niedrigen  Charakter.     Ich  war  ein  »Türke«-);     Ich  liebte  mein 
Volk.     Ich  wünschte  aus  vollem  Herzen,  aus  voller  Seele  die  Wieder- 
belebung unseres  alten  Ruhmes  und  unseres  alten  Glanzes.   Der  schänd- 
liche Gedanke,  der  Feind  meines  Volkes  zu  sein,    kam   mir  nicht  ein 
einziges  Mal  auch  nur  im  Traume.     Die  türkische  Armee  bewaffnete 
ich  mit  den  Martini-Gewehren,  die  zu  meiner  Zeit  die  vollkommensten 
unter  den  neuen  Waffen  waren.    Dadurch,  daß  ich  unseren  Seestreit- 
kräften sieben  prächtige  Panzerschiffe  hinzufügte,  erhob  ich  die  Türkei 
in  bezug  auf  die  Seestreitkräfte  zum  Weltrang  eines  starken  wehr- 
haften  Reiches   zweiter   Klasse.      Ich   war   nicht  wie   ^Ahd-ül- Hamid 
von    niedriger   Gesinnung,    von   dirnenhaftem   Charakter.      Ich   hatte 
Ehre  in  mir.     Aber  ich  verirrte  mich  auf  die  Bahn  des  Despotismus. 
Das  heilige  Recht  und  der  Patriotismus  des  Volkes  entthronten  mich.   Zu 
jener  Zeit  wollte   ich  durch  Selbstmord  die   Schmach  meiner  Gewalt- 
tat   und  Despotie   durch    mein,    mit   eigener    Hand  vergossenes    Blut 
abwaschen  und  gedachte  so  abzutreten  und  ins  künftige  Leben  einzu- 
gehen.    So  tat  ich   denn  auch. 

')  Beim  Regierungsantritt  '■Abd-ül- Hamid' s  schrieb  Ahmed  Mid/iat  Efendi  auf  Be- 
stellung ein  Buch  »Le  Fond  de  la  Revolution«  (Üss-i-inqildb),  das  alle  Schuld  auf  'Abd-ül- 
Hamid's  Vorgänger  zu  werfen  sich  bemühte.  Dieses  Buch  bildete  den  Hauptvor«-urf  gegen 
den   Charakter   Ahmed  Midkat's   als   eines  bestechlichen    Schergenknechtes. 

2)  Der  Ausdruck  türk,  der  bislang  so  ziemlich  gleichbedeutend  mit  »ungeschliffener, 
ungehobelter  Mensch,  Bauernflegel«  war  und  dessen  Verwendung  darum  peinlich  vermieden 
wurde,  hat  jetzt  infolge  der  nationalen  Strömung  eine  ehrenvolle  Auferstehung  erlebt  und 
wird  jetzt  mit  Stolz  als  prägnanteste  Bezeichnung  für  einen  türkischen  Patrioten  gebraucht. 


22  Theodor  Menzel, 

Einige  Patrioten,  die  ihren  Posten,  ihr  Leben  zur  Rettung  des 
Vaterlandes  aufopferten,  brachten  die  Achtung  vor  dem  Recht  und 
vor  Gott,  den  Befehl  des  heiligen  ^m'a^Rechtes  wieder  zur  Geltung. 
Hundertmal  Wehe  über  jenes  Volk,  das  nicht  eine  handvoll  opfer- 
mutiger Helden,  eine  Schar  von  Patrioten  schützt  und  verteidigt, 
die  einen  durch  seine  sinnlichen  Handlungen,  durch  seine  niedrigen 
Schmarotzer  das  Volk  zugrunde  richtenden  Padischah  wie  mich  nach 
dem  Befehle  des  heiligen  v^^rfa^ Rechtes  unter  großer  Selbstauf- 
opferung von  seinem  Throne  stürzt  (S.  24).  Betet  man  ^j  aus  Un- 
wissenheit für  einen  Mörder,  der  von  allen  Verbrechern  der  Welt  der 
größte  ist  ? « 

Muräd  V.  2)  sagte:  AVundert  euch  nicht,  daß  ich  mich  unter 
euch  befinde,  bevor  ich  noch  der  unbeständigen  Welt  Ade  gesagt 
habe  3).  Nur  mein  Name  existiert,  wie  der  Phönix.  Mein  Körper  ist 
nicht  vorhanden.  Seit  achtzehn  Jahren  läßt  mich  ^Abd-ül-Hamid, 
der  doch  sozusagen  mein  Bruder  sein  sollte,  wegen  eines  nur  drei  Tage 
währenden  Sultanats,  in  Gefängnissen,  die  das  Aussehen  eines  Palastes 
haben,  herumziehen.  Durch  tausend  Listen  wurde  ich  entthront,  unter 
dem  Vorgeben,  ich  sei  verrückt.  Wenn  ich  geistig  gestört  bin,  zu  was 
muß  ich  dann  unter  der  Obhut  des  Unholdes  Namens  Hasan  Pa^a 
leben,  der  die  Gestalt  eines  Höllen-Dämons  hat  ?  Ist  die  Nation 
wirklich  so  von  Sinnen,  daß  sie,  wenn  ich  in  der  Tat  verrückt  bin, 
*Abd-ül- Hamid  absetzen  und  mich  auf  den  Thron  setzen  sollte?  Ich 
wurde  Kalife  als  gesetzlicher  Erbe  des  Reiches.  Wenn  ich  also  den 
Thron  des  Sultanats  bestiegen  habe,  habe  ich  da  ein  Verbrechen  be- 
gangen? Ist  es  mir  nicht  verwehrt,  ein  Menschenge=icht  zu  «-ehen, 
ja  sogar  innerhalb  der  Hauptstadt  des  von  mir  so  innig  wie  meine 
Religion  geliebten  Landes,  die  das  Zentrum  ihres  Ruhmes  ist,  mich 
zu  ergehen?  Was  für  eine  Schuld  habe  ich  begangen,  um  solche  Qualen 
zu  verdienen?  Was  bin  ich  dir  doch  für  ein  unglückseliger  Sklave, 
daß  ich,  noch  gesunden  Leibes,  schon  im  Grabe  leben  muß?  Und 
wie  wenn  diese  Grausamkeiten,  diese  Bedrückungen,  die  ein  Wilder 
nicht  für  erlaubt  halten  würde,  noch  nicht  genug  wären,  so  verbringt 
noch  mein  Sohn  Saldh-ed-Din,  das  Licht  meiner  Augen  (S.  25),  mit 
mir  zusammen  die  Blüte  seiner  Jugend,  die  Tage  seiner  Kindheit  in 
den  Kerkern  der  Gewalttat,  in  den  Grabstätten  der  Gefangenschaft  !« 

')  Text:  rahmet  okur-mu,  während  der  Neudruck  ra/imei  okudu  hat. 

=)  1876  3  Monate  lang. 

3)  Anmerkung  im  Neudruck:  »Während  diese  Broschüre  geschrieben  und  zum  ersten 
Male  gedruckt  wurde,  war  er  noch  Sultan  (soll  wohl  heißen:  war  er  noch  am  Leben  1). 
Der  Herausgeber.« 


Das  höchste  Gericht.  23 

Mit  diesen  Worten  brachte  er  seine  Klage  über  erlittene  Unbill  vor, 
die  auf  alle  Zuhörer  tiefen  Eindruck  machen  mußte,  außer  auf  '■Abd-ül- 
Hamid. 

Die  Versammlung  versank  in  ein  äußerst  düsteres  Schweigen. 
Jedermann  wartete  auf  das  Endurteil,  das  von  dem  glückseligen 
Munde  des  Propheten  ergehen  sollte. 

Der  Stolz  der  Welt,  unser  Herr  i Mohammed)  sprach  nun  zu  '■Abd-ül- 
Hamid  gewendet:   »Der  Grund,  warum  sich  die  islamische  Religions- 
gemeinde heute  hier  versammelt  hat,  ist  der,   daß  ein  so  wichtiges, 
durch  die  gegenseitige  Vereinigung  des  islamischen  Kalifats  und  des 
osmanischen  Sultanats  entstandenes  Gebilde,  einzig  und  allein  durch 
deine    Schlechtigkeiten   dem   unabwendbaren   Untergang,    der   ewigen 
Vernichtung  anheimzufallen  droht.    Deine  dem  erhabenen  5^r*-Recht, 
der    Gerechtigkeit    und    der    Menschlichkeit    zuwiderlaufenden    Maß- 
nahmen,  deine  despotischen  Handlungen,   deine  grausamen   Schritte, 
deine    grenzenlose,    uferlose    Verschwendungssucht   haben    das    Reich 
zu  schänden  gemacht.    Du  hast  die  Nation  in  einen  Zustand  gebracht, 
daß  man  sie  von  einem  Bettler  nicht  mehr  zu  unterscheiden  vermag. 
Da  du  bewußt  alle  diese  Handlungen  begangen  hast,  so  ist  nunmehr 
die  Zeit  gekommen,  daß  du  deine  wohlverdiente  Strafe  erfährst.    Die 
Krankheit    deines    Bruders    Muräd   hast    du    zur   Ausführung    deiner 
gierigen  Hoffnungen  nur  als  Vorwand  genommen.      Mit  tausenderlei 
Versprechungen  hast  du  jedermann  betrogen.     Midhat  Pasa  hast  du 
getäuscht,  um  ihn  erdrosseln  zu  lassen.    Während  du  im  Seraj  Theater 
spielen  ließest,  hast  du  ihn  neben  dir  sitzen  lassen.    Wie  viel  Ehre  hast 
du  über  den  englischen  Botschafter  ausgegossen  zur  Zeit,  da  du  unter 
dem  Namen  »Regent«  ivasy)  den  Thron  bestiegst  I     Wie  hast  du,  als 
du  das  Sejx'ül- Islam at  betratst,  (S.  26),  tief  zum  Boden  hinab  dich 
bückend,   dem  Sejx-ül- Islam,   der  den  '■Ahd-ül-'-Aziz  abgesetzt  hatte, 
den  Seläm  geboten  !   Du  hast  jeden  Vorschlag  angenommen,  um  hinter- 
her deine  Zwecke  zu  verwirklichen.     Du  erklärtest  dich  anscheinend 
damit  einverstanden,  die  Konstitution  zu  geben,  d.  h.  das  Volk  an  der 
gesetzlichen  Leitung  der  Staatsangelegenheiten  teilnehmen  zu  lassen. 
Du  hast  die  schlechten  Handlungen  deines  Vorgängers  durch  Bücher 
aller  Welt  verkündet.    Der  Krieg  begann.    Vom  Seraj  aus  hast  du  dir 
die  Leitung  angemaßt.     Hast  du  dir  denn  die  Kriegskunst  schon  im 
Mutterleibe  angeeignet  ?     Unter  den  Heerführern  hast  du  absichtlich 
Zwietracht   gestiftet.     Du   hast   den   einen  auf   den  anderen   gehetzt. 
Als  sich   das  russische  Heer  deiner  Hauptstadt  nahte,   da  verließest 
du   Stambul   und   machtest   dich   auf  die  Flucht.      Ein  patriotischer 
Soldat  • —  Segen  sei  über  ihn  !  —  hinderte  dich  daran.    Und  als  wenn 


2A  Theodor  Menzel, 

CS  noch  nicht  genügt  hätte,  daß  du  durch  deine  unsinnigen  Befehle 
die  Armeen  zum  Untergange  brachtest,  hast  du  die  Abgeordneten- 
kammer aufgelöst,  als  die  Nation  die  Urheber  dieser  Unglücks- 
schläge zur  Verantwortung  ziehen  wollte.  Die  patriotischen  Mit- 
glieder der  Abgeordnetenkammer  verbanntest  du.  Die  vaterlands- 
liebendsten Minister  und  Staatsmänner  ließest  du  in  der  Zitadelle  von 
Tdif  und  an  den  Exilsorten  in  tiefen,  tiefen  Gräbern  begraben.  Du 
ließest  den  Sülejmdn  Pasa  aus  Zorn  verurteilen,  da  er  zur  Zeit  der 
Entthronungsaf^ärc  Chef  der  Kriegsschule  gewesen  war.  Darnach 
begannst  du  unter  Benutzung  des  Umstandes,  daß  infolge  der  Un- 
wissenheit des  Volkes  die  energischen,  tatkräftigen  Männer  alle  be- 
seitigt worden  waren,  schrittweise  die  fluchwürdigen  Handlungen, 
die  verworfenen  Maßnahmen  auszuführen,  die  du  schon  seit  deiner 
Prinzenschaft  geplant  hattest.  Das  Mulk-Gnt  (Privatbesitz)  ver- 
fälschtest du  auf  der  einen  Seite  ohne  Erbarmen  in  »kaiserliche  Güter« 
(emldk-i-humdj un)  (S.  27).  Auf  der  anderen  Seite  verwendetest  du 
die  Einkünfte  des  Staates  nach  Laune  und  Willkür.  Diejenigen,  die 
dir  die  Wahrheit  sagten,  verbanntest  du  und  machtest  sie  heimatlos. 
Die  ehrlosesten  und  gewissenlosesten  Menschen  stelltest  du  an  die 
oberste  Geschäftsleitung.  Einen  \'erfluchten,  wie  den  Mahmhd  Nedini. 
ließest  du  aus  seinem  Exil  kommen  und  machtest  ihn  zum  Chef  des 
Staatsrates.  Deine  Bedienten  erwähltest  du  dir  selbst  zu  speziellen 
Geheimräten.  Diejenigen,  die  Bcstechungsgelder  gaben,  begnadetest  du 
mit  Rangauszeichnungen  und  mit  Geschenken.  Deine  Geheimspitzcl 
(xafii^),  die  nur  dazu  bestimmt  waren,  die  Familien  von  Ehrenmännern 
auszutilgen,  machtest  du  so  zahlreich,  wie  die  Zahl  deiner  Sünden. 
Die  Flotte  des  Reiches  ließest  du  im  Goldenen  Hörn  verfaulen.  Durch 
deine  Verschwendungssucht  ließest  du  das  Schatzhaus  {bejt-iil-mdl 
der  Muselmanen  vertrocknen.  Den  einheimischen  und  den  ausländischen 
Zeitungen  gabst  du  unter  der  Bedingung,  daß  sie  deine  Schlechtig- 
keiten, deine  anrüchigen  Handlungen  nicht  weiter  verbreiteten,  monat- 
lich 30000  Lira  (türkische  Pfund).  Diejenigen  unter  den  Beamten, 
die  Verbrechen  begingen,  beschütztest  du  und  beließest  sie  auf  ihren 
Posten;  die  Ehrenmänner  unter  ihnen  aber  setztest  du  ab  und  brachtest 
sie  ins  Elend.  Die  unbedeutendsten  Leute  machtest  du  zum  Sehr-emini 
(Bürgermeister  von  Konstantinopel).  Aus  Feigheit  schlössest  du  dich 
mi  Seraj  ein.  Aus  Furcht  ließest  du  die  Truppen  in  deiner  Hauptstadt 
keine  Schießübungen  mehr  machen.  Auf  den  Rat  der  verfluchten 
Sejxe  hin  ließest  du  bei  der  Armee  die  Mausergewehre  nicht  abschaffen. 
Die  Verdienstlosen,  die  Leute,  die  keine  berechtigte  Anwartschaft 
auf   einen  Posten  hatten,  die  Gewissenlosen,  die  ganz  Schlechten  und 


Das  höchste  Gericht.  25 

Verkommenen  brachtest  du  in  Ministerstellen,  auf  VdH-Vosten. 
■In  der  Meinung:  »Sie  sollen  mir  treu  ergeben  bleiben!«  machtest  du 
aus  Leuten  ohne  Anhang  und  hergelaufenem  Gesindel  Kammerherren. 
Für  sie  ließest  du  mächtige  ^)  Gebäude  aufführen.  Und  wieder  zweifelst 
du  dennoch  mit  deinem  Mißtrauen,  mit  deinem  Argwohn  an  allem. 
Darin  (S.  28)  hast  du  recht.  Denn  unter  ihnen  gibt  es  solche,  die  über 
die  von  dir  verübten  Ungerechtigkeiten  weinen.  Das  Geld,  das  du 
durch  Verkauf  der  Ackerbau-Gerätschaften  [cift  cihiik)  des  Volkes 
aufgehäuft  hast,  verausgabst  du  zu  Zwecken,  die  das  Volk  zugrunde 
richten  müssen.  Lügen  zu  sagen,  Leute  zu  betrügen  gehört  nach  deinen 
Begriffen  zu  den  gänzlich  belanglosen,  gleichgiltigen  Handlungen. 
Die  Wahrheit  zu  sagen,  die  Wahrheit  zu  schreiben,  hast  du  glücklich 
aus  deinem  Reiche  eliminiert.  Ja,  deine  gewissenlosen,  verfluchten 
Beamten  haben  sogar  einen  Vers  des  Qordn,  des  gewaltigen  an  Ruhm, 
aus  einem  Buche  mit  der  Begründung  ausgemerzt:  »Er  ist  schädlich  1« 
Unter  deinen  Ahnen  ist  kein  einziger  gewesen,  der  sich  so  schlechten 
Herzens,  so  furchtsam  wie  du  gezeigt  hätte.  Du  schämtest  dich  nicht, 
zu  deinen  Helfern  über  mich  so  zu  sprechen:  »Ein  Araber,  der  aus 
einer  Wüste  hervorgekommen  ist,  machte  sich  die  Welt  zu  eigen,  und 
wie  sollte  ich,  der  ich  der  Padischah  eines  so  großen  Reiches  bin,  meine 
Untertanen  meinem  Befehle  nicht  fügsam  machen  können?«  Die 
muhammedanischen  Soldaten  laufen  in  Tripolis,  in  Skutari,  in  Erzerum, 
in  Jemen,  auf  Kreta  ganz  bloß  herum,  sie  quälen  sich  ab  im  Elend. 
Was  dich  aber  betrifft,  so  kaufst  du  Konak's  um  20000  Lira  und 
schenkst  sie  den  Verfluchten,  die  du  nur  dafür  großgezogen  hast,  damit 
sie  dem  Volke  das  Blut  aussaugen,  ihm  das  Leben  nehmen,  seine  Seele 
und  sein  Hab  und  Gut  antasten  und  deiner  Wollust  fröhnen.  Die 
Güter  der  Nation,  die  dir  gleichsam  als  Erbschaft  von  deinem  Vater 
geblieben  sind,  verschenkst  du  hierhin  und  dorthin,  an  fremde  Ge- 
sandte und  Prinzen  -).  Die  Patrioten,  die  in  verborgenen  Ecken  und 
Winkeln  sich  versteckten,  und  die  vor  der  Vergewaltigung  in  fremde 
Länder  flohen  (S.  29),  gaben  dir  genaue  Rapporte.  Sie  erklärten,  daß 
deine  Handlungen  dem  heiligen  5^r*-Recht,  der  Gerechtigkeit  und  der 
Menschlichkeit  zuwider  seien.  Du  hast  dem  nicht  die  leiseste  Beachtung 
geschenkt.  Das  arme  Volk,  das  du  grausam  erwürgtest,  tut  nichts 
anderes,  als  daß  es  aus  tiefstem  Herzen  blutige  Tränen  weint.  Der  Vater 
fürchtet  sich  vor  seinem  Sohne,  der  Sohn  vor  seinem  Vater.   Du  hast 

■)  Seddddi  von  Seddäd  gebildet,  dem  König  von  Jemen,  der  gewaltige  Bauten  hinter- 
lassen hat. 

2)  Anspielung  auf  den  von  ^Abd-ül-Hamld  1880  dem  deutschen  Kaiser  als  Geschenk 
überwiesenen  Park  in  Therapia,  der  jetzigen  Sommerresidenz  des  deutschen  Botschafters. 


20  Theodor  Menzel, 

niemandem  mehr  das  Gefühl  der  Sicherheit  übrig  gelassen.  Für  die 
Ehrenmänner,  für  die  Leute  von  Verdienst  hast  du  die  Tore  des  Fort- 
schritts und  der  Hilfe  geschlossen.  Du  hast  nicht  daran  gedacht,  daß 
einst  ein  Tag  kommen,  und  die  göttliche  Gerechtigkeit  zur  Geltung 
kommen  würde.  Hast  du  nicht  gelesen,  daß  von  deinen  \'orfahren 
auch  selbst  Männer,  die  im  Vergleiche  zu  dir  patriotisch,  eifrig  und 
gerecht  waren,  doch  dafür,  daß  sie  wider  das  erhabene  heilige  Recht 
handelten,  vom  Thron  gestoßen,  daß  sie  als  abschreckendes  Beispiel 
für  die  anderen  hingerichtet  worden  sind?  Hast  du  dies  nicht  ver- 
nommen? Hast  du  nicht  das  Unheil  gesehen,  das  Sultan  ''Aziz  traf? 
Statt  daß  du  den  Weg  des  Rechts  gegangen  wärest,  um  eines  solchen 
Ausganges  nicht  teilhaftig  zu  werden,  gibt  es  keine  Heuchelei,  keine 
Lüge,  keine  Verbannung,  keine  Schlechtigkeit,  keine  Ungerechtigkeit, 
keinen  Mord,  die  du  nicht  alle  begangen  hättest.  Aber  du  hast  ver- 
gessen, in  deine  Berechnungen  die  göttliche  Gerechtigkeit  und  die 
Volksrechte  mit  einzusetzen.  In  der  Despotie  hast  du  die  Pharaonen, 
die  Nimrods  übertroffen.  Du  hast  Gott  vergessen.  Und  kurz  und  gut, 
du  hast  dich  schlechter  gezeigt,  als  der  verworfenste,  der  grausamste, 
der  erbarmungsloseste,  der  verschwenderischeste,  der  furchtsamste 
von  allen  bis  zum  jetzigen  Augenblick  auf  der  Welt  erschienenen 
Herrschern  ^).  Und  dennoch  erkennt  dich  das  arme,  einfältige  \'olk 
noch  als  Kalifen,  als  Padischah  an.  Da  du  den  Ruhm  des  Kalifats 
in  einer  schmählichen  und  schändlichen  Weise  beschmutzt  hast  dadurch , 
daß  du  z.  B.  an  die  Untertanen  eines  fremden  Staates  ein  Bittgesuch 
sandtest  (S.  30)  und  da  du  bewußt  daran  gegangen  bist,  dein  Reich 
zu  vernichten,  so  erging  der  göttliche  Befehl,  deinen  Verirrungen, 
deinen  dem  heiligen  Recht  zuwiderlaufenden  Handlungen,  deinen  der 
Gerechtigkeit  und  der  Menschlichkeit  hohnsprechenden  Taten  ein 
Ende  zu  machen  !« 

Indem  sich  darnach  der  Stolz  der  Schöpfung,  unser  Herr,  an  die 
Hoheit  ^Ömer's  und  an  Javuz  Sul/än  Selim  wendete,  geruhte  er  folgende 
Frage  an  sie  zu  stellen:  »Welche  Strafe  soll  '^Abd-ül- Hamid  treffen, 
der  den  Befehl  Gottes  nicht  kennt,  der  den  Propheten  mit  Verachtung 
erwähnt,  der  den  Ruhm  des  Kalifats  schändet  und  befleckt,  der  sich 
erkühnt,  sein  Volk,  ein  ihm  vom  Herrn  anvertrautes  Pfand,  zu  seiner 
Lust  zu  vernichten  und  zu  verderben,  und  der  mit  jeder  Handlung 
sich  in  Gegensatz  zum  heiligen  Recht,  zur  Gerechtigkeit  und  zur 
Menschlichkeit  stellt?«  Beide  gaben  gleichzeitig  zur  Antwort:  »Die 
Hinrichtung.«    Daraufhin  geruhte  der  Freund  Gottes,  unser  Herr  eine 

')  e/i  fdsiqitie  .  .  .  ra/imetUr  okutlun:  du  hast  das  Andenken  der  Verworfensten  segnen 
lassen,  d.  h.  du  bist  schlimmer  als  sie. 


Das  höchste  Gericht.  2'] 

Weile  nachzudenken.  ^Abd-ül- Hamid  und  seine  Anhänger  wälzten  sich 
vor  Angst  und  Furcht  auf  dem  Boden  auf  dem  Fleck,  wo  sie  sich  befanden. 
Aus  einem  Munde  fingen  sie  mit  den  Worten:  »Erbarmen,  o  ruhmvoller 
Prophet  1  Verzeihung  und  Erbarmen,  o  Fürsprecher  am  Tage  der 
Strafe  !«  an,  Reu  und  Leid  zu  erwecken  und  um  Verzeihung  zu  bitten. 
Der  erlauchte  Prophet,  unser  Herr,  gebot,  sein  geehrtes  Haupt  er- 
hebend, Schweigen.  Und  auf  solche  Weise  verkündigte  er  das  Urteil 
über  '■Abd-ül- Hamid:  »Wir  wollen  '- Ah d-ül- Hamid  wegen  seiner  wider 
Gott  selbst,  wider  das  heilige  Recht  und  wider  die  Menschlichkeit  ge- 
richteten Handlungen  des  Kalifats  und  des  Sultanats  für  verlustig 
erklären.  Sein  Leben  wollen  wir  der  Großmut  des  Volkes  überlassen, 
das  er  durch  so  viel  Frevel  (S.  30)  und  Gewalttat  zu  Boden  getreten 
hat  !«  Von  allen  Seiten  ließ  sich  nun  tausendfach  der  Ruf  vernehmen: 
»Dank    sei    dir,    o    du    wahrhaftiger    Rächer  !« 

Der  Stolz  der  Welt,  die  Majestät  unseres  Herrn  schritt  mit  den 
erlauchten  Hoheiten  und  seinem  übrigen  Gefolge  geradenwegs  auf  das 
Tor  der  erhabenen  Moschee  los,  während  aus  seinen  gesegneten  Augen 
Tränen  des  Mitgefühls  flössen  und  während  er  mit  dem  auf  seinem 
geheiligten  Antlitz  erstrahlenden  Lichte  des  Prophetentums  alles 
erleuchtete  und  erhellte,  und  verschwand  aus  den  Augen  der  Menschen.  .  . 

Ende. 

Das  höchste  Gericht. 

{Mahkeme-i-kuhra.) 

Zweites  Buch  der  »Bücher  des  11.  Juli  des  Jahres  1324«. 
(S.  2.)  Ich  weiß  nicht,  warum  sich  heute  in  meinem  Herzen  eine 
seltsame  Abspannung,  ein  sonderbares  Vorausahnen  bemerkbar  macht.' 
Ich  fühle  in  meiner  Brust  einen  schrecklichen  Druck,  ein  schweres 
Gefühl  des  Kummers.  Ich  dachte  mir:  Ich  will  mit  Zeitungslesen 
meine  Kümmernisse  vertreiben.  Eine  Menge  trauriger  Nachrichten, 
die  ich  über  die  orientalischen  Fragen  sah,  Planlosigkeiten,  Hand- 
lungen, die  nur  auf  eine  Abtrennung  abzielten,  bedrückten  meine 
Seele  in  ganz  außerordentlicher  Weise  und  brachten  über  mein  Herz 
noch  mehr  Erschöpfung  und  Niedergeschlagenheit. 

Mein  Geist  ist  wieder  in  Aufregung, 

Mein  Denken  seufzt  wieder  in  Ungewißheit. 

Ich  bin  von  Kummer  gequält  ....    In  völliger  Verwirrung 

Bin  ich  verzweifelt  und  betrübt  ....    Mein  trauriges 

Jammergeschrei  zurückzuhalten  habe  ich  nicht  die  Kraft, 

Aber  ich  habe  auch  nicht  die  Kraft  dazu,  daß  ich  schreien  könnte. 


28  Theodor  Menzel, 

Um  diese  Melancholie  zu  vertreiben,  ging  ich  auf  die  Straße  hinaus. 
Ohne  zu  überlegen,  in  welcher  Richtung  ich  ging,  durchwanderte  ich 
etwa  eine  Stunde  lang,  in  tiefes  Nachsinnen  verloren,  die  Straßen. 
Wie  dem  auch  sein  mag,  es  kam  eine  Zeit,  wo  ich  sehr  müde  wurde. 
Ich  suchte  in  der  Nähe  einen  Platz,  wo  ich  ausruhen  konnte.  Der 
Garten  von  Tepe  basy  fiel  mir  ins  Auge.  Ich  trat  ein.  An  diesem  Tage 
war  ich  so  empfindsamen  Herzens,  daß  ich,  während  ich  im  Garten 
mit  einer  gewissen  müden  Schlaffheit  herumging,  sogar  von  dem 
bedeutungslosen  klagenden  Rascheln  der  herbstlichen  Blätter  ergriffen 
wurde,  die  unter  meinen  Füßen  seltsam  zerknickt  wurden  und  fort- 
wichen.  Die  gelben  Blätter  der  Bäume,  die  der  zerstörenden  Hand 
des  Herbststurmes  anheimgefallen  waren,  und  die  kahlen  Zweige 
schwankten  fortwährend  vor  dem  Winde. 

(S.  3.)  Ich  suchte  einen  Platz,  um  mich  auszuruhen.  Eine  Bank 
fiel  mir  in  die  Augen.  Ich  setzte  mich,  ohne  es  für  nötig  zu  halten, 
erst  die  darauf  gebreitete,  von  den  dürren  vertrockneten  Blättern 
gebildete  gelbe  Polsterdecke  wegzustreifen.      Im  Garten  befand  sich 

niemand  außer  mir.    So  ist  es  ja Der  Herbst  !  .  .  .  .    Die  Blätter 

fallen.  Inmitten  jener  Einsamkeit  stützte  ich  vor  dieser  melancholisch 
machenden  Farbe  meine  Hand  an  die  Schläfen  und  versenkte  mich 
in  meine  seltsamen  Gedanken,  während  ich  die  Blicke  in  die  Ferne 
richtete,  auf  den  allerentferntestcn  Punkt  des  Horizontes  ....  auf 
seine  unbekannte  Düsterkeit. 

»Ich   weinte;   aber  meine  Augen  waren  leer  von  Tränen. 
Auf  meiner  Lippe  war  keine  Klage  und  doch  klage  ich«^). 
Am  Horizont  zeigten  sich  die  welken  Sonnenstrahlen  unter  den  dunklen 
Wolkenmassen. 

Das  Goldene  Hörn,  jenes  historische  Becken,  lag  in  der  Ferne 
in  einer  solchen  stillen  und  schlaffen  Unbewegtheit,  daß  von  einem 
Ufer  bis  zum  anderen  auf  seiner  Oberfläche  nicht  einmal  die  Spur  einer 
leisen  Wellenbewegung  sich  zeigte.  Auf  der  Oberfläche  seiner  schwarzen 
Wasser  lagen  kraftlos  die  alten  Panzerschiffe,  wie  ein  unorganischer 
Körper  ein  jedes  anzuschauen,  als  wenn  sie  die  Wunden  der  Ver- 
nichtung, die  ihrem  Rumpfe  die  Jahre  der  Despotie  geschlagen  hatten, 
ausheilen  lassen  wollten.  Die  Goldenen-Horn-Dampfer,  die  die  müde, 
schlaffe  Oberfläche  des  Meeres  rücksichtslos  durchzogen,  die  ruinösen, 
halb  eingestürzten  Schornsteine  von  ein  oder  zwei  Fabriken  am  Strande 
verstärkten  noch  in  der  Finsternis,  die  die  in  der  Luft  ziehenden  Regen- 
wolken verursachten,  die  nachhaltige  Wirkung  des  Anblickes.     Dieser 


*)  Zitat  aus  einem  Dichter. 


Das  höchste  Gericht.  20 

Anblick,  den  ich  zu  anderen  Zeiten  sehr  lieblich,  sehr  poetisch 
gefunden,  und  der  in  meinem  Hrzen  so  vielerlei  Gefühle  entfacht 
hatte,   verursachte   mir  heute   nur   Langeweile. 

(S.  4.)  »Ist  etwa  die  Zeit  traurig  oder  bin  ich  betrübt?«^) 
dachte  ich  mir  unablässig.  Ich  verglich  das  Vergangene  und  das  Gegen- 
wärtige. Die  Vergangenheit,  jene  blutige  Vergangenheit  stand  mit 
allen  ihren  Grausamkeiten,  mit  allen  ihren  Tragödien  vor  meinen 
bekümmerten  Blicken.  Wie  viele  Bilder  von  allen  erdenklichen  Grau- 
samkeiten, von  Grausamkeiten  in  allen  Abstufungen  zogen  wie  ein 
Drama  vor  meinem  Auge  vorüber.  Ich  schloß  meine  Augen,  um  diese 
schrecklichen  Phantasien  zu  vertreiben.  Und  doch  gelang  es  mir  auch 
so  nicht. 

»Satan,  ich  will  nichts  mit  dir  zu  schaffen  haben.  Pack  dich  fort ! 
heb  dich  weg  von  mir  !«-) 
Ein  Nebel  hüllte  meinen  Blick  ein.  Unterdessen  fühlte  ich  einen 
Zustand,  wie  wenn  ich  ganz  und  gar  von  Sinnen  käme  und  ohnmächtig 
würde.  Ich  wollte  von  meinem  Platze  aufstehen.  Doch  ich  vermochte 
es  nicht.  Eine  über  alle  Vorstellung  große  Kraft  lastete  mit  aller  Wucht 
fortgesetzt  auf  meinen  Schultern.  Ich  wollte  meinen  Mund  öffnen, 
um  etwas  zu  sagen.  Doch  ich  brachte  es  nicht  fertig.  Mein  verzweifelter 
Geist  war  gleichsam  von  mir  gewichen.  Ich  war  jetzt  nur  mehr  eine 
leblose  Statue,  ein  bloßer  Körper. 

Nach  einiger  Zeit  kam  ich  wieder  zu  mir.  Als  ich  meine  Augen 
öffnete,  fand  ich  mich  einem  ganz  außerordentlichen  Schauspiel  gegen- 
über. Den  Horizont,  den  ganzen  Horizont  der  Stadt,  die  vor  zwei 
Monaten  noch  der  Sitz  der  Grausamkeiten  und  der  Schlechtigkeit 
gewesen  war,  hatte  ein  dichter  dunkler  Nebel  umhüllt.  Es  w^ar  so,  als 
ob  die  wundertätige  Hand  der  Allmacht  ein  weißes  Leichentuch  darüber 
ausgebreitet  hätte,  um  ihre  frühere  Befleckung  vor  den  Blicken  der 
Welt  zu  verheimlichen,  oder  auch,  als  ob  das  Drama  der  Despotie, 
das  in  dem  Schauspielhaus  der  Welt  gespielt  wurde,  nun  zu  Ende  sei 
und  der  Vorhang  sich  über  dem  letzten  Akt  gesenkt  habe.  Der  Garten 
war  mit  einer  ganzen  Menge  von  Leuten  angefüllt.  Alles  w'ar  nun  in 
solche  Dunkelheit  eingehüllt,  daß  man  hätte  denken  können:  »die 
Finsternisse  der  Gräber  sind  auf  die  Erdoberfläche  heraufgestiegen«  3). 
(S.  5.)  Jedermann  ist  erstaunt  und  sucht  zu  fliehen.  Eine  ganze 
W^elt  mischt  sich  mit  einer  anderen.     Keiner  kann  ein  W'ort  von  dem 


')  ^Ageb  zemän-my   /lazin   joksa  hen-mi  muyberr. 

-)  Sejtän  seni  istemem,  cekil  git! 

3)  Ebenfalls   Zitat:    zülümät-i-meqähir   jer   jüzüne   cykmys. 


•^O  Theodor  Menzel, 

anderen  verstehen.  Es  herrscht  ein  dumpfer  Lärm,  ein  langgedehntes 
Schreien  der  Menge,  ein  wahres  Tohuwabohu  ^j.  Eine  Masse  Worte 
werden  gesprochen.  Niemand  versteht  aber,  was  er  hört.  Zuweilen 
aber  klingen  Worte  heraus,  wie  die  Rufe:  Krieg  .  .  .  Frieden  .  .  .  Alles 
Volk  suchte  einen  Zufluchtsort,  wie  wenn  schon  der  letzte  Tag  an- 
gebrochen wäre.  Es  war  so,  als  ob  der  Befehl  gegeben  worden  wäre, 
die  ganze  Bevölkerung  en  masse  umzubringen:  so  bemühte  und  be- 
strebte sich  jedermann,  diese  Exekution  zu  vereiteln  und  an  das  Ufer 
der  Rettung  zu  gelangen.     Keiner  behielt  kaltes  Blut. 

Während  ich,  darüber  in  tiefes  Sinnen  versunken,  mich  fragte: 
»Was  bedeuten  diese  Vorgänge?  Was  soll  denn  daraus  werden?« 
entstand  plötzlich  bei  allen  eine  noch  gewaltigere  Verwirrung.  Die 
Leute  zeigten  insgesamt  mit  dem  Finger  nach  einer  Richtung  hin 
mit  den  Worten:  »Siehe,  da  kommt  er  !«  und  wollten  Platz  machen. 
Ich  wandte  meine  Augen  ganz  unbewußt  nach  der  angezeigten  Rich- 
tung. Da  sah  ich  eine  dichtgedrängte  Schar,  die  mit  schweren,  heuchle- 
rischen Schritten  geradenwegs  au^  die  Versammlung  losging  und  sich 
anschickte,  dem  ganzen  Volke  kriecherisch  wie  ein  Hund  schön  zu 
tun. 

Einer  von  der  Schar  ging  voraus.  Obwohl  es  unmöglich  war, 
sein  wirkliches  Alter  zu  unterscheiden,  da  sein  Haar  und  sein  Bart 
gefärbt  und  sein  Gesicht  geschminkt  und  gepudert  war,  so  konnte 
man  aus  der  welken  Langsamkeit  seiner  Bewegungen  und  daraus, 
daß  seine  Gestalt  gekrümmt  war,  darauf  schließen,  daß  er  auf  seinem 
Rücken  die  schwere  Last  einer  Menge  von  ereignisreichen  Jahren 
mit  sich  schleppte. 

(S.  6.)  Die  auffälligste  Stelle  am  Körper  dieses  Menschen,  dessen 
Schwäche  den  Eindruck  der  Abzehrung  hervorrufen  mußte,  war  seine 
Nase.  Eine  gewaltige,  einem  Raubvogelschnabel  ähnelnde  Nase 
nahm  den  gewaltigsten  Teil  der  Physiognomie  ein.  Obwohl  er  seinen 
Blicken  möglichst  viel  Milde  zu  geben  sich  bemühte,  so  ließen  sich 
doch  an  seinen  blutigen  Augen  die  Anzeichen  der  Teufelei,  der  Ver- 
schlagenheit und  der  List  erkennen.  In  den  Augen  und  in  dem  Be- 
nehmen eines  jeden  von  seinen  Begleitern,  die  in  Uniform,  in  ^Ulemd- 
Tracht  und  mit  Zivilkleidung  angetan  hinter  ihm  drein  kamen,  war 
deutlich  verschlagene  List  zu  unterscheiden. 

Je  weiter  diese  Bande  vorwärts  kam,  um  so  intensiver  verbreitete 
sich  rings  Blutgeruch.  Als  sie  so  auf  ihrem  Zuge  bis  in  die  Mitte  des 
Gartens  gekommen  waren,  blieben  sie  stehen.  In  dem  Garten,  der 
noch  vor  wenigen  Minuten  von  Lärmen  und  Getümmel  widergehallt 

')  haj  u  huj. 


Das  höchste  Gericht.  ■?  j 

hatte,  gab  es  jetzt  keinen  Laut  mehr.  Jedermann  schwieg  und  war 
auf  den  Ausgang  der  Sache  gespannt.  In  diesem  Augenblick  war  es, 
daß  die  von  mir  beschriebene  Person  sich  von  ihren  Begleitern  trennte, 
die  rings  um  sie  herum  demütig  mit  gekreuzten  Händen  dastanden, 
und  in  die  Mitte  sich  begab.  Der  Alte  bot  dem  Volke,  das  ihn  auf- 
merksam betrachtete,  heuchlerisch  den  Seläm  und  begann  folgende 
Ansprache: 

»Osmanen  !  Wackere,  patriotische  Osmanen  !  Eure  gewaltigen 
Ahnen  haben,  trotzdem  sie  nur  ein  unbedeutender  Stamm,  eine  bloße 
Handvoll  Leute  waren,  ein  die  ganze  Welt  umspannendes  Reich  er- 
richtet und  gegründet. 

Ihrer  siegreichen  Herrschaft  genügten  die  anatolischen  Steppen 
nicht  und  so  gingen  sie  mit  vierzig  Mann  nach  Rumelien  hinüber  ^). 
Die  Österreicher,  die  jetzt  auf  ihre  viereinhalb  Schiffe  (S.  7)  und  auf 
ihre  paar  furchtsamen  Soldaten  pochend,  eure  Rechte  anzutasten 
und  euch  gegenüber  herausfordernd  aufzutreten  sich  erdreisten  2), 
neigten  sich  vor  euren  Ahnen  und  erwiesen  ihnen  Ehre  und  wußten 
nicht,  wie  sie  dem  Padischah  ihre  falsche  Ergebenheit  versichern 
sollten,  um  nur  die  osmanischen  Krieger  nicht  vor  den  Mauern  Wiens 
zu  sehen. 

Und  erst  die  Bulgaren  1  .  .  .  Ihr  Löwen,  die  ihr  das  Erbe  der  Tapfer- 
keit jener  ruhmvollen  Helden,  der  berühmten  Osmanen,  angetreten 
habt  !  Für  euch  ist  es  eine  große  Herabwürdigung,  den  Namen  »Bul- 
gare« auch  nur  in  den  Mund  zu  nehmen;  für  euch  ist  es  eine  große 
Schande,  auch  nur  daran  zu  denken,  daß  ein  solches  Volk  auf  der 
Erdoberfläche  existiert. 

Seid  ihr  nicht  die  tapferen  Erben  der  Helden,  die  ganz  Europa 
erzittern  ließen,  die  durch  ihre  unerschrockene  Kraft  die  ganze  Welt 
den  Nacken  beugen  ließen?  Vergleicht  mit  eurer  heutigen  Schmach 
eure  vergangene  Macht  !  Werdet  ihr  vor  den  Bulgaren,  die  zu  euren 
eigenen  Untertanen  gehören,  den  Nacken  beugen?  Werdet  ihr  ihnen 
ihren  Ungehorsam  ungerächt  hingehen  lassen?  Duldet  denn  das  der 
Patriotismus,  der  Eifer,  die  Tapferkeit  des  Osmanentums?  Oder 
seid  ihr  denn  nicht  die  Erben  der  Tapferkeit  jener  ruhmvollen  Osmanen  ? 

Sind  wir  so  ohnmächtig,  daß  ein  Staat,  der  im  letzten  Jahrhundert 
der  Sammelpunkt  für  alle  möglichen  inneren  Wirren,  für  tausend 
verschiedene  Revolten  war,  wie  Österreich,   sich  uns  gegenüber  eine 

')  Einnahme  von  Tzympe  (Gemenlik)  1356  durch  Überfall  von  40  Kämpen  unter 
dem  Prinzen  Sülejmdn. 

*)  Anspielung  auf  die  endgiltige  Einverleibung  von  Bosnien  und  der  Herzegowina 
durch  Österreich  gleich  nach  der  Wiederherstellung  der  Verfassung. 


22  Theodor  Menzel, 

Machtübcrschrcitung  erlauben  sollte?  Wollen  wir  darauf  von  weitem 
wie  unbeteiligte  Zuschauer  blicken?  Unsere  erhabenen  Vorgänger 
werden  uns  w-egen  dieses  unseres  Schweigens  verfluchen.  Auch  unsere 
Nachkommen  werden  vor  uns  zurückschaudern;  sie  werden  uns  der 
Furchtsamkeit,    der   verbrecherischen   Nachlässigkeit   zeihen. 

Heute  erklärt  der  Bulgare  seine  Unabhängigkeit.  Dadurch,  daß 
Österreich  Bosnien  (S.  8)  und  die  Herzegowina  seinen  Ländern  ein- 
verleibt, greift  es  ganz  offen  und  unumwunden  in  unsere  Rechte  ein. 
Wenn  wir  das  alles  mit  Schweigen  aufnehmen,  so  w^erden  unsere  sämt- 
lichen'Nachbarn  unverschämt  werden.  Ebenso  wie  morgen  Griechen- 
land Kreta  fordern  w'ird,  so  werden  auch  noch  andere  sich  in  den  ver- 
schiedenartigsten schwierigen  Vorschlägen  bewegen.  Infolgedessen 
beruht  heute  unsere  Wohlfahrt  und  flic  Rettung  unseres  Reiches 
darauf,  daß  wir  die,  die  uns  antasten,  züchtigen,  daß  wir  sie  in  ihre 
Schranken  zurückweisen,  daß  wir  ihnen  und  der  ganzen  Welt  begreiflich 
machen,  daß  in  den  Adern  der  Osmanen  noch  immer  jenes  alte,  jenes 
hehre  Blut  fließt,  und  schließlich  darauf,  daß  wir  klarlegen,  daß  das 
Osmanentum  zur  Wahrung  seiner  Rechte  sein  Blut  nötigenfalls  bis 
zum  letzten  Tropfen  vergießen  wird.  Nicht  darauf  beruht  sie,  daß 
wir  uns  zu  Konferenzen,  zu  diplomatischen  Debatten  herbeilassen  !  ! 
Osmanen  !  Die  tatkräftigen  Völker  nehmen  eine  gegen  sie  gerichtete 
Beleidigung  nicht  mit  Stillschweigen  auf.  Vielleicht  kommen  sie  so 
weit,  daß  sie  zur  Wahrung  ihrer  Rechte  allen  erdenklichen  Opfermut 
betätigen.  Sic  sehen  dem  Tod  ins  Auge,  um  die  ihnen  angetane  Schmach 
zu  sühnen  und  ihren  Namen  von  dem  zugefügten  Flecken  zu  reinigen. 
Wurde  uns  keine  Schmach  angetan?  Griff  man  nicht  in  unsere  Rechte 
ein  ? 

Wenn  wir  aber  schmachvoll  behanckll  wurden,  warum  schweigen 
wir  dann?  Warum  zeigen  wir  ihnen  dann,  ach  1  nicht  unsere  helden- 
hafte Kraft?  Warum  handeln  wir  dann  gegen  sie  nicht  so,  wie  wenn 
wir  uns  der  (alten)  Osmanen  würdig  zeigen  wollten  ?  Warum  schweigen 
wir  und  machen  uns  nicht  daran,  sie  zu  züchtigen  und  unsere  eigene 
Kraft  ihnen  fühlbar  zu  machen?  Was  würden  wir  denn  verlieren, 
wenn  wir  gegen  sie  aufträten?  Ist  nicht  das  größte  Opfer,  das  wir 
bringen  könnten,  unser  Leben?  Weicht  ihr  vor  einem  ehrenvollen 
Tode  zurück?  Kommt,  laß  uns  zusammenstehen:  wir  wollen  diejenigen 
züchtigen,  die  gegen  uns  rebellieren  1  Wir  wollen  denen,  die  unsere 
Rechte  verletzen,  unsere  Kraft,  unsere  Stärke  zeigen  !  Wir  wollen 
Krieg  führen  ! 

(S.  9.)     Krieg,   Krieg,   Krieg  ! 
Die  Osmanen  sollen  leben  !« 


Das  höchste  Gericht. 


33 


Kaum  hatte  der  Bursche  mit  dem  verfluchten  Gesicht  diese 
heuchlerischen  Worte  zu  Ende  gebracht,  da  ließ  er  seine  Blicke  rings 
herumschweifen.  Er  wollte  an  den  Gesichtern  des  Volkes  beurteilen, 
welchen   Eindruck   seine   Rede  hervorgerufen   hatte. 

Dieses  das  Publikum  in  Erschrecken  und  in  Erstaunen  setzende 
Schweigen  war  noch  viel  entsetzlicher  als  das  vorhergehende  Getümmel 
und  Lärmen.  Blut  umhüllte  das  Auge  eines  jeden  von  uns.  Jeder 
von  uns  war  totenbleich  geworden.  Es  war  so,  als  ob  der  Tod  lebendig 
geworden  wäre  und  vor  dem  Angesicht  des  Volkes  vorüberginge.  Es 
war  so,  als  ob  das  ewige  Schicksal  seine  Krallen  ausgestreckt  hätte 
und  jedermann  sich  schon  von  ihnen  gepackt  fühlte.  Niemand  gab 
auch    nur    den   geringsten   Laut   von   sich. 

Dieses  tiefe  Schweigen  brach  ganz  plötzlich  eine  überirdische 
milde  Stimme.  Es  war  plötzlich  eine  himmlische  Gestalt,  würdig  der 
Bezeichnung:  »Gottheit  der  Schönheit«,  aufgetaucht,  von  der  ich  nicht 
sah,  woher  sie  kam. 

»Ein  phantastisches,  fleischgewordenes  Phantom  ist  es,  mit  einem 
sehr  langen  feurigen  Hemd  bekleidet.  Die  ebenholzschwarzen  Haare 
hängen  ihm  bis  zu  den  Knöcheln  hinab.  Aber  die  vorn  um  die  Stirne 
herumgehenden  Haare  sind  wie  Igelstacheln  emporgesträubt.  Seine 
ins  Schwärzliche  spielenden  Lippen  zittern  unablässig.  Seine  Augen- 
brauen sind  finster  gerunzelt.  Vom  vielen  Weinen  haben  seine  Augen 
eine  blutige  Farbe  angenommen.  Seine  Gesichtsfarbe  ist  weiß  wie 
Marmor.  Einzig  und  allein  seine  Wangen  sind  rot,  so  rot,  als  ob  sie 
gefärbt  wären.  Schrecklich  anzuschauen,  trotz  so  vieler  Schönheit 
kommt  es  daher,  mühsam  sich  hinschleppend.  Seinem  Blick,  sein 
Benehmen,  seinen  Gang,  seine  Miene,  sein  Verhalten  hat  es  so  ein- 
gerichtet,   als    ob    es   fliegen   wollte«^). 

Es  kommt  heran,  während  es  bei  jedem  Schritte  auf  den  Weg 
Stück  für  Stück  (S.  lo)  eine  Menge  Ketten  streut.  Sobald  es  sich  so 
weit  genähert  hatte,  daß  es  der  Versammlung  seine  Stimme  recht  zu 
Gehör  bringen  konnte,  begann  es  folgendermaßen  zu  sprechen,  nachdem 
es  die  jetzt  an  seiner  Seite  befindliche  Schar  - — •  und  zumal  in  erster 


')  Die  Stelle  ist,  mit  einigen  kleinen  Abänderungen  und  Versehen,  wörtlich  aus 
'■Ahd-ül-Haqq  Hamids  \trstrzgöd\e  Esber:  Anhang  zu  Akt  III,  Szene  i,  Ausgabe  von  129S 
S.   HO — III   zitiert. 

Es  erscheint  hier  in  einer  bei  den  Türken  so  beliebten  Personifikation  das  Vaterland 
selbst  (in  den  letzten  Jahren  erschienen  z.  B.  ganz  ernstgemeinte  Theaterstücke  mit  lauter 
allegorischen  Personen).  Die  Übersetzung  wurde  durch  die  Genusschwierigkeit  —  »das« 
Vaterland  mit  einer  Frauengestalt  zu  identifizieren  —  wesentlich  erschwert,  zumal  wir 
wenig  Sinn  mehr  für  solche  allegorische   Spielereien  haben. 

Islam.     V.  3 


-lA  Theodor  Menzel, 

Linie  den  die  Rede  haltenden  Kerl  mit  dem  verfluchten  Gesicht  — ■ 
mit   einem   zornigen   und   verachtungsvollen    Blicke   gemessen   hatte: 

»Osmanen  !  ihr  eifrigen  patriotischen  Männer  1  Wißt  ihr,  wie 
notwendig  für  euch  heute  das  Vaterland,  jenes  arme  Vaterland  ist? 
Ihr  seid  groß  geworden  im  Schatten  dieses  Landes.  Auf  diesem  Boden 
seid  ihr  erzogen  worden.  Dieses  arme  Vaterland  hat  euch  groß  gezogen 
und  genährt.  Siehe,  nunmehr  ist  der  Augenblick  gekommen,  diesem 
geheiligten  Boden  beizustehen.  Die  Zeit  ist  nun  da,  diese  wahrhafte 
Mutter  vor  drohender  Gefahr  zu  beschützen.  Diese  Mutter,  der  ihr 
euer  Leben  zu  verdanken  habt,  ist  daran,  der  Kralle  des  Schicksals, 
dem  Schöße  des  Todes  zu  verfallen.  Von  euch,  ihren  eifrigen  patrioti- 
schen Kindern,  erwartet  sie  Hilfe  und  Schutz.  Ihr,  die  ihr  allen  Völkern 
durch  euren  eifrigen  Patriotismus  zum  Vorbild  dient,  werdet  ihr  eure 
Mutter  diesen  Gefahren  preisgeben?  Ihr  seid  in  bezug  auf  Helden- 
haftigkeit  und  Mannhaftigkeit  ein  Gegenstand  des  Neides  für  alle 
Welt:  Werdet  ihr  wirklich  eure  Mutter,  jene  eure  wahrhafte  Mutter, 
eure  Mutter,  die  euch  mit  ihrer  Luft,  mit  ihrem  Wasser,  mit  ihrer 
Erde  nährt,  verlassen?  Ist  das  der  Ruhm  der  Mannhaftigkeit  ?  Erlaubt 
dies  denn  auch   nur   die  bloße  Menschlichkeit? 

Osmanen  1  Während  ehemals  euer  eifriger  Patriotismus  den 
Königen  von  Ungarn  und  den  französischen  Herrschern  als  Freistätte 
diente  I),  sollte  er  da  wohl  heutzutage  eurer  eigenen  Mutter  nur  zur 
Begräbnisstätte  werden?  .... 

Die  arme  Mutter,  das  bejammernswerte  Vaterland,  schaut  doch 
nur,  es  steht  vor  euch  1  Sein  Körper,  seine  Glieder  Stück  für  Stück 
sind  voll  von  Wunden.  Überall  fließen  Blutströme  an  ihm.  Ist  unter 
euch  kein  Mann  der  Tat,  der  seine  Hand  ausstrecken  und  sich  bemühen 
sollte,  ihm  die  Wunden  zu  verbinden  und  seine  Blutungen  zu  stillen? 

(S.  II.)  Seid  ihr  alle  zu  Trotteln,  seid  ihr  alle  zu  vaterlandslosen 
Gesellen  geworden  ?  Während  dieses  arme  Vaterland  so  an  die  sechs- 
hundert Jahre  schon  alle  möglichen  Opfer  auf  sich  genommen  hat, 
um  euch  zu  nähren,  während  es  für  euch  so  viele  von  seinen  opfer- 
willigen wackeren  Söhnen  dargebracht  hat,  werdet  ihr  euch  wohl  hübsch 
Zeit  lassen,  es  zu  schützen  und  zu  wahren?  Während  es  euch  in  seinem 
Schoß  hat  groß  werden  lassen,  werdet  ihr  ihm  dann  nicht  da  euren 
Schoß  öffnen?  Wißt  ihr  denn  nicht,  daß  dieses  arme  Vaterland,  das 
heute  eures  tätigen  Patriotismus  bedarf,  die  Fortdauer  eures  Lebens 
verbürgt?  Wo  sind  unter  euch  die  eifrigen,  ehrenhaften  Osmanen, 
die  sich   selbst  aufzuopfern  bereit  wären  ? « 


»)  Besser  wäre  wohl  auf  Karl  XII.  von   Schweden  verwiesen  worden. 


Das  höchste  Gericht.  25 

Horch,  da  drang  unterdessen  an  mein  Ohr  ein  äußerst  sanfter 
Ton.  Ich  wandte  meinen  Kopf,  um  den  Sprecher,  von  dem  diese 
Stimme  ausging,  zu  sehen.  Eine  in  ein  weißes  Leichentuch  eingehüllte 
und  in  Lichtstrahlen  getauchte  Gestalt,  die  ich  schon  vorher  gesehen 
hatte,  die  ich  aber  infolge  des  überwältigenden  Eindruckes  nicht  gleich 
wiederzuerkennen  vermochte,  begann  zu  reden.  Sie  rezitierte  folgenden 
sprichwörtlichen  Vers: 

»Du    gehst    zwar,     doch   harrt    auch    unser   (dies    Geschick). 

Glaub  es  nicht, 
Wenn  sie  auch  behaupten,  (daß  dies  nicht  der  Fall  sei)  !     Laß 
dich   doch   damit  nicht  täuschen!«^) 

Als  das  arme  Vaterland  diese  liebliche,  angenehme  Stimme  hörte, 
blickte  es  plötzlich  auf  seinen  Sohn,  der  für  das  Vaterland  zum  Blut- 
zeugen geworden  w^ar,  und  zeigte  auf  seine  Wunden  und  auf  die  An- 
wesenden.     Da  sprach   die  lichte  Erscheinung  im  Leichentuch  also: 

»Vaterland!    Öffne   deine    Brust!    Öffne  sie   deinem   Gotte! 
Laß  die  Blutzeugen,  die  für  dich  den  Tod  erlitten  haben,  heraus- 
treten und  laß  sie  sich  vor  aller  Augen  zeigen. 
Sag:  0  Herr  !    Sollen  die  blutigen  Wunden 
Dieser  Blutzeugen  wieder  aufbrechen?  «  2) 

Das  Vaterland,  jenes  geliebte  Vaterland,  sagte  da,  zu  den  An- 
wesenden gewendet: 

(S.  12.)  Geliebte  Kinder  !  Kennt  ihr  denn  nicht  die  Kümmer- 
nisse eurer  Mutter,  der  Mutter,  die  euch  auf  ihrem  zarten  Schoß  genährt 
hat,  eurer  kranken  Mutter?  Mein  Leib  zerfällt  in  lauter  Stücke.  Alles 
an  mir  schwimmt  in  Blut.  Wißt  ihr  denn  nicht,  daß  ich  eure  Hilfe 
brauche?  Ich  habe  bis  jetzt  an  nichts  anderes  gedacht,  als  daran, 
euch  mit  herzlichen  Zärtlichkeitsbeweisen  zu  nähren  und  euch  an 
meiner  Brust  groß  werden  zu  lassen.  All  mein  Hab  und  Gut  habe  ich 
für  euch,  zu  euren  Gunsten  aufgewendet.  Warum  habt  ihr  mich  in 
diesen  Zustand  gebracht  ?     Werdet  ihr  mich  nun  verlassen,  nachdem 


')  Sen  gidersen  bizi  kalyr  sanma 

deseler-de  bimu  sen  aldanma. 

Jedenfalls  ist  der  Wortlaut  verderbt,  wie  ja  überhaupt  der  Text  durch  die  störendsten 
Druckfehler  verunstaltet  ist,  nur  ein  Beweis  mehr  für  das  eilige  Aui-den-Markt-werfen 
aller  möglichen    Broschüren  unmittelbar  nach   der  Wiederherstellung  der   Konstitution. 

^)  Ac  vatan  sineni  ildhyfia  ac 

sehiddnyny  cykar-da  ortaja  sac 
dej-ki  jä-rehb  hu  sehidänyn 
tdzelensün-mi  kanly  jaralaryt 

3* 


36 


Theodor  Menzel , 


ihr  mich  in  einen  solchen  heruntergekommenen,  kränklichen,  leidenden 
Zustand  habt  verfallen  lassen?  Kennt  ihr  denn  meine  Kümmernisse 
überhaupt  nicht?     Seid  ihr  denn  nicht  dazu  imstande,  mir  zu  helfen? 

Die  Krankheit,  an  der  ich  seit  gar  vielen  Jahren  leide,  wollte  man 
vor  etwa  dreißig  Jahren  auskurieren  ^).  Man  hielt  für  mich  geschickte 
Ärzte  und  sorgsame  Diener,  Aber  in  der  Folge  betrog  man  sie  und 
trennte  sie  von  mir.  Abgesehen  davon,  daß  man  mich  meinem  kranken 
Zustand  überließ,  schnitt  man  auch  noch  diese  Teile  von  mir  weg.« 
Die  Gestalt  öffnete  den  Schleier,  in  den  sie  eingehüllt  war,  und  zeigte 
Stück  für  Stück  ihren  verstümmelten  Körper.  »Dreißig  Jahre  habe 
ich  geseufzt.  Ich  habe  unter  diesen  meinen  Wunden  geseufzt.  Jeden 
Tag  wollten  sie  mich  mit  irgendwelchen  neuen  Schikanen  und  Qualen 
bedrängen   und   plagen,   ja,   richtiger   gesagt,    einfach   umbringen. 

Vor  zehn  Jahren  schnitt  man  noch  ein  großes  Stück  von  mir  ^b  ^). 
Ich  schwieg,  denn  ihr  wäret  unwissend.  Es  war  unmöglich,  von  euch 
Hilfe  zu  erwarten.  Man  nahm  euch  für  sich  in  Anspruch.  Meine  armen 
Kinder  !  Während  ich  in  diesem  Zustande  seufzte,  hatten  manche  von 
meinen  unglücklichen  Kindern  jedes  erdenkbare  Elend,  jedes  Unglück, 
jede  Qual  und  Pein  tapfer  auf  sich  genommen.  Sie  waren  in  die  Weite, 
ja  weit  von  mir  fortgezogen  und  hatten  geschworen,  daß  sie  ihr  ganzes 
Glück  und  ihr  ganzes  W'ohl  zu  meinen  Gunsten,  für  mich  (S.  13.)  auf- 
opfern und  sich  mit  allen  erdenklichen  Anstrengungen  bemühen  wollten, 
mich  zu  befreien  3).  Während  ihr  hier  bei  mir  im  Feuer  der  Unwissen- 
heit und  der  Vergewaltigung  seufztet,  verzehrten  auch  jene  Armen 
sich  in  der  Ferne,  in  der  Fremde,  in  den  Flammen  des  Elends  und  des 
Unglücks.  Arme  Kinder  !  Arme  Kinder  !  Obwohl  sie  meine  Krankheit 
diagnostisch  festgestellt  und  die  wahre  Ursache  meines  Kummers 
erkannt  und  ein  Heilmittel  dafür  ausfindig  gemacht  hatten,  konnten 
sie  es  doch  nicht  durchsetzen,  mir  jenes  Medikament  bringen  zu  dürfen. 
Ich  war  krank,  meine  Kinder,  ich  war  am  Sterben.  Schließlich  haben 
sie  mich  doch  gerettet,  jedoch  nur  ])rovisorisch  für  einige  Zeit.  Ich 
bin  gerettet,  aber  meine  Krankheit  ist  noch  nicht  völlig  verschwunden. 

Diese  chronische  Krankheit  läßt  sich  nicht  so  leicht  vertreiben. 
Wenn  ihr  mich  retten  wollt,  müßt  ihr  euch  ernstlich  bemühen.  Der- 
artige lügnerische  Lärmkundgebungen,  wie  die  eben  inszenierte, 
haben  außer  Schaden  keinen  anderen  Gewinn.  Gewisse  Feinde  warten 
nur  auf  eine  Gelegenheit.     Wenn  ihr  nirlu  einigermaßen  aufmerksam 


')  Die  Einführung  des  konstitutionellen  Regimes  ist  damit  gemeint.     Der  Arzt  ist 
natürlich  Midhat  PaSa. 
-)  Ostrumelien. 
^)  Die  Jungtürken  in  Egyptcn,  der  Schweiz  und  besonders  in  Paris. 


Das  höchste  Gericht,  •^  7 

handelt,  werden  sie  mich  vergiften.  Jawohl,  die  Schlechtigkeit  geht 
nicht  von  einem  einzigen  Punkt  allein  aus.  Sie  riecht  nicht  so  ganz 
nach  auswärtigen  Feinden.  Diejenigen,  die  mich  schrecken,  sind  wohl 
einige  meiner  eigenen  verräterischen  Kinder.  Diese  Verräter  ersehen 
ihren  persönlichen  Vorteil  in  meinem  Tode.  Während  ich  sie  mit  meiner 
Milch  genährt  habe,  wollen  sie  sich  an  meinem  Blute  satt  trinken. 

Für  ein  Stück  Brot  wollen  sie  mich  martern  und  vernichten, 
wollen  sie  eine  Menge  von  meinen  geliebten,  treu  ergebenen  Kindern, 
ihre  eigenen  Brüder,  töten.  Ach,  ihr  Undankbaren  1  Gott  ist  der 
Rächer  !  Fürchtet  ihr  euch  nicht  vor  der  göttlichen  Gerechtigkeit  ? 
So  viele  Jahre  habt  ihr  mich  bis  auf  das  Mark  ausgesaugt.  Ihr  habt 
mich  ins  Elend  gebracht.  Ist,  was  ihr  gemacht  habt,  noch  nicht  genug? 
Seid  ihr  denn  überhaupt  keine  Menschen  ?  Habt  ihr  kein  Herz ?  Findet 
sich  kein  Gefühl  der  Menschlichkeit  bei  euch  ?  Könnt  ihr  mich  denn 
nicht  ein  biiichen  mir  selbst  überlassen?  Ich  möchte  diese  armen 
Kinder,  deren  Leben  mit  dem  meinen  innig  verbunden  ist,  an  das 
sichere  Ufer  bringen.  Ihr  erfindet  jeden  Tag  tausend  Flüche,  um  meine 
Ruhe  zu  vernichten.  (S.  14.)  Ihr  erfindet  täglich  tausend  Schlechtig- 
keiten, um  für  euren  persönlichen  Ehrgeiz  möglichst  schnell  meinen 
Untergang  herbeizuführen!« 

Das  Vaterland  heftete  hierbei  seine  Augen  auf  die  Person,  die 
zuerst    die    Rede   gehalten   hatte,    und   sprach: 

»O  ihr  verbrecherischen  Kinder  1  Eines  Tages  werdet  ihr  die 
Kör  M/z-Frage  aufs  Tapet  bringen,  um  den  Parteigeist  meiner  un- 
wissenden und  niedrig  stehenden,  ungebildeten  Kinder  zu  erregen. 
Ihr  werdet  den  von  euch  schamlos  wider  jede  Menschlichkeit  verübten 
Frevel  mit  dem  heiligen  5m'a^ Recht  und  der  Gerechtigkeit  beschönigen 
und   sie   in   buntem    Durcheinander  ^)    kund   machen. 

Eines  Tages  werdet  ihr  mit  den  Mikroben  der  Zeitung  Misdn  -) 
das   ganze  Volk  vergiften   und   für   euren  persönlichen  Vorrang  alle 


')  Allajarak  biillajarak,  höchst  ungewöhnliche  Form  statt  des  sonst  üblichen  allak 
bullak  (auch  allak  mallak).  Vgl.  Foy,  Studien  zur  osmanischen  Syntax.  Mitt.  d.  Sem. 
f.  Orient.   Spr.   1899,  S.   112. 

-)  Das  von  Mehmed  Murdd  Bej,  einem  Daghestaner,  der  seine  Bildung  in  Rußland 
erhalten  hatte,  herausgegebene  Blatt:  »Die  Wage«.  Murdd  Bej  spielte  zuerst  in  der  jung- 
türkischen Partei  eine  große  Rolle  gegen  'Abd-ül-//amid.  Er  gab  dann  seine  Zeitung  Mizdn 
in  Kairo,  wohin  er  sich  geflüchtet  hatte,  weiter  heraus  und  bildete  mit  ihr  neben  Paris 
die  wichtigste  Zentrale  für  die  jungtürkische  Propaganda.  Nach  seiner  Rückkehr  nach 
Konstantinopel  aber  ließ  er  sich  für  die  Politik  des  Sultans  gewinnen  und  wirkte  nun  im 
Mizdn  für  *■  Ahd-ül-Hamid.  Noch  übler  vermerkten  seine  einstigen  Gesinnungsgenossen 
dann  seine  reaktionären  verräterischen  Umtriebe  bei  der  Gegenrevolution  von  1909.  Er 
wurde  zum  Tode  verurteilt,  aber  begnadigt  und  nach  Rhodos  verbannt. 


■sg  Theodor  Menzel, 

meine  Rechte  aufopfern  wollen.  Ihr  schreckt  nicht  davor  zurück, 
für  einen  einzigen  von  euch  alle  Menschen  despotisch  zu  vergewaltigen 
und  ihre  Familien  zu  vernichten,  ohne  euch  vor  euch  selbst  zu  schämen. 

Im  Verlaufe  von  zweiunddreißig  Jahren  habt  ihr  mehr  als  die 
Hälfte  von  mir  zerstückelt  und  den  Fremden  gegeben.  Was  für  teuflische 
Gedanken  sind  es,  die  ihr  jetzt  noch  erfindet,  was  für  verbrecherische 
Vorstellungen  sind  es,  die  ihr  jetzt  noch  hegt,  um  unter  den  Armen, 
die  sich  zu  meinem  Schutz  und  zu  meiner  Bewahrung  zusammen- 
scharen, und  die  Tag  und  Nacht  unverdrossen  sich  abmühen,  den 
Samen  der  Zwietracht  zu  streuen  und  sie  voneinander  zu  trennen? 

Mehr  als  zwxiunddreißig  Jahre  seufze  ich  schon  in  den  Ketten 
des  Despotismus,  den  Krallen  der  Unwissenheit.  Einige  von  meinen 
armen  elenden  Kindern,  die  sich  für  mich  aufopferten,  fanden  für 
mich  das  Heilmittel  in  der  Zeitung  Mesveret  ^).  Ich  wollte  mich  ein 
wenig  erholen.«  Mit  vor  Erregung  zitternder  Hand  auf  die  verdächtige 
Persönlichkeit  zeigend:  »Glaubt  nicht  den  Worten  dieses  Nieder- 
trächtigen !  Dieser  Schuft  ist  der  verkörperte  Despotismus.  Obwohl 
dieser  Unhold  sich  in  das  Gewand  der  Keu'^chheit  und  der  Tugend 
gehüllt  hat,  will  er  nur  Grausamkeiten  und  Gewalttaten  verüben. 
Aufgepaßt  !   Geht  ihm  nicht  in  die  Falle  ! 

Despotismus  !  Despoten  !  Da  ihr  gemerkt  habt,  daß  nunmehr 
der  verbrecherischen  Tätigkeit  und  der  Bestechung  (S.  15.)  ein  Riegel 
vorgeschoben  ist,  habt  ihr  tausenderlei  Listen  und  Schlechtigkeiten 
ausgeheckt,  einen  Krieg  eröffnet  und  meine  Kinder  weggeschleppt, 
kurz,  habt  ihr  tausenderlei  Intrigen  ausgesonnen,  um  mich  zu  quälen 
und  dann  zu  verlassen,  damit  ja  niemand  sich  in  eure  Machenschaften 
einmischen  könnte.  Zuletzt  habt  ihr  auch  wirklich  Erfolg  gehabt. 
Gewiß,  ihr  habt  Erfolg  gehabt.  Ich  aber  habe  meine  geliebten  Kinder, 
meine  opferwilligen  Söhne  verloren  und  bin  ganz  verlassen  und  allein 
geblieben.  Es  war  ein  gefundenes  Fressen  für  euch,  daß  ihr  es  zu  ver- 
hindern vermochtet,  daß  man  mir  das  Heilmittel  in  der  Gestalt  der 
Zeitung  MeJveret  gab.  Doch  auch  damit  nicht  zufrieden,  seid  ihr  so 
weit  gegangen,  mich  euren  fluchwürdigen  Hoffnungen  und  verdächtigen 
Zwecken  aufzuopfern.  Ich  Arme,  ach,  ich  habe  unter  eurem  Einflüsse  fort 
und  fort  geseufzt  und  gestöhnt.  Während  ich  heute  endlich  die  Möglich- 
keit fand,  mich  ein  wenig  zu  erholen,  w'ollt  ihr  wiederum  eure  schon 
vor  zweiunddreißig  Jahren  gehegten  Gedanken  in  die  Tat  umsetzen, 


')  Die  MeSevrei  (Mechveret)  »Die  Beratung«,  das  jungtürkische  Zentralorgan,  in 
Paris  und  eine  Zeitlang  auch  in  der  Schweiz,  französisch  und  türkisch  seinerzeitvon  A/imed 
Rizd,  dem  nachherigen  Kammerpräsidenten,  dem  Repräsentanten  des  jungtürkischen 
Komitees  in  Europa,  herausgegeben. 


Das  höchste  Gericht.  39 

wollt  ihr  wiederum  meine  Kinder  quälen,  mich  ihrer  beraubt  und 
allein  lassen  und  dann  ungestört  die  von  euch  beabsichtigte  ver- 
brecherische Tätigkeit  fortsetzen. 

Ach,  ihr  Verbrecher  !  Wollt  ihr  meine  Kinder,  meine  wackeren 
patriotischen  Söhne  aufstacheln,  indem  ihr  auf  ihre  empfindlichste 
Ader  drückt?  Fürchten  sie  sich  denn,  diese  jungen  Löwen,  vor  dem 
Kriege?  Aber  was  hat  denn  ein  nutzloser  Kampf  für  einen  Vorteil? 
Nehmen  wir  an,  daß  sie  als  Sieger  heimkehren:  Was  für  einen  Nutzen 
haben  sie  davon?  Ist  denn  ein  Gewinn  zu  erwarten,  der  Ersatz  auch 
nur  für  einen  einzigen  meiner  Söhne  bieten  könnte,  der  auf  dem  Schlacht- 
felde in  diesem  Kriege  fallen  sollte?  Oder  soll  es  wieder  so  gehen  wie 
vor  zwölf  Jahren  mit  der  Kreta-Frage?  i)  Meine  Söhne  weichen  dem 
Kriege  nicht  aus.  Aber  dient  es  ihnen  und  mir  zum  Nutzen,  das  Volk 
mit  gewissen  eitlen  Hirngespinsten  aufzureizen,  solange  eine  absolute 
Notwendigkeit  sich  nicht  fühlbar  macht  ? 

Was  ist  denn  der  Zweck  eines  Krieges?  Nur  zu  sterben?  Meine 
Söhne  fürchten  sich  vor  dem  Sterben  nicht.  Aber  solange  man  nicht 
sieht,   daß  meine  Ehre  angegriffen  ist,   soll   man  niemand  angreifen. 

(S.  16.)  Der  nutzlose  Krieg  hat  wiederum  zur  Folge,  daß  man 
jenes  Heilmittel  (nämlich  die  Konstitution)  von  mir  nimmt.  Wiederum 
bleibt  mir  dann  nur  die  Sehnsucht  nach  euch.  Für  uns  ist  das  einzige 
Mittel  zur  Rettung,  das  einzige,  was  uns  Heil  schaffen  kann,  der  Frieden. 
Achtet  nicht  auf  jedermanns  W^orte  1  W^ar  es  nicht  im  Jahre  1293  "-) 
ebenso?  War  nicht  der  Grund  für  die  Schließung  der  Abgeordneten- 
kammer der  Krieg  mit  Rußland?  Wurde  eure  Niederlage  im  Kriege 
nicht  absichtlich  herbeigeführt,  damit  die  Kammer  geschlossen  werden 
konnte?  Wenn  wir  wirklich  Krieg  führen  w^ollten,  können  wir  doch 
mit  Rücksicht  auf  das  Endresultat  rein  gar  nichts  erreichen.  Es  hätte 
kein  anderes  Resultat  zur  Folge,  als  uns  moralisch  und  materiell  zu 
schw^ächen.  Dann  hebt  wieder  der  Despotismus  in  unserem  Staate 
das  Haupt  empor.  An  dem  Jahre  93  wollen  wir  ein  Beispiel  nehmen  ! 
Wir  wollen  ein  Beispiel  daran  nehmen  und  unseren  Blick  einzig  auf 
die  Punkte  richten,  die  unseren  wahren  Vorteil  darstellen.  Wir  wollen 
darnach  trachten,  eine  Volksvertretung,  ein  Parlament  zu  eröffnen  ! 
Die  anderen  Dinge  wollen  wir  den  Händen  von  einsichtsvollen,  ge- 
wissenhaften und  urteilskräftigen  Männern  überlassen  1  Denn  sonst 
kehrt  in  unserem  Staate  der  Despotismus  wieder  zurück.  Das  einzige 
Mittel  gegen  die  Wiederkehr  des  Despotismus  ist  die  absolute  Ent- 

I)  Wo  die  Türkei  trotz  des  siegreichen  Feldzuges  neue  Landgebiete  an  Griechenland 
abgeben  mußte. 
-)  1876  D. 


AQ  Theodor  Menzel,  Das  höchste  Gericht. 

haltsamkeit  von  auswärtigen  Krisen,  wie  ein  Krieg  sie  darstellt.  Nur 
auf  diese  Weise  können  wir  das  rettende  Ufer  erreichen.  Anders  ist 
es  unmöglich  !« 

Kaum  waren  diese  Worte  verklungen,  so  suchte  ich  den  Ver- 
fluchten, der  uns  vorher  zum  Krieg  aufgerufen  hatte,  damit  der  Despo- 
tismus wieder  zurückkehrte.  Auf  dem  Platze,  auf  dem  er  sich  befunden 
hatte,  konnte  ich  ihn  nicht  mehr  entdecken.  Er  war  zusammen  mit 
seinen  Helfershelfern  unter  dem  Schutze  der  Überraschung  der  Menge 
geflohen. 

Ich  wollte  laufen,  um  ihn  einzuholen  und  um  ihm  die  verdiente 
Strafe  zu  geben.  Da  packte  mich  jemand  am  Kragen  und  sagte:  »Wohin 
gehst  du?  Gott  steht  die  Rache  zu.  Er  läßt  sie  nicht  außer  acht,  er 
gibt  nur  einen  Aufschub.  Überlaß  Gott  seine  Bestrafung!«  Dabei 
schüttelte  er  mich.  In  jenem  Augenblicke  öffnete  ich  die  Augen.  Ich 
war  in  Schweiß  getaucht.  Der  Mann,  der  mich  schüttelte,  war  aber  der 
Gärtner,  der  zu  mir  sagte:  »Efendim,  es  ist  spät  geworden.  Der  Garten 
wdrd  geschlossen. «  Ich  war  nämlich  auf  der  Bank  eingeschlafen.  Alles, 
was  ich  gesehen  hatte,  war  nur  ein  Traum  gewesen. 

Ende. 


Zur  Muhammadlegende. 

Von 
Josef  Horov'itz. 

I.    Das  Alter  der   Wunder   des  Propheten. 

»Bin  ich  denn  etwas  anderes  als  ein  Mensch«,  hatte  der  Prophet 
selber  im  Qorän  denen  geantwortet  ^),  die  von  ihm  Wunder  erwarteten, 
und  noch  etwa  loo  Jahre  nach  seinem  Tode  konnte  Johannes 
Damascenus  seinen  sarazenischen  Widersachern  triumphierend 
vorhalten,  der,  den  sie  ihren  Propheten  nennten,  habe  keine  Wunder- 
taten vollbracht,  die  seine  Sendung  beglaubigen  könnten.  Diese  kürz- 
lich von  Becker  2)  hervorgehobene  Tatsache,  zwingt  zu  einer  er- 
neuten Prüfung  der  Frage  nach  dem  Alter  der  Wunder  Muhammad's, 
über  die  bereits  von  Sprenger  3),  Goldziher  4),  Mez  5)  und  Caetani  ^) 
einschneidende  Untersuchungen  angestellt  worden  sind.  Dürfen  wir 
die  Worte  des  Damaszeners  so  deuten,  daß  die  Gestalt  Muhammad's, 
von  dem  man  später  rühmte:  »kein  Prophet  hat  jemals  irgendein 
Wunder  vollbracht,  desgleichen  nicht  auch  unser  Prophet  getan«?), 
damals  noch  nicht  vom  Glänze  der  Heiligenlegende  umstrahlt  gewesen 
sei?  Das  wäre  schwer  vereinbar  mit  dem,  was  Völkerpsychologie  und 
Hagiologie  uns  vom  Walten  der  heiligsprechenden  Phantasie  gelehrt 
haben;  die  Gestalt  dessen,  der  für  viele  Tausende  der  Prophet  ge- 
worden war,  konnte  der  Umbildung  nicht  entgehen,  die  die  volks- 
tümliche Verehrung  überall  und  zu  allen  Zeiten  an  ihren  religiösen 


')  Süra  XVII  95. 

-)  ZA  Bd.  XXVI  (191 2)  181;  Johannes  Damascenus  starb  wahrscheinlich 
748/49  (ibid.),  s.  auch  Lammens  in  den  MFOB  III  i.  259. 

3)  Bd.  III  S.  LIV  fE. 

4)  Studien  II  278  ff. 

5)  s.    Verhandlungen  des   II.   internal.   Kongresses  für  allgemeine  Religionsgeschichte 
(Basel  1904)  235  ff. 

^)  Annali  I  45  ff. 

7)  Q  ä  d  i    '  I  j  ä  d  ,    Sifä  (ed.  Cairo  131 8)  260. 


A2  JosefHorovitz, 

Heroen  vollzogen  hat  ^).  Der  neue  Prophet  mußte  das  Erbe  seiner 
Vorgänger  antreten  und  ihr  Heiligenkleid  anlegen.  Von  seinen  ehemals 
heidnischen  Landsleutcn  wurden  auf  ihn  die  Kräfte  übertragen,  die 
sie  früher  ihren  Kähin's  zugesprochen  hatten;  von  den  neubekehrten 
Bewohnern  der  alten  Kulturländer  ihm  die  Attribute  ihrer  früheren 
Heiligen  beigelegt.  Allerdings  haben  wir  in  den  Gegnern  des  J  o  - 
hannes  Damascenus  gelehrle  Theologen  zu  sehen,  und  diese 
brauchen  nicht  alles,  was  die  Phantasie  der  namenlosen  Verehrer  zu 
ihres  Propheten  Ruhme  erdichtet  hatte,  gutgeheißen  zu  haben.  Die 
zahlreichen  Wunder  aber,  die  schon  die  älteste  uns  erhaltene  Bio- 
graphie des  Propheten  (deren  Verfasser  etwa  20  Jahre  nach  J  o  - 
hannes  Damascenus  gestorben  ist)  in  seine  Lebensgeschichte 
hineinflicht  -),  erlauben  uns  auch  für  die  Frühzeit  nicht,  den  Unter- 
'^chied  zwischen  der  Wundersucht  des  volkstümlichen  Glaubens  und 
der  theologischen  Lehre  zu  einem  absoluten  Gegensatz  zu  erweitern. 
Wie  Johannes  Damascenus,  so  hatten  auch  schon  vor  ihm 
Gegner  sowohl  als  auch  vor  allem  Neuzubekehrende  die  Frage  nach  den 
Wundern  des  Propheten  gestellt  und  die  Theologen  zu  einer  Antw^ort 
gezwungen.  Nicht  naiv,  wie  es  die  volkstümliche  Phantasie  getan, 
sondern  mit  Bewußtsein  übertrugen  die  Theologen  auf  Muhammad, 
was  sie  von  den  Wunderlegenden  der  Andersgläubigen  gehört  hatten. 
Dieser  Prozeß  der  Assimilation  von  Wundern  früherer  Heiligen  und 
Propheten,  der  gleichermaßen  von  den  Bedürfnissen  des  Volksglaubens 
wie  von  dem  Zwang  der  theologischen  Propaganda  bedingt  war,  war 
zu  der  Zeit,  als  Johannes  Damascenus  seine  Disputationen 
abhielt,  schon  längst  soweit  vorgeschritten,  daß  das  Vakuum  der 
Kindheits-  und  Jugendgeschichtc  des  Propheten  bereits  ganz  im  Sinne 
der  typischen  Heiligenlegende  ausgefüllt  und  sein  ganzer  Lebens- 
lauf mit  Wundern  und  Zeichen  ausgeschmückt  war.  Das  aller- 
dings beweist  uns  die  Argumentation  des  Johannes  Damas- 
cenus, daß  man  damals  in  der  Polemik  mit  gelehrten  Gegnern 
von  den  Wundern  noch  keinen  Gebrauch  zu  machen  wagte,  zumal  diese 
den  Qorän  auf  ihrer  Seite  hatten,  und  daß  die  Wunder  des  Propheten 
noch  weit  davon  entfernt  waren,  ein  allgemein  anerkannter  Glaubens- 
artikel zu  sein. 

Die  Frage,  von  wem  diese  Wundergeschichten  zuerst  in  Umlauf 


')  Treffend  sagt  Sir  Alfred  Lyall:  »It  is  impossiblc  in  India  to  make  voluntary 
conversions  of  any  number  perceplible  in  so  vast  a  population  without  miraculous  gifts, 
rarely  claimed  by  but  always  imputed  to  a  new  teacher  or  saint«  (Asialic  Studies  I  150). 

-)  s.  weiter  unten. 


Zur  Muhammadlegende.  A2 

gesetzt  wurden,  wäre  sehr  leicht  zu  beantworten,  wenn  wir  den  Isnäd 
noch  so  arglos  ansehen  könnten,  wie  er  selber  uns  das  zumutet.  Be- 
sonders verführerisch  klingt  er,  wenn  ein  und  derselbe  Bericht  in  ver- 
schiedenen im  wesentlichen  gleichlautenden  Versionen  erscheint;  na- 
mentlich Sprenger  hat  in  solchen  Fällen  den  frühesten  Überlieferer, 
auf  den  sich  alle  Versionen  einen,  als  den  Urheber  des  Berichts  aner- 
kannt. Es  bleibt  aber  auch  da  die  Möglichkeit,  daß  ein  von  einem 
Tradenten  im  Namen  einer  Autorität  überlieferter  Bericht  von  einem 
anderen  gehört  und  dann  ebenfalls  der  betr.  Autorität  zugeschrieben 
worden  ist.  So  wenig  auch  bezweifelt  werden  soll,  daß  schon  einzelne 
»Genossen«  vielerlei  Wunderbares  berichtet  haben,  im  einzelnen  wird 
sich  nicht  mehr  mit  Sicherheit  sagen  lassen,  was  ihnen  angehört 
und  was  ihnen  später  in  die  Schuhe  geschoben  worden  ist.  Nur  das 
Datum  der  schriftlichen  Aufzeichnung  kann  uns  einen  sicheren  termi- 
nus  ante  quem  liefern. 

Die  älteste  Biographie  der  Propheten,  die  wir  besitzen,  die  des 
I  b  n  I  s  h  ä  q  ,  liegt  uns  vollständig  nur  in  der  Gestalt  vor,  die  ihr 
I  b  n  H  i  s  ä  m  gegeben  hat.  Dieser  hat  sowohl  Zusätze  gemacht  als 
auch  Auslassungen  vorgenommen;  aus  der  Sorgfalt,  mit  der  er  seine 
Zusätze  als  solche  kennzeichnet,  dürfen  wir  schließen,  daß  er  innc- 
halb  dessen,  was  er  aus  I  b  n  I  s  h  ä  q  beibehalten  hat,  keinerlei  Ände-, 
rungen  gemacht  hat,  was  auch  die  Kontrolle  bestätigt,  welche  die  sehr 
zahlreichen  Zitate  aus  Ibn  I  s  h  ä  q's  Buch  bei  Tabari  und  an- 
deren uns  ermöglichen.  Ibn  Ishäq  steht  bereits  unter  dem  Zwang 
des  Isnäd,  wenn  er  es  auch  nicht  ganz  so  streng  damit  nimmt  wie 
die  späteren.  Die  Technik  des  Isnäd  gestattet  uns  im  allgemeinen 
nicht  zu  entscheiden,  wo  es  sich  um  Übernahme  mündlicher  Berichte 
und  wo  um  Nachschreiben  von  Kollegheften  des  Lehrers  handelt. 
Daß  es  bereits  vor  Ibn  Ishäq  schriftliche  Aufzeichnungen  über  die 
Prophetenbiographie  gegeben  hat,  ist  zweifellos,  mag  man  auch  vielen 
Nachrichten  über  Bücher,  die  schon  in  der  ältesten  Zeit  existiert  haben 
sollen,  noch  so  skeptisch  gegenüberstehen.  Ohne  hier  auf  die  älteste 
biographische  Literatur  einzugehen,  über  die  sich  Sachau  in  der  Ein- 
leitung zum  dritten  Bande  des  Ibn  S  a  '  d  verbreitet  hat,  sei  nur 
hervorgehoben,  daß  z.  B.  az-Zuhri,  der  so  häufig  bei  Ibn  Ishäq 
als  sein  unmittelbarer  Gewährsamnn  erscheint,  schon  ältere  Berichte 
gesammelt  und  redigiert  hat.  Berichte,  die  im  wesentlichen  überein- 
stimmten, aber  auf  verschiedene  Gewährsmänner  zurückgingen,  wurden 
von  ihm  unter  Voranstellung  eines  Isnäd' s,  in  dem  sämtliche  Gewährs- 
männer genannt  wurden,  zu  einem  Bericht  vereinigt  und  dann  Ab- 
w^eichungen  der  einzelnen  Gewährsmänner  in  deren  Namen  jedesmal  be- 


44  Josef  Horovitz, 

sonders  nachgetragen.  Bereits  Goldziher  ^j  hat  darauf  hingewiesen, 
daß  a  z  -  Z  u  h  r  i  dieses  Verfahren  geübt  hat;  ein  weiterer  Beleg  dafür 
findet  sich  bei  B  u  h  ä  r  I  ,  Sahädät  XV  i.  Außer  a  z  -  Z  u  h  r  i  (52 
bis  124  H)  nennt  Ibn  Ishäqin  den  uns  hauptsächlich  interessieren- 
den Teilen  seines  Werkes  am  häufigsten  als  seine  unmittelbaren  Ge- 
währsmänner Jazid  b.  Rümän  (f  130  Hj,  'Abdallah  b. 
Abu  Bakr  (f  I35j,  'Äsirn  b.  'Omar  b.  Oatäda  (f  127)2). 
Neben  diesen  erscheinen  Mitglieder  seiner  eignen  Familie  (wie  sein  Vater 
Ishäq  b.  Jasär)  sowie  Nachkommen  oder  Familienangehörige  des 
jeweiligen  Helden  der  Erzählung.  Sehr  häufig  wird  die  Herkunft  der 
Berichte  nur  unbestimmt  angedeutet  durch  Formeln  wie  jiniä  balag-am. 
fimä  jadkurün,  dakarü,  haddatani  ynan  lä  attahim  oder  man  atiq  bihi 
oder  ba'^d  ahl  al-^ilm  und  das  skeptische  oder  mindestens  reservierte 
fimä  jaz'-amün.  Oft  fehlt  jede,  auch  noch  so  unbestimmte,  Herkunfts- 
bezeichnung, und  ich  bin  geneigt  anzunehmen,  daß  diese  Stellen  aus 
älteren  Sammlungen,  die  bereits  eine  Art  Vulgata  darstellten,  auf- 
genommen worden  sind;  auch  Dokumente,  Listen  usw.  werden  ganz 
anonym  gegeben  3).  Wie  alle  älteren  »Historiker«,  hat  Ibn  Ishäq 
sich  damit  begnügt,  den  von  allen  Seiten  zuströmenden  Stoff  zu  sam- 
meln und  in  Kapitel  einzuteilen,  gelegentlich  auch  einmal  ein  Urteil 
über  die  Glaubwürdigkeit  eines  Berichts  abzugeben.  Bei  der  Auswahl 
des  Aufzunehmenden  leitete  ihn  sein  eignes  Urteil,  das  von  seinen  religiösen 
und  politischen  Neigungen  nicht  unbeeinflußt  geblieben  ist;  daß  er  aber 
innerhalb  des  von  ihm  auf  genommenen  willkürlich  Änderungen  vorgenom- 
men habe,  ist  durch  nichts  wahrscheinlich  gemacht.  Erfunden  hat  er  so 
wenig4)  etwas  wie  diejenigen,  die  vor  ihm  den  Stoff  gesammelt  und  bear- 
beitet hatten ;  anders  stand  es  um  die  Erzähler,  die  Berichte  wie  Isnäde  oft 
genug  erdichteten.  Es  waren  zu  Ibn  Ishäq's  Zeiten  schon  viele 
Traditionen  im  Umlauf,  die  er  aus  irgendwelchen  Gründen  nicht  auf- 
nahm. Daß  also  bestimmte  Erzählungen  noch  nicht  existierten,  kann 
nie  daraus  geschlossen  werden,  daß  Ibn  I  s  h  ä  q  sie  nicht  erwähnt. 
Im  allgemeinen  zeigt  ein  \'ergleich  mit  den  späteren  Werken,  daß 
das  Wunderbare  sich  immer  stärker  bemerkbar  macht;  doch 
kommt  es  auch  vor,  daß  uns  jüngere  Werke  eine  wundcrlosc  \'ariante 

0  ZDMG.  Bd.  L  474. 

^)  Über  diese  Autürilätcn  s.  Fischer,  Biogra{>hie>i  von  Geicährsmänuern  des  Ibn 
Ishäq  s.  V. 

3)  Vgl.  Caetani,  Annali  I  31  ff. 

■1)  Daß  er  Verse,  die  seine  Freunde  verfaßt,  dem  Helden  der  Erzählung  in  den  Mund 
legte  (s.  Fihrist  92)  wird  richtig  sein;  das  war  eine  Konzession  an  die  literarischen  Bedürf- 
nisse der  Leser  oder  Hörer,  die  an  den  Wechsel  von  prosaischer  und  poetischer  Rede  von 
alters  her  gewöhnt  waren. 


Zur  Muhammadlegende.  4^ 

darbieten  von  Berichten,  die  in  älteren  Werken  wunderhaltig  sind. 
Es  darf  eben  nie  vergessen  werden,  daß  es  sich  auch  bei  den  ältesten 
Sammlern  nur  um  eine  Auswahl  der  damals  bekannten  Berichte 
handelt  ^).  Sicher  ist  manches  von  dem,  was  wir  bei  Ibn  Ishäq 
finden,  erst  zu  seinen  Lebzeiten  erfunden  worden;  zweifellos 
aber  würden  die  älteren  Werke,  wenn  sie  uns  erhalten  wären,  uns  die 
Lebensgeschichte  des  Propheten  ebenso  mit  Wundern  verbrämt  dar- 
bieten, wie  es  Ibn  Ishäq  tut.  Dieses  Bild  des  wundertätigen 
Propheten  muß  schon  im  letzten  Viertel  des  ersten  Jahrhunderts  der 
Higra  feste  Gestalt  angenommen  haben.  Ein  Ansatz  zur  systema- 
tischen Behandlung  der  Wunder  zeigt  sich  schon  bei  Ibn  Ishäq 
in  der  Überschrift  mä  sahara  li-rasül-i-Uäh  min  al-mu''gizät  fi  kajr  al- 
handaq  [6/1).  Ob  etwas  derartiges  schon  bei  seinen  Vorgängern  stand, 
läßt  sich  nicht  sagen;  endgültig  durchgedrungen  war  der  Glaube  an 
die  Wunder  des  Propheten  im  ersten  Jahrhundert  der  Higra  jeden- 
falls noch  nicht. 

Um  deutlich  zu  machen,  welche  Rolle  das  Wunderbare-  bereits 
bei  Ibn  Ishäq  spielt,  lasse  ich  eine  Zusammenstellung  der  von 
ihm  erzählten  Wunder  (ausschließlich  der  von  Ibn  H  i  s  ä  m  hinzu- 
gefügten) folgen;  die  Namen  der  Gewährsmänner,  auf  die  er  sich 
beruft,  sind  in  Klammern  jedesmal  beigefügt. 

Wunderbare  Zeichen  begleiten  des  Prophe- 
ten Geburt.  Bei  seiner  Geburt  geht  von  seiner  Mutter  ein  Licht 
aus,  bei  dessen  Schein  sie  die  Schlösser  von  Bostra  sehen  kann  (102 : 
jaz'-amün  fimä  jatahaddat  an-näs  walläh  a'^lam);  ein  Jude  ruft  seinen 
Glaubensgenossen  zu  »heute  Nacht  ist  der  Stern  aufgegangen  unter 
dem  Ahmad  geboren  worden  ist«  wie  Hassan  b.  Täbit  mit  eignen 
Ohren  gehört  hat  (Sälih  b.  Ibrähim  ib.  102-3).  Die  Ankunft 
des  Kindes  verbreitete  Segen  in  dem  damals  von  Mangel 
heimgesuchten  Stammgebiet  seiner  Nährmutter  Halima  (103:  Gahm, 
Maulä  des  Härit  b.  Hätib).  Diese  wie  auch  der  Prophet  selber 
(106:  Taur  b.  Zijäd)  berichten,  wie  die  beiden  Engel  ihm  das  Herz 
herausgezogen  und  es  gereinigt  haben.  Von  Jugend  an  bleibt 
er  vor  Sünden  bewahrt:  Eine  unsichtbare  Hand  versetzte 
ihm  einen  Schlag,  als  er  beim  Spiel  sich  einmal  nackt  ausgezogen 
hatte,  und  er  erhielt  den  Befehl,  den  /sär  umzutun  (117:  ßmä  diikiralf 
vom  Propheten  selber);  als  Hirtenknabe  war  er  in  Mekka  bei  einer 
Hochzeit  zugegen,  wobei  musiziert  wurde;  da  wurde  er  von  Gott  in 
Schlaf  versetzt,  um  die  Musik  nicht  zu  hören  (bei  T  a  b  a  r  I  I126,  *Ali 


I)  Vgl.   auch    Becker's    Bemerkungen    über    das    auf    Wahb    b.    Munabbih 
zurückgehende  Heidelberger  Fragment  in  Papyri  Schott-Reinhardt  I  89. 


46  Josef  Horovitz, 

vom  Propheten).  Vielerlei  deutete  darauf  hin,  daß  es 
mit  dem  Götzendienst  bald  zu  Ende  sei:  Ein  ''Alf, 
dem  man  die  Knaben  zu  bringen  pflegte,  daß  er  ihr  Prognostikon  stelle, 
erkannte  schon  die  Zeichen  seiner  besonderen  Auserwähltheit  (114-15, 
Jahjä  von  seinem  Vater  *Abbäd  b.  'Abdallah  b.  az-Zubair);  aus  dem 
Inneren  eines  Kalbes,  das  einem  Götzen  geopfert  wurde,  hörte  *Omar 
den  prophetischen  Ruf  von  dem  Manne,  der  ausrufen  werde:  »es 
gibt  keinen  Gott  außer  Allah«  (133- — 4:  Man  lä  attahim  von  Abdallah 
b.  Ka*b).  Viele  Zeichen  tun  den  Einsichtigen 
kund,  daß  ein  Prophet  unter  ihnen  weile:  Der 
Mönch  Bahira  sah  die  Zweige  des  Baumes  sich  neigen,  den  jungen 
Muhammad  zu  beschatten;  aus  seinen  iVussagen  erkannte  er,  daß  er  der 
künftige  Prophet  sei,  wie  er  auch  das  Siegel  des  Prophetentums  an 
ihm  sah  (i  15-16:  jaz^amün,  bei  Tabari  11 23  'Abdallah  b.  Abu 
Bakr).  Auch  Salmän  der  Perser  erkennt  ihn  an  dem  Siegel  (141  *Äsim 
b.  *Omar  von  Ibn  *Abbäs  von  Salmän);  Jesus,  den  Salmän  auf  seiner 
Wanderung  trifft,  weist  ihn  auf  den  Propheten  (142-43  *Äsim  b.  *Omar, 
mit  Mittelgliedern:  huddittu  ''an  Salmän)  ^j.  In  Syrien  beschatten 
ihn  zwei  Engel  (120  jlmä  jas'amün),  die  Bäume  begrüßen  ihn  (151 
'Abdalmalik  b.  'Abdallah  von  ba'^ä  ahl  al-''üm)  und  einer  kommt  auf 
seinen  Befehl  zu  ihm  (258  Ibn  Ishäq's  Vater).  Alle  seine  Träume 
erweisen  sich  als  wahr  (151  az-Zuhri  von 'Orwavon'Äi§a).  Ein  wunder- 
bares weithin  leuchtendes  Licht  erschien  auf  dem  Gesicht  des  at-Tufail 
b.  Anas  und  dann  später  auf  seiner  Peitsche  zum  Zeichen  dafür,  daß  er 
den  Islam  angenommen  hatte  (253  ja-kän  at-Tufail  jii/iaddil).  Die 
nächtliche  Reise  nach  Jerusalem  auf  dem  Buräq  hat  Ibn  I  s  h  ä  q 
schon  in  mehreren  Versionen  (263fl.) ;  schon  damals  wurde  viel  darüber  dis- 
kutiert, ob  sie  ein  Traum  oder  Wirklichkeit  gewesen  sei;  auch  die  Him- 
melfahrt wird  nach  man  lä  attahim  von  AbüSa'id  al-Hudri  und  'Ab- 
dallah b.  Mas'üd  erzählt  (268 — 70).  DieFeinde  des  Propheten 
vermögen  nichts  gegen  ihn  auszurichten:  das 
muß  Abu  Gahl  erfahren,  dessen  Hände  eintrocknen,  als  er  den  Pro- 
pheten mit  Steinen  bewerfen  will  (190  ba'^ä  ahl  al-'ilm  von  Ibn 
'Abb äs  s.  187).  Suräqa,  der  ihn  verfolgt,  kann  nicht  an  ihn  heran,  sein 
Pferd  stolpert  und  fällt,  seine  Pfeile  sind  unwirksam,  der  Rauch,  der 
sich  erhebt,  zeigt  ihm  an,  daß  der  Prophet  für  ihn  unerreichbar  ist 
(331  az-Zuhrl  mit  Mittelmännern  von  Suräqa).  Auch  Gaurat,  der  ihn 
mit  seinem  eigenen  Sclnverte  bedroht,  kann  ihm  nichts  anhaben  (663 


')    Charakteristisch    ist    der  Zusatz    des   Propheten:    ^j      ^ÄJCiJ^^o    c>->-^ 


Zur  Muhammadlegende.  An 

*Amr  b.  *Obaid  von  al -Hasan  von  öäbir).  Dagegen  jagt  der 
Prophet  seine  Feinde  mit  geringen  Mitteln  in 
die  Flucht,  bei  Badr  durch  eine  Handvoll  Kiesel,  die  er  gegen 
sie  schleudert  (445  bei  I  b  n  H  i  s  ä  m  ohne  Isnäd,  nach  T  a  b  a  r  I 
von  a  z  -  Z  u  h  r  i  ,  wie  der  vorausgehende  Bericht).  Sein  Ge- 
bet gegen  seine  Feinde  findet  Erhörung;  sie  sterben  an 
Krankheiten,  die  an  dem  Teil  ihres  Körpers  ausbrechen,  auf  den  der 
Prophet  gedeutet  (272  Jazid  b.  Rümän  von  *Orwa  »oder  einem  anderen 
Gelehrten«);  Obaj  muß  sterben,  obwohl  die  Wunde,  die  der  Prophet 
ihm  beigebracht  hatte,  ganz  unbedeutend  war;  hatte  der  Prophet  doch 
gesagt:  »ich  werde  dich  töten,  so  Gott  will«  (575  Sälih  b.  Ibrahim 
b.  'Auf).  Den  Leichnam  des  Muhallam  spie  die  Erde  dreimal  aus, 
da  der  Prophet  Gott  gebeten  hatte,  ihm  nicht  zu  verzeihen  (988/9 
man  lä  attahim  von  Hasan  al  -  BasrI).  Seine  Feinde  wer- 
den von  drohenden  Gesichten  eingeschüchtert: 
Abu  Gahl  sieht  zu  Häupten  des  Propheten  ein  fürchterliches  Kamel, 
das  ihn  aufgefressen  hätte,  hätte  er  dem  Propheten  nicht  gehorcht 
(257-58  'Abdalmalik  b.  'Abdallah  at-Taqafi).  Dagegen  bleibt 
der  Prophet  seinen  Feinden  unsichtbar,  da  sie 
mit  Blindheit  geschlagen  werden  (326  Jazid  b.  Zijäd  von  Muham- 
mad b.  Ka'b  al-Qurazi).  Die  Engel  helfen  ihm:  bei  Badr 
fechten  sie  auf  seiner  Seite  (449 — 50  zweimal,  'Abdallah  b.  Abu  Bakr 
indirekt  von  einem  Mitkämpfer,  Ibn  Ishäq's  Vater  indirekt  von 
einem  Mitkämpfer),  ebenso  bei  Hunain  (849  Ibn  Ishäq's  Vater  indirekt 
von  einem,  der  dabei  war);  wider  die  Banü  Quraiza  half  Gabriel  mit  in 
der  Gestalt  des  Dihja  (685  Ibn  Ishäq's  Vater  von  Ma'bad  b.  Ka'b). 
Gabriel  half  auch  den  Leichnam  des  Sa'd  b.  Mu'äd  tragen  (698  man  lä 
attahim  von  Hasan  al- BasrI).  Auch  sonst  stehen  des  Pro- 
pheten Genossen,  wie  er  selber,  unter  beson- 
derem Schutz;  so  wurde  die  Leiche  des  *Äsim  b.  Täbit,  der  ge-  ' 
schworen  hatte,  keinen  Heiden  zu  berühren,  von  den  Bienen  beschützt 
(639  'Äsim  b.  'Omar).  Der  Prophet  hat  Macht  über  die 
unbelebte  Natur:  ein  Stock  verwandelt  sich  in  ein  Schwert 
(452,  s.  den  für  das  ganze  Kapitel  geltenden  Isyiäd  S.  427 — 8);  Wasser 
sprudelt  auf  sein  Gebet  hervor  (904,  s.  den  für  das  ganze  Kapitel  gelten- 
den Isnäd  S.  893,  vgl.  T  a  b  a  r  I  1703);  auch  eine  Regenwolke  erscheint 
auf  sein  Gebet  (899).  Ein  hartes  Stück  Erde  wird  weich,  als  Wasser, 
in  das  der  Prophet  gespien  hatte,  darüber  gegossen  wird  (671  halaganl 
von  Gäbir).  Mit  wenigem  speist  er  viele  Menschen: 
mit  einer  Handvoll  Datteln  speiste  er  alle  »Leute  des  Grabens«  (671 
Sa'd  b.  Minä  indirekt  von  der  Tochter  des  Basir  b.  Sa'd,  die  selber 


48  Josef  Horovitz, 

die  Datteln  gebracht  hatte);  ebenso  reichte  damals  das  eine  Schaf 
Gäbir's  für  alle  (672  Sa'd  b.  MLiä  von  Gäbir).  Ein  kleines  Stück  Gold,  das 
der  Prophet  auf  seiner  Zunge  hatte,  wiegt  40  Öqijja  und  reicht  aus 
zum  Freikauf  Salmäns  (142  Jazid  b.  Abi  Habib  von  einem  der  *Abd- 
alqais).  Verborgenes  ist  dem  Propheten  offen- 
bar und  Zukünftiges  ihm  bekannt:  die  ohne  Zeugen 
geführte  Unterhaltung  des  'Omair  mit  Safwän  \vird  ihm  bekannt 
(472  Muhammad  b.  Ga'far  b.  az-Zubair  von 'Orwa);  vom  Himmel  erfährt 
er,  was  die  Nadir  vorhaben  (652  Jazid  b.  Rümän);  der  Knochen  des 
Schafes  verrät  ihm,  daß  es  vergiftet  ist  (764  anonym);  er  hat  Kunde  von 
dem  Brief  des  Hätib  b.  Abi  Balta'a  an  die  Qurais  (809  Muhammad  b. 
Ga*far  von  *Orwa)  und  weiß,  wo  die  verlorene  Kamelin  zu  finden  ist 
(900,  der  Isnäd  S.  893  gilt  für  den  ganzen  Abschnitt  s.  T  a  b.  1699  und 
1692).  Dem  Hälid  sagt  er  voraus,  er  werde  Okaidir  auf  der  Jagd 
treffen,  was  sich  auch  bestätigt  (903  s.  für  den  Isnäd  S.  893);  auch 
seine  Voraussage,  Abu  Darr  werde  bald  sterben,  geht  in  Erfüllung 
(901  Buraida  b.  Sufjän  indirekt  von*Abdalläh  b.  Mas'üd).  Des  Pro- 
pheten Tod  erfolgte  nach  seiner  eignen  Wahl: 
da  ihm  die  Schlüssel  zum  Paradies  und  die  zum  ewigen  Leben  hie- 
nieden  zur  Wahl  gestellt  wurden,  wählte  er  die  ersteren,  und  so  starb 
er  (1000  ^Abdallah  b.  'Omar  indirekt  von  einem  Maulä  des  Propheten). 
Auch  über  seinen  Tod  hinaus  erstreckt  sich  die  Für- 
sorge von  oben:  als  man  im  Zweifel  ist,  wie  sein  Leichnam  zu 
behandeln  sei,  überbringt  eine  geheimnisvolle  Stimme  die  Entschei- 
dung (1019  Jahjä  b.  *Abbäd  indirekt  von  *Äi§a). 

Altarabische  Motive  (wie  das  Wissen  um  das  Verborgene,  das 
auch  der  Kähin  besaß),  Ausdeutungen  koranischer  Stellen,  jüdische 
Erzählungen  von  Gottesmännern  und  frommen  Rabbis,  apokryphe 
Evangelien  unrl  christliche  Heiligenlegenden,  antik-heidnische,  bud- 
dhistische ^)  und  zoroastrische  -)  Elemente,  sie  alle  haben  schon  im 
ersten  Jahrhundert  der  Higra  dazu  herhalten  müssen,  das  Bild  des 
Propheten  auszuschmücken;  die  antiken  und  buddhistischen  Elemente 
drangen  vor  allem  durch  christliche  Vermittlung,  Zoroastrisches 
direkt  ein.  Stärker  als  der  jüdische  Einschlag,  der  in  den  qisas  al- 
anbijä    seine    Triumphe    feiert,    ist    hier    der    christliche  3).       Es    ist 

')  Viele  Parallelen  hat  bereits  Basset  in  seinen  Anmerkungen  zur  Übersetzung  der 
Burda  zusammengestellt  (La  Bordah  du  Cheikh  elBousiri,  Paris  1894);  man  vgl.  jetzt  auch 
Windisch,  Buddhas  Geburt  und  die  Seelenwanderutig,  Leipzig  190S,  über  die  Einzelheiten 
der  Buddhalegende. 

-)  S.  Blochet,  RHR.  Bd.  40  S.  i — 26  über  zoroastrische  Elemente  in  der  Legende 
von  nii'räg. 

3)  Vgl.  auch  GoLDZiiiER,  Studien  II  3S2. 


Zur  Muhammadlegendc.  aq 

charakteristisch,  \vie  oft  in  der  Prophetenbiographie  von  christlichen 
Dingen  geredet  wird.  Die  Stelle  im  Johannesevangelium  über  den 
Parakleten  (XV  23 — 27),  die  auf  Muhammad  gedeutet  wurde,  wird 
von  Ibn  Ishäq  in  wörtlicher  arabischer  Übersetzung  angeführt, 
und  zwar  schließt  sich  diese,  wie  schon  Guidi  gezeigt  ^)  hat,  eng -an 
die  christlich -palästinische  Version  an.  Den  Christen  in  Nagrän  wird 
viel  Raum  gewidmet,  und  dabei  auch  eine  regelrechte  christliche 
Heihgenlegende,  die  des  Phemion  (Euphemios.?),  erzählt  2).  Sal- 
män  al-Färisi,  der  erst  Christ  gewesen  war,  ehe  er  den  Islam  annahm, 
wird  von  Jesus  selber  auf  Muhammad  verwiesen.  Bemerkenswert  ist 
in  dem  ihm  zugeschriebenen  Bericht  die  Beschreibung  der  äußeren 
Erscheinung  Jesu:  »ein  rötlicher  Mann,  mittelgroß  mit  schlichtem 
Haar  und  vielen  Malen  im  Gesicht;  er  sieht  aus,  als  sei  er  aus  dem 
Bade  (dimäs  =  oryiJioaiov)  gekommen,  man  möchte  glauben,  sein  Haupt 
tropfe  von  Wasser,  doch  aber  ist  kein  Wasser  daran«  (206);  das  klingt 
wie  die  Beschreibung  eines  irgendwo  gesehenen  Christusbildes.  Auch 
der  Bericht  über  den  Nagä§I,  der  im  Gegensatz  zu  seinen  Bischöfen 
den  Muslims  sehr  freundlich  entgegenkommt,  weist  christliches  Kolorit 
auf  in  den  abessynischen  xA^usdrücken,  die  er  enthält,  wie  »sejüm«  und 
»dabr«  (221).  Wenn  'Otman  Ibn  Maz'ün,  dem  ein  Auge  ausgeschlagen 
wird,  sich  wünscht,  dasselbe  möge  seinem  rechten  Auge  geschehen 
(244),  so  erkennt  man  unschwer  das  Vorbild  von  Matth.  V  39.  Aus- 
drücklich werden  die  zwölf  Nuqabä  des  Propheten  mit  den  12  Haw- 
wärijün  in  Parallele  gestellt  (299),  und  die  Namen  der  12  Apostel  so- 
wie die  Länder,  nach  denen  sie  gesandt  wurden,  gibt  Ibn  Ishäq 
in  aller  Ausführlichkeit  an  einer  anderen  Stelle  (972). 

Das  Bewußtsein  dafür,  wie  stark  christliche  Reminiszenzen  bei 
der  Ausmalung  des  Prophetenbildes  mitwirkten,  war  den  gelehrten 
Theologen  des  ersten  und  zweiten  Jahrhunderts  nicht  entschwunden, 
und  gerade  darum  mochten  sie  zögern,  seine  Wirklichkeitstreue  der 
Kritik  eines  christlichen  Polemikers  auszusetzen.  Dieselbe  christliche 
Polemik  mußte  sie  aber  zugleich  ermuntern,  die  von  ihr  vermißten 
Farben  um  so  stärker  aufzutragen  3). 

II.    Der   Berg  und   der   Prophet. 

Daß  das  Wort  vom  Propheten,  der  zum  Berge  ging,  da  der  Berg 
nicht   zu    ihm   kommen   wollte,    aus   dem    muhammedanischen    Orient 


>)  Le  tradiizioni  degli  Evangeli  in  Araho  e  in  Etiopico  (Atti  della  R.  Accademia  dei  Lin- 
cei  1888)  6  Nota  4. 

-)  s.  auch  NÖLDEKE,  Geschichte  der  Araber  und  Perser  177. 
3)  Vgl.  auch  Becker  ZA  a.  a.  0. 

I>la.n.     V.  4 


CO  JosefHorovitz, 

Stamme,  hat  man  zwar  immer  angenommen;  den  Nachweis  seiner 
Herkunft  hat  aber  erst  Basset  ^)  erbracht.  In  der  arabischen  Qissat 
Guhä  lesen  wir-y:  Guhä  wollte  für  einen  Heiligen  gehalten  werden. 
Als  man  ihn  fragte:  »welches  Wunder  kannst  du  vollbringen«,  antwortete 
er:  »ich  w^erde  irgend  einem  beliebigen  Baume  befehlen,  zu  mir  zu  kom- 
men, und  er  wird  mir  gehorchen«.  »So  sag  es  diesem  Palmbaum«. 
»Komm«,  sagte. (juhä,  der  Baum  kam  aber  nicht,  obwohl  er  es  dreimal 
sagte.  Da  erhob  er  sich  und  ging.  »Wohin,  Guhä«,  fragte  man.  »Die 
Propheten  und  Heiligen«,  erwiderte  er,  »sind  nicht  hochmütig  und 
verblendet;  kommt  der  Palmbaum  nicht  zu  mir,  so  gehe  ich  zu  ihm«. 
Daß  diese  Anekdote,  ob  nun  in  der\'ersion  der  Qissat  Guhä  oder  einer 
anderen,  die  Quelle  des  europäischen  Wortes  ist,  ist  nicht  zu  bezweifeln, 
wxnn  auch  die  Wege,  auf  denen  es  übermittelt  worden  ist,  noch  nicht 
aufgedeckt  sind  3).  Die  Anekdote  steht  nicht  vereinzelt;  sie  gehört 
der  Gruppe  der  nawädir  al  mutanahbiHn«  an,  von  der  uns  im  '^Iqd  al- 
jarid  4)  und  im  Musta/raf  5)  mehrere  Proben  gegeben  werden.  Unter 
diesen  »Anekdoten  von  denen,  die  für  Propheten  gelten  wollten«, 
wird  im  Musta/raf  auch  anonym  die  zitiert,  die  in  den  Qissat  Guhä 
unmittelbar  auf  die  oben  erzählte  folgt.  Und  so  wird  auch  die  Ge- 
schichte vom  Palmbaum  nicht  nur  von  Guhä,  sondern  auch  von 
anderen  seines  gleichen  erzählt  worden  sein.  Was  aber  Guhä  hier 
vergeblich  zu  vollbringen  sich  .anmaßte,  das  hat  Muhammad  wirklich 
vollbracht,  w'ic  schon  die  älteste  uns  erhaltene  Biographie  uns  be- 
richtet. Rukäna,  der  stärkste  der  Qurais,  versprach  dem  Propheten, 
er  werde  ihn  anerkennen,  wenn  er  sicher  wisse,  daß  seine  Verkündung 
Wahrheit  sei.  Den  Beweis  erbringt  der  Prophet  dadurch,  daß  er 
Rukäna  zweimal  im  Ringkampf  besiegt.     Schon  das  muß  Rukäna  als 

I)  Les  fourberies  de  Si  Djeha  72. 

0  ed.  Beirut  (1886)  31    JOo   yi\      ^i!     ^3    k^-^\S     uX     [jJ-i     XJ-'^Ji     ^jS-^\ 


A 

3)  Wesselski,  Der  Hodscha  Nasreddin  II  190  vnW  mcrkwürdigenveise  Bassets 
Nachweis  nicht  gelten  lassen.  Er  verweist  auf  H.\gedorn  und  Hebel,  deren  Quellen  er 
aber  nicht  kennt;  übrigens  ist  das  Wort  doch  nicht  nur  deutsch,  sondern  auch  z.  B.  im 
Französischen  und  Englischen  bekannt  Die  arabische  Anekdote  muß  in  Europa  durch 
Übersetzung  oder  die  Erzählung  eines  Reisenden  bekannt  geworden  sein. 

4)  ed.  Cairo  (1302)  Bd.  III  300  3. 

5)  cd.  Cairo  (1300)  II  299/300, 


Zur  Muhammadlegende.  c  j 

wunderbar  anerkennen,  der  Prophet  aber  sagte:  »noch  etwas  wunder- 
bareres will  ich  dir  zeigen,  wenn  du  Gott  fürchten  und  mir  feigen 
willst«.  »Was  ist  es?«  »Ich  werde  dir  diesen  Baum,  den  du  da  siehst, 
rufen,  daß  er  zu  mir  komme.«  »Rufe  ihn.«  Da  rief  er  ihn,  und  er  kam, 
bis  er  vor  dem  Propheten  stand.  Dann  sagte  er:  »kehre  zu  deinem 
Platze  zurück«,  worauf  er  nach  seinem  Platze  zurückkehrte.  Diese 
Geschichte,  die  Ibn  Ishäq  von  seinem  Vater  erhalten  hat  (258), 
wird  in  Variationen  in  den  späteren  Biographien  wiederholt  ^),  bis  sie 
dann  in  der  Guhä-Anekdote  parodiert  wird.  Schon  in  der  Version  des 
Ibn  Ishäq  handelt  es  sich  um  einen  Baum  wie  bei  Guhä;  daß  in 
den  europäischen  Versionen  der  Berg  für  den  Baum  eingetreten  ist, 
ist  wohl  dem  Einfluß  des  Wortes  vom  Glauben,  der  Berge  versetzen 
kann  -),  zuzuschreiben.  Über  dieses  Wort  hat  man  in  den  Kreisen 
der  orientalischen  Christen  viel  spekuliert:  Marco  P  o  1  o  3)  erzählt 
von  dem  Chalifen  al-Mu*tasim,  der  von  den  Christen  in  Bagdad  als  Be- 
weis für  die  Richtigkeit  ihres  Glaubens  gefordert  habe,  sie  müßten  einen 
Berg  veranlassen,  sich  von  der  Stelle  zu  bewegen;  ein  einäugiger  Schuster 
vollbrachte  das  Wunder  und  al-Mu*tasim  wurde  heimlich  Christ.  Aus 
Ägypten  wird  dasselbe  berichtet,  wo  der  Vorgang  sich  in  der  Zeit  von 
al-Häkim  zugetragen  haben  soll  4).  Aber  auch  in  der  muhamme- 
danischen  Legende  ist  das  Bergeversetzen  wohlbekannt;  unter  den 
Wundern,  die  seine  Zeitgenossen  vom  Propheten  verlangten,  wird 
auch  das  tasjlr  al-g^ibäl  erwähnt  (I  b  n  H  i  s  ä  m  199)  und  im  Mustafraf 
wird  eine  Anekdote  angeführt  5),  die  deutlich  auf  das  Evangelienw-ort 
anspielt:  »* Abdallah  al-Harawi  erzählte:  wir  befanden  uns  mit  al- 
Fudail  b.  'Ijäd  auf  dem  Berg  Abu  Oubais.  Da  sagte  er:  wäre  ein 
Mann  in  seinem  Vertrauen  auf  Gott  aufrichtig  und  befähle  dann  dem 
Berge  sich  zu  bewegen,  so  würde  es  es  tun.  Und  bei  Gott,  ich  sah  den 
Berg  sich  bew^egen.  Da  rief  al-Fudail,  , nicht  dich  habe  ich  gemeint*. 
Und  der  Berg  stand  wieder  still. «  Auch  der  heilige  *Aci,  den  die 
Jazidi's  verehren,  befahl  zwei  Hügeln  auseinanderzugehen  ^). 

Die  Bäume  aber  haben  sich  von  jeher  den  Heiligen  gehorsam  er- 


')  s.  Usd  al-gäba  II  187;  Isäba  I  1105;  IbnSa'dli.  112;  TäyVj  el-hamTs  I  249. 
Bei  al-Azraqi  424  befragt  der  Prophet  einen  Baum  um  etÄ'as,  worauf  sich  der  Baum  zu 
ihm  bewegt  und  nach  beendeter  Unterhaltung  an  seinen  Platz  zurückkehrt.  Vgl.  Gold- 
ziHER,  Studien  II  307. 

')  An  das  jüdische  ^öqer  hänm  ist  im  Zusammenhange  mit  Ma'th.  XVII  20,  XXI  21, 
Marc.  XI  23  schon  öfters  erinnert  worden. 

3)  ed.  YuLE  I  68  ff.    Auf  die  europäischen  Parallelen  gehe  ich  hier  nicht  ein. 

4)  vgl.  Chauvin,  Zeitschrift  des  Vereins  für  Volkskunde  Bd.  XIV  316. 

5)  Vgl.  Chauvin  a.  a.  0. 

6)  Vgl.  Franck,  Scheich  Adi  62. 

** 


."2  JosefHorovitz, 

wiesen.   In  der  Buddha-Legende  stehen  sie  der  Mutter  des  »Erweckten« 
zu  Diensten,  beugen  ihre  Äste  und  bieten  ihre  Hilfe  an,  wie  sie  auch 
in    der   Richtung    des    Buddha   sich    neigen  i).      In   der   Muhammad- 
Legende  wenden  sie  ihre  Zweige,  daß  der  Prophet  ihren  Schatten  ge- 
nieße -).  bieten  ihm  ihren  Gruß  dar  3),  bezeugen,  daß  er  der  Prophet 
sei  4)^  und  wenn  Muhammad  sich  unter  einen  vertrockneten   Baum 
setzt,  so  fängt  dieser  alsbald  zu  grünen  an  5).      Und   was  den  Palm- 
baum anlangt,  so  spricht  in  dem  Liher  de  ortu  Mariae  et  injantia  Sal- 
vatoris^)  das  Jesusknäblein  — laeto  vultu  in  sinu  matris  residens  —  so 
zu  ihm:  »Fleete arbor  ramos  tuoset  de  fructu  tuo  refice  matrem  meam.« 
Der  Baum  gehorcht»  et  confcstim  ad  hanc  vocem  inclina- 
vit    palmacacumensuum  usque  ad  plantas  beatae  Mariae 
et  collegerunt  ex  ea  fructus  quibus  omnes  refecti  sunt.     Postquam  vero 
collegerunt  omnia  poma  cius,    i  n  c  1  i  n  a  t  a    m  a  n  e  b  a  t    e  x  p  e  c  - 
tans    ut    eins    ad    Imperium    resurgeret    ad    cuius 
impcrium    fuerat    inclinata.     Tunc    lesus   dixit  ad   eam: 
Erige  te  palma,  et  confortare  et  esto  consors  arborum  mearum 
quae  sunt  in  paradiso  patris  mei.     Et  aperi  ex  radicibus  tuis  venam 
aquae  quae  absconsa  est  in  terra  et  fluant  aquae  ad  satietatem  nostram 
exea.   Quaestatimercctaestet  coepit  ad  radicem  eius  fons 
aquarum    egredi   limpidissimus,    frigidissimus    et   lucidissimus  nimis. « 
In  dieser  Stelle  haben  wir  die  ausführliche  Version  der  Maria-Legende 
vor  uns,  die  im  Qorän  Süra  XIX  23—25  verkürzt  wiedergegeben  ist, 
wie   schon  Gerock  7)    erkannt    hat.      Dieselbe   christliche  Erzählung 
enthält  aber  auch  die  Elemente  der  Legende  vom  Baum,  der  auf  des 
Propheten  Geheiß  sich  bewegt  und  auf  seinen  Befehl  wartet,  ehe  er 
seine  frühere  Stellung  wieder  einnimmt;   es  liegt  nahe  anzunehmen, 
daß    diese    Erzählung,     die    ja    nachweislich    in  muhammedanischen 

')  Vgl.  BÄsset  a.  a.  0.  In  einer  Version  bei  \V indisch  133  beschützt  Buddha 
—  echt  indisch  —  »ein  himmlischer,  weißer,  gewaltiger  Sonnenschirm,  ohne  daß  er  ge- 
halten wird«. 

5)  I  b  n  H  i  s  ä  m  115,    T  a  b  a  r  i  1 124  5.     Auch  die  Wolken  beschatten  ihn,  wo  er 

geht,  I  b  n  H  i  s  ä  m  1 20. 

3)  H  al  ab  i  ,  Insän  al  Uijün  I  223/4. 

4)'rabariii25;  Dijärbakri,  l/amts  I  249.  Von  dem  dirahl-i-iah'ldat,  auf 
dessen  Blättern  geschrieben  stand  Uä  iläh  illä  'lläh«  berichtet  I  b  n  B  a  t  t  ü  t  a  IV  85. 
Dem  Guraig  bezeugen  die  Zweige  des  Baumes,  daß  der  Hirt  der  Vater  des  Kindes  sei; 
s.  Spuren  griechischer  Min.en  78  ff. 

5)  Dijärbakri  I  lot. 

Z)  TiscHE.NDORF,  Evatigelta  apocrypha  82. 

7)  Versuch  einer  Darstellung  der  Christologie  des  Koran  (1839)  34.  Über  die  Frage, 
ob  es  Jesus  oder  Gabriel  war,  der  Maria  rief  s.  T  a  b  a  r  i  TajsTr  XVI  45  f. ;  T  a  '  1  a  b  i 
Qisaf  al-anbijä  293. 


Zur  Muhammadlegende.  -2 

Kreisen  bekannt  war,  die  Anregung  zur  Rukäna-Legende  gegeben  hat^). 
Dieses  Wunder  des  Propheten  hat  also,  wie  die  meisten  anderen,  eine 
lange  Vorgeschichte  ^)  hinter  sich,  die  in  Buddhismus,  Judentum 
und  Christentum  zurückragt;  unbekümmert  um  sie  bringt  ein  mo- 
derner muhammedanischer  Rationalist  seine  Erklärung  des  Wunders 
vor:  der  Prophet  habe  einmal  einen  Genossen  namens  Gabal  (»Berg«) 
gerufen  und  als  dieser  nicht  gekommen  sei,  sei  er  in  seiner  Bescheiden- 
heit zu  ihm  gegangen.  Einen  Genossen  namens  öabal  kennt  auch 
wirklich  I  b  n  H  a  g  a  r  3). 


I)  Eine  jüdische  Parallele  bietet  die  talmudische  Legende  von  dem  Sohne  des  R.  JösC- 
der  dem  Feigenbaum  befahl,  Früchte  hervorzubringen,  damit  die  hungrigen  Arbeiter 
seines  Vaters  etwas  zu  essen  hätten  Ta'anit  24  a.  Auch  dem  Ibrähim  Ibn  Adham  bot  ein 
Baum  seine  Früchte  an  (Goldziher  Studien  II  293).  Auf  die  weitverbreitete  Legende 
vom  Feigenbaum,  der  den  aus  dem  Paradies  vertriebenen  Adam  aufnahm  und  verwandte 
Erzählungen  sei  nur  kurz  hingewiesen.  Diese  Legende  ist  auch  jüdisch  s.  Beresit  Rabbä 
XV  7. 

')  Eine  Nachahmung  der  Rukäna-Legende  haben  wir  wohl  in  der  bekannten  Legende 
von  der  Säule  der  Amr-Moschee  in  Alt-Cairo  vor  uns,  die  sich  auf  Umars  Befehl  von  Mekka 
dorthin  begeben  hatte,  aber  erst,  nachdem  er  ihr  einen  Schlag  versetzt  und  »im  Namen 
Gottes«  hinzugefügt  hatte,  s.  JRAS  1890  S.  794  und  Chauvin  a.  a.  O, 

?)  Isäba  I  453. 


Der  Beweis  für  die  Auferstehung  im  Koran. 

Von 

Edv.  Lehmann  und  Johs.  Pedersen. 

In  Muhammeds  erster  Verkündigung  spielt  bekanntlich  die  Auf- 
erstehung der  Toten  eine  vorwiegende   Rolle;   bildet   dieselbe  ja  die 
Voraussetzung  seiner  Predigt  vom  jüngsten  Gericht.     Der  Gegensatz 
zwischen   dem   Propheten   und   den   ungläubigen   Mekkanern   tritt   in 
diesem   Punkt   mit   besonderer   Schärfe  hervor.      Von   einer  Wieder- 
belebung  des   toten   Körpers   wollen    sie   nichts   wissen:     »Wer    wird 
die  Gebeine  lebendig  machen,  wenn  sie  verfault  sind?«  (Sur.  36,  78). 
»Sollen  wir  in  unseren  früheren  Zustand  zurückversetzt  werden?  Wenn 
wir  verfaulte   Gebeine  werden?«   (Sur.    79.    10 — 11).      Demgegenüber 
begnügt  sich  Muhammcd  nicht  mit  dem  Hinweis  auf  eine  ihm  von 
Gott   gegebene   Offenbarung,   sondern  bemüht   sich  wiederholt,   seine 
These  einleuchtend  zu   machen,   indem   er  durch   Heranziehung  ver- 
schiedener Analogien  aus  der  Natur  die  Möglichkeit  einer  Entstehung 
des  Lebendigen  aus  dem  Toten  klarzumachen  versucht.     »Du  siehst 
die  Erde  vertrocknen,  und  wenn  wir  auf  sie  das  Wasser  herunterfallen 
lassen,  kommt  sie  in  Bewegung  und  dehnt  sich  und  läßt  allerlei  schöne 
Arten  hervorblühen.     Dies  geschieht,  weil  Gott  der  Wahre  ist,  und 
weil  er  die  Toten  belebt,  und  weil  er  alles  vermag,  und  weil  die  Stunde 
ohne  Zweifel  kommt,  und  weil  Gott  die,  welche  in  den  Gräbern  sind, 
auferweckt«  (Sur.  22,  5 — 7).     »Haben  sie  denn  nicht  gesehen,  wie  Gott 
die  Geschöpfe   hervorbringt;    dann   läßt    er  sie  wiederkehren.     Siehe, 
das  ist  leicht  für  Gott«  (29,  18).    »Er  läßt  das  Lebendige  aus  dem  Toten 
hervorgehen   und  läßt   das  Tote   aus   dem   Lebendigen   hervorgehen; 
er  macht  die  Erde  lebendig,  nachdem  sie  tot   (vertrocknet)  gewesen 
ist,  und  auf  gleiche  Weise  werdet  ihr  (aus  den  Gräbern)  herausgeführt 
werden«  (30,  18).    Ähnlich  30,  49;  36,  33  ff.;  80,  24  ff .  u.  a.    Alles  in 
der  Natur  bezeugt,  daß  Gott  aus  dem  Toten  Lebendiges  schaffen  kann. 
Mit   besonderer   Energie   verweist    er   aber   auf    die   wundervolle 
Entstehung  des  Menschen.      Es  heißt:    »0,    ihr  Menschen,  wenn  ihr 


Der  Beweis  für  die  Auferstehung  im  Koran.  c  - 

im  Zweifel  seid  in  bezug  auf  die  Auferstehung,  dann  (bedenkt,  daß) 

wir  euch  aus  Staub  erschaffen  haben,  danach  aus  einem  Tropfen  (xäLaJ), 
dann  aus  einem  Blutkkimpcn  (KäJlc),  dann  aus  einem  Fleischstückchen 

('sJuoa),  geformt  und  ungeformt,  damit  wir  euch  (unsere  Allmacht) 
klarmachen.  Und  was  wir  wollen,  lassen  wir  bis  zu  einem  bestimmten 
Termin  im  Mutterleib  verweilen.  Alsdann  lassen  wir  euch  als  kleine 
Kinder  hervorkommen.  Danach  sollt  ihr  eure  Vollkraft  erreichen. 
Einige  von  euch  sterben,  andere  werden  zur  niedrigsten  Altersstufe 
zurückgeführt  .  .  .  .«  (22,  5).  Das  menschliche  Leben  wird  nicht  als 
etwas  Natürliches,  Gegebenes  betrachtet,  die  ganze  Entwicklung 
des  Menschen  wird  als  eine  Reihe  von  Wundern,  woran  sich 
die  Auferstehung  in  natürlicher  Weise  reiht,  dargestellt.  Mehrmals 
wird  dieser  Entwicklungsgang  vorgeführt:  zunächst  Staub  oder  Lehm 
(woraus  der  erste  Mensch  erschaffen  wurde);  sodann  die  folgende 
Reihe:  Tropfen,  Blutklumpen,  Fleischstückchen,  Gebeine,  Fleisch; 
ferner  Geburt,  irdisches  Leben,  Tod  und  Auf  erweckung  (23,  13 — 16; 
vgl.  75,  36 — 40;  80,  17 — 22).  Die  größte  Rolle  spielt  wiederholt  der 
Anfang  der  Entwicklung:  aus  einem  verächtlichen  iry^r:^  3'2,  7)  Tropfen, 
aus  ausgegossenem  Samen  hat  Gott  den  Menschen  gebildet,  sollte  er 
ihn  nicht  noch  einmal  bilden  können.''  (30,  19  f.  53;  32,  7 — 9;  35,  12; 
36,  77—79;  40,  69;   53,  46—48;   76,  2  u.  a.). 

Die  ganze  Argumentation  steht  im  Einklang  mit  dem  Zentralsten 
in  Muhammeds  Anschauung  und  trägt  insofern  ein  gewisses  Gepräge 
der  Originalität.  Jedoch  erhebt  sich,  wie  auch  sonst  bei  Muhammeds 
Aussprüchen,  die  Frage,  ob  er  einen  selbständigen  Gedanken  vorführt 
oder  Vorgefundenes  verwertet.  Daß  letzteres  der  Fall  ist,  wo  Muhammed 
auf  die  Wiederbelebung  der  Pflanzen  hinweist,  darf  man  wohl  an- 
nehmen; spielte  doch  dieser  Beweis  für  die  Auferstehung  seit  Paulus 
und  dem  Johannesevangelium  bei  den  Christen  eine  große  Rolle 
(I  Clemensbrief  24;  Paulusakten  4,  3;  öfters  bei  den  Kirchenvätern. 
Ähnliches  auch  bei  den  Juden,  so  Sanhedr.  91  a).  Aber  daß  auch  der 
aus  der  Entstehung  des  Menschen  hergeholte  Beweis  nicht  eine  originelle 
Schöpfung   Muhammeds   ist,   wird    das    Folgende   zeigen. 

Das  Werden  des  Menschen  wird  schon  im  alten  Testament  als 
ein  von  Gott  bewirktes  Wunder  dargestellt.  Es  heißt  Hioh  10,  10 — 11 : 
»Hast  d  u  mich  nicht  hingegossen  wie  Milch,  wie  Käse  mich 
gerinnen  lassen?  Mit  Haut  und  Fleisch  bekleidetest  du  mich,  mit 
Knochen  und  Sehnen  durchflochtest  du  mich.«  —  Der  Psalmist  preist 
Gott,  daß  er  ihn  im  Mutterleib  gewoben  hat  [Psalm  139,  13).  Es  dient, 
wie  auch  Koh.   11,   5,  zum  Beweis  dafür,  daß  der  Mensch  von  Gott 


cß  ,  Edv.  Lehmann  und  Jobs.  Pedersen, 

völlig  abhängig  ist,  und  daß  Gott  also  mit  ihm  tun  kann,  was  er  will. 
Daraus  folgert  nun  Hiob  im  Gegensatz  zu  Muhammed,  daß  Gott  ihn 
wieder  zunichte  machen  kann  (lo,  9).    Umgekehrt,  als  Beweis 
für   die   Auferstehung    wird    das  wunderbare   Werden   des   Menschen 
verwertet,-  2.  Alak.  7,  22 — 23.    Hier  sagt  die  Mutter  der  sieben  Brüder, 
welche  gefoltert  werden,  zu  ihnen:  »Ich  weiß  nicht,  wie  ihr  in  meinen 
Leib  hinein  zur  Entstehung  gekommen  seid,  und    nicht    ich    habe 
euch  den  Odem  und  das  Leben  geschenkt,  noch  habe  ich  die  organische 
Bildung    eines    jeden    (von  euch)    vollzogen.       So    wird    denn    der 
Schöpfer   der  Welt,    der   des   Menschen   Ursprung 
gebildet    und  überhaupt  den  Ursprung  aller  Wesen  erdacht  und 
bewirkt  hat,  euch  auch  in  seiner  Barmherzigkeit  den  Odem  und  das 
Leben  wiedergeben,  wie  ihr  jetzt  euch  selbst  um  seines  Gesetzes  Willen 
für  nichts  achtet«  (vgl.  V.  28 — 29:  Gott  hat  alles  und  auch  den  Menschen 
aus  nichts  gemacht,   darum:   fürchte  dich  nicht,  er  wird  dich  wieder 
lebendig  machen,  und  V.  11 :  Diese  Gliedmaßen  sind  mir  vom  Himmel 
(d.   i.   Gott)   gegeben,    darum    sterbe  ich  gern,    denn    ich  hoffe, 
er  wird  mir  sie  wohl  wiedergeben).   Realiter  haben  wir  hier  den  korani- 
schen Beweis:  Geburt  und  Auferstehung  sind  gleich  wunderbar,  wenn 
das  eine  stattfinden  kann,  muß  es  auch  mit  dem  anderen  der  Fall  sein. 
Diese    Parallelisierung    der    Auferstehung    mit    der    Geburt    des 
Menschen  kommt  öfters  vor  bei  den  Juden.    A  q  a  b  i  a    b.    M  a  h  a  - 
lalel    sagt,  daß  man  auf  drei  Dinge  achtgeben   muß:    woher   man 
gekommen  ist:  aus  einem  stinkenden  Tropfen;  wohin  man  geht:  zu 
einem  Ort  mit  Staub,  Moder  und  Gewürm;  und  vor  wem  man  einmal 
Rechenschaft  ablegen  muß:  vor  dem  König  der  Könige,  dem  Heiligen 
{Pirqe  Ahöt  HI  i ;  vgl.  Wajiqra  rahba  XV  l).  Und  die  Schulen  I  li  1 1  e  l's 
und     S  c  h  a  m  m  a  i'  s     haben   sich    darüber   gestritten,    ob    (He   Auf- 
erstehung genau   so  vorgehen  wird,  wie  die   Bildung  des  Menschen, 
da  er  vom  vergossenen  Tropfen  an  sich  entwickelt  und  erst  mit  Haut 
und  Fleisch,  nachher  mit  Sehnen  und  Knochen  bekleidet  wird  (dieselbe 
Reihenfolge  wie  in  Hiob   10;   im  Koran  erst  Knochen,  dann  Fleisch, 
wie  unten  bei   Justin).      Die  Schule    S  c  h  a  m  m  a  i's    war  dagegen, 
mit  Hinweis  auf  Hes.  37,  die    H  i  1  1  e  l's    dafür  [Bereschit  rabba  H  7; 
Wajiqra  rabba  XII  2;  vgl.  Volz:  Jüdische  Eschatologie  S.  251).    Aber 
ein    Beweis   wird  hier  eigentlich  nicht  aus  der  Geburt  für  die  Auf- 
erstehung geführt.     Dies  ist  dagegen  der  Fall  in  Traktat  Sanhedrin 
fol.  91  a   (ed.  Goldschmidt  \TI).     Es  heißt  hier:    »Cäsar  sprach  an 
R.  Gamalicl:  Ihr  sagt,  daß  die  Toten  lebendig  werden.   Aber  sie  werden 
ja  Staub,  und  wie  kann  Staub  leben.?     Dann  sprach  seine  Tochter  zu 
ihm:  Laß  ihn,  ich  will  ihm  antworten:  Es  sind  zwei  Töpfer  in  unserer 


Der  Beweis  für  die  Auferstehung  im  Koran.  cj 

Stadt.  Der  eine  bildet  (Gefäße)  aus  Wasser  und  der  andere  bildet 
sie  aus  Ton.  Wen  von  ihnen  muß  man  mehr  loben  .f'  Er  antwortete 
ihr:  Denjenigen,  der  aus  Wasser  bildet.  Sie  erwiderte  ihm:  Er  (sc.  Gott) 
bildet  (Menschen)  aus  Wasser,   um  wieviel  m  e  h  r  dann  aus  Ton« 

N'P  ""D  Nisyi  w\n2i?  nn  xn  ^^n  ^zzi^n  in''icx  bx^b?;:  ]2'h  iD''p  >Th  icn 

(ir^  ^3  N/  ^'•JSn  jD  "lii  CCn  ]0  rvh  mt2i^.  Mit  »Wasser«  ist  in  diesem 
Satz  das  semen  gemeint,  mit  »Ton«  der  Staub,  in  den  der  mensch- 
liche Körper  verwandelt  wird.  Ähnlich,  aber  doch  verschieden,  ist 
der  darauf  folgende  Beweis:  wenn  ein  vom  m"l  (Geist,  Blasen)  des 
Menschen  gemachtes  Glasgefäß  wieder  hergestellt  werden  kann,  u  m 
wieviel  mehr  der  durch  den  m"1  des  Heiligen  erschaffene  Mensch 
(so  auch  Bereschit  rabba  11  7).  Der  Beweis  wird  hier  stärker  betont. 
2.  Mak.  7  erschienen  Geburt  und  Auferstehung  als  gleich  wunderbar 
und  gleich  möglich;  hier  heißt  es,  daß  die  Auf  erweckung  für  Gott 
leichter   sein  wird  als  die  erste  Bildung  des  Menschen. 

Was  hier  im  Talmud  mit  Gleichnissen  ausgeführt  wird,  kommt 
nun  bei  den  Kirchenvätern  öfters  in  mehr  direkter  Form  vor. 
Es  heißt  bei  J  u  s  t  i  n  u  s  M  a  r  t  y  r  (f  etwa  165)  in  seiner  Apologie 
(ed.  Otto  I  19),  wo  er  die  Auferstehung  der  Körper  nachweisen  will: 
»Was  würde  ein  vernünftiger  Mensch  für  unglaublicher  halten  als  dieses: 
wenn  wir  nicht  körperlich  existierten  und  jemand  dann  sagen  würde, 
daß  aus  einem  kleinen  Tropfen  des  menschlichen  semens  Gebeine 
und  Sehnen  und  Fleisch  hervorgestaltet  werden  könnten,  so  wie  wir 

sehen,  daß  es  geschieht } Auf  die  gleich eWeise  seid  ihr  vom  Unglauben 

befangen,  weil  ihr  noch  nicht  den  Toten  auferstehen  gesehen  habt. 
Aber  gleich  wie  ihr  am  Anfang  nicht  glauben  würdet,  daß  aus  dem 
kleinen  Tropfen  solche  entstehen  könnten,  deren  Entstehung  Ihr 
doch  sehet,  so  sollt  ihr  urteilen,  daß  es  nicht  unmöglich  ist,  daß  die 
zerfallenen  und  nach  Art  des  Samenkornes  in  der  Erde  aufgelösten 
menschlichen  Körper  nach  Gottes  Verfügung  zur  rechten  Stunde 
auferstehen  und  sich  in  Unvergänglichkeit  kleiden  können«  (xal 
xocTavooLivTi  Tt'  a~i3t6x£f>ov  av  jjiaXXov  oo^ai,  r]  st  sv  acuixati  [xyj  u-7;pyo[i£v  xal 
TIC  sXs-j'sv  £x  ijLixpä;  -ivoc  paviooc  zr,:  to'j  av!>p(o-£rou  Gt-ipjxaxo?  oovaxov  oax£a 

T£    xat  V£'jpa   xal  ad[jy.oi^  £ixovo7roir^i)£VTa,   oicn  6pä)ij,£v,  Y£V£3i}a'. ; Tov 

a'Jtov  ouv  xpo-ov  oia  -0  [it^tko  stopaxivai  oiiäz  dvaa-av-a  v£xpoy  a-tSTia  £X£t. 
W)X  ov  -poTTOv  TTjV  äp/-})v  oux  oc'v  £Ki3T£!J3a':£  £x  TT^c  ijLizpac  pavtoQ?  ouvaxov 
ToiouTou?  '(tviai}aiu  xai  opa-:£  yivo[j.£vouc,  tov  düxöv  xpoTiov  Xo-|"'3a3i^£  oxi  oia- 
Xuöivxa  xat  ör/.-/]'/  37:£pu.a'xo>v  stc  '(r,v  oia/uöiv&a  xa  dvöpw-S'.a  3oj;xaxa  xaxa 
xaipov    -p03xd;£i    Oso'j    dva3XT,va'.    xal    dpi>ap3iav    £yo'j3a3i>7.'.    o-jx    7.0'jvaxov). 


-g  Edv.  Lehmann  und  Johs.  Pedersen, 

Dieselbe  Beweisführung  wiederholt  sich  in  der  dem  Justin  zugelegten 
Schrift  de  resurrectione  cap.  V,  wo  er  die  Auferstehung  als  ein  viel 
kleineres  Wunder  als  die  Entstehung  des  Körpers  aus  einem  kleinen 
Tropfen  darstellt  (s'-i  os  xai  tyjv  <x£-a  -auta  i;  6.W-f^^M'^  '(vjz:s'y  y.oiTotvoo'jsiv  ssxiv 
irjth.  /.cd  !)a'jji.ofac(i  »jLii^ovwr,  OTt  £;  iX7./t3tr^c  oav'oo;  u'/pou  Trp,txo'jt''jV  -XasssTai 
Cwov).  —  Eine  weitere,  ins  einzelne  gehende  Ausführung  findet  sich  in 
der  dem  etwas  späteren  Apologeten  Athen agoras  beigelegten  Schrift 
über  die  Auferstehung  der  Toten  {de  resurrectione  mortuorum  ed.  Otto 
cap.  17).  Wie  im  Koran  werden  hier  die  einzelnen  Stadien  der  mensch- 
lichen Entwicklung,  vom  semen  ausgehend,  verfolgt.  Es  wird  nach- 
gewiesen, daß  die  spätere  Stufe  immer  etwas  entfaltet,  was  man  auf 
der  früheren  Stufe  nicht  erwarten  könnte;  die  logische  Folgerung 
ist  dann  diese,  daß  eine  weitere  Entwicklung  des  menschlichen  Körpers 
auch  nach  dem  Tode  zu  erwarten  sei.  Es  heißt  weiter:  »Wie  nun  hier, 
indem  das  semen  weder  das  Leben  noch  die  Gestalt  der  Menschen 
noch  des  Lebens  Auflösung  in  seine  Elemente  auf  sich  eingeschrieben 
hat,  die  Reihe  der  physischen  Prozesse  den  Glauben  bietet  an  das, 
wofür  man  aus  den  Erscheinungen  selbst  keine  Bürgschaft  hat,  um 
wie  viel  mehr  soll  man  dann  nicht  der  aus  der  natürlichen  Reihenfolge 
der  Wahrheit  nachspürenden  Vernunft  in  bezug  auf  die  Auferstehung 
vertrauen,  der  Vernunft,  die  viel  sicherer  ist  und  besser  als  die  Er- 
fahrung   zur  Bestätigung  der  Wahrheit«,     ("lij-so  o'jv  i-\  to'jt(o.  O'jts 

XTp  '(ijTp  t/jV  zi:  -Jj.:  -y'nz'xz  c/.r>/7.c  oiaXusiv,  0  töiv  ciusixioc  ^övoulsviov  i-pifj; 
-r/.rA'/ZK  TY)v  rJ.z-jy  Torc  O'jx  il  rzoTÖJv  tiov  'icttvoasvojv  i'/oosi  to  -iStov,  -oXü 
U7./J.0V  6  X070C  £x  rr^z  '^'j(3r/r)c  äxoXooih'ac  avi/vs'jojv  r>;/  7.Xr,f)£iav  TziSToDtai 
ty;v  avotaTctsiv,  cxa'fa/.ssTSfyor  <ov  xcxl  xp£i'~u)v  tt,?  -s''f>a;  -p«o;  -i'aTtuaiv  7.X-/;i)iia?). 
Im  Prinzip  finden  wir  diesen  Gedanken:  daß  es  näher  liegt,  daß 
Gott  aus  einem  Menschen  wieder  einen  Menschen  hervorgehen  läßt, 
als  daß  er  den  Menschen  aus  dem  Nichts  hervorbringt,  auch  bei  lateini- 
schen Vätern  (Tertullian:  Apologeticus  cap.  48,  Migne,  Patr. 
hat.  I;  de  resurrectione  carnis  cap.  11.  Migne,  P.  L.  11.  M  i  n  u  c  i  u  s 
Felix:  Octavius  cap.  34,  Migne,  P.  L.  III  Sp.  358  ff-)-  Wichtiger 
ist  es  aber,  daß  diese  Beweisführung  seit  Justinus  Martyr  bei  den 
orientalischen  Kirchenvätern  recht  verbreitet  zu  sein  scheint.  S  e 
kommt  im  2.  Jahrhundert  bei  T  li  c  o  }>  h  i  1  u  s  A  n  t  i  o  c  h  e  n  u  s 
vor  [ad  Autolycum  I  8,  Migne.  P.  G.  VI  Sp.  1037),  wenn  er,  gleich 
wie  Justin,  sagt,  es  sei  glaubwürdiger,  das  Gott  aus  Menschen  wieder 
Menschen  erwecken  werde,  als  es  vor  der  Bildung  des  Menschen  war, 
daß  ein  Mensch  entstehen  würde;  »und  er  bildete  dich  aus  einem 
feuchten    kleinen    Stoff    (oüai'a)    und    einem    ganz   winzigen    Tropfen 


Der  Beweis  für   die  Auferstehung  im  Koran  cg 

(iXot/iSTr^c  paviooc),  der  auch  selbst  vorher  nicht  existierte«.  Um 
etwa  300  finden  wir  dieselbe  Argumentation  in  breiter  Ausführung 
bei  Methodius  in  seiner  in  der  östlichen  Kirche  viel  benutzten 
und  auch  ins  Syrische  übersetzten  Schrift:  Deresurrectione  (vgl.  Herzog- 
Hauck:  Realenzykl.'iX\\l^.2':)).  Er  sagt  in  cap.  XIV  (Migne  XVIII 1 : 
»Wenn  ein  Mensch  aus  einem  so  kleinen  Tropfen,  der  überhaupt  noch 
keine  Existenz  hat,  .  .  .  aus  dem  Nichts  entsteht,  um  wie  viel  mehr 
wird  dann  nicht  ein  Mensch  wieder  Mensch  werden  können  aus  einem 
schon  bestehenden  Menschen«  (st  ix  -ototur/;»  staYO'-"^*  ?P^X^^'^'  ''•'^'  \ir^oi~iü 

r^'J3r^^   to    auw^ry^ ex  too  'xr^osvo^  avöfitü-o?  Yivstoc,  tm;  ouyl  \idCKKov 

sx  -o'j  r^or^  u-apcavxoc  ccvOpw-ou  avUpto-o;  sstat  a'jOi;  6  avilpoj-oc ;). 
Diesen  Gedanken  führt  er  im  folgenden  weiter  aus,  indem  er  betont, 
daß  es  für  Gott  leichter  sein  muß,  aus  dem  (toten)  Menschenkörper, 
der  doch  Form,  Größe  und  Substanz  hat  (xov  y;o-/j  ax'^d^^  ''•^■''  [-"--Vsöo? 
Y.cd  uTTocjtacftv  zyw-a)  einen  Menschen  darzustellen  als  aus  dem 
kleinen  Tröpfchen,  das  überhaupt  nichts  ist  (xo  oXwc  o-jokv).  Ein 
Nachhall  dieser  Beweisführung  findet  sich  noch  bei  E  p  i  p  h  a  n  i  u  s: 
AdversMS  haereses  lib.  II  tom  l,  cap.  71  (Migne  XLI).  Er  führt  die 
vorbildliche  Bedeutung  des  Pflanzenlebens  vor,  kommt  aber  dabei 
auch  auf  die  Entstehung  des  Menschen  und  deren  vorbildliche  Be- 
deutung für  die  Auferstehung  in  einer  Weise  zu  sprechen,  die  an  die 
alte  Argumentation  erinnert,  indem  er  das  Wort  Prov.  24,  27:  »Und 
du  sollst  dein  Haus  wieder  aufbauen«  als  einen  Beweis  für  die  Auf- 
erstehung erklären  will,  »denn  einmal  ist  er  ja  aufgebaut  worden  bei 
der  Bildung  im  Mutterleib,  als  die  Mütter  jeden  von  uns  bei  der  Bildung 
empfingen.  Aus  der  Erde  aber  geschieht  die  Auferstehung  oder  aus 
dem  Acker,  noch  -nicht  aufgebaut  wegen  der  über  ihn  verhängten 
Zerstörung  im  Grabe«  (a-ot^  y<^P  toxo8o[xr]i>-/j  3v  -f^  Tikdijti.  r^  xaxa  xrjv 
YCtaxspa,  ors  at  txr^xsps?  sx'jijxov  ixctjxov  r;y.a>v  sv  tt^  TiXotsst.  'A-ö  os  zr^z 
77;;  'r  c/.V73taaic.  r]  7.-0  ä^poü,  O'jxsxi  oi'xoooixouasvr^  oia  xr^v  e-cVE/öiTJav 
'x\JX'7^  xaüat'psa'.v  iv  xio  -r^z  xa'^Tj?  KXMj;j.axi). 

Noch  deutlicher  tritt  uns  die  Beweisführung  entgegen  bei 
dem  mit  Epiphanius  gleichzeitigen  K  y  r  i  11  o  s  (gestorben  386  als 
Bischof  von  Jerusalem)  in  seinen  berühmten  Katechesen  iCatechesis 
XVIII  De  resurrectione  cap.  IX,  Migne:  P.  G.  XXXIII):  »Oder 
sollten  wir  von  dem  Anfang  unseres  körperlichen  Wesens  unwissend 
sein?  Weißt  du  nicht,  wie  wir  aus  schwachen,  formlosen  und  unter- 
schiedslosen Dingen  entstehen }  Und  aus  diesem  Unterschiedslosen 
und  Schwachen  wird  ein  lebendiger  Mensch  gebildet  !«  (apa  oox  01- 
ootu-cv  -r^z  r;[jLSXspctc  uüocixotctiajc  xwv  3a>ij.axtuv  xt^v  u-oUäSiv ;  oux  oiootc  o-«>c 
iz     asöivüjv     X7.1     7.'jLop'ia)V     xc/.l    aovosiooiv    zoaYaaxwv    7svva)a£f)a ;     xal    ix 


5o  Edv.  Lehmann   und  Johs.  Pedersen, 

.TOü  [xovos'.oo'jc  xai  a3i)£vo'j.:  [xofyCiO'jiai  ^öjv  avi)f.u)7roc).  Nun  folgt 
ein  ausführlicher  Nachweis,  wie  sich  daraus  der  Körper  mit  allen 
Körperteilen  und  der  Mensch  mit  allen  seinen  Fähigkeiten  ent- 
wickelt. Darauf  die  Folgerung:  »Sollte  dann  Gott,  der  uns  aus  unvoll- 
kommenen Dingen  gebildet  hat,  nicht  imstande  sein,  die  Verstorbenen 
zu  erwecken?  Sollte  er,  der  etwas  so  Unbedeutendes  zu  einem  Körper 
gebildet  hat,  nicht  imstande  sein,  den  toten  Körper  wieder  zu  erwecken  ? 
Und  der  das  Nichtseience  gebildet  hat,  seilte  er  nicht  das  Seiende 
und  (danach)  Verstorbene  auferwecken? «  (s;  dtsAtov  -paYixa-rojv  Trotr^sac 
Y,jj.7c  6  0£oc,  (zpa  TO'j;  TTiGov-a?  k'(zi[joi.i  ou  ouvaxat ;  o  to  iu-cXsSTaiov  outto 
aojtxaxoTTOiojv,  -o  ttssov  aa>[xa  ttocXiv  sYcrj^ai  ou  O'jvatai;  xoti  o  to  ixt)  ov  -Xaaac. 
t6  ov  xal  -saöv  apa  oux  sYst'ps'-;).  Kyrillos  bezieht  sich  hier  deutlich 
auf  das  semen,  obwohl  er  es  nicht  ausdrücklich  erwähnt;  seine  Be- 
stimmung desselben  als  jxovostSrj?  deutet  auf  einen  traditionellen 
Zusammenhang  mit  den  Früheren,  die  ja  auch  bestrebt  waren,  dieses 
erste  Element  als  qualitätslos  hinzustellen. 

Vielleicht  ließe  sich  das  Motiv  noch  weiter  verfolgen.  Das  schon 
Angeführte  weist  aber  darauf  hin,  daß  wir  hier  mit  traditionellem 
Gut  zu  tun  haben,  das  gerade  bei  den  orientalischen  Christen  besonders 
beliebt  war.  Die  Schlußfolgerung  liegt  auf  der  Hand,  daß  die  Argu- 
mentation auch  bei  den  arabischen  Christen  gangbar  gewesen  ist. 
Jedoch  läßt  es  sich  auf  Grund  des  oben  Dargelegten  nicht  entscheiden, 
ob  es  in  erster  Reihe  die  Juden  oder  die  Christen  sind,  welche  in  diesem 
Punkt  Muhammed  beeinflußt  haben. 

Ebenso  fraglich  ist  es,  ob  die  Argumentation  ursprünglich  auf 
jüdischem  Boden  entstanden  ist  oder  ob  es  sich  auch  hier  um  eine 
Entlehnung  handelt.  Bekanntlich  ist  die  jüdische  Eschatologic  viel- 
fach von  der  persischen  beeinflußt  worden.  Es  verdient  deshalb  Beach- 
tung, daß  wir  die  ganze  Beweisführung  im  zarathustrischen  Bimdahisch 
wiederfinden.  Im  Kap.  30,  das  von  der  körperlichen  Auferstehung 
der  Toten  handelt,  heißt  es  (V.  4):  »Zarathustra  fragte  Ormazd:  Woraus 
kann  der  Körper  wiederhergestellt  werden,  den  der  Wind  forttrug 
oder  das  Wasser  entführte,  und  wie  wird  die  Auferstehung  vor  sich 
gehen?  (V.  5)  Ormazd  antwortete:  Wenn  ich  den  Himmel  ohne  Säulen, 
in  geistigem  Bestand,  fernbegrenzt,  leuchtend,  aus  Stahl  erschaffen 
habe,  wenn  (Kirch  mich  die  Erde  besteht,  welche  das  leibliche  Leben 
trägt,  und  keiner  sonst  ist,  der  die  Kreatur  erhält,  wenn  durch  mich 
Sonne,  Mond  und  Sterne  am  Firmament  niil  leuchtendem  Körper 
sich  bewegen,  wenn  von  mir  das  Korn  so  erschaffen  ist,  daß  es,  in  die 
Erde  gesät,  hernach  wächst  und  sich  vervielfältigt,  wenn  ich  ver- 
schiedene Farben  in  den  Pflanzen  erzeugt  habe,  wenn  ich  in  die  Pflanzen 


Der  Beweis  für  die  Auferstehung  im  Koran.  6l 

und  andere  Dinge  Feuer  gelegt  habe,  ohne  sie  zu  verbrennen,  wenn 
durch  mich  im  Mutterleib  das  Kind  erzeugt 
und  gebildet  ward,  und  die  besondere  Form  der  Haut,  Nägel, 
des  Blutes,  der  Füße,  Augen  und  Ohren  und  anderer  Dinge  hervor- 
gebracht ward  ....  —  so  war  jedes  von  diesen,  als 
es  von  mir  geschaffen  wurde,  schwieriger  als 
die  Auferstehung  zu  machen,  denn  bei  der  Auferstehung 
kommt  mir  zu  Hilfe,  daß  sie  vorhanden  sind;  aber  als 
sie  gebildet  wurden,  da  war  nichts  da,  aus  dem  es  geworden 
wäre.  (V.  6)  Merke:  Wenn  das,  was  noch  nicht  war,  damals  geschaffen 
wurde,  warum  sollte  man  das  nicht  wieder  hervorbringen  können, 
was  schon  war?  Denn  zu  dieser  Zeit  wird  man  die  Gebeine  vom  Geist 
der  Erde,  das  Blut  vom  Wasser,  die  Haare  von  den  Pflanzen,  das 
Leben  vom  Feuer  zurückfordern,  weil  sie  bei  der  Schöpfung  diesen 
zugesprochen  waren«  (K.  G  e  1  d  n  e  r  s  Übersetzung  in  B  e  r  t  h  o  1  e  t: 
Relig-gesch.  Lesebuch  S.  356). 

Wenn  dieses  ein  Stück  aus  dem  Avesta  wäre,  wäre  der  iranische 
Ursprung  des  Beweises  gesichert.    Leider  ist  aber  Bundahisch,  als  eine 
mittelalterliche    Übersetzung  jetzt  verlorener  Avestanasks,  gerade  zu 
chronologischen  Angaben  nicht  gut  geeignet,   denn  daß  spätere  und 
fremde    Stimmen    hier    mitsprechen,    ist    keineswegs    ausgeschlossen. 
Die    unverkennbaren    iranischen    Züge,    die    im    angeführten    Stücke 
vorkommen,  helfen  uns  deshalb  nicht  viel.    Solche  sind:  die  Auflösung 
der  Leiche  durch  Wind  und  Wasser  (V.  4),  was  der  persischen  Luft- 
bestattung  entspricht;   die  Charakteristik  des  Himmels,   die  sich  im 
Avesta  Yasht  13  wiederfindet;  der  Ausdruck  »leibliches  Leben«  (V.  5); 
das  Feuer  in  den  Pflanzen  und  die  Verteilung  der  körperlichen  Bestand- 
teile  auf   die  Elemente  (V.  6),  welch  letztere  zwei  Punkte  altarische 
Gedanken  sind,  die  sich  auch  in  der  brahmanischen  Literatur  wieder- 
finden.    Das  alles  verleiht  aber  nur  der    Ausführung    des  Ge- 
dankens einen  iranischen  Charakter.    Für  die  Bestimmung  der  Beweis- 
führung selbst  als   einer  iranischen  könnte  allerdings  sprechen,   daß 
gerade  die  körperliche  Auferstehung  von  alters  her  ein  spezifisch 
iranischer   Gedanke   war,    den   wohl    die   Perser   selbst    durch   allerlei 
Klügeleien  hätten  unterstützen  wollen.  —  Da  wir  aber  den  Text  nur 
in    später    Abfassung    haben    (nach    der    muslimischen    Eroberung) 
müssen  wir   auf   das   entscheidende  Urteil  verzichten.      Die  Möglich- 
keit, daß  der   Bundahisch  diese  besondere   Beweisführung   den  Juden 
oder  den  Christen  entlehnt  habe,   ist  nicht  ausgeschlossen. 


Die    Entstehung    der   muslimischen    Reinheits- 
gesetzgebung. 0 

Von 

A.  J.  Wensiiick. 

Das  muslimische  Reinheitsgesetz  hängt,  wie  bekannt  sein  dürfte, 
mit  dem  jüdischen  zusammen.  In  welchem  Grade  aber  ersteres  von 
letzterem  abhängig  ist,  ist  noch  nicht  untersucht  worden.  Eine  der- 
artige Untersuchung  ist  wichtig,  weil  sie  dazu  beiträgt,  den  jüdischen 
Einfluß  auf  das  werdende  islamische  System  bis  in  die  Details  bloß- 
zulegen. In  dieser  Hinsicht  ist  meine  Arbeit  eine  Fortsetzung  von 
Mittwoch's  Abhandlung  über  die  Entstehung  der5a/fl/bestimmungen  2). 
Insofern  sie  ihr  Material  nicht  nur  aus  den  Fi/ehhüchern,  sondern 
(und  zwar  vornehmlich)  aus  den  Traditionssammlungen  schöpft,  ist 
sie  eine  Anwendung  (und,  wie  sich  ergeben  wird,  eine  durchgängige 
Bestätigung)  der  GoLDZiHER'schen  Traditionstheorie. 

Im  wesentlichen  ist  das  muslimische  Reinheitsgesetz  eine  Er- 
leichterung des  jüdischen  3);  es  ist  ein  Zwischending  zwischen  der 
ziemlich  losen  Praxis  der  Zeit  des  Propheten  und  den  Anforderungen 
der  jüdischen  Lehrer  der  ältesten  FakiKs.  Diejenigen  Bestimmungen, 
welche  das  Idjmä^  für  obligatorisch  erklärt  hat,  finden  wir  in  den 
Fikhhnchcrn.  Ihre  Genesis  läßt  sich  nur  mit  Hilfe  von  Mishna  und 
Talmud  einer-  und  Traditionsliteratur  andrerseits  nachspüren.  Betrachtet 
man  mit  Goldziher  letztere  als  den  Niederschlag  der  Prinzipien  der 
verschiedenen  Parteien,  so  ist  dadurch   rlas  Mittel   gegeben  zur  Ent- 


•)  \'on  den  in  diesem  .Artikel  zitierten  Traditionsbüchern  sind  folgende  Drucke  benutzt: 
Mälik,  Muwaita',  mit  Zarkäni's  Kommentar  (Kairo,    1280). 
Abu   Dä'ud,   Sunan  (Kairo,    1280). 

Muslim,  Sa/n/i,  mit  Nawawi's  Kommentar  (Kairo,   1283). 
Nasä'i,  Sunan,  mit  Sujüti's  Kommentar  (Kairo,   1312). 
Tirmidhi,  Sa/n/i  (Kairo,  1292). 

2)  SB  Pr.  Ak.  \V.  1913. 

3)  Das  hat  schon  Bar  Hebräus  gesehen.  Auf  eine  Vergleichung  der  beider- 
seitigen Hauptbestimmungen  läßt  er  folgen:  .  .  .  sodaß  die  Last  des  muslimischen  Gesetzes 
geringer  ist  als  die  des  schweren  jüdischen.     (Ethicon,  ed.  Bedjan,  158.) 


Die  Entstehung  der  muslimischen  Reinheitsgesetzgebung-.  63 

wirrung  eines  sonst  unverständlichen  Chaos  sich  widersprechender 
Mitteilungen,  welche  angeblich  auf  Augenzeugen  zurückgehen.  Fast 
jede  dieser  Äußerungen  läßt  sich  tatsächlich  nur  als  eine  tendenziöse 
Erdichtung  verstehen.  Und  so  kommt  einerseits  die  gewissermaßen 
antinomistische  Tendenz  zu  Worte,  andrerseits  diejenige,  welche  nach 
jüdischem  Vorbilde  die  kultische  Reinheit  peinlich  genau  regeln  und 
den  Muslim  mit  Vorschriften  überbürden  will.  Dazwischen  bewegen 
sich  die  Gemäßigten.  Alle  berufen  sich  auf  die  Praxis  Muhammed's, 
die  »antinomistische«  Partei  wohl  mit  einiger  Berechtigung;  das 
schließt  aber  nicht  ein,  daß  auch  nur  eine  einzige  ihrer  Traditionen 
als  historisch  gelten  darf. 

Wir  eröffnen  die  Untersuchung  mit  einer  Besprechung  desjenigen, 
was  als 

Nadjis  und  Mutanadjdjis 

gilt.  Die  allgemeine  Regel,  welche  dem  System  des  Fikh  zugrunde 
liegt,  ist  sehr  einfach.  Es  gibt  Sachen,  welche  an  sich  unrein  sind 
(nadjis).  Diese  Sachen  verunreinigen  durch  Berührung,  machen  das 
Berührte  verunreinigt  {mutanadjdjis).  Dies  letztere  verunreinigt 
aber  nicht  weiter.  Hier  tritt  schon  zutage,  daß  das  muslimische 
System  eine  Erleichterung  des  jüdischen  ist.  Letzteres  kennt  Quellen 
der  Unreinheit  {Abot  ha  Tum'a),  Unreinheit  ersten  Grades  [Tehilla], 
zweiten  Grades  [Gheni]  usw.  Es  findet  sich  diese  Lehre  schon  in  der 
Bibel.  Lev.  15  z.  B.  ist  die  menstruierende  Frau  nicht  nur  selbst 
verunreinigt,  sondern  sie  verunreinigt  wieder  alles,  worauf  sie  sitzt,  und 
dies  verunreinigt  wieder  jeden,  der  es  berührt.  Dagegen  ist  dem  isla- 
mischen System  zufolge  das  Weib  verunreinigt  (mutanadjdjisa),  ohne 
diese  Verunreinigung  auf  sie  berührende  Personen  zu  übertragen  i). 
Veraleicht  man  die  Sachen,  welche  nach  Islam  und  Judentum  als 
unrein  an  sich  gelten,  so  fehlt  im  erstgenannten  System  auffallender- 
weise der  menschliche  Leichnam,  welcher  im  letztgenannten  zu  den 
Ahot  gehört.  Das  ist  also  eine  w^esentliche  Erleichterung.  Schlägt 
man  aber  die  Traditionsliteratur  auf,  so  findet  man  Äußerungen, 
welche  beweisen,  daß  die  jüdische  Lehre  dem  älteren  Islam  nicht  nur 
bekannt  gewesen  ist,  sondern  daß  sie  auch  ihren  Anhang  gehabt  hat, 
und  zwar  einen  nicht  geringen.  So  sagt  a  1  -  N  a  w  a  w  T  in  seinem  Kommen- 
tar zum  Saklh  des  Muslim:  Ȇber  die  Reinheit  oder  Unreinheit  des 
gestorbenen  Muslims  herrscht  Meinungsverschiedenheit  unter  den 
Gelehrten.  Nach  al-Shäf  i'i  gibt  es  darüber  zwei  Meinungen,  und  die 


I)  Wir  kommen  unten  auf  diesen  Fall  zurück. 


64  A.  j.  Wensinck, 

nach  ihm  richtige  ist,  daß  der  Leichnam  des  Muslims  rein  ist«  ^).  Bie 
Tradition,  welche  letztere  Meinung  ins  Feld  führt,  lautet:  »Der  Muslim 
verunreinigt  nie,  sei  er  lebendig  oder  tot«  2). 

Die  Regel  betreffend  das  Aas  von  Tieren,  ist  ganz  in  Überein- 
stimmung mit  der  jüdischen:  ist  das  Tier  nicht  rituell  geschlachtet 
worden,  so  verunreinigt  sein  Aas.  Das  Aas  von  Kriechtieren  verun- 
reinigt also  im  Islam  wie  im  Judentum.  Man  findet  diese  Regel  be- 
kanntlich schon  Lev.  Ii.  Dort  wird  aber  für  Fische  und  Heuschrecken 
eine  Ausnahme  gemacht  (V.  9 — 12,  22).  Ebenso  im  Islam  3).  Bas 
beweist  so  gut  wie  sicher,  daß  in  diesem  Punkt  das  jüngere  System 
vom  älteren  abhängig  ist.  Was  die  Auffassung  der  Unreinheit  von 
Hunden  und  Schweinen  betrifft,  kann  das  auch  als  sicher  gelten.  — 
Zu  den  Sachen,  welche  durch  Berührung  verunreinigen,  gehören  im 
Islam  wie  im  Judentum  menschliche  Exkremente  4).  Die  Juden 
haben  aber  eine  Ausnahme  gemacht  für  diejenigen  von  Kindern, 
welche  noch  keine  festen  Speisen  genießen,  wie  hervorgeht  aus  der 
TosephtasteWe:  »Man  entfernt  sich  vier  Ellen  von  den  Exkrementen 
eines  kleinen  Kindes,  wenn  es  imstande  ist,  soviel  wie  ein  Zaü  zu 
essen«  5).  Auch  die  Muslimen  haben  eine  leichtere  Verunreinigung 
angenommen,  wenn  sie  von  Säuglingen  herrührte,  wie  in  zahlreichen 
Traditionen  mitgeteilt  wird.  Es  erzählt  z.  B.  eine  gewisse  Umm  Kais, 
daß  sie  ihr  kleines  Kind,  das  noch  keine  Speisen  aß,  zum  Propheten 
brachte.  Der  setze  das  Kind  in  seinen  Schoß,  sodaß  bald  seine  Kleider 
besudelt  waren.  Da  rief  er  um  Wasser  und  benetzte  die  Stelle,  wusch 
sie  aber  nicht  ^). 

Die  Übereinstimmung  in  der  Altersbestimmung  in  beiden  Fällen 
läßt  wieder  auf  Übernahme  schließen. 

Das  W  a  s  c  h  w  a  s  s  e  r. 

Die  Reinigung  geschieht  in  beiden  Religionen  durch  Wasser;  ist 
kein  Wasser  vorhanden,  so  darf  man  Sand  benutzen  7).  Es  ist  wahr- 
scheinlich, daß  Muhammed  letztere  Bestimmung  erst  durch  die  Juden 
hat    kennen    gelernt,    wie    von    Nöldeke-Schwally  ^)    angenommen 


0  I,  412. 
^)ib. 

3)  Minhädj  I.  36. 

4)  Minhäij  I,  36  f.     Berakot,  25  a. 

5)  Berakot  II,   16. 

6)  Miiwa/fa'  I,  114  f.     B  u  k  h  ä  r  I ,  A'.  al-Wiidü^  bäb.  59. 
")  Berakot,  15  a.     Süra  4,  46.     5,  9. 

')  Geschichte  des  Qordns,  I,  S.  199. 


Die  Entstehung  der  muslimischen  Reinheitsgesetzgebung.  ^c 

worden  ist.     Es  ist  aber  möglich,  daß  den  alten  Arabern  diese  Praxis 
schon  bekannt  war. 

Die  Detailfragen  betreffend  das  Waschwasser,  welche  erst  nach 
Muhammed's  Tode  aufgeworfen  worden  sind,  lassen  aber  sicher  auf 
jüdischen  Einfluß  schließen. 

So  wird  den  Muslimen  empfohlen,  die  Wassergefäße  zu  bedecken; 
dasselbe  Mittel  wird  schon  im  Alten  Testament  für  Gefäße  in  einem 
Sterbehause  vorgeschrieben  ^).  Wenn  ein  Insekt  in  (ein  kleines 
Quantum)  Wasser  fällt,  wird  dasselbe  für  rituelle  Zwecke  untauglich; 
derselbe  Fall  wird  schon  Lev.  il,  33  erwähnt. 

Es  gibt  aber  treffendere  Parallelen.  Das  Judentum  schreibt  in 
verschiedenen  Fällen  genaue  Wasserquanta  vor:  bei 
schwerer  Verunreinigung  vierzig  Se^a,  bei  leichter  neun  Kab  -).  Für 
das  Waschen  der  Hände  werden  wieder  andre  Maße  angegeben  3). 
Ebenso  hat  es  im  alten  Islam  Strömungen  gegeben,  welche  für  die 
verschiedenen  Waschungen  genaue  Quanta  vorschrieben.  So  läßt 
man  *Ä'isha  sagen:  »Der  Prophet  pflegte  sich  zu  baden  mit  einem 
5ä'  und  sich  zu  waschen  mit  einem  Mudd  W^asser. «  Und  Umm  'Umärä 
behauptet:  »Der  Prophet  wusch  sich;  da  wurde  ihm  ein  Gefäß  ge- 
bracht, das  zwei  Drittel  Mudd  Wasser  enthielt«  4).  In  anderen  Tradi- 
tionssammlungen werden  wieder  andre  Maße  genannt  5) ;  es  hat  keinen 
W'ert,  sie  hier  aufzuzählen.  Man  sieht  aber,  wie  stark  die  juda'isierende 
Strömung  war.  Man  hat  sogar  Traditionen  erdichtet,  welche  mit 
einer  jüdischen,  im  Talmud  bewahrten  Erzählung  die  größte  Ähnlich- 
keit aufzeigen.  Hier  heißt  es  nämlich,  daß  Rabbi  Nahman  sich  einen 
Krug  machen  ließ,  der  neun  Kab  enthielt,  natürlich  mit  der  Absicht, 
auf  diese  Weise  das  erwünschte  Maß  immer  leicht  feststellen  zu  können^). 
In  den  muslimischen  Traditionsbüchern  finden  sich  ebenso  zahlreiche 
Mitteilungen,  des  Inhaltes,  daß  Muhammed  oder  seine  Frauen  Gefäße 
benutzten,  welche  das  für  die  W^aschung  oder  das  Bad  erforderliche 
Maß  genau  enthielten  7). 

Die  judaisierende  Richtung  im  Islam  hat  aber  den  Sieg  nicht 
davongetragen,  allen  den  zu  Hilfe  gerufenen  Musterwaschungen  des 
Propheten  zum  Trotz.     »Die  Mehrzahl  der  Muslims  sind  der  Meinung, 


')  Tanblh,  ed.  Juynboll,  S.  3.     Nmn.   19,  15. 

-)  Berakot,  22.     Tosephta,  Ber.,  II,  12.     Mishna,  Mikwa^ot,  passim. 

3)  Jadaim,  I,  i. 

4)  Abo  D  ä  '  0  d  ,  Sunan,  I,   10,  24. 

5)  Muslim,  I,  367  ff.     N  a  s  ä '  I ,  I,  20,  23  f.,  64. 

6)  Berakot,  22  a  am  Ende. 

7)  Z.  B.  M  u  s  1  i  m  ,  I,  377. 

Islam.     V.  5 


56  A.  J.  Wensinck, 

daß  das  bei  WuäiT  und  Ghusl  erlaubte  Wasserquantum  nicht  genau 
bestimmt  ist,  sondern  daß  im  ersten  Fall  weniger,  im  zweiten  mehr 
genügt«  ^)  usw.  Nicht  nur  wider  das  genaue  Bestimmen  des  Wasser- 
quantums, sondern  auch  wider  zu  hohe  Quanta  hat  die  freiere  Richtung 
Einspruch  erhoben,  wie  aus  einigen  in  die  eigentümlichen  Formen  ge- 
gossenen Traditionen  ersichtlich  ist.  So  läßt  man  Abu  Dja'far  sagen: 
»Wir  disputierten  eines  Tages  bei  Djäbir  b.  'Abd  Allah  über  den  Ghusl. 
Djäbir  sagte:  Es  genügt  ein  5ä'  Wasser  nach  geschlechtlicher  Ver- 
unreinigung. \\'ir  entgegneten:  Nicht  ein  .Sä',  sondern  zwei!  Da 
antwortete  Djäbir:  Und  doch  genügte  ein  5ä*  für  denjenigen,  der 
besser  war  als  ihr  und  mehr  Einsicht  hatte«  ^). 

Das  Maß  des  Waschwassers  wird  weiter  besprochen  bei  der  Frage 
nach  der  Tauglichkeit  desselben.  Hier  tritt  die  muslimische  Ab- 
hängigkeit von  dem  jüdischen  System  wieder  deutlich  zutage. 

Erstens  haben  wir  die  Frage,  ob  strömendes  oder  stehendes  Wasser 
für  die  Waschungen  gebraucht  werden  soll.  Die  Vorliebe  des  Juden- 
tums für  »lebendes  Wasser«  ist  schon  aus  dem  Alten  Testament  be- 
kannt 3)  und  die  spätere  Literatur  stimmt  mit  der  älteren  natürlich 
überein.  Auch  der  Islam  verwendet  für  das  Reinigungsbad  gerne 
strömendes  Wasser.  Die  Vorschrift  wird  natürlich  Muhammed  in 
den  Mund  gelegt:  »Niemand  von  euch  darf  sich  in  stehendem  Wasser 
baden  nach  geschlechtlicher  Verunreinigung«  4j. 

Zweitens  gibt  es  die  Frage,  in  welchen  Fällen  das  Waschwasscr 
für  kultische  Zwecke  als  untauglich  anzusehen  ist.  Die  Vorschriften 
sind  ziemlich  verwickelt.  Hier  kommt  es  nur  darauf  an,  ob  und  in- 
wiefern dieselben  jüdischerseits  beeinflußt  sind.  Die  Grundgedanken 
der  muslimischen  Bestimmungen  sind  folgende:  Man  darf  Wasser  zu 
rituellen  Zwecken  benutzen,  so  lange  sich  der  Name  »Wasser«  darauf 
anwenden  läßt.  Wird  aber  eine  fremdartige  Substanz  hineingemischt, 
so  sind  zwei  Fälle  zu  unterscheiden: 

a)  Wenn  die  Einmischung  so  stark  ist,  daß  das  Wasser  seinen 
Charakter  verliert,  so  wird  es  untauglich,  b)  Wenn  die  Einmischung 
den  Charakter  des  Wassers  nicht  verändert,  so  bleibt  es  nach  einigen 
tauglich.  Das  Wasser  kann  aber  auch  auf  anderem  Wege  verunreinigt 
werden.     Hier  sind  wieder  zwei  Fälle  zu  unterscheiden: 

a)  Wenn  das  Quantum  mehr  als  zwei  Kulla  beträgt,  so  bleibt  es 
tauglich. 


')  N  a  w  a  w  1  bei  Muslim  I,  376. 

2)  N  a  s  ä '  I ,  I,  46. 

3)  Lev.  15  passim. 

4)  Muslim  I,  351  und  N  a  w  a  w  I '  s  Kommentar  dazu;  N  a  s  ä '  i  I,  45,  63. 


Die  Entstehung  der  muslimischen  Reinheitsgesetzgebung.  67 

b)  Beträgt  das  Quantum  weniger  als  zwei  Kulla,  so  soll  man  bis 
zu  diesem  Minimum  reines  Wasser  beifüllen;  alsdann  ist  das  Ganze 
tauglich  i). 

Diese  Grundgedanken  finden  sich  schon  im  Mishna'ivdk.td.t  Mik- 
wa'ot.  Zur  Vergleichung  möge  folgende  Stelle  genügen:  »Wenn  Wein 
und  Olivensaft  in  das  Waschwasser  hineingeflossen  sind,  so  daß  das  Aus- 
sehen des  Wassers  sich  geändert  hat,  so  ist  das  Wasser  untauglich. 
Wie  soll  er  [der  sich  baden  will]  jetzt  handeln?  Er  soll  warten,  bis 
Regen  fällt  und  dadurch  das  Aussehen  [der  Flüssigkeit]  dem  Aussehen 
von  Wasser  wieder  gleich  geworden  ist.  Waren  aber  vierzig  Se^a 
[im  Gefäß],  so  soll  er  auf  die  Schulter  Wasser  schöpfen  und  hinein- 
gießen, bis  das  Aussehen  der  Flüssigkeit  wieder  Wasser  ähnlich  gewor- 
den ist.  Wenn  Wein  oder  Olivensaft  in  das  Wasser  geflossen  sind, 
und  sein  Aussehen  sich  dadurch  teilweise  geändert  hat,  so  darf  er  sich 
nicht  [in  diesem  Wasser]  baden,  falls  es  weniger  als  vierzig  Se^a  be- 
trägt« 2).  Die  muslimischen  Hauptfragen  betreffend  die  Veränderung 
des  Wassers  und  die  Quantität  desselben  im  Zusammenhang  mit  der 
Veränderung  sind  auch  hier  maßgebend.  Die  Herkunft  der  muslimi- 
schen Theorie  kann  also  kaum  zweifelhaft  sein. 

Merkwürdig  ist  es,  daß  der  Christ  BarHebräus  sich  in  diesem 
Punkte  den  Schwesterreligionen  eng  angeschlossen  hat.  »Die  Rein- 
heit des  Wassers  wird  nach  unserer  Meinung  bestätigt  durch  die 
Unverändertheit  des  Geschmacks,  des  Geruchs  sowie  der  Farbe.  Eine 
offenkundige,  unrein  machende  Veränderung  nämlich  findet  nach  un- 
serer und  anderer  Meinung  statt,  wenn  etwas  Unreines  hineinfällt  in 
Wasser,  das  an  Quantität  weniger  als  500  babylonische  Lifre  beträgt; 
Selbst  wenn  dadurch  Geschmack,  Geruch  und  Farbe  sich  nicht  ändern 
sollten,  so  wäre  das  Wasser  doch  nicht  als  rein,  sondern  als  unrein  an- 
zusehen. Dies  gilt  für  stehendes  Wasser.  Bei  strömendem  Wasser 
wird  aber  nur  soviel  verunreinigt,  als  durch  das  Unreine  berührt  wird; 
sodaß  das  Wasser  kurz  oberhalb  und  weit  unterhalb  der  verunreinigten 
Stelle  bei  schnell  fließendem  Wasser  nicht  verunreinigt  wird«  3). 

Schließlich  wird  im  Islam  wie  im  Judentum  die  Frage  erwogen, 
ob  es  erlaubt  ist,  daß  dasselbe  W^aschwasser  von  zwei  Personen  zur 
rituellen  Waschung  benutzt  wird.  Die  Mishna  antwortet  folgender- 
maßen: »Wenn  hintereinander  zwei  Personen  in  ein  Bad  hinabsteigen, 
in  welchem  genau  vierzig  Se^a  sind,  dann  ist  die  erste  rein,  die  zweite 


I)  Vgl.  Minhädj,  I,  9  ff.     Tanbih,  i  f. 

^)  VII,  3,  4. 

3)  Ethicon,  ed.  Bedjan,  169. 

5* 


^g  A.  J.  Wensinck, 

aber  unrein«  ').  Das  »genau«  soll  dartun,  daß  durch  das  Bad  der  ersten 
Person  das  Wasser  auf  weniger  als  vierzig  Se^a  zusammengeschrumpft 
ist.  Wären  aber  mehr  als  vierzig  Se^a  im  Bade  gewesen,  so  wäre  das 
Wasser  für  eine  zweite  Waschung  tauglich  gewesen. 

Die  muslimische  Lehre  ist  der  jüdischen  merkwürdig  ähnlich. 
al-Nawawi  äußert  sich  über  diesen  Punkt  folgendermaßen:  »Miß- 
billigt  wird   Wasser,    das   schon   zu    einer   obligatorischen   Waschung 

benutzt  worden  ist ;  wenn  aber  das  Quantum  zwei  Kulla  beträgt, 

so  ist  es  rein  .  .  .  .;  denn  zwei  Kulla  Wasser  werden  nicht  verun- 
reinigt durch  Berührung  mit  etwas  Unreinem«  2). 

Dies  ist  die  von  der  shäfi'itischen  Schule  vom  Judentum  über- 
nommene Lehre,  welche  sich  auf  zahlreiche  Traditionen  stützt. 
Daß  diese  Lehre  auf  starken  W'iderstand  gestoßen  ist,  geht  aus  anderen, 
nicht  weniger  zahlreichen  Traditionen  hervor,  welche  sich  natürlich 
auf  Muhammed  berufen.  So  teilt  Ibn  *Abbäs  mit,  daß  der  Prophet 
den  Ghusl  zu  verrichten  pflegte  mit  Wasser,  das  Maimüna  schon  zu 
demselben  Zweck  benutzt  hatte  3).  Auf  gleicher  Linie  stehen  die  Tra- 
ditionen, welche  berichten,  daß  Muhammed  und  seine  Frauen  sich 
gleichzeitig  aus  einem  Gefäß  zu  waschen  pflegten.  In  einer  anderen 
Tradition  wird  noch  hinzugefügt,  daß  sie  sogar  nach  geschlechtlicher 
Verunreinigung  dasselbe  taten  4).  Über  das  verwendete  Wasser- 
quantum äußern  sich  diese  Traditionen  zwar  nicht,  aber  die 
Tendenz  ist  doch  unverkennbar.  Wie  stark  die  Opposition  wider  die 
strenge  Richtung  war,  geht  auch  hervor  aus  angeblichen  Äußerungen 
Muhammeds,  daß  Wasser  durch  nichts  verunreinigt  werden  könne  5). 
Man  läßt  ihn  sogar  Wasser  eines  Brunnens  für  erlaubt  erklären,  in 
den  man  allerhand  Schmutz  hineinzuwerfen  pflegte  ^). 

Das  Bad  {Ghusl). 
Rituelle  Waschungen  sind  dem  arabischen  Heidentume  wohl- 
bekannt gewesen.  Auch  die  ältesten  Muslims  haben,  nach  einer  trefl'cn- 
den,  auch  von  BECKER  angeführten  Bemerkung  7),  ihren  Namen 
»Sabicr«  wohl  ihren  auffallenden  Waschungen  zu  verdanken.  Über 
den  ursprünglichen  Ritus  wissen  wir  aber  nichts.  Wir  können  aus 
den    uns    erhaltenen  Traditionen,    im    Zusammenhang    mit    dem    im 

>)  Mii!wa'ot,WU,6. 
^)  Minhädj,  I,  lo. 

3)  M  u  s  1  i  m  ,  I,  379. 

4)  N  a  s  ä'  I  I,  47. 

5)  N  as  ä'i  I,  62. 

6)  A  b  ü  D  ä '  ü  d  ,  I,  8. 

1)  Die   Religion   in   Geschichte   und  Gegenwart  (hrsg.  von  Schiele  und  Zscharnack), 
Spalte  716. 


Die  Entstehung  der  muslimischen  Reinheitsgesetzgebung.  6q 

Fikh  festgelegten  System,  nur  einige  Schlüsse  ziehen  über  die  Ent- 
wicklung dieser  Institution.  Vielfach  ist  auch  hier  wieder  jüdischer 
Einfluß  nachweislich  wirksam  gewesen. 

a)  Sowohl  in  den  jüdischen  wie  in  den  islamischen  Traditionen 
wird  das  Übergießen  mit  Wasser  betont.  Im  babylonischen  Talmud 
wird  erzählt,  daß  Rabbi  Zera,  als  er  im  Bade  saß,  sich  von  einem  Diener 
habe  übergießen  lassen  ^).  Im  Anschluß  an  diese  Tradition  wird  dann 
die  Diskussion  über  das  Übergießen  weitergeführt.  Schon  die  To- 
sephta  spricht  von  den  neun  Kah,  welche  auf  einen  Kranken  gegossen 
werden  2).  Muslim  hat  verschiedene  Traditionen,  in  welchen 
Muhammed  sagt,  daß  er  sich  beim  Bad  Wasser  auf  den  Kopf  gießt. 
Aus  der  Form  dieser  Traditionen  geht  hervor,  daß  dies  ein  unsicherer 
Punkt  war,  den  man  später  in  Anlehnung  an  die  jüdische  Praxis  auf 
Grund  der  prophetischen  Autorität  hat  feststellen  wollen.  -  Es  wird 
erzählt,  daß  die  Abgesandten  der  Thaklf  zu  Muhammed  sagten:  »Un- 
sere Gegend  ist  kalt.  Wie  sollen  wir  es  mit  dem  Ghusl  anfangen?«  Da 
soll  der  Prophet  geantwortet  haben:  »Was  mich  betrifft,  ich  übergieße 
meinen  Kopf  dreimal«  3).  Nach  einer  anderen  Tradition  unterhielt  sich 
Djubair  b.  Mut*im  einmal  mit  Muhammed  über  den  Ghusl  nach  ge- 
schlechtlicher Verunreinigung;  da  habe  der  Prophet  dasselbe  gesagt  4). 
Auch  über  seinen  Körper  soll  er  Wasser  ausgegossen  haben  5). 

b)  Eine  weitere  Ähnlichkeit  zwischen  dem  jüdischen  Ritus  und 
dem  muslimischen  ist  folgende.  Im  Fikh  wird  vorgeschrieben,  daß 
man  allen  am  Körper  haftenden  Schmutz  vor  dem  Bade  entfernen, 
und  daß  man  sich  die  Haare  entwirren  und  die  Falten  der  Haut  waschen 
soll  ^).  Diese  Vorschriften,  welche  an  sich  schon  verständlich  sind, 
werden  jedoch  von  den  diesbezüglichen  jüdischen  hell  beleuchtet. 
In  der  Mishna  wird  nämlich  die  Lehre  von  den  ]"'lil4in  dargelegt, 
d.  h.  von  den  Dingen,  welche  eine  Trennung  zwischen  dem  Wasser 
und  der  betreffenden  Körperstelle  verursachen.  Z.  B. :  Etwas  am 
Körper  Festgeklebtes  verhindert  die  Waschung  der  bedeckten  Stelle. 
Es  ist  also  vorher  zu  entfernen.  Die  Übersetzung  der  MishnastQWQ 
wird  jeden  von  der  Wahrscheinlichkeit  überzeugen,  daß  die  jüdische 
Lehre  auch  hier  wieder  das  Vorbild  der  muslimischen  gewesen  ist. 
Sie   lautet   folgendermaßen:     »Folgendes   verursacht   beim   Menschen 


2)  Berakol,  22  a  und  weiter. 

2)  Ber.   II,   12. 

3)  Muslim  I,  380. 

4)  ib.     Weiter  A  b  ü  D  ä  '  Q  d  ,  I,  24.     N  a  s  ä  '  I  I,  46. 

5)  M  u  s  1  i  m  I,  374. 

6)  Minhädj  I,  33  f. 


yo  A.  J.  Wensinck, 

Trennung  [zwischen  Körper  und  Waschwasser]:  Schnüre  aus  Wolle 
und  Flachs,  sowie  Bänder  an  den  Köpfen  der  Mädchen.  Es  bemerkt 
Rabbi  Jehuda:  Weder  Schnüre  aus  Wolle  noch  solche  aus  Haar  ver- 
ursachen Trennung,  weil  sie  das  Wasser  in  sich  aufnehmen.  Auch 
bewirken  Trennung  die  gekräuselten  Haare  der  Brust  und  des  Bartes  i), 
das  Interstitium  beim  Weibe,  ein  Geschw^ür  auf  dem  Auge,  eine  Kruste 
auf  einer  Wunde  sowie  ein  Pflaster  darauf,  aufgetrocknete  Flüssigkeit, 
an  der  Haut  klebende  Stücke  Kot  .  .  .  «2). 

Auf  weitere  Ähnlichkeiten  im  Ritus  soll  bei  der  Besprechung  des 
WudÜ*  hingewiesen  werden. 

Wir  haben  weiter  die  Frage  zu  beantworten:  In  welchen  Fällen 
ist  man  zum  Bade  vor  der  Verrichtung  des  Gottesdienstes  verpflichtet } 

1.  Die  geschehene  Kohabitation  verpflichtet  Mann  und  Weib 
zum  Bade  3).  So  auch  schon  in  Lev.  15.  Die  muslimischen  Autoren 
behaupten  aber,  daß  schon  das  arabische  Heidentum  diese  Regel 
kannte.  Das  mag  richtig  sein.  Man  kann  aber  ruhig  sagen,  daß, 
wenn  dies  nicht  der  Fall  gewesen  wäre,  der  Islam  sich  in  diesem  Punkte 
doch  dem  Judentum  angeschlossen  hätte. 

2.  Jede  effusio  seminis  verpflichtet  zum  Bade  4).  In  den  Tra- 
ditionssammlungen findet  man  über  dies  Thema  ähnliche  Haarspal- 
tereien wie  in  der  rabbinischcn  Literatur.  Das  jüdische  Grundgesetz 
kommt  auch  Lev.  15  vor.  Die  Rabbiner  haben  dann  schließlich  auch 
jede  effusio  seminis  als  verunreinigend  betrachtet,  wie  z.  B.  aus 
folgender  MishnasteWt  hervorgeht:  Qui  ejecit  guttas  crassas  e  virga, 
pollutus  est.  —  Qui  noctu  cogitavit  et  surgcns  compcrit  carnem 
suam  calidam  esse,  pollutus  est  5). 

Die  Durchführung  dieser  Vorschrift  ist  im  Islam  aber  auf  Wider- 
stand gestoßen.  Die  Opposition  beruft  sich  auf  *A1I,  für  diese  Materie 
offenbar  eine  geeignetere  Person  als  *Ä'isha.  In  zahlreichen  Tradi- 
tionen wird  er  in  verdrießlicher  Lage  dargestellt,  weil  er  ein  s-\js^  J»>, 
war,  und  sich  nach  der  strengen  Regel  soviel  gebadet  hatte,  bis  ihm  der 
Rücken  »gespaltet«  war.  In  seiner  Not  soll  er  dem  Propheten  die  Sach- 
lage mitgeteilt  und  dieser  soll  ihm  (und  natürlich  jedem  Muslim)  eine 
leichtere  Waschung  erlaubt  haben  ^). 

')Bar    Hebräus   hält  es  für  Weiber  nicht  für  obligatorisch,  beim  Baden  ihre 
Locken  und  Flechten  aufzulösen.    Eihicou,  170. 
i)  Mikii'o'ot  IX,  I,  2. 

3)  Minhädj,  I,  32. 

4)  ib. 

5)  Mikwaot  VIII.  3. 

'•)  A  b  ü  D  ä'  ü  d  ,  I,  21.     N  a  s  ä'  j  ,  I,  36  f.  41. 


Die  Entstehung  der  muslimischen  Reinheitsgesetzgebung.  yj 

Die  Tradition  hat  die  Verpflichtung  zum  Baden  nach  der  effusio 
seminis,  dem  jüdischen  Vorbilde  gemäß,  sogar  auf  Weiber  ausgedehnt  ^). 
Ich  erspare  dem  Leser  die  Übersetzung  der  betreffenden  Stellen.  Hier 
ist  aber  eine  Tradition  anzuführen,  welche  auf  die  zitierten  folgt,  und 
in  ähnlicher  Form  auch  im  Talmud  vorkommt.  Sie  betrifft  die  Frao-e 
was  das  Geschlecht  oder  die  Ähnlichkeit  des  Embryo  bestimmt.  Im 
Talmud  knüpft  sie  sich  an  iolgende  Mishnastelle:  »Ist  eines  Mannes  Weib 
schwanger,  und  sagt  er:  Möge  es  Gott  so  fügen,  daß  meine  Frau  einen 
Knaben  gebäre,  so  ist  dies  ein  eitles  Gebet«  2).  Im  Namen  des  Rabbi 
Jishak  b.  Ami  wird  dann  gesagt  3):  n^N  .HDpJ  Dlbv  nbnn  VmD  li'iN* 
"12T  rn'PT'  nbnn  nyTID.    Die  muslimische  Tradition  lautet  4):    j^s^Jt   tw/s 

.\ä,C^'  ii.^  0-?"  "  (  t^"^  *  ^  ^•♦•■J^'  O*'  -ÄA^i  /  i^s .  3l_4.j!  tL«»,  _lä>JLi 
Außer  dem  Gottesdienste  ist  geschlechtlich  verunreinigten.Personen 
in  beiden  Religionen  auch  die  Beschäftigung  mit  den  heiligen  Büchern 
verboten.  Schon  die  Mishna  sagt:  Der  geschlechtlich  verunreinigte 
denkt  [das  Glaubensbekenntnis 5)]  in  seinem  Herzen;  die  Vorhergehen- 
den und  nachfolgenden  Beraka^s  darf  er  nicht  rezitieren  ^).  Aus  der 
Diskussion,  welche  sich  im  Talmud  an  diese  Stelle  knüpft,  geht  hervor, 
daß  manche  das  Studium  des  Gesetzes  in  diesem  Zustande  auch  unter- 
sagt haben  7).  Auch  im  Islam  hat  dieser  Gedanke  Eingang  gefunden. 
In  den  Traditionsbüchern  finden  sich  zahlreiche  Äußerungen  wie  fol- 
gende: »Der  Prophet  sagte:  Der  geschlechtlich  Verunreinigte  soll 
nichts  aus  dem  Kor^än  rezitieren«  S).  Gegen  diese  jüdische  Vorschrift 
hat  es  aber  auch  wieder  eine  lebhafte  Opposition  gegeben,  welche  auch 
wieder  den  Witwen  des  Propheten  in  den  Mund  gelegt  wird.  'Ä'isha 
soll  gesagt  haben:  Der  Prophet  pflegte  unter  allen  Umständen  den 
Kor'' an  zu  rezitieren  9).  Und  N  a  w  a  w  1  erklärt  in  seinem  Kommen- 
tar zu  dieser  Stelle,  daß  der  Konsensus  sich  im  letzteren  Sinne  aus- 
gesprochen habe.  Aber  noch  heutzutage  ist  es  dem  Djunub  verboten, 
ein  Kor'änexemplav  zu  berühren  ^0). 

Wie  oben  ausgeführt  worden  ist,  ist  der   Islam  dem   Judentum 


0  Muslim  I,  368f  f.    A  b  ü  D  ä  '  ü  d  I,  24.    Miku'o'ot  \1U,  :^  f. 
^)  Ber.  IX,  3. 

3)  Ber.  60  a. 

4)  M  u  s  1  i  m  I,  370  f.     N  a  s  ä  '  I  I,  43. 

5)  d.  h.  die  bekannten  Abschnitte  aus  der  Tora. 

6)  Ber.  III,  4. 

7)  B.   Ber.  21  b. 

ä)  T  i  r  m  i  d  h  i ,   I,   28.     N  a  s  ä  '  I ,   I,   52. 

9)  Muslim  I,  414. 

'°)  JuYNBOLL,  Handbuch,  S.  174. 


7  2  A.  J.  Wensinck, 

nicht  gefolgt  in  der  Auffassung,  daß  Verunreinigung  von  Personen  auf 
Personen  übertragen  werden  kann.  Der  Djunuh  verunreinigt  andere 
also  nicht  durch  Berührung.  Darüber  ist  man  einig.  In  der  Tradi- 
tion sind  wieder  deutliche  Anzeichen  aufbewahrt  von  dem 
Streite,  der  durch  diese  definitive  Einheit  bedeckt  wird.  Man  läßt 
z.  B.  Abu  Huraira  erzählen:  »Ich  traf  den  Propheten  eines  Tages 
auf  einem  Wege  in  Mcdina,  während  ich  geschlechtlich  verunreinigt 
war.  Ich  hielt  inne,  entfernte  mich  und  badete  mich.  Als  ich  zurück- 
kam, fragte  er:  Wo  warst  du  denn,  Abu  Huraira?  Ich  antwortete: 
Ich  war  geschlechtlich  verunreinigt  und  wollte  in  diesem  Zustande 
nicht  bei  dir  sitzen.  Da  sagte  er:  Gott  bewahre,  der  Muslim  macht 
[durch  Berührung]  nicht  unrein«^).  Ähnliches  soll  mehreren  Personen 
begegnet  sein  2).  Man  sieht  durch  diese  erzählende  Form  die  ab- 
wehrende Tendenz  noch  deutlich  liindurch.  Wir  werden  unten  die 
Bekämpfung  dieser  jüdischen  Auffassung  noch  in  einem  anderen  Fall 
finden.  —  Lev.  15,  13,  17  wird  bekanntlich  angeordnet,  daß  verun- 
reinigte Kleider  gewaschen  werden  sollen.  Der  Islam  ist  auch  in  diesem 
Punkte  dem  Judentum  wieder  teilweise  gefolgt.  Die  Frage  wird  in 
der  Tradition  wieder  bis  in  die  unerquicklichsten  Einzelheiten  be- 
handelt. Im  Unterschied  von  der  jüdischen  Vorschrift  ist  im  Islam 
die  Waschung  des  ganzen  Kleides  nicht  obligatorisch.  *Amr  b.  Maimün 
soll  Sulaimän  b.  Jasär  gefragt  haben,  ob  das  ganze  Kleid  oder  aber  die 
verunreinigte  Stelle  gewaschen  werden  sollte.  Dieser  habe  geant- 
wortet: 'Ä'isha  hat  mir  mitgeteilt,  daß  der  Prophet  die  verunreinigte 
Stelle  zu  waschen  und  dann  im  selben  Kleide  zur  Salät  zu  gehen  pflegte, 
während  sie  die  gewaschene  Stelle  deutlich  sehen  konnte  3).  In  an- 
deren Traditionen,  welche  verschiedentlich  gefaßt  sind,  aber  auf  das- 
selbe h-'nauskommen,  sagt  *A'isha,  daß  jedenfalls  nur  sichtbare  Spuren 
zu  waschen  sind  4j.  Auch  läßt  man  den  Propheten  selbst  sagen,  daß 
einfaches  Benetzen  der  Stelle  genügt  5).  Zahlreicher  sind  aber  die 
Aussagen  der  *Ä'isha,  daß  sie  die  Stelle  einfach  abgekratzt  habe  ^). 
Die  Faklh's  sind  über  die  endgültige  Beantwortung  der  Frage  unter 
sich  nicht  einig  gewordm,  wie  al-Tirniidhi  ausdrücklich  hervorhebt?). 
Uns  genügt  es,  auf  rHe  jüdische  Fragestellung  und  den  dadurch  im 
Islam  hervorgerufenen  Streit  hingewiesen  zu  haben. 

')  Abu  Da'  i;  d  I,  23. 

»)  N  a  s  ä'  T  I,  52. 

3)  M  u  s  1  i  m  I,  357. 

4)  Muslim  I,  358.     T  i  r  m  i  d  h  I  I,  25. 

5)  T  i  r  m  i  d  h  ! ,   I  24. 

6)  N  a  s  ä  '  I  I,  56.     T  i  r  m  i  (1  h  I  I,  25. 

7)  I.  24. 


Die  Entstehung-  der  muslimischen  Reinheitsgesetzgebung.  7-3 

Wir  kommen  jetzt  zum  dritten  Fall,  für  welchen  ein  Bad  vor- 
geschrieben ist. 

3.  Die  verschiedenen  Unreinheitszustände  beim  Weibe,  nl.  die 
Regel,  unregelmäßige  Blutungen,  das  Wochenbett.  Diese  Zustände 
verpflichten  auch  das  jüdische  Weib  zum  Bade  i),  und  wie  im  Juden- 
tum ist  auch  im  Islam  während  deren  Dauer  die  Kohabitation  -ver- 
boten -). 

Das  Kleid  der  menstruierenden  Frau  soll  nach  der  jüdischen  Vor- 
schrift gewaschen  werden.  Es  gibt  Traditionen,  welche  der  muslimischen 
Frau  dasselbe  vorschreiben,  für  den  Fall,  daß  das  Kleid  sichtbar  ver- 
unreinigt worden  ist;  sie  werden  wieder  der  *Ä'isha  in  den  Mund  ge- 
legt 3).  Diese  Vorschrift  hat  aber  nicht  allgemeinen  Beifall  gefunden. 
Und  es  ist  wieder  *Ä'isha,  welche  als  Patronin  der  entgegengesetzten 
Meinung  angeführt  wird:  »Jede  von  uns  hatte  nur  ein  Kleid,  und  wenn 
Blut  darauf  kam,  so  benetzte  sie  es  mit  ihrem  Speichel  und  wischte  es 
dann  mit  ihrem  Speichel«  4).  Wenn  aber  das  Kleid  nicht  verunreinigt 
war,  verrichtete  man  darin  die  Salät  wieder,  ohne  es  gewaschen  zu 
haben.  Diese  Meinung  wird  von  einer  anderen  Witwe  des  Propheten, 
der  Umm  Salima,  befürwortet  5). 

Aus  diesen  Diskussionen  geht  hervor,  daß  im  Islam  der  ursprüng- 
liche Zwxck  der  Kleiderwaschung  nicht  mehr  bekannt  war.  Im  Juden- 
tum sollen  die  Kleider,  welche  man  in  unreinem  Zustande  getragen  hat, 
gewaschen  werden,  ob  sie  besudelt  worden  sind  oder  nicht.  Die  Wa- 
schung ist  eben  ein  exorzistischer  Akt,  der  ursprünglich  mit  Sauberkeit 
nichts  zu  tun  hat.  Daher  wusch  man  die  Kleider  auch  vor  der  Teilnahme 
an  heiligen  Zeremonien^);  es  war  der  dem  Kult  fremde  Geist,  welcher 
hinausgetrieben  werden  sollte  7). 

In  anderen  Fragen  als  den  besprochenen  hat  der  Islam  jedoch  der 
judaisierenden  Richtung  nicht  nachgegeben.  Ihre  Spuren  sind  aber 
nicht  ganz  verwischt.  Die  älteren  FaklKs  behandeln  z.  B.  auch 
hier  wieder  die  Frage,  ob,  nach  jüdischem  Vorbilde,  die  Berührung 
einer  Menstruierenden  Verunreinigung  verursacht.  An  erster  Stelle 
ist  eine  stattliche  Reihe  von  Traditionen  anzuführen,  in  welchen 
*Ä'isha  oder  eine  andere  Witwe  des  Propheten  erzählt,  daß  sie  in  jenem 


')  Lev.  12  und  15. 

-)  Lev.  15  und  Süra  2,  222. 

3)  A  b  ü  D  ä '  ü  d  I,  38. 

4)  ib. 

5)  ib.  Zeile  15  ff. 

6)  Ex.   10,   14. 

7)  Vgl.  diese  Zeitschrift,  19 13,  S.  219  ff. 


74  -^'  J'  Wensinck, 

Zustande  Muhammed  zu  waschen  oder  zu  kämmen  pflegte  ^).  Auf 
gleicher  Linie  stehen  andere  Äußerungen  der  'Ä'isha:  »Der  Prophet 
sagte  zu  mir:  Hole  mir  die  Khumra -)  aus  der  Moschee.  Ich  ant- 
wortete: ich  habe  meine  Regel.  Da  sagte  er:  aber  das  hat  mit  deiner 
Hand  doch  nichts  zu  tun«  3).  Noch  herausfordernder  spricht  eine 
andere  Reihe  von  Traditionen,  in  welchen  man  'Ä'isha,  die  eben  für 
alles  herhalten  muß,  erzählen  läßt,  daß  der  Prophet  den  Kor^än  rezi- 
tierte, während  sein  Kopf  im  Schöße  einer  seiner  Frauen  lag,  welche 
ihre  Regel  hatte  4).  Und  so  werden  die  verschiedensten  Situationen 
ausgedacht,  meines  Erachtens  alle  mit  dem  Zwecke,  gegen  die  judai- 
sierende  Richtung  Einspruch  zu  erheben  5).  Noch  eine  dieser  Tradi- 
tionen verdient  angeführt  zu  werden.  'Ä'isha  erzählt:  »Ich  war  ge- 
wohnt, wenn  ich  die  Regel  hatte,  zu  trinken  und  den  Becher  Muham- 
med zu  überreichen.  Der  drückte  seinen  Mund  auf  die  Stelle,  welche 
mein  Mund  berührt  hatte.  Ebenso  klaubte  ich  an  einem  Knochen 
und  gab  ihn  dann  dem  Propheten,  der  seinen  Mund  auf  die  abgenagte 
Stelle  brachte«^).  Wenn  man  nun  bedenkt,  daß  es  in  der  Mishna 
heißt:  »Wenn  aus  einem  Trinkgefäße  zuerst  ein  Unreiner,  dann  ein 
Reiner  trinkt,  so  wird  letzterer  unrein«?)  —  dann  wird  es  unzweifelhaft, 
wohin  die  Spitze  dieser  Äußerung  gerichtet  ist. 

In  dieser  Frage  hat  der  Islam  sich  also  stark  ablehnend  verhalten.  \ 

Nach  N  a  w  a  w  i  ist  nur  die  Berührung  der  Gegend  zwischen  Nabel 
und  Knie  bei  einer  Menstruierenden  verboten.  Er  fügt  aber  selbst 
hinzu,  daß  dies  Verbot  nicht  allgemein  anerkannt  wird  S). 

Bei  der  Behandlung  einer  anderen  diesbezüglichen  Frage  hat  sich 
der  Islam  wieder  ganz  dem  Judentum  angeschlossen,  nl.  der  Frage, 
was  unter  Haid  begriffen  werden  soll.  »Auch  das  Gelbe  und  Trübe  ist 
//azW«,  sagt  N  a  w  a  w  i9).  Das  ist  mishnisch:  »Fünf  Blutarten  beim 
Weibe  sind  unrein:  das  rote,  das  schwarze,  das  gelbe,  das  trübe  und 
das  rötliche«  1°).  Weiter  kann  man  über  diesen  Punkt  noch  die  Tradi- 
tionsbücher nachlesen  ^^). 

")  M  u  sl  i  m  I.  363. 

-)  Nach  Nawawl  das  Tuih.  auf  welchem  man  den  Sudjüd  verrichtete. 

3)  Muslim  I,  363.     N  a  s  ä  '  T  I,  52  f.  * 

4)  Muslim  I,  364.    Abu  Dä'üd  I,  26.    Nasä'i  I,  67  f.  1 
;)  Man  vergleiche  noch  A  b  ü  D  ä '  ü  d  I,  27.     N  a  s  ä  '  i  I,  54.  67. 

6)  Muslim  I,  364.     N  a  s  ä '  I  I,  23. 

7)  Mikwa'ot  I,  I. 

«)  Minhädj  I,  52  f. 

9)  ib.   I,  54. 
'°)  JSidda,  II,  6. 
")  z-  B.  A  b  ü  D  ä  '  ü  d  I,  29.     X  a  s  ä  '  i  I,  45. 


Die  Entstehung  der  muslimischen  Reinheitsgesetzgebung.  75 

Das  jüdische  Gesetz  achtet  die  Unreinheit  der  Blutflüssigen 
der  der  Menstruierenden  gleich  ^).  Diese  Ansicht  ist  vom  Islam  ab- 
gelehnt worden,  insofern  die  mustahäda  als  leicht  verunreinigt  gilt '^). 
Daß  man  übrigens  über  diesen  Punkt  unter  sich  lange  uneinig  gewesen 
ist  und  die  Vorschriften  sehr  verschieden  gewesen  sind,  ist  aus  den 
betrefTenden  Traditionen  ersichtlich  3). 

Am  längsten  dauert  die  Unfähigkeit  zur  Teilnahme  am  Kultus 
bei  der  Wöchnerin,  nl.  durchschnittlich  vierzig  Tage  4).  Das  ist  gerade 
die  Anzahl  Tage,  welche  für  die  jüdische  Frau  festgesetzt  war,  welche 
einen  Knaben  geboren  hatte  5). 

Es  gibt  noch  weitere  Fälle,  in  welchen  der  Islam  ein  Bad  vor- 
schreibt oder  empfiehlt:  z.  B.  den  Übergang  zum  Islam  6)  und  den 
Freitag  7).  Auch  im  Judentum  war  die  Proselytentaufe  üblich  S)^ 
sowie  das  Baden  vor  dem  Sabbat  9).  Die  Proselytentaufe  könnte 
natürlich  auf  christliches  Beispiel  zurückgehen,  im  Zusammenhang 
mit  dem  Gesagten  ist  das  jedoch  weniger  wahrscheinlich. 


'ö' 


Die  Waschung  ( Wiidü^) . 

Neben  dem  Ghusl  kennt  der  Islam  eine  leichtere  Waschung, 
welche  Gesicht,  Hände  und  Füße  umfaßt.  Auch  das  Judentum  kennt 
diese  Erleichterung  des  Bades.  Sie  kommt  schon  in  der  Mishna  vor: 
»Zehn  Personen  dürfen  sich  mit  einem  Linnentuch  Gesicht,  Hände  und 
Füße  abtrocknen«  1°).  Auch  ist  es  beachtenswert,  daß  im  Traktat 
Jadahn,  das  über  die  Waschung  der  Hände  handelt,  die  Rede  ist  vom 
Gefäß,  in  welchem  die  Füße  gewaschen  werden  ").  Noch  deutlicher 
spricht  aber  der  Talmud:  »Rab  sagte:  So  war  die  Gewohnheit  des 
Rabbi  Jehuda  b.  El'ai:  Am  Vorabend  des  Sabbats  brachte  man  ihm- 
ein  Gefäß  mit  warmem  Wasser;  darin  wusch  er  sich  Gesicht,  Hände 
und  Füße«  12).  Das  hat  natürlich  vorbildliche  Bedeutung.  Daß  diese 
Waschung  als  eine  Erleichterung  des  eigentlichen  Bades  gilt,  geht  aus 
einer  anderen  Stelle  hervor:    »Komm  und  höre:    man  hat  [am  Sabbat] 

1)  Lev.  15,  25  ff. 

2)  Minhäij  I,  53  f. 

3)  A  b  ü  D  ä '  ü  d  I,  30  ff.     N  a  s  ä  '  i  I,  45. 

4)  Mitihädj  I,  58.     D  ä  r  i  m  I ,  Cod.  Lugd.,  Warner  364,  fol.  74. 

5)  Lev.  12,  I — 4. 

6)  A  b  ü  D  ä  '  ü  d  I,  38 ;  z.  B.  N  a  s  ä  '  i  I,  40  f. 

7)  A  b  ü  D  ä '  ü  d  I,  37.     Minhäij  I,  1 74. 

8)  Pesakim,  VIII,  8. 

9)  Shabbät,  fol.  25  a. 
1°)  Shabbät  XXII,  5. 
")  IV,  I. 

")  B.  Shabbät,  fol.  25  b. 


76  A.  J.  Wensinck, 

nur  das  Waschen  von  Gesicht,  Händen  und  Füßen  erlaubt.    Mit  Wasser 
das  vom  vorigen  Abend  her  aufgewärmt  wurde«  ^). 

Die  Abhängigkeit  des  Islam  erstreckt  sich,  wie  man  sieht,  sogar 
bis  auf  die  Reihenfolge:  Gesicht,  Hände,  Füße.  Aber  auch  bei  den 
einzelnen  Handlungen  ist  die  Gleichheit  der  beiden  Religionen  über- 
raschend: 

a)  Der  Muslim  fängt  die  Waschung  an  mit  einem:  Im  Namen 
Gottes,  des  barmherzigen  Erbarmers  2).  Die  badende  jüdische  Frau 
hat  eine  Beraka  zu  sagen,  bevor  sie  untertaucht.  Eine  ältere  Autorität 
als  der  Shiil/i an  \4rük  ^)  ist  mir  dafür  nicht  bekannt,  aber  solche 
Gebräuche  beruhen  sicher  auf  viel  älterer  Praxis. 

b)  Der  Muslim  gibt  der  rechten  Körperseite  den  Vorrang  4).  Den 
Juden  ist  bei  der  Morgenwaschung  (und  somit  auch  wohl  bei  den 
anderen  rituellen  Waschungen)  dasselbe  vorgeschrieben  5). 

c)  Der  Muslim  verrichtet  die  einzelnen  Handlungen  je  dreimal  ^). 
In  talmudischer  Zeit  war  das  bei  den  Juden  schon  gebräuchlich,  w'ie 
hervorgeht  aus  einer  Diskussion,  in  welcher  die  Rede  ist  vom  bösen 
Geist,  der  morgens  auf  den  ungewaschenen  Händen  sitzt.  Dann  heißt 
es:  »Es  wird  erzählt,  daß  Rabbi  Natan  sagte:  Das  [nl.  der  Dämon] 
ist  die  Bat  Horim  und  sie  bleibt  zornig  [sitzen],  bis  man  die  Hände 
dreimal  gewaschen  hat«7j. 

Daß  das  dreimalige  Waschen  im  Islam  eine  Neuerung  gewesen  ist, 
geht  hervor  aus  den  Traditionen,  welche  sich  diesem  Ritus  wider- 
setzen. Wahrscheinlich  fand  man  die  Wiederholung  zu  beschwerlich. 
Man  beruft  sich  z.  B.  auf  Abu  Huraira,  der  den  Propheten  diese 
Handlungen  je  nur  zweimal  verrichten  sah  ^).  Aber  auch  dies  war 
einigen  zu  viel,  und  ihnen  soll  Ihn  'Abbäs  den  Wik/iV  des  Propheten 
vorgemacht  und  dal)ci  jede  Handlung;  nur  einmal  vcrrirhtrt  haben  9). 
Überhaupt  scheint  sich  die  pünktliche  Waschung  nur  beschwerlich 
haben  einführen  lassen.  Der  Fikh  gestattet  denn  auch  in  einigen 
Fällen  eine  Erleichterung,  welche  bekanntlich  darin  besteht,  daß  man 
die  Füße  nicht  wusch;  man  benetzte  nur  die  Schuhe.  Dies  soll  Muham- 
med  auf   Reisen  erlaubt  haben  ^°).     Nach    anderen  Traditionen    aber 

')  ib.,  fol.  40  a. 
*)  Minhäij,  I,  26. 

3)  Jore  De'a,  Hilkot  Nidda,  §  200. 

4)  Minhäij,  I,  27. 

5)  Ora/i  /,/aijim  §  4. 

6)  Mwhäij  I.  27. 

7)  Shabbät,  fol.  109  a. 

»)  Abu  Dä'üd  I,  14. 

9)  ib. 

■o)  N  as  ä'  1  I,  32. 


Die  Entstehung  der  muslimischen  Reinheitsgesetzgebung.  77 

soll  es  immer  erlaubt  gewesen  sein.  Einige  dieser  Traditionen  sind  be- 
merkenswert. Djarir  b.  *Abd  Allah  soll  den  Wuäü^  verrichtet  und 
sich  dabei  die  Schuhe  benetzt  haben  [ohne  die  Füße  zu  waschen]. 
Man  fragte  ihn:  Du  benetzest  nur.?  Er  antwortete:  So  sah  ich  den 
Propheten  tun.  Da  wunderten  sich  die  Leute  über  diese  Aussage 
Djarir's.  Seine  Bekehrung  fand  kurz  vor  Muhammed's  Tode  statt  ^). 
Durch  diese  letzte  Bemerkung  will  man  der  Berufung  auf  eine  andere 
Praxis  des  Propheten  vorbeugen.  N  a  s  ä  '  i  gibt  eine  ganze  Reihe 
von  Traditionen,  welche  alle  diese  Tendenz  deutlich  aussprechen. 
Nach  einigen  soll  man  Muhammed  den  WudiV  in  der  angegebenen 
Weise  haben  verrichten  sehen,  nach  anderen  soll  er,  darüber  be- 
fragt, geantwortet  haben:   »Es  steckt  nichts  Übles    drin<<2). 

Die  strenge  Partei  hat  es  aber  an  Gegenbeweisen  nicht  fehlen 
lassen  und  dabei  das  wirksamste  Motiv,  die  Furcht  vor  der  Hölle, 
aufgerufen.  Man  läßt  den  Propheten  sagen,  daß  er  am  Auferstehungs- 
tage seine  Leute  daran  erkennen  wird,  daß  sie  glänzen  durch  die  vielen, 
genauen  Waschungen  3).  In  anderen  Traditionen  sagt  er:  »Wehe 
den  [ungewaschenen]  Fersen  wegen  des  Höllenfeuers«.  Einigemal 
wird  noch  hinzugefügt:     »Seid  also  nicht  karg  mit  dem  Wasser«  4j. 

Wir  kommen  jetzt  zu  der  Frage,  in  welchen  Fällen  die  Waschung 
vorgeschrieben  ist. 

a)  Nach  der  Verrichtung  der  Notdurft  und  der  Ausscheidung 
anderer  Exkremente. 

Dieselbe  Regel  galt  schon  im  Judentum,  wie  der  Talmud  bezeugt: 
»Rabbi  Johanan  sagte:  Wer  gesinnt  ist,  das  Joch  des  Himmel- 
reiches vollkommen  auf  sich  zu  nehmen,  der  verrichte  seine  Notdurft,. 
wasche  sich  die  Hände,  lege  die  TephiUin  an  und  rezitiere  dann  Shema^ 
und  Tephilla«  5). 

Die  Bestimmungen  über  die  Reinigung  sind  in  ihrer  Über- 
einstimmung mit  den  jüdischen  hier  schon  früher  mitgeteilt  w^orden  ^). 
Es  können  aber  noch  einige  neue  Daten  hinzugefügt  werden. 

Es  ist  dem  Muslim  verboten,  das  rituelle  Gebet  zu  verrichten, 
wenn  er  seine  Notdurft  verrichten  muß  7).  Dieselbe  Vorschrift  kommt 
schon  im  Talmud  vor:  »Wer  seine  Notdurft  verrichten  muß,  darf  das 
Gebet  nicht  verrichten«^). 

')  N  a  s  ä  '  i  I,  31. 

2)  N  a  s  ä '  i  I,  32.     A  b  ü  D  ä  '  ü  d  I,  16  f. 

3)  MumaUa',  I,  59,  69. 

4)  M  u  s  1  i  m  I,  317  f.     N  a  s  ä  '  1  I,  30. 

5)  Berakot,  fol.  15  a. 

6)  Diese  Zeilschr.,  I,  S.  lOi. 

7)  Abu  D  ä»  ü  d  I,  10. 
^)  Berakot,  fol.  23  a. 


ng  A.  J.  Wensinck, 

Der  Muslim  darf,  wenn  er  in  den  K/iala'  eintritt,  nichts  bei  sich 
haben,  worauf  der  Gottesname  geschrieben  ist  ^).  Den  Juden  war 
bei  dieser  Gelegenheit  verboten,  die  Tephillin,  auf  welchen  bekanntlich 
auch  der  Name  geschrieben  war,  bei  sich  zu  behalten:  »Unsere  Lehrer 
lehrten:  Wer  in  den  Abtritt  hineingeht,  der  lege  seine  Tephillin  auf 
einer  Distanz  von  vier  Ellen  ab,  und  trete  dann  hinein«  2). 

Dem  Muslim  ist  vorgeschrieben,  sitzend  zu  urinieren  3).  In  einer 
Tradition  bei  N  a  s  ä '  1  heißt  es,  daß  bei  den  alten  Arabern  dies  aus- 
schließlich weibliche  Sitte  war  4).  Man  hat  dem  Muslim  aber  erlaubt 
dabei  zu  stehen,  wenn  er  sich  auf  einem  weichen,  sandigen  Boden  be- 
findet. Eine  Partei  ist  damit  jedoch  nicht  einverstanden.  Sie  läßt 
*Ä'isha  sagen:  »Wenn  euch  jemand  erzählt,  daß  der  Prophet  stehend 
zu  urinieren  gewohnt  war,  so  schenkt  ihm  keinen  Glauben;  er  pflegte 
es  nie  anders  als  sitzend  zu  tun«  5). 

Diese  Vorschrift  ist,  wie  von  vornherein  zu  erwarten  war,  auch  von 
der  jüdischen  Seite  angeregt  worden,  da  sie,  sowie  die  erwähnte  Aus- 
nahme, schon  im  Talmud  vorkommt:  »Rabba  b.  Samuel  sagte  im 
Namen  des  Rabbi  Uaija:  Man  darf  nicht  anders  als  sitzend  urinieren. 
Es  sagte  Rab  Kahena:  Aber  auf  lockerer  Erde  darf  man  dabei  stehen«^;. 

Nach  jüdischem  Vorbild  hat  man  auch  angeordnet,  daß  der  Mus- 
lim beim  Verrichten  seines  Bedürfnisses  die  Kibla  weder  annehmen, 
noch  ihr  den  Rücken  zuwenden  soll.  Gegen  diese  Neuerung  ist  aber 
auch  Einspruch  erhoben  worden,  natürlich  wieder  mit  Berufung  auf 
Muhammed.  Ibn  'Omar  erzählt,  daß  er  einmal  auf  das  Dach  des 
Hauses  seiner  Schwester  Haf§a  hinaufgestiegen  war.  Er  schaute 
hinab  und  sah  den  Propheten  sitzen,  das  Gesicht  nach  Norden,  den 
Rücken  nach  der  Kibla  gekehrt  7).  Es  gibt  mehrere  Traditionen  in 
diesem  Sinne  ^).  Man  spürt  den  jüdischen  Einfluß  auch  darin,  daß 
man  bei  dieser  Gelegenheit  sich  auch  nicht  nach  Jerusalem  wenden  darf  9). 

b)  Nach  Schlaf  oder  Ohnmacht.  Für  die  Belegstellen  und  die 
Erklärung  dieserVorschrift  kann  auf  dieseZeitschrif  t'°)  verwiesen  werden. 


')  A  b  ü  D  ä '  n  d  I,  3  f.     Minhädj  I,  18. 

»)  Der.,  fol.  23  a. 

3)  T  i  r  m  i  d  h  I  ,  I,  4. 

*)  I,   II  f. 

5)  Muslim  I,  443. 

6)  IV,  S.  221  ff. 

7)  N  a  s  ä  '  i  I,  II. 

8)  Ber.,  fol.  40  a. 

9)  M  u  s  1  i  m  I,  443. 

'o)  A  b  ü  D  ä '  ü  d  I,  3.     N  a  s  ä '  i  I,  1 1. 


Die  Entstehung  der  muslimischen  Reinheitsgesetzgebung.  70 

c)  Nachdem  man  die  Haut  eines  Weibes  berührt  hat  ^).  Man 
könnte  diesen  Fall  vergleichen  mit  der  Vorschrift  des  Badens  nach  der 
Kohabitation.  Aber  es  ist  doch  nicht  unwahrscheinlich,  daß  hier 
jüdische  Diskussionen  maßgebend  gewesen  sind.  Im  Talmud  wird 
nämlich  eingehend  die  Frage  besprochen,  ob  man  das  Shema''  rezi- 
tieren darf,  während  man  die  Haut  seiner  Frau  berührt.  Manche 
Autoritäten  verneinen  sie.  Und  dann  geht  Rabbi  Jishak  weiter  und 
erklärt  das  Betrachten  (und  natürlich  vielmehr  das  Berühren)  der 
Haut  eines  Weibes,  wenn  die  Stelle  auch  nur  eine  Hand  breit  sei,  für 
'"llrl^  ^)-  Es  würde  wundernehmen,  wenn  bei  dieser  Anschauung 
die  Berührung  dieser  ^Erwa  keine  Waschung  .vor  dem  Gebet  nach  sich 
ziehen  würde.  Daß  die  genannten  Diskussionen  den  Muslims  bekannt 
gewesen  sind,  erhellt  aus  einer  Tradition,  in  welcher,  genau  wie  im 
Talmud,  die  Frage  besprochen  wird,  ob  man  dieSalät  verrichten  darf, 
wenn  man  sich  mit  einer  Frau  unter  einer  Decke  befindet  3).  Wie  im 
Talmud  finden  sich  auch  hier  Meinungen  für  und  wider. 

d)  Nach  Berührung  der  Scham  4).  Auch  diese  Bestimmung 
rührt  nicht  von  Muhammed  her,  wie  geschlossen  werden  darf  aus  einer 
Äußerung  des  'Orwa  b.  al-Zubair-  gegenüber  Marwän  b.  al-Hakam, 
in  welcher  er  sagt,  daß  er  dieselbe  nicht  kennt  5).  Auch  sonst  findet 
sich  Opposition  dagegen  ^).  Das  kann  nicht  w^undernehmen,  weil  die 
Vorschrift  offenbar  jüdischerseits  angeregt  worden  war.  Die  jüdischen 
Gesetzeslehrer  haben  das  Berühren  der  Scham  streng  verpönt.  Es 
erzählt  Rabbi  Zära:  »Ich  sah,  wie  Rabbi  Abahu  seine  Hand  nach 
seiner  Scham  hin  legte,  ich  weiß  aber  nicht,  ob  er  sie  berührt  hat. 
Es  ist  klar,  daß  er  sie  nicht  berührt  hat.  Denn  es  wird  gelehrt:  Wer 
beim  Urinieren  sein  Glied  anfaßt,  für  den  gilt  es,  als  ob  er  die  Sintflut 
auf  die  Erde  gebracht  hätte«?). 

Schließlich  ist  ein  Teil  der  Fakih's  dazu  gekommen,  die 
Waschung  vor  jeder  Salät  für  obligatorisch  zu  erklären. 
»Es  herrscht  Meinungsverschiedenheit  bezüglich  der  Frage,  ob 
die  Waschung  obligatorisch  ist  für  jeden,  der  die  Salät  verrichten 
will,  oder  aber,  ob  sie  speziell  für  den  Verunreinigten  obliga- 
torisch   ist.     Einige  der  älteren  Fakih's  haben  die  Frage  im  erstge- 


1)  Minhädj  I,  1 5  f. 

2)  Ber.,  fol.  24  b. 

3)  A  b  ü  D  ä '  ü  d  I,  38  f. 

4)  Minhädj,  I,  15. 

5)  Muwatld'  I,  79.     N  a  s  ä '  i  I,  37  f. 

6)  Abu  Da' üd  I,  18. 

7)  Shabbäi,  fol.  41  a. 


80        A.  J.  Wensinck,  Die  Entstehung  der  muslimischen  Reinheitsgesetzgebung. 

nannten  Sinne  beantwortet«  ^).  Nach  a  1  -  N  a  w  a  w  i  selber  ist  es 
empfehlenswert,  sich  vor  jeder  Salät  zu  waschen.  Auch  in  Traditionen 
wird  diese  Streitfrage  behandelt.  Anas  b.  Mälik  soll  auf  eine  be- 
treffende Frage  geantwortet  haben,  daß  der  Prophet  sich  zwar  vor 
jeder  Salät  wusch,  »wir  aber  pflegten  aWeSaläi's  nach  einer  Waschung 
zu  verrichten«  2).  Ein  anderer  erzählt,  daß  Muhammed  am  Tage,  als 
Mekka  eingenommen  wurde,  alle  fünf  Saläfs  nach  einer  Waschung 
verrichtet  habe.  *Omar  sagte  darauf:  Ich  sehe  dich  etwas  tun,  das 
ich  von  dir  zu  sehen  nicht  gewohnt  bin.  Da  habe  der  Prophet  geant- 
wortet: Ich  habe  es  absichtlich  so  getan  3).  Der  Sinn  der  letzten 
Worte  ist  offenbar:  »Ich  habe  so  gehandelt,  damit  es  künftig  anderen 
auch  ireistehe«.  Man  denkt  dabei  an  Tannaiten,  welche  in  einem 
wichtigen  Kasus  sich  hüten,  so  oder  so  zu  handeln,  »damit  keine 
Halaka  entstehe«. 

Auch  bei  den  Juden  der  talmudischen  Zeit  kam  die  Händewaschung 
vor  jedem  Shema''  (und  wahrscheinlich  Tephilla)  vor,  wie  man  wohl 
schließen  darf  aus  der  Mitteilung,  daß  Rab  die  Hände  zu  waschen 
pflegte,  die  Beraka  hersagte,  Unterricht  erteilte,  die  Tephillin  anlegte 
und  das  Shema'-  rezitierte  4).  Und  auch  aus  der  späteren  Zeit  ist  die 
Gewohnheit  bekannt.  Wie  in  anderen  Fällen,  haben  die  Muslims 
es  auch  hier  nicht  an  Opposition  fehlen  lassen.  Typisch  für  diese 
Richtung  ist  die  Äußerung  eines  Mannes,  der  'Ä'isha  befragte  über  die 
Haltung  des  Propheten  in  einem  namhaft  gemachten  Kasus.  Als  die 
allwissende  Witwe  antwortete:  »Muhammed  handelte  das  eine  Mal  so, 
das  andere  Mal  so«  —  rief  er  aus:  »Gott  sei  Dank,  daß  Er  uns  in  dieser 
Materie  Spielraum  gelassen  hat«  5).  Schließlich  sei  noch  auf  eine 
Klasse  von  Traditionen  hingewiesen,  in  welcher  die  Frage  erwogen 
wird,  ob  man  sich  nach  einer  warmen  Mahlzeit  ^)  oder  nach  dem 
Essen  von  Kamelfleisch  7)  zu  waschen  hat,  und  ob  man  es  in  gewissen 
Zuständen  vor  der  Mahlzeit  zu  tun  hat  S).  Wenn  man  an  die  jüdi- 
schen Waschungen  vor  und  nach  der  Mahlzeit  und  das  Verbot  des 
Kamelfleisches  denkt,  kann  man  jüdischen  Einfluß  auch  auf  diese 
Fragestellungen  kaum  verneinen. 

')  N  a  w  a  w  I  bei  M  u  s  i  i  m  I,  302. 
J)  Abu  Da' üd  I,  17  f. 

3)  ib.,  I,  iS. 

4)  Ber..  fol.  14  b. 

5)  iU.v.y>^!  j.    JoL>    ij:ÄJ'    ^Jl    ^\.«._->-Ji  Nasä'I  I,  46. 

6)  Muslim  I.  398  fT.,  Nasä'i  I,  39f.  Abu  Da' üd  I,  19  f.  Muwalla'  I, 
54  ff- 

7)  M  u  sl  i  m  I,  401.     A  b  Q  D  ä' Q  d  I,  19. 

8)  M  u  s  1  i  m  I,  366.     Nasä'i  I,  32,  50. 


Steuerpacht  und  Lehnswesen. 

Eine  historische  Studie  über  die  Entstehung  des  islamischen  Lehns- 
wesens. 
Von 

C.  H.  Becker. 

Vorbemerkung:  Die  vorliegende  Arbeit  ist  ursprünglich  als  Vortrag 
gedacht  und  verzichtet  deshalb  auf  ausführliche  Scheidung  zwischen  alten  und  neuen 
Gedanken.  Sie  ist  gleichzeitig  entstanden  mit  dem  Artikel  »Egypten«  in  EI  Bd.  II,  wo 
manche  Gedanken  weiter  ausgeführt  und  belegt  sind.  Wenn  auch  der  geistige  Aufbau 
und  die  meisten  Belege  durchaus  mein  eigen  sind,  fühle  ich  mich  oft  mehr,  als  im  einzelnen 
anzugeben  ist,  im  Material  wie  in  der  Fragestellung  abhängig  von  zwei  großen  Vorgängern, 
die  ich  hier  dankbar  nenne: 

1.  SiLVESTRE  DE  Sacy,  Siir  hl  natuve  et  les  revolutions  du  droit  de  propriete  terri- 
toriale en   Egypte.     Institut  Royal  de  France  I,  V,  VII. 

2.  A.  VON  Kremer,  Über  das  Einnahmebudget  des  Abbasiden- Reiches  vom  Jahre 
2,06  H  (918 — 919).     Wien  1887. 

Beide  Werke  sind  nicht  zitiert,  da  sie  durchweg  zugrunde  liegen.  Auch  sonst  habe 
ich  nur  die  für  die  Hauptgedankenentwicklung  wichtigen  Ausführungen  belegt;  denn 
ich  wollte  mich  davor  bewahren,  mich  auf  dem  immensen  Gebiet  der  islamischen  Wirt- 
schaftsgeschichte zu  verlieren.  Auch  ist  mancher  Nebengedanke  noch  reine  Hypothese.  — 
Ein  ven\'andtes  Thema  behandelt  die  kleine  Arbeit  von  Aron  Gurland,  Grundzüge  der 
muhammedanischeji  Agrarverfassung  und  Agrarpolitik  (Dorpat  1907).  Ohne  nähere  Aus- 
einandersetzung gebe  ich  hier,  was  dieser  Arbeit  nach  meiner  Meinung  fehlt.  Meine  Be- 
handlung des  abendländischen  Lehnswesens  ist  durch  eine  Korrespondenz  mit  F.  Keutgen 
entscheidend  beeinflußt  worden,  wofür  ich  auch  hier  meinem  alten  Hamburger  Kollegen 
den  herzlichsten  Dank  ausspreche. 


Das  abendländische  und  das  morgenländische  Lehnswesen  ent- 
wickeln sich  aus  ganz  verschiedenen  ideellen  Voraussetzungen  und 
wirtschaftlichen  Bedingungen,  und  trotzdem  haben  die  geschicht- 
lichen Notwendigkeiten  zu  ganz  analogen  Erscheinungen  geführt. 
Daß  die  Ähnlichkeiten  aber  nur  äußerlicher  Natur  sind,  wird  die  Dar- 
stellung gerade  der  Entstehungs  geschichte  deutlich  machen. 
Die  entscheidende  Wendung  in  der  Entwicklung  des  orientalischen 
Lehnswesens  fällt  ungefähr  in  die  Kreuzzugszeit,  doch  muß  man  sich 
wohl  hüten,  nach  einer  abendländischen  Anregung  zu  suchen.     Um- 

Islnm.     V.  fy 


32  C.  H.  Becker, 

gekehrt  darf  man  auch  nicht  den  Orient  als  Vorbild  Europas  heran- 
ziehen. Auf  dem  Gebiete  des  Rittertums  liegen  Abhängigkeiten  vor, 
aber  nicht  auf  dem  des  Lehnswesens.  Schon  die  zeitgeschichtlichen 
Grundlagen  des  Staats-  und  Wirtschaftslebens  zeigen  die  völlig  ver- 
schiedenen Voraussetzungen,  aus  denen  in  Ost  und  West  das  Lehns- 
wesen entsteht.  Das  abendländische  Lehnswesen  ist  doch  im  wesent- 
lichen der  Versuch  einer  Lösung  des  Rüstungsproblems 
in  einem  hauptsächlich  n  a  t  u  r  a  1  w  i  r  t  s  c  h  a  f  1 1  i  c  h  fundierten 
Staate.  Wo  bei  Hebung  des  Wirtschaftslebens  im  Abendland  sich 
Ansätze  von  Geldwirtschaft  zeigen,  erscheint  auch  sofort  das  strikte 
Lehnswesen  durchbrochen.  Der  Lehnsträger  erhält  Beamteneigen- 
schaft. Wo  die  Geldwirtschaft  fehlt  oder  sich  nur  im  internationalen 
Güteraustausch  und  auf  einigen  beschränkten  Gebieten  betätigt,  sind 
Beamte  und  vor  allem  Soldaten  nur  durch  Beleihung  mit  Land  zu 
beschaffen.  So  ist  das  abendländische  Lehnswesen  recht  eigentlich 
das  Kind  der  speziell  mittelalterlichen  W^irtschaftsverhältnisse.  Die 
Antike  mit  ihrer  Geldwirtschaft  war  von  der  mittelalterlichen  Natural- 
wirtschaftsbarbarei abgelöst  worden,  und  aus  der  Naturalwirtschaft 
erwuchs  das  Feudmn. 

Ganz  anders  im  Orient.  Man  kann  es  nicht  oft  genug  betonen, 
daß  der  Kalifenstaat  die  Tendenzen  der  ausgehenden  Antike  weiter- 
führt, ja  er  zeigt  inseiner  Blütezeit  Wirtschaftsformen,  die  sich  unmittel- 
bar vor  der  Gründung  des  arabischen  Reiches  aufzulösen  schienen. 
Die  Wirtschaftsform  des  Omajjaden-  und  'Abbäsidenstaates  war  die 
Geld  Wirtschaft.  Natürlich  hatte  das  Kalifenreich  wie  die 
Antike  ebensowenig  reine  Geldwirtschaft  wie  das  abendländische 
Mittelalter  reine  Naturalwirtschaft,  aber  die  Geldwirtschaft  überwog. 
Es  gab  Gold-  und  Silberwährung  mit  stark  schwankendem  Wechsel- 
kurs I).  Die  Einkünfte  des  Staates  aus  den  Zöllen  kamen  in  Geld  und 
in  Naturalien  ein.  Bei  den  Steuern  überwog  das  Geld.  Naturalien 
wurden  nur  für  direkte  Verpfiegungsbedürfnisse  requiriert.  Selbst 
Leiturgien  und  Militärlasten  wurden  unter  Umständen  durch  Geld 
abgelöst.  Die  Beamten  und  Soldaten  erhielten  Geldlöhnung  und 
daneben  Verpflegungsrationen  in  Naturalien.  Schon  die  berühmten 
Dotationen  *Omar's  sind  uns  in  Geldquoten  überliefert.  Erhaltene 
Ausgabebücher  zeigen  im  häuslichen  Kleinbetrieb  durchweg  Geld- 
wirtschaft. Auch  die  ungeheure  Masse  uns  noch  heute  erhaltener 
Geldsorten  aus  der  Kalifenzeit  bestätigt  die  zahlreichen  Schrift - 
stellerangabcn   von   einem    Überwiegen   der   Gcldwirtschaft. 

')  Vgl.  die  Arbeit  von  Hofmeier,  Bd.  IV,  97  fE. 


Steuerpacht  und  Lehnswesen.  g^ 

Gewiß  kannte  auch  die  Kalifenzeit  noch  nicht  durchweg  die  Be- 
deutung des  Geldumsatzes  im  Sinne  des  Kapitalismus;  das  Thesau- 
rierungsprinzip  war  im  großen  Stile  —  auch  für  Naturalien  —  aus- 
gebildet, der  Privat-  und  besonders  der  Staatshandel  bediente  sich 
auch  in  weitem  Maße  des  Naturalienaustausches,  ja  Pfeffer  erscheint 
gelegentlich  als  Wertmesser,  aber  die  intensive  Ausbildung  des  Kom- 
mandit-  und  Genossenschaftswesens,  der  allgemeine  Gebrauch  von 
Scheck  und  Wechsel  im  staatlichen  Abrechnungswesen  wie  im  Handel 
beweisen  zur  Genüge  die  geldwirtschaftliche  Basis.  Das  ganz  große 
Geldgeschäft  des  Kalifenreiches  aber  vollzog  sich,  wie  zur  Zeit  der 
Antike,    auf    dem    Gebiete    der     S  t  e  u  e  r  p  a  c  h  t. 

Dies  Erbe  der  Antike  ist  nun  im  Islam  die  Wurzel  der  Wirtschafts- 
form der  Ikfä'-ät,  die  man  als  Parallelerscheinung  des  abendländischen 
Lehnswesens  bezeichnen  kann.  Im  Islam  ist  ja  so  manch  spätantikes 
Gut  bis  in  die  Gegenwart  lebendig  geblieben.  So  ist  der  Orient  auch 
seine  Praktoren  erst  mit  Abschaffung  des  türkischen  Lehnswesens 
im  19.  Jahrhundert  losgeworden.  Sie  haben  ihren  Charakter  aller- 
dings im  Laufe  der  Jahrhunderte  etwas  verändert,  aber  die  geschicht- 
liche  Kontinuität   läßt   sich    nachw^eisen. 


Die  Araber  haben  bekanntlich  den  bei  der  Eroberung  vorgefundenen 
Verwaltungsapparat  auf  byzantinischem  und  sassanidischem  Boden 
zunächst  unverändert  übernommen.  Hier  wie  dort  sind  Großgrund- 
besitzer für  sich  und  die  in  Dorfgemeinschaft  wohnenden  Kolonen 
dem  Staate  gegenüber  für  die  Rente  des  Landes  verantwortlich  ^). 
Die  persischen  Dihkane  werden  sich  von  den  ägyptischen  Pagarchen 
kaum  unterschieden  haben.  Sie  hatten  nicht  nur  wirtschaftliche, 
sondern  auch  staatsrechtliche  Funktionen.  Es  ist  nun  noch  nicht  klar, 
ob  und  in  welcher  Weise  diese  Verhältnisse  bei  Übernahme  der  Herr- 
schaft durch  die  Araber  abgeändert  werden.  Jedenfalls  findet  eine 
außerordentliche  Stärkung  der  Regierungsgewalt  statt,  da  die  Araber 
mit  lässigen  Steuerzahlern  keinen  Spaß  verstanden.  Andererseits 
wußten  die  Araber  wenig  von  der  Technik  der  Verwaltung  und  blieben 
so  über  ein  Jahrhundert  lang  von  den  eingeborenen  Steuerbeamten 
abhängig.  Viele  der  mächtigen  Großgrundbesitzer  waren  aber  natur- 
gemäß geflohen,  die  Domänen  des  Kaisers  und  des  Khosrau  frei  ge- 
worden, so  daß  eine  Fülle  von  ertragsfähigem,  ja  gerade  von  dem 
ertragsreichsten    und    gewiß    auch    mit    Kolonen    intensiv    besiedelten 

i)  Vgl.  besonders  M.  Gelzer,  Studien  zur  byzantinischen  Verwaltung  Ägyptens  (Leipz. 
Hist.  Abh.  XIII). 

6* 


84  C.  H.  Becker, 

Lande  zur  Verfügung  stand.  Dies  Land  wurde  nun  von  den  arabischen 
Großen  unter  staatlicher  Sanktion  okkupiert.  Daher  die  ungeheuren 
Besitztümer  der  islamischen  Führer.  Sie  führten  den  Namen  Dai^a, 
Dijä\  d.  h.  Landgüter,  und  galten  als  erbfähiges  Eigentum,  das  aber 
natürlich  steuerpflichtig  war  ^). 

Durch  die  islamische  staatsrechtliche  Konstruktion  ist  der  Tat- 
bestand der  Frühzeit  später  arg  verdunkelt  wor.den.     Hier  seien  nur 
die  für  unsere  Aufgabe  entscheidenden  Tatsachen  fixiert.    Die  einzelnen 
Provinzen  zahlten  feste  Tribute,   von   denen  aber  allerlei  abgezogen 
werden  durfte.     Die  Stärke  der  Regierung  zeigte  sich  nun  darin,  daß 
politische  und  finanzielle  Verwaltung  scharf  getrennt  waren.     Neben 
dem  militärischen  Amir  stand  der  von  ihm  unabhängige  ^Amil,  d.  h. 
der  Chef  des  Finanzwesens.    Letzterer  war  meist  Pächter  des  Charädj, 
d.  h.  des  Gesamteinkommens  der  Provinz.     Er  hatte  sich  durch  seine 
Unterschrift  auf  einen  bestimmten  Betrag  verpflichtet.     Sicher  belegt 
ist    dieser   Zustand   für    die   frühe    *Abbäsidenzcit    (a  1  -  K  i  n  d  T    ed. 
GuEST  109).    Da  der  ^Ämil  der  einflußreichere  Beamte  war,  ging  natür- 
lich das  Streben  der  meisten  Emire  dahin,  daß  ihnen  auch  die  Finanz- 
verwaltung unterstellt  werde.      Zur  Zeit   der   ungebrochenen    Stärke 
der    Zentralgewalt    war    das    auch    ohne   Gefahr    durchführbar,    aber 
sobald  die  Autorität  von  Bagdad  zu  schwinden  begann,  war  die  Ver- 
bindung beider  Ämter  der  Anfang  selbständiger  Staats-  und  Dynastie- 
bildung.    Am  deutlichsten  läßt  sich  das  im  9.   Jahrhundert  bei  der 
ägyptischen   Gründung   der  Tülünidendynastie  verfolgen.      Jahrelang 
kämpft  der  Tülünidc  Ahmed  um  die  Übertragung  auch  der  Finanz- 
gewalt, und  sobald  er  sie  in  Händen  hat,  ist  es  mit  dem  Einfluß  Bagdads 
zu  Ende.     Ein  eigenes  Reich   ist  entstanden,  das  selbst  den  gering- 
fügigen Tribut  bald  zu  zahlen  unterläßt.     Dies  Beispiel  ist  typisch  *). 
Auf  diese  Weise  hat  sich  dann  später  das  Kalifenreich  in  seine  Bestand- 
teile aufgelöst.     Man  könnte  nun  solche  Übertragungen  selbständiger 
Statthalterschaften  auch   einen  Lehnsvorgang   nennen,   und   man  be- 
zeichnet   sie   auch    auf   arabisch    tatsächlich    mit    dem    gleichen   Wort 
Ikfä^  3),  aber  man  würde  dadurch  doch  nur  einen  sehr  unvollkommenen 
Eindruck  von  dem  islamischen  Lehnswesen  erhalten.    Ihm  unterliegen 
nämlich     nicht    nur    die    verschiedenen    großen    Provinzen,     sondern 

')  Schon  von  Kremer,  Streifzüge,  von  Wellhausen,  Das  arabische  Reich,  und  vom 
Verfasser  öfters  behandelte  Zustände. 

■)  Vgl.  meine  Beiträge  II,   154  ff. 

3)  Man  spricht  aber  auch  von  Takabbul  bei  ganzen  Ländern,  z.  B.  Fragmenta  ed. 
DE  GoEjE  361,  resp.  von  Damän  (a  1  -  K  i  n  d  I  ed.  Guest  109).  Natürlich  war  es  nur 
eine  Steuerpacht  im  großen.  Selbst  bei  regulärer  Ablieferung  der  Pachtsumme  war  der 
Nutzen  groß. 


Steuerpacht  und  Lehnswesen,  g  - 

innerhalb  derselben  hat  sich  die  Institution  wohl  nach  dem 
gleichen  Prinzip,  aber  unter  anderen  Verhältnissen  entwickelt,  und 
gerade  hier  liegen  gewisse  Berührungen  mit  dem  abendländischen 
Lehnswesen. 

Wir  haben  schon  gesehen,  daß  die  arabischen  Herren  früh  Groß- 
grundbesitz erwarben,  und  diese  Landschenkungen  fanden  auch  weiter- 
hin statt.  Man  nannte  ein  solches  Grundstück  KatV-a,  ihre  Gesamtheit 
Katä^i'-,  im  *Iräk  auch  Sawäji.  Es  waren  das  die  oben  charakterisierten 
Staatsdomänen,  zu  denen  alles  Öd-  und  Sumpfland  sowie  die  Agri 
deserti  [Mawät)  gerechnet  wurden.  Eine  genaue  Untersuchung  ihres 
Regimes  hat  ergeben  i),  daß  es  sich  hierbei  um  eine  der  Emphyteuse 
nah  verwandte  Institution  handelt.  Der  alte  Staatsrechtslehrer  Abu 
J  ü  s  u  f  (S.  32  ff.)  hat  erklärt,  man  dürfe  sie  nur  als  Eigentum  ver- 
geben und  keinem  anderen  übertragen,  so  lange  der  Erstbelehnte  noch 
Erben  habe  und  für  die  Bestellung  Sorge  trage.  Lasse  er  aber  das 
Land  brach  liegen,  so  verliere  er  sein  Recht.  Es  handelt  sich  also 
deutlich  um  eine  Erbpacht  unter  fiskalischen  Gesichtspunkten,  ähnlich 
wie  bei  der  Emphyteuse.  In  der  Praxis  aber  wurden  diese  Güter  als 
Eigentum  empfunden,  da  sie  ebenso  wie  die  Emphyteusegüter  ver- 
käuflich waren.  Der  Staat  hatte  nur  das  Interesse,  daß  die  Rente 
richtig  bezahlt  wurde;  aber  um  die  juristische  Theorie,  die  diese  Lände- 
reien nur  als  Erbgut  vergeben  wissen  wollte,  hat  er  sich  nicht  ge- 
kümmert, sondern  seine  Domänen  auch  kurzfristig  oder  auf  Lebens- 
zeit verliehen.      Auch   diese   Belehnung  nannte  man   Iktä*^. 

Neben  diesen  Landgütern  KatäH^  oder  Dijä'-  stand  nun  das  in 
den  überkommenen  Verhältnissen  gebliebene  übrige  Land,  das  in 
Dorfgemeinschaften  zerfiel,  die  kumulativ  steuerpflichtig  waren.  Die 
Steuerverwaltung  schied  nun  zwischen  den  Großgrundbesitzern  und 
diesen  dörflichen  Gemeinschaften,  obwohl  beide  zu  dem  gleichen 
Steuerbezirk  gehörten  ^).  Diese  Steuerbezirke  wurden  nun  ebenso 
verpachtet  wie  die  Erträge  ganzer  Provinzen.  Zwar  warnt  der  ge- 
nannte Abu  J  ü  s  u  f  S.  60  ff.  dringend  vor  der  Steuerverpachtung, 
deren  ganze  Schäden  er  aufdeckt,  aber  gerade  diese  Detailkenntnis 
der  Schäden  beweist  —  und  zahlreiche  unabhängige  Nachrichten 
bestätigen  es  — ,  daß  die  Steuerverpachtung  (Ta^bil)  auch  für  kleine 
Bezirke,  ja  für  einzelne  Dörfer  die  Regel  war.  Der  Steuer- 
pächter und  der  Emphyteuticarius  oder  ara- 
bisch   Mui^fa'^    standen    sich    nun    tatsächlich    sehr 


I)  ZA.  XVIII,  301  ff. 

*)  Erhellt  deutlich  aus  den  Steuerrubriken  des  von  Kremer  veröffentlichten  'Abbä- 
sidenbudgets. 


36  C.  H.  Becker, 

nahe;  denn  es  besteht  kaum  ein  Unterschied  zwischen  einem  Steuer- 
pächter, der  die  Steuern  mit  Gewalt  eintreiben  konnte,  und  einem 
Privatmann,  der  unter  staatlichem  Schutz  für  die  Steuer  seiner  vom 
Staat  in  Pacht  oder  Erbpacht  erhaltenen  Ländcrcien  aufkommt.  Die 
eigentlichen  Steuerzahler  waren  in  beiden  Fällen  die  Kolonen  {Akara, 
Fellähün);  Mukfa^  und  Steuerpächter  sind  nur  die  Mittelglieder  zwischen 
Bauer  und  Staat.  Hier  mag  nun  die  Handhabung  in  den  einzelnen 
Ländern  des  Kalifenreiches  verschieden  gewesen  sein  ^),  in  Ägypten 
jedenfalls  gehen  diese  beiden  Klassen  völlig  ineinander  über.  Aber 
auch  in  den  Ostprovinzen  zeigen  sich  Ansätze  zu  Übergängen.  Wenn 
irgendein  hoher  Beamter  ein  schönes  Landgut  besaß,  so  strebte  er 
danach,  auch  die  Steuererhebung  des  betreffenden  Bezirkes  zu  er- 
halten (a  1  -  S  ä  b  I  ed.  Amedroz  S.  394  pu).  Dann  war  es  bei  der 
orientalischen  Lotterwirtschaft,  die  den  Mächtigen  nicht  einmal 
zu  Steuerzahlung  heranzuziehen  wagte,  nur  selbstverständlich,  daß 
die  Besitztümer  allmählich  anwuchsen,  und  Steuerpacht-  und  Erb- 
pachtgebiete ineinander  übergingen,  ein  Vorgang,  der  mit  der  Ver- 
schmelzung von  Allodial-  und  Lehnsgut  im  Abendland  zu  vergleichen 
wäre. 

Aber  alles,  was  wir  bisher  kennen  gelernt  haben,  ist  doch  nur 
Pacht  oder  Beleihung  gegen  Rente.  Es  mochte  wohl  als  Beneficiiim 
empfunden  werden,  doch  wo  bleibt  das  Homagiiim,  die  Vasallität, 
die  doch  erst  mit  dem  Beneficium  zusammen  den  üblichen  Begriff  des 
Feiidum  ergibt.?  Der  Muk/a'-  und  der  Steuerpächter  hatten  Geld 
abzuliefern,  darin  bestand  ihre  Verpflichtung.  Hatten  sie  nun  auch 
militärische  Aufgaben ?  Nein  —  ursprünglich  nicht. 
Darin  besteht  meines  Erachtens  der  Hauptunterschied  zwischen 
östlichem  und  westlichem  Lehnswesen,  daß  im  Abendland  das  Be- 
dürfnis nach  Heeresfolge  überhaupt  erst  zur  Vergebung  von  Bene- 
fizien  geführt  hat,  während  im  Islam  das  Militär  sich 
erst  nachträglich  und  m  i  ß  b  r  ä  u  c  h  1  i  c  li  in  das 
bestehende  B  e  n  e  f  i  z  i  a 1 w  e  s  e  n  hineingedrängt 
hat.  Erst  weil  man  der  Verhältnisse  nicht  anders  Herr  werden  konnte, 
hat  man  an  die  okkupierten  Benefizien  die  Pflicht  der  Heeresfolge 
geknüpft.  Zum  Verständnis  dieses  Prozesses  müssen  wir  etwas  weiter 
ausholen. 


>)  Manche  Einzelheit  ist  mir  noch  ganz  unklar,  so  vor  allem  das  Verhältnis  zwischen 
Steuerbeamten  und  Steuerpächtern;  es  hat  etwas  Mißliches,  sich  diese  Verhältnisse  nach 
Analogie  der  von  der  französischen  Expedition  vorgefundenen  Zustände  vorzustellen, 
aber  es  ist  beim  Fehlen  genauerer  Nachrichten  vorerst  der  beste  Weg. 


Steuerpacht  und  Lehnswesen.  87 

Das  alte  Kalifenreich  war  eine  Militäraristokratie,  doch  spielte 
das  soldatische  Element  nicht  entfernt  die  Rolle  wie  später,  als  Büjiden 
und  Seldjüken  die  Geschicke  des  Reiches  bestimmten.  Den  Höhe- 
punkt seiner  Militarisierung  erreichte  der  Orient  unter  den  Mamlüken. 
Die  arabischen  Truppen,  mit  denen  die  Welt  erobert  wurde,  waren 
stammweise  organisiert,  hatten  ihre  Listen  und  empfingen  feste  Bezüge 
in  bar  und  in  Naturalien.  Außerdem  partizipierten  sie  an  der  Kriegs- 
beute. Diese  freien  selbständigen  Söhne  der  Wüste  waren  aber  ein 
schwer  disziplinierbares  Korps,  und  so  schritten  schon  die  frühen  *Abbä- 
sidenkalifen  dazu,  sich  türkische  Sklaven  zu  kaufen,  die  ohne  Anhang 
ein  gefügiges  Werkzeug  in  der  Hand  des  Despoten  schienen.  Als  man 
von  ihnen  genug  hatte,  schaffte  man  die  arabischen  Truppen  ab,  d.  h. 
man  entzog  den  verschiedenen  Stämmen  einfach  ihre  bisherigen  Dota- 
tionen. Das  war  im  Jahre  218/833.  Man  schuf  nun  in  einzelnen  Pro- 
vinzen Eingeborenenregimenter  [Muwalladün) ,  die  militärische  Haupt- 
macht aber  bestand  aus  türkischen  Sklavengarden.  Der  Prozeß  ist 
oft  geschildert,  wie  diese  Prätorianer  unter  skrupellosen  Generalen 
allmählich  die  Herrschaft  an  sich  reißen,  und  Kalifen  und  Regierung 
zum  Spielball  in  ihren  Händen  werden.  Am  meisten  kam  es  ihnen 
aber  auf  reichliche  Geldmittel  an,  und  rücksichtslos  begannen  sie, 
sich  die  Einkünfte  des  Staates  anzueignen.  Sie  fragen  dabei  nicht 
lange  nach  Ordnung  und  Gesetz,  nach  Steuer-  und  Leistungsfähigkeit, 
sondern  sie  nahmen  das  Geld,  wo  sie  es  bekamen,  und  zerstörten  so 
die  Quellen,  aus  denen  die  Staatseinnahmen  flössen.  Diese  zunehmende 
Militarisierung  des  Staates  führt  zu  einer  wachsenden  Anarchie.  Ihr 
ist  der  wirtschaftliche  Rückgang  des  Orients  in  erster  Linie  zuzu- 
schreiben. Man  kann  es  an  der  politischen  Einteilung  der  Provinzen 
mit  Händen  greifen.  Die  einzelnen  Bezirke  werden  immer  größer, 
weil  der  gleiche  Verwaltungsapparat,  der  früher  bei  intensiverer  Be- 
wirtschaftung und  dichterer  Bevölkerung  kaum  genügt  hatte,  jetzt 
für  ein  mehrfach  größeres  Gebiet  ausreichte  ^).  Es  liegt  auf  der  Hand, 
daß  diese  Neugestaltung  der  Dinge  verhängnisvoll  gerade  für  das 
Benefizienwesen  sein  mußte.  Wie  die  Entwicklung  sich  im  einzelnen 
vollzog,  soll  nacheinander  für  das  'Irak  und  für  Ägypten  gezeigt  werden. 

Zunächst  sind  selbstverständlich  die  türkischen  Generale  unter 
die  Großunternehmer  gegangen.  Sie  übernahmen  als  Emphyteuticarii 
großen  Grundbesitz  und  als  Steuerpächter  weite  Distrikte.  Die  von 
ihnen  fälligen  Summen  zahlten  sie  dann  häufig  nicht  oder  erst  wenn 
sie  mit  Gewalt  dazu  gezwungen  wurden.     Die  gewöhnlichen  Soldaten 


I)  EI  Bd.  II,  10. 


gg  C.  H.  B  e  c  k  e  r , 

blieben  vorerst  bei  ihrer  Löhnung,  aber  als  die  manchmal  nicht  recht- 
zeitig ausgezahlt  werden  konnte,  verpfändete  man  ihnen  den  Ertrag 
gewisser  Distrikte.  Schließlich  schritt  man  im  4./10.  Jahrhundert 
dazu,  sie  an  der  bisher  vorwiegend  von  Zivilpersonen  besorgten  Steuer- 
pachtung zu  beteiligen,  immer  natürlich  unter  der  Voraussetzung, 
daß  sie  die  erforderlichen  Gebühren  zahlten,  und  nur  der  bei  dem 
Geschäft  gewöhnlich  abfallende  Verdienst  ihnen  als  Löhnung  an- 
gerechnet werden  sollte.  In  der  Praxis  war  das  aber  gar  nicht  durch- 
führbar. Die  Zustände  unter  dem  Büjiden  Mu*izz  al-Daula  schildert 
uns  Ibn  al-Athir  VIII,  342  (vgl.  Ibn  Chaldün  III,  421 
unter  dem  Jahr  334/945)  folgendermaßen  ^):  »Das  Heer  haderte  wider 
Mu'izz  al-Daula  Ibn  Büja  und  wurde  aufsässig.  Da  garantierte  er 
ihnen  ihre  Löhnung  zur  festgesetzten  Zeit  und  sah  sich  nun  selber 
gezwungen,  die  Leute  zu  bedrücken  und  Geld  in  illegaler  Weise  flüssig 
zu  machen.  Er  belehnte  seine  Generale  und  Genossen  mit  sämtlichen 
Ortschaften,  die  der  Regierung  oder  Privaten  gehörten.  Dadurch 
wurden  die  meisten  Finanzbehörden  beschäftigungslos,  und  die 
Steuerbeamten  gaben  die  Arbeit  auf.  Das  Land  aber  war  Wüste 
wegen  des  ständigen  Kriegszustandes,  der  Teuerung  und  Plünderung. 
Die  Generale  nahmen  sich  die  blühenden  Ortschaften,  und  deren  Blüte 
W'uchs  noch  unter  ihrer  Verwaltung,  und  ihr  Ertrag  stieg  wegen  ihres 
Ranges,  aber  Mu*izz  al-Daula  konnte  nichts  davon  (für  den  Staat) 
profitieren.  Was  aber  die  gewöhnlichen  Soldaten  übernommen  hatten, 
das  wurde  unter  ihnen  noch  öder,  und  sie  gaben  es  zurück,  verlangten 
Ersatz  und  erhielten  ihn.  Auch  vernachlässigten  sie  die  Instand- 
haltung der  Wasserplätze  und  Wege,  und  sie  wurden  unbenutzbar  und 
viele  gingen  ein.  Die  junge  Mannschaft  der  Lehnsträger  griff  nun  zu 
allerlei  Bedrückung,  sie  erhoben  die  Rente  pränumerando,  und  wenn 
der  Ertrag  nicht  voll  wurde,  ergänzte  man  ihn  durch  Vermögens- 
konfiskation.« 

Wenn  man  diesen  Bericht  liest,  muß  man  sich  der  Warnungen 
Abu  J  ü  s  u  f's  erinnern,  der  vor  der  Verwendung  undisziplinierter 
Soldaten  bei  der  Steuerpacht  aus  Gründen  abrät,  die  hier  Wirklichkeit 
geworden  sind  und  auch  schon  zu  seiner  Zeit  naheliegend  gewesen 
sein  müssen.      Schon  hier  sei  darauf  aufmerksam,  gemacht,   daß  die 

')  Gerade  als  dies  Manuskript  in  die  Druckerei  geht,  erhalte  ich  die  schöne  Studie 
von  AMEDROz,Abbasid  Admivistraiion  in  its  Decay  from  the  Tajarib  al-Umam  JRAS  Oct.1913 
p.  823  ff.  Hier  ist  die  der  obigen  Ibn  a  1  -  A  t  h  I  r -Stelle  zugrunde  liegende  Quelle  in 
Text  und  Übersetzung  mitgeteilt.  Da  unser  Gedankengang  durch  das  neue  Material  nicht 
beeinflußt  wird,  ver^veise  ich  nur  auf  diese  für  eine  eingehendere  Untersuchung  grund- 
legende   Stelle   aus    den    TaJjärib   al-umam. 


Steuerpacht  und  Lehnswesen,  8q 

Verschiedenheit  zwischen  Amir-  und  Soldatenlehen,  die  sich  hier  zeigt, 
I  1/2  Jahrhunderte  später  in  Ägypten  zutage  tritt.  Noch  aber 
ist  der  Lehnsträger  eigentlich  nur  Steuer- 
garant. Er  bleibt  allerdings  die  fällige  Steuer  schuldig,  aber  der 
Staat   hat   noch   nicht  endgültig  auf  sie  verzichtet. 

Das  erfolgt  erst  unter  den  Seldjüken  etwa  150  Jahre  später.    Die 
ganze   Zwischenzeit   ist   erfüllt   von   einem   verzweifelten   Kampf   der 
Regierung,  die  Truppen  wieder  aus  den  Benefizien  herauszubekommen. 
Interessante  Nachrichten    hat    hierüber    der   wichtige,    von  Amedroz 
veröffentlichte    Hiläl    al-Säbi    (S.   278,  392,  394).      Sobald  die 
Regierung,    einigermaßen    erstarkt    ist,    sucht    sie    die    Soldatenlehen 
aufzulösen   und   durch   feste    Soldzahlungen   zu    ersetzen.      Aus   dem 
Jahre  390/1000  werden  solche  Fälle  berichtet.     Aber  die  Verhältnisse 
waren  stärker  als  die  Kraft  der  in  diesen  Dingen  klug  gewordenen 
Regierung.      Der   Mißbrauch  wurde   Regel,    und   die   Staatseinkünfte 
flössen  statt  in  die  Kassen  der  Regierung  direkt  in  die  Taschen  der 
Militärs,    mögen    sie    nun    als    Steuerpächter    oder   Großgrundbesitzer 
funktioniert    haben.       Da     erhob     dann     endlich     in     dem 
konsolidierten    Seldjüken  reich    bald  nach  dem    Jahr 
480/1087    der    g  r  o  ß  e  W  a  z  1  r  N  i  z  ä  m    a  1  -  M  u  1  k    d  e  n  M  i  ß  - 
brauch    zum    Gesetz,    strich  aber  damit  auch  gleichzeitig  die 
Löhnung.  Jetzt  wurde  die  Staatskasse  legal  ausgeschaltet.    Der  General 
oder  der  Soldat  —  sie  waren  allmählich  wohl  ausschließlich  zu  Trägern 
der  Benefizien  geworden  —  hatten  ein  Recht  nicht  nur  auf  den  Unter- 
nehmergewinn bei  der  Steuereintreibung,  sondern  auch  auf  die  Steuer 
selbst.     Dafür  waren  sie  dann  zur  Heeresfolge  verpflichtet.     Die  ent- 
scheidende Quellenstelle  lautet  bei  Imäd    al-Din   al-Isfahänl, 
bearbeitet  von    al-Bondärl    (ed.  Houtsma  S.   58),  der  sich  des 
geschilderten   Zusammenhangs  wohl   bewußt    ist,    folgendermaßen  i) : 
»Es  war  üblich,  das  Geld  im  Lande  zu  erheben  und  dann  den  Truppen 
auszuzahlen.     Ein  Iktä''  (d.  h.  jetzt  in  dem  neuen  Sinn)  war  vordem 
unbekannt.  Nun  sah  Nizäm  al-Mulk,  daß  die  Gelder  von  den  Ländereien 
nicht   einkamen,   weil   sie   in  Unordnung  waren  und  daß  ein   Ertrag 
von  ihnen  nicht  sicher  war,  weil  sie  in  schlechtem  Zustand  waren. 
Deshalb  verteilte  er  die  Ländereien  als  Lehen  an  die  Truppen  und 
setzte  sie  ihnen  als  Rente  und  Einkommen.    Nun  hatten  sie  das  größte 
Interesse  an  ihrer  Blüte,  und  in  kürzester  Zeit  waren  sie  wieder  im 
besten  Zustand.« 

Gewiß  war  es  ein  großer  Unterschied,  ob  man  Raubbau  an  fremdem 


')  Vgl.  auch   Chital   I,   95,   25. 


QQ  C.  H.  Becker, 

Eigentum  trieb  oder  ob  man  sein  eignes  Hab  und  Gut  verwaltete; 
aber  ohne  die  Erstarkung  der  Staatsgewalt  unter  den  Seldjüken  wäre 
diese  Neuerung  wohl  kaum  von  so  glücklichem  Erfolge  begleitet  ge- 
wesen. Jedenfalls  macht  das  Vorgehen  Nizäm 
al-Mulk's  Schule  in  der  ganzen  I  s  1  a  m  w  e  1  t.  Zu- 
nächst übernahmen  diese  Form  des  Militärlehens  die  Atabeken,  dann 
die  Mongolen  und  dann  von  diesen  wieder  alle  die  Militärstaaten, 
die  auf  den  Trümmern  dieser  Reiche  erstanden.  So  ist  auch  das  osma- 
nische  Lehnswesen  entstanden.  Der  Lehnsträger  ist  nichts  anderes 
als  Benefiziar  eines  bestimmten  Steuerertrages,  für  den  er  selbst  auf- 
zukommen hat.    Sein  Interesse  hängt  nicht  am  Boden,  sondern  an  der 

Rente. 

Aber  es  soll  hier  nicht  von  dem  oft  geschilderten  i)  türkischen 
Lehnswesen  die  Rede  sein,  sondern  von  den  Anfängen  dieser  Institution, 
deren  Entwicklung  wir  nicht  nur  im  'Irak,  sondern  auch  in  Ägypten 
verfolgen  können. 

Ägypten  hat  in  den  kritischen  Jahrhunderten  dank  seinen 
selbständigen  Statthaltern  und  dank  der  Fätimidenherrschaft  zweifel- 
los ruhigere  Zeiten  gehabt  als  der  'Irak.  Schon  unter  den  *Abbäsiden, 
den  Tülüniden  und  Ichschididen  findet  jährlich  einmal  in  der  *Amr-, 
später  in  der  Tülünidenmoschee,  die  Verpachtung  der  Ländereien 
auf  dem  Wege  öffentlicher  Versteigerung  statt.  Die  Zuschläge  erfolgen 
auf  vier  Jahre,  um  einen  gewissen  Ausgleich  bei  Mißernten  zu  ermög- 
lichen. Die  Fachtsumme  ist  der  Charädj;  Aufwendungen  für  Ameliora- 
tionen,  Instandhaltung  der  Kanäle  usw.  werden  abgezogen.  Der  oft 
sehr  erhebliche  Rest  ist  Gewinn  des  Unternehmers.  Welche  Rolle 
dieser  den  Lokalbehörden  gegenüber  spielt,  ist  unbekannt.  Alle  30  Jahre 
erfolgt  eine  völlig  neue  Katastrierung  [Chitat  I,  82).  Am  Anfang  der 
Fätimidenzeit  erscheint  dieser  Zustand  unverändert;  noch  sind  be- 
liebige Anwärter  vorhanden;  in  der  späteren  Fätimidenzeit  überwiegen 
bereits  in  hohem  Maße  die  M  i  1  i  t  ä  r  p  e  r  s  o  n  c  n.  Wir  hören  — 
ich  erinnere  an  die  'irakischen  Verhältnisse  —  von  Landgütern  der 
Emire,  die  sich  gut  rentieren,  und  von  Ländereien  der  Soldaten,  die 
sich  schlecht  rentieren  (ib.  I,  83,  4).  Die  Verträge  erfolgen  auf  30  Jahre. 
Die  Inhaber  werden  Mukta'Tm  genannt.  Man  könnte  hier  im  Jahre 
501/1107  —  also  20  Jahre  nach  der  Neuerung  Nizäm  al-Mulk's  — 
versucht  sein,  unter  dem  Mukta^  schon  den  Inhaber  des  seldjükischen 
Militärlehens  zu  sehen.    Das  ist  aber  nicht  richtig.    Die  Truppen  sind 

I)  Z.  B.  übersichtlich  bei  Belin,  Du  Regime  des  fiefs  viüitaires  daus  V Islam isme  et 
principalement  en  Turquie,  ZA.  VI,  S.  t.  XV,   187  ff.  (mars-avril   1870). 


Steuerpacht  und  Lehnswesen.  gi 

noch  zur  Abgabe  des  Steuereingangs  verpflichtet.  Allerdings  zatilen 
sie  auch  hier  schon  nicht  mehr  oder  doch  nur  schlecht,  so  daß  ungeheure 
Rückstände  entstehen,  die  in  dem  genannten  Jahre  großmütig  er- 
lassen werden.  Es  handelt  sich  also  deutlich  um  Pacht,  aber  in  einer 
Übergangsform,  wie  schon  der  alte  de  Sacy  erkannt  hat.  Erst  die 
Aijübiden,  wahrscheinlich  Saladin,  bringen  mit  so  manch  anderen 
seldjükischen  Institutionen  das  M  i  1  i  t  ä  r  1  e  h  e  n  im  Sinn  der 
Reform  Nizäm  al-Mulk's  auch  nach  Ägypten.  In  Ägypten  gab  es 
nun  neben  den  Einkünften  aus  den  Grundstücken  noch  zahlreiche 
andere  Steuern,  wie  Kopfsteuer,  Gebühren  und  Taxen,  deren  Erträg- 
nisse ebenfalls  als  Lehen  vergeben  wurden.  Erst  al-Näsir  b.  Kalä'ün 
schaffte  sie  ab  und  führte  im  Jahre  715/1315  in  seinem  berühmten 
Kataster  [Chitat  I,  87  ff.)  das  Lehnswesen  als  ein  rein  agrarisches 
konsequent  durch,  indem  er  die  Gebühren  zur  Agrarrente  der  einzelnen 
Bezirke  schlug.  Aus  dieser  Institution  der  Lehnsträger  hat  sich 
in  der  späten  Mamlükenzeit  unter  den  Osmanen  die  der  MultezinCs 
entwickelt,  die  dann  den  Franzosen  als  die  eigentlichen  Eigentümer 
von  Grund  und  Boden  erschienen.  Der  islamische  Mukta^  ist  also 
auch  mit  Grund  und  Boden  direkt  in  Berührung  gekommen,  wie 
auch  die  ganze  Geschichte  der  Institution  beweist,  er  ist  nur  nicht 
selber  Gutsherr,  sondern  Rentenempfänger.  Wer  ein  Lehen  erhielt, 
bekam  darüber  einen  Assignationsschein,  der  eigentlich  unverkäuflich 
war,  mit  dem  aber  in  schlechten  Zeiten  und  unter  einer  schwachen 
Regierung  ein  schwunghafter  Handel  getrieben  wurde.  Dieser  Schein 
war  nun  kein  Rentenpapier,  auf  das  man  zu  bestimmten  Zeiten  an  der 
Staatskasse  seine  Rente  hätte  ausgezahlt  erhalten,  sondern  man  wurde 
dadurch  nur  autorisiert,  die  Steuern  eines  bestimmt  bezeichneten 
Gebietes  für  die  eigne  Kasse,  aber  auch  auf  eigne  Rechnung  zu  erheben. 
Reiche  Leute  nahmen  sich,  wie  wir  sahen,  ihrer  Lehnsgebiete  sehr  an, 
und  schon  aus  der  Übergangszeit  hören  wir  von  Ameliorationen  und 
kleinen  Industriebetrieben,  die  von  den  Emiren  auf  den  damals  doch 
nur  gepachteten  Ländereien  durchgeführt  und  angelegt  werden.  Auch 
nach  dem  Kataster  Näsir's  bleibt  dieser  Zustand  bestehen;  denn  es 
wird  über  Schikanen  der  koptischen  Beamten  geklagt,  die  einzelne 
Lehen  auf  verschiedene  weit  voneinander  liegende  Gegenden  ver- 
teilen [Chitai  I,  90,  10),  wodurch  dem  Lehnsträger  mehrfache  Mühe 
und  Kosten  erwachsen.  Der  einzelne  kam  also  wirklich  mit  seinem 
Lehen  in  direkte  Beziehung,  und  es  ist  begreiflich,  daß  er  schließlich 
als  Besitzer  erscheint.  In  der  Mamlükenzeit  ist  übrigens  bei  der  Be- 
lehnung nur  noch  von  Militärpersonen  die  Rede.  Die  einzelnen  Lehen 
waren  verschieden  groß  und  sie  werden  nach  ihrem  ungefähren  Durch- 


Q2  C.  H.  Becker,  Steuerpacht  und  Lehnswesen. 

Schnittsertrag  taxiert  {^Ibra).  Die  Rente  selber  \var  davon  häufig  ganz 
verschieden.  Der  Emir  hatte  Recht  nur  auf  V3  des  ihm  übertragenen 
Lehens;  mit  den  übrigen  -/^  mußte  er  die  von  ihm  pflichtgemäß  zu 
stellenden  Soldaten  befriedigen,  worüber  er  diesen  dann  wieder  Lehns- 
briefe ausstellte.  Nur  die  Soldaten  der  Leibwache  [Halka)  bekamen 
ihre  Lehnsbriefe  direkt  vom  Sultan.  Von  Zeit  zu  Zeit  wird  das  Land 
neu  katastriert;  so  hören  wir  von  einer  Verteilung  unter  den  Mamlükcn, 
nach  der  dem  Sultan  vier,  den  Emiren  zehn  und  den  Soldaten  eben- 
falls zehn  Vierundzwanzigstel  des  vergebungsfähigen  Bodens  reserviert 
waren.  ImRökNäsin,  dem  schon  erwähnten  Kataster Näsir  b.  Kalä*ün's 
vom  Jahre  715/1315,  behält  der  Sultan  zehn  Vierundzwanzigstel, 
während   der   Rest   als   Lehen   vergeben   wird  ^). 

Unter  der  Osmanenherrschaft  hat  sich  in  A;^ypten  wenig  ver- 
ändert. Das  ägyptische  Lehnswesen,  das  ebenso  wie  das  türkische 
in  letzter  Linie  auf  die  Reform  Nizäm  al-Mulk's  zurückging,  hat  sich 
vom  türkischen  nicht  durch  den  prinzipiellen  Aufbau,  sondern  mehr 
durch  die  Namengebung,  die  Höhenbegrenzung  der  einzelnen  Lehns- 
klassen und  vielleicht  durch  die  Verpflichtungen  des  Lehnsinhabers 
unterschieden. 

Gewiß  verdiente  das  orientalische  Lchnswesen  einmal  eine  genaue 
monographische  Bearbeitung;  denn  die  Arbeiten  von  de  Sacy,  Qua- 
TREMERE,  Hammer,  Kremer,  Belin  und  anderen  könnten  dank 
unserer  jetzt  viel  reicheren  Quellenkenntnis  nicht  unerheblich  vertieft 
und  ausgebaut  werden.  Hier  kam  es  nur  darauf  an  —  unter  Außer- 
achtlassung alles  Details  — ,  die  Entwicklung  dieser  wichtigen  In- 
stitution aus  der  Steuerpacht  heraus  darzustellen. 
Man  wird  den  Eindruck  gewonnen  haben,  daß  das  morgenländische 
Lehnswesen  in  einen  ganz  anderen  Zusammenhang  gehört  als  das 
abendländische.  Wohl  hat  auch  der  Osten  Ansätze  zu  einer  dem  Abend- 
land ähnlichen  Entwicklung,  aber  sie  können  sich  nicht  entfalten, 
weil  eben  schließlich  doch  in  letzter  Linie  ein  anderer  Geist  dahinter 
steckt  als  in  Europa  2).  Bei  aller  Verschiedenheit  der  wirtschaftlichen 
vnul  politischen  Bedingungen  ist  doch  der  tiefste  Grund  für  die  ganz 
andersartige  Lösung  des  Agrarproblems  in  r  a  s  s  e  n  p  s  y  c  h  o  - 
logischen  Tatsachen  zu  suchen. 

»)  Chi/a/  II,  2150.;   Beli.n-  o.  c;  EI  II,   12  f. 

*)  Darin  stimme  ich  den  Schlußerörterungen  der  GuRLANo'schen  Arbeit  gern  zu. 


Der  Qarrad. 

Von 

E.  Graefe,  G.  Jacob,  P.  Kahle  und  E.  Littmann. 

Einleitung. 

Die  Anregung  zu  der  nachstehenden  Zusammenstellung  von 
qarräd-Tex.ten  gab  Professor  Jacob  durch  seine  weiterhin  mit- 
geteilte Bearbeitung  der  Affenführerszene  bei  Ibn  Däniiäl  (s.u.  II).  Es 
traf  sich,  daß  zu  der  Zeit,  als  er  diese  abschloß  (Ende  S.  S.  1912),  hierin 
Hamburg  eine  größere  ägyptische  Truppe  weilte,  bei  der  sich  auch 
ein  Affenbändiger  befand;  so  hatte  es  Interesse,  im  Hinblick  auf  jene 
Studien  auch  die  Vorführungen  eines  modernen  qarrad  zu  unter- 
suchen; und  es  finden  sich  denn  in  diesen  auch  allerlei  Anklänge  an 
die  Reden  des  Affenführers  am  Schluß  der  genannten  Szene.  Es  wurden 
damals  über  die  Worte  des  Führers  und  die  Exekutionen  seines  Tieres 
wiederholt  Aufzeichnungen  gemacht,  zuerst  von  dem  Lektor  am 
hiesigen  »Seminar  für  Geschichte  und  Kultur  des  Orients«,  R.  R.  Zed 
E  f  e  n  d  i  ,  dessen  mit  arabischen  Lettern  geschriebene  Notizen, 
dann  von  mir  transkribiert  und  übersetzt  wurden  (s.  u.  IV),  und  einige 
Wochen  später  von  Dr.  Kahle,  der  ein  weit  umfangreicheres  Material 
zusammenzubringen  vermochte  (s.  u.  III),  doch  ließ  sich  aus  diesem 
ersehen,  daß  der  Mann  im  einzelnen  jedesmal  allerlei  Änderungen  vor- 
nahm. Außerdem  war  auch  Professor  Littmann  so  freundlich,  einiges 
hierher  Gehörige  aus  seinen  Kairoer  Sammlungen  beizusteuern 
(s.  u.  V). 

Die  Erwähnungen  des  qarrad  in  der  arabischen  Literatur  i)  sind 
sehr  alt,  wie  bereits  Goldziher  dargetan  hat,  auf  dessen  Aufsatz,  Die 
Handwerke  bei  den  Arabern,  »Globus«  66,  S.  203  ff.,  Professor  Jacob 
aufmerksam  macht.     Danach  gab  es  das  Gewerbe  eines  Affenführers 


')  Aus  der  syrischen  gehört  hierher  z.  B.  der  Abschnitt  über  den  Affen  im  Buch  der 
Natur  gegenstände  ed.  K.  Ähren  s  S.  37,  Nr.  4  d.  Übersetzung,  S.  5  des  Textes,  wo  es 
heißt:  »Und  viele  bedienen  sich  ihrer  zum  Gelderwerb  wegen  des  scherzhaften  und 
lächerlichen  Benehmens,  das   er  in   seiner  Abrichtung  zeigt.« 


Q^  E.  Graefe,  G.Jacob,  P.  Kahle  und  E.  Littmann. 

schon  in  rlcn  allerersten  Zeiten  des  Islam  ^),  und  findet  sich  auch 
im  II.  und  III.  Jahrh.  H.  sehr  häufig.  Im  IV.  Jahrhundert  kommt 
besonders  a  1  -  H  a  m  a  d  ä  n  i  in  Betracht,  dessen  zwanzigste  (nach- 
stehend übersetzte)  Makame,  xjoJijt,  die  Vorführungen  eines  qarrdd 
zum  Mittelpunkt  hat;  daneben  wird  in  der  31.,  xxs'uoj!,  unter  allerlei 
Gaunertypen  auch  erwähnt  man  gdlata  bil-qird;  ein  Kommentar  zu 
dieser  Stelle  ist  unten  gleichfalls  mitgeteilt.  Hingewiesen  sei  ferner 
auf  die  Erzählung  in  al- Gaubar  I's  Küab  al-muhtdr  ji  kasf 
al-asrdr  (in  dem  mir  vorliegenden  Druck  —  o.  J.,  bei  Brockelmann 
noch  nicht  erwähnt  —  S.  30ff.)2);  dort  wird  von  Betrügereien  ver- 
mittelst eines  Affen  berichtet,  den  man  am  Freitag  in  prächtigen 
Gewändern,  von  Dienern  geleitet,  auf  einem  Maultier  zur  Moschee 
reiten  läßt,  wo  er  alle  Bräuche  in  durchaus  vorschriftsmäßiger  Weise 
verrichtet;  der  älteste  Sklave  erklärt  dann  in  einer  Ansprache,  das 
Tier  sei  ein  verzauberter  indischer  Fürst,  zu  dessen  Erlösung  100  000 
Denare  nötig  seien,  von  denen  noch  10  000  fehlten,  worauf  der  Affe 
zu  weinen  beginnt  und  die  Gelder  reichlich  fließen.  —  Bei  D  a  m  1  r  1 
findet  sich  nichts  von  Belang. 

E.   Graefe. 


I. 

I)    H  a  m  a  d  ä  n  I  ,   Maqämät,  Druck:  Kstpl.  1298,  S.  32;  Beirut  1889, 

S.  93  f- 

Die  Affen  makame. 

Es  erzählte  uns  *lsä  b.  Hiääm:  Währenfl  ich  mich,  auf  der  Rück- 
kehr von  dem  »Gebiet  des  Heiligtumes«,  in  der  »Stadt  des  Heiles« 
aufhielt  und  dort  wiegenden  Ganges  nach  Art  der  Männer  am  Tigrisufer 
umherstolzierte,  all  das  Neue  bedachte  und  all  die  Herrlichkeit  gründlich 
zu  erfassen  trachtete,  da  gelangte  ich  schließlich  zu  einem  Kreis  von 
Männern,  die  sich  zusammendrängten,  indem  die  Aufregung  ihre  Hälse  hin 
und  her  drehte  und  das  Lachen  ihre  Mundwinkel  aufriß.  Es  trieb  mich 
das  Verlangen  hin  zu  dem,  was  s  i  e  antrieb,  und  schließlich  stand 
ich  so,  daß  ich  die  Stimme  eines  Mannes  zu  hören  vermochte,  ohne 
sein  Gesicht  sehen  zu  können,  da  der  Ansturm  gar  zu  heftig  und  das  Ge- 
dränge übermäßig  groß  war.  Und  sieh',  es  war  da  ein  Affenbändiger;  der 
ließ  ein  Affenweibchen  tanzen  und  brachte  alle  Anwesenden  zum  Lachen. 

')  S.   Hassan  b.  Xäbit,  ed.  Hirschfeld,  S.  av,  Nr.  213. 
^)  Vgl.  ZDMG  20,  493  und  H.  Haifa  III,  119,  wo   auch   auf  Mirhond  venviesen 
wird. 


Der  Qariäd.  ge^ 

Es  tanzte^),  wie  der  (Jagd-)hund  im  Muschelhalsband 2)  tanzt,  ich  aber 
bewegte  mich  gleich  einem  Lahmen  über  die  Nacken  der  Leute  hin- 
weg, indem  mich  die  Schulter  des  einen  zuwarf  dem  Nabel  3)  des  anderen. 
Aber  schließlich  gelang  es  mir,  mich  auf  den  Barten  zweier  Männer 
niederzulassen  und  mich  hinzusetzen  nach  der  Mühsal;  der  Speichel 
der  Scham  erstickte  mich  beinahe,  und  die  Enge  des  Ortes  mutete 
meinen  Kräften  Unerträgliches  zu.  Als  nun  der  Affenbändiger  seine 
Vorführung  beendet,  und  der  Versammlungsort  sich  die  Leute  ab- 
geschüttelt hatte,  stand  ich,  in  den  Mantel  der  Befangenheit  gehüllt, 
auf,  um  zu  schauen,  wie  der  Bändiger  aussähe.  Da  war  es  bei  Gott 
Abu  1-Fath  al-Iskandaräni.  Ich  sprach  zu  ihm:  »Was  bedeutet  diese 
Nichtsnutzigkeit?     Wehe  Dir!«     Da  hub  er  an: 

Die  Zeitläufte  tragen  die  Schuld,  nicht  ich;  so  schilt  auf  das 
Wechselgeschick  der  Nächte  ! 

Der  Narrheit  danke  ich  es,  daß  ich  ans  Ziel  meiner  Wünsche 
gelangt  bin 

und  saumnachschleppend  in  den  Mänteln  der  Schönheit  wandle. 

2)    ib.,  Druck  Kstpl.  1298  S.  58,  Z.  6  4) :  o/ib  Jaiii  ^^3  (iJj.ä) 

Übersetzung:     Die  W^orte    »Wer    mit  Hilfe    des    Affen    zu 

betrügen  sucht«,  wollen  besagen,  daß  er  sich  im  Hinblick  auf  Waren 

im  Laden  einen  mietet,  der  mit  einem  Affen  scherzhafte  Vorführungen 

veranstaltet.     Da  achtet  der  Besitzer  nicht  recht  auf  seinen  Verkaufs - 

stand,  weil  er  durch  jenen  ganz   in  Anspruch  genommen  ist,  und  es 

kommt  dann  der  Betreffende  und  stiehlt. 

E.   G  r  a  e  f  e. 

IL 

I  b  n  D  ä  n  i  j  ä  1  läßt  in  seinem  zweiten  Schattenspiel  einen 
Affenführer  auftreten;  die  Szene,  w^elche  erheblich  ausgiebiger  als 
Hamadhänis  Maqdme  ist,  gebe  ich  hier  zum  erstenmal  voll- 
ständig in  Text  und  Übersetzung: 

•)  So  wird  man  gegen  die  Vokalisierung  und  den  Kommentar  der   Beiruter  Aus- 

gäbe  übersetzen  müssen,  die  aO-i  als  qirda'-.ii  faßt  und  ^.i>.xai.5  liest. 

^)  Der  Beiruter  Kommentar  bemerkt  dazu:  (Der  Hund)  wird  erst  mit  dem  Muschel- 
halsband {Jiiyg)  geschmückt,  wenn  er  gut  ausgebildet  ist,  und  wenn  er  schnell  im  Laufen 
wird,  so  äußert  sich  seine  ganze  Kraft  in  Springen  und  Hüpfen.     (S.  94,  N.  i.) 

3)  Der  Kstpler  Druck  hat  »lX^J  für  »..«.-. 

4)  In  der  Beiruter  Ausgabe  ist  die  Stelle  (S.  159)  nicht  kommentiert. 


q5  E.  Graefe,  G.  Jacob,  P.  Kahle  und  E.  Littmann, 


^_^3     (5c^.i^3    l^OJJ    {^^J^iji    L5yj    (VJ^    l5^    ^'^^   '    ('l5^^' 


')  A  verbessert  aus  j^Js^Li-'I,  fehlt  in  B.  =)  A  ^J-^'  3)  A  ^^j». 

4)  A     <^j».  5)  Fehlt  in  A.  6)  C  a!j*^.  7)  Vgl.    Sure   22,   71; 

in  BC    steht    dieser    Vers    an    dritter    Stelle;     Ivlo^^*.    wahrscheinlich     nur    Versehen 

des  Kopisten  von  C.         8)  ß  *J<Ji.  9)  B  lÄÜJOs  (so  !).         '«)  A  J^^lij^,  Kopie  von  C 

,Ua5,  ■')  B   ;L:>.  'J)  Handschriften  lP!,J.  "3)  A  \SS^  B  ^iLi^L)  C  U'J? 

•4)  Der  Vers  fehlt  in  B.  "5)  A  >«;^,  BC  v^c,.  "^)  A  oiLrl  C  ^^,  ob  ^LÜ  ? 
>7)  B  LvO^U  '8)  C  -ij^^.  ^LJ  LiJ.  '9)  B  i^J..  '°)C  ääT.  =■)  A  w«  ^.j 
*5^|  C  ^*^    u«    j,   LjÖ'Jü.  ")  A  ^j^.  *3)  BC  nur  Jw;.r^-    ^^  ji"-^5' 

ohne  Endreim.  ^4)  ,  iJb    Dozy,    SuppL:    espece  de  poeme  populaire    comique    et 

licencieux.    Ob  7.a-r|XixTj  (»Kneiplied«,  L.  Curtius)?    In  C  fehlt  das  Wort.  25)  a  nur 

•^JLi    JS.  -^)  Fehlt  in  BC.  »7)  Dozy,  SuppL:  un  bonnet  tatar. 


Der  Qarrad,  qj 


c)-?v-"  ^-*^^-^  r'-T-L?    cv 


•.^A/4    lJ    a^>^£    xJLjIlj 


^ — :^'     ^—    --jj    er*"    I^*'-^''      U 


«^»A-v»*..^^  ) 


Maiviün  (Alandrill)  tritt  mit  seinem  Menschenaffen  und  seiner 
Meerkatze  und  ihrer  teuflischen  Einflüsterung  7)  auf  und  sagt:  »Der 
Schech  aus  dem  Nedschd  ist  zu  euch  gekommen,  es  trommelt  meine 
Trommel,  es  flötet  meine  Flöte  und  mein  Affe  tanzt.  Er  deklamiert 
folgendermaßen : 

Mein  Affe  redet  beinahe  infolge  seiner  Verständigkeit,  und  fast 
kann  man  sich  wegen  der  Schönheit  seiner  Taille  in  ihn  verlieben. 

Mit  Heftigkeit  springt  er  an  heimtückisch  wie  der  verschnittene 
Sklav  ^)    und   tagüber   tanzt   er   einmal    herum   und   klatscht. 

Nicht  passiert  er  ein  Wohnhaus,  in  seiner  Vorhalle  9)  springend, 
außer  er  hängt  beinahe  an  ihrem  Dach. 

Er  hat  die  Hand  des  Färbers,  die  Oberfläche  seiner  offenen  Hand 
ist,  wenn  er  hindeutet,   um  zu  antworten,  blauschwarz. 

Kleider  trägt  er  von  dem  Flaum  der  Hunde,  vielmehr  ein  Fell  von 
Vehe  ein  wertvolles. 

Wenn  ich  sitze,  ist  meine  Kerze  in  seiner  Hand  und  er  ist  erpicht, 
daß  sie  nicht  brennt. 


')   Fehlt    in    B.    in    C    mit     dem     folgenden    Glied    vertauscht,    offenbar    wegen 

der   Verstümmelung   des    Reimworts     ..»j«-LwJ^  in    .*:>X'J^.  ^)   Vgl.    Sitzungshe- 

rich'.e  der  Königl.  Bayerischen  Akademie,  Philosophisch-philologische  und  historische  Klasse, 

Jahrgang  1910,  10.  Abh.  S.  17  ti.;  im •;  ••''  j^^  wohlproportionierte  Schöne:  'Orner- 
i  -  y  a  j  i  ä  m  ,  ed.  Nicolas  Nr.  333.  3)  So  C,  in  A  die  Reimworte  dieses  und  des 
folgenden  Verses  vertauscht,  B  hat  von  der  ganzen  Strophe  nur  noch  den  letzten  Halb- 
vers. •»)  Stäbe  mit  einem  großen  Knauf  an  der  Spitze,  wie  sie  Gaukler  mit  sich  führen; 
Abbildungen  auf  einem  Gauklerbild  in  dem  gelegentlich  der  Münchener  Ausstellung 
1910    zugänglichen    wertvollen   türkischen    Miniaturen-Manuskript    des    Herrn  General 

V.   BöTTiCHER    zu    Rheinburg.  5)  B  OJL'l    IAP  ^xs.  ^)  A  O-asJ-j^. 

7)  Über  die  Beziehung,  in  welche  orientalischer  Volksglaube  Teufel  und  Affen  setzt, 
s.  Sitzungsher.  d.  Königl.  Bayer.  Akademie  a.  a.  0.  S.  31.  *j  Oder  ist  der  Stamm 

wia.w  (in  der  Bedeutung  «.^i-js»)  einzusetzen.'  9)   Dharä  muß  eine  nach  dem   Hof 

zu  geöffnete  überdeckte  Halle  sein. 

Islam.     V.  7 


q3  E.  Graefe,  G.  Jacob,  P.  Kahle  und  E.  Littmann, 

Auf  ihm  beruht  mein  Gewinst  infolge  dessen,  was  ich  ihn  gelehrt 
habe,  seitdem  das  gescheckte  Böckchen  geschlachtet  werden  mußte, 

Und  er  sah,  was  meine  Hand  bei  seinem  Schlachten  tat  und  folgte 
mir  in  dem,  was  ich  sage,  ja  kommt  meinem  Wort  zuvor. 

Dann  läßt  er  ihn  mit  hiihnuq  ^)  und  Spitzmütze  tanzen  und  führt 
ihn  am  Seil  herum,  und  er  springt  und  dreht  sich.  Dann  deklamiert 
er  einen  Gassenhauer  [hilliq]  folgendermaßen: 

(Erfreue  deine  Herren  und  laß  sie  deine  Künste  ^)  schaun,  und 
er  singt  folgendermaßen:) 

Sei  gesegnet,  o  Affe,  laß  tanzen  die  Fette,  wie  sie  ist. 

Ergötze  die  Anwesenden, 

Dann  erfasse  schnell  die  Bälle  3) 

Und   setze   die   tatarische   Mütze   [seräqütsch)   auf  ! 

Sei  gesegnet,  o  Affe,  und  tanze  uns  etwas  vor  wie  der  Equilibrist. 

Springe  auf  meinen  Kopf  und  stürze  dich  herab  ! 

Spiele  mit  deinem  dabhiis  !     Schön  so  ! 

Lege  dein  Haupt  und  ruhe  aus  ! 

Sei  gesegnet,   o  Affe,  und  sammele  die  Abgaben  des  Kunden. 

Dann  sagt  er:  0  ilir  Freigebigen  unter  den  Leuten,  habt  Erbarmen 
mit  dem,  der  seinen  Lebensunterhalt  durch  die  Hände  des  Affen  und 
dieses  Menschenaffen  verdient.«     Ab. 

G.    Jacob. 

HI. 

Unter  den  Ägyptern,  die  im  Sommer  1912  zu  Schaustellungen 
in  Hagenbecks  Tierpark  in  Stellingen  bei  Hamburg  waren,  befand 
sich  ein  Affendresseur  mit  zwei  Affen  und  einem  Ziegenbock.  Bei  den 
Vorführungen,  die  er  gab,  mußte  zuerst  einer  der  Affen  seine  Künste 
zeigen.  Er  tat  es  auf  die  Aufforderung  des  Führers  hin.  Dessen  Worte 
waren  dabei  meist  von  einer  andeutenden  Bewegung  der  Hand  be- 
gleitet, die  den  Strick  hielt,  an  dem  der  Affe  angebunden  war.  Die 
Reihenfolge  der  Kunststücke  war  im  allgemeinen  die,  welche  die  unten 
folgenden,  am  31.  August  für  Herrn  Professor  Jacob  gemachten  Auf- 
zeichnungen angeben.  Aber  es  kamen  kleine  Abweichungen  vor,  auch 
ließ  er  gelegentlich  etwas  aus,  improvisierte  wohl  auch,  je  nachdem 
ihm   etwas  einfiel. 

Danach  wurde  der  Ziegenbock  herbeigeholt.  Der  Affe  ritt  auf  ihm, 
dann  mußte  er  auf  ein  etwa  10 — 15  cm  hohes  Holzsäulchen  mit  relativ 
kleiner   Basis   treten   und   mit   seinen   vier  Füßen   darauf  stehen,   und 


')  Linnenes  Kopftuch  der  Mädchen,  s.  Dozy,   Vetemcvts  S.  55  6.  Supf^I.  I  S.  55. 
-)  Wörtlich:   Gewohnheiten.  3)   S.   Dozy,   Siippl. 


Der  Qarrad.  qq 

der  Reihe  nach  auf  vier  weitere  steigen,  die  der  Führer  allmählich 
über  die  erste  setzte.  Während  dieser  Vorführung  sang  jener  im  all- 
gemeinen zur  Anfeuerung  die  zum  Schlüsse  angeführten  Worte.  Der 
Affe  schoß  dabei  gelegentlich  Purzelbäume. 

I.   Die  Künste  der  Affen. 

saläm  kattir  her  haaret  en-näs  et-      Ein    Kompliment  !       Danke    den 

taiiihin  edlen  Herrschaften  ! 

{''ala  '^ainak  Tisrdsak,  auf  dein  Auge  und  deinen  Kopf  [die  Hand  legend]." 
udkattir  Jßri  ana  eilt  rahhetak  Und    danke    mir,    der    dich    auf- 

gezogen hat  ! 
C'ala  tkak,  auf  deinen  Hintern  [die  Hand  legend].) 
td/iibh  el-'-arüsa  habihet  ^älhak  ^adde      Wie   sehr   liebst    du    deine   Herz- 
eh  allerliebste? 

{"addd   ^ainak  iidräsak,   bis   zu   deinem   Auge   und    deinem   Kopfe.) 
tdkün  ^äHd  fi  borsa  fi  nost  ishäbak      Wenn    du    in    der    Börse    unter 
tihtUi  tdkallimha  izai  deinen     Gefährten     sitzt,     wie 

sprichst  du  dann  anständig  mit 
ihnen  .^ 
[tdkallimha  ba'^ain  nd/idgib,  du  sprichst  mit  ihnen  mit  Auge  und  Augen- 
braue [d.  h.  daran  die  Hand  legend].) 
tisb(fak      '^ala-l-bet    tifris     tdnäm      Sie  (die  Frau)  eilt  dir  voraus  zum 
ta'-milak  el-himur  el-harakät  Hause,  breitet   (die  Matratzen) 

aus  und  schläft,   sie  macht   dir 
die  Sachen,  die  Bewegungen 
(Er  macht,  als  ob  er  mit  seiner  Frau  schläft.) 
izai  ma  tifris  tdndm   bi-l-lel  Wie  breitest   du    (die   Matratzen) 

aus  und  schläfst  in  der  Nacht  .f* 
(Legt  sich  hin.) 
tidnömt  el-^agüze-l-nieskine  Schlaf  wie  eine  arme  alte  Frau  ! 

(Legt  die  Hand  an  den  Hintern.) 
tir'-a-l-ganam  Weide  die  Schafe  ! 

(Läuft  umher,  wie  ein  Hirt,   den  Stock  des  Führers  auf  die  Schulter 

gelegt    und   ihn   mit   beiden    Händen   haltend.) 
sefak  melih  (Halte)   dein  Schwert  schön  ! 

(Nimmt  den  Stock  wie  ein  Posten  [»iazägi«  =    ^y-j]   unter  den  rechten 

Arm.) 
irkab  husdnak  Reite  dein  Pferd  ! 

(Reitet  auf  dem  Stock.) 
mäsiiin  mdkässah  Geh  wie  die  Krüppel  I 

(Geht  auf  den  Händen  und  legt  die  Beine  von  vorn  über  die  Schultern). 

f' 


jQQ  E.  Graeie,  G.Jacob,  P.  Kahle  und  E.  Littmann, 

masp-l-^'ä'rig  Geh  wie  der  Lahme  ! 

(Hüpft  auf  einem  Fuß.) 
Msib  kamän  ia  hehlaijän  Paß   noch   mal   auf,   du  Akrobat  ! 

(Geht  auf  den  Händen  und  streckt  die  Beine  in  die  Luft.) 
^ä^zeh  idnäni  Ein    Junggeselle,    der   schläft  ! 

(Wirft  sich  auf  der  Lagerstätte  umher.) 
masid-l-harämi  ^-l-getän  Geh  wie  der  Dieb  auf  den  Feldern  ! 

(Geht  schleichend  auf  allen  Vieren.) 
maksür  nosto  Einer  mit  gebrochenem  Rückgrat  ! 

(Geht  auf  allen  Vieren,   den   Körper  gerade  ausstreckend.) 
masid-l-'-agüze  Geh  wie  die  alte  Frau  ! 

(Geht  hustend,  gebückt,  das  Tambourin  itär)  wie  einen  Topf  auf  dem 

Kopfe  haltend.) 
masid-l-rägil  il-'-agüz  Geh  wie  ein  alter  Mann  1 

(Geht  langsam,  den  Kopf  schief  haltend.) 
el-''agüz  ui'ij  fi-l-ard  Der  alte  Mann  fällt  auf  die  Erde. 

(Fällt  um  und  liegt  da.) 
^üm    ana-gihlak    Tidhid   sorha    ma      Steh    auf,     ich     werde     dir    eine 
tiz'-als  Medizin  geben,  ärgere  dich  nicht ! 

(Bleibt  liegen.) 
^üni  ana-gthlak  suaiiit  lemönä/a  Steh  auf  !  ich  werde  dir  ein  wenig 

Limonade  geben  ! 
(Bleibt  liegen.) 
hüu  ana-gaumzlak  ?jd/ida  jelldha        Steh  auf,  ich  werde  dich  mit  einem 

Fellachenmädchen  verheiraten  ! 
(Bleibt  liegen.) 
'um  ana-gamnzlak  iidJidd  min  hör      Steh    auf  !    ich    werde    dich    mit 
sa^id  einem  Mädchen  aus  Port  Sa'id 

verheiraten  ! 
(Bleibt  liegen.) 
iiähdd  mi-skenderiie  mit  einem  Mädchen  aus  Alexandria! 

(Bleibt  liegen.) 
Tid/ida  mi-s-sües  mit   einem   Mädchen   aus    Suez  ! 

(Bleibt  liegen.) 
Tiä/idB  min  masr  mit    einem    Mädchen    aus    Kairo  ! 

(id^üm  läsa'lib,  er  steht  auf  und  schlägt  Purzelbäume.) 
lelileli  .  .  .    (mit    Begleitung   des    J'dr,   gesungen   während  des  Tanzes 

des  Affen.) 
/idsib  kamän  iiorini  rä*s  üläd  masr      Paß  noch  mal  auf  !    Zeie:  mir  den 

Tanz  der  Kairiner  ! 
(Legt  den  Stock  über  den  Kopf  und  tanzt.) 


Der  QaiTäd.  I  Ol 

ra*s  el-^abid  Tanz  der  Schwarzen  ! 

(Legt  die  Hände  auf  die  Erde  und  bewegt  den  Hintern  auf  und  ab.) 

el-hardbra'^)  psaff  el-höza  Der  Berberiner  trinkt   Büza 

(Bewegt  die  Hände  entsprechend.) 
Tiorini  ^agin  el-fellähin  fl'es  ed-dfira      Zeig  mir,  wie  die  Fellachenfrauen 

Maisbrot  kneten  ! 
(Macht  das  Kneten  des  Teiges  nach,  in  dem  er  heftig  auf  und  ab  springt.) 
^agin    hanat    masr   elli   tdkdf    ^ala      . . .    wie    die    Frauen    aus    Kairo 
gaTtdiis  tdkassar  kneten,    wenn    sie    befürchten, 

daß    ihre    Glasarmbänder    zer- 
brechen ! 
(Macht,  als  ob  er  sehr  vorsichtig  den  Teig  knetet.) 
hinä'  üldd  iskenderiia  Streit  von  Leuten  aus  AI exandrien  ! 

(Läuft  auf  den  Affenführer  zu  und  stößt  ihn  vor  die  Brust,  so  daß  er 

umfällt.) 
i/dfsi  ruh  h//dlak  Schäme  dich  !    Geh  ruhig  für  dich  ! 

(Läuft  wieder  auf  ihn  zu  und  stößt  ihn.) 
ana  a'fdlak  imsi  bi-l-ma'^rüf  Ich   sage   dir,   geh   anständig  ! 

(Tut  dasselbe.) 
miis  ha-)  tihtisi  hi-l-ma'^rMf  Schämst    du    dich    denn    nicht .^ 

Anständig  ! 
(Tut  wieder  dasselbe.) 
ahsan  adrdhak  bi-l-'-asdid  Sonst    muß    ich    dich    mit    dem 

Stocke  schlagen  ! 
(Tut  dasselbe.) 
ana    banden     adräbak     bi-l-'asdja       Ich  werde  dich  nachher  mit  deni 
iiahidt  sanabi  di  Stocke     schlagen,     bei     diesem 

meinem  Schnurrbart  ! 
(Der  Affe  legt  die  Hand  an  seinen  Hintern.) 
irkab  el-bisiklet  Mach  den  Radfahrer  ! 

(Reitet  auf  dem   Tdr,  das  der  Führer  ihm  reicht.) 
seiiidna  lamma  iv'ra  ^ala  turba  Unser  Meister,  wenn  er  über  einem 

Grabe   den   Koran  rezitiert. 
(Setzt  sich  und  bewegt  den  Kopf  hin  und  her  wie  ein  Koranleser.) 
7id/iid  Mdsakrdn  Ein  Betrunkner  ! 

(Torkelt  und  fällt  nach  hinten  zu  über.) 
^dtdz  titgaimiz}   jen   el-^arüsa   elli      Willst  du  heiraten.?      Wo  ist  die 
^dTiiz  titgauTikha  Braut,  die  du  heiraten  möchtest } 

(Geht  auf  eins  der  zuschauenden  Mädchen  zu.) 

1)  Vulgär   auch   für   den    Singular   gebraucht. 

2)  aus  /iattä\  vgl.  Nöldeke,  Beiträge.     S.  64. 


IQ2  E.  Gracfe,  G.  Jacob,  P.  Kahle  und  E.  Littmann, 

fen  haaret,  el-iidkil  Wo   ist    der   Herr   Vertreter    (der 

Braut,    der    für    sie    mit    dem 
Bräutigam     den     Ehekontrakt 
abschließt)  ? 
(Geht  auf  einen  der  zuschauenden  Männer  zu.) 
ijdmin  el-^ädi  Und  wer  ist  der  Kädi? 

(Geht  auf  einen  andern  Mann  zu.) 
7idkatliY  her  el-haiiäsdt  Und  danke  den  Herrschaften  ! 

(Nimmt  das  Tär  auf  den  Kopf  und  sammelt  damit  bei  den  Zuschauern 

Geld  ein.) 

2.    Der    Ziegenbock. 

(Die  folgenden  Worte  werden  vom  ^iiradäti  gesungen  und  ad  libitum 

wiederholt.) 

Wohlan,    dein    Auge  !       Wohlan, 

dein  Auge  ! 
Hab  acht   noch   einmal,   paß  auf 


ialla  ^enak  ialla  'Snak 
^iu'a  kamän  häsib  kamdn 


noch  einmal  ! 
ialla  ^enak  häsib  kamän  ia  hehlanän      Wohlan,  dein  Auge  !  Paß  auf  noch 

einmal,     du     Akrobat  !        (Bei 

diesem  Worte  ging  der  Affe  auf 

den  Händen.) 
ialla    ia^äfik    häsib    kamän   ^it/a      Gott  gebe  dir  Kraft!  Paß  auf  noch 


kamän . 


einmal,  gib  acht  noch  einmal ! 
P.   Kahle. 


IV. 

Andere    A  u  f  z  c  i  c  li  n  u  n  g  c  n    nach    demselben   hiradäti 
(in    Hamburg    Sommer    191  2.) 

Zuerst  Gruß  und  abermals  Gruß  ! 
(Der  Affe  grüßt.) 


Min  ^abla  saläm  7jdsaläm\ 
Katlar  heri 

Tdhibb  habibel  ^albak  ^adde} 
JJizai  mä  tijris  Jiitnäm  billeü 

üdnömt  el-'agüza  l-maskina} 


Danke  mir  !     (Der  Affe  zeigt  ihm 

den  Podex.) 
Wie  sehr  liebst  du   die  Freundin 

deines  Herzens.-^ 
Wie    machst    du    dein    Bett    und 

schläfst  nachts?    (Legt  sich  liin 

und  tut,  als  ob  er  schliefe.) 
Und  der  Schlaf  der  armen  Alten? 

(Senkt  den  Kopf  und  hebt  den 

Podex.) 


J 


Der  Qarräd. 


103 


Isnia'^  cl-kaldm:  masi  il-niikassah 
A^rag  jjdmaskin   maksür 

Rugil  kebir,    ^aiidn.    ^alil  el-hel 

Enta  ^aihfn  ? 

*f/w,  imana  agiblak  sarha 

^Um    ivahiätak     uaagihlak     ^arüsa 
min  Masr  kTiaüisa  ! 

Hinä^  ijilad  Masr 

Wahidt  dä'ni 

Ra's  ifildd  Masr  el-jutüijdt 

Ra^s  el-'-abid 
'■Agm  el-jalldha 


'- Agin  handt  Masr 


Irkah  el-htsiklet 

A 

^Aiiiz  titgaiüiiz}      Udjm   el-^ariisa 

ein  '■dijiz  titgaiiinzha} 


Hadret  el-iiakü\ 


Udmin  el-\uii. 


Höre  die  Rede:  den  Gang  des 
Krüppels  !    (Humpelt.) 

Ein  Lahmer  und  Armer,  Ge- 
brochener. (Geht  auf  einem 
Bein.) 

Ein  alter  Mann,  krank  und  kraft- 
los. (Gehtlangsam  und  gebückt.) 

Bist  du  krank.?  (Tut,  als  ob  er 
schliefe.) 

Steh  auf,  damit  ich  dir  ein  Ab- 
führmittel gebe.  (Schläft 
weiter.) 

Steh'  auf,  bei  deinem  Leben,  da- 
mit ich  dir  eine  feine  Braut 
aus  Kairo  bringe.     (Steht  auf.) 

Kampf  der  Kairiner!  (Packt  den 
Führer.) 

Beim  Leben  meines  Bartes  !  (Der 
Affe    zeigt    ihm    den    Podex.) 

Tanz  der  starken  Kairiner.  (Tanzt 
und  hält  den  Stock  über  den 
Kopf.) 

Tanz  der  Neger  !  (Tanzt  wie 
rasend,  ohne  Stock.) 

Teig  der  Fcllachin.  (Ahmt  das 
Kneten  nach,  indem  er  auf  und' 
ab  springt.) 

Teig  der  Kairinerinnen  (vgl. 
die  ausführlicheren  Worte  bei 
Kahle  S.  ioi.) 

Fahr  auf  dem  Zweirad  !  (Steigt 
auf  den   Tdr.) 

Möchtest  du  heiraten .''  Und  wo 
ist  die  Braut,  die  du  heiraten 
möchtest.  (Geht  auf  eins  der 
zuschauenden  Mädchen  zu.) 

Der  Herr  Brautvertretcr  !  (Wen- 
det sich  zu  einem  der  Zuschauer 
oder   zu   dem   zweiten   Affen.) 

Und  wer  ist  der  Kadi?  (Geht 
auf  einen  anderen  zu.) 


104  E.  Graefe,  G.  Jacob,  P.  Kahle  und  E.  Littniann 

Sefak  melih 


Uähid  tidsakrän  ! 
Irkab  hosdnak  ! 


(Halte)      dein      Schwert      schön. 

(Schlingt  den  Schwanz  um   den 

Stock.) 
Ein  Betrunkener  !     (Taumelt  hin 

und  her.) 
Reit'  auf  deinem  Pferd  !     (Reitet 

auf  dem  Stock.) 

E.  Graefe  und  R.  R.  Z  e  d. 


V. 

Das  folgende  Stück  befindet  sich  unter  einer  Anzahl  von  Texten 
zur  Volkskunde  des  heutigen  Kairo,  die  mir  an  Ort  und  Stelle  im  Winter 
1910 — 191 1  von  einem  Kairiner  Schreiber  aufgezeichnet  und  dann 
diktiert  und  erklärt  wurden.  Die  Worte  des  Affenführers  sind  in  der 
reinen  Volkssprache,  die  Erklärungen  sind  zum  Teil  durch  die  Schrift- 
sprache beeinflußt. 


'^»ju'i*!     sA-iJ    ^^i:AÄ^A5    ^v»L>ül    »»i3.>L<i 


>^_AjdLj 


W/4 


->>ä.a3       uJ       , .  j    K*-f/^ 


üL   J...Jl:i   JwJi:!   JyJL'!   J^L'!      o^.>4l 


O" 


l5 


JLc:    v— *JtJLr    IM  •-♦•>^    jJiL    ^«jui 


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.y>X>j    ^Ij    ^^j-^JLi^'!    *^>->^r!'    i  c^      «r'^^^'^    (j-üi!)        q-iwJl>j  ^b  q.j>>j!  ,«?<-w.)C« 


-AVu^taJ     •      ^Ajt^ 


L5'-'^-Jr**-'  l5^7 


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.y^Aizäj 


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li!   „Ucl   A-»ju 


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<*.J.X^I      vi;w\>^^<M    9.>.?> 


Der  Oairäd. 


105 


i,^xXv*    J.WÄJ  (OJijl)  s;_j^xj5    ,•• 


«vi-Xc    uXa»,^    l-ijÄ.;^^äX      c"^^"        '1 


55 


;_fci^v*,^l    Jo>.tJl 

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1 

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Rede  des  Affenführers  {hü'addtl)  an  seinen  Affen. 
Er  geht  in  den  Straßen  umher;  und  dabei  trägt  er  seinen  /lurg, 
d.  i.  einen  Beutel  aus  Sackleinen,  in  dem  sich  die  Geräte  für  das  Spiel 
des  Affen  befinden,  auf  der  Schulter,  und  mit  der  einen  Hand  hält 
er  eine  Kette,  die  um  den  Hals  des  Affen  gelegt  ist,  mit  der  anderen 
einen  Stock,  um  den  Affen  zu  schlagen,  wenn  er  seinen  Befehlen  nicht 
gehorcht,   und   er  ruft  aus: 

yä//ä  hannin  ^alek  yä  maimmi  ^j  ya  sg-aiyar  yagli  mä  til^ab. 
Gott  erbarme  sich  deiner,  du  Affe,  du  Kleiner,  auf  daß  du  spielest. 
Dann  rufen  die  Leute  ihm  zu,  und  er  beginnt  mit  folgenden  Spielen, 
indem  er  zum  Affen  spricht: 

maimün      yil'ab       ^ala       wahs      ig-gihäl      "il-lel       il-lel      ü-lel 
Der  Affe  spielt  in  den  wilden  Bergen  bei  Nacht,  bei  Nacht,  bei  Nacht, 
il-lel  wäna  kdn  mäli} 

bei  Nacht.     Doch  was  geht's  mich  an? 

Und  folgendes  sagt  er,  wenn  er  ihn  vor  den  Zuschauern  tanzen 
läßt: 
mikassa/i  "Um  hälä  riglen  ü-Hrd  yimsl  ^alä  Hdeh  litnen  hdlä 

riglen 
Krummarmig,  ohne  Beine  !  Der  Affe  geht  auf  seinen  beiden 

Händen,  nicht  auf  den  Füßen. 
"ir'a  l-ganam  yä  wdläd  il-'ird   yähud   ü-^asäya   '■ala   kitfu 

kardH  l-g-anam  Tiyimsl 
Hüte  die   Schafe,    Bursche  !  Der  Affe  nimmt  den  Stock  auf  die 

Schulter  wie  ein  Hirte  und  geht 
umher. 
'■äzib  inäm  il-Hrd  inäm  weyidda'lig  ["ai  yata- 

dahrag) 
Wie  schläft  der  Junggeselle  ?  Der  Affe  legt  sich  nieder  und  wirft 

sich  hin  und  her. 


I)  maimün  »Glücklicher«  ist  ebenso  wie  si'-ddn  »Glücklicher«  ursprünglich  Euphemis- 
mus für  qird  »Affe«.  Das  hängt  damit  zusammen,  daß  der  Teufel  als  Affe  vorgestellt  wird.  — 
Man  vergleiche  die  Eumeniden   und  den  Pontos  Euxeinos. 


I06  E.  Graefe,  G.Jacob,  P.  Kahle  und  E.  Littmann,  Der  Qarräd. 


*agin  ü-jälläha 

Wie  backt  die   Bäuerin? 

^agin  hint  ü-bäläd 

Wie  backt   die   Städterin? 

/layät  sidak  ü-karim  Jen} 

Wo  ist  die  Ehre  deines  freigebigen 

Herrn  ? 
hayät  il-hahil  fent 

Wo  ist  die  Ehre  des  Geizhalses? 


noni  is-sabiye 

Wie   schläft   die  junge   Frau? 


nöm  il-^agüza 

Wie   schläft   das  alte  Weib? 

mäsy  ir-rägü  ü-^agüz 

Wie  geht   der  alte  Mann? 

^issa*lib  yä  wäläd 
Schieße   einen  Purzelbaum,    Bur- 
sche ! 
kamän  yä  wäläd 
Noch  einmal,   Bursche  ! 


il-^ird  yivdal  yinsäl  weyünikü 

Der  Affe  bewegt  sich  immer  rasch 
auf  und  ab. 

il-''ird  yi'-mil  a^niäl  ü-'-agin  hita- 
^änni 

Der  Affe  macht  langsam  die  Be- 
wegungen des  Backens. 

il-^ird  yu^af  wihulte  ^idii  ^ala  räsu  ^) 

Der  Affe  steht  auf  und  legt  seine 
Hand  auf  seinen  Kopf. 

il-'^ird  yejaVas  wlhutte  ^idii  ^ala 
lizu  wPül  'z"  H'' 

Der  Affe  beugt  sich  vornüber 
und  legt  seine  Hand  auf  seinen 
Hintern   und   sagt   'i"   H". 

il-^ird  inäm  jdrid  gami^  ^a^dähi 
^ala  zahru 

Der  Affe  schläft  auf  dem  Rücken, 
indem  er  alle  seine  Glieder 
streckt. 

il-^ird  inäm  mekabbih 

Der  Affe  schläft  zusammenge- 
kauert. 

il-Hrd  yimsi  munhaniyan  mäsikan 
Uikkäza 

Der  Aüe  geht  gebeugt,  auf  einen 
Stock  gelehnt. 

il-''ird  isaHib  i^ai  yaq/iig  -)  fi  l-fädä 

1  'er  Affe  schießt  einen  Purzelbaum. 


E.   Litt  m  a  n  n. 


')  Das  s  in  ras  wird  oft  wie  ?  gesprochen  wegen  des  vorhergehenden  r. 
*)  Hier  •wird  s  zu  ?  wegen  des  vorhergehenden  q. 


Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen. 


Hermann  Vambery, 

geb.   19.  März  1832  in  Szerdahely  auf  der  Donauinsel  Schutt, 
gest.   14.   September  1913  in  Seebenstein. 

Für  den  Islam  ist  es  eine  selbstverständliche  Pflicht,  des  Budapester  Orientalisten 
zu  gedenken,  der  lange  Zeit    der    Kenner  der  mittelasiatischen  Muhammedaner  war. 

Sein  wechselvolles,  an  Nöten  und  Gefahren,  aber  auch  an  glänzenden  Erfolgen  über- 
reiches Leben  hat  Vambery  in  seinen  beiden  Selbstbiographien  Life  and  Adventures  of 
Anninius  Vambery  (London  1S83)  und  The  Story  of  my  Struggles  (2  Bände,  London  1904) 
geschildert.  Als  er  1864  von  seiner  Reise  in  Mittelasien '),  die  ihn  imDerwischgewande  von 
Persien  nach  Chiwa,  Buchara  und  Samarkand  geführt  hatte,  nach  Europa  zurückkehrte, 
wurde  er,  der  vorher  nur  in  seinem  Vaterlande  beachtet  worden  war,  mit  einem  Male  welt- 
berühmt. Mag  auch  die  Erforschung  des  Ursprungs  der  ungarischen  Sprache  den  jungen 
Gelehrten  bestimmt  haben,  gerade  in  jenes  Neuland  vorzudringen  —  das,  was  ihm  die 
Kraft  gab,  allen  Mühsalen  und  Entbehrungen  mit  echtem  Sabr  zu  trotzen  und  sein  Ziel 
zu  erreichen,  war  die  leidenschaftliche  Sehnsucht,  den  lebenden  Orient  kennen  zu  lernen. 

Die  reichen  Ergebnisse  seiner  abenteuervollen  Wanderung  wurden  besonders  für 
das  Studium  des  Türkentums  fruchtbringend.  Vambery  kannte  fast  alle  türkischen  Stämme 
aus  eigener  Anschauung  und  beherrschte  ihre  Mundarten  wie  keiner  vor  ihm.  Daher  konnte 
er  es  als  Erster  wagen,  ein  das  ganze  Türkenvolk  umfassendes  Bild  zu  entwerfen -).  Später 
sind  allerdings  manche  seiner  ethnologischen  und  linguistischen  Hypothesen  durch  andere 
Forscher  widerlegt  oder  wenigstens  modifiziert  worden;  aber  Vambery's  Verdienst,  der 
große  Bahnbrecher  auf  diesem  Gebiete  gewesen  zu  sein,  wird  dadurch  nicht  geschmälert. 
L'nter  seinen  philologischen  Arbeiten  3)  sind  die  Editionen  und  Übersetzungen  osttürkischer, 
besonders  özbegischer  Texte  die  wichtigsten,  und  diese  bedeutenden  IMaterialsammlungen 
werden  auch  dann  ihren  vollen  Wert  behalten,  wenn  die  türkische  Sprachwissenschaft, 
die  durch  Aufnahmen  vulgärer  Texte  und  nicht  zuletzt  durch  die  Turfanfunde  eine 
immer  breitere  Basis  erhält,  Vambery's  komparative  Studien  einst  überholt  haben  wird. 

Ein  bleibendes  Resultat  seiner  transoxanischen  Forschungen  ist  auch  die  Geschichte 

')  Von  Va.mbery  beschrieben  in  J?ctse  in  Mittelasien  (1865);  vgl.  auch  seine 
Wanderungen  und  Erlebnisse  in  Fersicn  (1867). 

=)   Das  Türkenvolk  in  seinen  ethnologischen  und  ethnographischen  Beziehungen  (i  885). 

3)  Z.  B.  Cagataische  Sprachstudien  (1867);  Uigurischc  Sprachmonumente  und  das 
Kudatkti  Btlik  (1870);  Etymologisches  Wörterbuch  der  turkotatarischen  Sprachen  (1878) ; 
Die  primitive  Kultier  des  turkotatarischen  Volkes  auf  Grund  sprachlicher  Forschu?igen 
erörtert  (1879);  Die  Scheibaniade,  ein  özbegisches  Heldejigediclit  (\%%^)\  Alt-osmanischc 
Sprachstttdien  (190 1);  yusuf  und  Ahmed,  ein  özbegisches  Volksepos  i7n  Chiwaer  Dialekte 
(1911);    u.  a. 


jQg  Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen. 

Bochara's  (deutsche  Ausgabe  Stuttgart  1872,  2   Bände),  die  erste,  mit  bewunderswerter 
Belesenheit  auf  die  orientalischen  Quellen  aufgebaute  Behandlung  dieses  Stoffes. 

Die  islamischen  Probleme  betrachtete  Vambery  mehr  vom  Standpunkte  des  Poli- 
tikers als  von  dem  des  Historikers.  Aber  gerade  das  macht  seine  Schriften  für  den  Islam- 
forscher interessant,  wenn  auch  seine  Ansichten  hin  und  wieder  der  Korrektur  durch  die 
geschichtliche  Betrachtungsweise  bedürfen.  Als  der  russisch-englische  Gegensatz  die 
asiatische  Politik  beherrschte,  war  Vambery  ein  entschiedener  Gegner  der  russischen 
Expansion.  »Daß  Russen  als  Halbasiaten  zur  Bildung  des  Ganzasiaten  wie  geschaffen, 
zur  Verbreitung  der  abendländischen  Kultur  im  Morgenlande  am  geeignetsten  seien«, 
bestreitet  er  in  seiner  zusammenfassenden  Darstellung  Westlicher  Kultureinfluß  im  Ostin 
(Beriin  1906)  aufs  schärfste.  Eduard  VH.  schätzte  ihn  als  Ratgeber  in  asiatischen  Fragen, 
und  'Abd  ul-Hamid  zeichnete  ihn  mehrmals  aus.  Seit  den  letzten  russisch-englischen  Ab- 
machungen sind  allerdings  die  Voraussetzungen,  auf  denen  seine  politische  Stellungnahme 
beruhte,  nur  noch  zum  Teil  vorhanden. 

Vambery,  der  gewiß  nicht  blind  war  gegen  die  Schwächen  des  heutigen  Orients, 
glaubte  an  »die  Kulturfähigkeit  und  den  Kulturwillen  der  Muhammedaner«,  besonders 
der  Türken.  Allerdings  »werden  die  heute  noch  in  Unabhängigkeit  verharrenden  moslimi- 
schen  Länder  früher  oder  später  den  geistigen  und  materiellen  Anschluß  an  die  moderne 
Bildungswelt  mit  dem  schweren  Opfer  ihrer  politischen  Unabhängigkeit  erkaufen,  und  die 
Übergangszeit  aus  einer  Kulturvvelt  in  die  andere  unter  fremder  Leitung  durchmachen 
müssen«. 

Ob  er  mit  dieser  Prophezeiung  recht  hat,  wird  erst  die  Zukunft  zeigen.  Für  die  Wür- 
digung Vambery's  ist  es  gleichgültig;  denn  seine  Bedeutung  hängt  nicht  von  der  Richtig- 
keit seiner  oft  etwas  kühnen  Behauptungen  ab.  Daß  er  mit  dem  Einsätze  seines  Lebens 
neue   Gebiete  für  die  Wissenschaft  erobert  hat,  dafür  wird  ihm  die  Orientalistik  immer 

den  größten  Dank  schulden. 

R.   T  s  c  h  u  d  i. 


\'ictor  Chauvin, 

geb.  zu  Lütlich  26.  Dezember  1 8.14,  gest.  ebendort  19.  November  1913. 
Unsere  Wissenschaft  hat  in  dem  heimgegangenen  Professor  der  Universität  Lüttich 
eine  mit  emsiger  Gewissenhaftigkeit  und  anspruchsloser  Bescheidenheit  arbeitende  nütz- 
liche Kraft  verloren.  Chauvin  ist  seltsamerweise  aus  der  rechtswissenschaftlichen  Praxis  — 
er  war  bis  1872  ein  angesehener  Advokat  in  seiner  Vaterstadt  —  zur  orientalistischen  Wissen- 
schaft übergegangen,  für  die  er  sich  bereits  während  seiner  juristischen  Studienzeit  und 
auch  während  seiner  praktischen  Tätigkeit  als  Rechtsanwalt,  neben  seinem  Berufe  inter- 
essiert hatte.  Er  genoß  den  Unterricht  Burggraff's,  der  zu  jener  Zeit  die  semitistischen 
Studien  an  der  Universität  Lüttich  vertrat,  und  den  Chauvin  in  einer  diesem  Lehrer  ge- 
widmeten Biographie  als  überaus  vielseitig  anregenden  Meister  rühmt.  Nach  dessen  Tode, 
1872,  wurde  Chauvin  der  akademische  Nachfolger  seines  Lehrers  und  konnte  sich  nun, 
von  der  juristischen  Praxis  befreit,  ausschließlich  seiner  Neigung  für  die  orientalischen, 
namentlich  arabischen  und  islamischen  Studien  hingeben.  Es  ist  nicht  zu  verwundern, 
daß  in  denselben  sich  die  Nachwirkung  der  vorangegangenen  juristischen  Beschäftigung 
bemerkbar  macht.  Derselben  verdanken  wir  einige  Studien  Chauvin's  über  das  Verhältnis 
römischer  Institutionen  zu  arabischen  Rechtsgewohnheiten,  unter  denen  wir  seine  treff- 
liche Abhandlung  über  das  Verhältnis  der  Bestimmungen  des  Codex  Theodosianus  über 
agri  deserli  zu  den  arabischen  Rechtsbräuchen  erwähnen.  Mit  Recht  konnte  ihn  jüngst 
der  römische  Professor  Evaristo   Carusi  in  einer  Abhandlung  über  das  Verhältnis  des 


Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen.  jOg 

römischen  zu  dem  islamischen  Recht  unter  den  besten  Förderern  dieses  in  jüngster  Zeit 
innerhalb  unserer  Islamstudien  in  seiner  Wichtigkeit  erkannten  Untersuchungstoffes 
in  würdigender  Weise  nennen').  Von  1882 — 1886  hat  Chauvin  dies  rechtshistorische 
Problem  auch  in  den  Kreis  seiner  akademischen  Vorlesungen  einbezogen. 

In  hervorragender  Weise  hat  sich  sein  Interesse  nach  zwei  Seiten  hin  betätigt.  Erst- 
lich hat  er  die  arabische  Literatur  für  vergleichende  Literaturgeschichte,  Sagenkunde 
und  was  man  unter  »Folkloristik«  begreift,  nutzbar  gemacht.  Seine  in  Zeitschriften  für 
Volkskunde  zerstreuten  zahlreichen  Abhandlungen  über  die  orientalischen  Versionen  und 
Anknüpfungen  verschiedener  Märchenstoffe,  seine  vergleichenden  Untersuchungen  über 
einzelne  Erzählungen  der  Tausend  und  eine  Nacht  u.  a.  m.  gehören  in  diese  Gruppe.  Ferner 
hat  sich  in  enger  Verbindung  damit  sein  Interesse  der  Bibliographie  der  arabischen 
Literatur  zugewendet,  einem  Arbeitsgebiet,  auf  das  er  sich  seit  1S92  konzentrierte,  als  er  an 
die  Ordnung  und  Veröffentlichung  seiner  vieljährigen  fleißigen  Sammelarbeit  ging.  Ck.a.uvin's 
umfassende  Belesenheit  und  sein  Eifer,  sich  keine  noch  so  geringfügige  literarische  Notiz 
entgehen  zu  lassen,  machten  ihn  besonders  geeignet  für  bibliographische  Arbeiten.  Wie 
komplett  er  auf  diesem  Gebiete  sein  konnte,  charakterisiert  z.  B.  die  Tatsache,  .daß  er  der 
Bibliographie  des  ouvrages  relatijs  a  la  Senegambie  et  au  Soudan  occidental  von  Clozel  eine 
fast  fünf  enggedruckte  Seiten  umfassende  Ergänzung  von  Titeln  hinzufügen  konnte  (in 
Hartwig's  Zentralblatt  für  Bibliothekswesen  1 892),  lauter  Literatur,  die  dem  Sudanspezialisten 
Clozel  entgangen  war.  Am  hervorragendsten  hat  er  seine  bibliographische  Akribie  auf 
dem  Gebiete  der  arabischen  Literatur  betätigt.  Der  Titel  seines  groß  angelegten,  leider 
unvollendet  gebhebenen  Werkes,  das  in  unser  aller  Händen  ist:  »Bibliographie  des  ouvrages 
arabes  ou  relatijs  aux  Arabes  publies  dans  l'EuroPe  chretienne  de  1810 — 1885«  umschreibt 
genügend  den  Kreis  der  Aufgabe,  die  er  sich  m.it  demselben  gestellt  hat.  Womit  ein  Jahr- 
hundert vorher  Schkurrer  einen  Anfang  gemacht  hatte  und  was  6—7  Jahrzehnte  nachher 
durch  Zenker  nur  in  unvollkommener  Weise  fortgesetzt  wurde,  wollte  er  in  einem  um- 
fassenden Werke  in  möglichst  erschöpfender,  den  Anforderungen  der  neuesten  Zeit  ent- 
sprechender Weise  darbieten.  Er  hat  das  Werk  während  seines  Lebens  bis  zum  11.  Teile 
(der  12.  befindet  sich  unter  der  Presse)  fördern  können;  das  in  der  Einleitung  (S.  XXXVII) 
dargelegte  Programm  zeigt  uns,  daß  die  Teile,  in  deren  Fertigstellung  Chauvin  durch  den 
Tod  unterbrochen  wurde,  noch  die  Bibliographieder  Fächer  der  Gesetzeskunde.  Philosophie, 
Medizin,  der  exakten  Wissenschaften,  der  arabischen  Literatur  der  Nichtmuhammedaner 
enthalten  sollten.  Es  ist  dies  nicht  die  Gelegenheit,  kritische  Bemerkungen  über  die  tech- 
nische Ausführung  des  Planes,  den  sich  Chauvin  vorgesetzt  hat,  zu  machen.  Wohl  aber 
möge  nicht  unerwähnt  bleiben,  daß  er  in  anerkennenswerter  W'eise  die  Grenzen  einer 
trockenen  Bibliographie  überschreitet,  wenn  er  in  den  Bänden  V — VII  dem  Resume  der 
einzelnen  Erzählungen  der  Tausend  und  einen  Nacht  aus  der  Fülle  seiner  Erudition  höchst 
nutzbare  Nachweise  von  Parallelen  anschheßt,  durch  die  er  den  Forschern  der  Erzählungs- 
literatur ein  überaus  willkommenes  Hilfsmittel  geboten  hat.  Dieselbe  Methode  hat  er  auch 
in  den,  andere  Produkte  der  arabischen  Erzählungsliteratur  umfassenden  Teilen  des  Werkes 
befolgt,  dessen  wertvollsten  Stücke  eben  diese  literaturvergleichenden  Hinweise  sind. 

Chauvin  hat  mit  Vorliebe  auch  für  die  Kenntnis  der  Vergangenheit  der  orientalischen 
Studien  in  seinem  Vaterlande  geforscht  und  die  Biographien  älterer  belgischer  Orientalisten 
geschrieben,  sowie  er  sich  auch  für  wallonische  Dialekt-  und  Literaturstudien  warm 
interessiert  und  an  den  Bew^egungen  auf  diesem  Gebiete  initiierend  und  fördernd  be- 
teihgt  hat. 

I.   G  o  1  d  z  i  h  e  r. 

>)  Siii  rapporti  fra  diritto  romano  e  diritto  musiUmano  (in  Atti  della  Societä  italiana 
per  il  Progresso  delle  Scienze,  VII  Ruinione,  Siena  1913)  Roma  1913,  p.  24. 


]I0  Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen. 

Eduard  Meyer:    Ursprung  und  Geschichte  der  Mormonen.    Mit  Exkursen  über  die  Anfänge 
des  Islams  und  des  Christentmns.     Halle,  Max  Niemeyer,  191 2.     300  S. 

Ed.  Meyer  will  in  diesem  Buche  nicht  nur  eine  kritische  und  objektive  Darstellung 
der  Geschichte  dieser  Religionsgemeinde  bieten,  sondern  durch  seine  Untersuchungen 
auch  der  Forschung  anderer  Religionen  dienen.  Vor  allem  will  er  den  Islam  beleuchten; 
er  hat  nicht  nur  einen  besonderen  Exkurs  über  den  Islam  (S.  62 — 83)  sowie  über  das  Ur- 
christentum, sondern  er  macht  auch  das  ganze  Buch  hindurch  immerfort  auf  Ähnlich- 
keiten mit  dem  Islam  aufmerksam,  ja  nach  den  einleitenden  Bemerkungen  sind  es  diese 
Ähnlichkeiten,  die  zuerst  sein  Interesse  für  das  Mormonentum  erregt  haben.  Wir  wollen 
uns  natürlich  hier  nur  mit  dieser  Seite  seines  Buches  beschäftigen.  Die  Analogien,  auf 
die  M.  die  Aufmerksamkeit  lenkt,  lassen  sich  nach  drei  Gesichtspunkten  betrachten: 
erstens  nach  dem  geschichtlichen  Entwicklungsgang  der  beiden  Religionen,  zweitens  nach 
den    persönlichen  Charakteren  der  Stifter,   drittens  nach  der  Art  der  OfTenbarung. 

Was  den  Entwicklungsgang  betrifft,  so  sollen  die  Hauptdaten  kurz  referiert  werden: 
Josef  Smith,  geboren  1805  im  Distrikt  New  York,  hat  schon  in  früher  Jugend  Visionen, 
in  welchen  ihm  ein  Engel  erscheint.  Nach  seiner  Anweisung  findet  er  in  einem  Hügel  einige 
goldene  Tafeln  mit  geheimnisvollen  Schriftzeichen;  durch  göttliche  Gnade  kann  er  die 
Schrift  lesen  und  diktiert  hinter  einem  Vorhang  deren  Inhalt  (von  1827  an),  woraus  das 
Buch  Mormons  entsteht.  Der  Hauptgedanke  dieses  Buchs  war  es,  den  bis  dahin  von  Gott 
vernachlässigten  Bewohnern  Amerikas  eine  sichere  göttliche  Unterweisung  zu  verschaffen, 
wodurch  die  älteren  Offenbarungen  erläutert  und  die  ursprüngliche  Offenbarung  wieder 
hergestellt  werden  könnte.  Ferner  enthält  das  Buch,  wie  andere,  die  später  diktiert  wurden, 
allerlei  Legenden,  die  teils  nach  der  Bibel,  teils  nach  nicht  mehr  festzustellenden  Quellen 
gebildet  sind.  Anfangs  mit  Spott  und  Unglauben  aufgenommen,  erwirbt  der  Prophet  doch 
schnell  eine  Schar  von  Schülern  und  schickt  sich  jetzt  an,  zunächst  »das  Land  der  Lama- 
niten«  (der  Indianer),  danach  die  ganze  Welt  für  seine  neue  Religion  zu  gewinnen. 
Als  der  Widerstand  in  der  Heimat  zu  kräftig  wird,  wandert  er  mit  der  Gemeinde 
nach  dem  \\'estcn  (Kirtland)  aus,  wo  seine  Genossen  schon  Anhänger  gewonnen 
haben.  Hier  organisiert  er  die  Gemeinde,  fordert  Almosen  und  Armenversorgung,  und 
prägt  den  Anhängern  Gehorsam  gegen  ihn  sowie  gegenseitige  Liebe  ein.  Er  erwählt  sich 
jetzt  einen  Ort,  wo  er  eine  heilige  Stätte  gründen  will  (in  Missouri).  Indessen  wird  der 
Kampf  mit  den  Einsiedlern  allmählich  scharf.  Offenbarungen  versichern,  daß  die  Gläubigen 
siegen  werden,  Smith  werde  über  die  Leichen  der  Feinde  dahinschreiten  »wie  ein  zweiter 
Muhammed«  (Ausdruck  von  Smith).  Allen  Offenbarungen  zum  Trotz  kann  das  Schwert 
der  Gläubigen  nicht  durchdringen.  Aber  der  Prophet  veriiert  nicht  sein  Selbstvertrauen 
und  wahrt  dadurch  seine  Autorität,  wie  Muhammed  es  einmal  getan  hat.  1844  wird  Smith 
ins  Gefängnis  gesetzt  und  daselbst  getötet.  Nach  seinem  Tod  machen  sich  seine  Familie 
und  seine  Genossen  den  Rang  der  Nachfolge  strittig.  Schlief3iich  wird  die  Familie  beiseite 
geschoben,  aber  ihre  Anhänger  gründeten  eine  sVa.  Die  anderen  er^vählten  Brigham  Voung, 
den  Meyer  als  das  Gegenstück  zu  'Omar  aufstellt;  bei  ihm  verband  sich  »derbe  Energie, 
die  in  Wort  und  Tat  vor  keiner  Brutalität  zurückschreckte«  mit  unerschütteriichem  Glauben 
an  den  Propheten.  Durch  strenge  Handhabe  der  Disziplin  gelang  es  ihm,  die  Gemeinde 
nach  Utah  zu  führen  und  sie  dort  zu  respektfordernden  Kulturieistungen  fähig  zu  machen.  — 
Es  gibt  ja  hier  unzweifelhafte  Ähnlichkeiten  mit  dem  älteren  Islam:  der  Prophet,  der  erst 
seinem  Volk,  danach  der  ganzen  Welt  eine  Vervollkommnung  der  Ottenbarungen  bringen 
will,  die  hiflra,  die  derbe  Art  des  Kampfes,  die  vollkommene  Unterwerfung  unter  den  Führer, 

der  zugleich  Prophet,  General  und  Gesetzgeber  ist,  ferner  der  Streit  zwischen  o^j>^Ji  Js^t 
und  Genossen  und  der  Sieg  des  »'Omar«.  Die  Ähnlichkeit  wäre  doch  größer  gewesen,  wenn 
der  amerikanische  Prophet  gesiegt  hätte.     Meyer  meint,  dies  hätte  vielleicht  um  etwa 


Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen.  I  1  i 

10  Jahre  früher  geschehen  können.  —  Was  nun  die  Persönlichkeiten  der  beiden  Propheten 
betritlt,  so  betont  M.  den  Umstand,  daß  sie  beide  wenig  gebildet  sind,  aber  beide  gleich  über- 
zeugt von  ihrer  hohen  Berufung.  Man  findet  bei  ihnen  naiven  Glauben  mit  kühler  Be- 
rechnung gemischt,  ferner  eine  nüchterne,  verstandesgemäße  und  materielle  Auffassung. 
Es  kommt  hinzu  der  starke  sinnliclie  Trieb,  von  dem  beide  abhängig  sind;  der  eine  wie  der 
andere  empfängt  Offenbarungen,  die  sich  mit  ihren  Frauen  beschäftigen,  dieselben  zurecht- 
weisen und  zu  Gehorsam  ermahnen;  ihre  Sinnlichkeit  und  ihre  Religion  vertragen  sich 
gut  miteinander.  Mit  der  Frage  nach  der  Persönlichkeit  gehört  die  nach  der  Art  seiner 
Offenbarung  zusammen,  und  Meyer  legt  ein  besonderes  Gewicht  auf  diesen  Teil  seiner 
Untersuchung,  welcher  u.  a.  den  Inhalt  seines  Exkurses  ausmacht.  Der  Vorgang  der  Smith- 
schen  Offenbarungen  war  folgender  Art:  Einen  Frühjahrsmorgen  des  Jahres  1820  ging 
er  in  den  Wald  und  bat  Gott  um  die  ihm  versprochene  Leitung.  Da  umgab  ihn  dichte 
Finsternis  und  seine  Zunge  war  gefesselt,  aber  er  bat  Gott  um  Befreiung  aus  der  Gewalt 
des  Feindes.  Da  »schaute  ich  einen  Pfeiler  von  Licht,  genau  über  meinem  Kopf,  stärker 
als  die  Helligkeit  der  Sonne,  der  langsam  herabstieg,  bis  er  auf  mäch  fiel«  (Meyer  S.  16). 
Er  fühlt  sich  jetzt  frei  und  sieht  nun  in  der  Luft  zwei  Gestalten  in  hellster  Glorie;  die  eine 
war  Christus,  der  ihm  auf  seine  Frage  sagt,  alle  Sekten  seien  im  Irrtum  (S.  17).  Von  einer 
solchen  Lichterscheinung  hören  wir  noch  einmal:  der  Engel  Moroni  erscheint  eines  Abends 
in  hellweißem  Gewände,  umflossen  von  glänzendem  Licht  (ebenda).  Die  eigentlichen  Offen- 
barungen gehen  nun  in  der  Weise  vor  sich,  daß  Smith  die  goldenen  Tafeln,  die  er  nach 
Anweisung  des  Engels  gefunden  hat.  mit  Hilfe  von  zwei  wunderbaren  Steinen  Urim  und 
Thummim,  hinter  einem  Vorhange  sitzend,  liest  und  übersetzt  und  einem  Schreiber  die 
Übersetzung  diktiert  (S.  9  f.,  19  ff.).  Damit  vergleicht  Meyer  Muhammeds  Offenbarung. 
Auch  er  hat  Gestalten  gesehen,  wie  uns  die  Tradition  sowie  Sur.  53  und  81  berichten;  man 
könnte  hinzufügen,  daß  diese  Gestalten  in  Licht  erscheinen  »wie  die  Morgenröte«  (T  a  b  a  r  i 

I  1147;  B  u  h  ä  r  i  Anfangsabschnitt  Nr.  3,  KäJuA^Jl  oder  x^JLaJl  L).  Jl).  Auch  bei  Mu- 
hammed  ist  von  einem  Buch  die  Rede,  welches  er  den  Menschen  übermittelt.  Dies  will  M. 
nach  der  von  ihm  herangezogenen  Analogie  verstehen.  Er  identifiziert  (ähnlich  wie  Sprenger) 
die  erste  der  Erscheinungen  in  Sur.  53  (v.  6 — 11)  mit  der  in  Sur.  81  und  ferner  mit  der 
in  der  Tradition  über  das  Gesicht  auf  Hirä  (wo  er  einen  Engel  am  Himmel  erblickt)  erwähnten 
und  verbindet  diese  erste  Erscheinung  mit  der  Offenbarung  Sur.  74,  die  ja  auch  in  mehreren 
Traditionen  als  erste  Offenbarung  gilt.  Nach  einiger  Zeit  erscheint  ihm  der  Engel  ')  wieder, 
und  das  ist  die  zweite  in  Sur.  53  erwähnte  Erscheinung  (v.  6 — 11).  Sie  erfolgt  beim  Sidra- 
baum,  beim  Garten  der  Wohnung  (?),  was  M.  wie  Sprenger  als  eine  Lokalität  bei  Mekka 
auffaßt.  Dies  verbindet  M.  mit  Sur.  96  und  der  daran  geknüpften  Legende,  die  er  so  deutet, 
daß  der  Engel  ihm  das  himmlische  Buch  bringt  und  ihm  die  übernatürliche  Kraft  gibt, 

es  zu  lesen,    »von  Gottes  Wundern  das  Größte«  (S.  74).    Soseii.s    überall    mit    »lesen« 

wiederzugeben,  vor  allem  Siir.<)b,  i,  ja  .jL'i  wird  von  Meyer  sogar  mit  »Lesebuch«  über- 
setzt (S.  51  Anm.  i).  Wenn  die  Arabisten  heutzutage  das  Wort  anders  fassen,  beruht  es, 
meint  M.,  lediglich  auf  Rationalismus,  weil  die  Übersetzung  »lesen«  »die  Überbringung 
des  göttlichen  Buchs  und  damit  das  Wunder  voraussetzen«  (S.  75)  würde,  und  das  paßt 
dem  nüchternen  Verstände  nicht.  Eigentümlich  ist  es,  daß  Meyer  seine  Auffassung  als 
die  orthodoxe  »für  die  islamische  Tradition  selbstverständliche  Deutung  der  Offenbarung« 
(S.   75)  betrachtet,  und  immer  davon  ausgeht,    daß  qara'a  eigentlich   »lesen«  bedeutet, 

I)  Erwähnenswert  wäre  die  Anschauung,  daß  der  Prophet  nicht  den  Engel,  sondern 
Gott  selbst  sieht  (vgl.  B  a  i  d  ä  w  1  zu  Sur.  53,  10;  Nöldeke-Schwally:  Gesch.  d.  Qor.  23; 
Andr.K  in  MO  VI  1912  S.  5  ff.). 


1J2  Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen. 

während  die  anderen  Erklärungen  nur  gewundene  Umdeutungen  wären.  Die  von  Meyer 
gebotene  Übersetzung  war  allerdings  bis  vor  etwa  30  Jahren  unter  europäischen  Gelehrten 
orthodox,  aber  mit  der  muslimischen  Tradition  stimmt  sie  nicht.  Es  handelt  sich  hier 
um  zweierlei:  i.  in  welcher  Weise  ist  die  Offenbarung  übermittelt  worden  bzw.  was  be- 
deutet Iji  ?  und  2.  welche  Rolle  spielt  das  Buch  bei  Muhammed  ?  • — Was  das  erste 
betrifft,  so  herrscht  in  der  Tradition  vollkommene  Einigkeit  darüber,  daß  Muhammed  seine 
Offenbarungen  durch  das  Ohr  vernommen  hat.  Im  oben  erwähnten  Einleitungsabschnitt 
über  den  Anfang  der  Otlenbarung  gibt  B  u  h  ä  r  I ,  angeblich  nach  *Urwa-*Ä'isa,  Mit- 
teilung über  die  Offenbarungsarten:  Der  Prophet  hört  etwas  wie  ein  Getöse  von  Glocken  und 
behält,  was  er  hört;  der  Engel  steht  vor  ihm  und  spricht,  Muhammed  lauscht  seiner  Rede 
und  spricht  ihm  nach;  oder  der  Koran  u-ird  im  Herzen  des  Propheten  gesammelt,  und  er 
rezitiert  ihn.  S  u  j  ü  1 1  erwähnt  noch,  daß  der  Engel  oft  im  Traum  erscheint,  und  daß  bis- 
weilen Allah  selbst  redet  (Itqän,  Kairo  1287,  I,  55).  Von  einem  Lesen  ist  hier  keine  Rede. 
Im  Gegenteil,  die  Tradition  behauptet,  daß  der  Koran  dem  Muhammed  deshalb  stück- 
weise, ungeschrieben  mitgeteilt  wurde,  weil  er  im  Unterschied  von  anderen  Propheten 
weder  lesen  noch  schreiben  konnte,  weshalb  ihm  der  Engel  die  Offenbarungen  auswendig 
hersagte  (S  u  j  ü  1 1  I  53).  Die  obige  Übersicht  bei  B  u  h  ä  r  1  und  S  u  j  ü  t  i  ist  den  ver- 
schiedenen Traditionen  entnommen  und  stimmt  durchaus  mit  ihnen  überein.  An  der 
einzigen  Stelle,  wo  wir  Ausführliches  über  den  Hergang  beim  Empfang  der  Offenbarung 
erfahren,  nämlich  gelegentlich  der  Verleumdung  'A'isas,  hören  wir  nur,  daß  »ihn  befiel, 
was  ihn  zu  befallen  pflegte«,  darauf  wurde  er  in  sein  Gewand  gehüllt,  und  ein  ledernes 
Kissen  wurde  unter  seinen  Kopf  gelegt;  nach  dem  Anfall  rann  ihm  der  Schweiß  wie 
Perlen  herab,  obwohl  es  Winter  war,  und  er  stand  auf  und  sagte  her,  was  Gott  offenbart 
hatte  (B.  H  i  s  ä  m  735  f.;  B  u  h  ä  r  i  a.  a.  O.;  A'.  al-magäzl  Nr.  64;  iafsir  al-qur'än  65 
und  mehrmals).  Ein  Lesen  wird  hier  nicht  angedeutet.  Und  nicht  anders  ist  es  in  der 
Legende  über  den  Anfang  der  Offenbarung.  Diese  wird  ziemlich  gleich  erzählt  nach  den 
verschiedenen  Überlieferungsketten:  Zuhrl-'Urwa-'A'isa  (T  a  b  a  r  i  I  1147),  Ibn  Sihäb- 
*Unva-*Ä'isa  (B  u  h  ä  r  i  Anfang  Nr.  3),  Wahb  b.  Kaisän-'Ubaid  b..  'Umair  b.  Qatäda 
al-LaitI  (T  a  b  a  r  i  a.  a.  0.;  B.  H  i  s  ä  m  152).  Meyer  gibt  (S.  68)  die  Legende  so  wie- 
der, daß  der  Engel  sagt:  Lies  !  und  Muhammed  antwortet:  ich  kann  nicht  lesen  !  Aber 
wenn  der  Engel  dem  Propheten  das  Lesen  geboten  hätte,  müßte  er  ihm  doch  irgend  etwas, 
das  er  lesen  sollte,  gezeigt  haben.  Nun  heißt  es  bei  B.  H  i  s  ä  m  ,  daß  ein  seidenes  Tuch 
ihm  gezeigt  wurde;  so  auch  S  u  j  ü  t  T  I  29  und  die  Späteren;  es  gehört  aber  nicht  der 
ältesten  Tradition  an,  wird  somit  eine  spätere  Hinzufügung  sein.  Aber  selbst  wenn  dies 
nicht  der  Fall  wäre,  würde  es  an  der  Sache  nichts  ändern.  Es  heißt  nämlich  in  allen  Tradi- 
tionen, daß  der  Engel  ihm  die  Sure  vorspricht  (ihn  die  Sure  lehrt  x.jLc  T  a  b.  I  1 1 54) 
und  der  Prophet  wiederholt  seine  Rede;  ein  Lesen  ist  direkt  ausgeschlossen.     Wenn  der 

Engel  ijil  sagt,    bedeutetes:   Rezitiere!    Muhammeds  Antwort  lautet  bei   T  a  b  a  r  I  und 

B.  Hisäm  Ijjl  'wX,  aber  es  wird  mit  tJs!  !•'>  w«  wiederholt;  o«  ist  somit  nicht  Ver- 
nemungspartikel,  sondern  der  Satz  bedeutet:  Was  soll  ich  rezitieren?      Bei    Buhärl 

(und  z.  B.  B  a  i  (jl  ä  w  i  zu  Sttr.  96)  heißt  es  (C,Läj  oi  w«.  Das  bedeutet:  »Ich  bin  kein 
Rezitator  !«  Muhammed  hat  richtig  verstanden,  daß  der  Engel  ihn  auffordert,  heilige 
Texte  herzusagen;  aber  er  ist  nicht  ein  solcher  Rezitator,  wie  die  Juden  und  Christen  sie 
haben.  Die  Hadite  sind  darüber  einig,  daß  Muhammed  eine  Gestalt  gesehen  und  von  ihr 
die  Offenbarung  gehört  hat;  von  seinem  Erlebnis  heißt  es  denn  auch  in  der  Waraqa- 
legende  (B.  H  i  s.  153  f.;  f  ab.  I  1147  f.)  \s-iederholt,  daß  er    «..«-w»  ,j;l..    Damit  stimmt 


I 


Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen.  j  I  3 

nun  der  Koran  durchaus  überein.  .Muhammed  hat  Visionen  (Siir.  53.  Si),  aber  die  Offen- 
barung ist  eine  Rede,  die  ihm  vorgetragen  wird,  und  die  er  wieder  vorträgt,  »die  Rede 
eines  edlen  Gesandten«  (81,  19)  und  nicht  diejenige  eines  gesteinigten  Satan  (81,  25),  noch 

s 

die  eines  Dichters  (69,  41).  Von  Muhammed  heißt  es  bekanntlich,  daß  er  \.'i  und  ^Is. 
In  neuerer  Zeit  hat  vor  allem  Snouck  Hurgronje  mehrfach  darauf  aufmerksam  gemacht, 
daß  es  falsch  ist.  das  Wort  qara'a  mit  »lesen«  zu  übersetzen  (z.  B.  RHR  XXX  S.  62.  155 
Mekka  II  S.  224  Anm.;  vgl.  auch  Nöldeke-Schwally:  Gesch.  des  Qorans,  S.  32  ff.).  Es 
hat  nämlich  einen  weiteren  Sinn:  nach  gegebener  Vorlage  hersagen,  rezitieren.  Die  Be- 
deutung »lesen«  ist  miteinbeschlossen  (z.  B.  Sur.  17,  95;  B.  H  i  s.  153,  15  und  die  spätere 
Sprache),  wahrscheinlich  weil  der  lesende  Orientale  das  Gelesene  vor  sich  hinmurmelt.  Aber 
ob  die  Vorlage  schriftlich  fixiert  ist  oder  nicht,  ist  ohne  Belang;  und  ein  paar  Stellen  zeigen, 
daß  die  Bedeutung  »lesen«  ausgeschlossen  ist  eben,  wo  es  sich  um  die  Übermittlung  der 
Offenbarung  handelt,  vor  allem  75,  16  it.,  wo  der  Hergang  der  Offenbarung  dargestellt 
wird.  Es  heißt:  Uns  liegt  seine  Sammlung  und  sein  Hersagen  ')  ob,  und  wenn  wir  ihn  her- 
gesagt haben,  dann  folge  (unserer)  Hersagung  von  ihm.    Also  Gott  oder  Gabriel  sagt  die 

Offenbarung  her  (l-ä),  und  ^luhammed  sagt  sie  nach  (i-i).  Er  wird  ermahnt,  sie  genau 
so  herzusagen,  wie  er  sie  hört.     Deshalb  wird  es  ihm  20,  113  geboten,  mit  dem  Vortrag 

L..LäJ'-jJ  nicht  zu  eilen,  sondern  ruhig  zu  warten,  bis  die  Offenbarung  zu  Ende  ist,  d.h.  bis 

Gott  ihm  alles  vorgesagt  hat.  So  rezitiert  Allah  den  ganzen  Koran  stückweise,  25 ,  34  (s'läJLIs  . 

^-^j-j,  Baid  äwl  richtig:  t  ^^  J>.äJ  ^j^X^  ^^^^  »LiL'i»)  und  »lehrt«  den  Propheten 
rezitieren  (87,  6).  Wie  die  Ginnen  ein  Buch  gehört  haben  (46,  29),  so  hat  auch  Muhammed 
ein  Buch  gehört;  darin  stimmt  Koran  und  Tradition  vollkommen  überein  -).  Er 
hat  Visionen  gehabt  und  Stimmen  vernommen,  ganz  ähnlich  wie  Jesaia,  der  Jahwe  selbst 
schaut  und  sein  Orakel  aus  dem  stunde  des  Herrn  hört  (Jes.  6).    Wenn  man  in  neuerer 

Zeit  festgestellt  hat,  daß  '  .5  nicht  mit  »lesen«  zu  übersetzen  ist,  ist  dies  nicht  Rationalismus, 
denn  das  eine  ist  nicht  mehr  rationell  oder  irrationell  als  das  andere,  es  ist  auch  keine 
Versündigung  gegen  das  Lexikon,  sondern  im  Gegenteil  aus  dem  Interesse  hervorgegangen, 
dem  Lexikon  gerecht  zu  werden,  indem  man  alle  in  Betracht  kommenden  Stellen  beachtet, 
So  befinden  sich  denn  in  diesem  Punkt  die  Forscher  in  voller  Harmonie  mit  der 
islamischen  Tradition;  der  Tradition  gegenüber  wäre  die  Auffassung,  für  welche  Meyer 
eintritt,  eine  bid^a  3).  • —  Wie  steht  es  nun  mit  dem  Buch  ?   Ist  nicht  sowohl  bei  dem  ameri- 


I)  Vgl.  Buh.  a.  a.  0.  Nr.  4.  B  a  i  d  ä  w  1  erklärt  \jLi»  mit  J.  \jtLä  O.^il 
eV.il.Aw.*,    vgl.  Lisän  I   123  f.  ^ 

-)  Wenn  ich  in  Edv.  Lehmann's  Textbuch  Lil  Siir.  96  mit  »verkünde«  übersetze 
(vgl.  Meyer  S.  76),  ist  damit  dasselbe  wie  »rezitieren«,  »hersagen«  gemeint.  Der  Ausdruck 
ist  nur  gebraucht,  um  nicht  mit,  dem  Fremdwort  »rezitieren«  anzufangen.  »Verkünden« 
versteht  Meyer  als  freie  Predigt.  Aber  man  kann  ja  auch  einen  feststehenden  Text 
verkünden.  So  spricht  auch  Meyer  mehrfach  von  Smith's  »Verkündung«  seiner  Offen- 
barungen (S.   loi.   109.   121.  205). 

3)  S.  76  erkennt  Meyer  die  Analyse  von  qara'a  bei  Nuldeke-Schwallyan  an,  meint 
aber,  sie  treffe  den  Kern  der  Sache  nicht,  »denn  das  ,, Vortragen"  oder  ,, Rezitieren'", 
das  ,, murmelnde  Hersagen  heiligerTexte"  setzt  überall  schon  diesen  fixierten  Text  voraus«. 
Aber  es  handelt  sich  hier  darum,  ob  dieser  Text  schriftlich  fixiert  ist,  und  ob  der 
Rezitierende  diese  Schrift  vor  sich  haben  muß,  wenn  er  rezitiert.  Daß  Muhammed  über- 
zeugt ist,  nicht  aus  eigener  Erfindung  zu  sprechen,  bezweifelt  niemand. 
Islam.     V.  8 


j  j/i  Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen. 

kanischen  wie  bei  dem  arabischen  Propheten  von  der  Herabsendung  einer  himmlischen 
Schrift  die  Rede,  so  daß  die  Vorgänge  doch  auf  dasselbe  hinauslaufen  ?  Oberflächlich 
gesehen  wohl,  aber  eine  nähere  Untersuchung  wird  zeigen,  daß  die  beiden  himmlischen 
Schriften  gar  nicht  zusammengestellt  werden  können.  Im  Koran  liegt  das  Hauptgewicht 
auf  dem  himmlischen  Buch;  man  begnügt  sich  in  der  Regel  damit,  dies  als  ein  Ebenbild 
des  irdischen  Korans  zu  betrachten.  Aber  wenn  wir  das  Wesen  des  Buchs  verstehen  wollen, 
müssen  wir  erst  das  Himmelsbuch  für  sich  betrachten.  Alles  was  Gott  weiß,  steht  darin. 
So  alles,  was  die  früheren  Geschlechter  getan  haben  (6,  38;  20,  54);  ebenso  alles,  wasjetzt 
geschieht.  Kein  Weib  empfängt  oder  gebiert,  und  niemand  stirbt,  ohne  daß  es  im  Buche 
steht  (3,  139;  35,  12).  Überhaupt  ist  alles,  was  im  Himmel  und  auf  der  Erde  sich  befindet, 
und  alles,  was  vor  sich  geht,  im  Buche  verzeichnet  (6,  59;  10,  62;  11,  S;  22,  69;  27,  77; 
34.  3;  57.22  u.  V.  a.).  Vor  allem  sind  die  Taten  der  Menschen  darin  geschrieben  (33,  6). 
Deshalb  beten  die  Jünger  Jesu,  daß  Gott  sie  unter  -^jAPu-ixil  schreiben  möge  (3,46),  und 
das  Buch  spielt  eine  große  Rolle  beim  jüngsten  Gericht.  Es  heißt,  daß  jedermann  dann 
sein  Buch  empfängt  (17,  14  f.);  die  Frommen  empfängt  es  in  der  Rechten  (17,73;  69,  20), 
die  anderen  in  der  Linken  (69,  25).  Darin  steht,  was  sie  getan  haben,  sowie  ihr  künftiges 
Schicksal.  Im  himmlischen  Buch  ist  nicht  nur  Gottes  Wissen,  sondern  auch  sein  Wille 
gebucht,  alle  seine  Verordnungen  und  Bestimmungen  sind  da  verzeichnet.  So  wurde  am 
Tage  der  Schöpfung  darin  geschrieben,  daß  die  Zahl  der  Monate  12  sein  sollte  (9,  36),  und 
23,  64  zeigt,  daß  die  Pflichten  der  Menschen  darin  geschrieben  sind.  Dies  Buch  ist  .-j^'j-y« 
(10,  62;  11,8;  27,77),  denn  es  vereinigt  Wissen,  Weisheit  und  Willen  Gottes.  Wir  sind  in 
der  glücklichen  Lage,  die  Geschichte  dieses  Buches  verfolgen  zu  können.  Es  gibt  bei  den 
Babyloniern  himmlische  Schicksalstafeln,  in  welchen  die  Grenzen  des  Himmels  und  der 
Erde,  alles  was  darin  geschieht,  und  ebenso  das  Schicksal  aller  Menschen  aufgezeichnet 
sind;  es  gibt  Tafeln  des  Lebens,  Tafeln  der  guten  Werke,  sowie  Tafeln  der  Sünden.  Was 
geschieht  und  geschehen  soll,  ist  auf  ihnen  aufgeschrieben  (siehe  Zimmern  in  KAT  3  S.400  fl.). 
Im  Alten  Testament  hören  wir  wiederholt  von  diesem  Buche,  schon  Ex.  32,  32  f.,  ferner 
Jes.  4,  3;  65,  6;  Mal.  3,16;  Psalm  69,  29;  Neh.  13.  14;  Dan.  7,  10;  12,  i.  aber  vor  allem  in 
der  spätjüdischen,  apokalyptischen  Literatur  (z.  B.  Henoch  Si,  i ;  93,  i  ff.;  103,  2  f.;  106,  19; 
4.  Esr.  6,  20;  Jubil.  30,  20.  22,  usw.;  vgl.  Phil.  4,  3;  Apok.  3,  5;  13,  8;  17,  8;  20,  12.  13;  21,  27; 
siehe  Zimmern  a.  a.  0.  und  P.  Volz:  Jüdische  Eschatologie  1903,  S.  93  f.).  Sowohl  bei  den 
Babyloniern.  wie  bei  den  Juden,  wie  im  Koran  finden  wir  die  Vorstellung,  daß  die  gött- 
lichen Beschlüsse,  der  Weltplan,  die  Geschicke  des  Weltalls  und  der  Menschen  von  Ewigkeit 
her  im  Himmel  aufgeschrieben  sind.  Alle  Züge,  die  an  dem  koranischen  Buch  haften,  finden 
wir  bei  den  anderen  wieder.  Das  Buch  ist  somit  von  kosmischer  Bedeutung.  Es  ist  die 
Hypostase  von  Gottes  Wissen  und  Willen  ').  Aber  weil  es  Gottes  Willen  enthält,  ist  es  nicht 

o 

nur  in  intellektueller,  sondern  auch  in  moralischer  Beziehung  wichtig.     Es  enthält    ^s. 
und  *.-\.^-.  Der  Mensch  ist  an  und  für  sich  ohne  Wissen  und  hilflos,  so  ist  der  Gedanke  im 

c 

Koran;  an  und  für  sich  ist  er  in  Finsternis  (14,  1),  ohne  *JLc  und  Rechtleitung  (22,  8;  28,  49; 

3'.  '9;  35.  38;  43,  19  f.;  46,  3).    Das  »Wissen«  kann  man  nur  dadurch  erhalten,  daß  man 
das    Buch  bekommt,  nicht  »eine  Schrift«,  sondern  das  himmlische  Buch.     Die  Heiden 


')  Bei  den  Babyloniern  gehören  die  Tafeln  deshalb  dem  obersten  Gott.  Enuvia  elis 
IV  121  werden  sie  von  Marduk  erobert.  Man  darf  nicht  die  Frage  aufwerfen,  ob  es  mit  der 
Allwissenheit  Gottes  vereinbar  ist,  daß  er  aus  einem  Buch  das  Wissen  schöpft.  Es  kommt 
nur  darauf  an,  ob  das  Buch  unzertrennbar  mit  seinem  Wesen  verknüpft  ist.  So  vermittel  n 
zwei  Raben  Odin  sein  \\  issen,  und  die  ewigen  Götter  essen  Götterspeise. 


Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen.  1 1  ^ 

haben  das  nicht  (34,  43).  Aber  den  Israeliten  hat  Gott  das  deutliche  Buch  gegeben  und 
damit  ^*lc  und  ^\=-  und  ;^AP  (z.  B.  37, 117;  40,  56;  41.  45;  25,  37;  28,  43;  32,  23;  45, 

15.  16  f.).  Weil  das  himmlische  Buch  alle  Weisheit  enthält,  kann  man  dadurch  auf  den 
geraden  Weg  geleitet  werden  (37,  118).  Nach  Müsa  hat  Johannes  der  Täufer  das  Buch 
mit  der  Weisheit  erhalten  (19,  13),  nach  ihm  Jesus  (19,  31 ;  3,  43).    Ihre  Gemeinden  sind 

UJ'JCXJI  Js^!,  nicht  zunächst  »Leute,  die  eine  schriftlich  fixierte  Offenbarung  besitzen«, 
sondern:  dieBesitzerdes  Buches,  sc.  des  himmlischen,  das  allein  die  Weisheit  besitzt.  Deshalb 
ärgert  es  den  Propheten  so  sehr,  daß  die  Juden  nicht  die  Übereinstimmung  des  Korans  mit 
ihrer  Offenbarung  zugeben.  Sie  müssen  identisch  sein,  nicht  nur  weil  sie  von  demselben  Gott 
herrühren,  sondern  weil  es  nur  ein  Buch  gibt.  Ganz  selbstverständlich  heißt  es  deshalb 
z.  B.  29,  46:  Wir  haben  auf  dich  al-kitäb  herabkommen  lassen,  und  diejenigen,  welchen 
wir  al-kitäb  (früher)  gebracht  haben,  glauben  daran.  Insofern  das  himmlische  Buch  das 
primäre  ist,  heißt  es  umm  al-kitäb  (13,  39;  43,  i — 3);  aber  das  irdische  Buch  ist  mit  dem 
himmlischen  identisch;  daher  kann  es  heißen,  daß  das  von  Muhammed  Verkündete  auf 
einer  aufbewahrten  Tafel  ist  (85,  21  f. ;  vgl.  56,  77).  Das  islamische  Dogma  von  der  Ewigkeit 
des  Korans  fußt  auf  koranischen  Vorstellungen.  —  Weil  Muhammed  das  Buch  bringen 
will,  beschäftigt  ihn  oft  die  Frage,  warum  nicht  das  ganze  Buch  auf  einmal  herabkommt. 

Der  Tradition  zufolge  sollen  die  früheren  Offenbarungen  is,JU..>  herabgekommen  sein(Sü- 
j  ü  1 1:  Itqän  I  53).  Wir  sehen  also,  daß  beim  Buch  des  Korans  vor  allem  der  Inhalt  von 
Bedeutung  ist,  und  zwar  ist  seine  Bedeutung  eine  ungeheure,  denn  das  Buch  umfaßt  die 
ganze  Welt,  alles  Wissen  und  alle  praktische  Weisheit.  Dagegen  behauptet  Muhammed 
nie,  das  Äußere  des  Buchs  gesehen  zu  haben.  Es  genügt,  daß  dessen  Inhalt  ihm  diktiert 
worden  ist,  denn  nur  darauf  kommt  es  an.  —  Vv'as  sind  demgegenüber  die  mormonischen 
Tafeln?  Einige  goldene  Platten,  die  in  einem  Hügel  gefunden  werden,  nach  Smiths  Behaup- 
tung ein  Sendbrief  Gottes  an  ihn,  aber,  wie  Meyer  nachweist,  lediglich  materielle  Begleit- 
erscheinungen der  Visionen,  deren  einzige  Bedeutung  ist,  daß  sie  gesehen  werden,  ja  die 
so  unbedeutend  sind,  daß  der  Prophet  sie  später  gänzlich  vergißt  und  außer  Betracht  läßt^ 
Mit  dem  himmlischen  Buche  Muhammeds  haben  sie  sehr  wenig  gemeinsam,  ihre  Art  und 
Bedeutung  ist  eine  ganz  andere.  Übrigens  scheint  es  mir,  daß  Smith  in  bezug  auf  sie  nicht 
ganz  dem  Verdacht  des  Betrugs  enthoben  ist.  Die  Echtheit  der  SMixn'schen  Visionea 
hat  Meyer  wohl  ziemlich  sicher  nachge%\'iesen.  Aber  die  wirklichen  materiellen  Begleit- 
erscheinungen sind  doch  die  Steine:  Urim  und  Thummim.  Die  Tafeln  können  erfundem 
sein,  um  die  Objektivität  der  Offenbarungen  wahrscheinlich  zu  machen.  Wären  sie  ihmi 
not^v-endig  gewesen,  warum  hat  er  sie  dann  später  außer  acht  gelassen  ?  Es  scheint  mir 
doch  auch  verdächtig,  daß  er  immer  hinter  einem  Vorhang  »übersetzen«  mußte.  Ahnliches 
ist  ja  bei  Muhammed  nicht  der  Fall.  —  Aber  darauf  will  ich  mich  nicht  weiter  einlassen. 
Nur  will  ich  noch  mit  Meyer  hervorheben,  daß  bei  Smith  der  Scharlatan  vom  Propheten 
nicht  zu  unterscheiden  ist.  Und  das  zeigt  -wieder  einen  großen  Unterschied  zwischen  dem 
arabischen  und  dem  amerikanischen  Propheten.  Denn  kein  Unbefangener  bezweifelt 
heutzutage,  daß  Muhammed  in  seiner  Anfangsperiode  ein  durchaus  ehrlicher  Mensch  war. 
Von  allen  Ähnlichkeiten  abgesehen,  bleibt  somit  ein  großer  Unterschied  zwischen  den 
beiden  Bewegungen,  und  die  von  Meyer  gezogene  Analogie  ist  meines  Erachtens  für 
die  Entstehung  des  Islam  entschieden  zu  weit  geführt.  Aber  alle  Nachweise  von  Analogien 
haben  ihr  großes  Interesse,  wie  ja  schon  Sprenger  mit  Erfolg  die  Erlebnisse  Sweden- 
borg's  zum  Verständnis  Muhammed's  herangezogen  hat,  und  so  hat  auch  Meyer's 
Heranziehung  der  Mormonen  ihre  Bedeutung,  denn  nicht  nur  die  Ähnlichkeiten,  sondern 

auch  die  Unterschiede  sind  lehrreich. 

Jobs.    Pedersen. 

S* 


j  j  g  Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen. 

Weitere  Bemerkungen  zu  Eutings  Tagebuch  einer  Reise 

in  Inner-Arabien. 

S.  31.  Einen  plur.  didul  von  delül  »weibliches  Reitkamel«  habe  ich  nie  gehört,  die 
Meter  der  Harrat  Beul  '■  Abdule  sollen  deläjil  sagen,  sonst  ersetzt  man  den  fehlenden  plur. 
durch  rctsäb  v»Jl5'  ,,  rekdjib  oder  ges,  welche  Wörter  allerdings  »weibliche  und  männ- 
liche  Reitkamele   einer  Abteilung  oder   eines    Individuum«  bedeuten. 

S.  35.  Statt  merake  lies  mirake;  die  Korrektur  in  ^ijt.A  ist  unrichtig,  my're^e  0 
ist  der  Pferdesattel  der  Hadar  u.  nördlichen   Beduinen. 

S.  54  lies  bi-hä  d-dire. 

S.   57.    kamill  kommt  nicht  vor,  man  sagt  mitü,  mill  oq. 

S.  61.  Der  Schijüch  kann  man  doch  nicht  sagen,  da  das  Wort  im  Arabischen  als 
plur.  (majest.)  aufgefaßt  und  konstruiert  wird:  es-sijüh  glisoii  oq  »der  Emir  hatte  Sitzung«. 

o 

S.  65  lies  '■ylts  ^is^,  nicht  ,  ;^i.£,  wie  in  den  Berichtigungen  steht,  '■ylts  ist  das  Gummi- 
harz  von  der  Pflanze  mala  0  meti  q  (=  klass.  ^-wi  A  s  m  a'I  Kit.  es-Sagar  45,  MiiJjassas  1 1 , 


>  <j } 


163  f.,  180,219,  Tag  10,344,  7  v.  u.)  die  nach  denHadar  dasselbe  was  ö'ö7Mg(=  klass.  ^J^-J- 
A  s  m  a*i  29,  Muh.  11,  169.  Tag  6..  351,  6  v.  u.)  nach  den  ^Ötabe  aber  davon  verschieden 
und  nach  Velonowsky,  Plantae  arabicae  Musilianae  SoorzonerA  Musili,  n.  sp.  ist.  Dies 
Harz  wird,  als  Kugel  auf  das  Ende  eines  kurzen  Stockes  geklebt,  so  hart,  daß  man  diesen 
als  Keule  benutzen  kann.  »Holzkeule«  heißt  bei  den  'Änize  gänäh  (s.  Burckhardt  43) 
pl.   gcnl  bei  den  'Ötabe  debsä  pl.   dibs. 

S.  68.  minvaha  ist,  wie  Huber,  Journal  126  richtig  bemerkt,  ein  syrisches  Wort, 
im  Negd  heißt  der  Fächer  aus  Palmblattfiedern  mehafje  plur.  mehäf[  von  hafj,  jihiff  0  »Luft 
zufächeln«,  um  Feuer  anzufachen  oder  etwas  abzukühlen. 

S.  78.  ^zm7it%dasichniegehörthabe,istauf  jeden  Fallmitlangemüodero  zu  schrei- 
ben, s.  Huber  130,  Dozy,   Spiko  s.  v. 

S.  82  lies  Satläm  statt  Satam. 

S.  85.  tenisje  o  ist  der  Kaffee,  der  mit  dem  Wasser  gemacht  wird,  das  man  über 
dem  alten  Satze  sieden  läßt.  Wenn  Kaffee  neu,  d.  h.  mit  frischem  Wasser,  bereitet  wird, 
so  heißt  er  büsir.  Vgl.  dazu  das  hierher  gehörige  tenwa  Stumme,  Tun.  Gramm.  (Glossar) 
und  Do  ZV  s.  v. 

S.  93  lies  Kreijim  statt  Ekreim. 

S.  96.  sem/i  oq  ist  Mesembrianthemum  Forskälü  Höchst,  nach  Ascherson  u. 
ScHWEiNFURTH.     Illustr.  78,  PosT  327  und  eigener  Bestimmung. 

S.  97   lies   Ibn  Haddal  mit  ö. 

S.   102.    gedir  pl.  gydrdn  o  wurde  definiert  als   »Tümpel  oder  Teich  in  gebirgigem 
Gelände,  im  oder  amWädibette.  länglich,  kleiner  und  tiefer  als  die  Ijabrä«,  und  so  ungefähr 
erklärt  auch  Huber  142  das  Wort.     Die  Übersetzung  »Talschlucht«  ist  also  kaum  zu- 
treffend. 

S.  110.  sah/ia  oder  s/ieha  bei  nördl.  Beduinen  heißt  eine  Dattel,  ist  also  soviel 
wie  iamre. 

S.  118.  \j:^}\  'örde  o  ist  »Termite«.  Wenn  die  Termiten  die  Zweige  von  Sträuchern 
zerstören,  wurde  mir  gesagt,  sehen  sie  wie  von  Sand  überzogen  aus. 

S.   126.    dzätüle  »JkjLä  pl.  dziavdtü  q  habe  ich  gehört  für   »Pechnase«,   ohne  daß 

darum  katüle  mit  >i)  unrichtig  zu  sein  braucht.    Das  Wort  kommt  vom  Verbum  J^ÄÄ,  das 

man  in  Negd,  so  viel  ich  weiß,    i  m  m  e  r    kyiel  J-ÄJ    spricht. 

Das  kleine  Tor  heißt  auch  in  el-Gasim  hohe,  in  //äjil  aber  hyrge. 


Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen.  1 1  J 

S.  134.  »Schrot«  ist  im  Negd  satim  aus  türk.  »~*.Sf-uo  sacma  (vgl.  tun.  satem  Stumme, 
Tun.  Gramm.),  seltener  rass.  Als  das  beste  Bohnerz  wurde  mir  bezeichnet  sathn  ^Anädt 
aus  'Andde,  einem  Ort  dicht  bei  ^Öneze.  resräs  q  wurde  erklärt  als  »Gelände  mit  Geröll  oder 
Kies<<,  und  in  diesem  Sinne  scheint  es  auch  Huber  93  u.  700  zu  gebrauchen. 

S.  142.  nefüd  oq  »Sandwüste«,  der  allgemeinste  Ausdruck  für  unebenes,  sandiges 
Gelände  ist  sing.,   der  plur.  lautet  nifd. 

S.   152.    Der  Schech  von  Gubbe  heißt  Näjif. 

S.  181.  Nicht  sam'-,  sondern  semm  q  erwidert  man  zum  Zeichen,  daß  man  gehört 
hat.  Dies  sieht  aus  wie  ein  imp.  zu  semmä  »b-ismi  lldhi  sagen«,  aber  gelehrte  Hadar  aus 
el-Gasim  erklärten  mir,  das  Wort  hätte  keinen  weiteren  Sinn  und  bedeutete  nur,  was  das 
äg}-p tische   /iddir   »zu    Befehl«  oder  bloß    »ja  wohl«. 

S.   195.    rozene  pl.  rinvdzin  q  ist  »Nische  in  einer  Wand«  aus  dem  pers.  rozen. 

Statt  *.5  .a!  lies  markä  »Lehne«,  zebcr  ist  in  Häjil  dasselbe,  was  hybs  in  el-Gasim 
»Bank  aus  Lehm«. 

garse  »Wasserpfeife«  im  Norden,  bei  den  '■Ötdbe  heißt  garse  ein  »Kochtopf  aus  email- 
liertem  Eisen   oder    Blech   von   zylindrischer   Form«. 

kälübe  pl.  kowälib  q  heißen  die  »eisernen  Haken«,  an  denen  man  irgend  etwas  auf- 
hängt, z.  B.  Fleisch. 

S.  197.  Was  EuTiNG  auf  dem  Plan  des  Qasr  als  er-Rözen  bezeichnet,  ist  Bet  es- 
Sibhdn,  »das  Haus  des  es-Sibhän«;  ich  vermute,  daß  Euting  das  Wort  rosen  »Zimmer  im 
oberen  Stockwerk«  (vgl.  Huber  123)  verhört  und  als  Name  des  Hauses  genommen  hat. 

S.  218  lies  messe'  »ein  Gras,  das  dem  sä/iäni  (klass.  *j<V.jw  Mubassas  11,  178  f.,  Tdg 
8,  232,  2),  einer  Aristida-Art,  ähnlich  sieht«.  Die  Form  /e"^/,  die  bei  Pflanzennamen  sehr 
häufig  ist,  entspricht  dem  altar.  fu"dl. 

S.  219.  Statt  fekijje  lies  /ägije  q,  »Kappe,  die  unter  dem  Kopftuche  getragen  wird«; 
vgl.  Lane-Zenker   I,  26;  Almquist,  Kleine  Beiträge  64. 

S.  233.  meheijene  mit  _,  heißt  »eine  Kamelstute,  Ziege  oder  ein  Schaf,  die  an  einem 
Tage  gegen  die  Regel  nicht  gemolken  wurde«,  von  /leijen  »mit  dem  Melken  einen  Tag  aus- 
setzen, das  Tier  einen  Tag  nicht  melken«,  /lalib  nie//eijene,  Milch  von  einer  solchen  KameUn, 
hatte  Euting  bekommen. 

S.  230.    Statt  »vom  Tseldt«  sollte  es  heißen  »von  den  dzeldt«.  oXs  ist  plur.  von 

dzelte  o  »Wasserloch  in  felsigem  Gelände,  weiter  und  weniger  tief  als  der  gybia<;  vgl.  Huber 
142.  Bei  den  ^Abdbde  wurde  gelt  pl.  geldt  erklärt  als  »Wasserlöcher  im  Felsen,  die  der  Regen 
oder  Sei  füllt  und  die  bisweilen  in  ganzen  Reihen  auftreten«,  und  mit  dieser  Definition  stimmt 

Tag  I,  572,    20  fast   wörthch   überein.  ^:>.Jls  plur.  O^ls  ist  eines  der  interessanten  zwei- 

radikaligen  Substantiva,  die  Nöldeke,  Nene  Beiträge  109  ff.  behandelt  hat.  Es  entspricht 
ihm  in  Form  und  Bedeutung  das  bisäri  to  gäl,  indeterminiert  galt  plur.  ii  gäle. 

Von  den  geographischen  Eigennamen  will  ich  nur  erwähnen: 

S.  58.  Iträ  ^J^\  statt  Ithreh  (Guarmani:  Etera,  Nolde:  Isseri,  Huber  24,  35  f., 
II 8,   120,   141:  Etsery,  Etsre,  Ritter   II,  290  Ittra). 

S.  153  Anm.  lies  er-RaHle  is.L-£.J5. 
j 

S.   105   lies  Triibe   xj.j   J  a  c.  i,  834  statt  Tordba  (Doughty:  Tiirraba,  Huber  738: 

Trobe);  Sagrä  <^\^äJJ^  statt  Schakrah. 

S.  224  lies  el-Ma'-^dze  mit  tesdid  des  p.  Das  Wort,  das  überall  ungenau  geschrieben 
ist  (z.  B.  Burckhardt  312,  317,  Doughty  I,  55,  229),  bedeutet  »Ziegenhirten«  (für  den  plur. 
vgl.  Caspar i-Wright  233  A). 


ii8 


Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen. 


Berichtigungen  und  Ergänzung  zu   Islam   IV,   Heft  3. 
S-  315,  4  V.  u.  lies  gerid. 

S.  318.  Die  Buchstaben  der  Figur  stimmen  nur  zum  Teil  mit  dem  Text,  berichtige 
diesen  vAe  folgt: 

c)  sfit  (sie)  el-bir, 

d)  gibä, 

f)  *ö^er, 

g)  gamme. 

Füge  zur  Beschreibung  des  Wüstenbrunnens  noch  zu:  godel  pl.  guwädil  0  »rinnen- 
artige Vertiefungen  in  strahliger  Anordnung  um  die  Brunnenöffnung  herum«,  um  das 
Füllen  der  Ledertröge  {/idd  —  ij:oj.:>-  pl.  hiddn  o)  resp.  das  Tränken  zu  erleichtern.  Eine 
schematische  Zeichnung  wird  das  am  besten  verdeutlichen. 


a)  Brunnenöffnung  {fym  el-bir), 

b)  durch  den  aus  dem  Brunnen  ausgehobenen  Schutt  erhöhtes  Gelände  (ne/ile), 

c)  und  die  giiwddil  d  sind  etwa  i — i'/jm  tiefer  als  b,  indem  dort  der  Boden 
von   Schutt  freigehalten  oder  wieder  davon  befreit  wurde, 

d)  die   Rinnen  (giiwddil),  an   denen 

e)  die  Ledertröge  {kiddn)  auf  der  erhöhten  7ie!ile  zum  Füllen  aufgestellt  sind. 

et-Tö'öl  JsxiJ!  Jac.  i,  926,  d.  i.  eth  T/i'a/ Doughty  2,  468  (der  es  fälschlich  als  Namen 
eines  Berges  hat),  wurde  mir  gesagt,  ist  der  Brunnen,  der  am  meisten  guwddil  hat,  näm- 
lich acht. 

J.  J.  H  e  ß. 


Bcmcrkun^'cn  zu  Schanfara's  Lamijat  al-'Arab. 

Bei  längerer  Beschäftigung  mit  S  c  h  a  n  f  a  r  a's  Ldmija  glaube  ich  einige  Verse 
des  schwnerigen  Gedichts  zuerst  richtig  verstanden  zu  haben  und  möchte  wenigstens  drei 
Fälle  der  Prüfung  der  Fachgenossen  unterbreiten: 


Vers  7:      A.M.0I    Jsjl_liJ! 


;.-.^   \j,\ 


c^ 


^c 


J---?  ,c?'  ^i 


I  b  n  Z  ä  k  ü  r  versteht  unter  \ar&id  Dromedare,  die  als  Raub  fortgetrieben  werden 
und  denen  die  Besitzer  folgen ;  'A  t  ä  u  1  1  ä  h  dagegen  denkt  an  Reiter  (auf  Pferden), 
welche  entweder  hetzen  oder  gehetzt  werden.  Die  letztere  passivische  Bedeutung  ist  richtig, 
und  zwar  handelt  es  sich,  was  bisher  nicht  erkannt  worden  ist,  um  ein     jiteoov  -ootcOOv 


Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen.  Iig 

vgl.  Diwan  Hudhail  Nr.  139,  5  :  »Wie  wacker  wehrten  die  Zelte  den  Vortrab  {üla)  des  Feindes 
ab  und  verjagten  ihn  dann«  (wa-ba'du  ahsanu  ^t-tarada). 


,    -C    J      i    t  o  . 


Vers  16:      J.ä,»*o»  ji*J     i'SX\    \J    J^Iij    sO^S    ,.,LS"    i'a^^    /•,-=*    "^3 

Dr,  Gandz,  Die  Mu'^allaqa  des  Imrtudqais  S.  109  erklärt  mukkd'  als  eine  Lerche 
mit  scheckigen  Flügeln.  Als  ich  dies  las,  wurde  mir  plötzlich  klar,  daß  wir  es  hier 
mit  einer  vorzüglichen  Schilderung  des  steigenden  und  fallenden  Lerchenflugs  zu  tun  haben. 
Vers  65/66: 

,    ^     >_>_     l^?^        ^         Li"  "^-^  -^        •         ^ 

Er  brachte  also  das  erste  und  letzte  der  winddurchwehten  Hochfläche  zusammen, 
aber  nicht,  wie    Zamachscheri    meint,  durch  die  Schnelligkeit,  mit  welcher  er  sie 
durchmaß,  sondern  dadurch,  daß  er  von  der  Bergspitze  (qunna)  sie  auf  einmal  überschaute. 
Vgl.  noch  /s/am,  2.    Band  S.  104. 

Für  die  Echtheit  möchte  ich  namentlich  die  mehrfachen  Berührungen  mit  Schan- 
faräs  Gedicht:  Mii/addalijät  ed.  Thorbecke  Nr.  iS  geltend  machen;  so  ist  Vers  2"]^  da- 
selbst wohl  auf  die  ^^'üstentiere  zu  beziehen  und  demnach  eine  Parallele  zu  Läirnja 
Vers  5/6. 

G.   Jacob. 


Eine  Sammlung  arabischer  Zeitungen  und  Zeitschriften, 

Von  der  Zentralstelle  des  Hamburgischen  Kolonialinstituts  ist  auf  Anregung  von 
Herrn  Professor  Becker  in  diesem  Sommer  durch  Vermittlung  des  kaiserlichen  Konsulats 
in  Beirut  eine  Sammlung  von  Zeitschriften  und  Tageszeitungen  in  arabischer  Sprache 
angekauft  worden,  die  von  dem  syrischen  Grafen  de  Terrazzi  in  jahrelangem  Bemühen 
zusammengebracht  worden  ist.  Die  Sammlung  enthält  von  allen  je  ein  Exemplar  und 
umfaßt  im  ganzen  694  Nummern.  Vertreten  sind  sämtliche  Arten  von  Zeitungen,  politische, 
wissenschaftliche,  ernste  und  heitere  Unterhaltungslektüre  und  besonders  auch  christliche 
Blätter.  Ein  ausführlicher  Katalog  (etwa  nach  dem  HARTMANN'schen  Vorbild  '))  soll  später 
im  Islam  veröffentlicht  werden.  Hier  möge  nur  kurz  aufgeführt  werden,  in  welcher  Anzahl 
sich  die  Zeitungen  und  Zeitschriften  auf  die  einzelnen  Gegenden  verteilen.  Ich  denke,  die 
Verbreitung  der  arabischen  Presse  zeigt  ein  interessantes  Bild  von  der  Entv.'icklung  modernen 
orientalischen  Geisteslebens. 

L   Tageszeitungen  (^jL:>-),   im   ganzen  455    Nummern: 

Cairo  96,  Alexandrien  28,  das  übrige  Ägypten  und  der  Sudan  6,  Beirut  60,  Jeru- 
salem 5,  Konstantinopel  16,  Jaffa  3,  Bagdad  33,  Basra  9,  Tripolis  (Syrien)  9,  Damaskus  22, 
Hamä  und  Homs  11,  Libanon  24,  Aleppo  15,  Lädikijja  3,  die  übrige  Türkei  (Saidä,  Haifa, 
Akkon,  Tyrus,  Kunetira,  Diarbekr,  Mosul,  Djidda,  Mekka)  13,  Europa(Paris  12,  Marseille, 
London  4,  Sardinien,  Malta,  St.  Petersburg)  21,  Algierö,  Marokko  3,  Tunis  26,  ehem.  türk. 
Prov.  Tripolis  3,  New  York  12,  Buenos  Aires  5,  S.  Paulo  8,  Rio  de  Janeiro  3,  Montreal 
(Kanada)  3,  das  übrige  Amerika  (Campinas,  Bello  Horizonte,  Campos,  S.  P.  de  Macoris, 
Lawrence  Mass.,  Cordoba,  Boston,  Guanajuato)  8,  Zanzibar  2,  Singapore  2. 

IL  Zeitschriften  (O^^Ls^"),  im  ganzen  239   Nummern: 


')  Martin  Hartmann,  The  arabic  press  0  Egypt,  London,  Luzac  u.  Co.,  1899.    94  S. 


J20  Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen. 

Cairo  121,  Alexandrien  24,  das  übrige  Ägypten  7,  Beirut  34,  Konstantinopel  i,  Jaffa  i, 
Bagdad  4,  Tripolis  (Syrien)  3,  Damaskus  5,  Hamä  und  Homs  4,  Libanon  8,  Aleppo  2,  die 
übrige  Türkei  (Haifa,  Saidä,  Mosul,  Nedjef)  6,  Europa  (Marseille)  i,  Algier  i,  Marokko 
(Tanger)  i,  Tunis  4,  Lucknow  i,  New  York  5,  Buenos  Airos  3,  S.  Paulo  2,  Montreal  (Ka- 
nada) I. 

Sicher  sehr  interessante  Zahlen.  Gewß  verschwinden  allerdings  im  Orient  die 
Zeitungen  vielfach  ebenso  schnell,  wie  sie  auf  der  Bildfläche  erschienen  sind.  Aber  selbst 
unter  Berücksichtigung  dieses  Umstandes  bleibt  die  Zahl  wirklich  noch  recht  hoch.  Und 
dabei  wird  sich  die  Sammlung  jedenfalls  noch  um  dieses  oder  jenes  Stück  vervollständigen 
lassen.  Vor  allen  Dingen  wäre  ich  für  Mitteilungen  über  arabische  Zeitungen  aus  Indien 
und  Indonesien  und  eventuelle  Zusendung  eines  Exemplars  zwecks  Ergänzung  der  Samm- 
lung dankbar. 

Das  treffendste  Bild  von  der  Entwicklung  der  arabischen  Presse  wird  ein  Vergleich 
liefern:  Martin  Hartm.-vnn,  der  in  seinem  Buche  The  arabic  press  of  Egypt  den  Stand 
vom  Jahre  1898  angibt,  führt  für  ganz  Ägypten  168  Zeitungen  und  Zeitschriften  an. 
Die  obigen  Zahlen,  also  etwa  15  Jahre  später,  ergeben  für  Ägypten  die  stattliche  Summe 
von  282.    Inzwischen  sind  gewiß  noch  Dutzende  entstanden  und  wieder  untergegangen  '). 

R.   M  i  c  1  c  k. 


Bemerkung  zu  Islam  IV,  S.  334. 

In  meiner  Besprechung  von  F.  Richter' s  Abhandlung  über  den  Alkohol  {Islam  IV 
S.  334)  heißt  es  am  Schlüsse:  »Der  Satz  (sc.  über  das  trunkenmachende  Wasser)  fehlt 
in  der  arabischen  Bearbeitung  des  Cod.  Leid.  414  (IV,  56)«.  Ich  habe  inzwischen  auch 
die  zweite  in  Leiden  liegende  Bearbeitung  der  Geoponika  nachprüfen  können  und  dort 
ein  Rudiment  jenes  Satzes  gefunden.  Die  Handschrift  besagt:  »Was  die  berauschenden 
Getränke  außer  dem  Wein  (betrifi"t),  so  ist  dies  das  Wunderbare.«  Es  muß  heißen  und 
hieß  gewiß  auch  ursprünglich:  »so  ist  dies  wunderbarer  Weise  das  Wasser«,  wie  der 
griechische  Text  an  die  Hand  gibt:  oejtcOov,  z'<.  vm  -c(pc(Oo;ov  'ixoOictt,  üoiup.  Aus- 
führlicher ist  darüber  gehandelt  in  meinem  Aufsatz  Alkohol  und  Al-kohl,  Aus  der 
Natur   1913,  S.  105. 

Julius  Ruska. 


Bemerkung  der  Redaktion:    Die  Bibliographie    wird  mit  dem  nächsten  Heft 
ausgegeben. 


^)  Wie  ich  aus  einer  .\nzeige  im  Hiläl  X.XII,  i  (Okt.  1913)  S.  78  ersehe,  arbeitet 
Graf  DE  Terrazzi  auf  Grund  dieses  Materials  z.  Zt.  an  einer  Geschichte  der  arabischen 
Presse,  von  der  bisher  2  Teile  erschienen  sind. 


/^I 


Al-Ghazäli's  Mishkät  al-Anwär  and  the  Ghazäli- 

Problem. 

By 

W.  H.  T.  Gairdner. 

The  Mishkät  al-Anwär,  numbered  No.  34  in  Brockelmann  (vol.  I 
p.  423),  had  not  been  printed  when  the  Geschichte  der  Arabischen  Litera- 
tur was  issued,  but  since  then  has  been  printed  in  Cairo  in  two  separate 
editions  i).  Owing  to  its  great  intrinsic  interest  and  the  fact  that  it 
f rom  the  first  excited  the  curiosity  and  even  the  suspicion  of  Mohammedan 
critics,  it  would  seem  to  be  worthy  of  particular  study  at  the  present 
time,  when  G  h.'  s  works  are  attracting  so  much  the  attention  of 
students  of  Islam,  and  when  the  problems  of  his  peculiar  psychology 
are  being  investigated  with  such  special  interest. 

Though  we  have,  as  yet,  no  way  of  fixing  precisely  the  date  of 
Mishkät  al-Anwär,  we  shall  not  be  wrong  in  placing  it  among  the  works 
which  represent  his  most  developed  süfistic  thought,  —  therefore 
among  his  latest  ones  -).  It  certainly  contains  very  advanced  teaching, 
—  teaching  which,  as  the  exordium  shows,  was  not  to  be  given  to  those 
unprepared  for  it.  As  we  shall  see  indeed,  some  have  believed  that 
the  book  was  never  intended  for  publication  at  all,  but  have  averred 
that  it  represents  G  h.'  s  most  esoteric  teaching,  and  that  it  even 
introduces  ideas  contradictory  of  his  professed  beliefs  and  subversive 
of  Muslim  orthodoxy.  This  one  fact  renders  the  special  study  of  the 
book  an  important  and  inevitable  task. 

The  opuscule  is  a  disquisition  on  the  mystical  meaning  of  the 
Word  Light  (mir),  with  special  reference  to  the  great  Light -verse  in 
the  Qur'än^),   and   to  the  Hadith  hardly  less  celebrated,   about   the 

0  Cairo:  (a)  matba'at  as-Sidq,  1322;  (b)  matba'at  as-Sa'äda,  1325  (the  latter  in 
a  collection  of  five  opuscula  ofGh.  under  the  title  of  the  first  of  them,  Faisal  et-Tafriqa\ 
The  page  references  in  this  study  are  to  (a). 

-)  It  is  later  than  the  Mi'är  al-'Ilm,  and  the  Ma/iakk  an-Nazar  (see  p.  10);  than 
the  Maqsad  al-Asnä  (p.  19)  and  Ihyä  al-'Ulüm  (p.  9). 

3)  Sura  XXIV.  35.    For  notes  on  the  origin  and  progress  of  the  conception  of  Allah 
as  )!üy  al-anwär  see  Kremer,  Ideen  p.  133. 
Islam.     V. 


122  ^^  •  H-  T.   Gairdner. 

Seventy  (or  Seventy  Thousand)  Veils.  It  is  divided  into  threc  scctions. 
The  first  of  these  (p.  3)  expounds  the  mystical  meaning  of  light  and 
graduates  the  divine  Lights,  whethcr  on  the  earthly  or  the  heavenly 
plane,  until  they  culminate  in  their  fountain  and  creative  source, 
Allah.  The  second  (p.  27)  expounds  the  Qur'änic  Light-verse,  after 
an  introduction  in  which  the  principles  of  symbolic  exegesis  are  laid 
do^v^.     The  third  (p.  47)  expounds  the  Veils-tradition. 

It  is  this  last  section,  and  more  particularly  the  close  of  it,  that 
forms  the  subject  of  the  present  study,  for  it  is  here  that  the  interest 
of  the  book  culminates.  Here  we  find  a  sort  of  Ghazälian  philosophy 
of  religion  in  bricf.  Ilcrc  too  we  are  given  some  hints  as  to  the  lines 
along  which  his  thought  developed  after  his  adoption  of  the  Süfi  life. 
And  here,  finally,  we  come  upon  a  passage  which  excited  attention 
and  suspicion  within  the  Century  which  succeeded  G  h.'  s  dcath. 

I. 

TheVeils-Hadith:    al-Ghazäli's    Philosophy   of 

Religion. 

In  expounding  the  tradition  of  the  Seventy  (Thousand)  Veils  with 
which  Allah  has  veiled  Himself  from  the  vision  of  man,  G  h.  finds 
opportunity  to  graduate  various  religions  and  sects  according  as  they 
are  more,  or  less,  thickly  veiled  from  the  light;  i.  e.  according  as  they 
more  or  less  nearly  approximate  to  Absolute  Truth  [al-Haqq  —  the 
Real,  —  Allah).  The  veils  which  veil  the  various  religions  and  sects 
from  the  Divine  Light  are  conceived  of  as  twofold  in  character,  light 
veils  and  dark  veils,  and  the  principle  of  graduation  is  according  as 
the  followers  of  these  religions  and  sects  are  veiled  (a)  by  dark  veils, 
(b)  by  dark  and  light  mixed,  or  (c)  by  light  veils  only.  The  recital 
closes  with  a  short  passage  which  teils  us  that  the  Attainers  {al- 
iväsilün)  have  had  the  last  veil  taken  away,  and  liave  immediate 
vision  of  al-Haqq.  Here  we  have  the  Süfi  doctrine  of  kashj  in  its  most 
explicit  and  striking  form. 

(a)  T  h  o  s  e  veiled  b  y  pure  d  a  r  k  n  e  s  s  ,  called  here  the 
mul/iida,  or  those  who  deny  the  cxistencc  of  Allah  and  of  a  Last  Day. 
They  have  two  niain  divisions,  those  who  have  enquired  for  a  cause 
to  account  for  the  world  and  iiave  madc  Nature  that  cause;  and  those 
who  have  made  no  such  cnquiry.  The  former  are  clearly  the  Naturists 
or  dahriya  ^)  who  were  the  very  abomination  of  desolation  to  G  h. 
It  is  curious  that  nothing  furthcr  is  said  of  their  evil  c  o  n  d  u  c  t ,  and 


')  See  DE  Boer's  Philosophy  in  Islam  p.  80. 


Al-Ghazali's  Mishkat  al-Anwär  and  the  Gliazali-Problem. 


125 


it  is  entirely  characteristic  of  mediaeval  thought  that  the  deepest 
damnation  is  thus  reserved  for  false  o  p  i  n  i  o  n  ,  rather  than  for  evil 
life.  Evil-doers  form  the  second  division  (which  however  is  not  de- 
finitely  said  to  be  higher  than  the  first),  composed  of  thosc  who  are 
too  greedy  and  selfish  so  much  as  to  look  for  a  cause,  or  in  fact  tothink 
of  anything  except  their  vile  selves.  These  we  might  style  the  Egotists; 
they  are  ranged  in  ascending  order  into  (l)  seekers  of  sensual  pleasure, 
(2)  seekers  of  dominion,  (3)  money-grubbers,  (4)  lovers  of  vain-glory. 
In  the  first  he  has  the  ordinary  sensual  herd  in  view,  as  well  as  the 
philosophers  of  sensualism;  their  veils  are  the  veils  of  the  b  e  s  t  i  a  1 
attributes,  while  those  of  the  second  are  the  ferocious  ones  {sabaHya). 
The  denotation  of  the  latter  class  is  quaintly  given  as  »Arabs  ^),  some 
Kurds  i)  and  very  numerous  Pools«.  The  third  and  fourth  subdivi- 
sions  do  not  call  for  comment. 

Mounting  from  these  regions  of  unmitigated  darkness  we  come  to 
(b)  Thoseveilcd  bylightand  darkness  niixed. 
G  h.s  idea  of  the  dark  veils,  in  general,  may  be  gathered  froni  a  com- 
parison  of  this  and  the  previous  sect'ion.  In  this  section  the  dark 
veils  are  shown  to  be  the  false  conceptions  of  deity,  which  the  human 
mind  is  deluded  into  making  by  the  gross  and  limited  Clements  in  its 
own  Constitution,  namely  (in  ascending  order)  by  the  Senses,  the 
Phantasy  or  Imagination  (oavxaaia,  khayäl),  and  the  Discursive 
Reason  (Stavoia)  2).  The  dark  veils  of  the  previous  section  were  the 
unmitigated  egotism  and  materialism  which  employed  these  faculties 
for  seif  and  the  world  alone,  without  a  thought  of  deity.  The  1  i  g  h  t 
veils,  accordingly,  are  the  true  but  partial  intuitions  whereby  man 
rises  to  the  idea  of  deity,  or  to  a  something  at  least  higher  than  him- 
self.  These  intuitions  are  no  more  than  partial,  because  they  fix  upon 
some  one  aspect  or  attribute  of  deity,  —  majesty,  beauty  and  so  forth,  — 
and  believing  it  to  be  all  in  all  proceed  to  deify  all  majestic,  beautiful 
etc.,  things.  Thus  they  half  reveal,  half  conceal,  AUäh,  and  so  are 
literally  veils  of  light.  —  These  general  remarks  will  give  the  clue  to 
the  extremely  interesting  subdivisions  of  this  section,  which  begins 
with  Hellenic  polytheism,   continues  through  various  degrees  of  dua- 


')  Here  speaks  G  h.  the  Persian. 

-)  What  is  actually  said  is  Muqäyasät  'aqllya  fäsida  'false  syllogisms  of  the  intellect', 
an  expression  which  interferes  with  the  psychological  character  of  the  enumeration.  Pro- 
tably  he  hesitated  to  say  al  'aql  outright  because  he  has  already  said  (p.  lo)  that  it  is  pure 
light  and  incapable  of  error  unles^it  is  deceived  by  the  Senses  or  the  Imagination.  Perhaps 
what  he  has  in  mind  is  the  Discursive  as  opposed  to  the  Intuitive  Reason.  On  p.  40  the 
latter  is  called  ar-rüh  al-'-aqlt  the  former  al-rü/i  al-fikrT. 


9* 


124  W.   H.  T,  Gairdner, 

lism   and  Parsiism,   and  ends  with  various  sects  of  Islamism  which  in 
their  literalising  or  their  rationalising  went  asträy. 

He  divides  those  who  fall  under  this  section  into  three  classcs 
according  as  their  error  was  occasioned  by  Sense,  Imagination,  or 
Discursive  Reason.  The  f  i  r  s  t  of  these  subdivisions  include  Poly- 
theists  and  Dualists.  He  enumerates  (a)  Image-worshippers,  those 
who  do  not  look  outside  the  world  of  sense  for  their  deity;  who 
worship  beautiful  objects  of  sense,  fashioned  from  the  finer  metals 
or  stones,  their  light-veil  being  the  attributes  of  majesty  and  beauty. 
We  might  idcntify  these  with  Polytheists  of  the  Hellenic  type,  (ß)  Wor- 
shippers  of  animate  objects  of  beauty,  whom  he  identifies  with  some 
of  the  most  remote  Turks.  Their  light-veil  is  also  the  attribute  of 
beauty.  (y)  Fire-worshippers  pure  and  simple;  their  light-veil,  glory. 
(8)  Astrologizing  star-  and  planet-worshippers  of  various  sorts;  their 
light-veil,  potency  and  might  ^).  (s)  Sun-worshippers;  their  light-veil, 
pride.  (C)  Light-worshippcrs,  • —  and  with  them  we  come  to  the  pure 
Zoroastrians  with  their  dualistic  doctrine  of  Ormuzd  (Yazdän)  and 
Ahrimän.  The  d  a  r  k  n  e  s  s  of  all  of  these  consist  in  their  taking  an 
object  of  Sense  for  their  god. 

In  the  s  e  c  o  n  d  subdivision  the  darkness  is  occasioned  by  the 
(l)avT7.cita  or  Imagination,  that  faculty  half-way  between  gross  sense 
and  fine  intellect  according  to  the  old  psychology.  With  this  we  first 
arrive  at  Monotheists  (muslim),  those  who  conceived  indeed  of  a  one 
supersensible  God,  but  whose  conception  was  vitiated  by  their  »ima- 
gining«  Him  as  still  spatially  limited.  The  grossest  of  these  he  says 
are  (a)  the  Corporealists  {mujassima),  those  extremists  who  dogmati- 
cally  asserted  that  the  anthropomorphisms  of  the  Qur^än  must  be 
taken  literally.  Then  (ß)  various  sects  of  Karrämitcs  the  anthro- 
pomorphic  sect  founded  by  1 1)  n  K  a  r  r  ä  m  (d.  286).  Then  (y)  those 
who  asserted  that  to  Allah  must  be  attributed  jiha.  but  only  jihat 
fawq:  in  other  words  He  must  be  conceived  as  literally  »above«,  for  to 
deny  this  would  be  to  reduce  Him  to  nonentity.  —  We  have  here  a 
clear  allusion  to  the  Hanbalites,  not  excepting  (in  this  particular 
matter)   their  great  leader  himself  -). 

')  Star  wiirshippcrs  existcd  in  Mesopotamia  well  into  Islamic  times:  C.  de  Vaux, 
A  V  i  c  e  n  n  e    p.  6?. 

-)  This  was  the  posilinn  of  all  the  IHanbalites  and  of  Ahmad  himself:  see  G  h..  Faifal 
et-Ta/riija  ]i.  lo  wherc  he  says  that  A  h  m  a  d  allowed  himself  to  bring  a  ta'-ivtl  for  three 
Traditions  only.  and  that  had  he  allowed  himself  grcater  inteilectual  latitude  he  would 
have  brought  a  /a'  hw/  also  for  jihal  fawq  as  asserted  of  Allah  [i.  e.  he  did  not  do  so].  Ihn 
Rushd  in  his  opuscule  al  Kashf'an  mauähij  al-adillä  not  only  ascribes  this  doctrine  to  the 
Qnr^äi:  and  the  early  fathers,  but  implies  that  the  carlyAsh'arites  also  used  tohold  it 


Al-Ghazäli's  Mishkat  al-Anwär  and  the  Ghazäli-Problem.  I25 

The  t  h  i  r  d  subdivision,  he  teils  us,  contains  those  thinkers  the 
-darkness  of  whose  errors  he  traces  to  the  false  inferences  of  the  In- 
tellect.  They  are  not  named  by  him  and  \ve  have  again  to  identify 
them  by  his  description  of  their  tenets  from  which  it  appears  that  they 
are  various  types  of  mutakallimin.  He  mentions  two  classes  (a)  the 
extreme  literalists,  who  differ  from  those  mentioned  last  in  the  prece- 
ding  section  in  that  they  do  not  attribute  direction  {jiha)  of  any  sort  to 
Allah;  but  err  in  conceiving  His  hearing,  knowing,  and  the  rest  of  the 
Attributes  as  comparable  with  ours,  and  particularly  in  their  doctrine 
of  Alläh's  kaläm,  of  whicli  »some  perhaps  said  outright  that  it  has 
letters  and  sounds  like  ours«.  \Ve  have  here  another  section  of  the 
yanbalites  and  the  early  Ash*arites  {Vorlesungen  pp.  120,  121  and 
esp.  116).  (b)  »Perhaps  higher  than  these«  says  Gh.  tentatively,  are 
those  who  said  that  Alläh's  kaläm  is  not  letters  and  sounds,  but  is 
like  our  mental  speech  [hadtth  an-najs).  But  when  challenged  to  show 
the  reality  [kaqiqa)  of  the  Attributes,  he  complains  that  they  vir- 
tually  reverted  to  anthropomorphism  [at-tashhih),  though  they  dis- 
claimed  it  with  their  lips  ^).     This,  he  says,  was  because  they  never 

(ed.  Müller  p.  65,  Cairo  ed.  p.  54).    for  he  says  that  it  was  al-juwainl('lmäm 
a  1   H  a  r  a  m  a  i  n  ',   G  h.s    teacher)  and  the   1  a  t  e  r  Ash*arites,  who  denied  jihat  fawq  to 

Allah    ^jLxil     ic^^"-^    Kj-x^'^!     »3-uX^    ^-"^ÄJ      ^Jlc     /♦•■gJt-ö     j^'i     xjj.ääL5     'uiÄäi 

\J».ÄJ  j^^XXil  ry^^  [l5'^_9''?"]  (The  whole  passage  is  quoted  by  a  n  -  N  a  j  d  1  on 
ihn  T  a  i  m  I  y  a  [in  Majiuü'a  mushtamila,  Cairo  1329  pp.  259  seqq.],  and  afltords  a  view 
of  the  Position  of  later  Hanbalites,  like  i  b  n  T.,  upon  the  question.)  It  is  true  that  a  1  - 
A  s  h  *  a  r  1  and  the  early  Ash'arites  had  in  many  respects  divested  themselves  of  but  little 
of  their  HanbaUtism  (Goldziher,  Vorlesungen  pp.  120,  121),  and  it  is  possible  that  i  b  n 
R  u  s  h  d  therefore  is  correct  in  the  above  Insinuation.  But  it  chiefly  Imports  us  here  to 
notice  that  Gh.  was  apparently  unaware  of  such  athing:  for  in Faisal,  where  the  reciprocal 
attitude  of  Mu*tazihtes,  Hanbalites  and  Ash'arites  is  gone  into  in  some  detail,  no  hint  is 
given  of  this.     On   p.    10   he   observes   that  the  Ash'arites  were  nearest  to  the  Hanbalites 

l«y*o  j)i   ^U~iJ)    Jü  )   w.^-<jS    but  the    clear  implication   of  the  passage  is  that  they  did 
not  follow  A  h  m  a  d  in  his  failure  to  apply  ta'wll  to  this  particular  matter:  which  conclu- 

sion  is  borne  out  by  another  passage  op.  clt.  p.  5  L_JÄ^*Ji  L«.^!;  ^jJj^S  -äXj  ,  ^JLi^_5 

The  Short  creed  by  a  1  -  A  s  h  '  a  r  I  himself  (transl.  D.  B.  Macdonald,  Muslim  Theology, 
pp.  293 — 299)  is  silent  on  the  point. 

0  ^'I-   P-   53-     ,  J5      ^.Ji^,      öLaJ^L       .AiJl»       «-«-^J!      i;ä.Ji.>r      \^Jj      Ül 

JiiÄL-J     8»Jüi      ,.,)»        -ÄäII      ^ü>»a>-    .-yA     x>.>^Äj!,    reading     5».XJ^     instead    of 

L^»_^i   in  the  printed  text. 


126  W.  H.  T.  Gairdner, 

anderstood  "what  was  really  meant  in  predicating  these  sijät  of  Allah ^ 
und  their  misconception  led  them  to  call  His  will  {iräda)  originate 
{hädithan  mithla  irädatinä)  and  mere  purpose,  like  our  own. 

The  passage  is  a  puzzling  one,  for  the  allusion  to  kaläm  najsf 
[hadith  an-najs)  seems  to  fix  its  reference  to  the  Ash'arites,  while  on 
the  contrary  the  assertion  that  the  doctors  in  question  declared  the 
will  of  Allah  to  be  hädith  does  not  at  all  fit  the  Ash*arite  theologians. 
The  reference  cannot  be  to  theMu*tazilites,  for  the  theologians  alluded 
to  throughout  the  whole  section  accept  the  sifät,  and  moreover  the 
doctrineof  the/^a<ff^/iaiz-wa/5W'asespecially  elaborated  byal-Ash*ari 
and  his  successors  to  confound  the  Mu*tazilitcs  ^). 

(c)  Those  veiled  by  pure  light.  In  this  category  we 
find  three  classes,  of  w^hich  the  first  is  rather  sharply  distinguished  from 
the  other  two.  Actual  darkness  has  now  disappeared;  the  conception 
of  Allah  is  entirely  purged  of  anthropomorphism.  Yet  all  three  classes 
are  represented  as  falling  short  of  the  truth,  the  shortcoming  being 
their  conception  oftheDeity's  relation  to  the  universe 
of  theSpheres.  Only  a  fourth  and  supreme  order  have  experien- 
ced  the  complete  Revelation  and  have  attained  unto  the  Real. 

I.  The  first  class  is  composed  of  those  who,  unlike  the  faulty 
thinkers  of  the  last  division,  understand  that  the  characterising  of  these 
sijät  of  Allah  by  the  expressions  Word,  Will,  Power,  Knowledge  etc. 
is  unlike  the  characterising  of  mankind  by  these  expressions,  and 
therefore  have  avoided  defining  Hirn  (making  Hirn  known,  ta^rtfihi) 
by  these  attributes;  and  "made  Hirn  known  {^arrafiViu)  by  the  relation 
to  (His)  Creation,  as  did  Moses  in  answering  Pharaoh's  question  2) 
'What  is  the  Lord  of  the  World?';  and  said  that  'The  Lord,  whose 
holincss  transcends  [al-muqaddas  '■an)  the  connotations  [ma'-änl)  of 
these  Attributes  is  the  mover  and  orderer  of  the  Heavens' ".  The  first 
half  of  this  paragraph  seems  to  allow  thatthemost  careful  and  orthodox 
of  the  mutakallimün  are  not  excludcd  from  this  division;  but  the 
second  half  shows  that  G  h.  has  rather  in  mind  those  who  have 
steered  as  clear  as  possible  from  kaläm -VatoXogy  in  cvery  shape  and 
form,  and  have  contented  thcmselves  with  asserting  the  divine  creator- 


')  AI  -  F  u  d  ä  1 1  in  his  Kilab  Kafäyat  al-'- An'ämm  fl  'Um  al-Kaläm,  proof  of  Attri- 
bute no.  13.  See  Massignon,  Kiiäb  at-'/'awäsin  p.  128  note  i.  The  reference  from  al 
Fu  d  all  shows  that  the  doctrine  was  not  peculiar  to  the  early  Ash'arites.  He  finds 
it  necessary  howcver  to  guard  against  this  very  tashbih-oh']tQX.mn  advanced  here  by  Gh. 
It  is  to  be  noted  that  the  doctrine  was  as  objectionable  to  the  Hanbalites  as  to  the  Mu'tazi- 
lites:  see  Macdonald  Muslim  Theology  p.  273.  —  The  ia'wTl  about  the  kaläm  nafsi  was 
Started  by  al-Ash*ari  himself:   Vorlesungen  p.  113. 

=)  p.  54  of  M.:  cp.  p.  31 :  and  Süra  XXVI.  24. 


Al-Ghazali's  Mishkät  al-Anwär  and  the  Ghazäli-Probleni.  127 

hood  and  providence  ^).  But  the  way  in  which  this  is  expressed  is 
remarkable.  The  actual  words  of  the  Qur^än,  which  were  kept  in  the 
parallel  passage  of  M.  2)  are  significantly  changed,  and  Alläh's  act  in 
moving  the  Heavens  is  made  the  centre  of  interest.  And  in 
the  remaining  classes  it  is  the  attitude  of  each  to  just  this  aspect  of 
the  divine  action  that  is  made  not  only  the  centre  of  interest  but  also 
the  graduating  test.  For  we  might  well  ask  in  what  point  this  first 
class  feil  Short,  and  why  it  is  not  assigned  the  highest  place  among 
the  Light-veilecl,  if  not  the  Unveiled  ?  The  sequel  gives  the  answer: 
2.  "The  second  class  have  mounted  higher  than  these  [taraqqau 
'■an),  in  respect  of  the  fact  that  they  have  perceived  that  there  is  a 
plurality  in  the  Heavens,  and  that  the  mover  of  each  Heaven  severally 
is  another  Being  called  an  Angel,  and  that  these  make  a  plurality  .  .  . 
Moreover  it  was  perceived  by  them  that  these  Heavens  are  enveloped 
by  another  Sphere,  by  whose  motion  all  they  are  moved  once  in  every 
day  and  night;  becausc  plurality  is  negatived  of  Hirn  [manfiya  'anhu).'" 
In  other  words,  class  no.  i  was  indiscreet  in  talking  of  muharrik  as- 
samäwät.  The  unity  of  The  Lord  was  better  maintained  by  class  no.  2, 
which  limited  His  action  to  the  moving  of  one  (namely  the  outer- 
most  Heaven)  !     But  this  is  not  all. 

(3)  The  third  class  who  "mount  higher  than  these"  again,  accept 
(apparently)  the  whole  of  this  schematism  of  Spheres  and  their  angelic 
Motors,  except  that  they  put  in  a  supreme  Angel  in  place  of  Allah. 
The  moving  of  the  Spheres  must  come  (such,  we  are  told  is  what  this 
class  alleges,  za'ama)  "directly"  from  this  Angel  acting  in  obedience 
to  the  command  of  The  Lord  the  Worlds.  Evidently,  then,  he  takes 
the  place  of  The  Lord  in  moving  the  outermost  Sphere,  the  rest  of  the 
celestial  mechanism  remaining  as  before.  He  reflects  the  füll  glory 
of  the  Sun,  the  source  of  Light  (Allah),  and  is  compared  to  the  moon 
which  is  supreme  among  the  luminaries  of  the  heavens  by  night. 
The  Lord  is  thus  found  to  be  the  "Mover  of  all,  not  directly,  but  by 
way  of  command"  3).  This  matter  of  this  divine  motion-creating 
command  contains  great  obscurity,  says  G  h.  and  is  "too  difficult  for 
most  intelligences  and  beyond  the  scope  of  this  book". 


^)  i.  e.  by  a  reference  to  the  divine  acts  rather  than  the  attributes:  cp.  Moses  answer 
to  Pharaoh  (M.  p.  31)   ^jcJ^S*,    ot^^J!    y^   ^LSä    .  .   .    \iLx5U    'S]    X*->r.*i     .   .   . 

-)  See  prececing  nole,   and   contrast  the  phrase   quoted   there  with  the  significant 

L^J^5    o[j.4»w.Jl    '^^  of  this  pasage. 


128  ^V-  H.  T.  Gairdner, 

But  not  yct  have  we  arrived  at  a  vie\v  of  thc  heavenly  Spheres 
in  relation  to  Allah  which  is  free  of  all  objection  on  the  score  of  tren- 
ching  on  thc  divine  Unity.  The  absolute  Unity  has  not  yct  been 
conservcd.  And  therefore  all  these  classes  are  said  to  be  light-veiled 
and  only  those  who*  Attain  [al-wäsüün)  constitute  a  fourth  class  to 
whom  the  füll  truth  has  been  revealed. 

All  the  veils  have  now  gonc  from  the  visions  of  these;  as  the  sequel 
shows,  WC  have  here  the  mystics  who  see  Allah  face  to  face.  The  consuming 
of  these  unveiled  percipients  by  the  radiance  of  Alläh's  countenance, 
spoken  of  in  the  Hadith  on  which  all  this  is  a  commentary,  is  now 
definitely  explained  as  thc  /awä-experience  of  thc  highest  grade  of  these 
mystic  Attainers,  whom  the  "glories  of  His  countenance  consumed", 
obliterated,  annihilated,  so  that  all  consciousness  of  not -Allah  having 
disappeared,  Allah  was  found  alone. 

But  most  remarkable  is  the  differentia  of  these  Attainers-to- 
Reality  form  thc  preceding  class.  They  in  turn  accept  the  whole 
schematism  of  the  universe  ascribed  to  that  class,  with  the  sole 
exception  of  the  part  it  assigns  to  Allah,  who  was  the  Obeyed  One 
{al-mu/ä^)  of  that  class.  "They  too  have  had  it  revealed  to  them 
that  [according  to  the  previous  view]  thcrc  has  been  attributcd  to  the 
Obeyed  One  something  incompatible  with  pure  unity  and  ultimate 
perfection  by  reason  of  a  mystery  the  disclosure  of  ivhich  this  hook  doec 
not  admit  of.''  Not  only  is  Allah  now  denied  to  bc  the  immediats 
efficient  cause  of  the  motion  of  the  outcrmost  Sphere,  but  —  and  thi^ 
is  startling  —  it  is  even  denied  that  that  Sphere  is  moved  in  obedience  to 
His  command.  For  even  this  supreme  function  is  cxplicitly  trans- 
ferred from  Allah  to  a  Being  whose  nature  is  left  obscure,  since  our 
only  information  about  him  is  that  he  is  not  (the)  Real  Being  [al-wujüd 
al-haqq).  Alläh's  relation  to  this  Vice-gerent,  the  supreme  Controller  of  the  :f 

whole  Universe,  is  compared  to  the  relation  of  thc  impalpable  light- 
essence  to  the  sun,  or  of  thc  clcmental  fire  to  a  glowing  coal.  Of 
this  Absolute  Being  nothing  is,  because  nothing  can  be,  predicated. 
Thc  information  we  are  given  about  IT  is  purcly  negative,  as  will  be 
Seen  from  thc  bricf  but  highly  significant  sentence  in  which  thc  posi- 
tion  of  thc  Initiated,  the  Attainers,  is  summed  up:  "They  turn  away 
from  the  onc  who  moves  the  heavens  ')  and  from  thc  one  who  com- 
mands  them  to  be  moved  -),  and  arrive  at  a  Being  transcending  all  that 
is  apprehended  by  the  perception  or  by  the  conception  of  all  specula- 


')  i.  e.  The  Angel  who  moves  the  outermost  Sphere  in  obedience  to  the  Being  called 
2)  i.  e.  The  Being  called  al-imitä'  himself. 


Al-Ghazali's  Mishkat  al-Anwär  and  the  Ghazäli-Problem. 


129 


tors   {näcirün),   for  they  find  Hirn  absoluteiy  transcendent  of  every 
attribution  previously  made  by  us"  i). 

Yet,  as  appears  from  the  closing  paragraph  of  M.,  these  Ent- 
zückte make  the  mystic  leap  whereby  they  know  this  Unknown, 
and  are  consumed  by  the  Glory  of  this  predicateless  Being  !  And 
even  these  are  divided  into  those  who,  in  the  annihilation  of  all  save 
Allah  and  the  contemplating  Soul,  retain  self-consciousness  and  con- 
template  the  Soul  in  the  beauty  of  Allah;  and  those  from  whom  even 
this  self-consciousness  is  consumed  away,  and  AUäh  is  left  alone. 
These  are  the  Elite  of  the  Elite  [khawäss  al-khawäss) ;  and  pf  them 
some  attain  this  experience  by  degrees,  as  Abraham,  and  some  by 
a  leap,  as  Muhammad.  And  with  this  the  section,  and  the  book  itself, 
closes. 

II. 

Some  deductions. 

It  will  be  well,  at  this  point,  beforc  going  on  to  consider  i  b  n 
R  u  s  h  d  '  s  criticism  of  this  stränge  conclusion  to  this  passage,  to 
glance  at  this  Ghazälian  philosophy  of  religion  and  see  what  light  it 
throws  upon  the  G  h  a  z  ä  1  1  problem. 

1.  The  Philosophie  mildness  of  the  tone  is  to  benoted.  Only  of  the 
naturists  and  sensualists  does  he  speak  severely.  Various  types  of 
idolators  and  polytheists  are  enumerated  with  calm,  and  it  is  allowed 
that  their  creeds  contain  light  mixed  with  their  darkness,  which  is  all 
that  is  claimed,  indeed.  for  some  reputable  classes  of  Muslims. 
The  hard-and-fast  line  between  kujr  and  imän  thus  seems  somehow 
to  have  been  softened,  and  the  fierce  dogmatism  with  which  in  some 
of  his  other  treatises  he  speaks  of  kujr  and  its  deserts  ^)  is  entirely 
absent. 

2.  It  is  curious  that  he  has  not  placed  Jews  and  Christians  in  this 
graduation.  Perhaps  he  found  it  particularly  difficult  to  do  so,  for 
he  is  here  discussing  the  creeds  of  men  in  their  relation  to  Deity,  not 
in  their  relation  to  Muhammed  and  the  Prophets.     From  the  former 


^)  See  Tah.  of  G  h.  conclusion;    al-Iqtisäd  pl-i'tiqäd  (Cairo  edition  1327)  pp.  6,  loi, 

102:  ^3U1     _L*.x^x_»     o^i!     Jou    jL-Ji    j     lXJUs^    (jri     ^Ly    j.J^i  5l\^.:<^  UJijJ'j^A) 

sL-cbv    i3    f»>-X.jU    a  condemnation  which  expressiv  includes  the  D  a  h  r  1  y  a  ,    the  B  a  - 
r  ä  h  i  m  a  ,  the  Y  a  h  ü  d  ,   and  the    N  a  s  ä  r  ä. 


130 


\V.  H.  T.  G  a  i  r  d  n  c  r , 


viewpoint  the  placing  of  professeci  monotheists  other  than  Muslims 
probably  presented  an  cmbarassing  problem.  From  the  latter  view- 
point, he  has,  indeed,  given  us  a  graduation  in  his  Iqtisäd  jil-iHiqäd, 
where  in  we  learn  the  relative  depths  of  the  unbelief  of  non-Muslims^ 
viz.  Naturists  (most  damnable  of  all);  then  Brahmins;  lastly  Jews  and 
Christians  ^).  We  shall  therefore  not  be  far  \vrong  if  we  place  Jews 
and  Christians  between  the  dualists  and  the  anthropomorphizing 
Muslims  in  the  class  of  thosc  veiled  by  light  and  darkness  mixed, 
Perhaps  he  could  not  make  up  his  mind  whether  to  place  thcm  in  the 
lowest  or  the  middle  division  of  that  class. 

3.  The  low  place  assigned  to  the  early  Ash*arites  is  notable:  though 
the  language  he  employs  is  in  details  obscure,  the  reference  to  then> 
in  the  last  section  of  the  middle  division  is  unmistakable;  and,  this 
being  so,  they,  with  the  lianbalites,  are  given  no  higher  Company  than 
that  of  the  Light-and-dark -veiled,  which  includes  Parsis,  Christians,. 
Karrämites,  and  various  types  of  anthropomorphists. 

4.  It  is  hard  to  avoid  the  conclusion  that  all  the  mutakallimfm  a& 
such  are  placed  in  the  class  of  the  Light-and-dark-veiled.  For  when 
we  pass  upwards  to  the  lowest  division  of  the  Light -veiled  we  seem 
to  find  the  mutakallimün  as  such  delibcrately  excluded  by  the  State- 
ment that  the  pietists  of  this  division  (evidently  he  has  in  view  men  of 
ash-S  h  ä  f  i  '  I  *  s  type)  "avoided  charactcrising  Allah  by  these  Attri- 
butes" (tahäshau  ^an  ta^nfihi  bi  hädhihi-s-sifäti,  i.  c.  avoided  that 
which  it  was  the  chief  business  of  the  mutakallim  to  do.  The 
utmost  that  can  be  allowed  is  that  he  has  in  mind  mcn  who,  though 
possessed  of  a  correct  theology  in  respect  of  the  Attributes,  steadily 
refused  to  bring  it  out  in  discussion  or  to  use  its  expressions  in  charac- 
tcrising Allah.  G  h.s  dislike  and  suspicion  of  kaläm,  visible  even  iji 
his  earlier  treatise  al-Iqtisäd,  and  undisguisable  in  his  later  work 
lljäm  al-^Awämm,  seems  here  to  reach  its  culminating  point.  The 
"science"  had  probably  long  ceased  to  interest  him  or  concern  him. 
He  had  already  narrowed  the  scope  of  its  possible  Utility  down  to 
vanishing-point  ^);  and  now,  when  spcaking  confidentially  with  the 
khaiväss,  he  hints  that  even  to  use  its  cherished  phrases  is  to  draw  a 
vcil  of  darkness  over  the  soul.  He  does  not  seem  to  have  even  thought 
it  worth  while  to  place  the  Mu'tazilites  in  this  graded  scheme,  nor  to 


')  op.  cit.  p.  101. 

-)  See  cspecially  Iljäni,  last  Cairo  ed.  (undated)  p.  21,  oldcr  edition  pp.  25 — 31.  The 
scope  allowed  to  the  Science  in  the  Iqtifäd  pp.  7,  S,  is,  it  is  true,  hardly  if  at  all  wider.  But 
the  tone  of  the  limiting  passages  is  ver>'  difTerent.     See  also   JuK-ähir  al-Qur'än  p.  25. 


Al-Ghazäli's  Mislikat  al-Anwär  and  the   Ghazali-Problem.  1 12  f 

keep  the  condemnatory  allusions  to  orthodox  and  inorthodox  theo- 
logians  very  distinct.  It  \vould  indeed  have  been  difficult  for  him,  in 
the  very  passage  where  he  is  emphasizing  his  dread  of  limiting  Allah 
through  His  characterization  by  the  seven  sijät,  to  have  expressed 
any  special  condemnation  of  the  Mu'tazilites,  whose  peculiar  theology 
was  the  direct  outcome  of  this  very  dread.  Rationalizing  and  mystici- 
zing  sometimes  lead  to  very  similar  positions^). 

5.  Definitively  above  all  these  savants  come  the  believers  whose 
watchward,  like  G  h.s  own,  was  'back  to  the  Qur^än\  The  position 
taken  by  these  corresponds  exactly  to  that  ascribed  by  G  h.  in  Iljäm  *) 
to  the  Prophet,  the  Companions,  and  the  Fathers,  and  praised  accor- 
dingly  as  all-sufficient;  namely,  the  steady  refusal  to  argue,  and  the 
steady  reference  to  every  question  to  the  text  of  Qur^än  or  S.unnaS). 

It  is  not  the  merc  taqUdi  believer  that  G  h.  has  in  mind  in  this 
section.  For  him  he  had  a  contempt  which  to  say  the  least  did  not 
diminish  with  years  4):  it  is  the  believer  of  real  and  deep  religious  ex- 
perience  that  he  means.  When  this  is  realised  it  becomes  remarkable 
not  that  these  are  placed  so  high,  but  that  they  are  placed  so  low. 
For  above  them  come  various  classes  of  mystics  differentiated  on  the 
curious  basis  which  we  have  already  seen.  Clearly  G  h.  gives  us  to 
understand  here  that  not  only  the  experience  but  also  the  theology 
of  the  Süfi  is  on  a  higher  place  than  that  of  the  most  pious  and  reli- 
gious  non-Süfi. 

6.  Puzzling  is  it  to  find  that  a  doctrine  exclusively  relating  to 
the  heavenly  Spheres,  and  the  part  taken  by  the  Deity  in  inoving  them, 
is  made  the  test  by  which  the  highest  four  classes  of  saints  and  doctors 
are  distinguished  from  each  other.  In  Ta/zä/w^  days  this  matter  had  left 
G  h.  perfectly  cold  5).      We  can  only  infer  that  his  mystic  experiences, 


^)  The  Mu'tazilites  and  the  Ash'arites  are  mentioned  together.  -wäth  approval,  in 
the  Mad.  Sagh..  in  connection  with  the  very  same  subjects  discussed  in  this  M.  passage: 

'\:n-  , -5  ^'  !j»..>4>:  \^^^^  kJ^JouL  ioJt^'i.n  iLi^Lxj^  ?>eX>'  •>£  ^3--^  ^'^^ 
(last  Cairo  ed.:  p.  6  line  4).  He  has  just  mentioned  the  corporealist  tendencies  of  the 
Karrämites  and  Hanbalites,  and  the  advance  made  by  those  who  denied  jisyn  but  asserted 
jiha.  All  this  is  so  precisely  like  M.  p.  53  that  it  either  proves  the  genuineness  of  Mad, 
Sagh.,  or  that  its  f orger  had  M.  before  him  when  he  wrote.  And  there  are  other  striking 
parallelisms. 

-)  See  especially  the  whole  of  al-bäb  ath-thänt  of  that  work. 

3)  op.  cit.  p.  34  where  i  b  n  M  ä  I  i  k  '  s  well-known  answer  to  those  who  heckled  him 
on  the  istiwä^  problem  is  commended  as  the  model  to  follow  in  all  cases. 

4)  Contrast   for   example   the   early    Iqtisäd   p.  6   with   the    late    Mtzän  al-'Avial 
pp.  215,  216. 

5)  See  sec.   III. 


I  2  2  ^V.  H.  T.  G  a  i  r  d  n  e  r , 

his  mcditations  and  long  night -watches,  had  now  invested  the  subject 
with  extraordinary  fascination  and  importance  for  him. 

7.  It  is  the  unity  of  Allah  that  is  the  subject  of  the  anxious  care 
of  G  h.  and  of  the  high -grade  believers  to  whom  he  alludes:  but  very 
surprising  is  it  to  note  what  are  the  dangers  which  seemed  to  him 
to  threaten  that  unity.  The  danger  of  characterizing  Allah  by  the 
Attributes  has  been  already  mentioned.  This  was  surprising,  but  more 
surprising  is  it  to  learn  that  the  belief  that  Allah  moves  the  Heavens 
threatens  the  Divine  unity  because  of  the  plurality  of  those  heavens 
(p.  54);  further,  that  the  substituted  doctrine  (that  Allah  moves  the 
outermost  Sphere  only)  is  to  be  suspected  —  though  G  h.  mysteriously 
declines  to  say  why  this  is  so  ^) :  finally,  that  the  again-amended 
doctrine  (that  Allah  only  commands  an  Angel  to  move  the  outermost 
Sphere),  also  threatens  the  divine  unity  and  perfection -) ;  and  that 
these  are  only  preserved  by  relieving  Allah  of  all  describable  part  or 
lot  in  this  function,  and  ceasing  to  predicate  anything  whatever  of  Him 
or  attribute  anything  whatever  to  Him.  So  agnostic  is  the  thought- 
basis  of  Gnosticism.  The  divine  unity  becomes  not  to  so  much  the 
Light  of  lights  as  Hegel's  "night  wherein  all  cows  are  black". 

8.  The  repeated  mysterious  allusions  to  something  withheld  in 
these  last  paragraphs  is  significant  and  suggestive.  These  allusions 
are  concluded  by  the  strängest  of  them  all ,  namely  that  Allah  must 
not  be  thought  of  as  either  Himself  moving  the  Outermost  Heaven  or 
commanding  a  Vicegerent  to  move  it,  "because  of  a  mystery  the  dis- 
closure  of  which  this  hook  does  not  admit  of  3j.  It  would  go  far  towards 
the  Solution  of  the  Gh.-  problem  if  \ve  could  come  upon  the  book 
which  d  i  d  "admit  of  the  disclosure  of  this  mystery".  Was  the  key 
to  the  mystery  ever  written?  Was  it  in  that  unnamcd  book  of  eso- 
teric  teaching  which  G  h.  says  he  wrote  4),  but  which  i  b  n  T  u  f  a  i  1 
declared  had  never  come  his  way  5)  ?  These  questions  are  easier  to 
ask  than  to  answer.  Yet  the  mere  putting  helps  to  make  clear  the 
nature  of  the  G  h.  problem. 

10.  Attributclcss  and   predicateless  though  the   divine  Being  is, 


•wjUxJ!  (p.  55). 

2)  ib.  lines  8  and  9. 

4)  See  infra   sec.    I\'. 

5)  IJayy.  ed.    Gautier  p.   15. 


I 


Al-Ghazali's  Mishkat  al-Anwar  and  the  Ghazall-Problem.  jo^ 

the  mystics  nevertheless  make  their  inexplicable  journey  to  IT,  and 
gaze  upon  ITS  face.  On  the  agnosticism  is  reared  an  unintelligible 
gnosticism.  Alläh's  glory  is  said  to  consume  and  annihilate  these 
enraptured  saints  ^) :  yet  at  the  very  moment  when  the  thought  seems 
about  to  pass  into  pure  pantheism  it  recovers  itself .  Somehow  or  other 
the  individualities  of  these  saints  are  preserved,  not  destroyed,  just 
as  "The  Friend"  (Abraham)  remained  himself  after  his  attainment  to 
the  paradisal  vision,  and  the  "Beloved"  (Muhammad)  returned  to 
earth  after  the  supreme  experience  of  the  Mi^räj.  It  was  thought -habits 
rather  than  thought -exigencies  that  saved  G  h.  from  being  a  pantheist 
of  the  pantheists. 

III. 

Ibn  Rushd    and   the    Mishkät  al-An\vär. 

The  passage  which  has  just  been  discussed  attracted  the  notice 
of  the  great  G  h  a  z  ä  1  I-  critic,  ibn  Rushd,  during  the  Century 
which  followed  the  publication  of  M.  We  must  now  examine  his 
remarks  on  the  passage,  as  in  the  course  of  them  he  makes  an  allegation 
which  is  of  critical  importance  in  relation  to  the  Gh.  -  question. 

In  the  opuscule  entitled  ''Al-kafsh  '■an  ^nanähij  al-adüW  he 
says: 

\j"  j  -j  ••      ^  j^  •  -<>  •  ^  •      1 

.p^^l      liÄ^»  .l.:k\      lÄ^       i.ks.      ,A/J>      ,  <:;Jo5      »P,         -l^\     'X^^W    ^^ 

T^jioyA   Lx    .>Li   ^   ^   jJs»  'V^^5  (!^'^'  o-   X-*S>^\   i>^PtÄ^   j>>.ä;ccLj   ^-u 

"Then  he  comes  on  with  his  book  known  as  Mishkät  al-Amoär,  and  mentions  therein 
the  grades  of  the  knowers  of  Allah;  and  says  that  all  of  them  are  veiled  save  those  who 
beUeve  that  Allah  is  not  the  mover  of  the  First  Heaven,  He  being  the  one  from 
whom  this  mover  of  the  first  Heaven  emanates:  which  is  an  open 
declaration  on  his  part  of  the  tenet  of  the  philosophers'  schools  in 
the  science  of  theology;  though  he  has  said  in  several  places  that  their  science  of  theology 
(but  not  their  other  sciences)  is  a  set  of  conjeetures"  -). 

The  allegation  thus  casually  made  —  that  Gh.  really  held  the  same 
metaphysical  view  as  a  1  -  F  ä  r  ä  b  i  and  ibn  S  i  n  ä  respecting  the 
emanation  of  the  highest  grade  of  Being  from  the  Absolute  —  is  a  most 
serious  one;  for  G  h.  in  his  Tahäjut  wrote  whole  pages  (see  especially 


0  ;*-pio  J,  [^^^v   \_^ä^^\*   .   .  H^3  oLs^u-w  ^♦-^iü.^!  (p.  56). 

2)  ed.  Müller  p.  71,     Cairo  edition  p.    59.     The  treatise  was    written   before  575. 
cf.  Macdonald,  Muslim  Theology  p.  255.     Date  of  Mishkät  c.  500. 


134 


\V.  H.  T.  G  a  i  r  d  n  e  r , 


pp.  28 — 2S)  to  demonstratc  not  only  the  inadcquacy  of  thc  Philo- 
sophers' proof  of  the  emanation  theory,  but  also  the  damnable  falseness 
of  the  theory  itself.     We  must  thercfore  ask  two  questions: 

1.  Does  the  doctrine  of  the  Spheres  and  their  Angels  which  is  so 
clearly  approved  by  G  h.  in  M.  indicate  any  desertion  on  his  part  of 
the  view's  he  held  when  he  wrote  the  Tahäfut} 

2.  Was  i  b  n  R  u  s  h  d  justified  in  ascribing  to  G  h.  an  adherence 
to  the  emanation  doctrine  on  the  strength  of  this  passage  in  M.  ? 

I. 

The  Tahäfut  el-Faläsifa  is  the  book  which,  as  G  h.  teils  us  in  one 
-of  the  last  books  he  ever  wrote,  al-Munqidh  min  al-Daläl  ^)  represents 
the  fruit  of  his  special  study  and  criticism  of  the  Philosophers  and 
their  doctrines.  In  this  book  he  madc  a  complcte  cxposition  of  his 
views  about  this  matter  of  the  Spheres;  and  in  the  Munqidh,  which 
was  written  within  seven  years  of  his  death  (betwecn  498  and  505), 
and  which  must  thcrefore  be  nearly  contemporary  with  M.,  he  gives 
US  clearly  to  understand  that  he  Stands  by  every  one  of  the  vital  find- 
ings  of  the  Tahäfut. 

With  regard  to  the  existence  of  the  system  of  concentric spheres 
with  their  Primum  Mobile,  this  was  to  G  h.  as  to  practically  all  of  the 
ancients  ^)  a  certainty  of  Observation  and  a  mere  matter  of  astronomy 
[muqaddama  hisslya,  Tah.  of  Gh.  p.  57):  and  the  fact  that  two  great 
minds  likc  G  h.  and  i  b  n  R  u  s  h  d  regarded  this  construction  of  the 
heavens  and  earth  as  axiomatic  is  a  striking  instance  indeed  of  human 
fallability. 

With  regard  to  the  further  doctrine,  clearly  visible  in  this  M. 
passage,  that  these  Spheres  were  animate  beings  [hayawänät)  the  per- 
fection  of  whose  spiritual  natures  was  manifestcd  in  the  perfection  of 
their  motions,  a  belief  held  by  the  Philosophers  but  by  no  means 
confined  to  them,  thc  position  of  G  h.  in  Tah.  is  that  this,  if  true,  must 
bc  consigned  to  the  province  of  revelation  {kashfj  not  demonstration 
{burhän.  dalil).  Theologically,  he  says,  the  belicf  is  harmless,  for  Allah 
is  able  to  endow  anybody  with  life,  and  there  is  no  reason  why  the 
bodies  of  somc  living  creatures  should  not  be  spherical  just  as  well  as 
the  revcrseS).  But,  he  says,  all  this  cannot  be  demonstrated  by 
thc  Aristotclian  instrumcnt  of  dalli,  as  is  claimed  by  his  opponents 
el  -Färäbl  and  i  b  n  S  i  n  ä  etc.    "Their  doctrine  in  this  qucstion 

')  Munqidh,  p.  12  line  i,  last  Cairo  ed. 

^)  I  b  n  B  ä  j  a  ,   d.     533,  however,  criticises  this  theory. 

3)  Tah.  p.   37. 


Al-Ghazali's  Mishkat  al-Anwar  and  the  Ghazäll-Problem. 


135 


is  one  of  which  neither  is  the  possibility  denied  nor  the  impossibility 
asserted  .  .  .  But  \ve  do  assert  that  the  Philosophers  are  unable  to 
cognise  it  by  demonstration  of  the  reason;  and  that  if  it  is  true,  then 
only  the  prophets  are  given  to  scan  it  by  inspiration  or  direct  reve- 
lation  from  Allah.  But  ratiocination  does  not  demonstrate  it,  though 
(it  is  true)  some  such  doctrine  might  conceivably  be  demonstrated, 
if  the  demonstrative  proof  existed''^).  And,  "the  secrets  of  the  King- 
dom of  the  Heavens  are  not  to  be  scanned  by  means  of  such  fantastic 
imaginations  as  these;  Allah  gives  none  but  his  nabis  and  walfs  to 
scan  them,  and  that  by  inspiration,  not  by  demonstration.  Thus  the 
Philosophers  have  been  to  a  man  unable  to  explain  the  cause  of  the 
direction  of  the  celestial  movements,  or  of  the  choice  of  that 
direction"  -). 

This  Position  is  borne  out  by  the  Alufi.  where  he  says3)  that  when 
these  matters  are  treated  as  a  branch  of  physics  there  is  no  reason 
to  deny  them  absolutely;  and  that  in  his  Tah.  he  pointed  out  the 
Philosophers'  errors  in  these  matters,  which  may  all  be  reduced  to  one 
(a  theological,  not  a  physical  one),  viz:  their  denial  of  the  doctrine  that 
Nature  is  directly  constrained  to  work  {pnusakhkhara)  by  Allah,  and 
that  it  does  not  act  by  itself  but  is  set  a-working  {musta'"mala)  by  its 
•Creator,  and  that  sun,  moon,  stars  and  Clements  are  constrained  to 
work  by  His  command  [musakhkharatin  bi-^amrihi),  not  one  of  them 
having  any  action  in  itself  {bi-dhätihi  ''an  dhätihi). 

Does  the  M.  passage  go  beyond  this  position?  It  goes  beyond 
it  in  this  respect,  that  the  doctrine  which  in  Tah.  and  Mun.  is  coldly 
pronounced  not-impossible  seems  in  M.  to  be  proclaimed  with  some 
enthusiasm,  nay  to  be  made  the  differentia  of  the  ^ärißna  büläh  from 
the  mass  of  truly  Spiritual  believers.  The  contrast  of  his  attitude 
in  M.  with  his  attitude  in  its  near  contemporary  the  Mun.  is  parti- 
cularly  striking,  as  it  shows  how  differently  G  h.  was  wont  to  express 
himself  on  certain  points  to  the  ^awämm  and  the  khawäss. 

For  we  can  scarcely  doubt  that  G  h.  in  M.  does  teach  the  doctrine 
of  animation  of  the  Spheres,  when  we  consider  how  he  associates  them 
Avith  angelic  Intelligences.  In  this  we  merely  have  the  theological 
as  distinct  from  the  philosophical  way  of  explaining  the  doctrine. 
The  assignment  of  an  Angel  as  the  movent  of  each  Sphere,  the  gra- 
duation  of  these  Angels  under  their  mysterious  Commander  {al-mu/ä'^), 
is  only  the  theological  expression  of  the  philosophic  belief  in  the  anima- 

0  ib.  p.  57- 
•  2)  ib.  p.  60. 
3)  ed.  cit.  p.  1 1. 


I^ö  W.  H.  T.  Gairdner, 

tion  and  the  rationality  of  the  Spheres.  G  h.  himself  in  the  Tah.  says 
that  it  is  mercly  a  qucstion  of  terms  how  these  Sphere-movents  are 
called.  "We  have  callcd  It  (i.  e.  the  first  of  these  Beings)  the  First 
Intelligence  {al-^aql  al-auwal),  and  we  necd  not  quarrel  about  names, 
be  It  called  Angel,  Intelligence,  or\vhatyou\viH"i) 
{summiya  malakan  aw  ^aqlan  aw  mä  urld). 


I)  Tah.  p.  28. 

This  is  borne  out  by  the  Madnün  as-Saghir  and  a  little  treatise  on  an-Nafs  ascri- 
bed  to  Gh.,  found  by  the  writer  in  Aleppo  in  a  MS.  in  %vhich  it  followed  immediately  on 
Mad.  Sagh.  Both  treatises  were  without  title.  In  the  unpublished  treatise  he  teaches  that 
the  Spheres  have  bodies  and  souls;  for  he  lays  it  down  that  Sphere-soul  (n^fs  falakiya) 
is  finer  than  human  souls  (nufüs  bashanya):  he  has  just  previously  said  that  the  distin- 
guishing  mark  of  the  soul  Qtafs')  is  that  it  has  the  faculty  of  perception  (idräk):  further, 
the  Angels  are  Intelligences  {'■uqül):  and  (Mish.  p.  54,  Mad.  .Sagh.  p.  9)  they  move  the 
Heavens.  Putting  all  this  together  we  find  that  G  h.  teaches  (a)  the  concentricity  of  the 
Spheres,  (b)  that  they  are  possessed  of  bodies,  (c)  that  their  bodies  have  souls,  (d)  that 
their  souls  have  perception,  that  they  are.  therefore,  angehe  Intelligences:  in  other 
words  the  full-fledged  teaching  of  the  Philosophers,  apart  from  the  doctrine  of  emanation. 

It  is  clear  that  the  title  "al-Madnun  as-Saghlr"  is  unauthentic.  The  book  has  been 
known  by  several  difTerent  names.  Some  consider  the  werk  itself  spurious  (M.\ssignon 
attributes  itto  Abu]  Hasan 'Ali  al-Muzaffar,  f<i''i^>"^'>^i  P- 182  note4),  and  they  might, 
say  the  same  of  the  companion  treatise  on  an-Nafs.  The  argument  is  however  of  course, 
given  for  what  it  is  worth.  An  argument  for  the  genuineness  of  the  latter  treatise  is  perhaps 
the  fact  that  though  it  reproduces  some  of  the  doctrines  of  the  Philosophers',  there  is  no 
hint  of  the  doctrine  of  emanation.  In  the  Madmm  also,  as  shall  be  pointed  out,  the  use 
of  the  Word  ja-d  is  expressly  dissociated  from  all  suspicious  connotation. 

If  the  authenticity  of  the  larger  Madnün  is  less  suspect  than  that  of  the  Madnün 
saghir,  it  will  be  of  interest  to  adduce  two  passages  from  the  former.  which  point  to  a  Gha- 
zälian  doctrine  of  the  animation  of  the  Heavenly  Bodies.  In  the  section  ar-rukn  ath-thänJ 
the   following   words  occur    L>L**^i    ..^   L^J    fjnj.M*^     •i'-V    *~NJwUJi    '^js-xj^     .,_»Xj 

^VJiAXS        |^0.;>!       ui-4.Ju£.»      L»S..A.iJ     J^.:>       ».P      ijt,^M^^      iM"'^        '■■~^3       >^M%^w.S>       _<>£• 

:i^ji  iüCj^^J^  (J^*^  which  informs  as  that  the  bodies  of  things  are  the  place  of  their 
free  action  (ia^arnifihä)  and  that  some  angels  have  such  bodies.  Then  in  the  next  section  (/as/) 
wehave  the  following  ;;JI  \::j\,^.^\  -L.>!  ,>  ,.,  »J.A.iJ^.^JI  ,.,»  jsA^J!  cjI^^.^!  lOo^U  > 

which,  when  compared  with  the  previous  sentence,  indicates  (though  the  argument  is  not 
syllogistically  complete)  that  these  i»i->-^  are  Ihe     •,i«Aji  of  the  angels  who  control  thcm 


(»  .^^jiA^Ji« ).  —  The  Word  -»^-^^  itself  points   the  same  way,  for  j».^  is  a  synony 


ni 


of  iA.«,o»-  (La.nk  vol.  II  p.  413)  and  in  all  other  connections  denotes  animate  bodies. 
The  animation  and  rationality  of  the  Spheres  is  clearly  laid  down  in  a  treatise  ascribed 
to  c;h.,  edited  by  Malter  under  the  title  Die  Abhandlung  d.  Abü-Hämid  al-GazzälT,  Ant- 
worten auf  Fragen,  die  an  ihn  gerichtet  wurden:  see  pp.  XXXV  seqq.,  transl.  pp.  17  seqq. 
The  editor  avows  his  belief  in  the  authenticity  of  this  work  (p.  XII).  But  C.  de  Vau.x 
Emphatically  rcjects  it  {Cuzivü  p.  53  n.   i),  and    probably  all  would  side   with  de  Vaux 


Al-Ghäzäli's  Mishkät  al-Anwrir  and  the  Ghazäli-Problem.  1^7 

It  would  thus  scem  that  G  h.  in  his  later  mystical  days  gave 
in  private  to  the  doctrine  of  the  Sphercs  a  somewhat  startling  emphasis 
and  prominence ,  while  in  public  retaining  the  old  cool,  sceptical, 
reserve  in  regard  to  it).  The  point  is  of  great  interest  biographically, 
but  though  it  teils  us  something  about  his  doctrine  of  reserve,  it  is  not 
enough  to  convict  him  on  any  disloyalty  to  Islam. 

The  further  point —  whether  G  h.'s.  doctrine  of  the  angelic  Spheres 
in  M.  included  also  the  emanation-theory  of  the  Philosophers  —  brings 
US  to  the  second  main  question:  Was  i  b  n  R  u  s  h  d  justified  in  his 
gloss  in  the  M.  passage,  namely  that  Allah  was  huwa-lladhi  sadara 
^anhu  hädha-l-muharrik  (called  al-mutä'-),  and  that  Gh.'s  language  in 
this  passage  amounts  to  a  tasrlh  minhu  hi  ^tiqädi  madhähibi-l-faläsifat 


The  point  is  one  of  crucial  importance,  for  it  goes  far  to  settle 
the  question,  one  way  or  the  other,  as  to  whether  G  h.  held  any  esoteric 
doctrine  which  was  in  fiat  contradiction  to  his  teachings  in  his  other 
books  and  which  he,  in  those  books,  branded  as  kufr.  If  he  can  be 
acquitted  on  the  charge  so  casually  brought  against  him  by  i  b  n  R. 
he  may  probably  be  acquitted  from  the  general  charge,  for  it  is  unlikely 
that  a  stronger  case  will  be  found  elsewhere  than  that  created  by  this 
passage  in  M.  This  great  man's  fundamental  sincerity  is,  then,  the 
issue  of  the  present  discussion. 

But  preliminarily  it  must  be  established  that  this  question  of 
emanation  is  crucial  for  the  point  at  issue. 

Turning  to  the  Tah.  of  Gh.  (ed.cit.  pp.  24  seqq.)  we  find  that  this 
is  the  theory  which  is  definitely  and  explicitly  contrasted  with  the  true 
doctrine  of  Allah  as  Creator  [jä^ilu-l-^älami  wa  säni'^tih)  and  con- 
demned  as  incompatible  with  it.  The  füll  Statement  of  the  emanational 
theory  occurs  on  p.  28  of  the  work  ^).  The  word  for  "emanation"  there 
used  is  fäda  [inna-l-mabda^ a-l- awwala  fäda  jnin  wujüdihl-l-''aqlu-l 
awwal).  But  the  word  he  uses  more  generally  is  the  very  one  used 
by  ibn  R.  in  his  comment  on  this  M.  passage,  viz.  sadara,  e.  g.  on  p.  30 
of  the  Tah.  where  he  Starts  an  objection  to  the  above  doctrine  by  the 
words  kaifa  sadara  minhu  etc.  Evidently  the  two  expressions  are  practi  - 
cally  synonymous,  one  meaning  "flow  over",  the  other  "issue  forth". 


in  this.  It  clearly  teaches  the  philosophic  q  i  d  a  m  a  1  -  *ä  1  a  m  (pp.  XLI  seqq.;  transL 
pp.  23  seqq.).  So  then  Gh.  was  a  hypocrite  through  and  through  !  (p.  XII).  —  de  Vaux 
appears  to  reject  also  both  the  Madnnn's  {Gazäli,  p.  53  notes),  yet  cites  the  greater 
Mad.  as  original  on  p.  107. 

')  See  also  Maqä^id  al-Faläsija,  Cairo  i^t  ed.  pp.  219,  220. 
Islam,     V.  jO 


1 3  8  ^V.  H.  T.  G  a  i  r  d  n  L-  r , 

The  two  words are  brought  together  in  a  scntence  on  p.  5 1  ^)  (last  two  lines). 
And  on  the  next  page  (52)  he  explicitly  opposes  the  doctrine  oi  sudiir  to 
the  only  true  and  orthodox  one  of  ihdäth.  Thus  we  see  that  to  Gh. 
the  doctrine  of  sudür  was  part  and  parcel  with  that  of  qidam  al-^älam, 
which  is  the  f  i  r  s  t  of  the  three  hercsies,  which  alone  he  dcfinitively 
damns  as  subversive  of  Islam  and  as  mcriting  the  penalty  of  death  -). 
We  further  note  that  on  p.  51,  line  5,  the  same  doctrine  is  shown  to  be 
vitally  connected  with  the  s  e  c  o  n  d  of  the  said  heresies,  viz.  Alläh's 
non-cognisance  of  the  particular.  It  would  be  easy  to  show  further, 
that  it  underlies  the  t  h  i  r  d  also,  the  non-rcsurrection  of  the  body 
and  the  non-materiality  of  the  Garden  and  the  Fire.  Trcbly  damnable, 
then,  was  the  doctrine  of  sudiir,  ■ —  the  doctrine,  nevertheless,  which  we 
are  invited  by  i  b  n  R  u  s  h  d  to  considcr  as  explicitly  taught  by  "  A  b  ü 
Hamid"  in  the  Mishkät  al-  Anwär  3) ! 

There  being  then  no  doubt  that  this  accusation  respecting  siidür 
touches  the  heart  of  the  question,  we  must  now  discuss  the  causes  that 
might  lead  a  readcr,  as  apparently  they  led  ibn  R.,  to  find  the 
doctrine  in  M.  in  general  and  this  passage  in  particular. 

(a)  The  word  sudür  does  not  occur  in  M.  But  the  word  fäda. 
which  as  we  have  seen  had  suspicious  associations,  is  frequent.  The 
angels,  Gh.  teaches  in  M.  are  lights  (not  have  or  convey  Hght) :  the 
lower  lights  "emanate  [tajld)  one  from  the  other  as  light  emanates 
from  a  lamp  (p.  22)",  forming  an  emanational  light-scale  asccnding 
by  stages  [maqämät)  to  Allah  as  absolute  light  source  {ib.).  At  first 
sight  this  looks  likc  the  naked  emanation-theory  of  the  Philosophers: 
but  in  fact  it  is  not  so.  G  h.s  use  of  the  word  jäda  is  not  simply  jäda 
min  .  .  .  but  jäda  min  .  .  .  ^alä.  This  shows  clearly  that  the  image  in 
his  mind  involves  not  simply  an  emanating  something,  but  also  a  some- 
thing  eise,  upon  i^alä)  which  falls  the  glory  of  that  emanation,  but 
which  is  other  than  it.  See  M.  pp.  4,  14  (twice)  and  30,  where  this 
point  is  madc  explicitly  clcar.     In  other  words  there  is  presupposed  by 

0  .    .    .   JXIt   qL-c^ö    .    .    .   JoJI  j*J<^   .    .    . 

-)  Conclusion  (pp.  f)0,  91)  of  Ihe  Tali.  The  samc  explicit  condemnation  is  found  in 
Faifal  at-Tajriqa,  and  in  the  contemporary  Miinqidh  (pp.  11,  12). 

3)  It  should  he  noted  here  that  i  b  11  R  11  s  h  d  was  himself  quite  cold  towards  the 
emanation-doctrinc,  which  he  says  was  grafted  by  al-F5r3bi  and  ihn  Sinä  on  to  the 
true  Philosophie  (i.  c.  Aristotelian)  doctrine  of  the  heavcnly  bodies  (Tah.  of  i  b  n  R.  p.  49, 
the  very  passage  where  he  answers  G  h. '  s  doctrine  against  the  emanation-doctrine  in  his 
Tah.,  p.  28).  This  is  one  of  the  many  cases  in  which  he  complains  that  our  author  in  con- 
demning  ibn  S.  condemned  philosophy  in  general.  It  is  thereforc  all  the  more  surprising 
to  find  G  h.  accused  by  ibn  K.  of  endorsing  ibn  S.  of  all  people,  and  the  emanation- 
doctrine  of  all  theories. 


Al-Ghazäll's  Mishkät  al-Anwär  and  the  Ghazali-Problem.  139 

this  simile  a  dark  body,  which  becomes  clothed,  not  with  the  essence 
of  the  Light -giver,  but  with  the  reflection  of  His  Glory  ^).  This  is  the 
significance  of  his  phrase  "as  the  light  emanates  from  the  lamp",  —  not 
the  flame  itself,  but  the  light  which  is  the  effect  of  the  flame.  Similarly 
for  the  expression  iqtibäs  which  occurs  on  p.  22,  where  he  says  that  the 
^'Spirits  Prophetical  are  lit  [muqtabasd)  from  the  Spirits  Supernal  as 
a  torch  is  lit  from  fire,  and  that  these  Supernais  are  lit  the  one  from 
the  other  in  an  order  which  is  an  order  of  ascending  stages  {maqämäty ; 
this  expression  equally  implies  some  sort  of  other  substance  w^hich 
is  merely  lighted  at  and  from  the  source  of  original  fiame.  On  pp.  31 
and  32  moreover,  the  entirely  harmless  use  of  the  word  fääa  is  further 
proved  by  its  being  used  for  the  emanation  of  a  Sultan's  authority 
on  to  his  Vizier,  so  that  the  latter  is  invested  with  it.  Obviously  this 
is  not  to  say  that  the  Vizier  emanated  from  the  Sultan  in  ibn  Sinä's 
sense.  Thii  use  of  the  metaphor  is  made  very  clear  in  the  Madnün 
■as-Saghlr,  where  the  followäng  passage  occurs: 

"What  is  emanation  ?  We  must  not  understand  from  this  explanation  what  is  sugges 
ted  to  US  by  the  overflowing  (emanating)  (Jayadän)  of  water  from  a  vessel  on  to  the  hand, 
for  that  is  suggestive  of  a  Separation  of  a  portion  of  the  water  from  the  vessel  and  its  con- 
junction  with  the  hand.  But  we  must  understand  that  which  is  suggested  to  us  by  the 
overflowing  (emanation)  of  sunlight  on  to  a  wall :  though  here  too  some  have  gone  wrong. 
and  have  supposed  that  a  ray  from  the  body  of  the  sun  becomes  separated  from  it  and 
is  conjoined  with  the  wall.  Rather  is  is  the  sunlight  the  cause  whereby  something  resembling 
it  in  luminosity  is  created  .  .  .  like  the  emanation  of  an  Image  from  some  object  on  to  a 
mirror  ...  It  is  thus  that  the  divine  grace  {jüd)  is  the  cause  whereby  the  light  of  existence 
is  created  in  every  substance  that  admits  of  existence:  which  is  expressed  by  the  word 
jaid." 

So  far  from  having  here  the  metaphysics  of  the  Philosophers, 
we  have  simply  the  metaphysics  of  the  orthodox  mutakallimün  served 
up  with  an  analogy  from  nature.  For  this  is  but  a  picturesque  State- 
ment of  their  theory  of  Necessary  Being  {wäjib)  and  Potential  Being 
{mumkin)  —  the  latter  being  in  the  State  of  Not -being  {^adam)  until 
the  attribute  of  the  divine  grace  {jfid)  invests  it  with  the  single  attri- 
bute  of  Being  [wujüd]  and  thus  creates  it.  The  Potential  in  the  State 
of  Not -being  is  compared  toa  dark  body;  necessary  Being  (Allah)  to 
the  sun;  the  attribute  of  jüd  to  the  ray,  which  alighting  on  the  dark 
body  invests  it  with  the  quality  of  existence,  and  it  flashes  into  the 
light  of  Being.  Compare  with  this  a  passage  in  the  Mad.  just  before 
the  one  already  cited,  where  the  qucstion  is:    "What  is  the  cause  of 

I)  Cf  the  mirror-metaphor.  supra  p.  33.  The  passage  in  Uiyä  III  pp.  495 — 6, 
cited  by  Kremer  in  Ideen  p.  72,  shows  the  enormous  importance  attached  by  G  h.  to  this 
conception  of  the  reflector,  especially  as  a  defence  against  the  assaults  of  pantheistic  ideas 
consequent  on  ecstasy. 

10* 


140 


W.  H.  T.  G  a  i  r  d  n  e  r  , 


thiskindling  of  thc  wick  (i.  e.  the  embryo)  by  thelight  (i.  e.  the  spirit)  ?'% 
and  the  reply  is:"The  cause  is  an  attribute  in  theMaker  and  an  attri- 
bute  in  the  potential  locus  [mahallin  qähil).  The  former  attribute 
is  the  divine  grace  [jüd),  the  well -spring  of  Being  upon  [yanhü^  al-wujüd 
^alä)  all  that  is  susceptible  {lahu  qabül)  of  Being  (i.  e.  al-mumkin): 
for  this  grace  is  a  self-emanation  upon  ifayadän  hidhätihi  ^alä)  every 
hypostasis  [haqiqa)  which  it  brings  into  existence.  This  attribute  is 
expressed  by  the  term  Power  and  may  be  compared  to  the  emanating 
of  the  sunlight  upon  all  that  is  potentially  illuminable  (qäbil  lü-istinära) 
when  the  veil  between  the  two  is  removed." 

With  this  clcar  position  the  allusions  in  M.  to  the  divine  jayadän 
are  in  complete  agreement.  The  metaphysic  of  G  h.  the  Süfi  was 
still  that  of  kaläm,  not  falsafa,  just  asmuchas  in  his  pre-Süfi  days.  The 
image  of  the  passing  of  the  divine  Light  by  a  series  of  refractions  on 
to  a  series  of  dark  objects,  each  reflecting,  but  more  and  more  dimly, 
the  light  of  the  one  before,  is  a  favourite  one  with  Süfis  and  is  found 
in  an  important  passage  in  AI.  (pp.  15,  16).  If  we  are  right  in  showing 
how  harmless  this  doctrine  of  light -emanation  was  in  itsclf,  we  may 
further  conclude  from  this  image  of  successive  refractions,  that  the 
graded  ranking  of  human  and  angebe  spirits,  up  to  one  highest  Being 
Standing  next  to  Allah,  was  also  a  doctrine  not  in  the  least  inconsistent 
with  the  orthodox  doctrine  of  the  eternal  Creator  and  the  contingent 
creation  ^).  These  successive  refractions  are  in  the  same  section  (pp.  15, 
16)  explicitly  identified  with  thcse  successive  ranks  of  Spirits,  the 
graduations  of  whom  are  further  said  to  be  a  matter  of  kashf.  Accor- 
ding  to  this  important  section,  it  is  clear  that  however  mysteriously 
high  and  nigh  the  highest  and  nighest  of  these  Beings  is,  and  whethcr 
IT  be  called  theObeyed-one  (as  in  our  enigma-passage),  or  theNighest- 
one  [al-muqarrab  p.  16),  It  ncvcrtheless  only  differs  in  dcgrec  from 
all  those  who  are  lower  down  in  the  series.  Thus,  on  page  16,  "These 
four  Lights  [in  the  refraction  simile  just  alluded  to]  are  ranged  one 
above  the  other  anfl  one  more  perfect  than  the  othcr;  and  each  one 
has  a  ccrtain  rank  and  proper  degree  which  it  nevcr  passes.  I  would 
havc  you  know  that  it  has  been  rcvcaled  to  those  who  have  Insight 
tlial  evcn  so  are  the  Lights  of  the  Spirit -realm  ranged  in  an  ordcr; 

')  And  this  would  apply  to  the  Sphercs  also,  supposing  them  to  be  living  Celestials. 
—  Gh. 's  idca  as  to  who  was  al-aqrab  seems  to  have  varied.  l'or  it  is  worth  noting 
that  in  Jaivähr  p.  13  hc  teils  us  that  the  Cherubim  (KarühTyün)  are  the  highest 
Celestials  of  all;  but  their  function  is  entirely  adoration,  —  they  pay  no  attention  to 
aught  eise    [thereforc  are  unconcerned  with  this  matter  of   Sphcre-turning]  (vliJwftxJi    j> 


I 


Al-Ghazäli's  Mishkät  al-Anwär  and  the  Ghazali-Problem.  141 

that  the  Nighest  {al-muqarrab)  is  the  one  who  is  nearest  [al-aqrah)  to 
the  Ultimate  Light,  (and  thus  the  rank  of  Seraphiel  may  well  be  above 
that  of  Gabriel)  ^) ;  that  among  them  is  one  who  is  the  Nighest;  .  .  .  that 
among  thcm  is  a  Lowest;  and  (finally)  between  the  two  are  grades 
innumerable."  —  The  refraction-simile  with  which  this  section  begins 
(p.  15)  explains  that  the  Nighest  Stands  to  the  Light-source,  Allah, 
as  the  moon  to  the  Sun,  i.  e.  as  the  most  brilliant  of  reflected  lights 
to  the  primary,  possessing  therefore  no  more  unity  of  essence  or  nature 
with  the  primary  than  any  of  the  others. 

Considering  the  total  absence,  then,  of  the  words  fäaa  or  sadara, 
or  even  their  idea,  from  the  M.  passage  under  discussion,  and  the 
harmlessness  of  the  Ghazälian  nseoi fäda,  fayadän,  faid,  no  justification 
can  be  found  for  i  b  n  R.'s  gloss  on  the  passage.  —  But  it  has  other 
features  which  made  more  readers  than  i  b  n  R.  suspicious' (see  inf. 

sec.   IV). 

b)  In  the  schematization  of  the  universe  ascribed  by  G  h.  to  the 
highest  grade  of  the  Light -veiled,  viz.  that  immediately  preceding  the 
Unveiled,  AUäh  is  compared  with  the  s  u  n,  the  source  of  light, 
and  the  Highest  in  his  Service  with  the  moon.  But  in  the  schematism 
ascribed  to  the  Unveiled,  Allah  is  compared  with  pure  Light 
{an-nür  al-mahd)  and  his  Vicegerent  to  the  sun;  or  respectively  the 
elemental  fire  [jawhar  an-när)  and  live-coal.  Are  we,  then,  to  under- 
stand  that  no  longer  is  the  Vicegerent  a  mere  refiector  of  an  allen 
glory,  himself  essentially  dark?  but  that  he  is  the  light-source  rela- 
tionally,  and  Allah  the  light-source  absolutely?  Certainly  this  doeslook 
like  the  Philosophers'  doctrine  of  the  First -cause  [al-Hllat  al-ülä)  and 
the¥\rst-c^nsQd  {al-maHülal-auwaloral-^aqlal-auwalsc.TheBcvamvgQ): 


I)  The  allusion  to  Seraphiel  and  Gabriel  in  the  above  quotation,  though  introduced 
in  the  curious  tentative  fashion  sometimes  affected  by  our  author,  tends  to  confirm  the 
supposition  that  G  h.  the  mystic.  had  taken  over  very  much  of  the  Süfl  cosmology  and 
angelology  which  is  to  a  large  extent  common  both  to  Jewish,  Christian,  and  Moslem  mysti- 
cism.  These  two  names  were  not  chosen  at  random.  Seraphiel  (IsräfTl)  was  the  Archangel 
of  the  highest  Planetary  Heaven  (Saturn,  Zu/tal)  and  Gabriel  (JabrTl)  that  of  the  lowest 
(the Moon)— as  appears  clearly  in  the  mythof  the  "descent"  of  the  Qur'äyi  from  thePreserved 
Tablet  to  "the  Lowest  Heaven"  {as-Samä  ad-Dunyä),  and  its  transference  from  thence 
by  the  Angel  Gabriel  to  the  prophet  Muhammad.  Mikhä'Il  was  the  Archangel  of  the  Mer- 
cury-sphere,  Rafä'il  of  the  Sun-sphere,  and  so  forth  (J.  Lepsius  in  Das  Reich  Christi  XII 
p.  61 :  the  names  were  taken  over  from  the  Aramaic  astrologers).  The  Seven  Archangels 
are  not  mentioned  in  M.  But  in  the  stränge  passage  about  the  mi'räj  of  an  Entzückter  on 
p.  30  we  have  a  mention  of  Seven  Stages  {sab"-  lahaqät),  which  in  all  probability  is  an 
allusion  to  the  Seven  Spheres.  If  so,  we,  have  here  an  indication  that  in  G  h.s  day  Süfi's 
related  their  Sevenfold  Way  to  the  Seven  Spheres,  as  the  modern  Dervish-orders  do 
(see  "  'The  Way'  of  a  Mohamedan  Mystic"  by  W.  H.  T.  Gairdner,  Harrasso-wätz  19"). 


I_12  W.  H.  T.  Gairdn  er, 

—  the  "sun"  would  then  be  the  actualisation  of  uncognisable  "light'% 
having  emanated  therefrom  by  a  transcendental  and  unintelligible 
process. — Very  significant  isitthatGh.'^sal-mu/ä^  is  not  called  an  Angeld 
and  is  unconnected  with  any  Sphere;  the  next  lower  Being,  an  Angel,, 
moves  the  falak  al-ajläk.  Exactly  so  "the  First  Intellect"  moved 
no  Sphere,  but  produced  "the  Second  Intellect"  who  ruled  the  Outer- 
most Sphere  (jayahsulu  minhu  malak  wa- falak)  ^). 

But  Gh. 's  symbolism  is  not  always  consistent.  On  p.  23  of  M. ,. 
for  example,  he  says:  "everything  in  existence  is  related  .  .  .  to  Allah 
as  light  to  the  Sun"  -);  but  on  p.  30  he  says  that  the  grades  of  angeiical 
Light-essencesS)  (created,  obviously)  may  be  compared  with  the  (crea- 
ted)  sun,  moon,  and  stars  in  the  world  of  sight  4).  No  argument 
therefore  can  be  built  on  his  symbolic  comparison  of  the  Vicegerential 
Mulä^  to  the  Sun,  though  under  the  circumstances  it  was  an  unlucky 
hit.  . 

The  passage  on  p.  30,  in  fact,  which  is  an  uncompromising  demon- 
stration  of  the  creatorhood  of  Allah  and  the  creaturehood  of  all  other 
beings,  even  the  highest,  gives  the  clue  to  Gh. 's  mind  in  using  this 
symbolism,  and  shows  that  so  far  from  its  expressing  a  singularly  close 
relation  between  Allah  and  his  Vicegerent,  it  is  intended  to  express 
the  infinity  of  the  gulf  between  them.  After  calling  the  Archangels 
Lords  (arbäb)  and  comparing  them  to  the  sun,  moon  and  stars,  he 
introduces  that  artistic  and  beautiful  passage  in  the  Qur^än  where 
Abraham  is  depicted  as  tempted  to  worship  these  heavenly  bodies 
successively,  e  n  d  i  n  g  w  i  t  h  the  sun  the  most  glorious  of  them 
all.  As  he  sees  each  sag  and  set  he  exclaims,  "I  love  not  those  that 
set";  until,  when  the  sun  sets  also,  he  cries  "Oh  my  people  I  am 
innocent  of  your  polytheism:  I  have  turned  my  face  to 
{wajjahtu  wajhl  ilä)  Who  created  theHeavens  and  the 
E  a  r  t  h  "  [Süra  VI,  79)  The  italicised  phrase  is  of  first-rate  importance 
in  this  connection,  for  it  occurs  again  most  significantly  in  our  enigma- 
passage  {M.  p.  55)  where  the  Unveiled  (we  are  told)  "turn  t  h  e  i  r 
face  from  [tawajjahü)  him  who  moves  the  Ultimate  Sphere  and  h  i  m 
who  commands  it  to  be  moved  5),  and  arrived  at  [wasalü  ilä)  a 
Being transcending  all"  etc.  —  Theessentialunityof  teachingasbetween 
the  Qur^än  itself  and  thismuch-debated  passage,  and  between  the  latter 

')  Maqäsid,  p.  220. 

3)  line  7:    iüotiUib    IjJ^    .>ou    sj<1\^    '^äj-Ü    KxjL  «i    ..p!,„> 

•1)  line  10:    j^.:^U.JU   ^äJ!_5    (jM..*..*iXj!    >ii3LjiXiJi    ^l£.    ^    '^j-jJ^    ...  jJCj 
5)  Respectively  the  Angel  of  the  Highest  Sphere,  and  the  Vicegerent. 


Al-Ghazäli's  Mishkät  al-Amvär  and  the  Ghazäli-Probleni.  143 

and  Gh.'s  uniform  theological  position,  \voulcl  thus  seem  to  be  fully 
established. 

c)  An  apparent  contradiction  between  the  teaching  of  this  passage 
and  that  of  Gh.' &Munqidh,  for  example,  is  found  in  the  explicit  denial 
to  AUäh  of  the  supreme  act  of  moving  the  outermost  Sphere,  and  so 
the  whole  heavenly  mechanism  (p.  54  1.  15  compared  with  p.  55  1.  12), 
and  the  ascription  of  thisfunction  to  theVicegerent.  Moreover,  even  the 
Vicegerent  is  too  sublime tomove  that  Heaven  directly;  heisanObeyed- 
one  who  Orders  the  moving  of  theHeavens  {alladhi  ya'muru  hi-tahrikihä) 
and  under  Him  is  the  one  (sc.  an  Archangel)  who  actually  moves  them 
[alladhi  yuharriku  s-samawät)  i).  And  as  if  to  lose  no  opportunity  of 
clothine  this  Vicegerent  with  an  all-too-ambiguous  preeminence  he 
omits  to  call  him  either  angel  or  creature  {maläk,  'abd)  though  in  the 
previous  schematization  the  supreme  Celestial  was  carefuUy  designated 
by  both  of'these  terms  (p.  55  ünes  2,  3).  Finally,  Gh.  throws  some 
mystification  over  the  reason  ^vhich  led  him  to  dcny  this  function  to 
Allah:  it  ^vould,  he  says  "negate  the  absolute  divine  unity  and  per- 
fection  because  of  a  mystery,  of  the  disclosure  of  which  this  book 
does  not  admit". 

In  the  Munqidh  on  the  other  hand  \ve  find  the  very  seifsame  func- 
tion, namely  the  ordering  [ya^mur,  see  above)  of  the  movement  of  the 
Heavens,  which  in  this  passage  is  denied  to  the  Absolute  Being  and 
handed  over  to  the  Vicegerent,  assigned  to  the  Creator  alone;  an 
assienation  which  he  there  makes  the  test-doctrine  of  orthodoxy, 
damning  the  heretic  philosophers  who  denied  it.  "Nature",  he  says 
''is  set  a  working  by  its  Creator,  and  sun,  moon,  stars  and  elements. 
are  constrained  to  work  by  His  command  [bi-amrihi]  -). 

What  makes  the  contrast  so  glaring  is  the  explicit  denial  of  this 
very  bi-amrihi  to  Allah  in  the  M.  passage,  and  its  ascription  to  a  Vice- 
gerent who  is  for  this  reason  called  al-mulä\  The  Munqidh  position 
is  in  fact  identical  with  that  of  the  highest  grade  of  Light-veiled,  who 
ascribed  this  constraining  of  the  heavenly  bodies  to  the  amr  of  Allah 
and  made  H  i  m  the  miitä'  (p.  55  lines  1,2).  G  h.  is  here  indeed  "plus 
philosophe  que  les  philosophes".  The  latter,  according  to  ibnR.3) 
laid  down  that  all  Orders  issued  by  whatsoever  Commanders  must  be 
traced  back  to  this  First  Principle  [al-mabda'  al-auwal),  i.  e.  Allah 
Himself,  who  is  indeed  called  in  this  connection  al-ämir  al-awwal, 
the  First  Commander! 

0  ^"^I-  P-  55- 

2)  Passage  already  alluded  to  above:  Munqidh.  ed.  cit.  p.  ii. 

3)  Tah.  of  I.  R.  pp.  49,  51- 


1 44  ^^  •  H*  ^  •  G  a  i  r  d  n  e  r , 

The  matter  does  not  lack  in  strangeness,  and  it  certainly  looks  as 
if  G  h.'s  esoteric  theory  of  the  divine  action  differed  considerably  from 
his  exoteric  one  ^).  It  also  looks  as  if  we  shall  never  know  the  whole 
explanation  of  the  matter.  We  have  his  o\vn  javete  Unguis!  here;  and, 
as  we  shall  see,  there  was  no  key  to  the  puzzle  forthcoming  in  i  b  n 
T  u  f  a  i  1  '  s  time^).  The  point  is  of  high  interest  biographically  and 
theologically,  but  not  to  the  extent  of  proving  G  h.'s  infidelity  to 
orthodoxy,  as  though  he  taught  that  this  Vicegerent  emanated 
from  this  First  Cause. 

For  the  passage  itself  when  closely  studied  carries  the  refutation 
of  such  a  Charge.  The  fact  that  he  does  not  happen  to  call  the  Vice- 
gerent '-abd  or  maläk  may  be  dismissed  as  anäccident:  probably  G  h. 
mentally  carried  on  the  description  of  the  Vicegerent  in  the  previous 
schematization.  The  key  to  the  orthodoxy  of  the  passage  we  have 
already  seen:  - —  taisDajjahü  in  1.  I2,  when  compared  with  Abraham's 
''wajjahtuwajhi  lüladhijafara-s-samäwäti  wal-ard hanifan  wa-mä  ana 
mina-l-miishrikirC\  is  conclusive.  The  word  tawajjahü  in  itself 
negates  the  possibility  of  an  emanation  theory. 

This  becomes  still  clearer  when  we  considerGh.scommentary  on  the 
above  Qur^än  text  {M.  p.  32).  It  is  on  the  strength  of  it  that  he  justi- 
fies  the  hyper-transcendence  of  the  Allah  of  his  theology.  The  relative 
'Who'  (in  lüladhi)  is,  he  says,  purposely  made  as  vague  as  possible; 
it  is  left  without  relation  or  analogue  [mühäl),  for  Allah  transcends 
all  relation  {taqaddasa  'ani-n-nisba).  He  then  goes  on  to  quoteMoses's 
refusal  to  define  or  to  describe  the  quiddity  (mähtya)  of  Allah  to  en- 
quiring  Pharaoh,  simply  referring  him  to  Alläh*s  works  in  crca- 
t  i  o  n  and  then  stopping  short  (see  Süra  XXVI.  24).     It  is  clear  that 


')  Something  more  will  be  said  later  about  the  extent  or  limitations  of  theGhazälian 
doctrine  of  economy,  his  "iljäm"  of  certain  teachings  from  the  "commonalty" . 

^)  M.  Massignon  suggesls  to  me  that  the  figure  of  the  Vicegerent  is  really  an  ob- 
scure  allusion  to  a  high  doctrine  concerning  lYv^Qn/b  who  rules  and  orders  all  things  in  both 
heaven  and  earth.  In  reference  to  the  name  al-niufä*  he  cites  the  aphorism  of  Ibrähim  Adham 
i=(c^  i}^  i(.cLb!  xUI  ^i-bl  .yA.  The  extraordinary  passage  in  AI.  p.  24  may  be 
an  other  allusion  to  this  all  -  governance  by  a  supreme  i^^üfi.  —  It  is  true  that 
Virtual  omnipotence,  not  only  in  matters  carthly  but  also  in  matters  heavenly,  wasascribed 
by  later  .Süfls  to  the  aqfäb.  Of  the  two  imäm's  of  the  qiilb,  the  ^'imäm  of  the  right"  was 
definitely  assigned  th  e  control  of  matters  celestial :  how  much  more  then  the  qulb  himself 
But  is  this  doctrine  as  old  as  G  h. ;  or,  if  so,  was  it  reputable  in  his  day  ?  IbnKhaldün 
(III.  72  of  Ql'atpevere  's  text)  traces  it  to  the  influenae  of  Ismä*ilism  on  the  1  a  t  e  r 
'>\i{\s(al-muta*akhkhir7n  mina^-Süfiya,  p.  71),  mediatedby  men  like  i  b  n  Sin  ä,  in  imitation 
of  the  Mwäw-theory  of  the  Ismä'ilites.  Now  Gh.  was  continually  fighting  the  Ismä'ilites; 
he  derided  the  mäm-doctrine  (see  Munqidh);  and  he  deeply  suspected  ibn  Sinä.  Is  he, 
then,  likely  to  have    adopted  a  high  ^w/i-doctrine  ? 


Al-Ghazäli's  Mishkät  al-Anwär  and  the  Ghazäli-Problem.  145 

the  obliterating  transcendentalism  of  Gh.'s  view  of  Allah  was  intended 
by  him  to  preserve  just  this  creatorhood  of  Allah.  He  probably 
clung  to  this  last  refuge  of  the  Deist  against  an  all  devouring  pan- 
theism.  Allah,  though  "transcending  every  attribute  given  pre- 
viously"  i),  including  the  direct  providential  governance  of  the 
universe,  was  nevertheless  the  "one  who  created  the  heavens  and  the 
earth"  and  of  course  all  that  is  therein,  including  the  Vicegerent  him- 
self.  How  G  h.  the  orthodox  was  able  to  keep  in  view  so  definite  an 
attribution  as  that  of  Creatorhood  amid  the  Stygian  darkness  of  his 
hyperagnosticism,  is  a  question  that  can  be  asked  but  not  answered. 
We  touch  here  the  bottom  of  the  Ghäzall-problem.  Yet  it  is  only 
the  Problem  of  every  mystic  who,  while  his  philosophy  and  theology 
alike  are  hastening  toblot  out  both  subject  and  object,  annihilating  the 
created  world  and  making  God  unknowable  just  because  He  is  All, 
nevertheless  clings  to  the  fact  that  he  himself,  a  creature,  has  made 
the  mystic  leap  to  God.  And  in  fact,  as  we  have  seen,  it  is  just  this 
passage,  perhaps  the  most  agnostic  one  in  Gh.  (M.  p.  55),  that  is 
closed  by  his  description  of  the  mystic  leap  taken  by  the  Unveiled,  and 
their  ecstasy  at  the  paradisal  vision  (pp.  56,  57).  The  doctrine  of 
creation  {i/idäth)  wsls,  then,  to  G  h.  the  last  anchor  of  faith,  thought, 
and  experience.  That  he  should  exchange  it  for  the  sand-rope  of 
emanation  is  inconceivable,  and  we  have  shown  that  in  fact  he  did 
not  do  so.  I  b  n  R  u  s  h  d  '  s  casual  accusation  must  be  totally  ruled 
out.  and  the  sincerity  of  *Ab  ü  H  ä  m  i  d  '  to  this  extent  Stands  vindi- 
cated. 

IV. 

Ibn  Tufail  and  the  Mishkät   al-Anwär. 

But  ibn  R  u  s  h  d  was  not  the  only  thinker  who  was  puzzled  by 
this  passage  in  M.  His  contemporary  ibn  Tufail  in  the  intro- 
duction  in  his  philosophical  romance  Hayy  b.  Yaqgän  makes  an  allu- 
sion  to  the  doubts  it  had  occasioned,  and  takes  occasion  to  make  some 
arresting  remarks  concerning  Gh.'s  alleged  secret  doctrine  in  his 
esoteric  books  (kutub  madnün  hihä). 

Ibn  T.'s  verdict,  we  may  say  at  once,  is  that  G  h.  is  indeed  guilty 
of  serious  contradictions,  but  that  these  contradictions  appear  in  his 
published  books  for  all  to  see;  that  he  had  on  his  own  showing  a  secret 
doctrine,  but  that  in  none  of  the  books  which  had  penetrated  to  the 
West  was  anything  particularly  significant  to  be  found;  and  he  there- 


I)    M.    p.    55.       ;}s-*Js       -yA      si-ÄSjO.      yXl      J.i       q£     w^lXäX     *      l^j 


.S-^Sjf 


I  ^5  ^^  •  H-  ^-  Gairdner, 

fore  rejects  the  dubious  interpretations  put  by  certain  contemporary 
readers  of  ikf.  upon  this  vexed  passage.  But,  though  he  seems  to  recog- 
nize  its  obscurity,  he  does  not  favour  us  with  its  true  Interpretation, 
Ilere  is  his  allusion  to  it  ^): 

JoiJ    aJ^  j^»    ..J^    xl    ij^ai^    bS    äL-w    ^^s    [v.    l.    ikxJs^|,  j    iijti»!     L»,.»  fig     1-/«^ 


"Some  later  writers^)  have  fancied  they  have  found  something  tremendous  in  that 
passage  of  his  that  occurs  at  the  end  of  al-Mishkäi,  which  (they  think)  impales  al- 
GhazällS)  on  a  dilemma  which  from  which  he  has  has  no  escape4).  I  mean  where, 
after  speaking  of  the  difierent  kinds  of  the  Lightveiled,  and  then  going  on  to  speak 
of  the  true  Attainers,  he  teils  us  that  these  Attainers  have  discovered  that  this  Existing 
One  posseses  an  attribute  which  is  negative  of  unmitigated  Unity :  insisting  that  it  necessarily 
follows  from  this,  that  al-Ghazäll  believed  that  the  Absolute  Being  has  within  His- 
Essence  some  sort  of  plurality:  which  God  forbid!" 

He  goes  on  to  express  his  emphatic  belief  that  neither  in  this 
passage  nor  elsewhcre  would  Abu  Hamid  be  found  responsible  for 
such  a  monstrous  opinion;  though  he  does  not  indicate  explicitly 
where  these  "later  writcrs"  erred  in  their  exegesis  of  the  passage. 
A  little  study  enables  us  surely,  to  indicate  that  error  in  a  Single 
Word:  —  it  must  have  been  a  very  superficial  reading  of  the  passage 
that  failed  to  discern  that  the  Attainers  denied.  not  asserted,  the 
deity  of  theMw/ä*,  and  that  just  on.thc  very  ground  that  his  identifi- 
cation  with  Allah,  or  cvcn  the  ascription  to  Allah  of  the  direct  Con- 
trolling of  the  Heavens,  would  lead  to  a  pluralising  of  the  godhcad. 
The  critics  failed  to  see,   in  fact,  that  the  Unveiled  abandoned  the 


')  ed.  Gautier  (G.  ')  pp.  13 — 15:  transl.  Gautier  (G. -)  pp.  12 — 14.  Translated 
Ockley(0.)  publ.  Edward  van  Dyck,  Cairo  1905,  pp.  13.  14. 

*)  Or  "A  later  writer",  for  the  word  ip.x:  cvcn  when  followed  by  singular  pronouns 
is  ambiguous.  If,  as  is  very  possibly  the  case,  the  allusion  is  to  a  Single  writer,  can  it  be 
that  we  have  here  an  allusion  to  his  contemporary  i  b  n  R.s  critique  on  .1/.,  the  very  one 
which  we  have  just  been  discussing  ? 

3)  sxi»\.  The  dilemma  is  conceived  as  past,  either  from  the  point  of  view  of  that 
critic  {qad  tawahhama)  or  from  the  point  of  view  of  the  dead  G  h  a  z  ä II. 

4)  Both  G.*  (p.  14)  and  O.  (p.  14)  seem  to  me  to  have  mistaken  the  meaning  here. 
It  was  al-GhazälT,  not  his  critics,  who  was  supposed  to  find  this  opinion  so  disastrous 

in  its  consequences.     The  v.  1.  ».xi»l»  makes  this  even  clearer. 


Al-Ghazali's  Mishkät  al-Anwar  and  the  Ghazäli-Problem. 


147 


Position  of  the  last  of  the  Light-veiled  in  just  thisrespect,that  the  latter 
identified  the  Mutä"  \\\t\\  Allah,  \vhile  the  perfected  Attainers  kept  al- 
Mu/ä^,  with  all  hisfunctions  unchanged,  but  denied  that  he  was  Allah  ^), 
and  "turned  from  him"  to  the  predicateless  Absolute  Being.  ^  The 
discovery  of  those  'latter-day'  critics  thus  turns  out  to  be  a  mares'- 
nest,  as  i  b  n  T.  himself  clearly  deemed  it  to  be. 

I  b  n  T-  has  no  doubt  that  G  h.  had  an  esoteric  doctrine,  but  he 
evidently  considers  that  it  would  not  be  so  very  alarming,  if  known 
(perhaps  i  b  n  T.  however  \vas  not  a  very  capable  judge  in  such  matters) ; 
if  it  had  ever  been  committed  to  writing,  then  the  books  to  which 
it  was  committed  had  never  found  their  way  to  Andalüsia.  Of  the 
books  that  had  come  to  band  some,  he  says,  were  considered  by  their 
western  readers  to  be  esoteric.  But  he  pooh-poohs  the  alleged 
esotericism  of  all  these  books.  including  our  M.  itself,  Alu.lä^  and  all. 
I  b  n  T  u  f  a  i  1  has  no  doubt  that  Abu  y  ä  m  i  d  was  one  of  the  true 
Attainers  and  that  he  achieved  the  highest  degree  of  felicity. 

This  implication  of  the  legitimacy  of  having  an  esoteric,  economi- 
zed  [madnün  bihä)  doctrine  is  important.  Gh.,  says  ibn  T.,  made 
no  secret  of  it  himself.  In  his  al-Jawähir  2)  he  had  openly  avowed 
having  written  esoteric  books3)  and  in  his  Mizän  al  \4mal  he  gives  his 
ideas  on  the  subject  in  very  candid  detail,  namely  that  every  "Perf ect" 
[kämü)  has  three  sets  of  opinions  (madhähib):  first,  those  of  the  en- 
vironment  in  which  he  was  born,  brought  up,  and  educated;  second, 
what  he  teaches  to  enquirers,  adapting  and  varying  the  same  to  their 
attainment  and  degree  of  perception;  third,  "what  a  man  believes  in- 
secret  between  himself  and  AUäh,  what  he  gives  to  no  one  to  peruse 
save  Allah,  and  never  mentions  except  in  the  Company  of  someone 
who  has  been  his  fellow-student  of  the  matter  in  question,  or  has 
reached  a  stage  [rutba]  that  qualifies  him  to  study  it "  4). 

It  is  undeniably  startling  to  find  a  doctrine  like  this  so  candidly 


')  I  owe  to  my  colleague  the  Rev.  R.  F.  McNeile  the  clear  appreciation  of  this 
all-important  point. 

-)  i.  e.  jfa'ii'ähir  el-Qur'än  (Cairo  ed.  1329). 

3)  op.  cit.  p.  30.  But  ibn  T  u  f  a  i  1  has  not  noticed  an  important  point  here:  on 
page  31  of  Jawähiv,  G  h.  seems  clearly  to  say  that  he  had  put  all  his  esoteric  teaching  into 
one  book:  harämun  'alä  man  yaqa'u  dhälik  a-l-kitäbu  biyadihi  an  yuzhirahu.  To 
which  the  editor  adds  (in  the  index,  Jawähir  p.  1 89)  zca  la'allahu  mä  yusammäbil- "  Madnün  hihi 
^'■alä  ghairi  ahlihi".  The  contents  of  this  esoteric  teaching  are  defined  by  Gh.  to  be  the 
Acts  of  AUäh;  His  Attributes;  His  Essence;  and,  ^ilm  ai-äklüra,  which  includcg 
'the  relation  of  the  creature  to  Allah  according  as  he  is  certified  by  knowledge  o  r  v  e  i  1  e  d 
byignorance"  (notice  the  Mishkät  terminology).    (Jawähir  p.  30.) 

4)  MTzän  p.  214. 


148  VV.  H.  T.  Gairdner, 

stated  byGh.  himself,  and  to  the  modern  mind  such  an  attitude 
seems  suspicious  to  a  degree.  Some  will  no  doubt  say  that  anythino; 
might  be  true  of  the  doctrines  of  a  man  who  confesses  to  such  suppleness 
as  this.  Would  it  (they  might  ask)  be  surprising  after  this  to  find  the 
doctrine  of  emanation,  or  any  other  doctrine,  in  that  unknown  book 
of  esoteric  wisdom  if  we  had  it  ? ;  while  as  for  studying  the  books  which 
have  his  imprimatur,  this  cannot  on  the  face  of  it,  and  on  his  own 
confession,  lead  to  any  certain  results  in  regard  to  his  innermost  thought; 
so  why  waste  time  on  so  futile  a  proceeding? 

It  is  probable  nevertheless  that  these  considerations,  while  cer- 
tainly  complicating  the  Gh.-problem,  only  lend  it  a  more  piquant 
interest.  Our  author  is  not  silent  on  the  rationale  and  method  of  this 
economy  of  teaching.  In  regard  to  kaläm  indeed  his  method  of  eco- 
nomy,  which  was  substantially  that  of  the  older  though  not  more 
recent  mutakallim  s,  is  to  be  found  fully  cxpounded  in  his  treatise 
lljäm  ü  ^awämm  '-an  Hlmi-l-kaläni  ^).  It  is  true  on  the  other  hand  that 
he  is  nowhere  so  cxplicit  about  his  method  of  economy  in  regard  his 
■esoteric  mysticism*),  and  that  here  Muslim  mystics  were  indubitably 
treading  on  more  perilous  ground.  Time  and  again  in  M.  as  we  shall 
see,  he  stops  short  at  some  exciting  pomt  and  somewhat  coyly  gives 
the  rcader  to  understand  that  he  could  teil  so  much  more  an  he  would. 

Ib  n  T's  Position  in  regard  to  Gh.  is  as  follows:  He  considers 
that  Gh. 's  confession  of  his  triple  madhähib  accounts  for  the  contradic- 
tions  and  inconsistencies  to  be  found  in  his  published  works,  such  as 
(sie  i  b  n  T.)  his  damning  of  the  doctrine  of  the  immateriality  of  the 
resurrection  in  his  Tah.  and  his  approval  of  it  in  his  Alisän  al-*^Amal  3) 
where  he  himself  differs  from  him  is  over  the  necessity  for  such  caution. 
In  the  very  last  paragraph  of  Hayy^)  he  says  that  the  time  had  come 
to  "divulge  this  secret  and  to  tear  away  the  vcil",  leaving  the  true 
doctrine  however  \\  ith  "a  thin  veil  or  cover  over  it,  which  may  be  easily 
rent  by  those  who  are  worthy  of  it,  but  will  be  so  thick  to  him  who 
is  unworthy  to  pass  beyond  that  he  shall  be  unable  to  penetratc  it"  5). 
The  reason  for  this  proceeding  is  stated  to  be  the  dangers  some  were 

')  op.  cit.  passim  see  also  al-iqtifäd  fil  i'liqäd  pp.  6 — 8,  and  Jawähir  pp.  25. 
*)  In  Jawähir  pp.  29,  30   he  teils  as  something   about   the    necessary   propaedeusis 
to  his  reserved  teaching. 

3)  This  opens  up  a  tempting  subject  which  is  beyond  the  scope  of  the  present  en- 
quiry.  The  rcference  in  Gh."s  Tahäfut  is  pp.  90,  91  (the  concluding  paragraph);  in  Mizän, 
al-^Amal,  pp.  7,  8.  I  b  n  R.  in  his  reply  to  the  Tahäfut  notices  the  same  inconsistency  (see 
the  section  on  eschatology  in  his  Tah.,  concluding  paragraph,  p.  135. 

4)  G.'  p.  118.  G.=  p.  117. 

5)  0.  p.  69. 


AI-Ghazäli's  Mishkat  al-Anwär  and  the  Ghazali-Problem. 


149 


in  of  reading  false  and  corrupt  belief s  into  thesecretso  jealously  guarded 
by  bis  predecessors;  —  he  is  quite  aware  that  he  is  almost  cntirely 
reversing  their  pobcy  in  this  matter. 

But  among  the  most  prominent  of  these  predecessors  was  G  h. 
himself.  New  it  is  true  that  i  b  n  T.  on  his  own  shewing  had  no  authen- 
tic  knowledge  of  the  esoteric  teaching  of  Gh.,  for  he  feit  sure  (he  says) 
that  he  had  never  come  across  the  esoteric  book  or  books  mentioned 
by  his  predecessor  in  his  Jawähir  ^).  But  it  is  pretty  clear  from  a 
survey  of  the  whole  passage  in  Hayy  that  ibn  T.  believed  that  Gh. 's 
esoteric  teaching,  if  it  could  be  got  at  and  unveiled,  w  o  u  1  d  not  be 
found  to  differ  from  his  own  position,  so  candidly 
set  forth  in  Hayy  ibn  Yaqsän.  He  even  says  he  won  his  way  to  that 
Position  through  his  study  of  Gh.'s  "other  (published)  w^orks  and  those 
of  Shaikh  Abü'Ali  (ibn  Sinä),  which  I  read  and  compared 
with  the  opinions  of  the  present  philosophers,  until  I  at  length  came  to 
the  knowledge  of  the  truth"  ^).  A  1  -  G  h  a  z  ä  1  1  and  ibn  S  1  n  äf 
—  a  truly  remarkable  juxtaposition  ! 

Ibn  T.  may  of  course  be  wholly  wrong,  and  Hayy  may  be  a  total 
misrepresentation  of  G  h.'s  inner  teaching.  Certainly  it  strikes  one 
on  reading  it  as  having  far  more  A  b  ü  *  A  1  i  in  it  than  A  b  ü  H  ä  m  i  d: 
more,  on  the  whole,  of  the  ideas  attacked  in  the  Tah.  than  of  the  ideas 
which  the  Tah.  was  written  to  vindicate.  But  the  speculation  sugge- 
sted  by  these  hints  of  the  i  b  n  T.  cannot  be  followed  out  here,  though 
it  is  far  too  important  a  one  to  be  ignored  by  anyone  who  purposes 
to  make  an  exhaustive  study  of  Gh.'s  innermost  theological  conceptions. 
It  only  comes  within  the  scope  of  this  study  to  see  what  light,  if  any, 
Hayy  throws  on  the  ideas  set  forth  in  M.  and  especially  on  the  enigma 
passage  at  the  end;  neither  defending  nor  opposing  i  b  n  T.'s  claim  to 
be  in  line  with  G  h.s  own  thought. 

We  are  disappointed  indeed  at  the  very  point  wehere  we  most 


')  The  Works  of  Gh.  mentioned  by  ibn  T.  as  having  been  studied  by  him  arer 
(i)  Tahäfut,  (2)  Mizän  al-'Amal,  (3)  Munqidh,  (4)  Jawähir  al-Qur'än,  (5)  al-Ma'ärtf 
al-'AqlTya,  (6)  an-Nafkh  wat-Tasmya,  (7)  Masä'il,  (8)  al-Maqsad  al-Asnä,  (9)  Mishkät 
al-Anwär.  Of  these  all  except  (5)  and  (7)  are  in  print.  I  b  n  T.  says  of  (5),  (6)  and  (7)  that 
they  contain  hints  of  esoteric  teaching,  but  not  noticeably  more  than  is  contained  in  jT 
kutubihi-l-mashhnra.  No.  (6)  is  to  be  identified  with  the  book  known  as  al-Madnün  as- 
Saghir  {=al-Ajwiba  al-Qnr'ämya  Brock.  No.  18,  see  I  p.  425  n.  3).  It  is  odd  however  that 
when  he  is  confessedly  casting  around  for  what  he  calls  kutub  madnün  bihä  he  should  make 
no  mention  of  the  book  now  well  k.iown  as  al-niadnün  bihi  ^alä  ghairi  ahlihi.  Clearly  it 
cannot  have  "come  to  Andalus"  in  his  day.  Can  it  be  the  incommunicable  "book"  alluded 
to  by  G  h.  in  his  Jawähir  ? 

-)  G.i  pp.  98 — 100. 


150  \V.  H.  T.  Gairdner, 

need  and  most  expcct  Information,  viz.  thc  naturc  and  functions  of 
the  Muß'-.  Hayy  only  teils  of  the  Ninc  Spheres  (the  Seven  Planetary, 
thc  Fixed-Star  Sphcre,  and  the  Primum  Mobile)  i).  Beyond  this  he 
brings  us  to  Absolute  Deity.  Thus  he  is  silent  as  to  any  Intermediate 
such  as  thc  '■aql  al-auwal  or  the  ma'-lül  al-auwal  of  i  b  n  S  1  n  ä  or 
thc  Mutä'  oiM.  Herein  hc  resembles  al-Färäbi  rather  than  ibn 
Sinä-j.  His  dcscription  of  the  immaterial  Celestial  Essence  {dhät) 
\\\\o  indwells,  or  is,  the  Highest  Sphere  has  indeed  much  in  common 
with  the  Mufä\  whose  action  however  has  no  immediate  relation  to 
cvcn  the  falak  al-afläk  in  M. 

In  this  rcmarkable  passage  (pp.  98 — 100)  we  have  a  streng 
reminder  of  thc  image  of  the  successive  reflectors  \nM.-)  thc  impor- 
tance  of  which  in  determiningGh.'s  notion  of  fayadän  has  been  already 
pointed  out.  Thc  essences  of  the  Intelligences  of  the  Spheres  are 
represented  as  the  successive  reflections  of  thc  Divinc  Essence.  Thc 
highest  of  them  "is  not  thc  essence  of  the  One  Real  nor  is  he  the 
Sphere  itself,  nor  is  he  other  than  them  both  3).  It  is,  as  it  were, 
the  image  of  the  sun  which  appears  in  apolished  mirror;  for  it  is  neither 
thc  sun,  nor  the  mirror,  nor  other  than  them  both".  These  reflecting 
mirrors  are  the  bodies  of  the  Spheres.  This  well  represents  G  h.s  light- 
«manation  idea  {faid).  And  thc  inimitable  'hedging'  "neither 
i  d  e  n  t  i  c  a  1  with  nor  d  i  f  f  e  r  e  n  t  f  r  o  m  the  One  Real" 
might  very  possibly  have  been  welcomcd  by  G  h.  himsclf  in  his  struggles 
to  definc  the  relation  of  the  creaturely  to  thc  divinc  Intclligcncc. 
Certainly  thcn,  in  this  respect,  Hayy  is  nearer  the  Ghazälian  ]aid  than 
the  Avicennian  sudür.  And  it  is  the  same  when  we  consider  the  tea- 
ching  of  Hayy  in  regard  to  the  naturc  of  the  reflectors  whether  hcavenly 
or  sublunary;  for  although  he  holds  the  balance  quite  even  as  between 
thc  theological  doctrine  of  creation-from-nothing  and  the  philosophic 
theory  of  mundo-eternity  4),  he  nowhere  showsany  inclination  for  the 
doctrine  of  emanation.  The  position  of  Hayy  is  in  fact  that  of  ibn  R. 
as  opposed  to  that  of  i  b  n  S.  and  a  1  -  F.  11)  n  R.  was  also  against 
the  cmanational  theory  5). 

Thus  WC  have  yet  another  endorsement  of  our  prcvious  conclusion 

')  Contrast  the  accounts  of  their  rcspective  emanation  theorics  by  de  Boer,  Philo- 
sophy  of  Islam  (Engl,  transl.  pp.   115,   136). 
-)  M.  p.  15,  see  above  section  III. 

3)  G.'  p.  98  U^^  ^^  >S_5  aUäJl  ^^kj     ^g^  >U   j^>|JI  o!ö  ^^>  ^ 

Perhaps    Js.s>-\  j^\    o!3    should  rather  be  translated  the  0>  k  Itself. 

4)  G.'  pp.  64 — 69:  this  mediating  position  is  worthy  of  careful  note. 

5)  See  DE  Boer  Die  Widersprüche  der  Philosophie  nach  et  Gh..  p.  67. 


Al-Ghazäli's  Mishkät  al-Anwär  and  the  Ghazali-Problem. 


151 


that  in  regard  to  the  charge  made  by  i  b  n  R.  on  thc  strength  of  the 
passage  in  M.,  the  Andalusian  philosopher  can  hardly  be  acquitted 
of  libel.  We  imagine  that  if  there  was  one  thing  that  Gh.'s  Tah.  did, 
it  was  to  destroy  this  particular  theory  of  emanation.  Even  an  i  b  n 
T  u  f  a  i  1 ,  who  has  the  fully  developed  doctrine  of  the  Spheres  which 
we  find  in  the  earlier  Philosophers,  is  uncontaminated  by  that  particular 
theory.  The  strong  common-sense  and  vigorous  dialectic  of  G  h.  had 
simply  killed  it. 

V. 

C  o  n  cl  u  s  i  o  n. 

Whether  Gh.  in  hislater  days  and  in  M.  itself  found  himself  at 
the  Tufailian  position,  that  the  Mutakallimite  and  Aristotelian  meta- 
physic  really  amounted  to  much  the  same  thing  ^),  cannot  now  be 
discussed.  One  would  think  it  vcry  possible  -),  even  though  he  would 
continue  to  fight  the  philosophers  as  such  because  of  the  Clements  in 
their  teaching  which  did  seem  him  to  be  dangerous  and  destructive 
of  religion.  He  himself  has  taught  us  not  to  consider  a  1 1  that  he 
says  in  controversy  as  being  a  sure  guide  to  positive  truth;  "This 
science  (controversy)  has  for  its  end  the  protection  of  the  ordinary 
believer  from  being  upset  by  New  Theologians  [al-miibtadi'^a);  it  is 
not  entirely  concerned  with  the  disclosure  of  absolute  truths  [al-haqä'iq). 
A  book  of  this  class  is  my  Tahäfut  al-Faläsija''  3).  Work  of  this  sort, 
essentially  rhetorical  and  academic  4)  in  character,  would  naturally 
partake  of  the  weakness  of  the  very  eidola  which  were  the  objects 
of  its  iconolasm:  it  communicated  neither  positive  truth  nor  even 
the  bottom  convictions  of  the  teacher  5).  Already  according  to  both 
i  b  n  T.    and  ibn   R.,   Gh.'s  real   opinion  on  certain  eschatological 


')  Hegels  identification  of  Being  and  Not- Being  would  have  eased  a  great  deal  of 
this  travail.  The  Averroan  doctrine  of  hyle,  pure  potentiality  "near  akin  to  nothing" 
(Hayy  G.'  p.  47),  and  the  MutakaUimite  assertion  of  the  contingent  (mumkin)  —  Not- 
Being  only  waiting  to  be  invested  with  the  one  quaUty  of  B  e  i  n  g  in  order  to  leap  into 
existence  —  are  surely  very  near  each  other. 

-)  It  is  noteworthy  that  in  M.  we  have  the  same  image  of  the  hand  and  its  shadow 
(the  hand  prior  to,  and  independent  of,  and  transcending  the  shadow,  and  yet  always 
accompanied  by  it)  as  is  used  by  i  b  n  T.  to  illustrate  the  Averroan  doctrines  of  the  depen- 
dence  of  the  world  on  the  Deity  and  (nevertheless)  the  qidani  of  the  world.  Mishkät  p.  27, 
Hayy  (G.^)  p.  103. 

3)  Jawähir  pp.  25,  26.  His  earlier  kaläm  treatise  al-Iqtisäd  is  included  by  him  in 
the  same  category  {ib.  p.   25). 

4)  ma  yusäru  bihi  f,t-ta'llmät,  Misän  p.  212.     IbnRushdis  always  complaining 
-of  the  controversial,  non-demonstrative  character  of  the  argumenta  of  the  Tahäfiit. 

5)  ib.  212,  214. 


152 


\V.  H.  T.  G  a  i  r  (1  n  e  r , 


matters  had  come  out  in  his  Mlzän,  and  it  contradictcd  the  position 
so  ferociously  contended  for  in  the  Tahäfut  ^).  The  present  work, 
al-Mishkät,  gives  plenty  of  indications  that  there  was  a  great  deal 
more  behind  which  he  did  not  care  to  set  forth  at  that  time.  The 
nature  of  the  human  ^aql,  and  its  peculiar  relation  to  the  Divine,  are 
two  of  such  secrets  (^tVr)  (M.  pp.6,  7).  Of  the  description  of  the  mystic 
/läl  (p.  20),  which  surely  comes  as  close  to  pantheism  as  language  is 
capable  of,  we  are  told  that  "behind  these  truths  also  lie  secrets  which 
it  is  not  lawful  to  enter  upon".  The  impropriety  of  making  Allah  move 
the  outermost  sphere  by  His  Command,  the  necessity  of  asserting 
His  transcendence  even  of  this  and  every  other  conceivable  function 
or  attributc,  is  another  of  these  secrets  (p.  55).  The  astonishing  passage 
fp.  24),  where  to  the  supreme  Adept  of  mysticism  is  ascribed  fea- 
tures  and  functions  of  Deity,  is  introduced  w'ith  a  coy  disclaimer  (line  l), 
and  it  is  hazarded  that  "perhaps"  one  might  think  that  here  we  have 
the  true  cxplanation  of  Adam's  being  "in  the  image  of  the  Ra/imän'" ; 
—  but  really  there  is  an  explanation,  —  only  "I  think  goodtodraw  rein 
to  my  exposition,  fori  do  not  think  you  can  bear  more  of  this  subject 
than  what  I  have  said"  !  These  hesitations  and  diffident  adumbrations 
and  "perhapses"  and  "perchances"fromthe  fierce  dogmatist  of  theTah., 
the  perpetual  layer-down-of-the-law,  are  very  suggestive.  Every 
Süfi  —  every  merger  of  the  All  in  the  One  — ,  who  goes  as  far  as  Gh.  evi- 
dently  had  gone  in  his  mystic  experiments,  must  be  perpetually  tremb- 
ling  on  the  edge  of  the  pantheistic  abyss.  He  does  not  pretend  to  know 
intcllectually.  His  experimental  gnosis  is  an  intellectual  agnosis,  and 
an  agnosis  which  must  seem  to  him  continually  oscillating  between 
an  extreme  pantheism  and  an  extreme  deism.  Now  the  waking  and 
sober  A  b  ü  H  ä  m  i  d  was  and  remained  by  bent  andtraining  a  t  h  e  o  - 
1  o  g  i  a  n.  His  own  thought  whcn  not  moving  on  the  transcendental 
plane,  and  the  thought  of  the  ^awämm  who  never  moved  on  that  plane 
at  all,  would  inevitably  be  cast  in  the  theological  mould,  and  would 
equally  inevitably  be  the  thought  of  the  right-centre  in  Islam.  But 
may  wc  not  fcel  certain  that  in  some  directions,  whicli  i1  may  never 
be  wholly  possiblc  to  define,  those  tcn  ecstatic  years  of  spiritual  pil- 
grimage,  with  the  unfolding  to  him  of  the  *a/a;u  al-malaküt,  the  world 
of  Elements,  and  Spheres,  and  Intelligences,  and  ineffable  Raptures 
to  the  dark  glory  of  the  Absolute,  did  not  Icave  and  cannot  have  left 
a  1  -  G  h  a  z  ä  1  1  's  thought  without  profound  changes?  May  they  not 
well  have  brought  him,  in  ])articular,  to  sec  that  between  the  Philo- 


')  vide  supra. 


Al-Ghazall's  Mishkät  al-Anwär  and  the  Ghazäll-Problem.  i^2 

sophers  and*  the  Mystics  there  was  a  very  essential  bond;  that  though 
the  Claims  of  the  former  to  demonstrate  and  therefore  profanely  to 
reveal  transcendent  mysteries  must  be  lashed,  yet  the  mystic  ecstasy 
did  bring  the  soul  by  a  leap  into  a  world  that  was  wonderfully  like 
theirs.  The  common  Neoplatonic  basis  of  both  the  Süfis'  and  the 
Philosophers'  Systems  makes  such  a  conclusion  in  fact  probable  enough, 
however  conscientously  G  h.  may  havc  striven  to  conceal  it  from 
himself. 

We  are  not  finished  yet  with  the  G  h  a  z  ä  1  i-problem.  What 
was  the  absolute  Islamic  truth  in  his  view?  Was  it  the  exotericism  of 
the  pious  ^awämm}  or  the  esotericism  of  the  mystic /sÄazc^^^?  Or  both 
together?  And  if  the  two  were  equally  true,  have  we  here  to  do  with 
a  doppelte  Wahrheit}  And  if  so,  how  does  it  compare  with  that  of  the 
more  notorious  Averroes? 

Such  are  some  of  the  questions  that  will  long  exercise  students  of 
"Algazal".  They  may  ultimately  prove  insoluble.  For  are  we  likely 
ever  to  discover  a  book  of  his  that  enables  us  to  penetrate  them  further 
than  does  this  Mishkät  al-Anwär?  Yet  even  this  "Niche  for  Lights", 
as  we  have  seen,  does  no  more  than  dimly  light  our  way  up  a  path 
which  leads  up  to  a  fast-closed  door. 


Islam.      \'.  I  I 


Die    Sarekat  Islam  -Bewegung  auf  Java. 

Von 

Th.  W.  Juynboll. 

Im  Laufe  des  Jahres  1912  entstand  auf  Java  eine  große  Bewegung 
zur  Beförderung  der  materiellen  und  geistigen  Interessen  der  ein- 
heimischen muslimischen  Bevölkerung,  welche  sich  zuerst  in  Sura- 
karta  offenbarte,  wo  ein  Bund  mit  dem  Namen  Sarekat  Islam  ( =  arab. 
^bL*.l  Ä.y'yi)  gegründet  wurde.  (Über  die  frühere  Sarekat  dagang 
islamiyyah  in  Batavia  siehe  RMM  XXI,  350.  —  Dagang  ist:  Handel.) 
Nachdem  nun  kurz  nachher  auch  in  Surabaya  und  an  verschiedenen 
anderen  Stellen  Abteilungen  dieses  Bundes  entstanden  waren,  ver- 
breitete die  Sarekat  (oder  auch:  Sarikat)  Islam  sich  schnell  über  die 
ganze  Insel. 

Die  große  Popularität  dieser  Bewegung  läßt  sich  aus  verschie- 
denen Gründen  erklären.  Der  neue  Verein  richtete  sich  vom  Anfang 
an  gegen  die  auf  Java  in  vielen  Kreisen  sehr  verhaßten  Chinesen. 
Der  nächste  Zweck  war,  die  Eingeborenenen  in  ökonomischem  Sinne 
unabhängig  zu  machen,  um  sie  vor  allem  aus  den  Händen  der  Chinesen 
zu  befreien.  Man  bestrebte  sich,  den  Handel  der  Eingeborenen  dem 
der  chinesischen  Händler  gegenüber  in  jeder  Weise  va\  unterstützen. 
Vgl.  A.  Cabaton,  La  sarekat  Islam  RMM  XXI,  348 — 356.  Überall,  in 
den  großen  Städten  und  in  den  Dörfern,  wurden  neue  Tokos  (Läden) 
von  Eingeborenen  eröffnet.  Auch  den  Unterricht  der  Javanen  wollte 
man  soviel  wie  möglich  verbessern,  neue  Schulen  bauen,  usw. 

Die  Gemüter  vieler  Muhammedaner  auf  Java  waren  außerdem 
durch  die  Ereignisse  der  letzten  Jahre  aufgeregt.  Man  hatte  von 
den  Angriffen  der  Italicner  und  der  christlichen  Balkanstaaten  auf 
das  türkische  Reich  gehört;  das  Auftreten  des  chinesischen  Pöbels, 
der  unter  Einfluß  der  politischen  Ereignisse  in  China  an  einigen  Punkten 
von  Java  übermütig  geworden  war,  hatte  heftige  Erbitterung  erregt. 
Auch  konnte  man  fürchten,  daß  der  Islam  auf  Java  von  christlicher  Seite 
bedroht  wurde,  auf  Grund  der  Nachrichten  aus  den  Niederlanden,  wo 
die  klerikale  Richtung  seit  einiger  Zeit  das  politische  Leben  beherrschte. 


I 


Die   »Sarekat  Islam  «-Bewegung  auf  Java.  I55 

Die  Sarekat  Islam- Bewegung  kennzeichnete  sich  denn  auch  in 
vielen  Gegenden,  besonders  in  West- Java,  durch  einen  großen  Auf- 
schwung des  religiösen  Lebens.  Die  Moscheen  wurden  viel  stärker 
besucht  als  gewöhnlich;  Diener  und  Arbeiter  wollten  am  Freitag  nicht 
länger  arbeiten,  um  dem  Freitagsgottesdienste  beiwohnen  zu  können;, 
in  den  Dörfern  wurden  neue  Langgars  (kleinere  Bethäuser)  gebaut  usw. 
Die  große  Mehrheit  der  Mitglieder  des  neuen  Vereins  gehörte  zu  den  kultu- 
rell wenig  entwickelten  Klassen  der  Bevölkerung.  Viele  Leute  wurden 
von  den  abnormen  Zeitverhältnissen  beeinflußt.  Sie  meinten  nun 
fortan  in  allen  Angelegenheiten  auf  gegenseitige  Unterstützung  rechnen 
zu  können,  denn  sie  brauchten  ja  nichts  mehr  zu  fürchten ! 
Die  Lohndiener  fingen  an,  höhere  Löhne  zu  verlangen.  Hausdiener, 
die  viele  Jahre  treu  gedient  hatten,  erklärten  nun,  nicht  länger  im 
Dienste  ihrer  europäischen  Herren  bleiben  zu  können.  Auch  zeigte 
die  Volksmenge  sich  bisweilen  mehr  geneigt,  den  Befehlen  ihrer  neuen 
Leiter  als  denen  der  Obrigkeit  und  der  Polizei  zu  gehorchen.  Man 
behauptet,  daß  nicht  alle  ganz  freiwillig  der  Sarekat  beitraten,  weil 
diejenigen,  welche  sich  nicht  der  allgemeinen  Bewegung  anschlössen, 
von  ihren  Glaubensgenossen  belästigt  wurden.  Obgleich  die  Ruhe  im 
allgemeinen  nicht  ernstlich  gestört  wurde,  blieben  doch  einige  lokale 
Zusammenstöße,  vor  allem  mit  den  Chinesen,  nicht  aus. 

In  den  Kreisen  der  Priyayis  (javan.  Aristokratie  und  Regierungs- 
beamten)  fand  die  neue  Bewegung  im  allgemeinen  nur  mäßigen  oder 
gar  keinen  Beifall.  Im  Gegenteil  beklagten  sich  die  Mitglieder  der 
Sarekat  in  einigen  Gegenden  darüber,  daß  die  Priyayis  ihnen  geradezu 
feindlich  entgegenträten. 

Die  schnelle  Verbreitung  der  Bewegung  hat  nicht  nur  die  chine- 
sische, sondern  an  vielen  Stellen  auch  die  europäische  Bevölkerung 
mehr  oder  minder  alarmiert.  Die  Zeitungen  enthielten  oft  über- 
triebene Berichte,  welche  die  Leute  nervös  machten.  Man  fürchtete, 
daß  vielleicht  unbekannte  Gefahren  die  nicht-muslimischen  Ein- 
wohner bedrohten.  Besonders  gegen  das  Ende  des  Fastenmonats 
(Ende  August  1913)  sollten  Unruhen  und  Empörungen  zu  erwarten 
sein.  Nach  einigen  voreiligen  Straits- Blättern  war  sogar  kein  Zweifei 
mehr  möglich,  daß  die  Herrschaft  der  Niederländer  auf  Java  nun  bald 
zu  Ende  sein  würde  (!). 

Hadji  Samanhudi,  *UmarSa*idTjokro-aminoto  und  andere  Häupter 
der  Sarekat  hatten  in  optima  forma  Satzungen  für  den  neuen  Verein 
entworfen,  welche  am  10.  Sept.  1912  und  später,  mit  einigen  Verände- 
rungen, nochmals  in  einer  großen  Versammlung  in  Surakarta  am 
23.  März  1913  festgestellt  wurden  (Diese  Satzungen  sind  in  malaiischer 


1^6  Th.  W.  JuXnboll, 

Sprache  gedruckt  mit  dem  Titel:  Statuten  dan  algeineen  huishoudelijk 
reglement  dari  perhimpoenan  Sarekat  Islam).  Die  Bitte  des  Vorstandes 
um  offizielle  Anerkennung  der  Sarekat  als  einer  Rechtspersönlichkeit 
auf  Java  wurde  jedoch  am  30.  Juni  1913  von  der  indischen  Regierung 
abgelehnt,  hauptsächlich  weil  man  auf  Grund  der  riesigen  Mitglieder- 
anzahl urteilte,  keine  Sicherheit  zu  haben,  daß  eine  zentrale  Leitung 
wirklich  imstande  sein  würde,  die  verschiedenen  Abteilungen  der 
Sarekat  zu  kontrollieren  (siehe  Koloniaal  Verslag  1913  C  §2  Sp.4)- 
Nur  kleinere  lokale  Abteilungen  der  Sarekat  können  nun  unter  ge- 
wissen Bedingungen  von  der  Regierung  anerkannt  werden.  Der  Vor- 
stand der  Sarekat  wurde  dadurch  jedoch  nicht  entmutigt;  siehe  den 
»offenen  Brief«  vom  9.  Juli  191 3  in  der  Zeitung  Utusan  Hindia,  dem 
offiziellen  Organ  der  Sarekat  in  Ost-Java  (mitgeteilt  und  besprochen 
in:  Koloniaal  Tijdschrijt  1913  Nov. -Lieferung  S.   1415  ff.). 

Viele  Europäer  in  Indien  betrachten  die  ganze  Bewegung  als  eine 
lang  erwünschte  Autlebung  der  Eingeborenen,  welche,  wenn  sie  in 
gute  Bahnen  geleitet  wird,  auf  die  Dauer  dem  Lande  in  mancher  Hin- 
sicht zugute  kommen  kann. 

Auch  der  aus  verschiedenen  Schriften  Snouck  Hurgronje's  und 
Van  den  Berg's  bekannte  hadhramitische  Sayyid  'Uthmän  ibn 
^Abdallah  in  Batavia  hat  sich  schon  mehrmals  zugunsten  der  Sarekat 
Islam  geäußert.  Der  religiöse  Charakter  des  neuen  Vereins  ist  für  den 
gelehrten  Sayyid  die  LIauptsache.  Er  freut  sich  über  das  Auftreten 
der  Sarekat,  weil  sie  ihren  Mitgliedern  vorschreibt,  den  religiösen 
Pflichten  treu  nachzuleben,  dagegen  sich  von  Mord,  Raub,  Wucher 
und  vielen  anderen  vom  Islam  verbotenen  Handlungen  fernzuhalten. 
Nach  seiner  Ansicht  hat  die  Sarekat  in  dieser  Hinsicht  schon  eine 
gesegnete    Wirkung    gehabt.      In    einer    kleinen    malaiischen    Schrift 

(j.^_^^j*  ^fi-J^  Batavia,  Mai  1913)  hat  er  seinen  Standpunkt  in 
dieser  Angelegenheit  auseinandergesetzt.  Auch  wurde  in  den  Mo- 
scheen ein  Plakat  aufgehängt,  in  welchem  Sayyid  'Uthmän 
den  Gläubigen  seine  Auffassung  bekannt  machte.  Darin  ermahnte  er 
die  Leute,  nicht  nur  ihre  religiösen  Pflichten  treu  zu  erfüllen,  sondern 
auch  der  niederländischen  Regierung  gut  gesinnt  zu  bleiben  i^c^J^ 
j^yvi  A:  (jJ'L^),  und  warnte  sie  vor  Übermut.  »Wisset«,  so  heißt 
es  darin,  »daß  der  Zweck  der  Sarekat  nicht  darin  besteht,  daß  ihre 
Mitglieder  übermütig  werden  (^A-J  iS^j^  f^^  \^j^  C>j^^iSüt>  ^^^j-^ 
b!Ui  j^i  jj1  i_5"^L-^  kj^'-^-^"^^  l»^^5  XJ_-ii  Jcxj)  oder  daß  sie  sich  Frevel - 
taten  zuschulden  kommen  lassen.  Im  Gegenteil  !  Die  Mitglieder 
sollen  alles  unterlassen,  was  die  Gesetze  des  Islam  und  die  des  Landes 
verbieten«  usw. 


Die   »Sarekat  Islam  «-Bewegung  auf  Java.  l^J 

Weil  sich  in  gewissen  Kreisen  Bedenken  gegen  die  Sarekat  geltend 
gemacht  hatten,  fühlte  Sayyid*Uthmän  sich  im  Juni  1913  ver- 
anlaßt, eine  neue  kleine  Schrift  (mit  dem  Titel  j.^^.:c^^  ^-•^v-)  in 
malaiischer  Sprache  über  diesen  Gegenstand  zu  veröffentlichen.  »Ich 
habe  gehört«,  so  schreibt  er  darin,  »daß  gewisse  Leute  (im  besonderen 
•einige  Mitglieder  des  Nakschibendi-Ordens)  gegen  die  Sarekat  Be- 
denken hegen.  Nach  ihrer  Ansicht  müssen  die  Mitglieder  der  Sarekat 
sogar  als  Christen  betrachtet  werden  und  das  Wasser,  das  sie  beim 
Eintritt  in  diesen  Verein  trinken,   als     »christliches    Wasser« 

(^iLxii  .Ji  ^^j-^^  j^}  j-e-?  o'^'  O'^'^y  (*^^^  r-^**"^  '^^J'^  ->-^) 
Er  widerlegt  diese  Auffassung  (S.  !i)  und  erinnert  an  das  Wort  Mu- 
hammeds:  »Wer  einen  Muslim  für  ungläubig  erklärt,  der  ist  ja  selber 
ein  Ungläubiger  ! «  Auch  die  Behauptung,  daß  die  Sarekat  eine  vom 
Islam  verbotene  Eidgenossenschaft  sei  (auf  Grund  von  Muhammed's 
Worte:  (»tlw^U    Ji  ._äl>  ^  siehe  unten),  wird  in  dieser  Schrift  ausführlich 

besprochen  und  widerlegt.  Die  Fatwä  über  diesen  Gegenstand  hat 
gar  keinen  Wert,  meint  Sayyid  *Uthmän.  »Der  Mann,  der  sich  diese 
dumme  Fatwä  hat  zuschulden  kommen  lassen,  ist  offenbar  ein  Un- 
wissender, er  hat  keinen  Lehrer  gehabt,  und  man  kann  sich  doch  keine 
Kenntnis  erwerben,  einfach  durch  das  Lesen  von  Büchern«  (^j  j-J^ 

Wie  urteilt  man  nun  in  Mekka  über  die  Bewegung  auf  Java? 
Die  Bedeutung  der  sogenannten  Djawah -Kolonie  in  Mekka  und  ihr 
Einfluß  auf  das  geistige  Leben  in  Niederl.- Indien  sind  bekannt  (Snouck- 
HuRGRONJE,  Mekka  II,  297  ff.).  Anfangs  haben  auch  in  Mekka  die 
Bedenken  gegen  die  Sarekat  überwogen;  bald  wurde  man  aber  für  die 
Ansicht  gewonnen,  daß  dieser  Verein  ein  Allah  wohlgefälliger  sei. 
Zwei  in  Mekka  gedruckte  Abhandlungen  liegen  vor,  in  denen  diese 
Auffassung  näher  begründet  wird.  Beide  sind  in  Mekka  von  Djawahs 
verfaßt;  die  eine  in  arabischer  Sprache  von  Muhammad  M  u  c  h  - 
tär  al-BüghurI  al-Batäwi  (Ende  August  1913),  die 
andere  in  malaiischer  Sprache  von  Muhammad  Hasan  ibn 
Käsim    aus   Batavia    (Ende   September    1913). 

Die  erstgenannte  Schrift  führt  den  Titel  [.'Uixji  |*.jLciAit  ^IxS" 
^^^^i5  iS.^  und  enthält  auf  der  ersten  Seite  eine  ausführliche  Er- 
klärung  des  bekannten  mekkanischen  Mufti  der  Schäfi^iten  Abdallah 
al-Zawäwi    zur   Empfehlung  des  Werkes.     Er    schreibt   darin  u.  a. 

folgendes:  *.jl\:>^s  .  .  .  JJL<^  \^,^^^a  .  .  .  iC/s!^J!    iw»Jü   'w»  ^^U.  i^i^^^xLaJ  0>.'i 


158  Th.  W.  Juynboll, 

jLxj    ..«^  ^^   'w^    (j*^    *J'    xÜLJ    ft-^^si»    -^ij.=>5    tt^"*^'^    -■;1ij1^      Jlc 
^_^>|_j-^'5  ^iUj  J>^^  o''  ^J^  0'°  Lf"*^  'Js-XP^  iötsJ  «VH«^-:^  -r-^li    ^:jJ^'^  jJ^^ 

Muchtär 's  Abhandlung  enthält  zunächst  eine  Auseinander- 
setzung des  Zweckes  der  Sarekat:  (i^^l)  i^ij  ^*  x^^^il  j^^oLiw 
l^jjj^»  K.cLJU  S,u:^Xj!  ^^I    ^5    Q-^j.il    JwP^    »P.    ^><-JLw.I?    /»-J^^ÄJ*    o     tfJt-**^'! 

;sJ!  ^  j^^  "^'^H/^  V^V  o^  Q-v*"L*^!.      Dann  folgt  eine  Beschreibung 

der    Eintrittszeremonien.      Das    Haupt    oder    sein    Vertreter     i^jH^jJ\  1 

ä-oLj    *\)    macht   denjenigen,    der    Mitglied    des   Vereins   werden   will,  f 

darauf  aufmerksam,  daß  er  die  Geheimnisse   der    Sarekat    (  jJ!    ,Lw^t  , 

Lpi-iJü'  ^^  i^vilo/öl)  niemandem  mitteilen  darf,   der  nicht  selber  zu  j 

den  Mitgliedern   gehört.     Darauf   wird    feierlich  ein  Eid  geschworen:  t 

4**i^3  u*^j^'  15^'  4-*^-*^  &J'_wiJ!  oL»^»^  iüwc^Si  ^i^Aj^  .  .  .  X-olJs  ocjI 
tiLJsJ  lX*^!  j  .A-L*,JI  i3.   Der  Verfasser  bestrebt  sich,  diese  Zeremonien 
zu  rechtfertigen;   er   zitiert  Aussprüche  des  Propheten,  die  verbieten: 
»Geheimnisse  zu  verbreiten«,  und  schwört  bei  Allah,  daß  die  Geheim- 
nisse   der   Sarekat    nichts    enthalten,    was    im  Schar'-    verboten    sei. 

Eine  Hauptsache  ist  auch  für  Muhammad  Mu cht  är  die  Widerlegung 
der    Behauptung,    daß    die  Sarekat  eine  vom    Islam  verbotene  Eid> 


I 


Die  »Sarekat  Islam  «-Bewegung  auf  Java.  I  59 

genossenschaft  sei.  Nach  einer  in  S  u  y  ü  ti's  Djämi'^  Saghir  erwähnten 
Überlieferung  soll  der  Prophet  gesagt  haben:  ^J>.iz^  ^  qL5  'wo 
j.^L*,^t  -5  wäJL>  ^'3  xj  Lx.v.^.*.;^s  :\v^'-i^  ,^j.  Der  Verfasser  zitiert 
nun  eine  Menge  Koranverse,  Überlieferungen  und  Aussprüche 
maßsebender  FakiKs,  welche  nach  seiner  Ansicht  den  wahren  Sinn 
von  Muhammed's  Worte  richtig  erklären.  Im  besonderen  stimmt  er 
dem  Urteil  von     Ibn    al-Athir  und    S  u  y  ü  t  i    bei:     ^  j^    Aä^ 

cj\JJü\*    .JoLJiil   Q.AJ   A'-^Ä^I»    Q-i^J'   ^j^J^   '^yJ^^->-   ^5   xx/8   ^.,'.5"   Uj    L^-Ä-cLJ^ 

Der  Eid,  den  die  Mitglieder  der  Sarekat  schwören,  ist  also  gar 
nicht  verboten,  und  eine  Eidgenossenschaft  mit  guten  Zwecken  ist  ohne 
Zweifel  erlaubt.  Daher  die  große  Freude  in  Mekka,  als  man  die  Nach- 
richten über  das  Auftreten  der  Sarekat  Islam  erhalten  hatte:    iÄ^i^ 

Die  andere,  malaiische,  Abhandlung  führt  den  Titel  j»-^-^'  xj^.-v^ 
*^Lv^,^  -^J^Jü.  y)\  5  (3>>l\JÜ  und  enthält  hauptsächlich  ein  langes  Ge- 
dicht (einen  malaiischen  Scha'ir)  mit  einer  Einleitung  und  ausführlichen 
Anmerkungen  über  die  Vorzüge  der  Sarekat  Islam.  Der  Verfasser 
konstatiert,  daß  nun  viele  ansehnliche,  in  Mekka  ansässige  Djawahs 
sich  der  Sarekat  angeschlossen  haben;  jedermann  soll  sich  beeilen,  ihrem 
Beispiel  zu  folgen;  die  Bedenken  gegen  diesen  Verein  sind  ohne  Wert. 
Im  Gegenteil;  nach  der  Ansicht  des  Verfassers  gehört  die  Sarekat  zu 
Allahs  größten  Wohltaten  für  die  Muslime  in  diesen  schwierigen  Zeiten. 
Der  Inhalt  seiner  Abhandlung  wird  am  Schluß  bestätigt  und  gelobt 
von  Muhammad  Muchtär,  Muhammad  Schädili 
und  Ahmad  Marzüki. 


Die  Tradition  über  das  Leben  Muhammeds. 

Von 

Th.  Nöldeke. 

Schon  in  meiner  Besprechung  des  ersten  Bandes  des  CAETANischen 
Monumentalwerks  ^)  bin  ich,  der  ich  doch  vielfach  als  arger  Skeptiker 
gelte,  gegen  übertriebene  Skepsis  rücksichtlich  der  Tradition  über 
Muhammeds  Leben  aufgetreten.  Zum  Teil  glaube  ich  da  schon  ge- 
wichtige Gründe  gegen  manche  Ansichten  geäußert  zu  haben,  die 
der  geistvolle  Kritiker  Lammens  in  seinen  immer  belehrenden  und 
anregenden,  aber  nicht  selten  zu  weit  gehenden  Untersuchungen  über 
die  älteste  Geschichte  des  Islams  verficht  =).  So  habe  ich  da  m.  E. 
hinreichend  dargelegt,  daß  wir  wirklich  mit  der  Überlieferung  an- 
nehmen müssen,  daß  Muhammed  der  wahre  Name  des  Propheten 
war,  und  daß  er  einer  echt  qoraishitischcn  Familie  angehörte,  die 
zwar  keine  der  angesehensten,  von  der  aber  wenigstens  sein  reicher 
Oheim  'Abbäs  gewiß  nicht  ganz  einflußlos  war.  Auch  ist  anzunehmen, 
daß  die  im  Koran  einzig  dastehende  Verfluchung  des  Abu  Lahab 
keinem  Manne  ohne  alle  Autorität  gegolten  habe.  Daß  dieser  Höllen - 
brand  ein  leibhafter  Oheim  des  Propheten  gewesen,  muß  historisch 
sein;  das  hätte  man  nicht  erdichtet  !  Seine  Nachkommen,  die  Lahabi's, 
rechneten  sich  auch  zu  den  Häshiml's.    Und  daß  sich  Muhammed  als 

Glied  einer  Familie  fühlte,  zeigen  besonders  die  Worte   dkj-^^c  ^Äil^i 

Q-o^Js^,^  Süra  26,  214.  Das  Adjektiv  weist  darauf  hin,  daß  die  engere 
Familie  mit  anderen  zusammenhing.  Muhammcd's  Tochter  Zainab 
war  mit'Äsi  b.  Rabi*,  einem  Mitglied  der  hochangeschenen  *Abd  Shams, 
verheiratet;  das  ist  um  so  weniger  zu  bezweifeln,  je  anstößiger  es  den 

')  WZKM  21,  297  ff. 

-)  Gelegentlich  berücksichtige  ich  im  folgenden  auch  schon  sein  neuestes  Werk  Le 
berceau  de  V Islam,  Vol.  i,  dem  ich  weiter  unten  einen  besonderen  Artikel  widme.  Ich  zitiere 
das  Werk  mit  Berceau.  —  Mit  Becker's  Abhandlung  Prinzipielles  zu  Lanimetts'  Slrastudien 
(diese  Zeitschrift  4,  263  ff.)  stimme  ich  fast  durchweg  überein,  aber  ich  dehne  meine  Kritik 
der  LAMMENSSchen  Auffassung  weiter  aus;  in  dessen  Fätima  tritt  sie  freilich  besonders 
kraß  hervor. 


J 


Die  Tradition  über  das  Leben  Mulianimed:>.  l6l 

Muslimen  sein  mußte,  daß  dieser  Schwiegersohn  mit  den  Ungläubigen 
ausgezogen  und  bei  Bedr  gefangen  genommen  war.  Eine  solche  Ver- 
bindung wäre  aber  nicht  möglich  gewesen,  wenn  der  Prophet  nicht 
einer  guten  Familie  angehört  hätte.  Dazu  kommt  dann  noch  das 
Zeugnis'  der  Outaila  in  dem  schönen  Klageliede  auf  ihren  von  ihm 
hingerichteten  Vater.  Daß  Muhammed  sich  verständig  gegen  das 
Prahlen  mit  den  Ahnen  (und  das  daraus  entstehende  Gezänk)  aus- 
spricht Süra  57,  19,  beweist  aber  durchaus  nicht,  daß  er  »von  der 
Unsicherheit   seines    Stammbaums  schmerzlich   berührt«  war  i). 

So  sehe  ich  auch  keinen  genügenden  Grund,  mit  Lammens  zu 
bezweifeln,  daß  er  die  Kunja  Abul  Qäsim  nach  seinem  ersten  Sohn 
Oäsim  getragen  habe.  Ich  halte  es  nämlich  immer  noch  für  unwahr- 
scheinlich,  daß  die  Kunjas  schon  damals  nicht  mehr  ihre  wörtliche 
Bedeutung  hatten.  Der  Name  Qäsim  hat  so  wenig  das  Aussehen  einer 
Fiktion  wie  die  Namen  der  Töchter  Zainab,  Ruqaija,  Umm  Oulthüm, 
während  ich  das  von  Tähir  und  Taijib  ohne  weiteres  zugebe.  Wenn 
von  Qäsim  selbst  so  wenig  etwas  verlautet  wäe  von  manchen  anderen 
in  Kunjas  genannten  Söhnen  oder  Töchtern,  so  erklärt  sich  das  leicht 
daraus,,  daß  die  Kindersterblichkeit  bei  den  arabischen  Lebensver- 
hältnissen überaus  groß  gewiesen  sein  muß,  wie  sie  das  noch  jetzt  ist  2). 

Zur  Zeit,  wo  Süra  108  (mit  dem  Ausdruck  j:j^.^!j  herauskam,  scheint 
Muhammed  allerdings  keinen  Sohn  gehabt  zu  haben  3).  Aber  sollte 
auch  seine  Kunja,  ganz  wie  es  später  üblich  war,  nicht  auf  einen  wirk- 
lichen Sohn  gehen:  ein  Spottname  kann  Abul  Qäsim  so  wenig  sein 
wie  Abu  Bekr  4). 

So  halte  ich  auch  die  Annahme  für  unrichtig,  daß  Abu  Bekr  kein 
rechter  Qoraishit,  sondern  ein  Freigelassener  gewesen  sei,  da  als  sem 
eigentlicher  Name  ja  (^^^^^  angegeben  werde  5).  Abu  Bekr  war  ein 
wohlhabender    Kaufmann   wie   andre    Qoraishiten,    war   Muhammads 


')  Berceau  272. 

2)  Dafür  kann  ich  mich  auf  eine  Äußerung  Hubers  berufen. 

3)  Die  koptische  Sklavin  Maria  schenkte  ihm  noch  in  vorgerücktem  Alter  einen 
Sohn.  Daß  das  richtig  ist,  wird  durch  die  Sonnenfinsternis  gesichert,  die  man  mit  dessen 
frühzeitigem  Tode  zusammenbrachte.  —  Übrigens  war  es  eine  große  Gnade  Allahs,  daß 
er  dies  Kind  bald  wieder  zu  sich  nahm.  Welch  Unheil  hätte  nach  Muhammeds  Tode  die 
Existenz  eines  Sohnes  von  ihm  in  zartem  Kindesalter,  geboren  von  einer  fremden  Sklavin, 
bringen  können  ! 

"))  Auch  Abu  Nuchaila  und  Abu  Shagara  sind  keine  Spottnamen,  wie  Berceau  282 
angenommen  wird,  denn  Nuchaila  »Palmlein«  und  Shagara  »Baum«  sind  wirkHche  Namen, 
s.  Naqäid  71,  6.    72,  4  (wo  Nuchaila,  nicht  Abu  Nuchaila)  und   Tab.  i,  2075,  i ;  Jigh.  2, 

bS,  18.    5.  159- 

5)  Berceau  2S4. 


I  62  1 ''•   Nöldeke, 

nächster  Freund  vor  und  nach  der  Higra  und  sein  Nachfolger  in  der 
Herrschaft:  das  wäre  bei  dem  aristokratischen  Sinn  der  alten  Araber 
für  einen  ehemaligen  Sklaven  undenkbar  gewesen.  ,  :^c  heißt  noch 
allerlei  anderes  als  »freigelassen«,  aber  wenn  das  auch  die  Bedeutung 
bei  der  Entstehung  des  Namens  gewesen  sein  mag  ^),  so  war  diese  da 
längst  ebenso  verloren  gegangen  wie  bei  zahllosen  anderen  Namen. 
So  wird  uns  ein  *Atiq  vom  Geschlecht  der  Machzüm  als  früherer  Gatte 
der  Chadiga  genannt.  Dazu  die  Banü  *Atiq  in  der  Md'allaqa  des  Härith  73 
(Lyall  46).  Läge  in  dem  Namen  etwas  Demütigendes,  so  hätte  Abu 
Bekrs  Enkel  nicht  Abu  'Atiq  (Kämil  374,  2)  und  dessen  Sohn,  ein 
bekannter  Dichter,   nicht    Ibn  Abi  *Atiq  geheißen  -).      Ähnlich  steht 

es  mit  dem  Namen  — -i;^,  der  ursprünglich  »Findling«  bedeutet  haben 
wird,  den  aber  mehrere  hochangesehene  Männer  tragen,  die  sicher 
keine  Findlinge  waren.  Man  bedenke,  daß  sogar  S  p  u  r  i  u  s  3)  zu 
einem  auch  in  den  vornehmsten  Familien  Roms  gebräuchlichen  Vor- 
namen geworden  ist,  und   ebenso    S  e  r  v  i  u  s. 

Und  auch  'Omar  hätte  schwerlich  so  große  Autorität  gehabt, 
wäre  er,  wie  Lammens  meint  4),  Sohn  einer  Sklavin  gewesen.  Ich 
verstehe  aber  nicht,  warum  wir  die,  so  weit  ich  sehe,  einstimmige 
Tradition  nicht  annehmen  sollen,  daß  seine  Mutter  Hantama  aus  dem 
Geschlecht  der  Machzüm  gewesen  sei.  Sollten  aber  etwa  schiitische 
Quellen  die  Mutter  des  von  'Ali's  Verehrern  bestgehaßten  Mannes 
zu  einer  Sklavin  gemacht  haben,  so  wäre  darauf  gar  nichts  zu  geben  5). 

Die  innere  Entwicklung  Muhammeds  zum  Propheten  bleibt  uns 
allerdings  ganz  dunkel;  in  der  Beziehung  sind  auch  meine  Bedenken  j 

gegen  die  Überlieferung  immer  größer  geworden.     Die  Zeugnisse  des  *'' 

Korans  sind  zu  unklar.  Was  'Aisha,  die  erst  längere  Zeit  nach  Mu- 
hammeds erstem  Auftreten  geboren  ist  und  dazu  überhaupt  wenig 
Zutrauen    verdient,    über    die    Anfänge    der    Offenbarung    berichtet, 

')  Denkbar  wäre  es,  daß  es  als  Name  zunächst  den  Freigelassenen  eines  Gottes  be- 

deutete  und  daher  so  wenig  despektierlich  war  wie  die  Namen  ii^l,  Iwiij  Js-*^:,  Jy^^c 
bei  denen  ein  Gottesname  zu  ergänzen  ist. 

'-)  Daß  in  späteren  Jahrhunderten  noch  manche  Männer  'Atlq  hießen  (s.  den  Index 
zu    J  a  q.    0,  549).  ist  allerdings  für  diese  Frage  belanglos. 

3)  Ursprünglich  Bezeichnung  des  Sohnes  eines  Patriziers  von  einer  nicht  ebenbürtigen 
Frau  ?     S  e  r  V  i  u  s  ,   Sohn  von  einer  Sklavin  ? 

•1)  Berceau  ib. 

5)  Natürlich  gilt  für  alle  Vaterfragen  auch  hier  das  »pater  est,  quem  nuptiae  legitimae 
demonstrant«,  und  wie  viel  an  der  Mekkaner  chronique  scandaleuse,  die  einst  sehr  lebendig 
gewesen  zu  sein  scheint,  vielleicht  begründet  war,  können  wir  nicht  wissen,  ist  auch  für 
die  Geschichte  gleichgültig. 


1. 


Die  Tradition  über  das  Leben  jMuhammeds.  I  63 

kann  uns  nicht  viel  Positives  ergeben.  Und  selbst  wenn  sie  dies  oder 
jenes  erzählen  mag,  was  sie  von  ihrem  Gemahl  über  seine  seelischen 
Erlebnisse  in  der  Frühzeit  gehört  hat,  so  ist  es  doch  nicht  einmal  wahr- 
scheinlich, daß  dieser  selbst  nach  so  langen,  ereignisreichen  Jahren, 
die  ihn  ganz  in  Anspruch  nahmen,  noch  eine  klare  Vorstellung  über 
jene  Zeit  gehabt  haben  sollte.  Man  darf  ja  eher  annehmen,  daß  der 
aufgeregte  Visionär  manchen  inneren  Vorgang  von  vornherein  selbst 
nicht   klar   hätte  berichten   können. 

Überhaupt  wird  jetzt  wohl  allgemein  zugegeben,  daß  wir  über 
Muhammeds  mekkanische  Prophetenzeit  nicht  viel  wissen,  aber  wir 
müssen  uns  auch  hier  hüten,  das  Kind  mit  dem  Bade  zu  verschütten. 
Die  Tradition  gibt  uns  doch  auch  über  diese  Zeit  einiges  Sichere.  So  ist 
nicht  bloß  die  Flucht  einiger  seiner  Anhänger  nach  Abessinien  selbst 
historisch,  sondern  es  lassen  sich  auch  gewisse  Züge  daraus  näher 
feststellen  ^).  Die  Schicksale  dieser  Leute  stimmen,  wenn  man  das 
leicht  zu  entfernende  Legendarische  abzieht,  ganz  zu  dem,  was  wir 
von  den  Zuständen  des  damaligen  abessinischen  Reichs  wissen  oder 
mit  Sicherheit  erschließen  können.  Namentlich  hören  wir  durch  die 
muslimische  Tradition  von  einer  der  dort  zu  Lande  üblichen  Rebellionen, 
deren  Überwindung  den  Flüchtlingen  im  Küstenlande  ein  von  ihnen 
ins  Innere  über  den  »Nil«  (d.  i.  den  Takkaze)  gesandter  Beobachter 
meldet.  Man  beachte  die  äthiopischen  Wörter  in  diesem  Abschnitt: 
j«.x^j!  Ib  n  H  i  sh.  221,  2  =  sejüm  »hoher  Beamter«^),  ji<^  1.  4  = 
dahr  »Berg«.   Dazu  in  dem  Gedicht  216  unten  ^^«J5  (das  Land)  »5arfl/eä« 

und  r-  .0  »Schloß«  oder  »Gemach«  =  sar/i.  —  Daß  *Amr  b.  *Asi 
damals  auch  in  Abessinien  w^ar,  wird  richtig  sem,  aber  daß  man  ihn 
an  den  König  gesandt  habe,  um  die  Auslieferung  der  Flüchtlinge  zu 
erlangen,  ist  unglaublich.  Er  ist  da  gewiß  als  Kaufmann  gewesen. 
Wir  haben  ja  mehr  Spuren  davon,  daß  die  Qoraish  auch  mit  Abessinien 
Handel  trieben  3).     Aber  durchaus  unwahrscheinlich  ist  es,  daß  *Amr 

')  Vgl.  Frants    Buhl   in    Oriental.    Studien    S.   13  ff. 
-)  Der  Araber  faßt  es  fälschlich  als  Plural. 

3)  U.  a.  erhandelten  sie  Sklaven.  Biläl  und  der  fremde  Christ,  von  dem  Muhammed  nach 
Behauptung  der  Gegner  vieles  lernte,  mögen  so  nach  Mekka  gekommen  sein.    Der  Name 


des  letzteren  ->.:>■  (I  b  n  H  i  s  h.  260,  15)  kann  zwar  arabisch  sein,  aber  nahe  liegt  es  doch, 
darin  eine  der  in  Abessinien  beliebten  Zusammensetzungen  mit  Gabra  »Knecht  des  .  .  . «  resp. 
die  Kurzform  Gabrü,  Gabre  zu  sehen.  Was  uns  die  Tradition  über  ihn  angibt,  ist 
wieder  ein  gutes  Zeugnis  für  sie;  allerdings  wird  das  an  den  Koran  geknüpft.  ■ —  Möglicher- 
weise ist  Muhammed  selbst  einmal  drüben  gewesen.  Wenigstens  klingen  die  Stellen  Süra 
10,  23.  29,  25.  24,  40  so,  als  hätte  er  persönlich  die  Schrecken  der  Seefahrt  kennen  gelernt, 
■wie  mehrere  Stellen  z.  B.  30,  8  deutlich  dafür  sprechen,  daß  er  unterwegs  bedeutende 
Ruinen  gesehen  hat,  daß  also  die  Überlieferung  über  seine  Karawanenreise  guten  Grund  hat. 


164  Th.  Nöldeke, 

nach  der  fehlgeschlagenen  Belagerung  Medinas  noch  einmal  Abessinien 
aufgesucht  habe,  um  in  der  Nähe  des  Königs  den  Gang  der  Ereignisse 
abzuwarten  (I  b  n  H  i  s  h.  716):  damals  hatte  der  schlaue  Fuchs 
schon   erkannt,   wohin   sich   die  Wage  neigte. 

Undenkbar  ist  mir  nach  wie  vor  '),  daß  das  Kompromiß,  welches 
der  Prophet  mit  den  Heiden  einging,  indem  er  einmal  drei  ihrer  Göttinnen 
anerkannte,  von  einem  Muslim  erdichtet  worden  sei.  Diese  Nachricht 
muß  richtig  sein;  sehr  wahrscheinlich  ist  es  auch,  daß  das  Ereignis 
einige  derer,  welche  nach  Abessinien  übersiedeln  wollten,  zur  Rückkehr 
in    die   Vaterstadt   veranlaßt   hat '). 

Historisch  ist  ohne  Zweifel  auch  der  Versuch  Muhammeds,  in 
Täif  die  Stätte  zu  finden,  die  ihm  Mekka  versagte.  Dies  gründlich 
gescheiterte  Unternehmen  zu  erfinden,  gab  es  keinen  Grund.  Auch 
daß  'Otba  und  Shaiba,  zur  Zeit  wohl  die  angesehensten  Männer  Mekkas  3), 
sich  dort  des  Landsmanns  erbarmten,  wird  nicht  zu  bezweifeln  sein. 
Sicher  ist,  daß  sich  Muhammed  in  seiner  hilflosen  Lage  damals  unter 
den  Schutz  des  Mut^im  b.  *Adi  gestellt  hat,  der  doch  immer  ein  Heide 
geblieben  ist;  der  Schutz,  den  er  jenem  gewährte,  wird  durch  ein 
Lobgedicht    Hassans   auf   ihn   beglaubigt    (I  b  n   H  i  s  h.  251). 

Ich  kann  zu  keiner  ungefähren  Anschauung  darüber  kommen, 
wie  es  sich  mit  der  angeblichen  Absperrung  der  Häshim  verhält.  Irgend 
etwas  Tatsächliches  wird  dieser  Angabe  wohl  zugrunde  liegen,  aber 
Tendenz  und  Legende  haben  es  ganz  unklar  gemacht.  Man  könnte 
vielleicht  annehmen,  daß  schließlich  die  Häupter  des  Geschlechts 
mit  den  Mitbürgern  Frieden  schlössen,  indem  sie  Muhammed  fahren 
ließen.    Dazu  würde  stimmen,  daß  dieser  eben  Mut*ims  Schutz   anrief. 

Nachdem  für  den  Propheten  jede  Aussicht,  es  in  Mekka  zu  etwas 
zu  bringen,  verschwunden,  der  Versuch  mit  Täif  fehlgeschlagen  und 
auch  die  Bemühung,  bei  Gelegenheit  des  Pilgerfestes  Leute  aus  allerlei 
Stämmen  für  sich  zu  gewinnen  4),  erfolglos  geblieben  war,  geschah 
die  weltgeschichtliche  Anknüpfung  an  Bewohner  von  Jathrib.  Daß 
mit  solchen  nicht  sofort  ein  fester  Vertrag  geschlossen  wurde,  ist  ohne 
weiteres  wahrscheinlich.      Im  ganzen  und  großen  mag  die  Sache  so 

')  So  auch  Buhl  a.  a.  0. 

0  S.   Buhl  a.  a.  0. 

3)  Nur  die  Häupter  der  gens  Machzüm  konnten,  wie  es  scheint,  mit  ihnen  an  Ansehen 
wetteifern.  Erst  nach  dem  Tode  jener  beiden  kam  ein  anderer  Zweig  der  'Abd  Shams, 
die  Omaija,  unbestritten  an  die  Spitze;  vgl.  Ham.  398  v.  3  (und  die  anderen  Stellen,  wo 
dies  Gedicht  steht). 

*)  Km^ju  ^v^'j^I  Js>i  ^%  (jcjjt^  in  dem  bekannten  Gedicht  eines  Zeitgenossen 
bei    I  b  n   H  i  s  h.   350   (1.  7)  usw. 


Die  Tradition  über  das  Leben  Muhammeds.  l5t 

in  Absätzen  vor  sich  gegangen  sein,  wie  es  uns  erzählt  wird.  Erst 
mußte  eine  Anzahl  von  Jathribern  fest  gewonnen  sein,  ehe  ein  förm- 
licher Abschluß  mit  einer  größeren  Schar  zustande  kommen  konnte, 
der  die  förmliche  Trennung  Muhammeds  von  seinem  Stamme  in  sich 
barg,  ein  unerhörter  Vorgang  auf  arabischer  Erde  ^).  Daß  'Abbäs 
bei  diesen  Verhandlungen  beteiligt  war,  ist  mir  aber  immer  unwahr- 
scheinlicher geworden.  Die  Tradition,  die  das  angibt,  benutzt  gern 
die  Gelegenheit,  einiges  Gegengewicht  gegen  die  nicht  zu  verbergende 
Tatsache  aufzubringen,  daß  dieser  Mann  für  seinen  Neffen  erst  eintrat, 
als  dessen   Sieg  nicht  mehr  aufzuhalten  war. 

Mit  der  Übersiedlung  nach  Jathrib  betreten  wir  hell  historischen 
Boden.  Vor  vielen  Jahren  habe  ich  einmal  ein  Wort  Renans  gelesen, 
daß  Muhammeds  Leben  uns  ungefähr  so  gut  bekannt  sei  wie  das  dieses 
und  jenes  Reformators  (des  l6.  Jahrhunderts),  und  das  bleibt  wenigstens 
für  seine  letzten  lO  Jahre  richtig,  obgleich  wir  jetzt  gegen  die  Tradition 
viel  mißtrauischer  sind  als  früher.  Zunächst  haben  wir  für  diese  Zeit 
eine  Anzahl  Urkunden.  Da  ist  besonders  gleich  die  »Gemeindeordnung«, 
um  deren  Erklärung  sich  Wellhausen  -)  großes  Verdienst  erworben 
hat.  Diese  zeigt  uns  in  ihrer  juristisch  fast  kindlichen  Fassung  klar 
die  hervorragende  Stellung,  die  der  Prophet  gleich  nach  seiner  Über- 
siedlung einnahm,  und  implizite  die  Aussicht  auf  Steigerung  seiner 
Macht.  Ferner  haben  wir  seine,  auch  von  Wellhausen  -)  bearbeiteten. 
Schreiben  an  die  verschiedenen  Beduinen  und  Hadaris.  Die  Echtheit 
vieler  derselben  ist  unanfechtbar;  sie  beleuchten  die  Ausbreitung 
seiner  Autorität  über  große  Teile  Arabiens.  Dazu  kommen  noch  die 
Gedichte,  nicht  bloß  die  des  Hassan  b.  Thäbit  und  des  Ka'b  b.  Mälik, 
sondern  auch  die  der  Gegner  wie  des  Ibn  Zjba*rä,  Gedichte,  welche 
das,  was  uns  von  den  Taten  und  Leiden  Muhammeds  und  seiner  An- 
hänger erzählt  wird,  in  großem  Umfange  bestätigen  3).  Beachte  z.  B. 
die  giftigen,  gegen  den  Islam  gerichteten  Verse  Ibn  H  i  s  h.  995 
unten  4).     Wir  müssen  den  historischen  Sinn  jener  Araber  hoch  an- 

I)  »So  wie  die  Ghassän  (die  Jathriber)  für  euch  an  unsrer  Statt  die  Nächsten  ge- 
worden sind;  o  welches  Handeln:  Pietätlosigkeit,  offenbarer  Frevel  und  Bruch  (der  Blut- 
bande)! Euer  Unrecht  dabei  erkennen  die  verständigen,  einsichtigen  Leute«  sagt  der  vor- 
nehme  qoraishitische  Dichter   Ibn   H  i  s  h.   519,  4  f. 

^)  Skizzen  und   Vorarbeiten  IV. 

3)  Natürlich  ist  darunter  auch  einiges  Unechte.  So  kann  das  Lied,  das  Chubaib 
unmittelbar  vor  seinem  Tode  spricht  (Ibn  H  i  s  h.  643  f.),  dem  Märtyrer  nur  in  den 
Mund  gelegt  sein.  Offenbare  Fälschung  mit  Rücksicht  auf  spätere  Sektenscheidung  Ibn 
H  i  s  h.  789  unten;  diese  Verse  können  nicht  einmal  von  *Ammär  herrühren,  dem  sie  von 
anderen  beigelegt  werden. 

4)  Wer  etwas  von  der  Wirkung  der  Schmähgedichte  bei  den  Arabern  weiß,  der  be- 
greift, daß  Muhammed  gegen  Leute,  die  solche  gegen  ihn  machten  oder  sie  vorsangen 


l66  'i"h.  Nöldeke, 

erkennen,  der  nicht  etwa  bloß  einige  Aussprüche  der  Gegner  über- 
liefert, um  deren  Gottlosigkeit  darzutun,  sondern  in  breiten  Massen 
die  Polemik  und  die  Verherrlichung  der  feindlichen  Führer  darbietet  J). 
Ich  erwähne  hier  z.  B.  das  Lied  des  Omaija  b.  Abis  Salt  auf  die  bei 
Bedr  gefallenen  Häupter  der   Qoraish  2). 

Und  auch  die  einfache  Erzählung,  namentlich  der  kriegerischen 
Ereignisse,  ist  so,  daß  wir  das  Geschehene  daraus  im  ganzen  und  großen, 
oft  auch  im  einzelnen,  mit  ziemlicher  Sicherheit  erkennen  können. 
Das  gilt  z.  B.  gleich  von  dem  Zuge,  der  zur  Schlacht  von  Bedr  führte, 
und  von  dieser  Schlacht  selbst.  Hier  wird  uns  eine  Menge  Einzel- 
heiten gemeldet,  die  zu  erdichten  keine  Veranlassung  war  3).  So  schwer 
es  mir  wird,  mich  auch  nur  einigermaßen  in  taktische  Schilderungen 
großer  Schlachten  zu  finden,  so  glaube  ich  doch  von  diesem,  trotz 
der  geringen  Zahl  der  Streiter  so  überaus  wichtigen,  Treffen  eine  leid- 
stark ergrimmt  war  und  bei  der  Einnahme  von  Mekka  mehrere  dieser  von  der  Amnestie 
ausnahm.  Doch  begnadigte  er  wieder  einige  von  ihnen.  Einem  so  angesehenen  Dichter 
wie  Ka*b  b.  Zuhair  seine  Gnade  zuzuwenden,  nachdem  er  seine  feindlichen  Verse  durch 
«in  glänzendes  Lobgedicht  wieder  gut  gemacht  hatte,  wird  ihn  selbst  erfreut  haben. 

^)  Überhaupt  ist  es  wunderbar,  daß  wir  von  den  Arabern,  kaum  zur  weltgeschicht- 
lichen Geltung  gelangt,  sofort  eine  reiche  und  in  den  Grundziigen  treue  Darstellung  ihrer 
Taten  und  Erlebnisse  erhalten.  Sind  unter  den  ältesten  Überlieferern  auch  einige  nicht- 
arabischer  Herkunft,  so  haben  sie  die  Berichte  doch  von  Arabern  gehört.  Sie  konnten 
sich  nicht  an  fremde  Literaturen  anlehnen,  wie  die  gleichzeitigen  Chronisten  des  Westens 
an  die  römischen  Historiker.  Von  den  germanischen  Eroberern  haben  nur  Angelsachsen 
verhältnismäßig  früh  Chroniken  in  ihrer  Muttersprache  geschrieben,  aber  doch  erst  Jahr- 
hunderte nach  der  Einnahme  Britanniens  (das  schreibe  ich  nach  einer  Mitteilung  meines 
Kollegen  Koppel).  In  dieser  frühen  Entfaltung  der  arabischen  Geschichtsdarstellung  ist 
eine   Wirkung   des    Islams   zu.  erkennen. 

-)  Wie  er  selbst  angibt,  läßt  I  b  n  II  i  s  h  ä  m  aus  Anstandsrücksichten  zuweilen 
«inen  Vers  aus,  aber  bei  beiden  Parteien.  So  einen  aus  einem  Gedichte  Hassans,  der  im 
Diwan  S.  85  (Hirsciifeld  S.  4)  erhalten  ist.  Und  auch  bei  jenem  finden  wir  noch  Verse 
mit  recht  beleidigenden  Worten  für  Muhammeds  treue  Anhänger.    Zuweilen  sind  freilich 

Ausdrücke  verändert,  die  den  Propheten  persönlich  beschimpften,  wie  ^^^joa  in  Ji^.*_S'»^ 

und    *^ö  in   A>^4j>-  (IKZ/sTil/ 21 ,  309).    503,  2  dürften  seine  Genossen  ursprünglich  nicht 

> 

n-JL.?^>-o    ..>^.    sondern  v«jL.i^k>o  ji^  genannt  worden  sein.    Und  Ka'b  b.  Zuhair  nannte 

i.  r-, 

ihn  888,  3  =  Agh.  15,149,6  gewiß  nicht  ^^^j^L^J^  (oder  mit  alter  Entstellung j_^w4.il); 
aber  wie  ? 

3)  So,  daß  Muhammed  an  den  häßlich  klingenden  Ortsnamen    i^.^\A  und  .^Xm^j^ 

Anstoß  nimmt  (I  b  n  H  i  s  h.  434).  Da  wuchsen  wohl  Krauler,  die  dem  Vieh  Durchfall 
erregten.  Entsprechend  auf  syrischem  Boden  Tel  Maine,  woher  der  bekannte  jakobitische 
Patriarch  Dionysius. 


I 


Die  Tradition  über  das  Leben  Muhammeds.  107 

liehe  Vorstellung  zu  haben  ^).  Und  hat  einst  ein  Mann  wie  Kromayer 
das  Schlachtfeld  untersucht,  so  wird  alles  deutlich  werden.  Von  den 
Kämpfen  bei  Medina,  der  Uhud-Schlacht  und  dem  Grabenkriege, 
wird  das  vielleicht  noch  früher  geschehen  durch  sorgfältiges  Zusammen- 
stellen der  guten  Überlieferung  mit  genauer  Aufnahme  des  Terrains  -). 
Wir  erfahren  sogar,  daß  Muhammed  die  Niederlage  vermieden  hätte,  wenn 
er  dem  Rat  des  »Heuchlers«  'Abdallah  b.  Ubai  gefolgt  wäre.  —  Daß 
uns  auch  manches  von  Muhammed  und  den  Seinen  berichtet  wird, 
was  uns  als  Schandtat  vorkommt,  namentlich  die  Anstiftung  von 
Meuchelmorden,  und  zwar  durch  anerkannte  Freunde  der  Opfer, 
befremdet  zunächst;  aber  dem  gläubigen  Muslim  mußte  und  muß 
alles,  was  »Allah  und  sein  Gesandter«  anordneten,  als  löblich  erscheinen3). 
Geradezu  schaurig  ist  es,  wie  die  Chazrag  im  edlen  Wetteifer  ebenfalls 
einen  gottgefälligen  Meuchelmord  auszuführen  wünschen  gleich  ihren 
Brüdern,  den  Aus,  und  ihnen  dieser  Wunsch  auch  gewährt  wird  (I  b  n 
H  i  s  h  ä  m   714).     Historisch  ist  das  aber  alles. 

Nicht  sämtliche  kriegerische  Unternehmungen  Muhammeds  sind 
gleich  gut  überliefert.  So  heftet  sich  besonders  an  den  Zug  nach  Tabük 
ungewöhnlich  viel  Legendarisches.  Aber  andrerseits  erhalten  wir  oft 
Details,  die  uns  die  Wirklichkeit  recht  augenfällig  machen.  Dahin 
gehört  z.  B.,  daß  der  Prophet,  als  auf  einem  Zuge  eine  Äußerung  jenes 
"'Abdallah  böses  Blut  gemacht  hatte,  die  Leute  durch  einen  ungewöhn- 
lich verlängerten  Marsch  so  ermüdete,  daß  sie  beim  Halt  sofort  ein- 
schliefen   und    den    Streit    vergaßen     (I  b  n  H  i  s  h.   726  f.). 

Seine  bedeutendsten  Anhänger  lernen  wir  aus  den  alten  Berichten 
genau  kennen.  Legenden  werden  außer  an  ihn  selbst  eigentlich  nur 
an  *Ali  geknüpft  4),  ohne  daß  sie  uns  aber  dessen  wahre  Gestalt  ver- 
hüllen könnten.  Und  worauf  vor  allem  immer  wieder  hinzuweisen  ist: 
uns  wird  nicht  verholen,  daß  der  Ahnherr  des  Geschlechts,  das,  als 


')  Den  ganzen  Zusammenliang  der  betreffenden  Ereignisse  hat  erst  Frants  Buhl 
a.  a.   0.  7  ff.  festgestellt. 

-)  Unwahrscheinlich  ist  aber  ein  solcher  Erfolg  bei    der  Schlacht  von  Hunain-Autäs. 

3)  »Keimt  ein  Glaube  neu 

Wird  oft  Lieb'  und  Treu 

Wie  ein  böses  Unkraut  ausgerauft«  ! 

4)  Über  'All  wird  allerdings  schon  ziemlich  früh  viel  gefabelt.  So  ist  eine  schiitische 
Erfindung,  daß  Abu  Sufjän  sich  unter  den  Schutz  der  Familie  'Alis  stellen  wollte  (I  b  n 
H  i  s  h.  807).  Die  rührende  Geschichte,  daß  'Ali  den  Ibn  'Abbäs  »Vater  der  Könige«  an- 
redet (Kämil  360),  ist  dagegen  eine  'abbasidische  Lüge:  jener  soll  so  von  vornherein  die 
Dynastie  der  Kinder  des  'Abbäs  als  legitim  anerkannt  haben.  Wieder  schiitisch  ist  die 
•einem  'Aliden  in  den  Mund  gelegte  Prophezeiung,  die  auf  die  Allgewalt  der  türkischen 
Sklaven  (seit  der  Mitte  des  3.   Jahrhunderts)  geht  (Kämil  361)  usw. 


I()8  Th.  Nöldeke, 

Ibn  Ishäq  schrieb,  nach  schrecklichem  Blutvergießen  eben  fest 
im  Sattel  saß,  mit  den  Ungläubigen  gegen  Muhammed  ausgezogen  war,, 
bei  Bedr  gefangen  genommen  und  erst  gegen  Lösegeld  wieder  frei 
wurde.  Versuche,  zwischen  diesem  Oheim  und  seinem  Neffen  zarte 
Gefühle  spielen  zu  lassen  und  sonst  die  Tatsachen  wenigstens  zu  ver- 
schleiern, sind  zu  schwach,  um  uns  zu  täuschen.  Dazu  wird  auch 
aufbewahrt,  daß  Muhammed  einst  über  die  Eitelkeit  des*Abbäs  spottete, 
der  sich  auf  Handelsreisen  im  Süden  für  einen  Abkömmling  des  Ahn- 
herrn   der  berühmten   Kinda-Fürsten  ausgab    (Ibn   H  i  s  h.   953). 

Die  historische  Tradition  hat  uns  bekanntlich  auch  allerlei  für 
Muhammed  und  die  Muslime  ungünstige  Züge  erhalten.  Sie  verschweigt 
z.  B.  nicht,  daß  sich  diese  mit  dem  Propheten  am  Uhud  nur  durch  die 
Flucht  in  die  Spalten  des  Berges  retteten  i),  daß  ihn  ^Abdallah  b.  Ubai 
zwang,  die  Qainuqä'  frei  zu  geben,  wie  sie  überhaupt  dessen  Stellung 
deutlich  zeichnet,  und  daß  der  Gottgesandte  manchmal  schwankte  -). 
Auch  eine  solche  Kleinigkeit,  wie,  daß  die  Qoraishiten  es  ablehnten, 
an  der  Feier  seiner  Hochzeit  mit  Maimüna  teilzunehmen  und  ihn  so 
länger  als  nach  dem  Vertrage  in  Mekka  zu  lassen,  ist  zu  beachten, 

Aus  den  Briefen  einerseits  und  den  Angaben  über  die  kleinen 
Expeditionen  andrerseits  können  wir  uns  die  allmähliche  Ersveitcrung 
der  Macht  Muhammeds  einigermaßen  vorstellen,  aber  wir  müssen 
damit  rechnen,  daß  uns  weder  jedes  Schreiben  erhalten,  noch  jedes 
Ghazu  berichtet  sein  wird.  Dazu  haben  gewiß  allerlei  Verhandlungen 
mit  einzelnen  Stämmen  oder  Stammesteilen  stattgefunden,  von  denen 
wir  nichts  erfahren.  Denn  nur  so  erklärt  sich  wohl,  daß  mehrere  Stämme, 
die  Muhammed  befehdet,  aber  nicht  besiegt  hatte,  nach  kurzem  doch 
seine  Bundesgenossen  waren,  z.  B.  die  Fazära.  Allerdings  mußte  solchen 
Beduinen  viel  daran  liegen,  sich  vor  den  rücksichtslosen  Raubzügen 
eines  für  arabische  Verhältnisse  gewaltigen  Gegners  zu  sichern,  und 
so  trugen  auch  die  vielen  scheinbar  ergebnislosen  Expedition  dazu  bei, 
dessen  Reich  zu  mehren. 

Bei  dieser  Gelegenheit  möchte  ich  noch  einmal  aussprechen,  daß 
nach  meiner  Ansicht  Muhammed  nie  gemeint  war,  seine  Religion  und 
sein  Reich  auf  Arabien  oder  gar  auf  das  Higäz  zu  beschränken.  So  lange 
er  in  Mekka  war,  hat  er  natürlich  in  Wirklichkeit  nur  das  naheliegende 
Gebiet  ins  Auge  gefaßt  (und  zwar  nicht  mit  dem  Gedanken  an  fürst- 
liche Herrschaft),  wenn  er  sich  auch  als  Prediger  für  »die  gesamte  Mensch- 
heit« [Süra  34,  27)  ansah.  In  Medina  dehnte  sich  aber  nach  und  nach 
sein   Begehren  immer  weiter  aus,  ohne  daß  er  sich  jedoch  über  die 

')  Dazu  der  Hohn  des  Dichters    Ibn   H  i  s  h.   635,   12. 

-)  Was  natürlich  seiner  Größe  als  Politiker  keinen  Abbruch  tut  ! 


Die  Tradition  über  das  Leben  Muhammeds.  i6q 

Grenzen  klare  Vorstellungen  machte.  Und  tatsächlich  hat  er  seine 
Leute  doch  ins  römische  Reich  gesandt,  das  sie  freilich  zunächst  mit 
blutigen  Köpfen  heimschickte. 

Noch  viele  teils  wichtige,  teils  unbedeutende  Einzelheiten,  die 
wir  als  völlig  historisch  annehmen  dürfen,  enthält  die  Sira.  Daneben 
findet  sich  freilich  wieder  allerlei  Bedenkliches.  Nicht  zufällig  knüpft 
die  Tradition  gerade  an  die  letzte  Krankheit  und  den  Tod  Muhammeds 
recht  verdächtige  Züge,  aber  wer  möchte  z.  B.  die  Angabe  bezweifeln, 
daß  er  sich  in  der  Fieberhitze  mit  Wasser  übergießen  ließ  und  daß  man 
ihm  nach  abessinischer  Weise  Medizin  einflößte  (I  b  n  H  i  s  h.    1006  f.).'* 

Alles  in  allem  zusammengefaßt,  muß  ich  mich  entschieden  dagegen 
aussprechen,  daß  die  Sira  nur  ein  Anhängsel  an  die  Koran-Auslegung 
(das  Tafsir)  gewesen  sei.  Sie  steht  vielfach  in  enger  Verbindung  damit, 
aber   sie   ist   als   Ganzes   doch   selbständig. 

Auch  die  Tradition  über  die  ersten  Zeiten  nach  des  Propheten 
Tode  halte  ich  im  ganzen  für  zuverlässiger,  als  es  neuere  Auffassungen 
einräumen  w^ollen^).  Vor  allem  kann  ich  nicht  zugeben,  daß  die  großen 
Eroberungszüge  als  eine  selbständige  Bewegung  der  arabischen  Nation 
anzusehen  seien,  sondern  beharre  dabei,  daß  *Omar  und  einige  andere 
Qoraishiten  in  Medina  sie  planmäßig  geleitet  haben.  Die  Araber  sind 
von  Haus  aus  disziplinlos  und  können  nur  unter  einem  straffen  Lenker 
Großes  leisten.  Das  Unternehmen  gegen  Medina  (der  Grabenkrieg) 
scheiterte  an  dem  Mangel  der  Disziplin  bei  den  Verbündeten  gegenüber 
einer  einheitlichen  Leitung.  Diese  unterwarf  dann  den  größten  Teil 
der  Araber  und  hielt  erst  recht  Probe,  als  nach  Muhammeds  Tode 
fast  alle  Araber  abfielen,  ohne  sich  aber  auch  nur  partiell  zu  Angriff 
und  Verteidigung  zusammenzutun.  So  wurden  sie  trotz  ihrer  großen 
Überzahl  durch  die  von  Medina  ausgesandten  Muslime  ohne  sehr  großes 
Blutvergießen  rasch  wieder  unterworfen;  nur  die  tapferen  Bauern 
vom  Stamme  Chanifa,  die  ihrem  Propheten  Maslama  folgten,  leisteten 
erbitterten  Widerstand.  Daß  nun  alle  diese  zersplitterten  Stämme 
aus  eigener  Initiative  den  Angriff  auf  zwei  große  Reiche  unternommen 
hätten,  ist  schier  unglaublich.  Man  könnte  ebensogut  das,  was  Alexander 
vollbracht  hat,  dem  Drange  des  mazedonischen  Volkes  zuschreiben 
statt  dem  unvergleichlichen  Genie  des  Königs,  dem  sein  tapferes  Volk 
allerdings   das   beste   Werkzeug   war  2). 


^)  Damit  leugne  ich  natürlich  nicht,  daß  gewisse  Partien  dieser  Berichte,  namentlich 
die   auf   Saif  zurückgehenden,   romanhaft   sind. 

^)  Die  Kläglichkeit  der  Erfolge  desAgesilaus,  den  wir  doch  als  tüchtigen  Kriegsmann 
kennen,  zeigt,  wie  schwer  es  trotz  alledem  war,  das  persische  Reich  umzustürzen.  Man  mag 
dazu  halten,  daß  die  Bekr  b.  Wäil  bei  Dhü  Qär  ein  persisches  Heer  besiegten,  allein  nicht 

Islam.     V.  1 2 


170  1  h.   Nüldeke,  Die  Tradition  über  das  Leben  Muhammeds. 

Wir  kehren  zu  Muhammed  zurück.  Daß  von  den  normativen 
Hadithen  höchstens  sehr  wenige  wirklich  von  diesem  herrühren,  steht 
nach  Goldziher's  glänzendem  Nachweise  fest.  Auch  gegen  seine 
in  der  geschichtlichen  Erzählung  enthaltenen  Reden  ist  starkes  Miß- 
trauen angezeigt.  Dafür  haben  wir  aber  im  Koran  seine  buchstäblich 
echten  Worte.  Und  sein  Leben,  das  wiederhole  ich,  liegt  uns  wenigstens 
von  der  Higra  an  in  allen  großen  und  vielen  kleinen  Zügen  klar  vor 
Augen.  In  der  alten  Sira  nehmen  Wundererzählungen  keinen  großen 
Raum  ein,  und  sie  lassen  sich  fast  immer  ohne  Mühe  von  der  Erzählung 
der  wirklichen  Begebenheiten  rein  sondern.  \\'ie  anders  ist  das  in  den 
Evangelien  1  Und  wie  viel  historischer  ist  uns  sein  Leben  überliefert 
als  das  Jesu,  um  von   Buddha  und  Zarathustra  zu  schweigen  ! 


daran  denken  konnten,  das  Reich  selbst  zu  erschüttern.  Aber  freilich,  wie  der  Zug  der  Zehn- 
tausend und  die  partiellen  Siege  des  Spartanerkönigs  den  Gedanken  erweckt  hatten,  daß 
das  Achämenidenreich  einem  Ansturm  wohl  nicht  Stand  halten  werde,  so  hat  der  Tag  von 
Dhü  Qär  dazu  beigetragen,  den  Arabern  Mut  zum  Angriff  auf  das  der  Säsäniden  zu  machen 


Une  inscription  dun  vizir  des  Ikhsidites. 

Par 

G.  Wiet. 

M.  Van  Berchem  a  public  ä  la  fin  des  inscriptions  fätimites  du 
Caire  un  fragment  d'inscription  coufique  peu  interessant  qui  n'avait 
trouve  place  dans  le  Corpus  qu'ä  cause  de  la  beaute  des  caracteres. 
Voici  d'ailleurs  ce  qu'en  dit  lui-meme  M.  Van  Berchem  {Corpus- 
Egypte,   I,  p.  79): 

«Dans  le  quartier  de  Salibah,  ä  l'entree  de  la  ruelle  qui  conduit 
de  la  rue  de  ce  nom  ä  la  mosquee  d'Ahmad  ibn  Tülün,  et  que  le  plan 
fran^ais  appelle  ^Atfat  Bir  al-watawit  (Ruelle  du  puits  des  hirondellesj.» 

«Grande  plaque  de  gres  rose  encastree  dans  le  mur  d'une  maison 
en  ruines,  ä  un  metre  du  sol.  Cinq  lignes  en  beau  coufique  fleuri;  carac- 
teres moyens,  d'un  style  remarquable.  La  plaque  est  cassee  a  gauche 
au  milieu  de  l'inscription,  peut-etre  aussi  en  bas,  et  la  moitie  inferieure 
du  fragment  conserve  est  entierement  f rüste;  on  ne  peut  lire  que  le 
commencement  des  deux  premieres  lignes  et  quelques  lettres  de  la 
troisieme  ^).» 

^/Sj    J^ö    Q./J    ^"^1    xJÜt    &Jl.«-wo    (i) 

.  .  .  .  ^\.*i    -)[(?)^L«ji]i!  qJ    Ji3t.:>-  qJ    Js.*i2Äji    ^  ^-ä*i*    siAac    (2) 
....   jj.-M.LA*«i)    ....  X sLi«  1. .  .  .  .  Ji   (3) 

«Ce  fragment  n'a  d'autre  valeur  que  la  süperbe  execution  des 
•caracteres. » 

Or,  les  mots  dechiffres  se  lisent  ä  leur  meme  place  dans  une  in- 
scription que  Maqrizi  {Khifat,  II, p.  135)  nousaconservee,  et  qui  relate 
la  fondation  par  le  vizir  ikhsidite  Ibn  el-Furät  du  Bir  el-Wa,tämt; 
et  ce  dernier  detail  concorde  aussi  tres  bien  avec  la  Situation  de  la 
pierre,  qui  devient  ainsi  un  document  d'une  haute  importance.  D'autre 
part,  nous  sommes  une  fois  de  plus  edifies  sur  la  valeur  des  sources 

I)  Voir  une  Photographie  dans  le  Corpus,  pl.  XVIII,  no  3. 

W  M  W* 

*)  M.  VAN  Berchem  proposait  egalement,   avec   reserves:  v^LiJut;  ^^Uötil;  0L»jij5 

12* 


172 


G.   Wiet, 


auxquelles  a  puise  Maqrizi  pour  tout  ce  qui  touche  ä  l'histoire  musul- 
mane  de  son  pays.  Cet  auteur  nous  avait  dejä  conserve  l'inscription 
de  la  fondation  de  la  mosquee  el-AzJiar  (Van  Berchem,  op.  cit.,  I, 
p.  43),  qui  etait  en  complete  harmonie  avec  le  protocole  des  inscriptions 
fätimites.  La  decouverte  que  nous  faisons  ici  nous  permet  donc  de 
croire  ä  l'authenticite  de  l'inscription  d'el-Azhar.  —  Enfin,  nous  avons 
lä  un  Souvenir  epigraphique  de  la  periode  des  Ikhsidites,  le  premier 
connu    de   cette    epoquc   tres   courte. 

Maqrizi  nous  signale  que  le  vizir  Ihn  el-Furät  construisit  un 
puits  pour  alimenter  les  Sept  Citernes,  qui  avaient  ete  bäties  pour 
approvisionner  d'eau  les  habitants  du  Kha/t-el-Hamrä.  II  nous  donne 
alors  le  texte  de  l'inscription  commemorative ');  nous  mettons  entre 
crochets  les  mots   qui  existent   encore: 

».l  ÄÄif^ts^l  3)oUji  [^  Jis.=^  ^i  J.*näJl  ^  jS.'^  ^^>^  (2)  ^t  ^^\ 
L[Pwix]jl      r^p]     (3)    ^LiuiLw    5.x^J5     Jl    'u^'w;^^^     XJi\    3uViJ    t.-LJI    ^ 

iüjjAAj  ,.^jjj!      -Jic    N^it    '~«Ji.5   iou-w-   .-*    -Nju   xjjo    -^s   äIa^wa^!   cjUiiLw-,) 

.  .  .  Gräces  et  louanges  soient  rendues  ä  Allah,  de  Qui  est  venue 
la  generosit6  sur  son  serviteur  Ja'far  ibn  cl-Fadl  ibn  Ja*far  ibn  el-Furät, 
et  Qui  l'a  fait  reussir  dans  la  construction  de  ce  puits  et  dans  la  conduite 
de  l'eau  jusqu'aux  Sept  Citernes  qu'il  a  fondees  et  immobilisees  pour 
tous  les  Musulmans.     II  a  immobilise  et  consacre  ce  puits  en  zvac//  a  U 

perpetuite,  sans  qu'aucune  modification  soit  permise,  ni  aucune  deri-  ■ 

vation  d'une  partie  quelconque  de  son  eau,  qui  ne  devra  pas  etretrans- 
feree,  ni  depcnsec  inutilement,  ni  conduite  par  ailleurs  que  par  la  voic 

qui  a  ete  tracec  pour  eile  vers  les  Citernes  consacrees Cela  eu  l'an  355 

(28   decembre   965 — 16   decembre   966). 

Nous  avons   donc   avec   cette   inscription   l'actc   de  7i'aqf  le  plus 


')  On  la  lit  encore  dans  'Ali  Päsä  Mubarak,  II,  p.  113;  Salmon,   La kal 'at 
al-Kabeh,  p.  44 — 45. 

=)  Coran,  XXX,  3. 

3)  Ce  nom  est  tres  fruste  sur  la  pierre. 

4)  Coran,  II,  177. 


4 


Une   inscription  d'un  vizir  des   Ikhsidites. 


173 


ancien  d'Egypte  et  le  texte  epigraphique  le  plus  important  par  sa 
date  apres  celui  de  la  mosquee  d'Ibn  Tülün. 

Ce  puits,  construit  par  Ibn  el-Furät,  ne  portait  pas  au  moment 
de  sa  fondation  le  nom  par  lequel  il  est  encorc  connu.  Nous  savons 
qu'ä  l'epoque  des  sultans  mamlüks  il  etait  hors  d'usage  et  des  con- 
structions  avaient  ete  elevees  dessus.  Pourtant  son  souvenir  resta :  des 
hirondelles  venaient  se  refugier  dans  les  bätiments  qui  se  trouvaient 
a  la  place  du  puits  qui  s'appela  des  lors  le  Puits  des  hirondelles.  Ce 
nom  fut  donne  plus  tard  au  quartier,  sous  le  regne  de  Muhammad 
ibn  Qaläwün:  il  existe  encore  une  rue,  Chareh  Bir  el-Watawit,  qui  mene 
de  la  xw^Salibah  ä  la  mosquee  d'Ahmad  ibn  Tülün.  *Ali  Päsä  Mubarak 
nous  parle  bien  d'une  dame  Wafwätah,  qui  etait  consideree  par  les 
habitants  du  quartier  comme  la  proprietaire  primitive  du  puits:  ce 
n'est   qu'une  tradition  populaire  moderne  i). 

Par  contre,  le  souvenir  des  Sept  Citernes  dont  il  est  question  dans 
l'inscription  est  completement  perdu.  Elles  donnerent  aussi  leur  nom 
a  un  quartier  qui  existait  encore  au  temps  de  Maqrizi,  le  Kha.tt  el-Sah^ 
■Siqäyät:  Salmon  (op.  cit.,  p.  41 — 44,  et  pl.  II)  a  reussi  ä  le  situer  au 
s\id-o\iQstdQ\aiBirkahQdrün.  Plus  recemment,  M.  GuESTct  M.  Richmond 
{Misr  in  the  Fifteenth  Century,  J.  R.  A.  S.,  1903,  carte,  C— 9)  sont  arrives  ä 
une  grande  precision:  ils  placent  les  Sab' Sawdqi  surle  bord  du  Nil,  entre 
la  Mauradat  el-Halfä,  au   nord,   et  le  Jämi"  el-Jadid  el-Nägiri,  au  sud. 

Abu'  1-Fadl  Ja'far  ibn  el-Fadl  ibn  el-Furät,  connu  egalement 
par  le  nom  d'Ibn  Hinzäbah  2)^  ^tait  parent  de  vizirs  des  Khalifes  *abbä- 
sides  de  Bagdad  (cf.  Fakhri,  Introd.  p.  46 — 47).  Ne  en  308  H  (23  mai ' 
920—11  mai  921),  Ja'far  fut  le  grand  homme  d'etat  des  Ikhsidites: 
nous  le  voyons  en  qualite  de  secretaire  d'Etat  en  335  H  (23  juillet 
■947—10  juillet  948),  sous  le  regne  d'Aunüjür  ibn  el-Ikhsid  3),  et  il  resta 
Premier  ministre  jusqu'a  la  chute  de  la  dynastie  ikhsidite.  II  serait 
mort  dans  le  courant  de  l'an  391  H,  en  gafar  ou  en  rabi*  I  (du  31  de- 
cembre  1000  au  27  fevrier  looi)  4).  Ibn  K  h  a  1 1  i  k  ä  n  (cf.  Wüsten- 
PELD.  op.  cit.;  Ibn  S  a*i  d)  dit  avoir  vu  son  tombeau  dans  la  petite 
Qaräfah;   mais   une  autre  tradition  place  sa  tombe  ä  Medine. 

II  serait  desirable  que  la  pierre  de  la  rue  du  Bir  el-Watäwit  soit, 
par  les  soins  du  Comite  de  l'Art  arabe,  transportee  au  Musee  arabe 
du  Caire. 

0  Tous  ces  details  se  lisent  dans   Salmon,  op.  cit.,  p.   44 — 46. 
-)  Hinzäbah  etait  le  nom  de  sa  grand'mere  paternelle. 

3)  Wüstenfeld,  Statthalter,  W,  p.  39. 

4)  Cf.    Ibn    S  a'i  d  .    p.  93—95.  texte  ar.,  p.  86—87;    S  u  y  ü  t  i  ,    Husn  el-Muhä- 
4arah.    Le  Caire,  1321  H,  I,  p.  164—165  (e^jjJl  Jiwä>);  II,  p.  129  {^^  -l^j^). 


Cassianus  Bassus  Scholasticus    und    die 
arabischen    Versionen    der   Griechischen 

Landwirtschaft. 

Von 

Julius  Ruska. 

In  einem  Referat  über  Gabrieli's  ISiota  biobibliografica  su  Qustä 
ihn  Lüqä  (Islam  IV  189)  habe  ich  meinem  Befremden  darüber  Aus- 
druck gegeben,  daß  der  Verfasser  unter  den  handschriftlich  erhaltenen, 
aber  von  seinen  drei  Quellen  nicht  genannten  Schriften  des  K  u  s  t  ä 
ben  Lükä  die  Übersetzung  der  »Griechischen  Landwirtschaft« 
nicht  nennt.  Ich  bezog  mich  dabei  auf  A.  Baumstakk's  Lucubrationes 
Syro-Graecae  (Leipzig  1894),  in  denen  die  verwickelte  literarische 
Frage  zuletzt  wieder  angeschnitten  und,  wie  es  schien,  endgültig  gelöst 
wurde.  Ich  hätte  auch  noch  auf  desselben  Autors  Aristoteles  bei  den 
Syrern  hinweisen  können,  wo  die  gleiche  These  S.  6  unten  wiederholt 
wird  (Leipzig  1900),  unter  den  älteren  Autoren  vor  allem  auf  E.  Meyer,. 
Geschichte  der  Botanik  III,   150^- 

Ich  kann  jetzt  den  Beweis  erbringen,  daß  die  Ausführungen 
Baumstakk's  nicht  zu  halten  sind.  Ein  glücklicher  Umstand  fügte 
es,  daß  ich  im  Juli  v.  J.  nicht  nur  die  von  Baumstark  benützte  und 
im  Vordergrund  des  Interesses  stehende  Leidener  Handschrift  1277  = 
Warner.  414,  sondern  auch  die  zweite  dort  befindliche  Handschrift 
1278  =  Warner.  540  auf  der  Heidelberger  Universitätsbibliothek 
benützen  konnte;  diese  bisher  vernachlässigte  Handschrift  brachte 
die  Lösung  des  Rätsels. 

Der  jüngere  der  beiden  Codd.,  nach  der  Unterschrift  am  16.  Mu- 
harram   des   Jahrs   813    =    1410  vollendet,    hat   folgenden   Eingang: 

Ic  J^.4JCäo^   (lies  iJUc)   i^JLc    ^^,fi:    ^J^il\  ßi^  ^  t.    j^.,  j.£,yi 
^^LOi!  ^A  K.^.^  ^^ß    'ui^    ^^    ^.^j^    (so)    iL,j>j,-   1^^ 


Cassianus  Bassus  Scholasticus  und  die  arabischen  Versionen   usw. 


175 


Also:  »Dies  ist  das  Buch  des  Fastüs,  des  griechischen  Philosophen, 
über  die  Landwirtschaft  und  was  damit  zusammenhängt  von  dem, 
was  die  Landwirte  und  die  meisten  andern  Leute  nicht  entbehren 
können  bei  ihrer  Arbeit.  Es  zerfällt  in  zwölf  Abschnitte.  Über- 
setzung des  Sarhis  ben  Halijä  des  Griechen.  Er  hat  es  übersetzt 
aus  der  griechischen  Zunge  in  die  arabische.  Erster  Teil  des 
Buches  der  Landwirtschaft.  Es  sagt  Fastüs :  Wir  beab- 
sichtigen« usw. 

Durch  die  ganze  Handschrift  hindurch  wird  Fastüs  als  der  Autor 
bezeichnet;  so  besonders  in  den  Eingängen  zu  den  weiteren  Abschnitten 
des  Werkes,   wo   sich    in   stereotyper  Wiederholung   der  Satz  findet: 

Er  heißt  also  auch  überall  der  Sohn  des  A  s  k  ü  r  ä  s  k  i  n  a  h 
(nicht  Asküräskija),  und  wird  auf  dem  in  persischem  Duktus  ge- 
schriebenen Titelblatt  in  gleicher  Weise  bezeichnet:  i;.:>^äJi  ^J^ 
iJ-^Xw«l^_jXwl  ^i  (j*j.Ia^5  *xXjs=UJ  xx/«3^J!.  Daß  er  als  Autor 
des  Werkes  zu  gelten  hat,  steht  somit  fest,  und  es  ist  nicht  richtig, 
wenn  Baumstark  a.  a.  O.  S.  ^yy  sagt:  Ex  inscriptione  autem  libri 
Lugdunensis,  nisi  quis  praeoccupata  mente  rem  spectat,  minime  patet 
KostOs  operis  Graeci  conditor  putandus  sit  an  versionis  Arabicae. 
Hätte  der  Urheber  der  Notiz  auf  dem  Titelblatt  Kostüs  als  den 
Ubers  etzer    bezeichnen    wollen,    so    hätte    er    nicht    fortfahren 

können  ..^>^4.:i».Aj  ,.,f^  äAt  x_^j  jtjl  X.iL'!  J!  n^^^  Jl  ^äjU!  ..-/s  ss^^^ 
>JI  -jCJLäJ!  Ljij.i  ^j  IL2AM.S  ^^  »es  haben  es  übersetzt  aus  der 
griechischen  Sprache  in  die  arabische  Sprache  eine  Anzahl  von 
Übersetzern,  unter  ihnen  Kostä  ben  Lükä  aus  Baalbek«  usw. 

Lassen  wir  aber  einstweilen  dahingestellt,  ob  eine  Übersetzung 
des  Buches  von  Kostä  ben  Lükä  existiert  hat  oder  nicht,  auf 
keinen  Fall  durften  die  durch  ihre  Form  und  den  Vatersnamen 
deutlich  geschiedenen  Kostüs  und  Kostä  zusammengeworfen  werden. 

Wer  sollte  nun  durch  den  Namen  als  Verfasser  bezeichnet  werden.? 
Mit  dem  Namen  Asküräskinah,  der  auch  bei  Häggi  Halifa 
wiederkehrt  —  aus  ihm  stammt  die  schon  von  E.  Meyer  in  seiner 
Geschichte  der  Botanik  angeführte  Notiz  über  die  Übersetzer,  die  auf 
der  Titelseite  steht  — ,  wußte  bisher  niemand  etwas  anzufangen;  die 
Transkription  Festus  Filius  Xuraxinae  des  Leidener  Katalogs 
ist  eine  unglückliche  Verschlimmbesserung  des  arabischen  Namens, 
die  Konjektur  Pusey's  (zitiert  bei  Steinschneider,  Virchows  Archiv 


l'-ß  Julius  Ruska. 

Bd.  52,  496)  Askurus  el-Kahin  führt  nicht  weiter.  Auch 
E.  Oder  bezeichnet  es  noch  in  seinen  Beiträgen  zur  Geschichte  der 
Landwirtschaft  bei  den  Griechen  III  [Rhein.  Mus.  N.  F.  48,  1893,  S.  40) 
als  ganz  unverständlich,  wie  Häggl  Hallfa  den  griechischen  Costus 
als  Ben  Asküräkinah  bezeichnen  konnte,  und  Baumstark  gleitet 
a.   a.    O.    stillschweigend   über   diese   Schwierigkeit   hinweg. 

So  blieb  nur  die  Hoffnung,  in  dem  zweiten,  weit  älteren  Leidener 
Codex  Aufklärung  zu  finden.  Er  ist  im  Safar  des  Jahres  563  =1167 
vollendet  und  repräsentiert  zudem,  wie  schon  der  Katalog  feststellt, 
eine  ganz  andere  Redaktion  (B)  des  Werkes.  Aus  dem 
Eingang,  den  ich  zum  Vergleich  beifüge,  war  für  den  Namen  nichts 
zu  gewinnen;  doch  ist  er  merkwürdig  durch  die  Erwähnung  der   p  e  r  - 

sischen    Übersetzung:   xj^^JUi    ^yh.^    «./^j»    -/i   ^-j-ä5    iL^w*o   »iXP 

^_^^Lä]|  ^-yfi  *J>-<ji»  (j_^ci,J!  (lies  iiÄ-«.<.j)  ^x^.w.j  ^}  'w*  ^Jlkd»  l.^ 
'x^^jläl'Li  i— J-XXi!  !l\^  (so)  U^j^  ,»-^jL*/8  ij.   NJ    xiJi    (♦t^'S    L4.>j5    \i.«^   q£ 

Lücke,]  LxJi  iu^L£  ^yü  ^.,1  *^3  ^a  ^^^  V-^^'  ^  W^  ^-'^ 
-j(     JLül   o.xJ!   Ä-  .;^...5=VAaj|   [von  junger  Hand  eingesetzt    •L^oLI. 

»Dies  ist  die  Abschrift  des  Buches,  das  verfaßt  hat  Fastüs  der 
Philosoph,  worin  er  beschreibt,  was  nicht  entbehren  können  die  Land- 
wirte und  andere  Leute  bei  ihrer  Arbeit,  in  dem,  wodurch  sie  Gott 
unterstützt  bei  (der  Erwerbung)  ihrer  Bedürfnisse.  Dieses  Buch  wird 
auf  persisch  Warz  däneh  ^)  genannt.  Buch  der  Landwirte,  und  es  hat 
zwölf  Abschnitte.  Der  erste  Abschnitt  davon  hat  15  Kapitel.  Das 
erste  Kapitel  daraus,  daß  du  erkennest  das  Zeichen  des  *Auwä  (d.  i. 
der  13.  Mondstation)  [des  bedrängten  (.^)] ;  das  Richtige.  Das  zweite 
Kapitel«  usw. 

Verfolgen  wir  die  Beischriften  der  Abschnitte,  so  ist  aus  der  zum 
zweiten  nichts  zu   entnehmen.      Die  zum  dritten  liefert  bereits  eine 


bemerkenswerte  Variante    der  beiden  Namen:    ^jhIsJ^ 

also  Kastütos  b.  Askürä(n  ?)sikijä.      Die   Beischrift   zum   vierten  Ab- 
schnitt —  über  den  Weinbau  —  enthält  eine  ganz  korrupte  Stelle: 

(_*ij..^lM*^i»  •    fcwv-j       \AX*hS      *JLjuS      XJCavoI.^X«.*      ^i\      y/«*'.TM«.'S      ^■^^      -*■''    •     •     • 

')  Es    muß    natürlich    io«'J;  .»    heißen.      Die  Unterschrift    am   Schluß    wiederholt 
den  Namen  in  richtiger  Schreibung. 


Cassianus  Bassus  Scholasticus  und  die  arabischen  Versionen  usw.  \nn 


Die  zum   fünften  endlich  löst   das   Rätsel   und   erklärt   zugleich    die 

Korruptel:  ^S'*  ^yJ^:,  h.-jSi  JUit  ^yi^^i  \xad,  (^AÜ  (^---«Li^  ^^^ 
LjLj  .,jJL4.i»  XM^:i>.  »Der  fünfte  Abschnitt,  den  verfaßt  hat  Kostüs 
für    seinen    Sohn    (B)äsüs,   85  Kapitel.« 

Das  kommt  ganz  überein  mit  den  Eingängen  zu  Buch  Z  und  H 
der  griechischen  »Geoponika«,  wo  es  beide  Male  heißt:  Totos  t^ta-iv  h 
-■^Ss  xfj  ßt'ßXo),  to  9t'/-a-£  Trat  Bd^at,  k^oo^r^  bzw,  o'^oor,  ;i,3v  o'j'rr,  /.-).. 
Dagegen  fehlt  der  Hinweis  auf  Bassus  im  Araber  bei  den  folgenden 
Kapiteln.  Es  ist  klar,  Kostüs  ist  kein  anderer  als  Cassianus, 
und  nun  löst  sich  auch  das  Rätsel  Asküräskinah:  das  Wort 
ist  einfach  Transkription  von  S/oXacJTtzoc,  dem  Titel  des  Cassianus, 
-der  fälschlich  für  den  Vatersnamen  gehalten  wurde;  eine  Transkription, 
die  aus  der  Form  [„>S.,u^]j».i^\  nach  Setzung  der  Punkte  und  Ersatz 
des  ^  durch  ^  vollkommen  richtig  L^jyJC^^L^C-wi  ergibt.  Sie 
Aveist     auf    eine      syrische      Vorlage     hin,     die       '(.'->.  /,  m  \ o  -.  m'f 

gelautet  haben  mag  —  bei  Payne-Smith  sind  andere  Transkriptionen 
gegeben  —  und  scheint  damit  zugleich  für  eine  ältere  syrische  Über- 
setzung zu  zeugen. 

Die  Identifikation  von  Kostüs  und  Cassianus  liefert 
•einen  ersten  festen  Punkt  für  die  Beurteilung  der  in  den  beiden  Hand- 
schriften überlieferten  Nachrichten.  Sie  mahnt  aber  auch  zur  Vor- 
sicht bei  Konjekturen  über  die  Namen  der  Übersetzer.  Die  Hand- 
schrift Warn.  414  nennt  vor  jedem  Abschnitt  den  S  e  r  g  i  u  s  b. 
H  e  1  i  j  ä  den  Griechen  als  Übersetzer;  die  Notiz  auf  der  Titel- 
seite erklärt  seine  Übersetzung  für  weitaus  vollkommener  und  richtiger 
als  die  übrigen,  d.  h.  als  die  des  Kostä  b.  Lükä,  des  Astän,  d.  i.  Eusta- 
thius  und  des  Abu  Zakarijä  Jahjä  b.  *Adi.  Wenn  auch  diese  Notiz 
vermutlich  jung  ist  und  aus  Häggi  Hallfa  stammt,  so  wird 
doch  wieder  Häggl  Hallfa  seine  Bemerkung  einer  Hand- 
schrift des  Kitäb  alfaläka  entnommen  haben,  die  der  Leidener  ver- 
wandt war. 

Haben  wir  nun  ein  Recht,  den  Sergius  b.  Helijä  mit  dem  syrischen 
Arzt  Sergius  aus  Ras  'A  i  n  zu  identifizieren,  der  im  6.  Jahr- 
hundert aus  dem  Griechischen  ins  Syrische  übersetzte  ?  Daß  er  von 
Ibn  Abi  Usaibi'ä  (I,  204)  als  ein  »mittelmäßiger«  Übersetzer 
bezeichnet  wird,  will  natürlich  nicht  viel  besagen;  dieser  Araber  war 
gewiß  nicht  in  der  Lage,  des  älteren  Sergius  Leistungen  zu  beurteilen. 
Aber  von  einer  Übersetzung  der  Landwirtschaft 
durch  Sergius  aus  Ras  *Ain  weiß  Ibn  Abi  Usaibi'ä 
ebensowenig    wie    von    dem    Vatersnamen  Elias, 


178 


1 II 1  i  u  s  R  u  s  k  a , 


und  dasselbe  gilt  von  Bar  H  c  b  r  a  e  u  s.  Es  ist  nur  eine  der  un- 
crlücklichen  Konfusionen,  die  wir  bei  Wüstenfeld  finden,  wenn 
er  in  seiner  Geschichte  der  arabischen  Arzte  und  Naturforscher  dem 
Sergius  aus  Ras  *Ain  den  Namen  Ben  Elias  zulegt  (a.  a.  O.  S.  6) 
und  in  einer  Anmerkung  beifügt,  daß  unter  seinen  Übersetzungen 
besonders  die  von  Castus  de  agricultura  erwähnt  werde.  Diesen  Irrtum 
hat  dann  Meyer  in  seiner  Geschichte  der  Botanik  III  36  weiter  ver- 
breitet,  im  guten  Glauben,  daß  I  b  n  Abi  U  s  a  i  b  i  'ä  dasselbe 
wie    Häi>gl   Ha  Ufa    berichte,  und  hat  daran,   da  er  ganz  richtig  ( 

sah,  daß  der  ältere  Sergius  nicht  ins  Arabische  übersetzt  haben  konnte^ 
die  Hypothese  geknüpft,  er  habe  das  griechische  Werk  ins  Persische 
übertragen;  eine  Vermutung,  die  mit  Recht  von  Baumstark  a.  a.  0.  i 

S.    368  zurückgewiesen  wird.     Da  aber  ein    Sergünb.    Helijä  | 

a  1  -  R  ü  m  I  auch  als  Vollender  einer  arabischen  Übersetzung  des 
Almagest  angeführt  wird  (vgl.  Baumstark  a.  a.  O.  S.  380,  497)  und 
I  b  n  Abi  U  s  a  i  b  i'ä  (I,  204)  einen  M  ä  S  a  r  g  !  s  kennt,  der 
als  Arzt  berühmt  war  und  aus  dem  Syrischen  ins  Arabische  übertrug, 
so  gewinnt  die  Annahme  an  Wahrscheinlichkeit,  daß  unsere  Hand- 
schrift auch  in  dem  zweiten  Punkte  recht  behält,  daß  also  Sergius 
b.     Elia     der      Übersetzer     ins    Arabische     ist. 

Nur  durch  die  Notiz  auf  der  Titelseite  der  Leidener  Handschrift 
bzw.  bei  Häggi  Halifa  läßt  sich  bis  jetzt  die  Behauptung  belegen, 
daß     Kostä    b.    1.  ü  k  ä   die   »Geoponikn«    ins   Arabische    übersetzt 
habe.      Nachdem    der    von    Baumstark   versuchte    Beweis   hinfällig 
geworden  ist,  verliert  die  Nachricht  überhaupt  jede  Glaubwürdigkeit, 
Schon   M.    Steinschneider    macht    darauf   aufmerksam,    daß   weder 
Ibn     al-Kift!    noch     Ibn    Abi    U  s  a  i  b  i 'ä    das  Werk   unter 
den  Übersetzungen  des  Kostä  nennen  ») ;  die  sorgfältige  Arbeit  von 
Gabriel!  hat  keine  neuen   Spuren  geliefert:   so  liegt  die  Vermutung 
nahe,   daß  schon   in   alter  Zeit   auf  Grund   iihnlicher  Gedankengänge, 
wie  sie  bei  E.  Meyer  und  A.  Baumstark  vorliegen,  in  manchen  Zitaten 
aus    Kostüs    Kostä    geworden  ist,  und  daß  der  als   Übersetzer  ins 
Arabische  berühmte     Kostä    b  e  n     1.  ü  k  ä    nur   durch    diese   Ver- 
wechslung zu  dem  Rufe  kam,  einer  der  Übersetzer  <ler   »Griechischen 
Landwirtschaft«  zu  sein. 

Es  bedarf  kaum  des  Hinweises,  daß  wir  mit  diesen  Feststellungen 
erst  an  der  Schwelle  der  Untersuchung  stehen.     Wichtige  Ergebnisse 

')  VirchoK's  Archiv,  Bd.  52,  497;  zuletzt  in  Beihefte  z.  Zcnlrdhlcüt  f.  Bibliotheks- 
wesen XII  1893,  12  ff.  Es  ist  etwas  unvorsichtig,  wenn  A.  Baumstark  S.  496,  Note  145 
zu  Steinschneiders  Ausführungen  behauptet:  Quod  vero  simpliciter  ne  exstitisse  quidem 
ullam  Kostae  filii  Lucae  versionem  contendit  argumentis  plane  nullis  prolatis  illud 
audaciae  est  vix   venia  dignae. 


Cassianus  Bassus  Scholasticus  und  die  arabischen  V^ersionen  usw.  I7Q 

hat  die  jüngst  veröffentlichte  Arbeit  von  Dr.  E.  Fehrle,  Studien 
zu  den  griechischen  Geoponikern  (Boll,  Stoicheia  II,  B.  G.  Teubner) 
gebracht ;  über  den  vierten  Abschnitt  der  beiden  arabischen  Rezensionen^ 
der  vom  Weinbau  handelt,  habe  ich  im  Archiv  für  die  Geschichte  der 
Naturwissenschaft  und  Technik  einiges  veröffentlicht  ^).  Es  wird  aber 
die  Aufgabe  immer  dringender,  das  ganze  in  arabischer  und  persischer 
Sprache  vorhandene  handschriftliche  Material  zu  sammeln  und  zu 
untersuchen,  damit  das  Verhältnis  dieser  Versionen  zu  den  griechischen 
Bearbeitungen  des  Gegenstands  endgültig  festgelegt  werden  kann. 
Ich  kann  hier  schon  darauf  hinweisen,  daß  sich  in  Gotha 
eine  bisher  nicht  als  solche  erkannte  Hand- 
schrift der  Klasse  B  befindet.  Denn  die  im  Katalog 
Per  t  seh  IV  138  unter  Nr.  2120  verzeichneten  »Fragmente  einer 
alten  und  guten,  aber  sehr  schlecht  gehaltenen  Handschrift  eines 
Werkes  über  Landwirtschaft,  welches  in  den  noch  vorhandenen  Über- 
schriften mehrerer  Abteilungen  ^>p>^UJf  v-jLXi"  genannt  wird«, 
erweisen  sich  durch  die  Kapitelzahlen  der  erhaltenen  tU::>^ 
direkt  als  zur  Klasse  B  der  arabischen  Bearbeitung  der  »Geoponika« 
gehörig.  Nach  dem  Katalog  hat  Teil  III  29,  Teil  IV  98,  Teil  V  84, 
Teil  VI  22,  Teil  VII  43,  Teil  VIII  23,  Teil  IX  22  Kapitel;  es  herrscht 
somit  in  den  erhaltenen  Teilen  vollkommene  Übereinstimmung  mit  B 
bis  auf  die  großen  Zahlen  von  IV  (B  118)  und  V  (B  85).     Auch  die 

Benennung  ^xs>SLäJ5  o'JC^  erinnert  an  die  in  B  gebrauchte  ^^\.-!i\  ^Ui' 
im  Gegensatz  zu  A  K^^JJ  L-^lxi",  und  weist  auf  die  Beziehungen 
zu  der  persischen  Übersetzung  hin.  Den  unmittelbaren  Beweis  für 
eine  persische  Vorlage  von  B  sehe  ich  in  der  Überschrift  zu  IV  22, 

wo  es  heißt:       J!  f^j^^   3>  ^jL>  ^i.^^  >_^ä*j1  ^ä>-j    (^'^».Jl    \.a    ^ixj    ^^^ 

«.xj^ii  ^*^\  al^  i^J>5  sLxi  ^jrj;  denn  der  durch  ;c-o^J!  ,\^\  erklärte 
Dai  Mali  muß  aus  persischer  Überlieferung  stammen.  Ein  anderes 
Beispiel  für  die  persische  Grundlage  ist  die  zweimalige  Verwechslung 

von  ijo  und  J.i>,  über  die  ich  in  dem  vorhin  genannten  Aufsatz 
gehandelt  habe;  doch  sind  das  nur  einige  der  dort  nachgewiesenen 
Belege.  Die  vollständige  Durcharbeitung  des  Textes  würde  gewiß 
das  Ergebnis  nur  bestätigen.  Auch  die  in  der  Bodleiana  vorhandene 
arabische  Übersetzung  soll  aus  dem  Persischen  gearbeitet  sein;  wenn 
das  richtig  ist,  würden  somit  mindestens  drei  Handschriften  für  eine 
Ausgabe  der  Version   B   zur  Verfügung  stehen. 

')  J.  RusKA,  Weinhan   und  Wein  in  den  arabischen  Bearbeitungen  der  Geoponika. 
(Sudhoff-Festschrift)  S.  305  ff. 


Die  Kleinfunde  von  Samarra  und  ihre  Ergeb- 
nisse   für    das    islamische    Kunstgewerbe    des 

9.  Jahrhunderts. 

Von 

Friedrich  Sarre. 

Mit  3  Abbildungen  im  Text  und  4  Tafeln. 

Die  Ergebnisse  der  ersten  Kampagne  der  Ausgrabungen  von 
Samarra  sind  von  Ernst  Herzfeld  in  dem  von  der  Generalverwaltung 
der  Königlichen  Museen  herausgegebenen  Vorbericht  (Berlin,  Dietrich 
Reimer  1912)  veröffentlicht  worden.  Die  zweite  und  letzte  Kampagne, 
die  wiederum  von  Herzfeld  geleitet  wurde,  dauerte  ungefähr  7  Monate, 
vom  I.  Dezember  1912  bis  7.  Juli  1913;  sie  betraf  vor  allem  denjenigen 
Palast,  der  die  eigentliche  Residenz  der  Kalifen  gewesen  war,  und  dessen 
Ruinen  noch  heute  den  Namen  Bait-al-Khalifah.  d.  h.  »Haus  des 
Kalifen«  bewahrt  haben.  Daneben  wurde  eine  das  gesamte  Stadt- 
gebiet umfassende  Karte  im  Maßstabe  l  :  25  000  von  dem  Haupt- 
mann   im    Großen    Generalstabe   Herrn    Ludloff   aufgenommen. 

Die  hauptsächlichsten  Mittel  für  die  zweite  Kampagne  spendete 
auch  diesmal  wieder  die  Kaiser-Wilhelm -Gesellschaft  zur  Förderung  der 
Wissenschaften  auf  Grund  der  von  Frau  Elise  Wentzel  geb.  Heckmann 
errichteten  Stiftung  zur  Förderung  islamischer  Archäologie  ^).  Ferner 
hat  Seine  Majestät  der  Kaiser  und  König  eine  namhafte  Summe  aus 
dem  Allerhöchsten  Dispositionsfonds  für  die  Ausgrabung  zu  bewilligen 
die  Gnade  gehabt,  auch  der  Direktion  der  Deutschen  Bank  verdankte 
die  Unternehmung  von  neuem  eine  bedeutende  Unterstützung.  Als 
hochherzige  Gönner  der  nunmehr  abgeschlossenen  Grabungen  von 
Samarra  seien  die  Herren  Baurat  Georg  Heckmann,  Generaldirektor 
der  Kgl.  Museen  Exzellenz  \\".  v.  Bodc  und  Geheimrat  Ed.  Arnhold 
auch   an   dieser    Stelle   noch   einmal   genannt. 

Eine  große,    die  gesamten   Resultate    der  Grabung    erschöpfend 

I)  Während  der  Drucklegung,  am  5.  Februar,  ist  diese  um  das  gesamte  Gebiet 
der  Wissenschaften  so  hoch  verdiente  Frau  gestorben.  Es  sei  ihr  unvergessen,  daß  sie 
es  zuerst  gewesen  ist,  die  der  islamischen  Archäologie  größere  Mittel  zur  Verfügung 
stellte  und  dadurch  die  Ausgrabung  von  Samarra  ermöglicht  hat. 


Die  Kleinfunde  von  Samarra  und  ihre  Ergebnisse  usw.  1 8 1 

behandelnde  Veröffentlichung,  die  im  Verlage  von  Dietrich  Reimer 
(Ernst  Vohsen)  in  Berlin  erscheinen  soll,  ist  in  Vorbereitung.  Über 
die  Ergebnisse  der  zweiten  Kampagne  wird  Ernst  Herzfeld  weiter 
unten  kurz  berichten.  Hier  sei  eine  knappe  Übersicht  über  die  w^ährend 
der  beiden  Grabungen  gewonnenen  Kleinfunde  gegeben,  über  die 
der  Vorbericht  keine  Mitteilungen  enthielt;  denn  aus  begreiflichen 
Gründen  habe  ich  von  einer  Mitteilung  über  diese  Materie,  ehe  sie  ge- 
schlossen vorlag,  Abstand  genommen. 

Der  zwiefache  Aufenthalt,  den  ich  am  Schluß  beider  Kampagnen 
in  Samarra  nahm,  hat  mir  Gelegenheit  gegeben,  das  gesamte  zutage 
gekommene  Material  an  Kleinfunden  kennenzulernen  und  zu  studieren. 
Dabei  gewährten  mir  die  von  Herzfeld  im  Anschluß  an  die  jeweiligen 
Funde  gemachten  Notizen,  photographische  und  zeichnerische,  teilweise 
in  Aquarellfarben  hergestellte  Aufnahmen  wertvolle  Unterstützung; 
diesen  Vorarbeiten  konnte  ich  am  Schluß  der  zweiten  Kampagne 
eine   Reihe  von   Farbenaufnahmen   mit   Lumiere-Platten  hinzufügen. 

Die  eigenartige  Geschichte  von  Samarra  bestimmt  die  Art  und 
den  Erhaltungszustand  der  zum  Vorschein  kommenden  Funde;  hat 
doch  hier  keine  plötzliche  Aufgabe  der  Stadt  stattgefunden,  wie  sie 
kriegerische  Zerstörung  oder  Elementarereignisse  mit  sich  bringen. 
Als  der  Ort  als  Residenz  der  Kalifen  aufgegeben  und  dann  nach  und 
nach  von  den  Bewohnern  verlassen  wurde,  hatten  diese  vollauf  Zeit, 
alles  irgendwie  Brauchbare  und  besonders  alle  Kostbarkeiten  mit 
sich  zu  nehmen.  Es  blieb  nur  das  Unbrauchbare  und  Nutzlose  zurück; 
und  auch  dies  in  den  Häusern  und  auf  den  Straßen  Zurückgelassene 
wird  später  noch  mehrmals  einer  Revision  unterzogen  worden  sein, 
ehe  der  Flugsand  der  Steppe  die  zusammengestürzten  Gebäude  höher 
und  höher  bedeckte  und  schließlich  mühevolles  Suchen  und  Graben 
nicht  mehr  lohnend  genug  machte.  Wie  gründlich  diese  Beraubung 
von  Samarra  vor  sich  gegangen  ist,  zeigen  z.  B.  die  Wandmalereien, 
die  ja  leider  nur  in  Bruchstücken  gefunden  wurden.  Hier  ist  das  Blatt- 
gold, das  in  diesen  Freskomalereien  vielfache  Verwendung  gefunden 
hat,  fast  überall  durch  Abkratzen  entfernt  worden.  Daß  kaum  Münzen, 
keine  Schmucksachen  und  Kostbarkeiten,  keine  intakten  Geräte 
aus  Metall  oder  Keramik,  nur  fragmentarische  Reste  von  Holz- 
bekleidungen,  von  Stoffen  und  von  Papyri  zutage  gekommen  sind, 
bedarf  keiner  Erklärung.  Für  die  von  uns  vorgenommenen  Aus- 
grabungen, die  ja  nur  einen  verschwindend  kleinen,  wenn  auch  wich- 
tigen Raum  innerhalb  des  gesamten  gew^altigen  Stadtgebietes  ein- 
nehmen, traf  dieser  Mangel  an  kostbaren  und  intakten  Fundobjekten  ■ 
zu;  womit  natürlich  nicht  gesagt  werden  soll,  daß  nicht  dennoch  einmal 


jg2  Friedrich  Sarre, 

Schätze  der  verschiedensten  Art  in  Samarra  zum  Vorschein  kommen 
können,  die  durch  besondere  Umstände  vor  dem  Mitnehmen  und  vor 
späterer  Entdeckung  bewahrt  worden  sind. 

Aber  die  Hoffnung  auf  Schätze  ist  es  ja  auch  nicht  gewesen,  die 
uns  bestimmte,  in  Samarra  den  Spaten  anzusetzen.  Hier  galt  es  vor 
allem  die  gesamte  Stadt  und  die  großen  Palast-  und  Moscheebauten 
der  Kalifenresidenz  in  ihrer  Anlage  und  in  ihrem  architektonischen 
Schmuck  zu  erkennen.  Beide  Ziele  sind  durch  Herzfeld's  Grabungen 
und  durch  Ludloff's  Planaufnahmen  erreicht  worden.  Der  Sorg- 
samkeit der  Ausgrabungstechnik,  die  auch  den  kleinsten  Fund  nicht 
unbeachtet  ließ,  ist  es  aber  auch  zu  danken,  daß  trotz  der  oben  er- 
wähnten Mängel  dennoch  die  Ausbeute  an  Kleinfunden  vom  wissen- 
schaftlichen Standpunkte  aus  als  hochbedeutend  bezeichnet  werden 
muß.  Die  noch  so  winzigen  Reste  und  Scherben  von  keramischen 
Objekten,  von  Gefäßen  und  Fliesen,  Bruchstücke  von  Glas  und  anderem 
Material  vermögen  die  gleiche  Auskunft  über  das  in  Samarra  ver- 
wandte Material  zu  geben,  wie  es  wohlerhaltene  Stücke  vermocht 
hätten.  Wir  erhalten  einen  sicheren  Einblick  in  die  Kleinkunst  einer 
bestimmten,  durch  die  Zahlen  838  und  883  n.  Chr.  fest  begrenzten 
Epoche  und  vermögen  durch  die  Fundumstände  selbst,  durch  die  Be- 
rücksichtigung der  Örtlichkeiten,  je  nachdem  die  Bruchstücke  in  einem 
Kalifenpalast  oder  in  einem  einfachen  Privathause  zutage  kamen, 
ferner  auch  auf  Grund  der  Seltenheit  oder  der  Häufigkeit  ihres  Vor- 
kommens weitere  Schlüsse  zu  ziehen. 

K  e  r  a  m  i  k. 

Den  ersten  Platz  unter  den  Funden  von  Samarra  beansprucht 
^lie  Keramik;  denn  von  allen  während  der  Ausgrabung  zutage  ge- 
kommenen Fundobjekten  stehen  rein  der  Zahl  nach  die  keramischen 
im  Vordergrunde.  Man  hat  hier  zwischen  der  Keramik  zu  unter- 
scheiden, die  von  auswärts,  aus  Ostasien,  nach  Samarra  importiert 
worden  ist,  und  der,  die  man  in  Samarra  selbst  oder  in  der  näheren 
oder  weiteren   Umgegend   hergestellt   hat. 

Bei  dieser  importierten,  ostasiatischen  Kera- 
in  i  k  handelt  es  sich  um  ein  in  verschiedenen  Gattungen  vorkommendes 
Material,  das  im  ganzen  als  Steingut  zu  bezeichnen  ist,  das  aber  teil- 
weise dem  Porzellan  so  nahe  kommt,  daß  es  dann  direkt  Porzellan 
genannt  werden  darf  ^).    Hier  ist  der  mit  Stahl  nicht  ritzbare  Scherben 

■)  Herr  Geheimrat  Dr.  Heinecke,  Direktor  der  Kgl.  Porzellan-Manufaktur  in  Char- 
lottenburg, hatte  die  Güte,  mich  über  die  zwischen  Porzellan.  Steingut  usw.  bestehenden 
lechnischen  Unterschiede  zu  belehren,  wofür  ich  auch  an  dieser  Stelle  den  ergebensten 
Dank  ausspreche. 


Die  Kleinfunde  von  Samaira  und  ihre  Ergebnisse  usw.  lg -5 

fast  weiß,  an  dünnen  Stellen  durchscheinend  und  im  Bruch  dicht  und 
muschelig.  Dabei  liegt  die  haarrissefreie,  glatte  und  glänzende  Glasur 
gleichmäßig  auf  und  hat  sich  mit  dem  Scherben  so  eng  verbunden, 
daß  beide  nur  in  demselben  Feuer  gebrannt  sein  können;  alles  charakte- 
ristische Eigentümlichkeiten  des  echten  ostasiatischen  Porzellans. 
Von  diesem  porzellanartigen  Material  kamen  neben  Fragmenten  von 
mehr  oder  minder  groben,  flachen  Schalen,  deren  niedriger,  breiter 
Ringfuß  abgeschliffen  ist,  auch  feinere  Bruchstücke  zum  Vorschein, 
so  von  einem  flachen  ovalen  Schälchen  mit  gewelltem  Rand,  dessen 
Innenseite  am  Boden  und  auf  der  Wandung  mit  einem  in  Relief  aus- 
geführten Fisch  zwischen  Wellenranken  und  mit  fliegenden  Vögeln 
verziert  ist  (Taf.  i,  Fig.  i).  Auf  Grund  von  literarischen  Nachrichten 
nimmt  man  an,  daß  die  Herstellung  des  ersten  chinesischen  Porzellans 
in  die  Epoche  der  Sui-Dynastie  (581 — 617  n.  Chr.)  oder  in  den  Beginn 
der  T'ang-Dynastie  (618 — 900  n.  Chr.)  fällt.  Man  bemühte  sich,  Jade 
-oder  Glas  nachzuahmen  und  war  so  auf  die  Erfindung  des  Porzellans 
gekommen.  Es  wird  berichtet,  daß  zur  T^ang-Zeit,  jener  in  politischer 
und  künstlerischer  Hinsicht  glänzendsten  Epoche  der  chinesischen 
■Geschichte,  in  Yüe-tschou  in  der  Provinz  Tschekiang  schneeweiße, 
mit  Silber  und  Schnee  zu  vergleichende  Erzeugnisse  gefertigt  wurden, 
»bisweilen  mit  Reliefs,  die  Fische  darstellten  und  zugleich  auch  ein 
Geäder,  das  die  Wellen  des  Wassers  andeuten  sollte«^).  Die  Ver- 
mutung liegt  nahe,  daß  es  sich  bei  diesen  weißen,  teilweise  mit  Relief 
verzierten  Porzellantragmenten  um  jene  Erzeugnisse  der  Provinz 
Tschekiang  handelt.  Bisher  war  ein  solches  Porzellan  und  überhaupt  . 
eine  ostasiatische  Keramik,  die  mit  Sicherheit  in  das  9.  Jahrhundert 
datiert  werden  konnte,  nicht  bekannt,  und  deshalb  beanspruchen 
die  in  Samarra  zum  Vorschein  gekommenen  Bruchstücke  das  größte 
Interesse  ^'). 

Diesem  Porzellan  schließt  sich  eine  keramische  Gruppe  eng  an, 
•die  man  als  noch  nicht  genügend  ausgebranntes 
Porzellan   bezeichnen  muß,  und  die  den  Übergang  zum  richtigen 

')  Ernst  Zimmermann,  Chiveslsches  Porzellan.  Leipzig  1913.  I.  Band.  S.  22  ff.  — 
Derselbe,  Wann  ist  das  chinesische  Porzellan  erfunden  und-uer  war  sein  Erfinder?  »  Oriental. 
Archiv«   Bd.    If,    1911. 

')  R.  L.  HoBSON  in  seiner  Einleitung  zum  Katalog  der  Exhibition  of  early  Chinese 
pottery  and  porcelain.  Burlington  fine  Arts  Club.  London  19 10:  »Apart  from  a  few  obscure 
literary  references  we  have  little  information  about  T'ang  wares,  though  \ve  cannot  doubt, 
that  when  the  ceramic  representatives  of  that  splendid  period  of  Chinese  art  emerge  from 
•concealment,  they  will  be  fully  worthy  of  the  cultured  age  which  gave  them  birth«,  und 
weiter:  »Some  of  these  wares  must  have  been  of  a  porcellanous  nature,  for  there  is  strong 
evidence  to  prove  that  porcelain  of  a  kind  was  first  made  in  the  T'ang  dynasty«. 


i84 


Friedrich  Sarre, 


Steingut  bildet.  Hierzu  gehören  starkwandige  Schalen,  deren  gelb- 
licher, nicht  durchscheinender,  aber  äußerst  harter  Scherben  im  Bruch 
rauh  erscheint.  Hier  hat  sich  die  nicht  gleichmäßige,  an  den  tieferen 
Stellen  dichtere  und  stark  haarrissige  Glasur  noch  nicht  so  eng  wie 
bei  der  vorigen  Gattung  mit  dem   Scherben  verbunden. 

Die  folgenden  Gruppen  müssen  nach  Gefühl  und  Struktur  als 
echtes  Steingut  bezeichnet  werden.  Der  mehr  oder  weniger 
fein  geschlemmte  Scherben  erscheint  grau,  braun  oder  grün  in  ver- 
schiedenen Schattierungen,  wobei  die  farbige  Substanz  auch  in  die 
farblose,  meist  haarrissige  Glasur  übergetreten  ist.  Zu  dieser  s  e  1  a  d  o  n  - 
artigen  Gruppe  gehören  vor  allem  starkwandige  Schalen  und 
Schüsseln  auf  niedrigem  Ringfuß;  seltener  fanden  sich  kleine  becher- 
artige, dünnwandige  Gefäße  auf  hohem  Fuß  mit  gewellter  und  am 
Rande  blattartig  gekerbter  Wandung.  Ein  unter  der  Glasur  ein- 
geritztes Muster  zeigt  Fische  oder  aus  Blattranken  bestehende  Orna- 
mente (Taf.  I,  Fig.  2).  Es  wird  berichtet^),  daß  zur  T'ang-Periode 
»in  Yotschou  in  der  Provinz  Hunan  und  zum  Teil  auch  in  Yüe-tschou 
in   der  von  Tschekiang  grüne  Erzeugnisse  angefertigt  wurden«. 

Bei  einer  sehr  seltenen  Steingutgruppe,  zu  der  die  Reste  eines 
Kruges  mit  kleinen  Henkeln  am  Rande  gehören,  bedeckt  den  grauen 
Scherben  eine  prachtvolle,  gelbbraun-glänzende  Glasur,  und  wir 
werden  an  die  Notiz  erinnert,  daß  »in  Schou-tschou  in  der  alten  Provinz 
Kiang-nan  gelbfarbige  Erzeugnisse«  gefertigt  sein  sollen. 

Wohl  die  am  meisten  in  Samarra  zutage  gekommene  Gruppe  von 
Steingut  zeigt  eine  ein-  oder  mehrfarbige  Glasur  auf 
weißem  Grunde,  in  grüner,  gelber  und  bräunlicher 
Farbe  Punkte,  Flecken  und  vor  allem  über-  und  durcheinander- 
laufende Streifen  bildend,  wobei  der  untere  Teil  des  Gefäßes  meist  von 
der  GlasuB  freibleibt  und  in  diesem  Falle  eine  abgeschliffene  Fußplatte 
aufweist  (Taf.  2,  Fig.3).  Den  fein  geschlcmmten,  gelblich-weißen  Scherben 
bedeckt  eine  weiße  Engobe  (Malgrund),  auf  der  sich  die  feinen  Haar- 
risse der  durchscheinenden  Glasur,  wenn  letztere  abgesprungen  ist, 
deutlich  in  Relief  markieren,  ein  Beweis  dafür,  daß  die  Haarrisse  schon 
bei  der  Herstellung  im  Brande  entstanden  und  nicht  eine  Folge  der 
Verwitterung   sind  2).       Einige    Beispiele    dieser,    große    und    kleinere 


')  Vgl.  E.  Zimmermann.  a.a.O.   I.  S.  25. 

2)  Aus  demselben  Material  bestehen  die  meist  figürlichen  Keramiken,  von  denen 
sich  prächtige  Beispiele,  teilweise  Figuren,  auf  der  erwähnten  Ausstellung  (A.  50,  52,  55, 
64 — 66)  aus  der  jetzt  im  »Victoria-  and  Albcrt-Museum«  aufgestellten  Sammlung  von 
\rr.  Eumorfopoulos  befanden.  —  Auch  die  mehr  als  lebensgroßen,  prachtvollen  Lohan- 
Figuren  aus  gebranntem  Steingut,  die  Friedrich  Perzynski  in  China  gefunden  und  im 


/S<f  ' 


Figur  1. 
Samarra,  Bruchstücke  einer  Schale  aus  weißem  ostasiatischem  Porzellan.    Durchm.  16  cm. 


Figur  2. 
Samarra,  Bruchstück  eines  Fußbechers  aus  seladongrünem  ostasiatischem  Steingut.    Durchm.  8  cm. 


Der  Islam.    Band  V,  Tafel  1. 


1  ^ 


^. 


Figur  3. 
Samarra,  grün-weiß  glasierte  Sehale  aus  ostasiatisehem  Steingut.    Durchm.  3Ü  cm. 


Figur  4. 
Samarra,  grün-weißer  Teller  mit  Graffltomuster  aus  ostasiatiscliem  Steingut.    Durclim.  42  cm. 


Die  Kleinfunde  von  Samarra  und  ihre  Ergebnisse  usw.  185 

Schüsseln  und  Schalen  bildenden  Gruppe  haben  ein  unter  der  Glasur 
eingeritztes  Muster  mit  unbeholfenem  vegetabilischem  Rankenornament 
(Taf.  2,  Fig.  4).  Kleinere  Gefäße  dieser  Art  sind  entsprechend  zarter  und 
feiper  geformt  in  jener  schon  oben  erwähnten  blütenähnlichen  Gestalt 
mit  gewellter  Wandung  und  gekerbtem  Rande,  zu  der  in  einem  seltenen 
Falle  auf  dem  Boden  angebrachte  Reliefdekorationen  (z.  B.  eine 
Gruppe  von  phantastischen  pfauenartigen  Vögeln)  hinzukommen. 
Leider  konnten  die  in  schwarzer  Tusche  auf  dem  Boden  einer  großen 
Schale  und  im  Innern  eines  Topfes  angebrachten  undeutlichen  arabischen 
Beschriftungen   bisher   nicht   gedeutet   werden. 

Wenn  wir  die  Bezeichnung  einheimische  Keramik 
im  Gegensatz  zu  der  eben  behandelten,  aus  Ostasien  importierten 
für  die  folgenden  keramischen  Gruppen  wählen,  so  soll  damit  nicht 
ausgedrückt  sein,  daß  diese  sämtlich  in  Samarra  selbst  hergestellt  sind. 
Hier  handelt  es  sich  weder  um  Porzellan  noch  um  Steingut,  sondern 
um  eine  mehr  oder  weniger  weiche,  stets  mit  dem  Messer  ritzbare, 
undurchsichtige  Fayence,  die  unglasiert  geblieben  oder  mit  einer 
Glasur  bedeckt  ist  ^). 

Zu  der  u  n  g  1  a  s  i  e  r  t  e  n  Keramik  gehört  die  sogenannte 
Stempelkeramik.  Sie  kommt  in  Samarra  noch  so  häufig  vor,  daß 
wir  annehmen  müssen,  daß  die  großen  starkwandigen  Henkelgefäße, 
deren  Schmuck  in  eingepreßten  Medaillons  besteht,  noch  im  9.  Jahr- 
hundert hergestellt  worden  sind.  An  bestimmten  Plätzen  in  der  Nähe 
von  Samarra,   vor  allem  in  Tekrit,   dann  auch  am  sogen.  Nil,  südlich 

Herbst  191 3  in  Berlin  ausgestellt  hat,  zeigen  in  der  Glasur  die  charakteristischen  grünen 
und  golübraunen  Töne  und  dürften  gleichfalls  noch  der  T'ang-Periode  angehören.  —  Wenn 
es  wahr  ist,  daß  die  ^m  Schatzhause  Shosoin  bei  Nara  vereinigten  Kunstschätze  sämtlich 
aus  der  ersten  Hälfte  des  8.  Jahrhunderts  stammen,  so  handelt  es  sich  bei  einer  Reihe  von 
farbig  glasierten  Gefäßen  gleichfalls  um  chinesisches  Steingut  der  T'ang-Dynastie,  und 
zwar  aus  einer  der  Samarra-Zeit  um  ein  Jahrhundert  vorangehenden  Periode  (vgl.  Toyei 
Shuko,  Tokyo  1900,  Bd.  HI.  Taf.  154 — 156  und  Oskar  Münsterberg:  Chinesische  Kunst- 
geschichte. Eßlingen  191 2.  Bd.  11,  Abb.  379 — 383).  Herrn  Dr.  Otto  Kümmel  verdanke 
ich  die  Kenntnis  von  in  Japan  hergestellten  farbigen  Originalaufnahmen,  die  über  die 
Identität  der  Shosoin-Keramik  mit  dem  in  Samarra  gefundenen  chinesischen  Steingut 
kaum  einen  Zweifel  übrig  lassen. 

■)  Für  das  Vorhandensein  von  Töpfereien  dient  der  an  mehreren  Stellen  festgestellte 
Fund  von  kristallisierter  Glasurmasse,  ferner  das  \'orkommen  von  nicht  vollendeten  Töpfereien, 
bei  denen  z.  B.  das  Muster  auf  dem  unglasierten  Scherben  in  Tusche  vorgezeichnet  oder 
bei  denen  die  Farbe  vor  der  Glasur  in  pulveriger  Form  aufgetragen  war,  zum  Beweis.  Auch 
Matrizen  für  aufzutragende  Ornamente  kamen  zum  Vorschein.  Als  wohl  sicher  in  Samarra 
hergestellte  Keramik  konnte  ein  bei  verschiedenen  Fayencegattungen  verwandter,  äußerst 
fein  geschlemmter,  gelblich-weißer  Scherben  festgestellt  werden,  mit  dem  sich  die  Glasur, 
z.  B.  bei  der  später  zu  erwähnenden  Lüsterware,  so  eng  verbindet,  daß  sie  beim  Abspringen 
meist   eine   dünne    Schicht   des   Scherbens   mit   sich   nimmt. 

Islam.     V.  j^ 


l86  Friedrich  Sarre, 

von  Bagdad,  wird  diese  Keramik  in  großen  Mengen  gefunden  und 
scheint  deshalb  vor  allem  in  sasanidischer  und  in  omayyadischer 
Zeit  fabriziert  worden  zu  sein  ^).  Die  in  Samarra  gefundene  Keramik 
dieser  Art  zeigt  in  den  Medaillons  nur  ornamentale  Muster  und  In- 
schriften, während  die  sonst  so  häufigen  figürlichen  Darstellungen, 
die  an  sasanidische  Vorbilder  erinnern,  nur  äußerst  selten  im  Stadt- 
gebiet vorkommen.  Ferner  kamen  verschiedene  Arten  von  meist 
schmucklosen  Gefäßen  aus  unglasiertem,  gelblich-grauem  und  auch 
rotem  Ton  zum  Vorschein,  deren  straffe  Formgebung  noch  an  helle- 
nistische Vorbilder  erinnert;  die  Henkelansätze  sind  teilweise  ganz 
klassisch  gebildet.  Besondere  Beachtung  verdienen  die  winzigen 
Reste  von  oft  eierschalcndünnen  Gefäßen,  bei  deren  Schmuck  ver- 
schiedene Techniken,  Kerbschnitt,  Gravierung,  Pressung  mittels  Hohl - 
formen,  auch  die  Barbotinetechnik   Verwendung  gefunden  haben. 

Unter  der  glasierten  Keramik  von  Samarra  sei  an  erster 
Stelle  eine  aus  gelbgrauem,  grobem  Ton  gefertigte  Ware  erwähnt, 
die  für  die  verschiedensten  Gefäße  verwandt  wurde  und  eine  dicke, 
meist  auf  beiden  Seiten  aufgetragene,  einfarbige,  dunkel-  oder  hellblaue 
oder  grünblaue  Glasur  in  oft  starker  Verwitterung  aufweist.  Seit 
der  parthischen  Zeit  (vgl.  die  aus  Warka  stammenden  grünglasierten 
Sarkophage  in  Schuhform  mit  figürlichem  Schmuck  im  Museum  zu 
Konstantinopel  und  in  Bruchstücken  in  der  Islamischen  Abteilung 
in  Berlin)  ist  uns  diese  Keramik  aus  Mesopotamien,  neuerdings  auch 
aus  Abessynien  2)  bekannt;  als  einzige  Verzierung  zeigen  die  großen 
in  Samarra  vorkommenden  vasenartigen  Gefäße  auf  der  Schulter 
aufgelegte,  oft  gekerbte  Bänder,  Strickverzierungen,  ein  Muster  von 
Kreisen  und   Spiralen  mit   Blattmotiven  in  der  Mitte  bildend  3). 

Als  Nachahmung  jener  oben  erwähnten  o  s  t  a  s  i  a  t  i  - 
sehen  Steingut  wäre  muß  eine  Reihe  von  verschiedenen 
Fayencegattungen  bezeichnet  werden.  Neben  dem  weißen  Porzellan 
hat  man  das  gelbe  Steinzeug  und  dann  vor  allem  die  mehrfarbig,  gelb, 
grün,  braunrot  glasierte  ostasiatische  Ware  nachzubilden  versucht, 
und  dieser  Versuch  ist  teilweise  so  gut  gelungen,  daß  erst  die  Unter- 
suchung des  Scherbens  erkennen  läßt,  ob  es  sich  um  chinesische  oder 
um  vorderasiatische  Erzeugnisse,  um  Porzellan  und  Steingut  oder  um 


')  Vgl.  darüber  Herzfeld  in  Archäologische  Reise  im  Euphral-  und  Tigrisgebiet. 
Berlin   191 1.      Bd.    I.   S.   225  ff.   und  238. 

-)  Deutsche  Aksum-Expedilion,  Berlin  19 13,  Textband,  ,. Die  Kleinfunde"  von  Robert 
Zahn,   S.  209  und  218,  Abb.  431. 

3)  Vgl.  die  große  grünglasierte  \'ase  in  der  Islamischen  Abteilung  in  Berlin 
(Inv.-Nr.  1387);   sie  soll  aus  Kufa  stammen. 


Die  Kleinfunde   von  Samarra  und  ihre  Ergebnisse  usw.  I  87 

Fayence  handelt.  Nicht  immer  ist  es  gelungen,  in  der  Glasur  die  Leucht- 
kraft und  den  Glanz  der  Vorbilder  zu  erreichen;  sie  wirkt  in  der  Nach- 
ahmung oft  stumpfer,  blasiger  und  unsauberer.  Sehr  mannigfach  in 
Form  und  Dekoration  ist  diese  mit  farbigen  Überlaufglasuren  ver- 
sehene Samarra -Fayence. 

Ein  meistens  schon  der  Sung-Periode  (960 — 1279  n.  Chr.)  zu- 
geschriebenes chinesisches  Steingut  zeigt  dunkelbraune  Bemalung 
auf  rahmfarbig-weißem  Grunde  ^).  Auf  jene  ostasiatische  Gattung, 
die  freilich  in  Samarra  nicht  konstatiert  worden  ist,  geht  meiner  An- 
sicht nach  eine  elfenbeinfarben  glasierte  Fayence  zurück,  deren  Deko- 
ration in  einer  dunkelblauen,  emailartigen  Farbe  ausgeführt  ist  und  meist 
einfache  Blattrosetten  aufweist.  Die  islamische  Fabrikation  ist  aber 
nicht  bei  der  einfachen  Nachahmung  stehengeblieben  und  hat  in 
anderen  Ornamentationsmotiven,  auf  die  hier  nicht  näher  eingegangen 
werden  kann,  vor  allem  auch  in  der  Verwendung  von  Schriftborten 
mit  kufischen  Lettern  neue  Muster  geschaffen. 

Meine  schon  früher  mehrfach  geäußerte  Vermutung,  daß  die  Er- 
findung der  Gefäßmalerei  mit  metallisch  schillernden  Farben,  die 
Lüstermalerei,  mit  dem  Koranverbot,  Geräte  aus  Edelmetall 
zu  benutzen,  zusammenhängt  2),  findet  in  einer  besonders  reizvollen,  in 
Samarra  zum  ersten  Male  zum  Vorschein  gekommenen  Fayence- 
gattung ihre  Bestätigung.  Die  Art  der  Dekoration,  die  in  Relief  aus- 
geführten Knopf-,  Rosetten-  und  Bandmotive,  Borten  in  Form  von 
Bogenarkaden  und  andere  Motive  mehr  lassen  keinen  Zweifel  darüber, 
daß  die  so  verzierten,  mit  einem  goldschimmernden  Lüster  bemalten, 
eigentlich  besser  gesagt  vergoldeten  Gefäße  nichts  anderes  als  Imi- 
tationen der  verpönten  Goldgeräte  sind.  Die  Reste  einer  flachen, 
auf  niedrigen  Füßen  ruhenden  Schale  seien  als  Beispiel  für  diese  be- 
sonders wichtige  und  neue  Gruppe  der  Samarra-Keramik  erwähnt 
und  abgebildet  (Taf.  3,    Fig.  5). 

Neben  dieser,  den  ganzen  Scherben  bedeckenden  Lüstrierung 
kommt  nun  auch  eine  teilweise  Lüstermalerei  auf  weiß  oder  grau 
glasiertem  Scherben  vor,  und  zwar  in  verschiedener  Färbung  des  Lüsters, 
rot,  stahlgrau  oder  braun,  endlich  auch  gelb  und  gelbbraun  und  oliven- 
farbig. In  der  Leuchtkraft  und  Färbung  des  Lüsters  hat  die  Samarra- 
Periode  schon  das  höchste  geleistet  und  alles  in  den  Schatten  gestellt, 
was  eine  spätere  Zeit  im  Osten  und  Westen,  in  Persien,  Ägypten, 
Spanien   und    Italien   auf   dem   Gebiete    der   Lüstermalerei   erreichen 

')  E.  ZiMMERMANx  a.  3..  O.   Bd.  II,  Taf.  2,  obere  Abbildung,  Mitte. 
*)  Die  spanisch-maurischen   Lüsterfayencen  des   Mittelalters    und   ihre  Herstellung   in 
Malaga.     Jahrbuch  der  Kgl.   Preuß.   Kunstsammlungen,   1903,  24.    Bd.,   S.   103. 

«3* 


i88 


Friedrich  Sarre, 


sollte.  Sehr  selten  zutage  gekommene  Scherben  mit  einem  verschiedene 
Töne  zeigenden  roten  Goldlüster  bilden  den  Höhepunkt.  Abgesehen 
von  diesem  technischen  Können  sind  auch  die  Muster  von  Interesse 
und  lassen  eine  gewisse  Übereinstimmung  mit  den  Dekorationsmotiven 
in  den  Stuckdekorationen  von  Samarra  (z.  B.  im  sogenannten  I.  Stil) 
nicht  verkennen.  Wir  zeigen  als  Beispiel  Bruchstücke  von  einem 
Becher  (Taf.  4,  Fig.  8),  in  dessen  Dekoration  neben  jenem  allgemeinen 
Charakter  vor  allem  die   sasanidische  Flügelpalmette  bemerkbar  ist^ 


Abb.   1. 


die  in  den  Wanddekorationen  freilich  nur  äußerst  selten  vorkommt. 
Außerdem  sei  auf  die  bei  der  Innenzeichnung  verwandte  Schraf- 
fierung, die  als  Füllmotive  dienenden  Punkt-  und  Spiralmuster 
hingewiesen.  Eine  tiefe,  in  braunem  Goldlüster  bemalte  Schale, 
deren  Reste  in  flcm  Palast  al-\hhiq  gefunden  wurden  (Abb.  l), 
enthält  iils  !lau])tschmuck  einen  großen,  ornamental  behandelten 
Adler,  dessen  Stilisierung  das  Bestreben  erkennen  läßt,  das  Figürliche 
möglichst  in  den  Hintergrund  treten  zu  lassen.  Diese  Absicht  ist  bei 
einem  Tafelgeschirr,  das  vielleicht  für  den  persönlichen  Gebrauch 
des    Kalifen    bestimmt    war,    wohl    erklärlich  ^). 

')  Worauf  Gaston    Migeon    vor  kurzem  (Notes  d' Archeologie  mustdmane.     Gazette 
des  Beaüx  Arts  1913,   S.  4S1  ff.)  schon  hingewiesen  hat,  ist  die  merkwürdige  Tatsache, 


Die  Kleinfunde  von  Samarra  und  ihre  Ergebnisse  usw.  i8q 

Die  Lüstrierung  findet  sich  nun  auch  bei  der  in  Samarra  zutage  ge- 
kommenen Fliesenkeramik.  Unter  den  stets  quadratisch,  dreieckig 
oder  rhomboidartig  geformten  Fliesen  zeigt  eine  Gruppe,  von  der  sich 
leider  nur  Bruchstücke  fanden,  grobe  Blatt-  und  Rankenmotive  in 
braunem  Lüster  auf  rahmfarbenem  Grunde  ^).  Neben  anderen  grün- 
oder  rotgesprengelten  Fliesen,  die  wohl  Marmor  imitieren  sollen  2), 
kamen  Fragmente  von  sehr  eigentümlichen,  großen,  quadratischen 
Fliesen  zum  Vorschein  (Taf.  4,  Fig.  7).  Das  in  gelbbraunem  und  rotem 
Lüster  gemalte  Muster  zeigt  einen  leicht  stilisierten  Blattkranz  mit 
Eckzwickeln  und  in  dem  marmorierten  Mittelfelde  eine  kleine  Hahnen- 
figur. Man  wird  unwillkürlich  bei  diesem  Muster  an  sasanidische 
Stoffe  und  auch  an  die  ungefähr  gleich  großen  quadratischen  Stuckreliefs 
erinnert,  die  in  einem  Blattkranz  sasanidische  Symbole  und  Tier- 
figuren zeigen  und,  wie  ich  vermutete,  der  gleichen  Zeit  wie  diese 
Samarra -Fliesen  angehören  dürften  3).  Auf  eine  nähere  Analyse  der 
in  diesen  interessanten  Fliesen  vorkommenden  Formengebung  muß 
hier  verzichtet '  W'erden.  Die  Form  dieser  Fliesen  ist  quadratisch, 
ebenso  wie  die  der  seltenen  frühen,  etwa  dem  10.  bis  11.  Jahrhundert 
angehörenden  Lüsterfliesen  des  Berliner  Museums,  deren  Herkunft 
aus  Raqqa  am  Euphrat  mir  wegen  der  Übereinstimmung  mit  authen- 
tischen  Raqqa-Fliesen   sehr  wahrscheinlich   erschien  4).      Die  gleiche 


daß  sich  diese  Lüsterkeramik  \-on  Samarra  ziemlich  häufig  in  Ägypten,    in   Bahnasa  in 
Oberägypten  und  auch  in  Fostat.  findet,  und  daß  sie  ferner  in  Susa  und  Raghes  in  Persien, 
in  Medinat  Azzahra   bei  Cordova  in  Spanien  (R.  Velazquez  Bosco,     Medina  Azzakra  y 
Alamiriya.      Madrid  191 2,   pl.  L — LIII)  und  in    der   Qaf'a  der  Beni   Hammäd  in  Algier' 
(General  L.  de  Beylie:  La  Kalaa  etc.    Paris  1909,  p.  87)  zum  Vorschein  gekommen  ist. 
Auch  unter  den  Funden  aus  der  islamischen  Schicht  von  Djerablus  am  Euphrat,  dem  alten 
Karkemisch,  das  von  einer  englischen  Expedition  ausgegraben  wird,  habe  ich  im  Sommer 
1913  an  Ort  und  Stelle  einige  schöne  Beispiele  gesehen.   Ein  Vergleich  derartiger  Scherben 
ägyptischer  Herkunft,    die    sich,    abgesehen    von   mehreren  intakten   Schalen,    in  großer 
Anzahl  in  der  Islamischen  Abteilung  des  Berhner  Museums  befinden,  mit  der  in  Samarra 
zutage  gekommenen  Ware  beweist,  daß  es  sich  um  die  gleiche  Gattung  und  um  die  gleiche 
Töpferwerkstatt  handeln  muß.    Da  nun  gerade  diese  Gattung  den  für  Samarra  typischen, 
feingeschlemmten,  weiß-gelben  Scherben  zeigt  (vgl.  oben  S.  185  Anm.  i),  so  scheint  mir 
Samarra  oder  vielmehr  die  Nähe  von  Samarra  als  Fabrikationsgegend  dieser  schönen,  im  9. 
bis  12.  Jahrhundert  durch  die  ganze  islamische  Welt  exportierten  Ware  gelten  zu  müssen. 
Auch  nach  der  Aufgabe  der  Stadt,  so  dürfen   wir  annehmen,  hat  sich   diese    Fabrikation 
■am  Tigris    noch   einige   Zeit    erhalten. 

')  Eine  farbige  Abbildung  eines  derartigen  in  Samarra  gefundenen  Fragments  bei 
H.  Viollet:  Un  Palais  musnlman  du  IX.  siede.     Paris  191 1.     PI.  XXIII,  Xo.  7. 

2)  Ebenda  PI.  XXIII,  No.  5  u.  8. 

3)  Makam   Ali  am  Euphrat.      Jahrb.   d.   Kgl.   Preuß.   Kunstsammlungen  29.    Band, 
1908,  S.  67  fT. 

4)  Amtliche  Berichte  aus  den  Kgl.  Kunstsammlungen.    Berlin  191 2/1 3.    S.  70,  Abb.  40. 


IQO  Friedrich  Sarre. 

Form  und,  so  viel  ich  nach  dem  zehn  Jahre  zurückhegenden 
Augenschein  beurteilen  kann,  auch  eine  gewisse  Übereinstimmung 
im  Ton  des  Lüsters  haben  die  bekannten  Fliesen  der  Moschee  Sidl 
*Oqba  in  Kairuan  im  Maghrib;  sie  schmücken  die  den  Mihräb  um- 
gebende Wand  und  sollen  nach  einer  Tradition  auf  Befehl  eines 
Aghlabiden  teils  von  Bagdad  importiert,  teils  durch  einen  Bagdader 
Töpfer,  den  sich  der  Fürst  von  dort  kommen  ließ,  in  Kairuan  selbst 
hergestellt  worden  sein  i).  Im  Gegensatz  zu  Butler  -),  der  diesen 
Fliesen  ihr  hohes  Alter  absprechen  wollte,  habe  ich  auf  Grund  des 
Musters  und  anderer  Merkmale  betont,  daß  ihre  Herkunft  aus  Meso- 
potamien und  ihre  Entstehung  im  9.  bis  10.  Jahrhundert  sehr  wahr- 
scheinlich sei  3).  Meine  damalige  Vermutung  wird  jetzt  dur&h  die 
Ausgrabungen  von  Samarra  bekräftigt,  bei  denen  nicht  nur  auch 
quadratische  Lüsterfliesen  (Taf.  4,  Fig.  7)  zutage  gekommen  sind, 
sondern  wo  die  Lüstermalerei  auf  Gefäßen  (Taf.  4,  Fig.  8)  die  gleiche 
oder  mindestens  sehr  verwandte  ornamentale  Dekoration  wie  auf  den 
Sidl  *Oqba-Fliesen  zeigt:  Hier  wie  dort  die  Flügelpalmette  und  jene 
charakteristischen,  aus  Streu-  und  Rollwerk  bestehenden  Füllmotive, 
auf  die  ich  oben  hingewiesen  habe. 

Vorislamische  Keramik.  Einem  vorislamischen  Fried- 
hof, und  deshalb  nicht  zu  der  sonst  überall  in  Frage  kommenden,  streng 
umgrenzten  Epoche  des  9.  nachchristlichen  Jahrhunderts,  gehören 
keramische  Funde  an,  die  an  zwei  Stellen  innerhalb  des  Stadtgebietes 
auf  dem  hohen  linken  Tigrisufer  gemacht  wurden.  Es  handelt  sich 
nach  dem  Fundbericht  von  Herzfeld  um  Gräber,  die  unmittelbar 
unter  islamischen  Privathäusern  liegen.  Um  die  in  liegender  Stellung 
beigesetzten  Leichen  ist  eine  Reihe  von  Lehmziegeln  gestellt;  an  Bei- 
gaben fanden  sich  regelmäßig  die  hier  zu  besprechende  Keramik, 
selten  Alabastrcn  und  gelegentlich  Glasperlen  in  großer  Menge.  Die 
je  nach  der  Stärke  des  Brandes  hellgrau  oder  hellbräunlich,  bisweilen 
auch  rötlich  scheinenden  porösen  Tongefäße  zerfallen  in  dickwandige 
Schalen  mit  geradem,  etwas  ausladendem  Rand  und  in  bauchige,  unten 
rund  geschlossene  Becher;  sehr  selten  fand  sich  eine  dritte,  konische 
Becherform.  Die  Bemalung  ist  in  Schwarzbraun  oder  in  Braunrot 
ausgeführt  und  zeigt  bortenartige  und  flächige  Muster  primitiver 
geometrischer  Art  von  der  größten  Mannigfaltigkeit.  Als  häufig  vor- 
kommendes Emblem  sei  die  Svastika  erwähnt.  Während  sich  die 
Dekoration  der  becherartigen  Geräte  auf  diese  ornamentale  Verzierung 

')  H.  Saladin:  La  Mosqiiie  de  Sidi  Oqha  a  Kairouan.     Paris  1899.     Fig.  47. 
-)  A.   J.   Butler  im  Burlington  Magazine.     Oktober  1907.     S.  48  ff. 
3)  Denkmäler  Persischer  Baukunst.     Berlin   1910.     Textband.     S.  65. 


Die  Kleinfunde  von  Samarra  und  ihre  Ergebnisse  usw. 


191 


beschränkt,  kommen  auf  dem  Boden  der  Schalen  mannigfaltige  figür- 
liche Muster  sehr  merkwürdigen  Charakters  zum  Vorschein.  Meist 
sehen  wir  linear  gezeichnete  Tierfiguren  zu  zweien  oder  zu  mehreren 
so  aneinandergesetzt,  daß  ihre  Zusammenstellung  eine  Art  von  orna- 
mentaler Rosette  bildet.  So  kommt  die  Darstellung  von  Steinböcken 
vor,  bei  denen  die  Vorderbeine  des  einen  zu  gleicher  Zeit  die  Hinterbeine 
des  gegenübergestellten  Tieres  sind  (Taf.  3,  Fig.  6).  Auf  einer  anderen 
Schale  entsteht  aus  den  in  Dreiecke  aufgelösten,  schachbrettartig 
gemusterten  Körpern  von  vier  Tieren  ein  kreuzförmiger  Stern  (Abb.  2j; 
bei  einer  dritten  Schale  bilden  Schlangen,  Skorpione  und  mensch- 
liche Figuren  mit  flatternden  Haaren  konzentrische  Kreise   (Abb.  3); 


Abb.  2. 


Abb.  3. 


auf    einer   vierten    Schale    sind    phönixartige   Wasservögel,    die   nach 
Fischen  schnappen,  um  eine  Svastika  in  der  Mitte  gruppiert. 

Über  das  Alter  dieser  Keramik  möchte  ich  an  dieser  Stelle  kein 
abschließendes  Urteil  zu  geben  wagen.  Unzweifelhaft  ist  eine  gewisse 
Verwandtschaft  im  Material,  in  den  Formen  und  in  der  Dekoration 
mit  derjenigen  Töpferware  vorhanden,  die  an  verschiedenen  Stellen 
in  Kleinasien  i),  in  Turkestan ")  und  vor  allem  bei  Susa  3)  zutage 
gekommen  ist.  Sie  wird,  vor  allem  die  letztgenannte,  in  ein  sehr  hohes 
Alter  (3000  Jahre  v.  Chr.)  gesetzt,  das  wir  für  die  in  Samarra  gefundene 

')  J.  L.  Myres:  The  Early  Pot-fabrics  of  Asia  Minor.  Journ.  of  the  Anthropol. 
Institute  of  Great  Britain  and  Ireland.     Vol.  XXXIII,  1903,  p.  367  ff. 

^)  Hubert  Schmidt:  Archceol.  Excavations  in  Anau  and  old  Merv.  Explorat.  in 
Turkestan,  edit.  by  R.  Pumpelly.     Washington  1908.     Chap.  VI. 

3)  Edm.  Pottier:  Ceramique  peinte  de  Suse  et  petita  Monuments.  Delegation  en  Perse. 
Tome   XIII.     Paris  1912. 


IQ2  Friedrich  Sarre, 

Keramik  aus  verschiedenen  Gründen  doch  wohl  nicht  annehmen  können. 
Einerseits  spricht  das  gleichzeitige  Vorkommen  von  Scherben  einer 
schwarzbraun  bemalten  polierten  Tonware,  wahrscheinlich  griechischer 
Herkunft,  für  eine  jüngere  Zeit,  für  die  erste  Hälfte  oder  die  Mitte 
des  2.  Jahrtausends  v.  Chr.  ^j;  andererseits  zeigt  die  figürliche  Dekora- 
tion in  der  Stilisierung  der  Tierfiguren  Berührungspunkte  mit  der 
oben  erwähnten  sasanidisch-frühislamischen  Stempelkeramik  und  auch 
in  der  linearen  Auflösung  der  Tierkörper  mit  der  gleichzeitigen,  in 
Barbotinetechnik  verzierten  unglasierten  Tonware  ^).  Alle  drei  kera- 
mischen Gattungen  gehören  dem  gleichen  Gebiet,  dem  mittleren  und 
unteren  Tigristale  an,  und  so  darf  man  vielleicht  annehmen,  daß  es  sich 
hier  um  eine  provinzielle  Dekoration  handelt,  die  sich  in  ihrer-Eigen- 
art  durch  Jahrtausende  erhalten  hat.  Merkwürdigerweise  zeigen  nur  die 
dickwandigen,  oft  roh  und  kunstlos  geformten  oder  auch  im  Brande  ver- 
unglückten Schalen  die  erwähnte  phantastische  Dekoration  mit  mensch- 
lichen Figuren  und  unheilbringenden  Tieren,  während  sich  bei  den 
becherförmigen  Gefäßen  die  sauber  ausgeführte  Malerei  rein  auf  orna- 
mentale Muster  beschränkt.  Nach  einer  Vermutung  Herzfeld's 
handelt  es  sich  bei  ersteren  um  Gefäße,  die  mit  dem  Totenkult  zu- 
sammenhängen und  deshalb  in  der  erwähnten  Weise  dekoriert  sind; 
die  anderen,  technisch  besser  gearbeiteten  Gefäße  dagegen  sind  als 
Gebrauchsgeräte  anzusprechen.  Als  Beweis  für  das  erstaunlich  lange 
Fortleben  von  Technik  und  Dekoration  im  Orient  sei  daran  erinnert, 
daß  in  Palästina  eine  geometrisch  gemusterte  unglasierte  Keramik 
primitiver  Formgebung  an  verschiedenen  Stellen  zum  Vorschein 
kommt,  die  man  unzweifelhaft  für  altorientalisch  halten  würde, 
wenn  nicht  bei  einigen  Gefäßen  durch  das  Vorkommen  von  ara- 
bischen   Inschriften    die   islamische   Provenienz   gesichert   wäre  3). 

Glas. 

Auf  die  Glasfenster  der  Großen  Moschee,  die  aus  starken,  zwischen 
Glasstege  geschobenen  Glasplatten  bestanden,  hat  Herzfeld  im 
Vorbericht  (S.  13)  schon  hingewiesen,  ebenso  wie  auf  die  von  Hängc- 
Icuchtcrn  stammenden,  ebendort  gefundenen  vielen  kleinen  Öllämpchen, 
die  winzige,  an  einem  Stiel  sitzende  Becher  bilden.    Die  mannigfachen 

')  Herr  Prof.  Robert  Zahn  hält  diese  Scherben  nach  Ton,  Firnißmalerei  und  nach 

den  Ornamenten  für  kretisch-mykenisch. 

:)  Archäologische  Reise  a.  a.  0.  Bd.  I,  S.  224  ff.,  Abb.  114— 116;  Bd.  III,  Taf.  CXIV- 
3)  Die  islamische  Sammlung  des  Kaiser  Friedrich- Museums  besitzt,  abgesehen  von 

einem  reichen  Scherbenmaterial,   ein  paar  intakte  Krüge  aus  Bct  Djibrin  und  ähnliche. 

mit    arabischen    Inschriften    versehene    Gefäße,    die    aus    dem    Kunsthandel    in    Aleppo 

stammen. 


/?^ 


Figur  ■>. 
Samarra,  lustrierter  Fayenceteller  mit  Reliefdekoratiou.    Durchm.  24,5  cm. 


Fig.  6. 
Samarra,  rotbemalte  altorieutalisclie  Tonschüssel.    Durchm.  29  cm. 


nz 


Die  Kleinfunde   von   Samarra   und    ihre   Ergebnisse   usw.  10'? 

Pormcn  der  vielen,  aus  klarem  Glase  bestehenden  oder  in  der  Masse 
einfarbig  blau,  grün  oder  weinrot  gefärbten,  größeren  und  kleineren 
Flaschen  ^),  Teller  und  sonstigen  Gefäße  werden  erst  in  der  definitiven 
Veröffentlichung  im  Bilde  gezeigt  und  besprochen  werden.  Aus  den 
Bruchstücken,  die  teilweise  in  winzigstem  Maßstabe  gefunden  wurden, 
war  es  dennoch  möglich,  die  verschiedenen  Techniken  zu  erkennen, 
deren  man  sich  bei  der  Dekorierung  der  Gläser  in  Samarra  bedient 
hat.  Neben  der  einfachen  Gravierung  mit  geometrischen  Mustern 
war  das  Schleifen  und  Schneiden  des  Glases  bekannt,  teilweise  mit 
ornamentalen  und  figürlichen  Mustern  in  Relief,  eine  Technik,  die 
besonders  im  fatimidischen  Ägypten  geübt  worden  ist.  Auch  die 
gleichfalls  schon  von  dort  bekannte  Verzierungsart  mit  gepreßtem 
Dekor,  die  darin  besteht,  daß  rosettenartiger  Reliefschmuck  auf  der 
Außen-  und  Innenseite  zugleich  vorkommt,  die  also  mit  einer  Art 
Waffeleisen  bei  noch  weichem  Zustande  hergestellt  sein  muß,  findet 
sich  häufig  in  Samarra  -) ;  ebenso  die  Technik  der  Fadenauflage  3) 
und  diejenige,  daß  verschiedenfarbige  Schichten  übereinander  ge- 
schmolzen (Überfanggläser)  und  die  obere  dann  mit  einem  Schnitt- 
muster versehen  wurde.  Neu  ist  die  Vergoldung  und  Bemalung  des 
Glases  mit  einer  Art  Lackfarbe,  eine  Technik,  aus  der  sich  dann  später, 
im  13.  und  14.  Jahrhundert,  die  vor  allem  in  Syrien  blühende,  prächtige 
-Glasfabrikation  der  Emaillierung  und  Vergoldung  entwickelt  haben 
•mag.  Überraschend  wirkt  das  Vorkommen  von  kunstvoll  gemusterten 
•quadratischen  Platten  aus  Mosaikglas  (Millefiori-Glas) ,  die  als 
Wandbekleidung  Verwendung  gefunden  haben.  Abgesehen  von 
kleinen  Plättchen,  die  man  als  Schmuckplatten  für  Möbel  be- 
nutzte, ist  uns  ein  derartiger  Wandschmuck  in  Form  von  größeren 
Platten  aus  der  römischen  Kaiserzeit  bekannt  4) ,  und  wir  dürfen 
wohl    annehmen,    daß    die    im    Kalifenpalast    verwandten    Millefiori- 


')  Der  obere  Teil  einer  kleinen  Henkelflasche  stimmt  vollkommen  mit  einem  Fläschchen 
überein,  das  sich  im  Shosoin  in  Nara  befindet,  und  das  deshalb  als  ein  aus  dem  Westen 
nach  Japan  importiertes  Glasgefäß  gelten  muß  (abgeb.  Toyei  Shuko,  Bd.  III,  Taf.  152, 
und  Münsterberg  a.  a.  0.  Abb.  637  c).  Wahrscheinlich  sind  auch  die  anderen  Gläser  im 
Shosoin  derselben  westlichen  Herkunft. 

^)  Vgl.  über  diese  verschiedenen  Techniken  den  Abschnitt  »Ägyptisches  Glas«  bei 
Robert  Schmidt:  Das  Glas.      Berlin   1912.      S.  42  ff. 

3)  E.  Kühnel:  Frühislamische  Gläser  mit  aufgelegtem  Dekor.  Amtl.  Berichte  aus 
den  Kgl.   Kunstsammlungen.     1913/14.     S.   11. 

4)  Herrn  Prof.  R.  Zahn  verdanke  ich  den  Hinweis  auf  die  einschlägige  Literatur. 
Vor  allem  seien  die  reichen  Beispiele  von  Bruchstücken  von  Wandschmuckplatten  aus 
Millefiori-Glas  erwähnt,  die  aus  der  Collection  Julien  Greaii  von  W.  Froehner  (Paris  1903, 
pl.  69  u.  72)  veröffentlicht  sind. 


j  Q^  Friedrich  Sarre, 

Platten  von  auswärts,  aus  Syrien  oder  Ägypten  i Alexandrien)^ 
stammen;  wurde  doch,  soweit  wir  bisher  wissen,  die  Technik  des 
Millefiori -Glases  in  der  islamischen  Zeit  nicht  mehr  geübt  und.  bei 
Gefäßen,  durch  Inkrustation  und  Aufschmelzen  andersfarbiger  Glas- 
masse ersetzt.  Auch  für  das  Vorkommen  dieser  Ersatztechnik  finden 
sich    in    Samarra    Beispiele. 

Auf  das  Vorkommen  von  Glasmosaiken  in  Verbindung  mit  Perl- 
mutter an  einem  der  Portale  von  Balkuwärä  hat  Herzfeld  im  Vor- 
bericht (S.  36)  schon  hingewiesen.  »Die  Farben  sind  in  den  offenbar 
große  Ranken  zeigenden  Zwickeln  ausschließlich  grün,  vom  gelbgrün 
bis  zum  schwarzgrün  schattiert.«  Auch  im  Kalifenpalast  brachte  die 
zweite  Kampagne  Reste  von  Wanddekorationen  zum  Vorschein,  bei 
denen  es  sich  aber  nicht  nur  um  ein  Würfelmosaik  handelt;  rauten- 
förmige Glasplättchen,  auch  Knöpfe  und  hohle  Halbkugeln  aus  Glas 
haben  hier  zusammen  mit  Perlmutter  mannigfaltige,  nicht  mehr 
vollkommen   rekonstruierbare   Muster   gebildet. 

Stein. 

Unter  den  Kleinfunden  aus  Stein  seien  sauber  gearbeitete,  pro- 
filierte Alabastren,  Vasen  und  Schalen  aus  verschiedenen  Arten 
von  Alabaster  und  Alarnior  hervorgehoben.  Daß  diese  Gegenstände 
ebenso  wie  das  Material  für  die  marmornen  Wandbeklcidungen,  die 
im  Kalifenpalast  vielfach  die  in  den  Privathäusern  üblichen  Stuck- 
dekorationen ersetzte,  sei  es  in  fertigem  Zustande,  sei  es  als  Roh- 
material aus  dem  Westen,  vor  allem  aus  Antiochien  und  Laodicea 
bezogen  worden  sind,  darauf  hat  Herzfeld  schon  im  Vorbericht 
(S.  8  ff.)  hingewiesen.  Aus  einem  dunklen,  porösen,  lavaähnlichen 
Stein  sind  Räuchergefäße,  Kochgeschirre,  Schüsseln  und  Pfannen  ge- 
fertigt. Der  Umstand,  daß  diese  Gefäße  sehr  häufig  in  gekitteten 
Zustande  in  Samarra  gefunden  wurden,  und  daß  die  gleichen  Geräte 
auch  in  Ägypten  zutage  gekommen  sind  ^),  läßt  die  Vermutung  zu, 
daß  es  sich  hier  um  Geräte  handelt,  die  in  einem  räumlich  weiten 
Gebiete  des  *Abbäsidcnreiches  gebraucht  wurden,  daß  ihr  Herstellungs- 
ort aber  wohl  nicht  in  Samarra  und  in  der  näheren  Umgebung  war, 
wo  ein  Ersatz  für  unbrauchbar  gewordene  Stücke  leicht  zu  be- 
schaffen gewesen  wäre. 


■)  Ein  mehrfach  in  Samarra.  aber  stets  in  zerbrochenem  und  gekittetem  Zustande 
zutage  gekommenes  Gerät  ist  ein  mit  geradem  Stiel  versehener  kleiner  Tiegel,  wahr- 
scheinlich ein  Räuchergefäß.  Ein  gleiches  intaktes  Stück  dieser  Art  wurde  von  mir  in 
Medlnet  el-Faiyüm  gefunden. 


Die  Kleinfunde  von  Samarra  und  ihre  Ergebnisse   usw.  ige 

Verschiedenes. 

Die  Reste  der  Wandmalereien  ,  von  denen  der  Vorbericht 
auf  Taf.  XIV  einige  Beispiele  brachte,  die  unten  (S.  202)  erwähnten 
Porträtfiguren,  die  auf  geschlossene  und  mit  Stuck  be- 
deckte Krüge  gemalt  waren,  die  in  lebhaften  Farben  dekorativ 
bemalten  Hölzer,  von  Türen,  Decken  etc.  stammend,  die  wenigen 
Papyri  und  mittels  Stickerei  hergestellten 
Schriftborten,  die  einfachen  Matten,  Stoff-  und 
Papierreste,  einige  wenige  Metallgegenstände 
und  Münzen  seien  nur  kurz  erw'ähnt.  All  dies  Material  harrt  noch 
des  genaueren  Studiums  und  soll  erst  in  der  in  Vorbereitung  befind- 
lichen definitiven  Publikation  über  die  Ausgrabungen  von  Samarra 
mitgeteilt  werden. 


Mitteilung  über  die  Arbeiten  der  zweiten 
Kampagne  von  Samarra. 

Von 

Ernst  Herzfeld. 

Von  den  Arbeiten  der  ersten  Kampagne  der  Ausgrabungen  von 
Samarra  gab  der  Erste  vorläufige  Bericht  ^)  Rechenschaft.  Gewidmet 
war  die  erste  Kampagne  der  Untersuchung  der  Großen  Moschee  von 
Samarra,  der  Privathäuser  und  ihrer  Wanddekorationen,  der  Burg 
al-^Äshiq  und  dem  Mausoleum  auf  dem  Westufer  und  dem  Palaste 
im  Süden  der  Stadt,  Balkuwärä.  Diese  Untersuchungen  hatten  gelehrt, 
daß  noch  zwei  große  Aufgaben  zu  lösen  waren,  wollte  man  ein  be- 
gründetes Urteil  über  die  merkwürdige  Stadt  und  ihre  Kultur,  die 
Kultur  der  Blütezeit  des  Khalifats,  gewinnen,  nämlich  eine  Grabung 
im  großen  Palaste  der  Khalifen,  dem  Djaiisaq  al-Khäqäm ,  heute  Bait 
al-Khalifah  genannt-),  und  eine  exakte  topographische  Aufnahme 
des  gesamten  Ruinengebietes. 

Am  I.  Dezember  1912  konnten,  nach  einer  Pause  von  II  Monaten, 
die  Grabungen  wieder  aufgenommen  werden.  Sie  dauerten  bis  zum 
7.  Juli  1913  3).  Herr  Hauptmann  Ludloff.  vom  Generalstabe  der  Armee 
zur  Teilnahme  an  der  Expedition  beurlaubt,  bewältigte  seine  große 
Aufgabe  der  Planaufnahme  bis  zum  22.   Februar  1913. 

Die    t  o  p  o  g  r  a  j)  h  i  s  c  h  e   A  u  f  n  a  h  m  e    von    Hauptmann 

Ludloff. 

Die  Planaufnahme  beschränkt  sich  auf  das  wirkliche  Ruinen- 
•gebiet  und  umfaßt  doch  drei  Meßtischblätter  i  :  25000.  Auf  das 
städtisch  bebaut  gewesene  Terrain  entfallen  dabei  60  qkm,  auf   ver- 

■)  Erster  vorläufiger  Bericht  über  die  Ausgrabungen  von  Samarra  von  Ernst  Herz- 
feld. Mit  einem  Vorwort  von  Friedrich  Sarre.  Herausgegeben  von  der  Generalverwaltung 
der  Königlichen  Museen.     Dietrich  Reimer  (Ernst  V'ohsen).      Berlin   1912. 

^)  Vgl.  H.  VioLLET,  Uti  palais  musulman  du  IX^  siede  in  »Memoires  presentes  par 
divers  savants  ä  TAcadcmie  des  Inscriptions  et  Belles-I>ettres«,  XII  2.     Paris  191 1. 

3)  »Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft  zur  Förderung  der  Wissenschaften«,  2.  Jahresbericht, 
Berlin,  Oktob.   1913,  pg.  24 — 26. 


Mitteilung  über  die  Arbeiten  der  zweiten  Kampagne  von  Samarra.  jgy 

einzelt  gelegene  Bauten  i  qkm,  auf  eine  Samarra  vorausgehende, 
unbeendigtc  Stadtgründung  1 1  qkm  und  auf  den  Tiergarten  mit  seinen 
Rennbahnen  und  Anlagen  für  Jagden  120  qkm.  Das  Gesamtareal 
von  Samarra  mit  seinen  Dependenzen  bedeckt  also  über  200  qkm  ^). 

Der  Plan  läßt  die  Entwicklung  der  Stadt  deutlich  erkennen. 
Ausstrahlend  von  mehreren  ursprünglich  isolierten  Kastellen  und 
Schlössern  am  hohen  Tigrisufer,  die  al-Mu'tasim  erbauen  ließ,  wächst 
das  Straßennetz  zunächst  ohne  Plan,  erst  später  nach  vorgezeichneten 
Linien  zusammen.  Von  dem  Tiergarten  im  östlichen  Hinterland  werden 
in  mehreren  Wiederholungen  Stadtviertel  abgetrennt  und  der  Be- 
bauung erschlossen.  Mit  dem  Viertel,  das  sich  an  die  Große  Moschee 
des  Mutawakkil  anschließt,  kommt  diese  Entwicklung  zum  Abschluß. 
Über  25  qkm  der  Stadt  gehören  der  Zeit  des  Mutawakkil  an,  darunter 
die  ganze  Nordstadt,  al-Mutawakküiyyah,  von  der  einige  ältere  An- 
siedlungen  aufgesogen  wurden,  der  Stadtteil  an  der  Moschee  und  der 
Süden  der  Stadt  mit  Balkiiwärä.  Nach  ihm  ist  nichts  Wesentliches 
mehr  entstanden,  nur  auf  dem  Westufer  das  Mausoleum  und  die 
Burg  al-^Äshiq. 

Die  eingehenden  Beschreibungen  der  alten  arabischen  Schrift- 
steller, vor  allen  des  Ya^qübt  werden  an  Hand  des  Ludloff' sehen 
Planes  ohne  weiteres  verständlich.  Man  sieht  die  sechs  nordsüdlichen 
Hauptstraßen  der  Südstadt  und  erkennt,  daß  sich  die  Beschreibungen 
der  Hauptsache  nach  auf  den  Zustand  der  Stadt  vor  al -Mutawakkil 
beziehen.  Man  sieht  ferner  die  Verlängerungen  der  ersten  »Großen 
Straße«  nach  Süden  und  Norden  unter  al -Mutawakkil,  durch  die  sie 
eine  Gesamtlänge  von  t,^  km  (7  Farsakh)  erhielt,  bei  einer  Breite  von 
200  Ellen  =  103,5  ni  in  der  Nordstadt.  Man  sieht  auch  die  »Drei  Reihen«, 
die  quer  dazu  von  den  großen  Bazaren  zur  Großen  Moschee  führten.  Die 
größere  Zahl  der  Khalifcnpaläste:  außer  dem  Djausaq  das  Schloß  des 
Härün  al  Wäthiq,  des  Mutawakkil,  die  Schlösser  der  'abbäsidischen  Prin- 
zen, eine  Anzahl  von  Ministerien,  die  Paläste  der  Wezire  und  Minister, 
der  Generäle  und  vieler  berühmter  Männer  kann  man  wiederfinden. 
Auch  daß  die  heutigen  Heiligtümer  der  'Aliden  auf  der  Stelle  ihrer 
einstigen  Häuser  stehen,  beweist  der  Stadtplan.  Durch  den  Zusammen- 
klang von  Vorhandenem  und  Überliefertem  ersteht  die  alte  Zeit  nach 
über  tausend  Jahren  zu  neuem  Leben.  Die  großen  historischen  Ereig- 
nisse, die  von  den  Chronisten  mit  vielem  topographischen  Detail  be- 

')  Um  diese  Größen  vorstellbar  zu  machen,  sei  ein  Vergleich  angeführt:  Die  Berliner 
Ringbahn  umschließt  ein  Areal  von  etwa  90  qkm.  Abzüglich  des  Tempelhofer  Feldes, 
des  Tiergartens  und  der  anderen  großen  Parks  bleiben  etwa  77  qkm  städtisch  bebauten 
Terrains. 


jgg  Ernst  Herzfeld, 

schrieben  wurden,  Gottesdienste  und  Feste,  Palastrevolten  und  Volks- 
aufstände, Triumphe,  Hinrichtungen,  Morde  und  Begräbnisse  erscheinen 
wieder  auf  ihrem  alten  Schauplatz.  Und  vielleicht  ein  größeres  Resultat 
dieser  Arbeit  ist,  daß  man  ein  unbedingtes  Vertrauen  zu  der  arabischen 
Überlieferung  gewinnt,  die  sich  hier  in  Samarra  selbst  dann  bewährt, 
wenn  ohne  die  Bestätigung  durch  die  erhaltene  Wirklichkeit  ihre 
phantastisch  und  märchenhaft  klingenden  Angaben  kaum  jemals 
Glauben  getunden  haben  würden. 

Die   Grabungen. 

Die  Grabung  am  Palaste  wurde  während  ihrer  Dauer  von  mehr 
als  7  Monaten  mit  250  bis  300  Arbeitern  und  einer  Feldbahn  aus- 
geführt. Das  von  einer  Mauer  umzogene  Areal  des  Palastes  faßt 
175  Hektar  ^),  von  denen  etwa  71  Hektar  auf  den  Garten  am  Tigris 
mit  seinen  Pavillons,  Hallen  und  Bassins  entfallen.  Eine  »Ausgrabung« 
des  ganzen  Palastes  hätte  also  mit  einer  über  20  jährigen  Arbeitszeit 
rechnen  müssen.  Aber  so  unausführbar,  wie  dies  klingt,  war  die  Auf- 
gabe nicht,  denn  bei  genauem  Studium  war  die  Gesamtanlage  des 
Palastes  und  meist  die  Anordnung  der  einzelnen  Räume  auch  ohne 
Grabung  zu  verfolgen.  Die  Grabung  konnte  also  auf  die  wesentlichen, 
d.  h.  die  in  den  Hauptachsen  gelegenen  Teile  beschränkt  werden. 
Es  wurden  etwa  14  000  qm  freigelegt  und  dazu  etwa  32  ooo  cbm  Schutt 
bewegt.  Davon  entfallen  auf  die  Grabung  am  Zentrum  des  Palastes 
etwa  II  000  qm  oder  28  000  cbm.  Die  Grabung  begann,  weil  sich 
das  Eintreffen  der  Feldbahn  verzögerte,  mit  mehreren  kleineren  Unter- 
suchungen in  der  Längs-  und  Querachse  der  großen  Esplanade  und 
ging  erst  hinterher  auf  den  zentralen  Hauptbau  über. 

Das  Verständnis  der  unübersehbaren  Gesamtanlage  erschloß 
sich  nur  Schritt  für  Schritt  und  wurde  erst  klar,  als  im  Laufe  der 
Grabung  mit  dem  Heranwachsen  des  Palastplanes  und  der  Auf- 
nahme des  Stadtplanes  sich  herausstellte,  daß  der  unendliche  Komplex 
nur  einen  Eingang  auf  der  Mitte  der  Westseite,  nämlich  die  heute  noch 
hoch  erhaltene  Torruine,  das  Bäb  al-'ämmah,  besaß,  also  umgekehrt 
orientiert  ist  wie  der  Palast  von  Balkmvärä  und  einem  grundsätzlich 
anderen  Typus  angehört  als  jener. 

Die  ganze  West-  und  Südwestscitc  des  tief  gelegenen  Gartens  bespülte 
einst  der  Tigris.    Wo  er  im  Süden  im  spitzen  Winkel  auf  die  hohe  tertiäre 


■)  Zur  Veranschaulichung  dieser  Zahl  diene,  daß  die  alte  Stadt  Assur  etwa  72,5  Hektar 
bedeckt,  und  daß  dem  Areal  des  Palastes  etwa  das  von  der  Leipziger  Straße  im  Süden,  der 
Königgrätzer  Straße  im  Westen,  der  Spree  im  Norden  und  Osten  umgrenzte  Zentrum 
Berlins  entspricht. 


Mitteilung  über  die  Arbeiten  der  zweiten  Kampagne  von  Samarra.  i  qq 

Küste  Stößt,  traf  die  »Große  Straße«  von  Süden  herauf  die  Palastmauer. 
Dort  lag  das  Bäb  al-Nizälah,  das  »Absteigetor«.     Etwa  600  m  Weges 
führten  von  da  durch  den  Garten  an  das  große,   127  m  im  Quadrat 
messende  Bassin,  von  dem  aus  eine  Freitreppe  von  60  m  Breite  und 
ungefähr  gleicher    Länge  in  bequemer   Steigung  zu   der   17   m  hohen 
Terrasse  vor  dem  Bäb  al-^ämmah,  dem  Tor  der  öffentlichen  Audienzen, 
hinaufstieg.      Trotz  seiner  schon   im   ersten   Plane  vorhandenen  und 
durch    Umbauten    vermehrten    Unregelmäßigkeiten,    läßt    der    Palast 
selbst  eine  Dreiteilung  erkennen.  Der  nördliche  Streifen  enthält  im  Westen, 
auf  der  Nordmauer  aufsattelnd,  eine  Kaserne,  vermutlich  für  Kavallerie, 
dann,     durch    zerklüftetes    unbebautes    Terrain    geschieden,    andere 
Kasernenbauten  für  Infanterie.     Deren  600  Zimmer  können  bequem 
eine  Belegschaft  von  3000  Mann  gefaßt  haben.     In  dem  großen-  Hofe 
liegen  3  Masdjid,  mit  ungenauer  Qiblah,  nur  in  der  allgemeinen  Orien- 
tierung dieses  Bauteiles.     Die  Kasernen  beherrschen  durch  ihre  hohe 
Lage   den  Garten   und   das  Tigrisufer,   und   sie  flankieren   die    »Große 
Straße«,    die   zwischen    ihnen   wieder   aus   dem    Palastgebiet   austritt, 
als  einzige  Kommunikation  vom  Süden  der  Stadt  zum  Norden.   Östlich 
schließt   sich  an   die   Kasernen  ein  von  mehrfachen,   starken  Mauern 
umgebenes   Gebiet,    dessen   Gemäuer   schon   in   ganz   alter   Zeit   aus- 
geraubt  worden   sein    muß.      Aus   der    Schilderung   von    Ereignissen, 
die  sich  hier  abgespielt  haben,  folgt,  daß  dieser  Teil  des  Palastes  das 
»Schatzhaus«  war.     Die  Nordo'^tecke  ist  nicht  fest  umgrenzt,  vielmehr 
ziehen  sich  von  ihr  aus  noch  kilometerlange  Anlagen  hin,  die  mit  dem 
Palast  verbunden  waren  und  zum  Tiergarten  gehörten.  —  Der  süd- 
liche Streifen  ist  weniger  regelmäßig  durchgeführt,  weil  drei  Schluchten 
das  Terrain  durchfurchen.     Die  langen  Reihen  gleichförmiger  Höfe  mit 
kleinen  Kammern  zu  beiden  Seiten  machen  den  Eindruck  von  Vorrats- 
räumen, und  wieder  nach  der  Schilderun»  von  Revolten,  die  sich  im 
Palast  ereigneten,  haben  wir  in  diesen  Teilen  das  »Zeughaus«  zu  er- 
kennen.   Auch  die  Wohnung  des  Vorstehers  des  Zeughauses  ist  kennt- 
lich.   Weiter  im  Osten  liegen  einzelne  Höfe  mit  Bauten  von  zweifelhafter 
Bestimmung,  unter  denen  nur  ein  isolierter  Bau  in  einem  last  freien 
Hof  auf  dem  höchsten  Punkte  des  ganzen  Geländes  als  Moschee  deut- 
lich ist. 

Der  mittlere  Streifen  enthält  einen  inneren,  etwa  3 50  x  180  m 
messenden  Hof,  die  große  Esplanade,  die  durch  einen  Kanal  in  einen 
westlichen,  gepflasterten  und  mit  zwei  Springbrunnen  geschmückten 
Teil  und  einen  östlichen  ungepflasterten,  von  kleinen  Kanälen  durch- 
flossenen  gegliedert  ward.  Zwischen  dem  Bäb  al-^ämmah  und  der  West- 
seite der  Esplanade  liegt  der  Kern  des  Palastes,  ungefähr  200  m  im 


20Q  Ernst  Herzfeld, 

Quadrat  messend.    Der  Haupteingang  führte  durch  die  mittlere  Halle 
des  Tores   und   durch   sechs  breitgelegte    Säle   dahinter,    die  als   eine 
Häufung  von  Antichambres  aufzufassen  sind.    Bevorzugtere  Besucher 
konnten  durch   die  nördliche  Halle  des  Tores  und  durch  eine  lange 
Galerie  an  diesen  Antichambres  vorbeigeführt  werden.     Der  Verkehr 
zum  Harem  dagegen  wurde  durch  die  südliche  Torhalle  und  zwei  von 
ihr  ausgehende  lange  Korridore  vermittelt.     Bis  hierher  ist  alles  nur 
der  Eingangsbau,  die   »Pforte«.     Hierauf  folgt  ein  quadratischer  Hof 
mit    Brunnen,   symmetrisch   von  je   drei   Zimmern   umgeben,    in   dem 
sich  der  Verkehr  teilte.     Nach  Norden  gelangte  man  zu  den  Räumen 
desKhalifen,die  sich  um  drei  Höfe  gruppieren.  Im  Süden  lag,  um  einen 
südlichen   Annex   vergrößert    und   viel    mehr   unterteilt,    der    Harem^ 
und  zwar  unmittelbar  am  Hofe  das  große  Bad.    Geradeaus  aber  betrat 
man  durch  einen  w^eiteren  Vorsaal  einen  oblongen  Ehrenhof,  der  von 
Süden  und  Norden  geschlossene  Wände,     im   Osten    aber    die  Front 
der  Thronsäle  mit  ihren  drei  Türen  zeigte.     Zwei  unterirdische  Korri- 
dore —  an  solchen  ist  der  Palast  reich  —  vermittelten  den  Verkehr 
von  den  Räumen  des  Khalilen  zum  Harem.     Die  Thronsäle  bestehen 
aus  einem  quadratischen  Mittelsaal,  um  den  sich  vier  T-förmigc  Säle 
in  Gestalt  eines  Krückenkreuzes  (»I')    legen.      Die  T-Form  der  Säle  ist 
von  den  Privathäusern  her  als  ein  nie  fehlendes  Charakteristikum  des 
Empfangsaales  bekannt.     Aber  abweichend  von  allem  sonstigen  Vor- 
kommen  sind   hier   die   das   eigentliche   Kreuz  bildenden    Stücke  als 
dreischitfige    Säulenbasiliken   gebildet,    also   etwa    wie    eine   vielfache 
Wiederholung  des  Thronsaales  von  Mshattä.     Der  Grund  ist  offenbar 
der  Zwang,   eine   Beleuchtung  zu  schaffen.     Nach  der  Esplanade  zu 
legt  sich  vor  den  östlichen  T-Saal  noch  eine  große  Halle  von  etwa 
38  m  lichter  Breite  und  10,4  m  Tiefe,  die  sich  in  fünf  Türen  zur  Esplanade 
öffnet.      In  den  Winkeln  des  Kreuzes  liegen  kleinere  Säle,  darunter 
ein   Moscheezimmer  des   Khaliten   mit   hübschem    Miliräb. 

Durch  den  Mittelsaal  geht  eine  Querachse,  deren  Verlaul  im 
N  und  S  ungefähr  symmetrisch  erscheint.  Nur  der  Süden,  der  bevor- 
zugte Teil  des  Harem,  ist  ausgegraben.  I  )em  südlichen  T-förmigen 
Thronsaal  liegt  zuerst  noch  eine  breite  Halle  vor,  in  voller  Ausdehnung 
des  Harcmshotcs.  Die  \\  est-  und  Ostseite  des  Haremshofes  nehmen 
kleine,  w  iederholt  umgebaute  Wohnräume  ein.  alle  mit  Wasserleitungen 
versehen,  teils  in  großen  Bleiröhren,  teils  in  blauglasierten,  teils  in 
rohen  Tonröhren,  auch  Waschräume  und  .Abtritte.  Im  Süden  des 
Hofes,  ebenfalls  in  seiner  vollen  Breite,  liegt  den  Thronsälen  ein  eigen- 
tümlicher quadratischer  Raum  gegenüber.  Zunächst  ein  Umgang 
von  21  m  Länge  auf  allen  vier  Seiten,  darin  ein  quadratischer  Raum 


Mitteilung  über  die  Arbeiten  der  zweiten  Kampagne  von  Samarra.  201 

mit  vier  breiten  Türen  in  den  Achsen,  in  ihm  vier  Marmorsäulen  an 
den  Ecken  eines  Bassins.  Dieser  Raum  war  über  und  über  mit  figür- 
lichen Gemälden  bedeckt.  Eine  westöstliche  Achse  durchquert  ihn, 
und  in  dieser  schließt  sich  im  Westen  wiederum  eine  dreischiffige 
Basilika  von   drei   Jochen,  je  vier   Marmorsäulen,   an. 

An    die  Nordostecke  dieses  Kernes  des  Palastes  stößt,   mit  seiner 
Südseite  an  der   Nordmauer   der  großen  Esplanade  liegend,   ein  be- 
sonders ummauertes  Quadrat  von  l8om  Seitenlänge,  der  große  Sardäb. 
Er  besteht  aus  einer  tiefen  in  den  Fels  gehauenen  quadratischen  Grube 
von  80  m  Seitenlänge,  mit  den  kreuzförmigen  Erweiterungen  in  den  Achsen 
etwa  115  m  messend.    Im  Boden  dieser  Grube  liegt  eine  zweite  runde 
Vertiefung  von  70  m  Durchmesser.    Da  ein  tiefer  unterirdischer  Kanal 
zu  ihr  hinführt,  war  diese  runde  Vertiefung  ein  Bassin.  Auf  dem  oberen 
Plateau  liegen  rings  an  den  Innenseiten  der  Mauern  viele  kleine  Räume 
unregelmäßiger  Form.    Eine  Anzahl  von  ihnen  ist  mit  sich  in  Kreuz- 
gewölben schneidenden  Tonnen  überdeckt.     In  einigen  dieser  Räume 
wurden  Depotfunde  gemacht:    chinesische   Keramik,    die  Materialien 
von  Fußböden  in  opus  sectile  figürlicher  Art,  Kacheln  in  Goldlüster.  — 
Im  Osten  folgen  an  der  Nordmauer  der  großen  Esplanade  verschiedene 
Baukomplexe,  unter  denen  der  mittlere  hervorragt:  der  sonst  T-förmige 
Empfangssaal   hat   eine  Rotunde  an   Stelle  des  senkrechten   Flügels. 
Schreitet  man  über   die  große  Esplanade  nach  Osten,   so  findet 
man  in  der  Hauptachse  des  Palastes  den  kleinen  Sardäb.    Den  Eingang 
bildet   ein   quadratisches  Zimmer,   an   dessen   Wänden   sich   ein   Fries 
schreitender   zw^eihöckriger   Kamele   in   bemaltem    Gipsstuck   befand, 
mit  einem  runden  Springbrunnen.     Die  Treppeneingänge  zum  Sardäb 
liegen  auf  der  westlichen  Seite  des  oberen  Baues.     Der  Sardäb  selbst 
ist  eine  senkrecht  in  den  Fels  vertiefte  Grube  von  21  m  Seitenlänge 
und  etwa  8  m  Tiefe.     Je  drei  Grotten,  durch  Korridore  verbunden, 
liegen  in  den  Wänden  der  Grube.     Auf  ihrer  Sohle  war  ein  Wasser- 
bassin.     An   den    quadratischen   oberen    Umbau    der    Grube    schließt 
östlich  ein  Hof.      Diese  Gesamtanlage  des  Sardäb  trennt  zwei  etwa 
gleichw^ertige  Hole,  an  deren  Nord-  und  Südseite  je  ein  Pavillon  mit 
T-förmigem  Saal  liegt.     Unmittelbar  eingefaßt  wird  der  Sardä^-Bau 
von  je   drei  langgestreckten   parallelen    Raumreihen,   die   Pferdeställe 
vorstellen.     In  der  Mitte  des  östlichen  Hofes  liegt  eine  Loge,  von  der 
aus  man  den  tiefer  liegenden,  über  530  m  langen  und  etwa  65  m  breiten 
Ouerhof  überblickt.     Er  liegt  etwas  schrä?  zur  Achse  des  Palastes. 
In  ihm  ist  der  Pologrund  zu   erkennen,   die   Stallungen  sind  die  der 
Polopferde,   und  die  Loge  ist  die  Zuschauerloge.     Damit  sind  wir  an 
der  Ostgrenze  des  Palastes  angelangt,  die  am  Tiergarten  liegt.   Der  Loge 

Islam.     V.  I  1 


202 


Ernst  Herzfeld , 


gegenüber  erhebt  sich,  in  der  Hauptachse,  ein  großer  hoher  Pavillon, 
der  sowohl  den  Pologrund  wie  die  Rennbahn  des  Tiergartens  über- 
schaut, deren  Schenkel,  etwa  5  km  lang,  sich  in  der  Unendlichkeit 
verlieren.  Die  Mittelachse  des  Palastes,  vom  Pavillon  am  Tigris,  über 
das  Bassin,  die  Freitreppe,  das  Bäh  al-'-ämmah,  den  Kern  des  Palastes, 
die  große  Esplanade,  den  kleinen  Sardäh  bis  zum  Pavillon  an  der 
Rennbahn  mißt   1400  m. 

Dieser  Komposition,  die  wohl  nirgends  ihresgleichen  hat,  entsprach 
die  Pracht  der  Ausstattung  des  Palastes.  Überall  waren  die  Wand- 
sockel mit  Stuckornamenten  geschmückt.  Unter  ihnen  gibt  es  Stücke 
aus  der  frühesten  Zeit  des  Palastes,  von  al-Mu*tasim,  andere  aus 
einem  unmittelbar  auf  al-Mutawakkil  folgenden  Umbau  und  end- 
lich solche  aus  der  letzten  Periode  von  Samarra.  Damit  wird  das 
aus  der  Ornamentik  der  Privathäuser  gewonnene  Bild  in  wichtigen 
Punkten  ergänzt:  man  kann  nunmehr  eine  stilistische  Entwicklung 
innerhalb  der  fünf  Jahrzehnte  deutlich  wahrnehmen,  und  die  »Drei  Stile« 
dieser  Ornamentik  erweisen  sich  als  noch  gründlicher  verschieden, 
als  nach  der  ersten  Kampagne  angenommen  werden  konnte.  In  den 
Thronsälen  sind  die  Stucksockel  durch  ebensolche  Marmorskulpturen 
ersetzt.  In  den  Räumen  zwischen  den  Kreuzarmen  trugen  die  Wand- 
sockel einen  Belag  mit  Marmorfiiesen.  Die  oberen  Teile  der  Wand 
waren  im  Harem  mit  figürlichen  Freskogemälden  geschmückt,  von 
denen  bedeutende  Reste  zutage  kamen.  In  den  übrigen  Sälen  fand 
sich  eine  sonst  nirgend  beobachtete  Dekoration  von  rhombischen 
Perlmutterplatten  und  konvexen  Gläsern  in  verschiedenen  Mustern. 
Alles  Holzwerk,  Türen,  Balken,  Decken,  waren  aus  Teakholz  geschnitzt 
und  bemalt  oder  nur  bemalt  und  teilweise  vergoldet.  Zierlich  geschmie- 
dete Nägel   in   vergoldeter   Bronze   erhöhten   den   Effekt. 

Kleinfunde  waren  in  den  Torräumen  und  den  Thronsälen  natur- 
gemäß spärlich,  im  Harem  und  den  anderen  Wohnräumen  sehr  zahl- 
reich. Abgesehen  von  den  Architekturteilen,  von  Keramik  und  Glas 
fanden  sich:  eine  ganze  Reihe  ganz  geschlossener  Töpfe  von  hoher 
zylindrischer  Form,  die  übergipst  waren  und  auf  einer  Seite  das  ein- 
gerahmte Bild  einer  männlichen  oder  weiblichen  Gestalt  in  wechselnden 
Kostümen  zeigen.  Man  muß  diese  Bilder  wohl  als  Porträts  auffassen. 
Ferner  Skizzen  zu  Bildern  und  Ornamenten  auf  Tonscherben,  Ziegeln, 
Marmorstücken  und  Gipsputz,  marmorne  Wasserhähne  in  Form  von 
Tierköpfen,  Fliesen  aus  Millefiori-Glas,  Intarsien  von  Ebenholz  und 
Elfenbein  und  Möbel  teile.  Von  epigraphischen  Funden  sind  Reste 
von  Inschriften  auf  Teakholzbalken,  die  zahlreichen  Meistersignaturen 
in    griechischer,    syrischer   und    arabischer    Schrift    und    Sprache,    auf 


Mitteilung  über  die  Arbeiten  der  zweiten  Kampagne  von  Samarra.  20^ 


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204     Ernst  Herzfeld,  Mitteilung  über  die  Arbeiten  der  zweiten  Kampagne  von  Samarra. 

Marmor,  Holz,  Alalcreien  und  Keramik,  ein  Stoffrest  mit  dem  Tiräz^ 
des  Khalifen  al-Mu*tamid,  Fetzen  von  Briefen  auf  Papier  und  amtliche 
Papyri  zu  erwähnen. 

Außer  der  Stadtplanaufnahme  und  der  Grabung  im  Palaste 
wurden  im  Laufe  der  Kampagne  einige  kleinere  Untersuchungen 
ausgeführt.  Im  Anschluß  an  die  erste  Kampagne  wurde  die  Aufnahme 
der  Großen  Moschee  des  Mutawakkil,  die  mit  ihren  Außenhallen  ein 
Areal  von  etwa  376  X444  m  bedeckt,  zu  Ende  geführt.  Bei  dieser 
Gelegenheit  wurden  auch  die  Untersuchungen  zur  genauen  Bestimmung 
der  alten  Bauelle  beendet.  Im  Zusammenhang  damit  wurden 'einige 
Schürfungen  an  der  Großen  Moschee  von  Mutawakküiyyah  [Abu  Delif) 
vorgenommen  und  deren  Plan  genau  aufgenommen.  Sie  bedeckt 
mit  ihren  Außenbauten  350  X362  m.  Die  Schürtungen  ergaben  die 
Gestalt  des  Ali/iräb,  die  Dekoration  am  Sockel  des  Minarets,  und 
förderten  die  Basen  einer  Säulenreihe  zutage,  welche  das  von  der 
Mi/iräbwand  gelegene  Breitschiff  der  Moschee  von  Westen  nach  Osten 
teilt.  Das  war  eine  erwünschte  Bestätigung  für  die  Rekonstruktion 
des  inneren  Aufrisses  der  Großen  Moschee  von  Samarra.  Es  ergab 
sich  auch,  daß  die  Bogenform  der  Moschee  mit  Ausnahme  der  etwas 
zusammengedrängten  Bogen  der  Nordhallc,  überall  noch  der  reine 
Halbkreis  war. 

Eine  andere  kurze  Schürfung  ergab  die  Anlage  eines  Pavillons, 
mit  Resten  von  Stuck  und  Malerei,  auf  dem  Gipfel  des  Teil  al-'Alidj, 
eines  künstlichen  Hügels  am  Nordrande  des  Tiergartens,  von  etwa 
40  m  Durchmesser,  35  m  Erhöhung  und  umgeben  von  einem  40  m 
breiten  und  8  m  tiefen  Graben. 

Nachdem  diese  Ergebnisse  erlangt  waren,  konnten  die  Grabungen 
geschlossen  werden.  Das  in  den  beiden  Kampagnen  gesammelte  wissen- 
schaftliche Material  beträgt  etwa  300  photographische  Platten  von 
Architekturen,  150  von  Dekorationen,  II5  von  Gemälden,  24  farbige 
Platten,  310  Platten  mit  Kleinlunden,  etwa  250  Kodakaufnahmen 
von  Architekturen.  Ferner  drei  Meßtischblätter  i  :  25000,  eine  Karte 
I  :  100  000,  eine  Rekonstruktion  des  alten  Stadtplanes,  ein  Blatt 
Routiers  der  weiteren  Umgebung.  An  zeichnerischen  Aufnahmen 
etwa  130  Pläne,  Schnitte,  perspektivische  Ansichten  und  architek- 
tonische Details,  300  Blatt  Ornamente,  100  Aquarelle  von  Malereien. 
Endlich  ein  Inventar  von  1004  Nummern  von  Kleinlunden,  die  meist 
nicht  nach  Einzelstückcn,  sondern  nach  Gruppen  inventarisiert  sind, 
und  von  denen  jedes  Stück  zeichnerisch,  die  wichtigeren  auch  in  Photo- 
graphien, Aquarellen,  Abklatschen  und  Abiormungen  autgenommen 
sind. 


Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen. 


Henri  Lammens,  Le  Berceau  de  VIslam.  L'Arabie  occidentale  a  la  veille  de  l'Hegire. 
I.  Vol.  Le  climat  —  les  Bedoutns.  Romae  1914  (XXIII,  371  S.  gr.  8).  Scripta 
Ponttficii  Instituti  bihlici. 

Lammens,  der  sich,  kritisierend  und  aufbauend,  um  die  Geschichte  des  jugend- 
lichen Islams  schon  große  Verdienste  erworben  hat.  unternimmt  es  jetzt,  die  Umwelt  zu 
schildern,  in  der  diese  Religion  entstanden  ist.  Dem  ersten  Bande  soll  die  Darstellung 
der  seßhaften  Bevölkerung  Arabiens  und  dann  die  Geschichte  des  Propheten,  Periode  auf 
Periode,  folgen.  Die  Beduinen  voranzustellen,  obgleich  Muhammed  und  seine  nächsten 
Landsleute  nicht  zu  diesen  gehörten,  war  berechtigt,  da  auch  die  ansässigen  Araber  aus 
ihnen  hervorgegangen  sind  und  ihr  Wesen  die  Grundlage  alles  arabischen  Wesens  bildet. 

Der  Inhalt  des  Bandes  gibt  akademische  Vorlesungen  wieder,  die  Lammens  teils 
im  Jahre  1905  in  Beirut,  teils  erst  vor  kurzem  in  Rom  gehalten  hat.  Wir  erkennen  hier  denn 
auch  die  Lebhaftigkeit  des  mündlichen  Vortrags  wie  gelegentlich  die  Weitläufigkeit  und 
die  Wiederholungen,    die   einem   solchen  leicht   anhaften. 

Es  versteht  sich  von  selbst,  daß  das  Buch  auf  eingehendem  Studium  beruht.  Man 
staunt  über  die  Menge  der  benutzten  Quellen.  Dazu  kommt,  daß  der  Verfasser  bei  längerem 
Aufenthalt  in  Syrien  die  dortigen  Araber  aufmerksam  beobachtet  hat;  das  hilft  ihm  gar 
sehr,  sich  von  den  Arabern  des  Mutterlandes  ein  Bild  zu  machen.  In  dieser  Hinsicht  ist 
unsereiner,  der  nie  im  Orient  gewesen,  sehr  im  Nachteil.  Allerdings  kann  ich  diesen  Mangel 
wenigstens  etwas  dadurch  ergänzen,  daß  mir  neben  einem  ziemlich  ausgedehnten  Studium 
der  altarabischen  Poesie  und  sonstiger  in  Betracht  kommender  arabischer  Quellen  sowie 
der  Lektüre  neuerer  Reisewerke  das  Glück  zuteil  geworden  ist,  aus  dem  Munde  Euting's 
und  Littmann's,  teilweise  auch  SnouckHurgronje's  undHuBER's,  noch  mancherlei  über 
Land  und  Leute  zu  erfahren. 

Auch  Lammens  zieht  jene  Poesie  stark  heran.  Zu  dem  Bilde,  das  sich  ihm  aus  den 
Liedern  ergibt,  stimmt  das,  welches  sie  mir  bieten,  selbstverständlich  im  ganzen,  aber 
doch  nicht  gerade  in  jedem  einzelnen  Zuge  ').  Eine  gewisse  Neigung  zum  Pointieren,  ja 
zur  Übertreibung,  macht  sich  hier  und  da  geltend.  Dazu  betrachtet  er  Muhammed,  seine 
nächsten  Helfer  und  den  Islam  selbst  nicht  mit  der  Unparteilichkeit,  die  freilich  einem 
Manne  in  seiner  Stellung  schwer  fallen  muß,  aber  dem  Historiker  unerläßlich  ist.  Er  macht 
da  manchmal  etwas  den  Eindruck  des  Anklägers,  nicht  des  unparteiischen  Richters.  Für 
die  Omaijaden  hat  er  dagegen   mit  Recht  Sympathie.    Das   alles   kennen  wir  aus  seinen 


')  Unbequem  ist  es  für  mich  und  gewiß  auch  für  manchen  anderen  Leser,  daß  seine 
Zitate,  namentlich  aus  der  Haniäsa  Abu  Tammä  m's  (die  wir  doch  immer  noch  als 
die  Haynäsa  bezeichnen  können)  und  Jäqüt,  auf  orientalische  Neudrucke  gehen,  so 
daß  die  Stellen  oft  gar  nicht  aufzufinden  sind.  Ich  möchte  ihn  bitten,  in  den  späteren 
Teilen  bei  J  ä  q  ü  t  immer  das  »s.  v.<<,  bei  der  Hamäsa,  soweit  es  angeht,  den  Dichter  zu 
nennen. 


2o6  Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen. 

früheren  Arbeiten.    In    diesem  Bande    treten    diese    Urteile    allerdings    nicht    besonders 
störend  hervor. 

Wenn  Lammens  hauptsächlich  das  westliche  Arabien  oder  vielmehr  das  Higäz  im 
weiteren  Sinne  ')  behandelt,  so  erstreckt  sich  seine  Betrachtung  doch  vielfach  auf  das 
ganze  Arabien,  namentlich  das  innere  Hochland.  Das  läßt  sich  ja  auch  gar  nicht  vermeiden, 
weil  eben  den  einzelnen  Teilen  der  Halbinsel  scharfe  Grenzen  fehlen,  weite  Strecken,  z.  B. 
des  Negd,  dieselbe  Beschaffenheit  haben  wie  der  Hauptschauplatz  der  Urgeschichte  des 
Islams  und  mehr  noch  die  Bewohner  der  verschiedenen  Gebiete.  Weiden  doch  auch  gewisse 
Beduinenstämme  ihre  Herden  bald  im  Higäz,  bald  im  Negd,  während  von  andern  ein 
Teil  sich  hier,  ein  anderer  dort  aufzuhalten  pflegt.  Der  Verfasser  führt  uns  vor,  wie  die 
Dürre  des  Klimas  den  größten  Teil  des  Higäz  —  und  wir  können  dafür  geradezu  Arabiens 
sagen  —  unwirtlich  macht  -).  Obwohl  er  nachweist,  daß  die  Ausdörrung  des  Bodens  mit 
der  Zeit  notwendig  zunimmt,  so  erkennt  er  doch  an,  daß  dieser  natürliche  Prozeß  sehr 
langsam  wirkt,  und  lehnt  daher  mit  Recht  die  Hypothese  ab,  daß  Arabien  noch  in  histo- 
rischer Zeit  ein  weit  feuchteres  Klima  gehabt  habe  und  eine  viel  größere  Einwohnerzahl 
habe  ernähren  können.  Aber  er  hebt  auch  hervor,  daß  das  große  Land  nicht  aus  lauter 
Wüsten  besteht,  daß  es  sehr  fruchtbare  Stellen  enthält  und  daß  seine  Steppen  zuzeiten 
vorzügliche  Weiden  für  Kamele  und  Kleinvieh  bieten.  Ich  möchte  sogar  glauben,  daß 
er  die  besseren  Seiten  des  arabischen  Bodens  etwas  zu  stark  betont  hat.  Wenigstens  habe 
ich  aus  der  Poesie  wie  aus  dem,  was  die  Reisenden  sagen,  den  Eindruck  bekommen,  daß 
der  Charakter  der  Öde  durchaus  vorherrscht.  Hat  doch  auch  eine  Gegend,  die  zuweilen 
mehrere  Jahre  hindurch  keinen  Tropfen  Regen  bekommt,  darum  noch  keinen  hohen  Wert, 
daß  sie  sich  einmal  nach  einem  ausgiebigen  Gewitterguß  für  kurze  Zeit  in  ein  üppiges  Weide- 
land verwandelt.  Ob  es  außerhalb  Jemens,  das  einige  richtige  Bäche  3)  haben  mag,  in 
Arabien  oder  wenigstens  im  Higäz  und  den  ihm  benachbarten  Gebieten  überhaupt  peren- 
nierende Wasserläufe  gibt,  ist  zweifelhaft.  Von  einem  wirklichen  Wasserfall  (»une  puissante 
cascade«  S.  31)  kann  nicht  die  Rede  sein.  Die  Stelle  I  h  n  S  a'd  4,  i,  170.  75  =  J  a  (|. 
3,  269,  II  spricht  nur  von  einem  Wässerchen  4),  das  von  einem  Berge  herabkommt;  weder 
vom  Perennieren,  noch  von  besonderer  Höhe  des  Berges  steht  da  etwas.  Das  Trinkwasser 
ist  durchweg  schlecht,  und  dazu  läßt  man  noch  in  großem  Umfange  starke  Verunreinigung 
desselben  zu  5). 


■)  In  diesem  Sinne  wird  nämlich  Hig^äz  oft  für  die  ganze  Provinz  gebraucht,  deren 
Hauptstadt  Medina  war,  z.  B.  bei  M  u  q  a  d  d  a  s  1  69.  Genau  genommen,  gehörte  aber 
Mekka  nicht  zum  Hig:äz  (B  e  1  ä  d  h  o  r  1  i<',  7,  13),  sondern  zur  Tihäma,  s.  T  a  b.  2.  845; 
dazu  die  alten  Zeugen  bei  J  a  q.  i,  902,  2,  1 1.  2,  205.  12.  Und  das  gilt,  wie  ich  von  Snouck 
HuRGRONjE  gehört  habe,  an  Ort  und  Stelle  noch  heutzutage.  Auf  der  anderen  Seite  des 
Roten  Meeres  werden  die  abessinischen  Gegenden,  welche  die  Höhenlage  Mekkas  haben, 
auch   noch   zum   Niederlande   gerechnet. 

*)  Ganz  anders  beschaffen  sind  die  von  regelmäßigen  Sommerregen  getränkten 
Gebiete  des  jemenischen  Hochlandes,  die  Ähnlichkeit  mit  dem  Innern  Abessiniens  haben 
auf  das  freilich  noch  weit  mächtigere  Regengüsse  herabkommen. 

3)  Aber   keine   großen   Gewässer   wie   Abcssinien  ! 

'')  J»^*  i>-*  ist  gerade  das  geringe,  nicht  dauernde  Wasser,  Gegensatz  zu  tw/s 
o 

V 

Ac  H  a  m  d  ä  n  i  ,     Gazira  101,  20.     Beide  Ausdrücke  sind  nicht  selten. 

5)  HuBER  sagte  mir  einmal,  als  er  bei  mir  ein  Glas  von  unserem  Straßburger,  allerdings 
sehr  guten,  Leitungswasser  getrunken  hatte:  «solch  Wasser  gibt  es  in  ganz  Arabien  nicht«. 


Kleine  Mitteilungen   und  Anzeigen.  207 

Schnee  fehlt  übrigens  in  Westarabien  nicht  ganz  (17)  trotz  der  Angabe  M  u  q  a  d  d  a  s  I's 
96,  I.  So  spricht  'A  b  I  d  b.  Ab  ras  (ed.  Lyall)  19,  13  von  »einer  Au,  deren  Boden 
der  Frühling  mit  Schnee  bedeckt  habe«  (im  Gebiet  der  Asad).  Vgl.  lob  b,  16,  wo  es  sich 
auch   um    eine   westarabische   Landschaft   handelt. 

Übertrieben  oder  doch  mißverständlich  ist  der  Ausdruck,  daß  Arabiens  Bewohner 
»ein  Mosaik  von  hundert  Völkern  ohne  physische  oder  ethnographische  Einheit«  bildeten 
(9).  FreiHch  zerfallen  die  nomadischen  wie  die  ansässigen  Araber  in  sehr  viele  Geschlechter 
und  Stämme,  die  einander  zum  Teil  ganz  fremd  sind,  aber  wenn  wir  gewisse  südliche  Ge- 
biete ausnehmen  '),  so  sind  doch  die  Bewohner  Arabiens  und  selbst  die  der  svrischen  und 
mesopotamischen  Wüste  wesentlich  derselbe  Menschenschlag. 

Daß  die  Beduinen  im  ganzen  ein  gemeinsames  Wesen  haben  —  soweit  man  eben  bei 
Völkern  und  Völkerteilen  von  einem  solchen  sprechen  darf  — ,  zeigt  Lammens  selbst  aus- 
führlich. Dabei  hält  er  die  Grenzen  des  Higäz  nicht  ein,  wie  sich  das  nach  dem  oben  Ge- 
sagten von  selbst  versteht.  Man  kann  es  auch  nicht  tadeln,  daß  er  mitunter  sogar  kultivierte 
Araber  aus  islamischer  Zeit  heranzieht,  die  ja  ihre  beduinische  Herkunft  nicht  verleugnen. 
Seine  ganze  Darstellung  der  beduinischen  yr/ji  kann  ich  nur  loben,  wenn  ich  auch  gewisse 
Einzelheiten  anders  auffasse  als  er.  Wir  finden  bei  ihm  eine  gewisse  Neigung,  bei  jenen 
die  unerfreulichen  Seiten  etwas  zu  stark  zu  betonen.  Wenn  der  Beduine  jeden  Stamm, 
mit  dem  seiner  nicht  im  festen  Bunde  steht,  als  fremd  und  dessen  Habe  bei  Gelegenheit 
ohne  weiteres  als  gute  Beute  ansieht,  so  ist  das  ein  Zustand,  in  dem  sich  auch  alle  Kultur- 
völker wohl  einmal  befunden  haben.  Das  erste  Abenteuer  des  heimkehrenden  Odysseus 
ist  ja,  daß  er  die  friedliche  Stadt  Ismaros  überfällt  -)  usw.  Die  traurige  Beschaffenheit 
seines  Landes  zwingt  den  nomadischen  Araber  fast  dazu,  ein  Räuber  zu  werden,  und  auch 
der  Islam  hat  das  auf  die  Dauer  nicht  ändern  können  3).  Allerlei  Fehler  der  Beduinen 
gebe  ich  auch  sonst  durchaus  zu.  Aber  es  verdient  doch  hohe  Anerkennung,  daß  diese 
illiteraten  Menschen  eine  weit  höhere  geistige  Entwicklung  erreicht  haben  als  andere 
Bewohner  von  Ländern  so  karger  Natur.  Schon  der  feine  Formensinn  ihrer  Poesie  bildet 
einen  eigenartigen  Vorzug.  Und  wie  rasch  haben  die  Söhne  und  Enkel  der  Beduinen  in  den 
eroberten  Ländern  eine  hohe   Bildung  erlangt  ! 

Die  Zahl  der  Bewohner  Arabiens  heutzutage  und  gar  um  600  n.  Chr.  auch  nur  ganz 
annähernd  abzuschätzen,  wäre  ein  vergebliches  Unterfangen.  Das  größte  Mißtrauen  ver- 
dienen die  Aussagen  und  Andeutungen  der  Dichter  über  die  Zahl  ihrer  Stammesgenossen 
oder  der  Kämpfer,  die  der  Stamm  bei  der  und  jener  Gelegenheit  gestellt  habe.  Da  wird 
der  Mund  gewaltig  voll  genommen.    Ganz  abenteuerlich  ist  die  Angabe,  daß  im  Stamme 


1)  Ich  meine  die  alten  Kulturvölker  Jemens  und  die  noch  heute  eigne  Sprachen 
redenden  Bewohner  von  Shikr  und  Mahra,  welche  ich,  wie  die  der  Insel  Soqoiva,  in  Ver- 
dacht habe,  stark  mit  nicht  semitischem  Blute  vermischt  zu  sein.  Vielleicht  darf  man 
das  Zeugnis  von  Gen.  10  dafür  anführen.  Reinisch  hat  mir  einmal  geschrieben,  daß  die 
Leute  von  Soqotra  ganz  wie  die  (hamitischen)  Somali  aussehen. 

2)  Der  Schiffskatalog,  der  Kikonen  unter  den  Hilfsvölkern  der  Troer  aufzählt  (//. 
2,  846),  ist  ja  bedeutend  jünger  als  der  Nostos  des  Odysseus. 

3)  Eine  besondere  Klasse  bildeten  die  gewerbsmäßigen  Räuber  (lusüs)  in  einer 
der  seltenen  Zeiten,  wo  eine  starke  Regierung  für  Ruhe  und  Ordnung  auch  im  inneren 
Arabien  sorgte.  Mehrere  von  ihnen  waren  gute  Dichter,  wie  sich  aus  dem  ergibt,  was  aus 
Sukkari's  Sammlung  ihrer  Poesie  erhalten  ist.  Hoffentlich  wird  noch  einmal  dies  ganze 
Werk  wieder  aufgefunden.  Zu  beachten,  daß  auch  unter  den  alten  Chawärig,  den  fanatischen 
muslimischen  Independenten,  die  doch  manchen  Rest  alten  Räubersinns  zeigen,  vortreffhche 
Dichter  waren. 


2o8  Kleine  Mitteilungen  und   Anzeigen. 

'Adwän,  der  gar  nicht  besonders  hervortritt,  40  000  oder  gar  70  000  »noch  unbeschnittene 
Knaben«  (also  etwa  unter  12  Jahren)  gewesen  wären  (135) ').  Diese  Zahlen  darf  man  vielleicht 
durch  lOO  teilen.  Die  Übertreibung  der  prahlenden  Dichter  zeigen  uns  u.  a.  einige 
Beispiele,  die  der  Kämil^4gL  von  »den  Lügen  der  Araber«  anführt^):  der  berühmte  Zaid 
alchail  sagt  von  dem  Reiterheere  seines  Stammes,  daß  man  nicht  einmal  einen  Schimmel 
(der  sich  doch  durch  seine  Farbe  stark  abhebt,  aus  dem  Gewühl)  habe  herausfinden  können, 
und  daß  die  Hügel  unter  den  Hufen  zusammengesunken  seien,  gesteht  dann  aber  auf  die 
Frage  seiner  Tochter,  wie  viel  Rosse  sie  wirklich  gehabt  hätten,  es  seien  gerade  drei  ge- 
wesen. Und  die  Reiterschar  der  Sulaim  bei  einem  Zuge  gegen  die  Chath'am,  die  mit  einem 
Hcuschreckenschwarm  verglichen  wird,  reduzierte  sich  auf  ein  einziges  Pferd  !  Die  Zahl 
der  Pferde  im  damaligen  Arabien  scheint  mir  Lammens  zu  überschätzen.  Große  Mengen 
solcher  hat  es  wohl  niemals  ernähren  können.  In  der  für  Arabien  großen  Schlacht  bei  Gabala, 
von  der  viel  gesungen  und  gesagt  worden  ist,  waren  auf  beiden  Seiten  zusammen  nur  30 
Pferde  (Kämil  349,  12).  Bei  Bedr  hatte  Muhammed  gar  keines  (I  b  n  H  i  s  h.  433). 
Ungefähr  richtig  mag  die  Zahl  sein,  die  für  die  Sulaim  im  Heere  Muhammeds  angegeben 
wird,  nämlich  700  (Ihn  H  i  s  h.  810,  4  v.  u.):  ihr  Dichter  rundet  sie  nach  oben  zu 
1000  ab  (ib.  860.  3  v.  u.  861,  15.  863,  4  v.  u.  864,  6).  Man  meine  aber  nicht,  daß  alle 
diese  Sulaimitcn   zu  Roß  gesessen  hätten,  und  glaube  dem  Dichter  ja  nicht,  die  Tausend, 

die  er  nennt,  seien  sämtlich  gepanzert  (  ^^a-S  )  gewesen  und  hätten  noch  »unzählige«  Leicht- 
bewaffnete  neben  sich   gehabt  (864,   6)  ! 

Keinen  angenehmen  Eindruck  macht  es  auf  uns,  daß  ein  Lied  zu  Ehren  eines  an- 
gesehenen und  reichen  Mannes  meistens  den  Zweck  hat,  diesen  zu  großen  Geschenken 
an  den  Dichter  zu  veranlassen.  Aber  das  war  so  nicht  bloß  bei  den  alten  Arabern.  Schon 
Pindar  hat  es  doch  auch  nicht  anders  gemacht,  und  so  lange  der  juristische  Begriff  von 
literarischem  Eigentum  und  das  Verlegerhonorar  noch  nicht  vorhanden  waren,  stand  dem 
Dichter  für  den  Erwerb  seines  Lebensunterhalts  kaum  ein  anderer  Weg  offen,  als  sich  so 
die  Gunst  reicher  Gönner  zu  gewinnen  3).  Die  ^^'ahrheit  und  der  Anstand  konnten 
auch  dabei  leidlich  gewahrt  bleiben,  wurden  es  aber  längst  nicht  immer.  Doch  traf  auch 
oft  das  Lob  den  Würdigen  wie  in  den  Qasiden  Zuhair's  aufHarimb.  Sinän  und  Härith 
b.  'Auf.  Ganz  abstoßend  sind  aber  manchmal  die  Schmähgedichte  auf  Männer,  welche 
die  Er^vartung  des  Dichters  getäuscht  oder  ihn  beleidigt  hatten  oder  aber  ihm  als  Kon- 
kurrenten im  Wege  standen.  So  recht  tritt  allerdings  das  unflätige  Gezänk  rivalisierender 
Dichter  erst  in  der  zweiten  Hälfte  des  ersten  Jahrhunderts  d.  H.  ans  Licht. 

Das  Prahlen  mit  den  eigenen  Vorzügen  und  denen  des  Stammes  spielt  in  den  Ge- 
dichten wie  in  den  künstlichen  Reden  alter  Araber  eine  große  Rolle.  Die  eigene  Tapferkeit 
und  Gastfreundlichkeit  wird  besonders  gefeiert,  nicht  selten  so,  daß  es  klingt,  als  ständen 
diese  Tugenden  in  dem  besonderen  Falle  ganz  einzig  da.  Das  bringt  auf  den  Argwohn, 
sie  seien  wirklich  nicht   so  häufig  gewesen;  und  dafür  ließe  sich  vielleicht  etwas  sagen. 

Sehr  ausführlich  bespricht  Lammkns  die  Stellung  des  Geschlechts-  oder  Stammes- 


')  Ausführung  zu  dem  Gedichte  des  Dhul  I  s  b  a*,  aus  dem  einige  Verse  oft  zitiert 
werden  (z.  B.  .Ifvia'ijät  Nr.  40).  Das  ganze  Lied  zusammenzustellen  aus  Agh.  3,  4  und  3,  10. 

*)  Sehr  hübsch  charakterisiert  Abü'Obaida  (Kämil  t,^i)  den  Gegensatz  der  per- 
sischen und  der  arabischen   »Lügen«.     Dort  Phantaslik,  hier  Übertreibung. 

3)  Vgl.  was  ich  in  meinem  Ira)i.  Nationalepos  §  24  vorne  an  (S.  29  f.  des  Separät- 
abdrucks  aus  dem  Grundriß  der  trau.  Philologie)  gesagt  habe.  —  Verse  eines  frommen 
Muslims,  welche  die  Verherrlichung  von  Menschen  durch  gewinnsüchtige  Dichter  miLl- 
billigen,   Kämil  354,    1 1  ff. 


Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen.  200 

hauptes,  des  Saijld  ■);  die  Gedichte  wie  die  prosaische  Überlieferung  bieten  dazu  reiches 
Material  ^).  Diese  Einrichtung  berührt  uns,  die  wir  an  feste  Staatsverhältnisse  gewöhnt 
sind,  recht  fremdartig.  Ein  Mann,  der  durch  Klugheit.  Vermögen,  Tapferkeit  oder  sonst 
hervorragt,  wird  ohne  besonderen  Staatsakt  als  Führer  anerkannt,  erhält  dadurch  aber 
keinerlei  Zwangsgewalt.  So  kann  es  leicht  scheinen,  als  ob  diese  Würde  ganz  bedeutungslos 
wäre,  und  m.  E.  gibt  Lammens  einer  solchen  Auffassung  etwas  zu  sehr  nach.  Aber  ein 
echter  Araber  und  ein  ganzes  arabisches  Geschlecht  folgt  doch  gern  der  Autorität  eines 
solchen  Leiters,  obgleich  es  dem  Einzelnen  wie  der  FamiHe  frei  steht,  sich  ihr  für  einen 
Fall  oder  länger  zu  entziehen,  freilich  leicht  auf  die  Gefahr,  an  dem  eigenen  Ansehen,  um 
nicht  zu  sagen  der  eigenen  Ehre,  Schaden  zu  leiden.  Die  Autorität  des  Saijid  gilt  besonders 
beim  Raub-  und  Kriegszug.  Wie  hoch  sie  da  geschätzt  wurde,  zeigt  sich  darin,  daß  ihm 
ein  ganzes  Viertel  der  Beute  zustand  3).  Übrigens  wäre  es  kaum  einem  Manne  mög- 
lich gewesen,  so  an  die  Spitze  eines  Geschlechts,  eines  Stammes  oder  gar  einer  Gruppe  von 
Stämmen  zu  kommen,  der  nicht  schon  aus  angesehener  Familie  war.  Einen  Adel  als  ab- 
geschlossenen Stand  gab  es  allerdings  bei  den  Arabern  so  wenig  wie  einen  eigentlichen 
Staat,  aber  Familienansehen  hatte  bei  ihnen  doch  größere  Bedeutung,  als  Lammens  zu- 
geben möchte.  Nasab  und  /lasab  wogen  schwer;  einem  »Hause«  wie  deaMachzüm  in  Mekka 
oder  den  Badr  bei  den  Fazära  anzugehören,  war  keine  Kleinigkeit.  Die  unverfälschten 
Semiten  sind  ja  durchaus  aristokratisch:  wo  findet  man  so  viele  echte  und  unechte  Stamm- 
bäume wie  im  A.  T.  und  bei  den  alten  Arabern  ?  —  Wenn  hie  und  da  einmal  ein  Saijid 
über  die  Beschwerden  und  die  Machtlosigkeit  seiner  Stellung  klagt,  so  darf  man  daraus 
nicht  zu  viel  schließen.  Gar  mancher  Fürst  hat  über  die  Bürde  der  Krone  gejammert,  aber 
freiwillig  haben  ihr  doch  nur  wenige  entsagt.  Vereinzelt  haben  es  auch  wohl  einzelne  ara- 
bische Stammhäupter  durch  sich  selbst  sogar  zu  fürstlicher  Macht  gebracht  4).  So  scheint 
■es  wirklich  mit  Kulaib  gewesen  zu  sein,  über  den  wir  freilich  nicht  viel  Historisches  wissen. 
Anders  die  eigentlichen  Dynastien,  die  unter  römischer  oder  persischer  Oberhoheit  standen 
Auch  die  Kinda-Könige  sind  vermutlich  durch  fremden  Einfluß  in  die  Höhe  gekommen. 
Die  Wirkung  des  Christentums  auf  die  alten  Araber  schätzt  Lammens  m.  E.  etwas 
zu  hoch.  Das  orientalische  Christentum  jener  Zeit  war  auch  keine  werbende  Kulturmacht. 
Wie  weit  es  sich  unter  den  im  Wädilqurä  ansässigen  tapfern  'Odhra  verbreitet  hatte,  wird 
sich  nicht  bestimmen  lassen;  fest  steht  aber,  daß  auch  dieser  Stamm,  wie  die  große  Menge 
der  dem  Namen  nach  christlichen  Araber,  sofort  ohne  Widerstand  den  Islam  annahm, 
Und  als  die'Odhra  durch  erotische  Dichter  wie  G  a  m  1 1  in  den  Ruf  kamen,  die  zu  sein,  »welche 
sterben,  wenn  sie  lieben«,  waren  sie  längst  Muslime,  und  von  Nachwirkung  christlicher 
Zivilisation  (289)  war  da  sicher  nichts  zu  spüren.  Dazu  halte  man,  daß  der  Mann,  auf  den 
große  Massen  tränenvoller  Liebeslieder  abgeladen  wurden.  Mag  nun  (welcher  Name  viel- 
leicht eine  oder  mehrere  wirkliche  Personen  deckt),  dem  rein  beduinischen  Stamm  der 
Banu  *Amir  zugewiesen  wird  und  daß  andrerseits  der  glänzendste,  graziöseste,  freilich 
nicht  eben  elegische  Erotiker,  '0  m  a  r  b.  A  b  I  R  a  b  i'a  ein  vornehmer  Qoraishit  war,  ebenso 
-wie  ein  anderer  Dichter  dieser  Art:  *Argi,  Enkel  des  Chalifen  *Othmän. 


I)  Das  ist  allein  der    technische    Ausdruck  in  alter  Zeit. 

-)  Über  einen  der  berühmtesten  Saijid's  der  letzten  Heidenzeit,  'Ämir  b.  Tufail, 
•den  der  Verfasser  S.  317  ff.  hervorhebt,  läßt  sich  jetzt  noch  etwas  mehr  sagen,  nachdem 
Lyall  seine  Gedichte  herausgegeben  hat,  deren  poetischer  Wert  allerdings  nicht  sehr 
groß  ist.    Der  Mann  war  wohl  ein  tüchtiger  Krieger,  aber  auch  ein  gewaltiger  Prahler. 

3)  Muhammed  verringerte  den  ihm,  resp.  seinem  Staate  zukommenden  Anteil  auf 
ein  Fünftel. 

4)  Vgl.  die  mit  dem  Wahhäbitismus  aufgekommene  Dynastie  der  Bern  Sa'üd  und  die 
jetzt,   wie   es   scheint,   wieder  überwundene  der   Ben!  Reshid. 


^jQ  Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen. 

Ich  erlaube  mir  nun  noch  eine  Anzahl  Bemerkungen  zu  Einzelheiten. 
Daß  die  Bezeichnung  des  klassischen  Arabisch  als  »qoraishitischer  Dialekt«  (9)  un- 
passend ist,  brauche  ich  hier  wohl  nicht  wieder  darzulegen. 

Ein  auffallendes  Versehen  ist  es,  daß  Lammens  ,jiaii  »denSinai«  fürdenTaurus 

nimmt   (18)  ")■ 

Die  Legende  vom  Istisqä  (22)  ist  jüdisch  und  auf  Muhammed  nur  übertragen. 

Für  unterirdisches  Feuer  in  Arabien  haben  wir  kein  altes  einheimisches  Zeugnis. 
Die  S.  73  erwähnte  Schreckensgeschichte  (J  aq.  2,  157;  vgl.  3.  752)  ist  ein  frommes  Märchen, 
und  der  Vers  'Antara's:  B  c  k  r  i  295,  16  (=  Diw.  9,  4)  spricht  nur  vom  Rauch  aus  'Alanda- 
Gezweig;   diese  Pflanze  gab  wohl  einen  besonders  dicken  Rauch. 

Die  Angabe,  daß  Muhammed  Dattelwein,  nabidh,  getrunken  habe  (92  nach  I  b  n 
S  a'd  3,  I,  63),  möchte  ich  für  das  Erzeugnis  einer  Fiqh-Schult  halten,  welche  das  Verbot 
berauschender  Getränke  auf  den  Traubenwein  beschränkte,  schwerlich  ohne  Rücksicht 
auf  die  Liebhaberei  des  'abbäsidischen  Hofes  und  andrer  hoher  Schichten  =). 

Die  Worte    vAc    ^a    ,i>.jJ>.:>"bl    v'-^^'    C-^^    O'*    -^^'^^  ^'°^')  übersetze  ich 

»denkt   bei    dem,   was  heute  geschieht,  an  das,  was  man  morgen  darüber  sagen  wird«, 
d.  h.  erwägt,  ob  die  Zukunft  es  als  lobens-  oder  tadelnswert  ansehen  wird.    Vgl.  Kämil 

77.   ■  f- 


und  ib.  335  f. 


jJ^XJ       .,rX      Ö^.JJL^►■^i      CJ^Ä/S      ^.£>\  ,ij>. 


Und    io.Jwr>!  bedeutet   »Ruf«  Harn.  460,  24. 

Die  Worte  des  Korans  »sie  sagen,  was  sie  nicht  tun«  Süra  26,  226  (126)  gelten  mehr 
oder  weniger  für  alle  Poesie.  Die  Wahrheit,  welche  den  »aus  Morgenduft  und  Sonnenklarhcit 
gewebten  Schleier  der  Dichtung«  darbietet,  ist  eben  nicht  die  gemeine  Wirklichkeit.  Die 
Ideale  der  Dichter  sind  freilich  bei  verschiedenen  Völkern  recht  verschieden. 

Qor/i  nennt  M  u  q  a  d  d  a  s  i  als  Handelsplatz  den  wichtigsten  Ort  des  Landes 
nach  Mekka,  nicht  dessen  bedeutendste  zweite  Stadt  überhaupt  (185).  Daß  Qor/i  für  den 
Handel  aber  auch  schon  früher  von  Belang  war.  zeigen  Dichterstellen  bei    J  ä  q  ü  t   s.  v. 

'Abdallah  b.  Gahsh  wird  I  b  n  S  a' d  3,  i.  03,  13  nicht  ^^^^\  jfJ^  genannt 
(203),  sondern  da  heißt  es  ganz  regelrecht,  daß  Muhammed  ihn  zum  Emir  der  ausgesandten 

'--'^  ~ 

Schar  ernannte    „„^.As.    s-xi.    —  Geradezu  =    J>^>^    ist    .^^1    in  der    alten  Poesie  wohl 
.    .  •  •         >  ->" 

nie,    aber  auch  für  den  Anführer  bei  einer  besonderen  Gelegenheit  hat  sie  es  höchst  selten. 


>)  Es  ist  mir  übrigens  recht  zweifelhaft,  daß  der  Name  Tajoo;,  den  Herodot  und 
Xenophon  noch  nicht  kennen,  wohl  aber  die  Alexander-Schriftsteller,  das  aramäische 
für  wiedergibt.  Der  Vokal  stimmt  nicht,  und  der  Name  ist  vielleicht  griechischer  Herkunft. 
Einen  Berg  'lotOpo;  gab  es  auch  in  Sizilien. 

=)  Die  Dichter  benannten  dann  auch  gern  den  unzweifelhaft  verbotenen  wahren 
Wein  mit  dem  harmlos  klingenden  Ausdruck  vabtdh. 


Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen.  211 

Ich  kenne  dafür  nur  Hiidh.  196,  5  (=  J  a  q.  4,  374,  3).  Öfter  verwendet  sie  das  Wort  in  der 
Bedeutung   »Ratgeber«  (zu   ^\,  wie  die  andere   Bedeutung  zu    -/a'). 

Daß  der  Kähin  in  den  Erzählungen  mit  l>ü  1  i-j  angeredet  wird  und  er  seine  Anhänger 
^\.j^   Lj  anredet  (204),  braucht  nicht  historisch  zu  sein.    Darin  prägt  sich  wohl  nur  die 

muslimische  Anschauung  von  der  Verkehrtheit  der  blinden  Heiden  aus.  Von  den  uns  über- 
lieferten Sprüchen  der  Kähins  ist  vielleicht  nicht  einer  echt,  aber  sie  geben  doch  die  Art 
wieder,  wie  das  auch  einige  der  ältesten  Suren  tun. 

Qäid  kann  allenfalls  die  Übersetzung  von  Tjyejjiojv  sein;  keinenfalls  gibt  es  das 
lateinische  w'i'i  direkt  wieder  (206). 

o  £ 

^^1.^.1  in  dem  Verse  F  a  r  a  z  d  a  q's  Boucher  2,  paen.  kann  ich  auch  nur  mit 
dem  Herausgeber  als  PI.  von  As^  »Träume«  fassen,  nicht  als  PI.  von  ,Sz>-  (218). 

Zu  S.  228  möchte  ich  betonen,  daß  Masgid  zunächst  der  Ort  der  Gottesver- 
ehrung ist.  wie  sein  aramäisches  Prototyp  ";;DC-  Das  wird  allerdings  auch  Lammens 
zugestehen. 

In  Nädcl  munädin  I  b  n  D  o  r.,  Ishtiqäq  94,  n  ist  nicht  vom  Muadhdhin  die  Rede 
(230),  sondern  die  Worte  bedeuten  bloß  »da  rief  einer«.  Es  handelt  sich  um  eine  der 
geheimnisvollen  Stimmen,  die  sonst  einem  hätij  beigelegt  werden.  Ähnlich  oft  bath  qöl 
in  altjüdischen  Schriften. 

Das  Verbot  der  Musik  (231)  ist  schwerlich  durch  deren  höchst  einfache,  echt  arabische 
Art  hervorgerufen  worden,  sondern  durch  die  aus  Persien  und  Byzanz  stammende,  be- 
sonders der  Erotik  dienende,  künstliche  Vokal-  und  Instrumentalmusik,  die  zuerst  in  dem 
üppigen  Leben  Medinas  zur  Omaijadenzeit  erblühte.  Den  Anstoß  suchte  die  Orthodoxie 
durch  ein  allgemeines  Verbot  wegzuräumen,  wie  heutzutage  Bischöfe  ihren  Klerus  vor 
den  Verlockungen  seelenschädlicher  Stücke  durch  ein  allgemeines  Theaterverbot  zu  schützen 
suchen.  Gewirkt  hat  jenes  Verbot  übrigens  wenigstens  in  den  ersten  Jahrhunderten  nicht 
viel;    das  zeigt   das  ganze  Kitäb   al-Aghäni. 

Das  S.  284  angeführte  Hadith,  wonach  Muhammed  die  verflucht,  welche  den  Stamm- 
baum zu  hoch  hinaufführten,  hat  doch  wohl  nicht  mehr  Autorität  als  tausend  andere; 
es  drückt  eben  nur  die  Meinung  einer  Schule  oder  eines  Schulhauptes  aus.  Der  Urheber 
war  vermutlich  kein  richtiger  Araber,   sondern  ein  Maulä. 

Warum  sollen  die  Verse  des  Sinän  b.  AblHäritha  (so,  nicht  Häritha  b.  Abi 
Sin  an)  Ja  q.    3,    261    unecht    sein    (309)?') 

Einige  von  Lammens  angeführte  Verse  bedürfen  einer  Verbesserung.  Schon  die 
Verstöße  gegen  das  Metrum,  zum  Teil  auch  gegen  die  Grammatik  oder  den  Sinn,  zeigen 
das  bei . . .  c:^5.c  ^^   172  {Agh.  11,  134,  5  =  Kämil  2S4,  9);  .  .  ■  ^^^'  I99  (Ham.  199); 

...  ^^^3  233  (Hutaia  7,  36);  ...  ^^^ö  235  (.^g/i.  11, 139, 18);  ■  ■  ■  ^^»  277  (Agh. 
18,  69,  23);  alle  diese  stehen  aber  in  den  angeführten  Quellen  richtig.    So  hat  Agh.  11,  139 

1 6  auch  korrekt  Qj  .j    (.^j.j),  nicht,  wie  235,  i,     ^J-J  und   Hassan  87,  2  (Hirsch- 

')  Sie  sind  in  einigen  Handschriften  der  Gamhara  in  ein  Gedicht  des  Bishr  b. 
Abi  Chäzim  gerathen;  s.  die  Ausgabe  105  f.  Vers  1  kommt  noch  an  zwei  anderen  Stellen 
J  ä  qü  t's  vor. 


2  12  Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen. 

FELD  Nr.  4,  30)  nicht,  wie  244,  Anm.  2,  .-ji^,  sondern  üL.  Dagegen  hat  Lammens  sich 
durch  seine  Vorlage  täuschen  lassen  bei  dem  Verse  J  a  q.  3,  628,  7  s.  v.  „cLc  (179),  wo 
Wüstenfeld's  Ausgabe  (und  also  wohl  auch  der  orientalische  Nachdruck)  allerdings 
c>.A.wwo  hat,  die  Anmerkung  zu  jener  (6,312)  aber  aus  Gauhari  schon  das  richtige 
ii>.X.*«J  bietet.  —  Agh.  12,  47.  16  (247)  ist  zu  lesen  '»^-^i  j5t\-5  ^s  ^  r'-*vo  .-yJ  -J 
tÄAÄ.*.j5^  Ä.i«.x».Jt  ,.^>.X>o,  obwohl  die  Ausgabe  ..  »X*.J  hat ').  —  In  dem  S.  252  zitierten 
Verse  gibt  Cheikho  allerdings  Jsji^w'bl,  aber  die  photographierte  Wiedergabe  zeigt,  daß  in 
■der  Handschrift  der  Harn.  Buht.  S.  306  richtig  Jsjiy«"b!  steht. 

Ferner  lies  in  dem  Verse  107  Anm.  2  'lJ_«-o  statt  J->jOj  in  dem  194  Anm.  3  ,iA^>.l5 
Statt  ,A:>-L5^);  in  dem  S.  296  Anm.  4  beidemal  ^^1  für  ,^s^\.  S.  91,  8  ist  cO  für  cO  und 
äiX    ^ür  äwfl  zu  lesen;  letzteres  wohl  ein  Druckfehler  wie  auch  ,   -j^A   S.  172,  10  für,  ^\^\ 

So  ließen  sich  noch  einige  Kleinigkeiten  der  Art  anführen.  Für  den  eigentlichen  Inhalt 
hat  das  aber  alles  keine  Bedeutung. 

Als  Ganzes  ist  das  Buch  wieder  eine  sehr  erfreuliche  Leistung;  auch  den  Mitforscher 
regt  es  vielfach  an  und  belehrt  ihn  reichlich. 

Straßburg  i.  E.,  den  11.  Januar  191 4.  T  h.   N  ö  1  d  c  k  e. 


Albert  Wesselski:  Der  Hodscha  Nasreddin.    Türkische,  arabische,  berberische,  maltesische, 
sizilianischc ,  kalabrische,  kroatische,  serbische  und  griechische  Märlein  und  Schwanke. 
2  Bände.    Weimar,  Alexander  Duncker  Verlag,  191 1.    LH  -f  284  und  VIII  +  266  S. 
28  M.,  auf  Büttenpapier  45  M.    Band  3  und  4   der  »Narren,  Gaukler  und  Volkslieb- 
linge«. 
In  seiner  großzügig  angelegten   umfassenden  Sammlung  der  »Narren,  Gaukler  und 
Volkslieblinge«  gab  W.  an  erster  Stelle   in  den  beiden  ersten  Bänden  in  mustergültiger 
Weise   »Die  Schwanke  und  Schnurren  des  Pfarrers  Arlotto«,  mit  mehreren  Bildern    und 
Faksimilien,  Berlin  1910  heraus.  Während  man  in  der  itahenischen  Literatur  nur  scharfen, 
ätzenden  Witz,   »die  scharfen  Augen  und  die  bösen  Zungen«  überall  vertreten  findet,  zeigt 
sich  als  glänzende  Ausnahme  gesunder,  mit  Herzensgüte  gepaarter  Humor,  den  man  der 
italienischen  Literatur  der  Renaissance  nicht    ohne   Berechtigung    gänzlich  abzusprechen 
geneigt  ist,  in  überraschender  Frische  und  Natürlichkeit  in  den  Schwänken  dieses  itaheni- 
schen Witzboldes. 

Ihm  läßt  W.  den  echtesten  Vertreter  orientalischen  und  besonders  türkischen  Humors 
folgen,  nämlich  den  auch  im  Abendland  längst  nicht  mehr  unbekannten  Hodscha  Nasreddin 


')  Subjekt  zu    -yi  .'S  ist  die  Reiterschar  (=  J^>J>-) :  *o  die  3.  p.  f.  pl.  für  eine  solche 
öfter  bei  Dichtern. 

*)  S.  Zur  Gramm,  des  klassischen   Arabisch  S.  92. 


Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen.  21^ 

(Xoga  Nasr-ed-Din)  und  die  mit  ihm  in  Zusammenhang  stehenden  und  teil- 
weise völlig  mit  ihm  zusammenfallenden    orientalisch-levantinischen   Schwankhelden. 

In  der  umfänglichen  Einleitung  gibt  W.  die  Definition  des  Schwankes,  in  welchem 
im  Gegensatz  zum  Märchen  mit  seiner  mangelnden  oder  falschen  Logik  kritisch  der  Mangel 
an  Kausalität  belacht,  nämhch  irgend  eine  kulturelle  Rückständigkeit  vom  Standpunkte 
des  bereits  weiter  Fortgeschrittenen  aus  verspottet  wird.  Der  älteste  und  primitivste 
Schwank  ist  der  Dummheitsschwank,  der  die  Dummheit  des  andern  oder  der  andern  geißelt. 
Weit  jünger  und  literatui-mäßiger  ist  der  Schlauheitsschwank,  der  noch  eine  weitere  Person 
einführt,  die  sich  die  Dummheit  der  ersten  zunutze  macht.  In  der  Sammlung  sind  die 
beiden  Gattungen  bunt  gemischt,  also  ältere  und  jüngere  Elemente  unentwirrbar  neben- 
einandergestellt. Zahlreiche  der  zitierten  Dummheitsschwänke  sind  völlig  willkürlich 
im  Orient  an  einen  bestimmten  Xamen  gebunden  worden,  was  die  zahlreichen  Varianten 
und  Parallelen  mit  verschiedenen  Helden  für  denselben  Schwank  erklärUch  macht. 

Wohl  mit  Recht  nimmt  W.  Nasr-ed-Din  als  historische  Persönlichkeit  an. 
Er  war,  wie  sich  aus  mancherlei,  allerdings  nichts  weniger  als  historisch  unanfechtbaren 
Angaben  und  Einzelzügen  ergibt,  ein  Zeitgenosse  des  letzten  Seldschukensultans  von 
Karaman  Alaeddin  III.,  des  osmanischen  Sultans  Bajezid  I.  und  des  Eroberers  Timurlenk. 
Jedenfalls  steht  seine  türkische  Herkunft  fest,  wenn  es  auch  nicht  an  einigen  schwachen 
Versuchen  gefehlt  hat,  ihn  für  die  Araber  (als  Zeitgenossen  Härün  al-Rasid's)  und  für 
die  Perser  (als  Zeitgenossen  des  Schah  Takasch)  in  Anspruch  zu  nehmen.  Sein  Geburtsort 
ist  bestritten,  mag  es  nun  Aksehir  sein,  für  das  auch  die  Autorität  E  v  1  i  j  ä  's  spricht, 
oder  Sivrihisär  oder  Jenisehir.  Sein  Grab  in  Aksehir  ist  unbestritten,  so  zweifelhaft  es 
auch  damit  bestellt  sein  mag.  Es  ist  eine  auch  heute  noch  vielbesuchte  Wallfahrtsstätte. 
Die  früher  oftmals  wiederholte  Schilderung  von  der  sonderbaren  Ausstattung  des 
nach  allen  Seiten  offenen  und  nur  nach  der  einen  Seite  mit  einem  großen  Schloß  und  Tor 
abgeschlossenen  Grabmales  scheint  nur  zum  Teil  der  Wirklichkeit  entsprochen  zu  haben, 
wenn  auch  noch  Ahmed  Rasim  sie  gelegentlich  seines  Besuches  dortselbst  1324  h 
bezeugt:  »Eine  Art  Brunnendach  auf  vier  Säulen  und  ein  ziemlich  großes  Schloß,  sonst 
nichts.«  (Ahmed  Räsim:  Meiidqib-i-isldm  1325  Konstantinopel  S.  266 — 271.)  Denn 
Evlijä  Celebi,  der  einen  scharfen  Blick  für  alles  Bemerkenswerte  und  Auffällige 
hatte,  vermerkt  in  semer  Schilderung  nichts  Derartiges,  so  daß  jedenfalls  die  ganze  Ge- 
schichte von  der  auffälligen  Form  des  Grabmals  als  eine  Erfindung  der  späteren  Zeit  an- 
zusprechen ist.  Bald  nach  dem  Besuche  R  a  s  i  m  's  wurde  die  Türbe  einer  durchgreifenden 
Restauration  unterzogen.  Bilder  bei  B  e  h  äi:  Leläi'f-i-yoga  Nasr-ed-Din,  Konstantinopel 
1325  (1327  h)  zeigen  die  Türbe  S.  8  und  9  in  ihrem  früheren  Zustand  mit  flachem  Ziegel- 
dach und  S.  249  in  ihrer  restaurierten  jetzigen  Form:  ein  offener  zwölfsäuliger  Rundbau 
mit  hohem  spitzem  Dach  ist  über  eine  kleine  offene  Türbe  mit  anscheinend  sechs  Säulen 
gestellt,  wobei  die  Zwischenräume  zwischen  den  Außensäulen  mit  Gitter  und  Gittertor 
abgeschlossen  sind. 

Das  einzig  Auffällige  an  der  ganzen  Türbe  ist  der  gewaltige^  aus  Tuchstreifen  ge- 
wickelte Turban,  der  zu  Häupten  des  Sarges  um  den  Pfosten  gewunden  ist.  Ob  das  Grab 
überhaupt  das  des  Xoga's  ist,  kann  wohl  kaum  mit  Sicherheit  festgestellt  werden.  Der 
Steinsarg  trägt  allerdings  die  Inschrift:  »Dieses  ist  die  Türbe  des  verewigten  Nasr-ed-Din 
Efendi,  dem  seine  Sünden  vergeben  sind,  der  der  Gnade  seines  Herrn,  des  Verzeihenden, 
bedarf.  (Von  »hochehrwürdig«  steht  nichts  im  Texte.)  Für  seine  Seele  eine  Fdti/ia,  386  « 
Diese  Jahreszahl  ist  höchst  merkwürdig,  da  sie  ganz  unbrauchbar  ist,  ob  man  sie  nun  direkt 
nimmt  (386  h  —  996  D,),  oder  ob  man  sie  in  der  zahlenspielerischen  ^Manier  des  Orients 
umdreht  (683  h  =  1284/5  D)!  da  die  angeblichen  Zeitgenossen  Nasr-ed-Din's,  die  er  über- 
lebt hat,  Bajezid  I.  1403  und  Timur  1405  gestorben  sind. 


->IA  Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen. 

Das  Grab  soll  nach  alter  Tradition  auf  alle  Besucher  mit  ansteckender  Heiterkeit 
wirken.  Diejenigen,  die  nicht  lachen,  sollen  dagegen  Strafe  finden,  wofür  auch  E  v  1  i  j  ä 
und  B  e  h  ä  i  zeugen.  Wie  einige  der  von  W.  mitgeteilten  Anekdoten  schon  verraten 
lassen,  noch  mehr  aber  die  Sammlung  B  e  h  ä  i  "s  zeigt,  gilt  der  Xoi^a  als  wirklicher  Heiliger 
und  spielt  im  Aberglauben  des  gewöhnlichen  Volkes  keine  geringe  Rolle.  Man  schreibt 
ihm  verschiedene  Heilungen  und  Wunder  zu.  Die  Gitter  an  seinem  Grabe  sind  mit  ver- 
schiedenfarbigen Zeugfetzen  behängt,  die  die  Wallfahrer  und  besonders  die  Frauen  als 
Mittel  gegen  Fieber  dort  anbinden.  Noch  jetzt  lädt  man  ihn  symbolisch  in  Gestalt  seiner 
Schüler,  der  Molla's,  zu  jeder  Hochzeit  in  Aksehir.  da  sonst  die  Ehe  einen  unglücklichen 
Ausgang  nimmt. 

Für  die  große  Wertschätzung,  deren  sich  der  Xoga  auch  heute  noch  in  den  weitesten 
Kreisen  des  türkischen  Volkes  erfreut,  ist  ein  Beweis  der  schon  oben  zitierte  Artikel  A  h  m  e  d 
R  ä  s  i  m's  in  seinem  den  verschiedenen  Äußerungen  und  Erscheinungen  des  Islam  ge- 
widmeten Buche:  Menäqih-i-isläm  I,  S.  266 — 271:  Türhe-i-genäb-i-Nasr-ed-Din,  worin 
er  außer  zwei  Anekdoten,  von  denen  W.  nur  die  zweite  hat,  auch  auf  den  vorsichtig  ge- 
haltenen biographischen  Artikel  über  Nasr-ed-Din  in  Sämy's:  Qäm/'ts-ül-a^läni  VI, 
S.  4577  hinweist,  der  die  Unmöglichkeit  der  Zeitgenossenschaft  des  Xoga  mit  Häggi  Bektäs 
berührt  und  die  Identität    des  Grabes  in  Aksehir  unentschieden  läßt. 

Auf  unser  Empfinden  machen  allerdings  die  überschwenglichen  Lobhimmeleien 
einen  eigentümlichen  Eindruck,  die  mit  großer  Beredsamkeit  vor  allem  B  e  h  ä  i  und 
gemäßigter  R  a  s  i  m  dem  Xoga  zollen,  der  ihnen  der  InbegrilT  aller  Heiligkeit  und 
Tugend  und  aller  moralischen  Kraft  des  mohammedanischen  Türkenlums,  kurz,  der  Gipfel- 
punkt als  volkstümlicher  Nationalheros  ist,  wenn  man  die  häufigen  nur  allzu  menschlichen 
orientalischen  Menschlichkeiten  des  Meisters  dabei  in  Betracht  zieht.  Gar  manches  will 
uns  da  nicht  ganz  »heiligmäßig«  anmuten,  so  mancherlei  päderastischc  Gelüste,  selbst  nach 
dem  Bruder  (Nr.  294),  tätliche  obszöne  Beschimpfungen  (11;  28;  120;  296);  die  wenig 
zimperliche  Art  der  Kindererziehung  (sein  Kind  mit  dem  Penis  spielen  oder  daran  schnullen 
zu  lassen:  168;  251 ;  78),  vor  allem  aber  die  häufige  Wiederkehr  bestialischer  Gelüste  (nut 
Eselinnen  und  Katzen:  255 — 257;  260;  248)  und  andere  obszöne  Scherze,  die  sich  wohl 
nur   ein    orientalischer  Heiliger  erlauben  darf  (212;   242),   usw. 

W.  beschränkt  sich  nicht  auf  die  Schwanke  und  Schnurren  des  Xoga  Nasr-ed-Din, 
<iic  zum  großen  Teil  auch  nach  unseren  europäischen  Begriffen  echten  Humor  enthalten, 
zum  nicht  geringen  Teil  aber  hart  an  Zoten  anklingen.  Er  zieht  auch  andere  orientalische 
Schwankhclden  mit  herein,  die  durch  die  Gleichartigkeit  der  ihnen  zugeschriebenen  Schnurren 
trotz  der  Verschiedenheit  der  Person  zusammen  mit  dem  Xoga  eine  untrennbare  Gruppe 
zu  bilden  scheinen. 

Es  ist  das  der  Dschoha  der  Araber  (dessen  Namen  man  als  bloße  Umbildung  des  Wortes 
»Hüdscha«  erklären  wollte),  der  nicht  mit  Na§r-ed-Din  identisch  ist,  obwohl  viele  Schwanke 
bei  beiden  gänzlich  zusammenfallen,  und  dessen  Existenz  in  einer  weit  früheren  Zeit  als 
die  des  Xoga  belegt  ist.  Durch  das  Vordringen  der  Araber  fand  er  eine  etwas  ditlerenzierte 
Verbreitung  unter  den  Kabylcn  von  Algier  als  Dscheha,  bei  den  Berbern  von  Tamazratt 
als  Dschuha,  in  der  Oase  Ghat  als  Schaha,  in  Nubicn  als  Dschauha,  auf  Malta  als  Dschahan. 
Ihnen  stellt  W.  auch  noch  den  sizilianischen  Volksnarren  Giu/a  oder  Giuca  und  den  kala- 
brischen  Typus   dieses  Schwankhclden:    den  Hioha  oder  Juvadi  oder  Jiivd  zur  Seite. 

Die  Nasr-ed-Din-Schwänke  sind  durch  die  Türkenherrschaft  auch  in  den  Balkan- 
staaten, in  Serbien,  Bosnien,  Griechenland  eingebürgert  worden,  ähnüch  wie  das  Karagöz- 
Schattenspiel  seinerzeit  dort  volkstümlich  war  und  zum  Teil  noch  ist.  Von  allen  diesen 
Gebieten  gibt  W.  Proben.  Nur  Bulgarien  und  Rumänien  fehlen  ganz.  Auch  auf  das  weitere 
\erbreilungsgebiel,  in  dem  sich  die  A'ogü-Sthwänkc  noch  finden,  wie  W.  selbst  kurz  skizziert. 


Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen.  215 

läßt  er  sich  überhaupt  nicht  weiter  ein,    nämlich  auf  Armenien,  Daghestan,  Kasan,  die 
Tarantschi  an  der  sibirisch-chinesischen  Grenze,  den  Kaukasus  und  Persien. 

Hier  möchte  ich  nur  zur  Illustrierung  des  dominierenden  Einflusses,  den  der  Xoga 
als  Witzbold  -/.ot  2;oyTjV  in  türkischem  Gebiete  einnimmt,  darauf  hinweisen,  daß  das  künst- 
lerisch und  inhaltlich  bedeutendste,  am  besten  ausgestattete  tatarische  Witzblatt,  das  in 
Tiflis  seit  1906  erscheint,  und  das  man  auch  in  der  Türkei  als  eines  der  besten,  wenn  nicht 
als  das  beste  türkische  Witzblatt  bezeichnet,  nach  dem  Xoga  den  Titel  führt:  Munla 
Nasr-ad-Din. 

Selbst  in  die  russischen  Volksbücher  ist  der  Xoga  aus  dem  Tatarischen  einge- 
drungen, wie  z.  B.  die  1904  in  Odessa  gedruckte  kleine  Sammlung  beweist:  Znamenjityje 
iatarskije  siäy  Achmet- Achaj  i  Nasrdin  Odsaj  (»die  berühmten  tatarischen  Schwankhelden 
Ahmed  Aya  und  Nasr-ed-Din  Xoga«).     Herausgegeben   von  S.  S.  Poljatus. 

Na?r-ed-Din  ist  kein  Eulenspiegel,  mit  dem  man  ihn  oft  vergUchen  hat,  der  stets 
wohlberechnete  Streiche  und  Possen  macht,  sondern  ein  echter  Narr,  ein  Gemisch  von 
grenzenloser  Einfalt  und  Dummheit,  von  Geist  und  Witz.  Er  ist,  wie  W.  treffend  bemerkt, 
»Äsop«  und   »Abderit«  zugleich. 

Wissenschaftlich  haben  sich  Reinhold  Köhler,  Rene  Basset,  Hörn  und  Hartmann 
mit  Nasr-ed-Din  beschäftigt.  Eine  bequeme,  auch  für  weitere  Kreise  berechnete  —  aller- 
dings recht  teure  —  Zusammenstellung  des  meisten  heute  zugänglichen  Materials  bietet 
jetzt  die  schätzenswerte  Arbeit  Wesselski's. 

Die  aus  den  verschiedensten  Quellen  zusammengestellte  Sammlung  besteht  aus 
515  Schwänken,  von  denen  der  Hauptteil,  nämlich  die  ersten  33S  Schwanke,  dem  rein 
türkischen  Gebiet  angehört,  wovon  allerdings  39  Schwanke  als  für  den  Xoga  gänzlich  irre- 
levant völlig  zu  streichen  wären.  Die  ersten  125  Schwanke  umfassen  die  immer  und  immer 
wieder  in  Konstantinopel  aufgelegte  türkische  Lithographie,  die  von  Wilh.  v.  Camerloher 
und  von  Decourdemanche  übersetzt  worden  ist.  Dabei  ist  nur  die  Anekdote  Nr.  loS 
(von  der  Kuh,  die  der  Xoga  prügelt,  weil  ihr  Kalb  schreit)  in  der  Lithographie  nicht  ent- 
halten und  dafür  an  letzter  Stelle  als  Nr.  125  die  Anekdote  von  der  stereotypen  Lehr- 
methode des  Xoga  mit  dem  Qud/'irl  gegeben,  die  sich  bei  W.  mit  einiger  Differenzierung 
als  Nr.   134  findet. 

Aus  Manuskripten  verschiedenen  Alters  stammen  Nr.  126 — 327.  Angeblich  Histo- 
risches enthalten  Nr.  328—331;  Nr.  332—338  geben  moderne  Volkserzählungen  aus  Nasr- 
ed-Din's  Heimat. 

Der  zweite  Band  bringt  die  arabische  Überlieferung  aus  den  (nicht  »dem«,  wie  W. 
stereotyp  schreibt !)  Nawadir  el  chodscha  Nasr  ed-Din  Effendi  dschoha  {Netvädir-el-yoga 
Nasr-ed-Din  Efendi  Gcha)  (Nr.  339 — 376),  aus  der  von  Mardrus  besorgten  Ausgabe  von 
»Tausend  und  einer  Nacht«  (Nr.  377 — 380)  und  die  Volkserzählungen  aus  Tripolis  und 
Tunis  (Nr.  381 — 391).  Es  folgen  die  berberischen  Überlieferungen  (Nr.  392 — 418),  die  mal- 
tesischen (Nr.  419 — 425),  die  sizilianischen  (Nr.  426  bis  434),  die  kalabrischen  (Nr.  435 — 447), 
die  kroatischen  (Nr.  448—455),  die  serbischen  (Nr.  456—486)  und  die  griechischen 
(Nr.  487 — 515).  Am  Schlüsse  eines  jeden  Bandes  steht  ein  reicher  Anhang  von  An- 
merkungen literatur-  und  stoffgeschichtlichen  Inhalts,  der  von  der  staunenswerten  Be- 
lesenheit W.s   Kunde  gibt. 

Außer  einem  Literaturverzeichnis  der  am  häufigsten  zitierten  Bücher,  Aufsätze  und 
Zeitschriften  im  ersten  Bande  gibt  W.  im  zweiten  auch  einen  Index  aller  zitierten  Autoren. 
Leider  fehlt  ein  Sachregister,  das  das  Nachschlagen  sehr  erleichtern  würde. 

Die  Art  der  Zusammenstellung  läßt  natürlich  mancherlei  Wiederholungen  nicht 
vermeiden  und  nimmt  andererseits  auf  die  Zusammenstellung  zusammengehöriger  Gruppen 


2l6  Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen. 

von  Schwanken  keine  Rücksicht.  Doch  helfen  diesem  Mißstande  in  ziemlich  ausreichendem 
Maße  die    Verweise  in  den  Anmerkungen   ab. 

W.  hat  so  ziemlich  das  Material,  soweit  es  in  europäischen  Quellen  zugänglich  war, 
erschöpft.  Aber  eine  abschließende  Darstellung  der  Xoga  Nasr-ed-Din-Frage  hat  er  nicht 
gegeben  und  als  Nichtorientalist  auch  nicht  gut  geben  können.  So  konnte  er  für  den  Text 
selbst  die  jetzt  umfangreichste  türkische  Ausgabe  der  .Yoga-Schwänke,  die  schon  zitierte 
illustrierte  256  Seiten  umfassende  Ausgabe  von  Behäi:  Leläif-i-yo^a  Nasr-ed-Din, 
auf  die  ich  W.  gelegentlich  einer  Anfrage  über'die  ßwa^ew- Schwanke  aufmerksam  machte, 
für  den  Text  leider  nicht  mehr  benützen.  Und  so  naiv  B  e  h  ä  i  auch  ist,  was  besonders 
seine  geradezu  grotesk  armiutende  überschwängliche,  vcrlümmelnde  Einleitung  beweist, 
so  kritik-  und  systemlos  auch  seine  Zusammenstellung  der  Anekdoten  ist,  die  er  allen  mög- 
lichen Gewährsmännern  und  Korrespondenten  entnimmt,  so  daß  sogar  aus  dem  Deutschen 
übersetzte  Anekdoten  auf  Konto  des  seligen  Xoga  kommen  —  ein  würdiges  Seitenstück 
zu  der  modernen  Rückübersetzung  von  Hammer's  Geschichte  des  Osmanischen  Reiches 
ns  Türkische  —  und  so  sehr  er  auch  pädagogische  Zwecke  betont,  die  ihn  ad  usum  delphini 
alles  Zotenhafte  ausmerzen  lassen,  um  das  Buch  auch  für  die  Jugend  lesbar  zu  machen, 
so  ist  doch  seine  Sammlung  die  umfangreichste  und  relativ  vollständigste,  die  bis  jetzt 
existiert.  Es  sind  an  400  Anekdoten  und  Schwanke,  von  denen  manche  sich  allerdings 
wiederholen,  manche  aus  mehreren  Versionen  kombiniert  sind.  Alan  vergleiche  hierzu 
die  ziemlich  eingehende  Besprechung,  die  Wladimir  Gordlewski  dem  Buche  B  e  h  a  i  '  s 
in  Zivaja  Starina  XX.  Jahrgang  1911  S.  153 — 157  ge-widmet  hat:  Anekdoty  0  chodzje 
Nasr-ed-dinje  (Letaif-i-hoga  Nasreddin).  Gordlewski  zählt  hierbei  allerdings  im  türkischen 
Texte,  meines  Erachtens  irrig,  421  Anekdoten,  während  ich  nur  auf  393  komme.  Nach 
Gordlewski's  Vermutung  liegt  der  Hauptsammlung  B  e  h  ä  i  's,  einigen  Spracheigen- 
tümlichkeiten zufolge,    eine  Handschrift  in  der  Mundart  von  Konia  zugrunde. 

Eine  größere  Anzahl  Anekdoten  des  Nasr-ed-Din  (über  dreißig)  findet  man  verstreut 
in  der  großen  Sammlung  M  e  h  m  e  d  T  e  v  f  i  q  's:  Xazine-i-letdif  (zwei  Ausgaben,  Kon- 
stantinopel 1302  bzw.  1303  und  1306),  die  ich  mit  den  zahlreichen  dort  gegebenen  Go/ia- 
Anckdüten  gelegentlich  in  Übersetzung  zu  geben  gedenke,  zusammen  mit  den  Nasr-ed-Din- 
Schwänken  bei  H  i  1  m  i:  Gülüngli  e/sdneler  (drei  Hefte)  und  den  einschlägigen  Parallelen 
in  seinem  Eilende  (1298)  und  in  'A  1  i  'U  1  v  i  's  (nicht  'Alevi's,  wie  von  mir  früher  öfter 
zitiert:  Gel  kejfim  gel  (1307).  Einige  Ausbeute  verspricht  auch  die  umfangreiche  Anek- 
dotensammlung   Fäiq     Resäd's:    Küllijdt-i-leläif,  2  Bände  1328. 

Zahlreiche  Parallelanekdoten  findet  man  unter  anderem  Namen  an  allen  möglichen 
Orten  verstreut.  So  hat  z.  B.  M.  T  e  v  f  i  q  Anekdoten,  die  er  selbst  unter  Buadem  ver- 
einigt hatte,  in  seinen  sonstigen  Schriften,  besonders  in  Istambolda  bir  sene  unter  anderer 
Heldenbenennung  eingesetzt.  Nicht  wenige  hat  auch  M.  M  i  1  in  i  in  gleicher  Weise  ent- 
lehnt. 

Ehe  ich  auf  die  von  W.  gebotenen  Schwanke  selbst  eingehe,  möchte  ich  erst  einige 
Bemerkungen  mehr  äußerhcher  Natur  vorausschicken.  Einigermaßen  störend  wirken 
so  leicht  zu  vermeidende  Schreibungen  wie  Faki  st.  fakih,  Amad  st.  Hmäd,  Pikmes  st.  pekmez, 
Taleb  st.  lälib  oder  lalcbe,  Pasterma  st.  basdyrma,  baslynna,  Tschokdar  st.  Cokadar  (was 
nebenbei  bemerkt  nicht  Eigenname  ist,  -wne  W.  Nr.  196  meint,  sondern  der  Titel  eines 
Palastbedienten,  Lakaien  und  hier  etwa  mit  »Page«  wiederzugeben  wäre);  Bhang  st.  beig 
(Bilsenkraut);  Tekjeh  st.  takije  (Käppchen).  »Der  Amad  Muzir  Effendis«  in  Nr.  284  klingt 
etwas  stark  an  die  bekannte  griechische  Formulierung  und  Aussprache  türkischer  Worte 
an.  Natürlich  findet  sich  regelmäßig  die  französisierende  Form  Bajazel  statt  des  richtigen 
Bajczid.  Recht  zweifelhafter  Natur  sind  auch  Namen  wie  Nr.  157  Tasch  Gwetscher  (viel- 
leicht =  Tos  gerer})  und  Nr.  221  Baiti   Tschokar.     Befremdend    wirken  auch  mancherlei 


Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen.  2 1  7 

Genusabweichungen,  so  nden  Kutbe«  st.  i>die  Xutbe«  (Nr.  io6),  das  Türbeh,  um  Tid- 
scharet  war«  (zumindest  feminin  zu  gebrauchen,  wenn  nicht  besser:  »im  Geschäft,  beim 
Handel  sich  befand«).  Auf  den  ständigen  Gebrauch  des  Plurals  Newadir  als  Singular  ist 
schon  oben  hingewiesen  worden.  Die  Form  »keinen  Tropf  Milch  gab«  Xr.  309  und  die 
Bezeichnung    Sik  für  Penis  scheint  wohl  dialektische  Eigenart  zu  sein. 

Eine  Anzahl  der  mit  hereingenommenen  Anekdoten  bezieht  sich  überhaupt  nicht 
auf  den  JVoga.  mit  dessen  Namen  man  sonst  bei  irgendeiner  Schnurre  in  der  Türkei  ziemlich 
freigebig  ist,  sondern  ist  durchaus  willkürlich  mit  hereingezogen.  Nach  dem  hier  beobach- 
teten Grundsatze  gäbe  es  noch  viele  Hunderte  von  Anekdoten  beizusetzen.  Es  sind  das 
Nr.  186 — 199,  202 — 205,  210,  211,  213 — 227,  231 — 233  und  238,  die,  streng  genommen, 
auszumerzen  sind. 

In  bezug  auf  die  anderen  Schwanke  möchte  ich  nur  einiges  hervorheben.  Manche 
Anekdoten  sind  wenig  glücklich  gefaßt,  so  Nr.  50;  112  u.a.m.  Der  unsinnige  Vers  Nr.  85  'Je^il 
japrak  arasynda  kara  iauk  kyzyl  burnu  ist  falsch  übersetzt:  »Zwischen  einem  grünen  Blatt 
und  einem  schwarzen  Huhn  ist  meine  rote  Nase.«  Es  muß  natürlich  heißen:  »Zwischen 
grünen  Blättern  ist  die  rote  Nase  eines  schwarzen  Huhnes.«  Ungenaue,  verwässernde 
Wiedergaben  und  Übersetzungen,  die  mit  dem  türkischen  Wortlaut  durchaus  nicht  genau 
übereinstimmen,  obwohl  kein  zwingender  Grund  zur  Abweichung  sich  ersehen  läßt,  be- 
gegneten mir  recht  häufig,  soweit  ich  den  türkischen  Text  der  Anekdoten  verglich.  Doch 
gehen  diese  Versehen  wohl  alle  auf  Rechnung  der  W.  zur  Verfügung  stehenden  Vorlagen. 

Nr.  88  muß  es  z.  B.  statt:  »Warte  doch  noch  eine  Weile;  ich  fühle  mich  gar  nicht 
wohl  und  werde  bald  sterben.  Und  mit  einem  Blick  in  den  Winkel,  wo  der  Asper  lag:  Dort 
liegt  dann  mein  ganzes  Geld.«  heißen:  »Nehmen  wir  an,  ich  sei  schon  gestorben,  so  ist  hier 
das  ganze    Geld,   das   übrig  bleibt.«  usw. 

Nr.  90  fordert  der  Xoga  selbst  seine  Frau  auf,  ihm  jeden  Freitag  zur  Mahnung  an 
seine  eheliche  Pflichtleistung  den  Turban  auf  den  Bettschrank  {jük,  wo  tagsüber  das  Bett- 
zeug usw.  aufbewahrt  wird)  zu  legen,  nicht  die  Frau  erbietet  sich  dazu,  wie  W.  gibt:  »Ich 
werde  Dir  allwöchenthch  Deinen  Turban  auf  den  großen  Schrank  (sie  !)  legen.«  So  stark 
uns  auch  oft  in  unverdächtigen  türkischen  Literaturwerken  die  Maßlosigkeit  und  zum  Teil 
der  direkte  Zynismus  der  türkischen  Frauensprache,  ihre  ungenierten  Ausdrücke  und  ihre 
wenig  taktvolle  Zurückhaltung  befremden,  die  sie  wie  verzogene  Kinder  bei  dem  Mangel 
des  zur  Selbstzucht  zwingenden  geselligen  Verkehrs  der  verschiedenen  Geschlechter  be- 
zeigen, so  würde  doch  die  unverhüllte  Sinnlichkeit  der  Frau  des  Xoga  sie  auch  nach  tür- 
kischen Begriffen  stark  kompromittieren.  Manche  der  angeführten  Schwanke  zeigen  die 
türkische  Frau  allerdings  nichts  weniger  als  prüde,  so  Nr.  116,  268,  292,  304  und  320,  die 
in  oft  recht  naiver  Weise  ihre  starke   Sinnlichkeit  illustrieren. 

Der  Titel  »Ajan«  {a^jän  eigentlich  =  Augen,  angesehene  Personen)  entspricht  dem 
heutigen    Qäimmaqdm. 

Die  Übersetzung  »Eierapfel«  für  pailygan  {bädingdn)  =  Aubergine,  Eierpflanze,  ist 
nicht  ganz  entsprechend,  noch  weniger  die  von  »Apfelhändler«  für  den  »Gemüsehändler«, 
den  Händler  mit  patlygan,  denn  patlygan  ist  eine  Gemüsefrucht,  kein  Obst. 

Der  Strick  ist  ih  oder  ip,  nicht  Ejb  Nr.   102. 

Su  basy  mit  »Unterbaschi«  zu  geben,  wie  es  Nr.  106  geschieht,  ist  mir  direkt  unver- 
ständlich, wie  auch  die  dazu  gehörige  Anmerkung:  »Baschi  ist  eine  Art  Obrigkeit  in  kleinen 
Orten.«  Das  stimmt  nicht  ganz:  basy  ist  nur  die  suffigierte  Form  von  bas,  Kopf,  Oberhaupt 
usw.,  und  heißt:  »sein  Kopf«,  »sein  Oberhaupt«.  Su  ist  ein  altes  türkisches  Wort  für  Heer, 
Truppe.  Su  basy  ist  also  »Truppenführer,  Kommandant«,  was  später  zur  Bezeichnung 
eines    Patrouillenführers,   Polizeibeamten  (=    '■ases  basy)  wurde. 

Nr.   108  fehlt  in    den   türkischen  Lithographien,  wie  schon  bemerkt.     Dafür  ist  die 
Islam.     V.  '5 


2j8  Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen. 

bei  \V.  unter  Nr.  134   stehende  Quci/iri- Anekdote  eingesetzt.     Bei  W.  ist  aber  der  Qiidüri 
nicht  ganz  zum  Nutzen  des  Inhalts    durch  Koran  ersetzt. 

'Der'iia.vae.Koch-Kadem'in  Nr.  157  ist  ein  böser  Streich  der  französischen  Transkription, 
die  sich  überhaupt  wie  ein  Fluch  bei  unsern  Geographen,  Historikern  usw.  fortpflanzt 
und  mitunter  zu  den  ergötzlichsten  Mißverständnissen  führt.  Es  muß  natürlich  Xoi'-A'arfewi 
(Glücksfuß)  heißen,    ein  Name,   der  Eunuchen   (Negern)   und  Sklavinnen  gegeben  wird. 

Zu  der  Anekdote  von  dem  Befragen  des  kleinen  Fisches  in  Nr.  158  vergleiche  man 
auch  Auerbacher:    Hisloria   von  den  Laienbürgern  usw.  in    der  Reclam-Ausgabe  S.  80. 

Zu  Nr.  211  (der  geprellte  Geizhals  mit  den  drei  Ratschlägen  und  der  Lastträger) 
vergleiche  man  M.  Tevfiq:  Xazine^-l-letäif  S.  119;  'Ali  ('U 1  v  i):  Gel  kejßm  gel 
S.   151;    M.   Hilmi:    Gülüngli  efsdneler  II,  Nr.  94. 

Zu  Nr.  222  (über  die  Anzahl  der  »Gebete«:  gemeint  sind  anscheinend  die  »Gebets- 
beugungen« am  Morgen  und  ihre  splendide  Bemessung  von  zwanzig  durch  einen  Bauern, 
vergleiche  man  die  Parallele  in  einem  oberbayerischen  Gedicht  —  soviel  mir  erinnerlich, 
von  Stieler  —  über  die  gleichartige  Beantwortung  und  Schätzung  der  Zahl  der  Gott- 
heiten durch  einen  pfiffigen  Bauernburschen  auf  acht  und  die  gleichartige  verachtungs- 
volle Ablehnung  der  Richtigstellung  durch  einen  Kameraden,  der  die  bescheidene  richtige 
Zahl  nennt. 

Die  Zubereitung  eines  verendeten  Huhnes  (Nr.  273)  findet  sich  mit  veränderter  Pointe 
auch  bei  M.  Tevfiq:  Istambolda  bir  sene  V,  S.  39,  Türkische  Bibliothek  X,  S.  120, 
und  Hilmi:  Gülüngli  efsdneler  II,  Nr.   103. 

Eine  Parallele  zum  Traum  von  der  Schatzauffindung  und  der  Bezeichnung  der  Stelle 
durch  einen  Kaktus  im  Bett  (Nr.  314)  findet  sich  bei  Buadem  Nr.  146  (von  mir  übersetzt 
in  den  Beiträgen  zur  Kenntnis  des  Orients  IX,  S.   128). 

In  Nr.  326  muß  es  heißen:   »Der«  Gott    der  Erde. 

Die  Anekdote  von  dem  abgenagten  Hammelkopf  in  Nr.  3O5  findet  sich  auch  bei 
Hilmi:  Gülüngli  efsdneler  II,  Nr.  58. 

Zu  Nr.  370  vergleiche  man  den  Ausdruck  Sütür-gürbe  (Kamel-Katze)  in  Zenker's 
Türkisch-arabisch-persischem  Handwörterbuch  S.  539:  »Das  ungereimte  Ansinnen,  sprich- 
wörtliche Redensart,  die  sich  auf  die  Erzählung  von  einem  Araber  bezieht,  welcher  schwor, 
sein  verlorenes  Kamel,  wenn  er  es  wiederfände,  um  eine  Drachme  zu  verkaufen,  und  als 
er  es  dann  wirklich  fand,  demselben  eine  Katze  um  den  Hals  hing  und  es  für  eine  Drachme 
feilbot,  mit  dem  Vorbehalt,    daß  die  Katze  für  1000  Drachmen  mitzubezahlen  sei.« 

Über  die  Steuerauflegimg  durch  Lizenz  in  Nr.  382  vergleiche  man  Tevfiq:  Buadem 
Nr.  i6i  (meine  oben  zitierte  Übersetzung  in  den  5<fi7rägt?i  S.  132),  wo  Buadem  sich  gleich- 
falls das  Privileg  ausbedingt,  jeden,  der  sich  vor  seiner  Frau  fürchtet,  besteuern  zu  dürfen. 

Nr.  387 — 390  der  Dsr/iwÄo-Erzählungen  aus  Tripolis  und  Tunis  entsprechen  fast 
völlig  dem  Märchen  Nr.  61   bei  Grimm:  Das  Bürle. 

In  Nr.  416,  einem  echten  Dummheitsschwankc  der  Berber,  ist  ein  Schakal  nach  Art 
der  Tierfabeln   sogar  redend  eingeführt. 

Der  maltesische  D.'-chahan  fällt  so  ziemlich  aus  dem  sonstigen  Rahmen  heraus.  Er 
ist  der  richtige  Eulenspiegel.  Auch  der  sizilianische  Typ  ist  nur  ein  Tölpel  und  Taugenichts. 
Die  von  beiden  gegebenen  Schnurren  sind  ganz  anderer  Art  als  die  Schnurren  aus  türkischem 
Gebiet. 

Die  Geschichte  von  dem  verlorenen  //ammdl,  den  der  Xoga  nach  einigen  Tagen  wieder- 
sieht und  vor  dem  er  davonläuft,  findet  sich  ebenso  bei  Hilmi:  Gülüngli  efsdneler  III, 
Nr.  225.  Auch  Nr.  448,  der  Scherz,  daß  die  Frau  des  kranken  Xo^a  sich  schmücken  soll, 
um  die  Aufmerksamkeit  des  Todesengels  von  dem  Kranken  ab  und  auf  sich  zu  lenken, 
und  die  Anekdote  Nr.  456,  wo  der  Xoga  den  Arzt  davon  benachrichtigt,   daß  er  ihn  habe 


Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen.  21 Q 

holen  wollen,  daß  sein  Kommen  aber  nicht  mehr  nötig  sei,  finden  sich  in  andern  türkischen 
Anekdotensammlungen. 

Nr.  245  ist  jedenfalls  aus  »Tausend  und  einer  Nacht«  aus  der  Geschichte  des  Lastträgers 
und  der  drei  Schwestern  differenziert,  wo  eine  ganze  Skala  von  obszönen  Bildern  für  die 
Bezeichnung  der  Geschlechtsteile  steht. 

Die  Musik  der  Teller  und  Schüsseln,  die  dem  Xoga  die  liebste  ist  (Nr.   133),  ist  in 
T  h  ä  b  i  t's    Ramazdn- Qas'ide   (T  e  v  f  i  q:    Istambolda  bir  sene  IV,  S.  4  und  33,  Türkische 
Bibliothek  III,  S.  5  und  62)  durch  das  Geräusch  des  Kauens  ersetzt: 
»Zur  Iflär-Zeit  wird  höher  als  jede  Musikweise  eingeschätzt 
Das  Konzert  des  Zermalmens  durch  die  Zähne  mit  seiner  weichen  Melodie.« 

Von  den  von  A.  R  ä  s  i  m  in  seinem  oben  zitierten  Artikel  gegebenen  beiden  Nasr- 
€(f-Dtn -Anekdoten  behandelt  die  eine  die  auch  von  W.  gegebene  Burleske  von  dem  Xoga 
auf  dem  Dach,  die  sich  gegenseitig  hinauf-  und  herunterbemühen,  die  andere  die  bei  W. 
nicht  gegebene  drollige  Definition  von  der  Eierpflanze  (patlygan)  als  Vogel  mit  fehlenden 
Flügeln,  was  bei  einer  so  merkwürdigen  Art  Vogel   nicht  weiter  wundernehmen  dürfe. 

Zum  Schlüsse  füge  ich  die  bisher  noch  nicht  übersetzte  Stelle  aus  E  v  1  i  j  ä  C  e  1  e  b  i's, 
des  berühmten  osmanischen  Reisenden;  Sejä/iat-näme  bei,  die  auf  seinen  Besuch  der  Türbe 
des  Xoga  Na?r-ed-Din  in  Aksehir  gelegentlich  seiner  Reise  nach  Damaskus,  Syrien,  Pa- 
ästina,  Kurdistan,  Armenien  (vom  Sa'bän  1058  —  Regeb  1060  —  September  1648  —  Juli 
1650)  Bezug  hat.  Sie  ist  im  dritten  Bande  (III,  S.  16  ff.)  seines  zehnbändigen  Reisewerkes 
enthalten,  deren  erste  sechs  Bände  in  Konstantinopel  1314 — 1318  gedruckt  wurden.  Ich 
übersetze  aber,  da  dieser  von  der  Zensur  auf  das  unglaublichste  drangsalierte  Druck  eine 
ganz  miserable  moderne  Zurechtfrisierung  und  Verhunzung  des  ursprünglichen  Textes 
darstellt,  nach  den  beiden  in  meinem  Besitz  befindlichen  Handschriften,  deren  nicht  unbe- 
deutende Abweichungen  vom  Drucke  unschwer  sich  bei  einer  Vergleichung  des  gedruckten 
Textes  mit  der  Übersetzung  ergeben.  Die  bei  E  v  1  i  j  ä  erzählte  Anekdote  von  Timur 
und  dem  Xoga  im  Bade  findet  sich  bei  W.  unter  Nr.  234.  Sie  findet  sich  auch,  stark 
verbaUhornt,  bei  Pekotsch,  Erinnerungen,  Wien  191 1,  deutsch  und  türkisch  Nr.  48, 
der  im  ganzen  sieben  Xasr-ed-Din  Anekdoten  gibt    (Nr.  45- — 51). 

Nachdem  E  v  1  i  j  ä  Aksehir  (oder  Sin  /lisdr  oder  Aksdr,  wie  er  es  polemisierend 
benennt)  beschrieben  hat,  kommt  er  auf  die  Wallfahrtsorte  zu  sprechen  (beim  einen  Kodex 
Blatt    175  B,  beim   anderen   Band   III,    Blatt   10  A). 

Die    Wallfahrtsorte    von    Aksehir. 

Zuerst  kommt  auf  dem  mit  Bäumen  bestandenen  Gelände  {■/ijäbänistan,  der  andere 
Kodex  hat  gabbdnistän:  Wüste,  Totenstätte),  das  in  der  Qibla -'Richiung  außerhalb  der 
Stadt  liegt,  der  Herr,  die  Hoheit  des  Sej/  Xoga  Nasr-ed-Din,  der  Weise  der  Welt  und 
des  Glaubens,  der  Phönix  des  (2rt/-Gebirges  der  positiven  religiösen  Gewißheit.  Der  Anfang 
seines  Aufsteigens  datiert  wiederum  aus  diesem  Aksehir  (d.  h.  er  ist  in  Aksehir  ebenfalls 
geboren).  Er  reichte  hinauf  bis  zu  Fäzi  Xudavendigjär  (=  Muräd  I.  1359 — 1389)  und 
blühte  im  Zeitalter  Jyldyrym  Xän's  (Bäjezid  I.  1390— 1403).  Er  besaß  offene  Heilig- 
mäßigkeit. Er  war  ein  schlagfertiger  und  wundertätiger  großer  Sultan.  Mit  Timur  Xän 
stand  er  in  vertrautem  Umgange.  Timur  fand  Gefallen  an  seinen  geehrten  Unterhaltungen. 
Ihm  zu  liebe  verschonte  er  eben  die  Stadt  Aksehir  und  plünderte  und  raubte  sie  nicht  aus. 

In  allen  Sprachen  der  Menschen  und  bei  allen  Leuten  sind  die  Ratschläge  und  Schwanke 
des  Nasr-ed-Din  Xoga  zum  Sprichwort  geworden  und  werden  als  solche  gebraucht. 

Von  allen  [diesen  Geschichten]  nur  eine  [als  Beispiel] :  Eines  Tages  gingen  Timur 
und  der  Xoga  ins  Bad,  und  während  sie  in  der  Badeschürze  Quta)  sich  abwuschen,  sagte 
Timur  im  Laufe  des  Gespräches:  ftXoga.  wenn  man  jetzt  einen  weltbeherrschenden  Pädisäh 

15* 


220  Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen. 

wie  mich  verkaufen  müßte,  wieviel  würdest  du  für  mich  geben?«  [Der  Xoga]  sagte:  »Ich 
würde  nur  vierzig  Asper  für  dich  geben.«  Timur  sagte:  »Hoho,  Xo^a,  meine  Badeschürze 
allein  macht  schon  vierzig  Asper  aus  !«  Der  Xoga  sagte:  »Ich  würde  auch  die  vierzig  Asper 
nur  für  die  Badeschürze  geben.  Denn  du  bist  ein  wunder  und  lahmer  Bursche  und  noch 
dazu  ein  Mongole.  Zusammen  mit  dem  Betrag  für  den  Badeüberwurf  bist  du  noch  nicht 
eine  kleine  Kupfermünze  (»Han-jfjr)  wert.«  Als  er  das  sagte,  da  freute  sich  Timur,  der  nicht- 
erleuchtete, über  seine   Schlagfertigkeit  und  erwies  ihm  reichliche  Gunstbezeugungen. 

Wieviel  hunderttausend  derartiger,  ungereimter,  paradoxer  (ii'Uür-gürhe,  vergleiche 
darüber  die  Bemerkung  oben,  die  andere  Handschrift  hat  sütür-gün)  Schwänze  gibt  es 
nicht  von  ihm,  die  in  aller  Leute  Mund  sind  !  Nach  dem  Tode  des  Jyldyrym  Xan  (1404  D) 
starb  [der  Xo^a]  im  Zeitalter  des  Celebi  Sultan  Mehmed  (Mehmed  I.  1413 — 1421)  und 
liegt  in  Aksehir  an  einem  Platze,  dessen  Kuppel  und  Türbe  [allgemein]  bekannt  sind,  be- 
graben.    Die  vier  Seiten  [der  Türbe]  sind  mit  einem  Gitter  umschlossen. 

Mein    Abenteuer. 

Um  Mitternacht  wurden  die  Trompeten  zum  Aufbruche  geblasen,  und  der  ganze 
Troß  zog  weiter.  Auch  ich  sandte  meine  Diener  voraus  und  brach  um  Mitternacht  mit 
einem  meiner  Burschen  von  der  Stadt  auf.  Da  kam  mir  in  den  Sinn,  was  ich  mir  vergegen- 
wärtigt hatte,  nämlich,  daß  jedwedem,  der  den  Xoga  Nasr-ed-Din  besucht,  einige  von 
seinen  Schwänken  in  den  Sinn  kommen  und  er  sicherlich  lacht,  und  ich  fragte  mich:  »Ist 
es  denn  wohl  wahr :«  Damit  bog  ich  in  den  zur  Linken  der  Heerstraße  liegenden  Friedhof 
ein.  Als  ich  mit  dem  Pferde  gerade  auf  das  erhabene  Grab  zuritt,  sagte  ich  mit  einem  Male: 
»Der  Gruß  sei  auf  euch,  ihr  Toten  (ihr  Leute  der  Gräber:  ja  ehl-el-qubür)  !«  Wie  es  nun 
darauf  sofort  aus  dem  Innern  der  Türbe  des  Nasr-ed-Din  Xoga  zurückschallte:  »Und  auf 
euch  sei  der  Gruß,  0  du  Seele  der  Großmütigen  !«,  da  schnaubte  mein  Pferd  unter  mir 
und  scheute  und  stieg  auf  zwei  Beinen  empor  und  sprengte  in  wilder  Hast  in  den  Friedhof 
hinein.  Während  ich  das  Pferd  mit  genauer  Not  zügelte,  geriet  es  mit  einem  Fuß  in  ein 
Grab,  und  es  fehlte  nicht  viel,  so  hätte  ich  die  Qual  des  Grabes  erhtten.  Aisbald  tönte  es 
•wiederum  laut  aus  der  Türbe  des  Xoga  Nasr-ed-Din:  »^ya,  gebt  euer  Almosen  und  zieht 
fröhlich  lachend  \vieder  weiter  !  Hieher  kommt,  hieher  !«  Es  war  nämlich  der  Türbe-ddr, 
[der  so  sprach].  Ich  sagte:  »Zum  Kuckuck  doch,  Bursche  !  Ich  habe  den  Gruß  den  Toten 
(ehl-i-qubür)  geboten.  Warum  hast  du  den  Gruß  angenommen,  während  du  doch  noch 
zu  den  Lebendigen  (ehl-i-duhür)  ')  gehörst?«  Damit  reichte  ich  einige  Asper  als  fromme 
Spende.  Da  gab  er  mir  mit  den  Worten:  »Geh  !  Gott  möge  dein  Helfer  sein  !«  einen  Segens- 
wunsch mit.  Und  in  der  Tat  ritten  wir  auch  in  fröhlichem  Gelächter  über  dieses  Vorkommnis 

weiter. 

Theodor   Menzel. 


Kcrimee  Hanoum  r^Frau  M.vri.a  von  Hobk):  MacbouU,  die  Erzählerin.    Schauspiel  nach 

einer  alten  Legende  in  drei  Akten  und  einem  Vorspiel.   Mit  einem  Vorwort  von  Carmen 

SvLV.\.    Wien.  F.  Tcmpsky;  Leipzig,  G.  Freytag,  1913.     83  S.    3,50  M. 

Mit  einer  Darstellung  der  Entwicklung  des  türkischen  Dramas  beschäftigt,  glaubte 

ich  auch  dieses  Erzeugnis  orientalischer  Beeinflussung,  die  Dramatisierung  eines  angeblich 

türkischen  Sagenstoffes,  nicht  unbeachtet  lassen  zu  dürfen. 

Der  Inhalt  des  Stückes  ist  kurz  folgender:  Macboule  {Maqbüle),  deren  Sinn  auf  Hilfe 
für  die  Kranken  und  Bedrängten  steht,  und  die  von  keiner  Liebeswerbung  etwas  wissen 
will,  wird  von  ihrem  ehrgeizigen  Oheim  Jussuf  zu  der  Würde  der  »Erzählerin«  der  Sultane 

')  Die  beiden  Handschriften  bieten  ehl-i-dujür,  doch  ist  die  sonst  übliche  Formel 
ehl-i-äithür  als  Gegensatz  zu  ehl-i-qubür. 


Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen.  221 

in  Brussa  vorgeschlagen,  einer  Art  Vestalin,  die  in  steter  jungfräulicher  Ehelosigkeit  zu 
leben  hat,  um  die  Klagen  und  Beschwerden  des  Volkes  vor  den  Sultan  zu  bringen.  Für 
die  \\'ahrheit  des  Übermittelten  bürgt  sie  mit  ihrem  Leben.  Unverschleiert  tritt  die  Hohe- 
priesterin der  Wahrheit  vor  Volk  und  Herrscher.  Zwölf  Schejche  hat  sie  zur  Unterstützung 
ihrer  Aufgabe  bei  sich.  Sie  wird  vom  Schejch-ül -Islam  für  ihr  Amt  geweiht,  vor  dem  sie 
das  Gelübde  der  Reinheit  ablegt.  Von  ihm  erhält  sie  einen  geheimnisvollen  Trank,  den 
sie  im  Zweifelsfalle  in  einem  Heiligtum  zu  trinken  hat.  Ist  ihr  Herz  rein,  so  kehrt  sie  neu- 
gestärkt zurück.  Trifft  sie  nur  ein  Flecken  Schuld,  so  wirkt  der  Trank  als  tödliches  Gift. 
Macboule's  erste  Aufgabe  ist  es,  ihren  Jugendgespielen,  den  Kurdenhäuptling  Ibrahim, 
zu  rechtfertigen.  Durch  schnöden  Verrat  versuchten  die  ungetreuen  Berater  des  Sultans, 
unter  die  auch  der  eigene  Bruder  des  Sultans  und  Macboule's  Oheim  gehören,  ihn  aus  dem 
Wege  zu  räumen.  Kaum  genesen  von  den  schweren  Wunden  des  Mordanschlages,  kommt 
er  unerkannt  nach  Brussa.  Ohne  Rücksicht  auf  ihren  schuldigen  Oheim  und  den  Sultans- 
bruder, den  Gemahl  ihrer  Jugendfreundin,  waltet  Macboule  ihres  Amtes.  Das  ganze  Ver- 
brechen wird  aufgedeckt  und  die  Schuldigen  zur  Rechenschaft  gezogen. 

Bevor  Macboule  noch  dem  Sultan  vorgestellt  wurde,  haben  sich  beide  zufällig  ge- 
sehen, und  in  beider  Herzen  ist  der  Funke  der  Liebe  gefallen.  Dies  ist  der  Ausgangspunkt 
des  tragischen  Verhängnisses.  Denn  geschickter  weiblicher  Verleumdungskunst  gelingt 
es,  das  Mißtrauen  des  eifersüchtigen  Sultans  gegen  Macboule  wachzurufen,  deren  Eifer 
für  die  Wahrheit  er  ausschließlich  ihrer  sündigen  Liebe  für  ihren  Jugendfreund  zuschreibt. 
In  Wirklichkeit  gilt  diese  Liebe  nur  ihm.  Als  der  Sultan  in  leidenschaftlicher  Erregung  sie 
zur  Rede  stellt,  schweigt  sie  auf  alle  Vorwürfe  und  glaubt  durch  stillschweigende  Aner- 
kennung einer  nicht  bestehenden  Schuld  die  sündige  Liebe  sühnen  zu  können,  die  ihr  ihr 
Mittlerinnenberuf  verbietet. 

Der  Kurde  Ibrahim  bringt  ihr  den  Irrtum  zur  Erkenntnis.  Sie  gesteht  dem  Sultan 
ihre  Liebe  und  trinkt  gefaßt  den  Gifttrank.  So  stirbt  sie,  ein  Opfer  der  Gedankensünde, 
doch  geläutert  durch  edles  Wollen. 

Überschwengliches  Lob  spendet  Carmen'Sylva  diesem  Drama,  das  sie  »ein  ewiges 
Werk«  nennt.  Die  Heldin  Macboule  bezeichnet  sie  als  »die  Iphigenie  des  Orients«.  Sie 
erklärt,  daß  die  Autorin  »tief  eingedrungen  ist  in  die  Sitten  und  Lebensauffassungen  [sc. 
des  Orients],  die  unter  so  ganz  fremdem  Gewände  so  viel  Herrliches  bergen«.  Und  schließ- 
lich folgt  noch  die  Versicherung  von  dem  »Volk,  das  nicht  zugrunde  gehen  wird,  solange 
es  noch  solche  Frauen  besitzt  und  vergöttert«. 

Ich  stehe  dem  so  warm  empfohlenen  Drama  etwas  skeptisch  gegenüber  und  kann 
kaum  etwas  darin  finden,  was  von  Carmen  Sylva  so  überschwenglich  hervorgehoben 
wird. 

Am  wenigsten,  glaube  ich,  kann  man  dem  Ganzen  orientalischen  Geist  zusprechen. 
Der  fehlt  dem  Drama  absolut.  Nichtorientalisch  ist  die  Heldin,  nichtorientalisch  ist  der 
Sultan,  der  Kurdenhäuptling,  nichtorientalisch  wirkt  vor  allem  auch  die  Haremschilderung, 
wo  der  im  Orient  geradezu  als  sakrosankt  geltende  Patriarchalismus  völlig  auf  den  Kopf 
gestellt  ist:  die  Sultanin-Mutter,  die  Sul/än-Välide,  spielt  in  Wirklichkeit  die  Hauptrolle, 
wie  es  z.  B.  auch  heutzutage  noch  in  Rußland  mit  der  Kaiserin-Mutter  der  Fall  ist,  nicht 
die  Gattin  des  Sultans.  Hier  ist  die  Vdlide  nur  Staffage.  Wenn  man  Pierre  Loti  etwa 
dagegen  hält,  der,  wenn  auch  in  extravagant  exklusiver  Weise  für  die  obersten  Schichten, 
in  seinen  »Entzauberten«  echt  orientalisches  Milieu  und  zum  Teil  wenigstens  auch  orien- 
talische Gedankenwelt  schildert,  oder,  um  bei  weibUchen  Autoren  zu  bleiben,  deren  Ver- 
teidigung Carmen  Sylva  so  leidenschaftiich  in  ihrem  Vorwort  überninunt,  Frau  Doris 
Reeck  in  ihrem  Buche  Aus  dem  Reiche  des  Islam,  so  erscheint  der  orientalische  Geist  der 
Macboule  noch  kümmerlicher  und  trostloser.   Dichterische  Lizenz  ist  es  gewiß,  nach  eigenem 


222  Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen. 

Belieben  und  Können  die  dichterischen  Figuren  mit  Leben  zu  erfüllen.  Da  uns  aber  hier 
ein  orientalisches  Drama,  nach  einer  angeblichen  türkischen  Legende,  verfaßt  von  je- 
mandem, der  lange  im  Orient  gelebt  haben  soll,  als  ein  Erzeugnis  orientalischer  Gedanken- 
welt angepriesen  \\-ird,   so  dürfen    M-ir  wohl  auch  einen  strengeren  Maßstab  anlegen. 

Ob  die  Fabel  überhaupt  türkisch  ist,  ist  mir  sehr  zweifelhaft.  Die  ganze  Tendenz 
der  asketischen  jungfräulichen  Entsagung,  der  Vestalinnenberuf,  ist  so  unorientalisch, 
so  unislamitisch  wie  nur  möglich.  Es  sind  das  christlich-indische  Tendenzen,  die  im  Islam 
als  solchem,  außer  bei  einigen  ketzerischen  Orden  (z.  B.  das  eventuelle  Zölibat  bei  den 
Bektdsi's),  nie  festen  Fuß  gefaßt  haben.  Das  Gelübde  der  Ehelosigkeit  ist  nicht  mohamme- 
danisch. 

Der  Titel  der  Heldin  sollte  wohl  eher  durch  »Mittlerin«,  »Fürsprecherin<<,  nicht  durch 
»Erzählerin«  wiedergegeben  werden.  Sie  hat  doch  nicht  zu  »erzählen«  ä  la  Scheherazade, 
sondern  mehr  staatsanwaltschaftliche  Funktionen  vor  dem  höchsten  Richter,  dem  Sultan, 
auszuüben. 

Seltsam  ist  die  Tirade  von  dem  Volk,  das  nicht  zugrunde  gehen  wird.  Denn  meines 
Wissens  können  die  Türken  diese  Macboule  gar  nicht  vergöttern  aus  dem  einfachen  Grunde, 
weil  sie  keine  Ahnung  von  ihrem   Besitz  haben. 

Ich  Nvürde  nicht  die  Iphigenie  damit  vergleichen.  In  Parallele  damit  sind  vielleicht 
Züge  der  Jungfrau  von  Orleans  und  der  Wahabitin  von  Weber  zu  stellen,  wo  auch  die 
Sünde  der  gottgeweihten  Jungfrau  in  dem  Erwachen  der  ihr  versagten  irdischen  Liebe 
besteht,  und  wo  ebenfalls  die  Jungfrau  auf  die  Beschuldigung  hin  in  passivem  Helden- 
tume  schweigt.  Auch  der  Monolog  vor  der  Übernahme  des  Amtes  erinnert  an  die  Jungfrau 
von  Orleans. 

Auf  mich  macht  das  ganze  Stück  einen  etwas  anachronistischen  Eindruck,  nicht 
nur  der  Form  nach,  dieser  starken  Anlehnung,  ja  Entlehnung  aus  dem  Klassizismus,  sondern 
in  der  ganzen  Schilderung.  Die  Sprache  des  Ganzen  ist  der  Blankvers.  Man  glaubt  ein 
KöRNERsches  Stück  zu  lesen,  wenngleich  manche  Verse  hart  genug  sind.  Die  nicht  seltenen 
Gemeinplätze,  die  Neigung  zu  Sentenzen  erinnern  stark  an  unseren  überlebten  Klassi- 
zismus. 

Für  jemand,  der  auch  nur  etwas  türkische  Geschichte  kennt,  ist  die  Hofhaltung  der 
Sultane  in  Brussa  mit  ganz  bestimmten  kulturellen  und  zeitlichen  Umständen  verknüpft. 
Als  Anachronismus  wirkt  zur  Zeit  des  beginnenden  osmanischen  Reiches  in  Brussa  »ein 
Schloß  am  Bosporus«,  das  ein  bestechlicher  Würdenträger  sich  baut  (S.  47),  wohin  ein 
Prinz  seine  unzufriedene  Gemahlin  schickt  (S.  35).  Jemen  gehörte  zu  jener  Zeit  noch  nicht 
zur  Türkei  und  war^olglich  schon  deshalb  nicht  als  Verbannungsort  in  Mode  wie  zu  'Abd-ül- 
Hamid's  Zeiten.  Auch  Kurdistan  war  noch  nicht  osmanisch.  Es  \\'urde  erst  geraume  Zeit 
nach  der  Einnahme  Konstantinopels  unter  Selim  I.  erobert.  Es  berührt  schon  unwahrschein- 
lich, wenn  als  einziger  unbestechlicher  treuer  Vasall  und  Edelmensch  ein  Kurdenhäuptling 
geschildert  ^\-ird,  ein  \'ertreter  dieses  unbotmäßigen  Räubervolkes  par  excellence,  von  dem, 
wenn  von  irgend  jemand  im  Orient,  der  schöne  Raubritterspruch  gilt:  Reiten  und  Rauben 
ist  keine  Schande,  das  tun  die  Besten  im  ganzen  Lande.' 

■Des  »Henkers  Beil«  wäre  auch  besser  durch  die  den  Türken  bei  offiziellen  Hinrich- 
tungen geläufigere  Form   des  Erwürgens  zu   ersetzen. 

Recht  \-iel  wird  in  dem  Drama  gegen  die  Schreibung  orientalischer  Namen  gesündigt  — 
und  hier  ist  die  Autorin  wohl  nicht  ganz  zu  entschuldigen,  da  sie  doch  den  Orient  kennen 
soll.  Warum  wir  in  einem  deutsch  geschriebenen  Drama  türkische  Worte  französisch  ge- 
schrieben und  noch  dazu  falsch  geschrieben  sehen  müssen,  ist  nicht  recht  klar.  Die  weib- 
lichen Namen,  arabische  Femininformen,  schreibt  die  Autorin  seltsamerweise  mit  ee, 
•ft-üe  wenn  sie  das  Femininum    von  französischen  Adjektiven  bilden  müßte,  z.  B.  Kerhnie 


Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen.  22 


0 


(ihr  eigenes  Pseudonym)  (arab.  Maskul.  kerim);  Afijee  (von  arab.  'ajif).  Andere  dagegen, 
die  vollständig  auf  derselben  Stufe  stehen,  werden  nur  mit  e  geschrieben  in  konsequenter 
Inkonsequenz,  z.  B.  Macboiile  (arab.  i):aqbül),  Scheriffe  (von  arab.  serif).  Auch  unnötige 
Buchstabenverdoppelung  findet  sich,  so  Scheriffe  (warum  dann  nicht  auch  Afffe,  sondern 
nur  Afifee  ?),  Hallü  usw.  Der  Name  Djeshane  (die  Gattin  des  Sultans)  ist  aus  dem  persischen 
Gezbdn  zum  arabischen  Feminin  »umgestaltet«.  Naili  statt  Ndile  im  Personenverzeichnis 
scheint  Druckfehler  zu  sein.  Die  Schreibung  Ibraim  statt  Ibrahim  ist  nicht  nur  ortho- 
graphisch, sondern  auch  lautlich  falsch. 

Die  Schreibung  der  Ämter  läßt  auch  manches  zu  wünschen  übrig,  so  Scheik  statt 
Schejch  oder  Schich,  Oberscheik  statt  Sejy-ül-Isläm.  Bald  findet  sich  die  Form  Kcimakam 
(S.  36),  bald  Kaimakam  (S.  42)  (statt   Kaivimakam). 

In  »Thisbe«  tesbih  zu  erraten,  ist  etwas  viel  zugem.utet.  Und  seltsam  ist  es,  wenn 
ein  »Kenner  des  Orients«  erklärt:  »Der  Scheik  ul  Islam  hatte  sich  schon  vorher  in  das 
Hinterzimmer  zurückgezogen,  wo  er  mit  seiner  Thisbe  (Rosenkranz)  betet«,  S.  38.  Der 
tesbih  ist  nur  ein  Spielzeug  zur  Zerstreuung,  aber  keine  religiöse  Gebets-  oder  Perlenschnur. 

VaJi,  Valide  und  Großvezier  werden  seltsamerweise  wie  Eigennamen  ohne  Artikel 
gebraucht  und  sind  doch  Titel  (z.  B.  S.  45  »auf  Vali  und  die  Räte  zeigend«.  Ebenso  S.  46 ;  58). 

Über  die  Bühnen-wirksamkeit  des  Stückes  maße  ich  mir  kein  Urteil  an. 

Theodor  Menzel. 


Doris  Reeck:  Im  Reiche  des  Islam.    Bilder  und  Skizzen.    Kommissionsverlag  von  Hanns 
Ludwig  Thilo.     Berlin-Leipzig.     6  -f  272  S.     Ohne  Jahresangabe. 

Das  Buch,  dem  ein  Bild  der  Autorin  in  türkischer  Tracht  beigegeben  ist,  enthält 
eine  zwanglose  Sammlung  von  acht  Skizzen,  Novellen  und  Erzählungen.  Die  Verfasserin, 
die  als  Mitglied  der  Familie  IMordtmann  in  Konstantinopel  und  als  Frau  eines  ehemals 
in  türkischen  Diensten  stehenden  Offiziers  ('Ö  mer  Paschas)  vom  realen  orientalischen 
Leben  weit  verlässigere  Vorstellungen  und  Ansichten  von  vornherein  hatte,  als  sie  ein 
europäischer  Gelehrter  sich  erst  aus  Büchern  anzueignen  imstande  ist,  übersetzte  erst  jüngst 
das  Drama  Ahmed  Midhat  Efendi's:  Ejvah  im  XV.  Bande  der  Türkischen- 
Bibliothek  ins  Deutsche.  Auch  die  vorliegenden  Skizzen  zeigen  in  den  meisten  Fällen  unver- 
fälschten orientalischen  Geist. 

Die  erste  Skizze  »Palmyra«  enthält  die  launige  Schilderung  eines  sechsmonatlichen 
Aufenthalts  im  Jahre  1870  in  den  sagenberühmten  Ruinen  der  Zenobia-Stadt  mit  allen 
den  verschiedenen  Mißständen  des  Lebens  in  diesem  Wüstenneste,  dessen  Bewohner  aus- 
schließlich vom  Salzexporte  leben,  da  außer  Oliven  und  Disteln  nichts  dort  gedeiht.  Durch 
seinen  Aufenthalt  sollte  *Ömer  Pascha  den  türkischen  Einfluß  in  diesem  Gebiete  wieder 
zur  Geltung  bringen. 

»Der  Gang  nach  dem  Eisenhammer«  nach  einer  arabischen  Legende  in  Diarbekr 
gibt  eine  arabische  Parallele  der  ScniLLER'schen  Ballade.  Herr  Dr.  Graefe  verweist 
mich  in  einem  Zusätze  auf  Amedroz:  An  arahic  version  of  a  ballad  of  Schüler  in  RSO 
III.  557  ff.  and  VL  99—101  und  auf  M.  Horten  in  OLZ  XIII.  (1910)  S.  399. 
Meist  durch  das  Medium  des  Französischen  sind  so  ziemlich  alle  unsere  volkstümlichen 
Geschichten  auch  im  Orient  verbreitet  worden  —  ich  erinnere  nur  an  Genovefa,  Robinson, 
die  Kindererzählungen  von  Christoph  von  Schmid  —bis  hinab  zu  den  Holmes'schen 
Detektivgeschichten,  die  alle  mehr  oder  minder  gut  orientalisch  eingekleidet  wurden.  Auch 
auf  diese  Weise  hätte  der  »Gang  nach  dem  Eisenhammer«  seinen  ^^■eg  finden  können. 
Der  Eisenofen  ist  durch  einen  Seifenkessel  ersetzt.  Eine  nicht  ganz  zutreffende  Vorstellung 
von  der  Seifenfabrikation  verrät  die  Wendung:  Man  solle  »seine  Knochen  wie  die  anderen 
Knochen  zur   Seifenfabrikation  verwenden«. 


22 A  Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen. 

Das  nun  folgende  »Märchen  von  einer  Sultanstochter«  ist  die  auch  bei  Grimm  sich 
findende  Geschichte  von  der  schönen  Tochter,  die  nach  dem  Tode  der  Mutter  wegen  ihrer 
Schönheit  allein  als  Ersatz  für  sie  in  Betracht  kommt  und  sich  dem  vom  Vater  ge- 
stellten blutschänderischen  Ansinnen  nur  durch  die  Flucht  entziehen  kann.  Von  türkischen 
Parallelen  sind  mir  im  Augenblick  nur  die  mehrfach  bei  Moschkoff  in  seinen  »Dialekten 
der  Gagauzen«  gegebenen  Versionen  (in  Radloff's  Sprachproben  der  Dialekte  der  Türk- 
stämme Band  X)  erinnerlich.  In  der  Wildnis  entdeckt  ein  Prinz  die  verkleidete  Schönheit, 
der  sie  nach  verschiedenen  gescheiterten  Versuchen  endlich  zwingt,  ihre  häßliche  Hülle 
aus  Holzrinde  abzulegen  und  seine  Frau  zu  werden.  Als  burlesker,  wenn  auch  etwas  bar- 
barischer Abschluß  kommt  dann  der  vergebliche  Versuch  des  jüngeren  Bruders  des  Prinzen, 
aus  "einem  alten  häßlichen  Äneze-Araber  durch  Prügeln  und  zuletzt  durch  Hautabziehen 
ein  hübsches  Mädchen  herauszuschälen. 

»Des  Paschas  Harem«  bringt  die  hübsche  Geschichte  der  komplizierten  Harems- 
verhältnisse eines  reichen  Paschas  aus  Mardin,  der  in  Stambul  eine  hübsche,  kokette  Serajli, 
die  abgedankte  Geliebte  eines  Prinzen,  heiratet,  trotzdem  er  schon  in  Mardin  eine  Frau, 
eine  gutmütige,  kindergesegnete,  aber  wenig  schöne  Kardin,  besitzt.  Die  herrschsüchtigen 
Umtriebe  der  neuen  Gattin  finden  bald  eine  Grenze,  als  der  wankelmütige  Pascha  trotz  seiner 
feierlichen  Versprechungen  sich  noch  eine  dritte  Gattin  zulegt,  die  an  Jugend  und  Schönheit 
auch  die  Serajli  aussticht,  so  daß  diese  nach  langen  Eifersuchtsszenen  endlich  einem    Xerven- 

fieber  erliegt. 

»Emsalifer«  schildert  das  Schicksal  zweier  befreundeter  georgischer  Sklavinnen 
in  Aleppo.  Die  eine  soll,  um  zur  legitimen  Gattin  erhoben  zu  werden,  einen  greisen  Lebe- 
mann mit  einem  Sohn  beglücken  und  muß  schließlich  nach  seinem  Tode  froh  sein,  frei  zu 
werden  als  Dank  für  die  opferwillige  Pflege  und  in  die  wenig  sympathische  Familie  eines 
ehemaligen  Daghestaner  Ochsendiebes  und  späteren  türkischen  Majors  hineinzuheiraten. 
Die  andere  ist  das  Opfer  eines  geradezu  klassischen  Pantoffelhelden,  der  glücklich  seiner 
in  Konstantinopel  zurückbleibenden  Xantippe  durch  Versetzung  nach  Aleppo  entronnen, 
wahres  Liebesglück  in  den  Armen  der  heimlich  erworbenen  Sklavin  sucht.  Als  die  Frau 
von  der  Saciie  Wind  bekommt,  erscheint  sie  als  deus  e.x  machina.  Der  Gefühlsmensch 
hat  nicht  den  Mut,  die  bereits  schwangere  Sklavin  zu  seiner  zweiten  Frau  zu  machen, 
sondern  er  gibt  sie  einem  Unterbeamten  zur  Frau,  ohne  sich  um  sie  weiter  zu     kümmern. 

»Schefika«  ist  eine  lang  ausgesponnene,  etwas  zerfahrene  und  gerade  schon  darum 
echt  türkisch  anmutende  Novelle,  die  die  Schicksale  dreier  Freundinnen  aus  den  besten 
türkischen  Kreisen  malt  und  noch  mehr  wie  die  beiden  vorausgehenden  Novellen  Inter- 
essantes aus  dem  türkischen  Frauenleben  in  der  Hauptstadt  und  in  der  Provinz,  in  Diarbekr 
und  in  einem  syrischen  Garnisonsorte,  bringt.  Sie  zeigt  uns  den  Aberglauben  der  Frauen, 
der  sie  in  Notlagen  sich  sogar  an  christliche  Heilige  neben  den  muhammedanischen  Heiligen 
und  weisen  Frauen  wenden  läßt.  Köstlich  sind  die  Schilderungen  der  Frauenunterhaltungen 
in  den  Ramazän-Nächten  in  der  Provinz  (in  Diarbekr),  zumal  mit  dem  geschichtlichen 
Hintergrund  des  Türkisch-Russischen  Krieges.  Die  Frauen  lassen  sich  Kriegseriebnissc 
und  Kriegsheder  von  einem  durchgebrannten  Soldaten  erzählen.  Zur  Aufheiterung  wird 
eine  Parodie  auf  ein  griecliisches  Leichenbegängnis  vorgeführt,  wobei  dem  näselnden  Toten- 
gesang des  Popen  ein  alberner  türkischer  Text  untergelegt  wird.  Die  Vorlesung  eines  Lob- 
liedsauf den  Propheten  durch  eine  schriftgelehrte  Dame  und  die  Voriesung  des  Mevlüd-i-seril 
durch  drei   weibliche   Xo^a's  macht  den   Beschluß. 

\\\x  erfahren  manches  über  die  Stellung  der  schwarzen  Sklavinnen  zu  ihrer  Herr- 
schaft, über  ihre  Rachsucht  und  die  Vorsicht,  mit  der  man  ihren  heidnischen  Gebräuchen  und 
Vcrzückungsanfällen  begegnen  muß.  Hochzeiten  und  Geburtsfeierlichkciten  werden  ge- 
schildert, wie  das  Leben  und  Treiben  der  Frauen  der  vornehmen  Stände  und  das  ungenierte 


Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen.  22"^ 

sinnliche  Ausleben,  das  sich  manche  als  Pendant  zu  den  Extravaganzen  des  Gatten  erlaubt, 
während  andere  unter  völlig  unbegründeter  Eifersucht  zu  leiden  haben. 

Die  erste  der  Freundinnen,  die  stimmbegabte  Schefika,  die,  jung  an  einen  alten  Gatten 
gegeben,  bald  Witwe  wurde,  gewinnt  ihren  Jugendfreund,  den  musikkundigen  Naschid 
glücklich  zum  Gatten.  Ihren  guten  Beziehungen  hat  es  der  frühere  Regimentstrompeter 
zu  verdanken,  daß  er  es  trotz  seiner  Unbildung  —  er  lernt  nie  schreiben  —  bis  zum  Oberst- 
leutnant bringt.  Er  lohnt  es  ihr  damit,  daß  er  eine  junge  Sängerin  als  zweite  Gattin  nimmt, 
worauf  sich  Schefika  nach  Stambul  zurückzieht   und  bald  an  gebrochenem  Herzen  stirbt. 

Die  zweite  ist  die  robuste  Hanum  Efendi  Güzel,  die  Tochter  eines  kleinen  Salzhändlers, 
die  ihrer  hübschen  roten  Backen  wegen  von  einem  Pascha  geheiratet  wurde.  Sie  hält  sich 
für  die  Extratouren  des  Gatten  nach  nutzlosen  Eifersuchtsszenen  durch  alle  möglichen 
Liebschaften  schadlos,  die  ihr  natürlich  viel  Geld  kosten.  Als  der  Pascha  bei  Kars  fällt 
heiratet  sie  seinen  Pfeifenstopfer,  der  sie  aber,  nachdem  er  ihr  alle  Habe  abgenommen, 
verstößt. 

Edler  ist  das  Schicksal  der  letzten  Freundin  Faike,  die  von  der  Eifersucht  ihres  pedan- 
tischen, aber  rechtlichen  Gatten  viel  auszustehen  hat,  so  daß  sie  nach  seinem  plötzUchen 
Tod    auf  eine  \Yieder\'erheiratung  verzichtet  und  sich  nach  Damaskus  zurückzieht. 

»Geistesgegenwart«  schildert  die  mehrfach  in  der  Schwankliteratur  ausgeführte 
Geschicklichkeit,  mit  der  eine  kokette  Frau  sich  aus  der  Schlinge  zieht,  als  ihr  Gatte  sie 
mit  zwei  Liebhabern  überrascht,   die  sie  beide  nacheinander  versteckt  hat. 

»Der  Dhatur«  bringt  eine  südarabische  Parallele  zu  der  Anekdote  von  dem  Tode  des 
Arztes  Hippokrates,  d.  h.  eine  irgendwie  nach  Nedschd  verschlagene  Version  dieser  Ge- 
schichte. »Dhatur«  ist  das  legendäre  L^ntier,  das  durch  die  auf  unbedeckten  Speisen  ab- 
gelegten Eier  in  den  Menschen  gelangt,  sich  in  ihm  entwickelt  und,  an  der  Lunge  festgekrallt, 
ihm  alle  Flüssigkeit  aussaugt.  Der  als  vermeintUcher  Tölpel  bei  dem  mißtrauischen  Arzte 
zum  heimlichen  Lernen  eingetretene  Diener  beseitigt  eine  n  solchen  Dhatur,  als  der  Arzt 
das  nicht  zuwege  bringt.  Bei  dem  Giftduell,  das  die  Folge  davon  ist,  best  eht  er  die  Wirkung 
des  ihm  vom  Meister  gegebenen  Giftes,  während  der  Arzt  aus  Todesangst  an  dem  Wasser 
stirbt,  dae  ihm  der  Jüngling  als  Gift  reicht. 

Es  findet  sich  N-iel  unverfälschter  Orient  in  dem  Buche,  aber  auch  viele  Ungenauig- 
keiten.  Bei  tatsächlichen  Angaben  ist  ein  unsicheres  Tasten  sehr  oft  nicht  zu  verkennen. 
Trotz  aller  praktischen  Kenntnis  zeigt  sich  im  Arabischen  wie  im  Türkischen  doch  ein 
Mangel  an  gründlicherem  grammatischen  und  syntaktischen  Wiss  en.  Die  Transkriptionen 
sind  fast  sämtlich  recht  wenig  befriedigend,  so  die  arabischen  Zitate,  die  zum  Teil  fast 
unverständlich  sind,  z.  B.  S  .  60  Allah  hume  salli  alle  seidina  Mohamed,  we  sela;  sali  alei 
taala  we  selam;  S.  43  Elham  dulillah;  S.  198  Nalet  allahu  aleihun  (statt  Le^ane-llahii  'alejhum 
oder  la'net-ullahi  'alejhutn);  S.  146  Ewel  bahtek,  karasi  tahtek,  tani  bahtek,  diri  ivahtek,  talit 
bahtek,  mittel  el  sedik  al  tarik;  S.  46  w-erden  vallah  billah  tillah  als  »Drei  Namen  Gottes« 
bezeichnet;    S.   218  fetahna  alleiki  (st.   '■aleika)  u.  a.  m. 

Auch  das  Türkische  ist  oft  recht  stiefmütterlich  behandelt,  z.  B.  S.  54  Tschaniarschir 
Aga  St.  camasyr\  S.  59  Tachterewan  st.  tayt-revdn\  S.  174  Rutsch  st.  urug;  S.  206  olsiim  st. 
olsim;  tschak  jaschasun  st.  cok;  S.  211  etschdirha  st.  ezdirha;  S.  227  kimse  gördigindan  st. 
kimseje  gördijinden;  S.  29  0  gitdi  j erden  jeri  gelmes  st.  o  gittiji  j erden  geri  gelmez. 

Manche  Übersetzungen  erregen  Kopfschütteln,  so  wenn  S.  92  Dischlenk  als  »der  Zahn- 
lose« übersetzt  wird;  S.  43  Islambol  nach  Hammer  als  »Islamfülle«;  S.  140  Mevlud  sherif  als 
»Geschichte  des  Todes  Mahomets«  und  S.  218  als  »die  letzten  Stunden  des  Propheten«;  S.  196 
steht  »Ramasangebet  Travia«  (st.  terävVt).  Chirka  S.  216  ist  nicht  die  wattierte  Jacke, 
sondern  hier  der  Mantel  (des  Propheten).  S.  177  Nasar  takim  (st.  nazar  takymy)  «  mit  Blitz- 
ableiter gegen  das  böse  Auge«  zu  übersetzen,   stimmt  nicht  ganz;  es  ist  das  Amulett  gegen 


225  Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen. 

den  bösen  Blick.  Ebenfalls  fällt  der  Ausdruck  S.  58:  »in  Gebeten  sich  um  die  Wette  wund- 
knieten« ziemlich  aus  dem  orientalischen  Bild  heraus.  Auch  im  Deutschen  fehlt  hie  und 
da  die  Sorgfalt   so  S.  74  »den  Verdienst«,    S.  54:  Es  hat  einen  Teint  (statt  »sie«). 

Die  Busa  (&oza)  ist  ^\■ohl  mehr  tatarischen  als  afrikanischen  Ursprungs  (S.  182).  Husni 
Jussif  {küsn-i-Jusuf)  S.  128  ist  nicht  der  »schöne  Josef«,  sondern  »die  Schönheit  Jusufs«. 
Störend  wirken  die  stets  im  Text  in  Klammern  beigesetzten  nicht  wenigen  Erklärungen, 
die  in  Anmerkungen  zu  verweisen  wären  und  manche  »gelehrte  Zitate«,  so  aus  Homer  (i  19), 
Horaz(i05),  Plutarch   (211),  Longfellow  (149),  Rückert  (227)  und  lateinische  Sprüche  (168). 

Theodor  Menzel. 


Bemerkungen  zu  Islam  HI  404  —  409. 

Gelegentlich  einer  Besprechung  meines  Buches:  Die  philosophischen  Systeme  der 
spekulativen  Theologen  im  Islam  berührt  Massignon  einige  Probleme  der  Geschichte  der 
Spekulation  im  Islam,  zu  denen  mir  folgende  Bemerkungen  erlaubt  seien.  Der  Stand  der 
Forschung  auf  diesem  Gebiete  ist  derselbe,  wie  ihn  de  Goeje  für  die  Geographie  der  islami- 
schen Länder  definiert  hat  und  wie  er  auf  allen  Gebieten  der  Kulturforschung  im  Islam 
ist  und  nicht  anders  sein  kann:  Durch  Ikonographien  über  einzelne  Gebiete.  Richtungen, 
Persönlichkeiten,  Werke  usw.  muß  das  Material  zutage  gefördert  werden,  das  eine  spätere 
Zusammenfassung  im  Überblick  darstellen  kann.  Jene  eigentliche  Forscherarbeit  muß 
so  orientiert  sein,  daß  sie  auf  die  spätere  Gesamtdarstellung  abzielt.  Auf  dem  Gebiete  der 
höheren  Geistcskultur  muß  sie  eine  Gedankenwelt  in  ihrem  Wesen,  ihren  Werdebedingungen 
und  wenn  möglich,  ihren  Wirkungen  klarstellen,  so  daß  die  spätere  Zusammenfassung 
nur  reife  Früchte  zu  ernten  hat,  eine  Arbeit,  die  selbst  ein  Dilettant  sehr  gut  zu  leisten 
vermag  und  häufig  schon  mit  Geschick  geleistet  hat.  Eine  solche  Monographie  mit  ab- 
sichtlich beschränktem  Forschungsbereiche  wollte  ich  in  meinem  oben  zitierten  Buche 
bringen,  wie  es  gleich  aus  dem  ersten  Satze  des  Vorwortes  hervorgeht  und  nach  dem  Stande 
der  Probleme  nicht  anders  sein  kann').  Weil  ich  ferner  die  Untersuchungen  meiner 
Vorgänger  weiterführen  wollte,  brauchte  ich  deren  Resultate  nicht  zu  wieder- 
holen. Der  Hinweis  auf  die  vorhandene  Literatur  mußte  genügen.  Daher  war  ich  der  Mühe 
überhoben,  die  christlichen  =)  und  jüdischen  Einflüsse  immerfort  her\'orzuheben,  weil 
über  dieselben   bereits   Spezialuntersuchungen  vorHegen. 

Es  ist  ein  leichtes,  aus  der  gedruckten  Literatur  und  Handschriftenkatalogen  usw. 
eine  große  Anzahl  noch  zu  erschließender  Quellen  zusammenzustellen  3).   In  der  K  1  a  s  s  i  - 


')  Die  Einwände  405,   17 — 35  fallen  somit  fort. 

-)  Die  Bemerkungen  408,  15  (T.  sind  also  unberechtigt,  ebenso  die  408,  13,  daß  ein 
Ideeneinfluß  von  außen  nur  auf  schriftlichem  Wege  stattfinden  könne.  Der  »contact  in- 
tellectuel  prolonge«  ect.  (408,  12)  ist  leicht  nachweisbar.  Birünl  ist  für  diese  Frage 
doch  vollkommen  belanglos.  Die  Frage,  ob  die  islamischen  Theologen  über  indische  Sekten 
orientiert  waren,  hat  doch  mit  der  nach  dem  indischen  Einflüsse  nichts  zu  tun.  Ein  solcher 
kann  ohne  Kenntnis  der  Quelle  stattfinden.  Zu  den  christlichen  Einflüssen  vgl.  jetzt  Graf: 
Abu  Qurra  u.  Ihn  Adi  (beide  igin  u.  d.  Bespr.  Th.  LZ  191 1  Sp.  238,  397.  OLZ  191 1  Sp. 
128.    DLZ  191 1   Sp.  1565  ff.). 

3)  M.  zählt  einiges  auf,  das  sich  noch  um  Dutzende  von  Titeln,  n.  m.  A.  um  wichtigere, 
vermehren  ließe.  Die  Zumutung,  ich  hätte  cheselben  für  mein  Buch  verwerten  müssen» 
ist  nicht  berechtigt,  da  ich  nur  eine  erstmalige  Pionierarbeit  liefern  wollte.  Von  demjenigen, 
der  nur  einen  Stein  des  Fundamentes  legen  will,  kann  man  nicht  verlangen,  daß  er  zu- 
gleich schon  das  ganze  Dach  aufrichte.   Nicholson's  Kashf  191 1  konnte  ich  nicht  zitieren. 


Kleine  Mitteilungen  und  Anzeisfen. 


227 


fizierung  derselben  nach  ihrer  historischen  Bedeutung  muß  man  die  Originalwerke 
selbst  befragen.  Sie  sprechen  offen  aus,  von  welchen  früheren  Autoren  sie  besonders 
abhängig  sind.  Diese  sind  also  historisch  die  wichtigsten  und  hier  können 
Themata  für  viele  Monographien  leicht  gefunden  -^erden.  Die  für  Schiräzi  1640  j 
maßgebende  Literatur  habe  ich  nach  diesem  Prinzip  zusammengestellt  (Beiheft  II 
zum  Islam,  S.  279 — 293).  Gelegentlich  meiner  Übersetzung  der  Stationen  des  I  g  i  stellte 
ich  die  für  diesen  und  seine  Kommentatoren  maßgebende  Literatur  zusammen,  woraus 
sich  mancher  interessante  Einblick  auf  die  für  diese  Richtung  geltenden  theologischen 
und  philosophischen  Autoritäten  ergab  ').  Ganz  oder  fast  unbekannte  Quellen  treten 
sehr  in  den  Vordergrund.  Schiräzi  1523  f  scheint  einen  epochemachenden  Einfluß  aus- 
geübt zu  haben.  Das  gleiche  gilt  von  Ibn  Malka  1155  (abül  Barakät),  *.\midi 
1233  t  {abkär  alafkär),  Kätibi  (Kazwinl)  1276  j  (Kommentar  zum  mulahhas 
des  Räzi  i2io|),  Sahrastäni  11 53  f  (miisäri'  alfaläsifa),  widerlegt  von  T  ü  s  i 
1273  f(£)^r/5/awi  III 129;  dort  die  für  das  XVIII.  Jahrhundert,  Lählgl  wichtige  Literatur), 
S  i  m  n  ä  n  I  1336  f,  um  nur  einige  namhaft  zu  machen.  D  a  u  w  ä  n  I  1501  t  beherrscht 
seine  Zeit  und  D  ä  m  ä  d  1659  f  das  ihm  folgende  Jahrhundert.  Viele  ungehobene  Schätze 
ruhen  noch  in  den  Schriften  R  ä  z  I's  und  T  fl  s  I's.  Zum  abschließenden  Bau  einer  Ge- 
schichte der  islamischen  Theologie  sind  also  vorerst  noch  manche  Steine  zu  behauen.  Die 
zusammenfassende  Darstellung  muß  natürlich  ein  ganz  anderes  Gepräge  haben  als  die 
vorliegende  Detailforschung.  Ahdab  (556,  3)  hat  dabei  ganz  anders  hervorzutreten. 
Er  scheint  wie  R  a  w  a  n  d  i  eine  Krisis  und  einen  Umschlag  in  der  Theologenschule  herbei- 
geführt zu  haben  (Kantstudien  17,  481  f.  Die  Geistesivissenschajten  —  u.  Archiv  f.  Gesch. 
d.  Philos.  demnächst). 

M.  ist  darüber  verwundert,  daß  Theologen  wie    Ibn    H  a  z  m  -)    in  die  Geschichte 


weil  der  Druck  meines  B.  191 1  fast  abgeschlossen  war.  Den  F  ihr  ist  hätte  ich  allerdings 
benutzen  können.  Ich  hatte  ihn  für  eine  Geschichte  der  Philosophen  zurückgestellt.  — ■ 
Bei  M  u  r  t  a  d  ä  1437  f  findet  sich  noch  ein  umfangreiches,  bis  jetzt  unbeachtetes  Material. 

')  Tgi  zitiert  48  Quellen,  Gurgäni  1413  f:  18,  Fanärl  14817:66,  Si- 
i  ä  1  k  ü  t  i  1656  y:  63.  Leider  wurde  es  mir  noch  nicht  ermöglicht,  diese  seit  191 2  fertige 
Arbeit  drucken  zu  lassen. 

-)  Da  ich  I.  H.  nach  seinen  dogmatischen  Lehren,  nicht  nach  seiner 
Bekämpfung  des  Kaläm  behandele,  mußte  er  unter  den  Theologen  seine  Stelle  haben. 
Er  durfte  nicht  abseits  gestellt  werden,  wie  M.  405,  35  wünscht.  —  Die  Geschichte  der 
Philosophie  im  Islam  wird  sich  noch  an  größeren  Kontrasten  als  denen  zwischen  H  i  s  ä  m  und 
den  liberalen  Theologen  usw.  zu  erfreuen  haben.  Wie  in  der  griechischen  Philosophie 
die  unversöhnbaren  Gegensätze  Plato  und  Aristoteles  nebeneinander  stehen,  so  haben  in 
einer  streng  methodologisch  durchgeführten  Geschichte  der  islamischen  Philosophie  der 
Plato  des  Islam,  Suhrawardi  1191  f  und  der  Aristoteliker  A  v  e  r  r  o  c  s  1 198  f  ein 
Paar  zu  bilden.  Welche  Fülle  von  Gedanken  ergibt  sich  aus  dieser  chronologischen  Ko- 
inzidenz! Der  Osten  des  islamischen  Kulturbereiches  geht  in  genialer  Weise  über  A  v  i  c  e  n  n  a 
hinaus,  sucht  Aristoteles  mit  Plato  weiterzubilden  und  in  der  Mystik  ein  einheitliches 
Weltbild  zu  schaffen.  Der  Westen  zieht  sich  in  A  v  e  r  r  o  e  s  auf  den  kritischen  Stand- 
punkt, gibt  dadurch  die  selbstschaffende  Philosophie  eigentlich  auf  und  will 
die  Entwicklung  auf  Aristoteles  zurückschrauben.  Im  Osten  das  schöpferische  Genie,  aber 
zugleich  der  unkritische  Phantast.  Im  Westen  der  scharfe  Kritiker,  der  aber  als  schöpfe- 
rischer Philosoph  versagt.  Es  wäre  ein  großer  Verlust  für  das  Gesamtbild  der  Philosophie 
im  Islam  um  die  Wende  von  1200,  wenn  ein  späterer  Darsteller  mit  Rücksicht  auf  die  räum- 
licheEntfernung  (—  beide  fallen  aber  in  denselbenKulturbereich  — )  oder  andere  »Richtungen« 


228  Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen. 

der  Spekulation  hineingezogen  werden.  Solche  Überraschungen  bietet  der  Islam  viele. 
Bei  manchen  Theologen  vermutet  man  keine  philosophischen  Momente,  z.  B.  I  b  n  T  ü  - 
mart,  dem  bekannten  Mahdi,  Sanüsi  i486  f  u.  and.  Untersucht  man  ihre 
Schriften  aber  näher,  so  findet  man  das  Ungeahnte:  verständnisvoll  aufgenommene  philo- 
sophische Lehre.  Diese  Theologen  gehören  also  in  die  Geschichte  der  Philosophie,  freilich 
nicht  in  erster  oder  zweiter  Linie,  sondern  in  weiteren  Abstufungen;  denn  wo  immer  philo- 
sophische Begriffe  zu  einer  Weltanschauung  ven,vendet  werden,  ist  die  Philosophiegeschichte 
interessiert.  Das  Wichtige  dabei  ist,  daß  man  auf  diese  Weise  eine  Nüancenskala 
der  philosophischen  Betätigungen  erhält.  Die  begabtesten  der  orthodoxen  Theologen 
stehen  den  liberalen  und  den  Philosophen  sehr  nach.  Eine  große  Stufenleiter  führt  von 
diesen  zu  den  intellektuell  unbedeutendsten  hinab.  Würde  man  nur  die  höchsten  Staffeln 
dieser  Leiter  der  Beachtung  für  wert  halten,  so  ergäbe  sich  als  Gesamtbild  der  Geistes- 
kultur doch  ein  sehr  einseitiges  Bild.  Es  ist  nämlich  sehr  zu  unterscheiden,  ob  man  Philo- 
sophiegeschichte aus  philosophisch-sachlichen  Gründen  (um  den  Fortschritt  bestimmter 
Probleme  zu  verfolgen)  oder  aus  kulturgeschichtlichem  Interesse  betreibt.  Die  islamische 
Spekulation  kommt  nun  für  die  Förderung  sachlicher  Probleme  der  Jetztzeit  nicht  mehr 
in  Betracht.  Bleibt  also  das  kulturhistorische  Interesse  an  ihr.  Es  würde  daher  ein  unvoll- 
ständiges Bild  der  Geisteskultur  geben,  wenn  man  die  unteren  Gebiete  derselben  von  der 
Betrachtung  ausschlösse.  Bei  I  b  n  H  a  z  m  ist  nun  das  Eigenartige  (um  nicht  zu  sagen 
Ergötzliche),  daß  er  die  Spekulation  mit  ganzer  Energie  bekämpft  und  trotzdem  unter 
ihrem  Einflüsse  steht  —  sicherlich  gerade  durch  seine  Polemik  dazu  geführt.  Dadurch 
wird  die  Ausdehnung  des  philosophischen  Einflusses  im  Islam  grell  beleuchtet. 
Bis  zu  den  tieferen  Schichten  der  bildungsfeindlichen  Hasit'lja  reicht  derselbe.  Die  Philo- 
sophie bildet  also  nicht  ein  Privileg  weniger  Auserwählter.  Sie  durchdringt  die  ganze 
Skala  der  Geisteskultur  des  Islam  —  doch  wohl  ein  beachtenswertes  Resultat,  das  uns 
I  b  n  H  a  z  m  lehrt. 

Betreffs  der  zeitlichen  Abgrenzung  meiner  Arbeit  hatte  ich  den  Einwand  erwartet, 
G  u  w  a  i  n  I  1085  |  sei  viel  zu  bedeutend,  als  daß  man  ihn  in  einem  Sammelbande  auf 
wenigen  Seiten  abmachen  könne.  Sehr  überraschte  mich  daher  die  Äußerung  meines 
Kritikers,  auch  Gazäll  hätte  dargestellt  werden  müssen')-  D'^s  scheint  mir  jedoch 
nicht  angebracht,  da  er  für  sich  allein  einen  solchen  Band  beansprucht,  wie  alle  von  mir 
dargestellten  theologischen  Systeme  zusammen.  Zudem  beginnt  er  eine  neue  Richtung 
Vor  ihm  ist  also  ein  Einschnitt  in  die  Darstellung  der  Entwicklung  zu  machen.  Zudem 
gehört  G.'s  Ihjä  in  die  Mystik,  nicht  so  sehr  in  die  spekulative  Theologie. 

Das  Problem  der  Aufarbeitung  des  Materials  steht  für  die  Dar- 
stellung der  Systeme  im  Vordergrunde.  Vom  modern  historischen  (nicht  theologischen, 
wie  M.  zu  glauben  scheint,  405,  4  unten)  Standpunkte  aus  müssen  die  in  den  Quellen  in  der 
buntesten  Weise  durcheinandergewürfelten  Lehren  sachlich  geordnet  werden,  damit 
der  Überblick  erleichtert,  ja  sogar  überhaupt  ermöglicht  wird  und  die  Entwicklung  klar 
heraustrete.  Man  könnte  einwenden:  Diu  islamischen  Denker  befolgen  eine  andere  Ein- 
teilung des  Wissenschaftsgebietes  und  diese  ist  der  Darstellung  zugrunde  zu  legen.  Antwort : 
Die  Einteilung,  die  jeder  Denker  von  den  Wissenschaften  macht,  ist    im    logisch- 

es  versäumen  würde,  die  beiden  genannten  Denker  nebeneinander  zu  behandeln. 
Vollends  dürfen  politische  Richtungen  nicht  in  die  Philosophie  übertragen  werden  (wie 
M.  zu  wünschen  scheint). 

')  Sogar  bis  I  b  n  R  u  s  d  und  R  ä  z  I  hätte  ich  nach  M.  406,  \  i  die  Linie  weiter- 
führen sollen  !  Die  Entwicklung  führt  aber  kontinuierlich  weiter  bis  T  ü  s  i  ,  I  g  i  usw. 
Alle  müssen  einmal  monographisch  behandelt  werden  —  nur  nicht  in  einem  Sammelbande 
wie  dem  meinigen. 


Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen.  229 

metaphysischen  Teile  seines  Systems  zu  skizzieren.  Eine  auf  modern  historische 
Ziele  abzweckende  Darstellung  darf  diese  aber  nicht  als  Basis  der  eigenen  Behandlung 
verwenden.  Das  wäre  ein  Aufhäufen  mangelhaft  vorbearbeiteten  Rohmaterials.  Welche 
Verwirrung  würde  entstehen,  wenn  man  die  Systematik  M  u  r  t  a  d  ä's  einer  Darstellung 
der  theologischen  Probleme  zugrunde  legte  ').  Man  ist  gezwungen,  das  gesamte 
Material  einer  modernen  Aufarbeitung  zu  unterziehen,  damit  es  historisch  verwertbar  sei. 
Ein  weiteres,  ebenfalls  nur  die  Technik  der  Darstellung  betreffendes  Problem  ist 
das  der  Abgrenzung  der  Richtungen.  Man  hat  vier  zu  unterscheiden : 
Philosophen,  Theologen  (freisinnige  ^)  und  orthodoxe),  Mystiker  und  Naturphilosophen. 
Die  große  Schwierigkeit  liegt  nun  darin,  diese  Kurven  konsequent  durchzuführen.  Alle 
Richtungen  durcheinander  zu  behandeln,  wird  wohl  niemand  vorschlagen.  Aber  die 
Scheidung  ist  nicht  reinlich  durchführbar.  A  v  i  c  e  n  n  a  ist  z.  B.  zunächst  Arzt,  schließ- 
lich auch  Mystiker.  Die  mystischen  Lehren  sollen  sogar  seine  eigentlichen  Überzeugungen 
gewesen  sein  (dagegen  ZDMG  Bd.  66  S.  754,  31).  Keiner  wird  ihn  jedoch  aus  der  Reihe 
der  Philosophen  streichen.  G  a  z  ä  1  i  ist  wesentlich  Mystiker.  Aus  praktischen  Rück- 
sichten ist  man  inkonsequent  und  erwähnt  ihn  bei  den  Philosophen  oder  Theologen.  Hasan 
von  B  a  s  r  a  ist  Mystiker.  Man  kann  ihn  aber  an  die  Spitze  der  liberalen  Theologen 
stellen,  weil  diese  sich  auf  ihn  berufen.  Erschöpfend  ist  er  in  der  Mystik  zu  behandeln. 
Daher  begnügte  ich  mich  mit  einem  biographischen  Hinweise  (gegen  M.  406,  19).  Das, 
gleiche  gilt  auch  für  M  u  h  ä  s  i  b  i  und  vollends  Tustari.  Halläg,  Ibn  Sälim, 
M  a  k  k  I ,  die  man  doch  wohl  nicht  bei  den  philosophierenden  Theologen 
suchen  darf  3).    —    Die  Schulen  der  liberalen  Theologen  sind  äußerst  zahlreich  und  unter- 

1)  Sie  steht  an  erster  Stelle  in  der  Darstellung  seines  Systemes  (468.  4).  Das 
Gebiet,  das  die  fünf  von  M.  406,  4  aufgezählten  Klassen  einteilen,  ist  nicht  das  der  speku- 
lativen Theologie.  Diese  konnten  für  mich  also  nicht  in  Frage  kommen.  Eine  voll- 
ständige Behandlung  des  Kaläm  könnte  allerdings  bezeichnenderweise  den  Titel 
>>Tractatus  theologico-politicus«  tragen.  Ich  wollte  jedoch  nur  die  spekulative  Seite 
des  Kaläm  darstellen.  —  ib.  371,  22  vielleicht  Entgelt  (mit  Gutem)  statt  Vergeltung  (des 
Bösen)  zu  lesen.  Die  Ergänzung  mancher  Lücken  aus  anderen  Quellen  (406,  4.  541,  23. 
542,  12  usw.)  behalte  ich  mir  für  später  vor. 

2)  Die  Einteilung  in  orthodox  und  liberal  ist  keine  Wortfrage,  wie  M.  meint  407,  11, 
sondern  eine  Sachfrage.  Es  handelt  sich  darum,  im  Islam  dieselben  gesetz- 
mäßigen Verläufe  der  Ideenentwicklung  zu  erkennen,  die  ^\^r  in  allen  Religionen  sich 
vollziehen  sehen  und  die  notwendig  eintreten,  wenn  eine  niedrig  stehende  Kultur  mit  einer 
geistig  überlegenen  in   Berührung  tritt. 

3)  Die  Vorwürfe  406,  17 — 30  fallen  damit  fort.  K  u  1 1  ä  b  i  (so  darf  man  doch  wohl 
nach  den  Quellen  lesen,  vgl.  Luci.\ni:  Les  prolegovienes  Lhjologiqnes  de  Senoussi  185,  2  unl. 
»Kiläbi«=  187,  3;  vgl.  Horten:  Probleme  32,  6)  lehrte  (ib.  118,  i):  Gott  besitzt  zwei 
Hände,  ein  Gesicht  und  ein  (!)  Auge.  Dadurch  ließ  ich  mich  abschrecken,  diesen  Theologen 
unter  den  philosophierenden  zu  erwähnen  —  vielleicht  zu  Unrecht;  denn  er  ist 
kein  krasser  Anthropomorphist,  sondern  sucht  zu  vergeistigen.  Aber  wo  soll  man  die  untere 
Grenze  ziehen  ?  Sicherlich  wesentlich  tiefer  als  in  unserer  Kulturlage.  Die  IIasivt]a  (M. 
406,  22)  konnte  ich  daher  nur  andeuten.  Ihre  Behandlung  in  extenso  gehört  doch  wirklich 
nur  in  die  praktische  Theologie  (die  ich  prinzipiell  ausschloß  und  nur  anhangsweise  erwähne). 
Man  könnte  entgegnen:  bei  anderen  Theologen  sei  ich  dem  Widerstreben,  naive  Lehren 
in  die  Geschichte  der  Spekulation  aufzunehmen,  nicht  gefolgt  !  —  Hier  (Ibn  H  i  s  ä  m 
u.  G  a  w  ä  1 1  k  i)  liegen  die  Verhältnisse  doch  anders.  Eine  rudimentäre  Spekulation 
ist  hier  vorhanden.  —  Tauhidl  (407,  7)  ist  entweder  Philosoph  oder  Mystiker.  In 
keinem    von  beiden   Fällen   gehört  er  hierhin. 


2  30  Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen. 

scheiden  sich  schroff  voneinander.  Dennoch  muß  man  der  Versuchung  widerstehen,  jede 
einzelne  von  ihrem  Entstehen  bis  zu  ihrem  Erlöschen  getrennt  für  sich  zu  behandeln  '). 
Dadurch  würde  das  Bild  der  Kulturlage  einer  bestimmten  Zeit  auseinanderfallen.  Statt 
des  Vorschlages,  noch  mehr  Richtungen  zu  unterscheiden,  würde  der  andere  historisch 
wohl  von  größerem  Nutzen  sein,  auch  die  orthodoxen  mit  den  liberalen  zusammen  rein 
chronologisch  zu  behandeln.  Alles  was  unter  einen  großen  Begriff  fällt,  hier  den  der 
Theologie,  ist  in  eine  Kurve  einzuzeichnen  (d.  h.  zuerst  rein  chronologisch  aneinander 
zu  reihen).  Die  ganze  Fülle  der  gleichzeitigen  Bestrebungen  würde  dann  viel  deutlicher 
hervortreten,  und  dies  ist  für  die  geschichtliche  Betrachtung  das  Wichtigste  (wegen  der 
Abhängigkeiten  von  Zeitgenossen  usw.).  Die  politischen  Differenzierungen  (406,  22)  müssen 
bei  der  philosophischen  Klassifizierung  vollends  zurücktreten.  Die  größten  politischen 
und  religiösen  Gegner  müssen  hier  friedlich  nebeneinanderstehen  (z.  B.  auch  I  b  n  H  a  z  m 
u.  As'ariten  zu  405,  35). 

Aus  dem  Gesagten  ergibt  sich,  daß  M.s  Besprechung  auf  äußerliche  Momente  einge- 
stellt ist.  —  407,  23  werden  mir  Druckfehler  —  Sahhäm  für  Sahhäm,  usw.  als  beabsich- 
tigte Namensveränderung  vorgeworfen!  —  die  Angabe  der  allbekannten  Daten  bei  griechi- 
schen Philosophen  408,  30  ist  überflüssig.  Nur  indirekt  werden  sachliche  Probleme  berührt. 
Eine  ersprießliche  und  großzügige  Weiterführung  dieser  Fragen  ist  jedoch  nur  dann  zu 
erreichen,  wenn  das  Sachlich-Inhaltliche  in  den  Vordergrund  tritt,  die  Kritik  also  auf 
den  philosophischen  Gehalt  eingestellt  wird.  Die  »Systeme«  behandeln  ein  wichtiges  Gebiet 
der  höheren  Geisteskultur  des  Islam  zur  Blütezeit  der  'Abbäsiden.  Hier  hegen  also  kultur- 
historische (Beziehung  der  Systeme  zur  äußeren  Kultur)  und  philosophiegeschichtliche 
Probleme  (Aufbau  der  einzelnen  Systeme,  Kritik  widersprechender  Berichte  der  Quellen, 
Ausdeutung  einzelner  Lehren,  Zusammenhang  derselben  und  der  Systeme,  deren  Ent- 
wickJungslinie  usw.).  Ein  Beispiel:  M  u  r  t  a  <J  ä  (»Probleme«  98,  25)  behauptet,  die  griechi- 
schen Philosophen  hätten  durchgängig  die  Existenz  der  Akzidenzien  geleugnet.  Wie  ist 
dies  zu  verstehen,  da  doch  die  ganze  griechische  Philosophie  von  der  Lehre  von  Akzidenzien 
erfüllt  ist?  Antwort:  In  die  Definition  des  Akzidens  nehmen  die  philosophierenden  Theo- 
logen den  Begriff  der  Momentaneität  des  Seins,  dieser  bekannten  indischen  Lehre,  auf 
(1.  c.  98,  31  ff.).    Ein  solches  Akzidens  kannten  die  Griechen  allerdings  nicht.    Interessant 


■)  Die  Einwände  406  unt. — 407,  9  erledigen  sich  damit.  K  o  s  t  ä  (179  ff.)  erwähnte 
ich  nur  zum  Verständnisse  der  zeitgenössischen  Pneumalehre,  nicht  wegen  seines 
eigenen  Systemes  (170,1  ff.).  Die  Zanädika  gehören  also  unbedingt  in  die  liberale 
Spekulation,  die  durchaus  nicht  identisch  ist  mit  der  mu'tazilitischen  Richtung. 
Diese  bildet  nur  einen  Teil  jener.  Es  gehört  zur  Aufarbeitung  des  Rohmaterials,  in 
dun  geistigen  Strömungen  Gemeinsames  (hier  die  liberale  Tendenz)  herauszufinden  und 
<las  Disparate  unter  diesem  (>esichtspunkte  zu  betrachten.  Erst  dann  gewinnt  man  einen 
iJberblick  über  alle  gleichzeitigen  Schattierungen  einer  großen  Bewegung  (der  liberalen), 
deren  Teile  doch  wesentlich  zusammengehören,  wenn  sie  sich  auch  noch  so  sehr  abzustoßen 
scheinen.  —  Gar  seltsam  erscheint  mir  die  Zumutung,  auch  den  Mediziner  Räzl 
hätte  ich  in  diesem  Bande  über  die  spekulativen  Theologen  behandeln  sollen.  Er 
gehört  unter  die  Naturphilosophen,  'A  u  g  ä  und  R  a  w  a  n  d  i  aber  nicht  unter 
<lie  Philosophen.  Die  Note,  die  der  orthodoxe  Islam  einzelnen  seiner  Denker  anhängt, 
z.  B.  als  Zindik,  ist  für  die  philosophiegeschichtliche  Betrachtung  indifferent.  Für  diese 
kommt  es  auf  die  Gedankensysteme  an.  —  Daß  bei  problematischen  Daten  -f  für  -^  ein- 
getreten ist,  beruht  auf  dem  T'nverständnisse  meines  Setzers  (ad  407,  26).  Wo  dieses 
Zeichen  -+-  vor  der  Zahl  steht,  ist  es  (leider)  auf  diese  Weise  entstanden  (bedeutet  also 
»ca.«)  z.  B.  S.  52.  Wie  die  Daten  von  K  a  1  ä  n  i  s  1  (407,  34)  zu  verstehen  sind,  hätte 
mein   Kritiker  S.  6^2   sub  920  sehen  können. 


Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen.  23 1 

ist  dabei,  daß  dieser  islamischen  Lehre  der  Gegensatz  zum  Griechentume  bewußt  ist. 
Eine  auf  solche  sachlichen  Probleme  gerichtete  Kritik  würde  zweifellos  manches 
Neue  zutage  fördern,  zumal  da  diese  Studien  vorläufig  noch  in  den  allerersten  Anfängen 
stehen  und  philosophische  Texte  manchmal  eine  verschiedene  Deutung  zulassen. 

M.   Horte  n. 


Wulzinger,   Karl,  Drei  Bcktaschi-Klöster  Phrygicns  (von  der  Künigl.  Sachs.  Hochschule 
zu  Dresden  genehmigte  Doktordissertation).     Berlin   191 3.     Ernst  Wasmuth. 

Eine  erschöpfende  Baubeschreibung  des  einst  bedeutenden  Bektaschi-Klosters 
Sejjidi-Ghazi  und  seiner  Filialen  Schudscha-eddin  und  Urian-baba.  In  dem  Kapitel 
»Entstehung  der  Türbe«  S.  27  wirft  Verfasser,  angeregt  durch  die  Auffindimg  von  Tauf- 
steinen im  Gebiete  aller  drei  Klöster  und  die  ungleiche  Orientierung  des  Mihrabs  der 
beiden  Türben  von  Schudscha-eddin,  die  Frage  auf,  ob  die  oktogonalen  türkischen 
Tüiben  nicht  vielleicht  direkt  auf  den  Fundamenten  von  Baptisterien  errichtet  wurden. 
Die  Türbe  von  Sejjidi-Ghazi  ist  ein  bemerkenswertes  Beispiel  für  seldschukische  Provinz- 
architektur, die,  wie  VV.  in  der  Schlußbetrachtung  hervorhebt,  im  Gegensatz  zu  der 
höfischen  Bauweise  in  Konia,  wo  persischer  Einfluß  vorherrscht,  durchaus  byzantinisch 
anmutet. 

Die  Arbeit  ist  das  21.  Heft  der  Sammlung:  Jn'iträge  zur  Bauwisse?ischaft,  heraus- 
gegeben von  Cornelius  Gurlitt,  in  die  aus  Gurlitts  Schule  hervorgegangene 
Doktordissertationen  aufgenommen  werden.  Ich  will  an  dieser  Stelle  einige  früher  in 
dieser  Sammlung  erschienene  Arbeiten  nicht  unerwähnt  lassen:  Heft  13,  H.  Wilde, 
Briissa,  eine  Entwicklungsstätic  türkischer  Architektur  in  Klcinasieu  unter  den  ersten 
Osmanen,  1909,  und  Heft  16,  Oscar  Reuther,  Das  Wohtihatis  in  Bagdad  und  anderen 
Städten  des  Irak,  19 10,  und  eine  Arbeit,  die  zwar  nicht  in  dieselbe  Sammlung  auf- 
genommen wurde,  doch  in  denselben  Kreis  gehört:  Felix  Langenegger,  Die  Baukunst 
des  Iräq  (heutiges  Babylonien),  Bautechnik,  Baukonstruktiofi  und  Aussehen  der  Bau- 
gegenstände tinter  teilweiser  Bezugnahme  auf  die  Batikunst  der  Vergangenheit  des 
Landes,  soiaie  auf  die   Gesamtbaukunst  des  Islam,   Dresden    191 1,   Gerhard  Kühtmann. 

Wilde    kam    einem     dringenden    Bedürfnis    nnch,    indem    er    alle    bedeutenderen 
Bauten  Brussas,  dieser  für  die  Erkenntnis    der    türkischen  Kunst  so  wichtigen  Stadt,   von 
deren  Bauten  bisher  nur  die  Jeschil  Dschami  wissenschaftlich  genauer  bekannt  war,   bauge- 
schichdich  untersucht  hat.    Es  gibt  in  Brussa  außer  dem  Moscheetypus,  den  wir  gewöhnlich 
mit  osmanisch  bezeichnen,  dem  der  mehr  oder  weniger  unter  dem  Eindruck  der  Aja  Sofia  er- 
richteten Moscheen  der  Blütezeit  des  Reiches  (in  Brussa  Neubau  der  Emir-Sultan-Moschee), 
und    einem  Unikum,    der    »Freilicht«-Moschee    Omar  Beys  (S.  31),  zwei  Moscheetypen: 
zunächst,  vertreten  durch  die  Ulu-Dschami,  eine  Weiterentwicklung  der  alten  arabischen 
Moschee,  dem  Klima  angepaßt  durch  möglichste  Verengung  und  schlie Bliche  Cberwölbung 
des  Hofes;  sodann  die  häufigste,  darum  für  Brussa  typische  Art,   die  vielleicht  auf  abend- 
ländische, wenigstens  griechische  Entwürfe  zurückgeht,  durch  ihren  Grundriß  (Zugrunde- 
legen der   Kreuzform   für  denselben,   Vorhalle,    Teilung  des   eigentlichen  Moscheeraumes 
in    einen   Hauptraum    und    einen    um   einige   Stufen   erhöhten  Raum,   der  dem   Chor  ent- 
spricht, und  an  dessen  hinterer  Wand  der  Mihrah  wenigstens  in  dem  ältesten  Beispiel, 
der  Moschee  Murads  1.,  in    einer  regelrechten  Apsis  liegt)  westliche  Gedanken  nahelegt. 
Die  Entwicklung    geht    von    der  oben    erwähnten  Moschee  Murads   I.   über  die   Bajezid- 
moschee,  bei   der  der  Grundriß   den  Bedürfnissen   entsprechend  klassisch  vereinfacht  ist 
zu  der  Jeschil-Dschami,    dem  künstlerisch   durchgebildetesten  Beispiel   dieses  Typs.      Bei 
den  Moscheen  Murads   II.   und  Hamza  Beys   ist  der  Grundriß   noch  weiter  vereinfacht. 


2^2  Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen. 

Reuther  und  Langenegger  haben  als  Mitglieder  der  Ausgrabungsexpedition  in 
Babylon  das  Material  ihrer  Arbeiten  gesammelt.  Rkuther  behandelt  den  modernen 
VVohnhausbau  im  'Iräq  und  unterscheidet  zwei  Typen,  einen  arabischen  und  einen  persischen, 
der  hauptsächlich  in  Kerbela  und  den  anderen  schiitrschen  Heiligtumstädten  des  'Iräq 
vorkommt.  Den  Grundstock  beider  Typen  bildet  eine  an  den  vier  Seiten  des  Hofes 
sich  wiederholende  X'förmige  Gruppe  von  Zimmern,  Tarma  (Vorhalle,  quer)  und  Liwan 
(oder  wenn  breiter  und  um  einige  Stufen  erliöht.  Tala?-);  bei  dem  arabischen  Haus  sind 
die  vier  7'armen  zu  einem  säulengestützten  Hofumgang  miteinander  verbunden.  Die 
Ursprungsfragen,  die  Verf.  S.  38  anschneidet,  müßten  mit  Hilfe  der  inzwischen  bekannt- 
gewordenen Resultate  von  Samarra  neu  behandelt  werden. 

Langenegger's  Arbeit  beschäftigt  sich  in  der  Hauptsache  mit  dem  Handwerklichen 
und  Konstruktiven  der  modernen  'iraqischen  Architektur:  daneben  betrachtet  er  ein- 
gehender die  kleinen,  im  Lande  zerstreuten  Heiligengräber,  von  denen  er  auch  eine 
große  Zahl  abbildet.  In  beiden  Arbeiten  werden  sehr  viele  arabische  Fachausdrücke 
in  Transskription  mitgeteilt,  die  aber,  glaube  ich,  erst  noch  sehr  durchgearbeitet  werden 
müssen,  ehe  sie  als  gesicherte  Resultate  der  Wissenschaft  gelten  können. 

Im  Anschluß  an  diese  Arbeiten  möchte  ich  aber  nicht  versäumen,  noch  einmal 
auf  Rosintal's  Abhandlung:  Pendetttifs,  7 rompen  und  Sialaküten  hinzü^tistn,  die  zwar 
unter  Nr.  348  in  der  Bibliographie  des  vorjährigen  Bandes  dieser  Zeitschrift  erwähnt, 
aber  nicht  besprochen  ist.  Angeregt  durch  die  vorangegangenen  Arbeiten  (Reuther 
bildet  in  seiner  Abhandlung  Grundrisse  von  Stalaktiten  ab)  sucht  Verf.  an  der  Hand 
von  persischen  Sefewidenbauten  nach  einer  Methode,  die  klassische  Formbildung  der 
Stalaktiten  architektonisch  zu  verstehen  und  danach  dieselben  sinngemäß  zu  konstruieren. 

Seine  Resultate  scheinen  mir  einwandfrei. 

F.  T  a  e  s  c  h  n  e  r. 


H.  Grothe's   «Vorderasien-Expedition  1906  und  1907«.     Bd.  II. 

Der  zweite  Band  des  GROTHE'schen  Werkes,  der  die  Landschaften  des  Antitaurus 
in  den  Mittelpunkt  der  Untersuchung  stellt,  steht  an  vorzüglicher  Ausstattung  dem  ersten, 
über  den  ich  in  dieser  Zeitschrift  Bd.  III,  192  iL  berichtet  habe,  in  keiner  Weise  nach; 
zu  rühmen  sind  die  trefflichen  Abbildungen  im  Text  und  auf  den  beigegebenen  16  Tafeln. 
Die  Numerierung  der  Seiten  sowie  die  Umschrift  der  Namen  ist  etwas  prak- 
tischer gestaltet  worden.  —  Was  den  Inhalt  betrifft,  so  ist  er  über-wicgend  geographisch- 
ethnographischer Natur.  In  dem  ersten  großen  Abschnitt  »Der  Antitaurus  und  seine 
Landschaften«  (S.  i — 177)  werden  »Die  geographische  Arbeit  in  Kleinasien«  (S.  i — 5) 
sowie  die  »Geographischen  Grundzüge  des  Antitaurus-Gebietes«  (Urographie  und  Land- 
schaften) (S.  5 — 8),  ferner  »Der  Antitaurus  und  seine  Landschaften  in  der  erdkundlichen 
Literatur«  (S.  8 — 66),  sodann  die  »physikalische  Geographie«  des  Gebietes  (S.  71 — 118) 
und  schließlich  die  »Bevölkerung«  (S.  129 — 177)  behandelt.  Ein  weiterer  Teil  gibt  prak- 
tische, aus  den  Erfahrungen  des  Forschers  herausgewachsene  Ratschläge  darüber,  wie 
man  in  der  asiatischen  Türkei  reist  (S.  185 — 225)'),  während  der  letzte  Abschnitt  sich 
unter  Vorlegung  reichen  statistischen  Materials  über  »Meteorologische  Stationen  in  der 
asiatischen  Türkei«  verbreitet.  —  Hier  kann  nur  auf  einige  Partien  des  Werkes  näher  ein- 
gegangen werden,  die  speziell  für  den  Studienkreis  des  »Islam«  in  Betracht  kommen.  Mit 
Bedauern  wird  man  da  sehen,  wie  außerordentlich  kurz  —  mit  ein  paar  Worten  am  Schluß 

')  Hier  wird  auf  das  ähnliche  Winke  enthaltende  Kapitel  in  F.  Sarre's  Reise  in  Klein- 
asien Bezug  genommen,  dagegen  vermißt  man  die  Nennung  dieses  Buches  bei  der  Be- 
sprechung der   »geographischen  Arbeit  in  Kleinasien«  S.  3. 


Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen.  2^^ 

und  einer  Anmerkung  —  bei  der  Erörterung  der  alten  Quellen  über  dieAntitaurus-Land- 
schaften  die  arabische  und  die  türkische  Literatur  abgetan  werden  (S.  55).  Der  Name 
Evliya's,  dessen  drittes  und  viertes  Buch  es  sich  doch  wohl  gelohnt  hätte,  einmal  vor- 
zunehmen, wird  überhaupt  nicht  genannt !  Man  muß  hier  beklagen,  daß  der  Verfasser  sich 
nicht  des  Rates  und  der  Mitarbeit  eines  Orientalisten  versichert  hat.  Dann  hätten  auch 
all  die  Ungenauigkeiten  und  Fehler  i),  wie  sie  sich  an  der  genannten  Stelle  und  leider  auch 
sonst  vielfach  störend  bemerkbar  machen,  nicht  stehen  bleiben  können;  um  nur  einiges 

ZU  nennen:      '■ArahsuS^-)      für     (^*_».,^^.£,     Samando    für     ,J>J..t^,    die     alte    Unform 

0,0     5jS 

Ablaitein  für  ^,^:C-*»Jjl,  wo  die  richtigen  Bildungen  schon  aus  dem  von  Gr. 
mehrfach  angeführten  Y  ä  q  ü  t  ohne  weiteres  ersichtlich  waren.  Auch  in  dem  in  erster 
Linie  hier  zu  besprechenden  Kapitel  »Bevölkerung«,  bei  der  dankenswerten  Schilderung 
der  Afscharen  (S.  135  ff.),  die  ein  gutes  Bild  von  diesem  türkischen  Stamme  gibt  und  be- 
sonders angesichts  des  allzu  dürftigen,  nur  auf  die  persischen  Afscharen  eingehenden  Artikels 
der  »Enzyklopädie  des  Islam«  erfreut,  zeigt  sich  der  Verfasser  zuweilen  nicht  genügend 
unterrichtet.  So,  wenn  er  S.  137  die  Festsetzung  der  Ür-oq  in  der  Cuqiir-'EhftnQ  erst  in  die 
Mitte  des  15.  Jahrhunderts  verlegt  3),  was  offenbar  auf  die  konfuse  Darstellung  C.  Ritter's 
in  Kleinasien  II ,  1 53  f- ,  bzw.  den  unklaren  Bericht  nach  'Ä  s  y  q  -  P  a  s  a  -  Z  ä  d  e  bei 
Hammer,  Gesch.  d.  osm.  Reiches  II,  291  f.  zurückgeht  ■»),  oder  gleich  darauf  von  dem 
»Sieger  Bajezid«  redet,  der  »1487  der  Seldschukenherrschaft  [in  Kleinasien]  ein  Ende  ge- 
macht« habe  3).  Hier  scheint  zum  mindesten  eine  recht  verworrene  Vorstellung  von 
den  historischen  Ereignissen  obzuwalten.  Zu  beachten  sind  dagegen  die  am  Schluß 
gegebenen  Bemerkungen  über  die  geringe  religiöse  Betätigung  des  Stammes,  zu  denen 
man  ähnliche  Beobachtungen  Humann's  über  die  Jürüken  {Abh.  d.  Ges.  f.  Erdk.  Berl. 
VII,  1880,  S.  248)  vergleichen  kann.  Einiges  Neue  wird  dann  über  die  Qyzylbas  i) 
gebracht;  so  ergibt  sich  aus  dem  S.  154  mitgeteilten  Gespräch,  daß  auch  diese  Sekte 
gleich  den  Bäht  und  Drusen  und  einem  Teil  der  Bektasl  die  Vielehe  verpönt,  wenn 
jetzt  auch  —  wie  es  heißt,  durch  türkischen  Einfluß,  —  Übertretungen  vorkommen.  Gr. 
vermutet  dann,  weitergehend  als  Jacob  {Die  Bekiaschijje  S.  16),  ohne  bis  jetzt  aus- 
reichendes Beweisma*erial  zu  besitzen,  daß  all  diese  religiösen  Sondergemeinschaften 
(Qyzylbas,'Ali-Ilähl,  BektasLYeziden,  Bäbl,  Nusairi)  ursprünglich  eine  gemeinsame 
Lehre,  aber  ohne  feste  Organisation,  besaßen,  so  daß  sich  lokale  Differenzierungen 
entwickeln  konnten,  und  verficht  anschließend  die  auch  von  F.  v.  Luschan  aufgestellte 
These  von  einem  auch  ethnischen  Zusammenhang  all  dieser  Sekten  und  ihrem 
Hervorgehen  aus    der   einheitlichen   »armenoiden«,  hypsibrachykephalen  Urbevölkerung, 


1)  Natürlich  auf  orientalistischem  Gebiete;  außerhalb  desselben  kann  ich  mir  kein 
Urteil  anmaßen. 

-)  s  bei  Grothe  für  stimmloses  s. 

3)  Dieselben  Irrtümer  wiederholt  Gr.  auch  in  »Helmolts  Weltgeschichte«  Bd.  II, 
2.  Aufl.  (Leipzig  und  Wien  191 3),   S.  286. 

4)  Hier,  wie  auch  mehrfach  an  anderen  Stellen,  ist  auf  Angabe  von  Literatur  über- 
haupt verzichtet. 

5)  Dabei  wird  (S.  149)  auch  der  sog.  Cepni  gedacht;  daß  das  Wort  nach  Humann 
(a.  a.  0.),  der  zitiert  wird,  ein  Schimpfname  der  Türken  für  die  Tabtagy  ist,  wird  aber 
nicht  vermerkt.  —  Zur  QysyH}as-¥x3.gt  vgl.  jetzt  auch  die  fleißige  Zusammenstellung 
A.  v.  Le  Coq's  in  OA  III,  61  ff.,  wo  aber  nur  abendländische  Literatur  berücksichtigt 
wird;  auch  ist  v.  L.  über  den  ganzen  Umfang  des  Problems  nicht  orientiert. 

Islam.     V.  j£ 


27,4  Kleine  Mitteilungen   und  Anzeigen. 

die  über  ganz  Vorderasien,  ziemlich  weit  nach  Osten  hin,  verbreitet  gewesen  sei  '). 
Diese  kühne  Hypothese  ist  vorlaufig  noch  mit  größter  Vorsicht  aufzunehmen.  Auch 
der  unterschiedslose  Gebrauch  der  Bezeichnungen  »Türken«  und  »Mongolen«,  wie  er  sich 
hier  immer  wieder  findet,  sollte  doch  einmal  verschwinden.  —  Es  folgen  dann  weiter  recht 
knappe  Mitteilungen  über  die  in  der  Zeit  von  1864 — 1888  entstandenen  Ansiedelungen 
muhammedanischer  Tscherkessen  sowie  die  Mukägir-Dörier,  in  denen  nach  dem  letzten 
russisch-türkischen  Kriege  aus  der  Gegend  von  Kars  eingewanderte  Türken  sitzen.  Über 
den  Islam  dieser  Leute  erfährt  man  leider  nichts.  Studien  über  die  Griechen  und  Armenier 
sowie  die  verschiedenen  Siedelungen  und  ihre  Bauformen  beschließen  diesen  Teil. 

Ich  möchte  zura  Schlüsse  noch  einmal  betonen,  wie  bedauerlich  es  ist,  daß  Gr.  nicht, 
wie  im  ersten  Bande,  gewisse  Gebiete  an  spezielle  Fachvertreter  zur  Bearbeitung  gegeben 
hat;   seine  reiche  und  aufopfernde  Arbeit  würde  dann  noch  größeren  Wert  erhalten  haben. 

E.  G  r  a  e  f  e. 


Einiges  über  das  J9r«*iA-Rauchen. 

Nachstehend  mögen  einige  »Zunftausdrücke«  der  Hassäsin  besprochen  werden,  die 
mir  ein  arabischer  Bekannter  nach  dem  gemeinsamen  Besuche  eines  zwischen  verfallenen 
Häusern  in  den  Feldern  von  Schubra  gelegenen  Schlupfwinkels  derselben  aufschrieb  und 
erklärte.  Einiges  bereits  Bekannte  mußte  dabei  wiederholt  werden.  Über  den  jF/asts  und 
seine  Verwendung  vgl.  Ibnal-Baitär,  Übersetzung  von  Sontheimer  II,  32S;  Über- 
setzung von  Leclerc  =  Not.  et  Extr.  des  Mss.  de  la  Bibl.  NaI.  Bd.  26,  S.  ii9f.,LANE, 
Manners  and  Customs,  Ausgabe  von  J.  M.  Dent&  Co.  S.  341  f.  und  Cicit-Bey,  ^gypte  11,9  ff. 
—  Es  wird  gebraucht: 

Kef  und  sire  für  /lasis.  Zu  ersterem  (im  Magrib  kif;  vgl.  Fischer,  MSOS  As  II,  231), 
eigentlich  »Wohlbefinden«,  gibt  es  auch  das  Verbum  itkaiyif:  von  //.  trunken  sein;  sire, 
persischen  Ursprungs,  ist  nach  Völlers,  ZDMG  50,  644  Nr.  212  speziell  =  Hanfextrakt  ib. 
623,  Nr.  13  »Hanfplätzchen  (zum  Rauchen)«;  bei  Vullers,  Lex.  pers.-Iat.  heißt  es  dagegen 
s.  V.  ö-A-ii:  potus  (^)^)  quidam  inebrians,  qui  paratur  ex  poto  5;  «J  dicto  cum  aqua 
cannabis  sativae  commisto^);  Steingass:  an  intoxicating  kind  of  drink.  — Lane  enA-ähnt 

a.  a.  0.  als  eine  weitere  Art  von  //.-Präparaten  »hast«  (=  _1j,«<J),  wozu  Dozv  zu 
vergleichen  ist,  der  s.  v.  angibt:  breuvage  ou  pilules  faites  avec  les  feuillesdu  chanvre,  und 
dazu  noch  auf  Burckhardt,  Travels  in  Arabia  I,  48  n.  verweist  3).  Der  Ausdruck  ist  wohl 
zu  dem  oben  genannten /?e/ zu  stellen  und  bedeutet  ursprünglich:  Amüsement,  Zeitvertreib 
(vgl.  DozY  und  Beaussier)  4). 

')  Vom  anthropologischen  Standpunkte  aus  modifiziert  F.  Bork  diese  Theorie  in 
OLZ  16,  5  S.  227  dahin,  daß  eine  Zusammensetzung  aus  zwei  verschiedenen  Rasr.en  an- 
zunehmen sei.  Es  ist  jedenfalls  noch  viel  Arbeit  nötig,  bis  man  zu  wirklicher  Klarheit 
über  diese  Probleme  gelangen  wird.  (Vgl.  Ed.  Mf.vkk,  (icsc/i.  d.  .4hcrtuins-  I.  2.  S.  349. 
Ende  des  ersten  Absatzes). 

*)  Eine  solche  Mischung  ist  mir  aus  Ägypten  nicht  bekannt:  auch  Lane  (vgl. 
a.  a.  0.  S.  96  und  S.  342)  und  Clot-Bey  (a.  a.  O.  II,  7)  scheinen  sie  nicht  zu  kennen. 

3)  Der  hiesige  ägyptische  Lektor  Zcd  Afandi  (aus  Alexandrien)  nennt  ferner  das 
Wort  niamiil  als  Bezeichnung  von  eingemachten  Früchten,  denen  //.  beigemischt  ist. 
Das  davon  abgeleitete  minazzil  ^\^rd  in  gleichem  Sinne,  wie  mükaiyif,  gebraucht.  Z.  weist 
auch  auf  eine  Art  von  Pillen  (balbn'a,  pl.  baläbi'J  hin,  in  denen  //.,  Nelken  ('urunfilj, 
Kaneel   ('irja)  und  Ambra  gemischt  sind. 

4)  Umgekehrt  bekommt  dann  /lasisa  wieder  die  Bedeutung:  gute  Laune,  wie  die  bei 
Dozv  nach  Bocthor  angegebene  Redensart  ^.xi.-.J-i:^r=.      JLc    »en  belle  humeur«  zeigt. 


Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen.  235 

Hiisn  kef  für  den  Tabak,  der  mit  dem  //.  zusammengeraucht  wird.    Es  ist  Kautabak 
uiit  qasab-Hoviig  vermengt. 

Der  H.  uard  über  denselben  geschichtet,  und  beides  dann  zusammen  auf  den  sog. 

Hagar  der  Goza  gelegt.   Diesen  Aufbau  nennt  man /a'mzra  (»Ladung«)')  o^txtakrisa  ((j*^ 
=  jeter  les  fondements  d'un  edifice.  Belot). 

Wenn  ein  Hassas  aus  der  Goza  raucht,  und  einer  der  anderen  nach  ihm  rauchen  will, 

so  sagt  er:  »jj.^^  l£?^  >>lüfte  die  G.«,  w^orauf  jener  den  Hagar  abnimmt  und  in  die  G.  bläst, 
um   den   darin   befindlichen    Rauch   herauszulassen. 

E.  G  r  a  e  f  e. 


Schech  'Ali  Yusuf  und  die  Anfänge  des   »Mu'aiyad 


«. 


Am  25.  Oktober  1913  ist  in  Qubba  der  Saiyid -)  'Ali  Yüsuf,  der  Mitbegründer 
und  langjährige  Herausgeber  des  Mu'aiyad,  im  Alter  von  50  Jahren  gestorben.  Mit  ihm 
ist  eine  bemerkenswerte  Erscheinung  aus  dem  Kreise  der  modernen  ägyptischen 
Politiker  und  Journalisten  geschieden.  Von  einer  ausführlichen  Würdigung  des  Mannes 
und  seines  Werkes  muß  ich  vorerst  absehen,  und  es  sei  hier  nur  aus  den  zahlreichen 
Artikeln  3).  zu  denen  sein  Tod  in  der  arabischen  und  europäischen  Presse  des  Nillandes 
Anlaß  gegeben  hat.  einiges  hervorgehoben,  was  sich  auf  die  Anfänge  des  Verstorbenen  sowie 
seiner  Zeitung  bezieht,  und  vielleicht  die  dankenswerten  Mitteilungen  M.  Hartmann's  in 
The  Arabic  Press  of  Egypt  S.  12  f.  an  einigen  Punkten  noch  zu  ergänzen  vermag.  Dabei 
ist  im  Auge  zu  behalten,  daß  das  endgültige  Urteil  der  Geschichte  über  die  Persönlich- 
keit des  Scheches  vv-ohl  etwas  kühler  ausfallen  wird,  als  das  stark  idealisierende  der 
genannten  Nachrufe. 

'All  (Abu)  Yüsuf  wurde  geboren  im  Gumädä  II  1280  (=  November-Dezember  1863) 
in  dem  zur  Provinz  Girge  gehörigen  Städtchen  Balasfüra.  Als  er  mit  den  Elementen  des 
Lesens  und  Schreibens  vertraut  geworden  war,  fühlte  er  sich  zum  '■lim  hingez'ogen  und 
wandte  sich  deshalb  n^ch  Bani  'Adl  (Provinz  Bani  Suwef),  wo  er  von  einem  gelehrten 
Mystiker  hervorragenden  Unterricht  erhielt.  Im  Jahre  1299  (=  1881/82)  begann  er  dann 
das  Studium  an  der  Azhar,  an  der  er  über  vier  Jahre  blieb.  Gegen  Ende  dieser  Periode 
(Muharram  1304  =  Okt.  1886)  trat  er  zum  ersten  Male  mit  einem  Erzeugnis  seiner  Feder 

*)  Vgl.  Landberg,  Proverbes  S.  70. 

*)  An  die  aufsehenerregende  Ernennung  des  durch  seine  Herkunft  in  keiner  Weise 
Berechtigten,  der  aber  der  Schwiegersohn  des  Saiyid  'Abd  al-Häliq  war,  zum  »Seh  as- 
sädät  al-wafä'Iya«  (am  16.  Rabi'  I  1330=  5.  III.  1912,  s.  Mti'aiyad  vom  18.  R.  I.  = 
7.   III.    19 12)  sei  hier  nur  kurz  erinnert. 

3)  Die  nachfolgenden  Angaben  gehen  in  erster  Linie  auf  den  Artikel  Mu^assis  al- 
Mii'aiyad  wa  l-Mii'aiyad  (»Der  Gründer  des  M.  und  der  M.«)  aus  dem  Mu^aiyad  vom  3.  Du 
1-Higga  1331  (=  2.  XL  1913)  zurück.  Sie  wurden  ergänzt  durch  den  Aufsatz  Musäb  Misr 
■d>a?-?ahäfa  al-'arablya  al-islätniya  (»Das  Unglück  Ägyptens  und  der  arabisch-islamischen 
Presse«)  aus  Manär  16,  11  (Du  1-Qa'da  1331),  S.  873—878,  von  dessen  Herausgeber  M  u  - 
hammad  Rasid  Ridä  (abgedruckt  im  Mu'aiyad  vom  16.  Du  1-Higga  1331  =  15.  XL 
1913)  sowie  die  Ansprache  Ahmed  Z  e  kl's  bei  der  Erinnerungsfeier  am  6.  Muharram 
1332  (=  5-  XII.  19 13),  mitgeteilt  in  der  Ausgabe  des  Mu'aiyad  vom  Tage  darauf.  Vgl. 
außerdem  im  Mu'aiyad  vom  25.  Du  1-Qa'da  1331  =  25.  X.  1913,  dem  Todestage:  Faqtd 
al-isläm  wa  l-muslimln  as-saiyid  'All  Yüsuf  (»Der  dem  Islam  und  den  IMuslimen  Ent- 
rissene,  der   S.   *A.    Y. «). 

16* 


2^5  Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen. 

hervor,  einem  Gedichte  ')  und  Prosa  enthaltenden  Diwan,  dem  er  den  Namen  Nasamal 
as-sahar  (Hauch  der  Morgenfrühe)  gegeben  hatte.  Der  Poesie  ist  er  indes  nicht  lange  treu 
geblieben;  es  lockte  ihn  vielmehr  die  Betätigung  als  Literat,  und  so  gründete  er  denn  bald 
darauf  zusammen  mit  dem  Schech  Ahmad  a  1  -  M  ä  d  i  die  Zeitschrift  al-Adäb  (s. 
Hartmann  a.  a.  0.  S.  12  und  63).  Aber  seine  Pläne  gingen  weit  über  die  Schaffung  einer 
wissenschaftlich-literarischen  Rundschau  hinaus.  Er  empfand  das  Bedürfnis,  dem  england- 
freundlichen MuqaUam  ein  Organ  entgegenzusetzen,  das  auf  national-ägyptischer  und 
vor  allem  islamischer  Grundlage  stehen  sollte,  anders  als  die  bis  dahin  einzigen 
Gegner  des  genannten  Blattes,  die  Ahräm  in  Alexandrien,  die  bei  aller  antibritischen  Ge- 
sinnung doch,  weil  in  französisch-christlichem  Geiste  geleitet,  dem  Empfinden  der  mohamme- 
danischen Bevölkerung  nicht  recht  nahe  zu  kommen  vermochten.  So  begann  denn  Schech 
'Ali  Yüsuf,  wde  er  sich  jetzt  nannte,  persönlich  in  den  Häusern  der  Großen  eine  rege  Werbe- 
tätigkeit für  sein  Projekt  zu  entfalten;  ließ  der  Erfolg  auch  auf  sich  warten,  so  gab  seine 
Zähigkeit  doch  nicht  nach.  Und  sie  blieb  nicht  unbelohnt.  Riyäz  Pascha  —  ich 
erinnere  an  die  glänzende  Charakteristik  dieses  von  der  inneren  Kraft  des  Islam  felsenfest 
überzeugten  Staatsmannes  bei  Lxjrd  Cromer,  Modern  Egypt  II,  342  fl.  —  war  es.  dessen 
auf  die  Schaffung  eines  ägyptisch-muslimischen  politischen  Blattes  ge- 
richtete Absichten  mit  denen  'A.'s  zusammentrafen,  und  der  in  dem  jungen  Schriftsteller 
den  geeigneten  Mann  erkannte.  Er  schoß  ihm  Geldmittel  vor,  die  allerdings  im  Verhältnis 
zu  den  einer  Tageszeitung  erwachsenden  Ausgaben  nur  gering  waren,  stattete  ihn  mit 
Empfehlungen  aus,  »und  so  entstand  der  Mu'aiyad«.  Sehr  interessant  ist  es,  die  Schilderung 
der  aufopfernden  Bemühungen  'A.  Y.'s  zu  verfolgen,  durch  die  er  sich  bestrebte,  sein  Blatt 
bekannt  zu  machen  und  ihm  Bedeutung  zu  verschaffen.  Er  selbst  zog,  einige  Zeitungs- 
nummern in  der  Tasche,  herum,  und  wo  er  einen  oder  ein  paar  Männer  fand,  da  setzte  er 
sich  nach  all  seiner  Tagesarbeit  noch  zu  ihnen,  las  ihnen  aus  seiner  Zeitung  vor  und  er- 
läuterte, was  unklar  schien  (vgl.  auch  Hartmann,  a.  a.  0.  S.  13).  Aber  es  wurde  ihm  schwer 
genug,  sich  durchzusetzen:  schlimmer  noch  als  die  naturgemäße  Gegnerschaft  der  Aus- 
länder waren  neben  der  Opposition  der  Regierung  und  der  führenden  Stellen  des  Heeres 
die  Feindseligkeiten,  mit  denen  er  lange  genug  im  ägj^itischen  Volke  zu  kämpfen  hatte. 
Dazu  trat  die  materielle  Not,  Sorge  um  den  einfachsten  Lebensunterhalt  und  aufreibende 
Verhandlungen  mit  den  ewig  mahnenden  Gläubigern.  Und  doch  ging  es  vorwärts.  All- 
mählich fand  der  Mu^aiyad  eine  Anzahl  einsichtiger  Förderer  und  gewann  damit  mehr 
und  mehr  an  Boden.  Ein  letzter  größerer  Aufschwung  kam  dann  als  P'olge  der  berühmten 
Depeschenaffäre  im  Jahre  1 896.  Ein  Telegramm  Lord  Kitcheners,  das  dieser  vom  Operations- 
felde an  den  Kriegsminister  richtete,  war,  obwohl  streng  vertraulich,  dennoch  einige  Tage 
später  im  Mu^aiyad  ausführlich  zu  lesen.  Der  sich  daran  anschließende  Prozeß  endete 
bekannthch  mit  der  Freisprechung  *A.  Y.'s  (vgl.  jetzt  die  genauere  Darstellung  in  dem 
Nachruf  der  Boiirse  egyplienne  XV,  252  vom  25.  Oktober  1913  unter  »La  Chronique«). 
Aber  die  Gefahr,  in  der  er  und  seine  Zeitung  damals  schwebten,  rüttelte  das  Publikum 
wach.  Es  eptstand  mit  der  Sorge  um  das  Fortbestehen  des  M.  ein  lebhafteres  Interesse 
an  diesem,  und  erst  von  da  an  gelangte  er  zu  dem  Absätze  und  der  Verbreitung,  die  er  noch 
jetzt  besitzt. 

So  stellt  sich  dem  Mii'aiyad  seine  eigene  Entstehung  und  erste  Entwicklung  dar. 
Daß  dabei  des  Schech  Ahmed  Mädi,  des  tatsächlichen  Begründers,  dem  *A.  Y. 
zunächst  nur  als  Mitarbeiter  zur  Seite  stand  (vgl.  Hartmann,  a.  a.  O.  S.  12  und  55),  über- 
haupt nicht  gedacht  wird  (auch  Manär  S74  nur  ganz  kurz  erwähnt),  muß  man  der  Be- 
geisterung des  Nekrologschreibers  zugute  halten;  jedenfalls  war  es  der  Verstorbene  allein. 


')  Ahmed  Zeki  zitiert  a.  a.  0.  mehrfach  Verse  von  ihm. 


Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen.  237 

dessen  wahrhaftem  sabr  der  AhOalyad  seine  Entwicklung  zu  einem  in  allen  islamischen 
Ländern  gelesenen  Weltblatt  verdankt.  —  Wenn  man  hofft,  über  die  Beziehungen  des 
Schechs  zu  seinem  einstigen  Schüler  und  späteren  politischen  Gegner  Mustafa  K  ä  m  i  1 
hier  Näheres  und  Neues  zu  erfahren,  so  wird  man,  vorläufig  wenigstens,  enttäuscht.  Kurz 
gestreift  werden  sie  in  der  Polemik  gegen  den  Liwä^  (s.  Manär  877),  dem  vorgeworfen  wird, 
er  sei  das  Organ  Mustafa  K  ä  m  i  l's  gewesen  und  nichts  weiter  und  habe  nur  der 
Beweihräucherung  von  dessen  Person  gedient,  während  der  Mii^aiyad  sich  von  einer  Ver- 
herrlichung seines  Herausgebers  immer  fern  gehalten  und  ausschließlich  die  großen  Interessen 
der  Religion,  Ägyptens  und  seines  Herrschers  im  Auge  gehabt  habe. 

E.  G  r  a  e  f  e. 


Abu'l-Barakät    Ibn    al-Anbäri,    Die  grammatischen  Streitfragen  der  Basrer 
lind  Kiifer.     Herausgegeben,  erklärt  und  eingeleitet  von  Gotthold  Weil.     Leiden, 
Brill,  1913.     n,  211,  35*,  roo  S. 
Weil's  Ausgabe  des  schon  durch  frühere  Arbeiten,  besonders  die  Monographie  von 
KosuT,  den  Arabisten  bekannten  Werkes  verdient  volles  Lob.     Die  Textbehandlung  ist 
sorgfältig,   die  Vokalisierung  ausreichend.      Schade,    daß   die   Konstantinopler    und    die 
spanische  Handschrift  nur  stellenweise  haben  benutzt  werden  können;  so  ist  der  Text, 
trotz  der  Güte  der  ihm  zugrunde  liegenden  Leidener  Handschrift  und  der  nahen  Veru'andt- 
schaft  der  beiden  anderen  mit  dieser  doch  vielleicht  noch  nicht  endgültig.  ZumText  kommen 
hinzu  wertvolle   Beigaben,  an  Umfang  hinter  ihm  selbst  nicht  zu  weit  zurückstehend: 
Erläuterungen,  die  umfassende  Sammlungen  von  Parallelstellen  und  Belegen  besonders 
zu  den  Versen  einschließen;   Indizes  der  Koranzitate,  der  genannten  Gelehrten  und  der 
Belegverse,  nach  den  Reimen;  und  vor  allem  eine  umfangreiche  Einleitung.    Sie  enthält 
außer  den  üblichen  Angaben  über  den  Verfasser  und  seine  sonstigen  Werke  sowie  über  die 
Grundlagen  und  die  Anlage  der  Ausgabe  eine  weit  ausholende  und  tief  eindringende  kritisch- 
historische Würdigung  von  Ibn  al-Anbärl's  Buch  und  dem  in  ihm  verarbeiteten  Material. 
Diese  Untersuchungen,  denen  man  ihrer  bedeutenden  Ergebnisse  wegen  ihre  Breite  und 
ihre  Wiederholungen  gern  verzeiht,  will  ich,  da  sie  in  das  Stoffgebiet  dieser  Zeitschrift 
hineingehören,  in  ihren  Grundzügen  wiedergeben. 

Nach  einer  Skizze  der  traditionellen  Auffassung  von  den  Anfängen  der  arabischen 
Nationalgrammatik  —  zwei  Schulen,  die  basrische  und  die  küfische,  die  in  scharfem  Gegen- 
satz zueinander  stehen  und  lebhaft  miteinander  disputieren,  sich  schließlich  aber  zu  der 
bagdädischen  Schule  verschmelzen  —  versucht  Weil  die  Methode  der  beiden  alten  Schulen, 
wie  sie  in  der  Strcitfragenliteratur  erscheint,  zu  charakterisieren;  vielleicht  etwas  zu  syste- 
matisierend und  dogmatisierend  und  mit  zu  starker  Betonung  des  Parallelismus  zwischen 
dem  arabischen  Schulgegensatz  und  den  analogistischen  Streitigkeiten  der  griechischen 
Grammatiker.  Daran  schließt  sich  der  Hauptteil:  die  Kritik  der  Tradition;  meines  Er- 
achtens  durchaus  überzeugend,  wenn  auch  einzelne  Behauptungen  vielleicht  noch  reich- 
licher zu  belegen  wären.  Der  Haupteinwand  ist,  daß  gerade  bei  den  alten,  vorbagdädischen 
Grammatikern,  S  ib  a  u  a i  h  auf  der  einen  und,  soweit  kontrollierbar,  a  1  -  F  a  r  r  ä'  auf  der 
anderen  Seite,  weder  von  den  Streitfragen  und  (wenigstens  zum  größten  Teil)  den  zugehörigen 
Belegversen,  noch  überhaupt  dem  Schulgegensatz  die  Rede  ist  (womit  das  Vor- 
handensein von  Unterschieden  sich  natürlich  vollkommen  verträgt),  und  daß  um- 
gekehrt bei  den  Grammatikern  der  angeblich  einen  Ausgleich  der  alten  Gegensätze  dar- 
stellenden bagdädischen  Schule  eben  diese  Gegensätze  häufig  und  energisch  betont  werden. 
Dieser  Tatbestand  erklärt  sich  durch  die  einfache  und  auch  außerhalb  dieses  Zusammen- 
hanges natürliche,  ja  notwendige  Annahme,  daß  zur  Zeit  der  räumlichen  Trennung  basrische 


2'j8  Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen. 

und  küfische  Gelehrte  einander  kaum  kannten,  jedenfalls  aber  nicht  miteinander  dispu- 
tierten —  in  der  Tat  sind  in  der  biographischen  und  verwandten  Literatur  Berichte  über 
Disputationen  von  Basrern  mit  Küfern  (in  denen  aber  auch  nicht  die  hier  vorliegenden 
Streitfragen  behandelt  werden)  viel  seltener  als  zwischen  Basrern  und  Basrern  — ,  und 
daß  erst  die  gegenseitige  Berührung  in  Bagdad  den  latenten  Unterschied  zu  einem  be- 
wußten Gegensatz  machte:  »Die  Bagdader  sind. . .  die  eigentlichen  Schöpfer  der  Schulen  von 
Basra  und  Kufa<<  (S.  60).  Für  die  Beurteilung  der  Streitfragenliteratur  ergibt  sich  hieraus 
die  Folgerung,  daß  nur  die  beiderseitigen  Behauptungen,  allenfalls  mit  den  eng  zu  ihnen 
gehörigen  erklärenden  Begründungen,  alt  sein  können,  nicht  aber  die  Erörterungen;  diese 
können  erst  aus  bagdädischer  Zeit  stammen.  Das  findet  seine  Bestätigung  darin,  daß  die 
in  diesen  Erörterungen  auf  basrischer  Seite  zur  Anwendung  kommenden  logisch-rationalisti- 
schen Schemata  samt  der  zugehörigen  Terminologie  bei  S  I  b  a  u  a  i  h  noch  so  gut  wie 
unbekannt  sind;  unbeschadet  des  Vorhandenseins  einer  rein  grammatischen 
Terminologie  bei  ihm.  —  Nun  wird  eine  andere  auffallende  Erscheinung  verständlich:  der 
Mangel  an  Einigkeit  innerhalb  der  Schulen.  Durch  Heranziehung  von  I  b  n  I  a'i  s  und 
as-Siräfi  —  Ibn  al-Anbäri  verschweigt  gelegentlich  Grammatikernamen, 
wohl  um  diese  Uneinigkeit  zu  maskieren  — zeigt  Weil,  »daß.. .  in  einem  Drittel  aller  Fragen 
einzelne  Grammatiker  die  Ansicht  der  Gegenpartei  vertreten«  (S.  52).  Das  ist  nicht  mehr 
verwunderlich,  sowie  für  die  alte  Zeit  der  Begriff  der  »Schule«,  der  Schulmeinung  und  des 
Schulgegensatzes  aufgegeben  wird.  Was  den  Späteren  als  Schulmeinung  galt,  war  in  Wirk- 
lichkeit nur  die  Meinung  von  S  i  b  a  u  a  i  h  bzw.  al-Farrä'.  Ein  Unterschied  ist 
dabei  noch  zwischen  den  Basrern  und  den  Küfern  zu  machen:  bei  den  Basrern  gab  es  wirk- 
lich eine  grammatische  Tradition,  und  in  diesem  Sinne  wenigstens  bilden  sie  in  der  Tat 
eine  »Schule«;  bei  den  Küfern  nicht.  Daher  die  viel  durchgearbeiteteren  und  meist  mehr- 
fachen Beweise  der  basrischen  Meinungen,  im  Gegensatz  zu  den  primitiven  und  einfachen, 
im  wesentlichen  auf  al-Farrä'  selbst  noch  zurückgehenden  Beweisen  der  küfischen; 
daher  auch  bei  a  1  -  M  u  b  a  r  r  a  d  als  erstem  zwar  die  Bezeichnung  »Basrer«,  noch  nicht 
aber  die  entsprechende  »Küfer«. 

Auf  den  durch  diese  kritische  Untersuchung  gewonnenen  Grundlagen  baut  Weil 
nun  einen  eigenen  »Versuch  einer  Darstellung  der  Entwicklung  der  beiden  Schulen«  auf. 
Ich  begnüge  mich  hinzuweisen  auf  einzelne  das  Gesagte  ergänzende  Ausführungen:  die 
Bemerkungen  über  T  a'l  a  b  und  seinen  Versuch,  die  Grammatik  des  al-Farrä'  neu 
zu  beleben,  einen  Versuch,  der  zwar  den  »Ba:jrern«  überhaupt  erst  die  Kenntnis  der  »Küfer« 
in  größerem  Umfang  vermittelte,  aber  notwendig  scheitern  mußte,  da  diese  veralteten 
Ansichten  gegenüber  den  inzwischen  ausgebauten  und  durchgearbeiteten  basrischen  Lehren 
nicht  mehr  konkurrenzfähig  waren;  weiter  über  die  Bedeutung  des  as-Siräfi  für 
die  Vereinheitlichung  des  bayrischen  Systems;  und  schließlich  über  die  vereinzelten  Ver- 
suche jüngerer  Grammatiker,  die  alten  küfischen  Ansichten  auf  basrische  Weise  zu  be- 
gründen. —  Auch  der  sich  anschließende  Abschnitt  über  Ibn  a  1  -  A  n  b  ä  r  1  enthält 
noch  Kritisches,  in  den  Erörterungen  über  seine  einseitig  dogmatische  Interessiertheit 
und,  infolgedessen,  historische  Unzuverlässigkeit  und  über  die  zu  rasche  und  daher  zu 
wenig  sorgfältige  Abfassung  des  Buches. 

Einzelausstellungen  zu  machen  wäre  natürlich  leicht.  Doch  ist  weder  hier  der  Ort 
dazu,  noch  wäre  es  gerecht,  bei  einem  Werk  von  der  Bedeutung  des  vorliegenden  an  Kleinig- 
keiten zu  kleben.  Danken  wir  lieber  dem  Verfasser  für  seinen  wertvollen  Beitrag  zur  Be- 
lebung und  Veranschaulichung  der  vielfach  so  schematischen  Vorstellungen  von  der  Ge- 
schichte der  Wissenschaft  unter  dem  Islära. 

G.   Bergstraßen 


Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen.  239 

;>Arabic  and  Chinese  Trade  in  Walrus  and  Narwhal  Ivory«. 

Unter  diesem  Titel  hat  Berthold  Laufer  im  T'oung  Pao,  Vol.  XIV  p.  315  ff.  eine 
mit  Zusätzen  von  Paul  Pelliot  versehene  Studie  nach  chinesischen  Quellen  veröffentlicht, 
die  zu  der  im  »Islam«  wiederholt  behandelten  Frage  nach  der  Bedeutung  von  al-Chutww 
oder  al-Chutuww  Stellung  nimmt  und  dabei  zu  überraschenden  Ergebnissen  kommt.  Es 
ist  hier  nicht  möglich,  den  ganzen  reichen  Inhalt  der  gelehrten  Arbeit  zu  erschöpfen,  aber 
auf  das  Hauptergebnis  muß  verwiesen  werden,  das  darin  besteht,  daß  die  bisherige  Deutung 
»Rhinozeroshorn«  als  unmöglich  zurückgewiesen  wird. 

Der  Verfasser  nennt  als  älteste  chinesische  Quelle,  in  der  von  dem  Ku-tu-si  gesprochen 
wird,  das  ^Mwgwzo  fei  zcew  des  Hung  Hao  (1090 — 11 55),  der  als  Gesandter  von  11 29 — 1143 
bei  den  Khitan  sich  aufhielt  und  das  Produkt  aus  eigener  Anschauung  wie  folgt  beschreibt 
(nach  B.  Laufer's   Übersetzung): 

itThe  Ku-tii-si  is  not  very  large.  It  is  veined  like  ivory,  and  of  yelloiv  colour.  It  is  maäe 
into  sword-hilts  (or  knife-handles).     It  is  a  priceless  jewel.<< 

Das  Wort  selbst  hält  Laufer  für  ein  khitan-tungusisches  und  bringt  aus  dem  I.iao-5/zi. 
in  dem  die  Worte  der  Khitansprache  erklärt  sind,  die  Definition  bei:  ku-tu-si:  the  hörn  of  a 
1000  years'  old  snake.  Es  ist  bemerkenswert,  daß  diese  Nachrichten  annähernd  im  Zeit- 
alter al-Berüni's  auftauchen,  und  daß  beide  Quellen  auf  eine  nordische  Herkunft 
des  Produkts  hinweisen;  so  kommt  der  Verfasser  zu  dem  Schluß,  daß  es  sich  um  nichts 
anderes  als  um  Walroß-  oder  Narwalzähne  handeln  könne.  Je  jünger  die 
späteren  Nachrichten  sind,  desto  mehr  dringt  die  Konfusion  ein,  einmal  durch  Deutung 
des  unverständlichen  Fremdworts  nach  dem  Chinesischen  (Land  Ku-iu,  Gift  ku,  Hörn  si 
usw.),  dann  durch  Übertragung  der  dem  allbekannten  Rhinozeroshorn  zugeschriebenen 
Eigenschaften  auf  das  minder  bekannte  Handelsgut.  Der  Handel  mit  dieser  Art  von  Elfen- 
bein sei  ein  uralter,  und  nur  die  beiden  genannten  Seetiere  könnten  einigermaßen  mit 
Schlangen  verglichen  werden,  wie  etwa  das  fossile  Mammut  als  eine  Art  Riesenmaulwurf 
gelte,  der  stirbt,  sobald  er  ans  Licht  kommt.  Daß  die  gelbe  Farbe  in  dem  ältesten  Bericht 
hervorgehoben  wird,  ist  besonders  kennzeichnend;  die  Bemerkung,  daß  das  Ku-tu-si  klein 
sei,  kann  daher  rühren,  daß  dem  Berichterstatter  nur  zerschnittene  Stücke  zu  Gesicht 
kamen.  Je  w^eiter  von  der  Ursprungsstelle  die  Zähne  durch  den  Handel  verschleppt  wurden, 
desto  weniger  wußte  man  natürlich  von  dem  Tier  selbst,  das  die  Ware  lieferte. 

Nach  Laufer  ist  K  0  -  H  u  n  g  ,  der  in  der  ersten  Hälfte  des  4.  Jahrhunderts  n.  Chr. 
lebte,  der  Vater  der  Theorie,  daß  das  Rhinozeros,  weil  es  von  Buschwerk  lebt,  alle  Arten 
vegetabilischer  Gifte  verzehrt,  wodurch  das  Hörn  giftig  wird  und  nun  als  Gegengift  wirk- 
sam sein  kann.  Eine  größere  Arbeit  über  das  Nashorn  ist  vom  Verfasser  vollendet  und 
soll  bald  veröffentlicht  werden. 

Nicht  unterlassen  möchte  ich,  die  Bemerkung  Laufer's  S.  361  (49  d.  Sonderdr.)  hier 
zu  wiederholen,  daß  die  von  mir  aus  M  a  s  *  ü  d  i  (nicht  K  a  z  w  l  n  1)  angeführte  Stelle 
aus  dem  Reisebericht  des  Sulaimän  (um  85 1)  stammt.  Daß  vom  Elefanten  und 
Elch  gleichfalls  berichtet  wird,  daß  sie  an  Bäume  gelehnt  schlafen,  weil  sie  keine  Gelenke 
in  den  Beinen  hätten,  war  mir  natürlich  bekannt. 

Heidelberg.  Julius  R  u  s  k  a. 


Publikationen  der  Landschaften  (Zemstvo)  von  Ufa. 

Von  dem  Gouvernement-Landschaftsamt  in  Ufa  ist  in  den  letzten  Jahren  die  Kultur- 
arbeit unter  den  Fremdvölkern  Rußlands  mit  mehr  Energie  und  Erfolg  als  in  den  übrigen 
Teilen  des  Russischen  Reiches  in  Angriff  genommen  worden.   Die  gut  katalogisierte  Biblio- 


240  Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen. 

thek  des  Landschaftsamtes  enthält  eine  große  Auswahl  dessen,  was  in  russischer  Sprache 
über  den  Islam  und  die  muhammedanischen  Völkerschaften  erschienen  ist;  seinerseits  hat 
das  Landschaftsamt  während  der  beiden  letzten  Jahre  zu  Kulturzwecken  eine  Anzahl 
Broschüren  in  tatarischer  und  tschuwaschischer  Sprache  drucken  lassen  wie  i.  Magid 
G  a  f  ü  r  i ,  Zemstvä  nerse  (\Vas  sind  die  Landschaften  ?);  2.  Puschkin's  Poltawa  in  tschu- 
waschischer Übersetzung  (von  G.  Tichonow);  3.  einige  kleine  Schriften  über  Landwirt- 
schaft und  Gesundheitspflege;  4.  Vorschriften  der  für  die  Fremdvölker  bestimmten  Elementar- 
schulen, am  I.  November  1907  vom  Minister  der  Volksaufklärung  bestätigt;  russisch  und 
tatarisch  (diese  von  der  Regierung  unterhaltenen  Schulen,  wo  die  Sprache  des  Unterrichts 
während  der  beiden  ersten  Jahre  die  Muttersprache  der  Schüler,  später  das  Russische  ist, 
sind  selbstverständlich  nicht  mit  den  Maktab  zu  venivechseln);  5.  Verzeichnis  der  in  den 
muhammedanischen  Elementarschulen  (es  sind  hier  dieselben  Schulen  gemeint)  für  den 
ynuhammedanischen  Religionsunterricht  und  den  Unterricht  in  der  (tatarischen)  Muttersprache 
angenommenen  Lehrbücher;  tatarisch  und  russisch;  darin  wird  auch  das  von  der  muhamme- 
danischen geistlichen  Versammlung  (Duchovtioje  Sobranije)  ausgearbeitete  Programrn 
des  Religionsunterrichts  mitgeteilt.  Das  Programm  ist  auf  \'ier  Jahre  berechnet;  außerdem 
A'or^än  und  der  Glaubenslehre  im  engeren  Sinne  QUm-i  /läV)  sollen  die  Schüler  in  der 
»Heiligen  Geschichte«  (Ta'rlkh-i  mtikaddas  —  Geschichte  der  Propheten  von  Adam  bis 
Muhammed,  Geschichte  Muhammeds  und  der  vier  ersten  Khalifen,  in  den  beiden  letzten 
Jahren),  in  der  Ethik  {'Ilm-i  Akhläk,  nur  im  dritten  Jahr)  und  im  Hadlth  (nur  im  vierten 
Jahr)  unterwiesen  werden,  wobei  als  Lehrbuch  eine  Auswahl  des  Nadlih  in  tatarischer 
Übersetzung (Targimät-i-A/iädith-i  muntakhabd)  dient;  6. Ufa giibirnasinda  bolgan  musxilmän 
maktablari  /lälindan  ma'lümät  alii  icun  makhsüs  diftar:  Fragebogen  (115  Fragen),  die  mu- 
hammedanischen Volksschulen  (maktab)  betreffend  (über  das  Schulgebäude,  das  Lehrer- 
personal, Einrichtung  und  Verwaltung  der  Schule,  Verhältnis  derselben  zu  der  Gemeinde 
und  einzelnen  Mitgliedern  derselben,  Programm  des  Unterrichts,  Zahl,  Geschlecht,  Alter 
der  Schüler  usw.);  dazu  ein  an  die  Vorsteher  der  Schulen  gerichtetes  Begleitschreiben 
(Ufa  gubirnasinda  bolgan  mustilmän  maktab  wa  madrasa  mudirlarina  vmräga^at  näma), 
worin  u.  a.  gesagt  wird,  daß  die  Fragebogen  von  dem  MuftT  S  u  1 1  a  n  0  v  durchgesehen  und 
für  gut  befunden  worden  sind,  und  ein  Anhang  Qlläwa)  zur  74.  Frage,  über  die  Zahl  der 
Lehrer  oder  Lehrerinnen,  Alter,   Bildungsgang,  Gehalt  usw. 

\\'.   B  a  r  t  h  0  1  d. 


Max  Horten.  Die  Metaphysik  des  Averroes  (11 98  f),  nach  dem  Arabischen  übersetzt  und 
erläutert.  (»Abh.  zur  Philosophie  und  ihrer  Geschichte«,  herausgegeben  von  B.  Erdmann, 
XXXVL)     Halle  a.  S.,  Max  Niemeyer,  1912. 

Der  begeisterte,  aber  unkritische  Damaszener  Mustafa  al-Kabänl  hat 
in  Kairo  (1903)  die  erhaltenen  Teile  (I — IV;  V  fehlt,  schon  in  der  lat.  Übersetzung)  des 
arabischen  Originals  von  Averroes'  Epitome  veröffentlicht,  die  uns  hier  in  Horten's 
Arbeit  vorliegen.  Der  Übersetzer  scheint  von  einer  Art  orientalischen  Enthusiasmus  hin- 
gerissen zu  sein.  Wir  würden  ihn  mehr  loben,  wenn  er  weniger  fleißig  wäre  und  uns  statt 
drei  dicke  Bücher  in  einem  Jahre  jedes  dritte  Jahr  eins  schenkte.  Er  hätte  dann  Zeit, 
die  äußeren  Hilfsmittel  zu  einer  besseren  Textgestaltung  (vor  allem  griechische  Quellen 
und  hebräische  und  lateinische  Übersetzungen)  heranzuziehen  und  das  Ganze  mit  ruhiger, 
innerer  Kritik  durchzuarbeiten.  Seine  jetzige  Arbeitsweise  erinnert  uns  zu  oft  an  das  Ver- 
fahren von  ScHMÖLDERS  Und  DiETERici  Seligen  Angedenkens.  Mit  Redensarten  philo- 
sophischen Dünkels  (s.  Vorwort,  p.  XII)  läßt  sich  eine  derartige  Geringschätzung  philo- 
logischer Methode  nicht  entschuldigen.      Ich  möchte  deshalb   mit   einigen   Beispielen  — 


Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen.  24 1 

betone  aber  ausdrücklich,  daß  es  nur  Beispiele  sind  —  die  Mängel  dieser  Arbeitsweise 
veranschaulichen. 

Zu  S.  I,  II  (vgl.  Vorwort,  p.  VI).  Averroes  bezeichnet  eine  Wissenschaft  oft 
als  Kunst  ('xcl-^Ua).  Statt  darüber  zu  räsonnieren,  hat  man  einfach  hinzuweisen  auf 
den  griechischen   Sprachgebrauch  (te/vt;   oft  synonym  mit  i-i:jzr^iJ.r^). 

S.  2,  2  ff.  (vgl.  Horten's  Überblick,  S.  208).  Averroes  zählt  drei  universell- 
spekulative 5-iLäjo  auf:  Dialektik,  Sophistik  und  Metaphysik.  Dazu  bemerkt  Horten 
(S.  2),  daß  nach  Averroes  Dialektik  und  Sophistik  sich  befassen  mit  dem  ens  logicum 
in  qiiantum  est  ens,  die  Metaphysik  mit  dem  ens  reale  in  quantum  est  ens.  Dies  scheint  mir 
eine  grundlose  Behauptung  zu  sein.  Averroes  selbst  verweist  in  diesem  Zusammen- 
hang auf  das  ...LP-o!  LJuÄi^  =  Anal.  Post.  In  seiner  lateinischen  Epitome  in  Post. 
Anal.  1.  II,  c.  3  findet  sich  wohl  die  erw-ähnte  Stelle,  deren  Inhalt,  direkt  oder  indirekt, 
auf  Aristoteles'  Met.  1004  b  15  ü.  zurückgeht.  Es  heißt  hier  nämlich,  daß  Dialektiker 
und  Sophisten  denselben  Gegenstand  behandeln  wie  der  Philosoph  (d.  h.  das  Seiende  als 
solches,  ganz  im  allgemeinen),  aber  sonst  ist  das  Scheinwissen  des  Sophisten  nicht  mit  der 
demonstrativen  Wahrheit  des  Philosophen  zu  vergleichen  und  auch  die  von  allgemein 
zugestandenen  Sätzen  abhängige  Wahrscheinlichkeit  des  Dialektikers  bleibt  hinter  der 
Stufe  apodiktischer  Gewißheit  zurück.  Das  ist  selbstverständlich  auch  die  Ansicht  des 
Averroes:  von  der  rhetorisch-sophistischen  Argumentationsweise,  die  bei  der  großen 
Menge  Erfolg  hat,  und  von  dem  dialektischen  Verfahren,  das  besonders  von  den  muslimischen 
Theologen  {Miitakallim)  geübt  wird,  unterscheidet  er  oft  die  gründHche  (apodiktische) 
Methode  der  Philosophie,  die  er  also,  nach  dem  Vorgang  des  Aristoteles,  hier  in 
der  Metaphysik  befolgen  will.  Auf  diese,  für  die  ganze  Geschichte  der  Philosophie  im  Islam 
wichtige  Unterscheidung  wird  an  dieser  Stelle,  aber  kurz  und  deshalb  unklar,  angespielt. 
Gleich  darauf  in  der  Einleitung  (Horten's  Übersetzung,  S.  5,  5  ff.)  wird  in  diesem  Sinne 
dem  Avicenna  der  Vorsvurf  gemacht,  er  versuche  mit  dialektischen  ('topischen') 
Beweisen  die  Existenz  eines  ersten  Prinzips  des  Seins  darzutun. 

S.  IG  f.  Die  Bedeutungsentwicklung  des  Wortes  C>yZ>-^  wird  hier  von  J.  R.  erörtert 
(ausführlicher  in  seinem  Tahäfut,  Kairo  1884/5,  S-  96  f.).  Im  gewöhnlichen  Sprachgebrauch 
drückt  es,  als  abgeleitetes  (-otpiuvjaov,  &ÄÄ,ci^)  Wort,  einen  Zustand  (otaSsai;,  J^>-)aus: 

das  verirrte  Schaf  wurde  aufgefunden  QiC>j^»^).  Einige  Philosophen  —  so  I  b  n 
S  i  n  ä  —  fassen  es  deshalb  auf  als  eine  zum  Wesen  des  Dinges  hinzukommende  Bestimmung 
:\_,vi3.x:,  Akzidens).  Die  Übersetzer  griechischer  Philosophie  wollen  aber  ganz  allgemein 
das  Seiende  oder  die  seienden  Dinge  (to  ov,  ra  ovza)  damit  bezeichnen,  also  Substanz 
und  Akzidens  usw.  —  Dagegen  führen  nun    I  b  n    S  I  n  ä   c'  s.  an  (A  v  e  r  r  o  e  s  ,    Met., 

p.   6,    12  f.:  ^^4^    ^    u>o^s    ^'^^l    oCvii    ,  gls^    -^Cs:^   '^J-^y^^    -^^    u^^i.j' _J. 

OwÄP  0'^  l5^^-  Horten's  Übersetzung  und  Erläuterung  (S.  11)  sind  weder  klar  noch 
ganz  richtig;  er  übersetzt  sowohl  o!3  als  -?^>  mit  'Substanz'  und  findet  in  Up'^  und 
^wäP  den  Gegensatz  des  metaphysiscrhen  und  des  gewöhnlichen  Sprachgebrauchs,  während 
die  Polemik  sich  gegen  Ibn  Sinä  c.  s.  richtet.  Der  Passus  heißt  also:  »Wenn  der  Ausdruck 
»das  Seiende«  das  Ding  selbst  (oder  das  Wesen  des  Dinges)  bezeichnet,  dann  ist  es -R-ider- 
sinnig,  es  (als  hinzukommende  Bestimmung)  von  der  Einzelsubstanz  auszusagen.  Sie 
übersehen  aber,  daß  'das  Seiende'  hier  in  zwei  verschiedenen  Bedeutungen  gebraucht 
wird  (i.  oljjl        JLc  und  2.    J^Jl    X  oder     VoLoJ!      JU^).« 

b.  18,  II  f.:  »ohne  daß  es  jedoch  die  individuelle  Substanz  zu  sein  braucht«.    Nach 
Analogie  des  folgenden  ^^^      ^»  und  auf  Grund  der  lateinischen  Übersetzung  ist  in 


242  Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen. 

^»_>.  ^^Ki^k.ii  fcP  \  (Text,  p.  9,  5)  ^  wohl  zu  streichen  und  zu  übersetzen:   »d.  i.   die 

Einzelsubstanz«. 

S.  34,  25  fl. :  »Als  erste  Materie  (Hyle)  bezeichnet  man  ...  z.  B.  die  erste  Hyle,  die 
mit  keiner  Form  ausgestattet  ist,  sodann  diejenige,  die  schon  Wesensformen  besitzt  (die 

materia  secunda).  .  .«  Der  arabische  Text  (p.  16,  i)  hat  aber  richtig,  daß  man  mit  ^^%.f^' 
(Materie)  sowohl  die  erste   Materie  bezeichne  als  usw.    Es  liegt  hier  kein  Versehen  oder 

Verschreiben  Horten's  vor,  denn  auch  S.  165,  37  übersetzt  er    g\^^  ohne  weiteres   mit 

'erste  Materie'.    Wenn  aber  diese  gemeint  ist,  hat  der  Text     t-^y^^      <rl^tVS^'  '^^^'^  0OLL) 

^."b!  (vgl.  p.  i^A,  1—6). 

S.  36,   32.     Statt    »die  vier  'Arten'«  soll  es  heißen   »die   vier  Körper«  (1.  j.w.w.:^j* 

st.   *w«^i"bi).     Die  lateinische  Übersetzung  hat  richtig  'corpora'. 

S.  37,  20  ff.  läßt  Horten  den  Averrocs  folgendes  behaupten:  »Manchmal  be- 
zeichnet Naturkraft  [Xjtj^i?] ')  auch  die  Wesensformen,  die  erstes  Prinzip  dieser  Be- 
wegungen [=  Arten  der  Veränderung  oder  ,«.jL*_ö]  sind.  Sie  [d.  h.  jene  Formen]  werden 
sogar  im  vorzüglichsten  Sinne  als  Nalurkraft  bezeichnet,  und  ganz  besonders  solche  von 
ihnen,  die  einfach  sind;  denn  die  einen  Organismus  belebende  Seele  wird  im  vorzüghchsten 
Sinne  als  Seele  (d.  h.  als  höhere  Form  der  Naturkraft)  bezeichnet  (da  sie  eine  höhere  Einheit 
und  Einfachheit  besitzt).  .  .  .«  Daß  Horten  diese  Stelle  unklar  und  teilweise  falsch  über- 
setzt, hat  seinen  Grund  darin,  daß  er  den  Begriff  des  sinnlich  Einfachen,  also  Niedrigen 
r_lJ-yAo\  im  Sinne  höherer  geistiger  Einheit  auffaßt.  Vorliegende  Stelleist  etwa  folgender- 
maßen zu  übersetzen:  » als  Naturkraft  bezeichnet,  und  zwar  speziell  die  einfachen 

[d.  h.  die  niedrigstehenden  Formen  unorganischer  Körper]  —  (denn  das  organische  Prinzip, 
■/..  B.  das  Prinzip  des  Wachstums,  wird  besser  Seele  [als  Naturkraft]  genannt).«  —  A  v  e  r  - 
r  o  e  s  fügt  dann  hinzu,  die  Ärzte  redeten  von  der  ernährenden  Kraft  des  menschlichen 
Leibes  als  von  einer  Nalurkrafl,  obgleich  diese  ein  organisches  Prinzip  ist  [also  eigentlich 
besser  'Seele'  oder  'seelische  Kraft'  heißt],  weil  sie  der  Ansicht  sind,  dieses  ernährende 
Prinzip  sei  einfacher  [i.  e.  niedriger]  als  die  übrigen  Kräfte  des  menschlichen  Organismus 
[die  dann  von  ihnen  als  'seelische'  oder  'geistige'  Kräfte,  im  Gegensatze  zu  der  Naturkraft, 
bezeichnet  werden].  Dies  alles,  wie  manches  andere,  wird  in  Horten's  Übersetzung  nicht 
klar. 

S.  40,    34  ff.      Der  hier    übersetzte   Text   (p.    Ia,    13  ff.)    lautet:      pL,l    OÜ^j^u 

ii^\  .-yjj.^  d.  h. :  »bei  der  Behandlung  dieser  Dinge  [von  denen  hier  die  Rede  ist:  das 
Seiende  und  die  Kategorien]  bedient  man  sich  meistens  Erläuterungen,  die  aus  der 
Logik  hergenommen  sind:  es  läßt  sich  nämlich  dasjenige,  was  in  der  Logik  erläutert  wird, 
wie  an  einem  anderen  Orte  gesagt  wurde,  in  zweifacher  Weise  verwenden«  [i.  im  engeren 
logischen  Sinne  als  Hilfsmittel  zum  richtigen  Denken;  2.  als  Lehnsätze  für  andere  Wissen- 
schaften]. Von  diesem  einfachen  Satze  gibt  nun  Horten  folgende  unverständliche  Para- 
phrase: »Die  Arten  der  Beweisführung,  die  betreffs  dieser  irdischen  [sie  !]  Dinge  ver- 
wandt werden,  sind  außerordentlich  [sie  !]  zahlreich.  Du  kennst  [sie  !]  z.  B.  logische  Be- 
weise.   Diese  bestehen  darin,  daß  die  Dinge,  die  in  der  »Kunst«  der  Logik  erklärt  wurden. 


* 


»)  Was  hier  und  in  der  Folge  zwischen  eckigen  Klammern  steht,  wurde  von  mir,  als 
Erläuterung,   Verbesserung   oder   kurze   Zusammenfassung,   eingefügt. 


Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen.  243 

betreffs  eines  fremden  Gegenstandes  (>>an  einem  ungeeigneten  Orte«)  [sie  !]  Verwendung 
finden,  und  zwar  in  zweifacher  Weise.«     Was  weiter  folgt,  ist  nicht  viel  besser. 

S.  69,  17  ff.  Horten:  ».  .  .  das  Wahre  ....  ist  dasjenige,  das  in  der  Ewigkeit  (dem 
»aevum«)  existiert,  und  zwar  ebenso  wie  es  außerhalb  des  denkenden  Geistes  beschaffen 
ist.«    Leider  ist  diese  »ewige«  Wahrheit  nur  die  Folge  eines  Druckfehlers  im  orientalischen 

Texte  (p.  ri,  i):  ^^it    (l.  q-^^-^O  J'^'^    ^   "^^-^    ^5^^"^  J-^ ^OUii! 

•-PlXÜ  —  ,L3»  ?^>Jl£  «.P  L^.  Horten  hätte  dies  nach  S.  9,  15  f.  und  vS.  70,  i  ff.  leicht 
verbessern  können,  um  so  mehr,  da  es  sich  um  die  allbekannte  aristotelische  Definition 
handelt. 

S.  91,  30  ff.  Der  ganze  Abschnitt  ist  unklar,  weil  Horten  nicht  gesehen  hat,  daß 
statt  A.ii>-  (Text,  p.  f^A,  7)  vermutlich  —  die  lateinische  Übersetzung  hat  corporeitas  — 

■xx^.-w*4>-  zu  lesen  ist.  Der  Gedanke  ist  folgender:  »[wenn  die  Ansicht  derjenigen,  die  be- 
haupten, die  erste  Materie  sei  ursprünglich  als  Körper  mit  drei  Dimensionen  geformt,  richtig 
wäre],  dann  wäre  die  Körperlichkeit  eine  und  dieselbe  im  Einzelwesen,  dauernd  mit  den 
Formen  der  veränderlichen  Dinge  verbunden.  Ihr  Irrtum  war  dieser:  sie  sahen  die  Körper- 
lichkeit dauernd  der  Gattung  nach  und  meinten  nun,  die  Körperlichkeit  sei  unvergänglich« 

[d.  h.  an  sich,  ohne  die  Gattung].    Dafür  bietet  uns  Horten  folgendes:  » Wenn  die 

Sache  sich  so  verhielte,  wie  jene  Philosophen  meinen,  dann  wäre  die  »Auffassungweise« 
[=  Ä-^;  wenn  man  dies  anstatt  x^.«..«..^  im  Texte  belassen  will,  kann  es  nur 'Richtung 
im  Räume'  heißen]  numerisch  ein  und  dieselbe  und  sie  bliebe  dauernd  für  die  (verschiedenen) 
Wesensformen  der  entstehenden  Dinge  bestehen.  Der  Irrtum  jener  Philosophen  besteht 
darin,  daß  sie  der  Meinung  waren,  die  körperliche  Natur  sei  etwas  dem  Genus  nach  dauernd 
Bestehendes.      Sie  vermuteten,   sie  sei  unvergänglich.« 

Was  Horten  (S.  92 — 94)  den  Averroes  über  'Attraktion'  (J-y«,  Bewegungs- 
tendenz der  Materie)  und  über  die  Verschiedenheit  himmlischer  und  irdischer  Körper  sagen 
läßt,  bedarf  vielfacher  Nachbesserung. 

S.  95,  10  ff.  Horten:  »Demnach  wollen  wir  mit  der  Darlegung  über  die  Aktualität 
beginnen  und  zunächst  definieren,  was  die  eigentliche  (wahre)  Potenz  ist.«    Das  Original 

hat:  ;iJi    JjtÄJl^    [l.   sliL"!]    ^y>l\    ^^a    LwJ^    (p.  M,  14  f-)- 

S.  127,  25  ff.  Horten:  »Die  einen  waren  der  Ansicht,  diese  erste  Ursache  sei  Wasser 
(T  h  a  1  e  s).  Ein  anderer  lehrte,  sie  sei  Feuer.  Wieder  andere  bezeichneten  sie  als  Wasser, 
das  keine  Grenzen  habe.«  Mit  der  dritten  Ansicht  kann  nur  die  Lehre  Anaximander's 
vom  «TTEipov  gemeint  sein.  Es  ist  also  (Text,  p.  öf,  13)  statt  des  zweiten  i^L/o  einfach  L«  zu 
lesen. 

S.  154,  22  ff.  Die  Stelle  im  Original  ist  wohl  verderbt.  Über  einen  Verbesserungs- 
versuch auf  Grund  hebräischer  Übersetzungen  siehe  J.  Freudenthal,  Die  durch  Averroes 
erhaltenen  Fragmente  Alexanders  zur  Metaphysik  des  Aristoteles,  Berlin  1885,  S.  112. 

Ich  begnüge  mich  mit  diesen  Beispielen.  Sie  sind  sämtlich  elementarer  Art  und 
bei  erstmaliger  Lektüre  den  leichteren  Partien  des  Werkes  entnommen.  Die  schwierigeren 
philosophischen  Stellen  versteht  Herr  Horten  wohl  besser  als  ich.  Er  übersetzt  fast  alles 
mit  der  größten  Sicherheit.  Vielleicht  ist  das  nur  der  Gewohnheit  vieler  Philosophen  ent- 
sprechend, subjektive  Evidenz  für  die  höchstmögliche  Gewißheit  zu  halten.  In  meinem 
Exemplare   steht   aber   noch   manches   Fragezeichen. 

Am  Schlüsse  seines  Vorwortes  behauptet  Horten,  Averroes  lehre  eine  Schöpfung 
ex  nihilo.  Belege  dafür  gibt  er  nicht,  und  ich  habe  sie  auch  nicht  in  seiner  Übersetzung 
gefunden.  Er  selbst  läßt  zwar  (_S.  62,  16  ff.  seines  Werkes)  den  Averroes  das  Gegen- 
teil aussagen :  »Ebenso  wie  die  Materie  von  (dem  Schöpfer)  dem  wirkenden  Prinzip  zweifellos 
nicht  erschaffen  -wird,  gilt  das  gleiche  auch  von  der  Wesensform.     Der  Weltbildner  bildet 


2Ad.  Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen. 

vielmehr  nur  das  Kompositum  aus  Materie  und  Wesensform.  .  .«  Die  Übersetzung  ist 
aber  falsch:  im  Original  wird  hier  gar  nicht  von  dem  *Weltbildner'  geredet. 

Ich  ersehe  jetzt  aus  einem  anderen  Werke  Horten's  {Die  Hauptlehren  des  Averroes 
nach  seiner  Schrift:  Die  Widerlegung  des  Gazali,  Bonn  1913,  Vorwort),  daß  er  Averroes 
zu  einem  Verteidiger  der  islamischen  Orthodoxie  macht  und  seine  Lehre  von  der  emsigen 
Schöpfung  als  creatio  ex  nihilo  {d.  h.  aus  einem  völligen  absoluten  Nichts)  deutet.  Die 
Stellen,  die  er  zum  Beweise  dafür  anführt,  besagen  aber  nur,  daß  der  Schöpfer  die  Dinge 
aus  der  Potenz  zur  Wirklichkeit  oder  aus  der  Privation  (*iAf:,  3T2(irj(ji;)  zum  Sein 
führt.  Es  liegt  also  Herrn  Horten  ob,  nachzuweisen,  daß  Averroes  unter  ,*J<k£  das 
völhge   absolute   Nichts   verstanden   habe. 

Horten  steht  mit  seiner  unbewiesenen  Behauptung  nicht  allein.  Schon  im  Jahre 
1904  hat  Miguel  Asin  y  Palacios  (El  Averroismo  ieolögico  de  Sto.  Tomas  de  Aquino. 
Extracto  del  Homenaje  a  D.  Francisco  Codera)  eine  theologische  Ehrenrettung  des  Aver- 
roes versucht.  Man  sehe  die  gelungene  Widerlegung  derartiger  Versuche  bei  Leon 
Gauthier,  La  theorie  d'Ibn  Rochd  (Averroes)  sur  les  rapports  de  la  religion  et  de  la  philosophie, 
Parisi909.  Diese  Studie  Gauthier's  sei  jedem,  der  sich  mit  Averroes  befaßt,  empfohlen. 

Noch  eins  möchte  ich  zum  Schlüsse  hinzufügen.  Horten  hat  ganz  Recht,  wenn 
er  meint,  die  Zeit  für  eine  abschließende  Darstellung  der  islamischen  Philosophie  sei  noch 
nicht  gekommen,  es  müßten  zunächst  möglichst  zahlreiche  und  wertvolle  Quellen  zugänglich 
gemacht  werden  (Vorwort,  S.  XI  f.).  Ich  füge  aber  hinzu:  in  möglichst  treuer  Wiedergabe. 
Mehr  noch  als  auf  die  Zahl  kommt  es  auf  die  Zuverlässigkeit  der  Quellen  an.  Horten  hat 
entschieden  Unrecht,  wenn  er  sich  über  philologische  (für  ihn  =  nichtphilosophische,  nicht- 
fachmännische) Kritik  beschwert.  Die  Metaphysik  des  Aristoteles  könnte  ihn 
darüber  belehren,  daß  auf  unserer  Erde  Stoff  und  Form  nicht  zu  trennen  sind,  und  daß  also 
derjenige,  der  uns  die  formenden  Gedanken  des  Arabers  übermitteln  will,  auch  dem  Sprach- 
stoffe die  genaueste  Beachtung  schenken  soll.  Der  Buchstabe  tötet,  aber  der  Geist  macht 
schwärmerisch;  nur  wer  beides  kennt,  wird  uns  den  lebendigen  Gehalt  eines  Werkes  er- 
schließen. 

Amsterdam.  T.   J.  de   B  0  e  r. 


Karstedt's  islampolitische  Aufsätze.  J) 

Schon  in  Deutsch-Ostafrika  und  dann  nach  seiner  Rückkehr  hat  Dr.  F.  0.  Kak- 
stedt  eine  sehr  lebhafte  schriftstellerische  Tätigkeit  entfaltet,  in  der  er  sich  besonders  mit 
dem  Islamproblem  in  unserem  ostafrikanischen  Schutzgebiet  beschäftigt.  Karstedt 
bekennt  sich  selbst  als  ein  Schüler  Zache's.  Er  war  lange  in  der  kolonialen  Praxis,  beson- 
ders auch  als  Richter,  tätig  und  ist  m.  W.  der  erste  deutsche  Kolonialbeamte,  der  sich  so 
intensiv  mit  der  Islamfrage  auseinandersetzt.  Darin  liegt  nun  gerade  der  Wert  seiner 
Aufsätze:  er  spricht  nicht  als  Islamforscher  —  die  gelehrte  Islamkenntnis  geht  ihm  ab  — ,  jii 

sondern  als  Praktiker,  der  sich  durch  Anschauung  ein  Bild  gemacht  und  durch  Studium  W^- 

von  Handbüchern  und  Übersetzungen  weiterzubilden  versucht  hat.     In  erster  Linie,  sagt  1 

er  selbst,  sollen  seine  Ausführungen    »Praxis  und  nichts  als  Praxis  geben«.     Deshalb  sind  *■' 

seine  Aufsätze  auch  mehr  islampolitisch  als  islamkundlich  wertvoll.  Gerade  da  es  bei  uns 
so  ganz  an  derartiger  Literatur  fehlt  und  man  immer  nur  den  Missionsstandpunkt  publi- 
zistisch  vertreten  findet,  begrüße  ich  Karstedt's  .Mitarbeit  mit  herzlicher  Freude. 

Seine  Hauptarbeit  ist  ein  Büchlein  —  aus  Aufsätzen  in  der  Dentsch-ostafrikanischen 


')  Bibliographisch  verzeichnet  unten  S.  324. 


Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen.  245 

Zeitung  entstanden  —  Beiträge  zur  Praxis  der  Eingehorenenrechisprechung  in  Dentsch- 
Ostafrika  (Dar-es-salam,  Verlag  d.  D.O. A.  Ztg.  G.  m.  b.  H.  [19 13]  VII  +  116  S.),  das  natürlich, 
wie  schon  der  Titel  sagt,  viel  mehr  bietet  als  IslampoUtik,  in  dem  sich  aber  doch  die  Islam- 
frage von  dem  ersten  Kapitel  »Der  Islam  in  D.O.A. «  an  als  Hauptproblem  durch  alle  Er- 
örterungen hindurchzieht.  Und  mit  Recht,  da  auch  die  heidnischen  Gebiete  von  einer 
muhammedanischen  Händler-,  Askari-  und  Beamtenschicht  durchsetzt  sind  und  überall 
die  Islamfrage  hineinspielt.  K.  ist  gerecht  in  seinem  Urteil.  Er  sieht  die  großen  Gebrechen 
der  Islamwelt,  die  unleugbaren  Schattenseiten  der  arabischen  Besiedelung,  erkennt  aber 
doch  an,  was  Ostafrika  dem  Islam  verdankt.  Sein  Urteil  über  die  Araber  kennt  auch  Licht- 
seiten bei  ihnen  (S.  36).  Besonders  erfreulich  sind  seine  verständigen  Ansichten  über  die 
Sklaverei,  S.  97  ff.;  er  hält  sich  von  aller  falschen  Humanität  und  Sentimentalität  frei  und 
urteilt  ungefähr  so  wie  die  später  erschienene  Denkschrift  der  Kolonialverwaltung  (Reichs- 
tagsdrucksache 1914).  Man  vgl.  auch  seinen  Artikel  Zur  Sklavenfrage  in  D.O.A.  in  KR 
1913,  616.  Mit  besonderer  Schärfe  betont  er  hier  wie  auch  in  seinen  anderen  Arbeiten 
{Kol.  Monatsblätter  XVI  (1914),  105  ff.;  KR  1913,  728  ff.),  daß  die  Islamfrage  weniger  eine 
religiöse  als  eine  soziale  Frage  sei.  Der  Gedanke  ist  wohl  schon  früher  ausgesprochen, 
aber  nie  so  energisch  betont  worden  wie  hier.  Dabei  hat  K.  auch  Verständnis  für  das  meta- 
physische Bedürfnis  im  Neger  und  dessen  darauf  basierende  Hinneigung  zum  Islam  {Kol. 
Monatsblätter  1.  c).  Daß  der  Islam  sich  mehr  durch  Kontagion  und  als  Modesache  aus- 
breitet als  auf  dem  Wege  des  religiösen  Erlebnisses,  scheint  auch  mir  wenigstens  für  D.O.A. 
sicher.  Auch  bei  der  ersten  Ausbreitung  des  Islam  nach  dem  Tode  des  Propheten  haben 
wirtschaftliche  Verhältnisse  stärker  mitgesprochen,  als  man  früher  annahm.  Die  Aus- 
breitung einer  neuen  Religion  ist  immer  eine  komplexe  Erscheinung.  K.  stützt  seine  These 
mit  guten  Beispielen.  Worte  wie  »Geschäftsislam«,  »Kanzuislam«  charakterisieren  gut 
eine  wichtige,  wenn  nicht  die  wichtigste  Seite  des  ostafrikanischen  Islam. 

Dem   Einleitungskapitel    über    den    Islam   schließen   sich   folgende   Abschnitte    an: 
Farbige  Verwaltungsbeamte  und  Ähnliches  (S.   35),    Strafgerichtsbarkeit   (S.   49),   Zivil- 
gerichtsbarkeit (S.  65),  Eheschließung  und  Eherecht  (S.  77),  Erbfolge  und  Nachlaßregu- 
lierung (S.  87),  Hörigkeit  und  Sklavenrecht  (S.  97).   Hier  findet  sich  viel  Beherzigenswertes 
über    eine   verständige    Eingeborenenbehandlung,    auch    manch   wertvolle   islamkundliche 
Notiz,  so  über  den  Gebrauch  der  Amulette  und  andere  zauberische  Praktiken  (S.  54  ff-). 
Gewiß  wird  jeder  angehende  Eingeborenenrichter  —  und  für  ihn  ist  ja  das  Buch  in  erster 
Linie  bestimmt  —  K.'s  Ratschläge  mit  großem  Nutzen  lesen,  aber  in  einer  Hinsicht  muß 
ich  doch  meine  warnende  Stimme  erheben,  und  zwar  in  bezug  auf  die  Handhabung  des 
islamischen   Gesetzes.     Wir  laufen  hier  Gefahr,  D.O.A.  zu  islamisieren,  wie  die  ortho- 
doxen Russen  aus  Unkenntnis  die  überwiegend  heidnische  Kirgisensteppe  islamisiert  haben. 
Es  ist  unseren  Juristen  so  unsagbar  schwer  zu  begreifen,  daß  ein  so  bequemes  Handbuch 
wie    Sachau  s    Muhammedanisches   Recht   mit    seinen    schönen    Paragraphen,   juristischen 
Ausdrücken    und  sachverständigem  Kommentar  etwas   total    anderes  ist  als  ein  kom- 
mentiertes B.G.B.      In  dieser  Zeitschrift  brauche  ich  nicht  zu  wiederholen,  was  ic'h  Bd.  IV, 
169  f.  gesagt  habe,  aber  man  sollte  keinem  Beamten  gestatten,  Sachau's  Handbuch  oder 
ähnHche  Werke  —  K.  S.  89  —  in  der  Praxis  zu  benutzen,  ohne  mit  dem  Wesen  der  ScherVa 
vertraut  zu  sein.  Die  ScherVa  ist  doch  eben  nur  zum  kleinsten  Teil  von  dem  wirklich  gelten- 
den Gewohnheitsrecht  rezipiert.     Inwieweit,  müßte  erst  im  Einzelfall  festgestellt  werden. 
Da  ist  es  natürlich  bequemer,  namentlich  da  der  Muhammedaner  stets  die  theoretische 
Gültigkeit  der  Schert^a  betonen  wird,  die  schönen  S.\CHAu'schen  Paragraphen  zu  befolgen. 
Auch  wird  der  gelehrte  Beisitzer  stets  geneigt  sein,  seine  islamische  Schulweisheit  an  den 
Tag  zu  legen,  auch  auf  Gebieten,    auf  denen  vor  einer  geordneten  Rechtspflege  niemand 
daran  dachte,  nach  der  Scherl'a  Recht  zu  fordern  oder  zu  sprechen. 


2^5  Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen. 

So  kann  ich  K.'s  Ausführung  auf  S.  67  keineswegs  zustimmen.  Er  schreibt  dort: 
»Soweit  Islamiten  in  Betracht  kommen,  speziell  nicht  einheimische  Islamiten,  wie  Araber, 
Waschihiri,  Beludschen  usw.,  wird  man  natürlich  immer  das  islamitische  Gesetz  zur  Grund- 
lage der  Rechtsprechung  nehmen.«  Das  würde  ich  für  sehr  bedenkUch  halten,  namentlich 
soweit  nicht  Ehe-  und  Erbrecht,  sondern  Sachen-  und  Obligationenrecht  in  Frage  kommt. 
Und  gerade  darauf  exemplifiziert  K.  Die  ganze  Skizze  des  islamischen  Rechtes,  die  dann 
folgt,  lehnt  sich  an  die  genannten  übersetzten  Rechtsbücher  an.  Hier  ist  alles  theoretische 
Forderung.  Was  wirklich  Rechtens  ist,  kann  daraus  nicht  festgestellt  werden,  auch  nicht 
für  Araber.  Immerhin  wird  sich  ein  Muhammedaner  lieber  nach  der  ihm  oft  fremden 
Schert' aioTderung  aburteilen  lassen  als  nach  europäischem  Recht,  aber  haben  wir  ein  Inter- 
esse daran,  das  islamische  Recht  einzuführen,  wo  wir  auch  deutsches  Recht  ohne  erhebliche 
Umstände  handhaben  könnten  ?  Wäre  es  nicht  viel  richtiger,  gerade  die  von  der  Scheri'a 
abweichende  Ortsübung,  das  wirkliche  lokale  Recht,  zu  pflegen?  Gewiß  gibt  es 
Gebiete  des  Rechtes,  auf  denen  die  Vorschriften  der  Scheri'a  besser  nach  Afrika  passen 
als  europäisches  Recht.  So  z.  B.  das  Wasserrecht  der  Scheri'a,  das  für  ähnlich  primitive 
und  ähnliche  khmatische  Verhältnisse  geschaffen  ist.  Jedenfalls  dürfen  wir  uns  darüber 
nicht  täuschen,  daß  wir  durch  die  von  K.  empfohlene  Praxis  nur  zur  Islamisierung  Ost- 
afrikas beitragen;  denn  wir  schaffen  durch  unsere  Rechtsprechung  in  vielen  Gebieten  doch 
zum  erstenmal  eine  wirkliche  Rechtstradition,  wo  bisher  Willkür  herrschte.  Wir  leisten 
die  Arbeit  und  der  Islam  hätte  den  moraUschen  Nutzen  davon.  K.  hat  in  einem  neueren 
Aufsatz  {Kol.  Monatsbl.  1.  c.)  seinen  Rat  in  Beziehung  auf  das  isl.  Recht  auch  erheblicii 
eingeschränkt.  Gegen  die  Rechtsansprüche  der  Ismaili  hatte  er  sich  schon  früher  gewandt 
(ib.  1913  Nov.  S.  328  ff.).  Hier  bestätigt  sich  einmal  die  Macht  wirtschaftlicher  Organisa- 
tionen, die  nur  noch  die  religiöse  Etikette  tragen.  Solchen  Boykottbewegungen  ist  aber 
überall  sehr  schwer  beizukommen.  Das  islamische  Recht  spricht  hier  nur  noch  historisch 
mit,  insofern  die  Ansprüche  des  Agha  Khan  auf  der  Zafeä/lehre  bzw.  auf  dem  schi'itischen 
Staatsrecht  basiert  sind. 

Natürhch  gibt  es  Gebiete  des  Rechtslebens,  wo  die  Scheri'a  wirklich  gilt,  so  im  Fa- 
milien- und  Erbrecht,  wenn  auch  hier  das  Desiuri,  die  Volkssitte,  gelegentlich  die  Scheri'a 
durchbricht.  Lehrreich  sind  in  dieser  Hinsicht  die  allerdings  auch  nicht  einwandfreien 
Schlußabschnitte  in  Veltens  Sitten  und  Gebräuche  der  Suaheli.  Hier  hätten  sorgfältige, 
von  sachverständiger  Seite  geleitete  Erhebungen  stattzufinden,  um  einmal  festzustellen, 
was  wirklich  Rechtens  ist.  Die  Ausführungen  K.s  über  das  Erbrecht  {Beiträge  S.  87  ff.) 
sind  mit  aller  Vorsicht  aufzunehmen,  einzelnes  ist  direkt  unrichtig,  offenbar  schon  in  seiner 
Vorlage.  Es  gibt  nämlich  auch  Orientalisten,  die  das  islamische  Erbrecht  nicht  verstanden 
haben.  Auch  in  der  Testamentfrage  gibt  er  nur  die  Vorschrift  der  Scheri'a  (S.  94).  nicht 
die  davon  abweichende  Suahelipraxis  (Velten  S.  40S).  Leider  ersieht  man  auch  bei  seiner 
Behandlung  des  Eherechts  nicht,  was  er  wirklicher  Beobachtung,  was  seinen  Büchern 
verdankt.  Es  kommt  aber  vor  allem  darauf  an.  nichts  in  die  Sitten  der  Eingeborenen 
hineinzutragen.  Für'den  Orientalisten  ist  M  t  0  r  o's  Schilderung  bei  Velten  S.  107  (Suaheli- 
text S.  93)  viel  lehrreicher.  Da  wird  der  Unterschied  zwischen  dem  heidnischen  Braut- 
kaufgeld {Kilemba)  und  dem  islamischen  Brautgeld  (suah.  mahari,  arab.  fuahr,  sadäk) 
viel  klarer.  K.  hat  das  Wesen  der  Mahari  nicht  verstanden.  Es  ist  im  Grunde  auch  ein 
altes  Brautkaufgeld,  das  vor  dem  Islam  der  Vater  erhielt,  genau  wie  noch  heute  die  Ki- 
lemba. Der  Suahelibräutigam  dankt  es  dem  Islam,  daß  er  für  seine  Frau  jetzt  ein  doppel- 
tes Kaufgeld  zahlen  muß.  Der  islamisierte  Negerschwiegervater  wollte  nicht  zugunsten 
seiner  Tochter  auf  das  Kaufgeld  verzichten,  wie  es  der  alte  Islam  dem  Araber  gelehrt  hat. 
Man  sieht  auch  hieraus  wieder,  wie  äußerlich  der  Islam  rezipiert  worden  ist,  ohne  daß  das 
moralische  Postulat  —  die  Frau  sollte  aufhören,  ein  kaufbarer  Gegenstand  zu  sein  —  vom 
Neger  auch  nur  begriffen,  geschweige  denn  durchgeführt  wurde. 


% 


Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen.  247 

An  der  Hand  der  K. 'sehen  Schriften  ließen  sich  noch  viele  ähnliche  Betrachtungen 
anstellen.  Ich  begnüge  mich  mit  dem  Gesagten.  Für  die  Praxis  möchte  ich  wünschen: 
Man  baue  nicht  auf  die  Lehrbücher  des  islamischen  Rechtes!  Man  veranlasse  eine  genaue 
Aufnahme  dessen,  was  wirkliche  Volkssitte  ist,  man  trenne  zwischen  Desturi  und  Scheri'a, 
wie  es  Snouck  Hurgronje  so  unvergleichHch  für  Atjeh  getan  hat  (vgl.  sein  The  Achehnese), 
man  schaffe  Sammlungen  wie  die  holländischen  Adatrechtbiindels,  man  sorge  vor  allem 
aber  für  wissenschaftliche  Beamte,  geschulte  Arabisten  und  Ethnographen,  die  dem  hinaus- 
kommenden Richter  und  Verwaltungsbeamten  zur  Seite  stehen.  Auch  hier  ist  uns  Holland 
mit  leuchtendem   Beispiel  vorangegangen. 

K.\RSTEDT  aber  verdient  unseren  Dank  und  unsere  volle  Anerkennung.  Er  hat  sich 
wie  wenige  dieser  schwierigen  Frage  angenommen,  und  es  ist  von  ihm  als  Praktiker  keine 
gelehrte  Arbeit  zu  verlangen.  Ich  glaube  aber  dargelegt  zu  haben,  wie  not  der  Praxis  die 
gelehrte  Vorarbeit  tut.  C.  H.    Becker.  , 


Zwischen  Himmel  und  Erde. 

In  meinem  Aufsatz  über  Baba  Rat  an  habe  ich  (S.  lo  ff.  des  Separatabzuges)  die  Ver- 
sionen der  Pilger  mitgeteilt,  die  den  langlebigen  Genossen  des  Propheten  zu  sehen  aus  weiter 
Ferne  gekommen  waren.  Nach  diesen  Versionen  verbrachte  der  vielhundertjährige  Ratan  sein 
Leben  in  einem  Korb,  der  an  einem  Baume  hing.  Dieses  Schweben  zwischen  Himmel  und 
Erde  ist,  wie  ich  hier  nachtragen  möchte,  ein  typischer  Zug,  der  in  den  Märchen  von  denen, 
die  nicht  sterben  können,  \aelfach  -wiederkehrt.  Im  Zusammenhang  mit  der  Besprechung 
gewisser  Riten  hat  J.  G.  Frazer  in  seinem  Golden  Bongh  Bd.  VII  Teil  i  S.  99/100  einige 
Beispiele  aus  der  Antike  (Petronius  Sat.  48,  Pausanias  X  12.  8)  sowie  aus  deutschen 
Märchen  zusammengestellt.  Aus  verschiedenen  Gegenden  Deutschlands  (s.  Kuhn  und 
ScHWARTz,  Norddeutsche  Sagen  S.  70  ff.;  Müllenhoff,  Sagen,  Märchen  und  Lieder  der 
Herzogtümer  Holstein  tind  Lauenburg  S.  158  ff.)  hören  -war  von  Frauen  und  Mädchen,  die 
sich  törichterweise  Unsterblichkeit  gewünscht  und  nun,  alt  geworden,  in  einem  Glas  oder 
einem  Korb  in  der  Kirche  aufgehängt,  ihr  elendes  Leben  weiterführen  müssen.  Warum  das 
Leben  zwischen  Himmel  und  Erde  sicherer  ist  als  sonst  irgendwo,  lese  man  bei  Frazer 
a.a.O.  nach.  J.    Horovitz. 


Hamäm. 

O.  Rescher  macht  im  65.  Bande  der  ZDMG.  191 1  S.  521  den  Versuch,  das  arabische 
Wort  /lamdma  »Taube«,  das  den  andern  semitischen  Sprachen  fremd  ist,  auf  das  assyrische 

siimmatu  zurückzuführen,  »da  /lamdma  mit  der  Wurzel  *.s>  sozusagen  direkt  kollidiert, 
der  es  sich  zwar  formell  einpaßt,  dagegen  inhaltlich  ganz  von  ihr  zu  trennen  ist«.  Die 
Möglichkeit  einer  assyrischen  Entlehnung  erscheint  ihm  gegeben,  »da  die  Sache  einen 
Export-  und  Importartikel  darstellt«.  Daß  die  vorislamischen  Araber  Tauben  importiert 
oder  exportiert  hätten,  dafür  bieten  die  alten  Gedichte,  die  Hauptquelle  ihres  Lebens, 
meines  Wissens  keinen  Anhaltspunkt;  überhaupt  kenne  ich  aus  diesen  keine  Erwähnung 
der  zahmen  Taube.  Für  den  Araber  kommt  natürlich  zunächst  nur  die  wilde  Taube  in 
Betracht,  die  seine  Halbinsel,  wie  es  scheint,  mit  Ausnahme  des  Südrandes,  überall  be- 
wohnt und  sehr  häufig  erwähnt  wird,  und  zwar  zunächst  die  Stammutter  aller  unserer 
zahmen  Tauben :  die  Felsentaube.  Hier  und  da  wird  auch  die  Turteltaube  qumri  (z.  B.  Diwan 
Hiidhail  Nr.  251,  2)  genannt.     Daß  es  sich  sonst  aber  um  die  Felsentaube  (Columba  livia) 


24.8  Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen, 

handelt,  beweisen  Stellen  wie  Asma'ijät  Nr.  57,  5,  wo  von  der  Beschattung  ihres  Nestes 
die  Rede  ist 


Darwin  hat  gerade  in  der  bekannten  Vorliebe  unserer  zahmen  Taube  für  dunkle 
Brutplätze  noch  einen  Zug  erkannt,  der  auf  ihre  Abstammung  von  der  Felsentaube  hin- 
weist, die  in  Felshöhlen  brütet  (vgl.  auch  Jeremia  48,  28,  Hoheslied  2,  14),  während  die 
Holztaube  {Columba  palumbus)  auf  Bäumen  nistet.  Nur  scheinbar  paßt  auf  die  Felsentaube 
nicht,  was  wir  über  die  Farbe  der  hamäma  hören.  In  die  charakteristische  Färbung  der 
Felsentaube  fallen  die  verwildernden  Nachkommen  zahmer  Tauben  zurück,  die  mit  der 
ihnen  angewiesenen  Behausung  nicht  zufrieden  auf  Kirchtürme  auswandern;  man  kann 
den  Grundton  als  schiefergrau  bezeichnen;  auf  einige  Entfernung  gegen  das  Licht  gesehen 
erscheinen  sie  aber  geradezu  als  schwarz.  So  sind  offenbar  den  Arabern  die  scheueren 
wilden  Tauben  erschienen,  zumal  viele  Wüstenvögel  wie  Flughühner  und  Lerchen  die 
hellere  Färbung  des  Wüstenbodens  kopieren.  Braunschwarz  wie  eine  Taube  (saudd*  kal~ 
/lamänia)  heißt  es  in  der  den  Qoran  nachahmenden  Reimprosa  der  Prophetin  Sagäh: 
Jgdni  18.  Band  S.  166  Z.  5.  Die  athäß,  die  rauchgeschwärzten  (vgl.  Zuhai  f  s  Mu^allaqa  5; 
Mufaddalijät  Nr.  11,5)  3  Steine,  auf  denen  der  Kessel  steht,  werden  in  der  alten  Poesie 
häufig  mit  Tauben  verglichen;  Belege  findet  man  in  meinem  Altarabischen  Bediiinenlehen 
S.  90  und  246.  Vgl.  noch  'Obaidallah  ibn  Qais  ar-Ruqajjät  herausg.  von 
Rhodokanakis  3,  8:  »Ihre  schwarzen  Bewohner  sind  die  Tauben«.  Bei  J.  J.  Hess, 
der  mir  den  Einblick  in  das  Manuskript  seines  'Ö/rt^e-Wörterbuchs  gestattete,  notierte 
ich  el-Hmämeh  als  Namen  eines  schwarzen  Berges.  Demnach  gehört  der  arabische  Name 
der  Taube  sicher  zu  dem  bekannten   Stamm  //amm  »schwarz  sein«. 

Eine  entsprechende  Etymologie  scheint  auch  das  deutsche  Wort  »Taube«  zu  haben. 
Kluge  behandelt  zunächst  die  Ableitung  von  einer  germ.  Wurzel  dub  »tauchen«,  die  aber 
aus  sachhchen  Gründen  nicht  in  Betracht  kommen  kann,  da  die  Taube  kein  Tauchvogel 
ist.  »Andere«,  fährt  er  fort,  »denken  an  Zusammenhang  mit  altir.  dub  'schwarz',  djiibe 
'Schwärze',  vgl.  gr.  TreXeta  wilde  'Taube'  zu  -thii  'schwarzblau'.«  Man  beachte  ferner 
pers.  kehtiter  »Taube«,  kebi'cd  »blau«  und  unser  »taubenblau«.  Kollege  Fraenkel  macht 
mich  darauf  aufmerksam,   daß   auch    das   russische  Wort   für  Taube:  golüb  mit  goluboi 

»blau«  zusammenhängt. 

Georg    Jacob. 


Kritische  Bibliographie. 


I.    Allgemeines  (Zeitschriften  ^)  Sammelwerke). 

1.  Asiatisches  Jahrbuch.     Herausgegeben  im  Auftrage   der  Deutsch- Asiatischen  Gesell- 

schaft von  Dr.  Vosberg-Rekow.      Berlin,  Guttentag,   1913. 

Aus  dem  Inhalt:  I.  Allgemeiner  Teil,  Vorwort.  —  v.  d.  Goltz,  Die  militärische  Lage 
der  Türkei  nach  dem  Balkankriege.  —  Ernst  Jäckh,  Vorderasien  nach  dem  Balkankrieg. 
—  Graf  von  Schweinitz,  Persien  und  der  englisch -russische  Vertrag  vom  31.  August 
1907.  —  Otto  Hoetzsch,  Russisch-Türke  stau  uyid  seine  Bedeutung  in  den  Fragen  Asiens 
und  der  Weltwirtschaft. 

IL  Besonderer  Teil,  bearbeitet  von  P.  Wolff,  Oberst  z.  D.,  Potsdam:  Afghanistan 
(Geographie;  Geschichte;  Bevölkerung;  Landeseinteilung  und  Verwaltung;  Wehrmacht;  Münzen 
Maße,  Gewichte  und  Finanzen;  Handelsstatistik,  Handelsplätze;  Handelsartikel;  Verkehrs- 
wesen; Amtliche  Vertretung  des  Deutschen  Reiches  und  deutsche  Handels-  und  Industrie- 
firmen).  —  Asiatische  Türkei  {Geographie;  Geschichte;  Bevölkerung,  Religion,  Missionen 
und  Schulen;  Landeseinteilung,  Verwaltung,  Gerichtswesen;  Heer  und  Flotte;  Münzen,  Maße, 
Gewichte;  Finanzen,  Anleihen;  Handelsverträge,  Handelsstatistik,  Haupthandelsplätze, 
Handelsartikel  und  fremde  Kolonien;  Verkehrswesen:  Schiffsverkehr,  Lade-  und  Löschver- 
häünisse,  Eisenbahnen,  Telegraphen,  Post,  Landstraßen;  Vertretung  des  Deutschen  Reiches; 
Deutsche  Handels-  und  Industriefirmen).  —  Niederländisch-Indien  (wie  oben).  — 
Persien   (wie  oben).    —    Philippinen    (wie  oben).   —  Russisch-Asien   (wie  oben). 

2.  L'Asie  Fran^aise.    Bulletin  etc.    Januar-Oktober  191 3,  bespr.  v.  M.  Hartmann  WI  I 

S.  228—32. 

3.  Babinger,  Franz,  Der  Einfluß  von  Hch.  Frd.  von  Diezens  »Buch  des  Kabus«  und  »Denk- 

würdigkeiten von  Asien«  auf  Goethes  »Westöstlichen  Divan«.  Germanisch-Romanische 
Monatsschrift  1913. 

4.  Banse,  Ewald,  Das  Orienthuch.    (Der  alte  und  der  neue  Orient.)    20  Lichtdrucktafeln, 

154  Abbildungen  im  Text  und  7  Karten.  466  S.  Leipzig-Straßburg,  Josef  Singer, 
1914. 

5.  Bartholomew,  J.,  A  literary  and  histoncal  atlas  of  Asia.   12,  226  S.  London,  Dent,  1913. 

6.  Correspondance  d'Orient.  Aus  dem  Inhalt:  Nr.  117  (i.  VIII.  1913):  Gaston  Gravier, 

La  Guerre  s'acheve  S.  97.  Bulletin  politique:  Les  revcrs  bulgares;  La  revanche  turque; 
Pour  la  paix  S.  99.  Les  affaires  persants,  par  un  vieux  Teherani  S.  103.  Faits  et 
documents:  La  2ieme  guerre  balkanique  S.  112.  Pour  la  Turquie:  Un  appel  de  Pierre 
Loti;  France  et  Turquie  S.  131.  Empire  ottoman  :  Declarations  du  Sultan;  Les  reformes 
en  Anatolie;  Les  reformes;  Les  recettes  du  Tresor  en  1328;  Le  Chemin  de  fer  Hode'idah- 
Sanaa;  Le  plan  de  Constaniinople;  L'emprunt  municipal  de  Constantinople;  La  regie 
des  tabacs;  Renouvellement  de  la  concession  des  phares;  Declaration  de  l'Entente  libe- 


')  Sofern  nicht  die  einzelnen  Aufsätze  gesondert  angeführt  sind. 
Islam.     V. 


r? 


250  Kritische  Bibliographie, 

rale,  Lettre  du  prince  Sabah-eddine  S.  132.  Mer  rouge:  Axt  Y einen:  projets  du  gou- 
vernement  ottoman.  S.  140.  Egypte:  L'abolition  des  capitulations\  Le  traficniaritime 
en  191 2.   Perse:  La  Dette  persane  S.  143. 

Nr.  118  (16.  XIII):  Henry  Bergasse,  L'empriint  sondanais;  Bulletin  poli- 
tique:  La  paix  de  Biicarest;  Les  puissances  et  la  paix  balkanique;  La  loi  organique 
egyptienne  S.  1^0.  Faits  etdocuments:  La  2ieme  guerre' balkanique  S.  162.  Egypte: 
Les  reformes;  La  Dette  Publique  en  1912  S.  1S9.  Empire  ottoman:  La  Situation 
de   la  Banque  ottomane  S.  191. 

Nr.  119  (I.  IX.):  Bulletin  politique:  Andrinople  et  la  Turqitie;  Traites  et  nego- 
ciations;  La  France  et  la  Turqiiie  S.  197.  Faits  et  documents:  La  2tV«ie  guerre  bal- 
kanique S.  214.  La  crise  Orientale  S.  230.  Golfe  Persique:  L'Imam  de  Mascate  detrone 
S.   239.     Arabie:  Vanarchie  en  Arabie  S.   240. 

Nr.  120  (16.  IX.):  L'Egypie  et  le  Khalifat  ottoman,  par  Seyid  Kamel  S.  250. 
Une  opinion  sitr  le  Khalifat  ottoniayi  S.  254.  Faits  et  documents:  La  crise  Orientale 
S.  258.  Empire  ottoman:  La  commission  des  reformes  fmancieres;  Le  budget  de  1329; 
Un  accord  franco-allemand  sur  les  chemins  de  fer  de  V  Asie-Mineure;  Les  concessions 
frangaises  en  Turquie:  les  tabacs  ottonians  et  la  repartition  des  benifices  S.  276.  Golfe 
Persique:  Les  troupes  anglaises  a  Mascate  S.  283.  Arabie:  Capture  de  Mustapha  Attar 
S.  284.  Egj-pte:  La  noiivelle  Assemblee  legislative;  La  presse  et  V Assemblee  legis- 
lative; Les  rapports  iurco-egyptiens  S.  285. 

Nr.  121  (i.  X.):  Bulletin  politique:  Negociations  ottomanes;  L' accord  franco-furc 
S.  294.  Faits  et  documents:  La  crise  Orientale  S.  306.  Mediterranee:  La  question 
d'Adalia:  une  sphere  d' influence  italienne  en  Asie  Mineure?  S.  317.  Empire  ottoman: 
Les  accords  franco-turcs;  Les  concessions  frangaises  en  Turquie;  La  dette  exler lettre  de 
la  Turquie  S.  328.  Syrie:  Un  appel  du  Comiti  de  rif armes;  Les  Syriens  ä  Ha'tii 
S.  330.  Liban:  Attentat  contre  le  gouverneur  du  Liban  S.  332.  Mer  rouge:  Moitvement 
commercial  de  Hodeidah  S.  333.     Arabie:  La  Situation  en    Arabie   S.    334. 

Nr.  122  (16.  X.):  Bulletin  politique:  La  liqitidation  balkanique:  negociations 
ottomanes;  La  politique  Interieure  ottomane  S.  342.  Les  gouverneurs  du  Liban,  par 
K.  T.  Khairallah  S.  350.  Faits  et  documents:  La  crise  Orientale  S.  356.  Le  traite 
turco-bulgare  S.  362.  Mediterranee:  Les  Turcs  et  les  tles  de  l'Egee;  Les  Italiens  en 
Tripolitaine;  Les  Espagnoles  au  Maroc  S.  367.  Empire  ottoman:  Interview  du  prince 
lieritier;  Ordre  du  jour  a  l'armee;  Les  reformes  en  Armenie;  Les  chemins  de  fer  en  Tttrquie 
d' Asie;  Les  accords  franco-turcs  et  l'  Allemagne;  Loi  provisoire  sttr  la  possession  des 
biens  immeubles  S.  372.  Arabie:  Le  blocus  des  cotes  du  Yemen;  A  Mascate;  Larevolu- 
lion  ä  Mascate  et  dans  l'Ottran  S.  380.  Perse:  La  Situation  politique;  Le  Commerce 
Exterieur   S.  381. 

Nr.  123  (i.  XL):  Lächele,  ruse  et  coitrage,  par  K.  T.  Khairallah  S.  400.  Actes 
officiels:  Le  traite  lurco-bttlgare  S.  404.  Faits  et  documents:  La  crise  Orientale  S.  410. 
Empire  Ottoman:  L' accord  franco-turc;  Les  revenits  du  Trisor;  Les  pourparlers  russo- 
turcs;  Le  Grand  vizir  et  l Union  et  Progres;  Les  elections  Ugislatives;  Timbres-postes 
commhnoratifs;  La  question  arabe;  Les  reformes;  Protection  de  la  propriete  industrielle 
S.  425.  Egypte:  Le  message  de  lord  Kitchener;  Les  etudiants  egyptiens  en  Europe: 
L' Egypte  et  le   Canal  de  Suez   S.   431. 

Nr.  124(16.  XL):   An  Maroc  (lettre  de  Rabat),  par  Georges  Samn6  S.  433. 

Bulletin  politique:    Le    Maghzen    marocain  S.  448.     Faits   et    documents:    La  crise 

Orientale  S.  4-,6.  Mcditcrran6e:  Les  Italiens  en  Tripolitaine  S.  464.   Panislamisme:    Le 

mecontentement   musttlman    dans   Finde;    Une   ligite   panislamique   a    Constantinople 

,  S.  464.     Empire  ottoman:    La  reorganisation  de  la  marine;  Le  conteste  turco-persan; 


Kritische  Bibliographie.  2^1 

Contre    les  vaincus;    Le  Tresor;    M.  Sazonov,    M..  Kokovtsov   et  les  affaires  d' Asie 
Minelire;   Au   Yemen  S.  478. 

Nr.  125  (i.  XII.):  Actes  officiels:  Le  Traite  Tiirco-Grec  S.  505.  Faits  et  docu- 
ments:  La  crise  Orientale  S.  510.  Questions  musulmanes:  L'egalite  fiscale  en  Timisie 
S.  511.  Empire  ottoman:  Mort  de  Kiamil  Pacha;  Elections  legislatives;  Les  handits 
Anatoliens;  Le  Tresor  S.  520.  Eg}-pte:  Les  elections  legislatives;  La  recolte  du  coton 
en  1913;  La  presse  arabe  et  les  elections;  Gisements  de  phosphate  S.  522.  Les  opinions: 
Le  protectorat  francais  en  Orient;  La  Situation  economique  eji  Turquie  S.  524. 

Nr.  126  (16.  XII.):  Camille  Fidel,  La  rivalite  austro-italienne  dans  le  sud  de 
V Anatolie  S.  529.  Bulletin  politique:  La  mission  militaire  allemande  en  Turquie; 
Les  escadres  francaises  et  anglaises  dans  le  Levant  S.  534.  Faits  et  documents:  La  crise 
Orientale  S.  554.  Empire  ottoman:  Les  reformes  en  Armenie;  Incident  russo-turc;  Les 
revenus  de  la  Dette  oitomane  S.  562.  Arabie:  La  Turquie  et  l' Arabie  S.  564.  Perse: 
Le  chemin  de  fer  transiranien  S.  566.  Les  opinions:  La  Jeune  Turquie  S,  567. 
Table  des  Matieres  (Juillet-Decembre  1913)  S.  571. 

Nr.  127  (i.  I.  14.):  Bulletin  politique:  La  mission  militaire  allemande  en  Turquie 
S.  5.  Actes  officiels:  La  reforme  fonciere  en  Turquie,  Loi  provisoire  sur  la  Delimi- 
tation et  VEnregistrement  de  la  Propriete  immohiliere  S.  13.  Faits  et  documents:  La 
crise  Orientale  S.  24.  Empire  ottoman:  La  mission  militaire  allemande;  La  Situation 
politique  et  financiere;  L'accord  franco-turc;  Les  concessions  de  chemins  de  fer  S.  31. 
Arabie:  Dans  V Irak;  Un  prochain  congres  arabe;  Les  reformes  en  Mesopotamie  S.  36. 
Golfe  persique:  Reconnaissance  du  Sultan  de  Mascate  S.  39.  Eg}^te:  Richesses 
minieres;  Les  Syriens  a  V Assemblee  S.  40.  Soudan  egyptien:  L'oeuvre  anglaise 
S.  41.  Tripolitaine:  Occupation  du  Fezzan;  Etudiants  tripolitains  en  Egypte;  Les 
depenses  pour  la  Libye  S.  42.  Les  Opinions:  L' Allemagne  et  la  Turquie;  La- France 
en  Syrie  S.  44. 

Nr.  128  (16.  I.):  Bulletin  politique:  L'indighiat  Algerien  au  Parlement;  Le 
nouveati  Ministere  ottoman;  Les  crises  ministerielles  balkaniques  S.  52.  A.  Lebrun, 
Les  Tribulations  des  journaux  arabes  de  Syrie  S.  61.  L'administraiion  du  Liban  S.  68. 
Une  universite  musulmane  a  Medine,  par  XXX  S.  72.  Faits  et  documents:  La  crise 
Orientale  S.  76.  Panislamisme :  Le  congres  musulman  d'Agra  S.  77.  Questions  musul- 
manes: L'indigenat  algerien  a  la  Chambre  franfaise  S.  78.  Empire  ottoman:  La  mission 
militaire  allemande;  Rajeunissetnent  des  cculres;  Achat  d'un  dreadnought;  Les  con- 
cessions; La  legislation  du  cheque  S.  87.  Perse:  La  Situation  financiere;  Le  commerce 
exterieur  S.  89.  Les  opinions:  La  liqiiidation  de  la  Turquie;  Le  gouvernement  ottoman 
et  les  Arabes;  La  Turquie  et  la  presse  arabe  d' Egypte   S.   91. 

Nr.  129  (i.  IL):  Bulletin  politique:  La  politique  ottomaneS.  102.  Comite  de 
rOrient  (Seance  du  14  janvier  1914)  S.  112.  Faits  et  documents:  La  crise  Orientale: 
Les  relations  greco-turques  S.  1 1 5.  Mediterranee :  Les  Turcs  en  Tripolitaine;  Les  rapports 
franco-italiens;  La  propagande  italienne  dans  le  Levant  S.  116.  Albanie:  La  tentative 
musulmane;  L'action  d'Essad- Pacha;  Demission  du  Gouvernement  provisoire  S.  117. 
Empire  ottoman:  La  tnission  militaire  allemande;  Les  negociations  turco-russes;  L' Or- 
ganisation des  inspecteurs  civils  en  Turquie;  Les  Allemands  en  Asie-Mineure;  Les 
chemins  de  fer;  Le  mouvement  de  la  navigation;  Les  negociations  franco-turques  S.  122. 
Arabie:  Dans  V Irak  S.  125.  Syrie:  Le  Conseil  general  duVilayet  de  Beyrout;  L'emprunt 
interieur  ottoman;  Les  elections  legislatives  S.  1 25.  Egypte :  Le  chemin  de  fer  de  Mariout 
S.  130.  Soudan  egyptien:  Les  grands  travaux  du  Soudan  S.  131.  Perse:  Les  mesures 
d'apaisement  S.  132.   Les  opinions:  La  mission  allemande  en  Turquie;  Les  constructions 

17* 


2C2  Kritische  Bibliographie. 

navales  de  la  Turquie;  La  Russie  en  Ar  minie;  lialie  et  Abyssime;  L' Allemagne ,  V  Ahyssi- 
nie  et  la  meihode  marocaine  S.  139.     Echos  et  nouvelles  S.  V. 

7.  Das  größere  Deutschland.  Wochenschrift  für  Deutsche  Welt-  und  Kolonial- Politik,  heraus- 

gegeben von  Paul  Rohrbach  und  Ernst  Jäckh,   Schriftleiter:  F.   Kolbe. 

Seit  dem  5.  April  erscheint  diese  hochwillkommene  Wochenschrift,  der  wir  ein  langes 
Bestehen  und  tiefe  Wirkung  wünschen.  Gleich  Nr.  1  bringt  einen  hier  interessierenden 
Aufsatz  von  Jäckh,  Der  Bagdad-Friede.  Becker. 

8.  Derenbourg, Hartwig,  Opuscules  d'un  Arabisant(i86S — 1905).  Etiides  sur  le  poete  anteisla- 

mique  Antar.  —  La  composition  du  Coran.  —  UHistoire  des  philosophes  d' Ibn-al-Kifti. 

—  La  Haggadah  de  la  Paque  Juive.  —  Quatre  lettres  missives,  ecrites  dans  les  a>uiees 
1470 — 1475  P°'^  Alboacen,  avant-dernier  roi  More  de  Grenade.  —  Michele  Amari  (1806 — 
1889).  —  Adolphe  Franck  (1809 — 1893).  —  Maximin  Deloche  (1817 — 1900).  —  Les 
Derenboiirg.  —  Bibliographie.    VIII  388  S.    Paris,  Paul  Ferdinande,  I9i4' 

9.  Driault,  Ed.,    La  question  d'Orient  depuis  ses   origines   jusqii'  a   nos   jours.     Pref.  de 

M.  Gabriel  Monod.  6.  ed.  mise  au  courant  des  derniers  evenements  (Biblioth. 
d'hist.  contempor.).     Paris,  Alcan,  1914. 

10.  Enzyklopädie  des  Islam  I.  A— D.  Leiden  191 3,  1136  S.,  bespr.  v.  tz.   WI  I    S.  233  bis 

237- 

Lfrg.   18,  1913.     19,  20,  1914,    bis    Gulbadan  Begaiii. 

11.  Fischer,  Th.,  Mittelmeerbilder.    2.  Aufl.,  bespr.  v.  B.  A.     RC  1913,  43. 

12.  Geniaux,  Charles,   L'dme  musulmane.    Revue  de  Paris  XX,  16  (15  aoüt  191 3). 

13.  Haffner,  August,  Aloys  Sprenger,  ein  Tiroler  Orientalist.   Zur  Enthüllung  des  Sprenger- 

Denkmales  in  Nassereith  am  19.   Oktober  1913.     8   S. 

Prof.  Haffner  gibt  in  diesem  Schriftchen  eine  kurze  Biographie  des  um  die  Er- 
forschung und  Erhaltung  islamischer  und  indischer  Literatur  so  hochverdienten  Mannes, 
dessen  100.  Geburlstag  am  3.  September  191 3  den  Anlaß  zur  Aufstellung  eines  Denkmals 
in  seinem  Geburtsort  gab.  Weiter  folgt  ein  Verzeichnis  der  größeren  PubHkationen  und 
eine  warme  Beurteilung  von  Sprenger's  Lebenswerk,  der  sich  Ref.  gern  anschließt. 

J.  Ruska. 

14.  Hasenclever,  Adolf,  Die  orientalische  Frage  in  den  Jahren  1838 — 1841.    Ursprung  des 

Meerengenvertrages  vom  13.  Juli  1841.    320  S.    Leipzig,  K.  F.  Koehler,  1914. 

15.  Al-Hiläl  XXII  1.  Aus  dem  Inhalt:  S.  2,  Fätihat  as-sana  at-tänija  wal-'i^rlii.  —  S.  33. 

Kitmän  as-sirr,  as  *är.  —  S.  34  c,  Abd  al  Fattah  Ubada,  Al-usfül  al-isläml,  ta^riljhä. 

—  S.  73,  Ta'rih  ai-sahr.  —  S.  78,  Ma/bü'ät  ^adida.  —  Anhang,  Riwäjat  Sagarat  ad-durr. 

2:  S.  83,  Ta'rih  as-sal(ana  at-tasrVija  fil-//uküma  al-misrtja.  —  S.  105, 
Tawfiq  Efendi  Askarus,  Ta'rih  af-fibä'a  fi  -vädl  an-nll.  —  S.  136,  Min  a/isan  mä 
qila  fi  l-fahr:  qaul  al-Mutawakkil  al-Laiti.  —  Bäb  as-su^äl  wal-iqtirä/i:  Ar-raml  wat- 
iangtm.  —  S.  146,  Ta'rih  aS-sahr.  —  S.  159,  Ma.tbu^ät  gadida  (unter  anderem  Auf- 
zählung einer  Anzahl  neuer  arabischer  Zeitschriften).  —  Anhang,  Ri-iVäjat  Sagarat 
ad-Durr  (Forts.). 

3:  S.  163,  Al-mar'a  al-*arabxja  qabl  al-higab  wa  ba'dahu.  —  S.  198,  Tawfiq 
Efendi  Askarus,  Ta'rih  a/-fibä^a  fi  wädi  an-nll  (Forts.).  —  S.  211,  At-tabag 
aßliihu  -ca  ta'rlhuhu  fil-qutr  al-mi^rl.  —  S.  217,  Ta'rih  ai-sahr:  AI  wizära  al-mifrifa, 
wizärat  Hismel  bäiü  lil-tna'ärif.  —  S.  229,  Kämil  bäsä  a^-sadr  al-a^?am.  —  S.  225. 
Arminiiis  Vämberl  —  Ad-dawla  al-'altja  wal-jünän.  —  Al-gämi'a  al-misrlja,  iqtiräfi 
fl  sabll  iflähihä.  —  S.  C36,  At-taqri?  ival-intiqäd:  ri/ilat  al-Burnus  Mu/iammad  'All 
ilä  amirikä  a^-simällja.  —  S.  240,  Ma/bü'ät  ^adlda.  —  Anhang:  Riiaäjat  Sa^arat 
ad-durr  (Forts.). 

4:    S.   248,   Muntahabät  libn  ar-Rümi   (si'r).   —   S.   305,    Ta'rifi    as-Sahr,   al- 


Kritische   Bibliographie.  253 

gam'lja  al-lasrl'ija.  —  S.  208,  At-(a'lT»i  al-magänt  fi  misr.  —  S.  318,  Matbü^at  gadTda 
(darunter  As-Sarä'i',  in  Tanta  erscheinende  juristische  Monatsschrift).  —  Anhang, 
{Sagarat  ad-durr)    (Forts.).  H.  Ritter. 

16.  Jordan,  Leo,   Wie  man  sich  im  Mittelalter  die  Heiden  des  Orients  vorstellte.  German.- 

roman.  Monatsschr.  V  (19 13)  S.  391. 

17.  Isis.     Revue  consacree  a  l'histoire  et  a  V Organisation  de  la  science,  publice  par  George 

Sarton. 

Eine  Anzeige  dieser  Zeitschrift  rechtfertigt  sich  nicht  nur  durch  den  Umstand,  daß 
auch  die  islamische  Kultur  ihren  Anteil  an  der  Überlieferung  und  Weiterentwicklung  der 
Wissenschaft  hat,  sondern  weit  mehr  noch  mit  Rücksicht  auf  die  hohen  Aufgaben,  die 
sich  der  Herausgeber  stellt.  Die  Zeitschrift  soll  nicht  die  historischen  Studien  als  Selbst- 
zweck behandeln,  vielmehr  ist  ihr  die  Erforschung  der  Geschichte  der  Wissenschaft  nur 
die  unentbehrliche  Grundlage  für  die  Psychologie  und  Philosophie  der  Wissenschaft, 
ihr  Endzweck  die  tiefere  Erkenntnis  des  Wesens  der  Wissenschaft  und  des  Menschen.  Ihr 
Schwerpunkt  soll  in  der  Synthese  liegen,  soweit  die  heute  erreichbaren  historischen  Daten 
dazu  die  Bausteine  liefern.  Sie  denkt  an  die  Förderung  der  Wissenschaft  durch  innere, 
technische  und  äußere  Organisation;  die  Vergangenheit  erhält  so  ihren  Wert  im  Spiegel 
der  Gegenwart   und  im   Hinblick   auf  die   Zukunft. 

Die  Zeitschrift  nimmt  Beiträge  in  französischer,  deutscher,  englischer  und  italienischer 
Sprache  auf;  jährlich  erscheint  ein  Band  von  640 — 800  Seiten  zum  Preis  von  30  Frs.  Dem 
Comite  de  Patronage  gehören  die  besten  Namen  auf  dem  Gebiet  der  historischen  Forschung 
an;  Administration  und  Redaktion  liegen  in  der  erfahrenen  Hand  von  George  Sarton, 
Wondelgem  lez-Gand.  Verlag  für  Deutschland  und  die  Schweiz  ist  die  Akademische  Buch- 
handlung von  Max  Drechsel  in  Bern.  J.   Ruska. 

18.  Der  Islam,    Bd.  IV  bespr.  von  N.  N.  Osm.  LI.     1913   Nr.  265.    5.  11.  1913.    Heft  i 

bis  3  von  M.  Hartmann  WI  I  226 — 28. 

19.  Loghat  el-Arab.  Annee  I,  annee  II,  i — 6  bespr.  von  G.  Bergsträsser  ZDMG  66,  549 ff. 

Annee  II  7:  i.  Razzouq  Issa,  Une  Necropole  prehistorique  a  Bahrein  S.  265; 
2.  Kazim  Dodjeily,  Le  Cheikh  Abd  er-Rahmän  es-Soiieidy  S.  278;  3.  Mohammed 
Baqir  Chebiby,  Les  Caiffiires  d'hommes  en  Mesopotamie  S.  281;  4.  Abdel  Medjid 
Fouad,  Le  Canal  Rachddy  S.  285;  5.  K.  Dodjeily,  Les  Lamentations  de  Hussein  ä 
Nedjef  et  ä  Kerbeld^  S.  286;  6.  Soleiman  ed-Dekhil,  Tribiis  Nomades  aux  environs 
de  Souq-ech-Chioukh  S.  295;  7.  Ibrahim  Monib  Patchahtchy,  Faut-il  taut  aüribuer 
au  Destin  (en  vers)  S.  299;  8.  M.  R.  Chebiby  et  L.  Massignon,  Oreisät  et  Oumm-el- 
Gharräf  S.  300;  9.  Ibrahim  Hilmy,  Les  Imprimeries  dans  la  Basse- Mesopotamie 
S.  303;  10.  Une  Observation  au  sujet  des  pratiques  super stitieuses  des  Musulmans  de 
Mesopotamie.  Par  un  Mesopotamien  de  Nedjef  S.  309;  11.  Hanna  Mikha  Rassam, 
Notes  lexicographiques  S.  312;  12.  Bibliographie  S.  314;  13.  Chroniques  du  mois  en 
Mesopotamie   eet   dans   ses   environs    S.    318. 

Annee  II  8:  i.  Ibrahim  Hilmy,  To^eirizdt  ou  les  ruines  de  Taizanäbäd  S.  321; 
2.  K.  Dodjeily,  Le  Cheikh  Mohammed  SaHd  es-Soue'idy  S.  326;  3.  J.  R.  Ghanima, 
Masques  et  Oripeaux  chez  les  Animaux  S.  329;  4.  Raz.  Issa,  Description  de  la  Necropole 
de  Bahrein  S.  337;  5.  S.  D.,  Le  jeu  du  Chat  et  du  Chaton  ä  Nedjd  S.  340;  6.  L'usage 
du  chapelet  en  Orient  par  le  Redacteur  S.  345 ;  7.  Ihn  el-*Arab  y,  Les  premiers  auteurs 
arabes  en  matiere  litter aire  S.  348;  8.  Notes  lexicographiques  par  le  Redacteur  S.  349; 
9.  Bibliographie  S.  351;  10.  Chroniques  du  mois  en  Mesopotamie  et  dans  ses  environs 
S.  358;  II.  Raz.  Issa,  Les  mots  vulgaires  de  Mesopotamie  S.  363. 

Annee  II  9:  i.  Mohamed  Rida  Chebiby,  Bibliomanes  et  Bibliophiles  de  Meso- 
potamie S.  369;  2.  Ibrahim  Hilmy,  La  vieille  ville  de  Taizanäbäd  S.  376;  3.  K.  Dod- 


d 


254 


Kritische  Bibliographie. 

jEiLY,  Le  Cheikh  Ibrahim  es-Soue'idy  S.  381;  4.  id.,  Le  Cheikh  Ahmed  es-Soueidy 
S.  382;  5.  ID.,  Le  Cheikh  Aly  es-Soue'idy  S.  383;  6.  Soleiman  ed-Dekhil,  Albou- 
'Ainein  (Ville  d'Arabie)  S.  385;  7.  La  coutume  de  jrapper  sur  les  vases  de  cuivrc  pendant 
les  elipses  de  lune,  par  un  Mesopotamien  S.  387;  8.  Le  Koiifyeh,  ses  Varietes  et  son  usage. 
par  le  Redacteur  en  Chef  S.  389;  9.  K.  Dodjeily,  Armement  et  Appareillage  des 
vaisseaux  en  Mesopotamie  S.  393;  10.  Dr.  Jaques  Amyot,  Les  derniers  iravaux  du 
Dr.  Carrel  S.  403;  11.  Notes  lexicographiques.  L'equivaleni  arabe  du.  viot  Instinct  S.  403. 
L'eiymologie   des    mots  iiU»  et  (_y«^'w5    S.  411;      12.     Courrier     litteraire     S.    412; 

13.  To'airizdt  est  aiiire  que  'Oreisät,    par  le  Cheikh  M.  Tahir  es  Samawy  S.  414; 

14.  Bibliographie  S.  415;  15.  Chroniques  du  mois  en  Mesopotamie  et  dans  ses  environs 
S.  420;  16.   Vocabulaire  du  dialecte  de  Bagdad  S.  424. 

Annee  II  10.  —  (Nicht  erhalten.) 

Annee  II  11:  i.  S.  Dekhil,  Une  nouvelle  ville  ä  Nedjd:  L'Artawyeh  S.  4S1; 
2.  DjEMiL  SiDQi  ez-Z.'VHAOUY,  Au  siijet  de  V Attraction  universelle  S.  4S9;  3.  Mustapha 
Bey  Ibrahim,  L' Amerique  fiit-elle  en  rapport  avec  l'Ancien  Monde  avant  sa  decouverte 
par  Colomb  ?  S.  495;  4.  Ibrahim  Hilmy,  Coup  d'oeil  gener al  sur  le  Commerce  en  Meso- 
potamie S.  498;  5.  Sa'doün  pacha  es-Sa'doun,  par  un  Montefiq  S.  504;  6.  Liste  des 
anciens  qualites  de  dattes,  par  le  Redacteur  en  Chef  S.  509;  7.  A.  Ch.,  Les  Familles 
des  Ecrivains  et  des  Calligraphes  en  Mesopotamie  S.  511;  8.  Les  jouilles  des  Allemavds 
a  Samarra,  par  un  Correspondant  S.  515;  9.  Ibrahim  Monib  Patchatchy,  Du  haut 
du  firmament  S.  520;  10.  Ihn  el-*Araby,  La  priere  du  matin  de  ^Aly  Ihn  Abi  Tdlib 
S.  521;  II.  Joseph  R.  Ghanima,  Courrier  litteraire  S.  523;  12.  Bibliographie  S.  526; 
13.  Notes  lexicographiques  S.  533;  14.  Chroniques  du  mois  en  Mesopotamie  et  dans  ses 
environs  S.  533. 

Annee  II  12:  i.  K.  Dodjeily,  En  rouie  pour  'Oreisät  S.  537;  2.  Raz.  Issa, 
Diflerentes  acceptions  du  mot  Bagdad  S.  549;  3.  Le  beau  Dictionnaire  arabe  d'Ibn  Färis: 
Maqäyys  el-Loghat,  par  un  Mesopotamien  S.  554;  4.  Ib.  Monib  Patchahtchy,  La 
lutle  pour  la  vie  (en  vers)  S.  559;  5.  E.  B.,  La  Fabrication  des  Briques  en  Mesopotamie 
S.  560;  6.  S.  Dekhil,  Une  iribu  de  Nobles  äNedjd:  les  'Aräif  S.  567;  7.  Courrier  litte- 
raire S.  572;  8.  Notes  lexicographiques.  Le  mot  Zaqnaboüt  S.  576;  9.  Bibliographie 
S.  578;  10.  Chroniques  du  mois  en  Mesopotamie  et  dans  ses  environs  S.  584;  1 1.  Errata 
et  corrections  S.  590. 

Annee  III  i:  i.  Notre  111  Annie,  La  Redaction  S.  4;  2.  Uue  page  d'hisloire 
du  Golfe  Persique  S.  5;  3.  Djemil-Sidqy  ez-Zahaouy,  Le  Radium  S.  12;  4.  I.  M. 
Patchahtchy,  Conseils  d'ami  (en  vers)  S.  21 ;  5.  K.  Dodjeily,  'Isam-ed-Din  al-'Omary 
S.  22;  6.  K.  Dodjeily,  Une  excursion  a  Che/äthah,  ä  Qasr-el-Okheidir  et  a  Ahmed  Ibn 
Hächim  S.  25;  7.  Notes  historiques  sur  el-Hassa,  ville  en  Arabie  enlevie  a  la  Turquie 
par  Ibn  Se'oud  S.  36;  8.  Courrier  litteraire.  Par  des  orientalistes  et  des  Arabisants 
S.  40;  9.  Questions  et  Reponses  S.  42;  10.  Notes  lexicographiques  S.  45;  11.  Biblio- 
graphie S.  45;  12.  Chroniques  du  mois  en  Mesopotamie  et  dans  ses  environs  S.  53. 

Ann6e  III  2:  i.  Bache  'Aaian  Zadeh  Emin  'Aly  Effendi,  Hydrographie 
de  Basrah  et  de  ses  environs  S.  57;  2.  Ibrahim  Hilmy,  Une  famille  de  letlres  a  Bagdad 
S.  68;  3.  Notes  critiques  sur  l'histoire  de  la  Litteralure  arabe  de  M.  George  Zeiddn. 
11  Volume.  —  Erreurs  d'idees  S.  73;  4.  K.  Dodjeily,  L'equipage  d'un  bätiment  meso- 
potamien  S.  82;  5.  E.  B.,  Pour  construire  un  four  ä  briques  S.  86;  6.  Un  traiti  sur  les 
chevaux  de  race,  par  un  Bedouin  de  Mesopotamie  S.  88;  7.  Une  visite  au  barrage  de 
Hindyeh  par  le  depute  de  la  revue  S.  91;  8.  Abdul  Razzaq  Bey  Ech-Chawy, 
Courrier  litteraire  S.  97;9.  Notes  lexicographiques  S.  99;  10.  Bibliographie  S.  lOi;  11. 
Chroniques  du  mois  en  Mesopotamie  et  dans  ses  environs  S.   in. 


Kritische  Bibliographie.  2  55 

Annee  III  3:  i.  Chodorlaliomor  dans  les  legendes  arabes,  par  le  Redacteur  en  chef 
S.  113;  2.  Daoud  es-Sa'dy,  D'al-Ahsä\  a  Riad,  ä  la  Mecque  S.  117;  3.  K.  Dodjeily, 
La  terminologie  des  Vents  en  Mesopotamie  S.  126;  4.  Bache  'Aaian  Zadeh  Em  in  Aly 
Effendi,  Hydrographie  de  Basrah  et  de  ses  environs  (suite)  S.  128;  5.  Le  nom  arabe 
etrange  el-Kelkeseh  {Ja  Beleite)  et  son  etymologie  S.  132;  6.  Le  Chammas  Francis 
DjEBRAN,  A  la  memoire  de  mes  ancetres  de  Cteslphon  et  de  Seiende.  S.  136;  7.  Tous  les 
Ghassanides etaient-ils  Chretiens}  S.  141;  8.  Ibrahim  Monib  Patchatchy,  Larapidite 
de  la  Pensee  S.  143;  9.  Notes  lexicographiques  S.  144;  10.  Qiiestionnaire  S.  145;  11. 
Courrier  litteraire  S.  149;  12.  Bibliographie  S.  150;  13.  Chroniques  du  mois  en  Meso- 
potamie et  dans  ses  environs  S.  155;  14.  Vocabulaire  du  peuple  de  Bagdad  S.  163;  15. 
Mariam  (Nouvelle)  S.  167. 

Annee  III  4:  i.  Les  Garmacites,  Djarmaces  ou  Djarämikeh  S.  169;  2.  K.  Dod- 
jeily, Le  Cheikh  Othman  ben  Sanad  al-Bisry  S.  180;  3.  I.  M.  Patchatchy.  Le  Vieil 
Ivrogne  (en  vers)  S.  186;  4.  Ibrahim  Hilmy,  Soleimanyeh;  5.  Comment  les  Arabes 
defigurent  les  mots  etrangers  S.  195;  6.  M.  Faiq  Guilany,  Nolre  Situation  actuelle 
S.  198;  7.  M.  Baqir  Chebiby,  Toutes  mes  affections  sont  pour  Paris  S.  200;  8.  Notes 
lexicographiques  S.  202;  9.  Questions  et  Reponses  S.  203;  10.  Bibliographie  S.  207; 
II.  Chroniques  du  mois  en  Mesopotamie  et  dans  ses  environs  S.  220. 

Annee  III  5:1.8.  Dekhil,  Apergii  historique  et  geographique  sur  l'  Arabie  S.  225 ; 
2.  Id.,  Les  premiers  emirs  de  Nedjd  S.  228;  3.  Mohammad  Hachimy,  La  langue  arabe 
et  les  Tiircs  (en  vers)  S.  233;  4.  Choukri  Fadhly,  Les  Kurdes  actuels  S.  234;  5.  Ibrahim 
M.  Patch.\htchy,  Cherchez  a  voiis  rendre  immortel  (en  vers)  S.  242;  6.  K.  Dodjeily, 
Les  iravaux  des  bateliers  en  Mesopotamie  S.  243;  7.  l'Abbe  Narses  Sayeghian 
Familie  Bedros  agha  Kurkdji  Bachi  a  Bagdad  S.  247;  8.  M.  F.  G.,  L'image  de  la  purete 
S.  264;  g.  Notes  lexicographiques  S.  266;  10.  Questions  eireponsesS.  267;  11. Bibliographie 
S.  268;  12.  Chroniques  du  mois  en  Mesopotamie  et  dans  ses  environs  S.  270. 

Annee  III  6:  i.  M.  Rosafy,  En  avant  vers  Viinion  Arabe  \  (en  vers)  S.  281; 
2.  K.  Dodjeily,  Madam  Kisrd  ou  Seleucie  et  Ctesiphon  S.  282;  3.  M.  Said  Kemal 
ed-Din,  Reveille-toi,  Arabe  \  (en  vers)  S.  294;  4.  S.  Dekhil,  L' Arabie  et  ses  Emirs 
les  Se^oiid  S.  296;  5.  Moh.  Hachimy,  Jeunesse  et  Vieillesse  (en  vers)  S.  301 ;  6.  Toufik 
Bechara,  L'avenir  du  Kazd  de  Hilleh  S.  302;  7.  Ibrahim  Monib  Patchatchy,  La 
vie  est  un  rtve  (en  vers)  S.  306;  8.  Choukri  Fadhly,  Les  Kurdes  modernes  S.  307; 
9.  Maximes  S.  313;  10.  L'Etymologie  de  Heylädj  et  ses  dißerentes  acceptions  S.  314; 
II.  Bahar  Nedjef  ou  le  lac  de  Nedjef  S.  317;  12.  Courrier  litteraire  S.  318;  13.  Questions 
et  reponses  S.  319;  14.  Notes  lexicographiques  S.  321;  15  et  16.  Bibliographie  S.  322; 
17.  Chroniques  du  mois  S.  332. 

20.  Loewe,  H.,  Führer  durch  den  Lesesaal.  C.  Judentum.   Orientalia.  Schriften  zur  Ein- 
führungin die  Benutzg.  der  Berliner  Üniv.-Bibl.,  Heft  4.   Berlin,  Georg  Reimer  1914. 

21.  al-Machriq    1912    Nr.  i — 12   bis  1913  Nr.  1^6,    bespr.   v.   G.  K(amfffmeyer)  \VI 

232  f.  Nr.  7 — 12.     1914  Nr.  i — 5. 

22.  Mecheroutiette.  \()\2,.,^r.  4-)  InhAt:  Avis:  Fusion  politique.  Chkrif, Les  nouvelles  com- 

plications.  La  Rehabilitation  du  Peuple  Ottoman.  Sadik,  Mise  au  point.  Declara- 
tion  du  Prince  Sabaheddine.  Notre  Situation  financiere.  Armee  et  polilique. 
Les  Reformes  interieures.  Un  ambassadeur  desequilibre.  Par  le  jeu.  A  Sinope.  Contre 
la  presse.  Loi  des  villayets  de  la  Turquie  d'Europe  (projet)  du  11/23  aotit  18S0,  elabore 
par  la  commission  europeenne  (Suite).  Sentence  de  la  Cour  Mariiale,  Ismail 
Bey,  Refutaiioji,  24  condamnations  a  mort,  2  condamnations  ä  la  deiention  perpe- 
titelle  dans  une  jorteresse  et  3  condamnations  aux  iravaux  forces  pour  quinze  ans.  Echos. 
Nr.  46:  Cherif,  Pas  de  com pr Omission.   Id.  Ah  bas  de  laine  jrangais.  La  question 


2c5  Kritische  Bibliographie. 

de  la  Turquie  d' Asie .  La  liste  civile  d' Abdul-Hamid  et  le  Comite  Union  et  Progres. 
Albert  Fua,  L'Orgueil  des  Gouvernants  engendre  les  Revers  Turcs  el  les  Revers  Bul- 
gares.  Politique  et  Armee.  Les  Masqiies.  Le  comite  et  les  Armeniens.  Contre  la 
Presse.  La  Paille  et  la  Poulre.  Fleiir  de  gaffe  continue.  Loi  des  villayets  de  la 
Turquie  d'Etirope  CSuite). 

Nr.  47:  Avis  Important.  Cherif,  Emprunts  et  Politique.  Nous  deman- 
dons  une  reponse.  Un  Congres.  L'armee  et  le  comite.  La  politique  des  Chemins  de  fer 
ou  r Asie-Mineure  a  l'encan.  Victor  Berard,  Une  confirtnation  de  nos  previsions. 
Encore  un  Emprimt?  Incoherence  el  cruaute.  Une  conversion.  Les  gendarmes 
du  Comite  Union  et  Progres.  L'Italie  en  Asie-Mineure.  L' Impossibilite  d'iine  Recon- 
ciliation.  Un  acte  de  sauvagtrie.  En  Albanie.  Quelques  questions.  Anti-Constitii- 
tionalisme  du  Comite.  Un  dementi,  Brigandage  officiel.  Une  nouvelle  »Terreur« 
qui  se  prepare.  Exploits  Unionisles.  Les  Nationalites  Musubnanes  en  Turquie.  Loi 
des  villayets  de  la  Turquie  d'Europe  (Suite),  Echos. 

Nr.  48:  Avis  important.  Cherif,  Le  Moyen  d'assurer  la  Paix.  Boutade  par 
X..  y  . .  ,•  Paix  parmi  les  komme s  /  Djavid  bey  et  la  Presse  frangaise.  Droits  de 
Douane  et  Monopoles.  La  Politique  panislamique  du  Comite  Union  et  Progres.  La 
peiir  gouvernementale.  L'  Amnesie  de  Djavid  bey.  La  Collaboration  Militaire  Turco- 
Bulgare.  Pour  la  reorganisation  de  V  Armee  Ottomane.  Politique  de  Promesses.  Le 
Congres  du  Comite.  Le  nouveau  Programme  du  Comite.  Le  Sultan  Prisonnier.  Grave 
incorrection  duGrand-Vizir,  UnSigne  de  Ralliement.  Les  Communautes  ChrMennes 
Ottomanes.  Le  Scandale  des  Postes  Etrangeres  a  Constantinople .  Un  digne  repre- 
sentant  du  Comite.  Les  Exploits  de  la  Cour  Martiale  a  Constantinople,  Chef  de  Gou- 
vernement et  Chef  de  Bande.  Ott  passer a  lEmpr mit.  L' Anarchie  en  Anatolie.  Lettre 
ouverte  de  l'eveque  arminien  de  Keghi  au  ministre  de  la  Justice.  Armee  et  Poli- 
tique. Les  Gendarmes  du  Comite.  Le  Comiti  et  la  Franc  -  Magonnerie.  Prochains 
troubles  en  Egypte.  L'  Armee  de  Thrace  et  le  Comite.  La  Crise  de  la  Fraternite  Turco- 
Arabe.  Le  Jeu  de  Bascule.  Un  Dreadnought  en  danger.  La  Banque  nationale  de 
Turquie.    Echos. 

Nr.  49:  Chekif,  Alliances  et  Reformcs.  L' Activite  de  Djavid  bey.  Albert  Fua. 
Le  Comite  Union  et  Progrks  et  les  Privileges  des  Patriarcats.  Le  Comite  au  pilori. 
Kiamil  pacha.  Mort  siispecte  de  Kiamil  Pacha.  Lettre  de  Smyrne  et  commentaires. 
Une  personne  morale,  La  Situation  Balkanique,  Quand  ü  n'y  a  plus  de  foin  .  .  . 
Lettre  Ouverte  ä  son  Excellence  Ch^if  Pacha.  Encore  une  niesure  inique.  L'activite 
de  Hakki  Pacha  en  Angleterre.  Toujours  le  Panislamisme.  Dr.  Nevzad,  LeVoloffi- 
ciellement  reconnu.  Le  Grand  Orient  oltoman.  Les  Armeniens  et  les  ^lections.  Le 
Comit6  divise.  »Pour  les  peuples  d'Orient.«  Constitution  et  elections.  Le  pillage  offi- 
ciel des  mosquees.  Les  dessous  des  amities  unionisles.  La  Mort  de  M.  Zavarian. 
Les  employh  des  postes.  Kurdes  et  Armeniens.  La  Canal  Hindie.  Les  nouveaux 
Saints  Turcs,  Lord  Kitchener.  Apprhiation  injuste.  L'Impossible  Entente.  Le 
»Tanine«  et  la  Justice.  L'Inde  musulmane.  Les  Jubiles  Armeniens.  La  loi  des 
villayets  (Suite).      Echos. 

1914:  Nr.  50:  Avis.  Cherif,  Le  testament  du  Comite.  Les  Emprunts.  Aveux 
du  Comiti  de  ses  fautes  criminelles.  Entente  entre  les  chefs  Arabes.  Albert  Fua, 
Le  Comiti  Union  et  Progres  contre  les  Nationalites.  La  Mission  militaire  Allemande. 
Cherif,  Une  reponse  a  deux  journaux  unionisles.  Lendemains  angoissants.  Une 
fausse  sortie  du  Prince  Said  Halim  Pacha.  Le  »Tanine«  et  le  Congres  des  Arme- 
nophiles.  Abondance  de  Ministres.  Dr.  Nevzad,  Talaat  Bey  et  les  Armeniens.  Em- 
prunts et  mensonges.      Le  Comite  Union   et  Progres   et  le  Comite   Dashnakzoutioun. 


Kritische  Bibliographie.  2  57 

A  propos  de  Kavakli  Moustapha.    Kur  des  et  Armeniens.    Un  Cinema  postal.  A  travers 
la  Presse.     Echos. 

Nr.  51  La  Redaction,  Paris,  Fauhourg  de  Constantinople.  Une  tragedie  turque 
a  Paris.  Cherif,  Un  dementi  formel.  Les  Assasinats  Politiques  du  Coniite  Union 
et  Progres:  Nazim  Pacha,  Zekki  Bey,  Ahmed  Samim  bey,  Hassan  Fehmi  Bey.  Autres 
assassinats  politiques.  Les  massacres  d'  Adana.  Le  comite  et  le  goiivernement,  Lettre  d'  Azmi 
bey  ä  Talaat  bey.  Dr.  Lardy,  Lettre  ouverte  an  General  Cherif  pacha.  Dr.  Nevzad, 
Un  Assassin,  ministre  de  la  Guerre.  Opinion  de  M.  Maximilien  Harden  siir  les  Jeunes- 
Tiircs.  Les  arguments  du  coniite.  Le  Comite  Union  et  Progres  et  les  Socialistes.  Le  Salut 
de  l'  Asie-Miveure.  Interpellation  ä  la  Chambre  au  sujet  de  l'atientat.  Un  conseiller 
legiste   S.   80. 

Der  in  Nr.  47  angekündigte  Plan,  die  Mecheroiitiette  in  eine  Revue  d' Orient  um- 
zuwandeln, die  sich  unter  Beibehaltung  ihres  osmanischen  Charakters  mit  dem  poli- 
tischen, wirtschafthchen  und  geistigen  Leben  aller  Länder  des  Orients  befassen  sollte,  ist, 
wie  in  Nr.  50  ausgeführt  wird,  wegen  des  Fehlschlagens  der  Hoffnung  auf  eine  Besserung 
der   poHtischen  Verhältnisse  der  Türkei  aufgegeben  worden.  H.  Ritter. 

23.  Mir  Islama.  Zu  Islam  IV,  S.  453. 

Zur  Frage  über  die  Einstellung  der  Herausgabe  des  MI  als  wissenschaftUche  Zeit- 
schrift bitte  ich  zu  bemerken,  daß  die  Vermutungen,  das  Schicksal  des  MI  sei  von  den 
Publikationen  der  orthodoxen  Mission  im  östhchen  Rußland  oder  von  der  Kritik  dieser 
Publikationen  im  MI  bestimmt  worden,  völlig  unbegründet  sind.  W.   Barthold. 

24.  Mir  Islama  1913.  —  Inhalt:   I.  OtTj  pe^aKuin  (Redaktionsbemerkiing.)  —  Kt  BOnpocy 

0  naHHCJiaMHSM-B  i^Zur  Frage  des  Panislamismus.)  —  üaHTiopKnSM'L  bIj  Pocciii 
(Panturkismus  in  Rußland.) — JXhSi  TeneHia  (Zwei  Strömungen.)  —  0Ö30pi>  MycyJIb- 
MaHCKOfl  ;kii3HII  {Übersicht  über  das  miihammedayiische  Leben.)  —  jiCnSHb  pycCKllX'B 
Mycy.lbMaHl.  (Das  Leben  der  russischen  Muhammedaner.):  l.  TopiKeCTBa  IIO  C.iy- 
Haw  300-JiiiTiH  i^apcTBOBania  ^OMa  PoManOBblX'b  (Feiern  aus  Anlaß  des  2,00  jährigen 
Regierungsjubiläums  des  Hauses  Romanow)  A.  Bt  C.-IIeTepoyprii  (in  St.  Petersburg) 
B.  Ho  Poccin  (in  Rußland).  B.  OlKaiiKn  MycyabMancKOü  nenaTii  (Widerhall 
in  der  muhammcdanischen  Presse).  II.  UlKOabHbin  BOnpoCb  (Die  Schulfrage): 
1.  IlpenoAaBaHie  Mycy.ibMaHCKon  peaiiriii  bij  npaBnieabCTBeHHbix'b  ynpe^K- 
AeniaXb  (Unterricht  in  der  muhammedanischen  Religion  an  den  Regierungsanstalten). 
a)  OpeHuypri.  (Orenburg).  —  0)  IleTponaB.iOBCK'b  (Petropawlowsk.)  —  2.  0  nOÄFO- 
TOBKb  y^iiTeJien  (Über  die  Ausbildung  der  Lehrer.)  —  3.  no;xrOTOBriTeabHbiH 
niKOJlbl  (Elementarschulen.)  —  4.  Pa^Hbia  cbua-RhIh  ü  lUKO.iaX'b  (Verschiedene 
Mitteilungen  über  die  Schulen.). 

II.  Kl)  BOHpocy  0  nOJIOJKeHill  lypeuKOft  aceHIUHHbl  (Zur  Frage  der  Lage  der  tür- 
kischen Frau).  —  BaraaA'b  xaiapi)  na  lipeÄKOB'b  (Die  Anschauungen  der  Tataren  über 
die  Vorfahren).  —  HpiiybiB-b  Kl,  OCHOBaniio  KHnroxpaHii.iiiiH'b  (Auf ruf  zur  Gründung 
von  Bibliotheken).  —  Bonpocb  0  MycyabMancKOi'i  (|)paKuiu  rocyAapcTBeHHOii 
XlyMbl  (Die  Frage  betreffend  die  muhammedanische  Partei  in  der  Reichsduma).  — 
Ilocaü  BOfiHbl  (Nach  dem  Kriege).  —  Oösop-b  MycyJIbMaHCKOfl  HCn3Hn.  Hüiyui. 
3apy6e:KHblX'b  MycyabMaH-b  (Übersicht  über  das  muhammedanische  Leben.  Das 
Leben  der  ausländischen  Muhammedaner).  —  1.  HilCbMO  m^h  KoHCTaHTilHOllO-lH. 
Ca.iini-b  (Brief  aus  Konstantinopel.  Salim).  —  2.  Ilporpeccb  B'b  AiJ)raHiicTaH  i-, 
(Fortschritt  in  Afghanistan).  —  Druckfehler  und  Verbesserungen. 

III.  IIlKO.ibHbifi  BOiipocij  B'b  pyGCKOMT»  MycyabMaHCTB-fi  (Die  Schulfrage 
im  russischen  Muhammedanertum).  —  TaiapcKifl  nOBTT)  A  ö  jy  a  aa  Ty  KaeB  "b 
(Der  tatarische  Dichter  Abdullah  Tukajeff).  —  „ITocT-b  B'b  A-lHHHbie  AHH " 
npOAOJlHCeHie  ca-BAyeT-b  (»Das  Fasten  in  den  langen  Tagen«  Forts,  folgt).  —  0630p'b 


2c8  Kritische  Bibliographie. 

MycynbMaHCKOil  :kh3hh.  >Kii;iHb  yapyoeacHbixi>  MycyabMHHi.  {Übersicht  usw. 
Das  Leben  der  ausländischen  Muhammedaner).  —  ÄlycyabMane  OnaunnilHCKnx'b 
OcxpOBOB'b  {Die  Muhammedaner  der  Philippinen).  —  Mycy.lbMHlie  Wh  MoHFOJlin 
{Die  Muh.  in  der  Mongolei).  —  Bibliographie:  Neue  muh.  Bücher.  —  Muhamme- 
danische  periodische  Presse  in  Rußland. 

IV.  lUKOnbHbiii  Bonpocb  bij  pyccKOMi,  MycyabMancTB  b  III  {Die  Schulfrage 
im  russischen  Muhammedanertum  111).  — »Hocn)  Bl)  ^.TllHHbie  ;inil«  (OKOHHa- 
Hie)  (»Das  Fasten  in  den  langen  Tagen«,  Schluß).  —  Ou3op'b  MycyabMaHCKOii  >Kii3Hn. 
yiiH3Hb  pycf'KiiX'b  MycyabMaHl>  {Übersicht  usw.  Das  Leben  der  russischen  Muh.).  — 
npa3AHiiKl>  »HeBpy^l.«  {Das  Fest  »Newrüz«).  —  Kritik  u.  Bibliographie.  — 
OTAB.Tb  cnpaBO'iHbiii  {Auskunftsabteilung)  [PacnopaHcenia  u  ABficxBia  iipaBii- 
leabCTBa  n  saKOHononoHceHia,  OTHOCfliuiacH  ao  Mycy.ibMan'b]  {Verordnungen 
und  Verfügungen  sowie  gesetzliche  Bestimmungen  bezüglich  der  Muhammedaner).  ■ — 
IIpiiaoHceHie  I  IIpaBn.ia  o  Mbpaxi^  kt.  oupasoBaiiiio  iiacoaaiomiix'b  Pocciin 
iiiiojiOAUeB'b,  BbicOMaiiuie  yTBep;K,T,«'iiUbia  2G  Mapia  1870  r  {Beilage  1:  Vor- 
schriften zur  Regelung  der  Ausbildung  der  Rußland  bewohnenden  Fremdbevölkerung 
vom  26.  III.  1870).  —  HpiiaoiKeHie  II.  —  HaMa.ibHbia  yHiMiiiua  ;;nH  nHopoj,ueBi> 
B'b  BOCTOMJlOfi  11  loro-BOCTOMHOii  Poccin.  (npaBn.ia  31  Mapxa  190G  r)  {Ele- 
mentarschulen für  die  Fremdbevölkerung  im  Osten  und  Südosten  Rußlands.  Erl. 
vom  31.  III.  19106).  —  IIpii.ioHcoHie  III.  HaHa.n.Hbia  yHu.iiiiua  a.ih  iiiidpctueBb. 
iKiiBymiixx,  B'b  BOCTOHHOi'l  n  loro-BOCTOHHOfl  Poccin  11  ua  KaBKa^u  (OpaBiLia 
27  OKiyaöpa  1907  r)  {Elementarschulen  für  die  Fremdbevölkerung  im  Osten  und 
Südosten  Rußlands  und  im  Kaukasus.   Erl.  vom  27.  X.  1907). 

V.  lUKü.ibiibiii  BOiipüCb  Wh  pyccKOMi)  MycynbMancTBB  IV  MoKTeo'b  {Die 
Schulfrage  usw.  IV.  Mekteb).  —  Kt.  iicTopiii  Mycy.ibMaHCKaro  oupa;<OBaTMbHaro 
;iBii/ixOHia  B'b  PoccIh  B'b  l'.i  11  20  CTO.Tüxiax'b.  W.  Ocivovuo^-h.  {Zur  Geschichte 
der  muh.  Bildungsbewegung  in  Rußland  im  19.  u.  20.  Jahrh.  N.  Ostroumoff).  — 
B.v;i.vi]iof'  Mycy.ibMaHfXBa.  (Ilai,  coHnHPiiia  M.  Biiiikba  »Xa.iKb  iiaaaiibiiia 
ruip'b  iiii;;/K.4  Macö.iy«)  {Die  Zukunft  des  Muhammedanismus,  aus  den  Schriften 
von  MusA  BiGiEFF  [Xalq  nazaryna  bir  ni^e  mesele]).  —  Ouaop'b  Mycy.lb- 
MaHCKOfl  -jKu.imi.  /Knaiib  pyGCKiix-b  MycyjlbMan-b  {Übersicht  usw.  Das  Leben  der 
russischen  Muh).  —  npoxiUiopT.MiiBOCXb  Mycy.lbMancKiixij  B3r.ia;iOB'b. —  Wider- 
spruch der  muhammedanischen  Ansichten.  Kritik  \ind  Bibliographie.  1.  Neue  muh. 
Bücher.   2.  Chronik  muh.  Bücher. 

VI.  ILlKo.ibUbifi  Boiipocb  Bi.  pyccKOM'b  Mycy.ibMaHfXBB.  ^'.  Me;ipeca 
{Die  Schulfrage  usw.,  V.  Medrese).  1.  TypKccxaiicKia  MO^peca.  2.  TypKMciiCKiH 
Me^peca.  3.  Byxapcida  Me;ipccy  {Turkcstanische,  Turkmenische,  Bucharische 
Medrese).  —  lIc.iaMi>  Bb  3aiia;iH0M'b  11  Ueiixpa-ibHOMi»  Cy^anb.  (IIpo;;o.i:K('- 
Hie  CTBAyCTl,  {Der  Islam  im  West-  und  Zentralsudan,  Forts,  folgt).  —  Ou.iopi,  My- 
cy.iMaHCKOft  ;kii3Hii.  1.  ',iui.!iii.  pyccKiixi,  Mycy.u.Main)  {Übersicht  usw.  Das 
Leben  der  russischen  Muh).  —  A.  TblcaMUblfl  HOMep-b  rasexu  « Kt.lA.va'b». 
1.  TbK-a>iHbifi  noMopi..  2.  « IO.i;iy;jb »,  oxb  25  iiona  1913  r.,  X2  1000-nbin. 
3.  C'b  M<  1-ro  ;iO  .V-  l(KX)-ro.  4.  «I<).lA.V;rb»  {Die  1000.  Nummer  der  Zeitung 
»Julduz*  [»Stern*]  von  Sch.  Ahmedieff).  —  B.  ni)a;uniiKi,  «CauaHxyii».  1.  «Ca- 
naHxyii»  B'b  ToMCKb.  2.  «Cauaiixyii»  B'b  y(|)ii.  3.  «CaöaHxyn»  Bb  OpcKi- 
{Das  Fest  »Sabantuio  [Pflugfest]  in  Tomsk,  Ufa,  Orsk).  —  2.  HüiüHb  aapyOe^KHbixi. 
Mycy.ib.MaH'i>.  IlncbMo  iwh  Koncxanrnnoiiona.  CiipiflcKaa  perfiopMa  n  xy- 
peUKO-apauCKOe  rr..iii;iceHie.  Ca.liiM-b  {Das  Leben  der  ausländischen  Muh.  Brief 
aus  Konstantinopel.  Die  syrischen  Reformen  und  die  türkisch-arabische  Annäherung).  — 
Kritik  und  Bibliographie,    i.  Neue  Bücher.    2.  Chronik  muh.  Bücher. 


I 


Kritische  Bibliographie.  2  =^0 

VII.  IllKO.ibHbiiT  Bonpoct  B-B  pyGCKOMt  MycyabMaHCTB  li.  \'.  MeApeca 
(FIpozioaHceHie).  4.  Me^peca  noBOa;KbH  {Die  Schulfrage  usw.  V.  Medrese  [Forts.'] 
4).  —  MaxMyA'b   3c'a3'b-a({)eHAn  B-b  Pocciii  {Mahmud  Es'ad  Efendi  in  Rußland:). 

—  «PeayabxaT-b  4444»  {^»Resultat  4444«)-  —  HcjiaM-b  B-b  3ana;];H0M'b  n  LI^eH- 
TpaabHOM-b  Cy^aHb  (OKOHMaHie)  {Der  Islam  im  West-  und  Zeyitralsudan.   Schluß). 

—  Oösopi)  MycyabMaHCKOil  :Kii3Hn.  /Knanb  pyccKnxi.  MyeyabMaHi,.  OuinecTBO 
«Hemp-ii-Maapnc})!)»  bi>  Ba?.'y  {Übersicht  usw.  Das  Leben  der  russischen  Muh. 
))Nesr-i-Me'ärif«  in  Baku).  ■ —  Kritik  und  Bibliographie,  i.  Neuigkeiten  der  muh. 
Literatur.    2.  Chronik  muh.  Bücher. 

VIII.  IllKoabHbin  Bonpocx.  bi,  pyGCKOMi.  MycyjibMaHCTBB.  V.  Meapeca 
(npo;to.iJKeHie).  5.  Be;3nopaAKii  bi.  Me^peca  IToBoa^Kba  {Die  Schulfrage  usw. 
V.  Medrese  [Forts.]  5  Unruhen  in  der  Medrese  des  Wolgagebietes).  —  IlaHllcnaMliaM'b 
n  liaHTlopKIlBM'b.  (OKOHMaHie  ca-B;Q"eT'b)  {Panislamismus  und  PanturkismuS. 
Schluß  folgt).  —  OüBop-b  Mycy.ibMaHCKOii  :kh3hh.  JKnsHb  pyGCKEX^b  Mycyjib- 
ManX).  ^BB  oiepTH  {Übersicht  usw.  Das  Leben  der  russischen  Muh.)  —  Kritik  und 
Bibliographie:  i.  Neuigkeiten  der  muh.  Literatur.  Die  Zeitungen  »Alekteb«,  t>//uqüqve 
Hajät«,  »Iqtisäd«.    2.  Chronik  muh.  Bücher. 

IX.  UlKO.ibHbu"!  Bonpocb  B'bpyccKOM'b  MycyjibMaHCTBB.  V.  Me^peca  (Ilpo- 
j],oa:KeHie).  6.  TaBpnnecKia  Me^peca.  \'\.  Bonpocb  0  MycyjibMancKOfi  AyxoBHOfi 
ceMimapiii  na  KaBKaa-B  {Die  Schulfrage  usw.  V.  Medrese  {Forts.)  6.  Die  Medrese  in 
Taurien.  VI.  Die  Frage  betr.  das  muh.  geistliche  Seminar  im  Kaukasus).  —  IlaHnc- 
aaMHiBMl)  n  naHTlopKliaM7>  (OKOHHaHie)  {Panislamismus  und  Pantiirkismus. 
Schluß).  —  «^iiHi)  Ba  Ma'biinai'b»  0  BnsHTB  MaxMyAij-Bc'aAa  {>)Din  we  ma-TSat« 
über  den  Besuch  Mahmud  Es'^ad's).  —  Oosop'b  MycyJbMaHCKOli  ;kh3HH  {Übersicht 
usw.)  I.  /Kii3Hb  pyccKHXi)  Mycy.ibMaHTj.  1.  MycyjibMane  ropo^a  Tponi;Ka. 
2.  neH3eHCKie  MycyabMano.  Das  Leben  der  russischen  Muh.  i.  Die  Muh.  der  Stadt 
Troizk.  2.  Die  Pensaet  Muh.)  IL  iKiianb  yapyueacHbiX'b  MycyjbMaH'b.  Hepibi 
npof>yaCAPHia  bt^  milllCTB^.  Ilep.  .1.  B.  {Das  Leben  der  ausländischen  Muh. 
Charakterzüge  des  Erwachens  im  Schiismus).  —  Kritik  und  Bibliographie:  i.  Unsere 
Zeitschrift  »Iqtisäd«,  »Sürd«,  »Mekteb«,  )>Aq-Jul«,  »Aina«.  2.  Chronik  muh.  Bücher. 

X.  IllKoabHbiii  BonpocT>  B-b  pyccKOM'b  Mycy.ibMaHCTBu.  VII.  «Jai)-y:ib- 
MyaajiHMHH'b»  H  «JJap-y.ib-MyaaanMaTij»  bx.  Y^u.  A.  y(})nMCKift  «^ap-y.ib- 
Mya.iaHMiiHX>».  B.  y^iiMCKift  «Jap-yjib-Mya.iJinMaT'b»  {Die  Schulfrage  usw. 
VII.  i>Där-ul-mu'allimin«  und  »Där-ul-mu'allimät«  in  Ufa).  —  Kl)  aceHCKOMy 
BOirpocy  BT)  pyccKOMi>  MycyabMaHCTBB  {Zur  Frauen  frage  im  russischen 
Muh.)  —  Mycy.ibMaHCTBO  KU  KniaB  {Der  Muhammedanismus  in  China).  —  My- 
cyabManCKaa  npecca  0  BaMoepii  {Die  muhammedanische  Presse  über  Vambery).  — 
OösopTb  Mycy.TbMaHCKOfi  yKH3Hii  {Übersicht  usw.)  I.  }Ku3Hb  pyGCKUx-b  Mycyab- 
MaHTj  (/.  Das  Leben  der  russischen  Muh.).  1.  CoBBluaHie  HO  Mycy.lbMaH('KnM7) 
;iBaaMl>  (i.  Beratung  über  muhammedanische  Angelegenheiten).  2.  0T3blBl>  ^lax- 
My^l.  3c'a;;'b  a^eH^ii  0  pycCKiix-b  Myty.ibMaHax-b  (2.  Äußerung  Mahmud  Es'ad 
Efendis  über  die  russischen  Muhammedaner).  MycyObMaHe  KpaCHaro  Hpa  (3.  Die 
Muh.  von  Krasno-  Yar).  4.  MycyabMane  TeMHp'b-XaH-b-IIIypbi  (4.  Die  Muh.  von 
Temir-Chan-Schura).  IT.  /Kn3Hb  ^apyi'ioKHbix-b  MycyabMain..  1.  IlncbMO  1131. 
KoHCTaiiTiiHOHoaa.  Caainib.  2.  .MycyabMane  bt,  Bociiiii  11  FepuoroBnHB 
{Das  Leben  der  ausländischen  Muh.  i.  Brief  aus  Konstantinopel.  Salim.  2.  Die 
Muh.  in  Bosnien  und  Herzegowina).  —  Kritik  und  Bibliographie.  Chronik  muh.  Bücher. 

XI.  PecjiopMa  MycynbMaHCKiix-b  JiyxOBHbiXT.  npaBaeniii  {Reform  der  muham- 
medanischen    kirchlichen   Verwaltungen).  —  CiaTiiCTiiKa    Mycy.lbMaHlj    BX    Poceiii 


25o  Kritische  Bibliographie. 

C.  PbiBAKOB'b  (Statistik  der  Muhammedaner  in  Rußland  S.  Ribakoff).  —  lÜKO.lb- 
Hbiii  iionpoci:>  »T,  pyccKOM-b  MycjMbMaHCTBii.  VIII.  ßanpocb  o  luapiaicKax-b 
nocTaHOB.ieHiHXT)  OTHOcnieabHO  lUKO.ibHaro  A't-ia  (Die  Schulfrage  usw.  VIII. 
Anfrage  über  die  Scheri'atbesiimmungen  in  betreff  des  Schulwesens).  —  0630p'b  My- 
cyabMaHCKOii     :KU3un    (Übersicht  usu.'.)      A.    'Aln-mh   pyccKnx"b    Mycy.ibMaui,. 

1.  Bbioopt  Myaabi  mockobckiimii  Mycy.TbManaMii.  2.  yine;xmee  na  Büiepi» 
repofiCTBO  (A.    Das  Leben  der  russischen  Muh.    i.  Mullawahl  der  Muh.  in  Moskau. 

2.  Mit  dem  Wind  verflogenes  Heldentum).    B.  /JCn;jHb  sapyöe/KHbiXT)  MycyabMaHi.. 

1.     IllICbMO    1137)    KoHCTaHTIIHOIIO.IH.        KOMIITOT'b    «EailHOHle    II    üporpeCCb»     II 

MycyabMaucTBO.  CAniiMb.  2.  HeAOBoabCTBo  Mycy.ibManeKarü  Haceneiiiii 
Iliiain  Aiirnieii.  3.  MycynbMaHCKoe  nace.ieHie  Ciapoi"!  Cepöin  (B.  Das  Leben 
der  Muh.  im  Auslande,  i .  Brief  aus  Konstantinopel.  Das  Komitee  »Einheit  und  Fort- 
schritt«. 2.  Die  Unzufriedenheit  der  muh.  Bevölkerung  Indiens  mit  England.  3.  Die 
muh.  Bevölkerung  in  Alt-Serbien).  —  Kritik  und  Bibliographie.  I — ///.  IV.  Chronik 
muh.  Bücher.  H.  Ritter. 

25.  Niemeyer,  Th.  und  Strupp,  K.,  Jahrbuch  des  Völkerrechts.    Band  I.     München  und 

Leipzig,  Duncker  und  Humblot,  1913.    VIII  und  1556  S. 

Ein  Jahrbuch  des  Völkerrechts,  besonders,  wenn  es  so  reichhaltig  ist,  wie  die  vor- 
liegende bedeutsame  Neuerscheinung,  bietet  naturgemäß  für  die  Interessen  des  Islam 
vielen  Stoff.  Es  seien  aus  dem  Inhalt  besonders  hervorgehoben  die  Urkunden  zur  Marokko- 
frage, zum  Tripoliskrieg  und  zu  den  persischen  Wirren,  sowie  aus  der  großen  Zahl  der  Auf- 
sätze, über  die  einzeln  zu  berichten  im  Rahmen  der  Kr.  Bibl.  nicht  möghch  ist,  die  folgenden : 
Barclay,  Der  italienisch-türkische  Krieg;  Rapisardi-Mirabelli,  Der  italienisch-türkische 
Krieg;  Fiore,  Die  Annexion  von  Tripolis  und  Cyrenaica  im  Lichte  des  Staats-  und  Völker- 
rechts; Tambaro,  Die  italienische  Annexionserklärung;  Fiore,  Der  Friede  von  Lausanne 
(vgl.  Kr.  Bibl.  Xr.  427);  Perret,  Die  Stellung  Ägyptens  während  des  Tripoliskrieges;  Bas- 
DEVANT,  Die  Entwicklung  der  Marokkofrage  (vgl.  Kr.  Bibl.  Nr.  660);  Niemeyer,  Völker- 
recht und  Politik  in  der  Marokkoangelegenheit  1911/12;  Bentwich,  Die  persischen  Wirren. 
Die  »Berichte  über  die  einzelnen  Staaten«  enthalten:  v.  Dungern,  Die  Balkanhalbinsel, 
und  Bentwich,  Ägypten;  die  »Bibliographie«  gibt  Abschnitte  wie:  Der  Orient,  die  Marokko- 
frage, der  Tripoliskrieg.  E.  Lüders. 

26.  de  Peyerimhoff,  Une  Conference  sur  la  question  de  Vimmigration  asiatique  dans  T  Amirique 

du  yord.     As.  Fr.  B.   1913  (Nr.    153),  49S — 500. 

27.  Reinhard,    Essai  sur  J.  M.   Angiolello,    noble  vicentin  (1452 — 1525)  premier  historien 

des  Ottomans  (1300 — 151 7)  et  des  Persans  (1543 — 1524).  Sa  vie.  Son  aeuvre  avec  la 
premiere  edition  annotee  de  ses  icrits.    These.     33  S.    Angers  191 3. 

28.  Revue  Historique,  publice  par  l'Institut  d'Histoire  Ottomane  Nr.  19  1./14.  April  1913: 

EiUAL-uD-DiN  Bey,  Alemdar  Moustafa  Pacha  (suite).  —  Safvet  Bey,  Docu- 
ments  inedits  sur  la  prise  de  Chypre.  —  Moussa  Kiazim  Bey,  Historique  de  Moni 
Athos.  —  Ahmed  Tevhid  Bey,  Les  Achis  ä  Angara.  —  Ahmed  Refik  Bey, 
Lettres  de  Lady  Montagut.  —  Aarif  Bey,  Coumbaradji-Bachi  Ahmed  Pacha  (Bonne- 
vat).  —  Aarif    Bey,   Le  deuxieme  des  anciens  Codes  Ottomans. 

Nr.  20  1./14.  Juni  191 3:  Abdur-R^uiman  Eff.,  Contestation  au  sujet  de 
quelques  titres  de  T Empereur  d'Allemagne.  —  Afdal-ud-Din  Bey,  Alemdar  Moustafa 
Pacha  (suite).  —  N.  N.,  Ambassade  d' Esseid  Ali  Effendi,  a  Paris.  —  Ahmed  Refik 
Bey,  Lettres  de  Lady  Montagut.  —  Moussa  Kiazim  Bey,  Historique  de  Thasos.  — 
Aarif  Bey,  Coumbaradji-Bachi  Ahmed  Pacha  (Bonnevat).  —  Osman  Ferid  Bey, 
Divers:  Une  donation  de  Soliman  le  Magnifique.  —  Le  sceau  du  Sultan  Mourad  III- 
—  N.  N.,  La  prise  de  Constantinople  (Tadji  Zade  Djaafer  TcJielebi). 


Kritische  Bibliographie.  201 

Nr.  21  1./14.  August  1913:  Abdur-Rahman  Eff.,  Osman  Pacha  (Euz  demir 
oglou).  —  Efdal-ud-Din  Bey,  Alemdar  Moustaja  Pacha  (suite).  —  Ahmed 
Tevhid  Bey,    Ahmed  Aziz  Pacha. — ■  N.  N.,  Ambassade  d' Esseid  Ali  Ef feudi,  ä  Paris. 

—  Ahmed  Refik  Bey,  Lettres  de  Lady  Montagut.  —  Safvet  Bey,  Divers:  Le 
Ministere  de  la  Marine.  —  Hafiz  Kadri  Eff.,  Divers:  Inscription  de  la  grande 
mosquee  de  Moiigla.  Inscription  du  carvanserail  de  Mermeris.  —  N.  N.,  La  prise 
de   Conjple  (Tadji  Zade   Djaafer   Tchelehi). 

Nr.  22  1./14.  Oktober  1913:  (Bespr.  Osm.  Lloyd  6.  Jahrg.  Nr.  260,  30  oct.  1913.) 
Abdur-Rahman  Eff.,  Osman  Pacha  (suite).  —  Safvet  Bey,  Notre  flotte  en  1205.  — 
N.  N.,  Ambassade  d'Esseid  Ali  Effendi  ä  Paris  (suite).  —  Fakhreddin  Bey,  Des 
festes  historiques  ottomans  en  Hongrie.  —  Ahmed  Refik  Bey,  Lettres  de  Lady  Montagut 
(suite).  —  Moussa  Kiazim  Bey,  Quelques  renseignements  sur  les  Insiitutions  religieuses 
dans  VEmpire  ottoman. —  Aarif  Bey,  Divers:  Colloque  poetique  entre  Seiini  I  et  Ibni- 
Kemal  sur  Andrinople. —  Elegie  celebre  d' Ibni-Kemal  sur  le  mort  de  Selim  I  {au  coni- 
plet).  —  N.  N.,  Recits  sur  la  vie  du  Prince  Djem. 

Nr.   23   1./14.  Dezember   1913:    Abdur-Rahman  Eff.,  Osman  Pacha  (suite). 

—  Safvet  Bey,  Le  Duche  de  Naxos,  des  lies  Cyclades.  —  N.  N.,  Ambassade  d'Esseid 
Ah  Effendi,  ä  Paris  (suite).  —  Ahmed  Refik  Bey,  Lettres  de  Lady  Montagut 
(suite).  —  N.  N.,  Recits  sur  la  vie  du  Prince  Djem. 

29.  Revue  du  Monde   Musulman   XX— XXIII,   bespr.   v.   N.  Potoff  MI  II  821. 

30.  Scheier,Qaston,  La  Jetaiesse  d'un  Orientaliste,  Charles  Schef er.   1840 — 56.  58  S.  Paris, 

1913- 

31.  Servier,  Le  Naiionalisme  musulman.    3e  edit.  IV  239  S.    Paris,  Paul  Geuthner,  191 3. 

32.  Snouck,  Hurgronje,  C.,  Die  Orientalistik  in  Holland.    Nord  und  Süd  September  1913. 

Kurzer  Abriß  der  Geschichte  der  holländischen  Orientalistik,  deren  Leitmotiv  nach 
dem  Verfasser  »Die  Pflege  aller  jener  Wissenschaften«  ist,  »welche  bei  einer  von  ethischen 
Motiven  geleiteten  Kolonialverwaltung  zur  praktischen  Anwendung  gelangen  sollen«.  — 
Die  Lösung  der  allgemeinen  Probleme,  die  der  Orient  der  modernen  Wissenschaft  auferlegt, 
steht  für  Holland  in  zweiter  Linie  und  eine  Orientalistik  zum  »vertieften  Verständnis  der 
Heiligen  Schrift«  und  zur  Erlangung  »materieller  Vorteile  im  Handel  durch  genauere  Ver- 
trautheit mit  den  Eigenheiten  der  Objekte  ihrer  Ausbeutung«  gehört  bei  den  Holländern 
der  Vergangenheit  an.  F.  F.  Schmidt. 

33.  Strupp,  Karl,  Urkunden  zur  Geschichte  des  Völkerrechts.    2  Bände  (XVIII  u.  410,  VIII 

u.  539  S.)  mit  2  Karten,  und  i.  Ergänzungsband  (VIII  u.   106  S.).     Gotha  1912. 

Dieses  W^erk  will  in  seinem  nächsten  Zwecke  »die  Grundlagen  für  eine  geschichtliche 
Erfassung  des  Völkerrechts  schaffen«.  Da  nun  das  Völkerrecht  seine  Entwicklung  zu  einem 
bedeutenden  Teil  den  kriegerischen  und  friedlichen  Beziehungen  der  abendländischen  zur 
östlichen  Staatenwelt  verdankt,  so  muß  eine  Urkundensammlung,  die  den  angeführten 
Zweck  erfüllen  -will,  zahlreiche  Urkunden  enthalten,  die,  weil  diesen  Beziehungen  ent- 
stammend, zugleich  auch  eine  Fülle  von  Material  zur  politischen  Geschichte  des  islamischen 
Orients  geben.  Da  nun  Strupp  das  seiner  Sammlung  gesetzte  Ziel  in  vollstem  Maße  erreicht , 
so  gehört  das  Werk  zu  einem  beträchtUchen  Teil  auch  in  den  Interessenkreis  des  Islam . 
Neben  einigen  der  ältesten  Urkunden,  den  Kapitulationen  zwischen  Frankreich  und  der 
Türkei  von  1535  und  1740  und  dem  Frieden  von  Kutschuk  Kainardschi,  findet  man  alle 
wichtigen  politischen  Dokumente  für  die  äußeren  Beziehungen  der  islamischen  Welt  zu  den 
Mächten  des  christhch-europäischen  Staatensystems,  so  besonders  zur  »orientaUschen 
Frage«  seit  1821,  aber  auch  zur  Stellung  Ägyptens  und  zur  Marokkofrage.  Von  größtem 
gegenwärtigen  Interesse  ist  ferner  der  Ergänzungsband,  in  welchem  fast  den  ganzen  Raum 
die   »politischen  Dokumente  zur  Marokko-,  Tripolis-  und  persischen  Frage«  einnehmen. 


202  Kritische  Bibliographie. 

von  denen  einzelne  hiei"  zum  ersten  Male,  und  zwar  nach  dem  Originaltext  zugänglich 
gemacht  werden.  Der  Verf.  hat  mit  dieser  durch  Literaturangaben  und  kurze  Erläuterungen 
ergänzten  Sammlung  eine  auch  für  die  Geschichte  des  Islam  wertvolle  Arbeit  geleistet. 

E.  Lüders. 

34.  Turän.    A  Turäni  Tarsasäg  (Magyar  äzsiai  Tärsasäg  folyoiratd).    i.  Jahrgang  Nr.  i,  2. 

Budapest    191 3.    —    Redakteur:    Alois    Paikert. 

Diese  in  ungarischer  Sprache  erscheinende  Zeitschrift  ist  das  Organ  der  in  Budapest 
bestehenden  »Turanischen  Gesellschaft«,  deren  Zweck  ist  »d'etudier  et  de  developper 
les  sciences,  les  arts,  l'economie  politique  et  sociale  des  peuples  d'Europe  et  d'  Asie  appa- 
rantes  ä  la  nation  hongroise«.  Der  Inhalt  der  beiden  ersten  bisher  erschienenen  Hefte  ist: 
ein  Programmaufsatz  (vom  Vereinspräsidenten  Grafen  P.  Teleki),  Die  Zukunft  Asiens 
(Paikert),  Die  Sumirer  (M.  Kmosko),  Die  ökonomische  Situation  Kleinasiens  (Rud. 
Milleker),  Das  Erwachen  des  Islam  in  Asien  (Vambery),  Das  Erwachen  Chinas 
(Georg  Wegener),  Ökonomische  Eroberung  des  Orients  (A.  Pen  ige  y),  Indotura- 
nische  Kunst  (E.  Toth),  Asien  und  die  moderne  ungarische  Baukunst  (K.  Lendsay), 
Die  makedonischen  Bulgaren  (D.  Szegh).  —  Nekrolog  über  H.  Vambery.  —  Jedem 
Hefte  sind  literarische  und  bibliographische  Berichte  über  Erscheinungen  auf  dem 
Gebiete   der   Orientkunde  angeschlossen. 

35.  Vambery,  Arminius,   Life   and  adventures  written  hy  himself  9.  ed.  340  S.    London, 

Unwin,   i'wjf. 

36.  Die  Welt  des  Islams.    Bespr.  MI  II  1913,  245 — 51. 

37.  Wiese,  J.,  Gustav  Nachtigal,  Ein  deutsches  Forscherleben  im  dunklen  Erdteil.     Berlin, 

A.  Schall,  1913.     Bespr.  v.  Dr.  Wilhelm  Stahl  D.  Kolztg.  XXXI  S.  70. 

38.  Zimmerer,  H.,  Moltke  und  der  Orient.     »Beiträge  zur  Kenntnis  des  Orients«,  Bd.  X, 

1913,   S.  i — 15.    So  lautet  der  Titel  des  Islam  IV  S.  445  Nr.  520  genannten  Artikels 
gegen  OA  Bd.  III  199. 


II.    Religion. 

(Anfänge    des  Islam,    Dogma,  Recht,  Mystik,  Zaubenvesen,  Kultus, 

Philosophie,   Beziehungen   zu    anderen  Religionen.) 

39.  Abdul  Haque,  Finality  of  the  Muslim  Law.    The  Review  of  Religions.    Qadian,  India. 

Nov.   19 13. 

40.  Arnold,  T.  W.,  The  preaching  of  Islam.    2.  ed.    Bespr.  v.  M.  G.  D.    RC  1913  (Nr.  52) 

570. 

41.  Blasi,  Istiluzioni  di  dirilto  musulmanc.      Citta  di  Castello,  S.  Lapi,  1914. 

42.  Blochet,  E.,  Etudes  sur  le  gnosticisme  musulman.     Paris  1913.     Buchausgabe  seiner 

Artikel  in  RSO. 

43.  de  Boer,  T.  J.,   Die  Entwickeliing  der  Gottesvorstellimg  im  Islam.     Die  Geisteswissen- 

schaften  i.   Quartal,  9.     1913. 

44.  Carusi,  Evaristo,  Sui  rapporti  fra  dirilto  romano  e  diritto  musulmano.    Estratto  degli 

Atti  della  Societä  Italiana  per  il  Progresso  delle  Scienze.   VII  Riunione.   36  S.    Roma. 
Tipografia  Nazionale,   1913.     Bespr.  v.  M.  Hartmann  WI  II  92. 

45.  Fahmy,  Mansour,  La  condition  de  la  femme  dans  la  tradition  et  V evolution  de  V islamisme. 

Paris,  Alcan,   1913. 

46.  Fathy,  Mahmoud,  La  Doctrine  musulmane  de  l'abus  des  droits,  Introd.  par  E.  Lambert. 

LXXX  u.  276  S.     Paris,  Paul  Geuthner,  1913. 


Kritische  Bibliographie.  263 

Bespr.  unter  dem  Titel  Die  Schikane  im  islamischen  Recht  von  Dr.  Ernst  Fehder 
WI  I  239  f.,  V.  HuART  RHR  LXVIII,  388—90.,  v.  KarlSüssheim  BZ  XXII  530!. 

47.  Faiz  Badruddin  Tyabji.  Principles  of  Muhammedan  Lau.'.  (Vgl.  Islam  IV  S.  331  Nr.  269.) 

Lobend  bespr.  von  A.  M.  in  »The  Law  Quarterly  Review«,  vol.  XXIX  p.  488. 

E.  Lüders. 

48.  Gabriel!,  G.,  //  Cadi  0  giudice  musulmano.    Rivista  Coloniale  II,  Nr.  3  und  4.    Rom 

15.  und  31.  August  1913. 

49.  Ghulam,  Ahmad,  Mirzil,  The  teachings  of  Islam,  a  Solution  of  five  fundamental  religious 

Problems  from  the  Muslim  point  of  view.  London,  Luzac,  1910.  Bespr.  von  Hu.\rt, 
JA  XI.  II,  386. 

50.  Goldziher,    Ignaz,  Die  islamische  und  die  jüdische  Philosophie  des  Mittelalters.    »Die 

Kultur  der  Gegenwart«,  I  5  (»Allgemeine  Geschichte  der  Philosophie«),  2.  verm. 
u.  verb.  Aufl.     Leipzig- Berlin  1913.     S.  301  bis  337. 

51, ,  Die  Religion  des  Islam.     »Die  Kultur  der  Gegenwart«,    I  3,  i  (»Die  Religionen 

des  Orients  und  die  altgermanische  ReHgion«),  2.  verm.  u.  verb.  Aufl.  Berlin- 
Leipzig  1913,  S.  100 — 145. 

52. ,  Katholische  Tendenz  und  Partikularisinus  im  Islam.  (Beiträge  zur  Religions- 
wissenschaft, hrsg.  V.  d.  Religionswissenschaft!.  Gesellsch.  in  Stockholm,  i.  Jahrgang 
(1913/14)  Heft  2,   S.  115  — 142.     Leipzig,  Hinrich,   1914. 

53.  Güterbock,  Carl,  Der  Islam  im  Lichte  der  byzant.  Polemik.     Bespr.  von  E.  Litt  mann 

HZ   (112.    Bd.)   3.    Folge    16.    Bd.,    570. 

54.  Graf,  Georg,  PsychologischeDefinitionenausdem^'>GroßenBiichedesNutzens«von  ^Abdallah 

ibn  al-Fadl  (11.  Jahrh.).  Aus  dem  Arabischen  übersetzt.  Baeumker-Festgabe.  Studien 
zur  Gesch.  der  Philos.  Clemexs  Baeumker  zum  60.  Geburtstage  gewidmet  von 
seinen  Schülern  und  Freunden.     Münster,  Aschendorff,   1913. 

55.  Hartmann,  M.,  Fünf  Vorträge  über  den  Islam.    Bespr.  von  E.  Littmann  HZ  (112.  Bd.) 

3.  Folge   16.    Bd.   S.   569. 

56. ,    Islam,  Mission,  Politik.    Bespr.  von  C.  Snouck-Hurgronje.    DLZ  1913,  20, 

von  Tr.  Mann  OLZ  16,  465. 

57.  Horten,  M.,  i.  Die  spekulative  und  positive  Theologie  des  Islam  nach  Razi  (f  1209) 
und  ihre  Kritik  durch  Ttisi,  Leipzig  19 12.  2.  Die  Hauptlehren  des  Averroes  nach  seiner 
Schrift:  Die  Widerlegung  des  Gazali,  Bonn  19 13.  3.  Das  philosophische  System  von 
Schirazi  (f  1640),  Straßburg  1913.  Bespr.  von  D.  S.  Margoliouth  JRAS  1914, 
186—192,   3.  auch  von  Bouvat  RMM  XXIV. 

58. ,  Texte  zu  dem  Streite  zwischen  Glauben  und  Wissen  im  Islam.    (Die  Lehre  vom 

Propheten  und  der  Offenbarung  bei  den  islamischen  Philosophen  Farabi,  Avicenna 
und  Averroes.)  Nr.  119  der  »Kleinen  Texte  für  Vorlesungen  und  Übungen«,  heraus- 
gegeben von  Hans  Lietzmann.     Bonn,  A.  Marcus  und  E.  Weber,  19 13. 

59. 1  Neues  zur  Modustheorie  des  abu  Häschim  (933  f).     Ein  Beitrag  zur  Geschichte 

der    Philosophie   im    Islani.^      Baeumker-Festgabe.     (Siehe  Nr.  54) 

60. ,  Theologisches  aus  dem  modernen  Islam.   TLZ  39  (19x4)1.    (Über  Abu!   Hudä's 

(geb.    1849)  Nur  al-insäf.) 

61. ,  Die  Philosophie  im  Islam.     (Forschungsbericht.)     »Die  Geisteswissenschaften« 

I.   Quartal,  8.     1913. 

62.  Huart,  Cl.,  Superstitions  et  Rites  populaires  des  Arabes ante-islamiques.  L'Ethnographie, 

1913,  Nouvelle  serie  i. 

63.  Kamaluddin,  Khwaja,  (Editor  of  the  »Islamic  Re\dew«,  London).  Islam,  Christianity , 

and  other  Religions  of  the  World.    AR  Jan.  1914,  58^ — 61.    (To  be  continued.) 
64- ,  Special  features  of  Islam.    A  paper  read  at  the  Sixth  Congress  of  Rehgions  in 


264  Kritische  Bibliographie. 

Paris  on  July  19,  1913.    (Zuerst  erschienen  Islamic  Review  Sept.  1913.)   AQR  NS  II 

330—344- 

65.  Lammens,  Henry,  Fätima  et  les  filles  de  Mahomet.   Bespr.  v.  Gairdner  MW  III,  432, 

V.  M.  G.  D.  RC  1913  13/14,  V.  H.  Grimme  OLZ  16,  509. 

66.  —  — ,  Le  Berceaii  de   TIslam.   Siehe  Bespr.   v.  Nöldeke   S.  205.    Bespr.   v.  Alfred 

Jeremias  Theol.  Lblatt.   1914,  52. 

67.  Margoliouth,  D.  S.,  The  Early  development  of  Mohammedanism  ("The  Hibbert  lectures). 

London,  William  E.  Norgate,   1914.     276   S. 

68. ,  Pan-Islamisme.    (Proceedings  of  the  Central  Asian  Society.)    London,  Central 

Asian    Society,   22,  Albemarle   Street  W.,   1912. 

69.  Marty,  E.,  Les  Moundes  d' Amadou  Bamba.    Rapport  ä  M.  le  Gouverneur  general  de 

l'Afrique  Occidentale  (Coli,  de  la  Revue  du  Monde  Musulman).    Paris,  Leroux,  1914. 

70.  Meille,  G. E.,  GH  sforzi  verso  V emancipazione  nelV Islam  e  l'avvenire  dei  popoli  mussulmani. 

Bilychnis  (30  giugno  1913). 

71.  Mittwoch,  E.,  Zur  Entstehungsgeschichte  des  islamischen  Gebets  und  Kultus.    Bespr.   v. 

M.  Horten  TLZ  1914,    S.  38;    v.  J.  Low  OLZ  16,    508;    ausführlich  von  Fried- 
T  LÄNDER  u.  d.  T.  Mittwochs  Islamic  Liturgy  and  Cult.    JQR  IV  641 — 49. 

72.  —  ■ — ,  Abergläubische  Vorstellungen  usw.    Bespr.  v.  E.  Wiedemann  MGMN  54  XII  571. 

73.  Morand,  Marcel,  Le  droit  musulman  algerien  (rite  malekite);  ses  origines.    Bespr.  v. 

L.   BouvAT.     RMM  XXIV,  346. 

74.  Mu'attami,  Hajät-i  hairct-i  Mu/iammed.   Konstantinopel,  Bäjezid  Ma'ärif  Kitäb^änesi 

Als  im  Erscheinen  begriffen  angezeigt  Tanin  6.   Jahrg.  Xr.   1741. 

75.  M.,  De  beteekenis  van  de  leer  van  de  onfeilbaarheid  der  gemeente  in  den  Islam.    Scriptie 

gemaakt  voor  Prof.  Snouck-Hurgronje.     Indologenblad  5.  jaarg.  No.  7.  16.  Febr. 

1914- 

76.  Nicholson,  Reynold  A.,  The  Mystics  of  Islam.    186  S.    (The  Quest.  series.)   London, 

Bell,   1914.     Bespr.  The  Athenaeum  Xr.  4508  S.  403. 

77.  Nicolas,  A.  L.  M.,  Le  cheikhisme.  Fase.  III:  La  Doctrine.  (Extrait  de  la  RMM.)    Paris 

i'iii.    *><)  pagcs.    Bespr.  v.  Huart  JA  XI  II,  384. 

78.  Ostruntoff,  N.  P.,  Islamica,  Nr.  3:  Kormi;  der  religiös-juristische  Kodex  der  Muhamme- 

daner;  Teil  I.     Russisch.     160  S.     Taschkent  191 2. 

79.  Passadoro,  Ettore,  Le  aberrazioni  deW  Islamismo.    Marabutti  e  conjraternite  religiöse. 

Kivista   d'ltalia,    Rom,    15.    Okt.    1913,   S.   481 — 514. 

80.  Ratto,  Mario,  Maometto,  il  Corano  e  la  Libia.   Nuova  Antologia,  anno  48.    Fase.  lOOO; 

16.  Agosto  1913,  p.  663 — 672. 

Etwas  antiquierte  Schilderung  Muhammeds  als  Auftakt  zu  ultraislamfreundlichen 
kolonialpolitischen  Ideen.  Empfiehlt  unter  anderem  das  islamische  Wasserrecht,  das  sich 
ja  auch  in  Dcutsch-Ostafrika  bewährt  hat.  Becker. 

81.  Rice,  W.  A.,  \4li  in  Shi'ah  tradition.    MW  IV  27—44. 

Lehrreiche  Auszüge  aus  y>The  Life  and  Religion  of  Mohammed  as  contained  in  the 
Shi^ah  Traditions  of  the  Hyat-ul-Quloob«  (des  Muhammad  Bäqir  Ma^lisl  geb.  1627 
A.  D.).  Translated  from  the  Persian  by  Rev.  James  L.  Me  rrick,  for  eleven  years  missionary 
to  the  Persians;  Member  of  the  American  Oriental  Society.  Boston,  Phillips,  Samson  and 
Company.  i8-;o.  H.  Ritter. 

82.  Ritzenlhaler,  M.,  Die  weltgeschichtliche  Bedeutung  des  Islam.    Religion  und  Geistes- 

kultur 1914,  30 — 37. 

83.  de  Rochebrune,  Mm«-  A.,  Le  Calvaire  de  TIslam.    Paris,  Plon-Xourrit,  1913. 

84.  Römsr,  Hermann.   DU  Bäbl-Behä'l;  die  jüngste  muhammedanische  Sekte.     Potsdam 

1912.    XII  u.  192  S.    Bespr.  v.  Tr.  Mann  WI  I,  242 — 244. 


Kritische  Bibliographie.  26 ^ 

85.  Sauter,  Konstantin,  Aiicennas  Bearheitung  der  Aristotelischen  Metaphystik.     Freiburg 

191 2.     Bespr.  V.  M.  Horten  Z.  f.  Philosophie  und  philos.  Kritik  152,  12S.    ZDMG 
66,  4,   175.     TLZ  1913,   173. 

86.  Sc\iaaA&  \.,  Ishim  und  Alkohol.  (Antrittsvorlesung,  gehalten  am  1 1 .  12.  1 1.  in  Breslau.) 

Sonntagsbeilage  Nr.  36  zur  Vossischen  Zeitung  Nr.  454,  7.  Sept.  1913. 

87.  Schmidt,    A.    E.,    Abriß   der  Geschichte    des  Islam    als  Religion.     (OMepivii    iiCTOpin 

ncnajia,    KaK^b  peaiirin.)     MI  I  185 — 202,    562 — 581.     Fortsetzung    der   in  Islam 

III  309  besprochenen  Arbeit. 

In  drei  weiteren  Kapiteln  bespricht  der  Verfasser  die  neben  dem  Koran  existierenden 
Quellen  des  muhammedanischen  Rechtes:  die  Sunna,  verkörpert  in  den  Hadlten,  das 
Igniä'  und  das  Qijäs.  Auch  der  Versuch  des  Qädi  Hu  sein  in  der  Mitte  des  11.  Jahrhunderts, 
auch  noch  das  Gewohnheitsrecht  als  fünfte  Rechtsquelle  einzuführen,  wird  kurz  erwähnt.  — 
Es  wird  dann  weiter  erörtert  die  Bedeutung  des  Fiqh  und  seiner  Pflichtenlehre  sowie  die 
Entstehung  und  Bedeutung  der  Rechtsschulen.  Nach  einer  Darstellung  der  Weiterent- 
wicklung der  Dogmatik  durch  das  *Ilm  al-*aqä'id  und  der  Scholastik  durch  den  Kaläm, 
insbesondere  der  bedeutsamen  Rolle,  die  den  Mu'taziliten  dabei  zufiel,  widmet  der  Ver- 
fasser das  Schlußkapitel  seiner  Arbeit  den  beiden  Vereinigern  der  sich  widerstreitenden 
Richtungen,  al-As'arl  und  al-Maturidi  und  ihren  Nächfolgern.  F.  F.   Schmidt. 

88.  SqW,  k\t\anAtr,  The  early  Islam.    The  African  Times  and  Orient  Review.    June  1913. 

89.  Sureau,  Rene,  A'o/f  sur  la  langiie  arahe.  RT,  20.  annee  Nr.  loi  (septembre  1913)  S.  517 

—519. 

Das  »Arabische«  ist  eine  »tote  Sprache«,  die  nur  künstlich  dadurch  am  Leben  er- 
halten wird,  daß  sie  eben  Sprache  des  Korans  und  damit  Schriftsprache  geworden  ist. 
Das,  was  wirklich  lebt,  sind  die  Dialekte,  die  sich,  wenn  auch  nur  langsam,  aus  ihr  ent- 
wickelt haben:  Tunesisch,  Algerisch,  Marokkanisch  (und  das  Ägyptische  und  Svrische? 
D.  Ref.).  Diese  aber  werden  von  Orientalen  und  Orientalisten  als  minderwertig  (mauvais 
patois)  betrachtet.  Man  solle  aber  dahin  wirken,  daß  diese  Volksstämme  endlich  die  übliche, 
ihnen  unbequeme  und  selbst  den  Gebildetsten  häufig  unverständliche  Schriftsprache  auf- 
geben und  lernen,  in  ihrer  eigentlichen  Muttersprache  —  und  nur  in  der  kommt  ihr  Denken 
und   Fühlen   richtig  zum  Ausdruck  —  auch  zu   schreiben.  R.  Mielck. 

90.  Tolstoi,  Hiikum  en  Neb i  Mohammed.  Lil  filosüf  Tolstoi.    79  S.    Cairo  1913.    Bespr.  v. 

Metry  S.  Dewairy  MW  IV,  105. 

91.  V.  Voltolini,  Graf  F.  L.,  Ein  Reformator  des  Islams.  Nord  und  Süd,  Septemberheft  19 13. 

Eine  teilweise  etwas  übertriebene  und  phantastische  Schilderung  der  Senussi  und 
ihres  Einflusses  auf  die  moderne  regeneratorische  Bewegung  des  Islams.  Beschreibung 
des  Sitzes  des  Ordens,  der  Oase  Kufra,  und  des  Lebens  und  Treibens  dortselbst,  ins- 
besondere des  Verkehrs  mit  dem  Oberen  des  Senussiordens,  dem  Mahdi  Sidl  Ahmed  'Ali, 
dem    Reformator    des    Islam   —    basierend    auf    Berichten    von    Augenzeugen. 

F.  F.   Schmidt. 

92.  Wenger,  L.,  Eidesformeln  aus  arabischer  Zeil.    Zeitschr.  d.  Savigny-Stiftung  XXXII, 

361  f. 

93.  Wundt,  W.,  u.  a.:    Allgemeine  Geschichte  der  Philosophie.    Die  Kultur  der  Gegenwart, 

Teil  I.  5.    2.  Aufl.     Bespr.  v.  Horten  OLZ  1913,  506. 

94.  „Jurist",      Western  influences  on  Moslem  law.     MW  III,  350 — 366. 

I.  Der  Einfluß  des  römischen  auf  das  mushinische  Recht.  Trotz  der  Menge  rönüscher 
Rechtsformen,  die  sich  im  Fiqh  wiederfinden,  auf  die  der  Verf.  aufs  neue  aufmerksam 
macht,  dürfte  es  doch  irreführend  sein,  das  Justinianische  Recht  geradezu  als  der  »sari'a 
zugrunde  liegend«  zu  bezeichnen. 

Islam.     V.  ,0 


256  Kritische  Bibliographie. 

II.  Europäischer  Einfluß  auf  die  islamische  Gesetzgebung  im  19.  s. ;  die  Tanzimät. 

III.  Europäisches  Rechtsstudium  von  Muhammedanern.  Mahmoud  Fathy's 
»Abus   des   Droits«;    M.    Lambert   u.    s.    Schule.  H.  Ritter. 

95.  N.  N  ,    The  Muslim  Ideal  of  Life  in  a  Nutshell.    The  Review  of  Religions.     Qadian, 

India,  Nov.   191 3. 

III.  Geschichte  und  Kulturgeschichte. 

96.  'Ali  Hasan,  Sesh  Nabi  (the  last  prophet)Calcutta,  Mahiuddin  Hossein  (rationalistische 

Muhammedbiographie).      Bespr.  v.  J.  Takle  MW  III,  437. 

97.  Agatljanz,  Archiv  der  armenischen  Geschichte  Bd.  XI.    In  armenischer  Sprache.    Tiflis, 

At^an.    10 14. 

98.  Amedroz,  H.  F.,  Abbasid  admimstration  in  iis  decay,  from  the  Tajarib  al-umam.    JRAS 

1913,  S.  S23 — 842. 

Mitteilung  zweier  Abschnitte  aus  den  Tagärib  al-^ttmam  (Gibb  Mem.  VI  135 — 41  u. 
16S — 70),  der  erste  auch  in  Übersetzung.  Im  Anschluß  daran  werden  unter  Heranziehung 
anderen  Materials  folgende  Termini  technici  näher  untersucht:  fiaqq  bau  al-mäl,  dhtuln 
al-dimam,  ^ibra,  tmirtaga'a,  masäli/i,  taqsTt,  maräfiq  und  mu^ämara.  —  Vgl.  zu  dieser  ver- 
dienstvollen Studie  auch  den  Artikel  von  C.  H.  Becker,  oben  S.    88.  R.  Mielck. 

99.  Babut,   A.,   La  fin  de  la  monnaie  d'Omdoiirman  (Omine-Dimian,  Soudan)  soiislekhali/e 

Abd-Allah-et-Taaischi  (1885 — 1898).     Revue  beige  Kum.   1912  p.   157 — 168,  fig. 

100.  Becker,  C.  H.,  Die  Araber  als  Kolonisatoren.     Jahrb.  ü.  d.  deutsch.  Ko!.  VII,  197  IT. 

101.  Blyth,  Estelle,  Jerusalem  and  the  Crusades.   111.  2S0  S.   Edinb.,  London,  Jack,   1913. 

102.  Brooks,  Arab  occupation  of  Crete.     English  Hist.  Rev.  1913  July. 

103.  Bury,  J.  B.,  A  History  of  the  Eastern  Empire  from  the  fall  of  Irene  to  the  accession  of 
Basil  I  (A.  D.  802 — 867).  XVI,  530  S.  London,  Macmillan,  1912.  Bespr.  v. 
A.  Vasiljev  BZ  XXII  501  fT. 

104.  Caetani,  Leone,  Principe  di  Teano.  Annali  delt  Islam.  Vol.  V.  Mailand,  Hoepli,  1912. 
532  S.  Bespr.  v.  M.  Hartmann  Wl  1  247  f.  \'o\.Xl  Indice  dei  voliimi  III,  II' e  l'. 
Anni  13 — 23  H.    VIII,  218  S.,   1914. 

105. ,  Chronographia  Islamica,  Fasz.  1  und  11.   Bespr.  v.  .M.  Haktmann  \\  I  I,  247; 

v.  JuvNBOLL  DLZ  XXXIV  46,  S.  2924;  V.  D.  S.  M(argoliouth)  JRAS  Okt.  1913, 

S.   1067;  V.  Snouck  HuRGRONjE  Museum  1913,  XX  11/12.    Fasz.  III,  anni  46 — 65 

IF.   =   13  marzo  666  —  7   agosto  685. 
106. ,  Sludi  di  Storia  Orientale.    Vol.  III  La  biograf'.a  di  Maometto  profeta  ed  7ipmo 

di    stato.      II    principio    del    Caiifalo.    —    La    Conquista  d' Arabia.       IX,     431    S. 

Hoepli,  Mailand,   1914. 

107.  The  Cambridge  Medicval  History.  Vol.  II.  Bespr.  v.  H.  E.  F.  Haves,  mit  besonderer 
Berücksichtigung  des  Kapitels  »Tiie  E.xpansion  of  the  Saracens«  von  C.  H.  Becker. 
MW   IV  S.  212. 

108.  de  Castries,  H.  Les  sources  inedites  de  l'histoire  du  Alaroc,  I. :  Dynastie  saadienne.  Bespr. 
v.  G.   Jacqueton,   Bibliotheque  de  l'Ecole  des  Chartes   1913,  LXXIV  3 — 4. 

109.  Chorcnskij,   M.,  Geschichte  Armeniens.    In  armenischer  Sprache.    Tiflis,  Parsjan. 

110.  Daumas,  E.,  I.a  femme  arabe.     Bespr.  v.  L.  Bouv.\t  RMM  1913,  XXIV  345. 

111.  Dozy,  Reinhart,  Spanish  Islam:  a  History  of  the  Moslems  in  Spain.  Translated,  with  a 
Biographical  Introduction  and  Additional  Notes,  by  Francis  Griffin  Stokes. 
Chatto  und  Windus.     Bespr.  The  Athenaeum  Nr.  4508,  S.  403. 

112.  de  Fontenay,  Fr.  le  Sage,  Kulturhistoriske  Betragtninger.     Nordisk  tidskrift   1913, 
177 — 2U7. 


1 


Kritische  Bibliographie.  20/ 

In  einer  eingehenden  Kritik  über  das  jetzt  abgeschlossene  Werk  VerdensknUuren 
(Die  Weltkultur)  zieht  der  Verf.  (p.  195 — 200)  die  großen  Linien  für  eine  Darstellung  des 
Einflusses  des  Islam  auf  die  europäische  Kultur  in  materieller  und  geistiger  Hinsicht. 

J.  Pedersen. 

113.  Ferrari,  G.,  Le  hattaglie  dei  DardanelH  (1656—57).     240  S.,  ill.     Roma  1913. 

114.  Fischer,  A.,  Die  Quitte  als  Vorzeichen  bei  den  Persern.   ZDMG  67,  681  ff.    Vgl.  Nr.  143. 

115.  QarTigou-Qrandchamp,P ,, Documents relati fs ä la fin de r occupationespagnole ejiTunisie 
(1569—1574).     RT  1914  (Nr.  103).  3—13. 

116.  Grimaldo,  C.  Le  traitative  di  una  pacificazione  tra  la  Spagna  e  iTurchi  in  relazione 
con  gl'interessi  veneziani  diirante  i  primi  anni  della  guerra  di  Candia  (1645 — 1651). 
Nuovo   Archivio   Veneto,    settembre    1913. 

117.  G[ueslJ,  A.  R.,  A  Servian  Embassy  to  Egypt  in  the  Fourteenth  Century.  JRAS  191.3, 
1047  f. 

Kurze  Mitteilung  einer  Stelle  aus  einer  handschriftlich  erhaltenen,  anonymen,  zeit- 
genössischen Geschichte  Ägyptens  (vgl.  JRAS  1901,  91)  über  eine  sonst  nirgends  erwähnte 
serbische  Gesandtschaft  an  as-Srdih,  Sohn  des  Muh.  b.  Qalä'ün,  im  Jahre  745  H.  = 
1344  D.  R.  Mielck. 

118.  Hambarian,  P.  H.,   Die    Armenier  unter  der   arabischen   Herrschaft.      Huschardzan, 

Festschrift  usw.  (vgl.  Nr.  429)  Nr.   13.    S.   244. 

119.  Hatzidakis,  G.N.,  AwXe^i;  ~trj\  -roO  KpT|Ti7.oü  7:oÄEfj.o'j  (1645 — 1669).  Athen,  Sakellarios, 

i'iii».    40  S.    Bespr.  V.  JoH.\NNES  E.  Kalitsunakis.    MSOSAs.  XVI.  1913,  2i.:i — 216. 

120.  Y\i\rt\0\i,]\.¥.,  Weltgeschichte.  Zweite,  neubearbeitete  und  vermehrte  Auflage.  Leipzig 
und  Wien,  Bibliographisches  Institut,  1913.  Zweiter  Band.  Westasien.  IL  West- 
asien im  Zeichen  des  Islam  von  Dr.  Heinrich  Schurtz  (f).  Neubearbeitet  von 
Dr.  Hugo  Grothe.  S.  241 — 413.  IV.  Die  Entstehung  des  Christentums  und  seine 
östliche  Entfaltung  von  Geh.  Konsistorialrat  Prof.  D.  W.  Walther.  S.  430 — 487. 
V.  Die  Kreuzzüge  von  Dr.  C.  Klein.     S.  4S8 — 549. 

121.  Herrmann,  A.,  Ein  alter  Seeverkehr  zwischen  Abessinien  und  Süd-China  bis  zum  Beginn 

unserer  Zeitrechnung.  (S.-A.  aus  Ztschr.  Ges.  f.  Erdk.  Berlin  1913.)  Vgl.  OLZ  1913,  523. 

122.  de  la  Jonquiere,  Vicomte,  Histoire  de  l'Empire  Ottoman  deptiis  les  origines  jusqu'a 
710S  jours.  Nouvelle  edition,  entierement  refondue  et  complHee.  2  Bde  in  16°,  6  Karten, 
472  u.   732   S.     Paris,  Hachette,   1914. 

123.  Huart,  Cl.,  Superstitions  et  Rites  populaires  des  Arabes  ante-islaniiques.  L'Ethno- 
graphie  (Alen^on)  Nr.   i,  1913. 

124. ,   Histoire  des  Arabes.    T.  I.    Paris,  Geuthner,  1912.     Bespr.    v.    Barthelemy 

R.  Hist.  1914,  148;  Brockelmann  LZB  1913,  19;  H.  Guern  Polybiblion  1913, 
CXXVII  3;  H.  Hirschfeld  JRAS  1914,  192 — 195;  A.  J.\ussen  Revue  Biblique 
Internationale  1913;  S.  Reinach  Revue  Critique  des  Livres  Nouveaux  1913,  5. 

125.  —  — ,  T.  II  accompagne  d'une  carte  1913.  Beide  Bde  bespr.  v.  Houtsma  Museum 
21,    142. 

126. ,  Geschichte  der  Araber.      Band   I.     Autorisierte   Übersetzung  von  Sebastian 

Beck  und  Moritz  Färber.     Leipzig,  K.   F.   Kochler,   1914. 

127.  ]akoh,  G.,  Die  Herkunft  der  Silhouettenkunst.     Bespr.  v.  Houtsma  Museum  21,   194; 

J.    RODENBERG    OLZ    XVII,    85. 

128.  Idelsohn,  A.  Z.,  Die  Maqamen  der  arabischen  Musik.  Sammelbände  der  internationalen 
Musikgesellschaft,    Jahrg.    XV,    Heft    i,    S.    i — 63. 

Sehr  sorgfältige  fachmännische  Untersuchung.  H.  Ritter. 

129. ,  Die  Makamen  in  der  hebräischen  Poesie  der  orientalischen  Juden.    MGWJ  191 3, 

S.  314  ff. 

Wohlbekannt  sind  in  der  arabisch-persischen  Musik  die  »Maqämät«  alstermini  technici 


258  Kritische  Bibliographie. 

bestimmter  Tonarten,  wie  sie  seit  dem  12.  Jahrhundert  zur  Bezeichnung  der  Sang\\eise 
den  einzelnen  Gedichten  der  Diwane  vorangestellt  werden.  Der  Verfasser  behandelt  ihren 
Ursprung  und  ihre  Bedeutung  und  weist  nach,  wie  seit  dem  Diwan  des  Israel  Nagara  im 
16.  Jahrhundert  dieselben  Bezeichnungen  auch  in  die  profane  und  sogar  synagogale  Poesie 
der  syrisch-türkischen,  mit  alleiniger  Ausnahme  der  jemenitischen,  Juden  eingedrungen 
sind.  Eine  Tabelle  am  Schluß  gibt  die  Maqämät  der  Pijjutim  zu  den  einzelnen  Paraschen 
an,  wie  sie  nach  dem  Ritus  der  Gemeinde  in  Aleppo  übUch  sind.  W.  Windfuhr. 

130.  V.  Kraelitz,  F.  Das  osffianische  Herrscherhaus  und  die  Gründung  des  osmanischen 
Reiches.     Üsterr.  Monatsschr.  f.  d.  Orient  1914  Nr.  1/2. 

131.  Le  Coq,  A.  V.,  Bemerkungen  über  türkische  Falknerei.      Baeßler-Archiv  191 3,  IV,  i. 

132.  Lttm.n%V.\,  Maurs  arabes.  Scenesvecues.  Paris.  Albin  Michel,  1913.  Table  des  chapitres: 
L'äme  de  la  femme  arabe.  —  Le  pudern.  —  La  vie  ä  la  maison.  —  La  jeune  fille.  — 
Rarete  de  la  folie  chez  la  femme  arabe.  —  L'cpouse.  —  La  mere.  —  La  culture  morale 
et  intellectuelle  de  la  femme  arabe:  son  assimilation.  —  La  femme  arabe  devant  la 
litterature  frangaise.  —  Les  nomades.  —  La  galanterie  et  la  prostitution  chez  la  femme 
arabe.  —  Fran^aises  et  musulmanes.  —  Medecins  et  musulmanes.  —  L'avenir  de  la 
femme  arabe. 

133.  Lybyer,  Albert  Howe,  The  Ottoman  Empire  in  the  Time  of  Soleiman  the  Magnipcent. 
The  Harvard  Historical  Series  XVIII,  Harvard  University  Press,  Cambridge,  Mass. 
London,  Henry  Frowde,  1913.  Bespr.  v.  H.  D.  Jen k ins  American  Hist.  Review 
1Q13.  XIX,  i;  R.  G.  McClenahan  MW  IV  217. 

134.  Millosevich,  E.,  II  calendario  araho.     Bolletino  della  Reale  Soc.  Geogr.  191 3  II  i. 

135.  Monchicourt,  Ch.,  L'expedition  espagnole  de  1560  contre  l'ile  de  Djerba  III.  RT  \'i\J, 
(Xr.    103),   XXI,    14  ff.,    136  ff. 

Weitere  Besprechung  des  vorhandenen  historischen  Materials,  und  zwar:  1.  gleich- 
zeitige Drucke  und  Manuskripte;  2.  Werke  aus  der  Zeit  kurz  nach  der  Expedition  bis  zur 
Neuzeit.  R-  Mieick. 

136.  Morelli,  Caimine,  Agricoltura,  Industria,  Commercio  nella  storia  deW  Islam.  247  S. 
Xapoli,   Kiccardo  Ricciardi,   1913. 

137.  Östrup,  J.,  Islams  Kultur  1500 — 1900.  Verdenskulturen  VIII.  Bd.,  S.  617 — 652. 
Diese  Übersicht  gibt  ein  anschauliches  Bild  von  den  Kulturverhältnissen  der  islami- 
schen Länder  in  dieser  Periode  des  Verfalls.  Erstens  die  Ursachen  des  Verfalls:  im  Osten 
der  Mongolensturm,  im  Westen  die  Vertreibung  aus  Spanien,  für  Egypten  der  neue  Seeweg 
nach  Indien.  Dann  wird  die  emporkommende  Xation  der  Türken  charakterisiert;  die  Neu- 
bildungen, besonders  in  Literatur  und  Politik,  die  seit  Anfang  des  19.  Jahrhunderts  durch 
Auseinandersetzung  mit  der  europäischen  Kultur  entstehen,  werden  geschildert  für  die 
Türkei,  Persien,  Indien  und  Egypten.  Es  wird  gezeigt,  daß  die  unreife  Übernahme  der 
europäischen  Ideen  durch  die  liberalen  Parteien  der  islamischen  Welt  wenig  förderlich 
gewesen  sind.  Der  Verf.  entwirft  ein  lebendiges  Bild  von  den  gesellschaftlichen  Verhält- 
nissen :  Vergnügungen,  Festen,  Kunst,  Kleidertracht  usw.,  und  nach  Darstellung  der  neueren 
religiösen  Bewegungen  wird  mit  einem  allgemeinen  Vergleich  zwischen  europäischer  und 
islamischer  Kultur  und  einem  Bück  in  die  Zukunft  abgeschlossen.  J.  Pedersen. 

138.  P.  G.  G.,  Documcnts  divers  relati/s  ä  la  Croisade  de  Saint  Louis  contre  Tunis  (1270). 
Observalions   nouvelles.      RT    191 3   (Nr.    loo),   480!. 

Berichtigungen  und  Ergänzungen  zu  RT  1912  p.  384 — 394,  446 — 470.       R.  Mieick. 

1 39.  Reil,  Theodor,  Beiträge  zur  Kenntnis  des  Gewerbes  im  hellenistischen  Ägypten.  Leipziger 
Dissertation   1913.      Bonn-Leipzig,   Buchdruckerei  Robert  Noske,  211    S. 
Vortreffliche  Arbeit  aus  der  Schule  Ulrich  Wilcken's.     Sie  findet  hier  aus  zwei 

Gründen  Erwähnung.  Erstens  werden  verschiedentlich  Papyri  aus  islamischer  Zeit  benutzt; 


Kritische  Bibliographie.  200 

mancherlei  gilt  also  auch  für  die  Anfänge  der  Kalifenzeit;  zweitens  erwachsen  die  islamischen 
Gewerbeverhältnisse  unmittelbar  aus  dem  Späthellenismus.  So  sind  z.  B.  die  Darlegungen 
über  das  Textilgewerbe,  über  Herstellung  von  Ölen  und  Salben  und  anderes  unschätzbar 
für  die  Erklärung  der  zahlreichen  uns  erhaltenen  arabischen  Nachrichten.  Ich  werde  bei 
VeröffentHchung  meines  Materials  auf  Reil's  nützliche  "Arbeit  ständig  zurückzugehen 
haben.  Oft  geäußerte  Wünsche  sind  jetzt  durch  Reil,  Gelzer  und  andere  erfüllt.  Es 
wird  jetzt  an  uns  Orientalisten  Hegen,  die  historische  Kontinuität  Hellenismus-Islam 
wirkUch  zu  beweisen.  Becker. 

140.  Reitemeyer,  Else,  Die  Städtegründungen  der  Araber  im  Islam.  Bespr.  v.  H.  v.  MziK. 
OLZ   i(),  459. 

141.  Rinaldi,  Luigi,  Influenza  araba  in  Italia,  nella  vita,  nella  cultura  e  nella  lingiia.  Macerata 
tipogr.  Giorgetti.     24  S.     1913/4. 

142.  San  Nicolö,  Mariano,  Ägyptisches  Vereinswesen  zur  Zeit  der  Ptolemäer  und  Römer. 
Bd.  I.     München,  Beck,  1913.     Bespr.  v.  Albert  Stöckle,    BZ  XXII  3/4,    511  ff. 

143.  Schwarz,  P.,  Traum  und  Traumdeutung  nach  '■Abdalqani  an-Näbulusi.  ZDMG  67, 
473  ff- 

Auszüge  aus  'Abd  al-Gani's  (t  1 143/1730)  Kitäb  ta'-ßr  al-anäm  fi  ta'bJr  al-manäm, 
im  Anschluß  daran  Diskussion  des  Problems  der  Quitte  als  Vorzeichen  (vgl.  ZDMG  61, 
427;  753;  849  und  65,  53),  das  jedoch  erst  A.  Fischer  in  ZDMG  67,  6S1  ff.  befriedigend 
gelöst  hat  (s.  Nr.  114).  Derselbe  verheißt  auch  eine  eingehende  Kritik  des  ScHWARZschen 
Aufsatzes  0-  E.  Graefe. 

144.  Sienkiewicz,  Henryk,  Pan  Michael.  Lüttes  de  la  Pologne  contre  C Orient  Musulman. 
Nouvelle  edition  ornee  de  dix  dessins  hors  texte,  par  Martin  van  Maele  et  d'un 
couverture  illustree  par  le  meme.     600  S.     Paris,  Paul  Ferdinande,  1914. 

145.  Thallöczy,  Ludwig  von,  Studien  zur  Geschichte  Bosniens  und  Serbiens  im  Mittelalter, 
übersetzt  von  Franz  Eckhart.  478  S.  München  und  Leipzig,  Duncker  u.  Humblot, 
1914. 

146.  Thorning,  Hermann,  Beiträge  zur  Kenntnis  des  islamischen  Vereinswesens  auf  Grund 
von  Bast  MadaJ  et-Taufiq.     TB   Bd.  16. 

147.  Wellesz,  Egon,  Orientalische  Einflüsse  in  der  Musik  der  Gegenwart.   Österr.  Monatsschr. 

f.  d.  Orient.     19 14,  Nr.  1/2. 

148.  Wiener,   Alfred,    Altarabischer  Brauch    in    der   ägyptischen    Zigeunerjustiz.       \\l  I, 

S.  2X1 — 215. 

Sir  Eldon  Gorst  {Reports  1908)  und  Mahmoud  Fathy  {La  doctrine  musulmane 
de  l'abus  des  droits)  berichten  von  einem  eigenartigen  Brauch  der  Zigeuner  in  Ägypten, 
Rechtsstreitigkeiten  zu  erledigen.  Fathy  schreibt  nach  Verf.  folgendes:  »Wenn  ein  Streit 
zwischen  zwei  Gliedern  dieses  Stammes  losbricht,  spielt  sich  ein  seltsamer  Zweikampf 
unter  ihnen  ab.  Sie  treffen  sich  am  Ufer  des  Nils.  Nachdem  sie  dort  mit  ihren  mit  Gold- 
stücken gefüllten  Börsen  angekommen  sind,  steigen  alle  beide  von  ihren  Zeugen  begleitet 
zu  Schiff.  Sind  sie  dann  mitten  auf  dem  Nil.  so  wirft  der  eine  von  ihnen  ein  Goldstück 
in  den  Fluß;  der  andere  macht  das  nach  und  der  Zweikampf  geht  so  lange  weiter, 
bis  der  Vorrat  eines  der  beiden  Streiter  erschöpft  ist.  Dieser  wird  dann  für  besiegt  erklärt.« 
Wiener  sucht  nun  mit  Hinweis  auf  die  Munägada  (Goldziher,  Muh.  Sind.  I,  57,  Anm.  2) 
und  das  Ta'äqur  (ebenda  S.  60)  nachzuweisen,  daß  es  sich  hier  um  einen  altarabischen, 
vorislamischen  Brauch  handelt.  R.  Mielck. 

149.  Zaidän,    Girgi,  Kitäb  ia'rlk  ädäb  al-luga  al-'arabija,  al  guz'  at-täht.     Kairo  1913. 
150. ,  Islämy/'/  mädäniijät  tärlhi.    (kauk.-türk.  Übers,  von  Baghiroff,   I,  i.  Baku, 

Aliekberoff   19 14. 

I)  Zusatz  bei  der  Korrektur:  Inzwischen  erschienen   (a.  a.  0.  68,  275). 


270  Kritische  Bibliographie. 

IV.    Naturwissenschaften  (inkl.  Mathematik  und  Medizin). 

151.  Barthas,  Th.,  El-Tor,  barriere  sanitaire  au  retour  de  la  Mecqiie.   Presse  Medicale,  4.  IX. 
1912. 

In  El-T6r,  wo  seit  Jahren  umfangreiche  und  vortrefflich  organisierte  Quarantäne- 
anlagen gegen  Pest  und  Cholera  bestehen,  ist  durch  die  Energie  des  bekannten  M.  A.  Ruffer 
ein  gewaltiger  Arbeitsaufschwung  erzielt  worden.  Jetzt  werden  jährlich  30  000  heim- 
kehrende Pilger  samt  ihren  Reiseeffekten  desinfiziert,  1 1  Tage  hindurch  beobachtet  und 
nötigenfalls  behandelt.  Welcher  Wandel  !  Als  Ref.  vor  31  Jahren  aus  dem  schwer  cholera- 
verseuchten Samarang  (Java),  allerdings  mit  reinen  Papieren,  auf  der  Reede  von  Suez 
ankam,  wurden  seitens  der  englischen  Behörden  ein  Tag  Quarantäne  und  einige  sehr  groß- 
zügige Bepinselungen  der  inneren  Schiffswände  mit  Chlorkalklösung  für  prophylaktisch 
ausreichend  erachtet  !  E.   Seidel. 

152.  Bergsträßer,  G.,   I/unain   ibn  Is/iäk  und  seine  Schule.    Bespr.  v.  B.  Violet.     OLZ 
16,  458. 

153.  Blind,  A.,  L' Orient  vu  par  un  medecin.   Egypte,  Palestine,  Syrie.  Avec  12  planches  hors 
texte.     Paris,  A.  Maloine,   191 3. 

154.  Canaan,  T.,  Betrachtungen  bei  einer  Dengue fieber-Epidemie  in  Jerusalem.   Arclü\-  für 

Schiffs-  und  Tropenhygiene   Bd.    17  (1913)1,   S.   20 — 25. 

Verf.  neigt  mit  Recht  der  Ansicht  zu,  daß  es  sich  bei  dieser  Epidemie,  deren  \'er- 
breitungshöhe  in  die  10  Sciroccotage  des  Oktoberanfanges  fiel,  und  die  auch  nach  Hebron 
übergriff,  in  Wirklichkeit  das  klinisch  ja  sehr  verwandte  und  hier  vielleicht  zum  ersten 
Male  auftretende  Pappatacifieber  gewesen  sei.  Dessen  Erreger,  die  Phlebotomusmücke, 
ist  an  Ort  und  Stelle  vorhanden,  der  Blutbefund  spricht  nicht  dagegen,  auch  befremdet 
das  Fehlen  des  sonst  bei  Denguebeginn  so  charakteristischen  Symptomes  der  urplötzlich 
auftretenden  Gelenkschmerzen ,  wofür  dem  Ref.  erst  kürzhch  Herr  D.  Sag'an  ein 
sehr  drastisches  Beispiel  aus  seiner  Heimat,  einem  Orte  bei  Saida ,  mitteilte.  Diese 
Krankheit,  abii  rokab,  hat  übrigens  nach  dem  Chronikschreiber  al-öabarti  (f  1822)  zum 
ersten  Male  i.  J.  1779  in  Kairo  grassiert.  E.  Seidel. 

155.  Clunet  et  Trollant,  Le  Cancer  au  Maroc.     C.  R.  de  l'Assoc.  Prang,  pour   l'etudc    du 
Cancer,   191 2. 

Bei  den  Berbern  tritt  das  Karzinom  mit  Vorhebe  im  Gesicht,  nicht  aber  trotz  der 
an  ihr  sehr  häufigen  syphilitischen  Geschwüre  an  der  Zunge  der  Männer,  und  an  der  Brust 
beider  Geschlechter  auf,  selten  dagegen  in  den  Verdauungs-  und  Gebärorganen.  In  der 
Tadkira  des  Abül-*Alä  ibn  Zohr  (f  1131  n.  Chr.)  wird  der  Krebs  noch  nicht  unter 
den  aufgezählten  Stanmikrankheiten  des  Landes  erwähnt.  E.   Seidel. 

156.  Conor  et  Benazet,  Enquete  sur  la  bilharziose  en  Tunisie.    Foyer  de  Nefzaoua.    Arch. 

Inst.    Pasteur   de   Tunis,    191 2,   Nr.    13. 

Langenon,  M.,  Mission  parasitologique  en  Tunisie  (Sept.  bis  Okt.   191  >)•    Arch.  de 

Parasitologie,   1912,  Nr.   3. 

Die  Tatsachen  einerseits,  daß  die  erstgenannten  Autoren  den  im  Titel  bezeichneten 
Bilharzioseherd  mit  61  Erkrankungen  entdeckt  haben,  im  besonderen  aber  die  6  Fälle 
von  Bilharziose  der  Harnwege,  die  Langenon  in  der  Oase  Gafsa  beobachtete,  anderer- 
seits, daß  die  arabischenÄrzte  des  Mittelalters  sämtlich  demBlutharnen  ein  mehr  oder  weniger 
ausführhches  eigenes  Kapitel  widmen,  bestärkt  den  Ref.  in  der  lange  gehegten  Vermutung, 
daß  die  Bilharziose  eine  sehr  alte  Krankheit  der  mohammedanischen  Länder  sei.  E.  Seidel. 
157.  Dr.  Dingizli,  ein  tunesischer  Arzt,  hat  laut  einer  Mitteilung  der  »Medizinischen  Klinik«, 

Jahrg.  1913,  Nr.  39,  ein  Rezept  des  Ibn    Sinä  gegen  Diabetes  in  einer  Studie  der 

Pariser  Akademie  der  Wissenschaften  vorgelegt.  Das  im  wesentlichen  aus  Wurmsamen 


Kritische  Bibliographie.  271 

und  Lupine  bestehende  Medikament  soll  nun  auf  der  Klinik  des  Prof.  A.  Robin  mit 
gutem  Heilerfolge  angewendet  worden  sein.  E.   Seidel. 

158.  Preise,  W.  (Bonn),  Die  Epidemiologie  der  asiatischen  Cholera  seit  1S99  (VI.  Pandemie.) 

Beiheft  5  zum  Arch.  f.  Schiffs-  u.  Tropenhygiene,  Bd.  17  (1913),  81   S. 

Die  ebenso  gründliche  wie  fleißige,  in  modernisiertem  Aug.  HiRSCHSchem  Geiste 
geschriebene  Studie  orientiert  über  die  jeweiligen  Okkupationsgebiete  und  Verbreitungs- 
wege des  Cholera^asiatica-Zyklus  der  Jahre  1899 — 191 1.  Aus  dem  reichen  Tatsachen- 
material interessieren  uns  besonders  die  im  Higäz,  Ägypten  und  Syrien  auftretende  Seuche 
von  1902  (S.  16 — 21),  die  syrisch-mesopotamische  von  1903  (S.  23 — 28),  der  zu  früher 
gewaltig  kontrastierende  Einfluß  der  seit  1896  in  Indien  bestehenden  Schutzmaßregeln 
für  die  ausgehenden  Pilger  (S.  35  f.),  die  Mekkaseuche  von  1908  (S.  38  f.),  die  persisch- 
mesopotamisch-türkische  von  19 10  (S.  51 — 54)  und  die  arabisch-kleinasiatische  von  191 1 
(S.  59 — 61).  Von  größerem  Belang  sind  auch  die  graphische  Darstellung  der  mit  der  Rück- 
kehr der  Pilger  von  'Arafa  und  Munä  steil  aufsteigenden  Mortalitätskurve  für  Mekka, 
einschließlich  der  Todesfälle  in  Munä  (S,  68)  sowie  der  Bericht  über  den  brutalen  Kordon- 
bruch mit  a  tempo  erfolgtnder  Einschieppung  einer  schweien  Cholera  (mindestens  70000 
Opfer)  nach  Persien  durch  den  hohen  schiitischen  Geisthchen  Agä  Fädil  i.  J.  1904  (S.  27). 

E.   Seidel. 

159.  Gabbi,  Umberto,    Maladies  tropicales  a  Tripoli.     Bulletin   Soc.   Pathol.  exot.,   191 1, 

Nr.   IG. 

Aufzählung  der  in  Tripolitanien  vorkommenden  und  durch  den  transsaharischen 
Verkehr  aus  dem   Inneren  eingeschleppten  tropischen  Krankheiten.  E.   Seidel. 

160.  Holländer,  Eugen,  Bemerkungen  zu  einem  alten  persischen  Anatomiebild.    Mit  i  Abb. 

Archiv  für  die  Geschichte  der  Maturwissenschaften  und  der  Technik.  Bd.  VI  (Sudhoff- 

Festschrift)  p.   18S — 194. 

Verf.  beschreibt  eine  in  Japan  gekaufte  umfangreiche  persische  Leinwandtafel  mit 
anatomischen  Abbildungen,  von  denen  die  zentrale,  vorn  geöffnete  Hauptfigur  in  ihren 
äußeren  Umrissen  künstlerisch  korrekt,  im  Detail  der  großen  Eingeweide  dagegen  schema- 
tisch und  fehlerhaft  ausgeführt,  aus  älterer  Zeit  und  sicher  von  einem  Vertreter  der  immer 
bekannter  werdenden  nationalen  Malschulen  stammt,  während  die  vier  Nebenfiguren, 
Knochen-,  Nerven-  und  zweimal  Muskelsystem  darstellend,  als  der  Fabrica  des  Vesalius 
im  großen  und  ganzen  entnommen,  nachgewiesen  werden  und  erheblich  jüngeren  Datums 
;-ind.      Das   Gemälde   hat   offenbar   Unterrichtszwecken   gedient.  E.  Seidel. 

161.  Horten,  M.,  Avicennas  Lehre  vom  Regenbogen  nach  seinem  Werk  al-Schijd.  Mit  Be- 
merkungen von  E.  WiEDEMANN.  S.-A.  aus  der  »Meteorologischen  Zeitschrift«  Heft  1 1 , 
1913.  S.   534—544. 

162.  Jolly,  Julius,  Zur  Geschichte  der  Alchimie.  Sudhoff  -  Festschrift  AGNT,  Bd.  6, 
S.    i95/i'>7- 

Die  Beziehungen  der  griechischen  und  arabischen  Alchimie  und  .Mineralogie  nach 
Indien  und  umgekehrt  sind  noch  immer  nicht  ausreichend  erforscht.  Wir  haben  gute 
Gründe,  eine  Einwanderung  griechischer  Theorie  auch  auf  diesem  Gebiet  schon  recht  früh 
anzusetzen,  wie  umgekehrt  gewiß  manches  Produkt  des  Wunderiandes  schon  früh  seinen 
Weg  nach  dem  Westen  fand.  Der  indische  Chemiker  und  Sanskritist  P.  C.  Ray  nimmt 
dagegen  an,  daß  die  Alchimie  ursprünglich  aus  Indien  komme,  da  sich  schon  in  Schriften 
des  6.  bis  8.  Jahrh.  n.  Chr.  Hinweise  auf  chemische  Prozesse  fänden  und  da  es  schon  vom 
5.  Jahrh.  an  in  Nordindien  Klosterschulen  gegeben  habe,  in  denen  Alchimie  getrieben 
worden  sei.  Prof.  Jolly  weist  mit  Recht  darauf  hin,  daß  eine  Kenntnis  der  auf  alle  Fälle 
älteren  alexandrinischen  Alchimie  durch  Nestorianer  und  Perser  auch  nach  Indien  gelangen 
konnte.   Auch  daß  das  Quecksilber  an  einer  Stelle  des  Bo  wer -Manuskripts  genannt  werde 


272  Krhische   Bibliographie. 

(4.  Jahrh.  n.  Chr.),  beweise  nichts  gegen  diese  Annahme;  die  pflanzlichen  Heilmittel  über- 
wiegen noch  weitaus  die  mineralischen.  Ich  selbst  bin  bei  allem,  was  sich  auf  das  Queck- 
silber bezieht,  sehr  mißtrauisch;  Indien  produziert  kein  Quecksilber  und  keinen  Zinnober  — 
wie  sollte  dort  ein  kaum  bekannter  Körper  zur  Grundlage  allgemeiner  Theorien  werden? 
Auch  auf  ein  anderes  Beispiel,  das  zur  Vorsicht  mahnt,  sei  bei  dieser  Gelegenheit  hin- 
gewiesen. In  dem  von  R.  Garbe  herausgegebenen  und  übersetzten  indischen  Steinbuch 
hat  der  Schwefelkies  u.  a.  die  Namen  ntäkshika  und  mdkshika  =  Honig,  dhdiumäkshika  = 
mineralischer  Honig,  madhudhätu  =  Honigmineral,  kshaudra  =  Honig  usw.  Es  ist  mit 
Händen  zu  greifen,  daß  in  mdkshika  das  arabische  Lx-yis^  ^  =  markasiiä  in  verball- 
hornter Form  vorHegt  und  daß  die  Deutung,  die  das  Sanskrit  an  die  Hand  gab,  die  Mutter 
der  übrigen  Namen  ist.  Wenn  noch  die  geringsten  Zweifel  wären,  so  würden  die  Ausdrücke 
hema-mäkshika  =  Goldmarkasit  und  iära-mdkshika  —  Silbermarkasit,  die  in  der 
arabischen  Alchimie  gang  und  gäbe  sind,  die  Abhängigkeit  des  indischen  Autors  von  arabi- 
scher Theorie  beweisen.  J-    Ruska. 

163.  Jourdan,   Note  sitr  le  mode  de  dissemination  de  la  pesle  an  Maroc.     Presse  M^dicale, 
Bd.  Vi,   19 13. 

Das  Reglement  Sultan  'iVbdurrahmäns  aus  dem  Jahre  1S47  zur  Bekämpfung 
der  Pest  in  .Marokko  steht  noch  heute  in  Kraft.  Es  wäre  nun  m.  E.  für  den  Geschicht- 
schreiber eine  lockende  Aufgabe,  nachzuweisen,  ob  dasselbe  letzten  Endes  auf  die  ortho- 
doxiefeindlichen aktivistischen  Anregungen  eines  Ibnu'l-yatib  und  eines  Abu  Ga'far 
1).   IIAtinia  aus  der  Zeit  des  schwarzen  Todes  zurückgeht.  E.   Seidel. 

164.  Karpinski,  L.  C,  Hindu ymmerals  amongthe  Arabs.  BMath.  III.  Folge,  13.  Bd.,  S.  97/9^- 
Nimmt  Bezug  auf  eine  frühere  Abhandlung  ■»Hindu  numerals  m  the  Fihrist«,  in  der 

gezeigt  war,  daß  An-Nadlni  die  Zahlzeichen  einer  Liste  von  rund  200  Alphabeten  ein- 
ordnet, jedoch  ausdrücklich  die  Zahlzeichen  als  solche  kennzeichnet.  Eneström  hält  die 
Stelle  für  interpoliert,  wohl  mit  Recht,  denn  dieser  Unfug  ist  einem  so  besonnenen  und 
kenntnisreichen  Autor  kaum  aufzubürden,  während  in  späteren  Produkten  von  Compila- 
toren  und  Abschreibern  die  Anführung  der  indischen  Ziffern  als  Schriftzeichen  oft  genug 
vorkommt.  Ein  drastisches  Beispiel  habe  ich  kürzlich  in  meinen  Kazivinisludien  aufgedeckt 
(»Islam«,  Bd.  IV,  S.  25S),  ein  weiteres  weist  Karpinski  in  dem  Buch  Ancient  alphahels  and 
hieroglyphic  characters  explained  etc.  nach,  das  von  Ibn  Wahsijja  verfaßt  und  von 
II.\MMER-PuRGSTALL  ins   EngHsche   übersetzt  ist   (1S06). 

Gegen  die  von  Nau  entdeckte  Erwähnung  der  indischen  Ziffern  bei  Severus  Sa- 
bokht  (Mitte  des  7.  Jahrhunderts)  mißtrauisch  zu  sein,  scheint  mir  nach  dem  Zusammen- 
hang, in  dem  die  Stelle  steht,  kein  Grund  vorzuliegen.  Ich  darf  wohl  bei  dieser  Gelegenheit 
auch  auf  ein  eigentümliches  syrisches  System  der  Zahlbczeichnung  hinweisen,  das  von 
Rüdiger  und  Wright  erwähnt,  aber  nicht  erklärt  wird.  Es  handelt  sich  um  eine  Kom- 
bination der  etwas  umgemodelten  ersten  Buchstaben  des  syrischen  Alphabets  nach  dem 
Schema  a  =  i ,  b  =  2,  ba  =  3,  bb  =  4,  c  =  5,  ac  =  6,  bc  =  7,  bac  =  8,  bbc  =  9,  d  =  10,..., 
cd  =  15,  .  .  .,  e  =  20  usw.  J.  Ruska. 

165. ,  Algebra.     Modern  language  noles   K)I3,  93. 

(Geschichte  des  Wortes.) 

166.  Aikindi,  Tideus  und  Pseudo-Euklid.   Drei  optische  Werke.    Herausgegeben  und  erklärt 

von  A.  A.  BjÖRNBO  und  S.  Vogl.  Mit  einem  Gedächtniswort  auf  A.  A.  Björnbo 
von  G.  H.  Zeuthen.  Teubner,  1912.  Bespr.  v.  Alexander  Birkenmajer  BM  3.  F., 
13.   Bd..  3.  Heft,  S.  273—280;  K.  Bopp  DLZ  34,  827—829.     P.  Marc  BZ  XXII. 

167.  Klodnitzki,  N.,  Zur  Frage  der  Empfänglichkeil  der  Kamele  für   Pest.     Wracebnaja 
Gazeta,    191 2,    Nr.    8. 

Deminski,  J.,  Klodnitzki,  N.,  Petrowski,  A.,  Feinschmidt,  D.,  Schlkewitsch,  J.. 


Kritische  Bibliographie.  273 

Untersuchungen  zur  Frage  der  Pesterkrankungen  der  Kamele.    Westnik  obcestwennoi 
gigiennij  usw.,  1912,  März. 

Deminski,  J.,  Ist  die  Pest  in  Astrachan  endemisch}  Das.  1912,  Sept. 
Der  erstgenannte  Autor  hat  aus  dem  Kadaver  eines  in  der  Kirgisensteppe  gefallenen 
Kamels  anerkannt  echte  Pestbazillen  gezüchtet.  Deminski  aber,  der  selbst  als  Opfer  der 
Laboratoriumspest  fiel,  fand  zwar  das  Kamel  bei  subkutaner  und  intrapleuraler  Einführung 
großer  Dosen  von  Pestbazillen  unempfindlich,  kennt  aber  khnische  Fälle  von  unzweifel- 
haftem Pesttod  und  hält  dasselbe  ebenfalls  für  einen  wichtigen  Infektionsträger  und  -Über- 
träger zumal  angesichts  der  herrschenden  Sitte,  das  Fleisch  kranker  Tiere  zu  essen.  Diese 
Feststellungen  sind  auch  retrospektiv  für  die  Leichenkarawanen  sehr  wertvoll.  (Nach 
Mense-Fahrm.\xn.)  E.  Seidel. 

168.  Laufer,  Berthold,  Arabic  and  Chinese  trade  in  ivalrus  and  narwhal  ivory.  \\'ith  addenda 
by  Paul  Pelliot.     Reprinted  from  the  Toung  Pao,  Vol.  XIV,  58  S. 
Man  vergleiche  hierüber  die  Notiz  im  vorliegenden  Heft  S.  239.  J.  Ruska. 

169. ,  History  of  the  Finger-prini  System.     From  the  Smithsonian  Report  for  1912, 

S.  631—652.     Mit  7  Tafeln. 

Eine  hochinteressante  Abhandlung,  die  sich  hauptsächHch  auf  ost-  und  zentral- 
asiatische Quellen  stützt;  sie  muß  hier  erwähnt  werden,  weil  auch  ein  arabischer  Autor 
des  9.  Jahrh.  n.  Chr.,  Sulaimän,  zu  Wort  kommt,  dessen  Reisebeschreibung  schon  M. 
Reixaud  1845  veröffenthcht  hat.  J.  Ruska. 

170. ,  Notes  on  Turquois  in  the  Fast.    Field  Museum  of  Natural  History,  Publication 

169.     Chicago  1913.     71   S.  mit  8  Tafeln. 

Eine  ausführHche  Würdigung  dieser  meisterhaften  Studie  muß  ich  mir  für  eine  andere 
Gelegenheit  vorbehalten,  wo  zugleich  das  große  Werk  des  Verfassers  über  den  Jadeit 
besprochen  werden  kann.  Ich  möchte  aber  nicht  darauf  verzichten,  im  Hinblick  auf  ver- 
schiedene Mahnungen,  die  auch  ich  ausgesprochen  habe  (zuletzt  auf  der  Wiener  Natur- 
forscherversammlung in  der  Sektion  für  Geschichte  der  Medizin  und  Naturwissenschaft), 
die  Worte  zu  wiederholen,  die  der  gelehrte  Verfasser  in  dem  Vorwort  zu  seinen  »Notes« 
schreibt: 

»As  at  one  time  a  plea  was  made  by  me  for  the  co-operation  of  naturalists  and  orien- 
talists  (Science,  1907,  p.  894),  it  is  gratifying  to  note  that  we  have  advanced  a  Step  farther 
in  this  direction,  and  it  will  be  seen  on  the  following  pages  that  oriental  research  can  also 
bring  to  light  new  and  not  unimportant  facts  as  yet  unknown  to  our  natural  science.  The 
occurrence  of  the  turquois  in  Tibet  and  China,  and  to  a  higher  degree,  its  history  and  cultu- 
rous  Position  in  those  countries,  present  a  chapter  of  knowledge  with  which  our  mineralogists 
have  been  hitherto  unacquainted.  But  only  concerted  action  and  sympathetic  co-operation 
can  lead  US  to  positive  and  enduring  results.  The  Orientalist  needs  the  naturalist 
as  much  as  the  latter,  when  his  inclinations  carry  him  to  Asia,  may  profit 
from  the  Stimulus  of  the  former,  in  that  he  can  suggest  and  encourage  problems, 
the  Solution  of  which  will  turn  out  to  be  of  vital  significance  to  archeology. 

J.  Ruska. 
171.  Lesk,  Dr.  (Kota  Radja,  Sumatra),  Über  eine  merkwürdige  Behandlung  verletzter  Sehnen 
in  Atjeh.  Arch,  f.  Scfiiffs-  und  Tropenhygiene,  Jahrg.  17  (19 13)  Nr.  13. 
Verf.  erzählt,  daß  ihm  gelegentlich  einer  Sehnennaht  die  Eingeborenen  mitteilten, 
sie  seien  im  Besitze  einer  Methode,  die  Vereinigung  der  Wunden  durch  große  Waldameisen, 
denen  sie  nach  klammerndem  Festbeißen  an  den  einander  genäherten  Sehnenrändern 
den  Rumpf  abschneiden,  herbeizuführen,  und  bezieht  sich  dabei  auf  ein  analoges  Verfahren 
der  Südkameruner,  über  welches  Dr.  Schultze  vor  kurzem  berichtet  hatte.  Ref.  möchte 
daran  erinnern,  daß  bereits  der  kurz  nach  1009  n.  Chr.  verstorbene  Chirurg  Ab  ü'1-Qäsim 


2~4  Kritische  Bibliographie. 

az-Zahräwi  in  Cordoba  diese  Methode,  die  er  bei  ausgedehnten  Darmwunden  anwandte, 
ausführlich  beschrieben  hat.  Für  Atjeh  sind  ja  die  geheimen  panislamitischen  Neigungen 
und  der  erstrebte  Anschluß  an  das  Chalifat  bekannt,  für  Südkamerun  mögen  wohl  die 
Haussa    als    Traditionsvermittler   in    Frage    kommen.  E.  Seidel. 

172.  von  Lippmann,  Edmund  0.,  Beiträge  zur  Geschichte  des   Alkohols.     Chemikerzeitung 

1913,  .S.  1313,  I34(),  135''^,  1419,  1428.  (Auch  als  Sonderdruck  in  einem  Heft  von  44  S., 

Cöthen,  Verlag  der  Chemikerzeitung.) 

Diese  von  erstaunlicher  Beherrschung  der  Literatur  zeugende  Studie  kann  wohl  als 
abschließend  bezeichnet  werden.  Sie  kommt,  wie  nicht  anders  zu  erwarten,  gegenüber 
den  DiELSSchen  Aufstellungen  zu  einem  ablehnenden  Ergebnis.  Aus  der  islamischen 
Literatur  sind  keine  wesentlich  neuen  Momente  zur  Geltung  gebracht,  weshalb  hier  auf  den 
Inhalt  der  Ausführungen  nicht  weiter  eingegangen  werden  kann;  wohl  aber  möchte  ich 
nachdrücklich  auf  die  ausgezeichneten  methodologischen  Bemerkungen  hinweisen, 
die  von  philologischer  Seite  ebenso  beachtet  w-erden  sollten,  wie  von  selten  der  Natur- 
forscher gewissen  elementarsten  Forderungen  der  Philologie  Rechnung  getragen  werden 
müßte,  auf  die  ich  nachher  zu  sprechen  komme.  Die  angezogenen  Bemerkungen 
stehen  S.  11/13  des  Sonderdrucks  und  lauten  mit  Beschränkung  auf  die  Hauptstellen  wie 
folgt:  »Wenn  es  erst  feststeht,  daß  ein  Rohstoff  seine  Eigenschaften  dem  Gehalt  an  einer 
gewissen  Substanz  verdankt,  und  wenn  ferner  auch  deren  Eigenschaften  bereits  bekannt 
sind,  dann  freilich  fällt  es  dem  Chemiker  nicht  schwer,  den  rückschauenden  Propheten 
zu  spielen  und  anzugeben,  welche  Wege  überhaupt,  und  welche  mit  Hilfe  bestimmter 
Apparate  schon  früher  zur  Abscheidung  fraglicher  Substanz  hätten  führen  können;  weiß 
er  also  etwa  bereits,  daß  der  wesentliche  Bestandteil  der  Chinarinde  das  Chinin  ist.  und 
daß  man  dieses  der  Rinde  z.  B.  durch  saures  Wasser  entziehen,  es  durch  Kalkmilch  fällen 
und  aus  Weingeist  Umkristallisieren  kann,  dann  wird  er  mit  Leichtigkeit  zu  sagen  vermögen, 
wie  seine  Darstellung  auch  schon  mit  den  zur  Zeit  des  Bekanntwerdens  der  Chinarinde 
im  17.  Jahrhundert  gebräuchlichen  Mitteln  ausführbar  gewesen  wäre,  und  wird  sich  viel- 
leicht wundern,  daß  die  Ausarbeitung  eines  so  einfachen  Verfahrens  erst  dem  19.  Jahr- 
hundert vorbehalten  blieb Jedem  solchen  Fortschritte  gegenüber  kann  man  an  und 

für  sich  behaupten,  daß  er  auch  schon  in  bedeutend  früherer  Zeit  möglich  gewesen  wäre, 
und  daß  nicht  abzusehen  sei,  weshalb  er,  bei  Anwendung  der  geeigneten  Mittel,  nicht  schon 
weit  eher  hätte  erzielt  werden  können.  Aber  gerade  die  Regelmäßigkeit  dieses  Zutreffens 
bezeugt,  daß  auf  dem  Gebiete  der  Naturwissenschaften  allgemeine  Überlegungen  solcher 
Art  nicht  beweiskräftig  sind,  daher  den  Ergebnissen  der  auf  den  Einzeigebieten  tätigen 
Forschung  nicht  vorzugreifen  vermögen.  .  .  .«  J.   Ruska. 

173. ,  Chemische  Papyri  des  3.  Jahrhunderts.     Chemikerzeitung  1913,  S.  933,  9Ö2, 

1002,  1014.     (Auch  als  Sonderdruck,  24  .S.     Cöthen  19 13.) 

Auf  diese  für  alle  Studien  zur  Geschichte  der  Alchimie  unentbehrliche  Arbeit  sei 
an  dieser  Stelle  hingewiesen.  J.  Ruska. 

174.  Lurz,  R.,    Über  das   Vorkommen    und  die  Lebensbedingungen  von   Ankylostomen   und 

Strongyloideslarven   in   Daressalam.      Arch.   f.    Schiffs-  und  Tropenhygiene,    Bd.    17 

(1913),  H.  2,  S.  55—62. 

Die  durch  das  örtliche  Klima  begünstigte  Entwicklung  obiger  Wurmlarven  wird 
infolge  gewisser  Gewohnheiten  der  Eingeborenen  bei  der  Kotablage  pathologisch  wirksam. 
Einmal  nämlich  werden  die  Hüttenbadestellen  in  demselben  Hofe,  wo  sich  die  an  sich  meist 
sauberen  Aborte  befinden,  angelegt,  wodurch  namentlich  der  Schlamm  dieser  Badestellen 
und  der  Abzugskanäle  sowie  der  Hafenstrand  infiziert  werden,  oder  aber  —  und  dies  be- 
sonders häufig  —  erfolgt  die  Defäkation  im  Busch,  in  welchem  Falle  die  Larven  auf  Gräser 
und  Büsche  klettern,  von  da  auf  die  nackte  Haut  und  schließlich  in  das  Innere  der  Passanten 


Kritische  Bibliographie.  2/5 

gelangen  können.      Diese  beiden  Ansteckungswege  unterscheiden  sich  also  von  dem  in 
Ag\^ten  durch    die    gefährlichen  Ankylostomaeier    eingehaltenen,    der    die    Verwendung 
des  nach  der    Überschwemmung  zurückgebhebenen  Wassers  zu  Gebrauchs-  und  Trink- 
zwecken zur  \^oraussetzung  hat.  E.   Seidel. 
175.  Meyerhoff,  M.,  (Kairo),  Ein  Fall  von  Siiblimatverätzimg  beider  Augen  in  einer  arabischen 

Chronik.      MG.MN    54,    XII,    553—555. 
176. ,  Zur  Geschichte  des  ägyptischen   Augenheilmittels  Schischm  (Cassiae  absus  L. 

semina).  Arch.  f.  d.  Gesch.  der  Naturwissenschaften  und  der  Technik,  Bd.  VI  (Sudhofl- 

Festschrift),  S.  263 — 271. 

Eine  ausgezeichnete,  noch  vor  Torschluß  kommende  Abhandlung  des  bekannten 
Augenarztes  und  Historikers  seiner  Kunst  über  die  Geschichte  der  zugunsten  europäischer 
Therapie  verschwindenden  Droge,  wertvoll  auch  durch  die  Verarbeitung  ungedruckten 
Quellmaterials,  wie  des  Dagal  al-'ain  von  Jahjä  b.  Mäsawaih  (777 — 857  n.  Chr.)  und 
des  Qdmüs  al-atibbd  von  Madjän  b.  'Abdurrahmän  (17.  Jahrb.),  chronologisch 
bis   auf   die   neueste   Zeit   fortgeführt.  E.   Seidel. 

177. ,  La  peste  en  Egypte  a  la  fn  du  XVIII.  siede  et  le  medecin  Enrico  di  Wolmar. 

La   Revue  Medicale  d'Eg}'pte,   avr./mai    1913. 

Die  schöne  Studie,  die  mit  einem  kurzen,  aber  lehrreichen  Überblick  über  die  Ge- 
schichte der  ägyptischen  Pesten  von  Rufos  ab  anhebt,  beschäftigt  sich  in  der  Folge  aus- 
schheßhch  mit  dem  deutschen  Arzte  Dr.  Enrico  di  Wolmar  (*  1749  in  Rom,  f  um  1827 
in  Berlin),  der,  nach  einem  abenteueriichen  Wanderleben  in  drei  Weltteilen,  seine  vierzehn- 
jährigen Erfahrungen  über  die  Pest  kurz  vor  seinem  Tode  veröffentHchte.  Er  war  Konta- 
gionist, hielt  aber  zu  Unrecht  die  Pest  für  s.  Z.  in  Ägypten  nicht  endemisch;  als  Praktiker 
war  er  von  hervorragender  Unerschrockenheit.  Verf.  vervollständigt  die  historische  Skizze 
des  Eingangs  durch  Angaben  über  die  Epidemien  inÄg\-pten  seit  der  Abreise  di  Weimars 
von  da  i.  J.   1802.  E.   Seidel. 

178. u.  C.  Prüfer,  Die  Lehre  vom  Sehen  bei  Hunainb.  Is/iäq.  Arch.  f.  Gesch.  d.  Medizin 

Bd.  VI,  Heft  I,   1912. 

179.  Mühlens,   P.,  Bericht  über  eine  Malaria-Expedition  nach  Jerusalem.    Zentralblatt  für 

Bakteriologie,  Abt.  I.    Orig.-Bd.  69,  Heft  i.    Jena,  Gust.  Fischer,  1913.    Mit  6  Tafeln 

und  5  Textfiguren. 

Bekannthch  ist  Jerusalem  arg  malaria-verseucht.  Das  vor  einigen  Jahren  ausge- 
sprochene dringende  Verlangen  Dr.  Einsler's  nach  einer  wissenschafthchen  Erforschung 
der  Gesundheitsverhältnisse  der  Stadt  als  Einleitung  zur  gründlichen  Assanierung  hat 
nun  erfreulicherweise  rasche  Erfüllung  gefunden.  Verf.,  Leiter  der  gut  ausgerüsteten  Vor- 
expedition 1912,  hat  zunächst,  unterstützt  von  den  einheimischen  Ärzten,  namentlich 
Dr.  Cana'an  und  Dr.  Masterman,  auf  dem  sicheren  Fundament  von  7921  Blutuntersuchungen 
bei  mehr  als  26  %  Infektion  mit  einer  der  Malariaformen  (tertiana,  quartana,  tropica), 
darunter  am  meisten  in  der  inneren  Araberstadt  und  im  Judenviertel,  ferner  das  Seltener- 
werden des  Schwarzwasserfiebers  und  als  Brutstätten  des  Anopheles  bifurcatus,  der  hier 
allein  vorkommenden  Spezies,  die  sogenannten  Landwasserzisternen  festgestellt,  des  wei- 
teren aber  auch  wertvolle  Beobachtungen  über  andere  mehr  oder  weniger  endemische  Krank- 
heiten, wie  Dengue,  Pappatacifieber,  Kala-azar,  Lepra,  Tuberkulose,  Trachom,  Dysenterie, 
Darmparasiten,  die  Nomagruppe.  Lyssa,  angestellt.  Den  Beschluß  machen  sehr  umsichtige 
und  der  Indolenz  der  Bewohner  in  hygienischen  Dingen  Rechnung  tragende  Vorschläge 
zur  Besserung  der  unleidlichen  Zustände,  wobei  als  vorbildlich  auf  die  streng  organisierten 
Moskitoschutzmaßnahmen   der  amerikanischen   Kolonie  verwiesen   wird.         E.   Seidel. 

180.  Prietze,   Rudolf,   Arzneipflanzen  der  Haussa.     ZK  IV,  81  ff. 

181.  Raschid  Tahssin  Bey,  Die  Geisteskrankheiten  und  die  Psychiatrie  in  der  Türkei.    Aus: 


2y^  Kritische  Bibliographie. 

IV.   Internat.   Kongreß  z.  Fürsorge  f.  Geisteskranke.      Berlin   19 lo. 

182.  Remlinger,  P.,  Les  progrh  de  Valcoolisme  en  Maroc.   Bull.  d.  1.  Soc.  Pathol.  e.xot.  191 2, 
Nr.  9. 

Als  unmittelbare  Folge  der  westlichen  Zivilisation,  der  niedrigen  Eingangszölle  und 
Preise  für  Spirituosen,  bis  zu  einem  gewissen  Grade  wohl  auch  des  durch  die  politischen 
Ereignisse  bedingten  psychischen  Insultes  tritt  eine  starke  Zunahme  der  Trunksucht  bei  den 
Eingeborenen  zutage.  E.  Seidel. 

183.  Richter,  Paul,    Paracelsiis  im  Lichte  des  Orients.     Archiv  für  Geschichte  der  Natur- 
wissenschaften und   der  Technik,    Bd.   VI  (Sudhoff-Festschrift),    S.   294 — 304. 
Ausführliche  Wiedergabe  des  Inhalts  der  Neuen  Paracelsistischcn  Medizin  des   Ibn 

Saläm  (t  1669)  und  Identifizierung;  mit  den  entsprechenden  Abschnitten  aus  Sennert 
und  Wecker.  Der  Übersetzung  lag  in  der  Hauptsache  Cod.  arab.  Spr.  1969  des  Ahlwardt- 
schen   Kataloges    Bd.  V    der   Kgl.    Bibliothek  in    Berlin  zugrunde.  E.   Seidel. 

184.  Risa,  R.,  und  Mustafa,  Der  Erreger  der  Aleppobenle  und  seine  Kultur.     Zentralblatt 
für  Bakteriologie   Bd.  62  (1912),   Orig.-H.    1/2,   S.   126. 

Das  vielumstrittene  Geheimnis  über  den  Ursprung  der  endemischen  Beulenkrankheit  — 
in  Syrien  /tabb  es-sene  genannt  und  namentlich  im  Einzugsgebiet  des  Nähr  el-Kelb  ver- 
breitet —  ist  anscheinend  enthüllt,  indem  die  \&xi.  bei  zwei  Kranken  aus  Mesopotamien 
den  Erreger  entdeckt,  beschrieben  und  in  Kultur  gezüchtet  haben.  Die  Behandlung  mit 
neueren    Mitteln    war    von    negativem    Erfolg.  E.   Seidel. 

185.  Ruska,  Julius,  Alkohol  und  Al-kohl.    Zur  Geschichte  der  Entdeckung  und  des  Naynens. 
Aus  der  Natur  1913,  Heft  2,  S.  97 — iii. 

Der  für  einen  weiteren  Leserkreis  bestimmte  Aufsatz  ist  veranlaßt  durch  die  bekannte 
Abhandlung  von  H.  Diels  (vgl.  »Islam«  IV,  S.  320)  und  die  sich  daran  knüpfenden  Kontro- 
versen. Die  auf  eine  Stelle  in  des  Hippolytos  »Widerlegung  aller  Ketzereien«  gegründete 
Behauptung,  schon  die  Alexandriner  hätten  einen  wässerigen  Weingeist  zu  destillieren 
verstanden,  wird  als  unvereinbar  mit  dem  damaligen  Stand  der  chemischen  Technik  ab- 
gelehnt. Hätten  die  alexandrinischen  Chemiker  oder  Ärzte  den  Stoff  gekannt  und  isoliert, 
so  hätte  er  auch  ihren  Nachfolgern,  den  islamischen  Gelehrten,  nicht  unbekannt  bleiben 
können.  So  genau  aber  die  Kenntnis  der  versclüedensten  berauschenden  Getränke  und 
ihrer  Herstellung  und  physiologischen  Wirkung  ist  —  wie  durch  Zitate  aus  Ibn  al-Baitär 
bzw.  AI  -Räzi  belegt  wird  — ,  von  der  Möglichkeit  der  Darstellung  einer  noch  wirksameren 
Substanz,  eines  brennbaren  Destillats,  ist  nichts  zu  finden.  Auch  die  vom  Verf.  zum  ersten- 
mal durchgeführte  Untersuchung  der  vom  Weinbau  und  der  Weinbehandlung  handelnden 
Kapitel  in  den  arabischen  Bearbeitungen  der  »Geoponika«  hat  nicht  das  geringste  in  dieser 
Richtung  zutage  gefördert.  So  bleibt  nur  die  von  E.  O.  v.  Lippmann  mit  besonderem 
Geschick  und  Nachdruck  vertretene  Annahme,  daß  die  Destillation  des  Weingeists  eine 
um  das  12.  Jahrhundert  in  Italien  gemachte  Erfindung  geistlicher  Alchimisten  ist.  Der 
Schluß  des  Aufsatzes  bespricht  die  ursprüngliche  Bedeutung  des  Wortes  al-kohl,  seine 
Übertragung  auf  den  Weingeist  durch  Paracelsus  und  die  Herkunft  der  Worte  Antimon 
und  Wismut  aus  dem  arabischen  Ithmid,  d.  i.  dem  griechischen  aTi[ji(j.i  bzw.  aTißt, 
Stibium.  Autoreferat. 

186. ,   Weinbau  und  Wein  m  den  arabischen  Bearbeitungen  der  Geoponika.     Sudhoff- 
Festschrift.     AGNT  191 3. 

Enthält  die  bei  der  vorerwähnten  Untersuchung  gefundenen  literarhistorischen 
Ergebnisse,  die  in  einem  noch  ungedruckten  Aufsatz  genauer  begründet  sind,  und  die 
Übersetzung  der  Überschriften  der  118  vom  Wein  und  Weinbau  handelnden  Kapitel 
der  Leidener  Handschrift  B,  die  aus  einer  persischen  Vorlage  übersetzt  ist,  wie  aus  einer 
Anzahl   von    Mißverständnissen    des    Übersetzers   und    aus   stehengebliebenen   persischen 


Kritische  Bibliographie.  277 

Ausdrücken  bewiesen  wird.     Zum   Schlüsse  sind  die  Entsprechungen  der  Handschriften 
A  und  B  und  ihre  Beziehungen  zu  dem  griechischen  Texte  der  »Geoponika«  kurz  dargestellt. 

Autoreferat. 
187.  Ruska,  Julius,    Die  Mineralogien  der  arabischen  Literatur.  »Isis«,  Revue  consacree  ä 
l'histoire  et  ä  l'organisation  de  la  science,  publice  par  George  Sarton.     Tome  I, 

s.  341—350. 

Der  Aufsatz  gibt  eine  Übersicht  über  die  wichtigsten  arabischen  Werke  und  enthält 
zugleich  ein  Arbeitsprogramm.  Ich  werde  in  anderem  Zusammenhang  auf  die  Abhandlung 
zurückkommen.  Autoreferat. 

188. ,   Das  Steinbuch  des  Aristoteles.     Bespr.  v.  Masson-Oursel,    P.     »Isis«,  Tome  I, 

S.  266  f. 

189.  Schoy,  Carl,  Arabische  Gnomonik.  Aus  dem  Archiv  der  Deutschen  Seewarte.  XXXVI. 
Jahrgang,  1913,  Nr.  i.  Mit  10  Figuren  und  2  Tafeln.  (Bespr.  v.  Günther  MGMX 
XIII,  47.) 

Der  Schwerpunkt  dieser  Arbeit  Hegt  in  den  mathematischen  Entwicklungen,  über 
die  an  dieser  Stelle  nicht  berichtet  werden  kann.  Wir  dürfen  mit  dem  des  Arabischen 
nicht  kundigen  Mathematiker  nicht  zu  sehr  ins  Gericht  gehen,  daß  ihm  die  eigentlichen 
islamischen  Probleme,  die  er  streift,  keineswegs  ganz  klar  sind.  Es  muß  dagegen  einmal 
gesagt  werden,  daß  die  nachlässige  Behandlung  der  arabischen  Eigennamen  und  Termini 
heutzutage,  wo  die  Feststellung  der  richtigen  Schreibweise  gewiß  nicht  mehr  schwer  ist 
und  sich  auch  im  vorliegenden  Falle  leicht  hätte  ermöglichen  lassen,  eine  mathematische 
Arbeit  ebenso  entstellt,  wie  naturwissenschaftlich-mathematische  Schnitzer  eine  Philologen- 
arbeit entstellen  würden.  Da  es  nun  einmal  eine  seltene  Sache  ist,  daß  sich  Fach-  und 
Sprachkenntnis  in  demselben  Kopf  beisammen  finden,  soll  man  sich  nicht  scheuen  zu 
fragen,  wo  man  sich  nicht  auskennt;  niemand  vergibt  sich  dabei  etwas.  J.  Ruska. 

190.  Schweinfurth,  G.,  Arabische  Pflanzennamen.  Bespr.  v.  J.  Ruska.  Isis,  Tome  I, 
S.  268—271. 

Enthält  einen  Exkurs  über  die  mit  der  Wurzel  l-b-n  gebildeten  Pflanzennamen, 
insbesondere  die  Namen  der  Euphorbiaceen.  Autoreferat. 

191.  Seidel,  Ernst,  Europäische  Krankheiten  als  literarische  Gäste  im  vorderen  Orient.   Arch. 
f.  Gesch.  d.  Naturw.  u.  d.  Technik,  Bd.  VI  (Sudhoff-Festschrift),  S.  372—386. 
Einige    Kapitel    aus    der    ersten    Abteilung    des    unter    P.    Richter    besprochenen 

Werkes  Gdjat  al-itqdn  fi  iadbir  badan  al-insdn,  und  zwar  diejenigen  über  Bleichsucht, 
Skorbut  und  Weichselzopf,  werden  in  Text  und  Übersetzung  wiedergegeben  und  einige 
verborgenere  Daten  zur  Lebensgeschichte  I  b  n  S  a  I  ä  m  's  ans  Licht  gezogen.  Die  benutzte 
Handschrift  ist  seit  etwa  1 8  Jahren  im  Besitze  des  Referenten  und  von  ihm  in  seiner  Mechitar- 
ausgabe  mehrfach  (Anm.   10  f.   17)  erwähnt  worden.  Autoreferat. 

192.  Senevet,  Leishmaniose  canine  ä  Alger.     Bull.  d.  1.  Soc.  pathol.  exot.,  19,  II,  1912. 
Sergent,  R6le  des  chiens  et  des  chats  dans  la  transmission  de  la  Leishmaniose  infantile. 
Dass. 

Beide  Forscher  bestätigen  auf  Grund  ihrer  Beobachtungen  an  Kindern  in  Algier 
die  Richtigkeit  der  NicoLLEschen  Annahme  eines  ursächlichen  Zusammenhanges  der 
Leishmaniose  der  Kinder  und  der  Haustiere.  Bezeichnenderweise  vermehrten  sich  die 
Hundeflöhe  in  denselben  Monaten  w^e  die  Erkrankungen  ihrer  W'irte.  E.   Seidel. 

193. ,  Distribution  geographique  du  goitre  endemique  en  Algerie.     Bulletin  d.  1.  Soc. 

Pathol.   exotique,    1912,  Nr.   2. 

Repin,  Ch.,  Distribution  geographique  du  goitre  en  Algerie.     Dass.   1912,  Nr.  5. 

Auch  in  Algier,  wie  anderwärts,  trägt  der  Kropf  einen  endemischen  Charakter, 
geht  nur  ausnahmsweise  mit  Kretinismus  einher  und  bevorzugt,  wenn  er  auch  im  all- 


2^3  Kritische   Bibliographie. 

gemeinen  gegen  geologische  Faktoren  indifferent  ist,  Kalkboden,  im  besonderen  den  Nord- 
abhang des  Atlasgebirges,  der  mit  seinen  Mineralquellen  ebenso  w  ie  das  Rifgebiet  in  Marokko 
als  Bruchspalte  die  Verhältnisse  des  Jura  widerspiegelt,  und  dessen  Vorland  bis  zum 
Meere.  E.  Seidel. 

194.  Sforza,  Note  su  alcune  malattie  infettlve  che  hanno  dominato  nella  Libia  dal  giorno  della 

nosira  occupazione  sino  ad  oggi.  Ann.  di  medic.  navale  e  coloniale,  191 2,  vol.  I  p.  442. 

Die  im  letzten  Vierteljahre  1912  herrschende  Cholera  wurde,  wie  z.  T.  experimentell 
nachgewiesen  ward,  durch  von  Fliegen  mit  Vibrionen  infizierte  Datteln,  Oasenbananen 
und  Leckereien  der  Straßenhändler  verbreitet  und  zeitigte  1048  Erkrankungen  mit  reich- 
lich 30  %  Mortahtät.  Ungefähr  gleichzeitig  traten  Malaria  und  Typhus  auf.  Auch  Ulcus 
tropicum,  Trachom,  Noma  und  Lepra  kamen  zur  Beobachtung.  E.  Seidel. 

195. ,    Generalita   sulla  pathologia    delle   tribii    della   Tripoliiania    e   regioni   f^nitime 

studiata  nei    campi   di  concentraziorxe  degli   Arabi.     Malaria    e    malattie    dei    paesi 

caldi,  sett.-ott.,  p.  257. 

Allgemeine  Nosologie  der"  in  den  Konzentrationslagern  angesammelten  Ange- 
hörigen der  tripolitanischen  Stämme.  Außer  den  oben  genannten  Krankheiten  wird  auch 
Tuberkulose  genannt.  E.  Seidel. 

196.  Smith,  D.  E.,  und  L.  Ch.  Karpinski,  The  Hindu- Arabic  numerals.     Bespr.  v.  D.  B. 
Macdonald.      American  Historical   Review,    19 13,   XVIH,   i. 

197.  Strunz,  Franz,  Die  Vergangenheil  der  Naiurforschiing.     Jena  1913.     197  S. 

Das  Buch,  Franz  Servaes  in  Wien  gewidmet,  will  das  mähliche  Werden  des  Natur- 
gefühls und  der  Naturerkenntnis  in  einer  Reihe  von  Charakterbildern  festhalten.  So  er- 
scheinen darin  Gestalten,  die  diesem  Zweck  des  Buches  besonders  entgegenkommen,  wie 
die  heilige  Hildegard,  Arnos  Comenius,  J.  B.  van  Helmont,  Rousseau,  aber  auch  Abschnitte 
über  die  Anfänge  der  Alchimie  und  über  die  Chemie  der  Araber.  Die  Forschungen  von 
M.  Berthelot  und  E.  Wiedemann  sind  mit  großer  Belesenheit  bis  auf  die  in  letzter  Zeit 
erschienenen  Abhandlungen  benützt  —  der  Verf.  hat  ja  b«kanntlich  auch  mit  E.  Kalliwoda 
zusammen  eine  deutsche  Ausgabe  von  Berthelots  Chemie  im  Altertum  Jind  Mittelalter 
veranstaltet  — ,  aber  bei  dieser  noch  unvergorenen  Stoffülle  überkommt  einen  doch  das 
Gefühl,  daß  manchmal  weniger  mehr  gewesen  wäre.  Wie  viel  wissen  wir  denn  im  Grunde 
von  ricn  Verfassern  dieser  Traktate    als  Menschen  und  Persönlichkeiten?       J.   Ruska. 

198.  Wiedemann,    Eilhard,   Ans  Nirwairis  Enzyklopädie.     Über  Parfüms.     Sudhoff-Fest- 

schrift  AGNT  6,  S.  418/426. 

Aus  der  Enzyklopädie  des  Nuwairl  (gest.  1332),  die  den  Titel  führt  Nihäjal  al-'Arab 
fJ  junün  al-Adab,  teilt  E.  Wiedemann  ein  interessantes  Kapitel  aus  dem  Abschnitt  über 
das  Pflanzenreich  mit,  das  Vorschriften  über  die  Herstellung  von  Parfümen  enthält.  Eine 
Inhaltsübersicht  über  den  ganzen  Abschnitt  geht  voraus.  Das  erste  Kapitel  handelt  haupt- 
sächlich von  Bodenarten,  Getreide  und  Küchenpflanzen,  das  zweite  von  den  Früchten, 
anscheinend  im  Anschluß  an  die»Geoponika« ;  im  dritten  Kapitel  sind  stark  duftende  Pflanzen 
und  Blumen  genannt,  im  vierten  hauptsächlich  Harze  und  Gummiarten,  im  fünften  kommt 
Nuwairl  auf  die  Verwendung  und  Herstellung  der  wichtigsten  Parfüme,  wohlriechenden 
öle  und  Destillate,  des  Räucherwerks  und  verschiedener  Geheimmittel  zu  sprechen.  Aus 
diesem  Kapitel  ist  die  Darstellung  der  Gällja  und  des  Nadd  (nach  einer  großen  Zahl 
von   Autoren)   vollständig   in    Übersetzung   wiedergegeben.  J.   Ruska. 

199. ,  Optische  Studien  in  Laienkreisen  im   13.  Jahrhundert  in  Ägypten.     S.-A.  aus 

Jahrbuch  für  Photographie  und  Reproduktionstechnik  für  das  Jahr  1913. 
200. ,  Beiträge  zur  Geschichte  der  Naturwissenschaften.    XXX L  Über  die  Verbreitung 

der  Bestimmtingen  des  spezifischen  Gewichtes  nach  Biriini.   XXXH.  Aus  der  arabischen 

Handels-  und  Warenlehre  von  Abu'l  Fadl  Ga'far  Ibn  'All  al  Dimaschqi.    S.-A.  aus  den 

SPMS   Bd.   45   (1913)  S.   31-54- 


Kritische  Bibliographie.  270 

201.  Wiedemann,    Eilhard,     Fragen   ans  dem  Gebiet  der  Naiurwissenschaf/en,  gestellt  von 

Friedrich  IL,  dem  Hohenstaiifen.      Archiv  für   Kulturwissenschaft  XI,   483  ff. 

Bespricht  von  den  im  Kitäb  al-istibsär  fimä  tudrikiihii  l-absär  des  malekitischen 
Rechtsgelehrten  Sihäb  ad-din  al  Qaräfi  Cf  684/1285.  s.  Brockelmann  I,  385)  er- 
örterten 50  Fragen  aus  dem  Gebiet  der  Optik  (s.  d.  Verf.  Übersetzung  der  Fragen  in  »Eders 
Jahrb.  f.  Photographie«  1913)  drei,  die  auf  den  Hohenstaufen  Friedrich  IL  zurückgehen, 
nebst  den  Antworten,  und  handelt  anschheßend  über  ein  Planetarium  des  genannten 
Fürsten,  das  ihm  von  Al-Asraf  zum  Geschenk  gemacht  worden  war.  E.  Graefe. 

202.  Zeuthen,  H.  G.,  Die  Mathematik  im  Altertum  und  im  Mittelalter.     Die  Kultur  der 

Gegenwart,  dritter  Teil,  erste  Abteilung,  die  mathematischen  Wissenschaften.    Erste 

Lieferung.    95   S. 

Da  dieses  Heft  als  geschichthche  Einleitung  und  Grundlage  für  die  Darstellung  der 
Entwicklung  der  neueren  Mathematik  zu  gelten  hat,  so  nimmt  die  arabische  Mathematik 
und  Astronomie  darin  einen  verhältnismäßig  bescheidenen  Raum  ein.  Wer  nähere  Be- 
lehrung wünscht,  wird  immer  wieder  zu  Cantor  oder  zu  Monographien  wie  v.  Braunmühls 
Geschichte  der  Trigonometrie  greifen  müssen.  Bemerkungen  über  das  indische  Ziffersystem 
finden  sich  im  ersten  Abschnitt,  von  Interesse  für  die  Geschichte  der  arabischen  Mathematik 
ist  auch,  was  der  Verf.  vom  Verfall  der  griechischen  sagt.  J.  Ruska. 

V.  Literaturgeschichte    (Handschriftenkataloge    und  neue  Quellen). 

203.  Abdul  Muqtadir,  Maulavi,  Catalogue  o{  the  Arahic  and  Persian  Manuscripts  in  the 
Oriental  Public  Library  at  Bankipore.  III.  Persian  poetry  i-jth  —  iqj'/z  Century.  Bespr. 
Athenaeum,   1913.  4463. 

204.  'Abid  b.  al-Abras,  The  Diwans  of  'AbTd  ibn  al-Abras,  of  Asad,  and  'A'mir  ibn 
at-Tufail,  of  'Amir  ibn  Siis'a'ah,  edited  for  the  first  time,  from  the  ms.  in  the  British 
Museum,  and  supplied  with  a  translation  and  notes  by  Sir  Charles  Lyall.  Gibb 
Memorial  Series  XXI,   1914. 

205.  Abü'l-'Alä'.  Gabriel,  Colin,  La  Tedkira  d'AbiPl-'Alä\  publice  et  traduite  pour  la 
premicrc  fois.      1911.     Bespr.  v.  Huart  JA  XI,  II,  381 — 384. 

206.  Aboul-Barakat,  Le  calendrier  d'  Ab  oiil- Barak  at,  texte  arabe  edite  et  trad.  par 
E.  Tisserant  (Patrologia  orientalis,   Bd.   10,  Fase.  3,   S.  245 — 286). 

207.  Abu  Hanifa  ad-D:naweri,  par  J.  Kr.\tschkowsky.   Bespr.  v.  C.  F.  Seybold.  ZDMG 

67.  53S  tT. 

208.  Abü'l-Mahäsin   Ibn  Taghri  Birdi'S   Annais,    entitled  »an-Nujihn  az-Zdhira  fi  Mulük 

Misr  wal-Ä'dhira«.  VoL  III,  part  i,  Nr.  i,  ed.  by  W.  Popper.  130  S.  (University  of 
California  Publications  in  Semitic  Philology,  vol.  3  Nr.  i).  Berkeley,  The  Uni- 
versity Press,  1913. 

209.  Abul-Qasim  al-Amidi,    Al-mnwäzana    bain   Abi    Tammäm    ical-Buhturi.       2.   Aufl. 

Beirut,    Druckerei    des    »Iqbäl«,    angez.    al-Hiläl    XXII,    320. 

210.  Abu  Sa'id  ibn  Abul  Khayr,  Rubä'iyät  IL    Edited  by  Maulavi  Abdul  Wali.    JA  SB 

191 1,  637—667. 

Zur  Vervollständigung  seiner  auf  der  Handschrift  der  »Asiatic  Society  of  Bengal« 
basierenden  Ausgabe  der  ÄM&ä't/a^es  Abu  Sa'Id  (JASB  1909,421 — 456)  teilt  der  Heraus- 
geber hier  weitere  173  dem  Abu  Sa'Id  zugeschriebene  Vierzeiler  nach  der  Handschrift 
des  British  Museum  mit.  In  der  Einleitung  werden  die  Varianten  in  den  beiden  Hand- 
schriften gemeinsamen  Versen  besprochen  und  die  Frage  erörtert,  inw-ieweit  die  Vierzeiler 
mit    Recht    dem  Heiligen   zugeschrieben   worden   sind.  J.   Horovitz. 

211.  Ahlwardt,   The  dizcans  of  the  six  ancient  arabic  poets:  Ennäbiga,  'Antara,  Tharafa, 


280  Kritische  Bibliographie. 

Ztihair,  ^  Alqama,  and  Imruulquais  and  (he  colleclions  of  iheir  fragmenis,  with  a  list 
of  the  varions  readings  of  the  text.    Anastatischer  Neudruck.    London  19 13. 

212.  Ahmad  'Ärif  az-Zain,   Ta'rlfi  Saidä.    Li-mu'alUfihi  Ahm.^d  'Ärif-az-Zain.    Histoire 

de  SaiJd  par  .\ii.mad  Aref  El-Tzein.     Saida  (Syrie):  Imp.  al-'Irfän  1913.     186  S. 

213.  'Ali  Ibn-al-Fadl,  Risäla  al-amtäl  al-bagdädijja  allati  lagrl  baind'l-'ämma  lil-qädl 
AbiM-Hasan  'Ali  Ibn-al-Fadl  al-Mu'ajjadi  at-Täliqäni.  Kairo  (um 
1913):  Matba'at  R'amsis.  Herausgegeben  von  Louis  Massignon.  37,  4,  3  S.  (Über 
die  in   Bagdad  im  Jahre  421    H.  gangbaren   Sprichwörter.) 

214.  Ali  Mohammed,  Seyyed,  dit  le  Bab,  LeBeyan  persan  trad.  par  Nicolas.    Bespr.  v. 

HouTSMA    Museum   1913,   11/12;    Cl.   Huart   RC   1913,    34;    A.   Jaussen   Revue 
Biblique  Internationale    1913,   X   2. 
215. ,  Bd.   III  Paris,  Geuthner,  1913. 

216.  Apt,  Naftali,  Die  Hiobserzählung  in  der  arabischen  Literatur.    Bespr.  v.  G.  Salzberger 

\VI   I   249  f. 

217.  Asbath,  P.,  Calalogne  sommaire  de  mss.  arabes  (suite),  avec  un  appendice  sur  les  l'ies 
syriaques  de  saint  Basile.     (Revue   de  l'Orient  Chretien,  1913,  2  ser.,  Bd.  VIII,  3.) 

218.  Attaja,  M.  0.,  Slou^ar  arabsko-russkij.     lOii    S.     Moskau  1913. 

219.  Bachja,  Al-Hidaja  ed.  Jahuda.  Bespr.  v.  W.  Bacher  GGA  175  h,  650 — 666;  Blau 
Magyar-Zsido  Szemle  1913,  4;  J.  Goldziher  ZDMG  67,  529  ff.;  M.  Horten  DLZ 
1913,  24,  TLZ  1914  142,  OLZ  16,  556,  WI  I  244;  R.  A.  N.  JRAS  1914,  195  ff.; 
St.  Z.  für  hebr.  Bibliogr.  XVI  S.    102—6. 

220.  Baerlein,  Henry,  Abu^l  Ala  the  Syrian  (Wisdom  of  the  East).    London,  Murray,  1914. 

221.  Bahäoullah,  L'epitre  au  fils  du  Loup.  Traduit  par  Dreyfuss.  Bespr.  v.  Houtsma, 
Museum    MM3,   11/12;  v.  M.G.D.   RC   1913,  281 — 2S2. 

222.  Battal,  A.,  »Nazarljcti  Adablje«  {Theorie  der  Literatur)  (tatarisch).  VII  107,  IV  S. 
Kasan  1913.     Bespr.  v.  N.  K— f.    MI  II,  825. 

223.  Bedros  Effendi  Kerestedjian,  Quelques  Materiaux  pour  un  Dictionnaire  Etymologique 
de  la  Langue  Turque.  i.  Etymologie,  origine,  comparaison  de  mots:  turc  oriental 
et  Ottoman.  Mots  etrangers  introduits  et  conserves  tels  quels  dans  la  langue  turque. 
Locutions  adverbiales  et  onomatopoetiques.  Particules  intensives.  Themes  verbaux. 
II.  Glanures  Etymologiques  de  mots  frangais  d'origine  inconnue  ou  douteuse.  Edit^ 
par  son  nevcu  Haig.    XV  -f  364  -f  42  S.    London,  Luzac  u.  Co.,  1913. 

224.  EI-Bekri,  Description  de  l'Afrique  Septevirionale.  Texte  arabe  et  Traduction  de  Mac 
GucKiN  DE  Slane.  Avcc  notcs  complemcntaires  et  index  gencral.  2^  ed.,  rcvuc  et 
corrigee.     2   Bde.     Algier,  Ad.  Jourdan.   1913. 

225.  Beveridge,  H.,  A  dubious  passage  in  the  Ilminsky  edition  oj  the  Bäburnäma.     JASB 

1911,  5—7- 
226. ,  Errata  etc.  in  the  A.  S.  B.  edition  oj  Abu  Turabs  History  oj  Gujarat.    Calcutta 

i<)no.     JASB   191 1,  459—463- 
227.   Bittner,  Max,  I)ie  heiligen  Bücher  der  Jeziden.    Bespr.  v.  Grünert  WZKM  27,  442. 
228. ,  Nachtrag.     Die  kurdischen  Vorlagen,  mit   i    Schrifttafel.     Denkschr.   Wien. 

229.  Boutros  Ghali,  Wacyf,  Le  jardin  des  fleurs.  Essais  sur  la  poesie  arabe  et  Morceaux 
choisis.  Prcface  par  Jules  Lemaitre.  Paris,  Mercure  de  France,  1913.  Angez. 
Hiläl  XXII,  238. 

230.  Brandl,  Leopold,  Vorde/oesche  Robinsonaden  in  der  Weltliteratur.  Germ.-roman. 
M<inat--Llirilt  V  S.  233. 

231.  Brünnow's,  R.,  Arabische  Chrestomathie  aus  Prosaschriftstellern.  In  2.  Auflage  völlig 
neu  bearbeitet  und  herausgegeben  von  A.  Fischer.    (Porta  hnguarum  orientalium 


Kritische  Bibliographie.  08 1 

XVI.)     Berlin,  Reuther  &  Reichard,   19 13.     Bespr.  v.  Grünert  DLZ  1914  S.  26; 
M.  G.  D.  RC  19 13,  S.  509. 

232.  Cattan,  Basilio,  Grammatica  ieorico-praiica  della  lingua  araba  per  k  sciiole  italiane. 
Citta  di  Castello,  S.  Lapi,   1914. 

233.  Elias,  A.  Elias,  AI  qänuis  al  '■asrl.     The  Neiu  Dictionary:  EngUsh-Arabic,  Zctiin  bei 

Kairo  19 13  im  Selbstverlag. 

Dieses  neue,  handliche  (Ss.  XII  +  440  quarto)  und  billige  (30  P.  T.)  Wörterbuch  soll 
zunächst  den  Bedürfnissen  ägyptischer  Studenten,  aber  auch  denjenigen  englischsprachiger 
Orientahsten  dienen.  Der  Verfasser  hat  sich  bemüht,  einen  größeren  Wortschatz,  als  bisher 
geboten  war,  zusammenzustellen  und  diesen  durch  die  beste  heutige  arabische  Literatur- 
sprache wiederzugeben.  Wo  letztere  —  wie  oft  —  versagt,  wird  die  ägyptische  Vulgär- 
sprache angewandt.  Veraltetes  arabisches  Sprachgut  sollte  ausgeschieden  werden.  Die 
Wahl  der  englischen  Vokabeln  soll  otTenbar  Klassisches,  Technisches  und  Tagtägliches 
berücksichtigen.  Daß  diese  Aufgabe  nur  unvollkommen  und  unproportioniert  innerhalb 
der  dem  Band  gesetzten  Grenzen  auszuführen  war,  ist  klar.  Deshalb,  obgleich  man  eine 
große  Anzahl  von  seltenen  und  gesuchten  Vokabeln,  wiez.  B.  abigail,  ablactafion,  ahalienate, 
abomasum,  acupiinctun',  trifft,  die  dem  ägyptischen  Leser  kaum  jemals  zu  Gesicht  kommen 
können,  weil  sie  vom  Engländer  selbst  nicht  verstanden  werden,  fehlen  andrerseits  Aus« 
drücke,  die  fast  unentbehrlich  sind.  Trotzdem  haben  viele  Wendungen  aus  der  encrlischen 
Verkehrssprache  hier  einen  Platz  gefunden.  Das  Englische  ist  angloägyptisch  gefärbt. 
Man  fragt  sich,  ob  ä  bas  und  abandonee]  (sie  !)  hierher  gehören  !  Ich  notiere  einige  Beispiele 
noch  aus  den  ersten  Seiten:  abdest  =  wiidü  ',  aborsus  =  ighdd  bonny  =  samin.  Scrv  =  sirb 
tiijiirbarnja.  Urwüchsiges  aus  dem  Volksleben  wird  man  nicht  erwarten.  Das  Buch  wird 
dem  Europäer  weniger  als  dem  Ägypter  dienen.    (Bespr.  v.  S.  M.  Z.  MW  IV,  103.) 

W.   H.  Worrell. 

234.  Cerone,  F.,  Alphonse  le  Magnanime  et  Abu  ^Oiiiar  Ottoman  (suite,  textes).  Archi\-io 
storico  per  la  Sicilia  Orientale  1913,  t.  X,  fasc.   i — 2. 

235.  Chau  Ju-kua,  His  Work  on  the  Chinese  and  Arab  Trade  in  the  twelfth  and  thirteentk 
Centurics,  eutitled  Chii-fan-chi.  translated  from  the  Chinese  and  annotated  by  Friedrich 
HiRTH  and  W.  W.  Rockhill.  St.  Petersburg  1912.  Bespr.  v.  P.  Pelliot  T'oung 
pao  XIII  1912,  S.  446- — 481 ;  von  Albert  Herrmann  u.  d.  T.  Das  Buch  des  Tschait 
Ju-kua  über  die  fremden  Völker  und  ihren  Seeverkehr  mit  China  bis  zum  13.  Jahr- 
hundert.    Petermanns   Mitt.    IQ13.    59,    II,    S.    313 — ^14. 

236.  Conybeare,  F.  C,  Rendel  Harris,  J.,  and  Smith  Lewis,  Agnes,  The  story  of  Ahikar. 
From  the  Aramaic,  Syriac,  Arabic,  Armenian,  Ethiopic,  Old  Turkish,  Greek,  and  Sla- 
vonic  Versions.  IL  edit.  Enlai-ged  and  corrected.  Cambridge  University  Press.  Bespr. 
v.  Jeremias  Theol.   Lit.    Bl.  XXXV,   122. 

237.  Ellis,    A.  G.,   and  Edwards,   E.,    A  Descriptive  List  of  the   Arabic  Manuscripts  etc, 

Bespr.   V.  H.  F.  A(medroz)   JRAS  1913,  1068  f.    Auch  Athenaeum  1913,  4453. 

238.  van  Erpen  (Erpenius  1584— 1624),  Grammatica  araba.  Prima  traduzione  italiatia 
condotta  sul  testo  latino  (ediz.  del  1636)  dal  dott.  Feder  ico  Gozo,  con  aggiunte.  X,  205  S. 
Pavia,   Succ.  Marelli,   1914. 

239.  Farina,  G.,  Grammatica  araba.     Bespr.  v.  H.  Grimme  OLZ  17,  37. 

240.  Ferrand,  Gabriel,  Relations  de  voyages  et  textes  geographiques  arabes,  persans  et  turcs 
relatifs  ä  Vextreme  Orient  du  VJII  au  XVIII  siecles,  traduits,  revus  et  annotes.  Tome 
Premier.  (Documents  historiques  et  geographiques  relatifs  ä  ITndochine  pubHes  sous 
la  direction  de  Mm.  Henri  Cordier  et  Louis  Finot.)  Paris,  Leroux,  1913.  Vol.  I. 
296  S. 

Das  wichtige  Werk,   von  dem  der  erste- Band  hier  angezeigt  wird,  umfaßt  in  den  in 

Islam.     V. 


2g->  Kritische  Bibliographie. 

Übersetzung  gegebenen  Autoren  den  Zeitraum  von  der  Mitte  des  9.  bis  zur  Mitte  des  13.  Jahr- 
hunderts, von  Ibn  Khordädbeh  bis  Ibn  al-Baitär.  Die  Auszüge  beschränken  sich 
nicht  streng  auf  Indochina,  sondern  greifen  auch  auf  benachbartes  Gebiet  über,  wenn  der 
Inhalt  der  Nachrichten  dies  rechtfertigte.  Von  allen  Schriften,  die  in  diesem  Bande  ver- 
einigt wurden,  sind  nur  die  des  Kaufmanns  Sulaimän  und  die  des  Abu  Dolaf  Mis'ar 
bin  al-Muhalhil  um  die  Mitte  des  9.  Jahrhunderts  wirkliche  Reiseberichte.  Der  Bericht, 
den  Ibn  Battüta  über  das  transgangetische  Indien  und  über  China  gibt,  ist  nach  dem 
Urteil  von  Ferrand  so  fremdartig,  daß  man  ihn  für  erfunden  oder  derart  umgebildet 
halten  muß,  daß  er  unverständlich  geworden  ist.  Man  ist  überhaupt  geneigt,  den  Anteil 
der  arabischen  Autoren  an  der  Erweiterung  der  maritimen  geographischen  Kenntnises 
in  jenen  Regionen  zu  überschätzen;  sie  scheinen  einfach  den  schon  von  den  Persern  be- 
fahrenen Wegen  gefolgt  zu  sein.  Auf  die  zahlreichen  Plagiate  der  späteren  Autoren  ist 
ebenfalls  hingewiesen. 

Der  zweite  Band  wird  den  Rest  der  Texte  enthalten.  Was  die  Veröffentlichung 
so  besonders  wertvoll  macht,  ist  die  Vertrautheit  des  Verfassers  mit  Land  und  Leuten, 
die  er  in  langjährigem  Aufenthalt  gewonnen  hat,  und  der  sorgfältige  Kommentar,  bei  dem 
auch  die  Beiträge  von  P.  Pklliot  aus  chinesischen  Quellen  ausgiebig  benutzt  werden  konnten. 

Der  dritte  Band  soll  dann  die  wissenschaftliche  Verarbeitung  des  gesamten  Materials 
bringen.    ^Bcspr.  v.  Jules  Bloch   RC  1914,  S.  113.)  J.  Ruska. 

241.  Friedländer,  Die  Chadirlegende  und  der  Alexanderrojnan.    Bespr.  v.  C.  Cessi  Rivista 

di  Filologia  1913,  41;  Christensen  Nordisk  Tidskrift  for  Filologi  1913.  1/2; 
Gressmann  TLZ  1913,  16;  Halevy  Revue  Scmitique  1913,  XXI;  F.  Pfister 
Berliner  Philologische  Wochenschrift  1913,  29;  M.  G.  D.  Rf  1913,  408;  Wensinck 
Museum   21    S.   212. 

242.  Gollancz,  H.,  The  Book  of  prolection  being  a  collection  of  charms  now  edited  for  the  f.rsl 
Urne  fromSyriac  Mss.  with  iranslation,  iiitroducllon  and  noies.  27  ill.  London  Henry 
Frowde;  Oxford,  Univ.  Press,  1912.     Bespr.  v.  A.  Moberg  OLZ  17.  32. 

243.  Graf,   Georg,   Christlich-arabisches.     Theol.  Quartalschrift   1913,    Heft  II,    lOi  — 192. 
Lilcraturgcschichtliche  Nachträge  zu  dem  bekannten  Buche  des  Verf.:  Die  christlich- 
arabische  Literatur  bis  zur  fränkischen  Zeit,  Freiburg  1905.  Becker. 
244. ,  Das  arabische  Original  der  Vita  des  hl.  Johannes  von  Damaskus.    Der  Katholik 

03,   19 13.  9- 

245.  Gragger,  R.,  Eine  arabische  Gestalt  der  Bürgschaftssage.    Zeitschrift  für  vergleichende 

l.ilcraturgcsclüchte,   1913,  3. 

246.  Graulle,  A.,  Le  Boustdn  adh-Dharif  d^az-Ziyäni.     RMM  XX1\',  311— 317. 

Gr.  ist  so  glücklich  gewesen,  eine  Handschrift  des  bisher  für  verloren  geltenden  Ge- 
schichtswerkes Al-Bustän  a?-?arif  fldaulat  Mauläi  'All  as-sarlf  (Brockelmann  II,  508  oben) 
für  kurze  Zeit  —  wo,  ist  leider  nicht  gesagt  —  in  Händen  halten  zu  können.  Er  gibt  ein 
Verzeichnis  des  Inhalts  und  übersetzt  sodann  den  ersten  Teil  der  Vorrede,  aus  dem  hervor- 
geht, daß  —  entgegengesetzt  der  bisherigen  Annahme  —  der  Bustän  erst  nach  dem  Targumän 
(Br.  a.  a.  0.)  verfaßt  worden  ist.  E.  Graefe. 

247.  AI-Gurgani,  Abul  Hasan  'Ali  b.  'Abdal'aziz  (f  366  H.),  AI  ivisäla  bain  al-Mutanabbl 
ua  Ijusüin/hi.  Herausgegeben  und  konuiicntiert  von  AhmedEfendi  *Arif  Zainaddin, 
I^aidä,  Druckerei  des  »*Irfän«,  angez.  Hiläl  XXII,  240. 

248.  Grigorjew,  A.  D.,  Erzählung  vom  allweisen  Akir.    Untersuchung  und  Texte. 

rpiUüi'bKii'b.    A.  ^\.,    noufiCTh    oni,    Ai;iipi.     npf'My^poMi,.     II:{c.ih;;oii;uiii'   11 
Ti'i.TTi.i.     MocKBa  1913-     X.  316  S. 

249.  Halevy,  J.,  Recherches  de  M.  Th.  Nöldeke  sur  le  roman  d'Achikar.  Revue  Semitique 
19 13,  XXI,  Juillet. 


Kritische  Bibliographie.  283 

250.  AI-Halläj,  Kildb  al  Tawäsin.  Ed.  Massignon.  Bespr.  v.  L.Bouvat  RMM  XXIV,  341 ; 
Cl.  fluART  RC  1914  (2),  22;  Lammens  Recherches  de  Science  Religieuse,  Tome  5, 
1914,   123  ff. 

251 .  HamduMläh  Mustawfi-i-Qazwini,  The  Ta'rikh-i-Guzida  or  ttSelect  His/ory«  of  Hamdii^lWi 
Mustawfi-i-  Qazwini.  Compiled  in  A.  H.  730  (A.  D.  1 330)  and  now  abridged  in  English 
from  a  manuscript  dated  A.  H.  857  (A.  D.  1453)  by  Edward  G.  Browne.  With 
indices  of  the  fac-simile  text  by  R.  A.  Nicholson.  Part  II,  containing  the  abridged 
translation  and  indices.     Gibb  Memorial  Series  vol.  XIV,  2.     191 3. 

252.  Marder,  Ernst,  Kleine  arabische  Sprachlehre.  Heidelberg,  Julius  Groos,  19 13.  VI,  164  S. 
Angez.  V.  tz  WI  I,  248. 

253.  Heyne,  Arthur,  Geschichlen  und  Schwanke  aus  dem  Orient.  Aus  dem  Persischen  über- 
setzt. Mit  einem  Vorwort  von  Ludwig  Harald  Schütz.  60  S.  Dresden  und  Leipzig, 
»Die   Sonne«,   Belletristische  Verlagsanstalt,   1914. 

254.  Houdas,  0.,  Al-Bokhdri,  les  traditions  islainiques,  traduiles ...  Tome  quatrieme. 
Paris   IQ14. 

255.  HÜsing,  Georg,  Beiträge  zur  Rostahmsage  (Sajjid  Ba/täl).  Mythologische  Bibliothek 
V^.     68  S.     Leipzig,  Hinrichs,   1913. 

256.  Ibn  Haldun,  Histoire  des  Beni  ^Ahd  el-Wäd,  Rois  de  Tlemcen  {Regne  d' Abou  H'ammon 
Moüsa  II)  par  Abou  Zakarya  Yah'ui  Ibn  Khaldoiin.  Traduction  frangaise  avec  des 
notes  et  trois  index  par  Alfred  Bel.     2^  Vol.     2   Fase.     Alger  1913. 

257.  Ilmi  Zadah  Faidh  Allah  el  Husaini,  Fath-ur-Rakmän  U  Tälib  Äyät-il-Ä'w\m.  Beirut 
(Korankonkordanz).     Bespr.  v.  Yusef  Stephen  MW  III,  434. 

258.  Imru'ulqaiS,  Die  Mu'-allaqa  des  Imriilqais.  Übersetzt  und  erklärt  von  Dr.  Salomon 
Gandz.  SBAk.  Wien,  170.  Band,  IV.  Abhandlung.  Wien  19 13.  Bespr.  v.  Barth 
DLZ  47,  2087. 

259.  'Isa  Ibn-Ibrahim  ar-Raba'i,  K.Nisäm  al-garlb.  Imlä'  as-saih  'Isä  Ibn-Ibrähim 
Ibn-Muhammad  ar-Raba'I.  Herausgegeben  von  Bwls  Brwnlh  (Paul  Brönnle). 
At-tab'a  I.  Kairo  (1913):  Matba'a  Hindijja.  3,311  S.  (Erklärung  alter  und  seltener 
Worte  mit  Belegstellen.)  Monuments  of  Arabic  philology  (»Atär  al-luga  al-'arabija«).  3. 

260.  Izzet  Melyh,  Leila.  Türkische  Familienszene.  Übersetzt  von  E.  Oesterheld.  80  S. 
Berlin.    Priber    u.    Lammers,    1913/14. 

261.  Ibn  al  Khatib,  Kitäb  al  Wafayät,  edited  by  Mawlawi  M.  Hidayat  Husain.  JASB 
1912,  1—38. 

Eine  chronologisch  angeordnete  Zusammenstellung  der  Todesdaten  berühmter  Männer 
bis  zum  Jahre  807  reichend.  Der  Verf.  ist  Abü'l-'Abbäs  Ahmed  b.  Husain,  bekannt 
unter   dem   Namen    Ibn     al-Iiatib     al-Qusantini.  J.  Horovitz. 

262.  Ibn  el  ^airafi  Code  de  la  chancellerie  d'Etat  (Periode  Fätimide)  traduit  par  M.  Henri 
Masse.     BIFAO  XI  Le  Caire  1913,  S.  65 — 115. 

263.  Kampffmeyer,  G.,  Weitere  Texte  aus  Fes  und  Tanger.    MSOSAs.  XVI.  Jahrg.  191 3, 

S.  51—9^- 

Kampffmeyer  gibt  hier  eine  Fortsetzung  der  MSOSAs.  Bd.  XII,  1909  S.  i  ff.  mit- 
geteilten Texte.  Sie  sind  z.  T.  in  Fes  selbst  aufgenommen,  z.  T.  stammen  sie  von  einem 
früheren  und  dem  jetzigen  Lektor  am  Berliner  oriental.  Seminar.  Sie  sind  z.  T.  (Nr.  4,  5,  15a 
und  b)  im  arabischen  Text,  alle  in  Umschrift  und  Übersetzung  (mit  Ausnahme  von  15  b) 
mitgeteilt.  Auf  die  grammatische  und  lexikographische  Ausbeute  will  Kampffmeyer 
an  anderer  Stelle  eingehen.  Manche  der  Texte  bieten  sachlich  allerlei  Interessantes,  so 
besonders  Nr.  3  »Besuch  eines  Heiligengrabes  während  der  Zeit  des  Aufenthaltes  der 
Scherifen  von  Wazzän  in  Fes  (Juni  1907)«.  Nr.  4  »Das  'Ansra-Fest  (Johannistag)  in  Fes«, 
Nr.  5  »Häusliches  Leben«  (hier  werden  u.  a.  Heirats-  und  Scheidungsurkunden  mitgeteilt), 

19* 


2Sa  Kritische  Bibliographie. 

Nr.  n  »Lebensweise  der  Tolba  in  Fes«  und  Nr.  14  »Sitten  und  Gebräuche  der  Marokkaner« 
(a)  Heirat,  b)  Geburt,  c)  Beschneidung).  Auch  die  unter  Nr.  15  b  nur  in  Text  und  Um- 
schrift mitgeteilte   Predigt   scheint   der    Beachtung  wert.  R.  Mielck. 

264.  EI-Klndi,  ed.  Guest.     Bespr.  v.  M.  Hartmann  WI  I  24S;    Houtsma  Museum  21, 
S.  91/;  A.  T.  Upson  MW  IV  100. 

265.  Krymski,  A.,  Historisch-literarische  Notizen  über  die  Legende  der    sieben  schlafenden 
Jünglinge  zu  Ephesus. 

und  Attar,  Übersetzungen  verschiedener  kleinerer  arah.  Texte  der  7.  bis  13.  Jahrh. 

Russisch.     Moskau  1914. 

266.  Künos,  Ignäcz,  Forty -jour  turkish  fairy  iales.    Collected  and  translated,  with  illustra- 
tions  by  Willy  Pogany.     London,  George  G.  Harray  u.  Co.     o.  J. 

267.  Leander,  P.,  Aus  Badr  ad-dln  Abu  Muhammed  al-Hasan  bin  '■Umar  bin  Habibs  Durrat 
al-asläk  fi  daiilat  al-aträk  I  MO  VH  1913,  S.  i— 81. 

Die  Einleitung  und  die  ersten  8  Jahre  (64S — 655).     Text  mit  textkritischen  An- 
merkungen. J-  Pedersen. 

268.  Lyall,  C.  J.,  The  meafiing  of  the  words  >falä  /ntbbihi«  in  Qur.  II,  i-j2.     JRAS  1914, 
158-163. 

L.  weist  auf  Grund  der  Erklärungen  der  arabischen  Kommentatoren  und  eines  Verses 
aus  den  Mufaddalijät  nach,  daß  sich  die  Worte  ^ala  Inibbihi  nicht  auf  »Gott«  (wie  in  fast 
allen  Übersetzungen,  z.  B.  Säle,  Rodwell,  Muir,  Palmer  und  auch  Goldziher  in  seinen 
Vorlesungen  S.  17),  sondern  auf  das  vorangehende  al-mdl  (so  richtig  von  Lane  übersetzt) 
beziehen.  R-  Mielck. 

269.  Machuel,  L.,  Note  sur  la  re forme  de  l'ecriture  arabe.    RT.    20.  annee  Nr.  100  (Juillet 

1913)  S.  407—416. 

Die  arabische  Schrift  ist  unvollkommen.  Das  ist  nicht  nur  die  Ansicht  der  Europäer, 
sondern  wird  auch  von  den  Orientalen  selbst  empfunden.  Versuche,  die  Schrift  zu  moderni- 
sieren und  aller  Zweideutigkeiten  zu  entheben,  sind  bisher  resultatlos  geblieben.  Darum 
hat  sich  Verf.  nun,  nach  seiner  Angabe  auf  Veranlassung  gebildeter  Orientalen,  daran 
versucht,  das  Problem  zu  lösen,  und  zwar  in  richtiger  Erkenntnis  des  Umstandes,  daß  die 
arabische  Schrift  als  Schrift  des  Korans  den  Moslimen  gewissermaßen  als  etwas  Heiliges 
gilt,  unter  Beibehaltung  der  bisherigen  Zeichen  und  des  Duktus  von  rechts  nach  Hnks  nur 
durch  Einführung  einiger  neuer,  von  ihm  erfundener  Vokalzeichen;  denn  in  der  Vokal- 
losigkeit  liegt  eben  der  Mangel.  An  Beispielen  wird  das  erläutert.  Das  System,  das  Verf. 
vorschlägt,  ist,  das  muß  man  sagen,  ganz  geistreich;  die  Zeichen  für  Fetha  und  Kesra  sind 
außerdem  auch  praktisch  zu  nennen.  Eine  in  alter  und  neu  vorgeschlagener  Schriftart 
abgedruckte  Textprobe  läßt  auch  erkennen,  daß  man  sich  nicht  allzu  schwer  an  die  letztere 
gewöhnen  würde.  Aber  —  m.  E.  muß  doch  wohl  eine  Schriftänderung  bzw.  Verbesserung 
stets  von  denen  ausgehen,  die  sich  dieser  Schrift  bedienen.  Das  sollte  man  wirklich  den 
Orientalen  selbst  überlassen.  Und  wenn  Verf.  selbst  richtig  bemerkt,  daß  den  Arabern 
ihre  Schrift  als  etwas  Heiliges  gilt,  so  ist  damit  doch  klar,  daß  sie  eine  solche  Änderung 
doch  ablehnen  werden,  zumal  wenn  die  Anregung  aus  dem  Westen  kommt.  Derartige 
Vorschläge   sind    also   nur   vergebliche   Liebesmüh.  R.  Mielck. 

270. ,  Les  auteurs  arabes.    Paris  1912.     Bespr.  v.  G.  Levi  Della  Vida.    La  nuova 

cultura  I   19 13,  851. 

271.  Mahmoud  Käti  ben  EI-Hädj  El-Motaouakkel  Käti  et  l'un  de  ses  petits-fils,  Tarikh 

El-FeUach  Fi  Akhbar  El-Bouldän  Oua-l-D/ouyoiich  Oua-Akdbir  En-Näs.  (Documents 
arabes  relatifs  a  l'histoire  du  Soudan.)  Texte  arabe  edite  par  0.  Houdas  et  Maurice 
Delafosse.    Traduction  frangaise  par  les  memes,  avec  une  carte.    (Publications  de 


Kritische  Bibliographie.  285 

l'Ecole  des  Langues  orientales  Vivantes,  V^  Sc'rie,  vols  IX,  X.)  Paris,  Ernest  Leroux, 
1914. 

272.  Mahomet,  El  Koran,  Traducido  del  arabe  iluslrado  con  notas  y  precedido  de  iin  estudio 

de  la  vida  de  Mahomet  exiractado  de  los  lihros  de  los  escrilores  orientales  mas  dignos  de 
credito  por  M.  Savary.  Version  castellana  de  A.  Hernandes  Cata  559  S.  Paris,  Garnier, 
1013. 

273.  Maometto,   //   Corano.    Versione  lelterale  italiana   di  A.  Fracassi.     LXIV,   463    S. 

Milano,   U.  Hoepli,   1913. 

274.  Maqrizi,  ElmawaHz  w'al-rtibdr  fi  dlükr  el-khifa/  w'al-Jthdr,  cd.  par  M.  Gastox  Wiet. 

\..!.    1[.     MIFAO  XXXII.     Paris   1914. 

275.  Massignon,  Louis,  Quatre  textes  inedits,  relatifs  a  la  Biographie  d'al-Hosayn  ihn  Mansoftr 

al-Halläj.     Publies  avec  tables,  analyses  et  index.     Paris,  Paul  Geuthner,  19 14. 
276. ,  Presse  arabe.      RMM   XXIV,   327—334. 

Es  wird  berichtet  i.  über  die  Gesellschaft  der  »Diener  der  Ka^bac,  die  Musir  Husain 
al-Qudwäy  in  Lucknow  gegründet  hat.  Sie  soll  der  »Verteidigung  der  islamischen  Inter- 
essen in  der  Welt«  dienen  und  wird  sich  vor  allem  jedem  Versuch  einer  nicht-muharame- 
danischen  Macht,  an  die  heiligen  Stätten  des  Islam:  Jerusalem,  Medina  und  Mekka,  zu 
tasten,  energisch  entgegenstellen;  2.  über  die  Druckereien  im  Wilayet  Bagdad  und  deren 
hauptsächlichste  Veröffentlichungen;  3.  über  des  Verf.  Vorlesung  Td'rlh  al  isiilähät  al 
falsaflydt  al  'arabtya  an  der  »Ägyptischen  Universität«.  Daran  schließt  sich  eine  »BibUo- 
graphie«,  in  der  »Neue  Bücher«,  »Zeitungen  und  Zeitschriften«  sowie  orientalische  Aus- 
gaben  alter  Texte  behandelt  werden.  E.  Graefe. 

277.  Mattson,  Etudes  phonologiques  siir  le  dialecte  arabe  vulgaire  de  Beyrouth.     Bespr.  v. 
('.   S.NoiTCK-HuRGRONjE.     Muscum,  1913,  XX,  6. 

278.  Mesnevi  oder  Doppelverse  des  Scheich  Mewlänä  Dscheläl  ed-din  Rümi.    Aus  dem  Persi- 

schen übertragen  von  Georg  Rosen  mit  einer  Einleitung  von  Friedrich  Rosex 
(Meisterwerke  orientalischer  Literaturen.  In  deutschen  Originalübersetzungen  heraus- 
gegeben von  Hermann  von  Staden.    Erster  Band.)    München,  Georg  Müller,  19 13. 

279.  Midhat,  Ahmed,  0  weh  !    Türkisches  Drama,  zum  erstenmal  ins  Deutsche  übertragen  von 

Doris  Reeck.    TB  XV.     XI,  77  S. 

280.  Mille  et  Ulie  nuits.     Kaux,  A.,  Histoire  du  Bossu.    Conte  tire  des  .  .  .    Texte  persan, 
publ.  avec  des  notes  en  Frangais.     Paris,  Ernest  Leroux,   191 3. 

281.  Ibn  Miskawaih,  ed.  Caetani.    Bespr.  v.  M.  G.  D.  RC  1913,  422. 

282.  Mirza  Kamran,  The  Mlrzä  Nämah  {The  Book  of  ihe  Perfect  Gentleman)  of   Mirzä 

Kämrän  it'ith  an  English  Translation  by  Mawlawi  M.  Hidayat  Husain.    Lecturer, 

Presidency  College  Calcutta.      JASB  NS  X  1—13- 

Die  von  dem  Herausgeber  in  der  Bibliothek  eines  Freundes  entdeckte,  im  11.  Jahrh. 
d.  H.  in  Indien  geschriebene  kleine  Schrift  von  Mirzä  Kämrän  enthält  einen  Regel- 
kodex für  den  wahren  Mirzä:  was  für  Kenntnisse  und  Fähigkeiten  ein  rechter  Mirzä  haben 
muß,  wie  er  sich  in  der  Öffentlichkeit  und  in  der  Gesellschaft  zu  benehmen  hat,  welche 
seiner  Zeitgenossen  er  als  die  hervorragendsten,  welche  Städte  in  Indien  und  Persien  er 
als  die  schönsten  zu  betrachten  hat  usw.  Die  Veranlassung  zur  Abfassung  gab  dem  Ver- 
fasser die  Anmaßung  einiger  hochmütiger  Gesellen  in  Labore,  die  sich  Mirzä  nannten, 
ohne  aber  von  dem,  was  den  wahren  Mirzä  ausmacht,  etwas  zu  wissen.  Die  mancherlei 
kulturgeschichtlich  interessanten  Einzelheiten,  die  namentlich  der  zweite  Teil  der  Schrift, 
das  Anstandbuch  des  perfect  gentleman  aus  dem  1 1.  Jahrhundert  enthält,  lassen  die  Heraus- 
gabe von  Text  und  Übersetzung  als  dankenswert  erscheinen.  (Rieu  erwähnt  in  dem 
Catalogue  of  the  Fers.  Manns,  of  British  Museum  S.  826  V  ein  anderes  anonymes  Mirzä 
Nämeh;  in  der  Bibl.  der  Asiatic  Society  of  Bengal  befindet  sich,  wie  der  Herausgeber  be- 
merkt, ein  Werk  gleichen  Titels  von  Mirzä    Muhammad   yalll.)  H.  Ritter. 


286  Kritische  Bibliographie. 

283.  Mispoulet,  P.,  Al-Mi'yär  al-Djadid,  »La  nouvelle  pierre  de  tauche  des  faiwäs  du  Faqih 

al-Mahdi  al-Oiiazzdni  al-'Imrdni«.      RMM    XXIV   298. 

Nach  kurzer,  über  das  malekitische  Fiqh  orientierender  Einleitung  Analyse  des 
1328  =  1910  in  Fes  erschienenen  neuen  Fatwd-W erkes  al-Mi'yär  al-gadid  (der  Druckfehler 
im  Titel  »Mi'yär«  findet  sich  auch  im  Text  noch  einmal)  von  dem  in  der  genannten  Stadt 
wirkenden  Miijti  al  Wazzäni,  der  übrigens  mit  der  bekannten  Scherifenfamilie  nichts 
zu  tun  hat.  E.  Graefe. 

284.  Mouhammad  al-Qädiri,   Nachr  al-mathäni  de   Mouhammad  al-Qddiri.      Traduction 

de  A.  Graulle  et  P.  Maillard.  Tome  premier,  de  l'an  looi  (J.-C.  1592)  ä  l'an  1050 
(J.-C.   1640.)  400  S.     Arch.  Mar.  XXI.     Paris,  Leroux,  191 3. 

285.  Muhammad  Ala-ud-din  Haskafi,  The  Durr  ul  Mnkhtar  being  the  'ivell  known  conimeniary 

of  the  Tanwirul  Absar  of  Muhammad  Bin  Abdullah  Tamartashi  with  an  English  trans- 
lation  by  Brij  Mohan  Dayal  B.  A.  Part  I  Book  onNikah  2nd  edition,  Part  II  Book  on 
TaZafe  Lucknow  1913.  (Obertitel:  The  Muhammadan  Law  Translation  Series.)  116  S. 
Enthält  den  Text  des  Durr  al  mufitär  nach  der  Calcuttaer  Ausgabe  von  1856  und  der 
Bombayer   von    1891    mit   gegenüberstehender    Übersetzung.  J.  Horovitz. 

286.  Muhammad  ben  'Ali,  Faure-Biguet,  G.,  et  M.  G.  Delphin,  Les  seances  d'el-Aouali, 

Textes  arabes  en  dialecte  maghrebin  publies  et  traduits.    JA  XI  II,  285- — 310;  ä  suivre. 

Der  Verfasser  dieser  neuarabischen  Makamen,  Mohammed  ben  'Ali.  wahr- 
scheinlich berberischer  Abkunft,  stammt  aus  Bethioua  in  Oran,  hat  aber  durch  mehr- 
fachen Wechsel  seines  Wohnsitzes  die  verschiedenen  in  der  Provinz  gesprochenen  Dialekte 
kennen  gelernt.  Den  Schatz  der  von  ihm  gesammelten  Dialektworte  und  Redensarten 
legt  er  in  seinen  übrigens  in  Schriftarabisch  geschriebenen  19  maqämät  al  ^awältja  pl- 
ahbär  al-^ulälija  'ala  l-lugha  al-maghribija  nieder,  von  denen  die  ersten  zwölf  hier  heraus- 
gegeben und  übersetzt  werden.  Wie  weit  sie  »manifestations  du  folklore  maghrebin«  sind, 
läßt  sich  erst  nach  Fortsetzung  der  Herausgabe  sagen.  Die  vorliegende  erste  maqäma 
as-sahräwija  klingt   etwas   an   Hariris  vierte   Makame   an.  H.   Ritter. 

287.  Muhammad  Mas'ud,  Adäb  al-Ujäqa.     Cairo  1913.    (Modernes  Adabbuch,  über  guten 

Ton  und  feine  Sitte.)     Bespr.  v.  S.  Spiro  Bey  MW  IV,  217. 

288.  Murko,  M.,  Bericht  über  phonographische  Aufnahmen  epischer,  meist  mohammedanischer 

Volkslieder  im  nordwestlichen  Bosnien.      SBAk.  Wien   1913  VIII.     Vergl.  Nr.  472. 

289.  Nahia  Beg  Salih  Sagwat,  ra'rf/z  al-hula]ä  turgima  mi-n-al-luga  al-fransawijjabiqalam 
Nahla  Beg  Salih  Sagwat.    At-tab'a  i.    Kairo,  Amin  Hindijja,  1331/1913.    173  S. 
Kurze  Darstellung  der  islamischen  Geschichte  bis  auf  die  neueste  Zeit  im  Zusammen- 
hang mit  der  Weltgeschichte  nach  einem  französischen  Originalwerk. 

290.  NÖldeke,  Th.,  BurzSes  Einleitung  zu  dem  Buche  Kaiila  wa  Dimna  übersetzt  und  er- 
läutert. Bespr.  V.  Cl.  Huart  RC  191 3,  Nr.  19;  Halevy,  Mes  doiites  sur 
r introduction  de  Biirzoe  au  livres  de  Kalila-wa-Dimna.   Revue  Semitique  1913,  janN-ier. 

291.  Oesterheld,  Erich,  Vom  türkischen  Theater,  Einleitung  zu  Leila,  Türkische  Familien- 
szene von  Izzet  Melyh  {übersetzt,  bearbeitet  und  eingeleitet  von  Erich  Oesterheld, 
mit  einem  Essay  über  das  türkische  Theater  und  drei  Bildbeilagen).  Berlin,  Priber  u. 
Lammers,  1913/14. 

Verfasser  gibt  einen  kurzen  Überblick  über  die  türkische  dramatische  Literatur  der 
jüngsten  Zeit;  besonders  interessiert  der  IV.Abschnitt,  der  die  Zeit  seit  der  Wiedereinführung 
der  Verfassung  behandelt.  Verfasser  bespricht  hier  einige  Stücke  genauer,  die  ihm  be- 
merkenswert für  die  Entwicklung  der  türkischen  Dramatik  scheinen;  Neues  und  Inter- 
essantes bringt  er  ferner,  wenn  er  von  den  modernen  theatralischen  Bestrebungen  in  Kon- 
stantinopel spricht.  Oesterheld  zeigt  sich  wohl  unterrichtet  auf  seinem  Gebiet,  kennt 
aber  anscheinend  nicht,  was  über  die  türkische  Moderne  von  europäischer  Seite  bereits 
gearbeitet  wurde.  F.  Taeschner. 


I 


I 


Kritische  Bibliographie.  28/ 

292.  Omar  Khayyam,  Rubaiyal.     Honderd  kwairijnen.     Vertaald  door  P.  C.   Boutens. 

Bussuni,  van  Dishoeck;  o.  J. 

dss.  Translated    from    the  Lucknow    Edn.  by  Johnson   Pasha.     160  S.     London, 

K.  Paul,   1913; 

dss.  (Fitzgerald)  Presented  by  Willy  Pogany   (reich  illustriert).    London,  George 

G.  Harray  u.  Co. ;  o.  J. 

dss.  Rendered  into  English  Verse  by  Edward  Fitzgerald.    Riccardi  Press  Booklets. 

London,  P.  L.  Warner,   191 3; 

dss.    Rendered   into   English  Verse  by  Edaard   Fitzgerald.     With  drawings  by 

Edmund  J.  Sullivan.     London,   Methuen,   1913. 

Traduzione    integrale   in    prosa   ritniica   e  note  di  F.  Faruffini.     76  S.     Napoli, 

Ricciard  i.    19 14- 

293.  al-Pacaci  al-Bagdädi,  Ibrahim  Munib,  Diwan.     135  S.     Bagdad  1331. 

294.  Pizzi,  Italo,  Manuale della  lingita araba scritta, grammatica,  termi,  antologia,  vocabulario. 
16".      Firenze,    Succ.    Le   Monnier,    1913. 

295.  Piassmann,  Th.,  The  signifcation  of  bsräkä.  A  semasiological  study  of  the  Semitic 
stein    B-K-K.     XI,   179   S.     Paris,  Imprimerie  Nationale,   1913. 

296.  Platts,  John  T.,   A  Grammar  of  the  Persian  Language.    Part  I:  Accidence,  by  the  late 

J.  T.  Platts,  revised  and  enlarged  by  G.  S.  A.  Ranking.  —  Part  II:  Syntax  by 
George  S.  A.  Ranking.  Oxford,  Clarendon  Press  191 1.  Bespr.  v.  Dr.  F.  von  Krae- 
LiTZ  Allgemeines  Literaturblatt  XXII   18,   559. 

297.  Raquette,  G.,  Eastem  Turki  Grammar.  Practical  and  Theoretical  wilhVocabiilary.  Parti I. 
.MSUSAs.  Jahrg.  XVI,  1913,  S.  113— 211.  (Bespr.  v.  Zettersteen  MO  VII  247  ff.) 
Fortsetzung  dieser  sorgfältigen,  auf  langjährigem  Aufenthalt  im  Lande  beruhenden 

Studien,  deren  ersten  Teil  ich  anderenorts  eingehender  gewürdigt  habe  (s.  KR  Jan.   19 '4)- 

E.  Graefe. 

298.  RavaiSse,  Les  mots  arabes  et  hispano-morisques  du  Won   Quichotte«  (suite).     Revue 

de  I.in^.  et  de  Philol.  Comparee  46,  65 — 72,  199 — 210,  140 — 146. 

299.  Rescher,  0.,  Über  arabische  Manuskripte  der  Läleli-Moschee.  (Nebst  einigen  anderen 
noch  unbeschriebenen  arabischen  Codices.)     MO  VII  97 — 136. 

300. ,  Zum  Diwan  des  Abu  H-Aswad  ed-Du'alt.     WZKM  27,  375  ff. 

Auszüge  aus  dem  Diwan  (vgl.  Nöldeke,  ZDMG  iS,  232  ff.),  zu  denen  jetzt  auch 
eine  alte  Handschrift  aus  dem  Sammelband  der  Müräd  Molläh  -  Bibhothek  Nr.  1789 
(1761)  zur  Verfügung  stand.     Eine  Übersetzung  mußte  vorläufig  zurückgestellt  werden. 

E.  Graefe. 

301.  van  Ronkel,  Ph.  S.,  Catalogue  of  the  arabic  manuscripts  preserved  in  the  museiim  of  the 
Bdtavia    Socitty  of  arts  and   science.    X  554  S.     Batavia,  Albrecht  &  Co.,  1913. 

302.  AI  Safadi.  Gabrieli,  G.,  Indice  alfabetico  di  iutte  le  biografie  contenute  nel  {i.Wäfi  bi-l- 
wafayät«  di  Al-.Safadi  neW  esemplare  fotografico  delV  on.  Leone  Caetani,  principe 
DI  Teano.      RRAL   Seria   Quinta  Vol.   XXII,   S.   547—577- 

303.  Saintyves,  P.,  Salomon,  son  pouvoir  et  ses  livres  magiques.  Rev.  des  Tradit.  Popul. 
XXVIII    Sept.    1913    Paris   410  ff. 

Gibt  die  jüdischen,  arabischen  und  christHchen  Legenden,  die  arabischen  haupt- 
sächlich nach  Basset.  Salzberger's  Dissertation  (Heidelberg  1907)  Die  Salomosage 
i.   d.   sentit.  Literatur  ist  dem  Verf.  unbekannt.  Becker. 

304.  Salih  Hamdi  Hammad,  Adab  al-isläm.  Ta'llf  S  ä li  h  H  a  m  d  i  H a  m  m  ä d.  Wa-jallhl : 
Risälat  al-/ukam  an-nubirwijja  bi-qalam  al-nni'allif.  At-tab'a  2.  Kairo,  Amin  Hindijja, 
1 331/19 13.  420  S.  Nebentitel:  Moral  of  Islam  and  the  selected  maxims  of  the  prophet 
Mohammed.     By  S.   H.   Hammad.     2nd  ed.  MousKY-Cairo. 

305.  Al-Sam'ani,  ed.  Margoliouth.     Bespr.  v.  M.  Hartmann  WI  I,  245. 


288  Kritische  Bibliographie. 

306.  Seippel,  Alexander,  Persiske  vers  euer  Omar  Kajjäm,  Hafis,  Karabkuhi. 
Übersetzung  von  persischen  Gedichten  in  der  neuen,  mir  leider  nicht  verständüchen 

norwegischen   Schriftsprache  (»landsmAl«).  J.  Pedersen. 

307.  Severus  ihn  al  Muqaffa',  ed.  C.  F.  Seybold.    I.    Bespr.  v.  G.  Graf.   DLZ  1913,  2651. 

308.  — -  — ,  Hislory  of  the  patriarchs  of  the  coptic  Church  of  Alexandria  IV.  Mennos  to  Joseph 

(S49).    Arabic  text  edit.,   translated  and  annotated  by  B.  Evetts    Patr.  Or.  X,  5. 

I0I4- 

309.  Smith,  Percy,  A  plea  for  the  use  of  versions  of  scripture  and  of  other  literainre  in  the 
Vulgär  Arabic.     MW  IV,  52 — 63. 

Der  Verfasser,  der  seine  Erfahrungen  vor  allem  in  Algier  sammelte,  hat  bei  dem 
warmen  Eintreten  für  die  Schaffung  einer  auf  den  sog.  »Vulgärdialekten«  beruhenden 
Schriftsprache,  (die  natürlich  am  Klassisch-Arabischen  genährt  werden  müßte),  zunächst 
das  Interesse  der  christlichen  Mission  im  Auge;  aber  auch,  wenn  man  von  diesem  absieht, 
wird  man  seinen  Ausführungen  freudig  zustimmen  und  möchte  hoflen,  daß  in  Befolgung 
des  von  ihm  vorgezeichneten  Weges  endlich  einmal  ein  Schritt  weiter  zur  Erreichung  des 
noch  so  fernen  Zieles  getan  würde.  Erlebt  man  doch  selbst  immer  wieder  die  schädlichen 
Folgen  des  Zwiespaltes  zwischen  Schrift-  und  Umgangssprache.  Sehr  bezeichnend  sind 
die   Ausführungen   zu  diesem   Punkte   S.   61  f.  E.  Graefe. 

310.  Soane,  E.  B.,  Grammar  of  the  Kurtnanji  or  Kurdish  Language.  Luzac's  Oriental  Gram- 
niars  Seiics  \'I.     London,  Luzac  &  Co.,  1913. 

311.  Soualah,  Moh.,  Lectures  litteraires  et  recreatives  arabes:  conies,  lefons  de  choscs, 
recits  moraux,  textes  descriplifs  suivis  d'exercices  de  grammaire  et  de  redaction.  VII, 
176  S.     Alger,  Jourdan,   191 3. 

312.  Su'äd,  Jusuf,  Aqwäm  üs-sijer  (Das  Leben  Mnhammeds).  (Nebst:  Aqwäm  üs-sijer; 
eine  Antwort  auf  den  »Qylygzäde  Haqqi«  gezeichneten  Artikel  in  der  Zeitung 
»ICMih'id«.)     406  u.   23  S.     Stambul  1330 — 1331. 

313.  dl  Tarrazi,  al-vlkunt  Filib  (Vicomte  Phihppe  de  Tarrazi),  Ta^rilj  as-si/iäfa  al'-^arablja 

jahtawl  'alä  afjbär  kiill  ^arida  wama^alla  ^arabija   ?aharat  fi  l'älam  Sarqan  wagharban 

ma*a  rusüm  ashdbihä  it'al-nnt/iarritin  fihä  walarägim  masühirihim.    2  Teile  in  i  Band, 

170  -f  336  S.      Bespr.   v.   .M.   Hartmann  WI   I,   245 — 247. 

Lobende  Besprechung  des  wichtigen  Werkes  des  syrischen  Grafen,  das  allerdings 
noch  nicht  abgeschlossen  vorliegt.  Die  wertvolle  Sammlung  der  arabischen  Zeitungen 
und  Zeitschriften,  die  dem  Verf.  das  hauptsächlichste  Material  geliefert  hat,  befindet  sich 
nach  der  Notiz  im  vorigen  Heft  S.  119  jetzt  in  Hamburg  als  Eigentum  der  Zentralstelle  des 
dortigen  Kolonialinstituts.  Eine  eingehendere  Würdigung  des  umfangreichen  Werkes 
und  eine  Hervorhebung  der  Verdienste  des  Grafen  Tarrazi  wird  sich  in  dem  oben  in 
Aussicht  gestellten  Katalog  der  Sammlung  von  selbst  ergeben  und  bleibt  daher  für  später 
vorbehalten  (vgl.  auch  die  Anzeige  im  Hiläl  XXII,  S.  78).  R.  Mielck. 

314.  Tausend  und  eine  Nacht.    Arabische  Erzählungen.    Zum  ersten  Male  aus  dem  Urtexte 

vollständig  und  treu  übersetzt  von  G.  Weil.   7.  rev.  Aufl.  4  Teile  in  2  Bänden.  VIII, 
408,   412,  422  und  362  S.     Mit  700  III.     Berlin,  Neuschild  und  Henius,   1913. 

315.  Tisserant,  Eugenius,  Specimina  Codicuni  Orientalium.  Tabulae  in  usum  scholarum, 
editae  sub  cura  lohannis  Lietzmann,  Bd.  8.  Bonn,  Marcus  u.  Weber,  1914.  Bespr. 
v.  Zeitf.kstkf.n   Mf)  VII  246. 

316.  Umajja  ibn  Abi  S-Salt   etc.  übers,  v.  Schulthess,  bespr.  v.  Huart  RC  1913,  43- 

317.  Weil,  Gotth.,  Abu^l-Barakät  Ibn  al-Anbärl.    Bespr.  v%  C.  Brockelmann  GGA  1913, 

Xr.    12:   Reckendorf  OLZ   1913   S.  455. 

318.  Wensinck,  Legends  of  eastern  saints.    Bespr.  v.  J.  B.  Chabot  RC  1913,  15;  E.  v.  Dob- 

scHLTz  TLZ  1913,  Nr.  9;  Fr.  Schulthess  GGA  175  VIII  496  ff.;  Peiters  Analecta 
Bollandiana   1012^;   Stocks  Theol.  Literaturbericht  1912,  5,   1913,  10. 


Kritische  Bibliographie.  28q 

319.  Wilson,  E.,  Turkish  Literature,  Comprising  fahles,  helles-leUres  and  sacred  traditions 

iranslated  into  English  for  the  first  time  'tvith  a  special  inlroduclion.    Revised  edition. 
New  York   19 13. 

320.  Wortabet,  W.  Th.,  Arabic-English  Dictionary.    Third  edition,   revised   and   enlarged 

by  Prof.   Harvey  Porter.      Beirut,  American  Press,   1913. 

321.  Wortabet,  Dr.  late,  Aphorisms  of  the  first  four  Caliphs.   AQR  N.  S.  ^'ol.  II,  284—289, 

continued  from  p.  318.    April  1913.    Vgl.  Islayn  IV  S.  339  Nr.  335. 

322.  Yahuda,  A.  S.,  Prolegomena.  Bespr.  v.  J.  Halevy  Revue  Semitique  19 13,  XXI, 
Avril. 

323.  Yäqut,  ed.  Margoliouth  (Gibb  Mem.  VI,  6).  Bespr.  v.  J.  Goldziher  JRAS  1914. 
17S— 1S5. 

324.  Zeb-un-Nissa,  Rendered  by  Magan  Lal  etc.  Bespr.  v.  A.  F.  G.  S.    AR  Jan.  1914,  129. 

325.  Zamakhschari,  Die  Maqämen.    Aus  dem  Arabischen  übersetzt  von  O.  Rescher.    (Bei- 

träge  zur   Maqämen-Literatur,    Heft   6.)      Greifswald    1913. 

326.  Zuhair,  Die  Mo^allaqa  des  Zuliair  mit  dem  Kcmmentar  des  Ibn  el-Anbärl.  Herausg. 
V.  0.  Rescher  MO  VII,  137 — 195. 

VI.   Archäologie,  Kunstgeschichte,  Epigraphik,  Numismatik, 
historische  Geographie  und  ähnliches. 

327.  Ahmed  Zeki  Pacha,  Uart  musulman.     Bespr.  v.  L.  Bouvat  RMAI  XXI\'  350. 

328.  La  Alhambra  (Granada).  1913:  Francisco  de  P.  Valladar,  D(?/a  .4//^a»^Z>ra.  Apitntes, 
notas,  investigaciones.  S.  169 — 172  (Die  Beschädigungen  der  Alhambra  durch 
die  Soldaten  Napoleons).  S.  193 — 195  (Museum,  angelegt  um  die  Mitte  des 
vorigen  Jahrhunderts  durch  C ENDO YA  mittelst  Trümmern  von  Alhambraskulpturen. 
Monographie  der  A.  von  Jimenez  Serano  von  1846).  S.  217 — 219  (Zerstörungen 
durch  eine  Explosion  1590).  S.  265 — 268  (Über  Bertaux's  Studie  über  die  spanische 
Malerei  vor  dem  16.  Jahrhundert.  Dieselbe  Kritik  übersetzt  in  La  Veii  de  Catalitnya, 
Barcelona  1913,  24.  Juli).  Reprod.  der  Malereien  des  »Saals  der  Gerechtigkeit«). 
S.  241 — 245:  El  »Bamielo«  0  Batio  del  Puente  del  Cadi.  (Spanisch-arab.  Bad  aus  dem 
II.  oder  12.  Jahrhundert.)  —  Illustrations  isolees:  Coins  du  quartier  de  V Alhayziv 
a  Grenade:  r»Algibetrillo«.    (Spanisch-arab.  Tür  des  Münzgebäudes.)       H.  Ritter. 

329.  Allen,  A.,  A  nipee  Struck  by  George  Thomas.     JASB  1912,  129 — 130. 

330.  Anet,   Claude,   The  Manafi-i-heiwan.      Handschrift  mit  Miniaturen  v.   J.   ca.    1300. 

The    Burhngton   Magazine,    1913,    S.    224 — 231,    261. 

331.  Arata,  G.  V.,  U architettura  arabo-normanna  e  il  rinascimento  in  Sicilia.  Con  prefazione 
di  C.   Ricci.     Mailand,   Bestebbi  u.  Tuminelli,   1913 

332.  Bell,  Gertrude  Lowthian,  Palace  and  tnosque  at  Ukhaidir:  a  study  in  early  Mohammadan 
architecture.     200  S..  ill..  4°.     Oxford,  Clarendon  Press,   1914. 

333.  Bisvesvar  Nath,  Chaubey,  B.  A.,  Calligraphy.  With  an  Introduction  and  Notes  by 
Colonel  T.  H.  Hendley,  C.  I.  E.  Journal  of  Indian  Art  and  Industry  Vol.  X\'I, 
Nr.  124  (Okt.  1913)  S.  31 — 32,  5  Taf.  mit  21  Abb.  (folio). 

Ein  brahmanischer  Hindu,  Beamter  des  Staates  Jaipur,  bildet  hier  21  tugrä's  nord- 
indischen Ursprungs  ab,  die  sämtlich  Lebewesen  darstellen;  die  Texte,  aus  denen  sie  sich 
zusammensetzen,  sind  in  gewöhnlicher  Schrift  und  in  Übersetzung  wiedergegeben.  Vor- 
liebe für  die  Figur  des  Löwen  (Asad  Allah  =  '■All).  Die  Namen  der  12  Imame  müssen  sich 
zu  einem  Pferd  zusammenfügen,  und  eine  menschliche  Fratze  enthält  die  Namen  Allah. 
Muhammad,  'Alt  und  Hasan  !  —  Hendley  verweist  auf  ein  Buch  Tugri  Nasta'ltq  eines 


2Q0  Kritische  Bibliographie. 

Heera  Lal  von  Jaipur  und  nennt  den  Munshi  Zamir  Ali  aus  derselben  Stadt  »unrivalled 
for  his  excellence  in  Arabic  monograms«.  W.   Printz. 

Der  interessante  Gegenstand  verdiente  eine  gründlichere  Untersuchung,  als  es  die 
oberflächlichen  Bemerkungen  des  Verf.  sind,  die  von  Ungenauigkeiten,  Nachlässigkeiten 
in  der  Umschrift  und  auch  groben  Schnitzern  wimmeln.  Nur  eine  Probe:  die  Worte:  yä 
faitä/i»  (Fig.  13)  werden  Ya  Fittta  Ho  umschrieben  und  übersetzt:  The  Governor  of  men  ! 

E.  Graefe. 

334.  Bode,  Wilhelm,  Vorderasiatische  Knüpfteppiche  aus  allerer  Zelt.  Zweite,  umgearbeitete 
Auflage  mit  Beiträgen  von  Ernst  Kühnel.  (Band  I  der  Monographien  des  Kunst- 
gewerbes.)    160  S.  mit  etwa  90  Abb.     Leipzig,  Klinkhardt  u.  Biermann,  1914. 

335.  Brown,  The  coins  of  the  Kings  of  Awadh.     JASB  1912,  249 — 274. 

336.  Codera,  Francisco,  Documenta  ärabe  iraido  de  Mulilla.  BRAH  XLIII.  Madrid  1913. 
loi — 105. 

337. ,  Deux  monnaies  d'or  troiives  ä  Lehrija.     BRAH  LXIII,  564 — 565.     (M.   des 

Almohades,  de  Abdelmumen  et  de  Abou  Jacoub  Jousouf  correspondant  aux  n^^»  du 
Catalogue  de  Vives  2054  et  2061.) 

338. ,  Monedas  ärabes  orientales  encontradas  en  Aragon.     BRAH  LXHI  1913,  552 

bis  556. 

339. ,  Inscripcidn  ärabe  de  Trujillo.      RRAH   LXIV   1914,    117 — 119. 

340.  Codrington,  Oliver,  Coins  in  the  name  of  a  hing  of  Jinns.  The  Numismatic  Chronicle 
and  Journal  of  the  R.  Num.  Soc.  1913.  Part  I.  Fourth  Scrics.  —  Nr.  49,  S.  123  ff. 
Es  werden  drei  Münzen  in  Abbildung  und  Umschrift  vorgelegt,  die  nach  der  (per- 
sischen) Legende  im  Namen  von  Königen  der  Ginnen  geschlagen  sind.  Die  phantastischen 
Datierungen  gehen  von  786 — 583  H.,  doch  können  die  Stücke  höchstens  etwa  100  Jahre 
alt  sein.  Der  Wortlaut  bedarf  noch  sehr  der  Untersuchung;  einiges  zur  Lösung  des  Problems 
könnte  vielleicht  eine  am  Schluß  (nach  Houtum-Schindler)  mitgeteilte  Erzählung  bei- 
tragen, nach  der  ein  Sohn  Fath  *Ali  Säh's  von  einem  Abenteurer  vermittelst  angeblicher 
Briefe  und  Münzen  des  Königs  der  Genien  beschwindelt  wurde.  E.  Graefe. 

341.  (Collection  Arthur  Sambon.)  Catalogue  des  objeis  d'art  et  de  haute  curiosite 

Formant  la  Collection  de  M.  Arthur  Sambon.     100  S.  mit  Tafeln.    4".     1914. 

S.  37 — 50:  Art  Musulman.  Nr.  152 — 173:  Faiences  emaillees  des  XHI«  et 
XlVe  siecles  (Fabriques  de  Rhages  et  de  Suitanabad).  Nr.  174 — 176:  Verres  arabes 
emailles  des  XIH«  et  XIV^  siecles.  Nr.  177 — 183:  Faiences  et  porcelaines  orientales 
des  XVIe  et  XVn«  siecles.  Nr.  184 — 187:  Bronzes  incrustes  d'or  et  d'argent  des 
Xlle,  XHIe  et  XlVe  siecles.  Nr.  188 — 191 :  Manuscrits.  188:  Nizämi,  Hamsa  (9  Min.). 
189:  Häfiz  916  AH  (5  Min.).  190:  Gämi,  Tuhfat-al-ahrär  (3  Min.)  1031  AH  (??) 
847  AH.     191:  Recueil  de  poesies  de  differents  poetes  du  16^  siecle  (persans). 

342.  Conway,  Martin,  A  Persian  garden  carpet.   The  Burlington  Magazine  1913,  S.  95 — 96. 

343.  —  — ,  The  Catalogue  of  the  Älunich  Exhibiiioii  of  Mussulman  art.  The  Burlington 
Magazine   1913,   S.   232 — 237. 

344.  Cresswell,  C,  The  origin  of  the  Persian  Double  Dome.  Burlington  Magazine  1913, 
XXIV,  Nov. 

345.  Hartmann,  R.,  Materialien  zur  historischen  Topographie  der  Palaestina  terlia.  ZDPV 
XXWl   100 — 113,  iSo — 19S. 

346.  Herzfeld,  E.,  Erster  vorläufiger  Bericht  der  ^lusgrabimgen  in  Samarra.     Bespr.  v.  E. 

Brandenburg  OLZ  16,  444. 
347. ,  Die  Aufnahme  des  sassanidischen  Denkmals  von  Paiküli.  29  S.  (Abh.  Pr.  Ak.  W. 

1914,  Phil.-Hist.  Klasse,  Nr.   i.)     Berhn,  Georg  Reimer,   1914. 
348.  Hopf,  Carl,  Die  altpersischen  Teppiche.  Eine  Studie  über  ihre  Schönheitsurrte.    2.  bed. 

verm.  Aufl.     36  S.  ill.     München,  F.  Bruckmann  A.-G.,   1913. 


Kritische  Bibliographie.  2gi 

349.  Huart,  Cl.,  Lcs  CaUigraphcs.     Bespr.  v.  M.  G.  D.  RC  1913,  509. 

350.  von  Karabacek,  Josef,  Zur  orientalischen  AUertumskimde.  IV.  Mohammedanische 
Kunststudien.   13  Taf.,  9  Abb.    109  S.    SBAk.  Wien  172,  i.  Abh.   Wien,  Holder,  1913. 

351.  Kühnel,  Ernst,  Sizilien  und  die  islamische  Elfenbeinmalerei.    Zeitschrift  für  bildende 

Kunst  4'i,  N.  F..  25.  Heft  7  (April  1914),  S.  161— 170,  23  Abb. 

352.  Lamperez  y  Romea,  Vincente,  El  real  monasterio  de  Santa  Clara enTordesillas (Valla- 
dolid)  (fm).  Bolletin  de  la  Sociedad  Castellana  de  Excursiones  ;(Valladolid)  1912, 
S.  573  bis  587,  14  Fig.,  2  Taf.    (Vgl.  Repert.  d'Art  et  d'Archeol.  1913.  S.  270.) 

353. ,  La  Torre  Niieva  de  Zaragoza.   Arte  Aragones,  April  191 3.    (Vgl.  Repert. 

d'Art   et   d'Archeol.    19 13,    S.    266.) 

Im  Jahre  1513  von  zwei  christlichen,  zwei  maurischen  und  einem  jüdischen  Archi- 
tekten erbauter  Turm,  der  eine  Verbindung  von  gotischem,  katalonischemTurm  und  Minaret 
darstellt.  H.  Ritter. 

354,  Lewis,  G.G.,  The  practical  book  of  oriental  nigs.  New  edit.  enlarged.  London,  Lippincott, 

i>)i4. 

355,  Materiaux  et  documents  d'art  espagnol.  lo^  annee,  Fase.  i.  Burgos:  Coffre  d'ivoire 
hispano-arabe  provenant  de  Santo  Domingo  de  Silos  (art  hispano-arabe  du  XI«  siecle), 
Madrid:   Are  de  niihrab  provenant  de  Sarragosse  (art  hispano-arabe  du  XI«  siecle). 

Fase.  2.  Grenade:  Tour  de  la  Captive  a  V  Alhambra:  plinthes  en  ceramiqiie  et 
socle  des  balcons  (art  hispano-arabe  du  XllJe  siecle).  Pampelune.  Coßret  de  style 
arabo-persan  a  la  cathedrale:  partie  anterieure  (art  hispano-arabe  du  XI^  siecle). 

356,  Migeon,  G.,  Notes  d' archeologie  musulmane.  Acquisitions  nouvelles  du  Musee  du  Loiivre. 
Gazette  des  Beaux  Arts  1913,  Dec. 

357,  Mordtmann,    J.   H.,   Türkische  Papierausschneider.      ZDMG  66,  471  f. 

Bringt  bestätigende  Nachträge  zu  Jacob's  Arbeit  über  dieses  Thema  (vgl.  Islam 
IV,  340,  Nr.  343);  Erwähnungen  finden  sich  auch  an  zwei  Stellen  in  den  älteren  abend- 
ländischen Quellen:  Höniger  v.  Königshofen's  Hofhaltung,  nach  L.\unclavius'  »Türken- 
chronik« und   v.   DiEz'    »Denkwürdigkeiten  von   Asien«.  E.  Graefe. 

358,  Östrup,  J.,  Kalifens  Monier  i  dansk  Jord.    Gads  Danske  Magasin,  September  1913, 

11^     7^3- 

In  Skandinavien,  vor  allem  in  Schweden,  hat  man  viele  Tausende  von  kufischen 
Münzen  gefunden;  191 1  fand  man  in  einem  dänischen  Garten  einen  silbernen  Schatz  von 
Gefäßen  und  Ringen  samt  vielen  Münzen.  Dr.  Ö.  beschreibt  in  seinem  Ausfatz  {Die  Münzen 
des  Kalijen  in  dänischer  Erde)  diesen  Fund  und  die  kulturhistorischen  Beziehungen,  welche 
daraus  hervorgehen.  Die  Münzen  stammen  aus  den  östlichen  Gegenden  und  sind  auf  dem 
Handelswege  über  Rußland  hierher  gekommen,  zumeist  in  der  Zeit  der  Samaniden;  von 
etwa  1100  an  hören  sie  auf,  einerseits  wegen  der  Auflösung  des  KaHfenreiches,  anderer- 
seits, wie  Dr.  Ö.  vermutet,  wegen  des  Verfalls  des  von  Nordländern  gegründeten  Reiches 
in  Rußland.  Die  Kopenhagener  Sammlung  orientalischer  Münzen  wartet  noch  der  Ka- 
talogisierung. J-  Pedersen. 

359,  Preußer,  Conrad,  Nordmesopotamische  Baudenkmäler.    Bespr.  v.  S.  Guyer.    Repert. 

d.   Kunstwiss.  XXXVI.   Bd.,  N.  F.   I.    Bd.   173— 175- 

360,  Rehm,  H.  S.,  Mario}iettenspiele.  Mit  Zeichnungen  vom  Verfasser.  Paul  Kellers  Monats- 
blätler.  Die   Bergstadt  I.   11   (August  1913),  943—953- 

Der  schon  durch  verschiedene  Abhandlungen  und  Bücher  (vgl.  G.  Jacob,  Envähnuugen 
des  Schattentheaters  in  der  Welt-Literatur,  3.  Ausg.,  S.  43)  auf  diesem  Gebiet  bekannte  Ver- 
fasser gibt  in  dem  vorliegenden  Aufsatz  eine  Übersicht  über  das  Marionetten-  und  Schatten- 
theater der  Orientalen  (Cliinesen,  Japaner,  Perser,  Birmesen,  Ägypter,  Türken,  Siamesen 
und  Javanen);  es  handelt  sich  dabei  nur  um  eine  populäre  Zusammenfassung  des  bekannten 


2Q2  Kritische  Bibliographie. 

Materials  ohne  neue  wissenschaftliche  Gesichtspunkte.  —  Mit  dem  S.  949  genannten  Sultan  I. 
ist  natürlich  Selim  gemeint;  es  könnte  unnötig  erscheinen,  diesen  Druckfehler  zu  monieren, 
wenn  nicht  der  Ostasiatische  Lloyd,  der  in  seiner  Nr.  44  (31.  Oktober  1913,  S.  404  ff.)  den 
Aufsatz  Rehm's  verkürzt  wiedergibt,  verständnislos  Sultan  der  Erste  (!)  abdruckte. 

Fr.  Jäger. 

361.  Rivoira,  G.  T.,  Architettnra  Alusulmana,  sue  origini  e  suo  sviluppo.  4°.  IX,  390  S., 
341    Illustr.,    I    Taf.      Mailand,   U.   Hoepli,    1914. 

362.  RodrigO  Amador  de  los  Rios,  De  arte  hispano-mahometano.  Revista  de  archivos, 
bibliotecas  y  Museos    1913,   Juli-August,  S.  64 — 81,  4  pl. 

363.  Ropers,  H.,  Auskunftsbuch  über  Morgenland ische  Teppiche.  Hamburg,  Boysen  & 
Maasch,    1913. 

364.  StrzygOWSki,  J.,  Envorhene  Rechte  der  österreichischen  Kunstforschung.  (Mit  9  Abb.) 
Österr.   Monatsschr.   f.   d.   Orient,   Jahrg.    1914,   Heft   1/2. 

365.  Tressau,  Peinture  en  Orient  et  en  Extreme  Orient.  Numero  special  de  1' Art  et  des  Artistes. 

Illustre.      Paris   1913.      (Peinture  Chinoise,   Japonaise,   Musulmane   etc.) 

366.  Velasquez  BOSCO,  Ricardo,  Medina  Azzahara  y  Alannriya.  Bespr.  v.  M.  J.  R.  Melida 
in  El  Correo,  Madrid  (vgl.  La  Publicidad  vom  24.  Juli  1913);  Alfred  Bel  JA  XI,  II, 
394—398. 

367.  de  Villefosse,  Heron,  berichtet  im  Bulletin  de  la  societe  nationale  des  antiquaires  de 
France  191 2  S.  3S5  nach  einem  Artikel  der  Nowoja  Wremja  von  der  Entdeckung 
eines  byzantinisch-persischen  Schatzes  bei  Moloja  Pereschtina,  Gouvernement  Poltova, 
der  unter  anderem  ein  vermutlich  aus  dem  4.  Jh.  stammendes  Bild  Schäpürs  II.  ent- 
hält.    Der  Schatz  befindet  sich  jetzt  in  St.  Petersburg.  H.  Ritter. 

368.  VIoIIet,  H.,  Musulman  Architecture  of  the  Thirteenth  Century  in  Irak.    Revue  Archeol. 

1913,   I — 18. 

369.  de  Vogüe,  Marquis,  La  citeme  de  Ramleh  et  le  irace  des  arcs  brises.  (Extr.  d.  Mem.  de 
l'Acad.  d.  Inscr.  et  B.-L.)  Paris,  Klincksieck,  191 2.  Bespr.  v.  Wensinck  Museum 
21,  S.  27. 

370.  Whitehead,  R.  B.,  Catalogue  of  coins  in  the  Panjab  Museum,  Lahore.     Published  for 

the  Panjab  Goveinment.  Vol.  I:  Indo-Greek  Coins  XII,  218  S.,  20  Taf.  Vol.  II:  Coins 
of  the  Mughal  Emperors  CXV,  422  S.,  21  Taf.,  i   Karte.     Oxford,  Clarendon  Press, 

1914- 

371.  Wiet,  Les  inscriptions  arabes  d'Egypte.     Bull,  de  l'Acad.  des  Inscr.  X,  1915. 

372.  Wood,  Howland,  Le  monnayage  de  Mascate  et  d'Oman.    American  Journal  of  Numism. 

4<i   f'iOi^),    1311 — 132. 

373.  Zweiter  Jahresbericht  der  Kaiser-Wilhelm-Geseilschaft  zur  Förderung  der  Wissen- 
schaften.    BerUn,  Reichsdruckerei,  1913. 

Auf  Seite  24 — 26  findet  sich  ein  kurzer  Bericht  über  die  Förderung  der  islamischen 
und  iranischen  Archäologie  durch  die  Gesellschaft.  Es  handelt  sich  um  die  2.  Kampagne 
der  von  E.  Herzfeld  geleiteten  Ausgrabung  von  Samarra  (i.  Dezember  1912  bis  Ende 
Juni  19  >  3)-    Die  Funde  von  Pai  Kuli  (s.  Nr.  347).  Becker. 

374.  N.  N.,  Two  Persians  lustred  panels.    The  Burlington  Magazine  191 3,  S.  84 — 88. 

VII.  Länder  und  Völker  des  Islam. 

a)  Rußland. 

375.  Barthold,  W.,  Die  geographische  und  historische  Erforschung  des  Orients  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  russischen  Arbeiten.  (Aus  dem  Russischen  von  E.  Ramberg- 
FiGULLA  und  einem  Geleitswort  von  M.  Hartmann.)    Band  VIII  der    »Quellen  und 


Kritische  Bibliographie.  293 

Forschungen  zur  Erd-  und  Kulturgeschichte«,  herausgegeben  von  R.  Stube.  Leipzig, 
Otto  Wisrand,   1913.     Angez.  v.  M.  Hartmann  WI  I  241  f. 

376.  Barthoid,  W.,  Nachrichten  über  den  Aralsee  und  den  unteren  Lauf  des  Amu-darja  von  den 
ältesten  Zeiten  bis  zum  17.  Jahrhundert.  Deutsche  Ausgabe  mit  Berichtigungen  und 
Ergänzungen  vom  Verfasser  (übers,  von  H.  v.  Foth).  Ausführlich  bespr.  v.  Albert 
Herr  MANN  u.  d.  T.  Die  alte  Verbindung  zwischen  dem  Oxus  und  dem  Kaspischen 
Meer.    Mit  Karte.     Peterm.  Mitt.  1913,  59,  II,  S.  70—75- 

377. ,    Sarincb    0    pyccKOM-b    nocoacTBB    ub    iiepciiACKOi'r    p.vKOiincn.    Noiice 

marginale  dans  un  manuscript  persan  a  propos  d'une  ambassade  russe.  Bulletin 
de  l'Acadi'mie  Imperiale  des  Sciences  de  St.  Pctersbourg  1914,  Nr.  5,  S.  365 — 367. 

378.  Capus,  Guillautne,  A  travers  le  royaume  de  Tamerlane  (Asie  centrale).  Voyage  dans  la 
Siberie  occidentale,  le  Turkestan,  la  Boukharie,  aux  bords  de  l'  Amou-Daria,  a  Khiva 
et  dans  le  l'Oust-Ourt.  Illustre  de  66  gravures  par  Paul  Merwart,  d'apres  les  docu- 
ments  de  l'auteur,  avec  2  cartes  (Bibliotheque  de  l'Explorateur  vol.  II).  Paris,  A. 
Hennuyer,    1013. 

379.  Hoetzsch,  Otto,  Russisch-Turkestan  und  die  Tendenzen  der  heutigen  russischen  Kolonial- 
politik. Jahrbuch  für  Gesetzgebung,  Verwaltung  und  Volkswirtschaft  im  Deutschen 
Reiche,  herausgegeben  von  G.   Schmoller,  Leipzig  1913,   S.  371 — 457. 

380.  Huquq  we  Hajät.    (Seit  Januar  191 3  in  Kasan  russisch  und  tatarisch  erscheinende 

Revue.)     Bespr.  MI  II   505,  576. 

381.  II  (»Türk-tatarische  Zeitung  zur  Wahrung  der  Interessen  des  Heimatlandes«,  erscheint 
in  Petersburg).     Bespr.  v.  M.  Hartmann  WI  I  222.    Vgl.  MI  II  801. 

382.  Lanier,  L.,  L'Asie:  Choix  de  Lectures  de  Geographie.  Partie  I.:  Asie  Russe,  Turkestan, 
Asie  Ottomane,  Irani.  10.  edit.  640  S.  Fartie  U.:  Indes  orientales,  Indo-Chine,  Empire 
Chinois,  Japon.     9.  edit.     900  S.     Paris,  Belin  Freres,  1914. 

383.  JaBpoB-b,   M.  B.,    TypKecxaHX..      roorpa(|)ia  n  iiCTopia  Kpan    (M.  B.  Lawrow, 

Turkestan.   Geographie  und  Geschichte  des  Landes.)   Moskau  1913.     19S  S.,  ill. 

384.  Majerczak,  R.,  En  Russie.    RMM  XXIV,  Sept.  1913,  S.  174«. 

Beschäftigt  sich  mit  der  Mir  Islama,  sowohl  der  leider  bereits  wieder  eingegangenen 
ersten  Zeitschrift  dieses  Namens,  als  auch  mit  ihrer  noch  bestehenden  Nachfolgerin.  Aus 
jener  werden  dankenswerterweise  einige  Stücke  ganz  ausführhch  mitgeteilt  (Les  Vaisovites 
de  Kazan  und  Les  Ismaeliens  de  Choughnan),  vgl.  dazu  Islam  IV,  S.  172  und  S.  446,  Nr.  438. 
Gleichsam  als  Einleitung  dazu  werden  geographisch-historische  Ausführungen  über  die 
unter  russischer  Herrschaft  lebenden  muhammedanischen  Völker  gebracht  (Quellen: 
D.  aVtoff,  Peiiples  et  langues  de  la  Russie  d'apres  le  dernier  recensement  russe;  v.  Dingel- 
STEDT,  The  Musulman  Subjects  of  Russia  (Scott.  Geogr.  Mag.  1903);  A.  Chichov,  Tadjiki, 
Les  Tadjiks  (Revue  »L'Asie  Centrale«  191 1)  (russ.),  ferner  die  Veröffentüchungen  des 
»Comite  Statistique  Provincial  de  Syr-Daria«  und  des  »Enciklopediceskij  Slovar«);  daran 
schheßen  sich  statistische  Tabellen  und  Bemerkungen  über  »Essais  de  russification  des 
Musulmans«,  beides  nach  Frau  S.   Bobrovnikoff  in  Moslem  World  Jan.   191 1. 

E.  Graefe. 

385.  Mekteb.    (Neue,  in  Kasan  erscheinende  Zeitschrift.)    Bespr.  MI  II  574. 

386.  Mu'allim.   (Seit  dem  10.  Oktober  1913  in  Orenburg  in  tatarischer  Sprache  erscheinende 

Zeitschrift.)     Bespr.   MI   II  804. 

387.  Rickmer  Rickmers,  W.,  The  Duab  of  Turkestan.  A  physiographic  sketch  and  account 
of  sotne  travels.  With  207  maps,  diagrams  and  other  illustrations.  Cambridge  Uni- 
versity  Press,  C.  F.  Clay,  1913.     Bespr.  Athenaeum  1913-  445-- 

388.  Rikli,  M.,  Xatur-  und  Kulturbilder  aus  den  Kaukasusländern  und  Hocharmenien,  von 
Teilnehmern  der  schweizerischen  naturwissenschaftlichen  Studienreise  Sommer  191 2 


^^,  ,  Kritische  Bibliographie. 

unter  Leitung  von  Prof.  Dr.  M.  Rikli  in  Zürich.    Mit  95  111.  und  3  Karten.    Zürich, 
Art.    Institut   Orell    Füssli,    1914. 

389.  Sbornik  materialOV  dl'a  opisanija  mestnotej  i  pVemen   Kavkaza  Bd.  42.     Bespr.  v. 
J.  Nemeth  ZDMG  67,  547  f- 

390.  Taris,  E.,  Siir  la  revivification  des  basses  vallees  du  Syr  Daria  et  de  V  Amou  Daria.  U Irri- 
gation et  l'avenir  de  F  Asie  centrale.     As.  Fr.  B.    1913  (Nr.   153),   506—509. 

391.  Tatar  milletin  tereqqi  ttdkmiücihr  (Hindernisse  des  Fortschritts  der  tatarischen  Nation). 
Nr.   1134  des  »Waqt«.     Bespr.  und  übersetzt  MI  II,  255 — 259. 

392.  Turmus  (Leben).  (Neue,  in  Ufa  an  Stelle  der  ehemaligen  Zeitung  »Sibirien«  erscheinende 

tatarische  Zeitung.)     Bespr.   MI   II  803. 

393.  Zimin,  L.,  Die  Rxdnen  des  alten  Peikend  (aus:  Protokolle  der  Sitzungen  und  Berichte 

der  Mitgheder  des  Vereins  der  Freunde  der  Archäologie  von  Turkestan).    31  S.    Mit 

7  Tafeln  und  Plan. 

Außer  einer  ausführlichen  Beschreibung  der  wenig  bekannten  Ruinenstelle  (vgl. 
die  kurze  und,  wie  der  Verfasser  nachweist,  völlig  unzutreffende  Beschreibung  bei  R.  Pum- 
PELLY,  Explorations  in  Turkestan,  Expedition  of  190J,  S.  10)  gibt  der  Verfasser  eine  Zu- 
sammenstellung der  arabischen  und  persischen  Nachrichten  über  die  schon  in  der  Geschichte 
der  arabischen  Eroberung  erwähnte  Stadt  (vgl.  z.  B.  J.  Marquart,  Eränsahr,  S.  309). 
Das  »Alte  Peikend«  entspricht,  wie  Verfasser  zu  beweisen  sucht,  der  von  den  Arabern 
erwähnten  »Stadt  der  Kaufleute«  (jnadTnat  al-tuggär,  Tab.  II,  1186,  5)  und  ist  im  VI.  bis 
XII.  Jahrhundert  endgültig  verlassen  worden;  in  einer  anderen,  etwa  4  km  (in  der  Richtung 
nach  NO)  von  der  alten  Stadt  entfernten  Ruinenstelle  erkennt  der  Verfasser  die  Überreste 
der  späteren,  noch  im  XIX.  Jahrhundert  erwähnten  Festung  Peikend.  S.  7  Anm.  wird 
die  Frage  über  die  Bedeutung  des  Wortes  /nsn  bei  den  arabischen  Geographen  besprochen 
(vgl.  Bibl.  Geogr.  Arab.  IV  216).  Der  Verfasser  meint,  //isn  könne  bei  Maqdisi  (oder 
MuqaddasI)  S.  281  oben  die  Bedeutung  »Zitadelle«  haben,  das  Wort  werde  zwar  häufig 
in  der  Bedeutung  von  Stadtmauer  gebraucht,  auch  sei  in  dem  bei  demselben  Geographen 
mehrmals  vorkommenden  Ausdruck  //isn  im  qiihandiz  (oder  quhandiz  wa  //isn)  //isn  offenbar 
nicht  dasselbe  wie  quhandiz,  doch  könne  an  anderen  Stellen  //isn  für  quhandiz  stehen.  Dabei 
wird  die  Tatsache  übersehen,  daß  wir  dem  erwähnten  Ausdruck  bei  Maqdisi  auf  der- 
selben Seite  zweimal  begegnen,  weshalb  es  wohl  kaum  anzunehmen  ist.  daß  Maqdisi 
wenige  Zeilen  höher  //isn  für  quhandiz  gebraucht  haben  könnte.  Auch  wird  keine  Stelle 
angeführt,  v.'o  /lisn   unzweifelhaft   für   quhandiz   stände.  W.   Barthold. 

394.  N.  N.,  Mr.  Rickniers'  new  expedition  in  Ce^itral  Asia.    Geographical  Journal  1913,  6. 

395.  N.  N.,  Die  muhammedanische  Pilgerbewegung  in  Rußland.  Osnianischer  Lloyd  6.  Jahrg. 
Nr.  209.     Konstantinopel,  31.  August  1913. 

b)  Türkei. 

396.  Atalla,  Joseph,  T.es  trois  solutions  de  la  question  syrienne.  QDC  19 13  (Nr.  400),  462 
bis   472. 

397.  Bachmann,  Wilhelm,  Bericht  zur  Routenkarte  von  AIossul  nach  Wan.  Mit  3  Karten 
und    12   Abbildungen.      Peterm.   Mitteil.    19 14,   21 — 25. 

398.  The  Balkan  Problem.  AQR  N.  S.  II  225  ff.  Map  of  the  Balkan  States.  —  Mahdali: 
Some  causes  of  Turkey's  Defeat.  —  Arminius  Vamberv,  late:  The  future  of  the  Turks 
in  Asia  Minor. —  Chedo  Mi  jatovich,  A  remarkahle  result  of  the  last  Balkan  upheaval.  — 
Shah  Mohammad  Naimatullah:  Recent  turkish  events  and  Moslem  India.  —  Arthur 
Field:    A  Turco-British  Entente. 

399.  Baedeker's  Konstantinopel,  Balkanstaaten,  Kleinasien,   Archipel,  Cypern.     2.   Aufl., 

mit  18  Karten,  50  Plänen  und  15  Grundrissen.     Leipzig,  Baedeker,  1914. 


Kritische  Bibliographie.  205 

400.  Baker,  B.  G.,  The  Passing  of  the  Turkish  Empire  in  Eiirope.    309  S.    New  York  1913. 

401.  Banse,  Ewald,  Auf  den  Spuren  der  Bagdadbahn.  Mit  42  Bildern  auf  Tafeln,  40  Tcxt- 
bildern  und  3  Orig.-Karten.  Weimar  1913,  155  S.  Bespr.  v.  A.  Baldacci  Bolletino 
della  Reale  Soc.  Geogr.  1913  II5;  G.  Kampffmeyer  WI  I,  237  f. ;  LZB  1913, 
Xr.  33. 

402.  Barreca,  Riccardo,  La  Turchia  d'  Asia  e  le  sue  ferrovie.    28  S.    Rom,  Voghcra,  1914. 

403.  Bauer,  Leotlhard,  Das  palästinische  Arabisch,  ijtie  Dialekte  des  Städters  und  des  Fellachen. 
Grammatik,  Übungen  und  Chrestomathie.  Dritte  Auflage.  i6'/2  Bogen.  Leipzig, 
TTinrichs,   1913. 

404.  Behar,  Y.,  /-c  fmanze  turche.   Le  contribtizioni  dirette  nelV  Impero  Otlomano.    Bologna 

T0I4- 

405.  Berard,  N.,  La  Mort  de  Stamboul.  Bespr.  v.  F.  J.  L.  Krämer  Museum  21,  S.  102; 
J.  G.  L.  EC  Nr.  26,  630.     Mecheroutiette  19 13,  Nr.  46. 

406.  Berard,  Victor,  Le  Sultan,  l'Islam  et  les  Ptiissances:  Constantinople,  La  Mecqiie, 
Bagdad.     Paris,  Colin,   191 3. 

407. .  La   revolution   turque.      Paris,    Colin,    19 13. 

408.  van  Berchem,  M.,  et  E.  Fatio,  Voyage  en  Syrie,  tome  I,  XVI,  341  S.;  II  fasc.  1,78  Taf. 
MI  FAQ   IM  13— 4. 

409.  Bertrand,  G.  J.,  Fazit  türkischer  Eisenbahnkonzessionen.  Hamburger  Nachrichten 
Xr.    530,    16.    November    1913. 

410.  BÜß,  F.  J.,  The  religions  of  modern  Syria  and  Palestine.  Bespr.  v.  D.  B.  Macdonald. 
Am.    Hist.    Rev.    1913,    XVIII,    i. 

411.  Bourdarie,  Paul,  La  nouvelle  Turqitie  (avec  carte).     RI  1913  (Nr.  88),  489 — 501. 

412.  Bradisteanu,  St.,  Die  Beziehungen  Rußlands  und  Frankreichs  zur  Türkei  in  den 
Jahren  1806  und  1807.  318  S.  Berlin,  E.  Ebering,  1912.  Angez.  v.  G.  Markell 
Mitteilungen  aus   der  historischen  Literatur  N.  F.    II   S.    56. 

413.  Boucabeille,  La  guerre  Turco-Balcanique  1912 — 1913.  Thrace-Macedoine-Alhanie- 
Epire,  avec  13  cartes  en  couleurs  et  10  croquis  dans  le  texte.  6^  edit.,  revue,  augmentee 
et  mise  ;i  jour  t\  la  date  du  31  mai  1913.    284  S.    Paris,  Librairie  Chapelot,  1913. 

414.  de  Caix,  Robert,  La  France  et  les  chemins  de  Fer  de  V  Asie  turque.    QDC  1913  (Nr.  399), 

385—394- 

415.  Christoff,  R.-P.  Paul,  Journal  du  siege  d'  Andrinople.   Notes  quotidiennes  d'un  assiege. 

2511   S..    10  !,Mav.      Paris.   Henry  Charles-Lavanzelle,   1914. 

416.  De  Contenson,  Ludovic,  Les  reformes  en  Turqiiie  d' Asie.    Paris  1913,    Pion-Nourrit. 

Angez.    As.  Fr.  B.    1913    (Nr.    152)    S.    495. 

417.  Crossland,  Cyrill,  Desert  and  Water  Gardens  of  the  Red  Sea.   X\'I  und  158  S.  Cambridge 

L'niversity  Press  1913. 

418.  Daniels,  Dr.  E.,  Die  Vorgeschichte  des  Balkankrieges  und  die  Lage  des  Orients  an  der 

Jahresicende.     PJB  155,  Heft  I  (Januar  1914),  S.  193 — 206. 

419.  Depui,    M.,  Dictionnaire    frangais-arabe.      {Dialectes  partes   a   Djibouti   et   dans  les 
pays  cnvironnants ;  Dankali,   Somali,  au    Yemen   et   ä  Aden.)        Besangon  191 2. 
Wer,    ohne  sich  vorher  mit  dem  Arabischen  beschäftigt  zu  haben,  seine  Kenntnisse 

nur  aus  diesem  Buche  schöpfen  will,  dürfte  jedem  Eingeborenen  gegenüber  in  eine  be- 
dauernswerte Situation  kommen.  Denn  nicht  nur  ist  die  Lautlehre  außerordentlich  ober- 
flächlich, auch  im  eigentlichen  Wörterbuch  ist  die  Umschrift  der  Wörter  eine  unglaublich 
dürftige  und  nachlässige.  Man  ist  in  dieser  Beziehung  von  den  Franzosen  wahrHch  nicht 
verwöhnt;  was  hier  aber  geboten  wird,  übersteigt  alles  Dagewesene  !  Von  einer  besonderen 
Bezeichnung  der  »emphatischen«  Konsonanten  mit  Ausnahme  des  •  wird  völlig  abgesehen, 
ja,  selbst  das   ^   oft   ausgelassen,  aber  auch  nicht  einmal  lange  und  kurze  Vokale  unter- 


296 


Kritische  Bibliographie. 


schieden  !  Dabei  soll  das  Buch  doch  wohl  der  Praxis  dienen.  —  Für  die  Kenntnis  der  am 
Roten  Meer  gesprochenen  arab.  Mundarten  kann  der  Eingeweihte  vielleicht  einiges 
profitieren,  wiewohl  auch  hier  die  Dialektmischerei  und  das  Fehlen  jeder  bes.  Scheidung 
sehr  hinderlich  sind  !  E.  Graefe. 

420.  V.  Diest,   Werdegang  der  Osmanen.    V.     Asien  XIII   S.  22—24,  36—39,  51—55. 

421.  Dieterich,  K.,  Das  Robert-College  bei  Konstantinopel  und  die  deutsche  geistige  Interessen- 
vertretung im   Orient.      Hochland,^  1913- 

422.  Dry,  A.,  Colonel,  L'etat  actuel  de  l'annee  turque.     QDC  1913  (Nr.  401),  539—550. 

423.  Djuvara,  T.-G.,  Cent  projets  de  partage  de  la  Turquie  depuis  le  XIII^  siede  jusqu'au 
traite  de  paix  de  Buchareste  (igiT,).  X,  650  S.  Paris  1914.  Angez.  Le  MouvementGeogr. 
Brüssel,    Nr.    11,    15.    März    1914. 

424.  DUCOUSSO,  Gaston,  L'industrie  de  la  soie  en  Syrie.     Paris,  Challamel,  1913. 

425.  Egelhaaf,  Gottlob,  Historisch-politische  Jahresübersicht  für  1913.  (Sechster  Jahrgang 
der  Politischen  Jahresübersicht.)  181  S.  Stuttgart,  Carl  Krabbe  Verl.  Erich  Guß- 
mann,  191  4. 

Aus  dem  Inhalt:  VII.  Die  Balkanhalbinsel;  XII.  Afrika;  XIII.  Asien;  Dokumentari- 
scher Anhang:  2.  Türkische  Note  vom  30.  Januar  1913;  3-  Präliminar  friede  von  London 
vom  30.  Mai  1913;  4.  Friede  von  Bukarest  vom  10.  August  1913. 

426.  Field,  Arthur,  A  Turco-British  entente.  AQR  NS   II  249—255. 

427.  Fiore,  Pasquale,  Der  Friede  von  Lausanne.  Niemeyer-Strupp,  Jahrbuch  des  Völker- 
rechts  Bd.    I  (München  u.   Leipzig   1913).   S.   640—649. 

Eine  beredte,  u.  a.  auch  die  in  Islam  IV  S.  554  Nr.  595  berührte  Frage  erörternde 
Rechtfertigung  des  kriegerischen  Vorgehens  Italiens  gegen  die  Türkei.         E.  Lüders. 

428.  Gauh's,  Gtorges,  La  Ruine  d' im  Empire.  Abd-ul-Hamid,  ses  amis  et  ses  peuples.  Preface 
de  Victor  Berard.     Paris,  Colin,  1913.     Angez.  As.  Fr.  B.  1913  (Nr.  152)  S.  494. 

429.  Gazandjan,  J.,  Aus  dem  Armenischen  entlehnte  Worte  im  Türkischen.  Huschardzan, 
Festschrift  aus  Anlaß  des  100  jährigen  Bestandes  der  Mechitharisten-Kongregation 
in  Wien  (1881^191 1)  und  des  25.  Jahrganges  der  philologischen  :Monatsschrift  »Handes 
Amsorya«  (1887— 191 1),  herausgegeben  von  der  Alechitharisten-Kongregation  unter 
Mitwirkung  der  Mitarbeiter  der  Monatsschrift  und  zahlreicher  Armenisten.  Wien, 
Druck  und  Veriag  der  Mechitharisteri-Kongregarion,  191 1.     Nr.  27,  S.  325. 

430.  Geyer,  R.,  Zur  arabischen  Bewegung.  Österr.  Monatsschr.  f.  d.  Orient,  Jahrg.  1914, 
1/2. 

431.  von  der  Goltz,   Der  jungen  Türkei  Niederlage.    Bespr.  v.  B.  S.   AR  Jan.   19 14,   131. 

432.  —  — ,  La  defaite  de  la  Jeune-Turquie  et  la  possibilite  de  son  relevement.  Traduit 
par    G.    Dietrich.       Paris,    Charles-Lavanzelle,  1913. 

433.  Gopcevic,  Spiridion,  Das  Fürstentum  Albanien,  seine  Vergangenheit,  ethnographischen 

Verhältnisse,  politische  Lage  und  Aussichten  für  die  Zukunft.  356  S.  Berlin,  Hermann 
Paetcl,    1914- 

434.  Grothe,  Hugo,  Die  asiatische  Türkei  und  die  deutschen  Interessen.  Gedanken  zur 
inneren  Umgestaltung  des  osmanischen  Reiches  und  zu  den  Zielen  der  deutschen 
Kulturpolitik.  »D<?>-  neue  Orient«,  Vorträge  und  Abhandlungen  zur  Geographie  und 
Kulturgeschichte  der  Länder  des  Ostens,  herausgegeben  von  Hugo  Grothz.  9.  Heft. 
VIII  u.  62  S.    Mit  einer  Karte.    Halle  a.  S.  1913. 

Wird,  da  in  Islam  IV  8.  455  Nr.  601  nach  der  falschen  Angabe  in  OA  III  S.  199 

zitiert,   hier   noch    einmal   aufgeführt. 

435. ,  Durch  Albanien  und  Montenegro.    Zeitgemäße  Betrachtungen  zur  Völkerkunde, 

Politik  und  Wirtschaftswelt  der  westlichen  Balkanhalbinsel.  223  S.,  71  Abb.  nach 
Originalaufnahmen,  4    Skizzen   und  Textkarten.      München,   Martin   Morike,    1913. 


Kritische  Bibliographie.  .  207 

Angez.  V.  Oestreich  Geogr.  Zeitschr.  1914,  XX  S.  119;  Ludwig  Szamatolski, 
Zeitschr.  d.  Gesellsch.  f.  Erdk.,  1913,  S.  484. 

436. ,  Das  albanische  Problem.    Politisches  und  Wirtschaftliches.    32  S.    Halle  a.  S., 

Gebauer-Schwetschke,   1914. 

437. ,  Gedanken  zur  Errichtung  einer  deutschen  Hochschule  in  der  Türkei.  Eine  Samm- 
lung von  Gutachten.    »Beiträge  zur  Kenntnis  des  Orients«  Bd.  X,  S.  103 — 172. 

438.  V.  Hahn,  Das  sterbende   Armenien.     Asien  XII   186 — 187. 

439.  Hanotaux,  Gabriel,  La  Guerre  des  Balkans  et  l'Eiirope  (19 12— 191 3).  Paris,  Plon- 
Xourrit,    11)14. 

440.  Hartmann,  Martin,    Reisebriefe  aus  Syrien.  Berlin,  Dietrich  Reimer  (Ernst  Vohsen), 

1913- 

441.  —  — ,  Die  syrische  Reformbewegimg.     WI   I   S.   220  f. 

Ergänzungen  zu  WI  I  S.  131  und  den  »Rcisebriefen  aus  Syrien«.  H.  hebt  besonders 
hervor,  daß  die  türkische  Zentralregierung  sich  den  Wünschen  der  loyal  gesinnten,  arabisch- 
sprechenden Bevölkerung  Syriens  gegenüber  bisher  ablehnend  verhalten  hat.  »Das  Haupt- 
hindernis einer  wahren  Verständigung  ist  das  Mißtrauen  zwischen  den  beiden  Gruppen.« 
Verf.  hofft  auf  nicht  zu  ferne,  beide  Teile  befriedigende  Lösung.  R.  Mielck. 

442. ,  Aus  dem   Irak  (Babylonien).     WI   I   S.  216 — 219. 

Zuerst  wird  über  das  Hindije-Stauwerk  am  Euphrat,  dem  wichtigsten  Teile  des 
Bewässerungsplanes  Sir  William  Willcock's,  und  das  demnächst  seiner  Vollendung 
entgegengehende  Habbania-W'erk  (»The  Habbania's  Escape«)  berichtet.  Der  zweite  Teil 
behandelt  die  Gründung  einer  »Reformgesellschaft«  in  Basra,  dessen  Programm  nach 
»Near  East«  Nr.  127  vom  10.  X.  1913  mitgeteilt  wird.  H.  hebt  hervor,  daß  das  Basraer 
Reformprogramm  tief  unter  dem  in  seinen  »Reisebriefen  aus  Syrien«  mitgeteilten  Beiruter 
steht.  —  Ein  Auszug  aus  dem  Basraer  Programm  auch  CO,  Vlle  annee,  Nr.  127,  S.  38  f. 
unter  der  Notiz  Les  reformes  en  Mesopotamie.  R.  Mielck. 

443.  —  — ,  Die   Verkehrsverhältnisse   Vorderasiens.      ^^   I,   S.   216. 

Kurze    Mitteilung    über    Eisenbahn-  und  Hafenbauprojekte  europäischer    Mächte. 

R.  Mielck. 
444. ,  Ein  schi'iiischer  Alarmrufer  in  Syrien.     WI  I,  S.  223  f. 

Enthält  eine  recht  ungünstige  Besprechung  des  von  der  dem  modernen  Schi'itentum 
dienenden  ^/*jV/ä?!-Druckerei  herausgebrachten  Kiiäb  add'in  waPisläm,  verfaßt  von  Mo- 
hammed Alhusain  AI  Käsifalghatä.  Auch  die  anderen  Publikationen  derselben 
Druckerei   sollen   von   geringer    Bedeutung  sein.  R.  Mielck. 

445.  Hackenbroch,  J.  P.,  Atripto  PalestineandSyria.  241  S.  New  York,  Richardson  Press, 

1913- 

446.  Hess,  Beduinennatnen  aus  Zentralarabien.     Bespr.  v.  Th.  Xöldeke  LZB  64.  Jahrg., 

4S.  S.  164S;  V.  S.  M.  Z.  MW  IV,  103. 

447.  Hichens,  Robert,  The  Near  East,  Dalmatia,  Greece,  and  Constantinople.  Illustrated 
by  Jules  Guerin,  and  with  photographs.  London,  Hodder  and  Stoughton,  191 3. 
Bcppr.  V.   Ruth   Rouse  MW   IV,  219. 

448.  V.  Hochwächter,  G.,  Kaiserl.  ottoman.  Major,  Mit  den  Türken  in  der  Front  im  Stabe 

Mahmud  Muchtar  Paschas.  Mein  Kriegstagebuch  über  die  Kämpfe  bei  Kirk  Kilisse 
Lüle  Burgas  und  Cataldza.  Mit  4  Karten  und  13  Bildertafeln.  VIII  u.  125  S.  8.  Aufl. 
Berlin,  Mittler,  191 3. 

449.  Ilitch,  Alexandre,  Le  chemin  de  fer  de  Bagdad  au  point  de  vue  Politique,  Economique 
et  Financier,  ou  l' Expansion  de  l' Alle7nagne  en  Orient.  Societe  Beige  d'Etudes  et 
d'Expansion  etc.  Oeuvre  Mutuelle,  Scientifique,  de  Documentation  et  de  Vulgari- 
sation  economique  et  coloniale  subventionn^e  par  le  Gouvernement. 

Iblam.     V.  20 


2q8  Kritische  Bibliographie. 

Trotz  seines  Umfanges  ziemlich  wertloses  Werk,  strotzend  von  Druckfehlern,  Un- 
richtigkeiten und  Gehässigkeiten.  Auch  Mären,  deren  Unrichtigkeit  Verf.  an  anderer  Stelle 
selber  feststellt,  wiederholt  er,  um  seinen  deutschfeindlichen  Ausführungen  das  nötige 
Relief  zu   geben.      Ledighch  Tendenzschrift.  -  F.  F.  Schmidt. 

450.  Imhoff,  Generalmajor  z.  D.,  Die  Entstehung  und  der  Zweck  des  Komitees  für  Einheit 
■  und  Fortschritt.      WI    I,    167 — 177. 

Eine  historische  Studie  des  langjährigen  Kenners  der  modernen  Türkei.  Klare  Dar- 
stellung des  Charakters  der  jungtürkischen  Bewegung  und  ihrer  Ziele.  In  kurzen  Umrissen 
wird  dann  die  äußere  und  innere  politische  Entwicklung  in  den  letzten  etwa  50  Jahren 
geschildert,  die  nicht  plötzlich,  sondern  ganz  allmählich  diese  Bewegung  und  schließlich 
die  jungtürkische  Partei  ins  Leben  gerufen  und  endlich  die  Katastrophe  vom  23.  Juli 
190S  herbeigeführt  haben.  Über  die  eigentlichen  Anfänge  des  »Komitees  für  Einheit  und 
Fortschritt«  herrscht  Unklarheit.  Es  gibt  darüber  5  Versionen:  i.  Gründung  1889  durch 
den  Albaner  Dr.  Ibrahim  Temo  Bey  (Gründung  der  Organe  Meschweret  [Beratung]  in 
Paris,  Istiqhal  [Zukunft]  in  Neapel,  später  nach  Spaltung  infolge  von  Meinungsverschieden- 
heiten Osmanly  in  Genf),  2.  Kleinasien,  besonders  Erzerum,  Hauptsitz  der  zahlreichen 
jungtürkischen  Komitees,  3.  Gründung  Ende  der  80er  Jahre  durch  Studenten  der  Mulkije- 
Schule,  4.  Tripolis  in  Afrika,  ein  Hauptort  für  die  Entstehung  der  Bewegung,  5.  Gründung 
des  ersten  militärischen  Komitees  in  Damaskus  durch  Dr.  med.  Hadji  Mustafa  im 
Jahre  1905.  Jedenfalls  Ausarbeitung  eines  neuen,  erweiterten  Programms,  Konstituierung 
und  innere  Organisation  des  Komitees  erst  durch  Talaat  Bey  und  Gesinnungsgenossen 
in  Saloniki;  Frühjahr  1908  erfolgt  dann  die  Verschmelzung  der  Pariser  und  der  Saloniker 
Vereinigung  unter  dem  Namen  »Komitee  der  Einheit  und  des'FortschriXtts«  {ittihadweteraqqi). 
Mit  einer  knappen,  klaren  Darstellung  der  ferneren  Ereignisse  und  der  Tätigkeit  des  Komitees 
bis  zum  23.  Juli  1908  beschließt  Verf.  seinen  interessanten  Artikel,  dem  hoffentlich  recht 
bald    weitere  über  das  spätere  Wirken  des   Komitees   folgen.  R.  Mielck. 

451.  ImmanUQlf  La giierre  des  Balkans  de  1912^1913.  Vol.  2 — 3:  Laguerre  jusqu' au  commen- 
cement  de  l' armisiice  en  decembre  1912.     194  S.     Paris,  Charles-Lavanzelle,  1913. 

452.  The  Imperial  Ottoman  Penal  Code.  A  translation  from  the  turkish  text  with  latest  Addi- 
iions  and  Amendments  together  with  annotations  and  explanatory  commentaries  upon 
the  Text  and  containing  an  appendix  dealing  with  the  special  amendments  in  force  in 
Cyprus  and  the  judicial  decisions  of  the  Cyprus  Courts,  by  John  A.  Strachey  Buck- 
NiLL,  K.  C,  M.  A.  OxoN  and  Haig  Apisoghom  S.  Utidjian.  London:  Humphrey 
Milford,  Oxford  University  Press,  Amen  Corner,  E.  C.  and  at  New  York,  Toronto, 
Melbourne  and  Bombay,  1914. 

453.  Islam  Dünjasy.  (Neue,  im  März  19 13  in  Konstantinopel  gegründete  Zeitschrift.) 
Bespr.    MI    II,    251—255. 

454.  Izzet  Fuad  Pacha,  General,  Paroles  de  vaincii .  .  .  Apres  le  desastre —  avant  la  revanche. 
Paris,  I.ibr.   Chapelot,   1913. 

455.  Jaray  G.  L.,  L' Albanie  inconnue.    264  S.    Abb.  u.  K.    Paris,  Hachette,  191 3. 

456.  J.  D.,  La  guerre  balkaniqtie  et  ses  consequences  islamiques.     Ägyptische  Nachrichten 

1913    Nr.    203,    9.    Sept. 

457.  Jirecek,  Prof.,  Albanien  in  der  Weltgeschichte.  Österr.  Monatsschrift  f.  d.  Orient, 
Jahrg.    1914,   Heft   1/2. 

458.  Jorga,  N.,  Geschichte  des  osmanischen  Reiches.    Bespr.  v.  K.  Süssheim  OLZ  16,  463. 

459.  Jüsuf  al-Bustäni,   Ta'n^  //arb  al-Balqdn  al-ülä  bain  ad-daula  al-'alija  wal-ilti//dd  al- 

balqäni  al-mu^allaf  min  al-Bulgdr  was-Sarb  wal-Jünän  ival-Gabal  al-Aswad.    Mit  etwa 
40  Abb.  u.  2   Karten,  327  +  3   S.     Kairo  o.   J. 


Kritische  Bibliographie.  299 

460.  Sayed  Kamel,  La  Conference  de  Constaniinople  et  la  qiiestion  tgyptienne  de  1882.  355  S. 

Paris,  F.  Alcan,   i<»i3. 

461.  Khairallah,  K.  J.,  La  Syrie.     Bespr.  v.  J.  L.  Polybiblion  1913,  LXXVIII,  7- 

462.  Kübel,  Major,  Die  Eisenbahnen  der  Türkei  und  ihre  militärische  Bedeutung.  Viertel- 
jahrsh.   f.  Truppenführung  1913,  Heft  2. 

463.  de  Launay,  L.,  La  Turquie  que  Von  voit.  60  ill.,  2  cartes.  Paris,  Hachette,  19 13.  Angez. 
As.  Fr.  B.   1913  (Nr.  153)  S.  532. 

464.  Lukach,  Harry  Charles,  The  Frhige  of  the  East:  A  journey  through  Fast  and  Present 
Provinces  of  Turkey.  London,  Macmillan  and  Co.,  19 13.  Reiseschilderungen  aus  der 
Türkei  aus  dem  Jahre  1908.  Bespr.  v.  Ruth  Rouse  MW  IV,  219;  v.  E.  A.  R. 
B.  AR  Jan.  1914,  130. 

465.  von  Mackay,  Th.  Dr.,  Das  arabische  Problem  und  seine  weltpolitischen  Projektionen. 
Asien  XIH   S.  33—36. 

466.  Macler,  Frederic,  Les  Armeniens  en  Turquie.     RMM  XXIV,  115  ff. 

Die  Studie  bringt  keine  neuen  Tatsachen,  sondern  sucht,  auf  dem  vorhandenen 
Material  fußend,  einmal  die  Linie  der  geschichtlichen  Entwicklung  zu  ziehen.  Bezüglich 
der  Verhältnisse,  wie  sie  sich  seit  den  großen  Umwälzungen  vom  Juli  1908  herausbilden, 
sieht  M.  mit  Recht  von  einem  endgültigen  Urteil  noch  ab  und  begnügt  sich  damit,  sie  zu 
skizzieren.  E.  Graefe. 

467.  Mahdali,  Some  causes  of  Turkey's  defeat.     AQR  NS  II4,  225—231. 

468.  Marsan,   Etienne,  La  Turquie  et  les  Balkans.     RI   19 13.  432—437- 

469.  Meinhold,  Prof.,  Syrien.     PJB  Bd.   155.  Heft  2  (Febr.   1914),  S.  371—377- 

470.  Miller,  William,  The  Ottoman  Empire  1801— 1913.    Bespr.  v.  Stephen  van  R.  Trow- 

BRinGi:   MW   IV,   106. 

471.  Montet,  E.,  Islam  and  the  Turks.    AQR  1913.  N.  S.  II  3. 

472.  Murko,  Matthias,  Bericht  über  eine  Bereisung  von  Nordwestbosnien  und  der  angrenzenden 
Gebiete  von  Kroatien  und  Dalmatien  behufs  Erforschung  der  Volksepik  der  bosnischen 
Mohammedaner.     52   S.      SBAk.  Wien  1913.     Vgl.  Nr.  283. 

473.  Musil,  A.,  Syrien  m  der  Weltgeschichte.  Österr.  Monatsschr.  f.  d.  Orient,  Jahrg.  1914, 
Heft  1/2. 

474. ,  Kulturpolitische  Berichte  aus  Arabien.     Ebenda. 

475. ,  Die   Engländer  am  Persischen   Golf.     Ebenda. 

476.  Nagy  d'EÖtteveny,  Olivier,  La  nouvelle  Constitution  de  la  Bosnie  et  de  l'Herzegovine. 
Revue  de  Droit   International,   Bd.  XV  (1913),   S.   585—598. 

Kurze  Darstellung  der  bosnischen  »Verfassung«  vom  17.  Februar  1910,  wobei  infolge 
der  »auffallenden  Besonderheit  einer  auf  konfessioneller  Grundlage  aufgebauten  Inter- 
essenvertretung« im  Landtage  (Lamp,  Verfassung  von  Bosnien  und  der  Herzegowina. 
Jahrbuch  des  öffertlichen  Rechts  der  Gegenwart  Bd.  V  S.  142)  auch  die  poliüsche  Stellung 
der  Mohammedaner  zur  Sprache  kommt.  Ferner  wird  über  die  Lösung  der  Kmetenfrage 
berichtet.  —  Es  sei  hierbei  hingewiesen  auf  zwei  vor  nicht  langem  erschienene,  dieselben 
Gebiete  ausführhch  behandelnden  Aufsätze  von  Lamp  (a.  a.  0.  S.  136 — 229)  und  C.\rl 
Walther,  Österreich-Ungarns  Verwaltung  und  Wirtschaftspolitik  in  Bosnien  und  der 
Herzegowina  (Zeitschr.   f.    Politik,    Bd.    IV    S.    139—168).  E.  Lüders. 

477.  Palat,  General,  Les  Tiircs  et  l'armee  turque  dans  l'automne  de  1912.  Feuilles  d'histoire 
Nr.   I,  I.   Januar  191 4. 

478.  Pejam.  Eine  neue  türkische  Zeitung.  Osmanischer  Lloyd,  6.  Jahrg.,  Nr.  274.  Kon- 
stantinopel 15.  November  1913. 

Kurze  Mitteilung  über  die  von  'Ali  Kemäl  Bei,  dem  früheren  Chefredakteur  des 
Iqdäm  neu  begründete  Zeitung  »Pejam«  (Nachtlicht).  Eine  einmal  wöchentlich  erscheinende 


■^00  Kritische  Bibliographie. 

Literaturbeilage  soll  die  literarische  Bewegung  in  der  Türkei  berücksichtigen.    Zum  Schluß 
werden   die   Mitarbeiter  auf  den  verschiedenen   Gebieten   genannt.  R.  Mielck. 

479.  Pellssier,  Jean,  Dix  mois  de  guerre  dans  les  Balkans,  Octohre  1912 — 1913.  X  u.  382  S. 
Paris,  Perret  et  Co.,  1914. 

480.  Philippson,  A.,  Reisen  und  Forschungen  im  westlichen  Kleinasien  I,  111.  (Peterm. 
Mitt.  Erg.-Heft  Nr.  167,177.)  Mit  Karten  und  Abbildungen.    Gotha,  Perthes,   1913. 

481.  Pickthall,  Marmaduke,  With  the  Turk  in  Wartime.  Dent  &  Sons,  19 14.  Bespr.  Athe- 
naeum  Nr.  4509,   S.  442. 

482.  Pinon,  Rene,  La  Turquie  d' Asie  et  les  provinces  armeniennes.    Conference;  As.  Fr.  B 

1913  (148),  290—296. 

483.  Poiyvios,  P.  J.,  La  condition  legale  des  societes  etrangeres  dans  l'Empire  ottonian.  Paris, 
A.  Rousseau,  191 3. 

484.  Qadyn  DÜnjasy.  Eine  türkische  Frauenzeitschrift.  Osmanischer  Lloyd,  6.  Jahrg. 
Nr.   275.      Konstantinopel,    16.   November   191 3. 

An  der  Hand  einer  Nummer  der  seit  einiger  Zeit  erscheinenden  Qadyn  Dünjasy,  Die 
Frauenwelt«,  wird  kurz  die  Tendenz  dieser  Zeitschrift  charakterisiert.  Die  türkische  Frau 
»erstrebt  keine  Emanzipation,  keine  Loslösung  von  religiösen  und  nationalen  Anschauungen. 
Sie  will  nur  die  sozialen  Übel  heilen,  die  dem  Glück  der  Frau  im  Wege  stehen«. 

R.  Mielck. 

485.  Ralli,  August,  MeKKa  b^  onHcaHaxi>  eBponeiiueB'b.  (Mekka  in  der  Schilderung 
der  Europäer.)   Taschkent  1913.     Bespr.  v.   N.  Ostroumoff  MI  II,   S.  190. 

486.  Raunklär,  Barclay,  Gennem  Wahhabitemes  Land  paa  Kamelryg.  Beretning  om  den 
af  det  kongelige  danske  geografiske  Selskab  planlagte  og  bekostede  Forskningsrejse 
i  Ost- og  Centralarabien  1912.  Köbenhavn.  Gyldendalske  Boghandel,  Nordisk  Forlag 
1913.     304  S.     Mit  Bildern  und  i   Karte. 

In  diesem  Buch  Durch  das  Land  der  W ahhabiten  auf  Kamelrücken  berichtet  Herr  R. 
über  den  Verlauf  und  die  Ergebnisse  seiner  Reise,  die  er  auf  Kosten  der  dänischen  geo- 
graphischen Gesellschaft  in  Ost-  und  Zentralarabien  vorgenommen  hat  (vgl.  Islam  IV 
S.  206  Nr.  143,  S.  343  Nr.  376 — 378).  Seine  Aufgabe  war  eigentlich,  die  Küstenstrecke 
al-Hasa  zu  untersuchen,  aber  dies  wollte  der  Scheich  in  Quweit,  Mubarek  b.  Sabbar,  nicht 
zulassen.  Er  ging  dann  mit  einer  Karawane  nach  dem  Inneren,  von  Mubarek  damit  beauf- 
tragt, dem  wahhabitischen  Scheich  in  Ri'äd  Briefe  zu  übermitteln.  Seine  Route  ist  die 
folgende:  Quweit — Zulfe  (oder  Zilfi,  so  R.)  — Bereida — Zulfe — Gät — Megma'a — Horaimle- 
Sedüs — Der'ije — Ri'äd — Hofhüf — Ager — Bahrein.  Die  Strecke  Quweit— Zulfe  war  bis 
dahin  nicht  von  Europäern  bereist  worden;  im  Innern  ist  seine  Route  ungefähr  dieselbe 
wie  die  Palgrave's,  die  Strecke  Ri'äd — Hofhüf  haben  Pelly  und  Palgrave  bereist.  Der 
wichtigste  wissenschaftliche  Ertrag  von  R.s  Reise  ist  seine  Routenkarte  und  die  dazu  ge- 
hörende Beschreibung.  Durch  Beobachtung  von  Marschzeiten  und  Kompaß  kann  er 
Richtungen  und  Abstandsverhältnisse  angeben,  er  verzeichnet  Ortsnamen  und  Brunnen, 
und  er  beschreibt  sorgfältig  die  Terrainverhältnisse  und  soweit  möglich,  die  Vegetation; 
ebensowenig  wie  seine  Vorgänger  konnte  er  botanische  Sammlungen  aufnehmen.  Durch 
Vergleich  mit  der  südlicheren  Route  Pelly's  (und  etwas  südlichen  Sadlier's)  kann  er  jetzt 
in  großen  Zügen  ein  Bild  der  ganzen  dazwischenliegenden  Landschaft  geben.  Was  die 
innere  Landschaft  betrifft,  so  kann  er  in  geographischer  Hinsicht  Palgrave's  Beobachtungen 
bestätigen,  aber  in  mancher  Hinsicht  auch  berichtigen,  da  Palgrave  sich  in  diesen  Gegenden 
keine  systematischen  Notizen  machte.  Außer  der  rein  landschaftlichen  Beschreibung  enthält 
R.s  Buch  manche  wertvolle  Beobachtungen  über  wirtschaftliche  Verhältnisse;  auch  teilt 
er  die  Nanien  der  dortigen  Beduinenstämme  mit,  sowie  ihre  Wohnplätze  im  Sommer  und 
Winter.     Die  Wahhabitenherrschaft,  die  seinerzeit  von  Doughty  als  sehr  schwach  be- 


Kritische  Bibliographie.  3OI 

zeichnet  wurde,  scheint  jetzt  durch  die  Verbindung  mit  Quweit  stärker  geworden  zu  sein. 
Bezeichnend  ist  es,  daß  der  greise  *Abd  er-Rahmän  b.  Sa'üd  in  Ri'äd  ihn  freundUch  empfing 
und  sich  als  überlegener  Weltmann  über  Politik  mit  ihm  unterhielt,  aber  dafür  sorgte, 
daß  sein  Besuch  den  Einwohnern  nicht  bekannt  wurde.  R.  reiste  ausschließlich  zu  geo- 
graphischen Zwecken.  Sprachliche  und  tiefgehende  folkloristische  Ergebnisse  darf  man 
bei  ihm  nicht  suchen.  Aber  für  die  Erforschung  dieser  schwer  zugänglichen  Gegenden  hat  er 
unzweifelhaft  Dankenswertes  geleistet.  J.  Pedersen. 

487.  R.  C,  La  France  et  les  chemins  de  fer  de  V  Asie  iurque.    As.  Fr.  B.  13,  402 — 405. 

488.  Remond,  G.,  Anx  cavips  turco-arabes.  Bespr.  v.  L.  Pervinquiere  Geographie, 
Di;,.  XXVII,  3. 

489.  Risal,  P.,  Laville  convoitee.  Salonique  {Periode  de  honheur.  —  Dans  la  tourmente.  — 
L'agonie  de  Byzance.  —  Periode  de  Uthargie.  —  Le  reveil.  —  Lafolie  balkaniqiie).  368  S. 
16".      Paris,  Penin,   1914. 

490.  de  Rochebrune,  A.,  Le  foyer  de  la  race  tiirque:  Le  plaleau  anatolien.   QDC  19 14  (Nr.  405) 

S-  35     43- 

Über  Charakter  und  wirtschaftliche  Verhältnisse  der  anatoHschen  Landbevölkerung. 

H.  Ritter. 

491.  Roje  Kürd,  Die  Kurden.     WI  I,  S.  221. 

Kurze  Notiz  über  das  Erscheinen  einer  kurdischen  Zeitung  in  Konstantinopel,  »RoJe 
Kürd«,  die  jedoch  seit  Oktober  1913  durch  das  kurdische  Monatsblatt  »Hetäwi  Kürd« 
abgelöst  worden  ist.  R-  Mielck. 

492.  Ronzevalle,  R.,  Les  emprunts  turcs  dans  le  grec  vulgaire  de  Roumelie.  Bespr.  v.  A.  S. 
i;-:c(;j.o'jArj;  BZ  1913,  XXII  1/2;  NiKOS  Bees  Berl.  Philol.  Wochschr.  1913,  886— 888. 

493.  Saad,  LameC,  Dr.  med.,  Sechzehn  Jahre  als  Quaraniänearzt  in  der  Türkei.  Berlin, 
Dietrich   Reimer  (Ernst  Vohsen),    1913. 

494.  Salim  al-'Aqqäd,  Ta^rlfi  al-harh  al-balqanija  al-musawwar  bain  ad-daula  al-'utmdnija 
wa-duwal  al-ittihdd  al-balqdni.  2  Teile.  Teil  i:  14  Abb.  und  2  Karten,  132  S.  Teil  2: 
14  Abb.  und  2  Karten,  152  S.     Kairo,  Hiläl-Druckerei,  1913. 

495.  Sandel,  Paul,  Aleppo,  Deutsche  für  die  Vilajets  Konia,  Adana  und  Aleppo.  Asien 
XIII  S.   12—13. 

Die  Aussichten  für  deutsche  Ansiedlung  in  den  genannten  Vilajets  seien  günstig, 
man  solle  die  deutschen  Bauern  aus  Palästina  dort  ansiedeln  und  Einfluß  auf  die  Ver- 
waltung zu  bekommen  suchen.  H.  Ritter. 

496.  V.  Sax,  Carl,  Ritter,  Geschichte  des  Machtverfalls  der  Türkei  bis  Ende  des  19.  Jahr- 
hunderts und  die  Phasen  der  »orientalischen  Frage«  bis  auf  die  Gegenwart.  (Zweite, 
bis  zum  Konstantinopler  Frieden  (29.  9.  13.)  ergänzte  Auflage.)  XXII,  654  S.  Wien, 
Manz,  1913. 

497.  Schaefer,  Ca«-!  Anton,  Ziele  und  Wege  für  die  jungiürkische  Wirtschaftspolitik 
(Volkswirtschaftliche  Abhandlungen  der  Badischen  Hochschulen.  N.  F.  17.)  Karls- 
ruhe, G.  Braun,  1913.  VIII,  182  S.  Bespr.  v.  Schacht  u.  d.  T.  Neutürkische 
Wirtschaftspolitik  Die  Hilfe  Nr.  42,  16.  Oktober  1913;  Dr.  Schr.  Osm.  Lloyd 
6.   Jahrg.  Nr.  239,  5.  Oktober  1913. 

498.  Schmid,  Ferdinand,  Bosnien  und  die  Herzegovina  unter  der  Verwaltung  Österreich- 
Ungarns.     S32   S.     Leipzig,  Veit  u.  Co.,   1914. 

499.  Sclimidt,  H.,  Das  Eisenbahnwesen  in  der  asiatischen  Türkei.  XII  u.  157  S.  i  Karte. 
Berlin,  Siemenroth,  191 4. 

Der  Verfasser  gibt  in  dieser  Arbeit  auf  Grund  durchaus  zuverlässiger  Veröffent- 
lichungen und  im  Anschluß  an  die  beiden  großen  Werke  über  türkische  Finanzen  von 
Velay  und  MoRAWiTz  einen  sehr  genauen  Überblick  über  die  Finanzierungsgeschichte 
der  türkischen  Eisenbahnen. 


-10-7  Kritische  Bibliographie. 

Nach  einer  allgemein  wirtschaftlichen  Einleitung  schildert  S.  die  einzelnen  Gesell- 
schaften in  ihrer  finanziellen  Entwicklung.  Er  beginnt  mit  den  privaten  Gesellschaften, 
unter  denen  die  deutschen  Bahnen  natürlich  den  breitesten  Raum  einnehmen.  Ihre  Er- 
gebnisse dienen  auch  als  Maßstab  für  die  Leistungen  der  anderen  Gesellschaften.  Daß 
die  deutschen  Bahnen  bei  einem  solchen  Vergleich  nicht  schlecht  abschneiden,  ist  bekannt. 
Am  Schluß  ist  auch  die  Entwicklung  der  einzigen  türkischen  Staatsbahn,  der  Hedschaz- 
bahn,  dargestellt,  die  finanziell  auf  einer  völlig  von  der  der  privaten  Bahnen  abweichenden 
Basis  steht. 

Die  Angaben  des  Verfassers  zeichnen  sich  im  allgemeinen  durch  große  Zuverlässigkeit 
aus,  so  daß  das  Werk  auch  als  Nachschlagewerk  von  Bedeutung  ist.  —  Es  sei  an  dieser 
Stelle  noch  auf  einen  Satzfehler  hingewiesen,  der  die  zusammenhängende  Lektüre  des 
Werkes  ein  wenig  beeinträchtigt.  S.  104  ff.  gehören  an  den  Schluß  des  Werkes.  Einige 
Druckfehler  besonders  in  den  Zahlenangaben  verdienten  in  den  neuen  Auflagen  richtig- 
gestellt zu  werden.  F.  F.  Schmidt. 

500.  Schmidtf'WaUheT,  Das  südwestliche  Arabien.  Angew.  Geogr.  IV  8.  VIII 136  S.,  i  Karte. 
Frankfurt  a.  M.,  H.  Keller,  1913. 

501.  Schwöbel,  Valentin,  Die  Landesnatur  Palästinas.     I.Teil  (Das  Land  der  Bibel  I,   i). 
Leipzig,  Hinrichs,  1914.     56  S. 

Diese  gründlichen  geographischen  Untersuchungen  eröffnen  in  glücklicher  Weise 
die  von  G.  Kölscher  herausgegebenen  Gemeinverständlichen  Hefte  zur  Palästinakunde. 

E.  Graefe. 

502.  Sellin,  E.,  und  Watzinger,  C,  Jericho.    Die  Ergebnisse  der  Ausgrabungen,  dargestellt. 
Mit  4  Tafeln  sowie   550  Abbildungen    im  Text  und  auf    45    Blättern  (IV,     190  S.). 

Wissenschaftl.  Veröff.  d.  deutsch.  Grient-Ges.  22.    Leipzig,  Hinrichs,  1913.    Behan- 
delt auch  muslimische  Funde. 

503.  »Ssanayi  w  Tidjaret«.   Türkische  Zeitschrift  für  Handel  und  Industrie.   Berlin.  Nr.  2, 
Oktober  1912,  Nr.  3,  Juni  1913,  Nr.  4,  Julii9i3.    Bespr.  v.  M.  Hartmann  WI  I,  241. 

504.  Sands,  Bedwin,  Turkey  after  the  War.     AR  Januar  1914,   S.  27 — 32. 

505.  Tchobanian,  Archag,  Le  Peuple  Armenien,  son  passe,  sa  culiure,  so7i  avenir.    Preface 

de   Denys   Goch  in.      Paris,   Paul   Geuthner,   191 3. 

506.  Tholens,  Rudolf,   Regierungsbaumeister,  Die   W asserwirischafi  in  Babylonien  {Irak 

Arabi)  in   Vergangenheit,  Gegenivart.  und  Zukunft.     Zeitschr.   d.  Gesellsch.  f.  Erdk. 

1913,  329—347- 

507.  de  Thomasson,    Kommandant,   Les  nouveües  complications  orientales.      QDC    1913 

(Nr.  401),  513—529- 

508.  Thomson,  Robert,  Samokof,   Conditions  in   Bulgaria.     MW  IV  73 — 78. 

Verf.  weist  die  der  bulgarischen  Armee  öfters  gemachten  Beschuldigungen  der  Grau- 
samkeit zurück  und  betont,  daß  die  Greuel,  die  vorgekommen  seien,  fast  ausschließlich 
auf  Rechnung  der  »Irregulären«  zu  setzen  seien.  Ebenso  sei  die  Zwangsbekehrung  der 
Pomaken  weniger  ein  Werk  der  Armee  als  der  orthodoxen  Synode,  die  dadurch  nicht  wenig 
an  Popularität  eingebüßt  habe.  H.  Ritter. 

509.  de  Torcy,    Notes  sm   la  Syrie.     Geographie,  1913,  XXVII,  3. 

510.  Trowbridge  Riggs,    Charles,    Constitutional  government  in  Turkey.     MW  IV  20—26. 

511.  Türk  Bilgi, 

Unter  dem  Titel  Die  Geisteskuliur  der  Türkei  bespricht  der  Osmanische  Lloyd  VI 
Nr.  286  vom  29.  Nov.  1913  die  erste  Nummer  einer  von  Geläl  Zähir  herausgegebenen 
neuen  wissenschaftlichen  türkischen  Zeitschrift  »Türk  Bilgi«.  Die  Zeitschrift  steht  in 
Verbindung  mit  einer  »Türkischen  wissenschaftlichen  Gesellschaft«  {Türk  Bilgi  GemHjeti). 
In  dem  beiliegenden  Prospekt  verbreitet  sich  der  Herausgeber  über  die  Ursachen  des  Mangels 


Kritische  Bibliographie.  303 

methodischer  wissenschaftlicher  Bildung  in  der  Türkei.     Der  erste  Aufsatz  von  Ahmed 
VVefiq  Pascha  handelt  über  die  »Grundlagen  einer  methodischen  Behandlung  der  türkischen 

Tj     Pitter 
Literaturgeschichte«. 

512.  Türk  jurdu,  zweiter  Jahrgang,  beginnt  am  iS.  Teschrin-ewwel  132S  (1912)  und  hat 
folgenden   Inhalt: 

Heft  I.  Mehmcd  Em  In:  Wenn  Du  nach  Hilfe  rufst  (sen  ferjada  baslain^a: 
Gedicht).  H.  Zädeh:  Vaterlandssorge  (Juri  qajghusi:  Gedicht).  Dr.  'AbduUäh- 
Gewdet:  Promethe  (Gedicht  an  den  gefeierten  türkischen  Helden  Enver).  Kjäzim 
Nämi:  Mein  Lied  {beiiim  iürkiiyn).  Mehmed  'AH  Tewfiq:  Abermals  das  geistige 
Vaterland  {jine  ma'newl  jiirt).  F.  Risäl  (übersetzt  von  T.  J.):  Die  Türken  suchen 
einen  Nationalgeist  (Anfang  Jahrgang  1  Heft  21;  ebenso  Heft  2,  3,  4).  Parvus: 
Geld,  auf  dessen  Anleihe  die  Türken  den  meisten  Anspruch  haben  (türklerin  ödün^ 
almajaeniiaqli  olduqlaribir aqce).  Ödly  Türk:  Aus  Baku.  Aq  Cura  oghlu  Jüsuf: 
Der  Feldzug  vom  Jahre   1328  (ebenso  Heft  2). 

Heft  2.  (S.  33).  Xälide:  An  den  Padischah  und  an  unsere  Prinzen  {Pädisäh  we 
sahzädelerimize).  Gjök  Alp:  Zu  dir  hin  (kendine-dogkru:  Gedicht).  E.  Kjäzim:  Die 
Seele  eines  Soldaten  {bir  'askerin  wigdäni:  Gedicht).  K.  N.:  Auch  das  ist  eine 
Vaterlandssorge  (Gedicht).  Rüsijeli  türk-baläsi:  An  die  türkische  Welt  {türk 
'älemive).  Kjäzim  Nämi:  Dem  neuen  Leben  entgegen.  Sej/  Gemäl-ed-din 
effendi:  Philosophische  Abhandlung  über  die  individuellen  sprachUchen  Eigen- 
tümlichkeiten eines  Volksstammes  (wahdeti  ginsJje  ('araqJje)  felsefesi). 

Heft  3.  (S.  65).  Mehmed  Emin:  Entweder  werde  Sieger  oder  Märt}-rer  (;« j,'/iÄ2i 
Ol,  ja  sehld:  Gedicht).  Lermontoff:  Ein  Abschnitt  aus  der  russischen  Literatur, 
Borodino.  Sej/  Gamäl-eddin-Afghäni:  Das  sechswinklige  Schloß  des  Glückes 
{Se'ädetin  alty  kös'eli  qasri.  Übers.).  Parvus:  -Rtgitrnivg  nnA  ^&t\on  (dewlet  we  millet). 
'Abd-ul-bäqi  Fewzi:  Izmit.  S.  N.:  Aus  Ada- Bazar  (a^a  pazaryndan).  K.  N.: 
Der  rote  Halbmond    in    Rußland    (rüsTjada    heläliaJimer). 

Heft  4.  (S.97).  Kjäzim  Nämi:  Das  Hoffen  (urnzti^/anwia:  Gedicht).  F.  Sägid: 
Der  Eid  des  Heeres  {orduniinandi:  Gedicht).  Spartali  Isma'll  Haqqi:  Wer  einen 
Weinberg  auf  dem  Berge  hat,  hat  in  seinem  Herzen  einen  Berg  (Sprichwort:  Kimtn 
daghda  baghi  war,  jürejinde  daghi  war,  ebenso  Heft  10).  Dr.  Fu'äd-Säbit:  Die 
Gefühle  eines  Anatoliers  {Anadolu  diijghularlndan).  M.  Nermi:  Die  Qurulta  und 
Timur  Xans  Feldzug  nach  Iran.  Negib  'Äsim:  Die  Wahrheitsgabe  {Hebet  ü- 
/laqäUq).     (Über   manichäische    Schriftzeichen   nach    von  Le  Coq.) 

Heft  5.  (S.  129).  Mehmed  EmIn:  An  meinen  kleinen  Mitbürger  (feüaVfe  "cC'a/a>ziai- 
laryma:  Gedichte).  Hamdullah-Subhi:  Der  gelochte  Dachziegel  {delik  keremid). 
Ahmed  Edib:  An  meine  Tochter  (^yzyw!^:  Brief).  Parvus:  Die  Finanzgefahren  (mäZi 
tehlekeler).  Aus  der  russischen  Zeitung  »Otro  Russii«:  Eine  bittere  Wahrheit  {agy  bir 
haqlqat).     A.   J.:   Lutfi   Fikri   Beys  neue   Partei. 

Heft  6.  (S.  161).  Türk  jurdu:  Beileidsbezeugung  (Za'zt'K^,  an  die  Familie  des 
verstorbenen  Ahmed  Midhat  efendi).  Fätih  Kerimi:  Der  verstorbene  Ahmed 
Midhat  und  die  Nordtürken.  Midhat  Gemäl:  Midhat.  Aq-Cura  oghlu  Jüsuf: 
Ahmed  .Midhat  effendi.  Kjäzim  Nämi:  Das  Leben  und  die  Eigenschaften  des 
Verstorbenen  {mer/nwnin  /tajäti  we  menäqybi,  ebenso  Heft  8,  9).  Baurat  K e m  äl  - e d  - 
Din:  Über  die  Reparaturen  der  Jeni  Gämi'  und  über  die  Medrese  des  Abul-1-FazI.  — 
Kleine  Mitteilungen. 

Heft  7.  (S.  193).  Gjök  Alp:  Der  rote  Apfel  {qysyl  ehna).  Izzet  Ulwi:  Der 
Dichter  Zeki  (sa'jV  Z^iti).  'Ali  Haidar:Vateriändische  Erziehung  in  den  Volksschulen. 
Helim  Säbit:  Auf  der  Fahrt  nach  den  Altaj,  ebenso  Heft  9,  ".  12.  16,  18,  19,21, 
22^  23.  —  Kleine  Mitteilungen.     (Über  die  Deutsche  Gesellschaft  für  Islamkunde.) 


oQj^  Kritische   Bibliographie. 

Heft  8.  (S.  225).  Mehmed  Emin:  Das  Echo  unseres  Vaterlands  (yurdtimuzun 
iniltisi:  Gedicht).  Mehmed  'Ali  Tewflq:  Die  rebellische  Guitarre  {'äst  ruhäb:  Ge- 
dicht). HamduUäh  Subhi:  Das  Vaterland  der  Fleißigen  (ein  Vortrag,  ebenso  Heftg). 
Köprülüzäde  Mehmed  Fu'äd:  Hoffnung  und  Entschluß  (wmii  w^'asm).  T.  J.: 
Über  die  innere  und  auswärtige  PoUtik  der  türkischen  Regierung.  Ziä:  Einige  Fragen 
über  die  Schöpfung  (ebenso  Heft  10,  12).  —  Kleine  Mitteilungen. 

Heft  9.  (S.  257).  Mehmed  Emin:  Der  arme  Bootsmann  (saze^aZ/y  ^a/y^gi:  Ge- 
dicht). Geläl  Sahir:  An  die  Töchter  des  Vaterlands  (tt^a/anin^yskrma:  Gedicht).  Aq 
Cura  oghlu  Jüsuf:  Der  Nationalgedanke  und  die  Nationalkriege  {millijet  fikri 
we  millet  mühärebeleri,  ebenso  Heft  10).  T.  J.:  Freiheit,  Gerechtigkeit,  Gleichheit 
und  unsere  Schulen  {Hürrljet,  'adälet,  müsäwät  we  mekieblerimiz).  —  Kleine  Mit- 
teilungen. 

Heft  10.  (S.  289).  Köprülüzäde  Mehmed  Fu'äd:  Das  Gebet  eines  Türken 
{türkin  du'äsi:  Gedichte,  ebenso  Heft  11).  T.  J.:  Anatolien  und  die  Aufgabe  der 
Jugend.     Kleine  Mitteilungen. 

Heft  II.  (S.321).  MehmedEmln:  Eine  Stimme  aus  dem  Heere  (prdudan  bir  ses : 
Gedichte).  Gjök  Alp:  Turkisierung,  Islamisierung,  Modernisierung (iürW^-sw^fe,  i's/aw- 
lasmaq,  mü'äsyrlasmaq,  ebenso  Heft  12,  15,  17,  22,  23).  Die  Kraft  des  Türken  (türk 
gügi).     A.  J.:  Gegen  die  Reform  {tanzlmätgiük  'älejihinde).  —  Kleine  Mitteilungen. 

Heft  12.  (S.  353).  Fikret  Zi  ä:  Die  Gesetze  meiner  Hoffnung  (emelimin  qänünlan: 
Gedicht).  Ertughan:  Die  Schrift,  der  Wortschatz,  die  Orthographie,  dieGrammatik 
und  die  Literatur  der  türkischen  Sprache  (ebenso  Heft  14,  16,  18,  23).  Parvus: 
Öffnet  die  Augen,  bevor  ihr  die  Arbeit  vollendet  habt  {is  isden  gecmeden  gözinizi 
acynyz).  Baurat  Kemäl-ed-Din:  Das  alte  Stambul  und  die  Schwierigkeit  der 
Bebauung  einer  Stadt  {eski  Istambul  we  i'märi  beide  beläsi).  T.  J.:  Entschuldigung 
{i^lizär).  —  Kleine  Mitteilungen. 

Heft  13  >)•  (S.385).  Sliman  Nazif:  Einige  Worte  über  »Liberte«  {Liberte 
haqqyndabirqacsöz).  'Abdulhaqq  Hamid:  Liberte  (gereimtes Drama).  (Fortsetzung 
in  Heft  14,  15,  16,  17,  iS,  19,  21,  22,  23,  24;  wird  im  nächsten  Bande  weiter- 
geführt). Köprülüzäde  Mehmed  Fu'äd:  Der  neue  Abdulhaqq  Hamid.  'Ali 
Gänib:  Der  Dichter  Hamid.  Mufid  Rätib:  Die  Individualitätsbetrachtung  des 
'Abdul  Haqq  Hamid.  Meinungsäußerungen  über  'Abdul  Haqq  Hamid 
und  Sympathiekundgebungen.  —  Kleine  Mitteilungen. 

Heft  14.  (S,  433).  Köprülüzäde  Mehmed  Fu'äd:  Trauer  über  die  Tren- 
nung vom  Vaterlande  Qiigret  matemleri).  Swim  Bijke:  Fräulein  Hajät  {Iiajät 
chanym).     Geläl   Sahir:   'Abdulhaqq    Hamid.    —    Kleine   Mitteilungen. 

Hefti5.  (S.465).  Geläl  Sahir:  An  Niazi  (Gedicht).  K.N.:  Der  große  Niazi(&ö/Mfe 
Niazi).  Köprülüzäde  Mehmed  Fu'äd:  Lied  von  der  Maritza.  Mehmed  Tähir 
(Brussa):  Hagi  Pascha.  Parvus:  Türkenland,  verbessere  Deine  Finanzen!  (türk 
ili  malTjeni  küzet).  Baurat  Kemäl-ed-Dln:  Bebauung  der  Stadt.  —  Kleine  Mit- 
teilungen. 

Heft  16-).  (S.497).  Köprülüzäde  Mehmed  Fu'äd:  ebenso  Ni'män 
Baiburi  über:  'Abdullah  Tokaieff.  Sa'id  Sungeley:  Ein  Türke,  der...  {türk  ki: 
Gedicht).  Xälide  Edlb:  Die  Völker  n2ich.Atm\jng\\ick{Feläketlerden  sonra  milletler). 
Ahmed  Agaijeff:  Die  Geschichte  der  tnx\iischtnZ\v\\i%2iüon  {türk  medenJjetitärixi, 
ebenso  Heft   17,   19).  Kleine  Mitteilungen. 


0  Dieses  Heft  ist  dem  gefeierten  Dichter  'Abdulhaqq    Hamid  Bey  gewidmet. 
2)  Dieses  Heft  ist  dem  verstorbenen  'Abdullah  Tokaieff  gewidmet. 


Kritische  Bibliographie.  3O5 

Heft  17.  (S.545).  Siruzli  Sa'di:  Die  türkische  Jugend  {türk  gen^leri). 
E.  E.:  Das  literarische  Leben  in  Anatolien  {AnadoUde  edebi  hajät).  Brussali 
Mehmed  Tähir:  Der  große  Schütze  ((70ga  »zzi^aw^t,  ebenso  Heft  21).  Parvus:  Ein 
Brief  an  die  türkische  Jugend  (ebenso  Heft  21).  Alp  Arslan:  Türkische  Namen- 
forscher.    Kleine  Mitteilungen. 

HeftiS.  (S.577).MidbatGemäl:  DieMedresen(Gedicht).  Brussali  Mehmed 
Tähir:  Der  Geschichtschreiber  Mustafa  Genäbi  efendi.  Ziä:  Eine  wissenschaft- 
liche und  geschichtliche  Unterhaltung  in  einer  türkischen  Familie  (lürk  ogaghynda  bir 
tnüsähibei  fennije  we  iart/ije,  ebenso  Heft  21).  K.  N. :  Von  der  Finsternis  ins  Licht 
{Zulmetden  nüra,  Kritik),  ebenso  von  demselben:  Die  Mutter  (Ana).  —  Ein  Brief  des 
Orientalisten  Vambery  (aus  »Waqt«).  —  Kleine  Mitteilungen. 

Heftig.  (S.  609).  T.J.:  Ein  Brief  des  Hamid  Bey.  Köprülüzäde  Mehmed 
Fu'äd:  Jünus  Emre.    M.  Nermi:  Literatur  überTürkentum.  —  Kleine  Mitteilungen. 

Heft  20.  (S.641).  Gedichte:  Mehmed  E min:  Vordem  10.  Temüz.  Geläl  Sahir: 
Der  10.  Temüz.  Aqa  Gündüz:  Der  Morgenstern  (s^/j^r  jildizi).  Ghälib  Baytjar: 
Die  Klage  des  Märtyrers  {sehldin  sekwäsi).  Ahmed  Agaijeff:  Der  Einfluß  der 
Revolution  \m  Osten  (mqiläbin  sarqdaki  te''sTräii).  Köprülüzäde  Mehmed  Fu'äd: 
Das  Nationalgefühl  in  unserer  Literatur  {edebtjätyniyzde  rnilltjet  hissi).  'All  Gänib: 
Hamid,  Fikret.  ^  Kleine  Mitteilungen. 

Heft2i.  (S.689).  Geläl  Sahir:  Vaterlandsgefühle  (Gedicht).  Köprülüzäde 
Mehmed  Fu'äd:  Türkisierung,  Islamisierung,  Osmanisierung.  Ahmed  Agaijeff: 
Eine  Antwort  an  Slimän  Nazif  Bey.  Brussali  Mehmed  Tähir:  Der  Dichter  Nlli. 
K.  N. :  Eine  Reise   nach   Smyrna.   —  Kleine   Mitteilungen. 

Heft  22.  (S.737).  Köprülüzäde  Mehmed  Fu'äd:  Ein  Abend  in  Anatolien 
{anadolu  aqsami).     *Ümr- Sejfed-DIn:  Pitsch  (eine  nationale  Geschichte). 

Heft  23.  (S.  785).  Aqa  Gündüz:  Das  Wehklagen  (derdlesme:  Gedicht,  ebenso 
Heft  24).  Brussali  Mehmed  Tähir:  Ibrahim  Wahdi  efendi.  T.  J. :  Über  die 
türkische  Geschichte  der  Täriyi  osmäni  angumani.  T.  J.:  Unsere  Sprache  (dilitnis) 
Kleine  Mitteilungen. 

Heft  24.  (S.  817).  Ahmed  Agaijeff:  Antwort  auf  eine  Antwort  (gewäba 
gewäb).    A.   J.  (Kritik),  Das  Schulmuseum.  —  Kleine  Mitteilungen. 

Als  Beilagen  erschienen  zu  Heft  4:  Yüsuf  Aq  Cura  Bey's,  zu  Heft  6:  Ahmed 

Midhat  efendi's,  ebenso  zu  Heft  8  desselben,  zu  Heft  12:  Ahmed  Agaieff's,  zu  Heft  13: 

'Abdulhaqq  Hamid  Bey's,  zu  Heft  16:  'Abdullah  Tokaiefi's,  zu  Heft  22:   Brussali 

Mehmed  Tähir  Bey's  Bild.  H.  Weinberg. 

513.  Vambery,  A.,  Sultan  Abdul  Hamid  and  the  Tiirkish  dehacle.    AQR  NS  vol.  H,   1—5. 

514. ,  The  iiiture  of  the  Turks  in  Asia  Minor.     AQR  NS  II,  232 — 236. 

515.  Wavell,  A.  J.  B.,  A  modern  pilgrim  in  Mecca  and  a  siege  in  Sanaa.   343  S.  mit  7  Abb. 

u.  I  Karte.  London,  Constable  u.  Co.,  191 2.  Bespr.  v.  Aloys  Musil  u.  d.  T.  Während 
des  Aufstandes  in  Arabien.  Peterm.  Mitt.  1913,  59,  II,  S.  343—344.  Angez.  v.  M. 
Hartmanx  WI  I  24S;. 

516.  V.  Westarp,  Eberhard- Joachim,  Graf,  Unter  Halbmond  und  Sonne.  Im  Sattel  durch 
die  asiatische  Türkei  und  Persien.  2.  Aufl.  VII,  236  S.  III.  Band  der  Veröfient- 
lichungen  des  allgemeinen  Vereins  für  deutsche  Literatur.     Berlin,  H.  Paetel,  191 3. 

517.  White,  G.  E.,  Rev.,  The  Alevi  Turks  of  Asia  Minor.   Contemp.    Re\-iew.    (\'ol.  104) 

Nr.   575,  Nov.   1913,  p.  690— 69S. 

518.  Whitman,   Sidney,  Turkish   Remiuiscences.     London,  W.   Heinemann,   1914. 

519.  Wigram,  W.  A.,  and  Edgar  T.  A.  Wigram,   The  Cradle  of  Mankind.    Life  in  Eastern 

Kurdisant.     London,   Black,  1914. 


5q5  Kritische   Bibliographie. 

520.   Youssouf  Fehmi,   Considerations  sur  la  Tiirqiüe  vaincue.     36  S.     Paris,  en  vente  chez 

l'auteur,    1913. 
521. ,  Islam,  France  et  Turquie.    36  S.     Paris,  en  vente  chez  l'auteur,  1913. 

522.  Ziemke,  Kurt,  Die  Dragomanatsassistenz  vor  den  türkischen  Gerichten,  tnii  besonderer 
Berücksichtigung  der  von  den  Konsulaten  des  Deutschen  Reichs  ausgeübten  Praxis. 
Ein  Beitrag  zum  Kapitulationenrechte.     MSOSAs.  XVI.  Jahrg.   1913   S.   i — 36. 

523.  N.  N.,  Die  Abänderungen  des  Wilajetgesetzes.    Osm.  Lloyd  6.  Jahrg.  Nr.  301,  17.  Dez. 

1913- 

524.  N.  N.    Die  Lage  der  bulgarischen  Mohammedaner.     Osm.  Lloyd  6.  Jahrg.  Nr.  237, 

3.  Okt.   1913. 

525.  N.  N.,  Die  neuen  Statuten  des  Itiihad  we  Teraki.   Osm.  Lloyd  6.  Jahrg.  Nr.  240,  7.  Okt. 

1913- 

526.  N.  N.,  Neuordnung  und  Modernisierung  des  Liegenschaftsrechtes  in  der  Türkei.  Magazin 

für  Technik  und  Industrie-Politik  Nr.  9  vom  8.  November  191 3. 

Die  aus  einem  Berichte  des  deutschen  Generalkonsulats  in  Konstantinopel  entnommene 
Darstellung  skizziert  in  einem  anschaulichen  Überblick  die  durch  die  fünf  Gesetze  vom 
Februar  und  März  19 13  durchgeführte  Reform  des  türkischen  Liegenschaftsrechtes,  deren 
wichtigste  Neuerungen  in  der  (beschränkten)  Zulassung  juristischer  Personen  zum  Grund- 
eigentumserwerb und  in  der  Einführung  der  Grundstücksverpfändung  in  der  Form  hypo- 
thekarischer Belastung  bestehen.  E.  Lüders. 

527.  N.  N.,  Les  affaires  d'Orient.  (Über  französische  Orientpolitik.)  As.  Fr.  B.  1913 
(Nr.   153),  500—504. 

528.  N.  N.,  Das  politische  Programm  der  Partei  »Einheit  und  Fortschntt<<.     Osm.  Lloyd 

6.   Jahrg.  Nr.  248,  249,   16.  u.   17.  Okt.   1913. 

529.  N.  N.,  Türkische    Vereine.      \VI   I   222  f. 

Berichtet  über  die  Vereine  zur  Hebung  der  Volksbildung.  Genannt  werden  unter 
Angabe  ihrer  Ziele:  i.  die  unter  dem  Präsidium  des  türkischen  Thronfolgers  stehende 
GemHjet-i-fiairije-i-'islämije,  2.  der  Frauenverein  Ta'äll-i-nisvän  gemHjeti  (=  Verein  zur 
Hebung  der  Frauen),  3.  die  schon  1874  gegründete,  unter  dem  Präsidium  des  Großvesirs 
stehende  Gem'ljet-i-tedrisije-i-islämije.  Von  letztem  Verein  werden  ausführlichere  Mit- 
teilungen über  seine  Organisation  und  die  für  die  von  ihm  gegründete  Schule,  das  dar 
ussefaqa,  geltenden  Lehrpläne  gemacht.  R.  Mielck. 

530.  N.  N.,  Ansiedelung  mohammedanischer  Einwanderer  in  der  asiatischen  Türkei.    Asien 

XIII  S.  45. 

»Die  türkische  Regierung  beabsichtigt,  im  Wege  der  Ausschreibung  an  in-  oder  aus- 
ländische Gesellschaften  den  Bau  von  40  000  Wohnhäusern  und  anderen  Baulichkeiten 
für  Einwanderer  in  noch  zu  bestimmenden  Gegenden  zu  vergeben.«  Hierüber  nähere 
Angaben.  H.  Ritter. 

c)  Persien  und  Zentralasien. 
'531.   Bouvat,   L.,  L'administration  de  la  Perse.     RMM  XXIV  219—245. 

Inhaltsangabe  von  24  persisch  in  Teheran  erschienenen  Lektionen,  die  Demorgny  an 
der  »Ecole  des  Sciences  politiques  de  Teheran«  gehalten  hat  und  demnächst  unter  dem  Titel: 
Essai  sur  l' administration  persane  herauszugeben  gedenkt.  Vgl.  auch  Islam  IV  344  Nr.  390, 
456  Nr.  614  und  jetzt  unten  Nr.  537.  Voraus  gehen  einige  Bemerkungen  über  die  persische 
»Fürstenschule«  (Gasse  Imp^-riale),  in  der  der  junge  Schah  mit  den  Prinzen  des  Hofes 
unterrichtet  wird.  Die  Verwaltungsgrundsätze  werden  im  Unterricht  aus  einheimischen 
Quellen  abgeleitet  wie  *Ali's  Instruktionen  für  Mälik,  den  Statthalter  von  Ägypten,  das 
Dastür  al-'amal  von  'Abbäs  dem  Großen,  die  Verordnungen  Näsir  ed-dins  be- 
treffend die   Süräji    Tan?hnät,   das  Fürs   Nämeh    des    Mirzä    Fäsä     sowie    die    wich- 


Kritische    Bibliographie.  3O7 

tigsten  Dokumente  aus  der  Verfassungszeit.  Für  uns  ist  diese  Arbeit  dadurch  wertvoll, 
daß  ein  gutes  Stück  persischer  Verwaltungsgeschichte  in  diese  Vorlesungen  hineingearbeitet 
ist.    Ob  all  die  Pläne  je  Wirklichkeit  werden?  H.   Ritter. 

532. ,  Vavenir  du   »Habl  oul-Matin«.      RMM   XXIV   335—340- 

Die  bekannte  persische  Zeitung  soll   in  Zukunft  in  vier  Ausgaben:  Persisch,  Urdu, 
Bengali,  Englisch,  und  mit  sehr  erweitertem  Betriebe  erscheinen  und  durch  eine  neugebildete 
Gesellschaft:   Serkate  Habl-id-Malin  Limited  finanziert  werden,   deren    Satzungen   nach 
einer  Nummer  vom  0.  Sa'bän  1331  (14.  Juli  1913)  hier  mitgeteilt  werden.         H.  Ritter. 
533.  Browne,  Edward  G.,  The  Persian  Crisis  of  December  191 1.    How  it  arose  and  whither 

it  may  lead  us.    Compiled  for  the  use  of  the  Persia  Committee,  privately  printed  at 

the  üniversity  Press,  Cambridge,  New  Year's  Day   191 2. 

Darstellung  der  Ereignisse  und  schonungslose  Kritik  des  Vorgehens  Rußlands  und 
der  Politik  Englands  im  persischen  Verfassungskampf. 

H.  Ritter. 

534. ,  The  Persian  Press  and  Persian  Journalism.     A  lecture  delivered  to  the 

Persia  Society  at  22,  Albemarle  Street,  London,  on  Friday  23rd  May  1913. 
In  der  Einleitung  bemerkt  der  Verfasser,  daß  er  das  Material  zu  seiner  Darstellung 
Herrn  H.  L.  Rabino,  dem  ehemaligen  englischen  Vizekonsul  in  Rescht,  Verfasser  der  List 
of  newspapers  of  Persia  and  of  neivspapers  written  in  the  Persian  language  and  published 
outside  Persia,  persisch,  Rescht  191 1  (übersetzt  von  Bouvat  RMM  XXII  281 — 315),  der 
ihm  bei  seiner  Versetzung  nach  Marokko  seine  Sammlung  persischer  Zeitungen  überlassen 
hat,  sowie  dem  Manuskript  eines  persischen  Freundes  A  page  from  the  history  of  the  Output  of 
the  Persian  Press  verdanke.  Insgesamt  sind  ihm  gegen  360  verschiedene  Titel  von  Zeitungen 
bekannt  geworden.  Darauf  behandelt  der  Verfasser  die  Einführung  des  Buchdrucks  in 
Persien  —  die  erste  sicher  nachweisbare  Presse  ist  181 6  in  Täbris  gegründet  — ,  die 
in  Persien  erschienenen  Zeitungen  der  alten  Zeit,  die  außerhalb  Persiens  gedruckten 
Zeitungen  der  Periode  vor  der  Verfassung  und  endlich  die  Blüte  der  persischen  Presse 
zur  Zeit  der  Verfassungsperiode  (1906 — 191 1),  die  dann  von  dem  Schlage  im  Dezember 
191 1  so  schwer  getroffen  wurde.  Der  Presse  dieser  Zeit,  wenigstens  ihren  besten  Vertretern, 
werden  Originalität,  Aufrichtigkeit,  Mut  und  hoher  literarischer  Wert  zugeschrieben,  sowohl 
auf  dem  Gebiet  der  Prosa  wie  der  Poesie.  Zum  Schluß  gibt  der  Verfasser  zwei  Proben 
einer  wirklich   originellen,   warm   empfindenden   patriotischen   Poesie.  H.  Ritter. 

535. ,  The  Reign  of  Terror  at  Tabriz.  England' s  Responsibility.  (With  Photographs 

and  a  Brief  Narrative  of  the  events  of  December  191 1  and  January  1912.)  Compiled 
for  the  use  of  the  Persia  Committee.  Taylor,  Garnett,  Evans  u.  Co.,  Manchester 
and  Luzac,  London,  Oktober  19 12. 

Beschreibt  die  Besetzung  von  Täbris  durch  Sugä'-ad-Daula  und  die  Russen  und 
gibt  Berichte  von  Augenzeugen  so\\ie  Photographien  von  den  scheußlichen  Hinrichtungen 
und  den  Grausamkeiten,  die  die  Nationalisten  zu  erleiden  hatten.  Am  Schluß  ward  die 
Frage  erörtert,  wieweit  die  Haltung  der  englischen  Politik  für  die  traurige  Entwicklung 
der  Dinge  in  Persien  in  den  letzten  Jahren  verantwortlich  zu  machen  sei.  H.  Ritter. 
536.  Cyren,  Otto,  Frän  Schahzeivenzernas  Land.  Intryck  frän  en  resa  til  Ardebil  i  Persien. 
ürd  och  Bild   19 13,  297 — 307. 

Soll  heißen:  Schahzevennerna,  also:  die  Schahzewennen.  »Aus  dem  Lande  der  S. «  be- 
schreibt eine  Reise,  die  der  Verfasser  mit  anderen  Naturforschern  von  Astara  beim  Kaspi- 
schen  Meere  aus  nach  Ardebil  unternommen  hat.  Der  Verfasser  gibt  ein  Bild  von  den 
primitiven  Verhältnissen  der  Stadt,  deren  Einwohnerzahl  auf  16000  angegeben  wird,  und 
beschreibt  die  große  Moschee.  Ferner  erzählt  er  von  den  Schahsewennen,  die  im  Gebirge 
zwischen  Ardebil  und  Täbriz  hausen  und  die  Gegend  unsicher  machen.        J.  Pedersen. 


^Qg  Kritische  Bibliographie. 

537.  Demorgny,  G.,  Essai  sur  V administration  de  la  Perse.  Legons  faites  a  la  classe  Imperiale 
et  a  V  Ecole  des  Sciences  politiques  de  Teheran  1912 — 1913.  212  S.  Paris,  Ernest  Leroux, 
1914.     Vgl.  Nr.  531. 

538.  Fryer,  John,  Anew  Account of  Bast  India and Persia  (being  nine  years'travels  1672 — 81) 

Bd.   II  (Veröffentlichungen  der  Hakluyt  Society  2.  Reihe   Bd.  20)  London  1912. 
Angez.  V.  Richard  Tronnier  Zeitschr.  d.  Ges.  f.  Erdk.  z.  Berlin  1914  (Nr.  3)  S.  234. 

539.  van  Gennep,  A.,  Notes  d'ethnographie  persane.  20  Fig.  Revue  d'ethnographie  et  de 
sociologie   1913   S.   73 — 89. 

540.  von  Hahn,  C,  Staatsrat,  Tiflis,  Aus  Teheran.  Die  schwedischen  Instruktoren.  Die 
Bachtiarenfrage  in  der  Hauptstadt.    Die  Bechaisten  in  Persien    Asien  XIII  i,  8 — 9. 

541. ,  Der  persische  Küstenstrich  am  Kaspischen  Meer,  seine  Erzeugnisse  und  sein 

Handel.     Asien  XIII  S.  24—26,  39—42,  55—56,  73—75-     Fortsetzung  folgt. 

542.  Iranchahr.  Eine  Gruppe  in  Paris  wohnender  persischer  Journalisten  gibt  seit  dem  15. 
April  19 14  diese  auf  drei  Seiten  persisch,  auf  der  letzten  französisch  geschriebene  Zeitung 
heraus.  Unter  Vermeidung  alles  Persönlichen  will  sie  das  Wohl  der  persischen  Heimat  und 
die  Kenntnis  des  Landes  in  Frankreich  fördern  helfen.  —  Der  erste  Artikel  handelt  über  »die 
englische  und  russische  Politik  in  Persien«  nach  E.  J.  Browne;  in  dem  nächsten  »Die 
deutsche  und  russische  Politik  in  Persien«  wird  dem  »neuen  Gast«  in  Persien,  Deutschland, 
ein  ehrliches  Willkommen  zugerufen  und  der  Hoffnung  Ausdruck  verliehen,  daß  Deutsch- 
land als  dritter  Spieler  die  beiden  anderen  Mächte  in  Schach  halten  werde,  so  daß  ihrem 
willkürlichen  Vorgehen  eine  Schranke  auferlegt  werden  würde.  Es  werden  Beispiele  an- 
geführt, wie  die  entschlossene  Haltung  in  Persien  ansässiger  Deutscher  der  russischen 
Regierung  gegenüber  dazu  beigetragen  habe,  der  verschüchterten  Bevölkerung  wieder 
etwas  Mut  einzuflößen.  Der  nächste  Artikel  vermutet  hinter  der  Reise  des  Exschah  nach 
Berlin  politische  Intriguen.  Dann  folgt:  Über  die  bevorstehende  Krönung  des  jungen 
Schah  und  die  Wahlen;  »ein  trauriges  Blatt  aus  dem  Zustand  von  Azarbaigan«  berichtet 
von  einer  neuen  scheußlichen  Grausamkeit  Sugä'-ad-Daula's,  am  Schluß  Auszüge  aus  der 
französischen  Presse  über  Persien.  Der  französische  Teil  bringt  eine  jeiche  Liste  von 
Vorträgen,  die  seit  Anfang  191 2  in  den  »Seances  scientifiques  et  litteraires«  der  Pariser 
Perser  gehalten  worden  sind;  in  der  Rednerliste  stehen  die  Namen  verschiedener  französischer 
Orientalisten.  —  Das  Blatt  soll  einstweilen  einmal  im  Monat  erscheinen,  doch  besteht, 
wie  ich  höre,  die  Absicht,  es  womöglich  wöchentlich  erscheinen  zu  lassen.  H.  Ritter. 

543.  Kazem  Zadeh,  Les  harems  et  la  dame  persane.  6.  fig.  de  E.  Bernard.  La  Vie  10.  Mai 
191 3. 

544.  Lyons,  G.,  Afghanistan.     Bespr.  v.  B.  Raunkjaer.     Geografisk  Tidskrift,  191 3,  2. 

545.  Moore,  Arthur,  Some  Persian  Memories.  Rez.  V.  Chirol:  The  Middle  Rastern  Qiiestion 
1903;  Ed.  Browne:  The  Persian  Revolution  1910;  Dorothy  de  Warzee:  Peeps 
into  Persia  1913.    Edinburgh  Review  Vol.  218,  Nr.  446,  Oktober  1913,  p.  36S — 3S2. 

546.  The  Persian  crisis  1912.  The  Persia  Comittee,  Pamphlet  Nr.  I.  London,  Warrington 
&  Co.,  1912. 

Inhalt:  The  Persia  Committee  (objects:  i.  To  locus  and  stimulate  public  interest 
in  the  Persian  people  and  in  their  efforts  to  regenerate  Persia.  2.  To  keep  before  the 
people  of  this  country  the  importance  from  the  point  of  view  of  our  Imperial  position 
of  maintaining  the  integrity  and  independence  of  Persia.  3.  To  take  such  steps  as 
may  seem  desirable  with  a  view  to  strengthening  the  hands  of  our  Government  in 
maintaining  the  integrity  and  independence  of  Persia).  —  Persia  Moritura,  Gedicht 
von  John  Galsworthy.  Mr.  W.  Morgan  S huster  and  Persia,  speech  delivered  by 
Mr.  H.  F.  B.  Lynch,  Chairman  of  The  Persia  Committee,  at  a  Public  Dinner,  given 
under  the  auspic  of  the  Committee,  in  honour  of  Mr.  W.  Morgan  Shuster,  Ex  Trea- 


Kritische   Bibliographie.  300 

surer-General  of  Perisa,  at  the  Savoy  Hotel,  on  Monday,  29th  January,  1912.  — 
Prejatory  note  to  Mr.  Shuster's  Adress.  —  Mr.  Morgan  Shusier's  Adress  to  the  Persia 
Committee,  Monday,  29th  January,  191 2.  —  The  Anglo-Riissian  couvenlion  of  1907; 
Convention  signed  on  August  31,  1907,  between  Great  Britain  and  Russia  containing 
Arrangements  on  the  subject  of  Persia,  Afghanistan,  and  Thibet.  (Wiedergabe  der 
Dokumente,  soweit  sie  sich  auf  Persien  beziehen.)  —  A.  The  Angh-Russian  Convention 
officially  explained  as  an  Agreement  of  Non-Interference  in  Persian  AfFairs  (September 
1907),  and  B.  The  Anglo-Riissian  Convention  interpreted  by  the  »St.  Petersburg 
Viedomosti«  as  conf erring  rights  upon  Russia  of  which  the  outcome  is  to  be  the  con- 
version  of  Northern  Persia  into  »virtually  a  dependency  «  of  Russia  (Dezember  191 1).  — 
The  FiUiire  of  Persia.  Proposais  by  the  Persia  Committee:  The  Persia  Committee' s 
letter  to  Sir  Edward  Grey  of  I2th  February  1912.  —  Summary  of  principal  events 
affecting  Persia  since   1907. 

547.  Statistique  commerciale  de  la  Perse.  Bruxelles,  Etablissements  generaux  d'im- 
primcric.     191 3. 

548.  Stavenhagen,  W.,  Über  Persiens  Verkehrswesen.     13  S.     Leipzig,  Prometheus,  191 3. 
549-  de  Surany,  A.  Back,  Essai  sur  la  Constitution  persane.    Paris,  A.  Pedone,  1914. 

550.  Tournebize,  Fr.,  Schah  Abbas  I,  roi  de  Perse  et  l'emigration  forde  des  Artneniens  de 
l  Ararat.     Huschardzan,  Festschrift  usw.  (vgl.  Nr.  429)  Nr.   14,   S.  247. 

551.  Turner,  G.  D.,  The  Otninous  Quiet  of  Persia.  AR  (the  Asiatic  Review,  formerly  »the 
Asiatic   Quarterly  Review«)  Jan.   1914,  21 — 26. 

Kurze  Betrachtung  über  die  durch  Rußland  völlig  beherrschte  politische  Situation 
in  Persien,  die  Verantwortlichkeit  der  Politik  Sir  Edward  Grey's  hierfür  und  die  darin 
liegende  Gefahr  für  Englands  Stellung  am  Persischen  Golf  und  die   Sicherheit  Indiens. 

H.  Ritter. 

552.  \J\iQXSbtxg<iT,  H^xss,  Zur  russischen  Politik  in  Persien  (rn\t\  Karte).  Österr.  Monatsschr. 
f.  d.  Orient  1914,  Nr.   1/2. 

553.  Youel  B.,  Mirza,  Iran  and  the  Iranians,  being  an  account  of  the  history,  religion,  Con- 
stitution and  arts  of  the  Persian  people,  together  with  the  story  of  their  recent  political 
crisis.     Baltimore,  Williams  &  Wilkins  Co.    256  S. 

554.  II.  A.  SiiHOBbeB-b,  Poccin,  Anraia  11  Ilepcia  (U.  A.  ZinowiefT,  Rußland,  England 
undPersien).  CIIB  1912.   Bespr.  v.  N.  P.  MI  II,  825. 

555.  N.   N.,  Constitutional  Government  in  Afghanistan.     MW  III,  424. 
Inhaltsangabe  eines  Artikels  von  Durrani  in  der  Hindustan  Review  März  1913  über 

demokratische  Bestrebungen  in  Afghanistan.  H.  Ritter. 

556.  N.  N.,  The  State  cf  Persia.     AR  Jan.    1914,  63. 

Aus  einem  Briefe  eines  Persers,  der  sich  bitter  beklagt  über  die  durch  die  Russen 
in  Teheran  geschaffene  Situation.  H.  Ritter. 

d)  Indien. 

557.  Abdul   Qadir,   Sh.,   Abulfazl.     JPHS   I  31— 37- 

Abulfazl,  der  Verfasser  des  Akbarnämah,  war  nicht  nur  Akbars  Hofhistoriograph, 
sondern  auch  sein  einllußreichster  Ratgeber.  Vor  allem  in  Akbars  Religionspolitik  glaubt 
Abdul  Qadir  die  Initiative  Abulfazls  zu  erkennen,  der  auch  sonst  so  manche  wichtige 
Maßregel,  die  dem  Kaiser  zugute  geschrieben  wird,  entsprungen  sei.  Der  Verfasser  begnügt 
sich  mit  kurzen  Andeutungen  und  erhebt  nicht  den  Anspruch,  seine  These  erschöpfend 
bewiesen  zu  haben.  J-  Horovitz. 


,jQ  Kritische  Bibliographie. 

558.  Abdul  Wali,  Maulavi,  Surgeon  Boiighton  and  the  grant  of  privüege  to  the  Englisk  traders. 

JASB  1912,  115— 121. 

Nach  einem  oft  wiederholten  Bericht  soll  Gahänärä,  die  Tochter  des  Kaisers 
Sähgahän,  deren  Kleider  im  Jahre  1634  (1046  H)  Feuer  gefangen  hatten,  von  ihren 
furchtbaren  Brandwunden  durch  den  englischen  Schiffsarzt  Boughton  geheilt  worden 
sein  und  dieser  soll  dann  unter  Verzicht  auf  jegliche  Bezahlung  seiner  Dienste  vom  Kaiser 
für  seine  Landsleute  das  Privilegium  erhalten  haben,  daß  sie  abgabenfrei  Handel  treiben 
und  in  Bengalen  Faktoreien  errichten  dürften;  eine  weitere  erfolgreiche  Behandlung,  die 
Boughton  im  Hause  des  Vizekönigs  von  Bengalen  Sugä'  glückte,  habe  dann  Sugä'  ver- 
anlaßt, Boughton  bei  der  Durchführung  seiner  Pläne  in  Bengalen  zu  unterstützen.  Die 
Urkunden  der  Fast  India  Company,  die  neuerdings  von  W.  Foster  untersucht  worden 
sind,  haben  schon  die  chronologische  Unmöglichkeit  von  Gahänäräs  Heilung  durch 
Boughton  ergeben,  und  der  Verfasser  kommt  nun  auf  Grund  einer  Prüfung  der  Angaben 
des  Bädsähnämah,  das  die  Behandlung  der  Brandwunden  der  Prinzessin  ausführlich  be- 
schreibt, zu  dem  Resultat,  daß  nicht  Boughton,  sondern  zwei  indische  Quacksalber  die 
Wunden  heilten,  daß  Boughton  sie  überhaupt  nicht  behandelte  und  erst  nach  Agra  kam, 
als    die    Prinzessin    schon    geheilt    war.  J-  Horovitz. 

559.  Aga  Khan,  The  Indian  Moslem  Outlook.  Edinburgh  Review  Kr.  447  (Jan. 
1914)  (Rez.:  T.W.Arnold,  The  Preaching  of  Islam.  London  1913,  rev.  ed.  —  Moral 
and  Material  Progress  of  India.  Report  for  1911— 1912.  H.  o.  C.  220,  1913.  —  'The 
Times'    articles   on    Indian   Mussulmans). 

560.  Aga  Khans  Advice  to  Musulmans,    MW  HJ,  424. 

Der  Aga  Khan  warnt  die  indischen  Muslime  vor  unvorsichtiger  Einmischung  in  die 
türkischen  Angelegenheiten  und  wird  vom  »Comrade«  gegen  Angriffe  wegen  dieses  Schrittes 
in  Schutz  genommen.  H.  Ritter. 

561.  Baedekers  Indien,  Ceylon,  Vorderindien'  Birma,  die  malayische  Habinsel,  Siam,  Java. 
Leipzig,  K.   Baedeker,  1913. 

562.  Felix,  Fr.,  Rev.,  On  the  Perstan  farmans  granied  to  the  Jesuits  in  the  Moghul  Empire, 
and  Tibetan  and  Newari  farmans  granted  to  the  Capuchin  missionaries  in  Tibet  and 
Nepal.     JASB  1912,  325—332. 

563.  Fida  Husain,  Maulavi  Sh.,  On  the  origin  of  Taziah  Keeping  in  Fudia.  (The  Aligarh 
Monthly,    November    1913,    S.    205—215,    erster   Artikel.) 

Die  Ta'sz'aprozession  ist  oft  von  europäischen  Reisenden  beschrieben  worden,  und 
es  ist  bekannt,  daß  sie  nicht  nur  von  den  Schiiten,  sondern  auch  von  den  Sunniten  nament- 
lich der  unteren  Klassen,  den  Anhängern  verschiedener  sufischer  Orden,  sowie  auch  von 
Hindus,  namentlich  Marathas,  gefeiert  wird.  Der  Verfasser  versucht  festzustellen,  wer 
diese  Feier  zuerst  in  Indien  eingeführt  hat,  und  stellt  zunächst  einige  Notizen  über  die  frühe 
Verbreitung  der  Sl'a  in  Indien  zusammen;  im  Zusammenhang  mit  der  populären  IMeinung, 
wonach  die  Ta'zia  auf  Tamerlan  zurückgehe,  zitiert  er  einen  Bericht,  demzufolge  die 
Moguls  von  Timur  bis  Aurangzeb  Schiiten  gewesen  seien.  J.  Horovitz. 

564.  Hargreaves,  H.,   Moghal  Hunting  Parties.     JPHS   II  172—174. 

565.  van  Heekeren,  E.,  De  onrust  iti  Britsch-Indie  en  hoe  de  regeering  handelt.  IG  36, 133 — 142. 

566.  Hidayat  Husain,  Translatioti  of  an  Historical  poem  of  the  Emperor  Shäh  *Alam  IL 
JASB  1911,  471—473. 

Sah 'Älam  II,  dessen  »Tahallus«  Aftäb  war,  wurde  1292  H.  von  dem  Rohila- Häupt- 
ling Guläm  Qädir  Hän  geblendet  und  des  Thrones  entsetzt.  In  dem  hier  veröffent- 
lichten Gedicht  beklagt  der  Kaiser  sein  Geschick  und  spricht  die  Hoffnung  aus,  daßAsaf 
uddaulah  und  die  Engländer  ihm  zu  Hilfe  kommen  werden.  J.  Horovitz. 


Kritische  Bibliographie.  31I 

567. ,  Mawlavi  M.,  The  Persian  auiobiography  of  Shah  Waliulläh  bin  *Abd  al-Ra/nm 

al-Dihlavi,    ils  English  translation  and  a  list  of  Ins  works.     JA  SB  1912,    161 — 176. 
Die  Selbstbiographie  des  berühmten  Muhaddit  ad-Dihlawi  (Verfassers  der  Hugüat 
Allah  al-bäUga)  betitelt  Al-giiz  al-la/Tf  fi  targaniat  al-'abd  af-?arif.  J.  Horovitz. 

568. ,  The  life  and  works  of  Bahr  iifOlüm.     JASB  191 1,  693—695. 

AbüM-*Ajjäs  Muhammad  *Abd  al-'AlI,  geboren  in  Lucknow  1144  H.  und 
gestorben  in  Madras  1225,  ist  im  Norden  Indiens  unter  dem  Beinamen  Bahr  al  -  'ulürn, 
im  Süden  als  Malik  al-'ulamä  bekannt.  Seiner  Familie  war  von  Aurangzeb  der  >>Firangi 
Mahall«  in  Lucknow  überwiesen  worden,  der  auch  heute  noch  ein  Sitz  muhammedanischer 
Gelehrsamkeit  ist.  J-  Horovitz. 

569.  Horovitz,  ].,  Bäbä  Ratan,  the  Saint  of  Bhatinda.  JPHS  II,  97— "T-  Angez.  v. 
Martin   Hartmann  WI   I,   249. 

570.  Hosten,  H.,  Falhcr  A.  Monserraies  description  of  Delhi  isSi.  JASB  191 1,  99—108. 
Übersetzung  des  auf  Delhi  bezüglichen  Abschnitts  aus  dem  handschriftlichen  »A/ow- 

golicae  Legationis  commentarius«  des  Jesuiten  A.  Monserrate,  der  Erzieher  des  Prinzen 
Muräd  und  ein  Schüler  Abul  Fazls  war.  Ausführlich  besprochen  wird  die  Nachricht 
von  dem  unterirdischen  Tunnel,  den  Flrözsäh  von  Delhi  angelegt  und  der  40  Stadien 
lane  gewesen  sein  soll. 

571. ,    Firoz    Shähs   timnels    ai    Delhi.      JASB  1912,    279 — 2S1.      Nachträge    zum 

vorigen.  J-  Horovitz. 

572.  India.  Census  Reports,  191 1.  Vol.  IV:  Baluchistan.  Vol.  VI:  City  of  Calcutta,  2  vols. 
Vol.  X:  Central  Provinces,  part  IL  Vol.  XI:  Andaman  and  Nicobar  Islands.  Vol.  XIII: 
North-West  Frontier  Province.  Vol.  XVII:  Central  India  Agency.  Vol.  XX:  Kashmir, 
2   vols.    Fol.      Calcutta   19 12 — 19 13. 

573.  Irving,  Miles,  The  shrine  of  Baba  Farid  Shakarganj  at  Pakpattan.  JPHS  I  70 — 76. 
Der  Heilige  Farid  Sakargang,  von  dessen  sufischen  Lehren  einiges  in  den  Qranth 

der  Sikhs  aufgenommen  worden  ist  und  zu  dessen  Grab  schon  Ibn  Battüta  wallfahrtete, 
hat  heute  noch  zahlreiche  Verehrer  im  südwestlichen  Panjab.  Sein  'Urs  wird  alljährlich 
vom  25.  Dü'1-Higga  bis  zum  6.  Muharram  gefeiert,  und  obwohl  sonst  Hindus  nicht  daran 
teilnehmen,  trägt  in  der  Prozession  am  5.  Muharram  ein  Brahmane  den  Schlüssel  zum 
»Tor  des  Paradieses <.  Auch  sonst  weisen  die  Zeremonien  des  'Urs  Reminiszenzen  an  die 
vorislamische  Heiligkeit  der  Stätte  auf.  Neben  einer  ausführlichen  Beschreibung  des  'Urs 
enthält  der  Artikel  auch  manches  über  die  Geschichte  des  Heiligtums,  das  ein  Zentrum 
sufischer  Toleranz  war.  Der  gegenwärtige  Diwan  »hat  eine  »Anglo-Vernacular  School« 
innerhalb  des  Heiligtums  eingerichtet,  wie  ja  auch  sonst  die  Erben  der  Heiligen  und  die 
Wächter  ihrer  Gräber  sich  modernen  Bildungsbestrebungen  manchmal  freundhch  zeigen. 

J.  Horovitz. 

574.  Jadanath  Sarkar, History  of  Aurangzib,  2  vols.,  Calcutta  19 1 2,  und  Anecdotes  of  Aurangzib 
and  Historical  Essays.  Calcutta  1912.     Bespr.  v.  N.  N.  JRAS  1913,  1092  f. 

575.  Jahan  of  Bhopal,  H.  H.  Sultan,  A  ruling  Indian  Princess  on  Women  in  Islam.  Islamic 
Review   Jan.    1914. 

576.  Khuda  Bukhsh,  The  Behar  Universily.  The  Modern  Review,  Calcutta.  Nov.  1913. 
»Criticisms  and  suggcstions  with  regard  to  the  Univcrsity  of  Dacca  and  the  proposed 
degrees  of  Bachelor  of  Islam  and  Master  of  Islam  in  particular«  (MW  IV,  223). 

H.  Ritter. 

577.  Macgiagan,  Sir  E.  D.,  The  travels  of  Fray  Sebastian  Maurique  in  the  Panjab  1641. 
JPIIS   I  S3 — lOb,   151 — 166. 

Übersetzung  der  auf  den  Panjab  bezüglichen  Abschnitte  aus  des  Augustinermönchs 
Sebastian  Maurique  »Itinerario  de  las  juissiones  del  India  Oriental«.         J.  Horovitz. 


,  j  ^  Kritische  Bibliographie. 

578.  ManuccJ,  Niccolao,  -4  Pepys  of  Mogul  India,  1653— 1708.    Being  an  abridged  edition 

of  the  »Storia  do  Mogorc.    Translated  by  William  Ipvine,  abridged  and  edited  by 
Margret  Irvine.      London,  Murray,  1913. 

579.  Master,  A.,  A  Chahär  Tankt  of  Akbar.     JASB  1912   130— 131. 

580. ,  Two  rare  coins  of  Mahmud  I  of  Giqarät.     JASB  1912  131 — 132. 

581.  Mohammed  Naimatullah,  Shah,  Recent  turkish  events  and  Moslem  India.    AQR  NS 

II  4,  241 — 248. 

582.  Monserrate,  Father  A.,  Account  of  Akbar  (26.  Nov.  1582).  Translated  and  edited  by 
Rev.  H.  Hosten,   S.   J.     JASB   1912,  185—221. 

Außer  seinen  ausführlichen  Mongolicae  Legationis  Commeniarius,  von  dem  der  Heraus- 
geber eine  Ausgabe  vorbereitet,  schrieb  der  Jesuitenpater  Monserrate  auch  eine  kürzere 
Relagam  do  Equebar,  Rei  dos  Mozores;  diese  liegt  hier  in  portugiesischem  Text  und  englischer 
Übersetzung  vor.  J-  Horovitz. 

583.  Munshi,  R.  N.,  The  History  of  the  Kuib  Minar  {Delhi)  being  an  enquiry  into  its  origin, 
its  authorship,  its  appellation  and  the  motives  that  led  to  its  erection  from  the  testimony 
of  the  Mohmedan  (sie  !)  chroniclers  and  the  inscriptions  on  the  Minar.  Bombay  1911, 
VII  and  94  S. 

Die  Zusammenstellung  der  Notizen  bei  den  muhammedanischen  Historikern  ist 
nützhch,  die  Folgerungen  aber,  die  der  Verfasser  aus  den  Inschriften  zieht,  sind  verfehlt 
und  beruhen  zum  Teil  auf  unrichtigen  Lesungen.  Die  Inschriften  sprechen  dafür,  daß  das 
»Qutb  Minär«  von  Qutbaddin  tibak  begonnen  und  dann  von  Iltutmis  fortgeführt 
worden  ist,  während  der  Verfasser  dem  ersteren  keinen  Anteil  an  dem  Monument  zugestehen 
will.  Den  Zweck,  dem  das  Minär  dienen  sollte,  erklärt  der  Verfasser  richtig  und  weist  die 
unbegründeten  Annahmen,  die  darüber  geäußert  worden  sind,  mit  Recht  zurück.  Auch 
was  er  über  den  Ursprung  des  Namens  sagt,  ist  mindestens  sehr  wahrscheinhch:  er  ver- 
gißt aber,  daß  die  Bezeichnung  »Qutb  Minär«  nie  mehr  als  eine  und  dazu  wohl  ziemhch 
junge  volkstümliche    Benennung  ist.  J-  Horovitz. 

584.  Muslim  India  and  Islamic  Review,  A  New  Moslem  Review  MW  III,  423. 

In  Indien  gibt KhwajaKamal-ud -Di  n  eine  neue  Monatsschrift  mit  dem  Titel:  Mus- 
lim India  and  Islamic  Review  heraus.  »Its  object  is  to  set  forth  the  modern  view  of  Islam, 
apologizing  for  everything  in  it  that  does  not  meet  with  Christians  ideals,  and  showing 
the  weakness  of  modern  Christianity  from  the  Moslem  standpoint  and  the  difficulties 
of  its  dogma.«  H.  Ritter. 

585.  New  Bakhsh,  Maulavi  M.,  A  historic  elephant  fght.     JPHS  II  50—74. 

Die  bei  den  griechischen,  muhammedanischen  und  europäischen  Autoren  sich  findenden 
Beschreibungen  von  Elefantenkämpfen  (wie  sie  am  Hofe  von  Oudh  noch  1824  und  später 
abgehalten  wurden)  werden  besprochen  und  dann  nach  dem  Badsähnämah  des  'Abdul 
Hamid  Lähorl  ein  Bericht  über  einen  am  29.  Dü'l  Qa'da  1042  stattgehabten  Elefanten- 
kampf in  Übersetzung  mitgeteilt,  in  welchem  sich  der  damals  15  jährige  Aurangzeb  aus- 
zeichnete. Dieser  Kampf  ist  auch  in  einem  Gedicht  des  Malik  as-su'arä  Abu  Tälib  aus 
Hamadan  (gest.  1061)  gefeiert,  das  in  Text  und  Übersetzung  vorgelegt  wird.  Auf  Miniaturen 
und  Fliesen  der  Mogulzeit  sind  solche  Kämpfe  nicht  selten  dargestellt  worden,  und  der 
Zufall  hat  uns  zwei  erhalten,  die  den  im  Bädsahnämah  beschriebenen  Kampf  darstellen 
und  von  denen  die  eine  in  einer  ausgezeichneten  Photogravüre  vorgelegt  wird;  da  die  Per- 
sonen mit  Namen  bezeichnet  sind,  so  kann  an  der  Identität  nicht  gezweifelt  werden. 

J.  Horovitz. 

586.  Sheo  Narain,  Pandit,  Därä  Shikoh  as  an  author.     JPHS  II  21 — 38. 

Auf  eine  Zusammenstellung  der  von  dem  unglücklichen  Prinzen  herrührenden  Bau- 
werke und  der  Spuren,  die  sein  Name  in  der  geographischen  Nomenklatur  hinterlassen 


Kritische  Bibliographie.  -^j-i 

hat,  folgt  eine  Bibliographie  seiner  Schriften  und  eine  kurze  Analyse  derer,  die  dem  Ver- 
fasser vorgelegen  haben.  Im  Anschluß  daran  wird  die  religiöse  Stellung  Därä  Sikoh's 
erörtert,  er  sei  ein  Sufi  qadiritischer  Obsen.'anz  gewesen  und  keineswegs  (wessen  sein  Bruder 
Aurangzeb  ihn  bezichtigte)  ein  Apostat  vom  Islam,  wenn  er  auch  die  Veden  als  offenbarte 
Schriften  ansah.  —  Die  Behandlung  ist  dilettantenhaft,  was  übrigens  der  Verfasser  selbst 
zu  fühlen  scheint,  da  er  den  Wunsch  ausspricht,  »somebody  with  the  requisite  ability« 
möge    eine   Monographie   über   Därä    Öikoh   schreiben.  J.  Horovitz. 

587.  Takle,  John,  Islam  in  Bengal.     MW  IV  3—19. 

588.  Yazdani,  G.,  Jahänärä.     JPHS  II  152—169. 

Biographische  Skizze  von  Sähgahäns  Tochter,  die  sich  hauptsächlich  auf  Az.sBädsah- 
nämahund  das  'Amal  isälih  stützt,  aber  auch  Bernier,  Manucci  u.  a.  berücksichtigt.  Aus- 
führlich wird  die  Episode  von  Gabriel  Boughtons  ärztlicher  Visite  in  Agra  behandelt,  die 
der  Verfasser  (im  Gegensatz  zu  Moulvi  'Abdul  Walis.  Bibliographie  Nr.  558)  für  historisch 
hält.  Am  Schluß  wird  das  von  (iahänärä  verfaßte  Münis  al  arwäh,  das  eine  Biographie 
des  Mu'inaddin  Cisti  und  kurze  Notizen  über  seine  wichtigsten  Schüler  enthält,  be- 
sprochen; es  beruht  im  wesentlichen  auf  den  Ahhär  al  ahjär  des  'Abdal  Haqq  Dihlawi. 

J.  Horovitz. 

589.  Woolner,  A.  C,  The  Indian  Ovigin  of  the  gypsies  in  Eiirope.    JPHS  II  118— 131. 
Enthält  S.   119 — 125  eine  Kritik  von  de  Goeje's  Theorie. 

590.  Up  to  Date  Advertising.    .MW  lll  428. 

Beispiele  von  modernen  indischen,  der  Sunna  durchaus  widerstrebenden  Reklamen. 

H.  Ritter. 

591.  E.  V.  H.,  De  moslemsche  bond  ie  Agra.     IG  XXXVI  386 — 398. 

Bericht  über  die  7.  Versammlung  der  »All  India  Moslem  League«  zu  Agra  am  31.  Dez. 
vorigen  Jahres.  H.  Ritter. 

e)  Ostasien. 

592.  Adriani,  N.,  und  Alb.  C.  Krujt,,  De Bare'e-Sprekende  Toradja^s  van  Midden-Celebes. 
Batavia,  Landsdrukkerij,  191 2  (Eerste  Dcel).     Bespr.  v.  S.  M.  Z.  MW  III  439. 

593.  Cordier,  G.,  Les  Mnsulmans  du  Yunnan.    Leur  Aitiiude.     RMM  XXIV  31S — 326. 
Auf  Yünnan  sich  beschränkend,  hebt  der  Verfasser  hervor,  daß  die  dortige  muhamme- 

danische  Bevölkerung  keinen  Anteil  an  der  letzten  Revolution  genommen  und  sich  ohne 
weiteres  der  republikanischen  Regierung  unterworfen  habe;  so  wurden  auch  die  bekannten, 
in  den  Moscheen  angebrachten  Tafeln  mit  der  Inschrift  »Langes  Leben  dem  Kaiser«  überall 
entfernt.  Der  Verfasser  sucht  sodann  die  Fragen  zu  beantworten:  Weshalb  haben  sich 
die  Muslime  in  Yünnan  damals  nicht  gerührt  und  weshalb  darf  für  die  Zukunft  der  Gedanke 
einer  Empörung  dieser  Gemeinden  als  ausgeschlossen  gelten?  Als  Gründe  macht  Cordier 
das  Fehlen  des  Zusammenhangs,  den  Mangel  an  Geldmitteln,  sowie  die  Furcht  vor  den 
chinesischen  Behörden  geltend.  Zwischen  den  einzelnen  muhammedanischen  Gemeinden, 
die  teilweise  nur  durch  geringe  Entfernungen  getrennt  sind,  bestehen  keine  Berührungen, 
ebensowenig  solche  mit  den  Gemeinden  in  Ssetschuan.  Wenn  nun  vielfach  behauptet 
wird,  derartige  Beziehungen  würden  durch  die  Mekkapilger  und  die  Mafu  (»Pferdeknechte«) 
hergestellt,  so  betont  demgegenüber  der  Verfasser,  daß  einerseits  die  Mekkapilger  von 
Ssetschuan  Yünnan  gar  nicht  berührten,  während  die  yünnanesischen  die  Route  über  Tonkin 
vorzögen,  und  daß  überhaupt  diese  Pilger  nicht  so  zahlreich  seien,  um  irgendwelchen 
Einfluß  ausüben  zu  können;  nach  genauen  Beobachtungen  der  Konsulate  betrug  ihre  Zahl 
in  den  Jahren  1909,  1910,  191 1  und  1912  für  Yünnan  durchschnittiich  8.  Andererseits 
kann  auch  den  ungebildeten  Mafu,  deren  Zahl  zudem  im  Verhältnis  zur  gesamten  muhamme- 
danischen Bevölkerung  nichts  Außergewöhnliches  zeigt,  keine  besondere  Bedeutung  für  die 
Verbreitung  ihrer  Religion  zugeschrieben  werden.     Für  den  Geldmangel,  der  die  Muslime 


Islam.     V. 


21 


-j  ,  Kritische  Bibliographie. 

Yünnans  stets  zur  Untätigkeit  verdammen  muß,  werden  dann  verschiedene  Beweise  an- 
geführt: 7/10  der  Gläubigen  bringen  ihre  Opfergaben  in  Naturalien  dar;  von  den  fünf 
Moscheen  in  Yünnan  fu  befinden  sich  drei  im  Zustand  völligen  Verfalls,  ebenso  wie  das 
Grab  des  Saiyid-i  Egell.  In  Parenthese  bemerkt  der  Verfasser  hierzu,  daß  entgegen  den 
Angaben  d'ÜLLONE's  in  Yünnan  fu  keine  Nachkommen  des  Sai>äd  mehr  vorhanden  seien 
(vgl.  auch  M.  Hartmann  in  der  EI,  Bd.  I,  S.  883,  i.  Sp.).  Endhch  weist  Cordier  auf  die 
veränderten  realen  Machtmittel  des  chinesischen  Staates  hin,  welche  in  Zukunft  jeden 
Versuch  eines  muhammedanischen  Aufstandes  zu  einem  aussichtslosen  Beginnen  machen 
würden;  die  Muslime  werden  sich  seiner  Ansicht  nach  \'ielmehr  damit  begnügen,  ihre  Streit- 
fälle den  Lokalbehörden  zu  unterbreiten,  die  sicher  das  Bestreben  hätten,  gerechte  Ent- 
scheidunf^en  zu  treffen.  Dieser  Satz  wird  zum  Schluß  noch  durch  einen  Vorfall  aus  der 
jüngsten  Vergangenheit  belegt.  —  Wenn  der  Verfasser  seine  Behauptung,  daß  die  mili- 
tärischen Streitkräfte  des  neuen  China  zukünftig  jeden  Muhammedaneraufstand  im  Keim 
ersticken  können,  auf  Yünnan  einschränkt,  mag  er  vielleicht  recht  haben,  im  übrigen 
muß  man  aber  sagen,  daß  auch  die  neuen  Divisionen  in  den  westlichen  Pro\änzen  teilweise 
aus  Muslimen  bestehen  werden.  F-  Jäger. 

594.  van  Deventer,  Over  dengeheimeneedder  S.(erikat)  I.{slam)ers.  Telegraf  vgl.  IGXXX\  I, 
591.     Vgl.   Kr.   Bibl.   Nr.  596. 

595.  Dolot,  General,  L' Inda -Chine  et  Ifs  Indes,  cinq  Conferences.   RT  1913  (Nr.  99).  S.  367 
bis  380. 

Bericht  über  Vorträge  vor  dem  Institut  de  Carthage.  In  dem  Abschnitt  Religions 
des  Indes  wird  die  Zahl  der  Muhammedaner  in  Indien  auf  52  Millionen  angegeben.  Im 
Abschnitt  Architectiire  Hindo-Musiilmane  wird  auf  die  Beeinflussung  der  heimischen  Archi- 
tektur  durch   die   muhammedanischen   Eroberer  hingewiesen.  R.  Mielck. 

596.  van  Geuns,  De  geheime  eed  bij  Sarikat  Islam.    De  Telegraf.    Vgl.  IG  XXXVI  589. 

597.  Hartmann,  M.,    Vom   chinesischen  Islam.     \\l   I   178 — 210. 

Auf  Grund  neuerer  Studien  gibt  H.  in  dem  Kapitel  Zur  Geschichte  des  religiösen  Lebens 
der  chinesischen  Muslime  dieses  Artikels  eine  Umarbeitung  des  betreffenden  Abschnittes 
der  EI.  Besonders  wertvoll  ist  dabei  (S.  190—203)  die  Inhaltsangabe  des  berühmten  Werkes 
Die  Magnetnadel  des  Islams  des  Sajjid  Ma  Chu  (etwa  1630— 17 10),  »der  Stütze  des  den 
Islam  mit  dem  Konfuzianismus  versöhnenden  Richtung«.  Das  vorausgeschickte  Kapitel 
Historische  Übersichts-Statistik  ist  im  wesentlichen  eine  verkürzte  (zum  großen  Teil  wört- 
hche)  Wiedergabe  der  entsprechenden   Stellen  der  EI.  R.  Mielck. 

598. .^  Der  Islam  in  China.     WI  I  S.  224  f. 

Es  wird  nacheinander  referiert  über  G.  Cordier,  Les  Musulmans  de  Yünnan  in  RMM 
XXIV  (Sept.  1913)  S.  318  (vgl.  Nr.  593)  und  H.  French  Ridley,  Moslems  of  China  and 
the  Republic  in  MW  III  S.  386 — 390.  Zusammenfassend  bemerkt  H.,  daß  die  Muslime 
im  neuen  China  das  größte  Interesse  an  der  Stärkung  der  Republik  hätten.  »In  den 
Muslimen  hat  China  ein  physisch  und  moralisch  starkes,  gut  begabtes  Bevölkerungs- 
element, das  arbeitsam  und  im  ganzen  national  gesinnt  ist.«  Die  sogenannten  »is- 
lamischen Aufstände«  sind  ursprünglich  nur  »Sektenkämpfe  innerhalb  der  Gemeinde«. 
H.  empfiehlt  den  chinesischen  Muslimen  in  ihrem  eigensten  Interesse  »Freiheit  von  der 
beschränkten  Islamauffassung  des  Westens«.  R.  Mielck. 

599.  Hoesein  Djajadiningrat,  Raden,  Crilische  beschouwning  van  de  Sadjarah  Banten. 
Bildrage  ter  kenschelsing  van  de  Javaansche  geschiedschrijving.  Bespr.  v.  Rinkes 
Museum  21,  186. 

600.  Mission  d'Ollone,  1906 — 1909.     Recherches  sur  les  Musulmans  chinois.     Bespr.  v.  P. 

ScHiARiNi.      Boll.  d.   R.   Soc.  Geogr.   1913   II  3. 


Kritische  Bibliographie.  -j  I  c 

601.  Ratu-Langie,  S.  S.  J.,  Sarekat  Islam  (Onze  kolonien  onder  redactie  van  R.  A.  %"an  San- 
DiCK,  Serie  I  Nr.  4).    34  S.     Baarn,  HoUandia-Drukkerij,  1913. 

602.  van  Ronkel,  S.,  Banlensche  Genealogie  in  een  Arabisch  Geschrift.     SA.  TITLV  1913. 

603.  Sarekat  Islam,  Dr.  Radjiman's  oorrf^^/  over  S(arekal)  I(slam)  (»Java  Bode«).  S.  66  f. 
De-  legeering  en  de  S.  J.  Verhoiiding  van  B.  B.  en  S.  J.  (»Locomotief«).  IG  36  S.  65. 
Vgl.  auch  35  S.  517  und  D.  D.  Sarekat  Islam  De  Indier.     i.  Jan.  19 14. 

604.  Scott,  S.  B.,  Mohammedanisme  in  Borneo.  Notes  for  a  study  of  the  local  modifications 
of  Islam  and  the  extent  of  its  influenae  on  the  native  iribes.  JAm.  0.  S.  33,  Part  IV, 
Dez.   1013. 

605.  Snouck-Hurgronje,  C,  De  Islam  in  N ederlandsch-Indie.  (Groote  Godsdiensten  Serie  II, 
Nr.  9).     45   S.     Baarn,  Hollandia-Drukkerij,  191 3. 

Der  Verfasser,  der  schon  im  vorigen  Jahre  eine  kleine,  populäre  Gesamtdarstellung 
der  islamischen  Religion  veröffentlicht  hat  (vgl.  Islam  IV,  187  Nr.  48),  läßt  nun  eine  ähn- 
liche, kurze  Übersicht  über  den  Islam  in  Niederl.- Indien  darauf  folgen.  Die  Hauptpunkte 
sind  alle  klar  auseinandergesetzt:  die  Verbreitung  des  Islam  in  N.-Indien,  die  sog.  »Geist- 
lichen«, der  religiöse  Unterricht,  die  Bedeutung  des  Islam  für  Leben  und  Glauben  der  Ein- 
geborenen,  Mystik,   Heiligenkult,   Erfüllung  der  religiösen   Pflichten,   usw. 

Besonders  in  Holland  wird  man  ohne  Zweifel  dem  Verfasser  für  diese  Arbeit  auf- 
richtig dankbar  sein.  Juynboll. 
606. ,  Politique  musulviane  de  la  Hollande.    Bespr.  v.  Basset  RHR  LXVIII  1,115!. 

607.  Söderström,  L.  V.,  The  Mohammedan  women  in  China.  MW  IV  79 — 81  (reprinted 
from    »The   Chinese    Recorder«   Febr.    1913). 

608.  Tjlpto  Mangoenkoesoemo.     De  Indische  Beweging.     IG  36  i,  11  — 17. 

f)  Ägypten. 

609.  Arminjon,  M.  L.,  Le  Soudan  Anglo-Egyptien  en  19 12  (Extrait  du  »Bulletin  de  Coloni- 

sation  comparee«,  janvier  1914).     Bruxelles,  Goemaere,  1914. 

610.  \\lTa,QieQXg'iS,Laquestion  desWakfs.  Les  nouvelles  egyptiennesNr.  261.  15.  Nov.  1913. 

611.  ^aiQAektr,K.,  Ägypten  und  der  Sudan.  Handbuch  für  Reisende.  7.  Aufl.  CXC,  438  S., 
21  Karten,  84  Pläne,  55  Abbildungen.  Leipzig,  Baedeker,  191 3.  Die  Neubearbeitung 
der  islamkundlichen  Teile  ist  von  C.  H.  Becker.  Bald  nach  der  deutschen  erschienen 
auch  die  englische  (7.)  und  die  französische  (4.)  Auflage  (iQ  14).  Bespr.  v.  \V.  M.  Müller 
OLZ  16.  S.  363;  N.  N.  Boll.  d.  R.  Soc.Geogr.  1913  II  5.  P.KahleZDPV  36(1913),  S.325. 

612.  Barocelli,  P.,  L' Egitto ed il Sinai nel giomale diviaggio di  Vitaliano Donati (i'j^') — 1762). 
26  S.     Turin,   Bona,  1913. 

613.  Beauges,  C,  L' Instruction  primaire  arabe  en  Egypte.  Revue  internationale  de  l'en- 
seignenient  15.  nov.   1913. 

614.  Boulad,  Emile,  Propositions  de  Riformes  legislatives  en  Egypte.     Kairo  19 13. 

615.  Butler,  A.  J.,  Babylon  of  Egypt.  A  study  in  the  history  of  Old  Cairo.  Oxford, 
Clarendon  Press,  1914. 

616.  Cressaty,  Comte,  LEgypte  d'aujourd'hui.      Paris,   Marcel   Ri\nere,   1913. 

617.  L'Egypte  contemporaine.  Nr.  16  (November  1913).  Inhalt:  Partie  economique: 
L.  l'oLiER,  Notes  apropos  de  laloi  des  cinq  feddaiis;  C.  Audebeau  Bey  ,  Notes  sur  les  eaux 
souterraines  dans  la  vallee  duNil  et  sur  les  differences  de  permeabilite  des  terres  de  V Egypte. 
—  Partie  juridique:  Abd  el-hamid  Moustapha  Bey,  De  la  faute  objective  comme 
fondement  de  la  responsabilite  civilc  et  de  sa  pretive.  Etüde  de  droit  compare  et  de  droit 
egyptien;  Mahmoud  Sami,  Traitement  de  l'enfance  coupable  ou  moralement  abandonnee. 

618.  Fathy  Pacha  Zaghloul,  Sous-Secretaire  d'Etat  au  Ministere  de  la  Justice,  Commen- 
taire  arabe  du  Code  civil  indigene.  Imprimerie  nationale  de  Boulak.  Bespr.  v.  M.  H. 
IsSA  EG  Nr.  16,  633. 


-.j^  Kritische  Bibliographie. 

619.  Geoi^i  und  Albert  Dufour-Feronee,  Urkunden  zur  Geschichte  des  Suezkanals.     Ver- 

öffentlicht.   Mit  6  Bildnissen.    Leipzig,  Diderichsche  Verlagsbuchhandlung  (Theodor 
Weicher),  191 3. 

620.  Grandmoulin,  J.,  Traue  elementaire  de  droit  civil  egyptien  indigene  et  mixte  compare 

avec  le  droit  jrangais.     Bespr.  v.  A.  F.  EC  Nr.  16,  625. 

621.  Legrain,  Georges,  Louqsor  sans  les  Pharaons,  Legendr s  et  Chansons  populaires  de  la 

Haute  Egypte  recueillies.   Bruxelles,  Paris.  Vromant  et  Cie.    220  pp.,  100  grav.    1914. 

622.  Lipa,  Ch.  H.,  Das  Fünjjeddan-Gesetz,  seine  Bedeutung  und  seine  Folgen.    Ägyptische 

Nachrichten    1913   Nr.   233—235,    14.  bis   16.    Oktober. 

623.  Low,   Sidney,    Lord  Kitchener's  Egypt,    Fortnightly  Rev.   Oct.   1913,    p.  637—651. 
Anerkennende   Würdigung    Kitchener's    anläßlich    des    Erscheinens    der    Parlam. 

Papers  Egypt  1913  (i — 3),  besonders  über  den  Plan,  die  Befugnisse  des  neugestalteten 
Legislative  Council  zu  erweitern  und  die  General  Assemblee  abzuschaffen.         Becker. 
624. ,  Egypt  in  Transition.     314  S.     London,  Smith,  Eider,  1914. 

625.  Magnus,    Franz,  Ägypten,  seine  volkswirtschajtUchen  Grundlagen  und  sein  Wirtschafts- 

leben.   XVI  252  S.     Tübingen,   Mohr,    1913.      Bespr.  v.  G.  Maspero   RC  49,    381 
bis  382. 

626.  MerCUre  Egyptien   1914.      Moniteur  commercial  et  industriel  d'Egypte.     F.  Diemer, 

Finck  &   Baylaender  Nachf.,   Kairo. 

627.  Meyer's  Reisebücher,  Ägypten  und  Sudan.  Sechste  Auflage.   Mit  13  Karten,  36  Plänen 

und  Grundrissen  und  zahlreichen  Abbildungen.  Verlag  des  Bibliographischen  Instituts 

in  Leipzig  und  W^ien. 

Der  islamkundliche  Teil  ist  von  P.  Kahle  sehr  hübsch  bearbeitet.  An  dem  ganzen 
Buche  merkt  man  das  erfreuliche  Bestreben,  auch  dem  mittelalterlichen  und  modernen 
Ägypten  gerecht  zu  werden,  während  es  früher  Mode  war,  ganz  Ägypten  ausschließlich 
als    ägyptologisches   Museum   zu   betrachten.  Becker. 

628.  Mikhail,  Kyriakos,  The  Jreedom  of  the  press  in  Egypt:  an  appeal  to  the  jriends  oj  liberty. 

London,    Smith,   Eider,    1914.      20    S. 

629.  Moeller,  Erich  0.,  Die  Messe  von  Tantah.  Hamb.  Korrespondent  i.  April  1914,  Abend- 

ausgabe. 

Zu  den  frischen  Schilderungen  George  Swan's  MW  IV,  46  ff.  (s.  Kr.  Bibl.  Nr.  638) 
von  dem  Treiben  bei  dem  großen  Mulid  im  Misra  bildet  dieser  Aufsatz,  der  dem  »mittleren« 
Feste,  im  Monat  Barmüda,  gewidmet  ist,  eine  hübsche  Ergänzung.  Allerdings  scheint 
es  beinahe,  als  ob  der  Verfasser  glaube,  daß  alljährlich  nur  diese  eine  Messe  stattfände, 
anstatt  der  drei.  E.  Graefe. 

630.  Moustafa  Seddik  el  Naggar.   Essai  sur  le  Fellah  et  le  Travail  Manuel  en  Egypte.    100  S. 

Lyon   191  3- 

631.  Nallino,  G.  A.,  L'arabo  parlato  in  Egitto.  Bespr.  v.  G.  Levi  Della  Vica  La  Nuova 
Cultura  I  9  (settembre   1913);  H.  Grimme  OLZ   16,  3371. 

632.  The  organic  and  electoral  lawsof  Egypt.   Promulgated  July  21,  1913.  Despatck  from 

his  Majeslys  agent  and  consul-general  at  Cairo.    Pari.  Papers.  Egypt  Nr.  3.    London 

1913- 

633.  Pyritz,  Carl  Die  volkswirtschaftliche  Entwicklungstendenz  in  Ägypten  und  im 
englisch-ägyptischen  Sudan.  Greifswalder  Dissertation.  Verlag  von  Wilhelm  Süsserott, 
Berlin  1912.     115  S.     Bespr.   »Deutsche  Kolonialztg.«  20.  September  1913. 

634.  Schaar,  ]v\Kn,  Etüde  sur  les  capitulations  et  les  inbunaux  mixtes  d' Egypte.    0.  J.  Societ6 

Beige   d'Etudes   et   d'Expansion.      54    S. 

635.  Schwally,  F.,  Beiträge  zur  Kenntnis  der  muhammedanischen  Städter  usw.  Bespr.  v. 
W.  M.  Müller  OLZ  17,  S.  38. 


Kritische  Bibliographie.  ^  I  7 

636.  Sarkissfan,  Gregoire,  Le  SoiidanEgyptien,  itude  sur  le  droit  internationale  public.  Avec 
unc  carte  du  Soudan  Anglo-Egyptien.     150  S.     Paris,  Emile  Larose,  19 13. 

637.  Servier,  Andre,  Le  Nationalisme  Musulman  en  Egypte,  en  Tunisie,  en  Algerie.  239  S. 
Boet,  Constantine  Algeria,  1913.     Bespr.  v.  Percy  Smith  MW  IV,  99. 

638.  Swan,  George,   The  Tanta  Mulid.     MW  IV,  45  ff. 

Schilderungen  eines  Missionars  von  dem  vorjährigen  großen  Mfilid,  die  auf  Wissen- 
schaftlichkeit keinen  Anspruch  machen  können  und  wollen,  aber  frisch  und  anschaulich 
wirken.  E.  Graefe. 

639.  Tisler,  R.,  L' enseignement  jrangais  en  Egypte.     QDC  19 14  (Nr.  409)  S.  301 — 302. 
Statistische  Angaben  über  die  Fortschritte  des  französischen  Schulwesens  in  Ägypten, 

zumal   in  Kairo.  H.  Ritter. 

640.  Wadid  Shenouda,  Commentaires  et  critiqiies  des  noiivelles  Lois  des  Codes  Egyptiens 
et  de  la  juris  prüde  nee  suivis  d'un  apergu  de  Legislation  comparee  notamment  en  Angleterre. 
Paris,  L.  Tenin,  1913.     Bespr.  Ägyptische  Nachrichten  1913  Nr.  251  (4.  XI.). 

641.  Willocks  ,  W.,  and  J.  Craig,  Egyptian  irrigation.     2  vols.    3.  edit.     London,  Spon, 

1913- 

642.  N.  N.,  Le  minislere  des  Wakfs.  La  Bourse  Egyptienne  191 3  Nr.  264  (8.  XL), 
268—271  (13.— 17.  XL),  273—274  (19.— 20.  XL),  2S9  (8.  XIL),  296  (16.  XIL). 

g)  Nordafrika. 

643.  Alarcön  y  Santön,  M.,  Textos  arahes  en  dialecto  vttlgar  de  Larache  publiees  par  la  Junta 

para  ampliacion  de  estudios  e  investigaciones  cientificas,  Madrid   19 13  (vgl.  Islam 
IV  348  Nr.  425).     Bespr.  v.  Alfred  Bel  JA  XI  II  2,  387 — 394  —  DLZ  1913.  42. 

644.  D' Andrea,  Renato,  La  conquista  libica.     306  S.     Napoli,  Bideri,  1914. 

645.  Grand  annuaire  general  de  I'AIgerie  de  la  Tunisie  et  du  Maroc.  2860  S.  Mit  Karten 
und   Abbildungen.      Paris,    Bourgeois,    1913. 

646.  Annuario  Espanol  de  Marruecos.  Convenciones  y  Tr atados.  Leyes  y  Reglementos.  Historia, 
Geografia,  Comunicaciones,  Transportes,  Agricitltura,  Indusiria,  Commercio,  Esta- 
distica  de  Iniportaciön  y  Exportaciön.     520  S.     Madrid,  Suarez  y  Abad,  191 3. 

647.  d'Aoust,  L'ecole  des  jeunes  filles  musiilmanes  de  Tunis.    Action  africaine,  aoüt  1913. 

648.  Arene,  Sextius,  De  la  criminalite  des  Arabes  au  point  de  vue  de  la  pratique  medico- 
judiciaire  en  Tunisie.  176  S.  These  de  la  Faculte  de  Medecine  de  Lyon.  Valence, 
Dueros   e   Lombard.      Novembre    1913. 

649.  Arevalo,  R.,  El  espaüol  en  Marruecos.  Metodo  sencillisimo  y  praetico  para  hablar  el 
aräbe-marroqui  por  media  de  la  pronunciacion  ftgurada.     Tanger  1913. 

650.  Arin,  Le  Regime  legal  des  mines  dans  V  Afrique  du  Nord.  RT  1913  (Nr.  99),  326 — 330. 
I'.Iitteilungen  (Vortrag)  des  Verfassers   nach  seinem  gleichnamigen   Buche. 

R.  Mielck. 

651.  Armatte,  La  question  herbere  au  Maroc.    QDC  1913  (Nr.  402)  611 — 620,  (Nr.  404) 

73- — 743- 

652.  — ,  Routes  et  chemins  de  fer  au  Maroc.     QDC  1914  (Nr.  407),  160 — 172. 

653.  Arnaud,  Robert,  L' Islam  et  la  poUtique  musulmane  frangaise  en  Afrique  occidentale 
jrangaise.  Paris,  Public,  du  Coniit6  de  l'Afrique  frangaise,  19 12.  176  S.  Angez.  RHR 
LXVIII  S.  270  f. 

654.  Auriol,  L'agriculture  indigene  de  Tunisie.    Rev.  polit.  et  parlem.     10.  Juli  1913. 

655.  Aynard,  Raymond,  L'ceuvre  frangaise  en  Algerie.  Mit  Vorwort  von  M.  C.  Jonnart, 
ancien  Gouverneur  general  de  1' Algerie.  367  S.  Paris,  Hachette,  191 3.  Bespr.  v. 
Hübner   Peterm.   Mitt.    1913,   59    II   296. 

656.  Azam,  M.,  depute,   Problemes  algeriens.      Paris,  Larose,   1913. 


■3  j  8  Kritische  Bibliograptie. 

657.  von   Baensch,  A.,  Algerien  und  die  Kabylie.     Zürich,  Orell  Füssli,  19*3. 

Beschreibung  einer  Reise  von  Algier  über  Tizz-Ouzon  und  Michelet  nach  Bougie 
und  über  Setif  nach  Biskra,  außerdem  ein  Ausflug  von  Batna  nach  Lanibesi  und  Timgad. 
(Nach  Zeitschr.  d.  Gesellsch.  f.  Erdk.  1913,  741.) 

658.  Banse,  Ewald,  Der  gegemvärtige  Stand  der  Erforschung  der  Libyschen  Wüste  und  Tibestis; 

Unierlagen  für  ein  Erforschungsprogramm  des  letzten  größeren  iveißen  Fleckes  in  Afrika. 
Peterm.  Mitteil.  60,   1914,   i37 — 142.     Mit  einer  Karte. 
659. ,  Tripolis.    Bespr.  v.  H.  Stumme  LZB  1913,  47.  —  Geografisk  Tidskrift  1913,  3. 

660.  Basdevant,  Jules,  Die  Entwicklung  der  Marokkofrage.  Niemeyer-Strupp,  Jahr- 
buch des  Völkerrechts  Bd.  I  (München  und  Leipzig  191 3)  S.  741 — 802. 

Die  vom  Verfasser  erreichte  Aufgabe  dieser  ausführlichen  Darstellung  der  deutsch- 
französischen Beziehungen  in  Marokko  und  des  Verhältnisses  von  Frankreich  war,  »de 
montrer  comment  on  est  arrive  aux  Solutions  actuelles,  en  quoi  elles  different  de  Celles 
auxquelles  on  s'etait  precedemment  arrete  et  de  faire  apparaitre  comment  les  stipulations 
du  4  novembre  191 1  et  du  30  mars  1912  se  combinent  avec  certains  elements  du  regime 
anterieur  pour  la  Constitution  du  Statut  politique  actuel  du  Maroc«.  E.  Lüders. 

661.  Basset,  Rene,  Mission  au  Senegal.  (Publications  de  la  Faculte  des  Lettres  d' Alger. 
Tome  XXXIX,  Faso.   III:  Recherches  historiques  sur  les  Maures.)     Paris,  Leroux, 

1913- 

662.  Bates,  Oric,  The  Eastem  Lihyans.     London,  Macmillan  and  Co.,   19 14. 

663.  Baur,  Paul,  et  Aboubekr  Abdessalam,  Mon  interprete.  Dialogues  frangais-arabes. 
(Algerie-Maroc-Tunise.)     Oran,  Fouque,  191 3.     Bespr.  v.  L.  Bouv.\t  RMM  XXIV 

S.  349- 

664.  Bei,  A.,  et  P.  Ricard,  Les  industries  des  indigenes  de  V  Alger.    Bespr.  v.  M.  G.  D.    RC 

1913.  39- 

665.  Bernard,  A.,  Le  Maroc.  Bespr.  v.  A.  G.  0.  Geographica!  Journal  1913,  6;  G.  Cirot 
Bulletin  Hispanique  XV  iii;  P.  Schnell  Peterm.  :\litt.  191 3  (59)  II  279;  N.  N.  RT 
1913,  257  f.;  N.N.  MW  III  436. 

666.  Bernard,  Maurice  Antoine,  Les  chemins  de  fer  algeriens.    261  S.    Alger,  A.  Jourdan. 

1013.     Vgl.    QC    1913    S.   742  ff. 

667.  Bertholon  et  Winckler,  Collection  ciramique  marocaine  du  musee  de  Limoges.  RT 
XX  S.  623—626.     (Mit  I  Tafel.) 

668.  Bertholon  et  Chantre,  Recherches  anthropologiques.    Bespr.  v.   C.   Combet  RT  19 13. 

(.'»7  f. 

669.  Bertholon,  Sociologie  comparee  des  Acheens  d'Homere  et  des  Kabyles  contemporains. 
RT  1913,  190—199. 

B.  hat  schon  früher  dargelegt,  daß  anthropologische  und  ethnologische  Charakte- 
ristika auf  enge  Beziehungen  der  alten  Einwohnerschaft  Nordafrikas,  die  sich  vom  Islam 
am  wenigsten  beeinflußt  in  den  Kabylen  erhalten  hat,  zu  den  Trägern  der  ägäischen 
Kultur  hinweisen.  Einen  weiteren  Beweis  für  seine  Ausführungen  sucht  er  hier  zu  er- 
bringen durch  Vergleich  der  von  den  allgemein  islamischen  oft  abweichenden  soziologi- 
schen Verhältnisse  bei  den  heutigen  Kabylen  mit  denen,  die  in  den  homerischen  Ge- 
dichten geschildert  sind.  R.  Mielck. 

670.  Besnard,  R.,    Questions  marocaines,  Revue  bleue  6.  XII.  1913. 

671. ,  et  Camille  Aymard,    L'oeuvre  franfaise  au  Maroc.  Avril    19 12  —  Decembre 

191 3.     Preface  de  M.  Caillaux.     Paris,  Hachette,  1914. 

672.  Bessis,  A.,  Essai  sur  la  Loi  fonciere  tunisienne.  Paris,  Rousseau,  191 2.  Bespr.  v. 
Y.   A.   RT   1913   (Nr.  98),   256  f. 

673.  Bläzques,  Antonio,  Estudios  marroquies.  La  Embajada  de  D.  Francisco  Salinas  y 
Monino  y  el  arreglo  de  1785,  por  D.  Gabriel  de  Morales.   BRAH  LXIV  1914,  106 — 117. 


Kritische  Bibliographie.  3I9 

674.  Bläsquez  y  Delgado-Aguilera,  Antonio,  Estudios  geogrä  fico-historicos  de  Marruecos. 
loi  S.  Madrid,  Impr.  dcl  Patronato  de  Hu^rfanos  de  Intendencia  e  Intervencion 
militarcs.   1913. 

675.  Botte,  Louis,    Au  caeur  du  Maroc  (61  gravures  et  3  cartes).    Paris,  Hachette,  191 3. 

676.  Bretschger,  Jakob,  Die  Marokkokon jerem  Algeciras  1906.  107  S.  iS°.  München, 
Leemann  &  Co.,  1913. 

677.  Bruno,  Alessandro,  La  conquisla  libica  dal  punto  di  vista  economico.  Rassegna  dei 
lavori  pubblici  e  delle  stradc  ferrate.     Anno  VII  n.  5,  27  gennaio  1914. 

678.  Caix,  Robert  de,    La  popidation  du  Maroc.    Afr.  Fr.  B.  19 13,  S.  179 — 182. 
Statistische  Arbeit.     Einleitend  werden  allgemeine  Angaben  über  die  Bevölkerung 

von  Marokko  und  ihre  Zahl  gegeben.  Dann  folgt  ein  Verzeichnis  aller  Stämme  und  Städte 
mit  Angabe  der  Kopfzahl.  Zum  Schluß  wird  die  Möglichkeit  der  Dichte  in  verschiedenen 
Landschaften  verglichen.  C.  Rathjens. 

679.  Cänovas  del  Castillo,  A.,  Apuntas  para  la  historiade  Marruecos.  289  S.  Madrid,  Suarez, 

1913- 

680.  de  Card,  E.  Rouard,  Traites  et  accords  concernant  le  protectorat  de  la  France  du  Maroc. 

Paris,  A.    Pcdone,    i<)i.l. 

681.  Castries,  Comte  Henry  de,  Les  sowces  inedites  de  l'histoire  du  Maroc.  Premiere  Serie. — 
Dynastie  Saadienne.  Archives  et  Bibliotheques  des  Pays-Bas.  Tome  IV,  655  S. 
Paris,  Ernest  Leroux,   1913. 

682.  —  — •,    Agents  et  voyageurs  jrangais  au  Maroc  (1530 — 1660).     Paris,  Leroux,  191 1. 

Bcspr.  V.  HuART  JA  XI  II  2,  385. 

683.  Cimetiere,   J.,  Notice  sur  Bou  Djad.     RMM  XXIV,  277  ft. 

Kurze  Monographie  über  die  marokkanische  Stadt  Bu  Gad,  wo  Muhammed  es- 
Serqi  (C.  schreibt  konstant  Cherki,  wie  überhaupt  seine  Wiedergabe  des  Arabischen  auch 
den  bescheidensten  Ansprüchen  nicht  genügt)  im  10.  Jahrh.  H.  den  Orden  der  Serqäwa 
gründete.  Der  Aufsatz  zerfällt  in  drei  Teile:  i.  Entstehung  und  Gründung  von  Bu  Gad. 
2.  Die  Stadt  Bu  Gad.  3.  Die  Marabuts  von  B.  G.  Dieser  letzte  Abschnitt  enthält  allerlei 
Interessantes   über   den   genannten   Orden.  E.  Graefe. 

684.  Clerici,  Alessandro,  Biologia  et  etnologia  delle  unioni  miste  in  Libia.  Rivista  Coloniale. 
Anno    IX,    \ol.    1,    S.    81—88. 

685.  Collection  de  documents  inedits  sur  Vhistoire  de  V  Alger ie  apres  1830.  Publication  du 
Gouvernement  gcneral  de  l'Algerie.  Ile  Serie:  Documents  divers.  Correspondance 
du  Capitaine  Daumas,  consul  ä  Mascara  (1837 — 1S39)  par  Georges  Yver.  681  S. 
Alger,  Ad.  Jourdan,  191 2. 

686.  Conor,  Marthe,  Les  exploits  d'Alonso  de  Contreras,  aventurier  espagnol,  en  Tunisie 
(lOcii  — i<)i  1).      RT   1913   (Nr.    102),   597 — 611. 

687.  Cucinotta,  Ernesto,  II  coniratto  di  pianlagione  nel  diritto  coloniale  e  musulmano.  Rivista 
Coloniale.     Anno  IX,  vol.   I,  S.   iio — 114,   15.  März  1914. 

688.  Cultrie,  P.,  Premier  voyage  du  sieivr  de  la  Courbe,  fait  ä  la  coste  d'Afrique  en  1685, 
public  avec  une  introduction.  Pub!,  de  la  Soc.  de  l'hist.  des  colonies  fran?.,  ed.  Ed. 
Champion   et  Emile  Larose,   Paris    191 3. 

689.  Dauzat,  Albert,  V Expansion  Italientie.  (L'Emigration.  —  La  conquete  de  Tripoli.  — 
La  regeneration  interieure.  —  Politique  Orientale.  —  France  et  Italic.)  Paris,  Fasquelle, 
1914. 

690.  Delacroix,  E.,  Le  voyage  d' Eugene  Delacroix  au  Maroc:  fac-simile  de  l'album  du  chäteau 
de  Chantilly.  (Soixante-six  pages  d'aquarelles,  dessins,  croquis  et  note  du  maitre, 
introduction  et  description,  par  J.  Guiffrey.)    Paris,  Ferquem  &  Co.,  1913. 

691.  Dolot,  General,  La  prise  de  Tunis  par  Charles- Quint.     RT  1913  (Xr.  lOi),  497  f. 


-20  Kritische  Bibliographie. 

Besprechung  eines  in  Abbildung  beigegebenen,  alten,  scheinbar  gleichzeitigen  italieni- 
schen Holzschnittes,  die  Einnahme  der  Stadt  Tunis  am  20.  und  21.  Juli  1535  darstellend 
(und  zwar  in  anderer  Weise  als  RT  Nr.  45  (Mai  1904)  und  Nr.  57  (Mai  1906)  besprochene 
bildliche  Darstellungen).  R-  Mieick. 

692.  Doutte,  E.,  und  E.  Gautier,  Enquete  sur  la  dispersion  de  la  langiie  herbere  en  Algerie 
faite  par  ordre  de  AI.  le  Gouverneur  general.  Carte  en  couleurs,  164  S.  Alger,  A.  Jourdan, 

1913- 

693.  Dove,  Karl,  Marokko  und  die  wirtschaftspolitischen  Beziehungen  in  Afrika  zwischen 
Deutschland  und  Frankreich.  Vortrag,  gehalten  in  der  Gehe-Stiftung  zu  Dresden 
am  20.  Januar  191 2.  (Vorträge  der  Gehe-Stiftung  Bd.  4,  Heft  3.)  34  S.  Leipzig, 
Teubner,  1912.     Bespr.  v.  G.  Kampffmeyer  Geogr.  Zeitschr.  1914,  XX  S.  58. 

694.  Dreux,  A.,  Les  sources  inedites  de  l'histoire  du  Maroc  de  1530  ä  1845.   Revue  Historique 

1913,  XXXVIII  2. 

695.  Ducati,   B.,  Grammatica  pratica  della  lingua  araba  parlata  in  Tripolitania.     198  S. 

Bologna,  L.  Cappelli,   191 3. 

696.  Le  ferrovie  libiche.    Rassegna  dei  lavori  pubblici  e  delle  strade  ferrate.   Anno  VI  Nr.  46, 

II.  November  191 3. 

697.  Fontanarosa,  V.,  Da  ^i«-Zara  aWapac^:  storia  della  conquista.   Torino  1913.    234  S., 

ill. 

698.  Fragola,  Giuseppe,  II  diritto  amministrativo  coloniale.  (Generalitä.  —  Ordinamento 
deir  Eritrea.  —  Ordinamento  della  Somalia.  —  Ordinamento    della  Libia.)     48  S. 

Napoli.    19 13. 

699.  Gabriel!,  Cadi  0  giudice  musulmano.    Rivista  coloniale,  10.  April,  31.  August,  16.  Sep- 

tember 1913. 

700.  Gajani,  Emilio,  La  conquista  deW  Algeria.  Parte  I  (1830— 1840).  Roma  1913.  344  ?•• 
Karte. 

701.  Gambini,  Ansovino,  Significato  nazionale  delV  impresa  libica:  studio  stonco-religioso. 
Conferenza.     64  S.,   i   ritr.      Roma  191 3. 

702.  Gandolphe,  Marcel,  La  Goulette  avani  Voccupation  frangaise.  RT  1913  (Nr.  98),  200— 21 1 . 

703.  Garcia  Perez,  Antonio,  Zona  Espaflola  del  Norte  de  Marruecos.  96  S.  Toledo,  Tipogr. 
de    Rafael  G.   Menor,    19 13. 

704.  Gautier,  L'industrie  des  tentures  dites  »Dokkali«  au  Gourara  et  au  Touat.    43  S.    Alger, 

Jourdan,   1913. 
705. ,  Repartition  de  la  langue  berhere  en    Algerie.  Ann.    de  Geogr.  XXH,   19 13, 

255 — 267  mit  K. 
706.  van  Gennep,  A.,  Etudes  d'ethnographie  algerienne.  29  Fig.,  i  Taf.  Revue  d'ethnographie 

et  de  sociologie,   1913,   S.   187 — 210. 
707. ,  La  mentalite  indigene  en  Algerie.   Merciirc  de  France  vol.  CVI  Nr.  396,  16.  Dez. 

708.  Gleyze,  A.,  U  Afrique  du  Nord:  Maroc—  Algerie— Tunisie.    (Ouvrage  scolaire  sur  la 

»Geographie  elementaire  de  l'Afrique  du  Nord«.)     Marseille,  Ferran  jeune,  1913. 

709.  (sonzähi,?. YxSLy  RdA&tX,  Estado  socialdelos  Mahometanos  en  Marruecos.  56  S.  Madrid, 
Imprenta  del  Patronato  de  Huerfanos  de  Intendencia  e  Intervencion  Militares,  19 13. 

710.  Granados,  GregOrio,  Accion  de  Espaf/a  en  el  Noroeste  de  Marruecos  (Larache-Alcazar- 
Arcila.)     1 1 5   S.     Madrid,  Impr.  de  Felipe  Pena,  1913. 

711.  Grasselli,  Ett.,  Kapt.,  La  questione  senussita  in  Cirenaica.     12  S.     Rom,  Voghera, 

1913- 

712.  Griffini,  E.,  L'arabo  parlato  della  Libia.     Bespr.  v.  H.  Grimme  OLZ  16,  420. 

713.  GrauUe,  C.  E.,  Notice  historique  sur  Qala'a  des  Beni  Rächcd.    RMM  XXIV,  260—276. 


Kritische  Bibliographie.  ^21 

Kurze  Monographie,  datiert  »Tlemcen  1882«,  über   Qal'a,  die  einstige  Hauptstadt 
der    Banü    Räiid    (gegründet    600    H.).  E,  Graefe. 

714.  Graulle,  A.,  La  moH  et  le  tombeau  de  Baba  'Aroudj.     RMM  XXIV,  246 — 259. 

G.  kommt  auf  Grund  von  Quellenstudien  und  persönlicher  Kenntnis  der  Örtlich- 
keiten zu  dem  Ergebnis,  daß  der  türkische  Korsar  Baba  'Arüg  (Barbarossa)  den  Tod  am 
Eingang  der  Ebene  von  Angäd,  80  km  von  Tlemcen,  gefunden  hat  (925/1518).  Dort  ist  es 
ihm  auch  gelungen,  ein  (^^orc^/nrA,-!  festzustellen,  das,  wie  es  scheint,  als  die  Grabstätte  Bar- 
barossas anzusehen  ist.  Interessant  ist  die  Identifizierung  der  in  den  spanischen  Berichten 
verballhornten  geographischen  Namen:  Die  Wüste  von  Diigudu  =  Ebene  von  Angäd; 
Htiexda  =  Fluß  {—  Fluß  von  U^da)  =  WedTakbalt;  Mecenete  =  Zenäia.       E.  Graefe. 

715.  Guida-annuario  della  Tripolitaniae  Cirenaica:  guida-annuario  del  commercio  e  delV 
indiistria,  storico-geografico-amviinistrativa  della  colonia,  1913.  XXIII  392  S..  4  ritratti, 
12  tavole.     Genova  1913. 

716.  Guttieres,  Ernesto,  Del  Regime  Fondiario  Musulmano  in  Tunisia.  (Dirilto  Malechita 
e  Hanafita.)  (Societä  italiana  per  lo  studio  della  Libia.)  Firenze-Milano,  Fratelli 
Treves,   19 13. 

717.  Holtz,  Louis,  Traite  de  legislation  marocaine,  droit  public  et  droit  prive  du  protectoral. 
Prefacc  de  M.  Gilbert  Gidel.     457   S.     Paris,  Editions  des  Juris-classeurs,   1914. 

718.  Hugon,  H.,  Les  emblemes  des  beys  de  Tunis.  (Vgl.  Islam  IV  349  Nr.  450.)  Bespr.  RT 
1913  (Nr.   loi),  595  f. 

719.  lüiguez,  Fernando,  Por  Tierras  de  Marruecos.  Valor  agricola  de  la  zona  espafiola. 
212    S.      Madrid,    Hijos   de   Reus,    1913. 

720.  Kampffmeyer,  G.,  Im  neuen  Marokko.    »Berliner  Tageblatt«  1913  Nr.  530,  543,  552, 

565,  578,  591,  604,  632,  641  (18.,  25.,  30.  Okt.;  6.,  13.,  21.,  28.  Nov.;  13.,  18.  Dez.) 
mit  folgenden  Untertiteln: 

I.  Der  Erfolg  der  französischen  Methoden.  —  Die  geschickte  Behandlung  der 
Eingeborenen.   —   Die  schnelle  wirtschaftliche  Erschließung  Marokkos. 

IL  Der  Hafen  von  Rabat.  —  General  Lyautey.  —  Die  Erhaltung  der  marokkani- 
schen Städtebilder  und  die  Bauspekulation. 

III.  Die  hohen  Mieten.  —  Deutscher  Grundbesitz.  —  Glanzvolle  Gegenwart  und 
fragwürdige  Zukunft  Casablancas. 

IV.  Die   Optimisten   von    Casablanca.    —   Schlechte   HafenverhäÜnisse. 

V.  Im  Auto  von  Casablanca  nach  Marrakesch.  —  Die  Siraßen.  —  Bodenkultur 
und  Viehzucht. 

VI.  Die  Deutschen  in  Marrakesch.  —  Die  europäische  Inversion.  —  Boden- 
versteigerungen. 

VII.  Das  Gharb.  —  Seine  wirtschaftliche  Bedeutung  und  zentrale  Lage.  —  Die 
französisch-spanischen  Beziehungen  im  Gharb.  —  Suk  el-Arbd'a,  ein  Beispiel  privater 
Städtegr  iindung. 

VIII.  Deutschlands  Stellung  in  Marokko. 

IX.  Deutschlands  Stellung   im   neuen   Marokko. 

721. ,  Im  neuen  Marokko.    VI,  23  S.,  7  Abb.,  i  Kartenskizze.    Frankfurt  a.  M.,  H. 

Keller,   19 14. 

722.  Larcher,  Emile,  Les  Codes  Marocains  annotes  des  dahirs  et  arretes  pris  pour  leur 
execution.     373  S.     Paris,  Marcel  Kaviere  et  Cie.,  1914. 

723.  Le  More,  R.,  ir  Alger  ä  Tombouctou.    26S  S.  mit  K.    Paris,  Plon-Nourrit,  1913. 

724.  Le  Myre  de  Vilers,  La  Politique  coloniale  franfaise  depuis  1S30.  (Association  pro- 
fessionnelle  des  ecrivains  militaires,  maritimes  et  coloniaux.)  Publications  delaiNouvellc 
Revue.    Paris  1913.    Angez.  v.  H.  F.  As.  Fr.  B.  1913  (Nr.  145)  S.  200. 


^-7^  Kritische  Bibliographie. 

725.  Lavion,  H.,  L'Algerie  musulmane  dans  le  passe,  le  present  ei  l'avenir.  Paris,  A.  Challamel, 

1913. 

726.  van  LOO,  Rodolphe,  La  renovation  du  Maroc.    220  S.     Bruxelles  et  Paris,  Lebegue, 

1913- 

727.  Lopez  Alarcön,  Enrique,  Melilla,  1909.    Cronica  de  un  testigo.    Diario  de  la  guerra, 

escriio  duranie  las  operaciones  müitares  en  el  Riff.     416    S.     Madrid,    Impr.    de   los 
Hijos  de  R.  Alvarez,  1913. 

728.  Le  Fran^ais.  Le  service  obligatoire  pour  les  Musulmans  d' Alger ie.  Paris,  Berger- 
Levrault,  1913. 

729.  Maamer  B.  Abdel  Kader,  lieutenant,    Vocabulaire  Franco-Arahe  a  Vusage  des  grades 

et  insinicteitrs  des  regiments  indigenes.     Imp.   du  Petit  Marseillais,  Marseille    1913. 

730.  McC\ure,W.K.,Iialy  171  North  Afrika.  320  S.  Illustrated.  London,  Constable  and  Co. 

Bespr.   MW  IV  221. 

731 .  Maitrot,  Capt. ,  Le  Recrutement  des  indigenes  algeriens.  Impressions  d'un  officier  d'  Afrique. 

Paris,  Charles-Lavauzelle,  1913. 
732.. ,  La  miitualite  musulmane.    Conference  faite  ä  Bone  devant  Tassociation  Ketab- 

el-Djemaa.     (Vgl.  (Nr.  90)  S.  633.)    A  suivre.    RI  1913  (Nr.  9^\  860— 6S4. 
733.  Malvezzi,  Aldobrandino,  La  TripoUtania  e  le  sue  condizioni  agrarie.    Studi  e  relazione 

della  Commissione  Agrologica  Governativa.    Xuova  Antologia  49,  lOio  (16.  I.  1914) 

S.  326—339,  5  ill- 
734. ,  L'Italia  e  lislam  in  Lihia.    (Societä  italiana  per  lo  studio  della  Libia.)    270  S. 

Firenze-Milano,  Fratelli  Treves,  19 13. 

735.  Manfroni,  C,  Tripoli  nella  sioria  marinara  d'Iialia.    Archivio  storico  siciliano  1913, 

fasc.  3—4. 

736.  Mangano,  G.,  L'Alß  in  TripoUtania.     (Societä  italiana  per  lo  studio  della  Libia.) 

Firenze-Milano,  Fratelli  Treves,  1913. 

737.  Mar^ais,  Georges,  Les  Arabes  enBerbene  du  XJe  auXIVe siede.  Constantine  (J.  Braham) 

und  Paris  (E.  Leroux)  1913.      767   S. 

738.  Marcelli,  Giulio,  Su  i  commerci  della  Libia:  contributo  alle  studio  della  questione  doganale 

in  TripoUtania  e  in  Cirenaica.    96  S.     Roma,  Tipogr.  C.  Coloinbo,  1913. 

739.  Mariani,  Vittorio,  //  Gebet  tripoUtano.    Lega  Kavale  anno  X  n.  2  seconda  quindicina 

di  gennaio  1914. 

740.  Martin,  A.-G.,  Precis  de  sociologie  nord-ajricaine.    le  partie.    Paris,  Leroux,  1913. 

741.  Menghi,  Vincenzo,  Le  altre  rive  d'Italia.     Usi,  costumi,  paesaggi,  commerci  e  Industrie 

della  TripoUtania.      Roma,   stabilimento   tipografico   della    »Tribuna«   1913,    159    S. 
Angez.   RC  anno   IX  vol.   I,   S.   105. 

742.  Mesnage,  J.,  Romanisation  de  l' Afrique  (Tunisie — Alger ie — Maroc).    Bespr.  RT  1913 

(Nr.  99),  384. 

743.  Michaux- Bellaire,  Ed.,  Le  Gharb.    4S0  S.    Archives  Marocaines  XX.    Paris,  Leroux, 

744.  Millet,  Rene  (Ambassadeur  de  France),  La  Conquete  du  Maroc.    La  question  indigene. 

(Algerie  et  Tunisie.)      Paris,   Perrin,    19 13. 

745.  Ministero  degli  affari  esteri.  Direzione  generale  degli  afFari  commerciali.  La  nazionaliiä 
iunisina,  origine,  legislazione  e  giurisdizione.  Rapporto  del  cav.  Guido  Sabetta 
R.  Consule.    Roma,  Tip.  Elzeviriana,  Francesco  Marcolli  &  Co.    9  S.    Oct.  1913. 

746. ,  Produzione  e  commercio  del'  olio  d'oliva  in  Tunisia.    Rapporto  del  sig. 

E.  Grazzi  R.  Vice  Console  a  Tunisi.     18  S. 
747. ,  Brevi  note  su  Adalia  ed  il  suo  Hinterland.    Rapporto  del  dott.  Adelchi 

RlCClARDI.      62    S. 


Kritische  Bibliographie.  ^2^ 

749.  Ministero  delle  Colonie.  La  TripoUtania  settentrionale.    Vol.  II.   Studi  complementari  e 

illtistratividellarelazione  diS.E.P.BERTOi.isi,  Ministro  delle  Colonie.    343  S.  Roma, 
Bertero,    i<)i4. 
7^.  Minto,  Paolo  Emtl'lO,RaccontidiLibia{dalvero).  236  S.   16°.  Genova,  A.  F.  Formiggini, 

i')i3. 

750.  Monchicourt,  Cb.,  L'expedition  espagnole  de  1^60  conire  l'ile  de  Djerba.  RT  i9i3(Nr.  101) 

499 — 51^1  (^r.   102)  627 — 653.     (Mit  4  Tafeln.) 

751. ,  La  region  du  Haut-Teil   en   Tuvisie:  Le  Kef-Teboursouk-Thala,   Paris   1913. 

Bespr.  V.  C.  Combet  in  Chronique  scieniifique  lunisienne  RT  1913  (Nr.  102),  696  f. 

752.  Montbel,Max,  Les  puissances  coloniales  devant  V Islam.   QDC  1914  (Nr.  410),  348 — 362. 

Nach  einigen  guten  Bemerkungen  über  die  Psychologie  des  schwarzen  Muslims  wird 
die  Islampolitik  Englands  der  F'rankreichs  in  Afrika  gegenübergestellt,  wobei  der  Vergleich 
sehr  zugunsten  der  letzteren  ausfällt:  »L'Angleterre,  soucieuse  d'economie  et  de  resultats 
immediats,  suit  une  politique  extremement  liberale  et  decentraUcatrice;  —  la  France, 
conformement  au  clair  genie  de  la  race,  eprise  d'unitc  et  de  Synthese,  suit  une  politique 
unitaire,  tendant  ä  la  fusion  des  elements  divers  en  une  nationalite  impregnee  dinfluence 

frangaise Les  Anglais  laissent  1' Islam  evoluer  dans  son  traditionnel  milieu  et 

favorisent  ainsi  la  Constitution  d'une  societe  integralement  islamique  oü  leur  propre  men- 
talite  sera  completement  ctrangere.  Les  Frangais  l'obligent  ä  evoluer  dans  le  cadre  nouveau 
des  institutions  frangaises,  dont  le  fonctionnement  plus  regulier  et  plus  parfait  elimine 
peu  ä  peu  tout  l'appareil  des  prescriptions  sociales  et  meme  morales  imposees  par  le  Coran, 
ne  lui  laissant  que  ses  dogmes  et  ses  rites  inoflensifs.  L'islamisme  pourra  devenir,  en  Nigeria, 
ce  qu'il  est  au  Maroc,  en  Egypte,  dans  l'Inde,  une  doctrine  de  resistance  morale  et  de  Stag- 
nation economique.  Ce  ne  sera  probablement  en  Afrique  Occidentale  Fran(;aise  qu'une 
religion  de  plus  dans  le  nombre  des  religions  que  l'Etat  frangais  tolere  en  les  ignorant.  De 
lä  chez  nous  cette  veritable  fraternite,  incomprehensible,  pour  touts  d'autres,  entre  l'officier 
et  le  tirailleur  scnegalais  ou  algerien.«  H.  Ritter. 

753.  Montero,  Eloy,  Mamiecos.  El  pueblo  moro  y  el  judio.    Madrid,  Fernando  Fe,  1913. 

754.  Montet,  Edouard,  Der  Kult  der  islamischen  Heiligen  in  Marokko.    Die  Geisteswissen- 

schaften  I.   19  (5.   Febr.   1914)   S.   504 — 507. 

755.  Neigel,  La  Medersa  et  les  bibliotheques  de  Bau  Djad.     RMM  XXIV,  290—297. 
Geschichte  der  Hochschule  von  Bu  O'ad,  die  von  dem  Stifter  der  Bruderschaft  der 

Serqäiva,  Sidl  Muhammed  es-Serqi,  um  das  Jahr  960  H.  gegründet  wurde  und  sich 
bis  in  die  neueste  Zeit  hinein  einer  großen  Blüte  erfreute.  Erst  1908  begann  sie  infolge 
der  Gleichgültigkeit  des  Ordensscheiches,  Sidl  el-Hagg  Muh.  b.  Dä'üd  sowie  des  Einrückens 
der  Franzosen  zu  verfallen.  Aus  den  Schätzen  der  fünf  Bibliotheken  der  Stadt  wird  sodann 
eine  Reihe  von  Handschriften  mitgeteilt.  E.  Graefe. 

756.  Omodeo,  A.,    V.  Peglion,  E.  Valenti,    La  Colonia  Eritrea.      Condizioni  e  problemi. 

Fase.   I.     226  S.     Roma,   Bertero,   1914. 

757.  Pallary,  P.,  A  propos  des  poteries  marocaines.    RT  1914  (Nr.  103)  S.  87. 

758.  Passarge,    S.,   Die   Trockengebiete   Algeriens.      Geologische   Charakterbilder,   heraus- 

gegeben von  Dr.  H.  Stille,  17.  Heft.     Berlin,  Gebrüder  Bornstraeger,  1913. 

759.  Peyrat,  Joseph,  En  Tunisie.     L'egalite  fiscale.     RI  19 13  (Nr.  90),  656 — 660. 

760.  Piazza,  Carlo,  Libia  commerciale  ed  agricola  nella  storia:  conferenza.   45  S.    Mailand, 
Abbiati,   1914. 

761.  Pinchia,  E.,  L'impresa  di  Tripoli.     Bespr.  v.  H.   Stumme  LZB   1913,   16. 

762.  Pittard,  E.,  Contribution  ä  l'ettide  anthropologique  des  Arabes.    Le  Globe,  organe  de  la 

Societe  de  Geographie  de  Geneve,   tome   52. 

763.  Provotelle,     Etüde  sur  la  tamazirle  au  zanatia  de  Qalaat  es-Sened.     Publ.  Fac.  Let. 
Alger  XLVI.     Paris  191 1,  Lcroux.     Bespr.  v.  AI.  C  D.  Rr  47.     361—362. 


,24.  Kritische  Bibliographie. 

764.  Prunelle,  A.,  Le  recrutement  des  indigenes  Algeriens  par  la  voie  de  V appel.    Alger,  A. 

Jourdan,  1913. 

765.  Ratto,  Mario,  /  grandi  problemi  della  Libia  {Cooperazione  italo-araba.  —  Le  cooperative 
agricole.  —  II  prohlemo  idraulico.  —  Clima:  anemia  idrica.  —  Condizione  politica 
dei  Libi.     Rivista  Coloniale  VIII  vol.  II,  241—248. 

766.  Recuefl  de  Legislation  et  de  Jurisprudence  Marocaines.  (Vgl.  Islam  IV  350  Nr.  461.) 
I.  Annc'e,  Xr.  7— S,  Sept.— Nov.  1913.     2.  Annee  Nr.  9,  Jan.  1914. 

767.  de  Regny,  P.  Vinassa,  Libya  Italica.   214  S.   Milano,  Hoepli,  1913.    Bespr.  v.  S.  M.  Z. 

MW  III  431. 

768.  Revilliod,  M.,  L' Organisation  interieure  des  pays  de  protectorat.  Son  application  au 
Maroc.     Paris,  Arthur  Rousseau,   1913.     Bespr.  Afr.  Fr.  B.   1913   S.  416. 

769.  Ricci,  E.,  Leocene  nella  Cirenaica.    23  S.  mit  Abb.    Macerata,  F.  Giorgetti,  191 3. 

770.  Rohlfs,  Gherardo,  Tripolitania:  viaggio  di  Tripoli  all'  oasi  di  Kufra.  Milano  1913- 
LIII  279   S.,  I   Karte. 

771.  Rouard  de  Card,  E.,  Traites  et  accords  concernant  le  Protectorat  de  la  France  au  Maroc. 
(Mit  5   Karten.)     Paris,  A.  Pedone,   1914. 

772. ,  Traites   de   delimitation   concernant   V  Afrique   francaise   (Suppl.    1910 — 1913). 

XVI  u.  129  S.  mit  8  Karten.    Paris,  A.  Pedone  &  J.  Gamber,  19 13.    Angez.  von  A. 
Zimmermann  Peterm.  Mitteil.   1913,  59,  H,  296. 

773.  Sabetta,  Guido,  Politica  di  penetrazione  in  Africa.  L' Islam  e  l'Italia.  Roma,  Bernardo 
Lux,  1913.     147  S.     Bespr.  RC  Anno  IX  vol.  I  S.  105. 

774.  Sainte-Chapelle,  Colonel,  La  conquete  du  Maroc  (mai  1911— mars  1913)-  Paris, 
Berger-Levrault,   1913. 

775.  Savorgnan  d' Osoppo,  M.  A.,  Tripoli  Agricola.  Utilizzazione  agricola  deW  oasi  e  del 
deserto  sulle  orme  di  quanto  si  e  fatto  in  Egitto  ed  in  Algeria.    Napoli  19 13. 

776.  Scalise,  G.,  L'oUvicultura  in  Libia.     21   S.     Rom,  Tip.  Unione,  19 13. 

777.  Scialhub,  G.,  Grammatica  italo-araba,  con  i  rapporti  e  le  diflerenze  tra  l'arabo  letteraio 
e  il  dialetlo  libico.  Guida  degli  studiosi  della  Hngua  degli  Arabi.  Milano,  Hoepli, 
1913.  Bespr.  V.  G.  Levi  Della  Vida,  La  Nuova  Cultura  1 9  (settembre  1913)  (»infelice 
tentativo«). 

778.  Senussiism  in  North  Africa.     »The  Field«  (London)  7.  März  1914. 

Gibt  einen  in  der  Pariser  »Illustration«  vom  7.  Februar  1914  herausgegebenen  Bericht 
des  türkischen,  europäisch  gebildeten  Arztes  *Abdul-GanI-Be  wieder.  Dieser  ging  im  Jahre 
1912,  während  des  Tripolis-Feldzuges,  nach  Gagabüb  in  Begleitung  einer  Abordnung,  die 
dem  dort  erwarteten  Scheich  der  Senussis,  Sidi  Ahmed,  im  Auftrage  Enver-Be's  Grüße, 
Geschenke  und  Kriegsnachrichten  übermitteln  sollte.  Man  erfährt  interessante  Einzel- 
heiten über  Gagabüb,  den  alten  Sitz  des  Ordens,  sowie  die  Persönlichkeit  des  jetzigen 
Oberhauptes.  Nicht  unwichtig  sind  auch  die  beigefügten  Pläne,  die  die  Moschee  von  G., 
das  Lager  des  Scheches,  sowie  die  Anordnung  seines  Zuges  auf  der  Reise  betreffen  (bisher 
war  m.  W.  nur  eine  Skizze  der  Zä-wiya  von  Gagabüb  bekannt,  die  bei  Wingate  Mahdiism 
S.  4  wiedergegeben  ist).  Wenn  übrigens  der  Berichterstatter  meint,  daß  es  in  diesem  Falle 
wahrscheinlich  das  erste  Mal  sei,  daß  »an  observer  of  western  education  has  racorded  an 
interview  with  the  Grand  Master  of  the  Movement«,  so  muß  man  an  das  äußerst  wertvolle 
Buch  al-Hasäisx's  erinnern  (allgemein  zugänglich  gemacht  durch  die  Übersetzung  von 
Serres  und  Lasram),  in  dem  dieser  hochgebildete  Orientale  recht  interessant  von  seinem 
zweimaligen  Empfang  bei    Sidi  el-Mahdl  in   Kufra  berichtet.  E.  Graefe. 

779.  Sforza,  Michele,  Conte,  Organizzazioni  indigene  della  Tripolitania  occidentale.  RC 
Anno  IX  vol.  I  S.  29 — 33. 


Kritische  Bibliographie.  ^2  5 

780.  Trenga,  Victor,  L'dme  araho-berbere.     Bespr.  v.  L.   Bouvat  RMM  XXIV  S.  348. 

1914,     343  S. 

781.  Vaccari,  P.  Alb.,  U  Arabo  scritio  e  V  Ardbo  parlato  in  Tripolilania.  Turin,  Paravin  et  Co., 

11113. 

782.  de  Villeroy,  Reuter,  Les  ressources  minerales  en  Tunisie.    Avec  le  texte  commente 
du  Decret  du  8  novembre  191 2.     364  S.     Paris,  Berger-Levrault,  19 14. 

783.  Westermarck,  E.,  Marriage  Ceremonies  in  Morocco.     London,  Macmillan  and  Co., 

1914. 

784.  Zaborowski,  S.,  Pures  tnbus  arabes  du  Maroc.     Rev.  d' Anthropologie,  Sept.   1913. 

785.  Zeys,  Paul,  Code  annote  de  la  Tunisie.    Recueil  de  tous  les  documents  composant  la 

l^gislation  ecrite  de  ce  pays.     Supplement  de  191 1 — 1912.     1914. 

786.  H.  G.,  La  reorganisation  du  regime  des  biens  habous.    RI  1913  (Nr.  89),  643 — 644. 

787.  N.  N.,  La  Justice  Frangaise  au  Maroc.  (Le  texte  des  documents  relatifs  h.  l'organisation 
de  la  justice  frangaise  au  Maroc.)    Afr.  Fr.  RC  1913  Nr.  9. 

788.  N.  N.,   Les  Tribus  du  Maroc  Orietital.  Afr.  Fr.  RC  1912  (Nr.  6)  S.  209,  (Nr.  7)  S.  289; 

1913  (Nr.  4)  S.  132. 

Die  Arbeit  gibt  ein  Verzeichnis  der  Stämme  im  östhchen  Marokko.  Im  speziellen 
sind  genau  verzeichnet:  der  Ursprung,  der  Sitz,  Unterstämme  bis  zu  den  Familien,  Häupt- 
ling, Dörfer,  Anzahl,  Märkte,  Angabe  der  Häuser,  Kulturbedingungen,  Kirchen  usw.  usw. 

C.  Rathjens. 
h)  Das  übrige  Afrika  und  die  Inseln. 

789.  Basset,  R.,  Mission  au  Senegal.  Fase.  III:  Recher ches  historiques  siir  les  Maures. 
S.   437 — b()2.      Paris   1913. 

790.  Bobichon,  Henri,  gouverneur  honoraire,  A  propos  dusullan  Semio.  RI  1913,  452 — 460, 
565 — ^6q. 

791.  Cammaerts,  Im.,  L' Islam  et  la  colonisation  de  V  Afrique  centrale.    Revue  Economique 

Internationale  X   1913,  vol.    II,   S.   510 — 531. 

Über  den  Einfluß  des  Islam  und  die  Mittel,  den  Einfluß  der  Weißen  durchzusetzen. 

792.  Carbou,  i.  La  region  du  Tchad  et  du  Ouadai.  —  2.  Methode  pratique  pour  Helude  de 
Varabe.  Bespr.  v.  M.  G.  D.  RC  47,  405 — 408;  Halevy  Revue  Semitique  1913  XXI; 
auch  von  R.  Lespes  Annales  Universitaires  de  I'Algerie  1913  II  5. 

793.  Cohen,  M.,  Documents  ethnographiques  d'Abyssinie  (avec  20  /ig.)  State.  Revue  d'Ethno- 

graphie   et  de   Sociologie   1913.     Nr.   9 — 12. 

794.  Cortier,  Maurice,  En  Nigeria  anglaise.  Le  Probleme  politique.  —  Le  probleme  social.  — 
Le   Probleme   religieux.      Afr.  Fr.  RC   Nov.    1913. 

795.  Cultru,  G.,  Esprit  de  la  politique  indigene  de  V  Angleterre  en  Afrique  occidentale.  Lega 
Navale  Anno   X   n.   3,    10   febbraio    1914. 

7%.  Delafosse,  Maurice,  Chroniques  du  Fotita  Senegalais.  Traduites  de  deux  manuscrits 
arabes  inedits  de  Sire-Abbäs-Soh  et  accompagnees  de  notes,  documents  annexes 
et  commentaires,  d'un  glossaire  et  de  cartes.  Avec  la  coUaboration  de  Henri  Gaden. 
328  S.    Collection  de  la  »Revue  du  Monde  Musulman«.    Paris,  Ernest  Leroux,  19 13. 

797.  D[ussaudJ,  R.,  L' Islam  au  Niger.     RHR  tome  LXVIII,  265. 

Kurzer  Hinweis  auf  den  historischen  Wert  der  von  de  Gironcourt  aus  dem  Xiger- 
gebiet  mitgebrachten   arabischen   Inschriften.  R.  Mielck. 

798.  Frohenius,  Leo,  Utid  Afrika  sprach.  Bd.  lU:  Unter  den  unsträflichen  Äthiopen.  Berlin- 
Ch.,  Vita,   1913. 

799.  Karstedt,  F.  0.,  Der  deutsche  Rechtsstandpunkt  und  die  Rechtsansprüche  der  Ismaili 

in   Deutsch-Ostafrika.      Koloniale   Monatsblätter,   Novemberheft   191 3. 
800. ,  Zur  Beurteilung  des  Islams  in  Deutsch-Ostafrika.     KR  10,  728 — 736. 


•5  26  Kritische  Bibliographie. 

801.  Karstedt,  F.  0.,  Zur  Sklavenjrage  in  Deutsch-Ostafrika.     KR  lo,  6i6 — 620. 

802.  ■ —  • — ,  Noch  ein  Wort  zur  ostafrikanischen  Sklaverei.  Deutsche  Kolonialzeitung, 
31.   Jahrg.  Nr.   10,  S.   160.     Berlin,  7.  März  1914. 

In  diesem  kleinen  Artikel  warnt  ein  Mann  der  Praxis,  der  jahrelang  als  Beamter  in 
Ostafrika  geweilt  hat,  unter  Hinweis  darauf,  daß  die  Sklaverei  »in  Ostafrika  nie  etwas 
Inhumanes  an  sich  gehabt  hat«,  vor  einer  allzu  beschleunigten  Aufhebung  des  »bestehenden 
Zustandes,  der  sich  historisch  gebildet  hat«.  K.  tritt  warm  dafür  ein,  bei  allen  Änderungen 
auf  das  Empfinden  der  Leute,  besonders  der  Araber,  Rücksicht  zu  nehmen.  R.  Mielck. 
803. ,  Kulturhemmnisse,    Islam    und   Mission   in   Ostafrika.      Kol.    Monatsbl.    XVI, 

105— 117  (1914)- 

804.  Lagrange,  La  circonscription  du  Batha.  La  Geographie.  Bull.  d.  1.  Soc.  d.  Geogr.  19 13, 
II,   Bd.  28,  S.   157 — 171. 

Der  Aufsatz  behandelt  die  Bevölkerung,  ihre  Sitten  und  Gebräuche,  der  Gegend 
im  SW.  von  Abecher,  also  im  »Territoire  Militaire  du  Tchad«.  Der  erste  Teil  ist  der  mu- 
hammedanischen  Bevölkerung  gewidmet,  die  man  in  drei  Gruppen  scheiden  kann:  die 
Araber,  die  Goranen  und  die  erst  islamisierte  Bevölkerung.  Die  Araber,  der  Hauptbestand- 
teil, sind  Nomaden  und  fanatische  Muhammedaner.  Einige  charakteristische  Gebräuche, 
wie  der  Gebrauch  der  »Fätiha«,  das  Fasten  während  des  Ramadan,  die  Weissagetage  (»Jum 
Naiss«(?)),  die  auf  die  i.,5.,9.,  11.,  13.,  16.  und  21.  Mondtage  fallen,  der  religiöse  Unterricht, 
Gebete  und  sonstige  Sitten  werden  geschildert.  Ihre  Organisation  und  Abstammung  värA 
eingehend  besprochen.  Die  Goranen,  die  zur  großen  Familie  der  Kreda  gehören,  unter- 
scheiden sich  in  religiöser  Hinsicht  nicht  von  den  Arabern.  Dagegen  bilden  die  islamisierten 
Völker,  die  Bulala,  Medogo,  Kuka,  Dadio,  Jalua,  die  einzeln  behandelt  werden,  den  Über- 
gang zu  den  Heiden.  C.  Rathjens. 

805.  de  Marees,  V.  P.,  Beschrivinghe  ende  historische  verhael  van  hei  gout  koninckrijck  van 
Gunea  anders  de  Gout-custe  de  Mina  genaemt  liggende  in  het  deel  van  Africa.  390  S. 
Mit    Karten   und    Illustrationen.      Haag,    Nijhoif,  1912. 

806.  Martin,  Maurice  Cap.,   Au  cceur  de  l' Afrique  Equatoriale.    Journal  de  rouie  d'un  officier 

(}iIission  Jacquier).     46  phot.,   i   carte.     Paris,  Chapelot,   1913. 

807.  Montbel,  Max,   Une  revanche  de  l'Islam,  La  conquete  de  V Afrique  noire.     QDC  1914 

(Nr.  408)  S.  205—213. 

808.  Montandon,  George,  Aii  Pays  Ghimirra.  Recit  de  mon  voyage  a  travers  le  Massif  Ethiopien. 

202  flg.,   14  cartes  et  planches.     Paris,  A.  Challamel,  1913. 

809.  Passarge,  S.,  Die  Forschungen  des  Herrn  Frobenius  im  Sudan.  »Deutsche  Kolonial- 
zeitung« 30.  Jahrg.,  Nr.  38,  Berlin,  20.  Sept.  1913,  S.  626  f.  und  Nr.  39,  27.  Sept.  1913, 
S.  641—643. 

810.  Perrot,  Georges,  U Islamisme  chez  les  Gallas.  Dans  la  province  du  Harrar.  Afr.  Fr.  RC 
1913,  4,  121— 124. 

Die  Stadt  Harrar,  ehemals  Adare,  existiert  seit  etwa  350  Jahren  und  vnxd  von  der 
muhammedanischen  Bevölkerung  als  eine  heilige  Stadt  angesehen.  Die  Harrari  stammen 
aus  Hadramaut.  Vor  30  oder  40  Jahren  waren  die  Galla  noch  wenig  islamisiert  und  sie 
wurden  daher,  trotz  einiger  durch  Frauen  eingeführter  muhammedanischer  Gebräuche 
als  Heiden  von  den  Somalis  und  Danakil  betrachtet.  Es  wird  dann  über  die  Galla  im  all- 
gemeinen gesprochen,  ihr  Verhältnis  zu  den  christUchen  Abessiniern  und  zu  den  Muhamme- 
danem,  ihre  parlamentarische  Verfassung,  ihr  Widerstand  gegen  Islam  und  Christentum  usw. 

C.  Rathjens. 

811.  Piazza,  Giuseppe,  7/ ßeHaitV.  408  S.,  16  Photogr.   16°.  Roma,  Bontempellie  Invernizzi, 

19 13. 

812.  V.  Raben,  Das  Vieh  und  seine  Züchter  in  den  Sultanaten  der  Residentur  der  deutschen 


Kritische  Bibliograpliie.  -2  27 

Tschadseeländer.     Amtsblatt  für  das  Schutzgebiet  Kamerun  VI,  36  (23.   10.   1913), 

S.  461  ff. 

Die  Hauptv-iehzüchter  in  den  Sultanaten  sind  die  Schoa.  Bei  der  Behandlung  des 
Themas  fallen  allerlei  Bemerkungen  zur  Charakteristik  dieses  Stammes  und  seiner  Ge- 
bräuche ab,  in  der  Hauptsache  nichts,  was  nicht  schon  Barth  und  Nachtigal  gebracht 
hätten,  doch  ist  z.  B.  die  Feststellung  interessant,  daß  die  Schoa  auch  an  Festtagen  kein 
Vieh  schlachten,  sondern  höchstens  hoffnungslos  erkrankte  oder  sogar  gefallene  Tiere. 

E.  Graefe. 

813.  Rattray,  R.  S.,  Hausafolk-lore,  customs,  proverbs  etc.  2  Bände.   352  u.  316  S.  London, 
Clarendon  Press,   1913. 

814.  Reichskolonialamt.    Amtliche  Jahresberichte.    Die  deutschen  Schutzgebiete  in  Afrika 
und  der  Südsee.     19 12/13.     4^9  S.     Berlin,  Mittler  u.  Sohn,  19 14. 

815.  Roumens,  Commandant,  U Imperialisme  Frmigais  et  les  cheynins  de  fer  transafricains. 
Preface  de  Paul  Doumer.     3  cartes.     Paris,  Plon-Nourrit,   1913. 

816.  Stigand,  C.  H.,  The  land  of  Zinj.    London,  Constable  &  Co.,  1913.    Bespr.  v.  H.  H. 
Johnston   JAfrS.  Nr.   XLVIII,  vol.  XII.  354— 35S. 

817.  Varigault,  Les  Borroros.      Un  tribit  voniade.     Afr.  Fr.  RC  1913,  3.   iio — 112. 

Der  erste  Teil  des  kurzen  Aufsatzes  beschäftigt  sich  mit  der  Geschichte  der  Borroro 
Fulbe  oder  Firan  kiriabe.  Vor  drei  oder  vier  Generationen  waren  alle  Borroro  in  Malle, 
wahrscheinlich  zwischen  Djerma  und  Sokoto  gelegen,  vereinigt.  Dort  wanderten  sie  aber 
wegen  Streitigkeiten  mit  den  übrigen  Fulbe  aus  und  siedelten  sich  unter  Djambar  in  Sokoto 
an.  Unter  seinem  Bruder  Gambi  wanderten  sie  weiter  nach  Kano  und  bald  darauf  nach 
Dabalam.  Nach  weiteren  bedeutenden  Wanderungen  und  Kämpfen  haben  sie  jetzt  die 
Städte  Dabalam,  Gaio,  Figil  und  Mayo-Ligam  inne  (1912).  Der  zweite  Teil  behandelt 
die  Organisation  der  Borroro:  ihre  Regierung,  Abstammung,  Heirat,  Geburt,  Tod,  Erb- 
recht,  Beschneidung,   Bauart  der  Dörfer  und  Gehöfte,   Kleider,   Schmuck  usw. 

C.  Rathjens. 

818.  Moslem  Methods  in  South  Africa.    MW    III  422. 

Bericht  über  die  Fortschritte  des  Islam  in  Südafrika  infolge  von  Mischehen. 

H.  Ritter. 

819.  N.   N.,  Die  Ausbreitung  des  Islams  in  Deutsch-Ostafrika.     Ägyptische  Nachrichten 
7.   Jahrg.  Nr.  202,  Kairo  8.   Sept.   19 13. 

820.  N,  N.,  Neue  Fortschritte  des  Islam  in  Wvstafrika.     KR  19 13,  681. 

In  Lagos  soll  aus  privaten  Mitteln  eine  muhammedanische  Hochschule  ins  Leben 
gerufen  werden;  die  Zahl  der  muhammedanischen  Schüler  der  englischen  Regierungsschule 
in  Free  Town  ist  auf  415  der  Gesamtzahl  gewachsen,  die  Zahl  der  Schüler  der  Missions- 
schule Sierra  Leones  hat  um  2S0  abgenommen. 

3.  Die  Zahl  der  sudanesischen  Mekkapilger  betrug  nach  den  Ahräm  in  diesem  Jahre 
4245.  H.  Ritter. 

821.  N.  N.,  Fortschritte  des  Islam  in  Nigcrien.     KR  1913,  544. 

In  Lagos  wurde  kürzlich  eine  neue  Moschee  eingeweiht,  bei  der  der  Leiter  der  mu- 
hammedanischen Regierungsschule  Alfa  Idrisu  eine  hier  übersetzte  Rede  hielt,  in  der  er  der 
englischen  Regierung  Dank  sagt  für  die  dem  Islam  geweihte  Förderung  und  Unterstützung. 

H.  Ritter. 


5  28  Kritische  Bibliographie. 

VIII.  Mission. 

822.  Abdul  Haque,  Islam  versus  Christianity  (II).     The  Review   of  Religions.      Qadian, 

India. 

Bespr.  V.  Herrick's  »Christian  and  Mohammedan«  vom  muslimischen  Standpunkt 
aus.  H.  Ritter. 

823.  Ataur  Rahman,  The  Perject  Religion:  X.  Female  Seclusion.  XI.  Polygamy.  The  Review 

of  Rehgions.     Qadian,  India.     Dez.  1913,  Jan.  1914. 

Verteidigung  dieser  islamischen  Einrichtungen.  (Nach  MW  IV  223.)  H.  Ritter. 

824.  Awetarian,   Pastor,   The  Chains  of  Islam.     Church  Missionary  Review.     Dezember 

1913- 

825. ,  Die  Ketten  des  Islams.    Die  christliche  Welt  1913,  S.  488  (vgl.  Islam  IV  S.  461 

Nr.  665). 

826.  Axenfeld,   K.,  Missionsdirektor,  Geistige  Kämpfe  in  der  Eingeborenenbevölkerung  an 

der  Küste  Ostafrikas.     Novemberheft   KR   1913    S.   647—673. 

Der  kürzlich  von  einer  Visitationsreise  zurückgekehrte  Direktor  der  Berliner  Missions- 
gesellschaft behandelt  hier  die  Frage  der  politischen  Bedeutung  des  Islam  in  Ostafrika. 
»Jetzt  haben  wir  Europäer  die  politische  Macht:  Ob  wir  auch  die  öffentliche  Meinung  im 
Lande  bilden,  oder  ob  sie  noch  immer  überwiegend  von  arabisch-islamischen  Kreisen 
geschaffen  wird?«  (S.  661).  Mit  Recht  weist  er  im  Anschluß  an  eine  Zeitungsfehde  (vgl. 
Islam  IV  351  Nr.  478)  darauf  hin,  welche  bedeutsame  Rolle  die  von  der  Mission  heran- 
gebildete christliche  Eingeborenenbevölkerung  auch  in  politischer  Beziehung  in  Zukunft 
einmal  zu  spielen  berufen  ist.  Zu  S.  651  sei  aber  bemerkt,  daß  der  wissenschaftliche  Beob- 
achter an  den  Aussagen  aller  Eingeborenen,  ob  Christen  oder  NichtChristen,  sehr  viel  mehr 
Kritik  üben  muß,  als  man  in  der  Regel  annimmt,  und  daß  er  sich  häufig  zu  größerem  Vor- 
behalt genötigt  sieht,  als  ihm  selbst  unter  Umständen  lieb  ist.  Aber  Kritik  bedeutet  noch 
keine  Ablehnung.  Was  der  Kritik  standhält,  ist  immer  willkommen.  Und  gerade  die 
Mitteilungen  der  Missionare  sind  hier  sehr  wertvoll.  M.  Heepe. 

827.  Bakker,  D.,  Panislamisme  in  Nederlandsch-Indie.  De  Macedonier.  Zendingstijdschrift 
1914,  Nr.   I. 

828. ,  7s  de  kracht  von  den  Islam  gebrochen}     De  Macedonier,  i.  Sept.  1913. 

829. ,  Hei  wapen  legen  den  Islam.     De  Macedonier,  i.  Oktober  1913. 

830.  Boulos,  Die  mohammedanische  Universität  El-Azhar  in  Kairo.     Die  Biene  auf  dem 
Missionsfelde  80.   1913,  S.  46 — 47. 

831.  Clair-Tisdall,   W.   St.,    The    latest  Muhammadan    mare's    nest.      MW    III   407—415. 
Kritik  eines  neuarabischen,   in  Beirut  gedruckten  ^lachwerks:   Al'-aqäid  al  leaianlja 

fid-dijäna  an-nasränlja    von    Muh.    Tähir     at-Tanir.  H.  Ritter. 

832. ,  Manual  of  the  leading  Mohammadan  objections  to  Christianity.     Reprint  of 

second  rev.  edit.,  with  Arabic  appendix.     London,  Society  for  Promoting  Christian 

Knowledge,  1913. 

833.  van  Dijk,  Javaansch  Mohamniedanisme.   De  Banier.    Christelijk  Weekblad  voor  Ned.- 

Indie  5.  jaarg.  No.  40,  3. 

834.  The  Editor  of  the  Review  of  Religions.    Islam.    Islamic  Review,  Jan.  1914. 

835.  Frease,  Edwin  F.,  The  Moslem  World  at  Zürich.    MW  III  421  (\g\.  Islam  IV  S.  461 
Nr.  669). 

836.  Funke,  E.,  Bei  den  Muhammedanern  Togos,  m.  i  Phot.  Monatsblatt  d.  Norddeutschen 
Missions-Gesellschaft  74,  1913,  S.  4/6. 

Über  die  Haussa,  Religion  und  Sitten. 

837.  Ghulam  Ahmad  Khan,  The  Promised  Messiah  on  the  British  Rule.     The  Review  of 
Religions,  Oct.   191 3. 


Kritische  Bibliographie.  329 

»Translation  from  the  Aeena-i-Kamalat-i-lslam  of  Ahmad,  the  Promised  Messiah, 
■which  inculcates  sincere  and  constant  loyalty  to  British  rule  in  India«  (MW  IV  224). 

838.  Henry,  Politik  und  Religion   in  der  Auffassung  des  Mohammedaners.     Afrika-Bote 

XIX    1012/13,   S.   234 — 237.      Aus   Kabylien. 

839.  Herrick,  G.  D.,  Afler  ihe  War  in  the  Balkans.    Missionary  Review  of  the  World.    New 
York,  Jan.   191 4. 

840.  Kennedy,  P.  B.,  A  recent  Tour  in  Albania.  Missionary  Re%-iew  of  the  World.  New  York. 
Jan.   1914. 

841.  Klamroth,   Osiafrikanische   Volksbücher.     Korrespondenzblatt   für  die  evangelischen 
Missionen   in  Deutsch-Ostafrika  Nr.    5,   August   19 13. 

In  einem  Aufsatze  der  in  Zanzibar  erscheinenden  arabischen  Zeitung  AI  Na^ä/i  vom 
12.  Juni  1913  (Nr.  72)  Der  Sturm  auf  den  Islam,  der  in  deutscher  Übersetzung  mitgeteilt 
wird,  werden  Vorschläge  gemacht  zur  Polemik  gegen  die  Missionstätigkeit,  und  zwar  Ab- 
haltung von  Versammlungen  und  VeröffentHchung  von  apologetischen  Aufsätzen  in  der 
Zeitung  und  in  besonderen  Heften,  ähnlich  den  von  der  Universitätenmission  in  Zanzibar 
und  den  evangelischen  Missionen  in  Deutsch-Ostafrika  herausgegebenen.         M.  Heepe. 

842.  Knak,    S.,    Missionsärztliche   Aufgaben   an   der   Mohammedaner-W elt.      Mitteilungen 
des  Berliner  Vereins  für  ärztliche  Mission  6.  Jahrg.  Xr.  6,  Nov.   1913. 

843.  Konferenz  für  Muhammedaner-.Mission.    Gehalten  in  Bethel  bei  Bielefeld  am  6.  und 
7.  August  1913.    Verlag  der  Baseler  Missionsbuchhandlung  in  Basel.     16  S. 

Als  Erster  sprach  Dr.  M.  S.  Zwemer  über  das  Zusammenschrumpfen  des  Islam, 
seine  Einheit,  seine  gegenwärtige  politische  Lage  und  die  missionarische  Gelegenheit. 
Seine  Ausführungen  sind  getragen  von  dem  starken  Optimismus,  ohne  den  ein  Heran- 
treten an  die  Muhammedanermission  nun  einmal  undenkbar  ist,  scheinen  aber  die  tat- 
sächliche Geschlossenheit  und  Widerstandskraft  des  Islam  doch  zuweilen  zu  unterschätzen. 
Am  dringendsten  erscheint  ihm  die  Arbeit  in  Deutsch-Ostafrika,  am  schwierigsten  die  in 
Kamerun.  Liz.  Axenfeld  handelte  dann  über  die  Frage,  wie  die  Missionsgemeinschaft 
zu  einem  tieferen  Verantwortlichkeitsbewußtsein  hinsichtlich  der  Muhammedaner-Mission 
zu  bringen  sei;  erst  danach,  meinte  er,  könne  man  an  eine  Gewinnung  der  großen  Masse 
gehen.  Sehr  bedauerlich  und  recht  überflüssig  sind  die  dabei  gegen  Vertreter  der  Islam- 
•wissenschaft  vorgebrachten  Anschuldigungen  (S.  8  unten).  In  der  nachfolgenden  Be- 
sprechung wurde  mit  Recht  betont,  daß  vor  allem  einmal  an  den  Islam  nicht  unter  den 
Gesichtspunkten  der  Heidenmission  herangegangen  werden  dürfe.  Zuletzt  verbreiteten 
sich  P.  Oesterreicher  und  P.  Simon  über  die  Ausbildung  der  Muhammedaner-Missionare. 
Man  wird  es  dabei  mit  Freuden  begrüßen,  daß  da  der  Erlernung  des  klassischen  Arabisch 
ein  besonderer  Wert  beigelegt  worden  ist;  freilich  kann  ich  mich  einer  Empfehlung  der 
HARDERSchen  Grammatik,  wenigstens  in  ihrer  jetzigen  Gestalt,  nicht  anschließen  ').  Un- 
begreiflichersveise  ist  dann  hier  sowohl  wie  auch  in  den  »Ergebnissen«  (S.  14.  Xr.  12)  die 
Meinung  vertreten  worden,  daß  das  Studium  der  arabischen  Vulgärdialekte  erst  auf  dem 
Missionsfelde  in  Angriff  zu  nehmen  sei.  Daß  dabei  nichts  herauskommt,  lehrt  die  Erfahrung 
genugsam;  wie  für  das  Haussa  (S.  11  oben)  ist  auch  für  diese  Sprachen  eine  gründliche 
Vorbereitung  zu   Hause  erforderlich  !    Für  das  Ägyptische  sei  dabei  der  Gebrauch  von 


>)  Ein  gutes  und  praktisches  Lehrbuch  scheint  mir  B.  Catt.\n,  Grammatica 
ieorico-pratica  della  Lingua  Araba  per  le  scuole  italiane  (Cittä  di  Cartello  1914)  zu  sein. 
Harder's  neue  »Kleine  arabische  Sprachlehre«  ist  gewiß  recht  brauchbar,  aber  noch 
immer  sind  mancherlei  recht  störende  Fehler  zu  rügen. 

Ulam.     V.  2  2 


^^^  Kritische  Bibliographie. 

Willmore's  Grammatik  und  Nallino's  inhaltreichem,  weit  über  den  üblichen  Rahmen 
einer  Grammatik  hinausgehendem  Werke  (2.  Aufl.  1913)  empfohlen;  es  ist  bedauerlich,  daß 
es  zurzeit  kein  wissenschaftlich  -  brauchbares   deutsches  Lehrbuch  auf  diesem  Gebiete 

gibt. Daneben  soll  dem  Islam  ein  eifriges  Studium  gewidmet  werden;  hoffentUch  wird 

dieser  Beschluß  recht  nachdrücklich  durchgeführt.  Der  Vorschlag,  einen  Teil  dieser  Aus- 
bildung nach  Kairo  zu  verlegen,  \\-ird  —  gründliche  Vorbereitung  in  der  Heimat  voraus- 
gesetzt —  gewiß  gute  Erfolge  zeitigen.  Befremdlich  erscheint  nur  eine  in  der  vorliegenden 
Broschüre  nicht  erwähnte,  aber  in  dem  Bericht  des  Evang.  Miss.  Magaz.  (Neue  Folge,  57, 1 1, 
S.  485  u.)  verzeichnete  Äußerung:  »Bei  der  rein  wissenschaftlichen  Beschäftigung 
mit  dem  Islam  kommt  es  leicht  zu  einem  Anempfinden  an  diesen,  wobei 
die  Erkenntnis  der  Überlegenheit  des  Christentums  teils  unbewußt, 
teils  absichtlich  in  den  Hintergrund  gestellt  wird.  Das  ist  eine  große 
Gefahr.«  (Ebenso  Sudan- Pionier  Nov.  1913,  S.  83.)  In  den  am  Schluß  mitgeteilten 
»Ergebnissen«  (13  Punkte)  ist  denn  auch  von  einer  Einwirkung  dieses  eigenartigen  Stand- 
punktes nichts  zu  spüren.  Alan  vergleiche  auch  die  entgegengesetzte  Anschauung  von 
F.  Würz   in   demselben  Jahrgang  der  genannten  Zeitschrift,   Heft  7.  E.  Graefe. 

844.  La  Roche,  F.,  Luther  und  der  Koran,  und  der  Missionsgedanke  in  der  Reformationszeit. 
Ev.  Miss.  Magazin.     Neue  Folge.     57.  Jahrg.,  Okt.  1913,  S.  453—459- 

1.  Referat  über  die  von  Luther  im  Türkenjahr  1542  neu  herausgegebene  und  mit 
Vor-  und  Nachrede  versehene  Koranübersetzung  des  Predigermönches  Richardus  aus  dem 
Jahre  1300:  Verlegung  des  Alcoran  Bruder  Richardi  Prediger  Ordens  anno  12,00,  verdeutscht 
durch  D.  M.  Luther. 

2.  Kurze  Skizzierung  der  Missionsgedanken  des  Nachfolgers  Zwingli's  auf  dem 
theologischen  Lehrstuhl  in  Zürich,  Theodor  Bibliander,  dessen  lateinische  Koranüber- 
setzung 1543  in  Basel  gedruckt  wurde,  aber  auf  Veranlassung  des  Rates  von  Basel  wegen 
der  Gefahr  der  Irrlehre  beinahe  konfisziert  wäre,  wenn  nicht  Luther  mit  Erfolg  dagegen 
Einspruch  erhoben  und  in  einem  Schreiben  an  den  Basler  Rat  darum  gebeten  hätte,  das 
Buch  ausgehen  zu  lassen.  »Man  könnte  dem  Mahmet  nichts  Verdrießlicheres  tun,  noch 
mehr  Schaden  zufügen,  denn  daß  man  ihren  Alcoran  bei  den  Christen  an  den  Tag  bringe. 
Man  muß  den  Schaden  und  Wunden  öffnen,  soll  man's  heilen.  Mit  Zudecken  wird's  ärger 
und  endlich  verzweifelt  unmöglich.«  M.  Heepe. 

845.  Leeder's,   Veiled  Mysteries  of  Egypt  (vgl.  Islam  IV  214  Nr.  225).     Bespr.  v.  Duncan 
B.  Macdonald   IRM  19 13,  S.  595  bis  598. 

846.  Macdonald,  Duncan  Black,   The  Vital  Forces    of  Christianüy  and  Islam.    Vll.    IRM 

1913,  S.  657—673. 

Der  bekannte  Islamforscher  vom  Hartford  Theological  Seminary,  U.  S.  A.,  empfiehlt 
hier  nachdrücklichst  dem  Muhammedanermissionar  die  Pflege  religiöser  Gespräche  sowie 
das  unablässige  Studium  der  religiösen  und  theologischen  Schriften,  um  daraus  ein  uark- 
liches  Verständnis  für  die  religiöse  Eigenart  des  Muhammedaners  zu  gewinnen.  Er  warnt 
vor  Disputationen  und  der  Befolgung  bestimmter,  zufällig  einmal  von  Erfolg  gekrönt 
gewesener  Predigtmethoden  und  verlangt  in  weitestem  Maße  Eingehen  auf  die  besondere 
religiöse  Fragestellung  des  einzelnen.  M-  Heepe. 

847.  —  • ,  Some  Recent  Literature  on  Islam.     IRM  1913,  S.  373—378. 

Den  Missionaren  wird  die  intensivere  Beschäftigung  mit  dem  Vulgärarabischen  im 
Anschluß  an  Socin,  Spitta,  Stumme  und  Littmann  empfohlen,  das  Studium  von  Gold- 
ziher's  Vorlesungen,  Snouck- Hurgronje's  Mekka  und  Poliiique  musulmane  de  la 
HoUande,   Horten's  systematischen   Studien  und   Becker's  Islam  zur  Pflicht  gemacht 


Kritische  Bibliographie.  33^ 

und  auf  die   Benutzung  der  Islam-Enzyklopädie  sowie  der  Revue  du  Monde  Mtisulman 
nachdrücklichst  hingewiesen.  M-  Heepe. 

848.  Manley,  G.  T.,  Mohammedan  Advance  in  Ajrica.  »Church  Missionary  Gleaner«,  London, 

February  19 14. 

»Emphasizes  the  part  played  by  the  Government  Karana  (Coloured  officials)  and 
Moslem  regiments  in  the  advance  of  Islam«  (MW  IV  223).  H.  Ritter. 

849.  Mylrea,  C.  Stanley  G.,  (Bahrein),  Points  of  contact  or  of  contrast.  MW  III,  401—406. 
Warnt  davor,  in  der  Missionspraxis    »allzusehr   die  Islam  und  Christentum  gemein- 
samen Punkte  aufzusuchen,  hervorzuheben  und  zu  betonen«.      Jegliche  Art  von   Kom- 
promiß bringe  mehr  Schaden  als  Nutzen.  H.  Ritter. 

850.  Napier,  R.  H.,  Christianiiy  and  Islam:  South  and  East  of  Lake  Nyasa.   Life  and  Work, 
Edinburgh,  März  19 14. 

851.  Nielsen,  Alfred,  Breve.     »Österlands-Missionen«  Jahrg.   19 13,  Nr.   1—4. 

In  diesen  Briefen  erzählt  der  akademisch  gebildete  Missionar  Herr  A.  N.  von  den 
Verhältnissen  auf  den  Missionsstationen  in  Syrien  (Nebk,  Hafar,  Qarjaten,  Deratije); 
man  wirkt  durch  ärztliche  Pflege  und  regelmäßigen  Schulunterricht.  Man  unterrichtet 
in  folgenden  Fächern:  Bibel,  arab.  Lesen  und  Schreiben,  Diktat,  Rechnen.  Geographie, 
Englisch,  arab.  Grammatik.  Die  Mission  hat  Streitigkeiten  mit  den  katholischen  Kon- 
kurrenten,  was  wohl   den   Muhammedanern   nicht   unangenehm  ist.  J.  Pedersen. 

852.  Otis  Dwight,  Henry,  .1  Muslim  Sir  Galahad.  New  York,  Fleming  H.  Reved  Company, 

IM13.      Bcppr.  V.  E.  M.  Wherry  MW  III  321. 

853.  Parkinson,  John,  Another  »Mare's  Nest«.     Islamic  Review  Jan.    1914.     Entgegnung 
auf   Clair-Tisdall's   Artikel   MW   Okt.    1913.     (Siehe  Nr.  831). 

854.  Pickthael,  Marmaduke,  Veiled  Women.    320  S.    16°.    London,  Bell  &  Sons,  1913. 
Erzählungen  aus  dem  Haremsleben  von  einer  Europäerin,  die  den  Islam  angenommen 

.  und  einen  Muslim  geheiratet  hat.    (Nach  der  Bespr.  v.  C.  B.  K.  MW  IV  220.) 

H.  Ritter. 

855.  Rutgers,  Jacquelline  C,  Islam  en  Christentum.  Tweede  druk  bewerkt  door . . .  Den  Haag 

19T2.     Bespr.  v.  G.  Simon  MW  IV  104. 

856.  Shedd,  W.  A.,  To  the  Editor  of  the  Moslem  World.    MW  III  443- 

Weist  nachdrücklich  auf  die  Verbreitung  und  Wichtigkeit  des  azarbeiganischen 
Türkisch  auch  als  Schriftsprache  und  die  Notwendigkeit  einer  christlichen  azarbeiganischen 
Literatur  zu  Missionszwecken  hin.  "•   Ki'^ter. 

857.  Shillidy,  Rev.  J.,  The  Lord  Jesus  in  the  Koran.    I^Iission  Press  Surat.    Bespr.  v.  A.  T. 
Upson  MW  IV  216. 

858.  Simon,  Gottfried,  Islam  und  Christentum  im  Kampf  um  die  Eroberung  der  animistischen 

Heidenwelt.    Beobachtungen  aus  der  Mohammedanermission  in  Niederländisch- Indien. 
2.  Aufl.     348  S.     Berlin,  Martin  Warneck,  1914- 

859. ,  Die  Lebenskraft  des  Islam  im  Lichte  des  Evangeliums.  23  S.  Rheinische  Missions- 

Schriften   i6i.      Barmen,  Comptoir  des  Missionshauses,   1913. 

860.  Speer,  D.  Rob.  E.,  Das  Christentum  zind  die  nichtchristlichen  Religionen,  i.  Teil:  Die 
animistischen  und  ostasiatischen  Religionen  und  der  Islam.  Berechtigte  Übersetzung 
aus  dem  Englischen  von  Dr.  Julius  Richter.  Basel,  Missionsbuchh.,  1014.  VII, 
144  S.  (Missionsstudienbücher  i.) 

861.  Stern,  Der  Kampf  mit  dem  Islam  im  Innern  von  Deutsch-Ostafrika.  Missionspäda- 
gogische  Blätter   I,   1913.   S.   25—32. 


■1-J2  Kritische  Bibliographie. 

862.  Stübles,  H.,  Einige  Probleme  der  Mohammedanermission.  Ev.  Miss.  Magazin.  Neue 
Folge.      57.   Jahrg.,   Okt.   1913,   S.  459—463. 

Kurzer  Bericht  von  einer  intimen  Konferenz  über  Muhammedanermission,  die  Mitte 
Januar  in  einem  Privathause  New  Yorks  stattfand.  U.  a.  wird  für  die  Predigt  die  große 
Bedeutung  der  Gleichnisse  des  Evangeliums  und  überhaupt  jeder  Art  von  Gleichnisrede 
hervorgehoben  und  empfohlen,  auch  den  Trinitätsbegriff,  »der  vom  Moslem  unvermeidlich 
mißverstanden  wird«,  ihm  in  Gleichnisform  nahezubringen  (z.  B.  die  Wolke  in  erhabener 
Majestät  am  Himmel,  der  von  ihr  herabkommende  Regen  und  die  Wachstum  gebende 
Feuchtigkeit  des  Bodens).  M.  Heepe. 

863.  Taufiq  Sidqi,  Dr.  Mohammad,  Nazara  fl  kutub  al-'ahd  al-gadid.  Bespr.  v.  R.  F.  McNeile 
MW  IV  216. 

S.-A.  einer  Reihe  von  im  Manär  erschienenen  Artikeln,  in  denen  mit  den  Waffen 
einer  antiquierten  Bibelkritik  das  Christentum  angegriffen  wird.  H.   Ritter. 

864.  Upson,  Arthur  T.,  Arabic  Christian  literahire  since  ihe  Liicknoiv  Conference.  MW  III 
416 — 420. 

865.  Vohsen,  Ernest,  Quelle  doit  Hre  Vattilude  des  goiivernements  vis-a-vis  des  ynissions. 
Rapport.  (Institut  Colonial  International.  Session  tenue  ä  Londres  en  mal  1913.) 
Bruxelles  1913.     Etablissements  generaux  d'Imprimerie.     76  S. 

866.  Voigt,   C,  Die  Mission  und  der  Islarn.     WI  I   165  f. 

Appell  an  seine  deutschen  Landsleute,  endlich  das  weit  verbreitete  Mißtrauen  gegen 
die  Missionare  fallen  zu  lassen  und  nach  dem  Beispiel  anderer  Länder  die  Tätigkeit  der 
Mission  »in  der  Aufklärung  dunkler  Zusammenhänge  von  Völkern,  Zeiten  und  Religions- 
anschauungen«  für  die  Wissenschaft  anzuerkennen.  »Es  ist  gar  kein  Zweifel,  daß  alle  jene 
Männer,  die  Tag  für  Tag  mit  allen  Volkskreisen  in  Berührung  kommen,  mit  allen  Winkeln 
und  Ecken  bekannt  werden,  ein  Anrecht  darauf  haben,  in  ihrer  Meinung  auch  über  Länder, 
Völker  und  Wesen  des  modernen  Islams  gehört  zu  werden,  wobei  es  selbstverständlich 
ist,  daß  sie  die  Dinge  mit  gleicher  Klarheit  und  Unvoreingenommenheit  betrachten  wie 
irgendein   Beschauer.«  R.  Mielck. 

867.  Watson,  Andrew,  Cairo,  Our  only  gospel.     MW  IV  69—72. 

868.  Wilson,  S.  G.,  The  Russian  occupation  of  northern  Persia.     ]MW  III  4  339 — 349. 

Duldung  und  Ausbreitung  des  Christentums  in  Persien  in  alter  und  neuer  Zeit  und 
die  Aussichten  für  die  christliche  Mission  im  Falle  einer  Annexion  Nordpersiens  durch 
Rußland.  H.  Ritter. 

869.  Woodman   StOCking,  Annie  (Teheran),  Education  and  evangelization  in  Persia.     MW 

III  391 — 400. 

870.  Würz,  Friedrich,  The  Bethel  Conference.     MW  IV  82—84. 

871.  Zwemer,  S.  M.,  The  Moslem  Idea  of  Truth.     »Lutheran  Church  Work«  Philadelphia 

January  29th    1914. 

872.  —  — ,  The  Moslem   Christ.      Bespr.   IRM   19 13,   S.   186—189. 

873. ,  The  dying  forces  of  Islam.     MW   IV,  64—68. 

Besprechung  von  Mohammed  el  'Attar's  Buch:  Where  is  Islam}  An  Essay  seiting 
forih  ihe  Present  Condition  of  Moslems,  socially,  intellectiialy,  and  morally,  in  dem  der  junge 
Azharlehrer  klagt,  daß  nirgends  auf  der  Welt  der  wahre  Islam  zu  finden  sei,  eine  Klage, 
die  übrigens  wohl  so  alt  ist  wie  der  Islam  selber,  und  schwerlich  dazu  berechtigt,  mit  Z. 
den  Islam  tot  zu  sagen.  H.  Ritter. 


Kritische  Bibliographie,  333 

874.  Zwemer,  S.  M.,  Raymundiis  Lullus,  der  erste  Mohammedaner-Missionar.  Aus  dem 
Englischen  übersetzt.  XVIII  126  S.,  10  Taf.,  Wiesbaden,  Sudan-Missions- 
buchh.,  1913. 

875.  MIsslonary  Review  1913,  10.     Comparative  Religion  for  Moslems.     Bespr.  v.  S.  M. 

Zwemer.  —  News:  Moslem   University  at  Mecca. 

876.  A  Turkish  Cemetery.    MW  III  425. 

877.  Neue  Glossen  zum  Balkankriege:  Zwangstaufen  unter  den  Pomaken.  Die  christliche 
Welt  191 3,  S.  518  (vgl.  Islam  IV  S.  463  Nr.  679). 

878.  MIsslonary  Occupatlon  ot  Algeria.    \rw  III  428. 

Statistik  der  Bevölkerung  von  Algerien  und  der  Missionsstationen  nach  der  letzten 
amtlichen  Schätzung.  H.  Ritter. 

879.  A.,  Seltsame  W ahnvorslellungen  bei  den  Mohaynmedanern.    Afrika-Bote  XIX  19 12/13, 

S.  237 — 241.     Aus  Kabylien. 

880.  H.  W.  W.,  Islam  in  Korogwe  Archdeacony.  Central-Africa  XXXI,  1913,  S.  105 — 108. 
In  Ushambala. 

881.  M.  D.,  Mohammedanism  in  Malaya.     London  191 3. 

Abdruck  aus  »The  East  and  the  West«.  »Without  professing  to  be  more  than  a  digest 
of  facts  found  in  the  publications  of  those  with  first-hand  knowledge  of  the  field,  it  is  a 
pamphlet  worthy  of  close  attention.  .  .  .«    E.  J.  M.  B.  in  MW  IV  221,  H.  Ritter. 

882.  S.  W.  W.  W.,  Challenging  the  Crescent.    Mercy  and  Truth.    London,  Febr.  191 4. 

Missionsärztliche  Pläne  für  Palästina,  Arabien  und  Persien  der  »Church  Missionary 
Society«.      (Nach  MW  IV  224.)  H.  Ritter. 

883.  N.  N.,  A  Twice-born  Turk  (III,  IV,  V).   Missionary  Review  of  the  World.   New  York, 

Dez.    1913,   Jan.-Febr.    1914. 

Weitere  Erinnerungen  eines  bekehrten  Scheichs,  übersetzt  von  A.  T.  Upson  (MW  IV 
224).  H.  Ritter. 

884.  N.  N.,  Muhammedanerna  i  Erna.     Bihang  tili  Missionstidning  för  Finland.  Nr.  6,  7, 

1913- 

885.  N.  N.,  Sarekat  Islam.     Der  Missions-  und  Heidenbote  XXXV  Nr.  8,  S.  293—298. 

886.  N.  N.,  Madagascar  for  Christ.      London,   Foreign  Missionary   Society,   1914. 
Ergebnisse  einer  Erkundungsreise  von  neun  Leitern  von  Missionsgesellschaften  nach 

Madagaskar.   Die  Zahl  der  muslimischen  Bewohner  wird  auf  75  000  geschätzt.   Eine  Karte 
über  die  Stäname  der  Insel  ist  beigefügt.     (Nach  der  Bespr.  v.  E.  J.  M.  B.  MW  IV  220.) 

H.  Ritter. 

887.  N.  N.,  jfestcs  in  the  Holy  Quran  (I — II).  The  Review  of  Religions.  Qadian,  India. 
Nov. -Dez.  19 13.  Entgegnung  auf  Zwemer:  The  Stumbling  Block  of  the  Gross,  MW 
April  191 3. 

888.  N.  N.,  Islam  from  a  medical  Standpoint.     A  Symposium.     MW  III  367 — 3S5. 

Eine  Sammlung  von  überaus  traurigen  Bildern  und  Erfahrungen  aus  der  missions- 
ärztlichen Praxis  in  den  verschiedensten  muhammedanischen  Ländern  aus  der  Feder 
verschiedener  Missionsärzte.  Am  Schluß  eine  Inhaltsangabe  des  (wertlosen)  Buches  von 
Opitz:  Medizin  im  Koran.     Stuttgart  1906,  von  Zwemer.  H.  Ritter. 

Islam.     V.  2  ^ 


~  ~  .  Kritische  Bibliographie. 

IX.  Verwandte  Gebiete. 

889.  Abu  Kurra,  Des  Theodor,  Traktat  über  den  Schöpfer  und  die  wahre  Religion.  Übersetzt 

von  Pfarrer  Dr.  Georg  Graf.  Münster,  AschendorfE,  1913.  66  S.  (Beiträge  zur 
Geschichte  der  Philosophie  des  Mittelalters  XIV.  Band,  i.  Heft.)  Bespr.  voa 
Horten  ThLZ  1914  Sp.  396  f. 

890.  Daiches,  S.,  Babylonian  Oil  Magic  in  the  Talmud  and  in  the  later  Jewish  literature. 
42  S.     (Jews'  College,  Publication  5.)     London  1913. 

891.  Darmstaedter,  Paul,  Geschichte  der  Aufteilung  und  Kolonisation  Afrikas.  I.  Bd.: 
141 5 — i8yo.  Berlin  und  Leipzig,  G.  J.  Göschensche  Verlagshandlung  G.  m.  b.  H., 
1913.     VIII  u.  320  S.     Bespr.  v.  Hänsch  Geogr.  Zeitschr.  1914  XX  58. 

892.  Golubovich,  G.,  Biblioteca  bio-bibliographica  della  terra  santa  e  delV  Oriente  francescano. 
Nuovo   archivio  veneto   1913,   Juli — September. 

893.  Monutnenta  Talmudica,  Bd.  II  /?ecAi  bearbeitet  von  Salomon  Gandz,  2.  Heft, 
Orion-Verlag,  Wien  u.  Leipzig  19 14- 

894.  Nau,  F.,  Les  minologes  des  evangeliaires-arabes.  Bespr.  v.  PS.  Grebaut.  Revue  de 
rOrient  Chretien,  1913,  2  ser.  Bd.  VIII,  3. 

895.  Schick,  J.,  Corpus  Hamleticum,  Hamlet  in  Sage  und  Dichtung,  Kunst  und  Musik. 
I.  Abteilung:  Sagengeschi chth che  Untersuchungen,  i.  Band:  Das  Glückskind  mit 
dem  Todesbrief.  Orientalische  Fassungen.  XVI,  418  S.  Berlin,  Emil  Ferber,  1912. 
Bespr.  V.  W.  Hengstenberg  BZ  XXII  545  f. 


The  Tajärib   al-Umam    of  Abu  'Ali  Miskawaih. 

By 

H.  F.  Amedroz. 

The  recent  appearance  of  Vol.  V  of  thc  Tajärib  al-Umam  is  an 
opportunity  for  saying  something  on  that  and  on  Vol.  \\,  the  concluding 
part  of  thc  work,  for  both  deal  with  a  period  latcr  than  Tabari  and, 
ceasing  to  be  a  mere  echo  of  that  historian,  contain  original  matter  ^) 
much  of  which  appears  in  an  abridged  form  in  the  Kdmil  of  Ibn  al- 
Athir.  The  first  sixty  pages  of  Vol.  V  are  conccrned  with  the  closing 
years  of  Mu'tadid  and  with  the  short  reign  of  Muktafi  and  all,  with  the 
exception  of  the  two  anecdotes  referred  to  below,  is  found  in  Tabari, 
but  from  the  accession  of  Muktadir  onwards  thc  narrative  becomes 
independent  of  Tabari,  and  also  in  the  main  independent  of  'Arib, 
who  appears  to  have  drawn  his  material  from  Süli,  d.  A.  H.  335 
(Wüst.  No.  115)  and  from  Farghäni  who,  likc  'Arib,  continued 
Tabari,  d.  circ.  A.  II.  362  (Kindi,  introd.  p.  51). 

Miskawaih's  narrative  of  Muktadir's  reign  down  to  the  death 
of  Ibn  al-Furät,  A.  H  312,  proves  to  bc  largely  identical  with  the  Con- 
tents of  HilkV s  Kiidb  al-Wuzard^),  and  it  is  probable  that  the  matter 
concerning  thc  viziers  *Ali  b.  Tsa,  Hamid  b.  al-*Abbäs,  and  Ibn  Mukla 
would  likewise  bc  found  in  the  missing  portions  of  Hiläl's  work 
Both   historians   relicd   certainly    on    the   history   of    Hiläl's    uncle, 


1)  Dr.  Sarasin  has  compared  the  portion  of  the  Tajdrib  edited  by  de  Goeje  in 
Fragm.  Hist.  Arab.  Vol.  II  (which  is  covered  by  the  contents  of  the  forthcoming  Vol.  I\' 
of  the  Gibb  Facsimile)  with  Tabari's  history  and  informs  me  that,  practically,  the  whole 
is  to  be  found  there.  The  advantage,  therefore,  to  accrue  from  the  publication  of  Vol.  IV, 
even  were  it  to  prove  more  legible  than  the  other  volumes,  is  not  obvious. 

*)  They  were  contemporaries:  Hiläl  lived  A.  H.  359— 44S;  Miskawaih's  death  is 
dated  A.  H.  421  {Irshäd  II.  S9.  I.  1),  but  as  he  describes  himself  in  the  Tajärib  as  in  atten- 
dance  on  the  vizier  al-Muhallabi  as  early  as  A.  H.  341  (Vol.  VI.  p.  194.  1.  5).  this  date 
seems  too  late. 

Islam.     V.  24 


336 


H.  F.  Amedroz, 


Thäbit  b.  Sinän,  the  continuer  at  Baghdäd  of  Tabari,  (Wüst. 
N0.135),  forthey  quote  him  byname.  In  thePreface  to  Vol.  V  it  is  sug- 
gested  (p.XII)  that  Miskawaih  "had  at  his  elbow  some  füll  chronicle 
of  the  Caliphate  which  is  unfortunately  at  present  unknown  to  us". 
The  supposition  seems  to  be  uncalled  for  having  regard  to  Thäbit 's 
history,  and  had  any  such  chronicle  existed  it  would  probably  have 
been  disclosed  in  later  histories.  One  of  these,  yet  another  continuation 
of  Tabari  by  Muhammed  b.  *Abd  al-Malik  al-Hamadhäni, 
d.  A.  H.  521  (Wüst.  No.  232),  is  extant  for  this  period  in  the  Ms.  Paris, 
Ar.  1469,  and  whilst  it  is  apparent  that  the  narrative  is  largely  based 
on  that  of  Miskawaih  although  he  is  never  mentioned  therein  by 
name,  some  of  the  matter  is  given  on  the  authority  of    Thäbit. 

Another  history  which  Covers  this  period  is  the  Kitdb  al  ^Uyün 
(Brock.  I.  p.  344)  viz.  the  portion  of  it  comprised  in  the  Berlin  Ms. 
which  is  subsequent  in  date  to  that  published  by  de  Goeje,  Fragm. 
Hist.  Arab.,  Vol.  I:  it  corresponds  with  the  entirety  of  Vol.  V  and  most 
of  Vol.  VI.  The  Contents  point  rather  to  a  source  other  than  Miska- 
waih, and  in  some  cases,  e.  g.  for  the  Caliphs  Rädi  and  Muttaki,  the 
authority  cited  is  Farghäni.  In  one  case  this  diversity  of  source 
provides  us  with  accounts  of  the  same  incident  from  different  points 
of  view.  The  story  of  Ibn  Thawäba's  attempt  to  extort  from  Ibn  al 
Furät,  on  his  first  fall  from  office  in  A.  H.  299,  the  inordinate  sum 
of  thirteen  million  dinars  occurs  in  Vol.  V,  pp.  170 — 172,  and  in 
Hiläl's  W Uzara,  p.  103,  (and  also  in  the  Leiden  Ms.  of  Faraj  ba^d 
Shidda,  although  it  is  wanting  in  the  printed  edition),  as  told  by 
Ibn  al -Furät  after  he  had  recovered  office.  In  the  Kitdb  al- 
'■JJyün  we  are  given  Ibn  Thawäba's  version,  of  which  the  text  is 
appended  for  the  purpose  of  comparison  ^).     The  truth  may,  I  suggest, 

CJ-^ls      J3JL5      v3Sv«"^5      r*.^      ^J-IsLäS       ^>.:J      J^st.      X.^)^      ,-•£      ..^^».5      o!-äjl 

„  •>  > 

.j;  J(     ,i.c    U-'i!     :l3.s»     X\     si><.ÄxJj    ^".^i^sr    *jÜ3!     i^.xJ    o^s!     *.i       rioljj 
?Ü!    v>>*sS     ,->^^*   .>yj's    ^'^    -^^JJ^'    ci^'^    *^^j    ^'■^    ^^^  ^^     ^    i?■•l^'^*    j»^--.-) 

— ■    "  ■'►.■' 


The  Tajärib  al-Umam  of  Abu  'Ali   Miskawaih.  237 

embrace  both  the  versions.  The  vizier  portrays  himself  as  resisting 
the  Claim  by  argument,  and  as  being  consoled  under  the  suffering  in- 
flicted  on  him  by  Ibn  Thawäba  in  the  thought  that  it  might  be  a 
requital  for  his  hasty,  and  soon  repented,  illtreatment  of  others  in  the 
past.  Ibn  Thawäba  depicts  the  vizier  as  protesting  against  a  person 
of  his  official  rank  being  treated  with  violence.     The  opening  dialogue 


v^^vJ^'^    xL«i^t_5  j*^^   !>^5    LXi>-j   ■^jaLs    }'^j    J:^  ÄJt*:^  (J^3  qj!  q>» 

oJi    O^i    Ä-Sblij    *Ix=>     oJVp-.s       AiJI      (^      OAxS     !u\i:     O^^l      [J.Ä     -jju] 

.-.^  'x>o>-  O-a:^^-!  uXi»  \>JLc  vi:/*i30  f»wj|  ä-j^'  iAäJ  .•.»^  w^-b  .,-ÄjJ 
^_j  .  •         ^  -^       ■•  ,    ••  •     »^'  >    •• 

„ob    ^5     v^sJLi>    ilt    a-*^lj    J>~J    .-ji     O^Jjt^!     *-->-^     -^^^     ''^^_7?     -^3     ^^^ 

?v_5y«3     '^^-^^     i^t  .  •,j.j'!     (-»V«     ;j^A.J!     Q^    ^;^     W^:^    :  Jt-Ä5     QtVy^      L?^^^^^       C>^^iÄ5 

OL^»  9  j^"^^  ^'^^  ^  ^-^'^5  O^  '^-^}^  '^^^  CT^  J^tv«-«^!  iUs-L-o  :oJJis 
c\i>!j  *^y-o  j.Lä5  ^.,!l\;-wJI    ,1!    J.JÖ3    .-^  y'jö  ^S    i^Ur  yuzJl   ^-j  ^Vxi 

is./8jj  La^  :  *-..*v^J  ^^^^ÄS  .«X=>|*J  dV-^  i^y^J  j^^ji  f*;y*^  i-J  :  ^^  --^  *-*^^ 
,i>.cj»  xla^r  ../)  iüili-üt»  _ä.x>*J!  oAi>i  s^  c>J-J  -j!  :o^  r»iU-a 
'Lj-Ji    »-^         .,!A>L*ji    ^!    3^-:>!    ^!»    ^S^    .Vj^    ^o-Ji    (^c\-!     *^!     o-    *-^*-^' 

:  o^Uis  .sJwA.o«3l_5  :  i3^Äj_5  -Xo  Jot:>-^  .Jj-'i  Lv?  J«.ix  w^5j  i-«  J:^-^' 
X  u  o       •    •  •■  -v    ^  .  >  •      v^^  ... 


} 


{Kitäb  al-^Uyün^   Berlin  Ms.  fol.  75^'.  sub  A,  H.  300.) 

24* 


338 


H.  F.  A  m  e  d  r  o  z  , 


between  them  discloses  that  a  marriage  between  members  of  their  two 
families  had  resulted  in  making  Ibn  Thawaba  a  connection  of   Ibn 
*Abdün,  whose  death  Ibn  al-Furat  had  caused  during  bis  vizierate  for 
conspiring  to  supplant  him  (Vol.  V  p.  71  and  Wuzardp.  26),  and  he  sur- 
mises  that  his  death  was  now  going  to  be  avenged  on  himself,  whereas 
Ibn  Thawaba  resents  the  connection  being  disclosed  at  all.     As  a 
precedent  for  his  ill  treatment  of   Ibn  al-Furät  he  cites  the  case  of 
Ismä'il  b.   Bulbul  to  whose  patronage,  he  says,  the  brothers  Ahmad 
and  'Ali  b.  al  Furät  owed  their  official  success  ^).     They  had  indeed 
shared  his  fall  in  A.  H.  278  (Tab.  III.  2123),  and  were  in  prison  until 
released  by  his  successor  *Ubaid  allah  b.  Sulaimän  when  he  stood  in 
need  of  competent  officials  such  as  thcy  were,  [Wuzard  pp.   8 — 10); 
indeed  the  ability  of  the  eider  brother  Ahmad  (as  to  ^\hom  see  ib. 
pp   j7Q_2oo),  nearly  made  him  vizier  on  *Ubaid  allah's  degth  in  288  — 
see  the  story  from  the  Muntamm given'm  Hildl,  Introd.  31.  n  3;  also  in 
the  Mir'  dt  al-Zamän,'Par.  Ar.  6133,  iii  h.  Ahmad  died  in  291  (Dhahabi, 
Leiden  843.  159  a,  Rev.  Cat.  11.  p.  21),  and  his  brother 'Ali's  continued 
favour  under  the  viziers  Al-Käsim  b.  'Ubaid  allah  and  al-*Abbäs  b.  al- 
Hasan  is  shewn  by  anecdotes  in  Wuzard.  He  may  now  have  regarded  Ibn 
Bulbul's  memory  with  gratitude,  for  when  Ibn  Thawaba  begins  to  give 
particulars  of  the  tortures  inflicted  on  him,  which  are  referred  to  by 
Mas'üdi,   Prairies   d'Or  VIII.  1092)    and  told  in  repulsive  detail  in 
Tanükhi's  Nishwdr,  Par.  Ar.  No.  3482  3),  he  begs  him  to  desist.     Ibn 
Thawaba' s  closing  act  of  illtreatment,  the  dragging  to  and  placing 
his    head  on    the  Sanddn    (obscure  in  meaning)   terrified  the  victim 
w^hose  cries  drew   taunts  from  his  tormentor.     In  time  came  his  re- 
tribution    when    he    was    done    the    death    in    prison    at    Küfa    in 
A.  H.  303  ['■Arth  59),  that  is  to  say  before  the  date  of  Ibn  al-Furät's 
second  term  of  office.     It  is  to  be  noticed  that  *Umm  Müsa  accuses 
Ibn  al-Furät  of  having  entertained  a  project  of  supplanting  the  ruling 
dynasty  by  an  Alide  one,  and  that  such  a  suspicion  had  conduced  to 
his  fall  is  shewn  by  the  absurd  inference  drawn  from  the  sight  of  an 
empty  litter  procceding  towards  Küfa,  told  Wuzard  p.  265—7,  ^vhere 
the  absurdity  is  emphasized  by  a  note  on  the  margin  of  the  Ms.    The 
imminence  of  the  Fatimide  conquest  of  Egypt  and  Syria  must  have 
kept    the  dynasty  evcr  in  fear   of   an   Alide  rival,  certain  of  support 


1)  Hamid  b.  al-*Abbäs  when  imprisoned  by  Ibn  Bulbul  relied  on  the  intercession  of 
Abu-l-*Abbäs  b.  al-Furät,  —  Faraj  ba'd  Shidda  I.  p.  ii4-  1-  "• 

2)  The  term  ^  j^'^^    ^'^  is  there  rendered  by  "gelatine";   it  is  äquivalent  to  o^J. 

3)  The  pubhcation  of  this  Ms.   by  Professor  D.  S.  Margoliouth  may  be  looked  for 
in  a  year's  time. 


The  Tajiirib  al-Umam  of  Abu  'Ali  Miskawaih.  339 

from  wealthy  and  high  placed  members  of  the  family  at  Baghdad  and 
f rom  the  population  of  the  large  Karkh  quartcr.  Hamadhdni,  in  the  above 
mentioned  continuation  of  Tabari,  relatcs  how  Mu'izz  al-Daula  had 
resolved  on  such  a  change  in  the  Caliphate,  but  was  dissuaded  by  his 
vizier  al-Saimari  who  urged,  inter  alia,  the  Abbasid  demerits  as 
ground  for  prefcrring  them  to  any  other  linc  as  puppets  to  the 
princes  of  the  Buwaihid  dynasty. 

Two  gaps  occur  in  this  facsimilc  of  the  Tajdrib  al-Umam.  In  one 
of  them,  (Vol.  VI.  p.  439),  should  have  been  told  the  failure  of 'Adud 
al-Daula  in  A.  H.  364  to  suppress  the  revolt  of  Ibn  Bakiyya  at  Wäsit 
which  he  had  sent  him  to  govern  at  his  own  request,  and  with  a  view 
to  gaining  him  over  to  compliance  with  his  rule  (ib.  p.  437).  The  defeat 
of  *Adud  al-Daula's  force  by  Ibn  Bakiyya's  troops,  assisted  by  a  con- 
tingent  from  *Umrän,  the  rulcr  of  the  Batiha,  is  recorded  by  Ibn  al- 
Athir  \TII.  479,  1.  11,  in  the  course  of  what  has  every  appearance  of 
being  an  abridgmcnt  of  Miskawaih 's  narrative.  And  inasmuch  as 
the  latter  was  an  avowed  admirer  of  *Adud  al-Daula,  and  had  small 
esteem  for  Ibn  Bakiyya  or  for  his  sovereign  *Izz  al-Daula,  the  above 
Omission  cannot  be  attributed  to  intention;  moreover  he  admitted 
openly  enough  the  subsequent  shipwreck,  for  a  time,  of  *Adud  al- 
Daula's  policy  owing  to  his  father  Rukn  al-Daula's  obstinate  and 
unreasoning  support  of  *Izz  al-Daula:  the  Omission  must  therefore  be 
attributed  to  lack  of  information. 

The  other  gap  at  the  close  of  A.  H.  366  (Vol.  \T.  p.  476)  should 
have  included  an  account  of  the  fall  of  Abu-1-Fath  ibn  al-*Amid,  This 
Omission  is  obviously  not  designed,  for  the  heading  of  the  omitted 
event  is  given.  And  that  it  would  in  the  natural  course  have  been 
inserted  is  clear  from  this,  that  the  son's  unfortunate  defects  of  cha- 
racter  had  been  indicated  by  Miskawaih,  and  the  prophecy  of  Abu-1- 
Fadl,  the  father,  that  thcy  would  result  in  thcir  house's  ruin  had  been 
recorded  (Vol.  VI.  p.  347.  1.  10).  The  prophecy  will  be  found  also  in 
the  son's  life  in  Irshdd  al-Arih  Vol.  V.  p.  371,  in  the  citation  there  given 
from  Miskawaih's  w^ork,  and  it  is  to  be  noticed  that  the  previous 
accounts  of  the  son's  dismissal  from  office  and  death  —  pp.  349  and 
358  —  are  based,  not  on  the  authority  of  Miskawaih,  but  of  Hiläl- 
al-Säbi  and  of  the  vizier  al-Äbi  (d.  A.  H.  421,  Brock.  I.  351).  The 
account  of  his  death  may  therefore  have  been  likewise  abscnt  from 
the  copy  of  the  Tajdrib  used  by  the  author  of  the  Irshdd.  In  the  Ms. 
Bodleian  Marsh  357,  which  includes  this  portion  of  \'ol.  \T,  the  gaps 
are  not  present,  and  the  narrative  proceeds  continuously  and  without 
any  diversity  from  the  text  of  Vol.  VI. 


^4.0  ^-  ^*  Amedroz, 

It  is  in  telHng  of  the  murder  of  Mardäwij  in  the  year  A.  H.  323, 
that  Miskawaih's  name  first  occurs,  and  he  states  that  he  derived 
his  Story  from  the  deceased  statesman  Abu-1-Fadl  Ihn  al-*Amid, — Vol. 
V.  479  —  but  from  A.  H.  344  onwards,  —  Vol.  VI.  181  —  he  declares 
the  narrative  to  be  based  on  his  own  knowledge,  supplemented  by  in- 
formation  given  him  by  Ibn  al-*Amid  who  had  narrated  to  him  the 
encounter  between  Rukn  al-Daula  and  the  Samanid  general  Karätakin 
which  he  was  then  telling,  and  he  emphasizes  the  accuracy  and  value 
of  the  Information  so  acquired.  Henceforth  too  he  appears  himself  as 
an  actor  in  events.  In  A.  H.  341  he  was  already  one  of  the  vizier  Mu- 
hallabi's  circle  —  ib.  194.  1.  5.  In  A.  H.  355  he  saw  at  Rayy  the  re- 
ception  of  the  Marzubän  by  Rukn  al-Daula  —  ib.  280.  1.  ult.,  and  he 
was  in  constant  and  close  attendance  on  the  vizier  Ibn  al-*Amid  until 
his  death  in  A.  H.  360,  as  appears  from  his  eulogy  of  his  patron,  already 
published  in  Der  Islam,  III.  339—346-  In  A.  H.  363  he  accompanied 
the  son  Abu-1-Fath  b.  al-'Amid  from  Rayy  on  his  expedition  to  rescue 
*Izz  al-Daula  from  the  revolting  Turkish  troops  under  Alaftakin,  — 
ib.  427,  1.  I.  And  in  A.  H.  368  he  was  one  of  those  sent  by  *Adud 
al-Daula  to  bring  away  the  prisoners  and  treasure  captured  at  the 
surrender  of  the  stronghold  of  Ardamisht,  when  he  pleaded  in  vain  with 
the  sovereign  the  cause  of  its  Commander,  Täshtam,  who  sought  to 
escape  being  surrendered  to  his  former  master  the  Hamdanid  Abu 
Taghlib,  —  ib.  496—497. 

Miskawaih  closes  his  history  abruptly  in  A.  H.  369,  (the  point  is 
indicated  by  Ibn  al-Athir,  VIII.  521,  1.  2),  at  the  moment  when 
'Adud  al-Daula's  failing  health  was  shewing  itself.  As  he  must  have 
survived  him  by  quite  half  a  lifetime  it  is  stränge  that  he  did  not  bring 
his  work  down  to  the  monarch's  death,  but  that  task  was  left  to  be 
performed  by  Muktadi's  vizier  Abu  Shujä*,  died  A.  H.  488  (Wüst. 
No.  227,  where  the  date  of  death  is  erroneous);  his  Dhail  to  the  Tajdrib 
extends  to  A.  H.  389,  as  stated  by  Ibn  al-Athir  IX.  107,  1.  5,  who 
made  use  of  it  for  the  Käjnil.  By  the  zeal  of  his  Excellency 
Ahmed  Zeki  Pacha  this  text  has  recently  been  recovered  in  Constanti- 
nople,  and  its  publication  would  form  a  fitting  sequel  to  that  of 
Vols.  V  and  VI  of  the  Tajdrib,  (Vol.  V  is  already  in  course  of 
being  printed  at  Cairo),  for  it  so  happens  that  the  Dhail  precisely 
bridges  the  interval  between  the  close  of  the  Tajdrib  and  the 
opening  of  the  thrce  years  fragment  of  Hiläl's  history  which  was 
published  in  the  same  volume  as  his  Wuzard.  The  fragment  would 
afford  a  specimen  of  oricntal  history  in  its  original  form;  the  Dhail 
would  present  othcr  portions  of  that  history  apparently  but  slightly 


The    Tajärib  al-Umam   of  Abu  'Ali  Miskawaih.  ^41 

abridged^);  and  the  morc  rigorous  abridgmcnt  would  appcar  in  the 
pages  of   Ibn    al-Athir. 

The  summary  of  the  contents  of  Vol,  V  appcars,  from  what  is  said 
in  the  preface,  to  have  undergone  vicissitudes  of  which  indecd  it  bears 
traces.  It  isdcscribed  as  being  more  minute  than  that  prefixed  toVol.  I, 
owing  to  the  increased  importancc  of  this  text,  (and  indeed  Vol.  I  was 
merely  Jabari  abridged),  but  even  as  it  Stands,  it  can  scarcely  be  re- 
garded  as  adequately  representing  the  narrativc,  for  the  illegible  con- 
dition  of  the  text,  which  the  preface  admits  and  explains,  makes  a 
faithful  summary  espccially  necessary  as  a  guide  to  its  contents.  The 
sixth  and  concluding  volume,  which  is  to  be  the  next  in  order  of  publica- 
tion,  will  be  found  to  be  even  less  legible  than  the  fifth;  it  would  be 
well  therefore  if  its  summary  were  subjected  to  some  special  care. 

A  marked  feature  of  the  summary  is  the  preponderance  of  names 
over  facts,  and  those  names  often  imperfectly  identified.  It  is  the 
Nisba  or  some  patronymic  which  is  valuable  as  a  means  of  Identifica- 
tion: it  is  the  füll  name  minus  the  Nisbawhich,  as  a  rule,  is  given:  e.  g. 
on  p.  XV  there  is  nothing  to  shew  that  Bakr  (who  died  after  joining 
the  Alide  in  Tabaristän)  and  Härith  are  brothers,  and  both  of  them 
of  the  Abu  Dulaf  family.  On  the  other  hand  in  the  opening  paragraph 
on  that  page  the  use  of  "al-Qädi"  as  a  Nisba  is  misleading,  for  Yüsuf 
was  but  one  of  many  Qädis  and  his  Nisba  was,  in  fact,  al-Azdi.  Again 
the  Statement  on  p.  XVI  that  the  Caliph  "recognises  the  independence 
of  Harun  b.  Khumärawaih  in  Egypt"  would  have  staggered  Mu'tadid 
whose  father,  Muwaffak,  had  been  the  persistent  adversary  of  Ahmad 
b.  Tülün,  Khumärawaih's  predecessor.  What  the  latter  now  askcd 
and  was  granted,  was  merely  a  confirmation  of  the  Status  quo,  with  a 
surrender  by  him  to  the  Caliph  of  a  part  of  his  territory.     In  five  years' 


J)  That  the  author  of  the  Dhail  based  his  work  on  Hiläl's  history  is  certain.  After 
frequent  quotations  from  a  Sä/iib  al-Ta'rikh,  he  gives  on  that  authority  an  anecdote  of 
'Adud  al-Daula's  zeal  in  repressing  brawls,  and  the  Sd/iib  al-Ta*nkh  recalls  an  occasion 
-A-hen,  "Abu  Ishäk  niy  grandfather  being  in  prison",  a  friend  who  was  in  conversation  with 
his  father  had  a  difference  with  a  passing  fruit  vendor  as  to  which  a  bystander  was  with 
difficulty  prevented  from  giving  Information  to  the  authorities.  The  grandfather  is  Abu 
Ishäk  Ibrahim,  the  author  oi the Kiidb  al-Tdji,  and  he  was  in  prison  until  released  after 
the  death  of  'Adud  al-Daula  by  Samsäm  al-DaijJa  (see  his  life  Irshdd  al-Arih  I.  325,  1.  11 
and  that  of  his  son,  Muhassin,  father  to  Hiläl,  ib.  VI.  244).  Again,  Ibn  al-  Kalänisi's 
History  of  Damascus,  which  from  A.  H.  44S  onwards  forms  a  Dhail  to  that  of  Hiläl,  is  for 
its  earlier  portion  largely  based  on  his  history,  as  is  shewn  by  some  of  its  matter  being 
quoted  in  the  same  words  by  Sib  t  ibn  al-Jauzi  direct  from  Hiläl.  In  the  Dhail  of 
Abu  Shu  ja'  forty  consecutive  pages,  (one  twelfth  of  the  whole),  are  devoted  to  Egyptian 
and  Syrian  affairs,  and  most  of  their  contents  occurs  alniost  verbatim  in  Ibn  al  l^.alänisi. 
The  inference  is  that  both  of  them  were  quoting  Hiläl. 


342 


H.  F.  Amedroz, 


time  the  whole  was  recovered  for  the  Caliphate  by  the  Kdtib  Muhammed 
b.  Sulaimän.  This  Kdtib  is,  I  think,  identical  with  the  official  of  the 
same  namementioned  on  p.  119  of  the  text,  (omitted  in  the  summary), 
as  employed  against  Ibn  Musäfir  of  Tarum  (the  ancestor  of  the  line 
of  Sallärs  so  largely  mixed  up  with  Rukn  al-Daula),  for  the  identity 
appears  reasonably  clear  from  the  account  of  his  intervening  career 
given  by  Makrizi  in  the  )>Mukafjä<*  (see  note  J.  R.  A.  S.  1908,  p.  451). 
On  p.  XVI,  Ismä'il,  the  conqueror  of  *xA.mr  b.  Layth,  the  Saffarid,  is, 
of  course,  the  Samanid. 

The  story  of  the  message  sent  by  the  Karmathian  Abu  Sa'id  to 
the  Caliph,  which  is  "wanting  inTabari,"  (p.  XVII),  occurs  in  Faraj 
ha'-d  Shidda  I.  iio:  here  its  purport  is 'somewhat  misstated.  Abu 
Sa'id's  message  was  that  his  power  of  withdrawal  into  the  desert  made 
him  safe  against  any  force  sent  against  him;  moreover,  that  his  terri- 
tory was  not  worth  taking.  "Fallere  et  effugere"  is,  in  a  sense,  to 
triumph,  but  such  a  triumph  should  not  be  described  as  likely  to 
result  in  the  opposing  force  being  "overpowered".  And  the  second 
anecdote  on  the  same  page,  also  "vvanting  in  Tabari"  but  present  in 
Faraj  ha'-d  Shidda  IL  17,  is  incorrectly  reproduced  in  the  summary. 
What  the  Imäm  saved  by  his  untimely  but  ingenious  call  to  prayer 
was,  not  the  woman's  life,  but  her  honour,  for  her  failure  to  get  home 
owing  to  the  violence  of  the  drunken  turkish  trooper  would  have  made 
her  liable  to  be  divorced. 

The  Statement  at  the  foot  of  p.  XVII  that  the  vizier  "intrigues" 
against  Badr,  who  "falls  into  the  hands  of  his  enemies,  and  is  beheaded", 
is  a  very  colourless  account  of  an  act  of  treachery  which  Stands  out 
even  in  oriental  annals.  The  vizier  having  failed  to  induce  Badr  to 
join  him  in  altering  the  succession  to  the  Caliphate,  was  careful  to 
procure  the  choice  of  Muktafi  as  Caliph  on  the  ground  that  he  was 
hostile  to  Badr.  And,  apprehensive  that  once  Badr  had  reached  the 
Court  he  would  disclose  the  project  which  he  had  foiled,  the  Vizier 
lured  him  on  by  a  pretended  safe  conduct  which  he  found  a  Kadi 
pliant  cnough  to  convey  without  actual  Instructions  from  the  Caliph, 
intercepted  him  on  his  way,  and  had  him  killed;  and  the  Kadi, 
incurrcd  populär  reproach  for  his  conduct.  The  small  increase  in 
the  summary's  bulk  by  such  detail  as  would  have  given  an  insight 
into  the  Standard  of  conduct  and  of  morals  thus  depicted  would 
not  have  been  waste:  in  Tabari,  the  latin  argument  adequately 
reproduces  the  story. 

Passing  to  the  accession  on  Muktadir  (p.  XIX  ult.)  we  are  again 
face  to  face  with  "intrigues"  on  the  part  of  the  vizier.    In  this  case  these 


The  Tajärib  al-Umam  of  Abu  'Ali  Miskawaih.  343 

represent  his  bona  fide  doubt  as  to  who  should  bc  named  Caliph,  and 
the  advicc  he  sought  and  received  thereon  from  Ibn  al-Furät,  which 
appears  more  fully   in    Hiläl's    Wuzard,    114.      And   Ibn    al-Furät's 
subsequent  "good  government"  as  vizier  (p.  XX)  lay  mostly  in  precept 
contained   in  letters   of   advicc    sent    to    provisional    governors;    his 
practice,    as   recorded  in  the  text,  was   that   with   a  practically   free 
hand  owing  to  the  Caliph's  frivolity  (he  was  but  thirteen  years  old), 
he  emptied  the  treasury.     The  anecdotcs  of  his  methods  (pp.  73 — 75) 
are  not  noticed  in  the  summary:  one  is  given  in  Faraj  ba^d  Shidda 
I.  124.   IbnThawäba's"enquiry  into  Ibn-al-Furät'sadministration",after 
his  loss  of  Office  (p.  XXI)  is  a  euphcmism  for  the  extortion  of  money 
from  him  and  from  his  adherents  by  torture,  and  to  this  end  Ibn  Tha- 
wäba  was  appointed  over  the  Diwan  al-Musddarin.    The  story  how  he 
tried  to  force  him  to  pay  an  outrageous  sum  has  been  already  mentioned. 
Ibn  Thawäba's  bad  repute  is  confirmed  by  Farghäni's   Statement, 
[Irshdd  I.   298),    but  he  was  never  actually  given   the  opportunity  of 
justifying  it  by  bad  government  in  the  capacity  of  vizier,  as  stated 
in  the  summary.     What  he  did  was  to  take  advantage  of  the  vizier' s 
slackness  to  induce  the  Caliph,  (Umm  Müsa  was  only  their  go-between), 
to  let  him  exercise  his  powers  of  extortion  against  the  Mädarä'i  family; 
the  vizier  was  instructed  accordingly,  and  Ibn  Thawäba  did  manage  to 
encroach   to  some  extent  on  his  authority,  for  he  had  long  been  a 
stranger  to  office,  and  his  incompetency  led  later  to  his  being  replaced  by 
*Ali  b.  ^isa.  ■  The  "severity"  attributed  tothe  latter  (p.  XXI)  misdescribes 
the  account  in  the  tcxt  of  his  mild  treatment  of  the  fallen  vizier;  of 
slight  retribution  infiicted  by  him  on  Ibn  Thawäba;  of  his  diligent  con- 
duct  of  business;  and  of  his  prccise  instructions  to  local  officials,  il- 
lustrated    (pp.    94—6)  by  anecdotes  on  the  authority  of  Thäbit  b. 
Sin  an  which  are  given  also  in  Wuzard;  these  are  not  noticed  in  the 
summ.ary.     On   the  other  hand  the  Statement  there  that  the  Caliph 
was  forced  to  reduce  his  expenditure  has  no  Warrant   in  the  text, 
although  it  is  doubtless  a  very  correct  surmise  ofwhat  the  vizier  would 
have  wishcd  to  bring  about.    The  precise  method  by  which  the  treasury 
was  "aforetime  robbed"  is  to  be  gathered  apparently  from  the  anecdote 
on  p.  97,  which  is  to  the  following  effect.    The  new  vizier,  bcing  inunda- 
ted  with  doubtful  Orders  for  money  payments  under  the  signature  of 
his  predecessor,  invited  him  to  distinguish  from  the  mass  those  that 
were  forged,  but  he,  wishing  to  gain  favour  with  the  public,  declared 
them  all  genuine.    In  this  object  he  succeeded,   and  by  a  similar  se- 
quence  of  cause  and  effect  the  new  vizier's  cconomies  made  him  un- 
populär and  led  to  his  fall.     The  notice  of  his  fall  (p.  XXII)  is  made 


■jAA  H.  F.  Amedroz, 

consequent  of  "intrigucs"  of  the  stewardess  Umm  Müsa,  but  what  she, 
in  fact,  did  was  to  apply  to  the  vizier  for  funds  for  the  requirements 
of  a  festival  and,  angry  at  his  delay  in  assenting,  to  complain  to  the 
Caliph  and  to  his  mother,  (elsewhere  in  the  summary  called"Sayyidah", 
as  though  that  were  her  name),  and  this  led  to  his  dismissal  and  to  the 
return  to  office  of  Ihn  al-Furät.  His  "instructions  to  his  subordinates" 
(p.  XXII  sub  fin.),  must  represent  what,  in  the  text  (p.  109),  is  a 
circular  letter  announcing  his  appointment  emanating  from  the  Caliph's 
secretary,  a  letter  which  will  be  found  set  out  in  Irshdd  VI.  463. 
On  p.  XXIII,  Ibn  al-Furät  is,  in  turn,  described  as  suffering  from  "in- 
trigues",  which,  this  time  represent  the  discontent  of  his  favoured 
follower  Ibn  Mukla  at  the  favour  he  was  shewing  to  a  rival,  and  this 
enabled  Ibn  al-Furät's  enemies  to  invite  Ibn  Mukla's  corroboration  of 
a  Charge  that  the  vizier  had,  on  his  previous  fall  from  office,  misstated 
the  amount  of  his  wealth.  Ibn  al-Furät  refused  to  believe  this  conduct 
ou  the  part  of  Ibn  Mukla,  and  it  should  be  held  to  the  credit  perhaps 
of  both  of  them  that,  when  the  time  for  action  arrived,  Ibn  Mukla  re- 
fused to  face  his  patron  with  such  a  Charge  (p.  135),  an  incident  rather 
quaintly  described  in  the  summary  (p.  XXIV)  as  a  refusal  by  Ibn 
Mukla  to  "bring  an  action  against  Ibn  al-Furät". 

The  Statement  made  earlier  on  p.  XXIV,  of  *Ali  b.  'Isa  having 
«abandoned»  his  co-vizier  Hamid,  requires  some  elucidation.  liämid 
had  procured  the  post  of  vizier  simply  as  a  means  of  forestalling  enquiry 
by  Ibn  al-Furät  into  his  profits  as  a  revenue  farmer  (pp.  126 — 7,  of 
which  the  summary,  p.  XXIV  gives  no  hint),  and  his  incapacity  was 
obvious  to  all  (p.  128  1.  6).  Ibn  al-Hawäri,  far  from  "Controlling  the 
administration"  was  rebuked  for  suggesting  liämid's  appointment, 
in  answer  to  which  he  urged  his  wealth  and  grand  style  of  living  and 
advised  putting  *Ali  b.  'Isa  over  all  the  diwans  as  his  deputy  (p.  128), 
and  this  he  managed  to  bring  about  (p.  129).  And  'Ali  cannot  be 
charged  with  having  abandoned  Hamid.  What  happened  was  that 
Hamid,  not  finding  nominal  power  to  his  taste  and  stung  by  populär 
lampoons,  sought  to  rcsume  his  career  of  farmer  of  revenue.  And  it 
was  when  the  terms  came  to  be  discussed  that  *Ali  b.  'Isa  objected 
to  Hämid's  fiscal  methods  as  amounting  to  what  the  French  express 
by  the  saying :  "manger  son  ble  en  herbe"  (p.  145. 1.  3).  Hamids  methods 
were  denouneed  by  Ibn  al-Furät  when,  aftcr  his  dismissal,  he  was 
under  examination  by  Hamid  and  other  officials,  and  his  charge  against 
Hamid  was  a  good  deal  more  than  the  "incompetencc"  stated  in  the 
summary  (p.  XXIV).  He  alleged  (p.  134.  1.  6)  that  Hamid  as  revenue 
farmer,  owed  the  State  a  balance  of  over  a  million  dinars,  and  hoped 


The  Tajärib  al-Umam  of  Abu  'Ali  Miskawaih.  345 

to  evade  thc  Obligation  of  accounting  by  occupying  the  post  of  vizier 
for  which  he  was  quite  unsuited.  And  he  contended  that,  as  he  was 
vizier,  his  acts  as  revenue  farmcr  ought  to  be  lookcd  into  by  'Ali  b.  *isa 
whose  ability  and  character  were  of  a  very  different  order,  for  the 
combination  of  the  officcs  of  vizier  and  revenue  farmer  amounted  to 
dishonesty.  In  fact,  so  utterly  worsted  was  Hamid  in  this  encounter 
with  Ibn  al-Furät,  that  he  told  his  critics  that  he  had  been  quite  un- 
nerved  by  their  previous  warnings  to  him  to  be  mindful  who  his  ad- 
versary  was,  and  to  act  accordingly.  Thus  it  came  about  that  "the 
conduct  of  yämid  was  much  criticized".  Indced  his  acts,  as  vizier,  had 
been  restricted  to  getting  money  out  of  Ibn  al-Furät  whom  the  Caliph 
had  refused  to  put  wholly  in  Hämid's  power,  but  he  too  was  so  obviously 
bent  on  extracting  an  adequate  sum  that  Ibn  al-Furät,  acting  on  a 
friend's  warning,  alleged  a  pretended  appearance  of  his  deceased  brother 
Ahmad,  (the  summary,  p.  XXIV  treats  the  dream  as  a  real  onc),  to 
teil  him  that  the  inheritance  he  had  left  was  intendcd  for  such  a  ne- 
cessity  as  the  present;  he  accordingly  surrendercd  it  to  the  Caliph, 
to  the  dismay  of  the  two  viziers  as  to  what  this  act  might  portend  for 
themselves.  How  money  placed  by  Ibn  al-Furät  on  deposit  with  the 
Kadi  Abu  'Umar  was  by  him  disclosed  and  surrendered,  is  stated 
(p.  XXV)  but  not  the  sequel,  viz.  that,  when  Ibn  al-Furät  had  regained 
Office,  the  Kädi  was  advised  not  to  try  any  excuses  for  his  conduct  but 
to  replace  the  money,  which  he  did  (p.  142).  And  the  "coming  to 
power"  of  Ibn  al  liawäri  and  his  son  should  be  mitigated  by  adding 
that   the  latter  was  then  aged  ten  years,  (p.  143  1.  5). 

Lower  on  p.  XXV,  the  "revolt"  which  Munis  was  sent  to  Egypt  to 
quell  and  the  "flight  of  al-Maghribi",  represent  the  invasion  of  Egypt  by 
the  son  of  the  Fatimide  Mahdi  (al-Kä'im)  and  his  repulse,  (see  *Arib 
80,  Kindi  275 — 277).  Some  fragmentary  information  follows  on  al- 
lialläj  and  his  execution,  (pp.  XXV— XXVI),  but  the  entirety  of  the 
text  of  Vol.  V,  pp.  153— 161,  is  given  in  a  note  to  'Arib,  pp.  86—96 
from  the  Paris  Ms.  of  the  Tajärih^).  The  Statement  (p.  XXVI)  thas 
"the  Oädi  Abu  'Ämir  ('Umarj  decrees  that  al-Halläj  may  be  put  to 
death  and  states  his  reasons  in  writing",  gives  a  very  misleading  im- 
pression  of  what  the  text  relates.  Al-Halläj  supported  a  dictum  as 
to  w'hat  was  an  adequate  Substitute  for  the  pilgrimage  by  the  authc- 
rity  of  a  work  by  al -Hasan  al-Ba§ri;  this  work  the  Kädi  had  read  at 


')  The  unabridged  text  oflbn  Zanji's  narrative,  on  uhich  the  Tajdrib  text  is 
based,  has  now  been  published  by  M.  Louis  M.\ssignon  from  the  notice  of  Halläj  in  the 
Ta'rlkh  Baghddd  ofKhatib  Baghdadi;  Quaire  textes  inedits  relaiijs  a  la  biographie  d'al- 
Halldj,  Paris,  19 14.     This  narrative  forms  Texte  i. 


346 


H.  F.  Amedroi, 


,? 


■^"; 


-—,-'5:    31" 


Mecca.  -ivA  ta  aager  ■*:  thisfiction he  addressedal -^Jalläj  bythe  Moslem 

equivak:::   01  'you  ;.     \'    t.  e.   maty  of  a  capital  offence.    yämid 

seiz- 
to 
exa::  y 

b.  'isa  (urho,   th :  ..  ^  /.  ^ 


\rritiiig,  an 


ittempted  evasion,  forced  him 
jiers  present  followed  his 


smumary  (p.  XXVI)t  of  "ce: 
curred  tbeir  ermiity  by  a  v 
Calioh   to  "sruairaiitee"    'Ali 


e.  to  ge: 
p.  165 

-  ^'ive  a 


:wever 


ot   diwams  ^p.   i  -  -     .     - 

side: ::  :  ^: .    :.■  r  ..: . 

tiiat:  HO  seE  oi  omc :    - 

work  "weü.  ^r. :.   .'-: 

suimnary's  versiün  li   ;- 

':      '-; ;  :  ':y  tlie  oi^er  of  a 

"waa  "sras  :'''   '.^^  prison, 

over  a  "^r::-:  '1  77;"": 
TT "  . .-      -  ■    T    .-  ;  - 


-  :  '.  V r. : .     }^AxvAd  was  s:-:^  ^  :  -  -  . 
z'^cv  ':^^z  s-'jzi  secüireTy •  f-i  •::\v:: 
caused  rven  his  owq  ;_-.:.\.'  ' : 
been  11.  ^  - :  -  i  to  disclose  :.  - 
not  be  giveni  over  to  1 .  -  -   -  - .; 
of  Ibn  al-Furat's  jr::.-"    ;;"  "- 
ached  by  bis  former  v : : : . : .  -  -    r.  \ 
wamiDig  tbao  an  example  (p    :  ^ 
converts  into  a  ;::":-:"::'-    :  : 
scribed  as  "forced  to  sive  tbe  L 
Drioiiey'%  is  not  thr  _ 
fp.  183.  I.  II       ---  :  :r   -  -    :.:■:. 
Hamid  reaches  Wäsit  :: 


'57  • 


.  -  >   CLL      CS 


IK    1     ttI^  \    -- 


vr.ze 


ing  unpopularity  of  *Ali 

i  against  him  in  the 

y  of  the  officials"  had  in- 

ies),  proposed  to  the 

:.ey  out  of  him)  and  to 

— -       The  Caliph  made 

■ ::  roposed  heads 

-he  wiiöie  for  the  con- 

5  palace.    He  told  him 

?-;   r  ;  ■  :-_'  their  head  could 

-er  (ib.  1.  7;  the 

r        -   .    :     "he  Caliph  was 

:r.  :.  -  ? ? n  Mnhassin, 

free  band 

p.  168.  1.  6|. 

;  .  r    .vith  his  son  to 

-  z  '   l '   :iassin's  vindictive 

i-'^ — o^  but  when 

-      ~  rnt  of  him 

:  r  5 .  !.  4).    IJamid  had 

r  : -ise  that  he  should 

r     .ise  violated,  in  spite 

187.  1.  9I     When  repro- 

,\  -  :  :aeras  a 

:     5    ::  \   ry,  p.  XXVHI, 

Ar.:  ::v:  ::'-:.-  '':.::t  dt- 

:_  :r  ,  in  vrant  of 

-     ;  r  :  :    r-  that  name 

aey  oi  Hamid' s  was  recovered- 

r.  Urion  and  is  then,   according 


to  the  s  -r.  p.  XXVHi,   üil  _   :       :  >re  other  judges".    A  Kadi 

with   Shäiüdä  were    5:r:;~:-.    '.   '^y    Himid's   custodian   to   disprove 

any  suspicion  of  f :   '  '  :".  :.--;-■    7     :^^    ^    lo).      It  may  well  be 

that  in  temper  anc  aiüiruae  mey  v/-jr-  ::.  r :  -■::'  *::  ?.  judicial  body 
tham  those  before  whom  H?,-:'!  had  li"  //  ■  ■  -  r  ri,  but  this  is  the 
sole  justi^  ---:■".  ':--  *:h  ■?  ^ •:: 


-i-  ^     5   S 


Tliie  Tailrib  al-UmaiD  of  Abu  'Ali  Miska-waih.  ^aj 

To  tum  for  a  moment  fr-om  affairs  of  State  to  domestic  life.  The 
notice  of  Ibn  al-Furäit  in  Safadi^s  Wdß  Ml  Wafaydt  —  B.  ^L  or.  6587, 
191 '  ,hasan  anecdote from  theDhaütoth'e  To^rikhBaghddd'by  Ibn  al- 
Na  jjar  (d.  A.  H.  643,  Brock.  L360J,  of -vrbicli  tbe  t€Xt  is  appended  ^), 

")  TMs  aBecdote  is  mot  to  he  iEotoBd  in  Üie  viäer"  s  life  as  grven  in  iht  Ms.  Paris  Aj.  2  i  3  i  , 
idiBDitified  by  M-  Amas  im  J.  A.  1908  t.  XI,  237,  as  a  part  of  the  Dhail  of  Ibn  al-JNajjäT. 
It  nsms  as  follo'«"5  im  Saiadi: 

..^    ^^_.     :J^    ^\     -^   ^^^    :,;^i^  j.^     ^'     ^3U   j^^     ^S 

^-—    J^t      J13^.       '^      ."^^    r^Jus:      :Jwc->    ^_:'     i    _ \     -.-.-j- 

j  ' — 

-      ^  ->-t?  •  ~   ■     ^    ^  >.  _^ 

:  jJis    .iü  -I2J  L?>^''   -*^   ^-^--J   ,  .-i^p-Jj^   l5^-?^   ^    •  '•^•-h.   ^'^^^'^^^   «i>^3 
-.  —  v_    _^         "    ■  —  >        ^'if—  -' 

-..  •* 

~       •-       -    O       -^  ^        --  '  ,         cT  ...  ^     ^ 

3:J     j*J     j^'         .-^'*     *^«-!;      -r^j     :  i3^     f^        '^.^     U*^.5     ^"^     -' ^      -  -*^ 

(B.  M.  CT.  65S7.  foL  3QI  a.) 


348 


H.  F.  Amedroz, 


and  as  the  anecdote  forms  a  considerable  fraction  of  the  entire  notice, 
Safadi  must  have  deemed  it  important.  Nevertheless  that  a  Jdriya 
should  meet  her  mate  on  his  return  from  work,  gently  chide  his  delay, 
attend  to  his  bodily  and  spiritual  cravings,  and  speed  him  back  to 
work  on  the  morrow,  is  a  picture  probable  enough  in  most  climes; 
whether  it  be  interesting,  or  worthy  of  eulogy  for  the  insight  into  fact 
which  it  displays,  is  another  matter;  and  it  may  be  that  the  vizier's 
circle  was  easily  amused,  or  was  readily  appreciative.  The  story  sug- 
gests  rather  love  in  a  cottage  than  the  style  of  living  attributed  to 
Hamid  (see  Hiläl,  Introd.  p.  l8.  n.  I;  according  to  Ibn  al- Jauzi  in 
the  Shudhür  al-'-Uküd — Brock.  I.  502,  No.  4  Hamid  kept  seventeen 
hundred  chamberlains),  but  his  own  corroboration  of  the  story  must 
be  held  conclusive. 

On  p.  XXIX  we  read:  "Document  signed  by  *Ali  b.  *Is  declares 
the  value  of  certain  lands  owned  by  him.  Anecdote".  This  Statement 
is  inadequately  helpful  towards  appreciating  the  Contents.  *Ali, 
after  repelling  Ibn  al-Furät's  charges  against  his  administration,  espe- 
cially  that  of  having  favoured  the  Karmathian  heretics  (p.  196)  the 
absurdity  of  which  is  emphasized  in  *Arib  59. 1-5,  ^vas  persuaded  to 
submit  to  pay  a  given  sum.  Ibn  al-Furat  procured  the  Caliph's  sanc- 
tion  to  the  offer,  and  proceeded  to  make  it  publicly  known  as  a 
proof  of  what  *Ali's  official  conduct  had  been,  an  act  which 
gives  but  a  low  idea  of  his  own  Standard  of  conduct.  Then 
we  are  told  (p.  197.  1.  3)  on  the  authority  of  Ibn  al-Mutawwak 
who  wrote  a  work  on  viziers,  [Fihrist  129  and  Faraj  ba'd  Shidda 
I.  132)  that  'Ali  asked  the  vizier  to  allow  the  current  year's  revenue 
of  his  estates  to  be  taken  in  part  payment  of  the  sum  he  had  submitted 
to  pay,  and,  in  reply  to  the  vizier's  Suggestion  that  this  revenue  would 
amount  to  50  000  dinars,  said  he  was  content  to  have  it  taken  at  20  000 
for  it  was  probably  less.  But  in  fact  the  higher  figure  was  reached. 
Then  comes  the  anecdote.  Years  later  when  *Ali,  as  vizier,  was  re- 
proaching  an  accounting  official  with  having  underestimated  his 
revenue  by  two-thirds,  he  was  met  by  the  retort  that  he  had  but 
followed  the  example  set  by  *Ali  on  this  occasion,  and  that  *Ali  was 
thus  completely  answered. 

This  is  difficult  to  foUow.  *Ali's  Standard  of  conduct  here  depicted 
far  from  being  a  low  one,  is  rather  unduly  lofty.  He  was  asking  to  have 
an  expected  asset  Coming  in  to  him  applied  towards  a  liability  which 
he  owed:  it  was,  therefore,  his  interest  to  swell  the  asset' s  amount: 
instead,  he  cut  it  down  without  compulsion  and,  as  it  turned  out  later, 
without  justihcation  in  fact.     By  what  process  of  reasoning  can  such 


The  Tajärib  al-ümam  of  Abu  'Ali  Miskawaih.  349 

an  act  have  been  held  an  adequatc  rctort  to  a  chargc  of  misrepresen- 

tation? 

But  the  Story  is,  I  suggest,  opcn  to  doubt.     A  very  füll  account 
of  *Ali's  examination  appcars  in    Hiläl's   Wnzard,   and  *Ali's  claim 
to  bc  allowed  a  set  off  against  thc  sum  hc  had  agreed  to  pay  is  told 
(p.  295)  on  the  authority  of  onc  of  Ibn  al-Furät's  secretaries  who  was 
present.     It  is  to  this  effect.     The  question  arose  as  to  the  amount 
payable  in  respect  of  treasury  dues  {Ha^k  bau  al-Mäl)  on  *Ali's  estates; 
he  allegcd  he  had  been  overcharged;  the  vizier  replied  that  he  could 
not  yield  on  any  point  which  affccted  his  duty  as  a  servant  of    thc 
State,  and  continued:  "You  must  be  aware  that,  had  the  officials  de- 
clared  you  liable  on  the  claim  for  dues  to  the  whole  extent  of  the  sum 
you  have  agreed  to  pay,   I  should  have  enforccd  the  claim  against 
your  property  irrespective  of  the  amount  for  which  you  have  admitted 
liability  as  a  fine  on  your  conduct  as  vizier;  you  have  had  ample  ex- 
perience  of  administration.     Still,  retain  if  you  will  the  amount  of  the 
overcharge  out  of  your  own  vizier's  percentage"  {Istithnd\  as  to  which 
see  Irshäd  al-Arib  III.  184,  1.  15  and  J.  R.  A.  S.  1913,  p.  828).     *Ali 
estimated  the  sum  to  be  20  000  dinars,  whereupon  the  vizier  ordered 
that,  "What  should  be  fund  to  be  equitably  owing  in  respect  of  these 
dues  on  *Ali's  estates,  including  those  he  had  settled  [wuküf),  during 
the  period  he  had  held  them  —  (and  if  this  implies  the  estates  to  have 
been  the  Diyä^  '■Ahhdsiyya  which  were  granted  to  a  vizier  on  his  appoint- 
ment  —  Wuzarä  261.  1.  ult.  and  282.  1.  9,  it  is  stränge  that  any  part 
of   them  should  have  been  made  the  subject  of  wakf)  —  should  be 
taken  as  part  payment  of  the  fine  {miisddara)  to  the  amount  of  20  000 
dinars,    but  any  excess  was  to  remain  owing   from  him  personally". 
This  arrangement  was  perfectly  honest  on  ^\li's  part,  but  it  dif- 
fers    from   that   told  by  Miskawaih   in  this,  that  the  set  ofT  was  in 
respect,  not  of  a  certain  sum  Coming  in  to  'Ali,  but  of  an  unascertained 
sum   overcharged  against   him.      Still   the  similarity  of  the  assessed 
amount  in  both  the  stories  makes  it  probable  that  they  represent  one 
and  the  same  transaction,  and  that  the  story  told  by  Hiläl  is,  having 
regard  to  his  authority  and  the  detail  of  his  narrative,  the  more  likcly 
to  be   the   correct    one.     Nor  is  it  followed  by  any  such  anecdote  as 
that  told  by  Miskawaih.     It  seems  to  follow,  therefore,  that  the  high 
charactcr  given  to   *Ali  by  Süli    in   his  life   [Irshdd  W   at  p.   278), 
should  remain  unaffected  by  this  doubtful  anecdote. 

Ibn  al-Furät's  acts  during  his  thirdvizierate  were  directedmainlyaga- 
inst  his  political  enemies.  Having  disposcdof  his  predecessors,  of  Hamid 
by  death  and  of  *Ali  b.  '!sa  by  exile,  he  dealt  mildly  with  Ibn  Mukla  (whose 


T  CQ  H.  F.  Am  edroz, 

Petition  for  mercy  had  verse  superadded,  which  the  historian  does  not 
deem  worthy  of  record,  p.  202.  1.  4),  whilst  Ibn  al-Hawäri  he  caused 
to  be  killed,  —  and  the  Caliph  declared  later,  (p.  232.  1.  8),  that  this 
was  the  only  death  that  he  had  sanctioned.    He  then  dealt  with  claims 
ao-ainst  the  Mädara'i  —  a  family  on  which  we  may  anticipate  much 
information  from  the  concluding  portion  of  Professor  Becker's  Bei- 
träge.   The  head  of  the  family,  Abu  Zunbür  is  described  in  the  summary 
(p.  XXIX)  as  giving  "a  secret  promise  to  pay"  a  specified  sum.     The 
sum  is  misstated,  and  the  secrecy  is  an  addition  to  the  text,  but,  apart 
from  this,  it  would  have  been  well  to  have  made  some  reference  to 
the  colloquy  between  him  and  Ibn  al-Furät  (p.  203).    The  vizier,  after 
treating  him  with  great  consideration,  invited  him  to  charge  *Ali  b. 
'isa  with  having  accepted  bribes  from  him  whilst  he  was  his  subordi- 
nate,  and  on  his  declining  to  do  so  asked  him  why,  after  bringing 
this  Charge  against  himself  at  the  instance  of  'Ali  (on  p.  133.  1.  3)  he 
now  refused  to  do  the  same  at  his  instance.    Abu  Zunbür  replied  that 
even  in  his  case,  with  all  the  illtreatment  he  had  suffered  at  his  hands, 
the  act  had  not  been  a  laudable  one:  after 'Ali's  long  course  of  favour 
to  him  it  would  be  outrageous,  and  to  this  the  vizier  assented.    The 
Story  is  proof  of  *Ali's  rectitude,  and  proof  too  that  Ibn  al-Furät  admitted 
it.     Forced  to  concede  in  'Ali  one  superiority  over  himself,  he  ever 
did  his  utmost,  as  we  have  seen  above,   to  prevent  others  knowing  it. 
He  next  turned  to  Munis,  the  victorious  general,  and  easily  persuaded 
the  Caliph  that  he  was  dangerous,  and  on  the  way  to  becoming,  Amir 
al-Umard,  but  the   summary's  Statement  of  his  having  to  be  "exiled 
from  Baghdad"  (p.  XXIX)  does  scant  justice  to  the  persuasive  charm 
of  the  Caliph  when  explaining  to  Munis  that  his  presence  was  essential 
elsewhere    among  the  unpaid  soldiery  (p.  205—6).     That  he  was  in 
fact  being  got  away  by  Ibn  al-Furät  Munis  was  well  aware;  he  told  him 
so  to  his  face  (p.  220)  when  he  returncd  on  the  happening  of  the  disaster 
to  the  pilgrims  which  the  populär  voice  laid  to  the  vizier's  charge, 
and  which  brought  about  his  final  fall.   His  calmness  deceived  those  with 
him,  but  a  verse  he  was  heard  to  quote  on  the  uncertainty  of  what  the 
day  might  bring  forth  shewed  his  concern,  (the  summary  p.  XXX  says 
that  "one  of  his  servants  reciting  a  verse  gives  him  the  alarm").    After 
his  arrest  he  shewed  no  little  resource  in  defending  himself.   He  enabled 
the  Caliph  to  secure  a  fund  of  money  behind  the  back  of  his  new  vizier, 
and  then  criticized  that  vizier  and  his  subordinates  (pp.  222 — 4),  — 
Shafi'  did  not  "extort"  money  from  him  as  statcd  on  p.  XXXI;  he  was 
a  mcrc  intermediary  between  him  and  the  Caliph  in  securing  this  fund 
(p.  222.  1.  ult.).    And  the  part  played  by  Ibn  Ba'dsharr,  the  new  vizier's 


The  Tajärib  al-Umam  of  Abu  'Ali  Miskawaih.  ^"1 

secretary,  is  (]uite  misstated.  All  hc  did  was  to  demand  money  from 
Ihn  al-Furät  and,  failing  to  get  it,  to  try  stronger  mcans,  but  he  was 
promptly  told  that  only  by  gentleness  was  anything  likely  to  be  realized. 
And  Ibn  al-Furät  was  actually  engagcd  in  making  his  terms  with  his 
custodian,  Harun  b.  Gharib  the  Caliph'skinsman,  whenthecaptureof  his 
son  Muhassin  supervened.  He  neither  cxpcctcd,  norrcceived,  any  mcrcy; 
torture  failcd  to  make  him  give  up  any  of  his  wealth,  and  his  father 
was  equally  obdurate.  The  summary's  Statement  that  the  new  vizier 
made  "an  unfavourablc  report  in  the  matter  of  Ibn  al-Furät's  admini- 
stration"  (p.  XXXI)  is  not  warranted  by  the  text.  What  happened 
was  that,  on  his  examination  before  him  and  other  officials,  hc  proved 
more  than  a  match  his  successor  "and  nearly  cat  him  up"  (p.  230.  1.  7). 
An  exaggerated  estimate  of  his  revenue  he  disposcd  of  by  pointing  out 
the  far  lower  sum  realized  in  the  days  of  his  predecessors  —  and  asked 
whether  he  was  to  be  charged  with  miraculous  power.  (It  seems  to 
follow  that  the  estates  in  question  must  havc  bcen  what  are  termed 
in  Wuzara,  as  above  stated,  the  "Abbasid  estates",  which  were  habi- 
tually  assigned  to  the  vizier  on  his  taking  office.)  To  a  Suggestion 
that  he  had  annexed  thereto  estates  of  the  Caliph  {Diyä'-  al-Sul/dn, 
and  as  to  this  process  of  annexion  cf.  Wuzara  pp.  133 — 134),  he  replied 
that  the  diwan's  accounts  were  accessible,  and  would  disclose  whether 
those  had  been  morc  or  less  productive  in  his  time  as  compared  with 
that  of  his  predecessors,  —  one  of  whom,  he  remarked,  was  father  to 
the  present  vizier,  and  had  left  the  management  of  those  estates  to 
his  son.  The  charge  of  having  murdered  people  he  met  (p.  231.  1.  2) 
by  disclaiming  rcsponsibility  for  his  son's  acts,  whose  appointment 
was  made  by  the  Caliph  not  by  him,  and  was  made,  indeed,  whilst  he 
was  still  a  prisoner  in  the  palace.  When  reproached  by  Munis  for  having 
procured  his  removal  from  Baghdad  he  pleaded  the  Caliph's  dissatis- 
faction  with  Munis  as  expressed  in  letters  to  himself  which  he  had 
retained.  They  were  produced  and  bore  out  his  Statement  (p.  233. 
1.  8),  and  the  Caliph  when  shewn  them  by  Münis  could  retort  only  by 
raging  against  their  disclosure. 

Muktadir's  conduct  throughout  is  indeed  dcplorable,  still  the 
Statement  (p.  XXXII)  that  at  this  stage,  he  "seeks  to  cxtort  more 
money  from  them,  but  further  tortures  are  of  no  avail  to  this  cnd" 
does  him  some  injusticc.  Näzük,  their  custodian  (he  remained  so  to 
the  last  and  they  were  not  "transferred  to  the  custody  of  Münis"), 
torturcd  them  to  the  utmost,  but  could  get  no  money  out  of  them. 
The  Caliph,  on  reproaching  his  vizier  with  not  procuring  from  them 
the  sum  he  had  promised,  was  told  that  now  they  found  themsclves 

Islam.     V.  2  5 


qr2  H.  F.  Amedroz, 

in  the  hands,  not  of  questioning  civilians,  but  of  the  military,  they  des- 
paired   of  saving  their  lives  by  disclosing  their  wealth,  and  on  Näzük 
saying    that   he  had   exhausted  violent    means,    in    that    case,    said 
Muktadir,  "the  only  course  is  to  have  them  conveyed  to  my  palace" 
(p.  234.  ult.).     Munis  and  his  brother  officers  saw  that  this  might  well 
result,  (as  it  had  indeed  before  resulted),  in  Ibn  al-Furät  gaining   the 
Caliph's  ear,    and  also  a  free  hand  over  themselves,    and  they  agreed 
that,  if  the  proposed  course  were  adopted,  they  would  revolt  (p.  235). 
On  the  question  of  what  should  be  the  prisoners'  fate,  Munis  advised 
their  being  handed  over  to  himself;  that  the  son  should  die,  and  the 
father  be  spared;  but  he  was  told  by  the  Caliph's  kinsman  that  they 
would  then  be  nevermore  able  to  trust  the  father.     It  was  accordingly 
agreed  that  both  must  die,  and  the  Caliph  was  warned  by  the  kinsman 
that  the  danger  to  himself  of  refusal  lay  in  a  change  of  sovereign 
(p.  236. 1.  4).  The  vizier  indeed  did  hold  back,  and  would  not  go  the  length 
of  advising  their  deaths  on  the  ground  that  it  would  be  a  bad  precedent 
for  the  Sovereign   (ib.  1.  8),  but  he  must  have  been  but  superficially 
acquainted  with  the  dynasty's   annals   if  hc  supposed  that  a  vizier's 
death  by  violence  would  stand  out  therein  with  any  special  vividness, 
and  his  passive  resistance  did  not  avail.     Hiläl  relates  {Wuzarä  p.  62), 
that  a  secretary  of  Ibn  al-Furät  had  a  dream  in  which  Munis  declared 
himself  to  have  assented  with  reluctance  to  Ibn  al-Furät's  violent  end; 
that  all  of  them,  the  Caliph  included,  would  meet  a  like  fate;  and  that 
his  own  remaining  Span  of  life  was  under  ten  years. 

This  examination  of  less  than  one  half  of  the  summary  may  suf- 
fice  to  shew  that  it  cannot  be  deemed  an  adequate  guide  to  the  Con- 
tents of  a  volume  which  has  its  füll  share  of  interest  and  of  importance. 
It  may  also  serve  to  palliate,  in  some  degree,  the  conduct  of  thewith- 
holder  of  the  card-slips  which  is  the  subject  of  a  note  at  the  foot  of  the 
preface.  That  outrage  was,  at  least,  not  inconsiderately  aimed,  for 
the  index,  although  not  faultless,  is  assuredly  the  least  vulnerable  ad- 
junct  to  the  volume,  and  as  it  may  be  used  by  readers  it  is  worth 
while  suggesting  emendations.  —  At  the  outset  it  may  be  observed 
that  the  lists  of  identical  Kunyas  with  different  names  appended  to 
them  arc  of  little  use  in  the  absence  of  references  to  the  passages 
where  they  respectively  occur.  Where  the  context  identifies  a  Kunya  its 
separate  entry  is  supcrfiuous:  where  it  does  not  do  this,  a  reference  is 
needed  as  a  guide  to  its  selection  from  the  mass;  and  were  the  names 
of,  at  any  rate,  viziers  and  other  prominent  persons  recorded  in  the 
index,  as  they  are  in  the  memory,  primarily  under  their  Nisha  or  Lakah, 
many  of  these  additional  entries  could  be  dispensed  with.  The  habit  of 


The  Tajärib  al-Umam  of  Abu  'Ali  Miskawaih.  ^13 

designating  pcrsons  by  Kunya  and  Nisba,  with  the  name  omitted,  is 
constant  in  oriental  texts,  and  the  practice  of  putting  all  the  page 
references  against  the  name,  with  only  a  cross  reference  thereto  from 
the  Nisba,  results  in  a  duplication  of  labour  to  the  Student. 

Emendations  of  Index. 

Jj'LiäJI   ^^  ^^j  jVL<:u«l  read  j^Uftil 

^^x-^.    ^    c^y:>^fj^.  the  name  on  p.  328  refers  to  Jo^.>ji-   ^   <- y;^*j.^. 

temp.   Mutawakkil,  —  Tabari  in.    1437. 

.^jI.    both    Muhammad    and  *Ali  are  sons  of    Abu-l-'Abbäs 


(Ahmad   b.    Muhammad)   of  whom   there   is  an  anecdote   in 

Kind  i,  cd.  A.  R.  Guest,  p.  524 — 5,  id.  Faraj  ha'dSh.  i.  132. 
xj^^Ü  jjJtiJI  read  iCj^ 
^\jS\S\  «A*5>i  ,.^  cr^^^**^  ■^''"^  Bakr  known  as  Abu  Zunbür  should  be 

distinguished     from    Abu    Muhammad,    known    as   ^^S^^\ 

(*Arib     145)    to    whom    the    references    pp.    257,    267,   and 

390  refer. 
^l(A.*j:-    ^   CT^v*^^     should     be     distinguished     from     his     nephew, 

Näsir    al-Daula    Abu  Muhammad  al -Hasan  b.  *Abd  Allah  b. 

Hamdän  to  whom  the  passages  from  p.   -^y^    onwards   refer. 
<jiJ3-3-  read  ^ß^dD.z> 
al;3^   read  ^Ij.Jl 
»ö».   read  «j^j 
is-o!.iJt  read  X-oLäfiJi 

j/j  read  olj_,^  ^ 


_>o*oLvj  reaQ    _xäcowwO 
^^..jJum  read    «-"jft^ 
^ß  ^^  read  ^Jl 
Ajl   j?Lb  read    UÜ 
jjtjC-^I   /  öj^  read  ■^ÄJ-b 
^uial!   /  -jjija  read  p'di 

Äj[j.i  ^j  (j-Lotil  the  reference  p.  392  is,  not  to  Abu-1-Haytham,  but  to 
Abu  *Abd  Allah  (Ahmad  b.  Muhammad)  b.  Thawäba,  whose 
life  will  be  found  in  Irshdd  II.  80. 
^i  ♦Jijpj?  .j  xJÜI  iX»xi  the  references  pp.  240,  254  refer  to  the 
son  Ibrahim  b.  'Abd  Allah.  The  father  died  A.  H.  305. 
(*Arib  65). 

25* 


354 


H.  F,  Amedroz, 


(^3l«yixJ!  jÄ*>  (^J  ^^5  lA^c  read  (^jL^^iJt 

JL:i-Jl     ^Jlc  .-f-i   *-J^'  '^^^  J"ead  ,  cLi=- Jl 
(^JLÜt     JLc  ^j   iJU!   uXxÄ   read   ^^JiX!i\ 
ßj^^  (^^5  er^^  read^.jLKJl   (Shalmaghäni) 

->»JCii   ^i.ü   qJ   A4.>5   qj   Jvc  read      xi^j^JI 
^,lj^=>  Q.J   ^U  is  Saif  al-Daula,  'Ali  b.  *Abd  Allah  b.  Hamdän 
JsLa.^!  oiJ.r>  ^j  J.Ä  —  all  the  references  subsequent  to  p.  174  refer  to 
OlaL  ^a   Olli-  ^i  (J,c,  who  seems  to  be  a  different  person. 
^J?;  .A^  Cr^  ^i^  read  ^^^  ^, 
Crt-^5   Ki?y  read  ^,^^n 

i>.>;;J5  _j.jt  ^»^LäJI   delete. 
^  JÜ!  read  _  .^^Jl 
JoixiJÜl   read   .b^üJüi 


Lo.    As  above  stated  I  believe 


^xiJC^I   j.^  _j.JjJ  read  ^JL^5 

v_,^^l=l   q'-*^  i^j?  >->^^  read  ji-Jl  ,-j^s>lo. 

him  to  be  identical  with  the  »Kätib«  next  in  order  mentioned. 
ä.jLs   ,-yi  O^^  read  äj!  j  ..vj   .A^^  r^J   A^^i 
^i'-^J^^^  *1M  A/ji  ^j  Q-*^^  y="^  uX.^  _j^5  Qy.  read  j_^'Lgj«J!  J^  ^^j  c?"*^ 


^5^_Jl  iUjyi  read  ^^^Jl  iUjyi  cf,    Sam'äni,   Ansah,   197  =^.    1.  7. 
^JOäII  ^.  ^.,^y.  read  ^.,^^.c? 

^-^JLft/o    some    of    the    references  against   this   name   refer  to  the  next 
mentioned  o^bS?   j.o'lÜ  i,Lxj  _jj!  ^U* 


_j^Aa;^  _^l  (•i^3^-^  '^^^'^  "^3;^  ^^^^  '^yj^^j'"^'' 


^.,'iA4.£>  ^j  ^xv«**il  .^!  iü»i-\JI  .>oLi  read  .^1^X4.5*  j^j  «JLI!  jy^  ^j  ^^awJs-^JjjI 


Parallel  Tables  of  Passages 
Covering  the  reign  of  al-Muktadir 
A.  H.  295-320. 


Misk.  Vol.  V. 

'Arib,  Tab.  cont. 

Hiläl     (Wuzarä) 

A.  H.  295 

p.  57« — 6o'o 

21«— '3  and  22'— 7 

114 — 116 

A.  H.  296 

60  ult.— 65* 

25— 29'3 

664—70« 

25-6 

707—726 

.26—7  .   137"— 1397 

The  Tajarib  al-Umain  of  Abu  'Ali  Miskawaih. 


-^3; 


Misk.  Vol.  V. 


'Arib,  Tab.  cont. 


Hiläl   (Wuzarä) 


73"-" 

739—755 
-56-10 

76^-3 

A.  H.  297 

765—816 

A.  H.  299 

83'-84' 

84^—855 

856-87' 

87"— 88' 

888-10 

A.  H.  300 

89'— 903 

A.  H.  301 

90'o — 915 

934-5 

944 — 964 

964 — 97b 

973—981 

989— I' 

995 — IOO'2 
A.  H.  302 

lOl" — 102' 
102^-3 

A.  H.  303 

1025 — 1059 

A.  H.  304 

1073 — ult. 

108'-"' 

1102-3 

1148— 1157 

117'— Il89 

A.  H.  306 

1263— 1284 

1323—133' 

133'— 135' 

135'-^ 

135"— 136" 

I38-" 
139—9 

140'— 6 

I4lio_:s 

A.  H.  307 

150—152 

A.  H.  308 

1S2"' 


30M->9 

31 '-4 
32  .  34—5 

404-'3 

38—39 
41 


44—5 
399-'7 

47-8-48''- 
478 

569-58'= 


6-i:-5o 
70=0—715   . 


74'3-='' 
766 

84 
8o7 


1 19 — 2U 

27 — 8  .  102 


268—273 

103—5 
263— 27S 

2694af. 

263—4 

2823-s 
342—4 
325—7 
346 
278 — 80 


2236 


283 
285-6 

31  ult. 


3 '5 ■»  'y 
-     .0 

100 — I 

92—95 

96—7 

96 

243 
9914 


356 


H.  F.  Amedroz, 


Misk.  Vol.  V. 

'Arib,  Tab.  cont. 

Hiläl  (Wuzarä) 

A.  H.  309 

153—162' 

86—96 

A.  H.  310 

16210 

10915 — iic6 

1636 

io85 

A.  H.  311 

i685 

2443 

1689— 1699 

84-85 

170' — 1724 

103—105 

17210— 1751 

38—40 

I7_S^-* 

114^-9 

40     41 

176— IS2 
186 

I 90 — 202 

2029 — 2044 
2046 — 2067 
2069 — 2081 

A.  H.  312 

2082 — 209" 
2109 — 2113 
21  H — 23810 

239"— 241  = 

241  =-'0 
241 12 — 2444 

A.  H.  314 

251—252 

253 
A.  H.  315 

255^—2585 
26S"— 269 

288—297 
A.  H.  316 

302—303 
30311— 3044 

304—307 
30810—3097 
A.  H.  317 

312—319 
320'° — 327 

3293— '0 

329" 

A.  H.  318 

3307 

3308—331'° 

332—333 

A.  H.  319 

339—341 


112 


1 24^—9 
124 — 126 

1285-13 
129"— I 

129'^ — 1315 
1 3315-18 

1323— 1 3315 

1345-H 
136'-'' 


139—14215 

142—144 

136—137 

145' 


148—150 
150 

159—160 


34-38 

174—175 
289—308 

44—45 

45—46 

47 

48—49 

63  •  195 
49—62 

272—273 

309 


310—314 


314—316 
316—317 


The  TajTirib  al-Umam  of  Abu  'Ali  Miskawaih. 


357 


Misk.  Vol.   V. 


342—343 
3434-10 

345"— 347^ 

352—354 

3569—359" 

367 
A.  H.  320 

373'°— 375' 
375—380 


'Anb,  Tab.  cont. 


ibi 

161 
l6i'5— 1629 

164 
165—166 
173—174 

169 — 172 
176 — 180 


Hiläl  (Wuzarä) 


Mashhad   Ali,  ein  Bau  Zengi's  II  a.  H.  589. 

Von 

Ern.st  Herzfeld. 

Mit  5  Abbildungen  im  Text  und   5   Tafeln  in  Lichtdruck. 

Gut  anderthalb  Stunden  oberhalb  *Änah,  kurz  vor  der  Qaräbilah- 
Insel,  wo  man  von  Aleppo  kommend  die  ersten  Palmen  sieht,  liegt 
unmittelbar  an  den  Furchen  der  großen  Karawanenstraße,  am  Abhang 
des  westlichen  Wüstenplateaus  zum  schmalen  Euphrattal,  ein  ver- 
fallenes Heiligtum.  Ich  sah  es  zuerst  am  20.  November  1910  und 
wieder  am  6.  November  191 2.  Die  Aufnahmen  machte  ich  erst  beim 
zweiten  Besuche.  Der  Diebstahl  eines  photographischen  Apparates 
und  andere  Ärgernisse  einer  Karawanenreise  waren  daran  schuld, 
daß  ich  1910  nicht  in  arbeitsamer  Stimmung  war.  Auch  ist  die  An- 
erkennung, die  solche  Arbeiten  zu  Hause  finden,  gemeiniglich  nicht 
angetan,  einem  die  Lust  daran  zu  erhöhen.  1910  nannten  mir  Ein- 
wohner von  'Änah  als  Namen  des  Heiligtumes  Mashhad  al-Safawiyyin, 
das  Sefewiden-Mashhad;  1913  hörte  ich  es  Mashhad  'Ali  nennen,  und 
ich  sah  gerade,  wie  eine  schiitischc  Pilgerkarawane,  die  von  Baghdad 
nach   Aleppo  reiste,    dort   ihre  Andacht   verrichtete. 

Wenn  der  Ort  auch  heute  als  schiitisches  Heiligtum  gilt,  so  ist 
es  doch  recht  wohl  möglich,  daß  er  ein  vorislamisches  Heiligtum  war, 
und  es  hat  viel  für  sich,  in  ihm  die  Stelle  zu  erkennen,  wo  zur  Zeit 
Sapor's  n.  der  christliche  Wundertäter  Mär  Mu*ain  mit  seinem  Löwen 
in  einer  Zelle  hauste.  Der  Löwe  könnte  den  Anlaß  zur  Anknüpfung 
des   schiitischen   Kults   gegeben   haben  ^). 

Aber  nicht  davon,  sondern  von  der  kunsthistorischen  Bedeutung 
des  Baues  soll  hier  die  Rede  sein.  Friedrich  Sarre  hat  Mashhad  'Ali 
1898  für  die  Wissenschaft  entdeckt,  und  seine  mit  Bruno  Schulz 
zusammen  gemachten  Aufnahmen  im   Jahrbuch   der  Preuß.    Kunst - 


>)  Vgl.  G.  Hoffmann,    Syr.  Akten  fers.  Märtyrer  p.  28ss:    2  Milien  von  'Anah. 


Mashhad  'Ali,  ein  Bau  Zengi's  II   a.   H.   589. 


359 


Sammlungen  1908   II  veröffentlicht.     Ende   1907  ist  Henri  \'iollet 
dort  gewesen  ^). 


Abb.  I.     Grundriß  von  Mashhad  'Ali. 


Man  sieht  einen  wüsten  Trümmerhaufen,  aus  dem  sich  zunächst 
nur  ein  kubischer  Bau  an  der  dem  Fluß  zugekehrten  Nordseite  heraus- 
hebt. Man  betritt  ihn  von  Osten,  von  'Änah  her,  und  ist  sogleich 
erstaunt,  hier  in  einem  ganz  und  gar  persisch-sefewidischen  Raum 
zu  stehen,  den  man  in  Lsfahän,  aber  nicht  am  Euphrat  vermuten 
würde.  Die  Wände  tragen  noch  die  leidlich  erhaltene  Dekoration  in 
vielfarbig  bemaltem  und  vergoldeten  stucco;  ein  breites  Inschrift - 
band  (koranisch)  schließt  die  vier  Wände  oben  ab;  darüber  wölbt 
sich  eine  etwas  gedrückte  Sternkuppcl  von  etwa  6  m  Durchmesser. 


')  Mcmoircs  prcsetitcs  par  div.  savants  h  l'Acad.  des  Iiiscr.  et  BelUs-Lettrcs  XII 
II    1909. 


5^Q  Ernst  Herzfeld, 

Dieser  Teil  des  Baues  ist  zweifellos,  wie  die  großen  schiitischen  Wall- 
fahrts-Heiligtümer von  Nadjaf,  Karbalä  und  Käzim,  um  1600  auf 
Befehl  eines  Sefewiden  entstanden.  Der  Name  Mashhad  al-Safawiyyin 
bewahrt  davon  die  Tradition. 

Dieser  Kuppelraum  ist  aber  nur  angelehnt  an  einen  älteren  Bau, 
der  tief  unter  seinem  eigenen  Schutte  begraben  liegt.  So  ist  seine 
Anlage  ohne  Schürfung  nicht  mehr  genau  festzustellen.  Immerhin 
war  sie  nicht  groß:  viel  mehr  als  18  x  15  m  dürfte  das  bedeckte  Areal 
nicht  betragen  haben.  Es  sieht  aus,  als  habe  die  Gebetstätte  aus  einer 
Vorhalle  in  voller  Breite  des  Baues  und  aus  einer  Halle  von  nur  5  Joch 
Breite  und  3  Joch  Tiefe,  das  Joch  zu  etwa  3  m  Quadrat  lichter  Weite, 
bestanden.  Mit  einer  Ausnahme  sind  die  Gewölbe  eingestürzt,  auch 
die  Türen  sind  so  verschüttet,  daß  man  heute  über  die  Mauern  hinweg 
einzusteigen  pflegt.  Nicht  der  besser  erhaltene  sefewidische  Anbau 
(ohne  Mi/iräb),  sondern  der  etwas  aufgeräumte  Platz  vor  dem  alten 
Mi/iräb  dient  heute  als  Gebetstelle. 

Schon  früher  war  ich  dem  Problem  nachgegangen  ^),  aus  welchen 
Zeiten  die  ältesten  monumentalen  Reste  schiitischer  Heiligtümer 
stammen.  Mir  sind  heute  bekannt:  Imäm  Eür  um  478,  die  'Ulamä 
al-Sälihin  bei  Aleppo  v.  J.  479,  Isma'iliyyät  am  Zäb  etwa  100  Jahre 
jünger,  der  Makän  Ghaibat  al-Mahdi  in  Samarra  von  606,  alles  übrige, 
Nadjaf,  Karbalä,  Käzim,  Sämarrä,  S.  Muhammad  bei  Balad,  Kum, 
Mashhad  i  Rizä  ist  erst  sefewidisch  oder  modern.  Sarre  hatte  seinerzeit 
geschlossen,  unser  Denkmal  müsse  dem  lO.  sei.  Chr.  angehören.  Bei 
dem  damals  noch  sehr  dürftigen  Vergleichsmateriale  mußte  man  auch 
so  schließen.  Dies  diem  docet,  und  es  ist  nichts  natürlicher,  als  die 
Datierungsfrage  heute,  wo  das  Material  fast  ins  Unübersehbare  ge- 
wachsen ist,  nochmals  zu  untersuchen.  Ich  will  es  so  darstellen,  wie 
sich  mir  die  Erkenntnis  durch  den  Zufall  der  zeitlichen  Folge  ergab. 

Zu  allererst  stiegen  mir  Zw^eifel  auf  bei  der  Lektüre  von  Sarre's 
Veröffentlichung,  ob  die  koranischen  kufischen  Inschriften,  eine  im 
Mihräh,  zwei  an  dem  Scheinfenster  an  der  Wand  links  vom  Mihräb, 
dem  4.  sei.  H.  angehören  könnten  2)   (Abb.  2). 

Bei  aller  Einfachheit  ist  die  Schrift  durchaus  nicht  charakterlos. 
Die  Bogenverbindung  zwischen  den  einzelnen  Buchstaben  findet  sich 
so  gut  wie  in  jedem  Wort.  Die  paläographische  Bedeutung  dieser 
Erscheinung  ist  folgende:  Das  Küß  des  3.  sei.  bewahrt  stets  einen 
wagerecht  durchlaufenden  Balken;  der  den  einzelnen  Lettern  gegenüber 


1)   OZZ  1910   Nr.  10  Sp.  449 — 454;    Vorbericht  über  die  Ausgrabnngen  von  Samarra 
1912  p.  45ss;  EI  s.  v.  Haleb  Baugeschichte,  und  s.  v.  Hair. 
')  Vgl.  Sarre  1.  1.  Abb.  6 ;   Viollet  1,  1.  PI.  VI. 


Mashhad  'AU,  ein  Bau  Zengi's   II  a.   H.   589. 


361 


geradezu  als  selbständiges  Element  auftritt,  derart,  daß  die  Buch- 
staben Bä,  Tä  usw.  wie  einfache.  Sin  Shln  wie  dreifache  kurze  senk- 
rechte Hasten  über  dem  Balken,  Hä,  Khä,  Djlm  wie  eine  schräge 
Durchquerung,  Mim  wie  ein  Kreis  im  Balken  erscheinen  usw.  Mit 
der  zu  allererst  im  Basmalah  und  dem  Namen  Alläh's  auftretenden 
Bogenverbindung  beginnt  die  Auflösung  dieses  Balkens;  das  Ende 
dieser  Entwicklung  ist,  daß  die  einzelnen  Lettern  schließlich  als  selb- 
ständige Elemente  durch  Bogen  verbunden  werden.  In  unseren  In- 
schriften findet  sich  noch  eine  weitere  Stufe  der  Entwicklung:  die 
geläufig  gewordene  Bogenverbindung,  ursprünglich  nur  zwischen 
zwei  Lettern  möglich,  dringt  in  diese  selbst  ein:  wir  sehen  sie  beim 


f^^^giSJ(§i^.|j 


Abb.  2.     Dekorative  koranische  Inschriften. 


5m,  Däl  und  Säd.  —  Die  nicht  nach  links  zu  verbindenden  Lettern 
Wäw,  Rä  und  Nun  zeigen  hochgezogene  Endungen,  die  in  blattähnliche 
Spitzen  auslaufen.  Ähnliche  blattförmige  Ansätze  zeigen  das  Hä  und 
Mim.  So  einfach  das  ist,  so  erkennt  man  doch,  daß  ein  Coufiqiie  fleuri 
durch  diese  Schrift  vorausgesetzt  wird.  Endlich  tritt  neben  dem  rein 
kufischen  Dhäl  (im  qjOJI)  ein  ganz  kursives  Däl  (in  A^^w«)  auf. 
Außer  in  den  Inschriften  des  2.  sei.  H.,  einer  Zeit,  die  hier  nicht  in 
Frage  kommt,  findet  sich  dies  Nebeneinander  von  monumental  eckigen 
und  kursiv  runden  Formen  erst  in  der  Zeit,  in  der  man  allgemein 
Naskhi  zu   schreiben  beginnt,    im   6.    sei. 

Im  3.  sei.  kommen  diese  Erscheinungen  nicht  vor.  Ein  Abklatsch 
V.  Oppenheim's  von  einem  Grabsteine  aus  Shu*aib  Shär  in  Nord- 
mesopotamien v.  J.  327  hat  noch  keine  Bogenverbindung,  keine  hoch- 
gezogenen   Buchstabenenden,  keine   Blüten.      In  den   Inschriften  der 


362 


Ernst  Herzfeld, 


Azhar-Moschee  um  360  finden  sich  einige  hochgezogene  Enden,  das 
Blühen  beginnt,  aber  keine  Bogenverbindung.  In  den  Gipsfriesen 
unter  der  Kuppel  vor  dem  Mihräh  der  Häkim-Moschee,  um  393,  findet 
sich  das  Coufique  fleuri  in  voller  Entfaltung,  viele  hochgezogene  Enden, 
nicht  selten  die  Bogenverbindung,  einmal  (Flury  Tafel  II  2)  ein 
Bogen  im  Käf  ^).  Die  Steininschriften  sind  nicht  so  vorgeschritten. 
Die  kleinen  Inschriften  des  Anbaues  und  des  Minarets  haben  die  Bogen- 
verbindung nur  in  dem  Worte  Allah  =);  an  der  großen  Minaret- Inschrift, 
mit  den  klassischen  Formen  des  Coufique  fleuri,  findet  sich  die  Bogen- 
verbindung auch  sonst  3),  aber  nicht  i  m  Buchstaben;  dasselbe  gilt 
für  die  Häkim-Holztüren,  um  400.  —  Ein  Grabstein  in  Berlin  Inv.  9568 
V-  J-  395  zeigt  nur  eine  einzige  Bogenverbindung,  eine  einzige  dürftige 
Ranke  vom  Däl  aus,  hochgezogene  Enden  gelegentlich.  Eine  kufische 
Inschrift  aus  yims  4)  aus  den  neunziger  Jahren  des  4.  sei.  hat  weder 
Bogenverbindung  noch  Blüten.  Dem  4.  sei.  H.  gehört  also  die  Schrift 
unseres  Monumentes  nicht  an. 

Ein  Grabstein  aus  Ägypten  5)  v.  J.  412  zeigt  wenige  hohe  Enden, 
keine   Blüten,    Bogenverbindung  immer  in  Allah,   sonst   nur  viermal 

(in  js.j^j  ioT  ,N.>Lw  und  '»^^).  Die  Inschriften  des  Khalifen  Zähir 
aus  Jerusalem  v.  J.  413  ^)  blühen,  Bogenverbindung  in  Allah  und 
sonst  gelegentlich,  nicht  sehr  häufig,  nie  im  Buchstaben.  Die  pracht- 
volle Inschrift  der  Maqsürah  von  Sidi  *Uqbah  in  Qairawän,  406 — 441, 
hat  hohe  Enden,  entfaltetes  Coufique  fleuri,  an  Stelle  der  Bogen- 
verbindung eckige  Brechungen,  aber  nie  im  Buchstaben.  Ein  Berliner 
Grabstein,  Inv.  9563,  v.  J.  441  hat  nur  vereinzelte  Bogenverbindungen. 
Der  Grabstein  bei  Wright  1.  1.  v.  J.  445  hat  hohe  Enden,  kleine 
Bogenverbindungen;  der  Stein  der  Barakah  v.  J.  455  hat  hohe  Enden, 
Bogen  im  Basmalah  und  sonst  gelegentlich.  Die  Bauinschrift  der 
Moschee  von  Esneh  7)  v.  J.  470  hat  hohe  Enden,  häufige  Bogen- 
verbindung, keine  Bogen  in  den  Lettern.     Die  Inschriften  von  Imäm 


')  Die  Häkim-Inschriften  sind  zunächst  noch  ein  paläographisches  Rätsel.  Jeder 
Buchstabe  müßte  aufgenommen  werden.  Sie  sind  der  Schriftentwicklung  aller  anderen 
Provinzen  um  einen  so  großen  Zeitabstand,  nahezu  loo  Jahre  voraus,  daß  selbst  ich, 
der  ich  Ägypten  in  diesen  Dingen  einen  Vorsprung  zuerkennen  möchte,  Bedenken  habe. 
Wie  erklären  das  die   »Perser«? 

2)  Flury,  Omamcftie  der  Hakim-  und  Ashar-Moschee,  1912,  Tafeln  XI\,  XXV, 
XXVI,  Berche.m,   CIA  pl.  XXII,  2. 

3)  Flury,  1.  1.  Tafeln  XXVII,  XXIX. 

4)  Wird  von  Sobernhelm  im    CIA  ediert  werden. 

5)  Wright,  Procced.  Soc.  Bibl.  Arch.    1887  Juni,   zu  p.  11. 

6)  De  Vogue,   Teniple  pl.  37. 

7)  VAN   Berchem    CIA  pl.  XLII  I. 


Mashhad  'Ali,  ein  Bau  Zengi's  II  a.  H.   589.  ■35^ 

L'ür  ij  um  478  haben  hohe  Enden,  Blüten,  aber  keine  Bogcnverbin- 
dungen.  Die  Inschrift  bei  van  Berchem  CIA  Nr.  518  =)  v.  J.  477  hat 
hohe  Enden,  fast  regelmäßige  Bogenverbindung,  einmal  einen  Bogen 
im  Sin.  Die  Inschrift  im  Säiihln  bei  Aleppo  v.  J.  479  hat  hochgezogene 
Enden,  regelmäßige  Bogenverbindung,  Blüten  und  gelegentlich  Bogen 
im  Käf,  Däl  und  Shln.  Eine  Inschrift  vom  Bäb  al-futüh  in  Kairo  3)  v.  J. 
480  hat  hochgezogene  Enden,  Bogenverbindung,  einen  Bogen  in  einem 
Shln  (in  5^^).  Eine  Inschrift  eines  Mashhad  (Abklatsch  van  Ber- 
chem) V.  J.  481  blüht  nicht,  hat  keine  hohen  Enden,  die  Bogenver- 
bindung immer  in  Allah,  sonst  nur  in  JcjJx^jI  lAjJiJI  a.xi.Aj.  ^UuJ! 
und  xj'.vAJI  v^a^.  Die  Inschriften  Malikshäh's  am  Minaret  der  Großen 
Moschee  von  Aleppo  483  haben  entwickeltes  Coufiqiie  fleuri  mit  ge- 
legentlichen Bogen  in  den  Lettern.  Ein  Grabstein  Berlin  Inv.  9563 
V.  J.  491  hat  hohe  Enden,  ganz  seltene  Blütenzweige,  einige  lose  Zier- 
formen und  nur  gelegentlich  die  Bogenverbindung  in  Allah,  jv.:^.^*^/) 
und  iü»o. 

Ich  verfolge  den  Gegenstand  noch  ins  6.  sei.  hinein.  Eine  In- 
schrift von  einem  Djämi*  Shaikh  Hamüd  an  einem  Privathausc  in 
Aleppo  V.  J.  541  hat  alle  entwickelten  Merkmale.  M.  Hartmann's 
Stein  aus  Tashkend  4]  v.  J.  541  blüht  nicht,  hat  regelmäßige  Bogen- 
verbindung, aber  nicht  im  Buchstaben,  und  hochgezogene  Endungen 
später  Art,  späte  Rahmenform.  Der  berühmtere  Stien,  angeblich 
V.  J.  230,  hat  genau  die  gleichen  Merkmale  und  ist  nicht  nur  in  der 
speziellen  Form  der  Endungen,  des  verschlungenen  Yä  und  der  Um- 
rahmung, sondern  auch  in  seinen  reimenden  Beiworten  spät,  also 
dem  Steine  von  541  ungefähr  gleichzeitig.  Die  kufischen  Inschriften 
Nur  al-dln'san  der  Shu'aibiyyah  in  Aleppo  v.J.  545,  zeigen  üppigstes  Cöm- 
-ßque  fleuri,  mäanderartig  verschlungene  Lettern,  hochgezogene  Enden, 
Bogenverbindung  zwischen  und  in  den  Lettern.  Ein  Grabstein  Mün- 
chener Ausstellung  von  559  hatte  hochgezogene  Enden  in  später  Art, 
keine  Bogenverbindung.  Ein  zweiter  vom  Jahre  587  hatte  hoch- 
gezogene Enden  und  Anklänge  an  NaskhiSchnit:  die  gerade  Ver- 
bindungslinie war  aufgegeben.  Anklänge  an  iVa.s^Äz- Buchstaben 
finden  sich  in  Imäm  Dür  478  und  in  Inschriften  der  Nur  al-din-Zeit 
in  Mosul  Sj.    Das  mag  genügen^).    Man  sieht,  daß  die  Inschriften  von 

')   V'orbericht  Samarra  Abb.  9. 

2)  CIA  pl.  XLIII   I. 

3)  CIA  pl.  XVII  3  u.  XVIII    1—2. 

4)  OLZ  1906  p.  28  SS.  p.  233  SS. 

5)  MeineZeichnungeninSARRE-HERZFELD.^fÄ.Ä'M/r,  Abb.aufp.  27,  2S,32,Taf.XCl. 

6)  Weiter  habe  ich  verglichen  Kufica  aus  Persien:  Nakhlshawän,  Bistäm,  Hamadän; 
aus  Kleinasien:  Konia,  Diwrigi;    aus  Afrika:  Tlemcen. 


7^4  Ernst  Herzfeld, 

Mashhad  *Ali  nicht  vor  dem  letzten  Viertel  des  5.  sei,  entstanden 
sein  können.  Das  ist  ihre  obere  Altersgrenze.  Die  untere  bleibt  zu- 
nächst offen.  Die  Einfachheit  der  Schrift  besagt  nichts.  Die  Namen 
der  12  Imame  in  der  Ghaibat  al-Mahdi  in  Samarra  von  606  sind  noch 
simpler  geschrieben,  nicht  einmal  eine  Bogenverbindung  kommt  vor. 
Einerseits  ist  überall  zu  beobachten,  daß  sich  die  kufische  Schrift 
überall  da  vollständig  dem  Ornament  unterordnet,  wo  sie  bei  korani- 
schem Inhalt  lediglich  mit  dekorativem  Wert  als  Umrahmung  reicher 
ornamentaler  Felder  verwendet  wird.  Andererseits  ist  zu  berück- 
sichtigen, besonders  gegenüber  einigen  der  angeführten  Beispiele, 
daß  Kunstzentren  wie  Kairo,  Aleppo  der  Entwicklung  vorauf  sind, 
und  abgelegene  Gegenden  ihr  erst  allmählich  folgen.  Daß  aber  Mashhad 
*A1T  das  Werk  einheimischer  provinzieller  Künstler  ist,  dafür  sind 
deutliche  Zeichen  da,  auf  die  ich  noch  eingehen  werde.  Es  steht  also 
nichts  im  W^ege,  sondern  wird  durchaus  nahegelegt,  die  untere  Zeit- 
grenze   dieser   Schrift   etwa    lOO  Jahre  später  anzusetzen. 

Nach  dieser  Analyse  der  Gipsinschriften  betrachtete  ich  die  Orna- 
mentik von  Mashhad  'Ali,  als  ich  im  Laufe  meiner  Reisen  die  Monumente 
der  Zeit  Nur  al-din's  (541 — 569)  in  Aleppo,  Hamäh,  Jerusalem,  Raqqah 
und  Mosul  kennen  gelernt  hatte.    Eines  der  auffälligsten  und  charakte- 
ristischsten Merkmale  sämtlicher  Werke  aus  der  Zeit  Nur  al-din's  ist 
das     In-Kontrast-Setzen    ganz     verschiedenartiger    Ornamentik    am 
gleichen   Objekt.      Auf   diese   ornamentalen   Details   hier  einzugehen, 
bevor  meine  Materialien  in  extenso  publiziert  sein  werden,  hat  wenig 
Sinn  i),  und  ich  kann  das  um  so  mehr  entbehren,  als  es  mir  hier  nur 
auf   die  zeitliche   Fixierung,    nicht  auf   die   Bestimmung   des   Kunst - 
kreises  ankommt.     So  konstatiere  ich,  daß  dies  beherrschende  Prinzip 
der  Kunst  der  Nur  al-dln-Zeit  auch  in  Mashhad  'Ali  vorhanden  ist. 
Das  Feld  über  dem  Mihräh  mit  seinen  an  tulunidische  Formen  (Sa- 
marra-Stil   I)   erinnernden   Spiralvoluten  kontrastiert  mit   der  feinen 
entwickelten    Arabeske    der    Seiten-Panneaux,    Tafel   I  u.    II.       Der 
gleiche    bewußte    Gegensatz    im    Innern    des    Mihräh    und    an    dem 
Scheinfenster     zur    Seite,     Tafel    III.        Die    flache    und    realistisch 
gearbeitete    schmale   Bordüre    der    Seitenfelder   ist   eine   dritte    Gat- 
tung   der    Arabeske.       Daß    das    Feld    über    dem    Mihräb    nicht    so 
altertümlich    war,    wie    es    heute    aussieht,    erkennt    man    aus    den 
besser  erhaltenen  Ornamenten  im  Innern  des  Mihräh,  Tafel  IV.    Die 
besonders   aufgesetzte   hochplastische   Oberschicht   mit   ihrer   reichen 
geometrischen   Innenzeichnung  ist  abgefallen,   nur  ihre  altertümliche 
Konturzeichnung  ist  geblieben.     Das  ist  zugleich  ein  Hinweis  auf  die 

')  Vgl.   S.  Flury,  1.   c.   p.  8  u.   30,  Anm.  9,  84,  99  u.    iio. 


Mashhad  'All,  ein  Bau  Zengi's  II  a.  H.   589. 


365 


technische  Herstellung  des  Dekors.  Das  Kontrastieren  von  hoch- 
plastischen Ornamenten  gegen  Flachornamente  ist  ein  Prinzip  der 
Werke  der  Khalifen  Näsir  und  Mustan§ir  aus  den  beiden  ersten  Jahr- 
zehnten des  7.  sei.  in  Baghdad  und  Samarra 
und  lebt  in  der  Kunst  Mosuls  zur  Zeit 
Badr  al-din  Lu*lu's  nach.  Die  ornamen- 
talen Details  im  Mihräb  finden  sonst  Paral- 
lelen z.  B.  in  Ägypten  in  der  Qiblah  der 
Guyüshi-Moschee  v.  J.  478  und  der  Qubbat 
Ikhwän  Yüsuf,  erste  Hälfte  des  6.  sei.  ^). 
Das  Mittelfeld  des  Scheinfensters  hat  seine 
Parallelen  in  der  Ornamentik  der  Nur  al- 
dln-Werke.  Die  Kapitelle  am  Mihräb 
(Abb.  3)  sind  eine  späte  Entwicklung  aus 
den  Glockenkapitellen,  wie  sie  in  Samarra 
und  der  Tuluniden-Moschee  vorkommen, 
und  entsprechen  ganz  den  Kapitellen  von 
Nur  al-din's  Bau  an  der  Moschee  von 
Raqqah  und  vielen  gleichzeitigen  Kapi- 
tellen aus  Mosul  2).  Kapitelle  aus  der 
Kalifenzeit  von  Raqqah  im  Kaiser  Frie- 
drich-Museum und  inHammäm  bei  Raqqah 
sind  altertümlicher.  Es  ergibt  sich  also, 
dafi  Inschriften  und  Ornamentik  die  gleiche 

Zeitansetzung  fordern:  obere  Grenze  das  letzte  Viertel  des  5.  sei.  H., 
vermutlich  aber  erst  Mitte  des  6.  sei.  H. 

So   weit  war  ich,    als    ich  \'iollet's   Aufnahmen    kennen  lernte. 
Sie  lassen  einiges  von  dem  gemalten  Dekor  erkennen,  vor  allem  die 


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Abb.  3.     Kapitelle  und  Malerei 
am  Mihräb. 


Abb.  4.     Gemalte  Inschrift  im  Mihräb. 


Inschrift  in  entwickeltstem  Coufique  fleiiri  mit  mäanderartig  verschlun- 
genen Lettern    in    der  Wölbung   des  Mihräb.      Bei    der  Besprechung 


•)  Flury  1.  c.  Tafeln  .\IV,  XVI.   XVII,  XVIII. 

^)  Sarre-Herzfeld,   Arc/i.  Reise  Tafel  CVI,  weitere  Beispiele  werden  im  zweiten 
Textband  folgen. 


'-66 


Ernst  Herzfeld, 


der  Gipsinschriften  habe  ich  schon  erwähnt,  daß  eben  diese  üppigste 
Form  des  blühenden  Küfi  in  den  Inschriften  Nur  al-din's  an  den 
Shu*aibiyyah  in  Aleppo  a.  545  auftritt.  Die  ungefähr  gleichzeitigen 
Grabsteine  in  Maqämät  bei  Aleppo  zeigen  es  ebenfalls.  Das  war  das 
dritte  Indizium,  das  Monument  in  die  Mitte  des  6.  sei.  zu  datieren. 
Ich  mußte  folgern,  daß  Bau,  Gipsdekor  und  Malerei  gleichzeitig  seien. 
Bei   meinem   ersten    Besuche    1910   fand   ich   keine   neuen   Merkmale 

hinzu. 

Bei  meinem  zweiten  Besuche  1912  wurde  die  Mutmaßung  und  die 
kunstgeschichtliche  Forderung  zur  monumentalen  Gewißheit.  Ich 
prüfte  zunächst  das  Verhältnis  der  Malerei  zum  Gipsdekor.  Die  Gips- 
ornamentik war  durchweg  bemalt.  Die  hochplastischen  Teile  im 
Mihräh  weisen  noch  reiche  Spuren  von  zitronengelb,  zinnoberrot, 
kupferoxydgrün  auf.  Neben  dem  plastisch  dekorierten  Mittelfeld 
befinden  sich,  bis  zu  den  Doppelsäulchen,  Seitenfelder  in  Malerei.  Die  hüb- 
sche Weinranke,  Tafel  IV,  ist  recht  altertümlich  und  gewiß  nicht  jünger 
als  die  Gipsornamentik.  Der  kleine  plastische  Gipsfries  schließt  über 
der  Kapitellhöhe  sowohl  die  plastischen,  wie  die  gemalten  Teile  wage- 
recht ab.  Die  Wölbung  ist  wiederum  gemalt,  ebenso  der  Gurtbogen 
vor  ihr,  der  sich  von  einem  Säulenpaar  zum  anderen  spannt  (Tafel  V  links 
und  Abb.  3).  Sein  Muster  ist  sehr  altertümlich,  tulunidische  Formen 
im  Gewände  der  Nur  al-din-Zeit.  Die  Komposition  des  Mihräh, 
mit  einem  steigenden  Mittelstreifen  im  Fonds,  ist  die  gleiche,  wie  die 
des  berühmten  Khäsaki-il/^■/^m&  in  Baghdäd  und  eines  Mihräh  in 
einem  Privathause  in  Samarra.  Das  Ineinandergreifen  von  Malerei 
und  bemaltem  Gipsdekor  kann  nur  beabsichtigt  gewesen  sein.  Die 
isolierte  Lage  des  Scheinfensters  auf  der  glatten  Wand  erklärt  sich 
ebenfalls  durch  ehemalige  Bemalung  des  Wandsockels.  In  den  Tiefen 
der  Ornamentik  des  Scheinfensters  sind  ebenfalls  Farbspuren  zu 
erkennen.  Seine  Blendsäulchen  sind  mit  einer  Ranke  bemalt.  Die 
Wand  ist  der  Witterung  sehr  exponiert,  und  seit  Sarre's  Besuch  1898 
sind  weitere  Teile  verschwunden.  —  Während  die  Doppelsäulen  an 
der  Mihräbwdind  plastische  Kapitelle  hatten,  waren  die  Kapitelle 
der  gegenüberliegenden  Pfeiler  nur  gemalt. 

Nachdem  ich  festgestellt  hatte,  daß  Malerei  und  Stuckdekor 
gleichzeitig,  mithin  der  ganze  Bau,  bis  auf  den  sefewidischen  Anbau 
und  einige  ganz  moderne  Zwischenmäuerchen  einheitlich  seien,  wollte 
ich  nach  *Änah  weiterreiten  und  gelangte  beim  Rückweg  in  den  Raum, 
der  hinter  dem  sefewidischen  Anbau  liegt.  Sein  Gewölbe  ist  erhalten 
(Tafel  V  rechts).  Über  vier  Konchen  über  den  Ecken  und  vier  flacheren 
Konchen  in  den  Achsen  erhebt  sich  ein  achtteiliges  Muldengewölbe  von 


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Der  Islam.     Band  V. 

Zu  «E.  Herzfeld.    Mashhad  'Ali,  ein  Bau  Zengi's  11  a.  H.  5S9 


Verlag  von  Karl  J.  Trübner  iu  Straßburg. 


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Mashhad  'Ali,  ein  Bau  Zengi's   II  a.  H.   589.  367 

Halbkrcisquerschnilt.  J.)icse  Eckkonchcn  und  die  Kuppehvölbung  er- 
innerten mich  lebhaft  an  die  drei  Kuppeln  Nur  al-din's  in  yamäh, 
zwei  in  dem  Djämi*  Nürl,  eine  im  Djämi*  al-Hasanain.  Das  ist  Archi- 
tektur des  6.  sei.  Wie  dagegen  die  Kuppeln  ein  Jahrhundert  früher 
aussahen,  sieht  man  in  Mär  Tahmazgerd  in  Kerkük,  in  Imäm  Dür, 
in  Takrit,  an  den  Kuppeln  der  Auläd  S.  Ahmad  al-Rifä'i  und  eines 
Nadjm   al-din   in   liadlthah   südlich   *Änah. 

Unter  dieser  Kuppel  umzieht  ein  flaches  Bandgesims  den  Raum, 
und  auf  ihm  entdeckte  ich  zu  allerletzt  die  Bauinschrift  des  Heiligtumes. 
Sie  lautet: 

1.  Westseite   ^Js-5    5   --JjJ5  oUä  }J^\   elUI   ^'-ji   S  ':^\   s3^  o-»^ 

^3^J^  er?  ^) 

2.  Südseite   A^^i'   ou^.>äJ!  ^c-'j-'-^^  ^-^   ^'^   jJ.i»  yu*v    vi  ^j  ^j^j   CT? 


i  _  -jw 


„  __- ~i\    .--.jJ^I 

3.  Ostseite      ...jÖjo^^U  xxIas  xjL«  ,  w^3-»    .,>.i-«i'»   «-^"  ä-L«   J,     .äxi»  ,•» 

4.  Nordseite  J»*j   «Ju!   U^Jbl    ,v>j»   JL«^ 
4b.   darunter                                       ,jo    -.j   o^.ji-w.x  ^,Äj   ^^   (sie)   U^^sjJCm.^ 

Übersetzung: 

(l)  Es  wurde  erbaut  dieses  Mausoleum  in  den  Tagen  des  gerechten 
Königs  *Imädal-dunyä  wa*  1-din  Zengl,  Sohnes  des  Maudüd  (2),  S.  d. 
ZengT,  S.  d.  Aq  Sonqor,  Allah  möge  seine  Herrschaft  ewig  dauern 
lassen,  unter  der  Fürsorge  des  Sharif  Kamäl  al-din  abi'  1-Oassär  Mu- 
farradj  Soh(3)nes  des  Dja*far  im  Jahre  589.  Werk  der  beiden  Meister 
(4)  Muslim  und  Badr,  Allah  möge  sie  beide  lange  leben  lassen.  Es  führte 
damit  sein  Gelübde  aus  Mas'üd  Sohn  des  Badr. 

Einen  historischen  Kommentar  zu  dieser  Inschrift  und  die  Dis- 
kussion des  Namens  und  der  Kunyah  des  Sharif,  die  den  Lettern  nach 
auch  andere  Lesungen  gestatten,  will  ich  Berufeneren  überlassen. 
Zcngi  II  ist  der  Neffe  Nur  al-din's,  dem  ich  das  Monument  zuschreiben 
wollte.  Er  regierte  566 — 594  und  ist  der  Begründer  der  Sindjär-Linie 
der  Zengiden.  Von  seinem  Sohne  Outb  al-din  Muhammad  stammt 
das  schöne  Minaret  einer  Madrasah  bei  Sindjär  v.  J.  598  ^).  Andere 
Inschriften  des  *Imäd  al-din  sind  mir  bisher  nicht  bekannt.    Daß  seine 


I)  Sarre  Herzfeld,  ArcA.  Reise,  Tafel  1\',  LXXXIV— LXXXVI. 

Islam.     V.  26 


368 


Ernst  Herzfeld, 


Herrschaft  sich  über  *Anah   erstreckte,   ist  historisch  nicht  uninter- 
essant ^). 

Unsere    Inschrift    (Abb.    5)    ist   in   den   Gipsputz   eingraviert,    die 
Form   der   Schrift,    der  Technik   entsprechend,    ein  kursives   Naskhi, 


■   %^^y%^^ 


'■'«'■'"'"ti"M»r"iittt'"*"«(tmiif'WHtw*Mtiumtr.Mr))t'Mhi(.M,Ä,i,«i»j,t,ii,|nni»tir»tiiMii»iitninitiii»riiiiii\iniiM»t«»it>»tmtH 

nllmrM^r>^nll^^lllWl"nllIWlmH|WlllltmMll1^H1rrtll^."tJ^r^l.1ltl^i,l.(«lMMllllllMmhllmtH»<^^l1^.(^rlnll^■l^tHM»^l^^mt|lm|M^^ 


liniiiil'MrinHiiimiiHiiiiiiMiinMitlitHHi Kiiiiinmi(niimiwi>Mtnif4«)tittMitt)i|u<iiit<'«i<iH«i«(<iitiintii(riimiiii)iii<fiiiliiiHilliiMMiiiNiiinti)i«inuiMUfiliiM<t|||ttiiii 


(lUiii iiimriitni 

iK<iliinmi(niimiwi>MtniM«)tittMitt)i|u<iiiti<«i<tH«iai(<iitiintii(riimiii 

Abb.  5.     Ende  der  Bauinschrift. 

sehr  seltsam  dadurch,  daß  einige  Lettern,  so  Rä  und  Nun,  mit  in  kufischer 
Art  hochgezogenen  Enden  gebildet  sind  (Beispiele  auf  der  West-  und 
Südseite).  Die  Schrift  ist  schwungvoll  und  doch  schlecht  zu  nennen. 
Besonders  ist  der  Raum  nicht  gleichmäßig  gefüllt,  die  Größe  der  Lettern 
variiert  beträchtlich,  und  das  letzte  Stück  der  Nordseite  bleibt  ganz 
frei.  Auch  das  Hinüberziehen  des  ^j  über  die  Ecke  2 — 3  und  die 
grammatisch  nicht  korrekte  Schreibung  U>i^Ä-s«!  für  iJ'LsjX^! 
zeigt,  daß  der  Schreiber  kein  gewandter  Kalligraph  war.  Einen 
solchen  hatte  man  offenbar  nicht  zur  Verfügung.  So  'erklärt  sich  auch 
der  Mangel  an  Rhythmus  bei  der  Inschrift  im  Bogen  des  Schein- 
fensters und  das  kursive  Däl  neben  dem  streng  kufischen  an  derselben 
Stelle.  Das  zeigt  deutlich,  daß  wir  das  Werk  einheimischer  Meister 
vor  uns  haben,  die  in  ihrem  abgelegenen  Heimatsorte  nicht  auf  der 
Höhe  des  Könnens  der  großen  Kunstzentren  standen.  Da  zwei  Meister 
als  Ausführer  des  kleinen  Baues  genannt  werden,  so  liegt  es  sehr  nahe, 
den  einen  für  den  Architekten,  den  anderen  für  den  Gipsdekorateur 
zu  halten.  Eine  ähnlich  provinzielle  Leistung,  von  bewundernswerter 
Schönheit  und  dabei  einem  tiefen  Standpunkt  der  Kalligraphie,  ist 
das  Mausoleum  von  Dür. 

Für  mich  war  mit  der  Entdeckung  der  Bauinschrift  das  chrono- 
logische Problem  von  Mashhad  *Ali  gelöst.  Was  aus  paläographischen 
und  kunstgeschichtlichen  Gründen  in  die  Mitte  des  6.  sei.  zu  setzen 


•)  Bauten  der  gleichen  Zeit  wie  Mashhad  'Ali  sind:  ein  Minaret  in  Märdln 
von  572;  die  ortokidische  Madrasah  in  Diyärbakr  von  595,  die  zweite  von  596;  der 
Djämi'  al-Shaibänl  in  Aleppo  von  581,  die  Madrasah  al-Shädhbakhtiyyah,  sog.  Shaikh 
Ma*rüf  ebenda  vom  Jahre  589. 


Mashhad  *Ali,  ein  Bau  Zengi's  II  a.  H.  589.  369 

ist,  kann  natürlich  auch  um  589  entstanden  sein,  besonders  an  einem 
entlegenen  Orte;  was  man  geneigt  war  Nur  al-din  zuzuschreiben, 
kann  auch  unter  seinem  Neffen  Zengl  II  entstanden  sein.  Aber  für 
Gewohnheitszweifler  möchte  ich  noch  bemerken:  Der  Tenor  der  In- 
schrift verbietet  die  Vermutung,  sie  sei  nicht  die  wirkliche  Bauinschrift, 
sondern  in  Wahrheit  nur  eine  Reparaturinschrift.  Abgesehen  davon, 
daß  der  Bau  nicht  wohl  viel  älter  sein  kann  und  daher  nicht  als  reparatur- 
bedürftig anzunehmen  ist:  um  einer  Reparatur  eines  etwa  18  x  15  m 
messenden  Raumes  willen  bemüht  man  in  einer  allen  lesbaren  Inschrift 
nicht  einen  König,  einen  verwaltenden  Sharif,  zwei  Meister  und  einen 
frommen  Stifter,  der  sein  Gelübde  einlöst.     So  log  man  nicht. 

Das  ist  meine  angeblich  »von  S.  Flury  nach  Gebühr  beleuchtete, 
geschickte  Umdatierung  von  Mashhad  *Ali«,  welches  Monument  »meine 
Theorien  direkt  widerlegen«  soll  ^'). 


I)  OLZ  191 3  Nr.  6  Sp.  274. 


Das  Siebenschläfer-Amulett. 

Von 

S.  Seligmann. 
(Mit  einem   Beitrage  von  Erich  Graefe.) 

Mit  7  Abbildungen. 

Nach  einer  uns  von  Gregor  v.  Tours  (um  590)  überlieferten 
syrischen  Legende^)  flüchteten  sich  im  Jahre  251  bei  einer  Christen- 
vcrfolgung  unter  dem  Kaiser  Decius  sieben  vornehme  Jünglinge, 
Maximianus,  Malchus,  Martinianus,  Dionysius,  Johannes,  Serapion  und 
Constantinus,  in  eine  Höhle  auf  dem  Berge  CeHon  bei  Ephesus.  Malchus 
besorgte  heimlich  aus  der  Stadt  die  nötigen  Lebensmittel.  Eines  Tages 
brachte  er  die  Nachricht  mit  zurück,  daß  der  Kaiser  sie  suchen  lasse, 
und  unter  Tränen  flehten  die  Sieben  Gott  um  Beistand  an.  Ihr  Gebet 
wurde  erhöht,  und  der  Allmächtige  nahm  ihre  Seelen  hinweg.  Decius 
ließ  die  Höhle,  welche  ihren  Aufenthalt  bildete,  zumauern.  Nach  etwa 
200  Jahren  wurde  jene  Höhle  durch  einen  Zufall  geöffnet,  die  Jünglinge 
erwachten  wieder  und  glaubten,  nur  eine  Nacht  geschlafen  zu  haben. 
Malchus  ging  seiner  Gewohnheit  gemäß  in  die  Stadt,  fand  jedoch  zu 
seinem  größten  Erstaunen  alles  verändert:  das  Kreuz  Christi  leuchtete 
ihm  von  den  Stadttoren  entgegen,  Priester  und  Volk  eilten  in  die 
Kirchen,  sein  Geld,  mit  dem  er  Lebensmittel  kaufen  wollte,  wurde  als 
kostbarer  Schatz  aus  Decius'  Zeiten  betrachtet.  Der  erschrockene 
Malchus  wurde  zum  Bischof  und  zum  Stadtpräfekten  geführt,  wo  sich 
alles  aufklärte.  Der  Bischof  und  Kaiser  Theodosius  H.  zogen  zur 
Höhle  und  fanden  die  Aussagen  des  Malchus  bestätigt.  Darauf  ent- 
schliefen die  Sieben,  vom  Glorienschein  dvr  I  Irili;j;k(it  umgeben,  wieder, 
und  der  Kaiser  ließ  daselbst  eine  Basilika  erbauen. 

Diese  Legende  findet  sich  in  verschiedenen  Versionen,  und  dem- 
gemäß variieren  auch  die  Namen  der  sieben  Schläfer  2).  Wegen  ihres 
lan'.'cii.     festen   Schlafes    wurden    sie    im  Abend-     und    Morgenlande 

»)  Br.  Krusch,  Passio  SS.  MM.  sept.  dorm,  apud  Ephes.,  in  d.  »Mon.  Germ.  hist. 
Scriptt.  rer.  Merov.  I,  2,  847  ff.  und  »Anna!.  Boll.«XII,  1893,  371  fl. 

2)  M.  Huber,  Die   Wanderlegende  von  den  Siebettschläfern.     Leipzig  1910. 


Das  Siebenschläfer-Amulett.  •?  7  j 

namentlich  in  Fällen  von  Schlaflosigkeit  angerufen,  um  einen  guten 
und  festen  Schlaf  herbeizuführen.  Dies  bezeugen  uns  viele  mittel- 
alterliche Gebete  ^),  Zaubersprüche  und  Amulette,  schon  aus  dem 
12.  Jahrhundert  2) 

Ein  solcher  Spruch  aus  dem  14.  Jahrhundert  lautet:  »Ut  dormiens 
lenius  dormiat.  scribe  in  littera  illa  vij  nomina  et  pone  ei  sub  capud 
et  incipit  dormire  scilicet  illa  nomina  f  Maximianus  f  Malchus  f  Marcus 
t  Dionysius  f  Serapion  f  Johannes  f  Constantius  f  Domine  deus 
omnipotens  semper  clemenciam  tuam  bene  pueros  in  epheso  dormire 
fecisti  ita  fac  eins  interpellacione  hunc  famulum  uel  famulam  tuam 
dormire  et  placido  sompno  quiescere  ut  a  te  corporis  et  anime  sanitate 
recepta  gloriare  possit  nomen  tuum  sanctum  in  secula  seculorum. 
Amen. «  3) 

In  dem  Arzneibuch  des  Meister  Bartholomaeus  (15.  Jahrh.)  heißt 
es:  »Swer  nicht  geschlaffen  müg  der  haizz  im  schreiben  an  einen  brief 
di  sieben  slaffer  als  sie  hye  Stent  und  leg  den  brief  vnter  das  haup 
so  slaffet  er  ane  massen  gern  f  Malchus  Marcus  Maximianus  Dionysius 
Constantinus  iohannes  Serapion  septem  fratres  fihj  felicitatis  veniant 
in  adiutorium  nostrum  amen.« 

Und  an  einer  andern  Stelle  desselben  Buches:  »Wildu  wizzen 
der  siben  slafer  nam  daz  sint  die:  Marcus  f  Malthus  f  Maximianus  f 
Constantinus  f  Dionysius  f  Johannes  f  Seraphyon  f.  Omnipotens 
sempiterne  Deus,  qui  hos  VII  dormientes  scihcet  Malchum  etc.  dormire 
fecisti,  ita  facias  hunc  famulum  tuum  N.  uel  famulam  tuam  N.  dor- 
mire et  requiescere  in  pace  domini.  Amen.  «4) 

Eine  Vorschrift  aus  dem  16.  Jahrhundert  lautet:  »VVelicher  Mensch 
nit  schlaffen  mag,  dem  schreib  dise  Wort  uff  ein  briefflein;  ney  im  das 
an  ein  hüblin  und  trage  das  uff  dem  houbt,  so  würt  er  schlaffen,  dann 
es  seint  die  Namen  der  heiligen  sieben  schlaffer  vnd  sol  einMess  frümmen 
in  irer  ere  und  almusen  geben  und  diss  seint  die  namen  Maximus. 
Malchus.    Marcianus.    Dyonisius.    Johanes.    Seraphin.    Constantius.«  5) 

')  A.  Vassiliev,  Anecdota  graeco-hyzantina.     Mosquae  1893,  327. 
^)  F.  E.  Warren,  The  Antiphonary  of  Bangor.     II,  1895,  102. 

3)  A.  Schultz,  Zaubermittel.  »Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit.  Bd.  XVIII, 
1871,  S.  302,  Nr.  95  b. 

4)  Jos.  Haupt,  Über  das  md.  Arzneibuch  des  Meisters  Bartholomaeus.  »Sitz.-Ber. 
d.  K.  Akad.  d.  Wissensch.    Phil.-Histor.  Kl.    Wien.«    Bd.  71,  1872,  494,  522. 

5)  Liber  de  arte  Distillandi  de  Compositis.  Das  Buch  der  wahren  Kunst  zu  destilliren, 
die  Composita  und  Simplicia  und  das  Buch  thesaurus  pauperiim,  ein  schätz  der  Arnieti  genannt 
Micarium,  die  Brösämlein  gefallen  von  den  Büchern  der  Arzney  und  durch  Experiment  von 
mir  Jheromino  Brunschwick  vff  geclubt  vnd  geoffenbart  zuo  trost  denen,  die  es  begeren. 
(Mit  194  illum.  Holzschn.)  Strassb.  ufE  Sant  Mathis  abent  in  dem  jar  15 12.  344  Bl.  fol. 
f.  289a.  zit.  »Alemannia«  I,  1873.    S.  198,  Nr.  15. 


-272  S.  Seligmann, 

Die  \\  irksamkcit  der  Namen  der  Siebenschläfer  beschränkte  sich 
aber  nicht  nur  darauf,  Schlaf  herbeizuführen,  sondern  sie  wurden  auch 
gegen  Krankheiten  verschiedenster  Art  verv\'endet. 

In  dem  Wunderbericht  des  Mönches  Reimer  (12.  Jahrh.)  im 
St.  Lorenzkloster  in  Lüttich  heißt  es:  »Von  langv.-ieriger  Krankheit 
derart  geplagt,  daß  ich  bis  auf  die  Knochen  abmagerte,  wandte  ich 
mich  auf  den  Rat  eines  frommen  Mitbruders  an  die  hl.  Siebenschläfer, 
deren  Namen  ich  auf  einen  Zettel  schrieb  und  mir  dann  um  den  Kopf 
band.  Eine  Vision  ließ  mich  diese  Heiligen  in  der  Herrlichkeit  des 
Himmels  schauen;  ich  mußte  aber  dann  noch  sieben  Tage  lang  schreck- 
hche  Schmerzen  leiden.  Nach  Ablauf  dieser  Zeit  wurde  ich  jedoch 
vollständig  geheilt,  «i) 

Besonders  waren  es  Krankheiten  fieberhafter  Natur  —  an  einer 
solchen  scheint  auch  der  Mönch  Reimer  erkrankt  gewesen  zu  sein  — 
bei  denen  die  Anrufung  der  Siebenschläfer  für  wirksam  gehalten  wurde. 
Ein  alter  englischer  Fiebersegen  aus  dem  11.  Jahrhundert  lautet: 
»Contra  febres  in  nomine  sei  et  Indiuidue  trinitatis.  In  effeso  ciuitate 
chelde  ibi  requiescunt  VII  bce  dormientes  Maximianus.  Malchus.  Mar- 
tinianus. Johannes.  Seraphion.  Dionisius.  et  Constantinus.  deus  rc- 
quiescet  In  illis  Ipse  dei  füius  sit  super  me  famulum  (am)  tuum  (tuam) 
N.  et  liberet  me  de  ista  egritudine  et  de  febre  et  de  omni  populo  Inimici. 
Amen.  «2) 

In  einem  englischen  Manuskript  der  Stockholmer  Bibliothek 
(aus  dem  14.  oder  15.  Jahrh.)  heißt  es:  »f  In  nomine  t  patris  t  et 
filii  t  et  Spiritus  sancti.  Amen,  f  In  monte  Selyon  et  ciuytate  Epheson 
requiescunt  Septem  dormientes:  Malcus,  Maximinus,  Martinus,  Dyo- 
nisius,  Johannes,  Serapyon,  Constantinus.  f  Omnipotens  deus,  qui 
eos  a  manibus  tyranni  scuienti  [s]  et  ab  ydolorum  cultura  liberare 
dignatus  est,  ipse  te  dignetur,  famulum  suum  vel  famulum  suam  N., 
liberare  a  febribus  frigidis  et  callidis,  cotidianis,  biduanis,  tcrcianis, 
quarttanis,  diurnis,  seu  nocturny?!  f  3) 

Eine  deutsche  Vorschrift  aus  dem  16.  Jahrhundert  lautet:  »für 
den  viertägigen  ridten  {Ritt,  Ritte.  Ritten  ist  das  durch  einen  rütteln- 
den und  schüttelnden  elbischen  Dämon  erzeugte  Fieber,  Frostschauer  4)) 


')  Koch,  160,  Huber,  135. 

-)  C.  CocKAYNE,  Leachdoms,  Wortcunning  and  Siarcraft  of  early  England.     Lond. 

1865—67.     III,  294. 

3)  G.  Stephens,  Extracls  in  Prose  and  Verse  from  an  Old  English  Medical  Manuscript. 
preseruedinthe  Royal  Library  at  Stockholm .  »Archaeologia«,  XXX,  1854,  400.  —  F.  Holt- 
HAUSEN,  Rezepte,  Sagen  u.  Zaubersprüche  aus  zwei  Stockholmer  Handschriften.  »Anglia« 
Bd.  XIX,    N.  F.  Bd.  VII,  1897,  79- 

•f)  M.  Höfler,  Deutsches  Krankheitstiamen-Biich.     München  1899,  513. 


Das  Siebenschläfer- Amulett.  373 

Man  vnd  frawen.  Schreibe  an  ein  wechsen  Thaffell:  Jhesus  Christus, 
dominus  noster!  Alpha  et  o!  Maximilianus,  malchus,  Constantinus, 
dionisius,  Johannes,  Seraphion,  Maximinianus.  Dornoch  wesch  die 
buchstaben  ab  mit  weiwasser.  Misch  dan  vnder  das  wasser  weissen 
mirren.  Das  gibe  dem  siechen  zu  drincken.  Wan  in  der  ridt  schüdt. 
Er  berüert  in  nümmer  mere. « ^) 

Auch  gegen  die  Würmer  erweisen  sich  die  Namen  der  Sieben- 
schläfer als  brauchbar.  Eine  Wurmbeschwörung  des  12.  Jahrhunderts 
lautet :  »Ante  vermes.  f  bon  f  pen  f  na  f  ason  f  ad  dentes.  In  eremo 
in  monte  Cehon  ibi  sederunt  VII  fratres  dormientes  f  Marcius  f  Mar- 
cellinus t  Serapion  f  Alexander  f  Vitahs  f  Philippus  f  Dyonisius  f, 
per  istos  VII  fratres  dormientes  coniuro  vos  vermes,  ut  recedatis  et 
hominem  istum  non  ledatis.«-) 

Und  schließhch  empfiehlt  eine  alte  enghsche  Vorschrift  gegen 
einen  »Warzenausbruch«:  »Man  nehme  7  Oblaten  (Hostien)  und 
schreibe  auf  eine  jede  derselben  einen  Namen  der  Siebenschläfer, 
Maximianus,  Malchus,  Johannes,  Martinianus,  Dionysius,  Constan- 
tinus, Serafion.  Dann  spreche  man  einen  Zauberspruch  und  lasse 
eine  Jungfrau  diese  um  seinen  Hals  hängen.  «3) 

Das  Ansehen,  dessen  sich  das  Siebenschläferamulett  in  früheren 
Jahrhunderten  im  Abendlande  erfreute,  ist  heute  geschwunden;  es 
hat  seine  Rolle  ausgespielt.  Im  Orient  dagegen  hat  sich  der  Glaube 
an  seine  Wirksamkeit  bis  auf  den  heutigen  Tag  erhalten.  Die  18.  Sure 
des  Koran,  »die  Höhle«  ist  den  Siebenschläfern  gewidmet,  und  es  wird 
dort  erzählt,  daß  ihr  kleiner  Hund,  Qitmir,  Wache  bei  ihnen  hielt. 
Nach  muhammedanischer  Tradition  gehörte  er  zu  den  wenigen  Tieren, 
die  in  den  Himmel  kamen  4).  Wir  werden  uns  deshalb  auch  nicht 
wundern,  wenn  wir  den  Namen  des  Hundes  allein  oder  in  Verbindung 
mit  den  Namen  der  Siebenschläfer  auf  arabischen  Amuletten  finden 
oder  auf  Gegenständen,  denen  sie  ihren  Schutz  angedeihen  lassen  sollen. 

Die  abendländischen  Namen  der  Siebenschläfer  erscheinen  bei 
ihrer  Übertragung  ins  Arabische  in  einer  wesentlich  anderen  Gestalt: 
So  erwähnt  z.  B.  Rich  5)  ein  Amulett  aus  Bagdad  mit  den  Namen 
»l.Jamlikha,   2.   Makshlina,   3.   Mashna,   4.   Martoosh,   5.   Dabernoosh, 

')  »Alemannia«  XXVII,  1900,  115. 

2)  R.  Heim,  Incantamenta  magica  graeca  latina.  »Jahrb.  f.  klass.  Philologie«. 
Supplementband    19,  1893,  555. 

3)  CocKAYNE  III,  43.     W.  G.   Black,  Folk-Medicine.     Lond.   1883,   168. 

4)  M.  Reinaud,  Description  des  Monumens  Musulmatis  du  Cabinet  de  M.  Le  Duc 
de  Blacas.     Paris  1828,  I,  186/7. 

5)  J.  C.  Rich,  The  Story  of  ihe  Seven  Sleepers,  in  »Fundgruben  des  Orients«  III,  1813, 
354  Anm.  c.    Vgl.  Hammer,    »Fundgruben«  IV,  1814,  163. 


374  '^*  Seligmann, 

6.  Shaspoosh,  7.  Cofshistanoosh.  Der  erste  und  letzte  Name  ist  eine 
Korruption  aus  Jamblichus  und  Constantinus,  der  vierte  ist  vielleicht 
Marcius,  und  der  fünfte  Tiberianus. 

Reinaud  ^)  bildet  einen  gravierten  Stein  ab  mit  den  Namen 
Maksilmina,  Yamlikha,  Marnous,  Messilyya,  Dabarnous,  Sabarnous, 
Cofasthethous,  Kitmir  (Fig.  l).  Innerhalb  dieser  Namen  steht  der  Aus- 
ruf:  »So  Gott  will.« 

Ein  syrischer  Zauberspruch  gegen  das  Weinen  der  Kinder  beginnt 
mit  den  Worten:  »In  Vaters  Namen  etc.  Jamhka,  Maximus,  Martalus, 
Arsanius,  Jochannis,  Sirapion,  Denisius.  Diese  7  Brüder  sind  als 
Helden  heimgegangen.«-) 


Fig.  I.  Gemme.  In  der  Mitte:  Nach  dem  Willen  Gottes.  Ringsherum  die  Namen 
der  Siebenschläfer  iMaksil/intia,  Yamlikha,  Marnous,  Messilyya,  Dal>ar?ious,  Saöarnous, 
Cofasthethous,  und  ihres  Hundes  Kitinir.    (Reinaud,    Monutnens  Musulmans^  IL  Taf.  /, 

Fig.  25.) 

Die  Namen  der  Ashäb  al-kahj  oder  »Bewohner  der  Höhle«  werden 
eingegraben  auf  dem  Boden  der  Trinkgefäße  und  auf  dem  runden 
Präsentierteller  von  verzinntem  Kupfer,  der,  auf  ein  Gestell  gesetzt, 
die  Tafel  bei  den  Mahlzeiten  usw.  bildet,  um  die  Speisen  und  Getränke 
vor  dem  bösen  Blick  eines  Neidischen  zu  schützen.  Man  graviert  sie 
auf  Schwerter,  damit  diese  nicht  zerbrechen  und  vor  den  Schlägen 
der  Feinde  schützen;  desgleichen  auf  Helme,  um  den  Träger  vor  Ver- 
W'undungen  zu  bewahren.  Ferner  schreibt  man  sie  an  die  Mauern 
einer  Moschee  zum  Schutz  gegen  Feuersgefahr,  und  an  die  Tore  einer 
Stadt,  um  sie  gegen  Pest  und  epidemische  Krankheiten  zu  sichern. 
Auch  schreibt  man  sie  an  den  Kopf  eines  Buches  zum  Schutz  gegen 
Feuer  und  Diebe;  und  auf  Briefe,  damit  diese  nicht  verloren  gehen, 
und  bringt  sie  an  Schiffen  an,  damit  diese  nicht  untergehen  3).     Ihre 


0  Reinaud  II,  59,  Nr.  25  und  PI.  I,  Fig.  25. 

-)  Ed.  Sachau,  Verzeichnis  der  syrischen  Handschriften  der  Kgl.  Bibliothek  zu  Berlin. 
Berlin  1S99, 1,  371,  Nr.  42.  —  Ich  verdanke  den  Hinweis  auf  diese  Stelle  Herrn  Dr.  W.  Weyh, 
München. 

3)  E.  W.  Lane,  Manners  and  Customs  of  the  modern  Egyptians.  Deutsch  von  J.  Th. 
Zenker.  Leipzig  1852,  II,  65.  —  S.  Seligmann,  Der  böse  Blick  und  Verwandtes.  Berlin 
1910,  II,  328. — ED\v.FAi.K.E>iKR,Ephesus  and  the  (eniple  of  Diana.  Lond.  1862,  157/9.  — 
Reinaud   II,  61/2.  —  Hammer,  loc.  cit. 


Das  Siebenschläfer-Amulett. 


375 


Rolle  als  Beschützer  der  Schiffahrt  verdanken  sie  nach  Iken  ^)  einer 
Stelle,  die  sich  nach  ihm  im  Koran  finden  soll  (wo  aber  tatsächlich 
nichts  derart  steht),  nämlich:  »Die  Siebenschläfer  bestiegen  ein 
Schiff.«  Deshalb  werden  sie  auch  in  Sturm  und  Wetter  als  Schutz- 
heihge  angerufen,  und  Figuren  derselben  werden  bemalt  und  vergoldet 
am  Vorderteil  der  Schiffe  angebracht. 

Iken  ~^)  erwähnt  auch  eine  türkische  Goldmünze,  Armudi  genannt, 
mit  den  Namen  der  Siebenschläfer:  Jemhka,  Meschulina,  Mislina, 
Mernus,  Debernus,  Schasenus  und  Kephestatios.  Wahrscheinlich  hat 
auch  diese  Amulettbedeutung.  Falkener  3)  bildet  ein  modernes 
türkisches  Armband  mit  den  Namen  Jemlika,  Meshilina,  Mishna, 
Mernus,  Debbernus,  Shazzernus  und  Kephestatjus  ab.  Ein  derartiges 
Armband  soll  den  Träger  vor  allen  mögHchen  Gefahren  schützen 
(Fig.  2). 


Fig.  2.    Türkisches  Armband  mit  den  Namen  der  Siebenschläfer 
(n.  Falkener,  Ephesus,   S.    159). 


Nach  Cod.  arab.  195  (München)  werden  die  Siebenschläfer  ange- 
rufen bei  Seuchen  4j,  bei  Krieg  und  Brand,  beim  Weinen  der  Kinder, 
zur  Fernhaltung  von  Dieben,  von  Schiffbruch,  von  Zorn  und  Ärger, 
zur  Vermehrung  des  Verstandes. 

Eine  besondere  Aufgabe  hat  der  Hund  der  Siebenschläfer  zu 
erfüllen.  Muhammed  leitet  seinen  Bericht  über  die  Legende  (Sur. 
XVIII,  8)  mit  den  Worten  ein:  »Glaubst  du  wohl,  daß  die  Bewohner 
der  Höhle  und  Ar-Raqim  zu  unseren  Wunderzeichen  gehören?«  Das 
Wort  Raqim  ist  dunkel  und  wird  von  einigen  Kommentatoren  als  Name 
des  Hundes  erklärt,  während  andere  darunter  den  Namen  des  Ortes 
verstehen,  in  dem  sich  die  Höhle  befand,  und  wieder  andere  glauben, 
es  sei  eine  Tafel  aus  Blei  oder  Stein  damit  gemeint,  auf  welcher  die 


»)  Iken,  Tuti-Nameh,  Stuttg.  1S22,  289. 

2)  Iken  296. 

3)  Falkener,  loa.  cit. 

4)  Bei  Huber,  Siebenschläfer,  steht  wohl  ein  Druckfehler:  »beim  Suchen«. 


37' 


S.  Selig  mann, 


Namen  der  Siebenschläfer  eingegraben  waren  und  die  über  dem  Ein- 
gange der  Höhle  angebracht  war.  Letztere  Deutung  stützt  sich  auf 
die  Ableitung  des  Wortes  Raqim  vom  arab.  Verbum  raqama  =  notieren, 
schreiben  ^).  Die  gewöhnliche  arabische  Bezeichnung  des  Hundes  ist 
qifmir  oder  qapnir  (von  qatama  =  beißen,  mit  den  Zähnen  fassen), 
und  diese  findet  sich  gewöhnlich  auf  den  Amuletten.  Daneben  kommt 
auch  noch  das  Wort  Cratin  (Kratim)  auf  persischen  und  das 
Wort  ^Omrän  (Homrän)  auf  arabisch-malaiischen  Amuletten  vor. 
Als  die  7  Heiligen  in  den  Himmel  aufstiegen,  hängte  sich  der  Legende 
nach  der  Hund  an  das  Gewand  des  einen  und  kam  so  vor  Gott.  Da 
dieser  ihn  sah,  wollte  er  ihn  nicht  wieder  fortschicken,  und  gab  ihm 
dasselbe  Amt  wie  dem  Chidr,  nämlich  die  Briefe  und  das  Gepäck  von 
Reisenden  zu  behüten.  Aus  diesem  Grunde  setzt  man  auch  den  Namen 
des  Hundes  dreimal  neben  das  Siegel,  was  den  Brief  ebenso  sichern 
soll,  als  wenn  der  Europäer  ihn  auf  der  Post  einschreiben  läßt  2).  Die 
gleiche  Bedeutung  kommt  bekannthch  auch  dem  Wort  Budüh  zu  3). 
Auf  arabischen  Amuletten  findet  man  häufig  die  Namen  der 
Siebenschläfer  mit  anderen  Namen  und  magischem  Beiwerk  kom- 
biniert. Ein  muhammedanisches  Amulett  aus  Bosnien  gegen  das  Ver- 
schreien lautet  in  der  Übersetzung  4):  »Im  Namen  des  allbarmherzigen 
Gottes!  O  mein  Gott  und  Gabriel  und  Michael  und  Israfil  und  Azrail 
und  Ibrahim  und  Ismail  und  Isaak  und  Jacob  und  du,  der  du  alles 
Gute  sendest,  der  du  gegeben  hast  die  Thora  und  das  Evangelium  und 
die  Psalmen  und  den  Koran,  ich  kann  da  nichts  helfen  außer  mit  des 
großen  Gottes  Hilfe.  Jemliha,  Mehalina,  Mislina,  Mernosch,  Dohcr- 
nosch,   Sarenosch,  Kefcftatajosch,  Kit  mir.« 


168 

"73 

166 

167 

169 

171 

172 

'65 

170 

Neben  den  Siebenschläfern  werden  hier  die  vier  großen  islamischen 
Engel  Gabriel,  Michael,  Isräfil  und  'Azrä'il,  die  Erzväter  Abraham  mit 
seinem  Sohne  Ismael,  Isaak,  Jakob,  und  Gott  als  Spender  der  jüdischen, 

')  JcHN  Koch,  Die  Siebenschläf erlegende.     Leipz.  1883,  loi. 

^)  De  LA  RoQUE,  Voyage de  V Arahie  heureuse.  Amsterdam  1716, 62.  —  Jean  Chardin, 
Voyage  en  Perse  et  antres  lictix  de  T Orient.  Paris  iSi  i,  II,  301.  —  Reinaud  I,  1S6.  —  van 
RoNKEL,  Une  annileite  arabo-malaisc.  JA  X.  Serie,  Bd.  19,  1912,  308.  —  \V.  \Ve\'h,  Zur 
Geschichte  der  Siebenschläl er  legende.     ZDMG  Bd.  65,  1911,  301. 

3)  EI  I,  1913,  803. 

')  L.  Glück,  Skizzen  ans  der  Volksmedizin  11.  d.  medizin.  Aberglauben  in  Bosnien 
u.  d.  Herzegowina.  »Wissenschaft!.  Mitteilungen  aus  Bosnien  und  der  Herzegowina<'  II, 
1894,  401  2. 


Das  Siebenschläfer-Amulett. 


öll 


christlichen  und  muhammedanischen  Religionsbücher  angerufen.  Zum 
Schluß  folgen  zwei  magische  Quadrate:  das  eine  ist  unausgefüllt,  und 
das  andere  enthält  Zahlen,  die  in  horizontaler,  vertikaler  und  diagonaler 
Linie  zusammengezählt,  immer  die  Summe  507  ergeben. 


Fig.  3.     Gemme.     In  der  Mitte:    IsmiVil.     Rund    herum  ein  Salomonssiegel,  zwischen 
dessen  Winkeln  die  Namen  der  Siebenschläfer  und  ihres  Hundes.     (Reinaud,  Monumens 

Mtistilmans,   II.  Taf.  I.  Fig.  26.) 

Auf  einem  geschnittenen  Stein,  den  Reinaud  abgebildet  hat, 
hest  man  im  Zentrum  den  Namen  des  Eigentümers  IsmäHl,  und  dieser 
Name  ist  umgeben  von  einem  Salomonssiegel,  in  dessen  Ecken  die 
Namen  der  Siebenschläfer  und  ihres  Hundes  geschrieben  sind  (Fig.  3)  i). 

Diesem  sehr  ähnlich  ist  eine   Rosette  2)    (Fig.   4),    die  ich  unter 


Fig.  4. 


1)  Reinaud,  II  S.  62,  Nr.  26  und  PL  I,  Fig.  26. 

2)  Über  das  Aussehen  des  Originals  teilt  Frau  RusT  freundlichst  mit,  daß  es  sich  um 
einfachen,  schwarzen  Druck  auf  starkem,  jetzt  ganz  vergilbtem  Papier  handelt.  Ihr  Vater 
sah  aber  mehrfach  dieselbe  Rosette  in  Damaskus  aus  Gips  hergestellt;  die  Buchstaben 
waren  herausgepreßt  und  hoben  sich,  in  kräftiger  Vergoldung,  strahlend  von  dem  blauen 
Grunde  ab.  Stets  waren  die  Farben  Gold  und  Blau  vertreten;  meist  war  das  Amulett 
auch  von  irgendeinem  Rahmen  eingefaßt. 


378 


S.  Seligmann, 


freundlicher  Vermittlung  Herrn  Professor  Stumme's  der  großen  Lie- 
benswürdigkeit von  Frau  Kapitänleutnant  RusT-Rudolstadt  verdanke. 
Die  Erklärung,  die  der  Vater  der  genannten  Dame,  Herr  General- 
konsul Dr.  Wetzstein,  diesem  Amulett  beigefügt  hat  und  die  sie  mir 
ebenfalls  gütigst  zur  Verfügung  stellt,  lautet  folgendermaßen: 

»Dieser  Tahsman  —  der  in  Syrien  und  Ägypten  häufig  an  den 
Wänden  der  Empfangssäle  hängt,  um  das  Glück  an  das  Haus  zu 
fesseln  und  das  Unglück  fernzuhalten  —  ist  der  wirksamste,  den  die 
Araber  zum  Schutze  einer  Sache  besitzen.     Die  Rosette  enthält  in 


Fig.   5.     Silbernes    Amulett,     Damaskus.     Avers:    Namen    der  Siebenschläfer.      Revers: 
Namen  der  Erzengel  u.  mag,  Quadrat.     (ZA  XXVI.   267.  268.) 


arabischen  Charakteren,  nach  der  Legende  der  orientalischen  Kirche 
und  des  Koran,  die  Namen  der  Siebenschläfer  unrl  des  sie  bewachenden 
Hundes  Qümir,  des  einzigen  Tieres,  welches  wegen  treuer  Wacht  so 
glücklich  war,  in  das  Paradies  aufgenommen  zu  werden.  Durch  Ver- 
längerung einiger  Buchstaben  der  acht  Namen  wird  das  magische 
Hexagramm  gebildet,  welches,  wie  unser  Drudenfuß,  das  Unglück  ab- 
hält. In  der  Mitte  des  Ganzen  stehen  die  Worte  »yd  fattäh«,  d.  h. 
o  ErÖffner,  eine  Beschwörungsformel,  welche  die  Pforten  des  Glückes 
öffnet.  Dieser  Talisman  schützt  auf  dem  Siegel  das  Briefgeheimnis, 
auf  der  Säbelklinge  das  Leben  des  Kämpfers,  auf  dem  Frauenschmuck 
die  Schönheit  der  Trägerin.« 


Das  Siebenschläfer-Amulett. 


379 


In  dieselbe  Kategorie  gehört  auch  ein  von  Macdonald  ^)  abge- 
bildetes silbernes  Amulett  aus  Damaskus  (Fig.  5).  Auf  dem  Avers 
steht  oben  die  Inschrift:  »O  Beschirmer«,  einer  der  99  Namen  Allahs, 
und  darunter  innerhalb  eines  Kreises  die  Namen  der  Siebenschläfer 
und  ihres  Hundes  (ji^jo,  -v*~^'^5  ^^^t^J,  LaJix^,  ^^^'J^,  i^i^-Jilxi^äi' 
(ji^joL^j  (J«jj»  so  angeordnet,  daß  sie  ein  Salomonssiegel  bilden,  in  dessen 
Zentrum  der  Name  »Allah«  steht.  Auf  dem  Revers  finden  sich  die  Namen 
der  vier  Erzengel,  Js-ol^^  J^-oL*.:^,  Jyj^ijCys,  J^^iLwl,  und  ein  magisches 
Quadrat,  gebildet  aus  den  Zahlenwerten  der  Buchstaben  k  (=20), 
h  (=5),  y  (=  10),  '  {=  70),  s  (=  90),  und  h  (=  8),  m  (=40),  *  (=  70), 
s  (=  60),  q  (=  100),  die  am  Anfang  der  19.  und  42.  Sure  stehen  und 
die  mit  Vorhebe  zur  Herstellung  von  magischen  Quadraten  benutzt 
werden.  Die  Zahlenwerte  von  h  m  *  s  q  sind  in  die  einzelnen  Felder 
von  links  nach  rechts  eingeschrieben,  die  von  k  h  y  '  s  dagegen  von 
rechts  nach  links,  so  daß  jedes  Feld  zwei  Ziffern  hat.  Die  Summe  der 
Zahlen  in  horizontaler,  vertikaler  und  diagonaler  Richtung  ergibt  für 
die  eine  Serie  die  Zahl  278  und  für  die  andere  Serie  die  Zahl  195. 
Nur  für  die  zweite  vertikale  und  für  die  dritte  horizontale  Reihe 
stimmt  die  Berechnung  nicht,  hier  kommt  die  Zahl  340  anstatt  278 
heraus. 

Auch  bei  den  christlichen  Kopten  waren  die  Namen  der  Sieben- 
schläfer als  Schutzmittel  bekannt.  Bei  Faras  in  Nubien  wurden  an 
der  Wand  eines  Grabes,  das  als  christliche  Kirche  gedient  hat,  eine 
Reihe  von  koptischen  Inschriften  aus  dem  8.  Jahrhundert  gefunden  ^), 
die  die  Namen  von  fünf  Siebenschläfern,  Achillides,  Diomedes,  Sab- 
batios,  Probatios,  Eugenios,  enthielten,  Namen,  die  sich  schon  in  dem 
Buche  des  Theodosius,  De  Situ  Terrae  sanctae  3) ,  aus  dem  Anfang  des 
6.  Jahrhunderts  finden  und  die,  mit  Ausnahme  von  Sabbatios  und 
Probatios,  in  den  äthiopischen  Überlieferungen  vorkommen  4).  Die 
Namen  dieser  Märtyrer  waren  auf  den  Inschriften  vereinigt  mit  den 
Namen  der  40  Märtyrer  der  Stadt  Sebaste  (Samaria):  Domestianos, 
Uales,  Hesychios,  Helianos,  Smaragdos,  Severianos,  Philoktemon, 
Alexandros,    Ualerios,    Eutichios,    Lysimachos,    Kyrillos,    Athanasios, 


')  D.  B.  Macdonald,  Descripiion  of  a  silver  amuhi.     ZA  XXVI,    1912,    267 — 269. 

^)  A.  H.  Sayce,  Gleanings  from  tke  Land  of  Egypt.  »Recueil  de  Travaux  relatifs 
ä  la  Philologie  et  ä  l'archeologie  eg^-ptiennes  et  assyriennes«  XX,  1898,  174 — 176.  — 
R.  PiETSCHMANN,  Les  Inscviptions  Coptes  de  Faras,  ibid.  XXI,  1899,  133 — 136. 

3)  Theodosius,    De  situ  terrae  sanctae,   cd.    J.  Gildemeister.      Bonn    1882,   27. 

4)  ZoEGA,  Caialogus  Codicum  Copticorum.     Romae  iSio,  241. 


i 


-3  3o  S.  Sei  igm  ann  , 

Maurikios,  Herakleios,  Priskos,  Ekdikios,  Leontios,  Meliton,  Akakios 
und  anderen,  die  nicht  sicher  zu  entziffern  waren,  mit  dem  Brief  Christi 
an  den  König  Abgar  und  der  Satorformel. 

Die  40  Märtyrer  gehören  zu  den  Heiligen,  denen  von  der  koptischen 
Kirche  ein  besonderer  Kult  zuteil  geworden  ist  ^).  Der  Gebrauch,  den 
man  von  diesen  Namen  zu  magischen  Zwecken  machte,  scheint  im 
christlichen  Ägypten  sehr  verbreitet  gewesen  zu  sein.  In  einer  Samm- 
lung von  Zaubersprüchen  und  Amuletten  aus  dem  7.  oder  8.  Jahr- 
hundert, die  einem  koptischen  Zauberer  aus  dem  Faiyüm  gehörte  und 
die  von  dem  Berliner  Museum  erworben  wurde,  finden  sich  verschiedene 
Male  die  Namen  der  40  Märtyrer  aufgezählt-).  Und  in  einem  kop- 
tischen magischen  Papyrus  zuLeydenS)  ist  sogar  die  Liste  der  40  Mär- 
tyrer mit  den  Namen  der  Siebenschläfer  (nur  der  Name  Eugenios  ist 
durch  Allatios  und  der  Name  Achillides  durch  Archillitos  ersetzt)  und 
dem  Briefwechsel  zwischen  Christus  und  Abgarus  vereinigt,  ähnlich 
wie  auf  der  Inschrift  von  Faras,  so  daß  der  Schluß  nicht  allzu  gewagt 
erscheint,  daß  hier  eine  gemeinsame  Urquelle  zugrunde  gelegen  haben 
mag. 

Der  Brief  Christi  an  den  König  Abgar  V.  von  Edessa  endigte  mit 
den  Worten:  »Ich,  Jesus,  habe  diesen  Brief  mit  eigener  Hand  ge- 
schrieben, damit  keine  feindliche  Macht  sich  jemals  dem  Ort,  wo  diese 
Schrift  angebracht  ist,  nähern  kann.« 

Der  Abgarosbrief,  ursprünglich  der  Beglaubigung  des  apostoli- 
schen Ursprungs  der  Kirche  von  Edessa  dienend,  wurde  wegen  dieser 
Schlußworte,  wie  leicht  verständlich,  allmählich  zum  Zaubermittel  4). 
Die  Legende  berichtet,  daß  dieser  Brief,  am  Tor  von  Edessa  befestigt  — 
wahrschcinhch  in  Art  der  hebräischen  Mezüsä  —  die  Stadt  von  einem 
Angriff  der  Perser  errettete  5).  In  Kleinasien  sind  verschiedene  epi- 
graphische Exemplare  dieses   Briefes  eingemeißelt  gefunden  worden, 


')  D.  N.  BoNWETSCH,  Das  Testament  der  40  Märtyrer.  Studien  zur  Geschichte  der 
Theologie  u.  der  Kirche.    Leipz.  I,  1898.  72 — 95. 

^)  Ad.  Er  man,  Ein  koptischer  Zauberer.  »Zeitschr.  f.  ägypt.  Sprache  u.  Altertums- 
kunde« Bd.  33,  1895,  46-  —  Ägyptische  Urkunden  aus  den  kgl.  Museen  zu  Berlin.  Koptische 
Urkunden  Bd.  I,  Berlin  1904,  Nr.  8,  19,  20. 

3)  Pleyte  et  BoESER,  Manuscrits  coples  du  Musie  d' Antiquites  des  Pays-Bas  a  Leyde. 
Leyden  1897,  441  ff. 

•1)  E.  V.  DoBSCHÜTZ,  Brief:s.<echsel  zwischen  Abgar  u.  Jesus.  »Zeitschr.  f.  wissenschaft- 
liche Theologie«  Bd.  43,  1900,  422 — 486. 

5)  Procopius,  De  hello  persico,  II,  12;  ed.  Haury,  Lips.  1905,  207 — 208.  —  Eua- 
grios,  Historiae  Ecclesiasticae,  ed.  Reading,  Bd.  III,  1720,  p.  405.  —  E.  v.  Dobschütz, 
Christusbilder.     Leipz.  1899,  103  f. 


Das  Siebenschläfer-Amulett.  7Q1 

SO  auf  der  Unterseite  eines  Türsturzes  eines  Hauses  in  Ephesos  '^),  auf 
der  Mauer  einer  Moschee  in  Gurdja  ^),  in  Alkat-Hadji-Köi  im  alten 
Königreich  Pontos  3).  Die  Sitte,  den  Brief  des  Abgar  an  die  Türpfosten 
von  Häusern  zu  schreiben,  fand  sich  in  einigen  wenig  besuchten  Graf- 
schaften Englands  noch  im  18.  Jahrhundert  4).  Ja  sogar  im  19.  Jahr- 
hundert sollen  derartige  Briefe  noch  in  Häusern  von  Devonshire  und 
Shropshire  gefunden  worden  sein,  wo  sie  als  Schutz  gegen  Fieber 
angesehen  wurden  5). 

Daß  der  Abgarosbrief  nicht  nur  Häuser  vor  Unglück  schützte, 
sondern  als  eine  Art  Universalamulett  gegen  Unheil  jeglicher  Art  an- 
gesehen wurde,  geht  aus  zahlreichen  mittelalterlichen  griechischen, 
koptischen,  slawischen  und  lateinischen  Texten  hervor.  In  Stadt  und 
Land,  zu  Haus  und  unterwegs,  zu  Wasser  und  zu  Lande,  vor  Gericht 
und  in  der  Schlacht,  bei  Tage  und  bei  Nacht,  vor  feindlicher  Nach- 
stellung und  Tücke  der  Dämonen,  vor  Behexung  und  Vergiftung,  vor 
Donner,  Blitz  und  Hagelschlag,  vor  Feuer-  und  Wassersnot,  vor  Messer- 
stich und  Schlangenbiß,  vor  Wölfen  und  wütenden  Hunden,  in  Fieber 
und  Fieberfrost,  bei  Ausschlag  und  Lähmung,  in  der  Stunde  der  Geburt, 
kurz  in  allen  Nöten  des  Lebens  gewährte  der  Brief  einen  sicheren 
Schutz  6). 

In  der  Bodleian  Library  zu  Oxford  befindet  sich  ein  griechischer 
Papyrus  aus  dem  6.  Jahrhundert  mit  dem  Text  eines  solchen  Briefes  7). 
Ein  in  koptischer  Sprache  auf  Pergament  geschriebenes  Amulett  der 
Sammlung  des  Erzherzog  Rainer*^)  gegen  eine  Krankheit  hat  folgenden 
Wortlaut:  »Abschrift  des  [Briefes]  Jesus  Christos,  des  Sohnes  des 
lebendigen  [Gottes].  Er  schreibt  an  [Abgaro]s,  den  König  von  [Edessa]: 
Sei  gegrüßt!  Selig  bist  du  und  [Gutes]  wird  [Dir]  werden.  Selig  ist 
diese  Deine  [Stadt],  deren  [Name]  Edessa,  denn  Du  hast,  ohne  mich 


')  R.  YiE.-B^-RT>E.Y,yahresber.d.österr.  Arch.  Inst. inWien, lll,i()00.  Beiblatt,  90 — 95. 
—  Heberdey,  Anzeiger  d.  k.  Akad.  d.  Wissensch.  Phil.-Hist.  KL,  37.  Jahrg.,  1900,  Nr.  5, 
38 — •39.  —  Vgl.  V.  DoBSCHÜTZ,  Zum  Abgarbrief,  TLZ  XXV,  1900,  380 — 381. 

2)  Anderson,  Journ.  of  Hellenic  Studies,  XX,  1900,  156 — 158. 

3)  CuMONT,  Revue  des  etudes  grecques,  1902,  326,  Nr.  36. 

4)  J.  Jones,  New  and  füll  method.  Oxford  179S,  II,  6.  —  W.  Cureton,  Ancient 
syriac  documents.     London  1863,  155. 

5)  J.  L.  Andre,  Talismans,  in  The  Reliquary.     New  Serie,  VII,  1893,   198. 

^)  R.  A.  Lipsius,  Die  Edessenische  Abgar-Sage.  Braunschweig  1880,21,  Anni.  i. — 
E.  V.  DoB SCHÜTZ,     »Zeitschr.  f.  wissenschaftl.  Theologie«  Bd.  43,  1900,  484. 

7)  W.  M.  LiNDSAY,  The  Fayoum  papyri  in  the  Bodleian  Library,  Athenaeum 
1885,304.  —  E.  B.Nicholson,  The  Fayoum  papyri  in  the  Bodleian  Library,  Athenaeum 
1885,  506. 

8)  J.  Krall,  Koptische  Amulette.    Papyrus  Rainer,  V,  1892,  115 — 119. 


^82  S.  Seligmann  , 

gesehen  zu  haben,  an  mich  geglaubt  in  Deinem  Glauben  und  Deinem 
guten  Vorsatz.  Deine  Krankheiten  werden  geheilt,  Deine  Sünden 
werden  Dir  vergeben  sein,  und  Edessa  wird  gesegnet  sein  ewiglich  und 
es  wachse  die  Erkenntnis  Gottes  in  ihr.  Ich,  Jesus  Christus,  habe 
diesen  Brief  mit  eigener  Hand  geschrieben.  Der  Ort,  an  dem  man  den- 
selben niederlegen  wird,  wird  von  Versuchung  getroffen  sein  .  .  .  und 
kein  böser  Mensch  wird  Gewalt  über  ihn  haben.  Sei  heil  in  der  heil. 
Dreifaltigkeit.  Amen.  Gott,  Jesus  Christos,  Du  wirst  Heilung 
der  Christodora,  der  Tochter  der  Gabrilia  gewähren.  Amen.  Rasch, 
Rasch. « 

Auch  der  Brief  Abgar's  an  Christos  wurde  als  Amulett  verwendet. 
Ein  ebenfalls  in  der  Sammlung  Erzherzog  Rainer  befindliches  kopti- 
sches Papyrusamulett  lautet:  ».  .  .  und  (daß  Du?)  die  Tote  erweckest 
durch  die  Macht  Deines  Könnens,  habe  ich  geglaubt  ....  Wahrlich, 
Du  bist  der  eingeborene  Sohn  Gottes.  Deswegen  rufe  ich  Dich  durch 
meine  Boten  an,  daß  Du  Dich  herablassest  und  Dich  zu  uns  bemühest, 
auf  daß  Du  Segen  unserem  Lande  und  Heil  denjenigen,  welche  unter 
uns  krank  sind,  gebest.  Da  man  mir  gemeldet  hat,  daß  Dein  Volk  Dich 
haßt,  und  sie  nicht  wollen,  daß  Du  über  sie  König  seiest,  (so)  melde 
ich  Dir  durch  dieses  Schreiben,  daß  die  kleine  Stadt,  in  welcher  ich 
bin,  genügt  für  uns  beide  zusammen.     Im  Frieden.     Siehe  der  Brief. « 

Neben  dem  Abgarosbrief,  den  Namen  der  40  Märtyrer  von  Sebaste 
und  denen  der  Siebenschläfer  fand  sich  als  letzter  Bestandteil  der  In- 
schrift von  Faras  noch  die  bekannte  Satorf ormel:  Sator  arrepo  tenet 
Opera  rotas  (vgl.  hierüber  meinen  Aufsatz  Die  Satorformel  in  einem 
der  nächsten  Hefte  der  »Hessischen  Zeitschrift  f.  Volkskunde«). 

Alle  diese  Bestandteile  dienten  dazu,  das  Gebäude  und  seine  In- 
sassen in  wirkungsvoller  Weise  vor  jedem  bösen  Einfluß  zu  bewahren. 
Wenn  schon  jede  dieser  Maßnahmen  allein  imstande  war,  solches  zu 
tun,  so  mußte  das  um  so  mehr  der  Fall  sein  bei  einer  Häufung  dieser 
Maßnahmen,  wie  wir  sie  hier  Nor  uns  sehen.  Es  ist  dieselbe  Häufung, 
wie  wir  sie  auf  den  Amuletten  in  der  Kombination  der  Siebenschläfer- 
namen mit  den  Namen  Gottes,  den  Namen  der  Erzengel  und  der  Erz- 
väter, dem  Salomonssiegel  und  den  magischen  Quadraten  beschrieben 
haben.  Alle  diese  verschiedenen  Namen,  Formeln  und  Figuren  haben 
nur  den  einen  Zweck,  die  magische  Wirkung  der  Siebenschläfernamen 
zu  steigern. 

Aus  den  Veröffentlichungen  über  die  Inschriften  von  Faras  geht 
leider  nicht  hervor,  ob  sie  aus  der  Zeit  stammen,  wo  das  Gebäude  noch 
ein  Grabmal  war,  oder  ob  sie  in  späterer  Zeit  angebracht  worden  sind, 
als  das  Grabmal  zur  Kirche  umgewandelt  wurde.     Im  ersteren  Falle 


Das  Siebenschläfer-Amulett. 


383 


könnte  man  vielleicht  daraus  schließen,  daß  sei  die  Toten  ebenso  be- 
schützen sollten  wie  die  Lebenden  ^). 

Das  Siebenschläferamulett  findet  sich  nach  Weyh  schheßhch  auch 
im  asiatischen  Rußland  -).  Die  Russen  gebrauchen  es  gegen  Schlaf- 
losigkeit; bei  den  Tataren  hilft  es  dem  Kinde  gegen  Weinen,  dem  Kauf- 
mann verschafft  es  Käufer,  der  Witwe  ein  gutes  Leben  und  dem  Ver- 
liebten die  Erringung  von  Liebe  3).  Bei  den  Mongolen  hat  der  Name 
eines  jeden  seine  besondere  Eigenschaft.  »Wer  ihre  Namen  reinen 
Herzens  ausspricht  oder  sie  nur  bei  sich  trägt,  der  erhält  die  Erfüllung 
seiner  Wünsche,  bleibt  unversehrt,  bleibt  Sieger;  ihm  und  seinen  Eltern 
werden  die  Sünden  vergeben.  Er  bleibt  vor  Kummer  und  Krankheit, 
vor  Unglück  und  Gram  verschont.  Wer  vom  Morgen  bis  zum  Abend 
die  Namen  bei  sich  trägt,  dem  vergibt  Gott  seine  Sünden,  der  versinkt 
nicht  im  Wasser  und  verbrennt  nicht  im  Feuer.  Schreibt  man  die 
Namen  auf  ein  Stück  Papier,  steckt  dieses  in  einen  Wollfieck  und 
wirft  das  Ganze  in  ein  Feuer,  so  erhscht  es  sofort.  Stehen  die  Namen 
auf  einem  Stücke  unserer  Habe,  so  raubt  es  weder  Dieb  noch  Wasser 
noch  Feuer.  Schreibt  man  die  Namen  auf  einen  Holzspan  und  be- 
festigt ihn  an  Brot,  so  berührt  keine  Heuschrecke  das  Brot.  Papier 
mit  den  Namen  beschrieben  und  an  der  hnken  Seite  einer  Schwangeren 
befestigt,  erleichtert  die  Geburt,  wie  ja  überhaupt  diese  Namen  dem 
Menschen  die  Erfüllung  seiner  Wünsche  erleichtern;  man  muß  aber 
nicht  nur  die  Namen  der  Jünglinge  schreiben,  sondern  auch  den  Namen 
des  Hundes.  Man  graviert  sie  gern  auf  Fingerringe,  Gürtelschnallen 
und  Siegel.«  Demgemäß  werden  in  Kasan  Hthographische  Tafeln 
(»Einblattdrucke«)  in  verschiedenen  Größen  (18x22,  53  xyi  cm  und 
mehr)  angefertigt,  die  die  Namen  der  Siebenschläfer:  Ymnlihä,  Maktjl- 
minä,  Mitlinä,  Marnüs,  DabarnüS,  Sadnüs,  Kafas/a/yüs,  Qitmir  ent- 
halten und  die  als  Schmuck  der  Wohnungen  und  zum  Schutze  der  Be- 
wohner und  des  Inventars  dienen.  Die  Namen  sind  häufig  in  einen 
Kreis  mit  2  bis  3  cm  Radius  angeordnet,  die  ausgeschnitten  und  dort 
aufgehängt  werden,  wo  sie  gegen  Diebe,  Wasser  und  Feuer  schützen 
sollen. 

Der  Liebenswürdigkeit  von  Dr.  Weyh  verdanke  ich  die  beiden  im 
folgenden  bearbeiteten  Amulette. 


0  Dict.  d' Archeologie  ehret,  et  de  Liturgie,  ed.'  Cabrol,  I,  2,  p.   1809, 
=>)  W.  Weyh,  ZDMG  Bd.  65  (191 1),  300  f. 

3)  Nach  freundlicher  Mitteilung  von  Prof.  Jacob  wird  es  in  Kasan  auch  vom  Lehrei 
gegen  Schülermangel  verwendet. 

Islam.     V.  27 


384 


S.  S  e  I  i  g  m  a  n  n  , 


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Jj'^J 


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jj^j 


Lj.! 


^>^- : 


Uli  Kufcfk 


Fig.  6.     Siebenschläfer-Amulett.     Kasan.     18:22  cm. 
Übersetzung 

von 

Erich  Graefe. 

I. 

Dies  sind  überlieferte  Gebete,  an  der  Seite  zu  befestigen. 


T.  ^)  Gegen  den 
bösen  Blick  =)  hänge 
man  folgende  Verse  um 
—  sehr  bewährt  — : 


T.  Gegen  Kopfschmerz  trage 
man  diese  Verse  bei  sich: 

Im  Namen  usw.  »Er  ist  der 
Gott,  außer  dem  kein  Gott  ist, 


T.  Wenn  c  i  n  K  n  a  b  e 
nicht  schlafen  kann 
und  im  Schlafe  von  Furcht 
gequält  wird  3),    so   hänge 


')  Die  mit  T.  bezeichneten  Stücke  sind  in  tatarischer  Sprache  abgefaßt;  bei  ihrer 
Übersetzung  wurde  ich  aufs  freundlichste  von  Herrn  Dr.  Julius  Nemeth  beraten,  dem 
ich  für  seine  Bemühungen  auch  an  dieser  Stelle  meinen  herzlichsten  Dank  sagen  möchte. 

-)  s.  o.  S.  374. 

3)  s.  o.  S.  371. 


I 


Im  Namen  Allahs,  des 
Barmherzigen,  des  Er- 
barmungsreichen!  »Für- 
Avahr,  die  Leugner  lassen 
dich  fast  straucheln  mit 
ihren  Blicken,  wenn  sie 
die  Ermahnung  hören, 
und  sie  sprechen:  Er  ist 
wahnsinnig.  Und  nichts 
anderes  ist  sie  denn  eine 
Mahnung  an  dieWelten  ^).  n 
Es  gibt  keine  Kraft  noch 
Macht  außerbeiAllah,  dem 
Erhabenen,  dem  Großen. 

T.  Und  ferner:  wenn 
ein  Knabe  viel  weint^), 
so  hänge  man  ihm  dies  um : 

Ich  suche  Zuflucht  bei 
den  Worten  Allahs,  den 
vollkommenen,  vor  dem 
Bösen  jedes  Satans  und 
Geschmeißes,  und  vor 
jedem  bösen  Blick  [Hisn 
al- hasin)  3). 

T.  Da  diese  ihre 
Namen  4)  vielleicht  strittig 
sind,  so  haben  wir  an  zwei 


Das  Siebenschläfer-Amulett. 

der  da  kennt  das  Verborgene  und 
Sichtbare,  er  ist  der  Barmher- 
zige, der  Erbarmungsreiche,  er 
ist  der  Gott,  außer  dem  es  keinen 
Gott  gibt,  der  König,  der  Hoch- 
heilige, der  Beschirmer,  der  Be- 
hüter,  der  Mächtige,  der  Gewal- 
tige, der  Erhabene.  Preis  sei 
Allah  vor  allem,  was  sie  ihm  bei- 
gesellen. Er  ist  der  Gott,  der 
Schaffende,  der  Schöpfer,  der 
Bildner;  sein  sind  die  schönsten 
Namen.  Ihn  preiset,  was  im 
Himmel  und  auf  Erden  ist,  und 
er  ist  der  Mächtige,  der  Weise  5) . « 
Durch  deine  Gnade,  o  Barm- 
herziger der  Barmherzigen! 

T.  Diese  Namen  der  Sieben- 
schläfer hänge  man  den  Kindern, 
die  viel  weinen,  um.  Die  beson- 
deren Wirkungen  dieser  Namen 
sind    auch    sonst  zahlreich: 


Maktalminä 
Marnü§ 
Sadnü§ 
Qitmir 


Yamlihä 
Mitlinä 
Dabarnü§ 
Kafa§tatyü§  6) 


(Um  die  Namen  herum  stehen  die  Worte 


man  ihm  dieses  Gebet  um. 
(Es  ist  aus  dem  Hisn  al- 
hasinl)  genommen): 

Im  Namen  usw.  Ich 
suche  Zuflucht  bei  den 
Worten  Allahs,  den  voll- 
kommenen, vor  seinem 
Zorn  und  seiner  Strafe 
und  vor  dem  Bösen  seiner 
Anbeter  »und  vor  den 
Einflüsterungen  derSatane 
und  vor  ihrem  Nahen «^j. 
Durch  deine  Gnade,  o 
Barmherzigster  der  Barm- 
herzigen! 

T.  Und  ferner:  wenn 
ein  Kind  viel  weint,  so 
hänge  man  ihm  dies  um: 

»Während  ihr  Hund 
am  Eingang  seine  Vorder- 
füße ausstreckte9).«  Durch 
deine  Gnade  usw. 

T.  Die  sogenannte 
Ummas-sibyän^°)  ist  wohl- 
bekannt. Wer  diese 
Namen  bei  sich  bewahrt, 
ist  vor  ihr  sicher: 


')  Kor.  68,  51/52.     Alle  Koranstellen  sind  in  Gänsefüßchen  gesetzt. 
0  s.  o.   S.  374. 

3)  s.  Brockelmann  II.  203.  AI- Hisn  al-/iastn  min  kaläm  saiyid  al-miirsalin  von 
al-Gazari  (f  833/1429).  Da  mir  die  Kairoer  Ausgaben  hier  nicht  zugänglich  sind,  so 
verweise  ich  auf  den  Kommentar  von  al-Qäri'  al-Herewi  (Ms.  Berl.  Ldbg.  293),  wo 
die  obige  Stelle  fol.  183  b  steht;  es  heißt  da  aber:  bikalimäti  llähi  wakutubihi  tiäma. 

4)  s.  den  Schluß  von  »Rechts«.  —  Eine  genauere  Erörterung  dieser  magischen 
Worte  sowie  der  Dschinnennamen  in  der  mittleren  Kolumne  behalte  ich  mir  vor. 

s)  Kor.  59,  22—24. 

^)  Die  hier  vorliegenden  Namensformen  stimmen  fast  vollständig  mit  denen  bei 
MAcr>ONALD,  Description  of  a  silver  amulet.    ZA.  26,  267  f.  überein. 

7)  a.  a.  0.  fol.  iioa.  8)  Vgl.  Kor.  23,  99  f.  9)  Kor.   18,  17. 

'»)  Die  »Feindin  der  Kinder«.  Vgl.  Sncuck-Hurgronje,  Mekka  II,  S.  124;  Doutte, 
Magie  etc.  S.  115;  Benali  M'erad,  La  »Ziadah«  ou  Naissance  a  Safi  (Maroc).  RA.  57, 
Nr.  288,  S.  49.  Canaan,  Aberglaube  und  Volksniedisin  im  Lande  der  Bibel,  S,  23  (er- 
scheint demnächst). 


27* 


386 


S.   S  eligm  ann 


Stellen 
davon 


l>.»X.>W,At 


i)     zwei    Arten  ^) 
verzeichnet: 


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>Am.va/S 


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^«.y'J       ^,j^'J> 


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Ko7-.  i8,  24:  „Und  sie  blieben  in  ihrer 
Höhle  300  Jahre  und  noch  9  dazu".) 
T.  Und  ferner:  Die  folgenden 
fünf  Namen  sind  die  der  Fürsten 
der  Dschinnen.  Wer  diese  fünf 
Namen  bei  sich  bewahrt,  w'er  er 
i^-wJiJ  I  auch  immer  sei,  dem  bringt  der 
Dschinn  keinen  Schaden;  denn 
es  ist  überliefert,  wie  oft  die 
Probe  darauf  gemacht  ist.  Die 
Namen  sind  folgende: 


o^y 


^Szi' 

O-^^ 

ujjlXa« 

r^ 

0^ 

3>. 

3j^3 

3}^ 

idi!u 

ÜAs»'! 

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T.  Die  besondere  Wirkung  des  „Ameisengebetes". 

Es  ist  bekannt:   zu   jedem,    der   dieses    »Ameisengebet«  bei   sich 
führt,  w'erden  alle,  die  ihn  sehen,  von  Liebe  ergriffen,  und  er  erscheint 
aller  Welt  ehrfurchtgebietend  und  erhaben,  von  Tag  zu  Tag  wächst 
sein  Rang  und  seine  Freundschaft,  alle  Welt  wird  von  Liebe  zu  ihm 
ergriffen,  preiset  ihn  und  verlangt  auf  einmal,  ihn  zu  sehen,  und  nimmer 
schwindet  sein  Bild  aus  den  Augen  und  Herzen;  das  Vermögen  jedes, 
der  dieses  Gebet  am  rechten  Oberarm  trägt,  vermehrt  sich;  wenn  er 
dieses  »Ameisengebet«  in  die  vier  Winkel  seines  Ladens  heftet,  strömen 
alle   Leute  wie   die    Ameisen    dorthin    und    treiben   dort   Geschäfte: 
wenn  er  eine  Verkaufsware  ausruft,  gerät  der  Käufer  in  Entzücken; 
tragen  es  die  Kaufleute,  so  haben  sie  davon,  daß  sie  es  nehmen,  vielen 
Nutzen,  und  wenn  sie  alte  Sachen  ausrufen,  so  geben  Käufer  aus  allen 
Himmelsrichtungen  das,  was  sie  fordern,  und  auch  gegen  den  (ursprüng- 
lichen) Willen  (des  Käufers)  gelingt  es  ihnen  doch,  (es  zu  bekom.men); 
und  wenn  er  eine  Sklavin  oder  einen  Sklaven  und  was  es  auch  alles  sei 
zehnmal  ^)  zum  Verkauf  ausruft  und  auf  den  Markt  bringt,  so  werden 
einige  Käufer  zusammenkommen  und  in  Entzücken  geraten,  und  alles, 
was  er  fordert,  wird  er  erlangen.     Heftet  er  es  an  die  Erde,  so  wird  es 
Gold  und  Silber  geben.    Die  Kaufleute  pflegten  sich  nicht  von  diesem 
Gebet  zu  trennen;   es  ist  außerordentlich  bewährt.      Ruft  er  Wasser 


')  Siehe  S.  385,  Anm.  4. 

^)  Darf  man  dabei  an  die  zauberische  Bedeutung  der  10  denken?     (Doutte  a.  a.  0. 
188.) 


Das  Siebenschläfer-Amulett. 


187 


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19(1(1.       T«oorp.TMjln»„np.  K«p««i>W  »vKi:»da.     •->/ v-./*» '"-»• 


Fig.   7.     Siebenschläfer-Amulett.     Kasan.      18:22   cm. 


aus  und  verkauft  an  irgend  jemanden,  so  wird  der  vor  dem  Träger 
(dieses  Gebetes)  nicht  standhalten;  und  wenn  er  Kletten^)  ausruft,  so 
erschheßt  sich  sein  Glück,  und  von  allen  Seiten  kommt  man,  um  zu 
essen.  So  ist  es  außerordentlich  bewährt,  dies  bei  sich  zu  führen.  Und 
dies  ist  der  Kommentar  dazu. 


')  Davon,  daß  man  in  Kasan  Kletten  esse,  ist  Kennern  der  Stadt,  wie  Herrn 
Dr.  Byhan,  nach  seiner  freundlichen  Auskunft,  nichts  bekannt;  nach  Dragendorff, 
Heilpflanzen  S.  687,  werden  Kletten  nur  in  Japan  als  Gemüse  gegessen.  Herr  Geh.- 
Rat  Stuhlmann  und  Herr  Dr.  Heering,  die  sich  als  Fachleute  in  liebenswürdiger 
Weise  um  die  Klarstellung  dieses  Punktes  bemühten,  vermochten  gleichfalls  nichts  zu 
ermitteln.  Eine  Anfrage  deshalb  bei  Herrn  Prof.  K.vtanov  blieb  leider  unbeantwortet. 
Vielleicht  hat  ^  *^  dj^  ^^ier  noch  eine  andere  Bedeutung  als  »Klette«,  wiewohl  die 
Wbb.  nichts  bringen,  was  diese  Annahme  stützen  könnte ;  oder  aber  es  steht  der  Aus- 
druck hier  im  Sinne  von  »ganz  wertloses,  ungenießbares  Ding«.  Diese  Vermutung 
äußerte  auch  Herr  Dr.  Nemeth  ;  doch  will  mir  das  nicht  in  den  Stil  des  Ganzen  passen. 


•jgg  S.  Seligmann,    Das  Siebenschläfer-Amulett. 

Das  erhabene  Gebet  ist  folgendes^): 

O  Allah,  Herr  Abrahams  und  Gabriels  und  Michaels  und  Asrafels 
und  Azraels  und  Abrahams  und  Ismaels  und  Isaaks  und  Jakobs,  der 
du  die  Segnungen  herabsandtest  und  die  Thora  und  das  Evangelium 
und  den  Psalter  und  den  »Furqan«^)  herabsandtest,  und  es  gibt  keine 
Macht  noch  Kraft  außer  bei  Allah,  dem  Erhabenen,  dem  Großen,  es 
gibt  keinen  Gott  außer  ihm,  dem  König,  der  deutlichen  Wahrheit. 
Muhammed  ist  der  Gesandte  Allahs,  der  zuverlässig  sein  Versprechen 
Haltende,  der  Getreue.  Fürwahr,  Allah  ist  der  Erhalter,  der  Macht- 
volle, der  Starke.  0  Allah,  o  Allah,  o  Allah,  o  Herr,  o  Herr,  o  Herr, 
O  Lebendiger,  o  Beständiger  in  Majestät  und  Ehren:  ich  bitte  dich, 
den  Großen,  du  mögest  mich  erhalten  mit  erlaubtem,  gutem  Unterhalt 
durch  deine  Gnade,  o  Barmherzigster  der  Barmherzigen.  —  Yamlihä, 
Maktalinä,  Mitlinä,  Marnüs,  Dabarnü§,    Säznüä,    KafaStatyüS,   Qitmir. 

(Zusatz  bei  der  Korrektur:)  Es  möge  zu  dem  vorstehend  be- 
handelten Thema  noch  bemerkt  werden,  daß  sich  auf  der  diesen 
Sommer  in  Leipzig  tagenden  »Ausstellung  für  Buchgewerbe  und 
Graphik«  in  der  Islam.  Abteilung  ein  aus  der  Türkei  stammendes 
Bild  eines  Schiffes  befindet,  das  in  der  Art  der  »Islam«  V,  S.  289/90, 
Nr.  333  besprochenen  Tugrä's  ganz  aus  Buchstaben  zusammengesetzt 
ist.  Diese  enthalten  die  Namen  der  sieben  »Höhlenbewohner«  3).  Eine 
Reproduktion  des  interessanten  Stückes  konnte  zurzeit  leider  nicht 
gestattet  werden. 


')  Vgl.  die  ganz  ähnlicli  abgefaßte,  oben  S,  376  in  Übersetzung  wiedergegebene 
Legende  eines  bosnischen  Amulettes. 

^)  =  Koran.  Über  furqdn,  »Offenbarung«,  ursprgl.  >Erlösung«,  s.  Nöldeke- 
SciiwALLV,  Gesch.  des  Qorän's.    S.  8  u.   34. 

3)  Vgl.  dazu  das  oben  S.  374 f.  über  die  Siebenschläfer  als  Beschützer  der  Schiff- 
fahrt Bemerkte. 


Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen. 


Die  Bäbi-BehaJ.  Die  jüngste  imihammedanischc  Sekte.  Von  Dr.  Hermann  Roemer, 
Stadtpfarrer  in  Bietigheim.  Verlag  der  deutschen  Orient-Mission.  Potsdam  1912. 
Roemer's  Buch  ist  eine  ausgezeichnete,  übersichtliche  Darstellung  der  geschichtlichen 
Entwicklung  dieser  jüngsten  Sekte  des  schiitischen  Islam,  die,  im  Jahre  1844  von  einem 
idealistischen  Träumer  gegründet,  später  von  einem  genialen  Organisator  in  neue  Bahnen 
gelenkt  worden  ist.  Das  Buch  ist  gemeinverständlich  geschrieben,  ist  aber  nicht  nur  eine 
Popularisierungsarbeit,  sondern  hat  seinen  Wert  als  selbständige  wissenschaftliche  Unter- 
suchung. Die  korrekte  Transkription  der  orientalischen  Eigennamen  ist  sorgfältig 
durchgeführt,  obwohl  Verf.,  wie  aus  seiner  Vorrede  hervorgeht,  kein  Kenner  der  arabischen 
und  persischen  Sprache  ist.  Dafür  hat  er  in  philologischen  Fragen  die  Unterstützung  eines 
hervorragenden  Arabisten.  des  Herrn  Prof.  Seybold  in  Tübingen,  gehabt.  Verf.  ist  mit 
der  ganzen  einschlägigen  Literatur  vertraut.  Es  verdient  namentlich  hervorgehoben  zu 
werden,  daß  die  Darstellung  vollkommen  objektiv  ist,  obwohl  das  Buch  eigentlich  zu  dem 
Zwecke  entstanden  ist,  der  christlichen  Mission  zu  dienen. 

Der  Ursprung    und  die  Entwicklung  des    Babi-Behaismus  wird   chronologisch  ge- 
schildert  unter  Hinweis  auf  die  Anknüpfungspunkte  nicht  nur  an  islamische  Sekten  (Is- 
mailitismus,    Sufismus,  Hurufismus  usw.),  sondern  auch  an  ältere  iranische  und  vorder- 
asiatische  Religionen,    an   Parsismus,    Manichäismus   und   Mazdakismus.      Eine    Spezial- 
untersuchung  über  die  altiranischen  Bestandteile  im  Babismus  und  über  die  Wege,   auf 
denen   sie  eingedrungen  sind,  wäre  übrigens  eine  interessante  Aufgabe.     Die  diesbezüg- 
lichen Anmerkungen  Roemer's  könnten  hier  und  da  ergänzt  werden.     So  tritt  z.  B.  die 
Milleniumsvorstellung  (S.  16)  schon  im  Avesta  hervor.     Sendschreiben  (S.  100)  sind  unter 
dem  Namen  des  Stifters    des  Manichäismus  überliefert  (vgl.   F.  W'.  K.  Müller,    lland- 
sckriiten-Reste  in  Esirangelo-Schrift  ans  Turf  an  U  S.  30  ff.).     Der  Babismus  ist  wie  die 
ursprüngliche  Avestareligion  eine  arbeitsfreudige  und  fortschrittseifrige  Religion;  er  schlägt 
Töne  an,  die  seit  beinahe  anderthalb  Jahrtausenden  in  Iran  verklungen  waren.     Schon  in 
der  späteren  Sasanidenzeit  waren  pessimistische  Strömungen  aus  dem  semitischen  Vorder- 
asien eingedrungen.    Elegisch-pessimistische  W' eltanschauung  beherrschte  später  die  ganze 
islamisch-persische  Lebensweisheit,  nur  ganz  vereinzelt,  wie  bei  Näsir-i-Khusrö,  khngt 
eine  arbeitsfreudige  Note  hindurch.    Es  läßt  sich  allerdings  kaum  feststellen,  ob  der  Bäb 
hier  eine  in  der  iranischen  Volksseele  Jahrhunderte  hindurch  eingeschlummerte  Veran- 
lagung wieder  an  die  Oberfläche  gebracht  hat,  oder  ob  der  Progressismus,  welcher  den 
Babi-Behaismus  kennzeichnet,    ganz  einfach  durch  den  Einfluß  des  intensiv  arbeitenden 
Okzidents  entstanden  ist. 

Als  Resultat  seiner  Untersuchung  stellt  Verf.  (S.  172  ff.)  fest,  daß  der  Babismus 
,,als  jüngste,  durch  die  Kulturbewegung  unserer  Tage  ausgelöste  und  in  Anlehnung  an  sie 
aufsteigende  Welle  der  hellenistisch  bedingten  Theosophie  im  schiitischen  Islam,  aus 
Persien  den  vorderen  Orient  überflutend,  in  Analogie  mit  den  ismaihtischen  Sekten  und 


3Q0  Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen. 

ihren  Verwandten  zu  würdigen  ist.  .  .  .  Von  dem  ihm  sachlich  am  nächsten  stehenden 
Sufismus  trennt  den  Babismus  außer  seinem  Kulturprogramm  der  Mahdismus,  den  er 
mit  der  schiitischen  Kirchenlehre  teilt«.  Er  täuscht  sich  in  seiner  als  ein  Protest  des  OfFen- 
barungsglaubens  gegen  den  Rationalismus  der  Mystik  und  der  Philosophie  zu  erklärenden 
Polemik  gegen  den  Sufismus  und  gegen  die  Renaissance  der  aristotelischen  Philosophie 
in  Persien,  mit  denen  er  tatsächlich  seinen  Gottesbegriff  teilt.  Der  Babismus,  diese  ultra- 
schiitische  Richtung,  schien  aber,  »trotz  seiner  gewaltigen  Stoßkraft,  wie  sie  in  den  berühmten 
Babimartyrien  zutage  tritt,  nach  dem  Tode  des  Bäb  und  der  Unterdrückung  in  Persien 
dem  Schicksal  der  zahlreichen  muhammedanischen  Sekten  anheimzufallen,  die  einmal  eine 
Rolle  in  der  Geschichte  gespielt  haben,  aber  zur  Bedeutungslosigkeit  herabgesunken  sind«. 
Behä-Alläh  hat  jedoch  den  Babismus  gerettet.  »Er  stellte  das  Mystagogische,  das  den 
Babismus  für  Außenstehende  unverständlich  machte  und  ihn  in  seinen  eigenen  Reihen 
beständig  in  gärender  Unruhe  erhielt,  hinter  die  praktischen  Ideen  zurück,  die  der  Bäb 
bereits  in  seinem  Bejän  aus  der  theosophischen  Lehre  von  der  wesenhaften  Gleichheit  aller 
Religionen  entwickelt  hatte:  die  religiöse  Toleranz,  wäe  sie  sich  in  der  Aufhebung  der 
rituellen  Abschließung  gegen  Andersgläubige  und  des  tätlichen  Zwangs  in  Sachen  der 
Religion  d.  h.  des  jihäd  auswirkt.«  Er  hat  dem  Babismus  zu  einer  ungeahnten  Ausbreitung 
verhelfen,  und  zwar  namentlich  durch  die  Beziehung,  die  er  ihm  auf  die  christliche  Welt 
gab,  indem  er  die  Aufnahme  sozialethischer  und  religionspolitischer  Ideen  des  Westens  fort- 
setzte und  dadurch  die  Einführung  seiner  Lehre  im  christlichen  ^^'esten  ermöglichte.  Nach 
seinem  Tode  gelang  es  seinem  Sohne  und  Nachfolger,  *Abd-el-Behä,  den  unter  dem 
Namen  Behaismus  erneuerten  Babismus  im  Westen  einzuführen,  und  jetzt  sind  bekanntlich 
Behai-Gemeinden  in  Amerika,  England,  Frankreich,  Deutschland  und  anderswo  zu  finden. 
Als  internationale  Theosophensekte  darf  der  Behaismus  mit  dem  modernen  okkulten 
Pseudo- Buddhismus  und  Pseudo-Vedantismus  zusammengestellt  werden. 

Von  ganz  besonderem  Interesse  ist  die  Frage,  welche  Rolle  der  Babismus  in  der  persi- 
schen Revolutionsbewegung  des  letzten  Jahrzehntes  gespielt  hat.  Man  möchte  vielleicht 
glauben,  daß  die  fortschrittliche  und  gewissermaßen  demokratische  Lehre  sich  entschlossen 
auf  die  Seite  der  revolutionären  Elemente  gestellt  habe.  In  Wirklichkeit  behaupten  aber 
nicht  nur  die  Gegner  des  Behaismus,  sondern  auch  ein  neutraler  Autor,  daß  die  Behais 
mit  dem  Hof  gegen  die  Nationalisten  konspiriert  und  sich  mit  der  russischen  und  englischen 
Diplomatie  verständigt  haben.  Auch  von  Denunziationen  von  Seiten  der  Behais  wird 
erzählt.  Obwohl  diese  Nachrichten  im  einzelnen  nicht  genügend  aufgeklärt  sind,  steht 
jedenfalls  fest,  daß  die  Ezelis  auf  nationalistischer,  die  Behais  dagegen  auf  royalistischer 
Seite  stthcn  ^S.   153  ff.).  Arthur  Christensen. 


L'EpUrc    au    Fils    du    Loup    par    Behäou'lläh.     Traduction    fran(,aise    par    Hippolyte 

Dreyfus.     Paris.     Librarie  Honore  Champion  1913. 

Der  »Wolf«  ist  jener  Scheich  Bäqir,  Mu)iehid  von  Isfahän,  der  um  das  Jahr  1880 
mit  Einwilligung  des  Zillu-s-Sultän  zwei  reiche  Isfahäner  Babis  tüten  ließ,  um  eine 
Schuld  von  loooo  Tömäns  nicht  zahlen  zu  müssen.  An  den  Sohn  dieses  Scheich  Bäqir, 
den  Scheich  Muhammed  Taqi,  bekannt  unter  dem  Namen  Agha  Najafi,  einen  vor- 
nehmen Räuber,  der  mit  gleicher  Gewissenlosigkeit  Muslime  und  Babis  verfolgte,  um  sich 
ihren  Besitz  anzueignen,  ist  diese  Schrift  Behä-Alläh's  gerichtet.  Das  Sendschreiben, 
das  um  1890  abgefaßt  wurde,  ist  von  dem  französischen  Behai  Hippolyte  Dreyfus,  der 
schon  durch  eine  ganze  Reihe  von  Büchern,  teils  selbständige  Untersuchungen,  teils  Über- 
setzungen babistisch-behaistischer   Schriften,   zur  Verbreitung  der  Kenntnis  dieser   Be- 


Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen.  ^gj 

wegung  beigetragen  hat,  dem  europäischen  Publikum  zugänglich  gemacht  worden.  Es 
hat  für  uns,  wie  der  Übersetzer  sagt,  seinen  Wert  nicht  nur  darin,  daß  es  eine  der  letzten 
Schriftendes  Behä-Alläh,  sondern  auch  darin,  daß  es  sozusagen  ein  Resume  von  des 
Propheten  Lebenswerke  ist,  in  der  Hoffnung  geschrieben,  einen  der  heftigsten  Gegner 
seiner  Sache  zu  gewinnen.  Der  Prophet  zitiert  in  diesem  Schreiben  häufig  seine  eigenen 
früheren  Schriften  und  gibt  manchen  geschichtlichen  Rückblick  auf  Ereignisse,  in  die  er 
selber  verwickelt  war.  Somit  hat  der  »Brief  an  den  Sohn  des  Wolfes«  auch  einen  histori- 
schen Wert.  Im  übrigen  ist  er  als  eine  auf  sehr  wenigen,  ins  Unendliche  variierten  Motiven 
aufgebaute  Predigt  von  ungeheurer  Länge  anzusehen.  Arthur    Christensen .. 


Die  Fetwa's  des  Schejch-ül-Isläm  über  die  Erklärung  des  heiligen 
Krieges,   nach   dem   Tanin,    Nummer  2119   vom  15.  November  19U. 

jJÜ»      L5i.ä3»      \»JÜ\  »      SiAi'.Xiül      ^\      1  cS'l^:>-     \Jl>j',  ^O       ».£.      ^sü      1  C-JIj-a22;> 

Q.^*l..w.^    *.sL5^    2(.:S^ääaä^   i*^^"     c'^^^-t^^   'O'-^}    ^'  ^M^\*   ^iCiL./!Lj    LiA^L>-» 
i^j-ä>w  üwjsJLPLi;  ^.v-^,.:^  dUU-*»i  \-yflbLwl   viiö'^i»  [»lil*  r?-^'   »'-^'jj-'-' >0 

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Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen. 


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Übersetzung. 
Die  heiligen   G  u  t  a  c  li  t  e  n.. 

Wird  der  heilige  Krieg  für  die  Gesamtheit  de'r  Muhammedaner  Pflicht,  gemäß 
dem  hohen  Befehle  des  herrlichen  A'(?;'(7«verses  »Ziehet  aus,  leicht  und  schwer, 
und  kämpfet  (gegen  die  Ungläubigen)  mit  Kurem  Gut  und  Eurem  Blut«  '),  indem  Seine 
Majestät  der  Pädischäh  des  Islam  den  heiligen  Krieg  in  Gestalt  des  allgemeinen  Auf- 
gebots befiehlt,  sobald  sicher  bewiesen  ist,  daß  gegen  den  Islam  ein  Überfall  der  Feinde 
sich  ereignet,  Gewalttat  und  räuberischer  Einfall  gegen  das  islamische  Reich  ausgeführt 
und  die  islamischen  Einwohner  zu  Sklaven  und  Kriegsgefangenen  gemacht  werden  .^  und 
wird  es  dann  für  die  Muhammedaner  in  allen  Landern.  Jung  und  Alt,  Fußgänger  und 
Reiter,  unabwendbare  individuelle  Pflicht,  zum  heiligen  Kriege  mit  Gut  und  Blut  zu  eilen? 

Antwort :  Ja. 

In  diesem  F'alle,  wird  es  auch  für  die  Gesamtheit  der  Muhammedaner,  die  sich 
unter  der  Herrschaft  Rußlands,  Englands  und  Frankreichs  und  der  ihnen  helfenden  und 
mit  ihnen  verbündeten  Staaten  befinden,  von  denen  es  bewiesen  ist,  daß  sie  dem 
muhammedanischen  Chalifat  feindlich  gesinnt  sind  und  darauf  hinarbeiten,  das  erhabene 
Licht  des  Islam  auszulöschen  und  zu  vertilgen  (Gott  bewahre  uns  davor),  dadurch  daß  sie 

■)  Sure  9,  41. 


Kleine  Mitteilungen  und  Anzeigen.  ßg-7 

jetzt  mit  ihren  Kiiegschiffen  und  ihren  Landtruppen  auf  den  Sitz  des  islamischen  Chalifates 
und  das  kaiserlich-türkische  Reich  einen  Überfall  machen,  Pflicht,  wirklich  zum  heiligen 
Kampfe  zu  eilen,    indem  sie  gegen  die  erwähnten  Staaten  den  heiligen  Krieg  erklären  ? 
Antwort :  Ja. 

In  diesem  Falle,  wenn  einige  von  ihnen  (Gott  bewahre  uns  davor)  sich  davon 
fernhalten,  während  doch  die  Erreichung  des  Zweckes  davon  abhängt,  daß  alle  Muhamme- 
daner  in  den  heiligen  Krieg  eilen,  wird  dann  ihr  Sichfernhalten  eine  große  Sünde  und 
verdienen  sie  den  göttlichen  Zorn  und  die  Bestrafung  für  die  abscheuliche  Sünde  ? 

Antwort:  Ja. 

In  diesem  Falle,  selbst  wenn  die  islamischen  Bewohner  der  erwähnten  Staaten, 
welche  mit  dem  islamischen  Reiche  im  Krieg  stehen,  vergewaltigt  und  gezwungen 
werden  sollten  (mit  der  Drohung),  daß  man  sie  selbst  töten  und  sogar  ihre  ganzen 
Familien  vernichten  werde,  ist  es  dann  nach  dem  heiligen  Gesetze  ihnen  doch  aufs  aller- 
strengste  verboten,  gegen  die  Truppen  des  islamischen  Reiches  zu  kämpfen  und  verdienen 
sie  dadurch,  daß  sie  Mörder  werden,  das  Höllenfeuer? 

Antwort:  Ja. 

In  diesem  Falle,  verdienen  im  gegenwärtigen  Kriege  die  unter  der  Herrschaft  von 
England,  Frankreich,  Rußland,  Serbien,  Montenegro  und  ihrer  Verbündeten  stehenden 
Muhammedaner,  wenn  sie  gegen  Deutschland  und  Österreich,  die  dem  erhabenen  islami- 
schen Reiche  beistehen,  kämpfen,  die  schwerste  Folterqual  dadurch,  daß  es  eine  große 
Sünde  wird,  weil  das  islamische  Chalifat  Schaden  nehmen  könnte  ? 

Antwort :  Ja. 


Mitteilung  der  Redaktion, 

Vom  nächsten  Bande  ab  wird  mein  Nachfolger  auf  dem  Hamburger  Lehrstuhl, 
Prof.  Dr.  Rudolf  Tschudi,  als  Mitherausgeber  mir  zur  Seite  treten.  Ich  heiße  ihn  in 
der  Redaktien  herzlich  willkommen. 

Alle  Manuskripte,  mit  Ausnahme  der  für  die  Bibliographie  bestimmten,  sind  auch 
weiterhin  an  mich  zu  senden.  Die  Druckleitung  und  die  Bibliographie  wird  hinfort  von 
Prof.  Tschudi  besorgt  werden.  C.  H.  Becker. 


Kritische  Bibliographie. 


I.    Allgemeines  (Zeitschriften  i)  Sammelwerke). 

896.  L'Asie  Franqaise.  1914.     Aus  dem  Inhalt: 

Le  CbMiTE,  La  Syrie  S.  6;  La  question  de  l'emprunt  turc  par  R.  C.  S.  14;  Uaccord 
franco-allemand  et  les  chemins  de  fer  de  V Asie  Mineiire  S.  50;  Les  reformes  armeniennes 
S.  54;  La  France,  fAngleterre  et  Pempire  oltoman  S.  102;  Uentenie  cordiale  et  les  affaires 
d'Asie  S.  143;  Laccord  franco-turc  S.  144;  Les  pays  a  desservir  par  la  ligne  Samsoun-Sivas- 
Diarbekir  par  Edmond  Hippeau;  La  question  kurdo-armenienne  S.  51;  La  politiqiu 
asiatiqiie  de  la  Riissie  S.  1 8 ;  Les  relations  commerciales  de  l'empire  des  Indes  avec  la  Perse 
S.  191;  La  question  de  l'emigration  asiatique  S.  194;  Le  Comite,  A  travers  la  Perse  S,  226; 
L'Angleterre,  La  Russie  et  la  Perse  S.  252. 

897.  Barth,  Jacques,  L'evolution  de  la  question  d' Orient.  Revue  des  etudes  historiques  1914. 
März-April.     S.   191 — 204. 

898.  Cherfils,  Christian,  Bonaparle  et  PIslam  d'apres  des  documents  fran^ais  et  arabes. 
I'rcface  <lu  Clu'rif  Ahd  el-Hakim.     303   S.     Paris,  A.  Pedoue.     1914. 

899.  Correspondance  d'Orient.  Aus  dem  Inhalt:  Nr.  130  (16.  II.  14):  Les  Italiens  et  le 
Senoussi  S.  145.  —  A.  Lebrun,  L' Inauguration  de  V AssembUe  Legislative  Egyptienne 
S.  154.  —  Les  Reformes  Arabes  S.  163.  —  A  Travers  la  Palestine  S.  165.  —  Faits 
et  Documents:  Albanie:  La  tentative  niiisulmane  S.  172.  —  Empire  Ottoman:  Les 
elections;  Emprunts  et  depenses;  Le  chcmin  de  fer  Dardanelles-Smyrne;  Concessions 
de  travaux  publics  S.  176.  —  Syrie :  Les  Ecoles  frangaises  et  etrangeres  en  Syrie  S.  177.  — 
Egypte:  L'Assemblee  Legislative',  La  dette  en  1913;  Relations  de  PEgypte  et  de  l'Abys- 
sinie  S.   178.  —  Golfe  Persique:  Accord-franco-anglais  de  Mascate  S.   179. 

Nr.  131  (i.  III.  14):  Faits  et  documents:  Questions  musulmanes:  Les  Egyp- 
tiens  et  la  politiqiie  musulmane  de  la  France  S.  223.  —  Empire  Ottoman:  Les  reformes 
arminiennes;  Les  Elections;  La  mission  militaire  allemande;  Les  accords  anglais;  L'accord 
franco-allemand;  La  Situation  financiere;  Chemin  de  fer  du  Hedjas;  Impols  exlra- 
ordinaires;  Les  richesses  minieres  de  la  Turquie  d' Asie;  Les  princes  imperiaux  S.  224.  — 
Syrie:  Djavid  bey  et  les  Arabes;  La  reprisentalion  des  minorites  en  Syrie  S.  230.  — 
Egypte:  Le  commerce  en  19 13. 

Nr.  132  (16.  III.  14):  DiEHL,  Charles  M.,  Impressions  et  Souvenirs  dun 
Ambassadeur  a  Constantinople  (Causerie)  S.  241.  —  Faits  et  Documents:  Balkans: 
Les  negociations  turco-serbes  S.  268.  —  Empire  Ottoman:  La  defense  navale;  Mort 
de  Said  pacha;  Les  taxes  douanieres;  Le  tombac  au  Yemcn;  Anglais  et  Italiens  en 
Anaiolie;  Les  terrains  du  Taxim  S.  276.  —  Eg>'pte:  La  crise  et  les  concordats  pre- 
ventifs  de  faillite  S.  278. 

';  boicrn  nicht  die  einzelnen  Aufsätze  gesondert  angeführt  sind. 


Kritische  Bibliographie.  ?n; 

Nr.  133  (i.  IV.  14):  Bergasse,  Henry,  VEgypte,  Le  Paradoxe  foncier  S.  289. — 
Bulletin  Politique:  L'influence  frangaise  en  Orient;  Les  reformes  armeniennes ;  La 
Situation  financiere  Ottomane  S.  293.  — Actes  Officiels:  Le  iraite  de  paix  turco-serhe 
S.  301.  —  Faits  et  docxxments:  Balkans:  La  paix  turco-serbe;  Le  traite  de  commerce 
tiirco-bulgare  S.  314.  —  Empire  Ottoman:  Remaniements  mi^iisteriels;  La  defense 
de  la  jrontiere  russe;  Instructeurs  navals  brita^iniques;  La  convocation  du  Parlement; 
Le  budget  de  1330;  Avance  au  Tresor;  La  Situation  financiere;  L'accord  anglo-italien; 
Le  chemin  de  fer  Mouradli-Rodosto;  L' Allemagne  en  Orient  S.  317.  —  Perse:  Le 
couronnement  du  chah  S.  323. 

Nr.  134  (16.  IV.  14):  Empire  Ottoman:  Reorganisation  de  la  marine;  Les  in- 
specteurs  europeens  poiir  V Anatolie;  L'agitation  kurde;  Dans  V Irak;  Les  etrangersi  e 
l'impot;  La  reforme  douaniere  S.  363.  —  Perse:  La  famine  dans  le  sud  S.  367. 

Nr.  135  (i.  V.  14):  Bulletin  Politique:  Vaecord  franco-turc  S.  390.  —  Le  Budget 
du  Liban  S.  392.  —  Faits  et  Documents:  Balkans:  La  paix  serbo-turque;  La  Rou- 
manie,  la  Turquie  et  la  Grece  S.  402.  —  Empire  Ottoman:  Le  nouveau  Parlement; 
La  revolte  kurde;  L'af faire  Aziz  Ali;  Les  chemins  de  fer  Oüomans  en  19 13;  L'accord 
franco-turc;  Emprunt  Imperial  Ottoman  5%  1914;  La  loi  d'emprunt;  La  Situation 
financiere;  Les  richesses  petroliferes  de  la  Mesopotamie  S.  408.  —  Egypte:  Le  nouveau 
ministere;  La  note  du  conseiller  financier  sur  le  budget  de  1914  S.  416. 

Nr.  136  (16.  V.  14):  Faits  et  Documents:  La  Crise  Orientale:  Les  musulmans 
de  Macedoine;  Un  communique  ottoman  S.  444.  —  Balkans:  Les  relations  turco- 
roumaines  S.  446.  —  Empire  Ottoman:  Convocation  du  Parlement;  Les  reformes  en 
Anatolie;  La  marine  de  guerre;  Un  accord  douanier  avec  la  Russie;  Les  accords  franco- 
turcs;  Les  reclama'ions  frangaises;  Les  princes  turcs  dans  l'armee  allemande;  La  re- 
partition  de  la  Dette;  La  Societe  d'Heraclee;  La  mission  turque  a  Livadia;  Un  portrait 
de  Selim  III.   S.  453. 

Nr.  137  (i.  VI.  14):  La  Mort  de  la  caravane  S.  481.  —  Bulletin  Politique: 
La  vie  politique  ottomane  S.  488.  —  Leroux,  Rene,  Le  Changement  de  Ministere  en 
Egypte  S.  491.  —  Faits  et  Documents:  Empire  Ottoman:  Le  discours  du  Trone; 
Le  stationnaire  allemand;  La  representation  allemande  au  Conseil  de  La  Dette;  Les 
recettes  du  Tresor  en  1329;  Le  port  de Haiffa  S.  502.  —  Egypte:  L'Assemblee  legis- 
lative; Egypte  et  Turquie  S.   508. 

Nr.  138  (16.  VI.  14):  X.  X.  X.,  Les  Finances  du  Liban  S.  529.  —  Bulletin 
Politique:  Les  Finances  otiomanes':^  Les  relations  turco-roumaines  S.  540-  —  Monte- 
negro :  Les  monopoles  S.  558.  —  Empire  Ottoman :  L'accord  anglo-allemand  du  Bagdad; 
L' emprunt  en   Allemagne  S.   558. 

900.  Deutsche  Levante-Zeitung  1914.  S.  139,  Frhr.  v.  M.\ckay,  Altes  tmd  Neues  zur 
arabischen  Frage;  S.  180,  Otto  Heuer,  Deutschland  in  Vorderasien;  S.  181,  Die 
armenische  Frage;  S.  184,  B.,  Türkische  Eisenbahnen;  S.  275,  Frhr.  v.  Mackay,  Das 
Reformwerk  Lord  Kitcheners  in  Ägypten;  S.  328,  Gust.w  Herlt,  Zwei  Fragen  der 
türkischen  Handelspolitik;  S.  370,  Die  neue^i  Zweigstrecken  der Hedschasbahn;  S.  470, 
Otto  Heuer,  Die  Türkei  ajn  Scheidewege;  S.  519,  Gustav  Herlt,  Türkische  Schiff- 
fahrtsbestrebungen; S.  521,  Frhr.  v.  Mackay,  Konstantinopel  und  die  syrisch-arabische 
Frage. 

901.  Deutschland  unter  Kaiser  Wilhelm  II.  Bd.  III,  1183 — 8.  Die  orientalischen 
Wissenschaften.  A.  Der  vordere  Orient  und  Afrika  von  Prof.  Dr.  C.  H.  Becker,  Bonn. 
Berlin,  Reimar  Hobbing,  19 14. 

902.  Eltzbacher,  Paul,  Die  deutsche  Auslandshochschule.  Ein  Organisationsplan.  122  S. 
Berlin,  Georg  Reimer,  19 14. 


■2n6  Kritische    Bibliographie. 

903.  Hanslik,  Erwin,  Geistes-  und  Gesellschaftskunde  des  Orients.  Mit  i  Karte.  Österr. 
Monatsschr.  f.  d.  Orient  1914  Nr.  3 — 6. 

904.  Al-Hiläl  XXII.  Aus  dem  Inhalt:  S.  323:  Ad-daula  al-'utmänTj'a  wad-duwal  al-ürubija 
min  awK'al  al-qarn  ai-täsi'  '■asar  ilä  sanat  1913;  S.  345:  Filistm,  ta^rtbha  wa-ätärhä 
etc.  (Forts.);  S.  378:  Ni?ärat  al-auqäf,  al-auqäf  ß-isläm,  al-aiiqäf  al-misrija;  S.  396: 
Mufakkarät  Hismat  Bäsä  fi  sabil  al-ma'ärif  bi-Mtsr;  S.  416:  Ad-daula  al-^utjmänlja 
etc.  (Forts.);  Taufiq  Affandi  Askärüs:  Td'rlk  ai-tihä'-a  fi  wädi  an-ml:  3.  Al-matbda 
al-amirlja  ba'd  Mu/iammed  '■All  Bäsä,  4.  Al-mafäbi'  al-ahlija  gair  al-aniTrtja,  al 
m.  al-ahllja  al-qibtlja;  S.443:  Al-madrasa  al-kulllja  as-sürija  wa  //ägatna  ilä  mi[lihä 
bi  misr;  S.  505:  Ad-daula  al-'ut_mänija  etc.  (Forts.);  S.  513:  Filislin  etc.  (Forts.); 
S.  563;  Al-gämi'a  al-misrlja,  wad'-  al-/iagar  al-awwal  min  bina'ihä  waba/it  fl 
ta'riSihä  iva-'ulümihä  wa-asällbihä;  S.  603:  Filislin  etc.  (Forts.);  S.  610:  Imärat 
as-Sa'üd  wa-qabä^iluhä  wa-^i/isä'uhä;  S.  624:  Al-wizära  al-misrija;  S.  626  ff. :  'Aziz 
Beg  al-misri.  —  Gam'ijat  at-tamtil  al-'arabi.  —  Nädi  al-müsiqi  al-'arabija;  S.  628: 
Fathi  Beg  Bäsä  Zaglülf;   S.  667:  Dimasq  as-sa^m,  ta'rihhä  wa-äiärha  etc. 

905.  Hughes,  A  Dictionary  of  Islam.     London,  Allan,   1885.     Anastatischer  Neudruck. 

906.  V.  Jettel,  Freiherr,  Die    Orientbahnen,    ihre    Vergangenheit,    ihre  Zukunft.    Deutsche 

Revue  Mai    i()i4  S.   199 — 206. 

907.  Mann,  Traugott,  Der  Islam  einst  und  jetzt.  Mit  166  Abbild.  Darunter  vier  mehr- 
farbige Einschaltbilder  und  eine  Karte.  159S.  Monographien  zur  Weltgeschichte. 
In  Verbindg.  mit  andern  herausgegeben  von  Ed.  Heyck.  32.  Bielefeld  u.  Leipzig, 
Velhagen  &  Klasing,   1914. 

908.  Orientalische  Bibliographie,    Herausg.    von    Lucian    Scherman.      XXIII./XXIV. 

Jahrt^aiiL;  ftur    1909/10).     Zweites  Heft.      1914. 
S09.  Robin,  Louis,  Eugene  Delacroix,  orienlaliste.   Son  voyage  au  Maroc.   Action  africaine 
Oct.   1913,  S.   173 — 186. 

910.  Schweinfurth,  Georg,  Gustav  Nachtigal.  {Ein  Forscherleben  in  mangelhafter  Beleuch- 
tung.)    Zeilschr.  d.  Ges.  f.  Erdkunde  zu   Berlin  1914,  S.  469  ff. 

An  der  Hand  erdrückenden,  von  dem  NefTen  Nachtigals,  dem  Kairoer  Afrikanisten 
R.  Prietze,  beigebrachten  Materials  vernichtende  Kritik  des  jammervoll  zusammen- 
gestückelten und  dabei  die  Großtat  des  Forschers,  die  endgültige  Erwerbung  unserer  west- 
afrikanischen Kolonien  (1884/5)  einfach  totschweigenden  Buches  von  J.  Wiese,  Gustav 
Nachtigal,   Ein   deutsches   Forscherleben   im   dunklen   Erdteil.     (Berlin,    A.    Schall,  1914.) 

E.  Graefe. 

911.  Zwemer,  S.  M.,  u.  Diedrich  Westermann,  A  neu;  Statistical  survey  MW.  IV,  145 — 156. 
Ausführliche  Statistiken  über  die  Verbreitung  des  Islams  nach  neuen  Quellen. 
Zahl  der  Mohammedaner  auf  der  Erde:  201  296  696,  in  Afrika:  42  039  349,  in  Asien: 

156690  HO,   in  Europa:   2373676,   in  Amerika:    166  061,   in  Australien:   19500. 

H.  Ritter. 

II.  Religion. 

(Anfänge   des  Islam.  Dogma,  Recht,  Mystik.  Zauberwesen,  Kultus, 
Philosophie,  Beziehungen  zu  anderen  Religionen.) 

912.  Abdur  Rahmän,  Seoharvi,     Eine    kritische    Prüfung    der  Quellen  des   Islamitischen 
Rechts.     XVIII  4-216  S.     (Oxford  University  Press,  London  19 14,  Milford). 
Islamapologie    nach  dem    bekannten   Schema  moderner  Inder  und  Ägypter.     Nur 

sie  verstünden  etwas  vom  Islam.    Der  wahre  Islam  des  Qorän's  sei  den  Forderungen  der 
modernen  Ethik  konform;  er  lehre  z.  B.  die  Einehe  und  verbiete  die  Sklaverei.   Der  Verf. 


Kritische  Bibliographie.  397 

geht  in  seinem  rationalistischen  Modernismus  noch  weiter  als  Syed  Ameer  Ali,  bekämpft 
Fiqh  und  Qijäs  und  predigt  das  Zurück  zu  einem  neumodisch  und  willkürlich  ausgelegten 
Qorän.  Für  das  moderne  Indien  symptomatisch  von  Interesse,  nur  darf  man  sich  durch 
das  Buch  nicht  über  das  islamische  Recht  belehren  lassen  wollen.  Becker. 

913.  Bell,  H.  J.,  An  oath-formula  of  the  Arab  period  in  Egypt.  BZ  XXII,  392  fE. 
Bespricht  anknüpfend  an  L.  Wenger's  Eidesformeln  aus  arabischer  Zeit  (»Zeit- 
schrift der  Savigny-Stiftung«  XXXII,  361  f.)  eine  Eidesformel,  die  sich  auf  einem  neu 
erworbenen,  vermutlich  644/45  D.  geschriebenen  Papyrus  des  Britischen  Museums  (Inv.-Nr- 
2018)  findet.  Das  Interessante  ist,  daß  der  Eid,  den  unsicheren  Zeitverhältnissen,  die 
leicht  zur  Vertreibung  der  arabischen  und  Wiederherstellung  der  griechischen  Herrschaft 
führen  konnten,  Rechnung  tragend,  in  allgemeinen,  auf  jeden  Fall  zutreffenden  Worten 
gehalten  ist.  Ein  entsprechendes,  etwas  späteres  Dokument  aus  dem  Jahre  647  weist  da- 
gegen eine  weniger  unbestimmte  Fassung  der  Eidesformel  auf.  Das  £-(Ufj.(jaaTO  ....  tyjv 
ßaaiXixrjv  aw-Tjpi'av  ist  hier  wohl  sicher  auf  den  Kalifen  zu  beziehen,  wiewohl  eine  Ana- 
logie dazu  vorläufig  nicht  nachzuweisen  ist.  —  In  einer  Nachschrift  wird  noch  eines  weiteren 
Papyrusfragmentes  gedacht,  das  eine  ähnliche  allgemeine  Formel  enthält  und  vielleicht 
für  die  persische  Herrschaft  oder  den  Anfang  der  arabischen  anzusetzen  ist,  vielleicht  aber 
schon  ins  sechste  Jahrhundert  gehört.  E.  Graefe. 

914.  Bevan,  A.  A.,  Mohammed' s  Ascension  to  Heaven.  Studien  zur  semitischen  Philologie 
und  Religionsgeschichte,  Julius  Wellhausen  zum  siebzigsten  Geburtstag  am 
17.  Mai  1914  gewidmet  von  Freunden  und  Schülern  und  in  ihrem  Auftrag  heraus- 
gegeben von  Karl  Marti  (Beihefte  zur  ZAW.  27).  Gießen,  Töpelmann,  1914, 
S.   51—61. 

915.  Blasi,  L.,  Istituzioni  di  diritio  musulmano.     Cittä  di  Castello  1914. 

916.  Fr.  Buhl,  Miihammedanismens  om  Verdensreligion.  Religions  historiske  Smaaskrifter, 
anden  Räkke  V.  60  S.  Kjöbenhavn  og  Kristiania.  Gyldendalske  Boghandel,  Nordisk 
Forlag.    19 14. 

In  der  Sammlung  »Religionsgeschichtliche  Kleinschriften«  gibt  Professor  B.s  Büchlein 
Der  Muham.medanismus  als  Weltreligion  in  gedrungener  Darstellung  eine  Übersicht  über 
die  Geschichte  der  islamischen  Religion,  wie  diese  sich  in  der  modernen  Forschung  ab- 
spiegelt. Nach  einer  Charakteristik  der  koranischen  Religion  zeigt  er,  wie  sie  sich  in  der 
hellenistischen  Welt  sowohl  auf  dem  Gebiete  des  Dogma  wie  dem  des  Kultus  und  des 
Rechts  zum  großen  zgmä'-System  entwickelt;  er  beschreibt  in  verschiedener  Richtung 
die  Bedeutung  des  Sufismus  und  den  Einfluß  des  Heiligenkultus  auf  das  alltägliche  religiöse 
Leben  mit  besonderer  Berücksichtigung  seiner  Bedeutung  für  die  Würdigung  des  Pro- 
pheten, was  durch  einen  Auszug  aus  der  Burda  beleuchtet  wird.  J.  Pedersen. 

917.  Cucinotta,  Ernesto,  //  contratto  di  piantagione  nel  diriito  coloniale  e  musulmano.  Rivista 
Coloniale   15.  März  1914. 

918.  Da  Re,  Giulio,  L'istituto  dei  beni  »vacuf«  con  speciale  riguardo  alle  sue  condizioni  nella 
colonie  deW  Affrica  settentrionale.     Rivista  Coloniale  15.  Mai  1914,  S.  241 — 248. 

919.  Hartmann,  M.,   Women  in  Islam.    (Condensed  from  a  lecture  delivered  in  February, 
1913,  at  the  Seminar  für  Orientalische  Sprachen,  Berlin.)     MW  IV  258 — 265. 
Über  die  Stellung  der  Frau  nach  der  Scheria,  die  orientalische  Frauenemanzipations- 
bewegung und  die  Möglichkeit  einer  Besserung  der  bestehenden  Verhältnisse.     H.  Ritter. 

920.  Hartmann,  Richard,  Al-Kuschairls  Darstellung  des  .SiifHums.  Mit  Ü  her  Setzungsbeilage 
und  Indices.     Türk.    Bibl.    18.    Bd.,  229   S.,   1914. 

921.  Hasan  as-Sadr  (Hasan  Sadraddin  ibn  Hädi),  K.  as-sVa  wa-funün  al-isläm- 
150  S.     Saida,   1331. 

922.  Horten,  Max,  Einführung  in  die  höhere  Geisteskultur  des  Islam.  Gemeinverständlich 
dargestellt.     Bonn,  Friedr.  Cohen,   1914.     XVI  und   112   S.     Klein  8°. 


3Q8  Kritische  Bibliographie. 

Dr.  Horten,  der  seit  einigen  Jahren  mit  erstaunlichem  Fleiße  sich  bemüht,  uns 
die  Quellen  zur  Kenntnis  der  islamischen  Gedankenwelt  zu  erschließen,  versucht  hier  in 
systematischer  (nicht  historischer)  Anordnung  eine  Zusammenfassung  seiner  Forschungs- 
ergebnisse. Er  dürfte  dabei  das  Verständnis  eines  größeren  Leserkreises  überschätzt 
haben:  denn  ohne  weitgehende  Vertrautheit  mit  scholastischer  Ausdrucksweise  wird  ihn 
keiner  verstehen.  Auch  wird  es  den  gebildeten  Leser  fremdartig  berühren,  daß  die  bunte 
Sammlung  von  Gedankenfetzen,  mit  denen  zum  Teil  ganz  obskure  Männer  die  Blöße  ihres 
Geistes  deckten,  ihm  als  »höhere  Kultur«  dargeboten  wird.  Dem  Titel  zufolge  erhoffte  er 
sich  wohl  Belehrung  über  Naturwissenschaft  und  Technik,  Kunst  und  Literatur,  Religion 
und  sittliches  Leben  im  Bereiche  des  Islam.     Von  alledem  steht  aber  nichts  drin. 

Von  bisherigen  Darstellungen  der  islamischen  Philosophie  unterscheidet  sich  Hor- 
ten's  Behandlung  der  Probleme  hauptsächlich  durch  zwei  Merkmale.  Während  frühere 
Forscher  auf  diesem  Gebiete  vor  allem  ihr  Augenmerk  richteten  auf  die  Aufnahme  vnd 
Verarbeitung  griechischer  Gedanken,  wodurch  die  Araber  die  Scholastik  des  christlichen 
Mittelalters  in  großem  Umfange  beeinflußt  haben,  wendet  Horten  seine  Aufmerksamkeit 
den  Spekulationen  der  muslimischen  Theologen  zu.  Hier  liegen,  wenn  ich  richtig  sehe, 
im  einzelnen  seine  Verdienste.  Zweitens  aber  weist  er  fast  durchgängig  auf  indische  Ein- 
flüsse hin,  wodurch  alle  Rätsel  der  islamischen  Geisteskultur  gelöst  werden  sollen.  Dieses 
erscheint  mir  mindestens  zweifelhaft,  ist  jedenfalls  vom  Verfasser  bis  jetzt  nicht  über- 
zeugend nachgewiesen.     (Angez.  v.  S.M.Z.     MW  JV  329.)  T.  J.  de  Boer. 

923.  Inayat  Khan,  Prof.,  Su-ß  message  of  Spiritual  liberty.    62  S.    London,  Theosophical 
Publ.  Society,  1914. 

924.  »Jurist*  Waqf.     MW  IV  173—187. 

Populäre  Darstellung  der  Entwicklung  des  waqf,  speziell  des  waqf  'ädi,  das  von  dem 
w.  sar'I  zu  unterscheiden  ist  und  auf  Abu  Jüsuf  zurückgeführt  wird.  Das  w.  als  Mittel, 
die  Bestimmungen  des  Erbrechts  zu  umgehen  und  Güter  vor  Zersplitterung  und  Kon- 
fiszierung zu  schützen,  Originalität  dieser  Rechtsform  gegenüber  ähnlichen  Erscheinungen 
im  römischen  Recht.     Reformversuche  in  neuer  und  neuester  Zeit.  H.   Ritter. 

925.  Kaurimsky,  Emerich  von,  Über  das  Ehe-  und  Familienrecht  der  Mohammedaner. 
81    S.     Wien,  Manz,   1914. 

926.  Kohler,  Josef,  Das  Recht  der  orientalischen  Völker.    IV.  Arabisches  und  Islam-Recht. 
Allgemeine  Rechtsgeschichie.    Erste  Hälfte,  Orientalisches  Recht  und  Recht  der  Griechen 
und  Römer,  von  Josef  Kohler    und  Leopold  Wenger.    Die  Kultur   der  Gegen- 
wart, Teil  II  Abt.  VII,  S.  49 — 153,  Isl.   S.  82 — 102.     Leipzig  u.  Berlin  1914. 
K.'s  Arbeit  ist  eine  Diskreditierung  deutscher  Gelehrtenarbeit.    Hier  nur  diese  W'ar- 

nung.  Becker. 

927.  Nicholls,  W.,  The  Shaikiya.     60  S.     Dublin.     Hodges,  Figgis  &  Co.     1913. 

928.  J.  Ostrup,  Islam.  Den  Muhammedanske  Religion  og  dens  historiske  Udvikltngs  i 
kortjatlet  Fremstilling.  Udvalget  for  Folkeplysningcns  Fremmc.  Köbcnhavn.  G.  E. 
C.  Gad.     1914.     172  S.  mit  9  Bildern. 

Ungefähr  gleichzeitig  mit  der  oben  erwähnten  Schrift  von  F.  Biiil  erscheint  auf 
Dänisch  ein  anderes,  für  einen  weiteren  Leserkreis  bestimmtes  Buch  über  den  Islam,  Islam. 
Die  muh.  Religion  und  ihre  geschichtliche  Entwickelung  in  kurzgefaßter  Darstellung  (durch 
den  Ausschuß  für  Förderung  der  Volksaufklärung).  Dr.  Ö.s  Buch  enthält  manches,  wofür 
Prof.  B.  keinen  Raum  fand,  so  eine  Übersicht  über  die  Sekten,  darunter  Besprechung 
der  ShI'a,  eine  mehr  allgemeine  Beschreibung  der  kulturellen  Verhältnisse  des  Orients  und 
Berücksichtigung  der  politischen  Verhältnisse,  vor  allem  deren  der  neueren  Zeit,  wie  sie 
sich  in  den  verschiedenen  Ländern  des  Orients  gestalten.  Dabei  erwähnt  er  auch  eine  Er- 
scheinung wie  den  Panislamismus,   aber  betont  seine  Begrenzung  durch  die  islamische 


Kritische   Bibliographie.  tqq 

Spaltung;  besonderen  Wert  legt  er  auf  den  Unterschied  zwischen  dem  asiatischen  und  dem 
afrikanisch-arabischen  Islam.  In  der  Darstellung  der  älteren  Religionsentwicklung  hält 
sich  der  Verf.  mehr  an  das  überlieferte  Bild,  als  es  in  der  neueren  Forschung  im  allgemeinen 
der  Fall  ist.  j.  Pedersen. 

929.  Pedersen,  Johs.,  Der  Eid  bei  den  Semiten  in  seinem  Verhältnis  zu  verwandten  Erschei- 
nungen sowie  die  Stellung  des  Eides  im  Islam.  Studien  zur  Geschichte  und  Kultur 
des  Orients,  Bd.   III,  242,   S.     Straßburg,  Trübner,   1914. 

930.  Peltier,  F.,  et  F.  Arin,  Theorie  des  contrats  agricoles  en  droit  musulman,  avec  un  recueil 
de  textes  justificaiifs  traduits  et  annotes.     2   Bde.     Alger,  Jourdan,   1914. 

931.  Philott,  D.  C,    Notes   an  a  Shi'a  imprecation.  JASB  1911,  691. 

Über  die  bei  indischen  und  persischen  Schiiten  übliche  Verfiuchungsformel  'Omars, 
die  besonders  am  9.  Rabf  I,  'Omars  Todestage,  wiederholt  wird.  J.  Horovitz. 

932.  Sanchez  Perez,  Jose  A.,  Particion  de  Herencias  entre  los  Musulmanes  del  Malaqiii. 
Madrid  1914.     Anger  AR  NS  V,  109. 

933.  Sansone,  L.,  Aw.,  Essenza  e  sviluppo  del  diritto  musulmano.  L'Africa  italiana.  Napoli 
anno  XXXIII  1914,  fasc.   I — IL 

934.  Weitbrecht,  H.  U.,    A  Moslem  Mission  to  England  MW  IV  195—202. 

Die  ersten  Anhänger  des  Islams  in  England,  die  Tätigkeit  Chodscha  Kamäl-ud- 
dins  und  die  Propaganda  der  Ahmadijja  in  Europa  durch  Versammlungen  und  ihr  Organ 
Muslim  India  and  Islamic  Review.  H.  Ritter. 

935.  van  Wely,  J.  H.,  Panislamisme  (Schluß).     Koloniaale  Tijdschrift  II,  1913,  S.  1/25. 

936.  Wilson,  S.  G.,    Bahaism  and  religious  assassination.     MW  IV  231 — 245. 

Stellt  Fälle  von  religiösem  Mord  in  der  Geschichte  des  Babismus  und  Behaismus  zu- 
sammen. In  der  Frage,  ob  Behäullah  oder  Subh-i  Ezel  den  Brudermord  versucht 
hätte,  wird  zuungunsten  des  ersteren  entschieden.  H.  Ritter. 

III.  Geschichte  und  Kulturgeschichte. 

937.  Basset,  Rene,    Chronologie  des  rois  de  Harar  1637 — 1887.     JA  19 14,  245 — 258. 
Nach  einer  Königsliste,  die  sich  auf  dem  Deckblatt  der  Handschrift  von  Sihäb  ed- 
din's  Geschichte  der  Eroberung  Abessiniens,  die  vom  Verf.  1897  herausgegeben  worden  ist, 
befindet.    Die  Liste  wird  im  arabischen  Text  mitgeteilt,  übersetzt  und  besprochen.  Voraus- 
geht eine  Bibliographie  von  Schriften,  die  über  Harar  und  hararische  Sprache  handeln. 

H.  Ritter. 

938.  GrimaldO,  Carlo,  Le  trattative  per  una  pacificazione  fra  laSpagna  eiTiirchi  inrelazione 
con  gli  interessi  veneziani  durante  i  primi  anni  della  guerra  di  Candia  {164^ — lösi"». 
Nuovo  Archivio  Veneto  1913. 

939i  Kasdorff,  Reinhold,  Haus  und  Hauswesen  im  alten  Arabien  (bis  zur  Zeit  des  Chalifen 
Olhman).     Diss.  Halle  1914. 

940.  Schlumberger,  Gustave,  Prise  de  Saint- Jean-d* Acre  en  Van  1291  par  l'armee  duSoudan 
d'Egypte.     Paris,  Plon-Nourrit,  1914. 

941.  N.  N.,  Heraclius  the  Roman  Emperor  and  the  Prophet  of  Islam..  Islamic  Review  April 
1914. 

IV.    Naturwissenschaften  (inkl.  Mathematik  und  Medizin). 

942.  AbOU,  Maurice,  Les  cercmonics  rituelles  de  la  circoncisionenAlgerie.  Paris  1914.  45  S. 
Medizinische  Inauguraldissertation.  E.   Seidel. 

943.  Archaraouni,  E.,  Considerations  sur  la  peste  dans  la  Haute-Egypte.  Port-Said  1913. 
Die  schon  seit  22  Jahrhunderten  Äg}'pten  als  ungemein  häufiger  Gast  verheerende 

Islam.     V.  28 


.QQ  Kritische  Bibliographie. 

orientah'sche  Pest  ist  nach  Verf.s  Meinung  —  im  Gegensatz  zu  Pruner  und  anderen  Beob- 
aclitern  —  erst  seit  1899  daselbst  endemisch.  Die  —  bereits  von  'Ali  Heybah  in  seiner 
Doktordissertation  (1833)  betonte  —  Abhängigkeit  ihres  Auftretens  von  den  Wuchsphasen 
des  Nils  wird  bestätigt  und  daraufhin  das  winterliche  Erscheinen  der  Seuche  in  Ober- 
ägypten damit  in  Zusammenhang  gebracht,  indem  während  des  Steigens  des  Stromes  im 
Herbst  die  Ratten  sich  in  die  Dörfer  flüchten  und  dort  nach  Ansteckung  der  Einwohner 
mit   einer  Sterblichkeitsrate  bis  zu  60%  massenhaft  verenden.  E.   Seidel. 

944.  Auerbach,  E.,  Epidemiologie  und  Bekämpfung  des  Trachoms  in  Palästina.    Deutsche 
Medizinische  Wochenschrift  1913,  Nr.  37. 

Auf  Grund  der  an  den  jüdischen  Bewohnern  Haifas  angestellten  Beobachtungen  ist 
das  Trachom  eine  ausgesprochene  Kinderkrankheit,  die  im  i.  Lebensjahre  23,6,  im  2.  46,6, 
im  3.  26,8%  befallen  hatte,  mittels  der  starken  serös-eitrigen  Absonderung  aber  auch 
Familienherde  bildet.    Die  Therapie  muß  in  erster  Linie  prophylaktisch  sein.    E.  Seidel. 

945.  Balfour,  Andrew,  A  ycar's  antimalarial  ivork  at  Khartoiitn.    Journ.  Trop.  Med.  Hyg, 
I.  8.^  1913-     I   Karte. 

Das  erst  von  1823  ab  durch  Muhammed  'Ali  aus  einem  jämmerlichen  Dorf e  zum  wich- 
tigsten Handelsemporium  Nordostafrikas  umgeschaffene  Chartüm  war  bis  vor  kurzem, 
wohl  dank  seiner  Lage  in  einer  vegetationslosen  Sandebene  und  der  zwar  sinkstoffreichen, 
aber  reißenden  Strömung  des  Bahr  el-azraq,  an  dessen  linkem  Ufer  es  liegt,  nahezu  malaria- 
frei geblieben.  Erst  nach  der  Reokkupation  durch  die  Engländer  im  Jahre  1912  wnirden 
mit  den  modernen  Verkehrsmitteln  Anopheliden  eingeschleppt  und  in  dem  neuangelegten 
Rieselgelände  nächst  der  Stadt  angesiedelt.  Im  September  des  genannten  Jahres  traten 
nach  voraufgegangenem  starken  Regen  44  frische  Fälle  namentlich  in  der  Form  der 
Tropica,  nicht  dagegen  in  der  der  Tertiana  auf.  Die  sofort  aufgenommene  Larvenver- 
nichtung mittels  Sanitas-okal  war  von  bestem  Erfolg,  so  daß  bereits  im  Dezember 
Anopheles  sich  nicht  mehr  vorfand.  E.   Seidel. 

946.  Blanckenhorn,  M.,    Regenfall  im  Winter  1912/13.     ZDPV  XXXVII  180  f. 
Tabellarische   Zusammenstellung  der  Aufzeichnungen   von    5   palästinischen  Beob- 
achtungsstationen. E.   Seidel. 

947.  Crussard,  £tude  sur  la  pharmacopce  arahe  ancienne  d'apres  le  Minhadj  d'El-Jsraily 
El-Harouny  —  Le  Teshil  d'El-Azraqi  —  Le  Djdmia  d'Ibn  El-Beithar  —  Le  Kachef 
d' Abderrezaq  El-Dfezairy.     Paris  Medical,  1913,  S.  911 — 927. 

Der  Verfasser  der   Skizze  ist  Militärarzt  im  Westen  Marokkos.  E.   Seidel. 

948.  Dalman,  C,  Arabische  Vogelnamen  von  Palästina  xmd  Syrien.  Studien  aus  dem  Deut- 
schen Evangelischen  Institut  für  Altertumswissenschaft  in  Jerusalem  Nr.  20.  ZDPV 
XXXVI  165—179;  XXXVII  59  f. 

Eine  dankenswerte,  auch  für  die  Physiologie  des  Ibn  al -'Abb  äs  benutzbare  Auf- 
zählung der  gegen  330  landesüblichen  Benennungen  für  die  ca.  180  Spezies  der  ornitho- 
logischen  Sammlung  des  Institutes  durch  den  verdienten  Erforscher  der  palästinischen 
Landeskunde  auf  Grund  sowohl  mündlicher  Erkundungen  als  auch  —  zum  Teil  unge- 
druckter —  literarischer  Quellen. 

An  zweiter  Stelle  folgen  einige  Verbesserungen.  E.   Seidel. 

949.  DesnoS,  E.,  Histoire  de  Vurologie.     294  S.     Paris  1914. 

Der  hier  vorliegende  Teil  dient  als  geschichtliche  Einleitung  zu  der  im  Erscheinen 
begriffenen  Encyclopedie  franfaise  d'urologie  des  rühmlichst  bekannten  Verfassers  und 
seines  Stabes.  Auf  ihrem  universellen  Gange  streift  jene  auch  mit  wenigen  Seiten  (21 — 25 
und  52 — 58)  die  einschlägige  Lehre  und  Praxis  der  Völker  Vorderasiens.  Für  Perser  und 
Türken  hat  Ref.  aus  dem  Jadegiar  des  Ibn  Sarif  einen  kleinen  Beitrag  geliefert.  Ein 
reicher,  gut  ausgewählter  Schmuck  von  Miniaturen,  Stichen,  Schnitten  und  Faksimilien 
belebt  und  erläutert  den  Text  des  Bandes  in  glücklichster  Weise.  E.  Seidel. 


Kritische  Bibliographie.  4OI 

SSO.  Dorveaux,  Paul,  Biographie  du  Dr.  Luden  Ledere  (iSi6—iS<)2)-  Bull.  d.  1.  soc.  fran?. 

d'hist.  d.  1.  med.  XIII,  207—234. 

Volle  einundzwanzig  Jahre  nach  seinem  Tode  wird  hiermit  einem  Manne,  der  wie 
kein  zweiter  sich  um  unser  Bekanntwerden  mit  der  medizinisch-naturwissenschaftlichen 
Literatur  der  Araber  verdient  gemacht  hat,  ein  seiner  würdiges  Gedächtnismal  gesetzt. 
Die  Biographie,  für  deren  Gediegenheit  schon  der  Name  des  Verfassers  bürgt,  zeichnet  sich 
durch  dokumentarische  Sicherheit  aus,  geleitet  uns  Jahr  um  Jahr  längs  der  bewegten 
Lebenslinie  Leclerc's,  zeigt  diesen  als  einen  Mann  von  ebenso  festem  Charakter  als  viel- 
seitigem Wissen  und  schließt  mit  einer  Liste  seiner  Schriften  —  in  92  bzw.  93  Nummern  — , 
von  denen  gerade  50  auf  die  alte  arabische  Heilkunde  Bezug  nehmen.  E.   Seidel. 

951.  Gabbi,  Umberto,  Tropical  diseases  in  Tripoli.  Journ.  Trop.  Med.  Hyg.  i.  3.  1913. 
In  Ergänzung  unserer  Anzeige  in  Islam  V271  Nr.  159  heben  wir  hervor,  daß  bei  den 

Beduinen  Tertianafieber,  viele  Lungentuberkulose  —  was  auf  die  Heilkraft  des  klimatisch 
so  ähnlichen  Ägyptens  ein  übles  Seitenlicht  wirft  —  und  zahlreiche  ansteckende  Haut- 
krankheiten herrschen.  E.  Seidel. 

952.  Gerland,  E.  Geschichte  der  Physik.  Erste  Abteilung:  Von  den  ältesten  Zeiten  bis  zum 
Ausgang  des  18.  Jahrhunderts.  München  und  Berlin  1913.  Einschließlich  der  arabi- 
schen Periode  bespr.  von  J.  Würschmidt.     MGMN  XIII  33  fl. 

953.  Geslin,  L.,  Korbous,  Station  thermale  d'Afrique.  Semaine  Medicale  1914,  S.  XXX. 
Die  Pariser  Dissertation  (69  S.)  von  1913  schildert  die  schon  von  den  Römern  vielfach 

in  Gebrauch  genommene  heiße  Quelle  von  Korbus  an  der  Bucht  von  Tunis  sowie  die  Bade- 
technik und  das  Badeleben  im  Jahre  1753  nach  dem  Werke  des  Arztes  Josef  Guir,  der 
über  40  Jahre  in  Tunis  praktizierte.  Es  wurde  unter  dem  Titel  al-liamaviat  al-ma'danlja 
1908  in  Kairo  gedruckt.  E.  Seidel. 

954.  Gobert,  E.,  Un  precis  d'hydrologie  arabe  du  XVIIle  siede.  La  Tunisie  medicale 
iyi3'  S.  273—240. 

955.  Grangee,  F.  M.,  Un  mMecin  anglais  au  Maroc  au  18.  siede.  Souvenirs  du  Chirurgien 
Lemprieres.     Paris  MWical  1913.     S.  597 — 599. 

Der  Artikel  beschäftigt  sich  mit  der  Persönlichkeit  des  im  Untertitel  genannten 
Arztes,  dessen  seit  lange  vergessenes,  aber  für  die  Kulturzustände  Marokkos  hochinter- 
essantes und  bis  zu  einem  gewissen  Grade  aktuell  gebliebenes  Buch  im  Jahre  191 1  von 
Albert  Savins  unter  dem  Haupttitel  Le  Maroc  il  y  a  cent  ans  neu  und  mit  den  dokumen- 
tarischen Illustrationen  herausgegeben  worden  ist.  E.  Seidel. 

956.  Kanngießer,  F.,  Die  von  Freudenberg  beschriebene  Krankheit  ist  Dermatitis  hydrotica. 
Reichs-Medizinalanzeiger  Jahrg.  38  Nr.  i. 

Jeder  Arzt,  der  den  »roode  hond«  an  sich  selber  beobachtet  hat,  wird  Verfassers 
Standpunkt  und  seine  Identifikation  dieses  Hautleidens  mit  Ibn  al-'Abbäs'  fiasaf  (cd. 
arab.   I,  312)  bestätigen.  E-  Seidel. 

957.  Karpinski,  L.  C,  The  algebra  of  Abu  Kamil.   The  American  mathematical  Monthly, 

19 14,  XXI  s.  37—48- 

958.  König,  (Beyrouth),  Considerations  sur  les  maladies  oculaires  en  Svri,:  Rev.  med. 
d'/igypte,   1913,   S.  215  suiv. 

Verfasser,  Chefaugenarzt  am  Hospital  St.  Charles  in  Beirut,  bekennt  sich  zunächst 
zu  der  Morbiditätsstatistik,  die  für  Ägypten  96,  für  Palästina  66,  für  Syrien  36*^0  Augen- 
kranker aufstellt,  und  setzt  diese  so  verschiedenen  Quoten  mit  dem  höheren  oder  geringeren 
Grade  des  hygienischen  Verhaltens  der  Bevölkerung  gegenüber  den  Fragen  der  Wohnung, 
der  Fliegenplage,  des  Kleidungswechsels  und  der  sonstigen  Körperkultur  in  direkte  Be- 
ziehung; die  für  Beirut  und  den  Libanon  günstige  Verhältniszahl  bringt  er  zusammen 
teils  mit  den  dort  üblichen  Steinhäusern,  teils  mit  der  sehr  verbreiteten  Auswanderung 

28* 


.Q2  Kritische  Bibliographie. 

nach  Amerika,  die  freilich  in  bösem  Tausch  dafür  Syphilis  und  Tuberkulose  ins  Land 
bringt.  Unter  den  Bindehautkrankheiten  steht  obenan  das  Trachom,  von  den  Eingeborenen 
nicht  mit  dem  alten  Namen  nimasim,  sondern  als  marad  al-bisr  bezeichnet,  das  leider 
infolge  anfänglicher  Selbstbehandlung  mit  den  historischen  KoUyrien  dem  modernen 
abü  kahl  meist  erst  in  unheilbarer  Form  zu  Gesicht  kommt.  So  auch  ist  die  eitrige  Kon- 
junktivitis der  Neugeborenen  ein  Opfer  der  unwissenden  Hebammen.  Sehr  häufig  sind 
ferner  der  Frühjahrskatarrh  der  Knaben,  das  Flügelfell,  die  Iritis  und  das  Glaukom,  von 
angeborenen  Leiden  die  auf  Inzucht  zurückgeführte  Pigmentatrophie  der  Netzhaut  in 
vornehmeren  Familien.  E.  Seidel. 

959.  Krikorian,  K.  S.,   A  ward  on  the  treatment  of  syphüis  hy  Syrian  quacks.   The  Lancet 
1914  Nr.   I    S.  73. 

Verfasser,  an  der  American  School  of  Medicine  in  Beirut  angestellt,  bricht  eine  Lanze 
für  die  durch  einheimische  Quacksalber  wieder  aufgegriffene  »große«  Quecksilberkur,  die 
in  Form  von  Räucherungen  bei  strenger  Klausur  in  der  ersten  und  Diäteinschränkungen 
für  die  folgenden  zwei  Wochen  angeordnet  wird.  E.   Seidel. 

960.  V.  Lippmann,  Edm.  0.,  Beiträge  zur  Geschichte  des  Alkohols.    S.-A.  aus  der  Chemiker- 
zeitung, Cöthen  1913. 

Besprechung  von  Herm.  Peters  in  MGMN  XIII,  207,  wonach  der  Bekämpfung 
der  DiELs'schen  Hypothese  und  der  Ausschaltung  der  Araber  aus  der  Entdeckungsgeschichte 
des  Alkohols  beigepflichtet  wird.  E.   Seidel. 

961.  Lohmann,  P.,  Seuchen  und  Seuchenbekämpfung  in  Palästina.    ZDPV  XXXVI,  203  ff. 
Präliminare  Rechtfertigung    der    inzwischen  erledigten  MüHLENs'schen  Expedition. 

S.   Islam  V  275  Nr.  179.  E.   Seidel. 

962.  Mac-Callan,  Ophthalmie  Progress  in  Egypt.  Rev.  med.  d'ßg.  1914,  17 — 19- 
Ägypten  verdient  noch  heute  den  Namen  des  Landes  der  Blinden,  den  ihm  vor  Jahr- 
zehnten ein  Reisender  gegeben  hat.  Noch  1912  wurden  unter  43668  Patienten  nahezu 
16%  gezählt,  die  auf  einem  oder  beiden  Augen  die  Sehkraft  verloren  hatten.  Zu  nicht 
geringem  Teile  ist  diese  fürchterliche  Tatsache  dem  Umstände  zuzuschreiben,  daß  die 
öffentliche  Fürsorge  zu  ungeregelt  und  mit  zwar  hoch  scheinenden,  aber  immer  noch  unzu- 
reichenden Geldmitteln  arbeitete.  Erst  jetzt  ist  in  der  Person  des  weitsichtigen  und  warm- 
herzigen Verf.s,  der  seit  10  Jahren  an  verantwortlicher  Stelle  um  die  Reform  dieser  Zu- 
stände sich  müht,  der  Mann  erschienen,  der  eine  planmäßige  und  großzügige  Hilfsorganisa- 
tion ins  Leben  zu  rufen  in  den  Stand  gesetzt  worden  ist  und  diese  zum  Teil  bereits  ver- 
wirklicht hat.  Er  sucht  sein  Ziel  unter  Ausdehnung  der  seit  1904  bestehenden  Bestrebun- 
gen zu  erreichen  durch  Errichtung  von  reichlich  ausgestatteten,  teils  ortsständigen  Hospi- 
tälern in  jeder  der  Provinzhauptstädte  —  speziell  für  Assuan  eines  schwimmenden  — , 
teils  von  fliegenden  Zeltlagern  mit  4-  bis  6  monatlichem  Platzwechsel  reihum  in  den  größeren 
Städten,  durch  Belehrung  in  Schulen  und  Kuttäbs,  Vorlesungen,  Flugblätter,  hygienische 
Aufklärung  der  Mütter  und  Erste-Hilfe-Anstalten  in  den  entfernteren  Dörfern. 

E.   Seidel. 

963. -,  The  trachoma  and  its  complications  in  Egypt.  Cambridge  University  Press  1913. 

74  s. 

Eine  bunte,  aber  erschöpfende  Darstellung  der  Ätiologie,  allgemeinen  Pathologie, 
Therapie  und  Statistik  dieser  Hauptgeißel  Ägyptens;  noch  vor  zwei  Jahren  waren  die 
Kinder  in  verschiedenen  Provinzschulen  zu  91 — 97%  trachomatös.  E.  Seidel. 

964.  Marrable,  Tuberkulose  in  Persien  und  ihre  Behandlung  mit  Tuberkulin.    Dublin  Med. 

Journal  1914  Nr.  505. 

Nach  Verf.  war  die  Tuberkulose  in  den  inneren  Teilen  Persiens  bis  vor  etwa  15  Jahren 
so  gut  wie  unbekannt.    Dem  darf  man  im  allgemeinen  zustimmen,  jedoch  mit  der  von 


Kritische  Bibliographie.  4^3 

PoLAK  herrührenden  Einschränkung,  daß  dies  nicht  für  Neger,  Abyssinier  und  sonstige 
in  das  Land  kommende  Fremde  gilt,  auf  die  das  Klima  im  Gegenteil  sehr  gefährlich  ein- 
wirkt und  leicht  zur  akuten  Miliartuberkulose  führt.  E.   Seidel. 

965.  Messedaglia,  Luigi,  Constantinopoli  e  i  Tiirchi  secondo  Lazaro  Spallanzani  (1785 — 1786), 
Nuova  Antologia,  Roma  1913.     12   S. 

Auszug  aus  der  Reisebeschreibung,  Tagebuch-  und  anderweiten  Notizen  des  be- 
rühmten Naturforschers.  E.  Seidel. 

966.  Messedaglia,  Per  lo  studio  della  patologia  e  delV  igiene  della  Libia.   Le  osservazioni  di 
Paolo  della  Cella.     Roma  1913- 

Würdigung  der  noch  heute  Kurs  behaltenden  physeographisch-medizinischen  Daten 
der  von  della  Cella  i.  J.  1817  beschriebenen  Reise  von  Tripolis  bis  zur  Westgrenze 
Ägyptens.  E.   Seidel. 

967.  Meyerhof,  M.,  Über  die  Lidkrankheit  Hydaiis  der  Griechen,  Schirnäq  der  Araber.  Arch. 
f.  Gesch.  d.  Med.  VIII  45—52. 

Nach  einer  gründlichen,  literarhistorischen  Beleuchtung  des  KrankheitsbegrifFes,  den 
die  Griechen  seit  Galenos  mit  üoaTt';,  die  sich  ihnen  blindlings  anschließenden  Araber 
seit  JuH.  B.  Masawaih's  Dagal  al-'ain  mit  dem  aus  dem  Syrischen  stammenden  sirnäq, 
die  Perser  nach  Polak  mit  pi  »Talg«  bezeichnen,  kommt  Verf.  auf  Grund  seiner  augen- 
ärztlichen Erfahrungen  in  Äg>'pten  zu  dem  Schluß,  daß  es  sich  nur  um  eine  von  den  Kranken 
falsch  gedeutete  und  dann  von  den  Pfuscher-Okulisten  weidlich  ausgebeuteteHautschweUung 
des  Oberlides  als  Folge  verschiedener  Augenentzündungen  handle  und  demgemäß  statt 
der  bisher  üblichen  »Balggeschwulst«  oder  »Blase«  das  unbestimmtere  »Lidbeutel"  der 
angemessenere  Ausdruck  dafür  sei.  E.   Seidel. 

968. ,    Etüde  siir  la  myopie  conime  maladie  de  race  et  maladie  hereditaire  chez  les 

Egyptiens.     Ann.  d'oculistique,  avril  1914. 

Auffällig,  und  schon  Pruner  bekannt  gewesen  ist  die  starke  Verbreitung  der  Kurz- 
sichtigkeit in  Ägypten,  und  zwar,  wie  Verf.  nachweist,  selbst  bei  den  Analphabeten,  die 
ja  fast  95%  der  eingeborenen  Bevölkerung  ausmachen,  während  bei  den  Nubiern,  nach 
FuRNARi  (1845)  in  Algier  und  nach  Guenod  (1900)  in  Tunesien,  Myopie  sehr  selten  ist. 
Mit  Hilfe  einer  ganzen  Anzahl  teils  eigener,  teils  fremder,  aber  immer  sehr  vorsichtig  auf- 
gestellter Statistiken  wird  sodann  festgestellt,  daß  einmal  die  Häufigkeitsskala  von  den 
Kopten,  die  seit  undenklichen  Zeiten  sich  dem  Berufe  des  Schreibers  und  Rechnungs- 
beamten zuwenden,  über  die  Fellahen  mit  ca.  70%  zu  den  mohammedanischen  Städte- 
arabern heruntergeht,  und  weiter  bezüglich  der  Ätiologie,  daß  die  ägyptische  Rasse  mit 
Schwäche  der  hinteren  Sklera  erblich  belastet  ist,  einer  angeborenen  Neigung  zur  Kurz- 
sichtigkeit also,  die  nicht  mit  der  Gestaltung  der  Hornhaut  zusammenhängt,  wohl  aber 
vielleicht  mit  der  geringen  Höhe  der  Augenhöhle  (Chamaiconchie),  mit  der  Frequenz  der 
Hornhauttrübungen  und  des  Astigmatismus,  dem  Heiraten  unter  Blutsverwandten 
und  allgemeiner  Blutarmut  (langes  Fasten  der  Kopten).  Ein  trüber  Ausblick  auf  die  rapide 
Entwicklung  des  Schulwesens!   Sport  und  Vorsicht  bei  der  Berufswahl  sind  hier  die  besten 

r^  -4.4,  1  E.   Seidel. 

Gegenmittel. 

969.  Much,  H.,  (unter  Mitarbeit  von  Canaan,  Grussendorf,  Hoffmann,  Master  man, 
Severin,  Wallach),  EineTuberkulose-Forschungsreise  nachJerusalem.  Würzburg  1913- 
Die  Reise,  ein  Analogieunternehmen  zu  dem  MüHLENs'schen  (s.  Islam  V  275  Nr.  179) 
und  durch  das  von  diesem  geschaffene  Internationale  Gesundheitsamt  in  Jerusalem  ver- 
anlaßt, xvurde  ihrem  Zwecke  durch  Untersuchung  von  ca.  3000  Personen  dienstbar  gemacht, 
wobei  sich  u.  a.  ergab,  daß  vor  allem  die  jüdischen  Jemeniten  gleich  anderen  bisher  tuber- 
kulosefreien  Rassen  seuchenartig  von  der  Krankheit  befallen  waren.  Auch  die  Lepra- 
verhältnisse wurden  erforscht. 


.Q.  Kritische  Bibliographie. 

970.  Müller,  Franz,  Über  Ribes.  Mitt.  d.  k.  k.  Gartenbaugesellschaft  in  Steiermark.  Graz 
1913,  Nr.  2  u.  3,  S.  30—40. 

Gelegentlich  der  ganz  richtigen  Ableitung  des  Wortes  ribes  vom  arabischen  ribäs 
macht  Ref.  auf  die  interessante  Note  zum  scharab  ribas  in  Rezept  Nr.  460  der  im  Jahre  1681 
in  Paris  erschienenen  Pharmacopoea  persica  (S.  364)  aufmerksam.  E.  Seidel. 

971.  Neveu,  R.,  L'Stat  sanitaire  de  l'Afrique  du  nord  pendayit  l'occupation  arabo-turque. 
I.  Bull,  de  la  soc.  fran?.  d'hist.  de  la  med.  XII  407—416.     II.  ibid.  498—520. 
Vom  frühesten  Mittelalter  an  war  Nordafrika  von  Seuchen  aller  Art  heimgesucht, 

die  die  eingedrungenen  Eroberer  so  wenig  wie  die  Eingeborenen  verschonten.  Nach  Ab- 
lösung der  Vandalen  durch  Araber  und  Türken  erfahren  wir  aus  arabischen  Quellen,  daß 
dieser  Zustand  sich,  angefangen  von  der  Pest  des  J.  747  n.  Chr.  bis  zum  Pesttode  des 
hl.  Ludwig  i.  J.   1269,  eher  verschlimmert  als  verbessert  hat. 

Fortfahrend  schildert  Verf.  die  Zeit  vom  Anfang  des  18.  Jahrhunderts  bis  zur  Ok- 
kupation Algeriens  und  Tunesiens  durch  die  Franzosen.  Vom  Beginn  dieser  Periode  bis 
1758,  dann  von  1784  bis  zu  ihrem  Ende  breitet  sich  vor  allem  die  Pest  ungemein  aus. 
Ge^en  sie  wird  i.  J.  1722  die  erste  20  tägige  Quarantäne  für  französische  Waren  neben  Aus- 
fuhrverbot für  »giftfangende«  Stoffe  (Felle,  Zeugstofie)  aus  Tunis  angeordnet,  während 
eine  regelrechte  Desinfektion,  abgesehen  von  der  Durchtränkung  der  ausgehenden  Briefe 
mit  Essig  um  1784,  nicht  verzeichnet  ist.  Neben  der  Pest  wüteten  noch  Typhus,  Ruhr, 
Pocken,  Wechselfieber,  Aussatz.  E.  Seidel. 

972.  Oganesow,   Medizin  und  Ärzte  in  Armenien  im  Altertum  und  im  Mittelalter.     Nach 
einem  von  Dr.  med.  L.  A.  Oganesow  in  der  feierlicheii  Jahressitzung  der  Kais.  Russ. 
Medizin.    Gesellschaft  zu  Tiüis    am    2.  5.  1913    gehaltenen  Vortrag  berichtet   von 
C.  V.  Hahn,  Tiüis. 

Übersicht  über  den  Gang  der  ärztlichen  Wissenschaft  und  Kunst  im  ältesten  und 
mittelalterlichen  Armenien,  deren  Einzelheiten  über  das  vom  Ref.  vor  Jahren  Mitgeteilte 
wesentlich  nicht  hinausgehen.  Auch  scheint  meine  Mechithar- Ausgabe  mit  ihren  ana- 
lytischen Schlußbetrachtungen  dem  Vortragenden  wie  dem  Berichterstatter  entgangen 
zu  sein.  Beide  wären  sonst  vor  der  irrtümlichen  Wertung  persischer  Quellen  Mechithar's 
bewahrt  geblieben.  E.  Seidel. 

973.  Osler,  Sir  William,  The  earliest  printed  medical  books.  TheLancet  1914  Nr.  4  S.  255. 
0.,  erster  ärztlicher  Präsident  der  Bibliographical  Society,  sprach  und  demonstrierte 

vor  letzterer  über  die  für  medizinische  Werke  recht  sterile  Periode  der  Frühdrucke  bis 
1480,  erwähnte  als  ersten  solchen  den  stark  astrologisch  gehaltenen  Mainzer  Volkskalender 
von  ca.  1457  und  betont  sodann  den  damals  noch  übermächtigen  Einfluß  der  arabischen 
Ärzte,  in  erster  Linie  Ihn  Sinä's,  von  dessen  Schriften  von  1472  —  nach  Choulant 
richtiger  1473  —  ab  zahlreiche  Neuauflagen  und  Kommentare  erschienen.     E.  SeideL 

974.  Remlinger,  P.,    Die  sanitätspolizeiliche  Überwachung    des  Seeverkehrs    in   Marokko. 
Rev.  d'Hyg.  XXXV  Nr.   11,  1913. 

Klagen  über  die  Unzulänglichkeit  der  Organisation  des  Gesundheilsdienstes  in  Ma- 
rokko, hauptsächlich  gegenüber  der  Pestgefahr  —  vgl.  Jourdan  in  Islam  V272  Nr.  163  — 
und  Vorschläge  zur  Abhilfe.  E.   Seidel. 

975.  Ranking,  George  S.  A.,  The  life  and  works  of  Rhazes  {Abu  Bakr  Muhammad  Bin 
Zakariya  ar-Razi).    XVIIth  Congress  of  Medecine,  section  XXIII,  1914,  S.  237 — 268. 

976.  Report  on  sanitary'measures  in  India  in    1911 — 12.     The  Lancet  3.  1. 1914  S.  56. 
Wie  sehr  sich  die  sanitären  Verhältnisse  des  ffagg  bessern,  sobald  sie  unter  Kontrolle 

eines  europäischen  Kulturstaates  fallen,  beweist  die  Rubrik  General  Population  des  oben- 
genannten Berichtes,  wonach  unter  den  über  18  000  auf  23  Schiffen  in  den  zwei  Jahren 
von  Bombay  ab  beförderten  Mekkapilgern,  von  denen  8278  vorher  im  Hafen  geimpft 


Kritische  Bibliographie.  405 

worden  waren,  ungerechnet  viele  der  übrigen,  mit  denen  dies  bereits  in  der  Heimat  vor- 
genommen wurde,  nicht  ein  einziger  Fall  von  Pest  oder  Pocken  zur  Beobachtung  kam; 
nur  als  Folge  von  Fieber,  hohem  Alter,  Schwäche  und  dergleichen  wurden  108  Todesfälle 
gezählt.  E.  Seidel. 

977.  Rescher,  0.,  I.  Notizen  über  einige  arabische  Handschriften  aus  Brussaer  Bibliotheken. 

ZDMG  68,  47  ff.  II.  Kiäübbäne-i-Feisije  u.  'ÄSir  Efendi.  Das.  377—391. 
Aus  den  vom  Verf.  durchgesehenen,  meist  Grammatika  und  Diwane  enthaltenden 
Katalogen  heben  wir  hervor:  a)  Harägzäd6  Medrese  Nr.  25  (Astronomisches  mit 
Zeichnungen);  b)  Ulu  Gämy*  unter  Rubrik  Naturgeschichte:  Nr.  2  (die  —  mystischen  — 
Schöpfungswunder  Al-KisäTs,  vgl.  Brock.  I  350);  c)  Husain  Celebi:  Nr.  33!  und 
33!'  (Physiognomica),  sowie  den  Anhang  über  die  Handschriften  AtsKitdb  al-hajawdn.  — 
Aus  II:  d)  Nr.  1369  (Al-Qazwini,  'Aga^ib  al-mabltiqdt)  und  Nr.  1 164  b  (über  Sonnen-, 
Mondfinsternisse  u.  dergl.).  E.   Seidel. 

978.  Richter,  P.,  Über  die  allgemeine  Dermatologie  des  '■Ali  Ihn  al-'Abbäs  {Haly  Abbas)  aus 
dem  10.  Jahrhundert  unserer  Zeitrechnung.  Arch.  f.  Dermatol.  u.  Syph.,  CXVIII 
199 — 208. 

Übersetzung  der  eine  bloße  Umarbeitung  der  Galen 'sehen  Schrift  über  die  krank- 
haften Geschwülste  darstellenden  entsprechenden  Abschnitte  bei  Ibn  al-'Abbäs  (maq. 
8  bäb  8—12  =  ed.  arab.   I  305—308).  E.   Seidel. 

979.  Ruska,  Julius,  Die  Geoponika  in  der  arabisch-persischen  Literatur.  Vortrag  während 
der  85.  Versammlung  der  Deutschen  Naturforscher  und  Ärzte,  Wien,  23.  9.  1913. 
Eine  scharfsinnige  Entwirrung  der  sehr  ge-waindenen   und  verzweigten  Wege,   auf 

denen  man  schließlich  auf  den  Autor    Cassianus    Bassus    Scholasticus  stößt. 

E.  Seidel. 

980. ,  Wem  verdankt  man  die  erste  Darstellung  des  Weingeistes^    MGMN  XIII  204. 

981. ,  Ein  neuer  Beitrag  zur  Geschichte  des  Alkohols.    Das.  Selbstbesprechung  seiner 

Aufsätze  in  Islam  IV  162  f.,  320  ff. 
982. ,  Alkohol  und  AI-Kohl.     Zur  Geschichte    der  Entdeckung   und   des  Namens. 

Das.   Selbstbesprechung  seines  Artikels.    Aus  der  Natur  X  97 — iii.    Vgl.  Bd.  V  276 

Nr.   185. 
983. ,   Weinbau  und  Wein  in  den  ardbischen  Bearbeitungen  der  Geoponica.    MGMN 

XIII  205.      Selbstbesprechung    seines  Beitrags    in    der    SuDHOFF-Festschrift.     Vgl. 

Bd.  V  276  Nr.   186. 
984. ,  Besprechung  von:  E.  0.  v.  Lippmann's  Beiträge  zur  Geschichte  des  Alkohols 

(vgl.  Bd.  V  274  Nr.   172)  in  MGMN  XIII  205  ff.  E.  Seidel. 

985. ,  Über  den  falschen  und  den  echten  A'azwlm.     MGMN  XIII  183 — 18S. 

Darstellung  des  Beweismaterials  der  Ergebnisse  seiner  im  Islam  IV  veröffentlichten 
ausgezeichneten    Kazwinistudien     in    abgekürzter    Form    für  Nichtorientalisten    nebst 
Hinweis   auf   den   willkürlich-kombinatorischen  Charakter  der  WüsTENFELD*schen  Aus- 
gabe und  Vorschlägen  zur  Gewinnung  eines  echten  Kazwinl.  E.  Seidel. 
986.  Savage,  G.  H.,  Lunacy  in  Egypt.    The  Lancet  1914  Nr.  18  S.  12S3  f. 

Das  Problem  der  staatlichen  Fürsorge  für  Geisteskranke  in  Ägypten  fängt  erst  jetzt 
an,  einen  hoffnungsreichen  Blick  in  die  Zukunft  zu  werfen.  Vor  ungefähr  20  Jahren  durch 
Dr.  F.  M.  Sandwith  in  Angriff  genommen  durch  Unterbringung  in  dem  nach  und  nach 
zweckmäßig  angepaßten  Abbasiapalast  bei  Kairo,  ist  es  seit  18  Jahren  durch  den  uner- 
müdlich gegen  unsägliche  Widerstände  ankämpfenden  Dr.  J.  Warnock  so  weit  gefördert 
worden,  daß  eine  endgültige  Lösung  in  Aussicht  steht.  Die  Platzmangelfrage  wurde  in 
1911/12  bis  zu  einem  gewissen  Grade  durch  Einrichtung  eines  Hilfsasyls  in  Chauka  für  im 
Maximum  1000  Insassen  aus  der  Welt  geschafft;  offen  dagegen  bleibt  die  nach  der  Be- 


AQ^  Kritische  Bibliographie. 

Schaffung  einer  genügenden  Anzahl  von  Wärtern  und  noch  mehr  nach  der  räumlichen 
Absonderung  der  gemeingefährlichen  Maniakalischen,  die,  sich  namentlich  aus  den  hassäsln 
rekrutierend,  neuerdings  leider  durch  behördliche  Verfügung  von  Tura  nach  Abbasia  über- 
führt worden  sind.  Bemerkenswert  ist  noch  der  bedeutende  Bestand  an  pellagrakranken 
Irren.  E.   Seidel. 

987.  Schelenz,  Hermann,  Zwei  Palästinareisen  aus  dem  15.  Jahrhundert.    Vortrag  in  der 
Berliner  Gesellschaft  f.  Gesch.  d.  Med.  u.  Naturwissenschaften,  7.  11.  1913. 

Den  Reiseberichten  Conrad  Grüne mbergs  (i486)  und  des  Landgrafen  Wilhelm  I. 
VON  Hessen  (1411/12)  eingestreute  interessante  Notizen  über  orientalische  Kranken- 
häuser,  Bäder,  Leichenbestattung  der  damaligen  Zeit.  E.   Seidel. 

988.  Schröder,  Hermann,   Weitere  Beiträge  zur  Geschichte  des  Skorbuts.    Arch.  f.   Schifis- 
und  Tropenhyg.,  XVIII  269—273. 

Bei  der  Besprechung,  teilweisen  Berichtigung  und  Ergänzung  des  A.  Bern  stein - 
sehen  Vortrages  über  »James  Lind  und  der  Skorbut«  kommt  Sch.  auch  auf  die  geschicht- 
liche Bedeutung  Daniel  Sennert's  als  Epidemiologen  dieser  Krankheit  zu  sprechen, 
wobei  er  den  in  Islam  V,  277  Nr.  191  angezeigten  Abschnitt  aus  dem  Werke  Ibn  Sallümi's 
in  extenso  wiedergibt.  Im  übrigen  erlaubt  sich  Ref.  daran  zu  erinnern,  daß  das  Beck  sehe 
wichtige  Zitat  aus  Hippokrates  sich  bereits  unter  voller  Würdigung  seiner  Bedeutung 
bei  A.  Hirsch,  Handb.  Hist.-Geogr.  Pathologie,  Bd.  II  357,  findet.  E.   Seidel. 

989.  Sergent,  Edm.  et  Ed.,  La  Tamne,  myiase  humaine  des  montagnes  sahariennes  touaregs, 
identique  ä  la  Tlümni  des  Kabyles,  dtie  a  Oestrus  ovis.    Bull.  Soc.  Path.  Exot.  1913, 

VI  487- 

Die  Gebrüder  Sergent,  die  bereits  im  Jahre  1907  von  der  sonst  harmlosen  Schaf- 
biesfiiege  berichtet  hatten,  daß  sie  in  gewissen  Hochgebieten  der  Kabylie  vielfach  ihre 
Eier  auf  Binde-  und  Nasenschleimhaut  der  Eingeborenen  ablege  und  ihre  Larven  dann  in 
den  befallenen  Teilen  merkliche  Störungen  hervorrufen,  melden  nun  die  gleiche  Tatsache 
auch  vom  Ahaggarmassiv,  wo  das  Insekt  namentlich  von  März  bis  Juni  die  Tuaregs  in 
quälendster  Weise  heimsucht.  E.   Seidel. 

990.  Spoer,  H.  H.,  und  Haddad,  E.  N.,  Volkskundliches  aus  el-Qubebe  bei  Jerusalem. 
Dieser  Eingangsteil  einer  Artikelserie  bietet  dem  Mediziner  wie   dem   Folkloristen 

manches  Interessante.  So  erfahren  wir  über  die  Beschneidung  Qhtir),  daß  alljährlich 
zünftige  Beschneider  (m.tahhir,  in  den  Festgesängen  aber  noch  Aalläq  »Barbier«  genannt) 
aus  der  Gegend  vonD'ijarbekr  nach  dem  kleinen  Bauerndorf  el-Qubebe  kommen,  während 
der  Operation  mit  goldenem  Messerchen  ein  mit  feiner  Asche  (rsüs),  die  auch  nach  jener 
und  vor  dem  Verband  auf  die  Wunde  gebracht  wird,  bestreutes  Kissen  auf  die  Knie  gelegt 
bekommen,  damit  das  Blut  des  operierten  Gliedes  (zubre)  aufgesaugt  werde,  und  als  Honorar 
einen  Bislik  nebst  Naturalzugabe  erhalten.  Ferner  ist  es  Sitte,  einen  am  beständigen 
Fieber  Leidenden  zwecks  Heilung  mit  einer  Schnur  zu  messen  und  letztere  in  das  Leichen- 
tuch eines  Toten  zu  legen.  E.   Seidel. 

991.  Sudhoff,  Karl,  Augendurchschiittsbilder  aus  Abendland  und  Morgenland.    Beitrag  III 
zur  Gesch.  der  Anatomie  im  Mittelalter.     Arch.  f.  Gesch.  d.  Med.  VIII,  i — 21. 
Innerhalb   der  vorstehenden   Publikation,   deren  leitender  Gedanke   fortgesetzt  die 

Absicht  bleibt,  einen  Zusammenhang  der  graphischen  Beigaben  mit  spätalexandrinischen 
Vorbildern  wahrscheinlich  zu  machen,  hat  der  Berichterstatter  die  Texte  der  arabischen 
Autoren  bearbeitet,  und  zwar  i.  den  aus  Halifa's  »Buch  vom  Genügenden  in  der  Augen- 
heilkunde« (Mitte  des  13.  Jahrh.)  nach  dem  Ms.  924  der  Jeni  üämy'  (geschr.  i.  J.  1560  Chr.) 
und  2.  den  aus  Salähaddin's  »Licht  der  Augen«  nach  dem  Pariser  Ms.  3008  du  fonds 
arabe  de  la  Bibliotheque  Nationale  (angebl.  verfaßt  um  1296).  S.  15  Z.  11  v.  u.  ist  statt 
al-galidija  zu  lesen:  az-zugägija.  E.   Seidel. 


Kritisclie  Bibliographie.  4^7 

992.  Sudhoff,  Walter,  Die  Lehre  von  den  Hirnvenirikeln  in  textlicher  und  graphischer 
Tradition  des  Altertums  und  Mittelalters.  Arch.  f.  Gesch.  d.  Med.  V'II,  149 — 205. 
Die  ausgezeichnete  Doktordissertation  erwähnt  u.  a.  die  Übertragung  der  grund- 
legenden Vorarbeit  der  Griechen  über  das  fragliche  Problem  an  die  Araber  durch  Qostä 
b.  Lükä,  ar-Räzi  als  ersten  Situszeichner  und  den  bescheideneren  Anteil  der  übrigen 
Meisterärzte  aus  Osten  und  Westen.  E.  Seidel. 

993.  Weißenberg,  S.,   Medizinisches  ans  Zentralasien.     Deutsche  Medizin.  Wochenschrift 
1913,  Nr.  29. 

Die  häufigsten  Krankheiten  der  Chanate  sind  gegenwärtig  Lepra,  Medinawurm  und 
Orientbeule.  Während  in  Taschkent  von  der  russischen  Regierung  ein  Leprosorium  ein- 
gerichtet worden  ist,  stehen  die  ungemein  zahlreichen  Aussätzigen  des  dichtbewohnten 
Buchara  im  freien  Verkehr  und  genießen  eine  sehr  ungründliche  ambulante  Behandlung 
seitens  der  Krankenhäuser,  so  daß  die  Bevölkerung,  die  ganz  im  Sinne  der  altarabischen 
Ärzte  (Ibn  al-*Abbäs  usw.)  Infektion  durch  unmittelbare  oder  mittelbare  Berührung 
annimmt,  zum  Selbstschutz  durch  Meidung  der  Kranken  genötigt  ist.  In  derselben  Stadt 
wird  der  Medinawurm  durch  die  Barbiere  in  ihren  Läden  nach  Einschnitt  mit  Rasiermesser 
mittels  einer  spitzen  eisernen  und  einer  stumpfen  messingenen  Sonde  sehr  geschickt  ent- 
fernt. Die  allgemein  für  kontagiös  gehaltene  Orientbeule  endlich  behandelt  man,  besonders 
im  Gesicht,  mit  Externis  (Elektrokauter,  Perhydrol).  Sie  manifestiert  sich  als  Bläschen 
mit  klarer  Flüssigkeit  in  zehnpfennigstückgroßer  Gruppe.  E.  Seidel. 

994.  Wiberg,  Jul.,  The  anatomy  of  the  brain  in  the  works  of  Galen  and  '■Ali  'Abbds.   Janus, 
Arch.  internat.  pour  l'hist.  d.  1.  med.  et  la  geogr.  med.  XIX,  17 — 32,  84 — 104. 
Verf.  beabsichtigt,  in  bezug  auf  die  Erkenntnisse  in  der  Hirnanatomie  auf  der  zwischen 

Galen  als  Vertreter  der  Antike  und  heute  laufenden  Entwicklungslinie  einen  weiteren 
Fixpunkt  in  der  durch  Ibn  al-'Abbas  repräsentierten  arabischen  Medizin  mittels  quanti- 
tativ vergleichender  Methode  zu  gewinnen.  Er  legt  hierbei  den  im  Urtext  erhaltenen 
Anfang  des  9.  Buches  der  'Ava-ou.aarKYy£ipTjC£U  Galen' s  bzw.  die  betr.  Abschnitte  der 
Druckausgabe  des  Malaki  nebst  deren  Übersetzung  durch  de  Koning  zugrunde.  Das 
Resultat  ist,  wie  jeder  Kenner  der  religiösen  Hindernisse  für  die  Zerghederungspraxis  klar 
weiß,  das  für  die  Araber  sehr  ungünstige,  daß  sie,  bis  auf  sehr  geringe  Ansätze  zur  Selb- 
ständigkeit, Galen  und  den  nicht  einmal  immer  richtig  ausgeschrieben  haben.  Vielleicht 
besitzen  wir  in  W.  den  Mann,  der  im  Verein  mit  einem  gut  geschulten  Philologen  die  not- 
wendig gewordene  Revision  derM.  SiMON'schen  Übersetzungsarbeit  vornimmt.    E.  Seidel. 

995.  WÜrschmidt,  Joseph,  Dietrich  von  Freiberg,  Über  den  Regenbogen  und  die  durch 
Strahlen  erzeugten  Eindrücke.  Beiträge  zur  Philosophie  des  Mittelalters,  Texte  und 
Untersuchungen,  Bd.  XII,  H.  5—6,  IX  u.  205  S.     Münster  1904- 

Aus  der  Besprechung  Günther's  in  MGMN  XIII  487  f-  soll  die  anderweit  erhärtete 
Tatsache  registriert  werden,  daß  auch  der  sonst  so  originelle  Verfasser  des  Traktates  de  inde 
auf  den  Schultern  der  arabischen  Naturforscher  gestanden  hat  und  so  befähigt  wurde, 
seine  meteorologische  Optik  aufzubauen.  E.  Seidel. 

996.  Zambuco,  Pascha,    La  lepre  ä  travers  les  siecles  et  les  contrces.     Paris  19 14. 
Besprechung  von  G.  Sticker  in  MGMN  XIII,  4".  in  Arch.  f.  Schiffs-  u.  Tropenhyg. 
XVIII,  362  und  in  The  Lancet  1914,  S.  11 15  f. 

997.  A  medical  mission  in  Persia.     The  Lancet  1914  Nr.  8.     S.  5S3. 

Laut  offizieller  Meldung  hat  eine  ärztliche  Mission  in  Verbindung  mit  der  1S79  in 
Dschulfa  errichteten,  1904  nach  Isfahan  verlegten  Church  Missionary  Society  im  Schams- 
abad-Viertel  der  letztgenannten  Stadt  ein  gut  eingerichtetes  Hospital  für  iio  Männer 
und  80  Frauen  errichtet  sowie  im  Judenviertel  Dschubäreh  ein  Dispensatorium.  Aus  der 
steigenden  Zahl  der  Patienten  (1911/12:  6492,  1912/13:  7729)  und  der  verlangten  euro- 


AQ§,  Kritische  Bibliographie. 

päischen  Arzneimittel  nicht  allein  in  Stadt  und  Bezirk  Ispahan,  sondern  auch  bei  den 
Bachtiari-  und  Kaschgehstämmen,  geht  deutlich  die  noch  von  Achundow  1893  bestrittene 
Massenabkehr  der  Perser  von  der  altarabischen  Medizin  hervor.  E.   Seidel. 

998.  Syrian  Anatomy,  Pathology  and  Therapeutics  or  the  »Book  of  Medicines«.  The  syriac 
text  edited  from  a  rare  manuscript  with  an  english  translation  by  E.  A.  Wallis 
BuDGE,  M.  A.  Litt.  D.,  London  1913.  Bespr.  von  C.  Brockelmann  in  ZDMG  68, 
185 — 203.  E.  Seidel. 

V.  Literaturgeschichte 
(Handschriftenkataloge  und  neue  Quellen,  sprachliche  Hilfsmittel). 

999.  'Abd  al-Kadir  al-Giläni,  K.  al-gunjä  li  fällbl  tarlq  al-/iaqq  'asza  wa  galla.  2  Tle.  in 
I    Bd.     Kairo   1322. 

1000.  Achour  Ben  Mohammed,  Manär  al  icher äf  'ald  fadhl  ''oiisät  al-acherdf  (£loges  sur 
les  descendants  du  Prophete).     Alger,  A.  Mourad,  Turqui   19 14. 

1001.  AH-Seidi  Bey,  Resimli  qämüs-i  osmäni.     1132   S.     Konstantinopel  1330. 
Besonders    nach    der    naturwissenschaftlichen    und    technischen  Seite   ausgebautes 
enzyklopädisches   Wörterbuch   mit   zahlreichen   Abbildungen.  H.  Ritter. 

1 002.  Asin  Palacios,  Miguel,  El  original  drahe  de  i)La  Dispida  del  asno  contra  Fr.  Ansehno 
Turmeda«.     Estudios  de  Filologia  Romanica.     Madrid   1914. 

Der  Franziskanerpater  Fr.  Anselmo  Turmeda  verfaßte  1417  in  dem  katalonischen 
Dialekte  den  »Streit  zwischen  dem  Esel  und  Frater  Anseimus  T.«  1420  trat  er  unter  dem 
Namen  Abdallah  (Bpockelmann  II  250  Nr.  3)  in  Tunis  zum  Islam  über  und  starb  dort 
wenige  Jahre  später  im  Rufe  der  Heiligkeit.  Auch  im  Christentume  (S.  55)  behielt  er 
begeisterte  Anhänger,  die  sogar  seine  Kanonisation  beantragen  wollten.  Asin  vergleicht 
die  genannte  Schrift  mit  dem  Märchen  von  Tier  und  Mensch,  der  21.  Abhandlung  der 
Ihwän  essafä^  und  führt  im  einzelnen  den  Beweis  durch,  daß  jene  Schrift  ein  Plagiat  dieser 
ist.     Nur  weniges  (Beweis  14  u.  19)  ist  Turmeda  selbst  zuzuschreiben.  Horten. 

1003.  Beveridge,  Annette  S.,  The  Memoirs  of  Bähur.  A  New  Translation  of  the  Bäbur- 
näma,  incorporating  Leyden  and  Erskine's  of  1826  A.  D.  Fase.  II:  Kabul.  London, 
Luzac  and  Co.,   1914. 

1004.  Bresnier,  L.  J.,  Cours  praiique  et  iheorique  de  Langue  arabe,  renfermant  les  principes 
deiaillees  de  la  Lecture,  de  la  Grammaire  et  du  Style  ainsi  que  les  Elements  de  la  Prosodic. 
Accompagne  d'un  traitS  du  langage  arabe  usuel  et  de  ses  divers  Dialectes  en  Algerie.  2eme 
Edition  (Reimpression  de  la  lere)  XVI,  679  S.     Alger.  Jourdan,  1914. 

1005.  Cardahi,  G.,  Trattato  di  grammatica  arabo-italiana,  con  indice  alfabetico  italiano-arabo, 
contencnte  le  voci  indeclinabili,  preposizioni,  interiezioni,  avverbi  e  nomi  iisaii  avverbial- 
mente.     XIII,  227   S.     Casa  Editrice  Italiana,  Roma.     1913. 

1006.  Al-Färäbi,  Horten,  Max,  Das  Buch  der  Ringsteine Fardbi' s.  Die  philosophischen  An- 
sichten des  Emir  Ismä'-U  el  Noseini  el  Fdräni.     ZA  XXVIII,  113  ff. 
Textausgabe  mit  kritischen  und  sachlichen  Noten  (vgl.  ZA  XVIII,  257  ff.,  XX,  16  ff.); 

wird  fortgesetzt.  E.  Graefe. 

1007.  Al-Firuzabadi  as-Sirazi,  AI  qämüs  el-mu/nf.  4  Bde.  Kairo  1330 — 32.  4°.  12, 
395,  400,  404,  420  S. 

1008.  Hamadsäni,  Maqdmen,  aus  dem  Arabischen  übersetzt  von  0.  Rescher.  Beiträge  zur 
Maqämcn-Literatur  Heft  5.     Leonberg  1913. 

1 009.  de  Hond,  Meijer,  Beiträge  zur  Erklärung  der  Elhidr -Legende  und  vonA'orän,  Sure  iS,S9  ff- 
(Der  koränisierte  El  Hidr.)   Leiden,  vorm.  E.  J.  Brill,  1914.  (Würzburger  Dissertation.) 


Kritische  Bibliographie. 


409 


1010.  Jackson  and  Johannan,  A  Caialogue  of  the  Collection  of  Persian  Maniiscripts  including 
also  some  Turkish  and  Arahic  presenied  to  the  Metropolitan  Museum  of  Art  New  York  by 
Alexander  Smith  Cochran,  prepared  by  A.  V.  Williams  Jackson  and  Abraham  Jo- 
hannan. (=  Columbia  University  Indo-Iranian  Series  edited  by  A.  V.  Williams 
Jackson.  Vol.  i,  XXV,  168  S.  111.)  New  York,  Columbia  University  Press  1914. 
London,  Milford. 

1011.  Jahja  ibn  'Adi  (f  363).  Tahdlb  al-abläq.  Herausg.  von  Girgis  Filütaüs.  Kairo, 
Druckerei  der  Magalla  al-qibtlja.     Angez.  Hiläl  XXII,  720. 

1012.  Ibn  Battuta,  Defremeky,  C,  etB.  R.  Sanguinetti,  Voyages  d' Ibn  Batoutah.  Texte 
arabe,  accompagne  d'une  traduction.  Band  II:  XIV,  465  S.  Band  III:  XXIV, 
476  S.     (Reimpression.)     Paris,  Imprimerie  Nationale,   1914. 

1013.  Ibn  Sina,  Kitäb  an-nagät,.  Herausg.  von  Mustafa  Ef.  al-Makkäwi  und  Muhjl- 
addiii   .'^abrl    al-Kurdl.     Angez.  Hiläl  XXII,  719. 

1014.  EI-Kayrawani,  Ibn  Abou  Zeyd,  Risala  ou  traite  abrege  de  Droit  Malekite  et  Morale 
Musulmane.  Traduction  avec  commentaire  et  index  analytique  par  E.  Fagnan.  Paris, 
Paul  Geuthner,  1913.     VIII,  294  S. 

1015.  Klauber,  E.,  und  B.  Landsberger,  Chetiter  und  Xzxalou    ZA  XXVIII,  61  ff. 
Ausführliche  Widerlegung  einer  Hypothese  Weidner's  (s.  BabyloniacaVI,  164 — 189), 

der  in  babylonistischem  Übereifer  in  den  XeTaioi  des  persischen  Gelehrten  »Samspuchares« 
(wohl  Öams  ad-DIn  al-Buhäri,  13.  Jh.  D)  die  alten  Hetiter  sehen  wollte  und  einen 
angeblich  hetitischen  Lokalkalender  mit  Angaben  jenes  späten  Autors  zusammenbringt. 
Dessen  i'arp'.  äci'jsa-  ist  natürlich  nicht  babylonisch  »abre  u  säti«,  sondern  persisch-arabisch 
amr-i-aM5a/ (»medium  calculum«),  ebenso  wie  mit  den  Xz-nloi  einfach  die  »Chitai«  (Llii>, 
syr.  kettdye)  gemeint  sind.  —  Daß  auch  die  beiden  Verfasser  nicht  ganz  auf  vertrautem 
Boden  wandeln,  zeigt  z.  B.  S.  62,  wo  »Ulug  Begh«  (richtiger:  Ulüg  Beg)  schlechthin  als 
»persischer  Astronom«  bezeichnet  wird,  während  man  ihn  doch  sonst  als  zu  Samarkand 
residierenden  Mongolenkaiser  kennt.  Auch  ist  sein  Todesjahr  nicht  1459,  sondern  1449 
(=    853  H.).  E.  Graefe. 

1016.  Murphy,  C.  C.  R.,    A  hundred  modern  Arabic  proverbs  JASB  191 1  503 — 11. 

Die  Sprichwörter  sind  in  Damaskus  gesammelt  und  werden  hier  im  arabischen  Text 
(aber  ohne  Transkription)  und  in  Übersetzung  mitgeteilt.  J.  H. 

1017.  V.  Meduna,  J.,  Berichte  miiselmatitiischer  Schriftsteller  über  die  Slaven  bis  zum  Ende 
des  X.  Jahrhundertes  (sie).  Mitgeteilt  Staroslovan,  Vierteljahrsschrift  zur  Pflege 
der  altslawischen  Sprache,  Geschichte  und  Kultur  II  17 — 24.  (Forts,  folgt.)  Populär 
gehaltene  Zusammenstellung  zum  Teil  nach  russischen  und  böhmischen  Arbeiten. 

1018.  Muhammad  ben  'Alf,  Les  seances  d'el  Aouali,  iextes  arahes  en  dialecte  maghrebin 
publi.s  et  tradidls  par  G.  Faure-Biguet  et  M.  G.  Del.^hin.     Suite. 
Fortsetzung  der  Kr.  Bibl.  Nr.  286  angezeigten  Publikation.    Auf  die  Übersetzung 

der  einzelnen  Makamen,  die  übrigens  durch  das  moderne  Milieu  interessant  sind,  folgt  ein 
wertvolles  Kommentar  über  schwierige  Stellen  und  Dialektworte.  H.  Ritter. 

1019.  Nöldeke,  Th.,    Ali  Baba  und  die  vierzig  Räuber.     ZA  XXVIII,  242  ff. 

An  die  von  Macdonald  JRAS  1910,  332  ff.  herausgegebene  Rezension  des  Ali  Baba 
anknüpfend,  werden  Untersuchungen  über  Text  und  Komposition  des  Märchens  gebracht, 
besonders  im  Hinblick  auf  die  Textgestalt,  auf  die  G.\lland"s  »Übersetzung«  (Tagebuch  und 
Ausarbeitung)  schließen  läßt  und  die  der  bei  M.  gegebenen  ziemlich  nahe  gestanden  haben 
muß.  Zu  S.  247,  Anm.  i  sei  die  Bemerkung  gestattet,  daß  mir  äg>-ptisch  nur  Mttrgän 
(siehe  auch  Spiro  s.  v.)  bekannt  ist.  Ebenso  liegt  in  dem  auf  derselben  Seite  erwähnten 
Umstände,  daß  Morgane  eine  schwarze  Abessinierin  sein  soll,  während  gleichzeitig  ilue 
große  Schönheit  gerühmt  wird,  m.  A.  nach  kein  Widerspruch,   wenn  man   dazu  Snouck 


j^lO  Kritische  Bibliographie. 

HuRGRONjE,  Mekka  II,  133  vergleicht,  wo  gezeigt  wird,  wie  die  Mekkaner  für  nichts  mehr 
schwärmen  als  für  die  Hobüs.   Man  muß  den  orientalischen  Geschmack  in  Rechnung  ziehen. 

E.  Graefe. 

1020.  'Omar  Hajjäin,  Rubaijat-i-Omar-i-Khajjam,  Die  Sinnsprüche  Omars  des  Zeltmachers. 
Faksimilierte  Wiedergabe  der  Malereien  einer  persischen  Originalhandschrift  mit  der 
deutschen  Übersetzung  und  einer  Abhandlung  über  Zeit,  Leben  und  Anschauung  Omars 
von  Dr.  Friedrich  Rosen,  dem  deutschen  Gesandten  in  Lissabon.  Den  Text  der 
Verse  schrieb  Hermann  Delitsch,  den  Einband  entwarf  Professor  Paul  Haustein. 
Deutsche  Verlagsanstalt  in  Stuttgart,  1914. 

1021.  Pollak,  J.,    Die  Hermeneutik  des  Aristoteles,  bespr.  von  B.  Violet.    OLZ  16,  552.'' 

1022.  Al-Qalqasandi,    Subk    al-a'sä.     2   Bde.,     481,    477    S.     Kairo,    Amlrlja-Druckerei 

1331/1913- 

1023.  Rahmanquli,  Sultan,  Tätärica-Riisra  luga.  (Tat.-russ.  Wörterb.)  i.  Kazan,  Charito- 
nov,   1913. 

1024.  Rescher,  0.,  Notizen  über  einige  arabische  Handschriften  aus  Brussaer  Bibliotheken. 
ZDMG  68,  47  ff. 

Der,  den  Verhältnissen  entsprechend,  nicht  allzu  reichen  Ausbeute  aus  Brussaer 
Moscheen  und  anderen  Bibliotheken  ist  beigegeben  ein  Verzeichnis  von  Mss.  der  Selim 
Agha  (Skutari).  Im  Anhange  werden  vermerkt  i.  Handschriften  des  Kitäb  al-/iajawän, 
2.  Diwane  des  Abu  Tammäm  und  Bohturi,  3.  einiges  aus  der  Privatbibliothek  des 
Baghdädly    Ismä'il    Pascha   in  Makriköj.  E.  Graefe. 

1025. ,    Kütübhäne-i-Feizlje  (in  der  Nähe  der  Fätih-Moschee)  und  'Asir  Efendi  I., 

IL,  IIL     {Nachtrag.) 

Fortsetzung  der  Mitteilungen  über  die  Handschriften  der  Stambuler  Bibliotheken. 
Vgl.  dazu  oben  Nr.  977.  E.  Graefe. 

1026. ,    L' index  de  la  Hamasa  d'Abou  Tammam  {Boulaq  1296)  et  des  Moufaddaliyat 

(Caire  1224. — 1906).    Arrange  d' apres  Vordre  alphabetique.    Stamboul  1914.   15  S. 

1027.  Sam'ani,  The  Kitäb  el- Ansah  ed.  Margoliouth.  Bespr.  v.  Houtsma  Museum  1914,  294. 

1028.  Sattler,  F.,  Dr.  phil.,  Deutsch-persisches  Konversationswörterbuch  nebst  einem  Abriß 
der  Formen-  und  Satzlehre.  178  S.  Aus  dem  Nachlaß  des  Dr.  med.  J.  E.  Polak 
bearbeitet  und  hrsg.  (Bibliothek  der  Sprachenkunde,  III.  Teil,  Wien  u.  Leipzig, 
Hartleben.) 

An  deutsch  geschriebenen  Hilfsmitteln  für  die  Kenntnis  des  modernen  Persisch 
mangelt  es  bisher  sehr;  und  wir  haben  daher  alle  Ursache,  für  die  Herausgabe  und  Bear- 
beitung des  von  dem  bekannten  Kenner  Pcrsiens  gesammelten  lexikalischen  Materials 
dankbar  zu  sein.  Das  handliche  Büchlein  enthält  in  knapper  Auswahl  die  nötigsten  Vo- 
kabeln aus  dem  wirklich  heute  lebendigen  persischen  Wortschatz.  Etwas  Berücksichtigung 
hätte  vielleicht  die  die  moderne  Sprache  beherrschende  Phraseologie  verdient  sowie  manche 
Vokabeln  der  Höflichkeitssprache,  die  für  jede  »Konversation«  unentbehrlich  sind.  So 
z.  B.  verstehen  =  multafit  sudän,  sagen  =  färmüdän  vom  Angeredeten,  'ärz  kärdän  vom 
Redenden  usw.  usw.  Doch  war  wohl  der  Raum  beschränkt.  Irreführend  scheint  mir  zum 
Teil  die  Umschreibung  der  Vokale  zu  sein,  kein  Nichtfachmann  kann  ahnen,  daß  er  den 
äu  geschriebenen  Diphthong  als  öu,  den  äi  geschriebenen  als  ei  auszusprechen  hat.  Der 
Abriß  der  Formen-  und  Satzlehre  ist  reichlich  knapp,  und  es  sind  nicht  immer  die  Formen 
ausgewählt,  welche  wirklich  gebräuchlich  oder  häufig  sind,  die  Form  hämikunäd  z.  B. 
würde  man  gern  hingeben  für  den  fehlenden  Imperativ  mit  bi,  die  Formen  bükun  =  tue!, 
böröu  =  gehel  (allgemein  mit  Assimilation  des  i  an  folgendes  0  und  u)  sind  ja  so  viel 
häufiger  als  kun,  röu.  Merkwürdigerweise  werden  durchweg  Formen  wie  hästän  —  bitten 
mit  5  geschrieben,  also  hostän  usw.,  wohl  ein  Versuch,  die  Schreibung  mit  wäw:    .^Ä^L3- 


Kritische  Bibliographie.  ah 

wiederzugeben.  Leider  findet  man  beim  Blättern  auch  in  diesem  Band  der  »Bibliothek 
der  Sprachenkunde«  zu  verbessern.  Um  einiges  Beliebige  herauszugreifen,  seien  genannt: 
S.  41  s.  V.  bemerken,  lies:  multafit  sudän  statt  multafät  s.  (Zu  mulähäzä  k.  sei  bemerkt, 
daß  man  allgemein  mulähizä  hört.  Ähnlich  braucht  man  z.  B.  musta'mil  für  musta'mal 
usw.);  S.  125  s.  V.  sachte  lies  ähistä  statt  ähästä,  s.  v.  Sachverständiger  1.  äz  ähl-i  fyibrät  st. 
äs  ähl-i  häbrä,  s.  v.  Sandelholz  1.  ^üd-i  sändäl  st.  ^äud-i  s.  usw. 

Trotz  der  genannten  Mängel  wird  das  Buch  jedem,  der  das  Persische  praktisch  zu 
gebrauchen  hat,  gute  Dienste  leisten  können.  H.  Ritter. 

1029.  Schanfara,  Aus  Schanfaras  Diwan.  Übertragungen  aus  dem  Arabischen  von  Georg 
Jacob.     16  S.     Berlin,  Mayer  und  Müller,  1914. 

Enthält  eine  revidierte  Form  der  schon  früher  vom  Verf.  veröffentlichten  dichterischen 
Übersetzung  der  Lämijja  sowie  die  Übersetzung  des  Nasib's  aus  Schanfara'  s  (^aside 
mit  zahlreichen  erklärenden  Anmerkungen.  H.  Ritter. 

1030.  Singer-Littmann,  Arabic  Proverbs,  collected  by  Mrs.  A.  P.  Singer,  edited  by  Enno 
Littmann.     XII,  76,   io  S.     Kairo,  Diemer,  1913. 

1031.  Slisansky,  Laurentius,  Newe  Reisebeschreibung  nacker  Jerusalem  vndt  dem  H.  Landte. 
Beschrieben  vndt  in  Truckh  attssgangen  durch  Laurentium  Slisansky.  Anno  1662. 
140  S.  Mit  14  Abbildungen.  Voigtländers  Quellenbücher  Bd.  76.  Leipzig,  Voigt- 
länder, 1914. 

1 032.  Tschudi,  Rudolf,  Das  Viläjet-nd-me  des  Hädschim  Sultan,  eine  türkische  Heiligenlegende 
zum  ersten  Male  herausgegeben  und  ins  Deutsche  übertragen.     TB  17,  1914. 

1033.  Wilson,  E.,  Turkish  Uterature,  comprising  fables,  belles  lettres  and  sacred  traditions. 
Translated  into  English,  revised  ed.  New  York,  Lamb  Publishing  Co.,  1913. 

VI.  Archäologie,  Kunstgeschichte,  Epigraphik,  Numismatik, 
historische  Geographie  und  ähnliches. 

1034.  Allan,   J.,    Offa's  Imitation  of  an  Ar  ab  Dinar.    Numismalic  Chronicle  19 14,  l. 

1035.  Brown,  C.  J.,   Note  on  a  new  coin  of  Aurangzeb,  JASB  VIII  (1912),  423 — 4. 

1036.  Codrington,  H.W.,  Coins  of  some  Kings  of  Hormuz.  Numismatic  Chronicle  4th  ser.  vol. 
54  P-   156—167. 

Es  handelt  sich  um  12  Münzen  in  Rund-  und  Stabform  aus  dem  10./16.  Jahrhundert. 
Bei  der  historischen  Einleitung  sind  besonders  portugiesische  Quellen  benutzt,  so  die  von 
der  Hakluyt  Society  herausgegebenen  Travels  of  Pedro  Teixeira  mit  dem  App.  A  über  die 
»Kings  of  Hormuz«.     Über  die  Geschichte  des  Hafens  vergl.  Bd.  IV,  202,  Nr.  119. 

Becker. 

1037.  Creswell,  K.  A.  C,  The  history  and  evolution  of  the  dorne  in  Persia.  IR_\S  1914, 
6S1 — 701.     I  Tafel. 

1038.  Cumont,  Franz,  Mdni  et  les  origines  de  la  miniature  persane.  Revnic  \r.-1i.'nlogique 
191 3,  Juli -August,  S.  82 — 86.     2  Fig. 

1039.  Edmond-Vidal,  Dr.,  Charg^  de  mission  en  Espagne  par  le  Ministere  de  1' Interieur, 
Notes  sur  la  peinture  arabe  d' apres  les  fresqiies  de  la  Tour  des  Dames  dans  l'Alhambra 
de  Granade.     RA  1914,  118 — 29. 

Bespricht  an  der  Hand  einiger  in  einem  Turm  der  Alhambra  neu  entdeckter  Fresken, 
deren  Abbildung  beigegeben  wird,  in  populärer  Weise  einige  allgemeine  Fragen  der  islami- 
schen Malerei,  sowie  das  Bilderverbot,  das  auf  den  christlichen  Bilderstreit  zurückgeführt 
wird,  die  Verbreitung  des  Porträts  bei  den  Arabern  und  fremde  Einflüsse  in  der  islamischen 
Kunst.  H.  Ritter. 

1040.  Horovitz,  J.,  The  inscription  on  lyBuddhas  bowl«  at  Qandahär.  Archael.  Sur\^ey  of 
India,  Annual  Report  1909 — 10,  Calcutta  1914,  S.   142 — 145. 


A]2  Kritische  Bibliographie. 

Eine  Schale  von  gewaltigem  Umfang  aus  dunkelgrünem  Serpentin,  die  sich  heute  in 
dem  Schrein  des  Heiligen  Sultan  Wä'iz  in  der  Nähe  von  Qandahar  befindet,  gilt  der  Über- 
lieferung als  Buddhas  Bettelschale.  Curmingham  wollte  auf  einer  Photographie  in  der 
ringsumlaufenden  »arabischen«  Inschrift  den  Namen  des  Sabuktugin  und  seines  Sohnes 
Mahmud  gelesen  haben.  Ein  neuerdings  gemachter  Abklatsch  ermöglicht  die  Feststellung, 
daß  die  Inschrift  persisch  ist  und  die  Einzelheiten  eines  zugunsten  eines  Grabes  und  der 
dazu  gehörigen  Moschee  gemachten  Waqf  enthält.  Eine  sichere  Datierung  ist  vor  der  Hand 
der  Unvollständigkeit  des  Abklatsches  wegen  unmöglich.  Selbstanzeige. 

1041.  P.  Hauberg  &  J.  Ostrup,  Les  monnaies  de  la  irouvaüle  de  Terslev.  Mem.  de  la  soc. 
roy.  des  antiquites  du  Nord.     Copenhague  191 3,  396 — 407. 

Beschreibung  der  im  Dorfe  Terslev  auf  der  Insel  Seeland  gefundenen  Sammlung  von 
Münzen  (vgl.  Nr.  358),  bestehend  aus  434  wohlerhaltenen  Exemplaren  und  131 7  Frag- 
menten. Von  diesen  sind  nur  28  ganze  Münzen  und  15  Fragmente  europäischen  Ursprungs, 
die  übrigen  sind  kufisch;  3  ganze  Münzen  und  6  Fragmente  entstammen  der  Zeit  der  Umaj- 
jaden,  62  ganze  und  87  Fragmente  der  Zeit  der  'Abbasiden,  338  ganze  und  565  Fragmente 
der  Zeit  der  Samaniden,  2  ganze  sind  aus  der  Zeit  des  Hassan  b.  Zaid,  i  gehört  den  Volga- 
bulgaren,  644  Fragmente  sind  unbestimmbar.  J.  Pedersen. 

1042.  de  Keyser,  Edouard,  Interieurs  ottomans  (Skutari  und  Stambul).  Le  Home,  Nov. 
1913.  335—338.     5  Fig. 

1043.  KUhnel,  Frühislamische  Gläser  mit  aufgelegtem  Dekor.  Amtliche  Berichte  aus  den 
kgl.  Kunstsammlungen  Berlin,  Oktober  1913. 

1044.  Mar^ais,  G.,  !■  Les  poteries  et  faiences  de  la  Qal^a  des  Beni  Hammäd  (Xle  Siede). 
Contribution  a  l'etude  de  ceramique  musulmane.  Constantine,  D.  Braham,  1913, 
fol.,  31    S.,  23  Tafeln. 

1045.  Migeon,  Gaston,  Notes  d'archeologie  musidmane.  V acquisition  noiivelle  du  Musee  du 
Loiivre.     Gazette  des  Beaux-Arts,  Dez.  1913,  S.  481 — 498,  20  Fig.,  i  Tafel. 

1046. ,  Sculptures  et  ceramiques  mu^lmafies  au  musee  du  Louvre.    Les  Musees  de 

France  1913,  Nr.   5,  S.  86—87.     2  Fig.,  i  Taf. 
1047.  Nevill,  H.,  The  Sürl  Mint  of  Shahgarh.     JASB  1912,  227. 
1048. ,  yl  billon  coin  of  Ghiyäsiiddin  Bahädiin  of  Bengal.     JASB  1912,  228 — 229. 

1049.  Omer  Feridoun,  Török  föliratos  täbla.  Archaeologiai  ßrtesitö.  Marmortafel  mit 
türkischer  Inschrift  aus  dem  Jahre  1667. 

1050.  Robinson,  John,  Oriental  Numismatics.  A  catalogue  of  ike  collection  of  books  relating 
io  the  coinage  of  the  East,  presented  io  the  Essex  Institute.  102  S.  Salem,  Massachusetts 
iqi3. 

1051.  Sanderson,  G.,  The  Diwan  i  'Amm,  Lahore  Fort.  Archaeol.  Survey  of  India,  Annual 
Report  1909 — 10,  Calcutta  1914,  S.  33 — 39. 

Der  von   Sähgahän  im  ersten  Jahre  seiner  Regierung  errichtete  Audienzsaal  hat 
bis  vor  kurzem  militärischen  Zwecken  gedient,  ist  aber  neuerdings  dem  Archaeological 
Department  zur   Restaurierung  überlassen  worden.      Der  Artikel  beschreibt   die   unter- 
nommenen Arbeiten  und  gibt  eine  kurze  Geschichte  des  Gebäudes.  J.  Horovitz. 
1052. ,  The  Shäh  Burj,  Delhi  Fort.  Archaeol.  Survey  of  India,  Annual  Report  1909/10, 

Calcutta  1914,  S.  25 — -32. 

Bericht  über  die  Restaurationsarbeiten  mit  Notizen  über  die  Geschichte  des  von 
Sähgahän   errichteten  Gebäudes.  J.  Horovitz. 

1053.  Sarre,  F.,  Frühislamische,  in  Graffitotechnik  dekorierte  Keramik  persischer  Herkunft 
in  der  Islamischen  Abteilung.  Amtliche  Berichte  aus  den  kgl.  Kunstsammlungen. 
Berlin,  Nov.   1913. 

1054.  de  Tressan,  Marquis,  La  Peinture  en  Orient  et  ejt  ExtrCme-Orient.  L'Art  et  les  Artistes 
Okt.  1913,  S.  1—56,  85  Fig.,  4  pl.  en  coul. 


Kritische  Bibliographie.  _l  I  ^ 

VII.  Länder  und  Völker  des  Islam. 

a)  Rußland. 

1055.  Laufer,  B.,  Turquois-mines  in  Russian  Ttirkistayi.    T'oung  Pao  1913,  Dezember. 

1056.  Lamier,  L.,    L'Asie.    T.   I:  Asie   Russe,  Turkestan,    Aste   Ottomane,    Iran.     Paris, 

Belin,    1913. 

1057.  von  Mayer,  Jenny,  Islam  and  national  responsihiUty.    I.  Russia.  MW  IV,  137 — 144. 

Gibt  u.  a.   allerlei  Einzelheiten  aus  der  russischen  Mohammedanerpolitik. 

H.  Ritter. 

1058.  Wollkoff  A.,  Le  Turkestan  russe.  XII,  362  S.,  8  ill.,  i  carte,  16  planches.  Paris, 
A.  Colin,  1914. 

1059.  N.  N.,  Problema  {11)  delV  Asia  centrale  e  la  politica  estera  italiana  per  un  Italiano. 
476   S.     Roma,  Unione  Arti  Grafiche,   1914. 

1060, ,  Die  Mohammedaner  in  Rußand.     Frankfurter  Zeitung,  58.  Jahrg.  Nr.  191, 

12.   Juli   1914,  2.  Morgenblatt. 

Bei  den  russischen  Mohammedanern  ist  eine  Bewegung  zur  Reform  der  »orientalischen« 
Zustände,  zumal  in  der  Frauenerziehung,  bemerkbar.  Der  von  der  Regierung  einberufene 
»Kongreß  von  Vertretern  mohammedanischer  Interessen«  wird  mit  etwaigen  Reform- 
forderungen natürlich  keinen  Erfolg  haben.  Die  Unzufriedenheit  mit  der  Russifikations- 
politik  ist  im  Steigen  begriffen,  selbst  bei  den  Kirgisen,  der  bisher  loyalsten  mohammedani- 
schen Bevölkerung  Rußlands.  Der  Gedanke  der  Zusammengehörigkeit  der  verschiede- 
nen mohammedanischen  Stämme  macht  Fortschritte.  Erleichtert  wird  dies  durch  eine 
von  allen  verstandene  tatarische  Verkehrssprache.  H.  Ritter. 

b)  Türkei. 

1061.  Balkan-Revue,  Monatsschrift  für  die  wirtschaftlichen  Interessen  der  osteuropäischen 
Länder.     Herausg.  v.  Dr.  Paul  Schwarz,  Berlin.     Jährlich  12  Hefte. 

1062.  Beiträge  zur  Untersuchung  des  »türkischen  Jena«  und  der  Möglichkeit  einer  Gesundung 
und  Verjüngung  der  »amputierten  Türkei«,  von  einem  alten  Türkenfreunde.  (Werbe- 
und  Einlcitungsheft.)     65  S.     Wien,  Seidel  u.  Sohn,  1914. 

Ii063.  Bruno,  Ambassadeurs  de  France  et  capucins  franfais  ä  Constantinople  aiiXVIIe  sihle, 
d'apres  le  Journal  du  P.  Thomas  de  Paris,     ßtudes  Franciscaines  XXIX,  618 — 631. 

1064.  Cana'an,  Der  Kalender  der  palästinischen  Fellachen.     ZDPV  XXXV  236 — 300. 

1065.  Cesari,  Cesare,  L'Asia  turca:  la  futura  qiiestione  d' Oriente.  HO  S.  i  Karte.  Roma, 
Armani  &  Stein,   1914. 

1066.  V.  Czerlien,  M.,  BeriUmite  slavische  Renegaten  im  Dienste  der  Türkei.  Staroslovan. 
Vierteljahrsschrift  zur  Pflege  der  altslavischen  Sprache,  Geschichte  und  Kultur  II, 
S.  29—34. 

Nach  einem  Zeitungsartikel  von  Ivan  Kukuljevic  vom  Jahre  1844  mit  einigen 
Ergänzungen.  H.  Ritter. 

1067.  Duboscq,  Andre,  Syrie,  Tripolitaine,  Albanie.  (Bibliotheque  d'histoire  contempo- 
raine.)    Paris,  F.  Alcan,  1914.    Avec  2  cartes,  16°.    Angez.  QDC  18  Annee  Nr.  416, 

s.  763. 

1068.  Dunkel,  F.,  Auffallende  Beinamen  einiger  Beduinen  am  See  Genezar eth.  Das  Heilige 
Land  LVII   100 — 103. 

1069.  Euting,  Julius,  Tagbuch  einer  Reise  in  Inner-Arabien.  Zweiter  Teil.  Herausgegeben 
von  Enno  Littmann.     XIII,  304  S.     Leiden,  Brill,  1914. 

1070.  Fehmi,  Joussouf,  Islam,  France  et  Turquie.  36  S.  Paris  1913.  Bespr.  v.  C.  B.  Kel- 

LIEN.       MW    IV    106. 


,  jj^  Kritische  Bibliographie. 

1071.  Futat  libnan,  n^onatllch  in  Beirut  erscheinende  Frauenzeitschrift.  Angez.  Hiläl 
XXII  480. 

1072.  Gahan-i-Islam,  in  Konstantinopel  in  Arabisch,  Türkisch  und  Urdu  erscheinende 
Wochenschrift.  Organ  der  Gam'Ija  al-hairija  al-islämTja.  Redakteur:  Jüsuf  San- 
wän    Ef.     Angez.  Hiläl  XXII  720. 

1073.  »Garb«,  türkische  Zeitschrift  für  Technik  und  Wissenschaft.  Berlin,  Nr.  5,  Aug.  1913. 
Bespr.  V.  M.  Hartmann  WI  I  241. 

1074.  Gibert,  Frederic,  Les  pays  d'Albanie  et  leur  histoire.     Paris,  P.  Rosier,  1914. 

1075.  Hartmann,  Martin,  Arabien.  I.  Bagdadbahn  und  Mekkabahn.  — Die  Beduinen.  —  Das 
französische  Projekt  einer  Linie  Damaskiis-Euphrat.  IL  Die  Zurück  drängung  der  Wan- 
deraraber. —  »Erbauungsreisen«  nach  Medina.  —  Der  zukünftige  Einfluß  Bagdads. 
Berliner  Tageblatt,  43.  Jahrgang,  Nr.  329  u.  Nr.  338.     (2.  7.,  7.  7.  1914). 

1076.  Hein,  W.,   Südarabische  Itinerare.  Mitteilungen  der  k.  k.  geogr.  Gesellschaft  in  Wien 

57,  I-— 3-  (1914)- 

1077.  Jarey,  Un  monastere  musiilman  d'Albanie  ei  la  Tekie  de  Becktachi  d'El  Bassan.  Re\Tie 
politique  et  litteraire  (Revue  bleue)  1914,  25.  avril. 

1078.  Ischchanian,  B.,  Nationaler  Bestand,  berufsmäßige  Gruppierung  und  soziale  Gliederung 
der  kaukasischen  Völker.  Statistisch-ökonomische  Untersuchungen.  81  S.  (Ost- 
europäische Forschungen.  Im  Auftrag  der  Deutschen  Gesellschaft  zum  Studium 
Rußlands,  hrsg.  v.  Otto  Hoetzsch,  Otto  Auhagen  und  Erich  Berneker,  Heft  i.) 
Berlin  und  Leipzig,  Göschen' sehe  Verlagsbuchhandlung,   1914. 

1079.  Izzet  Fuad-Pascha,  Ruhe  und  Glück  in  der  Türkei.  Deutsche  Revue  Juli  1914, 
S.  31—32. 

1080. ,  Das  türkische  Haremsleben  und  sein  wirtschaftlicher  Einfluß.   Deutsche  Revue 

Mai   1914,   S.   175 — 180. 

1081.  La  Rocca,  Luigi,  Constantinopoli  e  le  condizioni  presenti  della  Turchia.  NuovaAnto- 
logia  1914,  466 — 479. 

1082.  Macalister,  R.  A.  Stewart,  The  language  of  the  Nawar  or  Lidt,  the  Nomad  Smiths  of 
Pah'stine.     Alonograph  Nr.  3,  228   S.,  3  plates.     London,   Quaritsch,   1914. 

1083.  Makay,  Freiherr  V.,  Türkische  Agrarreform.  Deutsche  Tageszeitung  (Berlin)  Nr.  296 
vom  15.  Juni   19 14. 

1084.  Mehrmann,  Karl,  Das  vorderasiatische  Geheimnis.  »Die  Grenzboten«  1914,  Nr.  29, 
S.  97/99. 

1085.  Al-Mir'at,  in  Beirut  von  Halll  Efendi  Zeinija  herausgegebene  illustrierte 
Wochenschrift.     Angez.  Hiläl  XXII  560. 

1086.  Mordtmann,  J.  H.,  Türkischer  Lehensbrief  aus  dem  Jahre  1682.  ZDMG  68,  129  ff. 
Der  hier  in  sowohl  in  Nasf}i  umgeschriebenem  Text  als  auch  Übersetzung  mitgeteilte 

zi^ämet  beräty  bezieht  sich  auf  die  Verleihung  eines  Großlehens  (die  in  Sijäqat  geschriebene 
Liste  der  Ländereien  wird  in  Faksimile  mitgeteilt)  nebst  des  damit  verbundenen  Ranges 
eines  »Jäjäbej«  (Erklärung  dieses  Titels  a.  a.  0.  S.  138)  an  einen  Kätib  der  Janitscharen, 
der  gleichzeitig  zum  Hoffurier  (müteferriqa)  ernannt  wird.  Wichtig  sind  vor  allem  die  ange- 
hängten ausführlichen  Erläuterungen  des  Verfassers.  —  Ähnliche  Urkunden  werden  in 
Wien,  Dresden,  München  und  Hamburg  aufbewahrt.  E.  Graefe. 

1087.  Morritt  of  Rokeby,  John  B.  S.,  Letters,  descriptive  of  journeys  in  Europe  and  Asia 
Minor  in  the  years  1794 — 1796.     332  S.     London,  Murray,   1914. 

1088.  Musil,  Alois,  Die  Anbaufähigkeit  der  arabischen  Provinzen  der  Türkei.  Österr.  Mo- 
natsschr.  f.  d.  Orient  1914,  Nr.  3 — 6. 

1089. ,  Kulturpolitische  Berichte  aus  Arabien:  I.  Die  Engländer  am  Persischen  Golf. 

IL  Die  Reformbewegungen  in  den  arabischen  Provinzen  der  Türkei.    III.  Die  Hebung 


Kritische  Bibliographie.  4I5 

der  arabischen  Provinzen  der  Türkei.     Österr.  Monatsschr.   f.   d.   Orient  XL  C1914) 
Nr.    1/2,  3/6. 

1090.  de  Rochebrune,  A.,  L' Organisation  du  Comite  »Union  et  Progresi-.  QDC  18.  annte, 
Nr.  411,  400—405. 

1091.  Rosanes,  S.A.,  n?2jmn2  bx"^!!""  "'?^"'  "'~!2~'  Geschichte  der  Juden  in  der  Türkei.  Tl.  3 
vom  Jahre  1575 — 1640,  nach  gedruckten  und  handschrifltichen  Quellen,  nebst  einem 
Verzeichnis  der  hebräischen  Bücher,  welche  bis  1640  iyi  der  Türkei  gedruckt  wurden  von 
A.  Fkeimann.      336  S.  u.   1   Notenblatt.     Husiatyn,  Schwager  und  Fränkel,   1913. 

1092.  Saint-Yves,  G.,  Les  chemins  de  fer  jrangais  dans  la  Turquie  d'Asie.  QDC  18.  annee, 
Nr.  413,   518—532. 

1093.  Scatcherd,  F.  R.,  The  Armenian   Question.    ARNS  IV  319—325. 

1094.  Schaefer,  Carl  Anton,  Ziele  und  Wege  für  die  jimgtürkische  Wirtschaftspolitik.  Karls- 
ruhe 1913.  (In  den  »Volkswirtschaftlichen  Abhandlungen  der  badischen  Hoch- 
schulen«.) 

Eine  in  erster  Linie  den  Volkswirtschaftler  und  Politiker  interessierende  temperament- 
volle Schrift,  die  aus  der  Fülle  der  gerade  in  den  letzten  Jahren  erschienenen  Literatur  die 
Hauptprobleme  der  türkischen  Wirtschaftspolitik  herausschält  und  mehr  gibt  als  die  ge- 
wohnten, oft  mehr  gut  gemeinten  als  begründeten  Ratschläge  und  Prophezeiungen.  — 
Das  allgemeine  Ziel  der  Wirtschaftspolitik  der  jungen  Türkei  ist  die  Verbesserung  ihrer 
Zahlungsbilanz,  die  eine  große  Verpflichtung  gegen  das  Ausland  aufweist.  Dazu  muß  sie  ihre 
Volkswirtschaft  durch  Befruchtung  mit  europäischem  Geld  und  europäischer  Arbeitskraft 
und  Intelligenz  so  weit  heben,  daß  sie  eine  kräftige  Ausfuhr  schaffen  kann.  Die  einzelnen 
vorgeschlagenen  Maßnahmen  sind  —  dem  Charakter  des  Buches  entsprechend  —  im  wesent- 
lichen wirtschaftlicher  und  finanztechnischer  Natur.  Einen  großen  Raum  nimmt  dabei 
die  Besprechung  der  Ottomanbank  ein,  wobei  auf  die  wirtschaftliche  und  politische  Ge- 
schichte der  Türkei  innerhalb  der  letzten  Jahrzehnte  manches  interessante  Licht  fällt. 
Gefordert  wird  die  »Ottomanisierung«  der  Ottomanbank,  da  ihr  internationaler  Charakter 
(besonders  französischer  Einfluß!)  sich  auf  die  Dauer  mit  ihrer  Eigenschaft  als  türkischer 
Zentralbank  nicht  verträgt  und  die  Regierung  in  eine  unwürdige  finanzielle  Abhängigkeit 
gebracht  hat. 

Mit  Recht  weist  der  Verfasser  auf  die  Zusammenhänge  der  empfohlenen  türkischen 
Wirtschaftspolitik  mit  der  auswärtigen  Politik  hin,  die  zeigen,  wie  abhängig  die  Türkei 
in  allen  diesen  Fragen  von  dem  guten  oder  bösen  Willen  der  Großmächte  und  ihrer  recht  ver- 
schiedenartigen Interessen  ist. 

Die  uns  hier  besonders  interessierende  Frage,  inwieweit  die  Weltanschauung  der 
Türken,  inwieweit  insbesondere  der  Islam  ihr  Wirtschaftsleben  beeinflußt  hat  und  beein- 
flussen kann,  ist  nur  kurz  behandelt.  Daß  die  Weltanschauungsfrage  für  ein  Volk  von 
Bedeutung  ist,  das  von  dem  Gang  der  Geschichte  vor  wichtige  Entscheidungen  gestellt  ist 
und  sein  Staats-  und  Wirtschaftsleben  neu  orientieren  soll,  erkennt  der  Verfasser.  Den 
heutigen  Islam  charakterisiert  er  (nach  M.  Hartm.vnn)  kurz  als  antinational  und  anti- 
staatlich, von  dem  ohne  innere  Reformation  für  ein  Volk,  das  tatkräftig  in  die  Reihe  der 
schaffenden  Kulturvölker  eintreten  will,  nichts  zu  erwarten  ist.  —  Aber  in  dem  »Frei- 
maurertum«  der  jungtürkischen  Führer  und  dem  praktischen  Rationalismus,  mit  dem  sich 
der  gebildete  Türke  heute  mit  dem  Islam  abzufinden  weiß,  sieht  er  (mit  Rohrb.^ch)  Keime 
eines  Nationalgefühls  und  weiterer  moralischer  Kräfte,  vermittelst  derer  das  Jungtürkentum 
den  Anschluß  an  die  Kultur  der  modernen  europäischen  Staaten  findet.  —  Aber  von  diesen 
optimistisch  gesehenen   Spuren  bis  zu  der   »inneren  Umstimmung«  der  Gesamtheit  der 

T-T  ^-        ■  ^        ,  ,         ,      •  -^      ^\-„„  H.  Seelheim. 

Nation  ist  wohl  noch  ein  weiter  W  eg. 

1095.  Seferiades,  S.P.,  Le  rigime  immobilier  en  Turquie  au  point  de  viu  du  droit  international. 
Paris,  A.  Rousseau,  1913- 
Islam.    V.  29 


^jg  Kritische  Bibliographie. 

1096.  Tsarigradski,    La  Turquie  apres  la  guerre.     QDC   i8,  6iO — 619. 

1097.  Wirth,  A.,  Der  Balkan.  Seine  Länder  und  Völker  in  Kultur,  Geschichte,  Politik, 
Volkswirtschaft  und  Weltverkehr.     391    S.,  79  Abb.,  i  Karte.     Stuttgart,  Union. 

1098.  Yakir  Behar,  Le  finanze  turche.  Le  coniribuzioni  dirette  neW  impero  ottomano.  302  S. 
Bologna,  Zanichelli,   1914. 

1099.  Zarzecki  S.,    La  question  kurdo-armenienne.    Revue  de  Paris  21.  8.  (15.  IV.   1914). 

1100.  N.  N.,  Ägäische  Inseln  der  Türkei.  Österreichische  Monatsschrift  für  den  Orient 
XXXIX  3—9. 

1101. ,  The  authentic  account  of  Nazim  Pasha's  death.     AR  NS  IV  330—331. 

Bericht  nach  einem  englischen  Augenzeugen.  H.  Ritter. 

1102. ,  The  truth  aboiit  Balkan  war.  Correspondents  to  the  editor  of  the  »Asiatic  Re- 
view«.    AR  NS  IV  413 — 417,  V  114 — 121. 

1103.  E.  N.,  La  nouvelle  loi  militaire  ottomane.     QDC  18.  annee,  Nr.  415,  669 — 676. 

c)  Persien. 

1104.  Admiralty  Oil  fuel,  Copy  of  agreement  with  the  Anglo-Persian  Oil  Co.  Ltd.;  and 
Report  of  the  Admiralty  Commission  on  the  Persian  oilfields.  London,  Fisher  Unwin, 
1914. 

1105.  Back    de  Surany,  A.,  Essai  sur  la  Constitution    persane.     Paris,  A.  Pedone,   1914. 

1106.  Beveridge,  H.,  The  memoirs  of  Shäh  Tahmäsp,  hing  of  Persia  from  1524  to  1576, 
AR  NS  V  460—472. 

Lebensbild  des  Fürsten  an  der  Hand  seiner  Memoiren.  H.  Ritter. 

1107.  Goblet,  j.M.,  La  Presse  entre  les  Anglais  et  les  Russes.  QDC  18.  annee,  Nr.  417,  30 — 43. 

1108.  Neligan,  A.  R.,  Hintsforresidents  and  travellers  in  Persia.  204  S.  London,  Bale,  1914. 

1109.  Persia,  Further  correspondence  respecting  the  affairs  of  Persia  (Feb. — Okt.  1913). 
London,  Wyman,   1914. 

d)  Indien. 

1110.  Aga  Khan,    Indian  Moslem  Outlook.     Edinburgh  Review  219,  Jan.  1914,  i — 13. 
Uli.   Anaud  Kou!,  Pandit,  History  of  Käsmlr.    JASB  IX  (1913)  195 — 203. 

Enthält  in  der  Einleitung  eine  kurze  Biographie  des  Moulvi  Hasan  Sah  (1832 
bis  1898),  der  auf  Grund  der  persischen  Übersetzung  des  Ratnäkar  Puräna  eine  Geschichte 
von  Kaschmir  verfaßte.  J.   Horovitz. 

1112.  Banarji,  R.  D.,  Laksmanasena.    JASB  IX  (1913)  271 — 290. 

Behandelt  u.  a.  auch  die  erste  muhammedanische  Eroberung  von  Bihar  und  Bengalen 
und  versucht  den  Nachweis,  daß  Laksmanasena,  den  die  ältesten  muhammedanischen 
Quellen  als  damaligen  Herrscher  von  Bengalen  nennen,  schon  etwa  30  Jahre  vorher  ge- 
storben war.  J.   Horovitz. 

1113.  Census  of  India  191 1: 

Vol.  II,  Andaman  and  Nicobars;  III,  Assam;  IV,  Baluchistan.  Calcutta  1912 — 13. 
Bespr.  V.  Jules  Bloch,  JA  1914,  484. 

Vol.  XI,  United  Provinces  of  Agra  and  Oudh  Part  I.  Report  by  E.  A.  H.  Blunt, 
Allahabad,   1912. 

Vol.  XIV,  Punjab  V^r\.l.   Report  by  Pandit  Harikishan  K.'\ul.  Labore  1912. 

Vol.  XII,  Madras,  Part  I.  Report  by  J.  Chaktres  Molony.  Madras,  1912. 
Bespr.  V.   Jules  Lion   JA   1914,  487  ff. 

1114.  Francke,  A.  H.,  Historical  documents  from  the  borders  of  Tibet.  Archaeological  Survey 
of  India,  Annual  Report  1909 — 10,  Calcutta  1914,  S.   104 — 112. 

Darin  einiges  über    Rinchana    Bhöti,   den  tibetischen  König  von  Kaschmir  (1319 


Kritische  Bibliographie.  A^y 

bis  1323),  der  den  Islam  annahm  (S.  109/110);  sowie  über  Sultan  Hai  dar 's  (1530 — 1532) 
Einfall  in  Hadakh  (S.   iio/iii).  J.  Horovitz. 

1115.  Hidayat  Husain,  Mawlavi  M.,  The  life  and  works  of  Muhibb  Allah  of  Bihar.   JASB  IX 

(1913)  295—298. 

Muhibb  Allah  ■\  11 19,  ist  der  Verfasser  des  vielstudierten  Musallam  at-liibüt, 
das  u.  a.  auch  in  den  Studienplan  der  Azhar  Aufnahme  gefunden  hat.  In  dem  Verzeichnis 
seiner  Schriften  sowie  der  dazu  geschriebenen  Kommentare  und  Superkommentare  wird 
jedesmal  angegeben,  in  welchen  indischen  Bibliotheken  diese  handschriftlich  vorhanden  sind. 

J.  Horovitz. 

1116.  Pirzada  Muhammad  Husain,  Coronation  of  Muhammadan  Sovereigns  of  India.  JPHS  I 
141— 150. 

Anläßlich  der  Krönung  König  Georgs  V.  zum  Kaiser  von  Indien  beschreibt  der  Ver- 
fasser die  am  Hofe  der  Moguls  üblichen  Krönungszeremonien.  Vorausgeht  ein  Überblick  über 
■die  Krönungen  der  Herrscher  in  der  älteren  Periode  des  Islam:  alles  ohne  Angabe  der 
<^uellen.  J-  Horovitz. 

1117.  Rockey,  N.  L.,  Rev.,  Mohammedanism  conquering  Hinduism.  Men  and  Missions,  New 
York,  April  19 14. 

e)  Ostasien. 

1118.  Adatrechtbundel,  VIII.  's  Gravenhage,  Martinus  Nijhoff,  1914.  XVI  und  292  S.  8°. 
Fortsetzung  der  schon  mehrmals  (Krit.  Bibl.  1913  Nr.  400,  623)  erwähnten  Sammlung. 

Der  8.  Band  enthält  neue  Beiträge  und  Dokumente  über  das  einheimische  Recht  auf  den 
Inseln  Java  und  Madura  (u.  a.  über  die  Polygamie  auf  Java  S.  233  ff.  und  die  Dorfrechts- 
pflege in  den  Fürstenländern  S.  261  ff.).  Einen  wertvollen  Beitrag  bildet  besonders  das 
ausführliche  Verzeichnis  der  sundanesischen  Wörter,  welche  sich  auf  das  Adatrecht  in 
West- Java  beziehen,  von  R.  A.  Kern  (S.  52—229).  Th.  W.   Ju\-nboll. 

1119.  Kooreman,  P.  J.,  Het  recht  van  de  inlandsche  bevolking  om  boschprodukten  in  te  zamelen. 
IG   1914,  I  476—494. 

»Das  Recht  der  einheimischen  Bevölkerung  zur  Einsammlung  von  Waldprodukten.« 
Wertvoller  Beitrag  zur  Kenntnis  des  Adatrechtes  in  Niederländisch-Indien. 

Th.  W.   Juynboll. 

1 120.  Ogilvie,  Charles  L.,  Peking,  The  present  statiis  of  Mohammedanism  in  Peking.  MW  IV 
165—172. 

Wertvolle  Angaben,  auch  solche  statistischer  Art.  Die  Zahl  der  in  Peking  wohnenden 
Muhammedaner  wird  auf  5949,  die  der  Moscheen  auf  32  geschätzt.  Ritter. 

1121.  van  Ronkel,  Ph.  S.,  Maleisch  labai,    een  Moslimsch-Indische  ierm.     TBGKW  LVI 

(1914)  137-141. 

Erklärung  des  malaischen  Fremdwortes  labai  (Kaufmann),  das  in  Niederländ.-Indien 
einen  frommen  Muslim  bezeichnet  und  ursprünglich  aus  Vorindien  herrührt. 

Th.  W.  Juynboll. 

1122.  Walbeehm,  De  betoes  an  Hindia  over  de  Sarekat  Islam.  Koloniaale  Tijdschrift  II, 
1913,   S.   1415  ff. 

f)  Ägypten. 

1123.  von  Baensch,  William,  Von  Alexandria  nach  Karthüm.  (Orell  Füßli's  Wanderbilder 
3^7_350.)  82  S.,  37  Abb.  auf  16  Taf.,  i  Kartenskizze.  Zürich,  Artist.  Institut 
Orell  Füßli,  1914. 

1124.  Cooper,  E.,  The  Women  of  Egypt.     300  S.     111.     Hurst  and  Blackett. 

1125.  Futat  an-nil,  Monatlich  in  Kairo  erscheinende  Frauenzeitschrift.  Angez.  Hiläl 
XXII  480. 

29* 


^jg  Kritische  Bibliographie. 

1126.  Al-Gurfa  at-tigärija  al-misrija,  Monatsschrift,  erscheint  in  Kairo.  Angez.  Hiläl 
XXII  720. 

1127.  Al-Mustaqbil,  Illustr.  Wochenschrift  in  Kairo.  Herausgeber:  Salamah  Et.  Müsä. 
Angez.   Hiläl  XXII  720. 

1128.  Al-Qanal.  In  Port  Said  erscheinende  Monatsschrift.  Herausg.  'Ali  Ef.  Muzhir. 
Angez.  Hiläl  XXII  720. 

1129.  Reports  by  His  Majesty's  Agent  andConsul-General  on  the  Finances,  Administration, 
and  Condition  of  Egypt  and  the  Sudan  in  1913.  Egj^pt.  Nr.  i  (1914).  69  S.  London, 
Harrison  and  Sons,  1914. 

1130.  Reynolds  Bali,  E.,  Cairo  of  To-day.  A  Practical  Guide  to  Cairo  and  the  Nile.  7th  ed. 
286  S.     London,  Black. 

1131.  Sladen,  Douglas,  Oriental  Cairo.  63  illust.  from  photographs  and  a  new  map  of  Cairo. 
London,  Hurst  and  Blackett,  1913. 

1132.  Thompson,  Anna  Y.,  The  woman  qicestion  in  Egypt.     MW  IV  266 — 272. 
Interessante  Auszüge  aus  Schriften  und  Zeitungen  aus  der  Debatte  über  den  Frauen- 
schleier. H.  Ritter. 

1133.  Zohny,  Abd  el-Salam,  La  responsabilite  de  l'etat  egyptien  a  raison  de  Vexercice  de  la 
puissance  publique. 

Tome  I:  La  responsabilite  de  la  puissance  publique  dans  ses  rapports  avec  les 
Capltulations  et  la  Reforme  judiciaire.  —  Refutation  des  doctrines  de  M.  Pelissie  die 
Rausas. 

Tome  II:  L' Interpretation  jurisprudentielle  de  Varticle  II  du  R.  0.  J.  —  Ar- 
ticle  II  ancien  et  article  II  nouveau.  ■ —  La  Garantie  judiciaire  des  droits  individuels  ä 
l'encontre  des  actes  des  administrations  publiques.  —  Le  Systeme  italo-belge.  —  San 
epanouissement  dans  le  droit  mixte  egyptien. 

(Travaux  du  Seminaire  Oriental  d']£tudes  Juridiques  et  Sociales,  publ.  sous 
la  direction  de  Eeouard  Lambert,  fascicule  2  and  3.)  Lyon,  Henri  Georg,  Paris, 
Paul  Geuthner,  1914. 

1134.  H.  M.  H.,    The  darkness  over  Egypt.    AR  NS  IV  295—299. 

Zählt  eine  Anzahl  Punkte  auf,  die  die  englische  Regierung  in  Ägypten  unpopulär 
machen,  und  betont,  daß  »the  only  possibility  of  Empire  in  the  future  lies  in  the  psycho- 
logical  harmony  of  the  component  parts  with  the  Central  Government«.  H.  Ritter. 

g)  Nordäfrika. 

1135.  de  Amicis,  Edmondo,  Marocco,  con  disegni  originali  di  Stefano  Ussi  e  C.  Bisco. 
4a  ed.  ill.,  750  S.    Milano,  Treves,   1913. 

1136.  d'Anthouard,  A.,  Baron,  Reflexions  sur  notre  politique  coloniale  enTiinisie.  RC  1914, 
3—11- 

1137.  Arene,  S.,  De  la  criminalite  desArabes  au  point  de  vue  de  la  pratique  medico- judiciaire 
en  Tunisie.     177   S.     Dissertation.     Druckerei:  Ducros  et  Lombard.    Valence,  1913 

1138.  Arevalo,  R.,  El  Espagnol  en  Marruecos.  Metodo  sencillisimo  y  practica  para  hablar 
cl  ärabc-marroqui  por  medio  de  la  pronunciacion  figurada.     Tanger   1913. 

1139.  Armatte,    L' occupation  de  la  region  de  Taza.     QDC  1914,  677—684. 

^^40.  — ,  La  pacification  de  la  region  de  Taza.  Les  Operations  espagncles  au  sud  de  Melilla. 
QDC  18.  annee,  Nr.  416,  735 — 745. 

1141.  L'Autre  France  (Algerie,  Tunisie,  Maroc),  Encyclopedie  de  V Afrique  du  Nord  publiee 
sous  la  direction  de  M.  Querouil-Archinard.  Avec  la  collaboration  de  MM.  Henri 
Lorin,  Marcei,  Nesi,  Jean  Garoby.     Prefaces  de  MM.  Charles  Chaumet,  Victor 


Kritische  Bibliographie.  41 Q 

Margueritte,  G6neral  Liautey.   416  S.,  723  phototypies,  cartes,  plans  etc.,  grand. 
in  4".     Bordeaux,  Feret  et  fils,   1914. 

1142.  Bartolotti,   D.,  //  problema  della  proprieta  fondiaria  in  Libia.    36  S.     Padova  1914. 

1143.  Bernard,  Aug.,   Le  Maroc  oriental.    Afr.  Fr.  B.  1914,  196,  252. 

1144.  de  Billy,  Edouard,    Notes  sur  la  poUtique  indigene.     RC  19 14  89 — 112. 

1145.  Blanche,  F.,  Ruines  herberes  des  environs  d'  Ain-el-Turk.  Bull.  Soc.  Geogr.  Archeol. 
Oran,  juin  1913,  S.  223 — 230,  4  fig.     Bespr.  v.  Paul  Pallary  RA  1914  130 — 140. 

1146.  de  Caix,  Robert,  Le  Gharb:  Une  elude  sur  la  societe  et  le  gouvernement  mdigenes.  Afr. 
Fr.   B.   1914,  69 — 72. 

1147.  Calvo,  Gonzalo,  Espa/la  en  Marruecos.  Crönica  de  las  campatlas  delRif  de  1911,  1912 
y  1913.  Aceton  de  Espa/'/a  en  las  regiones  de  Larache,  Alcäzar,  Ceiita  y  Melilla.  735  S., 
237  ill.     Barcelona,  Maucci,   1913/14. 

1148.  Cauvet,  S.,  La  culture  du  palmier  au  Souf,  Notes  prises  a  El  Oued  en  igoo — lyo:. 
RA  19 14  29 — 87. 

Considerations  g^nerales.  Mode  de  creation  des  jardins.  Planlation  des  palmiers. 
Entretien  des  palmiers.  Travail  d'enlevement  des  sables  (u.  a.  Mitteilung  eines  beim  Be- 
fruchten der  Bäume  gesungenen  Gebetes).  Duree  et  maladies  du  palmier.  Varietes  de  pal- 
miers cultivees  au  Souf.  Recolte,  conservation  et  emploi  des  dattes.  Vente  des  dattes. 
Autres  produits  des  palmiers.  Vin  de  palmier.  Cultures  accessoires.  Puits  du  Souf.  Ren- 
seignements  statistiques  divers.    Possibilite  d'augmenter  les  plantations  du  Souf.  Tabellen. 

1149.  Cour,  A.,  Note  sur  une  collection  d'autographes  arabes  de  Vancien  ministre  de  France 
au  Maroc,  Charles  Feraud.     RA  1914  91 — 117. 

Eine  Sammlung  von  größtenteils  offiziellen  Briefen  von  eingeborenen  Privatleuten, 
Beamten  und  Offizieren,  die  sich  auf  die  französischen  Kämpfe  und  die  französische  Ver- 
waltung in  Algerien  beziehen,  aus  den  Jahren  1S30 — 1871,  und  somit  wichtiges  historisches 
Material  darstellen,  ist  aus  dem  Nachlaß  von  Charles  Feraud  in  den  Besitz  der  Societe 
hisiorique  Algerienne  gelangt.     Der  Katalog  der  Briefe  wird  mitgeteilt.  H.  Ritter. 

1150.  Curis,  Giovanni,  Studio  sulla  proprieta  fondiaria  in  Libia,  contenente  in  appendice  la 
legislazione  fondiaria  ottomana  tradotta  e  annotata  e  quella  itcdiana.  XXVIII,  346  S. 
Napoli  1914. 

1151.  Donon,  Jean,  La  question  indigene  dans  V  Afrique  du  nord.  Forts,  u.  Schluß.  Revue 
des  questions  coloniales  et  maritimes  annee  39,  Nr.  351,  März  1914. 

1152.  Doutte,  E.,  Missioyis  au  Maroc;  En  Tribu.  Avec  128  photographies  prises  parl'auteur 
et  6  plans  dont  4  executes  d'apres  ses  leves  par  M.  Saladin,  Architecte  D.  P.  L.  G. 
Nr.  2  d'apres  M.  Bernaudat.  Ome  de  8  reproductions  en  couleurs  des  toiles  originales 
d'A.  CoRSON.     Paris,  Geuthner,  1914. 

1153.  Ferri,  G.,  Uoccupazione  italiana  e  la  schiavitü  in  Libia.  Schiavismo  claudestino! 
Bolletino  della  Societä  antischiavista  italiana.     Roma,  anno  XXVII,   1914,  Nr.   i. 

1154.  Gmelin,  Hans,  Die  Verfassungseniwicklung  von  Algerien.  (Abhandlungen  des  Ham- 
burger Kolonialinstituts  5.)  Bespr.  v.  Paul  Darmstädter.  HZ  3.  Folge  17.  Bd. 
S.  166. 

1155.  Gonzalez  Hontoria,  Manuel,  La  administracion  de  la  zona  de  influencia  espa/lola  en 
Marruecos.     La  Lectura  a.  XIV  Nr.  157  (Enero  1914)  i — ^4- 

1156.  V.  GÖrtz,  Generalleutnant  z.  D.,  Zur  Lage  in  Marokko.  Deutsche  Revue  39.  Jahrg. 
Juni   1914,  S.  367—369. 

1157.  Guidi,  Ignazio,  Le  popolazioni  delle  colonie  italiane:discorso  letto  neW adunanza  soletine 
del  I"  giiigno  1913  (della  r.  Accademia  dei  Lincei).     10  S.  4".     Roma  1913. 

1158.  Hermann,  R.,  Statistik  der  farbigen  Bevölkerung  von  Deutsch- Afrika.  Kol.  Monats - 
blätter  1914,  164 — 192,  238 — 243,  249 — 263. 


.2Q  Kritische  Bibliographie. 

1159.  Hofstetter,  Balthasar,  Vorgeschichte  des  französischen  Protektorats  in  Tunis  bis  zum 
Bardovertrag  12.    Mai   1881.      104   S.      Bern,  Francke,   1914. 

1160.  Jeard,    Station  herbere  d' Ain-Guettar  (Maroc).     RA  1914  88 — 90. 

Grundriß  der  drei  Kilometer  östlich  von  Fort  Guicer  (Chaouia)  gelegenen  ehemaligen 
Ansiedlung  mit  Beschreibung.  H-  Ritter. 

1161.  Lafaye,  Lieutenant,  La  troiiee  de  Taza.     RC  1914  41 — 54. 

1162.  Lebre  Gaston,  De  V etablissement  au  Protectorat  de  la  France  au  Maroc  et  specialement 
du  regime  f ander.     Paris,  Pedom,   1914. 

1163.  March  Philipps,  Evelyn,  The  Pirates  of  Algiers.  Edinburgh  Review  July  191 4, 
149 — 166. 

1164.  La  Missione  Franchetti  in  ln^0\\i&n\a{Indagini  economico-agrarie  della  Commissione 
inviata  in  Tripolitania  dalla  Societä  italiana  per  lo  studio  della  Libia.)  L.  Franchetti: 
Condizioni  sociali  ed  economiche  degli  Indigeni.  Conclusioni  generali.  A.  Stella: 
Topografia.  Geologia  ed  Acque.  R.  Pampanini:  Vegetazione  spontanea.  0.  Manetti: 
Agronomia  ed  Economia  agraria.  C.  Pucci  e  C.  Gugnoni:  Pastorizia.  610  S.  Milano, 
Fratelli  Treves,  1914. 

1165.  Montbel,  Max,  Nos  marches  sahariennes.    QDC  18.  annee  Nr.  415,  647 — 658,  Nr.  416^ 

725—737- 

1166.  de  Neveu,  E.,    Les  Khouan,  ordres  religieux  chez  les  musulmans  de  l'Algerie.   ße  edit. 

155    3.     Algier,   Jourdan,      1913. 

1167.  Normand,  P.,   Rabat:  Les  debuts  d'une  niimicipalite  au  Maroc.     RC  1914  13—33- 

1168.  Payen,  Edouard,  La  Tunisie  et  les  TripoUtains.     QDC  18.  annee  Nr.  413,  540 — 545- 

1169.  Rosher,  Charles,    Morocco  in  the  melting-pot.     AR  NS  V  453 — 459. 

Kritische  Betrachtungen  über  den  Wert  der  in  Marokko  eingeführten  europäischen 
Zivilisation.  H.  Ritter. 

1170.  Yver,  Georges,    Lettres  de  Ben  Allal  au  Marechal  Valee.     RA  1914  6 — 19. 

1171.  H.  D.,  Het  Pan-Islamisme  in  Nord-Afrika.  Koloniaale  Tijdschrift  II,  1913,  S.  909/913- 
Über  die  Senussis. 

1172.  N.  N.,  P.  Borchardts  Reise  in  die  Libysche  Wüste.  (Pet.  Mitt.  LX,  1914,  S.  345.) 
B.  nahm  die  äg>-ptischen  Oasen  als  Ausgangspunkt  für  seinen  Vorstoß.     Er  brach 

von  Senures,  s.  v.  Birket  el  Kerun  auf  und  erreichte  auf  bisher  unbegangenen  Wegen  die 
Oase  Baharieh.  Von  dort  wollte  er  weiter  nach  Farafrah  und  Kufra  vorstoßen.  Diesen  Plan 
mußte  er  aber  aufgeben,  da  ein  Reisen  im  Gebiet  der  Senussi  unmöglich  ist.  Er  kehrte 
also  nach  Salamul  zurück.  Bereits  im  Gebiet  von  Baharieh  herrschen  die  Senussi  fast  un- 
beschränkt, selbst  die  ägyptischen  Beamten  haben  in  ihrem  Gebiet  keine  Autorität.  Im 
N.  und  S.  sollen  die  Senussi  in  energischem  Kampfe  gegen  Italiener  und  Franzosen  liegen. 
Ob  die  Engländer  sich,  wie  vermutet  wird,  zu  energischen  Maßregeln  gegen  den  Orden 
entschließen  werden,  um  endlich  seinen  überall  hinderlichen  Widerstand  zu  brechen,  muß 
die  nächste  Zeit  ergeben.  C.  Rathjens. 

h)  Das  übrige  Afrika  und  die  Inseln. 

1173.  Bruel,  G.,    Bibliographie  de  V  Afrique  equatoriale  frangaise.    Paris,  E.  Larose,   1913. 

1174.  Checchi-M.,  G.  Giardi,  A.  Mori,  Le  religioni  professate  nella  Colonia  Eritrea.  Mit 
ausführlicher  Karte.     Rivista  coloniale   1914,   15.  April,   S.    178. 

1175.  Delafosse,  Maurice,  Traditions  historiques  et  legendaires  du  Soudan  Occidental.  Tra- 
duites  d'un  manuscrit  arabe  inedit.  Paris,  Comite  de  1' Afrique  Frangaise,  1913. 
Bespr.   J.  Afr.   S.  vol.  XIII  338. 

1176.  Gironcourt,  G.de,  Mission  en  Afrique Occidentale  de  l'Adrar  auCameroun(igii — 1912). 
Mit  I  Karte,  3  Phot.  und  2  Zeichn.    (La  Geographie  XXVIII  1913,  II,  S.  295/307.) 


Kritische   Bibliographie.  A2  I 

Bericht  einer  Expedition  zur  Auffindung  von  arabischen  Inschriften  im  Auftrage  der 
Academie  des  Inscriptions  et  Belles-Lettres.  Die  Reise  geht  aus  von  Timbuktu,  besucht 
Macina,  Djenne,  den  See  Debe,  die  Berge  von  Tadrar,  das  Gebiet  von  Goa,  durch  das 
Telemsi-Tal  zu  dem  Massiv  von  Adrar,  dann  nigerabwärts  nach  Kotia  und  über  Sokoto 
nach  Zinder  und  über  Baro,  Lokoja,  Forcados  nach  Calabar.  Nach  kurzen  Ausflügen 
in  Kamerun  wurde  die  Rückreise  angetreten.    Die  Arbeit  ist  vorwiegend  archäologisch. 

1177.  Hagen,  Maximilian  von,  Peters  und  Pfeil,  die  Begründer  von  Deutsch-Ostafrika.  (»Die 
Grenzboten«  1914,  Nr.  29,  S.  100 — iii.) 

1178.  Kordofan  and  the  Region  to  the  West  of  the  White  Nile.  215  S.  Anglo-Eg>T)tian  Sudan 
Handbook  Scries  Nr.  2.    London,  Harrison,  1914. 

1179.  Legrand,   Rene,   L'Oubangui-Chari-Tchad  en  1913.     RC  1914  161 — 166. 

1180.  Mahmoüd  Käti  ben  El-Hädj  El-Motaovakkel  Käti  et  Tun  de  ses  petits-fils,  Tarikh 
et  Fettach  fi  Akhbdr  el-Boiddän  oua-l-Djouyoi'/ch  oua-Akäbir  en-Näs,  Texte  Arabe  et 
Traduction  Francaise  par  0.  Houdas  et  M.  Delafosse.  Documents  arabes  relatifs 
a  l'histoire  du  Soudan.  Publ.  de  l'ficole  des  lang.  Orient,  vivant.  V.  Ser.  Vol.  IX 
&  X,  Paris,  Leroux,   1913.     Vol.   IX  S.   186,  Vol.  X  S.  XX  &  361. 

1181.  Moreau,  Laurent,  La  cöte  Orientale  d'Afrique  de  Durban  ä  Mombassa.  QDC  iS.  annee 
Nr.  411,  40b — 414,  472 — 480. 

1182.  Palmer,  H.  R.,  An  early  Fulani  conception  of  Islam.   J.  Afr.   S.  XllI,  407 — 414. 

1183.  Schnitze,  A.,  The  Sultanate  of  Bomu.  Translated  from  the  German,  with  additions 
and  appendices  by  P.  Askell  Benton.  Oxford  University  Press.  London,  Milford, 
1Q13.      Bespr.   J.  Afr.   S.  XIII  339. 

1184.  N.  N.,  Le  Protectorat  de  V Afrique  Orientale  Allemande  depuis  1910.  Bulletin  de  Colo- 
nisation  Comparee.     Nov.  697 — 711,  Dez.  772 — 777,  Jan.  x.^ — 32. 

VIII.  Mission. 

1185.  Awetaranian,  Johannes  (Mohammed  Schükri  Emirzade),  Erwiderung  auf  Lord 
Headley's  Aussagen  über  den  Islam.     Der  Sudan-Pionier,  Februar   1914,   S.  9 — 14. 

1186.  Axenfeld,  K.,  Was  sind  wir  der  Welt  des  Islam  in  ihrer  gegenwärtigen  Lage  schiddig} 
Vortrag  auf  der  Halleschen  Missionskonferenz  am  17.  Februar  1914.  AMZ  41,  5 
(Mai   1914),   193—204. 

1187.  Christ-Socin,  H.,  Die  nationale  Bewegung  im  nordafrikanischen  Islam.  Evang.  Miss.- 
Magazin  1914,  S.  121 — 124. 

Referat  über  die  Arbeit  von  Andre  Servier,  Le  peril  de  Vavenir  (Constantine  1913). 

M.  Heepe. 

1188. ,  Die  Entstehung  einer  mohammedanischen  Sekte.  Evgl.  Miss.  Mag.  1914,  Heft  4. 

1189.  Clair-Tisdall,  W.  St.,  Islam' as  a  missionary  religion  W\\  IV  188—194. 

Besprechung  von  Arnolds  neuem  Preaching  of  Islam.  Dem  Buch  wird  eme  ten- 
denziös einseitige  Betonung  des  friedlichen  Charakters  der  islamischen  Propaganda  vor- 
geworfen und  aus  Koran,  Muhammeds  Leben  und  der  Geschichte  das  Gegenteil  zu  erweisen 
gesucht.  H-   R'tter. 

1190. ,  The  mare's  nest  again.   MW  IV  295—302.    Entgegnung  auf  den  unter  Nr.  S53 

genannten  Artikel  von  Parkinson. 

1191.  Enderlin,   J.,    In   der   arabischen  Hochschule.     Missionspädagogische  Blätter    1914, 

S.   I — 10. 

Interessante  Mitteilungen  über  die  Geschichte  und  gegenwärtige  Bedeutung  der 
Azhar-Moschee.  -  .     -     p  . 

1192.  Erikson,  C.  Telford,    Albania,  the  key  to  moslem  world.     MW  IV  115—119- 

In  Albanien  sei  der  Boden  günstig  für  evangelische  Mission.  H.  Ritter. 


422 


Kritische  Bibliographie. 


1193.  Fräser,  Donald,  Winnitig  a  Primitive  People:  Sixteen  years  work  among  the  Warlike 
tribe  of  Ngoni  and  the  Senga  andTiimbuka  peoples.  315  S.  New  York,  Button  and  Co., 
1914.     Bespr.  V.  Z.  MW  IV  326. 

1194.  Hayes,  Herbert  E.  E.,     The  real  tendency  of  mysticism.     MW  IV  157 — 164. 
\'ergleicht  die  christliche  Mystik  mit  der  muhammedanischen.  H.  Ritter. 

1195.  Holliday,  G.  Y.,  George  F.  Ford,  Sidon  Syrien;  C.  Nairn,  Marokko,  On  the  support  of 
coniierts.      MW   IV  24.6 — 257. 

1196.  Lloyd,  W.  A.,  The  Mutual  Relationship  between  Islam  and  Christianity.  Islamic 
Review  März  19 14. 

1197.  Mac  Diarmid,  D.  N.,    The  missionary  occupation  of  the  southern   Sudan.     MW  IV 

2Q1 — 21)4. 

1198.  Oehler,  L.,  Blicke  in  islamitisches  Denken  und  Leben.  Evang.  Miss. -Magazin,  1914- 
S.   164—168. 

Einige  Auszüge  aus   »Aspects  of  Islam«  von  B.  Macdonald.  M.  Heepe. 

1199.  Roome,  Wm.  J.  W.,  »The  dead  weight  of  Islam«  in  equatorial  and  southern  Africa. 
MW  IV   120 — 136,  273 — 290. 

Ausbreitung  des  Islams  in  Afrika,  Arbeitsgebiete,  Arbeitsmöglichkeiten  und  Erfolge 
der  Missionen.  H.  Ritter. 

1200.  Simon,  Gottfried,  Die  Lage  des  Islam  in  der  Türkei.  AMZ  41,  i  (Januar  1914)  32—40, 
2  (Februar   1914),  3  (März  1914)  128 — 137,  5  (Mai  1914)  226 — 231. 

1201.  Speer,  D.  Rob.  E.,  Das  Christentum  und  die  nichtchristlichen  Religionen.  I.  Teil,  Die 
animistischen  und  ostasiatischen  Religionen  und  der  Islam.  Ber.  Übers,  aus  d.  Eng- 
lischen von  D.  JuL.  Richter.  Missionsstudienbücher  I.  Band,  Basel,  Missionsbuch- 
handlung, 1914.     S.   III,  142. 

Der  Titel  des  Buches  erweckt  große  Erwartungen;  denn  ein  solider  und  zugleich 
populärer  Führer  durch  die  fremden  Religionen  ist  für  die  Missionsstudien  eine  Notwendig- 
keit. Die  erste  Enttäuschung  ist  der  amerikanische  Autor.  Aber  warum  nicht,  wenn  er 
etwas  Brauchbares  liefert.  Ist  das  der  Fall  ?  Im  Rahmen  dieser  Zeitschrift  kann  nur  vom 
Islam  die  Rede  sein.  46  S.,  d.  h.  der  dritte  Teil  des  Buches,  handeln  von  ihm.  Der  Inhalt 
ist  erschütternd.  Im  Stil  der  in  dieser  Form  wohl  nur  noch  in  englisch  sprechenden  Ländern 
möglichen  traditionellen  Islampoiemik  sieht  der  Verf.  im  Islam  nicht  das  Resultat  einer 
jahrhundertelangen  Entwicklung  sondern  im  wesentlichen  das  Werk  Muhammeds.  Dem- 
entsprechend wird  das  Hauptgewicht  auf  das  Leben  des  Propheten  gelegt  und  besonders 
sein  Geschlechtsleben  unnachsichtig  durchforscht  und  die  schon  aus  der  alten  Polemik 
stammenden  Anekdoten  über  seine  Grausamkeit  in  lebendiger  Breite  dargestellt.  »Die 
Tatsachen  selbst  beweisen  die  Minderwertigkeit  und  Unzulänghchkeit  des  Islams«  (S.  103). 
Dieser  Biographie  und  der  natürlich  verneinten  Frage,  ob  M.  ein  wahrer  Prophet  war, 
folgen  unmittelbar  »die  Grundlagen  des  Islams«.  Diese  sind  Koran,  Sunna,  Idschma  und 
Qijas.  Hier  zeigt  S.  eine  erschreckend  falsche  Gelehrsamkeit,  z.  B. :  »Idschma,  das  Ge- 
sammelte« (S.  iii)  »Qijas  ...  meint  das  wissenschaftliche  Urteil  der  Gelehrten  über  die 
drei  anderen  Grundlagen  « (ib.).  Von  dem  Wesen  des  Hadith  hat  der  Verfasser  keinen  blassen 
Schimmer.  Dann  folgen  die  Haupt-Katechismuspunkte  mit  Einzelpolemik  und  als  Gegen- 
satz zur  Vorherbestimmung  einige  mißverstandene  Verse  aus  'Omar  Chajjcm,  der  ja 
nicht  fehlen  durfte,  aber  auf  S.  126  als  Repräsentant  der  »sinnlichen  Freuden  des  Lebens« 
erscheint.  Beweis  ein  typisch  mystisches  Gedicht.  Bei  den  fünf  Hauptpflichten  —  die 
Namen  werden  persisch  gegeben  —  erscheint  wieder  »das  gemeinsame  Trinken  aus  dem 
Brunnen  Zemzem«,  »die  Ausschweifungen  vieler  Pilgerkarawanen«,  das  völlige  Mißver- 
stehen der  salät.  Es  folgt  die  Ausbreitung;  »Zur  Zeit  seines  Todes  war  M.  unbeschränkter 
Herr  von  Arabien«.    Über  die  »Südsee«  drang  der  Islam  nach  Niederl.  Indien.    Er  breitet 


Kritische  Bibliographie.  423 

sich    im   Herzen  Afrikas  aus,    kurz  überall,    »wo  ein   Krieger  marschieren kann«. 

Beleg  die  berühmte  Okba-Anekdote  vom  atlantischen  Ozean.  Okba  wird  hier  zu  »Akbah«, 
wie  der  zweite  Kalife  auch  »Amar«  heißt.  Dann  kommen  die  Sekten.  Die  Schiiten  ver- 
werfen natürlich  die  Tradition  —  liest  mans  in  solchen  Büchern  je  anders  ?  Dann  Bäbismus 
und  Behfi'ismus;  danach  .'^üfismus  und  Wahhabismus.  Die  Erklärung  des  .Süfismus  er- 
schöpft sich  in  je  einem  Zitat  aus  Dr.  Shedd  und  'Omar  Chajjäm.  Dann  folgt  die  üb- 
liche Schlußapotheose:  Sitthche  Wirkungen  des  Islam,  sein  »versteinernder«  Einfluß, 
Vielweiberei,  Fanatismus  usw.  »Wohin  deshalb  der  Islam  auch  getragen  ist,  hat  er  die 
Völker,  die  er  bezwungen,  auf  das  Niveau  der  arabischen  Kultur  des  7.  Jahrhunderts 
gebracht«  (128  f.). 

Warum  ich  das  Buch  nicht  ignoriere  ?  Weil  es  von  der  Deutschen  Missionsstudien- 
Kommission  herausgegeben  und  von  einer  anerkannten  Missionsautorität  D.  Jul.  Richter 
übersetzt  ist.  D.  Richter  hat  sein  Möglichstes  getan,  durch  Herausgabe  eines  Schlüssels 
wenigstens  die  wichtigste  deutsche  Literatur  nachzutragen.  Aber  die  ganze  Fragestellung 
ist  auch  hier  eine  ähnliche.  Und  eben  die  Fragestellung  ist  verkehrt.  Die  Mission  hat 
doch  in  Deutschland  Leute  wie  Axenfeld,  Simon,  Würz,  die  in  der  gleichen  Zeit,  welche 
die  Übersetzung  dieses  Islamkapitels  kostete,  eine  hundertmal  bessere  Darstellung  des 
Islams  hätten  geben  können.  Es  brauchte  ja  kein  wissenschaftliches  Buch  zu  sein,  aber 
was  nützt  eine  Information,  die  bestehende  Vorurteile  nur  verstärkt  und  den  Gegner 
unterschätzt,   statt  ihn  zu  zeichnen,  wie  er  ist?  Becker. 

1202.  Straub,  F.,  Scheich  Abdallah  HilmyelHuseiny.  Evang.  Miss. -Magazin  1914,  S.  61 — 71. 
Lebensgeschichte  eines   zum  Christentum  übergetretenen  Mohammedaners. 

M.  Heepe. 

1203.  Takle,  John,  The  Faith  of  the  Crescent.  188  S.  Calcutta,  The  Association  Press, 
Publication  Department  of  the  National  Council  of  the  Young  Men's  Christian  As- 
sociation of  India  and  Ceylon,  86  College  Street.     1913.     Angez.  v.  Z.  MW  IV  329. 

1204.  Weitbrecht,  Dr.  H.  U.,  Eine  mohammedanische  Mission.  Evang.  Miss.  Mag.  1914 
Heft   5. 

1205.  Zwemer,  Samuel,  Die  gegenwärtige  Krise  in  der  Welt  des  Islam.  Die  evang.  Missionen, 
1914,  S.  25—34. 


AUTORENVERZEICHNIS. 


Die  kursiven  Zahlen  bedeuten,  daß  der  betreffende  Autor  an  dieser  Stelle  als  Mitarbeiter 

erscheint. 


Aarif  Bey  260,  261. 
*Abd  al-Kadir  al-Giläni  408. 
Abd   al   Fattah   Mbada  252. 
Abd  el-Hakim  394. 
'Abdul-Gam  324. 
Abdul  Haque  262,  328. 
Abdul  Muqtadir  279. 
Abdul  Wali  279,  310. 
Abdur-Rahman  260,   261. 
Abdur     Rahmän,      Seoharvi 

396. 
'Abid  b.  al-Abras  279. 
Abou  399. 

Aboubekr    Abdessalam    318. 
Aboul-Barakat  279. 
Abu  'Ali  Miskawaih  335  bis 

357- 
Abu  HanAa  ad-Dinaweri  279. 
Abu  Kurra  334. 
Abu  'l-'Alä'  279. 
Abu   '1-Mahäsin    Ibn   Taghri 

Birdi  279. 
Abul-Qäsim  al-Amidi  279. 
Abu   Sa'Id  ibn   Abul   Khayr 

279. 
Achour  Ben  Mohammed  408. 
Adriani  313. 
Aga  Khan  310,  414. 
Aganjanz  266. 
Ahlwardt  279. 
Ahmad  'Ärif  az-Zain  280. 
Ahmed  *Arif  Zainaddin  282. 
Ahmed  Refik  260,   261. 
Ahmed  Tevhid  260,  261. 
Ahmed  Zeki  289. 
Alarcon  y  Santon  317. 
'Ali  Hasan  266.  • 


'Ali  Ibn-al-Fadl  280. 
Ali  Mohammed  279. 
'Ali  Muzhir  41 8. 
Ali-Seidi  Bey  408. 
Allan  411. 
Allen  289. 

Amedroz  281,  335~357- 
de  Amicis  418. 
Anaud  Koul  416. 
d'Andrea  317. 
Anet  289. 
d'Anthouard  418. 
d'Aoust  317. 
Apt  280. 
Arata  289. 
Archaraouni  399. 
Arene  317,  418. 
Arevalo  317,  418. 
Arin  317,  399. 
Armatte  317,  418. 
Arminjon  315. 
Arnaud  317. 
Arnold  262,  310,  421. 
Asbath  280. 
Asin  Palacios  408. 
Askell  Benton  421. 
Ataur  Rahman  328. 
Attaja  280. 
Attala  294. 
Attar  284. 
Audebeau   Bey  315. 
Auerbach  400. 
Aura  315. 
Auriol  317. 

Awetaranian  328,  421. 
Axenfeld  328,  329,  421. 
Aymard  318. 


Aynard  317. 
Azam  317. 

Babinger  249. 

Babut  266. 

Bacher  280. 

Bachja  280. 

Bachmann  294. 

Back  de  Surany  309,  414.^ 

Baedeker  294,  315. 

von  Baensch  318,  417. 

Baerlein  280. 

Baeumker  263. 

BaghirofE  269. 

Bahäoullah  280. 

Baker  295. 

Bakker  328. 

Baldacci  295. 

Balfour  400. 

Banarji  414. 

Banse  249,  295,  318. 

Barclay  260. 

Barocelli  315. 

Barreca  295. 

Barth  283,  394. 

Barthas  270. 

Barthelemy  267. 

Barthold  239,  257,  292,  293, 

294. 
Bartholomew  249. 
Bartolotti  419. 
Basdevant  260,  318. 
Basset  318,  325,  399. 
Bates  318. 
Battal  280. 
Bauer  295. 
Baur  318. 


Autorenverzeichnis. 


425 


Beauges  315. 

« 

Beck  267. 

Becker  81 — 92,  244,  252,  264, 
266,    26g,    282,    287,    292, 
31 5>    3^6,    330,    395,    397, 
398,  411,  423. 
Bedros  Kerestedjian  280. 
Bees  301. 
Behäou  Mläh  390. 
Behar  295. 
El-Bekri  280. 
Bei  283,  292,  317,  318. 
Bell  289,  397. 
Benazet  270. 
Bentwich  260. 
Berard,  N.  295. 
B6rard,  Victor  256,  295. 
van  Berchem  295. 
Bergasse  250,  395. 
Bergsträßer  237,  253,  270. 
Bernard,  A.  318,  419. 
Bernard,  E.  308. 
Bernard,  M.  A.  318. 
Bertholon  318. 

Bertolini  323. 

Bertrand  295. 

Besnard  318. 

Bessis  318. 

Bevan  397. 

Beveridge  280,  408,  416. 

de   Billy  419. 

Birkenmajer  272. 

Bisvesvar  Nath  289. 

Bittner  280. 

Björnbo  272. 

Blanche  419. 

Blankenhorn  400. 

Blasi  262,  397. 

Blau  280. 

Blazques  318,  319. 

Blind  270. 

Bliß  295. 
•    Bloch  282,  416. 

Blochet  262. 

Blunt  416. 

Blyth  266. 

Bobichon  325. 

Bode  290. 

de  Boer  240,  262,  398. 


Bopp  272. 
Botte  319. 
Boucabeille  295. 
Boulad  315. 
Boulos  328. 
Bourdarie  295. 
Boutens  287. 
Boutros  Ghali  280. 
Bouvat   263,   264,   266,   283, 
289,    306,    307,    318,    325. 
Bradisteanu  295. 
Brandenburg  290. 
Brandl  280. 

Bresnier  408. 

Bretschger  319. 

Brij  Mohan  Dayal  286. 

Brockelmann  267,  288,  408. 

Brönnle  283. 

Brooks  266. 

Brown  290,  411. 

Browne  283,  307,  308. 

Bruel  418. 

Brünnow  280. 

Bruno  319,  411. 

Buhl  397. 

Bury  266. 

Butler  315. 

Caetani  266,  287. 

Caillaux  318. 

de  Caix  295,  319,  419. 

Calvo  419. 

Cammaerts  325. 

Canaan  270,  413. 

Canovas  del  Castillo  319. 

Capus  293. 

Carbou  325. 

de  Card  319,  324. 

Cardahi  408. 

Carusi  262. 

Cassianus    Bassus    174 — 179. 

de  Castries  266. 

Cattan  281,  329. 

Cauvet  419. 

Cerone  281. 

Cesari  413. 

Cessi  282. 

Chabot  288. 

Chantre  318. 


Chartres  Malony  414. 

Chau  Ju-kua  281. 

Chauvin  107. 

Checchi  420. 

Cherfils  394. 

Cherif  255,  256,  257. 

Chirol  308. 

Chorenskij  266. 

Christensen  282,  390,  391. 

Christoff  295. 

Christ-Socin  421. 

Cimetiere  319. 

Cirot  318. 

Clair-Tisdal  328,  331,  421. 

Clerici  319. 

Clunet  270. 

Cochin  302. 

Codera  290. 

Codrington  290,  411. 

Cohen  325. 

Colin  279. 

Combet  318,  323. 

Conor  270,  319. 

de  Contenson  295. 

Conway  290. 

Conybeare  281. 

Cooper  417. 

Cordier  281,  313. 

Cortier  325. 

Cour  419. 

Craig  317. 

Cressaty  315. 

Cresswell  290,  411. 

Crossland  295. 

Crussard  400. 

Cucinotta  319,  397. 

Cultrie  319. 

Cultru  325. 

Cumont  411. 

Curis  419. 

Cyren  307. 

V.  Czerlien  413. 

Daiches  334. 
Dalman  400. 
Daniels  295. 
Da  Re  397. 

Darmstaedter  334,  419. 
Damnas  266. 


426 


Autorenverzeichnis. 


Dauzat  319. 

Defremery  409. 

Delacroix  319. 

Delafosse  284,  325,  420,  421. 

Della  Vida  284,  316,  324. 

Delphin  286,  409. 

Deminski  272,  273. 

Demorgny  308. 

Depui  295. 

Derenbourg  252. 

Desnos  400. 

van  Dev  enter  314. 

Dewairy  265. 

Diehl  394. 

V.  Diest  296. 

Dieterich  296. 

Dietrich  296. 

van  Dijk  328. 

Dingizli  270. 

Djuvara  296. 

V.  Dobschütz  288. 

Dolot  314,  319. 

Donon  419. 

Dorveaux  401. 

Doumer  327. 

Doutte  320,  419. 

Dove  320. 

Dozy  266. 

Dreux  320. 

Dreyfus  280,  390. 

Driault  252. 

Dry  296. 

Duboscq  413. 

Ducati  320. 

Ducousso  296. 

Dufour-Feronee  316. 

V.  Dungern  260. 

Dunkel,  F.  413. 

Dussaud  325. 

Eckhardt  269. 
Edmond-Vidal  411. 
Edwards  281. 

Efdal-ud-Din   Bey  260,  261. 
Egelhaaf  296. 
EHas  281. 
EUis  281. 
Eltzbacher  395. 
Enderlin  421. 


Erikson  421. 
van  Erpen  281. 
Euting  116— 118,  413. 
Evetts  288. 

Fagnan  409. 

Fahmy  262. 

Faiz  Badruddin  Tyabji  263. 

Fakhreddin  Bey  261. 

Färber  267. 

Al-Färäbi  408. 

Farina  281. 

Faruffini  287. 

Fathy  262. 

Fathy  Zaghloul  315. 

Fatio  295. 

Faure-Biguet  286,  409. 

Fehder  263. 

Fehmi  413. 

Feinschmidt  272. 

Felix  310. 

Ferrand  281. 

Ferrari  267. 

Ferri  419. 

Fid  a  Husain  310. 

Fidel  251. 

Field  294,  296. 

Finot  281. 

Fiore  260,  296. 

Al-Firüzäbädi  as-Siräzi  408. 

Fischer,  A.  267,  280. 

Fischer,  Th.  252. 

Fitzgerald  287. 

Fontanarosa  320. 

de  Fontenay  266. 

Ford  422. 

V.  Foth  293. 

Fracassi  285. 

Fragola  320. 

Franchetti  420. 

Francke  416. 

Fräser  422. 

Frease  328. 

Freise  271 

Friedländer  264,  282. 

Frobenius  325. 

Fryer  308. 

Fua  256. 

Funke  328. 


Gabbi  271,  401. 

Gabrieli  263,  287,  320. 

Gaden  325. 

Gairdner  121 — 1^2,  264. 

Gajani  320. 

Gambini  320. 

Gandolphe  320. 

Gandz  283,  334. 

Garcia  Perez  320. 

Garrigou-Grandchamp   267. 

Gaulis  296. 

Gautier  320. 

Gazandjan  296. 

Geniaux  252. 

van  Gennep  308,  320. 

Georg!  316. 

Gerland  401. 

Geslin  401. 

van  Geuns  314. 

Geyer  296. 

Ghazäli  121 — 153. 

Ghulam,  Ahmad   Khan  328 

Ghulam,  Ahmad  MTrzä   263. 

Giardi  420. 

Gibert  414. 

Gidel  321. 

Girgis  Filütaüs  409. 

de  Gironcourt  420. 

Gleyze  320. 

Gmelin  419. 

Gobert  401. 

Goblet  416. 

V.  Görtz  419. 

Goldziher  J07,  263,  280,  289, 

330. 

V.  d.  Goltz  249,  296. 

Golubovich  334. 

Gonzalez  320. 

Gonzalez  Hontoria  419. 

Gopcevic  296. 

Gozo  281. 

Graefe  95 — Jo6,  232 — 23^, 
26g,  2yg,  282,  285,  286, 
287,  288,  290,  291,  293, 
296,  299,  302, 316, 317, 319, 
321,  323,  324,  327,  330, 
370—388,  396,  397,  408, 
409,  410,  414. 

Graf  263,  282,  288,  334. 


Autorenverzeichnis. 


427 


Gragger  282. 

Granados  320. 

Grandmoulin  316. 

Grangee  401. 

Grasselli  320. 

Graulle   282,   286,   320,   321. 

Gravier  249. 

Grazzi  322. 

Grebaut  334. 

Gressmann  282. 

Griffini  320. 

Grigorjew  282. 

Grimaldo  267,  399. 

Grimme  264,  281,  316,  320. 

Grothe  232,  267,  296. 

Grunert  280. 

Günther  277. 

Guerin  297. 

Guern  267. 

Guest  267,  284. 

Güterbock  263. 

Gugnoni  420. 

Guidi  419. 

Guiffrey  319. 

Al-Gurgän!  282. 

Guttieres  321. 

Guyer  291. 

Hackenbroch  297. 

Haddad  406. 

Haensch  334. 

Haffner  252. 

Hafiz  Kadri  261. 

von  Hagen  421. 

V.   Hahn  297,  308,  404. 

Haig  280. 

Halevy  282,    286,   289,   325. 

HalTl  ZeinTja  414. 

Al-HaUäj  283. 

Hamadsäni  408. 

Hambarian  267. 

Hamdu'  llah  Mustawfi-i- 

Qazwini  283. 
Hanotaux  297. 
Hanshk  396. 
Härder  283,  329. 
Hargreaves  310. 
Harikishan  Kaul  416. 
Harris  281. 


Hartmann,  M.  395,  414. 
Hartmann,  R.  290,  397. 
Hasan  as-Sadr  397. 
Hasenclever  252. 
Hatzikadis  267. 
Hauberg  412. 
Hayes  266,  422. 
van  Heekeren  310. 
Heepe    328,    329,    330,    331, 

332,  421,  422,  423. 
Hein  414. 
Helmolt  267. 
Hendley  289. 
Hengstenberg  334. 
Henry  329. 
Hermann  419. 
Herlt  395. 
Herrick  328,  329. 
Herrmann  267,  281,  293. 
Herzfeld  ig6 — 204,  290,  358 

bis  36g. 
Heß  116 — 118,  297. 
Heuer  395. 
Heyne  283. 
Hichens  297. 
Hidayat    Husain    283,    285, 

310,  311,  417. 
Hippeau  394. 
Hirschfeld  267. 
Hirth  281. 
V.  Höbe  220. 
V.  Hochwächter  297. 
Hoesein  Djajadiningrat  314. 
Hoetzsch  249,  293. 
Holstetter  420. 
Holländer  271. 
HoUiday  422. 
Holtz  321. 
de  Hond  408. 
Hopf  290. 
Horovitz    41—53,   247,   279, 

283,    286,    309,    310,    311, 

312,    313,    411,    411,    412, 

416,  417. 
Horten   226,   240,   263,   264, 

265,    271,    280,    330,    334, 

397,  408,  408. 
Hosten  311,  312. 
Houdas  283,  284,  421. 


Houtsma  267,  280,  284,  410. 
Huart    263,    264,    267,    279, 
280, 283,  286,  288,  291,  319. 
Hübner  317. 
Hughes  396. 
Hugon  321. 
Hüsing  283. 

Ibnal-Anbari  237. 

Ibn  al  Khatib  283. 

Ibn  Battüta  409. 

Ibn  el  gairafi  283. 

Ibn  yaldun  283. 

Ibn  Sinä  409. 

Idelsohn  267. 

Ilitch  297. 

Ilmi    Zadah    Faidh   Allah    el 

Husaini  283. 
Imhofi  298. 
Immanuel  298. 
Imru'  ulqais  283. 
Inayat  Khan  398. 
Iniguez  321. 
Irvine,  M.  312. 
Irvine,  \V.  312. 
Irving  311. 
*Isä  ar-Raba'I  283. 
Ischchanian  414. 
Ismail  Bey  255. 
Issa  315. 

Izzet  Fuad  Pascha  298,  414. 
Izzet  Melyh  283. 

Jäckh  249,  252, 

Jackson  409. 

Jacob     93 — 106,     118,     247, 

267,  411. 
Jacqueton  266. 
Jadanath  Sarkar  311. 
Jäger  292,  314. 
Jahan  of  Bhopal  311. 
Jahjä  ibn  'Adi  409. 
Jaray  298. 
Jarey  414. 
Jaussen  267,  280. 
Jeard  420. 
Jenkins  268. 
Jeremias  264. 
V.  Jettel  396. 


428 


Autorenverzeichnis. 


Jirecek  298. 
Johannan  409. 
Johnson  Pasha  287. 
Johnston  327. 
Jolly  271. 
Jonnart  317. 
de  la  Jonquiere  267. 
Jordan  253. 
Jorga  298. 
Jourdan  272. 
Jüsuf  al-Bustäni  298. 
Jüsuf  Sanwän  Ei.  414. 
Juynboll  154—159,  266,  315, 
417. 

Kahle  93—106,  315,  316. 
Kalitsunakis  267. 
Kamaluddin  263. 
Kampffmeyer  255,  283,  295, 

320,  321. 
Kanngießer  .^oi. 
von  Karabacek  291. 
Karpinski  272,  278,  401. 
Karstedt  244,  325,  326. 
Kasdorff  399. 
Kaurimsky  398. 
Kazem  Zadeh  308. 
El-Kayrawani  409. 
Kellien  413. 
Kennedy  329. 
Kerimee  Hanoum  220. 
Kern  417. 
de  Keyser  412. 
Khairallah  250,  299. 
Khuda   Bukhsh  311. 
Khwaja  Kamal-ud-Din  312. 
El-Kindi  272,  284. 
Klamroth  329. 
Klauber  409. 
Klein  267. 
Klodnitzki  272. 
Kmosko  262. 
Knak  329. 
König  401. 
Kohler  396. 
Kolbe  252. 
Kooreman  417. 
V.   Kraelitz  268,  287. 
Kratschkowsky  279. 


Krikorian  402. 
Krujt  313. 
Krymski  284. 
Kübel  299. 

Kühnel  290,  291,  412. 
Künos  284. 

Lafaye  420. 

Lagrange  326. 

Lal  289. 

Lambert  262. 

Lamier  413. 

Lammens  205 — 212,  264,  2S3. 

Lamperez  y  Romea  291. 

Landsberger  409. 

Langenon  270. 

Lanier  293. 

Larcher  321. 

Lardy  257. 

La  Rocca  414. 

La  Roche  330. 

Laufer  273,  413. 

de  Lannay  299. 

Lavion  322. 

Lawrow  293. 

Leander  284. 

Lebre  420. 

Lebrun,  251   394. 

Ledere  401. 

V.   Le  Coq  268. 

Leeder  330. 

Le  Fran^ais  322. 

Legrain  316. 

Legrand  421. 

Lehmann  54 — 61. 

Lemaitre  280. 

Lemanski  268. 

Le  More  321. 

Le  Myre  de  Vilers  321. 

Lendsay  262. 

Leroux  395. 

Lesk  273. 

Lespes  325. 

Levi  Della  Vida  s.  Della 

Vida. 
Lewis  291. 
Lietzmann  263. 
Lipa  316. 
von  Lippmann  274,  402,  405. 


Lion  414. 

Littmann  93 — 106,  263,  330, 

411,  413. 
Lloyd  422. 
Lohmann  402. 
van  Loo  322. 
Lopez  Alarcon  322. 
Low  264. 
Loewe  255. 
Low  316. 
Lüders    260,   262,    263,   296, 

299,  306,  318. 
Lukach  299. 
Lurz  274. 
Lyall  279,  284. 
Lybyer  268. 
Lyons  308. 

Maamer   B.  Abdel  Kader  322. 

Macalister  414. 

Mac-Callan  402. 

Mc.  Clure  322. 

Mac  Diarmid  422. 

Macdonald  278,  295,  330,  422. 

Macglagan  311. 

Machuel  284. 

von   Mackay  299,   395,   414. 

Macler  299. 

van  Maele  269. 

Magnus  316. 

Mahdali  294,  299. 

Mahmoüd  Käti  284,  421. 

Mahmoud  Sami  315. 

Maillard  286. 

Maitrot  322. 

Majerczak  293. 

Malvezzi  322. 

Manetti  420. 

Manfroni  322. 

Mangano  322. 

Manley  331. 

Mann  263,  264,  396. 

Manucci  312. 

Maqrizi  285. 

Marc  272. 

Martjais  322,  412. 

Marcelli  322. 

March  Philipps  420. 

de  Marees  326. 


Autoren  Verzeichnis, 


429 


32^ 


212 — 226. 


Margoliouth    263,    264,    266, 
287,  289,  410. 

Mariani  322. 

Markell  295. 

Marrable  402. 

Marsan  299. 

Martin,  A.-G 

Martin,  M.  326 

Marty  264. 

Maspero  316. 

Masse  283. 

Massignon  226,  280,  283,  285. 

Masson-Oursel  277. 

Master  312. 

Mattson  285. 

von  Mayer  413. 

V.  Meduna  409. 

Mehrmann  414. 

Meille  264. 

Meinhold  299. 

Melida  292. 

Menghi  322. 

Menzel  i — 40 

Merrick  264. 

Merwart  293. 

Mesnage  322. 

Messedaglia  403. 

Meyer  316. 

Meyer,  E.  iio — 115. 

Meyerhof  275,  403. 

Michaux-Bellaire  322. 

Midhat  285. 

Mielck  JX9,  265,  266,  26'/, 
268,  26g,  284,  288,  2gj, 
298,  300,  301,  306,  314, 
317,    318,    320,    325,    326, 

33^- 
Migeon  291,  412. 
Mijatovich  294. 
Mikhail  316. 
Milleker  262. 
Miller  299. 
Millet  322. 
Millosevich  268. 
Minto  323. 
Mirzä  Kämrän  2S5. 
Mispoulet  286. 
Mittwoch  264. 
Moberg  282. 


Moeller  316. 
Mohammed  NaimatuUah 

312. 
Monchicourt  268,  323. 
Monod  252. 
Monserrate  312. 
Montandon  326. 
Montbel  323,  326,  420. 
Montero  323. 
Montet  299,  323. 
Moore  308. 
Morand  264. 

Mordtmann,  J.  H.  291,  414. 
Moreau  421. 
Morelli  268. 
Mori  420. 

Morritt  of  Rokeby  414. 
Mouhammad       Ala-ud-din 

Haskafi  286. 
Mouhammad    al-Qädiri    286. 
Moussa  Kiazim  260. 
Moustafa   Seddik   el  Naggar 

316. 
Mu  'attami  264. 
Much  403. 
Mühlens  275. 
Müller,  F.  404. 
Müller,  W.  M.  315,  316. 
Muhammad  b.  'Ali  286,  409. 
Muhammad  Husain  417. 
Muhammad  Mas'üd  286. 
Munshi  312. 
Marko  286,  299. 
Murphy  409. 
Musil  299,  305,  414. 
Mustafa  276. 
Mustafa  al-Makkäwi  409. 
Mylrea  331. 
V.  Mzik  269. 

Nagy  d'Eötteveny  299. 

Nahla  Beq  Sälih  Öagwät  286. 

NaimatuUah  294. 

Nairn  422. 

Nallino  316,  330. 

Napier  331. 

Nau  334. 

Neigel  323. 

Neligan  416. 


N^meth  294. 
Neveu  404. 
de  Neveu  420. 
Nevill  412. 
Nevzad  256,  257. 
New  Bakhsh  312. 
Nicholls  396. 
Nicholson  264,  283. 
Nicolas  264,  280. 
Nielsen  331. 
Niemeyer  260. 

Nöldeke,  Th.   160 — 170,  205 
bis  212,  264,  286,  297,  409. 
Normand  420. 

Oehler  422. 

Oesterheld  283,  286. 

Oesterreicher  329. 

Oestreich  297. 

Oestrup  268,  291,  398,  412. 

Oganesow  404. 

Ogilvie  417. 

'Omar  y^ijäm  287,  410. 

Omer  Feridoun  412. 

Omodeo  323. 

Opitz  333. 

Osler  404. 

Osman  Ferid  Bey  260. 

Ostrumoff  264,  300. 

Otis  Dwight  331. 

al  PacacT  al-Bagdädi  287. 

Paikert  262. 

Palat  299. 

Pallary  323,  419. 

Palmer  421. 

Pampanini  420. 

Parkinson  331,  421. 

Passadoro  264. 

Passarge  323,  326. 

Payen  420. 

Pedersen   34 — 61,   iio — 115, 

267,    268,    284,    288,    291, 

301,    307,    331,    397,    399, 

399-  •Z^-- 
Peglion  323. 

Peiters  288. 

Pelissier  300. 

Pelliot  273,  281. 


430 


Autorenverzeichnis. 


Peltier  399. 
Penigey  262. 
Perret  260. 
Perrot  326. 
Pervinquiere  301. 
Peters  402. 
Petrowski  272. 
de  PeyerimhofE  260. 
Peyrat  323. 
Pfister  282. 
Philippson  300. 
Philott  397. 
Piazza  323,  326. 
Pickthall  300,  331. 
Pinchia  323. 
Pinon  300. 
Pittard  323. 
Pizzi  287. 
Plassmann  287. 
Platts  287. 
Pogany  284,  287. 
Polak,  J.  E.  410. 
Pollak  410. 
Polier  315. 
Polyvios  300. 
Popper  279. 
Porter  289. 
Potoff  261. 
Preußer  291. 
Prietze  275,  396. 
Printz  2go. 
Provotelle  323. 
F'rüfer  275. 
Prunelle  324. 
Pucci  420. 
Pyritz  316. 

al-Qalqasandi  410. 
Querouil-Archinard  418. 

V.  Raben  326. 
Radjiman  315. 
Rahmänquli  410. 
Ralli  300. 

Ramberg-Figulla  292. 
Ranking  287,  404. 
Rapisardi-Mirabelli  260. 
Raquette  287. 
Raschid  Tahsein  275. 


Rathjens  319,  325,  3^6,  327, 
420. 

Ratto  264,  324. 

Rattray  327. 

Ratu-Langie  315. 

Raunkjaer  300,  308. 

Raux  285. 

Ravaisse  287. 

Reckendorf  288 

Reeck  223,  285. 

de  Regny  324. 

Rehm  291. 

Reil  268. 

Reinach  267. 

Reinhard  260. 

Reitemeyer  269. 

Remlinger  276,  404. 

Remond  301. 

Repin  277. 

Rescher  287,  289,  405,  408, 
410. 

Revilliod  324. 

Reynolds  Bali  418. 

Ricard  318. 

Ricci  324. 

Ricciardi  322. 

Rice  264. 

Richter,  J.  331,  422. 

Richter,  P.  276,  405. 

Rickmer  Rickmers  293. 

Rikli  293. 

Rinaldi  269. 

de  los  Rios  292. 

Risa  276. 

Risal  301. 

Ritter  253,  257,  260,  264, 
266,  267,  285,  286,  28g, 
291,  292,  301,  302,  303, 
306,  307,  308,  309,  310, 
31J,  312,  313,  317,  323, 
327,    328,    331,    332,    333, 

396,  397,  398,  399,  408, 
409,  411,  413,  416,  417, 
418,    419,    420,    421,    422. 

Ritzenthaler  264. 

Rivoira  292. 

Robin  394. 

Robinson  412. 
j  de  Rochebrune  264,  301,  415. 


Rockey  417. 

Rockhill  281. 

Rodenberg  267. 

Römer  264,  389. 

Rohlfs  324. 

Rohrbach  252. 

van  Ronkel  287,   315,  417. 

Ronzevalle  301. 

Roome  422. 

Ropers  292. 

Rosanes  413. 

Rosen,  Fr.  285,  410. 

Rosen,  G.  285. 

Rosher  420. 

Rouard  de  Card  s.  de  Card. 

Roumens  327. 

Rouse  297,  299. 

Ruska  120,  174 — 179,  239, 
252,  253,  272,  273,  274, 
276,  276,  277,  277,  278, 
279,  282,  405. 

Rutgers  331. 

Saad  301. 

Sabaheddine,  Prince  255. 

Sabetta  322,  324. 

Sabri  al-Kurdi  409. 

Sadik  255. 

Sattler  410. 

al-Safadi  287. 

Safvet   Bey  260,  261. 

Sainte  Chapelle  324. 

Saint  Yves  287,  415. 

Salamah  Müsä  418. 

Salih  Hamdl  Hammäd    287. 

Salim  al-'Aqqäd  301. 

Salzberger  280. 

Al-Sam*änl  287,  410. 

Sambon  290. 

Samne  250. 

Sanchez  Perez  399. 

Sandel  301. 

Sanderson  412. 

van  Sandick  315. 

Sands  302. 

Sanguinetti  409. 

San  Nicolo  269. 

Sansone  399. 

Sarkissian  317. 


Autorenverzeichnis. 


431 


Sarre  180 — 195,  412. 

Sarton  253,  277. 

Sauter  265. 

Savage  405. 

Savary  285. 

Savine  401. 

V.  Sax  301. 

Savorgnan  d'Osoppo  324. 

Sayid  Kamel  s.  Seyid  Kamel. 

Scalise  324. 

Scatcherd  415. 

Schaade  265. 

Schaar  316. 

Schacht  301. 

Schaefer  301. 

Schäfer  415. 

Schanfara  118,  411. 

Schefer,  G.  261. 

Schelenz  406. 

Scherman  396. 

Schiarini  314. 

Schick  334. 

Schlumberger  399. 

Schmid  301. 

Schmidt,  A.  E.  265. 

Schmidt,  F.  F.  261,  263,  298., 

302. 
Schmidt,  H.  301. 
Schmidt,  W.  302. 
Schmoller  293. 
Schnell  318. 
Schoy  277. 
Schröder,  H.  406. 
Schukewitsch  272. 
Schultheß  288. 
Schultze,  A.  421. 
Schurtz  267. 
Schütz  283. 
Schwally  316. 
Schwarz  269,  413. 
Schweinfurth  277,  277,  396. 
Schweinitz,  Graf  v.   249. 
Schwöbel  302. 
Scialhub  324. 
Scott  315. 
Seelheim  ^/j. 
Seferiades  415. 
Sefi  265. 
Seidel  270 — 278,  39g — 408. 

Islam.     V. 


Seippel  288. 
Seligmann  370 — 388. 
Selhn  302. 
Senevet  277. 
Sergent  277,  406. 
Servier  261,  317,  421. 
Severus  ihn  al  Muqaffa' 
Seybold  279,  288. 
Seyid  Kamel  250,  299. 
Sforza  278,  324. 
Shedd  331. 
Shev  Marain  312. 
ShiUidy  331. 
Sienkiewicz  269. 
äihäb  eddin  397. 
Simon,  G.  331,  422. 
Simon,  P.  329. 
Singer  411. 
Sladen  418. 
de  Slane  280. 
Slisansky  411. 
Smith,  D.  E.  278. 
Smith,  P.  288,  317. 
Smith  Lewis  281. 
Snouck  Hurgronje  261, 

266,  285,  315,  330. 
Svane  288. 
Soualah  288. 
Socin  330. 
Söderström  315. 
Speer  331,  422. 
Spiro  Bey  286. 
Spitta  330. 
Spoer  406. 
von  Stadcn  285. 
Stahl  262. 
Stamuli  301. 
Stavenhagen  309. 
Stella  420. 
Stephen  283. 
Stern  331. 
Sticker  407. 
Stigand  327. 
Stille  323. 
Stöckle  269. 
Stocks  288. 
Stokes  266. 

Strachey  Bucknill  298. 
Straub  423. 


Strunz  278. 
Strupp  260,  261. 
Strzygowski  292. 
Stuhles  332. 
Stumme  318,  323,  330. 
Su'äd  288. 
288.  1  Sudhoff,  K.  406. 
[  Sudhoff,  W.  407. 
Sullivan  287. 
Surany  siehe  Back. 
Sureau  265. 
Süßheim  263,  298. 
Swan  317. 
Szamatolski  297. 
Szegh  262. 

Taeschner  231,  286. 
Takle  266,  313,  423- 
Tambaro  260. 
Taris  294. 
di  Tarräzi  288. 
Taufiq  Sidqi  332. 
Taweiq  Askarus  252. 
'  Tchobanian  302. 
263,  '  Teleki  262. 

von  Thalloczy  269. 
Tholens  302. 
de  Thomasson  302. 
Thompson  418. 
Thomson  302. 
Thorning  269. 
Tisler  317. 
Tisserant  279,  288. 
Tjipto   Mangoenkoesoemo 

315- 
Tolstoi  265. 
de  Torcy  302. 
Toth  262. 
Tournebize  309. 
Trenga  325. 
de  Tressan  292.  412. 
Trollant  270. 
Tronnier  308. 
Trowbridge  Riggs  302. 
Tsarigradski  416. 
iTschudi  107,  391,  411- 

Übersberger  309. 

Umajja  ibn  Abi   s-Salt  288, 

30 


432 


Autoren  Verzeichnis. 


Upson  2S4,  331,  332,  333. 
Utidjiaii  298. 

Vaccari  325. 

Valenti  323. 

de  P.  Valladar  289. 

Vambery  107,  262,  294,  305. 

Varigault  327. 

Vasiljev  266. 

Velasquez   Bosco  292. 

de  Villefosse  292. 

de  Villeroy  325. 

Violet  270,  410. 

Viollet  292. 

Vogl  272. 

de  Vogüe  292. 

Vohsen  332. 

Voigt  332. 

V.  Voltolini  265. 

Vosberg-Rekow  249. 

Wadid   Shenvuda  317. 
Walbeehm  417. 
Walther  267. 
de  Warzee  308. 
Watson  332. 
Watzinger  302. 
Wavell  305. 
Wegener  262. 
Weil  237,  28S. 
Weinberg  J05. 
Weißenberg  407. 
Weitbrecht  399,  423. 


Wellesz  269. 
van  Wely  399. 
Wenger  265,  398. 
Wensinck  62 — 80,   282,   288, 

292. 
Wesselski  212 — 220. 
V.  Westarp  305. 
Westermann  396. 
Westermarck  325. 
Wherry  331. 
White  305. 
Whitehead  292. 
Whitman  305. 
Wiberg  407. 
Wiedemann    264,    271,    278, 

279. 
Wiener  269. 
Wiese  262. 

Wiet  lyi — 173,  285,  292. 
Wigram,  Edgar  305. 
Wigram,  W.  A.  305. 
Willmore  330. 
Willocks  317. 
Wilson,  E.  289,  411. 
Wilson,  S.  G.  332,  399. 
Winckler  318. 
Windfuhr  268. 
Wirth  416. 
Wolff  249. 
WolikofE  413. 
Wood  292. 

Woodman  Stocking  33 
Woolner  313. 


,2. 


Worrell  281. 
Wortabet  289. 
Würschmidt  401,  407. 
Würz  332. 
Wulzinger  231. 
Wandt  265. 

Yahuda  280,  289. 
Yakir  Behar  416. 
Yäqüt  289. 
Yazdani  313. 
Youssouf  Fehmi  306. 
Youel  B.  309. 
Yver  319,  420. 

Zaborowski  325. 
Zaidän  269. 
Zamakhschari  289. 
Zambuco  407. 
Zarzecki  416. 
Zeb-un-Nissa  289. 
Zettersteen  287,  288. 
Zeuthen  272,  279. 
Zeys  325. 
Ziemke  306. 
Zimin  294. 
Zimmerer  262. 
Zimmermann  324. 
Zohny  418. 
Zuhair  289. 

Zwemer  329,  332,  333,  396. 
423- 


DS       Der  Islam 

36 

17 

Bd,5 


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