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DER ISLAM
ZEITSCHRIFT
FÜR GESCHICHTE UND KULTUR
DES ISLAMISCHEN ORIENTS
HERAUSGEGEBEN
VON
C. H.BECKER
MIT UNTERSTÜTZUNG DER
HAMBURGISCHEN WISSEN-
SCHAFTLICHEN STIFTUNG
FÜNFTER BAND
1
0
MIT 16 ABBILDUNGEN UND 9 TAFELN /.
STRASSBURG 1914
VERLAG VON KARL J. TRÜBNER
HAMBURG: C. BOYSEN
L
^
17
ni
Inhalt des fünten Bandes.
I. Aufsätze und Berichte:
Seite
Amedroz, H. f., The Tajärib al-Umam of Abu 'Ali Miskawaih 335
Becker, C. H., Steuerpacht und Lehnswesen. Eine historische Studie über die
Entstehung des islamischen Lehnswesens 8 1
Gairuner, W. H. T., AI-Ghazäll's Mishkät al-Anwär and the Ghazäli-Problem ... 121
Graefe, E., G, Jacob, P. Kahle und E. Littmann, Der Qarräd 93
Herzfeld, Ernst, Mitteilung über die Arbeiten der zweiten Kampagne von Samarra.
Mit einer Abbildung 196
— Mashad 'Ali, ein Bau Zengi's II a. H. 589. Mit 5 Abbildungen im Text
und 5 Tafeln in Lichtdruck 358
Horovitz, Josef, Zur Muhammadlegende 41
Jacob, G. s. Graefe.
JUYNBOLL, Th, W., Die »Sarekat Islam«-Bewegung auf Java 154
Kahle. P. s. Graefe.
Lehmann, Edv. und Johs. Pedersen, Der Beweis für die Auferstehung im Koran. .54
LiTTMAN, E. s. Graefe.
Menzel, Theodor, Das höchste Gericht. Zwei jungtürkische Traumgesichte i
Nöldeke, Th., Die Tradition über das Leben Muhammeds 160
Pedersen, Johs. s. Lehmann.
RusKA, Julius, Cassianus Bassus Scholasticus und die arabischen Versionen der
griechischen Landwirtschaft 1 74
Sarre, Friedrich, Die Kleinfunde von Samarra und ihre Ergebnisse für das isla-
mische Kunstgewerbe des 9. Jahrhunderts. Mit 3 Abbildungen im Text und
4 Tafeln 180
Seligmann, S., Das Siebenschläfer- Amulett, (Mit einem Beitrage von Erich Graefe.)
Mit 7 Abbildungen 37^
Wensinck, A. J., Die Entstehung der muslimischen Reinheitsgesetzgebung 62
VViET, G., Une inscription d'un vizir des Ikhsidites 171
IL Kleine Mitteilungen und Anzeigen:
Barthold, W., Publikationen der Landschaften (Zemstwo) von Ufa 239
Becker, C. H., Karstedt's islampolitische Aufsätze 244
— Mitteilung der Redaktion 393
JY Inhalt.
Seite
Bergsträsser, G., Abu'I-Barakät Ibn al-Anbäri, Die grammatischen Streitfragen
der Basrer und Kufer 237
DE BOER, T. J., Max Horten: Die Methaphysik des Averroes (1198), nach dem
Arabischen übersetzt und erläutert 240
Christensen, Arthur, Dr. Hermann Roemer : Die Bäbi-Behä'i. Die jüngste mu-
hammedanische Sekte 3^9
— Hippolyte Dreyfus : L'i^pitre au Fils du Loup par Behäou'lläh 390
Goldziher, I., Victor Chauvin 108
Graefe, E., H. Grothe's »Vorderasien-Expedition 1906 und 1907«. Bd. H 232
— Einiges über das Hasis-Rauchen 234
— Schech 'Ali Yüsuf und die Anfänge des »Mu'aiyad« 235
Hess, J. J., Weitere Bemerkungen zu Eutings Tagebuch einer Reise in Inner-Arabien . 116
HoROViTZ, J., Zwischen Himmel und Erde 247
Horten, M., Bemerkungen zu Islam III 404 — 409 226
Jacob, G., Bemerkungen zu Schanfarä's Lämijat al-'Arah 118
— Hamäm 247
Menzel, Theodor, Albert Wesselski : Der Hodscha Nasreddin 212
— Kerimee Hanoum (Frau Maria von Höbe"): Macboule, die Erzählerin 220
— Doris Reeck : Im Reiche des Islam 223
MiEi.CK, R., Eine Sammlung arabischer Zeitungen und Zeitschriften 119
NöLDEKE, Th., Henri Lammens : Le Berceau de ITslam 205
Pedersen, Johs., Eduard Meyer: Ursprug und Geschichte der Mormonen iio
RusKA, Julius, Bemerkungen zu Islam IV, S. 334 1 20
— »Arabic and Chinese Trade in Walrus and Narwhal Ivory« 239
Taeschner, f., Karl Wulzinger: Drei Bektaschi-Klöster Phrygiens 231
Tschudi, R., Hennann Vambery lo?
— Die Fetwa's des Schejch-ül-Isläm über die Erklärung des heiligen Krieges,
nach dem Tanin, Nummer 21 19 vom 15. November 191 4 39'
III. Kritische Bibliographie: 249, 394
IV. Autorenverzeichnis: ' 424
^'
Das höchste Gericht.
Zwei jungtürkische Traumgesichte.
Von
Theodor Menzel.
Die jungtürkische Bewegung führte nach langen hartnäckigen
Kämpfen ihrer zumeist in der Verbannung lebenden und wirkenden
Vertreter endlich zur Wiederherstellung der Konstitution in der Türkei
und erwies sich in der Folge trotz mancher Anzeichen der Unreife
und der Schwäche der politischen Partei und des Mangels an starken,
führenden Persönlichkeiten in ihr doch so lebenskräftig, daß sie un-
geachtet aller Anfeindungen und mancher Rückschläge '^Abd-ül- Hamid
zu stürzen und mitten im Kampfgetümmel des letzten Balkankrieges
das mittlerweile zur Herrschaft gelangte liberale Ministerium zugunsten
ihrer Anhänger wieder zu beseitigen vermochte. Und bis heute sitzt
die jungtürkische Regierung fest im Sattel und hat allen Anschlägen
standgehalten.
Zur Zeit der '■Ahd-ül-Hamidisch.ea Despotie propagandierte die
Partei ihre Ideen noch theoretisch durch eine nicht unbedeutende
Anzahl von rem politischen Zeitungen im Auslande, als deren be-
deutendste das führende jungtürkische Organ in Paris: die von Ahmed
Rizd geleitete Zeitung Mesveret und m Kairo der von Me/imed Murdd Bej
redigierte Mizdn zu nennen sind, während die meisten anderen mehr
ephemerer Natur waren. Großen Einflusses erfreute sich die 1903
in Genf gegründete Zeitschrift Igtihdd (»Freie Forschung«), die noch
heute von ihrem Begründer, dem Augenarzt Dr. '■Abdullah Gevdet
vortrefflich redigiert wird. Sie verfolgte neben den politischen Auf-
gaben hauptsächlich literarische und soziale Tendenzen. Neben dem
türkischen brachte sie anfänglich auch einen französischen Teil, bis
Nr. 3 des zweiten Jahrganges (März 1907) mit dem Titel: Idjtihad,
Libre Examen, Revue sociale et litte'raire de T Orient et de P Occident.
Unmittelbar nach der Wiederherstellung der Verfassung siedelte sie
nach Konstantinopel über und erscheint nunmehr dort weiter. Für
Islam. V. I
2 Theodor Menzel,
uns ist unter anderem besonders der Versuch des Herausgebers inter-
essant, die türkische Leserwelt mit Shakespeare, Schiller und Goethe
bekannt zu machen und ihr neben eigenen Übersetzungen auch Stücke
der Faust- Übersetzung M/z Hüsejn-zäde's, die zum Teil schon vorher
in Baku veröffentlicht worden waren, zu bieten. Neben der Zeitschrift
gab '■Abd-ullah Öevdet im Verlag der Zeitschrift eine Sammlung von
Schriften heraus, die »///f/irti- Bibliothek« {»Kütüb-x^ne -i- Ig-iihäd}.
die in bunter Reihe alles mögliche bringt und deren Titel ich hier
kurz wiedergebe:
Lord Byron: The prisoner of Chillon {Siljon mahhüsi); Alfieri:
Del Principe c delle Lettere [Hükümdär ve edebijät) und Della Tirannide
(Istihddd) , beide von *AbdullahGevdet übersetzt ; Geheime Seufzer
{Gizli fyyanlar); Zwei Hoffnungen {Iki emel); Wissenschaften und
Philosophie [Fünün u felsefe); Briefe aus Mesopotamien {El-Öezire
meklüblary) ; §cj/ Mohammed F üri : Das Erwachen des Islam ('/^as-
i-müslim) aus dem Arabischen übersetzt durch ^Abdullah Gevdet;
Wachtauf! Wachtauf! (Ujanyfiyz ujanynyz); Die erhabenen Fß/fi'^
{Fetdvd-i-serifej; Anfeuernde Lieder [Qahrijdt), Gedichtsammlung 'Ab-
dullah Gevdet Bej's; R. Dozy: Geschichte des Islamismus (Het
Islamisme: Tdrix-i-isldmijet); Gustave Lebon : Der Geist der Völker
(Rü/i-el-aqvdm); SHAKESPEARE: Hamlet; Macbeth; Julius Caesar;
Schiller; Wilhelm Teil (Übersetzungen von 'Abdullah Gevdet);
Traumgesicht und Brief aus Famagusta {Riija ve Mavusa mektiibi) ;
Verkündigung des Bekannten {MaHumu Hldm); Musik und Therapie
[musyky ve teddvi) ; Eine Predigt [Bir yu.tbe) ; Das englische Volk [Jngliz
qavmy in 3 Bänden); Psychologie [Fenn-i-rüh] illustriert; Erhaltung der
Gesundheit des Gehirns {Hyfz-i-syMat-i-dy7näy) illustriert; Die größte
Gefahr (Tehlikeniil büniji); Warum und wie entstand die Revolu-
tion? ilnqildb mein ve nasyl oldu).
Als das 17. Heft der Sammlung erschien die kleine Schrift Ma/jkeme-
i-kubrd: das höchste Gericht, ohne Angabe eines Autors. Der Ver-
fasser, der es aus leicht begreiflichen Gründen vorzog, anonym zu
bleiben, war nach Ahmed Hikmet's Angabe nach seiner eigenen Be-
hauptung Muhji-ed-Din Bej, der jetzige Mütesarrif von Pera.
Es ist ein wenig umfangreiches politisches Pamphlet, das bei
seinem Erscheinen mit Gier von allen jungtürkisch Angehauchten —
und wer war es eigentlich nicht? • — verschlungen wurde, und dessen
Philippika und kühne Sprache gegen ''Abd-ül-IJamid und seine Krea-
turen um so mehr Beifall fand, je ohnmächtiger man sich damals
fühlte.
Ein Exemplar der in Kairo gedruckten Ausgabe von 1908, das
Das höchste Gericht. ■J
auf dem Umschlag bereits als zweite Auflage bezeichnet ist, brachte
mir während meines damaligen Aufenthaltes in Konstantinopel ein
bekannter Türke, der über den Inhalt in Begeisterung geriet. Ich
übersetzte die Broschüre, vergaß aber in der Folge ganz darauf. Später
erwarb ich noch eine andere Ausgabe der Schrift, der ganzen Aus-
stattung und Typenart nach ein Konstantinopler Nachdruck, trotzdem
sie ebenfalls Kairo als Druckort angibt und in der Seitenbrechung,
wenn auch nicht in der Paginierung, bis auf einige wenige unwesent-
liche Änderungen und Korrekturen völlig mit ihrem Vorbild über-
einstimmt. Versehentlich ist z. B. auch die Nummernzahl des Bändchens
mit i8 angegeben. Die Abweichungen habe ich sämtlich in den An-
merkungen notiert.
Die Hochflut der türkischen literarischen Erzeugnisse der Um-
sturzjahre hat literarisch gewiß nur wenig bleibenden Wert. Doch
schließt das ihre Wichtigkeit für die Kenntnis der Zeitgeschichte und
ihrer Strömungen nicht aus. Als Zeitdokument scheint mir das
Schriftchen auch heute noch eines gewissen Interesses nicht zu ent-
behren. Den Einw^urf, daß man solche Dinge stets »auf frischer Fährte«
bringen müsse, halte ich nicht für berechtigt, da die Ziele des Büchleins
andere sind als journalistische.
In diesem Sinne halte ich auch das Traumgesicht der Gerichts-
sitzung über '^ Ab d-ül- Hamide in dem all der Haß und die Verachtung,
deren sich der Sultan in weiten Kreisen seines Volkes zu erfreuen
hatte, in naivster Weise seinen erlauchten Ahnen in den Mund gelegt
wird, einer wörtlichen Wiedergabe nicht für unwert.
Im Anschluß daran gebe ich noch ein zweites Schriftchen, das
unter dem gleichen Titel: Ma/ikeme-i-kubra (das höchste Gericht)
ebenfalls anonym erschien, als zweites Bändchen einer Sammlung:
»Bücher des ii. Juli 1324«. Der Herausgeber war Qdsim-zdde Ndg-i,
der Besitzer der Buchhandlung Sarq. Das Büchlein ist offenbar mit
unter dem Einfluß des buchhändlerischen Erfolges der ersteren Schrift
erschienen, der es unbedenklich den Titel entlehnte.
Während bei der Igtihdd Sehr \it nur der Groll gegen *^ Ab d-ül- Hamid
in einer mitunter recht drolligen oder grotesken W^eise sich Luft machte,
um mit dem Anheimstellen der Rache an die Großmut des Volkes
mit theatralischem Pathos zu enden, verfolgte das zweite Schriftchen
eine für seine Zeit hochaktuelle politische Aufgabe: Es hatte den
Zweck, die hochgehenden Wogen der nationalen Erregung über Öster-
reichs Vorgehen zu beruhigen, das Bosnien und die Herzegowina,
die doch tatsächlich längst von der Türkei losgelöst und der Donau-
monarchie einverleibt waren, nun formell und endgültig seinen Ländern
A Theodor Menzel,
angliederte. Die Frage war eine harte Belastungsprobe für die neu-
konstituierte jungtürkische Regierung, da der damals ins Unendliche
gesteigerte Nationalstolz, der von einer aufsteigenden Entwicklung
der Türkei träumte und von Rückgewinnung des Verlorenen, sich nur
schwer an den Gedanken einer neuerlichen Landeinbuße gewöhnen
wollte und selbst vor einem Krieg nicht zurückschreckte. In reaktionären
Kreisen suchte man anscheinend das kriegerische Feuer sehr gern zu
schüren — wenigstens wai das die jungtürkische Anschauung — ,
um dann bei dem unausbleiblichen Rückschlag wieder die absolute
Macht in die Hände zu bekommen. Die Jungtürken w^aren über die
•Schwäche des Staates wohl informiert, zudem kannten sie den inter-
nationalen Gewohnheitssatz nur zu gut, den der siegreiche griechische
Feldzug neuerdings in Kraft gezeigt hatte, daß nämlich die Türkei
auch durch den glücklichsten Krieg kein christliches Land mehr zurück-
gewinnen könne, das sie einmal verloren hat. Mit der dem ganzen
damaligen jungtürkischen Vorgehen eigenen Mäßigung und Selbst-
beherrschung winkte man daher ruhig und besonnen ab. Dies gelang
auch. Die öffentliche Meinung begnügte sich mit dem Boykott öster-
reichischer Waren, bis wichtigere Sorgen auch ihn in Vergessenheit
brachten.
Die Einkleidung in Traumform spielt bei derartigen politischen
Schriften eine gewisse Rolle. So schrieb schon Ndmyq Kemäl ein
»>Traumgesicht«: »Merhüm Ndmyq Kemäl Bejiü rnjdsy«, das im zweiten
Jahrgang des I^tihdd 1907, Heft 6 und 7, und selbständig in Kon-
stantinopel 1326 bei Artin Asadorian als kleine Broschüre erschien.
Im gleichen Jahre kam auch das »Traumgesicht« Ajet-ullah EjendVs
oder die Verurteilung des GroQvezir's 'Ali PaSa heraus: »Merhnm
Ajet-ullah Efendinin riijdsy ja^od sadra'zam 'Ali PaSanyn mu/idkemesin.
Zur gleichen Zeit, doch ohne Jahresangabe, erschien das »Traum-
gesicht« Zijd Pasa's: »Mer/iüm Zijd Pa^anyn rüjdsy«. Eine gewisse
Ähnlichkeit weist auch in manchen Punkten das im Don^xu-Vildjet
1285 h. (1868 D) gedruckte Büchlein Emin HilmVs: Ma/ikeme-i-jees u
emel (Prozeß zwischen der Hoffnung und der Verzweiflung) auf. Ich
werde gelegentlich auf diese Broschüren zurückkommen.
Bei der Übersetzung des zweiten Schriftchens fand ich es für
überflüssig, alle die zahlreichen Druckfehler und Versehen, die gerade
dieser Druck bietet, eigens anzumerken, da die richtige Lesung sich
fast überall unschwer von selbst ergibt.
Das höchste Gericht. s
Das höchste Gericht.
[Ma/ikeme-i-kubra.)
(S. 3.) An einem Freitage des Monats Re£-eb ^) im //z^ra- Jahre
13 13 (18. Dezember 1895 — 16. Januar 1896) hielt innerhalb und
außerhalb des gewaltigen Tempels der Aja Sofija eine ungewöhnlich
zahlreiche Menschenmenge, eine lärmende Aufregung, ein außer-
ordentlicher Vorgang die Passanten von ihrem Wege zurück und
zwang sie, die an den Toren des gesegneten Versammlungsortes in
würdevollster Haltung stehenden Muhammedaner um Aufklärung
des Sachverhaltes zu ersuchen. Auf die von allen Seiten erfolgenden
Fragen hin, verkündeten die öffentlichen Ausrufer mit lauter Stimme
voll frommer Inbrunst folgende Antwort: »Heute findet das I^ ochste
Gericht statt ! Der Freund Gottes, der Stolz der Schöpfung, unser
Herr (d. i. Mohammed) wird in eigener Person über seinen unwürdigen
Nachfolger zu Gericht sitzen !« Mit diesem Ruf versetzten sie die Luft
in aufregende Schwingungen. Die Sonne tauchte alles mit einem die
Augen blendenden Glänze in Gold, wie wenn sie (S. 4) an diesem ge-
heiligten Tage, der einen hervorragenden Platz in der Reihe der heiligen
Feste des Muhammedanismus einzunehmen bestimmt war, die Lichter
der Freude in den Herzen der Bekenner des einen Gottes auch auf
ihren Wangen malen und widerspiegeln wollte.
In dieser erhabenen Moschee, der man durch die Eroberung und
Umänderung die erste Stelle unter den gewaltigen islamischen Tempeln
eingeräumt hat, gab es an diesem Tage einen ganz besonderen Glanz,
eine ganz besondere Zier. Der Anblick des Inneren bot eine Erhaben-
heit und eine Majestät dar, zu deren Beschreibung eine irdische Feder
unvermögend sein würde.
Zu beiden Seiten des Mihräh mit je zwanzig Schritt Abstand
hatten die gewaltigen osmanischen Sultane Aufstellung genommen.
Der Ausdruck der größten Kümmernis auf ihrer aller Antlitz mußte
dem Blicke des Beobachters auffallen.
Auf den anderen Seiten der erhabenen Moschee befanden sich,
wie man sehen konnte, die größten Osmanen, die seinerzeit für die
Ausbreitung des Islam und des Osmanentums, für seine Größe, seinen
Ruhm und seine Ehre, die Aufrechterhaltung seiner Würde und seiner
Integrität mit Wort und Tat die größten Mühen aufgewendet hatten:
Candarly iCendereli) Kara Xalil^), Kjöse Miydl, Akge Koga, Hdgi
•) Der siebente Monat des muhammedanischen Jahres, an dessen 12. Tage immer der
Aufbruch der Pilgerkarawane nach Mekka stattfindet.
2) Xajr-ed-Din Pasa, gewöhnhch Cendereli Kara Xalil genannt, aus der von Sej/
Edebdli abstammenden Famihe der Cendereli, die neben den Evrenos und den Timurtas
Theodor Menzel;
// Begii)^), Evrenos (Oranos) Bej-), Karaga Bej, Mahmud PaSaS),
Sinän Pasa 4), Zemhilli 'Ali Ejendi 5), Sokolly Mehmed Pasa <'), Özdemir -
zäde Vsmän Pasa'), Ferhäd Pasa^), Xoga Sa'd-ud-Din Efendi'J),
die mächtigste Familie des jungen osmanischen Staates bildete, der geisthchen Laufbahn
entstammend, seit 1360 als Qädi von Brussa, der Residenzstadt, der oberste Richter des
Reiches, dann Heeresrichter, seit 1368 Großvezir, bis zu seinem Tode 1386. Er ist der
dritte Großvezir der Türkei überhaupt und der erste nicht aus Sultansgeblüte stammende.
In seiner Familie blieb das Großvezirat noch in drei Generationen erblich. Vgl. 'Osniän-
zäde Täib Ahmed : Hadiqat-ül-vüzerd S. 6 — 9.
1) Alles wackere Genossen und Kämpen der ersten Sultane. Kose Miydl (der dünn-
bärtige M.) oder Mi/äl-i-rdzi, von Geburt Grieche, schloß mit 'Osmän als dessen Gefangener
die innigste Freundschaft, bekehrte sich zum Islam und bildete eine der festesten Stützen
des sich konsolidierenden Staatswesens. Er wie seine Nachkommen spielen als kühne
Reiterführer in der Geschichte eine bedeutende Rolle. An seine Nachkommen, die Miyal
hafidleri: Ahmed und Mohammed erinnern schöne Bauinschriften in dem 5c/?/as/-Kloster
Sejjid-i-räzi vom Jahre 917 h = 1511 D, wo beide neben dem Heiligen Sejjid Battäl-iräzi
bestattet sind. Ein anderer vertrauter Genosse 'Osmdn's war Akge Koga. Hägi llbegi,
dem tapferen Waflengenossen und Emir Oryan's und Muräd's 1. gebührt hervorragendes
Verdienst an der endgültigen Festsetzung der Osmanen in Europa an der Propontis. Er
eroberte Dimotika und nahm bedeutenden Anteil an der Eroberung der neuen Residenz-
stadt Adrianopel und an der Philippopels. 1663 vernichtete er durch kühnen nächtlichen
Überfall das Heer der Ungarn, Serben und Bosnier an der Maritza, die auf Betreiben
des Papstes Urban V. einen Kreuzzug gegen die Türken unternommen hatten.
2) rdzt-el-hdg^ Evrenos Bej, griechischer Renegat, der unter vier Sultanen diente
und sich um die Ausbreitung der osmanischen Herrschaft in Mazedonien und Griechenland
hoch verdient machte. Heute noch sollen Nachkommen von ihm in Saloniki seine frommen
Stiftungen verv^-alten.
3) Beide unter Sultan Mehmed II. Kara^a Bej tat sich bei der Eroberung Kon-
stantinopels hervor. Mahmud PaSa, serbischer Herkunft, Eroberer Serbiens und Bosniens,
ist der erste wirklich große, weitblickende Mann auf dem Posten des Großvezirats ge-
wesen, das er zweimal bekleidete. Vgl. Ahmed: Hadiqat S. 9 — 11.
4) Der Albanese Sindn PaSa war fünfmal unter Murdd III. und Mehmed III. Groß-
vezir. Vgl. Ahmed a. a. 0. S. 35 — 37.
5) Zemhilli ^Alä-ed-Cin ^Ali Gemäli bedeutender Rechtsgelchrter und Theologe,
der 26 Jahre lang unter Bdjezid II., Seltm I. und Sülejmdn I. das Amt des Sej/-iil-isläm
bekleidete. Den Beinamen ZembilU (der mit dem Korb) erhielt er wegen des vor seinem
Fenster hängenden Korbes zur Aufnahme von Feivd-Gtsnchtn, die er sofort verbeschied.
6) 'favil Mehmed PaSa Sokolly, Bosnier, neben Ahmed Kjöprülü, mit dem er auch
an Länge der Amtsdauer wetteifert, der größte osmanische Großvezir überhaupt, von
umsichtiger und unermüdlicher Tätigkeit. Er wirkte unter 5iV7f/w^>i \.ui\(\Sclim II. 15 Jahre
lang auf diesem Posten.
7) 'Osmän PaSa, Sohn des Cerkes Özdemir Paia, des Eroberers des Jemen und Abessy-
niens, vor allem in den Kriegen gegen Persien ausgezeichnet. Großvezir unter Murdd III.
Vgl. Ahmed a. a. 0. S. 38 — 41; ferner Ahmed Rejiq: 'Osmauly komandanlary S. 109 — 128.
**) Ferhad PaSa, Albanese, zweimal unter Mehmed III. Großvezir. Auch er zeichnete
sich in den persischen Feldzügen aus. Vgl. Ahmed a. a. O. S. 42 — 44; Rejiq a. a. 0. S. 201
— 2l6.
9) Sa'd-ud-Din, berühmter osmanischer Gelehrter und erster Reichshistoriograph:
Das höchste Gericht. 7
Kujugy Murdd; Pasa, Tirjaki Hasan Pasa^), Kjöprülü Mehnied Pasa,
Ahmed (S. 5) Fdzil Pasa, Mustafa Pasa und Hüsejn Pasa-), Koga
Rdyih Pasa3), Resid PaSa^), Midhat Pasa i) und alle anderen großen,
klugen und vaterlandsliebenden Helden und Generale, die fähigen
Großvezire und die standhaften, glaubensstarken 'Ulema's, weit-
berühmte und vielgenannte Admirale wie Barharus Xajr-ud-Din Pasa
Re'is, Pijdle PaSa Reis, Kylyg ^Ali Pasa Reis, Toryud Sdli/i Reis und
Männer wie Fammsiz Hasan 6) : sie alle unterhielten sich mit leiser
vaq'a-nüvis (ein von Murdd III. neugeschaffenes Amt). Zuletzt auch Sej^-ül-isläm. Er
ist der Verfasser der zweibändigen osmanischen Geschichte Täg-ui-teväri/ (Xoga tdriyj).
Auch übersetzte er das Geschichtswerk des Läri (Maula Musli/i-ud-Lin Läri) aus dem
Persischen ins Türkische.
I) Kujugy Murdd Pasa (der Brunnengräber), einer der tatkräftigsten Großvezire,
durch Gerechtigkeitssinn und grausame Strenge sich auszeichnend, der unter Ahmed I.
mit fester Hand die asiatischen Wirren zu schHchten trachtete. Er tat sich auch in den
ungarischen Kämpfen hervor, wie auch Tirjaki Hasan Pasa (der Opiumesser), über den
man Rejiq a. a. 0. S. 313—388 vergleiche.
-) Die »Dynastie« der Kjöprülü (von denen nur der fünfte und letzte Nu'rndn Pasa
fehlt), die in schwerer Zeit mit festem Sinn und hoher Tüchtigkeit den Zerfall des Reiches
erfolgreich aufzuhalten suchten. Ihr Begründer ist der Albanese Kjöprülü Me/imed Pasa,
eine der machtvollsten Persönlichkeiten in der türkischen Geschichte, der als fast Achtzig-
jähriger zum Großvezirat berufen, in den fünf Jahren seiner Herrschaft mit blutiger Strenge
Ordnung schaffte und das Großvezirat sozusagen erblich in seiner Familie machte. Auf
ihn. den ungebildeten Mann der Tat, folgte sein' Sohn Fdzil A/nned Pasa, nicht nur ein
ausgezeichneter Gelehrter, sondern wohl auch der größte unter den osmanischen Groß-
veziren. Vgl. Mihrdn: Mesdhir-i-isldm Nr. 33, S. 1041— 1072. Ihm folgte nach einiger
Unterbrechung sein Bruder Mustafa Pasa als Großvezir unter Sülejmdn II. und Ahmed II,
der sich vor allem um die Besserung der Finanzen verdient machte. Wieder nach einer
Zwischenpause kam 'Amüga-sdde Hüsejn Pasa Kjöprülü zur Leitung, ein Großneffe des
alten Kjöprülü. Sein Werk ist der Frieden von Karlowicz 1699, der es ihm erst, trotz aller
für die Türkei ungünstigen Bedingungen, ermöglichte, mit glückhchem Erfolg sich der
Neuordnung des Staates, der Reorganisation des Heeres und der Flotte zu widmen. Vgl.
Ahmed a. a. 0. S. 104—109; 116— 118; 124—126; und die Stammtafel der Kjöprülü bei
Hammer: Geschichte des Osman. Reiches. Pesth 1840 IV, S. 693.
3) Koga Mehmed Rdyib Pasa, Gelehrter, Dichter und Staatsmann. Er war Großvezir
unter 'Osmdn III. und Mustafa III. und hinterließ als lebendiges Andenken die prächtige
nach ihm benannte Bibliothek.
4) Gemeint ist entweder Mehmed Resid Pasa, der Großvezir unter Mahmud II. war
(vgl. A. Gdvid: Hadiqat-ül-vüzerd, Anhang S. 3—8), oder Mustafa Resid Pasa, der unter
"■Ahd-ül-Megid sechsmal Großvezir war (vgl. Rif^at: Vird-ül-haddiq S. 37 — 40).
5) Midhat Pasa, der bekannte türkische Reformstaatsmann, der Schöpfer der tür-
kischen Konstitution (23. Dezember 1876), der später nach Tdif verbannt und dort 1884
hingerichtet wurde. Es wurde deshalb mit ihm bei den Jungtürken stets ein wahrer Kultus
getrieben.
6) Die türkischen Seehelden, die bei dem ziemlich schlecht realisierten Traum von
der Wiedergeburt der türkischen kriegerischen HerrHchkeit in den letzten Jahren eine
bedeutende Rolle spielten und deren Namen man bei jeder möglichen und unmöghchen
g Theodor Menzel,
Stimme miteinander, während ihr Antlitz von Verzweiflung und
Traurigkeit überströmte.
Die Zeit des Freitagsgebetes war gekommen. Sowie nur eine
äußerst liebliche, einschmeichelnde und verführerische Stimme den
Gebetsruf Mohammed' s zu rezitieren begann, da erfüllte mit einem
Male Licht das Innere der erhabenen Moschee. Die Augen waren
geblendet, die Herzen füllten sich mit banger Erregung. Die Rufe:
Allah ekher (Gott ist groß) begannen in den Ohren der Rechtgläubigen
widerzuhallen. Ohne daß man sah und ohne daß man erkannte,
woher er zu kommen geruht hatte, zog nun der Stolz der Schöpfung,
der Freund Gottes — Gott grüße und segne ihn ! — die Majestät unseres
Herrn {Mohammed), und hinter ihm als sein Gefolge die vier ersten
Kalifen, die auserwählten Genossen, die Tugendhaften von den '■Omaj-
jaden-K2i\\iQn und den \4bbasiden und die Gewaltigen unter den
Königen des Islam zum Mihräh hin. Aus jedem Munde tönte das
Wort des Glaubensbekenntnisses: »Ich bezeuge, daß es keinen Gott
gibt außer Gott und daß Mohammed sein Prophet ist«. Infolge des
heiligen ehrfurchtsvollen Schauders darüber sträubten sich aller Haare
empor.
Unser Herr, der Gesandte der Menschen und der Genien, wandte
sein gesegnetes Haupt nach der rechten Seite. Mit einem Lächeln,
für das man seine Seele zum Opfer bringen möche, schaute er auf die
Hoheit (S. 6) ErtoyruVs ^). Er streckte seine geheiligte Hand aus. Er
begnadete mit seinem Prophetengruß jene verkörperte ^j Lauterkeit
und machte sie so zum Gegenstand des Neides für alle Anwesenden.
Sodann überhäuften seine gesegneten Blicke den Sultan ^Osmdn und
Gelegenheit zitiert fand. Der berühmteste ist Barbarus (Baba L'ru^) Xajr-nd-Lin, Sohn
eines rumelischen, auf Mytilene angesiedelten Sipahi, berüchtigter Korsar und Flotten-
führer. Sülejmdn 1. machte ihn zum Beglerbeg der gesamten osmanischen Scestreitkräftt
Es gelang ihm bald, die osmanische Flotte, wenn auch nur vorübergehend, zu der herrschen-
den im .Mitlclmeer zu machen. Vgl. M. Tevfiq: MeSdhir-i-'osnidnije: Xajr-nd-Lui PaSa
Barbaras 1293. Von den zwei von Deutschland erworbenen Panzerschiffen der Brandcn-
burgklasse wurde das eine nach ihm, das andere nach Toryiid Riis benannt, der sich gleich-
zeitig als verwegener Flottenführer und Korsar auszeichnete und 1565 vor .Malta fiel. (Vgl.
Thurejja: Siüill-i-'osmäny III. S. 255.) Der Kroate PijdU Paia wirkte ebenfalls erfolg-
reich unter Sülejmdn I. Er war 14 Jahre Kapudan Pasa. Noch länger bekleidete diese
Würde in dieser Ära des osmanischen Seeglücks Kyly^ ^Ali PaSa (der Schwert-'y4/i) unter
Sülejmdn I. und Miirdd III. .Ms erfolgreicher Korsar machte sich Sdlih Reis gleich-
zeitig einen Namen. Unter Fammsiz IJasan (der sorgenlose //.) ist wohl der Admiral Vlug
Hasan Paia verstanden, ein Bosnier, der unter MurdJ III. Großadmiral war.
') Der Stammvater des Hauses 'Osmdn, der Vater des ersten osmanischen Sultans:
'Osman I.
^) In beiden Drucken irrig vn'iiiehem statt mü^essem.
Das höchste Gericht. g
der Reihe nach die übrigen mächtigen Sultane mit Gnadenbezeigungen.
Er wandte sich an den Eroberer (sc. Konstantinopels: Mehmed II.)
und an (Sultan Selim I.) Javiiz mit den Worten: »Ihr gehört zu den
rühmlichsten Herren des Islam. Der Muhammedanismus und das
Osmanentum werden sich bis zum Auferstehungstag rühmen, daß sie
euch eine Zeitlang besessen haben. Eure Plätze im obersten Paradies
sollen gesegnet sein !« und begnadete sie damit mit reichen Gunst-
beweisen.
Darauf wandte er sich nach rückwärts und geruhte zu sagen:
dO Bildl '^), verrichte stehend den Gebetsruf ! ^) Wir wollen das Mittags-
gebet verrichten !« Die Anwesenden verwunderten sich und schauten
einer auf den anderen. Aber das Oberhaupt der Propheten, die Majestät
unseres Herrn ging weiter auf den JMihräb zu. Und als er sich zum
7mam-Dienste vorbereitete, vermochte keiner die Lippen zu öffnen.
Man beeilte sich, unserem Herrn, dem Stolz der Schöpfung, nachzu-
ahmen. Das Gebet wurde verrichtet. Der Gesandte Gottes, unser
Herr, betete: »Für das Glück der islamischen Religionsgemeinschaft
und für den Bestand des osmanischen Reiches, ferner dafür, daß die
Muhammedaner sich des Studiums der Wissenschaft und des Wissens
befleißigten und so in bezug auf geistige, ideelle Vorzüge und wissen-
schaftliche Errungenschaften den Vorrang vor den Ausländern be-
kämen; und dafür, daß sich auf selten der Muhammedaner Erfolg
unci. die glückliche Veranlagung zeigen möge, immer ihre Taten und
Hoffnungen der Gerechtigkeit, der Gleichheit und der tätigen Arbeit
anzupassen, da diese die Grundlagen des Islam seien«. Die versammelten
Bekenner des einen Gottes zerflossen in Tränen (S. 7) und mit ihren
voll Inbrunst ausgestoßenen »Amen«-Rufen brachten sie die Wölbung
ö
der Moschee zum Zittern. Nach der Erfüllung dieser notwendigen
Religionspflicht sprach der Edelste der Kinder der Menschen, unser
Herr, zur Gemeinde gewendet, also:
»Da das Kalifat des gegenwärtigen Kalifen vor den Augen des
heiligen Rechtes nicht angenommen und nicht bestätigt ist, so betrübt
es mich, daß w4r das Freitagsgebet nicht haben verrichten können,
und diese meine Betrübnis steigert sich noch, da die Freitagsgebete,
die unter Nennung des Namens eines Kalifen verrichtet werden, der
täglich widerrechtliche Handlungen vornimmt, vor Gott nicht an-
genehm sind. Die Zeit ist gekommen, diesen widerrechtlichen Zu-
ständen ein Ende zu machen. Ruft den '■Abd-iil- Hamid mit allen
") Genosse des Propheten.
-) Qdmet getir: üblich sonst qdmet vermek oder almak, aufstehen zum Gebetsruf,
stehend den Gebetsruf verrichten.
j Q T h e o d o r M c n z e 1 ,
seinen Ministern und Dienern herbei! Der Wille des Rechtes, das Urteil
der heiligen Satzung sollen ihren Lauf nehmen !«
Fast unmittelbar darauf rief ein öffentlicher Ausrufer aus: )>'^Abd-ül-
Hamid kommt, der wider das erhabene heilige Recht, der wider Gerech-
tigkeit und Menschlichkeit gehandelt und der sein Reich und sein
Volk zugrunde gerichtet hat, und mit ihm seine gewissenlosen Minister,
seine schuftigen 'Ulemä's, seine herzlosen Großwürdenträger und
seine ungerechten Henkersknechte !« Damit verkündete und meldete
er die Ankunft des Angeklagten und seiner Begleiter.
Die Blicke der ganzen Versammlung wendeten sich der Tür zu.
Da traten sie ein, voran 'Abd-ül- Hamid, hinter ihm seine Minister
und seine 'Ulemä und alle die anderen. Sie gingen geradenwegs auf
die Freude der Propheten, auf unseren Herrn, zu. ]Mit einem Blicke
der Verachtung bemerkte man, daß der angeklagte Kalife zitternd
einherschritt und daß man auch auf die anderen eher den Ausdruck
»lebendige Leiche« hätte anwenden können, statt zu behaupten, daß
sie am Leben seien.
(S. 8.) Als der Angeklagte noch fünfzehn Schritte weit von der
Hoheit des Gesandten Gottes entfernt war, erhielt er von selten des
Propheten den Befehl: »Bleib dort stehen!«
Daraufhin trat Ertoyrid Fäzi aus der Reihe, in der er sich befand,
heraus und sprach, zu den Anwesenden gewendet: »0 daß doch die
Hoheit Gottes mich in der Gestalt eines Tieres auferweckt hätte und
daß er mich an diesem Tage, der in meinem Herzen ganze Ozeane von
Aufregungen, wahre Meere von Beschämungen hervorruft, nicht
hätte zugegen sein lassen ! O Herr, dadurch, daß Du aus unserem
Geschlecht, das Du ins Dasein zu rufen beabsichtigtest, um den herr-
lichen Ruhm Deiner Göttlichkeit zu verbreiten und zu verkünden,
einen solchen Menschen hervorgehen ließest, der geradezu die einzige
Ursache für die Vernichtung der heiligen Würde des Islam ist, hast
Du uns vor dem Angesicht Deines erlauchten Freundes (Mohammed)
und so vieler Heroen des Islam zu schänden gemacht ! Der verklärten
Ruhe, die wir bis zu dem Kalifate und Sultanat jenes Menschen in
unseren stillen Gräbern genossen haben, hast Du uns nun bis in alle
Ewigkeit beraubt ! Da sei Gott vor, daß ich es wagen sollte. Deinen
göttlichen Willen zu bekritteln ! Aber ich kann meine Gewissensbisse
nicht überwinden !«
Diese eindrucksvolle Ansprache verstärkte noch bei den neben
ihm stehenden kühnen, unerschrockenen Helden die in ihrem Blute
wallende Erregung. 'Osmdn Bej ') gab seinem hochgemuten Vater
■) Sulfan 'Osmän I. 1289— 1326, von dem D>-nastie und Reich den Namen führt.
Das höchste Gericht. 1 1
folgende Antwort: »Bei Gott dem Erhabenen! Wenn ich gewußt
hätte, daß aus unserem Geschlechte ein Subjekt hervorgehen würde,
das den Muhammedanismus und das Türkentum zu einem solchen
Grade der Schmach erniedrigen würde, so hätte ich mich geschämt,
meinen Namen, meine Kinder und meine Enkel dieser Nation als
Andenken zu hinterlassen«.
(S. 9.) Die Majestät Oryiari's'^) sagte: »Wenn ich zu der Zeit, als
mein Bruder '■Ald-ud-Din mit einer über menschliches Maß hinaus-
gehenden Großherzigkeit mir die Herrschaft über die Welt überließ
und mir schenkte und zugleich mein Vezir wurde, und als mein Sohn
Sülejmdn mit einem beispiellosen Opfermute nach Gallipoli hinüber-
ging, hätte ahnen können, daß ein Tag erscheinen würde, an dem die
Muhammedaner, die Osmanen soweit kommen könnten, daß sie, durch
die Schandtaten eines einzigen aus unserem Geschlechte stammenden
Menschen gezwungen, die eroberten, mit dem Heldenblute von Hundert-
tausenden von Osmanen getränkten Landgebiete in Feindeshänden
lassen und wieder hinter jene Meerenge (den Bosporus) zurückweichen
würden: ich hätte den Sülejmdn nicht an das Ufer von Rumelien
(nach Europa) hinübersetzen lassen !«
Xuddvendigjdr -) [Murdd I.) drückte auf folgende Art seinen
Kummer aus: »0 Herr ! Adrianopel, das ich vor 550 Jahren bei der
Eroberung Rumeliens als zweiten Stützpunkt für die vernichtende
Sturzwelle einnahm, die die bis vor Wien dem Osmanentum entgegen-
tretenden Hindernisse wegreißen und mit sich fortführen sollte, und
die Ebene von Kossowo (das Amselfeld), wo ich das zahlreiche, furcht-
bare Heer der Kreuzritter, das zur Vergewaltigung des Muhammedanis-
mus kam, gänzlich vernichtete: sie beide zittern heutzutage wider
alles Erwarten vor der Offensive Bulgariens, das seinerzeit vor den
Heldenschwertern meiner Emire den Nacken beugte und die Kopf-
steuer ixardg-) entrichtete. 'Abd-ül- Hamid, der die fünfhundertjährigen
angestrengten Bemühungen um den Islam überhaupt nicht in Rech-
nung zieht, der unser Geschlecht verfluchen läßt, will die Stätte, wo
ich als Blutzeuge fiel auf dem Amselfelde (S. 10), von bulgarischen
Reitern zerstampfen lassen !....«
[Bdjezid I.) Jyldyrym3) gab diese Antwort: »Ihr, ihr meine er-
lauchten Ahnen ! Ich schäme mich, in eurer Gegenwart den Mund
zu öffnen. Denn ich habe durch meine Unüberlegtheit, durch meine
0 Sohn 'Osmdn's, dem 'Ald-ud-Din freiwillig das Recht der Erstgeburt überlief.
Regierte 1326— 1359.
-) Murdd I. 1359 — 1389, der »Monarch«, »Souverän« -/.a-' ic'j/','^'
3) Bdjezid I. 1390 — 1403.
J2 Theodor Menzel,
unangebrachten Leidenschaftsausbrüche die Existenz des Staates
beinahe dem sicheren Untergange nahe gebracht. Aber ihr wißt auch,
daß ich mich bemüht habe, auf der Walstatt der tapferen Glaubenskriege
mein Muhammedanertum und mein Osmanentum zu beweisen. Zur
Erhöhung des Ruhmes meines Staates, zur Sicherung der Wohlfahrt
meines Volkes habe ich mein Leben auf dem Streitroß zugebracht. . . .«
Die Majestät Celebi's (Sultan Mehmed L) i) geruhte zu erklären:
»Den in Fäulnis geratenen Körper des Staates habe ich dadurch ge-
reinigt, und gerettet, daß ich das Blut meiner teuren Brüder vergoß.
Bei meinen Verträgen habe ich immer Treue bewiesen. Die Wahrhaftig-
keit habe ich als ein Grundgesetz für die osmanischen Padischahe
angenommen. Wenn ich hätte einsehen und mich davon überzeugen
können, daß ein Mensch, der als Gesetz für sich nur das Zwiespalt-Säen
anerkennt, als unser Erbe den osmanischen Thron besteigen und
dieses ruhmvolle Reich vor den Augen der ganzen Welt zu schänden
machen und nur zum Zwecke seines eigenen Wohlbehagens und seiner
persönlichen Sicherheit und für seine Prunksucht in den Strudel des
völligen Unterganges hineinziehen und mit sich selber fortreißen
würde, so hätte ich dieses Reich nicht von neuem in Ordnung gebracht
und gereinigt und wäre nicht mit der früheren Herrlichkeit und Macht
auf die Walstatt zum Kampf für den Glauben des Islam ausgezogen !«
Muräd II. "^j sagte: »Mein Gott ! Was hat denn die kaum drei
Tage währende Sultans-Herrschaft dieser vergänglichen Welt (S. II;
für eine mächtige Anziehungskraft und einen verführerischen Reiz,
daß eine derartig gemein veranlagte Kreatur, die selbst nicht davor
zurückschreckt, sogar das Muhammedanertum und das Osmanentum
mit despotischer Gewalt zu vernichten und zu vergewaltigen, um sich
nur nicht von der Herrschaft trennen zu müssen, kein noch so unerhörtes
widerliches Mittel unversucht läßt, wo es gilt, die Würde ihrer Religion
und ihrer Nation zu zertrümmern, während sie doch durch zwei so
schwerwiegende materielle und ideelle Pflichten, wie sie das Kalifat
und das Sultanat verkörpern, rühmlichst dazu angehalten wäre ! Was
ist dies doch für eine große Niedertracht, seinen eigenen Nutzen im
Schadrn der ganzen Welt zu suchen!... Ich hatte zur Wohlfahrt
(kr Nation meine Krone und meinen Thron mit der größten Ent-
sagungsfreudigkeit meinem Sohne überlassen. Er aber würde, wenn
er sich nicht vor den Fremden und den Ausländern fürchtete, von
unserem Geschlechte überhaupt niemanden mehr am Leben lassen!«
In philosophischer Weise sprach er damit seme Kümmernis aus.
») Mehmed I. 1413—1421.
») Reg. 1421—1451-
Das höchste Gericht. I^
Der Eroberer (Fätih sc. Mehmed II.) ^) geruhte seine Verachtung
in folgende Worte zu kleiden: »Wenn ich gewußt hätte, daß Kon-
stantinopel eines Tages einem Manne gehören werde, der durch seine
Taten beweist, daß er, ganz zu schweigen vom Kalifat und vom
Sultanat, nicht einmal die Würde eines gemeinen Soldaten meiner
Armee verdiente, die durch die Eroberung von Konstantinopel eine
Probe von ihrer Tapferkeit gegeben hat, und der aus lauter Feigheit
und Verrat, aus Trug und List und Lüge und Schwindel geschaffen ist,
und daß ihm der Sitz des Kalifats und die Residenz des Sultanates
zufallen würde: so hätte ich selbst auf die Erlangung der beglückenden
Gunst des Herrn der Gesandten (sc. Mohammed's) verzichtet. Aber die
Einnahme und Unterwerfung eines unvergleichlichen Platzes, der der
bleibende Mittelpunkt des Muhammedanismus und des Osmanentums
werden sollte, war meine wichtigste Verpflichtung dem Islam gegenüber.
Den Feind der Menschlichkeit und der Tugend, der für sich, für seine
Person, für die grausame Betätigung des Kalifats, für sein despotisches
Sultanat (S. 12) die Lebenskräfte der Nation vernichtete und zum
Stillstand brachte, der den Ruhm des Kalifats und der Regierung
erniedrigte und zu schänden machte, soll Gott verfluchen !«
Javuz (Sultan Selim I.) -), der unsere verkörperte nationale Tapfer-
keit darstellt, sagte: »Da ich sah, daß meinem Vater die Macht aus
der Hand entglitten war und daß mit der Religion seiner Vorfahren,
nämlich mit dem Sunnitentum und dem Si'itentume, das ganze
Muhammedanertum schwach geworden war, so zwang ich ihn zum
Verzicht auf Krone und Thron. Auf den Ruf und den Treueid meiner
Armee und memes Volkes hin bestieg ich den Thron des Sultanats.
Das Kalifat habe ich von der tiefen Stufe der Niedrigkeit, auf die es
gesunken war, zu dem hohen Grade wieder erhoben, der ihm zukommt.
Ich habe mem Leben der Einigung des Islam, dem bleibenden glanz-
vollen Ruhme des Osmanentums gewidmet. Ich watete im Blut.
Aber für mein Wohlbefinden, für mein eigenes Ich habe ich ohne Fetvd
nicht einen einzigen Tropfen Blut fließen lassen. Das heilige Recht
und die Gerechtigkeit, diese beiden leuchtenden Wege, waren immer
meine Wegweiser. Wenn ich auch nur mi Traume gesehen hätte, daß
ein Tag erscheinen und der geheiligte Ruhm des Kalifats soweit herunter-
kommen würde, um sogar den Fremden zum Spotte zu dienen, und
daß hieran ein einziger, unserer Familie zugezählter Mensch schuld
sein sollte: ich hätte es nicht geglaubt. Nein, mein erhabener Ahne
Ertop'ul, . . . '^ Ah d-ül- Hamid ist nicht aus unserer Sippe !« Mit diesen
') Der »ErÖffner« Konstantinopels, regierte 1451 — 1481.
-) Der »Grausame« 1512 — 1520.
lA Theodor Menzel ,
Worten machte er, vor Erregung und Ärger von Kopf bis zu den Füßen
mit funkensprühendem Zorn übergössen, seinen starken Gefühlen
Luft.
Die Majestät QdnünV s [Suhsin Sülejmdn I. d. Gr.) ^) sagte: »Ich
gestehe, daß nicht alle meine Handlungen weitausschauend waren
(S. 13). Aber trotz alledem folgte ich dem Pfade meines hochherzigen
Vaters. Ich bemühte mich, semen geheiligten Plan, seine erhabenen
Absichten auszuführen. Mein ganzes Denken, alle meme Hoffnungen
konzentrierten sich auf die Ausbreitung und die Vermehrung des
Ruhmes und der Ehre meiner Religion und meines Reiches. Zu meiner
Zeit machte die die Welt umspannende Macht, die Weltpolitik des
Muhammedanismus und des Osmanentums und seine erfolgreichen
Eroberungszüge die ganze Welt erzittern, wie wenn sie von einem Zyklon
heimgesucht worden wäre. Während in meinem Zeitalter das gesamte
Europa vor der feurigen Widerstandskraft, die aus der Gerechtigkeit
und Hochherzigkeit, dem Eifer und der Tätigkeit unseres Osmanentums
resultierte, in Zittern und Beben verharrte, fürchtet sich heutzutage
unser Reich selbst schon vor einem einzigen Staate (Europas).
Unser Reich kann sich nicht regen, wie wenn es unter einem Alp läge.
Denn eine der ehrlosesten Kreaturen des Landes hat sich aufs Haupt
die Krone des Kalifats und des Sultanats gesetzt. Sie ersäuft das Land
in wahren Meeren von Gewalttaten, statt es durch die Lichter der
Gerechtigkeit zu erleuchten ! Ich bedaure es tausendmal, daß ein
solcher gewissenloser Kerl sich inmitten seiner Vorfahren befindet.«
Mit diesen Worten gab er in billiger und edler Weise dem Strome der
Entrüstung einen Weg zum Fließen.
Ein wenig weiter unterhalb besprachen sich Selhn IL, Muräd III..
Me/imed III., A/imed I., Mustafa I., Vsmdn IL, Murdd 1\'., Ibrdhim I.
uufl Mehmed IV., der Jäger [av^), miteinander. Auf dem Gesichte
Murdds \\. und A/imed's I. traten die Spuren des Ärgers und der
Verachtung deutlich zutage.
Selini IL '-) sprach: »In der Tat begann mit meinem Regierungs-
antritt unser Reich von den Stufen der Größe, zu denen es durch die
Bemühung (S. 14) unserer Ahnen emporgestiegen war, ganz allmählich
herabzusteigen. Aber mein GroQvezir {vekil} war Sokolly, der hundert
Fürsten aufwog. Meinem Volke gegenüber konnte ich in meinem
Herzen keine Feindschaft nähren. LJie Förderung meines Reiches
ließ ich nicht aus meinem Gedächtnis schwinden. Ich erniedrigte mich
nicht bis zur Lüge. Ich ließ mich nicht dazu herbei, Zwietracht zwischen
') Der »Gesetzgeber« 1520 — 1566.
^) Reg. 1566—1574.
Das höchste Gericht. I 5
meinen Untertanen zu stiften. Eine Persönlichkeit wie Sokolly, den
Inbegriff aller Vollkommenheiten, beliefj ich bis zu meinem Tode
auf dem Posten des GroQvezir's. Männer von Ehre zu verbannen,
Leute, die sich durch glühenden Patriotismus auszeichneten, töten
zu lassen: solche Schandtaten habe ich niemals begangen. Verflucht
sollen solche Menschen sein wie *■ Ab d-ül- Hamid!
Muräd III. I) sprach: »In meinem Zeitalter waren es die Ver-
schwendungssucht und die Unwissenheit, die dieses Reich erschüttern
sollten. Dadurch, daß man bei den Janitscharen Leute von außerhalb
aufnahm, kam in die starken Reihen dieser ausgewählten Truppe,
die die gesamte Christenheit nicht hatte besiegen können, und in ihre
erprobte Ausbildung der Verfall -). Aber der Ruhm und die Ehre
des Staates und Reiches, seine Würde und seine Größe waren immer
noch auf einer Höhe, die die Welt in Schrecken setzen mußte. Männer
wie Ferhdd und be-^onders Osmanen wie Özdemir Oylu machten durch
die furchtbare Kraft des Muharnmedanertums die Schake von Iran
und die Zaren von Rußland auf ihren Thronen erzittern. Während
der ganzen Dauer meines Kalifats habe ich mein Volk geliebt. Ich
wußte sehr wohl, daß die Pflicht, die das Kalifat und die Herrschaft
auferlegen, nicht aus selbstsüchtigen Begierden, aus schlechten Ab-
sichten, aus verbrecherischen Handlungen besteht (S. 15). Wenn
ich gewußt hätte, daß aus unserer Mitte einer, mit allen diesen ge-
tadelten Eigenschaften begabt, unserer Familie nachfolgen würde,
so hätte ich von Gott erfleht, mir dieses Sultanat nicht zu verleihen !«
Damit gab er die ihm zufallende Antwort.
Mehmed III. 3) sagte: »Ich habe einen großen Fehler damit be-
gangen, daß ich einen weitblickenden, großzügigen Brauch in selbst-
süchtiger Weise aufhob, der für unser osmanisches Sultanat das hervor-
ragendste Mittel zu Glanz und zu Ruhm war, nämlich den, die Prinzen
zu den auswärtigen Vdli- und Generals-Posten zu berufen. Aber ich
hatte andererseits auch das Verdienst, daß das osmanische Heer in
einer großen Schlacht einen glänzenden Sieg errang 4). Unsere sieg-
reiche osmanische Streitmacht, die bereits angefangen hatte, in Verfall
zu geraten, habe ich noch einmal in den Augen der Feinde ihren Glanz
entfalten lassen. Ungarn mußte sich dem Länderverband meiner Herr-
0 Reg. 1574— 1595.
2) Hier fehlt in dem Konstantinopler Druck eine ganze Zeile, nämlich: terbije-i-ynaq-
bülesine yalel geldi. faqat devlet ve milletin sann serefi.
3) 1595— 1603.
4) Der glänzende Sieg auf der Ebene von Keresztes, unweit Erlau, am 26. Oktober
1596.
l6 Theodor Menzel,
«chaft angliedern lassen. In die Obliegenheiten meiner GroQvezire
und meiner Minister mischte ich mich nicht ein. Völlig ferne lag mir
ein solches menschenunwürdiges Verhalten und Vorgehen, daß ich
etwa den Mann nicht liebte, der mir die Wahrheit sagte. Seitdem
ich '■ Ab d-ül- Hamid erblickte und ihn hörte, schäme ich mich, daß ich
demselben Geschlecht angehöre wie er.«
Ahmed I. ^) gab mit folgenden Worten seinen islamischen Adel
kund: »Als ich noch sehr jung war, verlieh mir Gott schon gnädigst
zwei große Würden, die er nur sehr wenigen unter Millionen seiner
Knechte zu gew'ähren geruht, nämlich eine geistliche: das Kalifat,
und eine weltliche: das Sultanat. Der Staat war in Verwirrung. Das
Osmanenreich, dessen Ausdehnung (S. i6) Staunen einflößen mußte,
stand vor einer gewaltigen Katastrophe. Ja, in jedem Vüdjet hatte
sich wie ein Schlangenhaupt ein anderes Rebellenhaupt erhoben.
Gott sandte mir den Muräd Pa^a -) zu Hilfe. Dieser gesegnete Greis,
dieses Abbild des Eifers und der Tapferkeit, reinigte den Staat von
oben bis unten. Er machte die Geister meiner erhabenen Ahnen wieder
fröhlich. Ich küßte ihm die Hand. Von ganzen Herzen redete ich
ihn mit den Worten: »Mein Vater« an und liebte ihn so, wie meinen
Thron. Wenn mir Gott in seiner vollkommenen Güte schon zuvor
bekannt gemacht hätte, daß sich auf diesen geheiligten, auf dem Leben,
dem Blute, dem Eifer und der Glaubensstärke so vieler Tausende von
Muhammedanern, von Osmanen aufgebauten vaterländischen Thron
des Kalifates, den Sitz des Sultanates 3) ein ''Ahd-ül-Hamid, der einzig
und allein an sich denkt und um nur sich zu schützen, vor keinem
verbrecherischen Mittel zurückschreckt, setzen werde, so hätte ich
um das Verharren meiner Seele in der Ew^igkeit gefleht.«
Muräd IV. 4) sprach also: »Sehr viel Blut habe ich vergossen.
Aber kaum hatte ich den allgemeinen Gehorsam gesichert, dessen der
Sitz des Kalifats, der Thron des Sultanats beraubt gewesen war. so
ritt ich auf die Walstatt des Glaubenskampfes. Ich schloß mich nicht
nur niclit in meiner Hauptstadt, in meinem Palaste ein, nein, tausende
von Kilometern entfernte ich mich sogar davon. Durch ruhmvolle
Siege brachte ich den Glanz des machtvollen Zeitalters Selim s I. wieder
in Erinnerung. Ich habe Bagdad eroberts ). Gott, der Herr, der Vcr-
') 1603 — 1617.
=) Nämlich Kiiju^y Muräd PaSa. Vgl. oben.
3) Text: vatanyn serir-i-yildlete layt-i-sallanata, während der Konstantinopler >!ach-
druck richtig gibt: /ilä/elim', aber statt saJfanatyna ebenfalls unrichtig saltanata hat.
4) 1623 — 1640.
5) Hier ist in beiden Drucken das überflüssige und sinnlose Wort N-oi^ stehengeblieben,
Das höchste Gericht. '1 7
zeihende, wird — so hoffe ich — zum Entgelt für meine angestrengten
Dienste für die Religion und das Reich (S. 17) mir meine blutigen Ver-
brechen verzeihen!« Mit diesen Worten erklärte und gestand er in
billiger Weise sowohl seinen überreichen Mut als auch seine übel an-
gebrachte Leidenschaftlichkeit ein.
Mehmed (IV.), der Jäger i), sprach: »Im Alter von sieben Jahren
schon machte mich die Nation zum Padischah. Aber dennoch ver-
sagte mir Gott, der Spender der Hoffnungen, nicht die Belohnungen
für die in meinem Herzen wohnende Reinheit und Unschuld. Als
seine höchste göttliche Gunst schenkte er zu meiner Zeit diesem Volke
die KjöprüliCs. Meine GroQvezire, von denen jeder einzelne so hoch
an Wert und Würde steht, daß er durch tausend solche unwissende
(ungläubige), kenntnislose, ihrem Vorteil fröhnende egoistische Herr-
scher wie 'Ahd-ül- Hamid nicht ersetzt werden könnte, brachte die
unverhüllte -) Macht unseres Staates von neuem zu Glanz. Allüberall
im Reiche entstand Ordnung. Das Wort: »K-jöprülm versah wi« der
Name SeliTvCs ganz allein für sich bei einem ganzen großen Volke die
Funktion der Ordnungspolizei. Kreta, das einen der wichtigsten
Punkte des Mittelländischen Meeres bildet, wurde durch die angestrengte
Bemühung jener patriotischen Vezire und jener vaterlandsliebenden
GroQvezire erobert 3). Der Kaiser von Österreich, die Fürsten von
Europa begannen bei dem Erscheinen dieser Helden, dieser Abbilder
des Eifers für den Islam, zu zittern. Der Anteil, der von diesen ruhm-
vollen Ereignissen auf mich fällt (S. 18), ist nur der, daß ich diese
großen, diese ungewöhnlichen Persönlichkeiten auf dem Posten der
Macht hielt. Nur dieses Verdienstes rühme ich mich. Leute aber,
die nicht einmal ein solches bißchen Verdienst aufzuweisen haben,
sind nicht einmal des Sultanats und einer Führerstellung würdig,
vom Kalifat ganz abgesehen.« Billig bezeigte er damit eine fremden
Wert richtig einschätzende Noblesse und wahrhafte Bescheidenheit.
Auf der linken Seite des Mihi'dh tauschten Sülejmdn IL, Ahmed IL,
Mustafa IL, A/iniedUl., Mahmüdl., V^mdnlU., Mus/afalU., 'Abd-ül-
Hamid I., Selim III., Mustafa IV., Ma/imüdll., 'Abd-ül-Meßd, 'Abd-ül
wohl versehentlich das auszumerzende Druckversehen des unmittelbar darüberstehenden
X'&,^:Mjt»vv.
0 1648— 1687.
^) Text meksüfe statt besser meksi^fe.
3) Anmerkung der Konstantinopler Ausgabe (fehlt bei dem Kairenser Druck):
»Zur Zeit, da diese Zeilen geschrieben wurden, gehörte Kreta noch tatsächlich der
Türkei. Infolge der Furchtsamkeit und Unbeherztheit unserer Nation, unter deren Söhnen
sich kein einziger befand, der von dem Schild ihrer Ehre einen solchen Flecken, we 'Abd-ül-
Hannd, weggewischt hätte, ging auch Kreta verloren. Der Herausgeber.«
Islam. V. 2
j8 Theodor Menzel,
*Aziz und Murdd \. voll Kummer ihre Ansichten aus. In dem Be-
nehmen Musfafd's II. zog unverhohlener Ärger, auf seiner Stirn eine
königliche Verachtung den erstaunten Blick auf sich. Und Mahmud I.
und Selim III. bemühten sich, hinter einer kaiserlichen Gemessenheit
ihre ganz furchtbaren Schmerzgefühle und ihr Kummerempfinden
zu verbergen. Auch Mahmud II. zeigte sich in einem ganz übermäßigen
Zorn. Man fühlte im Herzen ein heftiges Verlangen, die Beweggründe
des tiefen Grames und Kummers zu erfahren, der sich in dem Benehmen
Murdd' s V. offenbarte.
Mus/afa II. ^) sagte: »Zur Zeit, da ich den Thron bestieg, wollte
ich den Werken meiner erhabenen Ahnen nachfolgen. Bei meinem
ersten ungestümen Angriff bewies ich die für das Osmanentum charakte-
ristische Eigenschaft der Energie. Die Feinde wurden in alle Winde
zerstreut (S. 19). Aber die darauf folgenden Niederlagen verwandelten
mein erstes Hochgefühl in Verzweiflung des Herzens. Ich suchte nach den
Gründen der Niederlage. Ich sah sie in der Überlegenheit des Feindes
in der Kriegskunst. Sie lernten unsere Kriegsmanier. Sie machten
ihre Vorteile und ihre Nachteile ausfindig. Sie organisierten ihre
Soldaten, wie es notwendig war. Nachdem ich diese Überlegenheit
des Feindes einmal erkannt hatte, wollte ich mich dementsprechend
vorbereiten. Aber ach 1 Man hatte mich seinerzeit nicht so vorbereitet,
daß auch ich die Nation, mein Heer hätte vorbereiten können. Die
Niederlagen, die Unglücksschläge -) folgten ohne Unterbrechung auf-
einander. Als die Nation an mir die erhoffte Kraft nicht sah, ent-
thronte sie mich. Während ich die Hoffnung auf die größten Dienste
für den Staat hegte, während ich die Erwartung nährte, ein guter
Kalife, ein ruhmvoller Padischah zu werden, konnte ich meinen Wunsch
infolge meiner Unwissenheit und meiner Kenntnislosigkeit nicht
erreichen. Ich war gezwungen, mit eigener Hand den schädlichen
Vertrag von Karlowicz zu unterzeichnen. Kalifen und Padischahe,
die wie ich aufwachsen, ohne dabei aber die mir eigene Kühnheit und
meinen Patriotismus zu besitzen, sollen sich nur selbst überlegen,
was für große Übel derlei Leute ihrer Nation zufügen können, und
sollen dementsprechend ehrenhafte und tatkräftige Männer nicht
von sich fernhalten !« So riet erweise und gab zugleich damit seinem
Bedauern Ausdruck.
^Abd-ül-Hamtd I. 3) sagte: »Wenn es möglich wäre, würde ich
0 1695—1703.
^) Text: maylttbijeiler, feldket, während der Konstantinopler Druck richtiger: jeld-
keller hat.
3) 1773— 1789.
Das höchste Gericht. IQ
von der Hoheit Gottes die Änderung meines Namens erbeten haben.
Kein Name hat so viel Fluch auf sich geladen wie gerade der meinige.
Mein Reich zeigte zu meiner Zeit die Zeichen des Todes, die Merkmale
des bevorstehenden Sterbens (S. 20). Die Krim ging meinen Händen
verloren. Ein zweiter *Abd-ül- Hamid hat den Leichenschragen ^)
für die ganze Nation vorbereitet. Die geheiligte Pflicht des islamischen
Imämats wird er nur zu der Zeit, wenn er einmal das Leichengebet
für die ganze Nation verrichten läßt, erfüllen.«
Selim HI. -) erklärte: »Ich bestieg den Thron. Den Bau des
Reiches sah ich erschüttert. Ich schaute auf die Nation. In Ver-
zweiflung wandte ich mein Haupt nach Europa. Ich zitterte vor
Schrecken. Dort war man in eine Erneuerung der Welt, in eine wahre
Weltrenaissance eingetreten. Wir jedoch, wir befanden uns auf dem
Abstieg zu dem Höllenbrunnen iyajjd) des Absterbens. Während
jene groß wurden in der Erwerbung von Wissenschaft, in der Politik,
in den Künsten, im Kriegswesen, kamen wir immer mehr herunter.
Ich erkannte, daß nicht die Zeit dazu war, zu weinen. Mit aller mir
zur Verfügung stehenden Energie bemühte ich mich, meinen Staat
zu erneuern, mein Volk zu erleuchten. Wenn ich auch nur Spuren
von Erfolg sah, so freute ich mich. Aber was ließ sich machen? Ich
besaß leider nicht die Athletenhaftigkeit und Heldenhaftigkeit, die
Selim I. eigen war. Gott hatte eine solche Art wie ihn nur einmal
geschaffen. Ich wollte kein Blut vergießen. Von Natur war ich sanft.
Wenn mir von der Kühnheit Fdli/is (Mehmed IL, des Eroberers),
von der wilden Leidenschaftlichkeit Murdd's IV. nur ein kleiner Teil
vom Geschick zugeteilt w'orden wäre, so hätte mein Reich sich nicht
im Zeitalter eines zweiten "■ Ah d-ül- Hamid der Schmach unterwerfen
müssen, in seiner Hilflosigkeit vor der Heftigkeit der Gewalttaten oder
vielmehr vor der Verbrechertätigkeit des Kalifen, vor der Protektion,
die er ehrlosen Menschen angedeihen ließ, von Europa Hilfe zu er-
bitten. Wer den Boden nicht liebt, der das Volk von Ehrenmännern
hervorgebracht hat und groß hat werden lassen (S. 21), der liebt auch
Gott selber nicht. Den '■Abd-ül-Hamid, der völlig bewußt den Ruhm
des Kalifats und seine Heiligkeit unter den Füßen der Ausländer
zerstampfen ließ, wird sicherlich unser Herr, der Gesandte Gottes,
verfluchen.«
Mahmud II. 3) erklärte: »Ich rühme mich dessen, daß ich meines
Erachtens meinem Volke einen großen Dienst geleistet habe. Aber
■) Tenesir, eigentlich der Schrägen, der Tisch, auf dem man die Leichen wäscht.
2) 1789 — 1807.
3) 1808— 1839.
20 Theodor Menzel.
■^•as für ein großes Unrecht habe ich auch \vieder dafür auf der anderen
.Seite begangen ! Ich bemühte mich, die Vildjete gewaltsam mit der
Hauptstadt zu verbinden. Dadurch, daß ich das Korps der Janitscharen
beseitigte, das zu einer fortwährenden verkörperten Rebellion geworden
war, ließ ich kein Hmdernis für die Erneuerung des Staates mehr
bestehen. Aber ich bedachte nicht, daß aus unserer Mitte ein Kalife,
ein Padischah erstehen könnte, der der Nation feindlich gesinnt ist,
von deren Gelde er doch lebt, aus deren Angehörigen er Armeen bildet,
deren Vorhandensein allein er es zu verdanken hat, daß er in allem
• erdenkbaren Prunk und Pomp lebt. Ich bedachte nicht, daß er in dem
Wahn, der Gehorsam der Nation sei Schlechtigkeit, der Umstand,
daß sie ihn ernährte, sei Dummheit, der Grund für ihre Unterwürfigkeit
jedem seiner Befehle gegenüber beruhe auf der Wirkung der in ihm
persönlich vorhandenen Heiligkeit, seine ganze teuflische Intelligenz
zur Vernichtung jener hilflosen, einfältigen Nation aufwenden könnte!
. Ich konnte nicht denken, daß ein despotischer, charakterloser Padischah,
der es nicht liebt, wenn man seinen, dem heiligen Recht, der Gerechtig-
keit, der Menschlichkeit widersprechenden Handlungen entgegen ist,
seine Tyrannei so weit treiben. würde, daß er sogar sich in die Heiraten
der Angehörigen der Nation mischen würde! Ich hege die Hoffnung,
daß Gott mir meine Fehler zur Belohnung für meine gute Absicht, für
meine angestrengte körperliche Tätigkeit für die Wiederbelebung
.meines Volkes, für meine ständige geistige Anstrengung im Dienste
der Nation verzeihen wird !«
(S. 22.) ^Abd-ül-Me^^id^) sagte: »Ich wage nicht zu sagen: Ich
lenkte mein Reich und mein Volk. Ich verschwendete, ich liebte, zu
prassen und zu schwelgen. "Aber dafür rettete ich mein Reich aus einer
sehr großen Gefahr. Ich stellte Männer von Ehre und Tatkraft an
zur Leitung der Geschäfte. Und: wiederum erbitte ich mit der größten
-Beschämung von der Hoheit Gottes Verzeihung meiner Fehler. Aber
damit kann ich mich nicht einverstanden erklären, daß ich der Vater
^Abd-ül-Hamid's bin. Ich nehme die Vaterschaft für eine solche feige
und lügenhafte Kreatur nicht auf mich !«
^Abd-ül-^Aziz^) sprach: »Meiner Sünden sind viele. Ich war
ohne Kenntnis von den für einen osmanischen Padischah notwendigsten
Erfahrungen und Wissenszweigen. Ich legte eine äußerst große Plan-
losigkeit an den Tag, indem ich z. B. in der Woche gleich ein paarmal
die Groüvezire wechselte. Mein größter Fehler ist der, daß ich einen
verbrecherischen, fluchwürdigen Nichtsnutz, wie Ma/tmüd Nedini
0 1839— i86i.
:) 1861— 1876.
Das höchste Gericht! 2 I
zum Groilvezir gemacht habe. Nachdem ich, verführt durch die In-
spirationen dieses Verfluchten, das von Europa durch Gebettel zvi
einem wucherischen Zinsfuße erhaltene Geld handvollweise, sackweise
verschwendet hatte, ließ ich ein großes Reich als bankrott verkünden,
obwohl gar kein zwingender Grund dazu vorhanden war und obwohl
es möglich gewesen wäre, dies zu verhindern. Die ganze Welt sprach
den Fluch über diese Handlungsweise aus. Die Nation verbannte
Mahmud Nedim. Statt daß diese Lektion mich zur Besinnung gebracht
hätte, vermehrte sie im Gegenteil nur noch die Heftigkeit meiner
Despotie. '^ Ab d-ül- Hamid ließ, auch als Schmähschrift gegen mich,
das Buch Üss-i-inqüdb (Die Grundlage der Revolution) schreiben i)
und suchte durch alle möglichen, mir zur Last fallenden Fehler und
Schlechtigkeiten, die er selbst nachher in hundertfach höherem Grade
begangen hat (S. 23), auf Grund meiner Schwelgerei und Verschwen-
dungssucht, in denen er vor dem Volke noch schlechter war, als ich,
mich bei allen zu diskreditieren. Trotz aller meiner großen Fehler, trotz
aller meiner Sünden, hatte ich doch ursprünglich kein schlechtes Herz,
kernen niedrigen Charakter. Ich war ein »Türke«-); Ich liebte mein
Volk. Ich wünschte aus vollem Herzen, aus voller Seele die Wieder-
belebung unseres alten Ruhmes und unseres alten Glanzes. Der schänd-
liche Gedanke, der Feind meines Volkes zu sein, kam mir nicht ein
einziges Mal auch nur im Traume. Die türkische Armee bewaffnete
ich mit den Martini-Gewehren, die zu meiner Zeit die vollkommensten
unter den neuen Waffen waren. Dadurch, daß ich unseren Seestreit-
kräften sieben prächtige Panzerschiffe hinzufügte, erhob ich die Türkei
in bezug auf die Seestreitkräfte zum Weltrang eines starken wehr-
haften Reiches zweiter Klasse. Ich war nicht wie ^Ahd-ül- Hamid
von niedriger Gesinnung, von dirnenhaftem Charakter. Ich hatte
Ehre in mir. Aber ich verirrte mich auf die Bahn des Despotismus.
Das heilige Recht und der Patriotismus des Volkes entthronten mich. Zu
jener Zeit wollte ich durch Selbstmord die Schmach meiner Gewalt-
tat und Despotie durch mein, mit eigener Hand vergossenes Blut
abwaschen und gedachte so abzutreten und ins künftige Leben einzu-
gehen. So tat ich denn auch.
') Beim Regierungsantritt '■Abd-ül- Hamid' s schrieb Ahmed Mid/iat Efendi auf Be-
stellung ein Buch »Le Fond de la Revolution« (Üss-i-inqildb), das alle Schuld auf 'Abd-ül-
Hamid's Vorgänger zu werfen sich bemühte. Dieses Buch bildete den Hauptvor«-urf gegen
den Charakter Ahmed Midkat's als eines bestechlichen Schergenknechtes.
2) Der Ausdruck türk, der bislang so ziemlich gleichbedeutend mit »ungeschliffener,
ungehobelter Mensch, Bauernflegel« war und dessen Verwendung darum peinlich vermieden
wurde, hat jetzt infolge der nationalen Strömung eine ehrenvolle Auferstehung erlebt und
wird jetzt mit Stolz als prägnanteste Bezeichnung für einen türkischen Patrioten gebraucht.
22 Theodor Menzel,
Einige Patrioten, die ihren Posten, ihr Leben zur Rettung des
Vaterlandes aufopferten, brachten die Achtung vor dem Recht und
vor Gott, den Befehl des heiligen ^m'a^Rechtes wieder zur Geltung.
Hundertmal Wehe über jenes Volk, das nicht eine handvoll opfer-
mutiger Helden, eine Schar von Patrioten schützt und verteidigt,
die einen durch seine sinnlichen Handlungen, durch seine niedrigen
Schmarotzer das Volk zugrunde richtenden Padischah wie mich nach
dem Befehle des heiligen v^^rfa^ Rechtes unter großer Selbstauf-
opferung von seinem Throne stürzt (S. 24). Betet man ^j aus Un-
wissenheit für einen Mörder, der von allen Verbrechern der Welt der
größte ist ? «
Muräd V. 2) sagte: AVundert euch nicht, daß ich mich unter
euch befinde, bevor ich noch der unbeständigen Welt Ade gesagt
habe 3). Nur mein Name existiert, wie der Phönix. Mein Körper ist
nicht vorhanden. Seit achtzehn Jahren läßt mich ^Abd-ül-Hamid,
der doch sozusagen mein Bruder sein sollte, wegen eines nur drei Tage
währenden Sultanats, in Gefängnissen, die das Aussehen eines Palastes
haben, herumziehen. Durch tausend Listen wurde ich entthront, unter
dem Vorgeben, ich sei verrückt. Wenn ich geistig gestört bin, zu was
muß ich dann unter der Obhut des Unholdes Namens Hasan Pa^a
leben, der die Gestalt eines Höllen-Dämons hat ? Ist die Nation
wirklich so von Sinnen, daß sie, wenn ich in der Tat verrückt bin,
*Abd-ül- Hamid absetzen und mich auf den Thron setzen sollte? Ich
wurde Kalife als gesetzlicher Erbe des Reiches. Wenn ich also den
Thron des Sultanats bestiegen habe, habe ich da ein Verbrechen be-
gangen? Ist es mir nicht verwehrt, ein Menschenge=icht zu «-ehen,
ja sogar innerhalb der Hauptstadt des von mir so innig wie meine
Religion geliebten Landes, die das Zentrum ihres Ruhmes ist, mich
zu ergehen? Was für eine Schuld habe ich begangen, um solche Qualen
zu verdienen? Was bin ich dir doch für ein unglückseliger Sklave,
daß ich, noch gesunden Leibes, schon im Grabe leben muß? Und
wie wenn diese Grausamkeiten, diese Bedrückungen, die ein Wilder
nicht für erlaubt halten würde, noch nicht genug wären, so verbringt
noch mein Sohn Saldh-ed-Din, das Licht meiner Augen (S. 25), mit
mir zusammen die Blüte seiner Jugend, die Tage seiner Kindheit in
den Kerkern der Gewalttat, in den Grabstätten der Gefangenschaft !«
') Text: rahmet okur-mu, während der Neudruck ra/imei okudu hat.
=) 1876 3 Monate lang.
3) Anmerkung im Neudruck: »Während diese Broschüre geschrieben und zum ersten
Male gedruckt wurde, war er noch Sultan (soll wohl heißen: war er noch am Leben 1).
Der Herausgeber.«
Das höchste Gericht. 23
Mit diesen Worten brachte er seine Klage über erlittene Unbill vor,
die auf alle Zuhörer tiefen Eindruck machen mußte, außer auf '■Abd-ül-
Hamid.
Die Versammlung versank in ein äußerst düsteres Schweigen.
Jedermann wartete auf das Endurteil, das von dem glückseligen
Munde des Propheten ergehen sollte.
Der Stolz der Welt, unser Herr i Mohammed) sprach nun zu '■Abd-ül-
Hamid gewendet: »Der Grund, warum sich die islamische Religions-
gemeinde heute hier versammelt hat, ist der, daß ein so wichtiges,
durch die gegenseitige Vereinigung des islamischen Kalifats und des
osmanischen Sultanats entstandenes Gebilde, einzig und allein durch
deine Schlechtigkeiten dem unabwendbaren Untergang, der ewigen
Vernichtung anheimzufallen droht. Deine dem erhabenen 5^r*-Recht,
der Gerechtigkeit und der Menschlichkeit zuwiderlaufenden Maß-
nahmen, deine despotischen Handlungen, deine grausamen Schritte,
deine grenzenlose, uferlose Verschwendungssucht haben das Reich
zu schänden gemacht. Du hast die Nation in einen Zustand gebracht,
daß man sie von einem Bettler nicht mehr zu unterscheiden vermag.
Da du bewußt alle diese Handlungen begangen hast, so ist nunmehr
die Zeit gekommen, daß du deine wohlverdiente Strafe erfährst. Die
Krankheit deines Bruders Muräd hast du zur Ausführung deiner
gierigen Hoffnungen nur als Vorwand genommen. Mit tausenderlei
Versprechungen hast du jedermann betrogen. Midhat Pasa hast du
getäuscht, um ihn erdrosseln zu lassen. Während du im Seraj Theater
spielen ließest, hast du ihn neben dir sitzen lassen. Wie viel Ehre hast
du über den englischen Botschafter ausgegossen zur Zeit, da du unter
dem Namen »Regent« ivasy) den Thron bestiegst I Wie hast du, als
du das Sejx'ül- Islam at betratst, (S. 26), tief zum Boden hinab dich
bückend, dem Sejx-ül- Islam, der den '■Ahd-ül-'-Aziz abgesetzt hatte,
den Seläm geboten ! Du hast jeden Vorschlag angenommen, um hinter-
her deine Zwecke zu verwirklichen. Du erklärtest dich anscheinend
damit einverstanden, die Konstitution zu geben, d. h. das Volk an der
gesetzlichen Leitung der Staatsangelegenheiten teilnehmen zu lassen.
Du hast die schlechten Handlungen deines Vorgängers durch Bücher
aller Welt verkündet. Der Krieg begann. Vom Seraj aus hast du dir
die Leitung angemaßt. Hast du dir denn die Kriegskunst schon im
Mutterleibe angeeignet ? Unter den Heerführern hast du absichtlich
Zwietracht gestiftet. Du hast den einen auf den anderen gehetzt.
Als sich das russische Heer deiner Hauptstadt nahte, da verließest
du Stambul und machtest dich auf die Flucht. Ein patriotischer
Soldat • — Segen sei über ihn ! — hinderte dich daran. Und als wenn
2A Theodor Menzel,
CS noch nicht genügt hätte, daß du durch deine unsinnigen Befehle
die Armeen zum Untergange brachtest, hast du die Abgeordneten-
kammer aufgelöst, als die Nation die Urheber dieser Unglücks-
schläge zur Verantwortung ziehen wollte. Die patriotischen Mit-
glieder der Abgeordnetenkammer verbanntest du. Die vaterlands-
liebendsten Minister und Staatsmänner ließest du in der Zitadelle von
Tdif und an den Exilsorten in tiefen, tiefen Gräbern begraben. Du
ließest den Sülejmdn Pasa aus Zorn verurteilen, da er zur Zeit der
Entthronungsaf^ärc Chef der Kriegsschule gewesen war. Darnach
begannst du unter Benutzung des Umstandes, daß infolge der Un-
wissenheit des Volkes die energischen, tatkräftigen Männer alle be-
seitigt worden waren, schrittweise die fluchwürdigen Handlungen,
die verworfenen Maßnahmen auszuführen, die du schon seit deiner
Prinzenschaft geplant hattest. Das Mulk-Gnt (Privatbesitz) ver-
fälschtest du auf der einen Seite ohne Erbarmen in »kaiserliche Güter«
(emldk-i-humdj un) (S. 27). Auf der anderen Seite verwendetest du
die Einkünfte des Staates nach Laune und Willkür. Diejenigen, die
dir die Wahrheit sagten, verbanntest du und machtest sie heimatlos.
Die ehrlosesten und gewissenlosesten Menschen stelltest du an die
oberste Geschäftsleitung. Einen \'erfluchten, wie den Mahmhd Nedini.
ließest du aus seinem Exil kommen und machtest ihn zum Chef des
Staatsrates. Deine Bedienten erwähltest du dir selbst zu speziellen
Geheimräten. Diejenigen, die Bcstechungsgelder gaben, begnadetest du
mit Rangauszeichnungen und mit Geschenken. Deine Geheimspitzcl
(xafii^), die nur dazu bestimmt waren, die Familien von Ehrenmännern
auszutilgen, machtest du so zahlreich, wie die Zahl deiner Sünden.
Die Flotte des Reiches ließest du im Goldenen Hörn verfaulen. Durch
deine Verschwendungssucht ließest du das Schatzhaus {bejt-iil-mdl
der Muselmanen vertrocknen. Den einheimischen und den ausländischen
Zeitungen gabst du unter der Bedingung, daß sie deine Schlechtig-
keiten, deine anrüchigen Handlungen nicht weiter verbreiteten, monat-
lich 30000 Lira (türkische Pfund). Diejenigen unter den Beamten,
die Verbrechen begingen, beschütztest du und beließest sie auf ihren
Posten; die Ehrenmänner unter ihnen aber setztest du ab und brachtest
sie ins Elend. Die unbedeutendsten Leute machtest du zum Sehr-emini
(Bürgermeister von Konstantinopel). Aus Feigheit schlössest du dich
mi Seraj ein. Aus Furcht ließest du die Truppen in deiner Hauptstadt
keine Schießübungen mehr machen. Auf den Rat der verfluchten
Sejxe hin ließest du bei der Armee die Mausergewehre nicht abschaffen.
Die Verdienstlosen, die Leute, die keine berechtigte Anwartschaft
auf einen Posten hatten, die Gewissenlosen, die ganz Schlechten und
Das höchste Gericht. 25
Verkommenen brachtest du in Ministerstellen, auf VdH-Vosten.
■In der Meinung: »Sie sollen mir treu ergeben bleiben!« machtest du
aus Leuten ohne Anhang und hergelaufenem Gesindel Kammerherren.
Für sie ließest du mächtige ^) Gebäude aufführen. Und wieder zweifelst
du dennoch mit deinem Mißtrauen, mit deinem Argwohn an allem.
Darin (S. 28) hast du recht. Denn unter ihnen gibt es solche, die über
die von dir verübten Ungerechtigkeiten weinen. Das Geld, das du
durch Verkauf der Ackerbau-Gerätschaften [cift cihiik) des Volkes
aufgehäuft hast, verausgabst du zu Zwecken, die das Volk zugrunde
richten müssen. Lügen zu sagen, Leute zu betrügen gehört nach deinen
Begriffen zu den gänzlich belanglosen, gleichgiltigen Handlungen.
Die Wahrheit zu sagen, die Wahrheit zu schreiben, hast du glücklich
aus deinem Reiche eliminiert. Ja, deine gewissenlosen, verfluchten
Beamten haben sogar einen Vers des Qordn, des gewaltigen an Ruhm,
aus einem Buche mit der Begründung ausgemerzt: »Er ist schädlich 1«
Unter deinen Ahnen ist kein einziger gewesen, der sich so schlechten
Herzens, so furchtsam wie du gezeigt hätte. Du schämtest dich nicht,
zu deinen Helfern über mich so zu sprechen: »Ein Araber, der aus
einer Wüste hervorgekommen ist, machte sich die Welt zu eigen, und
wie sollte ich, der ich der Padischah eines so großen Reiches bin, meine
Untertanen meinem Befehle nicht fügsam machen können?« Die
muhammedanischen Soldaten laufen in Tripolis, in Skutari, in Erzerum,
in Jemen, auf Kreta ganz bloß herum, sie quälen sich ab im Elend.
Was dich aber betrifft, so kaufst du Konak's um 20000 Lira und
schenkst sie den Verfluchten, die du nur dafür großgezogen hast, damit
sie dem Volke das Blut aussaugen, ihm das Leben nehmen, seine Seele
und sein Hab und Gut antasten und deiner Wollust fröhnen. Die
Güter der Nation, die dir gleichsam als Erbschaft von deinem Vater
geblieben sind, verschenkst du hierhin und dorthin, an fremde Ge-
sandte und Prinzen -). Die Patrioten, die in verborgenen Ecken und
Winkeln sich versteckten, und die vor der Vergewaltigung in fremde
Länder flohen (S. 29), gaben dir genaue Rapporte. Sie erklärten, daß
deine Handlungen dem heiligen 5^r*-Recht, der Gerechtigkeit und der
Menschlichkeit zuwider seien. Du hast dem nicht die leiseste Beachtung
geschenkt. Das arme Volk, das du grausam erwürgtest, tut nichts
anderes, als daß es aus tiefstem Herzen blutige Tränen weint. Der Vater
fürchtet sich vor seinem Sohne, der Sohn vor seinem Vater. Du hast
■) Seddddi von Seddäd gebildet, dem König von Jemen, der gewaltige Bauten hinter-
lassen hat.
2) Anspielung auf den von ^Abd-ül-Hamld 1880 dem deutschen Kaiser als Geschenk
überwiesenen Park in Therapia, der jetzigen Sommerresidenz des deutschen Botschafters.
20 Theodor Menzel,
niemandem mehr das Gefühl der Sicherheit übrig gelassen. Für die
Ehrenmänner, für die Leute von Verdienst hast du die Tore des Fort-
schritts und der Hilfe geschlossen. Du hast nicht daran gedacht, daß
einst ein Tag kommen, und die göttliche Gerechtigkeit zur Geltung
kommen würde. Hast du nicht gelesen, daß von deinen \'orfahren
auch selbst Männer, die im Vergleiche zu dir patriotisch, eifrig und
gerecht waren, doch dafür, daß sie wider das erhabene heilige Recht
handelten, vom Thron gestoßen, daß sie als abschreckendes Beispiel
für die anderen hingerichtet worden sind? Hast du dies nicht ver-
nommen? Hast du nicht das Unheil gesehen, das Sultan ''Aziz traf?
Statt daß du den Weg des Rechts gegangen wärest, um eines solchen
Ausganges nicht teilhaftig zu werden, gibt es keine Heuchelei, keine
Lüge, keine Verbannung, keine Schlechtigkeit, keine Ungerechtigkeit,
keinen Mord, die du nicht alle begangen hättest. Aber du hast ver-
gessen, in deine Berechnungen die göttliche Gerechtigkeit und die
Volksrechte mit einzusetzen. In der Despotie hast du die Pharaonen,
die Nimrods übertroffen. Du hast Gott vergessen. Und kurz und gut,
du hast dich schlechter gezeigt, als der verworfenste, der grausamste,
der erbarmungsloseste, der verschwenderischeste, der furchtsamste
von allen bis zum jetzigen Augenblick auf der Welt erschienenen
Herrschern ^). Und dennoch erkennt dich das arme, einfältige \'olk
noch als Kalifen, als Padischah an. Da du den Ruhm des Kalifats
in einer schmählichen und schändlichen Weise beschmutzt hast dadurch ,
daß du z. B. an die Untertanen eines fremden Staates ein Bittgesuch
sandtest (S. 30) und da du bewußt daran gegangen bist, dein Reich
zu vernichten, so erging der göttliche Befehl, deinen Verirrungen,
deinen dem heiligen Recht zuwiderlaufenden Handlungen, deinen der
Gerechtigkeit und der Menschlichkeit hohnsprechenden Taten ein
Ende zu machen !«
Indem sich darnach der Stolz der Schöpfung, unser Herr, an die
Hoheit ^Ömer's und an Javuz Sul/än Selim wendete, geruhte er folgende
Frage an sie zu stellen: »Welche Strafe soll '^Abd-ül- Hamid treffen,
der den Befehl Gottes nicht kennt, der den Propheten mit Verachtung
erwähnt, der den Ruhm des Kalifats schändet und befleckt, der sich
erkühnt, sein Volk, ein ihm vom Herrn anvertrautes Pfand, zu seiner
Lust zu vernichten und zu verderben, und der mit jeder Handlung
sich in Gegensatz zum heiligen Recht, zur Gerechtigkeit und zur
Menschlichkeit stellt?« Beide gaben gleichzeitig zur Antwort: »Die
Hinrichtung.« Daraufhin geruhte der Freund Gottes, unser Herr eine
') e/i fdsiqitie . . . ra/imetUr okutlun: du hast das Andenken der Verworfensten segnen
lassen, d. h. du bist schlimmer als sie.
Das höchste Gericht. 2']
Weile nachzudenken. ^Abd-ül- Hamid und seine Anhänger wälzten sich
vor Angst und Furcht auf dem Boden auf dem Fleck, wo sie sich befanden.
Aus einem Munde fingen sie mit den Worten: »Erbarmen, o ruhmvoller
Prophet 1 Verzeihung und Erbarmen, o Fürsprecher am Tage der
Strafe !« an, Reu und Leid zu erwecken und um Verzeihung zu bitten.
Der erlauchte Prophet, unser Herr, gebot, sein geehrtes Haupt er-
hebend, Schweigen. Und auf solche Weise verkündigte er das Urteil
über '■Abd-ül- Hamid: »Wir wollen '- Ah d-ül- Hamid wegen seiner wider
Gott selbst, wider das heilige Recht und wider die Menschlichkeit ge-
richteten Handlungen des Kalifats und des Sultanats für verlustig
erklären. Sein Leben wollen wir der Großmut des Volkes überlassen,
das er durch so viel Frevel (S. 30) und Gewalttat zu Boden getreten
hat !« Von allen Seiten ließ sich nun tausendfach der Ruf vernehmen:
»Dank sei dir, o du wahrhaftiger Rächer !«
Der Stolz der Welt, die Majestät unseres Herrn schritt mit den
erlauchten Hoheiten und seinem übrigen Gefolge geradenwegs auf das
Tor der erhabenen Moschee los, während aus seinen gesegneten Augen
Tränen des Mitgefühls flössen und während er mit dem auf seinem
geheiligten Antlitz erstrahlenden Lichte des Prophetentums alles
erleuchtete und erhellte, und verschwand aus den Augen der Menschen. . .
Ende.
Das höchste Gericht.
{Mahkeme-i-kuhra.)
Zweites Buch der »Bücher des 11. Juli des Jahres 1324«.
(S. 2.) Ich weiß nicht, warum sich heute in meinem Herzen eine
seltsame Abspannung, ein sonderbares Vorausahnen bemerkbar macht.'
Ich fühle in meiner Brust einen schrecklichen Druck, ein schweres
Gefühl des Kummers. Ich dachte mir: Ich will mit Zeitungslesen
meine Kümmernisse vertreiben. Eine Menge trauriger Nachrichten,
die ich über die orientalischen Fragen sah, Planlosigkeiten, Hand-
lungen, die nur auf eine Abtrennung abzielten, bedrückten meine
Seele in ganz außerordentlicher Weise und brachten über mein Herz
noch mehr Erschöpfung und Niedergeschlagenheit.
Mein Geist ist wieder in Aufregung,
Mein Denken seufzt wieder in Ungewißheit.
Ich bin von Kummer gequält .... In völliger Verwirrung
Bin ich verzweifelt und betrübt .... Mein trauriges
Jammergeschrei zurückzuhalten habe ich nicht die Kraft,
Aber ich habe auch nicht die Kraft dazu, daß ich schreien könnte.
28 Theodor Menzel,
Um diese Melancholie zu vertreiben, ging ich auf die Straße hinaus.
Ohne zu überlegen, in welcher Richtung ich ging, durchwanderte ich
etwa eine Stunde lang, in tiefes Nachsinnen verloren, die Straßen.
Wie dem auch sein mag, es kam eine Zeit, wo ich sehr müde wurde.
Ich suchte in der Nähe einen Platz, wo ich ausruhen konnte. Der
Garten von Tepe basy fiel mir ins Auge. Ich trat ein. An diesem Tage
war ich so empfindsamen Herzens, daß ich, während ich im Garten
mit einer gewissen müden Schlaffheit herumging, sogar von dem
bedeutungslosen klagenden Rascheln der herbstlichen Blätter ergriffen
wurde, die unter meinen Füßen seltsam zerknickt wurden und fort-
wichen. Die gelben Blätter der Bäume, die der zerstörenden Hand
des Herbststurmes anheimgefallen waren, und die kahlen Zweige
schwankten fortwährend vor dem Winde.
(S. 3.) Ich suchte einen Platz, um mich auszuruhen. Eine Bank
fiel mir in die Augen. Ich setzte mich, ohne es für nötig zu halten,
erst die darauf gebreitete, von den dürren vertrockneten Blättern
gebildete gelbe Polsterdecke wegzustreifen. Im Garten befand sich
niemand außer mir. So ist es ja Der Herbst ! . . . . Die Blätter
fallen. Inmitten jener Einsamkeit stützte ich vor dieser melancholisch
machenden Farbe meine Hand an die Schläfen und versenkte mich
in meine seltsamen Gedanken, während ich die Blicke in die Ferne
richtete, auf den allerentferntestcn Punkt des Horizontes .... auf
seine unbekannte Düsterkeit.
»Ich weinte; aber meine Augen waren leer von Tränen.
Auf meiner Lippe war keine Klage und doch klage ich«^).
Am Horizont zeigten sich die welken Sonnenstrahlen unter den dunklen
Wolkenmassen.
Das Goldene Hörn, jenes historische Becken, lag in der Ferne
in einer solchen stillen und schlaffen Unbewegtheit, daß von einem
Ufer bis zum anderen auf seiner Oberfläche nicht einmal die Spur einer
leisen Wellenbewegung sich zeigte. Auf der Oberfläche seiner schwarzen
Wasser lagen kraftlos die alten Panzerschiffe, wie ein unorganischer
Körper ein jedes anzuschauen, als wenn sie die Wunden der Ver-
nichtung, die ihrem Rumpfe die Jahre der Despotie geschlagen hatten,
ausheilen lassen wollten. Die Goldenen-Horn-Dampfer, die die müde,
schlaffe Oberfläche des Meeres rücksichtslos durchzogen, die ruinösen,
halb eingestürzten Schornsteine von ein oder zwei Fabriken am Strande
verstärkten noch in der Finsternis, die die in der Luft ziehenden Regen-
wolken verursachten, die nachhaltige Wirkung des Anblickes. Dieser
*) Zitat aus einem Dichter.
Das höchste Gericht. 20
Anblick, den ich zu anderen Zeiten sehr lieblich, sehr poetisch
gefunden, und der in meinem Hrzen so vielerlei Gefühle entfacht
hatte, verursachte mir heute nur Langeweile.
(S. 4.) »Ist etwa die Zeit traurig oder bin ich betrübt?«^)
dachte ich mir unablässig. Ich verglich das Vergangene und das Gegen-
wärtige. Die Vergangenheit, jene blutige Vergangenheit stand mit
allen ihren Grausamkeiten, mit allen ihren Tragödien vor meinen
bekümmerten Blicken. Wie viele Bilder von allen erdenklichen Grau-
samkeiten, von Grausamkeiten in allen Abstufungen zogen wie ein
Drama vor meinem Auge vorüber. Ich schloß meine Augen, um diese
schrecklichen Phantasien zu vertreiben. Und doch gelang es mir auch
so nicht.
»Satan, ich will nichts mit dir zu schaffen haben. Pack dich fort !
heb dich weg von mir !«-)
Ein Nebel hüllte meinen Blick ein. Unterdessen fühlte ich einen
Zustand, wie wenn ich ganz und gar von Sinnen käme und ohnmächtig
würde. Ich wollte von meinem Platze aufstehen. Doch ich vermochte
es nicht. Eine über alle Vorstellung große Kraft lastete mit aller Wucht
fortgesetzt auf meinen Schultern. Ich wollte meinen Mund öffnen,
um etwas zu sagen. Doch ich brachte es nicht fertig. Mein verzweifelter
Geist war gleichsam von mir gewichen. Ich war jetzt nur mehr eine
leblose Statue, ein bloßer Körper.
Nach einiger Zeit kam ich wieder zu mir. Als ich meine Augen
öffnete, fand ich mich einem ganz außerordentlichen Schauspiel gegen-
über. Den Horizont, den ganzen Horizont der Stadt, die vor zwei
Monaten noch der Sitz der Grausamkeiten und der Schlechtigkeit
gewesen war, hatte ein dichter dunkler Nebel umhüllt. Es w^ar so, als
ob die wundertätige Hand der Allmacht ein weißes Leichentuch darüber
ausgebreitet hätte, um ihre frühere Befleckung vor den Blicken der
Welt zu verheimlichen, oder auch, als ob das Drama der Despotie,
das in dem Schauspielhaus der Welt gespielt wurde, nun zu Ende sei
und der Vorhang sich über dem letzten Akt gesenkt habe. Der Garten
war mit einer ganzen Menge von Leuten angefüllt. Alles w'ar nun in
solche Dunkelheit eingehüllt, daß man hätte denken können: »die
Finsternisse der Gräber sind auf die Erdoberfläche heraufgestiegen« 3).
(S. 5.) Jedermann ist erstaunt und sucht zu fliehen. Eine ganze
W^elt mischt sich mit einer anderen. Keiner kann ein W'ort von dem
') ^Ageb zemän-my /lazin joksa hen-mi muyberr.
-) Sejtän seni istemem, cekil git!
3) Ebenfalls Zitat: zülümät-i-meqähir jer jüzüne cykmys.
•^O Theodor Menzel,
anderen verstehen. Es herrscht ein dumpfer Lärm, ein langgedehntes
Schreien der Menge, ein wahres Tohuwabohu ^j. Eine Masse Worte
werden gesprochen. Niemand versteht aber, was er hört. Zuweilen
aber klingen Worte heraus, wie die Rufe: Krieg . . . Frieden . . . Alles
Volk suchte einen Zufluchtsort, wie wenn schon der letzte Tag an-
gebrochen wäre. Es war so, als ob der Befehl gegeben worden wäre,
die ganze Bevölkerung en masse umzubringen: so bemühte und be-
strebte sich jedermann, diese Exekution zu vereiteln und an das Ufer
der Rettung zu gelangen. Keiner behielt kaltes Blut.
Während ich, darüber in tiefes Sinnen versunken, mich fragte:
»Was bedeuten diese Vorgänge? Was soll denn daraus werden?«
entstand plötzlich bei allen eine noch gewaltigere Verwirrung. Die
Leute zeigten insgesamt mit dem Finger nach einer Richtung hin
mit den Worten: »Siehe, da kommt er !« und wollten Platz machen.
Ich wandte meine Augen ganz unbewußt nach der angezeigten Rich-
tung. Da sah ich eine dichtgedrängte Schar, die mit schweren, heuchle-
rischen Schritten geradenwegs au^ die Versammlung losging und sich
anschickte, dem ganzen Volke kriecherisch wie ein Hund schön zu
tun.
Einer von der Schar ging voraus. Obwohl es unmöglich war,
sein wirkliches Alter zu unterscheiden, da sein Haar und sein Bart
gefärbt und sein Gesicht geschminkt und gepudert war, so konnte
man aus der welken Langsamkeit seiner Bewegungen und daraus,
daß seine Gestalt gekrümmt war, darauf schließen, daß er auf seinem
Rücken die schwere Last einer Menge von ereignisreichen Jahren
mit sich schleppte.
(S. 6.) Die auffälligste Stelle am Körper dieses Menschen, dessen
Schwäche den Eindruck der Abzehrung hervorrufen mußte, war seine
Nase. Eine gewaltige, einem Raubvogelschnabel ähnelnde Nase
nahm den gewaltigsten Teil der Physiognomie ein. Obwohl er seinen
Blicken möglichst viel Milde zu geben sich bemühte, so ließen sich
doch an seinen blutigen Augen die Anzeichen der Teufelei, der Ver-
schlagenheit und der List erkennen. In den Augen und in dem Be-
nehmen eines jeden von seinen Begleitern, die in Uniform, in ^Ulemd-
Tracht und mit Zivilkleidung angetan hinter ihm drein kamen, war
deutlich verschlagene List zu unterscheiden.
Je weiter diese Bande vorwärts kam, um so intensiver verbreitete
sich rings Blutgeruch. Als sie so auf ihrem Zuge bis in die Mitte des
Gartens gekommen waren, blieben sie stehen. In dem Garten, der
noch vor wenigen Minuten von Lärmen und Getümmel widergehallt
') haj u huj.
Das höchste Gericht. ■? j
hatte, gab es jetzt keinen Laut mehr. Jedermann schwieg und war
auf den Ausgang der Sache gespannt. In diesem Augenblick war es,
daß die von mir beschriebene Person sich von ihren Begleitern trennte,
die rings um sie herum demütig mit gekreuzten Händen dastanden,
und in die Mitte sich begab. Der Alte bot dem Volke, das ihn auf-
merksam betrachtete, heuchlerisch den Seläm und begann folgende
Ansprache:
»Osmanen ! Wackere, patriotische Osmanen ! Eure gewaltigen
Ahnen haben, trotzdem sie nur ein unbedeutender Stamm, eine bloße
Handvoll Leute waren, ein die ganze Welt umspannendes Reich er-
richtet und gegründet.
Ihrer siegreichen Herrschaft genügten die anatolischen Steppen
nicht und so gingen sie mit vierzig Mann nach Rumelien hinüber ^).
Die Österreicher, die jetzt auf ihre viereinhalb Schiffe (S. 7) und auf
ihre paar furchtsamen Soldaten pochend, eure Rechte anzutasten
und euch gegenüber herausfordernd aufzutreten sich erdreisten 2),
neigten sich vor euren Ahnen und erwiesen ihnen Ehre und wußten
nicht, wie sie dem Padischah ihre falsche Ergebenheit versichern
sollten, um nur die osmanischen Krieger nicht vor den Mauern Wiens
zu sehen.
Und erst die Bulgaren 1 . . . Ihr Löwen, die ihr das Erbe der Tapfer-
keit jener ruhmvollen Helden, der berühmten Osmanen, angetreten
habt ! Für euch ist es eine große Herabwürdigung, den Namen »Bul-
gare« auch nur in den Mund zu nehmen; für euch ist es eine große
Schande, auch nur daran zu denken, daß ein solches Volk auf der
Erdoberfläche existiert.
Seid ihr nicht die tapferen Erben der Helden, die ganz Europa
erzittern ließen, die durch ihre unerschrockene Kraft die ganze Welt
den Nacken beugen ließen? Vergleicht mit eurer heutigen Schmach
eure vergangene Macht ! Werdet ihr vor den Bulgaren, die zu euren
eigenen Untertanen gehören, den Nacken beugen? Werdet ihr ihnen
ihren Ungehorsam ungerächt hingehen lassen? Duldet denn das der
Patriotismus, der Eifer, die Tapferkeit des Osmanentums? Oder
seid ihr denn nicht die Erben der Tapferkeit jener ruhmvollen Osmanen ?
Sind wir so ohnmächtig, daß ein Staat, der im letzten Jahrhundert
der Sammelpunkt für alle möglichen inneren Wirren, für tausend
verschiedene Revolten war, wie Österreich, sich uns gegenüber eine
') Einnahme von Tzympe (Gemenlik) 1356 durch Überfall von 40 Kämpen unter
dem Prinzen Sülejmdn.
*) Anspielung auf die endgiltige Einverleibung von Bosnien und der Herzegowina
durch Österreich gleich nach der Wiederherstellung der Verfassung.
22 Theodor Menzel,
Machtübcrschrcitung erlauben sollte? Wollen wir darauf von weitem
wie unbeteiligte Zuschauer blicken? Unsere erhabenen Vorgänger
werden uns w-egen dieses unseres Schweigens verfluchen. Auch unsere
Nachkommen werden vor uns zurückschaudern; sie werden uns der
Furchtsamkeit, der verbrecherischen Nachlässigkeit zeihen.
Heute erklärt der Bulgare seine Unabhängigkeit. Dadurch, daß
Österreich Bosnien (S. 8) und die Herzegowina seinen Ländern ein-
verleibt, greift es ganz offen und unumwunden in unsere Rechte ein.
Wenn wir das alles mit Schweigen aufnehmen, so w^erden unsere sämt-
lichen'Nachbarn unverschämt werden. Ebenso wie morgen Griechen-
land Kreta fordern w'ird, so werden auch noch andere sich in den ver-
schiedenartigsten schwierigen Vorschlägen bewegen. Infolgedessen
beruht heute unsere Wohlfahrt und flic Rettung unseres Reiches
darauf, daß wir die, die uns antasten, züchtigen, daß wir sie in ihre
Schranken zurückweisen, daß wir ihnen und der ganzen Welt begreiflich
machen, daß in den Adern der Osmanen noch immer jenes alte, jenes
hehre Blut fließt, und schließlich darauf, daß wir klarlegen, daß das
Osmanentum zur Wahrung seiner Rechte sein Blut nötigenfalls bis
zum letzten Tropfen vergießen wird. Nicht darauf beruht sie, daß
wir uns zu Konferenzen, zu diplomatischen Debatten herbeilassen ! !
Osmanen ! Die tatkräftigen Völker nehmen eine gegen sie gerichtete
Beleidigung nicht mit Stillschweigen auf. Vielleicht kommen sie so
weit, daß sie zur Wahrung ihrer Rechte allen erdenklichen Opfermut
betätigen. Sic sehen dem Tod ins Auge, um die ihnen angetane Schmach
zu sühnen und ihren Namen von dem zugefügten Flecken zu reinigen.
Wurde uns keine Schmach angetan? Griff man nicht in unsere Rechte
ein ?
Wenn wir aber schmachvoll behanckll wurden, warum schweigen
wir dann? Warum zeigen wir ihnen dann, ach 1 nicht unsere helden-
hafte Kraft? Warum handeln wir dann gegen sie nicht so, wie wenn
wir uns der (alten) Osmanen würdig zeigen wollten ? Warum schweigen
wir und machen uns nicht daran, sie zu züchtigen und unsere eigene
Kraft ihnen fühlbar zu machen? Was würden wir denn verlieren,
wenn wir gegen sie aufträten? Ist nicht das größte Opfer, das wir
bringen könnten, unser Leben? Weicht ihr vor einem ehrenvollen
Tode zurück? Kommt, laß uns zusammenstehen: wir wollen diejenigen
züchtigen, die gegen uns rebellieren 1 Wir wollen denen, die unsere
Rechte verletzen, unsere Kraft, unsere Stärke zeigen ! Wir wollen
Krieg führen !
(S. 9.) Krieg, Krieg, Krieg !
Die Osmanen sollen leben !«
Das höchste Gericht.
33
Kaum hatte der Bursche mit dem verfluchten Gesicht diese
heuchlerischen Worte zu Ende gebracht, da ließ er seine Blicke rings
herumschweifen. Er wollte an den Gesichtern des Volkes beurteilen,
welchen Eindruck seine Rede hervorgerufen hatte.
Dieses das Publikum in Erschrecken und in Erstaunen setzende
Schweigen war noch viel entsetzlicher als das vorhergehende Getümmel
und Lärmen. Blut umhüllte das Auge eines jeden von uns. Jeder
von uns war totenbleich geworden. Es war so, als ob der Tod lebendig
geworden wäre und vor dem Angesicht des Volkes vorüberginge. Es
war so, als ob das ewige Schicksal seine Krallen ausgestreckt hätte
und jedermann sich schon von ihnen gepackt fühlte. Niemand gab
auch nur den geringsten Laut von sich.
Dieses tiefe Schweigen brach ganz plötzlich eine überirdische
milde Stimme. Es war plötzlich eine himmlische Gestalt, würdig der
Bezeichnung: »Gottheit der Schönheit«, aufgetaucht, von der ich nicht
sah, woher sie kam.
»Ein phantastisches, fleischgewordenes Phantom ist es, mit einem
sehr langen feurigen Hemd bekleidet. Die ebenholzschwarzen Haare
hängen ihm bis zu den Knöcheln hinab. Aber die vorn um die Stirne
herumgehenden Haare sind wie Igelstacheln emporgesträubt. Seine
ins Schwärzliche spielenden Lippen zittern unablässig. Seine Augen-
brauen sind finster gerunzelt. Vom vielen Weinen haben seine Augen
eine blutige Farbe angenommen. Seine Gesichtsfarbe ist weiß wie
Marmor. Einzig und allein seine Wangen sind rot, so rot, als ob sie
gefärbt wären. Schrecklich anzuschauen, trotz so vieler Schönheit
kommt es daher, mühsam sich hinschleppend. Seinem Blick, sein
Benehmen, seinen Gang, seine Miene, sein Verhalten hat es so ein-
gerichtet, als ob es fliegen wollte«^).
Es kommt heran, während es bei jedem Schritte auf den Weg
Stück für Stück (S. lo) eine Menge Ketten streut. Sobald es sich so
weit genähert hatte, daß es der Versammlung seine Stimme recht zu
Gehör bringen konnte, begann es folgendermaßen zu sprechen, nachdem
es die jetzt an seiner Seite befindliche Schar - — • und zumal in erster
') Die Stelle ist, mit einigen kleinen Abänderungen und Versehen, wörtlich aus
'■Ahd-ül-Haqq Hamids \trstrzgöd\e Esber: Anhang zu Akt III, Szene i, Ausgabe von 129S
S. HO — III zitiert.
Es erscheint hier in einer bei den Türken so beliebten Personifikation das Vaterland
selbst (in den letzten Jahren erschienen z. B. ganz ernstgemeinte Theaterstücke mit lauter
allegorischen Personen). Die Übersetzung wurde durch die Genusschwierigkeit — »das«
Vaterland mit einer Frauengestalt zu identifizieren — wesentlich erschwert, zumal wir
wenig Sinn mehr für solche allegorische Spielereien haben.
Islam. V. 3
-lA Theodor Menzel,
Linie den die Rede haltenden Kerl mit dem verfluchten Gesicht — ■
mit einem zornigen und verachtungsvollen Blicke gemessen hatte:
»Osmanen ! ihr eifrigen patriotischen Männer 1 Wißt ihr, wie
notwendig für euch heute das Vaterland, jenes arme Vaterland ist?
Ihr seid groß geworden im Schatten dieses Landes. Auf diesem Boden
seid ihr erzogen worden. Dieses arme Vaterland hat euch groß gezogen
und genährt. Siehe, nunmehr ist der Augenblick gekommen, diesem
geheiligten Boden beizustehen. Die Zeit ist nun da, diese wahrhafte
Mutter vor drohender Gefahr zu beschützen. Diese Mutter, der ihr
euer Leben zu verdanken habt, ist daran, der Kralle des Schicksals,
dem Schöße des Todes zu verfallen. Von euch, ihren eifrigen patrioti-
schen Kindern, erwartet sie Hilfe und Schutz. Ihr, die ihr allen Völkern
durch euren eifrigen Patriotismus zum Vorbild dient, werdet ihr eure
Mutter diesen Gefahren preisgeben? Ihr seid in bezug auf Helden-
haftigkeit und Mannhaftigkeit ein Gegenstand des Neides für alle
Welt: Werdet ihr wirklich eure Mutter, jene eure wahrhafte Mutter,
eure Mutter, die euch mit ihrer Luft, mit ihrem Wasser, mit ihrer
Erde nährt, verlassen? Ist das der Ruhm der Mannhaftigkeit ? Erlaubt
dies denn auch nur die bloße Menschlichkeit?
Osmanen 1 Während ehemals euer eifriger Patriotismus den
Königen von Ungarn und den französischen Herrschern als Freistätte
diente I), sollte er da wohl heutzutage eurer eigenen Mutter nur zur
Begräbnisstätte werden? ....
Die arme Mutter, das bejammernswerte Vaterland, schaut doch
nur, es steht vor euch 1 Sein Körper, seine Glieder Stück für Stück
sind voll von Wunden. Überall fließen Blutströme an ihm. Ist unter
euch kein Mann der Tat, der seine Hand ausstrecken und sich bemühen
sollte, ihm die Wunden zu verbinden und seine Blutungen zu stillen?
(S. II.) Seid ihr alle zu Trotteln, seid ihr alle zu vaterlandslosen
Gesellen geworden ? Während dieses arme Vaterland so an die sechs-
hundert Jahre schon alle möglichen Opfer auf sich genommen hat,
um euch zu nähren, während es für euch so viele von seinen opfer-
willigen wackeren Söhnen dargebracht hat, werdet ihr euch wohl hübsch
Zeit lassen, es zu schützen und zu wahren? Während es euch in seinem
Schoß hat groß werden lassen, werdet ihr ihm dann nicht da euren
Schoß öffnen? Wißt ihr denn nicht, daß dieses arme Vaterland, das
heute eures tätigen Patriotismus bedarf, die Fortdauer eures Lebens
verbürgt? Wo sind unter euch die eifrigen, ehrenhaften Osmanen,
die sich selbst aufzuopfern bereit wären ? «
») Besser wäre wohl auf Karl XII. von Schweden verwiesen worden.
Das höchste Gericht. 25
Horch, da drang unterdessen an mein Ohr ein äußerst sanfter
Ton. Ich wandte meinen Kopf, um den Sprecher, von dem diese
Stimme ausging, zu sehen. Eine in ein weißes Leichentuch eingehüllte
und in Lichtstrahlen getauchte Gestalt, die ich schon vorher gesehen
hatte, die ich aber infolge des überwältigenden Eindruckes nicht gleich
wiederzuerkennen vermochte, begann zu reden. Sie rezitierte folgenden
sprichwörtlichen Vers:
»Du gehst zwar, doch harrt auch unser (dies Geschick).
Glaub es nicht,
Wenn sie auch behaupten, (daß dies nicht der Fall sei) ! Laß
dich doch damit nicht täuschen!«^)
Als das arme Vaterland diese liebliche, angenehme Stimme hörte,
blickte es plötzlich auf seinen Sohn, der für das Vaterland zum Blut-
zeugen geworden w^ar, und zeigte auf seine Wunden und auf die An-
wesenden. Da sprach die lichte Erscheinung im Leichentuch also:
»Vaterland! Öffne deine Brust! Öffne sie deinem Gotte!
Laß die Blutzeugen, die für dich den Tod erlitten haben, heraus-
treten und laß sie sich vor aller Augen zeigen.
Sag: 0 Herr ! Sollen die blutigen Wunden
Dieser Blutzeugen wieder aufbrechen? « 2)
Das Vaterland, jenes geliebte Vaterland, sagte da, zu den An-
wesenden gewendet:
(S. 12.) Geliebte Kinder ! Kennt ihr denn nicht die Kümmer-
nisse eurer Mutter, der Mutter, die euch auf ihrem zarten Schoß genährt
hat, eurer kranken Mutter? Mein Leib zerfällt in lauter Stücke. Alles
an mir schwimmt in Blut. Wißt ihr denn nicht, daß ich eure Hilfe
brauche? Ich habe bis jetzt an nichts anderes gedacht, als daran,
euch mit herzlichen Zärtlichkeitsbeweisen zu nähren und euch an
meiner Brust groß werden zu lassen. All mein Hab und Gut habe ich
für euch, zu euren Gunsten aufgewendet. Warum habt ihr mich in
diesen Zustand gebracht ? Werdet ihr mich nun verlassen, nachdem
') Sen gidersen bizi kalyr sanma
deseler-de bimu sen aldanma.
Jedenfalls ist der Wortlaut verderbt, wie ja überhaupt der Text durch die störendsten
Druckfehler verunstaltet ist, nur ein Beweis mehr für das eilige Aui-den-Markt-werfen
aller möglichen Broschüren unmittelbar nach der Wiederherstellung der Konstitution.
^) Ac vatan sineni ildhyfia ac
sehiddnyny cykar-da ortaja sac
dej-ki jä-rehb hu sehidänyn
tdzelensün-mi kanly jaralaryt
3*
36
Theodor Menzel ,
ihr mich in einen solchen heruntergekommenen, kränklichen, leidenden
Zustand habt verfallen lassen? Kennt ihr denn meine Kümmernisse
überhaupt nicht? Seid ihr denn nicht dazu imstande, mir zu helfen?
Die Krankheit, an der ich seit gar vielen Jahren leide, wollte man
vor etwa dreißig Jahren auskurieren ^). Man hielt für mich geschickte
Ärzte und sorgsame Diener, Aber in der Folge betrog man sie und
trennte sie von mir. Abgesehen davon, daß man mich meinem kranken
Zustand überließ, schnitt man auch noch diese Teile von mir weg.«
Die Gestalt öffnete den Schleier, in den sie eingehüllt war, und zeigte
Stück für Stück ihren verstümmelten Körper. »Dreißig Jahre habe
ich geseufzt. Ich habe unter diesen meinen Wunden geseufzt. Jeden
Tag wollten sie mich mit irgendwelchen neuen Schikanen und Qualen
bedrängen und plagen, ja, richtiger gesagt, einfach umbringen.
Vor zehn Jahren schnitt man noch ein großes Stück von mir ^b ^).
Ich schwieg, denn ihr wäret unwissend. Es war unmöglich, von euch
Hilfe zu erwarten. Man nahm euch für sich in Anspruch. Meine armen
Kinder ! Während ich in diesem Zustande seufzte, hatten manche von
meinen unglücklichen Kindern jedes erdenkbare Elend, jedes Unglück,
jede Qual und Pein tapfer auf sich genommen. Sie waren in die Weite,
ja weit von mir fortgezogen und hatten geschworen, daß sie ihr ganzes
Glück und ihr ganzes W'ohl zu meinen Gunsten, für mich (S. 13.) auf-
opfern und sich mit allen erdenklichen Anstrengungen bemühen wollten,
mich zu befreien 3). Während ihr hier bei mir im Feuer der Unwissen-
heit und der Vergewaltigung seufztet, verzehrten auch jene Armen
sich in der Ferne, in der Fremde, in den Flammen des Elends und des
Unglücks. Arme Kinder ! Arme Kinder ! Obwohl sie meine Krankheit
diagnostisch festgestellt und die wahre Ursache meines Kummers
erkannt und ein Heilmittel dafür ausfindig gemacht hatten, konnten
sie es doch nicht durchsetzen, mir jenes Medikament bringen zu dürfen.
Ich war krank, meine Kinder, ich war am Sterben. Schließlich haben
sie mich doch gerettet, jedoch nur ])rovisorisch für einige Zeit. Ich
bin gerettet, aber meine Krankheit ist noch nicht völlig verschwunden.
Diese chronische Krankheit läßt sich nicht so leicht vertreiben.
Wenn ihr mich retten wollt, müßt ihr euch ernstlich bemühen. Der-
artige lügnerische Lärmkundgebungen, wie die eben inszenierte,
haben außer Schaden keinen anderen Gewinn. Gewisse Feinde warten
nur auf eine Gelegenheit. Wenn ihr nirlu einigermaßen aufmerksam
') Die Einführung des konstitutionellen Regimes ist damit gemeint. Der Arzt ist
natürlich Midhat PaSa.
-) Ostrumelien.
^) Die Jungtürken in Egyptcn, der Schweiz und besonders in Paris.
Das höchste Gericht, •^ 7
handelt, werden sie mich vergiften. Jawohl, die Schlechtigkeit geht
nicht von einem einzigen Punkt allein aus. Sie riecht nicht so ganz
nach auswärtigen Feinden. Diejenigen, die mich schrecken, sind wohl
einige meiner eigenen verräterischen Kinder. Diese Verräter ersehen
ihren persönlichen Vorteil in meinem Tode. Während ich sie mit meiner
Milch genährt habe, wollen sie sich an meinem Blute satt trinken.
Für ein Stück Brot wollen sie mich martern und vernichten,
wollen sie eine Menge von meinen geliebten, treu ergebenen Kindern,
ihre eigenen Brüder, töten. Ach, ihr Undankbaren 1 Gott ist der
Rächer ! Fürchtet ihr euch nicht vor der göttlichen Gerechtigkeit ?
So viele Jahre habt ihr mich bis auf das Mark ausgesaugt. Ihr habt
mich ins Elend gebracht. Ist, was ihr gemacht habt, noch nicht genug?
Seid ihr denn überhaupt keine Menschen ? Habt ihr kein Herz ? Findet
sich kein Gefühl der Menschlichkeit bei euch ? Könnt ihr mich denn
nicht ein biiichen mir selbst überlassen? Ich möchte diese armen
Kinder, deren Leben mit dem meinen innig verbunden ist, an das
sichere Ufer bringen. Ihr erfindet jeden Tag tausend Flüche, um meine
Ruhe zu vernichten. (S. 14.) Ihr erfindet täglich tausend Schlechtig-
keiten, um für euren persönlichen Ehrgeiz möglichst schnell meinen
Untergang herbeizuführen!«
Das Vaterland heftete hierbei seine Augen auf die Person, die
zuerst die Rede gehalten hatte, und sprach:
»O ihr verbrecherischen Kinder 1 Eines Tages werdet ihr die
Kör M/z-Frage aufs Tapet bringen, um den Parteigeist meiner un-
wissenden und niedrig stehenden, ungebildeten Kinder zu erregen.
Ihr werdet den von euch schamlos wider jede Menschlichkeit verübten
Frevel mit dem heiligen 5m'a^ Recht und der Gerechtigkeit beschönigen
und sie in buntem Durcheinander ^) kund machen.
Eines Tages werdet ihr mit den Mikroben der Zeitung Misdn -)
das ganze Volk vergiften und für euren persönlichen Vorrang alle
') Allajarak biillajarak, höchst ungewöhnliche Form statt des sonst üblichen allak
bullak (auch allak mallak). Vgl. Foy, Studien zur osmanischen Syntax. Mitt. d. Sem.
f. Orient. Spr. 1899, S. 112.
-) Das von Mehmed Murdd Bej, einem Daghestaner, der seine Bildung in Rußland
erhalten hatte, herausgegebene Blatt: »Die Wage«. Murdd Bej spielte zuerst in der jung-
türkischen Partei eine große Rolle gegen 'Abd-ül-//amid. Er gab dann seine Zeitung Mizdn
in Kairo, wohin er sich geflüchtet hatte, weiter heraus und bildete mit ihr neben Paris
die wichtigste Zentrale für die jungtürkische Propaganda. Nach seiner Rückkehr nach
Konstantinopel aber ließ er sich für die Politik des Sultans gewinnen und wirkte nun im
Mizdn für *■ Ahd-ül-Hamid. Noch übler vermerkten seine einstigen Gesinnungsgenossen
dann seine reaktionären verräterischen Umtriebe bei der Gegenrevolution von 1909. Er
wurde zum Tode verurteilt, aber begnadigt und nach Rhodos verbannt.
■sg Theodor Menzel,
meine Rechte aufopfern wollen. Ihr schreckt nicht davor zurück,
für einen einzigen von euch alle Menschen despotisch zu vergewaltigen
und ihre Familien zu vernichten, ohne euch vor euch selbst zu schämen.
Im Verlaufe von zweiunddreißig Jahren habt ihr mehr als die
Hälfte von mir zerstückelt und den Fremden gegeben. Was für teuflische
Gedanken sind es, die ihr jetzt noch erfindet, was für verbrecherische
Vorstellungen sind es, die ihr jetzt noch hegt, um unter den Armen,
die sich zu meinem Schutz und zu meiner Bewahrung zusammen-
scharen, und die Tag und Nacht unverdrossen sich abmühen, den
Samen der Zwietracht zu streuen und sie voneinander zu trennen?
Mehr als zwxiunddreißig Jahre seufze ich schon in den Ketten
des Despotismus, den Krallen der Unwissenheit. Einige von meinen
armen elenden Kindern, die sich für mich aufopferten, fanden für
mich das Heilmittel in der Zeitung Mesveret ^). Ich wollte mich ein
wenig erholen.« Mit vor Erregung zitternder Hand auf die verdächtige
Persönlichkeit zeigend: »Glaubt nicht den Worten dieses Nieder-
trächtigen ! Dieser Schuft ist der verkörperte Despotismus. Obwohl
dieser Unhold sich in das Gewand der Keu'^chheit und der Tugend
gehüllt hat, will er nur Grausamkeiten und Gewalttaten verüben.
Aufgepaßt ! Geht ihm nicht in die Falle !
Despotismus ! Despoten ! Da ihr gemerkt habt, daß nunmehr
der verbrecherischen Tätigkeit und der Bestechung (S. 15.) ein Riegel
vorgeschoben ist, habt ihr tausenderlei Listen und Schlechtigkeiten
ausgeheckt, einen Krieg eröffnet und meine Kinder weggeschleppt,
kurz, habt ihr tausenderlei Intrigen ausgesonnen, um mich zu quälen
und dann zu verlassen, damit ja niemand sich in eure Machenschaften
einmischen könnte. Zuletzt habt ihr auch wirklich Erfolg gehabt.
Gewiß, ihr habt Erfolg gehabt. Ich aber habe meine geliebten Kinder,
meine opferwilligen Söhne verloren und bin ganz verlassen und allein
geblieben. Es war ein gefundenes Fressen für euch, daß ihr es zu ver-
hindern vermochtet, daß man mir das Heilmittel in der Gestalt der
Zeitung MeJveret gab. Doch auch damit nicht zufrieden, seid ihr so
weit gegangen, mich euren fluchwürdigen Hoffnungen und verdächtigen
Zwecken aufzuopfern. Ich Arme, ach, ich habe unter eurem Einflüsse fort
und fort geseufzt und gestöhnt. Während ich heute endlich die Möglich-
keit fand, mich ein wenig zu erholen, w'ollt ihr wiederum eure schon
vor zweiunddreißig Jahren gehegten Gedanken in die Tat umsetzen,
') Die MeSevrei (Mechveret) »Die Beratung«, das jungtürkische Zentralorgan, in
Paris und eine Zeitlang auch in der Schweiz, französisch und türkisch seinerzeitvon A/imed
Rizd, dem nachherigen Kammerpräsidenten, dem Repräsentanten des jungtürkischen
Komitees in Europa, herausgegeben.
Das höchste Gericht. 39
wollt ihr wiederum meine Kinder quälen, mich ihrer beraubt und
allein lassen und dann ungestört die von euch beabsichtigte ver-
brecherische Tätigkeit fortsetzen.
Ach, ihr Verbrecher ! Wollt ihr meine Kinder, meine wackeren
patriotischen Söhne aufstacheln, indem ihr auf ihre empfindlichste
Ader drückt? Fürchten sie sich denn, diese jungen Löwen, vor dem
Kriege? Aber was hat denn ein nutzloser Kampf für einen Vorteil?
Nehmen wir an, daß sie als Sieger heimkehren: Was für einen Nutzen
haben sie davon? Ist denn ein Gewinn zu erwarten, der Ersatz auch
nur für einen einzigen meiner Söhne bieten könnte, der auf dem Schlacht-
felde in diesem Kriege fallen sollte? Oder soll es wieder so gehen wie
vor zwölf Jahren mit der Kreta-Frage? i) Meine Söhne weichen dem
Kriege nicht aus. Aber dient es ihnen und mir zum Nutzen, das Volk
mit gewissen eitlen Hirngespinsten aufzureizen, solange eine absolute
Notwendigkeit sich nicht fühlbar macht ?
Was ist denn der Zweck eines Krieges? Nur zu sterben? Meine
Söhne fürchten sich vor dem Sterben nicht. Aber solange man nicht
sieht, daß meine Ehre angegriffen ist, soll man niemand angreifen.
(S. 16.) Der nutzlose Krieg hat wiederum zur Folge, daß man
jenes Heilmittel (nämlich die Konstitution) von mir nimmt. Wiederum
bleibt mir dann nur die Sehnsucht nach euch. Für uns ist das einzige
Mittel zur Rettung, das einzige, was uns Heil schaffen kann, der Frieden.
Achtet nicht auf jedermanns W^orte 1 W^ar es nicht im Jahre 1293 "-)
ebenso? War nicht der Grund für die Schließung der Abgeordneten-
kammer der Krieg mit Rußland? Wurde eure Niederlage im Kriege
nicht absichtlich herbeigeführt, damit die Kammer geschlossen werden
konnte? Wenn wir wirklich Krieg führen w^ollten, können wir doch
mit Rücksicht auf das Endresultat rein gar nichts erreichen. Es hätte
kein anderes Resultat zur Folge, als uns moralisch und materiell zu
schw^ächen. Dann hebt wieder der Despotismus in unserem Staate
das Haupt empor. An dem Jahre 93 wollen wir ein Beispiel nehmen !
Wir wollen ein Beispiel daran nehmen und unseren Blick einzig auf
die Punkte richten, die unseren wahren Vorteil darstellen. Wir wollen
darnach trachten, eine Volksvertretung, ein Parlament zu eröffnen !
Die anderen Dinge wollen wir den Händen von einsichtsvollen, ge-
wissenhaften und urteilskräftigen Männern überlassen 1 Denn sonst
kehrt in unserem Staate der Despotismus wieder zurück. Das einzige
Mittel gegen die Wiederkehr des Despotismus ist die absolute Ent-
I) Wo die Türkei trotz des siegreichen Feldzuges neue Landgebiete an Griechenland
abgeben mußte.
-) 1876 D.
AQ Theodor Menzel, Das höchste Gericht.
haltsamkeit von auswärtigen Krisen, wie ein Krieg sie darstellt. Nur
auf diese Weise können wir das rettende Ufer erreichen. Anders ist
es unmöglich !«
Kaum waren diese Worte verklungen, so suchte ich den Ver-
fluchten, der uns vorher zum Krieg aufgerufen hatte, damit der Despo-
tismus wieder zurückkehrte. Auf dem Platze, auf dem er sich befunden
hatte, konnte ich ihn nicht mehr entdecken. Er war zusammen mit
seinen Helfershelfern unter dem Schutze der Überraschung der Menge
geflohen.
Ich wollte laufen, um ihn einzuholen und um ihm die verdiente
Strafe zu geben. Da packte mich jemand am Kragen und sagte: »Wohin
gehst du? Gott steht die Rache zu. Er läßt sie nicht außer acht, er
gibt nur einen Aufschub. Überlaß Gott seine Bestrafung!« Dabei
schüttelte er mich. In jenem Augenblicke öffnete ich die Augen. Ich
war in Schweiß getaucht. Der Mann, der mich schüttelte, war aber der
Gärtner, der zu mir sagte: »Efendim, es ist spät geworden. Der Garten
wdrd geschlossen. « Ich war nämlich auf der Bank eingeschlafen. Alles,
was ich gesehen hatte, war nur ein Traum gewesen.
Ende.
Zur Muhammadlegende.
Von
Josef Horov'itz.
I. Das Alter der Wunder des Propheten.
»Bin ich denn etwas anderes als ein Mensch«, hatte der Prophet
selber im Qorän denen geantwortet ^), die von ihm Wunder erwarteten,
und noch etwa loo Jahre nach seinem Tode konnte Johannes
Damascenus seinen sarazenischen Widersachern triumphierend
vorhalten, der, den sie ihren Propheten nennten, habe keine Wunder-
taten vollbracht, die seine Sendung beglaubigen könnten. Diese kürz-
lich von Becker 2) hervorgehobene Tatsache, zwingt zu einer er-
neuten Prüfung der Frage nach dem Alter der Wunder Muhammad's,
über die bereits von Sprenger 3), Goldziher 4), Mez 5) und Caetani ^)
einschneidende Untersuchungen angestellt worden sind. Dürfen wir
die Worte des Damaszeners so deuten, daß die Gestalt Muhammad's,
von dem man später rühmte: »kein Prophet hat jemals irgendein
Wunder vollbracht, desgleichen nicht auch unser Prophet getan«?),
damals noch nicht vom Glänze der Heiligenlegende umstrahlt gewesen
sei? Das wäre schwer vereinbar mit dem, was Völkerpsychologie und
Hagiologie uns vom Walten der heiligsprechenden Phantasie gelehrt
haben; die Gestalt dessen, der für viele Tausende der Prophet ge-
worden war, konnte der Umbildung nicht entgehen, die die volks-
tümliche Verehrung überall und zu allen Zeiten an ihren religiösen
') Süra XVII 95.
-) ZA Bd. XXVI (191 2) 181; Johannes Damascenus starb wahrscheinlich
748/49 (ibid.), s. auch Lammens in den MFOB III i. 259.
3) Bd. III S. LIV fE.
4) Studien II 278 ff.
5) s. Verhandlungen des II. internal. Kongresses für allgemeine Religionsgeschichte
(Basel 1904) 235 ff.
^) Annali I 45 ff.
7) Q ä d i ' I j ä d , Sifä (ed. Cairo 131 8) 260.
A2 JosefHorovitz,
Heroen vollzogen hat ^). Der neue Prophet mußte das Erbe seiner
Vorgänger antreten und ihr Heiligenkleid anlegen. Von seinen ehemals
heidnischen Landsleutcn wurden auf ihn die Kräfte übertragen, die
sie früher ihren Kähin's zugesprochen hatten; von den neubekehrten
Bewohnern der alten Kulturländer ihm die Attribute ihrer früheren
Heiligen beigelegt. Allerdings haben wir in den Gegnern des J o -
hannes Damascenus gelehrle Theologen zu sehen, und diese
brauchen nicht alles, was die Phantasie der namenlosen Verehrer zu
ihres Propheten Ruhme erdichtet hatte, gutgeheißen zu haben. Die
zahlreichen Wunder aber, die schon die älteste uns erhaltene Bio-
graphie des Propheten (deren Verfasser etwa 20 Jahre nach J o -
hannes Damascenus gestorben ist) in seine Lebensgeschichte
hineinflicht -), erlauben uns auch für die Frühzeit nicht, den Unter-
'^chied zwischen der Wundersucht des volkstümlichen Glaubens und
der theologischen Lehre zu einem absoluten Gegensatz zu erweitern.
Wie Johannes Damascenus, so hatten auch schon vor ihm
Gegner sowohl als auch vor allem Neuzubekehrende die Frage nach den
Wundern des Propheten gestellt und die Theologen zu einer Antw^ort
gezwungen. Nicht naiv, wie es die volkstümliche Phantasie getan,
sondern mit Bewußtsein übertrugen die Theologen auf Muhammad,
was sie von den Wunderlegenden der Andersgläubigen gehört hatten.
Dieser Prozeß der Assimilation von Wundern früherer Heiligen und
Propheten, der gleichermaßen von den Bedürfnissen des Volksglaubens
wie von dem Zwang der theologischen Propaganda bedingt war, war
zu der Zeit, als Johannes Damascenus seine Disputationen
abhielt, schon längst soweit vorgeschritten, daß das Vakuum der
Kindheits- und Jugendgeschichtc des Propheten bereits ganz im Sinne
der typischen Heiligenlegende ausgefüllt und sein ganzer Lebens-
lauf mit Wundern und Zeichen ausgeschmückt war. Das aller-
dings beweist uns die Argumentation des Johannes Damas-
cenus, daß man damals in der Polemik mit gelehrten Gegnern
von den Wundern noch keinen Gebrauch zu machen wagte, zumal diese
den Qorän auf ihrer Seite hatten, und daß die Wunder des Propheten
noch weit davon entfernt waren, ein allgemein anerkannter Glaubens-
artikel zu sein.
Die Frage, von wem diese Wundergeschichten zuerst in Umlauf
') Treffend sagt Sir Alfred Lyall: »It is impossiblc in India to make voluntary
conversions of any number perceplible in so vast a population without miraculous gifts,
rarely claimed by but always imputed to a new teacher or saint« (Asialic Studies I 150).
-) s. weiter unten.
Zur Muhammadlegende. A2
gesetzt wurden, wäre sehr leicht zu beantworten, wenn wir den Isnäd
noch so arglos ansehen könnten, wie er selber uns das zumutet. Be-
sonders verführerisch klingt er, wenn ein und derselbe Bericht in ver-
schiedenen im wesentlichen gleichlautenden Versionen erscheint; na-
mentlich Sprenger hat in solchen Fällen den frühesten Überlieferer,
auf den sich alle Versionen einen, als den Urheber des Berichts aner-
kannt. Es bleibt aber auch da die Möglichkeit, daß ein von einem
Tradenten im Namen einer Autorität überlieferter Bericht von einem
anderen gehört und dann ebenfalls der betr. Autorität zugeschrieben
worden ist. So wenig auch bezweifelt werden soll, daß schon einzelne
»Genossen« vielerlei Wunderbares berichtet haben, im einzelnen wird
sich nicht mehr mit Sicherheit sagen lassen, was ihnen angehört
und was ihnen später in die Schuhe geschoben worden ist. Nur das
Datum der schriftlichen Aufzeichnung kann uns einen sicheren termi-
nus ante quem liefern.
Die älteste Biographie der Propheten, die wir besitzen, die des
I b n I s h ä q , liegt uns vollständig nur in der Gestalt vor, die ihr
I b n H i s ä m gegeben hat. Dieser hat sowohl Zusätze gemacht als
auch Auslassungen vorgenommen; aus der Sorgfalt, mit der er seine
Zusätze als solche kennzeichnet, dürfen wir schließen, daß er innc-
halb dessen, was er aus I b n I s h ä q beibehalten hat, keinerlei Ände-,
rungen gemacht hat, was auch die Kontrolle bestätigt, welche die sehr
zahlreichen Zitate aus Ibn I s h ä q's Buch bei Tabari und an-
deren uns ermöglichen. Ibn Ishäq steht bereits unter dem Zwang
des Isnäd, wenn er es auch nicht ganz so streng damit nimmt wie
die späteren. Die Technik des Isnäd gestattet uns im allgemeinen
nicht zu entscheiden, wo es sich um Übernahme mündlicher Berichte
und wo um Nachschreiben von Kollegheften des Lehrers handelt.
Daß es bereits vor Ibn Ishäq schriftliche Aufzeichnungen über die
Prophetenbiographie gegeben hat, ist zweifellos, mag man auch vielen
Nachrichten über Bücher, die schon in der ältesten Zeit existiert haben
sollen, noch so skeptisch gegenüberstehen. Ohne hier auf die älteste
biographische Literatur einzugehen, über die sich Sachau in der Ein-
leitung zum dritten Bande des Ibn S a ' d verbreitet hat, sei nur
hervorgehoben, daß z. B. az-Zuhri, der so häufig bei Ibn Ishäq
als sein unmittelbarer Gewährsamnn erscheint, schon ältere Berichte
gesammelt und redigiert hat. Berichte, die im wesentlichen überein-
stimmten, aber auf verschiedene Gewährsmänner zurückgingen, wurden
von ihm unter Voranstellung eines Isnäd' s, in dem sämtliche Gewährs-
männer genannt wurden, zu einem Bericht vereinigt und dann Ab-
w^eichungen der einzelnen Gewährsmänner in deren Namen jedesmal be-
44 Josef Horovitz,
sonders nachgetragen. Bereits Goldziher ^j hat darauf hingewiesen,
daß a z - Z u h r i dieses Verfahren geübt hat; ein weiterer Beleg dafür
findet sich bei B u h ä r I , Sahädät XV i. Außer a z - Z u h r i (52
bis 124 H) nennt Ibn Ishäqin den uns hauptsächlich interessieren-
den Teilen seines Werkes am häufigsten als seine unmittelbaren Ge-
währsmänner Jazid b. Rümän (f 130 Hj, 'Abdallah b.
Abu Bakr (f I35j, 'Äsirn b. 'Omar b. Oatäda (f 127)2).
Neben diesen erscheinen Mitglieder seiner eignen Familie (wie sein Vater
Ishäq b. Jasär) sowie Nachkommen oder Familienangehörige des
jeweiligen Helden der Erzählung. Sehr häufig wird die Herkunft der
Berichte nur unbestimmt angedeutet durch Formeln wie jiniä balag-am.
fimä jadkurün, dakarü, haddatani ynan lä attahim oder man atiq bihi
oder ba'^d ahl al-^ilm und das skeptische oder mindestens reservierte
fimä jaz'-amün. Oft fehlt jede, auch noch so unbestimmte, Herkunfts-
bezeichnung, und ich bin geneigt anzunehmen, daß diese Stellen aus
älteren Sammlungen, die bereits eine Art Vulgata darstellten, auf-
genommen worden sind; auch Dokumente, Listen usw. werden ganz
anonym gegeben 3). Wie alle älteren »Historiker«, hat Ibn Ishäq
sich damit begnügt, den von allen Seiten zuströmenden Stoff zu sam-
meln und in Kapitel einzuteilen, gelegentlich auch einmal ein Urteil
über die Glaubwürdigkeit eines Berichts abzugeben. Bei der Auswahl
des Aufzunehmenden leitete ihn sein eignes Urteil, das von seinen religiösen
und politischen Neigungen nicht unbeeinflußt geblieben ist; daß er aber
innerhalb des von ihm auf genommenen willkürlich Änderungen vorgenom-
men habe, ist durch nichts wahrscheinlich gemacht. Erfunden hat er so
wenig4) etwas wie diejenigen, die vor ihm den Stoff gesammelt und bear-
beitet hatten ; anders stand es um die Erzähler, die Berichte wie Isnäde oft
genug erdichteten. Es waren zu Ibn Ishäq's Zeiten schon viele
Traditionen im Umlauf, die er aus irgendwelchen Gründen nicht auf-
nahm. Daß also bestimmte Erzählungen noch nicht existierten, kann
nie daraus geschlossen werden, daß Ibn I s h ä q sie nicht erwähnt.
Im allgemeinen zeigt ein \'ergleich mit den späteren Werken, daß
das Wunderbare sich immer stärker bemerkbar macht; doch
kommt es auch vor, daß uns jüngere Werke eine wundcrlosc \'ariante
0 ZDMG. Bd. L 474.
^) Über diese Autürilätcn s. Fischer, Biogra{>hie>i von Geicährsmänuern des Ibn
Ishäq s. V.
3) Vgl. Caetani, Annali I 31 ff.
■1) Daß er Verse, die seine Freunde verfaßt, dem Helden der Erzählung in den Mund
legte (s. Fihrist 92) wird richtig sein; das war eine Konzession an die literarischen Bedürf-
nisse der Leser oder Hörer, die an den Wechsel von prosaischer und poetischer Rede von
alters her gewöhnt waren.
Zur Muhammadlegende. 4^
darbieten von Berichten, die in älteren Werken wunderhaltig sind.
Es darf eben nie vergessen werden, daß es sich auch bei den ältesten
Sammlern nur um eine Auswahl der damals bekannten Berichte
handelt ^). Sicher ist manches von dem, was wir bei Ibn Ishäq
finden, erst zu seinen Lebzeiten erfunden worden; zweifellos
aber würden die älteren Werke, wenn sie uns erhalten wären, uns die
Lebensgeschichte des Propheten ebenso mit Wundern verbrämt dar-
bieten, wie es Ibn Ishäq tut. Dieses Bild des wundertätigen
Propheten muß schon im letzten Viertel des ersten Jahrhunderts der
Higra feste Gestalt angenommen haben. Ein Ansatz zur systema-
tischen Behandlung der Wunder zeigt sich schon bei Ibn Ishäq
in der Überschrift mä sahara li-rasül-i-Uäh min al-mu''gizät fi kajr al-
handaq [6/1). Ob etwas derartiges schon bei seinen Vorgängern stand,
läßt sich nicht sagen; endgültig durchgedrungen war der Glaube an
die Wunder des Propheten im ersten Jahrhundert der Higra jeden-
falls noch nicht.
Um deutlich zu machen, welche Rolle das Wunderbare- bereits
bei Ibn Ishäq spielt, lasse ich eine Zusammenstellung der von
ihm erzählten Wunder (ausschließlich der von Ibn H i s ä m hinzu-
gefügten) folgen; die Namen der Gewährsmänner, auf die er sich
beruft, sind in Klammern jedesmal beigefügt.
Wunderbare Zeichen begleiten des Prophe-
ten Geburt. Bei seiner Geburt geht von seiner Mutter ein Licht
aus, bei dessen Schein sie die Schlösser von Bostra sehen kann (102 :
jaz'-amün fimä jatahaddat an-näs walläh a'^lam); ein Jude ruft seinen
Glaubensgenossen zu »heute Nacht ist der Stern aufgegangen unter
dem Ahmad geboren worden ist« wie Hassan b. Täbit mit eignen
Ohren gehört hat (Sälih b. Ibrähim ib. 102-3). Die Ankunft
des Kindes verbreitete Segen in dem damals von Mangel
heimgesuchten Stammgebiet seiner Nährmutter Halima (103: Gahm,
Maulä des Härit b. Hätib). Diese wie auch der Prophet selber
(106: Taur b. Zijäd) berichten, wie die beiden Engel ihm das Herz
herausgezogen und es gereinigt haben. Von Jugend an bleibt
er vor Sünden bewahrt: Eine unsichtbare Hand versetzte
ihm einen Schlag, als er beim Spiel sich einmal nackt ausgezogen
hatte, und er erhielt den Befehl, den /sär umzutun (117: ßmä diikiralf
vom Propheten selber); als Hirtenknabe war er in Mekka bei einer
Hochzeit zugegen, wobei musiziert wurde; da wurde er von Gott in
Schlaf versetzt, um die Musik nicht zu hören (bei T a b a r I I126, *Ali
I) Vgl. auch Becker's Bemerkungen über das auf Wahb b. Munabbih
zurückgehende Heidelberger Fragment in Papyri Schott-Reinhardt I 89.
46 Josef Horovitz,
vom Propheten). Vielerlei deutete darauf hin, daß es
mit dem Götzendienst bald zu Ende sei: Ein ''Alf,
dem man die Knaben zu bringen pflegte, daß er ihr Prognostikon stelle,
erkannte schon die Zeichen seiner besonderen Auserwähltheit (114-15,
Jahjä von seinem Vater *Abbäd b. 'Abdallah b. az-Zubair); aus dem
Inneren eines Kalbes, das einem Götzen geopfert wurde, hörte *Omar
den prophetischen Ruf von dem Manne, der ausrufen werde: »es
gibt keinen Gott außer Allah« (133- — 4: Man lä attahim von Abdallah
b. Ka*b). Viele Zeichen tun den Einsichtigen
kund, daß ein Prophet unter ihnen weile: Der
Mönch Bahira sah die Zweige des Baumes sich neigen, den jungen
Muhammad zu beschatten; aus seinen iVussagen erkannte er, daß er der
künftige Prophet sei, wie er auch das Siegel des Prophetentums an
ihm sah (i 15-16: jaz^amün, bei Tabari 11 23 'Abdallah b. Abu
Bakr). Auch Salmän der Perser erkennt ihn an dem Siegel (141 *Äsim
b. *Omar von Ibn *Abbäs von Salmän); Jesus, den Salmän auf seiner
Wanderung trifft, weist ihn auf den Propheten (142-43 *Äsim b. *Omar,
mit Mittelgliedern: huddittu ''an Salmän) ^j. In Syrien beschatten
ihn zwei Engel (120 jlmä jas'amün), die Bäume begrüßen ihn (151
'Abdalmalik b. 'Abdallah von ba'^ä ahl al-''üm) und einer kommt auf
seinen Befehl zu ihm (258 Ibn Ishäq's Vater). Alle seine Träume
erweisen sich als wahr (151 az-Zuhri von 'Orwavon'Äi§a). Ein wunder-
bares weithin leuchtendes Licht erschien auf dem Gesicht des at-Tufail
b. Anas und dann später auf seiner Peitsche zum Zeichen dafür, daß er
den Islam angenommen hatte (253 ja-kän at-Tufail jii/iaddil). Die
nächtliche Reise nach Jerusalem auf dem Buräq hat Ibn I s h ä q
schon in mehreren Versionen (263fl.) ; schon damals wurde viel darüber dis-
kutiert, ob sie ein Traum oder Wirklichkeit gewesen sei; auch die Him-
melfahrt wird nach man lä attahim von AbüSa'id al-Hudri und 'Ab-
dallah b. Mas'üd erzählt (268 — 70). DieFeinde des Propheten
vermögen nichts gegen ihn auszurichten: das
muß Abu Gahl erfahren, dessen Hände eintrocknen, als er den Pro-
pheten mit Steinen bewerfen will (190 ba'^ä ahl al-'ilm von Ibn
'Abb äs s. 187). Suräqa, der ihn verfolgt, kann nicht an ihn heran, sein
Pferd stolpert und fällt, seine Pfeile sind unwirksam, der Rauch, der
sich erhebt, zeigt ihm an, daß der Prophet für ihn unerreichbar ist
(331 az-Zuhrl mit Mittelmännern von Suräqa). Auch Gaurat, der ihn
mit seinem eigenen Sclnverte bedroht, kann ihm nichts anhaben (663
') Charakteristisch ist der Zusatz des Propheten: ^j ^ÄJCiJ^^o c>->-^
Zur Muhammadlegende. An
*Amr b. *Obaid von al -Hasan von öäbir). Dagegen jagt der
Prophet seine Feinde mit geringen Mitteln in
die Flucht, bei Badr durch eine Handvoll Kiesel, die er gegen
sie schleudert (445 bei I b n H i s ä m ohne Isnäd, nach T a b a r I
von a z - Z u h r i , wie der vorausgehende Bericht). Sein Ge-
bet gegen seine Feinde findet Erhörung; sie sterben an
Krankheiten, die an dem Teil ihres Körpers ausbrechen, auf den der
Prophet gedeutet (272 Jazid b. Rümän von *Orwa »oder einem anderen
Gelehrten«); Obaj muß sterben, obwohl die Wunde, die der Prophet
ihm beigebracht hatte, ganz unbedeutend war; hatte der Prophet doch
gesagt: »ich werde dich töten, so Gott will« (575 Sälih b. Ibrahim
b. 'Auf). Den Leichnam des Muhallam spie die Erde dreimal aus,
da der Prophet Gott gebeten hatte, ihm nicht zu verzeihen (988/9
man lä attahim von Hasan al - BasrI). Seine Feinde wer-
den von drohenden Gesichten eingeschüchtert:
Abu Gahl sieht zu Häupten des Propheten ein fürchterliches Kamel,
das ihn aufgefressen hätte, hätte er dem Propheten nicht gehorcht
(257-58 'Abdalmalik b. 'Abdallah at-Taqafi). Dagegen bleibt
der Prophet seinen Feinden unsichtbar, da sie
mit Blindheit geschlagen werden (326 Jazid b. Zijäd von Muham-
mad b. Ka'b al-Qurazi). Die Engel helfen ihm: bei Badr
fechten sie auf seiner Seite (449 — 50 zweimal, 'Abdallah b. Abu Bakr
indirekt von einem Mitkämpfer, Ibn Ishäq's Vater indirekt von
einem Mitkämpfer), ebenso bei Hunain (849 Ibn Ishäq's Vater indirekt
von einem, der dabei war); wider die Banü Quraiza half Gabriel mit in
der Gestalt des Dihja (685 Ibn Ishäq's Vater von Ma'bad b. Ka'b).
Gabriel half auch den Leichnam des Sa'd b. Mu'äd tragen (698 man lä
attahim von Hasan al- BasrI). Auch sonst stehen des Pro-
pheten Genossen, wie er selber, unter beson-
derem Schutz; so wurde die Leiche des *Äsim b. Täbit, der ge- '
schworen hatte, keinen Heiden zu berühren, von den Bienen beschützt
(639 'Äsim b. 'Omar). Der Prophet hat Macht über die
unbelebte Natur: ein Stock verwandelt sich in ein Schwert
(452, s. den für das ganze Kapitel geltenden Isyiäd S. 427 — 8); Wasser
sprudelt auf sein Gebet hervor (904, s. den für das ganze Kapitel gelten-
den Isnäd S. 893, vgl. T a b a r I 1703); auch eine Regenwolke erscheint
auf sein Gebet (899). Ein hartes Stück Erde wird weich, als Wasser,
in das der Prophet gespien hatte, darüber gegossen wird (671 halaganl
von Gäbir). Mit wenigem speist er viele Menschen:
mit einer Handvoll Datteln speiste er alle »Leute des Grabens« (671
Sa'd b. Minä indirekt von der Tochter des Basir b. Sa'd, die selber
48 Josef Horovitz,
die Datteln gebracht hatte); ebenso reichte damals das eine Schaf
Gäbir's für alle (672 Sa'd b. MLiä von Gäbir). Ein kleines Stück Gold, das
der Prophet auf seiner Zunge hatte, wiegt 40 Öqijja und reicht aus
zum Freikauf Salmäns (142 Jazid b. Abi Habib von einem der *Abd-
alqais). Verborgenes ist dem Propheten offen-
bar und Zukünftiges ihm bekannt: die ohne Zeugen
geführte Unterhaltung des 'Omair mit Safwän \vird ihm bekannt
(472 Muhammad b. Ga'far b. az-Zubair von 'Orwa); vom Himmel erfährt
er, was die Nadir vorhaben (652 Jazid b. Rümän); der Knochen des
Schafes verrät ihm, daß es vergiftet ist (764 anonym); er hat Kunde von
dem Brief des Hätib b. Abi Balta'a an die Qurais (809 Muhammad b.
Ga*far von *Orwa) und weiß, wo die verlorene Kamelin zu finden ist
(900, der Isnäd S. 893 gilt für den ganzen Abschnitt s. T a b. 1699 und
1692). Dem Hälid sagt er voraus, er werde Okaidir auf der Jagd
treffen, was sich auch bestätigt (903 s. für den Isnäd S. 893); auch
seine Voraussage, Abu Darr werde bald sterben, geht in Erfüllung
(901 Buraida b. Sufjän indirekt von*Abdalläh b. Mas'üd). Des Pro-
pheten Tod erfolgte nach seiner eignen Wahl:
da ihm die Schlüssel zum Paradies und die zum ewigen Leben hie-
nieden zur Wahl gestellt wurden, wählte er die ersteren, und so starb
er (1000 ^Abdallah b. 'Omar indirekt von einem Maulä des Propheten).
Auch über seinen Tod hinaus erstreckt sich die Für-
sorge von oben: als man im Zweifel ist, wie sein Leichnam zu
behandeln sei, überbringt eine geheimnisvolle Stimme die Entschei-
dung (1019 Jahjä b. *Abbäd indirekt von *Äi§a).
Altarabische Motive (wie das Wissen um das Verborgene, das
auch der Kähin besaß), Ausdeutungen koranischer Stellen, jüdische
Erzählungen von Gottesmännern und frommen Rabbis, apokryphe
Evangelien unrl christliche Heiligenlegenden, antik-heidnische, bud-
dhistische ^) und zoroastrische -) Elemente, sie alle haben schon im
ersten Jahrhundert der Higra dazu herhalten müssen, das Bild des
Propheten auszuschmücken; die antiken und buddhistischen Elemente
drangen vor allem durch christliche Vermittlung, Zoroastrisches
direkt ein. Stärker als der jüdische Einschlag, der in den qisas al-
anbijä seine Triumphe feiert, ist hier der christliche 3). Es ist
') Viele Parallelen hat bereits Basset in seinen Anmerkungen zur Übersetzung der
Burda zusammengestellt (La Bordah du Cheikh elBousiri, Paris 1894); man vgl. jetzt auch
Windisch, Buddhas Geburt und die Seelenwanderutig, Leipzig 190S, über die Einzelheiten
der Buddhalegende.
-) S. Blochet, RHR. Bd. 40 S. i — 26 über zoroastrische Elemente in der Legende
von nii'räg.
3) Vgl. auch GoLDZiiiER, Studien II 3S2.
Zur Muhammadlegendc. aq
charakteristisch, \vie oft in der Prophetenbiographie von christlichen
Dingen geredet wird. Die Stelle im Johannesevangelium über den
Parakleten (XV 23 — 27), die auf Muhammad gedeutet wurde, wird
von Ibn Ishäq in wörtlicher arabischer Übersetzung angeführt,
und zwar schließt sich diese, wie schon Guidi gezeigt ^) hat, eng -an
die christlich -palästinische Version an. Den Christen in Nagrän wird
viel Raum gewidmet, und dabei auch eine regelrechte christliche
Heihgenlegende, die des Phemion (Euphemios.?), erzählt 2). Sal-
män al-Färisi, der erst Christ gewesen war, ehe er den Islam annahm,
wird von Jesus selber auf Muhammad verwiesen. Bemerkenswert ist
in dem ihm zugeschriebenen Bericht die Beschreibung der äußeren
Erscheinung Jesu: »ein rötlicher Mann, mittelgroß mit schlichtem
Haar und vielen Malen im Gesicht; er sieht aus, als sei er aus dem
Bade (dimäs = oryiJioaiov) gekommen, man möchte glauben, sein Haupt
tropfe von Wasser, doch aber ist kein Wasser daran« (206); das klingt
wie die Beschreibung eines irgendwo gesehenen Christusbildes. Auch
der Bericht über den Nagä§I, der im Gegensatz zu seinen Bischöfen
den Muslims sehr freundlich entgegenkommt, weist christliches Kolorit
auf in den abessynischen xA^usdrücken, die er enthält, wie »sejüm« und
»dabr« (221). Wenn 'Otman Ibn Maz'ün, dem ein Auge ausgeschlagen
wird, sich wünscht, dasselbe möge seinem rechten Auge geschehen
(244), so erkennt man unschwer das Vorbild von Matth. V 39. Aus-
drücklich werden die zwölf Nuqabä des Propheten mit den 12 Haw-
wärijün in Parallele gestellt (299), und die Namen der 12 Apostel so-
wie die Länder, nach denen sie gesandt wurden, gibt Ibn Ishäq
in aller Ausführlichkeit an einer anderen Stelle (972).
Das Bewußtsein dafür, wie stark christliche Reminiszenzen bei
der Ausmalung des Prophetenbildes mitwirkten, war den gelehrten
Theologen des ersten und zweiten Jahrhunderts nicht entschwunden,
und gerade darum mochten sie zögern, seine Wirklichkeitstreue der
Kritik eines christlichen Polemikers auszusetzen. Dieselbe christliche
Polemik mußte sie aber zugleich ermuntern, die von ihr vermißten
Farben um so stärker aufzutragen 3).
II. Der Berg und der Prophet.
Daß das Wort vom Propheten, der zum Berge ging, da der Berg
nicht zu ihm kommen wollte, aus dem muhammedanischen Orient
>) Le tradiizioni degli Evangeli in Araho e in Etiopico (Atti della R. Accademia dei Lin-
cei 1888) 6 Nota 4.
-) s. auch NÖLDEKE, Geschichte der Araber und Perser 177.
3) Vgl. auch Becker ZA a. a. 0.
I>la.n. V. 4
CO JosefHorovitz,
Stamme, hat man zwar immer angenommen; den Nachweis seiner
Herkunft hat aber erst Basset ^) erbracht. In der arabischen Qissat
Guhä lesen wir-y: Guhä wollte für einen Heiligen gehalten werden.
Als man ihn fragte: »welches Wunder kannst du vollbringen«, antwortete
er: »ich w^erde irgend einem beliebigen Baume befehlen, zu mir zu kom-
men, und er wird mir gehorchen«. »So sag es diesem Palmbaum«.
»Komm«, sagte. (juhä, der Baum kam aber nicht, obwohl er es dreimal
sagte. Da erhob er sich und ging. »Wohin, Guhä«, fragte man. »Die
Propheten und Heiligen«, erwiderte er, »sind nicht hochmütig und
verblendet; kommt der Palmbaum nicht zu mir, so gehe ich zu ihm«.
Daß diese Anekdote, ob nun in der\'ersion der Qissat Guhä oder einer
anderen, die Quelle des europäischen Wortes ist, ist nicht zu bezweifeln,
wxnn auch die Wege, auf denen es übermittelt worden ist, noch nicht
aufgedeckt sind 3). Die Anekdote steht nicht vereinzelt; sie gehört
der Gruppe der nawädir al mutanahbiHn« an, von der uns im '^Iqd al-
jarid 4) und im Musta/raf 5) mehrere Proben gegeben werden. Unter
diesen »Anekdoten von denen, die für Propheten gelten wollten«,
wird im Musta/raf auch anonym die zitiert, die in den Qissat Guhä
unmittelbar auf die oben erzählte folgt. Und so wird auch die Ge-
schichte vom Palmbaum nicht nur von Guhä, sondern auch von
anderen seines gleichen erzählt worden sein. Was aber Guhä hier
vergeblich zu vollbringen sich .anmaßte, das hat Muhammad wirklich
vollbracht, w'ic schon die älteste uns erhaltene Biographie uns be-
richtet. Rukäna, der stärkste der Qurais, versprach dem Propheten,
er werde ihn anerkennen, wenn er sicher wisse, daß seine Verkündung
Wahrheit sei. Den Beweis erbringt der Prophet dadurch, daß er
Rukäna zweimal im Ringkampf besiegt. Schon das muß Rukäna als
I) Les fourberies de Si Djeha 72.
0 ed. Beirut (1886) 31 JOo yi\ ^i! ^3 k^-^\S uX [jJ-i XJ-'^Ji ^jS-^\
A
3) Wesselski, Der Hodscha Nasreddin II 190 vnW mcrkwürdigenveise Bassets
Nachweis nicht gelten lassen. Er verweist auf H.\gedorn und Hebel, deren Quellen er
aber nicht kennt; übrigens ist das Wort doch nicht nur deutsch, sondern auch z. B. im
Französischen und Englischen bekannt Die arabische Anekdote muß in Europa durch
Übersetzung oder die Erzählung eines Reisenden bekannt geworden sein.
4) ed. Cairo (1302) Bd. III 300 3.
5) cd. Cairo (1300) II 299/300,
Zur Muhammadlegende. c j
wunderbar anerkennen, der Prophet aber sagte: »noch etwas wunder-
bareres will ich dir zeigen, wenn du Gott fürchten und mir feigen
willst«. »Was ist es?« »Ich werde dir diesen Baum, den du da siehst,
rufen, daß er zu mir komme.« »Rufe ihn.« Da rief er ihn, und er kam,
bis er vor dem Propheten stand. Dann sagte er: »kehre zu deinem
Platze zurück«, worauf er nach seinem Platze zurückkehrte. Diese
Geschichte, die Ibn Ishäq von seinem Vater erhalten hat (258),
wird in Variationen in den späteren Biographien wiederholt ^), bis sie
dann in der Guhä-Anekdote parodiert wird. Schon in der Version des
Ibn Ishäq handelt es sich um einen Baum wie bei Guhä; daß in
den europäischen Versionen der Berg für den Baum eingetreten ist,
ist wohl dem Einfluß des Wortes vom Glauben, der Berge versetzen
kann -), zuzuschreiben. Über dieses Wort hat man in den Kreisen
der orientalischen Christen viel spekuliert: Marco P o 1 o 3) erzählt
von dem Chalifen al-Mu*tasim, der von den Christen in Bagdad als Be-
weis für die Richtigkeit ihres Glaubens gefordert habe, sie müßten einen
Berg veranlassen, sich von der Stelle zu bewegen; ein einäugiger Schuster
vollbrachte das Wunder und al-Mu*tasim wurde heimlich Christ. Aus
Ägypten wird dasselbe berichtet, wo der Vorgang sich in der Zeit von
al-Häkim zugetragen haben soll 4). Aber auch in der muhamme-
danischen Legende ist das Bergeversetzen wohlbekannt; unter den
Wundern, die seine Zeitgenossen vom Propheten verlangten, wird
auch das tasjlr al-g^ibäl erwähnt (I b n H i s ä m 199) und im Mustafraf
wird eine Anekdote angeführt 5), die deutlich auf das Evangelienw-ort
anspielt: »* Abdallah al-Harawi erzählte: wir befanden uns mit al-
Fudail b. 'Ijäd auf dem Berg Abu Oubais. Da sagte er: wäre ein
Mann in seinem Vertrauen auf Gott aufrichtig und befähle dann dem
Berge sich zu bewegen, so würde es es tun. Und bei Gott, ich sah den
Berg sich bew^egen. Da rief al-Fudail, , nicht dich habe ich gemeint*.
Und der Berg stand wieder still. « Auch der heilige *Aci, den die
Jazidi's verehren, befahl zwei Hügeln auseinanderzugehen ^).
Die Bäume aber haben sich von jeher den Heiligen gehorsam er-
') s. Usd al-gäba II 187; Isäba I 1105; IbnSa'dli. 112; TäyVj el-hamTs I 249.
Bei al-Azraqi 424 befragt der Prophet einen Baum um etÄ'as, worauf sich der Baum zu
ihm bewegt und nach beendeter Unterhaltung an seinen Platz zurückkehrt. Vgl. Gold-
ziHER, Studien II 307.
') An das jüdische ^öqer hänm ist im Zusammenhange mit Ma'th. XVII 20, XXI 21,
Marc. XI 23 schon öfters erinnert worden.
3) ed. YuLE I 68 ff. Auf die europäischen Parallelen gehe ich hier nicht ein.
4) vgl. Chauvin, Zeitschrift des Vereins für Volkskunde Bd. XIV 316.
5) Vgl. Chauvin a. a. 0.
6) Vgl. Franck, Scheich Adi 62.
**
."2 JosefHorovitz,
wiesen. In der Buddha-Legende stehen sie der Mutter des »Erweckten«
zu Diensten, beugen ihre Äste und bieten ihre Hilfe an, wie sie auch
in der Richtung des Buddha sich neigen i). In der Muhammad-
Legende wenden sie ihre Zweige, daß der Prophet ihren Schatten ge-
nieße -). bieten ihm ihren Gruß dar 3), bezeugen, daß er der Prophet
sei 4)^ und wenn Muhammad sich unter einen vertrockneten Baum
setzt, so fängt dieser alsbald zu grünen an 5). Und was den Palm-
baum anlangt, so spricht in dem Liher de ortu Mariae et injantia Sal-
vatoris^) das Jesusknäblein — laeto vultu in sinu matris residens — so
zu ihm: »Fleete arbor ramos tuoset de fructu tuo refice matrem meam.«
Der Baum gehorcht» et confcstim ad hanc vocem inclina-
vit palmacacumensuum usque ad plantas beatae Mariae
et collegerunt ex ea fructus quibus omnes refecti sunt. Postquam vero
collegerunt omnia poma cius, i n c 1 i n a t a m a n e b a t e x p e c -
tans ut eins ad Imperium resurgeret ad cuius
impcrium fuerat inclinata. Tunc lesus dixit ad eam:
Erige te palma, et confortare et esto consors arborum mearum
quae sunt in paradiso patris mei. Et aperi ex radicibus tuis venam
aquae quae absconsa est in terra et fluant aquae ad satietatem nostram
exea. Quaestatimercctaestet coepit ad radicem eius fons
aquarum egredi limpidissimus, frigidissimus et lucidissimus nimis. «
In dieser Stelle haben wir die ausführliche Version der Maria-Legende
vor uns, die im Qorän Süra XIX 23—25 verkürzt wiedergegeben ist,
wie schon Gerock 7) erkannt hat. Dieselbe christliche Erzählung
enthält aber auch die Elemente der Legende vom Baum, der auf des
Propheten Geheiß sich bewegt und auf seinen Befehl wartet, ehe er
seine frühere Stellung wieder einnimmt; es liegt nahe anzunehmen,
daß diese Erzählung, die ja nachweislich in muhammedanischen
') Vgl. BÄsset a. a. 0. In einer Version bei \V indisch 133 beschützt Buddha
— echt indisch — »ein himmlischer, weißer, gewaltiger Sonnenschirm, ohne daß er ge-
halten wird«.
5) I b n H i s ä m 115, T a b a r i 1 124 5. Auch die Wolken beschatten ihn, wo er
geht, I b n H i s ä m 1 20.
3) H al ab i , Insän al Uijün I 223/4.
4)'rabariii25; Dijärbakri, l/amts I 249. Von dem dirahl-i-iah'ldat, auf
dessen Blättern geschrieben stand Uä iläh illä 'lläh« berichtet I b n B a t t ü t a IV 85.
Dem Guraig bezeugen die Zweige des Baumes, daß der Hirt der Vater des Kindes sei;
s. Spuren griechischer Min.en 78 ff.
5) Dijärbakri I lot.
Z) TiscHE.NDORF, Evatigelta apocrypha 82.
7) Versuch einer Darstellung der Christologie des Koran (1839) 34. Über die Frage,
ob es Jesus oder Gabriel war, der Maria rief s. T a b a r i TajsTr XVI 45 f. ; T a ' 1 a b i
Qisaf al-anbijä 293.
Zur Muhammadlegende. -2
Kreisen bekannt war, die Anregung zur Rukäna-Legende gegeben hat^).
Dieses Wunder des Propheten hat also, wie die meisten anderen, eine
lange Vorgeschichte ^) hinter sich, die in Buddhismus, Judentum
und Christentum zurückragt; unbekümmert um sie bringt ein mo-
derner muhammedanischer Rationalist seine Erklärung des Wunders
vor: der Prophet habe einmal einen Genossen namens Gabal (»Berg«)
gerufen und als dieser nicht gekommen sei, sei er in seiner Bescheiden-
heit zu ihm gegangen. Einen Genossen namens öabal kennt auch
wirklich I b n H a g a r 3).
I) Eine jüdische Parallele bietet die talmudische Legende von dem Sohne des R. JösC-
der dem Feigenbaum befahl, Früchte hervorzubringen, damit die hungrigen Arbeiter
seines Vaters etwas zu essen hätten Ta'anit 24 a. Auch dem Ibrähim Ibn Adham bot ein
Baum seine Früchte an (Goldziher Studien II 293). Auf die weitverbreitete Legende
vom Feigenbaum, der den aus dem Paradies vertriebenen Adam aufnahm und verwandte
Erzählungen sei nur kurz hingewiesen. Diese Legende ist auch jüdisch s. Beresit Rabbä
XV 7.
') Eine Nachahmung der Rukäna-Legende haben wir wohl in der bekannten Legende
von der Säule der Amr-Moschee in Alt-Cairo vor uns, die sich auf Umars Befehl von Mekka
dorthin begeben hatte, aber erst, nachdem er ihr einen Schlag versetzt und »im Namen
Gottes« hinzugefügt hatte, s. JRAS 1890 S. 794 und Chauvin a. a. O,
?) Isäba I 453.
Der Beweis für die Auferstehung im Koran.
Von
Edv. Lehmann und Johs. Pedersen.
In Muhammeds erster Verkündigung spielt bekanntlich die Auf-
erstehung der Toten eine vorwiegende Rolle; bildet dieselbe ja die
Voraussetzung seiner Predigt vom jüngsten Gericht. Der Gegensatz
zwischen dem Propheten und den ungläubigen Mekkanern tritt in
diesem Punkt mit besonderer Schärfe hervor. Von einer Wieder-
belebung des toten Körpers wollen sie nichts wissen: »Wer wird
die Gebeine lebendig machen, wenn sie verfault sind?« (Sur. 36, 78).
»Sollen wir in unseren früheren Zustand zurückversetzt werden? Wenn
wir verfaulte Gebeine werden?« (Sur. 79. 10 — 11). Demgegenüber
begnügt sich Muhammcd nicht mit dem Hinweis auf eine ihm von
Gott gegebene Offenbarung, sondern bemüht sich wiederholt, seine
These einleuchtend zu machen, indem er durch Heranziehung ver-
schiedener Analogien aus der Natur die Möglichkeit einer Entstehung
des Lebendigen aus dem Toten klarzumachen versucht. »Du siehst
die Erde vertrocknen, und wenn wir auf sie das Wasser herunterfallen
lassen, kommt sie in Bewegung und dehnt sich und läßt allerlei schöne
Arten hervorblühen. Dies geschieht, weil Gott der Wahre ist, und
weil er die Toten belebt, und weil er alles vermag, und weil die Stunde
ohne Zweifel kommt, und weil Gott die, welche in den Gräbern sind,
auferweckt« (Sur. 22, 5 — 7). »Haben sie denn nicht gesehen, wie Gott
die Geschöpfe hervorbringt; dann läßt er sie wiederkehren. Siehe,
das ist leicht für Gott« (29, 18). »Er läßt das Lebendige aus dem Toten
hervorgehen und läßt das Tote aus dem Lebendigen hervorgehen;
er macht die Erde lebendig, nachdem sie tot (vertrocknet) gewesen
ist, und auf gleiche Weise werdet ihr (aus den Gräbern) herausgeführt
werden« (30, 18). Ähnlich 30, 49; 36, 33 ff.; 80, 24 ff . u. a. Alles in
der Natur bezeugt, daß Gott aus dem Toten Lebendiges schaffen kann.
Mit besonderer Energie verweist er aber auf die wundervolle
Entstehung des Menschen. Es heißt: »0, ihr Menschen, wenn ihr
Der Beweis für die Auferstehung im Koran. c -
im Zweifel seid in bezug auf die Auferstehung, dann (bedenkt, daß)
wir euch aus Staub erschaffen haben, danach aus einem Tropfen (xäLaJ),
dann aus einem Blutkkimpcn (KäJlc), dann aus einem Fleischstückchen
('sJuoa), geformt und ungeformt, damit wir euch (unsere Allmacht)
klarmachen. Und was wir wollen, lassen wir bis zu einem bestimmten
Termin im Mutterleib verweilen. Alsdann lassen wir euch als kleine
Kinder hervorkommen. Danach sollt ihr eure Vollkraft erreichen.
Einige von euch sterben, andere werden zur niedrigsten Altersstufe
zurückgeführt . . . .« (22, 5). Das menschliche Leben wird nicht als
etwas Natürliches, Gegebenes betrachtet, die ganze Entwicklung
des Menschen wird als eine Reihe von Wundern, woran sich
die Auferstehung in natürlicher Weise reiht, dargestellt. Mehrmals
wird dieser Entwicklungsgang vorgeführt: zunächst Staub oder Lehm
(woraus der erste Mensch erschaffen wurde); sodann die folgende
Reihe: Tropfen, Blutklumpen, Fleischstückchen, Gebeine, Fleisch;
ferner Geburt, irdisches Leben, Tod und Auf erweckung (23, 13 — 16;
vgl. 75, 36 — 40; 80, 17 — 22). Die größte Rolle spielt wiederholt der
Anfang der Entwicklung: aus einem verächtlichen iry^r:^ 3'2, 7) Tropfen,
aus ausgegossenem Samen hat Gott den Menschen gebildet, sollte er
ihn nicht noch einmal bilden können.'' (30, 19 f. 53; 32, 7 — 9; 35, 12;
36, 77—79; 40, 69; 53, 46—48; 76, 2 u. a.).
Die ganze Argumentation steht im Einklang mit dem Zentralsten
in Muhammeds Anschauung und trägt insofern ein gewisses Gepräge
der Originalität. Jedoch erhebt sich, wie auch sonst bei Muhammeds
Aussprüchen, die Frage, ob er einen selbständigen Gedanken vorführt
oder Vorgefundenes verwertet. Daß letzteres der Fall ist, wo Muhammed
auf die Wiederbelebung der Pflanzen hinweist, darf man wohl an-
nehmen; spielte doch dieser Beweis für die Auferstehung seit Paulus
und dem Johannesevangelium bei den Christen eine große Rolle
(I Clemensbrief 24; Paulusakten 4, 3; öfters bei den Kirchenvätern.
Ähnliches auch bei den Juden, so Sanhedr. 91 a). Aber daß auch der
aus der Entstehung des Menschen hergeholte Beweis nicht eine originelle
Schöpfung Muhammeds ist, wird das Folgende zeigen.
Das Werden des Menschen wird schon im alten Testament als
ein von Gott bewirktes Wunder dargestellt. Es heißt Hioh 10, 10 — 11 :
»Hast d u mich nicht hingegossen wie Milch, wie Käse mich
gerinnen lassen? Mit Haut und Fleisch bekleidetest du mich, mit
Knochen und Sehnen durchflochtest du mich.« — Der Psalmist preist
Gott, daß er ihn im Mutterleib gewoben hat [Psalm 139, 13). Es dient,
wie auch Koh. 11, 5, zum Beweis dafür, daß der Mensch von Gott
cß , Edv. Lehmann und Jobs. Pedersen,
völlig abhängig ist, und daß Gott also mit ihm tun kann, was er will.
Daraus folgert nun Hiob im Gegensatz zu Muhammed, daß Gott ihn
wieder zunichte machen kann (lo, 9). Umgekehrt, als Beweis
für die Auferstehung wird das wunderbare Werden des Menschen
verwertet,- 2. Alak. 7, 22 — 23. Hier sagt die Mutter der sieben Brüder,
welche gefoltert werden, zu ihnen: »Ich weiß nicht, wie ihr in meinen
Leib hinein zur Entstehung gekommen seid, und nicht ich habe
euch den Odem und das Leben geschenkt, noch habe ich die organische
Bildung eines jeden (von euch) vollzogen. So wird denn der
Schöpfer der Welt, der des Menschen Ursprung
gebildet und überhaupt den Ursprung aller Wesen erdacht und
bewirkt hat, euch auch in seiner Barmherzigkeit den Odem und das
Leben wiedergeben, wie ihr jetzt euch selbst um seines Gesetzes Willen
für nichts achtet« (vgl. V. 28 — 29: Gott hat alles und auch den Menschen
aus nichts gemacht, darum: fürchte dich nicht, er wird dich wieder
lebendig machen, und V. 11 : Diese Gliedmaßen sind mir vom Himmel
(d. i. Gott) gegeben, darum sterbe ich gern, denn ich hoffe,
er wird mir sie wohl wiedergeben). Realiter haben wir hier den korani-
schen Beweis: Geburt und Auferstehung sind gleich wunderbar, wenn
das eine stattfinden kann, muß es auch mit dem anderen der Fall sein.
Diese Parallelisierung der Auferstehung mit der Geburt des
Menschen kommt öfters vor bei den Juden. A q a b i a b. M a h a -
lalel sagt, daß man auf drei Dinge achtgeben muß: woher man
gekommen ist: aus einem stinkenden Tropfen; wohin man geht: zu
einem Ort mit Staub, Moder und Gewürm; und vor wem man einmal
Rechenschaft ablegen muß: vor dem König der Könige, dem Heiligen
{Pirqe Ahöt HI i ; vgl. Wajiqra rahba XV l). Und die Schulen I li 1 1 e l's
und S c h a m m a i' s haben sich darüber gestritten, ob (He Auf-
erstehung genau so vorgehen wird, wie die Bildung des Menschen,
da er vom vergossenen Tropfen an sich entwickelt und erst mit Haut
und Fleisch, nachher mit Sehnen und Knochen bekleidet wird (dieselbe
Reihenfolge wie in Hiob 10; im Koran erst Knochen, dann Fleisch,
wie unten bei Justin). Die Schule S c h a m m a i's war dagegen,
mit Hinweis auf Hes. 37, die H i 1 1 e l's dafür [Bereschit rabba H 7;
Wajiqra rabba XII 2; vgl. Volz: Jüdische Eschatologie S. 251). Aber
ein Beweis wird hier eigentlich nicht aus der Geburt für die Auf-
erstehung geführt. Dies ist dagegen der Fall in Traktat Sanhedrin
fol. 91 a (ed. Goldschmidt \TI). Es heißt hier: »Cäsar sprach an
R. Gamalicl: Ihr sagt, daß die Toten lebendig werden. Aber sie werden
ja Staub, und wie kann Staub leben.? Dann sprach seine Tochter zu
ihm: Laß ihn, ich will ihm antworten: Es sind zwei Töpfer in unserer
Der Beweis für die Auferstehung im Koran. cj
Stadt. Der eine bildet (Gefäße) aus Wasser und der andere bildet
sie aus Ton. Wen von ihnen muß man mehr loben .f' Er antwortete
ihr: Denjenigen, der aus Wasser bildet. Sie erwiderte ihm: Er (sc. Gott)
bildet (Menschen) aus Wasser, um wieviel m e h r dann aus Ton«
N'P ""D Nisyi w\n2i? nn xn ^^n ^zzi^n in''icx bx^b?;: ]2'h iD''p >Th icn
(ir^ ^3 N/ ^'•JSn jD "lii CCn ]0 rvh mt2i^. Mit »Wasser« ist in diesem
Satz das semen gemeint, mit »Ton« der Staub, in den der mensch-
liche Körper verwandelt wird. Ähnlich, aber doch verschieden, ist
der darauf folgende Beweis: wenn ein vom m"l (Geist, Blasen) des
Menschen gemachtes Glasgefäß wieder hergestellt werden kann, u m
wieviel mehr der durch den m"1 des Heiligen erschaffene Mensch
(so auch Bereschit rabba 11 7). Der Beweis wird hier stärker betont.
2. Mak. 7 erschienen Geburt und Auferstehung als gleich wunderbar
und gleich möglich; hier heißt es, daß die Auf erweckung für Gott
leichter sein wird als die erste Bildung des Menschen.
Was hier im Talmud mit Gleichnissen ausgeführt wird, kommt
nun bei den Kirchenvätern öfters in mehr direkter Form vor.
Es heißt bei J u s t i n u s M a r t y r (f etwa 165) in seiner Apologie
(ed. Otto I 19), wo er die Auferstehung der Körper nachweisen will:
»Was würde ein vernünftiger Mensch für unglaublicher halten als dieses:
wenn wir nicht körperlich existierten und jemand dann sagen würde,
daß aus einem kleinen Tropfen des menschlichen semens Gebeine
und Sehnen und Fleisch hervorgestaltet werden könnten, so wie wir
sehen, daß es geschieht } Auf die gleich eWeise seid ihr vom Unglauben
befangen, weil ihr noch nicht den Toten auferstehen gesehen habt.
Aber gleich wie ihr am Anfang nicht glauben würdet, daß aus dem
kleinen Tropfen solche entstehen könnten, deren Entstehung Ihr
doch sehet, so sollt ihr urteilen, daß es nicht unmöglich ist, daß die
zerfallenen und nach Art des Samenkornes in der Erde aufgelösten
menschlichen Körper nach Gottes Verfügung zur rechten Stunde
auferstehen und sich in Unvergänglichkeit kleiden können« (xal
xocTavooLivTi Tt' a~i3t6x£f>ov av jjiaXXov oo^ai, r] st sv acuixati [xyj u-7;pyo[i£v xal
TIC sXs-j'sv £x ijLixpä; -ivoc paviooc zr,: to'j av!>p(o-£rou Gt-ipjxaxo? oovaxov oax£a
T£ xat V£'jpa xal ad[jy.oi^ £ixovo7roir^i)£VTa, oicn 6pä)ij,£v, Y£V£3i}a'. ; Tov
a'Jtov ouv xpo-ov oia -0 [it^tko stopaxivai oiiäz dvaa-av-a v£xpoy a-tSTia £X£t.
W)X ov -poTTOv TTjV äp/-})v oux oc'v £Ki3T£!J3a':£ £x TT^c ijLizpac pavtoQ? ouvaxov
ToiouTou? '(tviai}aiu xai opa-:£ yivo[j.£vouc, tov düxöv xpoTiov Xo-|"'3a3i^£ oxi oia-
Xuöivxa xat ör/.-/]'/ 37:£pu.a'xo>v stc '(r,v oia/uöiv&a xa dvöpw-S'.a 3oj;xaxa xaxa
xaipov -p03xd;£i Oso'j dva3XT,va'. xal dpi>ap3iav £yo'j3a3i>7.'. o-jx 7.0'jvaxov).
-g Edv. Lehmann und Johs. Pedersen,
Dieselbe Beweisführung wiederholt sich in der dem Justin zugelegten
Schrift de resurrectione cap. V, wo er die Auferstehung als ein viel
kleineres Wunder als die Entstehung des Körpers aus einem kleinen
Tropfen darstellt (s'-i os xai tyjv <x£-a -auta i; 6.W-f^^M'^ '(vjz:s'y y.oiTotvoo'jsiv ssxiv
irjth. /.cd !)a'jji.ofac(i »jLii^ovwr, OTt £; iX7./t3tr^c oav'oo; u'/pou Trp,txo'jt''jV -XasssTai
Cwov). — Eine weitere, ins einzelne gehende Ausführung findet sich in
der dem etwas späteren Apologeten Athen agoras beigelegten Schrift
über die Auferstehung der Toten {de resurrectione mortuorum ed. Otto
cap. 17). Wie im Koran werden hier die einzelnen Stadien der mensch-
lichen Entwicklung, vom semen ausgehend, verfolgt. Es wird nach-
gewiesen, daß die spätere Stufe immer etwas entfaltet, was man auf
der früheren Stufe nicht erwarten könnte; die logische Folgerung
ist dann diese, daß eine weitere Entwicklung des menschlichen Körpers
auch nach dem Tode zu erwarten sei. Es heißt weiter: »Wie nun hier,
indem das semen weder das Leben noch die Gestalt der Menschen
noch des Lebens Auflösung in seine Elemente auf sich eingeschrieben
hat, die Reihe der physischen Prozesse den Glauben bietet an das,
wofür man aus den Erscheinungen selbst keine Bürgschaft hat, um
wie viel mehr soll man dann nicht der aus der natürlichen Reihenfolge
der Wahrheit nachspürenden Vernunft in bezug auf die Auferstehung
vertrauen, der Vernunft, die viel sicherer ist und besser als die Er-
fahrung zur Bestätigung der Wahrheit«, ("lij-so o'jv i-\ to'jt(o. O'jts
XTp '(ijTp t/jV zi: -Jj.: -y'nz'xz c/.r>/7.c oiaXusiv, 0 töiv ciusixioc ^övoulsviov i-pifj;
-r/.rA'/ZK TY)v rJ.z-jy Torc O'jx il rzoTÖJv tiov 'icttvoasvojv i'/oosi to -iStov, -oXü
U7./J.0V 6 X070C £x rr^z '^'j(3r/r)c äxoXooih'ac avi/vs'jojv r>;/ 7.Xr,f)£iav TziSToDtai
ty;v avotaTctsiv, cxa'fa/.ssTSfyor <ov xcxl xp£i'~u)v tt,? -s''f>a; -p«o; -i'aTtuaiv 7.X-/;i)iia?).
Im Prinzip finden wir diesen Gedanken: daß es näher liegt, daß
Gott aus einem Menschen wieder einen Menschen hervorgehen läßt,
als daß er den Menschen aus dem Nichts hervorbringt, auch bei lateini-
schen Vätern (Tertullian: Apologeticus cap. 48, Migne, Patr.
hat. I; de resurrectione carnis cap. 11. Migne, P. L. 11. M i n u c i u s
Felix: Octavius cap. 34, Migne, P. L. III Sp. 358 ff-)- Wichtiger
ist es aber, daß diese Beweisführung seit Justinus Martyr bei den
orientalischen Kirchenvätern recht verbreitet zu sein scheint. S e
kommt im 2. Jahrhundert bei T li c o }> h i 1 u s A n t i o c h e n u s
vor [ad Autolycum I 8, Migne. P. G. VI Sp. 1037), wenn er, gleich
wie Justin, sagt, es sei glaubwürdiger, das Gott aus Menschen wieder
Menschen erwecken werde, als es vor der Bildung des Menschen war,
daß ein Mensch entstehen würde; »und er bildete dich aus einem
feuchten kleinen Stoff (oüai'a) und einem ganz winzigen Tropfen
Der Beweis für die Auferstehung im Koran cg
(iXot/iSTr^c paviooc), der auch selbst vorher nicht existierte«. Um
etwa 300 finden wir dieselbe Argumentation in breiter Ausführung
bei Methodius in seiner in der östlichen Kirche viel benutzten
und auch ins Syrische übersetzten Schrift: Deresurrectione (vgl. Herzog-
Hauck: Realenzykl.'iX\\l^.2':)). Er sagt in cap. XIV (Migne XVIII 1 :
»Wenn ein Mensch aus einem so kleinen Tropfen, der überhaupt noch
keine Existenz hat, . . . aus dem Nichts entsteht, um wie viel mehr
wird dann nicht ein Mensch wieder Mensch werden können aus einem
schon bestehenden Menschen« (st ix -ototur/;» staYO'-"^* ?P^X^^'^' ''•'^' \ir^oi~iü
r^'J3r^^ to auw^ry^ ex too 'xr^osvo^ avöfitü-o? Yivstoc, tm; ouyl \idCKKov
sx -o'j r^or^ u-apcavxoc ccvOpw-ou avUpto-o; sstat a'jOi; 6 avilpoj-oc ;).
Diesen Gedanken führt er im folgenden weiter aus, indem er betont,
daß es für Gott leichter sein muß, aus dem (toten) Menschenkörper,
der doch Form, Größe und Substanz hat (xov y;o-/j ax'^d^^ ''•^■'' [-"--Vsöo?
Y.cd uTTocjtacftv zyw-a) einen Menschen darzustellen als aus dem
kleinen Tröpfchen, das überhaupt nichts ist (xo oXwc o-jokv). Ein
Nachhall dieser Beweisführung findet sich noch bei E p i p h a n i u s:
AdversMS haereses lib. II tom l, cap. 71 (Migne XLI). Er führt die
vorbildliche Bedeutung des Pflanzenlebens vor, kommt aber dabei
auch auf die Entstehung des Menschen und deren vorbildliche Be-
deutung für die Auferstehung in einer Weise zu sprechen, die an die
alte Argumentation erinnert, indem er das Wort Prov. 24, 27: »Und
du sollst dein Haus wieder aufbauen« als einen Beweis für die Auf-
erstehung erklären will, »denn einmal ist er ja aufgebaut worden bei
der Bildung im Mutterleib, als die Mütter jeden von uns bei der Bildung
empfingen. Aus der Erde aber geschieht die Auferstehung oder aus
dem Acker, noch -nicht aufgebaut wegen der über ihn verhängten
Zerstörung im Grabe« (a-ot^ y<^P toxo8o[xr]i>-/j 3v -f^ Tikdijti. r^ xaxa xrjv
YCtaxspa, ors at txr^xsps? sx'jijxov ixctjxov r;y.a>v sv tt^ TiXotsst. 'A-ö os zr^z
77;; 'r c/.V73taaic. r] 7.-0 ä^poü, O'jxsxi oi'xoooixouasvr^ oia xr^v e-cVE/öiTJav
'x\JX'7^ xaüat'psa'.v iv xio -r^z xa'^Tj? KXMj;j.axi).
Noch deutlicher tritt uns die Beweisführung entgegen bei
dem mit Epiphanius gleichzeitigen K y r i 11 o s (gestorben 386 als
Bischof von Jerusalem) in seinen berühmten Katechesen iCatechesis
XVIII De resurrectione cap. IX, Migne: P. G. XXXIII): »Oder
sollten wir von dem Anfang unseres körperlichen Wesens unwissend
sein? Weißt du nicht, wie wir aus schwachen, formlosen und unter-
schiedslosen Dingen entstehen } Und aus diesem Unterschiedslosen
und Schwachen wird ein lebendiger Mensch gebildet !« (apa oox 01-
ootu-cv -r^z r;[jLSXspctc uüocixotctiajc xwv 3a>ij.axtuv xt^v u-oUäSiv ; oux oiootc o-«>c
iz asöivüjv X7.1 7.'jLop'ia)V xc/.l aovosiooiv zoaYaaxwv 7svva)a£f)a ; xal ix
5o Edv. Lehmann und Johs. Pedersen,
.TOü [xovos'.oo'jc xai a3i)£vo'j.: [xofyCiO'jiai ^öjv avi)f.u)7roc). Nun folgt
ein ausführlicher Nachweis, wie sich daraus der Körper mit allen
Körperteilen und der Mensch mit allen seinen Fähigkeiten ent-
wickelt. Darauf die Folgerung: »Sollte dann Gott, der uns aus unvoll-
kommenen Dingen gebildet hat, nicht imstande sein, die Verstorbenen
zu erwecken? Sollte er, der etwas so Unbedeutendes zu einem Körper
gebildet hat, nicht imstande sein, den toten Körper wieder zu erwecken ?
Und der das Nichtseience gebildet hat, seilte er nicht das Seiende
und (danach) Verstorbene auferwecken? « (s; dtsAtov -paYixa-rojv Trotr^sac
Y,jj.7c 6 0£oc, (zpa TO'j; TTiGov-a? k'(zi[joi.i ou ouvaxat ; o to iu-cXsSTaiov outto
aojtxaxoTTOiojv, -o ttssov aa>[xa ttocXiv sYcrj^ai ou O'jvatai; xoti o to ixt) ov -Xaaac.
t6 ov xal -saöv apa oux sYst'ps'-;). Kyrillos bezieht sich hier deutlich
auf das semen, obwohl er es nicht ausdrücklich erwähnt; seine Be-
stimmung desselben als jxovostSrj? deutet auf einen traditionellen
Zusammenhang mit den Früheren, die ja auch bestrebt waren, dieses
erste Element als qualitätslos hinzustellen.
Vielleicht ließe sich das Motiv noch weiter verfolgen. Das schon
Angeführte weist aber darauf hin, daß wir hier mit traditionellem
Gut zu tun haben, das gerade bei den orientalischen Christen besonders
beliebt war. Die Schlußfolgerung liegt auf der Hand, daß die Argu-
mentation auch bei den arabischen Christen gangbar gewesen ist.
Jedoch läßt es sich auf Grund des oben Dargelegten nicht entscheiden,
ob es in erster Reihe die Juden oder die Christen sind, welche in diesem
Punkt Muhammed beeinflußt haben.
Ebenso fraglich ist es, ob die Argumentation ursprünglich auf
jüdischem Boden entstanden ist oder ob es sich auch hier um eine
Entlehnung handelt. Bekanntlich ist die jüdische Eschatologic viel-
fach von der persischen beeinflußt worden. Es verdient deshalb Beach-
tung, daß wir die ganze Beweisführung im zarathustrischen Bimdahisch
wiederfinden. Im Kap. 30, das von der körperlichen Auferstehung
der Toten handelt, heißt es (V. 4): »Zarathustra fragte Ormazd: Woraus
kann der Körper wiederhergestellt werden, den der Wind forttrug
oder das Wasser entführte, und wie wird die Auferstehung vor sich
gehen? (V. 5) Ormazd antwortete: Wenn ich den Himmel ohne Säulen,
in geistigem Bestand, fernbegrenzt, leuchtend, aus Stahl erschaffen
habe, wenn (Kirch mich die Erde besteht, welche das leibliche Leben
trägt, und keiner sonst ist, der die Kreatur erhält, wenn durch mich
Sonne, Mond und Sterne am Firmament niil leuchtendem Körper
sich bewegen, wenn von mir das Korn so erschaffen ist, daß es, in die
Erde gesät, hernach wächst und sich vervielfältigt, wenn ich ver-
schiedene Farben in den Pflanzen erzeugt habe, wenn ich in die Pflanzen
Der Beweis für die Auferstehung im Koran. 6l
und andere Dinge Feuer gelegt habe, ohne sie zu verbrennen, wenn
durch mich im Mutterleib das Kind erzeugt
und gebildet ward, und die besondere Form der Haut, Nägel,
des Blutes, der Füße, Augen und Ohren und anderer Dinge hervor-
gebracht ward .... — so war jedes von diesen, als
es von mir geschaffen wurde, schwieriger als
die Auferstehung zu machen, denn bei der Auferstehung
kommt mir zu Hilfe, daß sie vorhanden sind; aber als
sie gebildet wurden, da war nichts da, aus dem es geworden
wäre. (V. 6) Merke: Wenn das, was noch nicht war, damals geschaffen
wurde, warum sollte man das nicht wieder hervorbringen können,
was schon war? Denn zu dieser Zeit wird man die Gebeine vom Geist
der Erde, das Blut vom Wasser, die Haare von den Pflanzen, das
Leben vom Feuer zurückfordern, weil sie bei der Schöpfung diesen
zugesprochen waren« (K. G e 1 d n e r s Übersetzung in B e r t h o 1 e t:
Relig-gesch. Lesebuch S. 356).
Wenn dieses ein Stück aus dem Avesta wäre, wäre der iranische
Ursprung des Beweises gesichert. Leider ist aber Bundahisch, als eine
mittelalterliche Übersetzung jetzt verlorener Avestanasks, gerade zu
chronologischen Angaben nicht gut geeignet, denn daß spätere und
fremde Stimmen hier mitsprechen, ist keineswegs ausgeschlossen.
Die unverkennbaren iranischen Züge, die im angeführten Stücke
vorkommen, helfen uns deshalb nicht viel. Solche sind: die Auflösung
der Leiche durch Wind und Wasser (V. 4), was der persischen Luft-
bestattung entspricht; die Charakteristik des Himmels, die sich im
Avesta Yasht 13 wiederfindet; der Ausdruck »leibliches Leben« (V. 5);
das Feuer in den Pflanzen und die Verteilung der körperlichen Bestand-
teile auf die Elemente (V. 6), welch letztere zwei Punkte altarische
Gedanken sind, die sich auch in der brahmanischen Literatur wieder-
finden. Das alles verleiht aber nur der Ausführung des Ge-
dankens einen iranischen Charakter. Für die Bestimmung der Beweis-
führung selbst als einer iranischen könnte allerdings sprechen, daß
gerade die körperliche Auferstehung von alters her ein spezifisch
iranischer Gedanke war, den wohl die Perser selbst durch allerlei
Klügeleien hätten unterstützen wollen. — Da wir aber den Text nur
in später Abfassung haben (nach der muslimischen Eroberung)
müssen wir auf das entscheidende Urteil verzichten. Die Möglich-
keit, daß der Bundahisch diese besondere Beweisführung den Juden
oder den Christen entlehnt habe, ist nicht ausgeschlossen.
Die Entstehung der muslimischen Reinheits-
gesetzgebung. 0
Von
A. J. Wensiiick.
Das muslimische Reinheitsgesetz hängt, wie bekannt sein dürfte,
mit dem jüdischen zusammen. In welchem Grade aber ersteres von
letzterem abhängig ist, ist noch nicht untersucht worden. Eine der-
artige Untersuchung ist wichtig, weil sie dazu beiträgt, den jüdischen
Einfluß auf das werdende islamische System bis in die Details bloß-
zulegen. In dieser Hinsicht ist meine Arbeit eine Fortsetzung von
Mittwoch's Abhandlung über die Entstehung der5a/fl/bestimmungen 2).
Insofern sie ihr Material nicht nur aus den Fi/ehhüchern, sondern
(und zwar vornehmlich) aus den Traditionssammlungen schöpft, ist
sie eine Anwendung (und, wie sich ergeben wird, eine durchgängige
Bestätigung) der GoLDZiHER'schen Traditionstheorie.
Im wesentlichen ist das muslimische Reinheitsgesetz eine Er-
leichterung des jüdischen 3); es ist ein Zwischending zwischen der
ziemlich losen Praxis der Zeit des Propheten und den Anforderungen
der jüdischen Lehrer der ältesten FakiKs. Diejenigen Bestimmungen,
welche das Idjmä^ für obligatorisch erklärt hat, finden wir in den
Fikhhnchcrn. Ihre Genesis läßt sich nur mit Hilfe von Mishna und
Talmud einer- und Traditionsliteratur andrerseits nachspüren. Betrachtet
man mit Goldziher letztere als den Niederschlag der Prinzipien der
verschiedenen Parteien, so ist dadurch rlas Mittel gegeben zur Ent-
•) \'on den in diesem .Artikel zitierten Traditionsbüchern sind folgende Drucke benutzt:
Mälik, Muwaita', mit Zarkäni's Kommentar (Kairo, 1280).
Abu Dä'ud, Sunan (Kairo, 1280).
Muslim, Sa/n/i, mit Nawawi's Kommentar (Kairo, 1283).
Nasä'i, Sunan, mit Sujüti's Kommentar (Kairo, 1312).
Tirmidhi, Sa/n/i (Kairo, 1292).
2) SB Pr. Ak. \V. 1913.
3) Das hat schon Bar Hebräus gesehen. Auf eine Vergleichung der beider-
seitigen Hauptbestimmungen läßt er folgen: . . . sodaß die Last des muslimischen Gesetzes
geringer ist als die des schweren jüdischen. (Ethicon, ed. Bedjan, 158.)
Die Entstehung der muslimischen Reinheitsgesetzgebung-. 63
wirrung eines sonst unverständlichen Chaos sich widersprechender
Mitteilungen, welche angeblich auf Augenzeugen zurückgehen. Fast
jede dieser Äußerungen läßt sich tatsächlich nur als eine tendenziöse
Erdichtung verstehen. Und so kommt einerseits die gewissermaßen
antinomistische Tendenz zu Worte, andrerseits diejenige, welche nach
jüdischem Vorbilde die kultische Reinheit peinlich genau regeln und
den Muslim mit Vorschriften überbürden will. Dazwischen bewegen
sich die Gemäßigten. Alle berufen sich auf die Praxis Muhammed's,
die »antinomistische« Partei wohl mit einiger Berechtigung; das
schließt aber nicht ein, daß auch nur eine einzige ihrer Traditionen
als historisch gelten darf.
Wir eröffnen die Untersuchung mit einer Besprechung desjenigen,
was als
Nadjis und Mutanadjdjis
gilt. Die allgemeine Regel, welche dem System des Fikh zugrunde
liegt, ist sehr einfach. Es gibt Sachen, welche an sich unrein sind
(nadjis). Diese Sachen verunreinigen durch Berührung, machen das
Berührte verunreinigt {mutanadjdjis). Dies letztere verunreinigt
aber nicht weiter. Hier tritt schon zutage, daß das muslimische
System eine Erleichterung des jüdischen ist. Letzteres kennt Quellen
der Unreinheit {Abot ha Tum'a), Unreinheit ersten Grades [Tehilla],
zweiten Grades [Gheni] usw. Es findet sich diese Lehre schon in der
Bibel. Lev. 15 z. B. ist die menstruierende Frau nicht nur selbst
verunreinigt, sondern sie verunreinigt wieder alles, worauf sie sitzt, und
dies verunreinigt wieder jeden, der es berührt. Dagegen ist dem isla-
mischen System zufolge das Weib verunreinigt (mutanadjdjisa), ohne
diese Verunreinigung auf sie berührende Personen zu übertragen i).
Veraleicht man die Sachen, welche nach Islam und Judentum als
unrein an sich gelten, so fehlt im erstgenannten System auffallender-
weise der menschliche Leichnam, welcher im letztgenannten zu den
Ahot gehört. Das ist also eine w^esentliche Erleichterung. Schlägt
man aber die Traditionsliteratur auf, so findet man Äußerungen,
welche beweisen, daß die jüdische Lehre dem älteren Islam nicht nur
bekannt gewesen ist, sondern daß sie auch ihren Anhang gehabt hat,
und zwar einen nicht geringen. So sagt a 1 - N a w a w T in seinem Kommen-
tar zum Saklh des Muslim: Ȇber die Reinheit oder Unreinheit des
gestorbenen Muslims herrscht Meinungsverschiedenheit unter den
Gelehrten. Nach al-Shäf i'i gibt es darüber zwei Meinungen, und die
I) Wir kommen unten auf diesen Fall zurück.
64 A. j. Wensinck,
nach ihm richtige ist, daß der Leichnam des Muslims rein ist« ^). Bie
Tradition, welche letztere Meinung ins Feld führt, lautet: »Der Muslim
verunreinigt nie, sei er lebendig oder tot« 2).
Die Regel betreffend das Aas von Tieren, ist ganz in Überein-
stimmung mit der jüdischen: ist das Tier nicht rituell geschlachtet
worden, so verunreinigt sein Aas. Das Aas von Kriechtieren verun-
reinigt also im Islam wie im Judentum. Man findet diese Regel be-
kanntlich schon Lev. Ii. Dort wird aber für Fische und Heuschrecken
eine Ausnahme gemacht (V. 9 — 12, 22). Ebenso im Islam 3). Bas
beweist so gut wie sicher, daß in diesem Punkt das jüngere System
vom älteren abhängig ist. Was die Auffassung der Unreinheit von
Hunden und Schweinen betrifft, kann das auch als sicher gelten. —
Zu den Sachen, welche durch Berührung verunreinigen, gehören im
Islam wie im Judentum menschliche Exkremente 4). Die Juden
haben aber eine Ausnahme gemacht für diejenigen von Kindern,
welche noch keine festen Speisen genießen, wie hervorgeht aus der
TosephtasteWe: »Man entfernt sich vier Ellen von den Exkrementen
eines kleinen Kindes, wenn es imstande ist, soviel wie ein Zaü zu
essen« 5). Auch die Muslimen haben eine leichtere Verunreinigung
angenommen, wenn sie von Säuglingen herrührte, wie in zahlreichen
Traditionen mitgeteilt wird. Es erzählt z. B. eine gewisse Umm Kais,
daß sie ihr kleines Kind, das noch keine Speisen aß, zum Propheten
brachte. Der setze das Kind in seinen Schoß, sodaß bald seine Kleider
besudelt waren. Da rief er um Wasser und benetzte die Stelle, wusch
sie aber nicht ^).
Die Übereinstimmung in der Altersbestimmung in beiden Fällen
läßt wieder auf Übernahme schließen.
Das W a s c h w a s s e r.
Die Reinigung geschieht in beiden Religionen durch Wasser; ist
kein Wasser vorhanden, so darf man Sand benutzen 7). Es ist wahr-
scheinlich, daß Muhammed letztere Bestimmung erst durch die Juden
hat kennen gelernt, wie von Nöldeke-Schwally ^) angenommen
0 I, 412.
^)ib.
3) Minhädj I. 36.
4) Minhäij I, 36 f. Berakot, 25 a.
5) Berakot II, 16.
6) Miiwa/fa' I, 114 f. B u k h ä r I , A'. al-Wiidü^ bäb. 59.
") Berakot, 15 a. Süra 4, 46. 5, 9.
') Geschichte des Qordns, I, S. 199.
Die Entstehung der muslimischen Reinheitsgesetzgebung. ^c
worden ist. Es ist aber möglich, daß den alten Arabern diese Praxis
schon bekannt war.
Die Detailfragen betreffend das Waschwasser, welche erst nach
Muhammed's Tode aufgeworfen worden sind, lassen aber sicher auf
jüdischen Einfluß schließen.
So wird den Muslimen empfohlen, die Wassergefäße zu bedecken;
dasselbe Mittel wird schon im Alten Testament für Gefäße in einem
Sterbehause vorgeschrieben ^). Wenn ein Insekt in (ein kleines
Quantum) Wasser fällt, wird dasselbe für rituelle Zwecke untauglich;
derselbe Fall wird schon Lev. il, 33 erwähnt.
Es gibt aber treffendere Parallelen. Das Judentum schreibt in
verschiedenen Fällen genaue Wasserquanta vor: bei
schwerer Verunreinigung vierzig Se^a, bei leichter neun Kab -). Für
das Waschen der Hände werden wieder andre Maße angegeben 3).
Ebenso hat es im alten Islam Strömungen gegeben, welche für die
verschiedenen Waschungen genaue Quanta vorschrieben. So läßt
man *Ä'isha sagen: »Der Prophet pflegte sich zu baden mit einem
5ä' und sich zu waschen mit einem Mudd W^asser. « Und Umm 'Umärä
behauptet: »Der Prophet wusch sich; da wurde ihm ein Gefäß ge-
bracht, das zwei Drittel Mudd Wasser enthielt« 4). In anderen Tradi-
tionssammlungen werden wieder andre Maße genannt 5) ; es hat keinen
W'ert, sie hier aufzuzählen. Man sieht aber, wie stark die juda'isierende
Strömung war. Man hat sogar Traditionen erdichtet, welche mit
einer jüdischen, im Talmud bewahrten Erzählung die größte Ähnlich-
keit aufzeigen. Hier heißt es nämlich, daß Rabbi Nahman sich einen
Krug machen ließ, der neun Kab enthielt, natürlich mit der Absicht,
auf diese Weise das erwünschte Maß immer leicht feststellen zu können^).
In den muslimischen Traditionsbüchern finden sich ebenso zahlreiche
Mitteilungen, des Inhaltes, daß Muhammed oder seine Frauen Gefäße
benutzten, welche das für die W^aschung oder das Bad erforderliche
Maß genau enthielten 7).
Die judaisierende Richtung im Islam hat aber den Sieg nicht
davongetragen, allen den zu Hilfe gerufenen Musterwaschungen des
Propheten zum Trotz. »Die Mehrzahl der Muslims sind der Meinung,
') Tanblh, ed. Juynboll, S. 3. Nmn. 19, 15.
-) Berakot, 22. Tosephta, Ber., II, 12. Mishna, Mikwa^ot, passim.
3) Jadaim, I, i.
4) Abo D ä ' 0 d , Sunan, I, 10, 24.
5) Muslim, I, 367 ff. N a s ä ' I , I, 20, 23 f., 64.
6) Berakot, 22 a am Ende.
7) Z. B. M u s 1 i m , I, 377.
Islam. V. 5
56 A. J. Wensinck,
daß das bei WuäiT und Ghusl erlaubte Wasserquantum nicht genau
bestimmt ist, sondern daß im ersten Fall weniger, im zweiten mehr
genügt« ^) usw. Nicht nur wider das genaue Bestimmen des Wasser-
quantums, sondern auch wider zu hohe Quanta hat die freiere Richtung
Einspruch erhoben, wie aus einigen in die eigentümlichen Formen ge-
gossenen Traditionen ersichtlich ist. So läßt man Abu Dja'far sagen:
»Wir disputierten eines Tages bei Djäbir b. 'Abd Allah über den Ghusl.
Djäbir sagte: Es genügt ein 5ä' Wasser nach geschlechtlicher Ver-
unreinigung. \\'ir entgegneten: Nicht ein .Sä', sondern zwei! Da
antwortete Djäbir: Und doch genügte ein 5ä* für denjenigen, der
besser war als ihr und mehr Einsicht hatte« ^).
Das Maß des Waschwassers wird weiter besprochen bei der Frage
nach der Tauglichkeit desselben. Hier tritt die muslimische Ab-
hängigkeit von dem jüdischen System wieder deutlich zutage.
Erstens haben wir die Frage, ob strömendes oder stehendes Wasser
für die Waschungen gebraucht werden soll. Die Vorliebe des Juden-
tums für »lebendes Wasser« ist schon aus dem Alten Testament be-
kannt 3) und die spätere Literatur stimmt mit der älteren natürlich
überein. Auch der Islam verwendet für das Reinigungsbad gerne
strömendes Wasser. Die Vorschrift wird natürlich Muhammed in
den Mund gelegt: »Niemand von euch darf sich in stehendem Wasser
baden nach geschlechtlicher Verunreinigung« 4j.
Zweitens gibt es die Frage, in welchen Fällen das Waschwasscr
für kultische Zwecke als untauglich anzusehen ist. Die Vorschriften
sind ziemlich verwickelt. Hier kommt es nur darauf an, ob und in-
wiefern dieselben jüdischerseits beeinflußt sind. Die Grundgedanken
der muslimischen Bestimmungen sind folgende: Man darf Wasser zu
rituellen Zwecken benutzen, so lange sich der Name »Wasser« darauf
anwenden läßt. Wird aber eine fremdartige Substanz hineingemischt,
so sind zwei Fälle zu unterscheiden:
a) Wenn die Einmischung so stark ist, daß das Wasser seinen
Charakter verliert, so wird es untauglich, b) Wenn die Einmischung
den Charakter des Wassers nicht verändert, so bleibt es nach einigen
tauglich. Das Wasser kann aber auch auf anderem Wege verunreinigt
werden. Hier sind wieder zwei Fälle zu unterscheiden:
a) Wenn das Quantum mehr als zwei Kulla beträgt, so bleibt es
tauglich.
') N a w a w 1 bei Muslim I, 376.
2) N a s ä ' I , I, 46.
3) Lev. 15 passim.
4) Muslim I, 351 und N a w a w I ' s Kommentar dazu; N a s ä ' i I, 45, 63.
Die Entstehung der muslimischen Reinheitsgesetzgebung. 67
b) Beträgt das Quantum weniger als zwei Kulla, so soll man bis
zu diesem Minimum reines Wasser beifüllen; alsdann ist das Ganze
tauglich i).
Diese Grundgedanken finden sich schon im Mishna'ivdk.td.t Mik-
wa'ot. Zur Vergleichung möge folgende Stelle genügen: »Wenn Wein
und Olivensaft in das Waschwasser hineingeflossen sind, so daß das Aus-
sehen des Wassers sich geändert hat, so ist das Wasser untauglich.
Wie soll er [der sich baden will] jetzt handeln? Er soll warten, bis
Regen fällt und dadurch das Aussehen [der Flüssigkeit] dem Aussehen
von Wasser wieder gleich geworden ist. Waren aber vierzig Se^a
[im Gefäß], so soll er auf die Schulter Wasser schöpfen und hinein-
gießen, bis das Aussehen der Flüssigkeit wieder Wasser ähnlich gewor-
den ist. Wenn Wein oder Olivensaft in das Wasser geflossen sind,
und sein Aussehen sich dadurch teilweise geändert hat, so darf er sich
nicht [in diesem Wasser] baden, falls es weniger als vierzig Se^a be-
trägt« 2). Die muslimischen Hauptfragen betreffend die Veränderung
des Wassers und die Quantität desselben im Zusammenhang mit der
Veränderung sind auch hier maßgebend. Die Herkunft der muslimi-
schen Theorie kann also kaum zweifelhaft sein.
Merkwürdig ist es, daß der Christ BarHebräus sich in diesem
Punkte den Schwesterreligionen eng angeschlossen hat. »Die Rein-
heit des Wassers wird nach unserer Meinung bestätigt durch die
Unverändertheit des Geschmacks, des Geruchs sowie der Farbe. Eine
offenkundige, unrein machende Veränderung nämlich findet nach un-
serer und anderer Meinung statt, wenn etwas Unreines hineinfällt in
Wasser, das an Quantität weniger als 500 babylonische Lifre beträgt;
Selbst wenn dadurch Geschmack, Geruch und Farbe sich nicht ändern
sollten, so wäre das Wasser doch nicht als rein, sondern als unrein an-
zusehen. Dies gilt für stehendes Wasser. Bei strömendem Wasser
wird aber nur soviel verunreinigt, als durch das Unreine berührt wird;
sodaß das Wasser kurz oberhalb und weit unterhalb der verunreinigten
Stelle bei schnell fließendem Wasser nicht verunreinigt wird« 3).
Schließlich wird im Islam wie im Judentum die Frage erwogen,
ob es erlaubt ist, daß dasselbe W^aschwasser von zwei Personen zur
rituellen Waschung benutzt wird. Die Mishna antwortet folgender-
maßen: »Wenn hintereinander zwei Personen in ein Bad hinabsteigen,
in welchem genau vierzig Se^a sind, dann ist die erste rein, die zweite
I) Vgl. Minhädj, I, 9 ff. Tanbih, i f.
^) VII, 3, 4.
3) Ethicon, ed. Bedjan, 169.
5*
^g A. J. Wensinck,
aber unrein« '). Das »genau« soll dartun, daß durch das Bad der ersten
Person das Wasser auf weniger als vierzig Se^a zusammengeschrumpft
ist. Wären aber mehr als vierzig Se^a im Bade gewesen, so wäre das
Wasser für eine zweite Waschung tauglich gewesen.
Die muslimische Lehre ist der jüdischen merkwürdig ähnlich.
al-Nawawi äußert sich über diesen Punkt folgendermaßen: »Miß-
billigt wird Wasser, das schon zu einer obligatorischen Waschung
benutzt worden ist ; wenn aber das Quantum zwei Kulla beträgt,
so ist es rein . . . .; denn zwei Kulla Wasser werden nicht verun-
reinigt durch Berührung mit etwas Unreinem« 2).
Dies ist die von der shäfi'itischen Schule vom Judentum über-
nommene Lehre, welche sich auf zahlreiche Traditionen stützt.
Daß diese Lehre auf starken W'iderstand gestoßen ist, geht aus anderen,
nicht weniger zahlreichen Traditionen hervor, welche sich natürlich
auf Muhammed berufen. So teilt Ibn *Abbäs mit, daß der Prophet
den Ghusl zu verrichten pflegte mit Wasser, das Maimüna schon zu
demselben Zweck benutzt hatte 3). Auf gleicher Linie stehen die Tra-
ditionen, welche berichten, daß Muhammed und seine Frauen sich
gleichzeitig aus einem Gefäß zu waschen pflegten. In einer anderen
Tradition wird noch hinzugefügt, daß sie sogar nach geschlechtlicher
Verunreinigung dasselbe taten 4). Über das verwendete Wasser-
quantum äußern sich diese Traditionen zwar nicht, aber die
Tendenz ist doch unverkennbar. Wie stark die Opposition wider die
strenge Richtung war, geht auch hervor aus angeblichen Äußerungen
Muhammeds, daß Wasser durch nichts verunreinigt werden könne 5).
Man läßt ihn sogar Wasser eines Brunnens für erlaubt erklären, in
den man allerhand Schmutz hineinzuwerfen pflegte ^).
Das Bad {Ghusl).
Rituelle Waschungen sind dem arabischen Heidentume wohl-
bekannt gewesen. Auch die ältesten Muslims haben, nach einer trefl'cn-
den, auch von BECKER angeführten Bemerkung 7), ihren Namen
»Sabicr« wohl ihren auffallenden Waschungen zu verdanken. Über
den ursprünglichen Ritus wissen wir aber nichts. Wir können aus
den uns erhaltenen Traditionen, im Zusammenhang mit dem im
>) Mii!wa'ot,WU,6.
^) Minhädj, I, lo.
3) M u s 1 i m , I, 379.
4) N a s ä' I I, 47.
5) N as ä'i I, 62.
6) A b ü D ä ' ü d , I, 8.
1) Die Religion in Geschichte und Gegenwart (hrsg. von Schiele und Zscharnack),
Spalte 716.
Die Entstehung der muslimischen Reinheitsgesetzgebung. 6q
Fikh festgelegten System, nur einige Schlüsse ziehen über die Ent-
wicklung dieser Institution. Vielfach ist auch hier wieder jüdischer
Einfluß nachweislich wirksam gewesen.
a) Sowohl in den jüdischen wie in den islamischen Traditionen
wird das Übergießen mit Wasser betont. Im babylonischen Talmud
wird erzählt, daß Rabbi Zera, als er im Bade saß, sich von einem Diener
habe übergießen lassen ^). Im Anschluß an diese Tradition wird dann
die Diskussion über das Übergießen weitergeführt. Schon die To-
sephta spricht von den neun Kah, welche auf einen Kranken gegossen
werden 2). Muslim hat verschiedene Traditionen, in welchen
Muhammed sagt, daß er sich beim Bad Wasser auf den Kopf gießt.
Aus der Form dieser Traditionen geht hervor, daß dies ein unsicherer
Punkt war, den man später in Anlehnung an die jüdische Praxis auf
Grund der prophetischen Autorität hat feststellen wollen. - Es wird
erzählt, daß die Abgesandten der Thaklf zu Muhammed sagten: »Un-
sere Gegend ist kalt. Wie sollen wir es mit dem Ghusl anfangen?« Da
soll der Prophet geantwortet haben: »Was mich betrifft, ich übergieße
meinen Kopf dreimal« 3). Nach einer anderen Tradition unterhielt sich
Djubair b. Mut*im einmal mit Muhammed über den Ghusl nach ge-
schlechtlicher Verunreinigung; da habe der Prophet dasselbe gesagt 4).
Auch über seinen Körper soll er Wasser ausgegossen haben 5).
b) Eine weitere Ähnlichkeit zwischen dem jüdischen Ritus und
dem muslimischen ist folgende. Im Fikh wird vorgeschrieben, daß
man allen am Körper haftenden Schmutz vor dem Bade entfernen,
und daß man sich die Haare entwirren und die Falten der Haut waschen
soll ^). Diese Vorschriften, welche an sich schon verständlich sind,
werden jedoch von den diesbezüglichen jüdischen hell beleuchtet.
In der Mishna wird nämlich die Lehre von den ]"'lil4in dargelegt,
d. h. von den Dingen, welche eine Trennung zwischen dem Wasser
und der betreffenden Körperstelle verursachen. Z. B. : Etwas am
Körper Festgeklebtes verhindert die Waschung der bedeckten Stelle.
Es ist also vorher zu entfernen. Die Übersetzung der MishnastQWQ
wird jeden von der Wahrscheinlichkeit überzeugen, daß die jüdische
Lehre auch hier wieder das Vorbild der muslimischen gewesen ist.
Sie lautet folgendermaßen: »Folgendes verursacht beim Menschen
2) Berakol, 22 a und weiter.
2) Ber. II, 12.
3) Muslim I, 380.
4) ib. Weiter A b ü D ä ' Q d , I, 24. N a s ä ' I I, 46.
5) M u s 1 i m I, 374.
6) Minhädj I, 33 f.
yo A. J. Wensinck,
Trennung [zwischen Körper und Waschwasser]: Schnüre aus Wolle
und Flachs, sowie Bänder an den Köpfen der Mädchen. Es bemerkt
Rabbi Jehuda: Weder Schnüre aus Wolle noch solche aus Haar ver-
ursachen Trennung, weil sie das Wasser in sich aufnehmen. Auch
bewirken Trennung die gekräuselten Haare der Brust und des Bartes i),
das Interstitium beim Weibe, ein Geschw^ür auf dem Auge, eine Kruste
auf einer Wunde sowie ein Pflaster darauf, aufgetrocknete Flüssigkeit,
an der Haut klebende Stücke Kot . . . «2).
Auf weitere Ähnlichkeiten im Ritus soll bei der Besprechung des
WudÜ* hingewiesen werden.
Wir haben weiter die Frage zu beantworten: In welchen Fällen
ist man zum Bade vor der Verrichtung des Gottesdienstes verpflichtet }
1. Die geschehene Kohabitation verpflichtet Mann und Weib
zum Bade 3). So auch schon in Lev. 15. Die muslimischen Autoren
behaupten aber, daß schon das arabische Heidentum diese Regel
kannte. Das mag richtig sein. Man kann aber ruhig sagen, daß,
wenn dies nicht der Fall gewesen wäre, der Islam sich in diesem Punkte
doch dem Judentum angeschlossen hätte.
2. Jede effusio seminis verpflichtet zum Bade 4). In den Tra-
ditionssammlungen findet man über dies Thema ähnliche Haarspal-
tereien wie in der rabbinischcn Literatur. Das jüdische Grundgesetz
kommt auch Lev. 15 vor. Die Rabbiner haben dann schließlich auch
jede effusio seminis als verunreinigend betrachtet, wie z. B. aus
folgender MishnasteWt hervorgeht: Qui ejecit guttas crassas e virga,
pollutus est. — Qui noctu cogitavit et surgcns compcrit carnem
suam calidam esse, pollutus est 5).
Die Durchführung dieser Vorschrift ist im Islam aber auf Wider-
stand gestoßen. Die Opposition beruft sich auf *A1I, für diese Materie
offenbar eine geeignetere Person als *Ä'isha. In zahlreichen Tradi-
tionen wird er in verdrießlicher Lage dargestellt, weil er ein s-\js^ J»>,
war, und sich nach der strengen Regel soviel gebadet hatte, bis ihm der
Rücken »gespaltet« war. In seiner Not soll er dem Propheten die Sach-
lage mitgeteilt und dieser soll ihm (und natürlich jedem Muslim) eine
leichtere Waschung erlaubt haben ^).
')Bar Hebräus hält es für Weiber nicht für obligatorisch, beim Baden ihre
Locken und Flechten aufzulösen. Eihicou, 170.
i) Mikii'o'ot IX, I, 2.
3) Minhädj, I, 32.
4) ib.
5) Mikwaot VIII. 3.
'•) A b ü D ä' ü d , I, 21. N a s ä' j , I, 36 f. 41.
Die Entstehung der muslimischen Reinheitsgesetzgebung. yj
Die Tradition hat die Verpflichtung zum Baden nach der effusio
seminis, dem jüdischen Vorbilde gemäß, sogar auf Weiber ausgedehnt ^).
Ich erspare dem Leser die Übersetzung der betreffenden Stellen. Hier
ist aber eine Tradition anzuführen, welche auf die zitierten folgt, und
in ähnlicher Form auch im Talmud vorkommt. Sie betrifft die Frao-e
was das Geschlecht oder die Ähnlichkeit des Embryo bestimmt. Im
Talmud knüpft sie sich an iolgende Mishnastelle: »Ist eines Mannes Weib
schwanger, und sagt er: Möge es Gott so fügen, daß meine Frau einen
Knaben gebäre, so ist dies ein eitles Gebet« 2). Im Namen des Rabbi
Jishak b. Ami wird dann gesagt 3): n^N .HDpJ Dlbv nbnn VmD li'iN*
"12T rn'PT' nbnn nyTID. Die muslimische Tradition lautet 4): j^s^Jt tw/s
.\ä,C^' ii.^ 0-?" " ( t^"^ * ^ ^•♦•■J^' O*' -ÄA^i / i^s . 3l_4.j! tL«», _lä>JLi
Außer dem Gottesdienste ist geschlechtlich verunreinigten.Personen
in beiden Religionen auch die Beschäftigung mit den heiligen Büchern
verboten. Schon die Mishna sagt: Der geschlechtlich verunreinigte
denkt [das Glaubensbekenntnis 5)] in seinem Herzen; die Vorhergehen-
den und nachfolgenden Beraka^s darf er nicht rezitieren ^). Aus der
Diskussion, welche sich im Talmud an diese Stelle knüpft, geht hervor,
daß manche das Studium des Gesetzes in diesem Zustande auch unter-
sagt haben 7). Auch im Islam hat dieser Gedanke Eingang gefunden.
In den Traditionsbüchern finden sich zahlreiche Äußerungen wie fol-
gende: »Der Prophet sagte: Der geschlechtlich Verunreinigte soll
nichts aus dem Kor^än rezitieren« S). Gegen diese jüdische Vorschrift
hat es aber auch wieder eine lebhafte Opposition gegeben, welche auch
wieder den Witwen des Propheten in den Mund gelegt wird. 'Ä'isha
soll gesagt haben: Der Prophet pflegte unter allen Umständen den
Kor'' an zu rezitieren 9). Und N a w a w 1 erklärt in seinem Kommen-
tar zu dieser Stelle, daß der Konsensus sich im letzteren Sinne aus-
gesprochen habe. Aber noch heutzutage ist es dem Djunub verboten,
ein Kor'änexemplav zu berühren ^0).
Wie oben ausgeführt worden ist, ist der Islam dem Judentum
0 Muslim I, 368f f. A b ü D ä ' ü d I, 24. Miku'o'ot \1U, :^ f.
^) Ber. IX, 3.
3) Ber. 60 a.
4) M u s 1 i m I, 370 f. N a s ä ' I I, 43.
5) d. h. die bekannten Abschnitte aus der Tora.
6) Ber. III, 4.
7) B. Ber. 21 b.
ä) T i r m i d h i , I, 28. N a s ä ' I , I, 52.
9) Muslim I, 414.
'°) JuYNBOLL, Handbuch, S. 174.
7 2 A. J. Wensinck,
nicht gefolgt in der Auffassung, daß Verunreinigung von Personen auf
Personen übertragen werden kann. Der Djunuh verunreinigt andere
also nicht durch Berührung. Darüber ist man einig. In der Tradi-
tion sind wieder deutliche Anzeichen aufbewahrt von dem
Streite, der durch diese definitive Einheit bedeckt wird. Man läßt
z. B. Abu Huraira erzählen: »Ich traf den Propheten eines Tages
auf einem Wege in Mcdina, während ich geschlechtlich verunreinigt
war. Ich hielt inne, entfernte mich und badete mich. Als ich zurück-
kam, fragte er: Wo warst du denn, Abu Huraira? Ich antwortete:
Ich war geschlechtlich verunreinigt und wollte in diesem Zustande
nicht bei dir sitzen. Da sagte er: Gott bewahre, der Muslim macht
[durch Berührung] nicht unrein«^). Ähnliches soll mehreren Personen
begegnet sein 2). Man sieht durch diese erzählende Form die ab-
wehrende Tendenz noch deutlich liindurch. Wir werden unten die
Bekämpfung dieser jüdischen Auffassung noch in einem anderen Fall
finden. — Lev. 15, 13, 17 wird bekanntlich angeordnet, daß verun-
reinigte Kleider gewaschen werden sollen. Der Islam ist auch in diesem
Punkte dem Judentum wieder teilweise gefolgt. Die Frage wird in
der Tradition wieder bis in die unerquicklichsten Einzelheiten be-
handelt. Im Unterschied von der jüdischen Vorschrift ist im Islam
die Waschung des ganzen Kleides nicht obligatorisch. *Amr b. Maimün
soll Sulaimän b. Jasär gefragt haben, ob das ganze Kleid oder aber die
verunreinigte Stelle gewaschen werden sollte. Dieser habe geant-
wortet: 'Ä'isha hat mir mitgeteilt, daß der Prophet die verunreinigte
Stelle zu waschen und dann im selben Kleide zur Salät zu gehen pflegte,
während sie die gewaschene Stelle deutlich sehen konnte 3). In an-
deren Traditionen, welche verschiedentlich gefaßt sind, aber auf das-
selbe h-'nauskommen, sagt *A'isha, daß jedenfalls nur sichtbare Spuren
zu waschen sind 4j. Auch läßt man den Propheten selbst sagen, daß
einfaches Benetzen der Stelle genügt 5). Zahlreicher sind aber die
Aussagen der *Ä'isha, daß sie die Stelle einfach abgekratzt habe ^).
Die Faklh's sind über die endgültige Beantwortung der Frage unter
sich nicht einig gewordm, wie al-Tirniidhi ausdrücklich hervorhebt?).
Uns genügt es, auf rHe jüdische Fragestellung und den dadurch im
Islam hervorgerufenen Streit hingewiesen zu haben.
') Abu Da' i; d I, 23.
») N a s ä' T I, 52.
3) M u s 1 i m I, 357.
4) Muslim I, 358. T i r m i d h I I, 25.
5) T i r m i d h ! , I 24.
6) N a s ä ' I I, 56. T i r m i (1 h I I, 25.
7) I. 24.
Die Entstehung- der muslimischen Reinheitsgesetzgebung. 7-3
Wir kommen jetzt zum dritten Fall, für welchen ein Bad vor-
geschrieben ist.
3. Die verschiedenen Unreinheitszustände beim Weibe, nl. die
Regel, unregelmäßige Blutungen, das Wochenbett. Diese Zustände
verpflichten auch das jüdische Weib zum Bade i), und wie im Juden-
tum ist auch im Islam während deren Dauer die Kohabitation -ver-
boten -).
Das Kleid der menstruierenden Frau soll nach der jüdischen Vor-
schrift gewaschen werden. Es gibt Traditionen, welche der muslimischen
Frau dasselbe vorschreiben, für den Fall, daß das Kleid sichtbar ver-
unreinigt worden ist; sie werden wieder der *Ä'isha in den Mund ge-
legt 3). Diese Vorschrift hat aber nicht allgemeinen Beifall gefunden.
Und es ist wieder *Ä'isha, welche als Patronin der entgegengesetzten
Meinung angeführt wird: »Jede von uns hatte nur ein Kleid, und wenn
Blut darauf kam, so benetzte sie es mit ihrem Speichel und wischte es
dann mit ihrem Speichel« 4). Wenn aber das Kleid nicht verunreinigt
war, verrichtete man darin die Salät wieder, ohne es gewaschen zu
haben. Diese Meinung wird von einer anderen Witwe des Propheten,
der Umm Salima, befürwortet 5).
Aus diesen Diskussionen geht hervor, daß im Islam der ursprüng-
liche Zwxck der Kleiderwaschung nicht mehr bekannt war. Im Juden-
tum sollen die Kleider, welche man in unreinem Zustande getragen hat,
gewaschen werden, ob sie besudelt worden sind oder nicht. Die Wa-
schung ist eben ein exorzistischer Akt, der ursprünglich mit Sauberkeit
nichts zu tun hat. Daher wusch man die Kleider auch vor der Teilnahme
an heiligen Zeremonien^); es war der dem Kult fremde Geist, welcher
hinausgetrieben werden sollte 7).
In anderen Fragen als den besprochenen hat der Islam jedoch der
judaisierenden Richtung nicht nachgegeben. Ihre Spuren sind aber
nicht ganz verwischt. Die älteren FaklKs behandeln z. B. auch
hier wieder die Frage, ob, nach jüdischem Vorbilde, die Berührung
einer Menstruierenden Verunreinigung verursacht. An erster Stelle
ist eine stattliche Reihe von Traditionen anzuführen, in welchen
*Ä'isha oder eine andere Witwe des Propheten erzählt, daß sie in jenem
') Lev. 12 und 15.
-) Lev. 15 und Süra 2, 222.
3) A b ü D ä ' ü d I, 38.
4) ib.
5) ib. Zeile 15 ff.
6) Ex. 10, 14.
7) Vgl. diese Zeitschrift, 19 13, S. 219 ff.
74 -^' J' Wensinck,
Zustande Muhammed zu waschen oder zu kämmen pflegte ^). Auf
gleicher Linie stehen andere Äußerungen der 'Ä'isha: »Der Prophet
sagte zu mir: Hole mir die Khumra -) aus der Moschee. Ich ant-
wortete: ich habe meine Regel. Da sagte er: aber das hat mit deiner
Hand doch nichts zu tun« 3). Noch herausfordernder spricht eine
andere Reihe von Traditionen, in welchen man 'Ä'isha, die eben für
alles herhalten muß, erzählen läßt, daß der Prophet den Kor^än rezi-
tierte, während sein Kopf im Schöße einer seiner Frauen lag, welche
ihre Regel hatte 4). Und so werden die verschiedensten Situationen
ausgedacht, meines Erachtens alle mit dem Zwecke, gegen die judai-
sierende Richtung Einspruch zu erheben 5). Noch eine dieser Tradi-
tionen verdient angeführt zu werden. 'Ä'isha erzählt: »Ich war ge-
wohnt, wenn ich die Regel hatte, zu trinken und den Becher Muham-
med zu überreichen. Der drückte seinen Mund auf die Stelle, welche
mein Mund berührt hatte. Ebenso klaubte ich an einem Knochen
und gab ihn dann dem Propheten, der seinen Mund auf die abgenagte
Stelle brachte«^). Wenn man nun bedenkt, daß es in der Mishna
heißt: »Wenn aus einem Trinkgefäße zuerst ein Unreiner, dann ein
Reiner trinkt, so wird letzterer unrein«?) — dann wird es unzweifelhaft,
wohin die Spitze dieser Äußerung gerichtet ist.
In dieser Frage hat der Islam sich also stark ablehnend verhalten. \
Nach N a w a w i ist nur die Berührung der Gegend zwischen Nabel
und Knie bei einer Menstruierenden verboten. Er fügt aber selbst
hinzu, daß dies Verbot nicht allgemein anerkannt wird S).
Bei der Behandlung einer anderen diesbezüglichen Frage hat sich
der Islam wieder ganz dem Judentum angeschlossen, nl. der Frage,
was unter Haid begriffen werden soll. »Auch das Gelbe und Trübe ist
//azW«, sagt N a w a w i9). Das ist mishnisch: »Fünf Blutarten beim
Weibe sind unrein: das rote, das schwarze, das gelbe, das trübe und
das rötliche« 1°). Weiter kann man über diesen Punkt noch die Tradi-
tionsbücher nachlesen ^^).
") M u sl i m I. 363.
-) Nach Nawawl das Tuih. auf welchem man den Sudjüd verrichtete.
3) Muslim I, 363. N a s ä ' T I, 52 f. *
4) Muslim I, 364. Abu Dä'üd I, 26. Nasä'i I, 67 f. 1
;) Man vergleiche noch A b ü D ä ' ü d I, 27. N a s ä ' i I, 54. 67.
6) Muslim I, 364. N a s ä ' I I, 23.
7) Mikwa'ot I, I.
«) Minhädj I, 52 f.
9) ib. I, 54.
'°) JSidda, II, 6.
") z- B. A b ü D ä ' ü d I, 29. X a s ä ' i I, 45.
Die Entstehung der muslimischen Reinheitsgesetzgebung. 75
Das jüdische Gesetz achtet die Unreinheit der Blutflüssigen
der der Menstruierenden gleich ^). Diese Ansicht ist vom Islam ab-
gelehnt worden, insofern die mustahäda als leicht verunreinigt gilt '^).
Daß man übrigens über diesen Punkt unter sich lange uneinig gewesen
ist und die Vorschriften sehr verschieden gewesen sind, ist aus den
betrefTenden Traditionen ersichtlich 3).
Am längsten dauert die Unfähigkeit zur Teilnahme am Kultus
bei der Wöchnerin, nl. durchschnittlich vierzig Tage 4). Das ist gerade
die Anzahl Tage, welche für die jüdische Frau festgesetzt war, welche
einen Knaben geboren hatte 5).
Es gibt noch weitere Fälle, in welchen der Islam ein Bad vor-
schreibt oder empfiehlt: z. B. den Übergang zum Islam 6) und den
Freitag 7). Auch im Judentum war die Proselytentaufe üblich S)^
sowie das Baden vor dem Sabbat 9). Die Proselytentaufe könnte
natürlich auf christliches Beispiel zurückgehen, im Zusammenhang
mit dem Gesagten ist das jedoch weniger wahrscheinlich.
'ö'
Die Waschung ( Wiidü^) .
Neben dem Ghusl kennt der Islam eine leichtere Waschung,
welche Gesicht, Hände und Füße umfaßt. Auch das Judentum kennt
diese Erleichterung des Bades. Sie kommt schon in der Mishna vor:
»Zehn Personen dürfen sich mit einem Linnentuch Gesicht, Hände und
Füße abtrocknen« 1°). Auch ist es beachtenswert, daß im Traktat
Jadahn, das über die Waschung der Hände handelt, die Rede ist vom
Gefäß, in welchem die Füße gewaschen werden "). Noch deutlicher
spricht aber der Talmud: »Rab sagte: So war die Gewohnheit des
Rabbi Jehuda b. El'ai: Am Vorabend des Sabbats brachte man ihm-
ein Gefäß mit warmem Wasser; darin wusch er sich Gesicht, Hände
und Füße« 12). Das hat natürlich vorbildliche Bedeutung. Daß diese
Waschung als eine Erleichterung des eigentlichen Bades gilt, geht aus
einer anderen Stelle hervor: »Komm und höre: man hat [am Sabbat]
1) Lev. 15, 25 ff.
2) Minhäij I, 53 f.
3) A b ü D ä ' ü d I, 30 ff. N a s ä ' i I, 45.
4) Mitihädj I, 58. D ä r i m I , Cod. Lugd., Warner 364, fol. 74.
5) Lev. 12, I — 4.
6) A b ü D ä ' ü d I, 38 ; z. B. N a s ä ' i I, 40 f.
7) A b ü D ä ' ü d I, 37. Minhäij I, 1 74.
8) Pesakim, VIII, 8.
9) Shabbät, fol. 25 a.
1°) Shabbät XXII, 5.
") IV, I.
") B. Shabbät, fol. 25 b.
76 A. J. Wensinck,
nur das Waschen von Gesicht, Händen und Füßen erlaubt. Mit Wasser
das vom vorigen Abend her aufgewärmt wurde« ^).
Die Abhängigkeit des Islam erstreckt sich, wie man sieht, sogar
bis auf die Reihenfolge: Gesicht, Hände, Füße. Aber auch bei den
einzelnen Handlungen ist die Gleichheit der beiden Religionen über-
raschend:
a) Der Muslim fängt die Waschung an mit einem: Im Namen
Gottes, des barmherzigen Erbarmers 2). Die badende jüdische Frau
hat eine Beraka zu sagen, bevor sie untertaucht. Eine ältere Autorität
als der Shiil/i an \4rük ^) ist mir dafür nicht bekannt, aber solche
Gebräuche beruhen sicher auf viel älterer Praxis.
b) Der Muslim gibt der rechten Körperseite den Vorrang 4). Den
Juden ist bei der Morgenwaschung (und somit auch wohl bei den
anderen rituellen Waschungen) dasselbe vorgeschrieben 5).
c) Der Muslim verrichtet die einzelnen Handlungen je dreimal ^).
In talmudischer Zeit war das bei den Juden schon gebräuchlich, w'ie
hervorgeht aus einer Diskussion, in welcher die Rede ist vom bösen
Geist, der morgens auf den ungewaschenen Händen sitzt. Dann heißt
es: »Es wird erzählt, daß Rabbi Natan sagte: Das [nl. der Dämon]
ist die Bat Horim und sie bleibt zornig [sitzen], bis man die Hände
dreimal gewaschen hat«7j.
Daß das dreimalige Waschen im Islam eine Neuerung gewesen ist,
geht hervor aus den Traditionen, welche sich diesem Ritus wider-
setzen. Wahrscheinlich fand man die Wiederholung zu beschwerlich.
Man beruft sich z. B. auf Abu Huraira, der den Propheten diese
Handlungen je nur zweimal verrichten sah ^). Aber auch dies war
einigen zu viel, und ihnen soll Ihn 'Abbäs den Wik/iV des Propheten
vorgemacht und dal)ci jede Handlung; nur einmal vcrrirhtrt haben 9).
Überhaupt scheint sich die pünktliche Waschung nur beschwerlich
haben einführen lassen. Der Fikh gestattet denn auch in einigen
Fällen eine Erleichterung, welche bekanntlich darin besteht, daß man
die Füße nicht wusch; man benetzte nur die Schuhe. Dies soll Muham-
med auf Reisen erlaubt haben ^°). Nach anderen Traditionen aber
') ib., fol. 40 a.
*) Minhäij, I, 26.
3) Jore De'a, Hilkot Nidda, § 200.
4) Minhäij, I, 27.
5) Ora/i /,/aijim § 4.
6) Mwhäij I. 27.
7) Shabbät, fol. 109 a.
») Abu Dä'üd I, 14.
9) ib.
■o) N as ä' 1 I, 32.
Die Entstehung der muslimischen Reinheitsgesetzgebung. 77
soll es immer erlaubt gewesen sein. Einige dieser Traditionen sind be-
merkenswert. Djarir b. *Abd Allah soll den Wuäü^ verrichtet und
sich dabei die Schuhe benetzt haben [ohne die Füße zu waschen].
Man fragte ihn: Du benetzest nur.? Er antwortete: So sah ich den
Propheten tun. Da wunderten sich die Leute über diese Aussage
Djarir's. Seine Bekehrung fand kurz vor Muhammed's Tode statt ^).
Durch diese letzte Bemerkung will man der Berufung auf eine andere
Praxis des Propheten vorbeugen. N a s ä ' i gibt eine ganze Reihe
von Traditionen, welche alle diese Tendenz deutlich aussprechen.
Nach einigen soll man Muhammed den WudiV in der angegebenen
Weise haben verrichten sehen, nach anderen soll er, darüber be-
fragt, geantwortet haben: »Es steckt nichts Übles drin<<2).
Die strenge Partei hat es aber an Gegenbeweisen nicht fehlen
lassen und dabei das wirksamste Motiv, die Furcht vor der Hölle,
aufgerufen. Man läßt den Propheten sagen, daß er am Auferstehungs-
tage seine Leute daran erkennen wird, daß sie glänzen durch die vielen,
genauen Waschungen 3). In anderen Traditionen sagt er: »Wehe
den [ungewaschenen] Fersen wegen des Höllenfeuers«. Einigemal
wird noch hinzugefügt: »Seid also nicht karg mit dem Wasser« 4j.
Wir kommen jetzt zu der Frage, in welchen Fällen die Waschung
vorgeschrieben ist.
a) Nach der Verrichtung der Notdurft und der Ausscheidung
anderer Exkremente.
Dieselbe Regel galt schon im Judentum, wie der Talmud bezeugt:
»Rabbi Johanan sagte: Wer gesinnt ist, das Joch des Himmel-
reiches vollkommen auf sich zu nehmen, der verrichte seine Notdurft,.
wasche sich die Hände, lege die TephiUin an und rezitiere dann Shema^
und Tephilla« 5).
Die Bestimmungen über die Reinigung sind in ihrer Über-
einstimmung mit den jüdischen hier schon früher mitgeteilt w^orden ^).
Es können aber noch einige neue Daten hinzugefügt werden.
Es ist dem Muslim verboten, das rituelle Gebet zu verrichten,
wenn er seine Notdurft verrichten muß 7). Dieselbe Vorschrift kommt
schon im Talmud vor: »Wer seine Notdurft verrichten muß, darf das
Gebet nicht verrichten«^).
') N a s ä ' i I, 31.
2) N a s ä ' i I, 32. A b ü D ä ' ü d I, 16 f.
3) MumaUa', I, 59, 69.
4) M u s 1 i m I, 317 f. N a s ä ' 1 I, 30.
5) Berakot, fol. 15 a.
6) Diese Zeilschr., I, S. lOi.
7) Abu D ä» ü d I, 10.
^) Berakot, fol. 23 a.
ng A. J. Wensinck,
Der Muslim darf, wenn er in den K/iala' eintritt, nichts bei sich
haben, worauf der Gottesname geschrieben ist ^). Den Juden war
bei dieser Gelegenheit verboten, die Tephillin, auf welchen bekanntlich
auch der Name geschrieben war, bei sich zu behalten: »Unsere Lehrer
lehrten: Wer in den Abtritt hineingeht, der lege seine Tephillin auf
einer Distanz von vier Ellen ab, und trete dann hinein« 2).
Dem Muslim ist vorgeschrieben, sitzend zu urinieren 3). In einer
Tradition bei N a s ä ' 1 heißt es, daß bei den alten Arabern dies aus-
schließlich weibliche Sitte war 4). Man hat dem Muslim aber erlaubt
dabei zu stehen, wenn er sich auf einem weichen, sandigen Boden be-
findet. Eine Partei ist damit jedoch nicht einverstanden. Sie läßt
*Ä'isha sagen: »Wenn euch jemand erzählt, daß der Prophet stehend
zu urinieren gewohnt war, so schenkt ihm keinen Glauben; er pflegte
es nie anders als sitzend zu tun« 5).
Diese Vorschrift ist, wie von vornherein zu erwarten war, auch von
der jüdischen Seite angeregt worden, da sie, sowie die erwähnte Aus-
nahme, schon im Talmud vorkommt: »Rabba b. Samuel sagte im
Namen des Rabbi Uaija: Man darf nicht anders als sitzend urinieren.
Es sagte Rab Kahena: Aber auf lockerer Erde darf man dabei stehen«^;.
Nach jüdischem Vorbild hat man auch angeordnet, daß der Mus-
lim beim Verrichten seines Bedürfnisses die Kibla weder annehmen,
noch ihr den Rücken zuwenden soll. Gegen diese Neuerung ist aber
auch Einspruch erhoben worden, natürlich wieder mit Berufung auf
Muhammed. Ibn 'Omar erzählt, daß er einmal auf das Dach des
Hauses seiner Schwester Haf§a hinaufgestiegen war. Er schaute
hinab und sah den Propheten sitzen, das Gesicht nach Norden, den
Rücken nach der Kibla gekehrt 7). Es gibt mehrere Traditionen in
diesem Sinne ^). Man spürt den jüdischen Einfluß auch darin, daß
man bei dieser Gelegenheit sich auch nicht nach Jerusalem wenden darf 9).
b) Nach Schlaf oder Ohnmacht. Für die Belegstellen und die
Erklärung dieserVorschrift kann auf dieseZeitschrif t'°) verwiesen werden.
') A b ü D ä ' n d I, 3 f. Minhädj I, 18.
») Der., fol. 23 a.
3) T i r m i d h I , I, 4.
*) I, II f.
5) Muslim I, 443.
6) IV, S. 221 ff.
7) N a s ä ' i I, II.
8) Ber., fol. 40 a.
9) M u s 1 i m I, 443.
'o) A b ü D ä ' ü d I, 3. N a s ä ' i I, 1 1.
Die Entstehung der muslimischen Reinheitsgesetzgebung. 70
c) Nachdem man die Haut eines Weibes berührt hat ^). Man
könnte diesen Fall vergleichen mit der Vorschrift des Badens nach der
Kohabitation. Aber es ist doch nicht unwahrscheinlich, daß hier
jüdische Diskussionen maßgebend gewesen sind. Im Talmud wird
nämlich eingehend die Frage besprochen, ob man das Shema'' rezi-
tieren darf, während man die Haut seiner Frau berührt. Manche
Autoritäten verneinen sie. Und dann geht Rabbi Jishak weiter und
erklärt das Betrachten (und natürlich vielmehr das Berühren) der
Haut eines Weibes, wenn die Stelle auch nur eine Hand breit sei, für
'"llrl^ ^)- Es würde wundernehmen, wenn bei dieser Anschauung
die Berührung dieser ^Erwa keine Waschung .vor dem Gebet nach sich
ziehen würde. Daß die genannten Diskussionen den Muslims bekannt
gewesen sind, erhellt aus einer Tradition, in welcher, genau wie im
Talmud, die Frage besprochen wird, ob man dieSalät verrichten darf,
wenn man sich mit einer Frau unter einer Decke befindet 3). Wie im
Talmud finden sich auch hier Meinungen für und wider.
d) Nach Berührung der Scham 4). Auch diese Bestimmung
rührt nicht von Muhammed her, wie geschlossen werden darf aus einer
Äußerung des 'Orwa b. al-Zubair- gegenüber Marwän b. al-Hakam,
in welcher er sagt, daß er dieselbe nicht kennt 5). Auch sonst findet
sich Opposition dagegen ^). Das kann nicht w^undernehmen, weil die
Vorschrift offenbar jüdischerseits angeregt worden war. Die jüdischen
Gesetzeslehrer haben das Berühren der Scham streng verpönt. Es
erzählt Rabbi Zära: »Ich sah, wie Rabbi Abahu seine Hand nach
seiner Scham hin legte, ich weiß aber nicht, ob er sie berührt hat.
Es ist klar, daß er sie nicht berührt hat. Denn es wird gelehrt: Wer
beim Urinieren sein Glied anfaßt, für den gilt es, als ob er die Sintflut
auf die Erde gebracht hätte«?).
Schließlich ist ein Teil der Fakih's dazu gekommen, die
Waschung vor jeder Salät für obligatorisch zu erklären.
»Es herrscht Meinungsverschiedenheit bezüglich der Frage, ob
die Waschung obligatorisch ist für jeden, der die Salät verrichten
will, oder aber, ob sie speziell für den Verunreinigten obliga-
torisch ist. Einige der älteren Fakih's haben die Frage im erstge-
1) Minhädj I, 1 5 f.
2) Ber., fol. 24 b.
3) A b ü D ä ' ü d I, 38 f.
4) Minhädj, I, 15.
5) Muwatld' I, 79. N a s ä ' i I, 37 f.
6) Abu Da' üd I, 18.
7) Shabbäi, fol. 41 a.
80 A. J. Wensinck, Die Entstehung der muslimischen Reinheitsgesetzgebung.
nannten Sinne beantwortet« ^). Nach a 1 - N a w a w i selber ist es
empfehlenswert, sich vor jeder Salät zu waschen. Auch in Traditionen
wird diese Streitfrage behandelt. Anas b. Mälik soll auf eine be-
treffende Frage geantwortet haben, daß der Prophet sich zwar vor
jeder Salät wusch, »wir aber pflegten aWeSaläi's nach einer Waschung
zu verrichten« 2). Ein anderer erzählt, daß Muhammed am Tage, als
Mekka eingenommen wurde, alle fünf Saläfs nach einer Waschung
verrichtet habe. *Omar sagte darauf: Ich sehe dich etwas tun, das
ich von dir zu sehen nicht gewohnt bin. Da habe der Prophet geant-
wortet: Ich habe es absichtlich so getan 3). Der Sinn der letzten
Worte ist offenbar: »Ich habe so gehandelt, damit es künftig anderen
auch ireistehe«. Man denkt dabei an Tannaiten, welche in einem
wichtigen Kasus sich hüten, so oder so zu handeln, »damit keine
Halaka entstehe«.
Auch bei den Juden der talmudischen Zeit kam die Händewaschung
vor jedem Shema'' (und wahrscheinlich Tephilla) vor, wie man wohl
schließen darf aus der Mitteilung, daß Rab die Hände zu waschen
pflegte, die Beraka hersagte, Unterricht erteilte, die Tephillin anlegte
und das Shema'- rezitierte 4). Und auch aus der späteren Zeit ist die
Gewohnheit bekannt. Wie in anderen Fällen, haben die Muslims
es auch hier nicht an Opposition fehlen lassen. Typisch für diese
Richtung ist die Äußerung eines Mannes, der 'Ä'isha befragte über die
Haltung des Propheten in einem namhaft gemachten Kasus. Als die
allwissende Witwe antwortete: »Muhammed handelte das eine Mal so,
das andere Mal so« — rief er aus: »Gott sei Dank, daß Er uns in dieser
Materie Spielraum gelassen hat« 5). Schließlich sei noch auf eine
Klasse von Traditionen hingewiesen, in welcher die Frage erwogen
wird, ob man sich nach einer warmen Mahlzeit ^) oder nach dem
Essen von Kamelfleisch 7) zu waschen hat, und ob man es in gewissen
Zuständen vor der Mahlzeit zu tun hat S). Wenn man an die jüdi-
schen Waschungen vor und nach der Mahlzeit und das Verbot des
Kamelfleisches denkt, kann man jüdischen Einfluß auch auf diese
Fragestellungen kaum verneinen.
') N a w a w I bei M u s i i m I, 302.
J) Abu Da' üd I, 17 f.
3) ib., I, iS.
4) Ber.. fol. 14 b.
5) iU.v.y>^! j. JoL> ij:ÄJ' ^Jl ^\.«._->-Ji Nasä'I I, 46.
6) Muslim I. 398 fT., Nasä'i I, 39f. Abu Da' üd I, 19 f. Muwalla' I,
54 ff-
7) M u sl i m I, 401. A b Q D ä' Q d I, 19.
8) M u s 1 i m I, 366. Nasä'i I, 32, 50.
Steuerpacht und Lehnswesen.
Eine historische Studie über die Entstehung des islamischen Lehns-
wesens.
Von
C. H. Becker.
Vorbemerkung: Die vorliegende Arbeit ist ursprünglich als Vortrag
gedacht und verzichtet deshalb auf ausführliche Scheidung zwischen alten und neuen
Gedanken. Sie ist gleichzeitig entstanden mit dem Artikel »Egypten« in EI Bd. II, wo
manche Gedanken weiter ausgeführt und belegt sind. Wenn auch der geistige Aufbau
und die meisten Belege durchaus mein eigen sind, fühle ich mich oft mehr, als im einzelnen
anzugeben ist, im Material wie in der Fragestellung abhängig von zwei großen Vorgängern,
die ich hier dankbar nenne:
1. SiLVESTRE DE Sacy, Siir hl natuve et les revolutions du droit de propriete terri-
toriale en Egypte. Institut Royal de France I, V, VII.
2. A. VON Kremer, Über das Einnahmebudget des Abbasiden- Reiches vom Jahre
2,06 H (918 — 919). Wien 1887.
Beide Werke sind nicht zitiert, da sie durchweg zugrunde liegen. Auch sonst habe
ich nur die für die Hauptgedankenentwicklung wichtigen Ausführungen belegt; denn
ich wollte mich davor bewahren, mich auf dem immensen Gebiet der islamischen Wirt-
schaftsgeschichte zu verlieren. Auch ist mancher Nebengedanke noch reine Hypothese. —
Ein ven\'andtes Thema behandelt die kleine Arbeit von Aron Gurland, Grundzüge der
muhammedanischeji Agrarverfassung und Agrarpolitik (Dorpat 1907). Ohne nähere Aus-
einandersetzung gebe ich hier, was dieser Arbeit nach meiner Meinung fehlt. Meine Be-
handlung des abendländischen Lehnswesens ist durch eine Korrespondenz mit F. Keutgen
entscheidend beeinflußt worden, wofür ich auch hier meinem alten Hamburger Kollegen
den herzlichsten Dank ausspreche.
Das abendländische und das morgenländische Lehnswesen ent-
wickeln sich aus ganz verschiedenen ideellen Voraussetzungen und
wirtschaftlichen Bedingungen, und trotzdem haben die geschicht-
lichen Notwendigkeiten zu ganz analogen Erscheinungen geführt.
Daß die Ähnlichkeiten aber nur äußerlicher Natur sind, wird die Dar-
stellung gerade der Entstehungs geschichte deutlich machen.
Die entscheidende Wendung in der Entwicklung des orientalischen
Lehnswesens fällt ungefähr in die Kreuzzugszeit, doch muß man sich
wohl hüten, nach einer abendländischen Anregung zu suchen. Um-
Islnm. V. fy
32 C. H. Becker,
gekehrt darf man auch nicht den Orient als Vorbild Europas heran-
ziehen. Auf dem Gebiete des Rittertums liegen Abhängigkeiten vor,
aber nicht auf dem des Lehnswesens. Schon die zeitgeschichtlichen
Grundlagen des Staats- und Wirtschaftslebens zeigen die völlig ver-
schiedenen Voraussetzungen, aus denen in Ost und West das Lehns-
wesen entsteht. Das abendländische Lehnswesen ist doch im wesent-
lichen der Versuch einer Lösung des Rüstungsproblems
in einem hauptsächlich n a t u r a 1 w i r t s c h a f 1 1 i c h fundierten
Staate. Wo bei Hebung des Wirtschaftslebens im Abendland sich
Ansätze von Geldwirtschaft zeigen, erscheint auch sofort das strikte
Lehnswesen durchbrochen. Der Lehnsträger erhält Beamteneigen-
schaft. Wo die Geldwirtschaft fehlt oder sich nur im internationalen
Güteraustausch und auf einigen beschränkten Gebieten betätigt, sind
Beamte und vor allem Soldaten nur durch Beleihung mit Land zu
beschaffen. So ist das abendländische Lehnswesen recht eigentlich
das Kind der speziell mittelalterlichen W^irtschaftsverhältnisse. Die
Antike mit ihrer Geldwirtschaft war von der mittelalterlichen Natural-
wirtschaftsbarbarei abgelöst worden, und aus der Naturalwirtschaft
erwuchs das Feudmn.
Ganz anders im Orient. Man kann es nicht oft genug betonen,
daß der Kalifenstaat die Tendenzen der ausgehenden Antike weiter-
führt, ja er zeigt inseiner Blütezeit Wirtschaftsformen, die sich unmittel-
bar vor der Gründung des arabischen Reiches aufzulösen schienen.
Die Wirtschaftsform des Omajjaden- und 'Abbäsidenstaates war die
Geld Wirtschaft. Natürlich hatte das Kalifenreich wie die
Antike ebensowenig reine Geldwirtschaft wie das abendländische
Mittelalter reine Naturalwirtschaft, aber die Geldwirtschaft überwog.
Es gab Gold- und Silberwährung mit stark schwankendem Wechsel-
kurs I). Die Einkünfte des Staates aus den Zöllen kamen in Geld und
in Naturalien ein. Bei den Steuern überwog das Geld. Naturalien
wurden nur für direkte Verpfiegungsbedürfnisse requiriert. Selbst
Leiturgien und Militärlasten wurden unter Umständen durch Geld
abgelöst. Die Beamten und Soldaten erhielten Geldlöhnung und
daneben Verpflegungsrationen in Naturalien. Schon die berühmten
Dotationen *Omar's sind uns in Geldquoten überliefert. Erhaltene
Ausgabebücher zeigen im häuslichen Kleinbetrieb durchweg Geld-
wirtschaft. Auch die ungeheure Masse uns noch heute erhaltener
Geldsorten aus der Kalifenzeit bestätigt die zahlreichen Schrift -
stellerangabcn von einem Überwiegen der Gcldwirtschaft.
') Vgl. die Arbeit von Hofmeier, Bd. IV, 97 fE.
Steuerpacht und Lehnswesen. g^
Gewiß kannte auch die Kalifenzeit noch nicht durchweg die Be-
deutung des Geldumsatzes im Sinne des Kapitalismus; das Thesau-
rierungsprinzip war im großen Stile — auch für Naturalien — aus-
gebildet, der Privat- und besonders der Staatshandel bediente sich
auch in weitem Maße des Naturalienaustausches, ja Pfeffer erscheint
gelegentlich als Wertmesser, aber die intensive Ausbildung des Kom-
mandit- und Genossenschaftswesens, der allgemeine Gebrauch von
Scheck und Wechsel im staatlichen Abrechnungswesen wie im Handel
beweisen zur Genüge die geldwirtschaftliche Basis. Das ganz große
Geldgeschäft des Kalifenreiches aber vollzog sich, wie zur Zeit der
Antike, auf dem Gebiete der S t e u e r p a c h t.
Dies Erbe der Antike ist nun im Islam die Wurzel der Wirtschafts-
form der Ikfä'-ät, die man als Parallelerscheinung des abendländischen
Lehnswesens bezeichnen kann. Im Islam ist ja so manch spätantikes
Gut bis in die Gegenwart lebendig geblieben. So ist der Orient auch
seine Praktoren erst mit Abschaffung des türkischen Lehnswesens
im 19. Jahrhundert losgeworden. Sie haben ihren Charakter aller-
dings im Laufe der Jahrhunderte etwas verändert, aber die geschicht-
liche Kontinuität läßt sich nachw^eisen.
Die Araber haben bekanntlich den bei der Eroberung vorgefundenen
Verwaltungsapparat auf byzantinischem und sassanidischem Boden
zunächst unverändert übernommen. Hier wie dort sind Großgrund-
besitzer für sich und die in Dorfgemeinschaft wohnenden Kolonen
dem Staate gegenüber für die Rente des Landes verantwortlich ^).
Die persischen Dihkane werden sich von den ägyptischen Pagarchen
kaum unterschieden haben. Sie hatten nicht nur wirtschaftliche,
sondern auch staatsrechtliche Funktionen. Es ist nun noch nicht klar,
ob und in welcher Weise diese Verhältnisse bei Übernahme der Herr-
schaft durch die Araber abgeändert werden. Jedenfalls findet eine
außerordentliche Stärkung der Regierungsgewalt statt, da die Araber
mit lässigen Steuerzahlern keinen Spaß verstanden. Andererseits
wußten die Araber wenig von der Technik der Verwaltung und blieben
so über ein Jahrhundert lang von den eingeborenen Steuerbeamten
abhängig. Viele der mächtigen Großgrundbesitzer waren aber natur-
gemäß geflohen, die Domänen des Kaisers und des Khosrau frei ge-
worden, so daß eine Fülle von ertragsfähigem, ja gerade von dem
ertragsreichsten und gewiß auch mit Kolonen intensiv besiedelten
i) Vgl. besonders M. Gelzer, Studien zur byzantinischen Verwaltung Ägyptens (Leipz.
Hist. Abh. XIII).
6*
84 C. H. Becker,
Lande zur Verfügung stand. Dies Land wurde nun von den arabischen
Großen unter staatlicher Sanktion okkupiert. Daher die ungeheuren
Besitztümer der islamischen Führer. Sie führten den Namen Dai^a,
Dijä\ d. h. Landgüter, und galten als erbfähiges Eigentum, das aber
natürlich steuerpflichtig war ^).
Durch die islamische staatsrechtliche Konstruktion ist der Tat-
bestand der Frühzeit später arg verdunkelt wor.den. Hier seien nur
die für unsere Aufgabe entscheidenden Tatsachen fixiert. Die einzelnen
Provinzen zahlten feste Tribute, von denen aber allerlei abgezogen
werden durfte. Die Stärke der Regierung zeigte sich nun darin, daß
politische und finanzielle Verwaltung scharf getrennt waren. Neben
dem militärischen Amir stand der von ihm unabhängige ^Amil, d. h.
der Chef des Finanzwesens. Letzterer war meist Pächter des Charädj,
d. h. des Gesamteinkommens der Provinz. Er hatte sich durch seine
Unterschrift auf einen bestimmten Betrag verpflichtet. Sicher belegt
ist dieser Zustand für die frühe *Abbäsidenzcit (a 1 - K i n d T ed.
GuEST 109). Da der ^Ämil der einflußreichere Beamte war, ging natür-
lich das Streben der meisten Emire dahin, daß ihnen auch die Finanz-
verwaltung unterstellt werde. Zur Zeit der ungebrochenen Stärke
der Zentralgewalt war das auch ohne Gefahr durchführbar, aber
sobald die Autorität von Bagdad zu schwinden begann, war die Ver-
bindung beider Ämter der Anfang selbständiger Staats- und Dynastie-
bildung. Am deutlichsten läßt sich das im 9. Jahrhundert bei der
ägyptischen Gründung der Tülünidendynastie verfolgen. Jahrelang
kämpft der Tülünidc Ahmed um die Übertragung auch der Finanz-
gewalt, und sobald er sie in Händen hat, ist es mit dem Einfluß Bagdads
zu Ende. Ein eigenes Reich ist entstanden, das selbst den gering-
fügigen Tribut bald zu zahlen unterläßt. Dies Beispiel ist typisch *).
Auf diese Weise hat sich dann später das Kalifenreich in seine Bestand-
teile aufgelöst. Man könnte nun solche Übertragungen selbständiger
Statthalterschaften auch einen Lehnsvorgang nennen, und man be-
zeichnet sie auch auf arabisch tatsächlich mit dem gleichen Wort
Ikfä^ 3), aber man würde dadurch doch nur einen sehr unvollkommenen
Eindruck von dem islamischen Lehnswesen erhalten. Ihm unterliegen
nämlich nicht nur die verschiedenen großen Provinzen, sondern
') Schon von Kremer, Streifzüge, von Wellhausen, Das arabische Reich, und vom
Verfasser öfters behandelte Zustände.
■) Vgl. meine Beiträge II, 154 ff.
3) Man spricht aber auch von Takabbul bei ganzen Ländern, z. B. Fragmenta ed.
DE GoEjE 361, resp. von Damän (a 1 - K i n d I ed. Guest 109). Natürlich war es nur
eine Steuerpacht im großen. Selbst bei regulärer Ablieferung der Pachtsumme war der
Nutzen groß.
Steuerpacht und Lehnswesen, g -
innerhalb derselben hat sich die Institution wohl nach dem
gleichen Prinzip, aber unter anderen Verhältnissen entwickelt, und
gerade hier liegen gewisse Berührungen mit dem abendländischen
Lehnswesen.
Wir haben schon gesehen, daß die arabischen Herren früh Groß-
grundbesitz erwarben, und diese Landschenkungen fanden auch weiter-
hin statt. Man nannte ein solches Grundstück KatV-a, ihre Gesamtheit
Katä^i'-, im *Iräk auch Sawäji. Es waren das die oben charakterisierten
Staatsdomänen, zu denen alles Öd- und Sumpfland sowie die Agri
deserti [Mawät) gerechnet wurden. Eine genaue Untersuchung ihres
Regimes hat ergeben i), daß es sich hierbei um eine der Emphyteuse
nah verwandte Institution handelt. Der alte Staatsrechtslehrer Abu
J ü s u f (S. 32 ff.) hat erklärt, man dürfe sie nur als Eigentum ver-
geben und keinem anderen übertragen, so lange der Erstbelehnte noch
Erben habe und für die Bestellung Sorge trage. Lasse er aber das
Land brach liegen, so verliere er sein Recht. Es handelt sich also
deutlich um eine Erbpacht unter fiskalischen Gesichtspunkten, ähnlich
wie bei der Emphyteuse. In der Praxis aber wurden diese Güter als
Eigentum empfunden, da sie ebenso wie die Emphyteusegüter ver-
käuflich waren. Der Staat hatte nur das Interesse, daß die Rente
richtig bezahlt wurde; aber um die juristische Theorie, die diese Lände-
reien nur als Erbgut vergeben wissen wollte, hat er sich nicht ge-
kümmert, sondern seine Domänen auch kurzfristig oder auf Lebens-
zeit verliehen. Auch diese Belehnung nannte man Iktä*^.
Neben diesen Landgütern KatäH^ oder Dijä'- stand nun das in
den überkommenen Verhältnissen gebliebene übrige Land, das in
Dorfgemeinschaften zerfiel, die kumulativ steuerpflichtig waren. Die
Steuerverwaltung schied nun zwischen den Großgrundbesitzern und
diesen dörflichen Gemeinschaften, obwohl beide zu dem gleichen
Steuerbezirk gehörten ^). Diese Steuerbezirke wurden nun ebenso
verpachtet wie die Erträge ganzer Provinzen. Zwar warnt der ge-
nannte Abu J ü s u f S. 60 ff. dringend vor der Steuerverpachtung,
deren ganze Schäden er aufdeckt, aber gerade diese Detailkenntnis
der Schäden beweist — und zahlreiche unabhängige Nachrichten
bestätigen es — , daß die Steuerverpachtung (Ta^bil) auch für kleine
Bezirke, ja für einzelne Dörfer die Regel war. Der Steuer-
pächter und der Emphyteuticarius oder ara-
bisch Mui^fa'^ standen sich nun tatsächlich sehr
I) ZA. XVIII, 301 ff.
*) Erhellt deutlich aus den Steuerrubriken des von Kremer veröffentlichten 'Abbä-
sidenbudgets.
36 C. H. Becker,
nahe; denn es besteht kaum ein Unterschied zwischen einem Steuer-
pächter, der die Steuern mit Gewalt eintreiben konnte, und einem
Privatmann, der unter staatlichem Schutz für die Steuer seiner vom
Staat in Pacht oder Erbpacht erhaltenen Ländcrcien aufkommt. Die
eigentlichen Steuerzahler waren in beiden Fällen die Kolonen {Akara,
Fellähün); Mukfa^ und Steuerpächter sind nur die Mittelglieder zwischen
Bauer und Staat. Hier mag nun die Handhabung in den einzelnen
Ländern des Kalifenreiches verschieden gewesen sein ^), in Ägypten
jedenfalls gehen diese beiden Klassen völlig ineinander über. Aber
auch in den Ostprovinzen zeigen sich Ansätze zu Übergängen. Wenn
irgendein hoher Beamter ein schönes Landgut besaß, so strebte er
danach, auch die Steuererhebung des betreffenden Bezirkes zu er-
halten (a 1 - S ä b I ed. Amedroz S. 394 pu). Dann war es bei der
orientalischen Lotterwirtschaft, die den Mächtigen nicht einmal
zu Steuerzahlung heranzuziehen wagte, nur selbstverständlich, daß
die Besitztümer allmählich anwuchsen, und Steuerpacht- und Erb-
pachtgebiete ineinander übergingen, ein Vorgang, der mit der Ver-
schmelzung von Allodial- und Lehnsgut im Abendland zu vergleichen
wäre.
Aber alles, was wir bisher kennen gelernt haben, ist doch nur
Pacht oder Beleihung gegen Rente. Es mochte wohl als Beneficiiim
empfunden werden, doch wo bleibt das Homagiiim, die Vasallität,
die doch erst mit dem Beneficium zusammen den üblichen Begriff des
Feiidum ergibt.? Der Muk/a'- und der Steuerpächter hatten Geld
abzuliefern, darin bestand ihre Verpflichtung. Hatten sie nun auch
militärische Aufgaben ? Nein — ursprünglich nicht.
Darin besteht meines Erachtens der Hauptunterschied zwischen
östlichem und westlichem Lehnswesen, daß im Abendland das Be-
dürfnis nach Heeresfolge überhaupt erst zur Vergebung von Bene-
fizien geführt hat, während im Islam das Militär sich
erst nachträglich und m i ß b r ä u c h 1 i c li in das
bestehende B e n e f i z i a 1 w e s e n hineingedrängt
hat. Erst weil man der Verhältnisse nicht anders Herr werden konnte,
hat man an die okkupierten Benefizien die Pflicht der Heeresfolge
geknüpft. Zum Verständnis dieses Prozesses müssen wir etwas weiter
ausholen.
>) Manche Einzelheit ist mir noch ganz unklar, so vor allem das Verhältnis zwischen
Steuerbeamten und Steuerpächtern; es hat etwas Mißliches, sich diese Verhältnisse nach
Analogie der von der französischen Expedition vorgefundenen Zustände vorzustellen,
aber es ist beim Fehlen genauerer Nachrichten vorerst der beste Weg.
Steuerpacht und Lehnswesen. 87
Das alte Kalifenreich war eine Militäraristokratie, doch spielte
das soldatische Element nicht entfernt die Rolle wie später, als Büjiden
und Seldjüken die Geschicke des Reiches bestimmten. Den Höhe-
punkt seiner Militarisierung erreichte der Orient unter den Mamlüken.
Die arabischen Truppen, mit denen die Welt erobert wurde, waren
stammweise organisiert, hatten ihre Listen und empfingen feste Bezüge
in bar und in Naturalien. Außerdem partizipierten sie an der Kriegs-
beute. Diese freien selbständigen Söhne der Wüste waren aber ein
schwer disziplinierbares Korps, und so schritten schon die frühen *Abbä-
sidenkalifen dazu, sich türkische Sklaven zu kaufen, die ohne Anhang
ein gefügiges Werkzeug in der Hand des Despoten schienen. Als man
von ihnen genug hatte, schaffte man die arabischen Truppen ab, d. h.
man entzog den verschiedenen Stämmen einfach ihre bisherigen Dota-
tionen. Das war im Jahre 218/833. Man schuf nun in einzelnen Pro-
vinzen Eingeborenenregimenter [Muwalladün) , die militärische Haupt-
macht aber bestand aus türkischen Sklavengarden. Der Prozeß ist
oft geschildert, wie diese Prätorianer unter skrupellosen Generalen
allmählich die Herrschaft an sich reißen, und Kalifen und Regierung
zum Spielball in ihren Händen werden. Am meisten kam es ihnen
aber auf reichliche Geldmittel an, und rücksichtslos begannen sie,
sich die Einkünfte des Staates anzueignen. Sie fragen dabei nicht
lange nach Ordnung und Gesetz, nach Steuer- und Leistungsfähigkeit,
sondern sie nahmen das Geld, wo sie es bekamen, und zerstörten so
die Quellen, aus denen die Staatseinnahmen flössen. Diese zunehmende
Militarisierung des Staates führt zu einer wachsenden Anarchie. Ihr
ist der wirtschaftliche Rückgang des Orients in erster Linie zuzu-
schreiben. Man kann es an der politischen Einteilung der Provinzen
mit Händen greifen. Die einzelnen Bezirke werden immer größer,
weil der gleiche Verwaltungsapparat, der früher bei intensiverer Be-
wirtschaftung und dichterer Bevölkerung kaum genügt hatte, jetzt
für ein mehrfach größeres Gebiet ausreichte ^). Es liegt auf der Hand,
daß diese Neugestaltung der Dinge verhängnisvoll gerade für das
Benefizienwesen sein mußte. Wie die Entwicklung sich im einzelnen
vollzog, soll nacheinander für das 'Irak und für Ägypten gezeigt werden.
Zunächst sind selbstverständlich die türkischen Generale unter
die Großunternehmer gegangen. Sie übernahmen als Emphyteuticarii
großen Grundbesitz und als Steuerpächter weite Distrikte. Die von
ihnen fälligen Summen zahlten sie dann häufig nicht oder erst wenn
sie mit Gewalt dazu gezwungen wurden. Die gewöhnlichen Soldaten
I) EI Bd. II, 10.
gg C. H. B e c k e r ,
blieben vorerst bei ihrer Löhnung, aber als die manchmal nicht recht-
zeitig ausgezahlt werden konnte, verpfändete man ihnen den Ertrag
gewisser Distrikte. Schließlich schritt man im 4./10. Jahrhundert
dazu, sie an der bisher vorwiegend von Zivilpersonen besorgten Steuer-
pachtung zu beteiligen, immer natürlich unter der Voraussetzung,
daß sie die erforderlichen Gebühren zahlten, und nur der bei dem
Geschäft gewöhnlich abfallende Verdienst ihnen als Löhnung an-
gerechnet werden sollte. In der Praxis war das aber gar nicht durch-
führbar. Die Zustände unter dem Büjiden Mu*izz al-Daula schildert
uns Ibn al-Athir VIII, 342 (vgl. Ibn Chaldün III, 421
unter dem Jahr 334/945) folgendermaßen ^): »Das Heer haderte wider
Mu'izz al-Daula Ibn Büja und wurde aufsässig. Da garantierte er
ihnen ihre Löhnung zur festgesetzten Zeit und sah sich nun selber
gezwungen, die Leute zu bedrücken und Geld in illegaler Weise flüssig
zu machen. Er belehnte seine Generale und Genossen mit sämtlichen
Ortschaften, die der Regierung oder Privaten gehörten. Dadurch
wurden die meisten Finanzbehörden beschäftigungslos, und die
Steuerbeamten gaben die Arbeit auf. Das Land aber war Wüste
wegen des ständigen Kriegszustandes, der Teuerung und Plünderung.
Die Generale nahmen sich die blühenden Ortschaften, und deren Blüte
W'uchs noch unter ihrer Verwaltung, und ihr Ertrag stieg wegen ihres
Ranges, aber Mu*izz al-Daula konnte nichts davon (für den Staat)
profitieren. Was aber die gewöhnlichen Soldaten übernommen hatten,
das wurde unter ihnen noch öder, und sie gaben es zurück, verlangten
Ersatz und erhielten ihn. Auch vernachlässigten sie die Instand-
haltung der Wasserplätze und Wege, und sie wurden unbenutzbar und
viele gingen ein. Die junge Mannschaft der Lehnsträger griff nun zu
allerlei Bedrückung, sie erhoben die Rente pränumerando, und wenn
der Ertrag nicht voll wurde, ergänzte man ihn durch Vermögens-
konfiskation.«
Wenn man diesen Bericht liest, muß man sich der Warnungen
Abu J ü s u f's erinnern, der vor der Verwendung undisziplinierter
Soldaten bei der Steuerpacht aus Gründen abrät, die hier Wirklichkeit
geworden sind und auch schon zu seiner Zeit naheliegend gewesen
sein müssen. Schon hier sei darauf aufmerksam, gemacht, daß die
') Gerade als dies Manuskript in die Druckerei geht, erhalte ich die schöne Studie
von AMEDROz,Abbasid Admivistraiion in its Decay from the Tajarib al-Umam JRAS Oct.1913
p. 823 ff. Hier ist die der obigen Ibn a 1 - A t h I r -Stelle zugrunde liegende Quelle in
Text und Übersetzung mitgeteilt. Da unser Gedankengang durch das neue Material nicht
beeinflußt wird, ver^veise ich nur auf diese für eine eingehendere Untersuchung grund-
legende Stelle aus den TaJjärib al-umam.
Steuerpacht und Lehnswesen, 8q
Verschiedenheit zwischen Amir- und Soldatenlehen, die sich hier zeigt,
I 1/2 Jahrhunderte später in Ägypten zutage tritt. Noch aber
ist der Lehnsträger eigentlich nur Steuer-
garant. Er bleibt allerdings die fällige Steuer schuldig, aber der
Staat hat noch nicht endgültig auf sie verzichtet.
Das erfolgt erst unter den Seldjüken etwa 150 Jahre später. Die
ganze Zwischenzeit ist erfüllt von einem verzweifelten Kampf der
Regierung, die Truppen wieder aus den Benefizien herauszubekommen.
Interessante Nachrichten hat hierüber der wichtige, von Amedroz
veröffentlichte Hiläl al-Säbi (S. 278, 392, 394). Sobald die
Regierung, einigermaßen erstarkt ist, sucht sie die Soldatenlehen
aufzulösen und durch feste Soldzahlungen zu ersetzen. Aus dem
Jahre 390/1000 werden solche Fälle berichtet. Aber die Verhältnisse
waren stärker als die Kraft der in diesen Dingen klug gewordenen
Regierung. Der Mißbrauch wurde Regel, und die Staatseinkünfte
flössen statt in die Kassen der Regierung direkt in die Taschen der
Militärs, mögen sie nun als Steuerpächter oder Großgrundbesitzer
funktioniert haben. Da erhob dann endlich in dem
konsolidierten Seldjüken reich bald nach dem Jahr
480/1087 der g r o ß e W a z 1 r N i z ä m a 1 - M u 1 k d e n M i ß -
brauch zum Gesetz, strich aber damit auch gleichzeitig die
Löhnung. Jetzt wurde die Staatskasse legal ausgeschaltet. Der General
oder der Soldat — sie waren allmählich wohl ausschließlich zu Trägern
der Benefizien geworden — hatten ein Recht nicht nur auf den Unter-
nehmergewinn bei der Steuereintreibung, sondern auch auf die Steuer
selbst. Dafür waren sie dann zur Heeresfolge verpflichtet. Die ent-
scheidende Quellenstelle lautet bei Imäd al-Din al-Isfahänl,
bearbeitet von al-Bondärl (ed. Houtsma S. 58), der sich des
geschilderten Zusammenhangs wohl bewußt ist, folgendermaßen i) :
»Es war üblich, das Geld im Lande zu erheben und dann den Truppen
auszuzahlen. Ein Iktä'' (d. h. jetzt in dem neuen Sinn) war vordem
unbekannt. Nun sah Nizäm al-Mulk, daß die Gelder von den Ländereien
nicht einkamen, weil sie in Unordnung waren und daß ein Ertrag
von ihnen nicht sicher war, weil sie in schlechtem Zustand waren.
Deshalb verteilte er die Ländereien als Lehen an die Truppen und
setzte sie ihnen als Rente und Einkommen. Nun hatten sie das größte
Interesse an ihrer Blüte, und in kürzester Zeit waren sie wieder im
besten Zustand.«
Gewiß war es ein großer Unterschied, ob man Raubbau an fremdem
') Vgl. auch Chital I, 95, 25.
QQ C. H. Becker,
Eigentum trieb oder ob man sein eignes Hab und Gut verwaltete;
aber ohne die Erstarkung der Staatsgewalt unter den Seldjüken wäre
diese Neuerung wohl kaum von so glücklichem Erfolge begleitet ge-
wesen. Jedenfalls macht das Vorgehen Nizäm
al-Mulk's Schule in der ganzen I s 1 a m w e 1 t. Zu-
nächst übernahmen diese Form des Militärlehens die Atabeken, dann
die Mongolen und dann von diesen wieder alle die Militärstaaten,
die auf den Trümmern dieser Reiche erstanden. So ist auch das osma-
nische Lehnswesen entstanden. Der Lehnsträger ist nichts anderes
als Benefiziar eines bestimmten Steuerertrages, für den er selbst auf-
zukommen hat. Sein Interesse hängt nicht am Boden, sondern an der
Rente.
Aber es soll hier nicht von dem oft geschilderten i) türkischen
Lehnswesen die Rede sein, sondern von den Anfängen dieser Institution,
deren Entwicklung wir nicht nur im 'Irak, sondern auch in Ägypten
verfolgen können.
Ägypten hat in den kritischen Jahrhunderten dank seinen
selbständigen Statthaltern und dank der Fätimidenherrschaft zweifel-
los ruhigere Zeiten gehabt als der 'Irak. Schon unter den *Abbäsiden,
den Tülüniden und Ichschididen findet jährlich einmal in der *Amr-,
später in der Tülünidenmoschee, die Verpachtung der Ländereien
auf dem Wege öffentlicher Versteigerung statt. Die Zuschläge erfolgen
auf vier Jahre, um einen gewissen Ausgleich bei Mißernten zu ermög-
lichen. Die Fachtsumme ist der Charädj; Aufwendungen für Ameliora-
tionen, Instandhaltung der Kanäle usw. werden abgezogen. Der oft
sehr erhebliche Rest ist Gewinn des Unternehmers. Welche Rolle
dieser den Lokalbehörden gegenüber spielt, ist unbekannt. Alle 30 Jahre
erfolgt eine völlig neue Katastrierung [Chitat I, 82). Am Anfang der
Fätimidenzeit erscheint dieser Zustand unverändert; noch sind be-
liebige Anwärter vorhanden; in der späteren Fätimidenzeit überwiegen
bereits in hohem Maße die M i 1 i t ä r p e r s o n c n. Wir hören —
ich erinnere an die 'irakischen Verhältnisse — von Landgütern der
Emire, die sich gut rentieren, und von Ländereien der Soldaten, die
sich schlecht rentieren (ib. I, 83, 4). Die Verträge erfolgen auf 30 Jahre.
Die Inhaber werden Mukta'Tm genannt. Man könnte hier im Jahre
501/1107 — also 20 Jahre nach der Neuerung Nizäm al-Mulk's —
versucht sein, unter dem Mukta^ schon den Inhaber des seldjükischen
Militärlehens zu sehen. Das ist aber nicht richtig. Die Truppen sind
I) Z. B. übersichtlich bei Belin, Du Regime des fiefs viüitaires daus V Islam isme et
principalement en Turquie, ZA. VI, S. t. XV, 187 ff. (mars-avril 1870).
Steuerpacht und Lehnswesen. gi
noch zur Abgabe des Steuereingangs verpflichtet. Allerdings zatilen
sie auch hier schon nicht mehr oder doch nur schlecht, so daß ungeheure
Rückstände entstehen, die in dem genannten Jahre großmütig er-
lassen werden. Es handelt sich also deutlich um Pacht, aber in einer
Übergangsform, wie schon der alte de Sacy erkannt hat. Erst die
Aijübiden, wahrscheinlich Saladin, bringen mit so manch anderen
seldjükischen Institutionen das M i 1 i t ä r 1 e h e n im Sinn der
Reform Nizäm al-Mulk's auch nach Ägypten. In Ägypten gab es
nun neben den Einkünften aus den Grundstücken noch zahlreiche
andere Steuern, wie Kopfsteuer, Gebühren und Taxen, deren Erträg-
nisse ebenfalls als Lehen vergeben wurden. Erst al-Näsir b. Kalä'ün
schaffte sie ab und führte im Jahre 715/1315 in seinem berühmten
Kataster [Chitat I, 87 ff.) das Lehnswesen als ein rein agrarisches
konsequent durch, indem er die Gebühren zur Agrarrente der einzelnen
Bezirke schlug. Aus dieser Institution der Lehnsträger hat sich
in der späten Mamlükenzeit unter den Osmanen die der MultezinCs
entwickelt, die dann den Franzosen als die eigentlichen Eigentümer
von Grund und Boden erschienen. Der islamische Mukta^ ist also
auch mit Grund und Boden direkt in Berührung gekommen, wie
auch die ganze Geschichte der Institution beweist, er ist nur nicht
selber Gutsherr, sondern Rentenempfänger. Wer ein Lehen erhielt,
bekam darüber einen Assignationsschein, der eigentlich unverkäuflich
war, mit dem aber in schlechten Zeiten und unter einer schwachen
Regierung ein schwunghafter Handel getrieben wurde. Dieser Schein
war nun kein Rentenpapier, auf das man zu bestimmten Zeiten an der
Staatskasse seine Rente hätte ausgezahlt erhalten, sondern man wurde
dadurch nur autorisiert, die Steuern eines bestimmt bezeichneten
Gebietes für die eigne Kasse, aber auch auf eigne Rechnung zu erheben.
Reiche Leute nahmen sich, wie wir sahen, ihrer Lehnsgebiete sehr an,
und schon aus der Übergangszeit hören wir von Ameliorationen und
kleinen Industriebetrieben, die von den Emiren auf den damals doch
nur gepachteten Ländereien durchgeführt und angelegt werden. Auch
nach dem Kataster Näsir's bleibt dieser Zustand bestehen; denn es
wird über Schikanen der koptischen Beamten geklagt, die einzelne
Lehen auf verschiedene weit voneinander liegende Gegenden ver-
teilen [Chitai I, 90, 10), wodurch dem Lehnsträger mehrfache Mühe
und Kosten erwachsen. Der einzelne kam also wirklich mit seinem
Lehen in direkte Beziehung, und es ist begreiflich, daß er schließlich
als Besitzer erscheint. In der Mamlükenzeit ist übrigens bei der Be-
lehnung nur noch von Militärpersonen die Rede. Die einzelnen Lehen
waren verschieden groß und sie werden nach ihrem ungefähren Durch-
Q2 C. H. Becker, Steuerpacht und Lehnswesen.
Schnittsertrag taxiert {^Ibra). Die Rente selber \var davon häufig ganz
verschieden. Der Emir hatte Recht nur auf V3 des ihm übertragenen
Lehens; mit den übrigen -/^ mußte er die von ihm pflichtgemäß zu
stellenden Soldaten befriedigen, worüber er diesen dann wieder Lehns-
briefe ausstellte. Nur die Soldaten der Leibwache [Halka) bekamen
ihre Lehnsbriefe direkt vom Sultan. Von Zeit zu Zeit wird das Land
neu katastriert; so hören wir von einer Verteilung unter den Mamlükcn,
nach der dem Sultan vier, den Emiren zehn und den Soldaten eben-
falls zehn Vierundzwanzigstel des vergebungsfähigen Bodens reserviert
waren. ImRökNäsin, dem schon erwähnten Kataster Näsir b. Kalä*ün's
vom Jahre 715/1315, behält der Sultan zehn Vierundzwanzigstel,
während der Rest als Lehen vergeben wird ^).
Unter der Osmanenherrschaft hat sich in A;^ypten wenig ver-
ändert. Das ägyptische Lehnswesen, das ebenso wie das türkische
in letzter Linie auf die Reform Nizäm al-Mulk's zurückging, hat sich
vom türkischen nicht durch den prinzipiellen Aufbau, sondern mehr
durch die Namengebung, die Höhenbegrenzung der einzelnen Lehns-
klassen und vielleicht durch die Verpflichtungen des Lehnsinhabers
unterschieden.
Gewiß verdiente das orientalische Lchnswesen einmal eine genaue
monographische Bearbeitung; denn die Arbeiten von de Sacy, Qua-
TREMERE, Hammer, Kremer, Belin und anderen könnten dank
unserer jetzt viel reicheren Quellenkenntnis nicht unerheblich vertieft
und ausgebaut werden. Hier kam es nur darauf an — unter Außer-
achtlassung alles Details — , die Entwicklung dieser wichtigen In-
stitution aus der Steuerpacht heraus darzustellen.
Man wird den Eindruck gewonnen haben, daß das morgenländische
Lehnswesen in einen ganz anderen Zusammenhang gehört als das
abendländische. Wohl hat auch der Osten Ansätze zu einer dem Abend-
land ähnlichen Entwicklung, aber sie können sich nicht entfalten,
weil eben schließlich doch in letzter Linie ein anderer Geist dahinter
steckt als in Europa 2). Bei aller Verschiedenheit der wirtschaftlichen
vnul politischen Bedingungen ist doch der tiefste Grund für die ganz
andersartige Lösung des Agrarproblems in r a s s e n p s y c h o -
logischen Tatsachen zu suchen.
») Chi/a/ II, 2150.; Beli.n- o. c; EI II, 12 f.
*) Darin stimme ich den Schlußerörterungen der GuRLANo'schen Arbeit gern zu.
Der Qarrad.
Von
E. Graefe, G. Jacob, P. Kahle und E. Littmann.
Einleitung.
Die Anregung zu der nachstehenden Zusammenstellung von
qarräd-Tex.ten gab Professor Jacob durch seine weiterhin mit-
geteilte Bearbeitung der Affenführerszene bei Ibn Däniiäl (s.u. II). Es
traf sich, daß zu der Zeit, als er diese abschloß (Ende S. S. 1912), hierin
Hamburg eine größere ägyptische Truppe weilte, bei der sich auch
ein Affenbändiger befand; so hatte es Interesse, im Hinblick auf jene
Studien auch die Vorführungen eines modernen qarrad zu unter-
suchen; und es finden sich denn in diesen auch allerlei Anklänge an
die Reden des Affenführers am Schluß der genannten Szene. Es wurden
damals über die Worte des Führers und die Exekutionen seines Tieres
wiederholt Aufzeichnungen gemacht, zuerst von dem Lektor am
hiesigen »Seminar für Geschichte und Kultur des Orients«, R. R. Zed
E f e n d i , dessen mit arabischen Lettern geschriebene Notizen,
dann von mir transkribiert und übersetzt wurden (s. u. IV), und einige
Wochen später von Dr. Kahle, der ein weit umfangreicheres Material
zusammenzubringen vermochte (s. u. III), doch ließ sich aus diesem
ersehen, daß der Mann im einzelnen jedesmal allerlei Änderungen vor-
nahm. Außerdem war auch Professor Littmann so freundlich, einiges
hierher Gehörige aus seinen Kairoer Sammlungen beizusteuern
(s. u. V).
Die Erwähnungen des qarrad in der arabischen Literatur i) sind
sehr alt, wie bereits Goldziher dargetan hat, auf dessen Aufsatz, Die
Handwerke bei den Arabern, »Globus« 66, S. 203 ff., Professor Jacob
aufmerksam macht. Danach gab es das Gewerbe eines Affenführers
') Aus der syrischen gehört hierher z. B. der Abschnitt über den Affen im Buch der
Natur gegenstände ed. K. Ähren s S. 37, Nr. 4 d. Übersetzung, S. 5 des Textes, wo es
heißt: »Und viele bedienen sich ihrer zum Gelderwerb wegen des scherzhaften und
lächerlichen Benehmens, das er in seiner Abrichtung zeigt.«
Q^ E. Graefe, G.Jacob, P. Kahle und E. Littmann.
schon in rlcn allerersten Zeiten des Islam ^), und findet sich auch
im II. und III. Jahrh. H. sehr häufig. Im IV. Jahrhundert kommt
besonders a 1 - H a m a d ä n i in Betracht, dessen zwanzigste (nach-
stehend übersetzte) Makame, xjoJijt, die Vorführungen eines qarrdd
zum Mittelpunkt hat; daneben wird in der 31., xxs'uoj!, unter allerlei
Gaunertypen auch erwähnt man gdlata bil-qird; ein Kommentar zu
dieser Stelle ist unten gleichfalls mitgeteilt. Hingewiesen sei ferner
auf die Erzählung in al- Gaubar I's Küab al-muhtdr ji kasf
al-asrdr (in dem mir vorliegenden Druck — o. J., bei Brockelmann
noch nicht erwähnt — S. 30ff.)2); dort wird von Betrügereien ver-
mittelst eines Affen berichtet, den man am Freitag in prächtigen
Gewändern, von Dienern geleitet, auf einem Maultier zur Moschee
reiten läßt, wo er alle Bräuche in durchaus vorschriftsmäßiger Weise
verrichtet; der älteste Sklave erklärt dann in einer Ansprache, das
Tier sei ein verzauberter indischer Fürst, zu dessen Erlösung 100 000
Denare nötig seien, von denen noch 10 000 fehlten, worauf der Affe
zu weinen beginnt und die Gelder reichlich fließen. — Bei D a m 1 r 1
findet sich nichts von Belang.
E. Graefe.
I.
I) H a m a d ä n I , Maqämät, Druck: Kstpl. 1298, S. 32; Beirut 1889,
S. 93 f-
Die Affen makame.
Es erzählte uns *lsä b. Hiääm: Währenfl ich mich, auf der Rück-
kehr von dem »Gebiet des Heiligtumes«, in der »Stadt des Heiles«
aufhielt und dort wiegenden Ganges nach Art der Männer am Tigrisufer
umherstolzierte, all das Neue bedachte und all die Herrlichkeit gründlich
zu erfassen trachtete, da gelangte ich schließlich zu einem Kreis von
Männern, die sich zusammendrängten, indem die Aufregung ihre Hälse hin
und her drehte und das Lachen ihre Mundwinkel aufriß. Es trieb mich
das Verlangen hin zu dem, was s i e antrieb, und schließlich stand
ich so, daß ich die Stimme eines Mannes zu hören vermochte, ohne
sein Gesicht sehen zu können, da der Ansturm gar zu heftig und das Ge-
dränge übermäßig groß war. Und sieh', es war da ein Affenbändiger; der
ließ ein Affenweibchen tanzen und brachte alle Anwesenden zum Lachen.
') S. Hassan b. Xäbit, ed. Hirschfeld, S. av, Nr. 213.
^) Vgl. ZDMG 20, 493 und H. Haifa III, 119, wo auch auf Mirhond venviesen
wird.
Der Qariäd. ge^
Es tanzte^), wie der (Jagd-)hund im Muschelhalsband 2) tanzt, ich aber
bewegte mich gleich einem Lahmen über die Nacken der Leute hin-
weg, indem mich die Schulter des einen zuwarf dem Nabel 3) des anderen.
Aber schließlich gelang es mir, mich auf den Barten zweier Männer
niederzulassen und mich hinzusetzen nach der Mühsal; der Speichel
der Scham erstickte mich beinahe, und die Enge des Ortes mutete
meinen Kräften Unerträgliches zu. Als nun der Affenbändiger seine
Vorführung beendet, und der Versammlungsort sich die Leute ab-
geschüttelt hatte, stand ich, in den Mantel der Befangenheit gehüllt,
auf, um zu schauen, wie der Bändiger aussähe. Da war es bei Gott
Abu 1-Fath al-Iskandaräni. Ich sprach zu ihm: »Was bedeutet diese
Nichtsnutzigkeit? Wehe Dir!« Da hub er an:
Die Zeitläufte tragen die Schuld, nicht ich; so schilt auf das
Wechselgeschick der Nächte !
Der Narrheit danke ich es, daß ich ans Ziel meiner Wünsche
gelangt bin
und saumnachschleppend in den Mänteln der Schönheit wandle.
2) ib., Druck Kstpl. 1298 S. 58, Z. 6 4) : o/ib Jaiii ^^3 (iJj.ä)
Übersetzung: Die W^orte »Wer mit Hilfe des Affen zu
betrügen sucht«, wollen besagen, daß er sich im Hinblick auf Waren
im Laden einen mietet, der mit einem Affen scherzhafte Vorführungen
veranstaltet. Da achtet der Besitzer nicht recht auf seinen Verkaufs -
stand, weil er durch jenen ganz in Anspruch genommen ist, und es
kommt dann der Betreffende und stiehlt.
E. G r a e f e.
IL
I b n D ä n i j ä 1 läßt in seinem zweiten Schattenspiel einen
Affenführer auftreten; die Szene, w^elche erheblich ausgiebiger als
Hamadhänis Maqdme ist, gebe ich hier zum erstenmal voll-
ständig in Text und Übersetzung:
•) So wird man gegen die Vokalisierung und den Kommentar der Beiruter Aus-
gäbe übersetzen müssen, die aO-i als qirda'-.ii faßt und ^.i>.xai.5 liest.
^) Der Beiruter Kommentar bemerkt dazu: (Der Hund) wird erst mit dem Muschel-
halsband {Jiiyg) geschmückt, wenn er gut ausgebildet ist, und wenn er schnell im Laufen
wird, so äußert sich seine ganze Kraft in Springen und Hüpfen. (S. 94, N. i.)
3) Der Kstpler Druck hat »lX^J für »..«.-.
4) In der Beiruter Ausgabe ist die Stelle (S. 159) nicht kommentiert.
q5 E. Graefe, G. Jacob, P. Kahle und E. Littmann,
^_^3 (5c^.i^3 l^OJJ {^^J^iji L5yj (VJ^ l5^ ^'^^ ' ('l5^^'
') A verbessert aus j^Js^Li-'I, fehlt in B. =) A ^J-^' 3) A ^^j».
4) A <^j». 5) Fehlt in A. 6) C a!j*^. 7) Vgl. Sure 22, 71;
in BC steht dieser Vers an dritter Stelle; Ivlo^^*. wahrscheinlich nur Versehen
des Kopisten von C. 8) ß *J<Ji. 9) B lÄÜJOs (so !). '«) A J^^lij^, Kopie von C
,Ua5, ■') B ;L:>. 'J) Handschriften lP!,J. "3) A \SS^ B ^iLi^L) C U'J?
•4) Der Vers fehlt in B. "5) A >«;^, BC v^c,. "^) A oiLrl C ^^, ob ^LÜ ?
>7) B LvO^U '8) C -ij^^. ^LJ LiJ. '9) B i^J.. '°)C ääT. =■) A w« ^.j
*5^| C ^*^ u« j, LjÖ'Jü. ") A ^j^. *3) BC nur Jw;.r^- ^^ ji"-^5'
ohne Endreim. ^4) , iJb Dozy, SuppL: espece de poeme populaire comique et
licencieux. Ob 7.a-r|XixTj (»Kneiplied«, L. Curtius)? In C fehlt das Wort. 25) a nur
•^JLi JS. -^) Fehlt in BC. »7) Dozy, SuppL: un bonnet tatar.
Der Qarrad, qj
c)-?v-" ^-*^^-^ r'-T-L? cv
•.^A/4 lJ a^>^£ xJLjIlj
^ — :^' ^— --jj er*" I^*'-^'' U
«^»A-v»*..^^ )
Maiviün (Alandrill) tritt mit seinem Menschenaffen und seiner
Meerkatze und ihrer teuflischen Einflüsterung 7) auf und sagt: »Der
Schech aus dem Nedschd ist zu euch gekommen, es trommelt meine
Trommel, es flötet meine Flöte und mein Affe tanzt. Er deklamiert
folgendermaßen :
Mein Affe redet beinahe infolge seiner Verständigkeit, und fast
kann man sich wegen der Schönheit seiner Taille in ihn verlieben.
Mit Heftigkeit springt er an heimtückisch wie der verschnittene
Sklav ^) und tagüber tanzt er einmal herum und klatscht.
Nicht passiert er ein Wohnhaus, in seiner Vorhalle 9) springend,
außer er hängt beinahe an ihrem Dach.
Er hat die Hand des Färbers, die Oberfläche seiner offenen Hand
ist, wenn er hindeutet, um zu antworten, blauschwarz.
Kleider trägt er von dem Flaum der Hunde, vielmehr ein Fell von
Vehe ein wertvolles.
Wenn ich sitze, ist meine Kerze in seiner Hand und er ist erpicht,
daß sie nicht brennt.
') Fehlt in B. in C mit dem folgenden Glied vertauscht, offenbar wegen
der Verstümmelung des Reimworts ..»j«-LwJ^ in .*:>X'J^. ^) Vgl. Sitzungshe-
rich'.e der Königl. Bayerischen Akademie, Philosophisch-philologische und historische Klasse,
Jahrgang 1910, 10. Abh. S. 17 ti.; im •; ••'' j^^ wohlproportionierte Schöne: 'Orner-
i - y a j i ä m , ed. Nicolas Nr. 333. 3) So C, in A die Reimworte dieses und des
folgenden Verses vertauscht, B hat von der ganzen Strophe nur noch den letzten Halb-
vers. •») Stäbe mit einem großen Knauf an der Spitze, wie sie Gaukler mit sich führen;
Abbildungen auf einem Gauklerbild in dem gelegentlich der Münchener Ausstellung
1910 zugänglichen wertvollen türkischen Miniaturen-Manuskript des Herrn General
V. BöTTiCHER zu Rheinburg. 5) B OJL'l IAP ^xs. ^) A O-asJ-j^.
7) Über die Beziehung, in welche orientalischer Volksglaube Teufel und Affen setzt,
s. Sitzungsher. d. Königl. Bayer. Akademie a. a. 0. S. 31. *j Oder ist der Stamm
wia.w (in der Bedeutung «.^i-js») einzusetzen.' 9) Dharä muß eine nach dem Hof
zu geöffnete überdeckte Halle sein.
Islam. V. 7
q3 E. Graefe, G. Jacob, P. Kahle und E. Littmann,
Auf ihm beruht mein Gewinst infolge dessen, was ich ihn gelehrt
habe, seitdem das gescheckte Böckchen geschlachtet werden mußte,
Und er sah, was meine Hand bei seinem Schlachten tat und folgte
mir in dem, was ich sage, ja kommt meinem Wort zuvor.
Dann läßt er ihn mit hiihnuq ^) und Spitzmütze tanzen und führt
ihn am Seil herum, und er springt und dreht sich. Dann deklamiert
er einen Gassenhauer [hilliq] folgendermaßen:
(Erfreue deine Herren und laß sie deine Künste ^) schaun, und
er singt folgendermaßen:)
Sei gesegnet, o Affe, laß tanzen die Fette, wie sie ist.
Ergötze die Anwesenden,
Dann erfasse schnell die Bälle 3)
Und setze die tatarische Mütze [seräqütsch) auf !
Sei gesegnet, o Affe, und tanze uns etwas vor wie der Equilibrist.
Springe auf meinen Kopf und stürze dich herab !
Spiele mit deinem dabhiis ! Schön so !
Lege dein Haupt und ruhe aus !
Sei gesegnet, o Affe, und sammele die Abgaben des Kunden.
Dann sagt er: 0 ilir Freigebigen unter den Leuten, habt Erbarmen
mit dem, der seinen Lebensunterhalt durch die Hände des Affen und
dieses Menschenaffen verdient.« Ab.
G. Jacob.
HI.
Unter den Ägyptern, die im Sommer 1912 zu Schaustellungen
in Hagenbecks Tierpark in Stellingen bei Hamburg waren, befand
sich ein Affendresseur mit zwei Affen und einem Ziegenbock. Bei den
Vorführungen, die er gab, mußte zuerst einer der Affen seine Künste
zeigen. Er tat es auf die Aufforderung des Führers hin. Dessen Worte
waren dabei meist von einer andeutenden Bewegung der Hand be-
gleitet, die den Strick hielt, an dem der Affe angebunden war. Die
Reihenfolge der Kunststücke war im allgemeinen die, welche die unten
folgenden, am 31. August für Herrn Professor Jacob gemachten Auf-
zeichnungen angeben. Aber es kamen kleine Abweichungen vor, auch
ließ er gelegentlich etwas aus, improvisierte wohl auch, je nachdem
ihm etwas einfiel.
Danach wurde der Ziegenbock herbeigeholt. Der Affe ritt auf ihm,
dann mußte er auf ein etwa 10 — 15 cm hohes Holzsäulchen mit relativ
kleiner Basis treten und mit seinen vier Füßen darauf stehen, und
') Linnenes Kopftuch der Mädchen, s. Dozy, Vetemcvts S. 55 6. Supf^I. I S. 55.
-) Wörtlich: Gewohnheiten. 3) S. Dozy, Siippl.
Der Qarrad. qq
der Reihe nach auf vier weitere steigen, die der Führer allmählich
über die erste setzte. Während dieser Vorführung sang jener im all-
gemeinen zur Anfeuerung die zum Schlüsse angeführten Worte. Der
Affe schoß dabei gelegentlich Purzelbäume.
I. Die Künste der Affen.
saläm kattir her haaret en-näs et- Ein Kompliment ! Danke den
taiiihin edlen Herrschaften !
{''ala '^ainak Tisrdsak, auf dein Auge und deinen Kopf [die Hand legend]."
udkattir Jßri ana eilt rahhetak Und danke mir, der dich auf-
gezogen hat !
C'ala tkak, auf deinen Hintern [die Hand legend].)
td/iibh el-'-arüsa habihet ^älhak ^adde Wie sehr liebst du deine Herz-
eh allerliebste?
{"addd ^ainak iidräsak, bis zu deinem Auge und deinem Kopfe.)
tdkün ^äHd fi borsa fi nost ishäbak Wenn du in der Börse unter
tihtUi tdkallimha izai deinen Gefährten sitzt, wie
sprichst du dann anständig mit
ihnen .^
[tdkallimha ba'^ain nd/idgib, du sprichst mit ihnen mit Auge und Augen-
braue [d. h. daran die Hand legend].)
tisb(fak '^ala-l-bet tifris tdnäm Sie (die Frau) eilt dir voraus zum
ta'-milak el-himur el-harakät Hause, breitet (die Matratzen)
aus und schläft, sie macht dir
die Sachen, die Bewegungen
(Er macht, als ob er mit seiner Frau schläft.)
izai ma tifris tdndm bi-l-lel Wie breitest du (die Matratzen)
aus und schläfst in der Nacht .f*
(Legt sich hin.)
tidnömt el-^agüze-l-nieskine Schlaf wie eine arme alte Frau !
(Legt die Hand an den Hintern.)
tir'-a-l-ganam Weide die Schafe !
(Läuft umher, wie ein Hirt, den Stock des Führers auf die Schulter
gelegt und ihn mit beiden Händen haltend.)
sefak melih (Halte) dein Schwert schön !
(Nimmt den Stock wie ein Posten [»iazägi« = ^y-j] unter den rechten
Arm.)
irkab husdnak Reite dein Pferd !
(Reitet auf dem Stock.)
mäsiiin mdkässah Geh wie die Krüppel I
(Geht auf den Händen und legt die Beine von vorn über die Schultern).
f'
jQQ E. Graeie, G.Jacob, P. Kahle und E. Littmann,
masp-l-^'ä'rig Geh wie der Lahme !
(Hüpft auf einem Fuß.)
Msib kamän ia hehlaijän Paß noch mal auf, du Akrobat !
(Geht auf den Händen und streckt die Beine in die Luft.)
^ä^zeh idnäni Ein Junggeselle, der schläft !
(Wirft sich auf der Lagerstätte umher.)
masid-l-harämi ^-l-getän Geh wie der Dieb auf den Feldern !
(Geht schleichend auf allen Vieren.)
maksür nosto Einer mit gebrochenem Rückgrat !
(Geht auf allen Vieren, den Körper gerade ausstreckend.)
masid-l-'-agüze Geh wie die alte Frau !
(Geht hustend, gebückt, das Tambourin itär) wie einen Topf auf dem
Kopfe haltend.)
masid-l-rägil il-'-agüz Geh wie ein alter Mann 1
(Geht langsam, den Kopf schief haltend.)
el-''agüz ui'ij fi-l-ard Der alte Mann fällt auf die Erde.
(Fällt um und liegt da.)
^üm ana-gihlak Tidhid sorha ma Steh auf, ich werde dir eine
tiz'-als Medizin geben, ärgere dich nicht !
(Bleibt liegen.)
^üni ana-gthlak suaiiit lemönä/a Steh auf ! ich werde dir ein wenig
Limonade geben !
(Bleibt liegen.)
hüu ana-gaumzlak ?jd/ida jelldha Steh auf, ich werde dich mit einem
Fellachenmädchen verheiraten !
(Bleibt liegen.)
'um ana-gamnzlak iidJidd min hör Steh auf ! ich werde dich mit
sa^id einem Mädchen aus Port Sa'id
verheiraten !
(Bleibt liegen.)
iiähdd mi-skenderiie mit einem Mädchen aus Alexandria!
(Bleibt liegen.)
Tid/ida mi-s-sües mit einem Mädchen aus Suez !
(Bleibt liegen.)
Tiä/idB min masr mit einem Mädchen aus Kairo !
(id^üm läsa'lib, er steht auf und schlägt Purzelbäume.)
lelileli . . . (mit Begleitung des J'dr, gesungen während des Tanzes
des Affen.)
/idsib kamän iiorini rä*s üläd masr Paß noch mal auf ! Zeie: mir den
Tanz der Kairiner !
(Legt den Stock über den Kopf und tanzt.)
Der QaiTäd. I Ol
ra*s el-^abid Tanz der Schwarzen !
(Legt die Hände auf die Erde und bewegt den Hintern auf und ab.)
el-hardbra'^) psaff el-höza Der Berberiner trinkt Büza
(Bewegt die Hände entsprechend.)
Tiorini ^agin el-fellähin fl'es ed-dfira Zeig mir, wie die Fellachenfrauen
Maisbrot kneten !
(Macht das Kneten des Teiges nach, in dem er heftig auf und ab springt.)
^agin hanat masr elli tdkdf ^ala . . . wie die Frauen aus Kairo
gaTtdiis tdkassar kneten, wenn sie befürchten,
daß ihre Glasarmbänder zer-
brechen !
(Macht, als ob er sehr vorsichtig den Teig knetet.)
hinä' üldd iskenderiia Streit von Leuten aus AI exandrien !
(Läuft auf den Affenführer zu und stößt ihn vor die Brust, so daß er
umfällt.)
i/dfsi ruh h//dlak Schäme dich ! Geh ruhig für dich !
(Läuft wieder auf ihn zu und stößt ihn.)
ana a'fdlak imsi bi-l-ma'^rüf Ich sage dir, geh anständig !
(Tut dasselbe.)
miis ha-) tihtisi hi-l-ma'^rMf Schämst du dich denn nicht .^
Anständig !
(Tut wieder dasselbe.)
ahsan adrdhak bi-l-'-asdid Sonst muß ich dich mit dem
Stocke schlagen !
(Tut dasselbe.)
ana banden adräbak bi-l-'asdja Ich werde dich nachher mit deni
iiahidt sanabi di Stocke schlagen, bei diesem
meinem Schnurrbart !
(Der Affe legt die Hand an seinen Hintern.)
irkab el-bisiklet Mach den Radfahrer !
(Reitet auf dem Tdr, das der Führer ihm reicht.)
seiiidna lamma iv'ra ^ala turba Unser Meister, wenn er über einem
Grabe den Koran rezitiert.
(Setzt sich und bewegt den Kopf hin und her wie ein Koranleser.)
7id/iid Mdsakrdn Ein Betrunkner !
(Torkelt und fällt nach hinten zu über.)
^dtdz titgaimiz} jen el-^arüsa elli Willst du heiraten.? Wo ist die
^dTiiz titgauTikha Braut, die du heiraten möchtest }
(Geht auf eins der zuschauenden Mädchen zu.)
1) Vulgär auch für den Singular gebraucht.
2) aus /iattä\ vgl. Nöldeke, Beiträge. S. 64.
IQ2 E. Gracfe, G. Jacob, P. Kahle und E. Littmann,
fen haaret, el-iidkil Wo ist der Herr Vertreter (der
Braut, der für sie mit dem
Bräutigam den Ehekontrakt
abschließt) ?
(Geht auf einen der zuschauenden Männer zu.)
ijdmin el-^ädi Und wer ist der Kädi?
(Geht auf einen andern Mann zu.)
7idkatliY her el-haiiäsdt Und danke den Herrschaften !
(Nimmt das Tär auf den Kopf und sammelt damit bei den Zuschauern
Geld ein.)
2. Der Ziegenbock.
(Die folgenden Worte werden vom ^iiradäti gesungen und ad libitum
wiederholt.)
Wohlan, dein Auge ! Wohlan,
dein Auge !
Hab acht noch einmal, paß auf
ialla ^enak ialla 'Snak
^iu'a kamän häsib kamdn
noch einmal !
ialla ^enak häsib kamän ia hehlanän Wohlan, dein Auge ! Paß auf noch
einmal, du Akrobat ! (Bei
diesem Worte ging der Affe auf
den Händen.)
ialla ia^äfik häsib kamän ^it/a Gott gebe dir Kraft! Paß auf noch
kamän .
einmal, gib acht noch einmal !
P. Kahle.
IV.
Andere A u f z c i c li n u n g c n nach demselben hiradäti
(in Hamburg Sommer 191 2.)
Zuerst Gruß und abermals Gruß !
(Der Affe grüßt.)
Min ^abla saläm 7jdsaläm\
Katlar heri
Tdhibb habibel ^albak ^adde}
JJizai mä tijris Jiitnäm billeü
üdnömt el-'agüza l-maskina}
Danke mir ! (Der Affe zeigt ihm
den Podex.)
Wie sehr liebst du die Freundin
deines Herzens.-^
Wie machst du dein Bett und
schläfst nachts? (Legt sich liin
und tut, als ob er schliefe.)
Und der Schlaf der armen Alten?
(Senkt den Kopf und hebt den
Podex.)
J
Der Qarräd.
103
Isnia'^ cl-kaldm: masi il-niikassah
A^rag jjdmaskin maksür
Rugil kebir, ^aiidn. ^alil el-hel
Enta ^aihfn ?
*f/w, imana agiblak sarha
^Um ivahiätak uaagihlak ^arüsa
min Masr kTiaüisa !
Hinä^ ijilad Masr
Wahidt dä'ni
Ra's ifildd Masr el-jutüijdt
Ra^s el-'-abid
'■Agm el-jalldha
'- Agin handt Masr
Irkah el-htsiklet
A
^Aiiiz titgaiüiiz} Udjm el-^ariisa
ein '■dijiz titgaiiinzha}
Hadret el-iiakü\
Udmin el-\uii.
Höre die Rede: den Gang des
Krüppels ! (Humpelt.)
Ein Lahmer und Armer, Ge-
brochener. (Geht auf einem
Bein.)
Ein alter Mann, krank und kraft-
los. (Gehtlangsam und gebückt.)
Bist du krank.? (Tut, als ob er
schliefe.)
Steh auf, damit ich dir ein Ab-
führmittel gebe. (Schläft
weiter.)
Steh' auf, bei deinem Leben, da-
mit ich dir eine feine Braut
aus Kairo bringe. (Steht auf.)
Kampf der Kairiner! (Packt den
Führer.)
Beim Leben meines Bartes ! (Der
Affe zeigt ihm den Podex.)
Tanz der starken Kairiner. (Tanzt
und hält den Stock über den
Kopf.)
Tanz der Neger ! (Tanzt wie
rasend, ohne Stock.)
Teig der Fcllachin. (Ahmt das
Kneten nach, indem er auf und'
ab springt.)
Teig der Kairinerinnen (vgl.
die ausführlicheren Worte bei
Kahle S. ioi.)
Fahr auf dem Zweirad ! (Steigt
auf den Tdr.)
Möchtest du heiraten .'' Und wo
ist die Braut, die du heiraten
möchtest. (Geht auf eins der
zuschauenden Mädchen zu.)
Der Herr Brautvertretcr ! (Wen-
det sich zu einem der Zuschauer
oder zu dem zweiten Affen.)
Und wer ist der Kadi? (Geht
auf einen anderen zu.)
104 E. Graefe, G. Jacob, P. Kahle und E. Littniann
Sefak melih
Uähid tidsakrän !
Irkab hosdnak !
(Halte) dein Schwert schön.
(Schlingt den Schwanz um den
Stock.)
Ein Betrunkener ! (Taumelt hin
und her.)
Reit' auf deinem Pferd ! (Reitet
auf dem Stock.)
E. Graefe und R. R. Z e d.
V.
Das folgende Stück befindet sich unter einer Anzahl von Texten
zur Volkskunde des heutigen Kairo, die mir an Ort und Stelle im Winter
1910 — 191 1 von einem Kairiner Schreiber aufgezeichnet und dann
diktiert und erklärt wurden. Die Worte des Affenführers sind in der
reinen Volkssprache, die Erklärungen sind zum Teil durch die Schrift-
sprache beeinflußt.
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Rede des Affenführers {hü'addtl) an seinen Affen.
Er geht in den Straßen umher; und dabei trägt er seinen /lurg,
d. i. einen Beutel aus Sackleinen, in dem sich die Geräte für das Spiel
des Affen befinden, auf der Schulter, und mit der einen Hand hält
er eine Kette, die um den Hals des Affen gelegt ist, mit der anderen
einen Stock, um den Affen zu schlagen, wenn er seinen Befehlen nicht
gehorcht, und er ruft aus:
yä//ä hannin ^alek yä maimmi ^j ya sg-aiyar yagli mä til^ab.
Gott erbarme sich deiner, du Affe, du Kleiner, auf daß du spielest.
Dann rufen die Leute ihm zu, und er beginnt mit folgenden Spielen,
indem er zum Affen spricht:
maimün yil'ab ^ala wahs ig-gihäl "il-lel il-lel ü-lel
Der Affe spielt in den wilden Bergen bei Nacht, bei Nacht, bei Nacht,
il-lel wäna kdn mäli}
bei Nacht. Doch was geht's mich an?
Und folgendes sagt er, wenn er ihn vor den Zuschauern tanzen
läßt:
mikassa/i "Um hälä riglen ü-Hrd yimsl ^alä Hdeh litnen hdlä
riglen
Krummarmig, ohne Beine ! Der Affe geht auf seinen beiden
Händen, nicht auf den Füßen.
"ir'a l-ganam yä wdläd il-'ird yähud ü-^asäya '■ala kitfu
kardH l-g-anam Tiyimsl
Hüte die Schafe, Bursche ! Der Affe nimmt den Stock auf die
Schulter wie ein Hirte und geht
umher.
'■äzib inäm il-Hrd inäm weyidda'lig ["ai yata-
dahrag)
Wie schläft der Junggeselle ? Der Affe legt sich nieder und wirft
sich hin und her.
I) maimün »Glücklicher« ist ebenso wie si'-ddn »Glücklicher« ursprünglich Euphemis-
mus für qird »Affe«. Das hängt damit zusammen, daß der Teufel als Affe vorgestellt wird. —
Man vergleiche die Eumeniden und den Pontos Euxeinos.
I06 E. Graefe, G.Jacob, P. Kahle und E. Littmann, Der Qarräd.
*agin ü-jälläha
Wie backt die Bäuerin?
^agin hint ü-bäläd
Wie backt die Städterin?
/layät sidak ü-karim Jen}
Wo ist die Ehre deines freigebigen
Herrn ?
hayät il-hahil fent
Wo ist die Ehre des Geizhalses?
noni is-sabiye
Wie schläft die junge Frau?
nöm il-^agüza
Wie schläft das alte Weib?
mäsy ir-rägü ü-^agüz
Wie geht der alte Mann?
^issa*lib yä wäläd
Schieße einen Purzelbaum, Bur-
sche !
kamän yä wäläd
Noch einmal, Bursche !
il-^ird yivdal yinsäl weyünikü
Der Affe bewegt sich immer rasch
auf und ab.
il-''ird yi'-mil a^niäl ü-'-agin hita-
^änni
Der Affe macht langsam die Be-
wegungen des Backens.
il-^ird yu^af wihulte ^idii ^ala räsu ^)
Der Affe steht auf und legt seine
Hand auf seinen Kopf.
il-'^ird yejaVas wlhutte ^idii ^ala
lizu wPül 'z" H''
Der Affe beugt sich vornüber
und legt seine Hand auf seinen
Hintern und sagt 'i" H".
il-^ird inäm jdrid gami^ ^a^dähi
^ala zahru
Der Affe schläft auf dem Rücken,
indem er alle seine Glieder
streckt.
il-^ird inäm mekabbih
Der Affe schläft zusammenge-
kauert.
il-Hrd yimsi munhaniyan mäsikan
Uikkäza
Der Aüe geht gebeugt, auf einen
Stock gelehnt.
il-''ird isaHib i^ai yaq/iig -) fi l-fädä
1 'er Affe schießt einen Purzelbaum.
E. Litt m a n n.
') Das s in ras wird oft wie ? gesprochen wegen des vorhergehenden r.
*) Hier •wird s zu ? wegen des vorhergehenden q.
Kleine Mitteilungen und Anzeigen.
Hermann Vambery,
geb. 19. März 1832 in Szerdahely auf der Donauinsel Schutt,
gest. 14. September 1913 in Seebenstein.
Für den Islam ist es eine selbstverständliche Pflicht, des Budapester Orientalisten
zu gedenken, der lange Zeit der Kenner der mittelasiatischen Muhammedaner war.
Sein wechselvolles, an Nöten und Gefahren, aber auch an glänzenden Erfolgen über-
reiches Leben hat Vambery in seinen beiden Selbstbiographien Life and Adventures of
Anninius Vambery (London 1S83) und The Story of my Struggles (2 Bände, London 1904)
geschildert. Als er 1864 von seiner Reise in Mittelasien '), die ihn imDerwischgewande von
Persien nach Chiwa, Buchara und Samarkand geführt hatte, nach Europa zurückkehrte,
wurde er, der vorher nur in seinem Vaterlande beachtet worden war, mit einem Male welt-
berühmt. Mag auch die Erforschung des Ursprungs der ungarischen Sprache den jungen
Gelehrten bestimmt haben, gerade in jenes Neuland vorzudringen — das, was ihm die
Kraft gab, allen Mühsalen und Entbehrungen mit echtem Sabr zu trotzen und sein Ziel
zu erreichen, war die leidenschaftliche Sehnsucht, den lebenden Orient kennen zu lernen.
Die reichen Ergebnisse seiner abenteuervollen Wanderung wurden besonders für
das Studium des Türkentums fruchtbringend. Vambery kannte fast alle türkischen Stämme
aus eigener Anschauung und beherrschte ihre Mundarten wie keiner vor ihm. Daher konnte
er es als Erster wagen, ein das ganze Türkenvolk umfassendes Bild zu entwerfen -). Später
sind allerdings manche seiner ethnologischen und linguistischen Hypothesen durch andere
Forscher widerlegt oder wenigstens modifiziert worden; aber Vambery's Verdienst, der
große Bahnbrecher auf diesem Gebiete gewesen zu sein, wird dadurch nicht geschmälert.
L'nter seinen philologischen Arbeiten 3) sind die Editionen und Übersetzungen osttürkischer,
besonders özbegischer Texte die wichtigsten, und diese bedeutenden IMaterialsammlungen
werden auch dann ihren vollen Wert behalten, wenn die türkische Sprachwissenschaft,
die durch Aufnahmen vulgärer Texte und nicht zuletzt durch die Turfanfunde eine
immer breitere Basis erhält, Vambery's komparative Studien einst überholt haben wird.
Ein bleibendes Resultat seiner transoxanischen Forschungen ist auch die Geschichte
') Von Va.mbery beschrieben in J?ctse in Mittelasien (1865); vgl. auch seine
Wanderungen und Erlebnisse in Fersicn (1867).
=) Das Türkenvolk in seinen ethnologischen und ethnographischen Beziehungen (i 885).
3) Z. B. Cagataische Sprachstudien (1867); Uigurischc Sprachmonumente und das
Kudatkti Btlik (1870); Etymologisches Wörterbuch der turkotatarischen Sprachen (1878) ;
Die primitive Kultier des turkotatarischen Volkes auf Grund sprachlicher Forschu?igen
erörtert (1879); Die Scheibaniade, ein özbegisches Heldejigediclit (\%%^)\ Alt-osmanischc
Sprachstttdien (190 1); yusuf und Ahmed, ein özbegisches Volksepos i7n Chiwaer Dialekte
(1911); u. a.
jQg Kleine Mitteilungen und Anzeigen.
Bochara's (deutsche Ausgabe Stuttgart 1872, 2 Bände), die erste, mit bewunderswerter
Belesenheit auf die orientalischen Quellen aufgebaute Behandlung dieses Stoffes.
Die islamischen Probleme betrachtete Vambery mehr vom Standpunkte des Poli-
tikers als von dem des Historikers. Aber gerade das macht seine Schriften für den Islam-
forscher interessant, wenn auch seine Ansichten hin und wieder der Korrektur durch die
geschichtliche Betrachtungsweise bedürfen. Als der russisch-englische Gegensatz die
asiatische Politik beherrschte, war Vambery ein entschiedener Gegner der russischen
Expansion. »Daß Russen als Halbasiaten zur Bildung des Ganzasiaten wie geschaffen,
zur Verbreitung der abendländischen Kultur im Morgenlande am geeignetsten seien«,
bestreitet er in seiner zusammenfassenden Darstellung Westlicher Kultureinfluß im Ostin
(Beriin 1906) aufs schärfste. Eduard VH. schätzte ihn als Ratgeber in asiatischen Fragen,
und 'Abd ul-Hamid zeichnete ihn mehrmals aus. Seit den letzten russisch-englischen Ab-
machungen sind allerdings die Voraussetzungen, auf denen seine politische Stellungnahme
beruhte, nur noch zum Teil vorhanden.
Vambery, der gewiß nicht blind war gegen die Schwächen des heutigen Orients,
glaubte an »die Kulturfähigkeit und den Kulturwillen der Muhammedaner«, besonders
der Türken. Allerdings »werden die heute noch in Unabhängigkeit verharrenden moslimi-
schen Länder früher oder später den geistigen und materiellen Anschluß an die moderne
Bildungswelt mit dem schweren Opfer ihrer politischen Unabhängigkeit erkaufen, und die
Übergangszeit aus einer Kulturvvelt in die andere unter fremder Leitung durchmachen
müssen«.
Ob er mit dieser Prophezeiung recht hat, wird erst die Zukunft zeigen. Für die Wür-
digung Vambery's ist es gleichgültig; denn seine Bedeutung hängt nicht von der Richtig-
keit seiner oft etwas kühnen Behauptungen ab. Daß er mit dem Einsätze seines Lebens
neue Gebiete für die Wissenschaft erobert hat, dafür wird ihm die Orientalistik immer
den größten Dank schulden.
R. T s c h u d i.
\'ictor Chauvin,
geb. zu Lütlich 26. Dezember 1 8.14, gest. ebendort 19. November 1913.
Unsere Wissenschaft hat in dem heimgegangenen Professor der Universität Lüttich
eine mit emsiger Gewissenhaftigkeit und anspruchsloser Bescheidenheit arbeitende nütz-
liche Kraft verloren. Chauvin ist seltsamerweise aus der rechtswissenschaftlichen Praxis —
er war bis 1872 ein angesehener Advokat in seiner Vaterstadt — zur orientalistischen Wissen-
schaft übergegangen, für die er sich bereits während seiner juristischen Studienzeit und
auch während seiner praktischen Tätigkeit als Rechtsanwalt, neben seinem Berufe inter-
essiert hatte. Er genoß den Unterricht Burggraff's, der zu jener Zeit die semitistischen
Studien an der Universität Lüttich vertrat, und den Chauvin in einer diesem Lehrer ge-
widmeten Biographie als überaus vielseitig anregenden Meister rühmt. Nach dessen Tode,
1872, wurde Chauvin der akademische Nachfolger seines Lehrers und konnte sich nun,
von der juristischen Praxis befreit, ausschließlich seiner Neigung für die orientalischen,
namentlich arabischen und islamischen Studien hingeben. Es ist nicht zu verwundern,
daß in denselben sich die Nachwirkung der vorangegangenen juristischen Beschäftigung
bemerkbar macht. Derselben verdanken wir einige Studien Chauvin's über das Verhältnis
römischer Institutionen zu arabischen Rechtsgewohnheiten, unter denen wir seine treff-
liche Abhandlung über das Verhältnis der Bestimmungen des Codex Theodosianus über
agri deserli zu den arabischen Rechtsbräuchen erwähnen. Mit Recht konnte ihn jüngst
der römische Professor Evaristo Carusi in einer Abhandlung über das Verhältnis des
Kleine Mitteilungen und Anzeigen. jOg
römischen zu dem islamischen Recht unter den besten Förderern dieses in jüngster Zeit
innerhalb unserer Islamstudien in seiner Wichtigkeit erkannten Untersuchungstoffes
in würdigender Weise nennen'). Von 1882 — 1886 hat Chauvin dies rechtshistorische
Problem auch in den Kreis seiner akademischen Vorlesungen einbezogen.
In hervorragender Weise hat sich sein Interesse nach zwei Seiten hin betätigt. Erst-
lich hat er die arabische Literatur für vergleichende Literaturgeschichte, Sagenkunde
und was man unter »Folkloristik« begreift, nutzbar gemacht. Seine in Zeitschriften für
Volkskunde zerstreuten zahlreichen Abhandlungen über die orientalischen Versionen und
Anknüpfungen verschiedener Märchenstoffe, seine vergleichenden Untersuchungen über
einzelne Erzählungen der Tausend und eine Nacht u. a. m. gehören in diese Gruppe. Ferner
hat sich in enger Verbindung damit sein Interesse der Bibliographie der arabischen
Literatur zugewendet, einem Arbeitsgebiet, auf das er sich seit 1S92 konzentrierte, als er an
die Ordnung und Veröffentlichung seiner vieljährigen fleißigen Sammelarbeit ging. Ck.a.uvin's
umfassende Belesenheit und sein Eifer, sich keine noch so geringfügige literarische Notiz
entgehen zu lassen, machten ihn besonders geeignet für bibliographische Arbeiten. Wie
komplett er auf diesem Gebiete sein konnte, charakterisiert z. B. die Tatsache, .daß er der
Bibliographie des ouvrages relatijs a la Senegambie et au Soudan occidental von Clozel eine
fast fünf enggedruckte Seiten umfassende Ergänzung von Titeln hinzufügen konnte (in
Hartwig's Zentralblatt für Bibliothekswesen 1 892), lauter Literatur, die dem Sudanspezialisten
Clozel entgangen war. Am hervorragendsten hat er seine bibliographische Akribie auf
dem Gebiete der arabischen Literatur betätigt. Der Titel seines groß angelegten, leider
unvollendet gebhebenen Werkes, das in unser aller Händen ist: »Bibliographie des ouvrages
arabes ou relatijs aux Arabes publies dans l'EuroPe chretienne de 1810 — 1885« umschreibt
genügend den Kreis der Aufgabe, die er sich m.it demselben gestellt hat. Womit ein Jahr-
hundert vorher Schkurrer einen Anfang gemacht hatte und was 6—7 Jahrzehnte nachher
durch Zenker nur in unvollkommener Weise fortgesetzt wurde, wollte er in einem um-
fassenden Werke in möglichst erschöpfender, den Anforderungen der neuesten Zeit ent-
sprechender Weise darbieten. Er hat das Werk während seines Lebens bis zum 11. Teile
(der 12. befindet sich unter der Presse) fördern können; das in der Einleitung (S. XXXVII)
dargelegte Programm zeigt uns, daß die Teile, in deren Fertigstellung Chauvin durch den
Tod unterbrochen wurde, noch die Bibliographieder Fächer der Gesetzeskunde. Philosophie,
Medizin, der exakten Wissenschaften, der arabischen Literatur der Nichtmuhammedaner
enthalten sollten. Es ist dies nicht die Gelegenheit, kritische Bemerkungen über die tech-
nische Ausführung des Planes, den sich Chauvin vorgesetzt hat, zu machen. Wohl aber
möge nicht unerwähnt bleiben, daß er in anerkennenswerter W'eise die Grenzen einer
trockenen Bibliographie überschreitet, wenn er in den Bänden V — VII dem Resume der
einzelnen Erzählungen der Tausend und einen Nacht aus der Fülle seiner Erudition höchst
nutzbare Nachweise von Parallelen anschheßt, durch die er den Forschern der Erzählungs-
literatur ein überaus willkommenes Hilfsmittel geboten hat. Dieselbe Methode hat er auch
in den, andere Produkte der arabischen Erzählungsliteratur umfassenden Teilen des Werkes
befolgt, dessen wertvollsten Stücke eben diese literaturvergleichenden Hinweise sind.
Chauvin hat mit Vorliebe auch für die Kenntnis der Vergangenheit der orientalischen
Studien in seinem Vaterlande geforscht und die Biographien älterer belgischer Orientalisten
geschrieben, sowie er sich auch für wallonische Dialekt- und Literaturstudien warm
interessiert und an den Bew^egungen auf diesem Gebiete initiierend und fördernd be-
teihgt hat.
I. G o 1 d z i h e r.
>) Siii rapporti fra diritto romano e diritto musiUmano (in Atti della Societä italiana
per il Progresso delle Scienze, VII Ruinione, Siena 1913) Roma 1913, p. 24.
]I0 Kleine Mitteilungen und Anzeigen.
Eduard Meyer: Ursprung und Geschichte der Mormonen. Mit Exkursen über die Anfänge
des Islams und des Christentmns. Halle, Max Niemeyer, 191 2. 300 S.
Ed. Meyer will in diesem Buche nicht nur eine kritische und objektive Darstellung
der Geschichte dieser Religionsgemeinde bieten, sondern durch seine Untersuchungen
auch der Forschung anderer Religionen dienen. Vor allem will er den Islam beleuchten;
er hat nicht nur einen besonderen Exkurs über den Islam (S. 62 — 83) sowie über das Ur-
christentum, sondern er macht auch das ganze Buch hindurch immerfort auf Ähnlich-
keiten mit dem Islam aufmerksam, ja nach den einleitenden Bemerkungen sind es diese
Ähnlichkeiten, die zuerst sein Interesse für das Mormonentum erregt haben. Wir wollen
uns natürlich hier nur mit dieser Seite seines Buches beschäftigen. Die Analogien, auf
die M. die Aufmerksamkeit lenkt, lassen sich nach drei Gesichtspunkten betrachten:
erstens nach dem geschichtlichen Entwicklungsgang der beiden Religionen, zweitens nach
den persönlichen Charakteren der Stifter, drittens nach der Art der OfTenbarung.
Was den Entwicklungsgang betrifft, so sollen die Hauptdaten kurz referiert werden:
Josef Smith, geboren 1805 im Distrikt New York, hat schon in früher Jugend Visionen,
in welchen ihm ein Engel erscheint. Nach seiner Anweisung findet er in einem Hügel einige
goldene Tafeln mit geheimnisvollen Schriftzeichen; durch göttliche Gnade kann er die
Schrift lesen und diktiert hinter einem Vorhang deren Inhalt (von 1827 an), woraus das
Buch Mormons entsteht. Der Hauptgedanke dieses Buchs war es, den bis dahin von Gott
vernachlässigten Bewohnern Amerikas eine sichere göttliche Unterweisung zu verschaffen,
wodurch die älteren Offenbarungen erläutert und die ursprüngliche Offenbarung wieder
hergestellt werden könnte. Ferner enthält das Buch, wie andere, die später diktiert wurden,
allerlei Legenden, die teils nach der Bibel, teils nach nicht mehr festzustellenden Quellen
gebildet sind. Anfangs mit Spott und Unglauben aufgenommen, erwirbt der Prophet doch
schnell eine Schar von Schülern und schickt sich jetzt an, zunächst »das Land der Lama-
niten« (der Indianer), danach die ganze Welt für seine neue Religion zu gewinnen.
Als der Widerstand in der Heimat zu kräftig wird, wandert er mit der Gemeinde
nach dem \\'estcn (Kirtland) aus, wo seine Genossen schon Anhänger gewonnen
haben. Hier organisiert er die Gemeinde, fordert Almosen und Armenversorgung, und
prägt den Anhängern Gehorsam gegen ihn sowie gegenseitige Liebe ein. Er erwählt sich
jetzt einen Ort, wo er eine heilige Stätte gründen will (in Missouri). Indessen wird der
Kampf mit den Einsiedlern allmählich scharf. Offenbarungen versichern, daß die Gläubigen
siegen werden, Smith werde über die Leichen der Feinde dahinschreiten »wie ein zweiter
Muhammed« (Ausdruck von Smith). Allen Offenbarungen zum Trotz kann das Schwert
der Gläubigen nicht durchdringen. Aber der Prophet veriiert nicht sein Selbstvertrauen
und wahrt dadurch seine Autorität, wie Muhammed es einmal getan hat. 1844 wird Smith
ins Gefängnis gesetzt und daselbst getötet. Nach seinem Tod machen sich seine Familie
und seine Genossen den Rang der Nachfolge strittig. Schlief3iich wird die Familie beiseite
geschoben, aber ihre Anhänger gründeten eine sVa. Die anderen er^vählten Brigham Voung,
den Meyer als das Gegenstück zu 'Omar aufstellt; bei ihm verband sich »derbe Energie,
die in Wort und Tat vor keiner Brutalität zurückschreckte« mit unerschütteriichem Glauben
an den Propheten. Durch strenge Handhabe der Disziplin gelang es ihm, die Gemeinde
nach Utah zu führen und sie dort zu respektfordernden Kulturieistungen fähig zu machen. —
Es gibt ja hier unzweifelhafte Ähnlichkeiten mit dem älteren Islam: der Prophet, der erst
seinem Volk, danach der ganzen Welt eine Vervollkommnung der Ottenbarungen bringen
will, die hiflra, die derbe Art des Kampfes, die vollkommene Unterwerfung unter den Führer,
der zugleich Prophet, General und Gesetzgeber ist, ferner der Streit zwischen o^j>^Ji Js^t
und Genossen und der Sieg des »'Omar«. Die Ähnlichkeit wäre doch größer gewesen, wenn
der amerikanische Prophet gesiegt hätte. Meyer meint, dies hätte vielleicht um etwa
Kleine Mitteilungen und Anzeigen. I 1 i
10 Jahre früher geschehen können. — Was nun die Persönlichkeiten der beiden Propheten
betritlt, so betont M. den Umstand, daß sie beide wenig gebildet sind, aber beide gleich über-
zeugt von ihrer hohen Berufung. Man findet bei ihnen naiven Glauben mit kühler Be-
rechnung gemischt, ferner eine nüchterne, verstandesgemäße und materielle Auffassung.
Es kommt hinzu der starke sinnliclie Trieb, von dem beide abhängig sind; der eine wie der
andere empfängt Offenbarungen, die sich mit ihren Frauen beschäftigen, dieselben zurecht-
weisen und zu Gehorsam ermahnen; ihre Sinnlichkeit und ihre Religion vertragen sich
gut miteinander. Mit der Frage nach der Persönlichkeit gehört die nach der Art seiner
Offenbarung zusammen, und Meyer legt ein besonderes Gewicht auf diesen Teil seiner
Untersuchung, welcher u. a. den Inhalt seines Exkurses ausmacht. Der Vorgang der Smith-
schen Offenbarungen war folgender Art: Einen Frühjahrsmorgen des Jahres 1820 ging
er in den Wald und bat Gott um die ihm versprochene Leitung. Da umgab ihn dichte
Finsternis und seine Zunge war gefesselt, aber er bat Gott um Befreiung aus der Gewalt
des Feindes. Da »schaute ich einen Pfeiler von Licht, genau über meinem Kopf, stärker
als die Helligkeit der Sonne, der langsam herabstieg, bis er auf mäch fiel« (Meyer S. 16).
Er fühlt sich jetzt frei und sieht nun in der Luft zwei Gestalten in hellster Glorie; die eine
war Christus, der ihm auf seine Frage sagt, alle Sekten seien im Irrtum (S. 17). Von einer
solchen Lichterscheinung hören wir noch einmal: der Engel Moroni erscheint eines Abends
in hellweißem Gewände, umflossen von glänzendem Licht (ebenda). Die eigentlichen Offen-
barungen gehen nun in der Weise vor sich, daß Smith die goldenen Tafeln, die er nach
Anweisung des Engels gefunden hat. mit Hilfe von zwei wunderbaren Steinen Urim und
Thummim, hinter einem Vorhange sitzend, liest und übersetzt und einem Schreiber die
Übersetzung diktiert (S. 9 f., 19 ff.). Damit vergleicht Meyer Muhammeds Offenbarung.
Auch er hat Gestalten gesehen, wie uns die Tradition sowie Sur. 53 und 81 berichten; man
könnte hinzufügen, daß diese Gestalten in Licht erscheinen »wie die Morgenröte« (T a b a r i
I 1147; B u h ä r i Anfangsabschnitt Nr. 3, KäJuA^Jl oder x^JLaJl L). Jl). Auch bei Mu-
hammed ist von einem Buch die Rede, welches er den Menschen übermittelt. Dies will M.
nach der von ihm herangezogenen Analogie verstehen. Er identifiziert (ähnlich wie Sprenger)
die erste der Erscheinungen in Sur. 53 (v. 6 — 11) mit der in Sur. 81 und ferner mit der
in der Tradition über das Gesicht auf Hirä (wo er einen Engel am Himmel erblickt) erwähnten
und verbindet diese erste Erscheinung mit der Offenbarung Sur. 74, die ja auch in mehreren
Traditionen als erste Offenbarung gilt. Nach einiger Zeit erscheint ihm der Engel ') wieder,
und das ist die zweite in Sur. 53 erwähnte Erscheinung (v. 6 — 11). Sie erfolgt beim Sidra-
baum, beim Garten der Wohnung (?), was M. wie Sprenger als eine Lokalität bei Mekka
auffaßt. Dies verbindet M. mit Sur. 96 und der daran geknüpften Legende, die er so deutet,
daß der Engel ihm das himmlische Buch bringt und ihm die übernatürliche Kraft gibt,
es zu lesen, »von Gottes Wundern das Größte« (S. 74). Soseii.s überall mit »lesen«
wiederzugeben, vor allem Siir.<)b, i, ja .jL'i wird von Meyer sogar mit »Lesebuch« über-
setzt (S. 51 Anm. i). Wenn die Arabisten heutzutage das Wort anders fassen, beruht es,
meint M., lediglich auf Rationalismus, weil die Übersetzung »lesen« »die Überbringung
des göttlichen Buchs und damit das Wunder voraussetzen« (S. 75) würde, und das paßt
dem nüchternen Verstände nicht. Eigentümlich ist es, daß Meyer seine Auffassung als
die orthodoxe »für die islamische Tradition selbstverständliche Deutung der Offenbarung«
(S. 75) betrachtet, und immer davon ausgeht, daß qara'a eigentlich »lesen« bedeutet,
I) Erwähnenswert wäre die Anschauung, daß der Prophet nicht den Engel, sondern
Gott selbst sieht (vgl. B a i d ä w 1 zu Sur. 53, 10; Nöldeke-Schwally: Gesch. d. Qor. 23;
Andr.K in MO VI 1912 S. 5 ff.).
1J2 Kleine Mitteilungen und Anzeigen.
während die anderen Erklärungen nur gewundene Umdeutungen wären. Die von Meyer
gebotene Übersetzung war allerdings bis vor etwa 30 Jahren unter europäischen Gelehrten
orthodox, aber mit der muslimischen Tradition stimmt sie nicht. Es handelt sich hier
um zweierlei: i. in welcher Weise ist die Offenbarung übermittelt worden bzw. was be-
deutet Iji ? und 2. welche Rolle spielt das Buch bei Muhammed ? • — Was das erste
betrifft, so herrscht in der Tradition vollkommene Einigkeit darüber, daß Muhammed seine
Offenbarungen durch das Ohr vernommen hat. Im oben erwähnten Einleitungsabschnitt
über den Anfang der Otlenbarung gibt B u h ä r I , angeblich nach *Urwa-*Ä'isa, Mit-
teilung über die Offenbarungsarten: Der Prophet hört etwas wie ein Getöse von Glocken und
behält, was er hört; der Engel steht vor ihm und spricht, Muhammed lauscht seiner Rede
und spricht ihm nach; oder der Koran u-ird im Herzen des Propheten gesammelt, und er
rezitiert ihn. S u j ü 1 1 erwähnt noch, daß der Engel oft im Traum erscheint, und daß bis-
weilen Allah selbst redet (Itqän, Kairo 1287, I, 55). Von einem Lesen ist hier keine Rede.
Im Gegenteil, die Tradition behauptet, daß der Koran dem Muhammed deshalb stück-
weise, ungeschrieben mitgeteilt wurde, weil er im Unterschied von anderen Propheten
weder lesen noch schreiben konnte, weshalb ihm der Engel die Offenbarungen auswendig
hersagte (S u j ü 1 1 I 53). Die obige Übersicht bei B u h ä r 1 und S u j ü t i ist den ver-
schiedenen Traditionen entnommen und stimmt durchaus mit ihnen überein. An der
einzigen Stelle, wo wir Ausführliches über den Hergang beim Empfang der Offenbarung
erfahren, nämlich gelegentlich der Verleumdung 'A'isas, hören wir nur, daß »ihn befiel,
was ihn zu befallen pflegte«, darauf wurde er in sein Gewand gehüllt, und ein ledernes
Kissen wurde unter seinen Kopf gelegt; nach dem Anfall rann ihm der Schweiß wie
Perlen herab, obwohl es Winter war, und er stand auf und sagte her, was Gott offenbart
hatte (B. H i s ä m 735 f.; B u h ä r i a. a. O.; A'. al-magäzl Nr. 64; iafsir al-qur'än 65
und mehrmals). Ein Lesen wird hier nicht angedeutet. Und nicht anders ist es in der
Legende über den Anfang der Offenbarung. Diese wird ziemlich gleich erzählt nach den
verschiedenen Überlieferungsketten: Zuhrl-'Urwa-'A'isa (T a b a r i I 1147), Ibn Sihäb-
*Unva-*Ä'isa (B u h ä r i Anfang Nr. 3), Wahb b. Kaisän-'Ubaid b.. 'Umair b. Qatäda
al-LaitI (T a b a r i a. a. 0.; B. H i s ä m 152). Meyer gibt (S. 68) die Legende so wie-
der, daß der Engel sagt: Lies ! und Muhammed antwortet: ich kann nicht lesen ! Aber
wenn der Engel dem Propheten das Lesen geboten hätte, müßte er ihm doch irgend etwas,
das er lesen sollte, gezeigt haben. Nun heißt es bei B. H i s ä m , daß ein seidenes Tuch
ihm gezeigt wurde; so auch S u j ü t T I 29 und die Späteren; es gehört aber nicht der
ältesten Tradition an, wird somit eine spätere Hinzufügung sein. Aber selbst wenn dies
nicht der Fall wäre, würde es an der Sache nichts ändern. Es heißt nämlich in allen Tradi-
tionen, daß der Engel ihm die Sure vorspricht (ihn die Sure lehrt x.jLc T a b. I 1 1 54)
und der Prophet wiederholt seine Rede; ein Lesen ist direkt ausgeschlossen. Wenn der
Engel ijil sagt, bedeutetes: Rezitiere! Muhammeds Antwort lautet bei T a b a r I und
B. Hisäm Ijjl 'wX, aber es wird mit tJs! !•'> w« wiederholt; o« ist somit nicht Ver-
nemungspartikel, sondern der Satz bedeutet: Was soll ich rezitieren? Bei Buhärl
(und z. B. B a i (jl ä w i zu Sttr. 96) heißt es (C,Läj oi w«. Das bedeutet: »Ich bin kein
Rezitator !« Muhammed hat richtig verstanden, daß der Engel ihn auffordert, heilige
Texte herzusagen; aber er ist nicht ein solcher Rezitator, wie die Juden und Christen sie
haben. Die Hadite sind darüber einig, daß Muhammed eine Gestalt gesehen und von ihr
die Offenbarung gehört hat; von seinem Erlebnis heißt es denn auch in der Waraqa-
legende (B. H i s. 153 f.; f ab. I 1147 f.) \s-iederholt, daß er «..«-w» ,j;l.. Damit stimmt
I
Kleine Mitteilungen und Anzeigen. j I 3
nun der Koran durchaus überein. .Muhammed hat Visionen (Siir. 53. Si), aber die Offen-
barung ist eine Rede, die ihm vorgetragen wird, und die er wieder vorträgt, »die Rede
eines edlen Gesandten« (81, 19) und nicht diejenige eines gesteinigten Satan (81, 25), noch
s
die eines Dichters (69, 41). Von Muhammed heißt es bekanntlich, daß er \.'i und ^Is.
In neuerer Zeit hat vor allem Snouck Hurgronje mehrfach darauf aufmerksam gemacht,
daß es falsch ist. das Wort qara'a mit »lesen« zu übersetzen (z. B. RHR XXX S. 62. 155
Mekka II S. 224 Anm.; vgl. auch Nöldeke-Schwally: Gesch. des Qorans, S. 32 ff.). Es
hat nämlich einen weiteren Sinn: nach gegebener Vorlage hersagen, rezitieren. Die Be-
deutung »lesen« ist miteinbeschlossen (z. B. Sur. 17, 95; B. H i s. 153, 15 und die spätere
Sprache), wahrscheinlich weil der lesende Orientale das Gelesene vor sich hinmurmelt. Aber
ob die Vorlage schriftlich fixiert ist oder nicht, ist ohne Belang; und ein paar Stellen zeigen,
daß die Bedeutung »lesen« ausgeschlossen ist eben, wo es sich um die Übermittlung der
Offenbarung handelt, vor allem 75, 16 it., wo der Hergang der Offenbarung dargestellt
wird. Es heißt: Uns liegt seine Sammlung und sein Hersagen ') ob, und wenn wir ihn her-
gesagt haben, dann folge (unserer) Hersagung von ihm. Also Gott oder Gabriel sagt die
Offenbarung her (l-ä), und ^luhammed sagt sie nach (i-i). Er wird ermahnt, sie genau
so herzusagen, wie er sie hört. Deshalb wird es ihm 20, 113 geboten, mit dem Vortrag
L..LäJ'-jJ nicht zu eilen, sondern ruhig zu warten, bis die Offenbarung zu Ende ist, d.h. bis
Gott ihm alles vorgesagt hat. So rezitiert Allah den ganzen Koran stückweise, 25 , 34 (s'läJLIs .
^-^j-j, Baid äwl richtig: t ^^ J>.äJ ^j^X^ ^^^^ »LiL'i») und »lehrt« den Propheten
rezitieren (87, 6). Wie die Ginnen ein Buch gehört haben (46, 29), so hat auch Muhammed
ein Buch gehört; darin stimmt Koran und Tradition vollkommen überein -). Er
hat Visionen gehabt und Stimmen vernommen, ganz ähnlich wie Jesaia, der Jahwe selbst
schaut und sein Orakel aus dem stunde des Herrn hört (Jes. 6). Wenn man in neuerer
Zeit festgestellt hat, daß ' .5 nicht mit »lesen« zu übersetzen ist, ist dies nicht Rationalismus,
denn das eine ist nicht mehr rationell oder irrationell als das andere, es ist auch keine
Versündigung gegen das Lexikon, sondern im Gegenteil aus dem Interesse hervorgegangen,
dem Lexikon gerecht zu werden, indem man alle in Betracht kommenden Stellen beachtet,
So befinden sich denn in diesem Punkt die Forscher in voller Harmonie mit der
islamischen Tradition; der Tradition gegenüber wäre die Auffassung, für welche Meyer
eintritt, eine bid^a 3). • — Wie steht es nun mit dem Buch ? Ist nicht sowohl bei dem ameri-
I) Vgl. Buh. a. a. 0. Nr. 4. B a i d ä w 1 erklärt \jLi» mit J. \jtLä O.^il
eV.il.Aw.*, vgl. Lisän I 123 f. ^
-) Wenn ich in Edv. Lehmann's Textbuch Lil Siir. 96 mit »verkünde« übersetze
(vgl. Meyer S. 76), ist damit dasselbe wie »rezitieren«, »hersagen« gemeint. Der Ausdruck
ist nur gebraucht, um nicht mit, dem Fremdwort »rezitieren« anzufangen. »Verkünden«
versteht Meyer als freie Predigt. Aber man kann ja auch einen feststehenden Text
verkünden. So spricht auch Meyer mehrfach von Smith's »Verkündung« seiner Offen-
barungen (S. loi. 109. 121. 205).
3) S. 76 erkennt Meyer die Analyse von qara'a bei Nuldeke-Schwallyan an, meint
aber, sie treffe den Kern der Sache nicht, »denn das ,, Vortragen" oder ,, Rezitieren'",
das ,, murmelnde Hersagen heiligerTexte" setzt überall schon diesen fixierten Text voraus«.
Aber es handelt sich hier darum, ob dieser Text schriftlich fixiert ist, und ob der
Rezitierende diese Schrift vor sich haben muß, wenn er rezitiert. Daß Muhammed über-
zeugt ist, nicht aus eigener Erfindung zu sprechen, bezweifelt niemand.
Islam. V. 8
j j/i Kleine Mitteilungen und Anzeigen.
kanischen wie bei dem arabischen Propheten von der Herabsendung einer himmlischen
Schrift die Rede, so daß die Vorgänge doch auf dasselbe hinauslaufen ? Oberflächlich
gesehen wohl, aber eine nähere Untersuchung wird zeigen, daß die beiden himmlischen
Schriften gar nicht zusammengestellt werden können. Im Koran liegt das Hauptgewicht
auf dem himmlischen Buch; man begnügt sich in der Regel damit, dies als ein Ebenbild
des irdischen Korans zu betrachten. Aber wenn wir das Wesen des Buchs verstehen wollen,
müssen wir erst das Himmelsbuch für sich betrachten. Alles was Gott weiß, steht darin.
So alles, was die früheren Geschlechter getan haben (6, 38; 20, 54); ebenso alles, wasjetzt
geschieht. Kein Weib empfängt oder gebiert, und niemand stirbt, ohne daß es im Buche
steht (3, 139; 35, 12). Überhaupt ist alles, was im Himmel und auf der Erde sich befindet,
und alles, was vor sich geht, im Buche verzeichnet (6, 59; 10, 62; 11, S; 22, 69; 27, 77;
34. 3; 57.22 u. V. a.). Vor allem sind die Taten der Menschen darin geschrieben (33, 6).
Deshalb beten die Jünger Jesu, daß Gott sie unter -^jAPu-ixil schreiben möge (3,46), und
das Buch spielt eine große Rolle beim jüngsten Gericht. Es heißt, daß jedermann dann
sein Buch empfängt (17, 14 f.); die Frommen empfängt es in der Rechten (17,73; 69, 20),
die anderen in der Linken (69, 25). Darin steht, was sie getan haben, sowie ihr künftiges
Schicksal. Im himmlischen Buch ist nicht nur Gottes Wissen, sondern auch sein Wille
gebucht, alle seine Verordnungen und Bestimmungen sind da verzeichnet. So wurde am
Tage der Schöpfung darin geschrieben, daß die Zahl der Monate 12 sein sollte (9, 36), und
23, 64 zeigt, daß die Pflichten der Menschen darin geschrieben sind. Dies Buch ist .-j^'j-y«
(10, 62; 11,8; 27,77), denn es vereinigt Wissen, Weisheit und Willen Gottes. Wir sind in
der glücklichen Lage, die Geschichte dieses Buches verfolgen zu können. Es gibt bei den
Babyloniern himmlische Schicksalstafeln, in welchen die Grenzen des Himmels und der
Erde, alles was darin geschieht, und ebenso das Schicksal aller Menschen aufgezeichnet
sind; es gibt Tafeln des Lebens, Tafeln der guten Werke, sowie Tafeln der Sünden. Was
geschieht und geschehen soll, ist auf ihnen aufgeschrieben (siehe Zimmern in KAT 3 S.400 fl.).
Im Alten Testament hören wir wiederholt von diesem Buche, schon Ex. 32, 32 f., ferner
Jes. 4, 3; 65, 6; Mal. 3,16; Psalm 69, 29; Neh. 13. 14; Dan. 7, 10; 12, i. aber vor allem in
der spätjüdischen, apokalyptischen Literatur (z. B. Henoch Si, i ; 93, i ff.; 103, 2 f.; 106, 19;
4. Esr. 6, 20; Jubil. 30, 20. 22, usw.; vgl. Phil. 4, 3; Apok. 3, 5; 13, 8; 17, 8; 20, 12. 13; 21, 27;
siehe Zimmern a. a. 0. und P. Volz: Jüdische Eschatologie 1903, S. 93 f.). Sowohl bei den
Babyloniern. wie bei den Juden, wie im Koran finden wir die Vorstellung, daß die gött-
lichen Beschlüsse, der Weltplan, die Geschicke des Weltalls und der Menschen von Ewigkeit
her im Himmel aufgeschrieben sind. Alle Züge, die an dem koranischen Buch haften, finden
wir bei den anderen wieder. Das Buch ist somit von kosmischer Bedeutung. Es ist die
Hypostase von Gottes Wissen und Willen '). Aber weil es Gottes Willen enthält, ist es nicht
o
nur in intellektueller, sondern auch in moralischer Beziehung wichtig. Es enthält ^s.
und *.-\.^-. Der Mensch ist an und für sich ohne Wissen und hilflos, so ist der Gedanke im
c
Koran; an und für sich ist er in Finsternis (14, 1), ohne *JLc und Rechtleitung (22, 8; 28, 49;
3'. '9; 35. 38; 43, 19 f.; 46, 3). Das »Wissen« kann man nur dadurch erhalten, daß man
das Buch bekommt, nicht »eine Schrift«, sondern das himmlische Buch. Die Heiden
') Bei den Babyloniern gehören die Tafeln deshalb dem obersten Gott. Enuvia elis
IV 121 werden sie von Marduk erobert. Man darf nicht die Frage aufwerfen, ob es mit der
Allwissenheit Gottes vereinbar ist, daß er aus einem Buch das Wissen schöpft. Es kommt
nur darauf an, ob das Buch unzertrennbar mit seinem Wesen verknüpft ist. So vermittel n
zwei Raben Odin sein \\ issen, und die ewigen Götter essen Götterspeise.
Kleine Mitteilungen und Anzeigen. 1 1 ^
haben das nicht (34, 43). Aber den Israeliten hat Gott das deutliche Buch gegeben und
damit ^*lc und ^\=- und ;^AP (z. B. 37, 117; 40, 56; 41. 45; 25, 37; 28, 43; 32, 23; 45,
15. 16 f.). Weil das himmlische Buch alle Weisheit enthält, kann man dadurch auf den
geraden Weg geleitet werden (37, 118). Nach Müsa hat Johannes der Täufer das Buch
mit der Weisheit erhalten (19, 13), nach ihm Jesus (19, 31 ; 3, 43). Ihre Gemeinden sind
UJ'JCXJI Js^!, nicht zunächst »Leute, die eine schriftlich fixierte Offenbarung besitzen«,
sondern: dieBesitzerdes Buches, sc. des himmlischen, das allein die Weisheit besitzt. Deshalb
ärgert es den Propheten so sehr, daß die Juden nicht die Übereinstimmung des Korans mit
ihrer Offenbarung zugeben. Sie müssen identisch sein, nicht nur weil sie von demselben Gott
herrühren, sondern weil es nur ein Buch gibt. Ganz selbstverständlich heißt es deshalb
z. B. 29, 46: Wir haben auf dich al-kitäb herabkommen lassen, und diejenigen, welchen
wir al-kitäb (früher) gebracht haben, glauben daran. Insofern das himmlische Buch das
primäre ist, heißt es umm al-kitäb (13, 39; 43, i — 3); aber das irdische Buch ist mit dem
himmlischen identisch; daher kann es heißen, daß das von Muhammed Verkündete auf
einer aufbewahrten Tafel ist (85, 21 f. ; vgl. 56, 77). Das islamische Dogma von der Ewigkeit
des Korans fußt auf koranischen Vorstellungen. — Weil Muhammed das Buch bringen
will, beschäftigt ihn oft die Frage, warum nicht das ganze Buch auf einmal herabkommt.
Der Tradition zufolge sollen die früheren Offenbarungen is,JU..> herabgekommen sein(Sü-
j ü 1 1: Itqän I 53). Wir sehen also, daß beim Buch des Korans vor allem der Inhalt von
Bedeutung ist, und zwar ist seine Bedeutung eine ungeheure, denn das Buch umfaßt die
ganze Welt, alles Wissen und alle praktische Weisheit. Dagegen behauptet Muhammed
nie, das Äußere des Buchs gesehen zu haben. Es genügt, daß dessen Inhalt ihm diktiert
worden ist, denn nur darauf kommt es an. — Vv'as sind demgegenüber die mormonischen
Tafeln? Einige goldene Platten, die in einem Hügel gefunden werden, nach Smiths Behaup-
tung ein Sendbrief Gottes an ihn, aber, wie Meyer nachweist, lediglich materielle Begleit-
erscheinungen der Visionen, deren einzige Bedeutung ist, daß sie gesehen werden, ja die
so unbedeutend sind, daß der Prophet sie später gänzlich vergißt und außer Betracht läßt^
Mit dem himmlischen Buche Muhammeds haben sie sehr wenig gemeinsam, ihre Art und
Bedeutung ist eine ganz andere. Übrigens scheint es mir, daß Smith in bezug auf sie nicht
ganz dem Verdacht des Betrugs enthoben ist. Die Echtheit der SMixn'schen Visionea
hat Meyer wohl ziemlich sicher nachge%\'iesen. Aber die wirklichen materiellen Begleit-
erscheinungen sind doch die Steine: Urim und Thummim. Die Tafeln können erfundem
sein, um die Objektivität der Offenbarungen wahrscheinlich zu machen. Wären sie ihmi
not^v-endig gewesen, warum hat er sie dann später außer acht gelassen ? Es scheint mir
doch auch verdächtig, daß er immer hinter einem Vorhang »übersetzen« mußte. Ahnliches
ist ja bei Muhammed nicht der Fall. — Aber darauf will ich mich nicht weiter einlassen.
Nur will ich noch mit Meyer hervorheben, daß bei Smith der Scharlatan vom Propheten
nicht zu unterscheiden ist. Und das zeigt -wieder einen großen Unterschied zwischen dem
arabischen und dem amerikanischen Propheten. Denn kein Unbefangener bezweifelt
heutzutage, daß Muhammed in seiner Anfangsperiode ein durchaus ehrlicher Mensch war.
Von allen Ähnlichkeiten abgesehen, bleibt somit ein großer Unterschied zwischen den
beiden Bewegungen, und die von Meyer gezogene Analogie ist meines Erachtens für
die Entstehung des Islam entschieden zu weit geführt. Aber alle Nachweise von Analogien
haben ihr großes Interesse, wie ja schon Sprenger mit Erfolg die Erlebnisse Sweden-
borg's zum Verständnis Muhammed's herangezogen hat, und so hat auch Meyer's
Heranziehung der Mormonen ihre Bedeutung, denn nicht nur die Ähnlichkeiten, sondern
auch die Unterschiede sind lehrreich.
Jobs. Pedersen.
S*
j j g Kleine Mitteilungen und Anzeigen.
Weitere Bemerkungen zu Eutings Tagebuch einer Reise
in Inner-Arabien.
S. 31. Einen plur. didul von delül »weibliches Reitkamel« habe ich nie gehört, die
Meter der Harrat Beul '■ Abdule sollen deläjil sagen, sonst ersetzt man den fehlenden plur.
durch rctsäb v»Jl5' ,, rekdjib oder ges, welche Wörter allerdings »weibliche und männ-
liche Reitkamele einer Abteilung oder eines Individuum« bedeuten.
S. 35. Statt merake lies mirake; die Korrektur in ^ijt.A ist unrichtig, my're^e 0
ist der Pferdesattel der Hadar u. nördlichen Beduinen.
S. 54 lies bi-hä d-dire.
S. 57. kamill kommt nicht vor, man sagt mitü, mill oq.
S. 61. Der Schijüch kann man doch nicht sagen, da das Wort im Arabischen als
plur. (majest.) aufgefaßt und konstruiert wird: es-sijüh glisoii oq »der Emir hatte Sitzung«.
o
S. 65 lies '■ylts ^is^, nicht , ;^i.£, wie in den Berichtigungen steht, '■ylts ist das Gummi-
harz von der Pflanze mala 0 meti q (= klass. ^-wi A s m a'I Kit. es-Sagar 45, MiiJjassas 1 1 ,
> <j }
163 f., 180,219, Tag 10,344, 7 v. u.) die nach denHadar dasselbe was ö'ö7Mg(= klass. ^J^-J-
A s m a*i 29, Muh. 11, 169. Tag 6.. 351, 6 v. u.) nach den ^Ötabe aber davon verschieden
und nach Velonowsky, Plantae arabicae Musilianae SoorzonerA Musili, n. sp. ist. Dies
Harz wird, als Kugel auf das Ende eines kurzen Stockes geklebt, so hart, daß man diesen
als Keule benutzen kann. »Holzkeule« heißt bei den 'Änize gänäh (s. Burckhardt 43)
pl. gcnl bei den 'Ötabe debsä pl. dibs.
S. 68. minvaha ist, wie Huber, Journal 126 richtig bemerkt, ein syrisches Wort,
im Negd heißt der Fächer aus Palmblattfiedern mehafje plur. mehäf[ von hafj, jihiff 0 »Luft
zufächeln«, um Feuer anzufachen oder etwas abzukühlen.
S. 78. ^zm7it%dasichniegehörthabe,istauf jeden Fallmitlangemüodero zu schrei-
ben, s. Huber 130, Dozy, Spiko s. v.
S. 82 lies Satläm statt Satam.
S. 85. tenisje o ist der Kaffee, der mit dem Wasser gemacht wird, das man über
dem alten Satze sieden läßt. Wenn Kaffee neu, d. h. mit frischem Wasser, bereitet wird,
so heißt er büsir. Vgl. dazu das hierher gehörige tenwa Stumme, Tun. Gramm. (Glossar)
und Do ZV s. v.
S. 93 lies Kreijim statt Ekreim.
S. 96. sem/i oq ist Mesembrianthemum Forskälü Höchst, nach Ascherson u.
ScHWEiNFURTH. Illustr. 78, PosT 327 und eigener Bestimmung.
S. 97 lies Ibn Haddal mit ö.
S. 102. gedir pl. gydrdn o wurde definiert als »Tümpel oder Teich in gebirgigem
Gelände, im oder amWädibette. länglich, kleiner und tiefer als die Ijabrä«, und so ungefähr
erklärt auch Huber 142 das Wort. Die Übersetzung »Talschlucht« ist also kaum zu-
treffend.
S. 110. sah/ia oder s/ieha bei nördl. Beduinen heißt eine Dattel, ist also soviel
wie iamre.
S. 118. \j:^}\ 'örde o ist »Termite«. Wenn die Termiten die Zweige von Sträuchern
zerstören, wurde mir gesagt, sehen sie wie von Sand überzogen aus.
S. 126. dzätüle »JkjLä pl. dziavdtü q habe ich gehört für »Pechnase«, ohne daß
darum katüle mit >i) unrichtig zu sein braucht. Das Wort kommt vom Verbum J^ÄÄ, das
man in Negd, so viel ich weiß, i m m e r kyiel J-ÄJ spricht.
Das kleine Tor heißt auch in el-Gasim hohe, in //äjil aber hyrge.
Kleine Mitteilungen und Anzeigen. 1 1 J
S. 134. »Schrot« ist im Negd satim aus türk. »~*.Sf-uo sacma (vgl. tun. satem Stumme,
Tun. Gramm.), seltener rass. Als das beste Bohnerz wurde mir bezeichnet sathn ^Anädt
aus 'Andde, einem Ort dicht bei ^Öneze. resräs q wurde erklärt als »Gelände mit Geröll oder
Kies<<, und in diesem Sinne scheint es auch Huber 93 u. 700 zu gebrauchen.
S. 142. nefüd oq »Sandwüste«, der allgemeinste Ausdruck für unebenes, sandiges
Gelände ist sing., der plur. lautet nifd.
S. 152. Der Schech von Gubbe heißt Näjif.
S. 181. Nicht sam'-, sondern semm q erwidert man zum Zeichen, daß man gehört
hat. Dies sieht aus wie ein imp. zu semmä »b-ismi lldhi sagen«, aber gelehrte Hadar aus
el-Gasim erklärten mir, das Wort hätte keinen weiteren Sinn und bedeutete nur, was das
äg}-p tische /iddir »zu Befehl« oder bloß »ja wohl«.
S. 195. rozene pl. rinvdzin q ist »Nische in einer Wand« aus dem pers. rozen.
Statt *.5 .a! lies markä »Lehne«, zebcr ist in Häjil dasselbe, was hybs in el-Gasim
»Bank aus Lehm«.
garse »Wasserpfeife« im Norden, bei den '■Ötdbe heißt garse ein »Kochtopf aus email-
liertem Eisen oder Blech von zylindrischer Form«.
kälübe pl. kowälib q heißen die »eisernen Haken«, an denen man irgend etwas auf-
hängt, z. B. Fleisch.
S. 197. Was EuTiNG auf dem Plan des Qasr als er-Rözen bezeichnet, ist Bet es-
Sibhdn, »das Haus des es-Sibhän«; ich vermute, daß Euting das Wort rosen »Zimmer im
oberen Stockwerk« (vgl. Huber 123) verhört und als Name des Hauses genommen hat.
S. 218 lies messe' »ein Gras, das dem sä/iäni (klass. *j<V.jw Mubassas 11, 178 f., Tdg
8, 232, 2), einer Aristida-Art, ähnlich sieht«. Die Form /e"^/, die bei Pflanzennamen sehr
häufig ist, entspricht dem altar. fu"dl.
S. 219. Statt fekijje lies /ägije q, »Kappe, die unter dem Kopftuche getragen wird«;
vgl. Lane-Zenker I, 26; Almquist, Kleine Beiträge 64.
S. 233. meheijene mit _, heißt »eine Kamelstute, Ziege oder ein Schaf, die an einem
Tage gegen die Regel nicht gemolken wurde«, von /leijen »mit dem Melken einen Tag aus-
setzen, das Tier einen Tag nicht melken«, /lalib nie//eijene, Milch von einer solchen KameUn,
hatte Euting bekommen.
S. 230. Statt »vom Tseldt« sollte es heißen »von den dzeldt«. oXs ist plur. von
dzelte o »Wasserloch in felsigem Gelände, weiter und weniger tief als der gybia<; vgl. Huber
142. Bei den ^Abdbde wurde gelt pl. geldt erklärt als »Wasserlöcher im Felsen, die der Regen
oder Sei füllt und die bisweilen in ganzen Reihen auftreten«, und mit dieser Definition stimmt
Tag I, 572, 20 fast wörthch überein. ^:>.Jls plur. O^ls ist eines der interessanten zwei-
radikaligen Substantiva, die Nöldeke, Nene Beiträge 109 ff. behandelt hat. Es entspricht
ihm in Form und Bedeutung das bisäri to gäl, indeterminiert galt plur. ii gäle.
Von den geographischen Eigennamen will ich nur erwähnen:
S. 58. Iträ ^J^\ statt Ithreh (Guarmani: Etera, Nolde: Isseri, Huber 24, 35 f.,
II 8, 120, 141: Etsery, Etsre, Ritter II, 290 Ittra).
S. 153 Anm. lies er-RaHle is.L-£.J5.
j
S. 105 lies Triibe xj.j J a c. i, 834 statt Tordba (Doughty: Tiirraba, Huber 738:
Trobe); Sagrä <^\^äJJ^ statt Schakrah.
S. 224 lies el-Ma'-^dze mit tesdid des p. Das Wort, das überall ungenau geschrieben
ist (z. B. Burckhardt 312, 317, Doughty I, 55, 229), bedeutet »Ziegenhirten« (für den plur.
vgl. Caspar i-Wright 233 A).
ii8
Kleine Mitteilungen und Anzeigen.
Berichtigungen und Ergänzung zu Islam IV, Heft 3.
S- 315, 4 V. u. lies gerid.
S. 318. Die Buchstaben der Figur stimmen nur zum Teil mit dem Text, berichtige
diesen vAe folgt:
c) sfit (sie) el-bir,
d) gibä,
f) *ö^er,
g) gamme.
Füge zur Beschreibung des Wüstenbrunnens noch zu: godel pl. guwädil 0 »rinnen-
artige Vertiefungen in strahliger Anordnung um die Brunnenöffnung herum«, um das
Füllen der Ledertröge {/idd — ij:oj.:>- pl. hiddn o) resp. das Tränken zu erleichtern. Eine
schematische Zeichnung wird das am besten verdeutlichen.
a) Brunnenöffnung {fym el-bir),
b) durch den aus dem Brunnen ausgehobenen Schutt erhöhtes Gelände (ne/ile),
c) und die giiwddil d sind etwa i — i'/jm tiefer als b, indem dort der Boden
von Schutt freigehalten oder wieder davon befreit wurde,
d) die Rinnen (giiwddil), an denen
e) die Ledertröge {kiddn) auf der erhöhten 7ie!ile zum Füllen aufgestellt sind.
et-Tö'öl JsxiJ! Jac. i, 926, d. i. eth T/i'a/ Doughty 2, 468 (der es fälschlich als Namen
eines Berges hat), wurde mir gesagt, ist der Brunnen, der am meisten guwddil hat, näm-
lich acht.
J. J. H e ß.
Bcmcrkun^'cn zu Schanfara's Lamijat al-'Arab.
Bei längerer Beschäftigung mit S c h a n f a r a's Ldmija glaube ich einige Verse
des schwnerigen Gedichts zuerst richtig verstanden zu haben und möchte wenigstens drei
Fälle der Prüfung der Fachgenossen unterbreiten:
Vers 7: A.M.0I Jsjl_liJ!
;.-.^ \j,\
c^
^c
J---? ,c?' ^i
I b n Z ä k ü r versteht unter \ar&id Dromedare, die als Raub fortgetrieben werden
und denen die Besitzer folgen ; 'A t ä u 1 1 ä h dagegen denkt an Reiter (auf Pferden),
welche entweder hetzen oder gehetzt werden. Die letztere passivische Bedeutung ist richtig,
und zwar handelt es sich, was bisher nicht erkannt worden ist, um ein jiteoov -ootcOOv
Kleine Mitteilungen und Anzeigen. Iig
vgl. Diwan Hudhail Nr. 139, 5 : »Wie wacker wehrten die Zelte den Vortrab {üla) des Feindes
ab und verjagten ihn dann« (wa-ba'du ahsanu ^t-tarada).
, -C J i t o .
Vers 16: J.ä,»*o» ji*J i'SX\ \J J^Iij sO^S ,.,LS" i'a^^ /•,-=* "^3
Dr, Gandz, Die Mu'^allaqa des Imrtudqais S. 109 erklärt mukkd' als eine Lerche
mit scheckigen Flügeln. Als ich dies las, wurde mir plötzlich klar, daß wir es hier
mit einer vorzüglichen Schilderung des steigenden und fallenden Lerchenflugs zu tun haben.
Vers 65/66:
, ^ >_>_ l^?^ ^ Li" "^-^ -^ • ^
Er brachte also das erste und letzte der winddurchwehten Hochfläche zusammen,
aber nicht, wie Zamachscheri meint, durch die Schnelligkeit, mit welcher er sie
durchmaß, sondern dadurch, daß er von der Bergspitze (qunna) sie auf einmal überschaute.
Vgl. noch /s/am, 2. Band S. 104.
Für die Echtheit möchte ich namentlich die mehrfachen Berührungen mit Schan-
faräs Gedicht: Mii/addalijät ed. Thorbecke Nr. iS geltend machen; so ist Vers 2"]^ da-
selbst wohl auf die ^^'üstentiere zu beziehen und demnach eine Parallele zu Läirnja
Vers 5/6.
G. Jacob.
Eine Sammlung arabischer Zeitungen und Zeitschriften,
Von der Zentralstelle des Hamburgischen Kolonialinstituts ist auf Anregung von
Herrn Professor Becker in diesem Sommer durch Vermittlung des kaiserlichen Konsulats
in Beirut eine Sammlung von Zeitschriften und Tageszeitungen in arabischer Sprache
angekauft worden, die von dem syrischen Grafen de Terrazzi in jahrelangem Bemühen
zusammengebracht worden ist. Die Sammlung enthält von allen je ein Exemplar und
umfaßt im ganzen 694 Nummern. Vertreten sind sämtliche Arten von Zeitungen, politische,
wissenschaftliche, ernste und heitere Unterhaltungslektüre und besonders auch christliche
Blätter. Ein ausführlicher Katalog (etwa nach dem HARTMANN'schen Vorbild ')) soll später
im Islam veröffentlicht werden. Hier möge nur kurz aufgeführt werden, in welcher Anzahl
sich die Zeitungen und Zeitschriften auf die einzelnen Gegenden verteilen. Ich denke, die
Verbreitung der arabischen Presse zeigt ein interessantes Bild von der Entv.'icklung modernen
orientalischen Geisteslebens.
L Tageszeitungen (^jL:>-), im ganzen 455 Nummern:
Cairo 96, Alexandrien 28, das übrige Ägypten und der Sudan 6, Beirut 60, Jeru-
salem 5, Konstantinopel 16, Jaffa 3, Bagdad 33, Basra 9, Tripolis (Syrien) 9, Damaskus 22,
Hamä und Homs 11, Libanon 24, Aleppo 15, Lädikijja 3, die übrige Türkei (Saidä, Haifa,
Akkon, Tyrus, Kunetira, Diarbekr, Mosul, Djidda, Mekka) 13, Europa(Paris 12, Marseille,
London 4, Sardinien, Malta, St. Petersburg) 21, Algierö, Marokko 3, Tunis 26, ehem. türk.
Prov. Tripolis 3, New York 12, Buenos Aires 5, S. Paulo 8, Rio de Janeiro 3, Montreal
(Kanada) 3, das übrige Amerika (Campinas, Bello Horizonte, Campos, S. P. de Macoris,
Lawrence Mass., Cordoba, Boston, Guanajuato) 8, Zanzibar 2, Singapore 2.
IL Zeitschriften (O^^Ls^"), im ganzen 239 Nummern:
') Martin Hartmann, The arabic press 0 Egypt, London, Luzac u. Co., 1899. 94 S.
J20 Kleine Mitteilungen und Anzeigen.
Cairo 121, Alexandrien 24, das übrige Ägypten 7, Beirut 34, Konstantinopel i, Jaffa i,
Bagdad 4, Tripolis (Syrien) 3, Damaskus 5, Hamä und Homs 4, Libanon 8, Aleppo 2, die
übrige Türkei (Haifa, Saidä, Mosul, Nedjef) 6, Europa (Marseille) i, Algier i, Marokko
(Tanger) i, Tunis 4, Lucknow i, New York 5, Buenos Airos 3, S. Paulo 2, Montreal (Ka-
nada) I.
Sicher sehr interessante Zahlen. Gewß verschwinden allerdings im Orient die
Zeitungen vielfach ebenso schnell, wie sie auf der Bildfläche erschienen sind. Aber selbst
unter Berücksichtigung dieses Umstandes bleibt die Zahl wirklich noch recht hoch. Und
dabei wird sich die Sammlung jedenfalls noch um dieses oder jenes Stück vervollständigen
lassen. Vor allen Dingen wäre ich für Mitteilungen über arabische Zeitungen aus Indien
und Indonesien und eventuelle Zusendung eines Exemplars zwecks Ergänzung der Samm-
lung dankbar.
Das treffendste Bild von der Entwicklung der arabischen Presse wird ein Vergleich
liefern: Martin Hartm.-vnn, der in seinem Buche The arabic press of Egypt den Stand
vom Jahre 1898 angibt, führt für ganz Ägypten 168 Zeitungen und Zeitschriften an.
Die obigen Zahlen, also etwa 15 Jahre später, ergeben für Ägypten die stattliche Summe
von 282. Inzwischen sind gewiß noch Dutzende entstanden und wieder untergegangen ').
R. M i c 1 c k.
Bemerkung zu Islam IV, S. 334.
In meiner Besprechung von F. Richter' s Abhandlung über den Alkohol {Islam IV
S. 334) heißt es am Schlüsse: »Der Satz (sc. über das trunkenmachende Wasser) fehlt
in der arabischen Bearbeitung des Cod. Leid. 414 (IV, 56)«. Ich habe inzwischen auch
die zweite in Leiden liegende Bearbeitung der Geoponika nachprüfen können und dort
ein Rudiment jenes Satzes gefunden. Die Handschrift besagt: »Was die berauschenden
Getränke außer dem Wein (betrifi"t), so ist dies das Wunderbare.« Es muß heißen und
hieß gewiß auch ursprünglich: »so ist dies wunderbarer Weise das Wasser«, wie der
griechische Text an die Hand gibt: oejtcOov, z'<. vm -c(pc(Oo;ov 'ixoOictt, üoiup. Aus-
führlicher ist darüber gehandelt in meinem Aufsatz Alkohol und Al-kohl, Aus der
Natur 1913, S. 105.
Julius Ruska.
Bemerkung der Redaktion: Die Bibliographie wird mit dem nächsten Heft
ausgegeben.
^) Wie ich aus einer .\nzeige im Hiläl X.XII, i (Okt. 1913) S. 78 ersehe, arbeitet
Graf DE Terrazzi auf Grund dieses Materials z. Zt. an einer Geschichte der arabischen
Presse, von der bisher 2 Teile erschienen sind.
/^I
Al-Ghazäli's Mishkät al-Anwär and the Ghazäli-
Problem.
By
W. H. T. Gairdner.
The Mishkät al-Anwär, numbered No. 34 in Brockelmann (vol. I
p. 423), had not been printed when the Geschichte der Arabischen Litera-
tur was issued, but since then has been printed in Cairo in two separate
editions i). Owing to its great intrinsic interest and the fact that it
f rom the first excited the curiosity and even the suspicion of Mohammedan
critics, it would seem to be worthy of particular study at the present
time, when G h.' s works are attracting so much the attention of
students of Islam, and when the problems of his peculiar psychology
are being investigated with such special interest.
Though we have, as yet, no way of fixing precisely the date of
Mishkät al-Anwär, we shall not be wrong in placing it among the works
which represent his most developed süfistic thought, — therefore
among his latest ones -). It certainly contains very advanced teaching,
— teaching which, as the exordium shows, was not to be given to those
unprepared for it. As we shall see indeed, some have believed that
the book was never intended for publication at all, but have averred
that it represents G h.' s most esoteric teaching, and that it even
introduces ideas contradictory of his professed beliefs and subversive
of Muslim orthodoxy. This one fact renders the special study of the
book an important and inevitable task.
The opuscule is a disquisition on the mystical meaning of the
Word Light (mir), with special reference to the great Light -verse in
the Qur'än^), and to the Hadith hardly less celebrated, about the
0 Cairo: (a) matba'at as-Sidq, 1322; (b) matba'at as-Sa'äda, 1325 (the latter in
a collection of five opuscula ofGh. under the title of the first of them, Faisal et-Tafriqa\
The page references in this study are to (a).
-) It is later than the Mi'är al-'Ilm, and the Ma/iakk an-Nazar (see p. 10); than
the Maqsad al-Asnä (p. 19) and Ihyä al-'Ulüm (p. 9).
3) Sura XXIV. 35. For notes on the origin and progress of the conception of Allah
as )!üy al-anwär see Kremer, Ideen p. 133.
Islam. V.
122 ^^ • H- T. Gairdner.
Seventy (or Seventy Thousand) Veils. It is divided into threc scctions.
The first of these (p. 3) expounds the mystical meaning of light and
graduates the divine Lights, whethcr on the earthly or the heavenly
plane, until they culminate in their fountain and creative source,
Allah. The second (p. 27) expounds the Qur'änic Light-verse, after
an introduction in which the principles of symbolic exegesis are laid
do^v^. The third (p. 47) expounds the Veils-tradition.
It is this last section, and more particularly the close of it, that
forms the subject of the present study, for it is here that the interest
of the book culminates. Here we find a sort of Ghazälian philosophy
of religion in bricf. Ilcrc too we are given some hints as to the lines
along which his thought developed after his adoption of the Süfi life.
And here, finally, we come upon a passage which excited attention
and suspicion within the Century which succeeded G h.' s dcath.
I.
TheVeils-Hadith: al-Ghazäli's Philosophy of
Religion.
In expounding the tradition of the Seventy (Thousand) Veils with
which Allah has veiled Himself from the vision of man, G h. finds
opportunity to graduate various religions and sects according as they
are more, or less, thickly veiled from the light; i. e. according as they
more or less nearly approximate to Absolute Truth [al-Haqq — the
Real, — Allah). The veils which veil the various religions and sects
from the Divine Light are conceived of as twofold in character, light
veils and dark veils, and the principle of graduation is according as
the followers of these religions and sects are veiled (a) by dark veils,
(b) by dark and light mixed, or (c) by light veils only. The recital
closes with a short passage which teils us that the Attainers {al-
iväsilün) have had the last veil taken away, and liave immediate
vision of al-Haqq. Here we have the Süfi doctrine of kashj in its most
explicit and striking form.
(a) T h o s e veiled b y pure d a r k n e s s , called here the
mul/iida, or those who deny the cxistencc of Allah and of a Last Day.
They have two niain divisions, those who have enquired for a cause
to account for the world and iiave madc Nature that cause; and those
who have made no such cnquiry. The former are clearly the Naturists
or dahriya ^) who were the very abomination of desolation to G h.
It is curious that nothing furthcr is said of their evil c o n d u c t , and
') See DE Boer's Philosophy in Islam p. 80.
Al-Ghazali's Mishkat al-Anwär and the Gliazali-Problem.
125
it is entirely characteristic of mediaeval thought that the deepest
damnation is thus reserved for false o p i n i o n , rather than for evil
life. Evil-doers form the second division (which however is not de-
finitely said to be higher than the first), composed of thosc who are
too greedy and selfish so much as to look for a cause, or in fact tothink
of anything except their vile selves. These we might style the Egotists;
they are ranged in ascending order into (l) seekers of sensual pleasure,
(2) seekers of dominion, (3) money-grubbers, (4) lovers of vain-glory.
In the first he has the ordinary sensual herd in view, as well as the
philosophers of sensualism; their veils are the veils of the b e s t i a 1
attributes, while those of the second are the ferocious ones {sabaHya).
The denotation of the latter class is quaintly given as »Arabs ^), some
Kurds i) and very numerous Pools«. The third and fourth subdivi-
sions do not call for comment.
Mounting from these regions of unmitigated darkness we come to
(b) Thoseveilcd bylightand darkness niixed.
G h.s idea of the dark veils, in general, may be gathered froni a com-
parison of this and the previous sect'ion. In this section the dark
veils are shown to be the false conceptions of deity, which the human
mind is deluded into making by the gross and limited Clements in its
own Constitution, namely (in ascending order) by the Senses, the
Phantasy or Imagination (oavxaaia, khayäl), and the Discursive
Reason (Stavoia) 2). The dark veils of the previous section were the
unmitigated egotism and materialism which employed these faculties
for seif and the world alone, without a thought of deity. The 1 i g h t
veils, accordingly, are the true but partial intuitions whereby man
rises to the idea of deity, or to a something at least higher than him-
self. These intuitions are no more than partial, because they fix upon
some one aspect or attribute of deity, — majesty, beauty and so forth, —
and believing it to be all in all proceed to deify all majestic, beautiful
etc., things. Thus they half reveal, half conceal, AUäh, and so are
literally veils of light. — These general remarks will give the clue to
the extremely interesting subdivisions of this section, which begins
with Hellenic polytheism, continues through various degrees of dua-
') Here speaks G h. the Persian.
-) What is actually said is Muqäyasät 'aqllya fäsida 'false syllogisms of the intellect',
an expression which interferes with the psychological character of the enumeration. Pro-
tably he hesitated to say al 'aql outright because he has already said (p. lo) that it is pure
light and incapable of error unles^it is deceived by the Senses or the Imagination. Perhaps
what he has in mind is the Discursive as opposed to the Intuitive Reason. On p. 40 the
latter is called ar-rüh al-'-aqlt the former al-rü/i al-fikrT.
9*
124 W. H. T, Gairdner,
lism and Parsiism, and ends with various sects of Islamism which in
their literalising or their rationalising went asträy.
He divides those who fall under this section into three classcs
according as their error was occasioned by Sense, Imagination, or
Discursive Reason. The f i r s t of these subdivisions include Poly-
theists and Dualists. He enumerates (a) Image-worshippers, those
who do not look outside the world of sense for their deity; who
worship beautiful objects of sense, fashioned from the finer metals
or stones, their light-veil being the attributes of majesty and beauty.
We might idcntify these with Polytheists of the Hellenic type, (ß) Wor-
shippers of animate objects of beauty, whom he identifies with some
of the most remote Turks. Their light-veil is also the attribute of
beauty. (y) Fire-worshippers pure and simple; their light-veil, glory.
(8) Astrologizing star- and planet-worshippers of various sorts; their
light-veil, potency and might ^). (s) Sun-worshippers; their light-veil,
pride. (C) Light-worshippcrs, • — and with them we come to the pure
Zoroastrians with their dualistic doctrine of Ormuzd (Yazdän) and
Ahrimän. The d a r k n e s s of all of these consist in their taking an
object of Sense for their god.
In the s e c o n d subdivision the darkness is occasioned by the
(l)avT7.cita or Imagination, that faculty half-way between gross sense
and fine intellect according to the old psychology. With this we first
arrive at Monotheists (muslim), those who conceived indeed of a one
supersensible God, but whose conception was vitiated by their »ima-
gining« Him as still spatially limited. The grossest of these he says
are (a) the Corporealists {mujassima), those extremists who dogmati-
cally asserted that the anthropomorphisms of the Qur^än must be
taken literally. Then (ß) various sects of Karrämitcs the anthro-
pomorphic sect founded by 1 1) n K a r r ä m (d. 286). Then (y) those
who asserted that to Allah must be attributed jiha. but only jihat
fawq: in other words He must be conceived as literally »above«, for to
deny this would be to reduce Him to nonentity. — We have here a
clear allusion to the Hanbalites, not excepting (in this particular
matter) their great leader himself -).
') Star wiirshippcrs existcd in Mesopotamia well into Islamic times: C. de Vaux,
A V i c e n n e p. 6?.
-) This was the posilinn of all the IHanbalites and of Ahmad himself: see G h.. Faifal
et-Ta/riija ]i. lo wherc he says that A h m a d allowed himself to bring a ta'-ivtl for three
Traditions only. and that had he allowed himself grcater inteilectual latitude he would
have brought a /a' hw/ also for jihal fawq as asserted of Allah [i. e. he did not do so]. Ihn
Rushd in his opuscule al Kashf'an mauähij al-adillä not only ascribes this doctrine to the
Qnr^äi: and the early fathers, but implies that the carlyAsh'arites also used tohold it
Al-Ghazäli's Mishkat al-Anwär and the Ghazäli-Problem. I25
The t h i r d subdivision, he teils us, contains those thinkers the
-darkness of whose errors he traces to the false inferences of the In-
tellect. They are not named by him and \ve have again to identify
them by his description of their tenets from which it appears that they
are various types of mutakallimin. He mentions two classes (a) the
extreme literalists, who differ from those mentioned last in the prece-
ding section in that they do not attribute direction {jiha) of any sort to
Allah; but err in conceiving His hearing, knowing, and the rest of the
Attributes as comparable with ours, and particularly in their doctrine
of Alläh's kaläm, of whicli »some perhaps said outright that it has
letters and sounds like ours«. \Ve have here another section of the
yanbalites and the early Ash*arites {Vorlesungen pp. 120, 121 and
esp. 116). (b) »Perhaps higher than these« says Gh. tentatively, are
those who said that Alläh's kaläm is not letters and sounds, but is
like our mental speech [hadtth an-najs). But when challenged to show
the reality [kaqiqa) of the Attributes, he complains that they vir-
tually reverted to anthropomorphism [at-tashhih), though they dis-
claimed it with their lips ^). This, he says, was because they never
(ed. Müller p. 65, Cairo ed. p. 54). for he says that it was al-juwainl('lmäm
a 1 H a r a m a i n ', G h.s teacher) and the 1 a t e r Ash*arites, who denied jihat fawq to
Allah ^jLxil ic^^"-^ Kj-x^'^! »3-uX^ ^-"^ÄJ ^Jlc /♦•■gJt-ö j^'i xjj.ääL5 'uiÄäi
\J».ÄJ j^^XXil ry^^ [l5'^_9''?"] (The whole passage is quoted by a n - N a j d 1 on
ihn T a i m I y a [in Majiuü'a mushtamila, Cairo 1329 pp. 259 seqq.], and afltords a view
of the Position of later Hanbalites, like i b n T., upon the question.) It is true that a 1 -
A s h * a r 1 and the early Ash'arites had in many respects divested themselves of but little
of their HanbaUtism (Goldziher, Vorlesungen pp. 120, 121), and it is possible that i b n
R u s h d therefore is correct in the above Insinuation. But it chiefly Imports us here to
notice that Gh. was apparently unaware of such athing: for in Faisal, where the reciprocal
attitude of Mu*tazihtes, Hanbalites and Ash'arites is gone into in some detail, no hint is
given of this. On p. 10 he observes that the Ash'arites were nearest to the Hanbalites
l«y*o j)i ^U~iJ) Jü ) w.^-<jS but the clear implication of the passage is that they did
not follow A h m a d in his failure to apply ta'wll to this particular matter: which conclu-
sion is borne out by another passage op. clt. p. 5 L_JÄ^*Ji L«.^!; ^jJj^S -äXj , ^JLi^_5
The Short creed by a 1 - A s h ' a r I himself (transl. D. B. Macdonald, Muslim Theology,
pp. 293 — 299) is silent on the point.
0 ^'I- P- 53- , J5 ^.Ji^, öLaJ^L .AiJl» «-«-^J! i;ä.Ji.>r \^Jj Ül
JiiÄL-J 8»Jüi ,.,)» -ÄäII ^ü>»a>- .-yA x>.>^Äj!, reading 5».XJ^ instead of
L^»_^i in the printed text.
126 W. H. T. Gairdner,
anderstood "what was really meant in predicating these sijät of Allah ^
und their misconception led them to call His will {iräda) originate
{hädithan mithla irädatinä) and mere purpose, like our own.
The passage is a puzzling one, for the allusion to kaläm najsf
[hadith an-najs) seems to fix its reference to the Ash'arites, while on
the contrary the assertion that the doctors in question declared the
will of Allah to be hädith does not at all fit the Ash*arite theologians.
The reference cannot be to theMu*tazilites, for the theologians alluded
to throughout the whole section accept the sifät, and moreover the
doctrineof the/^a<ff^/iaiz-wa/5W'asespecially elaborated byal-Ash*ari
and his successors to confound the Mu*tazilitcs ^).
(c) Those veiled by pure light. In this category we
find three classes, of w^hich the first is rather sharply distinguished from
the other two. Actual darkness has now disappeared; the conception
of Allah is entirely purged of anthropomorphism. Yet all three classes
are represented as falling short of the truth, the shortcoming being
their conception oftheDeity's relation to the universe
of theSpheres. Only a fourth and supreme order have experien-
ced the complete Revelation and have attained unto the Real.
I. The first class is composed of those who, unlike the faulty
thinkers of the last division, understand that the characterising of these
sijät of Allah by the expressions Word, Will, Power, Knowledge etc.
is unlike the characterising of mankind by these expressions, and
therefore have avoided defining Hirn (making Hirn known, ta^rtfihi)
by these attributes; and "made Hirn known {^arrafiViu) by the relation
to (His) Creation, as did Moses in answering Pharaoh's question 2)
'What is the Lord of the World?'; and said that 'The Lord, whose
holincss transcends [al-muqaddas '■an) the connotations [ma'-änl) of
these Attributes is the mover and orderer of the Heavens' ". The first
half of this paragraph seems to allow thatthemost careful and orthodox
of the mutakallimün are not excludcd from this division; but the
second half shows that G h. has rather in mind those who have
steered as clear as possible from kaläm -VatoXogy in cvery shape and
form, and have contented thcmselves with asserting the divine creator-
') AI - F u d ä 1 1 in his Kilab Kafäyat al-'- An'ämm fl 'Um al-Kaläm, proof of Attri-
bute no. 13. See Massignon, Kiiäb at-'/'awäsin p. 128 note i. The reference from al
Fu d all shows that the doctrine was not peculiar to the early Ash'arites. He finds
it necessary howcver to guard against this very tashbih-oh']tQX.mn advanced here by Gh.
It is to be noted that the doctrine was as objectionable to the Hanbalites as to the Mu'tazi-
lites: see Macdonald Muslim Theology p. 273. — The ia'wTl about the kaläm nafsi was
Started by al-Ash*ari himself: Vorlesungen p. 113.
=) p. 54 of M.: cp. p. 31 : and Süra XXVI. 24.
Al-Ghazali's Mishkät al-Anwär and the Ghazäli-Probleni. 127
hood and providence ^). But the way in which this is expressed is
remarkable. The actual words of the Qur^än, which were kept in the
parallel passage of M. 2) are significantly changed, and Alläh's act in
moving the Heavens is made the centre of interest. And in
the remaining classes it is the attitude of each to just this aspect of
the divine action that is made not only the centre of interest but also
the graduating test. For we might well ask in what point this first
class feil Short, and why it is not assigned the highest place among
the Light-veilecl, if not the Unveiled ? The sequel gives the answer:
2. "The second class have mounted higher than these [taraqqau
'■an), in respect of the fact that they have perceived that there is a
plurality in the Heavens, and that the mover of each Heaven severally
is another Being called an Angel, and that these make a plurality . . .
Moreover it was perceived by them that these Heavens are enveloped
by another Sphere, by whose motion all they are moved once in every
day and night; becausc plurality is negatived of Hirn [manfiya 'anhu).'"
In other words, class no. i was indiscreet in talking of muharrik as-
samäwät. The unity of The Lord was better maintained by class no. 2,
which limited His action to the moving of one (namely the outer-
most Heaven) ! But this is not all.
(3) The third class who "mount higher than these" again, accept
(apparently) the whole of this schematism of Spheres and their angelic
Motors, except that they put in a supreme Angel in place of Allah.
The moving of the Spheres must come (such, we are told is what this
class alleges, za'ama) "directly" from this Angel acting in obedience
to the command of The Lord the Worlds. Evidently, then, he takes
the place of The Lord in moving the outermost Sphere, the rest of the
celestial mechanism remaining as before. He reflects the füll glory
of the Sun, the source of Light (Allah), and is compared to the moon
which is supreme among the luminaries of the heavens by night.
The Lord is thus found to be the "Mover of all, not directly, but by
way of command" 3). This matter of this divine motion-creating
command contains great obscurity, says G h. and is "too difficult for
most intelligences and beyond the scope of this book".
^) i. e. by a reference to the divine acts rather than the attributes: cp. Moses answer
to Pharaoh (M. p. 31) ^jcJ^S*, ot^^J! y^ ^LSä . . . \iLx5U 'S] X*->r.*i . . .
-) See prececing nole, and contrast the phrase quoted there with the significant
L^J^5 o[j.4»w.Jl '^^ of this pasage.
128 ^V- H. T. Gairdner,
But not yct have we arrived at a vie\v of thc heavenly Spheres
in relation to Allah which is free of all objection on the score of tren-
ching on thc divine Unity. The absolute Unity has not yct been
conservcd. And therefore all these classes are said to be light-veiled
and only those who* Attain [al-wäsüün) constitute a fourth class to
whom the füll truth has been revealed.
All the veils have now gonc from the visions of these; as the sequel
shows, WC have here the mystics who see Allah face to face. The consuming
of these unveiled percipients by the radiance of Alläh's countenance,
spoken of in the Hadith on which all this is a commentary, is now
definitely explained as thc /awä-experience of thc highest grade of these
mystic Attainers, whom the "glories of His countenance consumed",
obliterated, annihilated, so that all consciousness of not -Allah having
disappeared, Allah was found alone.
But most remarkable is the differentia of these Attainers-to-
Reality form thc preceding class. They in turn accept the whole
schematism of the universe ascribed to that class, with the sole
exception of the part it assigns to Allah, who was the Obeyed One
{al-mu/ä^) of that class. "They too have had it revealed to them
that [according to the previous view] thcrc has been attributcd to the
Obeyed One something incompatible with pure unity and ultimate
perfection by reason of a mystery the disclosure of ivhich this hook doec
not admit of.'' Not only is Allah now denied to bc the immediats
efficient cause of the motion of the outcrmost Sphere, but — and thi^
is startling — it is even denied that that Sphere is moved in obedience to
His command. For even this supreme function is cxplicitly trans-
ferred from Allah to a Being whose nature is left obscure, since our
only information about him is that he is not (the) Real Being [al-wujüd
al-haqq). Alläh's relation to this Vice-gerent, the supreme Controller of the :f
whole Universe, is compared to the relation of thc impalpable light-
essence to the sun, or of thc clcmental fire to a glowing coal. Of
this Absolute Being nothing is, because nothing can be, predicated.
Thc information we are given about IT is purcly negative, as will be
Seen from thc bricf but highly significant sentence in which thc posi-
tion of thc Initiated, the Attainers, is summed up: "They turn away
from the onc who moves the heavens ') and from thc one who com-
mands them to be moved -), and arrive at a Being transcending all that
is apprehended by the perception or by the conception of all specula-
') i. e. The Angel who moves the outermost Sphere in obedience to the Being called
2) i. e. The Being called al-imitä' himself.
Al-Ghazali's Mishkat al-Anwär and the Ghazäli-Problem.
129
tors {näcirün), for they find Hirn absoluteiy transcendent of every
attribution previously made by us" i).
Yet, as appears from the closing paragraph of M., these Ent-
zückte make the mystic leap whereby they know this Unknown,
and are consumed by the Glory of this predicateless Being ! And
even these are divided into those who, in the annihilation of all save
Allah and the contemplating Soul, retain self-consciousness and con-
template the Soul in the beauty of Allah; and those from whom even
this self-consciousness is consumed away, and AUäh is left alone.
These are the Elite of the Elite [khawäss al-khawäss) ; and pf them
some attain this experience by degrees, as Abraham, and some by
a leap, as Muhammad. And with this the section, and the book itself,
closes.
II.
Some deductions.
It will be well, at this point, beforc going on to consider i b n
R u s h d ' s criticism of this stränge conclusion to this passage, to
glance at this Ghazälian philosophy of religion and see what light it
throws upon the G h a z ä 1 1 problem.
1. The Philosophie mildness of the tone is to benoted. Only of the
naturists and sensualists does he speak severely. Various types of
idolators and polytheists are enumerated with calm, and it is allowed
that their creeds contain light mixed with their darkness, which is all
that is claimed, indeed. for some reputable classes of Muslims.
The hard-and-fast line between kujr and imän thus seems somehow
to have been softened, and the fierce dogmatism with which in some
of his other treatises he speaks of kujr and its deserts ^) is entirely
absent.
2. It is curious that he has not placed Jews and Christians in this
graduation. Perhaps he found it particularly difficult to do so, for
he is here discussing the creeds of men in their relation to Deity, not
in their relation to Muhammed and the Prophets. From the former
^) See Tah. of G h. conclusion; al-Iqtisäd pl-i'tiqäd (Cairo edition 1327) pp. 6, loi,
102: ^3U1 _L*.x^x_» o^i! Jou jL-Ji j lXJUs^ (jri ^Ly j.J^i 5l\^.:<^ UJijJ'j^A)
sL-cbv i3 f»>-X.jU a condemnation which expressiv includes the D a h r 1 y a , the B a -
r ä h i m a , the Y a h ü d , and the N a s ä r ä.
130
\V. H. T. G a i r d n c r ,
viewpoint the placing of professeci monotheists other than Muslims
probably presented an cmbarassing problem. From the latter view-
point, he has, indeed, given us a graduation in his Iqtisäd jil-iHiqäd,
where in we learn the relative depths of the unbelief of non-Muslims^
viz. Naturists (most damnable of all); then Brahmins; lastly Jews and
Christians ^). We shall therefore not be far \vrong if we place Jews
and Christians between the dualists and the anthropomorphizing
Muslims in the class of thosc veiled by light and darkness mixed,
Perhaps he could not make up his mind whether to place thcm in the
lowest or the middle division of that class.
3. The low place assigned to the early Ash*arites is notable: though
the language he employs is in details obscure, the reference to then>
in the last section of the middle division is unmistakable; and, this
being so, they, with the lianbalites, are given no higher Company than
that of the Light-and-dark -veiled, which includes Parsis, Christians,.
Karrämites, and various types of anthropomorphists.
4. It is hard to avoid the conclusion that all the mutakallimfm a&
such are placed in the class of the Light-and-dark-veiled. For when
we pass upwards to the lowest division of the Light -veiled we seem
to find the mutakallimün as such delibcrately excluded by the State-
ment that the pietists of this division (evidently he has in view men of
ash-S h ä f i ' I * s type) "avoided charactcrising Allah by these Attri-
butes" (tahäshau ^an ta^nfihi bi hädhihi-s-sifäti, i. c. avoided that
which it was the chief business of the mutakallim to do. The
utmost that can be allowed is that he has in mind mcn who, though
possessed of a correct theology in respect of the Attributes, steadily
refused to bring it out in discussion or to use its expressions in charac-
tcrising Allah. G h.s dislike and suspicion of kaläm, visible even iji
his earlier treatise al-Iqtisäd, and undisguisable in his later work
lljäm al-^Awämm, seems here to reach its culminating point. The
"science" had probably long ceased to interest him or concern him.
He had already narrowed the scope of its possible Utility down to
vanishing-point ^); and now, when spcaking confidentially with the
khaiväss, he hints that even to use its cherished phrases is to draw a
vcil of darkness over the soul. He does not seem to have even thought
it worth while to place the Mu'tazilites in this graded scheme, nor to
') op. cit. p. 101.
-) See cspecially Iljäni, last Cairo ed. (undated) p. 21, oldcr edition pp. 25 — 31. The
scope allowed to the Science in the Iqtifäd pp. 7, S, is, it is true, hardly if at all wider. But
the tone of the limiting passages is ver>' difTerent. See also JuK-ähir al-Qur'än p. 25.
Al-Ghazäli's Mislikat al-Anwär and the Ghazali-Problem. 1 12 f
keep the condemnatory allusions to orthodox and inorthodox theo-
logians very distinct. It \vould indeed have been difficult for him, in
the very passage where he is emphasizing his dread of limiting Allah
through His characterization by the seven sijät, to have expressed
any special condemnation of the Mu'tazilites, whose peculiar theology
was the direct outcome of this very dread. Rationalizing and mystici-
zing sometimes lead to very similar positions^).
5. Definitively above all these savants come the believers whose
watchward, like G h.s own, was 'back to the Qur^än\ The position
taken by these corresponds exactly to that ascribed by G h. in Iljäm *)
to the Prophet, the Companions, and the Fathers, and praised accor-
dingly as all-sufficient; namely, the steady refusal to argue, and the
steady reference to every question to the text of Qur^än or S.unnaS).
It is not the merc taqUdi believer that G h. has in mind in this
section. For him he had a contempt which to say the least did not
diminish with years 4): it is the believer of real and deep religious ex-
perience that he means. When this is realised it becomes remarkable
not that these are placed so high, but that they are placed so low.
For above them come various classes of mystics differentiated on the
curious basis which we have already seen. Clearly G h. gives us to
understand here that not only the experience but also the theology
of the Süfi is on a higher place than that of the most pious and reli-
gious non-Süfi.
6. Puzzling is it to find that a doctrine exclusively relating to
the heavenly Spheres, and the part taken by the Deity in inoving them,
is made the test by which the highest four classes of saints and doctors
are distinguished from each other. In Ta/zä/w^ days this matter had left
G h. perfectly cold 5). We can only infer that his mystic experiences,
^) The Mu'tazilites and the Ash'arites are mentioned together. -wäth approval, in
the Mad. Sagh.. in connection with the very same subjects discussed in this M. passage:
'\:n- , -5 ^' !j»..>4>: \^^^^ kJ^JouL ioJt^'i.n iLi^Lxj^ ?>eX>' •>£ ^3--^ ^'^^
(last Cairo ed.: p. 6 line 4). He has just mentioned the corporealist tendencies of the
Karrämites and Hanbalites, and the advance made by those who denied jisyn but asserted
jiha. All this is so precisely like M. p. 53 that it either proves the genuineness of Mad,
Sagh., or that its f orger had M. before him when he wrote. And there are other striking
parallelisms.
-) See especially the whole of al-bäb ath-thänt of that work.
3) op. cit. p. 34 where i b n M ä I i k ' s well-known answer to those who heckled him
on the istiwä^ problem is commended as the model to follow in all cases.
4) Contrast for example the early Iqtisäd p. 6 with the late Mtzän al-'Avial
pp. 215, 216.
5) See sec. III.
I 2 2 ^V. H. T. G a i r d n e r ,
his mcditations and long night -watches, had now invested the subject
with extraordinary fascination and importance for him.
7. It is the unity of Allah that is the subject of the anxious care
of G h. and of the high -grade believers to whom he alludes: but very
surprising is it to note what are the dangers which seemed to him
to threaten that unity. The danger of characterizing Allah by the
Attributes has been already mentioned. This was surprising, but more
surprising is it to learn that the belief that Allah moves the Heavens
threatens the Divine unity because of the plurality of those heavens
(p. 54); further, that the substituted doctrine (that Allah moves the
outermost Sphere only) is to be suspected — though G h. mysteriously
declines to say why this is so ^) : finally, that the again-amended
doctrine (that Allah only commands an Angel to move the outermost
Sphere), also threatens the divine unity and perfection -) ; and that
these are only preserved by relieving Allah of all describable part or
lot in this function, and ceasing to predicate anything whatever of Him
or attribute anything whatever to Him. So agnostic is the thought-
basis of Gnosticism. The divine unity becomes not to so much the
Light of lights as Hegel's "night wherein all cows are black".
8. The repeated mysterious allusions to something withheld in
these last paragraphs is significant and suggestive. These allusions
are concluded by the strängest of them all , namely that Allah must
not be thought of as either Himself moving the Outermost Heaven or
commanding a Vicegerent to move it, "because of a mystery the dis-
closure of which this hook does not admit of 3j. It would go far towards
the Solution of the Gh.- problem if \ve could come upon the book
which d i d "admit of the disclosure of this mystery". Was the key
to the mystery ever written? Was it in that unnamcd book of eso-
teric teaching which G h. says he wrote 4), but which i b n T u f a i 1
declared had never come his way 5) ? These questions are easier to
ask than to answer. Yet the mere putting helps to make clear the
nature of the G h. problem.
10. Attributclcss and predicateless though the divine Being is,
•wjUxJ! (p. 55).
2) ib. lines 8 and 9.
4) See infra sec. I\'.
5) IJayy. ed. Gautier p. 15.
I
Al-Ghazali's Mishkat al-Anwar and the Ghazall-Problem. jo^
the mystics nevertheless make their inexplicable journey to IT, and
gaze upon ITS face. On the agnosticism is reared an unintelligible
gnosticism. Alläh's glory is said to consume and annihilate these
enraptured saints ^) : yet at the very moment when the thought seems
about to pass into pure pantheism it recovers itself . Somehow or other
the individualities of these saints are preserved, not destroyed, just
as "The Friend" (Abraham) remained himself after his attainment to
the paradisal vision, and the "Beloved" (Muhammad) returned to
earth after the supreme experience of the Mi^räj. It was thought -habits
rather than thought -exigencies that saved G h. from being a pantheist
of the pantheists.
III.
Ibn Rushd and the Mishkät al-An\vär.
The passage which has just been discussed attracted the notice
of the great G h a z ä 1 I- critic, ibn Rushd, during the Century
which followed the publication of M. We must now examine his
remarks on the passage, as in the course of them he makes an allegation
which is of critical importance in relation to the Gh. - question.
In the opuscule entitled ''Al-kafsh '■an ^nanähij al-adüW he
says:
\j" j -j •• ^ j^ • -<> • ^ • 1
.p^^l liÄ^» .l.:k\ lÄ^ i.ks. ,A/J> , <:;Jo5 »P, -l^\ 'X^^W ^^
T^jioyA Lx .>Li ^ ^ jJs» 'V^^5 (!^'^' o- X-*S>^\ i>^PtÄ^ j>>.ä;ccLj ^-u
"Then he comes on with his book known as Mishkät al-Amoär, and mentions therein
the grades of the knowers of Allah; and says that all of them are veiled save those who
beUeve that Allah is not the mover of the First Heaven, He being the one from
whom this mover of the first Heaven emanates: which is an open
declaration on his part of the tenet of the philosophers' schools in
the science of theology; though he has said in several places that their science of theology
(but not their other sciences) is a set of conjeetures" -).
The allegation thus casually made — that Gh. really held the same
metaphysical view as a 1 - F ä r ä b i and ibn S i n ä respecting the
emanation of the highest grade of Being from the Absolute — is a most
serious one; for G h. in his Tahäjut wrote whole pages (see especially
0 ;*-pio J, [^^^v \_^ä^^\* . . H^3 oLs^u-w ^♦-^iü.^! (p. 56).
2) ed. Müller p. 71, Cairo edition p. 59. The treatise was written before 575.
cf. Macdonald, Muslim Theology p. 255. Date of Mishkät c. 500.
134
\V. H. T. G a i r d n e r ,
pp. 28 — 2S) to demonstratc not only the inadcquacy of thc Philo-
sophers' proof of the emanation theory, but also the damnable falseness
of the theory itself. We must thercfore ask two questions:
1. Does the doctrine of the Spheres and their Angels which is so
clearly approved by G h. in M. indicate any desertion on his part of
the view's he held when he wrote the Tahäfut}
2. Was i b n R u s h d justified in ascribing to G h. an adherence
to the emanation doctrine on the strength of this passage in M. ?
I.
The Tahäfut el-Faläsifa is the book which, as G h. teils us in one
-of the last books he ever wrote, al-Munqidh min al-Daläl ^) represents
the fruit of his special study and criticism of the Philosophers and
their doctrines. In this book he madc a complcte cxposition of his
views about this matter of the Spheres; and in the Munqidh, which
was written within seven years of his death (betwecn 498 and 505),
and which must thcrefore be nearly contemporary with M., he gives
US clearly to understand that he Stands by every one of the vital find-
ings of the Tahäfut.
With regard to the existence of the system of concentric spheres
with their Primum Mobile, this was to G h. as to practically all of the
ancients ^) a certainty of Observation and a mere matter of astronomy
[muqaddama hisslya, Tah. of Gh. p. 57): and the fact that two great
minds likc G h. and i b n R u s h d regarded this construction of the
heavens and earth as axiomatic is a striking instance indeed of human
fallability.
With regard to the further doctrine, clearly visible in this M.
passage, that these Spheres were animate beings [hayawänät) the per-
fection of whose spiritual natures was manifestcd in the perfection of
their motions, a belief held by the Philosophers but by no means
confined to them, thc position of G h. in Tah. is that this, if true, must
bc consigned to the province of revelation {kashfj not demonstration
{burhän. dalil). Theologically, he says, the belicf is harmless, for Allah
is able to endow anybody with life, and there is no reason why the
bodies of somc living creatures should not be spherical just as well as
the revcrseS). But, he says, all this cannot be demonstrated by
thc Aristotclian instrumcnt of dalli, as is claimed by his opponents
el -Färäbl and i b n S i n ä etc. "Their doctrine in this qucstion
') Munqidh, p. 12 line i, last Cairo ed.
^) I b n B ä j a , d. 533, however, criticises this theory.
3) Tah. p. 37.
Al-Ghazali's Mishkat al-Anwar and the Ghazäll-Problem.
135
is one of which neither is the possibility denied nor the impossibility
asserted . . . But \ve do assert that the Philosophers are unable to
cognise it by demonstration of the reason; and that if it is true, then
only the prophets are given to scan it by inspiration or direct reve-
lation from Allah. But ratiocination does not demonstrate it, though
(it is true) some such doctrine might conceivably be demonstrated,
if the demonstrative proof existed''^). And, "the secrets of the King-
dom of the Heavens are not to be scanned by means of such fantastic
imaginations as these; Allah gives none but his nabis and walfs to
scan them, and that by inspiration, not by demonstration. Thus the
Philosophers have been to a man unable to explain the cause of the
direction of the celestial movements, or of the choice of that
direction" -).
This Position is borne out by the Alufi. where he says3) that when
these matters are treated as a branch of physics there is no reason
to deny them absolutely; and that in his Tah. he pointed out the
Philosophers' errors in these matters, which may all be reduced to one
(a theological, not a physical one), viz: their denial of the doctrine that
Nature is directly constrained to work {pnusakhkhara) by Allah, and
that it does not act by itself but is set a-working {musta'"mala) by its
•Creator, and that sun, moon, stars and Clements are constrained to
work by His command [musakhkharatin bi-^amrihi), not one of them
having any action in itself {bi-dhätihi ''an dhätihi).
Does the M. passage go beyond this position? It goes beyond
it in this respect, that the doctrine which in Tah. and Mun. is coldly
pronounced not-impossible seems in M. to be proclaimed with some
enthusiasm, nay to be made the differentia of the ^ärißna büläh from
the mass of truly Spiritual believers. The contrast of his attitude
in M. with his attitude in its near contemporary the Mun. is parti-
cularly striking, as it shows how differently G h. was wont to express
himself on certain points to the ^awämm and the khawäss.
For we can scarcely doubt that G h. in M. does teach the doctrine
of animation of the Spheres, when we consider how he associates them
Avith angelic Intelligences. In this we merely have the theological
as distinct from the philosophical way of explaining the doctrine.
The assignment of an Angel as the movent of each Sphere, the gra-
duation of these Angels under their mysterious Commander {al-mu/ä'^),
is only the theological expression of the philosophic belief in the anima-
0 ib. p. 57-
• 2) ib. p. 60.
3) ed. cit. p. 1 1.
I^ö W. H. T. Gairdner,
tion and the rationality of the Spheres. G h. himself in the Tah. says
that it is mercly a qucstion of terms how these Sphere-movents are
called. "We have callcd It (i. e. the first of these Beings) the First
Intelligence {al-^aql al-auwal), and we necd not quarrel about names,
be It called Angel, Intelligence, or\vhatyou\viH"i)
{summiya malakan aw ^aqlan aw mä urld).
I) Tah. p. 28.
This is borne out by the Madnün as-Saghir and a little treatise on an-Nafs ascri-
bed to Gh., found by the writer in Aleppo in a MS. in %vhich it followed immediately on
Mad. Sagh. Both treatises were without title. In the unpublished treatise he teaches that
the Spheres have bodies and souls; for he lays it down that Sphere-soul (n^fs falakiya)
is finer than human souls (nufüs bashanya): he has just previously said that the distin-
guishing mark of the soul Qtafs') is that it has the faculty of perception (idräk): further,
the Angels are Intelligences {'■uqül): and (Mish. p. 54, Mad. .Sagh. p. 9) they move the
Heavens. Putting all this together we find that G h. teaches (a) the concentricity of the
Spheres, (b) that they are possessed of bodies, (c) that their bodies have souls, (d) that
their souls have perception, that they are. therefore, angehe Intelligences: in other
words the full-fledged teaching of the Philosophers, apart from the doctrine of emanation.
It is clear that the title "al-Madnun as-Saghlr" is unauthentic. The book has been
known by several difTerent names. Some consider the werk itself spurious (M.\ssignon
attributes itto Abu] Hasan 'Ali al-Muzaffar, f<i''i^>"^'>^i P- 182 note4), and they might,
say the same of the companion treatise on an-Nafs. The argument is however of course,
given for what it is worth. An argument for the genuineness of the latter treatise is perhaps
the fact that though it reproduces some of the doctrines of the Philosophers', there is no
hint of the doctrine of emanation. In the Madmm also, as shall be pointed out, the use
of the Word ja-d is expressly dissociated from all suspicious connotation.
If the authenticity of the larger Madnün is less suspect than that of the Madnün
saghir, it will be of interest to adduce two passages from the former. which point to a Gha-
zälian doctrine of the animation of the Heavenly Bodies. In the section ar-rukn ath-thänJ
the following words occur L>L**^i ..^ L^J fjnj.M*^ •i'-V *~NJwUJi '^js-xj^ .,_»Xj
^VJiAXS |^0.;>! ui-4.Ju£.» L»S..A.iJ J^.:> ».P ijt,^M^^ iM"'^ '■■~^3 >^M%^w.S> _<>£•
:i^ji iüCj^^J^ (J^*^ which informs as that the bodies of things are the place of their
free action (ia^arnifihä) and that some angels have such bodies. Then in the next section (/as/)
wehave the following ;;JI \::j\,^.^\ -L.>! ,> ,., »J.A.iJ^.^JI ,.,» jsA^J! cjI^^.^! lOo^U >
which, when compared with the previous sentence, indicates (though the argument is not
syllogistically complete) that these i»i->-^ are Ihe •,i«Aji of the angels who control thcm
(» .^^jiA^Ji« ). — The Word -»^-^^ itself points the same way, for j».^ is a synony
ni
of iA.«,o»- (La.nk vol. II p. 413) and in all other connections denotes animate bodies.
The animation and rationality of the Spheres is clearly laid down in a treatise ascribed
to c;h., edited by Malter under the title Die Abhandlung d. Abü-Hämid al-GazzälT, Ant-
worten auf Fragen, die an ihn gerichtet wurden: see pp. XXXV seqq., transl. pp. 17 seqq.
The editor avows his belief in the authenticity of this work (p. XII). But C. de Vau.x
Emphatically rcjects it {Cuzivü p. 53 n. i), and probably all would side with de Vaux
Al-Ghäzäli's Mishkät al-Anwrir and the Ghazäli-Problem. 1^7
It would thus scem that G h. in his later mystical days gave
in private to the doctrine of the Sphercs a somewhat startling emphasis
and prominence , while in public retaining the old cool, sceptical,
reserve in regard to it). The point is of great interest biographically,
but though it teils us something about his doctrine of reserve, it is not
enough to convict him on any disloyalty to Islam.
The further point — whether G h.'s. doctrine of the angelic Spheres
in M. included also the emanation-theory of the Philosophers — brings
US to the second main question: Was i b n R u s h d justified in his
gloss in the M. passage, namely that Allah was huwa-lladhi sadara
^anhu hädha-l-muharrik (called al-mutä'-), and that Gh.'s language in
this passage amounts to a tasrlh minhu hi ^tiqädi madhähibi-l-faläsifat
The point is one of crucial importance, for it goes far to settle
the question, one way or the other, as to whether G h. held any esoteric
doctrine which was in fiat contradiction to his teachings in his other
books and which he, in those books, branded as kufr. If he can be
acquitted on the charge so casually brought against him by i b n R.
he may probably be acquitted from the general charge, for it is unlikely
that a stronger case will be found elsewhere than that created by this
passage in M. This great man's fundamental sincerity is, then, the
issue of the present discussion.
But preliminarily it must be established that this question of
emanation is crucial for the point at issue.
Turning to the Tah. of Gh. (ed.cit. pp. 24 seqq.) we find that this
is the theory which is definitely and explicitly contrasted with the true
doctrine of Allah as Creator [jä^ilu-l-^älami wa säni'^tih) and con-
demned as incompatible with it. The füll Statement of the emanational
theory occurs on p. 28 of the work ^). The word for "emanation" there
used is fäda [inna-l-mabda^ a-l- awwala fäda jnin wujüdihl-l-''aqlu-l
awwal). But the word he uses more generally is the very one used
by ibn R. in his comment on this M. passage, viz. sadara, e. g. on p. 30
of the Tah. where he Starts an objection to the above doctrine by the
words kaifa sadara minhu etc. Evidently the two expressions are practi -
cally synonymous, one meaning "flow over", the other "issue forth".
in this. It clearly teaches the philosophic q i d a m a 1 - *ä 1 a m (pp. XLI seqq.; transL
pp. 23 seqq.). So then Gh. was a hypocrite through and through ! (p. XII). — de Vaux
appears to reject also both the Madnnn's {Gazäli, p. 53 notes), yet cites the greater
Mad. as original on p. 107.
') See also Maqä^id al-Faläsija, Cairo i^t ed. pp. 219, 220.
Islam, V. jO
1 3 8 ^V. H. T. G a i r d n L- r ,
The two words are brought together in a scntence on p. 5 1 ^) (last two lines).
And on the next page (52) he explicitly opposes the doctrine oi sudiir to
the only true and orthodox one of ihdäth. Thus we see that to Gh.
the doctrine of sudür was part and parcel with that of qidam al-^älam,
which is the f i r s t of the three hercsies, which alone he dcfinitively
damns as subversive of Islam and as mcriting the penalty of death -).
We further note that on p. 51, line 5, the same doctrine is shown to be
vitally connected with the s e c o n d of the said heresies, viz. Alläh's
non-cognisance of the particular. It would be easy to show further,
that it underlies the t h i r d also, the non-rcsurrection of the body
and the non-materiality of the Garden and the Fire. Trcbly damnable,
then, was the doctrine of sudiir, ■ — the doctrine, nevertheless, which we
are invited by i b n R u s h d to considcr as explicitly taught by " A b ü
Hamid" in the Mishkät al- Anwär 3) !
There being then no doubt that this accusation respecting siidür
touches the heart of the question, we must now discuss the causes that
might lead a readcr, as apparently they led ibn R., to find the
doctrine in M. in general and this passage in particular.
(a) The word sudür does not occur in M. But the word fäda.
which as we have seen had suspicious associations, is frequent. The
angels, Gh. teaches in M. are lights (not have or convey Hght) : the
lower lights "emanate [tajld) one from the other as light emanates
from a lamp (p. 22)", forming an emanational light-scale asccnding
by stages [maqämät) to Allah as absolute light source {ib.). At first
sight this looks likc the naked emanation-theory of the Philosophers:
but in fact it is not so. G h.s use of the word jäda is not simply jäda
min . . . but jäda min . . . ^alä. This shows clearly that the image in
his mind involves not simply an emanating something, but also a some-
thing eise, upon i^alä) which falls the glory of that emanation, but
which is other than it. See M. pp. 4, 14 (twice) and 30, where this
point is madc explicitly clcar. In other words there is presupposed by
0 . . . JXIt qL-c^ö . . . JoJI j*J<^ . . .
-) Conclusion (pp. f)0, 91) of Ihe Tali. The samc explicit condemnation is found in
Faifal at-Tajriqa, and in the contemporary Miinqidh (pp. 11, 12).
3) It should he noted here that i b 11 R 11 s h d was himself quite cold towards the
emanation-doctrinc, which he says was grafted by al-F5r3bi and ihn Sinä on to the
true Philosophie (i. c. Aristotelian) doctrine of the heavcnly bodies (Tah. of i b n R. p. 49,
the very passage where he answers G h. ' s doctrine against the emanation-doctrine in his
Tah., p. 28). This is one of the many cases in which he complains that our author in con-
demning ibn S. condemned philosophy in general. It is thereforc all the more surprising
to find G h. accused by ibn K. of endorsing ibn S. of all people, and the emanation-
doctrine of all theories.
Al-Ghazäll's Mishkät al-Anwär and the Ghazali-Problem. 139
this simile a dark body, which becomes clothed, not with the essence
of the Light -giver, but with the reflection of His Glory ^). This is the
significance of his phrase "as the light emanates from the lamp", — not
the flame itself, but the light which is the effect of the flame. Similarly
for the expression iqtibäs which occurs on p. 22, where he says that the
^'Spirits Prophetical are lit [muqtabasd) from the Spirits Supernal as
a torch is lit from fire, and that these Supernais are lit the one from
the other in an order which is an order of ascending stages {maqämäty ;
this expression equally implies some sort of other substance w^hich
is merely lighted at and from the source of original fiame. On pp. 31
and 32 moreover, the entirely harmless use of the word fääa is further
proved by its being used for the emanation of a Sultan's authority
on to his Vizier, so that the latter is invested with it. Obviously this
is not to say that the Vizier emanated from the Sultan in ibn Sinä's
sense. Thii use of the metaphor is made very clear in the Madnün
■as-Saghlr, where the followäng passage occurs:
"What is emanation ? We must not understand from this explanation what is sugges
ted to US by the overflowing (emanating) (Jayadän) of water from a vessel on to the hand,
for that is suggestive of a Separation of a portion of the water from the vessel and its con-
junction with the hand. But we must understand that which is suggested to us by the
overflowing (emanation) of sunlight on to a wall : though here too some have gone wrong.
and have supposed that a ray from the body of the sun becomes separated from it and
is conjoined with the wall. Rather is is the sunlight the cause whereby something resembling
it in luminosity is created . . . like the emanation of an Image from some object on to a
mirror ... It is thus that the divine grace {jüd) is the cause whereby the light of existence
is created in every substance that admits of existence: which is expressed by the word
jaid."
So far from having here the metaphysics of the Philosophers,
we have simply the metaphysics of the orthodox mutakallimün served
up with an analogy from nature. For this is but a picturesque State-
ment of their theory of Necessary Being {wäjib) and Potential Being
{mumkin) — the latter being in the State of Not -being {^adam) until
the attribute of the divine grace {jfid) invests it with the single attri-
bute of Being [wujüd] and thus creates it. The Potential in the State
of Not -being is compared toa dark body; necessary Being (Allah) to
the sun; the attribute of jüd to the ray, which alighting on the dark
body invests it with the quality of existence, and it flashes into the
light of Being. Compare with this a passage in the Mad. just before
the one already cited, where the qucstion is: "What is the cause of
I) Cf the mirror-metaphor. supra p. 33. The passage in Uiyä III pp. 495 — 6,
cited by Kremer in Ideen p. 72, shows the enormous importance attached by G h. to this
conception of the reflector, especially as a defence against the assaults of pantheistic ideas
consequent on ecstasy.
10*
140
W. H. T. G a i r d n e r ,
thiskindling of thc wick (i. e. the embryo) by thelight (i. e. the spirit) ?'%
and the reply is:"The cause is an attribute in theMaker and an attri-
bute in the potential locus [mahallin qähil). The former attribute
is the divine grace [jüd), the well -spring of Being upon [yanhü^ al-wujüd
^alä) all that is susceptible {lahu qabül) of Being (i. e. al-mumkin):
for this grace is a self-emanation upon ifayadän hidhätihi ^alä) every
hypostasis [haqiqa) which it brings into existence. This attribute is
expressed by the term Power and may be compared to the emanating
of the sunlight upon all that is potentially illuminable (qäbil lü-istinära)
when the veil between the two is removed."
With this clcar position the allusions in M. to the divine jayadän
are in complete agreement. The metaphysic of G h. the Süfi was
still that of kaläm, not falsafa, just asmuchas in his pre-Süfi days. The
image of the passing of the divine Light by a series of refractions on
to a series of dark objects, each reflecting, but more and more dimly,
the light of the one before, is a favourite one with Süfis and is found
in an important passage in AI. (pp. 15, 16). If we are right in showing
how harmless this doctrine of light -emanation was in itsclf, we may
further conclude from this image of successive refractions, that the
graded ranking of human and angebe spirits, up to one highest Being
Standing next to Allah, was also a doctrine not in the least inconsistent
with the orthodox doctrine of the eternal Creator and the contingent
creation ^). These successive refractions are in the same section (pp. 15,
16) explicitly identified with thcse successive ranks of Spirits, the
graduations of whom are further said to be a matter of kashf. Accor-
ding to this important section, it is clear that however mysteriously
high and nigh the highest and nighest of these Beings is, and whethcr
IT be called theObeyed-one (as in our enigma-passage), or theNighest-
one [al-muqarrab p. 16), It ncvcrtheless only differs in dcgrec from
all those who are lower down in the series. Thus, on page 16, "These
four Lights [in the refraction simile just alluded to] are ranged one
above the other anfl one more perfect than the othcr; and each one
has a ccrtain rank and proper degree which it nevcr passes. I would
havc you know that it has been rcvcaled to those who have Insight
tlial evcn so are the Lights of the Spirit -realm ranged in an ordcr;
') And this would apply to the Sphercs also, supposing them to be living Celestials.
— Gh. 's idca as to who was al-aqrab seems to have varied. l'or it is worth noting
that in Jaivähr p. 13 hc teils us that the Cherubim (KarühTyün) are the highest
Celestials of all; but their function is entirely adoration, — they pay no attention to
aught eise [thereforc are unconcerned with this matter of Sphcre-turning] (vliJwftxJi j>
I
Al-Ghazäli's Mishkät al-Anwär and the Ghazali-Problem. 141
that the Nighest {al-muqarrab) is the one who is nearest [al-aqrah) to
the Ultimate Light, (and thus the rank of Seraphiel may well be above
that of Gabriel) ^) ; that among them is one who is the Nighest; . . . that
among thcm is a Lowest; and (finally) between the two are grades
innumerable." — The refraction-simile with which this section begins
(p. 15) explains that the Nighest Stands to the Light-source, Allah,
as the moon to the Sun, i. e. as the most brilliant of reflected lights
to the primary, possessing therefore no more unity of essence or nature
with the primary than any of the others.
Considering the total absence, then, of the words fäaa or sadara,
or even their idea, from the M. passage under discussion, and the
harmlessness of the Ghazälian nseoi fäda, fayadän, faid, no justification
can be found for i b n R.'s gloss on the passage. — But it has other
features which made more readers than i b n R. suspicious' (see inf.
sec. IV).
b) In the schematization of the universe ascribed by G h. to the
highest grade of the Light -veiled, viz. that immediately preceding the
Unveiled, AUäh is compared with the s u n, the source of light,
and the Highest in his Service with the moon. But in the schematism
ascribed to the Unveiled, Allah is compared with pure Light
{an-nür al-mahd) and his Vicegerent to the sun; or respectively the
elemental fire [jawhar an-när) and live-coal. Are we, then, to under-
stand that no longer is the Vicegerent a mere refiector of an allen
glory, himself essentially dark? but that he is the light-source rela-
tionally, and Allah the light-source absolutely? Certainly this doeslook
like the Philosophers' doctrine of the First -cause [al-Hllat al-ülä) and
the¥\rst-c^nsQd {al-maHülal-auwaloral-^aqlal-auwalsc.TheBcvamvgQ):
I) The allusion to Seraphiel and Gabriel in the above quotation, though introduced
in the curious tentative fashion sometimes affected by our author, tends to confirm the
supposition that G h. the mystic. had taken over very much of the Süfl cosmology and
angelology which is to a large extent common both to Jewish, Christian, and Moslem mysti-
cism. These two names were not chosen at random. Seraphiel (IsräfTl) was the Archangel
of the highest Planetary Heaven (Saturn, Zu/tal) and Gabriel (JabrTl) that of the lowest
(the Moon)— as appears clearly in the mythof the "descent" of the Qur'äyi from thePreserved
Tablet to "the Lowest Heaven" {as-Samä ad-Dunyä), and its transference from thence
by the Angel Gabriel to the prophet Muhammad. Mikhä'Il was the Archangel of the Mer-
cury-sphere, Rafä'il of the Sun-sphere, and so forth (J. Lepsius in Das Reich Christi XII
p. 61 : the names were taken over from the Aramaic astrologers). The Seven Archangels
are not mentioned in M. But in the stränge passage about the mi'räj of an Entzückter on
p. 30 we have a mention of Seven Stages {sab"- lahaqät), which in all probability is an
allusion to the Seven Spheres. If so, we, have here an indication that in G h.s day Süfi's
related their Sevenfold Way to the Seven Spheres, as the modern Dervish-orders do
(see " 'The Way' of a Mohamedan Mystic" by W. H. T. Gairdner, Harrasso-wätz 19").
I_12 W. H. T. Gairdn er,
— the "sun" would then be the actualisation of uncognisable "light'%
having emanated therefrom by a transcendental and unintelligible
process. — Very significant isitthatGh.'^sal-mu/ä^ is not called an Angeld
and is unconnected with any Sphere; the next lower Being, an Angel,,
moves the falak al-ajläk. Exactly so "the First Intellect" moved
no Sphere, but produced "the Second Intellect" who ruled the Outer-
most Sphere (jayahsulu minhu malak wa- falak) ^).
But Gh. 's symbolism is not always consistent. On p. 23 of M. ,.
for example, he says: "everything in existence is related . . . to Allah
as light to the Sun" -); but on p. 30 he says that the grades of angeiical
Light-essencesS) (created, obviously) may be compared with the (crea-
ted) sun, moon, and stars in the world of sight 4). No argument
therefore can be built on his symbolic comparison of the Vicegerential
Mulä^ to the Sun, though under the circumstances it was an unlucky
hit. .
The passage on p. 30, in fact, which is an uncompromising demon-
stration of the creatorhood of Allah and the creaturehood of all other
beings, even the highest, gives the clue to Gh. 's mind in using this
symbolism, and shows that so far from its expressing a singularly close
relation between Allah and his Vicegerent, it is intended to express
the infinity of the gulf between them. After calling the Archangels
Lords (arbäb) and comparing them to the sun, moon and stars, he
introduces that artistic and beautiful passage in the Qur^än where
Abraham is depicted as tempted to worship these heavenly bodies
successively, e n d i n g w i t h the sun the most glorious of them
all. As he sees each sag and set he exclaims, "I love not those that
set"; until, when the sun sets also, he cries "Oh my people I am
innocent of your polytheism: I have turned my face to
{wajjahtu wajhl ilä) Who created theHeavens and the
E a r t h " [Süra VI, 79) The italicised phrase is of first-rate importance
in this connection, for it occurs again most significantly in our enigma-
passage {M. p. 55) where the Unveiled (we are told) "turn t h e i r
face from [tawajjahü) him who moves the Ultimate Sphere and h i m
who commands it to be moved 5), and arrived at [wasalü ilä) a
Being transcending all" etc. — Theessentialunityof teachingasbetween
the Qur^än itself and thismuch-debated passage, and between the latter
') Maqäsid, p. 220.
3) line 7: iüotiUib IjJ^ .>ou sj<1\^ '^äj-Ü KxjL «i ..p!,„>
•1) line 10: j^.:^U.JU ^äJ!_5 (jM..*..*iXj! >ii3LjiXiJi ^l£. ^ '^j-jJ^ ... jJCj
5) Respectively the Angel of the Highest Sphere, and the Vicegerent.
Al-Ghazäli's Mishkät al-Amvär and the Ghazäli-Probleni. 143
and Gh.'s uniform theological position, \voulcl thus seem to be fully
established.
c) An apparent contradiction between the teaching of this passage
and that of Gh.' &Munqidh, for example, is found in the explicit denial
to AUäh of the supreme act of moving the outermost Sphere, and so
the whole heavenly mechanism (p. 54 1. 15 compared with p. 55 1. 12),
and the ascription of thisfunction to theVicegerent. Moreover, even the
Vicegerent is too sublime tomove that Heaven directly; heisanObeyed-
one who Orders the moving of theHeavens {alladhi ya'muru hi-tahrikihä)
and under Him is the one (sc. an Archangel) who actually moves them
[alladhi yuharriku s-samawät) i). And as if to lose no opportunity of
clothine this Vicegerent with an all-too-ambiguous preeminence he
omits to call him either angel or creature {maläk, 'abd) though in the
previous schematization the supreme Celestial was carefuUy designated
by both of'these terms (p. 55 ünes 2, 3). Finally, Gh. throws some
mystification over the reason ^vhich led him to dcny this function to
Allah: it ^vould, he says "negate the absolute divine unity and per-
fection because of a mystery, of the disclosure of which this book
does not admit".
In the Munqidh on the other hand \ve find the very seifsame func-
tion, namely the ordering [ya^mur, see above) of the movement of the
Heavens, which in this passage is denied to the Absolute Being and
handed over to the Vicegerent, assigned to the Creator alone; an
assienation which he there makes the test-doctrine of orthodoxy,
damning the heretic philosophers who denied it. "Nature", he says
''is set a working by its Creator, and sun, moon, stars and elements.
are constrained to work by His command [bi-amrihi] -).
What makes the contrast so glaring is the explicit denial of this
very bi-amrihi to Allah in the M. passage, and its ascription to a Vice-
gerent who is for this reason called al-mulä\ The Munqidh position
is in fact identical with that of the highest grade of Light-veiled, who
ascribed this constraining of the heavenly bodies to the amr of Allah
and made H i m the miitä' (p. 55 lines 1,2). G h. is here indeed "plus
philosophe que les philosophes". The latter, according to ibnR.3)
laid down that all Orders issued by whatsoever Commanders must be
traced back to this First Principle [al-mabda' al-auwal), i. e. Allah
Himself, who is indeed called in this connection al-ämir al-awwal,
the First Commander!
0 ^"^I- P- 55-
2) Passage already alluded to above: Munqidh. ed. cit. p. ii.
3) Tah. of I. R. pp. 49, 51-
1 44 ^^ • H* ^ • G a i r d n e r ,
The matter does not lack in strangeness, and it certainly looks as
if G h.'s esoteric theory of the divine action differed considerably from
his exoteric one ^). It also looks as if we shall never know the whole
explanation of the matter. We have his o\vn javete Unguis! here; and,
as we shall see, there was no key to the puzzle forthcoming in i b n
T u f a i 1 ' s time^). The point is of high interest biographically and
theologically, but not to the extent of proving G h.'s infidelity to
orthodoxy, as though he taught that this Vicegerent emanated
from this First Cause.
For the passage itself when closely studied carries the refutation
of such a Charge. The fact that he does not happen to call the Vice-
gerent '-abd or maläk may be dismissed as anäccident: probably G h.
mentally carried on the description of the Vicegerent in the previous
schematization. The key to the orthodoxy of the passage we have
already seen: - — taisDajjahü in 1. I2, when compared with Abraham's
''wajjahtuwajhi lüladhijafara-s-samäwäti wal-ard hanifan wa-mä ana
mina-l-miishrikirC\ is conclusive. The word tawajjahü in itself
negates the possibility of an emanation theory.
This becomes still clearer when we considerGh.scommentary on the
above Qur^än text {M. p. 32). It is on the strength of it that he justi-
fies the hyper-transcendence of the Allah of his theology. The relative
'Who' (in lüladhi) is, he says, purposely made as vague as possible;
it is left without relation or analogue [mühäl), for Allah transcends
all relation {taqaddasa 'ani-n-nisba). He then goes on to quoteMoses's
refusal to define or to describe the quiddity (mähtya) of Allah to en-
quiring Pharaoh, simply referring him to Alläh*s works in crca-
t i o n and then stopping short (see Süra XXVI. 24). It is clear that
') Something more will be said later about the extent or limitations of theGhazälian
doctrine of economy, his "iljäm" of certain teachings from the "commonalty" .
^) M. Massignon suggesls to me that the figure of the Vicegerent is really an ob-
scure allusion to a high doctrine concerning lYv^Qn/b who rules and orders all things in both
heaven and earth. In reference to the name al-niufä* he cites the aphorism of Ibrähim Adham
i=(c^ i}^ i(.cLb! xUI ^i-bl .yA. The extraordinary passage in AI. p. 24 may be
an other allusion to this all - governance by a supreme i^^üfi. — It is true that
Virtual omnipotence, not only in matters carthly but also in matters heavenly, wasascribed
by later .Süfls to the aqfäb. Of the two imäm's of the qiilb, the ^'imäm of the right" was
definitely assigned th e control of matters celestial : how much more then the qulb himself
But is this doctrine as old as G h. ; or, if so, was it reputable in his day ? IbnKhaldün
(III. 72 of Ql'atpevere 's text) traces it to the influenae of Ismä*ilism on the 1 a t e r
'>\i{\s(al-muta*akhkhir7n mina^-Süfiya, p. 71), mediatedby men like i b n Sin ä, in imitation
of the Mwäw-theory of the Ismä'ilites. Now Gh. was continually fighting the Ismä'ilites;
he derided the mäm-doctrine (see Munqidh); and he deeply suspected ibn Sinä. Is he,
then, likely to have adopted a high ^w/i-doctrine ?
Al-Ghazäli's Mishkät al-Anwär and the Ghazäli-Problem. 145
the obliterating transcendentalism of Gh.'s view of Allah was intended
by him to preserve just this creatorhood of Allah. He probably
clung to this last refuge of the Deist against an all devouring pan-
theism. Allah, though "transcending every attribute given pre-
viously" i), including the direct providential governance of the
universe, was nevertheless the "one who created the heavens and the
earth" and of course all that is therein, including the Vicegerent him-
self. How G h. the orthodox was able to keep in view so definite an
attribution as that of Creatorhood amid the Stygian darkness of his
hyperagnosticism, is a question that can be asked but not answered.
We touch here the bottom of the Ghäzall-problem. Yet it is only
the Problem of every mystic who, while his philosophy and theology
alike are hastening toblot out both subject and object, annihilating the
created world and making God unknowable just because He is All,
nevertheless clings to the fact that he himself, a creature, has made
the mystic leap to God. And in fact, as we have seen, it is just this
passage, perhaps the most agnostic one in Gh. (M. p. 55), that is
closed by his description of the mystic leap taken by the Unveiled, and
their ecstasy at the paradisal vision (pp. 56, 57). The doctrine of
creation {i/idäth) wsls, then, to G h. the last anchor of faith, thought,
and experience. That he should exchange it for the sand-rope of
emanation is inconceivable, and we have shown that in fact he did
not do so. I b n R u s h d ' s casual accusation must be totally ruled
out. and the sincerity of *Ab ü H ä m i d ' to this extent Stands vindi-
cated.
IV.
Ibn Tufail and the Mishkät al-Anwär.
But ibn R u s h d was not the only thinker who was puzzled by
this passage in M. His contemporary ibn Tufail in the intro-
duction in his philosophical romance Hayy b. Yaqgän makes an allu-
sion to the doubts it had occasioned, and takes occasion to make some
arresting remarks concerning Gh.'s alleged secret doctrine in his
esoteric books (kutub madnün hihä).
Ibn T.'s verdict, we may say at once, is that G h. is indeed guilty
of serious contradictions, but that these contradictions appear in his
published books for all to see; that he had on his own showing a secret
doctrine, but that in none of the books which had penetrated to the
West was anything particularly significant to be found; and he there-
I) M. p. 55. ;}s-*Js -yA si-ÄSjO. yXl J.i q£ w^lXäX * l^j
.S-^Sjf
I ^5 ^^ • H- ^- Gairdner,
fore rejects the dubious interpretations put by certain contemporary
readers of ikf. upon this vexed passage. But, though he seems to recog-
nize its obscurity, he does not favour us with its true Interpretation,
Ilere is his allusion to it ^):
JoiJ aJ^ j^» ..J^ xl ij^ai^ bS äL-w ^^s [v. l. ikxJs^|, j iijti»! L»,.» fig 1-/«^
"Some later writers^) have fancied they have found something tremendous in that
passage of his that occurs at the end of al-Mishkäi, which (they think) impales al-
GhazällS) on a dilemma which from which he has has no escape4). I mean where,
after speaking of the difierent kinds of the Lightveiled, and then going on to speak
of the true Attainers, he teils us that these Attainers have discovered that this Existing
One posseses an attribute which is negative of unmitigated Unity : insisting that it necessarily
follows from this, that al-Ghazäll believed that the Absolute Being has within His-
Essence some sort of plurality: which God forbid!"
He goes on to express his emphatic belief that neither in this
passage nor elsewhcre would Abu Hamid be found responsible for
such a monstrous opinion; though he does not indicate explicitly
where these "later writcrs" erred in their exegesis of the passage.
A little study enables us surely, to indicate that error in a Single
Word: — it must have been a very superficial reading of the passage
that failed to discern that the Attainers denied. not asserted, the
deity of theMw/ä*, and that just on.thc very ground that his identifi-
cation with Allah, or cvcn the ascription to Allah of the direct Con-
trolling of the Heavens, would lead to a pluralising of the godhcad.
The critics failed to see, in fact, that the Unveiled abandoned the
') ed. Gautier (G. ') pp. 13 — 15: transl. Gautier (G. -) pp. 12 — 14. Translated
Ockley(0.) publ. Edward van Dyck, Cairo 1905, pp. 13. 14.
*) Or "A later writer", for the word ip.x: cvcn when followed by singular pronouns
is ambiguous. If, as is very possibly the case, the allusion is to a Single writer, can it be
that we have here an allusion to his contemporary i b n R.s critique on .1/., the very one
which we have just been discussing ?
3) sxi»\. The dilemma is conceived as past, either from the point of view of that
critic {qad tawahhama) or from the point of view of the dead G h a z ä II.
4) Both G.* (p. 14) and O. (p. 14) seem to me to have mistaken the meaning here.
It was al-GhazälT, not his critics, who was supposed to find this opinion so disastrous
in its consequences. The v. 1. ».xi»l» makes this even clearer.
Al-Ghazali's Mishkät al-Anwar and the Ghazäli-Problem.
147
Position of the last of the Light-veiled in just thisrespect,that the latter
identified the Mutä" \\\t\\ Allah, \vhile the perfected Attainers kept al-
Mu/ä^, with all hisfunctions unchanged, but denied that he was Allah ^),
and "turned from him" to the predicateless Absolute Being. ^ The
discovery of those 'latter-day' critics thus turns out to be a mares'-
nest, as i b n T. himself clearly deemed it to be.
I b n T- has no doubt that G h. had an esoteric doctrine, but he
evidently considers that it would not be so very alarming, if known
(perhaps i b n T. however \vas not a very capable judge in such matters) ;
if it had ever been committed to writing, then the books to which
it was committed had never found their way to Andalüsia. Of the
books that had come to band some, he says, were considered by their
western readers to be esoteric. But he pooh-poohs the alleged
esotericism of all these books. including our M. itself, Alu.lä^ and all.
I b n T u f a i 1 has no doubt that Abu y ä m i d was one of the true
Attainers and that he achieved the highest degree of felicity.
This implication of the legitimacy of having an esoteric, economi-
zed [madnün bihä) doctrine is important. Gh., says ibn T., made
no secret of it himself. In his al-Jawähir 2) he had openly avowed
having written esoteric books3) and in his Mizän al \4mal he gives his
ideas on the subject in very candid detail, namely that every "Perf ect"
[kämü) has three sets of opinions (madhähib): first, those of the en-
vironment in which he was born, brought up, and educated; second,
what he teaches to enquirers, adapting and varying the same to their
attainment and degree of perception; third, "what a man believes in-
secret between himself and AUäh, what he gives to no one to peruse
save Allah, and never mentions except in the Company of someone
who has been his fellow-student of the matter in question, or has
reached a stage [rutba] that qualifies him to study it " 4).
It is undeniably startling to find a doctrine like this so candidly
') I owe to my colleague the Rev. R. F. McNeile the clear appreciation of this
all-important point.
-) i. e. jfa'ii'ähir el-Qur'än (Cairo ed. 1329).
3) op. cit. p. 30. But ibn T u f a i 1 has not noticed an important point here: on
page 31 of Jawähiv, G h. seems clearly to say that he had put all his esoteric teaching into
one book: harämun 'alä man yaqa'u dhälik a-l-kitäbu biyadihi an yuzhirahu. To
which the editor adds (in the index, Jawähir p. 1 89) zca la'allahu mä yusammäbil- " Madnün hihi
^'■alä ghairi ahlihi". The contents of this esoteric teaching are defined by Gh. to be the
Acts of AUäh; His Attributes; His Essence; and, ^ilm ai-äklüra, which includcg
'the relation of the creature to Allah according as he is certified by knowledge o r v e i 1 e d
byignorance" (notice the Mishkät terminology). (Jawähir p. 30.)
4) MTzän p. 214.
148 VV. H. T. Gairdner,
stated byGh. himself, and to the modern mind such an attitude
seems suspicious to a degree. Some will no doubt say that anythino;
might be true of the doctrines of a man who confesses to such suppleness
as this. Would it (they might ask) be surprising after this to find the
doctrine of emanation, or any other doctrine, in that unknown book
of esoteric wisdom if we had it ? ; while as for studying the books which
have his imprimatur, this cannot on the face of it, and on his own
confession, lead to any certain results in regard to his innermost thought;
so why waste time on so futile a proceeding?
It is probable nevertheless that these considerations, while cer-
tainly complicating the Gh.-problem, only lend it a more piquant
interest. Our author is not silent on the rationale and method of this
economy of teaching. In regard to kaläm indeed his method of eco-
nomy, which was substantially that of the older though not more
recent mutakallim s, is to be found fully cxpounded in his treatise
lljäm ü ^awämm '-an Hlmi-l-kaläni ^). It is true on the other hand that
he is nowhere so cxplicit about his method of economy in regard his
■esoteric mysticism*), and that here Muslim mystics were indubitably
treading on more perilous ground. Time and again in M. as we shall
see, he stops short at some exciting pomt and somewhat coyly gives
the rcader to understand that he could teil so much more an he would.
Ib n T's Position in regard to Gh. is as follows: He considers
that Gh. 's confession of his triple madhähib accounts for the contradic-
tions and inconsistencies to be found in his published works, such as
(sie i b n T.) his damning of the doctrine of the immateriality of the
resurrection in his Tah. and his approval of it in his Alisän al-*^Amal 3)
where he himself differs from him is over the necessity for such caution.
In the very last paragraph of Hayy^) he says that the time had come
to "divulge this secret and to tear away the vcil", leaving the true
doctrine however \\ ith "a thin veil or cover over it, which may be easily
rent by those who are worthy of it, but will be so thick to him who
is unworthy to pass beyond that he shall be unable to penetratc it" 5).
The reason for this proceeding is stated to be the dangers some were
') op. cit. passim see also al-iqtifäd fil i'liqäd pp. 6 — 8, and Jawähir pp. 25.
*) In Jawähir pp. 29, 30 he teils as something about the necessary propaedeusis
to his reserved teaching.
3) This opens up a tempting subject which is beyond the scope of the present en-
quiry. The rcference in Gh."s Tahäfut is pp. 90, 91 (the concluding paragraph); in Mizän,
al-^Amal, pp. 7, 8. I b n R. in his reply to the Tahäfut notices the same inconsistency (see
the section on eschatology in his Tah., concluding paragraph, p. 135.
4) G.' p. 118. G.= p. 117.
5) 0. p. 69.
AI-Ghazäli's Mishkat al-Anwär and the Ghazali-Problem.
149
in of reading false and corrupt belief s into thesecretso jealously guarded
by bis predecessors; — he is quite aware that he is almost cntirely
reversing their pobcy in this matter.
But among the most prominent of these predecessors was G h.
himself. New it is true that i b n T. on his own shewing had no authen-
tic knowledge of the esoteric teaching of Gh., for he feit sure (he says)
that he had never come across the esoteric book or books mentioned
by his predecessor in his Jawähir ^). But it is pretty clear from a
survey of the whole passage in Hayy that ibn T. believed that Gh. 's
esoteric teaching, if it could be got at and unveiled, w o u 1 d not be
found to differ from his own position, so candidly
set forth in Hayy ibn Yaqsän. He even says he won his way to that
Position through his study of Gh.'s "other (published) w^orks and those
of Shaikh Abü'Ali (ibn Sinä), which I read and compared
with the opinions of the present philosophers, until I at length came to
the knowledge of the truth" ^). A 1 - G h a z ä 1 1 and ibn S 1 n äf
— a truly remarkable juxtaposition !
Ibn T. may of course be wholly wrong, and Hayy may be a total
misrepresentation of G h.'s inner teaching. Certainly it strikes one
on reading it as having far more A b ü * A 1 i in it than A b ü H ä m i d:
more, on the whole, of the ideas attacked in the Tah. than of the ideas
which the Tah. was written to vindicate. But the speculation sugge-
sted by these hints of the i b n T. cannot be followed out here, though
it is far too important a one to be ignored by anyone who purposes
to make an exhaustive study of Gh.'s innermost theological conceptions.
It only comes within the scope of this study to see what light, if any,
Hayy throws on the ideas set forth in M. and especially on the enigma
passage at the end; neither defending nor opposing i b n T.'s claim to
be in line with G h.s own thought.
We are disappointed indeed at the very point wehere we most
') The Works of Gh. mentioned by ibn T. as having been studied by him arer
(i) Tahäfut, (2) Mizän al-'Amal, (3) Munqidh, (4) Jawähir al-Qur'än, (5) al-Ma'ärtf
al-'AqlTya, (6) an-Nafkh wat-Tasmya, (7) Masä'il, (8) al-Maqsad al-Asnä, (9) Mishkät
al-Anwär. Of these all except (5) and (7) are in print. I b n T. says of (5), (6) and (7) that
they contain hints of esoteric teaching, but not noticeably more than is contained in jT
kutubihi-l-mashhnra. No. (6) is to be identified with the book known as al-Madnün as-
Saghir {=al-Ajwiba al-Qnr'ämya Brock. No. 18, see I p. 425 n. 3). It is odd however that
when he is confessedly casting around for what he calls kutub madnün bihä he should make
no mention of the book now well k.iown as al-niadnün bihi ^alä ghairi ahlihi. Clearly it
cannot have "come to Andalus" in his day. Can it be the incommunicable "book" alluded
to by G h. in his Jawähir ?
-) G.i pp. 98 — 100.
150 \V. H. T. Gairdner,
need and most expcct Information, viz. thc naturc and functions of
the Muß'-. Hayy only teils of the Ninc Spheres (the Seven Planetary,
thc Fixed-Star Sphcre, and the Primum Mobile) i). Beyond this he
brings us to Absolute Deity. Thus he is silent as to any Intermediate
such as thc '■aql al-auwal or the ma'-lül al-auwal of i b n S 1 n ä or
thc Mutä' oiM. Herein hc resembles al-Färäbi rather than ibn
Sinä-j. His dcscription of the immaterial Celestial Essence {dhät)
\\\\o indwells, or is, the Highest Sphere has indeed much in common
with the Mufä\ whose action however has no immediate relation to
cvcn the falak al-afläk in M.
In this rcmarkable passage (pp. 98 — 100) we have a streng
reminder of thc image of the successive reflectors \nM.-) thc impor-
tance of which in determiningGh.'s notion of fayadän has been already
pointed out. Thc essences of the Intelligences of the Spheres are
represented as the successive reflections of thc Divinc Essence. Thc
highest of them "is not thc essence of the One Real nor is he the
Sphere itself, nor is he other than them both 3). It is, as it were,
the image of the sun which appears in apolished mirror; for it is neither
thc sun, nor the mirror, nor other than them both". These reflecting
mirrors are the bodies of the Spheres. This well represents G h.s light-
«manation idea {faid). And thc inimitable 'hedging' "neither
i d e n t i c a 1 with nor d i f f e r e n t f r o m the One Real"
might very possibly have been welcomcd by G h. himsclf in his struggles
to definc the relation of the creaturely to thc divinc Intclligcncc.
Certainly thcn, in this respect, Hayy is nearer the Ghazälian ]aid than
the Avicennian sudür. And it is the same when we consider the tea-
ching of Hayy in regard to the naturc of the reflectors whether hcavenly
or sublunary; for although he holds the balance quite even as between
thc theological doctrine of creation-from-nothing and the philosophic
theory of mundo-eternity 4), he nowhere showsany inclination for the
doctrine of emanation. The position of Hayy is in fact that of ibn R.
as opposed to that of i b n S. and a 1 - F. 11) n R. was also against
the cmanational theory 5).
Thus WC have yet another endorsement of our prcvious conclusion
') Contrast the accounts of their rcspective emanation theorics by de Boer, Philo-
sophy of Islam (Engl, transl. pp. 115, 136).
-) M. p. 15, see above section III.
3) G.' p. 98 U^^ ^^ >S_5 aUäJl ^^kj ^g^ >U j^>|JI o!ö ^^> ^
Perhaps Js.s>-\ j^\ o!3 should rather be translated the 0> k Itself.
4) G.' pp. 64 — 69: this mediating position is worthy of careful note.
5) See DE Boer Die Widersprüche der Philosophie nach et Gh.. p. 67.
Al-Ghazäli's Mishkät al-Anwär and the Ghazali-Problem.
151
that in regard to the charge made by i b n R. on thc strength of the
passage in M., the Andalusian philosopher can hardly be acquitted
of libel. We imagine that if there was one thing that Gh.'s Tah. did,
it was to destroy this particular theory of emanation. Even an i b n
T u f a i 1 , who has the fully developed doctrine of the Spheres which
we find in the earlier Philosophers, is uncontaminated by that particular
theory. The strong common-sense and vigorous dialectic of G h. had
simply killed it.
V.
C o n cl u s i o n.
Whether Gh. in hislater days and in M. itself found himself at
the Tufailian position, that the Mutakallimite and Aristotelian meta-
physic really amounted to much the same thing ^), cannot now be
discussed. One would think it vcry possible -), even though he would
continue to fight the philosophers as such because of the Clements in
their teaching which did seem him to be dangerous and destructive
of religion. He himself has taught us not to consider a 1 1 that he
says in controversy as being a sure guide to positive truth; "This
science (controversy) has for its end the protection of the ordinary
believer from being upset by New Theologians [al-miibtadi'^a); it is
not entirely concerned with the disclosure of absolute truths [al-haqä'iq).
A book of this class is my Tahäfut al-Faläsija'' 3). Work of this sort,
essentially rhetorical and academic 4) in character, would naturally
partake of the weakness of the very eidola which were the objects
of its iconolasm: it communicated neither positive truth nor even
the bottom convictions of the teacher 5). Already according to both
i b n T. and ibn R., Gh.'s real opinion on certain eschatological
') Hegels identification of Being and Not- Being would have eased a great deal of
this travail. The Averroan doctrine of hyle, pure potentiality "near akin to nothing"
(Hayy G.' p. 47), and the MutakaUimite assertion of the contingent (mumkin) — Not-
Being only waiting to be invested with the one quaUty of B e i n g in order to leap into
existence — are surely very near each other.
-) It is noteworthy that in M. we have the same image of the hand and its shadow
(the hand prior to, and independent of, and transcending the shadow, and yet always
accompanied by it) as is used by i b n T. to illustrate the Averroan doctrines of the depen-
dence of the world on the Deity and (nevertheless) the qidani of the world. Mishkät p. 27,
Hayy (G.^) p. 103.
3) Jawähir pp. 25, 26. His earlier kaläm treatise al-Iqtisäd is included by him in
the same category {ib. p. 25).
4) ma yusäru bihi f,t-ta'llmät, Misän p. 212. IbnRushdis always complaining
-of the controversial, non-demonstrative character of the argumenta of the Tahäfiit.
5) ib. 212, 214.
152
\V. H. T. G a i r (1 n e r ,
matters had come out in his Mlzän, and it contradictcd the position
so ferociously contended for in the Tahäfut ^). The present work,
al-Mishkät, gives plenty of indications that there was a great deal
more behind which he did not care to set forth at that time. The
nature of the human ^aql, and its peculiar relation to the Divine, are
two of such secrets (^tVr) (M. pp.6, 7). Of the description of the mystic
/läl (p. 20), which surely comes as close to pantheism as language is
capable of, we are told that "behind these truths also lie secrets which
it is not lawful to enter upon". The impropriety of making Allah move
the outermost sphere by His Command, the necessity of asserting
His transcendence even of this and every other conceivable function
or attributc, is another of these secrets (p. 55). The astonishing passage
fp. 24), where to the supreme Adept of mysticism is ascribed fea-
tures and functions of Deity, is introduced w'ith a coy disclaimer (line l),
and it is hazarded that "perhaps" one might think that here we have
the true cxplanation of Adam's being "in the image of the Ra/imän'" ;
— but really there is an explanation, — only "I think goodtodraw rein
to my exposition, fori do not think you can bear more of this subject
than what I have said" ! These hesitations and diffident adumbrations
and "perhapses" and "perchances"fromthe fierce dogmatist of theTah.,
the perpetual layer-down-of-the-law, are very suggestive. Every
Süfi — every merger of the All in the One — , who goes as far as Gh. evi-
dently had gone in his mystic experiments, must be perpetually tremb-
ling on the edge of the pantheistic abyss. He does not pretend to know
intcllectually. His experimental gnosis is an intellectual agnosis, and
an agnosis which must seem to him continually oscillating between
an extreme pantheism and an extreme deism. Now the waking and
sober A b ü H ä m i d was and remained by bent andtraining a t h e o -
1 o g i a n. His own thought whcn not moving on the transcendental
plane, and the thought of the ^awämm who never moved on that plane
at all, would inevitably be cast in the theological mould, and would
equally inevitably be the thought of the right-centre in Islam. But
may wc not fcel certain that in some directions, whicli i1 may never
be wholly possiblc to define, those tcn ecstatic years of spiritual pil-
grimage, with the unfolding to him of the *a/a;u al-malaküt, the world
of Elements, and Spheres, and Intelligences, and ineffable Raptures
to the dark glory of the Absolute, did not Icave and cannot have left
a 1 - G h a z ä 1 1 's thought without profound changes? May they not
well have brought him, in ])articular, to sec that between the Philo-
') vide supra.
Al-Ghazall's Mishkät al-Anwär and the Ghazäll-Problem. i^2
sophers and* the Mystics there was a very essential bond; that though
the Claims of the former to demonstrate and therefore profanely to
reveal transcendent mysteries must be lashed, yet the mystic ecstasy
did bring the soul by a leap into a world that was wonderfully like
theirs. The common Neoplatonic basis of both the Süfis' and the
Philosophers' Systems makes such a conclusion in fact probable enough,
however conscientously G h. may havc striven to conceal it from
himself.
We are not finished yet with the G h a z ä 1 i-problem. What
was the absolute Islamic truth in his view? Was it the exotericism of
the pious ^awämm} or the esotericism of the mystic /sÄazc^^^? Or both
together? And if the two were equally true, have we here to do with
a doppelte Wahrheit} And if so, how does it compare with that of the
more notorious Averroes?
Such are some of the questions that will long exercise students of
"Algazal". They may ultimately prove insoluble. For are we likely
ever to discover a book of his that enables us to penetrate them further
than does this Mishkät al-Anwär? Yet even this "Niche for Lights",
as we have seen, does no more than dimly light our way up a path
which leads up to a fast-closed door.
Islam. \'. I I
Die Sarekat Islam -Bewegung auf Java.
Von
Th. W. Juynboll.
Im Laufe des Jahres 1912 entstand auf Java eine große Bewegung
zur Beförderung der materiellen und geistigen Interessen der ein-
heimischen muslimischen Bevölkerung, welche sich zuerst in Sura-
karta offenbarte, wo ein Bund mit dem Namen Sarekat Islam ( = arab.
^bL*.l Ä.y'yi) gegründet wurde. (Über die frühere Sarekat dagang
islamiyyah in Batavia siehe RMM XXI, 350. — Dagang ist: Handel.)
Nachdem nun kurz nachher auch in Surabaya und an verschiedenen
anderen Stellen Abteilungen dieses Bundes entstanden waren, ver-
breitete die Sarekat (oder auch: Sarikat) Islam sich schnell über die
ganze Insel.
Die große Popularität dieser Bewegung läßt sich aus verschie-
denen Gründen erklären. Der neue Verein richtete sich vom Anfang
an gegen die auf Java in vielen Kreisen sehr verhaßten Chinesen.
Der nächste Zweck war, die Eingeborenenen in ökonomischem Sinne
unabhängig zu machen, um sie vor allem aus den Händen der Chinesen
zu befreien. Man bestrebte sich, den Handel der Eingeborenen dem
der chinesischen Händler gegenüber in jeder Weise va\ unterstützen.
Vgl. A. Cabaton, La sarekat Islam RMM XXI, 348 — 356. Überall, in
den großen Städten und in den Dörfern, wurden neue Tokos (Läden)
von Eingeborenen eröffnet. Auch den Unterricht der Javanen wollte
man soviel wie möglich verbessern, neue Schulen bauen, usw.
Die Gemüter vieler Muhammedaner auf Java waren außerdem
durch die Ereignisse der letzten Jahre aufgeregt. Man hatte von
den Angriffen der Italicner und der christlichen Balkanstaaten auf
das türkische Reich gehört; das Auftreten des chinesischen Pöbels,
der unter Einfluß der politischen Ereignisse in China an einigen Punkten
von Java übermütig geworden war, hatte heftige Erbitterung erregt.
Auch konnte man fürchten, daß der Islam auf Java von christlicher Seite
bedroht wurde, auf Grund der Nachrichten aus den Niederlanden, wo
die klerikale Richtung seit einiger Zeit das politische Leben beherrschte.
I
Die »Sarekat Islam «-Bewegung auf Java. I55
Die Sarekat Islam- Bewegung kennzeichnete sich denn auch in
vielen Gegenden, besonders in West- Java, durch einen großen Auf-
schwung des religiösen Lebens. Die Moscheen wurden viel stärker
besucht als gewöhnlich; Diener und Arbeiter wollten am Freitag nicht
länger arbeiten, um dem Freitagsgottesdienste beiwohnen zu können;,
in den Dörfern wurden neue Langgars (kleinere Bethäuser) gebaut usw.
Die große Mehrheit der Mitglieder des neuen Vereins gehörte zu den kultu-
rell wenig entwickelten Klassen der Bevölkerung. Viele Leute wurden
von den abnormen Zeitverhältnissen beeinflußt. Sie meinten nun
fortan in allen Angelegenheiten auf gegenseitige Unterstützung rechnen
zu können, denn sie brauchten ja nichts mehr zu fürchten !
Die Lohndiener fingen an, höhere Löhne zu verlangen. Hausdiener,
die viele Jahre treu gedient hatten, erklärten nun, nicht länger im
Dienste ihrer europäischen Herren bleiben zu können. Auch zeigte
die Volksmenge sich bisweilen mehr geneigt, den Befehlen ihrer neuen
Leiter als denen der Obrigkeit und der Polizei zu gehorchen. Man
behauptet, daß nicht alle ganz freiwillig der Sarekat beitraten, weil
diejenigen, welche sich nicht der allgemeinen Bewegung anschlössen,
von ihren Glaubensgenossen belästigt wurden. Obgleich die Ruhe im
allgemeinen nicht ernstlich gestört wurde, blieben doch einige lokale
Zusammenstöße, vor allem mit den Chinesen, nicht aus.
In den Kreisen der Priyayis (javan. Aristokratie und Regierungs-
beamten) fand die neue Bewegung im allgemeinen nur mäßigen oder
gar keinen Beifall. Im Gegenteil beklagten sich die Mitglieder der
Sarekat in einigen Gegenden darüber, daß die Priyayis ihnen geradezu
feindlich entgegenträten.
Die schnelle Verbreitung der Bewegung hat nicht nur die chine-
sische, sondern an vielen Stellen auch die europäische Bevölkerung
mehr oder minder alarmiert. Die Zeitungen enthielten oft über-
triebene Berichte, welche die Leute nervös machten. Man fürchtete,
daß vielleicht unbekannte Gefahren die nicht-muslimischen Ein-
wohner bedrohten. Besonders gegen das Ende des Fastenmonats
(Ende August 1913) sollten Unruhen und Empörungen zu erwarten
sein. Nach einigen voreiligen Straits- Blättern war sogar kein Zweifei
mehr möglich, daß die Herrschaft der Niederländer auf Java nun bald
zu Ende sein würde (!).
Hadji Samanhudi, *UmarSa*idTjokro-aminoto und andere Häupter
der Sarekat hatten in optima forma Satzungen für den neuen Verein
entworfen, welche am 10. Sept. 1912 und später, mit einigen Verände-
rungen, nochmals in einer großen Versammlung in Surakarta am
23. März 1913 festgestellt wurden (Diese Satzungen sind in malaiischer
1^6 Th. W. JuXnboll,
Sprache gedruckt mit dem Titel: Statuten dan algeineen huishoudelijk
reglement dari perhimpoenan Sarekat Islam). Die Bitte des Vorstandes
um offizielle Anerkennung der Sarekat als einer Rechtspersönlichkeit
auf Java wurde jedoch am 30. Juni 1913 von der indischen Regierung
abgelehnt, hauptsächlich weil man auf Grund der riesigen Mitglieder-
anzahl urteilte, keine Sicherheit zu haben, daß eine zentrale Leitung
wirklich imstande sein würde, die verschiedenen Abteilungen der
Sarekat zu kontrollieren (siehe Koloniaal Verslag 1913 C §2 Sp.4)-
Nur kleinere lokale Abteilungen der Sarekat können nun unter ge-
wissen Bedingungen von der Regierung anerkannt werden. Der Vor-
stand der Sarekat wurde dadurch jedoch nicht entmutigt; siehe den
»offenen Brief« vom 9. Juli 191 3 in der Zeitung Utusan Hindia, dem
offiziellen Organ der Sarekat in Ost-Java (mitgeteilt und besprochen
in: Koloniaal Tijdschrijt 1913 Nov. -Lieferung S. 1415 ff.).
Viele Europäer in Indien betrachten die ganze Bewegung als eine
lang erwünschte Autlebung der Eingeborenen, welche, wenn sie in
gute Bahnen geleitet wird, auf die Dauer dem Lande in mancher Hin-
sicht zugute kommen kann.
Auch der aus verschiedenen Schriften Snouck Hurgronje's und
Van den Berg's bekannte hadhramitische Sayyid 'Uthmän ibn
^Abdallah in Batavia hat sich schon mehrmals zugunsten der Sarekat
Islam geäußert. Der religiöse Charakter des neuen Vereins ist für den
gelehrten Sayyid die LIauptsache. Er freut sich über das Auftreten
der Sarekat, weil sie ihren Mitgliedern vorschreibt, den religiösen
Pflichten treu nachzuleben, dagegen sich von Mord, Raub, Wucher
und vielen anderen vom Islam verbotenen Handlungen fernzuhalten.
Nach seiner Ansicht hat die Sarekat in dieser Hinsicht schon eine
gesegnete Wirkung gehabt. In einer kleinen malaiischen Schrift
(j.^_^^j* ^fi-J^ Batavia, Mai 1913) hat er seinen Standpunkt in
dieser Angelegenheit auseinandergesetzt. Auch wurde in den Mo-
scheen ein Plakat aufgehängt, in welchem Sayyid 'Uthmän
den Gläubigen seine Auffassung bekannt machte. Darin ermahnte er
die Leute, nicht nur ihre religiösen Pflichten treu zu erfüllen, sondern
auch der niederländischen Regierung gut gesinnt zu bleiben i^c^J^
j^yvi A: (jJ'L^), und warnte sie vor Übermut. »Wisset«, so heißt
es darin, »daß der Zweck der Sarekat nicht darin besteht, daß ihre
Mitglieder übermütig werden (^A-J iS^j^ f^^ \^j^ C>j^^iSüt> ^^^j-^
b!Ui j^i jj1 i_5"^L-^ kj^'-^-^"^^ l»^^5 XJ_-ii Jcxj) oder daß sie sich Frevel -
taten zuschulden kommen lassen. Im Gegenteil ! Die Mitglieder
sollen alles unterlassen, was die Gesetze des Islam und die des Landes
verbieten« usw.
Die »Sarekat Islam «-Bewegung auf Java. l^J
Weil sich in gewissen Kreisen Bedenken gegen die Sarekat geltend
gemacht hatten, fühlte Sayyid*Uthmän sich im Juni 1913 ver-
anlaßt, eine neue kleine Schrift (mit dem Titel j.^^.:c^^ ^-•^v-) in
malaiischer Sprache über diesen Gegenstand zu veröffentlichen. »Ich
habe gehört«, so schreibt er darin, »daß gewisse Leute (im besonderen
•einige Mitglieder des Nakschibendi-Ordens) gegen die Sarekat Be-
denken hegen. Nach ihrer Ansicht müssen die Mitglieder der Sarekat
sogar als Christen betrachtet werden und das Wasser, das sie beim
Eintritt in diesen Verein trinken, als »christliches Wasser«
(^iLxii .Ji ^^j-^^ j^} j-e-? o'^' O'^'^y (*^^^ r-^**"^ '^^J'^ ->-^)
Er widerlegt diese Auffassung (S. !i) und erinnert an das Wort Mu-
hammeds: »Wer einen Muslim für ungläubig erklärt, der ist ja selber
ein Ungläubiger ! « Auch die Behauptung, daß die Sarekat eine vom
Islam verbotene Eidgenossenschaft sei (auf Grund von Muhammed's
Worte: (»tlw^U Ji ._äl> ^ siehe unten), wird in dieser Schrift ausführlich
besprochen und widerlegt. Die Fatwä über diesen Gegenstand hat
gar keinen Wert, meint Sayyid *Uthmän. »Der Mann, der sich diese
dumme Fatwä hat zuschulden kommen lassen, ist offenbar ein Un-
wissender, er hat keinen Lehrer gehabt, und man kann sich doch keine
Kenntnis erwerben, einfach durch das Lesen von Büchern« (^j j-J^
Wie urteilt man nun in Mekka über die Bewegung auf Java?
Die Bedeutung der sogenannten Djawah -Kolonie in Mekka und ihr
Einfluß auf das geistige Leben in Niederl.- Indien sind bekannt (Snouck-
HuRGRONJE, Mekka II, 297 ff.). Anfangs haben auch in Mekka die
Bedenken gegen die Sarekat überwogen; bald wurde man aber für die
Ansicht gewonnen, daß dieser Verein ein Allah wohlgefälliger sei.
Zwei in Mekka gedruckte Abhandlungen liegen vor, in denen diese
Auffassung näher begründet wird. Beide sind in Mekka von Djawahs
verfaßt; die eine in arabischer Sprache von Muhammad M u c h -
tär al-BüghurI al-Batäwi (Ende August 1913), die
andere in malaiischer Sprache von Muhammad Hasan ibn
Käsim aus Batavia (Ende September 1913).
Die erstgenannte Schrift führt den Titel [.'Uixji |*.jLciAit ^IxS"
^^^^i5 iS.^ und enthält auf der ersten Seite eine ausführliche Er-
klärung des bekannten mekkanischen Mufti der Schäfi^iten Abdallah
al-Zawäwi zur Empfehlung des Werkes. Er schreibt darin u. a.
folgendes: *.jl\:>^s . . . JJL<^ \^,^^^a . . . iC/s!^J! iw»Jü 'w» ^^U. i^i^^^xLaJ 0>.'i
158 Th. W. Juynboll,
jLxj ..«^ ^^ 'w^ (j*^ *J' xÜLJ ft-^^si» -^ij.=>5 tt^"*^'^ -■;1ij1^ Jlc
^_^>|_j-^'5 ^iUj J>^^ o'' ^J^ 0'° Lf"*^ 'Js-XP^ iötsJ «VH«^-:^ -r-^li ^:jJ^'^ jJ^^
Muchtär 's Abhandlung enthält zunächst eine Auseinander-
setzung des Zweckes der Sarekat: (i^^l) i^ij ^* x^^^il j^^oLiw
l^jjj^» K.cLJU S,u:^Xj! ^^I ^5 Q-^j.il JwP^ »P. ^><-JLw.I? /»-J^^ÄJ* o tfJt-**^'!
;sJ! ^ j^^ "^'^H/^ V^V o^ Q-v*"L*^!. Dann folgt eine Beschreibung
der Eintrittszeremonien. Das Haupt oder sein Vertreter i^jH^jJ\ 1
ä-oLj *\) macht denjenigen, der Mitglied des Vereins werden will, f
darauf aufmerksam, daß er die Geheimnisse der Sarekat ( jJ! ,Lw^t ,
Lpi-iJü' ^^ i^vilo/öl) niemandem mitteilen darf, der nicht selber zu j
den Mitgliedern gehört. Darauf wird feierlich ein Eid geschworen: t
4**i^3 u*^j^' 15^' 4-*^-*^ &J'_wiJ! oL»^»^ iüwc^Si ^i^Aj^ . . . X-olJs ocjI
tiLJsJ lX*^! j .A-L*,JI i3. Der Verfasser bestrebt sich, diese Zeremonien
zu rechtfertigen; er zitiert Aussprüche des Propheten, die verbieten:
»Geheimnisse zu verbreiten«, und schwört bei Allah, daß die Geheim-
nisse der Sarekat nichts enthalten, was im Schar'- verboten sei.
Eine Hauptsache ist auch für Muhammad Mu cht är die Widerlegung
der Behauptung, daß die Sarekat eine vom Islam verbotene Eid>
I
Die »Sarekat Islam «-Bewegung auf Java. I 59
genossenschaft sei. Nach einer in S u y ü ti's Djämi'^ Saghir erwähnten
Überlieferung soll der Prophet gesagt haben: ^J>.iz^ ^ qL5 'wo
j.^L*,^t -5 wäJL> ^'3 xj Lx.v.^.*.;^s :\v^'-i^ ,^j. Der Verfasser zitiert
nun eine Menge Koranverse, Überlieferungen und Aussprüche
maßsebender FakiKs, welche nach seiner Ansicht den wahren Sinn
von Muhammed's Worte richtig erklären. Im besonderen stimmt er
dem Urteil von Ibn al-Athir und S u y ü t i bei: ^ j^ Aä^
cj\JJü\* .JoLJiil Q.AJ A'-^Ä^I» Q-i^J' ^j^J^ '^yJ^^->- ^5 xx/8 ^.,'.5" Uj L^-Ä-cLJ^
Der Eid, den die Mitglieder der Sarekat schwören, ist also gar
nicht verboten, und eine Eidgenossenschaft mit guten Zwecken ist ohne
Zweifel erlaubt. Daher die große Freude in Mekka, als man die Nach-
richten über das Auftreten der Sarekat Islam erhalten hatte: iÄ^i^
Die andere, malaiische, Abhandlung führt den Titel j»-^-^' xj^.-v^
*^Lv^,^ -^J^Jü. y)\ 5 (3>>l\JÜ und enthält hauptsächlich ein langes Ge-
dicht (einen malaiischen Scha'ir) mit einer Einleitung und ausführlichen
Anmerkungen über die Vorzüge der Sarekat Islam. Der Verfasser
konstatiert, daß nun viele ansehnliche, in Mekka ansässige Djawahs
sich der Sarekat angeschlossen haben; jedermann soll sich beeilen, ihrem
Beispiel zu folgen; die Bedenken gegen diesen Verein sind ohne Wert.
Im Gegenteil; nach der Ansicht des Verfassers gehört die Sarekat zu
Allahs größten Wohltaten für die Muslime in diesen schwierigen Zeiten.
Der Inhalt seiner Abhandlung wird am Schluß bestätigt und gelobt
von Muhammad Muchtär, Muhammad Schädili
und Ahmad Marzüki.
Die Tradition über das Leben Muhammeds.
Von
Th. Nöldeke.
Schon in meiner Besprechung des ersten Bandes des CAETANischen
Monumentalwerks ^) bin ich, der ich doch vielfach als arger Skeptiker
gelte, gegen übertriebene Skepsis rücksichtlich der Tradition über
Muhammeds Leben aufgetreten. Zum Teil glaube ich da schon ge-
wichtige Gründe gegen manche Ansichten geäußert zu haben, die
der geistvolle Kritiker Lammens in seinen immer belehrenden und
anregenden, aber nicht selten zu weit gehenden Untersuchungen über
die älteste Geschichte des Islams verficht =). So habe ich da m. E.
hinreichend dargelegt, daß wir wirklich mit der Überlieferung an-
nehmen müssen, daß Muhammed der wahre Name des Propheten
war, und daß er einer echt qoraishitischcn Familie angehörte, die
zwar keine der angesehensten, von der aber wenigstens sein reicher
Oheim 'Abbäs gewiß nicht ganz einflußlos war. Auch ist anzunehmen,
daß die im Koran einzig dastehende Verfluchung des Abu Lahab
keinem Manne ohne alle Autorität gegolten habe. Daß dieser Höllen -
brand ein leibhafter Oheim des Propheten gewesen, muß historisch
sein; das hätte man nicht erdichtet ! Seine Nachkommen, die Lahabi's,
rechneten sich auch zu den Häshiml's. Und daß sich Muhammed als
Glied einer Familie fühlte, zeigen besonders die Worte dkj-^^c ^Äil^i
Q-o^Js^,^ Süra 26, 214. Das Adjektiv weist darauf hin, daß die engere
Familie mit anderen zusammenhing. Muhammcd's Tochter Zainab
war mit'Äsi b. Rabi*, einem Mitglied der hochangeschenen *Abd Shams,
verheiratet; das ist um so weniger zu bezweifeln, je anstößiger es den
') WZKM 21, 297 ff.
-) Gelegentlich berücksichtige ich im folgenden auch schon sein neuestes Werk Le
berceau de V Islam, Vol. i, dem ich weiter unten einen besonderen Artikel widme. Ich zitiere
das Werk mit Berceau. — Mit Becker's Abhandlung Prinzipielles zu Lanimetts' Slrastudien
(diese Zeitschrift 4, 263 ff.) stimme ich fast durchweg überein, aber ich dehne meine Kritik
der LAMMENSSchen Auffassung weiter aus; in dessen Fätima tritt sie freilich besonders
kraß hervor.
J
Die Tradition über das Leben Mulianimed:>. l6l
Muslimen sein mußte, daß dieser Schwiegersohn mit den Ungläubigen
ausgezogen und bei Bedr gefangen genommen war. Eine solche Ver-
bindung wäre aber nicht möglich gewesen, wenn der Prophet nicht
einer guten Familie angehört hätte. Dazu kommt dann noch das
Zeugnis' der Outaila in dem schönen Klageliede auf ihren von ihm
hingerichteten Vater. Daß Muhammed sich verständig gegen das
Prahlen mit den Ahnen (und das daraus entstehende Gezänk) aus-
spricht Süra 57, 19, beweist aber durchaus nicht, daß er »von der
Unsicherheit seines Stammbaums schmerzlich berührt« war i).
So sehe ich auch keinen genügenden Grund, mit Lammens zu
bezweifeln, daß er die Kunja Abul Qäsim nach seinem ersten Sohn
Oäsim getragen habe. Ich halte es nämlich immer noch für unwahr-
scheinlich, daß die Kunjas schon damals nicht mehr ihre wörtliche
Bedeutung hatten. Der Name Qäsim hat so wenig das Aussehen einer
Fiktion wie die Namen der Töchter Zainab, Ruqaija, Umm Oulthüm,
während ich das von Tähir und Taijib ohne weiteres zugebe. Wenn
von Qäsim selbst so wenig etwas verlautet wäe von manchen anderen
in Kunjas genannten Söhnen oder Töchtern, so erklärt sich das leicht
daraus,, daß die Kindersterblichkeit bei den arabischen Lebensver-
hältnissen überaus groß gewiesen sein muß, wie sie das noch jetzt ist 2).
Zur Zeit, wo Süra 108 (mit dem Ausdruck j:j^.^!j herauskam, scheint
Muhammed allerdings keinen Sohn gehabt zu haben 3). Aber sollte
auch seine Kunja, ganz wie es später üblich war, nicht auf einen wirk-
lichen Sohn gehen: ein Spottname kann Abul Qäsim so wenig sein
wie Abu Bekr 4).
So halte ich auch die Annahme für unrichtig, daß Abu Bekr kein
rechter Qoraishit, sondern ein Freigelassener gewesen sei, da als sem
eigentlicher Name ja (^^^^^ angegeben werde 5). Abu Bekr war ein
wohlhabender Kaufmann wie andre Qoraishiten, war Muhammads
') Berceau 272.
2) Dafür kann ich mich auf eine Äußerung Hubers berufen.
3) Die koptische Sklavin Maria schenkte ihm noch in vorgerücktem Alter einen
Sohn. Daß das richtig ist, wird durch die Sonnenfinsternis gesichert, die man mit dessen
frühzeitigem Tode zusammenbrachte. — Übrigens war es eine große Gnade Allahs, daß
er dies Kind bald wieder zu sich nahm. Welch Unheil hätte nach Muhammeds Tode die
Existenz eines Sohnes von ihm in zartem Kindesalter, geboren von einer fremden Sklavin,
bringen können !
")) Auch Abu Nuchaila und Abu Shagara sind keine Spottnamen, wie Berceau 282
angenommen wird, denn Nuchaila »Palmlein« und Shagara »Baum« sind wirkHche Namen,
s. Naqäid 71, 6. 72, 4 (wo Nuchaila, nicht Abu Nuchaila) und Tab. i, 2075, i ; Jigh. 2,
bS, 18. 5. 159-
5) Berceau 2S4.
I 62 1 ''• Nöldeke,
nächster Freund vor und nach der Higra und sein Nachfolger in der
Herrschaft: das wäre bei dem aristokratischen Sinn der alten Araber
für einen ehemaligen Sklaven undenkbar gewesen. , :^c heißt noch
allerlei anderes als »freigelassen«, aber wenn das auch die Bedeutung
bei der Entstehung des Namens gewesen sein mag ^), so war diese da
längst ebenso verloren gegangen wie bei zahllosen anderen Namen.
So wird uns ein *Atiq vom Geschlecht der Machzüm als früherer Gatte
der Chadiga genannt. Dazu die Banü *Atiq in der Md'allaqa des Härith 73
(Lyall 46). Läge in dem Namen etwas Demütigendes, so hätte Abu
Bekrs Enkel nicht Abu 'Atiq (Kämil 374, 2) und dessen Sohn, ein
bekannter Dichter, nicht Ibn Abi *Atiq geheißen -). Ähnlich steht
es mit dem Namen — -i;^, der ursprünglich »Findling« bedeutet haben
wird, den aber mehrere hochangesehene Männer tragen, die sicher
keine Findlinge waren. Man bedenke, daß sogar S p u r i u s 3) zu
einem auch in den vornehmsten Familien Roms gebräuchlichen Vor-
namen geworden ist, und ebenso S e r v i u s.
Und auch 'Omar hätte schwerlich so große Autorität gehabt,
wäre er, wie Lammens meint 4), Sohn einer Sklavin gewesen. Ich
verstehe aber nicht, warum wir die, so weit ich sehe, einstimmige
Tradition nicht annehmen sollen, daß seine Mutter Hantama aus dem
Geschlecht der Machzüm gewesen sei. Sollten aber etwa schiitische
Quellen die Mutter des von 'Ali's Verehrern bestgehaßten Mannes
zu einer Sklavin gemacht haben, so wäre darauf gar nichts zu geben 5).
Die innere Entwicklung Muhammeds zum Propheten bleibt uns
allerdings ganz dunkel; in der Beziehung sind auch meine Bedenken j
gegen die Überlieferung immer größer geworden. Die Zeugnisse des *''
Korans sind zu unklar. Was 'Aisha, die erst längere Zeit nach Mu-
hammeds erstem Auftreten geboren ist und dazu überhaupt wenig
Zutrauen verdient, über die Anfänge der Offenbarung berichtet,
') Denkbar wäre es, daß es als Name zunächst den Freigelassenen eines Gottes be-
deutete und daher so wenig despektierlich war wie die Namen ii^l, Iwiij Js-*^:, Jy^^c
bei denen ein Gottesname zu ergänzen ist.
'-) Daß in späteren Jahrhunderten noch manche Männer 'Atlq hießen (s. den Index
zu J a q. 0, 549). ist allerdings für diese Frage belanglos.
3) Ursprünglich Bezeichnung des Sohnes eines Patriziers von einer nicht ebenbürtigen
Frau ? S e r V i u s , Sohn von einer Sklavin ?
•1) Berceau ib.
5) Natürlich gilt für alle Vaterfragen auch hier das »pater est, quem nuptiae legitimae
demonstrant«, und wie viel an der Mekkaner chronique scandaleuse, die einst sehr lebendig
gewesen zu sein scheint, vielleicht begründet war, können wir nicht wissen, ist auch für
die Geschichte gleichgültig.
1.
Die Tradition über das Leben jMuhammeds. I 63
kann uns nicht viel Positives ergeben. Und selbst wenn sie dies oder
jenes erzählen mag, was sie von ihrem Gemahl über seine seelischen
Erlebnisse in der Frühzeit gehört hat, so ist es doch nicht einmal wahr-
scheinlich, daß dieser selbst nach so langen, ereignisreichen Jahren,
die ihn ganz in Anspruch nahmen, noch eine klare Vorstellung über
jene Zeit gehabt haben sollte. Man darf ja eher annehmen, daß der
aufgeregte Visionär manchen inneren Vorgang von vornherein selbst
nicht klar hätte berichten können.
Überhaupt wird jetzt wohl allgemein zugegeben, daß wir über
Muhammeds mekkanische Prophetenzeit nicht viel wissen, aber wir
müssen uns auch hier hüten, das Kind mit dem Bade zu verschütten.
Die Tradition gibt uns doch auch über diese Zeit einiges Sichere. So ist
nicht bloß die Flucht einiger seiner Anhänger nach Abessinien selbst
historisch, sondern es lassen sich auch gewisse Züge daraus näher
feststellen ^). Die Schicksale dieser Leute stimmen, wenn man das
leicht zu entfernende Legendarische abzieht, ganz zu dem, was wir
von den Zuständen des damaligen abessinischen Reichs wissen oder
mit Sicherheit erschließen können. Namentlich hören wir durch die
muslimische Tradition von einer der dort zu Lande üblichen Rebellionen,
deren Überwindung den Flüchtlingen im Küstenlande ein von ihnen
ins Innere über den »Nil« (d. i. den Takkaze) gesandter Beobachter
meldet. Man beachte die äthiopischen Wörter in diesem Abschnitt:
j«.x^j! Ib n H i sh. 221, 2 = sejüm »hoher Beamter«^), ji<^ 1. 4 =
dahr »Berg«. Dazu in dem Gedicht 216 unten ^^«J5 (das Land) »5arfl/eä«
und r- .0 »Schloß« oder »Gemach« = sar/i. — Daß *Amr b. *Asi
damals auch in Abessinien w^ar, wird richtig sem, aber daß man ihn
an den König gesandt habe, um die Auslieferung der Flüchtlinge zu
erlangen, ist unglaublich. Er ist da gewiß als Kaufmann gewesen.
Wir haben ja mehr Spuren davon, daß die Qoraish auch mit Abessinien
Handel trieben 3). Aber durchaus unwahrscheinlich ist es, daß *Amr
') Vgl. Frants Buhl in Oriental. Studien S. 13 ff.
-) Der Araber faßt es fälschlich als Plural.
3) U. a. erhandelten sie Sklaven. Biläl und der fremde Christ, von dem Muhammed nach
Behauptung der Gegner vieles lernte, mögen so nach Mekka gekommen sein. Der Name
des letzteren ->.:>■ (I b n H i s h. 260, 15) kann zwar arabisch sein, aber nahe liegt es doch,
darin eine der in Abessinien beliebten Zusammensetzungen mit Gabra »Knecht des . . . « resp.
die Kurzform Gabrü, Gabre zu sehen. Was uns die Tradition über ihn angibt, ist
wieder ein gutes Zeugnis für sie; allerdings wird das an den Koran geknüpft. ■ — Möglicher-
weise ist Muhammed selbst einmal drüben gewesen. Wenigstens klingen die Stellen Süra
10, 23. 29, 25. 24, 40 so, als hätte er persönlich die Schrecken der Seefahrt kennen gelernt,
■wie mehrere Stellen z. B. 30, 8 deutlich dafür sprechen, daß er unterwegs bedeutende
Ruinen gesehen hat, daß also die Überlieferung über seine Karawanenreise guten Grund hat.
164 Th. Nöldeke,
nach der fehlgeschlagenen Belagerung Medinas noch einmal Abessinien
aufgesucht habe, um in der Nähe des Königs den Gang der Ereignisse
abzuwarten (I b n H i s h. 716): damals hatte der schlaue Fuchs
schon erkannt, wohin sich die Wage neigte.
Undenkbar ist mir nach wie vor '), daß das Kompromiß, welches
der Prophet mit den Heiden einging, indem er einmal drei ihrer Göttinnen
anerkannte, von einem Muslim erdichtet worden sei. Diese Nachricht
muß richtig sein; sehr wahrscheinlich ist es auch, daß das Ereignis
einige derer, welche nach Abessinien übersiedeln wollten, zur Rückkehr
in die Vaterstadt veranlaßt hat ').
Historisch ist ohne Zweifel auch der Versuch Muhammeds, in
Täif die Stätte zu finden, die ihm Mekka versagte. Dies gründlich
gescheiterte Unternehmen zu erfinden, gab es keinen Grund. Auch
daß 'Otba und Shaiba, zur Zeit wohl die angesehensten Männer Mekkas 3),
sich dort des Landsmanns erbarmten, wird nicht zu bezweifeln sein.
Sicher ist, daß sich Muhammed in seiner hilflosen Lage damals unter
den Schutz des Mut^im b. *Adi gestellt hat, der doch immer ein Heide
geblieben ist; der Schutz, den er jenem gewährte, wird durch ein
Lobgedicht Hassans auf ihn beglaubigt (I b n H i s h. 251).
Ich kann zu keiner ungefähren Anschauung darüber kommen,
wie es sich mit der angeblichen Absperrung der Häshim verhält. Irgend
etwas Tatsächliches wird dieser Angabe wohl zugrunde liegen, aber
Tendenz und Legende haben es ganz unklar gemacht. Man könnte
vielleicht annehmen, daß schließlich die Häupter des Geschlechts
mit den Mitbürgern Frieden schlössen, indem sie Muhammed fahren
ließen. Dazu würde stimmen, daß dieser eben Mut*ims Schutz anrief.
Nachdem für den Propheten jede Aussicht, es in Mekka zu etwas
zu bringen, verschwunden, der Versuch mit Täif fehlgeschlagen und
auch die Bemühung, bei Gelegenheit des Pilgerfestes Leute aus allerlei
Stämmen für sich zu gewinnen 4), erfolglos geblieben war, geschah
die weltgeschichtliche Anknüpfung an Bewohner von Jathrib. Daß
mit solchen nicht sofort ein fester Vertrag geschlossen wurde, ist ohne
weiteres wahrscheinlich. Im ganzen und großen mag die Sache so
') So auch Buhl a. a. 0.
0 S. Buhl a. a. 0.
3) Nur die Häupter der gens Machzüm konnten, wie es scheint, mit ihnen an Ansehen
wetteifern. Erst nach dem Tode jener beiden kam ein anderer Zweig der 'Abd Shams,
die Omaija, unbestritten an die Spitze; vgl. Ham. 398 v. 3 (und die anderen Stellen, wo
dies Gedicht steht).
*) Km^ju ^v^'j^I Js>i ^% (jcjjt^ in dem bekannten Gedicht eines Zeitgenossen
bei I b n H i s h. 350 (1. 7) usw.
Die Tradition über das Leben Muhammeds. l5t
in Absätzen vor sich gegangen sein, wie es uns erzählt wird. Erst
mußte eine Anzahl von Jathribern fest gewonnen sein, ehe ein förm-
licher Abschluß mit einer größeren Schar zustande kommen konnte,
der die förmliche Trennung Muhammeds von seinem Stamme in sich
barg, ein unerhörter Vorgang auf arabischer Erde ^). Daß 'Abbäs
bei diesen Verhandlungen beteiligt war, ist mir aber immer unwahr-
scheinlicher geworden. Die Tradition, die das angibt, benutzt gern
die Gelegenheit, einiges Gegengewicht gegen die nicht zu verbergende
Tatsache aufzubringen, daß dieser Mann für seinen Neffen erst eintrat,
als dessen Sieg nicht mehr aufzuhalten war.
Mit der Übersiedlung nach Jathrib betreten wir hell historischen
Boden. Vor vielen Jahren habe ich einmal ein Wort Renans gelesen,
daß Muhammeds Leben uns ungefähr so gut bekannt sei wie das dieses
und jenes Reformators (des l6. Jahrhunderts), und das bleibt wenigstens
für seine letzten lO Jahre richtig, obgleich wir jetzt gegen die Tradition
viel mißtrauischer sind als früher. Zunächst haben wir für diese Zeit
eine Anzahl Urkunden. Da ist besonders gleich die »Gemeindeordnung«,
um deren Erklärung sich Wellhausen -) großes Verdienst erworben
hat. Diese zeigt uns in ihrer juristisch fast kindlichen Fassung klar
die hervorragende Stellung, die der Prophet gleich nach seiner Über-
siedlung einnahm, und implizite die Aussicht auf Steigerung seiner
Macht. Ferner haben wir seine, auch von Wellhausen -) bearbeiteten.
Schreiben an die verschiedenen Beduinen und Hadaris. Die Echtheit
vieler derselben ist unanfechtbar; sie beleuchten die Ausbreitung
seiner Autorität über große Teile Arabiens. Dazu kommen noch die
Gedichte, nicht bloß die des Hassan b. Thäbit und des Ka'b b. Mälik,
sondern auch die der Gegner wie des Ibn Zjba*rä, Gedichte, welche
das, was uns von den Taten und Leiden Muhammeds und seiner An-
hänger erzählt wird, in großem Umfange bestätigen 3). Beachte z. B.
die giftigen, gegen den Islam gerichteten Verse Ibn H i s h. 995
unten 4). Wir müssen den historischen Sinn jener Araber hoch an-
I) »So wie die Ghassän (die Jathriber) für euch an unsrer Statt die Nächsten ge-
worden sind; o welches Handeln: Pietätlosigkeit, offenbarer Frevel und Bruch (der Blut-
bande)! Euer Unrecht dabei erkennen die verständigen, einsichtigen Leute« sagt der vor-
nehme qoraishitische Dichter Ibn H i s h. 519, 4 f.
^) Skizzen und Vorarbeiten IV.
3) Natürlich ist darunter auch einiges Unechte. So kann das Lied, das Chubaib
unmittelbar vor seinem Tode spricht (Ibn H i s h. 643 f.), dem Märtyrer nur in den
Mund gelegt sein. Offenbare Fälschung mit Rücksicht auf spätere Sektenscheidung Ibn
H i s h. 789 unten; diese Verse können nicht einmal von *Ammär herrühren, dem sie von
anderen beigelegt werden.
4) Wer etwas von der Wirkung der Schmähgedichte bei den Arabern weiß, der be-
greift, daß Muhammed gegen Leute, die solche gegen ihn machten oder sie vorsangen
l66 'i"h. Nöldeke,
erkennen, der nicht etwa bloß einige Aussprüche der Gegner über-
liefert, um deren Gottlosigkeit darzutun, sondern in breiten Massen
die Polemik und die Verherrlichung der feindlichen Führer darbietet J).
Ich erwähne hier z. B. das Lied des Omaija b. Abis Salt auf die bei
Bedr gefallenen Häupter der Qoraish 2).
Und auch die einfache Erzählung, namentlich der kriegerischen
Ereignisse, ist so, daß wir das Geschehene daraus im ganzen und großen,
oft auch im einzelnen, mit ziemlicher Sicherheit erkennen können.
Das gilt z. B. gleich von dem Zuge, der zur Schlacht von Bedr führte,
und von dieser Schlacht selbst. Hier wird uns eine Menge Einzel-
heiten gemeldet, die zu erdichten keine Veranlassung war 3). So schwer
es mir wird, mich auch nur einigermaßen in taktische Schilderungen
großer Schlachten zu finden, so glaube ich doch von diesem, trotz
der geringen Zahl der Streiter so überaus wichtigen, Treffen eine leid-
stark ergrimmt war und bei der Einnahme von Mekka mehrere dieser von der Amnestie
ausnahm. Doch begnadigte er wieder einige von ihnen. Einem so angesehenen Dichter
wie Ka*b b. Zuhair seine Gnade zuzuwenden, nachdem er seine feindlichen Verse durch
«in glänzendes Lobgedicht wieder gut gemacht hatte, wird ihn selbst erfreut haben.
^) Überhaupt ist es wunderbar, daß wir von den Arabern, kaum zur weltgeschicht-
lichen Geltung gelangt, sofort eine reiche und in den Grundziigen treue Darstellung ihrer
Taten und Erlebnisse erhalten. Sind unter den ältesten Überlieferern auch einige nicht-
arabischer Herkunft, so haben sie die Berichte doch von Arabern gehört. Sie konnten
sich nicht an fremde Literaturen anlehnen, wie die gleichzeitigen Chronisten des Westens
an die römischen Historiker. Von den germanischen Eroberern haben nur Angelsachsen
verhältnismäßig früh Chroniken in ihrer Muttersprache geschrieben, aber doch erst Jahr-
hunderte nach der Einnahme Britanniens (das schreibe ich nach einer Mitteilung meines
Kollegen Koppel). In dieser frühen Entfaltung der arabischen Geschichtsdarstellung ist
eine Wirkung des Islams zu. erkennen.
-) Wie er selbst angibt, läßt I b n II i s h ä m aus Anstandsrücksichten zuweilen
«inen Vers aus, aber bei beiden Parteien. So einen aus einem Gedichte Hassans, der im
Diwan S. 85 (Hirsciifeld S. 4) erhalten ist. Und auch bei jenem finden wir noch Verse
mit recht beleidigenden Worten für Muhammeds treue Anhänger. Zuweilen sind freilich
Ausdrücke verändert, die den Propheten persönlich beschimpften, wie ^^^joa in Ji^.*_S'»^
und *^ö in A>^4j>- (IKZ/sTil/ 21 , 309). 503, 2 dürften seine Genossen ursprünglich nicht
>
n-JL.?^>-o ..>^. sondern v«jL.i^k>o ji^ genannt worden sein. Und Ka'b b. Zuhair nannte
i. r-,
ihn 888, 3 = Agh. 15,149,6 gewiß nicht ^^^j^L^J^ (oder mit alter Entstellung j_^w4.il);
aber wie ?
3) So, daß Muhammed an den häßlich klingenden Ortsnamen i^.^\A und .^Xm^j^
Anstoß nimmt (I b n H i s h. 434). Da wuchsen wohl Krauler, die dem Vieh Durchfall
erregten. Entsprechend auf syrischem Boden Tel Maine, woher der bekannte jakobitische
Patriarch Dionysius.
I
Die Tradition über das Leben Muhammeds. 107
liehe Vorstellung zu haben ^). Und hat einst ein Mann wie Kromayer
das Schlachtfeld untersucht, so wird alles deutlich werden. Von den
Kämpfen bei Medina, der Uhud-Schlacht und dem Grabenkriege,
wird das vielleicht noch früher geschehen durch sorgfältiges Zusammen-
stellen der guten Überlieferung mit genauer Aufnahme des Terrains -).
Wir erfahren sogar, daß Muhammed die Niederlage vermieden hätte, wenn
er dem Rat des »Heuchlers« 'Abdallah b. Ubai gefolgt wäre. — Daß
uns auch manches von Muhammed und den Seinen berichtet wird,
was uns als Schandtat vorkommt, namentlich die Anstiftung von
Meuchelmorden, und zwar durch anerkannte Freunde der Opfer,
befremdet zunächst; aber dem gläubigen Muslim mußte und muß
alles, was »Allah und sein Gesandter« anordneten, als löblich erscheinen3).
Geradezu schaurig ist es, wie die Chazrag im edlen Wetteifer ebenfalls
einen gottgefälligen Meuchelmord auszuführen wünschen gleich ihren
Brüdern, den Aus, und ihnen dieser Wunsch auch gewährt wird (I b n
H i s h ä m 714). Historisch ist das aber alles.
Nicht sämtliche kriegerische Unternehmungen Muhammeds sind
gleich gut überliefert. So heftet sich besonders an den Zug nach Tabük
ungewöhnlich viel Legendarisches. Aber andrerseits erhalten wir oft
Details, die uns die Wirklichkeit recht augenfällig machen. Dahin
gehört z. B., daß der Prophet, als auf einem Zuge eine Äußerung jenes
"'Abdallah böses Blut gemacht hatte, die Leute durch einen ungewöhn-
lich verlängerten Marsch so ermüdete, daß sie beim Halt sofort ein-
schliefen und den Streit vergaßen (I b n H i s h. 726 f.).
Seine bedeutendsten Anhänger lernen wir aus den alten Berichten
genau kennen. Legenden werden außer an ihn selbst eigentlich nur
an *Ali geknüpft 4), ohne daß sie uns aber dessen wahre Gestalt ver-
hüllen könnten. Und worauf vor allem immer wieder hinzuweisen ist:
uns wird nicht verholen, daß der Ahnherr des Geschlechts, das, als
') Den ganzen Zusammenliang der betreffenden Ereignisse hat erst Frants Buhl
a. a. 0. 7 ff. festgestellt.
-) Unwahrscheinlich ist aber ein solcher Erfolg bei der Schlacht von Hunain-Autäs.
3) »Keimt ein Glaube neu
Wird oft Lieb' und Treu
Wie ein böses Unkraut ausgerauft« !
4) Über 'All wird allerdings schon ziemlich früh viel gefabelt. So ist eine schiitische
Erfindung, daß Abu Sufjän sich unter den Schutz der Familie 'Alis stellen wollte (I b n
H i s h. 807). Die rührende Geschichte, daß 'Ali den Ibn 'Abbäs »Vater der Könige« an-
redet (Kämil 360), ist dagegen eine 'abbasidische Lüge: jener soll so von vornherein die
Dynastie der Kinder des 'Abbäs als legitim anerkannt haben. Wieder schiitisch ist die
•einem 'Aliden in den Mund gelegte Prophezeiung, die auf die Allgewalt der türkischen
Sklaven (seit der Mitte des 3. Jahrhunderts) geht (Kämil 361) usw.
I()8 Th. Nöldeke,
Ibn Ishäq schrieb, nach schrecklichem Blutvergießen eben fest
im Sattel saß, mit den Ungläubigen gegen Muhammed ausgezogen war,,
bei Bedr gefangen genommen und erst gegen Lösegeld wieder frei
wurde. Versuche, zwischen diesem Oheim und seinem Neffen zarte
Gefühle spielen zu lassen und sonst die Tatsachen wenigstens zu ver-
schleiern, sind zu schwach, um uns zu täuschen. Dazu wird auch
aufbewahrt, daß Muhammed einst über die Eitelkeit des*Abbäs spottete,
der sich auf Handelsreisen im Süden für einen Abkömmling des Ahn-
herrn der berühmten Kinda-Fürsten ausgab (Ibn H i s h. 953).
Die historische Tradition hat uns bekanntlich auch allerlei für
Muhammed und die Muslime ungünstige Züge erhalten. Sie verschweigt
z. B. nicht, daß sich diese mit dem Propheten am Uhud nur durch die
Flucht in die Spalten des Berges retteten i), daß ihn ^Abdallah b. Ubai
zwang, die Qainuqä' frei zu geben, wie sie überhaupt dessen Stellung
deutlich zeichnet, und daß der Gottgesandte manchmal schwankte -).
Auch eine solche Kleinigkeit, wie, daß die Qoraishiten es ablehnten,
an der Feier seiner Hochzeit mit Maimüna teilzunehmen und ihn so
länger als nach dem Vertrage in Mekka zu lassen, ist zu beachten,
Aus den Briefen einerseits und den Angaben über die kleinen
Expeditionen andrerseits können wir uns die allmähliche Ersveitcrung
der Macht Muhammeds einigermaßen vorstellen, aber wir müssen
damit rechnen, daß uns weder jedes Schreiben erhalten, noch jedes
Ghazu berichtet sein wird. Dazu haben gewiß allerlei Verhandlungen
mit einzelnen Stämmen oder Stammesteilen stattgefunden, von denen
wir nichts erfahren. Denn nur so erklärt sich wohl, daß mehrere Stämme,
die Muhammed befehdet, aber nicht besiegt hatte, nach kurzem doch
seine Bundesgenossen waren, z. B. die Fazära. Allerdings mußte solchen
Beduinen viel daran liegen, sich vor den rücksichtslosen Raubzügen
eines für arabische Verhältnisse gewaltigen Gegners zu sichern, und
so trugen auch die vielen scheinbar ergebnislosen Expedition dazu bei,
dessen Reich zu mehren.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch einmal aussprechen, daß
nach meiner Ansicht Muhammed nie gemeint war, seine Religion und
sein Reich auf Arabien oder gar auf das Higäz zu beschränken. So lange
er in Mekka war, hat er natürlich in Wirklichkeit nur das naheliegende
Gebiet ins Auge gefaßt (und zwar nicht mit dem Gedanken an fürst-
liche Herrschaft), wenn er sich auch als Prediger für »die gesamte Mensch-
heit« [Süra 34, 27) ansah. In Medina dehnte sich aber nach und nach
sein Begehren immer weiter aus, ohne daß er sich jedoch über die
') Dazu der Hohn des Dichters Ibn H i s h. 635, 12.
-) Was natürlich seiner Größe als Politiker keinen Abbruch tut !
Die Tradition über das Leben Muhammeds. i6q
Grenzen klare Vorstellungen machte. Und tatsächlich hat er seine
Leute doch ins römische Reich gesandt, das sie freilich zunächst mit
blutigen Köpfen heimschickte.
Noch viele teils wichtige, teils unbedeutende Einzelheiten, die
wir als völlig historisch annehmen dürfen, enthält die Sira. Daneben
findet sich freilich wieder allerlei Bedenkliches. Nicht zufällig knüpft
die Tradition gerade an die letzte Krankheit und den Tod Muhammeds
recht verdächtige Züge, aber wer möchte z. B. die Angabe bezweifeln,
daß er sich in der Fieberhitze mit Wasser übergießen ließ und daß man
ihm nach abessinischer Weise Medizin einflößte (I b n H i s h. 1006 f.).'*
Alles in allem zusammengefaßt, muß ich mich entschieden dagegen
aussprechen, daß die Sira nur ein Anhängsel an die Koran-Auslegung
(das Tafsir) gewesen sei. Sie steht vielfach in enger Verbindung damit,
aber sie ist als Ganzes doch selbständig.
Auch die Tradition über die ersten Zeiten nach des Propheten
Tode halte ich im ganzen für zuverlässiger, als es neuere Auffassungen
einräumen w^ollen^). Vor allem kann ich nicht zugeben, daß die großen
Eroberungszüge als eine selbständige Bewegung der arabischen Nation
anzusehen seien, sondern beharre dabei, daß *Omar und einige andere
Qoraishiten in Medina sie planmäßig geleitet haben. Die Araber sind
von Haus aus disziplinlos und können nur unter einem straffen Lenker
Großes leisten. Das Unternehmen gegen Medina (der Grabenkrieg)
scheiterte an dem Mangel der Disziplin bei den Verbündeten gegenüber
einer einheitlichen Leitung. Diese unterwarf dann den größten Teil
der Araber und hielt erst recht Probe, als nach Muhammeds Tode
fast alle Araber abfielen, ohne sich aber auch nur partiell zu Angriff
und Verteidigung zusammenzutun. So wurden sie trotz ihrer großen
Überzahl durch die von Medina ausgesandten Muslime ohne sehr großes
Blutvergießen rasch wieder unterworfen; nur die tapferen Bauern
vom Stamme Chanifa, die ihrem Propheten Maslama folgten, leisteten
erbitterten Widerstand. Daß nun alle diese zersplitterten Stämme
aus eigener Initiative den Angriff auf zwei große Reiche unternommen
hätten, ist schier unglaublich. Man könnte ebensogut das, was Alexander
vollbracht hat, dem Drange des mazedonischen Volkes zuschreiben
statt dem unvergleichlichen Genie des Königs, dem sein tapferes Volk
allerdings das beste Werkzeug war 2).
^) Damit leugne ich natürlich nicht, daß gewisse Partien dieser Berichte, namentlich
die auf Saif zurückgehenden, romanhaft sind.
^) Die Kläglichkeit der Erfolge desAgesilaus, den wir doch als tüchtigen Kriegsmann
kennen, zeigt, wie schwer es trotz alledem war, das persische Reich umzustürzen. Man mag
dazu halten, daß die Bekr b. Wäil bei Dhü Qär ein persisches Heer besiegten, allein nicht
Islam. V. 1 2
170 1 h. Nüldeke, Die Tradition über das Leben Muhammeds.
Wir kehren zu Muhammed zurück. Daß von den normativen
Hadithen höchstens sehr wenige wirklich von diesem herrühren, steht
nach Goldziher's glänzendem Nachweise fest. Auch gegen seine
in der geschichtlichen Erzählung enthaltenen Reden ist starkes Miß-
trauen angezeigt. Dafür haben wir aber im Koran seine buchstäblich
echten Worte. Und sein Leben, das wiederhole ich, liegt uns wenigstens
von der Higra an in allen großen und vielen kleinen Zügen klar vor
Augen. In der alten Sira nehmen Wundererzählungen keinen großen
Raum ein, und sie lassen sich fast immer ohne Mühe von der Erzählung
der wirklichen Begebenheiten rein sondern. \\'ie anders ist das in den
Evangelien 1 Und wie viel historischer ist uns sein Leben überliefert
als das Jesu, um von Buddha und Zarathustra zu schweigen !
daran denken konnten, das Reich selbst zu erschüttern. Aber freilich, wie der Zug der Zehn-
tausend und die partiellen Siege des Spartanerkönigs den Gedanken erweckt hatten, daß
das Achämenidenreich einem Ansturm wohl nicht Stand halten werde, so hat der Tag von
Dhü Qär dazu beigetragen, den Arabern Mut zum Angriff auf das der Säsäniden zu machen
Une inscription dun vizir des Ikhsidites.
Par
G. Wiet.
M. Van Berchem a public ä la fin des inscriptions fätimites du
Caire un fragment d'inscription coufique peu interessant qui n'avait
trouve place dans le Corpus qu'ä cause de la beaute des caracteres.
Voici d'ailleurs ce qu'en dit lui-meme M. Van Berchem {Corpus-
Egypte, I, p. 79):
«Dans le quartier de Salibah, ä l'entree de la ruelle qui conduit
de la rue de ce nom ä la mosquee d'Ahmad ibn Tülün, et que le plan
fran^ais appelle ^Atfat Bir al-watawit (Ruelle du puits des hirondellesj.»
«Grande plaque de gres rose encastree dans le mur d'une maison
en ruines, ä un metre du sol. Cinq lignes en beau coufique fleuri; carac-
teres moyens, d'un style remarquable. La plaque est cassee a gauche
au milieu de l'inscription, peut-etre aussi en bas, et la moitie inferieure
du fragment conserve est entierement f rüste; on ne peut lire que le
commencement des deux premieres lignes et quelques lettres de la
troisieme ^).»
^/Sj J^ö Q./J ^"^1 xJÜt &Jl.«-wo (i)
. . . . ^\.*i -)[(?)^L«ji]i! qJ Ji3t.:>- qJ Js.*i2Äji ^ ^-ä*i* siAac (2)
.... jj.-M.LA*«i) .... X sLi« 1. . . . . Ji (3)
«Ce fragment n'a d'autre valeur que la süperbe execution des
•caracteres. »
Or, les mots dechiffres se lisent ä leur meme place dans une in-
scription que Maqrizi {Khifat, II, p. 135) nousaconservee, et qui relate
la fondation par le vizir ikhsidite Ibn el-Furät du Bir el-Wa,tämt;
et ce dernier detail concorde aussi tres bien avec la Situation de la
pierre, qui devient ainsi un document d'une haute importance. D'autre
part, nous sommes une fois de plus edifies sur la valeur des sources
I) Voir une Photographie dans le Corpus, pl. XVIII, no 3.
W M W*
*) M. VAN Berchem proposait egalement, avec reserves: v^LiJut; ^^Uötil; 0L»jij5
12*
172
G. Wiet,
auxquelles a puise Maqrizi pour tout ce qui touche ä l'histoire musul-
mane de son pays. Cet auteur nous avait dejä conserve l'inscription
de la fondation de la mosquee el-AzJiar (Van Berchem, op. cit., I,
p. 43), qui etait en complete harmonie avec le protocole des inscriptions
fätimites. La decouverte que nous faisons ici nous permet donc de
croire ä l'authenticite de l'inscription d'el-Azhar. — Enfin, nous avons
lä un Souvenir epigraphique de la periode des Ikhsidites, le premier
connu de cette epoquc tres courte.
Maqrizi nous signale que le vizir Ihn el-Furät construisit un
puits pour alimenter les Sept Citernes, qui avaient ete bäties pour
approvisionner d'eau les habitants du Kha/t-el-Hamrä. II nous donne
alors le texte de l'inscription commemorative '); nous mettons entre
crochets les mots qui existent encore:
».l ÄÄif^ts^l 3)oUji [^ Jis.=^ ^i J.*näJl ^ jS.'^ ^^>^ (2) ^t ^^\
L[Pwix]jl r^p] (3) ^LiuiLw 5.x^J5 Jl 'u^'w;^^^ XJi\ 3uViJ t.-LJI ^
iüjjAAj ,.^jjj! -Jic N^it '~«Ji.5 iou-w- .-* -Nju xjjo -^s äIa^wa^! cjUiiLw-,)
. . . Gräces et louanges soient rendues ä Allah, de Qui est venue
la generosit6 sur son serviteur Ja'far ibn cl-Fadl ibn Ja*far ibn el-Furät,
et Qui l'a fait reussir dans la construction de ce puits et dans la conduite
de l'eau jusqu'aux Sept Citernes qu'il a fondees et immobilisees pour
tous les Musulmans. II a immobilise et consacre ce puits en zvac// a U
perpetuite, sans qu'aucune modification soit permise, ni aucune deri- ■
vation d'une partie quelconque de son eau, qui ne devra pas etretrans-
feree, ni depcnsec inutilement, ni conduite par ailleurs que par la voic
qui a ete tracec pour eile vers les Citernes consacrees Cela eu l'an 355
(28 decembre 965 — 16 decembre 966).
Nous avons donc avec cette inscription l'actc de 7i'aqf le plus
') On la lit encore dans 'Ali Päsä Mubarak, II, p. 113; Salmon, La kal 'at
al-Kabeh, p. 44 — 45.
=) Coran, XXX, 3.
3) Ce nom est tres fruste sur la pierre.
4) Coran, II, 177.
4
Une inscription d'un vizir des Ikhsidites.
173
ancien d'Egypte et le texte epigraphique le plus important par sa
date apres celui de la mosquee d'Ibn Tülün.
Ce puits, construit par Ibn el-Furät, ne portait pas au moment
de sa fondation le nom par lequel il est encorc connu. Nous savons
qu'ä l'epoque des sultans mamlüks il etait hors d'usage et des con-
structions avaient ete elevees dessus. Pourtant son souvenir resta : des
hirondelles venaient se refugier dans les bätiments qui se trouvaient
a la place du puits qui s'appela des lors le Puits des hirondelles. Ce
nom fut donne plus tard au quartier, sous le regne de Muhammad
ibn Qaläwün: il existe encore une rue, Chareh Bir el-Watawit, qui mene
de la xw^Salibah ä la mosquee d'Ahmad ibn Tülün. *Ali Päsä Mubarak
nous parle bien d'une dame Wafwätah, qui etait consideree par les
habitants du quartier comme la proprietaire primitive du puits: ce
n'est qu'une tradition populaire moderne i).
Par contre, le souvenir des Sept Citernes dont il est question dans
l'inscription est completement perdu. Elles donnerent aussi leur nom
a un quartier qui existait encore au temps de Maqrizi, le Kha.tt el-Sah^
■Siqäyät: Salmon (op. cit., p. 41 — 44, et pl. II) a reussi ä le situer au
s\id-o\iQstdQ\aiBirkahQdrün. Plus recemment, M. GuESTct M. Richmond
{Misr in the Fifteenth Century, J. R. A. S., 1903, carte, C— 9) sont arrives ä
une grande precision: ils placent les Sab' Sawdqi surle bord du Nil, entre
la Mauradat el-Halfä, au nord, et le Jämi" el-Jadid el-Nägiri, au sud.
Abu' 1-Fadl Ja'far ibn el-Fadl ibn el-Furät, connu egalement
par le nom d'Ibn Hinzäbah 2)^ ^tait parent de vizirs des Khalifes *abbä-
sides de Bagdad (cf. Fakhri, Introd. p. 46 — 47). Ne en 308 H (23 mai '
920—11 mai 921), Ja'far fut le grand homme d'etat des Ikhsidites:
nous le voyons en qualite de secretaire d'Etat en 335 H (23 juillet
■947—10 juillet 948), sous le regne d'Aunüjür ibn el-Ikhsid 3), et il resta
Premier ministre jusqu'a la chute de la dynastie ikhsidite. II serait
mort dans le courant de l'an 391 H, en gafar ou en rabi* I (du 31 de-
cembre 1000 au 27 fevrier looi) 4). Ibn K h a 1 1 i k ä n (cf. Wüsten-
PELD. op. cit.; Ibn S a*i d) dit avoir vu son tombeau dans la petite
Qaräfah; mais une autre tradition place sa tombe ä Medine.
II serait desirable que la pierre de la rue du Bir el-Watäwit soit,
par les soins du Comite de l'Art arabe, transportee au Musee arabe
du Caire.
0 Tous ces details se lisent dans Salmon, op. cit., p. 44 — 46.
-) Hinzäbah etait le nom de sa grand'mere paternelle.
3) Wüstenfeld, Statthalter, W, p. 39.
4) Cf. Ibn S a'i d . p. 93—95. texte ar., p. 86—87; S u y ü t i , Husn el-Muhä-
4arah. Le Caire, 1321 H, I, p. 164—165 (e^jjJl Jiwä>); II, p. 129 {^^ -l^j^).
Cassianus Bassus Scholasticus und die
arabischen Versionen der Griechischen
Landwirtschaft.
Von
Julius Ruska.
In einem Referat über Gabrieli's ISiota biobibliografica su Qustä
ihn Lüqä (Islam IV 189) habe ich meinem Befremden darüber Aus-
druck gegeben, daß der Verfasser unter den handschriftlich erhaltenen,
aber von seinen drei Quellen nicht genannten Schriften des K u s t ä
ben Lükä die Übersetzung der »Griechischen Landwirtschaft«
nicht nennt. Ich bezog mich dabei auf A. Baumstakk's Lucubrationes
Syro-Graecae (Leipzig 1894), in denen die verwickelte literarische
Frage zuletzt wieder angeschnitten und, wie es schien, endgültig gelöst
wurde. Ich hätte auch noch auf desselben Autors Aristoteles bei den
Syrern hinweisen können, wo die gleiche These S. 6 unten wiederholt
wird (Leipzig 1900), unter den älteren Autoren vor allem auf E. Meyer,.
Geschichte der Botanik III, 150^-
Ich kann jetzt den Beweis erbringen, daß die Ausführungen
Baumstakk's nicht zu halten sind. Ein glücklicher Umstand fügte
es, daß ich im Juli v. J. nicht nur die von Baumstark benützte und
im Vordergrund des Interesses stehende Leidener Handschrift 1277 =
Warner. 414, sondern auch die zweite dort befindliche Handschrift
1278 = Warner. 540 auf der Heidelberger Universitätsbibliothek
benützen konnte; diese bisher vernachlässigte Handschrift brachte
die Lösung des Rätsels.
Der jüngere der beiden Codd., nach der Unterschrift am 16. Mu-
harram des Jahrs 813 = 1410 vollendet, hat folgenden Eingang:
Ic J^.4JCäo^ (lies iJUc) i^JLc ^^,fi: ^J^il\ ßi^ ^ t. j^., j.£,yi
^^LOi! ^A K.^.^ ^^ß 'ui^ ^^ ^.^j^ (so) iL,j>j,- 1^^
Cassianus Bassus Scholasticus und die arabischen Versionen usw.
175
Also: »Dies ist das Buch des Fastüs, des griechischen Philosophen,
über die Landwirtschaft und was damit zusammenhängt von dem,
was die Landwirte und die meisten andern Leute nicht entbehren
können bei ihrer Arbeit. Es zerfällt in zwölf Abschnitte. Über-
setzung des Sarhis ben Halijä des Griechen. Er hat es übersetzt
aus der griechischen Zunge in die arabische. Erster Teil des
Buches der Landwirtschaft. Es sagt Fastüs : Wir beab-
sichtigen« usw.
Durch die ganze Handschrift hindurch wird Fastüs als der Autor
bezeichnet; so besonders in den Eingängen zu den weiteren Abschnitten
des Werkes, wo sich in stereotyper Wiederholung der Satz findet:
Er heißt also auch überall der Sohn des A s k ü r ä s k i n a h
(nicht Asküräskija), und wird auf dem in persischem Duktus ge-
schriebenen Titelblatt in gleicher Weise bezeichnet: i;.:>^äJi ^J^
iJ-^Xw«l^_jXwl ^i (j*j.Ia^5 *xXjs=UJ xx/«3^J!. Daß er als Autor
des Werkes zu gelten hat, steht somit fest, und es ist nicht richtig,
wenn Baumstark a. a. O. S. ^yy sagt: Ex inscriptione autem libri
Lugdunensis, nisi quis praeoccupata mente rem spectat, minime patet
KostOs operis Graeci conditor putandus sit an versionis Arabicae.
Hätte der Urheber der Notiz auf dem Titelblatt Kostüs als den
Ubers etzer bezeichnen wollen, so hätte er nicht fortfahren
können ..^>^4.:i».Aj ,.,f^ äAt x_^j jtjl X.iL'! J! n^^^ Jl ^äjU! ..-/s ss^^^
>JI -jCJLäJ! Ljij.i ^j IL2AM.S ^^ »es haben es übersetzt aus der
griechischen Sprache in die arabische Sprache eine Anzahl von
Übersetzern, unter ihnen Kostä ben Lükä aus Baalbek« usw.
Lassen wir aber einstweilen dahingestellt, ob eine Übersetzung
des Buches von Kostä ben Lükä existiert hat oder nicht, auf
keinen Fall durften die durch ihre Form und den Vatersnamen
deutlich geschiedenen Kostüs und Kostä zusammengeworfen werden.
Wer sollte nun durch den Namen als Verfasser bezeichnet werden.?
Mit dem Namen Asküräskinah, der auch bei Häggi Halifa
wiederkehrt — aus ihm stammt die schon von E. Meyer in seiner
Geschichte der Botanik angeführte Notiz über die Übersetzer, die auf
der Titelseite steht — , wußte bisher niemand etwas anzufangen; die
Transkription Festus Filius Xuraxinae des Leidener Katalogs
ist eine unglückliche Verschlimmbesserung des arabischen Namens,
die Konjektur Pusey's (zitiert bei Steinschneider, Virchows Archiv
l'-ß Julius Ruska.
Bd. 52, 496) Askurus el-Kahin führt nicht weiter. Auch
E. Oder bezeichnet es noch in seinen Beiträgen zur Geschichte der
Landwirtschaft bei den Griechen III [Rhein. Mus. N. F. 48, 1893, S. 40)
als ganz unverständlich, wie Häggl Hallfa den griechischen Costus
als Ben Asküräkinah bezeichnen konnte, und Baumstark gleitet
a. a. O. stillschweigend über diese Schwierigkeit hinweg.
So blieb nur die Hoffnung, in dem zweiten, weit älteren Leidener
Codex Aufklärung zu finden. Er ist im Safar des Jahres 563 =1167
vollendet und repräsentiert zudem, wie schon der Katalog feststellt,
eine ganz andere Redaktion (B) des Werkes. Aus dem
Eingang, den ich zum Vergleich beifüge, war für den Namen nichts
zu gewinnen; doch ist er merkwürdig durch die Erwähnung der p e r -
sischen Übersetzung: xj^^JUi ^yh.^ «./^j» -/i ^-j-ä5 iL^w*o »iXP
^_^^Lä]| ^-yfi *J>-<ji» (j_^ci,J! (lies iiÄ-«.<.j) ^x^.w.j ^} 'w* ^Jlkd» l.^
'x^^jläl'Li i— J-XXi! !l\^ (so) U^j^ ,»-^jL*/8 ij. NJ xiJi (♦t^'S L4.>j5 \i.«^ q£
Lücke,] LxJi iu^L£ ^yü ^.,1 *^3 ^a ^^^ V-^^' ^ W^ ^-'^
-j( JLül o.xJ! Ä- .;^...5=VAaj| [von junger Hand eingesetzt •L^oLI.
»Dies ist die Abschrift des Buches, das verfaßt hat Fastüs der
Philosoph, worin er beschreibt, was nicht entbehren können die Land-
wirte und andere Leute bei ihrer Arbeit, in dem, wodurch sie Gott
unterstützt bei (der Erwerbung) ihrer Bedürfnisse. Dieses Buch wird
auf persisch Warz däneh ^) genannt. Buch der Landwirte, und es hat
zwölf Abschnitte. Der erste Abschnitt davon hat 15 Kapitel. Das
erste Kapitel daraus, daß du erkennest das Zeichen des *Auwä (d. i.
der 13. Mondstation) [des bedrängten (.^)] ; das Richtige. Das zweite
Kapitel« usw.
Verfolgen wir die Beischriften der Abschnitte, so ist aus der zum
zweiten nichts zu entnehmen. Die zum dritten liefert bereits eine
bemerkenswerte Variante der beiden Namen: ^jhIsJ^
also Kastütos b. Askürä(n ?)sikijä. Die Beischrift zum vierten Ab-
schnitt — über den Weinbau — enthält eine ganz korrupte Stelle:
(_*ij..^lM*^i» • fcwv-j \AX*hS *JLjuS XJCavoI.^X«.* ^i\ y/«*'.TM«.'S ^■^^ -*■'' • • •
') Es muß natürlich io«'J; .» heißen. Die Unterschrift am Schluß wiederholt
den Namen in richtiger Schreibung.
Cassianus Bassus Scholasticus und die arabischen Versionen usw. \nn
Die zum fünften endlich löst das Rätsel und erklärt zugleich die
Korruptel: ^S'* ^yJ^:, h.-jSi JUit ^yi^^i \xad, (^AÜ (^---«Li^ ^^^
LjLj .,jJL4.i» XM^:i>. »Der fünfte Abschnitt, den verfaßt hat Kostüs
für seinen Sohn (B)äsüs, 85 Kapitel.«
Das kommt ganz überein mit den Eingängen zu Buch Z und H
der griechischen »Geoponika«, wo es beide Male heißt: Totos t^ta-iv h
-■^Ss xfj ßt'ßXo), to 9t'/-a-£ Trat Bd^at, k^oo^r^ bzw, o'^oor, ;i,3v o'j'rr, /.-)..
Dagegen fehlt der Hinweis auf Bassus im Araber bei den folgenden
Kapiteln. Es ist klar, Kostüs ist kein anderer als Cassianus,
und nun löst sich auch das Rätsel Asküräskinah: das Wort
ist einfach Transkription von S/oXacJTtzoc, dem Titel des Cassianus,
-der fälschlich für den Vatersnamen gehalten wurde; eine Transkription,
die aus der Form [„>S.,u^]j».i^\ nach Setzung der Punkte und Ersatz
des ^ durch ^ vollkommen richtig L^jyJC^^L^C-wi ergibt. Sie
Aveist auf eine syrische Vorlage hin, die '(.'->. /, m \ o -. m'f
gelautet haben mag — bei Payne-Smith sind andere Transkriptionen
gegeben — und scheint damit zugleich für eine ältere syrische Über-
setzung zu zeugen.
Die Identifikation von Kostüs und Cassianus liefert
•einen ersten festen Punkt für die Beurteilung der in den beiden Hand-
schriften überlieferten Nachrichten. Sie mahnt aber auch zur Vor-
sicht bei Konjekturen über die Namen der Übersetzer. Die Hand-
schrift Warn. 414 nennt vor jedem Abschnitt den S e r g i u s b.
H e 1 i j ä den Griechen als Übersetzer; die Notiz auf der Titel-
seite erklärt seine Übersetzung für weitaus vollkommener und richtiger
als die übrigen, d. h. als die des Kostä b. Lükä, des Astän, d. i. Eusta-
thius und des Abu Zakarijä Jahjä b. *Adi. Wenn auch diese Notiz
vermutlich jung ist und aus Häggi Hallfa stammt, so wird
doch wieder Häggl Hallfa seine Bemerkung einer Hand-
schrift des Kitäb alfaläka entnommen haben, die der Leidener ver-
wandt war.
Haben wir nun ein Recht, den Sergius b. Helijä mit dem syrischen
Arzt Sergius aus Ras 'A i n zu identifizieren, der im 6. Jahr-
hundert aus dem Griechischen ins Syrische übersetzte ? Daß er von
Ibn Abi Usaibi'ä (I, 204) als ein »mittelmäßiger« Übersetzer
bezeichnet wird, will natürlich nicht viel besagen; dieser Araber war
gewiß nicht in der Lage, des älteren Sergius Leistungen zu beurteilen.
Aber von einer Übersetzung der Landwirtschaft
durch Sergius aus Ras *Ain weiß Ibn Abi Usaibi'ä
ebensowenig wie von dem Vatersnamen Elias,
178
1 II 1 i u s R u s k a ,
und dasselbe gilt von Bar H c b r a e u s. Es ist nur eine der un-
crlücklichen Konfusionen, die wir bei Wüstenfeld finden, wenn
er in seiner Geschichte der arabischen Arzte und Naturforscher dem
Sergius aus Ras *Ain den Namen Ben Elias zulegt (a. a. O. S. 6)
und in einer Anmerkung beifügt, daß unter seinen Übersetzungen
besonders die von Castus de agricultura erwähnt werde. Diesen Irrtum
hat dann Meyer in seiner Geschichte der Botanik III 36 weiter ver-
breitet, im guten Glauben, daß I b n Abi U s a i b i 'ä dasselbe
wie Häi>gl Ha Ufa berichte, und hat daran, da er ganz richtig (
sah, daß der ältere Sergius nicht ins Arabische übersetzt haben konnte^
die Hypothese geknüpft, er habe das griechische Werk ins Persische
übertragen; eine Vermutung, die mit Recht von Baumstark a. a. 0. i
S. 368 zurückgewiesen wird. Da aber ein Sergünb. Helijä |
a 1 - R ü m I auch als Vollender einer arabischen Übersetzung des
Almagest angeführt wird (vgl. Baumstark a. a. O. S. 380, 497) und
I b n Abi U s a i b i'ä (I, 204) einen M ä S a r g ! s kennt, der
als Arzt berühmt war und aus dem Syrischen ins Arabische übertrug,
so gewinnt die Annahme an Wahrscheinlichkeit, daß unsere Hand-
schrift auch in dem zweiten Punkte recht behält, daß also Sergius
b. Elia der Übersetzer ins Arabische ist.
Nur durch die Notiz auf der Titelseite der Leidener Handschrift
bzw. bei Häggi Halifa läßt sich bis jetzt die Behauptung belegen,
daß Kostä b. 1. ü k ä die »Geoponikn« ins Arabische übersetzt
habe. Nachdem der von Baumstark versuchte Beweis hinfällig
geworden ist, verliert die Nachricht überhaupt jede Glaubwürdigkeit,
Schon M. Steinschneider macht darauf aufmerksam, daß weder
Ibn al-Kift! noch Ibn Abi U s a i b i 'ä das Werk unter
den Übersetzungen des Kostä nennen ») ; die sorgfältige Arbeit von
Gabriel! hat keine neuen Spuren geliefert: so liegt die Vermutung
nahe, daß schon in alter Zeit auf Grund iihnlicher Gedankengänge,
wie sie bei E. Meyer und A. Baumstark vorliegen, in manchen Zitaten
aus Kostüs Kostä geworden ist, und daß der als Übersetzer ins
Arabische berühmte Kostä b e n 1. ü k ä nur durch diese Ver-
wechslung zu dem Rufe kam, einer der Übersetzer <ler »Griechischen
Landwirtschaft« zu sein.
Es bedarf kaum des Hinweises, daß wir mit diesen Feststellungen
erst an der Schwelle der Untersuchung stehen. Wichtige Ergebnisse
') VirchoK's Archiv, Bd. 52, 497; zuletzt in Beihefte z. Zcnlrdhlcüt f. Bibliotheks-
wesen XII 1893, 12 ff. Es ist etwas unvorsichtig, wenn A. Baumstark S. 496, Note 145
zu Steinschneiders Ausführungen behauptet: Quod vero simpliciter ne exstitisse quidem
ullam Kostae filii Lucae versionem contendit argumentis plane nullis prolatis illud
audaciae est vix venia dignae.
Cassianus Bassus Scholasticus und die arabischen V^ersionen usw. I7Q
hat die jüngst veröffentlichte Arbeit von Dr. E. Fehrle, Studien
zu den griechischen Geoponikern (Boll, Stoicheia II, B. G. Teubner)
gebracht ; über den vierten Abschnitt der beiden arabischen Rezensionen^
der vom Weinbau handelt, habe ich im Archiv für die Geschichte der
Naturwissenschaft und Technik einiges veröffentlicht ^). Es wird aber
die Aufgabe immer dringender, das ganze in arabischer und persischer
Sprache vorhandene handschriftliche Material zu sammeln und zu
untersuchen, damit das Verhältnis dieser Versionen zu den griechischen
Bearbeitungen des Gegenstands endgültig festgelegt werden kann.
Ich kann hier schon darauf hinweisen, daß sich in Gotha
eine bisher nicht als solche erkannte Hand-
schrift der Klasse B befindet. Denn die im Katalog
Per t seh IV 138 unter Nr. 2120 verzeichneten »Fragmente einer
alten und guten, aber sehr schlecht gehaltenen Handschrift eines
Werkes über Landwirtschaft, welches in den noch vorhandenen Über-
schriften mehrerer Abteilungen ^>p>^UJf v-jLXi" genannt wird«,
erweisen sich durch die Kapitelzahlen der erhaltenen tU::>^
direkt als zur Klasse B der arabischen Bearbeitung der »Geoponika«
gehörig. Nach dem Katalog hat Teil III 29, Teil IV 98, Teil V 84,
Teil VI 22, Teil VII 43, Teil VIII 23, Teil IX 22 Kapitel; es herrscht
somit in den erhaltenen Teilen vollkommene Übereinstimmung mit B
bis auf die großen Zahlen von IV (B 118) und V (B 85). Auch die
Benennung ^xs>SLäJ5 o'JC^ erinnert an die in B gebrauchte ^^\.-!i\ ^Ui'
im Gegensatz zu A K^^JJ L-^lxi", und weist auf die Beziehungen
zu der persischen Übersetzung hin. Den unmittelbaren Beweis für
eine persische Vorlage von B sehe ich in der Überschrift zu IV 22,
wo es heißt: J! f^j^^ 3> ^jL> ^i.^^ >_^ä*j1 ^ä>-j (^'^».Jl \.a ^ixj ^^^
«.xj^ii ^*^\ al^ i^J>5 sLxi ^jrj; denn der durch ;c-o^J! ,\^\ erklärte
Dai Mali muß aus persischer Überlieferung stammen. Ein anderes
Beispiel für die persische Grundlage ist die zweimalige Verwechslung
von ijo und J.i>, über die ich in dem vorhin genannten Aufsatz
gehandelt habe; doch sind das nur einige der dort nachgewiesenen
Belege. Die vollständige Durcharbeitung des Textes würde gewiß
das Ergebnis nur bestätigen. Auch die in der Bodleiana vorhandene
arabische Übersetzung soll aus dem Persischen gearbeitet sein; wenn
das richtig ist, würden somit mindestens drei Handschriften für eine
Ausgabe der Version B zur Verfügung stehen.
') J. RusKA, Weinhan und Wein in den arabischen Bearbeitungen der Geoponika.
(Sudhoff-Festschrift) S. 305 ff.
Die Kleinfunde von Samarra und ihre Ergeb-
nisse für das islamische Kunstgewerbe des
9. Jahrhunderts.
Von
Friedrich Sarre.
Mit 3 Abbildungen im Text und 4 Tafeln.
Die Ergebnisse der ersten Kampagne der Ausgrabungen von
Samarra sind von Ernst Herzfeld in dem von der Generalverwaltung
der Königlichen Museen herausgegebenen Vorbericht (Berlin, Dietrich
Reimer 1912) veröffentlicht worden. Die zweite und letzte Kampagne,
die wiederum von Herzfeld geleitet wurde, dauerte ungefähr 7 Monate,
vom I. Dezember 1912 bis 7. Juli 1913; sie betraf vor allem denjenigen
Palast, der die eigentliche Residenz der Kalifen gewesen war, und dessen
Ruinen noch heute den Namen Bait-al-Khalifah. d. h. »Haus des
Kalifen« bewahrt haben. Daneben wurde eine das gesamte Stadt-
gebiet umfassende Karte im Maßstabe l : 25 000 von dem Haupt-
mann im Großen Generalstabe Herrn Ludloff aufgenommen.
Die hauptsächlichsten Mittel für die zweite Kampagne spendete
auch diesmal wieder die Kaiser-Wilhelm -Gesellschaft zur Förderung der
Wissenschaften auf Grund der von Frau Elise Wentzel geb. Heckmann
errichteten Stiftung zur Förderung islamischer Archäologie ^). Ferner
hat Seine Majestät der Kaiser und König eine namhafte Summe aus
dem Allerhöchsten Dispositionsfonds für die Ausgrabung zu bewilligen
die Gnade gehabt, auch der Direktion der Deutschen Bank verdankte
die Unternehmung von neuem eine bedeutende Unterstützung. Als
hochherzige Gönner der nunmehr abgeschlossenen Grabungen von
Samarra seien die Herren Baurat Georg Heckmann, Generaldirektor
der Kgl. Museen Exzellenz \\". v. Bodc und Geheimrat Ed. Arnhold
auch an dieser Stelle noch einmal genannt.
Eine große, die gesamten Resultate der Grabung erschöpfend
I) Während der Drucklegung, am 5. Februar, ist diese um das gesamte Gebiet
der Wissenschaften so hoch verdiente Frau gestorben. Es sei ihr unvergessen, daß sie
es zuerst gewesen ist, die der islamischen Archäologie größere Mittel zur Verfügung
stellte und dadurch die Ausgrabung von Samarra ermöglicht hat.
Die Kleinfunde von Samarra und ihre Ergebnisse usw. 1 8 1
behandelnde Veröffentlichung, die im Verlage von Dietrich Reimer
(Ernst Vohsen) in Berlin erscheinen soll, ist in Vorbereitung. Über
die Ergebnisse der zweiten Kampagne wird Ernst Herzfeld weiter
unten kurz berichten. Hier sei eine knappe Übersicht über die w^ährend
der beiden Grabungen gewonnenen Kleinfunde gegeben, über die
der Vorbericht keine Mitteilungen enthielt; denn aus begreiflichen
Gründen habe ich von einer Mitteilung über diese Materie, ehe sie ge-
schlossen vorlag, Abstand genommen.
Der zwiefache Aufenthalt, den ich am Schluß beider Kampagnen
in Samarra nahm, hat mir Gelegenheit gegeben, das gesamte zutage
gekommene Material an Kleinfunden kennenzulernen und zu studieren.
Dabei gewährten mir die von Herzfeld im Anschluß an die jeweiligen
Funde gemachten Notizen, photographische und zeichnerische, teilweise
in Aquarellfarben hergestellte Aufnahmen wertvolle Unterstützung;
diesen Vorarbeiten konnte ich am Schluß der zweiten Kampagne
eine Reihe von Farbenaufnahmen mit Lumiere-Platten hinzufügen.
Die eigenartige Geschichte von Samarra bestimmt die Art und
den Erhaltungszustand der zum Vorschein kommenden Funde; hat
doch hier keine plötzliche Aufgabe der Stadt stattgefunden, wie sie
kriegerische Zerstörung oder Elementarereignisse mit sich bringen.
Als der Ort als Residenz der Kalifen aufgegeben und dann nach und
nach von den Bewohnern verlassen wurde, hatten diese vollauf Zeit,
alles irgendwie Brauchbare und besonders alle Kostbarkeiten mit
sich zu nehmen. Es blieb nur das Unbrauchbare und Nutzlose zurück;
und auch dies in den Häusern und auf den Straßen Zurückgelassene
wird später noch mehrmals einer Revision unterzogen worden sein,
ehe der Flugsand der Steppe die zusammengestürzten Gebäude höher
und höher bedeckte und schließlich mühevolles Suchen und Graben
nicht mehr lohnend genug machte. Wie gründlich diese Beraubung
von Samarra vor sich gegangen ist, zeigen z. B. die Wandmalereien,
die ja leider nur in Bruchstücken gefunden wurden. Hier ist das Blatt-
gold, das in diesen Freskomalereien vielfache Verwendung gefunden
hat, fast überall durch Abkratzen entfernt worden. Daß kaum Münzen,
keine Schmucksachen und Kostbarkeiten, keine intakten Geräte
aus Metall oder Keramik, nur fragmentarische Reste von Holz-
bekleidungen, von Stoffen und von Papyri zutage gekommen sind,
bedarf keiner Erklärung. Für die von uns vorgenommenen Aus-
grabungen, die ja nur einen verschwindend kleinen, wenn auch wich-
tigen Raum innerhalb des gesamten gew^altigen Stadtgebietes ein-
nehmen, traf dieser Mangel an kostbaren und intakten Fundobjekten ■
zu; womit natürlich nicht gesagt werden soll, daß nicht dennoch einmal
jg2 Friedrich Sarre,
Schätze der verschiedensten Art in Samarra zum Vorschein kommen
können, die durch besondere Umstände vor dem Mitnehmen und vor
späterer Entdeckung bewahrt worden sind.
Aber die Hoffnung auf Schätze ist es ja auch nicht gewesen, die
uns bestimmte, in Samarra den Spaten anzusetzen. Hier galt es vor
allem die gesamte Stadt und die großen Palast- und Moscheebauten
der Kalifenresidenz in ihrer Anlage und in ihrem architektonischen
Schmuck zu erkennen. Beide Ziele sind durch Herzfeld's Grabungen
und durch Ludloff's Planaufnahmen erreicht worden. Der Sorg-
samkeit der Ausgrabungstechnik, die auch den kleinsten Fund nicht
unbeachtet ließ, ist es aber auch zu danken, daß trotz der oben er-
wähnten Mängel dennoch die Ausbeute an Kleinfunden vom wissen-
schaftlichen Standpunkte aus als hochbedeutend bezeichnet werden
muß. Die noch so winzigen Reste und Scherben von keramischen
Objekten, von Gefäßen und Fliesen, Bruchstücke von Glas und anderem
Material vermögen die gleiche Auskunft über das in Samarra ver-
wandte Material zu geben, wie es wohlerhaltene Stücke vermocht
hätten. Wir erhalten einen sicheren Einblick in die Kleinkunst einer
bestimmten, durch die Zahlen 838 und 883 n. Chr. fest begrenzten
Epoche und vermögen durch die Fundumstände selbst, durch die Be-
rücksichtigung der Örtlichkeiten, je nachdem die Bruchstücke in einem
Kalifenpalast oder in einem einfachen Privathause zutage kamen,
ferner auch auf Grund der Seltenheit oder der Häufigkeit ihres Vor-
kommens weitere Schlüsse zu ziehen.
K e r a m i k.
Den ersten Platz unter den Funden von Samarra beansprucht
^lie Keramik; denn von allen während der Ausgrabung zutage ge-
kommenen Fundobjekten stehen rein der Zahl nach die keramischen
im Vordergrunde. Man hat hier zwischen der Keramik zu unter-
scheiden, die von auswärts, aus Ostasien, nach Samarra importiert
worden ist, und der, die man in Samarra selbst oder in der näheren
oder weiteren Umgegend hergestellt hat.
Bei dieser importierten, ostasiatischen Kera-
in i k handelt es sich um ein in verschiedenen Gattungen vorkommendes
Material, das im ganzen als Steingut zu bezeichnen ist, das aber teil-
weise dem Porzellan so nahe kommt, daß es dann direkt Porzellan
genannt werden darf ^). Hier ist der mit Stahl nicht ritzbare Scherben
■) Herr Geheimrat Dr. Heinecke, Direktor der Kgl. Porzellan-Manufaktur in Char-
lottenburg, hatte die Güte, mich über die zwischen Porzellan. Steingut usw. bestehenden
lechnischen Unterschiede zu belehren, wofür ich auch an dieser Stelle den ergebensten
Dank ausspreche.
Die Kleinfunde von Samaira und ihre Ergebnisse usw. lg -5
fast weiß, an dünnen Stellen durchscheinend und im Bruch dicht und
muschelig. Dabei liegt die haarrissefreie, glatte und glänzende Glasur
gleichmäßig auf und hat sich mit dem Scherben so eng verbunden,
daß beide nur in demselben Feuer gebrannt sein können; alles charakte-
ristische Eigentümlichkeiten des echten ostasiatischen Porzellans.
Von diesem porzellanartigen Material kamen neben Fragmenten von
mehr oder minder groben, flachen Schalen, deren niedriger, breiter
Ringfuß abgeschliffen ist, auch feinere Bruchstücke zum Vorschein,
so von einem flachen ovalen Schälchen mit gewelltem Rand, dessen
Innenseite am Boden und auf der Wandung mit einem in Relief aus-
geführten Fisch zwischen Wellenranken und mit fliegenden Vögeln
verziert ist (Taf. i, Fig. i). Auf Grund von literarischen Nachrichten
nimmt man an, daß die Herstellung des ersten chinesischen Porzellans
in die Epoche der Sui-Dynastie (581 — 617 n. Chr.) oder in den Beginn
der T'ang-Dynastie (618 — 900 n. Chr.) fällt. Man bemühte sich, Jade
-oder Glas nachzuahmen und war so auf die Erfindung des Porzellans
gekommen. Es wird berichtet, daß zur T^ang-Zeit, jener in politischer
und künstlerischer Hinsicht glänzendsten Epoche der chinesischen
■Geschichte, in Yüe-tschou in der Provinz Tschekiang schneeweiße,
mit Silber und Schnee zu vergleichende Erzeugnisse gefertigt wurden,
»bisweilen mit Reliefs, die Fische darstellten und zugleich auch ein
Geäder, das die Wellen des Wassers andeuten sollte«^). Die Ver-
mutung liegt nahe, daß es sich bei diesen weißen, teilweise mit Relief
verzierten Porzellantragmenten um jene Erzeugnisse der Provinz
Tschekiang handelt. Bisher war ein solches Porzellan und überhaupt .
eine ostasiatische Keramik, die mit Sicherheit in das 9. Jahrhundert
datiert werden konnte, nicht bekannt, und deshalb beanspruchen
die in Samarra zum Vorschein gekommenen Bruchstücke das größte
Interesse ^').
Diesem Porzellan schließt sich eine keramische Gruppe eng an,
•die man als noch nicht genügend ausgebranntes
Porzellan bezeichnen muß, und die den Übergang zum richtigen
') Ernst Zimmermann, Chiveslsches Porzellan. Leipzig 1913. I. Band. S. 22 ff. —
Derselbe, Wann ist das chinesische Porzellan erfunden und-uer war sein Erfinder? » Oriental.
Archiv« Bd. If, 1911.
') R. L. HoBSON in seiner Einleitung zum Katalog der Exhibition of early Chinese
pottery and porcelain. Burlington fine Arts Club. London 19 10: »Apart from a few obscure
literary references we have little information about T'ang wares, though \ve cannot doubt,
that when the ceramic representatives of that splendid period of Chinese art emerge from
•concealment, they will be fully worthy of the cultured age which gave them birth«, und
weiter: »Some of these wares must have been of a porcellanous nature, for there is strong
evidence to prove that porcelain of a kind was first made in the T'ang dynasty«.
i84
Friedrich Sarre,
Steingut bildet. Hierzu gehören starkwandige Schalen, deren gelb-
licher, nicht durchscheinender, aber äußerst harter Scherben im Bruch
rauh erscheint. Hier hat sich die nicht gleichmäßige, an den tieferen
Stellen dichtere und stark haarrissige Glasur noch nicht so eng wie
bei der vorigen Gattung mit dem Scherben verbunden.
Die folgenden Gruppen müssen nach Gefühl und Struktur als
echtes Steingut bezeichnet werden. Der mehr oder weniger
fein geschlemmte Scherben erscheint grau, braun oder grün in ver-
schiedenen Schattierungen, wobei die farbige Substanz auch in die
farblose, meist haarrissige Glasur übergetreten ist. Zu dieser s e 1 a d o n -
artigen Gruppe gehören vor allem starkwandige Schalen und
Schüsseln auf niedrigem Ringfuß; seltener fanden sich kleine becher-
artige, dünnwandige Gefäße auf hohem Fuß mit gewellter und am
Rande blattartig gekerbter Wandung. Ein unter der Glasur ein-
geritztes Muster zeigt Fische oder aus Blattranken bestehende Orna-
mente (Taf. I, Fig. 2). Es wird berichtet^), daß zur T'ang-Periode
»in Yotschou in der Provinz Hunan und zum Teil auch in Yüe-tschou
in der von Tschekiang grüne Erzeugnisse angefertigt wurden«.
Bei einer sehr seltenen Steingutgruppe, zu der die Reste eines
Kruges mit kleinen Henkeln am Rande gehören, bedeckt den grauen
Scherben eine prachtvolle, gelbbraun-glänzende Glasur, und wir
werden an die Notiz erinnert, daß »in Schou-tschou in der alten Provinz
Kiang-nan gelbfarbige Erzeugnisse« gefertigt sein sollen.
Wohl die am meisten in Samarra zutage gekommene Gruppe von
Steingut zeigt eine ein- oder mehrfarbige Glasur auf
weißem Grunde, in grüner, gelber und bräunlicher
Farbe Punkte, Flecken und vor allem über- und durcheinander-
laufende Streifen bildend, wobei der untere Teil des Gefäßes meist von
der GlasuB freibleibt und in diesem Falle eine abgeschliffene Fußplatte
aufweist (Taf. 2, Fig.3). Den fein geschlcmmten, gelblich-weißen Scherben
bedeckt eine weiße Engobe (Malgrund), auf der sich die feinen Haar-
risse der durchscheinenden Glasur, wenn letztere abgesprungen ist,
deutlich in Relief markieren, ein Beweis dafür, daß die Haarrisse schon
bei der Herstellung im Brande entstanden und nicht eine Folge der
Verwitterung sind 2). Einige Beispiele dieser, große und kleinere
') Vgl. E. Zimmermann. a.a.O. I. S. 25.
2) Aus demselben Material bestehen die meist figürlichen Keramiken, von denen
sich prächtige Beispiele, teilweise Figuren, auf der erwähnten Ausstellung (A. 50, 52, 55,
64 — 66) aus der jetzt im »Victoria- and Albcrt-Museum« aufgestellten Sammlung von
\rr. Eumorfopoulos befanden. — Auch die mehr als lebensgroßen, prachtvollen Lohan-
Figuren aus gebranntem Steingut, die Friedrich Perzynski in China gefunden und im
/S<f '
Figur 1.
Samarra, Bruchstücke einer Schale aus weißem ostasiatischem Porzellan. Durchm. 16 cm.
Figur 2.
Samarra, Bruchstück eines Fußbechers aus seladongrünem ostasiatischem Steingut. Durchm. 8 cm.
Der Islam. Band V, Tafel 1.
1 ^
^.
Figur 3.
Samarra, grün-weiß glasierte Sehale aus ostasiatisehem Steingut. Durchm. 3Ü cm.
Figur 4.
Samarra, grün-weißer Teller mit Graffltomuster aus ostasiatiscliem Steingut. Durclim. 42 cm.
Die Kleinfunde von Samarra und ihre Ergebnisse usw. 185
Schüsseln und Schalen bildenden Gruppe haben ein unter der Glasur
eingeritztes Muster mit unbeholfenem vegetabilischem Rankenornament
(Taf. 2, Fig. 4). Kleinere Gefäße dieser Art sind entsprechend zarter und
feiper geformt in jener schon oben erwähnten blütenähnlichen Gestalt
mit gewellter Wandung und gekerbtem Rande, zu der in einem seltenen
Falle auf dem Boden angebrachte Reliefdekorationen (z. B. eine
Gruppe von phantastischen pfauenartigen Vögeln) hinzukommen.
Leider konnten die in schwarzer Tusche auf dem Boden einer großen
Schale und im Innern eines Topfes angebrachten undeutlichen arabischen
Beschriftungen bisher nicht gedeutet werden.
Wenn wir die Bezeichnung einheimische Keramik
im Gegensatz zu der eben behandelten, aus Ostasien importierten
für die folgenden keramischen Gruppen wählen, so soll damit nicht
ausgedrückt sein, daß diese sämtlich in Samarra selbst hergestellt sind.
Hier handelt es sich weder um Porzellan noch um Steingut, sondern
um eine mehr oder weniger weiche, stets mit dem Messer ritzbare,
undurchsichtige Fayence, die unglasiert geblieben oder mit einer
Glasur bedeckt ist ^).
Zu der u n g 1 a s i e r t e n Keramik gehört die sogenannte
Stempelkeramik. Sie kommt in Samarra noch so häufig vor, daß
wir annehmen müssen, daß die großen starkwandigen Henkelgefäße,
deren Schmuck in eingepreßten Medaillons besteht, noch im 9. Jahr-
hundert hergestellt worden sind. An bestimmten Plätzen in der Nähe
von Samarra, vor allem in Tekrit, dann auch am sogen. Nil, südlich
Herbst 191 3 in Berlin ausgestellt hat, zeigen in der Glasur die charakteristischen grünen
und golübraunen Töne und dürften gleichfalls noch der T'ang-Periode angehören. — Wenn
es wahr ist, daß die ^m Schatzhause Shosoin bei Nara vereinigten Kunstschätze sämtlich
aus der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts stammen, so handelt es sich bei einer Reihe von
farbig glasierten Gefäßen gleichfalls um chinesisches Steingut der T'ang-Dynastie, und
zwar aus einer der Samarra-Zeit um ein Jahrhundert vorangehenden Periode (vgl. Toyei
Shuko, Tokyo 1900, Bd. HI. Taf. 154 — 156 und Oskar Münsterberg: Chinesische Kunst-
geschichte. Eßlingen 191 2. Bd. 11, Abb. 379 — 383). Herrn Dr. Otto Kümmel verdanke
ich die Kenntnis von in Japan hergestellten farbigen Originalaufnahmen, die über die
Identität der Shosoin-Keramik mit dem in Samarra gefundenen chinesischen Steingut
kaum einen Zweifel übrig lassen.
■) Für das Vorhandensein von Töpfereien dient der an mehreren Stellen festgestellte
Fund von kristallisierter Glasurmasse, ferner das \'orkommen von nicht vollendeten Töpfereien,
bei denen z. B. das Muster auf dem unglasierten Scherben in Tusche vorgezeichnet oder
bei denen die Farbe vor der Glasur in pulveriger Form aufgetragen war, zum Beweis. Auch
Matrizen für aufzutragende Ornamente kamen zum Vorschein. Als wohl sicher in Samarra
hergestellte Keramik konnte ein bei verschiedenen Fayencegattungen verwandter, äußerst
fein geschlemmter, gelblich-weißer Scherben festgestellt werden, mit dem sich die Glasur,
z. B. bei der später zu erwähnenden Lüsterware, so eng verbindet, daß sie beim Abspringen
meist eine dünne Schicht des Scherbens mit sich nimmt.
Islam. V. j^
l86 Friedrich Sarre,
von Bagdad, wird diese Keramik in großen Mengen gefunden und
scheint deshalb vor allem in sasanidischer und in omayyadischer
Zeit fabriziert worden zu sein ^). Die in Samarra gefundene Keramik
dieser Art zeigt in den Medaillons nur ornamentale Muster und In-
schriften, während die sonst so häufigen figürlichen Darstellungen,
die an sasanidische Vorbilder erinnern, nur äußerst selten im Stadt-
gebiet vorkommen. Ferner kamen verschiedene Arten von meist
schmucklosen Gefäßen aus unglasiertem, gelblich-grauem und auch
rotem Ton zum Vorschein, deren straffe Formgebung noch an helle-
nistische Vorbilder erinnert; die Henkelansätze sind teilweise ganz
klassisch gebildet. Besondere Beachtung verdienen die winzigen
Reste von oft eierschalcndünnen Gefäßen, bei deren Schmuck ver-
schiedene Techniken, Kerbschnitt, Gravierung, Pressung mittels Hohl -
formen, auch die Barbotinetechnik Verwendung gefunden haben.
Unter der glasierten Keramik von Samarra sei an erster
Stelle eine aus gelbgrauem, grobem Ton gefertigte Ware erwähnt,
die für die verschiedensten Gefäße verwandt wurde und eine dicke,
meist auf beiden Seiten aufgetragene, einfarbige, dunkel- oder hellblaue
oder grünblaue Glasur in oft starker Verwitterung aufweist. Seit
der parthischen Zeit (vgl. die aus Warka stammenden grünglasierten
Sarkophage in Schuhform mit figürlichem Schmuck im Museum zu
Konstantinopel und in Bruchstücken in der Islamischen Abteilung
in Berlin) ist uns diese Keramik aus Mesopotamien, neuerdings auch
aus Abessynien 2) bekannt; als einzige Verzierung zeigen die großen
in Samarra vorkommenden vasenartigen Gefäße auf der Schulter
aufgelegte, oft gekerbte Bänder, Strickverzierungen, ein Muster von
Kreisen und Spiralen mit Blattmotiven in der Mitte bildend 3).
Als Nachahmung jener oben erwähnten o s t a s i a t i -
sehen Steingut wäre muß eine Reihe von verschiedenen
Fayencegattungen bezeichnet werden. Neben dem weißen Porzellan
hat man das gelbe Steinzeug und dann vor allem die mehrfarbig, gelb,
grün, braunrot glasierte ostasiatische Ware nachzubilden versucht,
und dieser Versuch ist teilweise so gut gelungen, daß erst die Unter-
suchung des Scherbens erkennen läßt, ob es sich um chinesische oder
um vorderasiatische Erzeugnisse, um Porzellan und Steingut oder um
') Vgl. darüber Herzfeld in Archäologische Reise im Euphral- und Tigrisgebiet.
Berlin 191 1. Bd. I. S. 225 ff. und 238.
-) Deutsche Aksum-Expedilion, Berlin 19 13, Textband, ,. Die Kleinfunde" von Robert
Zahn, S. 209 und 218, Abb. 431.
3) Vgl. die große grünglasierte \'ase in der Islamischen Abteilung in Berlin
(Inv.-Nr. 1387); sie soll aus Kufa stammen.
Die Kleinfunde von Samarra und ihre Ergebnisse usw. I 87
Fayence handelt. Nicht immer ist es gelungen, in der Glasur die Leucht-
kraft und den Glanz der Vorbilder zu erreichen; sie wirkt in der Nach-
ahmung oft stumpfer, blasiger und unsauberer. Sehr mannigfach in
Form und Dekoration ist diese mit farbigen Überlaufglasuren ver-
sehene Samarra -Fayence.
Ein meistens schon der Sung-Periode (960 — 1279 n. Chr.) zu-
geschriebenes chinesisches Steingut zeigt dunkelbraune Bemalung
auf rahmfarbig-weißem Grunde ^). Auf jene ostasiatische Gattung,
die freilich in Samarra nicht konstatiert worden ist, geht meiner An-
sicht nach eine elfenbeinfarben glasierte Fayence zurück, deren Deko-
ration in einer dunkelblauen, emailartigen Farbe ausgeführt ist und meist
einfache Blattrosetten aufweist. Die islamische Fabrikation ist aber
nicht bei der einfachen Nachahmung stehengeblieben und hat in
anderen Ornamentationsmotiven, auf die hier nicht näher eingegangen
werden kann, vor allem auch in der Verwendung von Schriftborten
mit kufischen Lettern neue Muster geschaffen.
Meine schon früher mehrfach geäußerte Vermutung, daß die Er-
findung der Gefäßmalerei mit metallisch schillernden Farben, die
Lüstermalerei, mit dem Koranverbot, Geräte aus Edelmetall
zu benutzen, zusammenhängt 2), findet in einer besonders reizvollen, in
Samarra zum ersten Male zum Vorschein gekommenen Fayence-
gattung ihre Bestätigung. Die Art der Dekoration, die in Relief aus-
geführten Knopf-, Rosetten- und Bandmotive, Borten in Form von
Bogenarkaden und andere Motive mehr lassen keinen Zweifel darüber,
daß die so verzierten, mit einem goldschimmernden Lüster bemalten,
eigentlich besser gesagt vergoldeten Gefäße nichts anderes als Imi-
tationen der verpönten Goldgeräte sind. Die Reste einer flachen,
auf niedrigen Füßen ruhenden Schale seien als Beispiel für diese be-
sonders wichtige und neue Gruppe der Samarra-Keramik erwähnt
und abgebildet (Taf. 3, Fig. 5).
Neben dieser, den ganzen Scherben bedeckenden Lüstrierung
kommt nun auch eine teilweise Lüstermalerei auf weiß oder grau
glasiertem Scherben vor, und zwar in verschiedener Färbung des Lüsters,
rot, stahlgrau oder braun, endlich auch gelb und gelbbraun und oliven-
farbig. In der Leuchtkraft und Färbung des Lüsters hat die Samarra-
Periode schon das höchste geleistet und alles in den Schatten gestellt,
was eine spätere Zeit im Osten und Westen, in Persien, Ägypten,
Spanien und Italien auf dem Gebiete der Lüstermalerei erreichen
') E. ZiMMERMANx a. 3.. O. Bd. II, Taf. 2, obere Abbildung, Mitte.
*) Die spanisch-maurischen Lüsterfayencen des Mittelalters und ihre Herstellung in
Malaga. Jahrbuch der Kgl. Preuß. Kunstsammlungen, 1903, 24. Bd., S. 103.
«3*
i88
Friedrich Sarre,
sollte. Sehr selten zutage gekommene Scherben mit einem verschiedene
Töne zeigenden roten Goldlüster bilden den Höhepunkt. Abgesehen
von diesem technischen Können sind auch die Muster von Interesse
und lassen eine gewisse Übereinstimmung mit den Dekorationsmotiven
in den Stuckdekorationen von Samarra (z. B. im sogenannten I. Stil)
nicht verkennen. Wir zeigen als Beispiel Bruchstücke von einem
Becher (Taf. 4, Fig. 8), in dessen Dekoration neben jenem allgemeinen
Charakter vor allem die sasanidische Flügelpalmette bemerkbar ist^
Abb. 1.
die in den Wanddekorationen freilich nur äußerst selten vorkommt.
Außerdem sei auf die bei der Innenzeichnung verwandte Schraf-
fierung, die als Füllmotive dienenden Punkt- und Spiralmuster
hingewiesen. Eine tiefe, in braunem Goldlüster bemalte Schale,
deren Reste in flcm Palast al-\hhiq gefunden wurden (Abb. l),
enthält iils !lau])tschmuck einen großen, ornamental behandelten
Adler, dessen Stilisierung das Bestreben erkennen läßt, das Figürliche
möglichst in den Hintergrund treten zu lassen. Diese Absicht ist bei
einem Tafelgeschirr, das vielleicht für den persönlichen Gebrauch
des Kalifen bestimmt war, wohl erklärlich ^).
') Worauf Gaston Migeon vor kurzem (Notes d' Archeologie mustdmane. Gazette
des Beaüx Arts 1913, S. 4S1 ff.) schon hingewiesen hat, ist die merkwürdige Tatsache,
Die Kleinfunde von Samarra und ihre Ergebnisse usw. i8q
Die Lüstrierung findet sich nun auch bei der in Samarra zutage ge-
kommenen Fliesenkeramik. Unter den stets quadratisch, dreieckig
oder rhomboidartig geformten Fliesen zeigt eine Gruppe, von der sich
leider nur Bruchstücke fanden, grobe Blatt- und Rankenmotive in
braunem Lüster auf rahmfarbenem Grunde ^). Neben anderen grün-
oder rotgesprengelten Fliesen, die wohl Marmor imitieren sollen 2),
kamen Fragmente von sehr eigentümlichen, großen, quadratischen
Fliesen zum Vorschein (Taf. 4, Fig. 7). Das in gelbbraunem und rotem
Lüster gemalte Muster zeigt einen leicht stilisierten Blattkranz mit
Eckzwickeln und in dem marmorierten Mittelfelde eine kleine Hahnen-
figur. Man wird unwillkürlich bei diesem Muster an sasanidische
Stoffe und auch an die ungefähr gleich großen quadratischen Stuckreliefs
erinnert, die in einem Blattkranz sasanidische Symbole und Tier-
figuren zeigen und, wie ich vermutete, der gleichen Zeit wie diese
Samarra -Fliesen angehören dürften 3). Auf eine nähere Analyse der
in diesen interessanten Fliesen vorkommenden Formengebung muß
hier verzichtet ' W'erden. Die Form dieser Fliesen ist quadratisch,
ebenso wie die der seltenen frühen, etwa dem 10. bis 11. Jahrhundert
angehörenden Lüsterfliesen des Berliner Museums, deren Herkunft
aus Raqqa am Euphrat mir wegen der Übereinstimmung mit authen-
tischen Raqqa-Fliesen sehr wahrscheinlich erschien 4). Die gleiche
daß sich diese Lüsterkeramik \-on Samarra ziemlich häufig in Ägypten, in Bahnasa in
Oberägypten und auch in Fostat. findet, und daß sie ferner in Susa und Raghes in Persien,
in Medinat Azzahra bei Cordova in Spanien (R. Velazquez Bosco, Medina Azzakra y
Alamiriya. Madrid 191 2, pl. L — LIII) und in der Qaf'a der Beni Hammäd in Algier'
(General L. de Beylie: La Kalaa etc. Paris 1909, p. 87) zum Vorschein gekommen ist.
Auch unter den Funden aus der islamischen Schicht von Djerablus am Euphrat, dem alten
Karkemisch, das von einer englischen Expedition ausgegraben wird, habe ich im Sommer
1913 an Ort und Stelle einige schöne Beispiele gesehen. Ein Vergleich derartiger Scherben
ägyptischer Herkunft, die sich, abgesehen von mehreren intakten Schalen, in großer
Anzahl in der Islamischen Abteilung des Berhner Museums befinden, mit der in Samarra
zutage gekommenen Ware beweist, daß es sich um die gleiche Gattung und um die gleiche
Töpferwerkstatt handeln muß. Da nun gerade diese Gattung den für Samarra typischen,
feingeschlemmten, weiß-gelben Scherben zeigt (vgl. oben S. 185 Anm. i), so scheint mir
Samarra oder vielmehr die Nähe von Samarra als Fabrikationsgegend dieser schönen, im 9.
bis 12. Jahrhundert durch die ganze islamische Welt exportierten Ware gelten zu müssen.
Auch nach der Aufgabe der Stadt, so dürfen wir annehmen, hat sich diese Fabrikation
■am Tigris noch einige Zeit erhalten.
') Eine farbige Abbildung eines derartigen in Samarra gefundenen Fragments bei
H. Viollet: Un Palais musnlman du IX. siede. Paris 191 1. PI. XXIII, Xo. 7.
2) Ebenda PI. XXIII, No. 5 u. 8.
3) Makam Ali am Euphrat. Jahrb. d. Kgl. Preuß. Kunstsammlungen 29. Band,
1908, S. 67 fT.
4) Amtliche Berichte aus den Kgl. Kunstsammlungen. Berlin 191 2/1 3. S. 70, Abb. 40.
IQO Friedrich Sarre.
Form und, so viel ich nach dem zehn Jahre zurückhegenden
Augenschein beurteilen kann, auch eine gewisse Übereinstimmung
im Ton des Lüsters haben die bekannten Fliesen der Moschee Sidl
*Oqba in Kairuan im Maghrib; sie schmücken die den Mihräb um-
gebende Wand und sollen nach einer Tradition auf Befehl eines
Aghlabiden teils von Bagdad importiert, teils durch einen Bagdader
Töpfer, den sich der Fürst von dort kommen ließ, in Kairuan selbst
hergestellt worden sein i). Im Gegensatz zu Butler -), der diesen
Fliesen ihr hohes Alter absprechen wollte, habe ich auf Grund des
Musters und anderer Merkmale betont, daß ihre Herkunft aus Meso-
potamien und ihre Entstehung im 9. bis 10. Jahrhundert sehr wahr-
scheinlich sei 3). Meine damalige Vermutung wird jetzt dur&h die
Ausgrabungen von Samarra bekräftigt, bei denen nicht nur auch
quadratische Lüsterfliesen (Taf. 4, Fig. 7) zutage gekommen sind,
sondern wo die Lüstermalerei auf Gefäßen (Taf. 4, Fig. 8) die gleiche
oder mindestens sehr verwandte ornamentale Dekoration wie auf den
Sidl *Oqba-Fliesen zeigt: Hier wie dort die Flügelpalmette und jene
charakteristischen, aus Streu- und Rollwerk bestehenden Füllmotive,
auf die ich oben hingewiesen habe.
Vorislamische Keramik. Einem vorislamischen Fried-
hof, und deshalb nicht zu der sonst überall in Frage kommenden, streng
umgrenzten Epoche des 9. nachchristlichen Jahrhunderts, gehören
keramische Funde an, die an zwei Stellen innerhalb des Stadtgebietes
auf dem hohen linken Tigrisufer gemacht wurden. Es handelt sich
nach dem Fundbericht von Herzfeld um Gräber, die unmittelbar
unter islamischen Privathäusern liegen. Um die in liegender Stellung
beigesetzten Leichen ist eine Reihe von Lehmziegeln gestellt; an Bei-
gaben fanden sich regelmäßig die hier zu besprechende Keramik,
selten Alabastrcn und gelegentlich Glasperlen in großer Menge. Die
je nach der Stärke des Brandes hellgrau oder hellbräunlich, bisweilen
auch rötlich scheinenden porösen Tongefäße zerfallen in dickwandige
Schalen mit geradem, etwas ausladendem Rand und in bauchige, unten
rund geschlossene Becher; sehr selten fand sich eine dritte, konische
Becherform. Die Bemalung ist in Schwarzbraun oder in Braunrot
ausgeführt und zeigt bortenartige und flächige Muster primitiver
geometrischer Art von der größten Mannigfaltigkeit. Als häufig vor-
kommendes Emblem sei die Svastika erwähnt. Während sich die
Dekoration der becherartigen Geräte auf diese ornamentale Verzierung
') H. Saladin: La Mosqiiie de Sidi Oqha a Kairouan. Paris 1899. Fig. 47.
-) A. J. Butler im Burlington Magazine. Oktober 1907. S. 48 ff.
3) Denkmäler Persischer Baukunst. Berlin 1910. Textband. S. 65.
Die Kleinfunde von Samarra und ihre Ergebnisse usw.
191
beschränkt, kommen auf dem Boden der Schalen mannigfaltige figür-
liche Muster sehr merkwürdigen Charakters zum Vorschein. Meist
sehen wir linear gezeichnete Tierfiguren zu zweien oder zu mehreren
so aneinandergesetzt, daß ihre Zusammenstellung eine Art von orna-
mentaler Rosette bildet. So kommt die Darstellung von Steinböcken
vor, bei denen die Vorderbeine des einen zu gleicher Zeit die Hinterbeine
des gegenübergestellten Tieres sind (Taf. 3, Fig. 6). Auf einer anderen
Schale entsteht aus den in Dreiecke aufgelösten, schachbrettartig
gemusterten Körpern von vier Tieren ein kreuzförmiger Stern (Abb. 2j;
bei einer dritten Schale bilden Schlangen, Skorpione und mensch-
liche Figuren mit flatternden Haaren konzentrische Kreise (Abb. 3);
Abb. 2.
Abb. 3.
auf einer vierten Schale sind phönixartige Wasservögel, die nach
Fischen schnappen, um eine Svastika in der Mitte gruppiert.
Über das Alter dieser Keramik möchte ich an dieser Stelle kein
abschließendes Urteil zu geben wagen. Unzweifelhaft ist eine gewisse
Verwandtschaft im Material, in den Formen und in der Dekoration
mit derjenigen Töpferware vorhanden, die an verschiedenen Stellen
in Kleinasien i), in Turkestan ") und vor allem bei Susa 3) zutage
gekommen ist. Sie wird, vor allem die letztgenannte, in ein sehr hohes
Alter (3000 Jahre v. Chr.) gesetzt, das wir für die in Samarra gefundene
') J. L. Myres: The Early Pot-fabrics of Asia Minor. Journ. of the Anthropol.
Institute of Great Britain and Ireland. Vol. XXXIII, 1903, p. 367 ff.
^) Hubert Schmidt: Archceol. Excavations in Anau and old Merv. Explorat. in
Turkestan, edit. by R. Pumpelly. Washington 1908. Chap. VI.
3) Edm. Pottier: Ceramique peinte de Suse et petita Monuments. Delegation en Perse.
Tome XIII. Paris 1912.
IQ2 Friedrich Sarre,
Keramik aus verschiedenen Gründen doch wohl nicht annehmen können.
Einerseits spricht das gleichzeitige Vorkommen von Scherben einer
schwarzbraun bemalten polierten Tonware, wahrscheinlich griechischer
Herkunft, für eine jüngere Zeit, für die erste Hälfte oder die Mitte
des 2. Jahrtausends v. Chr. ^j; andererseits zeigt die figürliche Dekora-
tion in der Stilisierung der Tierfiguren Berührungspunkte mit der
oben erwähnten sasanidisch-frühislamischen Stempelkeramik und auch
in der linearen Auflösung der Tierkörper mit der gleichzeitigen, in
Barbotinetechnik verzierten unglasierten Tonware ^). Alle drei kera-
mischen Gattungen gehören dem gleichen Gebiet, dem mittleren und
unteren Tigristale an, und so darf man vielleicht annehmen, daß es sich
hier um eine provinzielle Dekoration handelt, die sich in ihrer-Eigen-
art durch Jahrtausende erhalten hat. Merkwürdigerweise zeigen nur die
dickwandigen, oft roh und kunstlos geformten oder auch im Brande ver-
unglückten Schalen die erwähnte phantastische Dekoration mit mensch-
lichen Figuren und unheilbringenden Tieren, während sich bei den
becherförmigen Gefäßen die sauber ausgeführte Malerei rein auf orna-
mentale Muster beschränkt. Nach einer Vermutung Herzfeld's
handelt es sich bei ersteren um Gefäße, die mit dem Totenkult zu-
sammenhängen und deshalb in der erwähnten Weise dekoriert sind;
die anderen, technisch besser gearbeiteten Gefäße dagegen sind als
Gebrauchsgeräte anzusprechen. Als Beweis für das erstaunlich lange
Fortleben von Technik und Dekoration im Orient sei daran erinnert,
daß in Palästina eine geometrisch gemusterte unglasierte Keramik
primitiver Formgebung an verschiedenen Stellen zum Vorschein
kommt, die man unzweifelhaft für altorientalisch halten würde,
wenn nicht bei einigen Gefäßen durch das Vorkommen von ara-
bischen Inschriften die islamische Provenienz gesichert wäre 3).
Glas.
Auf die Glasfenster der Großen Moschee, die aus starken, zwischen
Glasstege geschobenen Glasplatten bestanden, hat Herzfeld im
Vorbericht (S. 13) schon hingewiesen, ebenso wie auf die von Hängc-
Icuchtcrn stammenden, ebendort gefundenen vielen kleinen Öllämpchen,
die winzige, an einem Stiel sitzende Becher bilden. Die mannigfachen
') Herr Prof. Robert Zahn hält diese Scherben nach Ton, Firnißmalerei und nach
den Ornamenten für kretisch-mykenisch.
:) Archäologische Reise a. a. 0. Bd. I, S. 224 ff., Abb. 114— 116; Bd. III, Taf. CXIV-
3) Die islamische Sammlung des Kaiser Friedrich- Museums besitzt, abgesehen von
einem reichen Scherbenmaterial, ein paar intakte Krüge aus Bct Djibrin und ähnliche.
mit arabischen Inschriften versehene Gefäße, die aus dem Kunsthandel in Aleppo
stammen.
/?^
Figur ■>.
Samarra, lustrierter Fayenceteller mit Reliefdekoratiou. Durchm. 24,5 cm.
Fig. 6.
Samarra, rotbemalte altorieutalisclie Tonschüssel. Durchm. 29 cm.
nz
Die Kleinfunde von Samarra und ihre Ergebnisse usw. 10'?
Pormcn der vielen, aus klarem Glase bestehenden oder in der Masse
einfarbig blau, grün oder weinrot gefärbten, größeren und kleineren
Flaschen ^), Teller und sonstigen Gefäße werden erst in der definitiven
Veröffentlichung im Bilde gezeigt und besprochen werden. Aus den
Bruchstücken, die teilweise in winzigstem Maßstabe gefunden wurden,
war es dennoch möglich, die verschiedenen Techniken zu erkennen,
deren man sich bei der Dekorierung der Gläser in Samarra bedient
hat. Neben der einfachen Gravierung mit geometrischen Mustern
war das Schleifen und Schneiden des Glases bekannt, teilweise mit
ornamentalen und figürlichen Mustern in Relief, eine Technik, die
besonders im fatimidischen Ägypten geübt worden ist. Auch die
gleichfalls schon von dort bekannte Verzierungsart mit gepreßtem
Dekor, die darin besteht, daß rosettenartiger Reliefschmuck auf der
Außen- und Innenseite zugleich vorkommt, die also mit einer Art
Waffeleisen bei noch weichem Zustande hergestellt sein muß, findet
sich häufig in Samarra -) ; ebenso die Technik der Fadenauflage 3)
und diejenige, daß verschiedenfarbige Schichten übereinander ge-
schmolzen (Überfanggläser) und die obere dann mit einem Schnitt-
muster versehen wurde. Neu ist die Vergoldung und Bemalung des
Glases mit einer Art Lackfarbe, eine Technik, aus der sich dann später,
im 13. und 14. Jahrhundert, die vor allem in Syrien blühende, prächtige
-Glasfabrikation der Emaillierung und Vergoldung entwickelt haben
•mag. Überraschend wirkt das Vorkommen von kunstvoll gemusterten
•quadratischen Platten aus Mosaikglas (Millefiori-Glas) , die als
Wandbekleidung Verwendung gefunden haben. Abgesehen von
kleinen Plättchen, die man als Schmuckplatten für Möbel be-
nutzte, ist uns ein derartiger Wandschmuck in Form von größeren
Platten aus der römischen Kaiserzeit bekannt 4) , und wir dürfen
wohl annehmen, daß die im Kalifenpalast verwandten Millefiori-
') Der obere Teil einer kleinen Henkelflasche stimmt vollkommen mit einem Fläschchen
überein, das sich im Shosoin in Nara befindet, und das deshalb als ein aus dem Westen
nach Japan importiertes Glasgefäß gelten muß (abgeb. Toyei Shuko, Bd. III, Taf. 152,
und Münsterberg a. a. 0. Abb. 637 c). Wahrscheinlich sind auch die anderen Gläser im
Shosoin derselben westlichen Herkunft.
^) Vgl. über diese verschiedenen Techniken den Abschnitt »Ägyptisches Glas« bei
Robert Schmidt: Das Glas. Berlin 1912. S. 42 ff.
3) E. Kühnel: Frühislamische Gläser mit aufgelegtem Dekor. Amtl. Berichte aus
den Kgl. Kunstsammlungen. 1913/14. S. 11.
4) Herrn Prof. R. Zahn verdanke ich den Hinweis auf die einschlägige Literatur.
Vor allem seien die reichen Beispiele von Bruchstücken von Wandschmuckplatten aus
Millefiori-Glas erwähnt, die aus der Collection Julien Greaii von W. Froehner (Paris 1903,
pl. 69 u. 72) veröffentlicht sind.
j Q^ Friedrich Sarre,
Platten von auswärts, aus Syrien oder Ägypten i Alexandrien)^
stammen; wurde doch, soweit wir bisher wissen, die Technik des
Millefiori -Glases in der islamischen Zeit nicht mehr geübt und. bei
Gefäßen, durch Inkrustation und Aufschmelzen andersfarbiger Glas-
masse ersetzt. Auch für das Vorkommen dieser Ersatztechnik finden
sich in Samarra Beispiele.
Auf das Vorkommen von Glasmosaiken in Verbindung mit Perl-
mutter an einem der Portale von Balkuwärä hat Herzfeld im Vor-
bericht (S. 36) schon hingewiesen. »Die Farben sind in den offenbar
große Ranken zeigenden Zwickeln ausschließlich grün, vom gelbgrün
bis zum schwarzgrün schattiert.« Auch im Kalifenpalast brachte die
zweite Kampagne Reste von Wanddekorationen zum Vorschein, bei
denen es sich aber nicht nur um ein Würfelmosaik handelt; rauten-
förmige Glasplättchen, auch Knöpfe und hohle Halbkugeln aus Glas
haben hier zusammen mit Perlmutter mannigfaltige, nicht mehr
vollkommen rekonstruierbare Muster gebildet.
Stein.
Unter den Kleinfunden aus Stein seien sauber gearbeitete, pro-
filierte Alabastren, Vasen und Schalen aus verschiedenen Arten
von Alabaster und Alarnior hervorgehoben. Daß diese Gegenstände
ebenso wie das Material für die marmornen Wandbeklcidungen, die
im Kalifenpalast vielfach die in den Privathäusern üblichen Stuck-
dekorationen ersetzte, sei es in fertigem Zustande, sei es als Roh-
material aus dem Westen, vor allem aus Antiochien und Laodicea
bezogen worden sind, darauf hat Herzfeld schon im Vorbericht
(S. 8 ff.) hingewiesen. Aus einem dunklen, porösen, lavaähnlichen
Stein sind Räuchergefäße, Kochgeschirre, Schüsseln und Pfannen ge-
fertigt. Der Umstand, daß diese Gefäße sehr häufig in gekitteten
Zustande in Samarra gefunden wurden, und daß die gleichen Geräte
auch in Ägypten zutage gekommen sind ^), läßt die Vermutung zu,
daß es sich hier um Geräte handelt, die in einem räumlich weiten
Gebiete des *Abbäsidcnreiches gebraucht wurden, daß ihr Herstellungs-
ort aber wohl nicht in Samarra und in der näheren Umgebung war,
wo ein Ersatz für unbrauchbar gewordene Stücke leicht zu be-
schaffen gewesen wäre.
■) Ein mehrfach in Samarra. aber stets in zerbrochenem und gekittetem Zustande
zutage gekommenes Gerät ist ein mit geradem Stiel versehener kleiner Tiegel, wahr-
scheinlich ein Räuchergefäß. Ein gleiches intaktes Stück dieser Art wurde von mir in
Medlnet el-Faiyüm gefunden.
Die Kleinfunde von Samarra und ihre Ergebnisse usw. ige
Verschiedenes.
Die Reste der Wandmalereien , von denen der Vorbericht
auf Taf. XIV einige Beispiele brachte, die unten (S. 202) erwähnten
Porträtfiguren, die auf geschlossene und mit Stuck be-
deckte Krüge gemalt waren, die in lebhaften Farben dekorativ
bemalten Hölzer, von Türen, Decken etc. stammend, die wenigen
Papyri und mittels Stickerei hergestellten
Schriftborten, die einfachen Matten, Stoff- und
Papierreste, einige wenige Metallgegenstände
und Münzen seien nur kurz erw'ähnt. All dies Material harrt noch
des genaueren Studiums und soll erst in der in Vorbereitung befind-
lichen definitiven Publikation über die Ausgrabungen von Samarra
mitgeteilt werden.
Mitteilung über die Arbeiten der zweiten
Kampagne von Samarra.
Von
Ernst Herzfeld.
Von den Arbeiten der ersten Kampagne der Ausgrabungen von
Samarra gab der Erste vorläufige Bericht ^) Rechenschaft. Gewidmet
war die erste Kampagne der Untersuchung der Großen Moschee von
Samarra, der Privathäuser und ihrer Wanddekorationen, der Burg
al-^Äshiq und dem Mausoleum auf dem Westufer und dem Palaste
im Süden der Stadt, Balkuwärä. Diese Untersuchungen hatten gelehrt,
daß noch zwei große Aufgaben zu lösen waren, wollte man ein be-
gründetes Urteil über die merkwürdige Stadt und ihre Kultur, die
Kultur der Blütezeit des Khalifats, gewinnen, nämlich eine Grabung
im großen Palaste der Khalifen, dem Djaiisaq al-Khäqäm , heute Bait
al-Khalifah genannt-), und eine exakte topographische Aufnahme
des gesamten Ruinengebietes.
Am I. Dezember 1912 konnten, nach einer Pause von II Monaten,
die Grabungen wieder aufgenommen werden. Sie dauerten bis zum
7. Juli 1913 3). Herr Hauptmann Ludloff. vom Generalstabe der Armee
zur Teilnahme an der Expedition beurlaubt, bewältigte seine große
Aufgabe der Planaufnahme bis zum 22. Februar 1913.
Die t o p o g r a j) h i s c h e A u f n a h m e von Hauptmann
Ludloff.
Die Planaufnahme beschränkt sich auf das wirkliche Ruinen-
•gebiet und umfaßt doch drei Meßtischblätter i : 25000. Auf das
städtisch bebaut gewesene Terrain entfallen dabei 60 qkm, auf ver-
■) Erster vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen von Samarra von Ernst Herz-
feld. Mit einem Vorwort von Friedrich Sarre. Herausgegeben von der Generalverwaltung
der Königlichen Museen. Dietrich Reimer (Ernst V'ohsen). Berlin 1912.
^) Vgl. H. VioLLET, Uti palais musulman du IX^ siede in »Memoires presentes par
divers savants ä TAcadcmie des Inscriptions et Belles-I>ettres«, XII 2. Paris 191 1.
3) »Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften«, 2. Jahresbericht,
Berlin, Oktob. 1913, pg. 24 — 26.
Mitteilung über die Arbeiten der zweiten Kampagne von Samarra. jgy
einzelt gelegene Bauten i qkm, auf eine Samarra vorausgehende,
unbeendigtc Stadtgründung 1 1 qkm und auf den Tiergarten mit seinen
Rennbahnen und Anlagen für Jagden 120 qkm. Das Gesamtareal
von Samarra mit seinen Dependenzen bedeckt also über 200 qkm ^).
Der Plan läßt die Entwicklung der Stadt deutlich erkennen.
Ausstrahlend von mehreren ursprünglich isolierten Kastellen und
Schlössern am hohen Tigrisufer, die al-Mu'tasim erbauen ließ, wächst
das Straßennetz zunächst ohne Plan, erst später nach vorgezeichneten
Linien zusammen. Von dem Tiergarten im östlichen Hinterland werden
in mehreren Wiederholungen Stadtviertel abgetrennt und der Be-
bauung erschlossen. Mit dem Viertel, das sich an die Große Moschee
des Mutawakkil anschließt, kommt diese Entwicklung zum Abschluß.
Über 25 qkm der Stadt gehören der Zeit des Mutawakkil an, darunter
die ganze Nordstadt, al-Mutawakküiyyah, von der einige ältere An-
siedlungen aufgesogen wurden, der Stadtteil an der Moschee und der
Süden der Stadt mit Balkiiwärä. Nach ihm ist nichts Wesentliches
mehr entstanden, nur auf dem Westufer das Mausoleum und die
Burg al-^Äshiq.
Die eingehenden Beschreibungen der alten arabischen Schrift-
steller, vor allen des Ya^qübt werden an Hand des Ludloff' sehen
Planes ohne weiteres verständlich. Man sieht die sechs nordsüdlichen
Hauptstraßen der Südstadt und erkennt, daß sich die Beschreibungen
der Hauptsache nach auf den Zustand der Stadt vor al -Mutawakkil
beziehen. Man sieht ferner die Verlängerungen der ersten »Großen
Straße« nach Süden und Norden unter al -Mutawakkil, durch die sie
eine Gesamtlänge von t,^ km (7 Farsakh) erhielt, bei einer Breite von
200 Ellen = 103,5 ni in der Nordstadt. Man sieht auch die »Drei Reihen«,
die quer dazu von den großen Bazaren zur Großen Moschee führten. Die
größere Zahl der Khalifcnpaläste: außer dem Djausaq das Schloß des
Härün al Wäthiq, des Mutawakkil, die Schlösser der 'abbäsidischen Prin-
zen, eine Anzahl von Ministerien, die Paläste der Wezire und Minister,
der Generäle und vieler berühmter Männer kann man wiederfinden.
Auch daß die heutigen Heiligtümer der 'Aliden auf der Stelle ihrer
einstigen Häuser stehen, beweist der Stadtplan. Durch den Zusammen-
klang von Vorhandenem und Überliefertem ersteht die alte Zeit nach
über tausend Jahren zu neuem Leben. Die großen historischen Ereig-
nisse, die von den Chronisten mit vielem topographischen Detail be-
') Um diese Größen vorstellbar zu machen, sei ein Vergleich angeführt: Die Berliner
Ringbahn umschließt ein Areal von etwa 90 qkm. Abzüglich des Tempelhofer Feldes,
des Tiergartens und der anderen großen Parks bleiben etwa 77 qkm städtisch bebauten
Terrains.
jgg Ernst Herzfeld,
schrieben wurden, Gottesdienste und Feste, Palastrevolten und Volks-
aufstände, Triumphe, Hinrichtungen, Morde und Begräbnisse erscheinen
wieder auf ihrem alten Schauplatz. Und vielleicht ein größeres Resultat
dieser Arbeit ist, daß man ein unbedingtes Vertrauen zu der arabischen
Überlieferung gewinnt, die sich hier in Samarra selbst dann bewährt,
wenn ohne die Bestätigung durch die erhaltene Wirklichkeit ihre
phantastisch und märchenhaft klingenden Angaben kaum jemals
Glauben getunden haben würden.
Die Grabungen.
Die Grabung am Palaste wurde während ihrer Dauer von mehr
als 7 Monaten mit 250 bis 300 Arbeitern und einer Feldbahn aus-
geführt. Das von einer Mauer umzogene Areal des Palastes faßt
175 Hektar ^), von denen etwa 71 Hektar auf den Garten am Tigris
mit seinen Pavillons, Hallen und Bassins entfallen. Eine »Ausgrabung«
des ganzen Palastes hätte also mit einer über 20 jährigen Arbeitszeit
rechnen müssen. Aber so unausführbar, wie dies klingt, war die Auf-
gabe nicht, denn bei genauem Studium war die Gesamtanlage des
Palastes und meist die Anordnung der einzelnen Räume auch ohne
Grabung zu verfolgen. Die Grabung konnte also auf die wesentlichen,
d. h. die in den Hauptachsen gelegenen Teile beschränkt werden.
Es wurden etwa 14 000 qm freigelegt und dazu etwa 32 ooo cbm Schutt
bewegt. Davon entfallen auf die Grabung am Zentrum des Palastes
etwa II 000 qm oder 28 000 cbm. Die Grabung begann, weil sich
das Eintreffen der Feldbahn verzögerte, mit mehreren kleineren Unter-
suchungen in der Längs- und Querachse der großen Esplanade und
ging erst hinterher auf den zentralen Hauptbau über.
Das Verständnis der unübersehbaren Gesamtanlage erschloß
sich nur Schritt für Schritt und wurde erst klar, als im Laufe der
Grabung mit dem Heranwachsen des Palastplanes und der Auf-
nahme des Stadtplanes sich herausstellte, daß der unendliche Komplex
nur einen Eingang auf der Mitte der Westseite, nämlich die heute noch
hoch erhaltene Torruine, das Bäb al-'ämmah, besaß, also umgekehrt
orientiert ist wie der Palast von Balkmvärä und einem grundsätzlich
anderen Typus angehört als jener.
Die ganze West- und Südwestscitc des tief gelegenen Gartens bespülte
einst der Tigris. Wo er im Süden im spitzen Winkel auf die hohe tertiäre
■) Zur Veranschaulichung dieser Zahl diene, daß die alte Stadt Assur etwa 72,5 Hektar
bedeckt, und daß dem Areal des Palastes etwa das von der Leipziger Straße im Süden, der
Königgrätzer Straße im Westen, der Spree im Norden und Osten umgrenzte Zentrum
Berlins entspricht.
Mitteilung über die Arbeiten der zweiten Kampagne von Samarra. i qq
Küste Stößt, traf die »Große Straße« von Süden herauf die Palastmauer.
Dort lag das Bäb al-Nizälah, das »Absteigetor«. Etwa 600 m Weges
führten von da durch den Garten an das große, 127 m im Quadrat
messende Bassin, von dem aus eine Freitreppe von 60 m Breite und
ungefähr gleicher Länge in bequemer Steigung zu der 17 m hohen
Terrasse vor dem Bäb al-^ämmah, dem Tor der öffentlichen Audienzen,
hinaufstieg. Trotz seiner schon im ersten Plane vorhandenen und
durch Umbauten vermehrten Unregelmäßigkeiten, läßt der Palast
selbst eine Dreiteilung erkennen. Der nördliche Streifen enthält im Westen,
auf der Nordmauer aufsattelnd, eine Kaserne, vermutlich für Kavallerie,
dann, durch zerklüftetes unbebautes Terrain geschieden, andere
Kasernenbauten für Infanterie. Deren 600 Zimmer können bequem
eine Belegschaft von 3000 Mann gefaßt haben. In dem großen- Hofe
liegen 3 Masdjid, mit ungenauer Qiblah, nur in der allgemeinen Orien-
tierung dieses Bauteiles. Die Kasernen beherrschen durch ihre hohe
Lage den Garten und das Tigrisufer, und sie flankieren die »Große
Straße«, die zwischen ihnen wieder aus dem Palastgebiet austritt,
als einzige Kommunikation vom Süden der Stadt zum Norden. Östlich
schließt sich an die Kasernen ein von mehrfachen, starken Mauern
umgebenes Gebiet, dessen Gemäuer schon in ganz alter Zeit aus-
geraubt worden sein muß. Aus der Schilderung von Ereignissen,
die sich hier abgespielt haben, folgt, daß dieser Teil des Palastes das
»Schatzhaus« war. Die Nordo'^tecke ist nicht fest umgrenzt, vielmehr
ziehen sich von ihr aus noch kilometerlange Anlagen hin, die mit dem
Palast verbunden waren und zum Tiergarten gehörten. — Der süd-
liche Streifen ist weniger regelmäßig durchgeführt, weil drei Schluchten
das Terrain durchfurchen. Die langen Reihen gleichförmiger Höfe mit
kleinen Kammern zu beiden Seiten machen den Eindruck von Vorrats-
räumen, und wieder nach der Schilderun» von Revolten, die sich im
Palast ereigneten, haben wir in diesen Teilen das »Zeughaus« zu er-
kennen. Auch die Wohnung des Vorstehers des Zeughauses ist kennt-
lich. Weiter im Osten liegen einzelne Höfe mit Bauten von zweifelhafter
Bestimmung, unter denen nur ein isolierter Bau in einem last freien
Hof auf dem höchsten Punkte des ganzen Geländes als Moschee deut-
lich ist.
Der mittlere Streifen enthält einen inneren, etwa 3 50 x 180 m
messenden Hof, die große Esplanade, die durch einen Kanal in einen
westlichen, gepflasterten und mit zwei Springbrunnen geschmückten
Teil und einen östlichen ungepflasterten, von kleinen Kanälen durch-
flossenen gegliedert ward. Zwischen dem Bäb al-^ämmah und der West-
seite der Esplanade liegt der Kern des Palastes, ungefähr 200 m im
20Q Ernst Herzfeld,
Quadrat messend. Der Haupteingang führte durch die mittlere Halle
des Tores und durch sechs breitgelegte Säle dahinter, die als eine
Häufung von Antichambres aufzufassen sind. Bevorzugtere Besucher
konnten durch die nördliche Halle des Tores und durch eine lange
Galerie an diesen Antichambres vorbeigeführt werden. Der Verkehr
zum Harem dagegen wurde durch die südliche Torhalle und zwei von
ihr ausgehende lange Korridore vermittelt. Bis hierher ist alles nur
der Eingangsbau, die »Pforte«. Hierauf folgt ein quadratischer Hof
mit Brunnen, symmetrisch von je drei Zimmern umgeben, in dem
sich der Verkehr teilte. Nach Norden gelangte man zu den Räumen
desKhalifen,die sich um drei Höfe gruppieren. Im Süden lag, um einen
südlichen Annex vergrößert und viel mehr unterteilt, der Harem^
und zwar unmittelbar am Hofe das große Bad. Geradeaus aber betrat
man durch einen w^eiteren Vorsaal einen oblongen Ehrenhof, der von
Süden und Norden geschlossene Wände, im Osten aber die Front
der Thronsäle mit ihren drei Türen zeigte. Zwei unterirdische Korri-
dore — an solchen ist der Palast reich — vermittelten den Verkehr
von den Räumen des Khalilen zum Harem. Die Thronsäle bestehen
aus einem quadratischen Mittelsaal, um den sich vier T-förmigc Säle
in Gestalt eines Krückenkreuzes (»I') legen. Die T-Form der Säle ist
von den Privathäusern her als ein nie fehlendes Charakteristikum des
Empfangsaales bekannt. Aber abweichend von allem sonstigen Vor-
kommen sind hier die das eigentliche Kreuz bildenden Stücke als
dreischitfige Säulenbasiliken gebildet, also etwa wie eine vielfache
Wiederholung des Thronsaales von Mshattä. Der Grund ist offenbar
der Zwang, eine Beleuchtung zu schaffen. Nach der Esplanade zu
legt sich vor den östlichen T-Saal noch eine große Halle von etwa
38 m lichter Breite und 10,4 m Tiefe, die sich in fünf Türen zur Esplanade
öffnet. In den Winkeln des Kreuzes liegen kleinere Säle, darunter
ein Moscheezimmer des Khaliten mit hübschem Miliräb.
Durch den Mittelsaal geht eine Querachse, deren Verlaul im
N und S ungefähr symmetrisch erscheint. Nur der Süden, der bevor-
zugte Teil des Harem, ist ausgegraben. I )em südlichen T-förmigen
Thronsaal liegt zuerst noch eine breite Halle vor, in voller Ausdehnung
des Harcmshotcs. Die \\ est- und Ostseite des Haremshofes nehmen
kleine, w iederholt umgebaute Wohnräume ein. alle mit Wasserleitungen
versehen, teils in großen Bleiröhren, teils in blauglasierten, teils in
rohen Tonröhren, auch Waschräume und .Abtritte. Im Süden des
Hofes, ebenfalls in seiner vollen Breite, liegt den Thronsälen ein eigen-
tümlicher quadratischer Raum gegenüber. Zunächst ein Umgang
von 21 m Länge auf allen vier Seiten, darin ein quadratischer Raum
Mitteilung über die Arbeiten der zweiten Kampagne von Samarra. 201
mit vier breiten Türen in den Achsen, in ihm vier Marmorsäulen an
den Ecken eines Bassins. Dieser Raum war über und über mit figür-
lichen Gemälden bedeckt. Eine westöstliche Achse durchquert ihn,
und in dieser schließt sich im Westen wiederum eine dreischiffige
Basilika von drei Jochen, je vier Marmorsäulen, an.
An die Nordostecke dieses Kernes des Palastes stößt, mit seiner
Südseite an der Nordmauer der großen Esplanade liegend, ein be-
sonders ummauertes Quadrat von l8om Seitenlänge, der große Sardäb.
Er besteht aus einer tiefen in den Fels gehauenen quadratischen Grube
von 80 m Seitenlänge, mit den kreuzförmigen Erweiterungen in den Achsen
etwa 115 m messend. Im Boden dieser Grube liegt eine zweite runde
Vertiefung von 70 m Durchmesser. Da ein tiefer unterirdischer Kanal
zu ihr hinführt, war diese runde Vertiefung ein Bassin. Auf dem oberen
Plateau liegen rings an den Innenseiten der Mauern viele kleine Räume
unregelmäßiger Form. Eine Anzahl von ihnen ist mit sich in Kreuz-
gewölben schneidenden Tonnen überdeckt. In einigen dieser Räume
wurden Depotfunde gemacht: chinesische Keramik, die Materialien
von Fußböden in opus sectile figürlicher Art, Kacheln in Goldlüster. —
Im Osten folgen an der Nordmauer der großen Esplanade verschiedene
Baukomplexe, unter denen der mittlere hervorragt: der sonst T-förmige
Empfangssaal hat eine Rotunde an Stelle des senkrechten Flügels.
Schreitet man über die große Esplanade nach Osten, so findet
man in der Hauptachse des Palastes den kleinen Sardäb. Den Eingang
bildet ein quadratisches Zimmer, an dessen Wänden sich ein Fries
schreitender zw^eihöckriger Kamele in bemaltem Gipsstuck befand,
mit einem runden Springbrunnen. Die Treppeneingänge zum Sardäb
liegen auf der westlichen Seite des oberen Baues. Der Sardäb selbst
ist eine senkrecht in den Fels vertiefte Grube von 21 m Seitenlänge
und etwa 8 m Tiefe. Je drei Grotten, durch Korridore verbunden,
liegen in den Wänden der Grube. Auf ihrer Sohle war ein Wasser-
bassin. An den quadratischen oberen Umbau der Grube schließt
östlich ein Hof. Diese Gesamtanlage des Sardäb trennt zwei etwa
gleichw^ertige Hole, an deren Nord- und Südseite je ein Pavillon mit
T-förmigem Saal liegt. Unmittelbar eingefaßt wird der Sardä^-Bau
von je drei langgestreckten parallelen Raumreihen, die Pferdeställe
vorstellen. In der Mitte des östlichen Hofes liegt eine Loge, von der
aus man den tiefer liegenden, über 530 m langen und etwa 65 m breiten
Ouerhof überblickt. Er liegt etwas schrä? zur Achse des Palastes.
In ihm ist der Pologrund zu erkennen, die Stallungen sind die der
Polopferde, und die Loge ist die Zuschauerloge. Damit sind wir an
der Ostgrenze des Palastes angelangt, die am Tiergarten liegt. Der Loge
Islam. V. I 1
202
Ernst Herzfeld ,
gegenüber erhebt sich, in der Hauptachse, ein großer hoher Pavillon,
der sowohl den Pologrund wie die Rennbahn des Tiergartens über-
schaut, deren Schenkel, etwa 5 km lang, sich in der Unendlichkeit
verlieren. Die Mittelachse des Palastes, vom Pavillon am Tigris, über
das Bassin, die Freitreppe, das Bäh al-'-ämmah, den Kern des Palastes,
die große Esplanade, den kleinen Sardäh bis zum Pavillon an der
Rennbahn mißt 1400 m.
Dieser Komposition, die wohl nirgends ihresgleichen hat, entsprach
die Pracht der Ausstattung des Palastes. Überall waren die Wand-
sockel mit Stuckornamenten geschmückt. Unter ihnen gibt es Stücke
aus der frühesten Zeit des Palastes, von al-Mu*tasim, andere aus
einem unmittelbar auf al-Mutawakkil folgenden Umbau und end-
lich solche aus der letzten Periode von Samarra. Damit wird das
aus der Ornamentik der Privathäuser gewonnene Bild in wichtigen
Punkten ergänzt: man kann nunmehr eine stilistische Entwicklung
innerhalb der fünf Jahrzehnte deutlich wahrnehmen, und die »Drei Stile«
dieser Ornamentik erweisen sich als noch gründlicher verschieden,
als nach der ersten Kampagne angenommen werden konnte. In den
Thronsälen sind die Stucksockel durch ebensolche Marmorskulpturen
ersetzt. In den Räumen zwischen den Kreuzarmen trugen die Wand-
sockel einen Belag mit Marmorfiiesen. Die oberen Teile der Wand
waren im Harem mit figürlichen Freskogemälden geschmückt, von
denen bedeutende Reste zutage kamen. In den übrigen Sälen fand
sich eine sonst nirgend beobachtete Dekoration von rhombischen
Perlmutterplatten und konvexen Gläsern in verschiedenen Mustern.
Alles Holzwerk, Türen, Balken, Decken, waren aus Teakholz geschnitzt
und bemalt oder nur bemalt und teilweise vergoldet. Zierlich geschmie-
dete Nägel in vergoldeter Bronze erhöhten den Effekt.
Kleinfunde waren in den Torräumen und den Thronsälen natur-
gemäß spärlich, im Harem und den anderen Wohnräumen sehr zahl-
reich. Abgesehen von den Architekturteilen, von Keramik und Glas
fanden sich: eine ganze Reihe ganz geschlossener Töpfe von hoher
zylindrischer Form, die übergipst waren und auf einer Seite das ein-
gerahmte Bild einer männlichen oder weiblichen Gestalt in wechselnden
Kostümen zeigen. Man muß diese Bilder wohl als Porträts auffassen.
Ferner Skizzen zu Bildern und Ornamenten auf Tonscherben, Ziegeln,
Marmorstücken und Gipsputz, marmorne Wasserhähne in Form von
Tierköpfen, Fliesen aus Millefiori-Glas, Intarsien von Ebenholz und
Elfenbein und Möbel teile. Von epigraphischen Funden sind Reste
von Inschriften auf Teakholzbalken, die zahlreichen Meistersignaturen
in griechischer, syrischer und arabischer Schrift und Sprache, auf
Mitteilung über die Arbeiten der zweiten Kampagne von Samarra. 20^
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204 Ernst Herzfeld, Mitteilung über die Arbeiten der zweiten Kampagne von Samarra.
Marmor, Holz, Alalcreien und Keramik, ein Stoffrest mit dem Tiräz^
des Khalifen al-Mu*tamid, Fetzen von Briefen auf Papier und amtliche
Papyri zu erwähnen.
Außer der Stadtplanaufnahme und der Grabung im Palaste
wurden im Laufe der Kampagne einige kleinere Untersuchungen
ausgeführt. Im Anschluß an die erste Kampagne wurde die Aufnahme
der Großen Moschee des Mutawakkil, die mit ihren Außenhallen ein
Areal von etwa 376 X444 m bedeckt, zu Ende geführt. Bei dieser
Gelegenheit wurden auch die Untersuchungen zur genauen Bestimmung
der alten Bauelle beendet. Im Zusammenhang damit wurden 'einige
Schürfungen an der Großen Moschee von Mutawakküiyyah [Abu Delif)
vorgenommen und deren Plan genau aufgenommen. Sie bedeckt
mit ihren Außenbauten 350 X362 m. Die Schürtungen ergaben die
Gestalt des Ali/iräb, die Dekoration am Sockel des Minarets, und
förderten die Basen einer Säulenreihe zutage, welche das von der
Mi/iräbwand gelegene Breitschiff der Moschee von Westen nach Osten
teilt. Das war eine erwünschte Bestätigung für die Rekonstruktion
des inneren Aufrisses der Großen Moschee von Samarra. Es ergab
sich auch, daß die Bogenform der Moschee mit Ausnahme der etwas
zusammengedrängten Bogen der Nordhallc, überall noch der reine
Halbkreis war.
Eine andere kurze Schürfung ergab die Anlage eines Pavillons,
mit Resten von Stuck und Malerei, auf dem Gipfel des Teil al-'Alidj,
eines künstlichen Hügels am Nordrande des Tiergartens, von etwa
40 m Durchmesser, 35 m Erhöhung und umgeben von einem 40 m
breiten und 8 m tiefen Graben.
Nachdem diese Ergebnisse erlangt waren, konnten die Grabungen
geschlossen werden. Das in den beiden Kampagnen gesammelte wissen-
schaftliche Material beträgt etwa 300 photographische Platten von
Architekturen, 150 von Dekorationen, II5 von Gemälden, 24 farbige
Platten, 310 Platten mit Kleinlunden, etwa 250 Kodakaufnahmen
von Architekturen. Ferner drei Meßtischblätter i : 25000, eine Karte
I : 100 000, eine Rekonstruktion des alten Stadtplanes, ein Blatt
Routiers der weiteren Umgebung. An zeichnerischen Aufnahmen
etwa 130 Pläne, Schnitte, perspektivische Ansichten und architek-
tonische Details, 300 Blatt Ornamente, 100 Aquarelle von Malereien.
Endlich ein Inventar von 1004 Nummern von Kleinlunden, die meist
nicht nach Einzelstückcn, sondern nach Gruppen inventarisiert sind,
und von denen jedes Stück zeichnerisch, die wichtigeren auch in Photo-
graphien, Aquarellen, Abklatschen und Abiormungen autgenommen
sind.
Kleine Mitteilungen und Anzeigen.
Henri Lammens, Le Berceau de VIslam. L'Arabie occidentale a la veille de l'Hegire.
I. Vol. Le climat — les Bedoutns. Romae 1914 (XXIII, 371 S. gr. 8). Scripta
Ponttficii Instituti bihlici.
Lammens, der sich, kritisierend und aufbauend, um die Geschichte des jugend-
lichen Islams schon große Verdienste erworben hat. unternimmt es jetzt, die Umwelt zu
schildern, in der diese Religion entstanden ist. Dem ersten Bande soll die Darstellung
der seßhaften Bevölkerung Arabiens und dann die Geschichte des Propheten, Periode auf
Periode, folgen. Die Beduinen voranzustellen, obgleich Muhammed und seine nächsten
Landsleute nicht zu diesen gehörten, war berechtigt, da auch die ansässigen Araber aus
ihnen hervorgegangen sind und ihr Wesen die Grundlage alles arabischen Wesens bildet.
Der Inhalt des Bandes gibt akademische Vorlesungen wieder, die Lammens teils
im Jahre 1905 in Beirut, teils erst vor kurzem in Rom gehalten hat. Wir erkennen hier denn
auch die Lebhaftigkeit des mündlichen Vortrags wie gelegentlich die Weitläufigkeit und
die Wiederholungen, die einem solchen leicht anhaften.
Es versteht sich von selbst, daß das Buch auf eingehendem Studium beruht. Man
staunt über die Menge der benutzten Quellen. Dazu kommt, daß der Verfasser bei längerem
Aufenthalt in Syrien die dortigen Araber aufmerksam beobachtet hat; das hilft ihm gar
sehr, sich von den Arabern des Mutterlandes ein Bild zu machen. In dieser Hinsicht ist
unsereiner, der nie im Orient gewesen, sehr im Nachteil. Allerdings kann ich diesen Mangel
wenigstens etwas dadurch ergänzen, daß mir neben einem ziemlich ausgedehnten Studium
der altarabischen Poesie und sonstiger in Betracht kommender arabischer Quellen sowie
der Lektüre neuerer Reisewerke das Glück zuteil geworden ist, aus dem Munde Euting's
und Littmann's, teilweise auch SnouckHurgronje's undHuBER's, noch mancherlei über
Land und Leute zu erfahren.
Auch Lammens zieht jene Poesie stark heran. Zu dem Bilde, das sich ihm aus den
Liedern ergibt, stimmt das, welches sie mir bieten, selbstverständlich im ganzen, aber
doch nicht gerade in jedem einzelnen Zuge '). Eine gewisse Neigung zum Pointieren, ja
zur Übertreibung, macht sich hier und da geltend. Dazu betrachtet er Muhammed, seine
nächsten Helfer und den Islam selbst nicht mit der Unparteilichkeit, die freilich einem
Manne in seiner Stellung schwer fallen muß, aber dem Historiker unerläßlich ist. Er macht
da manchmal etwas den Eindruck des Anklägers, nicht des unparteiischen Richters. Für
die Omaijaden hat er dagegen mit Recht Sympathie. Das alles kennen wir aus seinen
') Unbequem ist es für mich und gewiß auch für manchen anderen Leser, daß seine
Zitate, namentlich aus der Haniäsa Abu Tammä m's (die wir doch immer noch als
die Haynäsa bezeichnen können) und Jäqüt, auf orientalische Neudrucke gehen, so
daß die Stellen oft gar nicht aufzufinden sind. Ich möchte ihn bitten, in den späteren
Teilen bei J ä q ü t immer das »s. v.<<, bei der Hamäsa, soweit es angeht, den Dichter zu
nennen.
2o6 Kleine Mitteilungen und Anzeigen.
früheren Arbeiten. In diesem Bande treten diese Urteile allerdings nicht besonders
störend hervor.
Wenn Lammens hauptsächlich das westliche Arabien oder vielmehr das Higäz im
weiteren Sinne ') behandelt, so erstreckt sich seine Betrachtung doch vielfach auf das
ganze Arabien, namentlich das innere Hochland. Das läßt sich ja auch gar nicht vermeiden,
weil eben den einzelnen Teilen der Halbinsel scharfe Grenzen fehlen, weite Strecken, z. B.
des Negd, dieselbe Beschaffenheit haben wie der Hauptschauplatz der Urgeschichte des
Islams und mehr noch die Bewohner der verschiedenen Gebiete. Weiden doch auch gewisse
Beduinenstämme ihre Herden bald im Higäz, bald im Negd, während von andern ein
Teil sich hier, ein anderer dort aufzuhalten pflegt. Der Verfasser führt uns vor, wie die
Dürre des Klimas den größten Teil des Higäz — und wir können dafür geradezu Arabiens
sagen — unwirtlich macht -). Obwohl er nachweist, daß die Ausdörrung des Bodens mit
der Zeit notwendig zunimmt, so erkennt er doch an, daß dieser natürliche Prozeß sehr
langsam wirkt, und lehnt daher mit Recht die Hypothese ab, daß Arabien noch in histo-
rischer Zeit ein weit feuchteres Klima gehabt habe und eine viel größere Einwohnerzahl
habe ernähren können. Aber er hebt auch hervor, daß das große Land nicht aus lauter
Wüsten besteht, daß es sehr fruchtbare Stellen enthält und daß seine Steppen zuzeiten
vorzügliche Weiden für Kamele und Kleinvieh bieten. Ich möchte sogar glauben, daß
er die besseren Seiten des arabischen Bodens etwas zu stark betont hat. Wenigstens habe
ich aus der Poesie wie aus dem, was die Reisenden sagen, den Eindruck bekommen, daß
der Charakter der Öde durchaus vorherrscht. Hat doch auch eine Gegend, die zuweilen
mehrere Jahre hindurch keinen Tropfen Regen bekommt, darum noch keinen hohen Wert,
daß sie sich einmal nach einem ausgiebigen Gewitterguß für kurze Zeit in ein üppiges Weide-
land verwandelt. Ob es außerhalb Jemens, das einige richtige Bäche 3) haben mag, in
Arabien oder wenigstens im Higäz und den ihm benachbarten Gebieten überhaupt peren-
nierende Wasserläufe gibt, ist zweifelhaft. Von einem wirklichen Wasserfall (»une puissante
cascade« S. 31) kann nicht die Rede sein. Die Stelle I h n S a'd 4, i, 170. 75 = J a (|.
3, 269, II spricht nur von einem Wässerchen 4), das von einem Berge herabkommt; weder
vom Perennieren, noch von besonderer Höhe des Berges steht da etwas. Das Trinkwasser
ist durchweg schlecht, und dazu läßt man noch in großem Umfange starke Verunreinigung
desselben zu 5).
■) In diesem Sinne wird nämlich Hig^äz oft für die ganze Provinz gebraucht, deren
Hauptstadt Medina war, z. B. bei M u q a d d a s 1 69. Genau genommen, gehörte aber
Mekka nicht zum Hig:äz (B e 1 ä d h o r 1 i<', 7, 13), sondern zur Tihäma, s. T a b. 2. 845;
dazu die alten Zeugen bei J a q. i, 902, 2, 1 1. 2, 205. 12. Und das gilt, wie ich von Snouck
HuRGRONjE gehört habe, an Ort und Stelle noch heutzutage. Auf der anderen Seite des
Roten Meeres werden die abessinischen Gegenden, welche die Höhenlage Mekkas haben,
auch noch zum Niederlande gerechnet.
*) Ganz anders beschaffen sind die von regelmäßigen Sommerregen getränkten
Gebiete des jemenischen Hochlandes, die Ähnlichkeit mit dem Innern Abessiniens haben
auf das freilich noch weit mächtigere Regengüsse herabkommen.
3) Aber keine großen Gewässer wie Abcssinien !
'') J»^* i>-* ist gerade das geringe, nicht dauernde Wasser, Gegensatz zu tw/s
o
V
Ac H a m d ä n i , Gazira 101, 20. Beide Ausdrücke sind nicht selten.
5) HuBER sagte mir einmal, als er bei mir ein Glas von unserem Straßburger, allerdings
sehr guten, Leitungswasser getrunken hatte: «solch Wasser gibt es in ganz Arabien nicht«.
Kleine Mitteilungen und Anzeigen. 207
Schnee fehlt übrigens in Westarabien nicht ganz (17) trotz der Angabe M u q a d d a s I's
96, I. So spricht 'A b I d b. Ab ras (ed. Lyall) 19, 13 von »einer Au, deren Boden
der Frühling mit Schnee bedeckt habe« (im Gebiet der Asad). Vgl. lob b, 16, wo es sich
auch um eine westarabische Landschaft handelt.
Übertrieben oder doch mißverständlich ist der Ausdruck, daß Arabiens Bewohner
»ein Mosaik von hundert Völkern ohne physische oder ethnographische Einheit« bildeten
(9). FreiHch zerfallen die nomadischen wie die ansässigen Araber in sehr viele Geschlechter
und Stämme, die einander zum Teil ganz fremd sind, aber wenn wir gewisse südliche Ge-
biete ausnehmen '), so sind doch die Bewohner Arabiens und selbst die der svrischen und
mesopotamischen Wüste wesentlich derselbe Menschenschlag.
Daß die Beduinen im ganzen ein gemeinsames Wesen haben — soweit man eben bei
Völkern und Völkerteilen von einem solchen sprechen darf — , zeigt Lammens selbst aus-
führlich. Dabei hält er die Grenzen des Higäz nicht ein, wie sich das nach dem oben Ge-
sagten von selbst versteht. Man kann es auch nicht tadeln, daß er mitunter sogar kultivierte
Araber aus islamischer Zeit heranzieht, die ja ihre beduinische Herkunft nicht verleugnen.
Seine ganze Darstellung der beduinischen yr/ji kann ich nur loben, wenn ich auch gewisse
Einzelheiten anders auffasse als er. Wir finden bei ihm eine gewisse Neigung, bei jenen
die unerfreulichen Seiten etwas zu stark zu betonen. Wenn der Beduine jeden Stamm,
mit dem seiner nicht im festen Bunde steht, als fremd und dessen Habe bei Gelegenheit
ohne weiteres als gute Beute ansieht, so ist das ein Zustand, in dem sich auch alle Kultur-
völker wohl einmal befunden haben. Das erste Abenteuer des heimkehrenden Odysseus
ist ja, daß er die friedliche Stadt Ismaros überfällt -) usw. Die traurige Beschaffenheit
seines Landes zwingt den nomadischen Araber fast dazu, ein Räuber zu werden, und auch
der Islam hat das auf die Dauer nicht ändern können 3). Allerlei Fehler der Beduinen
gebe ich auch sonst durchaus zu. Aber es verdient doch hohe Anerkennung, daß diese
illiteraten Menschen eine weit höhere geistige Entwicklung erreicht haben als andere
Bewohner von Ländern so karger Natur. Schon der feine Formensinn ihrer Poesie bildet
einen eigenartigen Vorzug. Und wie rasch haben die Söhne und Enkel der Beduinen in den
eroberten Ländern eine hohe Bildung erlangt !
Die Zahl der Bewohner Arabiens heutzutage und gar um 600 n. Chr. auch nur ganz
annähernd abzuschätzen, wäre ein vergebliches Unterfangen. Das größte Mißtrauen ver-
dienen die Aussagen und Andeutungen der Dichter über die Zahl ihrer Stammesgenossen
oder der Kämpfer, die der Stamm bei der und jener Gelegenheit gestellt habe. Da wird
der Mund gewaltig voll genommen. Ganz abenteuerlich ist die Angabe, daß im Stamme
1) Ich meine die alten Kulturvölker Jemens und die noch heute eigne Sprachen
redenden Bewohner von Shikr und Mahra, welche ich, wie die der Insel Soqoiva, in Ver-
dacht habe, stark mit nicht semitischem Blute vermischt zu sein. Vielleicht darf man
das Zeugnis von Gen. 10 dafür anführen. Reinisch hat mir einmal geschrieben, daß die
Leute von Soqotra ganz wie die (hamitischen) Somali aussehen.
2) Der Schiffskatalog, der Kikonen unter den Hilfsvölkern der Troer aufzählt (//.
2, 846), ist ja bedeutend jünger als der Nostos des Odysseus.
3) Eine besondere Klasse bildeten die gewerbsmäßigen Räuber (lusüs) in einer
der seltenen Zeiten, wo eine starke Regierung für Ruhe und Ordnung auch im inneren
Arabien sorgte. Mehrere von ihnen waren gute Dichter, wie sich aus dem ergibt, was aus
Sukkari's Sammlung ihrer Poesie erhalten ist. Hoffentlich wird noch einmal dies ganze
Werk wieder aufgefunden. Zu beachten, daß auch unter den alten Chawärig, den fanatischen
muslimischen Independenten, die doch manchen Rest alten Räubersinns zeigen, vortreffhche
Dichter waren.
2o8 Kleine Mitteilungen und Anzeigen.
'Adwän, der gar nicht besonders hervortritt, 40 000 oder gar 70 000 »noch unbeschnittene
Knaben« (also etwa unter 12 Jahren) gewesen wären (135) '). Diese Zahlen darf man vielleicht
durch lOO teilen. Die Übertreibung der prahlenden Dichter zeigen uns u. a. einige
Beispiele, die der Kämil^4gL von »den Lügen der Araber« anführt^): der berühmte Zaid
alchail sagt von dem Reiterheere seines Stammes, daß man nicht einmal einen Schimmel
(der sich doch durch seine Farbe stark abhebt, aus dem Gewühl) habe herausfinden können,
und daß die Hügel unter den Hufen zusammengesunken seien, gesteht dann aber auf die
Frage seiner Tochter, wie viel Rosse sie wirklich gehabt hätten, es seien gerade drei ge-
wesen. Und die Reiterschar der Sulaim bei einem Zuge gegen die Chath'am, die mit einem
Hcuschreckenschwarm verglichen wird, reduzierte sich auf ein einziges Pferd ! Die Zahl
der Pferde im damaligen Arabien scheint mir Lammens zu überschätzen. Große Mengen
solcher hat es wohl niemals ernähren können. In der für Arabien großen Schlacht bei Gabala,
von der viel gesungen und gesagt worden ist, waren auf beiden Seiten zusammen nur 30
Pferde (Kämil 349, 12). Bei Bedr hatte Muhammed gar keines (I b n H i s h. 433).
Ungefähr richtig mag die Zahl sein, die für die Sulaim im Heere Muhammeds angegeben
wird, nämlich 700 (Ihn H i s h. 810, 4 v. u.): ihr Dichter rundet sie nach oben zu
1000 ab (ib. 860. 3 v. u. 861, 15. 863, 4 v. u. 864, 6). Man meine aber nicht, daß alle
diese Sulaimitcn zu Roß gesessen hätten, und glaube dem Dichter ja nicht, die Tausend,
die er nennt, seien sämtlich gepanzert ( ^^a-S ) gewesen und hätten noch »unzählige« Leicht-
bewaffnete neben sich gehabt (864, 6) !
Keinen angenehmen Eindruck macht es auf uns, daß ein Lied zu Ehren eines an-
gesehenen und reichen Mannes meistens den Zweck hat, diesen zu großen Geschenken
an den Dichter zu veranlassen. Aber das war so nicht bloß bei den alten Arabern. Schon
Pindar hat es doch auch nicht anders gemacht, und so lange der juristische Begriff von
literarischem Eigentum und das Verlegerhonorar noch nicht vorhanden waren, stand dem
Dichter für den Erwerb seines Lebensunterhalts kaum ein anderer Weg offen, als sich so
die Gunst reicher Gönner zu gewinnen 3). Die ^^'ahrheit und der Anstand konnten
auch dabei leidlich gewahrt bleiben, wurden es aber längst nicht immer. Doch traf auch
oft das Lob den Würdigen wie in den Qasiden Zuhair's aufHarimb. Sinän und Härith
b. 'Auf. Ganz abstoßend sind aber manchmal die Schmähgedichte auf Männer, welche
die Er^vartung des Dichters getäuscht oder ihn beleidigt hatten oder aber ihm als Kon-
kurrenten im Wege standen. So recht tritt allerdings das unflätige Gezänk rivalisierender
Dichter erst in der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts d. H. ans Licht.
Das Prahlen mit den eigenen Vorzügen und denen des Stammes spielt in den Ge-
dichten wie in den künstlichen Reden alter Araber eine große Rolle. Die eigene Tapferkeit
und Gastfreundlichkeit wird besonders gefeiert, nicht selten so, daß es klingt, als ständen
diese Tugenden in dem besonderen Falle ganz einzig da. Das bringt auf den Argwohn,
sie seien wirklich nicht so häufig gewesen; und dafür ließe sich vielleicht etwas sagen.
Sehr ausführlich bespricht Lammkns die Stellung des Geschlechts- oder Stammes-
') Ausführung zu dem Gedichte des Dhul I s b a*, aus dem einige Verse oft zitiert
werden (z. B. .Ifvia'ijät Nr. 40). Das ganze Lied zusammenzustellen aus Agh. 3, 4 und 3, 10.
*) Sehr hübsch charakterisiert Abü'Obaida (Kämil t,^i) den Gegensatz der per-
sischen und der arabischen »Lügen«. Dort Phantaslik, hier Übertreibung.
3) Vgl. was ich in meinem Ira)i. Nationalepos § 24 vorne an (S. 29 f. des Separät-
abdrucks aus dem Grundriß der trau. Philologie) gesagt habe. — Verse eines frommen
Muslims, welche die Verherrlichung von Menschen durch gewinnsüchtige Dichter miLl-
billigen, Kämil 354, 1 1 ff.
Kleine Mitteilungen und Anzeigen. 200
hauptes, des Saijld ■); die Gedichte wie die prosaische Überlieferung bieten dazu reiches
Material ^). Diese Einrichtung berührt uns, die wir an feste Staatsverhältnisse gewöhnt
sind, recht fremdartig. Ein Mann, der durch Klugheit. Vermögen, Tapferkeit oder sonst
hervorragt, wird ohne besonderen Staatsakt als Führer anerkannt, erhält dadurch aber
keinerlei Zwangsgewalt. So kann es leicht scheinen, als ob diese Würde ganz bedeutungslos
wäre, und m. E. gibt Lammens einer solchen Auffassung etwas zu sehr nach. Aber ein
echter Araber und ein ganzes arabisches Geschlecht folgt doch gern der Autorität eines
solchen Leiters, obgleich es dem Einzelnen wie der FamiHe frei steht, sich ihr für einen
Fall oder länger zu entziehen, freilich leicht auf die Gefahr, an dem eigenen Ansehen, um
nicht zu sagen der eigenen Ehre, Schaden zu leiden. Die Autorität des Saijid gilt besonders
beim Raub- und Kriegszug. Wie hoch sie da geschätzt wurde, zeigt sich darin, daß ihm
ein ganzes Viertel der Beute zustand 3). Übrigens wäre es kaum einem Manne mög-
lich gewesen, so an die Spitze eines Geschlechts, eines Stammes oder gar einer Gruppe von
Stämmen zu kommen, der nicht schon aus angesehener Familie war. Einen Adel als ab-
geschlossenen Stand gab es allerdings bei den Arabern so wenig wie einen eigentlichen
Staat, aber Familienansehen hatte bei ihnen doch größere Bedeutung, als Lammens zu-
geben möchte. Nasab und /lasab wogen schwer; einem »Hause« wie deaMachzüm in Mekka
oder den Badr bei den Fazära anzugehören, war keine Kleinigkeit. Die unverfälschten
Semiten sind ja durchaus aristokratisch: wo findet man so viele echte und unechte Stamm-
bäume wie im A. T. und bei den alten Arabern ? — Wenn hie und da einmal ein Saijid
über die Beschwerden und die Machtlosigkeit seiner Stellung klagt, so darf man daraus
nicht zu viel schließen. Gar mancher Fürst hat über die Bürde der Krone gejammert, aber
freiwillig haben ihr doch nur wenige entsagt. Vereinzelt haben es auch wohl einzelne ara-
bische Stammhäupter durch sich selbst sogar zu fürstlicher Macht gebracht 4). So scheint
■es wirklich mit Kulaib gewesen zu sein, über den wir freilich nicht viel Historisches wissen.
Anders die eigentlichen Dynastien, die unter römischer oder persischer Oberhoheit standen
Auch die Kinda-Könige sind vermutlich durch fremden Einfluß in die Höhe gekommen.
Die Wirkung des Christentums auf die alten Araber schätzt Lammens m. E. etwas
zu hoch. Das orientalische Christentum jener Zeit war auch keine werbende Kulturmacht.
Wie weit es sich unter den im Wädilqurä ansässigen tapfern 'Odhra verbreitet hatte, wird
sich nicht bestimmen lassen; fest steht aber, daß auch dieser Stamm, wie die große Menge
der dem Namen nach christlichen Araber, sofort ohne Widerstand den Islam annahm,
Und als die'Odhra durch erotische Dichter wie G a m 1 1 in den Ruf kamen, die zu sein, »welche
sterben, wenn sie lieben«, waren sie längst Muslime, und von Nachwirkung christlicher
Zivilisation (289) war da sicher nichts zu spüren. Dazu halte man, daß der Mann, auf den
große Massen tränenvoller Liebeslieder abgeladen wurden. Mag nun (welcher Name viel-
leicht eine oder mehrere wirkliche Personen deckt), dem rein beduinischen Stamm der
Banu *Amir zugewiesen wird und daß andrerseits der glänzendste, graziöseste, freilich
nicht eben elegische Erotiker, '0 m a r b. A b I R a b i'a ein vornehmer Qoraishit war, ebenso
-wie ein anderer Dichter dieser Art: *Argi, Enkel des Chalifen *Othmän.
I) Das ist allein der technische Ausdruck in alter Zeit.
-) Über einen der berühmtesten Saijid's der letzten Heidenzeit, 'Ämir b. Tufail,
•den der Verfasser S. 317 ff. hervorhebt, läßt sich jetzt noch etwas mehr sagen, nachdem
Lyall seine Gedichte herausgegeben hat, deren poetischer Wert allerdings nicht sehr
groß ist. Der Mann war wohl ein tüchtiger Krieger, aber auch ein gewaltiger Prahler.
3) Muhammed verringerte den ihm, resp. seinem Staate zukommenden Anteil auf
ein Fünftel.
4) Vgl. die mit dem Wahhäbitismus aufgekommene Dynastie der Bern Sa'üd und die
jetzt, wie es scheint, wieder überwundene der Ben! Reshid.
^jQ Kleine Mitteilungen und Anzeigen.
Ich erlaube mir nun noch eine Anzahl Bemerkungen zu Einzelheiten.
Daß die Bezeichnung des klassischen Arabisch als »qoraishitischer Dialekt« (9) un-
passend ist, brauche ich hier wohl nicht wieder darzulegen.
Ein auffallendes Versehen ist es, daß Lammens ,jiaii »denSinai« fürdenTaurus
nimmt (18) ")■
Die Legende vom Istisqä (22) ist jüdisch und auf Muhammed nur übertragen.
Für unterirdisches Feuer in Arabien haben wir kein altes einheimisches Zeugnis.
Die S. 73 erwähnte Schreckensgeschichte (J aq. 2, 157; vgl. 3. 752) ist ein frommes Märchen,
und der Vers 'Antara's: B c k r i 295, 16 (= Diw. 9, 4) spricht nur vom Rauch aus 'Alanda-
Gezweig; diese Pflanze gab wohl einen besonders dicken Rauch.
Die Angabe, daß Muhammed Dattelwein, nabidh, getrunken habe (92 nach I b n
S a'd 3, I, 63), möchte ich für das Erzeugnis einer Fiqh-Schult halten, welche das Verbot
berauschender Getränke auf den Traubenwein beschränkte, schwerlich ohne Rücksicht
auf die Liebhaberei des 'abbäsidischen Hofes und andrer hoher Schichten =).
Die Worte vAc ^a ,i>.jJ>.:>"bl v'-^^' C-^^ O'* -^^'^^ ^'°^') übersetze ich
»denkt bei dem, was heute geschieht, an das, was man morgen darüber sagen wird«,
d. h. erwägt, ob die Zukunft es als lobens- oder tadelnswert ansehen wird. Vgl. Kämil
77. ■ f-
und ib. 335 f.
jJ^XJ .,rX Ö^.JJL^►■^i CJ^Ä/S ^.£>\ ,ij>.
Und io.Jwr>! bedeutet »Ruf« Harn. 460, 24.
Die Worte des Korans »sie sagen, was sie nicht tun« Süra 26, 226 (126) gelten mehr
oder weniger für alle Poesie. Die Wahrheit, welche den »aus Morgenduft und Sonnenklarhcit
gewebten Schleier der Dichtung« darbietet, ist eben nicht die gemeine Wirklichkeit. Die
Ideale der Dichter sind freilich bei verschiedenen Völkern recht verschieden.
Qor/i nennt M u q a d d a s i als Handelsplatz den wichtigsten Ort des Landes
nach Mekka, nicht dessen bedeutendste zweite Stadt überhaupt (185). Daß Qor/i für den
Handel aber auch schon früher von Belang war. zeigen Dichterstellen bei J ä q ü t s. v.
'Abdallah b. Gahsh wird I b n S a' d 3, i. 03, 13 nicht ^^^^\ jfJ^ genannt
(203), sondern da heißt es ganz regelrecht, daß Muhammed ihn zum Emir der ausgesandten
'--'^ ~
Schar ernannte „„^.As. s-xi. — Geradezu = J>^>^ ist .^^1 in der alten Poesie wohl
. . • • > ->"
nie, aber auch für den Anführer bei einer besonderen Gelegenheit hat sie es höchst selten.
>) Es ist mir übrigens recht zweifelhaft, daß der Name Tajoo;, den Herodot und
Xenophon noch nicht kennen, wohl aber die Alexander-Schriftsteller, das aramäische
für wiedergibt. Der Vokal stimmt nicht, und der Name ist vielleicht griechischer Herkunft.
Einen Berg 'lotOpo; gab es auch in Sizilien.
=) Die Dichter benannten dann auch gern den unzweifelhaft verbotenen wahren
Wein mit dem harmlos klingenden Ausdruck vabtdh.
Kleine Mitteilungen und Anzeigen. 211
Ich kenne dafür nur Hiidh. 196, 5 (= J a q. 4, 374, 3). Öfter verwendet sie das Wort in der
Bedeutung »Ratgeber« (zu ^\, wie die andere Bedeutung zu -/a').
Daß der Kähin in den Erzählungen mit l>ü 1 i-j angeredet wird und er seine Anhänger
^\.j^ Lj anredet (204), braucht nicht historisch zu sein. Darin prägt sich wohl nur die
muslimische Anschauung von der Verkehrtheit der blinden Heiden aus. Von den uns über-
lieferten Sprüchen der Kähins ist vielleicht nicht einer echt, aber sie geben doch die Art
wieder, wie das auch einige der ältesten Suren tun.
Qäid kann allenfalls die Übersetzung von Tjyejjiojv sein; keinenfalls gibt es das
lateinische w'i'i direkt wieder (206).
o £
^^1.^.1 in dem Verse F a r a z d a q's Boucher 2, paen. kann ich auch nur mit
dem Herausgeber als PI. von As^ »Träume« fassen, nicht als PI. von ,Sz>- (218).
Zu S. 228 möchte ich betonen, daß Masgid zunächst der Ort der Gottesver-
ehrung ist. wie sein aramäisches Prototyp ";;DC- Das wird allerdings auch Lammens
zugestehen.
In Nädcl munädin I b n D o r., Ishtiqäq 94, n ist nicht vom Muadhdhin die Rede
(230), sondern die Worte bedeuten bloß »da rief einer«. Es handelt sich um eine der
geheimnisvollen Stimmen, die sonst einem hätij beigelegt werden. Ähnlich oft bath qöl
in altjüdischen Schriften.
Das Verbot der Musik (231) ist schwerlich durch deren höchst einfache, echt arabische
Art hervorgerufen worden, sondern durch die aus Persien und Byzanz stammende, be-
sonders der Erotik dienende, künstliche Vokal- und Instrumentalmusik, die zuerst in dem
üppigen Leben Medinas zur Omaijadenzeit erblühte. Den Anstoß suchte die Orthodoxie
durch ein allgemeines Verbot wegzuräumen, wie heutzutage Bischöfe ihren Klerus vor
den Verlockungen seelenschädlicher Stücke durch ein allgemeines Theaterverbot zu schützen
suchen. Gewirkt hat jenes Verbot übrigens wenigstens in den ersten Jahrhunderten nicht
viel; das zeigt das ganze Kitäb al-Aghäni.
Das S. 284 angeführte Hadith, wonach Muhammed die verflucht, welche den Stamm-
baum zu hoch hinaufführten, hat doch wohl nicht mehr Autorität als tausend andere;
es drückt eben nur die Meinung einer Schule oder eines Schulhauptes aus. Der Urheber
war vermutlich kein richtiger Araber, sondern ein Maulä.
Warum sollen die Verse des Sinän b. AblHäritha (so, nicht Häritha b. Abi
Sin an) Ja q. 3, 261 unecht sein (309)?')
Einige von Lammens angeführte Verse bedürfen einer Verbesserung. Schon die
Verstöße gegen das Metrum, zum Teil auch gegen die Grammatik oder den Sinn, zeigen
das bei . . . c:^5.c ^^ 172 {Agh. 11, 134, 5 = Kämil 2S4, 9); . . ■ ^^^' I99 (Ham. 199);
... ^^^3 233 (Hutaia 7, 36); ... ^^^ö 235 (.^g/i. 11, 139, 18); ■ ■ ■ ^^» 277 (Agh.
18, 69, 23); alle diese stehen aber in den angeführten Quellen richtig. So hat Agh. 11, 139
1 6 auch korrekt Qj .j (.^j.j), nicht, wie 235, i, ^J-J und Hassan 87, 2 (Hirsch-
') Sie sind in einigen Handschriften der Gamhara in ein Gedicht des Bishr b.
Abi Chäzim gerathen; s. die Ausgabe 105 f. Vers 1 kommt noch an zwei anderen Stellen
J ä qü t's vor.
2 12 Kleine Mitteilungen und Anzeigen.
FELD Nr. 4, 30) nicht, wie 244, Anm. 2, .-ji^, sondern üL. Dagegen hat Lammens sich
durch seine Vorlage täuschen lassen bei dem Verse J a q. 3, 628, 7 s. v. „cLc (179), wo
Wüstenfeld's Ausgabe (und also wohl auch der orientalische Nachdruck) allerdings
c>.A.wwo hat, die Anmerkung zu jener (6,312) aber aus Gauhari schon das richtige
ii>.X.*«J bietet. — Agh. 12, 47. 16 (247) ist zu lesen '»^-^i j5t\-5 ^s ^ r'-*vo .-yJ -J
tÄAÄ.*.j5^ Ä.i«.x».Jt ,.^>.X>o, obwohl die Ausgabe .. »X*.J hat '). — In dem S. 252 zitierten
Verse gibt Cheikho allerdings Jsji^w'bl, aber die photographierte Wiedergabe zeigt, daß in
■der Handschrift der Harn. Buht. S. 306 richtig Jsjiy«"b! steht.
Ferner lies in dem Verse 107 Anm. 2 'lJ_«-o statt J->jOj in dem 194 Anm. 3 ,iA^>.l5
Statt ,A:>-L5^); in dem S. 296 Anm. 4 beidemal ^^1 für ,^s^\. S. 91, 8 ist cO für cO und
äiX ^ür äwfl zu lesen; letzteres wohl ein Druckfehler wie auch , -j^A S. 172, 10 für, ^\^\
So ließen sich noch einige Kleinigkeiten der Art anführen. Für den eigentlichen Inhalt
hat das aber alles keine Bedeutung.
Als Ganzes ist das Buch wieder eine sehr erfreuliche Leistung; auch den Mitforscher
regt es vielfach an und belehrt ihn reichlich.
Straßburg i. E., den 11. Januar 191 4. T h. N ö 1 d c k e.
Albert Wesselski: Der Hodscha Nasreddin. Türkische, arabische, berberische, maltesische,
sizilianischc , kalabrische, kroatische, serbische und griechische Märlein und Schwanke.
2 Bände. Weimar, Alexander Duncker Verlag, 191 1. LH -f 284 und VIII + 266 S.
28 M., auf Büttenpapier 45 M. Band 3 und 4 der »Narren, Gaukler und Volkslieb-
linge«.
In seiner großzügig angelegten umfassenden Sammlung der »Narren, Gaukler und
Volkslieblinge« gab W. an erster Stelle in den beiden ersten Bänden in mustergültiger
Weise »Die Schwanke und Schnurren des Pfarrers Arlotto«, mit mehreren Bildern und
Faksimilien, Berlin 1910 heraus. Während man in der itahenischen Literatur nur scharfen,
ätzenden Witz, »die scharfen Augen und die bösen Zungen« überall vertreten findet, zeigt
sich als glänzende Ausnahme gesunder, mit Herzensgüte gepaarter Humor, den man der
italienischen Literatur der Renaissance nicht ohne Berechtigung gänzlich abzusprechen
geneigt ist, in überraschender Frische und Natürlichkeit in den Schwänken dieses itaheni-
schen Witzboldes.
Ihm läßt W. den echtesten Vertreter orientalischen und besonders türkischen Humors
folgen, nämlich den auch im Abendland längst nicht mehr unbekannten Hodscha Nasreddin
') Subjekt zu -yi .'S ist die Reiterschar (= J^>J>-) : *o die 3. p. f. pl. für eine solche
öfter bei Dichtern.
*) S. Zur Gramm, des klassischen Arabisch S. 92.
Kleine Mitteilungen und Anzeigen. 21^
(Xoga Nasr-ed-Din) und die mit ihm in Zusammenhang stehenden und teil-
weise völlig mit ihm zusammenfallenden orientalisch-levantinischen Schwankhelden.
In der umfänglichen Einleitung gibt W. die Definition des Schwankes, in welchem
im Gegensatz zum Märchen mit seiner mangelnden oder falschen Logik kritisch der Mangel
an Kausalität belacht, nämhch irgend eine kulturelle Rückständigkeit vom Standpunkte
des bereits weiter Fortgeschrittenen aus verspottet wird. Der älteste und primitivste
Schwank ist der Dummheitsschwank, der die Dummheit des andern oder der andern geißelt.
Weit jünger und literatui-mäßiger ist der Schlauheitsschwank, der noch eine weitere Person
einführt, die sich die Dummheit der ersten zunutze macht. In der Sammlung sind die
beiden Gattungen bunt gemischt, also ältere und jüngere Elemente unentwirrbar neben-
einandergestellt. Zahlreiche der zitierten Dummheitsschwänke sind völlig willkürlich
im Orient an einen bestimmten Xamen gebunden worden, was die zahlreichen Varianten
und Parallelen mit verschiedenen Helden für denselben Schwank erklärUch macht.
Wohl mit Recht nimmt W. Nasr-ed-Din als historische Persönlichkeit an.
Er war, wie sich aus mancherlei, allerdings nichts weniger als historisch unanfechtbaren
Angaben und Einzelzügen ergibt, ein Zeitgenosse des letzten Seldschukensultans von
Karaman Alaeddin III., des osmanischen Sultans Bajezid I. und des Eroberers Timurlenk.
Jedenfalls steht seine türkische Herkunft fest, wenn es auch nicht an einigen schwachen
Versuchen gefehlt hat, ihn für die Araber (als Zeitgenossen Härün al-Rasid's) und für
die Perser (als Zeitgenossen des Schah Takasch) in Anspruch zu nehmen. Sein Geburtsort
ist bestritten, mag es nun Aksehir sein, für das auch die Autorität E v 1 i j ä 's spricht,
oder Sivrihisär oder Jenisehir. Sein Grab in Aksehir ist unbestritten, so zweifelhaft es
auch damit bestellt sein mag. Es ist eine auch heute noch vielbesuchte Wallfahrtsstätte.
Die früher oftmals wiederholte Schilderung von der sonderbaren Ausstattung des
nach allen Seiten offenen und nur nach der einen Seite mit einem großen Schloß und Tor
abgeschlossenen Grabmales scheint nur zum Teil der Wirklichkeit entsprochen zu haben,
wenn auch noch Ahmed Rasim sie gelegentlich seines Besuches dortselbst 1324 h
bezeugt: »Eine Art Brunnendach auf vier Säulen und ein ziemlich großes Schloß, sonst
nichts.« (Ahmed Räsim: Meiidqib-i-isldm 1325 Konstantinopel S. 266 — 271.) Denn
Evlijä Celebi, der einen scharfen Blick für alles Bemerkenswerte und Auffällige
hatte, vermerkt in semer Schilderung nichts Derartiges, so daß jedenfalls die ganze Ge-
schichte von der auffälligen Form des Grabmals als eine Erfindung der späteren Zeit an-
zusprechen ist. Bald nach dem Besuche R a s i m 's wurde die Türbe einer durchgreifenden
Restauration unterzogen. Bilder bei B e h äi: Leläi'f-i-yoga Nasr-ed-Din, Konstantinopel
1325 (1327 h) zeigen die Türbe S. 8 und 9 in ihrem früheren Zustand mit flachem Ziegel-
dach und S. 249 in ihrer restaurierten jetzigen Form: ein offener zwölfsäuliger Rundbau
mit hohem spitzem Dach ist über eine kleine offene Türbe mit anscheinend sechs Säulen
gestellt, wobei die Zwischenräume zwischen den Außensäulen mit Gitter und Gittertor
abgeschlossen sind.
Das einzig Auffällige an der ganzen Türbe ist der gewaltige^ aus Tuchstreifen ge-
wickelte Turban, der zu Häupten des Sarges um den Pfosten gewunden ist. Ob das Grab
überhaupt das des Xoga's ist, kann wohl kaum mit Sicherheit festgestellt werden. Der
Steinsarg trägt allerdings die Inschrift: »Dieses ist die Türbe des verewigten Nasr-ed-Din
Efendi, dem seine Sünden vergeben sind, der der Gnade seines Herrn, des Verzeihenden,
bedarf. (Von »hochehrwürdig« steht nichts im Texte.) Für seine Seele eine Fdti/ia, 386 «
Diese Jahreszahl ist höchst merkwürdig, da sie ganz unbrauchbar ist, ob man sie nun direkt
nimmt (386 h — 996 D,), oder ob man sie in der zahlenspielerischen ^Manier des Orients
umdreht (683 h = 1284/5 D)! da die angeblichen Zeitgenossen Nasr-ed-Din's, die er über-
lebt hat, Bajezid I. 1403 und Timur 1405 gestorben sind.
->IA Kleine Mitteilungen und Anzeigen.
Das Grab soll nach alter Tradition auf alle Besucher mit ansteckender Heiterkeit
wirken. Diejenigen, die nicht lachen, sollen dagegen Strafe finden, wofür auch E v 1 i j ä
und B e h ä i zeugen. Wie einige der von W. mitgeteilten Anekdoten schon verraten
lassen, noch mehr aber die Sammlung B e h ä i "s zeigt, gilt der Xoi^a als wirklicher Heiliger
und spielt im Aberglauben des gewöhnlichen Volkes keine geringe Rolle. Man schreibt
ihm verschiedene Heilungen und Wunder zu. Die Gitter an seinem Grabe sind mit ver-
schiedenfarbigen Zeugfetzen behängt, die die Wallfahrer und besonders die Frauen als
Mittel gegen Fieber dort anbinden. Noch jetzt lädt man ihn symbolisch in Gestalt seiner
Schüler, der Molla's, zu jeder Hochzeit in Aksehir. da sonst die Ehe einen unglücklichen
Ausgang nimmt.
Für die große Wertschätzung, deren sich der Xoga auch heute noch in den weitesten
Kreisen des türkischen Volkes erfreut, ist ein Beweis der schon oben zitierte Artikel A h m e d
R ä s i m's in seinem den verschiedenen Äußerungen und Erscheinungen des Islam ge-
widmeten Buche: Menäqih-i-isläm I, S. 266 — 271: Türhe-i-genäb-i-Nasr-ed-Din, worin
er außer zwei Anekdoten, von denen W. nur die zweite hat, auch auf den vorsichtig ge-
haltenen biographischen Artikel über Nasr-ed-Din in Sämy's: Qäm/'ts-ül-a^läni VI,
S. 4577 hinweist, der die Unmöglichkeit der Zeitgenossenschaft des Xoga mit Häggi Bektäs
berührt und die Identität des Grabes in Aksehir unentschieden läßt.
Auf unser Empfinden machen allerdings die überschwenglichen Lobhimmeleien
einen eigentümlichen Eindruck, die mit großer Beredsamkeit vor allem B e h ä i und
gemäßigter R a s i m dem Xoga zollen, der ihnen der InbegrilT aller Heiligkeit und
Tugend und aller moralischen Kraft des mohammedanischen Türkenlums, kurz, der Gipfel-
punkt als volkstümlicher Nationalheros ist, wenn man die häufigen nur allzu menschlichen
orientalischen Menschlichkeiten des Meisters dabei in Betracht zieht. Gar manches will
uns da nicht ganz »heiligmäßig« anmuten, so mancherlei päderastischc Gelüste, selbst nach
dem Bruder (Nr. 294), tätliche obszöne Beschimpfungen (11; 28; 120; 296); die wenig
zimperliche Art der Kindererziehung (sein Kind mit dem Penis spielen oder daran schnullen
zu lassen: 168; 251 ; 78), vor allem aber die häufige Wiederkehr bestialischer Gelüste (nut
Eselinnen und Katzen: 255 — 257; 260; 248) und andere obszöne Scherze, die sich wohl
nur ein orientalischer Heiliger erlauben darf (212; 242), usw.
W. beschränkt sich nicht auf die Schwanke und Schnurren des Xoga Nasr-ed-Din,
<iic zum großen Teil auch nach unseren europäischen Begriffen echten Humor enthalten,
zum nicht geringen Teil aber hart an Zoten anklingen. Er zieht auch andere orientalische
Schwankhclden mit herein, die durch die Gleichartigkeit der ihnen zugeschriebenen Schnurren
trotz der Verschiedenheit der Person zusammen mit dem Xoga eine untrennbare Gruppe
zu bilden scheinen.
Es ist das der Dschoha der Araber (dessen Namen man als bloße Umbildung des Wortes
»Hüdscha« erklären wollte), der nicht mit Na§r-ed-Din identisch ist, obwohl viele Schwanke
bei beiden gänzlich zusammenfallen, und dessen Existenz in einer weit früheren Zeit als
die des Xoga belegt ist. Durch das Vordringen der Araber fand er eine etwas ditlerenzierte
Verbreitung unter den Kabylcn von Algier als Dscheha, bei den Berbern von Tamazratt
als Dschuha, in der Oase Ghat als Schaha, in Nubicn als Dschauha, auf Malta als Dschahan.
Ihnen stellt W. auch noch den sizilianischen Volksnarren Giu/a oder Giuca und den kala-
brischen Typus dieses Schwankhclden: den Hioha oder Juvadi oder Jiivd zur Seite.
Die Nasr-ed-Din-Schwänke sind durch die Türkenherrschaft auch in den Balkan-
staaten, in Serbien, Bosnien, Griechenland eingebürgert worden, ähnüch wie das Karagöz-
Schattenspiel seinerzeit dort volkstümlich war und zum Teil noch ist. Von allen diesen
Gebieten gibt W. Proben. Nur Bulgarien und Rumänien fehlen ganz. Auch auf das weitere
\erbreilungsgebiel, in dem sich die A'ogü-Sthwänkc noch finden, wie W. selbst kurz skizziert.
Kleine Mitteilungen und Anzeigen. 215
läßt er sich überhaupt nicht weiter ein, nämlich auf Armenien, Daghestan, Kasan, die
Tarantschi an der sibirisch-chinesischen Grenze, den Kaukasus und Persien.
Hier möchte ich nur zur Illustrierung des dominierenden Einflusses, den der Xoga
als Witzbold -/.ot 2;oyTjV in türkischem Gebiete einnimmt, darauf hinweisen, daß das künst-
lerisch und inhaltlich bedeutendste, am besten ausgestattete tatarische Witzblatt, das in
Tiflis seit 1906 erscheint, und das man auch in der Türkei als eines der besten, wenn nicht
als das beste türkische Witzblatt bezeichnet, nach dem Xoga den Titel führt: Munla
Nasr-ad-Din.
Selbst in die russischen Volksbücher ist der Xoga aus dem Tatarischen einge-
drungen, wie z. B. die 1904 in Odessa gedruckte kleine Sammlung beweist: Znamenjityje
iatarskije siäy Achmet- Achaj i Nasrdin Odsaj (»die berühmten tatarischen Schwankhelden
Ahmed Aya und Nasr-ed-Din Xoga«). Herausgegeben von S. S. Poljatus.
Na?r-ed-Din ist kein Eulenspiegel, mit dem man ihn oft vergUchen hat, der stets
wohlberechnete Streiche und Possen macht, sondern ein echter Narr, ein Gemisch von
grenzenloser Einfalt und Dummheit, von Geist und Witz. Er ist, wie W. treffend bemerkt,
»Äsop« und »Abderit« zugleich.
Wissenschaftlich haben sich Reinhold Köhler, Rene Basset, Hörn und Hartmann
mit Nasr-ed-Din beschäftigt. Eine bequeme, auch für weitere Kreise berechnete — aller-
dings recht teure — Zusammenstellung des meisten heute zugänglichen Materials bietet
jetzt die schätzenswerte Arbeit Wesselski's.
Die aus den verschiedensten Quellen zusammengestellte Sammlung besteht aus
515 Schwänken, von denen der Hauptteil, nämlich die ersten 33S Schwanke, dem rein
türkischen Gebiet angehört, wovon allerdings 39 Schwanke als für den Xoga gänzlich irre-
levant völlig zu streichen wären. Die ersten 125 Schwanke umfassen die immer und immer
wieder in Konstantinopel aufgelegte türkische Lithographie, die von Wilh. v. Camerloher
und von Decourdemanche übersetzt worden ist. Dabei ist nur die Anekdote Nr. loS
(von der Kuh, die der Xoga prügelt, weil ihr Kalb schreit) in der Lithographie nicht ent-
halten und dafür an letzter Stelle als Nr. 125 die Anekdote von der stereotypen Lehr-
methode des Xoga mit dem Qud/'irl gegeben, die sich bei W. mit einiger Differenzierung
als Nr. 134 findet.
Aus Manuskripten verschiedenen Alters stammen Nr. 126 — 327. Angeblich Histo-
risches enthalten Nr. 328—331; Nr. 332—338 geben moderne Volkserzählungen aus Nasr-
ed-Din's Heimat.
Der zweite Band bringt die arabische Überlieferung aus den (nicht »dem«, wie W.
stereotyp schreibt !) Nawadir el chodscha Nasr ed-Din Effendi dschoha {Netvädir-el-yoga
Nasr-ed-Din Efendi Gcha) (Nr. 339 — 376), aus der von Mardrus besorgten Ausgabe von
»Tausend und einer Nacht« (Nr. 377 — 380) und die Volkserzählungen aus Tripolis und
Tunis (Nr. 381 — 391). Es folgen die berberischen Überlieferungen (Nr. 392 — 418), die mal-
tesischen (Nr. 419 — 425), die sizilianischen (Nr. 426 bis 434), die kalabrischen (Nr. 435 — 447),
die kroatischen (Nr. 448—455), die serbischen (Nr. 456—486) und die griechischen
(Nr. 487 — 515). Am Schlüsse eines jeden Bandes steht ein reicher Anhang von An-
merkungen literatur- und stoffgeschichtlichen Inhalts, der von der staunenswerten Be-
lesenheit W.s Kunde gibt.
Außer einem Literaturverzeichnis der am häufigsten zitierten Bücher, Aufsätze und
Zeitschriften im ersten Bande gibt W. im zweiten auch einen Index aller zitierten Autoren.
Leider fehlt ein Sachregister, das das Nachschlagen sehr erleichtern würde.
Die Art der Zusammenstellung läßt natürlich mancherlei Wiederholungen nicht
vermeiden und nimmt andererseits auf die Zusammenstellung zusammengehöriger Gruppen
2l6 Kleine Mitteilungen und Anzeigen.
von Schwanken keine Rücksicht. Doch helfen diesem Mißstande in ziemlich ausreichendem
Maße die Verweise in den Anmerkungen ab.
W. hat so ziemlich das Material, soweit es in europäischen Quellen zugänglich war,
erschöpft. Aber eine abschließende Darstellung der Xoga Nasr-ed-Din-Frage hat er nicht
gegeben und als Nichtorientalist auch nicht gut geben können. So konnte er für den Text
selbst die jetzt umfangreichste türkische Ausgabe der .Yoga-Schwänke, die schon zitierte
illustrierte 256 Seiten umfassende Ausgabe von Behäi: Leläif-i-yo^a Nasr-ed-Din,
auf die ich W. gelegentlich einer Anfrage über'die ßwa^ew- Schwanke aufmerksam machte,
für den Text leider nicht mehr benützen. Und so naiv B e h ä i auch ist, was besonders
seine geradezu grotesk armiutende überschwängliche, vcrlümmelnde Einleitung beweist,
so kritik- und systemlos auch seine Zusammenstellung der Anekdoten ist, die er allen mög-
lichen Gewährsmännern und Korrespondenten entnimmt, so daß sogar aus dem Deutschen
übersetzte Anekdoten auf Konto des seligen Xoga kommen — ein würdiges Seitenstück
zu der modernen Rückübersetzung von Hammer's Geschichte des Osmanischen Reiches
ns Türkische — und so sehr er auch pädagogische Zwecke betont, die ihn ad usum delphini
alles Zotenhafte ausmerzen lassen, um das Buch auch für die Jugend lesbar zu machen,
so ist doch seine Sammlung die umfangreichste und relativ vollständigste, die bis jetzt
existiert. Es sind an 400 Anekdoten und Schwanke, von denen manche sich allerdings
wiederholen, manche aus mehreren Versionen kombiniert sind. Alan vergleiche hierzu
die ziemlich eingehende Besprechung, die Wladimir Gordlewski dem Buche B e h a i ' s
in Zivaja Starina XX. Jahrgang 1911 S. 153 — 157 ge-widmet hat: Anekdoty 0 chodzje
Nasr-ed-dinje (Letaif-i-hoga Nasreddin). Gordlewski zählt hierbei allerdings im türkischen
Texte, meines Erachtens irrig, 421 Anekdoten, während ich nur auf 393 komme. Nach
Gordlewski's Vermutung liegt der Hauptsammlung B e h ä i 's, einigen Spracheigen-
tümlichkeiten zufolge, eine Handschrift in der Mundart von Konia zugrunde.
Eine größere Anzahl Anekdoten des Nasr-ed-Din (über dreißig) findet man verstreut
in der großen Sammlung M e h m e d T e v f i q 's: Xazine-i-letdif (zwei Ausgaben, Kon-
stantinopel 1302 bzw. 1303 und 1306), die ich mit den zahlreichen dort gegebenen Go/ia-
Anckdüten gelegentlich in Übersetzung zu geben gedenke, zusammen mit den Nasr-ed-Din-
Schwänken bei H i 1 m i: Gülüngli e/sdneler (drei Hefte) und den einschlägigen Parallelen
in seinem Eilende (1298) und in 'A 1 i 'U 1 v i 's (nicht 'Alevi's, wie von mir früher öfter
zitiert: Gel kejfim gel (1307). Einige Ausbeute verspricht auch die umfangreiche Anek-
dotensammlung Fäiq Resäd's: Küllijdt-i-leläif, 2 Bände 1328.
Zahlreiche Parallelanekdoten findet man unter anderem Namen an allen möglichen
Orten verstreut. So hat z. B. M. T e v f i q Anekdoten, die er selbst unter Buadem ver-
einigt hatte, in seinen sonstigen Schriften, besonders in Istambolda bir sene unter anderer
Heldenbenennung eingesetzt. Nicht wenige hat auch M. M i 1 in i in gleicher Weise ent-
lehnt.
Ehe ich auf die von W. gebotenen Schwanke selbst eingehe, möchte ich erst einige
Bemerkungen mehr äußerhcher Natur vorausschicken. Einigermaßen störend wirken
so leicht zu vermeidende Schreibungen wie Faki st. fakih, Amad st. Hmäd, Pikmes st. pekmez,
Taleb st. lälib oder lalcbe, Pasterma st. basdyrma, baslynna, Tschokdar st. Cokadar (was
nebenbei bemerkt nicht Eigenname ist, -wne W. Nr. 196 meint, sondern der Titel eines
Palastbedienten, Lakaien und hier etwa mit »Page« wiederzugeben wäre); Bhang st. beig
(Bilsenkraut); Tekjeh st. takije (Käppchen). »Der Amad Muzir Effendis« in Nr. 284 klingt
etwas stark an die bekannte griechische Formulierung und Aussprache türkischer Worte
an. Natürlich findet sich regelmäßig die französisierende Form Bajazel statt des richtigen
Bajczid. Recht zweifelhafter Natur sind auch Namen wie Nr. 157 Tasch Gwetscher (viel-
leicht = Tos gerer}) und Nr. 221 Baiti Tschokar. Befremdend wirken auch mancherlei
Kleine Mitteilungen und Anzeigen. 2 1 7
Genusabweichungen, so nden Kutbe« st. i>die Xutbe« (Nr. io6), das Türbeh, um Tid-
scharet war« (zumindest feminin zu gebrauchen, wenn nicht besser: »im Geschäft, beim
Handel sich befand«). Auf den ständigen Gebrauch des Plurals Newadir als Singular ist
schon oben hingewiesen worden. Die Form »keinen Tropf Milch gab« Xr. 309 und die
Bezeichnung Sik für Penis scheint wohl dialektische Eigenart zu sein.
Eine Anzahl der mit hereingenommenen Anekdoten bezieht sich überhaupt nicht
auf den JVoga. mit dessen Namen man sonst bei irgendeiner Schnurre in der Türkei ziemlich
freigebig ist, sondern ist durchaus willkürlich mit hereingezogen. Nach dem hier beobach-
teten Grundsatze gäbe es noch viele Hunderte von Anekdoten beizusetzen. Es sind das
Nr. 186 — 199, 202 — 205, 210, 211, 213 — 227, 231 — 233 und 238, die, streng genommen,
auszumerzen sind.
In bezug auf die anderen Schwanke möchte ich nur einiges hervorheben. Manche
Anekdoten sind wenig glücklich gefaßt, so Nr. 50; 112 u.a.m. Der unsinnige Vers Nr. 85 'Je^il
japrak arasynda kara iauk kyzyl burnu ist falsch übersetzt: »Zwischen einem grünen Blatt
und einem schwarzen Huhn ist meine rote Nase.« Es muß natürlich heißen: »Zwischen
grünen Blättern ist die rote Nase eines schwarzen Huhnes.« Ungenaue, verwässernde
Wiedergaben und Übersetzungen, die mit dem türkischen Wortlaut durchaus nicht genau
übereinstimmen, obwohl kein zwingender Grund zur Abweichung sich ersehen läßt, be-
gegneten mir recht häufig, soweit ich den türkischen Text der Anekdoten verglich. Doch
gehen diese Versehen wohl alle auf Rechnung der W. zur Verfügung stehenden Vorlagen.
Nr. 88 muß es z. B. statt: »Warte doch noch eine Weile; ich fühle mich gar nicht
wohl und werde bald sterben. Und mit einem Blick in den Winkel, wo der Asper lag: Dort
liegt dann mein ganzes Geld.« heißen: »Nehmen wir an, ich sei schon gestorben, so ist hier
das ganze Geld, das übrig bleibt.« usw.
Nr. 90 fordert der Xoga selbst seine Frau auf, ihm jeden Freitag zur Mahnung an
seine eheliche Pflichtleistung den Turban auf den Bettschrank {jük, wo tagsüber das Bett-
zeug usw. aufbewahrt wird) zu legen, nicht die Frau erbietet sich dazu, wie W. gibt: »Ich
werde Dir allwöchenthch Deinen Turban auf den großen Schrank (sie !) legen.« So stark
uns auch oft in unverdächtigen türkischen Literaturwerken die Maßlosigkeit und zum Teil
der direkte Zynismus der türkischen Frauensprache, ihre ungenierten Ausdrücke und ihre
wenig taktvolle Zurückhaltung befremden, die sie wie verzogene Kinder bei dem Mangel
des zur Selbstzucht zwingenden geselligen Verkehrs der verschiedenen Geschlechter be-
zeigen, so würde doch die unverhüllte Sinnlichkeit der Frau des Xoga sie auch nach tür-
kischen Begriffen stark kompromittieren. Manche der angeführten Schwanke zeigen die
türkische Frau allerdings nichts weniger als prüde, so Nr. 116, 268, 292, 304 und 320, die
in oft recht naiver Weise ihre starke Sinnlichkeit illustrieren.
Der Titel »Ajan« {a^jän eigentlich = Augen, angesehene Personen) entspricht dem
heutigen Qäimmaqdm.
Die Übersetzung »Eierapfel« für pailygan {bädingdn) = Aubergine, Eierpflanze, ist
nicht ganz entsprechend, noch weniger die von »Apfelhändler« für den »Gemüsehändler«,
den Händler mit patlygan, denn patlygan ist eine Gemüsefrucht, kein Obst.
Der Strick ist ih oder ip, nicht Ejb Nr. 102.
Su basy mit »Unterbaschi« zu geben, wie es Nr. 106 geschieht, ist mir direkt unver-
ständlich, wie auch die dazu gehörige Anmerkung: »Baschi ist eine Art Obrigkeit in kleinen
Orten.« Das stimmt nicht ganz: basy ist nur die suffigierte Form von bas, Kopf, Oberhaupt
usw., und heißt: »sein Kopf«, »sein Oberhaupt«. Su ist ein altes türkisches Wort für Heer,
Truppe. Su basy ist also »Truppenführer, Kommandant«, was später zur Bezeichnung
eines Patrouillenführers, Polizeibeamten (= '■ases basy) wurde.
Nr. 108 fehlt in den türkischen Lithographien, wie schon bemerkt. Dafür ist die
Islam. V. '5
2j8 Kleine Mitteilungen und Anzeigen.
bei \V. unter Nr. 134 stehende Quci/iri- Anekdote eingesetzt. Bei W. ist aber der Qiidüri
nicht ganz zum Nutzen des Inhalts durch Koran ersetzt.
'Der'iia.vae.Koch-Kadem'in Nr. 157 ist ein böser Streich der französischen Transkription,
die sich überhaupt wie ein Fluch bei unsern Geographen, Historikern usw. fortpflanzt
und mitunter zu den ergötzlichsten Mißverständnissen führt. Es muß natürlich Xoi'-A'arfewi
(Glücksfuß) heißen, ein Name, der Eunuchen (Negern) und Sklavinnen gegeben wird.
Zu der Anekdote von dem Befragen des kleinen Fisches in Nr. 158 vergleiche man
auch Auerbacher: Hisloria von den Laienbürgern usw. in der Reclam-Ausgabe S. 80.
Zu Nr. 211 (der geprellte Geizhals mit den drei Ratschlägen und der Lastträger)
vergleiche man M. Tevfiq: Xazine^-l-letäif S. 119; 'Ali ('U 1 v i): Gel kejßm gel
S. 151; M. Hilmi: Gülüngli efsdneler II, Nr. 94.
Zu Nr. 222 (über die Anzahl der »Gebete«: gemeint sind anscheinend die »Gebets-
beugungen« am Morgen und ihre splendide Bemessung von zwanzig durch einen Bauern,
vergleiche man die Parallele in einem oberbayerischen Gedicht — soviel mir erinnerlich,
von Stieler — über die gleichartige Beantwortung und Schätzung der Zahl der Gott-
heiten durch einen pfiffigen Bauernburschen auf acht und die gleichartige verachtungs-
volle Ablehnung der Richtigstellung durch einen Kameraden, der die bescheidene richtige
Zahl nennt.
Die Zubereitung eines verendeten Huhnes (Nr. 273) findet sich mit veränderter Pointe
auch bei M. Tevfiq: Istambolda bir sene V, S. 39, Türkische Bibliothek X, S. 120,
und Hilmi: Gülüngli efsdneler II, Nr. 103.
Eine Parallele zum Traum von der Schatzauffindung und der Bezeichnung der Stelle
durch einen Kaktus im Bett (Nr. 314) findet sich bei Buadem Nr. 146 (von mir übersetzt
in den Beiträgen zur Kenntnis des Orients IX, S. 128).
In Nr. 326 muß es heißen: »Der« Gott der Erde.
Die Anekdote von dem abgenagten Hammelkopf in Nr. 3O5 findet sich auch bei
Hilmi: Gülüngli efsdneler II, Nr. 58.
Zu Nr. 370 vergleiche man den Ausdruck Sütür-gürbe (Kamel-Katze) in Zenker's
Türkisch-arabisch-persischem Handwörterbuch S. 539: »Das ungereimte Ansinnen, sprich-
wörtliche Redensart, die sich auf die Erzählung von einem Araber bezieht, welcher schwor,
sein verlorenes Kamel, wenn er es wiederfände, um eine Drachme zu verkaufen, und als
er es dann wirklich fand, demselben eine Katze um den Hals hing und es für eine Drachme
feilbot, mit dem Vorbehalt, daß die Katze für 1000 Drachmen mitzubezahlen sei.«
Über die Steuerauflegimg durch Lizenz in Nr. 382 vergleiche man Tevfiq: Buadem
Nr. i6i (meine oben zitierte Übersetzung in den 5<fi7rägt?i S. 132), wo Buadem sich gleich-
falls das Privileg ausbedingt, jeden, der sich vor seiner Frau fürchtet, besteuern zu dürfen.
Nr. 387 — 390 der Dsr/iwÄo-Erzählungen aus Tripolis und Tunis entsprechen fast
völlig dem Märchen Nr. 61 bei Grimm: Das Bürle.
In Nr. 416, einem echten Dummheitsschwankc der Berber, ist ein Schakal nach Art
der Tierfabeln sogar redend eingeführt.
Der maltesische D.'-chahan fällt so ziemlich aus dem sonstigen Rahmen heraus. Er
ist der richtige Eulenspiegel. Auch der sizilianische Typ ist nur ein Tölpel und Taugenichts.
Die von beiden gegebenen Schnurren sind ganz anderer Art als die Schnurren aus türkischem
Gebiet.
Die Geschichte von dem verlorenen //ammdl, den der Xoga nach einigen Tagen wieder-
sieht und vor dem er davonläuft, findet sich ebenso bei Hilmi: Gülüngli efsdneler III,
Nr. 225. Auch Nr. 448, der Scherz, daß die Frau des kranken Xo^a sich schmücken soll,
um die Aufmerksamkeit des Todesengels von dem Kranken ab und auf sich zu lenken,
und die Anekdote Nr. 456, wo der Xoga den Arzt davon benachrichtigt, daß er ihn habe
Kleine Mitteilungen und Anzeigen. 21 Q
holen wollen, daß sein Kommen aber nicht mehr nötig sei, finden sich in andern türkischen
Anekdotensammlungen.
Nr. 245 ist jedenfalls aus »Tausend und einer Nacht« aus der Geschichte des Lastträgers
und der drei Schwestern differenziert, wo eine ganze Skala von obszönen Bildern für die
Bezeichnung der Geschlechtsteile steht.
Die Musik der Teller und Schüsseln, die dem Xoga die liebste ist (Nr. 133), ist in
T h ä b i t's Ramazdn- Qas'ide (T e v f i q: Istambolda bir sene IV, S. 4 und 33, Türkische
Bibliothek III, S. 5 und 62) durch das Geräusch des Kauens ersetzt:
»Zur Iflär-Zeit wird höher als jede Musikweise eingeschätzt
Das Konzert des Zermalmens durch die Zähne mit seiner weichen Melodie.«
Von den von A. R ä s i m in seinem oben zitierten Artikel gegebenen beiden Nasr-
€(f-Dtn -Anekdoten behandelt die eine die auch von W. gegebene Burleske von dem Xoga
auf dem Dach, die sich gegenseitig hinauf- und herunterbemühen, die andere die bei W.
nicht gegebene drollige Definition von der Eierpflanze (patlygan) als Vogel mit fehlenden
Flügeln, was bei einer so merkwürdigen Art Vogel nicht weiter wundernehmen dürfe.
Zum Schlüsse füge ich die bisher noch nicht übersetzte Stelle aus E v 1 i j ä C e 1 e b i's,
des berühmten osmanischen Reisenden; Sejä/iat-näme bei, die auf seinen Besuch der Türbe
des Xoga Na?r-ed-Din in Aksehir gelegentlich seiner Reise nach Damaskus, Syrien, Pa-
ästina, Kurdistan, Armenien (vom Sa'bän 1058 — Regeb 1060 — September 1648 — Juli
1650) Bezug hat. Sie ist im dritten Bande (III, S. 16 ff.) seines zehnbändigen Reisewerkes
enthalten, deren erste sechs Bände in Konstantinopel 1314 — 1318 gedruckt wurden. Ich
übersetze aber, da dieser von der Zensur auf das unglaublichste drangsalierte Druck eine
ganz miserable moderne Zurechtfrisierung und Verhunzung des ursprünglichen Textes
darstellt, nach den beiden in meinem Besitz befindlichen Handschriften, deren nicht unbe-
deutende Abweichungen vom Drucke unschwer sich bei einer Vergleichung des gedruckten
Textes mit der Übersetzung ergeben. Die bei E v 1 i j ä erzählte Anekdote von Timur
und dem Xoga im Bade findet sich bei W. unter Nr. 234. Sie findet sich auch, stark
verbaUhornt, bei Pekotsch, Erinnerungen, Wien 191 1, deutsch und türkisch Nr. 48,
der im ganzen sieben Xasr-ed-Din Anekdoten gibt (Nr. 45- — 51).
Nachdem E v 1 i j ä Aksehir (oder Sin /lisdr oder Aksdr, wie er es polemisierend
benennt) beschrieben hat, kommt er auf die Wallfahrtsorte zu sprechen (beim einen Kodex
Blatt 175 B, beim anderen Band III, Blatt 10 A).
Die Wallfahrtsorte von Aksehir.
Zuerst kommt auf dem mit Bäumen bestandenen Gelände {■/ijäbänistan, der andere
Kodex hat gabbdnistän: Wüste, Totenstätte), das in der Qibla -'Richiung außerhalb der
Stadt liegt, der Herr, die Hoheit des Sej/ Xoga Nasr-ed-Din, der Weise der Welt und
des Glaubens, der Phönix des (2rt/-Gebirges der positiven religiösen Gewißheit. Der Anfang
seines Aufsteigens datiert wiederum aus diesem Aksehir (d. h. er ist in Aksehir ebenfalls
geboren). Er reichte hinauf bis zu Fäzi Xudavendigjär (= Muräd I. 1359 — 1389) und
blühte im Zeitalter Jyldyrym Xän's (Bäjezid I. 1390— 1403). Er besaß offene Heilig-
mäßigkeit. Er war ein schlagfertiger und wundertätiger großer Sultan. Mit Timur Xän
stand er in vertrautem Umgange. Timur fand Gefallen an seinen geehrten Unterhaltungen.
Ihm zu liebe verschonte er eben die Stadt Aksehir und plünderte und raubte sie nicht aus.
In allen Sprachen der Menschen und bei allen Leuten sind die Ratschläge und Schwanke
des Nasr-ed-Din Xoga zum Sprichwort geworden und werden als solche gebraucht.
Von allen [diesen Geschichten] nur eine [als Beispiel] : Eines Tages gingen Timur
und der Xoga ins Bad, und während sie in der Badeschürze Quta) sich abwuschen, sagte
Timur im Laufe des Gespräches: ftXoga. wenn man jetzt einen weltbeherrschenden Pädisäh
15*
220 Kleine Mitteilungen und Anzeigen.
wie mich verkaufen müßte, wieviel würdest du für mich geben?« [Der Xoga] sagte: »Ich
würde nur vierzig Asper für dich geben.« Timur sagte: »Hoho, Xo^a, meine Badeschürze
allein macht schon vierzig Asper aus !« Der Xoga sagte: »Ich würde auch die vierzig Asper
nur für die Badeschürze geben. Denn du bist ein wunder und lahmer Bursche und noch
dazu ein Mongole. Zusammen mit dem Betrag für den Badeüberwurf bist du noch nicht
eine kleine Kupfermünze (»Han-jfjr) wert.« Als er das sagte, da freute sich Timur, der nicht-
erleuchtete, über seine Schlagfertigkeit und erwies ihm reichliche Gunstbezeugungen.
Wieviel hunderttausend derartiger, ungereimter, paradoxer (ii'Uür-gürhe, vergleiche
darüber die Bemerkung oben, die andere Handschrift hat sütür-gün) Schwänze gibt es
nicht von ihm, die in aller Leute Mund sind ! Nach dem Tode des Jyldyrym Xan (1404 D)
starb [der Xo^a] im Zeitalter des Celebi Sultan Mehmed (Mehmed I. 1413 — 1421) und
liegt in Aksehir an einem Platze, dessen Kuppel und Türbe [allgemein] bekannt sind, be-
graben. Die vier Seiten [der Türbe] sind mit einem Gitter umschlossen.
Mein Abenteuer.
Um Mitternacht wurden die Trompeten zum Aufbruche geblasen, und der ganze
Troß zog weiter. Auch ich sandte meine Diener voraus und brach um Mitternacht mit
einem meiner Burschen von der Stadt auf. Da kam mir in den Sinn, was ich mir vergegen-
wärtigt hatte, nämlich, daß jedwedem, der den Xoga Nasr-ed-Din besucht, einige von
seinen Schwänken in den Sinn kommen und er sicherlich lacht, und ich fragte mich: »Ist
es denn wohl wahr :« Damit bog ich in den zur Linken der Heerstraße liegenden Friedhof
ein. Als ich mit dem Pferde gerade auf das erhabene Grab zuritt, sagte ich mit einem Male:
»Der Gruß sei auf euch, ihr Toten (ihr Leute der Gräber: ja ehl-el-qubür) !« Wie es nun
darauf sofort aus dem Innern der Türbe des Nasr-ed-Din Xoga zurückschallte: »Und auf
euch sei der Gruß, 0 du Seele der Großmütigen !«, da schnaubte mein Pferd unter mir
und scheute und stieg auf zwei Beinen empor und sprengte in wilder Hast in den Friedhof
hinein. Während ich das Pferd mit genauer Not zügelte, geriet es mit einem Fuß in ein
Grab, und es fehlte nicht viel, so hätte ich die Qual des Grabes erhtten. Aisbald tönte es
•wiederum laut aus der Türbe des Xoga Nasr-ed-Din: »^ya, gebt euer Almosen und zieht
fröhlich lachend \vieder weiter ! Hieher kommt, hieher !« Es war nämlich der Türbe-ddr,
[der so sprach]. Ich sagte: »Zum Kuckuck doch, Bursche ! Ich habe den Gruß den Toten
(ehl-i-qubür) geboten. Warum hast du den Gruß angenommen, während du doch noch
zu den Lebendigen (ehl-i-duhür) ') gehörst?« Damit reichte ich einige Asper als fromme
Spende. Da gab er mir mit den Worten: »Geh ! Gott möge dein Helfer sein !« einen Segens-
wunsch mit. Und in der Tat ritten wir auch in fröhlichem Gelächter über dieses Vorkommnis
weiter.
Theodor Menzel.
Kcrimee Hanoum r^Frau M.vri.a von Hobk): MacbouU, die Erzählerin. Schauspiel nach
einer alten Legende in drei Akten und einem Vorspiel. Mit einem Vorwort von Carmen
SvLV.\. Wien. F. Tcmpsky; Leipzig, G. Freytag, 1913. 83 S. 3,50 M.
Mit einer Darstellung der Entwicklung des türkischen Dramas beschäftigt, glaubte
ich auch dieses Erzeugnis orientalischer Beeinflussung, die Dramatisierung eines angeblich
türkischen Sagenstoffes, nicht unbeachtet lassen zu dürfen.
Der Inhalt des Stückes ist kurz folgender: Macboule {Maqbüle), deren Sinn auf Hilfe
für die Kranken und Bedrängten steht, und die von keiner Liebeswerbung etwas wissen
will, wird von ihrem ehrgeizigen Oheim Jussuf zu der Würde der »Erzählerin« der Sultane
') Die beiden Handschriften bieten ehl-i-dujür, doch ist die sonst übliche Formel
ehl-i-äithür als Gegensatz zu ehl-i-qubür.
Kleine Mitteilungen und Anzeigen. 221
in Brussa vorgeschlagen, einer Art Vestalin, die in steter jungfräulicher Ehelosigkeit zu
leben hat, um die Klagen und Beschwerden des Volkes vor den Sultan zu bringen. Für
die \\'ahrheit des Übermittelten bürgt sie mit ihrem Leben. Unverschleiert tritt die Hohe-
priesterin der Wahrheit vor Volk und Herrscher. Zwölf Schejche hat sie zur Unterstützung
ihrer Aufgabe bei sich. Sie wird vom Schejch-ül -Islam für ihr Amt geweiht, vor dem sie
das Gelübde der Reinheit ablegt. Von ihm erhält sie einen geheimnisvollen Trank, den
sie im Zweifelsfalle in einem Heiligtum zu trinken hat. Ist ihr Herz rein, so kehrt sie neu-
gestärkt zurück. Trifft sie nur ein Flecken Schuld, so wirkt der Trank als tödliches Gift.
Macboule's erste Aufgabe ist es, ihren Jugendgespielen, den Kurdenhäuptling Ibrahim,
zu rechtfertigen. Durch schnöden Verrat versuchten die ungetreuen Berater des Sultans,
unter die auch der eigene Bruder des Sultans und Macboule's Oheim gehören, ihn aus dem
Wege zu räumen. Kaum genesen von den schweren Wunden des Mordanschlages, kommt
er unerkannt nach Brussa. Ohne Rücksicht auf ihren schuldigen Oheim und den Sultans-
bruder, den Gemahl ihrer Jugendfreundin, waltet Macboule ihres Amtes. Das ganze Ver-
brechen wird aufgedeckt und die Schuldigen zur Rechenschaft gezogen.
Bevor Macboule noch dem Sultan vorgestellt wurde, haben sich beide zufällig ge-
sehen, und in beider Herzen ist der Funke der Liebe gefallen. Dies ist der Ausgangspunkt
des tragischen Verhängnisses. Denn geschickter weiblicher Verleumdungskunst gelingt
es, das Mißtrauen des eifersüchtigen Sultans gegen Macboule wachzurufen, deren Eifer
für die Wahrheit er ausschließlich ihrer sündigen Liebe für ihren Jugendfreund zuschreibt.
In Wirklichkeit gilt diese Liebe nur ihm. Als der Sultan in leidenschaftlicher Erregung sie
zur Rede stellt, schweigt sie auf alle Vorwürfe und glaubt durch stillschweigende Aner-
kennung einer nicht bestehenden Schuld die sündige Liebe sühnen zu können, die ihr ihr
Mittlerinnenberuf verbietet.
Der Kurde Ibrahim bringt ihr den Irrtum zur Erkenntnis. Sie gesteht dem Sultan
ihre Liebe und trinkt gefaßt den Gifttrank. So stirbt sie, ein Opfer der Gedankensünde,
doch geläutert durch edles Wollen.
Überschwengliches Lob spendet Carmen'Sylva diesem Drama, das sie »ein ewiges
Werk« nennt. Die Heldin Macboule bezeichnet sie als »die Iphigenie des Orients«. Sie
erklärt, daß die Autorin »tief eingedrungen ist in die Sitten und Lebensauffassungen [sc.
des Orients], die unter so ganz fremdem Gewände so viel Herrliches bergen«. Und schließ-
lich folgt noch die Versicherung von dem »Volk, das nicht zugrunde gehen wird, solange
es noch solche Frauen besitzt und vergöttert«.
Ich stehe dem so warm empfohlenen Drama etwas skeptisch gegenüber und kann
kaum etwas darin finden, was von Carmen Sylva so überschwenglich hervorgehoben
wird.
Am wenigsten, glaube ich, kann man dem Ganzen orientalischen Geist zusprechen.
Der fehlt dem Drama absolut. Nichtorientalisch ist die Heldin, nichtorientalisch ist der
Sultan, der Kurdenhäuptling, nichtorientalisch wirkt vor allem auch die Haremschilderung,
wo der im Orient geradezu als sakrosankt geltende Patriarchalismus völlig auf den Kopf
gestellt ist: die Sultanin-Mutter, die Sul/än-Välide, spielt in Wirklichkeit die Hauptrolle,
wie es z. B. auch heutzutage noch in Rußland mit der Kaiserin-Mutter der Fall ist, nicht
die Gattin des Sultans. Hier ist die Vdlide nur Staffage. Wenn man Pierre Loti etwa
dagegen hält, der, wenn auch in extravagant exklusiver Weise für die obersten Schichten,
in seinen »Entzauberten« echt orientalisches Milieu und zum Teil wenigstens auch orien-
talische Gedankenwelt schildert, oder, um bei weibUchen Autoren zu bleiben, deren Ver-
teidigung Carmen Sylva so leidenschaftiich in ihrem Vorwort überninunt, Frau Doris
Reeck in ihrem Buche Aus dem Reiche des Islam, so erscheint der orientalische Geist der
Macboule noch kümmerlicher und trostloser. Dichterische Lizenz ist es gewiß, nach eigenem
222 Kleine Mitteilungen und Anzeigen.
Belieben und Können die dichterischen Figuren mit Leben zu erfüllen. Da uns aber hier
ein orientalisches Drama, nach einer angeblichen türkischen Legende, verfaßt von je-
mandem, der lange im Orient gelebt haben soll, als ein Erzeugnis orientalischer Gedanken-
welt angepriesen \\-ird, so dürfen M-ir wohl auch einen strengeren Maßstab anlegen.
Ob die Fabel überhaupt türkisch ist, ist mir sehr zweifelhaft. Die ganze Tendenz
der asketischen jungfräulichen Entsagung, der Vestalinnenberuf, ist so unorientalisch,
so unislamitisch wie nur möglich. Es sind das christlich-indische Tendenzen, die im Islam
als solchem, außer bei einigen ketzerischen Orden (z. B. das eventuelle Zölibat bei den
Bektdsi's), nie festen Fuß gefaßt haben. Das Gelübde der Ehelosigkeit ist nicht mohamme-
danisch.
Der Titel der Heldin sollte wohl eher durch »Mittlerin«, »Fürsprecherin<<, nicht durch
»Erzählerin« wiedergegeben werden. Sie hat doch nicht zu »erzählen« ä la Scheherazade,
sondern mehr staatsanwaltschaftliche Funktionen vor dem höchsten Richter, dem Sultan,
auszuüben.
Seltsam ist die Tirade von dem Volk, das nicht zugrunde gehen wird. Denn meines
Wissens können die Türken diese Macboule gar nicht vergöttern aus dem einfachen Grunde,
weil sie keine Ahnung von ihrem Besitz haben.
Ich Nvürde nicht die Iphigenie damit vergleichen. In Parallele damit sind vielleicht
Züge der Jungfrau von Orleans und der Wahabitin von Weber zu stellen, wo auch die
Sünde der gottgeweihten Jungfrau in dem Erwachen der ihr versagten irdischen Liebe
besteht, und wo ebenfalls die Jungfrau auf die Beschuldigung hin in passivem Helden-
tume schweigt. Auch der Monolog vor der Übernahme des Amtes erinnert an die Jungfrau
von Orleans.
Auf mich macht das ganze Stück einen etwas anachronistischen Eindruck, nicht
nur der Form nach, dieser starken Anlehnung, ja Entlehnung aus dem Klassizismus, sondern
in der ganzen Schilderung. Die Sprache des Ganzen ist der Blankvers. Man glaubt ein
KöRNERsches Stück zu lesen, wenngleich manche Verse hart genug sind. Die nicht seltenen
Gemeinplätze, die Neigung zu Sentenzen erinnern stark an unseren überlebten Klassi-
zismus.
Für jemand, der auch nur etwas türkische Geschichte kennt, ist die Hofhaltung der
Sultane in Brussa mit ganz bestimmten kulturellen und zeitlichen Umständen verknüpft.
Als Anachronismus wirkt zur Zeit des beginnenden osmanischen Reiches in Brussa »ein
Schloß am Bosporus«, das ein bestechlicher Würdenträger sich baut (S. 47), wohin ein
Prinz seine unzufriedene Gemahlin schickt (S. 35). Jemen gehörte zu jener Zeit noch nicht
zur Türkei und war^olglich schon deshalb nicht als Verbannungsort in Mode wie zu 'Abd-ül-
Hamid's Zeiten. Auch Kurdistan war noch nicht osmanisch. Es \\'urde erst geraume Zeit
nach der Einnahme Konstantinopels unter Selim I. erobert. Es berührt schon unwahrschein-
lich, wenn als einziger unbestechlicher treuer Vasall und Edelmensch ein Kurdenhäuptling
geschildert ^\-ird, ein \'ertreter dieses unbotmäßigen Räubervolkes par excellence, von dem,
wenn von irgend jemand im Orient, der schöne Raubritterspruch gilt: Reiten und Rauben
ist keine Schande, das tun die Besten im ganzen Lande.'
■Des »Henkers Beil« wäre auch besser durch die den Türken bei offiziellen Hinrich-
tungen geläufigere Form des Erwürgens zu ersetzen.
Recht \-iel wird in dem Drama gegen die Schreibung orientalischer Namen gesündigt —
und hier ist die Autorin wohl nicht ganz zu entschuldigen, da sie doch den Orient kennen
soll. Warum wir in einem deutsch geschriebenen Drama türkische Worte französisch ge-
schrieben und noch dazu falsch geschrieben sehen müssen, ist nicht recht klar. Die weib-
lichen Namen, arabische Femininformen, schreibt die Autorin seltsamerweise mit ee,
•ft-üe wenn sie das Femininum von französischen Adjektiven bilden müßte, z. B. Kerhnie
Kleine Mitteilungen und Anzeigen. 22
0
(ihr eigenes Pseudonym) (arab. Maskul. kerim); Afijee (von arab. 'ajif). Andere dagegen,
die vollständig auf derselben Stufe stehen, werden nur mit e geschrieben in konsequenter
Inkonsequenz, z. B. Macboiile (arab. i):aqbül), Scheriffe (von arab. serif). Auch unnötige
Buchstabenverdoppelung findet sich, so Scheriffe (warum dann nicht auch Afffe, sondern
nur Afifee ?), Hallü usw. Der Name Djeshane (die Gattin des Sultans) ist aus dem persischen
Gezbdn zum arabischen Feminin »umgestaltet«. Naili statt Ndile im Personenverzeichnis
scheint Druckfehler zu sein. Die Schreibung Ibraim statt Ibrahim ist nicht nur ortho-
graphisch, sondern auch lautlich falsch.
Die Schreibung der Ämter läßt auch manches zu wünschen übrig, so Scheik statt
Schejch oder Schich, Oberscheik statt Sejy-ül-Isläm. Bald findet sich die Form Kcimakam
(S. 36), bald Kaimakam (S. 42) (statt Kaivimakam).
In »Thisbe« tesbih zu erraten, ist etwas viel zugem.utet. Und seltsam ist es, wenn
ein »Kenner des Orients« erklärt: »Der Scheik ul Islam hatte sich schon vorher in das
Hinterzimmer zurückgezogen, wo er mit seiner Thisbe (Rosenkranz) betet«, S. 38. Der
tesbih ist nur ein Spielzeug zur Zerstreuung, aber keine religiöse Gebets- oder Perlenschnur.
VaJi, Valide und Großvezier werden seltsamerweise wie Eigennamen ohne Artikel
gebraucht und sind doch Titel (z. B. S. 45 »auf Vali und die Räte zeigend«. Ebenso S. 46 ; 58).
Über die Bühnen-wirksamkeit des Stückes maße ich mir kein Urteil an.
Theodor Menzel.
Doris Reeck: Im Reiche des Islam. Bilder und Skizzen. Kommissionsverlag von Hanns
Ludwig Thilo. Berlin-Leipzig. 6 -f 272 S. Ohne Jahresangabe.
Das Buch, dem ein Bild der Autorin in türkischer Tracht beigegeben ist, enthält
eine zwanglose Sammlung von acht Skizzen, Novellen und Erzählungen. Die Verfasserin,
die als Mitglied der Familie IMordtmann in Konstantinopel und als Frau eines ehemals
in türkischen Diensten stehenden Offiziers ('Ö mer Paschas) vom realen orientalischen
Leben weit verlässigere Vorstellungen und Ansichten von vornherein hatte, als sie ein
europäischer Gelehrter sich erst aus Büchern anzueignen imstande ist, übersetzte erst jüngst
das Drama Ahmed Midhat Efendi's: Ejvah im XV. Bande der Türkischen-
Bibliothek ins Deutsche. Auch die vorliegenden Skizzen zeigen in den meisten Fällen unver-
fälschten orientalischen Geist.
Die erste Skizze »Palmyra« enthält die launige Schilderung eines sechsmonatlichen
Aufenthalts im Jahre 1870 in den sagenberühmten Ruinen der Zenobia-Stadt mit allen
den verschiedenen Mißständen des Lebens in diesem Wüstenneste, dessen Bewohner aus-
schließlich vom Salzexporte leben, da außer Oliven und Disteln nichts dort gedeiht. Durch
seinen Aufenthalt sollte *Ömer Pascha den türkischen Einfluß in diesem Gebiete wieder
zur Geltung bringen.
»Der Gang nach dem Eisenhammer« nach einer arabischen Legende in Diarbekr
gibt eine arabische Parallele der ScniLLER'schen Ballade. Herr Dr. Graefe verweist
mich in einem Zusätze auf Amedroz: An arahic version of a ballad of Schüler in RSO
III. 557 ff. and VL 99—101 und auf M. Horten in OLZ XIII. (1910) S. 399.
Meist durch das Medium des Französischen sind so ziemlich alle unsere volkstümlichen
Geschichten auch im Orient verbreitet worden — ich erinnere nur an Genovefa, Robinson,
die Kindererzählungen von Christoph von Schmid —bis hinab zu den Holmes'schen
Detektivgeschichten, die alle mehr oder minder gut orientalisch eingekleidet wurden. Auch
auf diese Weise hätte der »Gang nach dem Eisenhammer« seinen ^^■eg finden können.
Der Eisenofen ist durch einen Seifenkessel ersetzt. Eine nicht ganz zutreffende Vorstellung
von der Seifenfabrikation verrät die Wendung: Man solle »seine Knochen wie die anderen
Knochen zur Seifenfabrikation verwenden«.
22 A Kleine Mitteilungen und Anzeigen.
Das nun folgende »Märchen von einer Sultanstochter« ist die auch bei Grimm sich
findende Geschichte von der schönen Tochter, die nach dem Tode der Mutter wegen ihrer
Schönheit allein als Ersatz für sie in Betracht kommt und sich dem vom Vater ge-
stellten blutschänderischen Ansinnen nur durch die Flucht entziehen kann. Von türkischen
Parallelen sind mir im Augenblick nur die mehrfach bei Moschkoff in seinen »Dialekten
der Gagauzen« gegebenen Versionen (in Radloff's Sprachproben der Dialekte der Türk-
stämme Band X) erinnerlich. In der Wildnis entdeckt ein Prinz die verkleidete Schönheit,
der sie nach verschiedenen gescheiterten Versuchen endlich zwingt, ihre häßliche Hülle
aus Holzrinde abzulegen und seine Frau zu werden. Als burlesker, wenn auch etwas bar-
barischer Abschluß kommt dann der vergebliche Versuch des jüngeren Bruders des Prinzen,
aus "einem alten häßlichen Äneze-Araber durch Prügeln und zuletzt durch Hautabziehen
ein hübsches Mädchen herauszuschälen.
»Des Paschas Harem« bringt die hübsche Geschichte der komplizierten Harems-
verhältnisse eines reichen Paschas aus Mardin, der in Stambul eine hübsche, kokette Serajli,
die abgedankte Geliebte eines Prinzen, heiratet, trotzdem er schon in Mardin eine Frau,
eine gutmütige, kindergesegnete, aber wenig schöne Kardin, besitzt. Die herrschsüchtigen
Umtriebe der neuen Gattin finden bald eine Grenze, als der wankelmütige Pascha trotz seiner
feierlichen Versprechungen sich noch eine dritte Gattin zulegt, die an Jugend und Schönheit
auch die Serajli aussticht, so daß diese nach langen Eifersuchtsszenen endlich einem Xerven-
fieber erliegt.
»Emsalifer« schildert das Schicksal zweier befreundeter georgischer Sklavinnen
in Aleppo. Die eine soll, um zur legitimen Gattin erhoben zu werden, einen greisen Lebe-
mann mit einem Sohn beglücken und muß schließlich nach seinem Tode froh sein, frei zu
werden als Dank für die opferwillige Pflege und in die wenig sympathische Familie eines
ehemaligen Daghestaner Ochsendiebes und späteren türkischen Majors hineinzuheiraten.
Die andere ist das Opfer eines geradezu klassischen Pantoffelhelden, der glücklich seiner
in Konstantinopel zurückbleibenden Xantippe durch Versetzung nach Aleppo entronnen,
wahres Liebesglück in den Armen der heimlich erworbenen Sklavin sucht. Als die Frau
von der Saciie Wind bekommt, erscheint sie als deus e.x machina. Der Gefühlsmensch
hat nicht den Mut, die bereits schwangere Sklavin zu seiner zweiten Frau zu machen,
sondern er gibt sie einem Unterbeamten zur Frau, ohne sich um sie weiter zu kümmern.
»Schefika« ist eine lang ausgesponnene, etwas zerfahrene und gerade schon darum
echt türkisch anmutende Novelle, die die Schicksale dreier Freundinnen aus den besten
türkischen Kreisen malt und noch mehr wie die beiden vorausgehenden Novellen Inter-
essantes aus dem türkischen Frauenleben in der Hauptstadt und in der Provinz, in Diarbekr
und in einem syrischen Garnisonsorte, bringt. Sie zeigt uns den Aberglauben der Frauen,
der sie in Notlagen sich sogar an christliche Heilige neben den muhammedanischen Heiligen
und weisen Frauen wenden läßt. Köstlich sind die Schilderungen der Frauenunterhaltungen
in den Ramazän-Nächten in der Provinz (in Diarbekr), zumal mit dem geschichtlichen
Hintergrund des Türkisch-Russischen Krieges. Die Frauen lassen sich Kriegseriebnissc
und Kriegsheder von einem durchgebrannten Soldaten erzählen. Zur Aufheiterung wird
eine Parodie auf ein griecliisches Leichenbegängnis vorgeführt, wobei dem näselnden Toten-
gesang des Popen ein alberner türkischer Text untergelegt wird. Die Vorlesung eines Lob-
liedsauf den Propheten durch eine schriftgelehrte Dame und die Voriesung des Mevlüd-i-seril
durch drei weibliche Xo^a's macht den Beschluß.
\\\x erfahren manches über die Stellung der schwarzen Sklavinnen zu ihrer Herr-
schaft, über ihre Rachsucht und die Vorsicht, mit der man ihren heidnischen Gebräuchen und
Vcrzückungsanfällen begegnen muß. Hochzeiten und Geburtsfeierlichkciten werden ge-
schildert, wie das Leben und Treiben der Frauen der vornehmen Stände und das ungenierte
Kleine Mitteilungen und Anzeigen. 22"^
sinnliche Ausleben, das sich manche als Pendant zu den Extravaganzen des Gatten erlaubt,
während andere unter völlig unbegründeter Eifersucht zu leiden haben.
Die erste der Freundinnen, die stimmbegabte Schefika, die, jung an einen alten Gatten
gegeben, bald Witwe wurde, gewinnt ihren Jugendfreund, den musikkundigen Naschid
glücklich zum Gatten. Ihren guten Beziehungen hat es der frühere Regimentstrompeter
zu verdanken, daß er es trotz seiner Unbildung — er lernt nie schreiben — bis zum Oberst-
leutnant bringt. Er lohnt es ihr damit, daß er eine junge Sängerin als zweite Gattin nimmt,
worauf sich Schefika nach Stambul zurückzieht und bald an gebrochenem Herzen stirbt.
Die zweite ist die robuste Hanum Efendi Güzel, die Tochter eines kleinen Salzhändlers,
die ihrer hübschen roten Backen wegen von einem Pascha geheiratet wurde. Sie hält sich
für die Extratouren des Gatten nach nutzlosen Eifersuchtsszenen durch alle möglichen
Liebschaften schadlos, die ihr natürlich viel Geld kosten. Als der Pascha bei Kars fällt
heiratet sie seinen Pfeifenstopfer, der sie aber, nachdem er ihr alle Habe abgenommen,
verstößt.
Edler ist das Schicksal der letzten Freundin Faike, die von der Eifersucht ihres pedan-
tischen, aber rechtlichen Gatten viel auszustehen hat, so daß sie nach seinem plötzUchen
Tod auf eine \Yieder\'erheiratung verzichtet und sich nach Damaskus zurückzieht.
»Geistesgegenwart« schildert die mehrfach in der Schwankliteratur ausgeführte
Geschicklichkeit, mit der eine kokette Frau sich aus der Schlinge zieht, als ihr Gatte sie
mit zwei Liebhabern überrascht, die sie beide nacheinander versteckt hat.
»Der Dhatur« bringt eine südarabische Parallele zu der Anekdote von dem Tode des
Arztes Hippokrates, d. h. eine irgendwie nach Nedschd verschlagene Version dieser Ge-
schichte. »Dhatur« ist das legendäre L^ntier, das durch die auf unbedeckten Speisen ab-
gelegten Eier in den Menschen gelangt, sich in ihm entwickelt und, an der Lunge festgekrallt,
ihm alle Flüssigkeit aussaugt. Der als vermeintUcher Tölpel bei dem mißtrauischen Arzte
zum heimlichen Lernen eingetretene Diener beseitigt eine n solchen Dhatur, als der Arzt
das nicht zuwege bringt. Bei dem Giftduell, das die Folge davon ist, best eht er die Wirkung
des ihm vom Meister gegebenen Giftes, während der Arzt aus Todesangst an dem Wasser
stirbt, dae ihm der Jüngling als Gift reicht.
Es findet sich N-iel unverfälschter Orient in dem Buche, aber auch viele Ungenauig-
keiten. Bei tatsächlichen Angaben ist ein unsicheres Tasten sehr oft nicht zu verkennen.
Trotz aller praktischen Kenntnis zeigt sich im Arabischen wie im Türkischen doch ein
Mangel an gründlicherem grammatischen und syntaktischen Wiss en. Die Transkriptionen
sind fast sämtlich recht wenig befriedigend, so die arabischen Zitate, die zum Teil fast
unverständlich sind, z. B. S . 60 Allah hume salli alle seidina Mohamed, we sela; sali alei
taala we selam; S. 43 Elham dulillah; S. 198 Nalet allahu aleihun (statt Le^ane-llahii 'alejhum
oder la'net-ullahi 'alejhutn); S. 146 Ewel bahtek, karasi tahtek, tani bahtek, diri ivahtek, talit
bahtek, mittel el sedik al tarik; S. 46 w-erden vallah billah tillah als »Drei Namen Gottes«
bezeichnet; S. 218 fetahna alleiki (st. '■aleika) u. a. m.
Auch das Türkische ist oft recht stiefmütterlich behandelt, z. B. S. 54 Tschaniarschir
Aga St. camasyr\ S. 59 Tachterewan st. tayt-revdn\ S. 174 Rutsch st. urug; S. 206 olsiim st.
olsim; tschak jaschasun st. cok; S. 211 etschdirha st. ezdirha; S. 227 kimse gördigindan st.
kimseje gördijinden; S. 29 0 gitdi j erden jeri gelmes st. o gittiji j erden geri gelmez.
Manche Übersetzungen erregen Kopfschütteln, so wenn S. 92 Dischlenk als »der Zahn-
lose« übersetzt wird; S. 43 Islambol nach Hammer als »Islamfülle«; S. 140 Mevlud sherif als
»Geschichte des Todes Mahomets« und S. 218 als »die letzten Stunden des Propheten«; S. 196
steht »Ramasangebet Travia« (st. terävVt). Chirka S. 216 ist nicht die wattierte Jacke,
sondern hier der Mantel (des Propheten). S. 177 Nasar takim (st. nazar takymy) « mit Blitz-
ableiter gegen das böse Auge« zu übersetzen, stimmt nicht ganz; es ist das Amulett gegen
225 Kleine Mitteilungen und Anzeigen.
den bösen Blick. Ebenfalls fällt der Ausdruck S. 58: »in Gebeten sich um die Wette wund-
knieten« ziemlich aus dem orientalischen Bild heraus. Auch im Deutschen fehlt hie und
da die Sorgfalt so S. 74 »den Verdienst«, S. 54: Es hat einen Teint (statt »sie«).
Die Busa (&oza) ist ^\■ohl mehr tatarischen als afrikanischen Ursprungs (S. 182). Husni
Jussif {küsn-i-Jusuf) S. 128 ist nicht der »schöne Josef«, sondern »die Schönheit Jusufs«.
Störend wirken die stets im Text in Klammern beigesetzten nicht wenigen Erklärungen,
die in Anmerkungen zu verweisen wären und manche »gelehrte Zitate«, so aus Homer (i 19),
Horaz(i05), Plutarch (211), Longfellow (149), Rückert (227) und lateinische Sprüche (168).
Theodor Menzel.
Bemerkungen zu Islam HI 404 — 409.
Gelegentlich einer Besprechung meines Buches: Die philosophischen Systeme der
spekulativen Theologen im Islam berührt Massignon einige Probleme der Geschichte der
Spekulation im Islam, zu denen mir folgende Bemerkungen erlaubt seien. Der Stand der
Forschung auf diesem Gebiete ist derselbe, wie ihn de Goeje für die Geographie der islami-
schen Länder definiert hat und wie er auf allen Gebieten der Kulturforschung im Islam
ist und nicht anders sein kann: Durch Ikonographien über einzelne Gebiete. Richtungen,
Persönlichkeiten, Werke usw. muß das Material zutage gefördert werden, das eine spätere
Zusammenfassung im Überblick darstellen kann. Jene eigentliche Forscherarbeit muß
so orientiert sein, daß sie auf die spätere Gesamtdarstellung abzielt. Auf dem Gebiete der
höheren Geistcskultur muß sie eine Gedankenwelt in ihrem Wesen, ihren Werdebedingungen
und wenn möglich, ihren Wirkungen klarstellen, so daß die spätere Zusammenfassung
nur reife Früchte zu ernten hat, eine Arbeit, die selbst ein Dilettant sehr gut zu leisten
vermag und häufig schon mit Geschick geleistet hat. Eine solche Monographie mit ab-
sichtlich beschränktem Forschungsbereiche wollte ich in meinem oben zitierten Buche
bringen, wie es gleich aus dem ersten Satze des Vorwortes hervorgeht und nach dem Stande
der Probleme nicht anders sein kann'). Weil ich ferner die Untersuchungen meiner
Vorgänger weiterführen wollte, brauchte ich deren Resultate nicht zu wieder-
holen. Der Hinweis auf die vorhandene Literatur mußte genügen. Daher war ich der Mühe
überhoben, die christlichen =) und jüdischen Einflüsse immerfort her\'orzuheben, weil
über dieselben bereits Spezialuntersuchungen vorHegen.
Es ist ein leichtes, aus der gedruckten Literatur und Handschriftenkatalogen usw.
eine große Anzahl noch zu erschließender Quellen zusammenzustellen 3). In der K 1 a s s i -
') Die Einwände 405, 17 — 35 fallen somit fort.
-) Die Bemerkungen 408, 15 (T. sind also unberechtigt, ebenso die 408, 13, daß ein
Ideeneinfluß von außen nur auf schriftlichem Wege stattfinden könne. Der »contact in-
tellectuel prolonge« ect. (408, 12) ist leicht nachweisbar. Birünl ist für diese Frage
doch vollkommen belanglos. Die Frage, ob die islamischen Theologen über indische Sekten
orientiert waren, hat doch mit der nach dem indischen Einflüsse nichts zu tun. Ein solcher
kann ohne Kenntnis der Quelle stattfinden. Zu den christlichen Einflüssen vgl. jetzt Graf:
Abu Qurra u. Ihn Adi (beide igin u. d. Bespr. Th. LZ 191 1 Sp. 238, 397. OLZ 191 1 Sp.
128. DLZ 191 1 Sp. 1565 ff.).
3) M. zählt einiges auf, das sich noch um Dutzende von Titeln, n. m. A. um wichtigere,
vermehren ließe. Die Zumutung, ich hätte cheselben für mein Buch verwerten müssen»
ist nicht berechtigt, da ich nur eine erstmalige Pionierarbeit liefern wollte. Von demjenigen,
der nur einen Stein des Fundamentes legen will, kann man nicht verlangen, daß er zu-
gleich schon das ganze Dach aufrichte. Nicholson's Kashf 191 1 konnte ich nicht zitieren.
Kleine Mitteilungen und Anzeisfen.
227
fizierung derselben nach ihrer historischen Bedeutung muß man die Originalwerke
selbst befragen. Sie sprechen offen aus, von welchen früheren Autoren sie besonders
abhängig sind. Diese sind also historisch die wichtigsten und hier können
Themata für viele Monographien leicht gefunden -^erden. Die für Schiräzi 1640 j
maßgebende Literatur habe ich nach diesem Prinzip zusammengestellt (Beiheft II
zum Islam, S. 279 — 293). Gelegentlich meiner Übersetzung der Stationen des I g i stellte
ich die für diesen und seine Kommentatoren maßgebende Literatur zusammen, woraus
sich mancher interessante Einblick auf die für diese Richtung geltenden theologischen
und philosophischen Autoritäten ergab '). Ganz oder fast unbekannte Quellen treten
sehr in den Vordergrund. Schiräzi 1523 f scheint einen epochemachenden Einfluß aus-
geübt zu haben. Das gleiche gilt von Ibn Malka 1155 (abül Barakät), *.\midi
1233 t {abkär alafkär), Kätibi (Kazwinl) 1276 j (Kommentar zum mulahhas
des Räzi i2io|), Sahrastäni 11 53 f (miisäri' alfaläsifa), widerlegt von T ü s i
1273 f(£)^r/5/awi III 129; dort die für das XVIII. Jahrhundert, Lählgl wichtige Literatur),
S i m n ä n I 1336 f, um nur einige namhaft zu machen. D a u w ä n I 1501 t beherrscht
seine Zeit und D ä m ä d 1659 f das ihm folgende Jahrhundert. Viele ungehobene Schätze
ruhen noch in den Schriften R ä z I's und T fl s I's. Zum abschließenden Bau einer Ge-
schichte der islamischen Theologie sind also vorerst noch manche Steine zu behauen. Die
zusammenfassende Darstellung muß natürlich ein ganz anderes Gepräge haben als die
vorliegende Detailforschung. Ahdab (556, 3) hat dabei ganz anders hervorzutreten.
Er scheint wie R a w a n d i eine Krisis und einen Umschlag in der Theologenschule herbei-
geführt zu haben (Kantstudien 17, 481 f. Die Geistesivissenschajten — u. Archiv f. Gesch.
d. Philos. demnächst).
M. ist darüber verwundert, daß Theologen wie Ibn H a z m -) in die Geschichte
weil der Druck meines B. 191 1 fast abgeschlossen war. Den F ihr ist hätte ich allerdings
benutzen können. Ich hatte ihn für eine Geschichte der Philosophen zurückgestellt. — ■
Bei M u r t a d ä 1437 f findet sich noch ein umfangreiches, bis jetzt unbeachtetes Material.
') Tgi zitiert 48 Quellen, Gurgäni 1413 f: 18, Fanärl 14817:66, Si-
i ä 1 k ü t i 1656 y: 63. Leider wurde es mir noch nicht ermöglicht, diese seit 191 2 fertige
Arbeit drucken zu lassen.
-) Da ich I. H. nach seinen dogmatischen Lehren, nicht nach seiner
Bekämpfung des Kaläm behandele, mußte er unter den Theologen seine Stelle haben.
Er durfte nicht abseits gestellt werden, wie M. 405, 35 wünscht. — Die Geschichte der
Philosophie im Islam wird sich noch an größeren Kontrasten als denen zwischen H i s ä m und
den liberalen Theologen usw. zu erfreuen haben. Wie in der griechischen Philosophie
die unversöhnbaren Gegensätze Plato und Aristoteles nebeneinander stehen, so haben in
einer streng methodologisch durchgeführten Geschichte der islamischen Philosophie der
Plato des Islam, Suhrawardi 1191 f und der Aristoteliker A v e r r o c s 1 198 f ein
Paar zu bilden. Welche Fülle von Gedanken ergibt sich aus dieser chronologischen Ko-
inzidenz! Der Osten des islamischen Kulturbereiches geht in genialer Weise über A v i c e n n a
hinaus, sucht Aristoteles mit Plato weiterzubilden und in der Mystik ein einheitliches
Weltbild zu schaffen. Der Westen zieht sich in A v e r r o e s auf den kritischen Stand-
punkt, gibt dadurch die selbstschaffende Philosophie eigentlich auf und will
die Entwicklung auf Aristoteles zurückschrauben. Im Osten das schöpferische Genie, aber
zugleich der unkritische Phantast. Im Westen der scharfe Kritiker, der aber als schöpfe-
rischer Philosoph versagt. Es wäre ein großer Verlust für das Gesamtbild der Philosophie
im Islam um die Wende von 1200, wenn ein späterer Darsteller mit Rücksicht auf die räum-
licheEntfernung (— beide fallen aber in denselbenKulturbereich — ) oder andere »Richtungen«
228 Kleine Mitteilungen und Anzeigen.
der Spekulation hineingezogen werden. Solche Überraschungen bietet der Islam viele.
Bei manchen Theologen vermutet man keine philosophischen Momente, z. B. I b n T ü -
mart, dem bekannten Mahdi, Sanüsi i486 f u. and. Untersucht man ihre
Schriften aber näher, so findet man das Ungeahnte: verständnisvoll aufgenommene philo-
sophische Lehre. Diese Theologen gehören also in die Geschichte der Philosophie, freilich
nicht in erster oder zweiter Linie, sondern in weiteren Abstufungen; denn wo immer philo-
sophische Begriffe zu einer Weltanschauung ven,vendet werden, ist die Philosophiegeschichte
interessiert. Das Wichtige dabei ist, daß man auf diese Weise eine Nüancenskala
der philosophischen Betätigungen erhält. Die begabtesten der orthodoxen Theologen
stehen den liberalen und den Philosophen sehr nach. Eine große Stufenleiter führt von
diesen zu den intellektuell unbedeutendsten hinab. Würde man nur die höchsten Staffeln
dieser Leiter der Beachtung für wert halten, so ergäbe sich als Gesamtbild der Geistes-
kultur doch ein sehr einseitiges Bild. Es ist nämlich sehr zu unterscheiden, ob man Philo-
sophiegeschichte aus philosophisch-sachlichen Gründen (um den Fortschritt bestimmter
Probleme zu verfolgen) oder aus kulturgeschichtlichem Interesse betreibt. Die islamische
Spekulation kommt nun für die Förderung sachlicher Probleme der Jetztzeit nicht mehr
in Betracht. Bleibt also das kulturhistorische Interesse an ihr. Es würde daher ein unvoll-
ständiges Bild der Geisteskultur geben, wenn man die unteren Gebiete derselben von der
Betrachtung ausschlösse. Bei I b n H a z m ist nun das Eigenartige (um nicht zu sagen
Ergötzliche), daß er die Spekulation mit ganzer Energie bekämpft und trotzdem unter
ihrem Einflüsse steht — sicherlich gerade durch seine Polemik dazu geführt. Dadurch
wird die Ausdehnung des philosophischen Einflusses im Islam grell beleuchtet.
Bis zu den tieferen Schichten der bildungsfeindlichen Hasit'lja reicht derselbe. Die Philo-
sophie bildet also nicht ein Privileg weniger Auserwählter. Sie durchdringt die ganze
Skala der Geisteskultur des Islam — doch wohl ein beachtenswertes Resultat, das uns
I b n H a z m lehrt.
Betreffs der zeitlichen Abgrenzung meiner Arbeit hatte ich den Einwand erwartet,
G u w a i n I 1085 | sei viel zu bedeutend, als daß man ihn in einem Sammelbande auf
wenigen Seiten abmachen könne. Sehr überraschte mich daher die Äußerung meines
Kritikers, auch Gazäll hätte dargestellt werden müssen')- D'^s scheint mir jedoch
nicht angebracht, da er für sich allein einen solchen Band beansprucht, wie alle von mir
dargestellten theologischen Systeme zusammen. Zudem beginnt er eine neue Richtung
Vor ihm ist also ein Einschnitt in die Darstellung der Entwicklung zu machen. Zudem
gehört G.'s Ihjä in die Mystik, nicht so sehr in die spekulative Theologie.
Das Problem der Aufarbeitung des Materials steht für die Dar-
stellung der Systeme im Vordergrunde. Vom modern historischen (nicht theologischen,
wie M. zu glauben scheint, 405, 4 unten) Standpunkte aus müssen die in den Quellen in der
buntesten Weise durcheinandergewürfelten Lehren sachlich geordnet werden, damit
der Überblick erleichtert, ja sogar überhaupt ermöglicht wird und die Entwicklung klar
heraustrete. Man könnte einwenden: Diu islamischen Denker befolgen eine andere Ein-
teilung des Wissenschaftsgebietes und diese ist der Darstellung zugrunde zu legen. Antwort :
Die Einteilung, die jeder Denker von den Wissenschaften macht, ist im logisch-
es versäumen würde, die beiden genannten Denker nebeneinander zu behandeln.
Vollends dürfen politische Richtungen nicht in die Philosophie übertragen werden (wie
M. zu wünschen scheint).
') Sogar bis I b n R u s d und R ä z I hätte ich nach M. 406, \ i die Linie weiter-
führen sollen ! Die Entwicklung führt aber kontinuierlich weiter bis T ü s i , I g i usw.
Alle müssen einmal monographisch behandelt werden — nur nicht in einem Sammelbande
wie dem meinigen.
Kleine Mitteilungen und Anzeigen. 229
metaphysischen Teile seines Systems zu skizzieren. Eine auf modern historische
Ziele abzweckende Darstellung darf diese aber nicht als Basis der eigenen Behandlung
verwenden. Das wäre ein Aufhäufen mangelhaft vorbearbeiteten Rohmaterials. Welche
Verwirrung würde entstehen, wenn man die Systematik M u r t a d ä's einer Darstellung
der theologischen Probleme zugrunde legte '). Man ist gezwungen, das gesamte
Material einer modernen Aufarbeitung zu unterziehen, damit es historisch verwertbar sei.
Ein weiteres, ebenfalls nur die Technik der Darstellung betreffendes Problem ist
das der Abgrenzung der Richtungen. Man hat vier zu unterscheiden :
Philosophen, Theologen (freisinnige ^) und orthodoxe), Mystiker und Naturphilosophen.
Die große Schwierigkeit liegt nun darin, diese Kurven konsequent durchzuführen. Alle
Richtungen durcheinander zu behandeln, wird wohl niemand vorschlagen. Aber die
Scheidung ist nicht reinlich durchführbar. A v i c e n n a ist z. B. zunächst Arzt, schließ-
lich auch Mystiker. Die mystischen Lehren sollen sogar seine eigentlichen Überzeugungen
gewesen sein (dagegen ZDMG Bd. 66 S. 754, 31). Keiner wird ihn jedoch aus der Reihe
der Philosophen streichen. G a z ä 1 i ist wesentlich Mystiker. Aus praktischen Rück-
sichten ist man inkonsequent und erwähnt ihn bei den Philosophen oder Theologen. Hasan
von B a s r a ist Mystiker. Man kann ihn aber an die Spitze der liberalen Theologen
stellen, weil diese sich auf ihn berufen. Erschöpfend ist er in der Mystik zu behandeln.
Daher begnügte ich mich mit einem biographischen Hinweise (gegen M. 406, 19). Das,
gleiche gilt auch für M u h ä s i b i und vollends Tustari. Halläg, Ibn Sälim,
M a k k I , die man doch wohl nicht bei den philosophierenden Theologen
suchen darf 3). — Die Schulen der liberalen Theologen sind äußerst zahlreich und unter-
1) Sie steht an erster Stelle in der Darstellung seines Systemes (468. 4). Das
Gebiet, das die fünf von M. 406, 4 aufgezählten Klassen einteilen, ist nicht das der speku-
lativen Theologie. Diese konnten für mich also nicht in Frage kommen. Eine voll-
ständige Behandlung des Kaläm könnte allerdings bezeichnenderweise den Titel
>>Tractatus theologico-politicus« tragen. Ich wollte jedoch nur die spekulative Seite
des Kaläm darstellen. — ib. 371, 22 vielleicht Entgelt (mit Gutem) statt Vergeltung (des
Bösen) zu lesen. Die Ergänzung mancher Lücken aus anderen Quellen (406, 4. 541, 23.
542, 12 usw.) behalte ich mir für später vor.
2) Die Einteilung in orthodox und liberal ist keine Wortfrage, wie M. meint 407, 11,
sondern eine Sachfrage. Es handelt sich darum, im Islam dieselben gesetz-
mäßigen Verläufe der Ideenentwicklung zu erkennen, die ^\^r in allen Religionen sich
vollziehen sehen und die notwendig eintreten, wenn eine niedrig stehende Kultur mit einer
geistig überlegenen in Berührung tritt.
3) Die Vorwürfe 406, 17 — 30 fallen damit fort. K u 1 1 ä b i (so darf man doch wohl
nach den Quellen lesen, vgl. Luci.\ni: Les prolegovienes Lhjologiqnes de Senoussi 185, 2 unl.
»Kiläbi«= 187, 3; vgl. Horten: Probleme 32, 6) lehrte (ib. 118, i): Gott besitzt zwei
Hände, ein Gesicht und ein (!) Auge. Dadurch ließ ich mich abschrecken, diesen Theologen
unter den philosophierenden zu erwähnen — vielleicht zu Unrecht; denn er ist
kein krasser Anthropomorphist, sondern sucht zu vergeistigen. Aber wo soll man die untere
Grenze ziehen ? Sicherlich wesentlich tiefer als in unserer Kulturlage. Die IIasivt]a (M.
406, 22) konnte ich daher nur andeuten. Ihre Behandlung in extenso gehört doch wirklich
nur in die praktische Theologie (die ich prinzipiell ausschloß und nur anhangsweise erwähne).
Man könnte entgegnen: bei anderen Theologen sei ich dem Widerstreben, naive Lehren
in die Geschichte der Spekulation aufzunehmen, nicht gefolgt ! — Hier (Ibn H i s ä m
u. G a w ä 1 1 k i) liegen die Verhältnisse doch anders. Eine rudimentäre Spekulation
ist hier vorhanden. — Tauhidl (407, 7) ist entweder Philosoph oder Mystiker. In
keinem von beiden Fällen gehört er hierhin.
2 30 Kleine Mitteilungen und Anzeigen.
scheiden sich schroff voneinander. Dennoch muß man der Versuchung widerstehen, jede
einzelne von ihrem Entstehen bis zu ihrem Erlöschen getrennt für sich zu behandeln ').
Dadurch würde das Bild der Kulturlage einer bestimmten Zeit auseinanderfallen. Statt
des Vorschlages, noch mehr Richtungen zu unterscheiden, würde der andere historisch
wohl von größerem Nutzen sein, auch die orthodoxen mit den liberalen zusammen rein
chronologisch zu behandeln. Alles was unter einen großen Begriff fällt, hier den der
Theologie, ist in eine Kurve einzuzeichnen (d. h. zuerst rein chronologisch aneinander
zu reihen). Die ganze Fülle der gleichzeitigen Bestrebungen würde dann viel deutlicher
hervortreten, und dies ist für die geschichtliche Betrachtung das Wichtigste (wegen der
Abhängigkeiten von Zeitgenossen usw.). Die politischen Differenzierungen (406, 22) müssen
bei der philosophischen Klassifizierung vollends zurücktreten. Die größten politischen
und religiösen Gegner müssen hier friedlich nebeneinanderstehen (z. B. auch I b n H a z m
u. As'ariten zu 405, 35).
Aus dem Gesagten ergibt sich, daß M.s Besprechung auf äußerliche Momente einge-
stellt ist. — 407, 23 werden mir Druckfehler — Sahhäm für Sahhäm, usw. als beabsich-
tigte Namensveränderung vorgeworfen! — die Angabe der allbekannten Daten bei griechi-
schen Philosophen 408, 30 ist überflüssig. Nur indirekt werden sachliche Probleme berührt.
Eine ersprießliche und großzügige Weiterführung dieser Fragen ist jedoch nur dann zu
erreichen, wenn das Sachlich-Inhaltliche in den Vordergrund tritt, die Kritik also auf
den philosophischen Gehalt eingestellt wird. Die »Systeme« behandeln ein wichtiges Gebiet
der höheren Geisteskultur des Islam zur Blütezeit der 'Abbäsiden. Hier hegen also kultur-
historische (Beziehung der Systeme zur äußeren Kultur) und philosophiegeschichtliche
Probleme (Aufbau der einzelnen Systeme, Kritik widersprechender Berichte der Quellen,
Ausdeutung einzelner Lehren, Zusammenhang derselben und der Systeme, deren Ent-
wickJungslinie usw.). Ein Beispiel: M u r t a <J ä (»Probleme« 98, 25) behauptet, die griechi-
schen Philosophen hätten durchgängig die Existenz der Akzidenzien geleugnet. Wie ist
dies zu verstehen, da doch die ganze griechische Philosophie von der Lehre von Akzidenzien
erfüllt ist? Antwort: In die Definition des Akzidens nehmen die philosophierenden Theo-
logen den Begriff der Momentaneität des Seins, dieser bekannten indischen Lehre, auf
(1. c. 98, 31 ff.). Ein solches Akzidens kannten die Griechen allerdings nicht. Interessant
■) Die Einwände 406 unt. — 407, 9 erledigen sich damit. K o s t ä (179 ff.) erwähnte
ich nur zum Verständnisse der zeitgenössischen Pneumalehre, nicht wegen seines
eigenen Systemes (170,1 ff.). Die Zanädika gehören also unbedingt in die liberale
Spekulation, die durchaus nicht identisch ist mit der mu'tazilitischen Richtung.
Diese bildet nur einen Teil jener. Es gehört zur Aufarbeitung des Rohmaterials, in
dun geistigen Strömungen Gemeinsames (hier die liberale Tendenz) herauszufinden und
<las Disparate unter diesem (>esichtspunkte zu betrachten. Erst dann gewinnt man einen
iJberblick über alle gleichzeitigen Schattierungen einer großen Bewegung (der liberalen),
deren Teile doch wesentlich zusammengehören, wenn sie sich auch noch so sehr abzustoßen
scheinen. — Gar seltsam erscheint mir die Zumutung, auch den Mediziner Räzl
hätte ich in diesem Bande über die spekulativen Theologen behandeln sollen. Er
gehört unter die Naturphilosophen, 'A u g ä und R a w a n d i aber nicht unter
<lie Philosophen. Die Note, die der orthodoxe Islam einzelnen seiner Denker anhängt,
z. B. als Zindik, ist für die philosophiegeschichtliche Betrachtung indifferent. Für diese
kommt es auf die Gedankensysteme an. — Daß bei problematischen Daten -f für -^ ein-
getreten ist, beruht auf dem T'nverständnisse meines Setzers (ad 407, 26). Wo dieses
Zeichen -+- vor der Zahl steht, ist es (leider) auf diese Weise entstanden (bedeutet also
»ca.«) z. B. S. 52. Wie die Daten von K a 1 ä n i s 1 (407, 34) zu verstehen sind, hätte
mein Kritiker S. 6^2 sub 920 sehen können.
Kleine Mitteilungen und Anzeigen. 23 1
ist dabei, daß dieser islamischen Lehre der Gegensatz zum Griechentume bewußt ist.
Eine auf solche sachlichen Probleme gerichtete Kritik würde zweifellos manches
Neue zutage fördern, zumal da diese Studien vorläufig noch in den allerersten Anfängen
stehen und philosophische Texte manchmal eine verschiedene Deutung zulassen.
M. Horte n.
Wulzinger, Karl, Drei Bcktaschi-Klöster Phrygicns (von der Künigl. Sachs. Hochschule
zu Dresden genehmigte Doktordissertation). Berlin 191 3. Ernst Wasmuth.
Eine erschöpfende Baubeschreibung des einst bedeutenden Bektaschi-Klosters
Sejjidi-Ghazi und seiner Filialen Schudscha-eddin und Urian-baba. In dem Kapitel
»Entstehung der Türbe« S. 27 wirft Verfasser, angeregt durch die Auffindimg von Tauf-
steinen im Gebiete aller drei Klöster und die ungleiche Orientierung des Mihrabs der
beiden Türben von Schudscha-eddin, die Frage auf, ob die oktogonalen türkischen
Tüiben nicht vielleicht direkt auf den Fundamenten von Baptisterien errichtet wurden.
Die Türbe von Sejjidi-Ghazi ist ein bemerkenswertes Beispiel für seldschukische Provinz-
architektur, die, wie VV. in der Schlußbetrachtung hervorhebt, im Gegensatz zu der
höfischen Bauweise in Konia, wo persischer Einfluß vorherrscht, durchaus byzantinisch
anmutet.
Die Arbeit ist das 21. Heft der Sammlung: Jn'iträge zur Bauwisse?ischaft, heraus-
gegeben von Cornelius Gurlitt, in die aus Gurlitts Schule hervorgegangene
Doktordissertationen aufgenommen werden. Ich will an dieser Stelle einige früher in
dieser Sammlung erschienene Arbeiten nicht unerwähnt lassen: Heft 13, H. Wilde,
Briissa, eine Entwicklungsstätic türkischer Architektur in Klcinasieu unter den ersten
Osmanen, 1909, und Heft 16, Oscar Reuther, Das Wohtihatis in Bagdad und anderen
Städten des Irak, 19 10, und eine Arbeit, die zwar nicht in dieselbe Sammlung auf-
genommen wurde, doch in denselben Kreis gehört: Felix Langenegger, Die Baukunst
des Iräq (heutiges Babylonien), Bautechnik, Baukonstruktiofi und Aussehen der Bau-
gegenstände tinter teilweiser Bezugnahme auf die Batikunst der Vergangenheit des
Landes, soiaie auf die Gesamtbaukunst des Islam, Dresden 191 1, Gerhard Kühtmann.
Wilde kam einem dringenden Bedürfnis nnch, indem er alle bedeutenderen
Bauten Brussas, dieser für die Erkenntnis der türkischen Kunst so wichtigen Stadt, von
deren Bauten bisher nur die Jeschil Dschami wissenschaftlich genauer bekannt war, bauge-
schichdich untersucht hat. Es gibt in Brussa außer dem Moscheetypus, den wir gewöhnlich
mit osmanisch bezeichnen, dem der mehr oder weniger unter dem Eindruck der Aja Sofia er-
richteten Moscheen der Blütezeit des Reiches (in Brussa Neubau der Emir-Sultan-Moschee),
und einem Unikum, der »Freilicht«-Moschee Omar Beys (S. 31), zwei Moscheetypen:
zunächst, vertreten durch die Ulu-Dschami, eine Weiterentwicklung der alten arabischen
Moschee, dem Klima angepaßt durch möglichste Verengung und schlie Bliche Cberwölbung
des Hofes; sodann die häufigste, darum für Brussa typische Art, die vielleicht auf abend-
ländische, wenigstens griechische Entwürfe zurückgeht, durch ihren Grundriß (Zugrunde-
legen der Kreuzform für denselben, Vorhalle, Teilung des eigentlichen Moscheeraumes
in einen Hauptraum und einen um einige Stufen erhöhten Raum, der dem Chor ent-
spricht, und an dessen hinterer Wand der Mihrah wenigstens in dem ältesten Beispiel,
der Moschee Murads 1., in einer regelrechten Apsis liegt) westliche Gedanken nahelegt.
Die Entwicklung geht von der oben erwähnten Moschee Murads I. über die Bajezid-
moschee, bei der der Grundriß den Bedürfnissen entsprechend klassisch vereinfacht ist
zu der Jeschil-Dschami, dem künstlerisch durchgebildetesten Beispiel dieses Typs. Bei
den Moscheen Murads II. und Hamza Beys ist der Grundriß noch weiter vereinfacht.
2^2 Kleine Mitteilungen und Anzeigen.
Reuther und Langenegger haben als Mitglieder der Ausgrabungsexpedition in
Babylon das Material ihrer Arbeiten gesammelt. Rkuther behandelt den modernen
VVohnhausbau im 'Iräq und unterscheidet zwei Typen, einen arabischen und einen persischen,
der hauptsächlich in Kerbela und den anderen schiitrschen Heiligtumstädten des 'Iräq
vorkommt. Den Grundstock beider Typen bildet eine an den vier Seiten des Hofes
sich wiederholende X'förmige Gruppe von Zimmern, Tarma (Vorhalle, quer) und Liwan
(oder wenn breiter und um einige Stufen erliöht. Tala?-); bei dem arabischen Haus sind
die vier 7'armen zu einem säulengestützten Hofumgang miteinander verbunden. Die
Ursprungsfragen, die Verf. S. 38 anschneidet, müßten mit Hilfe der inzwischen bekannt-
gewordenen Resultate von Samarra neu behandelt werden.
Langenegger's Arbeit beschäftigt sich in der Hauptsache mit dem Handwerklichen
und Konstruktiven der modernen 'iraqischen Architektur: daneben betrachtet er ein-
gehender die kleinen, im Lande zerstreuten Heiligengräber, von denen er auch eine
große Zahl abbildet. In beiden Arbeiten werden sehr viele arabische Fachausdrücke
in Transskription mitgeteilt, die aber, glaube ich, erst noch sehr durchgearbeitet werden
müssen, ehe sie als gesicherte Resultate der Wissenschaft gelten können.
Im Anschluß an diese Arbeiten möchte ich aber nicht versäumen, noch einmal
auf Rosintal's Abhandlung: Pendetttifs, 7 rompen und Sialaküten hinzü^tistn, die zwar
unter Nr. 348 in der Bibliographie des vorjährigen Bandes dieser Zeitschrift erwähnt,
aber nicht besprochen ist. Angeregt durch die vorangegangenen Arbeiten (Reuther
bildet in seiner Abhandlung Grundrisse von Stalaktiten ab) sucht Verf. an der Hand
von persischen Sefewidenbauten nach einer Methode, die klassische Formbildung der
Stalaktiten architektonisch zu verstehen und danach dieselben sinngemäß zu konstruieren.
Seine Resultate scheinen mir einwandfrei.
F. T a e s c h n e r.
H. Grothe's «Vorderasien-Expedition 1906 und 1907«. Bd. II.
Der zweite Band des GROTHE'schen Werkes, der die Landschaften des Antitaurus
in den Mittelpunkt der Untersuchung stellt, steht an vorzüglicher Ausstattung dem ersten,
über den ich in dieser Zeitschrift Bd. III, 192 iL berichtet habe, in keiner Weise nach;
zu rühmen sind die trefflichen Abbildungen im Text und auf den beigegebenen 16 Tafeln.
Die Numerierung der Seiten sowie die Umschrift der Namen ist etwas prak-
tischer gestaltet worden. — Was den Inhalt betrifft, so ist er über-wicgend geographisch-
ethnographischer Natur. In dem ersten großen Abschnitt »Der Antitaurus und seine
Landschaften« (S. i — 177) werden »Die geographische Arbeit in Kleinasien« (S. i — 5)
sowie die »Geographischen Grundzüge des Antitaurus-Gebietes« (Urographie und Land-
schaften) (S. 5 — 8), ferner »Der Antitaurus und seine Landschaften in der erdkundlichen
Literatur« (S. 8 — 66), sodann die »physikalische Geographie« des Gebietes (S. 71 — 118)
und schließlich die »Bevölkerung« (S. 129 — 177) behandelt. Ein weiterer Teil gibt prak-
tische, aus den Erfahrungen des Forschers herausgewachsene Ratschläge darüber, wie
man in der asiatischen Türkei reist (S. 185 — 225)'), während der letzte Abschnitt sich
unter Vorlegung reichen statistischen Materials über »Meteorologische Stationen in der
asiatischen Türkei« verbreitet. — Hier kann nur auf einige Partien des Werkes näher ein-
gegangen werden, die speziell für den Studienkreis des »Islam« in Betracht kommen. Mit
Bedauern wird man da sehen, wie außerordentlich kurz — mit ein paar Worten am Schluß
') Hier wird auf das ähnliche Winke enthaltende Kapitel in F. Sarre's Reise in Klein-
asien Bezug genommen, dagegen vermißt man die Nennung dieses Buches bei der Be-
sprechung der »geographischen Arbeit in Kleinasien« S. 3.
Kleine Mitteilungen und Anzeigen. 2^^
und einer Anmerkung — bei der Erörterung der alten Quellen über dieAntitaurus-Land-
schaften die arabische und die türkische Literatur abgetan werden (S. 55). Der Name
Evliya's, dessen drittes und viertes Buch es sich doch wohl gelohnt hätte, einmal vor-
zunehmen, wird überhaupt nicht genannt ! Man muß hier beklagen, daß der Verfasser sich
nicht des Rates und der Mitarbeit eines Orientalisten versichert hat. Dann hätten auch
all die Ungenauigkeiten und Fehler i), wie sie sich an der genannten Stelle und leider auch
sonst vielfach störend bemerkbar machen, nicht stehen bleiben können; um nur einiges
ZU nennen: '■ArahsuS^-) für (^*_».,^^.£, Samando für ,J>J..t^, die alte Unform
0,0 5jS
Ablaitein für ^,^:C-*»Jjl, wo die richtigen Bildungen schon aus dem von Gr.
mehrfach angeführten Y ä q ü t ohne weiteres ersichtlich waren. Auch in dem in erster
Linie hier zu besprechenden Kapitel »Bevölkerung«, bei der dankenswerten Schilderung
der Afscharen (S. 135 ff.), die ein gutes Bild von diesem türkischen Stamme gibt und be-
sonders angesichts des allzu dürftigen, nur auf die persischen Afscharen eingehenden Artikels
der »Enzyklopädie des Islam« erfreut, zeigt sich der Verfasser zuweilen nicht genügend
unterrichtet. So, wenn er S. 137 die Festsetzung der Ür-oq in der Cuqiir-'EhftnQ erst in die
Mitte des 15. Jahrhunderts verlegt 3), was offenbar auf die konfuse Darstellung C. Ritter's
in Kleinasien II , 1 53 f- , bzw. den unklaren Bericht nach 'Ä s y q - P a s a - Z ä d e bei
Hammer, Gesch. d. osm. Reiches II, 291 f. zurückgeht ■»), oder gleich darauf von dem
»Sieger Bajezid« redet, der »1487 der Seldschukenherrschaft [in Kleinasien] ein Ende ge-
macht« habe 3). Hier scheint zum mindesten eine recht verworrene Vorstellung von
den historischen Ereignissen obzuwalten. Zu beachten sind dagegen die am Schluß
gegebenen Bemerkungen über die geringe religiöse Betätigung des Stammes, zu denen
man ähnliche Beobachtungen Humann's über die Jürüken {Abh. d. Ges. f. Erdk. Berl.
VII, 1880, S. 248) vergleichen kann. Einiges Neue wird dann über die Qyzylbas i)
gebracht; so ergibt sich aus dem S. 154 mitgeteilten Gespräch, daß auch diese Sekte
gleich den Bäht und Drusen und einem Teil der Bektasl die Vielehe verpönt, wenn
jetzt auch — wie es heißt, durch türkischen Einfluß, — Übertretungen vorkommen. Gr.
vermutet dann, weitergehend als Jacob {Die Bekiaschijje S. 16), ohne bis jetzt aus-
reichendes Beweisma*erial zu besitzen, daß all diese religiösen Sondergemeinschaften
(Qyzylbas,'Ali-Ilähl, BektasLYeziden, Bäbl, Nusairi) ursprünglich eine gemeinsame
Lehre, aber ohne feste Organisation, besaßen, so daß sich lokale Differenzierungen
entwickeln konnten, und verficht anschließend die auch von F. v. Luschan aufgestellte
These von einem auch ethnischen Zusammenhang all dieser Sekten und ihrem
Hervorgehen aus der einheitlichen »armenoiden«, hypsibrachykephalen Urbevölkerung,
1) Natürlich auf orientalistischem Gebiete; außerhalb desselben kann ich mir kein
Urteil anmaßen.
-) s bei Grothe für stimmloses s.
3) Dieselben Irrtümer wiederholt Gr. auch in »Helmolts Weltgeschichte« Bd. II,
2. Aufl. (Leipzig und Wien 191 3), S. 286.
4) Hier, wie auch mehrfach an anderen Stellen, ist auf Angabe von Literatur über-
haupt verzichtet.
5) Dabei wird (S. 149) auch der sog. Cepni gedacht; daß das Wort nach Humann
(a. a. 0.), der zitiert wird, ein Schimpfname der Türken für die Tabtagy ist, wird aber
nicht vermerkt. — Zur QysyH}as-¥x3.gt vgl. jetzt auch die fleißige Zusammenstellung
A. v. Le Coq's in OA III, 61 ff., wo aber nur abendländische Literatur berücksichtigt
wird; auch ist v. L. über den ganzen Umfang des Problems nicht orientiert.
Islam. V. j£
27,4 Kleine Mitteilungen und Anzeigen.
die über ganz Vorderasien, ziemlich weit nach Osten hin, verbreitet gewesen sei ').
Diese kühne Hypothese ist vorlaufig noch mit größter Vorsicht aufzunehmen. Auch
der unterschiedslose Gebrauch der Bezeichnungen »Türken« und »Mongolen«, wie er sich
hier immer wieder findet, sollte doch einmal verschwinden. — Es folgen dann weiter recht
knappe Mitteilungen über die in der Zeit von 1864 — 1888 entstandenen Ansiedelungen
muhammedanischer Tscherkessen sowie die Mukägir-Dörier, in denen nach dem letzten
russisch-türkischen Kriege aus der Gegend von Kars eingewanderte Türken sitzen. Über
den Islam dieser Leute erfährt man leider nichts. Studien über die Griechen und Armenier
sowie die verschiedenen Siedelungen und ihre Bauformen beschließen diesen Teil.
Ich möchte zura Schlüsse noch einmal betonen, wie bedauerlich es ist, daß Gr. nicht,
wie im ersten Bande, gewisse Gebiete an spezielle Fachvertreter zur Bearbeitung gegeben
hat; seine reiche und aufopfernde Arbeit würde dann noch größeren Wert erhalten haben.
E. G r a e f e.
Einiges über das J9r«*iA-Rauchen.
Nachstehend mögen einige »Zunftausdrücke« der Hassäsin besprochen werden, die
mir ein arabischer Bekannter nach dem gemeinsamen Besuche eines zwischen verfallenen
Häusern in den Feldern von Schubra gelegenen Schlupfwinkels derselben aufschrieb und
erklärte. Einiges bereits Bekannte mußte dabei wiederholt werden. Über den jF/asts und
seine Verwendung vgl. Ibnal-Baitär, Übersetzung von Sontheimer II, 32S; Über-
setzung von Leclerc = Not. et Extr. des Mss. de la Bibl. NaI. Bd. 26, S. ii9f.,LANE,
Manners and Customs, Ausgabe von J. M. Dent& Co. S. 341 f. und Cicit-Bey, ^gypte 11,9 ff.
— Es wird gebraucht:
Kef und sire für /lasis. Zu ersterem (im Magrib kif; vgl. Fischer, MSOS As II, 231),
eigentlich »Wohlbefinden«, gibt es auch das Verbum itkaiyif: von //. trunken sein; sire,
persischen Ursprungs, ist nach Völlers, ZDMG 50, 644 Nr. 212 speziell = Hanfextrakt ib.
623, Nr. 13 »Hanfplätzchen (zum Rauchen)«; bei Vullers, Lex. pers.-Iat. heißt es dagegen
s. V. ö-A-ii: potus (^)^) quidam inebrians, qui paratur ex poto 5; «J dicto cum aqua
cannabis sativae commisto^); Steingass: an intoxicating kind of drink. — Lane enA-ähnt
a. a. 0. als eine weitere Art von //.-Präparaten »hast« (= _1j,«<J), wozu Dozv zu
vergleichen ist, der s. v. angibt: breuvage ou pilules faites avec les feuillesdu chanvre, und
dazu noch auf Burckhardt, Travels in Arabia I, 48 n. verweist 3). Der Ausdruck ist wohl
zu dem oben genannten /?e/ zu stellen und bedeutet ursprünglich: Amüsement, Zeitvertreib
(vgl. DozY und Beaussier) 4).
') Vom anthropologischen Standpunkte aus modifiziert F. Bork diese Theorie in
OLZ 16, 5 S. 227 dahin, daß eine Zusammensetzung aus zwei verschiedenen Rasr.en an-
zunehmen sei. Es ist jedenfalls noch viel Arbeit nötig, bis man zu wirklicher Klarheit
über diese Probleme gelangen wird. (Vgl. Ed. Mf.vkk, (icsc/i. d. .4hcrtuins- I. 2. S. 349.
Ende des ersten Absatzes).
*) Eine solche Mischung ist mir aus Ägypten nicht bekannt: auch Lane (vgl.
a. a. 0. S. 96 und S. 342) und Clot-Bey (a. a. O. II, 7) scheinen sie nicht zu kennen.
3) Der hiesige ägyptische Lektor Zcd Afandi (aus Alexandrien) nennt ferner das
Wort niamiil als Bezeichnung von eingemachten Früchten, denen //. beigemischt ist.
Das davon abgeleitete minazzil ^\^rd in gleichem Sinne, wie mükaiyif, gebraucht. Z. weist
auch auf eine Art von Pillen (balbn'a, pl. baläbi'J hin, in denen //., Nelken ('urunfilj,
Kaneel ('irja) und Ambra gemischt sind.
4) Umgekehrt bekommt dann /lasisa wieder die Bedeutung: gute Laune, wie die bei
Dozv nach Bocthor angegebene Redensart ^.xi.-.J-i:^r=. JLc »en belle humeur« zeigt.
Kleine Mitteilungen und Anzeigen. 235
Hiisn kef für den Tabak, der mit dem //. zusammengeraucht wird. Es ist Kautabak
uiit qasab-Hoviig vermengt.
Der H. uard über denselben geschichtet, und beides dann zusammen auf den sog.
Hagar der Goza gelegt. Diesen Aufbau nennt man /a'mzra (»Ladung«)') o^txtakrisa ((j*^
= jeter les fondements d'un edifice. Belot).
Wenn ein Hassas aus der Goza raucht, und einer der anderen nach ihm rauchen will,
so sagt er: »jj.^^ l£?^ >>lüfte die G.«, w^orauf jener den Hagar abnimmt und in die G. bläst,
um den darin befindlichen Rauch herauszulassen.
E. G r a e f e.
Schech 'Ali Yusuf und die Anfänge des »Mu'aiyad
«.
Am 25. Oktober 1913 ist in Qubba der Saiyid -) 'Ali Yüsuf, der Mitbegründer
und langjährige Herausgeber des Mu'aiyad, im Alter von 50 Jahren gestorben. Mit ihm
ist eine bemerkenswerte Erscheinung aus dem Kreise der modernen ägyptischen
Politiker und Journalisten geschieden. Von einer ausführlichen Würdigung des Mannes
und seines Werkes muß ich vorerst absehen, und es sei hier nur aus den zahlreichen
Artikeln 3). zu denen sein Tod in der arabischen und europäischen Presse des Nillandes
Anlaß gegeben hat. einiges hervorgehoben, was sich auf die Anfänge des Verstorbenen sowie
seiner Zeitung bezieht, und vielleicht die dankenswerten Mitteilungen M. Hartmann's in
The Arabic Press of Egypt S. 12 f. an einigen Punkten noch zu ergänzen vermag. Dabei
ist im Auge zu behalten, daß das endgültige Urteil der Geschichte über die Persönlich-
keit des Scheches vv-ohl etwas kühler ausfallen wird, als das stark idealisierende der
genannten Nachrufe.
'All (Abu) Yüsuf wurde geboren im Gumädä II 1280 (= November-Dezember 1863)
in dem zur Provinz Girge gehörigen Städtchen Balasfüra. Als er mit den Elementen des
Lesens und Schreibens vertraut geworden war, fühlte er sich zum '■lim hingez'ogen und
wandte sich deshalb n^ch Bani 'Adl (Provinz Bani Suwef), wo er von einem gelehrten
Mystiker hervorragenden Unterricht erhielt. Im Jahre 1299 (= 1881/82) begann er dann
das Studium an der Azhar, an der er über vier Jahre blieb. Gegen Ende dieser Periode
(Muharram 1304 = Okt. 1886) trat er zum ersten Male mit einem Erzeugnis seiner Feder
*) Vgl. Landberg, Proverbes S. 70.
*) An die aufsehenerregende Ernennung des durch seine Herkunft in keiner Weise
Berechtigten, der aber der Schwiegersohn des Saiyid 'Abd al-Häliq war, zum »Seh as-
sädät al-wafä'Iya« (am 16. Rabi' I 1330= 5. III. 1912, s. Mti'aiyad vom 18. R. I. =
7. III. 19 12) sei hier nur kurz erinnert.
3) Die nachfolgenden Angaben gehen in erster Linie auf den Artikel Mu^assis al-
Mii'aiyad wa l-Mii'aiyad (»Der Gründer des M. und der M.«) aus dem Mu^aiyad vom 3. Du
1-Higga 1331 (= 2. XL 1913) zurück. Sie wurden ergänzt durch den Aufsatz Musäb Misr
■d>a?-?ahäfa al-'arablya al-islätniya (»Das Unglück Ägyptens und der arabisch-islamischen
Presse«) aus Manär 16, 11 (Du 1-Qa'da 1331), S. 873—878, von dessen Herausgeber M u -
hammad Rasid Ridä (abgedruckt im Mu'aiyad vom 16. Du 1-Higga 1331 = 15. XL
1913) sowie die Ansprache Ahmed Z e kl's bei der Erinnerungsfeier am 6. Muharram
1332 (= 5- XII. 19 13), mitgeteilt in der Ausgabe des Mu'aiyad vom Tage darauf. Vgl.
außerdem im Mu'aiyad vom 25. Du 1-Qa'da 1331 = 25. X. 1913, dem Todestage: Faqtd
al-isläm wa l-muslimln as-saiyid 'All Yüsuf (»Der dem Islam und den IMuslimen Ent-
rissene, der S. *A. Y. «).
16*
2^5 Kleine Mitteilungen und Anzeigen.
hervor, einem Gedichte ') und Prosa enthaltenden Diwan, dem er den Namen Nasamal
as-sahar (Hauch der Morgenfrühe) gegeben hatte. Der Poesie ist er indes nicht lange treu
geblieben; es lockte ihn vielmehr die Betätigung als Literat, und so gründete er denn bald
darauf zusammen mit dem Schech Ahmad a 1 - M ä d i die Zeitschrift al-Adäb (s.
Hartmann a. a. 0. S. 12 und 63). Aber seine Pläne gingen weit über die Schaffung einer
wissenschaftlich-literarischen Rundschau hinaus. Er empfand das Bedürfnis, dem england-
freundlichen MuqaUam ein Organ entgegenzusetzen, das auf national-ägyptischer und
vor allem islamischer Grundlage stehen sollte, anders als die bis dahin einzigen
Gegner des genannten Blattes, die Ahräm in Alexandrien, die bei aller antibritischen Ge-
sinnung doch, weil in französisch-christlichem Geiste geleitet, dem Empfinden der mohamme-
danischen Bevölkerung nicht recht nahe zu kommen vermochten. So begann denn Schech
'Ali Yüsuf, wde er sich jetzt nannte, persönlich in den Häusern der Großen eine rege Werbe-
tätigkeit für sein Projekt zu entfalten; ließ der Erfolg auch auf sich warten, so gab seine
Zähigkeit doch nicht nach. Und sie blieb nicht unbelohnt. Riyäz Pascha — ich
erinnere an die glänzende Charakteristik dieses von der inneren Kraft des Islam felsenfest
überzeugten Staatsmannes bei Lxjrd Cromer, Modern Egypt II, 342 fl. — war es. dessen
auf die Schaffung eines ägyptisch-muslimischen politischen Blattes ge-
richtete Absichten mit denen 'A.'s zusammentrafen, und der in dem jungen Schriftsteller
den geeigneten Mann erkannte. Er schoß ihm Geldmittel vor, die allerdings im Verhältnis
zu den einer Tageszeitung erwachsenden Ausgaben nur gering waren, stattete ihn mit
Empfehlungen aus, »und so entstand der Mu'aiyad«. Sehr interessant ist es, die Schilderung
der aufopfernden Bemühungen 'A. Y.'s zu verfolgen, durch die er sich bestrebte, sein Blatt
bekannt zu machen und ihm Bedeutung zu verschaffen. Er selbst zog, einige Zeitungs-
nummern in der Tasche, herum, und wo er einen oder ein paar Männer fand, da setzte er
sich nach all seiner Tagesarbeit noch zu ihnen, las ihnen aus seiner Zeitung vor und er-
läuterte, was unklar schien (vgl. auch Hartmann, a. a. 0. S. 13). Aber es wurde ihm schwer
genug, sich durchzusetzen: schlimmer noch als die naturgemäße Gegnerschaft der Aus-
länder waren neben der Opposition der Regierung und der führenden Stellen des Heeres
die Feindseligkeiten, mit denen er lange genug im ägj^itischen Volke zu kämpfen hatte.
Dazu trat die materielle Not, Sorge um den einfachsten Lebensunterhalt und aufreibende
Verhandlungen mit den ewig mahnenden Gläubigern. Und doch ging es vorwärts. All-
mählich fand der Mu^aiyad eine Anzahl einsichtiger Förderer und gewann damit mehr
und mehr an Boden. Ein letzter größerer Aufschwung kam dann als P'olge der berühmten
Depeschenaffäre im Jahre 1 896. Ein Telegramm Lord Kitcheners, das dieser vom Operations-
felde an den Kriegsminister richtete, war, obwohl streng vertraulich, dennoch einige Tage
später im Mu^aiyad ausführlich zu lesen. Der sich daran anschließende Prozeß endete
bekannthch mit der Freisprechung *A. Y.'s (vgl. jetzt die genauere Darstellung in dem
Nachruf der Boiirse egyplienne XV, 252 vom 25. Oktober 1913 unter »La Chronique«).
Aber die Gefahr, in der er und seine Zeitung damals schwebten, rüttelte das Publikum
wach. Es eptstand mit der Sorge um das Fortbestehen des M. ein lebhafteres Interesse
an diesem, und erst von da an gelangte er zu dem Absätze und der Verbreitung, die er noch
jetzt besitzt.
So stellt sich dem Mii'aiyad seine eigene Entstehung und erste Entwicklung dar.
Daß dabei des Schech Ahmed Mädi, des tatsächlichen Begründers, dem *A. Y.
zunächst nur als Mitarbeiter zur Seite stand (vgl. Hartmann, a. a. O. S. 12 und 55), über-
haupt nicht gedacht wird (auch Manär S74 nur ganz kurz erwähnt), muß man der Be-
geisterung des Nekrologschreibers zugute halten; jedenfalls war es der Verstorbene allein.
') Ahmed Zeki zitiert a. a. 0. mehrfach Verse von ihm.
Kleine Mitteilungen und Anzeigen. 237
dessen wahrhaftem sabr der AhOalyad seine Entwicklung zu einem in allen islamischen
Ländern gelesenen Weltblatt verdankt. — Wenn man hofft, über die Beziehungen des
Schechs zu seinem einstigen Schüler und späteren politischen Gegner Mustafa K ä m i 1
hier Näheres und Neues zu erfahren, so wird man, vorläufig wenigstens, enttäuscht. Kurz
gestreift werden sie in der Polemik gegen den Liwä^ (s. Manär 877), dem vorgeworfen wird,
er sei das Organ Mustafa K ä m i l's gewesen und nichts weiter und habe nur der
Beweihräucherung von dessen Person gedient, während der Mii^aiyad sich von einer Ver-
herrlichung seines Herausgebers immer fern gehalten und ausschließlich die großen Interessen
der Religion, Ägyptens und seines Herrschers im Auge gehabt habe.
E. G r a e f e.
Abu'l-Barakät Ibn al-Anbäri, Die grammatischen Streitfragen der Basrer
lind Kiifer. Herausgegeben, erklärt und eingeleitet von Gotthold Weil. Leiden,
Brill, 1913. n, 211, 35*, roo S.
Weil's Ausgabe des schon durch frühere Arbeiten, besonders die Monographie von
KosuT, den Arabisten bekannten Werkes verdient volles Lob. Die Textbehandlung ist
sorgfältig, die Vokalisierung ausreichend. Schade, daß die Konstantinopler und die
spanische Handschrift nur stellenweise haben benutzt werden können; so ist der Text,
trotz der Güte der ihm zugrunde liegenden Leidener Handschrift und der nahen Veru'andt-
schaft der beiden anderen mit dieser doch vielleicht noch nicht endgültig. ZumText kommen
hinzu wertvolle Beigaben, an Umfang hinter ihm selbst nicht zu weit zurückstehend:
Erläuterungen, die umfassende Sammlungen von Parallelstellen und Belegen besonders
zu den Versen einschließen; Indizes der Koranzitate, der genannten Gelehrten und der
Belegverse, nach den Reimen; und vor allem eine umfangreiche Einleitung. Sie enthält
außer den üblichen Angaben über den Verfasser und seine sonstigen Werke sowie über die
Grundlagen und die Anlage der Ausgabe eine weit ausholende und tief eindringende kritisch-
historische Würdigung von Ibn al-Anbärl's Buch und dem in ihm verarbeiteten Material.
Diese Untersuchungen, denen man ihrer bedeutenden Ergebnisse wegen ihre Breite und
ihre Wiederholungen gern verzeiht, will ich, da sie in das Stoffgebiet dieser Zeitschrift
hineingehören, in ihren Grundzügen wiedergeben.
Nach einer Skizze der traditionellen Auffassung von den Anfängen der arabischen
Nationalgrammatik — zwei Schulen, die basrische und die küfische, die in scharfem Gegen-
satz zueinander stehen und lebhaft miteinander disputieren, sich schließlich aber zu der
bagdädischen Schule verschmelzen — versucht Weil die Methode der beiden alten Schulen,
wie sie in der Strcitfragenliteratur erscheint, zu charakterisieren; vielleicht etwas zu syste-
matisierend und dogmatisierend und mit zu starker Betonung des Parallelismus zwischen
dem arabischen Schulgegensatz und den analogistischen Streitigkeiten der griechischen
Grammatiker. Daran schließt sich der Hauptteil: die Kritik der Tradition; meines Er-
achtens durchaus überzeugend, wenn auch einzelne Behauptungen vielleicht noch reich-
licher zu belegen wären. Der Haupteinwand ist, daß gerade bei den alten, vorbagdädischen
Grammatikern, S ib a u a i h auf der einen und, soweit kontrollierbar, a 1 - F a r r ä' auf der
anderen Seite, weder von den Streitfragen und (wenigstens zum größten Teil) den zugehörigen
Belegversen, noch überhaupt dem Schulgegensatz die Rede ist (womit das Vor-
handensein von Unterschieden sich natürlich vollkommen verträgt), und daß um-
gekehrt bei den Grammatikern der angeblich einen Ausgleich der alten Gegensätze dar-
stellenden bagdädischen Schule eben diese Gegensätze häufig und energisch betont werden.
Dieser Tatbestand erklärt sich durch die einfache und auch außerhalb dieses Zusammen-
hanges natürliche, ja notwendige Annahme, daß zur Zeit der räumlichen Trennung basrische
2'j8 Kleine Mitteilungen und Anzeigen.
und küfische Gelehrte einander kaum kannten, jedenfalls aber nicht miteinander dispu-
tierten — in der Tat sind in der biographischen und verwandten Literatur Berichte über
Disputationen von Basrern mit Küfern (in denen aber auch nicht die hier vorliegenden
Streitfragen behandelt werden) viel seltener als zwischen Basrern und Basrern — , und
daß erst die gegenseitige Berührung in Bagdad den latenten Unterschied zu einem be-
wußten Gegensatz machte: »Die Bagdader sind. . . die eigentlichen Schöpfer der Schulen von
Basra und Kufa<< (S. 60). Für die Beurteilung der Streitfragenliteratur ergibt sich hieraus
die Folgerung, daß nur die beiderseitigen Behauptungen, allenfalls mit den eng zu ihnen
gehörigen erklärenden Begründungen, alt sein können, nicht aber die Erörterungen; diese
können erst aus bagdädischer Zeit stammen. Das findet seine Bestätigung darin, daß die
in diesen Erörterungen auf basrischer Seite zur Anwendung kommenden logisch-rationalisti-
schen Schemata samt der zugehörigen Terminologie bei S I b a u a i h noch so gut wie
unbekannt sind; unbeschadet des Vorhandenseins einer rein grammatischen
Terminologie bei ihm. — Nun wird eine andere auffallende Erscheinung verständlich: der
Mangel an Einigkeit innerhalb der Schulen. Durch Heranziehung von I b n I a'i s und
as-Siräfi — Ibn al-Anbäri verschweigt gelegentlich Grammatikernamen,
wohl um diese Uneinigkeit zu maskieren — zeigt Weil, »daß.. . in einem Drittel aller Fragen
einzelne Grammatiker die Ansicht der Gegenpartei vertreten« (S. 52). Das ist nicht mehr
verwunderlich, sowie für die alte Zeit der Begriff der »Schule«, der Schulmeinung und des
Schulgegensatzes aufgegeben wird. Was den Späteren als Schulmeinung galt, war in Wirk-
lichkeit nur die Meinung von S i b a u a i h bzw. al-Farrä'. Ein Unterschied ist
dabei noch zwischen den Basrern und den Küfern zu machen: bei den Basrern gab es wirk-
lich eine grammatische Tradition, und in diesem Sinne wenigstens bilden sie in der Tat
eine »Schule«; bei den Küfern nicht. Daher die viel durchgearbeiteteren und meist mehr-
fachen Beweise der basrischen Meinungen, im Gegensatz zu den primitiven und einfachen,
im wesentlichen auf al-Farrä' selbst noch zurückgehenden Beweisen der küfischen;
daher auch bei a 1 - M u b a r r a d als erstem zwar die Bezeichnung »Basrer«, noch nicht
aber die entsprechende »Küfer«.
Auf den durch diese kritische Untersuchung gewonnenen Grundlagen baut Weil
nun einen eigenen »Versuch einer Darstellung der Entwicklung der beiden Schulen« auf.
Ich begnüge mich hinzuweisen auf einzelne das Gesagte ergänzende Ausführungen: die
Bemerkungen über T a'l a b und seinen Versuch, die Grammatik des al-Farrä' neu
zu beleben, einen Versuch, der zwar den »Ba:jrern« überhaupt erst die Kenntnis der »Küfer«
in größerem Umfang vermittelte, aber notwendig scheitern mußte, da diese veralteten
Ansichten gegenüber den inzwischen ausgebauten und durchgearbeiteten basrischen Lehren
nicht mehr konkurrenzfähig waren; weiter über die Bedeutung des as-Siräfi für
die Vereinheitlichung des bayrischen Systems; und schließlich über die vereinzelten Ver-
suche jüngerer Grammatiker, die alten küfischen Ansichten auf basrische Weise zu be-
gründen. — Auch der sich anschließende Abschnitt über Ibn a 1 - A n b ä r 1 enthält
noch Kritisches, in den Erörterungen über seine einseitig dogmatische Interessiertheit
und, infolgedessen, historische Unzuverlässigkeit und über die zu rasche und daher zu
wenig sorgfältige Abfassung des Buches.
Einzelausstellungen zu machen wäre natürlich leicht. Doch ist weder hier der Ort
dazu, noch wäre es gerecht, bei einem Werk von der Bedeutung des vorliegenden an Kleinig-
keiten zu kleben. Danken wir lieber dem Verfasser für seinen wertvollen Beitrag zur Be-
lebung und Veranschaulichung der vielfach so schematischen Vorstellungen von der Ge-
schichte der Wissenschaft unter dem Islära.
G. Bergstraßen
Kleine Mitteilungen und Anzeigen. 239
;>Arabic and Chinese Trade in Walrus and Narwhal Ivory«.
Unter diesem Titel hat Berthold Laufer im T'oung Pao, Vol. XIV p. 315 ff. eine
mit Zusätzen von Paul Pelliot versehene Studie nach chinesischen Quellen veröffentlicht,
die zu der im »Islam« wiederholt behandelten Frage nach der Bedeutung von al-Chutww
oder al-Chutuww Stellung nimmt und dabei zu überraschenden Ergebnissen kommt. Es
ist hier nicht möglich, den ganzen reichen Inhalt der gelehrten Arbeit zu erschöpfen, aber
auf das Hauptergebnis muß verwiesen werden, das darin besteht, daß die bisherige Deutung
»Rhinozeroshorn« als unmöglich zurückgewiesen wird.
Der Verfasser nennt als älteste chinesische Quelle, in der von dem Ku-tu-si gesprochen
wird, das ^Mwgwzo fei zcew des Hung Hao (1090 — 11 55), der als Gesandter von 11 29 — 1143
bei den Khitan sich aufhielt und das Produkt aus eigener Anschauung wie folgt beschreibt
(nach B. Laufer's Übersetzung):
itThe Ku-tii-si is not very large. It is veined like ivory, and of yelloiv colour. It is maäe
into sword-hilts (or knife-handles). It is a priceless jewel.<<
Das Wort selbst hält Laufer für ein khitan-tungusisches und bringt aus dem I.iao-5/zi.
in dem die Worte der Khitansprache erklärt sind, die Definition bei: ku-tu-si: the hörn of a
1000 years' old snake. Es ist bemerkenswert, daß diese Nachrichten annähernd im Zeit-
alter al-Berüni's auftauchen, und daß beide Quellen auf eine nordische Herkunft
des Produkts hinweisen; so kommt der Verfasser zu dem Schluß, daß es sich um nichts
anderes als um Walroß- oder Narwalzähne handeln könne. Je jünger die
späteren Nachrichten sind, desto mehr dringt die Konfusion ein, einmal durch Deutung
des unverständlichen Fremdworts nach dem Chinesischen (Land Ku-iu, Gift ku, Hörn si
usw.), dann durch Übertragung der dem allbekannten Rhinozeroshorn zugeschriebenen
Eigenschaften auf das minder bekannte Handelsgut. Der Handel mit dieser Art von Elfen-
bein sei ein uralter, und nur die beiden genannten Seetiere könnten einigermaßen mit
Schlangen verglichen werden, wie etwa das fossile Mammut als eine Art Riesenmaulwurf
gelte, der stirbt, sobald er ans Licht kommt. Daß die gelbe Farbe in dem ältesten Bericht
hervorgehoben wird, ist besonders kennzeichnend; die Bemerkung, daß das Ku-tu-si klein
sei, kann daher rühren, daß dem Berichterstatter nur zerschnittene Stücke zu Gesicht
kamen. Je w^eiter von der Ursprungsstelle die Zähne durch den Handel verschleppt wurden,
desto weniger wußte man natürlich von dem Tier selbst, das die Ware lieferte.
Nach Laufer ist K 0 - H u n g , der in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts n. Chr.
lebte, der Vater der Theorie, daß das Rhinozeros, weil es von Buschwerk lebt, alle Arten
vegetabilischer Gifte verzehrt, wodurch das Hörn giftig wird und nun als Gegengift wirk-
sam sein kann. Eine größere Arbeit über das Nashorn ist vom Verfasser vollendet und
soll bald veröffentlicht werden.
Nicht unterlassen möchte ich, die Bemerkung Laufer's S. 361 (49 d. Sonderdr.) hier
zu wiederholen, daß die von mir aus M a s * ü d i (nicht K a z w l n 1) angeführte Stelle
aus dem Reisebericht des Sulaimän (um 85 1) stammt. Daß vom Elefanten und
Elch gleichfalls berichtet wird, daß sie an Bäume gelehnt schlafen, weil sie keine Gelenke
in den Beinen hätten, war mir natürlich bekannt.
Heidelberg. Julius R u s k a.
Publikationen der Landschaften (Zemstvo) von Ufa.
Von dem Gouvernement-Landschaftsamt in Ufa ist in den letzten Jahren die Kultur-
arbeit unter den Fremdvölkern Rußlands mit mehr Energie und Erfolg als in den übrigen
Teilen des Russischen Reiches in Angriff genommen worden. Die gut katalogisierte Biblio-
240 Kleine Mitteilungen und Anzeigen.
thek des Landschaftsamtes enthält eine große Auswahl dessen, was in russischer Sprache
über den Islam und die muhammedanischen Völkerschaften erschienen ist; seinerseits hat
das Landschaftsamt während der beiden letzten Jahre zu Kulturzwecken eine Anzahl
Broschüren in tatarischer und tschuwaschischer Sprache drucken lassen wie i. Magid
G a f ü r i , Zemstvä nerse (\Vas sind die Landschaften ?); 2. Puschkin's Poltawa in tschu-
waschischer Übersetzung (von G. Tichonow); 3. einige kleine Schriften über Landwirt-
schaft und Gesundheitspflege; 4. Vorschriften der für die Fremdvölker bestimmten Elementar-
schulen, am I. November 1907 vom Minister der Volksaufklärung bestätigt; russisch und
tatarisch (diese von der Regierung unterhaltenen Schulen, wo die Sprache des Unterrichts
während der beiden ersten Jahre die Muttersprache der Schüler, später das Russische ist,
sind selbstverständlich nicht mit den Maktab zu venivechseln); 5. Verzeichnis der in den
muhammedanischen Elementarschulen (es sind hier dieselben Schulen gemeint) für den
ynuhammedanischen Religionsunterricht und den Unterricht in der (tatarischen) Muttersprache
angenommenen Lehrbücher; tatarisch und russisch; darin wird auch das von der muhamme-
danischen geistlichen Versammlung (Duchovtioje Sobranije) ausgearbeitete Programrn
des Religionsunterrichts mitgeteilt. Das Programm ist auf \'ier Jahre berechnet; außerdem
A'or^än und der Glaubenslehre im engeren Sinne QUm-i /läV) sollen die Schüler in der
»Heiligen Geschichte« (Ta'rlkh-i mtikaddas — Geschichte der Propheten von Adam bis
Muhammed, Geschichte Muhammeds und der vier ersten Khalifen, in den beiden letzten
Jahren), in der Ethik {'Ilm-i Akhläk, nur im dritten Jahr) und im Hadlth (nur im vierten
Jahr) unterwiesen werden, wobei als Lehrbuch eine Auswahl des Nadlih in tatarischer
Übersetzung (Targimät-i-A/iädith-i muntakhabd) dient; 6. Ufa giibirnasinda bolgan musxilmän
maktablari /lälindan ma'lümät alii icun makhsüs diftar: Fragebogen (115 Fragen), die mu-
hammedanischen Volksschulen (maktab) betreffend (über das Schulgebäude, das Lehrer-
personal, Einrichtung und Verwaltung der Schule, Verhältnis derselben zu der Gemeinde
und einzelnen Mitgliedern derselben, Programm des Unterrichts, Zahl, Geschlecht, Alter
der Schüler usw.); dazu ein an die Vorsteher der Schulen gerichtetes Begleitschreiben
(Ufa gubirnasinda bolgan mustilmän maktab wa madrasa mudirlarina vmräga^at näma),
worin u. a. gesagt wird, daß die Fragebogen von dem MuftT S u 1 1 a n 0 v durchgesehen und
für gut befunden worden sind, und ein Anhang Qlläwa) zur 74. Frage, über die Zahl der
Lehrer oder Lehrerinnen, Alter, Bildungsgang, Gehalt usw.
\\'. B a r t h 0 1 d.
Max Horten. Die Metaphysik des Averroes (11 98 f), nach dem Arabischen übersetzt und
erläutert. (»Abh. zur Philosophie und ihrer Geschichte«, herausgegeben von B. Erdmann,
XXXVL) Halle a. S., Max Niemeyer, 1912.
Der begeisterte, aber unkritische Damaszener Mustafa al-Kabänl hat
in Kairo (1903) die erhaltenen Teile (I — IV; V fehlt, schon in der lat. Übersetzung) des
arabischen Originals von Averroes' Epitome veröffentlicht, die uns hier in Horten's
Arbeit vorliegen. Der Übersetzer scheint von einer Art orientalischen Enthusiasmus hin-
gerissen zu sein. Wir würden ihn mehr loben, wenn er weniger fleißig wäre und uns statt
drei dicke Bücher in einem Jahre jedes dritte Jahr eins schenkte. Er hätte dann Zeit,
die äußeren Hilfsmittel zu einer besseren Textgestaltung (vor allem griechische Quellen
und hebräische und lateinische Übersetzungen) heranzuziehen und das Ganze mit ruhiger,
innerer Kritik durchzuarbeiten. Seine jetzige Arbeitsweise erinnert uns zu oft an das Ver-
fahren von ScHMÖLDERS Und DiETERici Seligen Angedenkens. Mit Redensarten philo-
sophischen Dünkels (s. Vorwort, p. XII) läßt sich eine derartige Geringschätzung philo-
logischer Methode nicht entschuldigen. Ich möchte deshalb mit einigen Beispielen —
Kleine Mitteilungen und Anzeigen. 24 1
betone aber ausdrücklich, daß es nur Beispiele sind — die Mängel dieser Arbeitsweise
veranschaulichen.
Zu S. I, II (vgl. Vorwort, p. VI). Averroes bezeichnet eine Wissenschaft oft
als Kunst ('xcl-^Ua). Statt darüber zu räsonnieren, hat man einfach hinzuweisen auf
den griechischen Sprachgebrauch (te/vt; oft synonym mit i-i:jzr^iJ.r^).
S. 2, 2 ff. (vgl. Horten's Überblick, S. 208). Averroes zählt drei universell-
spekulative 5-iLäjo auf: Dialektik, Sophistik und Metaphysik. Dazu bemerkt Horten
(S. 2), daß nach Averroes Dialektik und Sophistik sich befassen mit dem ens logicum
in qiiantum est ens, die Metaphysik mit dem ens reale in quantum est ens. Dies scheint mir
eine grundlose Behauptung zu sein. Averroes selbst verweist in diesem Zusammen-
hang auf das ...LP-o! LJuÄi^ = Anal. Post. In seiner lateinischen Epitome in Post.
Anal. 1. II, c. 3 findet sich wohl die erw-ähnte Stelle, deren Inhalt, direkt oder indirekt,
auf Aristoteles' Met. 1004 b 15 ü. zurückgeht. Es heißt hier nämlich, daß Dialektiker
und Sophisten denselben Gegenstand behandeln wie der Philosoph (d. h. das Seiende als
solches, ganz im allgemeinen), aber sonst ist das Scheinwissen des Sophisten nicht mit der
demonstrativen Wahrheit des Philosophen zu vergleichen und auch die von allgemein
zugestandenen Sätzen abhängige Wahrscheinlichkeit des Dialektikers bleibt hinter der
Stufe apodiktischer Gewißheit zurück. Das ist selbstverständlich auch die Ansicht des
Averroes: von der rhetorisch-sophistischen Argumentationsweise, die bei der großen
Menge Erfolg hat, und von dem dialektischen Verfahren, das besonders von den muslimischen
Theologen {Miitakallim) geübt wird, unterscheidet er oft die gründHche (apodiktische)
Methode der Philosophie, die er also, nach dem Vorgang des Aristoteles, hier in
der Metaphysik befolgen will. Auf diese, für die ganze Geschichte der Philosophie im Islam
wichtige Unterscheidung wird an dieser Stelle, aber kurz und deshalb unklar, angespielt.
Gleich darauf in der Einleitung (Horten's Übersetzung, S. 5, 5 ff.) wird in diesem Sinne
dem Avicenna der Vorsvurf gemacht, er versuche mit dialektischen ('topischen')
Beweisen die Existenz eines ersten Prinzips des Seins darzutun.
S. IG f. Die Bedeutungsentwicklung des Wortes C>yZ>-^ wird hier von J. R. erörtert
(ausführlicher in seinem Tahäfut, Kairo 1884/5, S- 96 f.). Im gewöhnlichen Sprachgebrauch
drückt es, als abgeleitetes (-otpiuvjaov, &ÄÄ,ci^) Wort, einen Zustand (otaSsai;, J^>-)aus:
das verirrte Schaf wurde aufgefunden QiC>j^»^). Einige Philosophen — so I b n
S i n ä — fassen es deshalb auf als eine zum Wesen des Dinges hinzukommende Bestimmung
:\_,vi3.x:, Akzidens). Die Übersetzer griechischer Philosophie wollen aber ganz allgemein
das Seiende oder die seienden Dinge (to ov, ra ovza) damit bezeichnen, also Substanz
und Akzidens usw. — Dagegen führen nun I b n S I n ä c' s. an (A v e r r o e s , Met.,
p. 6, 12 f.: ^^4^ ^ u>o^s ^'^^l oCvii , gls^ -^Cs:^ '^J-^y^^ -^^ u^^i.j' _J.
OwÄP 0'^ l5^^- Horten's Übersetzung und Erläuterung (S. 11) sind weder klar noch
ganz richtig; er übersetzt sowohl o!3 als -?^> mit 'Substanz' und findet in Up'^ und
^wäP den Gegensatz des metaphysiscrhen und des gewöhnlichen Sprachgebrauchs, während
die Polemik sich gegen Ibn Sinä c. s. richtet. Der Passus heißt also: »Wenn der Ausdruck
»das Seiende« das Ding selbst (oder das Wesen des Dinges) bezeichnet, dann ist es -R-ider-
sinnig, es (als hinzukommende Bestimmung) von der Einzelsubstanz auszusagen. Sie
übersehen aber, daß 'das Seiende' hier in zwei verschiedenen Bedeutungen gebraucht
wird (i. oljjl JLc und 2. J^Jl X oder VoLoJ! JU^).«
b. 18, II f.: »ohne daß es jedoch die individuelle Substanz zu sein braucht«. Nach
Analogie des folgenden ^^^ ^» und auf Grund der lateinischen Übersetzung ist in
242 Kleine Mitteilungen und Anzeigen.
^»_>. ^^Ki^k.ii fcP \ (Text, p. 9, 5) ^ wohl zu streichen und zu übersetzen: »d. i. die
Einzelsubstanz«.
S. 34, 25 fl. : »Als erste Materie (Hyle) bezeichnet man ... z. B. die erste Hyle, die
mit keiner Form ausgestattet ist, sodann diejenige, die schon Wesensformen besitzt (die
materia secunda). . .« Der arabische Text (p. 16, i) hat aber richtig, daß man mit ^^%.f^'
(Materie) sowohl die erste Materie bezeichne als usw. Es liegt hier kein Versehen oder
Verschreiben Horten's vor, denn auch S. 165, 37 übersetzt er g\^^ ohne weiteres mit
'erste Materie'. Wenn aber diese gemeint ist, hat der Text t-^y^^ <rl^tVS^' '^^^'^ 0OLL)
^."b! (vgl. p. i^A, 1—6).
S. 36, 32. Statt »die vier 'Arten'« soll es heißen »die vier Körper« (1. j.w.w.:^j*
st. *w«^i"bi). Die lateinische Übersetzung hat richtig 'corpora'.
S. 37, 20 ff. läßt Horten den Averrocs folgendes behaupten: »Manchmal be-
zeichnet Naturkraft [Xjtj^i?] ') auch die Wesensformen, die erstes Prinzip dieser Be-
wegungen [= Arten der Veränderung oder ,«.jL*_ö] sind. Sie [d. h. jene Formen] werden
sogar im vorzüglichsten Sinne als Nalurkraft bezeichnet, und ganz besonders solche von
ihnen, die einfach sind; denn die einen Organismus belebende Seele wird im vorzüghchsten
Sinne als Seele (d. h. als höhere Form der Naturkraft) bezeichnet (da sie eine höhere Einheit
und Einfachheit besitzt). . . .« Daß Horten diese Stelle unklar und teilweise falsch über-
setzt, hat seinen Grund darin, daß er den Begriff des sinnlich Einfachen, also Niedrigen
r_lJ-yAo\ im Sinne höherer geistiger Einheit auffaßt. Vorliegende Stelleist etwa folgender-
maßen zu übersetzen: » als Naturkraft bezeichnet, und zwar speziell die einfachen
[d. h. die niedrigstehenden Formen unorganischer Körper] — (denn das organische Prinzip,
■/.. B. das Prinzip des Wachstums, wird besser Seele [als Naturkraft] genannt).« — A v e r -
r o e s fügt dann hinzu, die Ärzte redeten von der ernährenden Kraft des menschlichen
Leibes als von einer Nalurkrafl, obgleich diese ein organisches Prinzip ist [also eigentlich
besser 'Seele' oder 'seelische Kraft' heißt], weil sie der Ansicht sind, dieses ernährende
Prinzip sei einfacher [i. e. niedriger] als die übrigen Kräfte des menschlichen Organismus
[die dann von ihnen als 'seelische' oder 'geistige' Kräfte, im Gegensatze zu der Naturkraft,
bezeichnet werden]. Dies alles, wie manches andere, wird in Horten's Übersetzung nicht
klar.
S. 40, 34 ff. Der hier übersetzte Text (p. Ia, 13 ff.) lautet: pL,l OÜ^j^u
ii^\ .-yjj.^ d. h. : »bei der Behandlung dieser Dinge [von denen hier die Rede ist: das
Seiende und die Kategorien] bedient man sich meistens Erläuterungen, die aus der
Logik hergenommen sind: es läßt sich nämlich dasjenige, was in der Logik erläutert wird,
wie an einem anderen Orte gesagt wurde, in zweifacher Weise verwenden« [i. im engeren
logischen Sinne als Hilfsmittel zum richtigen Denken; 2. als Lehnsätze für andere Wissen-
schaften]. Von diesem einfachen Satze gibt nun Horten folgende unverständliche Para-
phrase: »Die Arten der Beweisführung, die betreffs dieser irdischen [sie !] Dinge ver-
wandt werden, sind außerordentlich [sie !] zahlreich. Du kennst [sie !] z. B. logische Be-
weise. Diese bestehen darin, daß die Dinge, die in der »Kunst« der Logik erklärt wurden.
*
») Was hier und in der Folge zwischen eckigen Klammern steht, wurde von mir, als
Erläuterung, Verbesserung oder kurze Zusammenfassung, eingefügt.
Kleine Mitteilungen und Anzeigen. 243
betreffs eines fremden Gegenstandes (>>an einem ungeeigneten Orte«) [sie !] Verwendung
finden, und zwar in zweifacher Weise.« Was weiter folgt, ist nicht viel besser.
S. 69, 17 ff. Horten: ». . . das Wahre .... ist dasjenige, das in der Ewigkeit (dem
»aevum«) existiert, und zwar ebenso wie es außerhalb des denkenden Geistes beschaffen
ist.« Leider ist diese »ewige« Wahrheit nur die Folge eines Druckfehlers im orientalischen
Texte (p. ri, i): ^^it (l. q-^^-^O J'^'^ ^ "^^-^ ^5^^"^ J-^ ^OUii!
•-PlXÜ — ,L3» ?^>Jl£ «.P L^. Horten hätte dies nach S. 9, 15 f. und vS. 70, i ff. leicht
verbessern können, um so mehr, da es sich um die allbekannte aristotelische Definition
handelt.
S. 91, 30 ff. Der ganze Abschnitt ist unklar, weil Horten nicht gesehen hat, daß
statt A.ii>- (Text, p. f^A, 7) vermutlich — die lateinische Übersetzung hat corporeitas —
■xx^.-w*4>- zu lesen ist. Der Gedanke ist folgender: »[wenn die Ansicht derjenigen, die be-
haupten, die erste Materie sei ursprünglich als Körper mit drei Dimensionen geformt, richtig
wäre], dann wäre die Körperlichkeit eine und dieselbe im Einzelwesen, dauernd mit den
Formen der veränderlichen Dinge verbunden. Ihr Irrtum war dieser: sie sahen die Körper-
lichkeit dauernd der Gattung nach und meinten nun, die Körperlichkeit sei unvergänglich«
[d. h. an sich, ohne die Gattung]. Dafür bietet uns Horten folgendes: » Wenn die
Sache sich so verhielte, wie jene Philosophen meinen, dann wäre die »Auffassungweise«
[= Ä-^; wenn man dies anstatt x^.«..«..^ im Texte belassen will, kann es nur 'Richtung
im Räume' heißen] numerisch ein und dieselbe und sie bliebe dauernd für die (verschiedenen)
Wesensformen der entstehenden Dinge bestehen. Der Irrtum jener Philosophen besteht
darin, daß sie der Meinung waren, die körperliche Natur sei etwas dem Genus nach dauernd
Bestehendes. Sie vermuteten, sie sei unvergänglich.«
Was Horten (S. 92 — 94) den Averroes über 'Attraktion' (J-y«, Bewegungs-
tendenz der Materie) und über die Verschiedenheit himmlischer und irdischer Körper sagen
läßt, bedarf vielfacher Nachbesserung.
S. 95, 10 ff. Horten: »Demnach wollen wir mit der Darlegung über die Aktualität
beginnen und zunächst definieren, was die eigentliche (wahre) Potenz ist.« Das Original
hat: ;iJi JjtÄJl^ [l. sliL"!] ^y>l\ ^^a LwJ^ (p. M, 14 f-)-
S. 127, 25 ff. Horten: »Die einen waren der Ansicht, diese erste Ursache sei Wasser
(T h a 1 e s). Ein anderer lehrte, sie sei Feuer. Wieder andere bezeichneten sie als Wasser,
das keine Grenzen habe.« Mit der dritten Ansicht kann nur die Lehre Anaximander's
vom «TTEipov gemeint sein. Es ist also (Text, p. öf, 13) statt des zweiten i^L/o einfach L« zu
lesen.
S. 154, 22 ff. Die Stelle im Original ist wohl verderbt. Über einen Verbesserungs-
versuch auf Grund hebräischer Übersetzungen siehe J. Freudenthal, Die durch Averroes
erhaltenen Fragmente Alexanders zur Metaphysik des Aristoteles, Berlin 1885, S. 112.
Ich begnüge mich mit diesen Beispielen. Sie sind sämtlich elementarer Art und
bei erstmaliger Lektüre den leichteren Partien des Werkes entnommen. Die schwierigeren
philosophischen Stellen versteht Herr Horten wohl besser als ich. Er übersetzt fast alles
mit der größten Sicherheit. Vielleicht ist das nur der Gewohnheit vieler Philosophen ent-
sprechend, subjektive Evidenz für die höchstmögliche Gewißheit zu halten. In meinem
Exemplare steht aber noch manches Fragezeichen.
Am Schlüsse seines Vorwortes behauptet Horten, Averroes lehre eine Schöpfung
ex nihilo. Belege dafür gibt er nicht, und ich habe sie auch nicht in seiner Übersetzung
gefunden. Er selbst läßt zwar (_S. 62, 16 ff. seines Werkes) den Averroes das Gegen-
teil aussagen : »Ebenso wie die Materie von (dem Schöpfer) dem wirkenden Prinzip zweifellos
nicht erschaffen -wird, gilt das gleiche auch von der Wesensform. Der Weltbildner bildet
2Ad. Kleine Mitteilungen und Anzeigen.
vielmehr nur das Kompositum aus Materie und Wesensform. . .« Die Übersetzung ist
aber falsch: im Original wird hier gar nicht von dem *Weltbildner' geredet.
Ich ersehe jetzt aus einem anderen Werke Horten's {Die Hauptlehren des Averroes
nach seiner Schrift: Die Widerlegung des Gazali, Bonn 1913, Vorwort), daß er Averroes
zu einem Verteidiger der islamischen Orthodoxie macht und seine Lehre von der emsigen
Schöpfung als creatio ex nihilo {d. h. aus einem völligen absoluten Nichts) deutet. Die
Stellen, die er zum Beweise dafür anführt, besagen aber nur, daß der Schöpfer die Dinge
aus der Potenz zur Wirklichkeit oder aus der Privation (*iAf:, 3T2(irj(ji;) zum Sein
führt. Es liegt also Herrn Horten ob, nachzuweisen, daß Averroes unter ,*J<k£ das
völhge absolute Nichts verstanden habe.
Horten steht mit seiner unbewiesenen Behauptung nicht allein. Schon im Jahre
1904 hat Miguel Asin y Palacios (El Averroismo ieolögico de Sto. Tomas de Aquino.
Extracto del Homenaje a D. Francisco Codera) eine theologische Ehrenrettung des Aver-
roes versucht. Man sehe die gelungene Widerlegung derartiger Versuche bei Leon
Gauthier, La theorie d'Ibn Rochd (Averroes) sur les rapports de la religion et de la philosophie,
Parisi909. Diese Studie Gauthier's sei jedem, der sich mit Averroes befaßt, empfohlen.
Noch eins möchte ich zum Schlüsse hinzufügen. Horten hat ganz Recht, wenn
er meint, die Zeit für eine abschließende Darstellung der islamischen Philosophie sei noch
nicht gekommen, es müßten zunächst möglichst zahlreiche und wertvolle Quellen zugänglich
gemacht werden (Vorwort, S. XI f.). Ich füge aber hinzu: in möglichst treuer Wiedergabe.
Mehr noch als auf die Zahl kommt es auf die Zuverlässigkeit der Quellen an. Horten hat
entschieden Unrecht, wenn er sich über philologische (für ihn = nichtphilosophische, nicht-
fachmännische) Kritik beschwert. Die Metaphysik des Aristoteles könnte ihn
darüber belehren, daß auf unserer Erde Stoff und Form nicht zu trennen sind, und daß also
derjenige, der uns die formenden Gedanken des Arabers übermitteln will, auch dem Sprach-
stoffe die genaueste Beachtung schenken soll. Der Buchstabe tötet, aber der Geist macht
schwärmerisch; nur wer beides kennt, wird uns den lebendigen Gehalt eines Werkes er-
schließen.
Amsterdam. T. J. de B 0 e r.
Karstedt's islampolitische Aufsätze. J)
Schon in Deutsch-Ostafrika und dann nach seiner Rückkehr hat Dr. F. 0. Kak-
stedt eine sehr lebhafte schriftstellerische Tätigkeit entfaltet, in der er sich besonders mit
dem Islamproblem in unserem ostafrikanischen Schutzgebiet beschäftigt. Karstedt
bekennt sich selbst als ein Schüler Zache's. Er war lange in der kolonialen Praxis, beson-
ders auch als Richter, tätig und ist m. W. der erste deutsche Kolonialbeamte, der sich so
intensiv mit der Islamfrage auseinandersetzt. Darin liegt nun gerade der Wert seiner
Aufsätze: er spricht nicht als Islamforscher — die gelehrte Islamkenntnis geht ihm ab — , jii
sondern als Praktiker, der sich durch Anschauung ein Bild gemacht und durch Studium W^-
von Handbüchern und Übersetzungen weiterzubilden versucht hat. In erster Linie, sagt 1
er selbst, sollen seine Ausführungen »Praxis und nichts als Praxis geben«. Deshalb sind *■'
seine Aufsätze auch mehr islampolitisch als islamkundlich wertvoll. Gerade da es bei uns
so ganz an derartiger Literatur fehlt und man immer nur den Missionsstandpunkt publi-
zistisch vertreten findet, begrüße ich Karstedt's .Mitarbeit mit herzlicher Freude.
Seine Hauptarbeit ist ein Büchlein — aus Aufsätzen in der Dentsch-ostafrikanischen
') Bibliographisch verzeichnet unten S. 324.
Kleine Mitteilungen und Anzeigen. 245
Zeitung entstanden — Beiträge zur Praxis der Eingehorenenrechisprechung in Dentsch-
Ostafrika (Dar-es-salam, Verlag d. D.O. A. Ztg. G. m. b. H. [19 13] VII + 116 S.), das natürlich,
wie schon der Titel sagt, viel mehr bietet als IslampoUtik, in dem sich aber doch die Islam-
frage von dem ersten Kapitel »Der Islam in D.O.A. « an als Hauptproblem durch alle Er-
örterungen hindurchzieht. Und mit Recht, da auch die heidnischen Gebiete von einer
muhammedanischen Händler-, Askari- und Beamtenschicht durchsetzt sind und überall
die Islamfrage hineinspielt. K. ist gerecht in seinem Urteil. Er sieht die großen Gebrechen
der Islamwelt, die unleugbaren Schattenseiten der arabischen Besiedelung, erkennt aber
doch an, was Ostafrika dem Islam verdankt. Sein Urteil über die Araber kennt auch Licht-
seiten bei ihnen (S. 36). Besonders erfreulich sind seine verständigen Ansichten über die
Sklaverei, S. 97 ff.; er hält sich von aller falschen Humanität und Sentimentalität frei und
urteilt ungefähr so wie die später erschienene Denkschrift der Kolonialverwaltung (Reichs-
tagsdrucksache 1914). Man vgl. auch seinen Artikel Zur Sklavenfrage in D.O.A. in KR
1913, 616. Mit besonderer Schärfe betont er hier wie auch in seinen anderen Arbeiten
{Kol. Monatsblätter XVI (1914), 105 ff.; KR 1913, 728 ff.), daß die Islamfrage weniger eine
religiöse als eine soziale Frage sei. Der Gedanke ist wohl schon früher ausgesprochen,
aber nie so energisch betont worden wie hier. Dabei hat K. auch Verständnis für das meta-
physische Bedürfnis im Neger und dessen darauf basierende Hinneigung zum Islam {Kol.
Monatsblätter 1. c). Daß der Islam sich mehr durch Kontagion und als Modesache aus-
breitet als auf dem Wege des religiösen Erlebnisses, scheint auch mir wenigstens für D.O.A.
sicher. Auch bei der ersten Ausbreitung des Islam nach dem Tode des Propheten haben
wirtschaftliche Verhältnisse stärker mitgesprochen, als man früher annahm. Die Aus-
breitung einer neuen Religion ist immer eine komplexe Erscheinung. K. stützt seine These
mit guten Beispielen. Worte wie »Geschäftsislam«, »Kanzuislam« charakterisieren gut
eine wichtige, wenn nicht die wichtigste Seite des ostafrikanischen Islam.
Dem Einleitungskapitel über den Islam schließen sich folgende Abschnitte an:
Farbige Verwaltungsbeamte und Ähnliches (S. 35), Strafgerichtsbarkeit (S. 49), Zivil-
gerichtsbarkeit (S. 65), Eheschließung und Eherecht (S. 77), Erbfolge und Nachlaßregu-
lierung (S. 87), Hörigkeit und Sklavenrecht (S. 97). Hier findet sich viel Beherzigenswertes
über eine verständige Eingeborenenbehandlung, auch manch wertvolle islamkundliche
Notiz, so über den Gebrauch der Amulette und andere zauberische Praktiken (S. 54 ff-).
Gewiß wird jeder angehende Eingeborenenrichter — und für ihn ist ja das Buch in erster
Linie bestimmt — K.'s Ratschläge mit großem Nutzen lesen, aber in einer Hinsicht muß
ich doch meine warnende Stimme erheben, und zwar in bezug auf die Handhabung des
islamischen Gesetzes. Wir laufen hier Gefahr, D.O.A. zu islamisieren, wie die ortho-
doxen Russen aus Unkenntnis die überwiegend heidnische Kirgisensteppe islamisiert haben.
Es ist unseren Juristen so unsagbar schwer zu begreifen, daß ein so bequemes Handbuch
wie Sachau s Muhammedanisches Recht mit seinen schönen Paragraphen, juristischen
Ausdrücken und sachverständigem Kommentar etwas total anderes ist als ein kom-
mentiertes B.G.B. In dieser Zeitschrift brauche ich nicht zu wiederholen, was ic'h Bd. IV,
169 f. gesagt habe, aber man sollte keinem Beamten gestatten, Sachau's Handbuch oder
ähnHche Werke — K. S. 89 — in der Praxis zu benutzen, ohne mit dem Wesen der ScherVa
vertraut zu sein. Die ScherVa ist doch eben nur zum kleinsten Teil von dem wirklich gelten-
den Gewohnheitsrecht rezipiert. Inwieweit, müßte erst im Einzelfall festgestellt werden.
Da ist es natürlich bequemer, namentlich da der Muhammedaner stets die theoretische
Gültigkeit der Schert^a betonen wird, die schönen S.\CHAu'schen Paragraphen zu befolgen.
Auch wird der gelehrte Beisitzer stets geneigt sein, seine islamische Schulweisheit an den
Tag zu legen, auch auf Gebieten, auf denen vor einer geordneten Rechtspflege niemand
daran dachte, nach der Scherl'a Recht zu fordern oder zu sprechen.
2^5 Kleine Mitteilungen und Anzeigen.
So kann ich K.'s Ausführung auf S. 67 keineswegs zustimmen. Er schreibt dort:
»Soweit Islamiten in Betracht kommen, speziell nicht einheimische Islamiten, wie Araber,
Waschihiri, Beludschen usw., wird man natürlich immer das islamitische Gesetz zur Grund-
lage der Rechtsprechung nehmen.« Das würde ich für sehr bedenkUch halten, namentlich
soweit nicht Ehe- und Erbrecht, sondern Sachen- und Obligationenrecht in Frage kommt.
Und gerade darauf exemplifiziert K. Die ganze Skizze des islamischen Rechtes, die dann
folgt, lehnt sich an die genannten übersetzten Rechtsbücher an. Hier ist alles theoretische
Forderung. Was wirklich Rechtens ist, kann daraus nicht festgestellt werden, auch nicht
für Araber. Immerhin wird sich ein Muhammedaner lieber nach der ihm oft fremden
Schert' aioTderung aburteilen lassen als nach europäischem Recht, aber haben wir ein Inter-
esse daran, das islamische Recht einzuführen, wo wir auch deutsches Recht ohne erhebliche
Umstände handhaben könnten ? Wäre es nicht viel richtiger, gerade die von der Scheri'a
abweichende Ortsübung, das wirkliche lokale Recht, zu pflegen? Gewiß gibt es
Gebiete des Rechtes, auf denen die Vorschriften der Scheri'a besser nach Afrika passen
als europäisches Recht. So z. B. das Wasserrecht der Scheri'a, das für ähnlich primitive
und ähnliche khmatische Verhältnisse geschaffen ist. Jedenfalls dürfen wir uns darüber
nicht täuschen, daß wir durch die von K. empfohlene Praxis nur zur Islamisierung Ost-
afrikas beitragen; denn wir schaffen durch unsere Rechtsprechung in vielen Gebieten doch
zum erstenmal eine wirkliche Rechtstradition, wo bisher Willkür herrschte. Wir leisten
die Arbeit und der Islam hätte den moraUschen Nutzen davon. K. hat in einem neueren
Aufsatz {Kol. Monatsbl. 1. c.) seinen Rat in Beziehung auf das isl. Recht auch erheblicii
eingeschränkt. Gegen die Rechtsansprüche der Ismaili hatte er sich schon früher gewandt
(ib. 1913 Nov. S. 328 ff.). Hier bestätigt sich einmal die Macht wirtschaftlicher Organisa-
tionen, die nur noch die religiöse Etikette tragen. Solchen Boykottbewegungen ist aber
überall sehr schwer beizukommen. Das islamische Recht spricht hier nur noch historisch
mit, insofern die Ansprüche des Agha Khan auf der Zafeä/lehre bzw. auf dem schi'itischen
Staatsrecht basiert sind.
Natürhch gibt es Gebiete des Rechtslebens, wo die Scheri'a wirklich gilt, so im Fa-
milien- und Erbrecht, wenn auch hier das Desiuri, die Volkssitte, gelegentlich die Scheri'a
durchbricht. Lehrreich sind in dieser Hinsicht die allerdings auch nicht einwandfreien
Schlußabschnitte in Veltens Sitten und Gebräuche der Suaheli. Hier hätten sorgfältige,
von sachverständiger Seite geleitete Erhebungen stattzufinden, um einmal festzustellen,
was wirklich Rechtens ist. Die Ausführungen K.s über das Erbrecht {Beiträge S. 87 ff.)
sind mit aller Vorsicht aufzunehmen, einzelnes ist direkt unrichtig, offenbar schon in seiner
Vorlage. Es gibt nämlich auch Orientalisten, die das islamische Erbrecht nicht verstanden
haben. Auch in der Testamentfrage gibt er nur die Vorschrift der Scheri'a (S. 94). nicht
die davon abweichende Suahelipraxis (Velten S. 40S). Leider ersieht man auch bei seiner
Behandlung des Eherechts nicht, was er wirklicher Beobachtung, was seinen Büchern
verdankt. Es kommt aber vor allem darauf an. nichts in die Sitten der Eingeborenen
hineinzutragen. Für'den Orientalisten ist M t 0 r o's Schilderung bei Velten S. 107 (Suaheli-
text S. 93) viel lehrreicher. Da wird der Unterschied zwischen dem heidnischen Braut-
kaufgeld {Kilemba) und dem islamischen Brautgeld (suah. mahari, arab. fuahr, sadäk)
viel klarer. K. hat das Wesen der Mahari nicht verstanden. Es ist im Grunde auch ein
altes Brautkaufgeld, das vor dem Islam der Vater erhielt, genau wie noch heute die Ki-
lemba. Der Suahelibräutigam dankt es dem Islam, daß er für seine Frau jetzt ein doppel-
tes Kaufgeld zahlen muß. Der islamisierte Negerschwiegervater wollte nicht zugunsten
seiner Tochter auf das Kaufgeld verzichten, wie es der alte Islam dem Araber gelehrt hat.
Man sieht auch hieraus wieder, wie äußerlich der Islam rezipiert worden ist, ohne daß das
moralische Postulat — die Frau sollte aufhören, ein kaufbarer Gegenstand zu sein — vom
Neger auch nur begriffen, geschweige denn durchgeführt wurde.
%
Kleine Mitteilungen und Anzeigen. 247
An der Hand der K. 'sehen Schriften ließen sich noch viele ähnliche Betrachtungen
anstellen. Ich begnüge mich mit dem Gesagten. Für die Praxis möchte ich wünschen:
Man baue nicht auf die Lehrbücher des islamischen Rechtes! Man veranlasse eine genaue
Aufnahme dessen, was wirkliche Volkssitte ist, man trenne zwischen Desturi und Scheri'a,
wie es Snouck Hurgronje so unvergleichHch für Atjeh getan hat (vgl. sein The Achehnese),
man schaffe Sammlungen wie die holländischen Adatrechtbiindels, man sorge vor allem
aber für wissenschaftliche Beamte, geschulte Arabisten und Ethnographen, die dem hinaus-
kommenden Richter und Verwaltungsbeamten zur Seite stehen. Auch hier ist uns Holland
mit leuchtendem Beispiel vorangegangen.
K.\RSTEDT aber verdient unseren Dank und unsere volle Anerkennung. Er hat sich
wie wenige dieser schwierigen Frage angenommen, und es ist von ihm als Praktiker keine
gelehrte Arbeit zu verlangen. Ich glaube aber dargelegt zu haben, wie not der Praxis die
gelehrte Vorarbeit tut. C. H. Becker. ,
Zwischen Himmel und Erde.
In meinem Aufsatz über Baba Rat an habe ich (S. lo ff. des Separatabzuges) die Ver-
sionen der Pilger mitgeteilt, die den langlebigen Genossen des Propheten zu sehen aus weiter
Ferne gekommen waren. Nach diesen Versionen verbrachte der vielhundertjährige Ratan sein
Leben in einem Korb, der an einem Baume hing. Dieses Schweben zwischen Himmel und
Erde ist, wie ich hier nachtragen möchte, ein typischer Zug, der in den Märchen von denen,
die nicht sterben können, \aelfach -wiederkehrt. Im Zusammenhang mit der Besprechung
gewisser Riten hat J. G. Frazer in seinem Golden Bongh Bd. VII Teil i S. 99/100 einige
Beispiele aus der Antike (Petronius Sat. 48, Pausanias X 12. 8) sowie aus deutschen
Märchen zusammengestellt. Aus verschiedenen Gegenden Deutschlands (s. Kuhn und
ScHWARTz, Norddeutsche Sagen S. 70 ff.; Müllenhoff, Sagen, Märchen und Lieder der
Herzogtümer Holstein tind Lauenburg S. 158 ff.) hören -war von Frauen und Mädchen, die
sich törichterweise Unsterblichkeit gewünscht und nun, alt geworden, in einem Glas oder
einem Korb in der Kirche aufgehängt, ihr elendes Leben weiterführen müssen. Warum das
Leben zwischen Himmel und Erde sicherer ist als sonst irgendwo, lese man bei Frazer
a.a.O. nach. J. Horovitz.
Hamäm.
O. Rescher macht im 65. Bande der ZDMG. 191 1 S. 521 den Versuch, das arabische
Wort /lamdma »Taube«, das den andern semitischen Sprachen fremd ist, auf das assyrische
siimmatu zurückzuführen, »da /lamdma mit der Wurzel *.s> sozusagen direkt kollidiert,
der es sich zwar formell einpaßt, dagegen inhaltlich ganz von ihr zu trennen ist«. Die
Möglichkeit einer assyrischen Entlehnung erscheint ihm gegeben, »da die Sache einen
Export- und Importartikel darstellt«. Daß die vorislamischen Araber Tauben importiert
oder exportiert hätten, dafür bieten die alten Gedichte, die Hauptquelle ihres Lebens,
meines Wissens keinen Anhaltspunkt; überhaupt kenne ich aus diesen keine Erwähnung
der zahmen Taube. Für den Araber kommt natürlich zunächst nur die wilde Taube in
Betracht, die seine Halbinsel, wie es scheint, mit Ausnahme des Südrandes, überall be-
wohnt und sehr häufig erwähnt wird, und zwar zunächst die Stammutter aller unserer
zahmen Tauben : die Felsentaube. Hier und da wird auch die Turteltaube qumri (z. B. Diwan
Hiidhail Nr. 251, 2) genannt. Daß es sich sonst aber um die Felsentaube (Columba livia)
24.8 Kleine Mitteilungen und Anzeigen,
handelt, beweisen Stellen wie Asma'ijät Nr. 57, 5, wo von der Beschattung ihres Nestes
die Rede ist
Darwin hat gerade in der bekannten Vorliebe unserer zahmen Taube für dunkle
Brutplätze noch einen Zug erkannt, der auf ihre Abstammung von der Felsentaube hin-
weist, die in Felshöhlen brütet (vgl. auch Jeremia 48, 28, Hoheslied 2, 14), während die
Holztaube {Columba palumbus) auf Bäumen nistet. Nur scheinbar paßt auf die Felsentaube
nicht, was wir über die Farbe der hamäma hören. In die charakteristische Färbung der
Felsentaube fallen die verwildernden Nachkommen zahmer Tauben zurück, die mit der
ihnen angewiesenen Behausung nicht zufrieden auf Kirchtürme auswandern; man kann
den Grundton als schiefergrau bezeichnen; auf einige Entfernung gegen das Licht gesehen
erscheinen sie aber geradezu als schwarz. So sind offenbar den Arabern die scheueren
wilden Tauben erschienen, zumal viele Wüstenvögel wie Flughühner und Lerchen die
hellere Färbung des Wüstenbodens kopieren. Braunschwarz wie eine Taube (saudd* kal~
/lamänia) heißt es in der den Qoran nachahmenden Reimprosa der Prophetin Sagäh:
Jgdni 18. Band S. 166 Z. 5. Die athäß, die rauchgeschwärzten (vgl. Zuhai f s Mu^allaqa 5;
Mufaddalijät Nr. 11,5) 3 Steine, auf denen der Kessel steht, werden in der alten Poesie
häufig mit Tauben verglichen; Belege findet man in meinem Altarabischen Bediiinenlehen
S. 90 und 246. Vgl. noch 'Obaidallah ibn Qais ar-Ruqajjät herausg. von
Rhodokanakis 3, 8: »Ihre schwarzen Bewohner sind die Tauben«. Bei J. J. Hess,
der mir den Einblick in das Manuskript seines 'Ö/rt^e-Wörterbuchs gestattete, notierte
ich el-Hmämeh als Namen eines schwarzen Berges. Demnach gehört der arabische Name
der Taube sicher zu dem bekannten Stamm //amm »schwarz sein«.
Eine entsprechende Etymologie scheint auch das deutsche Wort »Taube« zu haben.
Kluge behandelt zunächst die Ableitung von einer germ. Wurzel dub »tauchen«, die aber
aus sachhchen Gründen nicht in Betracht kommen kann, da die Taube kein Tauchvogel
ist. »Andere«, fährt er fort, »denken an Zusammenhang mit altir. dub 'schwarz', djiibe
'Schwärze', vgl. gr. TreXeta wilde 'Taube' zu -thii 'schwarzblau'.« Man beachte ferner
pers. kehtiter »Taube«, kebi'cd »blau« und unser »taubenblau«. Kollege Fraenkel macht
mich darauf aufmerksam, daß auch das russische Wort für Taube: golüb mit goluboi
»blau« zusammenhängt.
Georg Jacob.
Kritische Bibliographie.
I. Allgemeines (Zeitschriften ^) Sammelwerke).
1. Asiatisches Jahrbuch. Herausgegeben im Auftrage der Deutsch- Asiatischen Gesell-
schaft von Dr. Vosberg-Rekow. Berlin, Guttentag, 1913.
Aus dem Inhalt: I. Allgemeiner Teil, Vorwort. — v. d. Goltz, Die militärische Lage
der Türkei nach dem Balkankriege. — Ernst Jäckh, Vorderasien nach dem Balkankrieg.
— Graf von Schweinitz, Persien und der englisch -russische Vertrag vom 31. August
1907. — Otto Hoetzsch, Russisch-Türke stau uyid seine Bedeutung in den Fragen Asiens
und der Weltwirtschaft.
IL Besonderer Teil, bearbeitet von P. Wolff, Oberst z. D., Potsdam: Afghanistan
(Geographie; Geschichte; Bevölkerung; Landeseinteilung und Verwaltung; Wehrmacht; Münzen
Maße, Gewichte und Finanzen; Handelsstatistik, Handelsplätze; Handelsartikel; Verkehrs-
wesen; Amtliche Vertretung des Deutschen Reiches und deutsche Handels- und Industrie-
firmen). — Asiatische Türkei {Geographie; Geschichte; Bevölkerung, Religion, Missionen
und Schulen; Landeseinteilung, Verwaltung, Gerichtswesen; Heer und Flotte; Münzen, Maße,
Gewichte; Finanzen, Anleihen; Handelsverträge, Handelsstatistik, Haupthandelsplätze,
Handelsartikel und fremde Kolonien; Verkehrswesen: Schiffsverkehr, Lade- und Löschver-
häünisse, Eisenbahnen, Telegraphen, Post, Landstraßen; Vertretung des Deutschen Reiches;
Deutsche Handels- und Industriefirmen). — Niederländisch-Indien (wie oben). —
Persien (wie oben). — Philippinen (wie oben). — Russisch-Asien (wie oben).
2. L'Asie Fran^aise. Bulletin etc. Januar-Oktober 191 3, bespr. v. M. Hartmann WI I
S. 228—32.
3. Babinger, Franz, Der Einfluß von Hch. Frd. von Diezens »Buch des Kabus« und »Denk-
würdigkeiten von Asien« auf Goethes »Westöstlichen Divan«. Germanisch-Romanische
Monatsschrift 1913.
4. Banse, Ewald, Das Orienthuch. (Der alte und der neue Orient.) 20 Lichtdrucktafeln,
154 Abbildungen im Text und 7 Karten. 466 S. Leipzig-Straßburg, Josef Singer,
1914.
5. Bartholomew, J., A literary and histoncal atlas of Asia. 12, 226 S. London, Dent, 1913.
6. Correspondance d'Orient. Aus dem Inhalt: Nr. 117 (i. VIII. 1913): Gaston Gravier,
La Guerre s'acheve S. 97. Bulletin politique: Les revcrs bulgares; La revanche turque;
Pour la paix S. 99. Les affaires persants, par un vieux Teherani S. 103. Faits et
documents: La 2ieme guerre balkanique S. 112. Pour la Turquie: Un appel de Pierre
Loti; France et Turquie S. 131. Empire ottoman : Declarations du Sultan; Les reformes
en Anatolie; Les reformes; Les recettes du Tresor en 1328; Le Chemin de fer Hode'idah-
Sanaa; Le plan de Constaniinople; L'emprunt municipal de Constantinople; La regie
des tabacs; Renouvellement de la concession des phares; Declaration de l'Entente libe-
') Sofern nicht die einzelnen Aufsätze gesondert angeführt sind.
Islam. V.
r?
250 Kritische Bibliographie,
rale, Lettre du prince Sabah-eddine S. 132. Mer rouge: Axt Y einen: projets du gou-
vernement ottoman. S. 140. Egypte: L'abolition des capitulations\ Le traficniaritime
en 191 2. Perse: La Dette persane S. 143.
Nr. 118 (16. XIII): Henry Bergasse, L'empriint sondanais; Bulletin poli-
tique: La paix de Biicarest; Les puissances et la paix balkanique; La loi organique
egyptienne S. 1^0. Faits etdocuments: La 2ieme guerre' balkanique S. 162. Egypte:
Les reformes; La Dette Publique en 1912 S. 1S9. Empire ottoman: La Situation
de la Banque ottomane S. 191.
Nr. 119 (I. IX.): Bulletin politique: Andrinople et la Turqitie; Traites et nego-
ciations; La France et la Turqiiie S. 197. Faits et documents: La 2tV«ie guerre bal-
kanique S. 214. La crise Orientale S. 230. Golfe Persique: L'Imam de Mascate detrone
S. 239. Arabie: Vanarchie en Arabie S. 240.
Nr. 120 (16. IX.): L'Egypie et le Khalifat ottoman, par Seyid Kamel S. 250.
Une opinion sitr le Khalifat ottoniayi S. 254. Faits et documents: La crise Orientale
S. 258. Empire ottoman: La commission des reformes fmancieres; Le budget de 1329;
Un accord franco-allemand sur les chemins de fer de V Asie-Mineure; Les concessions
frangaises en Turquie: les tabacs ottonians et la repartition des benifices S. 276. Golfe
Persique: Les troupes anglaises a Mascate S. 283. Arabie: Capture de Mustapha Attar
S. 284. Egj-pte: La noiivelle Assemblee legislative; La presse et V Assemblee legis-
lative; Les rapports iurco-egyptiens S. 285.
Nr. 121 (i. X.): Bulletin politique: Negociations ottomanes; L' accord franco-furc
S. 294. Faits et documents: La crise Orientale S. 306. Mediterranee: La question
d'Adalia: une sphere d' influence italienne en Asie Mineure? S. 317. Empire ottoman:
Les accords franco-turcs; Les concessions frangaises en Turquie; La dette exler lettre de
la Turquie S. 328. Syrie: Un appel du Comiti de rif armes; Les Syriens ä Ha'tii
S. 330. Liban: Attentat contre le gouverneur du Liban S. 332. Mer rouge: Moitvement
commercial de Hodeidah S. 333. Arabie: La Situation en Arabie S. 334.
Nr. 122 (16. X.): Bulletin politique: La liqitidation balkanique: negociations
ottomanes; La politique Interieure ottomane S. 342. Les gouverneurs du Liban, par
K. T. Khairallah S. 350. Faits et documents: La crise Orientale S. 356. Le traite
turco-bulgare S. 362. Mediterranee: Les Turcs et les tles de l'Egee; Les Italiens en
Tripolitaine; Les Espagnoles au Maroc S. 367. Empire ottoman: Interview du prince
lieritier; Ordre du jour a l'armee; Les reformes en Armenie; Les chemins de fer en Tttrquie
d' Asie; Les accords franco-turcs et l' Allemagne; Loi provisoire sttr la possession des
biens immeubles S. 372. Arabie: Le blocus des cotes du Yemen; A Mascate; Larevolu-
lion ä Mascate et dans l'Ottran S. 380. Perse: La Situation politique; Le Commerce
Exterieur S. 381.
Nr. 123 (i. XL): Lächele, ruse et coitrage, par K. T. Khairallah S. 400. Actes
officiels: Le traite lurco-bttlgare S. 404. Faits et documents: La crise Orientale S. 410.
Empire Ottoman: L' accord franco-turc; Les revenits du Trisor; Les pourparlers russo-
turcs; Le Grand vizir et l Union et Progres; Les elections Ugislatives; Timbres-postes
commhnoratifs; La question arabe; Les reformes; Protection de la propriete industrielle
S. 425. Egypte: Le message de lord Kitchener; Les etudiants egyptiens en Europe:
L' Egypte et le Canal de Suez S. 431.
Nr. 124(16. XL): An Maroc (lettre de Rabat), par Georges Samn6 S. 433.
Bulletin politique: Le Maghzen marocain S. 448. Faits et documents: La crise
Orientale S. 4-,6. Mcditcrran6e: Les Italiens en Tripolitaine S. 464. Panislamisme: Le
mecontentement musttlman dans Finde; Une ligite panislamique a Constantinople
, S. 464. Empire ottoman: La reorganisation de la marine; Le conteste turco-persan;
Kritische Bibliographie. 2^1
Contre les vaincus; Le Tresor; M. Sazonov, M.. Kokovtsov et les affaires d' Asie
Minelire; Au Yemen S. 478.
Nr. 125 (i. XII.): Actes officiels: Le Traite Tiirco-Grec S. 505. Faits et docu-
ments: La crise Orientale S. 510. Questions musulmanes: L'egalite fiscale en Timisie
S. 511. Empire ottoman: Mort de Kiamil Pacha; Elections legislatives; Les handits
Anatoliens; Le Tresor S. 520. Eg}-pte: Les elections legislatives; La recolte du coton
en 1913; La presse arabe et les elections; Gisements de phosphate S. 522. Les opinions:
Le protectorat francais en Orient; La Situation economique eji Turquie S. 524.
Nr. 126 (16. XII.): Camille Fidel, La rivalite austro-italienne dans le sud de
V Anatolie S. 529. Bulletin politique: La mission militaire allemande en Turquie;
Les escadres francaises et anglaises dans le Levant S. 534. Faits et documents: La crise
Orientale S. 554. Empire ottoman: Les reformes en Armenie; Incident russo-turc; Les
revenus de la Dette oitomane S. 562. Arabie: La Turquie et l' Arabie S. 564. Perse:
Le chemin de fer transiranien S. 566. Les opinions: La Jeune Turquie S, 567.
Table des Matieres (Juillet-Decembre 1913) S. 571.
Nr. 127 (i. I. 14.): Bulletin politique: La mission militaire allemande en Turquie
S. 5. Actes officiels: La reforme fonciere en Turquie, Loi provisoire sur la Delimi-
tation et VEnregistrement de la Propriete immohiliere S. 13. Faits et documents: La
crise Orientale S. 24. Empire ottoman: La mission militaire allemande; La Situation
politique et financiere; L'accord franco-turc; Les concessions de chemins de fer S. 31.
Arabie: Dans V Irak; Un prochain congres arabe; Les reformes en Mesopotamie S. 36.
Golfe persique: Reconnaissance du Sultan de Mascate S. 39. Eg}^te: Richesses
minieres; Les Syriens a V Assemblee S. 40. Soudan egyptien: L'oeuvre anglaise
S. 41. Tripolitaine: Occupation du Fezzan; Etudiants tripolitains en Egypte; Les
depenses pour la Libye S. 42. Les Opinions: L' Allemagne et la Turquie; La- France
en Syrie S. 44.
Nr. 128 (16. I.): Bulletin politique: L'indighiat Algerien au Parlement; Le
nouveati Ministere ottoman; Les crises ministerielles balkaniques S. 52. A. Lebrun,
Les Tribulations des journaux arabes de Syrie S. 61. L'administraiion du Liban S. 68.
Une universite musulmane a Medine, par XXX S. 72. Faits et documents: La crise
Orientale S. 76. Panislamisme : Le congres musulman d'Agra S. 77. Questions musul-
manes: L'indigenat algerien a la Chambre franfaise S. 78. Empire ottoman: La mission
militaire allemande; Rajeunissetnent des cculres; Achat d'un dreadnought; Les con-
cessions; La legislation du cheque S. 87. Perse: La Situation financiere; Le commerce
exterieur S. 89. Les opinions: La liqiiidation de la Turquie; Le gouvernement ottoman
et les Arabes; La Turquie et la presse arabe d' Egypte S. 91.
Nr. 129 (i. IL): Bulletin politique: La politique ottomaneS. 102. Comite de
rOrient (Seance du 14 janvier 1914) S. 112. Faits et documents: La crise Orientale:
Les relations greco-turques S. 1 1 5. Mediterranee : Les Turcs en Tripolitaine; Les rapports
franco-italiens; La propagande italienne dans le Levant S. 116. Albanie: La tentative
musulmane; L'action d'Essad- Pacha; Demission du Gouvernement provisoire S. 117.
Empire ottoman: La tnission militaire allemande; Les negociations turco-russes; L' Or-
ganisation des inspecteurs civils en Turquie; Les Allemands en Asie-Mineure; Les
chemins de fer; Le mouvement de la navigation; Les negociations franco-turques S. 122.
Arabie: Dans V Irak S. 125. Syrie: Le Conseil general duVilayet de Beyrout; L'emprunt
interieur ottoman; Les elections legislatives S. 1 25. Egypte : Le chemin de fer de Mariout
S. 130. Soudan egyptien: Les grands travaux du Soudan S. 131. Perse: Les mesures
d'apaisement S. 132. Les opinions: La mission allemande en Turquie; Les constructions
17*
2C2 Kritische Bibliographie.
navales de la Turquie; La Russie en Ar minie; lialie et Abyssime; L' Allemagne , V Ahyssi-
nie et la meihode marocaine S. 139. Echos et nouvelles S. V.
7. Das größere Deutschland. Wochenschrift für Deutsche Welt- und Kolonial- Politik, heraus-
gegeben von Paul Rohrbach und Ernst Jäckh, Schriftleiter: F. Kolbe.
Seit dem 5. April erscheint diese hochwillkommene Wochenschrift, der wir ein langes
Bestehen und tiefe Wirkung wünschen. Gleich Nr. 1 bringt einen hier interessierenden
Aufsatz von Jäckh, Der Bagdad-Friede. Becker.
8. Derenbourg, Hartwig, Opuscules d'un Arabisant(i86S — 1905). Etiides sur le poete anteisla-
mique Antar. — La composition du Coran. — UHistoire des philosophes d' Ibn-al-Kifti.
— La Haggadah de la Paque Juive. — Quatre lettres missives, ecrites dans les a>uiees
1470 — 1475 P°'^ Alboacen, avant-dernier roi More de Grenade. — Michele Amari (1806 —
1889). — Adolphe Franck (1809 — 1893). — Maximin Deloche (1817 — 1900). — Les
Derenboiirg. — Bibliographie. VIII 388 S. Paris, Paul Ferdinande, I9i4'
9. Driault, Ed., La question d'Orient depuis ses origines jusqii' a nos jours. Pref. de
M. Gabriel Monod. 6. ed. mise au courant des derniers evenements (Biblioth.
d'hist. contempor.). Paris, Alcan, 1914.
10. Enzyklopädie des Islam I. A— D. Leiden 191 3, 1136 S., bespr. v. tz. WI I S. 233 bis
237-
Lfrg. 18, 1913. 19, 20, 1914, bis Gulbadan Begaiii.
11. Fischer, Th., Mittelmeerbilder. 2. Aufl., bespr. v. B. A. RC 1913, 43.
12. Geniaux, Charles, L'dme musulmane. Revue de Paris XX, 16 (15 aoüt 191 3).
13. Haffner, August, Aloys Sprenger, ein Tiroler Orientalist. Zur Enthüllung des Sprenger-
Denkmales in Nassereith am 19. Oktober 1913. 8 S.
Prof. Haffner gibt in diesem Schriftchen eine kurze Biographie des um die Er-
forschung und Erhaltung islamischer und indischer Literatur so hochverdienten Mannes,
dessen 100. Geburlstag am 3. September 191 3 den Anlaß zur Aufstellung eines Denkmals
in seinem Geburtsort gab. Weiter folgt ein Verzeichnis der größeren PubHkationen und
eine warme Beurteilung von Sprenger's Lebenswerk, der sich Ref. gern anschließt.
J. Ruska.
14. Hasenclever, Adolf, Die orientalische Frage in den Jahren 1838 — 1841. Ursprung des
Meerengenvertrages vom 13. Juli 1841. 320 S. Leipzig, K. F. Koehler, 1914.
15. Al-Hiläl XXII 1. Aus dem Inhalt: S. 2, Fätihat as-sana at-tänija wal-'i^rlii. — S. 33.
Kitmän as-sirr, as *är. — S. 34 c, Abd al Fattah Ubada, Al-usfül al-isläml, ta^riljhä.
— S. 73, Ta'rih ai-sahr. — S. 78, Ma/bü'ät ^adida. — Anhang, Riwäjat Sagarat ad-durr.
2: S. 83, Ta'rih as-sal(ana at-tasrVija fil-//uküma al-misrtja. — S. 105,
Tawfiq Efendi Askarus, Ta'rih af-fibä'a fi -vädl an-nll. — S. 136, Min a/isan mä
qila fi l-fahr: qaul al-Mutawakkil al-Laiti. — Bäb as-su^äl wal-iqtirä/i: Ar-raml wat-
iangtm. — S. 146, Ta'rih aS-sahr. — S. 159, Ma.tbu^ät gadida (unter anderem Auf-
zählung einer Anzahl neuer arabischer Zeitschriften). — Anhang, Ri-iVäjat Sagarat
ad-Durr (Forts.).
3: S. 163, Al-mar'a al-*arabxja qabl al-higab wa ba'dahu. — S. 198, Tawfiq
Efendi Askarus, Ta'rih a/-fibä^a fi wädi an-nll (Forts.). — S. 211, At-tabag
aßliihu -ca ta'rlhuhu fil-qutr al-mi^rl. — S. 217, Ta'rih ai-sahr: AI wizära al-mifrifa,
wizärat Hismel bäiü lil-tna'ärif. — S. 229, Kämil bäsä a^-sadr al-a^?am. — S. 225.
Arminiiis Vämberl — Ad-dawla al-'altja wal-jünän. — Al-gämi'a al-misrlja, iqtiräfi
fl sabll iflähihä. — S. C36, At-taqri? ival-intiqäd: ri/ilat al-Burnus Mu/iammad 'All
ilä amirikä a^-simällja. — S. 240, Ma/bü'ät ^adlda. — Anhang: Riiaäjat Sa^arat
ad-durr (Forts.).
4: S. 248, Muntahabät libn ar-Rümi (si'r). — S. 305, Ta'rifi as-Sahr, al-
Kritische Bibliographie. 253
gam'lja al-lasrl'ija. — S. 208, At-(a'lT»i al-magänt fi misr. — S. 318, Matbü^at gadTda
(darunter As-Sarä'i', in Tanta erscheinende juristische Monatsschrift). — Anhang,
{Sagarat ad-durr) (Forts.). H. Ritter.
16. Jordan, Leo, Wie man sich im Mittelalter die Heiden des Orients vorstellte. German.-
roman. Monatsschr. V (19 13) S. 391.
17. Isis. Revue consacree a l'histoire et a V Organisation de la science, publice par George
Sarton.
Eine Anzeige dieser Zeitschrift rechtfertigt sich nicht nur durch den Umstand, daß
auch die islamische Kultur ihren Anteil an der Überlieferung und Weiterentwicklung der
Wissenschaft hat, sondern weit mehr noch mit Rücksicht auf die hohen Aufgaben, die
sich der Herausgeber stellt. Die Zeitschrift soll nicht die historischen Studien als Selbst-
zweck behandeln, vielmehr ist ihr die Erforschung der Geschichte der Wissenschaft nur
die unentbehrliche Grundlage für die Psychologie und Philosophie der Wissenschaft,
ihr Endzweck die tiefere Erkenntnis des Wesens der Wissenschaft und des Menschen. Ihr
Schwerpunkt soll in der Synthese liegen, soweit die heute erreichbaren historischen Daten
dazu die Bausteine liefern. Sie denkt an die Förderung der Wissenschaft durch innere,
technische und äußere Organisation; die Vergangenheit erhält so ihren Wert im Spiegel
der Gegenwart und im Hinblick auf die Zukunft.
Die Zeitschrift nimmt Beiträge in französischer, deutscher, englischer und italienischer
Sprache auf; jährlich erscheint ein Band von 640 — 800 Seiten zum Preis von 30 Frs. Dem
Comite de Patronage gehören die besten Namen auf dem Gebiet der historischen Forschung
an; Administration und Redaktion liegen in der erfahrenen Hand von George Sarton,
Wondelgem lez-Gand. Verlag für Deutschland und die Schweiz ist die Akademische Buch-
handlung von Max Drechsel in Bern. J. Ruska.
18. Der Islam, Bd. IV bespr. von N. N. Osm. LI. 1913 Nr. 265. 5. 11. 1913. Heft i
bis 3 von M. Hartmann WI I 226 — 28.
19. Loghat el-Arab. Annee I, annee II, i — 6 bespr. von G. Bergsträsser ZDMG 66, 549 ff.
Annee II 7: i. Razzouq Issa, Une Necropole prehistorique a Bahrein S. 265;
2. Kazim Dodjeily, Le Cheikh Abd er-Rahmän es-Soiieidy S. 278; 3. Mohammed
Baqir Chebiby, Les Caiffiires d'hommes en Mesopotamie S. 281; 4. Abdel Medjid
Fouad, Le Canal Rachddy S. 285; 5. K. Dodjeily, Les Lamentations de Hussein ä
Nedjef et ä Kerbeld^ S. 286; 6. Soleiman ed-Dekhil, Tribiis Nomades aux environs
de Souq-ech-Chioukh S. 295; 7. Ibrahim Monib Patchahtchy, Faut-il taut aüribuer
au Destin (en vers) S. 299; 8. M. R. Chebiby et L. Massignon, Oreisät et Oumm-el-
Gharräf S. 300; 9. Ibrahim Hilmy, Les Imprimeries dans la Basse- Mesopotamie
S. 303; 10. Une Observation au sujet des pratiques super stitieuses des Musulmans de
Mesopotamie. Par un Mesopotamien de Nedjef S. 309; 11. Hanna Mikha Rassam,
Notes lexicographiques S. 312; 12. Bibliographie S. 314; 13. Chroniques du mois en
Mesopotamie eet dans ses environs S. 318.
Annee II 8: i. Ibrahim Hilmy, To^eirizdt ou les ruines de Taizanäbäd S. 321;
2. K. Dodjeily, Le Cheikh Mohammed SaHd es-Soue'idy S. 326; 3. J. R. Ghanima,
Masques et Oripeaux chez les Animaux S. 329; 4. Raz. Issa, Description de la Necropole
de Bahrein S. 337; 5. S. D., Le jeu du Chat et du Chaton ä Nedjd S. 340; 6. L'usage
du chapelet en Orient par le Redacteur S. 345 ; 7. Ihn el-*Arab y, Les premiers auteurs
arabes en matiere litter aire S. 348; 8. Notes lexicographiques par le Redacteur S. 349;
9. Bibliographie S. 351; 10. Chroniques du mois en Mesopotamie et dans ses environs
S. 358; II. Raz. Issa, Les mots vulgaires de Mesopotamie S. 363.
Annee II 9: i. Mohamed Rida Chebiby, Bibliomanes et Bibliophiles de Meso-
potamie S. 369; 2. Ibrahim Hilmy, La vieille ville de Taizanäbäd S. 376; 3. K. Dod-
d
254
Kritische Bibliographie.
jEiLY, Le Cheikh Ibrahim es-Soue'idy S. 381; 4. id., Le Cheikh Ahmed es-Soueidy
S. 382; 5. ID., Le Cheikh Aly es-Soue'idy S. 383; 6. Soleiman ed-Dekhil, Albou-
'Ainein (Ville d'Arabie) S. 385; 7. La coutume de jrapper sur les vases de cuivrc pendant
les elipses de lune, par un Mesopotamien S. 387; 8. Le Koiifyeh, ses Varietes et son usage.
par le Redacteur en Chef S. 389; 9. K. Dodjeily, Armement et Appareillage des
vaisseaux en Mesopotamie S. 393; 10. Dr. Jaques Amyot, Les derniers iravaux du
Dr. Carrel S. 403; 11. Notes lexicographiques. L'equivaleni arabe du. viot Instinct S. 403.
L'eiymologie des mots iiU» et (_y«^'w5 S. 411; 12. Courrier litteraire S. 412;
13. To'airizdt est aiiire que 'Oreisät, par le Cheikh M. Tahir es Samawy S. 414;
14. Bibliographie S. 415; 15. Chroniques du mois en Mesopotamie et dans ses environs
S. 420; 16. Vocabulaire du dialecte de Bagdad S. 424.
Annee II 10. — (Nicht erhalten.)
Annee II 11: i. S. Dekhil, Une nouvelle ville ä Nedjd: L'Artawyeh S. 4S1;
2. DjEMiL SiDQi ez-Z.'VHAOUY, Au siijet de V Attraction universelle S. 4S9; 3. Mustapha
Bey Ibrahim, L' Amerique fiit-elle en rapport avec l'Ancien Monde avant sa decouverte
par Colomb ? S. 495; 4. Ibrahim Hilmy, Coup d'oeil gener al sur le Commerce en Meso-
potamie S. 498; 5. Sa'doün pacha es-Sa'doun, par un Montefiq S. 504; 6. Liste des
anciens qualites de dattes, par le Redacteur en Chef S. 509; 7. A. Ch., Les Familles
des Ecrivains et des Calligraphes en Mesopotamie S. 511; 8. Les jouilles des Allemavds
a Samarra, par un Correspondant S. 515; 9. Ibrahim Monib Patchatchy, Du haut
du firmament S. 520; 10. Ihn el-*Araby, La priere du matin de ^Aly Ihn Abi Tdlib
S. 521; II. Joseph R. Ghanima, Courrier litteraire S. 523; 12. Bibliographie S. 526;
13. Notes lexicographiques S. 533; 14. Chroniques du mois en Mesopotamie et dans ses
environs S. 533.
Annee II 12: i. K. Dodjeily, En rouie pour 'Oreisät S. 537; 2. Raz. Issa,
Diflerentes acceptions du mot Bagdad S. 549; 3. Le beau Dictionnaire arabe d'Ibn Färis:
Maqäyys el-Loghat, par un Mesopotamien S. 554; 4. Ib. Monib Patchahtchy, La
lutle pour la vie (en vers) S. 559; 5. E. B., La Fabrication des Briques en Mesopotamie
S. 560; 6. S. Dekhil, Une iribu de Nobles äNedjd: les 'Aräif S. 567; 7. Courrier litte-
raire S. 572; 8. Notes lexicographiques. Le mot Zaqnaboüt S. 576; 9. Bibliographie
S. 578; 10. Chroniques du mois en Mesopotamie et dans ses environs S. 584; 1 1. Errata
et corrections S. 590.
Annee III i: i. Notre 111 Annie, La Redaction S. 4; 2. Uue page d'hisloire
du Golfe Persique S. 5; 3. Djemil-Sidqy ez-Zahaouy, Le Radium S. 12; 4. I. M.
Patchahtchy, Conseils d'ami (en vers) S. 21 ; 5. K. Dodjeily, 'Isam-ed-Din al-'Omary
S. 22; 6. K. Dodjeily, Une excursion a Che/äthah, ä Qasr-el-Okheidir et a Ahmed Ibn
Hächim S. 25; 7. Notes historiques sur el-Hassa, ville en Arabie enlevie a la Turquie
par Ibn Se'oud S. 36; 8. Courrier litteraire. Par des orientalistes et des Arabisants
S. 40; 9. Questions et Reponses S. 42; 10. Notes lexicographiques S. 45; 11. Biblio-
graphie S. 45; 12. Chroniques du mois en Mesopotamie et dans ses environs S. 53.
Ann6e III 2: i. Bache 'Aaian Zadeh Emin 'Aly Effendi, Hydrographie
de Basrah et de ses environs S. 57; 2. Ibrahim Hilmy, Une famille de letlres a Bagdad
S. 68; 3. Notes critiques sur l'histoire de la Litteralure arabe de M. George Zeiddn.
11 Volume. — Erreurs d'idees S. 73; 4. K. Dodjeily, L'equipage d'un bätiment meso-
potamien S. 82; 5. E. B., Pour construire un four ä briques S. 86; 6. Un traiti sur les
chevaux de race, par un Bedouin de Mesopotamie S. 88; 7. Une visite au barrage de
Hindyeh par le depute de la revue S. 91; 8. Abdul Razzaq Bey Ech-Chawy,
Courrier litteraire S. 97;9. Notes lexicographiques S. 99; 10. Bibliographie S. lOi; 11.
Chroniques du mois en Mesopotamie et dans ses environs S. in.
Kritische Bibliographie. 2 55
Annee III 3: i. Chodorlaliomor dans les legendes arabes, par le Redacteur en chef
S. 113; 2. Daoud es-Sa'dy, D'al-Ahsä\ a Riad, ä la Mecque S. 117; 3. K. Dodjeily,
La terminologie des Vents en Mesopotamie S. 126; 4. Bache 'Aaian Zadeh Em in Aly
Effendi, Hydrographie de Basrah et de ses environs (suite) S. 128; 5. Le nom arabe
etrange el-Kelkeseh {Ja Beleite) et son etymologie S. 132; 6. Le Chammas Francis
DjEBRAN, A la memoire de mes ancetres de Cteslphon et de Seiende. S. 136; 7. Tous les
Ghassanides etaient-ils Chretiens} S. 141; 8. Ibrahim Monib Patchatchy, Larapidite
de la Pensee S. 143; 9. Notes lexicographiques S. 144; 10. Qiiestionnaire S. 145; 11.
Courrier litteraire S. 149; 12. Bibliographie S. 150; 13. Chroniques du mois en Meso-
potamie et dans ses environs S. 155; 14. Vocabulaire du peuple de Bagdad S. 163; 15.
Mariam (Nouvelle) S. 167.
Annee III 4: i. Les Garmacites, Djarmaces ou Djarämikeh S. 169; 2. K. Dod-
jeily, Le Cheikh Othman ben Sanad al-Bisry S. 180; 3. I. M. Patchatchy. Le Vieil
Ivrogne (en vers) S. 186; 4. Ibrahim Hilmy, Soleimanyeh; 5. Comment les Arabes
defigurent les mots etrangers S. 195; 6. M. Faiq Guilany, Nolre Situation actuelle
S. 198; 7. M. Baqir Chebiby, Toutes mes affections sont pour Paris S. 200; 8. Notes
lexicographiques S. 202; 9. Questions et Reponses S. 203; 10. Bibliographie S. 207;
II. Chroniques du mois en Mesopotamie et dans ses environs S. 220.
Annee III 5:1.8. Dekhil, Apergii historique et geographique sur l' Arabie S. 225 ;
2. Id., Les premiers emirs de Nedjd S. 228; 3. Mohammad Hachimy, La langue arabe
et les Tiircs (en vers) S. 233; 4. Choukri Fadhly, Les Kurdes actuels S. 234; 5. Ibrahim
M. Patch.\htchy, Cherchez a voiis rendre immortel (en vers) S. 242; 6. K. Dodjeily,
Les iravaux des bateliers en Mesopotamie S. 243; 7. l'Abbe Narses Sayeghian
Familie Bedros agha Kurkdji Bachi a Bagdad S. 247; 8. M. F. G., L'image de la purete
S. 264; g. Notes lexicographiques S. 266; 10. Questions eireponsesS. 267; 11. Bibliographie
S. 268; 12. Chroniques du mois en Mesopotamie et dans ses environs S. 270.
Annee III 6: i. M. Rosafy, En avant vers Viinion Arabe \ (en vers) S. 281;
2. K. Dodjeily, Madam Kisrd ou Seleucie et Ctesiphon S. 282; 3. M. Said Kemal
ed-Din, Reveille-toi, Arabe \ (en vers) S. 294; 4. S. Dekhil, L' Arabie et ses Emirs
les Se^oiid S. 296; 5. Moh. Hachimy, Jeunesse et Vieillesse (en vers) S. 301 ; 6. Toufik
Bechara, L'avenir du Kazd de Hilleh S. 302; 7. Ibrahim Monib Patchatchy, La
vie est un rtve (en vers) S. 306; 8. Choukri Fadhly, Les Kurdes modernes S. 307;
9. Maximes S. 313; 10. L'Etymologie de Heylädj et ses dißerentes acceptions S. 314;
II. Bahar Nedjef ou le lac de Nedjef S. 317; 12. Courrier litteraire S. 318; 13. Questions
et reponses S. 319; 14. Notes lexicographiques S. 321; 15 et 16. Bibliographie S. 322;
17. Chroniques du mois S. 332.
20. Loewe, H., Führer durch den Lesesaal. C. Judentum. Orientalia. Schriften zur Ein-
führungin die Benutzg. der Berliner Üniv.-Bibl., Heft 4. Berlin, Georg Reimer 1914.
21. al-Machriq 1912 Nr. i — 12 bis 1913 Nr. 1^6, bespr. v. G. K(amfffmeyer) \VI
232 f. Nr. 7 — 12. 1914 Nr. i — 5.
22. Mecheroutiette. \()\2,.,^r. 4-) InhAt: Avis: Fusion politique. Chkrif, Les nouvelles com-
plications. La Rehabilitation du Peuple Ottoman. Sadik, Mise au point. Declara-
tion du Prince Sabaheddine. Notre Situation financiere. Armee et polilique.
Les Reformes interieures. Un ambassadeur desequilibre. Par le jeu. A Sinope. Contre
la presse. Loi des villayets de la Turquie d'Europe (projet) du 11/23 aotit 18S0, elabore
par la commission europeenne (Suite). Sentence de la Cour Mariiale, Ismail
Bey, Refutaiioji, 24 condamnations a mort, 2 condamnations ä la deiention perpe-
titelle dans une jorteresse et 3 condamnations aux iravaux forces pour quinze ans. Echos.
Nr. 46: Cherif, Pas de com pr Omission. Id. Ah bas de laine jrangais. La question
2c5 Kritische Bibliographie.
de la Turquie d' Asie . La liste civile d' Abdul-Hamid et le Comite Union et Progres.
Albert Fua, L'Orgueil des Gouvernants engendre les Revers Turcs el les Revers Bul-
gares. Politique et Armee. Les Masqiies. Le comite et les Armeniens. Contre la
Presse. La Paille et la Poulre. Fleiir de gaffe continue. Loi des villayets de la
Turquie d'Etirope CSuite).
Nr. 47: Avis Important. Cherif, Emprunts et Politique. Nous deman-
dons une reponse. Un Congres. L'armee et le comite. La politique des Chemins de fer
ou r Asie-Mineure a l'encan. Victor Berard, Une confirtnation de nos previsions.
Encore un Emprimt? Incoherence el cruaute. Une conversion. Les gendarmes
du Comite Union et Progres. L'Italie en Asie-Mineure. L' Impossibilite d'iine Recon-
ciliation. Un acte de sauvagtrie. En Albanie. Quelques questions. Anti-Constitii-
tionalisme du Comite. Un dementi, Brigandage officiel. Une nouvelle »Terreur«
qui se prepare. Exploits Unionisles. Les Nationalites Musubnanes en Turquie. Loi
des villayets de la Turquie d'Europe (Suite), Echos.
Nr. 48: Avis important. Cherif, Le Moyen d'assurer la Paix. Boutade par
X.. y . . ,• Paix parmi les komme s / Djavid bey et la Presse frangaise. Droits de
Douane et Monopoles. La Politique panislamique du Comite Union et Progres. La
peiir gouvernementale. L' Amnesie de Djavid bey. La Collaboration Militaire Turco-
Bulgare. Pour la reorganisation de V Armee Ottomane. Politique de Promesses. Le
Congres du Comite. Le nouveau Programme du Comite. Le Sultan Prisonnier. Grave
incorrection duGrand-Vizir, UnSigne de Ralliement. Les Communautes ChrMennes
Ottomanes. Le Scandale des Postes Etrangeres a Constantinople . Un digne repre-
sentant du Comite. Les Exploits de la Cour Martiale a Constantinople, Chef de Gou-
vernement et Chef de Bande. Ott passer a lEmpr mit. L' Anarchie en Anatolie. Lettre
ouverte de l'eveque arminien de Keghi au ministre de la Justice. Armee et Poli-
tique. Les Gendarmes du Comite. Le Comiti et la Franc - Magonnerie. Prochains
troubles en Egypte. L' Armee de Thrace et le Comite. La Crise de la Fraternite Turco-
Arabe. Le Jeu de Bascule. Un Dreadnought en danger. La Banque nationale de
Turquie. Echos.
Nr. 49: Chekif, Alliances et Reformcs. L' Activite de Djavid bey. Albert Fua.
Le Comite Union et Progrks et les Privileges des Patriarcats. Le Comite au pilori.
Kiamil pacha. Mort siispecte de Kiamil Pacha. Lettre de Smyrne et commentaires.
Une personne morale, La Situation Balkanique, Quand ü n'y a plus de foin . . .
Lettre Ouverte ä son Excellence Ch^if Pacha. Encore une niesure inique. L'activite
de Hakki Pacha en Angleterre. Toujours le Panislamisme. Dr. Nevzad, LeVoloffi-
ciellement reconnu. Le Grand Orient oltoman. Les Armeniens et les ^lections. Le
Comit6 divise. »Pour les peuples d'Orient.« Constitution et elections. Le pillage offi-
ciel des mosquees. Les dessous des amities unionisles. La Mort de M. Zavarian.
Les employh des postes. Kurdes et Armeniens. La Canal Hindie. Les nouveaux
Saints Turcs, Lord Kitchener. Apprhiation injuste. L'Impossible Entente. Le
»Tanine« et la Justice. L'Inde musulmane. Les Jubiles Armeniens. La loi des
villayets (Suite). Echos.
1914: Nr. 50: Avis. Cherif, Le testament du Comite. Les Emprunts. Aveux
du Comiti de ses fautes criminelles. Entente entre les chefs Arabes. Albert Fua,
Le Comiti Union et Progres contre les Nationalites. La Mission militaire Allemande.
Cherif, Une reponse a deux journaux unionisles. Lendemains angoissants. Une
fausse sortie du Prince Said Halim Pacha. Le »Tanine« et le Congres des Arme-
nophiles. Abondance de Ministres. Dr. Nevzad, Talaat Bey et les Armeniens. Em-
prunts et mensonges. Le Comite Union et Progres et le Comite Dashnakzoutioun.
Kritische Bibliographie. 2 57
A propos de Kavakli Moustapha. Kur des et Armeniens. Un Cinema postal. A travers
la Presse. Echos.
Nr. 51 La Redaction, Paris, Fauhourg de Constantinople. Une tragedie turque
a Paris. Cherif, Un dementi formel. Les Assasinats Politiques du Coniite Union
et Progres: Nazim Pacha, Zekki Bey, Ahmed Samim bey, Hassan Fehmi Bey. Autres
assassinats politiques. Les massacres d' Adana. Le comite et le goiivernement, Lettre d' Azmi
bey ä Talaat bey. Dr. Lardy, Lettre ouverte an General Cherif pacha. Dr. Nevzad,
Un Assassin, ministre de la Guerre. Opinion de M. Maximilien Harden siir les Jeunes-
Tiircs. Les arguments du coniite. Le Comite Union et Progres et les Socialistes. Le Salut
de l' Asie-Miveure. Interpellation ä la Chambre au sujet de l'atientat. Un conseiller
legiste S. 80.
Der in Nr. 47 angekündigte Plan, die Mecheroiitiette in eine Revue d' Orient um-
zuwandeln, die sich unter Beibehaltung ihres osmanischen Charakters mit dem poli-
tischen, wirtschafthchen und geistigen Leben aller Länder des Orients befassen sollte, ist,
wie in Nr. 50 ausgeführt wird, wegen des Fehlschlagens der Hoffnung auf eine Besserung
der poHtischen Verhältnisse der Türkei aufgegeben worden. H. Ritter.
23. Mir Islama. Zu Islam IV, S. 453.
Zur Frage über die Einstellung der Herausgabe des MI als wissenschaftUche Zeit-
schrift bitte ich zu bemerken, daß die Vermutungen, das Schicksal des MI sei von den
Publikationen der orthodoxen Mission im östhchen Rußland oder von der Kritik dieser
Publikationen im MI bestimmt worden, völlig unbegründet sind. W. Barthold.
24. Mir Islama 1913. — Inhalt: I. OtTj pe^aKuin (Redaktionsbemerkiing.) — Kt BOnpocy
0 naHHCJiaMHSM-B i^Zur Frage des Panislamismus.) — üaHTiopKnSM'L bIj Pocciii
(Panturkismus in Rußland.) — JXhSi TeneHia (Zwei Strömungen.) — 0Ö30pi> MycyJIb-
MaHCKOfl ;kii3HII {Übersicht über das miihammedayiische Leben.) — jiCnSHb pycCKllX'B
Mycy.lbMaHl. (Das Leben der russischen Muhammedaner.): l. TopiKeCTBa IIO C.iy-
Haw 300-JiiiTiH i^apcTBOBania ^OMa PoManOBblX'b (Feiern aus Anlaß des 2,00 jährigen
Regierungsjubiläums des Hauses Romanow) A. Bt C.-IIeTepoyprii (in St. Petersburg)
B. Ho Poccin (in Rußland). B. OlKaiiKn MycyabMancKOü nenaTii (Widerhall
in der muhammcdanischen Presse). II. UlKOabHbin BOnpoCb (Die Schulfrage):
1. IlpenoAaBaHie Mycy.ibMaHCKon peaiiriii bij npaBnieabCTBeHHbix'b ynpe^K-
AeniaXb (Unterricht in der muhammedanischen Religion an den Regierungsanstalten).
a) OpeHuypri. (Orenburg). — 0) IleTponaB.iOBCK'b (Petropawlowsk.) — 2. 0 nOÄFO-
TOBKb y^iiTeJien (Über die Ausbildung der Lehrer.) — 3. no;xrOTOBriTeabHbiH
niKOJlbl (Elementarschulen.) — 4. Pa^Hbia cbua-RhIh ü lUKO.iaX'b (Verschiedene
Mitteilungen über die Schulen.).
II. Kl) BOHpocy 0 nOJIOJKeHill lypeuKOft aceHIUHHbl (Zur Frage der Lage der tür-
kischen Frau). — BaraaA'b xaiapi) na lipeÄKOB'b (Die Anschauungen der Tataren über
die Vorfahren). — HpiiybiB-b Kl, OCHOBaniio KHnroxpaHii.iiiiH'b (Auf ruf zur Gründung
von Bibliotheken). — Bonpocb 0 MycyabMancKOi'i (|)paKuiu rocyAapcTBeHHOii
XlyMbl (Die Frage betreffend die muhammedanische Partei in der Reichsduma). —
Ilocaü BOfiHbl (Nach dem Kriege). — Oösop-b MycyJIbMaHCKOfl HCn3Hn. Hüiyui.
3apy6e:KHblX'b MycyabMaH-b (Übersicht über das muhammedanische Leben. Das
Leben der ausländischen Muhammedaner). — 1. HilCbMO m^h KoHCTaHTilHOllO-lH.
Ca.iini-b (Brief aus Konstantinopel. Salim). — 2. Ilporpeccb B'b AiJ)raHiicTaH i-,
(Fortschritt in Afghanistan). — Druckfehler und Verbesserungen.
III. IIlKO.ibHbifi BOiipocij B'b pyGCKOMT» MycyabMaHCTB-fi (Die Schulfrage
im russischen Muhammedanertum). — TaiapcKifl nOBTT) A ö jy a aa Ty KaeB "b
(Der tatarische Dichter Abdullah Tukajeff). — „ITocT-b B'b A-lHHHbie AHH "
npOAOJlHCeHie ca-BAyeT-b (»Das Fasten in den langen Tagen« Forts, folgt). — 0630p'b
2c8 Kritische Bibliographie.
MycynbMaHCKOil :kh3hh. >Kii;iHb yapyoeacHbixi> MycyabMHHi. {Übersicht usw.
Das Leben der ausländischen Muhammedaner). — ÄlycyabMane OnaunnilHCKnx'b
OcxpOBOB'b {Die Muhammedaner der Philippinen). — Mycy.lbMHlie Wh MoHFOJlin
{Die Muh. in der Mongolei). — Bibliographie: Neue muh. Bücher. — Muhamme-
danische periodische Presse in Rußland.
IV. lUKOnbHbiii Bonpocb bij pyccKOMi, MycyabMancTB b III {Die Schulfrage
im russischen Muhammedanertum 111). — »Hocn) Bl) ^.TllHHbie ;inil« (OKOHHa-
Hie) (»Das Fasten in den langen Tagen«, Schluß). — Ou3op'b MycyabMaHCKOii >Kii3Hn.
yiiH3Hb pycf'KiiX'b MycyabMaHl> {Übersicht usw. Das Leben der russischen Muh.). —
npa3AHiiKl> »HeBpy^l.« {Das Fest »Newrüz«). — Kritik u. Bibliographie. —
OTAB.Tb cnpaBO'iHbiii {Auskunftsabteilung) [PacnopaHcenia u ABficxBia iipaBii-
leabCTBa n saKOHononoHceHia, OTHOCfliuiacH ao Mycy.ibMan'b] {Verordnungen
und Verfügungen sowie gesetzliche Bestimmungen bezüglich der Muhammedaner). ■ —
IIpiiaoHceHie I IIpaBn.ia o Mbpaxi^ kt. oupasoBaiiiio iiacoaaiomiix'b Pocciin
iiiiojiOAUeB'b, BbicOMaiiuie yTBep;K,T,«'iiUbia 2G Mapia 1870 r {Beilage 1: Vor-
schriften zur Regelung der Ausbildung der Rußland bewohnenden Fremdbevölkerung
vom 26. III. 1870). — HpiiaoiKeHie II. — HaMa.ibHbia yHiMiiiua ;;nH nHopoj,ueBi>
B'b BOCTOMJlOfi 11 loro-BOCTOMHOii Poccin. (npaBn.ia 31 Mapxa 190G r) {Ele-
mentarschulen für die Fremdbevölkerung im Osten und Südosten Rußlands. Erl.
vom 31. III. 19106). — IIpii.ioHcoHie III. HaHa.n.Hbia yHu.iiiiua a.ih iiiidpctueBb.
iKiiBymiixx, B'b BOCTOHHOi'l n loro-BOCTOHHOfl Poccin 11 ua KaBKa^u (OpaBiLia
27 OKiyaöpa 1907 r) {Elementarschulen für die Fremdbevölkerung im Osten und
Südosten Rußlands und im Kaukasus. Erl. vom 27. X. 1907).
V. lUKü.ibiibiii BOiipüCb Wh pyccKOMi) MycynbMancTBB IV MoKTeo'b {Die
Schulfrage usw. IV. Mekteb). — Kt. iicTopiii Mycy.ibMaHCKaro oupa;<OBaTMbHaro
;iBii/ixOHia B'b PoccIh B'b l'.i 11 20 CTO.Tüxiax'b. W. Ocivovuo^-h. {Zur Geschichte
der muh. Bildungsbewegung in Rußland im 19. u. 20. Jahrh. N. Ostroumoff). —
B.v;i.vi]iof' Mycy.ibMaHfXBa. (Ilai, coHnHPiiia M. Biiiikba »Xa.iKb iiaaaiibiiia
ruip'b iiii;;/K.4 Macö.iy«) {Die Zukunft des Muhammedanismus, aus den Schriften
von MusA BiGiEFF [Xalq nazaryna bir ni^e mesele]). — Ouaop'b Mycy.lb-
MaHCKOfl -jKu.imi. /Knaiib pyGCKiix-b MycyjlbMan-b {Übersicht usw. Das Leben der
russischen Muh). — npoxiUiopT.MiiBOCXb Mycy.lbMancKiixij B3r.ia;iOB'b. — Wider-
spruch der muhammedanischen Ansichten. Kritik \ind Bibliographie. 1. Neue muh.
Bücher. 2. Chronik muh. Bücher.
VI. ILlKo.ibUbifi Boiipocb Bi. pyccKOM'b Mycy.ibMaHfXBB. ^'. Me;ipeca
{Die Schulfrage usw., V. Medrese). 1. TypKccxaiicKia MO^peca. 2. TypKMciiCKiH
Me^peca. 3. Byxapcida Me;ipccy {Turkcstanische, Turkmenische, Bucharische
Medrese). — lIc.iaMi> Bb 3aiia;iH0M'b 11 Ueiixpa-ibHOMi» Cy^anb. (IIpo;;o.i:K('-
Hie CTBAyCTl, {Der Islam im West- und Zentralsudan, Forts, folgt). — Ou.iopi, My-
cy.iMaHCKOft ;kii3Hii. 1. ',iui.!iii. pyccKiixi, Mycy.u.Main) {Übersicht usw. Das
Leben der russischen Muh). — A. TblcaMUblfl HOMep-b rasexu « Kt.lA.va'b».
1. TbK-a>iHbifi noMopi.. 2. « IO.i;iy;jb », oxb 25 iiona 1913 r., X2 1000-nbin.
3. C'b M< 1-ro ;iO .V- l(KX)-ro. 4. «I<).lA.V;rb» {Die 1000. Nummer der Zeitung
»Julduz* [»Stern*] von Sch. Ahmedieff). — B. ni)a;uniiKi, «CauaHxyii». 1. «Ca-
naHxyii» B'b ToMCKb. 2. «Cauaiixyii» B'b y(|)ii. 3. «CaöaHxyn» Bb OpcKi-
{Das Fest »Sabantuio [Pflugfest] in Tomsk, Ufa, Orsk). — 2. HüiüHb aapyOe^KHbixi.
Mycy.ib.MaH'i>. IlncbMo iwh Koncxanrnnoiiona. CiipiflcKaa perfiopMa n xy-
peUKO-apauCKOe rr..iii;iceHie. Ca.liiM-b {Das Leben der ausländischen Muh. Brief
aus Konstantinopel. Die syrischen Reformen und die türkisch-arabische Annäherung). —
Kritik und Bibliographie, i. Neue Bücher. 2. Chronik muh. Bücher.
I
Kritische Bibliographie. 2 =^0
VII. IllKO.ibHbiiT Bonpoct B-B pyGCKOMt MycyabMaHCTB li. \'. MeApeca
(FIpozioaHceHie). 4. Me^peca noBOa;KbH {Die Schulfrage usw. V. Medrese [Forts.']
4). — MaxMyA'b 3c'a3'b-a({)eHAn B-b Pocciii {Mahmud Es'ad Efendi in Rußland:).
— «PeayabxaT-b 4444» {^»Resultat 4444«)- — HcjiaM-b B-b 3ana;];H0M'b n LI^eH-
TpaabHOM-b Cy^aHb (OKOHMaHie) {Der Islam im West- und Zeyitralsudan. Schluß).
— Oösopi) MycyabMaHCKOil :Kii3Hn. /Knanb pyccKnxi. MyeyabMaHi,. OuinecTBO
«Hemp-ii-Maapnc})!)» bi> Ba?.'y {Übersicht usw. Das Leben der russischen Muh.
))Nesr-i-Me'ärif« in Baku). ■ — Kritik und Bibliographie, i. Neuigkeiten der muh.
Literatur. 2. Chronik muh. Bücher.
VIII. IllKoabHbin Bonpocx. bi, pyGCKOMi. MycyjibMaHCTBB. V. Meapeca
(npo;to.iJKeHie). 5. Be;3nopaAKii bi. Me^peca IToBoa^Kba {Die Schulfrage usw.
V. Medrese [Forts.] 5 Unruhen in der Medrese des Wolgagebietes). — IlaHllcnaMliaM'b
n liaHTlopKIlBM'b. (OKOHMaHie ca-B;Q"eT'b) {Panislamismus und PanturkismuS.
Schluß folgt). — OüBop-b Mycy.ibMaHCKOii :kh3hh. JKnsHb pyGCKEX^b Mycyjib-
ManX). ^BB oiepTH {Übersicht usw. Das Leben der russischen Muh.) — Kritik und
Bibliographie: i. Neuigkeiten der muh. Literatur. Die Zeitungen »Alekteb«, t>//uqüqve
Hajät«, »Iqtisäd«. 2. Chronik muh. Bücher.
IX. UlKO.ibHbu"! Bonpocb B'bpyccKOM'b MycyjibMaHCTBB. V. Me^peca (Ilpo-
j],oa:KeHie). 6. TaBpnnecKia Me^peca. \'\. Bonpocb 0 MycyjibMancKOfi AyxoBHOfi
ceMimapiii na KaBKaa-B {Die Schulfrage usw. V. Medrese {Forts.) 6. Die Medrese in
Taurien. VI. Die Frage betr. das muh. geistliche Seminar im Kaukasus). — IlaHnc-
aaMHiBMl) n naHTlopKliaM7> (OKOHHaHie) {Panislamismus und Pantiirkismus.
Schluß). — «^iiHi) Ba Ma'biinai'b» 0 BnsHTB MaxMyAij-Bc'aAa {>)Din we ma-TSat«
über den Besuch Mahmud Es'^ad's). — Oosop'b MycyJbMaHCKOli ;kh3HH {Übersicht
usw.) I. /Kii3Hb pyccKHXi) Mycy.ibMaHTj. 1. MycyjibMane ropo^a Tponi;Ka.
2. neH3eHCKie MycyabMano. Das Leben der russischen Muh. i. Die Muh. der Stadt
Troizk. 2. Die Pensaet Muh.) IL iKiianb yapyueacHbiX'b MycyjbMaH'b. Hepibi
npof>yaCAPHia bt^ milllCTB^. Ilep. .1. B. {Das Leben der ausländischen Muh.
Charakterzüge des Erwachens im Schiismus). — Kritik und Bibliographie: i. Unsere
Zeitschrift »Iqtisäd«, »Sürd«, »Mekteb«, )>Aq-Jul«, »Aina«. 2. Chronik muh. Bücher.
X. IllKoabHbiii BonpocT> B-b pyccKOM'b Mycy.ibMaHCTBu. VII. «Jai)-y:ib-
MyaajiHMHH'b» H «JJap-y.ib-MyaaanMaTij» bx. Y^u. A. y(})nMCKift «^ap-y.ib-
Mya.iaHMiiHX>». B. y^iiMCKift «Jap-yjib-Mya.iJinMaT'b» {Die Schulfrage usw.
VII. i>Där-ul-mu'allimin« und »Där-ul-mu'allimät« in Ufa). — Kl) aceHCKOMy
BOirpocy BT) pyccKOMi> MycyabMaHCTBB {Zur Frauen frage im russischen
Muh.) — Mycy.ibMaHCTBO KU KniaB {Der Muhammedanismus in China). — My-
cyabManCKaa npecca 0 BaMoepii {Die muhammedanische Presse über Vambery). —
OösopTb Mycy.TbMaHCKOfi yKH3Hii {Übersicht usw.) I. }Ku3Hb pyGCKUx-b Mycyab-
MaHTj (/. Das Leben der russischen Muh.). 1. CoBBluaHie HO Mycy.lbMaH('KnM7)
;iBaaMl> (i. Beratung über muhammedanische Angelegenheiten). 2. 0T3blBl> ^lax-
My^l. 3c'a;;'b a^eH^ii 0 pycCKiix-b Myty.ibMaHax-b (2. Äußerung Mahmud Es'ad
Efendis über die russischen Muhammedaner). MycyObMaHe KpaCHaro Hpa (3. Die
Muh. von Krasno- Yar). 4. MycyabMane TeMHp'b-XaH-b-IIIypbi (4. Die Muh. von
Temir-Chan-Schura). IT. /Kn3Hb ^apyi'ioKHbix-b MycyabMain.. 1. IlncbMO 1131.
KoHCTaiiTiiHOHoaa. Caainib. 2. .MycyabMane bt, Bociiiii 11 FepuoroBnHB
{Das Leben der ausländischen Muh. i. Brief aus Konstantinopel. Salim. 2. Die
Muh. in Bosnien und Herzegowina). — Kritik und Bibliographie. Chronik muh. Bücher.
XI. PecjiopMa MycynbMaHCKiix-b JiyxOBHbiXT. npaBaeniii {Reform der muham-
medanischen kirchlichen Verwaltungen). — CiaTiiCTiiKa Mycy.lbMaHlj BX Poceiii
25o Kritische Bibliographie.
C. PbiBAKOB'b (Statistik der Muhammedaner in Rußland S. Ribakoff). — lÜKO.lb-
Hbiii iionpoci:> »T, pyccKOM-b MycjMbMaHCTBii. VIII. ßanpocb o luapiaicKax-b
nocTaHOB.ieHiHXT) OTHOcnieabHO lUKO.ibHaro A't-ia (Die Schulfrage usw. VIII.
Anfrage über die Scheri'atbesiimmungen in betreff des Schulwesens). — 0630p'b My-
cyabMaHCKOii :KU3un (Übersicht usu.'.) A. 'Aln-mh pyccKnx"b Mycy.ibMaui,.
1. Bbioopt Myaabi mockobckiimii Mycy.TbManaMii. 2. yine;xmee na Büiepi»
repofiCTBO (A. Das Leben der russischen Muh. i. Mullawahl der Muh. in Moskau.
2. Mit dem Wind verflogenes Heldentum). B. /JCn;jHb sapyöe/KHbiXT) MycyabMaHi..
1. IllICbMO 1137) KoHCTaHTIIHOIIO.IH. KOMIITOT'b «EailHOHle II üporpeCCb» II
MycyabMaucTBO. CAniiMb. 2. HeAOBoabCTBo Mycy.ibManeKarü Haceneiiiii
Iliiain Aiirnieii. 3. MycynbMaHCKoe nace.ieHie Ciapoi"! Cepöin (B. Das Leben
der Muh. im Auslande, i . Brief aus Konstantinopel. Das Komitee »Einheit und Fort-
schritt«. 2. Die Unzufriedenheit der muh. Bevölkerung Indiens mit England. 3. Die
muh. Bevölkerung in Alt-Serbien). — Kritik und Bibliographie. I — ///. IV. Chronik
muh. Bücher. H. Ritter.
25. Niemeyer, Th. und Strupp, K., Jahrbuch des Völkerrechts. Band I. München und
Leipzig, Duncker und Humblot, 1913. VIII und 1556 S.
Ein Jahrbuch des Völkerrechts, besonders, wenn es so reichhaltig ist, wie die vor-
liegende bedeutsame Neuerscheinung, bietet naturgemäß für die Interessen des Islam
vielen Stoff. Es seien aus dem Inhalt besonders hervorgehoben die Urkunden zur Marokko-
frage, zum Tripoliskrieg und zu den persischen Wirren, sowie aus der großen Zahl der Auf-
sätze, über die einzeln zu berichten im Rahmen der Kr. Bibl. nicht möghch ist, die folgenden :
Barclay, Der italienisch-türkische Krieg; Rapisardi-Mirabelli, Der italienisch-türkische
Krieg; Fiore, Die Annexion von Tripolis und Cyrenaica im Lichte des Staats- und Völker-
rechts; Tambaro, Die italienische Annexionserklärung; Fiore, Der Friede von Lausanne
(vgl. Kr. Bibl. Xr. 427); Perret, Die Stellung Ägyptens während des Tripoliskrieges; Bas-
DEVANT, Die Entwicklung der Marokkofrage (vgl. Kr. Bibl. Nr. 660); Niemeyer, Völker-
recht und Politik in der Marokkoangelegenheit 1911/12; Bentwich, Die persischen Wirren.
Die »Berichte über die einzelnen Staaten« enthalten: v. Dungern, Die Balkanhalbinsel,
und Bentwich, Ägypten; die »Bibliographie« gibt Abschnitte wie: Der Orient, die Marokko-
frage, der Tripoliskrieg. E. Lüders.
26. de Peyerimhoff, Une Conference sur la question de Vimmigration asiatique dans T Amirique
du yord. As. Fr. B. 1913 (Nr. 153), 49S — 500.
27. Reinhard, Essai sur J. M. Angiolello, noble vicentin (1452 — 1525) premier historien
des Ottomans (1300 — 151 7) et des Persans (1543 — 1524). Sa vie. Son aeuvre avec la
premiere edition annotee de ses icrits. These. 33 S. Angers 191 3.
28. Revue Historique, publice par l'Institut d'Histoire Ottomane Nr. 19 1./14. April 1913:
EiUAL-uD-DiN Bey, Alemdar Moustafa Pacha (suite). — Safvet Bey, Docu-
ments inedits sur la prise de Chypre. — Moussa Kiazim Bey, Historique de Moni
Athos. — Ahmed Tevhid Bey, Les Achis ä Angara. — Ahmed Refik Bey,
Lettres de Lady Montagut. — Aarif Bey, Coumbaradji-Bachi Ahmed Pacha (Bonne-
vat). — Aarif Bey, Le deuxieme des anciens Codes Ottomans.
Nr. 20 1./14. Juni 191 3: Abdur-R^uiman Eff., Contestation au sujet de
quelques titres de T Empereur d'Allemagne. — Afdal-ud-Din Bey, Alemdar Moustafa
Pacha (suite). — N. N., Ambassade d' Esseid Ali Effendi, a Paris. — Ahmed Refik
Bey, Lettres de Lady Montagut. — Moussa Kiazim Bey, Historique de Thasos. —
Aarif Bey, Coumbaradji-Bachi Ahmed Pacha (Bonnevat). — Osman Ferid Bey,
Divers: Une donation de Soliman le Magnifique. — Le sceau du Sultan Mourad III-
— N. N., La prise de Constantinople (Tadji Zade Djaafer TcJielebi).
Kritische Bibliographie. 201
Nr. 21 1./14. August 1913: Abdur-Rahman Eff., Osman Pacha (Euz demir
oglou). — Efdal-ud-Din Bey, Alemdar Moustaja Pacha (suite). — Ahmed
Tevhid Bey, Ahmed Aziz Pacha. — ■ N. N., Ambassade d' Esseid Ali Ef feudi, ä Paris.
— Ahmed Refik Bey, Lettres de Lady Montagut. — Safvet Bey, Divers: Le
Ministere de la Marine. — Hafiz Kadri Eff., Divers: Inscription de la grande
mosquee de Moiigla. Inscription du carvanserail de Mermeris. — N. N., La prise
de Conjple (Tadji Zade Djaafer Tchelehi).
Nr. 22 1./14. Oktober 1913: (Bespr. Osm. Lloyd 6. Jahrg. Nr. 260, 30 oct. 1913.)
Abdur-Rahman Eff., Osman Pacha (suite). — Safvet Bey, Notre flotte en 1205. —
N. N., Ambassade d'Esseid Ali Effendi ä Paris (suite). — Fakhreddin Bey, Des
festes historiques ottomans en Hongrie. — Ahmed Refik Bey, Lettres de Lady Montagut
(suite). — Moussa Kiazim Bey, Quelques renseignements sur les Insiitutions religieuses
dans VEmpire ottoman. — Aarif Bey, Divers: Colloque poetique entre Seiini I et Ibni-
Kemal sur Andrinople. — Elegie celebre d' Ibni-Kemal sur le mort de Selim I {au coni-
plet). — N. N., Recits sur la vie du Prince Djem.
Nr. 23 1./14. Dezember 1913: Abdur-Rahman Eff., Osman Pacha (suite).
— Safvet Bey, Le Duche de Naxos, des lies Cyclades. — N. N., Ambassade d'Esseid
Ah Effendi, ä Paris (suite). — Ahmed Refik Bey, Lettres de Lady Montagut
(suite). — N. N., Recits sur la vie du Prince Djem.
29. Revue du Monde Musulman XX— XXIII, bespr. v. N. Potoff MI II 821.
30. Scheier,Qaston, La Jetaiesse d'un Orientaliste, Charles Schef er. 1840 — 56. 58 S. Paris,
1913-
31. Servier, Le Naiionalisme musulman. 3e edit. IV 239 S. Paris, Paul Geuthner, 191 3.
32. Snouck, Hurgronje, C., Die Orientalistik in Holland. Nord und Süd September 1913.
Kurzer Abriß der Geschichte der holländischen Orientalistik, deren Leitmotiv nach
dem Verfasser »Die Pflege aller jener Wissenschaften« ist, »welche bei einer von ethischen
Motiven geleiteten Kolonialverwaltung zur praktischen Anwendung gelangen sollen«. —
Die Lösung der allgemeinen Probleme, die der Orient der modernen Wissenschaft auferlegt,
steht für Holland in zweiter Linie und eine Orientalistik zum »vertieften Verständnis der
Heiligen Schrift« und zur Erlangung »materieller Vorteile im Handel durch genauere Ver-
trautheit mit den Eigenheiten der Objekte ihrer Ausbeutung« gehört bei den Holländern
der Vergangenheit an. F. F. Schmidt.
33. Strupp, Karl, Urkunden zur Geschichte des Völkerrechts. 2 Bände (XVIII u. 410, VIII
u. 539 S.) mit 2 Karten, und i. Ergänzungsband (VIII u. 106 S.). Gotha 1912.
Dieses W^erk will in seinem nächsten Zwecke »die Grundlagen für eine geschichtliche
Erfassung des Völkerrechts schaffen«. Da nun das Völkerrecht seine Entwicklung zu einem
bedeutenden Teil den kriegerischen und friedlichen Beziehungen der abendländischen zur
östlichen Staatenwelt verdankt, so muß eine Urkundensammlung, die den angeführten
Zweck erfüllen -will, zahlreiche Urkunden enthalten, die, weil diesen Beziehungen ent-
stammend, zugleich auch eine Fülle von Material zur politischen Geschichte des islamischen
Orients geben. Da nun Strupp das seiner Sammlung gesetzte Ziel in vollstem Maße erreicht ,
so gehört das Werk zu einem beträchtUchen Teil auch in den Interessenkreis des Islam .
Neben einigen der ältesten Urkunden, den Kapitulationen zwischen Frankreich und der
Türkei von 1535 und 1740 und dem Frieden von Kutschuk Kainardschi, findet man alle
wichtigen politischen Dokumente für die äußeren Beziehungen der islamischen Welt zu den
Mächten des christhch-europäischen Staatensystems, so besonders zur »orientaUschen
Frage« seit 1821, aber auch zur Stellung Ägyptens und zur Marokkofrage. Von größtem
gegenwärtigen Interesse ist ferner der Ergänzungsband, in welchem fast den ganzen Raum
die »politischen Dokumente zur Marokko-, Tripolis- und persischen Frage« einnehmen.
202 Kritische Bibliographie.
von denen einzelne hiei" zum ersten Male, und zwar nach dem Originaltext zugänglich
gemacht werden. Der Verf. hat mit dieser durch Literaturangaben und kurze Erläuterungen
ergänzten Sammlung eine auch für die Geschichte des Islam wertvolle Arbeit geleistet.
E. Lüders.
34. Turän. A Turäni Tarsasäg (Magyar äzsiai Tärsasäg folyoiratd). i. Jahrgang Nr. i, 2.
Budapest 191 3. — Redakteur: Alois Paikert.
Diese in ungarischer Sprache erscheinende Zeitschrift ist das Organ der in Budapest
bestehenden »Turanischen Gesellschaft«, deren Zweck ist »d'etudier et de developper
les sciences, les arts, l'economie politique et sociale des peuples d'Europe et d' Asie appa-
rantes ä la nation hongroise«. Der Inhalt der beiden ersten bisher erschienenen Hefte ist:
ein Programmaufsatz (vom Vereinspräsidenten Grafen P. Teleki), Die Zukunft Asiens
(Paikert), Die Sumirer (M. Kmosko), Die ökonomische Situation Kleinasiens (Rud.
Milleker), Das Erwachen des Islam in Asien (Vambery), Das Erwachen Chinas
(Georg Wegener), Ökonomische Eroberung des Orients (A. Pen ige y), Indotura-
nische Kunst (E. Toth), Asien und die moderne ungarische Baukunst (K. Lendsay),
Die makedonischen Bulgaren (D. Szegh). — Nekrolog über H. Vambery. — Jedem
Hefte sind literarische und bibliographische Berichte über Erscheinungen auf dem
Gebiete der Orientkunde angeschlossen.
35. Vambery, Arminius, Life and adventures written hy himself 9. ed. 340 S. London,
Unwin, i'wjf.
36. Die Welt des Islams. Bespr. MI II 1913, 245 — 51.
37. Wiese, J., Gustav Nachtigal, Ein deutsches Forscherleben im dunklen Erdteil. Berlin,
A. Schall, 1913. Bespr. v. Dr. Wilhelm Stahl D. Kolztg. XXXI S. 70.
38. Zimmerer, H., Moltke und der Orient. »Beiträge zur Kenntnis des Orients«, Bd. X,
1913, S. i — 15. So lautet der Titel des Islam IV S. 445 Nr. 520 genannten Artikels
gegen OA Bd. III 199.
II. Religion.
(Anfänge des Islam, Dogma, Recht, Mystik, Zaubenvesen, Kultus,
Philosophie, Beziehungen zu anderen Religionen.)
39. Abdul Haque, Finality of the Muslim Law. The Review of Religions. Qadian, India.
Nov. 19 13.
40. Arnold, T. W., The preaching of Islam. 2. ed. Bespr. v. M. G. D. RC 1913 (Nr. 52)
570.
41. Blasi, Istiluzioni di dirilto musulmanc. Citta di Castello, S. Lapi, 1914.
42. Blochet, E., Etudes sur le gnosticisme musulman. Paris 1913. Buchausgabe seiner
Artikel in RSO.
43. de Boer, T. J., Die Entwickeliing der Gottesvorstellimg im Islam. Die Geisteswissen-
schaften i. Quartal, 9. 1913.
44. Carusi, Evaristo, Sui rapporti fra dirilto romano e diritto musulmano. Estratto degli
Atti della Societä Italiana per il Progresso delle Scienze. VII Riunione. 36 S. Roma.
Tipografia Nazionale, 1913. Bespr. v. M. Hartmann WI II 92.
45. Fahmy, Mansour, La condition de la femme dans la tradition et V evolution de V islamisme.
Paris, Alcan, 1913.
46. Fathy, Mahmoud, La Doctrine musulmane de l'abus des droits, Introd. par E. Lambert.
LXXX u. 276 S. Paris, Paul Geuthner, 1913.
Kritische Bibliographie. 263
Bespr. unter dem Titel Die Schikane im islamischen Recht von Dr. Ernst Fehder
WI I 239 f., V. HuART RHR LXVIII, 388—90., v. KarlSüssheim BZ XXII 530!.
47. Faiz Badruddin Tyabji. Principles of Muhammedan Lau.'. (Vgl. Islam IV S. 331 Nr. 269.)
Lobend bespr. von A. M. in »The Law Quarterly Review«, vol. XXIX p. 488.
E. Lüders.
48. Gabriel!, G., // Cadi 0 giudice musulmano. Rivista Coloniale II, Nr. 3 und 4. Rom
15. und 31. August 1913.
49. Ghulam, Ahmad, Mirzil, The teachings of Islam, a Solution of five fundamental religious
Problems from the Muslim point of view. London, Luzac, 1910. Bespr. von Hu.\rt,
JA XI. II, 386.
50. Goldziher, Ignaz, Die islamische und die jüdische Philosophie des Mittelalters. »Die
Kultur der Gegenwart«, I 5 (»Allgemeine Geschichte der Philosophie«), 2. verm.
u. verb. Aufl. Leipzig- Berlin 1913. S. 301 bis 337.
51, , Die Religion des Islam. »Die Kultur der Gegenwart«, I 3, i (»Die Religionen
des Orients und die altgermanische ReHgion«), 2. verm. u. verb. Aufl. Berlin-
Leipzig 1913, S. 100 — 145.
52. , Katholische Tendenz und Partikularisinus im Islam. (Beiträge zur Religions-
wissenschaft, hrsg. V. d. Religionswissenschaft!. Gesellsch. in Stockholm, i. Jahrgang
(1913/14) Heft 2, S. 115 — 142. Leipzig, Hinrich, 1914.
53. Güterbock, Carl, Der Islam im Lichte der byzant. Polemik. Bespr. von E. Litt mann
HZ (112. Bd.) 3. Folge 16. Bd., 570.
54. Graf, Georg, PsychologischeDefinitionenausdem^'>GroßenBiichedesNutzens«von ^Abdallah
ibn al-Fadl (11. Jahrh.). Aus dem Arabischen übersetzt. Baeumker-Festgabe. Studien
zur Gesch. der Philos. Clemexs Baeumker zum 60. Geburtstage gewidmet von
seinen Schülern und Freunden. Münster, Aschendorff, 1913.
55. Hartmann, M., Fünf Vorträge über den Islam. Bespr. von E. Littmann HZ (112. Bd.)
3. Folge 16. Bd. S. 569.
56. , Islam, Mission, Politik. Bespr. von C. Snouck-Hurgronje. DLZ 1913, 20,
von Tr. Mann OLZ 16, 465.
57. Horten, M., i. Die spekulative und positive Theologie des Islam nach Razi (f 1209)
und ihre Kritik durch Ttisi, Leipzig 19 12. 2. Die Hauptlehren des Averroes nach seiner
Schrift: Die Widerlegung des Gazali, Bonn 19 13. 3. Das philosophische System von
Schirazi (f 1640), Straßburg 1913. Bespr. von D. S. Margoliouth JRAS 1914,
186—192, 3. auch von Bouvat RMM XXIV.
58. , Texte zu dem Streite zwischen Glauben und Wissen im Islam. (Die Lehre vom
Propheten und der Offenbarung bei den islamischen Philosophen Farabi, Avicenna
und Averroes.) Nr. 119 der »Kleinen Texte für Vorlesungen und Übungen«, heraus-
gegeben von Hans Lietzmann. Bonn, A. Marcus und E. Weber, 19 13.
59. 1 Neues zur Modustheorie des abu Häschim (933 f). Ein Beitrag zur Geschichte
der Philosophie im Islani.^ Baeumker-Festgabe. (Siehe Nr. 54)
60. , Theologisches aus dem modernen Islam. TLZ 39 (19x4)1. (Über Abu! Hudä's
(geb. 1849) Nur al-insäf.)
61. , Die Philosophie im Islam. (Forschungsbericht.) »Die Geisteswissenschaften«
I. Quartal, 8. 1913.
62. Huart, Cl., Superstitions et Rites populaires des Arabes ante-islamiques. L'Ethnographie,
1913, Nouvelle serie i.
63. Kamaluddin, Khwaja, (Editor of the »Islamic Re\dew«, London). Islam, Christianity ,
and other Religions of the World. AR Jan. 1914, 58^ — 61. (To be continued.)
64- , Special features of Islam. A paper read at the Sixth Congress of Rehgions in
264 Kritische Bibliographie.
Paris on July 19, 1913. (Zuerst erschienen Islamic Review Sept. 1913.) AQR NS II
330—344-
65. Lammens, Henry, Fätima et les filles de Mahomet. Bespr. v. Gairdner MW III, 432,
V. M. G. D. RC 1913 13/14, V. H. Grimme OLZ 16, 509.
66. — — , Le Berceaii de TIslam. Siehe Bespr. v. Nöldeke S. 205. Bespr. v. Alfred
Jeremias Theol. Lblatt. 1914, 52.
67. Margoliouth, D. S., The Early development of Mohammedanism ("The Hibbert lectures).
London, William E. Norgate, 1914. 276 S.
68. , Pan-Islamisme. (Proceedings of the Central Asian Society.) London, Central
Asian Society, 22, Albemarle Street W., 1912.
69. Marty, E., Les Moundes d' Amadou Bamba. Rapport ä M. le Gouverneur general de
l'Afrique Occidentale (Coli, de la Revue du Monde Musulman). Paris, Leroux, 1914.
70. Meille, G. E., GH sforzi verso V emancipazione nelV Islam e l'avvenire dei popoli mussulmani.
Bilychnis (30 giugno 1913).
71. Mittwoch, E., Zur Entstehungsgeschichte des islamischen Gebets und Kultus. Bespr. v.
M. Horten TLZ 1914, S. 38; v. J. Low OLZ 16, 508; ausführlich von Fried-
T LÄNDER u. d. T. Mittwochs Islamic Liturgy and Cult. JQR IV 641 — 49.
72. — ■ — , Abergläubische Vorstellungen usw. Bespr. v. E. Wiedemann MGMN 54 XII 571.
73. Morand, Marcel, Le droit musulman algerien (rite malekite); ses origines. Bespr. v.
L. BouvAT. RMM XXIV, 346.
74. Mu'attami, Hajät-i hairct-i Mu/iammed. Konstantinopel, Bäjezid Ma'ärif Kitäb^änesi
Als im Erscheinen begriffen angezeigt Tanin 6. Jahrg. Xr. 1741.
75. M., De beteekenis van de leer van de onfeilbaarheid der gemeente in den Islam. Scriptie
gemaakt voor Prof. Snouck-Hurgronje. Indologenblad 5. jaarg. No. 7. 16. Febr.
1914-
76. Nicholson, Reynold A., The Mystics of Islam. 186 S. (The Quest. series.) London,
Bell, 1914. Bespr. The Athenaeum Xr. 4508 S. 403.
77. Nicolas, A. L. M., Le cheikhisme. Fase. III: La Doctrine. (Extrait de la RMM.) Paris
i'iii. *><) pagcs. Bespr. v. Huart JA XI II, 384.
78. Ostruntoff, N. P., Islamica, Nr. 3: Kormi; der religiös-juristische Kodex der Muhamme-
daner; Teil I. Russisch. 160 S. Taschkent 191 2.
79. Passadoro, Ettore, Le aberrazioni deW Islamismo. Marabutti e conjraternite religiöse.
Kivista d'ltalia, Rom, 15. Okt. 1913, S. 481 — 514.
80. Ratto, Mario, Maometto, il Corano e la Libia. Nuova Antologia, anno 48. Fase. lOOO;
16. Agosto 1913, p. 663 — 672.
Etwas antiquierte Schilderung Muhammeds als Auftakt zu ultraislamfreundlichen
kolonialpolitischen Ideen. Empfiehlt unter anderem das islamische Wasserrecht, das sich
ja auch in Dcutsch-Ostafrika bewährt hat. Becker.
81. Rice, W. A., \4li in Shi'ah tradition. MW IV 27—44.
Lehrreiche Auszüge aus y>The Life and Religion of Mohammed as contained in the
Shi^ah Traditions of the Hyat-ul-Quloob« (des Muhammad Bäqir Ma^lisl geb. 1627
A. D.). Translated from the Persian by Rev. James L. Me rrick, for eleven years missionary
to the Persians; Member of the American Oriental Society. Boston, Phillips, Samson and
Company. i8-;o. H. Ritter.
82. Ritzenlhaler, M., Die weltgeschichtliche Bedeutung des Islam. Religion und Geistes-
kultur 1914, 30 — 37.
83. de Rochebrune, Mm«- A., Le Calvaire de TIslam. Paris, Plon-Xourrit, 1913.
84. Römsr, Hermann. DU Bäbl-Behä'l; die jüngste muhammedanische Sekte. Potsdam
1912. XII u. 192 S. Bespr. v. Tr. Mann WI I, 242 — 244.
Kritische Bibliographie. 26 ^
85. Sauter, Konstantin, Aiicennas Bearheitung der Aristotelischen Metaphystik. Freiburg
191 2. Bespr. V. M. Horten Z. f. Philosophie und philos. Kritik 152, 12S. ZDMG
66, 4, 175. TLZ 1913, 173.
86. Sc\iaaA& \., Ishim und Alkohol. (Antrittsvorlesung, gehalten am 1 1 . 12. 1 1. in Breslau.)
Sonntagsbeilage Nr. 36 zur Vossischen Zeitung Nr. 454, 7. Sept. 1913.
87. Schmidt, A. E., Abriß der Geschichte des Islam als Religion. (OMepivii iiCTOpin
ncnajia, KaK^b peaiirin.) MI I 185 — 202, 562 — 581. Fortsetzung der in Islam
III 309 besprochenen Arbeit.
In drei weiteren Kapiteln bespricht der Verfasser die neben dem Koran existierenden
Quellen des muhammedanischen Rechtes: die Sunna, verkörpert in den Hadlten, das
Igniä' und das Qijäs. Auch der Versuch des Qädi Hu sein in der Mitte des 11. Jahrhunderts,
auch noch das Gewohnheitsrecht als fünfte Rechtsquelle einzuführen, wird kurz erwähnt. —
Es wird dann weiter erörtert die Bedeutung des Fiqh und seiner Pflichtenlehre sowie die
Entstehung und Bedeutung der Rechtsschulen. Nach einer Darstellung der Weiterent-
wicklung der Dogmatik durch das *Ilm al-*aqä'id und der Scholastik durch den Kaläm,
insbesondere der bedeutsamen Rolle, die den Mu'taziliten dabei zufiel, widmet der Ver-
fasser das Schlußkapitel seiner Arbeit den beiden Vereinigern der sich widerstreitenden
Richtungen, al-As'arl und al-Maturidi und ihren Nächfolgern. F. F. Schmidt.
88. SqW, k\t\anAtr, The early Islam. The African Times and Orient Review. June 1913.
89. Sureau, Rene, A'o/f sur la langiie arahe. RT, 20. annee Nr. loi (septembre 1913) S. 517
—519.
Das »Arabische« ist eine »tote Sprache«, die nur künstlich dadurch am Leben er-
halten wird, daß sie eben Sprache des Korans und damit Schriftsprache geworden ist.
Das, was wirklich lebt, sind die Dialekte, die sich, wenn auch nur langsam, aus ihr ent-
wickelt haben: Tunesisch, Algerisch, Marokkanisch (und das Ägyptische und Svrische?
D. Ref.). Diese aber werden von Orientalen und Orientalisten als minderwertig (mauvais
patois) betrachtet. Man solle aber dahin wirken, daß diese Volksstämme endlich die übliche,
ihnen unbequeme und selbst den Gebildetsten häufig unverständliche Schriftsprache auf-
geben und lernen, in ihrer eigentlichen Muttersprache — und nur in der kommt ihr Denken
und Fühlen richtig zum Ausdruck — auch zu schreiben. R. Mielck.
90. Tolstoi, Hiikum en Neb i Mohammed. Lil filosüf Tolstoi. 79 S. Cairo 1913. Bespr. v.
Metry S. Dewairy MW IV, 105.
91. V. Voltolini, Graf F. L., Ein Reformator des Islams. Nord und Süd, Septemberheft 19 13.
Eine teilweise etwas übertriebene und phantastische Schilderung der Senussi und
ihres Einflusses auf die moderne regeneratorische Bewegung des Islams. Beschreibung
des Sitzes des Ordens, der Oase Kufra, und des Lebens und Treibens dortselbst, ins-
besondere des Verkehrs mit dem Oberen des Senussiordens, dem Mahdi Sidl Ahmed 'Ali,
dem Reformator des Islam — basierend auf Berichten von Augenzeugen.
F. F. Schmidt.
92. Wenger, L., Eidesformeln aus arabischer Zeil. Zeitschr. d. Savigny-Stiftung XXXII,
361 f.
93. Wundt, W., u. a.: Allgemeine Geschichte der Philosophie. Die Kultur der Gegenwart,
Teil I. 5. 2. Aufl. Bespr. v. Horten OLZ 1913, 506.
94. „Jurist", Western influences on Moslem law. MW III, 350 — 366.
I. Der Einfluß des römischen auf das mushinische Recht. Trotz der Menge rönüscher
Rechtsformen, die sich im Fiqh wiederfinden, auf die der Verf. aufs neue aufmerksam
macht, dürfte es doch irreführend sein, das Justinianische Recht geradezu als der »sari'a
zugrunde liegend« zu bezeichnen.
Islam. V. ,0
256 Kritische Bibliographie.
II. Europäischer Einfluß auf die islamische Gesetzgebung im 19. s. ; die Tanzimät.
III. Europäisches Rechtsstudium von Muhammedanern. Mahmoud Fathy's
»Abus des Droits«; M. Lambert u. s. Schule. H. Ritter.
95. N. N , The Muslim Ideal of Life in a Nutshell. The Review of Religions. Qadian,
India, Nov. 191 3.
III. Geschichte und Kulturgeschichte.
96. 'Ali Hasan, Sesh Nabi (the last prophet)Calcutta, Mahiuddin Hossein (rationalistische
Muhammedbiographie). Bespr. v. J. Takle MW III, 437.
97. Agatljanz, Archiv der armenischen Geschichte Bd. XI. In armenischer Sprache. Tiflis,
At^an. 10 14.
98. Amedroz, H. F., Abbasid admimstration in iis decay, from the Tajarib al-umam. JRAS
1913, S. S23 — 842.
Mitteilung zweier Abschnitte aus den Tagärib al-^ttmam (Gibb Mem. VI 135 — 41 u.
16S — 70), der erste auch in Übersetzung. Im Anschluß daran werden unter Heranziehung
anderen Materials folgende Termini technici näher untersucht: fiaqq bau al-mäl, dhtuln
al-dimam, ^ibra, tmirtaga'a, masäli/i, taqsTt, maräfiq und mu^ämara. — Vgl. zu dieser ver-
dienstvollen Studie auch den Artikel von C. H. Becker, oben S. 88. R. Mielck.
99. Babut, A., La fin de la monnaie d'Omdoiirman (Omine-Dimian, Soudan) soiislekhali/e
Abd-Allah-et-Taaischi (1885 — 1898). Revue beige Kum. 1912 p. 157 — 168, fig.
100. Becker, C. H., Die Araber als Kolonisatoren. Jahrb. ü. d. deutsch. Ko!. VII, 197 IT.
101. Blyth, Estelle, Jerusalem and the Crusades. 111. 2S0 S. Edinb., London, Jack, 1913.
102. Brooks, Arab occupation of Crete. English Hist. Rev. 1913 July.
103. Bury, J. B., A History of the Eastern Empire from the fall of Irene to the accession of
Basil I (A. D. 802 — 867). XVI, 530 S. London, Macmillan, 1912. Bespr. v.
A. Vasiljev BZ XXII 501 fT.
104. Caetani, Leone, Principe di Teano. Annali delt Islam. Vol. V. Mailand, Hoepli, 1912.
532 S. Bespr. v. M. Hartmann Wl 1 247 f. \'o\.Xl Indice dei voliimi III, II' e l'.
Anni 13 — 23 H. VIII, 218 S., 1914.
105. , Chronographia Islamica, Fasz. 1 und 11. Bespr. v. .M. Haktmann \\ I I, 247;
v. JuvNBOLL DLZ XXXIV 46, S. 2924; V. D. S. M(argoliouth) JRAS Okt. 1913,
S. 1067; V. Snouck HuRGRONjE Museum 1913, XX 11/12. Fasz. III, anni 46 — 65
IF. = 13 marzo 666 — 7 agosto 685.
106. , Sludi di Storia Orientale. Vol. III La biograf'.a di Maometto profeta ed 7ipmo
di stato. II principio del Caiifalo. — La Conquista d' Arabia. IX, 431 S.
Hoepli, Mailand, 1914.
107. The Cambridge Medicval History. Vol. II. Bespr. v. H. E. F. Haves, mit besonderer
Berücksichtigung des Kapitels »Tiie E.xpansion of the Saracens« von C. H. Becker.
MW IV S. 212.
108. de Castries, H. Les sources inedites de l'histoire du Alaroc, I. : Dynastie saadienne. Bespr.
v. G. Jacqueton, Bibliotheque de l'Ecole des Chartes 1913, LXXIV 3 — 4.
109. Chorcnskij, M., Geschichte Armeniens. In armenischer Sprache. Tiflis, Parsjan.
110. Daumas, E., I.a femme arabe. Bespr. v. L. Bouv.\t RMM 1913, XXIV 345.
111. Dozy, Reinhart, Spanish Islam: a History of the Moslems in Spain. Translated, with a
Biographical Introduction and Additional Notes, by Francis Griffin Stokes.
Chatto und Windus. Bespr. The Athenaeum Nr. 4508, S. 403.
112. de Fontenay, Fr. le Sage, Kulturhistoriske Betragtninger. Nordisk tidskrift 1913,
177 — 2U7.
1
Kritische Bibliographie. 20/
In einer eingehenden Kritik über das jetzt abgeschlossene Werk VerdensknUuren
(Die Weltkultur) zieht der Verf. (p. 195 — 200) die großen Linien für eine Darstellung des
Einflusses des Islam auf die europäische Kultur in materieller und geistiger Hinsicht.
J. Pedersen.
113. Ferrari, G., Le hattaglie dei DardanelH (1656—57). 240 S., ill. Roma 1913.
114. Fischer, A., Die Quitte als Vorzeichen bei den Persern. ZDMG 67, 681 ff. Vgl. Nr. 143.
115. QarTigou-Qrandchamp,P ,, Documents relati fs ä la fin de r occupationespagnole ejiTunisie
(1569—1574). RT 1914 (Nr. 103). 3—13.
116. Grimaldo, C. Le traitative di una pacificazione tra la Spagna e iTurchi in relazione
con gl'interessi veneziani diirante i primi anni della guerra di Candia (1645 — 1651).
Nuovo Archivio Veneto, settembre 1913.
117. G[ueslJ, A. R., A Servian Embassy to Egypt in the Fourteenth Century. JRAS 191.3,
1047 f.
Kurze Mitteilung einer Stelle aus einer handschriftlich erhaltenen, anonymen, zeit-
genössischen Geschichte Ägyptens (vgl. JRAS 1901, 91) über eine sonst nirgends erwähnte
serbische Gesandtschaft an as-Srdih, Sohn des Muh. b. Qalä'ün, im Jahre 745 H. =
1344 D. R. Mielck.
118. Hambarian, P. H., Die Armenier unter der arabischen Herrschaft. Huschardzan,
Festschrift usw. (vgl. Nr. 429) Nr. 13. S. 244.
119. Hatzidakis, G.N., AwXe^i; ~trj\ -roO KpT|Ti7.oü 7:oÄEfj.o'j (1645 — 1669). Athen, Sakellarios,
i'iii». 40 S. Bespr. V. JoH.\NNES E. Kalitsunakis. MSOSAs. XVI. 1913, 2i.:i — 216.
120. Y\i\rt\0\i,]\.¥., Weltgeschichte. Zweite, neubearbeitete und vermehrte Auflage. Leipzig
und Wien, Bibliographisches Institut, 1913. Zweiter Band. Westasien. IL West-
asien im Zeichen des Islam von Dr. Heinrich Schurtz (f). Neubearbeitet von
Dr. Hugo Grothe. S. 241 — 413. IV. Die Entstehung des Christentums und seine
östliche Entfaltung von Geh. Konsistorialrat Prof. D. W. Walther. S. 430 — 487.
V. Die Kreuzzüge von Dr. C. Klein. S. 4S8 — 549.
121. Herrmann, A., Ein alter Seeverkehr zwischen Abessinien und Süd-China bis zum Beginn
unserer Zeitrechnung. (S.-A. aus Ztschr. Ges. f. Erdk. Berlin 1913.) Vgl. OLZ 1913, 523.
122. de la Jonquiere, Vicomte, Histoire de l'Empire Ottoman deptiis les origines jusqu'a
710S jours. Nouvelle edition, entierement refondue et complHee. 2 Bde in 16°, 6 Karten,
472 u. 732 S. Paris, Hachette, 1914.
123. Huart, Cl., Superstitions et Rites populaires des Arabes ante-islaniiques. L'Ethno-
graphie (Alen^on) Nr. i, 1913.
124. , Histoire des Arabes. T. I. Paris, Geuthner, 1912. Bespr. v. Barthelemy
R. Hist. 1914, 148; Brockelmann LZB 1913, 19; H. Guern Polybiblion 1913,
CXXVII 3; H. Hirschfeld JRAS 1914, 192 — 195; A. J.\ussen Revue Biblique
Internationale 1913; S. Reinach Revue Critique des Livres Nouveaux 1913, 5.
125. — — , T. II accompagne d'une carte 1913. Beide Bde bespr. v. Houtsma Museum
21, 142.
126. , Geschichte der Araber. Band I. Autorisierte Übersetzung von Sebastian
Beck und Moritz Färber. Leipzig, K. F. Kochler, 1914.
127. ]akoh, G., Die Herkunft der Silhouettenkunst. Bespr. v. Houtsma Museum 21, 194;
J. RODENBERG OLZ XVII, 85.
128. Idelsohn, A. Z., Die Maqamen der arabischen Musik. Sammelbände der internationalen
Musikgesellschaft, Jahrg. XV, Heft i, S. i — 63.
Sehr sorgfältige fachmännische Untersuchung. H. Ritter.
129. , Die Makamen in der hebräischen Poesie der orientalischen Juden. MGWJ 191 3,
S. 314 ff.
Wohlbekannt sind in der arabisch-persischen Musik die »Maqämät« alstermini technici
258 Kritische Bibliographie.
bestimmter Tonarten, wie sie seit dem 12. Jahrhundert zur Bezeichnung der Sang\\eise
den einzelnen Gedichten der Diwane vorangestellt werden. Der Verfasser behandelt ihren
Ursprung und ihre Bedeutung und weist nach, wie seit dem Diwan des Israel Nagara im
16. Jahrhundert dieselben Bezeichnungen auch in die profane und sogar synagogale Poesie
der syrisch-türkischen, mit alleiniger Ausnahme der jemenitischen, Juden eingedrungen
sind. Eine Tabelle am Schluß gibt die Maqämät der Pijjutim zu den einzelnen Paraschen
an, wie sie nach dem Ritus der Gemeinde in Aleppo übUch sind. W. Windfuhr.
130. V. Kraelitz, F. Das osffianische Herrscherhaus und die Gründung des osmanischen
Reiches. Üsterr. Monatsschr. f. d. Orient 1914 Nr. 1/2.
131. Le Coq, A. V., Bemerkungen über türkische Falknerei. Baeßler-Archiv 191 3, IV, i.
132. Lttm.n%V.\, Maurs arabes. Scenesvecues. Paris. Albin Michel, 1913. Table des chapitres:
L'äme de la femme arabe. — Le pudern. — La vie ä la maison. — La jeune fille. —
Rarete de la folie chez la femme arabe. — L'cpouse. — La mere. — La culture morale
et intellectuelle de la femme arabe: son assimilation. — La femme arabe devant la
litterature frangaise. — Les nomades. — La galanterie et la prostitution chez la femme
arabe. — Fran^aises et musulmanes. — Medecins et musulmanes. — L'avenir de la
femme arabe.
133. Lybyer, Albert Howe, The Ottoman Empire in the Time of Soleiman the Magnipcent.
The Harvard Historical Series XVIII, Harvard University Press, Cambridge, Mass.
London, Henry Frowde, 1913. Bespr. v. H. D. Jen k ins American Hist. Review
1Q13. XIX, i; R. G. McClenahan MW IV 217.
134. Millosevich, E., II calendario araho. Bolletino della Reale Soc. Geogr. 191 3 II i.
135. Monchicourt, Ch., L'expedition espagnole de 1560 contre l'ile de Djerba III. RT \'i\J,
(Xr. 103), XXI, 14 ff., 136 ff.
Weitere Besprechung des vorhandenen historischen Materials, und zwar: 1. gleich-
zeitige Drucke und Manuskripte; 2. Werke aus der Zeit kurz nach der Expedition bis zur
Neuzeit. R- Mieick.
136. Morelli, Caimine, Agricoltura, Industria, Commercio nella storia deW Islam. 247 S.
Xapoli, Kiccardo Ricciardi, 1913.
137. Östrup, J., Islams Kultur 1500 — 1900. Verdenskulturen VIII. Bd., S. 617 — 652.
Diese Übersicht gibt ein anschauliches Bild von den Kulturverhältnissen der islami-
schen Länder in dieser Periode des Verfalls. Erstens die Ursachen des Verfalls: im Osten
der Mongolensturm, im Westen die Vertreibung aus Spanien, für Egypten der neue Seeweg
nach Indien. Dann wird die emporkommende Xation der Türken charakterisiert; die Neu-
bildungen, besonders in Literatur und Politik, die seit Anfang des 19. Jahrhunderts durch
Auseinandersetzung mit der europäischen Kultur entstehen, werden geschildert für die
Türkei, Persien, Indien und Egypten. Es wird gezeigt, daß die unreife Übernahme der
europäischen Ideen durch die liberalen Parteien der islamischen Welt wenig förderlich
gewesen sind. Der Verf. entwirft ein lebendiges Bild von den gesellschaftlichen Verhält-
nissen : Vergnügungen, Festen, Kunst, Kleidertracht usw., und nach Darstellung der neueren
religiösen Bewegungen wird mit einem allgemeinen Vergleich zwischen europäischer und
islamischer Kultur und einem Bück in die Zukunft abgeschlossen. J. Pedersen.
138. P. G. G., Documcnts divers relati/s ä la Croisade de Saint Louis contre Tunis (1270).
Observalions nouvelles. RT 191 3 (Nr. loo), 480!.
Berichtigungen und Ergänzungen zu RT 1912 p. 384 — 394, 446 — 470. R. Mieick.
1 39. Reil, Theodor, Beiträge zur Kenntnis des Gewerbes im hellenistischen Ägypten. Leipziger
Dissertation 1913. Bonn-Leipzig, Buchdruckerei Robert Noske, 211 S.
Vortreffliche Arbeit aus der Schule Ulrich Wilcken's. Sie findet hier aus zwei
Gründen Erwähnung. Erstens werden verschiedentlich Papyri aus islamischer Zeit benutzt;
Kritische Bibliographie. 200
mancherlei gilt also auch für die Anfänge der Kalifenzeit; zweitens erwachsen die islamischen
Gewerbeverhältnisse unmittelbar aus dem Späthellenismus. So sind z. B. die Darlegungen
über das Textilgewerbe, über Herstellung von Ölen und Salben und anderes unschätzbar
für die Erklärung der zahlreichen uns erhaltenen arabischen Nachrichten. Ich werde bei
VeröffentHchung meines Materials auf Reil's nützliche "Arbeit ständig zurückzugehen
haben. Oft geäußerte Wünsche sind jetzt durch Reil, Gelzer und andere erfüllt. Es
wird jetzt an uns Orientalisten Hegen, die historische Kontinuität Hellenismus-Islam
wirkUch zu beweisen. Becker.
140. Reitemeyer, Else, Die Städtegründungen der Araber im Islam. Bespr. v. H. v. MziK.
OLZ i(), 459.
141. Rinaldi, Luigi, Influenza araba in Italia, nella vita, nella cultura e nella lingiia. Macerata
tipogr. Giorgetti. 24 S. 1913/4.
142. San Nicolö, Mariano, Ägyptisches Vereinswesen zur Zeit der Ptolemäer und Römer.
Bd. I. München, Beck, 1913. Bespr. v. Albert Stöckle, BZ XXII 3/4, 511 ff.
143. Schwarz, P., Traum und Traumdeutung nach '■Abdalqani an-Näbulusi. ZDMG 67,
473 ff-
Auszüge aus 'Abd al-Gani's (t 1 143/1730) Kitäb ta'-ßr al-anäm fi ta'bJr al-manäm,
im Anschluß daran Diskussion des Problems der Quitte als Vorzeichen (vgl. ZDMG 61,
427; 753; 849 und 65, 53), das jedoch erst A. Fischer in ZDMG 67, 6S1 ff. befriedigend
gelöst hat (s. Nr. 114). Derselbe verheißt auch eine eingehende Kritik des ScHWARZschen
Aufsatzes 0- E. Graefe.
144. Sienkiewicz, Henryk, Pan Michael. Lüttes de la Pologne contre C Orient Musulman.
Nouvelle edition ornee de dix dessins hors texte, par Martin van Maele et d'un
couverture illustree par le meme. 600 S. Paris, Paul Ferdinande, 1914.
145. Thallöczy, Ludwig von, Studien zur Geschichte Bosniens und Serbiens im Mittelalter,
übersetzt von Franz Eckhart. 478 S. München und Leipzig, Duncker u. Humblot,
1914.
146. Thorning, Hermann, Beiträge zur Kenntnis des islamischen Vereinswesens auf Grund
von Bast MadaJ et-Taufiq. TB Bd. 16.
147. Wellesz, Egon, Orientalische Einflüsse in der Musik der Gegenwart. Österr. Monatsschr.
f. d. Orient. 19 14, Nr. 1/2.
148. Wiener, Alfred, Altarabischer Brauch in der ägyptischen Zigeunerjustiz. \\l I,
S. 2X1 — 215.
Sir Eldon Gorst {Reports 1908) und Mahmoud Fathy {La doctrine musulmane
de l'abus des droits) berichten von einem eigenartigen Brauch der Zigeuner in Ägypten,
Rechtsstreitigkeiten zu erledigen. Fathy schreibt nach Verf. folgendes: »Wenn ein Streit
zwischen zwei Gliedern dieses Stammes losbricht, spielt sich ein seltsamer Zweikampf
unter ihnen ab. Sie treffen sich am Ufer des Nils. Nachdem sie dort mit ihren mit Gold-
stücken gefüllten Börsen angekommen sind, steigen alle beide von ihren Zeugen begleitet
zu Schiff. Sind sie dann mitten auf dem Nil. so wirft der eine von ihnen ein Goldstück
in den Fluß; der andere macht das nach und der Zweikampf geht so lange weiter,
bis der Vorrat eines der beiden Streiter erschöpft ist. Dieser wird dann für besiegt erklärt.«
Wiener sucht nun mit Hinweis auf die Munägada (Goldziher, Muh. Sind. I, 57, Anm. 2)
und das Ta'äqur (ebenda S. 60) nachzuweisen, daß es sich hier um einen altarabischen,
vorislamischen Brauch handelt. R. Mielck.
149. Zaidän, Girgi, Kitäb ia'rlk ädäb al-luga al-'arabija, al guz' at-täht. Kairo 1913.
150. , Islämy/'/ mädäniijät tärlhi. (kauk.-türk. Übers, von Baghiroff, I, i. Baku,
Aliekberoff 19 14.
I) Zusatz bei der Korrektur: Inzwischen erschienen (a. a. 0. 68, 275).
270 Kritische Bibliographie.
IV. Naturwissenschaften (inkl. Mathematik und Medizin).
151. Barthas, Th., El-Tor, barriere sanitaire au retour de la Mecqiie. Presse Medicale, 4. IX.
1912.
In El-T6r, wo seit Jahren umfangreiche und vortrefflich organisierte Quarantäne-
anlagen gegen Pest und Cholera bestehen, ist durch die Energie des bekannten M. A. Ruffer
ein gewaltiger Arbeitsaufschwung erzielt worden. Jetzt werden jährlich 30 000 heim-
kehrende Pilger samt ihren Reiseeffekten desinfiziert, 1 1 Tage hindurch beobachtet und
nötigenfalls behandelt. Welcher Wandel ! Als Ref. vor 31 Jahren aus dem schwer cholera-
verseuchten Samarang (Java), allerdings mit reinen Papieren, auf der Reede von Suez
ankam, wurden seitens der englischen Behörden ein Tag Quarantäne und einige sehr groß-
zügige Bepinselungen der inneren Schiffswände mit Chlorkalklösung für prophylaktisch
ausreichend erachtet ! E. Seidel.
152. Bergsträßer, G., I/unain ibn Is/iäk und seine Schule. Bespr. v. B. Violet. OLZ
16, 458.
153. Blind, A., L' Orient vu par un medecin. Egypte, Palestine, Syrie. Avec 12 planches hors
texte. Paris, A. Maloine, 191 3.
154. Canaan, T., Betrachtungen bei einer Dengue fieber-Epidemie in Jerusalem. Arclü\- für
Schiffs- und Tropenhygiene Bd. 17 (1913)1, S. 20 — 25.
Verf. neigt mit Recht der Ansicht zu, daß es sich bei dieser Epidemie, deren \'er-
breitungshöhe in die 10 Sciroccotage des Oktoberanfanges fiel, und die auch nach Hebron
übergriff, in Wirklichkeit das klinisch ja sehr verwandte und hier vielleicht zum ersten
Male auftretende Pappatacifieber gewesen sei. Dessen Erreger, die Phlebotomusmücke,
ist an Ort und Stelle vorhanden, der Blutbefund spricht nicht dagegen, auch befremdet
das Fehlen des sonst bei Denguebeginn so charakteristischen Symptomes der urplötzlich
auftretenden Gelenkschmerzen , wofür dem Ref. erst kürzhch Herr D. Sag'an ein
sehr drastisches Beispiel aus seiner Heimat, einem Orte bei Saida , mitteilte. Diese
Krankheit, abii rokab, hat übrigens nach dem Chronikschreiber al-öabarti (f 1822) zum
ersten Male i. J. 1779 in Kairo grassiert. E. Seidel.
155. Clunet et Trollant, Le Cancer au Maroc. C. R. de l'Assoc. Prang, pour l'etudc du
Cancer, 191 2.
Bei den Berbern tritt das Karzinom mit Vorhebe im Gesicht, nicht aber trotz der
an ihr sehr häufigen syphilitischen Geschwüre an der Zunge der Männer, und an der Brust
beider Geschlechter auf, selten dagegen in den Verdauungs- und Gebärorganen. In der
Tadkira des Abül-*Alä ibn Zohr (f 1131 n. Chr.) wird der Krebs noch nicht unter
den aufgezählten Stanmikrankheiten des Landes erwähnt. E. Seidel.
156. Conor et Benazet, Enquete sur la bilharziose en Tunisie. Foyer de Nefzaoua. Arch.
Inst. Pasteur de Tunis, 191 2, Nr. 13.
Langenon, M., Mission parasitologique en Tunisie (Sept. bis Okt. 191 >)• Arch. de
Parasitologie, 1912, Nr. 3.
Die Tatsachen einerseits, daß die erstgenannten Autoren den im Titel bezeichneten
Bilharzioseherd mit 61 Erkrankungen entdeckt haben, im besonderen aber die 6 Fälle
von Bilharziose der Harnwege, die Langenon in der Oase Gafsa beobachtete, anderer-
seits, daß die arabischenÄrzte des Mittelalters sämtlich demBlutharnen ein mehr oder weniger
ausführhches eigenes Kapitel widmen, bestärkt den Ref. in der lange gehegten Vermutung,
daß die Bilharziose eine sehr alte Krankheit der mohammedanischen Länder sei. E. Seidel.
157. Dr. Dingizli, ein tunesischer Arzt, hat laut einer Mitteilung der »Medizinischen Klinik«,
Jahrg. 1913, Nr. 39, ein Rezept des Ibn Sinä gegen Diabetes in einer Studie der
Pariser Akademie der Wissenschaften vorgelegt. Das im wesentlichen aus Wurmsamen
Kritische Bibliographie. 271
und Lupine bestehende Medikament soll nun auf der Klinik des Prof. A. Robin mit
gutem Heilerfolge angewendet worden sein. E. Seidel.
158. Preise, W. (Bonn), Die Epidemiologie der asiatischen Cholera seit 1S99 (VI. Pandemie.)
Beiheft 5 zum Arch. f. Schiffs- u. Tropenhygiene, Bd. 17 (1913), 81 S.
Die ebenso gründliche wie fleißige, in modernisiertem Aug. HiRSCHSchem Geiste
geschriebene Studie orientiert über die jeweiligen Okkupationsgebiete und Verbreitungs-
wege des Cholera^asiatica-Zyklus der Jahre 1899 — 191 1. Aus dem reichen Tatsachen-
material interessieren uns besonders die im Higäz, Ägypten und Syrien auftretende Seuche
von 1902 (S. 16 — 21), die syrisch-mesopotamische von 1903 (S. 23 — 28), der zu früher
gewaltig kontrastierende Einfluß der seit 1896 in Indien bestehenden Schutzmaßregeln
für die ausgehenden Pilger (S. 35 f.), die Mekkaseuche von 1908 (S. 38 f.), die persisch-
mesopotamisch-türkische von 19 10 (S. 51 — 54) und die arabisch-kleinasiatische von 191 1
(S. 59 — 61). Von größerem Belang sind auch die graphische Darstellung der mit der Rück-
kehr der Pilger von 'Arafa und Munä steil aufsteigenden Mortalitätskurve für Mekka,
einschließlich der Todesfälle in Munä (S, 68) sowie der Bericht über den brutalen Kordon-
bruch mit a tempo erfolgtnder Einschieppung einer schweien Cholera (mindestens 70000
Opfer) nach Persien durch den hohen schiitischen Geisthchen Agä Fädil i. J. 1904 (S. 27).
E. Seidel.
159. Gabbi, Umberto, Maladies tropicales a Tripoli. Bulletin Soc. Pathol. exot., 191 1,
Nr. IG.
Aufzählung der in Tripolitanien vorkommenden und durch den transsaharischen
Verkehr aus dem Inneren eingeschleppten tropischen Krankheiten. E. Seidel.
160. Holländer, Eugen, Bemerkungen zu einem alten persischen Anatomiebild. Mit i Abb.
Archiv für die Geschichte der Maturwissenschaften und der Technik. Bd. VI (Sudhoff-
Festschrift) p. 18S — 194.
Verf. beschreibt eine in Japan gekaufte umfangreiche persische Leinwandtafel mit
anatomischen Abbildungen, von denen die zentrale, vorn geöffnete Hauptfigur in ihren
äußeren Umrissen künstlerisch korrekt, im Detail der großen Eingeweide dagegen schema-
tisch und fehlerhaft ausgeführt, aus älterer Zeit und sicher von einem Vertreter der immer
bekannter werdenden nationalen Malschulen stammt, während die vier Nebenfiguren,
Knochen-, Nerven- und zweimal Muskelsystem darstellend, als der Fabrica des Vesalius
im großen und ganzen entnommen, nachgewiesen werden und erheblich jüngeren Datums
;-ind. Das Gemälde hat offenbar Unterrichtszwecken gedient. E. Seidel.
161. Horten, M., Avicennas Lehre vom Regenbogen nach seinem Werk al-Schijd. Mit Be-
merkungen von E. WiEDEMANN. S.-A. aus der »Meteorologischen Zeitschrift« Heft 1 1 ,
1913. S. 534—544.
162. Jolly, Julius, Zur Geschichte der Alchimie. Sudhoff - Festschrift AGNT, Bd. 6,
S. i95/i'>7-
Die Beziehungen der griechischen und arabischen Alchimie und .Mineralogie nach
Indien und umgekehrt sind noch immer nicht ausreichend erforscht. Wir haben gute
Gründe, eine Einwanderung griechischer Theorie auch auf diesem Gebiet schon recht früh
anzusetzen, wie umgekehrt gewiß manches Produkt des Wunderiandes schon früh seinen
Weg nach dem Westen fand. Der indische Chemiker und Sanskritist P. C. Ray nimmt
dagegen an, daß die Alchimie ursprünglich aus Indien komme, da sich schon in Schriften
des 6. bis 8. Jahrh. n. Chr. Hinweise auf chemische Prozesse fänden und da es schon vom
5. Jahrh. an in Nordindien Klosterschulen gegeben habe, in denen Alchimie getrieben
worden sei. Prof. Jolly weist mit Recht darauf hin, daß eine Kenntnis der auf alle Fälle
älteren alexandrinischen Alchimie durch Nestorianer und Perser auch nach Indien gelangen
konnte. Auch daß das Quecksilber an einer Stelle des Bo wer -Manuskripts genannt werde
272 Krhische Bibliographie.
(4. Jahrh. n. Chr.), beweise nichts gegen diese Annahme; die pflanzlichen Heilmittel über-
wiegen noch weitaus die mineralischen. Ich selbst bin bei allem, was sich auf das Queck-
silber bezieht, sehr mißtrauisch; Indien produziert kein Quecksilber und keinen Zinnober —
wie sollte dort ein kaum bekannter Körper zur Grundlage allgemeiner Theorien werden?
Auch auf ein anderes Beispiel, das zur Vorsicht mahnt, sei bei dieser Gelegenheit hin-
gewiesen. In dem von R. Garbe herausgegebenen und übersetzten indischen Steinbuch
hat der Schwefelkies u. a. die Namen ntäkshika und mdkshika = Honig, dhdiumäkshika =
mineralischer Honig, madhudhätu = Honigmineral, kshaudra = Honig usw. Es ist mit
Händen zu greifen, daß in mdkshika das arabische Lx-yis^ ^ = markasiiä in verball-
hornter Form vorHegt und daß die Deutung, die das Sanskrit an die Hand gab, die Mutter
der übrigen Namen ist. Wenn noch die geringsten Zweifel wären, so würden die Ausdrücke
hema-mäkshika = Goldmarkasit und iära-mdkshika — Silbermarkasit, die in der
arabischen Alchimie gang und gäbe sind, die Abhängigkeit des indischen Autors von arabi-
scher Theorie beweisen. J- Ruska.
163. Jourdan, Note sitr le mode de dissemination de la pesle an Maroc. Presse M^dicale,
Bd. Vi, 19 13.
Das Reglement Sultan 'iVbdurrahmäns aus dem Jahre 1S47 zur Bekämpfung
der Pest in .Marokko steht noch heute in Kraft. Es wäre nun m. E. für den Geschicht-
schreiber eine lockende Aufgabe, nachzuweisen, ob dasselbe letzten Endes auf die ortho-
doxiefeindlichen aktivistischen Anregungen eines Ibnu'l-yatib und eines Abu Ga'far
1). IIAtinia aus der Zeit des schwarzen Todes zurückgeht. E. Seidel.
164. Karpinski, L. C, Hindu ymmerals amongthe Arabs. BMath. III. Folge, 13. Bd., S. 97/9^-
Nimmt Bezug auf eine frühere Abhandlung ■»Hindu numerals m the Fihrist«, in der
gezeigt war, daß An-Nadlni die Zahlzeichen einer Liste von rund 200 Alphabeten ein-
ordnet, jedoch ausdrücklich die Zahlzeichen als solche kennzeichnet. Eneström hält die
Stelle für interpoliert, wohl mit Recht, denn dieser Unfug ist einem so besonnenen und
kenntnisreichen Autor kaum aufzubürden, während in späteren Produkten von Compila-
toren und Abschreibern die Anführung der indischen Ziffern als Schriftzeichen oft genug
vorkommt. Ein drastisches Beispiel habe ich kürzlich in meinen Kazivinisludien aufgedeckt
(»Islam«, Bd. IV, S. 25S), ein weiteres weist Karpinski in dem Buch Ancient alphahels and
hieroglyphic characters explained etc. nach, das von Ibn Wahsijja verfaßt und von
II.\MMER-PuRGSTALL ins EngHsche übersetzt ist (1S06).
Gegen die von Nau entdeckte Erwähnung der indischen Ziffern bei Severus Sa-
bokht (Mitte des 7. Jahrhunderts) mißtrauisch zu sein, scheint mir nach dem Zusammen-
hang, in dem die Stelle steht, kein Grund vorzuliegen. Ich darf wohl bei dieser Gelegenheit
auch auf ein eigentümliches syrisches System der Zahlbczeichnung hinweisen, das von
Rüdiger und Wright erwähnt, aber nicht erklärt wird. Es handelt sich um eine Kom-
bination der etwas umgemodelten ersten Buchstaben des syrischen Alphabets nach dem
Schema a = i , b = 2, ba = 3, bb = 4, c = 5, ac = 6, bc = 7, bac = 8, bbc = 9, d = 10,...,
cd = 15, . . ., e = 20 usw. J. Ruska.
165. , Algebra. Modern language noles K)I3, 93.
(Geschichte des Wortes.)
166. Aikindi, Tideus und Pseudo-Euklid. Drei optische Werke. Herausgegeben und erklärt
von A. A. BjÖRNBO und S. Vogl. Mit einem Gedächtniswort auf A. A. Björnbo
von G. H. Zeuthen. Teubner, 1912. Bespr. v. Alexander Birkenmajer BM 3. F.,
13. Bd.. 3. Heft, S. 273—280; K. Bopp DLZ 34, 827—829. P. Marc BZ XXII.
167. Klodnitzki, N., Zur Frage der Empfänglichkeil der Kamele für Pest. Wracebnaja
Gazeta, 191 2, Nr. 8.
Deminski, J., Klodnitzki, N., Petrowski, A., Feinschmidt, D., Schlkewitsch, J..
Kritische Bibliographie. 273
Untersuchungen zur Frage der Pesterkrankungen der Kamele. Westnik obcestwennoi
gigiennij usw., 1912, März.
Deminski, J., Ist die Pest in Astrachan endemisch} Das. 1912, Sept.
Der erstgenannte Autor hat aus dem Kadaver eines in der Kirgisensteppe gefallenen
Kamels anerkannt echte Pestbazillen gezüchtet. Deminski aber, der selbst als Opfer der
Laboratoriumspest fiel, fand zwar das Kamel bei subkutaner und intrapleuraler Einführung
großer Dosen von Pestbazillen unempfindlich, kennt aber khnische Fälle von unzweifel-
haftem Pesttod und hält dasselbe ebenfalls für einen wichtigen Infektionsträger und -Über-
träger zumal angesichts der herrschenden Sitte, das Fleisch kranker Tiere zu essen. Diese
Feststellungen sind auch retrospektiv für die Leichenkarawanen sehr wertvoll. (Nach
Mense-Fahrm.\xn.) E. Seidel.
168. Laufer, Berthold, Arabic and Chinese trade in ivalrus and narwhal ivory. \\'ith addenda
by Paul Pelliot. Reprinted from the Toung Pao, Vol. XIV, 58 S.
Man vergleiche hierüber die Notiz im vorliegenden Heft S. 239. J. Ruska.
169. , History of the Finger-prini System. From the Smithsonian Report for 1912,
S. 631—652. Mit 7 Tafeln.
Eine hochinteressante Abhandlung, die sich hauptsächHch auf ost- und zentral-
asiatische Quellen stützt; sie muß hier erwähnt werden, weil auch ein arabischer Autor
des 9. Jahrh. n. Chr., Sulaimän, zu Wort kommt, dessen Reisebeschreibung schon M.
Reixaud 1845 veröffenthcht hat. J. Ruska.
170. , Notes on Turquois in the Fast. Field Museum of Natural History, Publication
169. Chicago 1913. 71 S. mit 8 Tafeln.
Eine ausführHche Würdigung dieser meisterhaften Studie muß ich mir für eine andere
Gelegenheit vorbehalten, wo zugleich das große Werk des Verfassers über den Jadeit
besprochen werden kann. Ich möchte aber nicht darauf verzichten, im Hinblick auf ver-
schiedene Mahnungen, die auch ich ausgesprochen habe (zuletzt auf der Wiener Natur-
forscherversammlung in der Sektion für Geschichte der Medizin und Naturwissenschaft),
die Worte zu wiederholen, die der gelehrte Verfasser in dem Vorwort zu seinen »Notes«
schreibt:
»As at one time a plea was made by me for the co-operation of naturalists and orien-
talists (Science, 1907, p. 894), it is gratifying to note that we have advanced a Step farther
in this direction, and it will be seen on the following pages that oriental research can also
bring to light new and not unimportant facts as yet unknown to our natural science. The
occurrence of the turquois in Tibet and China, and to a higher degree, its history and cultu-
rous Position in those countries, present a chapter of knowledge with which our mineralogists
have been hitherto unacquainted. But only concerted action and sympathetic co-operation
can lead US to positive and enduring results. The Orientalist needs the naturalist
as much as the latter, when his inclinations carry him to Asia, may profit
from the Stimulus of the former, in that he can suggest and encourage problems,
the Solution of which will turn out to be of vital significance to archeology.
J. Ruska.
171. Lesk, Dr. (Kota Radja, Sumatra), Über eine merkwürdige Behandlung verletzter Sehnen
in Atjeh. Arch, f. Scfiiffs- und Tropenhygiene, Jahrg. 17 (19 13) Nr. 13.
Verf. erzählt, daß ihm gelegentlich einer Sehnennaht die Eingeborenen mitteilten,
sie seien im Besitze einer Methode, die Vereinigung der Wunden durch große Waldameisen,
denen sie nach klammerndem Festbeißen an den einander genäherten Sehnenrändern
den Rumpf abschneiden, herbeizuführen, und bezieht sich dabei auf ein analoges Verfahren
der Südkameruner, über welches Dr. Schultze vor kurzem berichtet hatte. Ref. möchte
daran erinnern, daß bereits der kurz nach 1009 n. Chr. verstorbene Chirurg Ab ü'1-Qäsim
2~4 Kritische Bibliographie.
az-Zahräwi in Cordoba diese Methode, die er bei ausgedehnten Darmwunden anwandte,
ausführlich beschrieben hat. Für Atjeh sind ja die geheimen panislamitischen Neigungen
und der erstrebte Anschluß an das Chalifat bekannt, für Südkamerun mögen wohl die
Haussa als Traditionsvermittler in Frage kommen. E. Seidel.
172. von Lippmann, Edmund 0., Beiträge zur Geschichte des Alkohols. Chemikerzeitung
1913, .S. 1313, I34(), 135''^, 1419, 1428. (Auch als Sonderdruck in einem Heft von 44 S.,
Cöthen, Verlag der Chemikerzeitung.)
Diese von erstaunlicher Beherrschung der Literatur zeugende Studie kann wohl als
abschließend bezeichnet werden. Sie kommt, wie nicht anders zu erwarten, gegenüber
den DiELSSchen Aufstellungen zu einem ablehnenden Ergebnis. Aus der islamischen
Literatur sind keine wesentlich neuen Momente zur Geltung gebracht, weshalb hier auf den
Inhalt der Ausführungen nicht weiter eingegangen werden kann; wohl aber möchte ich
nachdrücklich auf die ausgezeichneten methodologischen Bemerkungen hinweisen,
die von philologischer Seite ebenso beachtet w-erden sollten, wie von selten der Natur-
forscher gewissen elementarsten Forderungen der Philologie Rechnung getragen werden
müßte, auf die ich nachher zu sprechen komme. Die angezogenen Bemerkungen
stehen S. 11/13 des Sonderdrucks und lauten mit Beschränkung auf die Hauptstellen wie
folgt: »Wenn es erst feststeht, daß ein Rohstoff seine Eigenschaften dem Gehalt an einer
gewissen Substanz verdankt, und wenn ferner auch deren Eigenschaften bereits bekannt
sind, dann freilich fällt es dem Chemiker nicht schwer, den rückschauenden Propheten
zu spielen und anzugeben, welche Wege überhaupt, und welche mit Hilfe bestimmter
Apparate schon früher zur Abscheidung fraglicher Substanz hätten führen können; weiß
er also etwa bereits, daß der wesentliche Bestandteil der Chinarinde das Chinin ist. und
daß man dieses der Rinde z. B. durch saures Wasser entziehen, es durch Kalkmilch fällen
und aus Weingeist Umkristallisieren kann, dann wird er mit Leichtigkeit zu sagen vermögen,
wie seine Darstellung auch schon mit den zur Zeit des Bekanntwerdens der Chinarinde
im 17. Jahrhundert gebräuchlichen Mitteln ausführbar gewesen wäre, und wird sich viel-
leicht wundern, daß die Ausarbeitung eines so einfachen Verfahrens erst dem 19. Jahr-
hundert vorbehalten blieb Jedem solchen Fortschritte gegenüber kann man an und
für sich behaupten, daß er auch schon in bedeutend früherer Zeit möglich gewesen wäre,
und daß nicht abzusehen sei, weshalb er, bei Anwendung der geeigneten Mittel, nicht schon
weit eher hätte erzielt werden können. Aber gerade die Regelmäßigkeit dieses Zutreffens
bezeugt, daß auf dem Gebiete der Naturwissenschaften allgemeine Überlegungen solcher
Art nicht beweiskräftig sind, daher den Ergebnissen der auf den Einzeigebieten tätigen
Forschung nicht vorzugreifen vermögen. . . .« J. Ruska.
173. , Chemische Papyri des 3. Jahrhunderts. Chemikerzeitung 1913, S. 933, 9Ö2,
1002, 1014. (Auch als Sonderdruck, 24 .S. Cöthen 19 13.)
Auf diese für alle Studien zur Geschichte der Alchimie unentbehrliche Arbeit sei
an dieser Stelle hingewiesen. J. Ruska.
174. Lurz, R., Über das Vorkommen und die Lebensbedingungen von Ankylostomen und
Strongyloideslarven in Daressalam. Arch. f. Schiffs- und Tropenhygiene, Bd. 17
(1913), H. 2, S. 55—62.
Die durch das örtliche Klima begünstigte Entwicklung obiger Wurmlarven wird
infolge gewisser Gewohnheiten der Eingeborenen bei der Kotablage pathologisch wirksam.
Einmal nämlich werden die Hüttenbadestellen in demselben Hofe, wo sich die an sich meist
sauberen Aborte befinden, angelegt, wodurch namentlich der Schlamm dieser Badestellen
und der Abzugskanäle sowie der Hafenstrand infiziert werden, oder aber — und dies be-
sonders häufig — erfolgt die Defäkation im Busch, in welchem Falle die Larven auf Gräser
und Büsche klettern, von da auf die nackte Haut und schließlich in das Innere der Passanten
Kritische Bibliographie. 2/5
gelangen können. Diese beiden Ansteckungswege unterscheiden sich also von dem in
Ag\^ten durch die gefährlichen Ankylostomaeier eingehaltenen, der die Verwendung
des nach der Überschwemmung zurückgebhebenen Wassers zu Gebrauchs- und Trink-
zwecken zur \^oraussetzung hat. E. Seidel.
175. Meyerhoff, M., (Kairo), Ein Fall von Siiblimatverätzimg beider Augen in einer arabischen
Chronik. MG.MN 54, XII, 553—555.
176. , Zur Geschichte des ägyptischen Augenheilmittels Schischm (Cassiae absus L.
semina). Arch. f. d. Gesch. der Naturwissenschaften und der Technik, Bd. VI (Sudhofl-
Festschrift), S. 263 — 271.
Eine ausgezeichnete, noch vor Torschluß kommende Abhandlung des bekannten
Augenarztes und Historikers seiner Kunst über die Geschichte der zugunsten europäischer
Therapie verschwindenden Droge, wertvoll auch durch die Verarbeitung ungedruckten
Quellmaterials, wie des Dagal al-'ain von Jahjä b. Mäsawaih (777 — 857 n. Chr.) und
des Qdmüs al-atibbd von Madjän b. 'Abdurrahmän (17. Jahrb.), chronologisch
bis auf die neueste Zeit fortgeführt. E. Seidel.
177. , La peste en Egypte a la fn du XVIII. siede et le medecin Enrico di Wolmar.
La Revue Medicale d'Eg}'pte, avr./mai 1913.
Die schöne Studie, die mit einem kurzen, aber lehrreichen Überblick über die Ge-
schichte der ägyptischen Pesten von Rufos ab anhebt, beschäftigt sich in der Folge aus-
schheßhch mit dem deutschen Arzte Dr. Enrico di Wolmar (* 1749 in Rom, f um 1827
in Berlin), der, nach einem abenteueriichen Wanderleben in drei Weltteilen, seine vierzehn-
jährigen Erfahrungen über die Pest kurz vor seinem Tode veröffentHchte. Er war Konta-
gionist, hielt aber zu Unrecht die Pest für s. Z. in Ägypten nicht endemisch; als Praktiker
war er von hervorragender Unerschrockenheit. Verf. vervollständigt die historische Skizze
des Eingangs durch Angaben über die Epidemien inÄg\-pten seit der Abreise di Weimars
von da i. J. 1802. E. Seidel.
178. u. C. Prüfer, Die Lehre vom Sehen bei Hunainb. Is/iäq. Arch. f. Gesch. d. Medizin
Bd. VI, Heft I, 1912.
179. Mühlens, P., Bericht über eine Malaria-Expedition nach Jerusalem. Zentralblatt für
Bakteriologie, Abt. I. Orig.-Bd. 69, Heft i. Jena, Gust. Fischer, 1913. Mit 6 Tafeln
und 5 Textfiguren.
Bekannthch ist Jerusalem arg malaria-verseucht. Das vor einigen Jahren ausge-
sprochene dringende Verlangen Dr. Einsler's nach einer wissenschafthchen Erforschung
der Gesundheitsverhältnisse der Stadt als Einleitung zur gründlichen Assanierung hat
nun erfreulicherweise rasche Erfüllung gefunden. Verf., Leiter der gut ausgerüsteten Vor-
expedition 1912, hat zunächst, unterstützt von den einheimischen Ärzten, namentlich
Dr. Cana'an und Dr. Masterman, auf dem sicheren Fundament von 7921 Blutuntersuchungen
bei mehr als 26 % Infektion mit einer der Malariaformen (tertiana, quartana, tropica),
darunter am meisten in der inneren Araberstadt und im Judenviertel, ferner das Seltener-
werden des Schwarzwasserfiebers und als Brutstätten des Anopheles bifurcatus, der hier
allein vorkommenden Spezies, die sogenannten Landwasserzisternen festgestellt, des wei-
teren aber auch wertvolle Beobachtungen über andere mehr oder weniger endemische Krank-
heiten, wie Dengue, Pappatacifieber, Kala-azar, Lepra, Tuberkulose, Trachom, Dysenterie,
Darmparasiten, die Nomagruppe. Lyssa, angestellt. Den Beschluß machen sehr umsichtige
und der Indolenz der Bewohner in hygienischen Dingen Rechnung tragende Vorschläge
zur Besserung der unleidlichen Zustände, wobei als vorbildlich auf die streng organisierten
Moskitoschutzmaßnahmen der amerikanischen Kolonie verwiesen wird. E. Seidel.
180. Prietze, Rudolf, Arzneipflanzen der Haussa. ZK IV, 81 ff.
181. Raschid Tahssin Bey, Die Geisteskrankheiten und die Psychiatrie in der Türkei. Aus:
2y^ Kritische Bibliographie.
IV. Internat. Kongreß z. Fürsorge f. Geisteskranke. Berlin 19 lo.
182. Remlinger, P., Les progrh de Valcoolisme en Maroc. Bull. d. 1. Soc. Pathol. e.xot. 191 2,
Nr. 9.
Als unmittelbare Folge der westlichen Zivilisation, der niedrigen Eingangszölle und
Preise für Spirituosen, bis zu einem gewissen Grade wohl auch des durch die politischen
Ereignisse bedingten psychischen Insultes tritt eine starke Zunahme der Trunksucht bei den
Eingeborenen zutage. E. Seidel.
183. Richter, Paul, Paracelsiis im Lichte des Orients. Archiv für Geschichte der Natur-
wissenschaften und der Technik, Bd. VI (Sudhoff-Festschrift), S. 294 — 304.
Ausführliche Wiedergabe des Inhalts der Neuen Paracelsistischcn Medizin des Ibn
Saläm (t 1669) und Identifizierung; mit den entsprechenden Abschnitten aus Sennert
und Wecker. Der Übersetzung lag in der Hauptsache Cod. arab. Spr. 1969 des Ahlwardt-
schen Kataloges Bd. V der Kgl. Bibliothek in Berlin zugrunde. E. Seidel.
184. Risa, R., und Mustafa, Der Erreger der Aleppobenle und seine Kultur. Zentralblatt
für Bakteriologie Bd. 62 (1912), Orig.-H. 1/2, S. 126.
Das vielumstrittene Geheimnis über den Ursprung der endemischen Beulenkrankheit —
in Syrien /tabb es-sene genannt und namentlich im Einzugsgebiet des Nähr el-Kelb ver-
breitet — ist anscheinend enthüllt, indem die \&xi. bei zwei Kranken aus Mesopotamien
den Erreger entdeckt, beschrieben und in Kultur gezüchtet haben. Die Behandlung mit
neueren Mitteln war von negativem Erfolg. E. Seidel.
185. Ruska, Julius, Alkohol und Al-kohl. Zur Geschichte der Entdeckung und des Naynens.
Aus der Natur 1913, Heft 2, S. 97 — iii.
Der für einen weiteren Leserkreis bestimmte Aufsatz ist veranlaßt durch die bekannte
Abhandlung von H. Diels (vgl. »Islam« IV, S. 320) und die sich daran knüpfenden Kontro-
versen. Die auf eine Stelle in des Hippolytos »Widerlegung aller Ketzereien« gegründete
Behauptung, schon die Alexandriner hätten einen wässerigen Weingeist zu destillieren
verstanden, wird als unvereinbar mit dem damaligen Stand der chemischen Technik ab-
gelehnt. Hätten die alexandrinischen Chemiker oder Ärzte den Stoff gekannt und isoliert,
so hätte er auch ihren Nachfolgern, den islamischen Gelehrten, nicht unbekannt bleiben
können. So genau aber die Kenntnis der versclüedensten berauschenden Getränke und
ihrer Herstellung und physiologischen Wirkung ist — wie durch Zitate aus Ibn al-Baitär
bzw. AI -Räzi belegt wird — , von der Möglichkeit der Darstellung einer noch wirksameren
Substanz, eines brennbaren Destillats, ist nichts zu finden. Auch die vom Verf. zum ersten-
mal durchgeführte Untersuchung der vom Weinbau und der Weinbehandlung handelnden
Kapitel in den arabischen Bearbeitungen der »Geoponika« hat nicht das geringste in dieser
Richtung zutage gefördert. So bleibt nur die von E. O. v. Lippmann mit besonderem
Geschick und Nachdruck vertretene Annahme, daß die Destillation des Weingeists eine
um das 12. Jahrhundert in Italien gemachte Erfindung geistlicher Alchimisten ist. Der
Schluß des Aufsatzes bespricht die ursprüngliche Bedeutung des Wortes al-kohl, seine
Übertragung auf den Weingeist durch Paracelsus und die Herkunft der Worte Antimon
und Wismut aus dem arabischen Ithmid, d. i. dem griechischen aTi[ji(j.i bzw. aTißt,
Stibium. Autoreferat.
186. , Weinbau und Wein m den arabischen Bearbeitungen der Geoponika. Sudhoff-
Festschrift. AGNT 191 3.
Enthält die bei der vorerwähnten Untersuchung gefundenen literarhistorischen
Ergebnisse, die in einem noch ungedruckten Aufsatz genauer begründet sind, und die
Übersetzung der Überschriften der 118 vom Wein und Weinbau handelnden Kapitel
der Leidener Handschrift B, die aus einer persischen Vorlage übersetzt ist, wie aus einer
Anzahl von Mißverständnissen des Übersetzers und aus stehengebliebenen persischen
Kritische Bibliographie. 277
Ausdrücken bewiesen wird. Zum Schlüsse sind die Entsprechungen der Handschriften
A und B und ihre Beziehungen zu dem griechischen Texte der »Geoponika« kurz dargestellt.
Autoreferat.
187. Ruska, Julius, Die Mineralogien der arabischen Literatur. »Isis«, Revue consacree ä
l'histoire et ä l'organisation de la science, publice par George Sarton. Tome I,
s. 341—350.
Der Aufsatz gibt eine Übersicht über die wichtigsten arabischen Werke und enthält
zugleich ein Arbeitsprogramm. Ich werde in anderem Zusammenhang auf die Abhandlung
zurückkommen. Autoreferat.
188. , Das Steinbuch des Aristoteles. Bespr. v. Masson-Oursel, P. »Isis«, Tome I,
S. 266 f.
189. Schoy, Carl, Arabische Gnomonik. Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. XXXVI.
Jahrgang, 1913, Nr. i. Mit 10 Figuren und 2 Tafeln. (Bespr. v. Günther MGMX
XIII, 47.)
Der Schwerpunkt dieser Arbeit Hegt in den mathematischen Entwicklungen, über
die an dieser Stelle nicht berichtet werden kann. Wir dürfen mit dem des Arabischen
nicht kundigen Mathematiker nicht zu sehr ins Gericht gehen, daß ihm die eigentlichen
islamischen Probleme, die er streift, keineswegs ganz klar sind. Es muß dagegen einmal
gesagt werden, daß die nachlässige Behandlung der arabischen Eigennamen und Termini
heutzutage, wo die Feststellung der richtigen Schreibweise gewiß nicht mehr schwer ist
und sich auch im vorliegenden Falle leicht hätte ermöglichen lassen, eine mathematische
Arbeit ebenso entstellt, wie naturwissenschaftlich-mathematische Schnitzer eine Philologen-
arbeit entstellen würden. Da es nun einmal eine seltene Sache ist, daß sich Fach- und
Sprachkenntnis in demselben Kopf beisammen finden, soll man sich nicht scheuen zu
fragen, wo man sich nicht auskennt; niemand vergibt sich dabei etwas. J. Ruska.
190. Schweinfurth, G., Arabische Pflanzennamen. Bespr. v. J. Ruska. Isis, Tome I,
S. 268—271.
Enthält einen Exkurs über die mit der Wurzel l-b-n gebildeten Pflanzennamen,
insbesondere die Namen der Euphorbiaceen. Autoreferat.
191. Seidel, Ernst, Europäische Krankheiten als literarische Gäste im vorderen Orient. Arch.
f. Gesch. d. Naturw. u. d. Technik, Bd. VI (Sudhoff-Festschrift), S. 372—386.
Einige Kapitel aus der ersten Abteilung des unter P. Richter besprochenen
Werkes Gdjat al-itqdn fi iadbir badan al-insdn, und zwar diejenigen über Bleichsucht,
Skorbut und Weichselzopf, werden in Text und Übersetzung wiedergegeben und einige
verborgenere Daten zur Lebensgeschichte I b n S a I ä m 's ans Licht gezogen. Die benutzte
Handschrift ist seit etwa 1 8 Jahren im Besitze des Referenten und von ihm in seiner Mechitar-
ausgabe mehrfach (Anm. 10 f. 17) erwähnt worden. Autoreferat.
192. Senevet, Leishmaniose canine ä Alger. Bull. d. 1. Soc. pathol. exot., 19, II, 1912.
Sergent, R6le des chiens et des chats dans la transmission de la Leishmaniose infantile.
Dass.
Beide Forscher bestätigen auf Grund ihrer Beobachtungen an Kindern in Algier
die Richtigkeit der NicoLLEschen Annahme eines ursächlichen Zusammenhanges der
Leishmaniose der Kinder und der Haustiere. Bezeichnenderweise vermehrten sich die
Hundeflöhe in denselben Monaten w^e die Erkrankungen ihrer W'irte. E. Seidel.
193. , Distribution geographique du goitre endemique en Algerie. Bulletin d. 1. Soc.
Pathol. exotique, 1912, Nr. 2.
Repin, Ch., Distribution geographique du goitre en Algerie. Dass. 1912, Nr. 5.
Auch in Algier, wie anderwärts, trägt der Kropf einen endemischen Charakter,
geht nur ausnahmsweise mit Kretinismus einher und bevorzugt, wenn er auch im all-
2^3 Kritische Bibliographie.
gemeinen gegen geologische Faktoren indifferent ist, Kalkboden, im besonderen den Nord-
abhang des Atlasgebirges, der mit seinen Mineralquellen ebenso w ie das Rifgebiet in Marokko
als Bruchspalte die Verhältnisse des Jura widerspiegelt, und dessen Vorland bis zum
Meere. E. Seidel.
194. Sforza, Note su alcune malattie infettlve che hanno dominato nella Libia dal giorno della
nosira occupazione sino ad oggi. Ann. di medic. navale e coloniale, 191 2, vol. I p. 442.
Die im letzten Vierteljahre 1912 herrschende Cholera wurde, wie z. T. experimentell
nachgewiesen ward, durch von Fliegen mit Vibrionen infizierte Datteln, Oasenbananen
und Leckereien der Straßenhändler verbreitet und zeitigte 1048 Erkrankungen mit reich-
lich 30 % Mortahtät. Ungefähr gleichzeitig traten Malaria und Typhus auf. Auch Ulcus
tropicum, Trachom, Noma und Lepra kamen zur Beobachtung. E. Seidel.
195. , Generalita sulla pathologia delle tribii della Tripoliiania e regioni f^nitime
studiata nei campi di concentraziorxe degli Arabi. Malaria e malattie dei paesi
caldi, sett.-ott., p. 257.
Allgemeine Nosologie der" in den Konzentrationslagern angesammelten Ange-
hörigen der tripolitanischen Stämme. Außer den oben genannten Krankheiten wird auch
Tuberkulose genannt. E. Seidel.
196. Smith, D. E., und L. Ch. Karpinski, The Hindu- Arabic numerals. Bespr. v. D. B.
Macdonald. American Historical Review, 19 13, XVIH, i.
197. Strunz, Franz, Die Vergangenheil der Naiurforschiing. Jena 1913. 197 S.
Das Buch, Franz Servaes in Wien gewidmet, will das mähliche Werden des Natur-
gefühls und der Naturerkenntnis in einer Reihe von Charakterbildern festhalten. So er-
scheinen darin Gestalten, die diesem Zweck des Buches besonders entgegenkommen, wie
die heilige Hildegard, Arnos Comenius, J. B. van Helmont, Rousseau, aber auch Abschnitte
über die Anfänge der Alchimie und über die Chemie der Araber. Die Forschungen von
M. Berthelot und E. Wiedemann sind mit großer Belesenheit bis auf die in letzter Zeit
erschienenen Abhandlungen benützt — der Verf. hat ja b«kanntlich auch mit E. Kalliwoda
zusammen eine deutsche Ausgabe von Berthelots Chemie im Altertum Jind Mittelalter
veranstaltet — , aber bei dieser noch unvergorenen Stoffülle überkommt einen doch das
Gefühl, daß manchmal weniger mehr gewesen wäre. Wie viel wissen wir denn im Grunde
von ricn Verfassern dieser Traktate als Menschen und Persönlichkeiten? J. Ruska.
198. Wiedemann, Eilhard, Ans Nirwairis Enzyklopädie. Über Parfüms. Sudhoff-Fest-
schrift AGNT 6, S. 418/426.
Aus der Enzyklopädie des Nuwairl (gest. 1332), die den Titel führt Nihäjal al-'Arab
fJ junün al-Adab, teilt E. Wiedemann ein interessantes Kapitel aus dem Abschnitt über
das Pflanzenreich mit, das Vorschriften über die Herstellung von Parfümen enthält. Eine
Inhaltsübersicht über den ganzen Abschnitt geht voraus. Das erste Kapitel handelt haupt-
sächlich von Bodenarten, Getreide und Küchenpflanzen, das zweite von den Früchten,
anscheinend im Anschluß an die»Geoponika« ; im dritten Kapitel sind stark duftende Pflanzen
und Blumen genannt, im vierten hauptsächlich Harze und Gummiarten, im fünften kommt
Nuwairl auf die Verwendung und Herstellung der wichtigsten Parfüme, wohlriechenden
öle und Destillate, des Räucherwerks und verschiedener Geheimmittel zu sprechen. Aus
diesem Kapitel ist die Darstellung der Gällja und des Nadd (nach einer großen Zahl
von Autoren) vollständig in Übersetzung wiedergegeben. J. Ruska.
199. , Optische Studien in Laienkreisen im 13. Jahrhundert in Ägypten. S.-A. aus
Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik für das Jahr 1913.
200. , Beiträge zur Geschichte der Naturwissenschaften. XXX L Über die Verbreitung
der Bestimmtingen des spezifischen Gewichtes nach Biriini. XXXH. Aus der arabischen
Handels- und Warenlehre von Abu'l Fadl Ga'far Ibn 'All al Dimaschqi. S.-A. aus den
SPMS Bd. 45 (1913) S. 31-54-
Kritische Bibliographie. 270
201. Wiedemann, Eilhard, Fragen ans dem Gebiet der Naiurwissenschaf/en, gestellt von
Friedrich IL, dem Hohenstaiifen. Archiv für Kulturwissenschaft XI, 483 ff.
Bespricht von den im Kitäb al-istibsär fimä tudrikiihii l-absär des malekitischen
Rechtsgelehrten Sihäb ad-din al Qaräfi Cf 684/1285. s. Brockelmann I, 385) er-
örterten 50 Fragen aus dem Gebiet der Optik (s. d. Verf. Übersetzung der Fragen in »Eders
Jahrb. f. Photographie« 1913) drei, die auf den Hohenstaufen Friedrich IL zurückgehen,
nebst den Antworten, und handelt anschheßend über ein Planetarium des genannten
Fürsten, das ihm von Al-Asraf zum Geschenk gemacht worden war. E. Graefe.
202. Zeuthen, H. G., Die Mathematik im Altertum und im Mittelalter. Die Kultur der
Gegenwart, dritter Teil, erste Abteilung, die mathematischen Wissenschaften. Erste
Lieferung. 95 S.
Da dieses Heft als geschichthche Einleitung und Grundlage für die Darstellung der
Entwicklung der neueren Mathematik zu gelten hat, so nimmt die arabische Mathematik
und Astronomie darin einen verhältnismäßig bescheidenen Raum ein. Wer nähere Be-
lehrung wünscht, wird immer wieder zu Cantor oder zu Monographien wie v. Braunmühls
Geschichte der Trigonometrie greifen müssen. Bemerkungen über das indische Ziffersystem
finden sich im ersten Abschnitt, von Interesse für die Geschichte der arabischen Mathematik
ist auch, was der Verf. vom Verfall der griechischen sagt. J. Ruska.
V. Literaturgeschichte (Handschriftenkataloge und neue Quellen).
203. Abdul Muqtadir, Maulavi, Catalogue o{ the Arahic and Persian Manuscripts in the
Oriental Public Library at Bankipore. III. Persian poetry i-jth — iqj'/z Century. Bespr.
Athenaeum, 1913. 4463.
204. 'Abid b. al-Abras, The Diwans of 'AbTd ibn al-Abras, of Asad, and 'A'mir ibn
at-Tufail, of 'Amir ibn Siis'a'ah, edited for the first time, from the ms. in the British
Museum, and supplied with a translation and notes by Sir Charles Lyall. Gibb
Memorial Series XXI, 1914.
205. Abü'l-'Alä'. Gabriel, Colin, La Tedkira d'AbiPl-'Alä\ publice et traduite pour la
premicrc fois. 1911. Bespr. v. Huart JA XI, II, 381 — 384.
206. Aboul-Barakat, Le calendrier d' Ab oiil- Barak at, texte arabe edite et trad. par
E. Tisserant (Patrologia orientalis, Bd. 10, Fase. 3, S. 245 — 286).
207. Abu Hanifa ad-D:naweri, par J. Kr.\tschkowsky. Bespr. v. C. F. Seybold. ZDMG
67. 53S tT.
208. Abü'l-Mahäsin Ibn Taghri Birdi'S Annais, entitled »an-Nujihn az-Zdhira fi Mulük
Misr wal-Ä'dhira«. VoL III, part i, Nr. i, ed. by W. Popper. 130 S. (University of
California Publications in Semitic Philology, vol. 3 Nr. i). Berkeley, The Uni-
versity Press, 1913.
209. Abul-Qasim al-Amidi, Al-mnwäzana bain Abi Tammäm ical-Buhturi. 2. Aufl.
Beirut, Druckerei des »Iqbäl«, angez. al-Hiläl XXII, 320.
210. Abu Sa'id ibn Abul Khayr, Rubä'iyät IL Edited by Maulavi Abdul Wali. JA SB
191 1, 637—667.
Zur Vervollständigung seiner auf der Handschrift der »Asiatic Society of Bengal«
basierenden Ausgabe der ÄM&ä't/a^es Abu Sa'Id (JASB 1909,421 — 456) teilt der Heraus-
geber hier weitere 173 dem Abu Sa'Id zugeschriebene Vierzeiler nach der Handschrift
des British Museum mit. In der Einleitung werden die Varianten in den beiden Hand-
schriften gemeinsamen Versen besprochen und die Frage erörtert, inw-ieweit die Vierzeiler
mit Recht dem Heiligen zugeschrieben worden sind. J. Horovitz.
211. Ahlwardt, The dizcans of the six ancient arabic poets: Ennäbiga, 'Antara, Tharafa,
280 Kritische Bibliographie.
Ztihair, ^ Alqama, and Imruulquais and (he colleclions of iheir fragmenis, with a list
of the varions readings of the text. Anastatischer Neudruck. London 19 13.
212. Ahmad 'Ärif az-Zain, Ta'rlfi Saidä. Li-mu'alUfihi Ahm.^d 'Ärif-az-Zain. Histoire
de SaiJd par .\ii.mad Aref El-Tzein. Saida (Syrie): Imp. al-'Irfän 1913. 186 S.
213. 'Ali Ibn-al-Fadl, Risäla al-amtäl al-bagdädijja allati lagrl baind'l-'ämma lil-qädl
AbiM-Hasan 'Ali Ibn-al-Fadl al-Mu'ajjadi at-Täliqäni. Kairo (um
1913): Matba'at R'amsis. Herausgegeben von Louis Massignon. 37, 4, 3 S. (Über
die in Bagdad im Jahre 421 H. gangbaren Sprichwörter.)
214. Ali Mohammed, Seyyed, dit le Bab, LeBeyan persan trad. par Nicolas. Bespr. v.
HouTSMA Museum 1913, 11/12; Cl. Huart RC 1913, 34; A. Jaussen Revue
Biblique Internationale 1913, X 2.
215. , Bd. III Paris, Geuthner, 1913.
216. Apt, Naftali, Die Hiobserzählung in der arabischen Literatur. Bespr. v. G. Salzberger
\VI I 249 f.
217. Asbath, P., Calalogne sommaire de mss. arabes (suite), avec un appendice sur les l'ies
syriaques de saint Basile. (Revue de l'Orient Chretien, 1913, 2 ser., Bd. VIII, 3.)
218. Attaja, M. 0., Slou^ar arabsko-russkij. lOii S. Moskau 1913.
219. Bachja, Al-Hidaja ed. Jahuda. Bespr. v. W. Bacher GGA 175 h, 650 — 666; Blau
Magyar-Zsido Szemle 1913, 4; J. Goldziher ZDMG 67, 529 ff.; M. Horten DLZ
1913, 24, TLZ 1914 142, OLZ 16, 556, WI I 244; R. A. N. JRAS 1914, 195 ff.;
St. Z. für hebr. Bibliogr. XVI S. 102—6.
220. Baerlein, Henry, Abu^l Ala the Syrian (Wisdom of the East). London, Murray, 1914.
221. Bahäoullah, L'epitre au fils du Loup. Traduit par Dreyfuss. Bespr. v. Houtsma,
Museum MM3, 11/12; v. M.G.D. RC 1913, 281 — 2S2.
222. Battal, A., »Nazarljcti Adablje« {Theorie der Literatur) (tatarisch). VII 107, IV S.
Kasan 1913. Bespr. v. N. K— f. MI II, 825.
223. Bedros Effendi Kerestedjian, Quelques Materiaux pour un Dictionnaire Etymologique
de la Langue Turque. i. Etymologie, origine, comparaison de mots: turc oriental
et Ottoman. Mots etrangers introduits et conserves tels quels dans la langue turque.
Locutions adverbiales et onomatopoetiques. Particules intensives. Themes verbaux.
II. Glanures Etymologiques de mots frangais d'origine inconnue ou douteuse. Edit^
par son nevcu Haig. XV -f 364 -f 42 S. London, Luzac u. Co., 1913.
224. EI-Bekri, Description de l'Afrique Septevirionale. Texte arabe et Traduction de Mac
GucKiN DE Slane. Avcc notcs complemcntaires et index gencral. 2^ ed., rcvuc et
corrigee. 2 Bde. Algier, Ad. Jourdan. 1913.
225. Beveridge, H., A dubious passage in the Ilminsky edition oj the Bäburnäma. JASB
1911, 5—7-
226. , Errata etc. in the A. S. B. edition oj Abu Turabs History oj Gujarat. Calcutta
i<)no. JASB 191 1, 459—463-
227. Bittner, Max, I)ie heiligen Bücher der Jeziden. Bespr. v. Grünert WZKM 27, 442.
228. , Nachtrag. Die kurdischen Vorlagen, mit i Schrifttafel. Denkschr. Wien.
229. Boutros Ghali, Wacyf, Le jardin des fleurs. Essais sur la poesie arabe et Morceaux
choisis. Prcface par Jules Lemaitre. Paris, Mercure de France, 1913. Angez.
Hiläl XXII, 238.
230. Brandl, Leopold, Vorde/oesche Robinsonaden in der Weltliteratur. Germ.-roman.
M<inat--Llirilt V S. 233.
231. Brünnow's, R., Arabische Chrestomathie aus Prosaschriftstellern. In 2. Auflage völlig
neu bearbeitet und herausgegeben von A. Fischer. (Porta hnguarum orientalium
Kritische Bibliographie. 08 1
XVI.) Berlin, Reuther & Reichard, 19 13. Bespr. v. Grünert DLZ 1914 S. 26;
M. G. D. RC 19 13, S. 509.
232. Cattan, Basilio, Grammatica ieorico-praiica della lingua araba per k sciiole italiane.
Citta di Castello, S. Lapi, 1914.
233. Elias, A. Elias, AI qänuis al '■asrl. The Neiu Dictionary: EngUsh-Arabic, Zctiin bei
Kairo 19 13 im Selbstverlag.
Dieses neue, handliche (Ss. XII + 440 quarto) und billige (30 P. T.) Wörterbuch soll
zunächst den Bedürfnissen ägyptischer Studenten, aber auch denjenigen englischsprachiger
Orientahsten dienen. Der Verfasser hat sich bemüht, einen größeren Wortschatz, als bisher
geboten war, zusammenzustellen und diesen durch die beste heutige arabische Literatur-
sprache wiederzugeben. Wo letztere — wie oft — versagt, wird die ägyptische Vulgär-
sprache angewandt. Veraltetes arabisches Sprachgut sollte ausgeschieden werden. Die
Wahl der englischen Vokabeln soll otTenbar Klassisches, Technisches und Tagtägliches
berücksichtigen. Daß diese Aufgabe nur unvollkommen und unproportioniert innerhalb
der dem Band gesetzten Grenzen auszuführen war, ist klar. Deshalb, obgleich man eine
große Anzahl von seltenen und gesuchten Vokabeln, wiez. B. abigail, ablactafion, ahalienate,
abomasum, acupiinctun', trifft, die dem ägyptischen Leser kaum jemals zu Gesicht kommen
können, weil sie vom Engländer selbst nicht verstanden werden, fehlen andrerseits Aus«
drücke, die fast unentbehrlich sind. Trotzdem haben viele Wendungen aus der encrlischen
Verkehrssprache hier einen Platz gefunden. Das Englische ist angloägyptisch gefärbt.
Man fragt sich, ob ä bas und abandonee] (sie !) hierher gehören ! Ich notiere einige Beispiele
noch aus den ersten Seiten: abdest = wiidü ', aborsus = ighdd bonny = samin. Scrv = sirb
tiijiirbarnja. Urwüchsiges aus dem Volksleben wird man nicht erwarten. Das Buch wird
dem Europäer weniger als dem Ägypter dienen. (Bespr. v. S. M. Z. MW IV, 103.)
W. H. Worrell.
234. Cerone, F., Alphonse le Magnanime et Abu ^Oiiiar Ottoman (suite, textes). Archi\-io
storico per la Sicilia Orientale 1913, t. X, fasc. i — 2.
235. Chau Ju-kua, His Work on the Chinese and Arab Trade in the twelfth and thirteentk
Centurics, eutitled Chii-fan-chi. translated from the Chinese and annotated by Friedrich
HiRTH and W. W. Rockhill. St. Petersburg 1912. Bespr. v. P. Pelliot T'oung
pao XIII 1912, S. 446- — 481 ; von Albert Herrmann u. d. T. Das Buch des Tschait
Ju-kua über die fremden Völker und ihren Seeverkehr mit China bis zum 13. Jahr-
hundert. Petermanns Mitt. IQ13. 59, II, S. 313 — ^14.
236. Conybeare, F. C, Rendel Harris, J., and Smith Lewis, Agnes, The story of Ahikar.
From the Aramaic, Syriac, Arabic, Armenian, Ethiopic, Old Turkish, Greek, and Sla-
vonic Versions. IL edit. Enlai-ged and corrected. Cambridge University Press. Bespr.
v. Jeremias Theol. Lit. Bl. XXXV, 122.
237. Ellis, A. G., and Edwards, E., A Descriptive List of the Arabic Manuscripts etc,
Bespr. V. H. F. A(medroz) JRAS 1913, 1068 f. Auch Athenaeum 1913, 4453.
238. van Erpen (Erpenius 1584— 1624), Grammatica araba. Prima traduzione italiatia
condotta sul testo latino (ediz. del 1636) dal dott. Feder ico Gozo, con aggiunte. X, 205 S.
Pavia, Succ. Marelli, 1914.
239. Farina, G., Grammatica araba. Bespr. v. H. Grimme OLZ 17, 37.
240. Ferrand, Gabriel, Relations de voyages et textes geographiques arabes, persans et turcs
relatifs ä Vextreme Orient du VJII au XVIII siecles, traduits, revus et annotes. Tome
Premier. (Documents historiques et geographiques relatifs ä ITndochine pubHes sous
la direction de Mm. Henri Cordier et Louis Finot.) Paris, Leroux, 1913. Vol. I.
296 S.
Das wichtige Werk, von dem der erste- Band hier angezeigt wird, umfaßt in den in
Islam. V.
2g-> Kritische Bibliographie.
Übersetzung gegebenen Autoren den Zeitraum von der Mitte des 9. bis zur Mitte des 13. Jahr-
hunderts, von Ibn Khordädbeh bis Ibn al-Baitär. Die Auszüge beschränken sich
nicht streng auf Indochina, sondern greifen auch auf benachbartes Gebiet über, wenn der
Inhalt der Nachrichten dies rechtfertigte. Von allen Schriften, die in diesem Bande ver-
einigt wurden, sind nur die des Kaufmanns Sulaimän und die des Abu Dolaf Mis'ar
bin al-Muhalhil um die Mitte des 9. Jahrhunderts wirkliche Reiseberichte. Der Bericht,
den Ibn Battüta über das transgangetische Indien und über China gibt, ist nach dem
Urteil von Ferrand so fremdartig, daß man ihn für erfunden oder derart umgebildet
halten muß, daß er unverständlich geworden ist. Man ist überhaupt geneigt, den Anteil
der arabischen Autoren an der Erweiterung der maritimen geographischen Kenntnises
in jenen Regionen zu überschätzen; sie scheinen einfach den schon von den Persern be-
fahrenen Wegen gefolgt zu sein. Auf die zahlreichen Plagiate der späteren Autoren ist
ebenfalls hingewiesen.
Der zweite Band wird den Rest der Texte enthalten. Was die Veröffentlichung
so besonders wertvoll macht, ist die Vertrautheit des Verfassers mit Land und Leuten,
die er in langjährigem Aufenthalt gewonnen hat, und der sorgfältige Kommentar, bei dem
auch die Beiträge von P. Pklliot aus chinesischen Quellen ausgiebig benutzt werden konnten.
Der dritte Band soll dann die wissenschaftliche Verarbeitung des gesamten Materials
bringen. ^Bcspr. v. Jules Bloch RC 1914, S. 113.) J. Ruska.
241. Friedländer, Die Chadirlegende und der Alexanderrojnan. Bespr. v. C. Cessi Rivista
di Filologia 1913, 41; Christensen Nordisk Tidskrift for Filologi 1913. 1/2;
Gressmann TLZ 1913, 16; Halevy Revue Scmitique 1913, XXI; F. Pfister
Berliner Philologische Wochenschrift 1913, 29; M. G. D. Rf 1913, 408; Wensinck
Museum 21 S. 212.
242. Gollancz, H., The Book of prolection being a collection of charms now edited for the f.rsl
Urne fromSyriac Mss. with iranslation, iiitroducllon and noies. 27 ill. London Henry
Frowde; Oxford, Univ. Press, 1912. Bespr. v. A. Moberg OLZ 17. 32.
243. Graf, Georg, Christlich-arabisches. Theol. Quartalschrift 1913, Heft II, lOi — 192.
Lilcraturgcschichtliche Nachträge zu dem bekannten Buche des Verf.: Die christlich-
arabische Literatur bis zur fränkischen Zeit, Freiburg 1905. Becker.
244. , Das arabische Original der Vita des hl. Johannes von Damaskus. Der Katholik
03, 19 13. 9-
245. Gragger, R., Eine arabische Gestalt der Bürgschaftssage. Zeitschrift für vergleichende
l.ilcraturgcsclüchte, 1913, 3.
246. Graulle, A., Le Boustdn adh-Dharif d^az-Ziyäni. RMM XX1\', 311— 317.
Gr. ist so glücklich gewesen, eine Handschrift des bisher für verloren geltenden Ge-
schichtswerkes Al-Bustän a?-?arif fldaulat Mauläi 'All as-sarlf (Brockelmann II, 508 oben)
für kurze Zeit — wo, ist leider nicht gesagt — in Händen halten zu können. Er gibt ein
Verzeichnis des Inhalts und übersetzt sodann den ersten Teil der Vorrede, aus dem hervor-
geht, daß — entgegengesetzt der bisherigen Annahme — der Bustän erst nach dem Targumän
(Br. a. a. 0.) verfaßt worden ist. E. Graefe.
247. AI-Gurgani, Abul Hasan 'Ali b. 'Abdal'aziz (f 366 H.), AI ivisäla bain al-Mutanabbl
ua Ijusüin/hi. Herausgegeben und konuiicntiert von AhmedEfendi *Arif Zainaddin,
I^aidä, Druckerei des »*Irfän«, angez. Hiläl XXII, 240.
248. Grigorjew, A. D., Erzählung vom allweisen Akir. Untersuchung und Texte.
rpiUüi'bKii'b. A. ^\., noufiCTh oni, Ai;iipi. npf'My^poMi,. II:{c.ih;;oii;uiii' 11
Ti'i.TTi.i. MocKBa 1913- X. 316 S.
249. Halevy, J., Recherches de M. Th. Nöldeke sur le roman d'Achikar. Revue Semitique
19 13, XXI, Juillet.
Kritische Bibliographie. 283
250. AI-Halläj, Kildb al Tawäsin. Ed. Massignon. Bespr. v. L.Bouvat RMM XXIV, 341 ;
Cl. fluART RC 1914 (2), 22; Lammens Recherches de Science Religieuse, Tome 5,
1914, 123 ff.
251 . HamduMläh Mustawfi-i-Qazwini, The Ta'rikh-i-Guzida or ttSelect His/ory« of Hamdii^lWi
Mustawfi-i- Qazwini. Compiled in A. H. 730 (A. D. 1 330) and now abridged in English
from a manuscript dated A. H. 857 (A. D. 1453) by Edward G. Browne. With
indices of the fac-simile text by R. A. Nicholson. Part II, containing the abridged
translation and indices. Gibb Memorial Series vol. XIV, 2. 191 3.
252. Marder, Ernst, Kleine arabische Sprachlehre. Heidelberg, Julius Groos, 19 13. VI, 164 S.
Angez. V. tz WI I, 248.
253. Heyne, Arthur, Geschichlen und Schwanke aus dem Orient. Aus dem Persischen über-
setzt. Mit einem Vorwort von Ludwig Harald Schütz. 60 S. Dresden und Leipzig,
»Die Sonne«, Belletristische Verlagsanstalt, 1914.
254. Houdas, 0., Al-Bokhdri, les traditions islainiques, traduiles ... Tome quatrieme.
Paris IQ14.
255. HÜsing, Georg, Beiträge zur Rostahmsage (Sajjid Ba/täl). Mythologische Bibliothek
V^. 68 S. Leipzig, Hinrichs, 1913.
256. Ibn Haldun, Histoire des Beni ^Ahd el-Wäd, Rois de Tlemcen {Regne d' Abou H'ammon
Moüsa II) par Abou Zakarya Yah'ui Ibn Khaldoiin. Traduction frangaise avec des
notes et trois index par Alfred Bel. 2^ Vol. 2 Fase. Alger 1913.
257. Ilmi Zadah Faidh Allah el Husaini, Fath-ur-Rakmän U Tälib Äyät-il-Ä'w\m. Beirut
(Korankonkordanz). Bespr. v. Yusef Stephen MW III, 434.
258. Imru'ulqaiS, Die Mu'-allaqa des Imriilqais. Übersetzt und erklärt von Dr. Salomon
Gandz. SBAk. Wien, 170. Band, IV. Abhandlung. Wien 19 13. Bespr. v. Barth
DLZ 47, 2087.
259. 'Isa Ibn-Ibrahim ar-Raba'i, K.Nisäm al-garlb. Imlä' as-saih 'Isä Ibn-Ibrähim
Ibn-Muhammad ar-Raba'I. Herausgegeben von Bwls Brwnlh (Paul Brönnle).
At-tab'a I. Kairo (1913): Matba'a Hindijja. 3,311 S. (Erklärung alter und seltener
Worte mit Belegstellen.) Monuments of Arabic philology (»Atär al-luga al-'arabija«). 3.
260. Izzet Melyh, Leila. Türkische Familienszene. Übersetzt von E. Oesterheld. 80 S.
Berlin. Priber u. Lammers, 1913/14.
261. Ibn al Khatib, Kitäb al Wafayät, edited by Mawlawi M. Hidayat Husain. JASB
1912, 1—38.
Eine chronologisch angeordnete Zusammenstellung der Todesdaten berühmter Männer
bis zum Jahre 807 reichend. Der Verf. ist Abü'l-'Abbäs Ahmed b. Husain, bekannt
unter dem Namen Ibn al-Iiatib al-Qusantini. J. Horovitz.
262. Ibn el ^airafi Code de la chancellerie d'Etat (Periode Fätimide) traduit par M. Henri
Masse. BIFAO XI Le Caire 1913, S. 65 — 115.
263. Kampffmeyer, G., Weitere Texte aus Fes und Tanger. MSOSAs. XVI. Jahrg. 191 3,
S. 51—9^-
Kampffmeyer gibt hier eine Fortsetzung der MSOSAs. Bd. XII, 1909 S. i ff. mit-
geteilten Texte. Sie sind z. T. in Fes selbst aufgenommen, z. T. stammen sie von einem
früheren und dem jetzigen Lektor am Berliner oriental. Seminar. Sie sind z. T. (Nr. 4, 5, 15a
und b) im arabischen Text, alle in Umschrift und Übersetzung (mit Ausnahme von 15 b)
mitgeteilt. Auf die grammatische und lexikographische Ausbeute will Kampffmeyer
an anderer Stelle eingehen. Manche der Texte bieten sachlich allerlei Interessantes, so
besonders Nr. 3 »Besuch eines Heiligengrabes während der Zeit des Aufenthaltes der
Scherifen von Wazzän in Fes (Juni 1907)«. Nr. 4 »Das 'Ansra-Fest (Johannistag) in Fes«,
Nr. 5 »Häusliches Leben« (hier werden u. a. Heirats- und Scheidungsurkunden mitgeteilt),
19*
2Sa Kritische Bibliographie.
Nr. n »Lebensweise der Tolba in Fes« und Nr. 14 »Sitten und Gebräuche der Marokkaner«
(a) Heirat, b) Geburt, c) Beschneidung). Auch die unter Nr. 15 b nur in Text und Um-
schrift mitgeteilte Predigt scheint der Beachtung wert. R. Mielck.
264. EI-Klndi, ed. Guest. Bespr. v. M. Hartmann WI I 24S; Houtsma Museum 21,
S. 91/; A. T. Upson MW IV 100.
265. Krymski, A., Historisch-literarische Notizen über die Legende der sieben schlafenden
Jünglinge zu Ephesus.
und Attar, Übersetzungen verschiedener kleinerer arah. Texte der 7. bis 13. Jahrh.
Russisch. Moskau 1914.
266. Künos, Ignäcz, Forty -jour turkish fairy iales. Collected and translated, with illustra-
tions by Willy Pogany. London, George G. Harray u. Co. o. J.
267. Leander, P., Aus Badr ad-dln Abu Muhammed al-Hasan bin '■Umar bin Habibs Durrat
al-asläk fi daiilat al-aträk I MO VH 1913, S. i— 81.
Die Einleitung und die ersten 8 Jahre (64S — 655). Text mit textkritischen An-
merkungen. J- Pedersen.
268. Lyall, C. J., The meafiing of the words >falä /ntbbihi« in Qur. II, i-j2. JRAS 1914,
158-163.
L. weist auf Grund der Erklärungen der arabischen Kommentatoren und eines Verses
aus den Mufaddalijät nach, daß sich die Worte ^ala Inibbihi nicht auf »Gott« (wie in fast
allen Übersetzungen, z. B. Säle, Rodwell, Muir, Palmer und auch Goldziher in seinen
Vorlesungen S. 17), sondern auf das vorangehende al-mdl (so richtig von Lane übersetzt)
beziehen. R- Mielck.
269. Machuel, L., Note sur la re forme de l'ecriture arabe. RT. 20. annee Nr. 100 (Juillet
1913) S. 407—416.
Die arabische Schrift ist unvollkommen. Das ist nicht nur die Ansicht der Europäer,
sondern wird auch von den Orientalen selbst empfunden. Versuche, die Schrift zu moderni-
sieren und aller Zweideutigkeiten zu entheben, sind bisher resultatlos geblieben. Darum
hat sich Verf. nun, nach seiner Angabe auf Veranlassung gebildeter Orientalen, daran
versucht, das Problem zu lösen, und zwar in richtiger Erkenntnis des Umstandes, daß die
arabische Schrift als Schrift des Korans den Moslimen gewissermaßen als etwas Heiliges
gilt, unter Beibehaltung der bisherigen Zeichen und des Duktus von rechts nach Hnks nur
durch Einführung einiger neuer, von ihm erfundener Vokalzeichen; denn in der Vokal-
losigkeit liegt eben der Mangel. An Beispielen wird das erläutert. Das System, das Verf.
vorschlägt, ist, das muß man sagen, ganz geistreich; die Zeichen für Fetha und Kesra sind
außerdem auch praktisch zu nennen. Eine in alter und neu vorgeschlagener Schriftart
abgedruckte Textprobe läßt auch erkennen, daß man sich nicht allzu schwer an die letztere
gewöhnen würde. Aber — m. E. muß doch wohl eine Schriftänderung bzw. Verbesserung
stets von denen ausgehen, die sich dieser Schrift bedienen. Das sollte man wirklich den
Orientalen selbst überlassen. Und wenn Verf. selbst richtig bemerkt, daß den Arabern
ihre Schrift als etwas Heiliges gilt, so ist damit doch klar, daß sie eine solche Änderung
doch ablehnen werden, zumal wenn die Anregung aus dem Westen kommt. Derartige
Vorschläge sind also nur vergebliche Liebesmüh. R. Mielck.
270. , Les auteurs arabes. Paris 1912. Bespr. v. G. Levi Della Vida. La nuova
cultura I 19 13, 851.
271. Mahmoud Käti ben EI-Hädj El-Motaouakkel Käti et l'un de ses petits-fils, Tarikh
El-FeUach Fi Akhbar El-Bouldän Oua-l-D/ouyoiich Oua-Akdbir En-Näs. (Documents
arabes relatifs a l'histoire du Soudan.) Texte arabe edite par 0. Houdas et Maurice
Delafosse. Traduction frangaise par les memes, avec une carte. (Publications de
Kritische Bibliographie. 285
l'Ecole des Langues orientales Vivantes, V^ Sc'rie, vols IX, X.) Paris, Ernest Leroux,
1914.
272. Mahomet, El Koran, Traducido del arabe iluslrado con notas y precedido de iin estudio
de la vida de Mahomet exiractado de los lihros de los escrilores orientales mas dignos de
credito por M. Savary. Version castellana de A. Hernandes Cata 559 S. Paris, Garnier,
1013.
273. Maometto, // Corano. Versione lelterale italiana di A. Fracassi. LXIV, 463 S.
Milano, U. Hoepli, 1913.
274. Maqrizi, ElmawaHz w'al-rtibdr fi dlükr el-khifa/ w'al-Jthdr, cd. par M. Gastox Wiet.
\..!. 1[. MIFAO XXXII. Paris 1914.
275. Massignon, Louis, Quatre textes inedits, relatifs a la Biographie d'al-Hosayn ihn Mansoftr
al-Halläj. Publies avec tables, analyses et index. Paris, Paul Geuthner, 19 14.
276. , Presse arabe. RMM XXIV, 327—334.
Es wird berichtet i. über die Gesellschaft der »Diener der Ka^bac, die Musir Husain
al-Qudwäy in Lucknow gegründet hat. Sie soll der »Verteidigung der islamischen Inter-
essen in der Welt« dienen und wird sich vor allem jedem Versuch einer nicht-muharame-
danischen Macht, an die heiligen Stätten des Islam: Jerusalem, Medina und Mekka, zu
tasten, energisch entgegenstellen; 2. über die Druckereien im Wilayet Bagdad und deren
hauptsächlichste Veröffentlichungen; 3. über des Verf. Vorlesung Td'rlh al isiilähät al
falsaflydt al 'arabtya an der »Ägyptischen Universität«. Daran schließt sich eine »BibUo-
graphie«, in der »Neue Bücher«, »Zeitungen und Zeitschriften« sowie orientalische Aus-
gaben alter Texte behandelt werden. E. Graefe.
277. Mattson, Etudes phonologiques siir le dialecte arabe vulgaire de Beyrouth. Bespr. v.
('. S.NoiTCK-HuRGRONjE. Muscum, 1913, XX, 6.
278. Mesnevi oder Doppelverse des Scheich Mewlänä Dscheläl ed-din Rümi. Aus dem Persi-
schen übertragen von Georg Rosen mit einer Einleitung von Friedrich Rosex
(Meisterwerke orientalischer Literaturen. In deutschen Originalübersetzungen heraus-
gegeben von Hermann von Staden. Erster Band.) München, Georg Müller, 19 13.
279. Midhat, Ahmed, 0 weh ! Türkisches Drama, zum erstenmal ins Deutsche übertragen von
Doris Reeck. TB XV. XI, 77 S.
280. Mille et Ulie nuits. Kaux, A., Histoire du Bossu. Conte tire des . . . Texte persan,
publ. avec des notes en Frangais. Paris, Ernest Leroux, 191 3.
281. Ibn Miskawaih, ed. Caetani. Bespr. v. M. G. D. RC 1913, 422.
282. Mirza Kamran, The Mlrzä Nämah {The Book of ihe Perfect Gentleman) of Mirzä
Kämrän it'ith an English Translation by Mawlawi M. Hidayat Husain. Lecturer,
Presidency College Calcutta. JASB NS X 1—13-
Die von dem Herausgeber in der Bibliothek eines Freundes entdeckte, im 11. Jahrh.
d. H. in Indien geschriebene kleine Schrift von Mirzä Kämrän enthält einen Regel-
kodex für den wahren Mirzä: was für Kenntnisse und Fähigkeiten ein rechter Mirzä haben
muß, wie er sich in der Öffentlichkeit und in der Gesellschaft zu benehmen hat, welche
seiner Zeitgenossen er als die hervorragendsten, welche Städte in Indien und Persien er
als die schönsten zu betrachten hat usw. Die Veranlassung zur Abfassung gab dem Ver-
fasser die Anmaßung einiger hochmütiger Gesellen in Labore, die sich Mirzä nannten,
ohne aber von dem, was den wahren Mirzä ausmacht, etwas zu wissen. Die mancherlei
kulturgeschichtlich interessanten Einzelheiten, die namentlich der zweite Teil der Schrift,
das Anstandbuch des perfect gentleman aus dem 1 1. Jahrhundert enthält, lassen die Heraus-
gabe von Text und Übersetzung als dankenswert erscheinen. (Rieu erwähnt in dem
Catalogue of the Fers. Manns, of British Museum S. 826 V ein anderes anonymes Mirzä
Nämeh; in der Bibl. der Asiatic Society of Bengal befindet sich, wie der Herausgeber be-
merkt, ein Werk gleichen Titels von Mirzä Muhammad yalll.) H. Ritter.
286 Kritische Bibliographie.
283. Mispoulet, P., Al-Mi'yär al-Djadid, »La nouvelle pierre de tauche des faiwäs du Faqih
al-Mahdi al-Oiiazzdni al-'Imrdni«. RMM XXIV 298.
Nach kurzer, über das malekitische Fiqh orientierender Einleitung Analyse des
1328 = 1910 in Fes erschienenen neuen Fatwd-W erkes al-Mi'yär al-gadid (der Druckfehler
im Titel »Mi'yär« findet sich auch im Text noch einmal) von dem in der genannten Stadt
wirkenden Miijti al Wazzäni, der übrigens mit der bekannten Scherifenfamilie nichts
zu tun hat. E. Graefe.
284. Mouhammad al-Qädiri, Nachr al-mathäni de Mouhammad al-Qddiri. Traduction
de A. Graulle et P. Maillard. Tome premier, de l'an looi (J.-C. 1592) ä l'an 1050
(J.-C. 1640.) 400 S. Arch. Mar. XXI. Paris, Leroux, 191 3.
285. Muhammad Ala-ud-din Haskafi, The Durr ul Mnkhtar being the 'ivell known conimeniary
of the Tanwirul Absar of Muhammad Bin Abdullah Tamartashi with an English trans-
lation by Brij Mohan Dayal B. A. Part I Book onNikah 2nd edition, Part II Book on
TaZafe Lucknow 1913. (Obertitel: The Muhammadan Law Translation Series.) 116 S.
Enthält den Text des Durr al mufitär nach der Calcuttaer Ausgabe von 1856 und der
Bombayer von 1891 mit gegenüberstehender Übersetzung. J. Horovitz.
286. Muhammad ben 'Ali, Faure-Biguet, G., et M. G. Delphin, Les seances d'el-Aouali,
Textes arabes en dialecte maghrebin publies et traduits. JA XI II, 285- — 310; ä suivre.
Der Verfasser dieser neuarabischen Makamen, Mohammed ben 'Ali. wahr-
scheinlich berberischer Abkunft, stammt aus Bethioua in Oran, hat aber durch mehr-
fachen Wechsel seines Wohnsitzes die verschiedenen in der Provinz gesprochenen Dialekte
kennen gelernt. Den Schatz der von ihm gesammelten Dialektworte und Redensarten
legt er in seinen übrigens in Schriftarabisch geschriebenen 19 maqämät al ^awältja pl-
ahbär al-^ulälija 'ala l-lugha al-maghribija nieder, von denen die ersten zwölf hier heraus-
gegeben und übersetzt werden. Wie weit sie »manifestations du folklore maghrebin« sind,
läßt sich erst nach Fortsetzung der Herausgabe sagen. Die vorliegende erste maqäma
as-sahräwija klingt etwas an Hariris vierte Makame an. H. Ritter.
287. Muhammad Mas'ud, Adäb al-Ujäqa. Cairo 1913. (Modernes Adabbuch, über guten
Ton und feine Sitte.) Bespr. v. S. Spiro Bey MW IV, 217.
288. Murko, M., Bericht über phonographische Aufnahmen epischer, meist mohammedanischer
Volkslieder im nordwestlichen Bosnien. SBAk. Wien 1913 VIII. Vergl. Nr. 472.
289. Nahia Beg Salih Sagwat, ra'rf/z al-hula]ä turgima mi-n-al-luga al-fransawijjabiqalam
Nahla Beg Salih Sagwat. At-tab'a i. Kairo, Amin Hindijja, 1331/1913. 173 S.
Kurze Darstellung der islamischen Geschichte bis auf die neueste Zeit im Zusammen-
hang mit der Weltgeschichte nach einem französischen Originalwerk.
290. NÖldeke, Th., BurzSes Einleitung zu dem Buche Kaiila wa Dimna übersetzt und er-
läutert. Bespr. V. Cl. Huart RC 191 3, Nr. 19; Halevy, Mes doiites sur
r introduction de Biirzoe au livres de Kalila-wa-Dimna. Revue Semitique 1913, janN-ier.
291. Oesterheld, Erich, Vom türkischen Theater, Einleitung zu Leila, Türkische Familien-
szene von Izzet Melyh {übersetzt, bearbeitet und eingeleitet von Erich Oesterheld,
mit einem Essay über das türkische Theater und drei Bildbeilagen). Berlin, Priber u.
Lammers, 1913/14.
Verfasser gibt einen kurzen Überblick über die türkische dramatische Literatur der
jüngsten Zeit; besonders interessiert der IV.Abschnitt, der die Zeit seit der Wiedereinführung
der Verfassung behandelt. Verfasser bespricht hier einige Stücke genauer, die ihm be-
merkenswert für die Entwicklung der türkischen Dramatik scheinen; Neues und Inter-
essantes bringt er ferner, wenn er von den modernen theatralischen Bestrebungen in Kon-
stantinopel spricht. Oesterheld zeigt sich wohl unterrichtet auf seinem Gebiet, kennt
aber anscheinend nicht, was über die türkische Moderne von europäischer Seite bereits
gearbeitet wurde. F. Taeschner.
I
I
Kritische Bibliographie. 28/
292. Omar Khayyam, Rubaiyal. Honderd kwairijnen. Vertaald door P. C. Boutens.
Bussuni, van Dishoeck; o. J.
dss. Translated from the Lucknow Edn. by Johnson Pasha. 160 S. London,
K. Paul, 1913;
dss. (Fitzgerald) Presented by Willy Pogany (reich illustriert). London, George
G. Harray u. Co. ; o. J.
dss. Rendered into English Verse by Edward Fitzgerald. Riccardi Press Booklets.
London, P. L. Warner, 191 3;
dss. Rendered into English Verse by Edaard Fitzgerald. With drawings by
Edmund J. Sullivan. London, Methuen, 1913.
Traduzione integrale in prosa ritniica e note di F. Faruffini. 76 S. Napoli,
Ricciard i. 19 14-
293. al-Pacaci al-Bagdädi, Ibrahim Munib, Diwan. 135 S. Bagdad 1331.
294. Pizzi, Italo, Manuale della lingita araba scritta, grammatica, termi, antologia, vocabulario.
16". Firenze, Succ. Le Monnier, 1913.
295. Piassmann, Th., The signifcation of bsräkä. A semasiological study of the Semitic
stein B-K-K. XI, 179 S. Paris, Imprimerie Nationale, 1913.
296. Platts, John T., A Grammar of the Persian Language. Part I: Accidence, by the late
J. T. Platts, revised and enlarged by G. S. A. Ranking. — Part II: Syntax by
George S. A. Ranking. Oxford, Clarendon Press 191 1. Bespr. v. Dr. F. von Krae-
LiTZ Allgemeines Literaturblatt XXII 18, 559.
297. Raquette, G., Eastem Turki Grammar. Practical and Theoretical wilhVocabiilary. Parti I.
.MSUSAs. Jahrg. XVI, 1913, S. 113— 211. (Bespr. v. Zettersteen MO VII 247 ff.)
Fortsetzung dieser sorgfältigen, auf langjährigem Aufenthalt im Lande beruhenden
Studien, deren ersten Teil ich anderenorts eingehender gewürdigt habe (s. KR Jan. 19 '4)-
E. Graefe.
298. RavaiSse, Les mots arabes et hispano-morisques du Won Quichotte« (suite). Revue
de I.in^. et de Philol. Comparee 46, 65 — 72, 199 — 210, 140 — 146.
299. Rescher, 0., Über arabische Manuskripte der Läleli-Moschee. (Nebst einigen anderen
noch unbeschriebenen arabischen Codices.) MO VII 97 — 136.
300. , Zum Diwan des Abu H-Aswad ed-Du'alt. WZKM 27, 375 ff.
Auszüge aus dem Diwan (vgl. Nöldeke, ZDMG iS, 232 ff.), zu denen jetzt auch
eine alte Handschrift aus dem Sammelband der Müräd Molläh - Bibhothek Nr. 1789
(1761) zur Verfügung stand. Eine Übersetzung mußte vorläufig zurückgestellt werden.
E. Graefe.
301. van Ronkel, Ph. S., Catalogue of the arabic manuscripts preserved in the museiim of the
Bdtavia Socitty of arts and science. X 554 S. Batavia, Albrecht & Co., 1913.
302. AI Safadi. Gabrieli, G., Indice alfabetico di iutte le biografie contenute nel {i.Wäfi bi-l-
wafayät« di Al-.Safadi neW esemplare fotografico delV on. Leone Caetani, principe
DI Teano. RRAL Seria Quinta Vol. XXII, S. 547—577-
303. Saintyves, P., Salomon, son pouvoir et ses livres magiques. Rev. des Tradit. Popul.
XXVIII Sept. 1913 Paris 410 ff.
Gibt die jüdischen, arabischen und christHchen Legenden, die arabischen haupt-
sächlich nach Basset. Salzberger's Dissertation (Heidelberg 1907) Die Salomosage
i. d. sentit. Literatur ist dem Verf. unbekannt. Becker.
304. Salih Hamdi Hammad, Adab al-isläm. Ta'llf S ä li h H a m d i H a m m ä d. Wa-jallhl :
Risälat al-/ukam an-nubirwijja bi-qalam al-nni'allif. At-tab'a 2. Kairo, Amin Hindijja,
1 331/19 13. 420 S. Nebentitel: Moral of Islam and the selected maxims of the prophet
Mohammed. By S. H. Hammad. 2nd ed. MousKY-Cairo.
305. Al-Sam'ani, ed. Margoliouth. Bespr. v. M. Hartmann WI I, 245.
288 Kritische Bibliographie.
306. Seippel, Alexander, Persiske vers euer Omar Kajjäm, Hafis, Karabkuhi.
Übersetzung von persischen Gedichten in der neuen, mir leider nicht verständüchen
norwegischen Schriftsprache (»landsmAl«). J. Pedersen.
307. Severus ihn al Muqaffa', ed. C. F. Seybold. I. Bespr. v. G. Graf. DLZ 1913, 2651.
308. — - — , Hislory of the patriarchs of the coptic Church of Alexandria IV. Mennos to Joseph
(S49). Arabic text edit., translated and annotated by B. Evetts Patr. Or. X, 5.
I0I4-
309. Smith, Percy, A plea for the use of versions of scripture and of other literainre in the
Vulgär Arabic. MW IV, 52 — 63.
Der Verfasser, der seine Erfahrungen vor allem in Algier sammelte, hat bei dem
warmen Eintreten für die Schaffung einer auf den sog. »Vulgärdialekten« beruhenden
Schriftsprache, (die natürlich am Klassisch-Arabischen genährt werden müßte), zunächst
das Interesse der christlichen Mission im Auge; aber auch, wenn man von diesem absieht,
wird man seinen Ausführungen freudig zustimmen und möchte hoflen, daß in Befolgung
des von ihm vorgezeichneten Weges endlich einmal ein Schritt weiter zur Erreichung des
noch so fernen Zieles getan würde. Erlebt man doch selbst immer wieder die schädlichen
Folgen des Zwiespaltes zwischen Schrift- und Umgangssprache. Sehr bezeichnend sind
die Ausführungen zu diesem Punkte S. 61 f. E. Graefe.
310. Soane, E. B., Grammar of the Kurtnanji or Kurdish Language. Luzac's Oriental Gram-
niars Seiics \'I. London, Luzac & Co., 1913.
311. Soualah, Moh., Lectures litteraires et recreatives arabes: conies, lefons de choscs,
recits moraux, textes descriplifs suivis d'exercices de grammaire et de redaction. VII,
176 S. Alger, Jourdan, 191 3.
312. Su'äd, Jusuf, Aqwäm üs-sijer (Das Leben Mnhammeds). (Nebst: Aqwäm üs-sijer;
eine Antwort auf den »Qylygzäde Haqqi« gezeichneten Artikel in der Zeitung
»ICMih'id«.) 406 u. 23 S. Stambul 1330 — 1331.
313. dl Tarrazi, al-vlkunt Filib (Vicomte Phihppe de Tarrazi), Ta^rilj as-si/iäfa al'-^arablja
jahtawl 'alä afjbär kiill ^arida wama^alla ^arabija ?aharat fi l'älam Sarqan wagharban
ma*a rusüm ashdbihä it'al-nnt/iarritin fihä walarägim masühirihim. 2 Teile in i Band,
170 -f 336 S. Bespr. v. .M. Hartmann WI I, 245 — 247.
Lobende Besprechung des wichtigen Werkes des syrischen Grafen, das allerdings
noch nicht abgeschlossen vorliegt. Die wertvolle Sammlung der arabischen Zeitungen
und Zeitschriften, die dem Verf. das hauptsächlichste Material geliefert hat, befindet sich
nach der Notiz im vorigen Heft S. 119 jetzt in Hamburg als Eigentum der Zentralstelle des
dortigen Kolonialinstituts. Eine eingehendere Würdigung des umfangreichen Werkes
und eine Hervorhebung der Verdienste des Grafen Tarrazi wird sich in dem oben in
Aussicht gestellten Katalog der Sammlung von selbst ergeben und bleibt daher für später
vorbehalten (vgl. auch die Anzeige im Hiläl XXII, S. 78). R. Mielck.
314. Tausend und eine Nacht. Arabische Erzählungen. Zum ersten Male aus dem Urtexte
vollständig und treu übersetzt von G. Weil. 7. rev. Aufl. 4 Teile in 2 Bänden. VIII,
408, 412, 422 und 362 S. Mit 700 III. Berlin, Neuschild und Henius, 1913.
315. Tisserant, Eugenius, Specimina Codicuni Orientalium. Tabulae in usum scholarum,
editae sub cura lohannis Lietzmann, Bd. 8. Bonn, Marcus u. Weber, 1914. Bespr.
v. Zeitf.kstkf.n Mf) VII 246.
316. Umajja ibn Abi S-Salt etc. übers, v. Schulthess, bespr. v. Huart RC 1913, 43-
317. Weil, Gotth., Abu^l-Barakät Ibn al-Anbärl. Bespr. v% C. Brockelmann GGA 1913,
Xr. 12: Reckendorf OLZ 1913 S. 455.
318. Wensinck, Legends of eastern saints. Bespr. v. J. B. Chabot RC 1913, 15; E. v. Dob-
scHLTz TLZ 1913, Nr. 9; Fr. Schulthess GGA 175 VIII 496 ff.; Peiters Analecta
Bollandiana 1012^; Stocks Theol. Literaturbericht 1912, 5, 1913, 10.
Kritische Bibliographie. 28q
319. Wilson, E., Turkish Literature, Comprising fahles, helles-leUres and sacred traditions
iranslated into English for the first time 'tvith a special inlroduclion. Revised edition.
New York 19 13.
320. Wortabet, W. Th., Arabic-English Dictionary. Third edition, revised and enlarged
by Prof. Harvey Porter. Beirut, American Press, 1913.
321. Wortabet, Dr. late, Aphorisms of the first four Caliphs. AQR N. S. ^'ol. II, 284—289,
continued from p. 318. April 1913. Vgl. Islayn IV S. 339 Nr. 335.
322. Yahuda, A. S., Prolegomena. Bespr. v. J. Halevy Revue Semitique 19 13, XXI,
Avril.
323. Yäqut, ed. Margoliouth (Gibb Mem. VI, 6). Bespr. v. J. Goldziher JRAS 1914.
17S— 1S5.
324. Zeb-un-Nissa, Rendered by Magan Lal etc. Bespr. v. A. F. G. S. AR Jan. 1914, 129.
325. Zamakhschari, Die Maqämen. Aus dem Arabischen übersetzt von O. Rescher. (Bei-
träge zur Maqämen-Literatur, Heft 6.) Greifswald 1913.
326. Zuhair, Die Mo^allaqa des Zuliair mit dem Kcmmentar des Ibn el-Anbärl. Herausg.
V. 0. Rescher MO VII, 137 — 195.
VI. Archäologie, Kunstgeschichte, Epigraphik, Numismatik,
historische Geographie und ähnliches.
327. Ahmed Zeki Pacha, Uart musulman. Bespr. v. L. Bouvat RMAI XXI\' 350.
328. La Alhambra (Granada). 1913: Francisco de P. Valladar, D(?/a .4//^a»^Z>ra. Apitntes,
notas, investigaciones. S. 169 — 172 (Die Beschädigungen der Alhambra durch
die Soldaten Napoleons). S. 193 — 195 (Museum, angelegt um die Mitte des
vorigen Jahrhunderts durch C ENDO YA mittelst Trümmern von Alhambraskulpturen.
Monographie der A. von Jimenez Serano von 1846). S. 217 — 219 (Zerstörungen
durch eine Explosion 1590). S. 265 — 268 (Über Bertaux's Studie über die spanische
Malerei vor dem 16. Jahrhundert. Dieselbe Kritik übersetzt in La Veii de Catalitnya,
Barcelona 1913, 24. Juli). Reprod. der Malereien des »Saals der Gerechtigkeit«).
S. 241 — 245: El »Bamielo« 0 Batio del Puente del Cadi. (Spanisch-arab. Bad aus dem
II. oder 12. Jahrhundert.) — Illustrations isolees: Coins du quartier de V Alhayziv
a Grenade: r»Algibetrillo«. (Spanisch-arab. Tür des Münzgebäudes.) H. Ritter.
329. Allen, A., A nipee Struck by George Thomas. JASB 1912, 129 — 130.
330. Anet, Claude, The Manafi-i-heiwan. Handschrift mit Miniaturen v. J. ca. 1300.
The Burhngton Magazine, 1913, S. 224 — 231, 261.
331. Arata, G. V., U architettura arabo-normanna e il rinascimento in Sicilia. Con prefazione
di C. Ricci. Mailand, Bestebbi u. Tuminelli, 1913
332. Bell, Gertrude Lowthian, Palace and tnosque at Ukhaidir: a study in early Mohammadan
architecture. 200 S.. ill.. 4°. Oxford, Clarendon Press, 1914.
333. Bisvesvar Nath, Chaubey, B. A., Calligraphy. With an Introduction and Notes by
Colonel T. H. Hendley, C. I. E. Journal of Indian Art and Industry Vol. X\'I,
Nr. 124 (Okt. 1913) S. 31 — 32, 5 Taf. mit 21 Abb. (folio).
Ein brahmanischer Hindu, Beamter des Staates Jaipur, bildet hier 21 tugrä's nord-
indischen Ursprungs ab, die sämtlich Lebewesen darstellen; die Texte, aus denen sie sich
zusammensetzen, sind in gewöhnlicher Schrift und in Übersetzung wiedergegeben. Vor-
liebe für die Figur des Löwen (Asad Allah = '■All). Die Namen der 12 Imame müssen sich
zu einem Pferd zusammenfügen, und eine menschliche Fratze enthält die Namen Allah.
Muhammad, 'Alt und Hasan ! — Hendley verweist auf ein Buch Tugri Nasta'ltq eines
2Q0 Kritische Bibliographie.
Heera Lal von Jaipur und nennt den Munshi Zamir Ali aus derselben Stadt »unrivalled
for his excellence in Arabic monograms«. W. Printz.
Der interessante Gegenstand verdiente eine gründlichere Untersuchung, als es die
oberflächlichen Bemerkungen des Verf. sind, die von Ungenauigkeiten, Nachlässigkeiten
in der Umschrift und auch groben Schnitzern wimmeln. Nur eine Probe: die Worte: yä
faitä/i» (Fig. 13) werden Ya Fittta Ho umschrieben und übersetzt: The Governor of men !
E. Graefe.
334. Bode, Wilhelm, Vorderasiatische Knüpfteppiche aus allerer Zelt. Zweite, umgearbeitete
Auflage mit Beiträgen von Ernst Kühnel. (Band I der Monographien des Kunst-
gewerbes.) 160 S. mit etwa 90 Abb. Leipzig, Klinkhardt u. Biermann, 1914.
335. Brown, The coins of the Kings of Awadh. JASB 1912, 249 — 274.
336. Codera, Francisco, Documenta ärabe iraido de Mulilla. BRAH XLIII. Madrid 1913.
loi — 105.
337. , Deux monnaies d'or troiives ä Lehrija. BRAH LXIII, 564 — 565. (M. des
Almohades, de Abdelmumen et de Abou Jacoub Jousouf correspondant aux n^^» du
Catalogue de Vives 2054 et 2061.)
338. , Monedas ärabes orientales encontradas en Aragon. BRAH LXHI 1913, 552
bis 556.
339. , Inscripcidn ärabe de Trujillo. RRAH LXIV 1914, 117 — 119.
340. Codrington, Oliver, Coins in the name of a hing of Jinns. The Numismatic Chronicle
and Journal of the R. Num. Soc. 1913. Part I. Fourth Scrics. — Nr. 49, S. 123 ff.
Es werden drei Münzen in Abbildung und Umschrift vorgelegt, die nach der (per-
sischen) Legende im Namen von Königen der Ginnen geschlagen sind. Die phantastischen
Datierungen gehen von 786 — 583 H., doch können die Stücke höchstens etwa 100 Jahre
alt sein. Der Wortlaut bedarf noch sehr der Untersuchung; einiges zur Lösung des Problems
könnte vielleicht eine am Schluß (nach Houtum-Schindler) mitgeteilte Erzählung bei-
tragen, nach der ein Sohn Fath *Ali Säh's von einem Abenteurer vermittelst angeblicher
Briefe und Münzen des Königs der Genien beschwindelt wurde. E. Graefe.
341. (Collection Arthur Sambon.) Catalogue des objeis d'art et de haute curiosite
Formant la Collection de M. Arthur Sambon. 100 S. mit Tafeln. 4". 1914.
S. 37 — 50: Art Musulman. Nr. 152 — 173: Faiences emaillees des XHI« et
XlVe siecles (Fabriques de Rhages et de Suitanabad). Nr. 174 — 176: Verres arabes
emailles des XIH« et XIV^ siecles. Nr. 177 — 183: Faiences et porcelaines orientales
des XVIe et XVn« siecles. Nr. 184 — 187: Bronzes incrustes d'or et d'argent des
Xlle, XHIe et XlVe siecles. Nr. 188 — 191 : Manuscrits. 188: Nizämi, Hamsa (9 Min.).
189: Häfiz 916 AH (5 Min.). 190: Gämi, Tuhfat-al-ahrär (3 Min.) 1031 AH (??)
847 AH. 191: Recueil de poesies de differents poetes du 16^ siecle (persans).
342. Conway, Martin, A Persian garden carpet. The Burlington Magazine 1913, S. 95 — 96.
343. — — , The Catalogue of the Älunich Exhibiiioii of Mussulman art. The Burlington
Magazine 1913, S. 232 — 237.
344. Cresswell, C, The origin of the Persian Double Dome. Burlington Magazine 1913,
XXIV, Nov.
345. Hartmann, R., Materialien zur historischen Topographie der Palaestina terlia. ZDPV
XXWl 100 — 113, iSo — 19S.
346. Herzfeld, E., Erster vorläufiger Bericht der ^lusgrabimgen in Samarra. Bespr. v. E.
Brandenburg OLZ 16, 444.
347. , Die Aufnahme des sassanidischen Denkmals von Paiküli. 29 S. (Abh. Pr. Ak. W.
1914, Phil.-Hist. Klasse, Nr. i.) Berhn, Georg Reimer, 1914.
348. Hopf, Carl, Die altpersischen Teppiche. Eine Studie über ihre Schönheitsurrte. 2. bed.
verm. Aufl. 36 S. ill. München, F. Bruckmann A.-G., 1913.
Kritische Bibliographie. 2gi
349. Huart, Cl., Lcs CaUigraphcs. Bespr. v. M. G. D. RC 1913, 509.
350. von Karabacek, Josef, Zur orientalischen AUertumskimde. IV. Mohammedanische
Kunststudien. 13 Taf., 9 Abb. 109 S. SBAk. Wien 172, i. Abh. Wien, Holder, 1913.
351. Kühnel, Ernst, Sizilien und die islamische Elfenbeinmalerei. Zeitschrift für bildende
Kunst 4'i, N. F.. 25. Heft 7 (April 1914), S. 161— 170, 23 Abb.
352. Lamperez y Romea, Vincente, El real monasterio de Santa Clara enTordesillas (Valla-
dolid) (fm). Bolletin de la Sociedad Castellana de Excursiones ;(Valladolid) 1912,
S. 573 bis 587, 14 Fig., 2 Taf. (Vgl. Repert. d'Art et d'Archeol. 1913. S. 270.)
353. , La Torre Niieva de Zaragoza. Arte Aragones, April 191 3. (Vgl. Repert.
d'Art et d'Archeol. 19 13, S. 266.)
Im Jahre 1513 von zwei christlichen, zwei maurischen und einem jüdischen Archi-
tekten erbauter Turm, der eine Verbindung von gotischem, katalonischemTurm und Minaret
darstellt. H. Ritter.
354, Lewis, G.G., The practical book of oriental nigs. New edit. enlarged. London, Lippincott,
i>)i4.
355, Materiaux et documents d'art espagnol. lo^ annee, Fase. i. Burgos: Coffre d'ivoire
hispano-arabe provenant de Santo Domingo de Silos (art hispano-arabe du XI« siecle),
Madrid: Are de niihrab provenant de Sarragosse (art hispano-arabe du XI« siecle).
Fase. 2. Grenade: Tour de la Captive a V Alhambra: plinthes en ceramiqiie et
socle des balcons (art hispano-arabe du XllJe siecle). Pampelune. Coßret de style
arabo-persan a la cathedrale: partie anterieure (art hispano-arabe du XI^ siecle).
356, Migeon, G., Notes d' archeologie musulmane. Acquisitions nouvelles du Musee du Loiivre.
Gazette des Beaux Arts 1913, Dec.
357, Mordtmann, J. H., Türkische Papierausschneider. ZDMG 66, 471 f.
Bringt bestätigende Nachträge zu Jacob's Arbeit über dieses Thema (vgl. Islam
IV, 340, Nr. 343); Erwähnungen finden sich auch an zwei Stellen in den älteren abend-
ländischen Quellen: Höniger v. Königshofen's Hofhaltung, nach L.\unclavius' »Türken-
chronik« und v. DiEz' »Denkwürdigkeiten von Asien«. E. Graefe.
358, Östrup, J., Kalifens Monier i dansk Jord. Gads Danske Magasin, September 1913,
11^ 7^3-
In Skandinavien, vor allem in Schweden, hat man viele Tausende von kufischen
Münzen gefunden; 191 1 fand man in einem dänischen Garten einen silbernen Schatz von
Gefäßen und Ringen samt vielen Münzen. Dr. Ö. beschreibt in seinem Ausfatz {Die Münzen
des Kalijen in dänischer Erde) diesen Fund und die kulturhistorischen Beziehungen, welche
daraus hervorgehen. Die Münzen stammen aus den östlichen Gegenden und sind auf dem
Handelswege über Rußland hierher gekommen, zumeist in der Zeit der Samaniden; von
etwa 1100 an hören sie auf, einerseits wegen der Auflösung des KaHfenreiches, anderer-
seits, wie Dr. Ö. vermutet, wegen des Verfalls des von Nordländern gegründeten Reiches
in Rußland. Die Kopenhagener Sammlung orientalischer Münzen wartet noch der Ka-
talogisierung. J- Pedersen.
359, Preußer, Conrad, Nordmesopotamische Baudenkmäler. Bespr. v. S. Guyer. Repert.
d. Kunstwiss. XXXVI. Bd., N. F. I. Bd. 173— 175-
360, Rehm, H. S., Mario}iettenspiele. Mit Zeichnungen vom Verfasser. Paul Kellers Monats-
blätler. Die Bergstadt I. 11 (August 1913), 943—953-
Der schon durch verschiedene Abhandlungen und Bücher (vgl. G. Jacob, Envähnuugen
des Schattentheaters in der Welt-Literatur, 3. Ausg., S. 43) auf diesem Gebiet bekannte Ver-
fasser gibt in dem vorliegenden Aufsatz eine Übersicht über das Marionetten- und Schatten-
theater der Orientalen (Cliinesen, Japaner, Perser, Birmesen, Ägypter, Türken, Siamesen
und Javanen); es handelt sich dabei nur um eine populäre Zusammenfassung des bekannten
2Q2 Kritische Bibliographie.
Materials ohne neue wissenschaftliche Gesichtspunkte. — Mit dem S. 949 genannten Sultan I.
ist natürlich Selim gemeint; es könnte unnötig erscheinen, diesen Druckfehler zu monieren,
wenn nicht der Ostasiatische Lloyd, der in seiner Nr. 44 (31. Oktober 1913, S. 404 ff.) den
Aufsatz Rehm's verkürzt wiedergibt, verständnislos Sultan der Erste (!) abdruckte.
Fr. Jäger.
361. Rivoira, G. T., Architettnra Alusulmana, sue origini e suo sviluppo. 4°. IX, 390 S.,
341 Illustr., I Taf. Mailand, U. Hoepli, 1914.
362. RodrigO Amador de los Rios, De arte hispano-mahometano. Revista de archivos,
bibliotecas y Museos 1913, Juli-August, S. 64 — 81, 4 pl.
363. Ropers, H., Auskunftsbuch über Morgenland ische Teppiche. Hamburg, Boysen &
Maasch, 1913.
364. StrzygOWSki, J., Envorhene Rechte der österreichischen Kunstforschung. (Mit 9 Abb.)
Österr. Monatsschr. f. d. Orient, Jahrg. 1914, Heft 1/2.
365. Tressau, Peinture en Orient et en Extreme Orient. Numero special de 1' Art et des Artistes.
Illustre. Paris 1913. (Peinture Chinoise, Japonaise, Musulmane etc.)
366. Velasquez BOSCO, Ricardo, Medina Azzahara y Alannriya. Bespr. v. M. J. R. Melida
in El Correo, Madrid (vgl. La Publicidad vom 24. Juli 1913); Alfred Bel JA XI, II,
394—398.
367. de Villefosse, Heron, berichtet im Bulletin de la societe nationale des antiquaires de
France 191 2 S. 3S5 nach einem Artikel der Nowoja Wremja von der Entdeckung
eines byzantinisch-persischen Schatzes bei Moloja Pereschtina, Gouvernement Poltova,
der unter anderem ein vermutlich aus dem 4. Jh. stammendes Bild Schäpürs II. ent-
hält. Der Schatz befindet sich jetzt in St. Petersburg. H. Ritter.
368. VIoIIet, H., Musulman Architecture of the Thirteenth Century in Irak. Revue Archeol.
1913, I — 18.
369. de Vogüe, Marquis, La citeme de Ramleh et le irace des arcs brises. (Extr. d. Mem. de
l'Acad. d. Inscr. et B.-L.) Paris, Klincksieck, 191 2. Bespr. v. Wensinck Museum
21, S. 27.
370. Whitehead, R. B., Catalogue of coins in the Panjab Museum, Lahore. Published for
the Panjab Goveinment. Vol. I: Indo-Greek Coins XII, 218 S., 20 Taf. Vol. II: Coins
of the Mughal Emperors CXV, 422 S., 21 Taf., i Karte. Oxford, Clarendon Press,
1914-
371. Wiet, Les inscriptions arabes d'Egypte. Bull, de l'Acad. des Inscr. X, 1915.
372. Wood, Howland, Le monnayage de Mascate et d'Oman. American Journal of Numism.
4<i f'iOi^), 1311 — 132.
373. Zweiter Jahresbericht der Kaiser-Wilhelm-Geseilschaft zur Förderung der Wissen-
schaften. BerUn, Reichsdruckerei, 1913.
Auf Seite 24 — 26 findet sich ein kurzer Bericht über die Förderung der islamischen
und iranischen Archäologie durch die Gesellschaft. Es handelt sich um die 2. Kampagne
der von E. Herzfeld geleiteten Ausgrabung von Samarra (i. Dezember 1912 bis Ende
Juni 19 > 3)- Die Funde von Pai Kuli (s. Nr. 347). Becker.
374. N. N., Two Persians lustred panels. The Burlington Magazine 191 3, S. 84 — 88.
VII. Länder und Völker des Islam.
a) Rußland.
375. Barthold, W., Die geographische und historische Erforschung des Orients mit besonderer
Berücksichtigung der russischen Arbeiten. (Aus dem Russischen von E. Ramberg-
FiGULLA und einem Geleitswort von M. Hartmann.) Band VIII der »Quellen und
Kritische Bibliographie. 293
Forschungen zur Erd- und Kulturgeschichte«, herausgegeben von R. Stube. Leipzig,
Otto Wisrand, 1913. Angez. v. M. Hartmann WI I 241 f.
376. Barthoid, W., Nachrichten über den Aralsee und den unteren Lauf des Amu-darja von den
ältesten Zeiten bis zum 17. Jahrhundert. Deutsche Ausgabe mit Berichtigungen und
Ergänzungen vom Verfasser (übers, von H. v. Foth). Ausführlich bespr. v. Albert
Herr MANN u. d. T. Die alte Verbindung zwischen dem Oxus und dem Kaspischen
Meer. Mit Karte. Peterm. Mitt. 1913, 59, II, S. 70—75-
377. , Sarincb 0 pyccKOM-b nocoacTBB ub iiepciiACKOi'r p.vKOiincn. Noiice
marginale dans un manuscript persan a propos d'une ambassade russe. Bulletin
de l'Acadi'mie Imperiale des Sciences de St. Pctersbourg 1914, Nr. 5, S. 365 — 367.
378. Capus, Guillautne, A travers le royaume de Tamerlane (Asie centrale). Voyage dans la
Siberie occidentale, le Turkestan, la Boukharie, aux bords de l' Amou-Daria, a Khiva
et dans le l'Oust-Ourt. Illustre de 66 gravures par Paul Merwart, d'apres les docu-
ments de l'auteur, avec 2 cartes (Bibliotheque de l'Explorateur vol. II). Paris, A.
Hennuyer, 1013.
379. Hoetzsch, Otto, Russisch-Turkestan und die Tendenzen der heutigen russischen Kolonial-
politik. Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft im Deutschen
Reiche, herausgegeben von G. Schmoller, Leipzig 1913, S. 371 — 457.
380. Huquq we Hajät. (Seit Januar 191 3 in Kasan russisch und tatarisch erscheinende
Revue.) Bespr. MI II 505, 576.
381. II (»Türk-tatarische Zeitung zur Wahrung der Interessen des Heimatlandes«, erscheint
in Petersburg). Bespr. v. M. Hartmann WI I 222. Vgl. MI II 801.
382. Lanier, L., L'Asie: Choix de Lectures de Geographie. Partie I.: Asie Russe, Turkestan,
Asie Ottomane, Irani. 10. edit. 640 S. Fartie U.: Indes orientales, Indo-Chine, Empire
Chinois, Japon. 9. edit. 900 S. Paris, Belin Freres, 1914.
383. JaBpoB-b, M. B., TypKecxaHX.. roorpa(|)ia n iiCTopia Kpan (M. B. Lawrow,
Turkestan. Geographie und Geschichte des Landes.) Moskau 1913. 19S S., ill.
384. Majerczak, R., En Russie. RMM XXIV, Sept. 1913, S. 174«.
Beschäftigt sich mit der Mir Islama, sowohl der leider bereits wieder eingegangenen
ersten Zeitschrift dieses Namens, als auch mit ihrer noch bestehenden Nachfolgerin. Aus
jener werden dankenswerterweise einige Stücke ganz ausführhch mitgeteilt (Les Vaisovites
de Kazan und Les Ismaeliens de Choughnan), vgl. dazu Islam IV, S. 172 und S. 446, Nr. 438.
Gleichsam als Einleitung dazu werden geographisch-historische Ausführungen über die
unter russischer Herrschaft lebenden muhammedanischen Völker gebracht (Quellen:
D. aVtoff, Peiiples et langues de la Russie d'apres le dernier recensement russe; v. Dingel-
STEDT, The Musulman Subjects of Russia (Scott. Geogr. Mag. 1903); A. Chichov, Tadjiki,
Les Tadjiks (Revue »L'Asie Centrale« 191 1) (russ.), ferner die Veröffentüchungen des
»Comite Statistique Provincial de Syr-Daria« und des »Enciklopediceskij Slovar«); daran
schheßen sich statistische Tabellen und Bemerkungen über »Essais de russification des
Musulmans«, beides nach Frau S. Bobrovnikoff in Moslem World Jan. 191 1.
E. Graefe.
385. Mekteb. (Neue, in Kasan erscheinende Zeitschrift.) Bespr. MI II 574.
386. Mu'allim. (Seit dem 10. Oktober 1913 in Orenburg in tatarischer Sprache erscheinende
Zeitschrift.) Bespr. MI II 804.
387. Rickmer Rickmers, W., The Duab of Turkestan. A physiographic sketch and account
of sotne travels. With 207 maps, diagrams and other illustrations. Cambridge Uni-
versity Press, C. F. Clay, 1913. Bespr. Athenaeum 1913- 445--
388. Rikli, M., Xatur- und Kulturbilder aus den Kaukasusländern und Hocharmenien, von
Teilnehmern der schweizerischen naturwissenschaftlichen Studienreise Sommer 191 2
^^, , Kritische Bibliographie.
unter Leitung von Prof. Dr. M. Rikli in Zürich. Mit 95 111. und 3 Karten. Zürich,
Art. Institut Orell Füssli, 1914.
389. Sbornik materialOV dl'a opisanija mestnotej i pVemen Kavkaza Bd. 42. Bespr. v.
J. Nemeth ZDMG 67, 547 f-
390. Taris, E., Siir la revivification des basses vallees du Syr Daria et de V Amou Daria. U Irri-
gation et l'avenir de F Asie centrale. As. Fr. B. 1913 (Nr. 153), 506—509.
391. Tatar milletin tereqqi ttdkmiücihr (Hindernisse des Fortschritts der tatarischen Nation).
Nr. 1134 des »Waqt«. Bespr. und übersetzt MI II, 255 — 259.
392. Turmus (Leben). (Neue, in Ufa an Stelle der ehemaligen Zeitung »Sibirien« erscheinende
tatarische Zeitung.) Bespr. MI II 803.
393. Zimin, L., Die Rxdnen des alten Peikend (aus: Protokolle der Sitzungen und Berichte
der Mitgheder des Vereins der Freunde der Archäologie von Turkestan). 31 S. Mit
7 Tafeln und Plan.
Außer einer ausführlichen Beschreibung der wenig bekannten Ruinenstelle (vgl.
die kurze und, wie der Verfasser nachweist, völlig unzutreffende Beschreibung bei R. Pum-
PELLY, Explorations in Turkestan, Expedition of 190J, S. 10) gibt der Verfasser eine Zu-
sammenstellung der arabischen und persischen Nachrichten über die schon in der Geschichte
der arabischen Eroberung erwähnte Stadt (vgl. z. B. J. Marquart, Eränsahr, S. 309).
Das »Alte Peikend« entspricht, wie Verfasser zu beweisen sucht, der von den Arabern
erwähnten »Stadt der Kaufleute« (jnadTnat al-tuggär, Tab. II, 1186, 5) und ist im VI. bis
XII. Jahrhundert endgültig verlassen worden; in einer anderen, etwa 4 km (in der Richtung
nach NO) von der alten Stadt entfernten Ruinenstelle erkennt der Verfasser die Überreste
der späteren, noch im XIX. Jahrhundert erwähnten Festung Peikend. S. 7 Anm. wird
die Frage über die Bedeutung des Wortes /nsn bei den arabischen Geographen besprochen
(vgl. Bibl. Geogr. Arab. IV 216). Der Verfasser meint, //isn könne bei Maqdisi (oder
MuqaddasI) S. 281 oben die Bedeutung »Zitadelle« haben, das Wort werde zwar häufig
in der Bedeutung von Stadtmauer gebraucht, auch sei in dem bei demselben Geographen
mehrmals vorkommenden Ausdruck //isn im qiihandiz (oder quhandiz wa //isn) //isn offenbar
nicht dasselbe wie quhandiz, doch könne an anderen Stellen //isn für quhandiz stehen. Dabei
wird die Tatsache übersehen, daß wir dem erwähnten Ausdruck bei Maqdisi auf der-
selben Seite zweimal begegnen, weshalb es wohl kaum anzunehmen ist. daß Maqdisi
wenige Zeilen höher //isn für quhandiz gebraucht haben könnte. Auch wird keine Stelle
angeführt, v.'o /lisn unzweifelhaft für quhandiz stände. W. Barthold.
394. N. N., Mr. Rickniers' new expedition in Ce^itral Asia. Geographical Journal 1913, 6.
395. N. N., Die muhammedanische Pilgerbewegung in Rußland. Osnianischer Lloyd 6. Jahrg.
Nr. 209. Konstantinopel, 31. August 1913.
b) Türkei.
396. Atalla, Joseph, T.es trois solutions de la question syrienne. QDC 19 13 (Nr. 400), 462
bis 472.
397. Bachmann, Wilhelm, Bericht zur Routenkarte von AIossul nach Wan. Mit 3 Karten
und 12 Abbildungen. Peterm. Mitteil. 19 14, 21 — 25.
398. The Balkan Problem. AQR N. S. II 225 ff. Map of the Balkan States. — Mahdali:
Some causes of Turkey's Defeat. — Arminius Vamberv, late: The future of the Turks
in Asia Minor. — Chedo Mi jatovich, A remarkahle result of the last Balkan upheaval. —
Shah Mohammad Naimatullah: Recent turkish events and Moslem India. — Arthur
Field: A Turco-British Entente.
399. Baedeker's Konstantinopel, Balkanstaaten, Kleinasien, Archipel, Cypern. 2. Aufl.,
mit 18 Karten, 50 Plänen und 15 Grundrissen. Leipzig, Baedeker, 1914.
Kritische Bibliographie. 205
400. Baker, B. G., The Passing of the Turkish Empire in Eiirope. 309 S. New York 1913.
401. Banse, Ewald, Auf den Spuren der Bagdadbahn. Mit 42 Bildern auf Tafeln, 40 Tcxt-
bildern und 3 Orig.-Karten. Weimar 1913, 155 S. Bespr. v. A. Baldacci Bolletino
della Reale Soc. Geogr. 1913 II5; G. Kampffmeyer WI I, 237 f. ; LZB 1913,
Xr. 33.
402. Barreca, Riccardo, La Turchia d' Asia e le sue ferrovie. 28 S. Rom, Voghcra, 1914.
403. Bauer, Leotlhard, Das palästinische Arabisch, ijtie Dialekte des Städters und des Fellachen.
Grammatik, Übungen und Chrestomathie. Dritte Auflage. i6'/2 Bogen. Leipzig,
TTinrichs, 1913.
404. Behar, Y., /-c fmanze turche. Le contribtizioni dirette nelV Impero Otlomano. Bologna
T0I4-
405. Berard, N., La Mort de Stamboul. Bespr. v. F. J. L. Krämer Museum 21, S. 102;
J. G. L. EC Nr. 26, 630. Mecheroutiette 19 13, Nr. 46.
406. Berard, Victor, Le Sultan, l'Islam et les Ptiissances: Constantinople, La Mecqiie,
Bagdad. Paris, Colin, 191 3.
407. . La revolution turque. Paris, Colin, 19 13.
408. van Berchem, M., et E. Fatio, Voyage en Syrie, tome I, XVI, 341 S.; II fasc. 1,78 Taf.
MI FAQ IM 13— 4.
409. Bertrand, G. J., Fazit türkischer Eisenbahnkonzessionen. Hamburger Nachrichten
Xr. 530, 16. November 1913.
410. BÜß, F. J., The religions of modern Syria and Palestine. Bespr. v. D. B. Macdonald.
Am. Hist. Rev. 1913, XVIII, i.
411. Bourdarie, Paul, La nouvelle Turqitie (avec carte). RI 1913 (Nr. 88), 489 — 501.
412. Bradisteanu, St., Die Beziehungen Rußlands und Frankreichs zur Türkei in den
Jahren 1806 und 1807. 318 S. Berlin, E. Ebering, 1912. Angez. v. G. Markell
Mitteilungen aus der historischen Literatur N. F. II S. 56.
413. Boucabeille, La guerre Turco-Balcanique 1912 — 1913. Thrace-Macedoine-Alhanie-
Epire, avec 13 cartes en couleurs et 10 croquis dans le texte. 6^ edit., revue, augmentee
et mise ;i jour t\ la date du 31 mai 1913. 284 S. Paris, Librairie Chapelot, 1913.
414. de Caix, Robert, La France et les chemins de Fer de V Asie turque. QDC 1913 (Nr. 399),
385—394-
415. Christoff, R.-P. Paul, Journal du siege d' Andrinople. Notes quotidiennes d'un assiege.
2511 S.. 10 !,Mav. Paris. Henry Charles-Lavanzelle, 1914.
416. De Contenson, Ludovic, Les reformes en Turqiiie d' Asie. Paris 1913, Pion-Nourrit.
Angez. As. Fr. B. 1913 (Nr. 152) S. 495.
417. Crossland, Cyrill, Desert and Water Gardens of the Red Sea. X\'I und 158 S. Cambridge
L'niversity Press 1913.
418. Daniels, Dr. E., Die Vorgeschichte des Balkankrieges und die Lage des Orients an der
Jahresicende. PJB 155, Heft I (Januar 1914), S. 193 — 206.
419. Depui, M., Dictionnaire frangais-arabe. {Dialectes partes a Djibouti et dans les
pays cnvironnants ; Dankali, Somali, au Yemen et ä Aden.) Besangon 191 2.
Wer, ohne sich vorher mit dem Arabischen beschäftigt zu haben, seine Kenntnisse
nur aus diesem Buche schöpfen will, dürfte jedem Eingeborenen gegenüber in eine be-
dauernswerte Situation kommen. Denn nicht nur ist die Lautlehre außerordentlich ober-
flächlich, auch im eigentlichen Wörterbuch ist die Umschrift der Wörter eine unglaublich
dürftige und nachlässige. Man ist in dieser Beziehung von den Franzosen wahrHch nicht
verwöhnt; was hier aber geboten wird, übersteigt alles Dagewesene ! Von einer besonderen
Bezeichnung der »emphatischen« Konsonanten mit Ausnahme des • wird völlig abgesehen,
ja, selbst das ^ oft ausgelassen, aber auch nicht einmal lange und kurze Vokale unter-
296
Kritische Bibliographie.
schieden ! Dabei soll das Buch doch wohl der Praxis dienen. — Für die Kenntnis der am
Roten Meer gesprochenen arab. Mundarten kann der Eingeweihte vielleicht einiges
profitieren, wiewohl auch hier die Dialektmischerei und das Fehlen jeder bes. Scheidung
sehr hinderlich sind ! E. Graefe.
420. V. Diest, Werdegang der Osmanen. V. Asien XIII S. 22—24, 36—39, 51—55.
421. Dieterich, K., Das Robert-College bei Konstantinopel und die deutsche geistige Interessen-
vertretung im Orient. Hochland,^ 1913-
422. Dry, A., Colonel, L'etat actuel de l'annee turque. QDC 1913 (Nr. 401), 539—550.
423. Djuvara, T.-G., Cent projets de partage de la Turquie depuis le XIII^ siede jusqu'au
traite de paix de Buchareste (igiT,). X, 650 S. Paris 1914. Angez. Le MouvementGeogr.
Brüssel, Nr. 11, 15. März 1914.
424. DUCOUSSO, Gaston, L'industrie de la soie en Syrie. Paris, Challamel, 1913.
425. Egelhaaf, Gottlob, Historisch-politische Jahresübersicht für 1913. (Sechster Jahrgang
der Politischen Jahresübersicht.) 181 S. Stuttgart, Carl Krabbe Verl. Erich Guß-
mann, 191 4.
Aus dem Inhalt: VII. Die Balkanhalbinsel; XII. Afrika; XIII. Asien; Dokumentari-
scher Anhang: 2. Türkische Note vom 30. Januar 1913; 3- Präliminar friede von London
vom 30. Mai 1913; 4. Friede von Bukarest vom 10. August 1913.
426. Field, Arthur, A Turco-British entente. AQR NS II 249—255.
427. Fiore, Pasquale, Der Friede von Lausanne. Niemeyer-Strupp, Jahrbuch des Völker-
rechts Bd. I (München u. Leipzig 1913). S. 640—649.
Eine beredte, u. a. auch die in Islam IV S. 554 Nr. 595 berührte Frage erörternde
Rechtfertigung des kriegerischen Vorgehens Italiens gegen die Türkei. E. Lüders.
428. Gauh's, Gtorges, La Ruine d' im Empire. Abd-ul-Hamid, ses amis et ses peuples. Preface
de Victor Berard. Paris, Colin, 1913. Angez. As. Fr. B. 1913 (Nr. 152) S. 494.
429. Gazandjan, J., Aus dem Armenischen entlehnte Worte im Türkischen. Huschardzan,
Festschrift aus Anlaß des 100 jährigen Bestandes der Mechitharisten-Kongregation
in Wien (1881^191 1) und des 25. Jahrganges der philologischen :Monatsschrift »Handes
Amsorya« (1887— 191 1), herausgegeben von der Alechitharisten-Kongregation unter
Mitwirkung der Mitarbeiter der Monatsschrift und zahlreicher Armenisten. Wien,
Druck und Veriag der Mechitharisteri-Kongregarion, 191 1. Nr. 27, S. 325.
430. Geyer, R., Zur arabischen Bewegung. Österr. Monatsschr. f. d. Orient, Jahrg. 1914,
1/2.
431. von der Goltz, Der jungen Türkei Niederlage. Bespr. v. B. S. AR Jan. 19 14, 131.
432. — — , La defaite de la Jeune-Turquie et la possibilite de son relevement. Traduit
par G. Dietrich. Paris, Charles-Lavanzelle, 1913.
433. Gopcevic, Spiridion, Das Fürstentum Albanien, seine Vergangenheit, ethnographischen
Verhältnisse, politische Lage und Aussichten für die Zukunft. 356 S. Berlin, Hermann
Paetcl, 1914-
434. Grothe, Hugo, Die asiatische Türkei und die deutschen Interessen. Gedanken zur
inneren Umgestaltung des osmanischen Reiches und zu den Zielen der deutschen
Kulturpolitik. »D<?>- neue Orient«, Vorträge und Abhandlungen zur Geographie und
Kulturgeschichte der Länder des Ostens, herausgegeben von Hugo Grothz. 9. Heft.
VIII u. 62 S. Mit einer Karte. Halle a. S. 1913.
Wird, da in Islam IV 8. 455 Nr. 601 nach der falschen Angabe in OA III S. 199
zitiert, hier noch einmal aufgeführt.
435. , Durch Albanien und Montenegro. Zeitgemäße Betrachtungen zur Völkerkunde,
Politik und Wirtschaftswelt der westlichen Balkanhalbinsel. 223 S., 71 Abb. nach
Originalaufnahmen, 4 Skizzen und Textkarten. München, Martin Morike, 1913.
Kritische Bibliographie. . 207
Angez. V. Oestreich Geogr. Zeitschr. 1914, XX S. 119; Ludwig Szamatolski,
Zeitschr. d. Gesellsch. f. Erdk., 1913, S. 484.
436. , Das albanische Problem. Politisches und Wirtschaftliches. 32 S. Halle a. S.,
Gebauer-Schwetschke, 1914.
437. , Gedanken zur Errichtung einer deutschen Hochschule in der Türkei. Eine Samm-
lung von Gutachten. »Beiträge zur Kenntnis des Orients« Bd. X, S. 103 — 172.
438. V. Hahn, Das sterbende Armenien. Asien XII 186 — 187.
439. Hanotaux, Gabriel, La Guerre des Balkans et l'Eiirope (19 12— 191 3). Paris, Plon-
Xourrit, 11)14.
440. Hartmann, Martin, Reisebriefe aus Syrien. Berlin, Dietrich Reimer (Ernst Vohsen),
1913-
441. — — , Die syrische Reformbewegimg. WI I S. 220 f.
Ergänzungen zu WI I S. 131 und den »Rcisebriefen aus Syrien«. H. hebt besonders
hervor, daß die türkische Zentralregierung sich den Wünschen der loyal gesinnten, arabisch-
sprechenden Bevölkerung Syriens gegenüber bisher ablehnend verhalten hat. »Das Haupt-
hindernis einer wahren Verständigung ist das Mißtrauen zwischen den beiden Gruppen.«
Verf. hofft auf nicht zu ferne, beide Teile befriedigende Lösung. R. Mielck.
442. , Aus dem Irak (Babylonien). WI I S. 216 — 219.
Zuerst wird über das Hindije-Stauwerk am Euphrat, dem wichtigsten Teile des
Bewässerungsplanes Sir William Willcock's, und das demnächst seiner Vollendung
entgegengehende Habbania-W'erk (»The Habbania's Escape«) berichtet. Der zweite Teil
behandelt die Gründung einer »Reformgesellschaft« in Basra, dessen Programm nach
»Near East« Nr. 127 vom 10. X. 1913 mitgeteilt wird. H. hebt hervor, daß das Basraer
Reformprogramm tief unter dem in seinen »Reisebriefen aus Syrien« mitgeteilten Beiruter
steht. — Ein Auszug aus dem Basraer Programm auch CO, Vlle annee, Nr. 127, S. 38 f.
unter der Notiz Les reformes en Mesopotamie. R. Mielck.
443. — — , Die Verkehrsverhältnisse Vorderasiens. ^^ I, S. 216.
Kurze Mitteilung über Eisenbahn- und Hafenbauprojekte europäischer Mächte.
R. Mielck.
444. , Ein schi'iiischer Alarmrufer in Syrien. WI I, S. 223 f.
Enthält eine recht ungünstige Besprechung des von der dem modernen Schi'itentum
dienenden ^/*jV/ä?!-Druckerei herausgebrachten Kiiäb add'in waPisläm, verfaßt von Mo-
hammed Alhusain AI Käsifalghatä. Auch die anderen Publikationen derselben
Druckerei sollen von geringer Bedeutung sein. R. Mielck.
445. Hackenbroch, J. P., Atripto PalestineandSyria. 241 S. New York, Richardson Press,
1913-
446. Hess, Beduinennatnen aus Zentralarabien. Bespr. v. Th. Xöldeke LZB 64. Jahrg.,
4S. S. 164S; V. S. M. Z. MW IV, 103.
447. Hichens, Robert, The Near East, Dalmatia, Greece, and Constantinople. Illustrated
by Jules Guerin, and with photographs. London, Hodder and Stoughton, 191 3.
Bcppr. V. Ruth Rouse MW IV, 219.
448. V. Hochwächter, G., Kaiserl. ottoman. Major, Mit den Türken in der Front im Stabe
Mahmud Muchtar Paschas. Mein Kriegstagebuch über die Kämpfe bei Kirk Kilisse
Lüle Burgas und Cataldza. Mit 4 Karten und 13 Bildertafeln. VIII u. 125 S. 8. Aufl.
Berlin, Mittler, 191 3.
449. Ilitch, Alexandre, Le chemin de fer de Bagdad au point de vue Politique, Economique
et Financier, ou l' Expansion de l' Alle7nagne en Orient. Societe Beige d'Etudes et
d'Expansion etc. Oeuvre Mutuelle, Scientifique, de Documentation et de Vulgari-
sation economique et coloniale subventionn^e par le Gouvernement.
Iblam. V. 20
2q8 Kritische Bibliographie.
Trotz seines Umfanges ziemlich wertloses Werk, strotzend von Druckfehlern, Un-
richtigkeiten und Gehässigkeiten. Auch Mären, deren Unrichtigkeit Verf. an anderer Stelle
selber feststellt, wiederholt er, um seinen deutschfeindlichen Ausführungen das nötige
Relief zu geben. Ledighch Tendenzschrift. - F. F. Schmidt.
450. Imhoff, Generalmajor z. D., Die Entstehung und der Zweck des Komitees für Einheit
■ und Fortschritt. WI I, 167 — 177.
Eine historische Studie des langjährigen Kenners der modernen Türkei. Klare Dar-
stellung des Charakters der jungtürkischen Bewegung und ihrer Ziele. In kurzen Umrissen
wird dann die äußere und innere politische Entwicklung in den letzten etwa 50 Jahren
geschildert, die nicht plötzlich, sondern ganz allmählich diese Bewegung und schließlich
die jungtürkische Partei ins Leben gerufen und endlich die Katastrophe vom 23. Juli
190S herbeigeführt haben. Über die eigentlichen Anfänge des »Komitees für Einheit und
Fortschritt« herrscht Unklarheit. Es gibt darüber 5 Versionen: i. Gründung 1889 durch
den Albaner Dr. Ibrahim Temo Bey (Gründung der Organe Meschweret [Beratung] in
Paris, Istiqhal [Zukunft] in Neapel, später nach Spaltung infolge von Meinungsverschieden-
heiten Osmanly in Genf), 2. Kleinasien, besonders Erzerum, Hauptsitz der zahlreichen
jungtürkischen Komitees, 3. Gründung Ende der 80er Jahre durch Studenten der Mulkije-
Schule, 4. Tripolis in Afrika, ein Hauptort für die Entstehung der Bewegung, 5. Gründung
des ersten militärischen Komitees in Damaskus durch Dr. med. Hadji Mustafa im
Jahre 1905. Jedenfalls Ausarbeitung eines neuen, erweiterten Programms, Konstituierung
und innere Organisation des Komitees erst durch Talaat Bey und Gesinnungsgenossen
in Saloniki; Frühjahr 1908 erfolgt dann die Verschmelzung der Pariser und der Saloniker
Vereinigung unter dem Namen »Komitee der Einheit und des'FortschriXtts« {ittihadweteraqqi).
Mit einer knappen, klaren Darstellung der ferneren Ereignisse und der Tätigkeit des Komitees
bis zum 23. Juli 1908 beschließt Verf. seinen interessanten Artikel, dem hoffentlich recht
bald weitere über das spätere Wirken des Komitees folgen. R. Mielck.
451. ImmanUQlf La giierre des Balkans de 1912^1913. Vol. 2 — 3: Laguerre jusqu' au commen-
cement de l' armisiice en decembre 1912. 194 S. Paris, Charles-Lavanzelle, 1913.
452. The Imperial Ottoman Penal Code. A translation from the turkish text with latest Addi-
iions and Amendments together with annotations and explanatory commentaries upon
the Text and containing an appendix dealing with the special amendments in force in
Cyprus and the judicial decisions of the Cyprus Courts, by John A. Strachey Buck-
NiLL, K. C, M. A. OxoN and Haig Apisoghom S. Utidjian. London: Humphrey
Milford, Oxford University Press, Amen Corner, E. C. and at New York, Toronto,
Melbourne and Bombay, 1914.
453. Islam Dünjasy. (Neue, im März 19 13 in Konstantinopel gegründete Zeitschrift.)
Bespr. MI II, 251—255.
454. Izzet Fuad Pacha, General, Paroles de vaincii . . . Apres le desastre — avant la revanche.
Paris, I.ibr. Chapelot, 1913.
455. Jaray G. L., L' Albanie inconnue. 264 S. Abb. u. K. Paris, Hachette, 191 3.
456. J. D., La guerre balkaniqtie et ses consequences islamiques. Ägyptische Nachrichten
1913 Nr. 203, 9. Sept.
457. Jirecek, Prof., Albanien in der Weltgeschichte. Österr. Monatsschrift f. d. Orient,
Jahrg. 1914, Heft 1/2.
458. Jorga, N., Geschichte des osmanischen Reiches. Bespr. v. K. Süssheim OLZ 16, 463.
459. Jüsuf al-Bustäni, Ta'n^ //arb al-Balqdn al-ülä bain ad-daula al-'alija wal-ilti//dd al-
balqäni al-mu^allaf min al-Bulgdr was-Sarb wal-Jünän ival-Gabal al-Aswad. Mit etwa
40 Abb. u. 2 Karten, 327 + 3 S. Kairo o. J.
Kritische Bibliographie. 299
460. Sayed Kamel, La Conference de Constaniinople et la qiiestion tgyptienne de 1882. 355 S.
Paris, F. Alcan, i<»i3.
461. Khairallah, K. J., La Syrie. Bespr. v. J. L. Polybiblion 1913, LXXVIII, 7-
462. Kübel, Major, Die Eisenbahnen der Türkei und ihre militärische Bedeutung. Viertel-
jahrsh. f. Truppenführung 1913, Heft 2.
463. de Launay, L., La Turquie que Von voit. 60 ill., 2 cartes. Paris, Hachette, 19 13. Angez.
As. Fr. B. 1913 (Nr. 153) S. 532.
464. Lukach, Harry Charles, The Frhige of the East: A journey through Fast and Present
Provinces of Turkey. London, Macmillan and Co., 19 13. Reiseschilderungen aus der
Türkei aus dem Jahre 1908. Bespr. v. Ruth Rouse MW IV, 219; v. E. A. R.
B. AR Jan. 1914, 130.
465. von Mackay, Th. Dr., Das arabische Problem und seine weltpolitischen Projektionen.
Asien XIH S. 33—36.
466. Macler, Frederic, Les Armeniens en Turquie. RMM XXIV, 115 ff.
Die Studie bringt keine neuen Tatsachen, sondern sucht, auf dem vorhandenen
Material fußend, einmal die Linie der geschichtlichen Entwicklung zu ziehen. Bezüglich
der Verhältnisse, wie sie sich seit den großen Umwälzungen vom Juli 1908 herausbilden,
sieht M. mit Recht von einem endgültigen Urteil noch ab und begnügt sich damit, sie zu
skizzieren. E. Graefe.
467. Mahdali, Some causes of Turkey's defeat. AQR NS II4, 225—231.
468. Marsan, Etienne, La Turquie et les Balkans. RI 19 13. 432—437-
469. Meinhold, Prof., Syrien. PJB Bd. 155. Heft 2 (Febr. 1914), S. 371—377-
470. Miller, William, The Ottoman Empire 1801— 1913. Bespr. v. Stephen van R. Trow-
BRinGi: MW IV, 106.
471. Montet, E., Islam and the Turks. AQR 1913. N. S. II 3.
472. Murko, Matthias, Bericht über eine Bereisung von Nordwestbosnien und der angrenzenden
Gebiete von Kroatien und Dalmatien behufs Erforschung der Volksepik der bosnischen
Mohammedaner. 52 S. SBAk. Wien 1913. Vgl. Nr. 283.
473. Musil, A., Syrien m der Weltgeschichte. Österr. Monatsschr. f. d. Orient, Jahrg. 1914,
Heft 1/2.
474. , Kulturpolitische Berichte aus Arabien. Ebenda.
475. , Die Engländer am Persischen Golf. Ebenda.
476. Nagy d'EÖtteveny, Olivier, La nouvelle Constitution de la Bosnie et de l'Herzegovine.
Revue de Droit International, Bd. XV (1913), S. 585—598.
Kurze Darstellung der bosnischen »Verfassung« vom 17. Februar 1910, wobei infolge
der »auffallenden Besonderheit einer auf konfessioneller Grundlage aufgebauten Inter-
essenvertretung« im Landtage (Lamp, Verfassung von Bosnien und der Herzegowina.
Jahrbuch des öffertlichen Rechts der Gegenwart Bd. V S. 142) auch die poliüsche Stellung
der Mohammedaner zur Sprache kommt. Ferner wird über die Lösung der Kmetenfrage
berichtet. — Es sei hierbei hingewiesen auf zwei vor nicht langem erschienene, dieselben
Gebiete ausführhch behandelnden Aufsätze von Lamp (a. a. 0. S. 136 — 229) und C.\rl
Walther, Österreich-Ungarns Verwaltung und Wirtschaftspolitik in Bosnien und der
Herzegowina (Zeitschr. f. Politik, Bd. IV S. 139—168). E. Lüders.
477. Palat, General, Les Tiircs et l'armee turque dans l'automne de 1912. Feuilles d'histoire
Nr. I, I. Januar 191 4.
478. Pejam. Eine neue türkische Zeitung. Osmanischer Lloyd, 6. Jahrg., Nr. 274. Kon-
stantinopel 15. November 1913.
Kurze Mitteilung über die von 'Ali Kemäl Bei, dem früheren Chefredakteur des
Iqdäm neu begründete Zeitung »Pejam« (Nachtlicht). Eine einmal wöchentlich erscheinende
■^00 Kritische Bibliographie.
Literaturbeilage soll die literarische Bewegung in der Türkei berücksichtigen. Zum Schluß
werden die Mitarbeiter auf den verschiedenen Gebieten genannt. R. Mielck.
479. Pellssier, Jean, Dix mois de guerre dans les Balkans, Octohre 1912 — 1913. X u. 382 S.
Paris, Perret et Co., 1914.
480. Philippson, A., Reisen und Forschungen im westlichen Kleinasien I, 111. (Peterm.
Mitt. Erg.-Heft Nr. 167,177.) Mit Karten und Abbildungen. Gotha, Perthes, 1913.
481. Pickthall, Marmaduke, With the Turk in Wartime. Dent & Sons, 19 14. Bespr. Athe-
naeum Nr. 4509, S. 442.
482. Pinon, Rene, La Turquie d' Asie et les provinces armeniennes. Conference; As. Fr. B
1913 (148), 290—296.
483. Poiyvios, P. J., La condition legale des societes etrangeres dans l'Empire ottonian. Paris,
A. Rousseau, 191 3.
484. Qadyn DÜnjasy. Eine türkische Frauenzeitschrift. Osmanischer Lloyd, 6. Jahrg.
Nr. 275. Konstantinopel, 16. November 191 3.
An der Hand einer Nummer der seit einiger Zeit erscheinenden Qadyn Dünjasy, Die
Frauenwelt«, wird kurz die Tendenz dieser Zeitschrift charakterisiert. Die türkische Frau
»erstrebt keine Emanzipation, keine Loslösung von religiösen und nationalen Anschauungen.
Sie will nur die sozialen Übel heilen, die dem Glück der Frau im Wege stehen«.
R. Mielck.
485. Ralli, August, MeKKa b^ onHcaHaxi> eBponeiiueB'b. (Mekka in der Schilderung
der Europäer.) Taschkent 1913. Bespr. v. N. Ostroumoff MI II, S. 190.
486. Raunklär, Barclay, Gennem Wahhabitemes Land paa Kamelryg. Beretning om den
af det kongelige danske geografiske Selskab planlagte og bekostede Forskningsrejse
i Ost- og Centralarabien 1912. Köbenhavn. Gyldendalske Boghandel, Nordisk Forlag
1913. 304 S. Mit Bildern und i Karte.
In diesem Buch Durch das Land der W ahhabiten auf Kamelrücken berichtet Herr R.
über den Verlauf und die Ergebnisse seiner Reise, die er auf Kosten der dänischen geo-
graphischen Gesellschaft in Ost- und Zentralarabien vorgenommen hat (vgl. Islam IV
S. 206 Nr. 143, S. 343 Nr. 376 — 378). Seine Aufgabe war eigentlich, die Küstenstrecke
al-Hasa zu untersuchen, aber dies wollte der Scheich in Quweit, Mubarek b. Sabbar, nicht
zulassen. Er ging dann mit einer Karawane nach dem Inneren, von Mubarek damit beauf-
tragt, dem wahhabitischen Scheich in Ri'äd Briefe zu übermitteln. Seine Route ist die
folgende: Quweit — Zulfe (oder Zilfi, so R.) — Bereida — Zulfe — Gät — Megma'a — Horaimle-
Sedüs — Der'ije — Ri'äd — Hofhüf — Ager — Bahrein. Die Strecke Quweit— Zulfe war bis
dahin nicht von Europäern bereist worden; im Innern ist seine Route ungefähr dieselbe
wie die Palgrave's, die Strecke Ri'äd — Hofhüf haben Pelly und Palgrave bereist. Der
wichtigste wissenschaftliche Ertrag von R.s Reise ist seine Routenkarte und die dazu ge-
hörende Beschreibung. Durch Beobachtung von Marschzeiten und Kompaß kann er
Richtungen und Abstandsverhältnisse angeben, er verzeichnet Ortsnamen und Brunnen,
und er beschreibt sorgfältig die Terrainverhältnisse und soweit möglich, die Vegetation;
ebensowenig wie seine Vorgänger konnte er botanische Sammlungen aufnehmen. Durch
Vergleich mit der südlicheren Route Pelly's (und etwas südlichen Sadlier's) kann er jetzt
in großen Zügen ein Bild der ganzen dazwischenliegenden Landschaft geben. Was die
innere Landschaft betrifft, so kann er in geographischer Hinsicht Palgrave's Beobachtungen
bestätigen, aber in mancher Hinsicht auch berichtigen, da Palgrave sich in diesen Gegenden
keine systematischen Notizen machte. Außer der rein landschaftlichen Beschreibung enthält
R.s Buch manche wertvolle Beobachtungen über wirtschaftliche Verhältnisse; auch teilt
er die Nanien der dortigen Beduinenstämme mit, sowie ihre Wohnplätze im Sommer und
Winter. Die Wahhabitenherrschaft, die seinerzeit von Doughty als sehr schwach be-
Kritische Bibliographie. 3OI
zeichnet wurde, scheint jetzt durch die Verbindung mit Quweit stärker geworden zu sein.
Bezeichnend ist es, daß der greise *Abd er-Rahmän b. Sa'üd in Ri'äd ihn freundUch empfing
und sich als überlegener Weltmann über Politik mit ihm unterhielt, aber dafür sorgte,
daß sein Besuch den Einwohnern nicht bekannt wurde. R. reiste ausschließlich zu geo-
graphischen Zwecken. Sprachliche und tiefgehende folkloristische Ergebnisse darf man
bei ihm nicht suchen. Aber für die Erforschung dieser schwer zugänglichen Gegenden hat er
unzweifelhaft Dankenswertes geleistet. J. Pedersen.
487. R. C, La France et les chemins de fer de V Asie iurque. As. Fr. B. 13, 402 — 405.
488. Remond, G., Anx cavips turco-arabes. Bespr. v. L. Pervinquiere Geographie,
Di;,. XXVII, 3.
489. Risal, P., Laville convoitee. Salonique {Periode de honheur. — Dans la tourmente. —
L'agonie de Byzance. — Periode de Uthargie. — Le reveil. — Lafolie balkaniqiie). 368 S.
16". Paris, Penin, 1914.
490. de Rochebrune, A., Le foyer de la race tiirque: Le plaleau anatolien. QDC 19 14 (Nr. 405)
S- 35 43-
Über Charakter und wirtschaftliche Verhältnisse der anatoHschen Landbevölkerung.
H. Ritter.
491. Roje Kürd, Die Kurden. WI I, S. 221.
Kurze Notiz über das Erscheinen einer kurdischen Zeitung in Konstantinopel, »RoJe
Kürd«, die jedoch seit Oktober 1913 durch das kurdische Monatsblatt »Hetäwi Kürd«
abgelöst worden ist. R- Mielck.
492. Ronzevalle, R., Les emprunts turcs dans le grec vulgaire de Roumelie. Bespr. v. A. S.
i;-:c(;j.o'jArj; BZ 1913, XXII 1/2; NiKOS Bees Berl. Philol. Wochschr. 1913, 886— 888.
493. Saad, LameC, Dr. med., Sechzehn Jahre als Quaraniänearzt in der Türkei. Berlin,
Dietrich Reimer (Ernst Vohsen), 1913.
494. Salim al-'Aqqäd, Ta^rlfi al-harh al-balqanija al-musawwar bain ad-daula al-'utmdnija
wa-duwal al-ittihdd al-balqdni. 2 Teile. Teil i: 14 Abb. und 2 Karten, 132 S. Teil 2:
14 Abb. und 2 Karten, 152 S. Kairo, Hiläl-Druckerei, 1913.
495. Sandel, Paul, Aleppo, Deutsche für die Vilajets Konia, Adana und Aleppo. Asien
XIII S. 12—13.
Die Aussichten für deutsche Ansiedlung in den genannten Vilajets seien günstig,
man solle die deutschen Bauern aus Palästina dort ansiedeln und Einfluß auf die Ver-
waltung zu bekommen suchen. H. Ritter.
496. V. Sax, Carl, Ritter, Geschichte des Machtverfalls der Türkei bis Ende des 19. Jahr-
hunderts und die Phasen der »orientalischen Frage« bis auf die Gegenwart. (Zweite,
bis zum Konstantinopler Frieden (29. 9. 13.) ergänzte Auflage.) XXII, 654 S. Wien,
Manz, 1913.
497. Schaefer, Ca«-! Anton, Ziele und Wege für die jungiürkische Wirtschaftspolitik
(Volkswirtschaftliche Abhandlungen der Badischen Hochschulen. N. F. 17.) Karls-
ruhe, G. Braun, 1913. VIII, 182 S. Bespr. v. Schacht u. d. T. Neutürkische
Wirtschaftspolitik Die Hilfe Nr. 42, 16. Oktober 1913; Dr. Schr. Osm. Lloyd
6. Jahrg. Nr. 239, 5. Oktober 1913.
498. Schmid, Ferdinand, Bosnien und die Herzegovina unter der Verwaltung Österreich-
Ungarns. S32 S. Leipzig, Veit u. Co., 1914.
499. Sclimidt, H., Das Eisenbahnwesen in der asiatischen Türkei. XII u. 157 S. i Karte.
Berlin, Siemenroth, 191 4.
Der Verfasser gibt in dieser Arbeit auf Grund durchaus zuverlässiger Veröffent-
lichungen und im Anschluß an die beiden großen Werke über türkische Finanzen von
Velay und MoRAWiTz einen sehr genauen Überblick über die Finanzierungsgeschichte
der türkischen Eisenbahnen.
-10-7 Kritische Bibliographie.
Nach einer allgemein wirtschaftlichen Einleitung schildert S. die einzelnen Gesell-
schaften in ihrer finanziellen Entwicklung. Er beginnt mit den privaten Gesellschaften,
unter denen die deutschen Bahnen natürlich den breitesten Raum einnehmen. Ihre Er-
gebnisse dienen auch als Maßstab für die Leistungen der anderen Gesellschaften. Daß
die deutschen Bahnen bei einem solchen Vergleich nicht schlecht abschneiden, ist bekannt.
Am Schluß ist auch die Entwicklung der einzigen türkischen Staatsbahn, der Hedschaz-
bahn, dargestellt, die finanziell auf einer völlig von der der privaten Bahnen abweichenden
Basis steht.
Die Angaben des Verfassers zeichnen sich im allgemeinen durch große Zuverlässigkeit
aus, so daß das Werk auch als Nachschlagewerk von Bedeutung ist. — Es sei an dieser
Stelle noch auf einen Satzfehler hingewiesen, der die zusammenhängende Lektüre des
Werkes ein wenig beeinträchtigt. S. 104 ff. gehören an den Schluß des Werkes. Einige
Druckfehler besonders in den Zahlenangaben verdienten in den neuen Auflagen richtig-
gestellt zu werden. F. F. Schmidt.
500. Schmidtf'WaUheT, Das südwestliche Arabien. Angew. Geogr. IV 8. VIII 136 S., i Karte.
Frankfurt a. M., H. Keller, 1913.
501. Schwöbel, Valentin, Die Landesnatur Palästinas. I.Teil (Das Land der Bibel I, i).
Leipzig, Hinrichs, 1914. 56 S.
Diese gründlichen geographischen Untersuchungen eröffnen in glücklicher Weise
die von G. Kölscher herausgegebenen Gemeinverständlichen Hefte zur Palästinakunde.
E. Graefe.
502. Sellin, E., und Watzinger, C, Jericho. Die Ergebnisse der Ausgrabungen, dargestellt.
Mit 4 Tafeln sowie 550 Abbildungen im Text und auf 45 Blättern (IV, 190 S.).
Wissenschaftl. Veröff. d. deutsch. Grient-Ges. 22. Leipzig, Hinrichs, 1913. Behan-
delt auch muslimische Funde.
503. »Ssanayi w Tidjaret«. Türkische Zeitschrift für Handel und Industrie. Berlin. Nr. 2,
Oktober 1912, Nr. 3, Juni 1913, Nr. 4, Julii9i3. Bespr. v. M. Hartmann WI I, 241.
504. Sands, Bedwin, Turkey after the War. AR Januar 1914, S. 27 — 32.
505. Tchobanian, Archag, Le Peuple Armenien, son passe, sa culiure, so7i avenir. Preface
de Denys Goch in. Paris, Paul Geuthner, 191 3.
506. Tholens, Rudolf, Regierungsbaumeister, Die W asserwirischafi in Babylonien {Irak
Arabi) in Vergangenheit, Gegenivart. und Zukunft. Zeitschr. d. Gesellsch. f. Erdk.
1913, 329—347-
507. de Thomasson, Kommandant, Les nouveües complications orientales. QDC 1913
(Nr. 401), 513—529-
508. Thomson, Robert, Samokof, Conditions in Bulgaria. MW IV 73 — 78.
Verf. weist die der bulgarischen Armee öfters gemachten Beschuldigungen der Grau-
samkeit zurück und betont, daß die Greuel, die vorgekommen seien, fast ausschließlich
auf Rechnung der »Irregulären« zu setzen seien. Ebenso sei die Zwangsbekehrung der
Pomaken weniger ein Werk der Armee als der orthodoxen Synode, die dadurch nicht wenig
an Popularität eingebüßt habe. H. Ritter.
509. de Torcy, Notes sm la Syrie. Geographie, 1913, XXVII, 3.
510. Trowbridge Riggs, Charles, Constitutional government in Turkey. MW IV 20—26.
511. Türk Bilgi,
Unter dem Titel Die Geisteskuliur der Türkei bespricht der Osmanische Lloyd VI
Nr. 286 vom 29. Nov. 1913 die erste Nummer einer von Geläl Zähir herausgegebenen
neuen wissenschaftlichen türkischen Zeitschrift »Türk Bilgi«. Die Zeitschrift steht in
Verbindung mit einer »Türkischen wissenschaftlichen Gesellschaft« {Türk Bilgi GemHjeti).
In dem beiliegenden Prospekt verbreitet sich der Herausgeber über die Ursachen des Mangels
Kritische Bibliographie. 303
methodischer wissenschaftlicher Bildung in der Türkei. Der erste Aufsatz von Ahmed
VVefiq Pascha handelt über die »Grundlagen einer methodischen Behandlung der türkischen
Tj Pitter
Literaturgeschichte«.
512. Türk jurdu, zweiter Jahrgang, beginnt am iS. Teschrin-ewwel 132S (1912) und hat
folgenden Inhalt:
Heft I. Mehmcd Em In: Wenn Du nach Hilfe rufst (sen ferjada baslain^a:
Gedicht). H. Zädeh: Vaterlandssorge (Juri qajghusi: Gedicht). Dr. 'AbduUäh-
Gewdet: Promethe (Gedicht an den gefeierten türkischen Helden Enver). Kjäzim
Nämi: Mein Lied {beiiim iürkiiyn). Mehmed 'AH Tewfiq: Abermals das geistige
Vaterland {jine ma'newl jiirt). F. Risäl (übersetzt von T. J.): Die Türken suchen
einen Nationalgeist (Anfang Jahrgang 1 Heft 21; ebenso Heft 2, 3, 4). Parvus:
Geld, auf dessen Anleihe die Türken den meisten Anspruch haben (türklerin ödün^
almajaeniiaqli olduqlaribir aqce). Ödly Türk: Aus Baku. Aq Cura oghlu Jüsuf:
Der Feldzug vom Jahre 1328 (ebenso Heft 2).
Heft 2. (S. 33). Xälide: An den Padischah und an unsere Prinzen {Pädisäh we
sahzädelerimize). Gjök Alp: Zu dir hin (kendine-dogkru: Gedicht). E. Kjäzim: Die
Seele eines Soldaten {bir 'askerin wigdäni: Gedicht). K. N.: Auch das ist eine
Vaterlandssorge (Gedicht). Rüsijeli türk-baläsi: An die türkische Welt {türk
'älemive). Kjäzim Nämi: Dem neuen Leben entgegen. Sej/ Gemäl-ed-din
effendi: Philosophische Abhandlung über die individuellen sprachUchen Eigen-
tümlichkeiten eines Volksstammes (wahdeti ginsJje ('araqJje) felsefesi).
Heft 3. (S. 65). Mehmed Emin: Entweder werde Sieger oder Märt}-rer (;« j,'/iÄ2i
Ol, ja sehld: Gedicht). Lermontoff: Ein Abschnitt aus der russischen Literatur,
Borodino. Sej/ Gamäl-eddin-Afghäni: Das sechswinklige Schloß des Glückes
{Se'ädetin alty kös'eli qasri. Übers.). Parvus: -Rtgitrnivg nnA ^&t\on (dewlet we millet).
'Abd-ul-bäqi Fewzi: Izmit. S. N.: Aus Ada- Bazar (a^a pazaryndan). K. N.:
Der rote Halbmond in Rußland (rüsTjada heläliaJimer).
Heft 4. (S.97). Kjäzim Nämi: Das Hoffen (urnzti^/anwia: Gedicht). F. Sägid:
Der Eid des Heeres {orduniinandi: Gedicht). Spartali Isma'll Haqqi: Wer einen
Weinberg auf dem Berge hat, hat in seinem Herzen einen Berg (Sprichwort: Kimtn
daghda baghi war, jürejinde daghi war, ebenso Heft 10). Dr. Fu'äd-Säbit: Die
Gefühle eines Anatoliers {Anadolu diijghularlndan). M. Nermi: Die Qurulta und
Timur Xans Feldzug nach Iran. Negib 'Äsim: Die Wahrheitsgabe {Hebet ü-
/laqäUq). (Über manichäische Schriftzeichen nach von Le Coq.)
Heft 5. (S. 129). Mehmed EmIn: An meinen kleinen Mitbürger (feüaVfe "cC'a/a>ziai-
laryma: Gedichte). Hamdullah-Subhi: Der gelochte Dachziegel {delik keremid).
Ahmed Edib: An meine Tochter (^yzyw!^: Brief). Parvus: Die Finanzgefahren (mäZi
tehlekeler). Aus der russischen Zeitung »Otro Russii«: Eine bittere Wahrheit {agy bir
haqlqat). A. J.: Lutfi Fikri Beys neue Partei.
Heft 6. (S. 161). Türk jurdu: Beileidsbezeugung (Za'zt'K^, an die Familie des
verstorbenen Ahmed Midhat efendi). Fätih Kerimi: Der verstorbene Ahmed
Midhat und die Nordtürken. Midhat Gemäl: Midhat. Aq-Cura oghlu Jüsuf:
Ahmed .Midhat effendi. Kjäzim Nämi: Das Leben und die Eigenschaften des
Verstorbenen {mer/nwnin /tajäti we menäqybi, ebenso Heft 8, 9). Baurat K e m äl - e d -
Din: Über die Reparaturen der Jeni Gämi' und über die Medrese des Abul-1-FazI. —
Kleine Mitteilungen.
Heft 7. (S. 193). Gjök Alp: Der rote Apfel {qysyl ehna). Izzet Ulwi: Der
Dichter Zeki (sa'jV Z^iti). 'Ali Haidar:Vateriändische Erziehung in den Volksschulen.
Helim Säbit: Auf der Fahrt nach den Altaj, ebenso Heft 9, ". 12. 16, 18, 19,21,
22^ 23. — Kleine Mitteilungen. (Über die Deutsche Gesellschaft für Islamkunde.)
oQj^ Kritische Bibliographie.
Heft 8. (S. 225). Mehmed Emin: Das Echo unseres Vaterlands (yurdtimuzun
iniltisi: Gedicht). Mehmed 'Ali Tewflq: Die rebellische Guitarre {'äst ruhäb: Ge-
dicht). HamduUäh Subhi: Das Vaterland der Fleißigen (ein Vortrag, ebenso Heftg).
Köprülüzäde Mehmed Fu'äd: Hoffnung und Entschluß (wmii w^'asm). T. J.:
Über die innere und auswärtige PoUtik der türkischen Regierung. Ziä: Einige Fragen
über die Schöpfung (ebenso Heft 10, 12). — Kleine Mitteilungen.
Heft 9. (S. 257). Mehmed Emin: Der arme Bootsmann (saze^aZ/y ^a/y^gi: Ge-
dicht). Geläl Sahir: An die Töchter des Vaterlands (tt^a/anin^yskrma: Gedicht). Aq
Cura oghlu Jüsuf: Der Nationalgedanke und die Nationalkriege {millijet fikri
we millet mühärebeleri, ebenso Heft 10). T. J.: Freiheit, Gerechtigkeit, Gleichheit
und unsere Schulen {Hürrljet, 'adälet, müsäwät we mekieblerimiz). — Kleine Mit-
teilungen.
Heft 10. (S. 289). Köprülüzäde Mehmed Fu'äd: Das Gebet eines Türken
{türkin du'äsi: Gedichte, ebenso Heft 11). T. J.: Anatolien und die Aufgabe der
Jugend. Kleine Mitteilungen.
Heft II. (S.321). MehmedEmln: Eine Stimme aus dem Heere (prdudan bir ses :
Gedichte). Gjök Alp: Turkisierung, Islamisierung, Modernisierung (iürW^-sw^fe, i's/aw-
lasmaq, mü'äsyrlasmaq, ebenso Heft 12, 15, 17, 22, 23). Die Kraft des Türken (türk
gügi). A. J.: Gegen die Reform {tanzlmätgiük 'älejihinde). — Kleine Mitteilungen.
Heft 12. (S. 353). Fikret Zi ä: Die Gesetze meiner Hoffnung (emelimin qänünlan:
Gedicht). Ertughan: Die Schrift, der Wortschatz, die Orthographie, dieGrammatik
und die Literatur der türkischen Sprache (ebenso Heft 14, 16, 18, 23). Parvus:
Öffnet die Augen, bevor ihr die Arbeit vollendet habt {is isden gecmeden gözinizi
acynyz). Baurat Kemäl-ed-Din: Das alte Stambul und die Schwierigkeit der
Bebauung einer Stadt {eski Istambul we i'märi beide beläsi). T. J.: Entschuldigung
{i^lizär). — Kleine Mitteilungen.
Heft 13 >)• (S.385). Sliman Nazif: Einige Worte über »Liberte« {Liberte
haqqyndabirqacsöz). 'Abdulhaqq Hamid: Liberte (gereimtes Drama). (Fortsetzung
in Heft 14, 15, 16, 17, iS, 19, 21, 22, 23, 24; wird im nächsten Bande weiter-
geführt). Köprülüzäde Mehmed Fu'äd: Der neue Abdulhaqq Hamid. 'Ali
Gänib: Der Dichter Hamid. Mufid Rätib: Die Individualitätsbetrachtung des
'Abdul Haqq Hamid. Meinungsäußerungen über 'Abdul Haqq Hamid
und Sympathiekundgebungen. — Kleine Mitteilungen.
Heft 14. (S, 433). Köprülüzäde Mehmed Fu'äd: Trauer über die Tren-
nung vom Vaterlande Qiigret matemleri). Swim Bijke: Fräulein Hajät {Iiajät
chanym). Geläl Sahir: 'Abdulhaqq Hamid. — Kleine Mitteilungen.
Hefti5. (S.465). Geläl Sahir: An Niazi (Gedicht). K.N.: Der große Niazi(&ö/Mfe
Niazi). Köprülüzäde Mehmed Fu'äd: Lied von der Maritza. Mehmed Tähir
(Brussa): Hagi Pascha. Parvus: Türkenland, verbessere Deine Finanzen! (türk
ili malTjeni küzet). Baurat Kemäl-ed-Dln: Bebauung der Stadt. — Kleine Mit-
teilungen.
Heft 16-). (S.497). Köprülüzäde Mehmed Fu'äd: ebenso Ni'män
Baiburi über: 'Abdullah Tokaieff. Sa'id Sungeley: Ein Türke, der... {türk ki:
Gedicht). Xälide Edlb: Die Völker n2ich.Atm\jng\\ick{Feläketlerden sonra milletler).
Ahmed Agaijeff: Die Geschichte der tnx\iischtnZ\v\\i%2iüon {türk medenJjetitärixi,
ebenso Heft 17, 19). Kleine Mitteilungen.
0 Dieses Heft ist dem gefeierten Dichter 'Abdulhaqq Hamid Bey gewidmet.
2) Dieses Heft ist dem verstorbenen 'Abdullah Tokaieff gewidmet.
Kritische Bibliographie. 3O5
Heft 17. (S.545). Siruzli Sa'di: Die türkische Jugend {türk gen^leri).
E. E.: Das literarische Leben in Anatolien {AnadoUde edebi hajät). Brussali
Mehmed Tähir: Der große Schütze ((70ga »zzi^aw^t, ebenso Heft 21). Parvus: Ein
Brief an die türkische Jugend (ebenso Heft 21). Alp Arslan: Türkische Namen-
forscher. Kleine Mitteilungen.
HeftiS. (S.577).MidbatGemäl: DieMedresen(Gedicht). Brussali Mehmed
Tähir: Der Geschichtschreiber Mustafa Genäbi efendi. Ziä: Eine wissenschaft-
liche und geschichtliche Unterhaltung in einer türkischen Familie (lürk ogaghynda bir
tnüsähibei fennije we iart/ije, ebenso Heft 21). K. N. : Von der Finsternis ins Licht
{Zulmetden nüra, Kritik), ebenso von demselben: Die Mutter (Ana). — Ein Brief des
Orientalisten Vambery (aus »Waqt«). — Kleine Mitteilungen.
Heftig. (S. 609). T.J.: Ein Brief des Hamid Bey. Köprülüzäde Mehmed
Fu'äd: Jünus Emre. M. Nermi: Literatur überTürkentum. — Kleine Mitteilungen.
Heft 20. (S.641). Gedichte: Mehmed E min: Vordem 10. Temüz. Geläl Sahir:
Der 10. Temüz. Aqa Gündüz: Der Morgenstern (s^/j^r jildizi). Ghälib Baytjar:
Die Klage des Märtyrers {sehldin sekwäsi). Ahmed Agaijeff: Der Einfluß der
Revolution \m Osten (mqiläbin sarqdaki te''sTräii). Köprülüzäde Mehmed Fu'äd:
Das Nationalgefühl in unserer Literatur {edebtjätyniyzde rnilltjet hissi). 'All Gänib:
Hamid, Fikret. ^ Kleine Mitteilungen.
Heft2i. (S.689). Geläl Sahir: Vaterlandsgefühle (Gedicht). Köprülüzäde
Mehmed Fu'äd: Türkisierung, Islamisierung, Osmanisierung. Ahmed Agaijeff:
Eine Antwort an Slimän Nazif Bey. Brussali Mehmed Tähir: Der Dichter Nlli.
K. N. : Eine Reise nach Smyrna. — Kleine Mitteilungen.
Heft 22. (S.737). Köprülüzäde Mehmed Fu'äd: Ein Abend in Anatolien
{anadolu aqsami). *Ümr- Sejfed-DIn: Pitsch (eine nationale Geschichte).
Heft 23. (S. 785). Aqa Gündüz: Das Wehklagen (derdlesme: Gedicht, ebenso
Heft 24). Brussali Mehmed Tähir: Ibrahim Wahdi efendi. T. J. : Über die
türkische Geschichte der Täriyi osmäni angumani. T. J.: Unsere Sprache (dilitnis)
Kleine Mitteilungen.
Heft 24. (S. 817). Ahmed Agaijeff: Antwort auf eine Antwort (gewäba
gewäb). A. J. (Kritik), Das Schulmuseum. — Kleine Mitteilungen.
Als Beilagen erschienen zu Heft 4: Yüsuf Aq Cura Bey's, zu Heft 6: Ahmed
Midhat efendi's, ebenso zu Heft 8 desselben, zu Heft 12: Ahmed Agaieff's, zu Heft 13:
'Abdulhaqq Hamid Bey's, zu Heft 16: 'Abdullah Tokaiefi's, zu Heft 22: Brussali
Mehmed Tähir Bey's Bild. H. Weinberg.
513. Vambery, A., Sultan Abdul Hamid and the Tiirkish dehacle. AQR NS vol. H, 1—5.
514. , The iiiture of the Turks in Asia Minor. AQR NS II, 232 — 236.
515. Wavell, A. J. B., A modern pilgrim in Mecca and a siege in Sanaa. 343 S. mit 7 Abb.
u. I Karte. London, Constable u. Co., 191 2. Bespr. v. Aloys Musil u. d. T. Während
des Aufstandes in Arabien. Peterm. Mitt. 1913, 59, II, S. 343—344. Angez. v. M.
Hartmanx WI I 24S;.
516. V. Westarp, Eberhard- Joachim, Graf, Unter Halbmond und Sonne. Im Sattel durch
die asiatische Türkei und Persien. 2. Aufl. VII, 236 S. III. Band der Veröfient-
lichungen des allgemeinen Vereins für deutsche Literatur. Berlin, H. Paetel, 191 3.
517. White, G. E., Rev., The Alevi Turks of Asia Minor. Contemp. Re\-iew. (\'ol. 104)
Nr. 575, Nov. 1913, p. 690— 69S.
518. Whitman, Sidney, Turkish Remiuiscences. London, W. Heinemann, 1914.
519. Wigram, W. A., and Edgar T. A. Wigram, The Cradle of Mankind. Life in Eastern
Kurdisant. London, Black, 1914.
5q5 Kritische Bibliographie.
520. Youssouf Fehmi, Considerations sur la Tiirqiüe vaincue. 36 S. Paris, en vente chez
l'auteur, 1913.
521. , Islam, France et Turquie. 36 S. Paris, en vente chez l'auteur, 1913.
522. Ziemke, Kurt, Die Dragomanatsassistenz vor den türkischen Gerichten, tnii besonderer
Berücksichtigung der von den Konsulaten des Deutschen Reichs ausgeübten Praxis.
Ein Beitrag zum Kapitulationenrechte. MSOSAs. XVI. Jahrg. 1913 S. i — 36.
523. N. N., Die Abänderungen des Wilajetgesetzes. Osm. Lloyd 6. Jahrg. Nr. 301, 17. Dez.
1913-
524. N. N. Die Lage der bulgarischen Mohammedaner. Osm. Lloyd 6. Jahrg. Nr. 237,
3. Okt. 1913.
525. N. N., Die neuen Statuten des Itiihad we Teraki. Osm. Lloyd 6. Jahrg. Nr. 240, 7. Okt.
1913-
526. N. N., Neuordnung und Modernisierung des Liegenschaftsrechtes in der Türkei. Magazin
für Technik und Industrie-Politik Nr. 9 vom 8. November 191 3.
Die aus einem Berichte des deutschen Generalkonsulats in Konstantinopel entnommene
Darstellung skizziert in einem anschaulichen Überblick die durch die fünf Gesetze vom
Februar und März 19 13 durchgeführte Reform des türkischen Liegenschaftsrechtes, deren
wichtigste Neuerungen in der (beschränkten) Zulassung juristischer Personen zum Grund-
eigentumserwerb und in der Einführung der Grundstücksverpfändung in der Form hypo-
thekarischer Belastung bestehen. E. Lüders.
527. N. N., Les affaires d'Orient. (Über französische Orientpolitik.) As. Fr. B. 1913
(Nr. 153), 500—504.
528. N. N., Das politische Programm der Partei »Einheit und Fortschntt<<. Osm. Lloyd
6. Jahrg. Nr. 248, 249, 16. u. 17. Okt. 1913.
529. N. N., Türkische Vereine. \VI I 222 f.
Berichtet über die Vereine zur Hebung der Volksbildung. Genannt werden unter
Angabe ihrer Ziele: i. die unter dem Präsidium des türkischen Thronfolgers stehende
GemHjet-i-fiairije-i-'islämije, 2. der Frauenverein Ta'äll-i-nisvän gemHjeti (= Verein zur
Hebung der Frauen), 3. die schon 1874 gegründete, unter dem Präsidium des Großvesirs
stehende Gem'ljet-i-tedrisije-i-islämije. Von letztem Verein werden ausführlichere Mit-
teilungen über seine Organisation und die für die von ihm gegründete Schule, das dar
ussefaqa, geltenden Lehrpläne gemacht. R. Mielck.
530. N. N., Ansiedelung mohammedanischer Einwanderer in der asiatischen Türkei. Asien
XIII S. 45.
»Die türkische Regierung beabsichtigt, im Wege der Ausschreibung an in- oder aus-
ländische Gesellschaften den Bau von 40 000 Wohnhäusern und anderen Baulichkeiten
für Einwanderer in noch zu bestimmenden Gegenden zu vergeben.« Hierüber nähere
Angaben. H. Ritter.
c) Persien und Zentralasien.
'531. Bouvat, L., L'administration de la Perse. RMM XXIV 219—245.
Inhaltsangabe von 24 persisch in Teheran erschienenen Lektionen, die Demorgny an
der »Ecole des Sciences politiques de Teheran« gehalten hat und demnächst unter dem Titel:
Essai sur l' administration persane herauszugeben gedenkt. Vgl. auch Islam IV 344 Nr. 390,
456 Nr. 614 und jetzt unten Nr. 537. Voraus gehen einige Bemerkungen über die persische
»Fürstenschule« (Gasse Imp^-riale), in der der junge Schah mit den Prinzen des Hofes
unterrichtet wird. Die Verwaltungsgrundsätze werden im Unterricht aus einheimischen
Quellen abgeleitet wie *Ali's Instruktionen für Mälik, den Statthalter von Ägypten, das
Dastür al-'amal von 'Abbäs dem Großen, die Verordnungen Näsir ed-dins be-
treffend die Süräji Tan?hnät, das Fürs Nämeh des Mirzä Fäsä sowie die wich-
Kritische Bibliographie. 3O7
tigsten Dokumente aus der Verfassungszeit. Für uns ist diese Arbeit dadurch wertvoll,
daß ein gutes Stück persischer Verwaltungsgeschichte in diese Vorlesungen hineingearbeitet
ist. Ob all die Pläne je Wirklichkeit werden? H. Ritter.
532. , Vavenir du »Habl oul-Matin«. RMM XXIV 335—340-
Die bekannte persische Zeitung soll in Zukunft in vier Ausgaben: Persisch, Urdu,
Bengali, Englisch, und mit sehr erweitertem Betriebe erscheinen und durch eine neugebildete
Gesellschaft: Serkate Habl-id-Malin Limited finanziert werden, deren Satzungen nach
einer Nummer vom 0. Sa'bän 1331 (14. Juli 1913) hier mitgeteilt werden. H. Ritter.
533. Browne, Edward G., The Persian Crisis of December 191 1. How it arose and whither
it may lead us. Compiled for the use of the Persia Committee, privately printed at
the üniversity Press, Cambridge, New Year's Day 191 2.
Darstellung der Ereignisse und schonungslose Kritik des Vorgehens Rußlands und
der Politik Englands im persischen Verfassungskampf.
H. Ritter.
534. , The Persian Press and Persian Journalism. A lecture delivered to the
Persia Society at 22, Albemarle Street, London, on Friday 23rd May 1913.
In der Einleitung bemerkt der Verfasser, daß er das Material zu seiner Darstellung
Herrn H. L. Rabino, dem ehemaligen englischen Vizekonsul in Rescht, Verfasser der List
of newspapers of Persia and of neivspapers written in the Persian language and published
outside Persia, persisch, Rescht 191 1 (übersetzt von Bouvat RMM XXII 281 — 315), der
ihm bei seiner Versetzung nach Marokko seine Sammlung persischer Zeitungen überlassen
hat, sowie dem Manuskript eines persischen Freundes A page from the history of the Output of
the Persian Press verdanke. Insgesamt sind ihm gegen 360 verschiedene Titel von Zeitungen
bekannt geworden. Darauf behandelt der Verfasser die Einführung des Buchdrucks in
Persien — die erste sicher nachweisbare Presse ist 181 6 in Täbris gegründet — , die
in Persien erschienenen Zeitungen der alten Zeit, die außerhalb Persiens gedruckten
Zeitungen der Periode vor der Verfassung und endlich die Blüte der persischen Presse
zur Zeit der Verfassungsperiode (1906 — 191 1), die dann von dem Schlage im Dezember
191 1 so schwer getroffen wurde. Der Presse dieser Zeit, wenigstens ihren besten Vertretern,
werden Originalität, Aufrichtigkeit, Mut und hoher literarischer Wert zugeschrieben, sowohl
auf dem Gebiet der Prosa wie der Poesie. Zum Schluß gibt der Verfasser zwei Proben
einer wirklich originellen, warm empfindenden patriotischen Poesie. H. Ritter.
535. , The Reign of Terror at Tabriz. England' s Responsibility. (With Photographs
and a Brief Narrative of the events of December 191 1 and January 1912.) Compiled
for the use of the Persia Committee. Taylor, Garnett, Evans u. Co., Manchester
and Luzac, London, Oktober 19 12.
Beschreibt die Besetzung von Täbris durch Sugä'-ad-Daula und die Russen und
gibt Berichte von Augenzeugen so\\ie Photographien von den scheußlichen Hinrichtungen
und den Grausamkeiten, die die Nationalisten zu erleiden hatten. Am Schluß ward die
Frage erörtert, wieweit die Haltung der englischen Politik für die traurige Entwicklung
der Dinge in Persien in den letzten Jahren verantwortlich zu machen sei. H. Ritter.
536. Cyren, Otto, Frän Schahzeivenzernas Land. Intryck frän en resa til Ardebil i Persien.
ürd och Bild 19 13, 297 — 307.
Soll heißen: Schahzevennerna, also: die Schahzewennen. »Aus dem Lande der S. « be-
schreibt eine Reise, die der Verfasser mit anderen Naturforschern von Astara beim Kaspi-
schen Meere aus nach Ardebil unternommen hat. Der Verfasser gibt ein Bild von den
primitiven Verhältnissen der Stadt, deren Einwohnerzahl auf 16000 angegeben wird, und
beschreibt die große Moschee. Ferner erzählt er von den Schahsewennen, die im Gebirge
zwischen Ardebil und Täbriz hausen und die Gegend unsicher machen. J. Pedersen.
^Qg Kritische Bibliographie.
537. Demorgny, G., Essai sur V administration de la Perse. Legons faites a la classe Imperiale
et a V Ecole des Sciences politiques de Teheran 1912 — 1913. 212 S. Paris, Ernest Leroux,
1914. Vgl. Nr. 531.
538. Fryer, John, Anew Account of Bast India and Persia (being nine years'travels 1672 — 81)
Bd. II (Veröffentlichungen der Hakluyt Society 2. Reihe Bd. 20) London 1912.
Angez. V. Richard Tronnier Zeitschr. d. Ges. f. Erdk. z. Berlin 1914 (Nr. 3) S. 234.
539. van Gennep, A., Notes d'ethnographie persane. 20 Fig. Revue d'ethnographie et de
sociologie 1913 S. 73 — 89.
540. von Hahn, C, Staatsrat, Tiflis, Aus Teheran. Die schwedischen Instruktoren. Die
Bachtiarenfrage in der Hauptstadt. Die Bechaisten in Persien Asien XIII i, 8 — 9.
541. , Der persische Küstenstrich am Kaspischen Meer, seine Erzeugnisse und sein
Handel. Asien XIII S. 24—26, 39—42, 55—56, 73—75- Fortsetzung folgt.
542. Iranchahr. Eine Gruppe in Paris wohnender persischer Journalisten gibt seit dem 15.
April 19 14 diese auf drei Seiten persisch, auf der letzten französisch geschriebene Zeitung
heraus. Unter Vermeidung alles Persönlichen will sie das Wohl der persischen Heimat und
die Kenntnis des Landes in Frankreich fördern helfen. — Der erste Artikel handelt über »die
englische und russische Politik in Persien« nach E. J. Browne; in dem nächsten »Die
deutsche und russische Politik in Persien« wird dem »neuen Gast« in Persien, Deutschland,
ein ehrliches Willkommen zugerufen und der Hoffnung Ausdruck verliehen, daß Deutsch-
land als dritter Spieler die beiden anderen Mächte in Schach halten werde, so daß ihrem
willkürlichen Vorgehen eine Schranke auferlegt werden würde. Es werden Beispiele an-
geführt, wie die entschlossene Haltung in Persien ansässiger Deutscher der russischen
Regierung gegenüber dazu beigetragen habe, der verschüchterten Bevölkerung wieder
etwas Mut einzuflößen. Der nächste Artikel vermutet hinter der Reise des Exschah nach
Berlin politische Intriguen. Dann folgt: Über die bevorstehende Krönung des jungen
Schah und die Wahlen; »ein trauriges Blatt aus dem Zustand von Azarbaigan« berichtet
von einer neuen scheußlichen Grausamkeit Sugä'-ad-Daula's, am Schluß Auszüge aus der
französischen Presse über Persien. Der französische Teil bringt eine jeiche Liste von
Vorträgen, die seit Anfang 191 2 in den »Seances scientifiques et litteraires« der Pariser
Perser gehalten worden sind; in der Rednerliste stehen die Namen verschiedener französischer
Orientalisten. — Das Blatt soll einstweilen einmal im Monat erscheinen, doch besteht,
wie ich höre, die Absicht, es womöglich wöchentlich erscheinen zu lassen. H. Ritter.
543. Kazem Zadeh, Les harems et la dame persane. 6. fig. de E. Bernard. La Vie 10. Mai
191 3.
544. Lyons, G., Afghanistan. Bespr. v. B. Raunkjaer. Geografisk Tidskrift, 191 3, 2.
545. Moore, Arthur, Some Persian Memories. Rez. V. Chirol: The Middle Rastern Qiiestion
1903; Ed. Browne: The Persian Revolution 1910; Dorothy de Warzee: Peeps
into Persia 1913. Edinburgh Review Vol. 218, Nr. 446, Oktober 1913, p. 36S — 3S2.
546. The Persian crisis 1912. The Persia Comittee, Pamphlet Nr. I. London, Warrington
& Co., 1912.
Inhalt: The Persia Committee (objects: i. To locus and stimulate public interest
in the Persian people and in their efforts to regenerate Persia. 2. To keep before the
people of this country the importance from the point of view of our Imperial position
of maintaining the integrity and independence of Persia. 3. To take such steps as
may seem desirable with a view to strengthening the hands of our Government in
maintaining the integrity and independence of Persia). — Persia Moritura, Gedicht
von John Galsworthy. Mr. W. Morgan S huster and Persia, speech delivered by
Mr. H. F. B. Lynch, Chairman of The Persia Committee, at a Public Dinner, given
under the auspic of the Committee, in honour of Mr. W. Morgan Shuster, Ex Trea-
Kritische Bibliographie. 300
surer-General of Perisa, at the Savoy Hotel, on Monday, 29th January, 1912. —
Prejatory note to Mr. Shuster's Adress. — Mr. Morgan Shusier's Adress to the Persia
Committee, Monday, 29th January, 191 2. — The Anglo-Riissian couvenlion of 1907;
Convention signed on August 31, 1907, between Great Britain and Russia containing
Arrangements on the subject of Persia, Afghanistan, and Thibet. (Wiedergabe der
Dokumente, soweit sie sich auf Persien beziehen.) — A. The Angh-Russian Convention
officially explained as an Agreement of Non-Interference in Persian AfFairs (September
1907), and B. The Anglo-Riissian Convention interpreted by the »St. Petersburg
Viedomosti« as conf erring rights upon Russia of which the outcome is to be the con-
version of Northern Persia into »virtually a dependency « of Russia (Dezember 191 1). —
The FiUiire of Persia. Proposais by the Persia Committee: The Persia Committee' s
letter to Sir Edward Grey of I2th February 1912. — Summary of principal events
affecting Persia since 1907.
547. Statistique commerciale de la Perse. Bruxelles, Etablissements generaux d'im-
primcric. 191 3.
548. Stavenhagen, W., Über Persiens Verkehrswesen. 13 S. Leipzig, Prometheus, 191 3.
549- de Surany, A. Back, Essai sur la Constitution persane. Paris, A. Pedone, 1914.
550. Tournebize, Fr., Schah Abbas I, roi de Perse et l'emigration forde des Artneniens de
l Ararat. Huschardzan, Festschrift usw. (vgl. Nr. 429) Nr. 14, S. 247.
551. Turner, G. D., The Otninous Quiet of Persia. AR (the Asiatic Review, formerly »the
Asiatic Quarterly Review«) Jan. 1914, 21 — 26.
Kurze Betrachtung über die durch Rußland völlig beherrschte politische Situation
in Persien, die Verantwortlichkeit der Politik Sir Edward Grey's hierfür und die darin
liegende Gefahr für Englands Stellung am Persischen Golf und die Sicherheit Indiens.
H. Ritter.
552. \J\iQXSbtxg<iT, H^xss, Zur russischen Politik in Persien (rn\t\ Karte). Österr. Monatsschr.
f. d. Orient 1914, Nr. 1/2.
553. Youel B., Mirza, Iran and the Iranians, being an account of the history, religion, Con-
stitution and arts of the Persian people, together with the story of their recent political
crisis. Baltimore, Williams & Wilkins Co. 256 S.
554. II. A. SiiHOBbeB-b, Poccin, Anraia 11 Ilepcia (U. A. ZinowiefT, Rußland, England
undPersien). CIIB 1912. Bespr. v. N. P. MI II, 825.
555. N. N., Constitutional Government in Afghanistan. MW III, 424.
Inhaltsangabe eines Artikels von Durrani in der Hindustan Review März 1913 über
demokratische Bestrebungen in Afghanistan. H. Ritter.
556. N. N., The State cf Persia. AR Jan. 1914, 63.
Aus einem Briefe eines Persers, der sich bitter beklagt über die durch die Russen
in Teheran geschaffene Situation. H. Ritter.
d) Indien.
557. Abdul Qadir, Sh., Abulfazl. JPHS I 31— 37-
Abulfazl, der Verfasser des Akbarnämah, war nicht nur Akbars Hofhistoriograph,
sondern auch sein einllußreichster Ratgeber. Vor allem in Akbars Religionspolitik glaubt
Abdul Qadir die Initiative Abulfazls zu erkennen, der auch sonst so manche wichtige
Maßregel, die dem Kaiser zugute geschrieben wird, entsprungen sei. Der Verfasser begnügt
sich mit kurzen Andeutungen und erhebt nicht den Anspruch, seine These erschöpfend
bewiesen zu haben. J- Horovitz.
,jQ Kritische Bibliographie.
558. Abdul Wali, Maulavi, Surgeon Boiighton and the grant of privüege to the Englisk traders.
JASB 1912, 115— 121.
Nach einem oft wiederholten Bericht soll Gahänärä, die Tochter des Kaisers
Sähgahän, deren Kleider im Jahre 1634 (1046 H) Feuer gefangen hatten, von ihren
furchtbaren Brandwunden durch den englischen Schiffsarzt Boughton geheilt worden
sein und dieser soll dann unter Verzicht auf jegliche Bezahlung seiner Dienste vom Kaiser
für seine Landsleute das Privilegium erhalten haben, daß sie abgabenfrei Handel treiben
und in Bengalen Faktoreien errichten dürften; eine weitere erfolgreiche Behandlung, die
Boughton im Hause des Vizekönigs von Bengalen Sugä' glückte, habe dann Sugä' ver-
anlaßt, Boughton bei der Durchführung seiner Pläne in Bengalen zu unterstützen. Die
Urkunden der Fast India Company, die neuerdings von W. Foster untersucht worden
sind, haben schon die chronologische Unmöglichkeit von Gahänäräs Heilung durch
Boughton ergeben, und der Verfasser kommt nun auf Grund einer Prüfung der Angaben
des Bädsähnämah, das die Behandlung der Brandwunden der Prinzessin ausführlich be-
schreibt, zu dem Resultat, daß nicht Boughton, sondern zwei indische Quacksalber die
Wunden heilten, daß Boughton sie überhaupt nicht behandelte und erst nach Agra kam,
als die Prinzessin schon geheilt war. J- Horovitz.
559. Aga Khan, The Indian Moslem Outlook. Edinburgh Review Kr. 447 (Jan.
1914) (Rez.: T.W.Arnold, The Preaching of Islam. London 1913, rev. ed. — Moral
and Material Progress of India. Report for 1911— 1912. H. o. C. 220, 1913. — 'The
Times' articles on Indian Mussulmans).
560. Aga Khans Advice to Musulmans, MW HJ, 424.
Der Aga Khan warnt die indischen Muslime vor unvorsichtiger Einmischung in die
türkischen Angelegenheiten und wird vom »Comrade« gegen Angriffe wegen dieses Schrittes
in Schutz genommen. H. Ritter.
561. Baedekers Indien, Ceylon, Vorderindien' Birma, die malayische Habinsel, Siam, Java.
Leipzig, K. Baedeker, 1913.
562. Felix, Fr., Rev., On the Perstan farmans granied to the Jesuits in the Moghul Empire,
and Tibetan and Newari farmans granted to the Capuchin missionaries in Tibet and
Nepal. JASB 1912, 325—332.
563. Fida Husain, Maulavi Sh., On the origin of Taziah Keeping in Fudia. (The Aligarh
Monthly, November 1913, S. 205—215, erster Artikel.)
Die Ta'sz'aprozession ist oft von europäischen Reisenden beschrieben worden, und
es ist bekannt, daß sie nicht nur von den Schiiten, sondern auch von den Sunniten nament-
lich der unteren Klassen, den Anhängern verschiedener sufischer Orden, sowie auch von
Hindus, namentlich Marathas, gefeiert wird. Der Verfasser versucht festzustellen, wer
diese Feier zuerst in Indien eingeführt hat, und stellt zunächst einige Notizen über die frühe
Verbreitung der Sl'a in Indien zusammen; im Zusammenhang mit der populären IMeinung,
wonach die Ta'zia auf Tamerlan zurückgehe, zitiert er einen Bericht, demzufolge die
Moguls von Timur bis Aurangzeb Schiiten gewesen seien. J. Horovitz.
564. Hargreaves, H., Moghal Hunting Parties. JPHS II 172—174.
565. van Heekeren, E., De onrust iti Britsch-Indie en hoe de regeering handelt. IG 36, 133 — 142.
566. Hidayat Husain, Translatioti of an Historical poem of the Emperor Shäh *Alam IL
JASB 1911, 471—473.
Sah 'Älam II, dessen »Tahallus« Aftäb war, wurde 1292 H. von dem Rohila- Häupt-
ling Guläm Qädir Hän geblendet und des Thrones entsetzt. In dem hier veröffent-
lichten Gedicht beklagt der Kaiser sein Geschick und spricht die Hoffnung aus, daßAsaf
uddaulah und die Engländer ihm zu Hilfe kommen werden. J. Horovitz.
Kritische Bibliographie. 31I
567. , Mawlavi M., The Persian auiobiography of Shah Waliulläh bin *Abd al-Ra/nm
al-Dihlavi, ils English translation and a list of Ins works. JA SB 1912, 161 — 176.
Die Selbstbiographie des berühmten Muhaddit ad-Dihlawi (Verfassers der Hugüat
Allah al-bäUga) betitelt Al-giiz al-la/Tf fi targaniat al-'abd af-?arif. J. Horovitz.
568. , The life and works of Bahr iifOlüm. JASB 191 1, 693—695.
AbüM-*Ajjäs Muhammad *Abd al-'AlI, geboren in Lucknow 1144 H. und
gestorben in Madras 1225, ist im Norden Indiens unter dem Beinamen Bahr al - 'ulürn,
im Süden als Malik al-'ulamä bekannt. Seiner Familie war von Aurangzeb der >>Firangi
Mahall« in Lucknow überwiesen worden, der auch heute noch ein Sitz muhammedanischer
Gelehrsamkeit ist. J- Horovitz.
569. Horovitz, ]., Bäbä Ratan, the Saint of Bhatinda. JPHS II, 97— "T- Angez. v.
Martin Hartmann WI I, 249.
570. Hosten, H., Falhcr A. Monserraies description of Delhi isSi. JASB 191 1, 99—108.
Übersetzung des auf Delhi bezüglichen Abschnitts aus dem handschriftlichen »A/ow-
golicae Legationis commentarius« des Jesuiten A. Monserrate, der Erzieher des Prinzen
Muräd und ein Schüler Abul Fazls war. Ausführlich besprochen wird die Nachricht
von dem unterirdischen Tunnel, den Flrözsäh von Delhi angelegt und der 40 Stadien
lane gewesen sein soll.
571. , Firoz Shähs timnels ai Delhi. JASB 1912, 279 — 2S1. Nachträge zum
vorigen. J- Horovitz.
572. India. Census Reports, 191 1. Vol. IV: Baluchistan. Vol. VI: City of Calcutta, 2 vols.
Vol. X: Central Provinces, part IL Vol. XI: Andaman and Nicobar Islands. Vol. XIII:
North-West Frontier Province. Vol. XVII: Central India Agency. Vol. XX: Kashmir,
2 vols. Fol. Calcutta 19 12 — 19 13.
573. Irving, Miles, The shrine of Baba Farid Shakarganj at Pakpattan. JPHS I 70 — 76.
Der Heilige Farid Sakargang, von dessen sufischen Lehren einiges in den Qranth
der Sikhs aufgenommen worden ist und zu dessen Grab schon Ibn Battüta wallfahrtete,
hat heute noch zahlreiche Verehrer im südwestlichen Panjab. Sein 'Urs wird alljährlich
vom 25. Dü'1-Higga bis zum 6. Muharram gefeiert, und obwohl sonst Hindus nicht daran
teilnehmen, trägt in der Prozession am 5. Muharram ein Brahmane den Schlüssel zum
»Tor des Paradieses <. Auch sonst weisen die Zeremonien des 'Urs Reminiszenzen an die
vorislamische Heiligkeit der Stätte auf. Neben einer ausführlichen Beschreibung des 'Urs
enthält der Artikel auch manches über die Geschichte des Heiligtums, das ein Zentrum
sufischer Toleranz war. Der gegenwärtige Diwan »hat eine »Anglo-Vernacular School«
innerhalb des Heiligtums eingerichtet, wie ja auch sonst die Erben der Heiligen und die
Wächter ihrer Gräber sich modernen Bildungsbestrebungen manchmal freundhch zeigen.
J. Horovitz.
574. Jadanath Sarkar, History of Aurangzib, 2 vols., Calcutta 19 1 2, und Anecdotes of Aurangzib
and Historical Essays. Calcutta 1912. Bespr. v. N. N. JRAS 1913, 1092 f.
575. Jahan of Bhopal, H. H. Sultan, A ruling Indian Princess on Women in Islam. Islamic
Review Jan. 1914.
576. Khuda Bukhsh, The Behar Universily. The Modern Review, Calcutta. Nov. 1913.
»Criticisms and suggcstions with regard to the Univcrsity of Dacca and the proposed
degrees of Bachelor of Islam and Master of Islam in particular« (MW IV, 223).
H. Ritter.
577. Macgiagan, Sir E. D., The travels of Fray Sebastian Maurique in the Panjab 1641.
JPIIS I S3 — lOb, 151 — 166.
Übersetzung der auf den Panjab bezüglichen Abschnitte aus des Augustinermönchs
Sebastian Maurique »Itinerario de las juissiones del India Oriental«. J. Horovitz.
, j ^ Kritische Bibliographie.
578. ManuccJ, Niccolao, -4 Pepys of Mogul India, 1653— 1708. Being an abridged edition
of the »Storia do Mogorc. Translated by William Ipvine, abridged and edited by
Margret Irvine. London, Murray, 1913.
579. Master, A., A Chahär Tankt of Akbar. JASB 1912 130— 131.
580. , Two rare coins of Mahmud I of Giqarät. JASB 1912 131 — 132.
581. Mohammed Naimatullah, Shah, Recent turkish events and Moslem India. AQR NS
II 4, 241 — 248.
582. Monserrate, Father A., Account of Akbar (26. Nov. 1582). Translated and edited by
Rev. H. Hosten, S. J. JASB 1912, 185—221.
Außer seinen ausführlichen Mongolicae Legationis Commeniarius, von dem der Heraus-
geber eine Ausgabe vorbereitet, schrieb der Jesuitenpater Monserrate auch eine kürzere
Relagam do Equebar, Rei dos Mozores; diese liegt hier in portugiesischem Text und englischer
Übersetzung vor. J- Horovitz.
583. Munshi, R. N., The History of the Kuib Minar {Delhi) being an enquiry into its origin,
its authorship, its appellation and the motives that led to its erection from the testimony
of the Mohmedan (sie !) chroniclers and the inscriptions on the Minar. Bombay 1911,
VII and 94 S.
Die Zusammenstellung der Notizen bei den muhammedanischen Historikern ist
nützhch, die Folgerungen aber, die der Verfasser aus den Inschriften zieht, sind verfehlt
und beruhen zum Teil auf unrichtigen Lesungen. Die Inschriften sprechen dafür, daß das
»Qutb Minär« von Qutbaddin tibak begonnen und dann von Iltutmis fortgeführt
worden ist, während der Verfasser dem ersteren keinen Anteil an dem Monument zugestehen
will. Den Zweck, dem das Minär dienen sollte, erklärt der Verfasser richtig und weist die
unbegründeten Annahmen, die darüber geäußert worden sind, mit Recht zurück. Auch
was er über den Ursprung des Namens sagt, ist mindestens sehr wahrscheinhch: er ver-
gißt aber, daß die Bezeichnung »Qutb Minär« nie mehr als eine und dazu wohl ziemhch
junge volkstümliche Benennung ist. J- Horovitz.
584. Muslim India and Islamic Review, A New Moslem Review MW III, 423.
In Indien gibt KhwajaKamal-ud -Di n eine neue Monatsschrift mit dem Titel: Mus-
lim India and Islamic Review heraus. »Its object is to set forth the modern view of Islam,
apologizing for everything in it that does not meet with Christians ideals, and showing
the weakness of modern Christianity from the Moslem standpoint and the difficulties
of its dogma.« H. Ritter.
585. New Bakhsh, Maulavi M., A historic elephant fght. JPHS II 50—74.
Die bei den griechischen, muhammedanischen und europäischen Autoren sich findenden
Beschreibungen von Elefantenkämpfen (wie sie am Hofe von Oudh noch 1824 und später
abgehalten wurden) werden besprochen und dann nach dem Badsähnämah des 'Abdul
Hamid Lähorl ein Bericht über einen am 29. Dü'l Qa'da 1042 stattgehabten Elefanten-
kampf in Übersetzung mitgeteilt, in welchem sich der damals 15 jährige Aurangzeb aus-
zeichnete. Dieser Kampf ist auch in einem Gedicht des Malik as-su'arä Abu Tälib aus
Hamadan (gest. 1061) gefeiert, das in Text und Übersetzung vorgelegt wird. Auf Miniaturen
und Fliesen der Mogulzeit sind solche Kämpfe nicht selten dargestellt worden, und der
Zufall hat uns zwei erhalten, die den im Bädsahnämah beschriebenen Kampf darstellen
und von denen die eine in einer ausgezeichneten Photogravüre vorgelegt wird; da die Per-
sonen mit Namen bezeichnet sind, so kann an der Identität nicht gezweifelt werden.
J. Horovitz.
586. Sheo Narain, Pandit, Därä Shikoh as an author. JPHS II 21 — 38.
Auf eine Zusammenstellung der von dem unglücklichen Prinzen herrührenden Bau-
werke und der Spuren, die sein Name in der geographischen Nomenklatur hinterlassen
Kritische Bibliographie. -^j-i
hat, folgt eine Bibliographie seiner Schriften und eine kurze Analyse derer, die dem Ver-
fasser vorgelegen haben. Im Anschluß daran wird die religiöse Stellung Därä Sikoh's
erörtert, er sei ein Sufi qadiritischer Obsen.'anz gewesen und keineswegs (wessen sein Bruder
Aurangzeb ihn bezichtigte) ein Apostat vom Islam, wenn er auch die Veden als offenbarte
Schriften ansah. — Die Behandlung ist dilettantenhaft, was übrigens der Verfasser selbst
zu fühlen scheint, da er den Wunsch ausspricht, »somebody with the requisite ability«
möge eine Monographie über Därä Öikoh schreiben. J. Horovitz.
587. Takle, John, Islam in Bengal. MW IV 3—19.
588. Yazdani, G., Jahänärä. JPHS II 152—169.
Biographische Skizze von Sähgahäns Tochter, die sich hauptsächlich auf Az.sBädsah-
nämahund das 'Amal isälih stützt, aber auch Bernier, Manucci u. a. berücksichtigt. Aus-
führlich wird die Episode von Gabriel Boughtons ärztlicher Visite in Agra behandelt, die
der Verfasser (im Gegensatz zu Moulvi 'Abdul Walis. Bibliographie Nr. 558) für historisch
hält. Am Schluß wird das von (iahänärä verfaßte Münis al arwäh, das eine Biographie
des Mu'inaddin Cisti und kurze Notizen über seine wichtigsten Schüler enthält, be-
sprochen; es beruht im wesentlichen auf den Ahhär al ahjär des 'Abdal Haqq Dihlawi.
J. Horovitz.
589. Woolner, A. C, The Indian Ovigin of the gypsies in Eiirope. JPHS II 118— 131.
Enthält S. 119 — 125 eine Kritik von de Goeje's Theorie.
590. Up to Date Advertising. .MW lll 428.
Beispiele von modernen indischen, der Sunna durchaus widerstrebenden Reklamen.
H. Ritter.
591. E. V. H., De moslemsche bond ie Agra. IG XXXVI 386 — 398.
Bericht über die 7. Versammlung der »All India Moslem League« zu Agra am 31. Dez.
vorigen Jahres. H. Ritter.
e) Ostasien.
592. Adriani, N., und Alb. C. Krujt,, De Bare'e-Sprekende Toradja^s van Midden-Celebes.
Batavia, Landsdrukkerij, 191 2 (Eerste Dcel). Bespr. v. S. M. Z. MW III 439.
593. Cordier, G., Les Mnsulmans du Yunnan. Leur Aitiiude. RMM XXIV 31S — 326.
Auf Yünnan sich beschränkend, hebt der Verfasser hervor, daß die dortige muhamme-
danische Bevölkerung keinen Anteil an der letzten Revolution genommen und sich ohne
weiteres der republikanischen Regierung unterworfen habe; so wurden auch die bekannten,
in den Moscheen angebrachten Tafeln mit der Inschrift »Langes Leben dem Kaiser« überall
entfernt. Der Verfasser sucht sodann die Fragen zu beantworten: Weshalb haben sich
die Muslime in Yünnan damals nicht gerührt und weshalb darf für die Zukunft der Gedanke
einer Empörung dieser Gemeinden als ausgeschlossen gelten? Als Gründe macht Cordier
das Fehlen des Zusammenhangs, den Mangel an Geldmitteln, sowie die Furcht vor den
chinesischen Behörden geltend. Zwischen den einzelnen muhammedanischen Gemeinden,
die teilweise nur durch geringe Entfernungen getrennt sind, bestehen keine Berührungen,
ebensowenig solche mit den Gemeinden in Ssetschuan. Wenn nun vielfach behauptet
wird, derartige Beziehungen würden durch die Mekkapilger und die Mafu (»Pferdeknechte«)
hergestellt, so betont demgegenüber der Verfasser, daß einerseits die Mekkapilger von
Ssetschuan Yünnan gar nicht berührten, während die yünnanesischen die Route über Tonkin
vorzögen, und daß überhaupt diese Pilger nicht so zahlreich seien, um irgendwelchen
Einfluß ausüben zu können; nach genauen Beobachtungen der Konsulate betrug ihre Zahl
in den Jahren 1909, 1910, 191 1 und 1912 für Yünnan durchschnittiich 8. Andererseits
kann auch den ungebildeten Mafu, deren Zahl zudem im Verhältnis zur gesamten muhamme-
danischen Bevölkerung nichts Außergewöhnliches zeigt, keine besondere Bedeutung für die
Verbreitung ihrer Religion zugeschrieben werden. Für den Geldmangel, der die Muslime
Islam. V.
21
-j , Kritische Bibliographie.
Yünnans stets zur Untätigkeit verdammen muß, werden dann verschiedene Beweise an-
geführt: 7/10 der Gläubigen bringen ihre Opfergaben in Naturalien dar; von den fünf
Moscheen in Yünnan fu befinden sich drei im Zustand völligen Verfalls, ebenso wie das
Grab des Saiyid-i Egell. In Parenthese bemerkt der Verfasser hierzu, daß entgegen den
Angaben d'ÜLLONE's in Yünnan fu keine Nachkommen des Sai>äd mehr vorhanden seien
(vgl. auch M. Hartmann in der EI, Bd. I, S. 883, i. Sp.). Endhch weist Cordier auf die
veränderten realen Machtmittel des chinesischen Staates hin, welche in Zukunft jeden
Versuch eines muhammedanischen Aufstandes zu einem aussichtslosen Beginnen machen
würden; die Muslime werden sich seiner Ansicht nach \'ielmehr damit begnügen, ihre Streit-
fälle den Lokalbehörden zu unterbreiten, die sicher das Bestreben hätten, gerechte Ent-
scheidunf^en zu treffen. Dieser Satz wird zum Schluß noch durch einen Vorfall aus der
jüngsten Vergangenheit belegt. — Wenn der Verfasser seine Behauptung, daß die mili-
tärischen Streitkräfte des neuen China zukünftig jeden Muhammedaneraufstand im Keim
ersticken können, auf Yünnan einschränkt, mag er vielleicht recht haben, im übrigen
muß man aber sagen, daß auch die neuen Divisionen in den westlichen Pro\änzen teilweise
aus Muslimen bestehen werden. F- Jäger.
594. van Deventer, Over dengeheimeneedder S.(erikat) I.{slam)ers. Telegraf vgl. IGXXX\ I,
591. Vgl. Kr. Bibl. Nr. 596.
595. Dolot, General, L' Inda -Chine et Ifs Indes, cinq Conferences. RT 1913 (Nr. 99). S. 367
bis 380.
Bericht über Vorträge vor dem Institut de Carthage. In dem Abschnitt Religions
des Indes wird die Zahl der Muhammedaner in Indien auf 52 Millionen angegeben. Im
Abschnitt Architectiire Hindo-Musiilmane wird auf die Beeinflussung der heimischen Archi-
tektur durch die muhammedanischen Eroberer hingewiesen. R. Mielck.
596. van Geuns, De geheime eed bij Sarikat Islam. De Telegraf. Vgl. IG XXXVI 589.
597. Hartmann, M., Vom chinesischen Islam. \\l I 178 — 210.
Auf Grund neuerer Studien gibt H. in dem Kapitel Zur Geschichte des religiösen Lebens
der chinesischen Muslime dieses Artikels eine Umarbeitung des betreffenden Abschnittes
der EI. Besonders wertvoll ist dabei (S. 190—203) die Inhaltsangabe des berühmten Werkes
Die Magnetnadel des Islams des Sajjid Ma Chu (etwa 1630— 17 10), »der Stütze des den
Islam mit dem Konfuzianismus versöhnenden Richtung«. Das vorausgeschickte Kapitel
Historische Übersichts-Statistik ist im wesentlichen eine verkürzte (zum großen Teil wört-
hche) Wiedergabe der entsprechenden Stellen der EI. R. Mielck.
598. .^ Der Islam in China. WI I S. 224 f.
Es wird nacheinander referiert über G. Cordier, Les Musulmans de Yünnan in RMM
XXIV (Sept. 1913) S. 318 (vgl. Nr. 593) und H. French Ridley, Moslems of China and
the Republic in MW III S. 386 — 390. Zusammenfassend bemerkt H., daß die Muslime
im neuen China das größte Interesse an der Stärkung der Republik hätten. »In den
Muslimen hat China ein physisch und moralisch starkes, gut begabtes Bevölkerungs-
element, das arbeitsam und im ganzen national gesinnt ist.« Die sogenannten »is-
lamischen Aufstände« sind ursprünglich nur »Sektenkämpfe innerhalb der Gemeinde«.
H. empfiehlt den chinesischen Muslimen in ihrem eigensten Interesse »Freiheit von der
beschränkten Islamauffassung des Westens«. R. Mielck.
599. Hoesein Djajadiningrat, Raden, Crilische beschouwning van de Sadjarah Banten.
Bildrage ter kenschelsing van de Javaansche geschiedschrijving. Bespr. v. Rinkes
Museum 21, 186.
600. Mission d'Ollone, 1906 — 1909. Recherches sur les Musulmans chinois. Bespr. v. P.
ScHiARiNi. Boll. d. R. Soc. Geogr. 1913 II 3.
Kritische Bibliographie. -j I c
601. Ratu-Langie, S. S. J., Sarekat Islam (Onze kolonien onder redactie van R. A. %"an San-
DiCK, Serie I Nr. 4). 34 S. Baarn, HoUandia-Drukkerij, 1913.
602. van Ronkel, S., Banlensche Genealogie in een Arabisch Geschrift. SA. TITLV 1913.
603. Sarekat Islam, Dr. Radjiman's oorrf^^/ over S(arekal) I(slam) (»Java Bode«). S. 66 f.
De- legeering en de S. J. Verhoiiding van B. B. en S. J. (»Locomotief«). IG 36 S. 65.
Vgl. auch 35 S. 517 und D. D. Sarekat Islam De Indier. i. Jan. 19 14.
604. Scott, S. B., Mohammedanisme in Borneo. Notes for a study of the local modifications
of Islam and the extent of its influenae on the native iribes. JAm. 0. S. 33, Part IV,
Dez. 1013.
605. Snouck-Hurgronje, C, De Islam in N ederlandsch-Indie. (Groote Godsdiensten Serie II,
Nr. 9). 45 S. Baarn, Hollandia-Drukkerij, 191 3.
Der Verfasser, der schon im vorigen Jahre eine kleine, populäre Gesamtdarstellung
der islamischen Religion veröffentlicht hat (vgl. Islam IV, 187 Nr. 48), läßt nun eine ähn-
liche, kurze Übersicht über den Islam in Niederl.- Indien darauf folgen. Die Hauptpunkte
sind alle klar auseinandergesetzt: die Verbreitung des Islam in N.-Indien, die sog. »Geist-
lichen«, der religiöse Unterricht, die Bedeutung des Islam für Leben und Glauben der Ein-
geborenen, Mystik, Heiligenkult, Erfüllung der religiösen Pflichten, usw.
Besonders in Holland wird man ohne Zweifel dem Verfasser für diese Arbeit auf-
richtig dankbar sein. Juynboll.
606. , Politique musulviane de la Hollande. Bespr. v. Basset RHR LXVIII 1,115!.
607. Söderström, L. V., The Mohammedan women in China. MW IV 79 — 81 (reprinted
from »The Chinese Recorder« Febr. 1913).
608. Tjlpto Mangoenkoesoemo. De Indische Beweging. IG 36 i, 11 — 17.
f) Ägypten.
609. Arminjon, M. L., Le Soudan Anglo-Egyptien en 19 12 (Extrait du »Bulletin de Coloni-
sation comparee«, janvier 1914). Bruxelles, Goemaere, 1914.
610. \\lTa,QieQXg'iS,Laquestion desWakfs. Les nouvelles egyptiennesNr. 261. 15. Nov. 1913.
611. ^aiQAektr,K., Ägypten und der Sudan. Handbuch für Reisende. 7. Aufl. CXC, 438 S.,
21 Karten, 84 Pläne, 55 Abbildungen. Leipzig, Baedeker, 191 3. Die Neubearbeitung
der islamkundlichen Teile ist von C. H. Becker. Bald nach der deutschen erschienen
auch die englische (7.) und die französische (4.) Auflage (iQ 14). Bespr. v. \V. M. Müller
OLZ 16. S. 363; N. N. Boll. d. R. Soc.Geogr. 1913 II 5. P.KahleZDPV 36(1913), S.325.
612. Barocelli, P., L' Egitto ed il Sinai nel giomale diviaggio di Vitaliano Donati (i'j^') — 1762).
26 S. Turin, Bona, 1913.
613. Beauges, C, L' Instruction primaire arabe en Egypte. Revue internationale de l'en-
seignenient 15. nov. 1913.
614. Boulad, Emile, Propositions de Riformes legislatives en Egypte. Kairo 19 13.
615. Butler, A. J., Babylon of Egypt. A study in the history of Old Cairo. Oxford,
Clarendon Press, 1914.
616. Cressaty, Comte, LEgypte d'aujourd'hui. Paris, Marcel Ri\nere, 1913.
617. L'Egypte contemporaine. Nr. 16 (November 1913). Inhalt: Partie economique:
L. l'oLiER, Notes apropos de laloi des cinq feddaiis; C. Audebeau Bey , Notes sur les eaux
souterraines dans la vallee duNil et sur les differences de permeabilite des terres de V Egypte.
— Partie juridique: Abd el-hamid Moustapha Bey, De la faute objective comme
fondement de la responsabilite civilc et de sa pretive. Etüde de droit compare et de droit
egyptien; Mahmoud Sami, Traitement de l'enfance coupable ou moralement abandonnee.
618. Fathy Pacha Zaghloul, Sous-Secretaire d'Etat au Ministere de la Justice, Commen-
taire arabe du Code civil indigene. Imprimerie nationale de Boulak. Bespr. v. M. H.
IsSA EG Nr. 16, 633.
-.j^ Kritische Bibliographie.
619. Geoi^i und Albert Dufour-Feronee, Urkunden zur Geschichte des Suezkanals. Ver-
öffentlicht. Mit 6 Bildnissen. Leipzig, Diderichsche Verlagsbuchhandlung (Theodor
Weicher), 191 3.
620. Grandmoulin, J., Traue elementaire de droit civil egyptien indigene et mixte compare
avec le droit jrangais. Bespr. v. A. F. EC Nr. 16, 625.
621. Legrain, Georges, Louqsor sans les Pharaons, Legendr s et Chansons populaires de la
Haute Egypte recueillies. Bruxelles, Paris. Vromant et Cie. 220 pp., 100 grav. 1914.
622. Lipa, Ch. H., Das Fünjjeddan-Gesetz, seine Bedeutung und seine Folgen. Ägyptische
Nachrichten 1913 Nr. 233—235, 14. bis 16. Oktober.
623. Low, Sidney, Lord Kitchener's Egypt, Fortnightly Rev. Oct. 1913, p. 637—651.
Anerkennende Würdigung Kitchener's anläßlich des Erscheinens der Parlam.
Papers Egypt 1913 (i — 3), besonders über den Plan, die Befugnisse des neugestalteten
Legislative Council zu erweitern und die General Assemblee abzuschaffen. Becker.
624. , Egypt in Transition. 314 S. London, Smith, Eider, 1914.
625. Magnus, Franz, Ägypten, seine volkswirtschajtUchen Grundlagen und sein Wirtschafts-
leben. XVI 252 S. Tübingen, Mohr, 1913. Bespr. v. G. Maspero RC 49, 381
bis 382.
626. MerCUre Egyptien 1914. Moniteur commercial et industriel d'Egypte. F. Diemer,
Finck & Baylaender Nachf., Kairo.
627. Meyer's Reisebücher, Ägypten und Sudan. Sechste Auflage. Mit 13 Karten, 36 Plänen
und Grundrissen und zahlreichen Abbildungen. Verlag des Bibliographischen Instituts
in Leipzig und W^ien.
Der islamkundliche Teil ist von P. Kahle sehr hübsch bearbeitet. An dem ganzen
Buche merkt man das erfreuliche Bestreben, auch dem mittelalterlichen und modernen
Ägypten gerecht zu werden, während es früher Mode war, ganz Ägypten ausschließlich
als ägyptologisches Museum zu betrachten. Becker.
628. Mikhail, Kyriakos, The Jreedom of the press in Egypt: an appeal to the jriends oj liberty.
London, Smith, Eider, 1914. 20 S.
629. Moeller, Erich 0., Die Messe von Tantah. Hamb. Korrespondent i. April 1914, Abend-
ausgabe.
Zu den frischen Schilderungen George Swan's MW IV, 46 ff. (s. Kr. Bibl. Nr. 638)
von dem Treiben bei dem großen Mulid im Misra bildet dieser Aufsatz, der dem »mittleren«
Feste, im Monat Barmüda, gewidmet ist, eine hübsche Ergänzung. Allerdings scheint
es beinahe, als ob der Verfasser glaube, daß alljährlich nur diese eine Messe stattfände,
anstatt der drei. E. Graefe.
630. Moustafa Seddik el Naggar. Essai sur le Fellah et le Travail Manuel en Egypte. 100 S.
Lyon 191 3-
631. Nallino, G. A., L'arabo parlato in Egitto. Bespr. v. G. Levi Della Vica La Nuova
Cultura I 9 (settembre 1913); H. Grimme OLZ 16, 3371.
632. The organic and electoral lawsof Egypt. Promulgated July 21, 1913. Despatck from
his Majeslys agent and consul-general at Cairo. Pari. Papers. Egypt Nr. 3. London
1913-
633. Pyritz, Carl Die volkswirtschaftliche Entwicklungstendenz in Ägypten und im
englisch-ägyptischen Sudan. Greifswalder Dissertation. Verlag von Wilhelm Süsserott,
Berlin 1912. 115 S. Bespr. »Deutsche Kolonialztg.« 20. September 1913.
634. Schaar, ]v\Kn, Etüde sur les capitulations et les inbunaux mixtes d' Egypte. 0. J. Societ6
Beige d'Etudes et d'Expansion. 54 S.
635. Schwally, F., Beiträge zur Kenntnis der muhammedanischen Städter usw. Bespr. v.
W. M. Müller OLZ 17, S. 38.
Kritische Bibliographie. ^ I 7
636. Sarkissfan, Gregoire, Le SoiidanEgyptien, itude sur le droit internationale public. Avec
unc carte du Soudan Anglo-Egyptien. 150 S. Paris, Emile Larose, 19 13.
637. Servier, Andre, Le Nationalisme Musulman en Egypte, en Tunisie, en Algerie. 239 S.
Boet, Constantine Algeria, 1913. Bespr. v. Percy Smith MW IV, 99.
638. Swan, George, The Tanta Mulid. MW IV, 45 ff.
Schilderungen eines Missionars von dem vorjährigen großen Mfilid, die auf Wissen-
schaftlichkeit keinen Anspruch machen können und wollen, aber frisch und anschaulich
wirken. E. Graefe.
639. Tisler, R., L' enseignement jrangais en Egypte. QDC 19 14 (Nr. 409) S. 301 — 302.
Statistische Angaben über die Fortschritte des französischen Schulwesens in Ägypten,
zumal in Kairo. H. Ritter.
640. Wadid Shenouda, Commentaires et critiqiies des noiivelles Lois des Codes Egyptiens
et de la juris prüde nee suivis d'un apergu de Legislation comparee notamment en Angleterre.
Paris, L. Tenin, 1913. Bespr. Ägyptische Nachrichten 1913 Nr. 251 (4. XI.).
641. Willocks , W., and J. Craig, Egyptian irrigation. 2 vols. 3. edit. London, Spon,
1913-
642. N. N., Le minislere des Wakfs. La Bourse Egyptienne 191 3 Nr. 264 (8. XL),
268—271 (13.— 17. XL), 273—274 (19.— 20. XL), 2S9 (8. XIL), 296 (16. XIL).
g) Nordafrika.
643. Alarcön y Santön, M., Textos arahes en dialecto vttlgar de Larache publiees par la Junta
para ampliacion de estudios e investigaciones cientificas, Madrid 19 13 (vgl. Islam
IV 348 Nr. 425). Bespr. v. Alfred Bel JA XI II 2, 387 — 394 — DLZ 1913. 42.
644. D' Andrea, Renato, La conquista libica. 306 S. Napoli, Bideri, 1914.
645. Grand annuaire general de I'AIgerie de la Tunisie et du Maroc. 2860 S. Mit Karten
und Abbildungen. Paris, Bourgeois, 1913.
646. Annuario Espanol de Marruecos. Convenciones y Tr atados. Leyes y Reglementos. Historia,
Geografia, Comunicaciones, Transportes, Agricitltura, Indusiria, Commercio, Esta-
distica de Iniportaciön y Exportaciön. 520 S. Madrid, Suarez y Abad, 191 3.
647. d'Aoust, L'ecole des jeunes filles musiilmanes de Tunis. Action africaine, aoüt 1913.
648. Arene, Sextius, De la criminalite des Arabes au point de vue de la pratique medico-
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Dueros e Lombard. Novembre 1913.
649. Arevalo, R., El espaüol en Marruecos. Metodo sencillisimo y praetico para hablar el
aräbe-marroqui por media de la pronunciacion ftgurada. Tanger 1913.
650. Arin, Le Regime legal des mines dans V Afrique du Nord. RT 1913 (Nr. 99), 326 — 330.
I'.Iitteilungen (Vortrag) des Verfassers nach seinem gleichnamigen Buche.
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651. Armatte, La question herbere au Maroc. QDC 1913 (Nr. 402) 611 — 620, (Nr. 404)
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652. — , Routes et chemins de fer au Maroc. QDC 1914 (Nr. 407), 160 — 172.
653. Arnaud, Robert, L' Islam et la poUtique musulmane frangaise en Afrique occidentale
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LXVIII S. 270 f.
654. Auriol, L'agriculture indigene de Tunisie. Rev. polit. et parlem. 10. Juli 1913.
655. Aynard, Raymond, L'ceuvre frangaise en Algerie. Mit Vorwort von M. C. Jonnart,
ancien Gouverneur general de 1' Algerie. 367 S. Paris, Hachette, 191 3. Bespr. v.
Hübner Peterm. Mitt. 1913, 59 II 296.
656. Azam, M., depute, Problemes algeriens. Paris, Larose, 1913.
■3 j 8 Kritische Bibliograptie.
657. von Baensch, A., Algerien und die Kabylie. Zürich, Orell Füssli, 19*3.
Beschreibung einer Reise von Algier über Tizz-Ouzon und Michelet nach Bougie
und über Setif nach Biskra, außerdem ein Ausflug von Batna nach Lanibesi und Timgad.
(Nach Zeitschr. d. Gesellsch. f. Erdk. 1913, 741.)
658. Banse, Ewald, Der gegemvärtige Stand der Erforschung der Libyschen Wüste und Tibestis;
Unierlagen für ein Erforschungsprogramm des letzten größeren iveißen Fleckes in Afrika.
Peterm. Mitteil. 60, 1914, i37 — 142. Mit einer Karte.
659. , Tripolis. Bespr. v. H. Stumme LZB 1913, 47. — Geografisk Tidskrift 1913, 3.
660. Basdevant, Jules, Die Entwicklung der Marokkofrage. Niemeyer-Strupp, Jahr-
buch des Völkerrechts Bd. I (München und Leipzig 191 3) S. 741 — 802.
Die vom Verfasser erreichte Aufgabe dieser ausführlichen Darstellung der deutsch-
französischen Beziehungen in Marokko und des Verhältnisses von Frankreich war, »de
montrer comment on est arrive aux Solutions actuelles, en quoi elles different de Celles
auxquelles on s'etait precedemment arrete et de faire apparaitre comment les stipulations
du 4 novembre 191 1 et du 30 mars 1912 se combinent avec certains elements du regime
anterieur pour la Constitution du Statut politique actuel du Maroc«. E. Lüders.
661. Basset, Rene, Mission au Senegal. (Publications de la Faculte des Lettres d' Alger.
Tome XXXIX, Faso. III: Recherches historiques sur les Maures.) Paris, Leroux,
1913-
662. Bates, Oric, The Eastem Lihyans. London, Macmillan and Co., 19 14.
663. Baur, Paul, et Aboubekr Abdessalam, Mon interprete. Dialogues frangais-arabes.
(Algerie-Maroc-Tunise.) Oran, Fouque, 191 3. Bespr. v. L. Bouv.\t RMM XXIV
S. 349-
664. Bei, A., et P. Ricard, Les industries des indigenes de V Alger. Bespr. v. M. G. D. RC
1913. 39-
665. Bernard, A., Le Maroc. Bespr. v. A. G. 0. Geographica! Journal 1913, 6; G. Cirot
Bulletin Hispanique XV iii; P. Schnell Peterm. :\litt. 191 3 (59) II 279; N. N. RT
1913, 257 f.; N.N. MW III 436.
666. Bernard, Maurice Antoine, Les chemins de fer algeriens. 261 S. Alger, A. Jourdan.
1013. Vgl. QC 1913 S. 742 ff.
667. Bertholon et Winckler, Collection ciramique marocaine du musee de Limoges. RT
XX S. 623—626. (Mit I Tafel.)
668. Bertholon et Chantre, Recherches anthropologiques. Bespr. v. C. Combet RT 19 13.
(.'»7 f.
669. Bertholon, Sociologie comparee des Acheens d'Homere et des Kabyles contemporains.
RT 1913, 190—199.
B. hat schon früher dargelegt, daß anthropologische und ethnologische Charakte-
ristika auf enge Beziehungen der alten Einwohnerschaft Nordafrikas, die sich vom Islam
am wenigsten beeinflußt in den Kabylen erhalten hat, zu den Trägern der ägäischen
Kultur hinweisen. Einen weiteren Beweis für seine Ausführungen sucht er hier zu er-
bringen durch Vergleich der von den allgemein islamischen oft abweichenden soziologi-
schen Verhältnisse bei den heutigen Kabylen mit denen, die in den homerischen Ge-
dichten geschildert sind. R. Mielck.
670. Besnard, R., Questions marocaines, Revue bleue 6. XII. 1913.
671. , et Camille Aymard, L'oeuvre franfaise au Maroc. Avril 19 12 — Decembre
191 3. Preface de M. Caillaux. Paris, Hachette, 1914.
672. Bessis, A., Essai sur la Loi fonciere tunisienne. Paris, Rousseau, 191 2. Bespr. v.
Y. A. RT 1913 (Nr. 98), 256 f.
673. Bläzques, Antonio, Estudios marroquies. La Embajada de D. Francisco Salinas y
Monino y el arreglo de 1785, por D. Gabriel de Morales. BRAH LXIV 1914, 106 — 117.
Kritische Bibliographie. 3I9
674. Bläsquez y Delgado-Aguilera, Antonio, Estudios geogrä fico-historicos de Marruecos.
loi S. Madrid, Impr. dcl Patronato de Hu^rfanos de Intendencia e Intervencion
militarcs. 1913.
675. Botte, Louis, Au caeur du Maroc (61 gravures et 3 cartes). Paris, Hachette, 191 3.
676. Bretschger, Jakob, Die Marokkokon jerem Algeciras 1906. 107 S. iS°. München,
Leemann & Co., 1913.
677. Bruno, Alessandro, La conquisla libica dal punto di vista economico. Rassegna dei
lavori pubblici e delle stradc ferrate. Anno VII n. 5, 27 gennaio 1914.
678. Caix, Robert de, La popidation du Maroc. Afr. Fr. B. 19 13, S. 179 — 182.
Statistische Arbeit. Einleitend werden allgemeine Angaben über die Bevölkerung
von Marokko und ihre Zahl gegeben. Dann folgt ein Verzeichnis aller Stämme und Städte
mit Angabe der Kopfzahl. Zum Schluß wird die Möglichkeit der Dichte in verschiedenen
Landschaften verglichen. C. Rathjens.
679. Cänovas del Castillo, A., Apuntas para la historiade Marruecos. 289 S. Madrid, Suarez,
1913-
680. de Card, E. Rouard, Traites et accords concernant le protectorat de la France du Maroc.
Paris, A. Pcdone, i<)i.l.
681. Castries, Comte Henry de, Les sowces inedites de l'histoire du Maroc. Premiere Serie. —
Dynastie Saadienne. Archives et Bibliotheques des Pays-Bas. Tome IV, 655 S.
Paris, Ernest Leroux, 1913.
682. — — •, Agents et voyageurs jrangais au Maroc (1530 — 1660). Paris, Leroux, 191 1.
Bcspr. V. HuART JA XI II 2, 385.
683. Cimetiere, J., Notice sur Bou Djad. RMM XXIV, 277 ft.
Kurze Monographie über die marokkanische Stadt Bu Gad, wo Muhammed es-
Serqi (C. schreibt konstant Cherki, wie überhaupt seine Wiedergabe des Arabischen auch
den bescheidensten Ansprüchen nicht genügt) im 10. Jahrh. H. den Orden der Serqäwa
gründete. Der Aufsatz zerfällt in drei Teile: i. Entstehung und Gründung von Bu Gad.
2. Die Stadt Bu Gad. 3. Die Marabuts von B. G. Dieser letzte Abschnitt enthält allerlei
Interessantes über den genannten Orden. E. Graefe.
684. Clerici, Alessandro, Biologia et etnologia delle unioni miste in Libia. Rivista Coloniale.
Anno IX, \ol. 1, S. 81—88.
685. Collection de documents inedits sur Vhistoire de V Alger ie apres 1830. Publication du
Gouvernement gcneral de l'Algerie. Ile Serie: Documents divers. Correspondance
du Capitaine Daumas, consul ä Mascara (1837 — 1S39) par Georges Yver. 681 S.
Alger, Ad. Jourdan, 191 2.
686. Conor, Marthe, Les exploits d'Alonso de Contreras, aventurier espagnol, en Tunisie
(lOcii — i<)i 1). RT 1913 (Nr. 102), 597 — 611.
687. Cucinotta, Ernesto, II coniratto di pianlagione nel diritto coloniale e musulmano. Rivista
Coloniale. Anno IX, vol. I, S. iio — 114, 15. März 1914.
688. Cultrie, P., Premier voyage du sieivr de la Courbe, fait ä la coste d'Afrique en 1685,
public avec une introduction. Pub!, de la Soc. de l'hist. des colonies fran?., ed. Ed.
Champion et Emile Larose, Paris 191 3.
689. Dauzat, Albert, V Expansion Italientie. (L'Emigration. — La conquete de Tripoli. —
La regeneration interieure. — Politique Orientale. — France et Italic.) Paris, Fasquelle,
1914.
690. Delacroix, E., Le voyage d' Eugene Delacroix au Maroc: fac-simile de l'album du chäteau
de Chantilly. (Soixante-six pages d'aquarelles, dessins, croquis et note du maitre,
introduction et description, par J. Guiffrey.) Paris, Ferquem & Co., 1913.
691. Dolot, General, La prise de Tunis par Charles- Quint. RT 1913 (Xr. lOi), 497 f.
-20 Kritische Bibliographie.
Besprechung eines in Abbildung beigegebenen, alten, scheinbar gleichzeitigen italieni-
schen Holzschnittes, die Einnahme der Stadt Tunis am 20. und 21. Juli 1535 darstellend
(und zwar in anderer Weise als RT Nr. 45 (Mai 1904) und Nr. 57 (Mai 1906) besprochene
bildliche Darstellungen). R- Mieick.
692. Doutte, E., und E. Gautier, Enquete sur la dispersion de la langiie herbere en Algerie
faite par ordre de AI. le Gouverneur general. Carte en couleurs, 164 S. Alger, A. Jourdan,
1913-
693. Dove, Karl, Marokko und die wirtschaftspolitischen Beziehungen in Afrika zwischen
Deutschland und Frankreich. Vortrag, gehalten in der Gehe-Stiftung zu Dresden
am 20. Januar 191 2. (Vorträge der Gehe-Stiftung Bd. 4, Heft 3.) 34 S. Leipzig,
Teubner, 1912. Bespr. v. G. Kampffmeyer Geogr. Zeitschr. 1914, XX S. 58.
694. Dreux, A., Les sources inedites de l'histoire du Maroc de 1530 ä 1845. Revue Historique
1913, XXXVIII 2.
695. Ducati, B., Grammatica pratica della lingua araba parlata in Tripolitania. 198 S.
Bologna, L. Cappelli, 191 3.
696. Le ferrovie libiche. Rassegna dei lavori pubblici e delle strade ferrate. Anno VI Nr. 46,
II. November 191 3.
697. Fontanarosa, V., Da ^i«-Zara aWapac^: storia della conquista. Torino 1913. 234 S.,
ill.
698. Fragola, Giuseppe, II diritto amministrativo coloniale. (Generalitä. — Ordinamento
deir Eritrea. — Ordinamento della Somalia. — Ordinamento della Libia.) 48 S.
Napoli. 19 13.
699. Gabriel!, Cadi 0 giudice musulmano. Rivista coloniale, 10. April, 31. August, 16. Sep-
tember 1913.
700. Gajani, Emilio, La conquista deW Algeria. Parte I (1830— 1840). Roma 1913. 344 ?••
Karte.
701. Gambini, Ansovino, Significato nazionale delV impresa libica: studio stonco-religioso.
Conferenza. 64 S., i ritr. Roma 191 3.
702. Gandolphe, Marcel, La Goulette avani Voccupation frangaise. RT 1913 (Nr. 98), 200— 21 1 .
703. Garcia Perez, Antonio, Zona Espaflola del Norte de Marruecos. 96 S. Toledo, Tipogr.
de Rafael G. Menor, 19 13.
704. Gautier, L'industrie des tentures dites »Dokkali« au Gourara et au Touat. 43 S. Alger,
Jourdan, 1913.
705. , Repartition de la langue berhere en Algerie. Ann. de Geogr. XXH, 19 13,
255 — 267 mit K.
706. van Gennep, A., Etudes d'ethnographie algerienne. 29 Fig., i Taf. Revue d'ethnographie
et de sociologie, 1913, S. 187 — 210.
707. , La mentalite indigene en Algerie. Merciirc de France vol. CVI Nr. 396, 16. Dez.
708. Gleyze, A., U Afrique du Nord: Maroc— Algerie— Tunisie. (Ouvrage scolaire sur la
»Geographie elementaire de l'Afrique du Nord«.) Marseille, Ferran jeune, 1913.
709. (sonzähi,?. YxSLy RdA&tX, Estado socialdelos Mahometanos en Marruecos. 56 S. Madrid,
Imprenta del Patronato de Huerfanos de Intendencia e Intervencion Militares, 19 13.
710. Granados, GregOrio, Accion de Espaf/a en el Noroeste de Marruecos (Larache-Alcazar-
Arcila.) 1 1 5 S. Madrid, Impr. de Felipe Pena, 1913.
711. Grasselli, Ett., Kapt., La questione senussita in Cirenaica. 12 S. Rom, Voghera,
1913-
712. Griffini, E., L'arabo parlato della Libia. Bespr. v. H. Grimme OLZ 16, 420.
713. GrauUe, C. E., Notice historique sur Qala'a des Beni Rächcd. RMM XXIV, 260—276.
Kritische Bibliographie. ^21
Kurze Monographie, datiert »Tlemcen 1882«, über Qal'a, die einstige Hauptstadt
der Banü Räiid (gegründet 600 H.). E, Graefe.
714. Graulle, A., La moH et le tombeau de Baba 'Aroudj. RMM XXIV, 246 — 259.
G. kommt auf Grund von Quellenstudien und persönlicher Kenntnis der Örtlich-
keiten zu dem Ergebnis, daß der türkische Korsar Baba 'Arüg (Barbarossa) den Tod am
Eingang der Ebene von Angäd, 80 km von Tlemcen, gefunden hat (925/1518). Dort ist es
ihm auch gelungen, ein (^^orc^/nrA,-! festzustellen, das, wie es scheint, als die Grabstätte Bar-
barossas anzusehen ist. Interessant ist die Identifizierung der in den spanischen Berichten
verballhornten geographischen Namen: Die Wüste von Diigudu = Ebene von Angäd;
Htiexda = Fluß {— Fluß von U^da) = WedTakbalt; Mecenete = Zenäia. E. Graefe.
715. Guida-annuario della Tripolitaniae Cirenaica: guida-annuario del commercio e delV
indiistria, storico-geografico-amviinistrativa della colonia, 1913. XXIII 392 S.. 4 ritratti,
12 tavole. Genova 1913.
716. Guttieres, Ernesto, Del Regime Fondiario Musulmano in Tunisia. (Dirilto Malechita
e Hanafita.) (Societä italiana per lo studio della Libia.) Firenze-Milano, Fratelli
Treves, 19 13.
717. Holtz, Louis, Traite de legislation marocaine, droit public et droit prive du protectoral.
Prefacc de M. Gilbert Gidel. 457 S. Paris, Editions des Juris-classeurs, 1914.
718. Hugon, H., Les emblemes des beys de Tunis. (Vgl. Islam IV 349 Nr. 450.) Bespr. RT
1913 (Nr. loi), 595 f.
719. lüiguez, Fernando, Por Tierras de Marruecos. Valor agricola de la zona espafiola.
212 S. Madrid, Hijos de Reus, 1913.
720. Kampffmeyer, G., Im neuen Marokko. »Berliner Tageblatt« 1913 Nr. 530, 543, 552,
565, 578, 591, 604, 632, 641 (18., 25., 30. Okt.; 6., 13., 21., 28. Nov.; 13., 18. Dez.)
mit folgenden Untertiteln:
I. Der Erfolg der französischen Methoden. — Die geschickte Behandlung der
Eingeborenen. — Die schnelle wirtschaftliche Erschließung Marokkos.
IL Der Hafen von Rabat. — General Lyautey. — Die Erhaltung der marokkani-
schen Städtebilder und die Bauspekulation.
III. Die hohen Mieten. — Deutscher Grundbesitz. — Glanzvolle Gegenwart und
fragwürdige Zukunft Casablancas.
IV. Die Optimisten von Casablanca. — Schlechte HafenverhäÜnisse.
V. Im Auto von Casablanca nach Marrakesch. — Die Siraßen. — Bodenkultur
und Viehzucht.
VI. Die Deutschen in Marrakesch. — Die europäische Inversion. — Boden-
versteigerungen.
VII. Das Gharb. — Seine wirtschaftliche Bedeutung und zentrale Lage. — Die
französisch-spanischen Beziehungen im Gharb. — Suk el-Arbd'a, ein Beispiel privater
Städtegr iindung.
VIII. Deutschlands Stellung in Marokko.
IX. Deutschlands Stellung im neuen Marokko.
721. , Im neuen Marokko. VI, 23 S., 7 Abb., i Kartenskizze. Frankfurt a. M., H.
Keller, 19 14.
722. Larcher, Emile, Les Codes Marocains annotes des dahirs et arretes pris pour leur
execution. 373 S. Paris, Marcel Kaviere et Cie., 1914.
723. Le More, R., ir Alger ä Tombouctou. 26S S. mit K. Paris, Plon-Nourrit, 1913.
724. Le Myre de Vilers, La Politique coloniale franfaise depuis 1S30. (Association pro-
fessionnelle des ecrivains militaires, maritimes et coloniaux.) Publications delaiNouvellc
Revue. Paris 1913. Angez. v. H. F. As. Fr. B. 1913 (Nr. 145) S. 200.
^-7^ Kritische Bibliographie.
725. Lavion, H., L'Algerie musulmane dans le passe, le present ei l'avenir. Paris, A. Challamel,
1913.
726. van LOO, Rodolphe, La renovation du Maroc. 220 S. Bruxelles et Paris, Lebegue,
1913-
727. Lopez Alarcön, Enrique, Melilla, 1909. Cronica de un testigo. Diario de la guerra,
escriio duranie las operaciones müitares en el Riff. 416 S. Madrid, Impr. de los
Hijos de R. Alvarez, 1913.
728. Le Fran^ais. Le service obligatoire pour les Musulmans d' Alger ie. Paris, Berger-
Levrault, 1913.
729. Maamer B. Abdel Kader, lieutenant, Vocabulaire Franco-Arahe a Vusage des grades
et insinicteitrs des regiments indigenes. Imp. du Petit Marseillais, Marseille 1913.
730. McC\ure,W.K.,Iialy 171 North Afrika. 320 S. Illustrated. London, Constable and Co.
Bespr. MW IV 221.
731 . Maitrot, Capt. , Le Recrutement des indigenes algeriens. Impressions d'un officier d' Afrique.
Paris, Charles-Lavauzelle, 1913.
732.. , La miitualite musulmane. Conference faite ä Bone devant Tassociation Ketab-
el-Djemaa. (Vgl. (Nr. 90) S. 633.) A suivre. RI 1913 (Nr. 9^\ 860— 6S4.
733. Malvezzi, Aldobrandino, La TripoUtania e le sue condizioni agrarie. Studi e relazione
della Commissione Agrologica Governativa. Xuova Antologia 49, lOio (16. I. 1914)
S. 326—339, 5 ill-
734. , L'Italia e lislam in Lihia. (Societä italiana per lo studio della Libia.) 270 S.
Firenze-Milano, Fratelli Treves, 19 13.
735. Manfroni, C, Tripoli nella sioria marinara d'Iialia. Archivio storico siciliano 1913,
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736. Mangano, G., L'Alß in TripoUtania. (Societä italiana per lo studio della Libia.)
Firenze-Milano, Fratelli Treves, 1913.
737. Mar^ais, Georges, Les Arabes enBerbene du XJe auXIVe siede. Constantine (J. Braham)
und Paris (E. Leroux) 1913. 767 S.
738. Marcelli, Giulio, Su i commerci della Libia: contributo alle studio della questione doganale
in TripoUtania e in Cirenaica. 96 S. Roma, Tipogr. C. Coloinbo, 1913.
739. Mariani, Vittorio, // Gebet tripoUtano. Lega Kavale anno X n. 2 seconda quindicina
di gennaio 1914.
740. Martin, A.-G., Precis de sociologie nord-ajricaine. le partie. Paris, Leroux, 1913.
741. Menghi, Vincenzo, Le altre rive d'Italia. Usi, costumi, paesaggi, commerci e Industrie
della TripoUtania. Roma, stabilimento tipografico della »Tribuna« 1913, 159 S.
Angez. RC anno IX vol. I, S. 105.
742. Mesnage, J., Romanisation de l' Afrique (Tunisie — Alger ie — Maroc). Bespr. RT 1913
(Nr. 99), 384.
743. Michaux- Bellaire, Ed., Le Gharb. 4S0 S. Archives Marocaines XX. Paris, Leroux,
744. Millet, Rene (Ambassadeur de France), La Conquete du Maroc. La question indigene.
(Algerie et Tunisie.) Paris, Perrin, 19 13.
745. Ministero degli affari esteri. Direzione generale degli afFari commerciali. La nazionaliiä
iunisina, origine, legislazione e giurisdizione. Rapporto del cav. Guido Sabetta
R. Consule. Roma, Tip. Elzeviriana, Francesco Marcolli & Co. 9 S. Oct. 1913.
746. , Produzione e commercio del' olio d'oliva in Tunisia. Rapporto del sig.
E. Grazzi R. Vice Console a Tunisi. 18 S.
747. , Brevi note su Adalia ed il suo Hinterland. Rapporto del dott. Adelchi
RlCClARDI. 62 S.
Kritische Bibliographie. ^2^
749. Ministero delle Colonie. La TripoUtania settentrionale. Vol. II. Studi complementari e
illtistratividellarelazione diS.E.P.BERTOi.isi, Ministro delle Colonie. 343 S. Roma,
Bertero, i<)i4.
7^. Minto, Paolo Emtl'lO,RaccontidiLibia{dalvero). 236 S. 16°. Genova, A. F. Formiggini,
i')i3.
750. Monchicourt, Cb., L'expedition espagnole de 1^60 conire l'ile de Djerba. RT i9i3(Nr. 101)
499 — 51^1 (^r. 102) 627 — 653. (Mit 4 Tafeln.)
751. , La region du Haut-Teil en Tuvisie: Le Kef-Teboursouk-Thala, Paris 1913.
Bespr. V. C. Combet in Chronique scieniifique lunisienne RT 1913 (Nr. 102), 696 f.
752. Montbel,Max, Les puissances coloniales devant V Islam. QDC 1914 (Nr. 410), 348 — 362.
Nach einigen guten Bemerkungen über die Psychologie des schwarzen Muslims wird
die Islampolitik Englands der F'rankreichs in Afrika gegenübergestellt, wobei der Vergleich
sehr zugunsten der letzteren ausfällt: »L'Angleterre, soucieuse d'economie et de resultats
immediats, suit une politique extremement liberale et decentraUcatrice; — la France,
conformement au clair genie de la race, eprise d'unitc et de Synthese, suit une politique
unitaire, tendant ä la fusion des elements divers en une nationalite impregnee dinfluence
frangaise Les Anglais laissent 1' Islam evoluer dans son traditionnel milieu et
favorisent ainsi la Constitution d'une societe integralement islamique oü leur propre men-
talite sera completement ctrangere. Les Frangais l'obligent ä evoluer dans le cadre nouveau
des institutions frangaises, dont le fonctionnement plus regulier et plus parfait elimine
peu ä peu tout l'appareil des prescriptions sociales et meme morales imposees par le Coran,
ne lui laissant que ses dogmes et ses rites inoflensifs. L'islamisme pourra devenir, en Nigeria,
ce qu'il est au Maroc, en Egypte, dans l'Inde, une doctrine de resistance morale et de Stag-
nation economique. Ce ne sera probablement en Afrique Occidentale Fran(;aise qu'une
religion de plus dans le nombre des religions que l'Etat frangais tolere en les ignorant. De
lä chez nous cette veritable fraternite, incomprehensible, pour touts d'autres, entre l'officier
et le tirailleur scnegalais ou algerien.« H. Ritter.
753. Montero, Eloy, Mamiecos. El pueblo moro y el judio. Madrid, Fernando Fe, 1913.
754. Montet, Edouard, Der Kult der islamischen Heiligen in Marokko. Die Geisteswissen-
schaften I. 19 (5. Febr. 1914) S. 504 — 507.
755. Neigel, La Medersa et les bibliotheques de Bau Djad. RMM XXIV, 290—297.
Geschichte der Hochschule von Bu O'ad, die von dem Stifter der Bruderschaft der
Serqäiva, Sidl Muhammed es-Serqi, um das Jahr 960 H. gegründet wurde und sich
bis in die neueste Zeit hinein einer großen Blüte erfreute. Erst 1908 begann sie infolge
der Gleichgültigkeit des Ordensscheiches, Sidl el-Hagg Muh. b. Dä'üd sowie des Einrückens
der Franzosen zu verfallen. Aus den Schätzen der fünf Bibliotheken der Stadt wird sodann
eine Reihe von Handschriften mitgeteilt. E. Graefe.
756. Omodeo, A., V. Peglion, E. Valenti, La Colonia Eritrea. Condizioni e problemi.
Fase. I. 226 S. Roma, Bertero, 1914.
757. Pallary, P., A propos des poteries marocaines. RT 1914 (Nr. 103) S. 87.
758. Passarge, S., Die Trockengebiete Algeriens. Geologische Charakterbilder, heraus-
gegeben von Dr. H. Stille, 17. Heft. Berlin, Gebrüder Bornstraeger, 1913.
759. Peyrat, Joseph, En Tunisie. L'egalite fiscale. RI 19 13 (Nr. 90), 656 — 660.
760. Piazza, Carlo, Libia commerciale ed agricola nella storia: conferenza. 45 S. Mailand,
Abbiati, 1914.
761. Pinchia, E., L'impresa di Tripoli. Bespr. v. H. Stumme LZB 1913, 16.
762. Pittard, E., Contribution ä l'ettide anthropologique des Arabes. Le Globe, organe de la
Societe de Geographie de Geneve, tome 52.
763. Provotelle, Etüde sur la tamazirle au zanatia de Qalaat es-Sened. Publ. Fac. Let.
Alger XLVI. Paris 191 1, Lcroux. Bespr. v. AI. C D. Rr 47. 361—362.
,24. Kritische Bibliographie.
764. Prunelle, A., Le recrutement des indigenes Algeriens par la voie de V appel. Alger, A.
Jourdan, 1913.
765. Ratto, Mario, / grandi problemi della Libia {Cooperazione italo-araba. — Le cooperative
agricole. — II prohlemo idraulico. — Clima: anemia idrica. — Condizione politica
dei Libi. Rivista Coloniale VIII vol. II, 241—248.
766. Recuefl de Legislation et de Jurisprudence Marocaines. (Vgl. Islam IV 350 Nr. 461.)
I. Annc'e, Xr. 7— S, Sept.— Nov. 1913. 2. Annee Nr. 9, Jan. 1914.
767. de Regny, P. Vinassa, Libya Italica. 214 S. Milano, Hoepli, 1913. Bespr. v. S. M. Z.
MW III 431.
768. Revilliod, M., L' Organisation interieure des pays de protectorat. Son application au
Maroc. Paris, Arthur Rousseau, 1913. Bespr. Afr. Fr. B. 1913 S. 416.
769. Ricci, E., Leocene nella Cirenaica. 23 S. mit Abb. Macerata, F. Giorgetti, 191 3.
770. Rohlfs, Gherardo, Tripolitania: viaggio di Tripoli all' oasi di Kufra. Milano 1913-
LIII 279 S., I Karte.
771. Rouard de Card, E., Traites et accords concernant le Protectorat de la France au Maroc.
(Mit 5 Karten.) Paris, A. Pedone, 1914.
772. , Traites de delimitation concernant V Afrique francaise (Suppl. 1910 — 1913).
XVI u. 129 S. mit 8 Karten. Paris, A. Pedone & J. Gamber, 19 13. Angez. von A.
Zimmermann Peterm. Mitteil. 1913, 59, H, 296.
773. Sabetta, Guido, Politica di penetrazione in Africa. L' Islam e l'Italia. Roma, Bernardo
Lux, 1913. 147 S. Bespr. RC Anno IX vol. I S. 105.
774. Sainte-Chapelle, Colonel, La conquete du Maroc (mai 1911— mars 1913)- Paris,
Berger-Levrault, 1913.
775. Savorgnan d' Osoppo, M. A., Tripoli Agricola. Utilizzazione agricola deW oasi e del
deserto sulle orme di quanto si e fatto in Egitto ed in Algeria. Napoli 19 13.
776. Scalise, G., L'oUvicultura in Libia. 21 S. Rom, Tip. Unione, 19 13.
777. Scialhub, G., Grammatica italo-araba, con i rapporti e le diflerenze tra l'arabo letteraio
e il dialetlo libico. Guida degli studiosi della Hngua degli Arabi. Milano, Hoepli,
1913. Bespr. V. G. Levi Della Vida, La Nuova Cultura 1 9 (settembre 1913) (»infelice
tentativo«).
778. Senussiism in North Africa. »The Field« (London) 7. März 1914.
Gibt einen in der Pariser »Illustration« vom 7. Februar 1914 herausgegebenen Bericht
des türkischen, europäisch gebildeten Arztes *Abdul-GanI-Be wieder. Dieser ging im Jahre
1912, während des Tripolis-Feldzuges, nach Gagabüb in Begleitung einer Abordnung, die
dem dort erwarteten Scheich der Senussis, Sidi Ahmed, im Auftrage Enver-Be's Grüße,
Geschenke und Kriegsnachrichten übermitteln sollte. Man erfährt interessante Einzel-
heiten über Gagabüb, den alten Sitz des Ordens, sowie die Persönlichkeit des jetzigen
Oberhauptes. Nicht unwichtig sind auch die beigefügten Pläne, die die Moschee von G.,
das Lager des Scheches, sowie die Anordnung seines Zuges auf der Reise betreffen (bisher
war m. W. nur eine Skizze der Zä-wiya von Gagabüb bekannt, die bei Wingate Mahdiism
S. 4 wiedergegeben ist). Wenn übrigens der Berichterstatter meint, daß es in diesem Falle
wahrscheinlich das erste Mal sei, daß »an observer of western education has racorded an
interview with the Grand Master of the Movement«, so muß man an das äußerst wertvolle
Buch al-Hasäisx's erinnern (allgemein zugänglich gemacht durch die Übersetzung von
Serres und Lasram), in dem dieser hochgebildete Orientale recht interessant von seinem
zweimaligen Empfang bei Sidi el-Mahdl in Kufra berichtet. E. Graefe.
779. Sforza, Michele, Conte, Organizzazioni indigene della Tripolitania occidentale. RC
Anno IX vol. I S. 29 — 33.
Kritische Bibliographie. ^2 5
780. Trenga, Victor, L'dme araho-berbere. Bespr. v. L. Bouvat RMM XXIV S. 348.
1914, 343 S.
781. Vaccari, P. Alb., U Arabo scritio e V Ardbo parlato in Tripolilania. Turin, Paravin et Co.,
11113.
782. de Villeroy, Reuter, Les ressources minerales en Tunisie. Avec le texte commente
du Decret du 8 novembre 191 2. 364 S. Paris, Berger-Levrault, 19 14.
783. Westermarck, E., Marriage Ceremonies in Morocco. London, Macmillan and Co.,
1914.
784. Zaborowski, S., Pures tnbus arabes du Maroc. Rev. d' Anthropologie, Sept. 1913.
785. Zeys, Paul, Code annote de la Tunisie. Recueil de tous les documents composant la
l^gislation ecrite de ce pays. Supplement de 191 1 — 1912. 1914.
786. H. G., La reorganisation du regime des biens habous. RI 1913 (Nr. 89), 643 — 644.
787. N. N., La Justice Frangaise au Maroc. (Le texte des documents relatifs h. l'organisation
de la justice frangaise au Maroc.) Afr. Fr. RC 1913 Nr. 9.
788. N. N., Les Tribus du Maroc Orietital. Afr. Fr. RC 1912 (Nr. 6) S. 209, (Nr. 7) S. 289;
1913 (Nr. 4) S. 132.
Die Arbeit gibt ein Verzeichnis der Stämme im östhchen Marokko. Im speziellen
sind genau verzeichnet: der Ursprung, der Sitz, Unterstämme bis zu den Familien, Häupt-
ling, Dörfer, Anzahl, Märkte, Angabe der Häuser, Kulturbedingungen, Kirchen usw. usw.
C. Rathjens.
h) Das übrige Afrika und die Inseln.
789. Basset, R., Mission au Senegal. Fase. III: Recher ches historiques siir les Maures.
S. 437 — b()2. Paris 1913.
790. Bobichon, Henri, gouverneur honoraire, A propos dusullan Semio. RI 1913, 452 — 460,
565 — ^6q.
791. Cammaerts, Im., L' Islam et la colonisation de V Afrique centrale. Revue Economique
Internationale X 1913, vol. II, S. 510 — 531.
Über den Einfluß des Islam und die Mittel, den Einfluß der Weißen durchzusetzen.
792. Carbou, i. La region du Tchad et du Ouadai. — 2. Methode pratique pour Helude de
Varabe. Bespr. v. M. G. D. RC 47, 405 — 408; Halevy Revue Semitique 1913 XXI;
auch von R. Lespes Annales Universitaires de I'Algerie 1913 II 5.
793. Cohen, M., Documents ethnographiques d'Abyssinie (avec 20 /ig.) State. Revue d'Ethno-
graphie et de Sociologie 1913. Nr. 9 — 12.
794. Cortier, Maurice, En Nigeria anglaise. Le Probleme politique. — Le probleme social. —
Le Probleme religieux. Afr. Fr. RC Nov. 1913.
795. Cultru, G., Esprit de la politique indigene de V Angleterre en Afrique occidentale. Lega
Navale Anno X n. 3, 10 febbraio 1914.
7%. Delafosse, Maurice, Chroniques du Fotita Senegalais. Traduites de deux manuscrits
arabes inedits de Sire-Abbäs-Soh et accompagnees de notes, documents annexes
et commentaires, d'un glossaire et de cartes. Avec la coUaboration de Henri Gaden.
328 S. Collection de la »Revue du Monde Musulman«. Paris, Ernest Leroux, 19 13.
797. D[ussaudJ, R., L' Islam au Niger. RHR tome LXVIII, 265.
Kurzer Hinweis auf den historischen Wert der von de Gironcourt aus dem Xiger-
gebiet mitgebrachten arabischen Inschriften. R. Mielck.
798. Frohenius, Leo, Utid Afrika sprach. Bd. lU: Unter den unsträflichen Äthiopen. Berlin-
Ch., Vita, 1913.
799. Karstedt, F. 0., Der deutsche Rechtsstandpunkt und die Rechtsansprüche der Ismaili
in Deutsch-Ostafrika. Koloniale Monatsblätter, Novemberheft 191 3.
800. , Zur Beurteilung des Islams in Deutsch-Ostafrika. KR 10, 728 — 736.
•5 26 Kritische Bibliographie.
801. Karstedt, F. 0., Zur Sklavenjrage in Deutsch-Ostafrika. KR lo, 6i6 — 620.
802. ■ — • — , Noch ein Wort zur ostafrikanischen Sklaverei. Deutsche Kolonialzeitung,
31. Jahrg. Nr. 10, S. 160. Berlin, 7. März 1914.
In diesem kleinen Artikel warnt ein Mann der Praxis, der jahrelang als Beamter in
Ostafrika geweilt hat, unter Hinweis darauf, daß die Sklaverei »in Ostafrika nie etwas
Inhumanes an sich gehabt hat«, vor einer allzu beschleunigten Aufhebung des »bestehenden
Zustandes, der sich historisch gebildet hat«. K. tritt warm dafür ein, bei allen Änderungen
auf das Empfinden der Leute, besonders der Araber, Rücksicht zu nehmen. R. Mielck.
803. , Kulturhemmnisse, Islam und Mission in Ostafrika. Kol. Monatsbl. XVI,
105— 117 (1914)-
804. Lagrange, La circonscription du Batha. La Geographie. Bull. d. 1. Soc. d. Geogr. 19 13,
II, Bd. 28, S. 157 — 171.
Der Aufsatz behandelt die Bevölkerung, ihre Sitten und Gebräuche, der Gegend
im SW. von Abecher, also im »Territoire Militaire du Tchad«. Der erste Teil ist der mu-
hammedanischen Bevölkerung gewidmet, die man in drei Gruppen scheiden kann: die
Araber, die Goranen und die erst islamisierte Bevölkerung. Die Araber, der Hauptbestand-
teil, sind Nomaden und fanatische Muhammedaner. Einige charakteristische Gebräuche,
wie der Gebrauch der »Fätiha«, das Fasten während des Ramadan, die Weissagetage (»Jum
Naiss«(?)), die auf die i.,5.,9., 11., 13., 16. und 21. Mondtage fallen, der religiöse Unterricht,
Gebete und sonstige Sitten werden geschildert. Ihre Organisation und Abstammung värA
eingehend besprochen. Die Goranen, die zur großen Familie der Kreda gehören, unter-
scheiden sich in religiöser Hinsicht nicht von den Arabern. Dagegen bilden die islamisierten
Völker, die Bulala, Medogo, Kuka, Dadio, Jalua, die einzeln behandelt werden, den Über-
gang zu den Heiden. C. Rathjens.
805. de Marees, V. P., Beschrivinghe ende historische verhael van hei gout koninckrijck van
Gunea anders de Gout-custe de Mina genaemt liggende in het deel van Africa. 390 S.
Mit Karten und Illustrationen. Haag, Nijhoif, 1912.
806. Martin, Maurice Cap., Au cceur de l' Afrique Equatoriale. Journal de rouie d'un officier
(}iIission Jacquier). 46 phot., i carte. Paris, Chapelot, 1913.
807. Montbel, Max, Une revanche de l'Islam, La conquete de V Afrique noire. QDC 1914
(Nr. 408) S. 205—213.
808. Montandon, George, Aii Pays Ghimirra. Recit de mon voyage a travers le Massif Ethiopien.
202 flg., 14 cartes et planches. Paris, A. Challamel, 1913.
809. Passarge, S., Die Forschungen des Herrn Frobenius im Sudan. »Deutsche Kolonial-
zeitung« 30. Jahrg., Nr. 38, Berlin, 20. Sept. 1913, S. 626 f. und Nr. 39, 27. Sept. 1913,
S. 641—643.
810. Perrot, Georges, U Islamisme chez les Gallas. Dans la province du Harrar. Afr. Fr. RC
1913, 4, 121— 124.
Die Stadt Harrar, ehemals Adare, existiert seit etwa 350 Jahren und vnxd von der
muhammedanischen Bevölkerung als eine heilige Stadt angesehen. Die Harrari stammen
aus Hadramaut. Vor 30 oder 40 Jahren waren die Galla noch wenig islamisiert und sie
wurden daher, trotz einiger durch Frauen eingeführter muhammedanischer Gebräuche
als Heiden von den Somalis und Danakil betrachtet. Es wird dann über die Galla im all-
gemeinen gesprochen, ihr Verhältnis zu den christUchen Abessiniern und zu den Muhamme-
danem, ihre parlamentarische Verfassung, ihr Widerstand gegen Islam und Christentum usw.
C. Rathjens.
811. Piazza, Giuseppe, 7/ ßeHaitV. 408 S., 16 Photogr. 16°. Roma, Bontempellie Invernizzi,
19 13.
812. V. Raben, Das Vieh und seine Züchter in den Sultanaten der Residentur der deutschen
Kritische Bibliograpliie. -2 27
Tschadseeländer. Amtsblatt für das Schutzgebiet Kamerun VI, 36 (23. 10. 1913),
S. 461 ff.
Die Hauptv-iehzüchter in den Sultanaten sind die Schoa. Bei der Behandlung des
Themas fallen allerlei Bemerkungen zur Charakteristik dieses Stammes und seiner Ge-
bräuche ab, in der Hauptsache nichts, was nicht schon Barth und Nachtigal gebracht
hätten, doch ist z. B. die Feststellung interessant, daß die Schoa auch an Festtagen kein
Vieh schlachten, sondern höchstens hoffnungslos erkrankte oder sogar gefallene Tiere.
E. Graefe.
813. Rattray, R. S., Hausafolk-lore, customs, proverbs etc. 2 Bände. 352 u. 316 S. London,
Clarendon Press, 1913.
814. Reichskolonialamt. Amtliche Jahresberichte. Die deutschen Schutzgebiete in Afrika
und der Südsee. 19 12/13. 4^9 S. Berlin, Mittler u. Sohn, 19 14.
815. Roumens, Commandant, U Imperialisme Frmigais et les cheynins de fer transafricains.
Preface de Paul Doumer. 3 cartes. Paris, Plon-Nourrit, 1913.
816. Stigand, C. H., The land of Zinj. London, Constable & Co., 1913. Bespr. v. H. H.
Johnston JAfrS. Nr. XLVIII, vol. XII. 354— 35S.
817. Varigault, Les Borroros. Un tribit voniade. Afr. Fr. RC 1913, 3. iio — 112.
Der erste Teil des kurzen Aufsatzes beschäftigt sich mit der Geschichte der Borroro
Fulbe oder Firan kiriabe. Vor drei oder vier Generationen waren alle Borroro in Malle,
wahrscheinlich zwischen Djerma und Sokoto gelegen, vereinigt. Dort wanderten sie aber
wegen Streitigkeiten mit den übrigen Fulbe aus und siedelten sich unter Djambar in Sokoto
an. Unter seinem Bruder Gambi wanderten sie weiter nach Kano und bald darauf nach
Dabalam. Nach weiteren bedeutenden Wanderungen und Kämpfen haben sie jetzt die
Städte Dabalam, Gaio, Figil und Mayo-Ligam inne (1912). Der zweite Teil behandelt
die Organisation der Borroro: ihre Regierung, Abstammung, Heirat, Geburt, Tod, Erb-
recht, Beschneidung, Bauart der Dörfer und Gehöfte, Kleider, Schmuck usw.
C. Rathjens.
818. Moslem Methods in South Africa. MW III 422.
Bericht über die Fortschritte des Islam in Südafrika infolge von Mischehen.
H. Ritter.
819. N. N., Die Ausbreitung des Islams in Deutsch-Ostafrika. Ägyptische Nachrichten
7. Jahrg. Nr. 202, Kairo 8. Sept. 19 13.
820. N, N., Neue Fortschritte des Islam in Wvstafrika. KR 19 13, 681.
In Lagos soll aus privaten Mitteln eine muhammedanische Hochschule ins Leben
gerufen werden; die Zahl der muhammedanischen Schüler der englischen Regierungsschule
in Free Town ist auf 415 der Gesamtzahl gewachsen, die Zahl der Schüler der Missions-
schule Sierra Leones hat um 2S0 abgenommen.
3. Die Zahl der sudanesischen Mekkapilger betrug nach den Ahräm in diesem Jahre
4245. H. Ritter.
821. N. N., Fortschritte des Islam in Nigcrien. KR 1913, 544.
In Lagos wurde kürzlich eine neue Moschee eingeweiht, bei der der Leiter der mu-
hammedanischen Regierungsschule Alfa Idrisu eine hier übersetzte Rede hielt, in der er der
englischen Regierung Dank sagt für die dem Islam geweihte Förderung und Unterstützung.
H. Ritter.
5 28 Kritische Bibliographie.
VIII. Mission.
822. Abdul Haque, Islam versus Christianity (II). The Review of Religions. Qadian,
India.
Bespr. V. Herrick's »Christian and Mohammedan« vom muslimischen Standpunkt
aus. H. Ritter.
823. Ataur Rahman, The Perject Religion: X. Female Seclusion. XI. Polygamy. The Review
of Rehgions. Qadian, India. Dez. 1913, Jan. 1914.
Verteidigung dieser islamischen Einrichtungen. (Nach MW IV 223.) H. Ritter.
824. Awetarian, Pastor, The Chains of Islam. Church Missionary Review. Dezember
1913-
825. , Die Ketten des Islams. Die christliche Welt 1913, S. 488 (vgl. Islam IV S. 461
Nr. 665).
826. Axenfeld, K., Missionsdirektor, Geistige Kämpfe in der Eingeborenenbevölkerung an
der Küste Ostafrikas. Novemberheft KR 1913 S. 647—673.
Der kürzlich von einer Visitationsreise zurückgekehrte Direktor der Berliner Missions-
gesellschaft behandelt hier die Frage der politischen Bedeutung des Islam in Ostafrika.
»Jetzt haben wir Europäer die politische Macht: Ob wir auch die öffentliche Meinung im
Lande bilden, oder ob sie noch immer überwiegend von arabisch-islamischen Kreisen
geschaffen wird?« (S. 661). Mit Recht weist er im Anschluß an eine Zeitungsfehde (vgl.
Islam IV 351 Nr. 478) darauf hin, welche bedeutsame Rolle die von der Mission heran-
gebildete christliche Eingeborenenbevölkerung auch in politischer Beziehung in Zukunft
einmal zu spielen berufen ist. Zu S. 651 sei aber bemerkt, daß der wissenschaftliche Beob-
achter an den Aussagen aller Eingeborenen, ob Christen oder NichtChristen, sehr viel mehr
Kritik üben muß, als man in der Regel annimmt, und daß er sich häufig zu größerem Vor-
behalt genötigt sieht, als ihm selbst unter Umständen lieb ist. Aber Kritik bedeutet noch
keine Ablehnung. Was der Kritik standhält, ist immer willkommen. Und gerade die
Mitteilungen der Missionare sind hier sehr wertvoll. M. Heepe.
827. Bakker, D., Panislamisme in Nederlandsch-Indie. De Macedonier. Zendingstijdschrift
1914, Nr. I.
828. , 7s de kracht von den Islam gebrochen} De Macedonier, i. Sept. 1913.
829. , Hei wapen legen den Islam. De Macedonier, i. Oktober 1913.
830. Boulos, Die mohammedanische Universität El-Azhar in Kairo. Die Biene auf dem
Missionsfelde 80. 1913, S. 46 — 47.
831. Clair-Tisdall, W. St., The latest Muhammadan mare's nest. MW III 407—415.
Kritik eines neuarabischen, in Beirut gedruckten ^lachwerks: Al'-aqäid al leaianlja
fid-dijäna an-nasränlja von Muh. Tähir at-Tanir. H. Ritter.
832. , Manual of the leading Mohammadan objections to Christianity. Reprint of
second rev. edit., with Arabic appendix. London, Society for Promoting Christian
Knowledge, 1913.
833. van Dijk, Javaansch Mohamniedanisme. De Banier. Christelijk Weekblad voor Ned.-
Indie 5. jaarg. No. 40, 3.
834. The Editor of the Review of Religions. Islam. Islamic Review, Jan. 1914.
835. Frease, Edwin F., The Moslem World at Zürich. MW III 421 (\g\. Islam IV S. 461
Nr. 669).
836. Funke, E., Bei den Muhammedanern Togos, m. i Phot. Monatsblatt d. Norddeutschen
Missions-Gesellschaft 74, 1913, S. 4/6.
Über die Haussa, Religion und Sitten.
837. Ghulam Ahmad Khan, The Promised Messiah on the British Rule. The Review of
Religions, Oct. 191 3.
Kritische Bibliographie. 329
»Translation from the Aeena-i-Kamalat-i-lslam of Ahmad, the Promised Messiah,
■which inculcates sincere and constant loyalty to British rule in India« (MW IV 224).
838. Henry, Politik und Religion in der Auffassung des Mohammedaners. Afrika-Bote
XIX 1012/13, S. 234 — 237. Aus Kabylien.
839. Herrick, G. D., Afler ihe War in the Balkans. Missionary Review of the World. New
York, Jan. 191 4.
840. Kennedy, P. B., A recent Tour in Albania. Missionary Re%-iew of the World. New York.
Jan. 1914.
841. Klamroth, Osiafrikanische Volksbücher. Korrespondenzblatt für die evangelischen
Missionen in Deutsch-Ostafrika Nr. 5, August 19 13.
In einem Aufsatze der in Zanzibar erscheinenden arabischen Zeitung AI Na^ä/i vom
12. Juni 1913 (Nr. 72) Der Sturm auf den Islam, der in deutscher Übersetzung mitgeteilt
wird, werden Vorschläge gemacht zur Polemik gegen die Missionstätigkeit, und zwar Ab-
haltung von Versammlungen und VeröffentHchung von apologetischen Aufsätzen in der
Zeitung und in besonderen Heften, ähnlich den von der Universitätenmission in Zanzibar
und den evangelischen Missionen in Deutsch-Ostafrika herausgegebenen. M. Heepe.
842. Knak, S., Missionsärztliche Aufgaben an der Mohammedaner-W elt. Mitteilungen
des Berliner Vereins für ärztliche Mission 6. Jahrg. Xr. 6, Nov. 1913.
843. Konferenz für Muhammedaner-.Mission. Gehalten in Bethel bei Bielefeld am 6. und
7. August 1913. Verlag der Baseler Missionsbuchhandlung in Basel. 16 S.
Als Erster sprach Dr. M. S. Zwemer über das Zusammenschrumpfen des Islam,
seine Einheit, seine gegenwärtige politische Lage und die missionarische Gelegenheit.
Seine Ausführungen sind getragen von dem starken Optimismus, ohne den ein Heran-
treten an die Muhammedanermission nun einmal undenkbar ist, scheinen aber die tat-
sächliche Geschlossenheit und Widerstandskraft des Islam doch zuweilen zu unterschätzen.
Am dringendsten erscheint ihm die Arbeit in Deutsch-Ostafrika, am schwierigsten die in
Kamerun. Liz. Axenfeld handelte dann über die Frage, wie die Missionsgemeinschaft
zu einem tieferen Verantwortlichkeitsbewußtsein hinsichtlich der Muhammedaner-Mission
zu bringen sei; erst danach, meinte er, könne man an eine Gewinnung der großen Masse
gehen. Sehr bedauerlich und recht überflüssig sind die dabei gegen Vertreter der Islam-
•wissenschaft vorgebrachten Anschuldigungen (S. 8 unten). In der nachfolgenden Be-
sprechung wurde mit Recht betont, daß vor allem einmal an den Islam nicht unter den
Gesichtspunkten der Heidenmission herangegangen werden dürfe. Zuletzt verbreiteten
sich P. Oesterreicher und P. Simon über die Ausbildung der Muhammedaner-Missionare.
Man wird es dabei mit Freuden begrüßen, daß da der Erlernung des klassischen Arabisch
ein besonderer Wert beigelegt worden ist; freilich kann ich mich einer Empfehlung der
HARDERSchen Grammatik, wenigstens in ihrer jetzigen Gestalt, nicht anschließen '). Un-
begreiflichersveise ist dann hier sowohl wie auch in den »Ergebnissen« (S. 14. Xr. 12) die
Meinung vertreten worden, daß das Studium der arabischen Vulgärdialekte erst auf dem
Missionsfelde in Angriff zu nehmen sei. Daß dabei nichts herauskommt, lehrt die Erfahrung
genugsam; wie für das Haussa (S. 11 oben) ist auch für diese Sprachen eine gründliche
Vorbereitung zu Hause erforderlich ! Für das Ägyptische sei dabei der Gebrauch von
>) Ein gutes und praktisches Lehrbuch scheint mir B. Catt.\n, Grammatica
ieorico-pratica della Lingua Araba per le scuole italiane (Cittä di Cartello 1914) zu sein.
Harder's neue »Kleine arabische Sprachlehre« ist gewiß recht brauchbar, aber noch
immer sind mancherlei recht störende Fehler zu rügen.
Ulam. V. 2 2
^^^ Kritische Bibliographie.
Willmore's Grammatik und Nallino's inhaltreichem, weit über den üblichen Rahmen
einer Grammatik hinausgehendem Werke (2. Aufl. 1913) empfohlen; es ist bedauerlich, daß
es zurzeit kein wissenschaftlich - brauchbares deutsches Lehrbuch auf diesem Gebiete
gibt. Daneben soll dem Islam ein eifriges Studium gewidmet werden; hoffentUch wird
dieser Beschluß recht nachdrücklich durchgeführt. Der Vorschlag, einen Teil dieser Aus-
bildung nach Kairo zu verlegen, \\-ird — gründliche Vorbereitung in der Heimat voraus-
gesetzt — gewiß gute Erfolge zeitigen. Befremdlich erscheint nur eine in der vorliegenden
Broschüre nicht erwähnte, aber in dem Bericht des Evang. Miss. Magaz. (Neue Folge, 57, 1 1,
S. 485 u.) verzeichnete Äußerung: »Bei der rein wissenschaftlichen Beschäftigung
mit dem Islam kommt es leicht zu einem Anempfinden an diesen, wobei
die Erkenntnis der Überlegenheit des Christentums teils unbewußt,
teils absichtlich in den Hintergrund gestellt wird. Das ist eine große
Gefahr.« (Ebenso Sudan- Pionier Nov. 1913, S. 83.) In den am Schluß mitgeteilten
»Ergebnissen« (13 Punkte) ist denn auch von einer Einwirkung dieses eigenartigen Stand-
punktes nichts zu spüren. Alan vergleiche auch die entgegengesetzte Anschauung von
F. Würz in demselben Jahrgang der genannten Zeitschrift, Heft 7. E. Graefe.
844. La Roche, F., Luther und der Koran, und der Missionsgedanke in der Reformationszeit.
Ev. Miss. Magazin. Neue Folge. 57. Jahrg., Okt. 1913, S. 453—459-
1. Referat über die von Luther im Türkenjahr 1542 neu herausgegebene und mit
Vor- und Nachrede versehene Koranübersetzung des Predigermönches Richardus aus dem
Jahre 1300: Verlegung des Alcoran Bruder Richardi Prediger Ordens anno 12,00, verdeutscht
durch D. M. Luther.
2. Kurze Skizzierung der Missionsgedanken des Nachfolgers Zwingli's auf dem
theologischen Lehrstuhl in Zürich, Theodor Bibliander, dessen lateinische Koranüber-
setzung 1543 in Basel gedruckt wurde, aber auf Veranlassung des Rates von Basel wegen
der Gefahr der Irrlehre beinahe konfisziert wäre, wenn nicht Luther mit Erfolg dagegen
Einspruch erhoben und in einem Schreiben an den Basler Rat darum gebeten hätte, das
Buch ausgehen zu lassen. »Man könnte dem Mahmet nichts Verdrießlicheres tun, noch
mehr Schaden zufügen, denn daß man ihren Alcoran bei den Christen an den Tag bringe.
Man muß den Schaden und Wunden öffnen, soll man's heilen. Mit Zudecken wird's ärger
und endlich verzweifelt unmöglich.« M. Heepe.
845. Leeder's, Veiled Mysteries of Egypt (vgl. Islam IV 214 Nr. 225). Bespr. v. Duncan
B. Macdonald IRM 19 13, S. 595 bis 598.
846. Macdonald, Duncan Black, The Vital Forces of Christianüy and Islam. Vll. IRM
1913, S. 657—673.
Der bekannte Islamforscher vom Hartford Theological Seminary, U. S. A., empfiehlt
hier nachdrücklichst dem Muhammedanermissionar die Pflege religiöser Gespräche sowie
das unablässige Studium der religiösen und theologischen Schriften, um daraus ein uark-
liches Verständnis für die religiöse Eigenart des Muhammedaners zu gewinnen. Er warnt
vor Disputationen und der Befolgung bestimmter, zufällig einmal von Erfolg gekrönt
gewesener Predigtmethoden und verlangt in weitestem Maße Eingehen auf die besondere
religiöse Fragestellung des einzelnen. M- Heepe.
847. — • , Some Recent Literature on Islam. IRM 1913, S. 373—378.
Den Missionaren wird die intensivere Beschäftigung mit dem Vulgärarabischen im
Anschluß an Socin, Spitta, Stumme und Littmann empfohlen, das Studium von Gold-
ziher's Vorlesungen, Snouck- Hurgronje's Mekka und Poliiique musulmane de la
HoUande, Horten's systematischen Studien und Becker's Islam zur Pflicht gemacht
Kritische Bibliographie. 33^
und auf die Benutzung der Islam-Enzyklopädie sowie der Revue du Monde Mtisulman
nachdrücklichst hingewiesen. M- Heepe.
848. Manley, G. T., Mohammedan Advance in Ajrica. »Church Missionary Gleaner«, London,
February 19 14.
»Emphasizes the part played by the Government Karana (Coloured officials) and
Moslem regiments in the advance of Islam« (MW IV 223). H. Ritter.
849. Mylrea, C. Stanley G., (Bahrein), Points of contact or of contrast. MW III, 401—406.
Warnt davor, in der Missionspraxis »allzusehr die Islam und Christentum gemein-
samen Punkte aufzusuchen, hervorzuheben und zu betonen«. Jegliche Art von Kom-
promiß bringe mehr Schaden als Nutzen. H. Ritter.
850. Napier, R. H., Christianiiy and Islam: South and East of Lake Nyasa. Life and Work,
Edinburgh, März 19 14.
851. Nielsen, Alfred, Breve. »Österlands-Missionen« Jahrg. 19 13, Nr. 1—4.
In diesen Briefen erzählt der akademisch gebildete Missionar Herr A. N. von den
Verhältnissen auf den Missionsstationen in Syrien (Nebk, Hafar, Qarjaten, Deratije);
man wirkt durch ärztliche Pflege und regelmäßigen Schulunterricht. Man unterrichtet
in folgenden Fächern: Bibel, arab. Lesen und Schreiben, Diktat, Rechnen. Geographie,
Englisch, arab. Grammatik. Die Mission hat Streitigkeiten mit den katholischen Kon-
kurrenten, was wohl den Muhammedanern nicht unangenehm ist. J. Pedersen.
852. Otis Dwight, Henry, .1 Muslim Sir Galahad. New York, Fleming H. Reved Company,
IM13. Bcppr. V. E. M. Wherry MW III 321.
853. Parkinson, John, Another »Mare's Nest«. Islamic Review Jan. 1914. Entgegnung
auf Clair-Tisdall's Artikel MW Okt. 1913. (Siehe Nr. 831).
854. Pickthael, Marmaduke, Veiled Women. 320 S. 16°. London, Bell & Sons, 1913.
Erzählungen aus dem Haremsleben von einer Europäerin, die den Islam angenommen
. und einen Muslim geheiratet hat. (Nach der Bespr. v. C. B. K. MW IV 220.)
H. Ritter.
855. Rutgers, Jacquelline C, Islam en Christentum. Tweede druk bewerkt door . . . Den Haag
19T2. Bespr. v. G. Simon MW IV 104.
856. Shedd, W. A., To the Editor of the Moslem World. MW III 443-
Weist nachdrücklich auf die Verbreitung und Wichtigkeit des azarbeiganischen
Türkisch auch als Schriftsprache und die Notwendigkeit einer christlichen azarbeiganischen
Literatur zu Missionszwecken hin. "• Ki'^ter.
857. Shillidy, Rev. J., The Lord Jesus in the Koran. I^Iission Press Surat. Bespr. v. A. T.
Upson MW IV 216.
858. Simon, Gottfried, Islam und Christentum im Kampf um die Eroberung der animistischen
Heidenwelt. Beobachtungen aus der Mohammedanermission in Niederländisch- Indien.
2. Aufl. 348 S. Berlin, Martin Warneck, 1914-
859. , Die Lebenskraft des Islam im Lichte des Evangeliums. 23 S. Rheinische Missions-
Schriften i6i. Barmen, Comptoir des Missionshauses, 1913.
860. Speer, D. Rob. E., Das Christentum zind die nichtchristlichen Religionen, i. Teil: Die
animistischen und ostasiatischen Religionen und der Islam. Berechtigte Übersetzung
aus dem Englischen von Dr. Julius Richter. Basel, Missionsbuchh., 1014. VII,
144 S. (Missionsstudienbücher i.)
861. Stern, Der Kampf mit dem Islam im Innern von Deutsch-Ostafrika. Missionspäda-
gogische Blätter I, 1913. S. 25—32.
■1-J2 Kritische Bibliographie.
862. Stübles, H., Einige Probleme der Mohammedanermission. Ev. Miss. Magazin. Neue
Folge. 57. Jahrg., Okt. 1913, S. 459—463.
Kurzer Bericht von einer intimen Konferenz über Muhammedanermission, die Mitte
Januar in einem Privathause New Yorks stattfand. U. a. wird für die Predigt die große
Bedeutung der Gleichnisse des Evangeliums und überhaupt jeder Art von Gleichnisrede
hervorgehoben und empfohlen, auch den Trinitätsbegriff, »der vom Moslem unvermeidlich
mißverstanden wird«, ihm in Gleichnisform nahezubringen (z. B. die Wolke in erhabener
Majestät am Himmel, der von ihr herabkommende Regen und die Wachstum gebende
Feuchtigkeit des Bodens). M. Heepe.
863. Taufiq Sidqi, Dr. Mohammad, Nazara fl kutub al-'ahd al-gadid. Bespr. v. R. F. McNeile
MW IV 216.
S.-A. einer Reihe von im Manär erschienenen Artikeln, in denen mit den Waffen
einer antiquierten Bibelkritik das Christentum angegriffen wird. H. Ritter.
864. Upson, Arthur T., Arabic Christian literahire since ihe Liicknoiv Conference. MW III
416 — 420.
865. Vohsen, Ernest, Quelle doit Hre Vattilude des goiivernements vis-a-vis des ynissions.
Rapport. (Institut Colonial International. Session tenue ä Londres en mal 1913.)
Bruxelles 1913. Etablissements generaux d'Imprimerie. 76 S.
866. Voigt, C, Die Mission und der Islarn. WI I 165 f.
Appell an seine deutschen Landsleute, endlich das weit verbreitete Mißtrauen gegen
die Missionare fallen zu lassen und nach dem Beispiel anderer Länder die Tätigkeit der
Mission »in der Aufklärung dunkler Zusammenhänge von Völkern, Zeiten und Religions-
anschauungen« für die Wissenschaft anzuerkennen. »Es ist gar kein Zweifel, daß alle jene
Männer, die Tag für Tag mit allen Volkskreisen in Berührung kommen, mit allen Winkeln
und Ecken bekannt werden, ein Anrecht darauf haben, in ihrer Meinung auch über Länder,
Völker und Wesen des modernen Islams gehört zu werden, wobei es selbstverständlich
ist, daß sie die Dinge mit gleicher Klarheit und Unvoreingenommenheit betrachten wie
irgendein Beschauer.« R. Mielck.
867. Watson, Andrew, Cairo, Our only gospel. MW IV 69—72.
868. Wilson, S. G., The Russian occupation of northern Persia. ]MW III 4 339 — 349.
Duldung und Ausbreitung des Christentums in Persien in alter und neuer Zeit und
die Aussichten für die christliche Mission im Falle einer Annexion Nordpersiens durch
Rußland. H. Ritter.
869. Woodman StOCking, Annie (Teheran), Education and evangelization in Persia. MW
III 391 — 400.
870. Würz, Friedrich, The Bethel Conference. MW IV 82—84.
871. Zwemer, S. M., The Moslem Idea of Truth. »Lutheran Church Work« Philadelphia
January 29th 1914.
872. — — , The Moslem Christ. Bespr. IRM 19 13, S. 186—189.
873. , The dying forces of Islam. MW IV, 64—68.
Besprechung von Mohammed el 'Attar's Buch: Where is Islam} An Essay seiting
forih ihe Present Condition of Moslems, socially, intellectiialy, and morally, in dem der junge
Azharlehrer klagt, daß nirgends auf der Welt der wahre Islam zu finden sei, eine Klage,
die übrigens wohl so alt ist wie der Islam selber, und schwerlich dazu berechtigt, mit Z.
den Islam tot zu sagen. H. Ritter.
Kritische Bibliographie, 333
874. Zwemer, S. M., Raymundiis Lullus, der erste Mohammedaner-Missionar. Aus dem
Englischen übersetzt. XVIII 126 S., 10 Taf., Wiesbaden, Sudan-Missions-
buchh., 1913.
875. MIsslonary Review 1913, 10. Comparative Religion for Moslems. Bespr. v. S. M.
Zwemer. — News: Moslem University at Mecca.
876. A Turkish Cemetery. MW III 425.
877. Neue Glossen zum Balkankriege: Zwangstaufen unter den Pomaken. Die christliche
Welt 191 3, S. 518 (vgl. Islam IV S. 463 Nr. 679).
878. MIsslonary Occupatlon ot Algeria. \rw III 428.
Statistik der Bevölkerung von Algerien und der Missionsstationen nach der letzten
amtlichen Schätzung. H. Ritter.
879. A., Seltsame W ahnvorslellungen bei den Mohaynmedanern. Afrika-Bote XIX 19 12/13,
S. 237 — 241. Aus Kabylien.
880. H. W. W., Islam in Korogwe Archdeacony. Central-Africa XXXI, 1913, S. 105 — 108.
In Ushambala.
881. M. D., Mohammedanism in Malaya. London 191 3.
Abdruck aus »The East and the West«. »Without professing to be more than a digest
of facts found in the publications of those with first-hand knowledge of the field, it is a
pamphlet worthy of close attention. . . .« E. J. M. B. in MW IV 221, H. Ritter.
882. S. W. W. W., Challenging the Crescent. Mercy and Truth. London, Febr. 191 4.
Missionsärztliche Pläne für Palästina, Arabien und Persien der »Church Missionary
Society«. (Nach MW IV 224.) H. Ritter.
883. N. N., A Twice-born Turk (III, IV, V). Missionary Review of the World. New York,
Dez. 1913, Jan.-Febr. 1914.
Weitere Erinnerungen eines bekehrten Scheichs, übersetzt von A. T. Upson (MW IV
224). H. Ritter.
884. N. N., Muhammedanerna i Erna. Bihang tili Missionstidning för Finland. Nr. 6, 7,
1913-
885. N. N., Sarekat Islam. Der Missions- und Heidenbote XXXV Nr. 8, S. 293—298.
886. N. N., Madagascar for Christ. London, Foreign Missionary Society, 1914.
Ergebnisse einer Erkundungsreise von neun Leitern von Missionsgesellschaften nach
Madagaskar. Die Zahl der muslimischen Bewohner wird auf 75 000 geschätzt. Eine Karte
über die Stäname der Insel ist beigefügt. (Nach der Bespr. v. E. J. M. B. MW IV 220.)
H. Ritter.
887. N. N., jfestcs in the Holy Quran (I — II). The Review of Religions. Qadian, India.
Nov. -Dez. 19 13. Entgegnung auf Zwemer: The Stumbling Block of the Gross, MW
April 191 3.
888. N. N., Islam from a medical Standpoint. A Symposium. MW III 367 — 3S5.
Eine Sammlung von überaus traurigen Bildern und Erfahrungen aus der missions-
ärztlichen Praxis in den verschiedensten muhammedanischen Ländern aus der Feder
verschiedener Missionsärzte. Am Schluß eine Inhaltsangabe des (wertlosen) Buches von
Opitz: Medizin im Koran. Stuttgart 1906, von Zwemer. H. Ritter.
Islam. V. 2 ^
~ ~ . Kritische Bibliographie.
IX. Verwandte Gebiete.
889. Abu Kurra, Des Theodor, Traktat über den Schöpfer und die wahre Religion. Übersetzt
von Pfarrer Dr. Georg Graf. Münster, AschendorfE, 1913. 66 S. (Beiträge zur
Geschichte der Philosophie des Mittelalters XIV. Band, i. Heft.) Bespr. voa
Horten ThLZ 1914 Sp. 396 f.
890. Daiches, S., Babylonian Oil Magic in the Talmud and in the later Jewish literature.
42 S. (Jews' College, Publication 5.) London 1913.
891. Darmstaedter, Paul, Geschichte der Aufteilung und Kolonisation Afrikas. I. Bd.:
141 5 — i8yo. Berlin und Leipzig, G. J. Göschensche Verlagshandlung G. m. b. H.,
1913. VIII u. 320 S. Bespr. v. Hänsch Geogr. Zeitschr. 1914 XX 58.
892. Golubovich, G., Biblioteca bio-bibliographica della terra santa e delV Oriente francescano.
Nuovo archivio veneto 1913, Juli — September.
893. Monutnenta Talmudica, Bd. II /?ecAi bearbeitet von Salomon Gandz, 2. Heft,
Orion-Verlag, Wien u. Leipzig 19 14-
894. Nau, F., Les minologes des evangeliaires-arabes. Bespr. v. PS. Grebaut. Revue de
rOrient Chretien, 1913, 2 ser. Bd. VIII, 3.
895. Schick, J., Corpus Hamleticum, Hamlet in Sage und Dichtung, Kunst und Musik.
I. Abteilung: Sagengeschi chth che Untersuchungen, i. Band: Das Glückskind mit
dem Todesbrief. Orientalische Fassungen. XVI, 418 S. Berlin, Emil Ferber, 1912.
Bespr. V. W. Hengstenberg BZ XXII 545 f.
The Tajärib al-Umam of Abu 'Ali Miskawaih.
By
H. F. Amedroz.
The recent appearance of Vol. V of thc Tajärib al-Umam is an
opportunity for saying something on that and on Vol. \\, the concluding
part of thc work, for both deal with a period latcr than Tabari and,
ceasing to be a mere echo of that historian, contain original matter ^)
much of which appears in an abridged form in the Kdmil of Ibn al-
Athir. The first sixty pages of Vol. V are conccrned with the closing
years of Mu'tadid and with the short reign of Muktafi and all, with the
exception of the two anecdotes referred to below, is found in Tabari,
but from the accession of Muktadir onwards thc narrative becomes
independent of Tabari, and also in the main independent of 'Arib,
who appears to have drawn his material from Süli, d. A. H. 335
(Wüst. No. 115) and from Farghäni who, likc 'Arib, continued
Tabari, d. circ. A. II. 362 (Kindi, introd. p. 51).
Miskawaih's narrative of Muktadir's reign down to the death
of Ibn al-Furät, A. H 312, proves to bc largely identical with the Con-
tents of HilkV s Kiidb al-Wuzard^), and it is probable that the matter
concerning thc viziers *Ali b. Tsa, Hamid b. al-*Abbäs, and Ibn Mukla
would likewise bc found in the missing portions of Hiläl's work
Both historians relicd certainly on the history of Hiläl's uncle,
1) Dr. Sarasin has compared the portion of the Tajdrib edited by de Goeje in
Fragm. Hist. Arab. Vol. II (which is covered by the contents of the forthcoming Vol. I\'
of the Gibb Facsimile) with Tabari's history and informs me that, practically, the whole
is to be found there. The advantage, therefore, to accrue from the publication of Vol. IV,
even were it to prove more legible than the other volumes, is not obvious.
*) They were contemporaries: Hiläl lived A. H. 359— 44S; Miskawaih's death is
dated A. H. 421 {Irshäd II. S9. I. 1), but as he describes himself in the Tajärib as in atten-
dance on the vizier al-Muhallabi as early as A. H. 341 (Vol. VI. p. 194. 1. 5). this date
seems too late.
Islam. V. 24
336
H. F. Amedroz,
Thäbit b. Sinän, the continuer at Baghdäd of Tabari, (Wüst.
N0.135), forthey quote him byname. In thePreface to Vol. V it is sug-
gested (p.XII) that Miskawaih "had at his elbow some füll chronicle
of the Caliphate which is unfortunately at present unknown to us".
The supposition seems to be uncalled for having regard to Thäbit 's
history, and had any such chronicle existed it would probably have
been disclosed in later histories. One of these, yet another continuation
of Tabari by Muhammed b. *Abd al-Malik al-Hamadhäni,
d. A. H. 521 (Wüst. No. 232), is extant for this period in the Ms. Paris,
Ar. 1469, and whilst it is apparent that the narrative is largely based
on that of Miskawaih although he is never mentioned therein by
name, some of the matter is given on the authority of Thäbit.
Another history which Covers this period is the Kitdb al ^Uyün
(Brock. I. p. 344) viz. the portion of it comprised in the Berlin Ms.
which is subsequent in date to that published by de Goeje, Fragm.
Hist. Arab., Vol. I: it corresponds with the entirety of Vol. V and most
of Vol. VI. The Contents point rather to a source other than Miska-
waih, and in some cases, e. g. for the Caliphs Rädi and Muttaki, the
authority cited is Farghäni. In one case this diversity of source
provides us with accounts of the same incident from different points
of view. The story of Ibn Thawäba's attempt to extort from Ibn al
Furät, on his first fall from office in A. H. 299, the inordinate sum
of thirteen million dinars occurs in Vol. V, pp. 170 — 172, and in
Hiläl's W Uzara, p. 103, (and also in the Leiden Ms. of Faraj ba^d
Shidda, although it is wanting in the printed edition), as told by
Ibn al -Furät after he had recovered office. In the Kitdb al-
'■JJyün we are given Ibn Thawäba's version, of which the text is
appended for the purpose of comparison ^). The truth may, I suggest,
CJ-^ls J3JL5 v3Sv«"^5 r*.^ ^J-IsLäS ^>.:J J^st. X.^)^ ,-•£ ..^^».5 o!-äjl
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.j; J( ,i.c U-'i! :l3.s» X\ si><.ÄxJj ^".^i^sr *jÜ3! i^.xJ o^s! *.i rioljj
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— ■ " ■'►.■'
The Tajärib al-Umam of Abu 'Ali Miskawaih. 237
embrace both the versions. The vizier portrays himself as resisting
the Claim by argument, and as being consoled under the suffering in-
flicted on him by Ibn Thawäba in the thought that it might be a
requital for his hasty, and soon repented, illtreatment of others in the
past. Ibn Thawäba depicts the vizier as protesting against a person
of his official rank being treated with violence. The opening dialogue
v^^vJ^'^ xL«i^t_5 j*^^ !>^5 LXi>-j ■^jaLs }'^j J:^ ÄJt*:^ (J^3 qj! q>»
oJi O^i Ä-Sblij *Ix=> oJVp-.s AiJI (^ OAxS !u\i: O^^l [J.Ä -jju]
.-.^ 'x>o>- O-a:^^-! uXi» \>JLc vi:/*i30 f»wj| ä-j^' iAäJ .•.»^ w^-b .,-ÄjJ
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„ob ^5 v^sJLi> ilt a-*^lj J>~J .-ji O^Jjt^! *-->-^ -^^^ ''^^_7? -^3 ^^^
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OL^» 9 j^"^^ ^'^^ ^ ^-^'^5 O^ '^-^}^ '^^^ CT^ J^tv«-«^! iUs-L-o :oJJis
c\i>!j *^y-o j.Lä5 ^.,!l\;-wJI ,1! J.JÖ3 .-^ y'jö ^S i^Ur yuzJl ^-j ^Vxi
is./8jj La^ : *-..*v^J ^^^^ÄS .«X=>|*J dV-^ i^y^J j^^ji f*;y*^ i-J : ^^ --^ *-*^^
,i>.cj» xla^r ../) iüili-üt» _ä.x>*J! oAi>i s^ c>J-J -j! :o^ r»iU-a
'Lj-Ji »-^ .,!A>L*ji ^! 3^-:>! ^!» ^S^ .Vj^ ^o-Ji (^c\-! *^! o- *-^*-^'
: o^Uis .sJwA.o«3l_5 : i3^Äj_5 -Xo Jot:>-^ .Jj-'i Lv? J«.ix w^5j i-« J:^-^'
X u o • • •■ -v ^ . > • v^^ ...
}
{Kitäb al-^Uyün^ Berlin Ms. fol. 75^'. sub A, H. 300.)
24*
338
H. F. A m e d r o z ,
between them discloses that a marriage between members of their two
families had resulted in making Ibn Thawaba a connection of Ibn
*Abdün, whose death Ibn al-Furat had caused during bis vizierate for
conspiring to supplant him (Vol. V p. 71 and Wuzardp. 26), and he sur-
mises that his death was now going to be avenged on himself, whereas
Ibn Thawaba resents the connection being disclosed at all. As a
precedent for his ill treatment of Ibn al-Furät he cites the case of
Ismä'il b. Bulbul to whose patronage, he says, the brothers Ahmad
and 'Ali b. al Furät owed their official success ^). They had indeed
shared his fall in A. H. 278 (Tab. III. 2123), and were in prison until
released by his successor *Ubaid allah b. Sulaimän when he stood in
need of competent officials such as thcy were, [Wuzard pp. 8 — 10);
indeed the ability of the eider brother Ahmad (as to ^\hom see ib.
pp j7Q_2oo), nearly made him vizier on *Ubaid allah's degth in 288 —
see the story from the Muntamm given'm Hildl, Introd. 31. n 3; also in
the Mir' dt al-Zamän,'Par. Ar. 6133, iii h. Ahmad died in 291 (Dhahabi,
Leiden 843. 159 a, Rev. Cat. 11. p. 21), and his brother 'Ali's continued
favour under the viziers Al-Käsim b. 'Ubaid allah and al-*Abbäs b. al-
Hasan is shewn by anecdotes in Wuzard. He may now have regarded Ibn
Bulbul's memory with gratitude, for when Ibn Thawaba begins to give
particulars of the tortures inflicted on him, which are referred to by
Mas'üdi, Prairies d'Or VIII. 1092) and told in repulsive detail in
Tanükhi's Nishwdr, Par. Ar. No. 3482 3), he begs him to desist. Ibn
Thawaba' s closing act of illtreatment, the dragging to and placing
his head on the Sanddn (obscure in meaning) terrified the victim
w^hose cries drew taunts from his tormentor. In time came his re-
tribution when he was done the death in prison at Küfa in
A. H. 303 ['■Arth 59), that is to say before the date of Ibn al-Furät's
second term of office. It is to be noticed that *Umm Müsa accuses
Ibn al-Furät of having entertained a project of supplanting the ruling
dynasty by an Alide one, and that such a suspicion had conduced to
his fall is shewn by the absurd inference drawn from the sight of an
empty litter procceding towards Küfa, told Wuzard p. 265—7, ^vhere
the absurdity is emphasized by a note on the margin of the Ms. The
imminence of the Fatimide conquest of Egypt and Syria must have
kept the dynasty evcr in fear of an Alide rival, certain of support
1) Hamid b. al-*Abbäs when imprisoned by Ibn Bulbul relied on the intercession of
Abu-l-*Abbäs b. al-Furät, — Faraj ba'd Shidda I. p. ii4- 1- "•
2) The term ^ j^'^^ ^'^ is there rendered by "gelatine"; it is äquivalent to o^J.
3) The pubhcation of this Ms. by Professor D. S. Margoliouth may be looked for
in a year's time.
The Tajiirib al-Umam of Abu 'Ali Miskawaih. 339
from wealthy and high placed members of the family at Baghdad and
f rom the population of the large Karkh quartcr. Hamadhdni, in the above
mentioned continuation of Tabari, relatcs how Mu'izz al-Daula had
resolved on such a change in the Caliphate, but was dissuaded by his
vizier al-Saimari who urged, inter alia, the Abbasid demerits as
ground for prefcrring them to any other linc as puppets to the
princes of the Buwaihid dynasty.
Two gaps occur in this facsimilc of the Tajdrib al-Umam. In one
of them, (Vol. VI. p. 439), should have been told the failure of 'Adud
al-Daula in A. H. 364 to suppress the revolt of Ibn Bakiyya at Wäsit
which he had sent him to govern at his own request, and with a view
to gaining him over to compliance with his rule (ib. p. 437). The defeat
of *Adud al-Daula's force by Ibn Bakiyya's troops, assisted by a con-
tingent from *Umrän, the rulcr of the Batiha, is recorded by Ibn al-
Athir \TII. 479, 1. 11, in the course of what has every appearance of
being an abridgmcnt of Miskawaih 's narrative. And inasmuch as
the latter was an avowed admirer of *Adud al-Daula, and had small
esteem for Ibn Bakiyya or for his sovereign *Izz al-Daula, the above
Omission cannot be attributed to intention; moreover he admitted
openly enough the subsequent shipwreck, for a time, of *Adud al-
Daula's policy owing to his father Rukn al-Daula's obstinate and
unreasoning support of *Izz al-Daula: the Omission must therefore be
attributed to lack of information.
The other gap at the close of A. H. 366 (Vol. \T. p. 476) should
have included an account of the fall of Abu-1-Fath ibn al-*Amid, This
Omission is obviously not designed, for the heading of the omitted
event is given. And that it would in the natural course have been
inserted is clear from this, that the son's unfortunate defects of cha-
racter had been indicated by Miskawaih, and the prophecy of Abu-1-
Fadl, the father, that thcy would result in thcir house's ruin had been
recorded (Vol. VI. p. 347. 1. 10). The prophecy will be found also in
the son's life in Irshdd al-Arih Vol. V. p. 371, in the citation there given
from Miskawaih's w^ork, and it is to be noticed that the previous
accounts of the son's dismissal from office and death — pp. 349 and
358 — are based, not on the authority of Miskawaih, but of Hiläl-
al-Säbi and of the vizier al-Äbi (d. A. H. 421, Brock. I. 351). The
account of his death may therefore have been likewise abscnt from
the copy of the Tajdrib used by the author of the Irshdd. In the Ms.
Bodleian Marsh 357, which includes this portion of \'ol. \T, the gaps
are not present, and the narrative proceeds continuously and without
any diversity from the text of Vol. VI.
^4.0 ^- ^* Amedroz,
It is in telHng of the murder of Mardäwij in the year A. H. 323,
that Miskawaih's name first occurs, and he states that he derived
his Story from the deceased statesman Abu-1-Fadl Ihn al-*Amid, — Vol.
V. 479 — but from A. H. 344 onwards, — Vol. VI. 181 — he declares
the narrative to be based on his own knowledge, supplemented by in-
formation given him by Ibn al-*Amid who had narrated to him the
encounter between Rukn al-Daula and the Samanid general Karätakin
which he was then telling, and he emphasizes the accuracy and value
of the Information so acquired. Henceforth too he appears himself as
an actor in events. In A. H. 341 he was already one of the vizier Mu-
hallabi's circle — ib. 194. 1. 5. In A. H. 355 he saw at Rayy the re-
ception of the Marzubän by Rukn al-Daula — ib. 280. 1. ult., and he
was in constant and close attendance on the vizier Ibn al-*Amid until
his death in A. H. 360, as appears from his eulogy of his patron, already
published in Der Islam, III. 339—346- In A. H. 363 he accompanied
the son Abu-1-Fath b. al-'Amid from Rayy on his expedition to rescue
*Izz al-Daula from the revolting Turkish troops under Alaftakin, —
ib. 427, 1. I. And in A. H. 368 he was one of those sent by *Adud
al-Daula to bring away the prisoners and treasure captured at the
surrender of the stronghold of Ardamisht, when he pleaded in vain with
the sovereign the cause of its Commander, Täshtam, who sought to
escape being surrendered to his former master the Hamdanid Abu
Taghlib, — ib. 496—497.
Miskawaih closes his history abruptly in A. H. 369, (the point is
indicated by Ibn al-Athir, VIII. 521, 1. 2), at the moment when
'Adud al-Daula's failing health was shewing itself. As he must have
survived him by quite half a lifetime it is stränge that he did not bring
his work down to the monarch's death, but that task was left to be
performed by Muktadi's vizier Abu Shujä*, died A. H. 488 (Wüst.
No. 227, where the date of death is erroneous); his Dhail to the Tajdrib
extends to A. H. 389, as stated by Ibn al-Athir IX. 107, 1. 5, who
made use of it for the Käjnil. By the zeal of his Excellency
Ahmed Zeki Pacha this text has recently been recovered in Constanti-
nople, and its publication would form a fitting sequel to that of
Vols. V and VI of the Tajdrib, (Vol. V is already in course of
being printed at Cairo), for it so happens that the Dhail precisely
bridges the interval between the close of the Tajdrib and the
opening of the thrce years fragment of Hiläl's history which was
published in the same volume as his Wuzard. The fragment would
afford a specimen of oricntal history in its original form; the Dhail
would present othcr portions of that history apparently but slightly
The Tajärib al-Umam of Abu 'Ali Miskawaih. ^41
abridged^); and the morc rigorous abridgmcnt would appcar in the
pages of Ibn al-Athir.
The summary of the contents of Vol, V appcars, from what is said
in the preface, to have undergone vicissitudes of which indecd it bears
traces. It isdcscribed as being more minute than that prefixed toVol. I,
owing to the increased importancc of this text, (and indeed Vol. I was
merely Jabari abridged), but even as it Stands, it can scarcely be re-
garded as adequately representing the narrativc, for the illegible con-
dition of the text, which the preface admits and explains, makes a
faithful summary espccially necessary as a guide to its contents. The
sixth and concluding volume, which is to be the next in order of publica-
tion, will be found to be even less legible than the fifth; it would be
well therefore if its summary were subjected to some special care.
A marked feature of the summary is the preponderance of names
over facts, and those names often imperfectly identified. It is the
Nisba or some patronymic which is valuable as a means of Identifica-
tion: it is the füll name minus the Nisbawhich, as a rule, is given: e. g.
on p. XV there is nothing to shew that Bakr (who died after joining
the Alide in Tabaristän) and Härith are brothers, and both of them
of the Abu Dulaf family. On the other hand in the opening paragraph
on that page the use of "al-Qädi" as a Nisba is misleading, for Yüsuf
was but one of many Qädis and his Nisba was, in fact, al-Azdi. Again
the Statement on p. XVI that the Caliph "recognises the independence
of Harun b. Khumärawaih in Egypt" would have staggered Mu'tadid
whose father, Muwaffak, had been the persistent adversary of Ahmad
b. Tülün, Khumärawaih's predecessor. What the latter now askcd
and was granted, was merely a confirmation of the Status quo, with a
surrender by him to the Caliph of a part of his territory. In five years'
J) That the author of the Dhail based his work on Hiläl's history is certain. After
frequent quotations from a Sä/iib al-Ta'rikh, he gives on that authority an anecdote of
'Adud al-Daula's zeal in repressing brawls, and the Sd/iib al-Ta*nkh recalls an occasion
-A-hen, "Abu Ishäk niy grandfather being in prison", a friend who was in conversation with
his father had a difference with a passing fruit vendor as to which a bystander was with
difficulty prevented from giving Information to the authorities. The grandfather is Abu
Ishäk Ibrahim, the author oi the Kiidb al-Tdji, and he was in prison until released after
the death of 'Adud al-Daula by Samsäm al-DaijJa (see his life Irshdd al-Arih I. 325, 1. 11
and that of his son, Muhassin, father to Hiläl, ib. VI. 244). Again, Ibn al- Kalänisi's
History of Damascus, which from A. H. 44S onwards forms a Dhail to that of Hiläl, is for
its earlier portion largely based on his history, as is shewn by some of its matter being
quoted in the same words by Sib t ibn al-Jauzi direct from Hiläl. In the Dhail of
Abu Shu ja' forty consecutive pages, (one twelfth of the whole), are devoted to Egyptian
and Syrian affairs, and most of their contents occurs alniost verbatim in Ibn al l^.alänisi.
The inference is that both of them were quoting Hiläl.
342
H. F. Amedroz,
time the whole was recovered for the Caliphate by the Kdtib Muhammed
b. Sulaimän. This Kdtib is, I think, identical with the official of the
same namementioned on p. 119 of the text, (omitted in the summary),
as employed against Ibn Musäfir of Tarum (the ancestor of the line
of Sallärs so largely mixed up with Rukn al-Daula), for the identity
appears reasonably clear from the account of his intervening career
given by Makrizi in the )>Mukafjä<* (see note J. R. A. S. 1908, p. 451).
On p. XVI, Ismä'il, the conqueror of *xA.mr b. Layth, the Saffarid, is,
of course, the Samanid.
The story of the message sent by the Karmathian Abu Sa'id to
the Caliph, which is "wanting inTabari," (p. XVII), occurs in Faraj
ha'-d Shidda I. iio: here its purport is 'somewhat misstated. Abu
Sa'id's message was that his power of withdrawal into the desert made
him safe against any force sent against him; moreover, that his terri-
tory was not worth taking. "Fallere et effugere" is, in a sense, to
triumph, but such a triumph should not be described as likely to
result in the opposing force being "overpowered". And the second
anecdote on the same page, also "vvanting in Tabari" but present in
Faraj ha'-d Shidda IL 17, is incorrectly reproduced in the summary.
What the Imäm saved by his untimely but ingenious call to prayer
was, not the woman's life, but her honour, for her failure to get home
owing to the violence of the drunken turkish trooper would have made
her liable to be divorced.
The Statement at the foot of p. XVII that the vizier "intrigues"
against Badr, who "falls into the hands of his enemies, and is beheaded",
is a very colourless account of an act of treachery which Stands out
even in oriental annals. The vizier having failed to induce Badr to
join him in altering the succession to the Caliphate, was careful to
procure the choice of Muktafi as Caliph on the ground that he was
hostile to Badr. And, apprehensive that once Badr had reached the
Court he would disclose the project which he had foiled, the Vizier
lured him on by a pretended safe conduct which he found a Kadi
pliant cnough to convey without actual Instructions from the Caliph,
intercepted him on his way, and had him killed; and the Kadi,
incurrcd populär reproach for his conduct. The small increase in
the summary's bulk by such detail as would have given an insight
into the Standard of conduct and of morals thus depicted would
not have been waste: in Tabari, the latin argument adequately
reproduces the story.
Passing to the accession on Muktadir (p. XIX ult.) we are again
face to face with "intrigues" on the part of the vizier. In this case these
The Tajärib al-Umam of Abu 'Ali Miskawaih. 343
represent his bona fide doubt as to who should bc named Caliph, and
the advicc he sought and received thereon from Ibn al-Furät, which
appears more fully in Hiläl's Wuzard, 114. And Ibn al-Furät's
subsequent "good government" as vizier (p. XX) lay mostly in precept
contained in letters of advicc sent to provisional governors; his
practice, as recorded in the text, was that with a practically free
hand owing to the Caliph's frivolity (he was but thirteen years old),
he emptied the treasury. The anecdotcs of his methods (pp. 73 — 75)
are not noticed in the summary: one is given in Faraj ba^d Shidda
I. 124. IbnThawäba's"enquiry into Ibn-al-Furät'sadministration",after
his loss of Office (p. XXI) is a euphcmism for the extortion of money
from him and from his adherents by torture, and to this end Ibn Tha-
wäba was appointed over the Diwan al-Musddarin. The story how he
tried to force him to pay an outrageous sum has been already mentioned.
Ibn Thawäba's bad repute is confirmed by Farghäni's Statement,
[Irshdd I. 298), but he was never actually given the opportunity of
justifying it by bad government in the capacity of vizier, as stated
in the summary. What he did was to take advantage of the vizier' s
slackness to induce the Caliph, (Umm Müsa was only their go-between),
to let him exercise his powers of extortion against the Mädarä'i family;
the vizier was instructed accordingly, and Ibn Thawäba did manage to
encroach to some extent on his authority, for he had long been a
stranger to office, and his incompetency led later to his being replaced by
*Ali b. ^isa. ■ The "severity" attributed tothe latter (p. XXI) misdescribes
the account in the tcxt of his mild treatment of the fallen vizier; of
slight retribution infiicted by him on Ibn Thawäba; of his diligent con-
duct of business; and of his prccise instructions to local officials, il-
lustrated (pp. 94—6) by anecdotes on the authority of Thäbit b.
Sin an which are given also in Wuzard; these are not noticed in the
summ.ary. On the other hand the Statement there that the Caliph
was forced to reduce his expenditure has no Warrant in the text,
although it is doubtless a very correct surmise ofwhat the vizier would
have wishcd to bring about. The precise method by which the treasury
was "aforetime robbed" is to be gathered apparently from the anecdote
on p. 97, which is to the following effect. The new vizier, bcing inunda-
ted with doubtful Orders for money payments under the signature of
his predecessor, invited him to distinguish from the mass those that
were forged, but he, wishing to gain favour with the public, declared
them all genuine. In this object he succeeded, and by a similar se-
quence of cause and effect the new vizier's cconomies made him un-
populär and led to his fall. The notice of his fall (p. XXII) is made
■jAA H. F. Amedroz,
consequent of "intrigucs" of the stewardess Umm Müsa, but what she,
in fact, did was to apply to the vizier for funds for the requirements
of a festival and, angry at his delay in assenting, to complain to the
Caliph and to his mother, (elsewhere in the summary called"Sayyidah",
as though that were her name), and this led to his dismissal and to the
return to office of Ihn al-Furät. His "instructions to his subordinates"
(p. XXII sub fin.), must represent what, in the text (p. 109), is a
circular letter announcing his appointment emanating from the Caliph's
secretary, a letter which will be found set out in Irshdd VI. 463.
On p. XXIII, Ibn al-Furät is, in turn, described as suffering from "in-
trigues", which, this time represent the discontent of his favoured
follower Ibn Mukla at the favour he was shewing to a rival, and this
enabled Ibn al-Furät's enemies to invite Ibn Mukla's corroboration of
a Charge that the vizier had, on his previous fall from office, misstated
the amount of his wealth. Ibn al-Furät refused to believe this conduct
ou the part of Ibn Mukla, and it should be held to the credit perhaps
of both of them that, when the time for action arrived, Ibn Mukla re-
fused to face his patron with such a Charge (p. 135), an incident rather
quaintly described in the summary (p. XXIV) as a refusal by Ibn
Mukla to "bring an action against Ibn al-Furät".
The Statement made earlier on p. XXIV, of *Ali b. 'Isa having
«abandoned» his co-vizier Hamid, requires some elucidation. liämid
had procured the post of vizier simply as a means of forestalling enquiry
by Ibn al-Furät into his profits as a revenue farmer (pp. 126 — 7, of
which the summary, p. XXIV gives no hint), and his incapacity was
obvious to all (p. 128 1. 6). Ibn al-Hawäri, far from "Controlling the
administration" was rebuked for suggesting liämid's appointment,
in answer to which he urged his wealth and grand style of living and
advised putting *Ali b. 'Isa over all the diwans as his deputy (p. 128),
and this he managed to bring about (p. 129). And 'Ali cannot be
charged with having abandoned Hamid. What happened was that
Hamid, not finding nominal power to his taste and stung by populär
lampoons, sought to rcsume his career of farmer of revenue. And it
was when the terms came to be discussed that *Ali b. 'Isa objected
to Hämid's fiscal methods as amounting to what the French express
by the saying : "manger son ble en herbe" (p. 145. 1. 3). Hamids methods
were denouneed by Ibn al-Furät when, aftcr his dismissal, he was
under examination by Hamid and other officials, and his charge against
Hamid was a good deal more than the "incompetencc" stated in the
summary (p. XXIV). He alleged (p. 134. 1. 6) that Hamid as revenue
farmer, owed the State a balance of over a million dinars, and hoped
The Tajärib al-Umam of Abu 'Ali Miskawaih. 345
to evade thc Obligation of accounting by occupying the post of vizier
for which he was quite unsuited. And he contended that, as he was
vizier, his acts as revenue farmcr ought to be lookcd into by 'Ali b. *isa
whose ability and character were of a very different order, for the
combination of the officcs of vizier and revenue farmer amounted to
dishonesty. In fact, so utterly worsted was Hamid in this encounter
with Ibn al-Furät, that he told his critics that he had been quite un-
nerved by their previous warnings to him to be mindful who his ad-
versary was, and to act accordingly. Thus it came about that "the
conduct of yämid was much criticized". Indced his acts, as vizier, had
been restricted to getting money out of Ibn al-Furät whom the Caliph
had refused to put wholly in Hämid's power, but he too was so obviously
bent on extracting an adequate sum that Ibn al-Furät, acting on a
friend's warning, alleged a pretended appearance of his deceased brother
Ahmad, (the summary, p. XXIV treats the dream as a real onc), to
teil him that the inheritance he had left was intendcd for such a ne-
cessity as the present; he accordingly surrendercd it to the Caliph,
to the dismay of the two viziers as to what this act might portend for
themselves. How money placed by Ibn al-Furät on deposit with the
Kadi Abu 'Umar was by him disclosed and surrendered, is stated
(p. XXV) but not the sequel, viz. that, when Ibn al-Furät had regained
Office, the Kädi was advised not to try any excuses for his conduct but
to replace the money, which he did (p. 142). And the "coming to
power" of Ibn al liawäri and his son should be mitigated by adding
that the latter was then aged ten years, (p. 143 1. 5).
Lower on p. XXV, the "revolt" which Munis was sent to Egypt to
quell and the "flight of al-Maghribi", represent the invasion of Egypt by
the son of the Fatimide Mahdi (al-Kä'im) and his repulse, (see *Arib
80, Kindi 275 — 277). Some fragmentary information follows on al-
lialläj and his execution, (pp. XXV— XXVI), but the entirety of the
text of Vol. V, pp. 153— 161, is given in a note to 'Arib, pp. 86—96
from the Paris Ms. of the Tajärih^). The Statement (p. XXVI) thas
"the Oädi Abu 'Ämir ('Umarj decrees that al-Halläj may be put to
death and states his reasons in writing", gives a very misleading im-
pression of what the text relates. Al-Halläj supported a dictum as
to w'hat was an adequate Substitute for the pilgrimage by the authc-
rity of a work by al -Hasan al-Ba§ri; this work the Kädi had read at
') The unabridged text oflbn Zanji's narrative, on uhich the Tajdrib text is
based, has now been published by M. Louis M.\ssignon from the notice of Halläj in the
Ta'rlkh Baghddd ofKhatib Baghdadi; Quaire textes inedits relaiijs a la biographie d'al-
Halldj, Paris, 19 14. This narrative forms Texte i.
346
H. F. Amedroi,
,?
■^";
-—,-'5: 31"
Mecca. -ivA ta aager ■*: thisfiction he addressedal -^Jalläj bythe Moslem
equivak::: 01 'you ;. \' t. e. maty of a capital offence. yämid
seiz-
to
exa:: y
b. 'isa (urho, th : .. ^ /. ^
\rritiiig, an
ittempted evasion, forced him
jiers present followed his
smumary (p. XXVI)t of "ce:
curred tbeir ermiity by a v
Calioh to "sruairaiitee" 'Ali
e. to ge:
p. 165
- ^'ive a
:wever
ot diwams ^p. i - - . -
side: :: : ^: . :.■ r ..: .
tiiat: HO seE oi omc : -
work "weü. ^r. :. .'-:
suimnary's versiün li ;-
': '-; ; : ':y tlie oi^er of a
"waa "sras :''' '.^^ prison,
over a "^r::-: '1 77;"":
TT " . .- - ■ T .- ; -
- : '. V r. : . }^AxvAd was s:-:^ ^ : - - .
z'^cv ':^^z s-'jzi secüireTy • f-i •::\v::
caused rven his owq ;_-.:.\.' ' :
been 11. ^ - : - i to disclose :. -
not be giveni over to 1 . - - - - .;
of Ibn al-Furat's jr::.-" ;;" "-
ached by bis former v : : : . : . - - r. \
wamiDig tbao an example (p : ^
converts into a ;::":-:"::'- : :
scribed as "forced to sive tbe L
Drioiiey'% is not thr _
fp. 183. I. II --- : :r - - :.:■:.
Hamid reaches Wäsit ::
'57 •
. - > CLL CS
IK 1 ttI^ \ --
vr.ze
ing unpopularity of *Ali
i against him in the
y of the officials" had in-
ies), proposed to the
:.ey out of him) and to
— - The Caliph made
■ :: roposed heads
-he wiiöie for the con-
5 palace. He told him
?-; r ; ■ :-_' their head could
-er (ib. 1. 7; the
r - . : "he Caliph was
:r. :. - ? ? n Mnhassin,
free band
p. 168. 1. 6|.
; . r .vith his son to
- z ' l ' :iassin's vindictive
i-'^ — o^ but when
- ~ rnt of him
: r 5 . !. 4). IJamid had
r : -ise that he should
r .ise violated, in spite
187. 1. 9I When repro-
,\ - : :aeras a
: 5 :: \ ry, p. XXVHI,
Ar.: ::v: ::'-:.- '':.::t dt-
:_ :r , in vrant of
- ; r : : r- that name
aey oi Hamid' s was recovered-
r. Urion and is then, according
to the s -r. p. XXVHi, üil _ : : >re other judges". A Kadi
with Shäiüdä were 5:r:;~:-. '. '^y Himid's custodian to disprove
any suspicion of f : ' ' :". :.--;-■ 7 :^^ ^ lo). It may well be
that in temper anc aiüiruae mey v/-jr- ::. r : -■::' *:: ?. judicial body
tham those before whom H?,-:'! had li" // ■ ■ - r ri, but this is the
sole justi^ ---:■". ':-- *:h ■? ^ •::
-i- ^ 5 S
Tliie Tailrib al-UmaiD of Abu 'Ali Miska-waih. ^aj
To tum for a moment fr-om affairs of State to domestic life. The
notice of Ibn al-Furäit in Safadi^s Wdß Ml Wafaydt — B. ^L or. 6587,
191 ' ,hasan anecdote from theDhaütoth'e To^rikhBaghddd'by Ibn al-
Na jjar (d. A. H. 643, Brock. L360J, of -vrbicli tbe t€Xt is appended ^),
") TMs aBecdote is mot to he iEotoBd in Üie viäer" s life as grven in iht Ms. Paris Aj. 2 i 3 i ,
idiBDitified by M- Amas im J. A. 1908 t. XI, 237, as a part of the Dhail of Ibn al-JNajjäT.
It nsms as follo'«"5 im Saiadi:
..^ ^^_. :J^ ^\ -^ ^^^ :,;^i^ j.^ ^' ^3U j^^ ^S
^-— J^t J13^. '^ ."^^ r^Jus: :Jwc-> ^_:' i _ \ -.-.-j-
j ' —
- ^ ->-t? • ~ ■ ^ ^ >. _^
: jJis .iü -I2J L?>^'' -*^ ^-^--J , .-i^p-Jj^ l5^-?^ ^ • '•^•-h. ^'^^^'^^^ «i>^3
-. — v_ _^ " ■ — > ^'if— -'
-.. •*
~ •- - O -^ ^ -- ' , cT ... ^ ^
3:J j*J j^' .-^'* *^«-!; -r^j : i3^ f^ '^.^ U*^.5 ^"^ -' ^ - -*^
(B. M. CT. 65S7. foL 3QI a.)
348
H. F. Amedroz,
and as the anecdote forms a considerable fraction of the entire notice,
Safadi must have deemed it important. Nevertheless that a Jdriya
should meet her mate on his return from work, gently chide his delay,
attend to his bodily and spiritual cravings, and speed him back to
work on the morrow, is a picture probable enough in most climes;
whether it be interesting, or worthy of eulogy for the insight into fact
which it displays, is another matter; and it may be that the vizier's
circle was easily amused, or was readily appreciative. The story sug-
gests rather love in a cottage than the style of living attributed to
Hamid (see Hiläl, Introd. p. l8. n. I; according to Ibn al- Jauzi in
the Shudhür al-'-Uküd — Brock. I. 502, No. 4 Hamid kept seventeen
hundred chamberlains), but his own corroboration of the story must
be held conclusive.
On p. XXIX we read: "Document signed by *Ali b. *Is declares
the value of certain lands owned by him. Anecdote". This Statement
is inadequately helpful towards appreciating the Contents. *Ali,
after repelling Ibn al-Furät's charges against his administration, espe-
cially that of having favoured the Karmathian heretics (p. 196) the
absurdity of which is emphasized in *Arib 59. 1-5, ^vas persuaded to
submit to pay a given sum. Ibn al-Furat procured the Caliph's sanc-
tion to the offer, and proceeded to make it publicly known as a
proof of what *Ali's official conduct had been, an act which
gives but a low idea of his own Standard of conduct. Then
we are told (p. 197. 1. 3) on the authority of Ibn al-Mutawwak
who wrote a work on viziers, [Fihrist 129 and Faraj ba'd Shidda
I. 132) that 'Ali asked the vizier to allow the current year's revenue
of his estates to be taken in part payment of the sum he had submitted
to pay, and, in reply to the vizier's Suggestion that this revenue would
amount to 50 000 dinars, said he was content to have it taken at 20 000
for it was probably less. But in fact the higher figure was reached.
Then comes the anecdote. Years later when *Ali, as vizier, was re-
proaching an accounting official with having underestimated his
revenue by two-thirds, he was met by the retort that he had but
followed the example set by *Ali on this occasion, and that *Ali was
thus completely answered.
This is difficult to foUow. *Ali's Standard of conduct here depicted
far from being a low one, is rather unduly lofty. He was asking to have
an expected asset Coming in to him applied towards a liability which
he owed: it was, therefore, his interest to swell the asset' s amount:
instead, he cut it down without compulsion and, as it turned out later,
without justihcation in fact. By what process of reasoning can such
The Tajärib al-ümam of Abu 'Ali Miskawaih. 349
an act have been held an adequatc rctort to a chargc of misrepresen-
tation?
But the Story is, I suggest, opcn to doubt. A very füll account
of *Ali's examination appcars in Hiläl's Wnzard, and *Ali's claim
to bc allowed a set off against thc sum hc had agreed to pay is told
(p. 295) on the authority of onc of Ibn al-Furät's secretaries who was
present. It is to this effect. The question arose as to the amount
payable in respect of treasury dues {Ha^k bau al-Mäl) on *Ali's estates;
he allegcd he had been overcharged; the vizier replied that he could
not yield on any point which affccted his duty as a servant of thc
State, and continued: "You must be aware that, had the officials de-
clared you liable on the claim for dues to the whole extent of the sum
you have agreed to pay, I should have enforccd the claim against
your property irrespective of the amount for which you have admitted
liability as a fine on your conduct as vizier; you have had ample ex-
perience of administration. Still, retain if you will the amount of the
overcharge out of your own vizier's percentage" {Istithnd\ as to which
see Irshäd al-Arib III. 184, 1. 15 and J. R. A. S. 1913, p. 828). *Ali
estimated the sum to be 20 000 dinars, whereupon the vizier ordered
that, "What should be fund to be equitably owing in respect of these
dues on *Ali's estates, including those he had settled [wuküf), during
the period he had held them — (and if this implies the estates to have
been the Diyä^ '■Ahhdsiyya which were granted to a vizier on his appoint-
ment — Wuzarä 261. 1. ult. and 282. 1. 9, it is stränge that any part
of them should have been made the subject of wakf) — should be
taken as part payment of the fine {miisddara) to the amount of 20 000
dinars, but any excess was to remain owing from him personally".
This arrangement was perfectly honest on ^\li's part, but it dif-
fers from that told by Miskawaih in this, that the set ofT was in
respect, not of a certain sum Coming in to 'Ali, but of an unascertained
sum overcharged against him. Still the similarity of the assessed
amount in both the stories makes it probable that they represent one
and the same transaction, and that the story told by Hiläl is, having
regard to his authority and the detail of his narrative, the more likcly
to be the correct one. Nor is it followed by any such anecdote as
that told by Miskawaih. It seems to follow, therefore, that the high
charactcr given to *Ali by Süli in his life [Irshdd W at p. 278),
should remain unaffected by this doubtful anecdote.
Ibn al-Furät's acts during his thirdvizierate were directedmainlyaga-
inst his political enemies. Having disposcdof his predecessors, of Hamid
by death and of *Ali b. '!sa by exile, he dealt mildly with Ibn Mukla (whose
T CQ H. F. Am edroz,
Petition for mercy had verse superadded, which the historian does not
deem worthy of record, p. 202. 1. 4), whilst Ibn al-Hawäri he caused
to be killed, — and the Caliph declared later, (p. 232. 1. 8), that this
was the only death that he had sanctioned. He then dealt with claims
ao-ainst the Mädara'i — a family on which we may anticipate much
information from the concluding portion of Professor Becker's Bei-
träge. The head of the family, Abu Zunbür is described in the summary
(p. XXIX) as giving "a secret promise to pay" a specified sum. The
sum is misstated, and the secrecy is an addition to the text, but, apart
from this, it would have been well to have made some reference to
the colloquy between him and Ibn al-Furät (p. 203). The vizier, after
treating him with great consideration, invited him to charge *Ali b.
'isa with having accepted bribes from him whilst he was his subordi-
nate, and on his declining to do so asked him why, after bringing
this Charge against himself at the instance of 'Ali (on p. 133. 1. 3) he
now refused to do the same at his instance. Abu Zunbür replied that
even in his case, with all the illtreatment he had suffered at his hands,
the act had not been a laudable one: after 'Ali's long course of favour
to him it would be outrageous, and to this the vizier assented. The
Story is proof of *Ali's rectitude, and proof too that Ibn al-Furät admitted
it. Forced to concede in 'Ali one superiority over himself, he ever
did his utmost, as we have seen above, to prevent others knowing it.
He next turned to Munis, the victorious general, and easily persuaded
the Caliph that he was dangerous, and on the way to becoming, Amir
al-Umard, but the summary's Statement of his having to be "exiled
from Baghdad" (p. XXIX) does scant justice to the persuasive charm
of the Caliph when explaining to Munis that his presence was essential
elsewhere among the unpaid soldiery (p. 205—6). That he was in
fact being got away by Ibn al-Furät Munis was well aware; he told him
so to his face (p. 220) when he returncd on the happening of the disaster
to the pilgrims which the populär voice laid to the vizier's charge,
and which brought about his final fall. His calmness deceived those with
him, but a verse he was heard to quote on the uncertainty of what the
day might bring forth shewed his concern, (the summary p. XXX says
that "one of his servants reciting a verse gives him the alarm"). After
his arrest he shewed no little resource in defending himself. He enabled
the Caliph to secure a fund of money behind the back of his new vizier,
and then criticized that vizier and his subordinates (pp. 222 — 4), —
Shafi' did not "extort" money from him as statcd on p. XXXI; he was
a mcrc intermediary between him and the Caliph in securing this fund
(p. 222. 1. ult.). And the part played by Ibn Ba'dsharr, the new vizier's
The Tajärib al-Umam of Abu 'Ali Miskawaih. ^"1
secretary, is (]uite misstated. All hc did was to demand money from
Ihn al-Furät and, failing to get it, to try stronger mcans, but he was
promptly told that only by gentleness was anything likely to be realized.
And Ibn al-Furät was actually engagcd in making his terms with his
custodian, Harun b. Gharib the Caliph'skinsman, whenthecaptureof his
son Muhassin supervened. He neither cxpcctcd, norrcceived, any mcrcy;
torture failcd to make him give up any of his wealth, and his father
was equally obdurate. The summary's Statement that the new vizier
made "an unfavourablc report in the matter of Ibn al-Furät's admini-
stration" (p. XXXI) is not warranted by the text. What happened
was that, on his examination before him and other officials, hc proved
more than a match his successor "and nearly cat him up" (p. 230. 1. 7).
An exaggerated estimate of his revenue he disposcd of by pointing out
the far lower sum realized in the days of his predecessors — and asked
whether he was to be charged with miraculous power. (It seems to
follow that the estates in question must havc bcen what are termed
in Wuzara, as above stated, the "Abbasid estates", which were habi-
tually assigned to the vizier on his taking office.) To a Suggestion
that he had annexed thereto estates of the Caliph {Diyä'- al-Sul/dn,
and as to this process of annexion cf. Wuzara pp. 133 — 134), he replied
that the diwan's accounts were accessible, and would disclose whether
those had been morc or less productive in his time as compared with
that of his predecessors, — one of whom, he remarked, was father to
the present vizier, and had left the management of those estates to
his son. The charge of having murdered people he met (p. 231. 1. 2)
by disclaiming rcsponsibility for his son's acts, whose appointment
was made by the Caliph not by him, and was made, indeed, whilst he
was still a prisoner in the palace. When reproached by Munis for having
procured his removal from Baghdad he pleaded the Caliph's dissatis-
faction with Munis as expressed in letters to himself which he had
retained. They were produced and bore out his Statement (p. 233.
1. 8), and the Caliph when shewn them by Münis could retort only by
raging against their disclosure.
Muktadir's conduct throughout is indeed dcplorable, still the
Statement (p. XXXII) that at this stage, he "seeks to cxtort more
money from them, but further tortures are of no avail to this cnd"
does him some injusticc. Näzük, their custodian (he remained so to
the last and they were not "transferred to the custody of Münis"),
torturcd them to the utmost, but could get no money out of them.
The Caliph, on reproaching his vizier with not procuring from them
the sum he had promised, was told that now they found themsclves
Islam. V. 2 5
qr2 H. F. Amedroz,
in the hands, not of questioning civilians, but of the military, they des-
paired of saving their lives by disclosing their wealth, and on Näzük
saying that he had exhausted violent means, in that case, said
Muktadir, "the only course is to have them conveyed to my palace"
(p. 234. ult.). Munis and his brother officers saw that this might well
result, (as it had indeed before resulted), in Ibn al-Furät gaining the
Caliph's ear, and also a free hand over themselves, and they agreed
that, if the proposed course were adopted, they would revolt (p. 235).
On the question of what should be the prisoners' fate, Munis advised
their being handed over to himself; that the son should die, and the
father be spared; but he was told by the Caliph's kinsman that they
would then be nevermore able to trust the father. It was accordingly
agreed that both must die, and the Caliph was warned by the kinsman
that the danger to himself of refusal lay in a change of sovereign
(p. 236. 1. 4). The vizier indeed did hold back, and would not go the length
of advising their deaths on the ground that it would be a bad precedent
for the Sovereign (ib. 1. 8), but he must have been but superficially
acquainted with the dynasty's annals if hc supposed that a vizier's
death by violence would stand out therein with any special vividness,
and his passive resistance did not avail. Hiläl relates {Wuzarä p. 62),
that a secretary of Ibn al-Furät had a dream in which Munis declared
himself to have assented with reluctance to Ibn al-Furät's violent end;
that all of them, the Caliph included, would meet a like fate; and that
his own remaining Span of life was under ten years.
This examination of less than one half of the summary may suf-
fice to shew that it cannot be deemed an adequate guide to the Con-
tents of a volume which has its füll share of interest and of importance.
It may also serve to palliate, in some degree, the conduct of thewith-
holder of the card-slips which is the subject of a note at the foot of the
preface. That outrage was, at least, not inconsiderately aimed, for
the index, although not faultless, is assuredly the least vulnerable ad-
junct to the volume, and as it may be used by readers it is worth
while suggesting emendations. — At the outset it may be observed
that the lists of identical Kunyas with different names appended to
them arc of little use in the absence of references to the passages
where they respectively occur. Where the context identifies a Kunya its
separate entry is supcrfiuous: where it does not do this, a reference is
needed as a guide to its selection from the mass; and were the names
of, at any rate, viziers and other prominent persons recorded in the
index, as they are in the memory, primarily under their Nisha or Lakah,
many of these additional entries could be dispensed with. The habit of
The Tajärib al-Umam of Abu 'Ali Miskawaih. ^13
designating pcrsons by Kunya and Nisba, with the name omitted, is
constant in oriental texts, and the practice of putting all the page
references against the name, with only a cross reference thereto from
the Nisba, results in a duplication of labour to the Student.
Emendations of Index.
Jj'LiäJI ^^ ^^j jVL<:u«l read j^Uftil
^^x-^. ^ c^y:>^fj^. the name on p. 328 refers to Jo^.>ji- ^ <- y;^*j.^.
temp. Mutawakkil, — Tabari in. 1437.
.^jI. both Muhammad and *Ali are sons of Abu-l-'Abbäs
(Ahmad b. Muhammad) of whom there is an anecdote in
Kind i, cd. A. R. Guest, p. 524 — 5, id. Faraj ha'dSh. i. 132.
xj^^Ü jjJtiJI read iCj^
^\jS\S\ «A*5>i ,.^ cr^^^**^ ■^''"^ Bakr known as Abu Zunbür should be
distinguished from Abu Muhammad, known as ^^S^^\
(*Arib 145) to whom the references pp. 257, 267, and
390 refer.
^l(A.*j:- ^ CT^v*^^ should be distinguished from his nephew,
Näsir al-Daula Abu Muhammad al -Hasan b. *Abd Allah b.
Hamdän to whom the passages from p. -^y^ onwards refer.
<jiJ3-3- read ^ß^dD.z>
al;3^ read ^Ij.Jl
»ö». read «j^j
is-o!.iJt read X-oLäfiJi
j/j read olj_,^ ^
_>o*oLvj reaQ _xäcowwO
^^..jJum read «-"jft^
^ß ^^ read ^Jl
Ajl j?Lb read UÜ
jjtjC-^I / öj^ read ■^ÄJ-b
^uial! / -jjija read p'di
Äj[j.i ^j (j-Lotil the reference p. 392 is, not to Abu-1-Haytham, but to
Abu *Abd Allah (Ahmad b. Muhammad) b. Thawäba, whose
life will be found in Irshdd II. 80.
^i ♦Jijpj? .j xJÜI iX»xi the references pp. 240, 254 refer to the
son Ibrahim b. 'Abd Allah. The father died A. H. 305.
(*Arib 65).
25*
354
H. F, Amedroz,
(^3l«yixJ! jÄ*> (^J ^^5 lA^c read (^jL^^iJt
JL:i-Jl ^Jlc .-f-i *-J^' '^^^ J"ead , cLi=- Jl
(^JLÜt JLc ^j iJU! uXxÄ read ^^JiX!i\
ßj^^ (^^5 er^^ read^.jLKJl (Shalmaghäni)
->»JCii ^i.ü qJ A4.>5 qj Jvc read xi^j^JI
^,lj^=> Q.J ^U is Saif al-Daula, 'Ali b. *Abd Allah b. Hamdän
JsLa.^! oiJ.r> ^j J.Ä — all the references subsequent to p. 174 refer to
OlaL ^a Olli- ^i (J,c, who seems to be a different person.
^J?; .A^ Cr^ ^i^ read ^^^ ^,
Crt-^5 Ki?y read ^,^^n
i>.>;;J5 _j.jt ^»^LäJI delete.
^ JÜ! read _ .^^Jl
JoixiJÜl read .b^üJüi
Lo. As above stated I believe
^xiJC^I j.^ _j.JjJ read ^JL^5
v_,^^l=l q'-*^ i^j? >->^^ read ji-Jl ,-j^s>lo.
him to be identical with the »Kätib« next in order mentioned.
ä.jLs ,-yi O^^ read äj! j ..vj .A^^ r^J A^^i
^i'-^J^^^ *1M A/ji ^j Q-*^^ y="^ uX.^ _j^5 Qy. read j_^'Lgj«J! J^ ^^j c?"*^
^5^_Jl iUjyi read ^^^Jl iUjyi cf, Sam'äni, Ansah, 197 =^. 1. 7.
^JOäII ^. ^.,^y. read ^.,^^.c?
^-^JLft/o some of the references against this name refer to the next
mentioned o^bS? j.o'lÜ i,Lxj _jj! ^U*
_j^Aa;^ _^l (•i^3^-^ '^^^'^ "^3;^ ^^^^ '^yj^^j'"^''
^.,'iA4.£> ^j ^xv«**il .^! iü»i-\JI .>oLi read .^1^X4.5* j^j «JLI! jy^ ^j ^^awJs-^JjjI
Parallel Tables of Passages
Covering the reign of al-Muktadir
A. H. 295-320.
Misk. Vol. V.
'Arib, Tab. cont.
Hiläl (Wuzarä)
A. H. 295
p. 57« — 6o'o
21«— '3 and 22'— 7
114 — 116
A. H. 296
60 ult.— 65*
25— 29'3
664—70«
25-6
707—726
.26—7 . 137"— 1397
The Tajarib al-Umain of Abu 'Ali Miskawaih.
-^3;
Misk. Vol. V.
'Arib, Tab. cont.
Hiläl (Wuzarä)
73"-"
739—755
-56-10
76^-3
A. H. 297
765—816
A. H. 299
83'-84'
84^—855
856-87'
87"— 88'
888-10
A. H. 300
89'— 903
A. H. 301
90'o — 915
934-5
944 — 964
964 — 97b
973—981
989— I'
995 — IOO'2
A. H. 302
lOl" — 102'
102^-3
A. H. 303
1025 — 1059
A. H. 304
1073 — ult.
108'-"'
1102-3
1148— 1157
117'— Il89
A. H. 306
1263— 1284
1323—133'
133'— 135'
135'-^
135"— 136"
I38-"
139—9
140'— 6
I4lio_:s
A. H. 307
150—152
A. H. 308
1S2"'
30M->9
31 '-4
32 . 34—5
404-'3
38—39
41
44—5
399-'7
47-8-48''-
478
569-58'=
6-i:-5o
70=0—715 .
74'3-=''
766
84
8o7
1 19 — 2U
27 — 8 . 102
268—273
103—5
263— 27S
2694af.
263—4
2823-s
342—4
325—7
346
278 — 80
2236
283
285-6
31 ult.
3 '5 ■» 'y
- .0
100 — I
92—95
96—7
96
243
9914
356
H. F. Amedroz,
Misk. Vol. V.
'Arib, Tab. cont.
Hiläl (Wuzarä)
A. H. 309
153—162'
86—96
A. H. 310
16210
10915 — iic6
1636
io85
A. H. 311
i685
2443
1689— 1699
84-85
170' — 1724
103—105
17210— 1751
38—40
I7_S^-*
114^-9
40 41
176— IS2
186
I 90 — 202
2029 — 2044
2046 — 2067
2069 — 2081
A. H. 312
2082 — 209"
2109 — 2113
21 H — 23810
239"— 241 =
241 =-'0
241 12 — 2444
A. H. 314
251—252
253
A. H. 315
255^—2585
26S"— 269
288—297
A. H. 316
302—303
30311— 3044
304—307
30810—3097
A. H. 317
312—319
320'° — 327
3293— '0
329"
A. H. 318
3307
3308—331'°
332—333
A. H. 319
339—341
112
1 24^—9
124 — 126
1285-13
129"— I
129'^ — 1315
1 3315-18
1323— 1 3315
1345-H
136'-''
139—14215
142—144
136—137
145'
148—150
150
159—160
34-38
174—175
289—308
44—45
45—46
47
48—49
63 • 195
49—62
272—273
309
310—314
314—316
316—317
The TajTirib al-Umam of Abu 'Ali Miskawaih.
357
Misk. Vol. V.
342—343
3434-10
345"— 347^
352—354
3569—359"
367
A. H. 320
373'°— 375'
375—380
'Anb, Tab. cont.
ibi
161
l6i'5— 1629
164
165—166
173—174
169 — 172
176 — 180
Hiläl (Wuzarä)
Mashhad Ali, ein Bau Zengi's II a. H. 589.
Von
Ern.st Herzfeld.
Mit 5 Abbildungen im Text und 5 Tafeln in Lichtdruck.
Gut anderthalb Stunden oberhalb *Änah, kurz vor der Qaräbilah-
Insel, wo man von Aleppo kommend die ersten Palmen sieht, liegt
unmittelbar an den Furchen der großen Karawanenstraße, am Abhang
des westlichen Wüstenplateaus zum schmalen Euphrattal, ein ver-
fallenes Heiligtum. Ich sah es zuerst am 20. November 1910 und
wieder am 6. November 191 2. Die Aufnahmen machte ich erst beim
zweiten Besuche. Der Diebstahl eines photographischen Apparates
und andere Ärgernisse einer Karawanenreise waren daran schuld,
daß ich 1910 nicht in arbeitsamer Stimmung war. Auch ist die An-
erkennung, die solche Arbeiten zu Hause finden, gemeiniglich nicht
angetan, einem die Lust daran zu erhöhen. 1910 nannten mir Ein-
wohner von 'Änah als Namen des Heiligtumes Mashhad al-Safawiyyin,
das Sefewiden-Mashhad; 1913 hörte ich es Mashhad 'Ali nennen, und
ich sah gerade, wie eine schiitischc Pilgerkarawane, die von Baghdad
nach Aleppo reiste, dort ihre Andacht verrichtete.
Wenn der Ort auch heute als schiitisches Heiligtum gilt, so ist
es doch recht wohl möglich, daß er ein vorislamisches Heiligtum war,
und es hat viel für sich, in ihm die Stelle zu erkennen, wo zur Zeit
Sapor's n. der christliche Wundertäter Mär Mu*ain mit seinem Löwen
in einer Zelle hauste. Der Löwe könnte den Anlaß zur Anknüpfung
des schiitischen Kults gegeben haben ^).
Aber nicht davon, sondern von der kunsthistorischen Bedeutung
des Baues soll hier die Rede sein. Friedrich Sarre hat Mashhad 'Ali
1898 für die Wissenschaft entdeckt, und seine mit Bruno Schulz
zusammen gemachten Aufnahmen im Jahrbuch der Preuß. Kunst -
>) Vgl. G. Hoffmann, Syr. Akten fers. Märtyrer p. 28ss: 2 Milien von 'Anah.
Mashhad 'Ali, ein Bau Zengi's II a. H. 589.
359
Sammlungen 1908 II veröffentlicht. Ende 1907 ist Henri \'iollet
dort gewesen ^).
Abb. I. Grundriß von Mashhad 'Ali.
Man sieht einen wüsten Trümmerhaufen, aus dem sich zunächst
nur ein kubischer Bau an der dem Fluß zugekehrten Nordseite heraus-
hebt. Man betritt ihn von Osten, von 'Änah her, und ist sogleich
erstaunt, hier in einem ganz und gar persisch-sefewidischen Raum
zu stehen, den man in Lsfahän, aber nicht am Euphrat vermuten
würde. Die Wände tragen noch die leidlich erhaltene Dekoration in
vielfarbig bemaltem und vergoldeten stucco; ein breites Inschrift -
band (koranisch) schließt die vier Wände oben ab; darüber wölbt
sich eine etwas gedrückte Sternkuppcl von etwa 6 m Durchmesser.
') Mcmoircs prcsetitcs par div. savants h l'Acad. des Iiiscr. et BelUs-Lettrcs XII
II 1909.
5^Q Ernst Herzfeld,
Dieser Teil des Baues ist zweifellos, wie die großen schiitischen Wall-
fahrts-Heiligtümer von Nadjaf, Karbalä und Käzim, um 1600 auf
Befehl eines Sefewiden entstanden. Der Name Mashhad al-Safawiyyin
bewahrt davon die Tradition.
Dieser Kuppelraum ist aber nur angelehnt an einen älteren Bau,
der tief unter seinem eigenen Schutte begraben liegt. So ist seine
Anlage ohne Schürfung nicht mehr genau festzustellen. Immerhin
war sie nicht groß: viel mehr als 18 x 15 m dürfte das bedeckte Areal
nicht betragen haben. Es sieht aus, als habe die Gebetstätte aus einer
Vorhalle in voller Breite des Baues und aus einer Halle von nur 5 Joch
Breite und 3 Joch Tiefe, das Joch zu etwa 3 m Quadrat lichter Weite,
bestanden. Mit einer Ausnahme sind die Gewölbe eingestürzt, auch
die Türen sind so verschüttet, daß man heute über die Mauern hinweg
einzusteigen pflegt. Nicht der besser erhaltene sefewidische Anbau
(ohne Mi/iräb), sondern der etwas aufgeräumte Platz vor dem alten
Mi/iräb dient heute als Gebetstelle.
Schon früher war ich dem Problem nachgegangen ^), aus welchen
Zeiten die ältesten monumentalen Reste schiitischer Heiligtümer
stammen. Mir sind heute bekannt: Imäm Eür um 478, die 'Ulamä
al-Sälihin bei Aleppo v. J. 479, Isma'iliyyät am Zäb etwa 100 Jahre
jünger, der Makän Ghaibat al-Mahdi in Samarra von 606, alles übrige,
Nadjaf, Karbalä, Käzim, Sämarrä, S. Muhammad bei Balad, Kum,
Mashhad i Rizä ist erst sefewidisch oder modern. Sarre hatte seinerzeit
geschlossen, unser Denkmal müsse dem lO. sei. Chr. angehören. Bei
dem damals noch sehr dürftigen Vergleichsmateriale mußte man auch
so schließen. Dies diem docet, und es ist nichts natürlicher, als die
Datierungsfrage heute, wo das Material fast ins Unübersehbare ge-
wachsen ist, nochmals zu untersuchen. Ich will es so darstellen, wie
sich mir die Erkenntnis durch den Zufall der zeitlichen Folge ergab.
Zu allererst stiegen mir Zw^eifel auf bei der Lektüre von Sarre's
Veröffentlichung, ob die koranischen kufischen Inschriften, eine im
Mihräh, zwei an dem Scheinfenster an der Wand links vom Mihräb,
dem 4. sei. H. angehören könnten 2) (Abb. 2).
Bei aller Einfachheit ist die Schrift durchaus nicht charakterlos.
Die Bogenverbindung zwischen den einzelnen Buchstaben findet sich
so gut wie in jedem Wort. Die paläographische Bedeutung dieser
Erscheinung ist folgende: Das Küß des 3. sei. bewahrt stets einen
wagerecht durchlaufenden Balken; der den einzelnen Lettern gegenüber
1) OZZ 1910 Nr. 10 Sp. 449 — 454; Vorbericht über die Ausgrabnngen von Samarra
1912 p. 45ss; EI s. v. Haleb Baugeschichte, und s. v. Hair.
') Vgl. Sarre 1. 1. Abb. 6 ; Viollet 1, 1. PI. VI.
Mashhad 'AU, ein Bau Zengi's II a. H. 589.
361
geradezu als selbständiges Element auftritt, derart, daß die Buch-
staben Bä, Tä usw. wie einfache. Sin Shln wie dreifache kurze senk-
rechte Hasten über dem Balken, Hä, Khä, Djlm wie eine schräge
Durchquerung, Mim wie ein Kreis im Balken erscheinen usw. Mit
der zu allererst im Basmalah und dem Namen Alläh's auftretenden
Bogenverbindung beginnt die Auflösung dieses Balkens; das Ende
dieser Entwicklung ist, daß die einzelnen Lettern schließlich als selb-
ständige Elemente durch Bogen verbunden werden. In unseren In-
schriften findet sich noch eine weitere Stufe der Entwicklung: die
geläufig gewordene Bogenverbindung, ursprünglich nur zwischen
zwei Lettern möglich, dringt in diese selbst ein: wir sehen sie beim
f^^^giSJ(§i^.|j
Abb. 2. Dekorative koranische Inschriften.
5m, Däl und Säd. — Die nicht nach links zu verbindenden Lettern
Wäw, Rä und Nun zeigen hochgezogene Endungen, die in blattähnliche
Spitzen auslaufen. Ähnliche blattförmige Ansätze zeigen das Hä und
Mim. So einfach das ist, so erkennt man doch, daß ein Coufiqiie fleuri
durch diese Schrift vorausgesetzt wird. Endlich tritt neben dem rein
kufischen Dhäl (im qjOJI) ein ganz kursives Däl (in A^^w«) auf.
Außer in den Inschriften des 2. sei. H., einer Zeit, die hier nicht in
Frage kommt, findet sich dies Nebeneinander von monumental eckigen
und kursiv runden Formen erst in der Zeit, in der man allgemein
Naskhi zu schreiben beginnt, im 6. sei.
Im 3. sei. kommen diese Erscheinungen nicht vor. Ein Abklatsch
V. Oppenheim's von einem Grabsteine aus Shu*aib Shär in Nord-
mesopotamien v. J. 327 hat noch keine Bogenverbindung, keine hoch-
gezogenen Buchstabenenden, keine Blüten. In den Inschriften der
362
Ernst Herzfeld,
Azhar-Moschee um 360 finden sich einige hochgezogene Enden, das
Blühen beginnt, aber keine Bogenverbindung. In den Gipsfriesen
unter der Kuppel vor dem Mihräh der Häkim-Moschee, um 393, findet
sich das Coufique fleuri in voller Entfaltung, viele hochgezogene Enden,
nicht selten die Bogenverbindung, einmal (Flury Tafel II 2) ein
Bogen im Käf ^). Die Steininschriften sind nicht so vorgeschritten.
Die kleinen Inschriften des Anbaues und des Minarets haben die Bogen-
verbindung nur in dem Worte Allah =); an der großen Minaret- Inschrift,
mit den klassischen Formen des Coufique fleuri, findet sich die Bogen-
verbindung auch sonst 3), aber nicht i m Buchstaben; dasselbe gilt
für die Häkim-Holztüren, um 400. — Ein Grabstein in Berlin Inv. 9568
V- J- 395 zeigt nur eine einzige Bogenverbindung, eine einzige dürftige
Ranke vom Däl aus, hochgezogene Enden gelegentlich. Eine kufische
Inschrift aus yims 4) aus den neunziger Jahren des 4. sei. hat weder
Bogenverbindung noch Blüten. Dem 4. sei. H. gehört also die Schrift
unseres Monumentes nicht an.
Ein Grabstein aus Ägypten 5) v. J. 412 zeigt wenige hohe Enden,
keine Blüten, Bogenverbindung immer in Allah, sonst nur viermal
(in js.j^j ioT ,N.>Lw und '»^^). Die Inschriften des Khalifen Zähir
aus Jerusalem v. J. 413 ^) blühen, Bogenverbindung in Allah und
sonst gelegentlich, nicht sehr häufig, nie im Buchstaben. Die pracht-
volle Inschrift der Maqsürah von Sidi *Uqbah in Qairawän, 406 — 441,
hat hohe Enden, entfaltetes Coufique fleuri, an Stelle der Bogen-
verbindung eckige Brechungen, aber nie im Buchstaben. Ein Berliner
Grabstein, Inv. 9563, v. J. 441 hat nur vereinzelte Bogenverbindungen.
Der Grabstein bei Wright 1. 1. v. J. 445 hat hohe Enden, kleine
Bogenverbindungen; der Stein der Barakah v. J. 455 hat hohe Enden,
Bogen im Basmalah und sonst gelegentlich. Die Bauinschrift der
Moschee von Esneh 7) v. J. 470 hat hohe Enden, häufige Bogen-
verbindung, keine Bogen in den Lettern. Die Inschriften von Imäm
') Die Häkim-Inschriften sind zunächst noch ein paläographisches Rätsel. Jeder
Buchstabe müßte aufgenommen werden. Sie sind der Schriftentwicklung aller anderen
Provinzen um einen so großen Zeitabstand, nahezu loo Jahre voraus, daß selbst ich,
der ich Ägypten in diesen Dingen einen Vorsprung zuerkennen möchte, Bedenken habe.
Wie erklären das die »Perser«?
2) Flury, Omamcftie der Hakim- und Ashar-Moschee, 1912, Tafeln XI\, XXV,
XXVI, Berche.m, CIA pl. XXII, 2.
3) Flury, 1. 1. Tafeln XXVII, XXIX.
4) Wird von Sobernhelm im CIA ediert werden.
5) Wright, Procced. Soc. Bibl. Arch. 1887 Juni, zu p. 11.
6) De Vogue, Teniple pl. 37.
7) VAN Berchem CIA pl. XLII I.
Mashhad 'Ali, ein Bau Zengi's II a. H. 589. ■35^
L'ür ij um 478 haben hohe Enden, Blüten, aber keine Bogcnverbin-
dungen. Die Inschrift bei van Berchem CIA Nr. 518 =) v. J. 477 hat
hohe Enden, fast regelmäßige Bogenverbindung, einmal einen Bogen
im Sin. Die Inschrift im Säiihln bei Aleppo v. J. 479 hat hochgezogene
Enden, regelmäßige Bogenverbindung, Blüten und gelegentlich Bogen
im Käf, Däl und Shln. Eine Inschrift vom Bäb al-futüh in Kairo 3) v. J.
480 hat hochgezogene Enden, Bogenverbindung, einen Bogen in einem
Shln (in 5^^). Eine Inschrift eines Mashhad (Abklatsch van Ber-
chem) V. J. 481 blüht nicht, hat keine hohen Enden, die Bogenver-
bindung immer in Allah, sonst nur in JcjJx^jI lAjJiJI a.xi.Aj. ^UuJ!
und xj'.vAJI v^a^. Die Inschriften Malikshäh's am Minaret der Großen
Moschee von Aleppo 483 haben entwickeltes Coufiqiie fleuri mit ge-
legentlichen Bogen in den Lettern. Ein Grabstein Berlin Inv. 9563
V. J. 491 hat hohe Enden, ganz seltene Blütenzweige, einige lose Zier-
formen und nur gelegentlich die Bogenverbindung in Allah, jv.:^.^*^/)
und iü»o.
Ich verfolge den Gegenstand noch ins 6. sei. hinein. Eine In-
schrift von einem Djämi* Shaikh Hamüd an einem Privathausc in
Aleppo V. J. 541 hat alle entwickelten Merkmale. M. Hartmann's
Stein aus Tashkend 4] v. J. 541 blüht nicht, hat regelmäßige Bogen-
verbindung, aber nicht im Buchstaben, und hochgezogene Endungen
später Art, späte Rahmenform. Der berühmtere Stien, angeblich
V. J. 230, hat genau die gleichen Merkmale und ist nicht nur in der
speziellen Form der Endungen, des verschlungenen Yä und der Um-
rahmung, sondern auch in seinen reimenden Beiworten spät, also
dem Steine von 541 ungefähr gleichzeitig. Die kufischen Inschriften
Nur al-dln'san der Shu'aibiyyah in Aleppo v.J. 545, zeigen üppigstes Cöm-
-ßque fleuri, mäanderartig verschlungene Lettern, hochgezogene Enden,
Bogenverbindung zwischen und in den Lettern. Ein Grabstein Mün-
chener Ausstellung von 559 hatte hochgezogene Enden in später Art,
keine Bogenverbindung. Ein zweiter vom Jahre 587 hatte hoch-
gezogene Enden und Anklänge an NaskhiSchnit: die gerade Ver-
bindungslinie war aufgegeben. Anklänge an iVa.s^Äz- Buchstaben
finden sich in Imäm Dür 478 und in Inschriften der Nur al-din-Zeit
in Mosul Sj. Das mag genügen^). Man sieht, daß die Inschriften von
') V'orbericht Samarra Abb. 9.
2) CIA pl. XLIII I.
3) CIA pl. XVII 3 u. XVIII 1—2.
4) OLZ 1906 p. 28 SS. p. 233 SS.
5) MeineZeichnungeninSARRE-HERZFELD.^fÄ.Ä'M/r, Abb.aufp. 27, 2S,32,Taf.XCl.
6) Weiter habe ich verglichen Kufica aus Persien: Nakhlshawän, Bistäm, Hamadän;
aus Kleinasien: Konia, Diwrigi; aus Afrika: Tlemcen.
7^4 Ernst Herzfeld,
Mashhad *Ali nicht vor dem letzten Viertel des 5. sei, entstanden
sein können. Das ist ihre obere Altersgrenze. Die untere bleibt zu-
nächst offen. Die Einfachheit der Schrift besagt nichts. Die Namen
der 12 Imame in der Ghaibat al-Mahdi in Samarra von 606 sind noch
simpler geschrieben, nicht einmal eine Bogenverbindung kommt vor.
Einerseits ist überall zu beobachten, daß sich die kufische Schrift
überall da vollständig dem Ornament unterordnet, wo sie bei korani-
schem Inhalt lediglich mit dekorativem Wert als Umrahmung reicher
ornamentaler Felder verwendet wird. Andererseits ist zu berück-
sichtigen, besonders gegenüber einigen der angeführten Beispiele,
daß Kunstzentren wie Kairo, Aleppo der Entwicklung vorauf sind,
und abgelegene Gegenden ihr erst allmählich folgen. Daß aber Mashhad
*A1T das Werk einheimischer provinzieller Künstler ist, dafür sind
deutliche Zeichen da, auf die ich noch eingehen werde. Es steht also
nichts im W^ege, sondern wird durchaus nahegelegt, die untere Zeit-
grenze dieser Schrift etwa lOO Jahre später anzusetzen.
Nach dieser Analyse der Gipsinschriften betrachtete ich die Orna-
mentik von Mashhad 'Ali, als ich im Laufe meiner Reisen die Monumente
der Zeit Nur al-din's (541 — 569) in Aleppo, Hamäh, Jerusalem, Raqqah
und Mosul kennen gelernt hatte. Eines der auffälligsten und charakte-
ristischsten Merkmale sämtlicher Werke aus der Zeit Nur al-din's ist
das In-Kontrast-Setzen ganz verschiedenartiger Ornamentik am
gleichen Objekt. Auf diese ornamentalen Details hier einzugehen,
bevor meine Materialien in extenso publiziert sein werden, hat wenig
Sinn i), und ich kann das um so mehr entbehren, als es mir hier nur
auf die zeitliche Fixierung, nicht auf die Bestimmung des Kunst -
kreises ankommt. So konstatiere ich, daß dies beherrschende Prinzip
der Kunst der Nur al-dln-Zeit auch in Mashhad 'Ali vorhanden ist.
Das Feld über dem Mihräh mit seinen an tulunidische Formen (Sa-
marra-Stil I) erinnernden Spiralvoluten kontrastiert mit der feinen
entwickelten Arabeske der Seiten-Panneaux, Tafel I u. II. Der
gleiche bewußte Gegensatz im Innern des Mihräh und an dem
Scheinfenster zur Seite, Tafel III. Die flache und realistisch
gearbeitete schmale Bordüre der Seitenfelder ist eine dritte Gat-
tung der Arabeske. Daß das Feld über dem Mihräb nicht so
altertümlich war, wie es heute aussieht, erkennt man aus den
besser erhaltenen Ornamenten im Innern des Mihräh, Tafel IV. Die
besonders aufgesetzte hochplastische Oberschicht mit ihrer reichen
geometrischen Innenzeichnung ist abgefallen, nur ihre altertümliche
Konturzeichnung ist geblieben. Das ist zugleich ein Hinweis auf die
') Vgl. S. Flury, 1. c. p. 8 u. 30, Anm. 9, 84, 99 u. iio.
Mashhad 'All, ein Bau Zengi's II a. H. 589.
365
technische Herstellung des Dekors. Das Kontrastieren von hoch-
plastischen Ornamenten gegen Flachornamente ist ein Prinzip der
Werke der Khalifen Näsir und Mustan§ir aus den beiden ersten Jahr-
zehnten des 7. sei. in Baghdad und Samarra
und lebt in der Kunst Mosuls zur Zeit
Badr al-din Lu*lu's nach. Die ornamen-
talen Details im Mihräb finden sonst Paral-
lelen z. B. in Ägypten in der Qiblah der
Guyüshi-Moschee v. J. 478 und der Qubbat
Ikhwän Yüsuf, erste Hälfte des 6. sei. ^).
Das Mittelfeld des Scheinfensters hat seine
Parallelen in der Ornamentik der Nur al-
dln-Werke. Die Kapitelle am Mihräb
(Abb. 3) sind eine späte Entwicklung aus
den Glockenkapitellen, wie sie in Samarra
und der Tuluniden-Moschee vorkommen,
und entsprechen ganz den Kapitellen von
Nur al-din's Bau an der Moschee von
Raqqah und vielen gleichzeitigen Kapi-
tellen aus Mosul 2). Kapitelle aus der
Kalifenzeit von Raqqah im Kaiser Frie-
drich-Museum und inHammäm bei Raqqah
sind altertümlicher. Es ergibt sich also,
dafi Inschriften und Ornamentik die gleiche
Zeitansetzung fordern: obere Grenze das letzte Viertel des 5. sei. H.,
vermutlich aber erst Mitte des 6. sei. H.
So weit war ich, als ich \'iollet's Aufnahmen kennen lernte.
Sie lassen einiges von dem gemalten Dekor erkennen, vor allem die
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Abb. 3. Kapitelle und Malerei
am Mihräb.
Abb. 4. Gemalte Inschrift im Mihräb.
Inschrift in entwickeltstem Coufique fleiiri mit mäanderartig verschlun-
genen Lettern in der Wölbung des Mihräb. Bei der Besprechung
•) Flury 1. c. Tafeln .\IV, XVI. XVII, XVIII.
^) Sarre-Herzfeld, Arc/i. Reise Tafel CVI, weitere Beispiele werden im zweiten
Textband folgen.
'-66
Ernst Herzfeld,
der Gipsinschriften habe ich schon erwähnt, daß eben diese üppigste
Form des blühenden Küfi in den Inschriften Nur al-din's an den
Shu*aibiyyah in Aleppo a. 545 auftritt. Die ungefähr gleichzeitigen
Grabsteine in Maqämät bei Aleppo zeigen es ebenfalls. Das war das
dritte Indizium, das Monument in die Mitte des 6. sei. zu datieren.
Ich mußte folgern, daß Bau, Gipsdekor und Malerei gleichzeitig seien.
Bei meinem ersten Besuche 1910 fand ich keine neuen Merkmale
hinzu.
Bei meinem zweiten Besuche 1912 wurde die Mutmaßung und die
kunstgeschichtliche Forderung zur monumentalen Gewißheit. Ich
prüfte zunächst das Verhältnis der Malerei zum Gipsdekor. Die Gips-
ornamentik war durchweg bemalt. Die hochplastischen Teile im
Mihräh weisen noch reiche Spuren von zitronengelb, zinnoberrot,
kupferoxydgrün auf. Neben dem plastisch dekorierten Mittelfeld
befinden sich, bis zu den Doppelsäulchen, Seitenfelder in Malerei. Die hüb-
sche Weinranke, Tafel IV, ist recht altertümlich und gewiß nicht jünger
als die Gipsornamentik. Der kleine plastische Gipsfries schließt über
der Kapitellhöhe sowohl die plastischen, wie die gemalten Teile wage-
recht ab. Die Wölbung ist wiederum gemalt, ebenso der Gurtbogen
vor ihr, der sich von einem Säulenpaar zum anderen spannt (Tafel V links
und Abb. 3). Sein Muster ist sehr altertümlich, tulunidische Formen
im Gewände der Nur al-din-Zeit. Die Komposition des Mihräh,
mit einem steigenden Mittelstreifen im Fonds, ist die gleiche, wie die
des berühmten Khäsaki-il/^■/^m& in Baghdäd und eines Mihräh in
einem Privathause in Samarra. Das Ineinandergreifen von Malerei
und bemaltem Gipsdekor kann nur beabsichtigt gewesen sein. Die
isolierte Lage des Scheinfensters auf der glatten Wand erklärt sich
ebenfalls durch ehemalige Bemalung des Wandsockels. In den Tiefen
der Ornamentik des Scheinfensters sind ebenfalls Farbspuren zu
erkennen. Seine Blendsäulchen sind mit einer Ranke bemalt. Die
Wand ist der Witterung sehr exponiert, und seit Sarre's Besuch 1898
sind weitere Teile verschwunden. — Während die Doppelsäulen an
der Mihräbwdind plastische Kapitelle hatten, waren die Kapitelle
der gegenüberliegenden Pfeiler nur gemalt.
Nachdem ich festgestellt hatte, daß Malerei und Stuckdekor
gleichzeitig, mithin der ganze Bau, bis auf den sefewidischen Anbau
und einige ganz moderne Zwischenmäuerchen einheitlich seien, wollte
ich nach *Änah weiterreiten und gelangte beim Rückweg in den Raum,
der hinter dem sefewidischen Anbau liegt. Sein Gewölbe ist erhalten
(Tafel V rechts). Über vier Konchen über den Ecken und vier flacheren
Konchen in den Achsen erhebt sich ein achtteiliges Muldengewölbe von
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Mashhad 'Ali, ein Bau Zengi's II a. H. 589. 367
Halbkrcisquerschnilt. J.)icse Eckkonchcn und die Kuppehvölbung er-
innerten mich lebhaft an die drei Kuppeln Nur al-din's in yamäh,
zwei in dem Djämi* Nürl, eine im Djämi* al-Hasanain. Das ist Archi-
tektur des 6. sei. Wie dagegen die Kuppeln ein Jahrhundert früher
aussahen, sieht man in Mär Tahmazgerd in Kerkük, in Imäm Dür,
in Takrit, an den Kuppeln der Auläd S. Ahmad al-Rifä'i und eines
Nadjm al-din in liadlthah südlich *Änah.
Unter dieser Kuppel umzieht ein flaches Bandgesims den Raum,
und auf ihm entdeckte ich zu allerletzt die Bauinschrift des Heiligtumes.
Sie lautet:
1. Westseite ^Js-5 5 --JjJ5 oUä }J^\ elUI ^'-ji S ':^\ s3^ o-»^
^3^J^ er? ^)
2. Südseite A^^i' ou^.>äJ! ^c-'j-'-^^ ^-^ ^'^ jJ.i» yu*v vi ^j ^j^j CT?
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„ __- ~i\ .--.jJ^I
3. Ostseite ...jÖjo^^U xxIas xjL« , w^3-» .,>.i-«i'» «-^" ä-L« J, .äxi» ,•»
4. Nordseite J»*j «Ju! U^Jbl ,v>j» JL«^
4b. darunter ,jo -.j o^.ji-w.x ^,Äj ^^ (sie) U^^sjJCm.^
Übersetzung:
(l) Es wurde erbaut dieses Mausoleum in den Tagen des gerechten
Königs *Imädal-dunyä wa* 1-din Zengl, Sohnes des Maudüd (2), S. d.
ZengT, S. d. Aq Sonqor, Allah möge seine Herrschaft ewig dauern
lassen, unter der Fürsorge des Sharif Kamäl al-din abi' 1-Oassär Mu-
farradj Soh(3)nes des Dja*far im Jahre 589. Werk der beiden Meister
(4) Muslim und Badr, Allah möge sie beide lange leben lassen. Es führte
damit sein Gelübde aus Mas'üd Sohn des Badr.
Einen historischen Kommentar zu dieser Inschrift und die Dis-
kussion des Namens und der Kunyah des Sharif, die den Lettern nach
auch andere Lesungen gestatten, will ich Berufeneren überlassen.
Zcngi II ist der Neffe Nur al-din's, dem ich das Monument zuschreiben
wollte. Er regierte 566 — 594 und ist der Begründer der Sindjär-Linie
der Zengiden. Von seinem Sohne Outb al-din Muhammad stammt
das schöne Minaret einer Madrasah bei Sindjär v. J. 598 ^). Andere
Inschriften des *Imäd al-din sind mir bisher nicht bekannt. Daß seine
I) Sarre Herzfeld, ArcA. Reise, Tafel 1\', LXXXIV— LXXXVI.
Islam. V. 26
368
Ernst Herzfeld,
Herrschaft sich über *Anah erstreckte, ist historisch nicht uninter-
essant ^).
Unsere Inschrift (Abb. 5) ist in den Gipsputz eingraviert, die
Form der Schrift, der Technik entsprechend, ein kursives Naskhi,
■ %^^y%^^
'■'«'■'"'"ti"M»r"iittt'"*"«(tmiif'WHtw*Mtiumtr.Mr))t'Mhi(.M,Ä,i,«i»j,t,ii,|nni»tir»tiiMii»iitninitiii»riiiiii\iniiM»t«»it>»tmtH
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liniiiil'MrinHiiimiiHiiiiiiMiinMitlitHHi Kiiiiinmi(niimiwi>Mtnif4«)tittMitt)i|u<iiit<'«i<iH«i«(<iitiintii(riimiiii)iii<fiiiliiiHilliiMMiiiNiiinti)i«inuiMUfiliiM<t|||ttiiii
(lUiii iiimriitni
iK<iliinmi(niimiwi>MtniM«)tittMitt)i|u<iiiti<«i<tH«iai(<iitiintii(riimiii
Abb. 5. Ende der Bauinschrift.
sehr seltsam dadurch, daß einige Lettern, so Rä und Nun, mit in kufischer
Art hochgezogenen Enden gebildet sind (Beispiele auf der West- und
Südseite). Die Schrift ist schwungvoll und doch schlecht zu nennen.
Besonders ist der Raum nicht gleichmäßig gefüllt, die Größe der Lettern
variiert beträchtlich, und das letzte Stück der Nordseite bleibt ganz
frei. Auch das Hinüberziehen des ^j über die Ecke 2 — 3 und die
grammatisch nicht korrekte Schreibung U>i^Ä-s«! für iJ'LsjX^!
zeigt, daß der Schreiber kein gewandter Kalligraph war. Einen
solchen hatte man offenbar nicht zur Verfügung. So 'erklärt sich auch
der Mangel an Rhythmus bei der Inschrift im Bogen des Schein-
fensters und das kursive Däl neben dem streng kufischen an derselben
Stelle. Das zeigt deutlich, daß wir das Werk einheimischer Meister
vor uns haben, die in ihrem abgelegenen Heimatsorte nicht auf der
Höhe des Könnens der großen Kunstzentren standen. Da zwei Meister
als Ausführer des kleinen Baues genannt werden, so liegt es sehr nahe,
den einen für den Architekten, den anderen für den Gipsdekorateur
zu halten. Eine ähnlich provinzielle Leistung, von bewundernswerter
Schönheit und dabei einem tiefen Standpunkt der Kalligraphie, ist
das Mausoleum von Dür.
Für mich war mit der Entdeckung der Bauinschrift das chrono-
logische Problem von Mashhad *Ali gelöst. Was aus paläographischen
und kunstgeschichtlichen Gründen in die Mitte des 6. sei. zu setzen
•) Bauten der gleichen Zeit wie Mashhad 'Ali sind: ein Minaret in Märdln
von 572; die ortokidische Madrasah in Diyärbakr von 595, die zweite von 596; der
Djämi' al-Shaibänl in Aleppo von 581, die Madrasah al-Shädhbakhtiyyah, sog. Shaikh
Ma*rüf ebenda vom Jahre 589.
Mashhad *Ali, ein Bau Zengi's II a. H. 589. 369
ist, kann natürlich auch um 589 entstanden sein, besonders an einem
entlegenen Orte; was man geneigt war Nur al-din zuzuschreiben,
kann auch unter seinem Neffen Zengl II entstanden sein. Aber für
Gewohnheitszweifler möchte ich noch bemerken: Der Tenor der In-
schrift verbietet die Vermutung, sie sei nicht die wirkliche Bauinschrift,
sondern in Wahrheit nur eine Reparaturinschrift. Abgesehen davon,
daß der Bau nicht wohl viel älter sein kann und daher nicht als reparatur-
bedürftig anzunehmen ist: um einer Reparatur eines etwa 18 x 15 m
messenden Raumes willen bemüht man in einer allen lesbaren Inschrift
nicht einen König, einen verwaltenden Sharif, zwei Meister und einen
frommen Stifter, der sein Gelübde einlöst. So log man nicht.
Das ist meine angeblich »von S. Flury nach Gebühr beleuchtete,
geschickte Umdatierung von Mashhad *Ali«, welches Monument »meine
Theorien direkt widerlegen« soll ^').
I) OLZ 191 3 Nr. 6 Sp. 274.
Das Siebenschläfer-Amulett.
Von
S. Seligmann.
(Mit einem Beitrage von Erich Graefe.)
Mit 7 Abbildungen.
Nach einer uns von Gregor v. Tours (um 590) überlieferten
syrischen Legende^) flüchteten sich im Jahre 251 bei einer Christen-
vcrfolgung unter dem Kaiser Decius sieben vornehme Jünglinge,
Maximianus, Malchus, Martinianus, Dionysius, Johannes, Serapion und
Constantinus, in eine Höhle auf dem Berge CeHon bei Ephesus. Malchus
besorgte heimlich aus der Stadt die nötigen Lebensmittel. Eines Tages
brachte er die Nachricht mit zurück, daß der Kaiser sie suchen lasse,
und unter Tränen flehten die Sieben Gott um Beistand an. Ihr Gebet
wurde erhöht, und der Allmächtige nahm ihre Seelen hinweg. Decius
ließ die Höhle, welche ihren Aufenthalt bildete, zumauern. Nach etwa
200 Jahren wurde jene Höhle durch einen Zufall geöffnet, die Jünglinge
erwachten wieder und glaubten, nur eine Nacht geschlafen zu haben.
Malchus ging seiner Gewohnheit gemäß in die Stadt, fand jedoch zu
seinem größten Erstaunen alles verändert: das Kreuz Christi leuchtete
ihm von den Stadttoren entgegen, Priester und Volk eilten in die
Kirchen, sein Geld, mit dem er Lebensmittel kaufen wollte, wurde als
kostbarer Schatz aus Decius' Zeiten betrachtet. Der erschrockene
Malchus wurde zum Bischof und zum Stadtpräfekten geführt, wo sich
alles aufklärte. Der Bischof und Kaiser Theodosius H. zogen zur
Höhle und fanden die Aussagen des Malchus bestätigt. Darauf ent-
schliefen die Sieben, vom Glorienschein dvr I Irili;j;k(it umgeben, wieder,
und der Kaiser ließ daselbst eine Basilika erbauen.
Diese Legende findet sich in verschiedenen Versionen, und dem-
gemäß variieren auch die Namen der sieben Schläfer 2). Wegen ihres
lan'.'cii. festen Schlafes wurden sie im Abend- und Morgenlande
») Br. Krusch, Passio SS. MM. sept. dorm, apud Ephes., in d. »Mon. Germ. hist.
Scriptt. rer. Merov. I, 2, 847 ff. und »Anna!. Boll.«XII, 1893, 371 fl.
2) M. Huber, Die Wanderlegende von den Siebettschläfern. Leipzig 1910.
Das Siebenschläfer-Amulett. •? 7 j
namentlich in Fällen von Schlaflosigkeit angerufen, um einen guten
und festen Schlaf herbeizuführen. Dies bezeugen uns viele mittel-
alterliche Gebete ^), Zaubersprüche und Amulette, schon aus dem
12. Jahrhundert 2)
Ein solcher Spruch aus dem 14. Jahrhundert lautet: »Ut dormiens
lenius dormiat. scribe in littera illa vij nomina et pone ei sub capud
et incipit dormire scilicet illa nomina f Maximianus f Malchus f Marcus
t Dionysius f Serapion f Johannes f Constantius f Domine deus
omnipotens semper clemenciam tuam bene pueros in epheso dormire
fecisti ita fac eins interpellacione hunc famulum uel famulam tuam
dormire et placido sompno quiescere ut a te corporis et anime sanitate
recepta gloriare possit nomen tuum sanctum in secula seculorum.
Amen. « 3)
In dem Arzneibuch des Meister Bartholomaeus (15. Jahrh.) heißt
es: »Swer nicht geschlaffen müg der haizz im schreiben an einen brief
di sieben slaffer als sie hye Stent und leg den brief vnter das haup
so slaffet er ane massen gern f Malchus Marcus Maximianus Dionysius
Constantinus iohannes Serapion septem fratres fihj felicitatis veniant
in adiutorium nostrum amen.«
Und an einer andern Stelle desselben Buches: »Wildu wizzen
der siben slafer nam daz sint die: Marcus f Malthus f Maximianus f
Constantinus f Dionysius f Johannes f Seraphyon f. Omnipotens
sempiterne Deus, qui hos VII dormientes scihcet Malchum etc. dormire
fecisti, ita facias hunc famulum tuum N. uel famulam tuam N. dor-
mire et requiescere in pace domini. Amen. «4)
Eine Vorschrift aus dem 16. Jahrhundert lautet: »VVelicher Mensch
nit schlaffen mag, dem schreib dise Wort uff ein briefflein; ney im das
an ein hüblin und trage das uff dem houbt, so würt er schlaffen, dann
es seint die Namen der heiligen sieben schlaffer vnd sol einMess frümmen
in irer ere und almusen geben und diss seint die namen Maximus.
Malchus. Marcianus. Dyonisius. Johanes. Seraphin. Constantius.« 5)
') A. Vassiliev, Anecdota graeco-hyzantina. Mosquae 1893, 327.
^) F. E. Warren, The Antiphonary of Bangor. II, 1895, 102.
3) A. Schultz, Zaubermittel. »Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit. Bd. XVIII,
1871, S. 302, Nr. 95 b.
4) Jos. Haupt, Über das md. Arzneibuch des Meisters Bartholomaeus. »Sitz.-Ber.
d. K. Akad. d. Wissensch. Phil.-Histor. Kl. Wien.« Bd. 71, 1872, 494, 522.
5) Liber de arte Distillandi de Compositis. Das Buch der wahren Kunst zu destilliren,
die Composita und Simplicia und das Buch thesaurus pauperiim, ein schätz der Arnieti genannt
Micarium, die Brösämlein gefallen von den Büchern der Arzney und durch Experiment von
mir Jheromino Brunschwick vff geclubt vnd geoffenbart zuo trost denen, die es begeren.
(Mit 194 illum. Holzschn.) Strassb. ufE Sant Mathis abent in dem jar 15 12. 344 Bl. fol.
f. 289a. zit. »Alemannia« I, 1873. S. 198, Nr. 15.
-272 S. Seligmann,
Die \\ irksamkcit der Namen der Siebenschläfer beschränkte sich
aber nicht nur darauf, Schlaf herbeizuführen, sondern sie wurden auch
gegen Krankheiten verschiedenster Art verv\'endet.
In dem Wunderbericht des Mönches Reimer (12. Jahrh.) im
St. Lorenzkloster in Lüttich heißt es: »Von langv.-ieriger Krankheit
derart geplagt, daß ich bis auf die Knochen abmagerte, wandte ich
mich auf den Rat eines frommen Mitbruders an die hl. Siebenschläfer,
deren Namen ich auf einen Zettel schrieb und mir dann um den Kopf
band. Eine Vision ließ mich diese Heiligen in der Herrlichkeit des
Himmels schauen; ich mußte aber dann noch sieben Tage lang schreck-
hche Schmerzen leiden. Nach Ablauf dieser Zeit wurde ich jedoch
vollständig geheilt, «i)
Besonders waren es Krankheiten fieberhafter Natur — an einer
solchen scheint auch der Mönch Reimer erkrankt gewesen zu sein —
bei denen die Anrufung der Siebenschläfer für wirksam gehalten wurde.
Ein alter englischer Fiebersegen aus dem 11. Jahrhundert lautet:
»Contra febres in nomine sei et Indiuidue trinitatis. In effeso ciuitate
chelde ibi requiescunt VII bce dormientes Maximianus. Malchus. Mar-
tinianus. Johannes. Seraphion. Dionisius. et Constantinus. deus rc-
quiescet In illis Ipse dei füius sit super me famulum (am) tuum (tuam)
N. et liberet me de ista egritudine et de febre et de omni populo Inimici.
Amen. «2)
In einem englischen Manuskript der Stockholmer Bibliothek
(aus dem 14. oder 15. Jahrh.) heißt es: »f In nomine t patris t et
filii t et Spiritus sancti. Amen, f In monte Selyon et ciuytate Epheson
requiescunt Septem dormientes: Malcus, Maximinus, Martinus, Dyo-
nisius, Johannes, Serapyon, Constantinus. f Omnipotens deus, qui
eos a manibus tyranni scuienti [s] et ab ydolorum cultura liberare
dignatus est, ipse te dignetur, famulum suum vel famulum suam N.,
liberare a febribus frigidis et callidis, cotidianis, biduanis, tcrcianis,
quarttanis, diurnis, seu nocturny?! f 3)
Eine deutsche Vorschrift aus dem 16. Jahrhundert lautet: »für
den viertägigen ridten {Ritt, Ritte. Ritten ist das durch einen rütteln-
den und schüttelnden elbischen Dämon erzeugte Fieber, Frostschauer 4))
') Koch, 160, Huber, 135.
-) C. CocKAYNE, Leachdoms, Wortcunning and Siarcraft of early England. Lond.
1865—67. III, 294.
3) G. Stephens, Extracls in Prose and Verse from an Old English Medical Manuscript.
preseruedinthe Royal Library at Stockholm . »Archaeologia«, XXX, 1854, 400. — F. Holt-
HAUSEN, Rezepte, Sagen u. Zaubersprüche aus zwei Stockholmer Handschriften. »Anglia«
Bd. XIX, N. F. Bd. VII, 1897, 79-
•f) M. Höfler, Deutsches Krankheitstiamen-Biich. München 1899, 513.
Das Siebenschläfer- Amulett. 373
Man vnd frawen. Schreibe an ein wechsen Thaffell: Jhesus Christus,
dominus noster! Alpha et o! Maximilianus, malchus, Constantinus,
dionisius, Johannes, Seraphion, Maximinianus. Dornoch wesch die
buchstaben ab mit weiwasser. Misch dan vnder das wasser weissen
mirren. Das gibe dem siechen zu drincken. Wan in der ridt schüdt.
Er berüert in nümmer mere. « ^)
Auch gegen die Würmer erweisen sich die Namen der Sieben-
schläfer als brauchbar. Eine Wurmbeschwörung des 12. Jahrhunderts
lautet : »Ante vermes. f bon f pen f na f ason f ad dentes. In eremo
in monte Cehon ibi sederunt VII fratres dormientes f Marcius f Mar-
cellinus t Serapion f Alexander f Vitahs f Philippus f Dyonisius f,
per istos VII fratres dormientes coniuro vos vermes, ut recedatis et
hominem istum non ledatis.«-)
Und schließhch empfiehlt eine alte enghsche Vorschrift gegen
einen »Warzenausbruch«: »Man nehme 7 Oblaten (Hostien) und
schreibe auf eine jede derselben einen Namen der Siebenschläfer,
Maximianus, Malchus, Johannes, Martinianus, Dionysius, Constan-
tinus, Serafion. Dann spreche man einen Zauberspruch und lasse
eine Jungfrau diese um seinen Hals hängen. «3)
Das Ansehen, dessen sich das Siebenschläferamulett in früheren
Jahrhunderten im Abendlande erfreute, ist heute geschwunden; es
hat seine Rolle ausgespielt. Im Orient dagegen hat sich der Glaube
an seine Wirksamkeit bis auf den heutigen Tag erhalten. Die 18. Sure
des Koran, »die Höhle« ist den Siebenschläfern gewidmet, und es wird
dort erzählt, daß ihr kleiner Hund, Qitmir, Wache bei ihnen hielt.
Nach muhammedanischer Tradition gehörte er zu den wenigen Tieren,
die in den Himmel kamen 4). Wir werden uns deshalb auch nicht
wundern, wenn wir den Namen des Hundes allein oder in Verbindung
mit den Namen der Siebenschläfer auf arabischen Amuletten finden
oder auf Gegenständen, denen sie ihren Schutz angedeihen lassen sollen.
Die abendländischen Namen der Siebenschläfer erscheinen bei
ihrer Übertragung ins Arabische in einer wesentlich anderen Gestalt:
So erwähnt z. B. Rich 5) ein Amulett aus Bagdad mit den Namen
»l.Jamlikha, 2. Makshlina, 3. Mashna, 4. Martoosh, 5. Dabernoosh,
') »Alemannia« XXVII, 1900, 115.
2) R. Heim, Incantamenta magica graeca latina. »Jahrb. f. klass. Philologie«.
Supplementband 19, 1893, 555.
3) CocKAYNE III, 43. W. G. Black, Folk-Medicine. Lond. 1883, 168.
4) M. Reinaud, Description des Monumens Musulmatis du Cabinet de M. Le Duc
de Blacas. Paris 1828, I, 186/7.
5) J. C. Rich, The Story of ihe Seven Sleepers, in »Fundgruben des Orients« III, 1813,
354 Anm. c. Vgl. Hammer, »Fundgruben« IV, 1814, 163.
374 '^* Seligmann,
6. Shaspoosh, 7. Cofshistanoosh. Der erste und letzte Name ist eine
Korruption aus Jamblichus und Constantinus, der vierte ist vielleicht
Marcius, und der fünfte Tiberianus.
Reinaud ^) bildet einen gravierten Stein ab mit den Namen
Maksilmina, Yamlikha, Marnous, Messilyya, Dabarnous, Sabarnous,
Cofasthethous, Kitmir (Fig. l). Innerhalb dieser Namen steht der Aus-
ruf: »So Gott will.«
Ein syrischer Zauberspruch gegen das Weinen der Kinder beginnt
mit den Worten: »In Vaters Namen etc. Jamhka, Maximus, Martalus,
Arsanius, Jochannis, Sirapion, Denisius. Diese 7 Brüder sind als
Helden heimgegangen.«-)
Fig. I. Gemme. In der Mitte: Nach dem Willen Gottes. Ringsherum die Namen
der Siebenschläfer iMaksil/intia, Yamlikha, Marnous, Messilyya, Dal>ar?ious, Saöarnous,
Cofasthethous, und ihres Hundes Kitinir. (Reinaud, Monutnens Musulmans^ IL Taf. /,
Fig. 25.)
Die Namen der Ashäb al-kahj oder »Bewohner der Höhle« werden
eingegraben auf dem Boden der Trinkgefäße und auf dem runden
Präsentierteller von verzinntem Kupfer, der, auf ein Gestell gesetzt,
die Tafel bei den Mahlzeiten usw. bildet, um die Speisen und Getränke
vor dem bösen Blick eines Neidischen zu schützen. Man graviert sie
auf Schwerter, damit diese nicht zerbrechen und vor den Schlägen
der Feinde schützen; desgleichen auf Helme, um den Träger vor Ver-
W'undungen zu bewahren. Ferner schreibt man sie an die Mauern
einer Moschee zum Schutz gegen Feuersgefahr, und an die Tore einer
Stadt, um sie gegen Pest und epidemische Krankheiten zu sichern.
Auch schreibt man sie an den Kopf eines Buches zum Schutz gegen
Feuer und Diebe; und auf Briefe, damit diese nicht verloren gehen,
und bringt sie an Schiffen an, damit diese nicht untergehen 3). Ihre
0 Reinaud II, 59, Nr. 25 und PI. I, Fig. 25.
-) Ed. Sachau, Verzeichnis der syrischen Handschriften der Kgl. Bibliothek zu Berlin.
Berlin 1S99, 1, 371, Nr. 42. — Ich verdanke den Hinweis auf diese Stelle Herrn Dr. W. Weyh,
München.
3) E. W. Lane, Manners and Customs of the modern Egyptians. Deutsch von J. Th.
Zenker. Leipzig 1852, II, 65. — S. Seligmann, Der böse Blick und Verwandtes. Berlin
1910, II, 328. — ED\v.FAi.K.E>iKR,Ephesus and the (eniple of Diana. Lond. 1862, 157/9. —
Reinaud II, 61/2. — Hammer, loc. cit.
Das Siebenschläfer-Amulett.
375
Rolle als Beschützer der Schiffahrt verdanken sie nach Iken ^) einer
Stelle, die sich nach ihm im Koran finden soll (wo aber tatsächlich
nichts derart steht), nämlich: »Die Siebenschläfer bestiegen ein
Schiff.« Deshalb werden sie auch in Sturm und Wetter als Schutz-
heihge angerufen, und Figuren derselben werden bemalt und vergoldet
am Vorderteil der Schiffe angebracht.
Iken ~^) erwähnt auch eine türkische Goldmünze, Armudi genannt,
mit den Namen der Siebenschläfer: Jemhka, Meschulina, Mislina,
Mernus, Debernus, Schasenus und Kephestatios. Wahrscheinlich hat
auch diese Amulettbedeutung. Falkener 3) bildet ein modernes
türkisches Armband mit den Namen Jemlika, Meshilina, Mishna,
Mernus, Debbernus, Shazzernus und Kephestatjus ab. Ein derartiges
Armband soll den Träger vor allen mögHchen Gefahren schützen
(Fig. 2).
Fig. 2. Türkisches Armband mit den Namen der Siebenschläfer
(n. Falkener, Ephesus, S. 159).
Nach Cod. arab. 195 (München) werden die Siebenschläfer ange-
rufen bei Seuchen 4j, bei Krieg und Brand, beim Weinen der Kinder,
zur Fernhaltung von Dieben, von Schiffbruch, von Zorn und Ärger,
zur Vermehrung des Verstandes.
Eine besondere Aufgabe hat der Hund der Siebenschläfer zu
erfüllen. Muhammed leitet seinen Bericht über die Legende (Sur.
XVIII, 8) mit den Worten ein: »Glaubst du wohl, daß die Bewohner
der Höhle und Ar-Raqim zu unseren Wunderzeichen gehören?« Das
Wort Raqim ist dunkel und wird von einigen Kommentatoren als Name
des Hundes erklärt, während andere darunter den Namen des Ortes
verstehen, in dem sich die Höhle befand, und wieder andere glauben,
es sei eine Tafel aus Blei oder Stein damit gemeint, auf welcher die
») Iken, Tuti-Nameh, Stuttg. 1S22, 289.
2) Iken 296.
3) Falkener, loa. cit.
4) Bei Huber, Siebenschläfer, steht wohl ein Druckfehler: »beim Suchen«.
37'
S. Selig mann,
Namen der Siebenschläfer eingegraben waren und die über dem Ein-
gange der Höhle angebracht war. Letztere Deutung stützt sich auf
die Ableitung des Wortes Raqim vom arab. Verbum raqama = notieren,
schreiben ^). Die gewöhnliche arabische Bezeichnung des Hundes ist
qifmir oder qapnir (von qatama = beißen, mit den Zähnen fassen),
und diese findet sich gewöhnlich auf den Amuletten. Daneben kommt
auch noch das Wort Cratin (Kratim) auf persischen und das
Wort ^Omrän (Homrän) auf arabisch-malaiischen Amuletten vor.
Als die 7 Heiligen in den Himmel aufstiegen, hängte sich der Legende
nach der Hund an das Gewand des einen und kam so vor Gott. Da
dieser ihn sah, wollte er ihn nicht wieder fortschicken, und gab ihm
dasselbe Amt wie dem Chidr, nämlich die Briefe und das Gepäck von
Reisenden zu behüten. Aus diesem Grunde setzt man auch den Namen
des Hundes dreimal neben das Siegel, was den Brief ebenso sichern
soll, als wenn der Europäer ihn auf der Post einschreiben läßt 2). Die
gleiche Bedeutung kommt bekannthch auch dem Wort Budüh zu 3).
Auf arabischen Amuletten findet man häufig die Namen der
Siebenschläfer mit anderen Namen und magischem Beiwerk kom-
biniert. Ein muhammedanisches Amulett aus Bosnien gegen das Ver-
schreien lautet in der Übersetzung 4): »Im Namen des allbarmherzigen
Gottes! O mein Gott und Gabriel und Michael und Israfil und Azrail
und Ibrahim und Ismail und Isaak und Jacob und du, der du alles
Gute sendest, der du gegeben hast die Thora und das Evangelium und
die Psalmen und den Koran, ich kann da nichts helfen außer mit des
großen Gottes Hilfe. Jemliha, Mehalina, Mislina, Mernosch, Dohcr-
nosch, Sarenosch, Kefcftatajosch, Kit mir.«
168
"73
166
167
169
171
172
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170
Neben den Siebenschläfern werden hier die vier großen islamischen
Engel Gabriel, Michael, Isräfil und 'Azrä'il, die Erzväter Abraham mit
seinem Sohne Ismael, Isaak, Jakob, und Gott als Spender der jüdischen,
') JcHN Koch, Die Siebenschläf erlegende. Leipz. 1883, loi.
^) De LA RoQUE, Voyage de V Arahie heureuse. Amsterdam 1716, 62. — Jean Chardin,
Voyage en Perse et antres lictix de T Orient. Paris iSi i, II, 301. — Reinaud I, 1S6. — van
RoNKEL, Une annileite arabo-malaisc. JA X. Serie, Bd. 19, 1912, 308. — \V. \Ve\'h, Zur
Geschichte der Siebenschläl er legende. ZDMG Bd. 65, 1911, 301.
3) EI I, 1913, 803.
') L. Glück, Skizzen ans der Volksmedizin 11. d. medizin. Aberglauben in Bosnien
u. d. Herzegowina. »Wissenschaft!. Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina<' II,
1894, 401 2.
Das Siebenschläfer-Amulett.
öll
christlichen und muhammedanischen Religionsbücher angerufen. Zum
Schluß folgen zwei magische Quadrate: das eine ist unausgefüllt, und
das andere enthält Zahlen, die in horizontaler, vertikaler und diagonaler
Linie zusammengezählt, immer die Summe 507 ergeben.
Fig. 3. Gemme. In der Mitte: IsmiVil. Rund herum ein Salomonssiegel, zwischen
dessen Winkeln die Namen der Siebenschläfer und ihres Hundes. (Reinaud, Monumens
Mtistilmans, II. Taf. I. Fig. 26.)
Auf einem geschnittenen Stein, den Reinaud abgebildet hat,
hest man im Zentrum den Namen des Eigentümers IsmäHl, und dieser
Name ist umgeben von einem Salomonssiegel, in dessen Ecken die
Namen der Siebenschläfer und ihres Hundes geschrieben sind (Fig. 3) i).
Diesem sehr ähnlich ist eine Rosette 2) (Fig. 4), die ich unter
Fig. 4.
1) Reinaud, II S. 62, Nr. 26 und PL I, Fig. 26.
2) Über das Aussehen des Originals teilt Frau RusT freundlichst mit, daß es sich um
einfachen, schwarzen Druck auf starkem, jetzt ganz vergilbtem Papier handelt. Ihr Vater
sah aber mehrfach dieselbe Rosette in Damaskus aus Gips hergestellt; die Buchstaben
waren herausgepreßt und hoben sich, in kräftiger Vergoldung, strahlend von dem blauen
Grunde ab. Stets waren die Farben Gold und Blau vertreten; meist war das Amulett
auch von irgendeinem Rahmen eingefaßt.
378
S. Seligmann,
freundlicher Vermittlung Herrn Professor Stumme's der großen Lie-
benswürdigkeit von Frau Kapitänleutnant RusT-Rudolstadt verdanke.
Die Erklärung, die der Vater der genannten Dame, Herr General-
konsul Dr. Wetzstein, diesem Amulett beigefügt hat und die sie mir
ebenfalls gütigst zur Verfügung stellt, lautet folgendermaßen:
»Dieser Tahsman — der in Syrien und Ägypten häufig an den
Wänden der Empfangssäle hängt, um das Glück an das Haus zu
fesseln und das Unglück fernzuhalten — ist der wirksamste, den die
Araber zum Schutze einer Sache besitzen. Die Rosette enthält in
Fig. 5. Silbernes Amulett, Damaskus. Avers: Namen der Siebenschläfer. Revers:
Namen der Erzengel u. mag, Quadrat. (ZA XXVI. 267. 268.)
arabischen Charakteren, nach der Legende der orientalischen Kirche
und des Koran, die Namen der Siebenschläfer unrl des sie bewachenden
Hundes Qümir, des einzigen Tieres, welches wegen treuer Wacht so
glücklich war, in das Paradies aufgenommen zu werden. Durch Ver-
längerung einiger Buchstaben der acht Namen wird das magische
Hexagramm gebildet, welches, wie unser Drudenfuß, das Unglück ab-
hält. In der Mitte des Ganzen stehen die Worte »yd fattäh«, d. h.
o ErÖffner, eine Beschwörungsformel, welche die Pforten des Glückes
öffnet. Dieser Talisman schützt auf dem Siegel das Briefgeheimnis,
auf der Säbelklinge das Leben des Kämpfers, auf dem Frauenschmuck
die Schönheit der Trägerin.«
Das Siebenschläfer-Amulett.
379
In dieselbe Kategorie gehört auch ein von Macdonald ^) abge-
bildetes silbernes Amulett aus Damaskus (Fig. 5). Auf dem Avers
steht oben die Inschrift: »O Beschirmer«, einer der 99 Namen Allahs,
und darunter innerhalb eines Kreises die Namen der Siebenschläfer
und ihres Hundes (ji^jo, -v*~^'^5 ^^^t^J, LaJix^, ^^^'J^, i^i^-Jilxi^äi'
(ji^joL^j (J«jj» so angeordnet, daß sie ein Salomonssiegel bilden, in dessen
Zentrum der Name »Allah« steht. Auf dem Revers finden sich die Namen
der vier Erzengel, Js-ol^^ J^-oL*.:^, Jyj^ijCys, J^^iLwl, und ein magisches
Quadrat, gebildet aus den Zahlenwerten der Buchstaben k (=20),
h (=5), y (= 10), ' {= 70), s (= 90), und h (= 8), m (=40), * (= 70),
s (= 60), q (= 100), die am Anfang der 19. und 42. Sure stehen und
die mit Vorhebe zur Herstellung von magischen Quadraten benutzt
werden. Die Zahlenwerte von h m * s q sind in die einzelnen Felder
von links nach rechts eingeschrieben, die von k h y ' s dagegen von
rechts nach links, so daß jedes Feld zwei Ziffern hat. Die Summe der
Zahlen in horizontaler, vertikaler und diagonaler Richtung ergibt für
die eine Serie die Zahl 278 und für die andere Serie die Zahl 195.
Nur für die zweite vertikale und für die dritte horizontale Reihe
stimmt die Berechnung nicht, hier kommt die Zahl 340 anstatt 278
heraus.
Auch bei den christlichen Kopten waren die Namen der Sieben-
schläfer als Schutzmittel bekannt. Bei Faras in Nubien wurden an
der Wand eines Grabes, das als christliche Kirche gedient hat, eine
Reihe von koptischen Inschriften aus dem 8. Jahrhundert gefunden ^),
die die Namen von fünf Siebenschläfern, Achillides, Diomedes, Sab-
batios, Probatios, Eugenios, enthielten, Namen, die sich schon in dem
Buche des Theodosius, De Situ Terrae sanctae 3) , aus dem Anfang des
6. Jahrhunderts finden und die, mit Ausnahme von Sabbatios und
Probatios, in den äthiopischen Überlieferungen vorkommen 4). Die
Namen dieser Märtyrer waren auf den Inschriften vereinigt mit den
Namen der 40 Märtyrer der Stadt Sebaste (Samaria): Domestianos,
Uales, Hesychios, Helianos, Smaragdos, Severianos, Philoktemon,
Alexandros, Ualerios, Eutichios, Lysimachos, Kyrillos, Athanasios,
') D. B. Macdonald, Descripiion of a silver amuhi. ZA XXVI, 1912, 267 — 269.
^) A. H. Sayce, Gleanings from tke Land of Egypt. »Recueil de Travaux relatifs
ä la Philologie et ä l'archeologie eg^-ptiennes et assyriennes« XX, 1898, 174 — 176. —
R. PiETSCHMANN, Les Inscviptions Coptes de Faras, ibid. XXI, 1899, 133 — 136.
3) Theodosius, De situ terrae sanctae, cd. J. Gildemeister. Bonn 1882, 27.
4) ZoEGA, Caialogus Codicum Copticorum. Romae iSio, 241.
i
-3 3o S. Sei igm ann ,
Maurikios, Herakleios, Priskos, Ekdikios, Leontios, Meliton, Akakios
und anderen, die nicht sicher zu entziffern waren, mit dem Brief Christi
an den König Abgar und der Satorformel.
Die 40 Märtyrer gehören zu den Heiligen, denen von der koptischen
Kirche ein besonderer Kult zuteil geworden ist ^). Der Gebrauch, den
man von diesen Namen zu magischen Zwecken machte, scheint im
christlichen Ägypten sehr verbreitet gewesen zu sein. In einer Samm-
lung von Zaubersprüchen und Amuletten aus dem 7. oder 8. Jahr-
hundert, die einem koptischen Zauberer aus dem Faiyüm gehörte und
die von dem Berliner Museum erworben wurde, finden sich verschiedene
Male die Namen der 40 Märtyrer aufgezählt-). Und in einem kop-
tischen magischen Papyrus zuLeydenS) ist sogar die Liste der 40 Mär-
tyrer mit den Namen der Siebenschläfer (nur der Name Eugenios ist
durch Allatios und der Name Achillides durch Archillitos ersetzt) und
dem Briefwechsel zwischen Christus und Abgarus vereinigt, ähnlich
wie auf der Inschrift von Faras, so daß der Schluß nicht allzu gewagt
erscheint, daß hier eine gemeinsame Urquelle zugrunde gelegen haben
mag.
Der Brief Christi an den König Abgar V. von Edessa endigte mit
den Worten: »Ich, Jesus, habe diesen Brief mit eigener Hand ge-
schrieben, damit keine feindliche Macht sich jemals dem Ort, wo diese
Schrift angebracht ist, nähern kann.«
Der Abgarosbrief, ursprünglich der Beglaubigung des apostoli-
schen Ursprungs der Kirche von Edessa dienend, wurde wegen dieser
Schlußworte, wie leicht verständlich, allmählich zum Zaubermittel 4).
Die Legende berichtet, daß dieser Brief, am Tor von Edessa befestigt —
wahrschcinhch in Art der hebräischen Mezüsä — die Stadt von einem
Angriff der Perser errettete 5). In Kleinasien sind verschiedene epi-
graphische Exemplare dieses Briefes eingemeißelt gefunden worden,
') D. N. BoNWETSCH, Das Testament der 40 Märtyrer. Studien zur Geschichte der
Theologie u. der Kirche. Leipz. I, 1898. 72 — 95.
^) Ad. Er man, Ein koptischer Zauberer. »Zeitschr. f. ägypt. Sprache u. Altertums-
kunde« Bd. 33, 1895, 46- — Ägyptische Urkunden aus den kgl. Museen zu Berlin. Koptische
Urkunden Bd. I, Berlin 1904, Nr. 8, 19, 20.
3) Pleyte et BoESER, Manuscrits coples du Musie d' Antiquites des Pays-Bas a Leyde.
Leyden 1897, 441 ff.
•1) E. V. DoBSCHÜTZ, Brief:s.<echsel zwischen Abgar u. Jesus. »Zeitschr. f. wissenschaft-
liche Theologie« Bd. 43, 1900, 422 — 486.
5) Procopius, De hello persico, II, 12; ed. Haury, Lips. 1905, 207 — 208. — Eua-
grios, Historiae Ecclesiasticae, ed. Reading, Bd. III, 1720, p. 405. — E. v. Dobschütz,
Christusbilder. Leipz. 1899, 103 f.
Das Siebenschläfer-Amulett. 7Q1
SO auf der Unterseite eines Türsturzes eines Hauses in Ephesos '^), auf
der Mauer einer Moschee in Gurdja ^), in Alkat-Hadji-Köi im alten
Königreich Pontos 3). Die Sitte, den Brief des Abgar an die Türpfosten
von Häusern zu schreiben, fand sich in einigen wenig besuchten Graf-
schaften Englands noch im 18. Jahrhundert 4). Ja sogar im 19. Jahr-
hundert sollen derartige Briefe noch in Häusern von Devonshire und
Shropshire gefunden worden sein, wo sie als Schutz gegen Fieber
angesehen wurden 5).
Daß der Abgarosbrief nicht nur Häuser vor Unglück schützte,
sondern als eine Art Universalamulett gegen Unheil jeglicher Art an-
gesehen wurde, geht aus zahlreichen mittelalterlichen griechischen,
koptischen, slawischen und lateinischen Texten hervor. In Stadt und
Land, zu Haus und unterwegs, zu Wasser und zu Lande, vor Gericht
und in der Schlacht, bei Tage und bei Nacht, vor feindlicher Nach-
stellung und Tücke der Dämonen, vor Behexung und Vergiftung, vor
Donner, Blitz und Hagelschlag, vor Feuer- und Wassersnot, vor Messer-
stich und Schlangenbiß, vor Wölfen und wütenden Hunden, in Fieber
und Fieberfrost, bei Ausschlag und Lähmung, in der Stunde der Geburt,
kurz in allen Nöten des Lebens gewährte der Brief einen sicheren
Schutz 6).
In der Bodleian Library zu Oxford befindet sich ein griechischer
Papyrus aus dem 6. Jahrhundert mit dem Text eines solchen Briefes 7).
Ein in koptischer Sprache auf Pergament geschriebenes Amulett der
Sammlung des Erzherzog Rainer*^) gegen eine Krankheit hat folgenden
Wortlaut: »Abschrift des [Briefes] Jesus Christos, des Sohnes des
lebendigen [Gottes]. Er schreibt an [Abgaro]s, den König von [Edessa]:
Sei gegrüßt! Selig bist du und [Gutes] wird [Dir] werden. Selig ist
diese Deine [Stadt], deren [Name] Edessa, denn Du hast, ohne mich
') R. YiE.-B^-RT>E.Y,yahresber.d.österr. Arch. Inst. inWien, lll,i()00. Beiblatt, 90 — 95.
— Heberdey, Anzeiger d. k. Akad. d. Wissensch. Phil.-Hist. KL, 37. Jahrg., 1900, Nr. 5,
38 — •39. — Vgl. V. DoBSCHÜTZ, Zum Abgarbrief, TLZ XXV, 1900, 380 — 381.
2) Anderson, Journ. of Hellenic Studies, XX, 1900, 156 — 158.
3) CuMONT, Revue des etudes grecques, 1902, 326, Nr. 36.
4) J. Jones, New and füll method. Oxford 179S, II, 6. — W. Cureton, Ancient
syriac documents. London 1863, 155.
5) J. L. Andre, Talismans, in The Reliquary. New Serie, VII, 1893, 198.
^) R. A. Lipsius, Die Edessenische Abgar-Sage. Braunschweig 1880,21, Anni. i. —
E. V. DoB SCHÜTZ, »Zeitschr. f. wissenschaftl. Theologie« Bd. 43, 1900, 484.
7) W. M. LiNDSAY, The Fayoum papyri in the Bodleian Library, Athenaeum
1885,304. — E. B.Nicholson, The Fayoum papyri in the Bodleian Library, Athenaeum
1885, 506.
8) J. Krall, Koptische Amulette. Papyrus Rainer, V, 1892, 115 — 119.
^82 S. Seligmann ,
gesehen zu haben, an mich geglaubt in Deinem Glauben und Deinem
guten Vorsatz. Deine Krankheiten werden geheilt, Deine Sünden
werden Dir vergeben sein, und Edessa wird gesegnet sein ewiglich und
es wachse die Erkenntnis Gottes in ihr. Ich, Jesus Christus, habe
diesen Brief mit eigener Hand geschrieben. Der Ort, an dem man den-
selben niederlegen wird, wird von Versuchung getroffen sein . . . und
kein böser Mensch wird Gewalt über ihn haben. Sei heil in der heil.
Dreifaltigkeit. Amen. Gott, Jesus Christos, Du wirst Heilung
der Christodora, der Tochter der Gabrilia gewähren. Amen. Rasch,
Rasch. «
Auch der Brief Abgar's an Christos wurde als Amulett verwendet.
Ein ebenfalls in der Sammlung Erzherzog Rainer befindliches kopti-
sches Papyrusamulett lautet: ». . . und (daß Du?) die Tote erweckest
durch die Macht Deines Könnens, habe ich geglaubt .... Wahrlich,
Du bist der eingeborene Sohn Gottes. Deswegen rufe ich Dich durch
meine Boten an, daß Du Dich herablassest und Dich zu uns bemühest,
auf daß Du Segen unserem Lande und Heil denjenigen, welche unter
uns krank sind, gebest. Da man mir gemeldet hat, daß Dein Volk Dich
haßt, und sie nicht wollen, daß Du über sie König seiest, (so) melde
ich Dir durch dieses Schreiben, daß die kleine Stadt, in welcher ich
bin, genügt für uns beide zusammen. Im Frieden. Siehe der Brief. «
Neben dem Abgarosbrief, den Namen der 40 Märtyrer von Sebaste
und denen der Siebenschläfer fand sich als letzter Bestandteil der In-
schrift von Faras noch die bekannte Satorf ormel: Sator arrepo tenet
Opera rotas (vgl. hierüber meinen Aufsatz Die Satorformel in einem
der nächsten Hefte der »Hessischen Zeitschrift f. Volkskunde«).
Alle diese Bestandteile dienten dazu, das Gebäude und seine In-
sassen in wirkungsvoller Weise vor jedem bösen Einfluß zu bewahren.
Wenn schon jede dieser Maßnahmen allein imstande war, solches zu
tun, so mußte das um so mehr der Fall sein bei einer Häufung dieser
Maßnahmen, wie wir sie hier Nor uns sehen. Es ist dieselbe Häufung,
wie wir sie auf den Amuletten in der Kombination der Siebenschläfer-
namen mit den Namen Gottes, den Namen der Erzengel und der Erz-
väter, dem Salomonssiegel und den magischen Quadraten beschrieben
haben. Alle diese verschiedenen Namen, Formeln und Figuren haben
nur den einen Zweck, die magische Wirkung der Siebenschläfernamen
zu steigern.
Aus den Veröffentlichungen über die Inschriften von Faras geht
leider nicht hervor, ob sie aus der Zeit stammen, wo das Gebäude noch
ein Grabmal war, oder ob sie in späterer Zeit angebracht worden sind,
als das Grabmal zur Kirche umgewandelt wurde. Im ersteren Falle
Das Siebenschläfer-Amulett.
383
könnte man vielleicht daraus schließen, daß sei die Toten ebenso be-
schützen sollten wie die Lebenden ^).
Das Siebenschläferamulett findet sich nach Weyh schheßhch auch
im asiatischen Rußland -). Die Russen gebrauchen es gegen Schlaf-
losigkeit; bei den Tataren hilft es dem Kinde gegen Weinen, dem Kauf-
mann verschafft es Käufer, der Witwe ein gutes Leben und dem Ver-
liebten die Erringung von Liebe 3). Bei den Mongolen hat der Name
eines jeden seine besondere Eigenschaft. »Wer ihre Namen reinen
Herzens ausspricht oder sie nur bei sich trägt, der erhält die Erfüllung
seiner Wünsche, bleibt unversehrt, bleibt Sieger; ihm und seinen Eltern
werden die Sünden vergeben. Er bleibt vor Kummer und Krankheit,
vor Unglück und Gram verschont. Wer vom Morgen bis zum Abend
die Namen bei sich trägt, dem vergibt Gott seine Sünden, der versinkt
nicht im Wasser und verbrennt nicht im Feuer. Schreibt man die
Namen auf ein Stück Papier, steckt dieses in einen Wollfieck und
wirft das Ganze in ein Feuer, so erhscht es sofort. Stehen die Namen
auf einem Stücke unserer Habe, so raubt es weder Dieb noch Wasser
noch Feuer. Schreibt man die Namen auf einen Holzspan und be-
festigt ihn an Brot, so berührt keine Heuschrecke das Brot. Papier
mit den Namen beschrieben und an der hnken Seite einer Schwangeren
befestigt, erleichtert die Geburt, wie ja überhaupt diese Namen dem
Menschen die Erfüllung seiner Wünsche erleichtern; man muß aber
nicht nur die Namen der Jünglinge schreiben, sondern auch den Namen
des Hundes. Man graviert sie gern auf Fingerringe, Gürtelschnallen
und Siegel.« Demgemäß werden in Kasan Hthographische Tafeln
(»Einblattdrucke«) in verschiedenen Größen (18x22, 53 xyi cm und
mehr) angefertigt, die die Namen der Siebenschläfer: Ymnlihä, Maktjl-
minä, Mitlinä, Marnüs, DabarnüS, Sadnüs, Kafas/a/yüs, Qitmir ent-
halten und die als Schmuck der Wohnungen und zum Schutze der Be-
wohner und des Inventars dienen. Die Namen sind häufig in einen
Kreis mit 2 bis 3 cm Radius angeordnet, die ausgeschnitten und dort
aufgehängt werden, wo sie gegen Diebe, Wasser und Feuer schützen
sollen.
Der Liebenswürdigkeit von Dr. Weyh verdanke ich die beiden im
folgenden bearbeiteten Amulette.
0 Dict. d' Archeologie ehret, et de Liturgie, ed.' Cabrol, I, 2, p. 1809,
=>) W. Weyh, ZDMG Bd. 65 (191 1), 300 f.
3) Nach freundlicher Mitteilung von Prof. Jacob wird es in Kasan auch vom Lehrei
gegen Schülermangel verwendet.
Islam. V. 27
384
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Uli Kufcfk
Fig. 6. Siebenschläfer-Amulett. Kasan. 18:22 cm.
Übersetzung
von
Erich Graefe.
I.
Dies sind überlieferte Gebete, an der Seite zu befestigen.
T. ^) Gegen den
bösen Blick =) hänge
man folgende Verse um
— sehr bewährt — :
T. Gegen Kopfschmerz trage
man diese Verse bei sich:
Im Namen usw. »Er ist der
Gott, außer dem kein Gott ist,
T. Wenn c i n K n a b e
nicht schlafen kann
und im Schlafe von Furcht
gequält wird 3), so hänge
') Die mit T. bezeichneten Stücke sind in tatarischer Sprache abgefaßt; bei ihrer
Übersetzung wurde ich aufs freundlichste von Herrn Dr. Julius Nemeth beraten, dem
ich für seine Bemühungen auch an dieser Stelle meinen herzlichsten Dank sagen möchte.
-) s. o. S. 374.
3) s. o. S. 371.
I
Im Namen Allahs, des
Barmherzigen, des Er-
barmungsreichen! »Für-
Avahr, die Leugner lassen
dich fast straucheln mit
ihren Blicken, wenn sie
die Ermahnung hören,
und sie sprechen: Er ist
wahnsinnig. Und nichts
anderes ist sie denn eine
Mahnung an dieWelten ^). n
Es gibt keine Kraft noch
Macht außerbeiAllah, dem
Erhabenen, dem Großen.
T. Und ferner: wenn
ein Knabe viel weint^),
so hänge man ihm dies um :
Ich suche Zuflucht bei
den Worten Allahs, den
vollkommenen, vor dem
Bösen jedes Satans und
Geschmeißes, und vor
jedem bösen Blick [Hisn
al- hasin) 3).
T. Da diese ihre
Namen 4) vielleicht strittig
sind, so haben wir an zwei
Das Siebenschläfer-Amulett.
der da kennt das Verborgene und
Sichtbare, er ist der Barmher-
zige, der Erbarmungsreiche, er
ist der Gott, außer dem es keinen
Gott gibt, der König, der Hoch-
heilige, der Beschirmer, der Be-
hüter, der Mächtige, der Gewal-
tige, der Erhabene. Preis sei
Allah vor allem, was sie ihm bei-
gesellen. Er ist der Gott, der
Schaffende, der Schöpfer, der
Bildner; sein sind die schönsten
Namen. Ihn preiset, was im
Himmel und auf Erden ist, und
er ist der Mächtige, der Weise 5) . «
Durch deine Gnade, o Barm-
herziger der Barmherzigen!
T. Diese Namen der Sieben-
schläfer hänge man den Kindern,
die viel weinen, um. Die beson-
deren Wirkungen dieser Namen
sind auch sonst zahlreich:
Maktalminä
Marnü§
Sadnü§
Qitmir
Yamlihä
Mitlinä
Dabarnü§
Kafa§tatyü§ 6)
(Um die Namen herum stehen die Worte
man ihm dieses Gebet um.
(Es ist aus dem Hisn al-
hasinl) genommen):
Im Namen usw. Ich
suche Zuflucht bei den
Worten Allahs, den voll-
kommenen, vor seinem
Zorn und seiner Strafe
und vor dem Bösen seiner
Anbeter »und vor den
Einflüsterungen derSatane
und vor ihrem Nahen «^j.
Durch deine Gnade, o
Barmherzigster der Barm-
herzigen!
T. Und ferner: wenn
ein Kind viel weint, so
hänge man ihm dies um:
»Während ihr Hund
am Eingang seine Vorder-
füße ausstreckte9).« Durch
deine Gnade usw.
T. Die sogenannte
Ummas-sibyän^°) ist wohl-
bekannt. Wer diese
Namen bei sich bewahrt,
ist vor ihr sicher:
') Kor. 68, 51/52. Alle Koranstellen sind in Gänsefüßchen gesetzt.
0 s. o. S. 374.
3) s. Brockelmann II. 203. AI- Hisn al-/iastn min kaläm saiyid al-miirsalin von
al-Gazari (f 833/1429). Da mir die Kairoer Ausgaben hier nicht zugänglich sind, so
verweise ich auf den Kommentar von al-Qäri' al-Herewi (Ms. Berl. Ldbg. 293), wo
die obige Stelle fol. 183 b steht; es heißt da aber: bikalimäti llähi wakutubihi tiäma.
4) s. den Schluß von »Rechts«. — Eine genauere Erörterung dieser magischen
Worte sowie der Dschinnennamen in der mittleren Kolumne behalte ich mir vor.
s) Kor. 59, 22—24.
^) Die hier vorliegenden Namensformen stimmen fast vollständig mit denen bei
MAcr>ONALD, Description of a silver amulet. ZA. 26, 267 f. überein.
7) a. a. 0. fol. iioa. 8) Vgl. Kor. 23, 99 f. 9) Kor. 18, 17.
'») Die »Feindin der Kinder«. Vgl. Sncuck-Hurgronje, Mekka II, S. 124; Doutte,
Magie etc. S. 115; Benali M'erad, La »Ziadah« ou Naissance a Safi (Maroc). RA. 57,
Nr. 288, S. 49. Canaan, Aberglaube und Volksniedisin im Lande der Bibel, S, 23 (er-
scheint demnächst).
27*
386
S. S eligm ann
Stellen
davon
l>.»X.>W,At
i) zwei Arten ^)
verzeichnet:
U'
(^WJ-fc^^
s^
>Am.va/S
O-^'
.•.Lm<)
^«.y'J ^,j^'J>
LTJ-
U
Ko7-. i8, 24: „Und sie blieben in ihrer
Höhle 300 Jahre und noch 9 dazu".)
T. Und ferner: Die folgenden
fünf Namen sind die der Fürsten
der Dschinnen. Wer diese fünf
Namen bei sich bewahrt, w'er er
i^-wJiJ I auch immer sei, dem bringt der
Dschinn keinen Schaden; denn
es ist überliefert, wie oft die
Probe darauf gemacht ist. Die
Namen sind folgende:
o^y
^Szi'
O-^^
ujjlXa«
r^
0^
3>.
3j^3
3}^
idi!u
ÜAs»'!
'^.^
IL
T. Die besondere Wirkung des „Ameisengebetes".
Es ist bekannt: zu jedem, der dieses »Ameisengebet« bei sich
führt, w'erden alle, die ihn sehen, von Liebe ergriffen, und er erscheint
aller Welt ehrfurchtgebietend und erhaben, von Tag zu Tag wächst
sein Rang und seine Freundschaft, alle Welt wird von Liebe zu ihm
ergriffen, preiset ihn und verlangt auf einmal, ihn zu sehen, und nimmer
schwindet sein Bild aus den Augen und Herzen; das Vermögen jedes,
der dieses Gebet am rechten Oberarm trägt, vermehrt sich; wenn er
dieses »Ameisengebet« in die vier Winkel seines Ladens heftet, strömen
alle Leute wie die Ameisen dorthin und treiben dort Geschäfte:
wenn er eine Verkaufsware ausruft, gerät der Käufer in Entzücken;
tragen es die Kaufleute, so haben sie davon, daß sie es nehmen, vielen
Nutzen, und wenn sie alte Sachen ausrufen, so geben Käufer aus allen
Himmelsrichtungen das, was sie fordern, und auch gegen den (ursprüng-
lichen) Willen (des Käufers) gelingt es ihnen doch, (es zu bekom.men);
und wenn er eine Sklavin oder einen Sklaven und was es auch alles sei
zehnmal ^) zum Verkauf ausruft und auf den Markt bringt, so werden
einige Käufer zusammenkommen und in Entzücken geraten, und alles,
was er fordert, wird er erlangen. Heftet er es an die Erde, so wird es
Gold und Silber geben. Die Kaufleute pflegten sich nicht von diesem
Gebet zu trennen; es ist außerordentlich bewährt. Ruft er Wasser
') Siehe S. 385, Anm. 4.
^) Darf man dabei an die zauberische Bedeutung der 10 denken? (Doutte a. a. 0.
188.)
Das Siebenschläfer-Amulett.
187
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Fig. 7. Siebenschläfer-Amulett. Kasan. 18:22 cm.
aus und verkauft an irgend jemanden, so wird der vor dem Träger
(dieses Gebetes) nicht standhalten; und wenn er Kletten^) ausruft, so
erschheßt sich sein Glück, und von allen Seiten kommt man, um zu
essen. So ist es außerordentlich bewährt, dies bei sich zu führen. Und
dies ist der Kommentar dazu.
') Davon, daß man in Kasan Kletten esse, ist Kennern der Stadt, wie Herrn
Dr. Byhan, nach seiner freundlichen Auskunft, nichts bekannt; nach Dragendorff,
Heilpflanzen S. 687, werden Kletten nur in Japan als Gemüse gegessen. Herr Geh.-
Rat Stuhlmann und Herr Dr. Heering, die sich als Fachleute in liebenswürdiger
Weise um die Klarstellung dieses Punktes bemühten, vermochten gleichfalls nichts zu
ermitteln. Eine Anfrage deshalb bei Herrn Prof. K.vtanov blieb leider unbeantwortet.
Vielleicht hat ^ *^ dj^ ^^ier noch eine andere Bedeutung als »Klette«, wiewohl die
Wbb. nichts bringen, was diese Annahme stützen könnte ; oder aber es steht der Aus-
druck hier im Sinne von »ganz wertloses, ungenießbares Ding«. Diese Vermutung
äußerte auch Herr Dr. Nemeth ; doch will mir das nicht in den Stil des Ganzen passen.
•jgg S. Seligmann, Das Siebenschläfer-Amulett.
Das erhabene Gebet ist folgendes^):
O Allah, Herr Abrahams und Gabriels und Michaels und Asrafels
und Azraels und Abrahams und Ismaels und Isaaks und Jakobs, der
du die Segnungen herabsandtest und die Thora und das Evangelium
und den Psalter und den »Furqan«^) herabsandtest, und es gibt keine
Macht noch Kraft außer bei Allah, dem Erhabenen, dem Großen, es
gibt keinen Gott außer ihm, dem König, der deutlichen Wahrheit.
Muhammed ist der Gesandte Allahs, der zuverlässig sein Versprechen
Haltende, der Getreue. Fürwahr, Allah ist der Erhalter, der Macht-
volle, der Starke. 0 Allah, o Allah, o Allah, o Herr, o Herr, o Herr,
O Lebendiger, o Beständiger in Majestät und Ehren: ich bitte dich,
den Großen, du mögest mich erhalten mit erlaubtem, gutem Unterhalt
durch deine Gnade, o Barmherzigster der Barmherzigen. — Yamlihä,
Maktalinä, Mitlinä, Marnüs, Dabarnü§, Säznüä, KafaStatyüS, Qitmir.
(Zusatz bei der Korrektur:) Es möge zu dem vorstehend be-
handelten Thema noch bemerkt werden, daß sich auf der diesen
Sommer in Leipzig tagenden »Ausstellung für Buchgewerbe und
Graphik« in der Islam. Abteilung ein aus der Türkei stammendes
Bild eines Schiffes befindet, das in der Art der »Islam« V, S. 289/90,
Nr. 333 besprochenen Tugrä's ganz aus Buchstaben zusammengesetzt
ist. Diese enthalten die Namen der sieben »Höhlenbewohner« 3). Eine
Reproduktion des interessanten Stückes konnte zurzeit leider nicht
gestattet werden.
') Vgl. die ganz ähnlicli abgefaßte, oben S, 376 in Übersetzung wiedergegebene
Legende eines bosnischen Amulettes.
^) = Koran. Über furqdn, »Offenbarung«, ursprgl. >Erlösung«, s. Nöldeke-
SciiwALLV, Gesch. des Qorän's. S. 8 u. 34.
3) Vgl. dazu das oben S. 374 f. über die Siebenschläfer als Beschützer der Schiff-
fahrt Bemerkte.
Kleine Mitteilungen und Anzeigen.
Die Bäbi-BehaJ. Die jüngste imihammedanischc Sekte. Von Dr. Hermann Roemer,
Stadtpfarrer in Bietigheim. Verlag der deutschen Orient-Mission. Potsdam 1912.
Roemer's Buch ist eine ausgezeichnete, übersichtliche Darstellung der geschichtlichen
Entwicklung dieser jüngsten Sekte des schiitischen Islam, die, im Jahre 1844 von einem
idealistischen Träumer gegründet, später von einem genialen Organisator in neue Bahnen
gelenkt worden ist. Das Buch ist gemeinverständlich geschrieben, ist aber nicht nur eine
Popularisierungsarbeit, sondern hat seinen Wert als selbständige wissenschaftliche Unter-
suchung. Die korrekte Transkription der orientalischen Eigennamen ist sorgfältig
durchgeführt, obwohl Verf., wie aus seiner Vorrede hervorgeht, kein Kenner der arabischen
und persischen Sprache ist. Dafür hat er in philologischen Fragen die Unterstützung eines
hervorragenden Arabisten. des Herrn Prof. Seybold in Tübingen, gehabt. Verf. ist mit
der ganzen einschlägigen Literatur vertraut. Es verdient namentlich hervorgehoben zu
werden, daß die Darstellung vollkommen objektiv ist, obwohl das Buch eigentlich zu dem
Zwecke entstanden ist, der christlichen Mission zu dienen.
Der Ursprung und die Entwicklung des Babi-Behaismus wird chronologisch ge-
schildert unter Hinweis auf die Anknüpfungspunkte nicht nur an islamische Sekten (Is-
mailitismus, Sufismus, Hurufismus usw.), sondern auch an ältere iranische und vorder-
asiatische Religionen, an Parsismus, Manichäismus und Mazdakismus. Eine Spezial-
untersuchung über die altiranischen Bestandteile im Babismus und über die Wege, auf
denen sie eingedrungen sind, wäre übrigens eine interessante Aufgabe. Die diesbezüg-
lichen Anmerkungen Roemer's könnten hier und da ergänzt werden. So tritt z. B. die
Milleniumsvorstellung (S. 16) schon im Avesta hervor. Sendschreiben (S. 100) sind unter
dem Namen des Stifters des Manichäismus überliefert (vgl. F. W'. K. Müller, lland-
sckriiten-Reste in Esirangelo-Schrift ans Turf an U S. 30 ff.). Der Babismus ist wie die
ursprüngliche Avestareligion eine arbeitsfreudige und fortschrittseifrige Religion; er schlägt
Töne an, die seit beinahe anderthalb Jahrtausenden in Iran verklungen waren. Schon in
der späteren Sasanidenzeit waren pessimistische Strömungen aus dem semitischen Vorder-
asien eingedrungen. Elegisch-pessimistische W' eltanschauung beherrschte später die ganze
islamisch-persische Lebensweisheit, nur ganz vereinzelt, wie bei Näsir-i-Khusrö, khngt
eine arbeitsfreudige Note hindurch. Es läßt sich allerdings kaum feststellen, ob der Bäb
hier eine in der iranischen Volksseele Jahrhunderte hindurch eingeschlummerte Veran-
lagung wieder an die Oberfläche gebracht hat, oder ob der Progressismus, welcher den
Babi-Behaismus kennzeichnet, ganz einfach durch den Einfluß des intensiv arbeitenden
Okzidents entstanden ist.
Als Resultat seiner Untersuchung stellt Verf. (S. 172 ff.) fest, daß der Babismus
,,als jüngste, durch die Kulturbewegung unserer Tage ausgelöste und in Anlehnung an sie
aufsteigende Welle der hellenistisch bedingten Theosophie im schiitischen Islam, aus
Persien den vorderen Orient überflutend, in Analogie mit den ismaihtischen Sekten und
3Q0 Kleine Mitteilungen und Anzeigen.
ihren Verwandten zu würdigen ist. . . . Von dem ihm sachlich am nächsten stehenden
Sufismus trennt den Babismus außer seinem Kulturprogramm der Mahdismus, den er
mit der schiitischen Kirchenlehre teilt«. Er täuscht sich in seiner als ein Protest des OfFen-
barungsglaubens gegen den Rationalismus der Mystik und der Philosophie zu erklärenden
Polemik gegen den Sufismus und gegen die Renaissance der aristotelischen Philosophie
in Persien, mit denen er tatsächlich seinen Gottesbegriff teilt. Der Babismus, diese ultra-
schiitische Richtung, schien aber, »trotz seiner gewaltigen Stoßkraft, wie sie in den berühmten
Babimartyrien zutage tritt, nach dem Tode des Bäb und der Unterdrückung in Persien
dem Schicksal der zahlreichen muhammedanischen Sekten anheimzufallen, die einmal eine
Rolle in der Geschichte gespielt haben, aber zur Bedeutungslosigkeit herabgesunken sind«.
Behä-Alläh hat jedoch den Babismus gerettet. »Er stellte das Mystagogische, das den
Babismus für Außenstehende unverständlich machte und ihn in seinen eigenen Reihen
beständig in gärender Unruhe erhielt, hinter die praktischen Ideen zurück, die der Bäb
bereits in seinem Bejän aus der theosophischen Lehre von der wesenhaften Gleichheit aller
Religionen entwickelt hatte: die religiöse Toleranz, wäe sie sich in der Aufhebung der
rituellen Abschließung gegen Andersgläubige und des tätlichen Zwangs in Sachen der
Religion d. h. des jihäd auswirkt.« Er hat dem Babismus zu einer ungeahnten Ausbreitung
verhelfen, und zwar namentlich durch die Beziehung, die er ihm auf die christliche Welt
gab, indem er die Aufnahme sozialethischer und religionspolitischer Ideen des Westens fort-
setzte und dadurch die Einführung seiner Lehre im christlichen ^^'esten ermöglichte. Nach
seinem Tode gelang es seinem Sohne und Nachfolger, *Abd-el-Behä, den unter dem
Namen Behaismus erneuerten Babismus im Westen einzuführen, und jetzt sind bekanntlich
Behai-Gemeinden in Amerika, England, Frankreich, Deutschland und anderswo zu finden.
Als internationale Theosophensekte darf der Behaismus mit dem modernen okkulten
Pseudo- Buddhismus und Pseudo-Vedantismus zusammengestellt werden.
Von ganz besonderem Interesse ist die Frage, welche Rolle der Babismus in der persi-
schen Revolutionsbewegung des letzten Jahrzehntes gespielt hat. Man möchte vielleicht
glauben, daß die fortschrittliche und gewissermaßen demokratische Lehre sich entschlossen
auf die Seite der revolutionären Elemente gestellt habe. In Wirklichkeit behaupten aber
nicht nur die Gegner des Behaismus, sondern auch ein neutraler Autor, daß die Behais
mit dem Hof gegen die Nationalisten konspiriert und sich mit der russischen und englischen
Diplomatie verständigt haben. Auch von Denunziationen von Seiten der Behais wird
erzählt. Obwohl diese Nachrichten im einzelnen nicht genügend aufgeklärt sind, steht
jedenfalls fest, daß die Ezelis auf nationalistischer, die Behais dagegen auf royalistischer
Seite stthcn ^S. 153 ff.). Arthur Christensen.
L'EpUrc au Fils du Loup par Behäou'lläh. Traduction fran(,aise par Hippolyte
Dreyfus. Paris. Librarie Honore Champion 1913.
Der »Wolf« ist jener Scheich Bäqir, Mu)iehid von Isfahän, der um das Jahr 1880
mit Einwilligung des Zillu-s-Sultän zwei reiche Isfahäner Babis tüten ließ, um eine
Schuld von loooo Tömäns nicht zahlen zu müssen. An den Sohn dieses Scheich Bäqir,
den Scheich Muhammed Taqi, bekannt unter dem Namen Agha Najafi, einen vor-
nehmen Räuber, der mit gleicher Gewissenlosigkeit Muslime und Babis verfolgte, um sich
ihren Besitz anzueignen, ist diese Schrift Behä-Alläh's gerichtet. Das Sendschreiben,
das um 1890 abgefaßt wurde, ist von dem französischen Behai Hippolyte Dreyfus, der
schon durch eine ganze Reihe von Büchern, teils selbständige Untersuchungen, teils Über-
setzungen babistisch-behaistischer Schriften, zur Verbreitung der Kenntnis dieser Be-
Kleine Mitteilungen und Anzeigen. ^gj
wegung beigetragen hat, dem europäischen Publikum zugänglich gemacht worden. Es
hat für uns, wie der Übersetzer sagt, seinen Wert nicht nur darin, daß es eine der letzten
Schriftendes Behä-Alläh, sondern auch darin, daß es sozusagen ein Resume von des
Propheten Lebenswerke ist, in der Hoffnung geschrieben, einen der heftigsten Gegner
seiner Sache zu gewinnen. Der Prophet zitiert in diesem Schreiben häufig seine eigenen
früheren Schriften und gibt manchen geschichtlichen Rückblick auf Ereignisse, in die er
selber verwickelt war. Somit hat der »Brief an den Sohn des Wolfes« auch einen histori-
schen Wert. Im übrigen ist er als eine auf sehr wenigen, ins Unendliche variierten Motiven
aufgebaute Predigt von ungeheurer Länge anzusehen. Arthur Christensen ..
Die Fetwa's des Schejch-ül-Isläm über die Erklärung des heiligen
Krieges, nach dem Tanin, Nummer 2119 vom 15. November 19U.
jJÜ» L5i.ä3» \»JÜ\ » SiAi'.Xiül ^\ 1 cS'l^:>- \Jl>j', ^O ».£. ^sü 1 C-JIj-a22;>
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('r,^x),«J»! (yi?-S ( cLexijl vj>.c,Law./o iuiii ;,^*äJLj >i),SLXjl oL*:;- im^^5
0 J,l : v!^0
Kleine Mitteilungen und Anzeigen.
».«.i^iÄ/! ^^fcX:> .,Aj( \j,l:5^ xi.jl Nxxi'^.w.! ^:j^/CfcX:> »Jö',«.a:3 »j)
l5^ •• V -^ ■• ^ ■••--' -^ o .. j . • y
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>w»-^wS iwJiÄf- ^.l.iu»5 /^jy^'Ei ^^5 i-)^^*^^''^
Übersetzung.
Die heiligen G u t a c li t e n..
Wird der heilige Krieg für die Gesamtheit de'r Muhammedaner Pflicht, gemäß
dem hohen Befehle des herrlichen A'(?;'(7«verses »Ziehet aus, leicht und schwer,
und kämpfet (gegen die Ungläubigen) mit Kurem Gut und Eurem Blut« '), indem Seine
Majestät der Pädischäh des Islam den heiligen Krieg in Gestalt des allgemeinen Auf-
gebots befiehlt, sobald sicher bewiesen ist, daß gegen den Islam ein Überfall der Feinde
sich ereignet, Gewalttat und räuberischer Einfall gegen das islamische Reich ausgeführt
und die islamischen Einwohner zu Sklaven und Kriegsgefangenen gemacht werden .^ und
wird es dann für die Muhammedaner in allen Landern. Jung und Alt, Fußgänger und
Reiter, unabwendbare individuelle Pflicht, zum heiligen Kriege mit Gut und Blut zu eilen?
Antwort : Ja.
In diesem F'alle, wird es auch für die Gesamtheit der Muhammedaner, die sich
unter der Herrschaft Rußlands, Englands und Frankreichs und der ihnen helfenden und
mit ihnen verbündeten Staaten befinden, von denen es bewiesen ist, daß sie dem
muhammedanischen Chalifat feindlich gesinnt sind und darauf hinarbeiten, das erhabene
Licht des Islam auszulöschen und zu vertilgen (Gott bewahre uns davor), dadurch daß sie
■) Sure 9, 41.
Kleine Mitteilungen und Anzeigen. ßg-7
jetzt mit ihren Kiiegschiffen und ihren Landtruppen auf den Sitz des islamischen Chalifates
und das kaiserlich-türkische Reich einen Überfall machen, Pflicht, wirklich zum heiligen
Kampfe zu eilen, indem sie gegen die erwähnten Staaten den heiligen Krieg erklären ?
Antwort : Ja.
In diesem Falle, wenn einige von ihnen (Gott bewahre uns davor) sich davon
fernhalten, während doch die Erreichung des Zweckes davon abhängt, daß alle Muhamme-
daner in den heiligen Krieg eilen, wird dann ihr Sichfernhalten eine große Sünde und
verdienen sie den göttlichen Zorn und die Bestrafung für die abscheuliche Sünde ?
Antwort: Ja.
In diesem Falle, selbst wenn die islamischen Bewohner der erwähnten Staaten,
welche mit dem islamischen Reiche im Krieg stehen, vergewaltigt und gezwungen
werden sollten (mit der Drohung), daß man sie selbst töten und sogar ihre ganzen
Familien vernichten werde, ist es dann nach dem heiligen Gesetze ihnen doch aufs aller-
strengste verboten, gegen die Truppen des islamischen Reiches zu kämpfen und verdienen
sie dadurch, daß sie Mörder werden, das Höllenfeuer?
Antwort: Ja.
In diesem Falle, verdienen im gegenwärtigen Kriege die unter der Herrschaft von
England, Frankreich, Rußland, Serbien, Montenegro und ihrer Verbündeten stehenden
Muhammedaner, wenn sie gegen Deutschland und Österreich, die dem erhabenen islami-
schen Reiche beistehen, kämpfen, die schwerste Folterqual dadurch, daß es eine große
Sünde wird, weil das islamische Chalifat Schaden nehmen könnte ?
Antwort : Ja.
Mitteilung der Redaktion,
Vom nächsten Bande ab wird mein Nachfolger auf dem Hamburger Lehrstuhl,
Prof. Dr. Rudolf Tschudi, als Mitherausgeber mir zur Seite treten. Ich heiße ihn in
der Redaktien herzlich willkommen.
Alle Manuskripte, mit Ausnahme der für die Bibliographie bestimmten, sind auch
weiterhin an mich zu senden. Die Druckleitung und die Bibliographie wird hinfort von
Prof. Tschudi besorgt werden. C. H. Becker.
Kritische Bibliographie.
I. Allgemeines (Zeitschriften i) Sammelwerke).
896. L'Asie Franqaise. 1914. Aus dem Inhalt:
Le CbMiTE, La Syrie S. 6; La question de l'emprunt turc par R. C. S. 14; Uaccord
franco-allemand et les chemins de fer de V Asie Mineiire S. 50; Les reformes armeniennes
S. 54; La France, fAngleterre et Pempire oltoman S. 102; Uentenie cordiale et les affaires
d'Asie S. 143; Laccord franco-turc S. 144; Les pays a desservir par la ligne Samsoun-Sivas-
Diarbekir par Edmond Hippeau; La question kurdo-armenienne S. 51; La politiqiu
asiatiqiie de la Riissie S. 1 8 ; Les relations commerciales de l'empire des Indes avec la Perse
S. 191; La question de l'emigration asiatique S. 194; Le Comite, A travers la Perse S, 226;
L'Angleterre, La Russie et la Perse S. 252.
897. Barth, Jacques, L'evolution de la question d' Orient. Revue des etudes historiques 1914.
März-April. S. 191 — 204.
898. Cherfils, Christian, Bonaparle et PIslam d'apres des documents fran^ais et arabes.
I'rcface <lu Clu'rif Ahd el-Hakim. 303 S. Paris, A. Pedoue. 1914.
899. Correspondance d'Orient. Aus dem Inhalt: Nr. 130 (16. II. 14): Les Italiens et le
Senoussi S. 145. — A. Lebrun, L' Inauguration de V AssembUe Legislative Egyptienne
S. 154. — Les Reformes Arabes S. 163. — A Travers la Palestine S. 165. — Faits
et Documents: Albanie: La tentative niiisulmane S. 172. — Empire Ottoman: Les
elections; Emprunts et depenses; Le chcmin de fer Dardanelles-Smyrne; Concessions
de travaux publics S. 176. — Syrie : Les Ecoles frangaises et etrangeres en Syrie S. 177. —
Egypte: L'Assemblee Legislative', La dette en 1913; Relations de PEgypte et de l'Abys-
sinie S. 178. — Golfe Persique: Accord-franco-anglais de Mascate S. 179.
Nr. 131 (i. III. 14): Faits et documents: Questions musulmanes: Les Egyp-
tiens et la politiqiie musulmane de la France S. 223. — Empire Ottoman: Les reformes
arminiennes; Les Elections; La mission militaire allemande; Les accords anglais; L'accord
franco-allemand; La Situation financiere; Chemin de fer du Hedjas; Impols exlra-
ordinaires; Les richesses minieres de la Turquie d' Asie; Les princes imperiaux S. 224. —
Syrie: Djavid bey et les Arabes; La reprisentalion des minorites en Syrie S. 230. —
Egypte: Le commerce en 19 13.
Nr. 132 (16. III. 14): DiEHL, Charles M., Impressions et Souvenirs dun
Ambassadeur a Constantinople (Causerie) S. 241. — Faits et Documents: Balkans:
Les negociations turco-serbes S. 268. — Empire Ottoman: La defense navale; Mort
de Said pacha; Les taxes douanieres; Le tombac au Yemcn; Anglais et Italiens en
Anaiolie; Les terrains du Taxim S. 276. — Eg>'pte: La crise et les concordats pre-
ventifs de faillite S. 278.
'; boicrn nicht die einzelnen Aufsätze gesondert angeführt sind.
Kritische Bibliographie. ?n;
Nr. 133 (i. IV. 14): Bergasse, Henry, VEgypte, Le Paradoxe foncier S. 289. —
Bulletin Politique: L'influence frangaise en Orient; Les reformes armeniennes ; La
Situation financiere Ottomane S. 293. — Actes Officiels: Le iraite de paix turco-serhe
S. 301. — Faits et docxxments: Balkans: La paix turco-serbe; Le traite de commerce
tiirco-bulgare S. 314. — Empire Ottoman: Remaniements mi^iisteriels; La defense
de la jrontiere russe; Instructeurs navals brita^iniques; La convocation du Parlement;
Le budget de 1330; Avance au Tresor; La Situation financiere; L'accord anglo-italien;
Le chemin de fer Mouradli-Rodosto; L' Allemagne en Orient S. 317. — Perse: Le
couronnement du chah S. 323.
Nr. 134 (16. IV. 14): Empire Ottoman: Reorganisation de la marine; Les in-
specteurs europeens poiir V Anatolie; L'agitation kurde; Dans V Irak; Les etrangersi e
l'impot; La reforme douaniere S. 363. — Perse: La famine dans le sud S. 367.
Nr. 135 (i. V. 14): Bulletin Politique: Vaecord franco-turc S. 390. — Le Budget
du Liban S. 392. — Faits et Documents: Balkans: La paix serbo-turque; La Rou-
manie, la Turquie et la Grece S. 402. — Empire Ottoman: Le nouveau Parlement;
La revolte kurde; L'af faire Aziz Ali; Les chemins de fer Oüomans en 19 13; L'accord
franco-turc; Emprunt Imperial Ottoman 5% 1914; La loi d'emprunt; La Situation
financiere; Les richesses petroliferes de la Mesopotamie S. 408. — Egypte: Le nouveau
ministere; La note du conseiller financier sur le budget de 1914 S. 416.
Nr. 136 (16. V. 14): Faits et Documents: La Crise Orientale: Les musulmans
de Macedoine; Un communique ottoman S. 444. — Balkans: Les relations turco-
roumaines S. 446. — Empire Ottoman: Convocation du Parlement; Les reformes en
Anatolie; La marine de guerre; Un accord douanier avec la Russie; Les accords franco-
turcs; Les reclama'ions frangaises; Les princes turcs dans l'armee allemande; La re-
partition de la Dette; La Societe d'Heraclee; La mission turque a Livadia; Un portrait
de Selim III. S. 453.
Nr. 137 (i. VI. 14): La Mort de la caravane S. 481. — Bulletin Politique:
La vie politique ottomane S. 488. — Leroux, Rene, Le Changement de Ministere en
Egypte S. 491. — Faits et Documents: Empire Ottoman: Le discours du Trone;
Le stationnaire allemand; La representation allemande au Conseil de La Dette; Les
recettes du Tresor en 1329; Le port de Haiffa S. 502. — Egypte: L'Assemblee legis-
lative; Egypte et Turquie S. 508.
Nr. 138 (16. VI. 14): X. X. X., Les Finances du Liban S. 529. — Bulletin
Politique: Les Finances otiomanes':^ Les relations turco-roumaines S. 540- — Monte-
negro : Les monopoles S. 558. — Empire Ottoman : L'accord anglo-allemand du Bagdad;
L' emprunt en Allemagne S. 558.
900. Deutsche Levante-Zeitung 1914. S. 139, Frhr. v. M.\ckay, Altes tmd Neues zur
arabischen Frage; S. 180, Otto Heuer, Deutschland in Vorderasien; S. 181, Die
armenische Frage; S. 184, B., Türkische Eisenbahnen; S. 275, Frhr. v. Mackay, Das
Reformwerk Lord Kitcheners in Ägypten; S. 328, Gust.w Herlt, Zwei Fragen der
türkischen Handelspolitik; S. 370, Die neue^i Zweigstrecken der Hedschasbahn; S. 470,
Otto Heuer, Die Türkei ajn Scheidewege; S. 519, Gustav Herlt, Türkische Schiff-
fahrtsbestrebungen; S. 521, Frhr. v. Mackay, Konstantinopel und die syrisch-arabische
Frage.
901. Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Bd. III, 1183 — 8. Die orientalischen
Wissenschaften. A. Der vordere Orient und Afrika von Prof. Dr. C. H. Becker, Bonn.
Berlin, Reimar Hobbing, 19 14.
902. Eltzbacher, Paul, Die deutsche Auslandshochschule. Ein Organisationsplan. 122 S.
Berlin, Georg Reimer, 19 14.
■2n6 Kritische Bibliographie.
903. Hanslik, Erwin, Geistes- und Gesellschaftskunde des Orients. Mit i Karte. Österr.
Monatsschr. f. d. Orient 1914 Nr. 3 — 6.
904. Al-Hiläl XXII. Aus dem Inhalt: S. 323: Ad-daula al-'utmänTj'a wad-duwal al-ürubija
min awK'al al-qarn ai-täsi' '■asar ilä sanat 1913; S. 345: Filistm, ta^rtbha wa-ätärhä
etc. (Forts.); S. 378: Ni?ärat al-auqäf, al-auqäf ß-isläm, al-aiiqäf al-misrija; S. 396:
Mufakkarät Hismat Bäsä fi sabil al-ma'ärif bi-Mtsr; S. 416: Ad-daula al-^utjmänlja
etc. (Forts.); Taufiq Affandi Askärüs: Td'rlk ai-tihä'-a fi wädi an-ml: 3. Al-matbda
al-amirlja ba'd Mu/iammed '■All Bäsä, 4. Al-mafäbi' al-ahlija gair al-aniTrtja, al
m. al-ahllja al-qibtlja; S.443: Al-madrasa al-kulllja as-sürija wa //ägatna ilä mi[lihä
bi misr; S. 505: Ad-daula al-'ut_mänija etc. (Forts.); S. 513: Filislin etc. (Forts.);
S. 563; Al-gämi'a al-misrlja, wad'- al-/iagar al-awwal min bina'ihä waba/it fl
ta'riSihä iva-'ulümihä wa-asällbihä; S. 603: Filislin etc. (Forts.); S. 610: Imärat
as-Sa'üd wa-qabä^iluhä wa-^i/isä'uhä; S. 624: Al-wizära al-misrija; S. 626 ff. : 'Aziz
Beg al-misri. — Gam'ijat at-tamtil al-'arabi. — Nädi al-müsiqi al-'arabija; S. 628:
Fathi Beg Bäsä Zaglülf; S. 667: Dimasq as-sa^m, ta'rihhä wa-äiärha etc.
905. Hughes, A Dictionary of Islam. London, Allan, 1885. Anastatischer Neudruck.
906. V. Jettel, Freiherr, Die Orientbahnen, ihre Vergangenheit, ihre Zukunft. Deutsche
Revue Mai i()i4 S. 199 — 206.
907. Mann, Traugott, Der Islam einst und jetzt. Mit 166 Abbild. Darunter vier mehr-
farbige Einschaltbilder und eine Karte. 159S. Monographien zur Weltgeschichte.
In Verbindg. mit andern herausgegeben von Ed. Heyck. 32. Bielefeld u. Leipzig,
Velhagen & Klasing, 1914.
908. Orientalische Bibliographie, Herausg. von Lucian Scherman. XXIII./XXIV.
Jahrt^aiiL; ftur 1909/10). Zweites Heft. 1914.
S09. Robin, Louis, Eugene Delacroix, orienlaliste. Son voyage au Maroc. Action africaine
Oct. 1913, S. 173 — 186.
910. Schweinfurth, Georg, Gustav Nachtigal. {Ein Forscherleben in mangelhafter Beleuch-
tung.) Zeilschr. d. Ges. f. Erdkunde zu Berlin 1914, S. 469 ff.
An der Hand erdrückenden, von dem NefTen Nachtigals, dem Kairoer Afrikanisten
R. Prietze, beigebrachten Materials vernichtende Kritik des jammervoll zusammen-
gestückelten und dabei die Großtat des Forschers, die endgültige Erwerbung unserer west-
afrikanischen Kolonien (1884/5) einfach totschweigenden Buches von J. Wiese, Gustav
Nachtigal, Ein deutsches Forscherleben im dunklen Erdteil. (Berlin, A. Schall, 1914.)
E. Graefe.
911. Zwemer, S. M., u. Diedrich Westermann, A neu; Statistical survey MW. IV, 145 — 156.
Ausführliche Statistiken über die Verbreitung des Islams nach neuen Quellen.
Zahl der Mohammedaner auf der Erde: 201 296 696, in Afrika: 42 039 349, in Asien:
156690 HO, in Europa: 2373676, in Amerika: 166 061, in Australien: 19500.
H. Ritter.
II. Religion.
(Anfänge des Islam. Dogma, Recht, Mystik. Zauberwesen, Kultus,
Philosophie, Beziehungen zu anderen Religionen.)
912. Abdur Rahmän, Seoharvi, Eine kritische Prüfung der Quellen des Islamitischen
Rechts. XVIII 4-216 S. (Oxford University Press, London 19 14, Milford).
Islamapologie nach dem bekannten Schema moderner Inder und Ägypter. Nur
sie verstünden etwas vom Islam. Der wahre Islam des Qorän's sei den Forderungen der
modernen Ethik konform; er lehre z. B. die Einehe und verbiete die Sklaverei. Der Verf.
Kritische Bibliographie. 397
geht in seinem rationalistischen Modernismus noch weiter als Syed Ameer Ali, bekämpft
Fiqh und Qijäs und predigt das Zurück zu einem neumodisch und willkürlich ausgelegten
Qorän. Für das moderne Indien symptomatisch von Interesse, nur darf man sich durch
das Buch nicht über das islamische Recht belehren lassen wollen. Becker.
913. Bell, H. J., An oath-formula of the Arab period in Egypt. BZ XXII, 392 fE.
Bespricht anknüpfend an L. Wenger's Eidesformeln aus arabischer Zeit (»Zeit-
schrift der Savigny-Stiftung« XXXII, 361 f.) eine Eidesformel, die sich auf einem neu
erworbenen, vermutlich 644/45 D. geschriebenen Papyrus des Britischen Museums (Inv.-Nr-
2018) findet. Das Interessante ist, daß der Eid, den unsicheren Zeitverhältnissen, die
leicht zur Vertreibung der arabischen und Wiederherstellung der griechischen Herrschaft
führen konnten, Rechnung tragend, in allgemeinen, auf jeden Fall zutreffenden Worten
gehalten ist. Ein entsprechendes, etwas späteres Dokument aus dem Jahre 647 weist da-
gegen eine weniger unbestimmte Fassung der Eidesformel auf. Das £-(Ufj.(jaaTO .... tyjv
ßaaiXixrjv aw-Tjpi'av ist hier wohl sicher auf den Kalifen zu beziehen, wiewohl eine Ana-
logie dazu vorläufig nicht nachzuweisen ist. — In einer Nachschrift wird noch eines weiteren
Papyrusfragmentes gedacht, das eine ähnliche allgemeine Formel enthält und vielleicht
für die persische Herrschaft oder den Anfang der arabischen anzusetzen ist, vielleicht aber
schon ins sechste Jahrhundert gehört. E. Graefe.
914. Bevan, A. A., Mohammed' s Ascension to Heaven. Studien zur semitischen Philologie
und Religionsgeschichte, Julius Wellhausen zum siebzigsten Geburtstag am
17. Mai 1914 gewidmet von Freunden und Schülern und in ihrem Auftrag heraus-
gegeben von Karl Marti (Beihefte zur ZAW. 27). Gießen, Töpelmann, 1914,
S. 51—61.
915. Blasi, L., Istituzioni di diritio musulmano. Cittä di Castello 1914.
916. Fr. Buhl, Miihammedanismens om Verdensreligion. Religions historiske Smaaskrifter,
anden Räkke V. 60 S. Kjöbenhavn og Kristiania. Gyldendalske Boghandel, Nordisk
Forlag. 19 14.
In der Sammlung »Religionsgeschichtliche Kleinschriften« gibt Professor B.s Büchlein
Der Muham.medanismus als Weltreligion in gedrungener Darstellung eine Übersicht über
die Geschichte der islamischen Religion, wie diese sich in der modernen Forschung ab-
spiegelt. Nach einer Charakteristik der koranischen Religion zeigt er, wie sie sich in der
hellenistischen Welt sowohl auf dem Gebiete des Dogma wie dem des Kultus und des
Rechts zum großen zgmä'-System entwickelt; er beschreibt in verschiedener Richtung
die Bedeutung des Sufismus und den Einfluß des Heiligenkultus auf das alltägliche religiöse
Leben mit besonderer Berücksichtigung seiner Bedeutung für die Würdigung des Pro-
pheten, was durch einen Auszug aus der Burda beleuchtet wird. J. Pedersen.
917. Cucinotta, Ernesto, // contratto di piantagione nel diriito coloniale e musulmano. Rivista
Coloniale 15. März 1914.
918. Da Re, Giulio, L'istituto dei beni »vacuf« con speciale riguardo alle sue condizioni nella
colonie deW Affrica settentrionale. Rivista Coloniale 15. Mai 1914, S. 241 — 248.
919. Hartmann, M., Women in Islam. (Condensed from a lecture delivered in February,
1913, at the Seminar für Orientalische Sprachen, Berlin.) MW IV 258 — 265.
Über die Stellung der Frau nach der Scheria, die orientalische Frauenemanzipations-
bewegung und die Möglichkeit einer Besserung der bestehenden Verhältnisse. H. Ritter.
920. Hartmann, Richard, Al-Kuschairls Darstellung des .SiifHums. Mit Ü her Setzungsbeilage
und Indices. Türk. Bibl. 18. Bd., 229 S., 1914.
921. Hasan as-Sadr (Hasan Sadraddin ibn Hädi), K. as-sVa wa-funün al-isläm-
150 S. Saida, 1331.
922. Horten, Max, Einführung in die höhere Geisteskultur des Islam. Gemeinverständlich
dargestellt. Bonn, Friedr. Cohen, 1914. XVI und 112 S. Klein 8°.
3Q8 Kritische Bibliographie.
Dr. Horten, der seit einigen Jahren mit erstaunlichem Fleiße sich bemüht, uns
die Quellen zur Kenntnis der islamischen Gedankenwelt zu erschließen, versucht hier in
systematischer (nicht historischer) Anordnung eine Zusammenfassung seiner Forschungs-
ergebnisse. Er dürfte dabei das Verständnis eines größeren Leserkreises überschätzt
haben: denn ohne weitgehende Vertrautheit mit scholastischer Ausdrucksweise wird ihn
keiner verstehen. Auch wird es den gebildeten Leser fremdartig berühren, daß die bunte
Sammlung von Gedankenfetzen, mit denen zum Teil ganz obskure Männer die Blöße ihres
Geistes deckten, ihm als »höhere Kultur« dargeboten wird. Dem Titel zufolge erhoffte er
sich wohl Belehrung über Naturwissenschaft und Technik, Kunst und Literatur, Religion
und sittliches Leben im Bereiche des Islam. Von alledem steht aber nichts drin.
Von bisherigen Darstellungen der islamischen Philosophie unterscheidet sich Hor-
ten's Behandlung der Probleme hauptsächlich durch zwei Merkmale. Während frühere
Forscher auf diesem Gebiete vor allem ihr Augenmerk richteten auf die Aufnahme vnd
Verarbeitung griechischer Gedanken, wodurch die Araber die Scholastik des christlichen
Mittelalters in großem Umfange beeinflußt haben, wendet Horten seine Aufmerksamkeit
den Spekulationen der muslimischen Theologen zu. Hier liegen, wenn ich richtig sehe,
im einzelnen seine Verdienste. Zweitens aber weist er fast durchgängig auf indische Ein-
flüsse hin, wodurch alle Rätsel der islamischen Geisteskultur gelöst werden sollen. Dieses
erscheint mir mindestens zweifelhaft, ist jedenfalls vom Verfasser bis jetzt nicht über-
zeugend nachgewiesen. (Angez. v. S.M.Z. MW JV 329.) T. J. de Boer.
923. Inayat Khan, Prof., Su-ß message of Spiritual liberty. 62 S. London, Theosophical
Publ. Society, 1914.
924. »Jurist* Waqf. MW IV 173—187.
Populäre Darstellung der Entwicklung des waqf, speziell des waqf 'ädi, das von dem
w. sar'I zu unterscheiden ist und auf Abu Jüsuf zurückgeführt wird. Das w. als Mittel,
die Bestimmungen des Erbrechts zu umgehen und Güter vor Zersplitterung und Kon-
fiszierung zu schützen, Originalität dieser Rechtsform gegenüber ähnlichen Erscheinungen
im römischen Recht. Reformversuche in neuer und neuester Zeit. H. Ritter.
925. Kaurimsky, Emerich von, Über das Ehe- und Familienrecht der Mohammedaner.
81 S. Wien, Manz, 1914.
926. Kohler, Josef, Das Recht der orientalischen Völker. IV. Arabisches und Islam-Recht.
Allgemeine Rechtsgeschichie. Erste Hälfte, Orientalisches Recht und Recht der Griechen
und Römer, von Josef Kohler und Leopold Wenger. Die Kultur der Gegen-
wart, Teil II Abt. VII, S. 49 — 153, Isl. S. 82 — 102. Leipzig u. Berlin 1914.
K.'s Arbeit ist eine Diskreditierung deutscher Gelehrtenarbeit. Hier nur diese W'ar-
nung. Becker.
927. Nicholls, W., The Shaikiya. 60 S. Dublin. Hodges, Figgis & Co. 1913.
928. J. Ostrup, Islam. Den Muhammedanske Religion og dens historiske Udvikltngs i
kortjatlet Fremstilling. Udvalget for Folkeplysningcns Fremmc. Köbcnhavn. G. E.
C. Gad. 1914. 172 S. mit 9 Bildern.
Ungefähr gleichzeitig mit der oben erwähnten Schrift von F. Biiil erscheint auf
Dänisch ein anderes, für einen weiteren Leserkreis bestimmtes Buch über den Islam, Islam.
Die muh. Religion und ihre geschichtliche Entwickelung in kurzgefaßter Darstellung (durch
den Ausschuß für Förderung der Volksaufklärung). Dr. Ö.s Buch enthält manches, wofür
Prof. B. keinen Raum fand, so eine Übersicht über die Sekten, darunter Besprechung
der ShI'a, eine mehr allgemeine Beschreibung der kulturellen Verhältnisse des Orients und
Berücksichtigung der politischen Verhältnisse, vor allem deren der neueren Zeit, wie sie
sich in den verschiedenen Ländern des Orients gestalten. Dabei erwähnt er auch eine Er-
scheinung wie den Panislamismus, aber betont seine Begrenzung durch die islamische
Kritische Bibliographie. tqq
Spaltung; besonderen Wert legt er auf den Unterschied zwischen dem asiatischen und dem
afrikanisch-arabischen Islam. In der Darstellung der älteren Religionsentwicklung hält
sich der Verf. mehr an das überlieferte Bild, als es in der neueren Forschung im allgemeinen
der Fall ist. j. Pedersen.
929. Pedersen, Johs., Der Eid bei den Semiten in seinem Verhältnis zu verwandten Erschei-
nungen sowie die Stellung des Eides im Islam. Studien zur Geschichte und Kultur
des Orients, Bd. III, 242, S. Straßburg, Trübner, 1914.
930. Peltier, F., et F. Arin, Theorie des contrats agricoles en droit musulman, avec un recueil
de textes justificaiifs traduits et annotes. 2 Bde. Alger, Jourdan, 1914.
931. Philott, D. C, Notes an a Shi'a imprecation. JASB 1911, 691.
Über die bei indischen und persischen Schiiten übliche Verfiuchungsformel 'Omars,
die besonders am 9. Rabf I, 'Omars Todestage, wiederholt wird. J. Horovitz.
932. Sanchez Perez, Jose A., Particion de Herencias entre los Musulmanes del Malaqiii.
Madrid 1914. Anger AR NS V, 109.
933. Sansone, L., Aw., Essenza e sviluppo del diritto musulmano. L'Africa italiana. Napoli
anno XXXIII 1914, fasc. I — IL
934. Weitbrecht, H. U., A Moslem Mission to England MW IV 195—202.
Die ersten Anhänger des Islams in England, die Tätigkeit Chodscha Kamäl-ud-
dins und die Propaganda der Ahmadijja in Europa durch Versammlungen und ihr Organ
Muslim India and Islamic Review. H. Ritter.
935. van Wely, J. H., Panislamisme (Schluß). Koloniaale Tijdschrift II, 1913, S. 1/25.
936. Wilson, S. G., Bahaism and religious assassination. MW IV 231 — 245.
Stellt Fälle von religiösem Mord in der Geschichte des Babismus und Behaismus zu-
sammen. In der Frage, ob Behäullah oder Subh-i Ezel den Brudermord versucht
hätte, wird zuungunsten des ersteren entschieden. H. Ritter.
III. Geschichte und Kulturgeschichte.
937. Basset, Rene, Chronologie des rois de Harar 1637 — 1887. JA 19 14, 245 — 258.
Nach einer Königsliste, die sich auf dem Deckblatt der Handschrift von Sihäb ed-
din's Geschichte der Eroberung Abessiniens, die vom Verf. 1897 herausgegeben worden ist,
befindet. Die Liste wird im arabischen Text mitgeteilt, übersetzt und besprochen. Voraus-
geht eine Bibliographie von Schriften, die über Harar und hararische Sprache handeln.
H. Ritter.
938. GrimaldO, Carlo, Le trattative per una pacificazione fra laSpagna eiTiirchi inrelazione
con gli interessi veneziani durante i primi anni della guerra di Candia {164^ — lösi"».
Nuovo Archivio Veneto 1913.
939i Kasdorff, Reinhold, Haus und Hauswesen im alten Arabien (bis zur Zeit des Chalifen
Olhman). Diss. Halle 1914.
940. Schlumberger, Gustave, Prise de Saint- Jean-d* Acre en Van 1291 par l'armee duSoudan
d'Egypte. Paris, Plon-Nourrit, 1914.
941. N. N., Heraclius the Roman Emperor and the Prophet of Islam.. Islamic Review April
1914.
IV. Naturwissenschaften (inkl. Mathematik und Medizin).
942. AbOU, Maurice, Les cercmonics rituelles de la circoncisionenAlgerie. Paris 1914. 45 S.
Medizinische Inauguraldissertation. E. Seidel.
943. Archaraouni, E., Considerations sur la peste dans la Haute-Egypte. Port-Said 1913.
Die schon seit 22 Jahrhunderten Äg}'pten als ungemein häufiger Gast verheerende
Islam. V. 28
.QQ Kritische Bibliographie.
orientah'sche Pest ist nach Verf.s Meinung — im Gegensatz zu Pruner und anderen Beob-
aclitern — erst seit 1899 daselbst endemisch. Die — bereits von 'Ali Heybah in seiner
Doktordissertation (1833) betonte — Abhängigkeit ihres Auftretens von den Wuchsphasen
des Nils wird bestätigt und daraufhin das winterliche Erscheinen der Seuche in Ober-
ägypten damit in Zusammenhang gebracht, indem während des Steigens des Stromes im
Herbst die Ratten sich in die Dörfer flüchten und dort nach Ansteckung der Einwohner
mit einer Sterblichkeitsrate bis zu 60% massenhaft verenden. E. Seidel.
944. Auerbach, E., Epidemiologie und Bekämpfung des Trachoms in Palästina. Deutsche
Medizinische Wochenschrift 1913, Nr. 37.
Auf Grund der an den jüdischen Bewohnern Haifas angestellten Beobachtungen ist
das Trachom eine ausgesprochene Kinderkrankheit, die im i. Lebensjahre 23,6, im 2. 46,6,
im 3. 26,8% befallen hatte, mittels der starken serös-eitrigen Absonderung aber auch
Familienherde bildet. Die Therapie muß in erster Linie prophylaktisch sein. E. Seidel.
945. Balfour, Andrew, A ycar's antimalarial ivork at Khartoiitn. Journ. Trop. Med. Hyg,
I. 8.^ 1913- I Karte.
Das erst von 1823 ab durch Muhammed 'Ali aus einem jämmerlichen Dorf e zum wich-
tigsten Handelsemporium Nordostafrikas umgeschaffene Chartüm war bis vor kurzem,
wohl dank seiner Lage in einer vegetationslosen Sandebene und der zwar sinkstoffreichen,
aber reißenden Strömung des Bahr el-azraq, an dessen linkem Ufer es liegt, nahezu malaria-
frei geblieben. Erst nach der Reokkupation durch die Engländer im Jahre 1912 wnirden
mit den modernen Verkehrsmitteln Anopheliden eingeschleppt und in dem neuangelegten
Rieselgelände nächst der Stadt angesiedelt. Im September des genannten Jahres traten
nach voraufgegangenem starken Regen 44 frische Fälle namentlich in der Form der
Tropica, nicht dagegen in der der Tertiana auf. Die sofort aufgenommene Larvenver-
nichtung mittels Sanitas-okal war von bestem Erfolg, so daß bereits im Dezember
Anopheles sich nicht mehr vorfand. E. Seidel.
946. Blanckenhorn, M., Regenfall im Winter 1912/13. ZDPV XXXVII 180 f.
Tabellarische Zusammenstellung der Aufzeichnungen von 5 palästinischen Beob-
achtungsstationen. E. Seidel.
947. Crussard, £tude sur la pharmacopce arahe ancienne d'apres le Minhadj d'El-Jsraily
El-Harouny — Le Teshil d'El-Azraqi — Le Djdmia d'Ibn El-Beithar — Le Kachef
d' Abderrezaq El-Dfezairy. Paris Medical, 1913, S. 911 — 927.
Der Verfasser der Skizze ist Militärarzt im Westen Marokkos. E. Seidel.
948. Dalman, C, Arabische Vogelnamen von Palästina xmd Syrien. Studien aus dem Deut-
schen Evangelischen Institut für Altertumswissenschaft in Jerusalem Nr. 20. ZDPV
XXXVI 165—179; XXXVII 59 f.
Eine dankenswerte, auch für die Physiologie des Ibn al -'Abb äs benutzbare Auf-
zählung der gegen 330 landesüblichen Benennungen für die ca. 180 Spezies der ornitho-
logischen Sammlung des Institutes durch den verdienten Erforscher der palästinischen
Landeskunde auf Grund sowohl mündlicher Erkundungen als auch — zum Teil unge-
druckter — literarischer Quellen.
An zweiter Stelle folgen einige Verbesserungen. E. Seidel.
949. DesnoS, E., Histoire de Vurologie. 294 S. Paris 1914.
Der hier vorliegende Teil dient als geschichtliche Einleitung zu der im Erscheinen
begriffenen Encyclopedie franfaise d'urologie des rühmlichst bekannten Verfassers und
seines Stabes. Auf ihrem universellen Gange streift jene auch mit wenigen Seiten (21 — 25
und 52 — 58) die einschlägige Lehre und Praxis der Völker Vorderasiens. Für Perser und
Türken hat Ref. aus dem Jadegiar des Ibn Sarif einen kleinen Beitrag geliefert. Ein
reicher, gut ausgewählter Schmuck von Miniaturen, Stichen, Schnitten und Faksimilien
belebt und erläutert den Text des Bandes in glücklichster Weise. E. Seidel.
Kritische Bibliographie. 4OI
SSO. Dorveaux, Paul, Biographie du Dr. Luden Ledere (iSi6—iS<)2)- Bull. d. 1. soc. fran?.
d'hist. d. 1. med. XIII, 207—234.
Volle einundzwanzig Jahre nach seinem Tode wird hiermit einem Manne, der wie
kein zweiter sich um unser Bekanntwerden mit der medizinisch-naturwissenschaftlichen
Literatur der Araber verdient gemacht hat, ein seiner würdiges Gedächtnismal gesetzt.
Die Biographie, für deren Gediegenheit schon der Name des Verfassers bürgt, zeichnet sich
durch dokumentarische Sicherheit aus, geleitet uns Jahr um Jahr längs der bewegten
Lebenslinie Leclerc's, zeigt diesen als einen Mann von ebenso festem Charakter als viel-
seitigem Wissen und schließt mit einer Liste seiner Schriften — in 92 bzw. 93 Nummern — ,
von denen gerade 50 auf die alte arabische Heilkunde Bezug nehmen. E. Seidel.
951. Gabbi, Umberto, Tropical diseases in Tripoli. Journ. Trop. Med. Hyg. i. 3. 1913.
In Ergänzung unserer Anzeige in Islam V271 Nr. 159 heben wir hervor, daß bei den
Beduinen Tertianafieber, viele Lungentuberkulose — was auf die Heilkraft des klimatisch
so ähnlichen Ägyptens ein übles Seitenlicht wirft — und zahlreiche ansteckende Haut-
krankheiten herrschen. E. Seidel.
952. Gerland, E. Geschichte der Physik. Erste Abteilung: Von den ältesten Zeiten bis zum
Ausgang des 18. Jahrhunderts. München und Berlin 1913. Einschließlich der arabi-
schen Periode bespr. von J. Würschmidt. MGMN XIII 33 fl.
953. Geslin, L., Korbous, Station thermale d'Afrique. Semaine Medicale 1914, S. XXX.
Die Pariser Dissertation (69 S.) von 1913 schildert die schon von den Römern vielfach
in Gebrauch genommene heiße Quelle von Korbus an der Bucht von Tunis sowie die Bade-
technik und das Badeleben im Jahre 1753 nach dem Werke des Arztes Josef Guir, der
über 40 Jahre in Tunis praktizierte. Es wurde unter dem Titel al-liamaviat al-ma'danlja
1908 in Kairo gedruckt. E. Seidel.
954. Gobert, E., Un precis d'hydrologie arabe du XVIIle siede. La Tunisie medicale
iyi3' S. 273—240.
955. Grangee, F. M., Un mMecin anglais au Maroc au 18. siede. Souvenirs du Chirurgien
Lemprieres. Paris MWical 1913. S. 597 — 599.
Der Artikel beschäftigt sich mit der Persönlichkeit des im Untertitel genannten
Arztes, dessen seit lange vergessenes, aber für die Kulturzustände Marokkos hochinter-
essantes und bis zu einem gewissen Grade aktuell gebliebenes Buch im Jahre 191 1 von
Albert Savins unter dem Haupttitel Le Maroc il y a cent ans neu und mit den dokumen-
tarischen Illustrationen herausgegeben worden ist. E. Seidel.
956. Kanngießer, F., Die von Freudenberg beschriebene Krankheit ist Dermatitis hydrotica.
Reichs-Medizinalanzeiger Jahrg. 38 Nr. i.
Jeder Arzt, der den »roode hond« an sich selber beobachtet hat, wird Verfassers
Standpunkt und seine Identifikation dieses Hautleidens mit Ibn al-'Abbäs' fiasaf (cd.
arab. I, 312) bestätigen. E- Seidel.
957. Karpinski, L. C, The algebra of Abu Kamil. The American mathematical Monthly,
19 14, XXI s. 37—48-
958. König, (Beyrouth), Considerations sur les maladies oculaires en Svri,: Rev. med.
d'/igypte, 1913, S. 215 suiv.
Verfasser, Chefaugenarzt am Hospital St. Charles in Beirut, bekennt sich zunächst
zu der Morbiditätsstatistik, die für Ägypten 96, für Palästina 66, für Syrien 36*^0 Augen-
kranker aufstellt, und setzt diese so verschiedenen Quoten mit dem höheren oder geringeren
Grade des hygienischen Verhaltens der Bevölkerung gegenüber den Fragen der Wohnung,
der Fliegenplage, des Kleidungswechsels und der sonstigen Körperkultur in direkte Be-
ziehung; die für Beirut und den Libanon günstige Verhältniszahl bringt er zusammen
teils mit den dort üblichen Steinhäusern, teils mit der sehr verbreiteten Auswanderung
28*
.Q2 Kritische Bibliographie.
nach Amerika, die freilich in bösem Tausch dafür Syphilis und Tuberkulose ins Land
bringt. Unter den Bindehautkrankheiten steht obenan das Trachom, von den Eingeborenen
nicht mit dem alten Namen nimasim, sondern als marad al-bisr bezeichnet, das leider
infolge anfänglicher Selbstbehandlung mit den historischen KoUyrien dem modernen
abü kahl meist erst in unheilbarer Form zu Gesicht kommt. So auch ist die eitrige Kon-
junktivitis der Neugeborenen ein Opfer der unwissenden Hebammen. Sehr häufig sind
ferner der Frühjahrskatarrh der Knaben, das Flügelfell, die Iritis und das Glaukom, von
angeborenen Leiden die auf Inzucht zurückgeführte Pigmentatrophie der Netzhaut in
vornehmeren Familien. E. Seidel.
959. Krikorian, K. S., A ward on the treatment of syphüis hy Syrian quacks. The Lancet
1914 Nr. I S. 73.
Verfasser, an der American School of Medicine in Beirut angestellt, bricht eine Lanze
für die durch einheimische Quacksalber wieder aufgegriffene »große« Quecksilberkur, die
in Form von Räucherungen bei strenger Klausur in der ersten und Diäteinschränkungen
für die folgenden zwei Wochen angeordnet wird. E. Seidel.
960. V. Lippmann, Edm. 0., Beiträge zur Geschichte des Alkohols. S.-A. aus der Chemiker-
zeitung, Cöthen 1913.
Besprechung von Herm. Peters in MGMN XIII, 207, wonach der Bekämpfung
der DiELs'schen Hypothese und der Ausschaltung der Araber aus der Entdeckungsgeschichte
des Alkohols beigepflichtet wird. E. Seidel.
961. Lohmann, P., Seuchen und Seuchenbekämpfung in Palästina. ZDPV XXXVI, 203 ff.
Präliminare Rechtfertigung der inzwischen erledigten MüHLENs'schen Expedition.
S. Islam V 275 Nr. 179. E. Seidel.
962. Mac-Callan, Ophthalmie Progress in Egypt. Rev. med. d'ßg. 1914, 17 — 19-
Ägypten verdient noch heute den Namen des Landes der Blinden, den ihm vor Jahr-
zehnten ein Reisender gegeben hat. Noch 1912 wurden unter 43668 Patienten nahezu
16% gezählt, die auf einem oder beiden Augen die Sehkraft verloren hatten. Zu nicht
geringem Teile ist diese fürchterliche Tatsache dem Umstände zuzuschreiben, daß die
öffentliche Fürsorge zu ungeregelt und mit zwar hoch scheinenden, aber immer noch unzu-
reichenden Geldmitteln arbeitete. Erst jetzt ist in der Person des weitsichtigen und warm-
herzigen Verf.s, der seit 10 Jahren an verantwortlicher Stelle um die Reform dieser Zu-
stände sich müht, der Mann erschienen, der eine planmäßige und großzügige Hilfsorganisa-
tion ins Leben zu rufen in den Stand gesetzt worden ist und diese zum Teil bereits ver-
wirklicht hat. Er sucht sein Ziel unter Ausdehnung der seit 1904 bestehenden Bestrebun-
gen zu erreichen durch Errichtung von reichlich ausgestatteten, teils ortsständigen Hospi-
tälern in jeder der Provinzhauptstädte — speziell für Assuan eines schwimmenden — ,
teils von fliegenden Zeltlagern mit 4- bis 6 monatlichem Platzwechsel reihum in den größeren
Städten, durch Belehrung in Schulen und Kuttäbs, Vorlesungen, Flugblätter, hygienische
Aufklärung der Mütter und Erste-Hilfe-Anstalten in den entfernteren Dörfern.
E. Seidel.
963. -, The trachoma and its complications in Egypt. Cambridge University Press 1913.
74 s.
Eine bunte, aber erschöpfende Darstellung der Ätiologie, allgemeinen Pathologie,
Therapie und Statistik dieser Hauptgeißel Ägyptens; noch vor zwei Jahren waren die
Kinder in verschiedenen Provinzschulen zu 91 — 97% trachomatös. E. Seidel.
964. Marrable, Tuberkulose in Persien und ihre Behandlung mit Tuberkulin. Dublin Med.
Journal 1914 Nr. 505.
Nach Verf. war die Tuberkulose in den inneren Teilen Persiens bis vor etwa 15 Jahren
so gut wie unbekannt. Dem darf man im allgemeinen zustimmen, jedoch mit der von
Kritische Bibliographie. 4^3
PoLAK herrührenden Einschränkung, daß dies nicht für Neger, Abyssinier und sonstige
in das Land kommende Fremde gilt, auf die das Klima im Gegenteil sehr gefährlich ein-
wirkt und leicht zur akuten Miliartuberkulose führt. E. Seidel.
965. Messedaglia, Luigi, Constantinopoli e i Tiirchi secondo Lazaro Spallanzani (1785 — 1786),
Nuova Antologia, Roma 1913. 12 S.
Auszug aus der Reisebeschreibung, Tagebuch- und anderweiten Notizen des be-
rühmten Naturforschers. E. Seidel.
966. Messedaglia, Per lo studio della patologia e delV igiene della Libia. Le osservazioni di
Paolo della Cella. Roma 1913-
Würdigung der noch heute Kurs behaltenden physeographisch-medizinischen Daten
der von della Cella i. J. 1817 beschriebenen Reise von Tripolis bis zur Westgrenze
Ägyptens. E. Seidel.
967. Meyerhof, M., Über die Lidkrankheit Hydaiis der Griechen, Schirnäq der Araber. Arch.
f. Gesch. d. Med. VIII 45—52.
Nach einer gründlichen, literarhistorischen Beleuchtung des KrankheitsbegrifFes, den
die Griechen seit Galenos mit üoaTt';, die sich ihnen blindlings anschließenden Araber
seit JuH. B. Masawaih's Dagal al-'ain mit dem aus dem Syrischen stammenden sirnäq,
die Perser nach Polak mit pi »Talg« bezeichnen, kommt Verf. auf Grund seiner augen-
ärztlichen Erfahrungen in Äg>'pten zu dem Schluß, daß es sich nur um eine von den Kranken
falsch gedeutete und dann von den Pfuscher-Okulisten weidlich ausgebeuteteHautschweUung
des Oberlides als Folge verschiedener Augenentzündungen handle und demgemäß statt
der bisher üblichen »Balggeschwulst« oder »Blase« das unbestimmtere »Lidbeutel" der
angemessenere Ausdruck dafür sei. E. Seidel.
968. , Etüde siir la myopie conime maladie de race et maladie hereditaire chez les
Egyptiens. Ann. d'oculistique, avril 1914.
Auffällig, und schon Pruner bekannt gewesen ist die starke Verbreitung der Kurz-
sichtigkeit in Ägypten, und zwar, wie Verf. nachweist, selbst bei den Analphabeten, die
ja fast 95% der eingeborenen Bevölkerung ausmachen, während bei den Nubiern, nach
FuRNARi (1845) in Algier und nach Guenod (1900) in Tunesien, Myopie sehr selten ist.
Mit Hilfe einer ganzen Anzahl teils eigener, teils fremder, aber immer sehr vorsichtig auf-
gestellter Statistiken wird sodann festgestellt, daß einmal die Häufigkeitsskala von den
Kopten, die seit undenklichen Zeiten sich dem Berufe des Schreibers und Rechnungs-
beamten zuwenden, über die Fellahen mit ca. 70% zu den mohammedanischen Städte-
arabern heruntergeht, und weiter bezüglich der Ätiologie, daß die ägyptische Rasse mit
Schwäche der hinteren Sklera erblich belastet ist, einer angeborenen Neigung zur Kurz-
sichtigkeit also, die nicht mit der Gestaltung der Hornhaut zusammenhängt, wohl aber
vielleicht mit der geringen Höhe der Augenhöhle (Chamaiconchie), mit der Frequenz der
Hornhauttrübungen und des Astigmatismus, dem Heiraten unter Blutsverwandten
und allgemeiner Blutarmut (langes Fasten der Kopten). Ein trüber Ausblick auf die rapide
Entwicklung des Schulwesens! Sport und Vorsicht bei der Berufswahl sind hier die besten
r^ -4.4, 1 E. Seidel.
Gegenmittel.
969. Much, H., (unter Mitarbeit von Canaan, Grussendorf, Hoffmann, Master man,
Severin, Wallach), EineTuberkulose-Forschungsreise nachJerusalem. Würzburg 1913-
Die Reise, ein Analogieunternehmen zu dem MüHLENs'schen (s. Islam V 275 Nr. 179)
und durch das von diesem geschaffene Internationale Gesundheitsamt in Jerusalem ver-
anlaßt, xvurde ihrem Zwecke durch Untersuchung von ca. 3000 Personen dienstbar gemacht,
wobei sich u. a. ergab, daß vor allem die jüdischen Jemeniten gleich anderen bisher tuber-
kulosefreien Rassen seuchenartig von der Krankheit befallen waren. Auch die Lepra-
verhältnisse wurden erforscht.
.Q. Kritische Bibliographie.
970. Müller, Franz, Über Ribes. Mitt. d. k. k. Gartenbaugesellschaft in Steiermark. Graz
1913, Nr. 2 u. 3, S. 30—40.
Gelegentlich der ganz richtigen Ableitung des Wortes ribes vom arabischen ribäs
macht Ref. auf die interessante Note zum scharab ribas in Rezept Nr. 460 der im Jahre 1681
in Paris erschienenen Pharmacopoea persica (S. 364) aufmerksam. E. Seidel.
971. Neveu, R., L'Stat sanitaire de l'Afrique du nord pendayit l'occupation arabo-turque.
I. Bull, de la soc. fran?. d'hist. de la med. XII 407—416. II. ibid. 498—520.
Vom frühesten Mittelalter an war Nordafrika von Seuchen aller Art heimgesucht,
die die eingedrungenen Eroberer so wenig wie die Eingeborenen verschonten. Nach Ab-
lösung der Vandalen durch Araber und Türken erfahren wir aus arabischen Quellen, daß
dieser Zustand sich, angefangen von der Pest des J. 747 n. Chr. bis zum Pesttode des
hl. Ludwig i. J. 1269, eher verschlimmert als verbessert hat.
Fortfahrend schildert Verf. die Zeit vom Anfang des 18. Jahrhunderts bis zur Ok-
kupation Algeriens und Tunesiens durch die Franzosen. Vom Beginn dieser Periode bis
1758, dann von 1784 bis zu ihrem Ende breitet sich vor allem die Pest ungemein aus.
Ge^en sie wird i. J. 1722 die erste 20 tägige Quarantäne für französische Waren neben Aus-
fuhrverbot für »giftfangende« Stoffe (Felle, Zeugstofie) aus Tunis angeordnet, während
eine regelrechte Desinfektion, abgesehen von der Durchtränkung der ausgehenden Briefe
mit Essig um 1784, nicht verzeichnet ist. Neben der Pest wüteten noch Typhus, Ruhr,
Pocken, Wechselfieber, Aussatz. E. Seidel.
972. Oganesow, Medizin und Ärzte in Armenien im Altertum und im Mittelalter. Nach
einem von Dr. med. L. A. Oganesow in der feierlicheii Jahressitzung der Kais. Russ.
Medizin. Gesellschaft zu Tiüis am 2. 5. 1913 gehaltenen Vortrag berichtet von
C. V. Hahn, Tiüis.
Übersicht über den Gang der ärztlichen Wissenschaft und Kunst im ältesten und
mittelalterlichen Armenien, deren Einzelheiten über das vom Ref. vor Jahren Mitgeteilte
wesentlich nicht hinausgehen. Auch scheint meine Mechithar- Ausgabe mit ihren ana-
lytischen Schlußbetrachtungen dem Vortragenden wie dem Berichterstatter entgangen
zu sein. Beide wären sonst vor der irrtümlichen Wertung persischer Quellen Mechithar's
bewahrt geblieben. E. Seidel.
973. Osler, Sir William, The earliest printed medical books. TheLancet 1914 Nr. 4 S. 255.
0., erster ärztlicher Präsident der Bibliographical Society, sprach und demonstrierte
vor letzterer über die für medizinische Werke recht sterile Periode der Frühdrucke bis
1480, erwähnte als ersten solchen den stark astrologisch gehaltenen Mainzer Volkskalender
von ca. 1457 und betont sodann den damals noch übermächtigen Einfluß der arabischen
Ärzte, in erster Linie Ihn Sinä's, von dessen Schriften von 1472 — nach Choulant
richtiger 1473 — ab zahlreiche Neuauflagen und Kommentare erschienen. E. SeideL
974. Remlinger, P., Die sanitätspolizeiliche Überwachung des Seeverkehrs in Marokko.
Rev. d'Hyg. XXXV Nr. 11, 1913.
Klagen über die Unzulänglichkeit der Organisation des Gesundheilsdienstes in Ma-
rokko, hauptsächlich gegenüber der Pestgefahr — vgl. Jourdan in Islam V272 Nr. 163 —
und Vorschläge zur Abhilfe. E. Seidel.
975. Ranking, George S. A., The life and works of Rhazes {Abu Bakr Muhammad Bin
Zakariya ar-Razi). XVIIth Congress of Medecine, section XXIII, 1914, S. 237 — 268.
976. Report on sanitary'measures in India in 1911 — 12. The Lancet 3. 1. 1914 S. 56.
Wie sehr sich die sanitären Verhältnisse des ffagg bessern, sobald sie unter Kontrolle
eines europäischen Kulturstaates fallen, beweist die Rubrik General Population des oben-
genannten Berichtes, wonach unter den über 18 000 auf 23 Schiffen in den zwei Jahren
von Bombay ab beförderten Mekkapilgern, von denen 8278 vorher im Hafen geimpft
Kritische Bibliographie. 405
worden waren, ungerechnet viele der übrigen, mit denen dies bereits in der Heimat vor-
genommen wurde, nicht ein einziger Fall von Pest oder Pocken zur Beobachtung kam;
nur als Folge von Fieber, hohem Alter, Schwäche und dergleichen wurden 108 Todesfälle
gezählt. E. Seidel.
977. Rescher, 0., I. Notizen über einige arabische Handschriften aus Brussaer Bibliotheken.
ZDMG 68, 47 ff. II. Kiäübbäne-i-Feisije u. 'ÄSir Efendi. Das. 377—391.
Aus den vom Verf. durchgesehenen, meist Grammatika und Diwane enthaltenden
Katalogen heben wir hervor: a) Harägzäd6 Medrese Nr. 25 (Astronomisches mit
Zeichnungen); b) Ulu Gämy* unter Rubrik Naturgeschichte: Nr. 2 (die — mystischen —
Schöpfungswunder Al-KisäTs, vgl. Brock. I 350); c) Husain Celebi: Nr. 33! und
33!' (Physiognomica), sowie den Anhang über die Handschriften AtsKitdb al-hajawdn. —
Aus II: d) Nr. 1369 (Al-Qazwini, 'Aga^ib al-mabltiqdt) und Nr. 1 164 b (über Sonnen-,
Mondfinsternisse u. dergl.). E. Seidel.
978. Richter, P., Über die allgemeine Dermatologie des '■Ali Ihn al-'Abbäs {Haly Abbas) aus
dem 10. Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Arch. f. Dermatol. u. Syph., CXVIII
199 — 208.
Übersetzung der eine bloße Umarbeitung der Galen 'sehen Schrift über die krank-
haften Geschwülste darstellenden entsprechenden Abschnitte bei Ibn al-'Abbäs (maq.
8 bäb 8—12 = ed. arab. I 305—308). E. Seidel.
979. Ruska, Julius, Die Geoponika in der arabisch-persischen Literatur. Vortrag während
der 85. Versammlung der Deutschen Naturforscher und Ärzte, Wien, 23. 9. 1913.
Eine scharfsinnige Entwirrung der sehr ge-waindenen und verzweigten Wege, auf
denen man schließlich auf den Autor Cassianus Bassus Scholasticus stößt.
E. Seidel.
980. , Wem verdankt man die erste Darstellung des Weingeistes^ MGMN XIII 204.
981. , Ein neuer Beitrag zur Geschichte des Alkohols. Das. Selbstbesprechung seiner
Aufsätze in Islam IV 162 f., 320 ff.
982. , Alkohol und AI-Kohl. Zur Geschichte der Entdeckung und des Namens.
Das. Selbstbesprechung seines Artikels. Aus der Natur X 97 — iii. Vgl. Bd. V 276
Nr. 185.
983. , Weinbau und Wein in den ardbischen Bearbeitungen der Geoponica. MGMN
XIII 205. Selbstbesprechung seines Beitrags in der SuDHOFF-Festschrift. Vgl.
Bd. V 276 Nr. 186.
984. , Besprechung von: E. 0. v. Lippmann's Beiträge zur Geschichte des Alkohols
(vgl. Bd. V 274 Nr. 172) in MGMN XIII 205 ff. E. Seidel.
985. , Über den falschen und den echten A'azwlm. MGMN XIII 183 — 18S.
Darstellung des Beweismaterials der Ergebnisse seiner im Islam IV veröffentlichten
ausgezeichneten Kazwinistudien in abgekürzter Form für Nichtorientalisten nebst
Hinweis auf den willkürlich-kombinatorischen Charakter der WüsTENFELD*schen Aus-
gabe und Vorschlägen zur Gewinnung eines echten Kazwinl. E. Seidel.
986. Savage, G. H., Lunacy in Egypt. The Lancet 1914 Nr. 18 S. 12S3 f.
Das Problem der staatlichen Fürsorge für Geisteskranke in Ägypten fängt erst jetzt
an, einen hoffnungsreichen Blick in die Zukunft zu werfen. Vor ungefähr 20 Jahren durch
Dr. F. M. Sandwith in Angriff genommen durch Unterbringung in dem nach und nach
zweckmäßig angepaßten Abbasiapalast bei Kairo, ist es seit 18 Jahren durch den uner-
müdlich gegen unsägliche Widerstände ankämpfenden Dr. J. Warnock so weit gefördert
worden, daß eine endgültige Lösung in Aussicht steht. Die Platzmangelfrage wurde in
1911/12 bis zu einem gewissen Grade durch Einrichtung eines Hilfsasyls in Chauka für im
Maximum 1000 Insassen aus der Welt geschafft; offen dagegen bleibt die nach der Be-
AQ^ Kritische Bibliographie.
Schaffung einer genügenden Anzahl von Wärtern und noch mehr nach der räumlichen
Absonderung der gemeingefährlichen Maniakalischen, die, sich namentlich aus den hassäsln
rekrutierend, neuerdings leider durch behördliche Verfügung von Tura nach Abbasia über-
führt worden sind. Bemerkenswert ist noch der bedeutende Bestand an pellagrakranken
Irren. E. Seidel.
987. Schelenz, Hermann, Zwei Palästinareisen aus dem 15. Jahrhundert. Vortrag in der
Berliner Gesellschaft f. Gesch. d. Med. u. Naturwissenschaften, 7. 11. 1913.
Den Reiseberichten Conrad Grüne mbergs (i486) und des Landgrafen Wilhelm I.
VON Hessen (1411/12) eingestreute interessante Notizen über orientalische Kranken-
häuser, Bäder, Leichenbestattung der damaligen Zeit. E. Seidel.
988. Schröder, Hermann, Weitere Beiträge zur Geschichte des Skorbuts. Arch. f. Schifis-
und Tropenhyg., XVIII 269—273.
Bei der Besprechung, teilweisen Berichtigung und Ergänzung des A. Bern stein -
sehen Vortrages über »James Lind und der Skorbut« kommt Sch. auch auf die geschicht-
liche Bedeutung Daniel Sennert's als Epidemiologen dieser Krankheit zu sprechen,
wobei er den in Islam V, 277 Nr. 191 angezeigten Abschnitt aus dem Werke Ibn Sallümi's
in extenso wiedergibt. Im übrigen erlaubt sich Ref. daran zu erinnern, daß das Beck sehe
wichtige Zitat aus Hippokrates sich bereits unter voller Würdigung seiner Bedeutung
bei A. Hirsch, Handb. Hist.-Geogr. Pathologie, Bd. II 357, findet. E. Seidel.
989. Sergent, Edm. et Ed., La Tamne, myiase humaine des montagnes sahariennes touaregs,
identique ä la Tlümni des Kabyles, dtie a Oestrus ovis. Bull. Soc. Path. Exot. 1913,
VI 487-
Die Gebrüder Sergent, die bereits im Jahre 1907 von der sonst harmlosen Schaf-
biesfiiege berichtet hatten, daß sie in gewissen Hochgebieten der Kabylie vielfach ihre
Eier auf Binde- und Nasenschleimhaut der Eingeborenen ablege und ihre Larven dann in
den befallenen Teilen merkliche Störungen hervorrufen, melden nun die gleiche Tatsache
auch vom Ahaggarmassiv, wo das Insekt namentlich von März bis Juni die Tuaregs in
quälendster Weise heimsucht. E. Seidel.
990. Spoer, H. H., und Haddad, E. N., Volkskundliches aus el-Qubebe bei Jerusalem.
Dieser Eingangsteil einer Artikelserie bietet dem Mediziner wie dem Folkloristen
manches Interessante. So erfahren wir über die Beschneidung Qhtir), daß alljährlich
zünftige Beschneider (m.tahhir, in den Festgesängen aber noch Aalläq »Barbier« genannt)
aus der Gegend vonD'ijarbekr nach dem kleinen Bauerndorf el-Qubebe kommen, während
der Operation mit goldenem Messerchen ein mit feiner Asche (rsüs), die auch nach jener
und vor dem Verband auf die Wunde gebracht wird, bestreutes Kissen auf die Knie gelegt
bekommen, damit das Blut des operierten Gliedes (zubre) aufgesaugt werde, und als Honorar
einen Bislik nebst Naturalzugabe erhalten. Ferner ist es Sitte, einen am beständigen
Fieber Leidenden zwecks Heilung mit einer Schnur zu messen und letztere in das Leichen-
tuch eines Toten zu legen. E. Seidel.
991. Sudhoff, Karl, Augendurchschiittsbilder aus Abendland und Morgenland. Beitrag III
zur Gesch. der Anatomie im Mittelalter. Arch. f. Gesch. d. Med. VIII, i — 21.
Innerhalb der vorstehenden Publikation, deren leitender Gedanke fortgesetzt die
Absicht bleibt, einen Zusammenhang der graphischen Beigaben mit spätalexandrinischen
Vorbildern wahrscheinlich zu machen, hat der Berichterstatter die Texte der arabischen
Autoren bearbeitet, und zwar i. den aus Halifa's »Buch vom Genügenden in der Augen-
heilkunde« (Mitte des 13. Jahrh.) nach dem Ms. 924 der Jeni üämy' (geschr. i. J. 1560 Chr.)
und 2. den aus Salähaddin's »Licht der Augen« nach dem Pariser Ms. 3008 du fonds
arabe de la Bibliotheque Nationale (angebl. verfaßt um 1296). S. 15 Z. 11 v. u. ist statt
al-galidija zu lesen: az-zugägija. E. Seidel.
Kritisclie Bibliographie. 4^7
992. Sudhoff, Walter, Die Lehre von den Hirnvenirikeln in textlicher und graphischer
Tradition des Altertums und Mittelalters. Arch. f. Gesch. d. Med. V'II, 149 — 205.
Die ausgezeichnete Doktordissertation erwähnt u. a. die Übertragung der grund-
legenden Vorarbeit der Griechen über das fragliche Problem an die Araber durch Qostä
b. Lükä, ar-Räzi als ersten Situszeichner und den bescheideneren Anteil der übrigen
Meisterärzte aus Osten und Westen. E. Seidel.
993. Weißenberg, S., Medizinisches ans Zentralasien. Deutsche Medizin. Wochenschrift
1913, Nr. 29.
Die häufigsten Krankheiten der Chanate sind gegenwärtig Lepra, Medinawurm und
Orientbeule. Während in Taschkent von der russischen Regierung ein Leprosorium ein-
gerichtet worden ist, stehen die ungemein zahlreichen Aussätzigen des dichtbewohnten
Buchara im freien Verkehr und genießen eine sehr ungründliche ambulante Behandlung
seitens der Krankenhäuser, so daß die Bevölkerung, die ganz im Sinne der altarabischen
Ärzte (Ibn al-*Abbäs usw.) Infektion durch unmittelbare oder mittelbare Berührung
annimmt, zum Selbstschutz durch Meidung der Kranken genötigt ist. In derselben Stadt
wird der Medinawurm durch die Barbiere in ihren Läden nach Einschnitt mit Rasiermesser
mittels einer spitzen eisernen und einer stumpfen messingenen Sonde sehr geschickt ent-
fernt. Die allgemein für kontagiös gehaltene Orientbeule endlich behandelt man, besonders
im Gesicht, mit Externis (Elektrokauter, Perhydrol). Sie manifestiert sich als Bläschen
mit klarer Flüssigkeit in zehnpfennigstückgroßer Gruppe. E. Seidel.
994. Wiberg, Jul., The anatomy of the brain in the works of Galen and '■Ali 'Abbds. Janus,
Arch. internat. pour l'hist. d. 1. med. et la geogr. med. XIX, 17 — 32, 84 — 104.
Verf. beabsichtigt, in bezug auf die Erkenntnisse in der Hirnanatomie auf der zwischen
Galen als Vertreter der Antike und heute laufenden Entwicklungslinie einen weiteren
Fixpunkt in der durch Ibn al-'Abbas repräsentierten arabischen Medizin mittels quanti-
tativ vergleichender Methode zu gewinnen. Er legt hierbei den im Urtext erhaltenen
Anfang des 9. Buches der 'Ava-ou.aarKYy£ipTjC£U Galen' s bzw. die betr. Abschnitte der
Druckausgabe des Malaki nebst deren Übersetzung durch de Koning zugrunde. Das
Resultat ist, wie jeder Kenner der religiösen Hindernisse für die Zerghederungspraxis klar
weiß, das für die Araber sehr ungünstige, daß sie, bis auf sehr geringe Ansätze zur Selb-
ständigkeit, Galen und den nicht einmal immer richtig ausgeschrieben haben. Vielleicht
besitzen wir in W. den Mann, der im Verein mit einem gut geschulten Philologen die not-
wendig gewordene Revision derM. SiMON'schen Übersetzungsarbeit vornimmt. E. Seidel.
995. WÜrschmidt, Joseph, Dietrich von Freiberg, Über den Regenbogen und die durch
Strahlen erzeugten Eindrücke. Beiträge zur Philosophie des Mittelalters, Texte und
Untersuchungen, Bd. XII, H. 5—6, IX u. 205 S. Münster 1904-
Aus der Besprechung Günther's in MGMN XIII 487 f- soll die anderweit erhärtete
Tatsache registriert werden, daß auch der sonst so originelle Verfasser des Traktates de inde
auf den Schultern der arabischen Naturforscher gestanden hat und so befähigt wurde,
seine meteorologische Optik aufzubauen. E. Seidel.
996. Zambuco, Pascha, La lepre ä travers les siecles et les contrces. Paris 19 14.
Besprechung von G. Sticker in MGMN XIII, 4". in Arch. f. Schiffs- u. Tropenhyg.
XVIII, 362 und in The Lancet 1914, S. 11 15 f.
997. A medical mission in Persia. The Lancet 1914 Nr. 8. S. 5S3.
Laut offizieller Meldung hat eine ärztliche Mission in Verbindung mit der 1S79 in
Dschulfa errichteten, 1904 nach Isfahan verlegten Church Missionary Society im Schams-
abad-Viertel der letztgenannten Stadt ein gut eingerichtetes Hospital für iio Männer
und 80 Frauen errichtet sowie im Judenviertel Dschubäreh ein Dispensatorium. Aus der
steigenden Zahl der Patienten (1911/12: 6492, 1912/13: 7729) und der verlangten euro-
AQ§, Kritische Bibliographie.
päischen Arzneimittel nicht allein in Stadt und Bezirk Ispahan, sondern auch bei den
Bachtiari- und Kaschgehstämmen, geht deutlich die noch von Achundow 1893 bestrittene
Massenabkehr der Perser von der altarabischen Medizin hervor. E. Seidel.
998. Syrian Anatomy, Pathology and Therapeutics or the »Book of Medicines«. The syriac
text edited from a rare manuscript with an english translation by E. A. Wallis
BuDGE, M. A. Litt. D., London 1913. Bespr. von C. Brockelmann in ZDMG 68,
185 — 203. E. Seidel.
V. Literaturgeschichte
(Handschriftenkataloge und neue Quellen, sprachliche Hilfsmittel).
999. 'Abd al-Kadir al-Giläni, K. al-gunjä li fällbl tarlq al-/iaqq 'asza wa galla. 2 Tle. in
I Bd. Kairo 1322.
1000. Achour Ben Mohammed, Manär al icher äf 'ald fadhl ''oiisät al-acherdf (£loges sur
les descendants du Prophete). Alger, A. Mourad, Turqui 19 14.
1001. AH-Seidi Bey, Resimli qämüs-i osmäni. 1132 S. Konstantinopel 1330.
Besonders nach der naturwissenschaftlichen und technischen Seite ausgebautes
enzyklopädisches Wörterbuch mit zahlreichen Abbildungen. H. Ritter.
1 002. Asin Palacios, Miguel, El original drahe de i)La Dispida del asno contra Fr. Ansehno
Turmeda«. Estudios de Filologia Romanica. Madrid 1914.
Der Franziskanerpater Fr. Anselmo Turmeda verfaßte 1417 in dem katalonischen
Dialekte den »Streit zwischen dem Esel und Frater Anseimus T.« 1420 trat er unter dem
Namen Abdallah (Bpockelmann II 250 Nr. 3) in Tunis zum Islam über und starb dort
wenige Jahre später im Rufe der Heiligkeit. Auch im Christentume (S. 55) behielt er
begeisterte Anhänger, die sogar seine Kanonisation beantragen wollten. Asin vergleicht
die genannte Schrift mit dem Märchen von Tier und Mensch, der 21. Abhandlung der
Ihwän essafä^ und führt im einzelnen den Beweis durch, daß jene Schrift ein Plagiat dieser
ist. Nur weniges (Beweis 14 u. 19) ist Turmeda selbst zuzuschreiben. Horten.
1003. Beveridge, Annette S., The Memoirs of Bähur. A New Translation of the Bäbur-
näma, incorporating Leyden and Erskine's of 1826 A. D. Fase. II: Kabul. London,
Luzac and Co., 1914.
1004. Bresnier, L. J., Cours praiique et iheorique de Langue arabe, renfermant les principes
deiaillees de la Lecture, de la Grammaire et du Style ainsi que les Elements de la Prosodic.
Accompagne d'un traitS du langage arabe usuel et de ses divers Dialectes en Algerie. 2eme
Edition (Reimpression de la lere) XVI, 679 S. Alger. Jourdan, 1914.
1005. Cardahi, G., Trattato di grammatica arabo-italiana, con indice alfabetico italiano-arabo,
contencnte le voci indeclinabili, preposizioni, interiezioni, avverbi e nomi iisaii avverbial-
mente. XIII, 227 S. Casa Editrice Italiana, Roma. 1913.
1006. Al-Färäbi, Horten, Max, Das Buch der Ringsteine Fardbi' s. Die philosophischen An-
sichten des Emir Ismä'-U el Noseini el Fdräni. ZA XXVIII, 113 ff.
Textausgabe mit kritischen und sachlichen Noten (vgl. ZA XVIII, 257 ff., XX, 16 ff.);
wird fortgesetzt. E. Graefe.
1007. Al-Firuzabadi as-Sirazi, AI qämüs el-mu/nf. 4 Bde. Kairo 1330 — 32. 4°. 12,
395, 400, 404, 420 S.
1008. Hamadsäni, Maqdmen, aus dem Arabischen übersetzt von 0. Rescher. Beiträge zur
Maqämcn-Literatur Heft 5. Leonberg 1913.
1 009. de Hond, Meijer, Beiträge zur Erklärung der Elhidr -Legende und vonA'orän, Sure iS,S9 ff-
(Der koränisierte El Hidr.) Leiden, vorm. E. J. Brill, 1914. (Würzburger Dissertation.)
Kritische Bibliographie.
409
1010. Jackson and Johannan, A Caialogue of the Collection of Persian Maniiscripts including
also some Turkish and Arahic presenied to the Metropolitan Museum of Art New York by
Alexander Smith Cochran, prepared by A. V. Williams Jackson and Abraham Jo-
hannan. (= Columbia University Indo-Iranian Series edited by A. V. Williams
Jackson. Vol. i, XXV, 168 S. 111.) New York, Columbia University Press 1914.
London, Milford.
1011. Jahja ibn 'Adi (f 363). Tahdlb al-abläq. Herausg. von Girgis Filütaüs. Kairo,
Druckerei der Magalla al-qibtlja. Angez. Hiläl XXII, 720.
1012. Ibn Battuta, Defremeky, C, etB. R. Sanguinetti, Voyages d' Ibn Batoutah. Texte
arabe, accompagne d'une traduction. Band II: XIV, 465 S. Band III: XXIV,
476 S. (Reimpression.) Paris, Imprimerie Nationale, 1914.
1013. Ibn Sina, Kitäb an-nagät,. Herausg. von Mustafa Ef. al-Makkäwi und Muhjl-
addiii .'^abrl al-Kurdl. Angez. Hiläl XXII, 719.
1014. EI-Kayrawani, Ibn Abou Zeyd, Risala ou traite abrege de Droit Malekite et Morale
Musulmane. Traduction avec commentaire et index analytique par E. Fagnan. Paris,
Paul Geuthner, 1913. VIII, 294 S.
1015. Klauber, E., und B. Landsberger, Chetiter und Xzxalou ZA XXVIII, 61 ff.
Ausführliche Widerlegung einer Hypothese Weidner's (s. BabyloniacaVI, 164 — 189),
der in babylonistischem Übereifer in den XeTaioi des persischen Gelehrten »Samspuchares«
(wohl Öams ad-DIn al-Buhäri, 13. Jh. D) die alten Hetiter sehen wollte und einen
angeblich hetitischen Lokalkalender mit Angaben jenes späten Autors zusammenbringt.
Dessen i'arp'. äci'jsa- ist natürlich nicht babylonisch »abre u säti«, sondern persisch-arabisch
amr-i-aM5a/ (»medium calculum«), ebenso wie mit den Xz-nloi einfach die »Chitai« (Llii>,
syr. kettdye) gemeint sind. — Daß auch die beiden Verfasser nicht ganz auf vertrautem
Boden wandeln, zeigt z. B. S. 62, wo »Ulug Begh« (richtiger: Ulüg Beg) schlechthin als
»persischer Astronom« bezeichnet wird, während man ihn doch sonst als zu Samarkand
residierenden Mongolenkaiser kennt. Auch ist sein Todesjahr nicht 1459, sondern 1449
(= 853 H.). E. Graefe.
1016. Murphy, C. C. R., A hundred modern Arabic proverbs JASB 191 1 503 — 11.
Die Sprichwörter sind in Damaskus gesammelt und werden hier im arabischen Text
(aber ohne Transkription) und in Übersetzung mitgeteilt. J. H.
1017. V. Meduna, J., Berichte miiselmatitiischer Schriftsteller über die Slaven bis zum Ende
des X. Jahrhundertes (sie). Mitgeteilt Staroslovan, Vierteljahrsschrift zur Pflege
der altslawischen Sprache, Geschichte und Kultur II 17 — 24. (Forts, folgt.) Populär
gehaltene Zusammenstellung zum Teil nach russischen und böhmischen Arbeiten.
1018. Muhammad ben 'Alf, Les seances d'el Aouali, iextes arahes en dialecte maghrebin
publi.s et tradidls par G. Faure-Biguet et M. G. Del.^hin. Suite.
Fortsetzung der Kr. Bibl. Nr. 286 angezeigten Publikation. Auf die Übersetzung
der einzelnen Makamen, die übrigens durch das moderne Milieu interessant sind, folgt ein
wertvolles Kommentar über schwierige Stellen und Dialektworte. H. Ritter.
1019. Nöldeke, Th., Ali Baba und die vierzig Räuber. ZA XXVIII, 242 ff.
An die von Macdonald JRAS 1910, 332 ff. herausgegebene Rezension des Ali Baba
anknüpfend, werden Untersuchungen über Text und Komposition des Märchens gebracht,
besonders im Hinblick auf die Textgestalt, auf die G.\lland"s »Übersetzung« (Tagebuch und
Ausarbeitung) schließen läßt und die der bei M. gegebenen ziemlich nahe gestanden haben
muß. Zu S. 247, Anm. i sei die Bemerkung gestattet, daß mir äg>-ptisch nur Mttrgän
(siehe auch Spiro s. v.) bekannt ist. Ebenso liegt in dem auf derselben Seite erwähnten
Umstände, daß Morgane eine schwarze Abessinierin sein soll, während gleichzeitig ilue
große Schönheit gerühmt wird, m. A. nach kein Widerspruch, wenn man dazu Snouck
j^lO Kritische Bibliographie.
HuRGRONjE, Mekka II, 133 vergleicht, wo gezeigt wird, wie die Mekkaner für nichts mehr
schwärmen als für die Hobüs. Man muß den orientalischen Geschmack in Rechnung ziehen.
E. Graefe.
1020. 'Omar Hajjäin, Rubaijat-i-Omar-i-Khajjam, Die Sinnsprüche Omars des Zeltmachers.
Faksimilierte Wiedergabe der Malereien einer persischen Originalhandschrift mit der
deutschen Übersetzung und einer Abhandlung über Zeit, Leben und Anschauung Omars
von Dr. Friedrich Rosen, dem deutschen Gesandten in Lissabon. Den Text der
Verse schrieb Hermann Delitsch, den Einband entwarf Professor Paul Haustein.
Deutsche Verlagsanstalt in Stuttgart, 1914.
1021. Pollak, J., Die Hermeneutik des Aristoteles, bespr. von B. Violet. OLZ 16, 552.''
1022. Al-Qalqasandi, Subk al-a'sä. 2 Bde., 481, 477 S. Kairo, Amlrlja-Druckerei
1331/1913-
1023. Rahmanquli, Sultan, Tätärica-Riisra luga. (Tat.-russ. Wörterb.) i. Kazan, Charito-
nov, 1913.
1024. Rescher, 0., Notizen über einige arabische Handschriften aus Brussaer Bibliotheken.
ZDMG 68, 47 ff.
Der, den Verhältnissen entsprechend, nicht allzu reichen Ausbeute aus Brussaer
Moscheen und anderen Bibliotheken ist beigegeben ein Verzeichnis von Mss. der Selim
Agha (Skutari). Im Anhange werden vermerkt i. Handschriften des Kitäb al-/iajawän,
2. Diwane des Abu Tammäm und Bohturi, 3. einiges aus der Privatbibliothek des
Baghdädly Ismä'il Pascha in Makriköj. E. Graefe.
1025. , Kütübhäne-i-Feizlje (in der Nähe der Fätih-Moschee) und 'Asir Efendi I.,
IL, IIL {Nachtrag.)
Fortsetzung der Mitteilungen über die Handschriften der Stambuler Bibliotheken.
Vgl. dazu oben Nr. 977. E. Graefe.
1026. , L' index de la Hamasa d'Abou Tammam {Boulaq 1296) et des Moufaddaliyat
(Caire 1224. — 1906). Arrange d' apres Vordre alphabetique. Stamboul 1914. 15 S.
1027. Sam'ani, The Kitäb el- Ansah ed. Margoliouth. Bespr. v. Houtsma Museum 1914, 294.
1028. Sattler, F., Dr. phil., Deutsch-persisches Konversationswörterbuch nebst einem Abriß
der Formen- und Satzlehre. 178 S. Aus dem Nachlaß des Dr. med. J. E. Polak
bearbeitet und hrsg. (Bibliothek der Sprachenkunde, III. Teil, Wien u. Leipzig,
Hartleben.)
An deutsch geschriebenen Hilfsmitteln für die Kenntnis des modernen Persisch
mangelt es bisher sehr; und wir haben daher alle Ursache, für die Herausgabe und Bear-
beitung des von dem bekannten Kenner Pcrsiens gesammelten lexikalischen Materials
dankbar zu sein. Das handliche Büchlein enthält in knapper Auswahl die nötigsten Vo-
kabeln aus dem wirklich heute lebendigen persischen Wortschatz. Etwas Berücksichtigung
hätte vielleicht die die moderne Sprache beherrschende Phraseologie verdient sowie manche
Vokabeln der Höflichkeitssprache, die für jede »Konversation« unentbehrlich sind. So
z. B. verstehen = multafit sudän, sagen = färmüdän vom Angeredeten, 'ärz kärdän vom
Redenden usw. usw. Doch war wohl der Raum beschränkt. Irreführend scheint mir zum
Teil die Umschreibung der Vokale zu sein, kein Nichtfachmann kann ahnen, daß er den
äu geschriebenen Diphthong als öu, den äi geschriebenen als ei auszusprechen hat. Der
Abriß der Formen- und Satzlehre ist reichlich knapp, und es sind nicht immer die Formen
ausgewählt, welche wirklich gebräuchlich oder häufig sind, die Form hämikunäd z. B.
würde man gern hingeben für den fehlenden Imperativ mit bi, die Formen bükun = tue!,
böröu = gehel (allgemein mit Assimilation des i an folgendes 0 und u) sind ja so viel
häufiger als kun, röu. Merkwürdigerweise werden durchweg Formen wie hästän — bitten
mit 5 geschrieben, also hostän usw., wohl ein Versuch, die Schreibung mit wäw: .^Ä^L3-
Kritische Bibliographie. ah
wiederzugeben. Leider findet man beim Blättern auch in diesem Band der »Bibliothek
der Sprachenkunde« zu verbessern. Um einiges Beliebige herauszugreifen, seien genannt:
S. 41 s. V. bemerken, lies: multafit sudän statt multafät s. (Zu mulähäzä k. sei bemerkt,
daß man allgemein mulähizä hört. Ähnlich braucht man z. B. musta'mil für musta'mal
usw.); S. 125 s. V. sachte lies ähistä statt ähästä, s. v. Sachverständiger 1. äz ähl-i fyibrät st.
äs ähl-i häbrä, s. v. Sandelholz 1. ^üd-i sändäl st. ^äud-i s. usw.
Trotz der genannten Mängel wird das Buch jedem, der das Persische praktisch zu
gebrauchen hat, gute Dienste leisten können. H. Ritter.
1029. Schanfara, Aus Schanfaras Diwan. Übertragungen aus dem Arabischen von Georg
Jacob. 16 S. Berlin, Mayer und Müller, 1914.
Enthält eine revidierte Form der schon früher vom Verf. veröffentlichten dichterischen
Übersetzung der Lämijja sowie die Übersetzung des Nasib's aus Schanfara' s (^aside
mit zahlreichen erklärenden Anmerkungen. H. Ritter.
1030. Singer-Littmann, Arabic Proverbs, collected by Mrs. A. P. Singer, edited by Enno
Littmann. XII, 76, io S. Kairo, Diemer, 1913.
1031. Slisansky, Laurentius, Newe Reisebeschreibung nacker Jerusalem vndt dem H. Landte.
Beschrieben vndt in Truckh attssgangen durch Laurentium Slisansky. Anno 1662.
140 S. Mit 14 Abbildungen. Voigtländers Quellenbücher Bd. 76. Leipzig, Voigt-
länder, 1914.
1 032. Tschudi, Rudolf, Das Viläjet-nd-me des Hädschim Sultan, eine türkische Heiligenlegende
zum ersten Male herausgegeben und ins Deutsche übertragen. TB 17, 1914.
1033. Wilson, E., Turkish Uterature, comprising fables, belles lettres and sacred traditions.
Translated into English, revised ed. New York, Lamb Publishing Co., 1913.
VI. Archäologie, Kunstgeschichte, Epigraphik, Numismatik,
historische Geographie und ähnliches.
1034. Allan, J., Offa's Imitation of an Ar ab Dinar. Numismalic Chronicle 19 14, l.
1035. Brown, C. J., Note on a new coin of Aurangzeb, JASB VIII (1912), 423 — 4.
1036. Codrington, H.W., Coins of some Kings of Hormuz. Numismatic Chronicle 4th ser. vol.
54 P- 156—167.
Es handelt sich um 12 Münzen in Rund- und Stabform aus dem 10./16. Jahrhundert.
Bei der historischen Einleitung sind besonders portugiesische Quellen benutzt, so die von
der Hakluyt Society herausgegebenen Travels of Pedro Teixeira mit dem App. A über die
»Kings of Hormuz«. Über die Geschichte des Hafens vergl. Bd. IV, 202, Nr. 119.
Becker.
1037. Creswell, K. A. C, The history and evolution of the dorne in Persia. IR_\S 1914,
6S1 — 701. I Tafel.
1038. Cumont, Franz, Mdni et les origines de la miniature persane. Revnic \r.-1i.'nlogique
191 3, Juli -August, S. 82 — 86. 2 Fig.
1039. Edmond-Vidal, Dr., Charg^ de mission en Espagne par le Ministere de 1' Interieur,
Notes sur la peinture arabe d' apres les fresqiies de la Tour des Dames dans l'Alhambra
de Granade. RA 1914, 118 — 29.
Bespricht an der Hand einiger in einem Turm der Alhambra neu entdeckter Fresken,
deren Abbildung beigegeben wird, in populärer Weise einige allgemeine Fragen der islami-
schen Malerei, sowie das Bilderverbot, das auf den christlichen Bilderstreit zurückgeführt
wird, die Verbreitung des Porträts bei den Arabern und fremde Einflüsse in der islamischen
Kunst. H. Ritter.
1040. Horovitz, J., The inscription on lyBuddhas bowl« at Qandahär. Archael. Sur\^ey of
India, Annual Report 1909 — 10, Calcutta 1914, S. 142 — 145.
A]2 Kritische Bibliographie.
Eine Schale von gewaltigem Umfang aus dunkelgrünem Serpentin, die sich heute in
dem Schrein des Heiligen Sultan Wä'iz in der Nähe von Qandahar befindet, gilt der Über-
lieferung als Buddhas Bettelschale. Curmingham wollte auf einer Photographie in der
ringsumlaufenden »arabischen« Inschrift den Namen des Sabuktugin und seines Sohnes
Mahmud gelesen haben. Ein neuerdings gemachter Abklatsch ermöglicht die Feststellung,
daß die Inschrift persisch ist und die Einzelheiten eines zugunsten eines Grabes und der
dazu gehörigen Moschee gemachten Waqf enthält. Eine sichere Datierung ist vor der Hand
der Unvollständigkeit des Abklatsches wegen unmöglich. Selbstanzeige.
1041. P. Hauberg & J. Ostrup, Les monnaies de la irouvaüle de Terslev. Mem. de la soc.
roy. des antiquites du Nord. Copenhague 191 3, 396 — 407.
Beschreibung der im Dorfe Terslev auf der Insel Seeland gefundenen Sammlung von
Münzen (vgl. Nr. 358), bestehend aus 434 wohlerhaltenen Exemplaren und 131 7 Frag-
menten. Von diesen sind nur 28 ganze Münzen und 15 Fragmente europäischen Ursprungs,
die übrigen sind kufisch; 3 ganze Münzen und 6 Fragmente entstammen der Zeit der Umaj-
jaden, 62 ganze und 87 Fragmente der Zeit der 'Abbasiden, 338 ganze und 565 Fragmente
der Zeit der Samaniden, 2 ganze sind aus der Zeit des Hassan b. Zaid, i gehört den Volga-
bulgaren, 644 Fragmente sind unbestimmbar. J. Pedersen.
1042. de Keyser, Edouard, Interieurs ottomans (Skutari und Stambul). Le Home, Nov.
1913. 335—338. 5 Fig.
1043. KUhnel, Frühislamische Gläser mit aufgelegtem Dekor. Amtliche Berichte aus den
kgl. Kunstsammlungen Berlin, Oktober 1913.
1044. Mar^ais, G., !■ Les poteries et faiences de la Qal^a des Beni Hammäd (Xle Siede).
Contribution a l'etude de ceramique musulmane. Constantine, D. Braham, 1913,
fol., 31 S., 23 Tafeln.
1045. Migeon, Gaston, Notes d'archeologie musidmane. V acquisition noiivelle du Musee du
Loiivre. Gazette des Beaux-Arts, Dez. 1913, S. 481 — 498, 20 Fig., i Tafel.
1046. , Sculptures et ceramiques mu^lmafies au musee du Louvre. Les Musees de
France 1913, Nr. 5, S. 86—87. 2 Fig., i Taf.
1047. Nevill, H., The Sürl Mint of Shahgarh. JASB 1912, 227.
1048. , yl billon coin of Ghiyäsiiddin Bahädiin of Bengal. JASB 1912, 228 — 229.
1049. Omer Feridoun, Török föliratos täbla. Archaeologiai ßrtesitö. Marmortafel mit
türkischer Inschrift aus dem Jahre 1667.
1050. Robinson, John, Oriental Numismatics. A catalogue of ike collection of books relating
io the coinage of the East, presented io the Essex Institute. 102 S. Salem, Massachusetts
iqi3.
1051. Sanderson, G., The Diwan i 'Amm, Lahore Fort. Archaeol. Survey of India, Annual
Report 1909 — 10, Calcutta 1914, S. 33 — 39.
Der von Sähgahän im ersten Jahre seiner Regierung errichtete Audienzsaal hat
bis vor kurzem militärischen Zwecken gedient, ist aber neuerdings dem Archaeological
Department zur Restaurierung überlassen worden. Der Artikel beschreibt die unter-
nommenen Arbeiten und gibt eine kurze Geschichte des Gebäudes. J. Horovitz.
1052. , The Shäh Burj, Delhi Fort. Archaeol. Survey of India, Annual Report 1909/10,
Calcutta 1914, S. 25 — -32.
Bericht über die Restaurationsarbeiten mit Notizen über die Geschichte des von
Sähgahän errichteten Gebäudes. J. Horovitz.
1053. Sarre, F., Frühislamische, in Graffitotechnik dekorierte Keramik persischer Herkunft
in der Islamischen Abteilung. Amtliche Berichte aus den kgl. Kunstsammlungen.
Berlin, Nov. 1913.
1054. de Tressan, Marquis, La Peinture en Orient et ejt ExtrCme-Orient. L'Art et les Artistes
Okt. 1913, S. 1—56, 85 Fig., 4 pl. en coul.
Kritische Bibliographie. _l I ^
VII. Länder und Völker des Islam.
a) Rußland.
1055. Laufer, B., Turquois-mines in Russian Ttirkistayi. T'oung Pao 1913, Dezember.
1056. Lamier, L., L'Asie. T. I: Asie Russe, Turkestan, Aste Ottomane, Iran. Paris,
Belin, 1913.
1057. von Mayer, Jenny, Islam and national responsihiUty. I. Russia. MW IV, 137 — 144.
Gibt u. a. allerlei Einzelheiten aus der russischen Mohammedanerpolitik.
H. Ritter.
1058. Wollkoff A., Le Turkestan russe. XII, 362 S., 8 ill., i carte, 16 planches. Paris,
A. Colin, 1914.
1059. N. N., Problema {11) delV Asia centrale e la politica estera italiana per un Italiano.
476 S. Roma, Unione Arti Grafiche, 1914.
1060, , Die Mohammedaner in Rußand. Frankfurter Zeitung, 58. Jahrg. Nr. 191,
12. Juli 1914, 2. Morgenblatt.
Bei den russischen Mohammedanern ist eine Bewegung zur Reform der »orientalischen«
Zustände, zumal in der Frauenerziehung, bemerkbar. Der von der Regierung einberufene
»Kongreß von Vertretern mohammedanischer Interessen« wird mit etwaigen Reform-
forderungen natürlich keinen Erfolg haben. Die Unzufriedenheit mit der Russifikations-
politik ist im Steigen begriffen, selbst bei den Kirgisen, der bisher loyalsten mohammedani-
schen Bevölkerung Rußlands. Der Gedanke der Zusammengehörigkeit der verschiede-
nen mohammedanischen Stämme macht Fortschritte. Erleichtert wird dies durch eine
von allen verstandene tatarische Verkehrssprache. H. Ritter.
b) Türkei.
1061. Balkan-Revue, Monatsschrift für die wirtschaftlichen Interessen der osteuropäischen
Länder. Herausg. v. Dr. Paul Schwarz, Berlin. Jährlich 12 Hefte.
1062. Beiträge zur Untersuchung des »türkischen Jena« und der Möglichkeit einer Gesundung
und Verjüngung der »amputierten Türkei«, von einem alten Türkenfreunde. (Werbe-
und Einlcitungsheft.) 65 S. Wien, Seidel u. Sohn, 1914.
Ii063. Bruno, Ambassadeurs de France et capucins franfais ä Constantinople aiiXVIIe sihle,
d'apres le Journal du P. Thomas de Paris, ßtudes Franciscaines XXIX, 618 — 631.
1064. Cana'an, Der Kalender der palästinischen Fellachen. ZDPV XXXV 236 — 300.
1065. Cesari, Cesare, L'Asia turca: la futura qiiestione d' Oriente. HO S. i Karte. Roma,
Armani & Stein, 1914.
1066. V. Czerlien, M., BeriUmite slavische Renegaten im Dienste der Türkei. Staroslovan.
Vierteljahrsschrift zur Pflege der altslavischen Sprache, Geschichte und Kultur II,
S. 29—34.
Nach einem Zeitungsartikel von Ivan Kukuljevic vom Jahre 1844 mit einigen
Ergänzungen. H. Ritter.
1067. Duboscq, Andre, Syrie, Tripolitaine, Albanie. (Bibliotheque d'histoire contempo-
raine.) Paris, F. Alcan, 1914. Avec 2 cartes, 16°. Angez. QDC 18 Annee Nr. 416,
s. 763.
1068. Dunkel, F., Auffallende Beinamen einiger Beduinen am See Genezar eth. Das Heilige
Land LVII 100 — 103.
1069. Euting, Julius, Tagbuch einer Reise in Inner-Arabien. Zweiter Teil. Herausgegeben
von Enno Littmann. XIII, 304 S. Leiden, Brill, 1914.
1070. Fehmi, Joussouf, Islam, France et Turquie. 36 S. Paris 1913. Bespr. v. C. B. Kel-
LIEN. MW IV 106.
, jj^ Kritische Bibliographie.
1071. Futat libnan, n^onatllch in Beirut erscheinende Frauenzeitschrift. Angez. Hiläl
XXII 480.
1072. Gahan-i-Islam, in Konstantinopel in Arabisch, Türkisch und Urdu erscheinende
Wochenschrift. Organ der Gam'Ija al-hairija al-islämTja. Redakteur: Jüsuf San-
wän Ef. Angez. Hiläl XXII 720.
1073. »Garb«, türkische Zeitschrift für Technik und Wissenschaft. Berlin, Nr. 5, Aug. 1913.
Bespr. V. M. Hartmann WI I 241.
1074. Gibert, Frederic, Les pays d'Albanie et leur histoire. Paris, P. Rosier, 1914.
1075. Hartmann, Martin, Arabien. I. Bagdadbahn und Mekkabahn. — Die Beduinen. — Das
französische Projekt einer Linie Damaskiis-Euphrat. IL Die Zurück drängung der Wan-
deraraber. — »Erbauungsreisen« nach Medina. — Der zukünftige Einfluß Bagdads.
Berliner Tageblatt, 43. Jahrgang, Nr. 329 u. Nr. 338. (2. 7., 7. 7. 1914).
1076. Hein, W., Südarabische Itinerare. Mitteilungen der k. k. geogr. Gesellschaft in Wien
57, I-— 3- (1914)-
1077. Jarey, Un monastere musiilman d'Albanie ei la Tekie de Becktachi d'El Bassan. Re\Tie
politique et litteraire (Revue bleue) 1914, 25. avril.
1078. Ischchanian, B., Nationaler Bestand, berufsmäßige Gruppierung und soziale Gliederung
der kaukasischen Völker. Statistisch-ökonomische Untersuchungen. 81 S. (Ost-
europäische Forschungen. Im Auftrag der Deutschen Gesellschaft zum Studium
Rußlands, hrsg. v. Otto Hoetzsch, Otto Auhagen und Erich Berneker, Heft i.)
Berlin und Leipzig, Göschen' sehe Verlagsbuchhandlung, 1914.
1079. Izzet Fuad-Pascha, Ruhe und Glück in der Türkei. Deutsche Revue Juli 1914,
S. 31—32.
1080. , Das türkische Haremsleben und sein wirtschaftlicher Einfluß. Deutsche Revue
Mai 1914, S. 175 — 180.
1081. La Rocca, Luigi, Constantinopoli e le condizioni presenti della Turchia. NuovaAnto-
logia 1914, 466 — 479.
1082. Macalister, R. A. Stewart, The language of the Nawar or Lidt, the Nomad Smiths of
Pah'stine. Alonograph Nr. 3, 228 S., 3 plates. London, Quaritsch, 1914.
1083. Makay, Freiherr V., Türkische Agrarreform. Deutsche Tageszeitung (Berlin) Nr. 296
vom 15. Juni 19 14.
1084. Mehrmann, Karl, Das vorderasiatische Geheimnis. »Die Grenzboten« 1914, Nr. 29,
S. 97/99.
1085. Al-Mir'at, in Beirut von Halll Efendi Zeinija herausgegebene illustrierte
Wochenschrift. Angez. Hiläl XXII 560.
1086. Mordtmann, J. H., Türkischer Lehensbrief aus dem Jahre 1682. ZDMG 68, 129 ff.
Der hier in sowohl in Nasf}i umgeschriebenem Text als auch Übersetzung mitgeteilte
zi^ämet beräty bezieht sich auf die Verleihung eines Großlehens (die in Sijäqat geschriebene
Liste der Ländereien wird in Faksimile mitgeteilt) nebst des damit verbundenen Ranges
eines »Jäjäbej« (Erklärung dieses Titels a. a. 0. S. 138) an einen Kätib der Janitscharen,
der gleichzeitig zum Hoffurier (müteferriqa) ernannt wird. Wichtig sind vor allem die ange-
hängten ausführlichen Erläuterungen des Verfassers. — Ähnliche Urkunden werden in
Wien, Dresden, München und Hamburg aufbewahrt. E. Graefe.
1087. Morritt of Rokeby, John B. S., Letters, descriptive of journeys in Europe and Asia
Minor in the years 1794 — 1796. 332 S. London, Murray, 1914.
1088. Musil, Alois, Die Anbaufähigkeit der arabischen Provinzen der Türkei. Österr. Mo-
natsschr. f. d. Orient 1914, Nr. 3 — 6.
1089. , Kulturpolitische Berichte aus Arabien: I. Die Engländer am Persischen Golf.
IL Die Reformbewegungen in den arabischen Provinzen der Türkei. III. Die Hebung
Kritische Bibliographie. 4I5
der arabischen Provinzen der Türkei. Österr. Monatsschr. f. d. Orient XL C1914)
Nr. 1/2, 3/6.
1090. de Rochebrune, A., L' Organisation du Comite »Union et Progresi-. QDC 18. annte,
Nr. 411, 400—405.
1091. Rosanes, S.A., n?2jmn2 bx"^!!"" "'?^"' "'~!2~' Geschichte der Juden in der Türkei. Tl. 3
vom Jahre 1575 — 1640, nach gedruckten und handschrifltichen Quellen, nebst einem
Verzeichnis der hebräischen Bücher, welche bis 1640 iyi der Türkei gedruckt wurden von
A. Fkeimann. 336 S. u. 1 Notenblatt. Husiatyn, Schwager und Fränkel, 1913.
1092. Saint-Yves, G., Les chemins de fer jrangais dans la Turquie d'Asie. QDC 18. annee,
Nr. 413, 518—532.
1093. Scatcherd, F. R., The Armenian Question. ARNS IV 319—325.
1094. Schaefer, Carl Anton, Ziele und Wege für die jimgtürkische Wirtschaftspolitik. Karls-
ruhe 1913. (In den »Volkswirtschaftlichen Abhandlungen der badischen Hoch-
schulen«.)
Eine in erster Linie den Volkswirtschaftler und Politiker interessierende temperament-
volle Schrift, die aus der Fülle der gerade in den letzten Jahren erschienenen Literatur die
Hauptprobleme der türkischen Wirtschaftspolitik herausschält und mehr gibt als die ge-
wohnten, oft mehr gut gemeinten als begründeten Ratschläge und Prophezeiungen. —
Das allgemeine Ziel der Wirtschaftspolitik der jungen Türkei ist die Verbesserung ihrer
Zahlungsbilanz, die eine große Verpflichtung gegen das Ausland aufweist. Dazu muß sie ihre
Volkswirtschaft durch Befruchtung mit europäischem Geld und europäischer Arbeitskraft
und Intelligenz so weit heben, daß sie eine kräftige Ausfuhr schaffen kann. Die einzelnen
vorgeschlagenen Maßnahmen sind — dem Charakter des Buches entsprechend — im wesent-
lichen wirtschaftlicher und finanztechnischer Natur. Einen großen Raum nimmt dabei
die Besprechung der Ottomanbank ein, wobei auf die wirtschaftliche und politische Ge-
schichte der Türkei innerhalb der letzten Jahrzehnte manches interessante Licht fällt.
Gefordert wird die »Ottomanisierung« der Ottomanbank, da ihr internationaler Charakter
(besonders französischer Einfluß!) sich auf die Dauer mit ihrer Eigenschaft als türkischer
Zentralbank nicht verträgt und die Regierung in eine unwürdige finanzielle Abhängigkeit
gebracht hat.
Mit Recht weist der Verfasser auf die Zusammenhänge der empfohlenen türkischen
Wirtschaftspolitik mit der auswärtigen Politik hin, die zeigen, wie abhängig die Türkei
in allen diesen Fragen von dem guten oder bösen Willen der Großmächte und ihrer recht ver-
schiedenartigen Interessen ist.
Die uns hier besonders interessierende Frage, inwieweit die Weltanschauung der
Türken, inwieweit insbesondere der Islam ihr Wirtschaftsleben beeinflußt hat und beein-
flussen kann, ist nur kurz behandelt. Daß die Weltanschauungsfrage für ein Volk von
Bedeutung ist, das von dem Gang der Geschichte vor wichtige Entscheidungen gestellt ist
und sein Staats- und Wirtschaftsleben neu orientieren soll, erkennt der Verfasser. Den
heutigen Islam charakterisiert er (nach M. Hartm.vnn) kurz als antinational und anti-
staatlich, von dem ohne innere Reformation für ein Volk, das tatkräftig in die Reihe der
schaffenden Kulturvölker eintreten will, nichts zu erwarten ist. — Aber in dem »Frei-
maurertum« der jungtürkischen Führer und dem praktischen Rationalismus, mit dem sich
der gebildete Türke heute mit dem Islam abzufinden weiß, sieht er (mit Rohrb.^ch) Keime
eines Nationalgefühls und weiterer moralischer Kräfte, vermittelst derer das Jungtürkentum
den Anschluß an die Kultur der modernen europäischen Staaten findet. — Aber von diesen
optimistisch gesehenen Spuren bis zu der »inneren Umstimmung« der Gesamtheit der
T-T ^- ■ ^ , , , • -^ ^\-„„ H. Seelheim.
Nation ist wohl noch ein weiter W eg.
1095. Seferiades, S.P., Le rigime immobilier en Turquie au point de viu du droit international.
Paris, A. Rousseau, 1913-
Islam. V. 29
^jg Kritische Bibliographie.
1096. Tsarigradski, La Turquie apres la guerre. QDC i8, 6iO — 619.
1097. Wirth, A., Der Balkan. Seine Länder und Völker in Kultur, Geschichte, Politik,
Volkswirtschaft und Weltverkehr. 391 S., 79 Abb., i Karte. Stuttgart, Union.
1098. Yakir Behar, Le finanze turche. Le coniribuzioni dirette neW impero ottomano. 302 S.
Bologna, Zanichelli, 1914.
1099. Zarzecki S., La question kurdo-armenienne. Revue de Paris 21. 8. (15. IV. 1914).
1100. N. N., Ägäische Inseln der Türkei. Österreichische Monatsschrift für den Orient
XXXIX 3—9.
1101. , The authentic account of Nazim Pasha's death. AR NS IV 330—331.
Bericht nach einem englischen Augenzeugen. H. Ritter.
1102. , The truth aboiit Balkan war. Correspondents to the editor of the »Asiatic Re-
view«. AR NS IV 413 — 417, V 114 — 121.
1103. E. N., La nouvelle loi militaire ottomane. QDC 18. annee, Nr. 415, 669 — 676.
c) Persien.
1104. Admiralty Oil fuel, Copy of agreement with the Anglo-Persian Oil Co. Ltd.; and
Report of the Admiralty Commission on the Persian oilfields. London, Fisher Unwin,
1914.
1105. Back de Surany, A., Essai sur la Constitution persane. Paris, A. Pedone, 1914.
1106. Beveridge, H., The memoirs of Shäh Tahmäsp, hing of Persia from 1524 to 1576,
AR NS V 460—472.
Lebensbild des Fürsten an der Hand seiner Memoiren. H. Ritter.
1107. Goblet, j.M., La Presse entre les Anglais et les Russes. QDC 18. annee, Nr. 417, 30 — 43.
1108. Neligan, A. R., Hintsforresidents and travellers in Persia. 204 S. London, Bale, 1914.
1109. Persia, Further correspondence respecting the affairs of Persia (Feb. — Okt. 1913).
London, Wyman, 1914.
d) Indien.
1110. Aga Khan, Indian Moslem Outlook. Edinburgh Review 219, Jan. 1914, i — 13.
Uli. Anaud Kou!, Pandit, History of Käsmlr. JASB IX (1913) 195 — 203.
Enthält in der Einleitung eine kurze Biographie des Moulvi Hasan Sah (1832
bis 1898), der auf Grund der persischen Übersetzung des Ratnäkar Puräna eine Geschichte
von Kaschmir verfaßte. J. Horovitz.
1112. Banarji, R. D., Laksmanasena. JASB IX (1913) 271 — 290.
Behandelt u. a. auch die erste muhammedanische Eroberung von Bihar und Bengalen
und versucht den Nachweis, daß Laksmanasena, den die ältesten muhammedanischen
Quellen als damaligen Herrscher von Bengalen nennen, schon etwa 30 Jahre vorher ge-
storben war. J. Horovitz.
1113. Census of India 191 1:
Vol. II, Andaman and Nicobars; III, Assam; IV, Baluchistan. Calcutta 1912 — 13.
Bespr. V. Jules Bloch, JA 1914, 484.
Vol. XI, United Provinces of Agra and Oudh Part I. Report by E. A. H. Blunt,
Allahabad, 1912.
Vol. XIV, Punjab V^r\.l. Report by Pandit Harikishan K.'\ul. Labore 1912.
Vol. XII, Madras, Part I. Report by J. Chaktres Molony. Madras, 1912.
Bespr. V. Jules Lion JA 1914, 487 ff.
1114. Francke, A. H., Historical documents from the borders of Tibet. Archaeological Survey
of India, Annual Report 1909 — 10, Calcutta 1914, S. 104 — 112.
Darin einiges über Rinchana Bhöti, den tibetischen König von Kaschmir (1319
Kritische Bibliographie. A^y
bis 1323), der den Islam annahm (S. 109/110); sowie über Sultan Hai dar 's (1530 — 1532)
Einfall in Hadakh (S. iio/iii). J. Horovitz.
1115. Hidayat Husain, Mawlavi M., The life and works of Muhibb Allah of Bihar. JASB IX
(1913) 295—298.
Muhibb Allah ■\ 11 19, ist der Verfasser des vielstudierten Musallam at-liibüt,
das u. a. auch in den Studienplan der Azhar Aufnahme gefunden hat. In dem Verzeichnis
seiner Schriften sowie der dazu geschriebenen Kommentare und Superkommentare wird
jedesmal angegeben, in welchen indischen Bibliotheken diese handschriftlich vorhanden sind.
J. Horovitz.
1116. Pirzada Muhammad Husain, Coronation of Muhammadan Sovereigns of India. JPHS I
141— 150.
Anläßlich der Krönung König Georgs V. zum Kaiser von Indien beschreibt der Ver-
fasser die am Hofe der Moguls üblichen Krönungszeremonien. Vorausgeht ein Überblick über
■die Krönungen der Herrscher in der älteren Periode des Islam: alles ohne Angabe der
<^uellen. J- Horovitz.
1117. Rockey, N. L., Rev., Mohammedanism conquering Hinduism. Men and Missions, New
York, April 19 14.
e) Ostasien.
1118. Adatrechtbundel, VIII. 's Gravenhage, Martinus Nijhoff, 1914. XVI und 292 S. 8°.
Fortsetzung der schon mehrmals (Krit. Bibl. 1913 Nr. 400, 623) erwähnten Sammlung.
Der 8. Band enthält neue Beiträge und Dokumente über das einheimische Recht auf den
Inseln Java und Madura (u. a. über die Polygamie auf Java S. 233 ff. und die Dorfrechts-
pflege in den Fürstenländern S. 261 ff.). Einen wertvollen Beitrag bildet besonders das
ausführliche Verzeichnis der sundanesischen Wörter, welche sich auf das Adatrecht in
West- Java beziehen, von R. A. Kern (S. 52—229). Th. W. Ju\-nboll.
1119. Kooreman, P. J., Het recht van de inlandsche bevolking om boschprodukten in te zamelen.
IG 1914, I 476—494.
»Das Recht der einheimischen Bevölkerung zur Einsammlung von Waldprodukten.«
Wertvoller Beitrag zur Kenntnis des Adatrechtes in Niederländisch-Indien.
Th. W. Juynboll.
1 120. Ogilvie, Charles L., Peking, The present statiis of Mohammedanism in Peking. MW IV
165—172.
Wertvolle Angaben, auch solche statistischer Art. Die Zahl der in Peking wohnenden
Muhammedaner wird auf 5949, die der Moscheen auf 32 geschätzt. Ritter.
1121. van Ronkel, Ph. S., Maleisch labai, een Moslimsch-Indische ierm. TBGKW LVI
(1914) 137-141.
Erklärung des malaischen Fremdwortes labai (Kaufmann), das in Niederländ.-Indien
einen frommen Muslim bezeichnet und ursprünglich aus Vorindien herrührt.
Th. W. Juynboll.
1122. Walbeehm, De betoes an Hindia over de Sarekat Islam. Koloniaale Tijdschrift II,
1913, S. 1415 ff.
f) Ägypten.
1123. von Baensch, William, Von Alexandria nach Karthüm. (Orell Füßli's Wanderbilder
3^7_350.) 82 S., 37 Abb. auf 16 Taf., i Kartenskizze. Zürich, Artist. Institut
Orell Füßli, 1914.
1124. Cooper, E., The Women of Egypt. 300 S. 111. Hurst and Blackett.
1125. Futat an-nil, Monatlich in Kairo erscheinende Frauenzeitschrift. Angez. Hiläl
XXII 480.
29*
^jg Kritische Bibliographie.
1126. Al-Gurfa at-tigärija al-misrija, Monatsschrift, erscheint in Kairo. Angez. Hiläl
XXII 720.
1127. Al-Mustaqbil, Illustr. Wochenschrift in Kairo. Herausgeber: Salamah Et. Müsä.
Angez. Hiläl XXII 720.
1128. Al-Qanal. In Port Said erscheinende Monatsschrift. Herausg. 'Ali Ef. Muzhir.
Angez. Hiläl XXII 720.
1129. Reports by His Majesty's Agent andConsul-General on the Finances, Administration,
and Condition of Egypt and the Sudan in 1913. Egj^pt. Nr. i (1914). 69 S. London,
Harrison and Sons, 1914.
1130. Reynolds Bali, E., Cairo of To-day. A Practical Guide to Cairo and the Nile. 7th ed.
286 S. London, Black.
1131. Sladen, Douglas, Oriental Cairo. 63 illust. from photographs and a new map of Cairo.
London, Hurst and Blackett, 1913.
1132. Thompson, Anna Y., The woman qicestion in Egypt. MW IV 266 — 272.
Interessante Auszüge aus Schriften und Zeitungen aus der Debatte über den Frauen-
schleier. H. Ritter.
1133. Zohny, Abd el-Salam, La responsabilite de l'etat egyptien a raison de Vexercice de la
puissance publique.
Tome I: La responsabilite de la puissance publique dans ses rapports avec les
Capltulations et la Reforme judiciaire. — Refutation des doctrines de M. Pelissie die
Rausas.
Tome II: L' Interpretation jurisprudentielle de Varticle II du R. 0. J. — Ar-
ticle II ancien et article II nouveau. ■ — La Garantie judiciaire des droits individuels ä
l'encontre des actes des administrations publiques. — Le Systeme italo-belge. — San
epanouissement dans le droit mixte egyptien.
(Travaux du Seminaire Oriental d']£tudes Juridiques et Sociales, publ. sous
la direction de Eeouard Lambert, fascicule 2 and 3.) Lyon, Henri Georg, Paris,
Paul Geuthner, 1914.
1134. H. M. H., The darkness over Egypt. AR NS IV 295—299.
Zählt eine Anzahl Punkte auf, die die englische Regierung in Ägypten unpopulär
machen, und betont, daß »the only possibility of Empire in the future lies in the psycho-
logical harmony of the component parts with the Central Government«. H. Ritter.
g) Nordäfrika.
1135. de Amicis, Edmondo, Marocco, con disegni originali di Stefano Ussi e C. Bisco.
4a ed. ill., 750 S. Milano, Treves, 1913.
1136. d'Anthouard, A., Baron, Reflexions sur notre politique coloniale enTiinisie. RC 1914,
3—11-
1137. Arene, S., De la criminalite desArabes au point de vue de la pratique medico- judiciaire
en Tunisie. 177 S. Dissertation. Druckerei: Ducros et Lombard. Valence, 1913
1138. Arevalo, R., El Espagnol en Marruecos. Metodo sencillisimo y practica para hablar
cl ärabc-marroqui por medio de la pronunciacion figurada. Tanger 1913.
1139. Armatte, L' occupation de la region de Taza. QDC 1914, 677—684.
^^40. — , La pacification de la region de Taza. Les Operations espagncles au sud de Melilla.
QDC 18. annee, Nr. 416, 735 — 745.
1141. L'Autre France (Algerie, Tunisie, Maroc), Encyclopedie de V Afrique du Nord publiee
sous la direction de M. Querouil-Archinard. Avec la collaboration de MM. Henri
Lorin, Marcei, Nesi, Jean Garoby. Prefaces de MM. Charles Chaumet, Victor
Kritische Bibliographie. 41 Q
Margueritte, G6neral Liautey. 416 S., 723 phototypies, cartes, plans etc., grand.
in 4". Bordeaux, Feret et fils, 1914.
1142. Bartolotti, D., // problema della proprieta fondiaria in Libia. 36 S. Padova 1914.
1143. Bernard, Aug., Le Maroc oriental. Afr. Fr. B. 1914, 196, 252.
1144. de Billy, Edouard, Notes sur la poUtique indigene. RC 19 14 89 — 112.
1145. Blanche, F., Ruines herberes des environs d' Ain-el-Turk. Bull. Soc. Geogr. Archeol.
Oran, juin 1913, S. 223 — 230, 4 fig. Bespr. v. Paul Pallary RA 1914 130 — 140.
1146. de Caix, Robert, Le Gharb: Une elude sur la societe et le gouvernement mdigenes. Afr.
Fr. B. 1914, 69 — 72.
1147. Calvo, Gonzalo, Espa/la en Marruecos. Crönica de las campatlas delRif de 1911, 1912
y 1913. Aceton de Espa/'/a en las regiones de Larache, Alcäzar, Ceiita y Melilla. 735 S.,
237 ill. Barcelona, Maucci, 1913/14.
1148. Cauvet, S., La culture du palmier au Souf, Notes prises a El Oued en igoo — lyo:.
RA 19 14 29 — 87.
Considerations g^nerales. Mode de creation des jardins. Planlation des palmiers.
Entretien des palmiers. Travail d'enlevement des sables (u. a. Mitteilung eines beim Be-
fruchten der Bäume gesungenen Gebetes). Duree et maladies du palmier. Varietes de pal-
miers cultivees au Souf. Recolte, conservation et emploi des dattes. Vente des dattes.
Autres produits des palmiers. Vin de palmier. Cultures accessoires. Puits du Souf. Ren-
seignements statistiques divers. Possibilite d'augmenter les plantations du Souf. Tabellen.
1149. Cour, A., Note sur une collection d'autographes arabes de Vancien ministre de France
au Maroc, Charles Feraud. RA 1914 91 — 117.
Eine Sammlung von größtenteils offiziellen Briefen von eingeborenen Privatleuten,
Beamten und Offizieren, die sich auf die französischen Kämpfe und die französische Ver-
waltung in Algerien beziehen, aus den Jahren 1S30 — 1871, und somit wichtiges historisches
Material darstellen, ist aus dem Nachlaß von Charles Feraud in den Besitz der Societe
hisiorique Algerienne gelangt. Der Katalog der Briefe wird mitgeteilt. H. Ritter.
1150. Curis, Giovanni, Studio sulla proprieta fondiaria in Libia, contenente in appendice la
legislazione fondiaria ottomana tradotta e annotata e quella itcdiana. XXVIII, 346 S.
Napoli 1914.
1151. Donon, Jean, La question indigene dans V Afrique du nord. Forts, u. Schluß. Revue
des questions coloniales et maritimes annee 39, Nr. 351, März 1914.
1152. Doutte, E., Missioyis au Maroc; En Tribu. Avec 128 photographies prises parl'auteur
et 6 plans dont 4 executes d'apres ses leves par M. Saladin, Architecte D. P. L. G.
Nr. 2 d'apres M. Bernaudat. Ome de 8 reproductions en couleurs des toiles originales
d'A. CoRSON. Paris, Geuthner, 1914.
1153. Ferri, G., Uoccupazione italiana e la schiavitü in Libia. Schiavismo claudestino!
Bolletino della Societä antischiavista italiana. Roma, anno XXVII, 1914, Nr. i.
1154. Gmelin, Hans, Die Verfassungseniwicklung von Algerien. (Abhandlungen des Ham-
burger Kolonialinstituts 5.) Bespr. v. Paul Darmstädter. HZ 3. Folge 17. Bd.
S. 166.
1155. Gonzalez Hontoria, Manuel, La administracion de la zona de influencia espa/lola en
Marruecos. La Lectura a. XIV Nr. 157 (Enero 1914) i — ^4-
1156. V. GÖrtz, Generalleutnant z. D., Zur Lage in Marokko. Deutsche Revue 39. Jahrg.
Juni 1914, S. 367—369.
1157. Guidi, Ignazio, Le popolazioni delle colonie italiane:discorso letto neW adunanza soletine
del I" giiigno 1913 (della r. Accademia dei Lincei). 10 S. 4". Roma 1913.
1158. Hermann, R., Statistik der farbigen Bevölkerung von Deutsch- Afrika. Kol. Monats -
blätter 1914, 164 — 192, 238 — 243, 249 — 263.
.2Q Kritische Bibliographie.
1159. Hofstetter, Balthasar, Vorgeschichte des französischen Protektorats in Tunis bis zum
Bardovertrag 12. Mai 1881. 104 S. Bern, Francke, 1914.
1160. Jeard, Station herbere d' Ain-Guettar (Maroc). RA 1914 88 — 90.
Grundriß der drei Kilometer östlich von Fort Guicer (Chaouia) gelegenen ehemaligen
Ansiedlung mit Beschreibung. H- Ritter.
1161. Lafaye, Lieutenant, La troiiee de Taza. RC 1914 41 — 54.
1162. Lebre Gaston, De V etablissement au Protectorat de la France au Maroc et specialement
du regime f ander. Paris, Pedom, 1914.
1163. March Philipps, Evelyn, The Pirates of Algiers. Edinburgh Review July 191 4,
149 — 166.
1164. La Missione Franchetti in ln^0\\i&n\a{Indagini economico-agrarie della Commissione
inviata in Tripolitania dalla Societä italiana per lo studio della Libia.) L. Franchetti:
Condizioni sociali ed economiche degli Indigeni. Conclusioni generali. A. Stella:
Topografia. Geologia ed Acque. R. Pampanini: Vegetazione spontanea. 0. Manetti:
Agronomia ed Economia agraria. C. Pucci e C. Gugnoni: Pastorizia. 610 S. Milano,
Fratelli Treves, 1914.
1165. Montbel, Max, Nos marches sahariennes. QDC 18. annee Nr. 415, 647 — 658, Nr. 416^
725—737-
1166. de Neveu, E., Les Khouan, ordres religieux chez les musulmans de l'Algerie. ße edit.
155 3. Algier, Jourdan, 1913.
1167. Normand, P., Rabat: Les debuts d'une niimicipalite au Maroc. RC 1914 13—33-
1168. Payen, Edouard, La Tunisie et les TripoUtains. QDC 18. annee Nr. 413, 540 — 545-
1169. Rosher, Charles, Morocco in the melting-pot. AR NS V 453 — 459.
Kritische Betrachtungen über den Wert der in Marokko eingeführten europäischen
Zivilisation. H. Ritter.
1170. Yver, Georges, Lettres de Ben Allal au Marechal Valee. RA 1914 6 — 19.
1171. H. D., Het Pan-Islamisme in Nord-Afrika. Koloniaale Tijdschrift II, 1913, S. 909/913-
Über die Senussis.
1172. N. N., P. Borchardts Reise in die Libysche Wüste. (Pet. Mitt. LX, 1914, S. 345.)
B. nahm die äg>-ptischen Oasen als Ausgangspunkt für seinen Vorstoß. Er brach
von Senures, s. v. Birket el Kerun auf und erreichte auf bisher unbegangenen Wegen die
Oase Baharieh. Von dort wollte er weiter nach Farafrah und Kufra vorstoßen. Diesen Plan
mußte er aber aufgeben, da ein Reisen im Gebiet der Senussi unmöglich ist. Er kehrte
also nach Salamul zurück. Bereits im Gebiet von Baharieh herrschen die Senussi fast un-
beschränkt, selbst die ägyptischen Beamten haben in ihrem Gebiet keine Autorität. Im
N. und S. sollen die Senussi in energischem Kampfe gegen Italiener und Franzosen liegen.
Ob die Engländer sich, wie vermutet wird, zu energischen Maßregeln gegen den Orden
entschließen werden, um endlich seinen überall hinderlichen Widerstand zu brechen, muß
die nächste Zeit ergeben. C. Rathjens.
h) Das übrige Afrika und die Inseln.
1173. Bruel, G., Bibliographie de V Afrique equatoriale frangaise. Paris, E. Larose, 1913.
1174. Checchi-M., G. Giardi, A. Mori, Le religioni professate nella Colonia Eritrea. Mit
ausführlicher Karte. Rivista coloniale 1914, 15. April, S. 178.
1175. Delafosse, Maurice, Traditions historiques et legendaires du Soudan Occidental. Tra-
duites d'un manuscrit arabe inedit. Paris, Comite de 1' Afrique Frangaise, 1913.
Bespr. J. Afr. S. vol. XIII 338.
1176. Gironcourt, G.de, Mission en Afrique Occidentale de l'Adrar auCameroun(igii — 1912).
Mit I Karte, 3 Phot. und 2 Zeichn. (La Geographie XXVIII 1913, II, S. 295/307.)
Kritische Bibliographie. A2 I
Bericht einer Expedition zur Auffindung von arabischen Inschriften im Auftrage der
Academie des Inscriptions et Belles-Lettres. Die Reise geht aus von Timbuktu, besucht
Macina, Djenne, den See Debe, die Berge von Tadrar, das Gebiet von Goa, durch das
Telemsi-Tal zu dem Massiv von Adrar, dann nigerabwärts nach Kotia und über Sokoto
nach Zinder und über Baro, Lokoja, Forcados nach Calabar. Nach kurzen Ausflügen
in Kamerun wurde die Rückreise angetreten. Die Arbeit ist vorwiegend archäologisch.
1177. Hagen, Maximilian von, Peters und Pfeil, die Begründer von Deutsch-Ostafrika. (»Die
Grenzboten« 1914, Nr. 29, S. 100 — iii.)
1178. Kordofan and the Region to the West of the White Nile. 215 S. Anglo-Eg>T)tian Sudan
Handbook Scries Nr. 2. London, Harrison, 1914.
1179. Legrand, Rene, L'Oubangui-Chari-Tchad en 1913. RC 1914 161 — 166.
1180. Mahmoüd Käti ben El-Hädj El-Motaovakkel Käti et Tun de ses petits-fils, Tarikh
et Fettach fi Akhbdr el-Boiddän oua-l-Djouyoi'/ch oua-Akäbir en-Näs, Texte Arabe et
Traduction Francaise par 0. Houdas et M. Delafosse. Documents arabes relatifs
a l'histoire du Soudan. Publ. de l'ficole des lang. Orient, vivant. V. Ser. Vol. IX
& X, Paris, Leroux, 1913. Vol. IX S. 186, Vol. X S. XX & 361.
1181. Moreau, Laurent, La cöte Orientale d'Afrique de Durban ä Mombassa. QDC iS. annee
Nr. 411, 40b — 414, 472 — 480.
1182. Palmer, H. R., An early Fulani conception of Islam. J. Afr. S. XllI, 407 — 414.
1183. Schnitze, A., The Sultanate of Bomu. Translated from the German, with additions
and appendices by P. Askell Benton. Oxford University Press. London, Milford,
1Q13. Bespr. J. Afr. S. XIII 339.
1184. N. N., Le Protectorat de V Afrique Orientale Allemande depuis 1910. Bulletin de Colo-
nisation Comparee. Nov. 697 — 711, Dez. 772 — 777, Jan. x.^ — 32.
VIII. Mission.
1185. Awetaranian, Johannes (Mohammed Schükri Emirzade), Erwiderung auf Lord
Headley's Aussagen über den Islam. Der Sudan-Pionier, Februar 1914, S. 9 — 14.
1186. Axenfeld, K., Was sind wir der Welt des Islam in ihrer gegenwärtigen Lage schiddig}
Vortrag auf der Halleschen Missionskonferenz am 17. Februar 1914. AMZ 41, 5
(Mai 1914), 193—204.
1187. Christ-Socin, H., Die nationale Bewegung im nordafrikanischen Islam. Evang. Miss.-
Magazin 1914, S. 121 — 124.
Referat über die Arbeit von Andre Servier, Le peril de Vavenir (Constantine 1913).
M. Heepe.
1188. , Die Entstehung einer mohammedanischen Sekte. Evgl. Miss. Mag. 1914, Heft 4.
1189. Clair-Tisdall, W. St., Islam' as a missionary religion W\\ IV 188—194.
Besprechung von Arnolds neuem Preaching of Islam. Dem Buch wird eme ten-
denziös einseitige Betonung des friedlichen Charakters der islamischen Propaganda vor-
geworfen und aus Koran, Muhammeds Leben und der Geschichte das Gegenteil zu erweisen
gesucht. H- R'tter.
1190. , The mare's nest again. MW IV 295—302. Entgegnung auf den unter Nr. S53
genannten Artikel von Parkinson.
1191. Enderlin, J., In der arabischen Hochschule. Missionspädagogische Blätter 1914,
S. I — 10.
Interessante Mitteilungen über die Geschichte und gegenwärtige Bedeutung der
Azhar-Moschee. - . - p .
1192. Erikson, C. Telford, Albania, the key to moslem world. MW IV 115—119-
In Albanien sei der Boden günstig für evangelische Mission. H. Ritter.
422
Kritische Bibliographie.
1193. Fräser, Donald, Winnitig a Primitive People: Sixteen years work among the Warlike
tribe of Ngoni and the Senga andTiimbuka peoples. 315 S. New York, Button and Co.,
1914. Bespr. V. Z. MW IV 326.
1194. Hayes, Herbert E. E., The real tendency of mysticism. MW IV 157 — 164.
\'ergleicht die christliche Mystik mit der muhammedanischen. H. Ritter.
1195. Holliday, G. Y., George F. Ford, Sidon Syrien; C. Nairn, Marokko, On the support of
coniierts. MW IV 24.6 — 257.
1196. Lloyd, W. A., The Mutual Relationship between Islam and Christianity. Islamic
Review März 19 14.
1197. Mac Diarmid, D. N., The missionary occupation of the southern Sudan. MW IV
2Q1 — 21)4.
1198. Oehler, L., Blicke in islamitisches Denken und Leben. Evang. Miss. -Magazin, 1914-
S. 164—168.
Einige Auszüge aus »Aspects of Islam« von B. Macdonald. M. Heepe.
1199. Roome, Wm. J. W., »The dead weight of Islam« in equatorial and southern Africa.
MW IV 120 — 136, 273 — 290.
Ausbreitung des Islams in Afrika, Arbeitsgebiete, Arbeitsmöglichkeiten und Erfolge
der Missionen. H. Ritter.
1200. Simon, Gottfried, Die Lage des Islam in der Türkei. AMZ 41, i (Januar 1914) 32—40,
2 (Februar 1914), 3 (März 1914) 128 — 137, 5 (Mai 1914) 226 — 231.
1201. Speer, D. Rob. E., Das Christentum und die nichtchristlichen Religionen. I. Teil, Die
animistischen und ostasiatischen Religionen und der Islam. Ber. Übers, aus d. Eng-
lischen von D. JuL. Richter. Missionsstudienbücher I. Band, Basel, Missionsbuch-
handlung, 1914. S. III, 142.
Der Titel des Buches erweckt große Erwartungen; denn ein solider und zugleich
populärer Führer durch die fremden Religionen ist für die Missionsstudien eine Notwendig-
keit. Die erste Enttäuschung ist der amerikanische Autor. Aber warum nicht, wenn er
etwas Brauchbares liefert. Ist das der Fall ? Im Rahmen dieser Zeitschrift kann nur vom
Islam die Rede sein. 46 S., d. h. der dritte Teil des Buches, handeln von ihm. Der Inhalt
ist erschütternd. Im Stil der in dieser Form wohl nur noch in englisch sprechenden Ländern
möglichen traditionellen Islampoiemik sieht der Verf. im Islam nicht das Resultat einer
jahrhundertelangen Entwicklung sondern im wesentlichen das Werk Muhammeds. Dem-
entsprechend wird das Hauptgewicht auf das Leben des Propheten gelegt und besonders
sein Geschlechtsleben unnachsichtig durchforscht und die schon aus der alten Polemik
stammenden Anekdoten über seine Grausamkeit in lebendiger Breite dargestellt. »Die
Tatsachen selbst beweisen die Minderwertigkeit und Unzulänghchkeit des Islams« (S. 103).
Dieser Biographie und der natürlich verneinten Frage, ob M. ein wahrer Prophet war,
folgen unmittelbar »die Grundlagen des Islams«. Diese sind Koran, Sunna, Idschma und
Qijas. Hier zeigt S. eine erschreckend falsche Gelehrsamkeit, z. B. : »Idschma, das Ge-
sammelte« (S. iii) »Qijas ... meint das wissenschaftliche Urteil der Gelehrten über die
drei anderen Grundlagen « (ib.). Von dem Wesen des Hadith hat der Verfasser keinen blassen
Schimmer. Dann folgen die Haupt-Katechismuspunkte mit Einzelpolemik und als Gegen-
satz zur Vorherbestimmung einige mißverstandene Verse aus 'Omar Chajjcm, der ja
nicht fehlen durfte, aber auf S. 126 als Repräsentant der »sinnlichen Freuden des Lebens«
erscheint. Beweis ein typisch mystisches Gedicht. Bei den fünf Hauptpflichten — die
Namen werden persisch gegeben — erscheint wieder »das gemeinsame Trinken aus dem
Brunnen Zemzem«, »die Ausschweifungen vieler Pilgerkarawanen«, das völlige Mißver-
stehen der salät. Es folgt die Ausbreitung; »Zur Zeit seines Todes war M. unbeschränkter
Herr von Arabien«. Über die »Südsee« drang der Islam nach Niederl. Indien. Er breitet
Kritische Bibliographie. 423
sich im Herzen Afrikas aus, kurz überall, »wo ein Krieger marschieren kann«.
Beleg die berühmte Okba-Anekdote vom atlantischen Ozean. Okba wird hier zu »Akbah«,
wie der zweite Kalife auch »Amar« heißt. Dann kommen die Sekten. Die Schiiten ver-
werfen natürlich die Tradition — liest mans in solchen Büchern je anders ? Dann Bäbismus
und Behfi'ismus; danach .'^üfismus und Wahhabismus. Die Erklärung des .Süfismus er-
schöpft sich in je einem Zitat aus Dr. Shedd und 'Omar Chajjäm. Dann folgt die üb-
liche Schlußapotheose: Sitthche Wirkungen des Islam, sein »versteinernder« Einfluß,
Vielweiberei, Fanatismus usw. »Wohin deshalb der Islam auch getragen ist, hat er die
Völker, die er bezwungen, auf das Niveau der arabischen Kultur des 7. Jahrhunderts
gebracht« (128 f.).
Warum ich das Buch nicht ignoriere ? Weil es von der Deutschen Missionsstudien-
Kommission herausgegeben und von einer anerkannten Missionsautorität D. Jul. Richter
übersetzt ist. D. Richter hat sein Möglichstes getan, durch Herausgabe eines Schlüssels
wenigstens die wichtigste deutsche Literatur nachzutragen. Aber die ganze Fragestellung
ist auch hier eine ähnliche. Und eben die Fragestellung ist verkehrt. Die Mission hat
doch in Deutschland Leute wie Axenfeld, Simon, Würz, die in der gleichen Zeit, welche
die Übersetzung dieses Islamkapitels kostete, eine hundertmal bessere Darstellung des
Islams hätten geben können. Es brauchte ja kein wissenschaftliches Buch zu sein, aber
was nützt eine Information, die bestehende Vorurteile nur verstärkt und den Gegner
unterschätzt, statt ihn zu zeichnen, wie er ist? Becker.
1202. Straub, F., Scheich Abdallah HilmyelHuseiny. Evang. Miss. -Magazin 1914, S. 61 — 71.
Lebensgeschichte eines zum Christentum übergetretenen Mohammedaners.
M. Heepe.
1203. Takle, John, The Faith of the Crescent. 188 S. Calcutta, The Association Press,
Publication Department of the National Council of the Young Men's Christian As-
sociation of India and Ceylon, 86 College Street. 1913. Angez. v. Z. MW IV 329.
1204. Weitbrecht, Dr. H. U., Eine mohammedanische Mission. Evang. Miss. Mag. 1914
Heft 5.
1205. Zwemer, Samuel, Die gegenwärtige Krise in der Welt des Islam. Die evang. Missionen,
1914, S. 25—34.
AUTORENVERZEICHNIS.
Die kursiven Zahlen bedeuten, daß der betreffende Autor an dieser Stelle als Mitarbeiter
erscheint.
Aarif Bey 260, 261.
*Abd al-Kadir al-Giläni 408.
Abd al Fattah Mbada 252.
Abd el-Hakim 394.
'Abdul-Gam 324.
Abdul Haque 262, 328.
Abdul Muqtadir 279.
Abdul Wali 279, 310.
Abdur-Rahman 260, 261.
Abdur Rahmän, Seoharvi
396.
'Abid b. al-Abras 279.
Abou 399.
Aboubekr Abdessalam 318.
Aboul-Barakat 279.
Abu 'Ali Miskawaih 335 bis
357-
Abu HanAa ad-Dinaweri 279.
Abu Kurra 334.
Abu 'l-'Alä' 279.
Abu '1-Mahäsin Ibn Taghri
Birdi 279.
Abul-Qäsim al-Amidi 279.
Abu Sa'Id ibn Abul Khayr
279.
Achour Ben Mohammed 408.
Adriani 313.
Aga Khan 310, 414.
Aganjanz 266.
Ahlwardt 279.
Ahmad 'Ärif az-Zain 280.
Ahmed *Arif Zainaddin 282.
Ahmed Refik 260, 261.
Ahmed Tevhid 260, 261.
Ahmed Zeki 289.
Alarcon y Santon 317.
'Ali Hasan 266. •
'Ali Ibn-al-Fadl 280.
Ali Mohammed 279.
'Ali Muzhir 41 8.
Ali-Seidi Bey 408.
Allan 411.
Allen 289.
Amedroz 281, 335~357-
de Amicis 418.
Anaud Koul 416.
d'Andrea 317.
Anet 289.
d'Anthouard 418.
d'Aoust 317.
Apt 280.
Arata 289.
Archaraouni 399.
Arene 317, 418.
Arevalo 317, 418.
Arin 317, 399.
Armatte 317, 418.
Arminjon 315.
Arnaud 317.
Arnold 262, 310, 421.
Asbath 280.
Asin Palacios 408.
Askell Benton 421.
Ataur Rahman 328.
Attaja 280.
Attala 294.
Attar 284.
Audebeau Bey 315.
Auerbach 400.
Aura 315.
Auriol 317.
Awetaranian 328, 421.
Axenfeld 328, 329, 421.
Aymard 318.
Aynard 317.
Azam 317.
Babinger 249.
Babut 266.
Bacher 280.
Bachja 280.
Bachmann 294.
Back de Surany 309, 414.^
Baedeker 294, 315.
von Baensch 318, 417.
Baerlein 280.
Baeumker 263.
BaghirofE 269.
Bahäoullah 280.
Baker 295.
Bakker 328.
Baldacci 295.
Balfour 400.
Banarji 414.
Banse 249, 295, 318.
Barclay 260.
Barocelli 315.
Barreca 295.
Barth 283, 394.
Barthas 270.
Barthelemy 267.
Barthold 239, 257, 292, 293,
294.
Bartholomew 249.
Bartolotti 419.
Basdevant 260, 318.
Basset 318, 325, 399.
Bates 318.
Battal 280.
Bauer 295.
Baur 318.
Autorenverzeichnis.
425
Beauges 315.
«
Beck 267.
Becker 81 — 92, 244, 252, 264,
266, 26g, 282, 287, 292,
31 5> 3^6, 330, 395, 397,
398, 411, 423.
Bedros Kerestedjian 280.
Bees 301.
Behäou Mläh 390.
Behar 295.
El-Bekri 280.
Bei 283, 292, 317, 318.
Bell 289, 397.
Benazet 270.
Bentwich 260.
Berard, N. 295.
B6rard, Victor 256, 295.
van Berchem 295.
Bergasse 250, 395.
Bergsträßer 237, 253, 270.
Bernard, A. 318, 419.
Bernard, E. 308.
Bernard, M. A. 318.
Bertholon 318.
Bertolini 323.
Bertrand 295.
Besnard 318.
Bessis 318.
Bevan 397.
Beveridge 280, 408, 416.
de Billy 419.
Birkenmajer 272.
Bisvesvar Nath 289.
Bittner 280.
Björnbo 272.
Blanche 419.
Blankenhorn 400.
Blasi 262, 397.
Blau 280.
Blazques 318, 319.
Blind 270.
Bliß 295.
• Bloch 282, 416.
Blochet 262.
Blunt 416.
Blyth 266.
Bobichon 325.
Bode 290.
de Boer 240, 262, 398.
Bopp 272.
Botte 319.
Boucabeille 295.
Boulad 315.
Boulos 328.
Bourdarie 295.
Boutens 287.
Boutros Ghali 280.
Bouvat 263, 264, 266, 283,
289, 306, 307, 318, 325.
Bradisteanu 295.
Brandenburg 290.
Brandl 280.
Bresnier 408.
Bretschger 319.
Brij Mohan Dayal 286.
Brockelmann 267, 288, 408.
Brönnle 283.
Brooks 266.
Brown 290, 411.
Browne 283, 307, 308.
Bruel 418.
Brünnow 280.
Bruno 319, 411.
Buhl 397.
Bury 266.
Butler 315.
Caetani 266, 287.
Caillaux 318.
de Caix 295, 319, 419.
Calvo 419.
Cammaerts 325.
Canaan 270, 413.
Canovas del Castillo 319.
Capus 293.
Carbou 325.
de Card 319, 324.
Cardahi 408.
Carusi 262.
Cassianus Bassus 174 — 179.
de Castries 266.
Cattan 281, 329.
Cauvet 419.
Cerone 281.
Cesari 413.
Cessi 282.
Chabot 288.
Chantre 318.
Chartres Malony 414.
Chau Ju-kua 281.
Chauvin 107.
Checchi 420.
Cherfils 394.
Cherif 255, 256, 257.
Chirol 308.
Chorenskij 266.
Christensen 282, 390, 391.
Christoff 295.
Christ-Socin 421.
Cimetiere 319.
Cirot 318.
Clair-Tisdal 328, 331, 421.
Clerici 319.
Clunet 270.
Cochin 302.
Codera 290.
Codrington 290, 411.
Cohen 325.
Colin 279.
Combet 318, 323.
Conor 270, 319.
de Contenson 295.
Conway 290.
Conybeare 281.
Cooper 417.
Cordier 281, 313.
Cortier 325.
Cour 419.
Craig 317.
Cressaty 315.
Cresswell 290, 411.
Crossland 295.
Crussard 400.
Cucinotta 319, 397.
Cultrie 319.
Cultru 325.
Cumont 411.
Curis 419.
Cyren 307.
V. Czerlien 413.
Daiches 334.
Dalman 400.
Daniels 295.
Da Re 397.
Darmstaedter 334, 419.
Damnas 266.
426
Autorenverzeichnis.
Dauzat 319.
Defremery 409.
Delacroix 319.
Delafosse 284, 325, 420, 421.
Della Vida 284, 316, 324.
Delphin 286, 409.
Deminski 272, 273.
Demorgny 308.
Depui 295.
Derenbourg 252.
Desnos 400.
van Dev enter 314.
Dewairy 265.
Diehl 394.
V. Diest 296.
Dieterich 296.
Dietrich 296.
van Dijk 328.
Dingizli 270.
Djuvara 296.
V. Dobschütz 288.
Dolot 314, 319.
Donon 419.
Dorveaux 401.
Doumer 327.
Doutte 320, 419.
Dove 320.
Dozy 266.
Dreux 320.
Dreyfus 280, 390.
Driault 252.
Dry 296.
Duboscq 413.
Ducati 320.
Ducousso 296.
Dufour-Feronee 316.
V. Dungern 260.
Dunkel, F. 413.
Dussaud 325.
Eckhardt 269.
Edmond-Vidal 411.
Edwards 281.
Efdal-ud-Din Bey 260, 261.
Egelhaaf 296.
EHas 281.
EUis 281.
Eltzbacher 395.
Enderlin 421.
Erikson 421.
van Erpen 281.
Euting 116— 118, 413.
Evetts 288.
Fagnan 409.
Fahmy 262.
Faiz Badruddin Tyabji 263.
Fakhreddin Bey 261.
Färber 267.
Al-Färäbi 408.
Farina 281.
Faruffini 287.
Fathy 262.
Fathy Zaghloul 315.
Fatio 295.
Faure-Biguet 286, 409.
Fehder 263.
Fehmi 413.
Feinschmidt 272.
Felix 310.
Ferrand 281.
Ferrari 267.
Ferri 419.
Fid a Husain 310.
Fidel 251.
Field 294, 296.
Finot 281.
Fiore 260, 296.
Al-Firüzäbädi as-Siräzi 408.
Fischer, A. 267, 280.
Fischer, Th. 252.
Fitzgerald 287.
Fontanarosa 320.
de Fontenay 266.
Ford 422.
V. Foth 293.
Fracassi 285.
Fragola 320.
Franchetti 420.
Francke 416.
Fräser 422.
Frease 328.
Freise 271
Friedländer 264, 282.
Frobenius 325.
Fryer 308.
Fua 256.
Funke 328.
Gabbi 271, 401.
Gabrieli 263, 287, 320.
Gaden 325.
Gairdner 121 — 1^2, 264.
Gajani 320.
Gambini 320.
Gandolphe 320.
Gandz 283, 334.
Garcia Perez 320.
Garrigou-Grandchamp 267.
Gaulis 296.
Gautier 320.
Gazandjan 296.
Geniaux 252.
van Gennep 308, 320.
Georg! 316.
Gerland 401.
Geslin 401.
van Geuns 314.
Geyer 296.
Ghazäli 121 — 153.
Ghulam, Ahmad Khan 328
Ghulam, Ahmad MTrzä 263.
Giardi 420.
Gibert 414.
Gidel 321.
Girgis Filütaüs 409.
de Gironcourt 420.
Gleyze 320.
Gmelin 419.
Gobert 401.
Goblet 416.
V. Görtz 419.
Goldziher J07, 263, 280, 289,
330.
V. d. Goltz 249, 296.
Golubovich 334.
Gonzalez 320.
Gonzalez Hontoria 419.
Gopcevic 296.
Gozo 281.
Graefe 95 — Jo6, 232 — 23^,
26g, 2yg, 282, 285, 286,
287, 288, 290, 291, 293,
296, 299, 302, 316, 317, 319,
321, 323, 324, 327, 330,
370—388, 396, 397, 408,
409, 410, 414.
Graf 263, 282, 288, 334.
Autorenverzeichnis.
427
Gragger 282.
Granados 320.
Grandmoulin 316.
Grangee 401.
Grasselli 320.
Graulle 282, 286, 320, 321.
Gravier 249.
Grazzi 322.
Grebaut 334.
Gressmann 282.
Griffini 320.
Grigorjew 282.
Grimaldo 267, 399.
Grimme 264, 281, 316, 320.
Grothe 232, 267, 296.
Grunert 280.
Günther 277.
Guerin 297.
Guern 267.
Guest 267, 284.
Güterbock 263.
Gugnoni 420.
Guidi 419.
Guiffrey 319.
Al-Gurgän! 282.
Guttieres 321.
Guyer 291.
Hackenbroch 297.
Haddad 406.
Haensch 334.
Haffner 252.
Hafiz Kadri 261.
von Hagen 421.
V. Hahn 297, 308, 404.
Haig 280.
Halevy 282, 286, 289, 325.
HalTl ZeinTja 414.
Al-HaUäj 283.
Hamadsäni 408.
Hambarian 267.
Hamdu' llah Mustawfi-i-
Qazwini 283.
Hanotaux 297.
Hanshk 396.
Härder 283, 329.
Hargreaves 310.
Harikishan Kaul 416.
Harris 281.
Hartmann, M. 395, 414.
Hartmann, R. 290, 397.
Hasan as-Sadr 397.
Hasenclever 252.
Hatzikadis 267.
Hauberg 412.
Hayes 266, 422.
van Heekeren 310.
Heepe 328, 329, 330, 331,
332, 421, 422, 423.
Hein 414.
Helmolt 267.
Hendley 289.
Hengstenberg 334.
Henry 329.
Hermann 419.
Herlt 395.
Herrick 328, 329.
Herrmann 267, 281, 293.
Herzfeld ig6 — 204, 290, 358
bis 36g.
Heß 116 — 118, 297.
Heuer 395.
Heyne 283.
Hichens 297.
Hidayat Husain 283, 285,
310, 311, 417.
Hippeau 394.
Hirschfeld 267.
Hirth 281.
V. Höbe 220.
V. Hochwächter 297.
Hoesein Djajadiningrat 314.
Hoetzsch 249, 293.
Holstetter 420.
Holländer 271.
HoUiday 422.
Holtz 321.
de Hond 408.
Hopf 290.
Horovitz 41—53, 247, 279,
283, 286, 309, 310, 311,
312, 313, 411, 411, 412,
416, 417.
Horten 226, 240, 263, 264,
265, 271, 280, 330, 334,
397, 408, 408.
Hosten 311, 312.
Houdas 283, 284, 421.
Houtsma 267, 280, 284, 410.
Huart 263, 264, 267, 279,
280, 283, 286, 288, 291, 319.
Hübner 317.
Hughes 396.
Hugon 321.
Hüsing 283.
Ibnal-Anbari 237.
Ibn al Khatib 283.
Ibn Battüta 409.
Ibn el gairafi 283.
Ibn yaldun 283.
Ibn Sinä 409.
Idelsohn 267.
Ilitch 297.
Ilmi Zadah Faidh Allah el
Husaini 283.
Imhofi 298.
Immanuel 298.
Imru' ulqais 283.
Inayat Khan 398.
Iniguez 321.
Irvine, M. 312.
Irvine, \V. 312.
Irving 311.
*Isä ar-Raba'I 283.
Ischchanian 414.
Ismail Bey 255.
Issa 315.
Izzet Fuad Pascha 298, 414.
Izzet Melyh 283.
Jäckh 249, 252,
Jackson 409.
Jacob 93 — 106, 118, 247,
267, 411.
Jacqueton 266.
Jadanath Sarkar 311.
Jäger 292, 314.
Jahan of Bhopal 311.
Jahjä ibn 'Adi 409.
Jaray 298.
Jarey 414.
Jaussen 267, 280.
Jeard 420.
Jenkins 268.
Jeremias 264.
V. Jettel 396.
428
Autorenverzeichnis.
Jirecek 298.
Johannan 409.
Johnson Pasha 287.
Johnston 327.
Jolly 271.
Jonnart 317.
de la Jonquiere 267.
Jordan 253.
Jorga 298.
Jourdan 272.
Jüsuf al-Bustäni 298.
Jüsuf Sanwän Ei. 414.
Juynboll 154—159, 266, 315,
417.
Kahle 93—106, 315, 316.
Kalitsunakis 267.
Kamaluddin 263.
Kampffmeyer 255, 283, 295,
320, 321.
Kanngießer .^oi.
von Karabacek 291.
Karpinski 272, 278, 401.
Karstedt 244, 325, 326.
Kasdorff 399.
Kaurimsky 398.
Kazem Zadeh 308.
El-Kayrawani 409.
Kellien 413.
Kennedy 329.
Kerimee Hanoum 220.
Kern 417.
de Keyser 412.
Khairallah 250, 299.
Khuda Bukhsh 311.
Khwaja Kamal-ud-Din 312.
El-Kindi 272, 284.
Klamroth 329.
Klauber 409.
Klein 267.
Klodnitzki 272.
Kmosko 262.
Knak 329.
König 401.
Kohler 396.
Kolbe 252.
Kooreman 417.
V. Kraelitz 268, 287.
Kratschkowsky 279.
Krikorian 402.
Krujt 313.
Krymski 284.
Kübel 299.
Kühnel 290, 291, 412.
Künos 284.
Lafaye 420.
Lagrange 326.
Lal 289.
Lambert 262.
Lamier 413.
Lammens 205 — 212, 264, 2S3.
Lamperez y Romea 291.
Landsberger 409.
Langenon 270.
Lanier 293.
Larcher 321.
Lardy 257.
La Rocca 414.
La Roche 330.
Laufer 273, 413.
de Lannay 299.
Lavion 322.
Lawrow 293.
Leander 284.
Lebre 420.
Lebrun, 251 394.
Ledere 401.
V. Le Coq 268.
Leeder 330.
Le Fran^ais 322.
Legrain 316.
Legrand 421.
Lehmann 54 — 61.
Lemaitre 280.
Lemanski 268.
Le More 321.
Le Myre de Vilers 321.
Lendsay 262.
Leroux 395.
Lesk 273.
Lespes 325.
Levi Della Vida s. Della
Vida.
Lewis 291.
Lietzmann 263.
Lipa 316.
von Lippmann 274, 402, 405.
Lion 414.
Littmann 93 — 106, 263, 330,
411, 413.
Lloyd 422.
Lohmann 402.
van Loo 322.
Lopez Alarcon 322.
Low 264.
Loewe 255.
Low 316.
Lüders 260, 262, 263, 296,
299, 306, 318.
Lukach 299.
Lurz 274.
Lyall 279, 284.
Lybyer 268.
Lyons 308.
Maamer B. Abdel Kader 322.
Macalister 414.
Mac-Callan 402.
Mc. Clure 322.
Mac Diarmid 422.
Macdonald 278, 295, 330, 422.
Macglagan 311.
Machuel 284.
von Mackay 299, 395, 414.
Macler 299.
van Maele 269.
Magnus 316.
Mahdali 294, 299.
Mahmoüd Käti 284, 421.
Mahmoud Sami 315.
Maillard 286.
Maitrot 322.
Majerczak 293.
Malvezzi 322.
Manetti 420.
Manfroni 322.
Mangano 322.
Manley 331.
Mann 263, 264, 396.
Manucci 312.
Maqrizi 285.
Marc 272.
Martjais 322, 412.
Marcelli 322.
March Philipps 420.
de Marees 326.
Autoren Verzeichnis,
429
32^
212 — 226.
Margoliouth 263, 264, 266,
287, 289, 410.
Mariani 322.
Markell 295.
Marrable 402.
Marsan 299.
Martin, A.-G
Martin, M. 326
Marty 264.
Maspero 316.
Masse 283.
Massignon 226, 280, 283, 285.
Masson-Oursel 277.
Master 312.
Mattson 285.
von Mayer 413.
V. Meduna 409.
Mehrmann 414.
Meille 264.
Meinhold 299.
Melida 292.
Menghi 322.
Menzel i — 40
Merrick 264.
Merwart 293.
Mesnage 322.
Messedaglia 403.
Meyer 316.
Meyer, E. iio — 115.
Meyerhof 275, 403.
Michaux-Bellaire 322.
Midhat 285.
Mielck JX9, 265, 266, 26'/,
268, 26g, 284, 288, 2gj,
298, 300, 301, 306, 314,
317, 318, 320, 325, 326,
33^-
Migeon 291, 412.
Mijatovich 294.
Mikhail 316.
Milleker 262.
Miller 299.
Millet 322.
Millosevich 268.
Minto 323.
Mirzä Kämrän 2S5.
Mispoulet 286.
Mittwoch 264.
Moberg 282.
Moeller 316.
Mohammed NaimatuUah
312.
Monchicourt 268, 323.
Monod 252.
Monserrate 312.
Montandon 326.
Montbel 323, 326, 420.
Montero 323.
Montet 299, 323.
Moore 308.
Morand 264.
Mordtmann, J. H. 291, 414.
Moreau 421.
Morelli 268.
Mori 420.
Morritt of Rokeby 414.
Mouhammad Ala-ud-din
Haskafi 286.
Mouhammad al-Qädiri 286.
Moussa Kiazim 260.
Moustafa Seddik el Naggar
316.
Mu 'attami 264.
Much 403.
Mühlens 275.
Müller, F. 404.
Müller, W. M. 315, 316.
Muhammad b. 'Ali 286, 409.
Muhammad Husain 417.
Muhammad Mas'üd 286.
Munshi 312.
Marko 286, 299.
Murphy 409.
Musil 299, 305, 414.
Mustafa 276.
Mustafa al-Makkäwi 409.
Mylrea 331.
V. Mzik 269.
Nagy d'Eötteveny 299.
Nahla Beq Sälih Öagwät 286.
NaimatuUah 294.
Nairn 422.
Nallino 316, 330.
Napier 331.
Nau 334.
Neigel 323.
Neligan 416.
N^meth 294.
Neveu 404.
de Neveu 420.
Nevill 412.
Nevzad 256, 257.
New Bakhsh 312.
Nicholls 396.
Nicholson 264, 283.
Nicolas 264, 280.
Nielsen 331.
Niemeyer 260.
Nöldeke, Th. 160 — 170, 205
bis 212, 264, 286, 297, 409.
Normand 420.
Oehler 422.
Oesterheld 283, 286.
Oesterreicher 329.
Oestreich 297.
Oestrup 268, 291, 398, 412.
Oganesow 404.
Ogilvie 417.
'Omar y^ijäm 287, 410.
Omer Feridoun 412.
Omodeo 323.
Opitz 333.
Osler 404.
Osman Ferid Bey 260.
Ostrumoff 264, 300.
Otis Dwight 331.
al PacacT al-Bagdädi 287.
Paikert 262.
Palat 299.
Pallary 323, 419.
Palmer 421.
Pampanini 420.
Parkinson 331, 421.
Passadoro 264.
Passarge 323, 326.
Payen 420.
Pedersen 34 — 61, iio — 115,
267, 268, 284, 288, 291,
301, 307, 331, 397, 399,
399- •Z^--
Peglion 323.
Peiters 288.
Pelissier 300.
Pelliot 273, 281.
430
Autorenverzeichnis.
Peltier 399.
Penigey 262.
Perret 260.
Perrot 326.
Pervinquiere 301.
Peters 402.
Petrowski 272.
de PeyerimhofE 260.
Peyrat 323.
Pfister 282.
Philippson 300.
Philott 397.
Piazza 323, 326.
Pickthall 300, 331.
Pinchia 323.
Pinon 300.
Pittard 323.
Pizzi 287.
Plassmann 287.
Platts 287.
Pogany 284, 287.
Polak, J. E. 410.
Pollak 410.
Polier 315.
Polyvios 300.
Popper 279.
Porter 289.
Potoff 261.
Preußer 291.
Prietze 275, 396.
Printz 2go.
Provotelle 323.
F'rüfer 275.
Prunelle 324.
Pucci 420.
Pyritz 316.
al-Qalqasandi 410.
Querouil-Archinard 418.
V. Raben 326.
Radjiman 315.
Rahmänquli 410.
Ralli 300.
Ramberg-Figulla 292.
Ranking 287, 404.
Rapisardi-Mirabelli 260.
Raquette 287.
Raschid Tahsein 275.
Rathjens 319, 325, 3^6, 327,
420.
Ratto 264, 324.
Rattray 327.
Ratu-Langie 315.
Raunkjaer 300, 308.
Raux 285.
Ravaisse 287.
Reckendorf 288
Reeck 223, 285.
de Regny 324.
Rehm 291.
Reil 268.
Reinach 267.
Reinhard 260.
Reitemeyer 269.
Remlinger 276, 404.
Remond 301.
Repin 277.
Rescher 287, 289, 405, 408,
410.
Revilliod 324.
Reynolds Bali 418.
Ricard 318.
Ricci 324.
Ricciardi 322.
Rice 264.
Richter, J. 331, 422.
Richter, P. 276, 405.
Rickmer Rickmers 293.
Rikli 293.
Rinaldi 269.
de los Rios 292.
Risa 276.
Risal 301.
Ritter 253, 257, 260, 264,
266, 267, 285, 286, 28g,
291, 292, 301, 302, 303,
306, 307, 308, 309, 310,
31J, 312, 313, 317, 323,
327, 328, 331, 332, 333,
396, 397, 398, 399, 408,
409, 411, 413, 416, 417,
418, 419, 420, 421, 422.
Ritzenthaler 264.
Rivoira 292.
Robin 394.
Robinson 412.
j de Rochebrune 264, 301, 415.
Rockey 417.
Rockhill 281.
Rodenberg 267.
Römer 264, 389.
Rohlfs 324.
Rohrbach 252.
van Ronkel 287, 315, 417.
Ronzevalle 301.
Roome 422.
Ropers 292.
Rosanes 413.
Rosen, Fr. 285, 410.
Rosen, G. 285.
Rosher 420.
Rouard de Card s. de Card.
Roumens 327.
Rouse 297, 299.
Ruska 120, 174 — 179, 239,
252, 253, 272, 273, 274,
276, 276, 277, 277, 278,
279, 282, 405.
Rutgers 331.
Saad 301.
Sabaheddine, Prince 255.
Sabetta 322, 324.
Sabri al-Kurdi 409.
Sadik 255.
Sattler 410.
al-Safadi 287.
Safvet Bey 260, 261.
Sainte Chapelle 324.
Saint Yves 287, 415.
Salamah Müsä 418.
Salih Hamdl Hammäd 287.
Salim al-'Aqqäd 301.
Salzberger 280.
Al-Sam*änl 287, 410.
Sambon 290.
Samne 250.
Sanchez Perez 399.
Sandel 301.
Sanderson 412.
van Sandick 315.
Sands 302.
Sanguinetti 409.
San Nicolo 269.
Sansone 399.
Sarkissian 317.
Autorenverzeichnis.
431
Sarre 180 — 195, 412.
Sarton 253, 277.
Sauter 265.
Savage 405.
Savary 285.
Savine 401.
V. Sax 301.
Savorgnan d'Osoppo 324.
Sayid Kamel s. Seyid Kamel.
Scalise 324.
Scatcherd 415.
Schaade 265.
Schaar 316.
Schacht 301.
Schaefer 301.
Schäfer 415.
Schanfara 118, 411.
Schefer, G. 261.
Schelenz 406.
Scherman 396.
Schiarini 314.
Schick 334.
Schlumberger 399.
Schmid 301.
Schmidt, A. E. 265.
Schmidt, F. F. 261, 263, 298.,
302.
Schmidt, H. 301.
Schmidt, W. 302.
Schmoller 293.
Schnell 318.
Schoy 277.
Schröder, H. 406.
Schukewitsch 272.
Schultheß 288.
Schultze, A. 421.
Schurtz 267.
Schütz 283.
Schwally 316.
Schwarz 269, 413.
Schweinfurth 277, 277, 396.
Schweinitz, Graf v. 249.
Schwöbel 302.
Scialhub 324.
Scott 315.
Seelheim ^/j.
Seferiades 415.
Sefi 265.
Seidel 270 — 278, 39g — 408.
Islam. V.
Seippel 288.
Seligmann 370 — 388.
Selhn 302.
Senevet 277.
Sergent 277, 406.
Servier 261, 317, 421.
Severus ihn al Muqaffa'
Seybold 279, 288.
Seyid Kamel 250, 299.
Sforza 278, 324.
Shedd 331.
Shev Marain 312.
ShiUidy 331.
Sienkiewicz 269.
äihäb eddin 397.
Simon, G. 331, 422.
Simon, P. 329.
Singer 411.
Sladen 418.
de Slane 280.
Slisansky 411.
Smith, D. E. 278.
Smith, P. 288, 317.
Smith Lewis 281.
Snouck Hurgronje 261,
266, 285, 315, 330.
Svane 288.
Soualah 288.
Socin 330.
Söderström 315.
Speer 331, 422.
Spiro Bey 286.
Spitta 330.
Spoer 406.
von Stadcn 285.
Stahl 262.
Stamuli 301.
Stavenhagen 309.
Stella 420.
Stephen 283.
Stern 331.
Sticker 407.
Stigand 327.
Stille 323.
Stöckle 269.
Stocks 288.
Stokes 266.
Strachey Bucknill 298.
Straub 423.
Strunz 278.
Strupp 260, 261.
Strzygowski 292.
Stuhles 332.
Stumme 318, 323, 330.
Su'äd 288.
288. 1 Sudhoff, K. 406.
[ Sudhoff, W. 407.
Sullivan 287.
Surany siehe Back.
Sureau 265.
Süßheim 263, 298.
Swan 317.
Szamatolski 297.
Szegh 262.
Taeschner 231, 286.
Takle 266, 313, 423-
Tambaro 260.
Taris 294.
di Tarräzi 288.
Taufiq Sidqi 332.
Taweiq Askarus 252.
' Tchobanian 302.
263, ' Teleki 262.
von Thalloczy 269.
Tholens 302.
de Thomasson 302.
Thompson 418.
Thomson 302.
Thorning 269.
Tisler 317.
Tisserant 279, 288.
Tjipto Mangoenkoesoemo
315-
Tolstoi 265.
de Torcy 302.
Toth 262.
Tournebize 309.
Trenga 325.
de Tressan 292. 412.
Trollant 270.
Tronnier 308.
Trowbridge Riggs 302.
Tsarigradski 416.
iTschudi 107, 391, 411-
Übersberger 309.
Umajja ibn Abi s-Salt 288,
30
432
Autoren Verzeichnis.
Upson 2S4, 331, 332, 333.
Utidjiaii 298.
Vaccari 325.
Valenti 323.
de P. Valladar 289.
Vambery 107, 262, 294, 305.
Varigault 327.
Vasiljev 266.
Velasquez Bosco 292.
de Villefosse 292.
de Villeroy 325.
Violet 270, 410.
Viollet 292.
Vogl 272.
de Vogüe 292.
Vohsen 332.
Voigt 332.
V. Voltolini 265.
Vosberg-Rekow 249.
Wadid Shenvuda 317.
Walbeehm 417.
Walther 267.
de Warzee 308.
Watson 332.
Watzinger 302.
Wavell 305.
Wegener 262.
Weil 237, 28S.
Weinberg J05.
Weißenberg 407.
Weitbrecht 399, 423.
Wellesz 269.
van Wely 399.
Wenger 265, 398.
Wensinck 62 — 80, 282, 288,
292.
Wesselski 212 — 220.
V. Westarp 305.
Westermann 396.
Westermarck 325.
Wherry 331.
White 305.
Whitehead 292.
Whitman 305.
Wiberg 407.
Wiedemann 264, 271, 278,
279.
Wiener 269.
Wiese 262.
Wiet lyi — 173, 285, 292.
Wigram, Edgar 305.
Wigram, W. A. 305.
Willmore 330.
Willocks 317.
Wilson, E. 289, 411.
Wilson, S. G. 332, 399.
Winckler 318.
Windfuhr 268.
Wirth 416.
Wolff 249.
WolikofE 413.
Wood 292.
Woodman Stocking 33
Woolner 313.
,2.
Worrell 281.
Wortabet 289.
Würschmidt 401, 407.
Würz 332.
Wulzinger 231.
Wandt 265.
Yahuda 280, 289.
Yakir Behar 416.
Yäqüt 289.
Yazdani 313.
Youssouf Fehmi 306.
Youel B. 309.
Yver 319, 420.
Zaborowski 325.
Zaidän 269.
Zamakhschari 289.
Zambuco 407.
Zarzecki 416.
Zeb-un-Nissa 289.
Zettersteen 287, 288.
Zeuthen 272, 279.
Zeys 325.
Ziemke 306.
Zimin 294.
Zimmerer 262.
Zimmermann 324.
Zohny 418.
Zuhair 289.
Zwemer 329, 332, 333, 396.
423-
DS Der Islam
36
17
Bd,5
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